Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 15: Geschichtsstunde ---------------------------- Rin hatte sich geirrt. Er konnte noch immer überrascht werden. Er wusste ja, dass er Zeit mit Satan verbringen musste, wenn er seiner Familie eine Chance geben und Antworten haben wollte. Dennoch reichte sein bloßer Anblick aus, um ihn in Schockstarre zu versetzen. 'Vielleicht war das doch eine miese Idee...ob es schon zu spät ist abzuhauen?', überlegte Rin ein wenig verzweifelt. Andererseits warteten Halphas und Amon wohl auf eine solche Gelegenheit und er würde ein Messer im Rücken haben bevor er die Tür erreichte. Noch eh er darüber debattieren konnte, ob es das Risiko wert war oder nicht, standen die Dämonenkönige und ihre Vertreter auf. Da er mit dem Rücken zu ihnen stand, konnte er nicht sehen, ob sie stehen blieben, sich verneigten oder gar niederknieten. In Japan würde man sich wohl verbeugen, aber er konnte kaum japanische Gepflogenheiten mit den Bräuchen in Gehenna vergleichen. Abgesehen davon war er nie gut mit formellen Zeug gewesen. Falls Satan überrascht war, dass er sich im Raum befand oder sauer, weil er nicht entsprechend reagierte, ließ er es sich nicht anmerken. Er nickte den Dämonen kurz zu. Also schienen sie entweder zu stehen oder sich zu verneigen. Wären sie niederkniet, hätte er ihnen sicher mit einer Handbewegung bedeutet wieder aufzustehen. Richtig?! Woher sollte er das bitte wissen?! Der Dämonengott sagte etwas in Gehennisch, woraufhin Paymon und seine Kollegen eine kurze Antwort gaben. Scheinbar hatte er sie entlassen, denn sie verließen den Raum und gaben der königlichen Familie (plus Kuro) Privatsphäre. Als endlich die schweren Türen zufielen, wandte sich Satan an Rin. Schluck. Solange die Dämonenkönige im Raum waren, würde er doch nicht wieder an eine Wand gepresst werden, richtig? "Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet dich so schnell wieder zu sehen.", begann der Dämonenherrscher ruhig. 'Dafür, dass einer der meistgesuchtesten Verbrecher Gehennas abgehauen ist, ist er ziemlich gefasst. Na mir soll's recht sein.' Er verschränkte die Arme. "Ich bin bereit euch allen eine Chance zu geben und mir anzuhören, was ihr zu sagen habt. Ich bin aber noch nicht bereit alles zu verzeihen.", antwortete er mit fester Stimme, jedoch klang er mutiger als er sich fühlte. Im Moment erschien er wie ein kleines Kind, welches sich vor einem Haufen Erwachsener rechtfertigen musste. "Ich schätze das ist fair.", erwiderte Satan. Er nickte in die Richtung der Tafel. "Setze dich am besten. Es gibt einiges zu bereden." Etwas zögerlich wandte sich Rin um und ging auf den Tisch zu. Die Dämonenkönige wechselten bereits die Position. Auf beiden Seiten standen je zehn Stühle, an den jeweiligen Kopfenden einer. Lucifer stellte sich vor den Stuhl rechts vom Kopfende, neben ihm stand Samael, dann Azazel und Beelzebub. Links stand Egyn gefolgt von Iblis (war es wirklich eine gute Idee die zwei nebeneinander zu setzen?), Amaimon und Astaroth. Rin war sich etwas unschlüssig, wo er sich setzen sollte. Es schien nach dem Alter sortiert zu sein, aber er war sich nicht hundertprozentig sicher. Glücklicherweise bemerkten die Dämonenkönige seinen fragenden Blick woraufhin Astaroth eine knappe Kopfbewegung zum Stuhl neben ihm machte. Also tatsächlich nach dem Alter. Rin stellte sich vor den Stuhl und wartete, es hatte ja bestimmt einen Grund, dass sich seine Halbbrüder nicht hinsetzten. Das stellte sich als richtig heraus. Erst als sich Satan am Kopfende niederließ, folgten seine Söhne dem Beispiel. 'Na immerhin eine Sache, die ich nicht vergeigt habe. Andererseits dürften sie ja wissen, dass ich von diesem Kram keine Ahnung habe, also würden sie wohl über Fehler hinwegsehen. Hoffe ich.' Kuro ließ sich derweil auf Rins Schoß nieder und schmiegte sich an ihn. Seine Anwesenheit war auf jeden Fall beruhigend. "Gut, wenn Azazel sich endlich vom Bildschirm losreißen würde, könnten wir ja beginnen.", merkte Satan scharf an. Der Geisterkönig sah auf. Anscheinend hatte er sich sofort nach dem hinsetzen wieder seinem Laptop zugewandt. "Du wolltest doch, dass ich die Liste lösche und die Konten sperre..." "Aber nicht jetzt." Azazel grummelte etwas vor sich hin, klappte den Laptop jedoch zu und lehnte sich mit verschränkten Armen im Stuhl zurück. "Also...", begann Rin etwas unsicher. "Erklärt mir jetzt mal wer, warum ich fast von einem Vampir-" "Alukah.", korrigierte ihn Beelzebub. "Und wenn es ein Zombie wäre, egal! Was wollte er von mir?!" "Deine Flammen.", antwortete Satan. Er hielt kurz inne bevor er eine von Rin unerwartete Frage stellte: "Sagt dir der Name 'Lilith' etwas?" Rin dachte angestrengt nach, er hatte diesen Namen schon mal in Assiah gehört, aber wenn er sich nicht täuschte immer im Zusammenhang mit irgendwelchen Filmen, Serien oder Videospielen. Die war sicher nicht gemeint? "...Nicht wirklich....?", antwortete er zögerlich. "Ich kenne sie als Fantasiefigur, aber sonst..." "Fantasie ist sie leider nicht, sie existiert.", seufzte der Dämonengott. "Im alten Orient war sie eine Göttin. Im Christentum wird sie soweit ich weiß kaum erwähnt, aber dafür im Judentum. Sie galt als erste Frau Adams, wollte sich ihm allerdings nicht unterwerfen und floh bis sie auf Samael traf und so weiter und so fort. Ich spare es mir einfach, denn das ist mehr oder weniger kompletter Schwachsinn. Heutzutage gilt sie als Mutter der Vampire, Hexen, Dämonen und so weiter. Sie ist doch inzwischen ziemlich beliebt bei den Sterblichen, oder?" Die Frage war an Samael und Lucifer gerichtet. Lucifer nickte. "Mehr oder weniger. Sie verwenden sie oft in den Medien und sie sind immer noch der hartnäckigen Überzeugung, sie und Samael wären Liebhaber gewesen." Samael verzog das Gesicht. "Erinnere mich nicht daran..." Die anderen Dämonenkönige grinsten, offensichtlich fanden sie es mehr als komisch. "Wie auch immer. Liliths Darstellungen sind nicht korrekt, aber eine Sache trifft zu: sie war die erste Frau, nicht für die Menschen sondern die Dämonen. Man könnte sie sozusagen als eine Dämonengöttin bezeichnen, in gewisser Weise mein Gegenstück, aber sie ist bei weitem nicht so mächtig und besitzt auch die Flammen nicht, welche nun einmal nötig sind um Gehenna zu regieren und überhaupt am Leben zu erhalten." "Am Leben erhalten?", fragte Rin verwirrt. Dass Satans Flammen mächtiger waren als alles andere wusste er, aber was hatte das mit Gehenna zu tun? "Gib ihm bitte einfach die Kurzfassung, sonst sitzen wir hier noch ne Woche rum.", nuschelte Azazel und gähnte. War er etwa schon wieder müde?! Satan warf ihm einen strafenden Blick zu, eher er sich an wieder an den Nephilim wandte. "Wie du vielleicht weißt, ist Gehenna in neun Herrschaftsgebiete unterteilt. Acht für deine Brüder auch wenn ich jederzeit eingreifen kann, wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin. Ich selbst regiere den mittleren und ältesten Teil, die Hauptstadt. Mein Palast ist das Herz Gehennas oder besser gesagt, das was darunter ist." Rin nickte. Das klang logisch. Irgendwie. "Als ich damals entstanden bin, gab es nur das Gebiet, welches später zur Hauptstadt wurde und einen tiefen Abgrund. Wir nennen ihn 'Helheimr'. Dort brannten die ersten blauen Flammen aus denen ich geboren wurde. Diese brennen bis heute. Gehenna selbst ist nicht einfach nur unsere Heimat, sondern gewissermaßen lebendig. Es wächst, es braucht Energie und diese Energie zieht es aus den Flammen. Ich bin damit verbunden, solange ich also lebe, brennen sie. Wenn ich sterbe, werden die Flammen allerdings erlöschen und Gehenna wird eingehen." "Die Flammen halten ganz Gehenna am Leben?", hakte Rin nach. Dieser Gedanke war mehr als befremdlich. "Nicht nur das. Ohne diese Flammen, hätte ich nie die Dämonen schaffen können. Auch sie zerren ihre Kräfte daraus. Vielleicht sind dir schon die blauen Leuchtkristalle in den Zimmern aufgefallen. Sie ziehen ihre Energie ebenfalls daraus. Ich schätze du kannst es dir so ähnlich wie bei der Elektrizität in Assiah vorstellen." "Also sind diese Flammen eine Energiequelle für das komplette Leben in Gehenna?" "Genau." Rin saß für einige Sekunden schweigend an und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Gut, es war verständlich, dass die Dämonen ihre Kräfte von irgendwo her beziehen mussten, aber dass es ausgerechnet von den Flammen war...wobei es Sinn machte. "Und wo genau ist dieser Abgrund?" "Unter uns. Es gab damals ein starkes Beben, welches ihn teilweise hat einstürzen lassen. Inzwischen ist es eine Höhle, in die nur wir oder Ratsmitglieder reinkommen. Ich habe nach dem Erdbeben den Palast direkt darüber errichten lassen um zu verhindern, dass jeder Volltrottel versucht dorthin zu gelangen. Aber zurück zu Lilith." Oh richtig. Rin hatte sie vollkommen vergessen. Wenn er weiterhin den Faden verlor, würde das noch lustig werden. Andererseits waren das ein Haufen neuer Informationen, die ihm da vorgesetzt wurden. Das war als würde man ihm ein Geschichtsbuch an den Kopf werfen und vom ihm verlangen, über Nacht alles komplett auswendig zu lernen. "Wie bereits erwähnt, war Lilith die erste Dämonin. Während ich die Dämonen erschuf, wollte auch sie ihre eigene Rasse kreieren. Das funktionierte natürlich nicht, also war sie gezwungen sich meine Dämonen zum Vorbild zu nehmen und ich musste ihr etwas unter die Arme greifen. Sie schuf vier verschiedene Rassen: die Rakshasa, die Naga, die Alukah und die Moroi. Die Alukah kennst du ja bereits." Rin erschauderte. "Ja und ich bin nicht scharf auf ein zweites Treffen." "Tja...", begann Beelzebub. "Das wird sich kaum vermeiden- Autsch!" Er zuckte zusammen und griff sich ans Bein. "Wer war das?!" Sein Blick fiel auf Egyn, welcher ihn mit Unschuldsmiene ansah. Saß er nicht viel zu weit weg um in Frage zu kommen? Satan verdrehte nur die Augen eh er fortfuhr. "Rakshasa sind Gestaltwandler und können sich in jede Person verwandeln, die sie wünschen sowie deren Stimme kopieren. In der Regel suchen sie sich allerdings nur eine oder eine Handvoll Personen." "Warum denn das?" "Weil sie sich viel Zeit zum beobachten nehmen.", antwortete Lucifer. "Wenn man die Identität einer Person annehmen will, reicht es nicht das Aussehen und die Stimme zu kopieren. Man muss wissen wie sich die Person verhält, wie sie spricht, was für eine Beziehung sie mit anderen hat...sogar Körperhaltung und die Art wie man geht, können wichtig sein." "Oder du hast das Glück ganz clevere Typen zu erwischen, die sich in die Personen verwandeln, die du hast sterben sehen. Sie gucken dann immer ganz doof, wenn man sie durchschaut.", lachte Astaroth. "Bezüglich Intelligenz solltest du dich vielleicht zurückhalten Astaroth.~", warf Samael ein wenig gehässig ein. "Das hast du gerade nicht gesagt!" "Und ob.~", kam die selbstgefällige Antwort. "Du kannst nicht leugnen, dass es stimmt.~" "Denkt. Nicht. Mal. Dran.", knurte Satan gefährlich. Astaroth schnaubte nur und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, zwischendurch warf er dem Zeitkönig mörderische Blicke zu. Dieser erwiderte seinen Blick mit einem herablassenden Grinsen. 'Was ist denn mit Samael los?', fragte sich Rin verwundert. Er zog zwar gerne über andere her und verspottete sie, aber das gerade eben wirkte irgendwie anders. Hatte er vielleicht wirklich schlechte Laune? Er fragte lieber nicht nach. Er hatte Ankou und Beelzebub schon ungewollt vor den Kopf gestoßen, da musste er das nicht nochmal machen. Da kein neuer Streit auszubrechen schien, wandte sich sein Vater (es war seltsam ihn so zu nennen) wieder an seine Erklärung. "Moroi sind ebenfalls Gestaltwandler, können sich jedoch nur in Tiere verwandeln, was recht schmerzhaft ist. Sie sind übrigens der Hauptgrund für diese ganzen Werwolf-Geschichten in Assiah." Alles klar, nette Nebeninfo. Aber eine Frage brannte dem ehemaligen Adepten nun doch auf der Zunge. "Du hattest Naga erwähnt. Ich dachte die gehören zu Amaimon?" Der Dämonengott nickte. 'Ha! Von wegen ich passe nie auf! Nimm das Bon!' In dem Moment zog sich sein Magen zusammen. Er hatte zwar beschlossen seiner Familie eine Chance zu geben, aber er vermisste noch immer seine Freunde und er bezweifelte, dass man ihm erlauben würde sie zu besuchen. "Naga gehören zu Amaimon, jedoch sind sie keiner meiner Schöpfungen. Lilith hat sie damals aus Erde geschaffen. Sie sind Schlangendämonen und können zwischen einer humanoiden und Schlangenform wechseln oder etwas dazwischen wählen." Rin dachte sofort an die Dämonin, welche er vorhin gesehen hatte. Sie war also eine Naga gewesen, aber warum war sie dann in Satans Palast? 'Egal, er wird es schon erklären...' "Naga sind außerdem sehr giftig. Ihr Gift kann innerhalb von Sekunden töten. Die Naga, die die Exorzisten kennen, sind aber nur niedrigen oder bestenfalls mittleren Ranges. Sie sind zwar Nachkommen von Liliths Schöpfungen, aber sie haben sich mit meinen Dämonen vermischt, sodass sie inzwischen mehr zu uns als zu ihr gehören. Liliths Naga sind alle hochrangig und äußerst intelligent. Meistens." Erneut hielt der Herrscher Gehennas inne. "Das waren schon alle, nicht wahr? Gut, dann weiter. Nachdem wir fertig mit unseren Schöpfungen waren, begann Gehenna weiter zu wachsen. Ich ließ den Palast errichten und herrschte für einige Jahrhunderte ohne irgendwelche Probleme zu bekommen. Lilith gehörte zu meinen engsten Vertrauten, ihr Wort hatte also Gewicht." Er seufzte. "Dann beging ich den größten Fehler meines Lebens. " "Lass mich raten? Du hast ihr blind vertraut und sie hat versucht dich umzubringen." Satan schnaubte. "Schön wär's. Ich habe sie in eine Position gebracht, welche ihr noch mehr Macht verlieh und es ihr einfacher machte mich beeinflussen." "Du hast sie zu deiner rechten Hand gemacht.", tippte der Halbdämon. Der Dämonengott lächelte grimmig. "Rin...Lilith war meine erste Frau und damit die erste Königin von Gehenna." Stillte trat ein, nur das Knistern des Feuers war zu hören. Rin starrte Satan und die Dämonenkönige abwechselnd mit leicht geöffnetem Mund an. Eigentlich sollte ihn das nicht überraschen, wenn Satan Kinder hatte, musste er ja ein paar Frauen gehabt haben, aber...Moment mal! Wenn Lilith Satans erste Frau war, dann... Sein Blick wanderte zu Lucifer. Dieser schüttelte vehement den Kopf als ihm klar wurde, was Rin dachte. "Lilith ist nicht meine Mutter. Sie kam viel später." Satan nickte. "Ich hatte nie Kinder mit Lilith, weil ich zu sie dem Zeitpunkt einfach nur als Belästigung gesehen habe." "Na danke.", grummelte Azazel, doch wurde ignoriert. "Aber wenn Lilith deine Frau war...warum hast du sie versiegelt?" "Und woher weißt du, dass Vater sie versiegelt hat?", fragte Amaimon, welcher sich bisher nur auf seinen Süßkram konzentriert hatte. Hoppla. "Naja ich..." Wie sollte er das erklären. "Schon in Ordnung.", seufzte Satan. "Wir wissen, dass sie dich in deinem Traum kontaktiert hat." Rin spürte, wie sich Erleichterung in ihm breit machte. Da sie ihn weder anschrien noch etwas nach ihm warfen, nahmen sie ihm es wohl nicht übel, dass er es für sich behalten hatte. "Als ich Lilith heiratete, hat das einiges an Protest ausgelöst. Sie war nicht sonderlich beliebt bei den anderen Palastbewohnern. Viele sahen sie als manipulative Hexe, die mich nur geheiratet hat um Königin zu werden und ihren Einfluss zu vergrößern. Alastor und Shax sind selten einer Meinung, aber sie haben beide tatsächlich versucht, mich dazu zu bringen Lilith los zu werden, aber ich wollte nicht wahr haben, wie schlecht sie für alle war. Ich war damals um einiges grausamer als heute, teilweise habe ich Dämonen eingeäschert, wenn mir langweilig war oder sie mich auch nur falsch anschauten. Lilith hat das natürlich ermutigt, besonders bei jemanden, der etwas gegen sie gesagt hatte. Sie hat das Schlechteste in mir hervorgebracht und ich bin nicht stolz auf diese Zeit." Scheinbar in Gedanken verloren sah er aus dem Fenster. "Es war natürlich auch meine Schuld, aber sie hat es auf die Spitze getrieben. Shax habe ich nur nicht getötet, weil ich mit ihm befreundet war und zwar lange bevor ich sie geheiratet habe. Was Alastor angeht...ich schätze es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen bis ich ihn vernichtet hätte." Er wandte sich wieder an seinen Jüngsten, welcher ein wenig nervös auf dem Stuhl herumrutschte. Kuro kuschelte sich an ihn um ihn zu beruhigen. "Erst viel später erkannte ich, wie toxisch sie war. Sie war nicht nur hinterhältig und manipulierend, sondern auch besitzergreifend, obsessiv, eifersüchtig und kontrollierend. Hinzu kam noch ihr geistiger Zustand. Es nicht ungewöhnlich, dass Dämonen sadistische oder machthungrige Züge aufweisen, aber sie hat es auf eine ganz neue Stufe gebracht. Lilith war eine absolute Psychopathin. Sie stellte sich immer als Opfer hin und hatte extreme Stimmungsschwankungen. Andere waren immer nur Spielfiguren und wurden weggeworfen, wenn sie keinen Verwendungszweck mehr hatten. Wenn sie ihren Willen nicht bekommen hat, hat sie ein riesiges Theater gemacht. Sie sah sich stets als überlegen an." "Was hast du dann in ihr gesehen?", fragte Rin verwirrt. Lief er grad mit Anlauf in ein Minenfeld? Definitiv, aber irgendwas musste ihn ja dazu gebracht haben sie zur Frau zu nehmen. "Lilith hatte mehr als genug Eigenschaften, die sie attraktiv machten. Intelligenz, Selbstbewusstsein und Charisma. Sie war stets bereit zu kämpfen und ihre Überzeugungen zu verteidigen. Außerdem war sie leidenschaftlich, eine geborene Anführerin und hat gerne Herausforderungen angenommen Von anderen hat sie sich nie einschüchtern lassen." "Und dass sie eine der schönsten Dämonen Gehennas war, hat sicher auch nicht geschadet.", warf Iblis ein.     Satan starrte ihn böse an. "Was? Ich hasse sie genauso wie jeder hier, aber du musst zugeben, dass sie verdammt heiß war.", meinte der Feuerkönig schulterzuckend. "Iblis...sie ist viel zu alt für dich.", wies Egyn ihn hin. "Ich will sie doch gar nicht!" "Zu spät...das Kopfkino ist da. Vielen Dank auch.", grummelte Astaroth und massierte sich die Schläfen. ".....Das klingt....falsch....", murmelte Amaimon, lutschte jedoch weiter ungestört an seinem Lollipop. "Seid ihr jetzt fertig?!", fauchte Iblis frustriert. Rin hätte schwören können, dass sich die Lufttemperatur erhöhte. Samael schien sich zusammenreißen zu müssen um nicht laut loszulachen, während Lucifer scheinbar Astaroths Gedanken teilte und sich die Stirn rieb. "Wenn ihr dann fertig seid, die beiden gedanklich zu verkuppeln, können wir ja weiter machen.", knurrte Satan. Rin kannte ihn zwar nicht lange, aber auch er verstand den Unterton: Seid still oder es setzt was! Die Baal verstanden es ebenfalls und die Gespräche erstarben.   "Also wo war ich...?", murmelte Satan. "Ach ja! Wie gesagt war sie sehr besitzergreifend und von mir besessen. Sie hat es immer gehasst wenn ich jemand anderen Aufmerksamkeit gegeben habe statt ihr. Sie wollte immer wissen, wo ich war und wer bei mir war. Die Dienerinnen mit denen ich häufig Kontakt hatte, haben plötzlich einen großen Bogen um mich gemacht. Anfangs habe ich mir nichts dabei gedacht, bis ich eines Tages hier rein gekommen bin und gesehen habe, wie Lilith eines der Mädchen an den Haaren gepackt hatte und ihr Gesicht in den angezündeten Kamin pressen wollte. Dabei hat sie sie angeschrien, dass sie sie 'gewarnt hat' und nicht zulässt, dass 'jemand zwischen uns kommt' und so weiter. Als sie mich gesehen hat, hat sie sofort losgelassen und versucht sich herauszureden, aber das war der letzte Strang. Ich habe mich von ihr getrennt." Rin, welcher schweigend zugehört hatte bemerkte erst jetzt, dass er eine Gänsehaut hatte. "Rin, geht es dir gut? Du bist ganz blass!", fragte Kuro besorgt. Der Halbdämon antwortete nicht sofort. Ihm war speiübel. Als er Lilith im Traum begegnet war, hatte sie so freundlich gewirkt, doch nun war er einfach nur angewidert. 'Man trifft im Leben wirklich auf Psychopathen ohne es zu wissen.' "Vielleicht hätten wir das nicht erzählen sollen...", stellte Amaimon nüchtern fest. Rin schüttele den Kopf. "Mir geht's gut.", murmelte er. Er wandte sich an seinen Vater. "Was ist dann passiert? Ich schätze, sie war nicht begeistert?" Satan lachte kalt. "Sagen wir es mal so: mit Teller werfen war es nicht getan. Bei ihrem Rumgekreische hätte sogar eine Banshee den Schwanz eingezogen. Sie meinte 'ich würde das bereuen' und dass 'wenn sie mich nicht haben kann, dann soll mich keiner haben' und was bei allen Gehennapforten sonst noch. Ich habe ihrem Gekeife keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt." Autsch. Rin hatte schon öfter gehört, dass Scheidungen unschön waren, aber das klang wesentlich übler. "Danach hatte sie noch einigen Einfluss, auch wenn sie nicht länger Königin war. Dann ging die nächste Katastrophe los. Dir wurde sicherlich erzählt, dass Assiah und Gehenna zwei voneinander getrennte Welten sind, welche eigentlich nicht miteinander interagieren sollen, korrekt?" Rin nickte. Das war das Erste gewesen, was Shiro ihm erzählt hatte. "Das ist eine Lüge. Früher war die Grenze zwischen Gehenna und Assiah nur schwach ausgeprägt, sodass sie sehr häufig in Berührung kamen. Wie ich bereits erwähnte, lebt Gehenna und wächst. Daher haben sich sogar öfter Gehennapforten ohne mein Zutun geöffnet. Dämonen konnten problemlos nach Assiah, einige gründeten dort sogar Familien. Aus dieser Verbindung entstanden auch die ersten Nephilim." "Und das hat funktioniert?", fragte Rin verblüfft. "Natürlich hat es das.", erwiderte Satan augenrollend. "Gut, es gab immer ein paar Dämonen, welche sich daneben benommen haben, aber um die haben wir uns gekümmert und gut war. Doch dann begannen uns die Menschen plötzlich zu fürchten. Mit der Entstehung der Religionen wurde es noch schlimmer. Wir wurden plötzlich als böse Geister dargestellt, welche die Vergänglichen zur Sünde verführten, sodass ihre Seele für ewige Qualen in die Hölle kamen." Er schnaubte. "Na, immerhin waren sie kreativ. Man muss wohl nicht erwähnen, dass Konflikte nun an der Tagesordnung standen. Irgendwann eskalierte es und es kam zu offenen Angriffen. Mir blieb schlussendlich nichts anderes übrig als alle Dämonen zurückzurufen und die Grenze zwischen Gehenna und Assiah zu verstärken, sodass sich keine zufälligen Verbindungen mehr öffneten. Doch der Schaden war bereits angerichtet. Die wenigen Dämonen, welche in Assiah geblieben waren, wurden aufgespürt und vernichtet. Die Wut auf die Sterblichen war groß und viele wollten offenen Krieg mit Assiah. Nephilim wurden für ihre Verbindungen zu den Menschen geächtet. In den Augen vieler hatten sie ihren Wert verloren. Später wurden sogar Blutjagden ausgerufen. Dabei wurden die Nephilim gejagt und getötet, danach wurde es aber noch weiter getrieben. Dämonen zeugten zusammen mit Menschen Nachkommen, töteten sie dann und warteten bis das Kind das entsprechende Alter erreicht hatte. Sie wurden dann aufgespürt und getötet. Leider erfuhren wir davon erst viel später." Rin erinnerte sich daran was Kuro gesagt hatte. 'Sie akzeptieren dich, obwohl du Exorzist werden wolltest und ein Nephilim bist und das können nicht alle von sich behaupten. Viele aus den Adelsfamilien sehen auf Halbdämonen herab und sehen sie als Schande, weißt du?' Das hatte er also gemeint. Hatten ihn Halphas und Amon deswegen so angesehen oder nur weil er ehemaliger Exorzist war? Er zuckte innerlich zusammen. Wann hatte er überhaupt festgelegt kein Exorzist mehr zu sein? Satan nahm Rins Schweigen als Zeichen fortzufahren. "Lilith unterstütze die Idee Krieg mit Assiah zu führen, was ihr in meinem Volk Unterstützung brachte. Einige Jahrhunderte vergingen und ich begegnete Lucifers Mutter Uriel. Als Lilith jedoch erfuhr, dass wir geheiratet hatten und ein Kind erwarteten, drehte sie durch. Sie kam rein gestürmt und begann uns anzuschreien. Sie warf ihr alle möglichen Beleidigungen an den Kopf und verfluchte uns, schlussendlich mussten die Wachen sie raus schleifen." Rin schaute unauffällig zu Lucifer. Er zeigte keine Emotion, sondern starrte einfach nur auf den Tisch, scheinbar in Gedanken. "Nach diesem Vorfall verließ sie den Palast und zog sich in das unerforschte Gebiert zurück." "Unerforschtes Gebiet?" "Das Land rund außerhalb unserer Gebiete. Da Gehenna immer weiter wächst, gibt es viel unerforschtes und unbesiedeltes Gebiet.", erklärte Egyn. "Verstehe..." Rin zögerte. Die Dämonenkönige hatten ihre Mütter nie erwähnt (wobei sie nicht viel Zeit miteinander verbracht hatten), also konnte er davon ausgehen, dass wohl etwas vorgefallen war. Lucifer seufzte. "Schon gut, erzähl es ihm ruhig.", sagte er bitter. Satan nickte. "Als Uriel hochschwanger war, brach die nächste Katastrophe herein. Sie wurde von einer unbekannten Angreiferin schwer im Bauchraum verletzt. Sie lag im Sterben. Die Heiler konnten entweder sie oder Lucifer retten. Sie hat sich zum Sterben entschieden, damit er leben konnte." Scheiße. Der Nephilim öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Was sollte er auch sagen? Lucifer hob seine Hand. "Schon gut, du brauchst nichts zu sagen. Ich hatte meine Zeit damit fertig zu werden." Das machte es nicht besser. Auch die Dämonenkönige schwiegen. Rin konnte nicht anders als sich zu fragen ob sie wohl alle ohne Mutter aufgewachsen waren. "Steckte Lilith dahinter?", presste er irgendwie hervor. "Wissen wir nicht.", antwortete Satan düster. "Sie hatte einige Feinde...wahrscheinlich werden wir es niemals wissen. Bis auf Indra und Aeshma, verstarben alle meine Frauen. Bei einigen könnten es Unfälle gewesen sein, aber bei einigen ist es eindeutiger Mord. Ein paar Jahrhunderte nach Astaroths Geburt spitzte sich die Lage erneut zu. Es brach eine Seuche aus. Viele starben daran. Astarte war eine der ersten die daran starb. Daraufhin folgten Überschwemmungen, Brände, Erdbeben und weitere Krankheiten. Viele der Tiere drehten durch und fielen jeden an. Das zog sich dann eine ganze Weile fort bis schließlich Liliths Rebellion ausbrach. Natürlich hatte sie dahinter gesteckt. Sie hatte all ihre Schöpfungen hinter sich, nur ein paar weigerten sich ihr zu folgen. Denjenigen wurde es auch erlaubt hier normal weiter zu leben. Sie wollte sich den Thron zurückholen und wohl auch mich wieder haben. Zusätzlich wollte sie Assiah erobern und die Menschen versklaven. Dadurch gewann sie noch mehr Anhänger. Sie sprach sich sogar offen für Blutjagden aus." "Du hast das Beste vergessen.", mischte sich Iblis ein. "Sie hat versucht uns auf ihre Seite zu ziehen und als wir uns geweigert haben, wollte sie uns umbringen. Allerdings hat sie uns schon immer gehasst, da ist das nicht überraschend." "Warum?" "Sie hasst jeden meiner Nachkommen, weil sie alle von anderen Frauen sind und nicht von ihr.", antwortete Satan. "Aber du bist der Gott Gehennas und ihr seid die mächtigsten Dämonen eures Elements. Sie hätte doch wissen müssen, dass sie nie gewinnen würde!" Allein Satan konnte Leute anzünden indem er sie einfach ansah. Sie hatte doch von Anfang an keine Chance gehabt! "Unter normalen Umständen hätten wir den Boden mit ihr aufgewischt, aber sie musste ja ganz dreist schummeln.", murmelte Azazel. "Heißt?" Satan rieb sich die Nasenwurzel, was gruseligerweise auch Yukio oft tat, wenn er unter Stress stand. "Sie hat die Rebellion nur deswegen so spät begonnen, weil sie an einem Artefakt gearbeitet hatte, welches ihr einen gewaltigen Vorteil gab." Er legte ein dickes Buch auf den Tisch (Rin hätte schwören können, dass er das gerade eben noch nicht in der Hand gehalten hatte!), öffnete es und schob es über den Tisch. Rin beugte sich zögerlich nach vorne und schaute auf die aufgeschlagenen Seiten. Er konnte die Schrift zwar nicht lesen, jedoch war dort auch eine Abbildung. "Ihre Geheimwaffe war eine Kette?", fragte er verwirrt. "Amulett.", korrigierte Lucifer scharf. "Scheiß drauf, man hängt sich beides um den Hals.", grummelte Iblis und verdrehte die Augen. "Es hat aber-" "Spars dir Luci.", seufzte Astaroth. "Wie hast du mich genannt?!" Rin hörte ihnen nicht zu, sondern betrachtete die Abbildung, welche er nun als Zeichnung erkannte. Es zeigte eine Goldkette (Gab es in Gehenna Gold? Wenn nicht war es dann eben eine Kette goldener Farbe.) mit einer runden roten Kristall(?)scheibe als Anhänger. Darauf war ein goldener achtzackiger Stern eingraviert. Es war derselbe Stern aus seiner Vision, allerdings fehlte das Geschriebene in den Zwischenräumen. Stattdessen waren darin andere seltsame Symbole und in den Spitzen, wie gewohnt die Siegel. Nur in der Mitte war ein anderes Zeichen. Wenn er etwas kreativ war, konnte er darin tatsächlich ein 'L' erkennen. War es vielleicht Liliths Siegel? Er sah auf und verglich die Zeichen auf den Bannern mit denen auf der Kette. Es waren die gleichen Symbole. "Was bedeuten diese Symbole?", fragte er auch wenn er bereits eine Ahnung hatte. "Das sind unsere Siegel, das in der Mitte ist Liliths.", erklärte Amaimon. Also stimmte seine Vermutung. "Und was tut diese Kette-" Er bemerkte Lucifers Blick. "Dieses Amulett nun? Ihr könnt doch nicht einfach mit Schmuck besiegt werden?!" "Reib's uns ruhig noch unter die Nase. Ist ja nicht so, dass es schon frustrierend genug ist, wenn man von Wasser, Worten und ein paar Linien am Boden aufgehalten werden kann.", murmelte Beelzebub. "Tschuldigung..." "Ich weiß es klingt seltsam, aber dieser Anhänger verfügte über große Macht.", erklärte Satan ruhig. "Er ermöglichte ihr die Kräfte ihrer Gegner zu blockieren, sogar meine Flammen. Die einzige Schwachstelle war, dass er ziemlich viel Energie benötigte und sie ihn deshalb nur einmal im Kampf verwenden konnte. Danach musste er für einige Stunden aufgeladen werden. Trotzdem war das oft genug um einen Kampf zu ihren Gunsten enden zu lassen. Zusätzlich erschuf sie außerdem noch die Aveira. Sagen dir die sieben Todsünden etwas?" Rin schüttele den Kopf. Er war zwar offiziell katholisch, hatte von diesem Kram jedoch keinen blassen Schimmer. "Die sieben Todsünden sind schlechte Charaktereigenschaften oder auch schwerwiegende Sünden, welche ein Mensch begehen kann und damit willentlich die Gemeinschaft Gottes verlässt also später in der Hölle landet. Das ist zwar Quatsch, aber dennoch haben diese Eigenschaften großen Einfluss und große Macht. Lilith erschuf damals die sieben Aveira in Anlehnung daran. Ich weiß nicht genau, warum sie sich dazu entschied, es ist auch egal. Sie begann mit ihrer dominantesten Eigenschaft: ihrem Hochmut - Superbia. Danach folgte die Wollust - Luxuria, ihre zweitstärkste Eigenschaft und so ging es immer weiter. Neid - Invidia, Habsucht - Avaritia, Zorn - Ira, Völlerei - Gula und zum Schluss die Trägheit - Acedia. Aveira ist übrigens hebräisch und bedeutet 'Sünde'. Menschen haben es damals von dem Gehennischen Wort für Sünde 'Aswerak' abgeleitet. Wie auch immer...der Aufstand entwickelte sich schon bald zum Krieg, wir hatten unzählige Todesopfer und waren schon von den Strapazen zuvor geschwächt. Wir standen kurz davor zu verlieren also haben wir eine letzte Verzweiflungstat ausprobiert: Samael täuschte Verrat an uns vor und lief über. Es funktionierte. Das brachte uns einiges an Vorteilen und wir begannen mit unserem nächsten Schritt: Lilith und ihre Anhänger zu versiegeln." "Ich bin überrascht, dass ihr sie nicht töten wolltet.", warf Rin ein. "Oh, wir hätten sie zu gern getötet, aber sie wurde immer stärker und wir immer schwächer. Also begannen wir damit ihre Anhänger anzugreifen. Wir versiegelten zuerst jede der Aveira und die ihnen unterstehenden Truppen. Schlussendlich gelang es uns, Lilith nach Helheimr zu locken und sie dort zu versiegeln. Es war zugegebenermaßen äußerst knapp, aber mit Hängen und Würgen hatten wir den Krieg gewonnen. Leider war ihr Amulett unauffindbar. Es wurde keinesfalls mit ihr verseigelt, sie hatte es während des Kampfes verloren. Wahrscheinlich hat einer ihrer Leute es gefunden und versteckt. Natürlich entkamen auch einige ihrer anderen Anhänger. Manche zogen sich in die äußeren Gebiete zurück, andere tauchten hier unter." "Und jetzt sind sie wieder da und versuchen Lilith zu befreien?", vermutete Rin. "Korrekt.", antwortete Samael grimmig. "Und sie ist nicht gerade gut auf uns zu sprechen." "Aber warum jetzt?" "Wegen dir.", antwortete Egyn seufzend. "Du bist neben Vater der Einzige, der die Siegel brechen kann. Alle Siegel bilden zusammen ein riesiges Geflecht, was sie zusätzlich verstärkt, aber sie auch schwächen kann. Kannst du dir denken weswegen? Ein Tipp: es ist ein ähnliches Konzept wie mit Bannkreisen." Rin dachte angestrengt nach. Damals hatten die Priester mehrere Bannkreise um das Kloster platziert um Astaroth und sein Gefolge abzuwehren, jedoch war dieser wie ein Kartenhaus zusammen gefallen als er mit dem LKW durch gebrettert war... "Wenn einer beschädigt wird, hat das auch Einfluss auf die anderen?", fragte er vorsichtig. Samael grinste. "Na sieh mal einer an. Du hast ja manchmal tatsächlich zugehört.~" Bevor Rin dem Clown die Meinung geigen konnte, fuhr Lucifer dazwischen. "Wenn eines der Siegel beschädigt wird, werden die anderen ebenfalls geschwächt. Das Siegel, welches Lilith zurückhält, ist allerdings wesentlich stärker und liegt genau im Zentrum, es ist also sozusagen das Herz der Konstruktion. Wenn ihr Siegel vernichtet wird, werden sich die anderen ebenfalls in Wohlgefallen auflösen. Vielleicht sofort, vielleicht dauert es ein paar Tage, wir wissen es nicht. Auf jeden Fall ist sie hinter dir her, will dass du sie befreist und sie wird nicht nett fragen. Sie hat all die Jahre Kontakt zu ihren Anhängern über Träume gehalten. Dadurch hat sie auch von deiner Geburt erfahren." Rin starrte erst ihn, dann Satan an. "Du willst mir also erzählen, dass eine durchgeknallte Dämonengöttin, welche auch noch deine Ex ist, uns allen, Gehenna und Assiah an den Kragen will und es sogar durchziehen könnte?!" "Japp. Was wäre das Leben auch ohne eine rachsüchtige, Psycho-Sadisten-Hardcore-Yandere-Ex-Freundin, die einen umbringen will?", antwortete Iblis sarkastisch. "Einen Moment kleiner Bruder, woher weißt du was eine Yandere ist? Ich dachte du kannst Anime nicht leiden?", fuhr Samael sofort dazwischen. "Ähm...kann ich auch nicht....ich habe nur....also....", stammelte der Feuerkönig. Sein Gesichtsausdruck verriet alles. "Ich wusste es!", verkündete der König der Zeit triumphierend. Satan runzelte die Stirn. "Was ist bitte eine Yandere?" Zur Überraschung aller, war es Amaimon der antwortete. "Jemand der von jemanden besessen ist und alle umbringt die demjenigen zu nah kommen." Als er nur Starren erhielt, zuckte er mit den Schultern. "Samael schaut ständig diese Anime, da ist einiges hängen geblieben." Rin musste ein Lachen unterdrücken. Er wusste zwar, dass der ehemalige Ehrenritter ein kompletter Otaku war, aber die Vorstellung wie Amaimon still leidend neben ihm saß und gezwungen war sich das mit anzusehen, war einfach zu gut. Er wurde aber schnell wieder ernst. "Was ist dann mit Yukio? Sie wird ihn doch sicher auch angreifen." Die Baal wechselten Blicke. "Das hat sie längst.", erwiderte Beelzebub unverblümt. "WAS?!", explodierte Rin. "Warum habt ihr mir nichts gesagt?!" "Wow, er guckt grad genauso wie Vater, wenn er sauer ist...", kommentierte Amaimon. "Wir hatten bisher keine Gelegenheit, aber keine Sorge. Die Blutjäger sitzen grad im Tartaros. Das ist ein riesiges Gefängnis aus dem noch keiner entkommen ist.", beruhigte Lucifer ihn. Es funktionierte nicht wirklich. "Ich wette von euren Schlossverliesen habt ihr dasselbe gedacht.", merkte Rin säuerlich an. "Keiner ist so dumm sich mit Alastor anzulegen oder er landet gleich mit auf der Folterbank.", kam Astaroths abfällige Antwort. Rin bettete, dass das nur eine Metapher war. "Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen, dass sowas nicht erneut passiert. Sie hat es bereits geschafft den Orden zu infiltrieren, aber ich wir arbeiten bereits dran." Satan klang plötzlich ziemlich erschöpft und stand auf. "Ich denke wir haben vorerst alles erklärt, was wichtig ist. Ich muss mich leider noch um andere Dinge kümmern." "Aber-", begann Rin. Er hatte noch viele Fragen! "Wir reden heute Abend weiter.", versprach Satan. "Du hast eine Menge erfahren, nimm dir Zeit es zu verarbeiten." Er wandte sich an seine anderen Söhne. "Amaimon, du bringst Rin zurück zu seinem Zimmer. Beantworte meinetwegen seine Fragen. Der Rest von euch geht zurück an die Arbeit. Lucifer ich öffne dir ein Tor nach Assiah. Ich will, dass du einige Befehle an die Illuminati weitergibst. Iblis, Alastor wartet auf dich am Tartaros. Er hat die Blutjäger noch nicht selbst befragt. Mir ist es egal, wie du sie zum reden bringst, aber sorge dafür, dass sie noch am Leben und halbwegs bei Verstand sind, wenn ich ankomme. Ihr anderen wisst ja was ihr zu tun habt." Damit drehte er sich um und verließ zusammen mit Lucifer den Saal. "Bis nachher.", verabschiedete sich der Lichtkönig. "Tja, ich schätze ich mache mich auch mal in die Spur.", grummelte Iblis, stand auf und streckte sich. "Man sieht sich." Damit verschwand auch er. Azazel klappte seinen Laptop ab und tippte drauf los. "Komm schon kleiner Bruder, gehen wir." Rin zuckte zusammen. Amaimon stand neben ihn, jedoch hatte er gar nicht mitbekommen, dass sich der Dämonenkönig bewegt hatte. "Bis nachher...", verabschiedete er sich von den Anderen, stand etwas widerwillig und verließ mit Amaimon den Raum. Er konnte dabei die ganze Zeit die Blicke seiner Halbbrüder im Rücken spüren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)