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Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

seid ihr bereit für ein neues Kapitel? xD Ich bin echt mal gespannt, was ihr davon haltet. Bald nimmt die Story wieder richtig Fahrt auf, schnallt euch also schon mal an xD

Ich kämpfe gerade mit einer Bronchitis und Wassereinlagerungen... Echt toll, was es so alles gibt xD

Viel Spaß beim Lesen
Eure
yezz Komplett anzeigen

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A Solider's Life

Renji verbrachte den Rückweg zum Anwesen damit, Seichi seine Situation zu erklären. Schlussendlich fragte er mit einem Seufzen: „Warum ist es so schwer für dich vorzustellen, dass ich verliebt sein könnte?“
 

Seichi zuckte mit den Achseln, doch er schien sich eine Antwort zu überlegen.
 

Sie gingen unter Markisen mit Laternen entlang, viele von ihnen wurden bereits angezündet. Selbst wenn es noch nicht Zeit fürs Abendessen war, hatte die Wintersonne bereits angefangen unterzugehen. Der Himmel war neblig, ein kalter Regen hing in der Luft und zauberte Lichtringe um die Laternen.
 

Seichi trug seine blonden Dreadlocks weiterhin nach hinten in einem festen Pferdeschwanz, der dem von Renji ähnelte. Das weiße Bandana, der sein Stirntattoo verdeckte, komplettierte sein Outfit. In diesen wenigen, künstlichen Dingen sahen sie wirklich wie Geschwister aus.
 

Soweit es für Leute zu erwarten war, die nicht blutsverwandt waren.
 

Renji sagte sich selbst, dass er vermutlich nur dummes Glück war, dass Rukia so sehr wie Byakuya aussah. Das musste es sein. Was sonst könnte es sein? Das Küchenpersonal und die Schriftzeichen im geheimen Gang hatten angedeutet, dass Byakuyas Vater schon ein kleiner Schürzenjäger gewesen sein könnte, doch ernsthaft, wie hätte Hisana mit dem Sohn ihres Liebhabers enden können? Und was würde es aus Rukia machen? Ihre Tochter? Nein, das schien nicht möglich.
 

„Ich denke, ich verstehe nicht wirklich, wie Liebe funktioniert“, sagte Seichi. Sie waren so lange Still nebeneinander hergegangen, dass Renji fast schon vergessen hatte, dass er Seichi etwas gefragt hatte. Seichi blickte zu Renji, baute Blickkontakt auf. „Ich habe mich noch nie verliebt. Oder zumindest denke ich das. Da waren Leute, die ich körperlich attraktiv gefunden habe, denke ich, doch ein Gefängnis ist kein guter Ort für aufblühende Romantik. Alles, was ich je gelernt habe war über Risikovermeidung und Handel. Die Beziehung in der du bist, scheint ein schlechter Handel.“
 

Renji unterdrückte seine reflexartige Reaktion, um ernsthaft nachzufragen: „Ja, wie kommt’s?“
 

„Siehst du das wirklich nicht?“, fragte Seichi. „Er hat so viel Macht über dich. Er ist dein Boss. Er ist ein Adliger. Er ist körperlich stärker als du. Er ist hübscher als du. Wären wir im Gefängnis, wäre er der große Chef, den du versuchen würdest, zu meiden.“
 

„Er ist im Gefängnis“, bemerkte Renji.
 

Seichi nickte. „Das ist auch irgendwie der Punkt. Du weißt, warum Unzucht ein Verbrechen ist, richtig? Er könnte dir alles befehlen!“
 

Wie sich in seinem Büro auszuziehen? Renji schnaubte. „Das ist nicht der Grund-“
 

Seichi schnitt ihm die Worte ab. „Doch, ist es! Es ist gefährlich, in einer Position zu sein, in der jemand nicht die besten Interessen für jemanden im Sinn hat.“
 

Renji war bisher ziemlich geduldig mit diesem Gespräch gewesen. Er hatte ehrlich versucht zuzuhören und zu versuchen, Seichis Sichtweise zu verstehen. Nun starrte er ihn nur an. „Du bist ein Idiot, Seichi. Kein Kommandant der Hofgarden hat beste Interessen im Sinn, was das Leben ihrer Soldaten angeht. Das können sie nicht. So funktioniert das nicht. Der Job eines Kommandanten ist es, die bestmögliche Entscheidung zu treffen, die die wenigsten Leben kostet. Das ist das Problem mit Unzucht, du Idiot. Nicht, dass der Soldat gezwungen wird, irgendwohin zu gehen, wo er nicht hinmöchte, sondern dass der Kommandant vielleicht aus sentimentalen Gründen zögert, dieses Leben zu nutzen.“
 

„Ich sage, es ist immer noch falsch.“
 

„Das nur, weil alles was du vom Soldatentum kennst, aus der Elften ist“, sagte Renji. „Schau, ich habe für ein halbes Jahrhundert stolz unter Kenpachi gedient, aber in der Elften zu sein ist nicht das Gleiche, wie ein gewöhnlicher Soldat in den Hofgarden zu sein.“
 

Seichi sah entrüstet aus. „Was meinst du damit?“
 

„Ich meine, dass Kenpachi macht, was er will, ok?“, sagte Renji. „Die Elfte wird nie auf Missionen in den Rukongai ausgesendet, denn die Höhergestellten wissen, dass Kenpachi vielleicht entscheiden würde, dass es die Revolution wert sei, sich anzuschließen. Und was dann? Und rede jetzt nicht mit mir, als wärst du plötzlich ein Soldat. Du hast keine verdammte Ahnung. Du trägst die Uniform, sicher, aber bis du tatsächlich mal ein Befehl gefolgt bist, den du nicht magst, halt deine blöde Klappe. Du glaubst, es wäre irgendeine Überraschung für mich, dass mein Kommandant – oder irgendein Kommandant – mich in irgendetwas widerliches machen lässt oder mich in den Tod schickt, nur weil ihm nicht gefällt, wie ich aussehe? Da war ich bereits. Hab ich bereits alles getan. Sechs Mal. Und das war noch bevor ich mit der Sechsten und Byakuya angebandelt habe.“
 

Seichi spuckte auf den Boden zu Renjis Füßen. „Wie kannst du so sein, Renji? Warum lässt du es zu, dass sie einen guten Inuzuri-Köter zu einem Hund des Militärs degradieren?“
 

Vielleicht sollte es wehtun, doch Renji warf Seichi nur ein kaltes Lächeln zu, als er wiederholte: „‘Hund des Militärs‘, eh? Ich hab darauf gewartet, dass das von dir kommt, kleiner Bruder.“ Renji seufzte lang. „Ich weiß, dass du denkst, dass ich mich verkauft habe, aber der Dienst in den Hofgarden ist kompliziert. Ich bin da nicht alleine, weißt du“, Renji tätschelte Zabimaru an seiner Seite.
 

Sie waren an der langen Mauer des Anwesens angekommen. Renji führte sie daran vorbei bis zum Eingang der Händler. Eis glitzerte in den Rillen zwischen den Steinen. Sie gingen an einem Laden mit einem zugenagelten Fenster vorbei und Renji erkannte es als das, in das er Byakuya geschubst hatte.
 

„Ich befolge auch nicht immer alle Befehle“, bemerkte Renji. „Doch selbst nach der Sache mit Rukia glaube ich daran, dass es dahinter einen Sinn gibt. Ich meine, ja, ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass das System nicht im Gleichgewicht und vielleicht korrupt ist. Aber das ist überall die Wahrheit. Du musst verstehen, dass ich Zabimaru in Inuzuri schon nach mir rufen gehört habe. Kurz nachdem ich auf meinen Knien herumgekrochen bin, um zu versuchen Katsuos Leben zu retten. Es war genau dieser Tag, an dem ich realisiert habe, dass das Opfer eines Menschen ein Dutzend Leben retten kann. Es ist ein Preis, den ich immer und immer wieder bezahle, bis ich mittellos und gebrochen bin. Wenn ich es auf mich nehme, sodass du weiterleben kannst? Das ist es wert.“
 

Zabimaru zischte zustimmend.
 

Seichi starrte Renji für einen langen Moment an, bevor er sagte: „Ist es das, was es bedeutet, ein Soldat zu sein?“ Er schüttelte den Kopf. „Dann bin ich keiner.“
 

Renji hätte vermutlich sauer sein sollen, doch er rieb nur liebevoll Seichis Kopf. „Nein, bist du nicht. Was sagst du? Du kannst zurückkommen und mich dissen, wenn du ein halbes Jahrhundert gedient hast.“
 

„Solange werd ich nicht durchhalten“, gab Seichi zu.
 

„Wirst du vielleicht“, sagte Renji freundlich. „Das weiß man nie. Vielleicht nimmst du irgendwann ein Asauchi in die Hand, was mit ‚Auf zur Revolution‘ gerufen werden möchte.“
 

„Halt’s Maul“, sagte Seichi, doch er grinste.
 


 

Abendessen war eine seltsame Sache. Eine bewaffnete Wache tauchte in ihrer Zelle auf und eskortierte Byakuya und Ten einige enge Fluren hinunter. Nachdem sie an ein paar Einzelzellen vorbei waren, gingen sie an etwas vorbei, dass wie Wartungsbereiche aussahen. Mechanische Zisch- und Hämmerlaute kamen von sich windenden Metallleitungen, die irgendeinen organischen Umriss hatten, der Byakuya viel zu sehr an Mayuri Kurotsuchi erinnerte.
 

Inmitten von all diesem Metall, Stein und Plastik erschien eine traditionelle Reispapiertür. Sie glitt mit einem sanften, vertrauten Rascheln auf. Im Inneren waren Tatami-Matten und ordentlich gezimmerte, niedrige Tische und Zabuton-Kissen. Kirschholz und Putz an den Wänden verursachten einfache, klare Linien. Über die Türschwelle zu treten, war wie zurück an einen besseren Ort zu gehen.
 

Byakuya hätte weinen können, als er das sah. Stattdessen ließ er die Gefängnissandalen an der Tür zurück und setzte sich im Seiza an den Platz, den die Wache ihm zeigte. Ten ließ sich ihm schräg gegenüber auf den Boden fallen, vollkommen locker und im Schneidersitz. Er sah so jung wie immer aus, seine hellbraunen Haare wie ein felliger Helm dicht an seiner Kopfhaut. Er lehnte sich auf seine Arme zurück und seufzte, als wäre Abendessen irgendeine Art von Pflichtaufgabe. Doch Byakuya konnte den Geruch von köchelnder Miso und Muscheln wahrnehmen und es ließ seinen Magen zusammenkrampfen, so sehr wollte er es.
 

Sein Magen hatte vor einer Weile aufgehört, Protestlaute von sich zu geben und stattdessen war ein gedämpfter, konstanter Schmerz geblieben.
 

Während sie warteten, schaute er sich im Raum um. Er war nicht furchtbar groß und ohne Fenster, doch dank dem einfachen Design gab er das Gefühl von Offenheit. Da war ein einfaches, eingerahmtes Bild an der Wand. Eine einfache Kalligraphie von etwas über die Gelassenheit von… Einschränkung? Oder… ein Sarg?
 

Byakuya versuchte es immer noch, zu entziffern, als eine versteckte Vertäfelung zur Seite glitt und die Wächterin hereinließ. Sie hatte immer noch ihre gewohnt zweckmäßige Art an sich, eine einfache Uniform und ihr langes, stahlgraues Haar in einen festen Pferdeschwanz zurückgebunden. Mit einer Verbeugung zu ihren Gästen hin setzte sie sich Byakuya gegenüber, ihre Beine im Schneidersitz ausgebreitet wie die von Ten. Ihre Finger waren wie immer aktiv, streckten sich aus und krümmten sich, als würde sie eine Art von Übung machen.
 

Ten rückte von ihr weg, rutschte immer näher zu Byakuya, als suche er Schutz. Trotzdem beugte er höflich den Kopf und sagte: „Guten Abend, gnädige Frau.“
 

Byakuya versuchte zu entscheiden, welchen Level der Hochachtung er zeigen sollte. Er hatte keine Ahnung. Sie war genau genommen eine Vorgesetzte, möglicherweise viel älter als sie und, natürlich, lag sein Leben in ihren Händen. Dennoch in dieser informellen Situation war eine Verbeugung… schwierig. Obwohl er ein Gefangener war, hatte Byakuya nicht plötzlich damit aufgehört, ein Kuchiki oder ein Kommandant zu sein, daher war selbst die Wahl der Anrede kompliziert. Schlussendlich sagte er nur: „Ja, guten Abend.“
 

Sie lächelte ihn an und neigte ihren Kopf. „Gewöhnst du dich an das Leben ohne Senbonzakura?“
 

Byakuya wünschte sich, niemals den Namen aus dem Mund dieser abscheulichen Frau zu hören, doch er schluckte seinen Ekel lange genug herunter, um zu sagen: „Nun ja, genug.“
 

Ten beobachtete den Austausch neugierig. „Dein Zanpakutō wurde versiegelt? Ich dachte, du wärst nur für drei Wochen hier.“
 

„Nicht versiegelt“, erklärte Byakuya. „Wir sind nur getrennt.“
 

Die Wächterin summte leise, ihre Hände tanzten. „Das ist der Grund, warum ihr beide hier seid“, erklärte sie. „Ihr seid die Einzigen, die für zwei essen.“
 

Neugierig blickte Byakuya zu Ten. Ten schien ein Langzeitinsasse zu sein und doch war sein Zanpakutō nicht versiegelt? Wie war das möglich?
 

„Getrennt und nicht versiegelt? Aber das ist gefährlich“, sagte Ten.
 

„Sie stehen sich nah, doch ich bezweifle, dass er sich in den drei Wochen viel verändern wird“, sagte die Wächterin.
 

Sprachen sie über ihn? Was meinten sie mit ‚verändern‘? Byakuya hätte vielleicht gefragt, doch gerade in dem Moment öffnete sich die geheime Vertäfelung erneut. Dieses Mal kamen mehrere bewaffnete… Diener? Oder vielleicht Wachen?... hindurch und trugen Tabletts. Byakuya musste seine Knie umfassen, um sich davon abzuhalten, sich nicht direkt die Schale Reis zu schnappen und ohne Würde in sich hineinzuschieben, als sie vor ihn hingestellt wurde. Sein eigenes, instinktives und kaum kontrolliertes Verlangen ließ ihn wieder zur Wächterin schauen, auf ihre konstant greifenden Finger. Es wurde ihm klar, dass ihr Verhalten das eines Hungernden, eines Verhungernden war. Doch wenn es ihr nach etwas so sehr verlangte, was war es?
 

Die Wachen/Diener stellten den Reis hin, einzelne Schalen mit Muschel-Miso-Suppe, eine große Portion marinierte Bastardmakrele und Bettarazuke – eingelegter Daikon. Byakuya konnte kaum warten, bis der Segen ausgesprochen war, doch irgendwie hatten sich die Jahre des Benimmtrainings ausgezahlt und er schaffte es, zu warten… auch wenn nur knapp. Er traf die Entscheidung, dass er der Jüngste hier war und begann den anderen zu servieren, sobald die letzte Silbe gesprochen war.
 

Es hatte Byakuya noch nie in seinem ganzen Leben so gut geschmeckt. Erst nachdem er einige große Bissen inhaliert hatte, bemerkte er, dass die Wächterin ihn beobachtete. Sie schien von seiner Gefräßigkeit erfreut zu sein. Doch ein kurzer Blick verriet ihm, dass sich Ten genauso verhielt: Er verschlang alles in Reichweite, ohne es groß zu schmecken.
 

„So sehr wie Hollows“, murmelte sie, wie zu sich selbst. „Hungrige Seelen.“
 

„Gefährlich“, murmelte Ten um seinen Reis herum.
 

Byakuya gab sich Mühe, langsamer zu essen und dachte über diese Andeutung nach. Natürlich mochte er es nicht, wehrte sich dagegen. Doch er kannte Tens Herkunft nicht, doch als ein Adliger, der innerhalb der Mauern der Seireitei geboren worden war, empfand er keine Gemeinsamkeiten mit einer Kreatur, die eine gebrochene, wiederverwertete Seele war.
 

Doch dann dachte er an Renji.
 

Renji, der immer mit solch einer Leidenschaft aß.
 

„Genau so“, behauptete Byakuya. Immerhin hatten sowohl Ten als auch er selbst im Moment ein Loch in der Seele, dort wo eigentlich das Zanpakutō sein sollte. Vermutlich machte der Versiegelungsprozess etwas mit den Leuten, um den potentiellen Bruch… „Warte, deutest du an, dass wenn wir lange genug getrennt sind, wir zu einem Hollow werden?“
 

„Nicht der hier“, sagte die Wächterin und deutete mit ihrem Kinn zu Ten. „Du vielleicht.“
 

Endlich gab Byakuya seiner Neugierde nach. „Warum Ten nicht?“
 

„Weil er ein dreckiger Dieb ist“, sagte sie, doch es war mit einer Art kalten Lächeln.
 

„Du nennst mich einen Dieb?“, sagte Ten und bespuckte sie beinahe mit Reis. „Du bist diejenige, die mir etwas nehmen wollte, das dir nicht gehört! Yuusagi gehört mir und mir alleine.“
 

„Yuusagi sollte in meinem Besitz sein“, antwortete die Wächterin mit greifenden Händen. „Es ist das Gesetz.“
 

Byakuya war verwirrt. Man glaubte kaum, dass es möglich war, die Versiegelung einfach zu verhindern, indem man sein Zanpakutō versteckte. Tatsächlich war er sich sogar ziemlich sicher, dass das Ganze auch aus der Entfernung gemacht werden konnte, da es ein hochrangiger Kidō-Zauber war. Er wusste das nur, da er im Archiv gelesen hatte, dass es mal ein Zauber gewesen war, der weitverbreitet und weitergegeben wurde, doch dann nach einem Krieg zwischen Shinigami-Fraktionen schnell verboten worden war, da er als eine Art ‚Endlösung‘ benutzt worden war… und damit Massenselbstmorde und Wahnsinn verursacht hatte. Nun war es nur den Großmeistern des Kidō und einer ausgewählten Zahl der Kidō-Truppe erlaubt, ihn zu lernen und ihn nur hier im Madennest zu nutzen.
 

Wie sie es schafften, dass sich die Leute nicht selbst umbrachten, wusste Byakuya nicht. Vielleicht war das Teil von dem Verhungern-lassen-System.
 

Er schaute plötzlich misstrauisch auf sein Essen. War sein beißender Hunger etwas Finstereres, als nur die vernünftige Antwort auf einen Tag ohne richtiges Essen?
 

Er streckte seine Seele aus und suchte das vertraute Lied von Senbonzakura. Die Stille traf ihn wie ein Stein. Ein tiefer Schmerz durchzog den Rücken seiner rechten Hand. Sofort überrollte ihn eine Welle des Hungers und er bediente sich gierig an dem Fisch.
 

„Vielleicht stehst du Senbonzakura noch näher, als ich vermutet habe“, sagte die Wächterin und nippte an ihrem Tee.
 

„Er war ein Kommandant, er hatte Bankai. Was glaubst du denn?“, Ten klang ein wenig panisch. „Was ist, wenn er plötzlich mitten in der Nacht feststellt, dass ich lecker rieche?“
 

„Du riechst immer lecker“, sagte sie.
 

„Ok, ekelhaft“, sagte Ten und rutschte näher an Byakuya heran.
 

„Du wärst vor allen sicherer, wenn du einfach das kleine Wiesel ausspucken würdest“, sagte die Wächterin zu Ten. „Ich könnte dich dann angemessen versiegeln.“
 

„Ja, das ist ok. Ich mag es, alle Teile bei mir zu haben“, sagte Ten. „Außerdem habe ich es dir gesagt. Wir sind nicht wie die anderen. Ich bin Yuusagi; sie ist ich. Wir sind nicht so einfach zu trennen.“
 

„Niemand ist einfach zu trennen“, sagte die Wächterin, ihre Stimme enthielt eine seltsame Mischung aus Leid und Verlangen. „Du bist nur ein selbstsüchtiger Dieb.“
 

„Ich denke, dass es das ist, was du bist“, sagte Ten und wandte sich wieder seinem Reis zu. „Du magst den Vorgang zu gerne. Ich wette, wenn du jetzt Shikai ausrufen würdest, wäre das Entfesslungskommando ‚Lauge aus‘.“
 

„Vorsicht“, warnte sie, ihre Wangen wurden heiß und ihre Finger froren ein. „Du isst nur durch meine Freundlichkeit.“ Dann schaute sie Byakuya an und fügte hinzu: „Wenn ich ihn aushungere, dann hättest du einen sehr hungrigen Zellengenossen. Das möchtest du nicht, oder?“
 

Ten sah in die Enge getrieben aus. Schnell duckte er seinen Kopf und entschuldigte sich. „Es tut mir sehr, sehr leid, gnädige Frau.“
 

„Viel besser“, schnurrte sie.
 


 

Renji überlegte, ob sie nicht den Vordereingang benutzen sollten, doch entschied dann, dass sich Seichi wohl besser fühlen würde, wenn sie den Händlereingang nutzen würden. Miki blickte auf und warf Renji ein breites Grinsen zu, welches sich in ein Stirnrunzeln verwandelte, als er Seichi sah.
 

„Kommt der Ausreißer zurückgekrochen, nun da der Meister weg ist?“, wollte sie wissen.
 

„Nein“, versicherte Renji ihr. „Dieser Idiot ist gegangen und hat sich einschreiben lassen. Er ist nun ein Shinigami.“
 

„Grundgütiger, nicht einer von uns“, seufzte Miki und setzte sie Schale ab, in der sie gerade am Rühren gewesen war.
 

Renji musste mit Stolz grinsen, als er daran dachte, dass das Personal die Sechste als ihre eigenen Leute betrachtete. „Nah, wir hätten ihn nicht genommen. Er erfüllt unsere Standards nicht“, sagte Renji mit einem brüderlichen Knuffen auf Seichis Schulter, um seine Worte abzuschwächen.
 

Seichi hingegen schien die Neckerei nicht ganz so gut aufzunehmen. Sein Gesicht war in ein Runzeln zusammengezogen. „Ich verstehe nicht, warum“, schnaubte er. „Verbrecher sind jetzt in allen Rängen der Sechsten vertreten, nicht wahr? Ich folge nur dem Beispiel, richtig?“
 

„Hey, pass auf. Kein Grund, so zu sein“, sagte Renji ernst. Er schob Seichi in Richtung der Stufen. „Versuch es als persönliches Ziel zu sehen, durch das Abendessen zu kommen, ohne ein Arschloch zu sein. Könntest du das für mich tun, kleiner Bruder?“
 

Seichi machte einen unverbindlichen Laut, aber marschierte entschlossen in Richtung Treppe. Renji warf Miki einen entschuldigenden Blick zu. Ihre Hände waren in ihre Hüfte gestemmt und sie schüttelte nur ihren Kopf, als hätte sie nicht viel Hoffnung für das Abendessen. Er hatte es auch nicht wirklich. Renji hatte das Gefühl, dass es eine lange Nacht werden würde. Doch vielleicht könnte Seichi gegenüber Shinobu warm werden, wenn er wüsste, dass der Junge auf einer Arbeiterfarm im Rukongai aufgezogen worden war. Auf der anderen Seite war es ein Risiko, ihm die Herkunft des Erben anzuvertrauen, wenn man bedachte, was für eine scheiß Labertasche Seichi geworden war. Renji war sich ziemlich sicher, dass Tantchen Masama davon keine Ahnung hatte und sie es auch besser nicht wusste, bis der Erbe offiziell eingesetzt wurde.
 

„Warte“, sagte Renji und folgte Seichi die Stufen hinauf. „Ich meine das ernst. Kannst du nett sein? Der Erbe möchte nur wissen, wie es im Gefängnis ist.“
 

„Wenn ich ihm die Wahrheit erzählte, wäre es nicht ‚nett‘, Renji“, sagte Seichi.
 

„Das weiß ich“, sagte Renji. „Ich sage ja nicht, dass du lügen und ihm sagen sollst, dass das Gefängnis ein Bett aus Rosen ist. Ich sage nur, dass du ihn nicht beleidigen sollst, ok? Er hat genauso wenig darum gebeten, als Adliger geboren zu werden, als wir um eine Wiedergeburt in Inuzuri.“
 

Seichis Schultern schienen ein wenig zu fallen. „Schön. Ich vermute, ich muss mich vor ihm verbeugen.“
 

„Ich vermute, dass du das tust“, sagte Renji. „Aber er ist nicht von der Sorte, denen es interessiert, wie tief du gehst. Gib dir nur ein wenig Mühe. Das ist alles, worum ich dich bitte.“
 

Ein Seufzen stahl sich über Seichis Lippen. Er drehte sich um und blickte Renji an. „Ich verstehe immer noch nicht, wie du das Ganze aushalten kannst. Warum hast du die Elfte verlassen? Du musst dich da vor niemanden vorbeugen.“
 

„Ich denke, dass ich Ambitionen hatte, die nicht beinhalteten, Leuten die Köpfe einzuschlagen“, sagte Renji leichtfertig, doch woran er dachte war der Dämon. Wenn er dortgeblieben wäre, getränkt in einer konstanten Flut aus Blut, wäre er vielleicht das geworden, was Kenpachi von ihm gewollt hätte: Ein Monster. Scheiße, es wäre auch das gewesen, was Aizen von ihm hätte sehen wollen.
 

Zabimaru spie wütend: Ssso viel mehr als nur ein bloßes Monster.
 

Obwohl missverstanden, waren wir immer der Champion des Königs, grollte der Paviankönig.
 

Ich weiß, versicherte Renji ihnen und tätschelte den Griff. Das ist der Grund, warum wir nicht bleiben konnten, wo sie all das, was wir zu bieten hatten, nicht schätzen konnten.
 

Zabimaru beruhigte sich mit einem nachdenklichen Murmeln.
 

Seichi war am Ende der Treppe angekommen und blickte zu Renji mit einem neugierigen Gesichtsausdruck an. „Bist du ok?“, fragte er. „Du hast angehalten.“
 

„Ich habe nur mit Zabimaru gesprochen.“
 

Seichi hob die Augenbraue. „Natürlich hast du das.“
 

„Ja, natürlich hab ich das“, sagte Renji und ging die letzten paar Stufen schnell hinauf. Er lächelte Seichi freundlich an. „Du wirst es verstehen, wenn du dein eigenes hast.“
 

„Du klingst wie einer der nervenden Obaa-sans, die sich über ‚warte, bis du selbst Kinder hast‘ auslassen“, sagte Seichi. Er hielt an und wartete offensichtlich auf Renji, damit er ihn nun tiefer ins Anwesen führte. Als Renji ihn zu den Gemächern des Erben führte, murmelte Seichi: „Was, wenn ich es nicht kann, Renji? Was, wenn ich nicht genug spirituellen Druck oder was auch immer habe?“
 

„Wie lange bist du in der Elften? Ein paar Monate?“ Als Seichi nickte, legte Renji seine Hand auf Seichis schmale Schulter. „Wenn du dortbleibst, wirst du stärker. An dem Tag, an dem du nicht ohnmächtig wirst, wenn Kenpachi vorbeiläuft, bist du stark genug, um Shikai zu entfesseln. Vertrau mir.“
 


 

Byakuya hätte trotz der Gesellschaft immer weiter essen können, doch er und Ten schienen die Teller sauber geleckt zu haben und da war noch nicht einmal ein einzelnes Reiskorn übrig. Als er sich dabei ertappte, dass er die Reste der Muschelschalen beäugte, befürchtete er, dass vielleicht ein wenig Wahrheit in diesem ganzen Aussagen über Hollows lag.
 

Jemand, es musste Ten gewesen sein, sagte „Gochisosama deshita“ und damit war das Essen beendet und sie wurden zurück in ihre Zelle gescheucht.
 

Sie waren gerade erst angekommen, als ‚Licht aus‘ gerufen wurde. Die Zellentür knallte hinter ihnen zu und alles wurde in diese unheimliche fast Dunkelheit des Madennests getaucht. Byakuya fand sein Feldbett im Dunkeln und legte sich hin. Seine rechte Hand schmerzte. Hatte er sie fest angespannt, versucht Senbonzakuras Griff erneut zu halten? Er schloss die Augen und versuchte, nach dem entferntesten Summen zu lauschen.
 

„Wie ist sie, deine Senbonzakura?“
 

„Die Mehrzahl ist hier korrekter“, sagte Byakuya steif.
 

„Du musstest Tausende davon unter Kontrolle bringen, um Bankai zu erreichen?“
 

Byakuya lächelte leicht. „Ich bringe immer Tausende von ihnen unter Kontrolle. Doch wenn du nach ihrer Manifestation fragst, erscheint Senbonzakura als einzelner Samurai. Sie trägt tragen eine Oni-Maske.“ Mein innerer Dämon, dachte Byakuya, sagte es jedoch nicht. Das war schon weitaus mehr, als er jemals einer anderen Seele gesagt hatte. Sogar mehr als Renji. Er bemerkte, dass er den letzten Teil wisperte, auch wenn es nach ihm verlangte, es laut auszusprechen: „Ich mutmaße nicht über das Geschlecht, auch wenn sie sich als männlich präsentieren.“
 

Ten schien für einen Moment darüber nachzudenken, sagte dann: „Cool.“
 

Das wärmte Byakuya beachtlich. Da war etwas unglaublich Tröstendes darin, über Senbonzakura zu sprechen. Tatsächlich hätte er schwören können einen Wisper eines Lieds zu hören. „Und deine Yuusagi?“
 

„Möchtest du sie sehen?“
 

Byakuya war von diesem Angebot überrascht, sagte dann jedoch: „Ja.“
 

Er öffnete die Augen und sah den Kopf eines Wiesels über die Kante des oberen Bettes blicken, seine Klauen umfassten das Bettgestell. Barthaare zuckten intelligent. Es war zu dunkel, um die Fellfarbe zu sehen, außer das Weiß an Kehle und Bauch. Der kleine Körper des Wiesels vibrierte vor Energie. Tatsächlich rollte es sich einmal in einen Ball, bevor er erwartungsvoll wieder zu Byakuya blickte.
 

Perlenartige, schwarze Augen blinzelten ihn an und eine weibliche Stimme säuselte: „Was denkst du?“
 

Ten war wie Yoruichi. Yoruichi… die genauso selten ein Zanpakutō trug… oder, wie Byakuya mit Überraschung realisierte, war irgendwie die Manifestation ihres Zanpakutō. „Du bist… wirklich unglaublich“, keuchte Byakuya. „Beindruckend.“
 

Das Wiesel kicherte mädchenhaft und verschwand.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 32:
Byakuya träumt von Senbonzakura; Renji versucht das Abendessen mit seinem Bruder und dem Erben zu überleben. Komplett anzeigen

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