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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dies ist die Vorgabe die ich von meiner Gottheit erhalten habe.


Alle bekannten Charaktere und Handlungsorte gehören nicht mir. Alles andere schon.


Edit: Nochmals Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Rechtschreibkorrektur durchgeführt.

hallo liebe Leserschaft,
hier nun das erste offizielle Kapitel.
Ich hoffe es wird euch gefallen.

eure Vegetasan


Edit: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Edit: Rechtschreibkorrektur.

So meine lieben Leser, ich hoffe doch zumindest das es hier Leser gibt, hier ist das nächste Kapitel.
Ich kann allerdings nicht versprechen, dass das nächste Kapitel genauso schnell folgt.


Viel Spaß beim lesen.


Edit: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Edit: Rechtschreibkorrektur

So hier ist auch schon das nächste Kapitel. Ich glaube es ist sogar etwas länger als die Vorherigen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.

Eure Vegetasan

Edit: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So endlich geht es weiter.
Es war nicht ganz so einfach mit dem schreiben dieses Kapitels, wie bei den vorherigen. Vielleicht kann der ein oder andere es nachvollziehen, wenn ihr die Aufgabe lest, die ich für dieses Kapi bekommen hatte.
Mal sehen was die nächste Aufgabe bringt, daher kann ich euch nicht sagen, ob das nächste Kapitel schneller fertig ist, oder länger braucht.

Will euch gar nicht lange mit meinem Palawer aufhalten und wünsche euch viel Spaß beim lesen.

P.S.: Daelis vielen Dank für die Herausforderung. Nur durch solche kann man sich verbessern.

Edit: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier ist das nächste Kapitel. Ich hoffe ihr seit mir noch Treu und fiebert mit mir mit, wohin meine Abenteuer mich führen werden.
Dieses Kapitel wurde schon fast von alleine fertig und ging mir deutlich besser von der Hand.
Ich hoffe es gefällt euch.


Edit: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy meine lieben Leser/innen,
hier das nächste Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Ich bin nicht ganz damit zufrieden, aber lest einfach selbst.
Aber seit gewarnt, in diesem Kapitel hatte Geralt sich selbstständig gemacht und war von mir so gar nicht geplant.

Edit: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine lieben Leser, ich entschuldige mich das ihr so lange auf ein nächstes update warten musstet.
Ich hatte zwischen durch ein heftiges Schreibtief und kaum Inspiration und Motivation weiter zu schreiben.
Aber trotz der hitze draußen, habe ich es überwunden und das Kapitel wurde so lang, dass ich beschloss es zu teilen, eigentlich wollte ich den Bruch noch einige Zeit später machen, aber es ist bis hier hin schon ziemlich lang geworden.

So dann wünsche ich euch viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das hier ist der zweite Teil des 7. Kapitels
ich wünsche euch viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier ist er endlich, der dritte und letzte Teil des 7. Kapitels.
Ich will euch nicht weiter aufhalten und wünsche euch viel Spaß beim lesen.

Ich hoffe es sind nicht zu viele Fehler drinnen, aber ich bin noch nicht zum überprüfen auf meinen Laptop gekommen. Auf meinen Tablet benutze ich zwar auch Word, aber komischerweise ist da die Rechtschreib- und Grammatiküberprüfung nicht so genau, wie die bei Word für Mikrosoft. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Als 1. Ich bin mir wegen adult nicht sicher und würde die Freischalter bitten, falls unnötig, diese Einschränkung zu entfernen.

So hier mein nächstes Kapitel. Dafür, dass ihr so tapfer gewartet habt, gibt es auch jede Menge Lesestoff.

Wie immer, die Aufgabe gibt es im Nachwort. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Freischalter, bitte prüft doch ob das Kapitel wirklich adult ist.
Meiner Meinung ja, da ich es nicht für angebrachte halte das es jemand unter 16 Jahren liest.

So meine treuen Leser. Hier ist endlich das nächste Kapitel. Ich hoffe ihr verzeiht mir die Wartezeit, aber es ist diesmal auch wieder sehr lang geworden, aber als ich auf die Idee einer Teilung kam, war das Kapitel beinahe fertig. Deswegen hatte ich mich dann doch dagegen entschieden. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy,
endlich geht es weiter. Entschuldigt bitte die lange Wartezeit. Mir fehlte zuerst die Muse und dann hatte sich ein kleines fieses Plotbunny in meinen Kopf gesetzt und ich wurde es erst los, als ich es raus geschrieben habe. Aber diese Geschichte werde ich vermutlich nicht veröffentlichen, dass sie quasi eine FF zu dieser FF ist.

So und nun viel Spaß mit meiner kleinen Schnitzeljagd. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy,
endlich ein neues Kapitel.

Ich wünsche euch viel Spaß. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy meine lieben Leser,
naja zumindest hoffe ich doch, dass ich welche habe ;)
Hier ist das nächste Kapitel meines Abenteuers. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ihr seht richtig. Es gibt bereits jetzt schon wieder ein neues Kapitel.
Dieses Kapitel ging mir gut von der Hand, obwohl ich den ersten Teil bis zu der Nachrcht von Lambert zwei mal schreiben musste. Mein Wordprogramm hatte sich selbstständig geschlossen und ich konnte den noch nicht gespeicherten Text nicht wieder herstellen. Aber zum Glück konnte ich fast genauso wieder neu schreiben. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jetzt hätte ich beinahe vergessen das Kapitel zu veröffentlichen. -_- Schande über mich.

Ich hoffe ihr habt trotzdem Spaß beim lesen.

PS: Bitte probiert die Rezepte der Salbe zuhause selber nicht aus. Diese Rezepte sind nur wage und die Zutaten können im menschlichen Körper gefährliche Reaktionen auslösen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mir fiel gerade auf, das ich ein komplettes Kapitel übersprungen habe. Seit ihr noch gar nicht bis hier her gekommen, oder is es euch nur nicht aufgefallen? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja ihr seht richtig schon wieder ein neues Kapitel.
Aktuell fließt es in dieser Geschichte.

Ich wünsche euch viel spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Edit: Die vergessene SMS mit eingefügt. ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy meine lieben Leserinnen und Leser,
wie ihr schon am Kapiteltitel sehen könnt, habe ich es geteilt.
Es wird und wird einfach immer länger und da zwischendurch erwähnt wurde, kürzere Kapis sind auch mal nett, hier die ersten 10 Seiten des Kapitels ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier schon einmal der zweite Teil des Kapitels.
Der dritte Teil ist aber auch bald fertig und ich denke ich werde ihn nächste Woche beendet haben und hier posten. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier nun endlich der dritte Teil des Kapitels. Ich habe eine ganze Weile mit mir gehadert, weil mir das Kapitel nicht unbedingt so gefällt, aber mir fiel auch nichts ein, was ich hätte anders schreiben können. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier schon das nächste Kapitel von mir. Meiner Meinung nach ist es auch nicht ganz so lang geworden, aber ich habe es jetzt nicht genau geprüft, wie lang es geworden ist. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Auch wenn meine Oma sicherlich nicht viel mit dieser Geschichte anfangen kann, ist es ihr gewidmet.
Leider verließ sie Ostern diese Welt. Ich hoffe das sie da wo sie jetzt ist, glücklich und gesund sein kann, auch wenn ihr Mann noch nicht bei ihr ist.

Oma, ich hab dich lieb! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das ersehnte nächste Kapitel.

Ich hoffe ihr habt euren Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und es geht weiter.
Dieses Mal ist es glaube ich wieder ein wenig länger geworden. Ich hoffe das stört euch nicht. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy,
schön das ihr trotz des warmen Wetters hierher gefunden habt. Ich hoffe ihr habt Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier gibt es das nächste Kapitel. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ein neues Kapitel,
eigentlich dachte ich, es wird ein recht kurzes Kapitel, als ich die Aufgabe bekam, aber es uferte irgendwie aus.🙄

Meiner Meinung nach ist es nicht gut geworden und ich gebe der Hitze die Schuld daran. Bei über 30°C Raumtemperatur kann ein Gehirn nicht mehr ganz richtig funktionieren. 😅😜
Ich hoffe aber, es gefällt euch vielleicht trotzdem.🤞 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich ist es fertig.

Ich hatte leider ein mittelgroßes Kreatief beim schreiben, doch mit Hilfe von Calafinwe und Daelis konnte ich es überwinden. Vielen Dank dafür an euch zwei. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So endlich geht es weiter. Ich hoffe das sich das Warten gelohnt hat. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy meine lieben Leser, ja ihr seht richtig, jetzt schon ein neues Kapitel.
aber dieses Mal ist es nicht so lang geraten. Ich hoffe ihr habt trotzdem Spaß beim lesen.

Eure Vegetasan Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy, entschuldigt dass das Kapitel ein wenig auf sich hat warten lassen. Aber Privat geht es bei mir gerade ein wenig drunter und drüber.

Aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, da ich dies Kapitel eigentlich schon längst veröffentlichen wollte, aber es immer länger und länger wird, habe ich mich entschlossen, es zu teilen.

Ich hoffe ihr bleibt fleißig zu Hause und bleibt Gesund, oder erholt euch.

Mich hat es bislang noch nicht getroffen und muss weiterhin zur Arbeit ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Edit: Korrektur Zeichensetzung
Heyho,
endlich der zweite Teil des Kapitels.
Ist eben gerade fertig geworden. Ich hoffe ihr seid mir wegen der Wartezeit nicht böse. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyho,

Hier endlich ein weiteres Kapitel. Es ist nur der erste Teil, da es bislang ja doch schon wieder recht lang geworden ist. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So nach langer Wartezeit gibt es endlich den zweiten Teil des Kapitels. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ihr seht richtig, endlich geht es weiter. Zumindest irgendwie ^^.

Dieses Kapitel beinhaltet, was in Novigrad passierte, ehe wir das Schiff erreichten. Ich hoffe ihr habt trotz der langen Wartezeit, spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Yeah! Es geht endlich weiter.

Ich hoffe es gefällt euch. Komplett anzeigen

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Intro

Noch ein aufmerksamer Blick über deine Ausrüstung, ein wenig hier festgezogen und dort zurechtgezerrt, dann sitzt auch schon alles. So kann das Wochenende beginnen! Bester Laune und erfüllt von Vorfreude auf ein gepflegtes LARP-Wochenende stapfst du aus dem Zelt. Nur wenige Meter westlich von hier soll ein vorbereitetes Schlachtfeld liegen, doch das war auch alles. Soll.

Tatsächlich nämlich hast du absolut keine Ahnung, wo du bist. Nach dem LARP-Treffpunkt sieht es jedenfalls nicht aus. Die anderen Zelte fehlen, es sind nur eine Handvoll Leute überhaupt da und von denen kennst du keinen, da bist du dir sicher. Genau genommen gehst du sogar so weit, zu behaupten, dass hier drei Bauernlümmel ein echtes Schlachtfeld plündern - oder vielmehr die Toten. Aber das ist abstrus, nicht wahr?

Du atmetest tief durch, versuchst dich zu beruhigen, doch auch das ändert nichts an deinem Umfeld. Vielmehr wird einer der drei jungen Männer - Himmel! Eher noch ein Kind! Der Bengel mochte mal gerade 15 sein! - auf dich aufmerksam und verlangt zu wissen, wer du bist, wobei er dich argwöhnisch mustert. Irgendwie ahnst du schon, dass deine Antwort keine Rolle mehr spielen wird...

Ankunft

Schon als ich aus meinem Zelt trat konnte ich es riechen, hier stank etwas gewaltig. Klar, wir sind an einigen Feldern vorbeigekommen, aber solche Jauche hatte ich bisher noch nie gerochen, selbst der Mist aus Hühnerställen oder der berühmte Pumakäfig stank nicht so abartig.

Es roch nach Kloake, Verwesung und etwas Süßlichem. Ich richtete mich auf, schob meine Kettenhaube ein Stück zurecht, so dass sie mir nicht halb vor den Augen hing. Warum vergesse ich eigentlich immer ein Lederband einzuflechten, damit das Scheißding nicht ständig rutscht? fragte ich mich in Gedanken selbst.
 

Aus Angewohnheit legte ich meine linke Hand auf mein Schwertgriff und den rechten Daumen schob ich in den Gürtel, schließlich wusste ich nie wohin mit meinen Händen und Hosentaschen hatte ich in dieser Gewandung auch nicht.

Mein Blick streifte über den Ort, an dem eigentlich noch viel mehr Zelte stehen sollten, aber keine standen. Dafür lagen dort überall Körper, teilweise mit Pfeilen oder Bolzen gespickt, andere nur blutig und einigen fehlten Körperteile.
 

Ok, die Orga hat sich ja ziemlich Mühe gegeben, aber wo sind die Anderen? Warum stehen hier nur so wenig Zelte, die SL hatte doch gesagt, hier sei das Lager, aber es scheint eher das Schlachtfeld zu sein. Die Zelte sehn auch eher zerfetzt aus, hat die SL mich aus versehen zu einem Plot Punkt geschickt? Komisch, oder gibt es vielleicht verschiedene Zeltplätze. Verdammt, hätte ich doch die Infomail gelesen. Fluchte ich in Gedanken. Ich zog meine Handschuhe aus dem Gürtel und zog sie an, dann schnappte ich mir meinen Schild, das ich am Zelteingang liegen hatte. Ok suche ich mal die anderen.
 

Ich ging um das Zelt herum und stolperte beinahe über die Abspannung, dabei schlugen meine Beinschienen an einander und meine Schuppenrüstung klapperte gegen mein Kettenhemd. Dies erbrachte mir die Aufmerksamkeit von drei jungen Burschen, die sich gerade an einigen Körpern zu schaffen machten. Mit einem Blick erfasste ich, dass sie ebenfalls Gewandung trugen, sie waren wie ärmliche Bauern gekleidet. Sie trugen weder Wimpel noch Knicklichter, also waren sie zumindest keine SL in Rolle. Vielleicht NSCs oder andere Spieler.

Aber die Situation wirkte so echt, sie erschraken sogar leicht, als sie mich bemerkten. Entweder sie hatten wirklich nicht mit mir gerechnet, oder sie konnten sehr gut Schauspielern. Hinzu kam, dass ich sie weder InTime noch OutTime kannte und die Drei waren schon InTime, komplett in ihre Rolle vertieft. So sah es zumindest für mich aus.
 

Die Drei rotteten sich zusammen und schienen über etwas zu streiten, der eine schüttelte ständig den Kopf, der andere schien seinem Gegenüber anzuschreien und gelegentlich auf mich zu deuten, während der Dritte mich unentwegt anstarrte.
 

Verdammt, das wirkte nicht gut, die Drei hatten zwar nur Knüppel als Waffen dabei, aber sie waren zu dritt und ich nur alleine. Verdammt, verdammt, verdammt. Sowas kann auch nur mir passieren. Während ich die Ansprache durch die Spielleitung verpasse, werde ich von drei Bauern wohl niedergeknüppelt. Keiner in der Nähe der mir helfen könnte und wer weiß wann der nächste Spieler hier vorbeikommt und mich finden könnte. Die Situation war noch beschissener, als damals auf der einen Con, wo ich ohne Stimme, verletzt hinter der feindlichen Linie lag, ohne einen meiner Mitstreiter auf mich aufmerksam machen zu können.

Die Männer schienen sich geeinigt zu haben, denn sie kamen auf mich zu. Zwei von ihnen hatten ihre Knüppel in der Hand, während der Dritte ein Schwert vom Boden nahm. Ok, das könnte ärger geben, sie scheinen provozieren zu wollen, dachte ich mir. Ich selber fasste mein Schild fest und zog ebenfalls mein Schwert.

Wo mein Gegenüber das Schwert drohend, am fast ausgestreckten Arm hielt, ließ ich meinen Schwertarm locker hängen, die Hand am Griff locker aber doch fest und die Spitze meines Schwertes zeigte nach unten.

Während die Drei immer näher kamen, konnte ich einzelne Wortfetzen verstehen. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich sie richtig verstand. Die Worte machten für mich keinen Sinn. Der eine sprach von dem Schwarzen und das die Lilie siegen würde. Die Worte kamen mir bekannt vor, doch ich konnte sie gerade nicht zu ordnen.

 

Nachdem die Drei so nah dran waren, das ich hätte jedes Wort hören konnte, verstummten sie und ich erkannte, dass ich falsch lag. Das waren keine Männer, das waren Jungs, Jugendliche. Das verwirrte mich, in der Conbeschreibung stad doch, dass keine Minderjährigen zugelassen würden und auch die aufwändige Gestaltung des Schlachtfelds, mit den ganzen Blut und den Körpern schrie nach 18+.

„Na, hast dich während der Schlacht wohl versteckt, was Schwarzer?“ spuckte mir einer der Bauern entgegen.

„Ja, damit er danach desertieren kann, hat wohl verstanden, dass der Kaiser hier nicht siegen kann“ höhnte der Zweite.

„Aber das kannst du vergessen, wir lassen dich nicht ziehen“ beendete der dritte.

Ich schaute die Drei verwirrt an, warum bezeichneten die Drei mich als Schwarzer? Weil ich schwarze Gewandung trage? Aber da bin ich doch sicherlich nicht die Einzige hier und für welchen Kaiser soll ich gekämpft, nach deren Meinung scheinbar auch nicht gekämpft haben?

Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, aber mir fiel nichts ein, also schloss ich ihn wieder.

Die Drei lachten, „Seht euch den an, der versteht uns doch gar nicht. Ist sich wohl zu fein um die gemein Sprache zu lernen, genau wie alle Schwarzen“ sprach der Ältere der Dreien.

Ich verenge die Augen, während die anderen sich über meine angebliche Unfähigkeit, sie zu verstehen lustig machten und mir Obszönitäten und Beleidigungen entgegen warfen.
 

Irgendwann reichte es mir, „nur weil mir eure Dummheit die Sprache verschlägt, heißt das noch lange nicht, dass ich euch nicht verstehe“ knurrte ich ihnen entgegen. Sofort verstummten die Drei und schienen kurz in ihren Bewegungen eingefroren zu sein. „Habt ihr das gehört? Er sagt wir wären dumm! Diesem Schwarzen werden wir es zeigen. Keiner sagt zu uns wir wären dumm!“ hetzte der Ältere.

Er war auch derjenige der das Schwert an sich genommen hatte. Er packte den Griff mit beiden Händen, wobei er die ziemlich quetschen musste. Es handelte sich dabei um einen Einhänder nicht um einen Bidenhänder. Er hob das Schwert und stürmte auf mich zu. Ich ließ mein Schwert einmal in der Hand kreisen und hob mein Schild leicht in Position.

Wütend tobte der Tölpel auf mich zu, ich grinste, vielleicht war die Situation doch nicht so ernst. Nur ein Anfänger würde mit weit erhobenen Schwert auf einen Schildträger zu rennen. Mein Grinsen ließ ihn anscheinend noch rasender werden. Mit einem lauten Schrei versuchte er das Schwert auf mich nieder sausen zu lassen. Den Schlag konnte ich problemlos mit meinem Schild abwehren. Seine Freunde oder seine Brüder, ich wusste es nicht, feuerten ihn an.

Er holte zum nächsten Schlag aus, er versuchte scheinbar auf meine Beine zu zielen, viele haben das schon versucht, aber mein langer Umhang, den ich immer trage, verschleierte erstens gut das meine Beine nicht ungeschützt waren und zweitens die genaue Position. Sein Schwert traf meine Beinschiene, verletzt wurde ich zwar nicht, aber er hatte ordentlich Kraft in den Hieb gelegt, so dass ich beinahe den Halt verloren hätte. Der Boden machte es auch nicht besser, er war durchnässt und aufgewühlt und überall lag etwas herum.
 

Unsere Zuschauer johlten auf. Ich verbesserte meine Haltung schnell, bevor der Bauer zum nächsten Hieb ausholen konnte.

Man sah deutlich, dass er keinerlei Erfahrung mit einer solchen Waffe hatte. Er holte zu viel Schwung und wenn er sein Ziel nicht traf, konnte er den Schwung nicht abfangen, so dass sein Schwert ihn herum wirbeln ließ, wie ein Hammerwerfer bei den Olympischen Spielen.

Er versuchte erneut mein Bein zu treffen, diesmal auf Kniehöhe. Ich machte mir erst gar nicht die Mühe zu versuchen den Hieb abzuwehren. Ich drehte mich zur Seite und als er über seine Füße stolperte, schnitt ich mit meinem Schwert über seine Wade. Der Schnitt war tief, aber nicht lebensbedrohlich.
 

Der junge Bauer heulte auf, blieb auf dem Boden liegen und hielt sich sein verletztes Bein. Ich stand über ihm und hielt meine Schwertspitze an seine Kehle. „Noch etwas zu sagen?“ fragte ich den am Boden liegenden.

Dieser schaute mich mit panischen Augen an. Sie wurden sogar wässrig. „Tut mir leid! Tut mir leid!“ jammerte er nur.

Ich sah seine beiden Kumpane an. „Nehmt ihn und lasst euch hier nicht mehr sehen“ sprach ich sie ernst an.

Doch sie näherten sich erst, als ich mich einige Meter entfernt hatte. „Bleibt bei eurem Handwerk, dann lebt es sich leichter!“ rief ich ihnen hinter her, als sie ihren klagenden Freund wegbrachten.
 

Seufzend ließ ich auf eine hölzerne Kiste nieder, die nicht allzu weit entfernt stand. Erst jetzt realisierte ich wirklich was passiert war. Verdammte scheiße, das kann nicht wirklich passiert sein. Seit wann sind meine Waffen echt? Mein Schwert sollte aus Schaumstoff sein, nicht aus Stahl du vor allem nicht so scharf! Das muss ein Traum sein.
 

Geistesabwesend starrte ich auf die blutige Schneide. Ich weiß nicht wie lange ich so gesessen habe, vielleicht Sekunden, Minuten oder auch Stunden, etwas zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich musste nur an meinem Schwert vorbeischauen.

Da lag etwas zwischen den ganzen Körpern, es war ziemlich mit Schlamm bedeckt. Ich ging die paar Schritte hin und kniete mich nieder. Vorsichtig wischte ich den Dreck weg.

Tatsächlich.

Ein schwarzes Schild und ganz prominent darauf eine goldene Sonne.

Ein Nilfgaarder Schild? Was soll das? ich schaute mich um, nicht weit lag noch ein solches Schild, direkt daneben ein blaues mit drei Lilien. Drei Lilien ergeben eine. Schoss mir durch den Kopf. Dieser Ausspruch war ein Teil einer Parole, die Geralt in Wyzima benutzt hatte.
 

Mir ging ein Licht auf. Mein Blick schweifte über das Schlachtfeld, erst jetzt fiel mir auf, dass überall die goldene Sonne und die Lilien zu sehen waren. Warum ist mir das nicht schon eher aufgefallen? fragte ich mich. Ich befand mich eindeutig auf einem Schlachtfeld auf dem Nilfgaard gegen Temerien gekämpft hat.

Oh scheiße, das muss ein Traum sein! Ich war mir sicher das konnte nicht echt sein, das musste ich träumen. Aber wann war ich eingeschlafen? Und seit wann bin ich mir bewusst, dass ich mich in einem Traum befinde, bewusstes Träumen hatte ich noch nie gemeistert.

„Ok, das lässt sich prüfen“ murmele ich vor mich hin. Ich kniff mir in die Wange, „Au, das tat weh. Ah ich hab‘s“ grummelte ich vor mich hin. Mir fiel ein, das ich mal gelesen hatte, dass man in Träumen nicht lesen kann. Man sieht wohl die Schrift, aber man kann sie angeblich nicht entziffern und verstehen. Ich kramte in meiner Tasche umher. Ich zog eins meiner kleinen Büchlein hervor und schlug es auf. >Opus, ein philosophisches Werk für den aufgeschlossenen Geist< stand als Überschrift auf der ersten Seite.

Oh ich war am Arsch, ich konnte sehr gut lesen was auf den Seiten stand, dann ist das wohl doch kein Traum, aber wie kam ich hier her? Und vor allem, wie konnte diese Welt existieren? The Witcher ist doch reine Fiktion! Ich ließ mich wieder auf die Kiste fallen. Als ich das Buch wieder wegstecken wollte, spürte ich etwas Metallenes an meiner Hand.

Verwundert griff ich danach und zu meinem Erstaunen zog ich einen alten Kompass aus der Tasche. Ich runzelte die Stirn, klar in einer anderen Tasche hatte ich auch einen Kompass, aber dieser hier war eindeutig nicht meiner. Ich war mir sicher, dass ich diesen hier auch noch nie gesehen hatte. Ich klappte ihn auf, um zu schauen ob es im inneren des Deckels eine Gravur gab, leider entdecke ich nichts.

Allerdings sah ich so, dass die Kompassnadel sich die ganze Zeit drehte. Egal wo hin ich den Kompass hielt, die Nadel blieb nicht stehen. Seufzend steckte ich den wieder weg. Vielleicht fand sich der Besitzer wieder an, entweder hier oder zuhause in der realen Welt.
 

So langsam dämmerte mir was diese Bauern zu mir gesagt hatten, sie hielten mich für einen Nilfgaarder. Einen männlichen wohl gemerkt, aber dies wäre nicht das erste Mal, dass jemand mich für einen Mann hielt, die Rüstung und der Gambeson verschleierten sehr gut die weiblichen Rundungen und die Kettenhaube meine langen blonden Haare. Auch während meiner Zeit in der Bundeswehr wurde ich häufiger für einen Mann gehalten.

Durch die Rüstung wurde zwar wunderbar mein schwarz/goldenes Oberteil verdeckt, aber mein Umhang hatte eine goldene Ziernaht und meine Hose war ebenfalls schwarz/Gold. Ein Glück, dass ich meinen ledernen Waffenrock noch nicht mit goldener Farbe verziert hatte. Darauf befanden sich bisher nur der stilisierte Wolfskopf, das Symbol meines Lords, Akaron, und eine kleine weiße Rose, ebenfalls stilisiert. Sie symbolisierte meinen Charakter Namen, der ins deutsche übersetzt so viel wie weiße Rose bedeutete.

Was sollte ich bloß machen, hier saß ich nun, scheinbar mitten in Temerien, in Kleidung die mich scheinbar als Nilfgaarder qualifizierte und wusste nicht wie ich nach Hause kommen sollte. Hierbleiben konnte ich nicht, hier lagen hunderte Tote und wenn ich wirklich in der Welt von den Hexern gelandet bin, würde es nicht lange dauern bis die ersten Nekrophagen auftauchten. Wo sollte ich nun hin und wie würde ich dahin kommen? Das Land war klar wo ich mich befand, aber so klein war es nun auch nicht.

Eine Idee schoss mir durch den Kopf, wenn die Bauern mich für eine Nilfgaarderin hielten, sollte ich mich wohl in die Nähe anderer Nilfgaarder begeben. Hm spontan fiele mir da das Zentrallager und die alte Bastion ein, vielleicht auch Burg Krähenfels. Wenn ich mich richtig entsann war Baron Strenger auf der Seite Nilfgaards.

Jetzt blieb noch die Frage zu klären wann ich war. Befand ich mich vor, nach oder während des Spiels >The Wild Hunt<? Und ich brauchte wohl einen Magier oder eine Zauberin. Magier fiel mir spontan nur Dethmold ein, aber der wäre selbst, wenn er nicht schon mittlerweile tot ist, irgendwo in Kaedwin.

Die Zauberinnen, die mir durch den Kopf gingen, hatten alle mit der Loge zu tun und der wollte ich nicht zu nahe kommen.
 

Warte Moment, Ciri, sie war nicht mit der Loge verbunden und sie war die Lady über Zeit und Raum, sie müsste mich nach Hause bringen können. Also stand mein nächstes Ziel fest, erst einmal Nilfgaarder finden und von dort aus nach Wyzima, falls ich zum Kaiser gelangen könnte, hätte er vielleicht die Information wo ich Ciri finden könnte.

Ich kramte meinen funktionierenden Kompass hervor, tja aber in welche Richtung sollte ich gehen? Ich entschloss mich erst einmal grob in Richtung Süden zu gehen. Irgendwann würde ich in dieser Richtung auf die Nilfgaarder Grenze stoßen, hoffentlich.

Ich entschloss mich, nicht direkt auf einem Weg zu bleiben, um eventuellen Patrouillen zu entgehen und ich wollte nicht zu sehr abseits gehen, um größeren Monsterpopulationen fern zu bleiben.

Ich nahm mir noch zwei Wasserflaschen mit, die ich bei den Toten gefunden hatte, sie würden sie eh nicht mehr brauchen.

Mein Schild hatte ich mir auf den Rücken geschnallt, damit ich etwas beweglicher war. Ich lief langsam und vorsichtig, damit mich die Geräusche meiner Rüstung nicht verraten würden. Meine Kapuze des Umhangs hatte ich auf, damit meine Kettenhaube kein Licht reflektieren konnte.
 

Ich kam nur langsam voran, den immer, wenn ich einen Ast knacken hörte oder andere Geräusche, die ich nicht zu ordnen konnte, blieb ich stehen und suchte mir Deckung.

Gefühlt war ich schon eine halbe Ewigkeit unterwegs, bis mir klar wurde, das es anfing zu dämmern. Das war nicht gut, es waren weit und breit keine Häuser in Sicht, noch nicht einmal irgendwelche Ruinen, in denen ich hätte Schutz suchen können.

Auf dem Boden zu rasten, war ganz klar zu gefährlich, denn wenn ich erst einmal eingeschlafen bin, bekommt mich so schnell nichts mehr wach, das hatte die Grundausbildung bei der Bundeswehr gezeigt, selbst eine Übungshandgranate (sie knallt nur sehr laut und verteilt keine Splitter), die in der unmittelbaren Nähe meines Zeltes explodierte, weckte mich nicht auf. Deshalb würde ich im Schlaf auch niemanden hören, der sich mir näherte, egal ob Mensch, Raubtier oder Monster.

Blieb als Nachtlager nur ein Baum, auf dem ich irgendwie ausruhen könnte.
 

Etwas weiter vorne sah ich einen Baum, der stark und hoch genug wirkte, damit ich auf ihm in Sicherheit wäre. Bei ihm angelangt, sah ich ihn mir genau an, ja der dürfte mich halten in der näheren Umgebung deutete nichts auf eine aktuelle Gefahr hin, so konnte ich mich in Ruhe an den Aufstieg machen.

Das war gar nicht so einfach, erst blieb ich mit dem Schwert überall hängen, dann mit dem Schild, welches ich noch auf dem Rücken trug. Einmal wäre ich sogar fast runtergefallen. Nachdem ich ungefähr 3 m über dem Boden war, meiner Meinung nach hoch genug um vor Monstern sicher zu sein, fand ich eine Astgabel direkt am Stamm in der ich mein Schild verklemmen konnte und somit eine bequemere Sitzmöglichkeit hatte. Ich machte es mir so gemütlich wie möglich und prüfte ob noch alle meine Dolche vorhanden waren, die Beiden im Stiefel? Check.

Die Zwei vorne am Gürtel? Check.

Und der am Rücken? Gut auch noch da. Mein Schwert sowieso, das hätte ich gemerkt, wenn ich es verloren hätte. Ich wickelte mich in meinen Umhang und schloss die Augen. Bevor ich wegdämmerte, hörte ich den Geräuschen der Umgebung zu. Eulen waren zu hören, Kaninchen, die in ihre Baue flüchteten, leichtes knacken im Unterholz. Hoffentlich waren das nur Rehe.

Spion?

Ich wachte am nächsten Morgen auf, als mir die Sonne ins Gesicht schien. Zuerst war ich verwirrt und wäre beinahe von meinem Sitzplatz runtergefallen, bis mir wieder einfiel wo ich war und was ich hier machte. Stöhnend streckte ich mich, mir tat alles weh. War kein besonders gut gewählter Schlafplatz, was den Komfort betraf. Ich nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und stellte fest, dass diese jetzt leer war. Man gut das ich zwei mitgenommen hatte, aber auch diese würde nicht ewig halten. Wenn ich Glück hätte würde ich unterwegs auf einen Brunnen stoßen, oder aber zumindest auf einen klaren Bach.

Leider bedeutete in dieser Welt eine natürliche Wasserquelle auch immer Ertrunkene.

So machte ich mich daran mein Schild zu lösen und ließ es anschließend runterfallen, so musste ich es nicht tragen, wenn ich vom Baum kletterte. Springen wollte ich nicht, die Gefahr sich zu verletzen war mir einfach zu hoch. Ohne den Schild blieb ich bim abstieg an nicht ganz so vielen Ästen hängen, aber dafür schlugen mir einige Zweige ins Gesicht und zerkratzten es mir leicht. Na super, das fehlt mir grade noch. Hoffentlich fangen die Kratzer nicht an zu bluten.
 

Am Boden angekommen sammelte ich mein Schild ein und schnallte es mir wieder auf den Rücken, so war es deutlich einfacher tragen. Seufzend machte ich mich wieder auf den Weg, hoffentlich fand ich unterwegs ein paar Beeren oder ähnliches, denn so langsam machte sich mein Hunger bemerkbar. Für den Anfang würden auch erstmal Gänseblümchen und Löwenzahn reichen. Diese Pflanzen wuchsen auch in dieser Welt und ich würde sie definitiv erkennen.
 

Mein Blick ging Richtung Himmel, dunkle Wolken brauten sich in der Ferne zusammen. „Es sieht nach Regen aus“ grummelte ich und musste dann grinsen. Wäre ja auch ein Wunder, wenn es hier mal längere Zeit trocken bleiben würde.

Nachdem ich einige Zeit unterwegs war und die ersten Tropfen fielen, wurden die Bäume immer weniger und ich sah keinen Sinn darin, jetzt noch den Weg zu meiden. Man würde mich so oder so sehen, es würde keinen Unterschied machen ob ich auf dem Weg lief oder über die Wiesen.

Ich kam nun etwas schneller voran, musste aber nun ständig Pfützen ausweichen, der Weg war so schon rutschig genug, da musste ich nicht noch in einer Pfütze landen. Bei meinem Glück oder Pech, je nachdem wie man es nimmt, würde mir das garantiert passieren.
 

Gelegentlich sah ich am Wegesrand einige Gänseblümchen wachsen. Ich sammelte sie solange, bis ich eine gute Handvoll zusammen hatte und spülte sie dann mit etwas Wasser ab. Nach und nach verschwanden erst die Blüten und dann die Blätter in meinem Mund. Es schmeckte zwar nicht sonderlich, aber es füllte meinen Magen zumindest ein wenig. Bäh und sowas wird in Sternerestaurants als Salat serviert. Irgendwie hatten die in meiner Kindheit besser geschmeckt.
 

Die Blumen waren verzehrt und ich hatte meinen Weg fortgesetzt, bis ich zu einer Weggabelung kam. In welche Richtung sollte ich weiter gehen? Beide führten grob in die Richtung, in die ich wollte, aber durch die hügelige Landschaft konnte ich nicht sehen, ob einer von beiden einen Bogen macht. Ich entschloss mich dem zu folgen auf denen mehr Wagenspuren zu sehen waren. Wagen bedeuteten in der Regel Händler oder Konvois und die führten in Ortschaften oder Militärlager.

Falls der Weg zu einer Ortschaft führte, musste ich nur aufpassen, dass die Menschen mich nicht wieder für einen feindlichen Soldaten hielten.
 

Die Mittagszeit müsste schon länger vorbei sein und auch mein Wasser neigte sich dem Ende zu, als die ersten Galgen am Wegesrand auftauchten. Die Kadaver, die noch daran hingen verströmten den unverkennbaren Geruch von verwesendem Fleisch und ich war froh das ich nicht viel im Magen hatte, dies wäre mir bei diesem Gestank wahrscheinlich alles wieder hochgekommen. Wie konnten die Leute hier mit so etwas leben? Auch förderten solche Dinge viele Seuchen, konnten denn die Menschen keinen Zusammenhang sehen, auch wenn vielleicht das medizinische Wissen fehlte?

Ich hoffe ich verletze mich hier nicht ernsthaft oder werde krank. Sowas wie Penicillin wird es hier wohl nicht geben, waren meine weiteren danken dazu.
 

In Gedanken versunken folgte ich dem Weg weiter in der Ferne konnte ich mittlerweile die Silhouetten eines Dorfes erkennen. Darauf fixiert, das Dorf vor der Dunkelheit zu erreichen, achtete ich nicht mehr wirklich auf die Umgebung, bis ich zu meiner rechten auf einmal ein knurren und jaulen hören konnte. Erschrocken blieb ich stehen und sah mich um. Ein kleines Rudel wilder Hunde zankte sich offenbar um ihre Beute.

Nicht gut, gar nicht gut, überhaupt nicht gut. Hoffentlich bemerken die mich nicht, hoffte ich im Stillen. Langsam wich ich zurück, mein Schwert zog ich vorsichtshalber, auch wenn mir das wahrscheinlich nicht viel nütze wird. Ich hatte keinerlei Kampferfahrung gegen solche Kreaturen.

Natürlich verließ mich mein Glück und einer der Hunde bemerkte mich. Bislang war er der Einzige, aber spätestens, wenn es zum Kampf kam und der würde sich nicht vermeiden lassen, würde das restliche Rudel meine Anwesenheit bekannt werden.

„Liebes Hundi, braves Hundi, geh zurück zu deinen Freunden, ich schmeck doch gar nicht“ flüsterte ich beim Rückwärts gehen, als der Hund auf mich zu kam.

Natürlich hörte der Hund nicht auf mich, wäre ja auch zu einfach gewesen. Ich versuchte mich größer zu machen in dem ich mich aufrichtete, aber das hatte ebenfalls keinen Zweck. Hunden, egal wie verwildert, fehlten meist die Instinkte und waren meist schon zu sehr an Menschen gewöhnt. Wer weiß, wie viele diesem Rudel schon zum Opfer gefallen waren.

Menschen waren für sie nur noch Beute keine Gefahr mehr. Um ihn kampflos los zu werden, würde mir nur noch lautes Brüllen helfen, aber das würde das restliche Rudel definitiv auf mich aufmerksam machen und dann würde diese Taktik auch nicht mehr funktionieren. Ich schickte schnell ein Stoßgebet in den Himmel, auf das mir irgendein Gott, der mich hören würde, Hilfe schicken würde.
 

Der Hund stand mittlerweile direkt vor mir und schnappte nach mir. Aus Reflex schlug ich nach ihm und traf ihn an der Nase. Er fiepte kurz, schüttelte seinen Kopf und sprang auf mich zu. Der war eindeutig ein schwierigerer Gegner als der Bauernjunge von gestern. Ein tritt von mir traf ihn zwar und brachte ihn aus dem Konzept, aber zu meinem Verdruss jaulte er nach seinen Rudelmitgliedern. Es kamen ihm zum Glück nicht alle zu Hilfe, zwei weitere kamen auf mich zu, aber die anderen drei blieben vorerst bei ihrer vorherigen Beute. Sollte mir recht sein. Drei Gegner reichten mir völlig. Zumal ich auf einen solchen Kampf gar nicht vorbereitet war.

Pfefferspray wäre jetzt wirklich hilfreich, aber das stand mir nicht zu Verfügung. Die Hunde senkten knurrend ihr Köpfe in eine drohende Geste. Der, der mir am nächsten stand, sprang auf mich zu. Ich hob meine Arme um ihn abzuwehren, doch der Schwung riss mich um.

So lag ich nun im Schlamm auf dem Rücken, einen hungrigen Hund über mir, der nach meinem Hals und mein Gesicht schnappte. Mit einem Arm versuchte ich ihn auf Abstand zu halten, während ich mit der anderen Hand nach einem meiner Dolche suchte. Mein Schwert lag außer Reichweite, aber aufgrund seiner Länge wäre es in dieser Situation wohl auch mehr hinderlich als hilfreich.

In seiner Rage versuchte der Hund mit seinen Krallen nach mehr Halt, damit dann mehr Kraft und sein Körpergewicht nutzen zu können, um seinem Ziel mit seinen Zähnen näher zu kommen.

Meine Arme und mein Oberkörper waren durch die Rüstung bzw. das Kettenhemd relativ gut geschützt, aber meine Oberschenkel leider nicht. Dort trennte nur etwas Baumwollstoff meine Haut von den Krallen. Der Stoff riss und die Krallen bohrten sich in meine Haut und rissen sie mit jeder Bewegung des Hundes weiter auf. Der Schmerz und der Kampf, mit dem einem Hund lenkte mich so erfolgreich von den anderen ab, dass ich gar nicht mit bekam das ich wirklich Hilfe erhielt.
 

Irgendwann hatte ich dann endlich meinen Dolch zur Hand und stach auf den Rumpf des Hundes solange ein, bis dieser regungslos auf mich fiel.

Mit großer Kraftanstrengung, nicht dass ich noch viel Kraft gehabt hätte nach fast zwei Tagesmärschen, dem schlechten Schlaf und so gut wie keiner Nahrung. Ich versuchte mich aufzurichten und mir das Blut vom Gesicht zu wischen, als ich auf einmal auf eine Hellebardenspitze schaute, die mir jemand vors Gesicht hielt.

Ich hielt in meiner Bewegung inne und folgte mit den Augen der Hellebarde entlang, über die Arme bis in das Gesicht eines Soldaten. Vorsichtig schaute ich nach links und rechts, um mich herum stand ein Trupp Soldaten. Die meisten mit den Rücken zu mir und sicherten scheinbar die Umgebung. Das Rudel Hunde lag tot in der Nähe.
 

„Wer bist du und was willst du hier?“ sprach mich der scheinbare Truppführer an. Sprach der englisch zu mir? Nein das konnte nicht sein, überlegte ich kurz und besah mir den Soldaten noch mal genauer. Nein, der spricht der kein Englisch, uh wenn es für mich so wirken mag. Es ist wohl eher Nilfgaardisch, kam ich zum Schluss.

„Wirds bald was mit der Antwort, oder sollen wir dich gleich hier wegen Spionage aufknüpfen?“ drohte der Truppführer.

Stöhnend ließ ich meinen Kopf zurück auf den Boden fallen. Natürlich, das kann nur mir passieren. Beide Seiten im Krieg hielten mich für jemanden aus dem feindlichen Lager. Warum immer ich? Kann mein Glück nicht wenigstens einmal etwas länger anhalten?

Für den Soldaten hatte ich mir mit der Antwort wohl zu viel Zeit gelassen, denn er drückte mir nun mit der Hellebarde direkt unters Kinn.

„Nein, nein. Ich bin kein Spion. Mein Name ist Alanya Trandafirul“ antwortete ich schnell in Nilfgaardisch und hoffte das meine Aussprache nicht zu sehr daneben lag. Meinen richtigen Namen wollte ich jedenfalls nicht nennen, daher hatte ich mich für den Namen meines LARP Charakters entschieden. Auf die schnelle wäre mir sowieso kein vernünftiger eingefallen.

Der Truppführer runzelte die Stirn. „Der Name stammt nicht aus Nilfgaard, wo kommst du her?“

Scheiße was sollte ich jetzt sagen? Ich konnte ja schlecht sagen das ich aus einem anderen Universum stammte. Aber wahrscheinlich würde jede meiner Erklärungen unglaubhaft klingen.

„Ich komme von einem anderen Kontinent, es gab in meiner Nähe wohl einen magischen Unfall. Jetzt suche ich nach jemanden der mir zurück helfen kann“ log ich schnell, wobei eine so große Lüge war das ja eigentlich gar nicht. Ich hatte nur nicht gesagt das der Kontinent nicht in diesem Universum besteht.

„Hey Feldwebel, seht euch mal die Symboliken auf dem Wappenrock an. Der Wolf sieht fast aus wie das Medaillon, das die Hexer tragen und die Rose habe ich glaube auch schon mal irgendwo gesehen“ sprach der Hellebardenführer seinen Truppführer an.

Dieser besah sich die Symboliken und starte mir dann in die Augen. „Sag bist du ein Hexer?“ fragte er.

Ich sah ihn mit großen Augen an, was ich ein Hexer? Tickt der noch ganz richtig? Katzenaugen habe ich nicht, danke.
 

Ich öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch ich brachte keine Antwort hervor. Ich fing an zu lachen. Die umstehenden Soldaten schauten mich an, als wäre ich verrückt geworden. Nun ok, so sah ich vermutlich auch aus, im Schlamm liegend, voll mit Blut und wild lachend.

Erst als sich der Druck der Hellbarde erhöhte, hörte ich mit meinem Gackern auf. Ich schaute den Feldwebel an, „Ich trage weder zwei Schwerter, noch habe ich Katzenaugen. Außerdem wäre wohl kein Hexer beinahe von einem tollwütigen Hund gefressen worden. Also nein ich bin kein Hexer“ gab ich ihm die Antwort, auf die er noch gewartet hatte.

Ich hoffte doch, dass sich mein äußeres nicht verändert hatte, doch bei Magie konnte man sich nie sicher sein und ich war mir zumindest sicher das mich irgendwelche Magie mich hier hergebracht hatte.
 

Der Blick des Feldwebels änderte sich nicht, aber er würde mich nicht mehr direkt als potenziellen Spion aufknüpfen wollen, wie ich gleich erfahren sollte. „Du kommst mit uns mit, der Kommandant wird über dich entscheiden“ verkündete er.

Ich seufzte erleichtert auf, „Könnte ich dann vielleicht meine Waffen zurückbekommen?“ wollte ich wissen, während ich mich langsam in eine sitzende Position brachte. Ich bekam nur einen Blick als Antwort, der so viel aussagte, ist das dein ernst?

„Gefreiter Müller, binde ihm die Hände und setz ihn auf dein Pferd, du führst ihn. Alle anderen ebenfalls aufsitzen“ befahl er. Vielleicht sollte ich meine Kettenhaube bei Gelegenheit mal absetzen, so langsam aber sicher nervt es, dass mich alle für einen Mann hielten, beschwerte ich mich in Gedanken.

Der Gefreite band meine Hände mit einem rauen aber stabilen Seil zusammen und zog mich in eine stehende Position. Er versuchte es zumindest, meine Wunde am Oberschenkel musste tiefer oder größer sein, als ich vermutet hatte. Das Bein gab unter meinem Gewicht nach und ich sank mit einem Schmerzensschrei zurück auf den Boden.

Der Gefreite grinste nur blöd, nutze die Gelegenheit um mir mein Schild vom Rücken zu nehmen und befestigte es an der Seite seines Pferdes. Erst dann schnappte er mich und hievte mich wie ein Lumpensack über die Schulter.

Ich befürchtete schon, dass er mich übers Pferd legen würde, aber ich hatte Glück und er setzte mich in den Sattel. Meine Proteste ignorierte er dabei vollkommen. Er schnappte sich die Zügel und ordnete sich zwischen den anderen Soldaten ein. Wie begeistert er davon war, dass er jetzt dank mir zu Fuß laufen musste, ließ er mich daran merken, dass er bei fast jeder Gelegenheit gegen mein verletztes Bein stieß. Ich zischte jedes Mal vor Schmerz, was ihn befriedigt grinsen ließ.

Es verhinderte zumindest, dass ich vor Erschöpfung einschlief und vom Pferd fallen würde, denn jetzt nachdem sich das Adrenalin aus meinem Körper verabschiedete, blieb nur noch bleierne Müdigkeit zurück.
 

Wir hatten das Dorf durchquert und wenn Blicke töten könnten, wären wir wohl alle viele grausame Tode gestorben. Keiner der Dorfbewohner traute sich wirklich etwas anderes zu machen, außer bösen Blicken und die Kinder hinter sich oder in den Häusern zu verstecken, aber es war trotzdem kein angenehmes Gefühl. In dem Sinne hatte ich wohl Glück, das mich die Patrouille aufgegriffen hatte, so kam ich auch meinem Ziel näher. Wenn die Situation anders gewesen wäre, hätte ich die Hunde vielleicht nicht überlebt und wenn, hätte ich immer noch nicht gewusst wo sich das Lager der Nilfgaarder befand. Jetzt wurde ich sogar direkt hingeführt.

Die Soldaten unterhielten sich, doch ich schenkte den Gesprächen keine Beachtung, zu müde war ich mittlerweile. Ich stützte mich mit meinen Händen auf dem Pferdehals ab und versuchte der Versuchung, meine Augen zu schließen, zu widerstehen.
 

Die Dämmerung hatte mittlerweile der Nacht abgelöst, als wir endlich das Lager erreichten. Auf dem Weg hier her war zum Glück nichts weiter passiert. Wir hörten in der Ferne zwar Wölfe und andere Geräusche, die mich an Nekker denken ließen, aber wir sahen keine von ihnen. Einen weiteren Angriff hätte ich heute nicht mehr verkraftet.

Das Lager war von einer Holzpalisade umgeben, was für mich darauf hindeutete, dass es kein schnell errichtetes, provisorisches Lager war. Entweder waren die Nilfgaarder bereits länger hier, oder rechneten mit einem längeren Aufenthalt in dieser Gegend.

Die Wache am Tor ließ uns passieren, nachdem der Feldwebel einige Worte mit ihnen gewechselt hatte. Auf der Freifläche die direkt hinter dem Tor lag, hielt der Trupp an und stiegen von ihren Pferden. Mich zogen sie auch vom Pferd und ein paar starker Arme verhinderten, dass ich erneut Bekanntschaft mit dem Boden machte. Der Feldwebel betrachtete mich mit einem Stirnrunzel. „Hauptgefreiter Gerstenberg, bring den Gefangenen ins Lazarett, er bleibt nicht ohne Aufsicht, alles was er bei sich trägt, kommt ins Kommandantur Zelt. Alle anderen, kümmern sich um die Pferde und die Ausrüstung. Morgen habt ihr vorerst frei“ gab er Anweisung.
 

Der Soldat, der mich stützte, war scheinbar auch der Hauptgefreite, denn er führte mich nach links weg. Wir kamen an einigen kleineren Zelten und einem Lagerfeuer vorbei, an dem einige Männer saßen und ordentlich Alkohol vernichteten. Wortlos wurde ich an ihnen vorbeigezogen, bis wir vor einem großen Zelt standen. Der Äskulapstab auf dem Holzschild verkündigte eindeutig, dass dies das Lazarett war.

Ein Arzt war auf uns aufmerksam geworden und kam auf uns zu. Als er das ganze mittlerweile getrocknete Blut auf mir sah erbleichte er leicht. Anscheinend befürchtete er, dass es von mir stammte. Mein missglückter Versuch eines beruhigendes lächeln machte die Sache nicht besser.

Er unterstützte den Hauptgefreiten und brachte mich ins Zeltinnere auf eine Art Feldbett.

Der Arzt durchschnitt meine Fesseln, bevor irgendwelche Proteste eingelegt werden konnten. Ich rieb kurz meine Handgelenke, bevor ich die Schließe meines Umhangs öffnete und ich ihn nach hinten gleiten ließ. Da ich danach damit beschäftigt war endlich meine Kettenhaube abzunehmen, bekam ich den unglücklichen Blick meiner Wache nicht mit, als er sah, dass sich hinten an meinem Gürtel ein ungefähr 30 cm langer Dolch befand. Ebenso war noch der eine Dolch vorne an meinem Gürtel und die zwei im Stiefel hatte er noch gar entdeckt. Mein Schwert und den fünften Dolch, ebenso wie mein Schild hatte einer der anderen Soldaten in Gewahrsam.

Ich fuhr mir mit meinen Fingern durch die Haare, das würde eine Arbeit werden, die zu entwirren. Ich löste die Schnallen meines Waffenrocks, zog ihn über den Kopf und ließ ihn auf den Boden zu meinen Gürteln fallen. Meine Schuppenrüstung bekam ich noch alleine aus, aber bei dem Kettenhemd benötigte ich Hilfe. Es landete auf dem Haufen, ebenso wie der Gambeson, der folgte.

Ich zog die Dolche aus den Stiefeln und warf sie ebenfalls auf den Haufen. Meine Ringe hatte ich in meinen Münzbeutel getan.

„Soll ich noch mehr ablegen?“ fragte ich meine staunende Wache.

Er schaute immer wieder von mir auf den Haufen und zurück, sein Gehirn schien die Tatsache, dass ich kein Mann, sondern eine Frau war, immer noch zu verarbeiten. Er schüttelte den Kopf, erklärte dann dem Arzt das ich das Zelt nicht verlassen dürfte und sammelte dann meine Sachen ein, um sie ins Kommandantur Zelt zu bringen.
 

„Ich will jedes einzelne Teil wiederhaben!“ rief ich ihm noch hinter her. Der Arzt hatte bislang noch kein Wort an mich gerichtet, sah aber erleichtert aus, vermutlich erkannte er, dass das meiste Blut wohl doch nicht von mir war.

„Wenn du bitte die Hose ausziehen würdest, damit ich mir die Verletzung am Bein anschauen kann“ wurde ich gebeten. Mit ächzen zog ich mir die Stiefel von den Füßen und zog mir die Hose aus. Die Tunika, die ich über dem Wams trug, reichte mir zum Glück bis zur Mitte der Oberschenkel und ich stand schon oft genug nur mit Unterwäsche bekleidet vor Ärzten, so dass ich dies Prozedere mittlerweile ohne große Scham hinter mich bringen konnte.

Ich schielte auf meine Wunde runter und mir wurde fast schlecht. Sah ziemlich übel aus. Na hoffentlich entzündet sich das nicht großartig, hoffte ich. Aber definitiv würde das eine ordentliche Narbe, nicht das ich noch keine hätte, denn selbst Insektenstiche hinterließen bei mir häufig kleine Narben.

Der Arzt drückte mich in eine liegende Position, während er mir erklärte was er tun würde. Er würde die Wunde erst säubern, dann vernähen bevor er sie verbinden würde. Er legte sich alles was er brauchen würde zurecht und nahm sich dann eine Flasche mit klaren Inhalt.

Als er anfing das über die Wunde zu kippen, wurde mir ganz schnell bewusst, dass es kein Wasser war, es brannte höllisch. Ich umklammerte krampfhaft den Rahmen des Feldbetts, während ich diverse Flüche und Schimpfworte durch meine zusammen gepressten Zähne zischte.
 

Meine Wache kam gerade wieder rein und blieb abrupt stehen, als ihm gewahr wurde das ich gerade kein nilfgaardisch sprach, dies erhöhte natürlich sein Misstrauen und den Verdacht das ich ein feindlicher Agent war. Aber dies war mir in diesem Moment völlig egal, denn der Arzt hatte die Reinigung eben beendet und schob mir ein Stück Leder zwischen die Zähne, weil er mit dem nähen der Wunde anfangen wollte.

Die ersten Stiche bemerkte ich kaum, denn die Wunde brannte immer noch ziemlich, aber jeder weitere Stich wurde schmerzhafter, vor allem als er anfing die Geweberänder zusammen zu ziehen. Tränen sammelten sich in meinen Augen und rollten dann mein Gesicht hinunter.
 

Scheinbar bin ich zwischendurch bewusstlos geworden, denn als ich meine Augen wieder öffnete, konnte ich durch die Zeltplane erkennen das es draußen wieder hell war. Als ich mir meiner Umgebung langsam bewusster wurde, bemerkte ich das mich jemand zugedeckt hatte. Fesseln trug ich keine. Ich versuchte mich aufzusetzen, als eine Krankenschwester hinter der Trennwand auftauchte. Sie fragte wie es mir ging, schaute sich die Wunde an und schmierte eine Salbe drauf, bevor sie wieder einen Verband anlegte.

Nachdem ich sie gefragt hatte, brachte sie mir eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen damit ich mich reinigen konnte. Ich erhielt auch saubere, trockene Kleidung, etwas ganz Einfaches ein langärmliges Schnürhemd aus Leinen und eine Stoffhose. Meine eigentliche Kleidung sollte ich wiederbekommen, sobald sie sauber war. Na hoffentlich finden auch wirklich alle meine Sachen zu mir zurück, waren meine Gedanken dazu.
 

Ich zuppelte gerade mein Hemd zurecht, als meine Wache wiederauftauchte. „Ah endlich wach, gut der Kommandant will dich sprechen“ waren seine ´freundlichenˋ Worte zur Begrüßung.

Ich schlüpfte in meine Stiefel und stellte mich vorsichtig auf die Beine. Erstaunlicherweise tat die Wunde kaum weh, die Salbe schien wohl betäubende Eigenschaften zu haben. Die Wache trat hinter mich, „Hände auf den Rücken“ gab mir der Hauptgefreite Anweisung.

Ich tat dies, aber nicht ohne zu murren. Er legte mir Handschellen an. „Du hast doch wohl nicht geglaubt hier frei durchs Lager laufen zu dürfen, ohne dass deine Absichten klar sind“ merkte er nur an und schob mich, mit der Hand auf meiner Schulter aus dem Lazarett.

Im Lager war jetzt nun deutlich mehr los, als in der letzten Nacht. Einige Soldaten waren dabei gegen Attrappen zu kämpfen, andere standen in Reih und Glied und erhielten Anweisungen von ihrem Vorgesetzten und ein Teil der Soldaten saßen um die einzelnen Feuerstellen herum, tranken und unterhielten sich. Viele schauten uns neugierig hinterher, als ich ins Kommandantur Zelt eskortiert wurde.

Dort angekommen wurde ich auf einen einzeln stehenden Schemel gesetzt, meine Wache immer noch hinter mir stehend. Nachdem sich meine Augen an die gewechselten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, schaute ich mich im Zelt um. Auf einem Tisch an der Seite lagen meine Sachen, der komplette Inhalt, den ich gewöhnlich in meinen Gürteltaschen mit mir herum trug, war darauf verteilt. Natürlich hatten sie alles durchsucht, das hätte mir klar sein müssen, als der Feldwebel gestern sagte, er würde mich für einen Spion halten. Mein Blick verriet meinen Unmut darüber.
 

Der Feldwebel trat gefolgt von einem weiteren Mann das Zelt. Beide sahen mich verwirrt an. „Gerstenberg, wer soll das sein?“ blaffte der Feldwebel.

„Der Gefangene von gestern, Sir“ rechtfertigte sich meine Wache.

„Aber das ist doch ein Weib!“ wetterte der andere Mann.

„Ja Sir!“ bestätigte der Hauptgefreite.

„Feldwebel, du sagtest doch, dass ihr einen potenziellen feindlichen Agenten gefangen habt. Und jetzt sitzt hier ein Weib? Wirst du blind oder zu alt für deinen Posten?!“

Der Feldwebel wurde blass, „Nein Sir. Sie war gekleidet wie ein Mann und als wir sie fanden, kämpfte sie gerade ein Rudel wilder Hunde“ versuchte der Feldwebel zu beschwichtigen.

Ja ist immer ganz wichtig als Vorgesetzter sich vor Untergebenen und Gefangenen zu streiten, das zeugt von guter Führungsqualität, dachte ich mir. Was sagte mein Oberfähnrich damals in der Ausbildung, wenn wir jemals in Gefangenschaft geraten sollen wir nur Dienstgrad, Name, Personenkennziffer und Einheit bekannt geben, außerdem darauf hinweisen das wir Sanis sind. Großartig das bringt mich hier auch nicht weiter, schließlich existierte nichts davon in dieser Welt. Ich werde erstmal abwarten was passiert, überlegte ich mir.
 

Der Kommandant, ich ging zumindest davon aus, dass es sich um den Kommandanten handeln musste, ignorierte mich erst einmal weiter und ging zum Tisch rüber. Er besah sich meine Sachen durchblätterte meine Notizen, lesen konnte er sie wahrscheinlich nicht, denn hier gab es als Schrift ja diese komischen Runen. Er öffnete sogar die versiegelten Schriftrollen, die ich eigentlich dem Meister meines LARP Charakters übergeben wollte. Als er sie entrollt hatte, zog er eine Augenbraue hoch und sah mich misstrauisch an, selbst wenn er die Schrift nicht lesen konnte musste ihm klar geworden sein, dass sie verschlüsselt waren. Er schaute weiter über meine Sachen und seine Augen blieben an einer Lederrolle hängen. Als ich sah wie er sie zur Hand nahm und dabei war sie zu öffnen, ließ ich meinen Kopf hängen und starrte auf meine Fußspitzen. Das was der Kommandant in der Hand hatte, enthielt mein Dietrich-Set, sowie Draht und einige Feilen um Schlüssel nachmachen zu können.

Wie sollte ich den jetzt denen klar machen, dass ich kein Spion war, wenn doch sonst alles dafür sprach.
 

Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich zuerst gar nicht mitbekam, dass ich angesprochen wurde. Der Hauptgefreite stieß mich an und deutete auf den Kommandanten. Ich sah zu ihm hoch, er hielt mir eine der Schriftrollen entgegen, die für Akaron bestimmt waren. „Was ist das?“ wollte er wissen.

„Eine Schriftrolle, beschriebenes Pergament. Sieht man doch“ antwortete ich verwirrt.

War wohl die falsche Antwort, denn ich bekam eine Ohrfeige, die es in sich hatte. Meine Augen brannten vor Tränen, nicht nur vor Schmerz, sondern auch vor Scham, den soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich noch nie eine erhalten.

„Nochmal, was ist das? Was steht darin?“ fragte er mich wütend.

„Es ist ein Brief, an Lord Akaron. Es geht um eine Hexe und ihre Schüler, die ich für ihn im Auge behalten sollte“ antwortete ich. Dies war nicht gelogen, es stand wirklich darin, aber ich würde ihm sicherlich nicht erklären, dass es nur auf Veranstaltungen passiert war und somit nicht die reale Welt wiederspiegelte, aus der ich kam. Er würde das Konzept wahrscheinlich eh nicht verstehen, da dann doch lieber mit Halbwahrheiten spielen, die er verstehen konnte.

„Nie gehört. Welche der Zauberinnen lässt er den verfolgen?“ fragte er weiter.

Ich schüttelte den Kopf, „Würde mich wundern wen der Name hier bekannt wäre, wie ich dem Feldwebel gestern schon sagte, ich stamme nicht von diesem Kontinent. Und er lässt keine Zauberin verfolgen, sondern eine Hexe. Sie heißt Lyria“ antwortete ich.

Die beiden Männer stutzten, „Sie wurde nach einem Land benannt?“ wollte der Feldwebel wissen.

Ich nickte, „Scheinbar, wenn es hier eines gibt das so heißt.“
 

Die Befragung ging noch Stunden weiter, immer mehr musste ich mit Halbwahrheiten antworten, immer mehr LARP Geschehnisse mit der realen Welt vermengen. Hoffentlich stürzte mein Konstrukt der Lügen nicht irgendwann über mir zusammen.

„Leute, ich bin wirklich kein Spion, ich will hier auch niemanden Schaden ich will einfach nur nach Hause zurück“ quengelte ich irgendwann. Ich hatte die Nase voll, war super hungrig und todmüde. Jeder Muskel tat mir weh und meine Beine waren vom Sitzen schon lange eingeschlafen.

„Wir werden sehen, du bleibst unter Beobachtung, bis sich ein Schriftgelehrter durch die ganzen Dokumente gearbeitet hat.“ Ich seufzte, das würde ewig dauern, warum nahm ich das ganze Zeug eigentlich immer mit? Ah ja, weil haben immer besser als brauchen ist.
 

Der Kommandant hatte dem Feldwebel zwischendurch wohl neue Befehle gegeben, denn er zog mich überraschend hoch, was mich deutlich wanken ließ. Auf wackeligen Beinen stieß er mich durch das Lager zu einem abgetrennten Bereich, dort standen viele Käfige, einige von ihnen besetzt, aber die meisten leer. Ich versuchte mich loszureißen, als mir klar wurde das wir zielgenau auf eben einen solchen zusteuerten. Doch meine Versuche waren erfolglos. Ich wurde in einen der Käfige geschubst und die Tür hinter mir zugeschlagen. Mit einem höhnischen Grinsen verabschiedete sich der Feldwebel und stiefelte davon. Ich schaute ihm ungläubig hinter her, das konnte der doch nicht machen. Ich schlug wütend gegen die Tür, das brachte mir aber nur eine schmerzende Hand ein.

Ich setzte mich in die Ecke des kleinen Käfigs und verschränkte die Arme vor der Brust. Zu meinem Ärger machte sich jetzt auch die Verletzung am Bein, durch ein pochendes Gefühl, auf sich Aufmerksam. Um mich ein wenig abzulenken summte ich mit geschlossenen Augen vor mich hin, aber ich merkte nicht, dass es sich um die Melodie des Schlafliedes handelte, das Oriana im Waisenhaus gesungen hatte.

Auf nach Wyzima

Ich war gerade am wegdösen, als sich jemand vor meinen Käfig stellte und sich räusperte, um auf sich aufmerksam zu machen. Erschrocken öffnete ich die Augen und wollte aufspringen, was jedoch von meiner Verletzung am Oberschenkel erfolgreich verhindert wurde, so ließ ich mich mit einem gequälten Stöhnen wieder sinken, was meinen Besucher nur milde lächeln ließ. Wenig begeistert grummelte ich vor mich hin und als mein Bauch dem knurrend zustimmte schoss mir die Röte ins Gesicht und den Soldaten leicht lachen.

„So wie es klingt, scheine ich ja zur rechten Zeit gekommen zu sein“ diese Worte ließen mich aufhorchen. Ich besah ihn mir genauer, es war ein älterer Soldat, vielleicht an die 50. Sein Haar war an den Schläfen grau und die Geheimratsecken sehr ausgeprägt.

„Wozu, ein weiteres Verhör, oder steht das Urteil doch schon fest?“ fragte ich trotzig.

„Na, na, wer wird gleich so böse sein. Von einem weiteren Verhör weiß ich nichts, aber das muss nichts heißen“ antwortete der Mann gelassen.

„Dann willst du dich wohl lustig machen, was?!“ zickte ich weiter.

Sein Blick wurde ernst. „Nun, wenn du dich weiter wie ein bockiges Kind verhalten willst, dann sollte ich dich wohl auch wie eins übers Knie legen“ murrte er. Meine Augen wurden groß als er anstalten machte, den Käfig zu öffnen.

„Das wagst du nicht!“ versuchte ich ihm zu drohen, er lachte nur als Antwort.

„Nur mit der Ruhe. Ich will dir nur deine Ration geben“ beschwichtigte er. Er stellte eine Schalle, der Inhalt sollte wohl Eintopf darstellen, einen Krug mit Wasser und in Stück Brot vor mich hin. Ich beäugte das Essen misstrauisch, kam aber dann zu dem Schluss, dass es schon nicht vergiftet sein wird. Während ich aß, beobachtete ich, wie der Soldat sich an ein Feuer in der Nähe setzte. Seine Kameraden begrüßten ihn lachend und scherzend. Ich verstand zwar nicht was sie sagten, aber da sie immer wieder zu mir rüber sahen ging es wohl um mich.
 

So vergingen die nächsten Tage, ich durfte nur aus dem Käfig, wenn ich mich erleichtern musste und das eine Mal, wo ich ins Lazarett gebracht wurde, damit der Arzt sich die Verletzung ansehen konnte, dort erhielt ich auch die Gelegenheit mich richtig zu waschen, eine Dusche wäre mir zwar lieber gewesen, aber es war besser als gar nichts. Für die Nacht bekam ich abends eine Decke, die ich allerdings morgens wieder abgeben musste. Schließlich sollte ich zwar nicht großartig krank werden, es aber auch nicht zu bequem haben. Als ob eine einzige einfache Decke etwas daran ändern würde.
 

Am gestrigen Abend konnte ich einige Soldaten hören, wie sie darüber sprachen, das wohl heute jemand wichtiges aus Wyzima hier ins Lager käme. Nun das interessierte mich nicht wirklich, aber die Gespräche der Wachen zu lauschen, brachte wenigstens etwas Abwechslung. Aber sie sprachen fast nur über irgendwelche weibliche Errungenschaften oder angebliche Siege auf dem Schlachtfeld. Es war also die meiste Zeit nur Angeberei.

Zu meiner Verwunderung kam am Morgen nicht der übliche Soldat, sondern der Feldwebel, der mich vor einigen Tagen gefangen genommen hatte. Es sah auch nicht so aus, als ob er mir mein Stück Brot zum Frühstück bringen wollte.
 

Er befahl mir mich mit dem Rücken zur Tür zu stellen, damit er mir Handschellen anlegen konnte. Ich seufzte, nun schien es mit dem Verhör weiter zu gehen. Wie ich es mir gedacht hatte, brachte er mich in die Kommandantur. Wir betraten gerade das Zelt, als ich sehen konnte wie der Rest meiner Sachen in einer Kiste verschwand und hinausgetragen wurde.

Ich wollte gerade fragen was das zu bedeuten hat, als der Kommandant mit einem Fremden und einigen Soldaten hereinkam. Die Soldaten nahmen Stellung, dies ließ mich erahnen, dass es wohl die Leibwache des Fremden war.

„Warum trägt sie kein Demeritium?“ wollte der Fremde gleich vom Kommandanten wissen.

„Nun sie hat keinerlei Anzeichen von Magie gezeigt, Meister Albrich. Daher sahen wir es als nicht nötig an“ antwortete der Kommandant.

„Ach und das kannst du so einfach feststellen, ob jemand magisch ist? Du kannst dich einfach so über die Bestimmungen des Kaisers hinwegsetzen? Es steht ganz klar geschrieben, sollte auch nur der geringste Verdacht bestehen, dass ein Häftling mit Magie zu tun hat, wird er mit Demeritium gefesselt. Und laut dem Verhörprotokoll hat der Häftling mit Magie zu tun!“ brüllte Albrich den Kommandanten an.
 

„Ähm, ich stimme dem Kommandanten zu, das ist nicht nötig. Ich bin so magisch wie ein Meter Feldweg“ warf ich dummerweise ein. Dumm deshalb, weil es nun den Zorn des Fremden auf mich zog, er wirbelte herum und verpasste mir, mit dem Stab, den er in der Hand hielt, einen Schlag ins Gesicht. Ich spürte wie meine Lippe und meine Stirn aufplatzte, warmes Blut floss mir durchs Gesicht. Der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen und ließ mich Sterne sehen.

„Sei still Weib, dich hat keiner nach deiner Meinung gefragt“ knurrte er.

Na das war aber ein netter Zeitgenosse, hoffentlich verschwand der bald wieder.
 

Während ich mich von dem Schlag und den daraus folgenden Schmerzen erholte, hatte der Feldwebel die Fesseln ausgetauscht und der Kommandant mit Albrich ihre Unterredung beendet. Leider hatte ich nicht mitbekommen worum es ging, so wurde ich unvorbereitet nach draußen geschleift und auf einen Pferdekarren geworfen. Ich rappelte mich in eine halbwegs sitzende Position auf und beobachtete das treiben um mich herum. Es wurden noch einige Kisten und Säcke verladen, während ein Trupp Reiter aufsaß und sich um die Wagen postierten.

Zu meinem Entsetzen musste ich beobachten wie dieser Meister Albrich sich in eine Kutsche setzte, die Eindeutig mit zu dem Konvoi gehörte, in dem ich mich befand. Mir blieb dieser Arsch also doch noch eine Weile erhalten. Womit hatte ich das nur verdient?
 

Es dauerte nicht lange bis wir uns in Bewegung setzten, nachdem wir die Lager Tore passiert hatten wurden die Pferde in einen leichten Trab getrieben. Das Tempo und der schlammige Weg ergaben eine ziemlich holprige fahrt. Hoffentlich würde der Weg besser, denn ich hatte das Gefühl, dass dies eine längere Fahrt werden würde.

Ich rutschte näher zum Wagenrand, so dass ich mich wenigstens ein wenig anlehnen konnte. Irgendwie war ich froh, dass ich heute noch nichts zu essen bekommen hatte, durch die Schaukelei und den Kopfschmerzen, hätte ich mich sonst sicherlich übergeben müssen.
 

Ich versuchte ein wenig die Augen zu schließen, schließlich hieß es immer sich gesund schlafen, aber sobald ich die Augen zu hatte, begann sich die Welt um mich zu drehen. Also musste ich die Kopfschmerzen wohl ertragen. Während ich vor mich hinstarrte, zog die Welt an mir vorbei. Ich achtete nicht wirklich darauf was um mich herum geschah, so dass ich deutlich zusammenzuckte, als ich auf einmal angesprochen wurde. Einer der Soldaten hatte sein Pferd neben mich gelenkt, „Das hättest du vorhin nicht sagen soll. Meister Albrich ist sehr jähzornig.“

Ich drehte meinen Kopf, so dass ich ihn ansehen konnte, „Hm, das habe ich bemerkt. Wo bringt ihr mich hin?“ wollte ich von ihm wissen.

„Wir sind auf dem Weg nach Wyzima. Meister Albrich hatte in Velen zu tun und wollte eigentlich schnellst möglich ins Schloss zurück, er war nicht erfreut darüber das aus der Rückreise ein Gefangentransport wurde" gab er mir bereitwillig Auskunft.

Nach Wyzima also, nun da wollte ich zumindest ursprünglich hin, war mir jetzt aber nicht mehr sicher ob es eine gute Idee war. Vielleicht hätte ich doch nach Norden gehen sollen um in Kovir irgendwie auf Triss treffen zu können. Dann hätte ich zwar über die Falkenberge gemusst, aber sicherlich gab es dort auch Straßen für die Händler durch die Berge.
 

Wir schwiegen eine Weile bis der Soldat mich erneut ansprach, „Was hast du eigentlich angestellt, dass wir dich bei Vattier abliefern müssen?“

Vattier? Der Name sagte mir irgendwas, aber ich konnte ihn nicht zuordnen. „Vattier? Wer ist das?“ fragte ich daher nach.

Der Soldat verzog mitleidig das Gesicht, „Vattier de Rideaux, Vicomte von Eiddon. Er leitet den Geheimdienst von Nilfgaard.“ Ich wurde bleich, „Geheimdienst? Aber ich habe doch gar nichts gemacht.“ Mir wurde schlecht, als mir die Bilder von Geralts blutigem Rücken in den Kopf schossen, als er sich in den Händen von Roche und dem temerischen Geheimdienst befand.

„Nun sagen nicht alle Gefangenen, dass sie unschuldig sind und nichts gemacht hätten?“ fragte er noch und entfernte sich wieder vom Wagen.
 

So blieben mir nur meine Gedanken, die um das kreisten, was mir eben gesagt wurde. Ich saß wirklich tief in der Tinte, wehe dem, dem ich meinen Aufenthalt hier zu verdanken habe, vorausgesetzt ich überlebte das.

Erst als die Dämmerung einsetzte verlangsamte sich der Konvoi. Es wurden Befehle gebrüllt und einige Soldaten ritten voran. Wie ich schnell merkte, nährten wir uns einem Dorf, scheinbar würden wir dort die Nacht verbringen. Albrich wurde von dem Dorfvorsteher begrüßt, beinahe so, als ob er der Kaiser persönlich wäre. Da ich von der Nachricht, was auf mich in Wyzima erwartete, noch so betäubt war, bekam ich kaum mit, dass ich in irgendeinem der Häuser in eine fensterlose Kammer gesperrt wurde. Ich kauerte mich auf dem Boden in eine Ecke und schlief über mein Selbstmitleid ein.
 

So verging die erste Woche, tagsüber reisen, abends wurde in einem Dorf das Nachtlager aufgebaut und am nächsten Morgen ging es weiter in Richtung Wyzima.
 

Erst am achten Tag, änderte sich die Routine. Aber auch das wurde mir erst am Abend klar. Diesen Abend würden wir in keinem Dorf übernachten, einige Soldaten errichteten schnell ein paar Zelte, wobei das Größte in der Mitte stand. Es war wohl das von Albrich. Während ich noch immer auf dem Wagen hockte, konnte ich sehen wie er in seinem Zelt verschwand. Nachdem die Soldaten ihre Zelte alle errichtet hatten, sammelten sie sich in kleinen Grüppchen um die Lagerfeuer. Außer natürlich denen, die zur Wache eingeteilt wurden. Es schien als ob ich die Nacht unter freiem Himmel verbringen würde. Offenbar hatten die Soldaten mich vorerst vergessen.
 

Nun so schien es zuerst, allerdings wurde ich einige Stunden später etwas Besseres belehrt. Ich war schon eingeschlafen, als ich plötzlich hochgezogen und vom Wagen gezerrt wurde. Noch völlig orientierungslos wurde ich von dem Soldaten aus dem provisorischen Lager geschleift. Erst als er mich gegen einen Baum presste und mir „Wird Zeit das du endlich mal nützlich machst, kleine Hexe!“ ins Ohr stöhnte wurde mir klar das hier etwas ganz gewaltig falsch war und stank. Und das war nicht nur der Atem des Soldaten, der nun versuchte mich zu küssen.

Panisch riss ich meine Augen auf und drehte angewidert das Gesicht weg. Oh nein, das passierte hier nicht gerade, nein das kann nicht passieren! rief ich in Gedanken.

„Hände weg du Widerling“ versuchte ich ihn zum Aufhören zu bewegen. Doch der Kerl lachte nur. Er versuchte seine Hand unter mein Hemd zu bekommen, während ich mit meinen Händen Halt am Baum suchte, um mehr Kraft ins Bein stecken zu können. Ich atmete einmal tief ein, um mich ein wenig zu beruhigen und zog dann mit aller Kraft mein Knie hoch. Ich traf ins Schwarze, genau mittig seines Schritts. Während er jaulend auf seine Knie fiel, zog ich das andere Bein hoch und traf seine Nase. Seinen Kehlkopf traf ich leider nicht, dafür war er zu sehr zusammen gesunken.

Um seinem Zorn zu entgehen, der garantiert folgen würde, wenn der erste Schmerz nachließ, rannte ich so schnell es mir möglich war davon.

Allerdings war dies nicht so schnell wie ich erhofft hatte, schließlich waren meine Hände immer noch auf dem Rücken zusammengebunden und viel Energie hatte ich auch nicht mehr. Wovon auch, wenn ich während der letzten Woche nur so viel Nahrung bekam um nicht zu verhungern.

So lief ich stolpernd immer weiter und entfernte mich immer mehr von den Soldaten.
 

Lange hielt mein Glück jedoch nicht, schon hörte ich die ersten Rufe der Soldaten, die nach mir suchten. Ich hatte gerade eine kleine Baumgruppe erreicht, als ich Huf Getrappel hören konnte, das sehr schnell näher kam. Ich war gerade im Begriff den Hügel, auf den ich gerade gelaufen auf der anderen Seite herunter zu stolpern, als ich am Arm gepackt und vom Reiter bäuchlings auf das Pferd gezogen wurde.

Ich zappelte und keifte, dass mich der Kerl loslassen sollte, als er mich anblaffte. „Sei still, auf der anderen Seite des Hügels ist Kikimoren Gebiet!“ Das ließ mich erfolgreich verstummen. Ich wollte zwar der Gefangenschaft entgehen, aber dann doch nicht so dringend, um mich dann stattdessen lebendig fressen zu lassen. Obwohl es in meiner gegenwärtigen Lage wahrscheinlich auf dasselbe hinauslaufen würde.

Resigniert ließ ich mich zurück ins Lager bringen. Dort wurde ich vom Pferd gehoben und in eines der Zelte gebracht. Derjenige der mich wieder eingefangen hatte folgte uns in Zelt und entließ die beiden anderen Soldaten.

„Sagtest du nicht, du wärst unschuldig? Warum hast du dann versucht zu fliehen?“ wollte er wissen. Ich stutzte, die Stimme erkannte ich, das war der Soldat, der mich am Anfang der Reise angesprochen hatte. Ich blieb vorerst stumm.
 

Mein Gegenüber setzte sich auf seine Pritsche, „Gut du willst dich dazu nicht äußern, vorerst ist es dein Recht, aber dann muss ich meinem Soldaten glauben, betrunken oder nicht.“

Ich schaute auf, „Weißt du was er sagt?“ fuhr er fort.

Ich senkte meinen Blick und schüttelte den Kopf. „Er erzählte mir, dass du in versucht hast zu verführen, ihn bezaubert hättest, um dann die Gelegenheit für eine Flucht zu nutzen“ erklärte mir der Soldat.

Empört ruckte ich mit dem Kopf hoch, „Aber, das stimmt doch gar nicht“ rief ich.

Mein Gegenüber nickte. „Nun dann erklär deinen Fluchtversuch, warum du ihn angegriffen hast“ seine Stimme blieb tröstlicher Weise freundlich.

Ich schüttelte den Kopf und die ersten Tränen verließen meine Augen, bei dem Gedanken was beinahe mit mir passiert wäre. Ein Schluchzer entkam meinen Lippen.

Es war als hätte der Schluchzer meine inneren Dämme eingerissen und fing jetzt an meine Verzweiflung hinaus zu weinen.
 

Ich saß sicherlich einige Minuten so auf dem Boden, bis mir der Soldat, mit einem feuchten Lappen das Gesicht abwischte, während er versuchte mich zu trösten.

„Ich will doch nur einfach wieder nach Hause“ waren die einzigen Worte, die ich immer wieder hervorbrachte.
 

Ich musste wohl in den Armen des Soldaten eingeschlafen sein, den das nächste an das ich mich erinnerte war, dass ich auf einer Pritsche unter einer warmen Decke aufwachte. Oh wie peinlich, erst heule ich wie ein kleines Kind, um dann in den Armen eines Fremden einzuschlafen.

Ich setzte mich auf, da bemerkte ich, dass ich gar keine Handschellen trug. Ich nutzte die Chance und streckte meine schmerzenden Muskeln. Meine Schultern und mein Nacken knackten und knirschten bei der Gelegenheit.

Als ich mir gerade den Schlaf aus meinen, vom Weinen, verquollenen Augen rieb, wurde die Plane vom Zelteingang aufgeschlagen. Mein Fänger, er hatte sich ja noch nicht vorgestellt, trat herein.

„Ah, ich sehe du bist wach. Sehr gut“ begrüßte er mich. Ich errötete, scheinbar hatte ich in seinem Zelt, auf seiner Pritsche geschlafen.

„Morgen“ grüßte ich zurück.

„Morgen ist gut“ lachte er, „Wir haben fast Mittag. Meister Albrich hat von deinem Fluchtversuch erfahren. Seine Laune ist dem entsprechend tief, aber er konnte sich schon ein wenig Luft verschaffen, als er sich um den Soldaten gekümmert hat, den egal ob er gelogen hat oder nicht, er hat unerlaubt seinen Posten verlassen. Und Meister Albrich will nun die ganze Geschichte hören.“

Ich erbleichte, diesem Arsch sollte ich erzählen, was mir beinahe passiert war? Man sah mir wohl meine Gedanken an. „Keine Sorge, du erzählst es mir und ich dann ihm, einverstanden?“

Ich nickte vorsichtig. „Sehr schön, ich werde dir ein paar Fragen stellen und damit alles seine Richtigkeit hat, werde ich alles notieren.“

Ich nickte wieder, vielleicht wäre dieses Verhör nicht ganz so schlimm wie das letzte, oder wie es hätte mit diesem Albrich sein können.

„Name?“ war seine erste Frage. Ich antwortete vorsichtig und versuchte das zu wiederholen, was ich im ersten Verhör gesagt hatte. Nun er stellte nicht die gleichen Fragen, anscheinend wusste er nicht wirklich etwas über meine Bücher und Schriftrollen. Er hielt seine Fragen eher allgemein.

Sowie mein Name, wann ich geboren wurde, wo ich herkam, was ich dort gemacht habe, wie ich nun hier gelandet bin, was meine Absichten wären und natürlich was letzte Nacht passiert war.
 

Als ich ihm andeute das ich wüsste wie die Geheimdienste arbeiteten, wenn sie entweder jemanden für Schuldig hielten oder der Meinung waren, man verheimlichte ihnen etwas, zog er skeptisch die Augenbraue hoch, gab jedoch zumindest vor, mich zu verstehen. Nach meiner Erzählung über die letzte Nacht beendete er vorerst das Verhör. Er erklärte mir, dass ich hinter der Stellwand die Waschgelegenheit nutzen konnte und mich auch an dem Essen und Getränken bedienen dürfte und mich auch innerhalb des Zeltes frei bewegen, aber es nicht verlassen darf. Dafür würde eine Wache vor dem Zelt sorgen.

Dann ließ er mich auch schon alleine.

Ich nutzte die Gelegenheit um mich mal wieder richtig säubern zu können. Das Wasser war sogar leicht warm und duftete angenehm. Ich wusch mich gründlich und auf dem Waschtisch befand sich ein kleiner Handspiegel, ich nahm ihn und ließ ihn beinahe vor Schreck wieder fallen, als ich mein Gesicht sah. Auf meiner Wange prangte ein riesiges Hämatom, es hatte eine schwarz/lila Färbung, auf meiner Stirn konnte man deutlich die Platzwunde erkennen und meine Lippe war auch noch nicht ganz verheilt, dazu war sie durch den Flüssigkeitsmangel trocken und rissig. Mein Gesicht war bleicher als sonst, so dass man die Narben aus meiner Kindheit gut sehen konnte, die genähte Oberlippe, die kreisrunde Vertiefung mitten auf der Stirn und die Narbe auf der Wange, von der mir niemand sagen wollte oder konnte woher ich sie hatte. Kurz gesagt, ich sah aus wie der Tod auf zwei Beinen.

Dafür sah meine Wunde am Oberschenkel recht gut aus, sie hatte den Stolper Lauf durch die Nacht besser mitgemacht, als ich gedacht hätte, theoretisch könnte man wohl bald die Fäden ziehen. Den schmutzigen Verband ließ ich auf jeden Fall ab. Da ich in der Waschecke ein sauberes Hemd fand, vermutlich gehörte es meinem Gastgeber, der Größe nach zu schließen, nutze ich das letzte saubere Wasser dazu um zumindest meine Unterwäsche auszuwaschen. Es gab eine kleine Feuerschale im Zelt, an die ich meine Wäsche zum Trocknen legte.

Um nicht halb nackt im Zelt herumzustehen, setzte ich mich auf die Pritsche und deckte meine Beine zu. So verbrachte ich einige Zeit, während ich einen Becher Tee und Wasser nach dem anderen trank und ein wenig Brot und Käse knabberte, es gab zwar auch etwas Schinken, aber nach meiner Zwangsdiät wollte ich meinen Magen nicht gleich mit etwas Fettigem überfordern.
 

Zwischendurch schaute ich nach meiner Kleidung, sobald sie trocken genug war zog ich sie wieder an. Aber was sollte ich nun tun? Mich juckte es in den Fingern, meiner Neugier und Langeweile nachzugeben und ein wenig zu stöbern, allerdings wäre das angesichts meiner Lage, genau die falsche Situation, in der man mich erwischen sollte. Also machte ich es mir bequem und versuchte durch dösen die Zeit zu vertreiben.
 

Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug wusste ich erst nicht was mich geweckt hatte, bis ich mich im Zelt umsah, ich konnte Umrisse hinter der Stellwand sehen und die Geräusche ließen darauf schließen, dass sich mein Gastgeber gerade frisch machte. Als er hinter der Trennwand hervorkam, trug er nur eine Hose und war gerade dabei sich sein Hemd überziehen.

Er grinste als er sah, wie ich ihn beobachtete, „Na ausgeschlafen?“ Überrumpelt nickte ich nur.

„Sehr gut, wir wollen gleich das Lager wieder abbrechen. Wenn es unterwegs keine Probleme gibt und die Wege trocken bleiben, dürften wir in ungefähr einer Woche, vielleicht ein wenig länger in Wyzima ankommen“ informierte er mich, ich schluckte, nur noch etwas mehr als eine Woche, irgendwie hatte ich es auf einmal gar nicht mehr so eilig nach Wyzima zu kommen. Wer weiß was mich dort erwartete. Er ließ mir noch Zeit für eine Katzenwäsche und um eine Kleinigkeit zu essen, bevor er mir wieder Handschellen anlegte, doch diesmal zum Glück nicht wieder auf dem Rücken.

„Tut mir leid, aber das ist Vorschrift und Meister Albrich ist ein ziemlicher Paragraphenreiter.“

Ich nickte zu der Aussage nur, ich konnte ihn verstehen, der Einblick, den ich in Albrichs Charakter hatte, mag er auch noch so kurz gewesen sein, reichte mir vollkommen, ich würde Ärger mit ihm auch lieber umgehen. Er führte mich aus dem Zelt und auf den Wagen, dort nahm ich meinen gewohnten Platz ein.

Das Lager war recht zügig abgebaut und zeugte davon, wie oft die Truppe das zusammen gemacht hatte, jeder wusste was er zu tun hatte und jeder Handgriff saß.

Ein Zelt nach dem anderen wurde abgebaut, eingepackt und verladen. Zum Schluss wurden die Feuerstellen mit Erde abgedeckt und zwei Männer liefen den Platz ab, um zu sehen ob wirklich nichts vergessen wurde. Albrich schien recht entspannt und zufrieden, als er in seine Kutsche stieg, vielleicht war er einfach nur froh weiter zu kommen.

Cahir, so hatte sich mein Fänger und Gastgeber mittlerweile vorgestellt, blieb fast die ganze Zeit in Sichtweite, darüber war ich ziemlich froh, da der Soldat von vorletzter Nacht ständig ziemlich finster zu mir rüber starrte, gelegentlich schickte er auch anzügliche Blicke, die mir jedes Mal schreckliche Schauer über den Rücken jagten.
 

Da die Wege, je näher wir Wyzima kamen, in immer besseren Zustand waren, kamen wir schneller voran, als mir lieb war.

Wie in der ersten Woche übernachteten wir in den Dörfern, an denen wir vorbeikamen. Einen unterschied gab es jedoch, ich wurde in keine Kammer mehr gesperrt, sondern blieb die ganze Zeit unter der Aufsicht von Cahir. Er nahm in der Regel das Bett oder die Pritsche und ich bekam einige Felle und Decken am Kamin. Albrich hatte wohl gedroht unangekündigte Besuche abzustatten, um sicherzugehen das Cahir die Vorschriften einhielt und ich ihn nicht verzauberte. Das brachte uns Beide zum Grinsen, als Cahir dies am zweiten Abend erzählte.

Vor allem wie sollte ich den jemand verzaubern, mal davon abgesehen, dass ich weder Hexe noch Zauberin war, wenn ich die ganze Zeit Demeritiumfesseln trug. Nun Hexer konnten zwar ihre Zeichen wirken, während Demeritium in ihre Rüstungen eingebaut war, aber ich war auch eindeutig kein Hexer. Wie auch immer sie das bewerkstelligten.
 

Eine Woche später:
 

Der Wind frischte auf und wehte mir meinen Pony vor die Augen. Cahir hatte unterwegs einen der Dorfbewohner gefragt, ob mir jemand die Haare schneiden würde. Sie waren so verknotet und verfilzt gewesen, dass nur noch eine Schere geholfen hatte. Jetzt hatte ich eine ähnliche Frisur wie Ves, nur das mein Haar, obwohl auch blond, einiges dunkler war.

Ich strich mir den Pony aus den Augen, doch lange hielt das nicht. Ich schaute hoch zu den Wolken, sie zogen ziemlich schnell an uns vorbei und wurden immer dunkler. Ein Sturm braute sich zusammen.

Noch schienen die Soldaten es noch nicht bemerkt zu haben, oder es war ihnen einfach schlicht egal. Es war schließlich nur ich, die nicht schnellst möglichst Wyzima erreichen wollte.

Die ständige Bedrohung durch Monster oder Banditen zerrten an ihren Nerven, Cahir schien meine Unruhe zu bemerken, denn er lächelte mir aufmunternd zu. Er war für mich sowas wie ein Freund geworden. Dank ihm konnte ich nachts ruhig schlafen, ohne Angst vor Übergriffen haben zu müssen und er teilte sein Essen mit mir, Cahir hatte sogar dafür gesorgt, dass ich einen Umhang bekam. So machten mir der Regen und die nass kalte Luft während der Reise weniger aus.

Tagsüber reichte er mir gelegentlich seinen Wasserschlauch rüber, so dass ich immer mal wieder einige Schlucke trinken konnte. Auch steckte er mir einige Streifen Trockenfleisch zu.
 

Der Wind hatte deutlich an Kraft zugenommen und die Regentropfen an Größe gewonnen, als wir im Dunkeln ein Dorf erreichten. Die Gemeinschaft war deutlich größer und scheinbar wohlhabender als die vorherigen Dörfer, in denen wir halt gemacht hatten.

„Endlich, spätestens morgen Mittag sind wir zurück in Wyzima“ sprach Cahir. Nun das erklärte den Zustand des Dorfes. Ich wurde in ein Zimmer über der Schankstube geschlossen, während die Soldaten und wahrscheinlich auch Albrich ihre baldige Ankunft in Wyzima feierten.

Die Nacht wäre die letzte Chance für eine Flucht, aber die Tür war versperrt und das Fenster zu hoch über dem Boden, als das ich gefahrlos hätte rausspringen können. Ich musste versuchen Cahir zu überzeugen, dass er mich laufen lassen musste. Der Alkohol, den jetzt wahrscheinlich mit seinen Kameraden trank, würde vielleicht helfen. Ich setzte mich neben die Tür um ihn ja nicht zu verpassen.
 

Es vergingen einige Stunden, zumindest fühlte es sich wie Stunden an, bis ich hörte wie die Tür aufgeschlossen wurde. Ich sprang auf um meinen Fluchtplan in Gang zu setzen, als entsetzt feststellen musste, dass es nicht Cahir war, der durch die Tür kam.

Schnell wich ich einige Schritte zurück. Der Magier hatte das Zimmer betreten und schloss nun mit einem finsteren Gesicht die Tür hinter sich zu.

„Nun, deine Fluchtideen kannst du getrost vergessen. Dein lieber Cahir wird hier heute nicht schlafen!“ grinste er.

„Meister Albrich… Wie, was …?“ stotterte ich nur.

Der Mann lachte, „Wenn du deine Gedanken so laut herausschreist, kann ich sie doch nicht einfach ignorieren, stimmst du mir nicht zu?“

Mir fiel sprichwörtlich alles aus dem Gesicht. Das hatte ich vergessen, es gab Magier und Zauberinnen, die Gedanken lesen konnten.

„Ihr dürft mich nicht nach Wyzima bringen. Ich flehe euch an!“ bettelte ich.

Albrich zog nur eine Augenbraue hoch, „Ach und warum ist das so?“ heuchelte er.

„Ich bin unschuldig, ich habe doch nichts gemacht“ versuchte ich es weiter. Er lachte erneut, „Das behaupten sie alle und am Ende gestehen sie doch. Wenn du wirklich unschuldig wärst, würdest du nicht versuchen zu fliehen, außerdem müsste ich mich nicht mit dir beschäftigen. Niemand der unschuldig ist, müsste an Vicomte de Rideaux überstellt werden. Er verschwendet genauso ungern seine Zeit wie ich!“ Er trat weiter in den Raum ein und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Weißt du, ich habe Cahir sehr gerne um mich, er ist sehr zuverlässig und führt seine Männer gut, daher kann ich es nicht zulassen, dass du ihm seine Karriere kaputt machst, indem du ihm den Kopf verdrehst.“

Er blieb mittig im Raum stehen, einen Schritt neben einem Balken, der das Dach mit trug.

„Komm her!“ befahl er. Aber ich wich nur weiter zurück und schüttelte den Kopf. Sein Blick wurde finster, er war eindeutig daran gewöhnt, dass man ihm sofort Folge leistete. „Ich sagte komm her! Wehe dir, wenn ich dich holen muss!“ brüllte der Magier.

Verschreckt trat ich einen weiteren Schritt zurück. Seine Augen sprühten Funken, als er wutschnaubend auf mich zu kam, ich wich soweit zurück, bis ich die Wand im Rücken spürte. Ich suchte nach einem Ausweg, aber da packte er mich bereits am Nacken. Er führte mich zu dem Balken und drückte mich dort auf die Knie.

Mit Tränen in den Augen, schaute ich panisch zu ihm hoch. Meine Augen wurden noch größer, als er fast zärtlich durch meine Haare strich, „So gerne ich das genießen würde, aber das hast du heute nicht von mir zu befürchten“ seufzte er.

Erleichtert wollte ich aufatmen, als Albrich einen Zauberspruch murmelte. Ich konnte ihn nicht verstehen, aber kaum war er fertig, spürte ich, wie sich ein Seil um meine Arme schlängelte und mich an den Ellenbogen am Balken festband. Da aber meine Hände vor meinem Körper mit Handschellen gefesselt waren, hatte ich nun keinerlei Bewegungsfreiheit mehr.

Er grinste mich an, „Das hast du dir selber zu zuschreiben, wenn du gleich gehört hättest, hätte ich dir erlaubt zu liegen. Und wehe ich höre nur einen Mucks von dir. Ich möchte morgen ausgeruht in Wyzima ankommen.“ Damit wandte er sich von mir ab und machte sich Bett fertig. Mit einem zufriedenen seufzen ließ er sich in die Kissen sinken.
 

Im Gegensatz zu Albrich bekam ich kein Auge zu, die ganze Nacht liefen mir Tränen durchs Gesicht, ich unterdrückte meine Schluchzer um den Magier nicht zu wecken, wer weiß was der sonst noch mit mir anstellen würde.

Als am nächsten Morgen die Sonne auf ging, war ich innerlich betäubt. Ich nahm gar nicht wahr, dass es Cahir war, der mich auf den Wagen brachte. Immer wieder sah er besorgt zu mir rüber. Ich ignorierte seine Fragen ebenso wie das angebotene Wasser. Erst als wir die Stadttore durchquert hatten und wir uns durch die Straßen durch das königliche Viertel in Richtung Schloss bewegten, kam wieder Leben in mich.

Flehend sah ich immer wieder zu Cahir rüber, doch jedes Mal, wenn er meinen Blick bemerkte, schüttelte er den Kopf. Neugierige Blicke folgten uns durch die Gassen, Leute fanden sich zusammen um darüber zu tuscheln und zu tratschen, wer denn in der Kutsche sitzen könnte. Auch wenn sie mich vielleicht gesehen haben, ignorierten sie mich scheinbar. Zum einen freute es mich, aber es frustrierte mich auch zu gleich. Keiner von ihnen würde mir helfen können. Aber warum sollten sie auch? Ich war in ihren Augen nur ein unbedeutender Niemand.
 

Als wir das Tor erreichten, dass das Schlossgelände von der übrigen Stadt trennte, wurde der Konvoi aufgeteilt. Drei Soldaten, darunter Cahir, begleiteten meinen Wagen, der Rest folgte dem Hauptweg zum Schlosstor.

Meine Eskorte brachte mich zu einem etwas abseitsstehenden Gebäude. Es war aus groben Stein gemauert, hatte ein verwittertes Holzdach und war vielleicht zwei Stockwerke hoch. Im oberen Stockwerk gab es Fenster im unteren gab es nur kleine Lichtdurchlässe, ähnlich wie Schießscharten in einem Turm. Ich wurde eine Treppe hinunter zu einer massiven Holztür geführt. Es standen zwei Soldaten davor, die sobald sie Cahir sahen, salutierten und die Tür öffneten. Im Gebäude war es ziemlich finster, nur alle paar Meter hing eine brennende Fackel an der Wand.

Ich versuchte alles Mögliche um nicht weiter ins Gebäude geführt zu werden. Ich stemmte meine Füße gegen den Boden, doch Cahir zog mich darauf hin einfach weiter, als ich versuchte mich irgendwo fest zu halten, nahm ein zweiter Soldat meinen anderen Arm, so dass ich links und rechts, jeweils am Oberarm festgehalten wurde. Ich schrie, weinte und bettelte Cahir an, dass er mir das nicht antun könnte. Doch statt zu reagieren, schaute er stoisch gerade aus. Aber ich war mir sicher, dass der dritte Soldat hinter uns, sich über die Szene herzlich amüsierte. Ich wurde durch eine weitere Tür geschoben, die schneller hinter mir geschlossen wurde, als ich registrieren konnte, dass ich nicht mehr festgehalten wurde.

Ich drehte mich zur Tür herum, rüttelte und hämmerte an der Tür während ich im noch nach Cahir rief. „Cahir! Bitte Cahir, tu mir das nicht an! Cahir, … ich dachte wir wären Freunde geworden.“ Verzweifelt rutschte ich an der Tür herunter, meine Worte wurden zum Ende immer leiser und ich fing an zu schluchzen, als ich am Boden saß. Was ich nicht sah, war der traurige Blick, den Cahir auf die Tür zurückwarf, als er sich wieder auf den Weg zu seiner eigentlichen Aufgabe machte.
 

Ich saß einige Augenblicke so, bis ich merkte das ich nicht alleine im Raum war. „Genug vom Schmieren Theater. Ich habe nicht vor hier den ganzen Tag zu verbringen!“ hörte ich eine tiefe Männerstimme. Erschrocken wandte ich meinen Blick zu der Person. Sie war groß, breitschultrig und trug elegante Höflings Kleidung. Am auffälligsten waren aber sein fehlender rechter Unterarm und sein raues Gesicht. Seine Haare waren kurz und dunkel.

„Ah, wenn ich die Aufmerksamkeit nun habe, will ich mich kurz vorstellen. Vattier de Rideaux, Vicomte von Eiddon. Und es mir weder eine Freude noch eine Ehre!“ knurrte er.

Verrat?

Ich schluckte, es wurde langsam ernst. „Ganz meinerseits.“ Murmelte ich vor mich hin. Ich sah mich schnell in dem Raum um, er sah ähnlich aus, wie der wo Roche Geralt verhört hatte, es gab einen Tisch, an dem man von beiden Seiten sitzen konnte, in der Ecke einen Beistelltisch, auf dem einige Dokumente lagen, daneben stand eine offene Kiste, nachdem zu urteilen was ich erkennen konnte, war deren Inhalt meine Besitztümer. Fenster gab es keine, wahrscheinlich befand sich diese Etage unter der Erdoberfläche, Fackeln beleuchteten den Raum. Die Wände waren aus grob behauenen Stein. Der Raum war also alles andere als gemütlich.
 

„Was war das?“ fragte er mich finster. „Du solltest dich lieber kooperativ verhalten, das macht es vor allem für dich einfacher. Oder möchtest du lieber den Folterraum besichtigen?“ höhnte er. Ich schüttelte energisch den Kopf und stand langsam auf. Dann blinzelte ich die restlichen Tränen aus den Augen und schniefte leicht. Auf Folter konnte ich gut und gerne verzichten. Mein Blick glitt zur Tür, sie war aus massiven Holz gearbeitet und hatte starke Metallbeschläge, im oberen Drittel war ein kleines vergittertes Fenster.

„Gut, gut. Dann setz dich her.“ Vattier zeigte auf den Platz vor dem Tisch, vorsichtig ging ich näher und nahm dann Platz, während er einige Dokumente sammelte und sie zum Tisch brachte. Er legte sie ab und setzte sich mir gegenüber.

„Name?“ wollte er gleich wissen. „Alanya.“ Murmelte ich.

„Aha und wie weiter?“ war seine Frage. „Trandafirul, Alanya Trandafirul.“ Antwortete ich. Ich wollte mir nicht gleich ärger mit dem Nächsten einhandeln, so hatte ich beschlossen erst einmal mit zu arbeiten.

Er fragte nach der Begegnung mit den Bauern Jungs, wollte wissen was ich mit ihnen, warum gemacht hatte, wie ich dort hingekommen bin und was ich dort wollte. Scheinbar hatten die sich beim Dorfvorsteher beschwert, dass ein Nilfgaarder sie angegriffen hätte und der hatte einen Bericht eingereicht. Aber das die drei dort auf dem Feld gewesen waren um zu plündern hatten sie natürlich weggelassen. Sie hatten sich als unschuldig und mich als den bösen Nilfgaarder dargestellt.
 

Er stellte noch einige Fragen, hauptsächlich dieselben, die mir vorher auch schon gestellt wurden, bis er nach jemanden rief. Eine Wache kam herein. Ich war mir sicher, dass sie erst dort postiert wurde nachdem ich in den Raum gebracht worden war, den vor der Tür hatte ich keinen stehen sehen. „Sir benötigen sie etwas?“ wollte er wissen.

Der Vicomte nickte, „Ja hol mir Albrich her. Er sollte eigentlich beim Verhör dabei sein.“ „Verstehe Sir, ich werde ihn holen.“ Damit verschwand die Wache wieder und die schwere Tür fiel erneut ins Schloss.

Als Vattier meine Reaktion auf den Namen wahrnahm, grinste er. „Wie ich sehe hast du schon Bekanntschaft mit ihm gemacht."

„Ja, dieses Arschloch kenne ich schon.“ Flüsterte ich nickend. „Nun er mag vielleicht nicht der netteste sein, aber so etwas will ich in meiner Gegenwart nicht über den kaiserlichen Berater hören, verstanden?“ knurrte er.

Ich nickte nur, besser nachgeben, nicht das ich mir noch zusätzlichen Ärger einhandelte. Vattier blätterte durch einige der Dokumente. Er lass einige Zeilen, verglich verschiedene Dokumente und blätterte dann weiter. Ich schielte ab und zu rüber, bevor ich wieder auf die Tischplatte vor mir starrte. Er hatte dort einige Unterlagen von mir und andere die ich nicht kannte und die in der hiesigen Runenschrift verfasst waren. Entweder Protokolle der anderen Verhöre, Berichte oder Übersetzungen, vielleicht auch alles drei. Aber es war erstaunlich, wie geschickt er das alles mit nur einer Hand bewerkstelligte. Ich fragte mich ob er den Arm in Loc Muinne verloren hatte. Wenn ja, hatte er wahrlich Glück, nur seinen Schwertarm verloren zu haben, Hexer waren beinahe unaufhaltsame Gegner.
 

„Was haben die Rosen für eine Bedeutung, überall trägst du sie. Gehörst du zum Orden der weißen Rose oder zum Orden der flammenden Rose?“ Fragte er in die Stille. Ich verzog das Gesicht, mit diesen Fanatikern wollte ich nichts zu tun haben. Auch wenn Siegfried recht nett gewirkt hatte, er war dann aber doch zu naiv um nicht von anderen manipuliert zu werden und der Orden der weißen Rose hatte, wenn ich mich recht erinnerte, mit dem Massaker in Blaviken oder dem Überfall auf den Melitele Tempel in Leander zu tun. Mit was von dem Beiden, oder ob sie an beiden Sachen beteiligt waren, wusste ich wirklich nicht mehr genau. „Sie stehen für meinen Namen, Trandafirul bedeutet so viel wie weiße Rose. Außerdem mag ich die Blume.“ Erklärte ich. Vattier notierte etwas, „Weiße Rose, soso.“ Murmelte er und blieb dann wieder ruhig. Er blätterte weiter hin und her durch die Pergamente und notierte sich zwischen durch immer mal wieder kurze Sätze.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Stille, die nur durch das rascheln des Pergaments und das Kratzen der Feder gelegentlich unterbrochen wurde, öffnete sich die Tür erneut. Aber glücklicherweise trat nicht Albrich ein, sondern der Soldat, der ihn holen sollte. „Meister Albrich lässt ausrichten, dass er verhindert ist, da er die nächsten Tage für das Verhör nicht zur Verfügung steht, hat er nach einem Ersatz geschickt. Aber er meinte er würde gerne dabei sein, wenn ihr ein paar Tage warten könntet.“ Keuchte die Wache, er schien den ganzen Weg gerannt zu sein.

Vattier schüttelte den Kopf, so lange wollte und konnte er nicht warten. Schließlich hatte er auch noch etwas anderes zu tun. Er winkte der Wache mit den Worten, „Geh wieder auf deinen Posten.“ weg.

Ich war erleichtert, blieb mir zumindest seine Anwesenheit erspart. Auf Albrich konnte ich gut und gerne verzichten. Den blauen Fleck konnte man immer noch erkennen und die Platzwunde, würde eine Narbe hinterlassen. Nicht meine erste, aber diese würde man sicherlich gut erkennen können.
 

Nachdem die Tür wieder geschlossen war, zog er einen Zettel aus dem Stapel, er hatte ungefähr DinA 6 Format und war häufig gefaltet worden. Er schob ihn in meine Richtung.

„Was ist das?“ wollte er wissen. Ich schaute auf den Zettel, mir war klar das die Antwort ´beschriebenes Pergament´ wahrscheinlich die falsche Antwort sein würde. „Eine Unbedenklichkeit Bescheinigung auf meinen Namen ausgestellt.“ Antwortete ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Wofür ist die und was sagt die aus?“ hakte er weiter nach, so erzählte ich ihm die Geschichte wie ich auf einer Tavernen-Con diese Bescheinigung erhielt. Es spielte in Drakenstein, dort hatte man große Vorurteile gegen Nichtmenschen und Halbwesen, so dass jeder der dort die Taverne besuchen wollte sich beim Vogt so eine Bescheinigung ausstellen lassen musste. Dass es sich dabei um eine Veranstaltung handelte ließ ich natürlich wieder weg.
 

Dann zog er das schwarze Büchlein hervor, ich seufzte innerlich, ich wusste das es mir irgendwann Probleme bringen würde und doch hatte ich es immer dabei. Es war eindeutig ein Buch dessen Inhalt in rätselhaften Gedichten schwarz magische Rituale beschrieb. Ich konnte ihm jetzt schlecht sagen, dass ich das mit mir führte um es irgendwann zu benutzen, falls ich mal wieder auf den einen Dämonenfürsten treffen sollte. Also erzählte ich, dass ich das Buch für Lord Akaron gesammelt hatte, da er solche Schriften sammelte. Mich wunderte es nur das er das Thema so schnell fallen ließ. Aber vielleicht war er Magie gegenüber einfach nur nicht ganz so feindlich gegenüberstellt.
 

Danach folgte mein Notizbuch, darin fanden sich einige Alphabete in verschiedensten Runenschriften und einige Abschriften, aber dies war schnell geklärt. Ich war ein neugieriger Mensch und wenn ich auf Texte stieß, seien sie in Stein gemeißelt oder in Schriftrollen aufbewahrt, die ich nicht lesen konnte, versuchte ich sie zu übersetzen. Aus diesem Grund notierte ich mir alle Runenalphabete, auf die ich meine Finger bekam. Das machte das entschlüsseln oder übersetzen deutlich einfacher.

So ging er nach und nach fast alle Dokumente durch. Auch einige Steckbriefe waren dabei, dass der eine auf mich ausgestellt war, erkannte er zum Glück nicht, was aber wohl eher daran geschuldet war, dass mein LARP-Charakter auf diesem Bild Hörner trug.
 

„Kommen wir zu den Berichten von deinem ˋFreund Cahir´.“ Eröffnete er mir. Ich seufzte, war klar gewesen, dass der Bericht über meinen Fluchtversuch nicht ausgelassen werden würde, bis mir klar wurde das er nicht Bericht, sondern Berichte sagte, eindeutig Mehrzahl. Meine Verwirrung war mir wohl anzusehen.

„Du dachtest doch wohl nicht, dass der Führungsoffizier der Leibwache nur aus reiner Nettigkeit so gehandelt hat? Er hat über jeden Tag berichtet. Oh du hast das wirklich geglaubt?!“ er lachte als er meine Enttäuschung sah. Ich schluckte den Klos in meinem Hals runter. Ich würde jetzt nicht wieder anfangen zu weinen.

Hatte Cahir mir das wirklich nur vorgespielt? Ich wollte das nicht glauben. Und doch las Vattier gerade einige der Sätze, vor die ich zu Cahir gesagt hatte, als ich versuchte ihn von meiner Unschuld zu überzeugen. Er machte sich wirklich lustig über mich.

Vattier legte das Pergament, das er in der Hand hatte zur Seite. „Ich muss sagen, dass du mich, Meister Albrich und auch Cahir überrascht hast, dass du die Chance, als du im Zelt augenscheinlich alleine gelassen wurdest, nicht ausgenutzt hast. Viele feindliche Agenten sind in diese Falle getappt.“ Sprach er zu mir. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, es deutete doch alles gegen Cahir, war ich schon wieder auf ein hübsches Gesicht und ein paar nette Gesten und Worte hereingefallen?

„Ich bin ja auch kein Feind.“ Flüsterte ich. „Ich suche nur nach jemanden, der mir nach Hause helfen kann.“ Aber das schien hier niemanden zu verstehen wollen.
 

Das nahm Vattier wohl als Stichwort, er fing mit seinem Fragenkatalog wieder von vorne an. Es wirkte auf mich zumindest so, die Fragen waren zwar umformuliert, hatten aber immer wieder den selben Kern. Allerdings zog er auch militärische Fragen hinzu, unter anderem welchen Rang ich innehatte, wie lange ich diente, oder auch unter wem ich wo diente, in welchen Schlachten ich kämpfte. Ich musste aufpassen das ich mich nicht verplapperte oder mich in den Fangfragen nicht verhedderte, vor allem da ich schon wieder LARP-Ereignisse mit meinem echten Leben vermischen musste.

Irgendwann zwischen den Fragen, war die Tür geöffnet worden, aber derjenige, der eintrat blieb außerhalb meines Sichtfelds. Der Vicomte hatte den Ankömmling nur mit einem Kopfnicken begrüßt, so dass ich keinerlei Anhaltspunkte hatte, wer jetzt noch zusätzlich mit im Raum war. Es wehte nur leicht ein süßlicher Geruch in den Raum. Ich konnte mir darüber auch keine großen Gedanken machen, da ich mit Fragen schon fast bombardiert wurde.
 

Dann auf einmal stellte er mir eine Frage, die er zuvor immer ausgelassen hatte. Mein Geburtsdatum. Automatisch gab ich die Antwort. Skeptisch wurden die Augenbrauen zusammengezogen. „Nun dieses Datum kommt scheinbar nicht aus unserem Kalender, um welches Ereignis herum ist das?“ ich überlegte einig Augenblicke, „Im Herbst, zum Ende hin, etwa einen Mondlauf vor der Wintersonnenwende.“ Versuchte ich zu beschreiben, Vattier versteifte sich, „Zwischen Saovine und Imbolc.“ Murmelte er. Sein Blick ging zu der Person hinter mir. „Dein Hexer soll sie bei Gelegenheit anschauen, ich will keine Striege in der Nähe des Kaisers.“ Befahl er. Mein Blick fuhr herum. Dort stand Yennefer lässig neben der Tür an die Wand gelehnt. „Geralt ist hier?“ entfuhr es mir, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte. Sie stieß sich von der Wand ab, „Wenn er die Zeit dafür findet, wird er das sicherlich tun.“ Sie kam näher zum Tisch.

Ich wand mein Gesicht ab, ich konnte nicht verhindern das mir die Bilder von ihr und Geralt in den Sinn kamen, mein Gesicht nahm daher eine rote Farbe an, es gab deutlich einen Unterschied, ob man die Charaktere nur am Bildschirm sah, oder Live.

So schnell wie ich rot wurde, wurde ich auch wieder blass, siedend heiß fiel mir ein, dass sie definitiv Gedanken lesen konnte, ich wusste zwar nicht in welchem Ausmaß, daher lieber auf Nummer sicher gehen. Den Geist leeren, an nichts denken, scheiße wie denkt man den an nichts. Ok anders, eine Mauer, eine riesige stabile Mauer, dahinter befindet sich nichts, nur eine riesige sehr stabile Mauer dachte ich ich wie ein Mantra.

Yennefer runzelte erst die Stirn, bis ihre Mundwinkel amüsiert zuckten.

„Vattier lass uns für den Augenblick allein, du kannst gerne draußen warten.“ Schickte Yen den Mann raus. Er wollte etwas erwidern, doch die Zauberin deutete nur auf die Tür. Wiederwillig tat er was sie wollte und stieß ein murren aus. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte sie sich mir gegenüber. Sie überschlug die Beine und strich sich ihr Haar über die Schulter. Ihre Augen waren fest auf mich gerichtet.

„So, da wir nun alleine sind, kannst du mir ruhig sagen warum du hier bist.“ Eröffnete sie das Gespräch, ich schluckte, sollte ich ihr die Wahrheit erzählen? Sie würde mir wahrscheinlich nicht glauben.

„Was meinte er mit Striege?“ fragte ich einfach um meine Entscheidung noch etwas hinaus zögern zu können. „Was eine Striege ist, weißt du?“ fragte sie im Gegenzug. Zögernd nickte ich. „Gut, es herrscht die Annahme, dass Frauen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt geboren wurden, im Laufe ihres Lebens zu einer Striege werden.“ Erklärte sie mir in perfekter Lehrermanier.

Meine Augen wurden groß, „Das geht?“ wollte ich weiterwissen. Sie zuckte mit den Schultern, „Darüber solltest du mit einem Hexer sprechen, die kennen sich damit aus. Das heißt wenn du die Gelegenheit dazu hast.“ Sie klang beinahe so, als ob sie wüsste das meine Verurteilung schon feststand.

Sie lehnte sich zu mir rüber, „Also, wie bist du hierhergekommen und was willst du hier?“ fragte sie erneut. Yen hatte einen Ton drauf, der mir erzählte, dass sie keine weiteren Ablenkungen dulden wird.

„Warum soll ich immer wieder dieselbe Geschichte erzählen? Es wurden mir schon so viele Fragen gestellt, die Antworten wurden alle aufgeschrieben.“ sie lehnte sich zurück und überkreuzte die Arme vor der Brust. „Ich höre …“ meinte sie nur.
 

Resigniert seufzte ich „Na gut, die Kurzfassung, ich kam aus meinem Zelt und fand mich auf einem Schlachtfeld wieder. Ich wollte mich zwar auf den Weg zu einem machen, wo ich mit den Leuten aus meinem Trupp verabredet war, aber das war eindeutig der falsche Ort. Ich habe keine Ahnung wie ich dort hin kam, dort waren drei Bauern, die mich lynchen wollten, weil sie mich für einen Nilfgaarder hielten. Ich verscheuchte sie und machte mich auf den Weg. Ich wollte nach jemanden suche der mir helfen kann, nach Hause zurück zu kommen. Nach ungefähr zwei Tagen fand mich eine nilfgaarder Patrouille, als ich ein Rudel wilder Hunde davon abhielt mich zu fressen. Sie halfen mir und nahmen mich aber dann gefangen, weil sie dachten ich wäre ein Spion. Der Kommandant entschied, dass sich Vattier mit mir beschäftigen solle und so wurde ich hierhergebracht. Fertig, mehr gibt es nicht dazu zu sagen.“ Leierte ich genervt runter.

Ihre Augen fixierten mich, sie schienen jede Regung von mir genauestens zu erfassen. „Mehr gibt es nicht zusagen?“ fragte sie nach. „Irgendetwas außergewöhnliches?“ ich schüttelte den Kopf.

Yen streichelte sich übers Kinn, „Gut ein paar Fragen habe ich noch.“ Ich blickte sie an.

„Woher kommst du?“ ich stöhnte, wie oft noch diese Frage. „Von einem anderen Kontinent. Was soll das Getue? Es steht doch alles in den Protokollen!“ Ich sprang auf und tigerte vor der Tür auf und ab. Yen ließ sich durch meinen Ausbruch nicht irritieren. „Immer wieder dieselben Fragen, fällt euch nicht mal was Neues ein?“ fluchte ich weiter.

Sie lächelte kühl, „Was weißt du über Egan und Serit?“ diese Frage brachte mich aus dem Konzept, ich musste nur kurz überlegen um die Namen zu zuordnen. Es handelte sich dabei um Hexer, aus der Schlangenschule, beide verkommen zu gedungenen Königsmördern, beide tot, der eine durch Geralt, der andere durch Sheala de Tancarville, in den Armen von Geralt. „Nie gehört.“ Antwortete ich schnell.

„Was ist mit Schrödinger?“ wollte sie weiterwissen. „Hm, der Name sagt mir was, aber meinen wir den selben?“ stellte ich die Gegenfrage. Sie schien hellhörig zu werden. „Hexer der Katzenschule, ich würde gerne geklärt haben, ob er noch lebt.“ Ich stockte in meiner Bewegung und drehte mich zu ihr hin, „Soll das ein Witz sein?“ fragte ich sie ungläubig. Sie wischte nicht vorhandenen Staub von ihrem Oberschenkel. „Warum sollte ich über so etwas Scherze machen?“ ihre Frage ließ mich kichern. „Es gibt tatsächlich eine ˋKatzeˋ mit dem Namen Schrödinger und man weiß nicht ob er lebt?“ Ihr Nicken ließ mich endgültig lachen. Ihr Gesicht verfinsterte sich. Als ich weiter kicherte schlug sie mit der Hand auf den Tisch. „Das ist genug, beantworte die Frage.“ Stieß sie hervor.
 

„Entschuldigung, aber der Schrödinger von dem ich gehört hatte müsste tot sein und er war definitiv kein Hexer.“ Grinste ich. Ihr Gesicht blieb finster, „Erkläre.“ Verlangte sie.

„Schrödinger war ein Mann der Wissenschaft, ein Gelehrter sozusagen. Er stellte die Theorie auf, das wenn man eine Katze und eine Ampulle Giftgas in eine Kiste tut, dass die Katze tot und gleichzeitig doch lebendig ist, bis jemand das Ganze nachprüft und die Katze überprüft. Es beschreibt einen ähnlichen Zustand wie die Frage, wenn ein Baum umkippt und niemand ist da um es zu sehen oder zu hören, ist er dann wirklich umgekippt?“ versuchte ich zu erklären. Ich wusste nicht ob die Erklärung gut genug war, den ich erhielt nur ein „Ah ja, …“ als Antwort. Während meiner Erklärung hatte ich mich wieder an den Tisch gesetzt, am liebsten hätte ich meine Arme verschränkt, aber aufgrund der Fesseln blieb mir das verwehrt.

„Was ist mit Baroness Antoinette und ihren Vettern?“ fragte sie weiter, „Nein, ich wüsste nicht woher ich sie kennen sollte.“ Ich überlegte was die Zauberin mit diesen Fragen erreichen wollte.
 

„Bei wem liegt deine Loyalität?“ fragte sie abschließend. „Henselts Leuten, Radovid, Meve, Foltest Bastarden, Thyssen, dem Kaiser, …“ danach hatte ich aufgehört zuzuhören, wollte sie jetzt ernsthaft mir jeden möglichen Herrscher des Kontinents aufzählen? Scheinbar, sie nahm selbst die bereits toten Könige dazu. Bei wem würde meine Treue liegen? Von den meisten Herrschern kannte ich maximal den Namen und konnte sie gerade so den Ländern zuordnen (was eindeutig mehr war, als das was ich von unseren Politikern wusste), Anfangs wirkte Radovid noch ganz vernünftig, aber er versteifte sich zu sehr auf die Hexenjagd. Henselt wirkte nur auf den ersten Blick wie ein relativ guter König, aber in Wahrheit war er bei seinem Volk und den Soldaten sehr unbeliebt, Foltest wäre ein guter König gewesen, wenn seine Frauengeschichten nicht gewesen wären.

Mit ihrem ungeduldigen Fingergeklopfe auf der Tischplatte riss Yennefer mich aus meinen Gedanken, ich hatte nicht gemerkt das sie mit ihrer Aufzählung fertig war und nun auf meine Antwort wartete.

„Hm die Frage lässt sich nicht ganz so leicht zu beantworten, meine Loyalität liegt erstmal nur bei mir, …“ ich unterbrach mich, hm wie sollte ich den Rest der Antwort formulieren, ohne dass ich mich selbst als Verräter beschuldigte? Meist hielt ich zu dem, der mich weiterbringen könnte, oder wenn der andere mir sehr am Herzen lag und ich ihn mochte.

Yennefer stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. „Hör auf mit dem Theater, ich will verdammt nochmal wissen ob du für oder gegen den Kaiser arbeitest!“ fuhr sie mich an. Anscheinend war ihr Geduldsfaden kurz vorm reißen, wie hielten die anderen das in ihrer Nähe aus?

„Warum sollte ich das tun, das hätte keinerlei Nutzen für mich. Er duldet Magienutzer an seinem Hof, darunter wäre bestimmt einer der mir helfen könnte, also wäre es eher hilfreich für mich für ihn zu sein.“ Gab ich zu.

Yen starrte mich noch eine Weile an, bis sich ihre Körperhaltung entspannte. „Gut, dann ist das wenigstens schon einmal geklärt.“ Sie richtete sich wieder ganz auf und ging zur Tür. Sie öffnete sie und rief den Vicomte wieder in den Raum. Er hatte wohl wirklich im Gang in der Nähe der Tür gewartet.

„Die Gefangene kann in eine Zelle gebracht werden, weitere Verhöre sind vorerst nicht notwendig. Ich weiß alles was ich brauche und sie scheint die Wahrheit gesagt zu haben. Behandelt sie anständig.“ Eröffnete sie ihm gleich, mir fiel ein Stein vom Herzen, endlich jemand der mir glaubte. „Das hast du nicht zu entscheiden Zauberin! Sie wurde meiner Verantwortung übertragen und ich weiß noch lange nicht genug. Es spricht alles dafür, dass sie eine feindliche Agentin ist.“ Wurde Vattier laut. Yennefer stemmte eine Hand in ihre Hüfte, den Zeigfinger der anderen drohend vor die Nase des Mannes haltend. „Oh doch das habe ich, aber wir können das auch gerne im Beisein des Kaisers ausdiskutieren, er wird sicherlich erfreut sein über eine solche Unterbrechung! Sie mag vielleicht etwas merkwürdig wirken und verdächtige Gegenstände dabeihaben, aber nichts spricht dafür, dass sie gegen Emhyr ist.“ entgegnete Yennefer. Was sollte das heißen das ich merkwürdig bin? Ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch! Ich zog eine beleidigte Schnute.
 

Vattier ballte wütend seine Faust, „Wenn du über ihre Unschuld so sicher bist, warum dann die Zelle?“ fragte er höhnisch. Ja das würde mich auch interessieren, ich wollte definitiv nicht schon wieder eingesperrt werden.

„Ganz einfach, weil ich mit Emhyr erst noch die Ergebnisse besprechen muss. Die endgültige Entscheidung trifft er dann, sobald er alles weiß. Also gib mir alle Akten und alles was ihr in ihrem Besitz gefunden habt. Wehe etwas fehlt, ich werde alles selbst durch gehen und alles Relevante dem Kaiser vorlegen.“

Oh man, das hieß ich würde wohl noch ne ganze Weile eingesperrt bleiben, denn wen Geralt bereits hier ist, hieß das wahrscheinlich er bekommt gerade den Auftrag nach Ciri zu suchen und somit haben weder er noch Yen die Zeit, sich weiter um meine Angelegenheiten zu kümmern, geschweige denn, dass der Kaiser gerade die Lust hätte, das Schicksal einer Gefangenen zu diskutieren.
 

Weder Vattier noch Yennefer schienen ihren Standpunkt verlassen zu wollen. Sie diskutierten noch eine Weile weiter und ich dachte schon, dass Vattier demnächst wie Geralt durch ein Portal geschubst werden würde. Für Geduld war die Magierin schließlich nicht bekannt.

Sie schienen sich dann aber darauf zu einigen, dass Vattier seinen eigenen Bericht mit seiner persönlichen Einschätzung schreiben soll und Yennefer wie geplant weiter machen konnte. Na toll, doch noch ein längerer Aufenthalt in einer Zelle. Ich hatte gehofft das es sich vielleicht vermeiden ließe. Aber das wäre wohl zu schön und zu einfach gewesen. Aber warum sollte ausgerechnet ich einmal etwas mehr Glück haben.
 

Die Wache, die vorher bereits nach Albrich geschickt wurde, kam herein. Er blieb bei Vattier stehen um seine weiteren Befehle abzuholen. Yennefer befahl ihm, mich in eine Zelle zu bringen, aber mit der subtilen Drohung das mir kein weiterer Schaden zugefügt werden solle. Die Wache allerdings blickte immer wieder zu Vattier um sich von ihm eine Bestätigung geben zu lassen. Nachdem Vattier genickt hatte, kam der Soldat auf mich zu und zog mich aus meiner sitzenden Position.

Er fasste mich am Oberarm und zog mich ohne weitere Worte aus dem Raum. Ich riss mich los und sah ihn provozierend an, „Ich kann auch alleine laufen.“ Spuckte ich ihm entgegen. Davon ließ er sich aber nicht aus der Ruhe bringen, packte mich am Nacken und entgegnete, „Du solltest besser tun was dir gesagt wird. Mit Unruhestiftern machen wir hier kurzen Prozess und die Zauberin ist auch nicht die ganze Zeit anwesend, um dich zu schützen. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird gemaßregelt.“ Mit ihm schien es kein gut Kirschen essen zu geben, aber selbst, wenn, die Sache mit Cahir hatte bewiesen, dass man ich mich nicht auf andere verlassen kann, selbst wenn zuerst alles darauf hindeutete.

Mit seinem festen Griff in meinem Nacken, gingen wir den Gang entlang. Zuerst dachte ich, er würde mich wieder aus dem Gebäude bringen, doch dann bogen wir in einen anderen Gang ab, der mir beim ersten Mal nicht aufgefallen ist. Er schob mich durch eine Tür, die zu einer Treppe führte. Er brachte mich zwei Ebenen weiter runter und führte mich durch ein Labyrinth aus Gängen und Türen, bis wir vor einer vergitterten stehen blieben.
 

Er schloss sie auf und stieß mich hinein. Völlig überrumpelt, verlor ich das Gleichgewicht und fiel in die Zelle. Der Soldat lachte und schmiss die Tür hinter mir zu. Ich hörte das Schloss einrasten und wie der Schlüssel gedreht wurde. Dann ging der Soldat.

Vorsichtig rappelte ich mich hoch und sah mich um. Die Zelle war nicht sonderlich groß, die Wände bestanden aus grob behauenen Steinquadern und beleuchtet wurde sie nur durch den Fackelschein, der durch die Tür fiel. Angewidert wischte ich mir die Hände an meiner Hose ab, der Boden war feucht und glitschig und ich hoffte das es sich dabei nur um Moos und Algen handelte. In der von der Tür abgewandten Wand befand sich ein Haufen Stroh, auf dem einige Decken lagen. Ich setzte mich auf den Haufen und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Wenigstens musste ich mir die Zelle nicht mit Mördern und potenziellen Vergewaltigern teilen. Dies war zumindest eine kleine Erleichterung.

Ich rieb mir meinen schmerzenden Oberschenkel. Die Wunde stach und pocherte leicht. Der Stoff der Hose fühlte sich an der Stelle leicht feucht an. Scheinbar habe ich es am Morgen bei dem Gerangel es geschafft, das die Naht stellenweise wieder aufriss. Während ich dasaß und über mein Schicksal haderte, fielen meine Augen immer wieder zu. Das Verhör und der dazugehörige Stress hatten ziemlich an meinen Reserven gezogen und die Nacht bei Albrich hatte ich auch nicht viel Schlaf bekommen. Ich rollte mich auf den Decken zusammen und schloss meine Augen. Ich konnte zwar nicht sagen wie spät es war, aber bis ich wieder Tageslicht zusehen bekomme, würde es wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern.

Des Hexers Babysitter

Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber es fühlte sich nicht lange an. Ich hörte wie die Tür geöffnet wurde und jemand in die Zelle trat. Ruckartig setzte ich mich auf. So schnell hatte ich nicht mit einem Besucher gerechnet. Ich blinzelte den Schlaf aus den Augen und beobachtete wie eine Wache einen Eimer in die Ecke stellte und auf die andere Seite der Tür eine Schalle, aus der ein Löffelgriff ragte. Dazu stellte er einen Krug. Ohne ein weiteres Wort verließ er die Zelle wieder. Ich war so perplex, dass ich erst gar nicht reagieren konnte. Bevor ich überhaupt kapiert hatte, was gerade passiert ist, verhalten seine Schritte schon wieder und ich hörte die Tür am Ende des Ganges zufallen. Müde strich ich mir durch das Gesicht und stand langsam auf. Ich inspizierte die Gegenstände, die mir in die Zelle gebracht wurden.
 

Der Eimer war wohl für die Notdurft gedacht, der Krug enthielt Wasser, was aber schon recht abgestanden roch und in der Schale war ein undefinierbarer Brei. Vielleicht sollte das Haferschleim darstellen.

Ich beschloss das ich doch noch nicht so hungrig war, um dieses etwas herunter zu würgen. Vielleicht später, wenn ich wirklich hungrig war. Ich nahm nur ein paar vorsichtige Schlucke aus dem Krug. Zum einen schmeckte es nicht sonderlich und zum anderen wusste ich nicht, wie lange der Krug reichen musste. Sorgfältig stellte ich ihn wieder zur Seite und ging dann wieder zu meiner Schlafstelle.

Nachdem ich es mir wieder halbwegs bequem gemacht hatte, horchte ich eine Weile auf meine Umgebung. Doch jegliches Geräusch, das ich hören konnte, stammte von mir. Mein Atem, das Schlucken hin und wieder und das rascheln im Stroh, das von meinen Bewegungen stammte. Es schien das ich vollkommen alleine war. Ob das nun gut oder schlecht war, konnte ich noch nicht beurteilen.
 

Nach einer Weile driftete ich wieder in den Schlaf ab. Irgendwann beschloss mein Körper wohl das ich genug geschlafen hatte und ich wachte erneut auf. Ich kroch zu der Stelle wo ich den Krug hingestellt hatte, doch dort stand er nicht mehr. Verwundert schaute ich mich um. Er stand wieder an der Tür und die Schale war verschwunden.

Es war jemand in der Zelle gewesen ohne dass ich es mitbekommen hatte, oh man, der hätte sonst was mit mir anstellen können, ehe ich wach geworden wäre. Das erinnerte mich ein wenig an das Biwak während meiner Grundausbildung. Einer der Ausbilder hatte eine Übungshandgranate in unser Lager geworfen und ich habe seelenruhig weiter geschlafen. Ich kicherte bei dem Gedanken, Geralt ist auch schon mal nur in Unterwäsche aufgewacht, weil er im Schlaf ausgeraubt wurde. Beziehungsweise es würde noch passieren. Ich weiß nicht ob ich so tief schlafen würde, aber es irgendwie witzig zu wissen, dass ein ach so wachsamer Hexer so leicht mit ein wenig Alkohol auszutricksen ist. Allerdings sollte man danach möglichst schnell und spurlos aus der Gegend verschwinden. Ich stellte noch einige Überlegungen an, aber viel brachte es mir auch nicht. Schließlich konnte ich schlecht einschätzen ob meine Anwesenheit das Geschehen hier verändert hat, oder ob es überhaupt wie in den Spielen abläuft.
 

Nun zumindest konnte ich sagen, dass mir in den Spielen keiner begegnet war, der dort nicht hingehörte. Oder zumindest war mir keiner Aufgefallen. Aber mir war beim ersten Durchgang ja auch Gaunter O’Dimm nicht im Gedächtnis geblieben. Na hoffentlich blieb der mir fern, von dem wollte ich auf keinen Fall Hilfe.

Nun doch durstig holte ich mir den Krug und trank einige tiefe aber doch schnelle Schlucke. Das Wasser war nicht besser geworden. Es war eindeutig abgestanden und schmeckte leicht holzig. Vermutlich wurde es hier irgendwo in Fässern gelagert, damit man nicht so häufig frisches holen musste.

Mittlerweile zu wach um noch ein wenig zu dösen, schaute ich mich in der Zelle ein weiteres Mal um. Viel zu sehen gab es nicht. Da hätten wir meine Schlafstelle, den Eimer, den Wasserkrug und die Tür, selbstverständlich durfte man die Mauern nicht vergessen. Die Decke und der Fußboden bestanden ebenfalls aus Mauerwerk. Yeah was für eine Abwechslung. Im Spiel hatte Geralt bei seinem Aufenthalt in der Einzelhaft in Toussaint wenigstens eine Ratte, mit der er sich unterhalten konnte.

Es gab noch nicht einmal Kerben in den Wänden, die ein anderer Gefangener hier hinterlassen hatte, entweder war man nicht so lange in der Zelle damit sich das lohnte oder es lag einfach daran, dass man einfach nicht erkennen konnte, wann der Tag aufhörte und der nächste Anfing. Da wäre es schwierig eine Strichliste über die Tage zu führen.
 

Ich stand auf und stellte mich an das Gitter der Tür, um hindurch zu spähen. Allerdings konnte ich nicht viel sehen. Die Zellentüren, die sich links und rechts am Gang befanden, waren versetzt angeordnet, so dass sich die Gefangenen nicht direkt gegenübersehen konnten. Zwischen den Türen, an den Wänden hingen Fackeln, die den Gang und die Zellen beleuchteten. Von Wachen, bzw. anderen Menschen oder überhaupt ein lebendes Wesen war nichts zu sehen oder zu hören. Meine Rufe blieben ungehört.

Da ich nichts Besseres zu tun hatte, inspizierte ich die Tür. Erstaunlicherweise befanden sich die Scharniere auf der Innenseite, also innerhalb der Zelle. Wenn jemand genügend Kraft in den Fingern hätte, könnte derjenige vermutlich problemlos die Metallnieten herausdrücken und so die Tür aushebeln. Aber bei den ganzen Gängen wäre es aber vermutlich zu unwahrscheinlich, dass man es unbemerkt aus dem Gebäude schaffte, ganz zu schweigen davon, es vom Schlossgelände und dann aus der Stadt heraus zu schaffen.

Die Scharniere dienten wohl eher dazu, die Gefangenen zu verspotten. Die Tür an sich schien aus stabilen harten Holz zu sein, aber der Zahn der Zeit und die Feuchtigkeit hatten ihr schon leicht zugesetzt. An einigen Stellen splitterte das Holz leicht ab und wirkte leicht morsch. Mit viel Zeit, Ausdauer und festen Fingernägeln konnte man sicherlich sich durch das Holz arbeiten. Aber man stände vor demselben Problem, wie man unbemerkt entkommen könnte. Aus der Zelle zu kommen wäre im Notfall anscheinend nicht so schwer, brachte mir im Moment aber nicht viel. Ich wollte die Nilfgaarder ja überzeugen, dass ich unschuldig bin, ein Ausbruchsversuch, würde eher das Gegenteil beweisen. Außerdem hatte mein Bauchgefühl mir im Zelt von Cahir auch schon den richtigen Rat gegebenen, meiner Neugierde nicht zu folgen, dem entsprechend sollte ich jetzt auch erst mal auf den Ausbruchversuch verzichten.

Während ich noch am Grübeln war, hörte ich wie die Tür am Gang geöffnet wurde. Schnell wich ich von der Zellentür weg, an die zurückliegende Wand. Schritte näherten sich und ich konnte das Klappern eines Schlüsselbundes hören. Durch das vergitterte Fenster in der Tür konnte ich sehen, wie einer der Wachsoldaten vor meiner Zelle stehen blieb. Er schloss die Tür auf und trat herein. Als er mich sah grinste er. „Nah hat die Prinzessin jetzt ausgeschlafen und ist jetzt hungrig? Pech gehabt, wer nicht aufisst bekommt nichts Neues.“ Höhnte er und kippte den Inhalt der Schüssel auf den Boden.

Mein empörtes Gesicht brachte ihn zum Lachen.

Als er beim Hinausgehen auch noch ganz zufällig den Wasserkrug umstieß, wollte ich mich auf ihn stürzen. Doch anscheinend hatte er damit gerechnet. Er packte mich und warf mich zu Boden, von unten sah ich wütend zu ihm hoch, was ihn scheinbar noch mehr anstachelte. Er gab mir einige heftige Tritte in die Rippen. „Ich habe dir doch bereits gesagt, mit Aufrührern machen wir hier kurzen Prozess.“ Sprach er zu mir und verließ dann endgültig die Zelle.

Mit Tränen des Zorns und des Schmerzes in den Augen, krümmte ich mich am Boden, während mein Peiniger lachend den Gang hinunter lief.

So ein Arsch. Vorsichtig tastete ich über meine Seite gebrochen schien nichts zu sein, aber es würde sicherlich weitere blaue Flecke geben. Mit Pech wären die Rippen vielleicht angeknackst.

Ich hievte mich auf mein Lager und legte mich auf die verletzte Seite. Es tat zwar tierisch weh, aber falls ich doch bewusstlos werden sollte, würde ich so noch genügend Luft bekommen. Ich schwor mir, mir sein Gesicht zu merken, das würde er zurückbekommen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann auf jeden Fall. Und dann würde ich keine Fesseln tragen und geschwächt sein.

Um mich ein wenig abzulenken und meinen Geist beschäftigt zuhalten, fing ich an die Mauersteine zu zählen. Es mag zwar wie ein Klischee klingen, aber wenn man sonst nichts zu tun hatte, zählte man halt Steine. Das andere Klischee, anfangen mit Situps oder Liegestütze, konnte ich gerade aufgrund der Schmerzen nicht bedienen.

Was ich allerdings nicht bedacht hatte, war das Steine zählen, denselben Effekt hatte wie Schäfchen zählen. Ich kam bis Stein 257, als der Sandmann mich fand. Mein Schlaf war sehr unruhig, ich konnte mich zwar an keinen Traum erinnern, aber die Muskelschmerzen und meine Rippen sagten mir, das ich ziemlich um mich geschlagen haben musste. Ich streckte mich langsam und sehr vorsichtig, meine Gelenke und Muskeln protestierten gegen die Bewegung und ich zischte schmerzlich.
 

Jemand kicherte, erschrocken sah ich auf. Ein Wachsoldat stand in der Zellentür, er hatte mich scheinbar beobachtet, nachdem er neues Wasser und etwas zu Essen gebracht hatte. Wütend funkelte ich ihn an. Doch ihn schien das nicht zu interessieren, er hatte sich nur vergewissern wollen, dass ich die neuen Vorräte sah und ist dann gegangen. Den Eimer für die Notdurft hatte er auch getauscht. Das erleichterte mich ein wenig, denn die Frischluftzufuhr war doch recht begrenzt.

So schnell es mir möglich war, schnappte ich mir die Schalle, zu meinem Erstaunen enthielt sie allerdings keinen Brei, den ich jetzt aber trotzdem gegessen hätte, sondern eine dicke Suppe. Sie war sogar heiß, so dass ich gezwungen war langsam zu essen.

Wahrscheinlich war es aber besser, denn wenn ich auf leeren Magen geschlungen hätte, nachdem ich einige Zeit nur winzige Mengen an Wasser getrunken hatte, wäre mir wohl oder übel schlecht geworden. Und einen kranken Magen konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.

Vom Wasser nahm ich auch einige Schlucke, aber da ich immer noch nicht genau wusste in welchen Zeitabständen ich neues bekam, wollte ich mir etwas aufbewahren.

Mit einer halbwegs vernünftigen Mahlzeit im Bauch, ging es mir schon etwas besser. Die leere Schüssel hatte ich zurück neben die Tür gestellt, den Krug mit Wasser aber vorsichtshalber mit zu meiner Schlafstelle, nicht das der Arsch wieder auf die Idee kam, den umzuschmeißen.

Da ich mal wieder nicht wusste was ich tun sollte, schaute ich mich erneut in der Zelle um. Steine zählen wollte ich nicht schon wieder, ich wusste spontan auch nicht mehr, bis zu welchem ich gekommen bin. Ich müsste also wieder von vorne anfangen. Viel weiter wie beim letzten Versuch, würde ich aber nicht kommen.

Ich hatte ansonsten noch einige Steinsplitter und Stroh mit abgewetzten Decken zur Verfügung. Hm Decken mit losen Fäden, ich könnte vielleicht einige daraus ziehen und sie für irgendetwas anderes verwenden. Aber für was? Ich ließ meinen Blick erneut schweifen und er blieb auf dem Stroh haften.

Ich erinnerte mich daran, wie wir mal im Kindergarten mit Stroh gebastelt hatten, mir fiel aber nicht mehr ein was wir gemacht hatten. Ich hatte also Stroh und ein paar Bindfäden, damit müsste ich etwas anfangen können, jetzt stellte sich nur noch die Frage was ich machen könnte. Zuerst zupfte ich vorsichtig einige Fäden aus der Decke. Ganz vorsichtig und nicht zu viele von einer Stelle, damit keine großen Löcher entstanden oder die Decke komplett zerfiel. Nachdem ich eine gute Handvoll hatte, wand ich mich dem Strohhaufen zu. Ich suchte mir Halme raus, die noch relativ gerade und gleichlang waren.

Jetzt hatte ich einen Haufen Fäden und einen Haufen mit Stroh, aber in welche Form sollte ich sie bringen?

Ich fing einfach mal an die Halme übereinander zulegen und zusammen zu knoten, bis sie die einfache Form wie ein Stern annahm. Oder auch wie die Schnitte in einer Pizza oder auf einer Torte. Ich machte einfach weiter und flocht noch mehr Halme hinein, bis es eine korbähnliche Form annahm. Das brachte mich auf eine Idee, diese würde mir und eventuell anderen, die in diese Zelle gesperrt werden würden etwas mehr Komfort bieten. Ich bastelte an einer zweiten Hälfte und passte sie einander an. Ich verband die beiden Hälften und füllte das ganze am Ende mit mehr Stroh. Jetzt hatte ich ein kleines Kissen. Allerdings war das verbinden der Hälften gar nicht so einfach. Eher das Gegenteil. Ich musste mich ziemlich darauf konzentrieren die Halme vernünftig einzuweben, damit das auch alles hielt so wie ich das wollte.

Ich wollte gerade probe liegen, als ich Geräusche auf dem Gang hörte. Es musste eine ganze Menge Zeit vergangen sein, denn sonst würde nicht schon wieder jemand zu meiner Zelle kommen. Ich vermutete zumindest das derjenige zu mir kam. Ich hörte nur ein paar Stiefel und andere Gefangene gab es auf diesem Gang scheinbar nicht. Ich griff nach dem Krug um ihn zu der Schale zu stellen. Erstaunlicherweise war er leer. Entweder habe ich ihn unbewusst ausgetrunken oder er hatte einen Riss, wo das Wasser hinaus gesickert war. Es war beides Möglich, wobei ersteres wahrscheinlicher war, da ich keine Pfütze am Boden bemerkte.

Ich hatte gerade den Krug abgestellt, als die Schritte vor der Tür stoppten, schnell wich ich wieder zurück.

Den Wachsoldaten, der jetzt eintrat, kannte ich noch nicht. Vielleicht war er der, der hereinkam, während ich schlief. Er war größer und kräftiger gebaut, als es seine Schritte hätten vermuten lassen. Er trug die Haare recht kurz und war ordentlich rasiert. Im Gegensatz zu der Arschlochwache. Der sah recht schlampig und schmuddelig aus.

„Wie lange muss ich noch hierbleiben und auf was weiß ich warten?“ wagte ich ihn zu fragen, als er die Tür öffnete. Ich bekam keine Antwort. Ich stellte noch einige andere Fragen, doch auch die wurden ignoriert. Er tauschte das Geschirr und verschloss die Tür hinter sich wieder.

Egal wie sehr ich es versuchte, und ich schrie ihm sogar hinterher, als er den Gang zurücklief, aber er ignorierte mich einfach weiter. Vor mich hin grummelnd nahm ich mir mein Essen. Diesmal bestand es aus etwas Brot und Käse. Das Brot war zwar trocken, aber er Käse war gut. Er schmeckte ähnlich wie junger Gouda. Ich nahm abwechselnd einen Bissen vom Brot und dann einen vom Käse. Das tat ich solange bis ich alles aufgegessen hatte. Im Krug befand sich diesmal auch etwas anderes, statt abgestandenem Wasser enthielt er Milch. Es verwunderte mich ziemlich, aber ich hatte eindeutig nichts dagegen. Ich ließ mir die Milch schmecken und ließ nur wenig im Krug übrig. Die frische Milch schmeckte deutlich besser, als die entrahmte haltbare Milch aus dem Supermarkt.

Ich hatte gerade aufgegessen, als sich irgendetwas in der Umgebung änderte. Zuerst konnte ich es nicht fassen, was es war und erst nach einiger Zeit fiel mir auf das es immer dunkler wurde. Schnell eilte ich zur Tür und beobachtete die Fackel, die sich gegenüber meiner Zellentür befand. Auch sie wurde immer dunkler bis sie mit einem kaum hörbaren zischen erlosch. Das durfte doch nicht wahr sein, diese Vollidioten hatten vergessen die Fackeln auszutauschen.

Ich brüllte und schrie nach einer der Wachen, doch entweder hörte mich keiner oder es wollte mich einfach keiner hören.

Frustriert rüttelte ich am Gitter in der Tür, doch natürlich änderte es nichts an der Tatsache, dass ich nun im stockdunklen saß bzw. stand. Vorsichtig tastete ich mich zu meinem Strohlager voran. Dort ließ ich mich nieder und machte es mir wieder einigermaßen bequem. Das gebastelte Kissen legte ich unter die Decke, auf der ich lag, damit ich nicht direkt mit dem Gesicht auf dem Stroh lag. Die andere Decke zuppelte ich über mir zurecht. Wenn ich schon im stockdunklen lag, konnte ich genauso gut versuchen etwas zu schlafen. Das stellte sich allerdings als schwieriger heraus als gedacht. Es war zu dunkel und zu leise.
 

Wie lebendig begraben, schoss es mir durch den Kopf. Vermutlich würde es sich so ähnlich anfühlen. Irgendwann musste ich dann doch eingeschlafen sein, wobei ich aber immer mal wieder hochschreckte, weil ich dachte ich hätte etwas gehört. Hoffentlich würden die schnell bemerken, dass ich kein Licht habe, sonst würde ich verrückt werden.

Ich bildete mir ein, dass mich Insekten beißen würden, oder anderes Ungeziefer über mich kriecht, dabei war es nur das Stroh, das durch die Decke stach und die Decke, die etwas rutschte.

Als ich das nächste Mal hochschreckte hörte ich wirklich etwas. Übernächtigt rieb ich mir die Augen und versuchte den Geräuschen auf den Grund zu gehen. Da ich nichts sah, konzentrierte sich meine Wahrnehmung auf das Hören und so konnte ich Dinge hören, die ich vorher nur unbewusst war genommen hatte.

Es waren Schritte, die ich hörte, allerdings so leise und dumpf, dass sie nicht vom Gang kommen konnten. In der Ferne hörte ich das Klappern eines Schlüssels und dann das Öffnen einer Tür. Es schien die Tür zum Gang gewesen zu sein, denn jetzt konnte ich die Schritte deutlicher hören. Auch hörte ich wie jemand leise vor sich hin fluchte, sobald die Tür sich geöffnet hatte. Der Schein einer einzelnen Fackel und eilige Schritte näherten sich mir. Wie vermutet hielten sie vor meiner Zelle, ich versuchte etwas zu erkennen, doch das Licht brannte in meinen Augen.

Kurz überlegte ich, um wie viel unangenehmer das für Geralt sein müsste, wenn er eine Katze getrunken hatte, verwarf die Gedanken aber wieder schnell, schließlich hatte ich gerade meine eigenen Sorgen und Probleme. Um meine Augen zu schützen drehte ich den Kopf leicht weg und hob eine Hand, damit meine Augen im Schatten lagen. So bekam ich zuerst nicht mit, wer meine Zelle betrat.

„Alanya? Ist alles in Ordnung mit dir?“ wurde ich von einer ziemlich bekannten Stimme gefragt. Meine Muskeln spannte sich an und ich verengte verärgert meine Augen und drehte mich demonstrativ von meinem Besucher weg. Es war Cahir, der mich angesprochen hatte. Ich hätte auch trotzig die Arme vor der Brust verschränkt, wenn ich nicht noch immer Fesseln trug. Der hatte Nerven, natürlich war nicht alles in Ordnung. Wenn er versucht hätte mir vorher zu helfen, dann wäre jetzt vielleicht alles in Ordnung, aber so sicherlich nicht. Er trat näher an mich heran, „Hey komm schon, sieh mich an.“ Bat er mich. Doch jedes Mal, wenn er versuchte sich vor mich zu stellen, drehte ich mich wieder weg. Als er dann auch noch versuchte mich an der Schulter festzuhalten, riss ich mich los. Allerdings war meine Bewegung so plötzlich und ruckartig, dass ich schmerzhaft auf zischte als sich meine geprellten Rippen zurückmeldeten.

Dadurch hatte er es geschafft sich vor mich zu hocken und mich an beiden Schultern fest zu halten. „Was ist passiert? Wer hat sich nicht an die Regeln gehalten?“ wollte er von mir wissen. Ich schnaubte nur auf seine Frage, war ja klar, selbst jetzt wo er hätte beweisen können, dass er nicht nur berufliches Interesse an mir hat, sondern auch freundschaftliche, versaute er es mit seiner Frage. Natürlich ging es ihm nicht um mich, sondern mal wieder nur um Denjenigen, der die Befehle missachtete. Männer!

Er zog mich hoch und drängte mich leicht zur Tür. „Komm schon, ich soll dich woanders hinbringen. Man erwartet uns schon.“ Beeilte er sich zu sagen, als ich versuchte mich gegen die Bewegung zu stemmen. Gefangen zwischen meiner Wut auf ihn und meiner Neugierde, hatte er ein Kinderspiel mich durch die Gänge zu lotsen.

Jedoch führte er mich nicht wie angenommen nach oben, sondern noch eine weitere Treppe nach unten. Hier waren die Gänge deutlich schmaler, aber je weiter wir gingen, desto sauberer wurden sie auch. Er führte mich durch einige verschlossene Türen bis sich die Umgebung etwas änderte. Die Steine in den Mauern waren ordentlicher behauen und platziert. Die Luft wirkte wärmer und frischer außerdem wurde der Gang jetzt durch Laternen und nicht mehr durch Fackeln erhellt.

Cahir führte mich schweigend die Treppen rauf, er hatte es scheinbar aufgegeben mit mir ein Gespräch anzufangen. Hier und da stießen wir auf Wachsoldaten, die alle vor Cahir salutierten. Als wir dann an einigen Wandteppichen und Holztruhen vorbeikamen, wurde mir klar, dass wir uns jetzt im Schloss aufhalten mussten. Im Nachhinein schien es logisch, dass die Gebäude auf dem Schlossgelände unterirdisch mit einander verbunden waren. Allerdings drängte sich mir immer mehr die Frage auf, wohin ich gebracht werden würde. Ich war kurz davor mein Schweigen zu brechen, als Cahir vor einer schweren Holztür stoppte und klopfte. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis die Tür von innen geöffnet wurde. Eine ältere Dame in einem einfachen Kleid öffnete die Tür. Sie hatte graumeliertes Haar, ihr Rücken war leicht gebeugt und ihr Gesicht wirkte unter den Falten recht freundlich. „Ah Master Cahir, ich habe schon auf euch gewartet. Komm meine Liebe, wir haben noch viel zu tun.“ Begrüßte sie erst meinen Begleiter und zog dann mich in den Raum, mittlerweile völlig verwirrt stolperte ich ihr hinterher. Wer war die Frau und was wollte sie von mir. Mittig im Raum blieben wir stehen, Cahir war uns gefolgt. „So und jetzt nur noch die Fesseln.“ Forderte sie resolut von Cahir. Verwirrt schaute er sie an, „Was für Fesseln?“ fragte er. „Na die, die junge Dame trägt, solange sie diesen hässlichen Schmuck trägt können wir nicht anfangen.“ Wies sie Cahir zurecht. Anfangen womit, fragte ich mich im Stillen.

„Oh ja, ja. Natürlich.“ Er kramte schnell nach dem Schlüssel und ließ ihn in der Eile beinahe fallen. Die Frau blickte ihn gutmütig an und schüttelte den Kopf leicht. Sie murmelte etwas vor sich hin, was sich stark nach etwas anhörte wie „Die heutige Jugend.“

Cahir nahm mir die Handfesseln ab und hängte sie an seinen Gürtel. „Gut, gut. Jetzt lasst uns alleine Master Cahir.“ Forderte sie. „Aber ich soll sie beaufsichtigen.“ Entgegnete er. Die Frau, irgendeine Zofe, vermutete ich, stemmte die Hände in die Hüfte. „Oh nein! Das könnt Ihr getrost vergessen. Das ist eine Dame und kein dahergelaufener Bandit. Ich diene dem Kaiser schon seit er als kleiner Junge durch die Gänge geflitzt ist, ich werde wohl mit ihr fertig werden, wenn es sein muss. Also jetzt raus.“ Wenn sie ein Nudelholz oder eine Bratpfanne zur Verfügung gehabt hätte, hätte sie damit Cahir sicherlich aus dem Raum gejagt. Seinem Blick nach zu urteilen, wusste er das auch. „Gut in Ordnung, aber wenn etwas ich warte ich vor der Tür.“ Gab er nach. Die Zofe lächelte, „Ganz genau, vor der Tür. So lange ich hier bin wird kein Mann einer fremden Dame beim Baden und ankleiden zu schauen!“ Damit schloss sie Tür hinter Cahir.
 

Ich sah mich in dem Raum um, er war groß, aber gemütlich. Die Fenster waren mit Vorhängen abgedunkelt und überall standen Kerzen. Die Zofe schob mich durch eine kleine Tür in den nächsten Raum, dort warteten drei andere Frauen.

„So meine Lieben wir haben viel zu tun.“ Sie klatschte in die Hände und die drei jüngeren Frauen machten sich kichernd an die Arbeit. Eine holte Handtücher heraus, die andere suchte etwas in einer Kommode und die dritte kippte heißes Wasser in die bereit stehende Wanne. Ein angenehmer Geruch nach Lavendel und Zitrone verbreitete sich im Raum.

„Na worauf wartest du? Zieh dich aus!“ forderte sie mich auf. Ich drehte mich zu ihr um, „Was, aber warum? Was soll das alles?“ wollte ich von ihr wissen.

Sie runzelte die Stirn, „Willst du etwa so vor den Kaiser treten?“ Ich schnappte nach Luft. „Den Kaiser?“ fragte ich, sie nickte nur. „Aber, aber das geht nicht. Ich kann nicht, …“ sie schob mich weiter Richtung der Wanne. „Und wieso kannst du nicht?“ wollte sie von mir wissen. Ich überlegte kurz. „Na ich weiß doch gar nicht wie.“ Sie lachte und die drei anderen auch. „Deswegen bist du doch hier. Wir bereiten dich darauf vor. Aber die Zeit wird knapp, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, also hopp, hopp, raus aus den Lumpen.“ Sie hatte recht, so wie ich aussah und wahrscheinlich auch roch, konnte ich niemals vor den Kaiser treten. Geschweige mich irgendwo im Palast blicken lassen. Die Wache würde mich im hohen Bogen in die Gosse werfen. Widerwillig schälte ich mich aus der Kleidung. Als ich das Hemd auszog schnappten die drei, die sich hinter mir im Raum befanden, nach Luft und fingen sofort an zu tuscheln.

Sie hatten wohl die Prellung an meinen Rippen gesehen, oder … verdammt, ich hatte meine Tätowierung vergessen. So wie sie standen mussten sie den Drudenfuß in seiner ganzen Pracht sehen können, der sich unter meinem Nacken befand. Ich sollte es eigentlich gewohnt sein, denn wenn ich im Sommer ein Top trug, wechselten manche Leute, die hinter mir liefen, teilweise die Straßenseite. Viele dachten aufgrund des Pentagramms, das ich ein Teufelsanbeter bin. Dabei stand es bei mir auf zwei Spitzen und nicht auf einer.

Es machte mich trotzdem wütend. Schnell griff die älteste Zofe ein und rief die Mädchen zur Ruhe. Die drei gingen wieder ihren Aufgaben nach. Ich schmiss das schmutzige Hemd zur Seite und machte mich daran meine Schuhe und die Hose auszuziehen. Leider klebte diese an der Wunde, so dass ich den frischen Schorf mit abzog. Zum Glück blutete es nicht wirklich, nur ein paar Tropfen liefen das Bein hinab.

Maeve, so hieß die ältere Frau, sah das Blut allerdings. Sie unterbrach ihre eigene Arbeit und besah sich die Wunde. Der Bereich um die Naht war gerötet und wirkte wärmer als das umgebene Gewebe. Und man sah deutlich, dass es eine hässliche Narbe geben wird. Vielleicht vergleichbar, mit der Narbe von Eskel, die er von seinem Überraschungskind in Kaer Morhen erhielt. Nur das sich meine auf dem Oberschenkel befand und nicht im Gesicht.

Sofort rief sie einem der Mädchen zu, einen speziellen Tee und eine Heilsalbe zu besorgen. Die Angesprochene flitzte sofort los.

Nachdem die Untersuchung der Wunde abgeschlossen und ich komplett ausgezogen war, stieg ich rasch in das warme Wasser, der Wanne. Es war schon beinahe zu heiß für meinen Geschmack, aber ich spürte wie sich meine verkrampften Muskeln bereits etwas entspannten. Die beiden verblieben Mädchen, wuschen mich und meine Haare unter den strengen Augen von Maeve. Dem Badewasser konnte man ansehen, dass ich in letzter Zeit wenig Gelegenheit hatte um für meine Körperpflege zu sorgen.
 

Ich sollte mich dann in die Wanne stellen und wurde dann mit eiskaltem Wasser übergossen. Prustend schnappte ich nach Luft. Es ist klar, dass sie das dreckige Wasser von mir abspülen wollten, aber warum mit so kalten Wasser? Auf meine Frage hin, wurde gesagt es sei gut für die Haut und es würde meinen Körper in Schwung bringen. Na danke, jetzt befinde ich mich schon in dieser Welt und trotzdem ist den Einwohnern die Kneippkur bekannt. Frierend und zitternd stieg ich aus der Wanne, die Arme um meinen Oberkörper geschlungen. Schnell wurde ich in ein Handtuch gewickelt. Als sie mir dann auch noch die Haare trocknen wollten, reichte es mir. Ich schnappte mir das Handtuch aus ihren Händen und rubbelte meinen Kopf selber trocken.

Da ich jetzt ja kurze Haare trug, waren sie schnell trocken und meiner Meinung nach reichte ein bisschen Kopfschütteln um die Frisur in Ordnung. Allerdings widersprach dies der Meinung der Kammerzofe.

Ich wurde, immer noch nur in ein Handtuch gewickelt, vor dem Frisiertisch gesetzt und man drückte mir eine Tasse mit übe riechendem Tee in die Hand. „Komplett austrinken. Das hilft dein Blut zu reinigen und somit der Wundheilung.“ Befahl mir Maeve.

Ich rümpfte die Nase. Der Tee roch wie alte Socken und noch schlimmer. Er schmeckte nach eingeschlafenen Füßen, wie man so schön sagte und ich musste mir mehrmals das Würgen verkneifen. Am liebsten hätte ich den Tee weggekippt, aber das traute ich mich dann doch nicht. Während ich den Tee hinunterwürgte, kämmte mir die eine meine Haare, die andere suchte scheinbar einige Kleidungsstücke aus dem Schrank, während die dritte sich um die Entsorgung des dreckigen Wassers und meine alte Kleidung kümmerte und das alles unter den wachsamen Augen vom Maeve. Sie hatte sich auch um meine Wunde gekümmert. Etwas Salbe drauf und ein neuer Verband. Schließlich hatte ich den Tee ausgetrunken und meine Haare lagen ordentlich, so dass wir endlich zum ankleiden kommen konnten.

Als ich jedoch sah, was sie mir herausgesucht hatten, wollte ich mich weigern. Sie hatten tatsächlich ein Kleid bereitgelegt. „Ich ziehe kein Kleid an!“ rief ich sofort. Maeve stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Und was willst du sonst tragen? Nackt kannst du schlecht vorm Kaiser auftauchen.“ Tadelte sie mich wie ein kleines Kind.

„Ich werde lieber nur das Handtuch tragen, als ein Kleid anzuziehen.“ Weigerte ich mich weiter. Sie schüttelte den Kopf. „Und wo wäre da der Unterschied?“ setzte sie mein Argument außer Kraft. Ich errötete, sie hatte recht. Dieses Kleid hatte sogar deutlich mehr Stoff, als das Handtuch.
 

„Aufgrund deiner Rippenprellung haben wir sogar extra eines rausgesucht, bei dem du kein Mieder tragen musst. Dabei hatte Lady Yennefer ein ganz anderes Kleid vorgesehen.“ Erklärte sie mir. Ich konnte ahnen, das Yen mir wahrscheinlich eher etwas Extravagantes rausgesucht hatte. „Aber was ist an meiner eigenen Kleidung auszusetzen? Nicht die, die ich vorhin trug, sondern die, die mir abgenommen wurde, zusammen mit meinen ganzen anderen Besitztümern? Sie entsprachen sogar den nilfgaarder Wappenfarben.“ Versuchte ich es noch mal. Maeve reichte mir neue Unterwäsche, in die ich schnell schlüpfte, während sie mir antwortete. „Das mag sein Liebchen, aber die Kleidung ist nicht hier, so dass ich sie beurteilen könnte und am Hofe tragen Damen sowieso Kleider.“

Resigniert gab ich nach, es hatte ja doch kein Sinn weiter zu diskutieren. Sie gab Zeichen, das mir eines der Dienstmädchen ins Kleid helfen solle. Das war eigentlich gar nicht so schlecht, da ich mich nur eingeschränkt bewegen konnte und das Kleid hinten nur eine leichte Schnürung hatte.

Das Kleid bestand aus feinen Leinen oder Baumwolle. Schafswolle konnte ich ausschließen, dafür war der Stoff zu dünn und nicht kratzig genug. Es war schwarz mit weißer Borte an den Kanten. Außerdem hatte es einen weiten eckigen Ausschnitt. Über den Ausschnitt runzelte ich die Nase, denn man sah so leider die Narbe über meiner linken Brust, wo ich als Kind in Kontakt mit einer Antilope gekommen war und die Verbrühungsnarben konnte man auch etwas erkennen. Durch meine Weißfleckenkrankheit hatte ich auf den Schultern auch Narben von Sonnenbränden, da meine Haut nach Verletzungen kein Melanin mehr einlagerte. Überall am Körper hatte ich solche Stellen, vor allem an den Händen und den Schultern. Selbst kleinste Mückenstiche blieben daher häufig sichtbar.
 

Das Kleid war an Armen und Oberkörper eng und weitete sich nach unten hin, ähnlich wie ein A-Linien Kleid mit Trompetenärmeln. Zu dem Kleid gehörte ein weißer Y-Gürtel. An den Füßen trug ich einfache Lederschuhe, die auf dem Fußrücken verschnürt wurden, sie fühlten sich fast so an, als ob ich lederne Socken tragen würde. Ich schaute mich im Spiegel an, mein Busen füllte das Kleid gut aus, allerdings passten mein breites Kreuz nicht unbedingt zu der Erscheinung. Meine Haare waren ordentlich und glänzten im Kerzenlicht. Nur meine Narben im Dekolleté, die Platzwunde und die blauen Flecke im Gesicht, die mittlerweile eine kränkliche gelbe Färbung angenommen hatten, passten nicht dazu.

Aber beim Puder blieb ich hartnäckig, sollte der Kaiser doch sehen, was seine Wachen und Soldaten taten. Das einzige was ich erlaubte war ein wenig Kajal und Lidschatten. „Gut was jetzt?“ wollte ich wissen. Maeves lächeln ließ mich schlimmes ahnen. „Ganz einfach Etikette.“ Ich stieß ein seufzen aus.

„Nein, nein. Das gehört sich nicht. Damen ziehen keine Grimassen. Stell dich gerade hin, Kopf erhoben.“ Wies sie mich an. Nun, dies war einfach zu machen. Ich musste mich nur immer wieder selbst daran erinnern. Ich richtete mich auf und zog meine Schultern nach hinten.

„Schon besser. Jetzt zeig mir deinen Knicks.“ Forderte sie mich auf. Ich beugte leicht meine Knie. Doch Maeve war damit nicht einverstanden. „Gegenüber von einfachen Adel mag das Genügen, aber nicht vor dem Kaiser. Sarria, zeig ihr wie das geht.“ Befahl sie einem der Dienstmädchen. Diese nickte und führten einen tiefen Knicks vor. „Das rechte Knie beugen, den linken Fuß hinter den rechten, wobei der Fußrücken den Boden berührt, das linke Knie leicht nach außen und den Rücken gerade.“ Erklärte Maeve nebenher.

Das klang kompliziert. Mein erster Versuch endete beinahe damit, dass ich stolperte und fiel. Ich konnte mich gerade noch so fangen.

„Gleich nochmal. Das rechte Knie beugen, den linken Fuß hinter den rechten, wobei der Fußrücken den Boden berührt, das linke Knie leicht nach außen und den Rücken gerade.“ Ja, das war eindeutig komplizierter als die Verbeugung die Geralt machen musste.

Gefühlt mehrere hundert Mal später war Maeve einigermaßen zu frieden. Aber damit war das Thema Etikette noch lange nicht durch. Ich musste noch die Umgangsformen und verhalten lernen, dass sich in der unmittelbaren Umgebung zum Kaiser schickte. Zum Glück ließ sie die Tischmanieren weg, schließlich wäre es äußerst unwahrscheinlich, dass ich zusammen mit dem Kaiser speisen würde. Apropos Tischmanieren, glücklicherweise erhielt ich zwischendurch eine kleine Mahlzeit, da der Unterricht doch eine ganze Zeitlang andauerte. Es war ein einfaches Mahl, wie es auch jeder Bedienstete im Schloss erhielt. Etwas gekochtes Gemüse und ein wenig sehniges Fleisch. Aber es war warm und deutlich besser als nichts. Dazu gab es frisches Wasser mit etwas Saft vermengt.

Nachdem Maeve der Meinung war, ich wüsste nun alles Notwendige, ließ sie mich die Regel erneut wiederholen und den Knicks vorführen.

„Gut Liebes, ich denke mehr können wir nicht schaffen. Denk an das was ich dir beigebracht habe und der Kaiser fordert immer Respekt, egal von wem oder in welcher Situation auch immer. Bringe mich nicht in Verlegenheit.“ Ich nickte einfach nur und prüfte erneut meine Haltung. Es passte soweit alles, aber so langsam stieg meine Nervosität. Die Tür öffnete sich und Mererid, der Kammerdiener des Kaisers, kam gefolgt von Cahir in den Raum.

„Der Kaiser wird ungeduldig, er erwartet die Dame.“ Eröffnete er gleich. Maeve nickte, „Nun gut, Liebchen, das ist Mererid, er wird dich nun zum Kaiser führen.“ Ich atmete tief durch. „Dann sollten wir seine kaiserliche Majestät nicht warten lassen.“ Antwortete ich.

Ich hoffte ich bekam meine Nervosität in den Griff, denn sonst könnte es ziemlich peinlich werden.

Und wer würde sich schon gerne vor einem Kaiser blamieren. Mererid, der Kämmerer, ging vor ich folgte ihm und uns schloss sich Cahir wieder an. Er sollte wohl verhindern, dass ich sonst was anstellte oder versuche zu fliehen. Weil ja nicht genügend Wachen auf den Fluren standen. Wir gingen schweigend durch den Palast, doch jeder Höfling, an dem wir vorbeikamen, fing sofort an zu tuscheln. So wie die Dienstmädchen am Morgen.

„Ich hoffe die Dame weiß sich dem Kaiser gegenüber zu benehmen! Es reicht das der Hexer die Hofetikette ignoriert hat.“ Unterbrach Mererid die Stille. „Die Dame wird einen Knicks machen und nur Sprechen, wenn die Dame dazu aufgefordert wird.“ Näselte er weiter. „Natürlich, ich bin schließlich keine Wilde.“ Antwortete ich zuversichtlich. Geralt war also schon beim Kaiser gewesen und hatte keinen guten Eindruck hinterlassen. Hoffentlich war der Kaiser jetzt nicht zu sehr verstimmt. Allerdings fragte ich mich immer noch, warum ich ihn persönlich zu Gesicht bekommen würde.

Er führte mich eine geschwungene Treppe hoch und dann durch eine Tür, wir befanden uns jetzt im Thronsaal. Es war beeindruckend, auch wenn überall Baugerüste standen, mit Arbeitern darauf, die die Buntglasfenster reparierten. Der Raum wurde von dem Thron des Kaisers dominiert. Ich folgte dem Kämmerer durch eine weitere Tür auf einen Gang, der von nilfgaarder Rüstungen gesäumt war. Es war sicherlich so gewollt, wie die Rüstungen wirkten, einschüchternd.

Jetzt war es nicht mehr weit und mir wurde vor lauter Nervosität leicht übel. Nur noch die kleine Treppe hoch und wir standen vor dem Zimmer des Kaisers. Ich schluckte den Klos in meinem Hals runter, als Mererid die Tür öffnete. Wir traten ein, immer noch gefolgt von Cahir.

Im Raum befanden sich einige Adelige und Yennefer. Der Kaiser saß hinter seinem Schreibtisch.
 

„Verbeugt euch vor seiner kaiserlichen Majestät, Deithwen Addan yn Carn aep Morvudot, die weiße Flamme, die auf den Grabhügeln seiner Feinde tanzt, Kaiser von Nilfgaard, Herr von Metinna, Ebbing, Gemmera, Souverän von Nazair, Vicovaro, König von Cintra, Erbe von Ard Skellig und An Skellig, Hohepriester der großen Sonne, Emhyr var Emreis.“ Intonierte Mererid. Sobald der Kämmerer mit seiner Vorstellung anfing, ging ich in den Knicks und blieb in dieser Position. Meinen Blick hielt ich nach unten gerichtet. Obwohl ich den Blick aller Anwesenden auf mir spüren und das flüstern der Adeligen hören konnte.

Erst als der Kaiser alle hinaus schickte richtete ich mich wieder auf, allerdings geriet ich leicht ins Taumeln, stürzte aber zum Glück nicht. Die letzten Wochen haben mir eindeutig nicht gut getan und so langsam ließ mein Körper mich das auch spüren.
 

Yennefer stand in meiner Nähe und ich schaute kurz zu ihr hinüber. Ihren Blick konnte ich nicht deuten, er konnte entweder zweifelnd oder auch anerkennend sein. Der Kaiser, mit seiner auffälligen Römernase, sah die Zauberin finster an. „Ich hatte doch deutlich gesagt, lasst uns alleine, war das so schwer zu verstehen, Zauberin?“ fragte er sie. Sein Ton sprach allerdings eine andere Sprache, er erwartete keine Antwort von ihr.

„Aber eure Majestät, …“ fing Yen an unterbrach sich allerdings schnell selber. Der starre Blick Emhyrs sprach Bände. Ich schluckte als Yennefer den Raum verließ und ich mit dem Kaiser alleine war.

Er musterte mich. „Du erstaunst mich, ich hätte erwartet das ein Spion seine Gefühle nicht so offensichtlich im Gesicht trägt.“ Ich erbleichte, „Eure kaiserliche Majestät, ich bin kein …“ er unterbrach mich. „Versuch nicht mich anzulügen!" knurrte er und zog seine Augenbrauen zusammen. „Ich habe die Berichte und Dokumente gelesen. Ich weiß sie zu deuten!“ fuhr er mich an. „Eure kaiserliche Majestät, ich schwöre Euch, ich bin nicht hier um, …“ wieder unterbrach er mich. „Das weiß ich, denn wenn es so wäre, würdest du nicht hier stehen, sondern am Galgen baumeln. Aber die Zauberin hatte mir auch interessante Dinge erzählt.“ Enthüllte er.

Ich wollte gerade zu einer Frage ansetzen, als er mich mit einer Geste wieder zum Schweigen brachte.

„Anhand der Texte, die ich gelesen habe, denke ich das du nützlich sein könntest. Ich habe eine Aufgabe für dich, wenn du sie zufriedenstellend bewältigst, denke ich darüber nach, dir die Ressourcen für eine Heimkehr zu Verfügung zu stellen.“ Er stand auf und ging zum Fenster.

„Eine Aufgabe, Eure Majestät?“ fragte ich ihn, während er mir den Rücken zu drehte.

„Ja, ich habe dem Hexer eine heikle Aufgabe anvertraut, er soll meine Tochter finden und hierherbringen. Während ich darauf vertraue, dass er sie findet, bin ich mir aber nicht sicher, dass er sie anschließend auch hierherbringt. Ich kann ihm also nicht vertrauen, dass er in meinem Interesse handeln wird. Ich habe entschlossen das er deswegen im Auge behalten werden muss.“ Erklärte er mir freimütig.

Das war neu, dachte ich mir, im Spiel ging Geralt sofort los um die Suche zu beginnen, aber was war meine Aufgabe dabei. Yennefer konnte ihn doch sehr gut im Auge behalten und auch sofort persönlichen Bericht erstatten. Schließlich wäre es für sie eine Leichtigkeit über große Strecken per Portal zu reisen.

„Ich verstehe nicht ganz Eure Majestät, ihr habt fähige Magier und Zauberinnen, die diese Aufgabe sicherlich wie ein Kinderspiel aussehen lassen können. Was habe ich damit zu tun, ich kann keinerlei Magie wirken, falls Euch das Jemand erzählt haben sollte, ich versichere Euch, er hat sich geirrt.“ Ich war verwirrt.

Er drehte sich zu mir um, ein unheilvolles Lächeln auf seinen Lippen. „Ganz einfach, meine Magier sind nicht entbehrlich genug, um jede Minute auf den Hexer aufzupassen, sie haben andere Aufgaben. Du hingegen bist sehr entbehrlich, also wirst du den Hexer begleiten, du kannst scheinbar kämpfen, kennst verschiedene Schriften und du kennst dich laut deinen Texten ebenfalls ein wenig mit Magie aus. Das dürfte ausreichen.“

Meine Augen wurden bei jedem seiner Worte größer und ich musste schlucken. Oh je, ich saß ziemlich in der Tinte. Fast sämtliche Fähigkeiten, die ich hatte, bezogen sich auf LARPs, dabei ging es nie wirklich um Leben und Tod, ganz im Gegensatz zu dieser Welt. Nur ein falscher Schritt und du würdest von einem Monster gefressen oder von Banditen ermordet. Mein Zögern schien dem Kaiser allerdings nicht zu gefallen. Misstrauisch musterte er mich, „Das dürfte doch sicherlich kein Problem sein und nur ein kleiner Preis, für eine mögliche Heimkehr, oder muss ich doch davon ausgehen, dass du andere Gründe für dein hier sein hast?“ warf er mir indirekt vor. Schnell schüttelte ich den Kopf, „Nein Euer kaiserliche Majestät. Kein Problem, allerdings hätte ich ein paar bedenken.“ Zögerte ich immer noch ein wenig.

Der Kaiser nahm eine kleine Kiste aus einer Schublade. Daraus entnahm er einige Pergamente und einen kleinen ledernen Beutel. Er schob über den Schreibtisch in meine Richtung. „Das dürfte kein Problem sein, diese Dokumente und das Gold werden die Suche erleichtern. Außerdem wartet im Stall ein Pferd auf dich und deine Ausrüstung erhältst du später von Mererid.“

Ich besah die Dokumente, es enthielt Passierscheine für jegliche Situation, ein Schreiben, das bestätigt das der Inhaber auf kaiserlicher Mission ist und Unterbringung sowie Kost einfordert, eine Karte mit Markierungen und Namen auf der Rückseite. „Die Karte zeigt stille Briefkästen und die Namen Kontaktleute. Ich verlange regelmäßige Berichte, jede Kleinigkeit egal wie unwichtig sie erscheint will ich wissen. Durch die Briefkästen oder Kontaktleute wirst du die Berichte an mich weiterleiten. Die Privilegien gelten natürlich nur solange wie ich Ergebnisse erhalte. Verstanden?“ Ich nickte betäubt, Emhyr hatte wirklich an alles gedacht. Blieb nur noch mein Bedenken zu meinen Kampffähigkeiten, aber dafür hatte ich dann wohl Geralt an meiner Seite. „Ich werde mein Bestes geben, Eure Majestät.“ Bestätigte ich, definitiv würde ich mein Bestes geben, den ganz einfach Emhyr war aktuell meine beste Chance einen Weg nach Hause zu finden, er könnte mir die Ressourcen dafür zur Verfügung stellen. Also würde ich erst einmal nach der Pfeife des Kaisers tanzen und so etwas, wie ein Babysitter oder Kindermädchen für einen Hexer spielen.

„Gut, Mererid wird dich draußen empfangen.“ Er bedeutete mir zu gehen. „Vielen Dank Eurer Majestät.“ Ich knickste noch einmal zum Abschied und drehte mich zur Tür. Als ich diese beinahe erreicht hatte, sprach der Kaiser mich noch einmal an. „Alanya, ich erwarte Ergebnisse! Und zwar schnellst möglich.“

Ich nickte, „Selbstverständlich Eurer Majestät.“ Damit verschwand ich aus dem Raum. Als die Tür hinter mir zu fiel, lehnte ich mich mit dem Rücken an die und atmete tief durch. Als Mererid sich räusperte, richtete ich mich wieder auf. „Die Dame wird mir folgen.“ Sprach er und ich folgte ihm den Gang zurück Richtung Thronsaal.

Der spinnt doch der Hexer

Mererid führte mich durch den Thronsaal, in Richtung einen der Räume, die dort anschlossen. Nahe dem Säulengang konnte man jemand lautstark streiten hören. Je näher wir kamen, desto bekannter kamen mir die Stimmen vor. Nach einigen Augenblicken konnte ich die eine, weibliche, Stimme Yennefer zu ordnen. Die andere war männlich und rau und klang ziemlich aufgebracht.

„Auf keinen Fall Yen. Ich werde niemanden mit mir rumschleppen. Das behindert mich nur bei meinen Aufgaben. Es ist schon schwer genug, teilweise für mich alleine Kost und Logis zu bekommen!“ konnte ich hören. „Geralt! Du hast keine Wahl, der Kaiser will das sie mit dir reist. Lern sie doch erst einmal kennen.“ Hörte ich Yennefers Stimme. Dann musste die andere Stimme zu Geralt gehören und scheinbar stritten die Beiden über mich, auch wenn es sich eher anhörte als ob sie über ein neues Haustier stritten.

Mererid führte mich um die Ecke und nun war das streitende Pärchen zu sehen. Yennefer sah uns, „Ah da ist sie ja.“ Meinte sie zu Geralt, der sich zu uns umdrehte und mich auffällig musterte. Scheinbar mochte er nicht was er sah den er verzog das Gesicht leicht.

„Mererid bitte, einen kleinen Moment.“ Wand sie sich an uns. Mein Führer seufzte und deutete mir, dass er warte würde. Ich ging zu den beiden, „Yennefer, Hexer.“ Grüßte ich Beide. „Alanya das ist Geralt, Geralt das ist Alanya. Ihr werdet euch beide zusammen auf die Suche machen.“ Stellte sie uns vor.

Geralt verschränkte die Arme vor der Brust, „Nein werden wir nicht. Ich reise alleine.“ Bestimmte er. „Das haben wir eben schon besprochen Geralt. Der Kaiser wünscht das sie mit dir reist. Du hast da keine Möglichkeit mit zu reden.“ Wiederholte die Zauberin. Irgendwie kam ich mir leicht überflüssig vor, die beiden diskutierten zusammen, als ob ich gar nicht da wäre, nur die vereinzelten Blicke von Geralt zeigten das sie mich nicht vergessen hatten.

„Yen sieh sie dir an. Eine kleine Hof Mieze, ein Günstling des Kaisers in ihrem feinen Kleid, sie weiß doch sicherlich noch nicht einmal wie man reitet, geschweige wie man eine Waffe hält. Wie soll ich denn nach Ciri suchen und gleichzeitig auf die da aufpassen.“ Jammerte er. In mir brodelte es. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, „Die da steht genau neben dir und hört dich verdammt gut und ich bin weder eine Hof Mieze noch ein Günstling.“ Knurrte ich. Yen grinste einfach nur. „Gerade du solltest nicht nur nach dem äußeren gehen und dich irgendwelchen Vorurteilen hingeben, Hexer!“ ich tippte bei jedem Wort auf seinen Brustpanzer.

Geralt schaute etwas bedröppelt, anscheinend hatte er wirklich angenommen, dass ich nur ein Höfling war. Mererid erlöste uns aus dieser Pattsituation in dem mich darauf aufmerksam machte, dass ich meine Ausrüstung noch holen müsste.

„War schön dich wieder zu sehen Yennefer, wir sehen uns bei den Ställen Hexer.“ Verabschiedete ich mich vorerst und folgte Mererid einige Meter weiter durch eine Tür. Im Gehen konnte ich Geralt noch Fragen hören, „Du hattest sie schon vorher getroffen Yen? Wo?“ „In den Kerkern von Wyzima unter dem Schloss, vor einigen Tagen.“ Hörte ich die Antwort von Yen gerade noch so, dann fiel die Tür hinter mir zu.

„Die Dame findet ihre Sachen dort in der Truhe, In den Satteltaschen, die daneben stehen befindet sich eine Garnitur zum Wechsel und etwas Proviant.“ Erklärte er und deutete auf entsprechende Gegenstände. Ich ging zur Truhe und holte meine Kleidung raus, in einer Ecke stand eine spanische Wand, ich verzog mich hinter sie und musste mich halb verrenken, das mit den geprellten Rippen gar nicht so einfach war, um die Schnürung des Kleides zu lösen. Ich zog es mir über den Kopf und hängte es über die Wand. Ich schlüpfte in mein Wams und die schwarze Hose. Ich war froh das der Kaiser mir auch andere Kleidung zur Verfügung stellte, den in meiner eigenen Hose, eine Haremshose, hätte ich nach nur kurzer Zeit im Sattel, mir sämtliche Haut von den Beinen gescheuert. Meine Tunika lies ich aus, zur Not könnte ich sie später wieder drüber ziehen. Ich stieg in meine Stiefel und trat hinter der Wand hervor. Meine Tunika und Hose, steckte ich in die Satteltasche zu der Ersatzkleidung.

Dann ging ich erneut zu der Truhe und holte meinen Gambeson und mein Kettenhemd raus. Leider hatten sie meinen ganzen Kleinkram nicht wieder in die Taschen geräumt, so dass ich erst alles wieder sortieren musste. Als dies schließlich geschafft war, band ich den ersten Gürtel um. Dann waren die Dolche dran, einer nach den anderen verschwand an seinen Platz. Schnell folgten der Gambeson und das Kettenhemd und der restlichen Rüstung mit dem Waffenrock, zum Schluss folgten der Gürtel, der das Kettenhemd hielt und mein Schwergurt. Die Kettenhaube zog ich jetzt nicht an.

Wieder in meiner gewohnten Kleidung, fühlte ich mich gleich viel wohler. Kleider mochte ich nie wirklich, was vielleicht daran lag, dass ich als Kind ständig welche tragen musste.

Mererid hatte das ganze still verfolgt, ich glaube er war froh, dass bald alles wieder seinen gewohnten Gang ging. Ich schnappte mir noch die Satteltasche und mein Schild und bat Mererid mir den Weg zu den Ställen zu zeigen.

Wir traten durch die Tür zurück auf den Säulengang, von Yennefer und Geralt gab es keine Spur, na hoffentlich wartete er wirklich bei den Ställen, denn ich hatte keine Lust dem Kaiser erklären zu müssen, warum ich den Hexer verloren hatte, bevor die Reise überhaupt los ging. Wir hatten den Haupteingang beinahe erreicht, als wir erneut aufgehalten wurden.

Ein Mann, bräunliches Haar, zu einem halben Pferdeschwanz gebunden, hielt uns auf. Er trug ein gepolstertes Wams mit Plattenhandschuhen und eine goldene Amtskette mit der Nilfgaardsonne auf der Brust.

„Wenn ich mich vorstellen dürfte, Movran Voorhis, General.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Ich besah ihn mir, nun einer hübscher Bursche war er nun wirklich nicht. „Guten Tag General, was kann ich für Euch tun?“ fragte ich höfflich. „Ich wollte eigentlich auf denjenigen waren, der das Los gezogen hatte, mit dem Hexer reisen zu müssen, da seid Ihr mir aufgefallen. Ihr scheint mir nicht bekannt zu sein und eigentlich kenne ich jeden im Schloss, dem es erlaubt ist eine Waffe zu tragen, kleine Kriegerin.“ Säuselte er. Von wegen klein, ich war fast genauso groß wie er. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Mein Name ist Alanya, General. Was würdet Ihr den von demjenigen wollen, der den Hexer begleitet?“ gab ich zurück.

Seine Augen weiteten sich kaum merklich, „Ah ja, ich denke Vicomte Vattier hatte euren Namen erwähnt. Nun ich würde dem Tropf mein Beileid aussprechen, mit diesem Nordling reisen zu müssen und ihn vor dem Hexer warnen wollen, dem Hexer ist nicht zu trauen, kleine Kriegerin, haltet Euch lieber fern von ihm.“ Innerlich kicherte ich.

„Es ist nett das Ihr euch sorgen macht General, aber leider ist es mir nicht möglich dem Hexer fern zu bleiben.“ Es war schwierig dem Schleimer gegenüber höfflich zu bleiben.

„Ist das so? Warum, was verlangt er von euch?“ wollte er sofort wissen. Wenn Voorhis wer anderes gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht geschmeichelt gefühlt, aber nicht bei ihm. Er kam mir schon immer ziemlich suspekt vor.

Ich lehnte mich zu ihm vor, tat so, als ob ich ihm etwas Geheimes verraten wolle, „Ich bin der Tropf, der mit dem Hexer reisen wird.“ Er sah auf diese Eröffnung ziemlich geschockt aus, ich hatte ihn wohl wirklich überrascht.

„Dann lasst mich Euch wenigstens zu den Ställen führen, ich werde Eure Tasche tragen. Mererid du kannst gehen.“ Beschloss er kurzer Hand. Nun warum sollte ich es ablehnen, wenn er sich schon anbietet.

Mererid schien erfreut zu sein zu seinem gewohnten Tagesgeschäft zurück kehren zu können. Er ließ mich mit dem General alleine, der mir nun den Weg zum Stall führte.

„Warum sollt Ihr, kleine Kriegerin, den Hexer begleiten?“ fragte er und es klang ehrlicher Neugierde. „Weil ich für den Kaiser entbehrlich bin.“ Sagte ich frei raus, aber in einem Ton, der das Ganze auch als Scherz klingen lassen konnte. Es funktionierte, Movran lachte ein wenig.

Wir unterhielten uns noch ein wenig, bis wir den Stall erreichten. Tatsächlich wartete Geralt dort, aber wohl nur weil Yen immer noch neben ihm stand. Sie redete immer noch auf ihn ein und er machte ein entsprechendes Gesicht.

Neben Plötze stand ein weiteres Pferd, ein Fuchs mit weißen Abzeichen, der von einem Stallknecht gehalten wurde.

Dieser sah erleichtert aus, als er mich sah, aber mit dem streitenden Pärchen neben ihm konnte ich das nachvollziehen. Movran warf die Satteltaschen über das Pferd und befestigte sie. Ich machte das selbe mit meinem Schild und machte mich bereit aufzusteigen. Voorhis hielt mir sogar den Steigbügel, damit ich aufsteigen konnte.

„Wenn ihr in Norvigrad seid, besucht mich doch im Hause der Baronin La Valette, kleine Kriegerin.“ Bat er mich noch. So langsam nervte mich der Spitzname.

Da das ganze jedoch hilfreich sein konnte, stimmte ich zu. Wenn sich der Spielverlauf durch meine Anwesenheit nicht zu sehr verändert und Geralt die ganzen kleinen Nebenquest machen will, muss er zwischendurch zu dieser besagten Baronin.

Ich beugte mich noch kurz zu ihm runter, „Vielen Dank für die Hilfe. Und General, hebt Euch Spitznamen für Eure zukünftige Frau auf. Da wäre es angebrachter.“ Zwinkerte ich ihm noch zu und ließ mein Pferd loslaufen.

Ich wartete nicht auf Geralt, denn ich war mir ziemlich sicher das Yennefer dafür sorgen würde, dass er hinter mir herkam. Sie hatte ihn ja meist ziemlich gut unter Kontrolle.

Ich hatte mich nicht geirrt, ich hatte fast das Tor erreicht als Geralt mich erreichte. Schweigend ritten wir durch das Tor und entfernten uns immer mehr vom Schloss.

Die Stille zwischen uns war drückend und die Blicke die Geralt mir zwischendurch immer mal wieder zuwarf nervten ziemlich. Ich überlegte ob ich etwas sagen sollte und wenn ja was. Aber es wurde mir abgenommen, denn es war der Hexer, der die Stille brach.

„Du und Voorhis also?“ wollte er wissen. Mir blieb die Antwort im Halse stecken, alleine die Vorstellung ließ mich erschauern. „Wie kommst du darauf?“ fragte ich einfach nur zurück.

„Ich habe Augen im Kopf, so wie er um dich herumgeschlichen ist und du dir deine Sachen hast tragen lassen.“ Deutete er an.

Ich schüttelte den Kopf, so ein Blödsinn. „Nur weil ein Mann nett zu mir ist, heißt das noch lange nicht, dass ich etwas mit ihm habe, geschweige denn dass ich etwas von ihm will, aber ein Schürzenjäger wie du, kann das sicherlich nicht verstehen.“ Erwiderte ich.

„Also ist er nicht der Grund, warum ausgerechnet du mich begleiten sollst? Ich meine, was will eine Frau auf dem Pfad? Kannst du überhaupt kämpfen? Mit der Rüstung hast du doch schon Probleme gehabt aufs Pferd zu kommen.“ Stichelte er.

Empört schnappte ich nach Luft. Allerdings waren meine Rippen nicht sehr erfreut über den abrupten Atemzug.

„Erstens, er ist nicht der Grund, zweitens will ich überhaupt nicht auf den Pfad und drittens, ja ich kann kämpfen.“ Na das konnte ja was werden. Geralt ging mir jetzt schon ziemlich auf den Senkel.

„Gut den ich will dich nämlich nicht mitnehmen. An der nächsten Kreuzung trennen sich unsere Wege.“

Darauf fiel mir nichts ein, Geralt schien es als Zustimmung zu sehen. Ich hatte ein ziemlich schlechtes Gefühl, ich hoffte er würde sein Wort nicht halten. Grimmig ritt ich schräg hinter ihm, so konnte ich ihn und die Umgebung im Auge behalten, doch durch Monotonie des Schaukelns im Sattel und der sich langsam windende Weg, ließen meine Gedanken schweifen.

In der Ferne konnte man Krähen über einen der vielen Schlachtfelder kreisen sehen, es war zum Glück weit genug entfernt um etwaige Aasfresser auf uns Aufmerksam zu machen. Ich schaute den kreisenden Vögeln zu, bis Plötze vor mir auf einmal in einen rasenden Galopp fiel und Geralt mir noch etwas zurief, was ein Abschied hätte sein können.

Wir hatten eine Weggabelung erreicht und Geralt wollte mich wirklich hier im nirgendwo zurücklassen. Nicht mit mir, dachte ich und gab meinem Pferd ebenfalls die Fersen. Geralt jedoch hatte bereits einen deutlichen Vorsprung und der Weg führte in einen dichten Wald.

Ich verlor ihn aus den Augen, doch bisher hatte der Weg keine Abzweigungen gehabt, so war ich sicher immer noch hinter ihm zu sein. Ich versuchte Spuren auf dem Boden zu erkennen, doch leider war mir dies bei diesem Tempo nicht möglich. Ich schaute wieder nach vorne und musste mit Entsetzen feststellen, dass Weg sich gabelte, zu meinem Glück oder auch Pech nicht nur in zwei Wege, sondern gleich in vier.

Ich parierte meinen Wallach durch, der Schnaubend zum Stehen kam. „Na super und jetzt? Oh wenn ich den erwische.“ Grummelte ich vor mich hin. Ich versuchte Spuren zu entdecken, aber leider waren hier zu viele entlanggekommen. Und in mitten eines fremden dunklen Waldes wollte ich nicht vom sicheren Pferderücken steigen, da ich mir nicht sicher war, im Notfall schnell wieder in den Sattel zu kommen.

Ich ritt jeden Weg einige Meter weit entlang um dann wieder umzukehren. Zum Glück war der Wallach relativ ruhig, mit meinem Vollblutmix, denn ich besessen hatte, wäre so etwas nicht möglich gewesen, aber bei dem hätte ich auch nicht volles Tempo reiten können, ohne einen Freudenbuckler zu riskieren oder dass er sich nicht durchparieren lassen würde.

Dieses Pferd, war zwar natürlich etwas anders ausgebildet als ein Pferd aus meiner Welt, aber es nahm die Hilfen gut an. Da ich mich nicht entscheiden konnte welchen Weg ich nehmen sollte, zählte ich einen per Ene Mene Muh aus. Ich ritt an einen Baum und markierte ihn mit einem Dolch, so dass ich hoffentlich diese Kreuzung wiederfand.

Ich ließ mein Pferd, wobei ich feststellte das es dringend einen Namen brauchte, in einen lockeren Galopp fallen und folgte dem ersten Weg. Der Weg endete in einer Lichtung und nichts deutete an ihrem Rand darauf hin, dass jemand durch das Unterholz weiter geritten war. Ich wendete und ritt zurück zu der ersten Kreuzung.

Ich folgte dem nächsten Weg, er war deutlich länger aber endete an einer zerstörten Brücke, hier war der Hexer wohl auch nicht entlang gekommen. Ich ritt erneut den ganzen Weg zurück. Hoffentlich fand ich bald einen Hinweis auf Geralt, sonst wäre der Abstand zu groß um ihn ein zu holen. Da ich im Spiel auch immer viel die Schnellreisepunkte genutzt hatte, kannte ich mich natürlich kaum aus, sonst hätte ich die Taverne am Scheideweg anvisiert um dort zu warten, Burg Krähenfels fiel aus demselben Grund erst einmal aus. Der dritte Weg führte aus dem Wald raus, zu einem Dorf.

Dort befragte ich die Bewohner, doch keiner von ihnen hatte in letzter Zeit einen Hexer zu Gesicht bekommen.

Also musste ich den ganzen Weg zurück reiten in der Hoffnung Geralt hätte hier nirgends über die Wiesen und Felder eine Abkürzung genommen. Mein Magen grummelte, doch ich wollte mir keine Pause gönnen, zu viel Zeit würde es mich kosten. Ich kam an einem Apfelbaum vorbei und zum Glück hingen noch einige Früchte dran. Ich pflückte mir zwei und aß sie während ich im Schritt zum Wald zurück ritt. Das Kerngehäuse gab ich dem Pferd. Nachdem ich aufgegessen hatte und das Fell vom Pferd nicht mehr ganz so nass vom Schwitzen war, erhöhte ich das Tempo wieder.

Langsam setzte die Dämmerung ein und somit wurde es auch im Wald schnell dunkel. Überall im Unterholz raschelte und knackte es, dies machte den Aufenthalt im Wald auch nicht unbedingt angenehmer.

Endlich erreichte ich die Kreuzung im Wald und folgte dem letzten Weg. Ja hier war Geralt lang gekommen. Wäre ich beim ersten Versuch nur etwas weiter geritten, hätte ich die Leichen der Banditen eher gefunden und hätte mir die anderen Wege sparen können.

Ich überlegte kurz ob ich anhalten und den Schauplatz mir näher betrachten sollte, beschloss es dann aber nicht zu tun. Wenn die etwas Nützliches bei sich gehabt hätten, wäre das dem Hexer sicherlich nicht entgangen und blutige Tote würde ich später noch zu genüge haben, sollte ich Geralt endlich irgendwann einholen.

Durch die Dunkelheit konnte ich kaum den Weg erkennen, so dass ich nur langsam vorwärtskam. Der Weg zog sich länger hin, als ich es vermutet hatte. Allerdings konnte ich mir ziemlich sicher sein, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand, den hier und da stieß ich auf Kadaver von Monstern. Es waren einige Wölfe und Kikimoren, sogar ein Bär war darunter.

Wenn Geralt nicht so gewalttätig vorgegangen wäre, hätte man die Pelze sicherlich verkaufen können. Und dabei meckerte Geralt, dass er teilweise nicht genug Münzen hatte, kein Wunder bei einer solchen Verschwendung. Ich konnte mir gut vorstellen das Eskel da ganz anders wäre.
 

Irgendwann erreichte ich den Rand des Waldes, der Mond stand hell am Himmel. Ich folgte dem Pfad durch die Felder, es schien alles ruhig zu sein bis mein Pferd auf einmal unruhig wurde. Etwas näherte sich durch das hohe Getreide. Da ich keinen Bedarf verspürte heraus zu finden um was es sich handelte, spornte ich den Wallach an. Das Etwas verfolgte uns und es schien nicht alleine unterwegs zu sein, doch glücklicherweise wurden meine Verfolger durch Rehe, die durch das Feld sprangen, von mir abgelenkt.

Um kein Risiko einzugehen, reduzierte ich mein Tempo nicht wirklich, nur soweit, dass das Pferd sich nicht die Beine brechen würde. Der Fackelschein, den ich in der Ferne sehen konnte, kam immer näher und ich konnte sehen, dass es sich um ein Dorf handelte.

Als ich es erreichte war ich froh, dass die Taverne noch geöffnet zu sein schien. Ich hielt davor an und schwang mich eher unelegant vom Pferd. Da ich es nicht mehr gewohnt war so lange zu reiten, nicht das ich es vorher mal geschafft hätte, einen ganzen Tag im Sattel zu verbringen, gaben meine Beine leicht unter mir nach, als ich den Boden berührte. Ich musste mich am Sattel festhalten, bis ich mich wieder gesammelt hatte.

Mein Blick fiel auf das Anschlagbrett, es sah so aus, als ob erst vor kurzem ein Pergament abgerissen wurde, die Reste hingen noch an den Nägeln, mit denen der Aushang befestigt worden war. Vielleicht hatte ich Glück und Geralt war wirklich hier lang gekommen und hatte hier Rast gemacht. Ich führte mein Pferd in den Bereich der Futterraufe und tatsächlich stand dort Plötze. Allerdings schien es Geralt ziemlich eilig gehabt zu haben, denn er hatte sie weder abgesattelt noch den Dreck abgebürstet. Also hatte er sie auch nicht nach Verletzungen abgesucht, nach dem schnellen Ritt durch den Wald. Ich stellte mein Pferd neben sie und nahm erst das Gepäck und dann den Sattel ab. Diesen hing ich an die vorgesehene Stelle. Halfter gab es nicht, so beließ ich die Trense. In einem Eimer gab es Bürsten und einen Haken, der Ähnlichkeit mit einem Hufkratzer hatte. Ich nahm beides zur Hand und bürstete mein Pferd über. Ich bürstete den trockenen Schweiß und den Dreck der Straße aus dem Fell. An den Beinen war ich vorsichtiger, aber Kratzer fand ich keine. Ich fuhr mit der Hand über die Sehnen, um zu prüfen ob es irgendwo eine warme oder angeschwollene Stelle gab. Erfreulicherweise fand ich nichts. Dann machte ich mich daran die Hufe auszukratzen, ich holte einige kleine Steinchen raus, aber ansonsten sah alles gut aus.

Es war ein gutes Pferd, nicht zu alt, nicht zu jung, gut bemuskelt und keine Fehlstellungen. Ich stellte ihm einen Eimer mit Hafer und einen mit Wasser hin. Plötze, die alles beobachtet hatte, schnaubte und stieß mich leicht mit der Schnauze an.

„Ja, du kriegst auch etwas.“ Beruhigte ich sie. Ich nahm ihr den Sattel ab, entfernte aber vorher den Sattelgurt ganz, denn würde ich bei mir behalten, so konnte Geralt wenigstens nicht unbemerkt davonreiten.

Ich gab ihr dieselbe Behandlung, allerdings brauchte ich bei ihr länger, ihr Fell war eindeutig länger nicht mehr richtig gebürstet worden. Es kam ordentlich Staub heraus. Plötze schien die Massage zu genießen, denn ihr Kopf sank immer weiter und die Unterlippe entspannte sich, so dass das Maul leicht geöffnet war. Verletzungen fand ich bei ihr keine, aber dafür einige größere Steinchen im Huf, die die nächsten Tage Probleme gemacht hätten.

Ich gab ihr auch etwas zu fressen und zu saufen. Als ich den beiden Pferden gute Nacht sagte, versprach ich Plötze, das ich versuchen würde Geralt dazu zu bringen, sich mehr um sie zu kümmern.

Als ob die Beiden mich verstanden hätten, schnaubten sie. Mit Plötzes Sattelgurt und meinem Gepäck über der Schulter betrat ich die Taverne. Alle schauten auf, viele widmeten sich schnell wieder ihrem Getränk oder ihrem Kartenspiel, andere aber fingen an zu starren. Da wurde mir bewusst, dass ich ziemlich merkwürdig aussehen musste. Schwer beladen, in Rüstung, ziemlich verdreckt von dem Schlamm, den die Hufe im Galopp aufgewirbelt hatten und die immer noch sichtbaren Blauen bzw. gelben Flecken im Gesicht. Mein Blick dürfte auch nicht allzu freundlich wirken. Auch wenn er sich etwas gemildert hatte, jetzt wo ich wusste das Geralt hier irgendwo sein musste.

Ein kurzer Blick durch den Schankraum sagte mir, dass Geralt wohl schon am Schlafen war, denn seinen auffälligen Haarschopf konnte ich nicht entdecken.

Ich bat den Wirt um ein Zimmer und eine Mahlzeit, ich zahlte für beides, den offiziellen Brief des Kaisers wollte ich nur im äußersten Notfall nutzen.

Der Wirt beschrieb mir den Weg zum Zimmer und gab mir einen Schlüssel. Ich suchte mir einen Sitzplatz. Ich versuchte die Blicke zu ignorieren, während ich erst auf mein Essen wartete und es dann verspeiste. Es war nichts Besonderes, aber es machte satt. Irgendwann ließen die Blicke nach, aber ich wusste, sobald ich wieder mit dem Hexer reiste, würden die Blicke mehr werden, also konnte ich mich auch jetzt schon daran gewöhnen.

Nachdem ich das Bier, etwas anderes außer Bier, billigen Wein oder Schnaps schien man hier nicht zu bekommen, herunter gewürgt hatte machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Als ich beim Wirt vorbei kam hielt ich jedoch nochmal kurz an. Ich hob den Sattelgurt an, „Falls der Hexer den suchen sollte, schick ihn zu mir. Aber sag ihm nicht wer ich bin.“ Der Wirt machte große Augen. „Ich will hier keinen Ärger.“ Stammelte er. „Keine Sorge, der einzige der Schwierigkeiten bekommen wird ist der Hexer.“ Damit ließ ich den Wirt stehen und ging in mein Zimmer. Die Sachen verstaute ich unter dem Bett und pellte mich aus meiner Rüstung und Kleidung. Am Waschtisch machte ich mich frisch und untersuchte meine Verletzungen. Die Prellung sah böse aus und die Narbe oder eher beinahe Narbe, ganz verheilt war es ja noch nicht, war gerötet. Wenn ich unterwegs auf ein Kräuterweib oder ähnliches traf, sollte ich mir noch etwas dafür geben lassen.

Ich zog meinen BH aus, aber dafür die Tunika über. Schließlich wollte ich weder nackt, noch nur in Unterwäsche bekleidet schlafen, denn auch wenn sich kein Fremder in mein Zimmer verirren sollte, ein wütender Hexer bestimmt, obwohl der sich über nackte Brüste wohl eher beruhigen ließe, aber so Jemand war ich nun mal nicht. Irgendwo hatte ich auch meine Grenzen. Bevor ich ins Bett stieg, zog ich mein Schwert aus der Scheide, erstaunt stellte ich fest, dass es jemand gereinigt und geschärft haben musste, während ich irgendwo in einer Zelle saß. Ich legte es Griffbereit neben das Bett, einen Dolch behielt ich in der Hand. Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste.

Ich kuschelte mich in die Decke, die Faust mit dem Dolch unterm Kissen und war schneller als erwartet eingeschlafen.
 

Ich erwachte abrupt, irgendwer stand neben meinem Bett, ohne erst groß vorher zu schauen oder zu überlegen, faste ich den Dolch fester und stieß nach der Person. Ich hatte nicht getroffen, doch der Unbekannte fing meinen Arm ab und drehte ihn mir auf den Rücken, so dass ich die Waffe loslassen musste. Ich wollte um Hilfe schreien, als eine behandschuhte Hand sich auf meinen Mund drückte. Ich geriet in Panik, die Situation mit dem einen Soldaten rückte sich in meinen Gedanken in den Vordergrund. Wild trat ich um mich und versuchte mich zu befreien, einer meiner Tritte musste getroffen haben, den mit einem plötzlichen Keuchen wurde ich losgelassen. Mein Angreifer musste anscheinend ein Mann sein, denn dem Keucher nach, hatte seine Kronjuwelen getroffen. Ich sprang aus dem Bett, wobei ich mich beinahe in der Decke verhedderte und schnappte mein Schwert. Panisch wie ich war, registrierte ich vorerst nicht wer vor mir stand.

Abwehrend hob ich mein Schwert, als die Person sich auf mich zu bewegen wollte. „Schh, ganz ruhig. Ich will dir nichts tun. Atme tief ein.“ Versuchte er mich zu beruhigen. Er hob die Hände, um zu zeigen das er unbewaffnet war. Er wiederholte mehrmals seine Worte, bis sie bei mir einsanken und ich mich langsam beruhigte und ich meine Umgebung langsam wieder wahrnahm. Vor mir stand nicht der widerliche Soldat, es war Geralt der dort stand. Ich senkte mein Schwert, bis ich es fallen ließ. Wütend stürzte ich mich auf ihn und schlug mit den Fäusten auf seine Brust, „Du widerliches Arschloch, du wie kannst mir das antun!!!“ brüllte ich ihn an, während ich weiter auf seiner Brust mit den Fäusten trommelte.

Zuerst ließ er es geschehen, doch als ich anfing zu schluchzen, da der Adrenalinrausch abnahm, fing er meine Fäuste ein und zog mich an seine Brust. „Schhhh, alles gut. Ich tu dir nichts.“ Er umarmte mich und versuchte mich zu trösten. Als ich merkte was ich gerade tat, stieß ich ihn von mir. „Fass mich nicht an!“ fauchte ich. Entschuldigend hob er die Hände, „Schon gut.“ Sagte er nur.

Ich funkelte ihn an, allerdings verfehlte es seine Wirkung deutlich, so wie ich hier gerade stand, nur in Tunika, mit verheultem Gesicht. Schnell wischte ich mir über die Augen, „Was willst du hier überhaupt, es ist noch viel zu früh zum Aufstehen.“ Wollte ich grummelnd von ihm wissen.

„Das selbe sollte ich wohl fragen, wir waren uns doch einig, dass wir getrennte Wege gehen und dann höre ich von dem Wirt, dass du meinen Sattelgurt hast und als ich ihn holen wollte hast du mich angegriffen.“ Erwiderte er.

Ich verengte die Augen, was immer noch recht lächerlich aussah, „Du wolltest getrennte Wege gehen, ich habe dem nie zugestimmt. Und wenn du einfach so an einem Bett stehst, während der Andere darin noch schläft, musst du damit rechnen, schade das ich nicht getroffen hatte.“ Bei meinem letzten Satz grinste er, „Oh, wenn ich kein Hexer mit ausgezeichneten Reflexen wäre, hättest du getroffen. Aber warum willst du mich unbedingt begleiten?“ fragte er.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Von wollen kann gar nicht die Rede sein, der Kaiser hat es befohlen. Wer will schon freiwillig mit dir Reisen, wo du doch Chaos und Tot hinter dir herziehst.“ Den letzten Satz hätte ich wohl lieber nicht sagen sollen, Geralts ganzer Körper verspannte sich seine gelben Augen starrten mich unheilvoll an und wenn es möglich wäre, sah er noch blasser aus als sonst.

„Wer hat dir das gesagt? Wer schickt dich?“ Vorsichtig wich ich vor ihm zurück, doch er folgte mir bis ich mit dem Rücken wortwörtlich an der Wand stand. Als ich immer noch nicht antwortete schlug er mit seiner Hand, direkt neben meinem Kopf gegen die Wand und ließ mich so zusammenzucken. „Sprich! Wer schickt dich?“ knurrte er.

„Ich weiß nicht was du meinst.“ Quiekte ich schon fast. Er knurrte fast wie ein wilder Wolf. „Ach ja? Ich glaube kaum, dass es ein Zufall ist, das auf einmal jemand fremdes auftaucht, den Kaiser dazu bringt, dass er mich begleitet genau zu derselben Zeit wo Ciri wiederauftaucht und dann auch noch die selben Worte sagt, die einst Eredin zu mir sagte? Also sprich endlich!“ Ich wurde blass, Geralt konnte wirklich ziemlich angst einflößend wirken. Ich schluckte. „Eredin?“ fragte ich.

„Stell dich nicht dumm, er ist der König der Wilden Jagd. Aber das weißt du sicherlich. Hat er dich geschickt?“ panisch schüttelte ich den Kopf, „Was? Nein! Die Wilde Jagd gibt es doch gar nicht!“ stammelte ich. Naja zumindest war hier der allgemein gültige Glaube, dass es sie nicht gab. Ich sollte wirklich aufpassen was ich sage, in den Spielen habe ich mich immer über die Leute amüsiert, die sich mit Hexern anlegten und jetzt hatte ich selbst einen gegen mich aufgebracht. Manchmal war ich echt dumm und konnte meinen Mund nicht halten.

Geralt schien sich nicht mit meiner Antwort zufrieden geben zu wollen, doch mir reichte es langsam. Ich nahm meinen Mut zusammen und versuchte mich aus der Situation zu befreien.

„Ihr habt doch echt alle einen Vogel. Hat euch der Krieg die Gedanken vernebelt, erst hält man mich für einen Schwarzen und will mich umbringen, die Schwarzen halten mich für einen Spion, halten mich Wochenlang gefangen und würden mich am liebsten auch umbringen und jetzt kommst du und behauptest ich würde mit jemanden Kontakt haben, der gar nicht existiert, willst du mich auch umbringen? Ihr seid doch alle ein paranoider Haufen von Verrückten.“ Eigentlich wollte ich brüllen, aber es kam eher wie ein krächzen hervor.

Er musterte mich eindringlich, „Für jemanden der angeblich länger in Gefangenschaft war, siehst du doch ziemlich gut aus. Ich nehme dir die Geschichte nicht ab.“

Am liebsten hätte ich frustriert aufgeschrien, Männer! „Ja natürlich, ich habe mich selbst verprügelt und laufe freiwillig mit Prellungen durch die Gegend.“ Sprach ich mit viel Sarkasmus. Der Hexer jedoch zog nur unbekümmert eine Augenbraue hoch.

„Denk doch was du willst, frag doch Yennefer, sie war bei dem einen Verhör dabei und hat alle Berichte und Verhörprotokolle gelesen. Und jetzt rück mir von der Pelle!“ ich versuchte ihn von mir wegzustoßen, aber natürlich gelang es mir nicht. Ganz im Gegenteil, er grinste anzüglich und kam immer näher. „Ich wüsste da etwas um mich von deiner Aussage abzulenken und mich abzureagieren, weißt du ich mag feurige Frauen!“ flüsterte er mir ins Ohr. Ich schnappte nach Luft, reflexartig holte ich aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. Ich hoffte es hatte ihm genauso weh getan wie mir, meine Hand zwiebelte ganz schön. Auf jeden Fall ließ er jetzt etwas Abstand.

„Du hast sie ja nicht mehr alle! Raus! Raus aus meinem Zimmer! Du not geiles Irgendwas“ keifte ich. Es zeigte Wirkung, „Gut, belassen wir das Thema erst einmal. Ich warte vor der Tür auf dich.“ Meinte er noch und ließ mich vorerst alleine. Als er die Tür hinter sich schloss, sank ich auf den Boden. Die ganze Situation war einfach zu surreal. Ich schüttelte meine Hand, denn den Schlag konnte ich immer noch spüren. Die Handfläche kribbelte und juckte unangenehm. Ich atmete tief durch, hatte Geralt gerade das wirklich zu mir gesagt? Erst beschuldigt er mich, dass ich mit der Wilden Jagd zusammenarbeite und dann will er mit mir in die Kiste? Der tickt wirklich nicht mehr ganz sauber. Ich wusste nicht wie lange ich da so gesessen hatte, aber für Geralt war es wohl zu lange, denn er kam wieder ins Zimmer. „Du hast dich ja immer noch nicht angezogen!“ meckerte er los.

„Du sollst draußen warten!“ gab ich nur zur Antwort. Er lehnte sich an die Tür und verschränkte die Arme. „Damit du noch mehr Zeit verschwendest? Nein Danke. Da du ja unbedingt mit mir mit willst, muss ich ja auf dich warten. Also zieh dich endlich an.“ Ich starrte ihn an wie eine Kuh wenn’s donnert. Er war eindeutig verrückt und scheinbar wechselte er schneller seine Meinung als andere ihre Unterwäsche.

„Dann dreh dich gefälligst um!“ argumentierte ich. „Damit du mich von hinten attackieren kannst? Vergiss es.“ Ich schnaubte. „Und warum sollte ich das tun?“ wollte ich von ihm wissen. Er zuckte mit den Schultern, „Bei euch Frauen weiß man ja nie.“ Ich war nie der gläubigste Mensch, aber gerade jetzt betete ich um Geduld.

Ich suchte also meine Sachen zusammen, doch bevor ich meine Tunika auszog drehte ich ihm den Rücken zu und befahl ihm die Augen zu schließen. Ich drehte mich nicht noch mal um, um zu kontrollieren ob er es wirklich tat.

Schnell zog ich mich an, wobei ich diesmal mehr Schwierigkeiten mit dem Kettenhemd hatte, da mir keiner half. Geralt beobachtete mich schweigend und ich nahm an, dass er auch vorher nicht die Augen geschlossen hatte, aber zumindest hatte er keine Kommentare abgegeben.

Nachdem ich alles kontrolliert und wieder eingesteckt hatte wand ich mich an Geralt. „So ich bin angezogen, aber du wirst dich noch gedulden müssen, bis ich etwas gefrühstückt habe.“ Seufzend trat er zur Seite und ließ mich aus dem Zimmer.

Im Schankraum bestellte ich mir beim Wirt etwas zu Essen. Geralt, der scheinbar schon gegessen hatte, setzte sich hingegen an einen freien Tisch. Kurz hielt der Wirt mich zurück und wollte wissen ob alles in Ordnung sei, da er gepolter und Geschrei gehört hatte. Ich versicherte ihm, dass alles okay wäre. Nur zögernd ließ mich der Wirt gehen.

Während ich aß, stellte Geralt mir noch einige Fragen, die ich allerdings gekonnt ignorierte, schließlich wollte ich essen und nicht wieder mit dem Hexer in Streit geraten.

Nachdem ich mein Frühstück verputzt hatte, ließ ich mir vom Wirt noch einige Mohrrüben und Äpfel einpacken. Fragend schaute mich der Hexer an, doch ich marschierte stumm an ihm vorbei zu den Pferden. Ich wünschte den beiden einen guten Morgen und gab ihnen jeweils eine Möhre. Nachdem ich Plötze etwas ins Ohr geflüstert hatte, übergab ich dem Hexer den Sattelgurt.

Wir machten unsere Pferde fertig und führten sie auf die Straße. Nachdem wir aufgesessen hatten, wollte ich vom Hexer wissen, wohin wir nun reiten würden.

Er deutete in die Richtung, aus der wir gestern gekommen sind. „Ich muss mich erst noch um ein Nekkernest kümmern.“ Er ritt langsam los.

Ich lenkte mein Pferd neben ihn, „Das ist nicht dein Ernst. Wir haben keine Zeit für irgendwelche Monster. Der Kaiser hat eindeutig befohlen seine Tochter zu finden und das schnellst möglich. Er sagte sie sei in Gefahr.“ Hielt ich ihm vor. „Das weiß ich auch, aber von irgendwas muss ich auch leben und Zutaten für Tränke und Waffenöle bezahlen.“ Knurrte er. Hurra, er war mal wieder mürrisch.

„Aber muss das jetzt sein? Wir haben noch nicht einmal wirklich viel Weg hinter uns gebracht.“ Warf ich ein. „Ja jetzt, ich muss jeden Auftrag annehmen, den ich kriegen kann. Im Moment können sich viele keine Hexer leisten und daher sind Aufträge selten. Unter dem Krieg leiden alle.“ Erklärte er mir. Mal wieder seufzte ich. „In Ordnung, wenn es sein muss und nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt.“ Er nickte nur. Wir ritten schweigend weiter, bis Geralt die Stille brach. „Was hast du meinem Pferd eigentlich zugeflüstert?“ ich grinste verschlagen, „Och ich habe sie nur bestochen. Unterschätze die Pferde nicht, sie sind viel klüger als man ihnen zutrauen mag. Nicht war ihr beiden?“ wie aufs Stichwort schnaubten die Pferde. Geralt nahm das einfach so hin.

Kurze Zeit später hielt Geralt an, „Komm, die Pferde lassen wir hier, den Rest gehen wir zu Fuß. Ich kann die Biester schon hören.“

Als ich nicht abstieg und ihm folgte blieb er stehen. „Komm schon, du hast doch gesagt wir haben keine Zeit, also worauf wartest du denn jetzt?“

„Oh nein, du wolltest den Auftrag, nicht ich. Du wirst das schön alleine machen, während ich auf die Pferde aufpasse.“ Er kam zurück und blieb neben mir stehen, „Nichts da, die können auf sich alleine aufpassen. Du kommst mit, du hast schließlich behauptet das du kämpfen kannst, jetzt kannst du es beweisen.“ Und damit zog er mich vom Pferd und hinter sich her.

Ja eindeutig, Geralt war verrückt. War wohl auch nicht unbedingt ein seltenes Phänomen bei älteren Hexern.

„Lass mich los, das ist dein Kampf nicht meiner!“ zeterte ich, während er mich weiterzog. „Sei still, du lockst sie noch an.“ Plötzlich ließ er mich doch los. „Zu spät.“ War alles was er dazu noch sagte. Ich rappelte mich auf und sah mich um. Dort einige Meter von uns entfernt stand ein Nekker und beäugte uns. Ich hörte mehr, als das ich es sah, wie Geralt sein Schwert zog. Ich tat es ihm gleich und faste es mit beiden Händen. Mein Schild hing selbstverständlich noch am Sattel. Da fiel mir noch etwas ein. „Geralt, mit was für Schwertern kämpft ihr Hexer gegen Monster.“ Flüsterte ich ihm zu. „Mit Schwertern aus einer Silberlegierung, was soll die Frage jetzt?“ kam seine Antwort, „Und mit was für Schwertern kämpfen Menschen, die keine Hexer sind?“ fragte ich weiter, „Mit Waffen aus Stahl, wir haben keine Zeit für eine Fragerunde! … Warte soll das heißen du hast nur eine Stahlwaffe?“ fiel es ihm selber auf. Sein Blick ruckte zu mir. „Ja ganz genau das soll es heißen.“ Bestätigte ich. „Verdammt.“ Kam von ihm nur. Der Nekker hatte die Zeit genutzt und seine Kumpane gerufen. Überall um uns herum raschelte das Korn. Ich schluckte, schien eine größere Gruppe zu sein.

„Bleib in meiner Nähe.“ Murmelte Geralt zu mir. Ich bekam große Augen, in seiner Nähe? Bei seinem Kampfstil? Never! Da kann ich mich auch gleich fressen lassen. Ich ging einige Schritte von ihm weg und beobachtete die Umgebung. Da schossen auch schon die ersten auf uns zu. Ich versuchte die Nekker und auch Geralt gleichzeitig im Auge zu behalten und ihnen auszuweichen. Aber natürlich war das gar nicht so einfach. Ich werte die Biester so gut ich konnte ab, aber mein Schwert juckte sie kaum. Sie schienen mich sogar aus zu lachen. Zumindest wirkte es so auf mich. Ich war froh das Geralt die meisten schon erledigt hatte, allerdings kam mir seine Klinge mir für meinen Geschmack zu nahe.

Es war beeindruckend ihn zu beobachten, wie er mit seinem Schwert tanzte und mit schierer Leichtigkeit einen Nekker nach dem anderen fällte. Doch es kam wie es kommen musste, so wie ich mich ablenken ließ. Ich über sah den Nekker hinter mir und Geralt hatte mir auch den Rücken zugekehrt, als der Nekker mich von hinten ansprang. Seine Krallen durchschnitten mein Waffenrock und krallten sich in den Schuppen der Rüstung fest. Während ich stürzte schnappte er nach meinem Hals, doch er verbiss sich im Kettenhemd. Wütend keckernd nagte er auf dem Metall herum und versuchte sich durch die Ringe zu wühlen. Geralt war noch mit seinen anderen Gegnern beschäftigt und bekam daher meine missliche Lage nicht mit.

Ich konnte nur hoffen, dass meine Rüstung hielt.

Mein Schwert hatte ich beim Sturz verloren und an meine Dolche kam ich nicht heran, aber sie würden mir auch gerade nicht viel nützen. Ich versuchte mich aufzustemmen, aber der Nekker war schwerer als er aussah.

Eine seiner Krallen hatte einen Weg durch die Schuppen gefunden und sich im Kettenhemd verfangen. Ich konnte spüren wie sie meine Haut aufritzte. Angst das meine Rüstung nicht mehr lange halten würde, rief ich nach Geralt.

Eben dieser hatte gerade den letzten Nekker besiegt und drehte sich zu mir um, als er meine Lage bemerkte.

Er eilte die paar Schritte rüber und schnitt den Nekker auf meinem Rücken entzwei. Allerdings hatte er so viel Kontrolle über seine Klinge, dass diese mich nicht verletzte.

Erleichtert das ich jetzt sicher war, schloss ich meine Augen und machte einen tiefen Atemzug. Geralt zog die Leiche von mir und kniete sich neben mich. Als er sich sicher war das es mir einigermaßen gut ging, meinte er ich solle liegen bleiben, er wäre gleich zurück. Er entfernte sich einige Schritte und kurze Zeit später hörte ich eine Explosion. Ach ja, Nekkernest, fiel mir wieder ein. Das musste er ja auch beseitigen.

Ich hörte wie er aus den Kadavern Zutaten sammelte und wahrscheinlich auch Beweise für den Auftraggeber. Gerade als ich beschloss mich aufzurappeln, war er wieder neben mir, „Warte, ich will zuerst sehen, wo du verletzt bist. Du hast überall Blut auf dir.“ Stöhnend ließ ich meinen Kopf wieder auf den Boden fallen. „Das könnte daran liegen, dass du das Vieh auf meinem Rücken getötet hast. Das ist nicht mein Blut.“ Versuchte ich ihm zu erklären, aber er bestand darauf selber nach zu schauen.

„Deine Rüstung ist größtenteils intakt. Aber ich will mir später deinen Rücken noch mal genauer ansehen, nur um sicher zu sein, dass du wirklich keine Verletzungen hast.“ Ich grummelte nur, mehr hätte eh nichts gebraucht, dieser Hexer war sturer als ein Esel.

Während ich mich aufrappelte pfiff Geralt nach seiner Stute. Allerdings kam diese nicht, wie gewohnt, angelaufen.

Ich musste grinsen, was ich aber schnell unterdrückte, als Geralt in meine Richtung schaute. Ich ging zu meinem Wallach, ich hatte mich entschieden ihn Tetris zu nennen und zog mich gequält am Sattel hoch. Meine Rippen pochten und der Kratzer brannte.

Neben Tetris stand Plötze und als der Hexer erneut pfiff, drehte sie sich demonstrativ weg und zupfte ein großes Büschel Gras. Still kicherte ich in mich hinein.

Ich wartete geduldig, bis Geralt endlich kam und sich in den Sattel schwang. Schweigend ritt er vor und ich folgte ihm einfach. Schließlich hatte er mir nicht gesagt, wo wir seinen Auftraggeber finden konnten.

Zurück nach Velen

Ich folgte Geralt durch das Dorf zu einem etwas abseitsstehenden Haus. Es hatte einen kleinen Vorgarten, in dem einige Kräuter und Blumen wuchsen. Dem Haus sah man sein Alter an, aber es wirkte trotzdem gepflegt. Als wir vor dem Zaun hielten, konnte ich das starren der Dorfbewohner schon fast körperlich spüren. Ein Hexer war für die meisten schon Grund genug, aber ein Hexer mit Begleitung, die auch noch blutüberströmt war, …

Wir mussten schon ein ziemlich merkwürdiges Bild abgeben. Als Geralt vom Pferd stieg, blieb ich jedoch im Sattel sitzen. Er warf mir nur einen kurzen Blick zu, aber sagte diesmal nichts weiter dazu.

Erst als der Hexer im Haus verschwunden war, gingen die meisten Dorfbewohner wieder ihrer Beschäftigung nach. Nur einige Kinder blieben auf der Straße und flüsterten aufgeregt mit einander. Sie blickten immer wieder zu mir rüber.
 

Ich versuchte sie zu ignorieren, aber der Versuch wurde von den Kindern selbst sabotiert, als sie eines rüberschickten. Schüchtern blieb es einige Schritte von mir entfernt stehen. „Bist du ein Hexer?“ wollte der Junge wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, aber der Mann, der eben in das Haus gegangen ist, ist einer. Mädchen und Frauen können keine Hexer werden.“ Erklärte ich.

„Aber warum reitest du dann mit einem?“ wollte es weiterwissen. Ich winkte das Kind näher und beugte mich leicht zu ihm runter. „Weißt du, der Hexer hat eine wichtige Aufgabe bekommen und ich soll aufpassen, dass er sie auch richtig macht.“ Der Junge bekam große Augen, „Wie eine Nanny?“ fragte er ungläubig. Ich nickte, „Ja so ungefähr. Ich denke so könnte man es auch nennen. Und nun ab, geh mit den anderen Kindern wieder spielen oder geh deinen Eltern helfen.“ Der Junge nickte und lief dann auch wieder zu seinen Freunden. Es war sehr wahrscheinlich das er es seinen Freunden erzählte, was er eben gerade von mir erfahren hatte.
 

Ich musste lächeln, wie bald würde wohl das Gerücht entstehen das der große Geralt von Riva, auch bekannt als der weiße Wolf oder Schlächter von Blaviken einen Aufpasser brauchte. Ob die Gerüchte vor uns bei Rittersporn ankommen würden? Ich musste mir ein Kichern unterdrücken, als Geralt wieder aus dem Haus trat. Sein Blick war mürrisch, aber ich war mir sicher, dass es nichts mit dem zu tun hatte was ich dem Kind erzählt hatte. Dafür war ich zu leise. Es lag wohl eher an der Belohnung für den Vertrag, oder zumindest ging ich erst einmal davon aus.
 

Geralt steckte sich einen kleinen Münzbeutel in die Tasche und bestieg dann Plötze. Ohne ein Wort zu verlieren ritt er los. Ich beeilte mich ihn einzuholen. „Nun wo als nächstes hin?“ fragte ich ihn. „Wir suchen einen Mann namens Hendrik.“ Bekam ich zur Antwort. Ah ja stimmt ja. Er war ebenfalls damit beauftragt nach Ciri zu suchen. Leider war die wilde Jagd auf ihn Aufmerksam geworden. Wie auch immer sie das geschafft hatten. Ich kramte die Karte aus einer meiner Taschen, „Hier, Hendrik, er hat ein Haus in Heidfelde.“

„Nie davon gehört.“ Murrte er und ich reichte ihm die Karte rüber. Mit einem Stirnrunzeln nahm er sie und studierte sie kurz. „Woher hast du sie und was sind das für Markierungen?“ wollte er im Gegenzug wissen. „Ich habe sie vom Kaiser bekommen und der Rest geht nur mich etwas an.“ Ich nahm die Karte zurück und stecke sie schnell wieder ein. Unter gar keinen Umständen sollte diese Karte in falsche Hände geraten.

Geralt gab mir nur einen finsteren Blick, es war eindeutig das er mir noch nicht vertraute.

„Sag mir nochmal, warum ausgerechnet du?“ fragte er auch gleich. Ich seufzte, „Weil ich für den Kaiser entbehrlich bin, deswegen. Ich bin genauso wenig begeistert wie du.“

Er runzelte die Stirn, „Das bringt mich zur nächsten Frage, woher hast du den Satz von heute Morgen? Es wirkt ziemlich verdächtigt.“

Ich spannte mich an, würde er gleich wieder ausflippen? Doch er schien erst einmal nur auf eine Antwort zu warten, „Ich habe Geschichten über dich gehört, dem Schlächter von Blaviken und denselben Weg durch den Wald genommen wie du, ich habe die Leichen und Kadaver gesehen und du hast nun mal ein ziemliches Chaos hinterlassen. Ich gehe davon aus, dass es immer so sein wird, egal wohin du gehst. Deswegen habe ich das gesagt.“ Versuchte ich zu erklären.

Erstaunt hob er eine Augenbraue. „Das ist alles? Und glaub nicht alles was man sich über ich oder Hexer im Allgemeinen erzählt. Vieles ist übertrieben oder falsch verstanden.“ Er gab mir eine gute Vorlage.

„Ja das ist alles. Erzählst du mir dann wie Hexer wirklich sind? Wenn die Geschichten nicht stimmen, dann erzähle sie mir richtig. Wie entstehen Hexer? Wo werdet ihr ausgebildet? Was könnt ihr alles? Verlangt ihr wirklich Kinder als Bezahlung? Habt ihr wirklich keine Gefühle mehr? Wie viele Hexer gibt es?“ bombardierte ich ihn mit Fragen und was machte Geralt? Er lachte einfach.

„Weißt du, du erinnerst mich gerade an einen alten Freund.“ Grinste er. „Ist er auch ein Hexer?“ ich wusste eigentlich, dass er wohl keinen Hexer meinte, aber man musste den Schein ja wahren.
 

Geralt lachte noch mehr. Die wenigen Bauern auf den Feldern sahen ihn erschrocken an.

„Rittersporn und ein Hexer?“ Geralt kriegte sich nicht mehr ein. Ich befürchtete schon, dass ich ihn endgültig kaputt bekommen hatte. Doch langsam beruhigte er sich wieder. „Nein Rittersporn ist definitiv kein Hexer, auch wenn er gerne behauptet er hätte mich das ein oder andere Mal gerettet, aber eigentlich war es immer umgekehrt.“

„Nun, vielleicht ändert es sich noch mal eines Tages.“ Deutete ich an und dachte an die Ereignisse in Toussaint, die Geralt noch bevorstanden.

Doch Geralt schüttelte den Kopf. „Nein ich denke nicht, er ist ein Poet, ein Barde. Mir würde keine Situation einfallen in der er mit seinem Können, mich retten könnte. Vielleicht hast du von ihm schon gehört?“

Da ich nicht genau wusste wie bekannt Rittersporn wirklich in dieser Welt war, gab ich keine eindeutige Antwort. Sie konnte man als ja oder auch als Nein interpretieren.

Zumindest war Geralt jetzt etwas entspannter. Mal sehen wie lange es so bleiben würde.

„Und meine anderen Fragen?“ man musste es ausnutzen so lange Geralt gesprächig war. „Wie ich schon sagte, an den Geschichten ist nicht viel dran und der Rest ist nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Wie sagtest du eben so schön, es geht nur mich etwas an und die restlichen Hexer.“ Er grinste. „Ich bin aber nicht die Öffentlichkeit!“ schmollte ich. Hm so viel zu seiner Gesprächigkeit.

„Komm schon, erzähl mir etwas. Nur ein bisschen.“ Bettelte ich schon fast.

Geralt schüttelte den Kopf, „Ein anderes Mal vielleicht. Schau mich nicht so an, der Blick zieht bei mir nicht!“

Jetzt schmollte ich erst recht, schweigend ritt ich neben ihm her.
 

Ich weiß nicht wie lange wir schweigend neben einander geritten waren, aber es war Geralt der die Stille nach langer Zeit brach, „Wie geht es deinem Rücken?“ wollte er wissen.

Ich bewegte mich ein wenig um es zu testen, der Kratzer

brannte noch immer leicht.

„Soweit gut, ich habe nur nen Kratzer, aber der Sturz auf meine Rippen war nicht gut, aber gebrochen ist nichts. Ach ja falls wir an ‘nem Kräuterweib vorbeikommen. Ich bräuchte etwas.“ Geralt stöhnte.

„Hättest du das nicht vorhin im Dorf sagen können? Da gab es einen Kräuterkundigen.“ Man sah ihm an, dass er mir am liebsten einen Schlag auf den Hinterkopf geben wollte. „Ich werde sehen, ob wir an einem weiteren vorbeikommen. Aber heute nicht mehr. Die Sonne wird bald untergehen.“

Ich bemerkte wie er die Umgebung jetzt genauer in Augenschein nahm. Nach einiger Zeit wich er vom Weg ab und ritt zu einer kleinen Bucht an einem Fluss.

„Hier werden wir Lagern. Du suchst Feuerholz, während ich prüfe ob sich hier irgendwo Ertrunkene verstecken.“

Ich nickte nur und ließ mich dann aus dem Sattel gleiten. Wie am Vortag auch gaben erst einmal meine Beine unter mir leicht nach. Es würde wohl noch eine ganze Weile dauern bis ich mich daran gewöhnt hatte, den ganzen Tag im Sattel zu verbringen.

Ich lockerte den Sattelgurt von Tetris etwas und verdrehte die Zügel so mit einander damit er beim Fressen nicht hereintreten konnte. Ich vertraute darauf, dass Tetris bei Plötze blieb und diese kam, wenn man nach ihr rief.

Während Geralt am Ufer entlang schlich, ging ich in die andere Richtung. Trockenes Holz gab es nicht wirklich, aber zumindest sammelte ich ein wenig Holz. Nachdem ich den ganzen Arm voll hatte und kein weiteres mehr aufheben konnte, machte ich mich auf den Rückweg. Ich brauchte eine Weile bis ich den Lagerplatz wiedergefunden hatte, aber schließlich hatte ich keine so gute Nachtsicht wie ein Hexer. Hin und wieder blieb ich stehen, da ich mir nicht sicher war, ob ich etwas gehört hatte. Meist waren es aber Rehe oder Vögel, die sich durch die Büsche bewegten.

Geralt hatte scheinbar selbst ein wenig Holz gesammelt, denn es brannte schon ein kleines Feuer.

Ich ließ mein Holz danebenfallen und wischte mir dann den Dreck ab. Viel brachte es nicht und dreckig bzw. blutig war eh schon alles.

Geralt schien gar nicht zur Kenntnis zu nehmen das ich wieder da war, er kniete am Feuer und kümmerte sich um seine Klingen. Er reinigte, schliff und polierte sie mit einer Hingabe, dass es schon fast meditativ wirkte. Ich setzte mich ebenfalls ans Feuer und genoss die Wärme, die es ausstrahlte.

„Das Flussufer ist sicher, du kannst dich also waschen gehen, danach will ich deine Verletzungen sehen.“ Befahl er mir, ohne auch nur einmal aufzusehen.

„Ach und warum? Ich sagte doch schon es ist nur ein Kratzer. Der verheilt auch so!“ ich hatte mir Geralt immer irgendwie sympathischer vorgestellt, aber zurzeit mochte ich ihn immer weniger, hoffentlich änderte es sich noch, sonst würde es eine verdammt lange Zeit werden, bis wir Ciri gefunden hatten.

„Ganz einfach, weil ich sicher gehen will, dass es wirklich nur ein Kratzer ist, der schnell verheilt. Ich habe keine Lust das du krank wirst oder irgendwelche Monster anlockst, die dich für leichte Beute halten. Obwohl das bist du ja so schon. Und geh dich waschen, du stinkst wie ein toter Nekker. Das hält man ja nicht aus.“ Stänkerte Geralt weiter. Oh ja, das werden sehr lange Wochen werden.

Ohne weitere Worte ging ich zu Tetris, nahm ihm die Taschen und den Sattel ab und brachte es zum Feuer. Ich kramte meine andere Hose und die Tunika heraus und ging zum Ufer.

Zumindest war es weder schlammig noch sah das Wasser besonders trüb aus. Ich legte alle Rüstungsteile ab und zog die Stiefel aus, dann ging ich mit Klamotten ins Wasser. So war es am einfachsten den größten Teil des Blutes auszuwaschen.

Das Wasser war eiskalt und am liebsten wäre ich sofort wieder zurück ans Ufer geeilt, aber Geralt hatte recht. Meine Sachen stanken erbärmlich. So zitterte ich wie Espenlaub und wusch meine Kleidung aus. Nachdem ich der Meinung war, das schlimmste wäre raus, zog ich es aus und spülte es nochmal mehrere Male durch, bevor ich es wieder zum Ufer brachte. Dann seifte ich mich ebenfalls schnell ein und wusch mich.

Trotz des eisigen Wasser fühlte es sich gut an, sich von dem ganzen Dreck zu befreien. Ich beeilte mich und war schnell wieder am Ufer. Grob trocknete ich mich ab und zog schnell die trockenen Sachen an. Dann sammelte ich den Rest auf und ging zum Feuer zurück. Dort legte ich alles Nasse nahe ans Feuer, in der Hoffnung, dass es bis morgen trocken sein würde. Dann warf ich mir meinen Umhang über und setzte mich ebenfalls nahe ans Feuer um mich wieder aufzuwärmen.

„Gehst du eigentlich immer mit Sachen schwimmen?“ fragte mich Geralt auf einmal. Mein Kopf ruckte rum zu ihm, „Hast du mich etwa beobachtet?“ fragte ich ihn erschrocken. Er grinste, „Musste ja sicher gehen, dass dich nichts angreift.“ Ich wurde rot, ob aus Wut der Scham, wusste ich nicht genau, vielleicht auch beides.

„Und wieso hast du dann gesagt das es sicher sei!?“ wollte ich im Gegenzug wissen. „Man kann nie vorsichtig genug sein. Nun komm, zieh dein Oberteil aus und zeig mir deinen Rücken.“ Was sollte man dazu noch sagen. „Männer!“ grummelte ich.

Ich drehte ihm den Rücken zu, legte meinen Umhang wieder ab und zog meine Tunika so hoch wie ich konnte, ohne sie ausziehen zu müssen. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als Geralt plötzlich mit dem Finger die Wunde verfolgte.

„Sie ist zum Glück wirklich nicht sehr tief, aber ich werde sie trotzdem reinigen. Wer weiß wo der Nekker vorher seine Krallen drinnen hatte. Und vorsichtshalber werde ich sie nähen. An so einer Stelle kann aus einer kleinen Wunde schnell eine große werden, da sie durch die Bewegung aufreißt.“ Er sprach so dicht an meinem Ohr, das sich mir die Nackenhärchen aufstellten. Er musste grinsen, das konnte ich an seinen nächsten Worten hören. „Es wird etwas brennen, ich habe nur Schnaps zum Reinigen da.“

Ich hörte wie er etwas aus seiner Tasche zog und eine Flasche entkorkte. „Hier trink ein paar Schlucke, das wird den Schmerz etwas betäuben.“ Er reichte mir die Flasche über die Schulter. Mit einem Stirnrunzeln nahm ich sie ihm ab. So groß oder tief hatte sich der Kratze gar nicht angefühlt. Aber Geralt hatte eindeutig mehr Erfahrung was Verletzungen durch Monster betrifft und so glaubte ich ihm. Es war ja auch nicht so als hätte ich Spiegel hier um das ganze selbst beurteilen zu können.

Ich roch kurz an der Flasche, das war ein starker Schnaps, soviel war sicher. Ich nahm zwei Schlucke und musste dann husten. Das Zeug war wirklich stark und brannte in der Kehle. Ich nahm einen weiteren Schluck und reichte Geralt die Flasche zurück. Er hatte mittlerweile ein sauberes Tuch und Nähzeug bereitgelegt.

Ich konnte hören wie er das Tuch mit dem Alkohol tränkte und musste dann einen kleinen Schrei unterdrücken, als er es auf den vermeintlichen Kratzer drückte.

Das brannte wie Höhle. Schlimmer als reines Jod auf einer Schürfwunde. Ich wollte vor dem brennenden Gefühl weg weichen, aber er hielt mich an meiner Schulter fest und drückte mit der anderen Hand immer noch das Tuch auf die Haut. Ich biss mir auf die Lippe, denn ich wollte jetzt nicht anfangen zu jammern wie ein kleines Kind. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm Geralt endlich das Tuch weg.

Dafür reichte er mir die Flasche noch einmal rüber. Auch wenn das Zeug widerlich schmeckte und im Hals brannte, nahm ich noch einige Schlucke. Nachdem ich die Flasche wieder absetzte, musste ich keuchend Luft holen und so langsam konnte ich spüren wie der Alkohol anfing zu wirken. Kein Wunder, normalerweise trank ich so gut wie keinen und schon gar nicht auf nüchternen Magen. Ich gab Geralt die Flasche zurück und er nahm ebenfalls einen Schluck, im Gegensatz zu mir musste er allerdings nicht husten. Er war es wohl schon ziemlich gewohnt.

„Du legst dich am besten auf den Bauch, dann kann ich ruhiger und sauberer arbeiten, wenn du nicht weg zucken kannst.“

Ich wollte es nur schnell hinter mich bringen und tat diesmal direkt ohne Widerworte was er sagte. Ich verschränkte die Arme und legte meinen Kopf darauf. Er kniete sich an meine Seite, doch jedes Mal, wenn er sich über mich beugen wollte, stieß er gegen meine geprellten Rippen, was mich zischen und wegzucken ließ. Er seufzte nur und wechselte die Position. Ich dachte er würde mich rüber steigen um sich auf meine andere Seite zu knien, aber ich hatte falsch gedacht. Er kniete nun so, dass er beinahe auf meinem Hintern saß. Eine Position, die damals immer mein damaliger Freund einnahm, wenn er mir den Rücken massieren wollte.

Als ich Geralts kräftige Beinmuskeln an meinen Oberschenkeln Spüren konnte, wurde ich rot und versteckte mein Gesicht in meinen Armen. Hoffentlich hatte er es nicht gesehen. Aber ich war schließlich auch nur eine Frau und Geralt nun mal ein recht ansehnlicher Mann. Einen den ich schon häufiger im Spiel ausgiebig gemustert habe.

Geralt gab mir eine kleine Warnung, bevor er erst noch ein wenig Alkohol auf die Wunde gab und dann bereits die Nadel ansetzte.

Eigentlich hatte ich es vermeiden wollen, aber jetzt jammerte ich doch. Der Alkohol brannte, die Nadel stach und als er den Faden durch die Haut zog, gab es ein unbeschreibliches, ekliges Gefühl.

War ich froh, als Geralt endlich fertig war. Ich wollte meine Tunika wieder runterziehen, doch Geralt hielt mich auf, auch hatte er sich noch nicht von seiner Position erhoben.

„Warte, ich will mir deine Prellung ansehen.“ Meinte er nur. Was will er sich den da groß ansehen, es tut weh und ist blau. Nichts das sich entzünden kann. Das sagte ich ihm auch, aber er wollte nicht auf mich hören. Vorsichtig strich er mit seiner Hand über die einzelnen Rippen, aber natürlich musste er mir recht geben, das nichts gebrochen war.

Er stand also endlich auf und ich konnte meine Kleidung richten. Nachdem ich mich aufgesetzt hatte, griff ich nach der Flasche. Da ich eh schon angeheitert war, konnte ich mich auch gleich ganz betrinken, so würde ich vielleicht gut schlafen können. Ich hatte gerade einen Schluck getrunken, als Geralt mich aufforderte meine Hose auszuziehen. Natürlich prustete ich vor lauter Überraschung den Alkohol wieder raus.

„Wie bitte! Ich mag zwar angeheitert sein, aber so betrunken bin ich nun auch wieder nicht, um dich in meine Hose zu lassen!“ fuhr ich ihn an, wobei ich wahrscheinlich eher lallte. „So war das gar nicht gemeint! Ich habe gesehen, dass du einen Verband am Oberschenkel trägst und ich sagte dir ja das alle Verletzungen sehen will. Also auch die am Bein.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, so eine dumme Ausrede!

„Na los, du hast selbst gesagt das du einen Kräuterkundigen brauchst, da du nicht so wirkst als wärest du krank oder dass du große Schmerzen hast, kann ich mir gut vorstellen das es mit der Wunde unter dem Verband zusammenhängt. Also zeig sie mir.“

Ich grinste, ich würde die Hose nicht ausziehen, die Hosenbeine waren weit genug, so dass ich es ohne Probleme hochziehen konnte. So tat ich es auch.

Geralt zucke mit den Schultern, „Nun, so geht es auch.“ Er nahm den Verband runter und besah sich die Wunde. Er runzelte die Stirn. „Wann ist das passiert und was für eine Waffe war das?“ wollte er von mir wissen.

„Der Tag an dem ich in die Gefangenschaft der Nilfgaarder geriet. Ein Rudel wilder Hunde hatte mich angegriffen.“ Erklärte ich ihm leichthin.

„Hm und wann war das? Nacheinem Biss sieht das aber nicht aus, auch ein Schwert würde nicht so eine ausgefranste Wunde hinterlassen.“

Ging Geralt gerade davon aus das die Nilfgaarder das verursacht hatten? Scheinbar.

„Nein keine Waffe, das waren die Krallen von dem Hund, der versucht hatte mir die Kehle rauszureißen. Ich hatte ihn irgendwie am Kopf gepackt und hielt ihn fest und er hatte wohl versucht mehr halt zu finden, dabei hatte er sich in mein Bein gegraben.“ Der Alkohol machte mich redselig.

Bevor er jedoch ein weiteres mal fragen konnte, fuhr ich mit meiner Antwort fort. „Hm das war ungefähr vor zwei Wochen, etwas länger vielleicht.“

„Es hätte schon mehr verheilt sein müssen.“ Meinte Geralt. Ich schüttelte den Kopf, „Ich bin kein Hexer Geralt. Bei mir dauert es länger zum verheilen.“

Er schnaubte, „Ich weiß das du kein Hexer bist, ist ja offensichtlich. Aber da es genäht wurde, hätte die Wunde mittlerweile geschlossen sein müssen.“

Ich lachte, „Ja, wenn sie nicht zwischendurch wieder aufgerissen wäre, dann ja.“

Geralt holte einen Tiegel raus und schmierte etwas von dem Inhalt auf die Naht. „Das hält die Haut geschmeidig und sollte ein aufreißen verhindern.“ Erklärte er und wickelte den Verband wieder rum.

„Danke, aber was war das?“ wollte ich wissen. „Bärenfett.“ Er grinste als er sah das ich das Gesicht verzog.

„Ich hätte auch Hundetalk, wenn dir das lieber ist?“ schnell schüttelte ich den Kopf. „Morgen Abend schmierst du dir wieder etwas von dem Fett drauf, aber ich verstehe das du nach einem Kräuterkundigen gefragt hattest, die Naht sollte nicht so gerötet und heiß sein. Ich könnte die einige Kräuter empfehlen, aber ich wäre mir bei einer passenden Dosierung für dich nicht sicher. Ich behandle normalerweise keine Menschen.“

Ich zog das Hosenbein wieder runter und wickelte mich in meinen Umhang. Die Nacht war deutlich kühler als der Tag, obwohl der auch nicht sonderlich warm war.

„So lange ich kein Fieber kriege, sollte das in Ordnung sein.“ Geralt nickte. Dann reichte er mir die Flasche wieder rüber.

Ich nahm einen großen Schluck, mittlerweile brannte es nicht mehr so und durch meinen erhöhten Alkoholpegel, nahm ich den Geschmack auch nicht mehr deutlich war.

„Morgen fangen wir mit deinem Training an, wenn du mich wirklich begleiten sollst, musst du dich auch vernünftig verteidigen können. Ich kann nicht immer auf dich aufpassen. Du brauchst auch eine Silberklinge. Ich bin ein Hexer und daher wird der Nekkerauftrag nicht der Einzige bleiben, solange wir unterwegs sind. Deine Rüstung muss auch geändert werden. Im Kampf gegen Menschen mag sie gut schützen, aber gegen Monster bringt sie nicht viel, außerdem ist sie zu laut und ich höre herannahende Angreifer vielleicht zu spät. Wir müssen nur einen Meisterschmied finden.“ Geralt machte mich sprachlos, er scheint gerade einen leichten Sinneswandel zu vollziehen.

„Du willst mich trainieren?“ fragte ich nur.

„Mir bleibt nichts anderes übrig, außerdem haben wir bis Heidfelde genug Zeit.“ Ich schluckte, theoretisch ja, denn selbst im Spiel kam Geralt zu spät um Hendrik zu retten. Er würde so oder so von der Wilden Jagd getötet. Ich wusste wo das Buch lag mit den Informationen zu Ciri, es würde nicht allzu viel bringen. Ja Keira würde in Kaer Morhen helfen, aber ihre Abwesenheit würde nichts ändern. Alle bis auf Vesemir würden trotzdem überleben. Alle außer Vesemir, er hatte es nicht verdient so zu sterben, er hätte der erste Hexer sein sollen, der in seinem Bett stirbt. Ob ich es vielleicht verhindern könnte? Würde dafür wer anderes sterben?

„Hey, alles in Ordnung mit dir?“ fragte Geralt mich auf einmal, „Du bist plötzlich so still geworden.“

Ich schaute ihn nur kurz an, „Ja alles ok. Ich musste eben nur an etwas Trauriges denken. Schon in Ordnung. Was meinst du, wie lange werden wir bis Heidfelde brauchen?“ wechselte ich schnell das Thema.

Er überlegte kurz, „Alleine würde ich wohl etwa eine Woche brauchen, aber ich benötige auch kaum schlaf, du hingegen schon. Außerdem werde ich dich trainieren, aber unsere Kontaktperson wird schon nicht weglaufen.“ Ich grinste schief, „Nein, das ist ziemlich unwahrscheinlich. Da fällt mir ein, ich hatte einige Soldaten gehört, wie sie darüber sprachen, dass es auf Burg Krähenfels einen guten Schmied geben soll. Einen Zwerg und seine Gehilfin.“ Versuchte ich ihn zu lenken. Von Hendrik konnte ich ihn nicht weglenken, aber von der Hexe, bzw. Keira. Sie war nicht nötig und würde nur ablenken. Aber Uma würden wir später brauchen. Also musste Geralt nach Krähenfels, er musste sich später an ihn erinnern können, sonst hätte ich versuchen können, dass wir direkt nach Norvigrad reisen.

„Gut wir werden sehen was Hendrik zusagen hat und dann vielleicht auf Krähenfels vorbeischauen, wenn wir nicht vorher eine passende Waffe für dich finden.“ Ich nickte.

Während unseres Gesprächs war die Flasche immer wieder hin und her gewandert. Geralt wirkte noch recht nüchtern, aber bei mir machte sich der Alkohol deutlich bemerkbar. Das Kribbeln meiner Unterlippe, welches mir immer zeigte, wenn ich genug getrunken hatte, war bereits seit einiger Zeit anwesend.

„Jetzt wo ich so langsam akzeptiere, dass ich dich nicht so schnell wieder loswerde, finde ich sollte ich etwas mehr über dich wissen. Fangen wir doch damit an, warum die Nilfgaarder dich verhaftet hatten.“ Wollte Geralt von mir wissen.

„Hmm, sie dachten ich wäre ein Spion.“ Antwortete ich. „Und bist du es? Ein Spion meine ich?“ fragte er weiter.

„Ja, … Nein, … ich meine, nein nicht wirklich.“ Redete ich mich um Kopf und Kragen. Geralt hob eine Augenbraue. „Was denn nun? Ja oder nein?“ Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich gesagt hatte, „Nein, kein Spion. Zumindest nicht hier.“ Ich schlug mir die Hand vor den Mund, ich hatte eindeutig zu viel getrunken und Geralt nutzte das jetzt anscheinend voll aus.

„Und wo genau kommst du her?“ setzte er neugierig hinter her. Oh ich hatte ihn durchschaut, er hatte absichtlich versucht mich abzufüllen.

Ich stand auf und wankte vom Feuer weg, der konnte mich mal gernhaben, doch ich kam nicht weit, schnell war er mir nachgeeilt und hielt mich fest. „Wo willst du denn jetzt noch hin?“ Ich versuchte mich vergeblich loszureißen, „Weg von hier.“ Lallte ich. „Du bist wie alle Männer, ein riesiger Arsch. Wenn sie nicht bekommen was sie wollen, greifen sie zu miesen Tricks oder zu Gewalt!“ warf ich ihm vor. Wie geschlagen zuckte er zurück, „Ich habe …, ich wollte nicht, … Deine Reaktion heute Morgen, wurdest du während der Gefangenschaft, … ich meine, haben dir die Soldaten oder Wachen etwas angetan?“ stotterte er.

Ich lachte bitter auf, „Das kannst du doch sehen. Der blaue Fleck erhielt ich für eine offensichtliche Antwort auf eine dämliche Frage, die Platzwunde dafür das ich etwas gesagt hatte, ohne gefragt zu werden. Dafür das ich in der Zelle nicht den ekligen Brei essen wollte, wurde ich getreten. …“ zählte ich ihm auf.

Er wollte seinen Arm tröstend um meine Schultern legen, doch ich stieß ihn weg. „Hatte sich dir ein Mann aufgedrängt? Deine Panik heute Morgen, zuerst hatte ich es nicht damit in Verbindung gebracht, aber jetzt. … Ich weiß du traust mir nicht, aber vielleicht würde es dir helfen, wenn du darüber sprichst.“ Schlug er vor.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, er hat schon bekommen was er verdient und wehe ihm, falls ich ihn noch mal treffen sollte. Und die anderen erwische ich auch noch. Jetzt lass mich endlich in Ruhe!“ wehrte ich ihn ab, doch irgendwie hatte er es geschafft mich zurück zum Lagerfeuer zu geleiten. Er setze mich auf meine Schlafrolle.

„Leg dich hin, schlaf ein wenig. Morgen wird die Welt anders aussehen, außerdem wird es für dich anstrengend.“ Zu gern gab ich jetzt den Worten nach. Ich legte mich hin und kuschelte mich unter die Decke. Obwohl ich das Feuer fest im Blick hatte, konnte ich nicht sagen, wann ich eingeschlafen war.
 

Der nächste Morgen kam früh und laut. Ich hatte tierische Kopfschmerzen und das Gefühl ein Hamster würde auf meiner Zunge schlafen. Geralt war schon wach und tigerte durch unser provisorisches Lager. Ich konnte nicht feststellen was genau er machte. Ich setzte mich auf, doch dies schien keine gute Idee gewesen zu sein. Schlagartig drehte sich alles um mich und mir wurde kotzübel. Ich kroch zu den Büschen hinüber und übergab mich ausführlich.

Geralt der das alles mitbekommen hatte, reichte mir etwas Wasser. „Hier, spül den Mund aus und trink dann ausgiebig. Dann komm, wir wollen gleich mit deinem Training anfangen.“

Ich trank einige Schlucke Wasser, bis mir in den Schädel sickerte was er gesagt hatte. Ich starte ihn finster an, ich hatte den größten und übelsten Kater überhaupt in meinem Leben und er wollte das ich mit ihm trainiere?! Immer noch auf allen vieren, kroch ich zurück zu meiner Schlafstelle und rollte mich wieder zusammen. Als ich die Augen geschlossen hatte, packte Geralt mich an der Schulter und rüttelte mich. „Na komm, Zeit zum Aufstehen. Wir haben nicht den Luxus ewig im Bett liegen zu bleiben.“ Versuchte er mich wieder zum Aufstehen zu bewegen.

„Lass mich, ich kann nicht, bin krank.“ Brummelte ich und zog die Decke über den Kopf.

„Wer trinken kann wie ein großer, der kann auch so aufstehen!“ argumentierte er. Aber er hatte mit seinem schnellen Hexerstoffwechsel gut reden. Ich gab nur ein weiteres Grummeln von mir und hielt die Decke über meinem Kopf fest. So konnte ich das hinterhältige Grinsen vom Hexer nicht sehen. Blitzschnell hatte er mich gepackt und bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte er mich in das Flusswasser fallen lassen.

Keuchend und prustend kam ich wieder an die Oberfläche, „Na jetzt wach? Sei froh, dass du kein Adept unserer Schule bist, Vesemir hatte deutlich fiesere Methoden uns aus dem Schlaf zu holen.“ Meinte er grinsend. Das würde ich ihm irgendwann heimzahlen. Zwar war ich wach, aber die Kopfschmerzen waren noch da und zusätzlich waren meine Sachen nass. Hoffentlich waren die vom Vortag mittlerweile trocken.

„Hoffentlich weißt du, dass du das irgendwann zurückbekommst!?“ knurrte ich ihn müde an. „Nun dann musst du aber deutlich früher aufstehen.“ Meinte er nur gelassen. Ich grinste schief, ich würde schon eine Gelegenheit finden. Zurück am Feuer stellte ich fest, dass fast alles trocken war. Nur mein Gambeson war noch etwas Klamm.

Ich zog meine trockenen Sachen an, ganz sauber waren sie nicht geworden, aber sie stanken wenigstens nicht mehr. Ich war gerade fertig mit umziehen, als Geralt mir eine dampfende Tasse hinhielt. Misstrauisch nahm ich sie entgegen und roch an der Flüssigkeit. Wenn ich jetzt noch etwas im Magen gehabt hätte, wäre mir das jetzt wohl hochgekommen. Es sollte wohl irgendeinen Tee darstellen, aber die Kräuter konnte ich nicht erkennen. Skeptisch blickte ich Geralt an, „Sagtest du nicht, dass du normalerweise keine Menschen behandelst?“ fragte ich vorsichtig.
 

„Ja, aber Rittersporn hatte oft genug einen Kater, dass wir verschiedenste Mittelchen dagegen testen konnten. Dieser Tee half ihm wohl am besten.“ Ich schluckte, das soll das Ergebnis von Experimenten von Geralt und Rittersporn sein? Und das soll ich wirklich trinken? Vorsichtig schielte ich in den Becher, nicht das mich der Inhalt vielleicht doch noch ansprang.

„Na los, trink oder lass es bleiben, aber ich wollte mit deinen Übungen mal langsam anfangen.“ Drängte Geralt. Augen zu und durch dachte ich mir und hielt mir vorsichtshalber auch die Nase zu. Das Gebräu schmeckte genauso widerlich wie es roch. Aber irgendwie hatten alle Kräutertees, die ich bislang bekommen hatte, das gemeinsam. Ich hatte kurzzeitig Probleme es drinnen zu behalten, aber mein Magen beruhigte sich allmählich.

Sonderlich gut fühlte ich mich noch nicht, aber vielleicht würde es mir langsam besser gehen. Da ich noch nie wirklich einen Kater erlebt hatte, konnte ich nicht aus Erfahrung sprechen. Geralt schien auch nicht länger waren zu wollen, denn er warf mir mein Schwert zu. Seufzend wollte ich nach meinem Schild greifen, doch Geralt ließ es nicht zu. Er war davon überzeugt das es mich nur behindern würde.

Für unseren ersten Übungskampf hatte er nicht nach seiner Klinge gegriffen, sondern nach einem stabilen Ast.
 

Nachdem Geralt mich zum zehnten Mal mit den Worten „Falsch! Beinarbeit!“ zu Boden brachte, weil er meine Füße unter mir wegschlug hatte ich genug. Ich schmiss hin, „Verdammt Geralt! Ich bin es nicht gewohnt so zu kämpfen. Ich komme mir vor wie ein blutiger Anfänger.“ Maulte ich vom Boden aus zu ihm hoch. Meinen Kater hatte ich ganz schnell vergessen, nach dem Geralt den Kampf angefangen hatte. Allerdings war es auch sehr frustrierend, kein einziges Mal kam ich überhaupt nah genug heran, um auch nur über einen Treffer nachdenken zu können.

Er half mir hoch, „Gut, machen wir eine kurze Pause, wir essen eine Kleinigkeit und dann zeigst du mir dein Können mit dem Schild. Dann sehen wir weiter.“

Schnell stimmte ich dem zu. Ich holte etwas Proviant aus meiner Satteltasche und gab Geralt etwas davon ab. Er hatte zwischenzeitlich unsere Wasservorräte aufgefüllt und so nahm ich schnell ein paar gierige Schlucke. Irgendwie nagte diese Situation an meinem Gedächtnis, aber ich konnte nicht sagen weshalb.

„Wie viel haben wir gestern eigentlich getrunken, irgendwie fehlen mir Teile des Abends und so nen Kater hatte ich noch nie.“ Fragte ich zwischen zwei Bissen Trockenfisch. Geralt horchte auf, „Wir haben die ganze Flasche leer gemacht.“ Grinste er. „An was erinnerst du dich denn?“ setzte er nach. „Ich glaube das letzte ist, das wir uns über nen Schmied unterhalten hatten. Und irgendwas mit Hendrik und Krähenfels glaube ich.“ Ich überlegte, aber der Rest des Abends fiel mir nicht mehr ein.

„An mehr nicht?“ hakte Geralt nach, aber ich konnte nur den Kopf schütteln. Wirkte es nur so, oder hatte Geralt gerade erleichtert aufgeatmet?

„Wieso, war noch etwas Wichtiges? War was passiert?“ fragte ich schnell. „Nein, nein. Wir hatten uns nur ein wenig unterhalten und dann sind wir schlafen gegangen.“ Er steckte sich gerade sein letztes Stück Fisch in den Mund und wischte sich dann die Hände ab.

Ich brauchte etwas länger. Ich hatte noch nie Trockenfisch gegessen und wenn es nicht unbedingt nötig wäre, würde ich es auch nicht mehr. Trockenfleisch mochte ich gerne, aber der Fisch schmeckte einfach nur salzig, war zäh wie Schuhleder und wurde beim Kauen immer mehr. Aber so trank ich wenigstens genug.
 

Nachdem ich mein Frühstück ebenfalls beendet hatte, nahm ich mein Schild und mein Schwert und ging wieder in Position. Diesmal schaffte er es nicht so leicht mich zu Boden zu schicken. Ich konnte ihn auch ein oder zwei Mal beinahe Treffen. Allerdings brachte er mich am Ende damit aus dem Konzept, dass er sich gegen mein Schild warf. Ich hatte mit so etwas überhaupt nicht gerechnet und so konnte er mich doch zum Fall bringen und hielt mir seinen Stock an die Kehle. Ich hatte wieder verloren, aber mein Gegner war auch kein ‚normaler‘ Mensch, sondern ein Hexer.

Er zog mich abermals hoch. „Komm brechen wir auf, unterwegs gebe ich dir meine Einschätzung.“ Damit war ich einverstanden. Ich machte Tetris fertig, sammelte mein Gepäck zusammen und schnallte es hinten an den Sattel. Zwischendurch steckte ich Tetris und Plötze eine Möhre zu, die sie genüsslich kauten.

Nachdem wir nochmal die Gurte und Riemen kontrolliert hatten, schwangen wir uns in die Sättel. Wir ritten eine ganze Weile schweigend nebeneinander her, aber zwischendurch blickte ich immer mal wieder erwartungsvoll zu Geralt rüber. Er wollte ja noch über das Training sprechen, aber bislang blieb er sehr schweigsam.

Als wir durch das nächste Dorf ritten, erkundigte sich Geralt nach neuen Verträgen, aber in diesem Ort gab es keine. Irgendwie ließ mich das erfreut aufatmen. Ich hatte keine Lust schon wieder mit irgendwelchen Monstern kämpfen zu müssen. Die würden auch von alleine früh genug ankommen, ohne dass wir sie aufstöberten. Natürlich bekam Geralt wieder jede Menge misstrauischer Blicke und böser Kommentare. Ich hingegen wurde von fast allen ignoriert. Nur vereinzelt bekam ich neugierige Blicke, was mich fragen ließ, ob ich nicht auf dem Weg nach Wyzima als Gefangene durch das Dorf kam. Aber ich konnte mich nicht daran erinnern. Wir waren durch zu viele gekommen.

Wir hatten das Dorf hinter uns gelassen, als Geralt beschloss endlich mit mir zu reden. „Ich denke, so lange du noch nicht vernünftig ohne Schild kämpfen kannst, lasse ich dir dein Schild. Aber ich werde dich trotzdem jeden Tag in meinem Kampfstil trainieren lassen. Sobald wir für dich ein Silberschwert haben, wirst du dich an die Trageweise auf dem Rücken gewöhnen, du kannst keine zwei Schwerter am Gürtel tragen. Und das ist nicht verhandelbar!“

„Es klingt als würdest du einen Hexer aus mir machen wollen.“ Scherzte ich. Doch Geralt blickte mich finster an, „Das ist vollkommen unmöglich, aber wenn ich dich schon mitschleppen muss, will ich mich wenigstens auf ich verlassen können. Und das kann ich hoffentlich, wenn du einen vernünftigen Kampfstil hast. Na los komm, wir legen wir einen Zahn zu, dann schaffen wir es vielleicht rechtzeitig ins nächste Dorf.“

Er ließ Plötze in einen zügigen Galopp fallen und ich tat es ihm mit Tetris gleich. Unterwegs trafen wir ein paar nilfgaardische Soldaten und ich machte mir einen Spaß daraus, Slalom um sie herum zu reiten. So konnte ich auch den Ausbildungsstand meines Pferdes prüfen, denn je geschmeidiger er meinen Hilfen folgte und sich in eine Versammlung reiten ließ, desto gesünder war es für das Pferd.

Geralt nahm das Ganze nur schmunzelnd als Unfug war. Doch bei Gelegenheit würde ich schauen, inwieweit hier Kriegspferde ausgebildet wurden, ob sie die „hohe Schule über der Erde“ beherrschten. In meiner Welt war das zwar „nur“ noch Dressur, aber im Ursprung waren diese Figuren auch als Waffe genutzt worden.

Als sich der Abend immer mehr näherte, war allerdings immer noch kein Dorf in Sicht. Dafür schien es ein kleines Militärlager zu geben.

Wir hatten einen der Patrouillenreiter dazu befragt. Das nächste Dorf wäre noch etwa eine halbe Tagesreise entfernt und vor Einbruch der Dunkelheit würden wir es nicht erreichen können. Dafür beschrieb er uns den Weg zu ihrem Lager, als er hörte das wir im Auftrag des Kaisers unterwegs waren.

Geralt war alles andere als froh über die Aussicht, dass wir dort schlafen würden. Mir war es egal, ich wollte nicht im freien Schlafen, wenn es andere Möglichkeiten gab. Vor allem bei dem nassen Wetter in Temerien.

Murrend folgte mir Geralt, mir war es relativ egal, denn so hatte ich die Möglichkeit, den ersten Bericht an den Kaiser zu schicken. Viel gab es nicht zu berichten, außer den Ärger, den mir Geralt bereitet hatte. Aber der Kaiser wollte schließlich jede Kleinigkeit wissen.

Unsere Pferde trabten den Weg entlang, während ich überlegte, ob ich die Stille brechen sollte, die zwischen uns herrschte.

„Sag mal Geralt, das Mädchen was wir suchen, Cirilla, was kannst du mir über sie erzählen? Ich weiß wie sie aussieht und wie sie heißt, aber ansonsten kaum etwas.“ Brach ich dann doch die Stille.

„Sie ist kein Mädchen!“ knurrte er, „Ciri ist eine starke, junge Frau. Sie ist etwas Besonderes.“

Diese Erklärung brachte mich auch nicht weiter. Natürlich wusste ich mehr über Ciri, aber ohne Erzählungen über sie, durfte ich nicht zeigen, dass ich dieses Wissen hatte.

„Selbstverständlich ist sie etwas Besonderes, sie ist schließlich die Tochter des Kaisers.“ Versuchte ich es weiter.

„Auch wenn sie nicht Emhyrs Tochter wäre, … Ich kenne sie seit sie ein kleines Mädchen war.“ Geralt stockte, er schien in Gedanken zu sein. Ein stolzes Lächeln zierte seine Lippen. „Sie war stur und wollte immer ihren Kopf durchsetzen. Hat selbst den alten Vesemir um den Finger gewickelt.“

„Vesemir?“ fragte ich. „Der Hexer, der mich und meine Brüder ausgebildet hat. Er ist wohl der älteste Hexer, den es gibt.“ Meinte Geralt darauf hin.

„Aber wenn Cirilla, … Ciri, die Tochter des Kaisers ist, was hattet ihr Hexer mit ihr zu tun?“ fischte ich nach mehr Informationen. „Oh ganz einfach, sie ist mein Schicksal, mein Überraschungskind.“ Lächelte er.

„Wie kam es dazu?“ wollte ich wissen, oder eher hören, wissen tat ich es ja schon.

„Dazu befragst du mal lieber deinen Kaiser, es ist seine Geschichte. Und jetzt nichts mehr davon, wir haben das Lager gleich erreicht.“ Ich seufzte, der würde mir das garantiert nicht erzählen.

Wir parierten unsere Pferde in den Schritt durch und näherten uns der Wache.

„Militärlager! Kein Zutritt für Zivilisten!“ meinte dieser als wir vor ihm zum Stehen kam. „Ich will den Kommandanten sprechen.“ Gab ich zurück. Die Wache schüttelte den Kopf, „Nein, kein Zutritt für Zivilisten.“ Wiederholte er.

„Nun wir sind definitiv keine Zivilisten. Lass uns durch, oder du wirst demnächst nur noch die Latrine reinigen.“ Ich zog eines der Pergamente aus der Tasche und hielt es ihm vor. „Siehst du das! Das ist das kaiserliche Siegel, wir sind in seinem Auftrag unterwegs, also lass uns jetzt endlich durch.“ Meine Laune sank im Sekundentakt. Als die Wache nachdem Zettel greifen wollte, entzog ich es, seiner Reichweite. „Nur anschauen. Und das tut man nicht mit den Fingern!“ ich wurde langsam ungeduldig. Scheinbar wurde auch innerhalb des Lagers, dieser kleine Tumult bemerkt, denn ein weiterer Soldat kam hinzu.

„Was ist hier denn los?“ wollte der Neuankömmling wissen. Die erste Wache salutierte kurz und gab dann Antwort. „Diese Leute verlangen Zutritt, behaupten sogar, dass sie im Auftrag des Kaisers unterwegs wären. Als ob unser Kaiser einen Mutanten einstellen würde!“ die letzten Worte spuckte er in Richtung Geralt. Dessen Miene blieb allerdings ausdruckslos.

Ich hielt dem Zweiten ebenfalls das Dokument vor, sein Blick ging vom Siegel, zu mir, dann zu Geralt und dann wieder zurück.

„Ich will mit dem Kommandanten sprechen.“ Verlangte ich erneut. Der Soldat nickte, „Ja natürlich, folgt mir bitte.“ Bat er uns, dann gab er der Torwache einen Hieb an den Hinterkopf, „Das wird noch ein Nachspiel haben.“ Knurrte er ihn an.

Wir folgten dem Soldaten in das Lager und er führte uns zu einem offenen Zelt. Dort stiegen wir ab und gingen hinein.

Ohne große Worte legte ich ihm die Dokumente vor, die aussagten, dass wir im Auftrag des Kaisers unterwegs wären und er uns Unterschlupf für die Nacht gewähren sollte.

Der Offizier nahm sich jedes einzelne und las es sich genauestens durch. Dann nickte er unsere Bitte ab.

„Es gab kürzlich einen Boten aus Wyzima, er hatte Nachricht für alle Lagerführer. Es wurde angekündigt das womöglich jemand mit Hexer Begleitung vorbei käme und jegliche Unterstützung bekommen sollte, die benötigt würde.“ Erklärte er.

„Ausgezeichnet, wir brauchen aber nicht viel, nur einen Schlafplatz und ein wenig zu Essen.“ Bat ich. Doch Geralt mischte sich zu meinem Erstaunen auch ein, „Ein Platz zum Trainieren wäre nicht schlecht. Meine Begleiterin mag vielleicht nicht allzu schlecht sein, aber um mir bei Monsterangriffen helfen zu können hat sie eine völlig falsche Technik.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute ich zu Geralt rüber, sollte ich mich geschmeichelt fühlen, für das versteckte Kompliment oder eher beleidigt?

Der nilfgaardische Offizier überlegte einen Moment. „Solange das Ganze nicht ausufert, könnt ihr gerne den freien Platz hinter den Zelten dafür nutzen.“ Geralt nickte, „Ich denke nicht das etwas passieren könnte.“

Der Offizier schien mit der Antwort zufrieden zu sein. „Gut, gut. Jemand wird sich um eure Pferde kümmern. Ihr könnt im Verpflegungszelt Nahrung bekommen und ein Zelt zum Schlafen wird sich auch noch finden.“

„Vielen Dank. Ich komme später noch einmal kurz auf Euch zu. Dann können wir das mit dem Zelt besprechen.“ Geralt runzelte zwar die Stirn, aber der Offizier schien verstanden zu haben, dass ich noch ein Anliegen hatte, von dem der Hexer wohl nichts wusste.

Der Hexer und ich verließen den Offizier und schlenderten durch das kleine Lager. Das Verpflegungszelt war schnell gefunden und es roch angenehm nach gebratenem.

Wir traten ein und gingen zur Essensausgabe. Zwar wurden wir merkwürdig beäugt, aber bekamen ohne weitere Zwischenfälle unser Essen. Es waren angenehm große Portionen und ich begrüßte das nach dem langen Ritt, wo ich zwischendurch eher nur kleine Snacks zu mir genommen hatte.

Schweigend aßen wir nebeneinandersitzend unser Mahl. Dann und wann kam der eine oder andere Soldat hinein, um es uns gleich zu tun. Doch alle mieden unseren Tisch. Mich störte es nicht, denn so hatte ich meine Ruhe und Geralt war es gewohnt.

Nachdem wir beide aufgegessen hatten, was ein wenig länger dauerte, da Geralt sich einmal Nachschlag geben ließ, schickte ich ihn zu den Pferden. Er sollte kontrollieren ob sie gut versorgt wurden und es ihnen gut ging. So ganz wollte ich die Beziehung zwischen ihm und Plötze ja doch nicht zerstören und als Hexer war er schließlich auf sein Pferd angewiesen, da sollte es schließlich in seinem Interesse liegen, das es gut versorgt war.

Ich hingegen ging zum führenden Offizier. Ich überreichte ihm das Schreiben für den Kaiser, auch darüber schien er informiert worden zu sein, denn er stellte keinerlei Fragen.

Mir war es recht so, schließlich wollte ich nicht Allen Rechenschaft ablegen müssen. Danach zeigte er mir ein Zelt, das er mir und Geralt zur Verfügung stellte. Es war am äußersten Rand und deutlich nicht mehr das neueste, aber es war dicht und hielt somit Wind und Wetter draußen.

Ich bereitete meine Schlafstelle vor und überließ es dem Hexer mich zu finden.
 

Doch Geralt kam erst lange nach Sonnenuntergang zu unserem Zelt, bevor er mich gesucht hatte, ist er wohl über eine Horde trinkender Soldaten gestolpert, denen er sich kurzerhand angeschlossen hatte. Jedenfalls stank er wie eine Brauerei. Da ich schon am Schlafen gewesen war, schaffte er es natürlich auch, mich zu wecken und da sagte man Hexer seien so leise. Grummelnd drehte ich mich einfach nur um und versuchte wieder einzuschlafen.

Zu meinem Pech allerdings erwies sich Geralt heue Nacht als Schnarcher. Schnarchende Zimmergenossen konnte ich überhaupt nicht leiden. Es machte mich sogar teilweise richtig aggressiv. Meine ehemaligen Partner konnten ein Lied davon singen.
 

Da Geralt weiter fröhlich vor sich hin schnarchte und ich somit nicht wieder ein Auge zu bekam, zog ich mich an kroch aus dem Zelt. Draußen war es still und natürlich noch dunkel, aber am Horizont konnte man erahnen das es sehr langsam hell wurde.

Da ich nicht wirklich wusste was ich machen sollte, beschloss ich nach der Ausrüstung der Pferde zu sehen. Ich machte mich also auf den Weg durch das Lager und suchte die Pferde. Sie waren am anderen Ende des kleinen Lagers untergebracht. Alle Pferde waren an einem langen Seil festgebunden, das zwischen Pfosten gespannt war. Immer versetzt, so dass sie sich nie direkt gegenüberstanden. Unter dem Seil lagen noch die letzten Heu Reste, die sie am Abend bekommen hatten.

Plötze und Tetris standen ziemlich weit außen. In ihrer Nähe befanden sich alle Sättel und Trensen. Alle in unterschiedlichen Zuständen. Einige Soldaten schienen nicht bemüht um ihre Ausrüstung.

Nach einigem hin und her suchen fand ich meinen Sattel und die Trense. Oberflächlich schien es relativ sauber, aber das Gebiss der Trense musste dringend gesäubert werden. Man konnte deutlich die Futterreste daran kleben sehen. Ich schnappte mir einen Eimer mit Wasser und legte die Trense so hinein, dass zwar das Gebiss im Wasser hing, aber der größte Teil des Leders trocken blieb. Während das ganze einweichen konnte, befasste ich mit dem Sattel. Ich drehte ihn um, so dass ich die Unterseite begutachten konnte. Natürlich sah alles ein wenig anders aus, als die Sättel, die ich gewöhnt war, aber das Prinzip blieb dasselbe.

Die Polster waren gleichmäßig befüllt und es gab keine Schrauben oder Nägel, die hervorstachen. Aufgrund der Satteldecke gab es auch keine groben verunreinigen die Druckstellen verursachen konnten.

Deshalb wischte ich nur mit einem feuchten Lappen den Staub und den Schlamm von der Oberseite ab und schon sah er wieder sauber aus. Lederpflegemittel gab es hier keines, aber vielleicht könnte ich später irgendwo Bienenwachs herbekommen.

Nachdem die Trense ein wenig einweichen konnte, hatte ich keine Probleme die Futterreste abzuwischen. Bei Geralts Sachen schaute ich auch, obwohl ich diese am liebsten nur mit einer Kneifzange angefasst hätte. Wo hat er die gefunden, im Müll? Ich reinigte nur das Gebiss, denn dafür konnte Plötze ja nicht wirklich etwas. Den Rest konnte Geralt bei Gelegenheit selber saubermachen. Vielleicht bekam ich ihn dazu, seine restliche Ausrüstung so sorgsam zu pflegen wie seine Schwerter.
 

Nun wo das alles erledigt war, wurde es auch langsam merklich heller. Ich kontrollierte noch Tetris und Plötze, beide dösten friedlich vor sich hin. Da ich nicht wusste wie spät wir es hatten, aber davon ausging, dass der Hexer spätestens bei Sonnenaufgang aufstehen würde, ging ich schon mal Frühstücken. Über einen guten Kaffee hätte ich mich gefreut, aber scheinbar gab es hier noch nicht einmal etwas Vergleichbares.

Jetzt wo ich hier alleine saß, ohne den Hexer, trauten sich auch einige Soldaten zu mir an den Tisch. Sie versuchten zwar, mich zu einem Gespräch zu bringen, aber ich ignorierte sie zu meist. Ich gähnte ausgiebig, bevor ich mein benutztes Geschirr wegbrachte und langsam zum Zelt zurück ging.
 

Ich setzte mich vor das Zelt und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Tages, wer wusste schon, wie das Wetter später im Laufe des Tages werden würde.

Einige Zeit später kam Geralt aus dem Zelt. Ich kicherte leise, denn er hatte noch ein Kissenabdruck im Gesicht. Nur in seiner Hose und Stiefel bekleidet streckte er sich ausgiebig und ging dann sich erleichtern. Das nahm ich zumindest an. Wenige Minuten später kam er zurück. Seine Haare waren komplett nass und er sah im Allgemeinen so aus, als ob er seinen Kopf in einen Wassertrog getaucht hatte.

Vielleicht hatte er das auch, war zumindest eine Möglichkeit wach zu werden. Ich überlegte kurz einen Spruch zu bringen, aber spontan fiel mir keiner ein. Dafür inspizierte ich möglichst unauffällig seinen Oberkörper. Es gab mehr Narben, als sie im Spiel zu sehen waren, was aber vielleiht daran lag, dass sie so fein waren, dass man sie kaum sehen konnte.
 

Nachdem Geralt sich fertig angezogen hatte, forderte er mich auf, zum Trainingsplatz zu gehen.

Im Gegensatz zum Vortag, fing er mit den Grundlagen an. Es Unterschied sich deutlich, von dem wie ich sonst gekämpft hatte, aber das war klar gewesen.

Leider zog unser Training auch einige Schaulustige an. Es war nervig, ich hatte versucht sie zu ignorieren, aber es gelang nicht immer und so wurde meine Konzentration des Öfteren gebrochen. Auch wenn das Training anstrengend war, tat es mir relativ gut. Es war ein guter Ausgleich von dem ganzen Tag im Sattel zu verbringen. Nachdem das Training beendet war und die Zuschauer sich wieder verstreut hatten, nahmen wir noch einen kleinen Imbiss ein und verabschiedeten uns vom Lagerkommandanten.
 


 

Die Nachfolgenden Tage verliefen ähnlich. Tagsüber ritten wir immer weiter nach Norden. Morgens und abends bekam ich meine Lektionen in Sachen Hexerschwertkampf und nachts rasteten wir. Auch wenn ich es deutlich vorzog, in einem Haus oder zumindest Zelt zu schlafen, war dies mir nicht immer gegönnt.

Selbst Geralt schien mittlerweile den Vorteil zu erkennen, den ich in der Hand hielt. Es gab immer wieder Gastwirte, die Geralt kein Zimmer geben wollten, unter dem Vorwand es sei alles belegt, aber wenn ich die Papiere vorlegte, wurden sie alle Handzahm und ihnen fiel ein, dass sie doch noch ein kleines Zimmerchen zur Verfügung hatten. Da viele dieser Zimmer nur ein Bett hatten und ich nicht sonderlich scharf darauf war, es teilen zu müssen, hatten wir uns darauf geeinigt, uns abzuwechseln. Mal schlief er auf einigen Fellen am Boden, mal ich.

Natürlich hatte ich Geralt zwischendurch darauf hingewiesen was eine schlechte Reitausrüstung für ihn und vor allem Plötze bedeutete und er bemühte sich, sie einigermaßen in Schuss zu halten.

Während Geralt für das eine oder andere Dorf einen kleinen Vertrag erledigte, blieb ich meist im Dorf. Das dritte das wir durchquerten, hatte einen Kräuterkundigen. Ich besuchte ihn und erzählte ihm von der gereizten und leicht entzündeten Wunde, die nicht richtig heilen wollte. Auch die am Rücken zeigte ich ihm, er war erstaunt wie sauber sie versorgt wurden war, als ich ihm erzählte ein Hexer hätte sich darum gekümmert.

Er gab mir eine Paste und einige Kräuter, die ich als Tee aufgegossen zu mir nehmen sollte. Bei anderen Gelegenheiten stockte ich die Vorräte auf, kaufte einige Kleinigkeiten oder ließ Sachen reparieren. Am liebsten hätte ich auch noch andere Kleidung gekauft, welche die nicht sofort nach Nilfgaard schrie, aber so etwas wurde nicht angeboten. Kleidung hätte ich zwar schon bekommen, aber keine welche die den Strapazen unterwegs gewachsen wäre. Die würde ich wohl nur in einer größeren Stadt bekommen und die nächsten wären erst Oxenfurt oder Norvigrad.
 

Wenn wir das Glück hatten, in einer Taverne zu nächtigen, nutzte Geralt natürlich die Möglichkeit, um dem Alkohol zu frönen. So kam es auch dazu, dass ich langsam trinkfester wurde, aber natürlich vertrug ich um Längen weniger, als Geralt. Der hatte ja aber auch den Vorteil eines schnelleren Stoffwechsels. Mehrmals fragte er auch nach einer Partie Gwent oder Würfelpoker, aber ich lehnte jedes Mal ab. Ich war nie gut darin gewesen. Bei Gwent hätte ich vielleicht eine kleine Chance gehabt, aber nur wenn ich ein gut ausgestattetes Nilfgaard Deck hätte, mit einigen Heldenkarten, aber dies stand mir nicht zur Verfügung. Ich hatte mich beim Gwent an die Spionkarten gewöhnt und meine Spielweise darauf aufgebaut, klappte im Spiel so lange, bis ich auf das Skellige Deck stieß.

Unterwegs hatte ich Geralt solange genervt bis er mir ein wenig von sich, Ciri, den anderen Hexern und den Zauberinnen erzählte. Endlich musste ich nicht mehr extremst darauf achten, dass ich mich nicht verplapperte. Bei einigen Anekdoten musste ich aber trotzdem an mich halten, damit ich nicht mit einem Kommentar preisgab, dass ich deutlich mehr wusste, als ich wissen dürfte. Allerdings konnte ich ihn wegen der Zeichen und der Tränke so lange nerven wie ich wollte, da blieb er stur. Wenn er neue Tränke oder Öle vorbereiten musste, wartete er sogar häufig so lange bis ich am Schlafen war, da ich anfangs immer versucht hatte, heimlich zu zuschauen.
 


 

Wir waren jetzt fast zwei Wochen unterwegs, als ich feststellte, dass der Boden links und rechts des Weges immer sumpfiger wurde. Es war eindeutig das wir uns langsam Velen näherten. Auch trafen wir immer häufiger auf Schlachtfelder, die noch nicht ‚aufgeräumt‘ waren, sprich die Toten Krieger lagen immer noch auf dem Feld und dienten als Futter für Leichenfresser.

Das bedeutete auch für uns, dass wir vermehrt auf Ghule, Alghule und Ähnliches trafen. Alleine für meine Sicherheit, hoffte ich, dass wir bald eine Silberklinge finden würden. Mit meinem Stahlschwert waren meine Chancen gegen solche Monster gleich Null.

Das Training mit Geralt hatte bereits einige Fortschritte gezeigt und gegen einzelne Nekkar konnte ich mittlerweile bestehen, doch auch nur wenn Geralt sich zuvor um die anderen gekümmert hatte.

Das erste Mal hatte Geralt mich geschockt, in dem er einen am Leben ließ und mir dann sein Schwert in die Hand drückte. Zur Vorsicht hatte er sein eigenes Stahlschwert ebenfalls gezückt und achtete darauf, dass ich nicht zu großen Schaden nahm. Aber die Freude war riesig, als ich den ersten Nekkar alleine bewältigen konnte.

Auch ließ er es nicht zu, dass ich kämpfen mit Wölfen oder wilden Hunden auswich. Schließlich brauchte man für diese kein Silber. Dies schulte zwar mein peripheres Sehen und wie ich den Überblick über eine Gruppe nicht verlor, allerdings musste Geralt mich mehrmals retten, weil ich nicht auf meinen Rücken geachtet hatte und eingekreist wurde. Doch da Geralt schnell genug eingriff, erlitt ich höchstens ein paar Schrammen, Prellungen und ein wenig verletzter Stolz. Im Ganzen konnte ich also froh sein, einen solchen Lehrer zu haben, egal wie unsympathisch ich ihn gelegentlich fand.
 

Geralt erzählte mir gerade die Geschichte, wie er in eine kleine Stadt kam, um dort gerade noch rechtzeitig Rittersporn und Zoltan vorm Galgen retten konnte. Ich tat interessiert, wusste aber, dass obwohl er den Namen der Stadt nicht nannte, es sich um Flotsam handeln musste. Er verriet aber auch nicht alles was dort geschehen war, klar wer würde auch zu geben, aus einem Gefängnis ausgebrochen zu sein, in dem man saß, weil man als Königsmörder galt. Oder dass man alle Nilfgaarder Abgesandten abgeschlachtet hatte, weil diese Triss gefangen hielten.
 

Mir fiel etwas ein, bei einigen Sachen könnte ich einfach den Kaiser als Ausrede nutzen, falls mir doch etwas rausrutschen sollte. Über das Massaker in Loc Muinne wusste der Kaiser garantiert Bescheid, über die Königsmorde auch. Es wäre sicherlich nicht zu verwunderlich, wenn er mir darüber einige Informationen gegeben hätte, da ich mit einem der beteiligen Hexer reisen musste.

Er war gerade dabei zu erzählen, wie er gegen den Kayran gekämpft hatte, als sich am Horizont eine riesige Palisade und Wachtürme abzeichneten.

Wir waren wirklich endlich in Velen, das Zentrallager der Nilfgaarder Armee lag vor uns. In einigen Tagen würden wir auf die Leiche von Hendrik treffen.

Kapitel 7 Teil II: Von Vampiren Striegen und Krümeln

Bei Beginn der Abenddämmerung hatten wir endlich das südliche Tor des Lagers erreicht, allerdings mussten wir das komplette Lager durchqueren, um zum Quartiermeister zu kommen. Wir wurden misstrauisch von einigen Soldaten gemustert, als wir dem Pfad durch das Lager entlang ritten.

Ich musste Grinsen, als Geralt die aus dem Spiel bekannten Zurufe, ‚Ich habe dich in Wyzima gesehen‘ erhielt. Doch es hielt nur solange bis einer zu mir sagte, ‚Ich habe dich bei Rideaux gesehen‘, da war es an Geralt zu grinsen und ich blickte den Soldaten finster an.

Vor der Quartiermeisterei hielten wir an und stiegen von unseren Pferden. Diese ließen wir an dem wenigen noch vorhandenen Grün knabbern, während wir uns ins Zeltinnere begaben.

„Was wollt ihr?“ wurden wir direkt angeblafft. Ich reichte ihm die Dokumente, „Wir sind im Auftrag des Kaisers unterwegs.“ Gab ich nur als kleine Erklärung. Sofort änderte sich der Gesichtsausdruck des Quartiermeisters und er kramte in einigen Dokumenten bis er einen Brief gefunden hatte. Zu meiner und auch Geralts Überraschung reichte er den Brief nicht an mich, sondern dem Hexer.

„Kam vor einigen Tagen aus Skellige hier an.“ Kommentierte der Quartiermeister. Ah er musste von Yennefer sein. Geralt steckte ihn vorerst ein.
 

„Wir benötigen eine Unterkunft und Vorräte, bevor wir morgen weiterreisen können.“ Bat ich den Quartiermeister. Dieser nickte, „Das stellt kein Problem dar. Wenn ich im Gegenzug einen Gefallen erbitten dürfte? Wir vermissen einige Kundschafter und es wäre sehr hilfreich, wenn der Hexer nach ihnen schauen könnte?“ bat Eggebracht. Ich schaute Geralt an, der jedoch nur mit den Achseln zuckte. „Nun gut, warum nicht. Eine Hand wäscht die andere, nicht wahr? Geralt wird natürlich gerne nach den Kundschaftern suchen, während ich die Vorräte aufstocke und die Pferde sich ausruhen können.“ Gab ich Auskunft und Eggebracht sah erfreut aus. „Natürlich würde ich auch für den Auftrag bezahlen, schließlich gibt es einen offiziellen Aushang dafür.“ Meinte der Quartiermeister in Richtung Geralt, der daraufhin nicht mehr ganz so mürrisch aussah.

Er trat aus dem Zelt und ich konnte noch hören wie er ein Pergament von der Aushangtafel riss, bis seine Schritte in der Ferne verhalten.

Eggebracht zögerte einen Augenblick, scheinbar wollte er sicher gehen, dass Geralt wirklich außer Hörweite war. „Hast du einen Bericht, oder soll ich selber einen verfassen, dass ihr Beide in Velen angekommen seid? Gibt es Neuigkeiten, die ich hinzufügen soll?“ wollte er dann wissen, ich überlegte kurz. „Ich denke, es wäre besser, wenn wir Beide einen schreiben, so kann der Kaiser sich sicher sein, dass ich seinen Bedingungen treu bleibe und Ihr ebenfalls eurer Aufgabe nachkommt.“ Eggebracht stimmte dem zu und er zeigte auf ein Schreibpult, wo ich Pergament, Feder und Tinte fand. Ich schrieb einen kurzen Brief, viel war unterwegs ja nicht passiert, über das ich berichten könnte. Ich erwähnte das Geralt zuträglicher geworden sei und darauf bestand, dass er mich trainieren müsse, aber er alle Hexergeheimnisse für sich behielt. Ich erwähnte aber auch, dass falls der Kaiser es wünschte, ich es gerne noch einmal in Angriff nehmen könnte, mehr Informationen darüber zu bekommen. Innerlich schwor ich mir aber, solange es mir gelang, würde ich zumindest den Standort der Festung geheim halten. Die Stygga-Burg, die die Katzenschule beherbergte, wurde ja von der Loge zerstört und die Geifenschule löste sich auf und dieses Schicksal wollte ich Kaer Morhen ersparen, auch wenn es sich nur noch um eine Ruine handelte.

Ich versiegelte gerade den Brief, als mich eine Erinnerung durchzuckte, die vermisste Patrouille hatte einige Dorfbewohner abgeschlachtet und wurde dann selbst getötet. Von einem Wyvern. Verdammt, hatte Geralt seine Tränke und Öle dabei? Ich hoffte es.

Auf einem weiteren Pergament hatte ich eine Liste erstellt, mit den Vorräten, die wir für die weitere Reise benötigen würden. Ich gab sie mit dem Brief zusammen an Eggebracht und er versicherte mir, dass wir am nächsten Tag alles erhalten würden.
 

Nachdem ich den Brief überreicht hatte, wurde mir das Zelt gezeigt, in dem Geralt und ich erst einmal unterkommen würden. Es war sehr komfortabel und luxuriös eingerichtet, es gab sogar einen Badezuber. Ich nahm eine der Pritschen in beschlag und schmiss meine Sachen darauf. Ich bat darum, dass der Zuber gefüllt würde und machte mich in der Wartezeit daran meinen Krempel zu sortieren. In den Wochen, in denen wir bisher unterwegs waren hatte sich viel Dreck in die Taschen verwirrt. Ich kippte alles aus, bis etwas Metallenes auf dem Boden klapperte. Ich hielt inne und bückte mich danach. Es war der kleine Kompass, den ich das erste Mal fand, als mir bewusstwurde, wo ich mich befand. Ich klappte ihn erneut auf, doch die Kompassnadel drehte sich immer noch unkontrolliert. Schulterzuckend legte ich das Kleinod zu den anderen Sachen.
 

Da ich immer noch warten musste, bis ich in den Zuber konnte, entschloss ich mich, meine ganzen Taschen, die ich sonst am Gürtel trug, zu sortieren. Darin befand sich vieles, dass ich in der Zeit, in der ich hier war, nicht unmittelbar gebraucht hatte. Es behinderte mich beim Reiten und auch beim Kämpfen und so fand ich es als unnötig, alles am Gürtel zu tragen, wenn ich es ebenso am Sattel bzw. in den Satteltaschen verstauen konnte.

Hier in diesem Zelt, hatte ich endlich die Zeit, die Ruhe und die Möglichkeit alles zu sortieren, ohne befürchten zu müssen, dass ich etwas verlor. Alles Schreibzeug, außer das kleine Büchlein mit den ganzen Alphabeten, wanderte in eine Satteltasche. Das Fernrohr war klein genug, dass es mich nicht störte und verblieb somit am Gürtel. Die Karte und alle anderen Dokumente, die ich vom Kaiser erhielt, ebenso wie die Geldkatze verblieben ebenfalls in einer Tasche am Gürtel. Mein eigener -Kompass und die Taschenuhr fädelte ich zusammen auf die Kette, so dass ich sie um den Hals tragen konnte. Der defekte Kompass und alles andere wanderte ebenfalls in die Satteltasche.

Als ich damit fertig wurde, war auch das Badewasser bereit. So verstaute ich alle Taschen unter der Schlafpritsche, zog mein Schwert aus der Scheide und stellte es an den Zuber, einen Dolch hatte ich ebenfalls in Reichweite gelegt. Als Frau konnte man in dieser Welt nicht vorsichtig genug sein und hier wimmelte es nur so von Männern, die seit langen bei keiner Frau mehr lagen.
 

Ich genoss das heiße Wasser und wusch mich ausgiebig. Es war ein herrliches Gefühl sich endlich mal wieder waschen zu können und das mit heißem Wasser.

Ich stieg erst aus dem Zuber, als das Wasser kalt wurde und ich langsam am Einschlafen war. Ich zog mir nur meine lange Tunika und Unterwäsche an, nachdem ich mich abgetrocknet hatte.

Es wurde langsam dunkel und das Zelt wurde nur durch eine Öllampe und ein Kohlebecken erhellt und somit in ein schummriges Licht getaucht.

Ich bediente mich an dem Obstteller, der bereit stand und erfreute mich über den Umstand, dass wir hier so fürsorglich behandelt wurden. Beinahe wie jemand Adliges oder ein wichtiger hoher Abgesandter.

Ich sortierte noch meine Bekleidung bevor ich mich zum Schlafen fertig machte. Geralt war immer noch nicht zurück. Ich machte mir ein wenig sorgen, Wyvern oder auch allgemein die Draconiden waren keine leichten Gegner. Trotz allem kuschelte ich mich unter meine Decke, ich würde versuchen noch etwas wach zu bleiben, vielleicht würde Geralt bald zurück sein.

Ich musste doch relativ schnell eingeschlafen sein, denn das nächste was ich wahrnahm, war ein Poltern im Zelt. Ich schreckte hoch, verschlafen rieb ich mir die Augen, um ein wenig besser sehen zu können.

„Alles gut, schlaf ruhig weiter.“ Hörte ich Geralt murmeln. Dann hörte ich das rascheln von Kleidung. „Geralt?“ fragte ich müde. Es folgte weiteres Poltern und rascheln, er zog sich scheinbar aus. „Ja, schlaf weiter. Ich erzähle dir morgen was passiert ist.“ Es wurde hinter der französischen Wand, die den Waschbereich abtrennte, auf einmal heller, Geralt schien einige Kerzen angemacht zu haben.

„Ok, gute Nacht.“ Nuschelte ich und legte mich wieder hin. Ich zog die Decke über die Schulter bis zum Kinn und lauschte mit geschlossenen Augen den Geräuschen. So wie es sich anhörte, hatte Geralt sich ebenfalls für ein Bad entschieden, ich hörte das Wasser plätschern als er in die Wanne stieg und ein erleichtertes Seufzen. Ich war schon beinahe eingeschlafen, als ich von Geralt auf einmal ein geflüstertes Fluchen hörte. Ich konnte ihn nicht ganz verstehen, nur so viel wie, „Bei Melitele, das auch noch, warum immer ich?!“ hatte er den Brief von Yennefer gelesen und enthielt dieser schlechte Nachrichten, fragte ich mich. Diese Ahnung wurde indirekt bestätigt als der Brief im Kohlebecken landete und in Flammen auf ging.

Frustriert drehte ich mich um, so dass mein Gesicht nun zur Zeltwand gewandt war und zog die Decke über den Kopf. So konnte ich mir einreden, dass alles ruhig war. Schnell war ich dann doch noch wieder eingeschlafen.

Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte, doch irgendetwas weckte mich erneut, mehr schlafend als wach spürte ich, wie etwas mein Ohr entlang strich und mich kitzelte. Murrend drehte ich mich um, um dem was auch immer zu entkommen, doch nun strich dieses Etwas über das andere Ohr.

Im Tran des Schlafes, schlug mit der Hand danach, um es zu vertreiben, so als würde man eine Mücke verscheuchen wollen. Es kam nicht wieder und ich sank friedlich seufzend in den Schlaf zurück. Doch irgendetwas schob sich an meinen Lippen vorbei und strich über meine Zähne, es fuhr gerade über meinen Eckzahn und ich biss reflexartig zu. Erst der kupferartige Geschmack auf meiner Zunge ließ mich realisieren, dass ich nicht gerade träumte und auf einem Steak kaute. Ich riss die Augen in dem Moment auf, als Geralt mit verkniffenen Gesicht seine Hand an seine Brust drückte. Ich schluckte und die Flüssigkeit verteilte sich weiter in meinem Mund und etwas lief sogar meinen Mundwinkel hinunter. Ich wischte es mit den Fingern ab und stellte argwöhnisch fest, dass es sich um Blut handelte. „Was hast du mit mir gemacht, Geralt?“ knurrte ich ihn schon fast an. Er hockte nur mit seiner Brouch (Unterhose) bekleidet und einen Handtuch über den Schultern vor meinem Bett und sah ziemlich ertappt aus. Als ich mich weiter aufsetzte und Anstalten machte aufzustehen, wich er zurück. Das machte mich noch wütender, doch bevor ich erneut etwas sagen oder tun konnte, hob er hastig eine Hand und bewegte flink seine Finger. Er benutzte eines seiner Hexerzeichen auf mich. Ich konnte noch ein „Somne“ von ihm hören, bevor mir die Augen zu fielen.
 

Das erste was ich wahrnahm, als ich erneut aufwachte, war das es draußen bereits sehr hell und laut war. Müde rieb ich mir die Augen, warum hatte ich solange geschlafen. Ich sah mich um, das Bett an der anderen Zeltwand war leer, Geralt war schon aufgestanden. Da fiel es mir wieder ein, wütend warf ich die Bettdecke zur Seite und wollte aufstehen, als das Ziel meiner Wut auch schon wieder ins Zelt kam.

Finster starrte ich ihn an, „Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Was hast du mit mir gemacht!“ wollte ich aufgebracht wissen. Leider war Geralt wohl auf meine Wut vorbereitet und ließ sich jetzt nicht davon beeindrucken. Er verschränkte die Arme vor der Brust, was mir einen kurzen Blick auf seine Hände gewährte, waren das dort Zahnabdrücke auf seinem Daumen?

Verwirrt runzelte ich die Stirn und wartete auf seine Antwort.

Er stand einfach nur da, die Füße Hüftbreit auseinander, die Arme vor der Brust verschränkt und sein Blick starr auf mich gerichtet. Ich wollte gerade aufstehen und in meiner Wut irgendwie Antworten aus ihm rauskriegen, doch nur ein kurzer Satz und seine ernste Ausstrahlung ließen mich innehalten. „Sitzen bleiben!“ befahl er mir. Er kam einige Schritte näher, doch immer noch außer Reichweite.

„Seit wann?“ wollte er von mir wissen und schaute von seiner Position aus, auf mich runter. Wie ein Lehrer, der seinen Schüler zu einem Geständnis bringen wollte, dass er in einer Prüfung geschummelt hätte.
 

„Seit wann, was?“ fragte ich verwirrt zurück. „Versuch nicht die Ahnungslose zu spielen, ich weiß jetzt Bescheid. Also seit wann?“ forderte er mich wieder zu einer Antwort auf, obwohl ich keinerlei Ahnung hatte, was er von mir wollte. „Ich weiß nicht was du von mir willst!“ warf ich ihm entgegen. Sein Blick wurde etwas weicher, „Hör mal, ich weiß jetzt warum du so dagegen warst mit einem Hexer zu reisen. Du hattest es Angst, dass ein Hexer dein Geheimnis herausfindet. Aber keine Sorge, ich werde versuchen dir zu helfen. Aber dazu musst du mir meine Fragen beantworten.“

Ich wurde blass, hatte ausgerechnet Geralt meine Lügen durchschaut? „Wovon sprichst du?“ flüsterte ich stotternd.

Er hockte sich vor mich hin, „Meinst du, ich kann nicht zwei und zwei zusammenzählen? Du hast teilweise starke Stimmungsschwankungen, du schläfst meist wie ein Stein, aber gelegentlich wachst du bei Geräuschen auf, die du gar nicht wahrnehmen können solltest, deine Nägel sind ziemlich lang und auch scharf, deine Haut verändert sich, deine Zähne sind spitzer als normal, deine Ohren sind auch nicht normal und du trägst deinen silbernen Schmuck nicht mehr. Er fängt an die weh zu tun, oder?“ Zählte er auf.

Er verwirrte mich mehr und mehr, „Auf was willst du hinaus?“ wollte ich wissen.

Fürsorglich legte er eine Hand auf mein Knie, so als würde er mir Trost spenden wollen, „Alanya bitte, ich kann verstehen wie du dich fühlst, aber ich kann dir helfen, du musst mir nur ehrlich sagen, wann die Veränderungen angefangen haben.“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich weiß immer noch nicht was genau du von mir willst.“ Beharrte ich. Geralt seufzte, „In dem Brief von Yennefer standen Interessante Dinge über dich. Sie bat mich etwas zu überprüfen und scheinbar kann ich ihr keine guten Nachrichten deswegen übermitteln. Also bitte lass mich dir helfen, bevor es zu spät ist.“ Bat er.
 

‚Dein Hexer soll sie bei Gelegenheit anschauen, ich will keine Striege in der Nähe des Kaisers.‘ schoss mir durch den Kopf. Dachte Geralt wirklich, ich würde mich in eine Striege verwandeln? Scheinbar. Ich fing an zu lachen und stand auf. Geralt ließ mich sogar und blieb in seiner vorherigen Position, er verspannte sich nur leicht, als ich hinter ihn trat und ich mich zu ihm runter beugte. „Ah jetzt verstehe ich, sie hat dir mein Geburtstag verraten nicht wahr?“ flüsterte ich ihm in sein Ohr. Er nickte.

„Und jetzt denkst du ich würde mich in ein Monster verwandeln?“ wieder ein zögerliches nicken. Ich strich mit meinen Fingernägeln seinen Nacken entlang, was ihm einige Schauer entlockte. „Hast du deswegen gestern deinen Finger in meinen Mund geschoben und mich dann verzaubert?“ hauchte ich ihm nun in sein anderes Ohr, ich bekam wieder ein Nicken und ich konnte ihn schlucken hören.

„Du weißt wie unhöflich das ist. Du hättest einfach fragen können.“ Er verspannte sich noch mehr, ich fragte mich, ob er jetzt davon ausging, dass ich versuchen würde ihn zu attackieren, weil er mein vermeintliches Geheimnis aufgedeckt hatte.

Ich schritt von ihm weg und setzte mich wieder auf die Pritsche. „Ich kann dich beruhigen, ich trage keinen Fluch auf mir.“ Er sah mich erwartungsvoll an, er wollte eine genauere Erklärung. „Meine Ohren sehen so aus, weil Ratten daran genagt hatten, als ich ein Baby in einem Waisenhaus war. Meine Haut verändert sich, weil das alles Narben sind. Selbst der kleinste Kratzer oder ein Moskitostich kann bei mir Narben hinterlassen. Meine Zähne sind normal, es gibt Menschen, die haben noch viel spitzere Zähne, meine Fingernägel sind so lang, weil ich keine geeignete Schere oder Feile gefunden habe, um sie zu kürzen.“ Ich grinste, „Außerdem trage ich auch meinen goldenen Schmuck ebenfalls nicht mehr, durch den ganzen Dreck scheuert er und beim Kämpfen behindert er auch.“ Vernichtete ich nach und nach seine Argumente.

„Was hattest du noch gesagt? Ah ja, Stimmungsschwankungen, das ist ganz einfach, ich stehe stark unter Stress, ich habe vieles durchgemachen und ertragen müssen. Viele die sich in meiner Situation finden würden, hätten dies sicherlich auch. Und mein Geburtstag, nun dafür kann ich nichts.“

Geralt öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch ich schnitt ihn gleich ab, „Du siehst, ich werde sicherlich keine Striege und bevor du damit anfängst, unter dem Fluch der schwarzen Sonne leide ich ebenfalls nicht. In dem Jahr, in dem ich geboren wurde, gab es zwar zwei Sonnenfinsternisse, aber keine im Zeitraum meiner Geburt.“ Erleichtert stand Geralt auf, er wollte sich abwenden und aus dem Zelt treten. Ich eilte schnell hinterher. „Ach Geralt?“ sprach ich ihn freundlich an, er drehte sich um und in dem Moment hatte er eine Ohrfeige von mir erhalten. „Das war für die Belästigung und das Betäuben!“ säuselte ich ihm zu. Dann drehte ich mich um und schritt in den Waschbereich. Ich machte mich frisch und zog mich ebenfalls an.

Während der ganzen Diskussion mit Geralt hatte ich nur meine Tunika getragen. Ich sammelte meine Sachen ein und verstaute alles Restliche in der Satteltasche.

Ich legte meine Rüstung und mein Schwert an und trat dann aus dem Zelt. Ich konnte sehen, wie Geralt mit unseren Pferden näherkam. Plötze und Tetris waren schon gesattelt und trugen bereits einige Taschen. Das mussten die neuen Vorräte sein.

Mein Blick glitt zum Himmel, trübe Wolken flogen dahin und es war klar, dass die Mittagszeit schon um war, doch scheinbar hatte Geralt es ziemlich eilig aufzubrechen. Er ließ sogar unser Training ausfallen. Er drückte mir die Zügel meines Pferdes in die Hand und schwang sich auf Plötze. Seufzend tat ich es ihm gleich, kraulte aber vorher meinen Wallach an der Stirn zur Begrüßung.

Nachdem ich ebenfalls im Sattel saß, folgte ich Geralt schnell, dabei bekam auch mit, warum er es auf einmal so eilig hatte.

Viele der Soldaten, die sich in unserer Nähe aufgehalten hatten, konnten einen guten Blick auf den roten Handabdruck auf Geralts Gesicht werfen. In dieser von Männern dominierten Welt, dürfte so Etwas wohl mehr als peinlich sein.

Dementsprechend eilig hatte er es, von hier weg zu kommen und blieb dabei sehr wortkarg. Eigentlich sprach er gar nicht mit mir. Wir verließen das Militärlager in nordwestliche Richtung. Vorbei an den Galgen, an denen Deserteure hingen und dem Vergnügungs- Erholungshaus der Offiziere. Auch wenn Geralt ziemlich zügig aufbrechen wollte, reduzierte er das Tempo deutlich, als wir außer Sicht des Lagers waren.

Ich ließ ihn gewähren, sollte er doch schmollen, wenn er wollte. So hatte ich schließlich meine Ruhe und konnte die Landschaft genießen.

Naja zumindest so gut es ging. Der Weg, den wir entlang ritten, lag etwas erhöht und die Wiesen, die etwas tiefer lagen, waren häufig überschwemmt und auf ihnen konnte man in der Ferne Wasserweiber und Ertrunkene lauern sehen.

Die Galgen die Gelegentlich am Wegesrand standen, waren selbstverständlich auch nicht ansehnlich. Aber der schauerlichste Anblick war sicherlich der kahle Berg, der sich vom Himmel abhob und die riesige einsame Eiche, auf dessen Spitze.

Hin und wieder stießen wir auf verlassene Wagen, die am Wegesrand verrotteten und ihre eigene Geschichte zum Krieg und der Flucht der Bevölkerung erzählten.

Ich fragte mich gerade, ob Geralt überhaupt einen Plan hatte, wo wir als nächstes hinwollten, oder ob er einfach erstmal weiter nur dem Weg folgte, als er plötzlich stoppte. Ich schloss zu ihm auf, in der Hoffnung ebenfalls zu sehen, was ihn anhalten ließ. Doch ich konnte nichts Auffälliges entdecken.

„Bleib hier, egal was du hörst, folge mir nicht, bis ich dir sage, dass alles sicher ist.“ Befahl er und glitt aus Plötzes Sattel. Er zog sein Stahlschwert und schlich leicht gebückt den Hügel hinunter. Da ich ihm nachblickte, konnte ich sehen wie er ein Quen wirkte.

Es musste also etwas ziemlich Gefährliches in der Nähe sein, etwas das er nur mit seinen erweiterten Sinnen wahrnehmen konnte.

Das Ganze machte mich nervös, ich löste das Schild vom Sattel und zog mein Schwert, egal was in der Nähe war, es sollte mit mir kein leichtes Spiel haben. Ich fasste die Zügel kürzer und blickte suchend auf den Abhang hinunter, doch ich hatte Geralt aus den Augen verloren. Ich griff nach hinten an meinen Gürtel und zog mein Fernrohr hervor. Ich zog es aus einander und hob es vor ein Auge. Ich suchte die Wiese ab, bis ich das aufblitzen von Geralts weißem Haar sah.

Ich folgte ihm mit meinen Augen und entdeckte dann, was er viel eher bemerkt hatte. In einer Ruine hatten sich einige, zum Teil bis an die Zähne bewaffneten Männer einquartiert. Ich zählte 10 Männer. Wollte Geralt mit denen alleine fertig werden?

Er zog seine Armbrust und ich versuchte zu erkennen, wen er ins Visier genommen hatte. Ich nahm an, er würde den Wachposten ins Ziel nehmen, das wäre zumindest meine Vorgehensweise.

In rascher Reihenfolge verschoss er mehrere Bolzen, allerdings alarmierte er so, die restlichen Männer und gab seine ungefähre Position bekannt. Er hätte zwischen den Schüssen seine Position verändern müssen. Dummkopf!

Wie gebannt musst ich zusehen, wie die restlichen Männer zum Teil auf ihn zu stürmten und zum Teil anfing ihn zu umkreisen. Ich konnte sehen wie er sich auf den ersten Angriff gefasst machte und versuchte möglichst viele im Auge zu behalten.

Kurz bevor die ersten beiden Männer ihn erreichen konnten, musste ich verwundert beobachten, wie diese abdrehten und ihre eigenen Kameraden angriffen. Er musste Axii gewirkt haben. Da ich selbst die ganze Zeit angespannt war, übertrug sich dies langsam auf Tetris. Er fing langsam an zu tänzeln und mit den Hufen zu scharren. Ich versuchte ihn zu beruhigen, doch dafür musste ich den Blick vom Kampf nehmen. Als ich endlich wieder meine Aufmerksamkeit auf Geralt richten konnte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass er zwar die meisten Männer runtergebracht hat, aber nun von zwei Schildträgern bedrängt wurde. Einer der beiden Männer, die unter Axii gestanden hatten, konnte ich sehen, doch den zweiten entdeckte ich nicht.

Dafür entdeckte ich einen Bogenschützen, der sich gerade zwischen mich und Geralt schlich um eine gute Position und freies Schussfeld auf Geralts Rücken zu finden. Es gab keine Möglichkeit Geralt zu warnen und ich war mir nicht sicher, ob er es selber rechtzeitig bemerken würde. Mir blieb keine Wahl, ich musste mich selber einmischen. Schnell verstaute ich das Fernrohr und versuchte Tetris flüsternd meinen Plan zu erklären. Eigentlich völlig sinn frei, aber so konnte ich mich selbst ein wenig beruhigen und ich hoffte das Tetris mich dennoch verstand und im Kampfgetümmel ruhig bleiben würde. Ich fasste die Zügel nach und machte einen Knoten hinein. So würden sie nicht nach vorne über den Hals rutschen, sollte ich sie loslassen müssen oder im Falle das ich mich daran festhalten musste, um nicht vom Pferd zu stürzen, würden sie auf den Hals drücken und nicht gleich Tetris im Maul reißen. Ich prüfte den Sitz meines Schildes am linken Arm, nahm die Zügel ebenfalls in die linke Hand, denn in der rechten hatte ich mein Schwert. Ich richtete Tetris aus und gab ihn dann die Fersen. Er stürmte schnaubend los und hielt unbeirrt die Richtung auf den Bogenschützen ein. Schnell waren wir am Fuße des Hügels und der Schütze war nicht mehr weit entfernt. Ich hob mein Schwert und machte mich zum Schlag bereit. Der Schütze war gerade dabei seinen Bogen zu spannen, als ich ihn erreichte. Mein Schwert sauste auf ihn nieder und traf ihn am Rücken, aber mein Eingreifen war zu spät. Genau in dem Moment, wo mein Schwert ihn traf ließ er den Pfeil los. Der Schütze fiel tot zur Seite, doch der Pfeil sauste zielgerichtet auf Geralt zu.

Doch glücklicherweise wurde er von meinem Tumult alarmiert und er drehte sich zu mir um und so flog der Pfeil haarscharf an seinem Gesicht vorbei und verfehlte sein Ziel.

Geralts Augen blitzten kurz erschrocken auf, bevor er sich in der selben Sekunde wieder seinen Gegner zu wandte.

Aber da Geralts Konzentration gebrochen war, hörte Axii auf zu wirken und der Mann, der bis eben noch teilnahmslos neben dem Getümmel stand, wandte seine Aufmerksamkeit auf mich. Er stürmte auf mich und Tetris zu. Ich lehnte mein Gewicht weiter nach hinten in den Sattel, nahm die Zügel straffer und gab mehr Druck mit den Beinen. Auch wenn ich wusste, dass dies sehr wahrscheinlich die falsche Hilfe war, verstand Tetris was ich von ihm wollte, kurz bevor der Bandit uns erreichte, stieg Tetris auf seine Hinterbeine und wirbelte mit den vorderen Hufen solange in der Luft, bis er den Angreifer vor uns traf. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und war genau in die Reichweite von Tetris Hufen gelaufen.

Jetzt waren nur noch die Beiden Schildträger übrig, doch Geralt kümmerte sich um sie. Ich wollte ihn nicht erneut ablenken, indem ich in diesen Kampf eingriff. Das war auch ganz gut so, denn er wirkte gerade ein breitgefächertes Igni und zündete beide Gegner an. Panisch liefen sie durch die Gegend und versuchten das Feuer zu löschen, doch sie schafften es nicht rechtzeitig und brachen vorher zusammen.

Schnauften hielt Geralt inne, um kurz Luft zu kriegen, dann drehte er sich zu mir. „Sagte ich nicht, dass du oben bei den Pferden bleiben solltest?“ fragte er mich gereizt. „Gern geschieht, habe dir gerne das Leben gerettet.“ Gab ich empört zurück. „Das nächste Mal lass ich dir deinen Schädel durchbohren, vielleicht überlebst du es ja mit deinem hohlen Dickschädel!“ setzte ich hinterher.

Ich lockerte die Zügel von Tetris und gab ihm dankbare Klopfer an den Hals und versprach ihn bei nächster Gelegenheit eine besonders große Portion Hafer. Zufrieden schnaubte er.

Geralt hingegen war unterdessen in den Unterschlupf getreten und sah sich dort um. Als ich ihm folgte sah ich gerade wie er sich eine Handvoll Kronen und einige Edelsteine einsteckte. In einer anderen Kiste fand er noch einen Runenstein und eine Flasche Wein. Er steckte beides ein.

„Ich hoffe du hast nicht vor hier zu nächtigen?“ brach ich das Schweigen. Geralt drehte sich zu mir um, „Nein keine Sorge, nicht weit von hier liegt ein altes Anwesen, Eggebracht meinte es wäre verlassen. Daher dachte ich, es wäre eine gute Schlafstätte.“ Ich nickte. Schließlich gab es hier viele Ruinen und verlassene Stätten. Und nicht alle von ihnen wurden von Monstern in Beschlag genommen.

„Hast du alles was du brauchst, oder muss du dich noch verarzten?“ fragte ich ihn, schließlich konnte es gut sein, dass einer seiner Gegner ihn getroffen hatte. „Nein ich denke wir können weiter.“ Sprach er distanziert. Komisch, dabei sollte ich doch eigentlich sauer auf ihn sein.

„Gut, wenn du meinst.“ Stimmte ich zu und wir gingen zurück zu den Pferden, bzw. ich ging zurück zu Tetris und Geralt pfiff nach Plötze. Diesmal kam sie auch und schnupperte an ihm, es sah beinahe so aus, als wolle sie sicher gehen, dass er wirklich unverletzt ist. Geralt schob ihren Kopf weg und schwang sich in den Sattel. Wir folgten dem Weg weiter, als die Pferde plötzlich scheu wurden. Wir versuchten sie weiter zu drängen, doch kurze Zeit später erkannten wir den Grund. Wir wurden von Nekkern eingekreist und es wurden immer mehr.

Geralt drückte mir etwas in die Hand, „Dort hinten ist das Nest, versuch es zu zerstören.“ Ich starrte ihn an, wie sollte ich denn da hinkommen? Ich schaute auf den Gegensand in meiner Hand, es war eine Bombe, welche konnte ich nicht sagen und leider war ich auch im Werfen eine totale Niete, so musste ich irgendwie Tetris ruhig halten und durch die Nekker steuern.

„Ganz ruhig Junge, wir müssen da irgendwie durch.“ Flüsterte ich ihm zu, doch der Wallach schüttelte nur den Kopf. Beruhigend strich ich ihm über den Hals, „Wir schaffen das, Geralt verlässt sich auf uns.“ Ich konnte mich gerade noch so an der Mähne festhalten, als Tetris plötzlich stieg. Doch zum Glück waren auch die Nekker davon überrascht und wichen ein wenig zurück. Nachdem Tetris wieder mit allen vier Hufen am Boden stand, trieb ich ihn an. Mit einem riesen Satz preschte er los. Geralt war in der Zwischenzeit von Plötze gesprungen und sie schloss sich uns an, um aus der Nekkerhorde raus zu kommen. Plötze lief noch ein Stück weiter, als ich Tetris zum Stehen gebracht hatte, aber wir waren schon am Nest vorbei. So musste ich mein Pferd davon überzeugen, wieder ein Stück zurück zu laufen. Ich konnte gerade die Bombe ins Nest fallen lassen, als ein weiter Nekker daraus hervorsprang, Tetris erschrak und warf mich ab, buckelnd und ausschlagend entfernte er sich von uns. Schnell versuchte ich mich vom Nest zu entfernen, bevor es explodieren würde.

Ich hatte Glück, das der Nekker von der Wucht der Explosion zerrissen wurde und mich nur die Schockwelle und einiges an Erde traf. Doch auch so war die Wucht enorm, dass sie mich wieder von den Beinen riss. Benommen blieb ich am Boden liegen.

Erst einige Zeit später, als das Klingeln in meinen Ohren etwas nach lies, wurde mir die Stille um mich herum klar. Das schlimmste befürchtend stemmte ich mich erst zur Seite um mich dann leichter aufrichten zu können. Ich zog meine Knie unter mich und brachte mich in eine kniende Position. Langsam schaute ich mich um. Geralt hatte gute Arbeit geleistet, kein Nekker schien überlebt zu haben, aber wo war er? Wo war Geralt? Ich blickte mich weiter um, Plötze knabberte an etwas Gras und Geralt kniete neben ihr. Seine Rüstung war an einigen Stellen zerfetzt und ziemlich blutig. Ich konnte beobachten, wie er ein Fläschchen entkorkte und es dann austrank. Er verzog sein Gesicht und krümmte seinen Körper leicht. Es musste sich um einen der berüchtigten Hexertränke handeln, oder einen Absud.

Ich schaute weiter, doch ich erkannte, dass Tetris nirgends zu sehen war, in seiner Panik war er sonst wohin geflüchtet. Sehr schön, in seinen Satteltaschen war der größte Teil des Proviants und fast alles was ich dabei hatte inklusive meines Schildes. Nur das Geld und die Unterlagen vom Kaiser hatte ich in meinen Gürteltaschen. Seufzend stemmte ich mich gänzlich hoch und schleppte mich zu Geralt. „Alles in Ordnung mit dir, oder brauchst du Hilfe?“ fragte ich ihn, als ich bei ihm ankam.

„Das sollte ich wohl eher dich fragen, du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten.“ Grunzte er. Ich ließ mich neben ihn auf dem Boden plumpsen, „Geht gleich wieder. Mir ist nur ein wenig schwindelig.“ Er sah mich nur musternd von der Seite an. „Wenn du das sagst.“ Er gab mir seinen Wasserschlauch. „Hier trink etwas.“ Nachdem er mein Zögern gemerkt hatte, setzte er ein „Keine Sorge, es ist nur Wasser.“ nach. Ich nahm ein paar Schlucke und reichte ihm den Schlauch zurück. „Tetris ist weg.“ Murrte ich.

„Ist nicht so wild.“ Meinte er leicht hin. „Nicht schlimm?! Er trägt den größten Teil der Vorräte und fast alles was ich besitze!“ keifte ich, „Außerdem wird es bald dunkel, wie soll ich ihn dann finden. Vorausgesetzt er wird nicht von irgendwas gefressen.“

Geralt schüttelte den Kopf, „Das Anwesen ist wirklich nicht mehr weit und wenn er ein wirklich so treues und intelligentes Tier ist, wird er dich finden. Ansonsten suchen wir ihn morgen, wenn es hell ist.“ Versuchte er mich zu beruhigen. „Danke.“ Ich war für den Versuch wirklich dankbar. Wir saßen noch einige Momente so da, bis Geralt meinte wir sollten langsam los. Ich raffte mich auf, doch kurz musste ich mich an Plötze festhalten. Nachdem ich meinen Kopf klar geschüttelt hatte, ging es wieder und ich ließ Geralt vor gehen. Wir folgten dem Pfad eine kleine Weile, aber es war wirklich nicht sehr weit bis wir zu einer kamen Brücke, die recht morsch wirkte, aber glücklicherweise hielt sie uns aus, auch wenn sie verdächtig knarzte.

Auf der anderen Seite war auch schon das erste Gebäude zu sehen. Geralt hielt an und schien auf etwas zu lauschen, „Scheint alles ruhig zu sein, nichts Verdächtiges zu hören. Ich denke wir teilen uns auf und schauen ob es einen geeigneten Schlafplatz gibt, der trocken und relativ sicher ist.“ Ich nickte um meine Zustimmung zu zeigen. Geralt ließ Plötze los und sie trottete zu einer kleinen Grasfläche und fing an zu fressen. Geralt ging außen um das Gebäude herum und ich durchschritt das Tor zum Gehöft.

Ich ging auf die offene Scheune zu, alles wirkte unheimlich, zu still. Ein kalter Schauer lief meine Rücken hinunter und irgendetwas sagte mir, dass hier etwas nicht stimmt, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte. Als ich die Scheune betrat stellten sich mir die Nackenhaare auf, vorsichtshalber griff ich nach meinem Dolch am Rücken.

Doch ehe ich ihn ganz ziehen konnte, packte mich jemand sehr großes von hinten. Als mein Angreifer mir seinen Arm um die Kehle legen wollte, fasste ich automatisch danach und senkte schnell mein Kinn. So konnte er mir nicht sofort die Luft abdrücken. „Habe ich dich.“ Grollte eine mir unbekannte Männerstimme am Ohr. Ich versuchte an dem Arm zu zerren, doch ich konnte ihn keinen Millimeter von meinem Hals wegbewegen. Ich bohrte meine Fingernägel in den Unterarm, doch das schien meinen Angreifer nicht zu stören. Mir blieb nur noch ein Ausweg, ein Vorteil eine Frau zu sein, wir durften kratzen und beißen. Ich biss so kräftig zu, wie ich konnte, ich hörte auch nicht auf, als ich merkte wie meine Zähne die Haut durchbohrten.
 

Doch etwas stimmte nicht, das Blut, dass ich schmeckte, war anders. Schmeckte anders, nicht nach Kupfer, sondern muffig und faulig. In wen oder was hatte ich da rein gebissen? Schnell hörte ich auf und wollte das Blut ausspucken. Mein Angreifer lachte über die Geste. „Pech meine Liebe, ich habe vorsorglich ‚Schwarzes Blut‘ getrunken.“ Höhnte er. Ich versteifte, er musste ein Hexer sein, da fiel es mir siedend heiß ein. Das hier musste das Rückeranwesen sein, denn nur da würde ein riesiger Hexer auftauchen.

Letho.

Gesuchter Verbrecher und Königsmörder.

Ich schluckte, doch leider hatte ich immer noch sein Blut im Mund gehabt und nun im Magen. Ich realisierte was er zu mir gesagt hatte, „Ich bin doch kein Vampir!“ empörte ich mich, fasste seinen Arm anders, verlagerte mein Gewicht und zog den überraschten Hexer mit einem Judo-Wurf über meine Schulter.

Nun lag ein perplexer Letho vor mir am Boden und ich zog schnell meinen Dolch, um ihm am Boden zu halten, doch gerade als ich ihm den Dolch an die Kehle halten wollte, lenkte mich etwas ab.

„Alanya! … Alanya, wo bist du?“ rief Geralt, er kam gerade um eine Hausecke. „Alanya? Wir sind hier nicht al. …Scheiße! … Letho!?“ er hatte uns entdeckt, er stockte. Ich kniete auf einem Knie, mit blutverschmierten Mund an Lethos Kopf und hielt ihm einen Dolch an die Kehle, während Letho mir ebenfalls seine Waffe an den Hals hielt. Er konnte sie ziehen, als ich von Geralts rufen abgelenkt worden war.

Geralt trat näher und blieb nur wenige Schritte von uns entfernt stehen. Da ich mehr auf Geralt, als auf Letho geachtet hatte, wurde ich überrascht und nun lag ich am Boden, die Hand, in der ich den Dolch hielt auf den Rücken verdreht und das Gesicht im Dreck. „Gib mir einen guten Grund, warum ich dich nicht jetzt töten sollte.“ Zischte Letho mir ins Ohr.

Meine Augen weiteten sich panisch und ich konnte nur ein gequiektes „Geralt!“ hervorbringen.

„Es ist lange her Geralt, schön dass es dir gut geht, aber was ist mit ihr hier?“ wand sich der große Hexer an den weißen Wolf. Doch bevor er überhaupt antworten konnte, fuhr ich dazwischen. „Geralt! Wenn du zulässt das er mich tötet, werde ich zurückkommen und dich als Geist heimsuchen oder doch als Striege meine Rache an dir suchen. Und ich werde nicht so schnell klein geben, wie ein kleines Mädchen.“ Schwor ich. Doch ich konnte die Reaktionen der beiden Männer nicht sehen. Aber ich konnte mir vorstellen, das Geralt fragend eine Augenbraue hob.

„Nun Letho, so gerne ich diese Nervensäge gerne los werden möchte, …“ fing er an. „Geralt! …“ warnte ich ihn erneut. „Aber den Ärger mit Yen müsstest du für mich ausbaden und außerdem habt ihr beide denselben Auftraggeber.“ Fuhr Geralt unbeirrt fort.

„Wieso Yennefer und welcher Auftraggeber?“ fragte Letho verwirrt. Als ich mich erneut einmischen wollte, drückte Letho mein Gesicht einfach in den Dreck, „Ruhe, wenn der Kuchen sich unterhält, hat der Krümel sich nicht einzumischen!“ meinte er zu mir. Ich konnte nur undefinierte laute von mir geben.

„Also Geralt, wer ist sie?“ fragte Letho. „Sie soll mich auf Geheiß deines alten Auftraggebers Emhyr begleiten. Yennefer hat das Ganze unterstützt. Warum auch immer.“ Grummelte Geralt. Daraufhin ließ Letho zumindest meinen Kopf frei und ich konnte den Staub aushusten.

„Du und Yennefer, ihr arbeitet jetzt mit dem Kaiser zusammen?“ fragte Letho erstaunt, aber er ließ meinen Arm immer noch nicht los.

„Nicht freiwillig, aber Ciri ist zurück und die wilde Jagd ist ihr auf den Fersen.“ Gab Geralt zu. Letho brummte. „Und was hat das mit ihr hier zu tun?“ fragte er und ich nahm an das er irgendwie auf mich deutete. „Keine Ahnung, die Nilfgaarder hielten sie erst für einen Spion, aber dann hat der Kaiser, warum auch immer, beschlossen, dass sie mich begleiten soll. Und Yen unterstützt diese Idee auch noch.“ Es fing an zu Regnen und die ersten Tropfen uns.

„Könntest du mich vielleicht endlich mal loslassen?“ fragte ich genervt. „Nur wenn du schön brav bist, Krümel.“ Bekam ich als Antwort von Letho. Ich zappelte nur als Antwort. Und so musste ich weiter so im Dreck liegen bleiben, während die beiden Hexer sich unterhielten.

Erst als die Regentropfen immer mehr wurden, hatte Geralt ein einsehen. „Lasst uns irgendwo reingehen. Ich habe keine Lust das sie krank wird und sie dann ein noch größeres Hindernis wird.“ Ich konnte hören wie er aufstand. Lethos Griff lockerte sich endlich und ich konnte meinen Arm wieder bewegen. Doch durch die lange erzwungene Haltung war er eingeschlafen und kribbelte ziemlich unangenehm. Ich stand ebenfalls auf, doch langsam und bedächtig. Der Schwindel kam langsam zurück und irgendwie war mir flau im Magen. Während die Hexer schon einmal in die Scheune gingen, suchte ich mir eine Regentonne und wusch mir dann mein Gesicht. Das getrocknete Blut und der Staub gepaart mit meinem Speichel hatten eine juckende Kruste gebildet. Ich wusch mir mein Gesicht so gut es ging und folgte dann den Hexern.

Sie hatten sich auf den Heuboden verkrochen und so kletterte ich die Leiter hoch. Oben angekommen musste ich erst einmal verschnaufen und meine Übelkeit runterschlucken. Ich hätte vielleicht nicht nach unten schauen sollen. Ich setzte mich so weit weg vom Rand wie möglich. Die Hexer hatten es sich schon bequem gemacht und eine Flasche wanderte zwischen ihnen hin und her, während sie abwechselnd daraus tranken.
 

Überraschenderweise reichte Letho sie an mich weiter, „Hier, trink ein Schluck. Siehst ja schon fast so blass aus wie unser weißer Wolf hier.“ Grinste er. Eigentlich wollte ich nichts trinken, aber es schien so etwas wie ein Friedensangebot von Letho zu sein und das konnte ich nicht ablehnen. So nahm ich die Flasche entgegen.

Vorsichtig nahm ich einen Schluck und da das Gesöff nicht so scheußlich schmeckte, wie der billige Fusel von Geralt, nahm ich noch einen großen hinterher. Dann reichte ich die Flasche zurück.

Nachdem die Flasche noch einige Male zwischen uns hin und her gewechselt war, hatte das flaue Gefühl im Magen vorerst nachgelassen und ich hatte mir genug Mut angetrunken, um mich ins Gespräch ein zubringen. „Sag mal Letho, warum hast du mich für einen Vampir gehalten?“ murmelte ich und schaute ihn erwartungsvoll an. Er grinste, „Na, so wie du umher geschlichen bist ... Zuerst dachte ich, du würdest zu den Kopfgeldjägern gehören, aber dann schienst du meine Anwesenheit gespürt zu haben, …“ meinte er. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, war eher mehr Instinkt. Fühlte mich beobachtet.“ Das Kopfschütteln hätte ich sein lassen sollen, den urplötzlich kam die Übelkeit zurück. Ich kroch zum Rand des Heubodens und erbrach mich. Mein Magen rebellierte und krampfte sich zusammen. Vorsichtshalber blieb ich dort erstmal hocken.

„Du hast sie für einen Vampir gehalten und dann hat sie dich auch noch gebissen wie einer, … welch Ironie.“ Lachte Geralt. Letho lachte mit.

Plötzlich verstummte Geralt jedoch, im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Geralt erst Lethos Gesicht musterte und dann sein besorgter Blick auf mir lag. Sein Blick wechselte zwischen uns hin und her. „Was ist denn auf einmal?“ fragte Letho. „Hattest du irgendwelche Tränke getrunken, bevor sie dich gebissen hatte?“ fragte er besorgt und eilte dann auf mich zu. „Alanya, hast du sein Blut geschluckt?“ fragte er, bevor Letho antworten konnte. Meine Krämpfe wurden immer schlimmer und mein Kopf fühlte sich merkwürdig an, ich konnte nur wimmern. Vorsichtig hob er mich hoch und legte mich auf Lethos Schlafplatz ab. Dann wand er sich wohl wieder an Letho, „Sag schon, hattest du Tränke intus?“ fragte er ihn erneut. „Ja, da ich annahm sie könnte eine Bruxa oder ein Alp sein habe ich ‚schwarzes Blut‘ genommen. Interessanterweise kannte sie den Trank, plauderst du Geheimnisse aus Geralt?“ murrte Letho.

„Sie hat höchstwahrscheinlich dein vergiftetes Blut getrunken und dann gibst du ihr ‚weiße Möwe‘? Bist du noch ganz bei Trost!“ Geralt klang ziemlich verärgert. „Und über das andere sprechen wir später.“ Er kramte in seiner Tasche, Letho konnte ich nicht mehr wirklich erkennen, ich hatte die Augen halbgeschlossen und meine restliche Sicht verschwamm. Geralt fluchte. „Hast du noch ‚weißen Honig‘?“ fragte er Letho, seine Stimme klang verzehrt. Letho hatte anscheinend einen, den kurze Zeit später wurde mir ein Fläschchen an den Mund gehalten. Doch mir schwirrten Geralts Worte, das er eigentlich keine Menschen behandelte und die korrekte Dosierung nicht kenne und der zukünftige Gesundheitszustand von Lena, dem Greifenopfer im Kopf herum. Ich weigerte mich auch nur einen Schluck zu trinken.

„Nein, nicht.“ Murmelte ich. „Keine Tränke, mehr! Will nicht wie Lena, …“ weigerte ich mich weiter, als Geralt mich zwingen wollte. Seine Versuche hörten auf, aber ich konnte nicht verstehen, was ihn auf einmal davon abhielt. Wie in weiter Ferne hörte ich wie Geralt und Letho hastig mit einander sprachen. Sie waren über irgendetwas aufgeregt. Einer der beiden deckte mich zu und schien mir irgendetwas zu zuflüstern.

Dann hörte ich wie Holz auf Holz schabte und kurze Zeit darauf zwei dumpfe Aufschläge und dann Geschrei. Dann war da nur noch Dunkelheit und verzehrte Bilder.
 

Irgendwann schreckte ich aus dem Delirium hoch. Mein Kopf drehte sich und mein Magen machte es ihm nach. Als ich mich wieder zum Rand schleppte, um mich zu übergeben, stellte ich fest, dass jemand die Leiter hochgezogen hatte. Draußen war es hell, ob immer noch oder schon wieder konnte ich nicht sagen. Von den beiden Hexern fehlte jede Spur.

Vorsichtig ließ ich die Leiter nach unten sinken, was gar nicht so ein leichtes Unterfangen war, wenn man sich fühlte, als wäre eine Horde Elefanten über einen gelaufen.

Als ich unten ankam, lugte ich vorsichtig um die Ecke, man konnte ja nie wissen. Doch als ich sah, was sich draußen befand drehte sich mir mein Magen schon wieder um. Überall lagen geköpfte oder verstümmelte Leichen umher. So schnell es mir möglich war, verglich ich das Geschehene mit dem Wissen, welches ich aus dem Spiel hatte und kam zu dem Schluss, dass es sich um die Kopfgeldjäger handeln musste. Ein Blick auf die Karte und mir fiel wieder ein, wo sich der Anführer der Bande aufhielt. Ich musste so schnell wie möglich nach Lindental.

Ich besah gerade die Pferde der Bande und überlegte, welches sich als vorübergehender Ersatz für Tetris eignen würde, als ich ein vertrautes Schnauben hinter mir hörte. Erschrocken drehte ich mich um und zu meinem Erstaunen stand dort Tetris. Geralt hatte recht behalten, er würde mich alleine finden.

Schwerfällig zog ich mich in den Sattel und lenkte das Pferd auf den Weg. Der schnellste Weg nach Lindental führte durch den dichten Wald. Ich bat Tetris mich möglichst schnell und sicher nach Lindental zu bringen, dafür müsste er nur dem Weg folgen.

Als hätte er mich verstanden sprang er in einen schnellen, aber für mich bequemen Galopp. Erst als wir schon mitten im Wald waren, fiel mir wieder ein, warum ich anfangs genau diesen Weg immer gemieden hatte. Zuerst sah ich einen Schwarm Raben über mich hinweg fliegen und dann tauchten die ersten Wölfe auf. Wenn man Raben und Wölfe zusammen sah, war meist ein Waldschrat nicht weit entfernt. Ich konnte ihn noch nicht sehen, aber hören und wenn ich ein Amulett gehabt hätte, würde es vermutlich auch stark vibrieren. Ich trieb Tetris noch mehr an, gegen einen alten Waldschrat hatte ich keine Chance, Himmel, selbst gegen die Wölfe hatte ich keine Chance und schon gar jetzt, wo ich mich so krank fühlte.

So floh ich durch den Wald und war sichtlich froh, dass wir den Wald hinter uns gelassen hatten, doch ich gönnte Tetris keine Pause. Ich musste Lindental schnellst möglich erreichen. Tetris flog schon fast den Weg entlang und schon bald kamen die ersten Häuser in Sicht. Da die brennende Scheune schon von weitem zu erkennen war, musste ich das Dorf nicht erst komplett durchsuchen. Auf die Dorfbewohner nahm ich keine Rücksicht, ich musste den Kampfplatz erreichen.

Ich kam gerade am Schauplatz an, als Letho tot zu Boden sank. Ich schluckte. Ich rutschte aus Tetris Sattel und kämpfte mich am Zaun entlang, an dem ich mich immer wieder abstützen musste.

Vester forderte Geralt gerade auf, sich raus zu halten, aber da Geralt in solchen Situationen nie die friedliche Lösung nahm, sah ich mich gezwungen einzugreifen.

„Geralt nicht.“ Rief ich ihm zu, naja eigentlich war es eher ein Keuchen. Erstaunt drehte er sich zu mir um, „Was machst du denn hier?“

Vester grinste. „Genau, hör auf deine kleine Freundin. Halt dich raus und dir wird nichts geschehen.“ Ich schleppte mich zu dem toten Körper von Letho und nahm ihm sein Amulett ab. Ich reichte es dem verdatterten Vester, „Hier, dein Beweis das Letho tot ist. Er soll zumindest eine richtige Bestattung bekommen.“ Bat ich ihn. „Nein, ich werde seinen Kopf nehmen.“ Doch Geralt mischte sich nun ebenfalls ein und verhinderte, dass Letho geköpft werden würde. Nach kurzem Zögern stimmte Vester zu, dass das Amulett reichen würde. Schnell waren Vester und seine Leute abgezogen.

„Geralt, bitte bring Letho ins Haus. Ich komme gleich nach.“ Wie betäubt folgte Geralt meiner Bitte. Er schien durch die Ereignisse ziemlich mitgenommen zu sein.

Ich hingegen schleppte mich zu dem dritten Pferd, dass neben Plötze und Tetris stand, in der Annahme es sei das von Letho. Ich durchsuchte die Satteltaschen und fand das was ich suchte. So schnell es mir möglich war, folgte ich Geralt ins Haus.

Er war gerade dabei den Bolzen aus Lethos Schulter zu ziehen, als er das Gift roch. Sangebarisches Gift. Ich ging zu dem Bett, auf dem Geralt Lethos Körper platziert hatte. Vorsichtig flößte ich ihm die Flüssigkeit ein. Geralt sah dem ganzen verwirrt zu, doch er stellte mich nicht zur Rede.

Nur wenige Momente später flatterten Lethos Augenlider und er kam zurück in die Welt der Lebenden. „Wie eine Erscheinung siehst du aber nicht aus.“ War seine Begrüßung an mich, was mich lächeln ließ. „Bin nicht so leicht unter zu kriegen. Genau wie andere Anwesende hier.“ Gab ich zurück. Ich trat zur Seite und überließ Geralt meinen Platz. Da es mir immer noch ziemlich schlecht ging, setzte ich mich auf den nächsten Stuhl, den ich erreichen konnte. Mein Kopf fing wieder an sich zu drehen und so legte ich ihn auf meine Arme, auf den Tisch. So war die Gefahr, vom Stuhl zu fallen, deutlich geringer. Neben mir konnte ich Geralt und Letho streiten hören. Aber ich konnte nicht verstehen um was es ging.

Nachdem es im Haus des Schmiedes ruhig wurde und ich einige Zeit alleine dort gesessen hatte, wurde ich hochgehoben. Alles schwankte um mich und ich hielt mich an dem fest, was für mich zu erreichen war. Ich lehnte meinen Kopf an und konnte Leder und etwas anderes riechen, was ich mittlerweile Geralt zu ordnen konnte. Auch der metallene Geruch von Blut klebte an ihm. Was mich würgen ließ. Kurze Zeit später musste ich wieder eingeschlafen sein. Ich träumte von riesigen Monstern mit verzerrten Fratzen, die mich verfolgten. Hin und wieder hörte ich wie jemand meinen Namen rief und dann waren die Monster für kurze Zeit verschwunden, bis sie mit noch mehr Macht zurückkehrten.
 

Als ich das nächste Mal zurück ins Bewusstsein kam, hörte ich zwei Männer miteinander streiten. „Geralt, das geht so nicht weiter. Wir sollten sie zu einem Heiler bringen. Sie ist schon seit Tagen in diesem Zustand.“ Hörte ich Letho sagen. Dann hörte ich rascheln von Stoff, das knarzen von Leder und etwas Kühles wurde mir auf die Stirn gelegt. Eine Hand strich mir über die Wange.

„Du weißt, dass das nicht geht. Es gibt hier keinen in der Nähe und was ist, wenn Yen das rauskriegt?“ gab Geralt zurück. Einer der beiden schnaubte, wahrscheinlich Letho. „Und was ist, wenn sie stirbt? Wie willst du das dann erklären? Dass sie sich selbst mit Hexertränken vergiftet hat? Das wird deine Zauberin dir auch glauben!“ gab der große Hexer zurück. „Und was soll ich deiner Meinung nach machen? Ich will sie hier nicht schutzlos liegen lassen und auf dem Pferd kann ich sie auch nicht mitnehmen.“ Seufzte Geralt. Ich konnte Schritte hören. „Ich habe eine Idee, ich bin bald zurück.“ Konnte ich Letho noch hören und wurde dann langsam wieder in die Dunkelheit gezogen.

Diesmal waren da nicht nur Monster in meinem Traum. Es gab eine Hexe, die die Monster mit Kräuterbündel vertrieb, es sah sehr lustig aus und wieder diese Stimmen, die mich riefen. Es waren verschiedene, die einen versicherten mir, ich würde für immer hierbleiben und andere die mir sagten das alles wieder in Ordnung kommen würde. Es gab auch viele verzerrte Farben und Strudel, wie wenn jemand einen schlechten Trip beschreiben würde.
 

Das nächste Mal, das ich wach wurde, war irgendetwas anders. Aber ich konnte keinen Finger drauflegen. Ich fühlte mich nicht mehr krank und um mich herum war Stille. Ich versuchte zu schlucken, um meinen ausgetrockneten Mund zu befeuchten. Als ich versuchte mich zu bewegen, stellte ich fest, dass ich scheinbar doch nicht so alleine gewesen war. Jemand kam zu mir. Ich öffnete meine Augen langsam und musste mehrmals blinzeln, ehe ich etwas erkennen konnte. Letho beugte sich über mich.

„Na Krümel, endlich wach?“ begrüßte er mich. „Sieht so aus.“ Krächzte ich. „Was ist passiert und wo ist Geralt?“ wollte ich wissen. Ich setzte mich auf und Letho half mir dabei, dann reichte er mir einen Becher mit Wasser, den ich gierig leerte. „He, nicht so schnell. Du hast ziemlich lange geschlafen.“ Ich reichte ihm den Becher zurück. „Geralt ist mit Keira los, sie wollten etwas überprüfen. Heute Abend oder morgen sollten sie wieder zurück sein.“ Erklärte mir Letho. Mein Hirn ratterte, warum war Letho noch hier und wie traf Geralt auf Keira. Ich musst ziemlich verwirrt ausgesehen haben, den Letho lachte ein bisschen. „Als du nach Tagen immer noch nicht aufgewacht warst, habe ich die Kräuterhexe aus Mittelhain aufgesucht, es stellte sich heraus, dass es Keira Metz war, so brachte ich sie hier her. Sie machte dir Medizin und da sie einen Hinweis auf Ciri hatte, sind die beiden vor zwei Tagen los um den nach zu gehen.“ Er reichte mir einen weiteren Becher mit Wasser, den ich diesmal langsamer leerte. Als mein Magen knurrte wurde ich rot. Letho versuchte nicht zu lachen, reichte mir aber einen Brotkanten. Vorsichtig knabberte ich dran, noch traute ich meinem friedlichen Magen nicht ganz.
 

Ich bewegte meine Beine etwas, um mich bequemer hinzusetzten, da fiel mir auf, dass meine Beine direkten Kontakt mit der Decke hatten. Ich lugte an mir herunter, tatsächlich, ich hatte ein Hemd an, in das ich zweimal, vielleicht auch dreimal reingepasst hätte. Der Kragen war so weit, dass er eine meiner Schultern freilegte. Vorwurfsvoll schaute ich Letho an.

„Schau nicht so, du hattest hohes Fieber und deine Sachen waren völlig durchgeschwitzt. So konnten wir dich nicht liegen lassen.“ Erklärte er mir. Ich schaute ihn weiterhin zweifelnd an. „Keine Angst, Geralt hatte dir zwar deine Rüstung ausgezogen, aber da ich weiß was für ein Frauenheld er ist, habe ich den Rest gemacht. In meinem Hemd siehst du übrigens ziemlich süß aus.“ Zwinkerte er. Schnell wand ich mein rotes Gesicht ab. Letho hatte mich ausgezogen und mir eines seiner Hemden angezogen und mich irgendwie vor Geralt beschützt, das war süß von ihm.

„Weißt du, Geralt hätte in dieser Situation sich eine weitere Ohrfeige verdient, aber dir kann ich nicht böse sein.“ Nuschelte ich.

Letho räusperte sich, wahrscheinlich um die unangenehme Stille zu vermeiden, die sich anzubahnen drohte. „Während du geschlafen hast, hatte ich die Fäden an deinem Bein gezogen, die Wunde ist mittlerweile gut verheilt. Lässt du mich die Naht an deinem Rücken noch mal sehen? Ich denke die Fäden könnten auch raus.“

Ich nickte nur und drehte Letho dann den Rücken zu. Er schob das Hemd hoch und glitt vorsichtig mit dem Finger an der Naht entlang. Ich zuckte weg. „Tut es noch weh?“ wollte Letho darauf hin wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein es hatte nur gekitzelt.“ Verneinte ich seine Frage.

„In Ordnung, die Fäden können wirklich raus, soll ich das gleich machen?“ fragte er, doch ich konnte hören wie er bereits ein Messer gezückt hatte.

Ich erlaubte es ihm, um mich ein wenig davon abzulenken, dass er mit einem Messer an meinem Rücken herum werkelte, fragte er mich wie es zu der Verletzung kam. Ich erzählte es ihm und so merkte ich kaum, wie er die einzelnen Fäden zog.
 

„Er hat dich in einen Monstervertrag mit rein gezogen, gegen deinen Willen und ohne sich vorher sicher zu sein, dass du das auch schaffen könntest oder überhaupt die richtige Ausrüstung hast? Du hattest ein riesen Glück, dass du so glimpflich davongekommen bist.“ Empörte sich Letho. Ich legte eine Hand auf sein Bein, „Schon gut, ist ja kaum was passiert. Und er trainiert mich ja jetzt auch.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. „Alanya, sei nicht zu freizügig mit deiner Vergebung. Nekker sind nicht ohne, zehn Nekker und ein winzigen Augenblick Unachtsamkeit können selbst den erfahrensten Hexer töten.“ Versuchte er mir klar zu machen.

Ich grinste, „Weißt du Letho, Rache wird am besten kalt serviert.“ Er lachte mit mir.

Ich gähnte, so ganz fit war ich noch nicht und ich wurde schon wieder müde, außerdem fing ich an zu frieren.

„Schlaf noch etwas, dann wird es dir bald wieder gut gehen.“ Meinte er zu mir. Ich legte mich wieder hin und zog die Decke hoch. „Tut mir leid wegen deinem Amulett, Letho.“ Murmelte ich. „Ist schon gut, Geralt hat mir erklärt was passiert ist. Besser das Amulett als mein Kopf. Ich war übrigens sehr überrascht dich dort zu sehen.“ Meinte er. Ich konnte hören wie er aufstand und in Richtung Leiter schritt.

„Letho?“ fragte ich. „Ja?“ fragte er zurück. „Ich will nicht alleine bleiben und mir ist kalt legst du dich zu mir?“ ich sah ihn bittend an. „Ich sollte das nicht tun.“ Murmelte er, aber entfernte sich nicht weiter. „Bitte?“ fragte ich ihn nochmal. Resigniert seufzte er, „Na gut, aber nur kurz.“ Er kam zu mir zurück und zog seine lederne Rüstung und seine Stiefel aus. Er legte sich zu mir und kurz darauf hin schlief ich ein.

Ich wurde durch leise Stimmen geweckt. Da meine Bewegung etwas eingeschränkt waren, musste ich mich erst einmal orientieren. Letho lag neben mir, ein Arm über meine Taille, der andere Arm unter meinen Kopf und unsere Beine waren verflochten. Es war dunkel, alle Kerzen waren mittlerweile verloschen, doch von unten kam ein wenig Licht. Die Stimmen wurden etwas lauter je näher sie kamen. Eine Frau und ein Mann, Keira und Geralt. Sie kletterten die Leiter hinauf, doch ich konnte hören wie Geralt stoppte und Keira fragte was los sei. „Letho!“ zischte er und kletterte die letzten Sprossen hoch. Schnell schloss ich meine Augen wieder. Ich konzentrierte mich auf das was zu hören war, Keira schien uns jetzt ebenfalls gesehen zu haben und war wohl auch nicht allzu erfreut über das was sie sah.

„Letho! Was machst du da. Lass sie in Ruhe!“ flüsterte Geralt aufgebracht. Ich konnte spüren wie Letho sich leicht zu Geralt umdrehte. „Sei ruhig, sie schläft.“ Flüsterte er zurück. „Das können wir sehen, aber warum bedrängst du sie im Schlaf?“ mischte sich nun auch Keira ein. Letho murrte, er versuchte sich von mir zu lösen, doch wir lagen so verschlungen da, dass er mich wecken würde beim Aufstehen, wenn ich wirklich schlafen würde.

Ich fragte mich wann ihnen auffallen würde, dass ich überhaupt nicht mehr schlief. Wenn Hexer wirklich so gut hören können, wie behauptet wird, müsste einem von Beiden bald auffallen, dass mein Herz deutlich schneller schlug. Doch ich wollte aber auch die bequeme Position aufgeben und so gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen.

„Sie hatte mich gebeten mich zu ihr zu legen, sie wollte nicht alleine bleiben und ihr war kalt.“ Brummte Letho. Geralt schien das nicht glauben zu wollen, so tat ich, als würde ich langsam aufwachen, während Geralt antwortete, „So eine schlechte Ausrede habe ich noch nie gehört und von dir auch nicht erwartet, Letho!“

Murrend öffnete ich leicht die Augen, „Schließ doch nicht immer gleich von dir auf andere Geralt!“ murmelte ich, was Letho zum Lachen brachte. Ich löste mich von Letho, der auch sogleich aufstand. Beleidigt zog ich die Decke über den Kopf, „Meno, es war gerade so bequem.“ Flüsterte ich.

„Bei Melitele, du bist endlich wach.“ Konnte ich Geralts Erleichterung hören. Doch ich behielt meinen Kopf unter der Decke.

Keira hockte sich zu mir, „Wie geht es dir?“ wollte sie wissen. Ich überlegte ob ich ihr antworten sollte, da wurde auch schon die Decke von meinem Kopf gezogen, ich blinzelte hoch. Natürlich, Geralt, wer sollte es sonst gewesen sein. Ich setzte mich auf und konnte gerade noch sehen, wie Letho die Leiter hinabkletterte.

Geralt schaute mich, „Letho hat sich dir ganz sicher nicht aufgedrängt?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, dann fiel mir etwas ein, Rache wird kalt serviert Geralt. Er musste etwas in meinen Augen gesehen haben, denn er runzelte die Stirn. „Nein, er war nur nett zu mir. Ich habe ihn gebeten sich zu mir zu legen. Er ist schließlich nicht du Geralt!“ gab ich kühl und abweisend zurück, während ich die Arme vor der Brust verschränkte.

„Geralt! Was meint sie?“ wollte Keira da auch schon gleich wissen. „Nichts, ich habe ihr nichts getan!“ er hob abwehrend die Hände.

„Nein, überhaupt nicht. Du hast mich nicht befummelt als ich schlief und als ich auf wachte hast du mich auch überhaupt nicht betäubt.“ Sprach ich gedehnt und voller Sarkasmus. Keiras Augen blitzten auf und ich konnte noch sehen, wie Geralt die Beine in die Hand nahm und sich vor Keira in Sicherheit bringen musste, während er immer wieder beteuerte, dass das so gar nicht gewesen wäre. Zufrieden grinsend legte ich mich wieder hin und versuchte noch etwas zu schlafen, es war schließlich mitten in der Nacht.
 

Als Letho mich weckte, war es draußen wieder hell. Er hielt mir einen Becher mit Tee hin und eine Schale mit Suppe. Dankbar nahm ich ihm den Tee ab und nahm vorsichtig einige Schlucke. Dann reichte er mir die Suppe. Es war eine Brühe mit etwas Fleisch und Gemüse. Es tat gut, wieder etwas Richtiges im Magen zu haben. Als ich aufgegessen hatte, stellte ich die Schale zur Seite und nippe immer mal wieder an dem Tee.

„Das war vorhin übrigens ziemlich fies und hinterhältig von dir, Keira so gegen Geralt auszuspielen.“ Er grinste und ich grinste zurück. „Wie ich sagte, Rache wird kalt serviert. Und außerdem war es auch nicht gelogen. Nur ein wenig aus dem Zusammenhang. Er hatte kurz vor unserer Ankunft hier, einen Brief von Yennefer bekommen, sie wies ihn auf meinen Geburtstag hin und weil ich nicht so ganz in sein Frauenbild passte, war er der Meinung, ein Striegenfluch läge auf mir. Er wollte es prüfen, als ich schlief. Zum Dank habe ich ihm beinahe den Daumen abgebissen, als er meine Zähne prüfen wollte.“ Letho lachte ob meiner Erklärung. Dann strich er über seinen Unterarm, „Ah, jetzt verstehe ich auch deinen Kommentar, dass du als Striege, deine Rache suchen würdest. Aber eines muss man die lassen, Du hast aber auch spitze und scharfe Zähne.“ Meinte er.

Ich sah auf seinen Arm. Tatsächlich war eine Narbe zurückgeblieben. „Tut mir leid, ich wusste mir nur nicht anders zu helfen.“ Er wuschelte mit seiner Hand durch meine Haare. „Schon gut Krümel, du kannst stolz auf deine Leistung sein. Kaum einer hat es bisher geschafft mich aufs Kreuz zu legen.“ Er runzelte kurz die Stirn. „Was mich aber interessieren würde, Geralt hat behauptet, er hätte dir keine Hexergeheimnisse anvertraut, schon gar nicht etwas über Tränke, woher wusstest du dann aber das ‚schwarzes Blut‘ gegen Vampire wirkt?“

Ich schluckte, „Ich hatte es irgendwo mal gelesen, glaub ich. Ich weiß aber nicht mehr genau wo.“ Nun das war jetzt aber auch nicht gelogen. Ich hatte die Informationen im Spiel gelesen, aber wo genau im Spiel, ich die Infos über den Trank erhielt wusste ich nicht mehr. Er nickte, doch sein Blick blieb ernst, „Woher wusstest du wo du uns findest und woher vom Gegengift?“ fragte er mich weiter.

„Ich weiß nicht genau. Ich hatte Tetris, mein Pferd, gesagt ich muss schnell zu euch. Ich hatte ein ziemlich ungutes Gefühl, es war Glück das Tetris euch gefunden hatte. Das mit dem Gift, nun es war irgendwie logisch. Du bist so stark und hattest nur eine Pfeilwunde in der Schulter, ich wollte nicht glauben, dass du genau in dem Moment stirbst, als ich euch gefunden hatte. Ich hatte gehofft das ich irgendetwas in deiner Satteltasche finden würde, was mir hilft die Lage zu erklären.“

Versuchte ich mich raus zu reden. Letho musterte mich prüfend, „Nun ich werde dir erstmal glauben, auch wenn du scheinbar etwas verheimlichst. Aber ich weiß das jeder Geheimnisse hat, die er lieber nicht preisgeben würde und ich respektiere das.“ Ich sah ihn ertappt an.

„Schau nicht so. Egal welche Geheimnisse du hast, ich zwinge dich nicht dazu sie Preis zugeben. Zumindest solange nicht, wie ich das Gefühl habe, das es mich gefährden würde und das habe ich aktuell absolut nicht, aber ich kann nicht für die andern sprechen. Die Hexer der Wolfsschule sind anders gestrickt als wir Hexer der Vipernschule.“ Ich nickte, ja die Wölfe teilten fast alles mit einander.

„Danke Letho.“ Er nickte mir zu und stand dann auf, er reichte mir seine Hand. „Ich denke du wirst dich ein bisschen frisch machen wollen. Dolores hat ein Bad für dich vorbereitet.“ Ich griff nach seiner Hand und ließ ihn mir hochhelfen. „Dolores?“ fragte ich verwirrt. „Eine alte Dame, ihr gehört das Anwesen. Geralt hat sie in Lindental getroffen. Sie hat uns erlaubt zu bleiben und uns sogar bekocht. Sie war einfach nur froh, dass sie wieder nach Hause zurückkehren konnte.“ Da das Hemd, das ich trug, lang genug war, machte ich mir erst gar nicht die Mühe mir eine Hose anzuziehen.

Letho passte auf, dass ich nicht die Leiter hinunterfiel und begleitete mich in Richtung Haus. „Aber was ist mit dem Monster im Wald?“ fragte ich ihn zögerlich. Er sah mich erstaunt an, „Was für ein Monster?“ ich stutzte, zwei Hexer und eine Zauberin hielten sich hier tagelang auf und haben nicht gemerkt das sich ein Waldschrat in ihrer Nähe befand?

„Ich denke es ist ein Waldschrat, hat viele Raben und Wölfe. Ich habe sie gesehen und gehört, als ich euch gesucht hatte.“

Letho starrte in den Wald, der direkt ans Anwesen grenzte. „Ich werde mich bei Gelegenheit mal umschauen. Vielleicht hattest du dich auch nur getäuscht.“ Ich summte.

Ja, getäuscht, das hätte ich mich gerne, vor allem als ich im Spiel das erste Mal auf ihn stieß. Ich Level 6 das Monster Level 20. Flucht unmöglich.
 

Er brachte mich ins Haus, wo Dolores Rücker schon zu warten schien. „Hallo Liebes, wie schön, dass es dir besser geht. Als ich heute Morgen gehört hatte, dass du endlich aufgewacht bist, habe ich zu unserem Letho hier gleich gesagt, wenn du etwas gegessen hast, soll er dich herbringen. Ich habe einen Zuber für dich vorbereitet.“ Strahlte sie mich an. „Danke Madam.“ Bedankte ich mich, während Letho mir zuraunte, dass die alte Frau Geralt zum Wasserschleppen abkommandiert hatte.

Letho ließ mich in der Obhut der alten Dame und verließ das Haus wieder. Ich hingegen wurde von der Frau in das nächste Zimmer geführt, wo bereits eine hölzerne Wanne, gefüllt mit dampfenden Wasser, auf mich wartete. Sie reichte mir ein Handtuch und legte ein Stück Seife, so wie ein Waschtuch auf einen Schemel neben der Wanne.

„So Liebes, genieße dein Bad, wenn etwas sein sollte ruf einfach, ich bin nebenan.“ Meinte sie zu mir. „Danke Madam.“ Wiederholte ich mich und sie lächelte mich an, „Dolores. Nenn mich Dolores Liebes, nicht Madam.“

„In Ordnung, danke Dolores.“ Sie verließ den Raum, ließ aber die Tür einen Spalt offen. Ich ließ das Hemd auf den Boden gleiten und stieg dann in das Wasser. Es war herrlich, ich genoss das warme duftende Wasser. Es löste die steifen Gelenke und belebte den Geist. Gemächlich wusch ich mich, ich machte es alles extra langsam, damit ich das Bad solange wie möglich genießen konnte.

Ich tauche gerade wieder meinem Kopf aus dem Wasser auf, als jemand hereinkam. Erschrocken drehte ich mich um, es war Keira.

Sie trug ihr übliches knappes und enges Oberteil und dazu einen langen Rock. Ihre Bernsteinketten mit dem Ank baumele an ihrem Hals.

„Wie ich sehe geht es die besser. Sehr gut, dann kann ich sobald Geralt wieder da ist, dieses elende Drecksloch wieder verlassen.“ Begrüßte sie mich.

Ich zog eine Augenbraue hoch, Mensch war die freundlich. „Keiner zwingt dich hier zu bleiben.“ Gab ich einfach nur zurück. Dann drehte ich ihr den Rücken zu und wusch mich weiter. „Hey, sei nicht so unfreundlich zu mir. Wegen mir bist du jetzt schließlich wieder gesund und ich war die Beraterin von König Foltest.“ Versuchte sie mich einzuschüchtern. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Richtig, du warst. Du bist es nicht mehr und ich wäre auch ohne dich sicherlich wieder aufgewacht.“ Gab ich zurück.

Da ich jetzt mittlerweile fertig mit waschen war und Keira mir die Laune verdarb, stieg ich aus der Wanne. Ehe ich mich in ein Handtuch wickeln konnte, sah ich Keiras angeekelten Blick auf meine Narbe am Oberschenkel.

Ich hatte mich in das Handtuch gewickelt und wollte gerade nach dem Hemd von Letho greifen, als Dolores das Zimmer betrat. Zu meiner Freude und auch Überraschung hatte sie meine Kleidung dabei.

„Hier, alles frisch gewaschen.“ Sie reichte sie zu mir rüber. „Danke Dolores.“ Ich nahm die Kleidung entgegen und legte sie auf den Schemel. „Brauchst du sonst noch etwas, Liebes?“ Ich schüttelte den Kopf, „Nein Danke, Dolores. Aber vielleicht werde ich dir nachher Gesellschaft leisten.“ Versprach ich und begann mich anzuziehen. Ich hatte fast vergessen, dass Keira immer noch im Raum war, bis sie etwas sagte. „Du trägst ein Pentagramm, bist du ebenfalls eine Magierin? Wer hat dich ausgebildet?“ fragte sie hektisch.

Ich seufzte, „1. Es ist kein Pentagramm, sondern ein Drudenfuß und 2. Ich bin weder eine Zauberin, Magierin oder Hexe.“

Keira war mit der Antwort nicht zu frieden. „Aber du musst eine sein, warum solltest du sonst so etwas tragen und wenn du nicht ausgebildet worden bist, weißt du nicht wie gefährlich das ist?“ ich schüttelte den Kopf, „Keira halt die Klappe. Ich bin nicht magisch begabt. Und warum ich so etwas trage beziehungsweise es mit tätowieren ließ, ist meine Sache.“ Mit diesen Worten ließ ich sie stehen und trat zurück auf den Hof. Da ich keinen der beiden Hexer sah, ging ich weiter in die Scheune. Die Pferdeboxen wurden wiederhergerichtet, Tetris und Ree, dem Pferd von Letho, standen friedlich kauend da. Von Plötze war nichts zusehen, aber Keira erwähnte ja, dass Geralt etwas für sie erledigen würde. Also ist er sehr wahrscheinlich auf dem Weg zur Reusen Insel. Aber Keira würde sich nicht zu freuen. Die Dokumente würde ich ihr nicht überlassen. Ich musste Geralt nur vor ihr abpassen.

Auf dem Heuboden war auch alles ruhig, also war Letho wohl gerade dabei den Waldschrat aufzustöbern. Da ich gerade nichts weiter zu tun hatte, ging ich zu Tetris in die Box. Er freute sich sichtlich, als er mich sah. Ich hatte mir eine Bürste geschnappt und strich ihm immer wieder in langen langsamen Zügen über das Fell. Dies tat ich solange bis sein Fell wie Seide glänzte. Ich trat aus der Scheune und wusch mir gerade den Dreck von den Händen, als ein großer und laut krächzender Schwarm Raben über den Wald aufstieg.

Hatte Letho den Waldschrat besiegt? Ich hoffte es. Ungeduldig blieb ich auf dem Hof stehen und starrte in Richtung Wald. Es dauerte eine ganze Weile und für mich fühlte es sich noch viel länger an, bis sich etwas zwischen den Bäumen bewegte. Ich kniff die Augen leicht zusammen und hielt gespannt den Atem an. Es vergingen etliche Minuten bis ich eine große Gestalt, zwischen den Bäumen ausmachen konnte. Sie zog etwas hinter sich her. Sie kam immer näher und als sie das Tor durchquerte schien die Person mich entdeckt zu haben. Sie winkte mir zu und sobald sie in den ersten Lichtschein trat, konnte ich sehen, dass es Letho war, ich hatte es zwar schon vermutet und gehofft, aber in diesen Zeiten musste man mit allem rechnen.

Ich konnte erkennen, dass das was er hinter sich herzog, der Kopf des Waldschrats sein musste und er hatte auch einen blutigen Beutel dabei. So neugierig ich auch bin, eigentlich wollte ich doch lieber nicht wissen, was sich darin befand.

„Hey Krümel, hast du etwas auf mich gewartet?“ begrüßte er mich. Ich nickte, „Ja, ich hatte die Raben zufällig gesehen und gehofft, dass es sich um ein gutes Zeichen handelt.“

„Wie du sehen kannst, war es das. Hab nur ein paar Kratzer.“ Ich schaute auf den Schädel, er wirkte größer als ich ihn in Erinnerung hatte. Letho bemerkte meinen Blick, „War ein ziemlicher Brocken. Muss schon sehr alt gewesen sein. Der Länge seines Geweihs nach bestimmt über hundert Jahre. Kein Wunder das ihn niemand bemerkt hatte. Die Erfahrung zeigt, je älter sie werden desto ruhiger werden sie. Sie greifen nicht mehr unbeholfen an und somit entkommt kaum einer.“ Erklärte er mir. Das wusste ich noch nicht, man lernte eben nie aus.

Er brachte den Schädel in die Scheune und ging dann mit dem Sack in der Hand ins Hauptgebäude. Ich folgte ihm.

„Meine Güte Letho, was ist denn mit dir passiert?“ fragte Dolores erschrocken, als sie ihn sah. Nun so schlimm sah er eigentlich nicht aus, nur ein paar Kratzer und seine Kleidung war an einigen Stellen zerrissen, aber er war recht schmutzig.

Er zuckte nur mit den Schultern. „Im Wald lauerte noch ein ziemlich altes und gefährliches Monster. Alanya hatte mich vorhin darauf aufmerksam gemacht. Zum Glück, sein Totem war ziemlich nahe am Anwesen, er hätte große Probleme machen können.“ Wiegelte Letho ab. Dolores setzte sich, „Du meine Güte, dann hatte ich mir das als junges Mädchen nicht eingebildet? Mein Bruder sagte das immer, er dachte ich wolle mehr Aufmerksamkeit unserer Eltern haben.“

Ihr Bruder, stimmt, der wurde ja im Keller eingemauert, ob ihn schon einer gefunden hatte? „Was ist mit deinem Bruder geschehen?“ fragte ich sie, obwohl ich es genau wusste. Dolores seufzte, „Er verschwand an dem Tag, als ich mit meinem Verlobten davonlief. Ich erfuhr erst davon, als ich nach dem Tod meines Mannes nach Lindental zurückkehrte. Damals dachte ich einfach nur, er wolle sich nicht von mir verabschieden.“ Sie weinte leise. Ich warf Letho einen Blick zu, vielleicht würde er die richtigen Schlüsse ziehen, schließlich hatte er hier die ganzen Erscheinungen vernichtet, aber aktuell konnte ich sein Gesicht nicht deuten. Ohne ein Wort zusagen, verließ er den Raum.

Ich versuchte Dolores zu trösten und schwor mir, wenn bis morgen keiner auf den Keller Aufmerksam geworden ist, würde ich eingreifen. Es wäre zwar für Dolores nicht angenehm zu erfahren, was ihr Mann getan hatte, aber sie verdiente es zu wissen, was mit ihrem Bruder passiert ist und dieser sollte auch eine Richtige Bestattung bekommen.

Nachdem sich Dolores wieder beruhigt hatte, half ich ihr bei den Vorbereitungen für das Abendessen.

Keira hatte ich den restlichen Tag nicht mehr gesehen. Ich wollte sie gerade suchen, um ihr Bescheid zugeben, dass es gleich Essen gibt, als ich Hufgeklapper hörte. Ich eilte hinaus und war glücklich das es wirklich Geralt war. Keira schien seine Ankunft noch nicht bemerkt zu haben und so ging ich ihm entgegen. Er stieg gerade von Plötze ab, als ich ihn erreichte.

„Du läufst schon rum? Geht es dir bereits so gut?“ brummte er mich an. Ich streckte die Hand aus. „Gib mir die Dokumente.“ Forderte ich einfach drauf los. Geralt sah mich einfach nur böse an, „Warum sollte ich? Und woher weißt du davon?“ er verschränkte die Arme vor der Brust. „Keira plappert gelegentlich ziemlich viel, sie will damit in der Gunst von Radovid steigen. Also gib sie mir, bevor sie in ihr eigenes Verderben rennt.“ Mein Magen grummelte und mir wurde übel, war ich doch noch nicht ganz gesund?

Geralt schüttelte den Kopf, „Nen mir einen guten Grund, warum ich ausgerechnet dir die geben sollte.“ Forderte er seiner Seitz.

„Nun, ich denke, dass was Keira letzte Nacht mit dir gemacht hat, wird nichts im Vergleich zu dem sein was Yennefer mit dir anstellen würde, wenn ich ihr dasselbe sage wie Keira.“ Grinste ich. Geralt verzog das Gesicht. „Das würdest du nicht!“ schnappte er. Ich nickte, „Oh doch und nun her mit den Dokumenten.“ Widderwillig gab Geralt sie mir, schnell steckte ich sie in meine Tasche. „Du kleiner mieser Bastard.“ Konnte ich Geralt fluchen hören. Ziemlich missgelaunt führte er Plötze in den Stall. Ich wollte gerade zurück ins Haus, als Keira an mir vorbei stürmte.

„Geralt! Geralt mein lieber, ich habe eine hervorragende Idee für den Abend.“ Hörte ich sie rufen. Ich grinste. Ich stellte mich ans Fenster und beobachtete die Scheune. Irgendwann gesellte sich Letho dazu, „Was hast du schon wieder ausgeheckt?“ wollte er wissen. „Warte und schaue.“ Meinte ich nur. Einige Minuten später, standen auf einmal zwei Schimmel vor der Scheune und Keira und Geralt kamen heraus. Sie bestiegen die Pferde und galoppierten davon. „Was war das gerade?“ fragte mich Letho. Ich grinste schelmisch, „Ach die Beiden werden ein wenig Spaß haben und dann jeweils ihr blaues Wunder erleben.“ Deutete ich an. Wieder verspürte ich ein wenig Übelkeit, bemühte mich aber sie runter zu schlucken.

„Komm, ich denke das Essen wird fertig sein, auf die Beiden brauchen wir nicht warten.“

Nachdem Essen saßen Letho, Dolores und ich noch eine ganze Weile zusammen. Wir sprachen nicht viel, aber das war auch nicht nötig. Es war angenehmer und ruhiger Abend. Irgendwann wurde es spät und wir gingen alle schlafen.
 

Von Geralt sahen wir erst im Laufe des Vormittags etwas. Er kam zu Fuß auf das Anwesen zurück und ohne Keira. Sein Blick sprach Bände. Letho sah ihn zuerst, er war gerade dabei auf dem Innenhof seine Übungen zumachen, während ich ihm zuschaute.

„Wolf, was machst du denn für ein Gesicht? Und wo ist deine Zauberin?“ begrüßte er ihn, unterbrach aber sein Training dabei nicht. So schlecht drauf, wie er war, griff Geralt im Gehen nach unten und hob einen Stein auf, den er dann in Richtung Letho warf. Doch Letho wehrte ihn ab, obwohl er eigentlich zu dem Zeitpunkt mit dem Rücken zu Geralt stand. Beeindruckend.

„Letho, du bist ja immer noch hier. Ich dachte du wolltest los, sobald es dem Monster besser geht.“ Grummelte er. Ich sah ihn empört an, meinte er mit Monster etwa mich. Letho fasste das auch so auf, „Nenn sie nicht so. Nur weil du sie nicht magst, ist sie noch lange kein Monster.“

„Dann halt Quälgeist.“ Gab Geralt zurück. Ich verschränkte die Arme und schaute demonstrativ weg, als Geralt sich neben mir auf die Bank plumpsen ließ.

„Also warum bist du noch hier?“ fragte Geralt erneut, diesmal aber nicht mehr ganz so unfreundlich. Letho ließ sich uns Gegenüber im Schneidersitz nieder. „Ich wollte den Krümel hier nicht alleine lassen, außerdem habe ich gestern noch einen Waldschrat zur Strecke gebracht.“ Geralt blickte auf, „Die Trophäe in der Scheune? Ich hatte mich schon gefragt wo sie herkam.“ Murmelte Geralt. Letho nickte, „Lebte hier im Wald, ziemlich nah am Hof. Hätte noch viele Probleme für Dolores bereiten können. Die Wolfsfelle seines Rudels, habe ich ihr überlassen. Von dem Geld kann sie die Gebäude ausbessern lassen.“ Meinte er.

Die Felle erklärten auch den blutigen Sack, den er gestern mitgebracht hatte. Ich schaute ihn an, „Hattest du ihren Bruder eigentlich gefunden?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Ja, er wurde im Keller lebendig eingemauert. Ich habe ihm hinterm Haus eine Grabstelle angelegt.“ Wir schwiegen eine ganze Weile.
 

„Was hast du jetzt vor Letho? Jetzt wo deine Verfolger dich für Tod halten?“ Wollte ich wissen, in der Hoffnung das Geralt ihn trotz allem nach Kaer Morhen einladen würde.

Letho überlegte kurz, „Ich denke ich werde eine Weile untertauchen, weiß noch nicht wo. Vielleicht nach Kovir oder Toussaint.“ Meinte er. „Auf Jeden Fall weg aus Redanien und Temerien.“

Geralt runzelte die Stirn, „Wie wäre es mit Kaedwin?“ schlug er vor. „In den blauen Bergen hättest du deine Ruhe.“ Ich musterte Geralt, scheinbar wollte er mir nicht offenbaren wo sich Kaer Morhen befand, aber Letho wusste es und verstand den Hinweis scheinbar. „Seit König Henselts Tod ist da ziemlich unruhig, ich weiß nicht ob ich da erwünscht wäre.“ Entgegnete er, ich zog eine Schnute, da er in Geralts Spielchen einstieg. Als Letho mich kurz ansah, schien er zu ahnen, dass ich wusste was sie machten und zwinkerte mir zu.

„Ich werde kurz nach den Pferden sehen, ich denke sie haben heute noch kein Hafer bekommen und ich hatte Tetris ja eine extra große Portion versprochen.“ Sagte ich und ließ die Männer in Ruhe ihr Gespräch führen. Sollten sie doch glauben, dass sie mich ausgetrickst haben.
 

Ich gab den Pferden ihr Futter und schnappte mir eine Bürste, ich fing bei Ree an und bürstete ihn. Nicht so ausführlich wie Tetris gestern, aber er hatte einen langen Ritt vor sich und sollte nochmal eine ordentliche Massage haben. Nachdem ich auch seine Hufe gesäubert hatte, wand ich mich an das nächste Pferd.

Ich wollte gerade das dritte putzen, als jemand hinter mir stehen blieb und einen Schatten über mich warf. Schnell drehte ich mich um, aber es war zum Glück nur Letho. Da er bereits seine Sachen in der Hand hatte, musste ich ihn wohl überhört haben, als er auf den Heuboden kletterte. Scheinbar wollte er jetzt aufbrechen. Er nickte mir zu und ging zu seinem Pferd, ohne weitere Worte sattelte er es und führte es auf den Hof.

Still hatte ich ihn dabei beobachtet. „Werden wir uns wiedersehen, Letho?“ fragte ich ihn leise. Ich kannte ihn kaum und doch hatte er sich irgendwie in mein Herz geschlichen. Er drehte sich zu mir um, „Ich weiß es nicht, aber ich würde mich sehr darüber freuen.“ Ich überwand den letzten Abstand zwischen uns und zog ihn in eine Umarmung, ich musste mich ziemlich strecken, doch ich schaffte es ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Pass auf dich auf.“ Murmelte ich. Dann ließ ich ihn widerwillig los, damit er sich in den Sattel schwingen konnte. „Du auch und halt die Ohren steif, Krümel.“ Erwiderte er und ritt los. Ich schaute ihm solange nach, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.

Dolores hatte das Ganze wohl beobachtet, denn sie zog mich einfach ins Haus. „Sei nicht traurig Liebes, ich denke ihr werdet euch sicher wiedersehen.“ Meinte sie zu mir. Ich lächelte sie an, „Ich hoffe es.“ Ich blieb den restlichen Tag bei ihr und half ihr so gut ich konnte.

Als ich am Abend mich schlafen legen wollte, entdeckte ich etwas auf meiner Decke. Dort lag etwas, das in ein altes Tuch gewickelt wurde. Ein gefaltetes Pergament lag darauf.

Schnell griff ich danach. Es schien ein Brief zu sein, leider in der hiesigen Schrift, die ich immer noch, nur mit großen Problemen lesen konnte. Wie ein Erstklässler, der gerade erst lesen lernte.

Ich zog mein Notizbuch hervor und entzifferte mit dessen Hilfe die Zeilen.
 

Hy Krümel,

ich weiß zwar immer noch nicht, wie du von meinem Plan wusstest, aber ich danke dir, dass du Geralt davon abgehalten hast ihn zu vermasseln.

Ich hoffe das wir uns wirklich wiedersehen und wenn es soweit ist, dass du mir dann vielleicht ein paar deiner Geheimnisse anvertraust, wie du so viel über Hexer wissen kannst. Die beiden Gegenstände überlasse ich dir zum Abschied und als Dankeschön.

Da du wahrscheinlich noch eine ganze Weile mit genau dem Hexer reisen wirst, der ständig in irgendwelche Schwierigkeiten steckt, denke ich wirst du sie gut gebrauchen können.

Pass gut auf sie auf, denn ich würde gerne bei unserem nächsten aufeinandertreffen, sehen wie sie an dir aussehen.

Und keine Sorge, ich trage jetzt die Kette von Serit und deine Kette gehörte einst Egan und das Schwert hatte ich als Bezahlung erhalten.

Ich denke Beide hätten nichts dagegen.

Bis zum nächsten Mal.

Letho
 

Schnell wickelte ich die Gegenstände aus und war überrascht. Letho hatte mir ein Silberschwert und ein Hexeramulett der Vipernschule geschenkt. Vorsichtig strich ich über das Amulett und versprach Egan im Stillen, immer gut darauf aufzupassen. Ich hängte mir das Amulett sofort um und schob es unter meine Kleidung. Ich war gerade dabei den Brief weg zu stecken, als ich Geralt hinter mir hören konnte. „Ein Brief? Von Letho?“ wollte er wissen, „Ja und ein Abschiedsgeschenk.“ Ich deutete auf das Schwert.

Seine Augen weiteten sich leicht, „Darf ich es mir ansehen?“ fragte er. Ich erlaubte es ihm. Langsam zog er das Schwert aus seiner Scheide und stützte die Klinge mit einer Hand ab. Er folgte mit seinen Augen der Schneide und schien die Qualität des Schliffes zu prüfen. In der Mitte der Klinge befand sich eine lange Hohlkehle (Blutrinne), die Parierstange war V-förmig ausgestellt und in ihrer Mitte befand sich ein Runenstein. Das Heft war mit dunklem Leder umwickelt und der Knauf zierte ein Kobrakopf mit aufgestellten Schild.

Geralt wiegte es in der Hand, „Gut ausbalanciert, muss ein meisterlicher Schmied gefertigt haben. Hat er gesagt woher er es hatte.“ Er steckte das Schwert zurück und reichte es mir.

„Er schrieb, dass er es als Bezahlung erhielt.“ Meinte ich und ich war der Meinung, erkennen zu können, dass Geralt sich einen Kommentar verkniff. „Hm, ein besonderes Schwert. Pass gut darauf auf, ich kann mir vorstellen, dass es einen hohen Wert hat. Ich werde dir zeigen wie man damit umgeht. Aber jetzt sollten wir schlafen, ich wollte morgen weiterreisen.“ Ich nickte und legte das Schwert zur Seite. Dann machte ich mich zum Schlafen gehen fertig.
 

Am nächsten Morgen war Geralt bereits dabei sich für den Tag fertig zu machen, als ich wach wurde. Ich wartete bis er fertig war und machte mich dann ebenfalls fertig. Wir aßen eine Kleinigkeit und nebenbei studierte Geralt die Karte. „Da du jetzt ein Silberschwert hast, werden wir zuerst nach Heidfelde reiten. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Je nachdem was Hendrik uns zu berichten hat, werden wir sehen, ob wir in Krähenfels vorbeischauen.“ Bestimmte er.

Mir sollte es recht sein. Hendrik war so oder so schon lange tot. Hoffentlich waren bisher keine Plünderer aufgetaucht.

Wir verabschiedeten uns von Dolores und mussten ihr Versprechen, falls wir mal wieder in der Nähe sein sollten, bei ihr vorbei zu kommen. Das taten wir natürlich. Geralt half mir noch, mein neues Silberschwert auf den Rücken zu schnallen und den Umhang darüber zu drapieren. Wir nahmen den kürzesten Weg nach Lindental, um von dort weiter zu reiten.

Kapitel 7 Teil III: gezeichnet F.

Wir ritten den Weg mitten durch den Wald. Als wir diesen ungefähr zur Hälfte durchquert hatten, stießen wir auf ein kleines Schlachtfeld. Es war aber kein normales Schlachtfeld, hier lagen die blutigen Kadaver etlicher Wölfe. Viele ohne Fell. Als wir uns näherten flogen viele Krähen und Raben auf, die an den Kadavern gepickt hatten. Zum Glück waren es nur Vögel und keine größeren Aasfresser. Die Überreste des Waldschrats konnte ich nirgends entdecken. Ich schaute zu Geralt rüber, aber er schien einfach nur weiter zu wollen und lenkte Plötze um die Körper herum. Ich ließ Tetris einfach hinterher trotten.

Als wir Lindental hinter uns ließen und Geralt immer noch nichts sagte, reichte es mir. „Geralt, wie hast du Letho eigentlich kennen gelernt?“ fing ich an. Bis nach Heidfelde war es noch ne Strecke und ich hatte keine Lust, das wir uns die ganze Zeit anschwiegen.

Doch Geralt antwortete nicht, er schien über irgendetwas nach zu denken.

Aber einige Zeit später, schien er seine Überlegungen abgeschlossen zu haben, denn er wand sich mir zu und erklärte mir, wie ich am besten das Schwert von meinem Rücken zog. Ich probierte es einige Male, aber schnell wurde klar, dass mir die Routine dazu fehlte. So beschloss er, dass er zwischendurch immer mal wieder ein bestimmtes Wort fallen ließ und ich dann schnellst möglich das Schwert ziehen musste. Bald näherten wir uns der Kreuzung bei Krähenfels, wenn wir jetzt abbogen, würden wir an den verbrannten Ruinen und dem Kreischling vorbeikommen. Von der Idee war ich nicht wirklich begeistert, so überzeugte ich Geralt, erst, von uns ausgesehen, nach Krähenfels abzubiegen. Das wäre wahrscheinlich auch der kürzere Weg, aber darauf kam es ja eigentlich nicht mehr wirklich an.

Während wir in Sichtweite der Burg waren, hielt Geralt sich zurück, darüber war ich recht froh, den vor Zuschauern wollte ich mich nicht blamieren, in dem ich beim Schwert ziehen, wieder beinahe vom Pferd fiel.

Wir hatten fast die Brücke nach Krähenfels erreicht, als und ein kleines Mädchen entgegenkam. Sie rannte auf uns zu und als sie uns erreicht hatte blieb sie keuchend und nach Luftschnappend stehen. Mit großen Augen sah sie zu Geralt hoch, „Du bist Geralt, nicht wahr? Ich habe dich von der Burg aus gesehen.“ Plapperte sie drauf los. Da erkannte ich sie, es war Gretka, aber was machte sie hier draußen?

„Ja, der bin ich und wer bist du? Woher weißt du wer ich bin?“ wollte er wissen und stieg von seinem Pferd.

„Na Ciri hat mir von dir erzählt.“ Meinte sie, als ob es das natürlichste der Welt wäre. Geralts Augen wurden groß, „Ciri? Du kennst sie? Ist sie hier?“ fragte Geralt schnell nach. Gretka schaute traurig auf den Boden, „Sie war hier, sie hatte mich sogar vor dem Wolfskönig gerettet. Aber jetzt ist sie nicht mehr da und der Baron meinte, ich wäre zu klein um es zu verstehen.“ Jammerte sie. Geralt sah mich an, „Kleine Planänderung, du sprichst mit Hendrik und ich mit dem Baron, anschließend treffen wir uns in der Burg.“ Meinte er stur, dann hob er Gretka in den Sattel und machte sich mit ihr zusammen auf den Weg nach Krähenfels.

Perplex starrte ich ihnen hinterher. Hatte Geralt sich schon wieder abgesetzt? Na toll, aber zumindest gab er einen Treffpunkt an.

„Tja Tetris, dann müssen wir halt erstmal alleine zurechtkommen.“ Erzählte ich meinem Pferd und ritt ebenfalls weiter. Ich ritt ein zügiges Tempo, zwar kam es auf die Zeit nicht mehr an, aber ich wollte keinem Monster oder Bandit die Möglichkeit geben, mich zu attackieren. Ich kam an der Rennstrecke vorbei und bog dann nach Norden ab. Als ich die nächste Kreuzung sah, musste ich schlucken, mit dem riesigen Baum in der Mitte und dem verfallenen Häuschen, wusste ich gleich das ich dort lieber nicht sein wollte. Ich gab Tetris die Fersen und er sprang in einen schnellen Galopp, noch ehe die Banditen reagieren konnten, hatte ich sie auch schon wieder hinter mir gelassen. An die hatte ich gar nicht mehr gedacht, aber zum Glück konnte man den Banditen eher entkommen als irgendwelchen Monstern.

Ich verlangsamte Teris erst, als die Ruinen von Heidfelde in Sicht kamen. Zögerlich ritt ich näher und blickte mich immer wieder um. Irgendwo hier mussten die tollwütigen Hunde lauern. Am ersten Haus angekommen ließ ich mich aus dem Sattel gleiten und zog vorsichtshalber schon mal mein Schwert. So leise ich konnte, bewegte ich mich ins Zentrum des Dorfes. Die Hunde konnte ich bisher nicht entdecken und so schlich ich weiter bis zum Haus von Hendrik.
 

Als ich das Haus betrat, wäre ich am liebsten gleich wieder Rückwärts rausgegangen. Es stank erbärmlich. Im Gegensatz zum Spiel war Hendrik mittlerweile deutlich länger Tod und das konnte man deutlich sehen und riechen. Während ich mir mit der einen Hand Mund und Nase bedeckte, eilte ich schnell zu dem Leichnam hin, um ihn den Stiefel aus zu ziehen. Als ich dies tat, bemühte ich mich nicht zu würgen und nicht unbedingt hinzuschauen. Die Geräusche reichten schon.

Ich ließ den Schlüssel aus dem Stiefel fallen und hob ihn auf. Ich war sehr froh darüber, dass er ihn im Stiefel versteckte und nicht sonst wo am Körper.

Gerade als ich wieder aufstehen wollte, fiel mein Blick auf das Bett. Irgendetwas schaute aus dem Stoff raus. Vorsichtig schritt ich um die große Pfütze Leichenwachs herum und zog an dem Etwas. Es entpuppte sich als ein Stück Pergament, beschrieben in einer unsauberen Handschrift. Ich steckte ihn ein um ihn später genauer zu betrachten, wenn ich besseres Licht hatte. Ich trat in den nächsten Raum und zog das Fell am Boden zur Seite. Wie erwartet befand sich darunter die Falltür. Schnell schloss ich sie auf und klappte sie hoch. Ein tiefes und dunkles Loch erstreckte sich vor mir. Ich schluckte, ich wusste, dass es dort unten sicher war, aber einfach so in tiefste Dunkelheit hinabsteigen? Ich verfluchte mich, dass ich vergessen hatte eine Fackel oder ähnliches mit zu bringen und die Kerzen unten wären sicherlich auch schon lange ausgebrannt, mal davon abgesehen, dass ich nichts hatte um sie zu entzünden. Warum war auch nie ein Hexer greifbar, wenn man mal einen brauchte.

Langsam kletterte ich die Leiter hinunter, immer darauf bedacht nicht die nächste Sprosse zu verfehlen. Unten angekommen musste ich mich erst einmal orientieren und tastete mich an der Wand entlang. Ich fand den Kerzenhalter und betätigte den Hebel, der das Geheimfach öffnen sollte. Ich hörte ein klicken und hoffte, dass es geklappt hatte. Ich hielt mich weiter an der Wand und fand den zurück geklappten Schrank. Ich griff hinein und fand das Buch, in der Hoffnung das es das richtige sei, packte ich es ein. Ich tastete mich zurück und fand die Truhe mit den Wertsachen, da Hendrik die eh nicht mehr brauchen würde und bevor sie irgendwelchen Banditen in die Hände fielen steckte ich die Münzen ein.

Als ich mich zur Leiter zurück tastete fiel ich beinahe über eine der Vorratskisten. So schnell ich konnte kletterte ich die Leiter wieder hoch und stürmte aus dem stinkenden Haus, nur um dann direkt wieder stehen zu bleiben.

Die Hunde, die ich vorhin erwartet hätte, standen jetzt vor dem Haus. Meine Narbe am Oberschenkel kribbelte unangenehm bei der Erinnerung, was das letzte Mal passiert ist, als ich solchen Hunden gegenüberstand. Meine Hand glitt zu meinem Schwert und ich richtete mich auf, machte mich größer, in der Hoffnung die Hunde so verschrecken zu können. Doch leider brachte es nichts, sie kamen knurrend auf mich zu. Schnell zog ich mein Schwert und wartete diesmal nicht, bis der erste Hund mich angreifen würde. Ich stürmte auf den ersten zu und traf ihn an der Seite, ich drehte mich, so wie Geralt es mir gezeigt hatte und erwischte direkt den zweiten Hund. Um den dritten Hund musste ich mich glücklicherweise nicht kümmern, den der lief jaulend davon. Verwundert starrte ich erst auf meine Hände mit dem Schwert, dann auf die Hunde und wieder zurück. Ich hatte die Hunde wirklich ohne Hilfe und Probleme besiegen können. Vielleicht sollte ich Geralt für das harte Training danken.

Doch dann holte mich die Wirklichkeit ein, ich sollte von hier verschwinden, bevor noch etwas anderes auftauchen könnte. Ich säuberte mein Schwert so gut es ging und verstaute es dann wieder. Ich eilte zu Tetris und schwang mich in den Sattel. Ich musste zurück nach Krähenfels, hoffentlich bevor Geralt sich auf die Suche nach Tamara machen konnte. Ich galoppierte den Weg zurück, doch scheinbar waren die Banditen jetzt besser auf vorbeikommende Reisende vorbereitet. Sie standen bereits mit gezogenen Waffen am Wegesrand. Tetris war zu schnell als das ich ihn hätte abbremsen können, um sie zu umrunden. So musste ich Tetris anspornen und durch sie hindurch preschen.

Zum Glück überraschte das die Nahkämpfer so sehr, dass sie nicht reagieren konnten, allerdings gab es auch Bogenschützen. Ein Pfeil flog knapp an meinem Kopf vorbei, ein zweiter streifte meinen Oberarm und blieb im Kettenhemd hängen. Der dritte allerdings, traf meinen ungeschützten Oberschenkel und ich schrie auf. Ich sollte mir unbedingt etwas besorgen, das diese Schwachstelle abdeckte. Der Pfeil drang aber zum Glück nicht tief ein und verfehlte den Knochen, allerdings tat es deswegen nicht weniger weh. Als ich der Meinung war, dass ich weit genug vom Lager entfernt war, brachte ich Tetris zum Stehen. Ich schaute auf mein Bein, es blutete nicht allzu stark, aber so konnte ich es nicht lassen. Ich bis die Zähne zusammen und brach den längsten Teil des Pfeilschaftes ab. Ich konnte mir einen Schmerzensschrei nicht verkneifen und mit Tränen in den Augen fluchte ich.

So konnte ich nicht nach Krähenfels, mal davon abgesehen, dass sie dort eh keinen hätten, der das anständig versorgen könnte. So bog ich an der nächsten Kreuzung statt nach Krähenfels, nach Schwarzzweig ab. Möglichst schnell und unauffällig durchquerte ich den Ort, doch als ich einen Wachtrupp des Barons sah, konnte ich nicht an mir halten.

Ich ritt auf sie zu und blieb direkt vor ihnen stehen.

„Ihr solltet lieber die Banditen loswerden, statt hier die Weiber zu begaffen!“ brüllte ich sie an. Ein Teil schaute mich verdutzt, der andere verärgert an. „Was bildest du dir ein!“ meckerte der eine. Tetris tänzelte nervös. „Ich bin im Auftrag des Kaisers unterwegs, wenn ich ihm von diesen Zuständen hier erzähle, wird er euch und eurem selbsternannten Baron nicht mehr freie Hand lassen.“ Die Dorfbewohner, die sich in der Nähe aufhielten, fingen aufgeregt an zu tuscheln. Ein Ruck ging durch die Männer, sie sahen misstrauisch aus. „Wenn das wahr sein sollte, was wir nicht einfach so glauben können, wo sollen diese Banditen sich den herumtreiben.“ Wollte einer der Männer wissen. Genervt zog ich den Pfeil aus dem Kettenhemd und warf ihnen den vor die Füße. „An der Kreuzung nach Heidfelde. Dort sollte übrigens auch mal jemand nach dem Rechten schauen. Da komme ich gerade her.“ Knurrte ich. Als ich nach dem Dokument des Kaisers griff, verrutschte mein Umhang und entblößte so den abgebrochenen Pfeil in meinem Bein.

Der Mann, der das sah, verzog mitfühlend das Gesicht. Ich hielt dem Wortführer das kaiserliche Siegel vor die Nase und sofort änderte sich seine Haltung.

„Wir werden dem sofort nachgehen!“ versprach er. Ich nickte, „Gut und wenn ihr unterwegs einen weißhaarigen Hexer trefft, der gehört zu mir. Richtet ihm aus, dass ich mich verspäten werde, da ich einen Umweg nehmen muss.“ Der man verzog das Gesicht, meinte aber das er sich darum kümmern würde und spornte dann seine Männer zur Eile an, um das Banditenlager auszuheben.

Ich zog den Umhang wieder über den Oberschenkel und machte mich weiter auf den Weg. Innerlich betete ich, dass ich solange durchhielt und ohne weitere Verzögerung bei meinem nächsten Ziel ankam.

Ich folgte dem Pfad aus Schwarzzweig raus und in den Wald hinein. Langsam folgte ich ihm und war froh, als ich endlich die kleine Hütte mit dem rauchenden Schornstein erreichte. Vor der Tür ließ ich mich langsam aus dem Sattel gleiten und unterdrückte einige Schmerzlaute. Ich schickte Tetris hinter das Haus, damit er nicht gleich zu sehen war und humpelte dann zu der Tür. Dort klopfte ich. Mein Blick glitt nach links, zu dem kleinen Gatter, Prinzessin, die Ziege stand dort und knabberte an den Pflanzen.

„Ich komme, bin sofort da.“ Hörte ich aus der Hütte. Mein Atem ging mittlerweile deutlich schneller und auch Schweiß stand mir auf der Stirn. Der Waideler öffnete endlich die Tür und steckte den Kopf heraus, „Oh du bist aber nicht der weiße Wolf. Dich hat der Waideler nicht erwartet.“ Meinte er verwirrt. Ich klammerte mich mittlerweile am Türrahmen fest. „Der kommt noch, aber kannst du mir solange helfen?“ keuchte ich und zeigte auf mein Bein. Der Waideler schaute hinunter, „Oh! Oh, oh. Das tut weh. Das kann der Waideler sehen. Aber die Knochen haben nicht gesagt das du kommst.“ Meinte er. Ich kniff die Augen zusammen. „Ja, das tut verdammt weh und es ist mir egal das die Knochen mich nicht angekündigt haben. Der Pfeil hat auch nicht vorher um Erlaubnis gefragt!“ blaffte ich ihn an.

„Nun gut, komm rein. Der Waideler wird sehen was er tun kann.“ Ich folgte ihm in das Haus, Hütte traf es wohl eher und setzte mich auf den Schemel. Der alte Mann schaute sich meine Verletzung an und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin. Dann ging er zu einem seiner Regale nahm etwas daraus hervor und ging dann zu seiner Feuerstelle und werkelte da kurz herum. Er nahm einige Kräuter, zerkleinerte sie und mischte dann daraus eine dicke Paste an. Dann drehte er sich wieder zu mir um.

„Der Waideler weiß jetzt was er macht, ganz klar der Pfeil muss raus!“ ich stöhnte, war das wirklich die richtige Entscheidung hier her zu kommen? Aber so konnte ich Geralt wenigstens nicht verpassen. Während ich in Gedanken war, hatte der alte Mann bereits nach dem Pfeil gegriffen und zog fest daran. Geschockt weiteten sich meine Augen, ich klammerte mich an dem Schemel fest und unterdrückte weitere Schmerzlaute. Es dauerte nicht lange, da hatte er den Pfeil gezogen und der Schmerz ließ langsam nach. Doch es war noch lange nicht vorbei.

„Gut, gut. Nun das nächste.“ Er schob mir ein Lederriemen zwischen die Zähne und zog etwas aus den Kohlen hervor. Meine Augen weiteten sich, er wollte die Wunde ausbrennen. Ich kniff die Augen zusammen und griff fester an den Rand der Sitzfläche des Schemels. Zuerst fühlte ich nichts, doch dann explodierte der Schmerz in meinem Bein. Ich schrie durch die zusammen gebissenen Zähne und betete das es bald vorbei sei. Ich konnte spüren wie Tränen durch mein Gesicht liefen und mein Bewusstsein langsam verblasste.

Der Schmerz wurde weniger und ich zwang mich, die Augen zu öffnen, als ich hörte wie der Waideler etwas murmelte. Er streute ein wenig Pulver in die Kräuterpaste und goss noch eine Flüssigkeit dazu. Dann verrührte er es unter Gemurmel und näherte sich dann mir. Er hockte sich neben mein Bein und fing an die Paste in die Wunde zu schmieren. Es tat weh, aber das war nichts im Vergleich zu dem ausbrennen. Ich war froh, dass der Schemel so nah an der Wand stand, dass ich mich anlehnen konnte. Er wickelte noch ein wenig Stoff um die Wunde, nahm mir das Leder aus dem Mund und meinte ich solle mich ausruhen.

Das tat ich zu gerne. Ich rutschte vom Schemel und setzte mich auf den Boden, in eine Ecke, mit dem Rücken an die Wand. Langsam schloss ich die Augen.
 

Gefühlte Sekunden später gab es vor der Tür einen Tumult. Der alte Mann wollte die Tür schon öffnen, doch ich konnte ihn gerade noch davon abhalten. Geralt würde schließlich bald ankommen. Ich übte mich in Geduld und wartete einfach ab. Es dauerte länger als ich gedacht hatte, bis ich Geralts Stimme von draußen hören konnte. Ich ließ den Mann noch solange warten bis Geralt klopfte. „Hey! Jemand zuhause? Mach auf! Die Luft ist jetzt rein!“ rief Geralt.

„Wenn haben denn die Teufel geschickt? Wer bist du? Was willst du?“ fragte der Waideler. „Ich brauche deine Hilfe.“ Antwortete Geralt.

„Oooh, … Ein Mann, nein, ein Wolf, grau, doch nicht alt … Auf ihn hat der Waideler gewartet.“ Sprach der alte Mann und ließ Geralt in die Hütte. Geralt trat herein und ließ seinen Blick schweifen, doch mich übersah er zuerst. „Du hast mit mir gerechnet?“ fragte er den Mann. Der Waideler stand mit dem Rücken zu Geralt, an seinem Arbeitstisch, die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Ja wie es die Knochen sagten. Sie werden kommen, die nach Gewalt und Tod stinken, doch der Wolf wird sie vertreiben. Der weiße Wolf… Und da ist er. Omen lügen nicht. Und die weiße Rose hat es auch bestätigt." Orakelte er. Ich verdrehte die Augen.

Da Geralt nicht fragte, wer die weiße Rose sei, ließ ich die beiden ihr Gespräch beenden. Geralt wollte gerade dem Waideler aus der Hütte folgen, als sein Blick an dem abgebrochenen Pfeil hängen blieb. So etwas wäre sicherlich nicht so ungewöhnlich, wenn das Blut, das daran haftete nicht noch feucht wäre. Geralt schien in der Luft zu schnüffeln und nahm dann den Pfeil in die Hand, wie ein Fährtenhund schnüffelte er auch daran. Mit verengten Augen drehte er sich zum Waideler um. „Wo ist sie?“ grollte er. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen er machte sich sorgen um mich. Doch der Waideler fing an zu jammern, dass nichts ohne seine Ziege gehen würde. Ich konnte nicht sehen was Geralt machte, doch ich konnte hören wie er erneut nach mir fragte, diesmal energischer. „Die Rose ist im Haus, kam kurz vor dem Wolf hier an. Aber die Rose ist verletzt, weil der Wolf nicht aufgepasst hat.“ Murmelte der Waideler. Geralt kam ins Haus zurück und sah sich diesmal gründlicher um. Er sah nicht gerade freundlich aus, als er mich entdeckte. Frustriert stöhnte Geralt auf, als er meine Verletzung sah. „Was hast du jetzt schon wieder angestellt, du kleiner Quälgeist.“ Wollte er von mir wissen. Ich versuchte mich hoch zu ziehen, doch ich hatte die Auswirkungen des Schmerzes auf meinen Kreislauf unterschätzt. Und dieser war deutlich im Keller. Geralt musste mich festhalten, damit ich nicht fiel. „Kann man dich nicht mal für kurze Zeit aus den Augen lassen?“ wollte er wissen. Er führte mich an den Tisch und setzte mich dort ab. „Geh die Ziege suchen, dann können wir zurück nach Krähenfels, dort erzähle ich dir was passiert ist.“ Versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Doch allzu begeistert sah er nicht aus, denn es hatte mittlerweile angefangen zu regnen und zu stürmen. Er setzte sich zu mir und wollte erst wissen, ob ich bereits in Heidfelde gewesen bin.

Ich nickte, „Ja, aber das Dorf existiert nicht mehr. Es wurde völlig zerstört. Ich habe keinen Überlebenden gefunden. Auf dem Rückweg bin ich durch ein Banditenlager gekommen. Wenn der Bogenschütze nur etwas besser hätte zielen können, säße ich nicht hier.“ Ich schauderte und zog dann das Buch und das Pergament hervor. Geralt schaute sich erst den Brief an, doch er konnte ihn nicht lesen. Dann nahm er sich das Buch, er fand die entsprechenden Einträge und lass sie. Ich nahm in der Zeit den Brief und musterte ihn. Schnell verstand ich, warum Geralt ihn nicht lesen konnte, er war in lateinischen Buchstaben geschrieben. Und in englischer Sprache. Doch die Handschrift machte mir Probleme sie zu lesen. Alles was ich heraus fand, war, dass jemand Namens F. Informationen über Händler zusammengesucht hatte, er warnte Hendrik auch wann die Leute des Barons auftauchen würden. Er bezog sich teilweise auf vorherige Briefe, die ich leider nicht zur Verfügung hatte.

„Nun dann ist der Baron aktuell unsere letzte Spur hier in Velen, aber er will mir erst etwas verraten, wenn ich seine Frau und seine Tochter gefunden habe.“ Bemerkte Geralt. „Dann lass uns zu ihm gehen und ihn zum Reden bringen.“ Munterte ich ihn auf. „Ich habe da so ein paar Dokumente, die ihn zur Zusammenarbeit zwingen, wenn er Baron bleiben will.“ Zwinkerte ich.

Geralts Mine hellte sich etwas auf, „In Ordnung, dann lass uns hin reiten. Wo ist dein Pferd?“ Ich stemmte mich hoch. Warf noch einige Münzen für meine Behandlung auf den Tisch und humpelte dann in Richtung Tür. Geralt folgte mir erst mit seinem Blick, bis er mir selber hinterherkam. Seine Plötze stand einige Meter vom Haus entfernt und interessanterweise stand mein Tetris neben ihr. Er kam sogar auf mich zu, als er mich sah. Liebevoll streichelte ich seinen Kopf, ehe ich mich an seine Seite stellte. Glücklicherweise war diesmal mein rechtes Bein betroffen, so dass ich mich wenigstens halbwegs in den Sattel ziehen konnte.

Da der Waideler nirgends zu sehen war, nahm ich an, dass er mittlerweile selbst nach seiner Ziege suchen würde. Ich zog die Kapuze auf und den Mantel über die Beine, damit ich nicht gänzlich durchnässt werden würde. Geralt blieb so wie er war, ich hatte keine Ahnung wo er seinen Umhang gelassen hatte.

So schnell es die nassen Wege und der Regen es zuließen, ritten wir in Richtung Krähenfels. Glücklicherweise wurden wir weder von Monstern noch anderem Gesocks behelligt. Die Brücke nach Krähenfels war sehr rutschig und daher ritten wir sehr langsam darüber, am liebsten hätte ich einen anderen Weg genommen, aber natürlich gab es keinen, abgesehen von der Unterwasserhöhle. So überquerten wir die Brücke und ritten durch das kleine Dorf unterhalb der Burg. Am oberen Tor wurden wir ohne Probleme hindurch gelassen und ritten in den Burghof. Der Stallbursche eilte uns entgegen und nahm uns unsere Pferde ab.

Geralt deutete, die Treppe hinauf und ich folgte ihm. „Egal was ich jetzt gleich sage, spiel bitte erst einmal mit. Diskutieren können wir hinterher.“ Raunte ich Geralt zu. Doch ich erhielt nur einen misstrauischen Blick, keine Antwort.

Geralt führte mich in das Arbeitszimmer des Barons. „Ah Geralt, du bist zurück, bringst du mir Neuigkeiten? Wer ist deine Begleitung? Wodka?“ tat der Baron gastfreundlich. Ich straffte meinen Rücken und biss die Zähne zusammen, dann marschierte ich direkt auf seinen Schreibtisch zu, hinter dem er saß.

„Du bist Phillip Strenger?“ fragte ich mit strenger Stimme. Er bejahte dies, „Gut, wie ich hörte, behinderst du unsere Untersuchungen. Wir sind im Auftrag des Kaisers unterwegs und du verweigerst uns deine Mitarbeit. Hinzu kommt, dass deine Leute die Bewohner hier Unterdrücken, Ausrauben und Schänden, statt das Land zu verwalten und die Bewohner zu schützen. Dies liegt nicht in den Interessen Nilfgaards. Daher hast du jetzt zwei Möglichkeiten, entweder knüpfen wir dich direkt hier als Saboteur auf oder wir liefern dich und deine Männer als die Deserteure aus, die ihr seid. Entscheide dich!“ ich stützte mich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch ab und blickte ihn starr in die Augen.

Dem Baron fiel alles aus dem Gesicht, „Nein, das könnt ihr doch nicht machen! Ich wusste davon nichts. Niemand hat gesagt, dass er im Auftrag des Kaisers unterwegs ist.“ Stammelte er. „Dann wurde also der Bote nicht empfangen und du hast nicht in der hiesigen Garnison gefragt, warum der regelmäßige Bote nicht erschien? Jedes noch so kleine Lager wusste über uns Bescheid und jetzt behauptest du, dir hätte niemand Bescheid gegeben?!“ Demonstrativ schlug ich mit der flachen Hand auf den Tisch, „Willst du mich verarschen! Entweder das oder du bist vielleicht doch ein temerischer Spion.“

Der Baron nahm schnell einen großen Schluck Wodka und wollte alles abstreiten. Ich überlegte ob ich ihn noch mehr unter Druck setzen sollte und beschloss, es darauf ankommen zu lassen. „Geralt hol den Strick, einen Galgen brauchen wir nicht, der Baum im Hof wird reichen!“ Hoffentlich würde Geralt jetzt mitspielen. Ich konnte hören wie Geralt Richtung Tür schritt. „Nein halt, bitte. Ich wollte doch nur meine Frau und meine Tochter wiederhaben. Ich werde alles erzählen.“ Flehte er. Ich richtete mich auf, „Nun gut, Geralt warte noch kurz.“ In sich zusammengesunken saß der Baron nun da und erzählte uns alles was er über Ciri wusste.

Als er seine Erzählung beendet hatte, fiel mir etwas ein. „Du kannst uns noch ein weiteres Mal helfen, lass eine Liste von allen Einwohnern erstellen dessen Name mit F beginnt. Ich will den kompletten Namen, das Alter, das Geschlecht, den Beruf und natürlich den Wohnort, am besten auch einen Vermerk, ob sie Kontakte nach Heidfelde hatten. Und wenn ich alle Einwohner sage, meine ich das auch so. Also Menschen, Elfen, Zwerge, Hablinge und so weiter. Verstanden?“ der Baron nickte, „Gut, lass die Liste so schnell wie möglich an die Botschaft in Novigrad schicken. Sie werden sie an mich weiterleiten.“ Ich setzte mich auf den freien Stuhl und blickte kurz zu Geralt. Er stand an die Wand gelehnt, ein Bein angewinkelt und die Arme vor der Brust verschränkt. Wie es schien, behielt er die ganze Situation im Auge. Aber sein Gesicht zeigte keinerlei Regung.

„Jetzt erzähl mir von deiner Frau und deiner Tochter. Lass nichts aus.“ Forderte ich. Ich war froh, dass ich endlich sitzen konnte, mein Bein pochte ziemlich, aber ich wollte mir für diesen Auftritt keine Schwäche erlauben.

Der Baron erzählte nun alles von seiner Familie, selbst von dem Mord an dem Liebhaber seiner Frau damals. Er gab zu das er am Abend des Verschwindens so stark betrunken war, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte, aber am nächsten Morgen die Fehlgeburt gefunden und heimlich verscharrt hatte. Das war der Punkt, an dem Geralt sich ein mischte. Er wollte wissen wo und wie das Kind begraben wurde. Anscheinend ahnte Geralt was auf ihn zukommen könnte und war wirklich nicht erfreut darüber. Aber ich konnte das verstehen, der Fehlgeborene war kein leichter Gegner.

Da Geralt sich erst um das tote Kind kümmern musste und wir so erst frühestens am nächsten Tag weiterkonnten, bot der Baron mir das Gästezimmer an. Er führte uns hin und zeigte Geralt dann die Grabstelle. Als ich alleine im Zimmer war atmete ich erleichtert auf, das hatte besser geklappt, als ich gehofft hatte.

Ich humpelte zum Tisch und ließ mich dort nieder. Ich zog die Dokumente vom Magier Alexander raus und schrieb sie, so gut ich konnte ab. Dies dauerte eine Weile, da ich mir bei einigen Runen nicht sicher war, da Alexander alles schnell hingekritzelt hatte. Als ich damit fertig war, packte ich alles wieder ein und zog ein leeres Pergament aus der Tasche und machte mich daran einen Bericht zu schreiben.

So bemerkte ich nicht, dass jemand das Zimmer betrat und sich hinter mir stehen blieb. „Eine beindruckende Vorstellung vorhin.“ Meinte Geralt und erschrocken fuhr ich hoch, ich presste meine Hand auf die Brust, um mein Herz zu beruhigen und drehte mich zu ihm um. „Sag mal spinnst du? Wolltest du mich umbringen?“ fauchte ich ihn an, dann räumte ich schnell alle Unterlagen weg. Geralt brauchte jetzt noch nicht wissen, dass der Kaiser über jeden unserer Schritte Bescheid wusste.

„Hey, ich kann nichts dafür, wenn du so unaufmerksam bist.“ Gab er kühl zurück. Ich setzte mich wieder und rieb vorsichtig mein schmerzendes Bein.

„Hat der Kaiser dir wirklich so viel Macht gegeben, dass du in seinem Namen Urteile sprechen kannst?“ wollte Geralt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Ach quatsch. Der Baron wusste es nicht und ich habe nur die Situation ausgenutzt und ihn das einfach glauben lassen. Niemand kam zu Schaden und wir haben die Informationen, die wir brauchen.“ Gab ich zu. Geralt nickte, „Gut, aber wenn du das nächste Mal so etwas vorhast, warne mich eher und erzähl mir was genau du vorhast. Was macht dein Bein?“

„Gut ich werde daran denken. Mein Bein tut weh, was denkst du denn. Aber wir können morgen trotzdem weiter. Unser nächstes Ziel ist dann Novigrad?" Geralt runzelte die Stirn. „Gut, wenn du meinst, aber jammere später dann nicht rum. In Novigrad müssen wir Triss suchen. Yen meinte sie könnte uns helfen.“ Ich stöhnte, na super, viele kleine Aufgaben, die nichts als Ärger bringen werden, doch Geralt verstand mein Stöhnen wohl falsch. „Keine Sorge, ich weiß wo sie wohnt. Auch wenn sie vielleicht nicht so erfreut darüber sein wird mich zu sehen.“ Meinte er. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch, jetzt war vielleicht ein guter Zeitpunkt nach mehr Infos zu fischen. „Warum, ich dachte Triss wäre eine Freundin von dir?“ fragte ich ihn. Geralt ließ sich aufs Bett plumpsen und wischte sich mit der Hand übers Gesicht, „Wir waren Freunde, ich weiß nicht was wir jetzt sind.“ Er seufzte und schaute mich dann an. „Warum erzähle ich dir das eigentlich?“ fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein guter Zuhörer.“

Er stand wieder auf, „Ich sollte mich für heute Nacht vorbereiten.“ Ich ließ ihn. Schließlich wusste ich beinahe aus erster Hand, wie schwer der Kampf werden würde, wenn er sich nicht dazu entschloss den Fluch zu lösen.

Doch bevor er wirklich anfing, seine Öle und Tränke zu mischen, schickte er mich raus. „Ich habe mit dem Schmied gesprochen. Er fertig dir eine passende Rüstung an, er brauch nur deine Maße.“ Ich stemmte mich hoch und hinkte leicht zur Tür, „Gut, ich merke, wenn ich nicht erwünscht bin. Aber trotzdem viel Glück für nachher.“

Na da war ich mal gespannt, was für eine Rüstung Geralt für mich in Auftrag gegeben hatte. Hoffentlich nicht so ein Hexenjägermantel. Und dieser Kommentar dazu, eine Rüstung die eines Hexers würdig sei, so ein bullshit.

Ich verließ das Hauptgebäude und machte mich auf den Weg zum Schmied. Es fing schon wieder an zu Regnen und so beeilte ich mich über den Hof zu kommen. Ich machte noch einen kurzen Stopp beim Quartiermeister und überreichte ihm einen Brief an den Kaiser. In diesem erklärte ich, dass wir aufgrund unvorhersagbaren Problemen eine ziemliche Verzögerung hatten, aber alle Spuren in Velen in Sackgassen endeten und das wir jetzt nach Novigrad unterwegs sind. Ich bestätigte auch, dass ich persönlich dabei war, als Letho Tod zusammenbrach und wir uns um seinen Leichnam gekümmert hatten. Ich berichtete auch über die Zustände in Velen und dass dies später vielleicht noch zu Aufständen führen könnten. Auch gab ich die Abschrift von Alexanders Notizen dazu, mit zusätzlichen Vermerken und Bemerkungen, über das was ich zur Bekämpfung der Pest wusste. Schließlich handelte es sich um den selben Erreger wie in meiner Welt, da Ciri ihn aus dem mittelalterlichen Venedig mitgebracht hatte. Aber dies verschwieg ich lieber.
 

Ich hoffte das der Brief auch wirklich in Wyzima ankommen würde, außerdem fragte ich mich, ob der Kaiser sich dazu herablassen würde, mir eine Antwort zuzusenden oder zuzusenden lassen. Dann schritt ich rüber zu dem Schmied und seiner ‚Gehilfin‘ Joanna.

Diese kam auch gleich auf mich zu, „Ah du musst die Begleitung des Hexers sein. Er sagte bereits, er würde dich schicken.“ Ich nickte, „Ja er hat mich eben gerade hergeschickt. Er hat mir aber nicht verraten was genau für eine Rüstung er in Auftrag gegeben hatte.“ Fragte ich. Joana nickte und führte mich ins Gebäude hinter der Schmiede. „Nun sie soll so ähnlich werden wie die, die er aktuell trägt, aber ich denke wir könnten leichte Änderungen daran vornehmen. Als Frau brauchst du schließlich nicht so still los umherlaufen. Ich habe mir schon ein paar Verzierungen überlegt, die das alles etwas zierlicher aussehen lassen könnten.“ Meinte sie leicht hin. Meine Augen wurden groß, was bitte hatte sie sich jetzt ausgedacht. Joana schien das gesehen zu haben, „Keine Sorge, nichts zu Auffälliges, nur ein paar Punzierungen vielleicht?“ schlug sie vor. Ich schüttelte den Kopf, „Farblich könnte sie sich von Geralts unterscheiden und wenn eine Punzierung, dann eine weiße Rose auf der Brust.“ Entgegnete ich. Joana nickte, doch Fergus, der gerade reinkam, stockte und verengte die Augen. Sollte er doch denken was er wollte. „Gut, dann zieh doch bitte deine Rüstung aus. Dann kann ich die Maße nehmen. Und ich denke, das Kettenhemd und den Gambeson können wir mit einarbeiten. Beim Kettengeflecht dachte ich an 8in2 statt dem gewöhnlichen 4in1 und am Rücken an ein Camelotgeflecht.“ Dem stimmte ich zu. Das klang auf Jeden Fall besser als irgendwelche Punzierungen.

Ich zog also meine Rüstung aus und legte alles zur Seite. Meine Schuppenrüstung würde ich in der Obhut von Joana lassen. Sie wollte die Machart studieren und sehen, ob sie diese nachstellen kann. Außerdem wäre es nur hinderlich, sie die ganze Zeit mitschleppen zu müssen. Vielleicht könnte Geralt sie dann ja auch später nach Kaer Morhen mitbringen, wenn er Uma holte. Das heißt falls ich überhaupt soweit kommen würde.

Joana nahm alle Maße und notierte sie sich, sie machte auch Notizen zu der Rose, wie sie aussehen sollte. Als alles festgehalten war, schickte sie mich weg. Ich sollte am nächsten Tag vorbeikommen und fragen, wie weit die Rüstung ist.

Kurze Zeit später kam auch schon einer der Männer vom Baron und gab die Anweisungen von Geralt weiter. Da es bis zum Abend noch etwas hin war und ich nicht wusste, ob Geralt mich im Zimmer dulden würde, war ich unentschlossen was ich nun machen sollte. Ich schaute Fergus und Joana noch eine Weile zu, bis Joana genervt wurde. So bat ich den Zwerg, ob er kurz für mich Zeit hätte. Ich befragte ihn zu Hendrik und Heidfelde, aber er wusste nichts und war auch schon ewig nicht mehr in dem Ort gewesen. Damit verließ ich für den Tag die Schmiede.
 

Am nächsten Nachmittag war die Rüstung noch nicht fertig, aber Fergus hatte mir versichert, dass sie es am folgenden Tag auf jeden Fall sein würde.

So hatte Geralt genügend Zeit mich mit weiterem Training zu foltern. Als es dunkel wurde, war ich hundemüde, aber Geralt bestand darauf, dass ich lernte, wie ich meine Schwerter selber pflegen und schärfen konnte.

Während ich mich bereit für das Bett machte, traf Geralt sich mit einigen Männern des Barons draußen am Feuer und trank vermutlich mal wieder Unmengen an Alkohol. Ich nutzte die Gunst der Stunde oder eher des Tages und schlief mich aus. Wer weiß wann ich das, das nächste Mal tun konnte.

Am nächsten Tag traf ich einen verdächtig gut gelaunten Geralt. Er strahlte eine Zufriedenheit aus, die ich an ihm noch nicht gesehen hatte. Nun vielleicht hatte er am Abend eine willige Frau getroffen. Das würde es zumindest plausibel erklären. Wir aßen zusammen, während er mir von dem Fehlgeborenen erzählte. Er hatte den Fluch aufgehoben und das Wesen würde nun als Tölpelbold die Familie schützen. Nebenbei erfuhr ich noch einiges über die Zeichen, er erklärte mir, warum er meist eher mit Axii, als mit Somne arbeitete und alles Grundlegende zu den anderen. Er erzählte mir sogar, dass Eskel immer der bessere von Beiden in Sachen Zeichen war. Das hatte mich immer schon gewundert, sollte Geralt die nicht eigentlich besser beherrschen, schließlich war seine Mutter, Visenna, eine Zauberin.

So überrascht ich über Geralt war, musste wir trotzdem bald los und somit musste ich erst bei der Schmiede vorbei. Die Rüstung war kurz bevor ich ankam fertig geworden. Joana präsentierte sie stolz. Das Leder war fast nachtschwarz und das Kettengeflecht war dunkel brüniert. Das Camelotgeflecht am Rücken hob sich silbern hervor und die Rose auf der Brust wirkte beinahe echt.

Schnell probierte ich sie an. Sie passte relativ gut und an der Taille konnte ich sie, dank der Schnürungen anpassen. Das Leder war noch ein wenig steif, aber das würde sich von alleine geben. Obwohl sie eng anlag hatte ich eine gute Bewegungsfreiheit und sie war erstaunlich leicht. Was aber auch mit der guten Passform zu verdanken war.

Das Amulett versteckte ich wieder unter meiner Kleidung, nicht gewillt es jetzt schon preiszugeben. Ich schnallte meine Waffen um und bezahlte die 50 Kronen an Joana. Mit der Jägerhose, die ich am Vortag in der Quartiermeisterei gekauft hatte, konnte ich jetzt schon fast im Partnerlok mit Geralt gehen. Meine Beinschienen ließ ich genau wie meine Schuppenrüstung in der Obhut der Schmiede. Ich warf mir meinen Umhang über und verabschiedete mich von Joana und Fergus. Ich ging in das Gästequartier und holte meine restlichen Sachen.
 

Einige Stunden später waren wir in dem kleinen Örtchen Maubeertal angekommen. Wir quartierten uns für die Nacht in die Taverne ein. Geralt hatte auf dem Weg wieder das Spielchen mit dem Schwert ziehen gespielt und so langsam bekam ich Übung darin, obwohl das Ziehen deutlich besser klappte als das Wegstecken. Aber dafür hatte man nachdem Kampf ja mehr Zeit. Meine Pfeilwunde tat kaum weh und schränkte mich daher nur wenig ein, aber ich war trotzdem froh, abends aus dem Sattel zu kommen.

Während es draußen mal wieder stürmte und regnete saßen wir in dem warmen Schankraum der Taverne. Geralt trank temerischen Roggen, ich hingegen rivianischen Kriek. Ein Kirschbier, das fast genauso schmeckte wie der Kirschporter. Nebenher aßen wir etwas gegrilltes Fleisch und Brot. Geralt war immer noch recht gut gelaunt und so erzählte er mir einige Geschichten über seine ‚Brüder‘ und Vesemir. Als der Abend spät wurde und Geralt sich zu den anderen gesellte, um ein wenig Gwent zu spielen, verzog ich mich ins Bett.

Ich konnte relativ gut schlafen doch der morgen kam viel zu früh, aber Geralt wollte unbedingt vor dem Abend endlich in Novigrad ankommen. So kaufte ich noch ein wenig frisches Essen für den Weg und Geralt machte die Pferde bereit.

Ungefähr um die Mittagszeit erreichten wir den Grenzposten am Pontar. Bald wären wir Novigrad, doch leider machte uns der eine Offizier einen Strich durch die Rechnung. Geralt ließ sich bequatschen, um dem Monster im Wald nach zu gehen. Mir blieb nichts anderes übrig, um ihm zu folgen, wenn ich nicht zwischen den ganzen Flüchtlingen warten wollte.

Nun dann ging ich halt mit Geralt auf Elfen Jagd. Nicht das er es wüsste, aber er würde es schon früh genug erfahren.

Wir folgten den Spuren im Wald, die bis zu dem Hügel bei der Taverne am Scheideweg führten. Am Flussufer ließ ich mich zurückfallen, denn ich hatte keine Lust in das Kampfgetümmel hineingezogen zu werden. Geralt würde das auch wunderbar alleine hinbekommen.

Aus der Entfernung konnte ich sehen, wie Geralt dem Elf seine Waffen gab und von ihm weggeführt wurde.

Es dauerte eine ganze Weile bevor Geralt wiederauftauchte. Er sah nicht unbedingt erfreut aus, „Wo warst du auf einmal?“ wollte er grimmig wissen. „Ich war ein Stück hinter dir, aber als ich dich mit dem anderen Typen gesehen hatte, dachte ich mir, ich halte mich daraus.“ Entschuldigte ich mich. Geralt akzeptierte dies erst einmal und wir ritten zurück zum Grenzposten. Geralt überbrachte die Eichhörnchen Schwänze als Beweis und erhielt seine Belohnung. Dann endlich konnten wir die Brücke überqueren.

Glücklicherweise hatten wir gültige Passierscheine dabei, wir konnten den Fluss hinter uns lassen und bald konnten wir Novigrad am Horizont erkennen. Eine dicke Wolkendecke hing über uns und kündigte das nächste Unwetter an. Wir trieben die Pferde an, doch Ferneck erreichten wir nicht im trockenen. Schnell war der winzige Vorort durchritten und wir erreichten das Tor des Hierarchen, das uns direkt in die Gloriengasse führen würde. Am Tor wurden wir erneut angehalten und mussten unsere Dokumente erneut vorzeigen. Mit etlichen Warnungen und Beschimpfungen, waren wir endlich in Novigrad angekommen.

Wir folgten der Gasse, als in dem Gebäude neben uns Tumult ausbrach und jemand aus der Tür geflogen kam. Als ich mich darüber beschwerte, wurde ein kleiner, stämmiger und sehr bärtiger Mann auf uns Aufmerksam. Er kam auf uns zu gestapft.

„Geralt, genau wie immer zur rechten Zeit!“ brummte er freudig. „Zoltan, wie immer mit den Stiefeln in fremden Ärschen. Wer waren diese Männer?“ Erwiderte Geralt. „Örtliches Gesocks, ich war nur einen Moment lang weg und schon haben die sich bei uns breit gemacht.“ Erklärte Zoltan. Von drinnen konnte man noch immer Stimmen hören. „Da ist wohl ein Frühjahrsputz fällig. Ich muss sie alle rauswerfen. Hilfst du mir?“ fragte der Zwerg.

Geralt nickte, aber sah dann doch zu mir rüber. Erst jetzt schien Zoltan mich wirklich wahrzunehmen. „Oh und wer ist das?“ fragte er Geralt. Der meinte nur „Später.“ Und betrat das Gebäude. So blieb ich mit Plötze und Tetris vor der Taverne alleine stehen, da Zoltan dem Hexer schnell folgte. Ich stieg nun ebenfalls von meinem Pferd und führte dann beide in den benachbarten Stall. Ich bezahlte für ihre Versorgung einige Tage im Voraus und nahm dann unsere Taschen und ging zurück zum Rosmarin.

Geralt und Zoltan hatten gerade den letzten hinausgeworfen, als ich das Gebäude betrat. So dreckig wie es aussah, roch es auch.

„Na also, dass lief gut. Jetzt können wir uns endlich anständig begrüßen. Ist ja ewig her.“ Meinte Zoltan. „Na Zoltan, gut siehst du aus.“ Gab Geralt zurück. „Bin in letzter Zeit gut in Übung. mahakamer Met kann man jetzt im Krieg natürlich vergessen, aber redanisches Bier ist auch nicht verkehrt. Aber du, … du siehst mitgenommen aus. Was betrübt dich?“ wollte der Zwerg wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Geralt seufzte, „Es geht um Ciri. Ich weiß das sie in Novigrad war, oder noch ist.“ „Du meinst sie ist zurück? Donnerwetter. Ob ich sie überhaupt erkennen würde? Wie lange ist es her sechs Jahre, sieben? … Aber was würde sie hier wollen?“ wunderte sich Zoltan.

„Sich verstecken schätze ich. Sie könnte in Gefahr sein.“ Erzählte Geralt.

Ich hingegen stand die ganze Zeit still an der Tür und hörte den Beiden zu. Ich wollte die alten Freunde nicht stören.

„Hast du von ihr geträumt?“ fragte der Zwerg. „Ein paar Mal. Von ihr und der wilden Jagd.“ Seufzte der Hexer.

„Oooh, nicht gut.“ Warf Zoltan ein und schüttelte den Kopf. „Vielleicht hätte Rittersporn etwas gewusst, aber der ist verschwunden.“ Murmelte Zoltan.

„Was ist mit Rittersporn?“ wollte Geralt wissen. „Hah, das wüsste ich auch gerne. Vielleicht könnte er mir erklären, was zur Hölle hier los war. Ich bin gerade zurückgekommen, wie du gesehen hast, habe mich auf einen Schweinebraten und ein kaltes Bier gefreut und was erwartet mich? Ein Saustall! Rittersporn weg, die Taverne rappelvoll mit Pennern. Ich habe keine Ahnung was passiert ist.“ Lamentierte Zoltan und gestikulierte wild. Geralt blickte sich um, „Sehen wir uns doch mal um, vielleicht finden wir irgendwelche Hinweise.“ „Gute Idee, fangen wir im Erdgeschoss an. Da sitzt und schreibt er immer.“ Schlug Zoltan vor.

Dann drehte er sich zu mir um, „Dein Hexer Freund da, kann auch helfen.“ Geralt und ich schauten ihn beide ungläubig an. Dann grinste ich und zog mir die Kapuze vom Kopf, „Oh ich bin aber weder sein Freund, noch ein Hexer.“ Meinte ich. „Ich bin Geralts …“ „Aufpasser.“ Beendete der Zwerg für mich, „Ich hatte die Gerüchte nicht für bare Münze genommen. Aber wie ich sehen muss, scheinen sie doch wahr zu sein.“ Gab er zu. Geralt knirschte mit den Zähnen, solche Gerüchte gefielen ihm überhaupt nicht.

Ich nickte, „Der Kaiser wünscht, dass unser Unruhestifter hier unter Beobachtung bleibt. Vor allem da Cirilla wiederaufgetaucht ist.“ „Wir können später alles besprechen, wir suchen jetzt erst einmal nach Hinweisen und gehen dann zu Triss. Am Abend müsste sie zuhause sein.“ Wechselte Geralt das Thema. Wir stimmten zu und machten uns auf die Suche. Wobei ich eigentlich nicht wusste, was die Beiden dachten, wie ich helfen könnte. Schließlich kannte ich Rittersporn offiziell gar nicht.

Aber nach einiger Zeit, hatten Geralt und Zoltan alle Hinweise zusammengesammelt. Die Briefe und den Terminplaner von Rittersporn. Zoltan wollte die Liste schon aufteilen, doch ich griff ein, „Zoltan, ich denke du solltest hier ein wenig das Chaos beseitigen und Geralt und ich besuchen Triss. Morgen können wir uns um Rittersporn kümmern.“ Warf ich ein.

Geralt, der gesehen hatte, dass die Liste in Reimform geschrieben war, sah ein klein wenig dankbar aus. Er stimmte mir auch recht schnell zu. Zoltan war somit überstimmt. Der Zwerg zeigte uns noch schnell eine große Truhe, nahe der Eingangstür, in der wir unsere Taschen deponieren konnten. So mussten wir sie nicht mit durch die Stadt schleppen.

Nachdem alles verstaut war, machten wir uns auf den Weg zum Platz der Hierarchen. Geralt führte den Weg an, da ich mich hier ja gar nicht auskennen könnte. Doch waren wir erst am Platz angekommen, musste ich Geralt zurückhalten. Es waren zwei Scheiterhaufen errichtet und auf Beiden stand jeweils eine Person. Auf dem einen eine Frau, auf dem anderen ein Mann. Doch was Geralt so aufbrachte, war, dass er die Frau kannte. Felicitas Cori. Eine Magieadeptin aus Aretusa. Geralt traf sie in Loc Muinne.

„Geralt, beruhig dich. Wir können ihnen nicht helfen.“ Zischte ich ihm leise zu. „Denk an Triss, wenn du hier Ärger machst, könntest du sie auch in Gefahr bringen.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. Er kniff die Augen zu und ballte die Hände zu Fäusten. Kurze Zeit später wand er sich ab und ging auf ein Tor, in einer der Fassaden zu. Schnell folgte ich ihm. Es verwunderte mich, die beiden Diebe auf dem Hof vor Triss Haus zu treffen, ebenso, dass die gleichen Personen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, als Geralt die Stadt erreichte, obwohl es mittlerweile eigentlich einen großen Zeitunterschied gab. Scheinbar blieben einige Dinge gleich, egal was geändert wurde.

Diesmal ließ ich Geralt tun was er wollte und griff nicht ein, sollte er doch ein wenig Dampf ablassen, in dem er die Diebe verplättete. Verdient hatten sie es und sie waren selber schuld, wenn sie die (Ex-) Freundin eines Hexers beleidigten.

Und wie aufs Stichwort erschien auch Caleb Menge. Da ich wusste, dass er Rittersporn in Haft hatte, beschloss ich das Risiko einzugehen und die Situation hoffentlich zu unseren Gunsten nutzen zu können. Bevor Menge sich überhaupt an Geralt wenden konnte, mischte ich mich schon ein. „Hauptmann Menge, was für eine Ehre sie persönlich zu treffen.“ Schleimte ich ein wenig. Er erhob eine Augenbraue, „Solch Worte von einem Mutanten, ich bin überrascht.“ Höhnte er. Ich zog die Augenbraue zusammen, war Menge blind? Ich sehe doch überhaupt nicht aus wie ein Hexer!

„Oh Hauptmann, Sie täuschen sich. Er ist der Mutant, nicht ich.“ Ich deutete auf Geralt. „Ich bin hier, um aufzupassen, dass der Hexer keinen Ärger macht.“ Menge musterte mich noch einmal genauer, dann blieb sein Blick auf der Rose hängen. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, „Ah ich verstehe.“ Meinte er. Ich würde sagen er tat es nicht, aber solange er mich auf seiner Seite denkt, könnte es nützlich sein. In meinem Rücken konnte ich den wütenden Blick von Geralt spüren, aber ich versuchte ihn zu ignorieren.

„Ich entschuldige mich, meine Dame. Das Schwert auf dem Rücken und die Rüstung haben mich zu der Annahme gebracht.“ Ich nickte, „Ihnen sei verziehen Hauptmann. Aber vielleicht könnten wir beide uns ein wenig unterhalten, nur um andere Missverständnisse vorzubeugen, natürlich. Und vielleicht könnten wir Erfahrungen austauschen?“ Lächelte ich ihn an. „Aber verzeiht mir. Ich habe mich selbst noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Alanya Trandafirul.“

Menge nickte, „Eine Freude, aber was ist mit ihm?“ er nickte in Richtung Geralt. Ich drehte mich zu ihm um und wenn Blicke töten könnten, wäre ich auf der stelle Tod umgekippt. „Geralt, sei so lieb und such deine Freundin, ja? Oder geh zu Zoltan ein bisschen Karten spielen.“ Geralts Augen zogen sich gefährlich zusammen und ich versuchte mit den Augen irgendwie zu signalisieren, dass er bitte gehen sollte. Hoffentlich verstand er meinen Hinweis. Er nickte ruckartig und machte sich grummelnd auf den Weg in Richtung Tor. „Geralt, das ist nicht höflich.“ Rief ich ihm hinterher. Ohne sich umzudrehen, hob eine Hand zum Gruß und brummte etwas das wie, „Bis später!“ klang. Dann grummelte und fluchte er noch mehr in seinen Bart und ich musste schlucken. Hoffentlich hatte ich es jetzt nicht zu weit getrieben.

„Solch ein ungehobeltes und grobes Verhalten.“ Brummte Menge. „Ja, aber bei der Ausbildung zum Hexer, kam es wohl nicht auf die Etikette an.“ Meinte ich. „Das könnte einer der Gründe sein.“ Stimmte Menge mir zu. „Gehen wir ein Stück, in meinem Arbeitszimmer können wir ungestört reden und Getränke habe ich auch.“ Schlug er mir vor.

Ich nickte, „Gerne, zeige den Weg.“ Bat ich. So folgte ich Menge über den Platz der Hierarchen in Richtung Krüppelkati. Schon als wir auf der Brücke waren, konnte man schluchzen und heulen der Dirne vor dem Gebäude hören, aber niemand schien sich dafür zu interessieren. Nun ja, keinen bis auf Menge. Zielstrebig ging er auf die Frau zu und wollte harsch von ihr wissen, was das Theater sollte. Als sie ihm immer noch schluchzend von den Skelligern erzählte, rief der Hauptmann einige Wachen und Hexenjäger, die sich in der Nähe aufhielten und befahl ihnen, die Unruhestifter aus dem Gebäude zu werfen.

Als wir uns kurze Zeit später weiter in Richtung Hafenviertel bewegten, erzählte Menge mir, wie sehr er diese ganzen Unruhen verabscheute, genau wie die Bettler und Fisstechabhängingen in der Stadt. Er war der Meinung, dass solche Leute nicht nach Novigrad gehörten, da sie nur Ärger und Chaos verbreiteten. Irgendwie hatte er ja recht, aber andererseits auch nicht.

Als wir den Außenposten erreicht hatten, führte Menge mich, unter den Blicken der Hexenjäger, die Treppe hinauf und dann in sein Arbeitszimmer.

Er ließ noch einen Stuhl kommen, damit ich nicht auf dem kleinen Schemel sitzen musste. Erst als ich endlich saß und mein Bein zur Ruhe kam, verspürte ich langsam wieder schmerz in der Wunde. Was auch immer der Waideler mir in die Wunde geschmiert hatte, betäubte sie sehr gut und langanhaltend. Vorsicht rieb ich über den Muskel um ihn ein wenig zu entspannen. Als ich aufschaute sah ich, dass Menge mich beobachtet hatte. „Eine Pfeilwunde.“ Erklärte ich ihm. Er nickte und reichte mir einen Pokal, der mit rotem Wein gefüllt war. Dankend nahm ich ihn und trank einen Schluck. „Hm, Silber? Man kann nie vorsichtig genug sein, nicht wahr?“ lächelte ich.

Menge entspannte sich ein wenig, jetzt da er wusste das ich kein Doppler oder anderes war.

„Allerdings, aber was mich eher interessieren würde, warum begleitest du den Hexer?“ fragte er mich direkt. Ich zögerte kurz, überlegte wie ich am besten antworten konnte. „Nun, ein ziemlich reicher Nilfgaarder hatte Geralt beauftragt, seine Tochter zu finden und obwohl er nicht bezweifelt, dass er sie findet, traut er dem Hexer dann doch nicht zu, sie nach Hause zu bringen. Deswegen hatte er zusätzlich mich angeheuert. Außerdem lassen sich Hexer immer so leicht ablenken, wenn sie irgendwo einen Monstervertrag wittern. Ich soll ihn in der Spur halten.“ Erzählte ich.
 

„Nun das klingt schrecklich. Es ist sicher nicht einfach, mit so jemanden reisen zu müssen.“ meinte er

Aufrichtig und schenkte mir noch ein wenig Wein ein. „Ja, sehr. Da er damit überhaupt nicht einverstanden war, dass er einen Aufpasser bekam, hat er sogar versucht zu flüchten. Hat mich fast einen ganzen Tag gekostet ihn wieder zu finden.“ Beschwerte ich mich. „Und dann am nächsten Tag, zog er mich einfach in einen Monsterkampf hinein, ohne zu wissen ob ich dafür ausgestattet war oder nicht und auch noch völlig gegen meinen Willen.“ Erzählte ich weiter.

So erzählten wir noch eine ganze Weile und tranken nebenbei immer wieder vom Wein.

„Weißt du, als ich in Wyzima war, hörte ich das Gerücht, das Geralt mehrmals angeboten wurde, dem Orden der flammenden Rose beizutreten. Angeblich hatte ihm das Siegfried von Denesle mehrmals gefragt und wohl selbst Jacques de Aldersberg auch.“ Flüsterte ich unter dem starken Einfluss des Alkohols. Prompt verschluckte sich Menge an seinem Wein und fing an zu husten. „Bitte?“ fragte Menge, als er sich wieder beruhigt hatte. Ich nickte heftig, „Ja, der einzige Grund warum er wohl abgelehnt hatte war, dass er nicht im Zölibat leben wollte. Das habe ich vom Schmied erfahren. Er stand wohl in der Nähe, als das gesagt wurde.“ Fuhr ich leicht lallend fort.

Wir schauten uns an und fingen gleichzeitig an zu prusten und zu lachen. Ein Hexer im Hexenjägerorden!

„Nun das aufspüren einiger Hexen wäre dadurch sicherlich einfacher gewesen.“ Scherzte Menge. Mein Blick fiel auf das Fenster, draußen war es schon lange dunkel. „So sehr ich den Abend genossen habe, aber ich denke ich muss mich für Heute verabschieden.“ Menge verstand, für ihn war es wohl auch ein langer Tag gewesen. Er brachte mich noch bis in den Innenhof, wo sich noch einige Hexenjäger aufhielten. Man sah ihnen deutlich an, dass sie nicht damit gerechnet hatten, das Menge noch da war, aber sie hatten sich schnell sortiert. Einer von ihnen sollte mich sogar noch bis zu meiner Unterkunft begleiten, damit auch sicher dort ankam.

So torkelte ich mit einem Hexenjäger im Schlepptau durch die Gloriengasse, bis zum Rosmarin. Vor der Tür angekommen, schickte ich ihn weg.

Schon als ich die Tür öffnete, konnte ich die Stimmen von Zoltan und Geralt hören. Sie waren laut und klangen schon recht betrunken. Ich schlüpfte schnell hinein und schloss leise die Tür hinter mir.

Die Beiden saßen an einem Tisch, aber mit dem Rücken zur Tür. So das sie mich noch nicht gesehen hatten. Ich stockte, als ich hörte was Geralt sagte.
 

„Sie kann doch nicht normal sein! Was für eine Freude sie persönlich zu treffen, Menge!“ äffte er mich nach. „Und dann schickt sie mich wie ein kleines Kind weg! Geralt sei so lieb und such deine Freundin! Woher wusste sie überhaupt von ihm? Sie sagte sie käme nicht von hier und doch spricht sie die Gemeinsprache und Nilfgaardisch.“ regte er sich weiter auf. „Das hat sie wirklich gesagt?“ wollte Zoltan wissen. Geralt nickte. „Ja, sie ist ständig so komisch. Yen sagte, sie könnte verflucht sein. Als ich es überprüfen wollte, hat sie mir beinahe den Finger abgebissen. Davor hatte sie versucht mich anzugreifen, als ich neben ihrem Bett stand. Sie schaffte es sogar Letho aufs Kreuz zu legen!“ zählte er auf. Zoltan, der scheinbar gerade einen Schluck getrunken hatte, fing an zu husten. „Bitte was? Du verarschst mich doch. Selbst du hattest kaum eine Chance, als du damals gegen ihn gekämpft hattest. Und jetzt sagst du mir, dass diese Frau das getan hat?“ fragte Zoltan.

Geralt strich sich durch die Haare. „Ja, den Kampf an sich hatte ich nicht gesehen, aber als ich dazu kam, lag Letho vor ihr auf dem Rücken, mit ihrem Dolch am Hals. Wenn ich sie nicht abgelenkt hätte, als ich nach ihr rief, hätte sie Letho besiegt. Letho hielt sie anfangs auch für einen Vampir.“ Murmelte er. „Du glaubst sie ist kein Mensch, oder zumindest verflucht und dann lässt du sie mit Menge alleine!?“ wurde Zoltan laut. „Mir doch egal was er mit ihr macht, bin ich sie endlich los. Sie hatte sogar Keira gegen mich aufgehetzt, Letho ist auf ihrer Seite, verteidigte sie und sie hatte damit gedroht Yen gegen mich aufzubringen. Man gut, dass sie Triss noch nicht getroffen hat, wer weiß was sie dann wieder angestellt hätte.“ Murrte er.

Ich wusste nicht, ob ich beleidigt, verletzt oder wütend über Geralts Worte sein sollte. Am liebsten wäre ich aus der Taverne geflohen, aber ich wusste nicht wohin, so blieb ich vorerst weiter hin an der Tür stehen und hörte das Gespräch zwischen den beiden Männern zu.

„Geralt! Sag sowas doch nicht, …“ „Und warum nicht? Soll sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Wenn Menge sie auf den Scheiterhaufen bringt, zünde ich ihn gerne für ihn an. Nur um sicher zu gehen, das ich sie wirklich los bin. Sie ist manipulierender und intriganter als so manche Zauberin. …“ den Rest hörte ich nicht mehr.
 

Ich lief durch die Stadt in Richtung Tempel. In Kirchen herrschte immer eine ganz beruhigende Atmosphäre, vielleicht war es in einem Tempel des ewigen Feuers ähnlich. Ich hatte Geralts Reaktion zwar selbst provoziert, aber es tat trotzdem weh, so etwas zu hören.

Ich eilte durch die Straßen, an der Rückseite des Eisvogels vorbei, in dem nach der Lautstärke zu urteilen, noch reger Betrieb herrschte. Dann den Weg oberhalb des Badehauses und zur Brücke. Es war irgendwie merkwürdig, hier entlang zu gehen, wo bald eine mächtige Person ermordet werden würde, dazu die Stille, die nur gelegentlich von einer Wache oder Hexenjäger unterbrochen wurde. Ich folgte der Straße am Kurfürstenplatz entlang, immer weiter den Berg hoch und stand dann vor dem Tempeltor.

Ich näherte mich der Tür und da mich bisher keiner aufgehalten hatte, schritt ich hindurch. Der Anblick war Atemberaubend, der Tempel in dessen Inneren, die ewige Flamme loderte, davor ein etwas kleinerer Schrein, um den sich noch wenige Gläubige und Priester für das Nachtgebet versammelt hatten. Ich schritt die Treppe hinunter und an dem Schrein vorbei. Ich ging auf das Hauptgebäude zu, als ich die Stufen zu der Feuerschale hinaufging, konnte ich die Blicke der Wachen auf mir spüren. Als die Wärme der ewigen Flamme mein Gesicht erreichte, musste ich lächeln. Es war ähnlich, als wenn ich in eine Kirche gehen würde. Es mag vielleicht keinen Gott geben, aber irgendetwas Mächtiges. Sonst würde es, meiner Meinung nach, nicht zu solchen Atmosphären in ‚Gotteshäusern‘ kommen.

Als ich vor der Flamme zum stehen kam, zog ich meine Kapuze herunter und kniete nieder. Ich konnte das Keuchen der Wachen hören, scheinbar waren sie mir mit ihren Blicken gefolgt. Für sie musste es so aussehen, als würde ein Hexer, ein Mutant, zu dem ewigen Feuer beten.

Ich betete zwar nicht, aber da ich hier in dieser Welt nur zu Gast war, wollte ich dem Glauben hier doch meinen Respekt zollen. So wie ich es auch tun würde, wenn ich in einem jüdischen Tempel oder einer Moschee wäre.

Ich ließ die Ruhe, die hier herrschte mich erfüllen und schöpfte neuen Mut und neue Hoffnung, um in dieser Welt weiter machen zu können. Meine Gedanken beruhigten sich und der Plan, wie ich hoffentlich ohne weiteres an Rittersporn kommen könnte, bildete sich weiter aus. Es war gut, dass ich versuchte auf der guten Seite von Menge zu bleiben, wenn er mich nicht mochte, würde er mir nie Rittersporn aushändigen, ich würde aber auch die nilfgaardische Botschaft mit einbeziehen und den General. Ein grinsen schlich sich mir aufs Gesicht, ich würde Geralt nichts darüber sagen, soll er es alleine versuchen, Rittersporn würde es sicher lieben, den Hexer auf der Bühne zu sehen.

Ich verweilte noch eine ganze Weile in Gedanken, bis ich auf einmal Schritte und das Geklapper von Rüstungen hinter mir hörte. Ich schaute über die Schulter nach hinten, ohne aufzustehen. Die redanischen Wachen hatten gerade Wachablösung. Doch mir fiel auch noch etwas anderes auf, am Horizont wurde es schon wieder hell. Ich hatte fast die ganze Nacht hier gekniet. Wenn ich nicht noch mehr Blicke auf mich ziehen wollte, sollte ich wohl langsam gehen.

Meine Gelenke knackten unangenehm, als ich aufstand. Ich war zwar Müde und erschöpft und doch gleichzeitig merkwürdig ausgeruht.

Da ich den Wachwechsel nicht stören wollte, nahm ich die Treppe zu meiner linken. Ich hatte gerade die letzte Stufe hinter mir gelassen, als ich etwas an meiner Brust spürte. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, doch je näher ich der Klippe und der Mauerruine kam, desto doller wurde es. Da bemerkte ich auch, dass es sich um eine Vibration handelte. Ich fasste mit der Hand auf die Stelle, unter der Rüstung trug ich das Amulett, das ich von Letho bekommen hatte. Da die Vibration immer stärker und somit unangenehmer wurde, zog ich es hervor. Trugen die Hexer es deswegen über der Rüstung? Meines hing jetzt ähnlich wie dem von Geralt auf der Brust. Doch das Vipernamulett war etwas größer, aber dafür flacher. Daher konnte ich es vorher ohne Probleme unter der Rüstung tragen. Ich blickte mich um, eigentlich sollte es hier keine Monster geben, dafür war es auch viel zu still. Sollte sich hier etwas herumtreiben, wäre es sicherlich entdeckt worden und die Leute dementsprechend in Panik. Am liebsten hätte ich mir mit der Hand vor die Stirn geklatscht. Die Hexeramulette vibrieren nicht nur wenn ein Monster in der Nähe ist, sondern auch bei Orten der Macht. Und hier am Tempel gab es einen. Ich ging zu der Stelle wo er auch im Spiel gewesen ist und tatsächlich stand dort eine Stele. Die uralte Magie ließ meine Haut prickeln, doch wirklich unangenehm war es nicht. Ich setzte mich im Schneidersitz vor die Stele und lehnte mich an den Stein. Er war trotz der kühlen Naht ein wenig warm, als ob er die ganze Zeit von der Sonne angestrahlt worden wäre. Hier konnte ich die Ruhe noch ein wenig genießen, ohne zu viele Blicke auf mich zu lenken.

Als hell genug wurde, nahm ich etwas Pergament aus der Tasche und schrieb den Bericht an den Kaiser. Ich berichtete, dass wir einige Hinweise auf Cirilla in Novigrad gefunden haben und das wir denen jetzt nach gehen müssten.

Als ich den Brief versiegelt und wieder verstaut hatte, beobachtete ich den Sonnenaufgang. Ich musste, an den Stein gelehnt, eingedöst sein. Den auf einmal war ein Schatten über mir und ich konnte die Worte, „Habe ich dich endlich gefunden!“ hören.

Ich riss meine Augen auf und wollte schon aufspringen, doch es stand kein Unbekannter vor mir. Menge stand vor mir, begleitet von einigen Hexenjägern. Verwirrt blinzelte ich zu ihm hoch. „Ich wusste nicht das ich gesucht wurde.“ Murmelte ich.

„Ich hörte heute Morgen, dass du vermisst wurdest, obwohl du eigentlich in der Taverne angekommen bist. Dein Hexer und der Zwerg haben beinahe die ganze Stadt befragt, so erfuhr ich davon. Da ich sicher gehen wollte, dass der Hexer dir nichts angetan hatte, ließ ich ebenfalls nach dir suchen. Dann kam eben einer meiner Leute zu mir, der gehört hatte, dass ein Hexer die ganze Nacht zum ewigen Feuer gebetet haben soll. Und so viele Hexer gibt es aktuell nicht in der Stadt.“ Erklärte er mir. „Das war sehr freundlich von dir Hauptmann. Aber keine Sorge, der Hexer hat mir nichts getan, außer meine Gefühle zu verletzen. Ich kam her, da ich in Tempeln immer wieder zur Ruhe finde, im Körper wie auch in der Seele. Die Wärme der ewigen Flamme tat den Rest. Mir geht es jetzt wieder gut.“ Lächelte ich. Oh Gott, ich hörte mich schon fast so an, wie einer der fanatischen Priester. Ich stand auf und wischte den Staub von meiner Kleidung. Als ich Menge und die Hexenjäger ansah, konnte ich erkennen, dass sie nicht mit einer solchen Antwort gerechnet hatten. Menge nickte, „In Ordnung. Aber wenn du seit gestern Nacht im Tempel warst, solltest du etwas Essen. Wir könnten unser Gespräch von gestern fortsetzen.“ Schlug er vor. „Gerne, aber ich werde dich einladen. Als Entschädigung für die Suche.“ Menge stimmte zu und winkte seine Untergebenen weg.

Doch im Gegensatz zu den Hexenjägern gingen wir nicht durch das Hauptportal, sondern Menge führte mich über einige Treppen und Gänge aus dem Tempelbezirk hinaus.

Wir gingen über die nun gut befüllte St. Gregors Brücke, durch Gildorf bis zum Eisvogel am Platz der Hierarchen. Es war ungefähr um die Mittagszeit und die Taverne war gut besucht. Wir fanden einen freien Tisch, so ziemlich in der Mitte und Menge winkte den Wirt, Oliver, herbei. Mit verunsicherten Blick kam er zu uns. „Ein Hexer und ein Hexenjäger, was könnten die wohl gemeinsam haben?“ versuchte er zu scherzen. Wir schauten ihn böse an, „Monster jagen.“ Sagte Menge trocken. „Außerdem bin ich kein Hexer.“ Fügte ich hinzu. Der Wirt entschuldigte sich schnell und nahm unsere Bestellung auf. Als das Essen kam, diskutierten Menge und ich gerade über Hexer und Magier. „Warum bist du der Meinung, Hexer seien bemitleidenswerte Kreaturen? Sie sind Mutanten, Monsterschlächter!“ fragte Menge mich. Ich schluckte mein Essen runter. „Genau deswegen. Sie konnten es sich nicht aussuchen, sie wurden gezwungen es zu werden. Es ist grausam, kleine Kinder als Bezahlung zu verlangen, ihnen alles Mögliche anzutun, damit ihre Körper mutieren, um das was, für einen Hungerlohn und Verachtung Monster zu beseitigen. Sie werden bespuckt und betrogen, gemieden und verachtet, dafür das sie täglich ihr Leben riskieren, damit andere ihnen das antun können. Ich bin einige Zeit jetzt mit einem Hexer unterwegs und das ist wahrlich kein schönes Leben. Und wer ist schuld? Die Magier wieder. Sie haben die Vorgänge erfunden, die Regeln für die Hexer aufgestellt, aber selbst leben die meisten Magier im Luxus, manipulieren die Herrscher und Könige und somit lenken sie alle wichtigen Geschehnisse in der Welt.“ Menge hörte nachdenklich zu. „Aber sie sind Monster, gefühlslose Mutanten.“ Versuchte er zu argumentieren. Ich schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck von meinem Saft, bevor ich antwortete, „Wenn sie das wären, hätten sie sich schon lange zusammengeschlossen und wären gegen diese Ungerechtigkeit vorgegangen. Aber das tun sie nicht, sie versuchen einfach nur zu überleben, in dem sie das machen was ihnen von klein auf beigebracht wurde.“

„Also was schlägst du vor?“ fragte er mich. „Scher sie nicht alle über einen Kamm, es gibt gute und schlechte, genau wie bei den ‚Normalen‘ Menschen. Gehe nur gegen die vor, die sich etwas zu Schulden haben kommen lassen.“ Versuchte ich ihn zu überzeugen. Er schüttelte den Kopf, „Ich werde darüber nachdenken und sehen, ob ich das kann.“ Ich nickte und schweigend aßen wir weiter. Mein Blick fiel auf eines der Fahndungsplakate, das draußen an einer Mauer vor dem Fenster hing. Nach einiger Zeit folgte Menge meinen Blick. „Zauberinnen, die schlimmsten von ihnen.“ Erklärte er. „Soweit ich weiß, verstecken sie sich hier irgendwo in Novigrad, meine Männer suchen unablässig nach ihnen.“ Fuhr er fort. „Ich werde meine Augen und Ohren offenhalten. Falls ich etwas mitbekomme, werde ich Bescheid geben. Magier könnten soviel gutes tun, aber nein sie haben sich entschieden nach noch mehr Macht zu streben, sie müssen aufgehalten werden.“ Bot ich an. Menge nickte. „Das wäre hilfreich.“

Obwohl wir schon aufgegessen hatten, saßen wir noch eine ganze Weile zusammen da und erzählten. Ich hetzte mit ihm zusammen gegen Magier und Zauberinnen, obwohl dies nicht wirklich meine persönliche Meinung war. Es gab sicherlich einige Vertreter dieser Art, die nicht so machthungrig sind und einen guten Charakter haben.

Auf einmal konnte ich von der Tür ein „Geralt, ich habe sie!“ hören. Ich schaute auf und sah Zoltan in der Tür stehen. Kurze Zeit später stand Geralt hinter ihm, als er sah mit wem ich dort saß wurde sein Blick grimmiger. Ich konnte sehen, dass er etwas zu Zoltan sagte, aber nicht verstehen um was es sich handelte, Zoltan schüttelte nur den Kopf zur Antwort.

„Ungebetener Besuch.“ Seufzte ich, als die Beiden näherkamen. Menge sah sich um, „Soll ich sie rausschmeißen?“ fragte er. „Lass uns erstmal hören was sie wollen.“ Murmelte ich. Die wenigen anderen Hexenjäger, die sich ebenfalls in der Taverne aufhielten, sahen auf, als die Beiden sich zu uns setzten. Als nach einigen Minuten immer noch nichts gesagt hatten, stand Menge auf, „Alanya, wir sehen uns wann anderes mal wieder.“ Sagte er zu mir, dann wand er sich an Geralt, „Hexer, denk dran ich behalte dich im Auge.“ Drohte er und ging. Die Lage in der Taverne entspannte sich etwas, als Menge durch die Tür nach draußen getreten war.

„Warst du die ganze Zeit bei ihm? Hast Letho aber schnell vergessen und ersetzt!“ knurrte Geralt. Empört sprang ich auf und wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, doch diesmal war er schneller und fing meine Hand auf. „Vergiss es.“ Drohte er. Er hielt meine Hand fest, „Antworte.“ Forderte er. Einer der verbliebenen Hexenjäger stand auf und kam zu uns rüber. „Reiß dich zusammen Hexer, keine Kämpfe in der Taverne oder ich muss dich verhaften.“ Warnte er. Widerwillig ließ Geralt meine Hand los und ich konnte mich wieder hinsetzen. Ich nickte dem Hexenjäger zu, der sich vorerst wieder entfernte.

Zoltan bestellte etwas zu trinken, damit wir uns alle erst einmal beruhigen konnten, wie er meinte. „Also Mädchen, wo warst du? Wir haben die ganze Stadt nach dir abgesucht, ich war besorgt das die Jäger dir etwas angetan haben.“ Fragte Zoltan. Ich kicherte, „Komisch, Menge sagte dasselbe. Durch eure Suche habt ihr ihn darauf aufmerksam gemacht. Er hatte mich heute Vormittag gefunden, lange vor euch. Und dabei hatte Yennefer gesagt, das Geralt der beste Fährtenleser sei.“ Stichelte ich. Der Hexer grummelte, „Und wo warst du nun?“

Ich seufzte, „Wieso interessiert dich das auf einmal? Wolltest du nicht gestern noch meinen Scheiterhaufen anzünden?“

Zoltan wandte sich an seinen Freund, „Ich habe dir doch gesagt, da war jemand an der Tür!“ „Ja, ja. Schon gut.“ Maulte Geralt. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war nicht so gemeint, ich war nur sauer und ziemlich betrunken.“ Meinte er zu mir. Ich verdrehte die Augen, „Hab ich gemerkt. Aber ich wusste ja schon vorher das du ich nicht magst.“

„Das habe ich nie gesagt!“ empörte er sich. Ich schüttelte mit dem Kopf, „Gesagt vielleicht nicht, aber gemeint.“ Gab ich zurück. „Jetzt beruhigt euch doch mal.“ Mischte der Zwerg sich ein. „Verrätst du noch wo du warst?“ wollte er dann noch von mir wissen. Ich nickte, „Nachdem ich Geralt weg geschickt hatte, bin ich mit Caleb zum Außenposten ins Hafenviertel.“ Zoltan zog scharf die Luft ein, ließ mich aber weiter reden. „Wir haben ein wenig geredet und getrunken. Er hat einen vorzüglichen Wein, Sepremento, vom Corvo Bianco Weingut, solltet ihr mal probieren.“ Dann wechselte ich das Thema, „Hast du deine Freundin gefunden?“ fragte ich Geralt, doch er murrte nur. „Ja hatte er, aber sie wusste nichts, die Frau zu der er geschickt wurde, konnte nur sagen, dass es mit Rittersporn zusammen hängt.“ Antwortete Zoltan für ihn. Ich nickte, also war er schon in der stinkenden Hecke und bei Tilly war er auch schon.

„Gut, ich habe noch etwas zu erledigen, ihr sicherlich auch. Wir werden uns dann am Abend im Rosmarin treffen.“ Ich stand auf und legte einige Münzen auf den Tisch. „Und nein, es hat nichts mit den Hexenjägern oder Menge zu tun.“ Meinte ich noch zu Geralt und ging.

Eine Menge Menge

Als ich am Abend zurück ins Rosmarin kam, waren Geralt und Zoltan noch nicht zurück. Es war noch Glut im Ofen und einige vereinzelte Kerzen brannten noch, so konnte ich die restlichen Kerzen daran entzünden. In einer Kiste fand ich neue, so dass ich die Abgebrannten ersetzen konnte. Da ich damit rechnete, dass die beiden Männer wahrscheinlich hungrig sein würden und mein Magen sich auch so langsam meldete, begab ich mich in die Küche. Einen Braten würde ich sicherlich zaubern können, aber wenn die Zutaten a waren vielleicht Schnitzel mit Gemüse, zur Not würde es nur einen Eintopf geben.

Ich durchsuchte die Vorräte, fand Fleisch, Eier, Mehl, Semmelbrösel und ein Karottenbund. Dem Abendessen würde also nichts im Wege stehen. Ich suchte noch passende Gewürze und Öl raus und machte mich an die Arbeit.

Einige Zeit später, ich hatte das Essen gerade fertigbekommen, hörte ich wie jemand reinkam. Ich wischte mir die Hände an einem Tuch ab und ging in den Schankraum. Ein junger Bursche stand da und schaute sich um. „Ich suche eine Fräulein Trandafirul, seid Ihr das?“ fragte er mich, als er mich sah. „Ja, worum geht es?“ wollte ich von ihm wissen. Er reichte mir einen Umschlag. „Das soll ich Ihnen bringen. Einen schönen Abend noch.“ Sprach er schnell und verschwand wieder durch die Tür. Perplex schaute ich ihm hinterher. Ich schob den Umschlag in meine Gürteltasche und ging zurück in die Kochecke. Ich hatte passende Teller gefunden und als ich mir eine Portion auftun wollte, konnte ich hören, wie Zoltan und Geralt hereinkamen. „Setzt euch, Essen ist gerade fertig geworden.“ Rief ich ihnen zu. Ich fand ein großes Tablet und konnte die drei Teller, das Besteck und auch drei Krüge tragen konnte.

Zoltan und Geralt hatten sich tatsächlich an einen Tisch gesetzt und unterhielten sich leise. Sie schauten erstaunt auf, als ich ihnen das Essen vorsetzte und ihre Bierkrüge daneben. Ich setzte mich zu ihnen und wünschte ihnen einen guten Appetit und fing an zu Essen. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Geralt misstrauisch sein Essen beäugte. „Es ist nicht vergiftet, was hätte ich davon? Hexer sind da eher resistent und von Zwergen habe ich gehört, dass sie auch einen recht robusten Magen haben. Also lasst es euch schmecken.“ Meinte ich und aß weiter. Zoltan ließ es sich mittlerweile auch schmecken, aber Geralt stocherte nur Lustlos in seinem Essen. Ich legte mein Besteck zur Seite. „Was ist los Geralt? Es ist Schweinefleisch und Karotten mit ein bisschen Soße. Die Karotten sind übrigens gut für die Augen.“ Zwinkerte ich. Er zuckte mit den Schultern und nahm einen Bissen. „Wusste gar nicht das du kochen kannst.“ Murmelte er. „Nun, irgendwie muss ich ja auch was essen und man kann ja nicht jeden Tag in ein Gasthaus gehen.“ Antwortete ich und nahm einen Schluck von meinem Kriek. „Außerdem kannst du ja auch Essen zubereiten, dies denken wahrscheinlich auch die wenigsten Leute von einem Hexer.“ Entgegnete ich.

„Da könntest du recht haben.“ Murmelte er. Geralt aß nun ebenfalls, aber man konnte sehen das er mit seinen Gedanken ganz wo anders war. Ich ließ ihn, in der Hoffnung das da nicht wieder irgendetwas dummes bei rauskam.

Zoltan hingegen erzählte, dass sie die Liste von Rittersporns Frauen, fast komplett abgearbeitet hatten, aber am nächsten Tag noch weiter machen mussten. „Kann ich dich begleiten Geralt?“ fragte ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Nichts zu tun morgen?“ fragte er. Ich schüttelte den Kopf, „Nö, außerdem soll ich ja auf dich aufpassen, damit du auf der Spur bleibst.“ Grinste ich. Geralt seufzte, „Wenn es denn unbedingt sein muss.“ Stimmte er zu. „Danke Geralt.“ Meinte ich.

Da ich meine Mahlzeit beendet hatte, zog ich den Brief hervor. Es stand kein Absender drauf. Ich öffnete ihn und es fielen einige Rosenblätter heraus. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Ich entfaltete das Pergament und mit einiger Anstrengung konnte ich den Brief langsam entziffern. Vor Geralt und Zoltan wollte ich nicht mein Notizbuch zur Hilfe nehmen, aber da ich hier überall von dieser Runenschrift umgeben war, konnte ich sie mittlerweile holprig lesen.

Es war eine Einladung. Eine Einladung zu einem Frühstück am nächsten Morgen.

Ich starrte auf den Brief und ließ dann den Kopf hängen, so hatte ich mir das aber nicht gedacht. Ich wollte ihn vorerst auf meiner Seite wissen, aber doch nicht so etwas.

„Ein heimlicher Verehrer?“ wollte Geralt wissen. Ich verzog das Gesicht, „Nicht so heimlich wie ich es mir wünschen würde.“ Grummelte ich. Der Hexer schnappte sich den Brief aus meiner Hand und noch bevor ich dagegen protestieren konnte, hatte er ihn bereits überflogen. Angeekelt reichte er ihn mir zurück. „Ich denke ich gehe doch lieber alleine. Du hast eine Verabredung.“ Höhnte er.

Zoltan war dem Spektakel neugierig gefolgt. „Von wem ist der Brief denn?“ wollte er wissen. „Menge!“ jammerte ich und ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen. Das verwirrte Zoltan noch mehr. „Aber ich dachte du magst ihn?“ fragte er weiter. Immer noch mit der Stirn auf der Tischplatte, schüttelte ich den Kopf. „Nicht wirklich. Aber er kontrolliert die Hexenjäger und führt die Tempelwache an, ich wollte eigentlich nur, dass er nicht gegen uns arbeitet.“ Jammerte ich weiter. „Jetzt will er sich morgen schon wieder treffen, zum Frühstück.“

„Aha, das sollen wir dir jetzt glauben?“ höhnte Geralt. „Dann geh da mal schön hin, morgen früh. Ich werde auch alleine mit den restlichen Namen auf der Liste fertig.“ Meinte Geralt und stand auf, er schnappte sich seine Schwerter und machte sich daran, die Taverne wieder zu verlassen. „Hab selber noch was vor. Wir sehen uns morgen irgendwann.“ Erklärte er und verschwand dann.

Ich seufzte und machte mich dann daran den Tisch abzuräumen und alles abzuwaschen. Als ich fertig war, kam Zoltan zu mir und zeigte mir im oberen Stockwerk ein kleines Zimmer, welches er schon aufgeräumt hatte und in dem ich schlafen konnte.

Es gab ein Bett, eine Kommode und einen Stuhl vor dem Fenster. Das Bett war zwar alt und abgenutzt, aber wenigstens frisch bezogen. Da ich die letzte Nacht so gut wie nicht geschlafen hatte, sah das Bett sehr verlockend aus. Ich bedankte mich bei Zoltan und verabschiedete mich für die Nacht. Ich pellte mich aus meinen Sachen und ließ mich dann auf die Matratze plumpsen, rollte mich ein und zog die Decke über mich. Das Bett knarzte zwar bei jeder Bewegung, aber ich war trotzdem schnell eingeschlafen.
 

Der nächste Morgen kam schneller als erwartet. Da das Rosmarin nahe an einem der Stadttore lag, konnte man in der Ferne das Hahnengeschrei hören und auch die ersten Händler, die durch die Straßen zogen, waren nicht gerade leise. Ich döste noch eine Weile vor mich hin, bis ich mich dazu aufraffen konnte, unter der warmen Decke hervor zu kommen. Draußen regnete es und dem entsprechend war es kühl und das warme Bett umso verlockender.

Ich machte mich für den Tag fertig und ging dann runter in den Schankraum. Von den beiden anderen war noch nichts zu sehen. Ich nahm mir einen Becher Saft aus der Küche und setzte mich für einen Moment. Ich versuchte zu überlegen was ich jetzt mit Menge machen sollte. Ich kann zu keinem wirklichen Entschluss und beschloss es erst mal auf mich zukommen lassen zu müssen und dann in der jeweiligen Situation zu entscheiden. Aber vielleicht brachte mich das in meinen Plan bezüglich Rittersporn etwas weiter. Ich müsste die Tage nochmal in der Botschaft vorsprechen und auch den General mit einbeziehen.

Ich kämmte mit meinen Fingern nochmal durch mein Haar und warf mir meinen Mantel über, bevor ich das Gebäude verließ. Da es draußen immer noch regnete zog ich meine Kapuze hoch und eilte in Richtung Hafenviertel. Ich hätte nicht gedacht, dass es am frühen Morgen und bei solchem Wetter, so ein reges Treiben auf der Straße herrschen würde. Ich drängte mich durch die Menschen und wich einigen Trägern aus, die so vollgepackt waren, dass sie vor sich nichts mehr sahen.

Das Tor zum Hauptquartier der Hexenmeister war geschlossen, als ich dort ankam. Also klopfte ich. Die Wache staunte mich oder überhaupt jemanden so früh zu sehen, ließ mich aber ohne weiteres hinein. Einer er Jäger wollte mich zum Arbeitszimmer von Menge führen, aber dieser kam uns schon entgegen.

„Guten Morgen, Alanya.“ Begrüßte er mich und gab mir sogar ein Handkuss. „Guten Morgen Caleb.“ Grüße ich zurück und wir gingen die Treppe hinauf. „Ich hoffe du hast gut geschlafen?“ fragte er mich. Ich bejahte es und er öffnete mir seine Tür.

Erstaunt blieb ich stehen. Er hatte extra einen Tisch ins sein Amtszimmer bringen lassen, der bereits gedeckt war. Es stand sogar eine Vase mit frischen Blumen darauf.

Wie ein Gentleman nahm er mir meinen Umhang ab und zog mir den Stuhl hervor, bevor er sich selber setzte.

„Sag meine Liebe, wie geht deine Suche voran?“ wollte er wissen. „Es könnte besser sein. Unsere vermisste Person, schien wirklich hier in Novigrad gewesen zu sein. Sie hatte hier Kontakt zu einigen Leuten, aber die müssen wir erst ausfindig machen und dann befragen.“ Erzählte ich ihm. Er fragte ob er mir helfen könne, doch ich lehnte dankend ab.

Nebenbei aßen wir unser Frühstück.

„Ich hatte dir ja versprochen, wenn ich etwas höre, das ich es dir berichten würde. Geralt meinte kürzlich, dass es in Mittelhain oder etwas außerhalb davon eine Hexe geben würde.“ Erwähnte ich. „Er hatte sie wohl kurz getroffen, als ich verletzt war und er mich in der Obhut einer alten Dame ließ. Er erwähnte auch die Reuseninsel und einen Turm, in dem ein Magier gelebt haben sollte.“ Erzählte ich weiter. Um Keira machte ich mir keine Sorgen, sie war wahrscheinlich schon lange auf dem Weg nach Kaer Morhen.

„Tatsächlich? Ich hoffe dir geht es jetzt wieder gut?“ fragte er gleich und griff nach meiner Hand. „Ja, ich habe es gut überstanden, aber es hatte mich fast zwei Wochen gekostet, bevor wir weiter reiten konnten.“ Meinte ich zu ihm. Er strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken, was mich innerlich erschaudern ließ. „Würdest du gerne mitkommen, wenn ich und ein Trupp meiner Jäger nach Mittelhain reiten?“ fragte er mich hoffnungsvoll. Zögerlich zog ich meine Hand zurück und verbarg sie auf dem Schoß. „So geehrt wie ich mich fühle und so gerne ich mitkommen würde, muss ich doch leider ablehnen. Ich kann den Hexer nicht so lange aus den Augen lassen, wer weiß was er sonst wieder anstellt.“ Log ich ihn lächelnd an. Menge seufzte, „Das ist sehr schade, aber natürlich hast du recht. Ich sollte dich zu lange von deiner Verantwortung ablenken. Aber dann möchte ich dich dafür ausführen, wenn ich zurück bin, ja? Ich schicke dir wieder einen Botenjungen oder einen meiner Leute.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln, „Einverstanden. Ich freue mich darauf.“

Wir sprachen noch über belangloses, bis ich mich verabschieden wollte.

„Ich will dich nicht länger von deiner Pflicht abhalten Caleb. Ich muss auch noch zum Markt, ich wollte noch einige Dinge besorgen.“ Er stand auf und kam zu mir herüber. „Dann lass mich dich bis dorthin begleiten.“ Bat er mich. Widerwillig stimmte ich ihm zu und erlaubte es ihm. So begleitete er mich bis zum Platz der Hierarchen. Dort waren gerade einige Hexenjäger dabei, neue Scheiterhaufen zu errichten. Als sie uns oder vielmehr Menge sahen, grüßten sie höflich. Er verabschiedete sich von mir und gab mir erneut einen Handkuss. Im Augenwinkel konnte ich sehen, dass einige Passanten uns neugierig beobachteten. „Viel Erfolg bei der Jagd.“ Wünschte ich ihm noch, bevor er ging. Ich hörte wie einige Leute flüsterten und starrte sie Finster an, na das werden ja tolle Gerüchte, der Aufpasser des Hexers bandelt mit dem Anführer der Hexenjäger an. Ich straffte meinen Rücken und ging mit erhobenen Kopf durch die Menge. Sollten die Leute doch denken was sie wollten, egal was ich machen würde, sie täten es sowieso. Ich stöberte durch die Stände, doch so wirklich interessantes fand ich nicht. So kaufte ich nur ein paar Äpfel und machte mich allmählich auf den Weg zu dem Stall, in dem Tetris und Plötze untergebracht waren. Die Beiden würden sich wahrscheinlich über den Besuch und die Äpfel freuen.

Auf dem Weg zum Stall kam ich an einem Anschlagsbrett vorbei, ich blieb kurz stehen und schaute drauf. Mein Blick blieb auf dem Auftrag mit dem Titel Kobold hängen. Ich grinste, es handelte sich zwar um einen Hexerauftrag, aber da ich wusste um was es sich handelte und wo ich ihn finden könnte, beschloss ich, dass ich ihn selber annehmen könnte. Geralt du bekommst Konkurrenz! Dachte ich. Naja zumindest eine ganz, ganz kleine Konkurrenz.

Ich schaute kurz bei den Pferden vorbei, die sich sichtlich über die Äpfel freuten. Ich blieb noch eine kurze Weile bei ihnen und machte mich dann auf dem Weg zu dem kleinen Marktplatz am Dreibergtor. Ich suchte nach dem Händler Sylvester Amello. Wie erwartet konnte ich ihn an seinem Stand finden.

Es gab eine kleine Diskussion, ob ich überhaupt dazu in der Lage war, mit einem Kobold umzugehen, da ich eine Frau war, aber ein Hinweis auf mein Silberschwert und das vorzeigen meines Amulettes, stimmte den Händler dann um. Wir vereinbarten eine Summe von 200 Kronen.

Ich tat so als würde ich nach Spuren suchen, doch da ich keine Hexersinne hatte, konnte ich in Wirklichkeit nur die Kratzer in der Mauer sehen.

Ich folgte dem Weg, an den ich mich noch aus dem Spiel erinnerte. Nachdem ich die Treppe hinter mir gelassen hatte, konnte ich tatsächlich direkt am Ufer, einige große Pfoten Abdrücke sehen. Ich kam zu dem Haus, von dem ich dachte, dass es das richtige sei. Aber um ganz sicher zu sein, öffnete ich die Tür und späte hinein. Ja es wirkte so, als wäre es das richtige. Ich sah niemanden und ging davon aus, dass niemand zuhause sei. Also drehte ich um und ging zurück zum Stadttor. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, wollte ich ein oder zwei Hexenjäger mitnehmen. Zufälliger weise traf ich auf den, der mich vor einigen Tagen zum Rosmarin begleitet hatte, neben ihm stand ein weiterer und die Beiden unterhielten sich.

Ich gesellte mich zu ihnen und räusperte mich, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihre Blicke fuhren zu mir herum, dem einen Jäger, den ich noch nicht kannte wurden die Augen groß als er mich sah. „Madam, Verzeihung, wir haben nur gerade unsere nächste Patrouille besprochen.“ Fing dieser an zu stottern. Ich verdrehte die Augen, „Jaja, schon gut. Eigentlich wollte ich euch fragen, ob ihr mit auf Monsterjagd gehen wollt.“ Beruhigte ich ihn. Die Beiden schauten sich unsicher an, „Monsterjagd? Aber wir sollten gleich auf unsere Kontrollrunde gehen.“ Wollte der andere sich rausreden.

„Keine Angst, dann begleitet ihr mich eben auf eurer Kontrolle und nebenbei fangen wir einen Doppler.“ Lächelte ich. Dass es sich um einen Doppler handelte schien die Beiden etwas zu beruhigen. Dumme Hexenjäger, wussten die nicht, dass Magier um einiges gefährlicher sein können als ein Monster?

„Nun, das sollte wohl in Ordnung gehen.“ Nickten beide. „Folgt mir, wir finden ihn in Ferneck.“ Wies ich sie an. Wie zwei gehorsame Hunde folgten sie mir. Während wir gingen, kramte ich meinen silbernen Ring aus der Tasche, den ich normalerweise am Daumen trug. Jetzt wo ich Handschuhe an hatte, würde ich ihn am kleinen Finger darüber tragen. So würde ich sicherstellen können, dass wir wirklich den richtigen hatten. Gerade als wir um die Ecke kamen, sah ich das die Haustür zufiel. Wir hatten also Glück und er war gerade nach Hause gekommen. Ich erklärte den beiden Hexenjägern, dass sie an der Tür warten sollten, während ich rein ging, für den Fall, das er fliehen wollte.

Ich atmete tief ein, um mich zu beruhigen, da mein Adrenalinpegel stieg. Als ich das Haus betrat, konnte ich das leichte vibrieren meines Amulettes spüren, es war also wirklich ein „Monster“ im Haus, oder aber etwas das starke Magie ausstrahlte.

Im Erdgeschoss war keiner, so musste ich die Treppe nach oben nehmen. Leise schlich ich die hölzernen Stufen hoch und konnte Schritte von oben hören. Als ich die obersten Stufen erreichte, konnte ich ihn sehen. Er stand mit dem Rücken zu mir, in der Nähe seines Bettes. Ich trat hinter ihn und legte meine Hand auf seine Schulter, wobei ich allerdings darauf achtete, dass mein silberner Ring seine nackte Haut berührte. Ein zittern durch fuhr ihn und seine Haut kräuselte sich leicht. „Du bist verhaftet, Janne. Ich weiß das du ein Doppler bist!“ erzählte ich ihm, aber natürlich ergab er sich nicht so einfach. Er riss sich los und wollte fliehen, aber ich stand zwischen ihm und der Treppe. „Bist du ein Hexer? Es gibt einen Vertrag auf mich?“ fragte er panisch. „Du hättest auf Louis hören sollen.“ Meinte ich nur und seine Augen wurden noch größer, doch dann ging ein zittern durch seine Haut und sie fing an sich zu kräuseln. Jetzt stand ich mir selbst gegenüber und mein Gegenüber zog das Schwert, so dass ich dies ebenfalls tun musste. Nun das war doch mal eine Herausforderung, gegen sich selber antreten. Der Doppler holte zum Schlag aus und ich bleckte die Zähne, als ich nur knapp ausweichen konnte. Dafür traf ich ihn am Bein. Er stolperte, fiel aber nicht. Er hieb immer wieder nach mir, so dass ich zurückweichen musste. Aber ich hatte nicht bedacht, dass die Treppe hinter mir war. So stolperte ich den ersten Treppenabsatz hinunter und blieb auf dem Rücken liegen. Durch den Lärm angelockt, stürmten die Hexenjäger ins Haus.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass der Doppler das Durcheinander dieser Situation zur Flucht nutzen würde, aber er stand oben an der Treppe und verwandelte sich zurück. „So eine widersprüchliche Person, das hält man ja im Kopf nicht aus.“ Fluchte er, als ich mich wieder aufrappelte. „Nehmt ihn fest und durchsucht das Haus.“ Befahl ich den Hexenjägern und tatsächlich hatten sie dem Doppler relativ schnell die Demeritium Handfesseln angelegt. Bei der Durchsuchung fanden wir einige Briefe, die auf den anderen Doppler hinwiesen.

Diese steckte ich ein, vielleicht würden sie noch einmal von Nutzen sein. „Bringt ihn in den Kerker. Und bindet ihm eine Schleife um den Hals, für Caleb, ja?“ Die Hexenjäger nickten, aber man konnte sehen, dass sie noch etwas los werden wollten, sich aber nicht trauten etwas zu sagen.

„Was gibt es denn noch?“ fragte ich sie daher. „Verzeihung Madam, aber der Bericht, …“ fing er an. Verdammt, daran hatte ich nicht gedacht. Lesen konnte ich die hiesige Schrift zwar mittlerweile einigermaßen, aber vom Schreiben war ich weit entfernt. Ich musste mir etwas überlegen. „Ich denke, den bekommt ihr auch gut alleine hin.“ War mein Einfall dazu. Die Hexenjäger stimmten dem zu, zwar missgelaunt, aber sie stimmten zu. So folgte ich den dreien aus dem Haus. Vor dem hatten sich schon einige Leute versammelt. Unter ihnen auch einige Elfen und Hablinge. Sie sahen uns mit Hass und Verachtung an. Nun damit würde ich wohl vorerst Leben müssen. Aber wie heißt es in einem Sprichwort? Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!
 

Ich ging zurück zu dem Händler. „Dein Problem ist gelöst. Bei dem Kobold handelte es sich um einen Doppler.“ Erklärte ich ihm. „Hast du einen Beweis? Keine Trophäe, keine Belohnung!“ meinte der Händler. Ich seufzte war ja klar. Warum sollte ich mit dem Händler besser zurechtkommen als Geralt. „Nun, ich habe gerade die Hexenjäger ihn abführen lassen, ich denke er wird sicherlich die Tage auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Beweis genug?“ fragte ich den Händler. „Woher weiß ich ob das die Wahrheit ist. Selbst wenn sie demnächst einen verbrennen sollten, woher soll ich wissen ob es sich um den Dieb handelt?“ Meine Geduld war zu ende, außerdem bekam ich von der Beule am Hinterkopf, so langsam wirklich Kopfschmerzen. „Wenn du mir nicht glauben willst, können wir gleich jetzt, zu dem Quartier der Jäger gehen und nachfragen!“ knurrte ich ihn an. Amello hob die Hände leicht, „Schon gut, schon gut. Das wird nicht nötig sein. Hier hast du dein Geld.“ Er reichte mir den Sack mit den 200 Kronen und ich steckte ihn meine Tasche. „Ein Vergnügen mit dir Geschäfte zu machen.“ Höhnte ich noch, bevor ich ging.

Da ich nicht wirklich wusste was ich jetzt tun sollte und meine Kopfschmerzen sich verschlimmerten, überlegte ich kurz, ob ich ins Rosmarin zurückkehren sollte, aber da fiel mir ein, dass es hier ja einige Kräuterhändler gab. Vielleicht hatte einer von ihnen Weidenrinde, oder vielleicht auch den Extrakt daraus. Acetylsalicylsäure, oder besser bekannt als Aspirin, wurde ursprünglich aus Weidenrinde gewonnen, bevor man synthetisch herstellen konnte. Endlich brachte mir das Wissen mal etwas, außer komischen Blicken von meinen Kollegen.

So suchte ich die verschiedensten Händler auf, aber keiner schien etwas da zu haben. Da fiel mir Triss ein, vielleicht hatte sie etwas, dass mir helfen konnte. Ich wusste nicht mehr genau, wo das Haus des Ehepaares lag, das sie versteckt hielt, so streifte ich durch die Straßen, bis ich mir sicher war, das ich vor dem richtigen stand. Ich ging die Stufen zur Tür hinunter und klopfte. Erst passierte nichts, also klopfte ich erneut. Man konnte kurz hektischen Treiben hinter der Tür hören, bis sie endlich geöffnet wurde. Die Vermieterin von Triss öffnete die Tür.

„Ja, was gibt es?“ fragte sie. „Ich möchte gerne zu Triss, wir haben einen gemeinsamen Bekannten.“ Meinte ich, mir fiel aber zu spät ein, dass man dies auch missverstehen konnte. „Hier wohnt keine Triss!“ zischte die Frau mich an. „Hören sie gute Dame, ich weiß genau, dass sie hier wohnt.“ Versuchte ich es erneut. Die Frau schüttelte energisch den Kopf, „Nein, hier wohnen nur ich und mein Mann. Wir verstecken keine Magier!“ fluchte sie und schmiss die Tür vor meiner Nase zu. Innerlich fluchte ich, natürlich, es hat sich sicherlich mittlerweile rumgesprochen, dass ich mit Menge gesehen wurde. Seufzend ging ich die Stufen wieder hoch zur Straße. Ich blickte hoch zum obersten Stockwerk. Stand dort wer am Fenster? Ich war mir nicht sicher. Es hätte auch einfach nur der Vorhang sein können. Unverrichteter Dinge musste ich weiter. Mein Kopf pochte leise und so lief ich irgendwie durch die Gassen, bis ich wieder am Platz der Hierarchen. Vielleicht fand ich ja etwas in Triss altem Haus. So stiefelte ich durch den Durchgang, zu dem Eingang des Hauses. Die Kisten, die vor dem Haus lagen, ignorierte ich. Wenn sie etwas enthielten, das mir helfen könnte, wäre es durch den Regen sicherlich schon verdorben.

Ich sah mich noch einmal um, bevor ich das Haus betrat. Ich schaute durch die Kisten und Regale im Erdgeschoß, aber etwas das wie Weidenrinde aussah, fand ich nicht. Also stieg ich die erste Treppe hoch. Hier war es noch unordentlicher als ich es in Erinnerung hatte. Alles was vielleicht als eine Trankzutat gelten könnte, lag am Boden zerstreut und war zerstört. Überall lagen Glassplitter verstreut. Hier würde ich auch nichts finden. Meine letzte Hoffnung lag eine Etage höher. Vielleicht hatte Triss etwas in ihrem Schlafzimmer.

Als ich oben allerdings die Amulette liegen sah, fiel mir ein, dass Triss ja eine Trankallergie hatte. Vielleicht würde ich hier doch nichts finden. Seufzend lies ich mich auf ihr Bett plumpsen. So ein scheiß. Ich blieb eine Weile dort in der Stille sitzen, als ich etwas in meiner Tasche hörte. Es klang beinahe wie ein Käfer, der ordentlich brummte. Vorsichtig öffnete ich die Tasche, aber es kam kein Insekt daraus hervor.

Ich kramte darin und fand meinen defekten Kompass. Als ich ihn aufklappte, musste ich staunen. Er drehte sich nicht mehr um die eigene Achse, sondern zeigte in eine ungefähre Richtung, mit kleinen Abweichungen, aber das so stark, das er dieses Geräusch von sich gab.

Probehalber hielt ich ihn in verschiedene Richtungen, aber die Nadel blieb auf ihrer Position. Versuchsweise ging ich im Raum herum, aber die Nadel zeigte immer wieder in Richtung Bett.

Auf dem Bett war nichts, also schaute ich unter das Kissen und die Decke, aber sehen tat ich dort auch nichts, was die Reaktion hätte auslösen können.

Dann vielleicht unterm Bett. Das Leder der Rüstung knarrte als ich mich hinunter beugte. Unter dem Bett sah ich erst mal nichts außer Staubflusen. Ich hätte in dem Moment echt gut eine Taschenlampe gebrauchen können.

Um vielleicht etwas mehr erkennen zu können legte ich mich flach auf den Bauch. Schemenhaft konnte ich einige Kisten erahnen, die weiter hinten an der Wand standen. Ich griff danach, in der Hoffnung, dass dort nichts Gefährliches oder Ekliges lauerte. Ich zog die erste Kiste hervor und hielt meinen Kompass daneben, doch er zeigte noch immer in Richtung Bett. So zog ich eine Kiste nach der anderen hervor, doch in keiner befand sich der Gegenstand, auf den der Kompass reagierte. Ich fand einen Haufen alter Bücher und Krimskrams in den Kisten, aber der Kompass ruckelte immer noch in Richtung Bett.

Frustriert kroch ich halb darunter und gerade als ich aufgeben wollte, konnte ich eine kleine Holzkiste entdecken. Ich musste mich ziemlich strecken um daran zu kommen. Die Box war ziemlich mit Staub bedeckt und als ich ihn abwischte konnte man sehen, dass das Holz schon recht alt war. Ich setzte mich hin und öffnete die Box. Darin kam ein kleines rundes, metallenes Etwas zum Vorschein. Ich nahm es heraus und besah es mir von allen Seiten. Die Unterseite, oder zumindest das, was ich vorher für die Unterseite gehalten hatte, war sehr glatt und auf Hochglanz poliert. Als ich es ins Licht hielt, wirkte es beinahe wie ein Display, aber das konnte nicht sein, oder? Ich versuchte es anzutippen, zu rütteln und horchte daran, aber es tat sich nichts. Mein Kompass zeigte immer noch auf dieses Gerät

Das war alles recht merkwürdig. Vielleicht sollte ich das Teil erst einmal mitnehmen, so packte ich es zurück in die Box und diese zusammen mit dem Kompass in die Tasche.

Nun wo ich nicht mehr abgelenkt war, nahm ich auch meine Kopfschmerzen wieder war. Ich kniff mir in die Nasenwurzel, so ein Scheiß, warum hätte ich nicht irgendwo landen können, wo es Apotheken gibt. Das einzige was jetzt vielleicht noch helfen könnte, wäre ein Nickerchen.

So machte ich mich auf den Weg zurück zum Rosmarin.

Dort war noch alles ruhig, Geralt ging vielleicht irgendwelchen Aufträgen nach, aber was Zoltan machte, wusste ich nicht. Ich ging nach oben in mein Zimmer und ließ mich dort aus Bett fallen, mein Kopf in den Kissen vergraben, versuchte ich etwas zu schlafen. Mir gelang es, ein wenig zu dösen und nach einiger Zeit war ich vielleicht auch eingeschlafen, aber dann drang von unten Lärm hinauf.

Grummelt stemmte ich mich auf und zog meine Sachen gerade und kämmte kurz mein Haar durch und machte mich auf den Weg nach unten.

„Geralt, ich brauche deine Hilfe. Wir müssen die Magier aus der Stadt schaffen, die Hexenjäger standen heute schon bei mir vor der Tür. Es war ein Wunder das sie sich nicht rein gezwungen haben, um das Haus zu durchsuchen!“ konnte ich eine Frauenstimme hören.

„Triss beruhige dich. Wenn wir hetzen, begehen wir nur Fehler.“ Versuchte Geralt seine Freundin zu beruhigen. Er schien mich gehört zu haben, den er schaute kurz auf. „Triss, darf ich dir den Quälgeist vorstellen?“ sprach er zu der rothaarigen. Sie drehte sich zu mir um und bekam große Augen, die sich jedoch schnell verengten. „Du, ausgerechnet du!“ schrie sie mich an. Was soll ich denn jetzt schon wieder gemacht haben? Geralt versuchte sie festzuhalten, „Triss was soll das denn?“ wollte er wissen. Wütend drehte sie sich zu ihm um. „Ausgerechnet ihr hast du gesagt wo ich wohne? Weißt du nicht wer sie ist? Was macht sie hier überhaupt?“ schrie sie ihn an. Geralt war ganz verdutzt, dass er jetzt ihren Zorn zu spüren bekam. „Ich habe ihr gar nichts erzählt und ja ich weiß wer sie ist, sie begleitet mich schließlich seit Wyzima.“ Er schien es nicht zu verstehen, was sie von ihm wollte.
 

„Ach ja und woher sollte sie sonst wissen, wo man mich findet? Meine Vermieterin wollte mich schon rauswerfen, weil sie Angst hatte.“ Beschwere Triss sich weiter. Geralt hielt sie an den Schultern fest. „Jetzt erst mal ruhig, dann erzähl mal ganz in Ruhe was passiert ist.“ Er zog sie mit sich, bis sie sich auf eine Bank setzen konnten. Ich blieb vorsichtshalber einige Meter weit entfernt stehen. „Einer meiner Kontakte aus dem Untergrund hatte mir erzählt, dass sich heute Mittag mehrere Hexenjäger in Ferneck rumgetrieben haben, er hatte sie beobachtet wie sie zielgerichtet zu einem der Häuser sind. Erst ist einer rein, dann gab es Tumult und dann sind die anderen hinterher. Mein Kontakt erzählte wie sie einen Unschuldigen verhaftet haben! Das außergewöhnliche war die Beschreibung, eine blonde Frau mit kurzen Haaren und einem Schwert auf dem Rücken und ausgerechnet diese Person steht vorhin vor meiner Tür und fragt zielgerichtet nach mir. Und jetzt erzählst du mir, währen ich sie zufällig hier treffe, dass sie die ganze Zeit mit dir reist? Bist du jetzt auch unter die Hexenjäger gegangen, Geralt? Hast du mich hier in eine Falle gelockt?“ sie war eindeutig hysterisch.
 

Sie wollte sich losreißen, doch Geralt hielt sie fest. Zu meinem Glück vielleicht, denn sein Blick sprach auch Bände, aber er konnte gerade nichts machen, außer Triss festhalten. Er glaubte ihr sofort, ohne mich zu fragen, was die Wahrheit wäre. Aber schließlich hatte er sie mal geliebt und mich hingegen von Anfang an nicht gemocht. Was hätte ich da überhaupt für eine Chance.

„Triss, ich bin sicher nicht unter die Hexenjäger gegangen. Was den Rest betrifft kann ich dir nichts sagen.“ Beteuerte er seine Unschuld in diesem Dilemma.

Vielleicht sollte ich die Beiden erst einmal alleine lassen damit sie sich beruhigen können. Ich wollte gerade in Richtung Tür gehen, als sich meine Füße so anfühlten, als wären sie festgeklebt. Ich schaute nach unten, Geralt hatte mich in einem Yrden gefangen. Zumindest hat er mich nicht wieder betäubt.

„Du bleibst vorerst hier!“ knurrte er. In diese Situation kam Zoltan gerade reingestolpert. „Was ist hier denn los?“ wollte er wissen. „Kümmere dich um Triss, Erklärungen folgen später.“ Wies Geralt den Zwerg an. Dieser kam zu Triss und fing an sie zu trösten und behielt einen Arm um sie geschlungen. Geralt hingegen, ging zur Truhe holte einen Strick heraus und kam dann auf mich zu gestapft. Er zog mich aus der Geisterfalle auf einen Stuhl und band mich, mit den Händen am Rücken, darauf fest, ich konnte mich gar nicht wehren, da er so schnell handelte. Er zog meine Schwerter und stellte sie bei Seite.

„Hast du Triss an die Hexenjäger verraten?“ wollte er wissen. Wütend zog ich an den Fesseln, aber natürlich hielten sie. Ich schüttelte den Kopf und sah Geralt wütend an.

„Ich habe sie an niemanden verraten und die Festnahme war nicht grundlos, der Kerl war nicht unschuldig.“ Fauchte ich aufgebracht. „Und jetzt mach mich los.“ Forderte ich.

„Nein, jetzt wirst du erstmal ein paar Fragen beantworten, das ist längst überflüssig!“ gab Geralt zurück.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich werde gar nichts beantworten! Lasst mich los und wir werden das friedlich klären.“ Forderte ich. Auf einmal stand Triss vor mir, sie hatte sich aus Zoltans Griff befreit. „Oh nein, du gehst nirgendwo hin. Sobald wir dich loslassen, läufst du doch zu deinem Menge zurück. Ich werde sicherlich nicht die Gelegenheit auf Rache verstreichen lassen.“ Lächelte sie böse.

Oh, oh. Sie war ziemlich Rachsüchtig heute. Hoffentlich endete ich nicht wie Menge später. Doch Geralt griff zu meinem Glück ein und zog sie ein Stück von mir weg. „Keinen dauerhaften Schaden oder gar den Tod, Yen würde mich umbringen.“ Sagte er sanft zu ihr. Na danke Geralt, aber verletzen dürfte sie mich?! „Was hat Yena damit zu tun?“ fragte Triss verwirrt. „Sie und der Kaiser bestanden darauf, dass sie mich begleitet, während wir Ciri suchen.“ Erklärte er. „Aber du wirst trotzdem ein paar Fragen beantworten.“ Wand er sich dann an mich.

„Alles was es zu sagen gibt, habe ich getan.“ Meinte ich stur. „Außerdem, wenn Menge zurückkommt, wird er mich suchen. Versteht mich nicht falsch, das soll jetzt keine Drohung sein, nur eine gut gemeinte Warnung. Er wollte sich mit mir treffen, sobald er wieder in der Stadt ist.“ Wies ich die drei hin.

„Dann wird er dich hier halt nicht finden. Du gehst erst wenn du meine Fragen beantwortet hast.“ Knurrte Geralt. Dann nahm er den Stuhl, auf dem ich saß und zog ihn in eine Abstellkammer ohne Fenster. „Und da du sie jetzt nicht beantworten willst. Versuchen wir es morgen einfach nochmal.“ Fügte er schließlich hinzu, hockte sich nieder und zog meine Dolche aus den Stiefelschäften. Dann nahm er ein Stofffetzen und steckte ihn mir in den Mund. „Damit du ruhig bist.“ Meinte er noch und ging. Die Tür schloss er hinter sich zu.

Wie war ich da schon wieder reingeraten? Ich brachte mich ja mittlerweile schneller in Schwierigkeiten als Rittersporn. Wütend starrte ich die Tür an. Vergebens, natürlich öffnete sie sich nicht und auch Geralt kam nicht so schnell zurück. Von der anderen Seite der Tür konnte ich die Stimmen von Geralt, Triss und Zoltan hören, aber leider verstand ich nicht, worum es ging. Als erstes versuchte ich den Knebel loszuwerden. Das klang deutlich einfacher als es in Wirklichkeit war. Ich versuchte es mit ausspucken, brachte aber nichts, außer dass der Fetzen feucht wurde und einen unangenehmen Geschmack im Mund verbreitete. Ich wollte gar nicht wissen, was das für ein Lappen war, bemühte mich aber umso mehr ihn los zu werden. Irgendwann, eine halbe Ewigkeit später war es mir gelungen.

Jetzt musste ich nur noch irgendwie die Fesseln loswerden. Geralt hatte mir zwar den Dolch am Rücken nicht weggenommen, aber den bekam ich mit gefesselten Händen auch nicht gezogen. Aber ich hatte noch meine Dietriche und einige Feilen in der Gürteltasche. So zuppelte ich eine weitere halbe Ewigkeit an meinem Gürtel, bis ich endlich an die Tasche rankam. Ich löste den Verschluss und war echt froh, dass es sich nicht um eine Schnalle handelte. Der Knoten an der Dietrichtasche im inneren war schnell geöffnet, nur das herausziehen der Feile war wieder etwas kniffliger. Doch mit viel Geduld, was anderes blieb mir ja auch nicht übrig, schaffte ich es irgendwann die Feile so gegriffen zu bekommen, dass sie am Seil scheuern konnte.

Mit einem Messer oder Dolch wäre das Ganze natürlich einfacher gewesen, aber da kam ich jetzt nicht dran. Vielleicht sollte ich mir demnächst ein kleines Messer kaufen und in dieser Tasche platzieren, für den Fall, dass ich erneut in so eine Situation kommen würde. Ich wollte es nicht hoffen, aber lieber beim nächsten Mal besser drauf vorbereitet sein. Wie wird mir im LARP ständig gesagt, haben ist besser als brauchen.

Meine Finger taten mir schon eine Weile weh und dann passierte das Unglück, mir rutschte die Feile aus der Hand. Ich wollte laut Fluchen, aber ich biss mir auf die Lippe, da ich nicht wusste, ob die drei da draußen noch irgendwo saßen.

Ich kramte erneut in der Tasche in der Hoffnung etwas anderes zu finden, das mir helfen konnte. Ich hatte Glück, mir fiel mein Pick in die Hand, dessen Arbeitskante beinahe wie ein Sägeblatt geformt war.

Das ich da vorher nicht dran gedacht hatte. Das raue Seil ließ sich dadurch deutlich effektiver bearbeiten. Es dauerte trotzdem einige Zeit, aber ich konnte langsam spüren wie sich die Fesseln lockerten und schlussendlich ganz abfielen. Ich tastete im Dunkeln nach der Feile um sie wieder einzustecken und rutschte vorsichtig auf Knien zu der Tür, immer darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, für den Fall, das Geralt noch im Schankraum sitzen würde. Als ich sie erreichte drückte ich mein Ohr gegen die Tür und horchte, ich konnte zwar nichts hören, aber nur um sicher zu gehen blieb ich etwas länger in dieser Position und lauschte weiter, doch es blieb alles ruhig draußen. Ich versuchte durch das Schlüsselloch zu spähen, aber es schien alles dunkel zu sein und der Schlüssel steckte noch. Das könnte ein Vorteil für mich sein. Der Spalt unterhalb der Tür, zeigte auch Dunkelheit und war zum Glück recht hoch. Ich suchte die Drahtrolle aus meinem Set und wickelte ein gutes Stück ab, dann nahm ich einen der Dietriche und drückte den Schlüssel aus dem Loch. Ich horchte nochmal angespannt in die Stille, als ich hörte wie der Schlüssel auf den Boden fiel, aber von draußen hörte ich immer noch nichts.

So angelte ich mit dem Draht nach dem Schlüssel, bis ich ihn endlich zufassen bekam und ihn unter dem Türschlitz durchziehen konnte.

Erleichtert griff ich danach und steckte ihn in das Schloss und sammelte meine Sachen ein. Vorsichtig drehte ich den Schlüssel und glücklicherweise entriegelte die Tür und ich konnte sie öffnen. Im Schankraum war alles Still und nur wenige Kerzen brannten, so dass der Raum kaum beleuchtet war. Ich ging in die Küche und holte mir ein wenig Saft zum Trinken. Dann setzte ich mich kurz an einen der Tische mit Kerze. Ich wollte ihnen eine Nachricht hinterlassen, die meinen Standpunkt klar machte, als Pergament wählte ich daher den Dopplervertrag, dann nahm ich eine Feder und Tinte und schrieb mit Hilfe meines Notizbuchs, ‚er war nicht unschuldig!‘ darauf. Vielleicht oder hoffentlich würden sie den Hinweis verstehen. Im Schankraum suchte ich nach meinen Dolchen und den Schwertern. Nachdem ich sie eingesammelt hatte, nahm ich mir ein Messer aus der Küche, verschloss die Tür des Abstellraums und pinnte mit dem Messer das Pergament daran. Ich hörte von oben einen lauten Schnarcher und daher schnappte ich mir noch schnell meinen Umhang und eilte aus dem ehemaligen Bordel.

Draußen warf ich mir meinen Mantel über und zog die Kapuze auf. Planlos lief ich durch die Gassen, bis ich mich im Hafen wiederfand. Der Himmel war Wolkenfrei und so spiegelten sich die Gestirne im Wasser wieder. Ich beobachtete die Szenerie eine ganze Weile, bis es mir durch den Wind zu frisch wurde und ich entlang dem Kanal weiter durch die Gassen streifte. Hier und da begegnete ich einer Wache oder einigen Hexenjägern, aber alles blieb ruhig.

Bis ich merkte das ich mittlerweile Ferneck angekommen war. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich am Rosmarin vorbeikam und die Stadt verlassen hatte. Jetzt stand ich mitten im Stadtteil, in dem jede Menge Anderlinge wohnten und es war mitten in der Nacht. Um diese Zeit sollte ich wirklich nicht hier sein, nicht nach der Festnahme des Dopplers früher am Tag. Es war ruhig. Zu ruhig. Eine gewisse Anspannung lag in der Luft.

Schnell beeilte ich mich, zurück zum Stadttor zukommen. Es war schon in Sichtweite, als sich mir der erste Elf in den Weg stellte. Schnell wurden es mehr und man sah ihnen deutlich an, dass sie nicht zum Reden hier waren. Das mussten die Elfen sein, die der Doppler mit Nahrung versorgt hatte. In dieser Situation hätte ich doch lieber die Fragen von Geralt beantwortet.

Als sie ihre Knüppel vom Gürtel lösten, zog ich mein Schwert, aber es war von vornherein klar, dass ich keine Chance gegen sie haben würde.

Ich war mir sicher einige Treffer gelandet zu haben, bevor mich erst ein heftiger Schlag in die Nieren traf und dann einer an den Kopf. Danach wurde alles dunkel.

Als ich wieder wach wurde, tat mir alles weh. Vor Schmerz stöhnend, blinzelte ich um meine Sicht zu klären, aber ein wenig blieb sie verschwommen. Ich hörte Stimmen, die Eine entfernte sich, aber eine andere kam dafür näher. Ich war mir sicher, dass es sich dabei um einen Mann handelte, seine Stimme war ruhig und er fragte mich etwas, aber so wirklich verstand ich ihn nicht. Er musste ein Arzt oder Heiler sein, den er schien mich zu untersuchen. Er drückte auf meinen Bauch rum, was mich zum wimmern brachte. Sofort war ein anderes Gesicht da, auch ein Mann, er flüsterte mir zu und strich mir sanft durch mein Haar und über die Wange.

Der Arzt schien mit der Untersuchung fertig zu sein, denn er schien sich zu entfernen. Ich starrte in das Gesicht über mir, nur langsam klärte sich meine Sicht gänzlich und auch mein Gehör nahm seine Arbeit ganz auf. Es war Menge, der mich mit einem besorgten Blick musterte. „Du bist wach meine Rose. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Flüsterte er. „Caleb.“ Hauchte ich, als ich ihn erkannte. Das Sprechen tat mir weh. „Schh, ist gut. Ich bin hier. Es tut mir leid, dass dir das passiert ist. Aber einen Teil der Angreifer konnten wir festnehmen. Sie haben schon gestanden und dank ihrer Aussagen, werden wir die Anderen finden. Du musst dich noch ausruhen.“ Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.

„Wo bin ich?“ fragte ich leise. Menge setzte sich an mein Bett und hielt meine Hand. „Du wurdest ins Vilmerius-Hospital gebracht. Du lagst schon am Boden als meine Männer in den Kampf eingreifen konnten und sie haben dich hergebracht. Zum Glück hast keine zu ernsten Verletzungen, aber du solltest noch einige Zeit das Bett hüten.“ Erzählte er mir. Doch ich wollte bestimmt nicht hierbleiben. „Will nicht hierbleiben.“ Murmelte ich. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ fragte er. Ich nickte leicht. „Der Hexer wird sicher nichts dagegen haben, wenn ich dich besuchen komme, oder?“ ich schluckte, das ginge nicht. Was wäre, wenn er dort direkt auf Triss treffen würde.

„Nein! Nicht Geralt. Ich kann jetzt nicht mit ihm umgehen.“ Flüsterte ich leise. „In Ordnung, dann werde ich dich woanders unterbringen, wenn du nicht hierbleiben möchtest.“ Ich nickte ihm dankbar zu. Er strich mir noch mal über die Wange, „Gut, dann schlaf noch etwas. Ich werde mich um alles kümmern, Liebes.“ Ich schloss die Augen und schlief kurz darauf wieder ein.
 

„Aufwachen meine Rose, ich bringe dich jetzt nach Hause.“ Hörte ich beim erneuten erwachen, ehe mich Jemand küsste. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte direkt in die Augen von Menge. Schnell zog er sich zurück. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich habe alles geklärt, ich kann dich jetzt von hier wegbringen. Deine Sachen habe ich schon packen lassen. Komm ich helfe dir beim Anziehen.“ Sprach er zu mir und zog sanft die Decke weg. Ich wurde rot und ein kurzer Blick an meinem Körper zeigte aber zum Glück, dass ich nicht ganz nackt war. Ich trug ein geknöpftes Hemd, das allerdings im Bauchbereich offen war und große Prellungen enthüllten. Ich trug zwar Unterwäsche aber keine Hose, so dass sein Blick an meinem Körper hinunterglitt, aber glücklicherweise von der Narbe des Hunde Angriffs abgelenkt wurde. Die Pfeilwunde schien auch von dem Arzt behandelt worden zu sein, den es schien als hätte ich einen neuen Verband um die Verletzung. So schnell wie es mir möglich war, setzte ich mich auf und zog die Decke wieder über meinen Schoß. Soweit hatte ich Menge niemals kommen lassen wollen. Die Prellungen an meinem Bauch taten weh und auch mein Kopf schwamm leicht. Menge stützte mich und knöpfte das Hemd ganz zu, bevor er mir eine leichte Stoffhose reichte. Ich schlüpfte hinein und er hielt mir meine Stiefel hin. Ich hielt Ausschau nach meiner Rüstung und den Waffen, doch ich fand sie nicht. „Keine Angst Liebes. Ich habe alles einpacken lassen. Komm, ein Wagen wartet unten damit du nicht laufen musst.“ Er legte mir einen Umhang um und führte mich dann die Treppe hinunter und stützte mich die ganze Zeit beim Laufen. Draußen vor der Tür wartete wirklich eine kleine Kutsche. Gerade so groß, dass wir zu zweit hineinpassten, aber klein genug um durch die Gassen zu kommen.

Ich achtete nicht darauf welchen Weg wir nahmen, aber es wunderte mich das wir nahe am Tempel hielten. Er hatte doch nicht?

Wir hielten wieder direkt vor der Tür und Menge hob mich vorsichtig aus dem Wagen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er mich wahrscheinlich ins Haus getragen, doch das wollte ich nicht. Als er mir die Tür öffnete, konnte ich im Augenwinkel sehen, wie uns einige Passanten beobachteten.

Als wir das Haus betraten und uns ein Dienstmädchen entgegen eilte wurde mir klar, doch er hatte! Er hatte mich tatsächlich zu sich nach Hause gebracht.

Ich wurde nervös, was genau wollte und erwartete er von mir.

Er nahm den Umhang von mir ab und warf ihn, dem Dienstmädchen zu, dann führte er mich einen Raum weiter zu einem Zweisitzer. Er ließ mich dort platznehmen, ehe er selbst seinen Mantel und Gurtzeug auszog und sich zu mir gesellte. Er wickelte eine Decke um mich und zog mich dann an sich. Er legte die Arme um mich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „Ich war so besorgt um dich. Stell dir vor, ich komme gerade erst von der Jagd zurück und dann höre ich von einem meiner Männer, dass du angegriffen wurdest und im Hospital liegst. Ich bin sofort an deine Seite geeilt.“ Ich erschauderte, als ich das hörte. In was hatte ich mich da nur begeben, doch er verstand es falsch. „Ist dir kalt meine Rose? Soll ich den Kamin anmachen lassen?“ fragte er. Ich schüttelte den Kopf an seiner Schulter. „Nein schon gut.“ Flüsterte ich und wünschte mir, dass mich gerade jemand anderes so hielt.
 

Wir saßen einige Momente so still da, bis das Dienstmädchen mit Tee für uns hereinkam. Sie goss uns etwas ein und verließ den Raum dann wieder. Menge beugte sich leicht vor und nahm erst meine und dann seine Tasse, bevor sich wieder anlehnte und mir eine Tasse reichte. Er zog einen Beutel hervor und streute eine Brise Pulver in meinen Tee. „Der Arzt sagte, es hilft gegen deine Schmerzen. Eigentlich bin ich grundsätzlich gegen so etwas, aber ich möchte nicht das meine Rose leidet.“ Erklärte er mir. „Danke.“ Hauchte ich und nahm vorsichtig einen Schluck. Der Tee schmeckte sogar, er war auch leicht süß.

Er gab mir erneut einen Kuss auf den Kopf und trank dann schweigend seinen Tee. „Ich hatte mich übrigens sehr über deine Überraschung gefreut. Du bist eine sehr einzigartige Frau, die weiß wie man einen Mann wie mich glücklich macht.“ Brach er plötzlich die Stille. Ich lächelte ihn an. „Gern geschehen.“ Ich hob meinen Arm und strich ihm kraulend über die Glatze. Mit etwas Fantasie könnte ich mir vorstellen jemand anderes säße neben mir. Ich schaute hoch und konnte sehen wie er genüsslich die Augen schloss und seufzte.

Nebenbei trank ich den Tee aus und stellte die Tasse dann zur Seite. Während wir so dasaßen und mir immer wieder die Augen zufielen, war das Dienstmädchen noch einige Male im Raum gewesen. Sie holte das Teeservice und zündete den Kamin an. Beim dritten Mal fragte sie zögerlich wo wir essen wollten. Ich achtete nicht darauf was Menge sagte und blieb lieber in meinem Tagtraum. Caleb gab mir einen zarten Kuss, „Komm meine Rose. Das Essen ist fertig. Marian kocht vorzüglich.“ Er erhob sich vorsichtig und nahm die Decke zur Seite. Dann half er mir wieder hoch und führte mich an den Tisch, der unter dem Fenster stand und bereits gedeckt war. Er zog mir wieder den Stuhl hervor und setzte sich erst, als er sich sicher war, dass ich bequem saß. Marian brachte für mich wieder Tee, aber für Menge einen Krug Bier, ehe sie das Essen servierte. Mein Blick fiel aus dem Fenster. Von hier aus konnte man den Tempel sehen. Zwar nicht den Schrein, aber den hohen Turm.
 

Ich genoss das Essen, er hatte recht, sein Dienstmädchen konnte sehr gut kochen. Nachdem wir noch eine Weile dort gesessen hatten, fing ich an zu gähnen. „Ich bring dich ins Bett Liebes, du musst sehr Müde sein.“ Sagte Menge da zu mir und stand bereits auf. Er führte mich durch eine Tür, die Treppe hinauf, oben am Treppenabsatz hing ein Bild von Hierarch Hemmelfahrt. Wir gingen einen kurzen Gang entlang, an dessen Ende sich das Schlafzimmer befand. Er führte mich zum Bett und hockte sich vor mich hin, um mir die Stiefel aus zu ziehen. Dann ging er zu seinem Schrank und holte eines seiner Hemden heraus und reichte es mir. „Zieh dich um, dann werde ich deine Prellungen mit der Salbe behandeln.“ Meinte er und drehte sich um, wahrscheinlich um mir ein bisschen Privatsphäre zu geben. Er zog ebenfalls sein Hemd aus, nahm sein Halstuch ab und öffnete dann die Riemen seiner Beinplatten. Wie es schien wollte er wohl tatsächlich mit mir im selben Bett schlafen.

Dann fiel mir mein Tattoo ein, vielleicht sollte ich ihn vorwarnen, denn von seinem Vorhaben würde ich ihn wahrscheinlich nicht abbringen können und besser er weiß es direkt von mir, bevor er denkt ich wollte es verheimlichen und zu den falschen Schlüssen kommt.

„Caleb?“ fragte ich vorsichtig. „Ja Liebes?“ er drehte sich zu mir um. „Ich möchte das du weißt, das ich ein Tattoo habe. Es soll mich vor Magie und bösen Absichten schützen. Aber da ich nicht von hier komme, gab es deswegen schon Missverständnisse und die möchte ich mit dir vermeiden.“ Versuchte ich das Thema anzugehen. „Hey keine Angst kleine Rose. Zeigst du es mir?“ fragte er als er näherkam. Zaghaft nickte ich und drehte ihm den Rücken um und zog den Kragen des Hemdes runter. Er blieb still und ich schaute ihn vorsichtig über die Schulter an. Sein Gesicht war hart und er starrte auf das Pentagramm. Als er meinen Blick bemerkte, wurden seine Augen weicher und er kam noch näher, ehe er mir einen Kuss in den Nacken gab. „Es ist gut das du mir das gezeigt hast, ich kann verstehen das es zu Missverständnissen kam. Aber jetzt weiß ich es ja und du brauchst keine Angst zu haben.“ Er kroch hinter mich aufs Bett und umarmte mich von hinten, ehe er mich näher zog. Leider erwischte er dabei die Prellungen und ich gab ein jammern von mir. Schnell löste er seinen Griff. „Es tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun. Ich kann dir nur so schwer wiederstehen.“ Hauchte er mir von hinten gegen das Ohr.

Ich muss ein schütteln und zittern unterdrücken. Wenn das hier alles vorbei war, vielleicht hätte Zoltan ein Fass mit starken Alkohol in das ich tauchen konnte um die Berührungen von Menge weg zu waschen.

„Leg dich hin Liebes, dann kann ich mich um deine Prellungen kümmern.“ Flüsterte er und stieg wieder vom Bett um die Salbe zu holen. Ich tat wie er mir sagte und legte mich richtig hin, er kniete sich wieder neben mich und nahm etwas Salbe. Vorsichtig schmierte er etwas an meine Schläfe und meine Wange, dann schob er mein Hemd etwas hoch und rieb die Salbe in die Prellungen am Bauch und den Rippen. Als seine Hand höher rutschen wollte, hielt ich ihn auf. „Du hast recht, dazu haben wir genügend Zeit, wenn du wieder Gesund bist.“ Flüsterte er. Ich nickte schnell und zog mein Hemd runter und deckte mich zu. Eines musste man ihm lassen, er war ein Gentleman, na ja, zumindest bei mir und sein Bett ist um länger besser als meines im Rosmarin. Seufzend schloss ich die Augen und kuschelte mich ein. Menge blies die Kerzen aus und kam ebenfalls ins Bett. Er rutsche so nahe wie er konnte, ohne gefahrzulaufen, mir wieder weh zu tun.
 

Da ich schon lange nicht mehr mit jemanden neben mir im Bett geschlafen hatte, geriet ich in leichte Panik, als sich beim Aufwachen jemand von hinten fest an mich drückte. Ich versuchte mich aus der Umarmung zu befreien, vor allem als ich spürte, wie sich etwas Hartes in meinen Oberschenkel bohrte. Doch die Umarmung wurde nur fester.

„Schhhh, alles gut meine Rose. Ich bin hier. Du hast nur schlecht geräumt.“ Hörte ich einen verschlafenen Caleb. Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich zu entspannen. Die Arme lösten sich langsam von mir und Menge beugte sich über mich, „Ist alles in Ordnung? Hast du schmerzen?“ fragte er mich. Ich nickte. Er holte mir etwas zu trinken und streute wieder etwas von dem Pulver hinein. Ich trank das Glas aus und legte mich wieder hin.

„Gut schlaf noch ein wenig. Marian bring dir nachher etwas zu essen. Ich muss zur Arbeit, aber ich beeile mich, ich denke ich werde heute Abend nicht zu spät nach Hause kommen.“ Meinte er. Ich schloss die Augen um ihn nicht die ganze Zeit ansehen zu müssen, auch wenn sein Zelt in der Hose mittlerweile verschwunden war und er eigentlich ganz gut gebaut war. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und stellte dann die Salbe und das Pulver auf das Schränkchen neben dem Bett.

Es war eindeutig schön, sich mal so verwöhnen zu lassen. Ich schlief noch eine ganze Weile, bis Marian mir etwas zu essen brachte. Ich dankte ihr und anschließend als ich aufgegessen hatte, lobte ich sie für ihre Kochkünste, was sie leicht erröten ließ. Dann setzte ich mich wieder auf das Bett, ließ die Tür aber ein wenig auf und schlug das Buch auf, das ich aus dem Regal genommen hatte. Ich konnte so das Lesen der Runen noch ein wenig üben.

Es war kein gutes Buch, es war zu vergleichen mit der Hexenbulle und dem Hexenhammer aus meiner Welt. Eine Hetzschrift, gegen Magier und vermeintliche Hexen, das die Gewalt gegen sie rechtfertigen sollte.

Mit der Zeit verschwamm der Text vor meinen Augen und reiben brachte auch nichts mehr. Das kam vermutlich durch den Schlag gegen den Kopf. Also legte ich das Buch zur Seite und schloss ein wenig die Augen.

Ich döste eine Weile, jemand war zwischenzeitlich im Zimmer, wahrscheinlich Marian, bis ich von unten Stimmen hörte. „Ja Meister Menge, sie hat etwas zum Mittag gegessen, dann ein wenig gelesen und jetzt schläft sie.“ Hört ich Marian. „Gut, war sie auf?“ wollte Menge wissen. „Nur um zu essen, dann ist sie wieder ins Bett. Möchtet ihr oben essen, Meister Menge?“ die Antwort ging durch die Schritte auf der Treppe verloren. Die Schritte kamen ins Zimmer und ich öffnete die Augen. Menge stand in der Tür. „Hallo.“ Fing ich an. „Wie war dein Tag?“

Er lächelte mich an. „Gut. Die dreckigen Elfen, werden niemanden mehr angreifen. Wir konnten sie alle fangen.“ Ich nickte, da er das zu erwarten schien. Er nahm das Buch, das neben mir lag, zur Seite und setzte sich dann auf die Bettkante.

„Wie geht es dir?“ wollte er wissen. „Bin müde und mir tut noch alles weh.“ Schnüffelte ich. „Gut dann ruh dich noch aus, möchtest du etwas essen?“ ich schüttelte den Kopf.

„Verstehe. Wenn du dich morgen fit genug fühlst, möchte ich dich morgen gerne mitnehmen. Eigentlich wollte ich dich heute Abend zu der Vorstellung von Priscilla mitnehmen, aber wenn du dich nicht fühlst, ist es auch in Ordnung.“ Ich nickte. Der Zeitplan schien wirklich ein wenig durcheinander gekommen zu sein. Dann würde Geralt heute Abend zu Reuven gehen, morgen spätestens übermorgen, würde Geralt Triss bei Menge abliefern. Ich hatte also nicht mehr lange durch zu halten.
 

„Caleb, wo sind meine Sachen? Ich hatte da noch etwas, das ich dir zeigen wollte.“ Meinte ich und richtete mich auf. „In der Kammer nebenan. Soll ich dir etwas holen?“ fragte er mich, doch ich stand schon auf. „Nein keine Sorge, die paar Schritte schaffe ich schon.“ Murmelte ich und ging auf die Tür zu. Dahinter fand ich wirklich meine Sachen, gereinigt und ordentlich zusammengefaltet. Ich ging zu meinen Gürteltaschen und fischte die Briefe an den Doppler heraus. Damit würde ich zwar wahrscheinlich auch einige Magier opfern, aber der Bettlerkönig und seine Schergen würden dann nicht mehr lange die Stadt unsicher machen.

Ich reichte die Pergamente zu Menge rüber. „Die hatte ich bei dem Doppler gefunden. Es gibt mindestens einen weiteren in Novigrad. Der selbsternannte Bettlerkönig scheint ihn zu schützen. Als ich durch die Gassen lief, hörte ich auch einige Bettler davon sprechen, dass sich in der stinkenden Hecke Magier aufhalten sollen, aber du dich angeblich nicht traust dort auf zu tauchen.“ Ich drehte mich zu ihm um. „So ein Unsinn, warum sollte ich vor so einem Ort Angst haben. Wir haben bloß den Eingang noch nicht gefunden. Und einfache Gerüchte reichten den Hierarchen nicht um eine großangelegte Durchsuchung zu rechtfertigen.“ Meinte er zu mir. „Aber dank dir, haben wir jetzt einen Beweis.“ Er umarmte mich vorsichtig und gab mir einen keuschen Kuss. Ich strich mit der Hand an seinem Kinn lang. „Ich kann dir noch mehr geben. Ich bin ein paar Dieben gefolgt. Dafür sind deine Hexenjäger ja zu Auffällig, aber ich konnte mich unter die Leute mischen. Ich kann dir beide Eingänge zeigen.“ Seine Augen wurden groß, „Du weißt das? Du kannst sie mir zeigen? Alanya du bist ein Traum, du verwöhnst mich so sehr, womit habe ich dich nur verdient.“ Er war sehr überrascht. „Hm, ich zieh mir schnell etwas an, dann zeige ich sie dir.“ Ich wollte mich aus seiner Umarmung befreien, doch er hielt mich fest.

„Nichts da, du zeigst sie mir auf der Karte. Dann gehst du wieder ins Bett. Ich werde meine Männer zusammen trommeln und dann werden wir sie uns schnappen. Wenn wir es heute angehen, werden sie nichts ahnen. Wir werden sie überraschen.“ Ich nickte gehorsam und folgte ihn in einen anderen Raum, es schien eine Art privates Arbeitszimmer zu sein. An der Wand hatte er eine große Karte von Novigrad, mit allerhand Markierungen drauf. Er führte mich dort hin und stellte sich hinter mich. „Zeig es mir Liebes, zeig mir meine Ziele für heute Nacht.“ Ich wurde rot, schließlich trug ich nur meine Unterwäsche und darüber sein Hemd und er fing mit so etwas Zweideutigen an.

Ich zeigte ihm die Lage des Tors und nannte ihm auch die Parole. Ich würde ja am liebsten das Gesicht des Türstehers sehen, wenn er das Guckfenster öffnet und Menge ihn angrinst. Dann deutete ich auf einen Abschnitt in der Gloriengasse, „Dort ist der Eingang zur Kanalisation.“ Im Spiel hatte ich den zwar nie gefunden, aber dort hatte ich vor einigen Tagen, einige zwielichtige Gestalten verschwinden sehen. Ich hoffte nur, dass Triss sich nicht gerade dort aufhalten würde.

Ich schaute ihn an, „Pass bitte auf, ja?“ fragte ich ihn, schließlich musste er Rittersporn noch aushändigen. Mein Zeitplan wurde knapp, aber die nilfgaarder Botschaft wusste zum Glück schon bescheid und wartete nur noch auf mein Ok. Wenn Menge heute Nacht Erfolg hätte, wäre er morgen sicherlich so gut gelaunt, dass er der Anfrage der Botschaft sicherlich zustimmt. Ich hoffte es, zur Not müssten wir doch Dudu benutzen.
 

„Immer meine Rose, morgen werden wir mehr Scheiterhaufen brauchen.“ Versprach er mir. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und wünschte ihm viel Glück.

„Sagst du Marian bitte, dass ich nicht gestört werden möchte? Ich will für morgen Fit sein, für was auch immer du geplant hast.“ Bat ich ihn und er stimmte dem zu. Er brachte mich zurück ins Schlafzimmer und verabschiedete sich. Ich betete wirklich, dass sich weder Geralt noch Triss in der stinkenden Hecke aufhielten. Warnen konnte ich sie jetzt auf jeden Fall nicht mehr. Aber Geralt wäre vermutlich mit Zoltan im Eisvogel, um mit Priscilla zu sprechen.

Ich wartete so lange, bis ich sicher war, dass unten alles ruhig ist und Marian mich nicht hören würde und schlich zurück in das Arbeitszimmer. Dort irgendwo musste er doch Unterlagen über die Bank haben.

Vorsichtig und mit nur einer Kerze bewaffnet durchsuchte ich die Pergamentstapel. Ich bemühte mich, alles wieder so hinzulegen wie es war, damit es nicht auffiel. An den Schlüssel käme ich vorerst nicht dran, aber Triss würde ihn finden.

Ich wollte schon meine Suche aufgeben, als ich in der letzten Schublade fündig wurde. Beinahe obenauf lag die Urkunde zu dem Tresor. Es enthielt alle wichtigen Daten und auch Unterschriften, die Dijkstra bräuchte um an sein Geld ran zu kommen. Ich eilte zurück ins Schlafzimmer und dort in die Kammer zu meinen Sachen. Ich faltete das Pergament und versteckte es in dem Geheimfach in meinem Wimpel.

Mein Herz raste, hoffentlich würde er es nicht merken. Ich machte noch schnell eine Katzenwäsche und legte mich wieder ins Bett. Ich musste mich beruhigen und auch ruhig bleiben, sonst würde Menge später noch etwas merken.

Ich versuchte im Kerzenlicht noch etwas zu lesen, um mich abzulenken und die Zeit rum zu kriegen. Doch dann musste ich wohl doch eingeschlafen sein. Im Halbschlaf bekam ich mit, wie jemand das Buch von meiner Brust nahm und die Decke hochzog. Die Matratze senkte sich und jemand legte sich neben mich. Völlig automatisch rollte ich rüber und kuschelte mich an, ohne zu registrieren was ich da eigentlich tat.

Eng an ihn geschmiegt und von seinen Gliedmaßen umschlungen wachte ich am nächsten Morgen, mit meinem Kopf auf seiner Brust, auf. Meine Augen wurden groß, als ich merkte was Menge da gerade machte. Er rieb sich an mir und stöhnte leise im Schlaf. Er hatte einen feuchten, sehr feuchten Traum. Er wachte auf als er kam. Er lächelte sanft, bis er meinen vorwurfsvollen Blick sah. Fragend sah er an sich runter. „Ich habe von dir geträumt meine Rose, nur von dir.“ Meinte er, als er den feuchten Fleck in seiner Hose sah. Er hatte noch nicht einmal den Anstand rot zu werden.

Er rollte uns rüber, so dass er nun über mir aufragte. Er wollte mich küssen, doch ich drehte den Kopf weg. „Nicht.“ Ich zischte, als er mal wieder erfolgreich meine Prellung gedrückt hatte. Sofort ging er auf Abstand. „Dann später vielleicht.“ Deutete er an und gab mir einen zärtlichen Kuss auf meinen geschundenen Bauch. Verheißungsvoll strich er mir über den Oberschenkel und zog sich dann gänzlich zurück.

Im Licht der Morgendämmerung konnte ich sehen, dass er überall Kratzer und oberflächliche Schnitte hatte. Auch diverse Prellungen zierten seinen Körper und doch ließ er sich keinen Schmerz anmerken. „Ich bin gleich zurück.“ Sagte er, als er den Raum verließ. Da er die Tür zu gemacht hatte und ich immer noch auf dem Bett lag, konnte ich nicht sehen. Wohin er ging. Es dauerte eine Weile bis er wieder kam. Bevor er die Tür wieder öffnete, hörte ich ein metallenes Klirren. Ich riss erschrocken die Augen auf, als ich sah was er in der Hand hielt.

Er hatte sich eine frische Hose angezogen und Stiefel an, aber in der Hand hielt er Demeritium Handfesseln. Hatte er gemerkt, dass ich seinen Schreibtisch durchsucht hatte, oder hat er irgendwie anders rausbekommen, dass ich nur mit ihm spielte? Sagte er nicht am Vorabend, er bräuchte für heute mehr Scheiterhaufen. Die Panik ließ mein Herz rasen, doch ich bemühte mich äußerlich ruhig zu bleiben.

„Hast du Angst, dass ich dir weglaufe? Möchtest du mich deshalb fesseln?“ versuchte ich zu scherzen. Er lachte, „Muss ich das denn, oder bleibst du freiwillig?“ scherzte er zurück. „Bis zum Ende!“ hauchte ich, als er direkt vor mir stand. Er beugte sich runter um mich zu küssen.

„Die sind für dich, für den Fall, dass du wieder jemanden festnehmen möchtest.“ Grinste er und drückte sie mir in Hand. „Danke.“ Stotterte ich verblüfft.

„Bitte. Begleitest du mich später, oder geht es dir noch nicht so gut?“ wollte er wissen. „Es wird gehen. Was hast du denn vor?“ stellte ich die Gegenfrage. „Das ist eine Überraschung. Es ist eine kleine Belohnung für deine hervorragende Arbeit.“ Versprach er mir. „Komm, Marian hat ein Bad für dich vorbereitet.“ Meinte er zu mir und führte mich ins Erdgeschoss, in einen Raum neben der Küche. Dorst stand ein hölzerner Zuber, der mit dampfenden Wasser gefüllt war. Er war gerade so groß, dass eine erwachsene Person darinsitzen konnte. An der Außenseite war ein kleines Brett angebracht, auf dem ein Stück Seife und ein Schwamm lagen. Er ließ mich mit dem warmen Wasser alleine und ich schlüpfte schnell aus meinen Sachen und in das Wasser, bevor Menge es sich anders überlegen könnte und zurückkam.

Ich nahm den Schwamm und die Seife und schrubbte mich so doll wie möglich, ohne dass es Spuren hinterlassen würde. Als Menge nicht wieder reinkam, wusch ich mir schnell meine Haare und genoss dann noch für einen Augenblick das warme Wasser.

Dann schnappte ich mir die Handtücher, wickelte mich in dem einen ein und mit dem anderen rubbelte ich meine Haare trocken, um dann ins Schlafzimmer zurück zu kehren. Menge saß unten schon am Tisch und wartete mit dem Frühstück auf mich.

Da ich seine Blicke auf mir spüren konnte, flitzte ich schnell die Treppe hinauf und schloss die Tür hinter mir. Ich holte meine Sachen aus der Kammer und kleidete mich an. Nachdem ich überprüft hatte, ob noch alles da ist, nahm ich mir meine Waffen und die Rüstung und ging wieder runter. Ich setzte mich zu Menge an den Tisch und nahm mir ein wenig zu essen. Während wir aßen erzählte er mir, wie die Jagd am gestrigen Abend gelaufen war. Sie konnten einige Magier und Zauberinnen festnehmen, ebenso wie den Bettlerkönig und den größten Teil seiner Schergen. Sie alle würden verurteilt werden. Die Magier, weil sie Magier waren und die Anderen, weil sie Magier und Monster versteckt hatten und eine Revolte geplant hatten. Gut er erwähnte nichts von Geralt oder Triss, dann waren sie wohl wirklich nicht da gewesen.

Nachdem Essen schlüpfte ich in meine Rüstung und verstaute alle meine Waffen. Die Handfesseln hängte ich an meinen Gürtel. Menge hatte sich in der Zeit ebenfalls komplett angezogen. Ich zog noch meinen Umhang über und setzte die Kapuze auf, ich wollte nicht länger als nötig wegen der Prellungen im Gesicht angestarrt werden. Dann verließen wir beide das Haus und ich folgte ihm die Straßen entlang. Er führte mich zum Platz der Hierarchen. Dort stand ein großer und mehrere kleinere Scheiterhaufen. Auf den kleinen standen unteranderen Janne und Luis, die beiden Doppler und der Bettlerkönig. Auf dem großen standen alle Magier und Zauberinnen, die in der stinkenden Hecke gefangen werden konnten. Menge führte mich zu dem steinernen Podest zwischen den Scheiterhaufen, ich blieb ein Stück hinter ihm stehen. Die Leute versammelten sich bereits, während die Hexenjäger die letzten Magier festbanden.

Ich überblickte die Menschen Menge und beobachtete wie sie neugierig und aufgeregt mit einander tratschten. Der Feuerkorb auf dem Podest wurde entzündet und einige Fackeln hineingesteckt. Erneut huschte mein Blick über die Versammelten und blieb an einer auffälligen weißen Haarpracht hängen, die zum Platz geeilt kam. Geralt war hier und seine Augen huschten über die Scheiterhaufen, als würde er jemanden suchen.

Caleb hatte meinen Blick bemerkt und gefolgt. „Ah er ist gekommen. Er hatte gestern nach dir gefragt und ich sagte ihm nur, wenn er dich sehen möchte, soll er heute Vormittag herkommen.“ Geralt hatte mich gesucht? Natürlich, schließlich hatte er mich gefesselt und geknebelt in einen Raum eingeschlossen und am nächsten Tag war ich weg. Aber es schien als würde er sich sorgen machen.

Caleb hatte mittlerweile angefangen seine hitzige Rede zu halten, ich hörte nicht wirklich zu, bis er mich sanft an der Hüfte packte und zu sich ran zog.

„Dank meiner liebsten Rose hier neben mir, die ein hervorragendes Beispiel dafür ist, wie wir mit der Bedrohung durch Monster und Magier umgehen sollten, können wir heute zwei weitere monströse Seelen, dem ewigen Feuer übergeben.“ Die Menge jubelte, doch meine Augen hatten Geralt nicht verlassen. Er starrte mich an, hatte mich entdeckt als Menge die Aufmerksamkeit auf mich lenkte. Als Caleb jedoch meine Kapuze herunterzog, verengten sich seine Augen.

„Doch es ist eine Schande, das Anderlinge, nicht nur diese Monster beschützt und gedeckt hatten, sondern auch noch meine Liebste des nachts angriffen, nur weil sie ihre Bürgerpflicht getan hatte. Aber die Gerechtigkeit des ewigen Feuers siegt immer und so baumeln dieser Abschaum nun vor den Stadttoren, als Warnung was mit denen passiert, die sich gegen das Gesetz stellen. Aber meine zarte Rose ließ sich nicht unterkriegen und half maßgeblich dabei, den Schandfleck der Stadt, die stinkende Hecke und ihren selbsternannten Herrscher den Bettlerkönig auszuheben. Ihr haben wir es zu verdanken, dass viele Magier gefangen werden konnten um nun dem ewigen Feuer übergeben zu werden.“ Erneut jubelte die Menge und als Menge mich vor allen küsste, konnte man sogar einige Pfiffe hören. „Deswegen soll sie es heute sein, die die Seelen den reinigen Flammen des ewigen Feuers übergibt.“ Sprach er weiter.

Was?!

Hatte ich das richtig verstanden? Ich soll die Scheiterhaufen anzünden? Es schien wirklich so, er drückte mir eine Fackel in die Hand und führte mich zu dem ersten er Scheiterhaufen. Er führte meine Hand mit der Fackel zum Scheiterhaufen und hielt sie solange dort, bis das Holz Feuer gefangen hatte. Wie betäubt ließ ich ihn machen. Ich hätte nie damit gerechnet, die Feuer selbst entzünden zu müssen. Es ist etwas völlig anderes sie festzunehmen beziehungsweise zur Festnahme beizutragen, als das Feuer selbst anzufachen.

Die Schreie des Dopplers waren grausig, der Qualm brannte in den Augen und der Gestank von brennendem Fleisch prägte sich tief in meine Nase ein. Erst als die Schreie des Dopplers verklungen waren, wandten wir uns dem nächsten zu. So ging es der Reihe nach. Der Bettlerkönig versprach uns Rache, die seine Leute und der Rest der großen Vier an uns vornehmen würden. Doch auch er musste den Flammen nachgeben und schrie seinen Schmerz heraus. Seine Haut verzog sich unter der Hitze und schien wie Kerzenwachs zu schmelzen, die Knochen zerbarsten, als sich die Glut durch die Muskelschichten fraß.

Am schlimmsten war jedoch der große Scheiterhaufen. Es gab einen Chor von Agonie und Pein. Die mehrstimmigen Schreie halten über den ganzen Platz. Mein Magen rebellierte, es war meine Schuld das sie so grausam starben.

Wie bei den anderen blieben am Ende nur verkohlte Körper übrig. Die, nachdem die Scheiterhaufen heruntergebrannt waren, als Asche vom Winde verweht wurden. Zumindest konnten sie nach ihrem Tod frei sein. Doch egal was ich bisher in meinem eben getan hatte, spätestens jetzt wäre mir ein Platz in der Hölle sicher.

Geralt war zwischendurch verschwunden. Was vielleicht gut war, ich hätte ihn jetzt nicht gegenübertreten können.

Als die letzten Schreie verklungen waren, zerstreute sich die Menge wieder, gingen ihrem Tagesgeschäft nach, gingen zurück nach Hause oder stöberten bei den Händlern.

Caleb gab den Hexenjägern seine üblichen Befehle, neue Scheiterhaufen errichten, die Reste der alten entsorgen, dann wand er sich zu mir. „Was ist los meine Rose? Du bist so still?“ fragte er mich. Ich schluckte meine Übelkeit runter und versuchte zu lächeln. „Es ist alles ok, ich bin nur den Qualm und den Gestank nicht gewohnt.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. „Soll ich dich nach Hause bringen? Meine Männer können auch noch einige Zeit alleine klarkommen?“ bot er an. Doch ich lehnte ab. Ich hatte noch einiges zu erledigen und die Zeit wurde knapp. Ich verabschiedete mich von ihm und versprach ihm, heute Abend auf ihn zu warten.

Er gab mir noch einen Kuss, bevor ich von dem Platz eilte.
 

Als ich Stunden später mich auf den Weg zum Hafenviertel machte, konnte ich aus der Ferne sehen, wie Geralt in der Gegend rumlungerte. Es wäre heute Nacht soweit. Ich würde Menge versuchen abzulenken und im Hauptquartier halten, bis Geralt Triss ausliefern würde.

Die Wache am Tor ließ mich ohne Zögern eintreten und ich ging, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, die Treppe nach oben, zum Amtszimmer von Menge.

Ohne zu klopfen trat ich ein und Menge wollte schon etwas vermutlich ziemlich unschmeichelhaftes sagen, bis er bemerkte, dass ich es war. Sein Blick hellte sich deutlich auf.

„Ich habe dich hier gar nicht erwartet, was verschafft mir das Vergnügen.“ Fragte er mich. Ich ging zu seinem Schreibtisch, „Ich dachte ich überrasche dich einfach.“ Lächelte ich. Dann zog ich eine Flasche Wein aus dem Beutel, den ich in der Hand trug und hielt sie hoch. „Zur Feier des Tages.“ Meinte ich. Er stand auf und kam um den Tisch herum und küsste mich. „Das ist sehr lieb von dir, aber wie du siehst habe ich den Tisch noch voller Arbeit. Warum wartest du nicht zu Hause auf mich?“ ich schüttelte den Kopf, „Wie wäre es, wenn ich dir helfe?“ stellte ich die Gegenfrage und nahm das erste Pergament, das ich zu fassen bekam. Meine Augen flogen über den Text, doch sie wurden mit jeder Zeile größer und mein Gesicht immer blasser.

Schnell zog Menge es mir aus der Hand, „Das solltest du eigentlich nicht lesen. Ich wollte nicht das du es erfährst und schon gar nicht so.“ Er hielt mich im Arm und zog mich an seine Brust. Es war das Verhörprotokoll von einem der Elfen, die mich angegriffen hatten. Sie hatten nicht nur einfach vor gehabt mich auf der Straße zu überfallen und wie einen räudigen Köter tot zu prügeln, das Protokoll gab ziemlich grafisch wieder, was zumindest einige der Elfen mir alles antun wollten. Als Rache für die Festnahme, aber auch als Rache an Menge.

Ich schluckte und ließ mich von Menge trösten, würde ich jetzt immer aufpassen müssen, dass ich nirgends alleine hinging, wenn keine Stadtwachen in der Nähe waren? Und das nur, weil ich einen Vorteil für Geralt und mich erhoffte, indem ich die Freundin von Menge spielte. Im Gegensatz zu dem was der Elf mit mir vorgehabt hatte, wäre der Tod auf dem Scheiterhaufen gnädig gewesen. Ich zitterte und meine Augen brannten, aber ich würde jetzt nicht weinen. Ich wollte nicht weinen, nicht jetzt, für einen Nervenzusammenbruch hätte ich später noch genügend Zeit.

„Schhhh, alles gut. Sie können dir nichts mehr tun. Wir haben sie alle geschnappt.“ Er zog mich auf seinen Schoß, ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir uns durch den Raum bewegt hatten. Ich ließ mich noch eine Weile so halten, bis ich zumindest meinen Kopf von seiner Schulter nahm. „Ich denke ich könnte jetzt etwas Stärkeres als Wein vertragen.“ Bat ich.

„Ja, lass mich kurz aufstehen, ich glaube ich habe noch etwas im Schrank. Ich stand von seinem Schoß auf und er ging zu seinem Bücherschrank, dort hatte er hinter einer Tür einige Flaschen stehen. Er nahm auch zwei Gläser mit und stellte sie auf den Tisch, dann goss er etwas ein. Ich nahm mir ein Glas und trank es sofort aus. Es war Wodka, ich schüttelte mich, es schmeckte scheußlich und brannte in der Kehle. Doch ich hielt Menge das Glas hin, damit er es erneut füllte. Mit dem zweiten Glas stieß ich mit ihm an. Als ich auch dies geleert hatte, kicherte ich leicht.

Als Menge fragte was los sei, erzählte ich ihm, wie Geralt mit Wodka meine Wunde am Rücken säuberte und dann nähte. Natürlich wollte er dann auch wissen, wie ich die Verletzung bekommen hatte.

„Und dann, als wir unser Lager zur Nacht errichtet hatten, meinte er ich solle im Fluss baden, da ich wie ein toter Nekker stinken würde. Dabei war er es doch selber, der das Vieh auf meinem Rücken getötet hatte. Und dann hat er mich auch noch beim Baden beobachtet.“ Kicherte ich. Sofort spürte ich seine Arme besitzergreifend um mich. „Er hat dich nackt gesehen?“ fragte er eifersüchtig. „Nur aus der Ferne und im Dunkeln, außerdem war das sicherlich nicht freiwillig von mir.“ Antwortete ich schnell.

„Er hat wirklich keinen Anstand.“ Grollte er. Ich stimmte ihm zu. Er hielt mich immer noch fest und fing dann an, meinen Hals zu liebkosen. Ich schob ihn leicht weg, „Sagtest du nicht, du hättest noch so viel zu tun?“ fragte ich ihn lachend. „Hm, aber ich könnte mir gerade etwas sehr viel Schöneres vorstellen.“ Murrte er und machte weiter. Ich schob ihn erneut weg. „Aber dann hast du morgen noch mehr zu tun. Wie wäre es, wenn ich mir eines deiner Bücher nehme und ein wenig lese, während ich dir leise Gesellschaft leiste?“ fragte ich ihn. „Hm.“ Machte er, hörte aber nicht sofort auf. „Du weißt gar nicht wie glücklich du mich machst.“ Flüsterte er und drückte kurz seinen Schritt an mich. „Oh, aber ich kann es spüren.“ Lächelte ich gequält zurück, ein Glück, das er gerade nicht mein Gesicht sehen konnte. „Ich werde mich beeilen.“ Versprach er und ließ mich endlich los.
 

Bevor er sich wieder an seine Arbeit machte, öffnete er den Wein und goss uns davon etwas ein. Er setzte sich mit seinem Glas an den Schreibtisch, während ich mit einem Buch, an dem kleineren Tisch platznahm. Natürlich hatte er keine Bücher, die zur reinen Unterhaltung dienten, also nahm ich mir ‚Mein Manifest – Das Leben von Jacques de Aldersberg‘.

Nun das Leben von de Aldersberg war sicherlich interessant und beschrieb, warum er nicht als Magier galt, sondern seine Kräfte vom Ewigen Feuer erhielt. Es betonte auch immer wieder, wie wichtig es sei, dass die Menschen zusammenhalten mussten, um nach dem weißen Frost, eine starke Gemeinschaft aufbauen zu können, unter seiner Führung natürlich. Leider klärte es nicht auf, ob es sich bei ihm wirklich um Alvin handelte, oder wie er an dessen Demeritium Halskette kam.

„Hm, so vertieft in die Geschichte des Ordens?“ hauchte Menge von hinten an mein Ohr. Ich erschrak leicht, ich hatte gar nicht gemerkt das er von seinem Schreibtisch aufgestanden war. Aber ich hatte auch gar nicht gemerkt, dass ich das Buch beinahe durchgelesen hatte.

„Wie wäre es, wenn wir es uns ein wenig bequemer machen?“ fragte er hoffnungsvoll. Mein Blick huschte zu seinem Schreibtisch. Tatsächlich waren mittlerweile alle Dokumente weggeräumt. Sein Mantel und sein Gurtzeug hingen ordentlich über der Stuhllehne. Geralt, lass dir nicht zu viel Zeit, lange kann ich ihn nicht mehr vertrösten. Dachte ich mir im Stillen. „Ich habe gar nicht bemerkt, dass du schon fertig bist.“ Murmelte ich und schloss das Buch. Menge griff um mich herum und öffnete die Schnalle meines Schwertgurts. Er stellte es zur Seite und fing an, auch meinen Gürtel zu öffnen. Ich legte ihn selber zur Seite, aber nicht, weil ich so begierig auf Menge war, sondern eher aus der Befürchtung, dass sonst etwas aus der Tasche fallen könnte, dass Menge nicht sehen sollte.
 

Nun stand ich aber vor ihm und er machte sich das gleich zu Nutze, er fing an meine Rüstung zu öffnen, während er abwechselnd entweder meinen Hals oder mein Ohr liebkoste. Als er sie so weit geöffnet hatte wie es ging, zog er die mir auch aus. Küssend schob er mich rückwärts, bis ich mit dem Rücken zur Wand stand. Mit seinen Händen strich er mir über die Seiten und gleichzeitig lockerte er mit seinen Zähnen, die Schnürung an meinem Hemdausschnitt.

Mein Hexeramulett, dass ich von Letho bekommen hatte, war sicher verstaut in einer meinen Taschen, ich hatte es vorsorglich abgenommen, als Menge mir vor einigen Tagen immer näherkam. Ich wollte unnötiges Misstrauen und Diskussionen vermeiden. Vielleicht hätte er es mir sogar abgenommen, weil es in seinen Augen magisch sein könnte.

Aus demselben Grund hatte ich ihm auch nicht das Artefakt gezeigt, dass ich in dem Haus von Triss gefunden hatte.

Er küsste mich gierig und schob ein Bein zwischen meine Oberschenken. Wenn Geralt nicht bald kam, würde ich meine Tarnung auffliegen lassen müssen und auf das Überraschungsmoment zählen müssen. Den in Punkto Kampferfahrung lag Menge sicherlich deutlich vor mir.
 

Da ich nicht einfach unbeteiligt rumstehen wollte, hob ich meine Hände und legte meine Arme um seinen Hals. Er selber platzierte eine Hand ihn meinem Nacken, die andere an er Wirbelsäule ein Stück oberhalb meines Kreuzbeines und strichen zärtlich darüber.

Oh fuck, wenn er so weiter machte, konnte ich bald nicht mehr wiederstehen, egal was für ein Arschloch Menge war. Er fand meine sensiblen Stellen, als würde er sie schon ewig kennen. Mein Körper sehnte sich nach körperlicher Zärtlichkeit und hier wurde sie freiwillig und scheinbar ziemlich erfahren geboten. Ich konnte spüren, wie meine Erregung wuchs und sich als Hitze in meinem Unterleib ausbreitete. Keuchend löste ich mich aus dem Kuss. Ich hatte draußen laute Stimmen gehört. „Ignorier sie, meine Männer wissen das ich nicht gestört werden will.“ Knurrte er, während sein Gesicht noch immer in meinem Dekolleté vergraben war. Dann nahm er meine Hände und hob sie mir über den Kopf, wo er sie mit einer Hand festhielt. Die andere Hand verirrte sich unter mein Hemd und strich über meinen Rippenbogen. Er rieb sich an mir und ich konnte das Stöhnen nicht mehr unterdrücken, dies nutzte Menge und schlängelte seine Zunge in meinen Mund.

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Geralt kam in den Raum gestürmt. Ich gab einen kleinen erstickten Schrei von mir, als ich ihn sah. Geschockt und leicht grün im Gesicht blieb er stehen, als er uns bemerkte. „Ich sagte doch, dass ich nicht gestört werden will.“ Knurrte Menge wütend und ließ vollständig von mir ab, ehe er sich zum Störenfried umdrehte. Ich wurde rot, war die Nase eines Hexers eigentlich so gut, dass er auf Entfernung die Erregung riechen konnte?

„Hexer! Was willst du?“ man konnte deutlich hören, wie unzufrieden er über die Störung war. Ich zog schnell mein Hemd wieder gerade und versuchte mein Haar zu glätten. Einer der Hexenjäger kam ebenfalls in den Raum. „Verzeihung Kommandant, er wollte sich nicht abwimmeln lassen. Er hat Triss Merigold ausgeliefert und er erwähnte das er Informationen über den Standort von Philippa Eilhart hätte.“ Erklärte er entschuldigend.

Ich trat direkt hinter Menge. „Ich sagte dir doch, scher sie nicht alle über einen Kamm.“ Flüsterte ich ihm zu. Doch Geralt hatte es gehört und zog missbilligend eine Augenbraue hoch. Ungesehen von Menge zwinkerte ich dem Hexer zu, was diesen noch mehr zu verwirren schien. Während Menge sich wieder an seinen Schreibtisch setzte und Geralt zu sich ran winkte, suchte ich meine Sachen zusammen und zog sie wieder an.

Als man den ersten Schrei von Triss im Nebenraum hörte, zuckte ich vor Überraschung zusammen. Aber dann lächelte ich böse. Triss, das ist deine Strafe für das was du mit Geralt gemacht hast. Dachte ich mir. Die vertrocknete Rose der Erinnerung zeigte deutlich, dass es sich nie um wahre Liebe gehandelt hatte. Denn wenn es so gewesen wäre, sehe sie so frisch aus, wie an dem Tag, an dem sie in Flotsam gepflückt wurde.

Das Gespräch verlief weites gehend wie ich es aus dem Spiel kannte. Nur das ich daneben stand und Menge mir einige bedeutsame Blicke zuwarf.

Doch auf einmal wurde es sehr still im Nebenraum und gerade als Menge aufstehen wollte, um nach zusehen was los sei, kam Triss durch die Tür gestürmt. Sie warf sofort einen ihrer Feuerbälle in unsere Richtung, aber ohne zu zögern, sprang Menge auf und schirmte mich ab.

Wenn Liebe weh tun würde, würde Menge nur noch schreien. Momentmal, das tat er doch gerade. Er hatte den Feuerball in den Rücken bekommen und im Gegensatz zu seinem verstärkten Ledermantel, schützte ein einfaches Stoffhemd nicht vor der Hitze.

Ich hatte mittlerweile einen meiner Dolche in der Hand, ich hatte ihn unauffällig gezogen gehabt. „Meine Rose, du musst dich in Sicherheit bringen, ich halte sie auf.“ Forderte er mich auf und drückte mir einen letzten Kuss auf.

„Es tut mir leid Caleb.“ Flüsterte ich und rammte ihn den Dolch in den Bauch. „Ich hatte dir ja gesagt, ich bleibe bis zum Ende, deinem Ende. In einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit, hätte vielleicht etwas aus uns werden können, du wärst sicherlich ein guter Liebhaber gewesen. Aber nicht hier und nicht jetzt. Wir sehen uns in der Hölle.“ Flüsterte ich weiter, zog den Dolch und stach ein weiteres Mal zu. Sein Blut sprudelte aus der Wunde und er versuchte vergeblich, die Blutung mit seinen Händen aufzuhalten.

„Warum?“ fragte er mich, doch auf diese Frage schwieg ich.

In seinen Augen stand der Schmerz geschrieben, nicht nur der körperliche, sondern auch der seelische. Seine Augen zeigten sein gebrochenes Herz. „Er gehört dir Triss.“ Ich stieß ihn von mir. Sein Hemd war schon mit Blut durchtränkt und auch an meinen Händen klebte sein Blut. Er taumelte Rückwärts, direkt auf die Zauberin zu. Sie hatte ebenfalls einen Dolch in der Hand. Sie drehte den bereits geschwächten Menge zu sich um und stach ihm, ihren Dolch von unten durch die Kehle. Gurgelnd und mit einem gebrochenen Blick in meine Richtung sank er zu Boden. Sie trat noch einige Male auf ihn ein.

Doch durch den Tumult, der vorher entstanden war und sicherlich auch der Schrei von Menge, wurden die Hexenjäger angelockt. Schnell blockierte ich die eine Tür, so dass wir die anderen Beiden im Auge behalten konnten und sich keiner unbemerkt anschleichen konnte. Ich blieb hinter Triss und Geralt, denn die Beiden konnten sich im Gegensatz zu mir mit einem magischen Schild schützen.

„Unten im Hof stehen explosive Fässer!“ rief ich Triss zu. Sie verstand, auch wenn sie mir immer wieder misstrauische Blicke zu warf. Als würde sie warten, dass ich ihnen jederzeit in den Rücken fallen würde.

Sobald sie den Balkonartigen Vorbau an der Treppe von den Hexenjägern befreit hatten, konzentrierte sie sich darauf, die Fässer mit ihren Feuerbällen zu treffen.

Ich eilte zu der Leiche von Menge und suchte nach dem Schlüssel. Irgendwo im Futter müsste er eingenäht sein. Aber weder in Hemd oder Hose fand ich ihn.

Also musste er in seinem Mantel sein. Ich ging zu dem Stuhl herüber, wo er den Mantel vorhin hingehängt hatte. Er war mittlerweile zu Boden gefallen, ich durchsuchte ihn und fand den eingenähten Schlüssel. Ich steckte ihn ein. Ich würde ihn später an Dijkstra übergeben, sollten Triss und Geralt doch ruhig ein bisschen ins Schwitzen kommen.
 

Ich trat nach draußen auf den Vorbau zur Treppe und beobachtete wie Geralt die letzten Hexenjäger abschlachtete. Ich hatte mich auf das Geländer gestützt und bestaunte die Fähigkeiten von Geralt, als ein Feuerball haarscharf an mir vorbeiflog. Sofort ruckte mein Kopf rüber, wo Triss stand. „Pass doch auf, das hätte ins Auge gehen können.“ Rief ich zu ihr.

„Das sollte es auch!“ keifte sie zurück. „Kein rum gezicke jetzt!“ mischte Geralt sich ein. „Sei du mal ganz still. Ihr wart es schließlich die meinen Plan ruiniert haben!“ zischte ich ihn an.

„Ach ja? Was für einen, wolltest du ihn vorher Heiraten?“ kam es von Triss.

„Nein! Wenn ich etwas mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich Menge dazu bringen können, Rittersporn zu begnadigen!“ Das ließ die beiden effektiv verstummen. „Du wusstest von Anfang an das er Rittersporn hat? Warum hast du nichts gesagt?“ wollte Geralt laut wissen.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein nicht von Anfang an, außerdem hast du mich nicht gefragt. Du hast dir einfach eine Meinung gebildet ohne nach den Gründen zu fragen. Das ist doch schon so gewesen, als du mich das erste Mal in Wyzima gesehen hattest.“

Die Beiden gingen in Richtung Arbeitszimmer. „Komm vielleicht finden wir noch irgendwelche Hinweise.“ Meinte Geralt zu Triss und ignorierte meine Vorwürfe gekonnt.

Ich folgte den beiden und beobachtete wie sie das Zimmer auf den Kopf stellten. Aber außer den Brief und den Folianten, fanden sie nichts Wichtiges. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob Geralt vielleicht die Verhörprotokolle in die Hände gefallen waren. Er musterte mich zumindest zwischendurch recht merkwürdig.

Sie besprachen ihre Funde kurz, bis ich sie darauf Aufmerksam machte, dass wir vielleicht langsam mal verschwinden sollten. Ich schloss die Tür zum Hinterhof auf und als wir unten waren, fingen die Beiden an, Feuer zu legen mir sollte es recht sein, so würden wenigstens alle Beweise vernichtet werden. In einem Wasserfass hatte ich mir noch schnell die Hände vom Blut gereinigt, denn es würde sicherlich Fragen aufwerfen, wenn mich eine Wache mit blutigen Händen sehen würde. Geralt half mir auf den Dachvorsprung, als Triss sich wegteleportiert hatte. Auf der anderen Seite durchbrach er die Mauer. Und ich wollte in die andere Richtung davon gehen, als Geralt mich aufhielt.

„Wo willst du jetzt schon wieder hin? Ich will jetzt mal langsam einige Erklärungen haben!“ ich drehte mich zu ihm zurück. „Ins Haus von Menge, wenn ich nicht direkt den Verdacht auf mich und dann somit auch auf dich lenken will, muss ich noch eine Zeitlang so tun, als wäre ich wirklich Menges Geliebte gewesen. Und jetzt lass mich gehen, sie werden wahrscheinlich bald an der Haustür klopfen und dann wäre es besser, wenn ich da wäre. Wir können später darüber sprechen.“ Ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern huschte schnellst möglich durch die Gassen.

Ich hatte mich gerade ins Schlafzimmer geschlichen und mich soweit entkleidet, dass man mir glauben würde, dass ich gerade aus dem Bett kam und verwuschelte mir meine Haare, als es schon ungestüm an die Tür klopfte.

„Miss, Miss bitte wachen sie auf, es ist wichtig. Etwas ist mit Master Menge!“ hörte ich Marian rufen. Ich zerwühlte noch kurz das Bett und ging dann zur Tür. „Marian, was ist denn los?“ fragte ich möglichst schläfrig, als ich sie öffnete. „Schnell Miss, einer der Hexenjäger steht unten und will sie dringend sprechen.“ Ich schaute an mir runter, nur in ein Hemd gekleidet würde ich dem sicherlich nicht gegenübertreten. „Ich komme sofort runter ich ziehe mir nur schnell etwas an.“ Sagte ich und ging zurück ins Schlafzimmer. Ich zog mir schnell eine Hose an und schlüpfte in meine Stiefel. Während ich die Treppe heruntereilte, schob ich mir das Hemd in die Hose.

„Marian sagte es wäre etwas mit Caleb?“ fragte ich hektisch. Der Hexenjäger sah irgendwie bestürzt aus, „Die Quartiere, sie wurden angegriffen. Kommandant Menge, er war, er war in seinem Arbeitszimmer, als auf einmal alles in Flammen aufging.“ Stammelte er. Ich ließ meine Augen groß werden, so als würde ich es jetzt zum ersten Mal hören. „Was ist mit Caleb, konnte er sich retten? Ist er im Hospital?“ fragte ich schnell. Er schüttelte den Kopf, „Nein, niemand hat ihn gesehen.“ Ich schnappte nach Luft. „Ich bin sofort wieder da.“ Rief ich und lief die Treppe rauf. Ich schlüpfte in meine Rüstung, legte den Schwertgurt um und befestigte den Gürtel, als ich schon wieder auf der Treppe war.

„Nun komm schon, wir müssen etwas tun!“ rief ich dem Jäger zu, als ich aus der Haustür eilte. Zusammen mit dem Jäger rannte ich durch die Gassen zu den brennenden Quartieren. Davor hatten sich für diese Zeit erstaunlich viele Schaulustige versammelt. Ich lief, so als wäre ich wirklich panisch über den Verbleib Menge auf die Tore zu und rief seinen Namen, doch wie erhofft griff einer der Hexenjäger nach mir und hielt mich fest.

„Wir können nicht rein, es ist viel zu gefährlich.“ Versuchte er mich aufzuhalten und um wie es zu bestätigen, gab es im inneren eine Explosion. „Aber Caleb! …“ fing ich an. Er hielt mich nur noch fester fest. „Es tut mir leid, wir können nichts tun.“ Sagte er und führte mich weg. Er setzte mich an die Seite auf eine niedrige Mauer und blieb bei mir stehen. „Was ist passiert? Vorhin war noch alles in Ordnung!“ flüsterte ich. Der Mann neben mir zuckte mit den Schultern. „Wir wissen es nicht. Es gab Explosionen und als die ersten eintrafen, waren alle Kameraden tot und dann ging alles in Flammen auf. Wir vermuten das es sich um einen Racheakt handelte.“ Ich nickte, gut niemand schien einen Verdacht geschöpft zuhaben.
 

Ich weiß nicht wie lange ich da so gesessen hatte, aber irgendwann kam jemand und brachte mich nach Hause, also ins Haus von Menge. Ohne ein weiteres Wort zusagen, verzog ich mich ins Schlafzimmer. Ich verkroch mich ins Bett, ich war bereits den ganzen Tag und den größten Teil der Nacht auf den Beinen. Ich war hundemüde, doch die ganze Situation zerrte an meinen Nerven und ließen meinen Geist nicht zur Ruhe kommen.
 

Ich hielt mich anfangs für so schlau und fühlte mich überlegen, als ich die Idee hatte, doch mittlerweile war ich mir nicht mehr sicher, ob es das alles Wert war. Vielleicht hätte ich Yennefer am Anfang doch die ganze Wahrheit erzählen sollen, oder zumindest Geralt. Doch jetzt müsste ich es alleine durchstehen. Ich beschloss, wenn ich Letho wiedersehen würde, dass ich ihm dann die Wahrheit sagen würde. Vorausgesetzt er würde mir überhaupt zuhören.

Ich hoffte, ihn würde eine der Nachrichten erreichen, die ich versucht hatte ihm zukommen zulassen. Als ich am Vormittag in der nilfgaarder Botschaft war, bat ich darum, einen Boten in ganz Kaedwin eine Nachricht an alle Anschlagsbretter anbringen zu lassen und auch an Yennefer hatte ich einen Brief versenden lassen. Ich erklärte ihr, dass sie bitte erst mit mir reden würde, bevor sie irgendwelchen Gerüchten glaubt und dass sie diese Nachricht, wenn möglich auch an Letho weiterleiten würde.

Die Nachricht an Letho hatte ich ein wenig verschlüsselt, so dass sie hoffentlich nicht auf mich oder Letho zurückgeführt werden kann. Es war an meinen großen Kuschelbären adressiert und mit Krümel unterschrieben, außer Letho und vielleicht auch Geralt, sollte keiner etwas damit anfangen können.
 

Am nächsten Tag gab es im Tempel des ewigen Feuers eine Trauerfeier, für die Angehörigen, der durch das Gemetzel von Geralt verstorbenen Hexenjäger. Ich hielt mich nur am Rand auf und wich allen so gut wie es mir möglich war aus. Sobald es der Anstand erlaubte, verzog ich mich auch wieder. Schließlich trauerte ich nicht wirklich und auch wenn ich niedergeschlagen wirkte, heulte ich doch nicht wie die anderen Frauen, die ihre Männer, Väter, Brüder oder auch Söhne verloren hatten und dies würde sicherlich irgendwem auffallen. Ich nahm die Beileidsbekundungen entgegen, denen ich nicht ausweichen konnte und war einfach nur froh, als ich von dort verschwinden konnte.
 

Ich blieb die nächsten Tage einfach im Bett, ich wollte keinen sehen und mit keinem umgehen müssen. Alle hielten es für eine Trauerreaktion, doch ich versuchte nur irgendwie mit meinem Gewissen klar zu kommen.

Marian kam regelmäßig vorbei um nach mir zu sehen und dafür zu sorgen, dass ich wenigstens eine Kleinigkeit aß und einmal kam einer der Priester vorbei, ein typischer Beileidsbesuch gepaart mit einer Predigt, das Menge jetzt an einem friedlichen Ort ohne Magie und Monster wäre und dort auf mich warten würde und das wir jetzt nicht die Hoffnung und den Glauben aufgeben dürften. Ich ließ ihn einfach reden und stimmte ihn an den richtigen Stellen zu. Wenn Menge dort wirklich auf mich warten würde, dann sicherlich nicht mehr aus Liebe.
 

Ich hatte mich gerade wieder einmal im Bett herumgedreht und versuchte das Tageslicht mit der Bettdecke auszusperren, als die Tür aufgerissen wurde. „Marian ich brauch nichts!“ nuschelte ich automatisch. Doch die schweren Schritte verrieten, dass es sich nicht um Marian handeln konnte.

„Hier hast du dich verkrochen, komm du hast genug geschmollt!“ konnte ich die vertraute Stimme von Geralt hören. Er zog mir die Decke vom Kopf.

„Was, wie?“ wollte ich erschrocken wissen.

„Du wirst mich jetzt auf einen Hexerauftrag begleiten und heute Abend erklärst du die Situation endlich mal. Zoltan ist auch sehr neugierig.“ Bestimmte er, dann warf er mir meine Sachen zu. Meine Tunika landete auf meinen Kopf und ich konnte Geralt ein wenig Lachen hören. Grummelnd zog ich sie von meinem Kopf und setzte mich auf.

„Wie hast du ich hier eigentlich gefunden?“ fragte ich ehrlich neugierig. „Einer der Hexenjäger, ich glaube der der dich hierhergebracht hatte, machte sich sorgen, weil man dich seit Tagen nicht mehr gesehen hatte und kam zu mir, er erinnerte sich daran, dass wir zusammen hergereist waren. Außerdem sollte ich, falls dich die Rache ebenfalls getroffen hätte, direkt Ermittlungen anstellen.“ Höhnte er.

„Und wie ein treuer Spürhund bist du direkt losgezogen?“ stichelte ich ein wenig. Er schüttelte den Kopf, „Nein, ich habe abgelehnt, aber Zoltan hielt es für eine gute Idee.“ Ich seufzte. „Um was für einen Vertrag handelt es sich?“ wollte ich wissen und wechselte das Thema.

„Etwas greift die Wachen an.“ Meinte er. „Und du willst mich mitnehmen?“ fragte ich ihn. „Ja und wenn das erledigt ist, kommst du mit ins Rosmarin.“ Ich stand auf, so war es vielleicht besser, als wenn ich von mir aus wieder irgendwann im Rosmarin aufgetaucht wäre. „Gib mir ein paar Augenblicke, dann werde ich runterkommen.“ Ich sammelte die Kleidungsstücke zusammen, die Geralt mir aufs Bett geworfen hatte. Geralt rümpfte die Nase, „Ich gebe dir etwas mehr Zeit, du solltest dich vielleicht auch waschen, ein Bad wäre vielleicht noch besser aber dafür haben wir keine Zeit.“ Ich blickte ihn finster an, „Dann hau schon ab, Marian wird dir sicherlich eine Kleinigkeit zubereiten.“ Er nickte und verließ das Schlafzimmer wieder. Ich wusch es mich so gut es eben mit einer Waschschüssel und ohne fließend Wasser ging. Dann sammelte ich alles ein und ging fertig angezogen herunter.

Geralt saß am Tisch, auf Menges Platz und verspeiste ein Sandwich. Als ich unten war drückte Marian mir ebenfalls eines in die Hand und erzählte wie Glücklich sie wäre, dass ich endlich einmal wieder aus dem Schlafzimmer gekommen sei. Geralt nahm dies Stirnrunzelnd zur Kenntnis.

Als wir fertig waren, erklärte ich Marian, das ich noch nicht wusste, ob ich wieder herkäme. Schließlich wäre dies nicht mein Haus und alles würde mich an Menge erinnern. Sie sah ein wenig traurig aus, als ich ihr das gesagt hatte, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es wahr war, was ich ihr gesagt hatte.

Ich folgte Geralt durch die halbe Stadt, bis zu der Brücke am Fischmarkt. Dank seiner Anwesenheit wurde ich von den meisten Beileidsbekundungen verschont, da die meisten Novigrader sich nicht in seine Nähe begeben wollten.

Geralt ging auf die Novigrader Wache zu, die an der kleinen Brücke stand. Mürrisch schaute er Geralt an, „Was willst du?“ fragte er den Hexer. Ich trat neben ihn, „Wir sind wegen des Auftrags hier.“ Gab Geralt brav Antwort. Die Wache erblickte mich und sofort änderte er seine Haltung. „Natürlich. Mein Beileid zu deinem Verlust Miss.“ Sprach er zu mir und ich gab ihn ein Kopfnicken. „Also was ist das für ein Monster?“ fragte ich die Wache. „Ah, ja. Eine Nachtwache wurde ermordet. Zähe Männer, bis an die Zähne bewaffnet. Muss eine Bestie gewesen sein.“ Erklärte er.

„Muss? Was macht dich so sicher?“ hakte Geralt nach. Betrübt ließ die Wache den Kopf hängen, „Wenn du die Leichen gesehen hättest, …“

„Wie sahen den die Leichen aus?“ wollte Geralt es genauer wissen. „So was habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen und ich habe viele Leichen gesehen. Kennst du die Geschichten von Menschen, die in Serrikanien gestorben sind? Vor Hitze? Diese Leichen stammten direkt aus diesen Geschichten.“ Führte die Wache aus.

Jetzt bestätigte sich mein Verdacht, wir würden die Sukkubus Salma jagen. Na das konnte ja was werden, so mit mir im Schlepptau.

„Die Leichen wurden begraben? Wo?“ führte Geralt seine Befragung weiter fort. „Auf Befehl hin wurden sie verbrannt. Unser Arzt hat sie sich vorher angesehen. … Rede mit ihm. Er ist am Hafen.“ Schickte uns die Wache weiter. „Wir werden sehen, was wir tun können.“ Versicherte Geralt. „Wir bezahlen dich auch. Die Jungs und ich haben für eine Belohnung zusammengelegt.“ Versprach die Wache noch und wir machten uns auf den Weg in den Hafen. Wir gingen die Gasse am goldenen Stör entlang und Geralt hielt kurz am dortigen Anschlagbrett an, doch etwas wirklich Interessantes gab es dort nicht. Ein alter Aushang zum großen Erasmus-Vegelbud-Gedächtnisrennen und ein Aufruf zu einem Faustkampf. Wir gingen an der Taverne vorbei und ich besah mir nebenbei die großen Schiffe, die im Hafen ankerten.

Wir gingen an den Docks entlang, bis wir auf den Arzt stießen. Er kniete an einer Kiste und kramte darin herum, während er eine lederne Pestmaske trug. „Du bist der Arzt …“ fragte Geralt. Der Angesprochene stand auf und drehte sich zu uns um. Spätestens die große silberfarbene Brosche mit dem Äskulapstab zeigte deutlich, dass er ein Arzt war. „Was kann ich für dich tun?“ fragte er, aber wie die Wache eben, stockte er kurz als er mich neben dem Hexer sah. Er zog seine Maske von seinem Gesicht. „Mein Beileid. Diese Prellungen im Gesicht sehen aber schlimm aus. Ich könnte dir eine Salbe dafür verschreiben.“ Meinte er dann zu mir. Ich schüttelte den Kopf, „Nein danke. Ich habe bereits eine vom Hospital erhalten. Wir kommen wegen der toten Nachtwache. Uns wurde gesagt, du hättest die Leichen untersucht.“ Lehnte ich sein Angebot ab.

Von ihm wollte ich nichts, im Spiel war sein Gesicht ja die ganze Zeit verborgen gewesen, aber so konnte ich meinen damaligen Verdacht bestätigen. Er war nicht nur Arzt, er war der örtliche Leichenbeschauer und ein Vampir. Derselbe, der Priscilla demnächst angreifen würde. Aber jetzt gerade konnte ich nichts gegen ihn tun.

Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Haben ihre Freunde euch angeheuert? Gut ich helfe euch gerne.“ „Ich habe gehört, dass die Leichen vertrocknet waren.“ Fing Geralt mit seinen Fragen an. „Glaubst du auch, dass sie von einer Bestie getötet wurden? … Ich nicht, sie waren vertrocknet. Vielleicht wollten sie einen Magier festnehmen, der sie verzaubert hat.“ Geralt ging auf diese Gegenfrage erst gar nicht ein und stellte die nächste. „War es Dehydration?“ Der Arzt schüttelte den Kopf, „Ganz sicher nicht. Aber ich weiß nicht, womit es sich vergleichen lässt.“

Geralt fragte weiter. „Die letzte Leiche, … wo wurde sie gefunden?“ „In einer Seitengasse, an der Straße vom Hafen zu den Freudenhäusern. Sie wurde mitten in der Nacht dorthin gebracht.“ Geralt nickte, „Den Ort muss ich mir mal ansehen. Hast du an den Leichen Klauen- oder Bissspuren gefunden?“ wollte er wissen. „Bissspuren nein, Klauenspuren nicht unbedingt. Nur Kratzer, wahrscheinlich von Fingernägeln, von ihren Abenteuern bei den Huren …“ wiegelte er ab.

Geralt bedankte sich und wir verließen den Ort. „Was denkst du?“ fragte ich ihn. Ich hatte die ganze Unterhaltung still mit angehört, kannte ich sie doch schon und auch was wir finden würden. „Das ich mir erst den Fundort ansehen muss, um etwas genaueres Wissen zu können.“ Meinte er leicht abweisend. „Schon gut, erzähl mir deine Vermutungen eben nicht. Ich wollte nur das Schweigen überbrücken, denn sonst hättest du genauso gut alleine gehen können.“ Murrte ich.

Ich sagte doch schon, wir werden später reden. Vorher gibt es nichts zu sagen.“ Sagte er knapp und ging ein wenig schneller, so dass ich nun hinter ihm her ging.

Ich folgte ihm die ganze Still, wie ein kleines gescholtenes Kind. Er fand die Spuren und verfolgte sie bis zur Hintertür der Krüppel Katie. Die war natürlich verschlossen, so dass wir zurück zur Vordertür gehen mussten.

„Oh die Welt geht unter – ein Hexer hat mein Bordell betreten!“ wurden wir auch gleich von der Tavernenwirtin begrüßt. „Was ist daran seltsam?“ wollte Geralt wissen. „Du bist seltsam! Jeder weiß das Hexer widernatürliche Mutanten sind. Und dies ist ein anständiger Puff, hier haben die Nutten Prinzipien. Also spuck es aus. Bist du in der Hose sortiert wie ein normaler Mann?“ gab sie ihren Vortrag. Ich kicherte, als Geralt auf diese Frage antworten wollte. „Was gibt es da zu lachen?“ wollte die Wirtin empört wissen. Ich trat näher, „Nun die Tatsache das Geralt auf diese unverschämte Frage antworten wollte.“ Er schaute mich böse an. Die Wirtin schaute von mir zu ihm und wieder zurück. „Der Geralt? Geralt von Riva aus Rittersporns Balladen? Und wer bist du?“ wollte sie dann wissen. Ich verdrehte die Augen. „Ja genau der. Geralt von Riva, weißer Wolf oder auch Schlächter von Blaviken. Mich nennt man Alanya und ich bin, …“ wollte ich mich vorstellen, doch die Wirtin unterbrach mich. „Die Geliebte von Menge.“ Ich nickte, „Auch, aber eigentlich wollte ich sagen, dass ich das Anstandsmädchen für den Hexer bin. Deine Mädchen haben also nichts zu befürchten.“ Die Wirtin nickte, während Geralt die Arme vor der Brust verschränkte. „Aber was wollt ihr dann hier?“ fragte sie verwirrt.

„Hast du von den Morden gehört? Den Wachen?“ mischte Geralt sich nun wieder ein. „Hier sterben viele. Vor Vergnügen.“ Meinte sie nur. „Alle Spuren führen hier her!“ warf Geralt ein. „Du kannst gar nichts beweisen!“ fauchte die Wirtin aufgebracht.

„Hör mal, Menge hat dir mit den Skelligern geholfen, jetzt hilfst du uns. Wenn es eines deines Mädchen war, werden wir nur mit ihr reden. Sag uns also die Wahrheit, wenn wir sie selber aufspüren müssen, könnte es anders aussehen.“ Mischte ich mich nun ein. Beide, die Wirtin und Geralt, schauten mich skeptisch an. „Ihr wollt nur mit ihr reden? Keine Gewalt?“ fragte die Wirtin. Ich nickte, „So lange sie vernünftig bleibt und uns nicht angreift, wird sie nichts zu befürchten haben.“ Versprach ich.

Die Wirtin blickte sich verstohlen um, „Sie ist ein Sukkubus, sie zieht Kunden an, unsere Einnahmen sind gestiegen. Ich weiß das sie eine Bedrohung ist, aber … ich wusste nicht das sie tötet.“ Gab die Wirtin dann doch zu.

„Ein Sukkubus. Wo finden wir ihn?“ wollte Geralt wissen. Ich habe sie in einem Haus in der Nähe untergebracht. Hier ist der Schlüssel.“ Sie gab ihn Geralt und wir verabschiedeten uns vorerst.

Als wir draußen waren grinste ich Geralt an, das hatte ich doch gut gelöst gekriegt, aber Geralts Blick ließ meine Schultern wieder fallen. Erneut trottete ich ihm hinterher.

Wir fanden das Haus relativ schnell und stiegen dann direkt die Treppe rauf. Oben angekommen schloss Geralt die Tür auf und wir traten ein.

„Wer bist du?“ fragte der Sukkubus, als sie Geralt sah. Er trat noch ein wenig näher, aber dann fiel ihr Blick auf mich. Sofort sprang sie auf ihre Füße, ähm, Hufe. Sie schien jederzeit bereit einen Feuerball auf mich zu werfen. „Ich lasse mich nicht so einfach verhaften!“ rief sie in meine Richtung. Ich hob die Hände, um zu zeigen das ich ihr nichts Gefährliches will. „Deswegen sind wir gar nicht hier.“ Versuchte ich sie zu beschwichtigen. Doch es schien nicht wirklich zu wirken.

Ich sah Geralt an, „Ich denke ich warte draußen.“ Meinte ich zu ihm und ging zurück zur Tür. „Wehe ich muss dich nachher wieder suchen.“ Rief Geralt mir hinter her. Draußen setzte ich mich einfach auf die Treppe und wartete. Nebenbei versuchte ich zu lauschen, ob es zu einem Kampf kommen würde. Nicht das ich dem Fall großartig helfen könnte.

Doch es blieb ruhig. Nach einer Weile kam Geralt heraus. In der Hand hatte er ein Horn und eine große Strähne mit Haaren. Er sah mich überrascht an, scheinbar hatte er wirklich damit gerechnet das er mich wieder suchen müsste.

Er ging an mir vorbei und so stiefelte ich wieder hinter ihm her. Wir gingen zurück zum Fischmarkt, wo Geralt sich die Belohnung abholte. Er sprach wirklich den ganzen Weg über nicht mit mir. Als wir weiter gingen, konnte man ein Stück die Straße runter sehen, wie einige Hexenjäger fleißig in die ehemalige stinkende Hecke eilten und wieder hinaus. Der Bettlerkönig hatte vermutlich einiges an Wertsachen sammeln können, die jetzt in den Besitz des Tempels gingen. Wir gingen jedoch nicht an ihnen vorbei, sondern bogen vorher ab und gingen direkt aufs Rosmarin zu. An der Tür wartete Geralt, bis ich hinein gegangen war, ehe er ebenfalls das Gebäude betrat.

Geralt schob mich zu einem Tisch, wo ich mich setzte, er aber vorerst hinter mir stehen blieb. Kurze Zeit später traf Zoltan ein, ihm folgten Priscila und Triss.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute jeden direkt an. Angriff ist die beste Verteidigung, so sagte man jedenfalls.

„Wo hast du sie gefunden Geralt?“ wollte Zoltan wissen. „In Menges Bett, hatte sich dort verkrochen.“ Grollte er. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, denn er stand immer noch hinter mir. Das der Anderen umso besser. Sie sahen leicht schockiert aus.

„Also hat Geralt nicht gelogen, als er meinte, er hätte euch in flagranti erwischt. Ich wollte es nicht glauben.“ Murmelte der Zwerg. Ich schaute starr zur Seite, „Nein, nur beim Vorspiel.“ Flüsterte ich. „Viel hätte aber nicht gefehlt.“ Kam es von Geralt.

„Zum Glück kamst du aber rechtzeitig.“ Warf ich ihm über die Schulter zu. So halb im Augenwinkel konnte ich sehen, wie er eine Augenbraue hob, „So unfreiwillig sah und hörte es sich gar nicht an.“ Kommentierte er nur. „Er konnte ein Gentleman sein und hatte geschickte Finger, da kann man schon mal schwach werden.“ Gab ich flüsternd zu.

„Verschone uns mit solchen Details.“ Fluchte Triss, doch Priscilla schien fasziniert zu zuhören.

„Du erwähntest vor ein paar Tagen, das wir deinen Plan ruiniert hätten. Wie sah der genau aus?“ wollte Geralt wissen.

Ich schluckte, „Nun zuerst wollte ich einfach nur freundlich zu Menge sein, damit er uns nicht im Weg steht oder Schwierigkeiten macht. Als ich dann aber hörte, dass Rittersporn im Kerker des Tempels sitzt, dachte ich mir, dass ich Menges Zuneigung zu mir, nutzen könnte um ihn frei zu bekommen.“ Erklärte ich.

„Stimmt es, was er gesagt hatte, dass dich Elfen überfallen hatten? Stammen die Prellungen um Gesicht daher?“ Ich nickte, „Ja, nachdem ich mich aus eurer Kammer hier befreien konnte, lief ich erst mal so durch die Stadt. Irgendwann fand ich mich in Ferneck wieder, als ich mich zurück zum Stadttor machte, kamen die Elfen. Sie gingen mit den Knüppeln auf mich los. Ich wachte im Hospital auf, Menge war an meiner Seite. Als ich sagte das ich nicht dortbleiben wollte, hatte er erst vorgehabt, mich hier her zu bringen, mich aber oft zu besuchen. Das wollte ich aber auch nicht, damit er Triss hier nicht finden kann. Er meinte dann er würde etwas anderes organisieren. Er hat mich dann zu sich nach Hause geholt.“ Erklärte ich.

„Was ist mit dem Doppler?“ wollte Triss wissen. „Ich fand den Vertrag auf ihn und dachte ob ich ihn nun festnehme oder Geralt oder ein anderer Hexer sich seiner annimmt, würde keinen großen Unterschied machen. Er hatte Beweise bei sich, die zur stinkenden Hecke führten.“ Erzählte ich ihr.

„Und warum standest du auf einmal vor meiner Tür, wenn du mich nicht an die Hexenjäger verraten hattest, was wolltest du dann?“ fragte Triss weiter. Ich seufzte, „Ich wollte nur etwas gegen Kopfschmerzen. Im Kampf mit dem Doppler hatte ich mir ordentlich den Kopf gestoßen und die Kräuterhändler wollten mir nichts verkaufen. Sie sagten sie hätten nichts, aber ich konnte bei einem deutlich die getrocknete Weidenrinde im Regal sehen. Ich dachte du könntest vielleicht etwas haben und hatte daher nach dir gefragt.“

Zoltan und Priscilla schienen der Befragung höchst interessiert zu folgen. „Woher wusstest du wo Triss wohnt?“ wollte Geralt wissen.

Ich schüttelte den Kopf, „Das gehör zu den Sachen, die ich euch nicht erklären oder erzählen kann und auch nicht werde, egal was ihr tut.“ Diese Antwort schien ihnen nicht zu schmecken

„Und wie bist du entkommen? Ich weiß das Geralt ordentliche Knoten kann.“ Wollte Zoltan wissen. „Ich habe die Tür einfach aufgeschlossen. Ein Seil und ein altes Schloss halten mich nicht so einfach auf.“ Ich wand mich an Geralt, „Oder hast du geglaubt, ich wäre nur durch Zufall nicht in Lethos Fallen getreten, oder deine Spuren wiederfinden können?“ Er sah mich mit großen Augen an. „Oh, das hast du wirklich gedacht.“ Hauchte ich ein wenig enttäuscht.

„Ein alter Bekannter von mir meinte, du wärst einfach so aus dem nichts aufgetaucht. Es gibt keinerlei Informationen über dich.“ Deutete Geralt an. Dijkstra wusste über mich scheinbar Bescheid.

„Nun da hat er nicht so ganz unrecht. Den einen Moment bereite ich mich in meinem Zelt auf eine Schlacht vor, in dem anderen Moment befinde ich mich auf einmal in Velen. Keine Ahnung wie ich auf einmal dort hingekommen bin. Vielleicht ein magischer Unfall.“ Erklärte ich.

„Ah ja. Und du kamst durch Gefangenschaft nach Wyzima zum nilfgaardischen Geheimdienst?“ hakte er nach. Ich nickte, „Ja, eine Patrouille rettete mich vor einem Rudel wilder Hunde, nahmen mich dann aber gefangen, weil sie mich für einen Spion hielten. Machte zwischendurch die unliebsame Bekanntschaft mit dem Magier Albrich. In Wyzima führte Vattier die Befragung selbst durch, dann Yennefer und einige Tage später, stand ich auf einmal vor dem Kaiser, der mit Auftrag gab dich zu begleiten.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Und bist du ein Spion?“ wollte Triss wissen. „Nein, bin ich nicht.“ Antwortete ich fest aber es gab mir das Gefühl eines Déjà-vus, aber ich konnte nicht sagen warum das so war, nur das ich das Gefühl hatte, auf diese Frage schon einmal geantwortet zu haben.

„Und was war das mit den Scheiterhaufen neulich? Gehörte das auch zu deinem Plan?“ wollte Triss dann noch wissen. Ich ließ den Kopf hängen und schüttelte den Kopf, „Nein, ich wusste davon nichts. Menge kam den Morgen zu mir an und meinte ich solle ihn begleiten, er hätte eine kleine Belohnung für mich. Wenn ich gewusst hätte, was er plante hätte ich vorgeschoben, dass es mir noch nicht so gut geht und wäre im Bett geblieben.“ Ich seufzte erneut.

„Hat Menge irgendeinen Schatz erwähnt?“ fragte Geralt auf einmal und bekam gleich von Triss vorwurfsvolle Blicke zu geworfen. „Nein, er erwähnte nichts.“ Nun das hatte er ja auch wirklich nicht und sie fragten ja auch nicht, ob ich etwas über einen Schatz wüsste.

„Was machen wir jetzt wegen Rittersporn?“ wollte ich wissen. Alle sahen sich an, sagten aber nichts. „Gut, dann sagt es mir halt nicht. Beschwert euch aber hinterher nicht.“ Murrte ich.

Vielleicht sollte ich jetzt gerade die Chance nutzen und Triss nach dem Gegenstand fragen.

„Ich hatte, als ich in Velen ankam einen Kompass bei mir gefunden. Er schien defekt zu sein und drehte sich die ganze Zeit. Vor ein paar Tagen änderte sich das und er führte mich zu einem merkwürdigen Gegenstand. Ich zog erst den Kompass aus der Tasche und klappte ihn auf. Er zeigte noch immer auf den Gegenstand. Dann nahm ich die Box heraus und Triss Augen wurden groß, sie erkannte sie scheinbar. Ich klappte die Box auf, „Er führte mich zu dem hier. Allerdings habe ich keine Ahnung was das ist oder was man damit macht.“ Fragend sah ich Triss an.

„Ich hatte ganz vergessen, dass ich das noch habe, ich habe das irgendwann mal auf einem Markt gekauft. Es scheint Magie zu besitzen und ich wollte herausfinden, wozu man es nutzen kann.“ Meinte sie. Auch Geralt und Zoltan besahen sich das Teil, aber keiner von ihnen hatte etwas Ähnliches je gesehen.

„Ich kann damit nichts anfangen, du kannst es behalten, vorausgesetzt dass du mir erzählst, wenn du etwas darüber herausfindest.“ Sie schob es mir rüber. „Danke Triss. Wenn ich etwas herausfinde, werde ich es dir erzählen.“ Ich steckte es wieder ein.

„Was machen wir jetzt?“ wollte ich wissen. Geralt setzte sich endlich, er wählte den Platz neben mir. „Du bleibst entweder hier oder unter meiner Aufsicht. Du gehst vorerst nirgendwo alleine hin und schon gar nicht in die Scherben oder Ferneck.“ Bestimmte er.

Ich sah ihn an, „Du hast das Verhörprotokoll des Elfen gefunden, oder?“ er nickte nur knapp. Die Anderen wollten zwar wissen, was das bedeuten sollte, aber Geralt gab zum Glück keine Details preis.

Sie schienen sich alle langsam ein wenig beruhigt zu haben, nachdem ich die meisten Fragen beantwortet hatte.

Wir blieben noch eine ganze Weile dort sitzen. Eigentlich den restlichen Nachmittag und den ganzen Abend. Triss hatte sich zwischendurch verabschiedet, mit den Worten das sie sich noch um etwas kümmern müsse.

Geralt, Zoltan und Priscilla unterhielten sich die ganze Zeit und tranken ein Getränk nach dem anderen, aber ich hielt mich zurück. Mir war eindeutig nicht nach einer ausgelassenen Stimmung.

Als Geralt und Zoltan immer betrunkener wurden und anfingen Gwent zu spielen, verabschiedete ich mich nach oben.

Durch die Befragung kamen alle Gefühle, die ich mittlerweile einigermaßen verdrängt hatte, wieder hoch. Ich schlief schlecht und wachte ständig auf, weil mich die Schreie der Verbrannten in meinen Träumen verfolgten. Erst als es draußen wieder hell wurde, kam ich wirklich zum Schlafen.

Als ich dann jedoch erneut wach wurde, war ich zwar noch hundemüde, gab ich es auf, noch weiter schlafen zu wollen. Ich machte eine Katzenwäsche und zog mich an. Meine Rüstung und Waffen ließ ich oben, nur die beiden Dolche in den Stiefelschäften steckte ich aus Gewohnheit ein.

Als ich langsam die Treppe runterkam, konnte ich Zoltan von unten hören. „Geralt, wir müssen was tun. Wir müssen sie irgendwie ablenken und vielleicht aufmuntern, du hast sie heute Nacht doch sicherlich auch gehört. Gestern konnte man doch deutlich sehen, wie sehr es ihr an die Nieren ging. Auch wenn es anders aussah, hat sie es wohl wirklich nur für eure Suche getan.“ Sie schienen über mich zu reden. Ich blieb am Treppenabsatz stehen, um vielleicht noch ein wenig mehr hören zu können.

„Ich weiß Zoltan. Aber ich bin echt sauer. Ihr ganzes Verhalten, es war so überzeugend, was ist, wenn sie jetzt wieder nur mit uns spielt? Ich habe gesehen und gehört wie sie in den Kuss von Menge gestöhnt hat, wie eine willige Hure. Aber dann war sie es, die Menge den ersten Dolchstoß versetzt hat. Ich weiß einfach nicht was ich glauben soll. Ich hatte ihr auch bereits in Krähenfels gesagt, wenn sie wieder irgendwelche Pläne hat, soll sie mir vorher davon erzählen. Hat sie aber nicht.“ Geralt klang ziemlich frustriert, er seufzte. „Als ich hörte das sie überfallen wurde und Menge nur sagte, ich solle zum Platz der Hierarchen kommen, weißt du was mir da durch den Kopf ging? Ich hatte befürchtet, sie auf einem der Scheiterhaufen zu finden. Stattdessen muss ich mit ansehen, wie sie sie anzündet.“ Geralt hatte sich wirklich sorgen um mich gemacht, vielleicht hasste er mich doch nicht so sehr wie ich dachte, schoss mir durch den Kopf. „Sag mir Zoltan, was soll ich mit ihr machen?“ fragte Geralt seinen Freund. „Sorg dafür, dass sie dir vertraut, dann erzählt sie dir eher irgendwelche Pläne, wenn sie wieder welche haben sollte, aber für jetzt, lenk sie ab, nimm sie auf den nächsten Vertrag mit, während ich mit Priscilla an der Rettung für Rittersporn weiterarbeite.“ Riet der Zwerg dem Hexer.
 

Ich beschloss das ich genug gehört hatte. Ich ging die letzten Stufen runter und tat so, als ob ich nichts gehört hätte. Müde schlurfte ich durch den Raum und setzte mich zu den beiden Freunden. „Morgen.“ Nuschelte ich. „Morgen.“ Hörte ich von Zoltan, aber Geralt sagte nichts. Als ich aufschaute, sah ich wie er mich anstarrte. „Was ist? Habe ich mein Hemd falsch herum angezogen?“ fragte ich ihn. „Seit wann besitzt du ein Hexeramulett?“ fragte er stattdessen. Meine Hand schoss hoch, tatsächlich, ich hatte vergessen es wieder unter meinem Hemd zu verbergen. „Es gehörte Egan, ich habe es von Letho bekommen.“ Bei dem Namen Egan verspannten sich Geralts Muskel fast unmerklich. Als ich nichts weitersagte, entspannte sich Geralt wieder, er hatte wohl befürchtet das ich etwas darüber wusste, wie der ursprüngliche Besitzer der Kette ums Leben kam und ich es ihm vorwarf.

Den Gefallen tat ich ihm aber nicht. Zoltan war kurz aufgestanden und brachte mir ein wenig kaltes Rührei. „Hier Mädchen, iss ein wenig. Du siehst nicht gut aus.“ „Danke Zoltan, hab nur schlecht geschlafen.“ Murmelte ich, fing aber trotzdem an zu essen. Er hatte mir auch etwas zu trinken gebracht und bevor ich etwas trank, zog ich den Beutel mit dem Pulver hervor und gab etwas davon hinein.

„Was war das?“ wollte Geralt wissen, als ich den Becher geleert hatte. „Menge hatte es vom Arzt für mich bekommen, gegen die Schmerzen. Was genau das ist, weiß ich nicht, nur das es hilft.“ Antwortete ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Die Prellungen hast du nicht nur im Gesicht oder?“ fragte er vorsichtig. Ich nickte und zog dann mein Hemd etwas hoch, mein Bauch und meine Seite schillerten in den verschiedensten Farben. Zoltan und Geralt zogen scharf die Luft ein. „Sind das wirklich nur Prellungen?“ wollte Geralt wissen. „Soweit ich weiß schon, aber wenn ich irgendwann plötzlich umkippe oder starke Schmerzen habe und mein Bauch bretthart wird, dann waren es nicht nur Prellungen, sondern auch innere Verletzungen.“ Zuckte ich mit den Schultern und grinste schief. „Du kennst dich ein wenig aus, was?“ fragte er nach. Ich nickte, „Ich war in meiner Einheit der Sanitäter, ein bisschen weiß ich also. Aber bislang ist es auszuhalten, sollte mich nur die nächste Zeit etwas zurückhalten.“

„Gut, willst du nachher mitkommen, oder lieber hier bei Zoltan bleiben?“ fragte er mich. Ich überlegte kurz, „Ich denke ich würde dich gerne begleiten.“ Ich war gespannt um welchen Auftrag es sich handeln würde, das Bienenphantom, die Erscheinung oder der niedere Vampir? Irgendwie hoffte ich auf den Vampir, dann würde Lambert auf den Plan treten, ob er wirklich so ein Arsch ist, wie in den Spielen?

„Gut, dann bereite dich vor. Ich denke ich gehe richtig davon aus, dass du in letzter Zeit dich nicht um deine Schwerter gekümmert hast? Geh und schärf sie. Ich sage dir Bescheid, wenn ich loswill.“ Gab Geralt mir Anweisung. Da ich mittlerweile aufgegessen hatte, machte ich das was er mir gesagt hatte.

Ich war fast oben an der Treppe angekommen, „Ich habe gesagt du sollst sie ablenken, nicht ihr noch mehr Möglichkeiten zum Brüten geben.“ Konnte ich den Zwerg grummeln hören.
 

Zoltan war ein echt guter Kerl. Ich ging weiter bis zu meinem Zimmer, dort suchte ich alles zusammen und setzte mich dann auf den Boden. Im Schneidersitz fing ich an meine Schwerter zu schleifen. Was auch immer Geralt unten machte, gab mir so viel Zeit beide Schwerter fertig zu kriegen und da von ihm immer noch nichts zu hören war, machte ich mich an meine Dolche. Mit denen war ich noch schneller fertig, als mit den Schwertern.

Da ich Geralt nicht schon wieder vor den Kopf stoßen wollte, obwohl er sich bemühte, wollte ich wirklich warten bis er mich hier oben abholte. Da ich aber nicht nur doof rumsitzen wollte, fing ich an, mich um meine Rüstung zu kümmern. Ich befreite sie vom Dreck, ehe ich ein Lederpflegemittel auftrug.

Ich war gerade an den letzten Stellen, als es klopfte und Geralt hereinkam. Sein Blick huschte zu meinem Bett, auf dem jede meiner Klingen ordentlich aufgereiht lagen. Die frisch geschliffenen Schneiden glänzten im Licht. Dann schaute er zu mir und schaute zu, wie ich die Arbeit an der Rüstung beendete.

„Ich bin erstaunt, ich hätte eher damit gerechnet dich beim Faulenzen zu erwischen.“ Brummte er. Ich zog vor, dazu nichts zu sagen. Ich säuberte meine Hände und räumte alles wieder auf. Er folgte mir mit seinem Blick, blieb aber an der Tür angelehnt stehen. Ich zog meine Rüstung an und sammelte meine Waffen ein. „Ich bin soweit fertig, bereit wenn du es bist.“ Meinte ich zu Geralt.

Er nickte und so folgte ich ihm die Treppe herunter. Als wir unten waren, warf er mir einen Umhang zu, „Zieh den über, wir müssen durch Ferneck.“ Ich nickte und legte den Umhang an und zog die Kapuze auf.

„Komm und bleib in meiner Nähe.“ Meinte Geralt und ging voraus. Ich folgte ihm, aber erst als wir durch das Dreibergtor nach Ferneck gingen, blieb ich wirklich in seiner Nähe. Ich hielt nur etwas einen Schritt Abstand zwischen uns. Es gab einige Elfen die uns misstrauisch anstarrten und ich zog meine Kapuze noch tiefer ins Gesicht. Die Elfen trauten sich nicht irgendwas zu machen, außer uns hinterher zu starren, aber ich hatte trotzdem ein mulmiges Gefühl, vor allem als wir an dem Ort vorbeikamen, an dem ich angegriffen worden war. Ich war versucht, mich die ganze Zeit umzuschauen, aber das wäre noch auffälliger gewesen. Ohne weitere Probleme erreichten wir den Wachposten am Südtor.

„Wir mögen keine Leute, die hier herumstreunen.“ Wurden wir von der Novigrader Wache auch schon begrüßt, als wir dort ankamen.

„Ach nein? Gibt es hier eine Bestie, die jemand loswerden möchte? Wir sind wegen der Nachricht hier.“ Konterte Geralt. „Hm. Aufseher Lund hat sie aufgehängt. Ja, die Bestie treibt sich in den Vororten rum, ermordet die Leute. Sie haben Angst, abends raus zu gehen.“ Gab die Wache zu. „Ich würde gerne mit dem Aufseher sprechen.“ Forderte Geralt. „Aber die Wache lehnte ab, „Zu schade, dass er keine Bittsteller empfängt.“ Und Geralt wollte es genauer wissen. „Was macht er denn Genau?“ „Er verteilt im Namen des Stadtrats Hilfsgüter … Mehl und Grütze für die Armen. Natürlich mach er das nicht selbst, dafür hat er seine Männer. Er selbst, äh …“ erklärte die Wache. „Beaufsichtigt.“ Schlug Geralt vor. „Genau.“ Stimmte die Wache zu.

„Ich möchte dieses Monster zur Strecke bringen.“ Erwähnte Geralt. „Dann solltest du dich beeilen. Ein anderer Kerl ist schon hinter ihm her.“ Bemerkte die Wache. „Wer hat den Auftrag angenommen?“ wollte der Hexer jetzt wissen. „Ich habe den Mann nicht gesehen. Hab nur gehört, dass irgendein mutiger Trottel aufgetaucht ist.“ Erklärte die Wache. „Gibt es irgendwelche Augenzeugen von diesen Angriffen?“ wechselte Geralt das Thema. „Nein nur Leichen.“ Meinte die Wache. „Die Bestie erscheint nur nachts und wählt Opfer aus, die alleine sind.“ Fuhr der Mann fort. „Wann wurde das letzte Opfer gefunden?“ wollte Geralt dann noch wissen. „Erst letzte Nacht. Hubert, ein Bettler, aber anständig. Ich habe ihn ab und zu im Schuppen übernachten lassen … dort drüben rechts.“ Gab die Wache zu und zeigte in Richtung Schuppen. „Eustachius hat die Leiche noch nicht abgeholt. Sie liegt noch dort, wo ich ihn gefunden habe.“ Erzählte er weiter. Wir verabschiedeten uns und ich folgte Geralt zu dem Schuppen am Fluss.

Wir betraten die Hütte und ich blieb hinter Geralt, um ihn bei den Untersuchungen nicht zu stören. Zuerst fielen ihm die Fußspuren auf. „Das sind nicht die Spuren eines Garkins oder Flatterers.“ Kommentierte er. Dann wand er sich an die Blutpfütze, einige Schritte weiter. „Blut, aber kein menschliches. Das Monster wurde verwundet.“ Erklärte er mir. Dann gingen wir zu der Leiche. „Schau sie dir an und sag mir was du findest.“ Forderte er mich auf. Das überraschte mich. Ich hätte nicht erwartet das er mich in seine Untersuchungen mit einbezieht. Ich kniete mich neben den Leichnam. Er roch ziemlich streng, aber nicht wegen der Verwesung, sondern weil er sich vor seinem Tod scheinbar länger nicht gewaschen hatte. Ich prüfte seine Augen, „Keine Blutungen im Auge, also ist er nicht erstickt.“ Sagte ich zu Geralt. Ich nahm einen Arm und wollte die Beweglichkeit testen, doch die Gelenke waren steif. „Totenstarre noch nicht wieder abgeklungen.“ Ich versuchte seine Zehen zu bewegen. „Völlig ausgebildet, also seit ungefähr einen halben Tag tot.“ Ich drehte den Toten auf die Seite. Sein Rücken wies den typischen Leichenflecken auf, auch wenn sie nur sehr schwach ausgebildet waren. „Wurde nach seinem Tot nicht bewegt.“ Dann drückte ich auf die Fingernägel, die Kapillaren blieben leer. Ich schaute an seinen Hals. Er hatte dort eine Bisswunde. „Ich denke anhand der schwachen Leichenflecken und das die Kapillaren unter den Fingernägeln sich nicht wieder füllen ist er verblutet, aber aufgrund des fehlenden Blut vor Ort und der Wunde am Hals, würde ich auf einen Vampir tippen.“ Fasste ich zusammen und schaute dann Geralt an. Er sah mich erstaunt an. Ich hatte ihn wohl ein wenig beeindrucken können. „Gut, die Fußspuren sagen ähnliches.“ Er reichte mir eine Phiole. „Streich das auf deine Silberklinge. Falls es zu einem Kampf kommt, überlass es mir. Du bist bei weitem noch nicht so weit, es mit einem solchen Gegner aufnehmen zu können, außerdem bist du verletzt.“ Ich nickte, ich wollte mich eh nicht auf den Kampf mit dem Ekimma einlassen. Geralt folgte den Spuren bis zu dem Steg und zu meiner Erleichterung sprang er nicht in den Fluss, sondern wir gingen über die Brücke, die ein kleines Stück weiter war. Auf der anderen Seite fing Geralt wieder mit der Spurensuche an, ich fand es langweilig, aber im Gegensatz zu ihm, wusste ich ja auch wo wir den Vampir finden können. Geralt fand dann irgendwann den Weg zum Lagerhaus. Die Spuren führten eindeutig hinein und er befahl mir draußen zu bleiben. Er betonte sogar noch extra, egal was ich hören sollte, ich sollte auf jeden Fall draußen bleiben. Ich stimmte dem zu. „Da drinnen ist noch ein anderer Hexer, sollte er vor mir raus kommen halt dich um Meliteles Willen zurück. Du hattest schon damals Glück, dass Letho dich nicht umgebracht hat. Und beiß den Hexer nicht. Das Monster da drin ist ein Vampir, also wird er schwarzes Blut getrunken haben. Leg es nicht darauf an und fordere dein Glück nicht erneut heraus!“ bläute er mir ein.

Ich seufzte, nickte aber. Geralt betrat das Gebäude und ich lehnte mich draußen gemütlich an einen der Warenballen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und überkreuzte die Beine. So entspannt wie möglich wartete ich darauf, dass die beiden Wölfe irgendwann wieder herauskamen.

Von drinnen konnte man die Kampfgeräusche und die schrillen Schreie der Ekimma hören. Irgendwann wurde es still. Geralt und Lambert führten wahrscheinlich gerade ihre Unterhaltung.

Lambert war der erste der durch die Tür kam. Er schien nicht begeistert zu sein mich zu sehen, Geralt hatte ihn anscheinend nicht vorgewarnt.

„Viper!“ zischte er. „Hast wohl gedacht du könntest uns die Trophäe streitig machen was!“ er zog seine Stahlklinge. Ich machte das was Geralt gesagt hatte und reagierte nicht. Ich hoffte nur das Geralt relativ schnell heraus kam. Ich wagte es aber auch nicht wirklich mich zu bewegen, vermutlich hatte ich dann schneller Lamberts Klinge irgendwo stecken, als ich schauen konnte.

„Antworte, was willst du hier?“ forderte Lambert mich erneut zu einer Antwort auf. Zum Glück kam Geralt durch die Tür. „Lambert was schreist du hier denn so rum?“ wollte er auch gleich wissen.

„Diese Viper hier, hat scheinbar auf uns gewartet.“ Fauchte er. „Hm. Das sollte sie auch. Ich hatte ihr gesagt sie solle draußen warten.“ Antwortete Geralt. Das schien Lambert aus dem Konzept zu bringen, aber zumindest ließ er sein Schwert sinken und steckte es dann letztendlich weg. „Du reist nicht mehr alleine?“ fragte er ihn. „Nein zurzeit nicht. Erklärungen folgen später. Lass uns erst einmal die Belohnung abholen.“ Wiegelte Geralt ab.

Schweigend folgte ich ihnen. Ich sah keinen Sinn darin, jetzt ein Gespräch anzufangen, da die beiden Hexer vor mir ebenfalls schwiegen. Als wir an dem Wachposten ankamen und Lambert zutritt verlangte, wollte ich draußen bleiben und dem Gemetzel entgehen, das da drinnen unweigerlich stattfinden würde, aber Geralt machte ziemlich deutlich, dass er es nicht zu lässt, dass ich alleine hier in Ferneck auf ihn warten würde.

Seufzend folgte ich ihnen und sah mich schon mal nach einer Nische um, in der ich mich verkriechen konnte. Es gab leider keine geeignete und als Lambert dem Aufseher folgte, musste ich schnell mein Schwert ziehen, weil eine der Wachen auch direkt auf mich zu kam. Soviel zu dem, dass ich mich die nächste Zeit ein wenig zurücknehmen müsste. Ich konnte nicht alle Schläge parieren, aber die trafen dann zum Glück nur das Kettengeflecht. Bloß darunter befanden sich die Prellungen. Ehe ich einen finalen Hieb landen konnte, ging ich keuchend zu Boden, der Schmerz ließ sich nicht länger ignorieren. Geralt rettete mich, in dem er ein Aard auf die Wache anwandte. Diese segelte gegen eine Mauer und brach sich dabei das Genick. Nachdem Geralt sich vergewissert hatte, dass mir nichts weiter fehlte, folgte er Lambert.

Nach kurzer Zeit kam dieser auch schon wieder heraus und stürmte an mir vorbei. Geralt folgte ihm, blieb aber dann bei mir stehen. „Komm, wir treffen Lambert in der Taverne Sieben Katzen. Es ist ein Stück zu gehen, wirst du das schaffen?“ Ich nickte, „Ja, wenn auch ein bisschen langsamer als sonst.“ Presste ich zwischen den Zähnen durch. Ich ging leicht gebeugt und hielt mir meinen Bauch und meine Seite, ich versuchte so ruhig und tief wie möglich zu atmen, um so die Schmerzen einigermaßen in den Griff zu bekommen. Wir hatten die Sieben Katzen schon fast erreicht, als es langsam Wirkung zeigte.

Lambert wartete auf uns vor der Taverne. „Stellst du uns endlich mal vor?“ fragte Lambert Geralt. Dieser nickte. „Lambert das ist Quälgeist und der Fluch meiner Existenz. Quälgeist das ist Lambert.“ Ich grummelte bei dem Spitznamen, den Geralt mir gegeben hatte. „Quälgeist?“ hakte Lambert nach. „Eigentlich Monster, aber Letho fand es nicht so toll, dass ich sie so genannt hatte.“ Lambert stutzte. „Sie? Es gibt doch gar keine weiblichen Hexer.“ Bemerkte er hilfreich. Ich zog meine Kapuze runter. „Ich habe nie behauptet einer zu sein. Und mein Name ist Alanya. Ich begleite Geralt auf Geheiß von Kaiser Emhyr und Yennefer.“ Stellte ich mich nun selber vor. „Vielleicht sollten wir drinnen weiterreden und neben bei etwas trinken. Das gibt Vienne genügend Zeit ordentlich betrunken zu werden.“ Schlug ich vor. Lambert grinste, „In Ordnung, ich habe einige Geschichten gehört, seitdem ich hier bin, würde gerne wissen ob die stimmen.“ Willigte er ein.

Geralt verdrehte nur die Augen. Drinnen suchten wir uns einen Sitzplatz, von dem wir Vienne im Blick behalten konnten.

Die Wirtin brachte uns ebenfalls etwas und wir machten es uns gemütlich.

„Also Wolf, was treibt dich nach Novigrad? Und dann noch in nilfgaarder Begleitung?“ wollte Lambert wissen. „Ciri, sie ist wieder da.“ Seufzte Geralt. „Der Kaiser möchte das wir sie finden und sie zu ihm bringen. Allerdings ist die wilde Jagd ebenfalls hinter ihr her.“ Fuhr er fort. „Außerdem müssen wir vorher Rittersporn befreien. Er könnte etwas wissen.“ Fügte ich hinzu. Lambert nahm einen großen Schlug aus seinem Krug. „Ah ja. Und was ist an den Geschichten dran, die man so hört? Ein Hexer der zur ewigen Flamme betet?“ er sah Geralt eindringlich an.

„Oh, es war kein Hexer und ich habe auch nicht gebetet. Ich hatte dort die Atmosphäre genossen, solche Orte beruhigen mich und zu dem Zeitpunkt hatte ich das auch ziemlich gebraucht. Es ist fast wie eine Meditation.“ Erklärte ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Unser Wolf hat dir nicht geholfen, etwas Dampf abzulassen? Dabei heißt es doch immer, er sei so gut und befriedigend.“ lachte er. Geralt sah ihn wütend an. „Halt die Klappe Lambert.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein das hätte ich auch gar nicht gewollt. Schließlich war er der Grund, weshalb ich so aufgebracht war.“ Jetzt schien Lambert noch interessierter. „Oh, lass hören, wie hat er jetzt schon wieder eine Frau gegen sich aufgebracht?“ „Lambert!“ hörte man Geralt warnend knurren. „Er wollte persönlich meinen Scheiterhaufen anzünden.“ Grinste ich. Lambert verschluckte sich. „Bitte was? Geralt wenn Vesemir das wüsste!“ hustete er.

„Lass nicht schon wieder die Hälfte weg, Quälgeist!“ murrte er jetzt. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich hatte mich mit Menge getroffen, wollte uns so die Hexenjäger vom Hals halten. Aber Geralt nimmt ja immer alles gleich persönlich und dann hatte Menge sich auch noch in mich verliebt.“ Lambert verzog das Gesicht.

„Also hast du es ausgenutzt und weiter mit ihm gespielt?“ schlussfolgerte Lambert. Ich nickte, „Endlich mal einer der mich versteht.“ Strahlte ich ihn an. Er beugte sich zu mir rüber, „Da macht das Verhalten von unserem Wolf jetzt mehr Sinn. Er war eifersüchtig, du hast ihn abblitzen lassen oder?“ flüsterte Lambert. „Mehrmals!“ grinste ich.

Lambert lachte, „Oh, wenn ich das Eskel erzähle, es gibt tatsächlich Frauen, die den berühmten Geralt von Riva von der Bettkante schubsen.“ Geralt hingegen sah uns beide finster an und leerte seinen Krug, nur um sich direkt einen neuen bringen zu lassen.

„Lambert das reicht!“ grollte Geralt. „Erzähl lieber was das vorhin sollte.“ Lambert wurde ernst, „Der Aufseher gehörte zur Bande von Jad Karadin, sie haben einen Freund ermordet.“ „Du hattest einen Freund?“ scherzte Geralt. „Halt die Klappe. Aiden war ein Hexer von der Katzenschule. Er sollte einen Fluch von einer Herzogstochter lösen, aber es gab einige Adlige, die das nicht wollten und diese haben Karadin und seine Bande angeheuert.“ Erzählte er.

„Und Vienne gehört ebenfalls zu der Bande?“ fragte ich. Er nickte, „Ja sie könnte etwas wissen.“

Geralt stand auf, „Ich bin gleich wieder da.“ Murmelte er.

Ich nutzte die Gelegenheit und wand mich an Lambert. „Ich weiß das du Karadin so schnell wie möglich finden willst, aber es würde sich lohnen, wenn du noch ein paar Tage in der Stadt bleibst. Und ich werde meine Kontakte bemühen, ob sie etwas über Karadin wissen.“ Er runzelte die Stirn. „Bitte Lambert, ich schwöre, es wird sich wirklich lohnen.“ Widerwillig nickte er. „Na gut, aber nicht zu lange. Aidens Tod soll gerächt werden.“ Ich lächelte ihn an, „Danke Lambert, du wirst es nicht bereuen.“ In dem Moment kam Geralt wieder. „Was heckst du schon wieder aus?“ wollte er wissen. „Ich habe Lambert gerade vorgeschlagen, noch ein paar Tage in der Stadt zu bleiben, ich werde meine Kontakte fragen, ob sie etwas wissen. Du könntest doch deinen Bekannten fragen, der der Nachforschungen über mich angestellt hatte. Vielleicht könnte er auch etwas wissen.“ Erzählte ich Geralt. Nachdenklich nickte er. „Ja vielleicht. Aber vielleicht wird er nicht helfen wollen, nachdem du den Bettlerkönig hochgenommen hast. Sigi war darüber nicht sehr erfreut.“ Wies er hin. Lambert sah mich neugierig an. „Einer der Unterweltbosse wurde geschnappt?“ wollte er wissen. Ich nickte, „Ja, landete vor ein paar Tagen auf dem Scheiterhaufen.“ Bestätigte ich. „Und das hast du gemacht?“ wollte Lambert wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern, „Hab Menge nur gezeigt, wo er die Eingänge findet. Den Rest hat er gemacht.“

Lambert schien zu überlegen, „Wenn du so etwas hinbekommst, findest du vielleicht auch etwas über Karadin heraus.“ Sprach er hoffnungsvoll.

„Wollen wir Vienne noch befragen, oder erst einmal abwarten, ob wir auch so Hinweise finden?“ wollte ich von Lambert wissen. Er sah zu der dunkelhaarigen Elfe hinüber. „Ich glaube, wir können warten. Aus der bekommen wir heute nichts mehr raus.“ Ich schaute nun auch rüber, die Elfe hing halb bewusstlos am Tisch. Nein, reden würde die heute wohl nicht mehr. „Dann sollten wir langsam zum Rosmarin zurück. Lambert wo wirst du bleiben?“ fragte Geralt, erpicht darauf, seinen Hexerbruder los zu werden. Dieser grinste schelmisch, „Ich denke, ich werde euch begleiten.“

Geralt stöhnte genervt, sagte aber nichts weiter dazu. Wir bezahlten unsere Getränke und machten uns auf den Weg zurück in die Stadt.

Es dämmerte schon, als wir Ferneck erreichten und ich war froh, dass ich zwei Hexer als Begleitung hatte. Ich hatte natürlich nicht daran gedacht, meine Kapuze wieder aufzusetzen und so starrten die Fernecker mich böse an. Einige hatten auch ihre Knüppel griffbereit, doch die Anwesenheit der Hexer hielt sie glücklicherweise von irgendwelchen Übergriffen ab. Sie spuckten nur verächtlich in meine Richtung.

Als wir das Stadttor erreichten, blieb Lambert stehen und drehte sich zu mir um. „Wie hast du dir den Zorn eines ganzen Vorortes zugezogen?“ wollte er wissen. Doch ehe ich antworten konnte, tat Geralt dies für mich. „Sie hat einen Hexervertrag angenommen. Er war auf einen Doppler ausgeschrieben, aber sie tötete ihn nicht, sondern brachte ihn zu den Hexenjägern. Er hatte den größten Teil von Ferneck mit Lebensmitteln versorgt.“

„Du überrascht mich immer mehr. Du musst mir später erzählen, wie du dem Doppler auf die Schliche gekommen bist. Das ist selbst für uns nicht so leicht.“ Ich nickte. Ich ließ meinen Blick schweifen, dummerweise blieb er an den aufgeknüpften Elfen an der Mauer hängen. In Gedanken versunken, strich ich mir über meine Verletzungen.

„Das sind die Elfen, die unseren Quälgeist angegriffen hatten. Sie hatte verdammt viel Glück, das die Wachen rechtzeitig auf den Angriff aufmerksam geworden sind. Sie hatten unsägliches mit ihr vorgehabt.“ Konnte ich Geralt zu Lambert murmeln hören.

Ich schüttelte die schlechten Gedanken ab und eilte über die Brücke und dann durchs das Tor. Kurz dahinter befand sich auch schon das Rosmarin. Ich stürmte hinein und ging direkt nach oben in mein Zimmer. Ich knallte die Tür hinter mir zu und schloss sie ab.

Die Elfen hatten meine Gefühle und Erinnerungen erneut ausgegraben, die ich im Laufe des Tages wieder verdrängt hatte. Ich glitt an der Zimmertür hinunter und umarmte meine Knie. Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich vermutlich auch hin und her gewippt. Ich konnte Schritte hören, die an meiner Zimmertür stehen blieben und dann ein Klopfen. Ich reagierte aber nicht darauf. Zoltan bat auf zu machen und zu erzählen was los sei. Doch ich reagierte nicht darauf. Auch das weitere Klopfen ignorierte ich, die Schritte entfernten sich irgendwann wieder. Ich hatte gar nicht mit bekommen das er sich unten aufgehalten hatte, als ich reinkam.
 

Meine Augen brannten und ich spürte wie die ersten Tränen liefen. Auf einmal hatte ich das Gefühl nicht mehr richtig Luft zubekommen. Ich schnappte nach Luft und schluchzte zur gleichen Zeit. Schnell riss ich mir die Rüstung und Gürtel vom Leib. Dann rollte ich mich auf den Boden zusammen. Meine Gefühle, Schuldgefühle und Verzweiflung brachen über mich herein, aber auch die Angst, was mir hätte passieren können, der Wunsch irgendwie wieder nach Hause zu kommen.

Ich nahm Geralt erst war, als er sich neben mir hinkniete. „Hey, was ist denn auf einmal los?“ wollte er wissen. Ich reagierte nur mit noch mehr schluchzen darauf.

Er hob mich in seine Arme und versuchte mich zu beruhigen und zu trösten. „Es tut mir leid. Wirklich, ich wollte das so alles gar nicht. Ich wollte doch nur helfen, damit ich wieder nach Hause kann. Es tut mir leid.“ Schluchzte ich in seine Schulter. Geralt strich mir zögerlich über den Rücken. „Alles wird wieder gut.“ Murmelte er. Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nichts ist gut, ihre Schreie, ich kann sie immer noch hören. Sie sagen ich bin schuld. Ich gehöre hier nicht hin, dass es ohne mich nie passiert wäre. Sie haben recht. Es ist meine Schuld. Ich wollte das nicht.“ Weinte ich. Er hielt mich trotzdem fest und schaukelte mich leicht, wie ein kleines Kind, das man trösten möchte. „Ich mache alles nur schlimmer. Ich sollte am besten einfach verschwinden.“ Schluchzte ich jetzt. „Nein, es wird alles gut. Du wirst sehen. Gib deine Hoffnung nicht weg.“ Flüsterte er mir zu. Er hielt mich weiterhin, während ich vor mich hin schluchzte.

„Er wird mich hassen, oder? Ich bin ein Monster.“ fragte ich nach einer Weile. „Wer?“ fragte Geralt leise. „Letho.“ Murmelte ich. Ich konnte spüren, wie Geralt den Kopf schüttelte. „Nein, ich denke er wird es verstehen, wenn du ihm alles erzählst. Und du bist auch kein Monster, jeder fällt irgendwann Entscheidungen, die man hinterher bereut.“ Versuchte er mich aufzumuntern. Ich gähnte, Gefühlsausbrüche, machten einen immer so müde.

Geralt hob ich hoch und legte mich auf mein Bett. „Du solltest schlafen, morgen sieht alles viel besser aus.“ Meinte er. Ich ließ mich von ihm zudecken.
 

„Geralt?“ fing ich an. „Hm.“ Antwortete er. „Würdest, … würdest du … würdest du mich mit einem deiner Zeichen zum Schlafen bringen?“ fragte ich zögerlich. Er nickte. Als er seine Hand hob, hauchte ich ein „Danke.“ in seine Richtung und war im nächsten Moment schon eingeschlafen.
 

Am nächsten Tag wachte gut erholt auf, auch wenn ich mich wunderte warum ich in meiner Kleidung geschlafen hatte. Nur nach und nach kamen die Erinnerungen an den Vorabend zurück. Ich wurde rot, als mir klar wurde, dass ich in den Armen von Geralt geheult hatte, wie ein Baby und hatten nicht auch Zoltan und Lambert in der Tür gestanden? Oh man war das peinlich, noch peinlicher als damals mit Cahir. Und dabei war damals ich sogar in Cahirs Armen eingeschlafen.

Ich rieb mir über das Gesicht, es spannte von den getrockneten Tränen. Ich wusch mich und zog mir frische Kleidung an. Ich fühlte mich besser, befreiter und doch zögerte ich nach unten zu gehen und den anderen gegenüber zu treten.

Aber wenn ich das Rosmarin verlassen wollte, müsste ich wohl Geralt mitnehmen, er wollte mich ja im Auge behalten. Ich seufzte und atmete dann tief durch, ehe ich mein Zimmer verließ. Ich ging über den Flur und dann die Treppe runter. Ich konnte hören, dass Priscilla da war. Ich stieg die Treppe runter und trat dann in den Schankraum. Bis auf Triss waren alle da und schauten kurz auf, als sie mich hörten, aber zu meiner Freude taten sie so, als sei alles in Ordnung und der Vorfall am Abend nicht gewesen.

Ich setzte mich und es wurde ein Gedeck zu mir geschoben, scheinbar hatten die anderen schon zu Mittag gegessen. Es gab Hühnchen, leider war es schon kalt. Ich ließ es mir trotzdem schmecken. Als ich wieder das Pulver in mein Getränk geben wollte, griff Geralt nach meinem Handgelenk. „Brauchst du das wirklich? Wir wissen nicht was darin ist und ich möchte nicht das du abhängig wirst.“ Ich zögerte kurz, „Ich könnte es erst einmal ohne probieren.“ Gab ich dann nach. Er nickte zufrieden und ließ meine Hand dann los, damit ich den Beutel mit dem Pulver wieder verstauen konnte.

„Steht für heute etwas an?“ wollte ich wissen. Geralt schüttelte den Kopf. „Ich muss nur ein paar Besorgungen machen und dann bei Sigi vorbei gehen.“ Meinte er dann doch. „Kann ich dich begleiten? Ich wollte zur Botschaft und dann in den Tempel.“ Fragte ich Geralt. „Tut mir leid, das ist etwas was ich alleine machen muss, aber Lambert könnte dich begleiten.“ Lehnte er ab.

Ich sah zu dem anderen Hexer rüber, der sah jedoch nicht so glücklich darüber aus. „Lambert? Bitte?“ flehte ich ein wenig und schaute ihn mit meinem besten Dackelblick an. Er murrte kurz, stimmte dann aber zu. Geralt schmunzelte leicht.

Geralt verabschiedete sich bald und auch Priscilla ging. Einige Zeit später meinte Zoltan, er wäre noch zum Gwent verabredet, so blieb ich mit Lambert alleine. „Am Tempel gibt es einen Ort der Macht.“ Wies ich ihn hin. „Woher weißt du das?“ wollte er wissen. „Nun, der Stein ist nicht zu übersehen und war selbst in der Nacht so warm, als würde die Mittagssonne darauf scheinen, außerdem hat mein Medaillon vibriert.“ Erklärte ich, wie ich zu der Überlegung kam. Er nickte. „Könnte gut möglich sein, ich werde mir das anschauen und dann außerhalb des Tempels warten. Im Gegensatz zu dir mag ich solche Orte nicht.“ Ich stand vom Tisch auf und räumte mein Geschirr weg. „Danke Lambert, wenn du möchtest können wir gleich los. Du musst auch nicht mit in die Botschaft kommen, es dauert auch nicht lange.“ Er stand ebenfalls auf. „Willst du so los gehen, oder vorher noch deine Rüstung anziehen?“ fragte er mich. Ich trug heute die Kleidung, die ich anhatte, als ich in dieser Welt landete, nur ohne die ganze Rüstung. Auch meine Schwerter hatte ich heute nicht dabei, nur mein Gürtel mit den Taschen. Mein Umhang hatte ich schon mit runtergebracht.

„Ich kann so los.“ Ich zog mir meinen Umhang über und ging hinaus. Lambert folgte mir und zusammen gingen wir durch die Straßen bis hin zur Botschaft. Lambert nahm mein Angebot an und wartete draußen. Ich eilte nur schnell hinein und nach kurzer Zeit kam ich wieder raus. Schließlich musste ich in dieser Angelegenheit nicht persönlich mit dem Botschafter sprechen und dadurch ging es natürlich deutlich schneller.

Lambert lehnte draußen am Gebäude und behielt grimmig die Straße im Auge. „Wir können weiter. Ich denke in ein paar Tagen werde ich die Antworten haben, die du brauchst.“ Meinte ich zu ihm. Er nickte nur und folgte mir weiterhin. Bislang kam Lambert mir gar nicht so schlimm vor. Er war halt nur ziemlich radikal, was seine Methoden anging.

Leise folgte er mir bis zum Tempel, am Tor zögerte er kurz, aber er kam dann doch mit rein. Ich zeigte ihm, wo sich der Ort der Macht befand und er ließ sich dort für eine Meditation nieder. Ich selber ging wieder bis zum Haupttempel und ließ kniete mich vor die ewige Flamme. Die Wärme des Feuers erfüllte meinen Körper, viel effektiver als es ein Kamin hätte tun können und die Atmosphäre beruhigte meinen Geist. Die Vergangenheit konnten wir nicht mehr ändern, aber unsere Zukunft. Also immer den Blick gerade aus, sagte ich mir.
 

Dieses Mal blieb ich eindeutig nicht so lange, denn mir war bewusst das Lambert auf mich wartet und er hatte vermutlich nur einen kurzen Geduldsfaden. Es war vielleicht etwa eine Stunde vergangen, als ich mich wieder erhob. Einer der Priester kam auf mich zu.

„Wie schön dich zu sehen. Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Der Anschlag war einfach schrecklich.“ Meinte er zu mir. Ich nickte, „Ja, so viele Menschen die gestorben sind. Aber die Schuldigen werden gefunden und bestraft.“ Versicherte ich ihm. Vielleicht könnte man das Hurensohn Jr. in die Schuhe schieben. Er hätte es auf jeden Fall verdient, aber dieses Mal sollte ich vorher mit Geralt darüber sprechen, wenn er dann irgendwann von Hurensohn erfährt. Dijkstra würde sich selber ins aus katapultieren, bliebe nur noch Hacker von den Unterweltbossen übrig.

Er besah sich meine Kleidung, „Ich wusste gar nicht das du aus Nilfgaard stammst.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich komme nicht aus Nilfgaard, meine Heimat liegt viel entfernter, als das Kaiserreich. Aber auf einmal war ich hier.“ Antwortete ich ihm. „Dann hat dich das ewige Feuer hergebracht. Ich wusste du musst gesegnet sein, so wie du den ganzen Abschaum aufgespürt hast.“ Sprach er freudig. Ich lächelte nur. „Vielleicht. … Vielleicht hast du recht. Aber ich muss jetzt erst einmal weiter.“ Schnell verabschiedete ich mich und eilte davon. Das würde mir noch fehlen, irgendeinen Gesalbten des ewigen Feuers zu spielen. Irgendwo hatte auch ich meine Grenzen und diese waren langsam erreicht.
 

Ich eilte über den Tempelhof zum Tor, Lambert sollte oder wollte dort irgendwo auf mich warten. Als ich durch das Tor trat, musste ich leider feststellen, dass sich Lambert mit einigen Hexenjägern angelegt hatte und sie sich nun gegenseitig irgendwelche Beleidigungen an den Kopf warfen. Es schien, als wären die Hexenjäger kurz davor, ihre Waffen zu ziehen. Ein weiteres Gemetzel war jetzt wirklich nicht das was wir brauchen konnten.

„Immer mit der Ruhe!“ rief ich als ich dazu kam. Doch sie schienen mich nicht hören zu wollen. Einer hatte bereits sein Schwert gezogen und wollte auf Lambert los gehen. Dieser hatte ebenfalls seine Hand an seinem Schwertgriff, jederzeit bereit es zu ziehen.

Ich wollte mich gerade zwischen die Kontrahenten stellen, als Metall auf Metall klirrte und gleichzeitig ein scharfer Schmerz durch mein Gesicht zog. Erschrocken schrie ich auf und berührte mit den Fingern mein Gesicht. Die Stelle war nass und die Flüssigkeit warm. Ich schaute auf meine Fingerspitzen. Sie waren blutig.

Geschockt schaute ich auf, Lambert und der Hexenjäger hatten ihre Schwerter gekreuzt. Es sah aus, als ob Lambert gerade so den Schlag abwehren konnte, bevor er meinen Schädel gespalten hätte. Auch die Hexenjäger sahen leicht erschrocken aus. Der, der sein Schwert gezogen hatte, öffnete und schloss sein seinen Mund, als wolle er etwas sagen, aber nichts kam heraus. Ich schaute zu Lambert, aber dieser hatte seinen gewohnten grimmigen Blick drauf.

Einer der Hexenjäger, der Älteste von ihnen, nahm sein Halstuch und reichte es mir, für die Wunde. Ich presste es drauf und zischte vor Schmerz. „Es tut uns leid, das hätte nicht passieren dürfen.“ Murmelte er.

Mittlerweile hatten sich einige Schaulustige versammelt. „Ganz genau, es hätte nicht passieren dürfen, aber ihr scheint ja nie nachzudenken.“ Grollte Lambert. „Aber der Mutant ist schuld! Wenn er nicht gewesen wäre, wäre das Alles nicht passiert!“ wollte ein anderer die Situation rechtfertigen. Der Hexer fand das natürlich nicht so prickelnd und wollte zu einer Erwiderung ansetzen. „Lambert sei ruhig und steck dein Schwert weg.“ Zischte ich zu ihm rüber. „Wenn dieser Hexer nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot. Lasst ihn in Ruhe, er fungiert zurzeit als mein Leibwächter!“ fuhr ich den Jäger an. „Wir sollten in den Tempel und es von einer der Schwestern versorgen lassen.“ Schlug ein anderer der Hexenjäger vor.

„Nein, ich denke wir sollten nun alle wieder seine eigenen Wege gehen und den Vorfall vergessen.“ Meinte ich wand mich schon ab. „Lambert komm.“ Wütend folgte er mir. Hinter uns konnte man die Hexenjäger streiten hören.

„Bist du verrückt, weißt du, wenn du gerade beinahe getötet hättest. Das war die Geliebte von Kommandant Menge!“ fluchte einer. Ich wollte nichts weiter hören und beschleunigte meine Schritte. Menge würde mir noch ewig nachhängen.

Lambert lotste mich einige Treppen runter, bis wir an einen ruhigen Ort kamen.

Er ließ mich auf eine niedrige Mauer platz nehmen. „Bist du verrückt, du hättest dich nicht einmischen sollen.“ Fluchte er los. „Ich hätte das auch alleine geschafft.“ Grummelte er. „Ja, aber sobald du nur einen Hexenjäger verletzt oder sogar umgebracht hättest, wären alle hinter dir her gewesen, das hättest du nicht mehr geschafft und keiner hätte dir dann noch helfen können.“ Rechtfertigte ich mich.

„Lass mal sehen, die Wunde muss wahrscheinlich versorgt werden.“ Forderte er mich auf. Vorsichtig nahm ich das Tuch vom Gesicht, ich konnte spüren, wie direkt wieder Blut herauslief. „Sollte wohl besser genäht werden.“ Murmelte Lambert und drückte meine Hand mit dem Tuch wieder darauf. „Dann lass uns ins Rosmarin zurück gehen.“ Meinte ich. Lambert sah mich skeptisch an. „So willst du durch die ganze Stadt?“ fragte er mich. „Da ich weder ins Hospital, noch in den Tempel zurück will, bleibt mir wohl nichts anderes übrig.“ Maulte ich. Ich stand auf und fing an die Treppen wieder hinauf zu gehen. Lambert folgte mir. So schnell es in den überfüllten Straßen ging, eilte ich durch sie hindurch. Auf den Hexer achtete ich nicht, aber der würde mich auch im Getümmel schnell wiederfinden.

Mir folgten viele Blicke und Gemurmel. Ich versuchte es zu ignorieren, genauso wie das Brennen und das Tropfen, des Tuches. Es hatte sich mittlerweile vollgesogen und suppte jetzt durch. Ich verlor jetzt nicht so viel Blut, aber ich war dann doch erleichtert, endlich das Rosmarin zu erreichen. Lambert stürmte vor mir ins Gebäude und ich konnte ihn rufen hören. "Zoltan wir brauchen starken Alkohol und Nähzeug.“ Die Antwort konnte ich nicht hören, aber als ich ebenfalls eintrat, konnte ich sehen, wie Zoltan in den Kisten in der Küche rumkramte. Ich war froh das ich mich hinsetzen konnte, meine Knie wurden etwas weich. Nicht aus dem Blutmangel, sondern aus dem Wissen, das ich blutete und das es nicht nur ein kleiner Kratzer war.

Der menschliche Verstand war eine seltsame Sache.
 

Lambert hatte mittlerweile ein anderes Tuch besorgt und hielt es mir hin. Zoltan hatte mittlerweile alles gefunden was Lambert von ihm gefordert hatte und kam zu dem Tisch rüber. „Was ist jetzt schon wieder passiert? Du solltest doch auf sie aufpassen, Lambert.“ Wollte der Zwerg wissen.

„Das waren Hexenjäger.“ Beschwerte sich Lambert. Er schnappe sich die Flasche, tränkte ein weiteres Tuch damit und reichte sie mir rüber. Ich nahm sie entgegen und nahm einige große Schlucke des widerlichen Gebräus. Ich musste husten, weil es so in der Kehle kratzte.

Dann zog er meine Hand weg und drückte den mit Alkohol getränkten Lampen auf den Schnitt. Es brannte höllisch, ich atmete durch die zusammen gepressten Zähne, um nicht auf zu schreien.

Dann nahm Lambert sich die Nadel und einen Faden aus Tiersehne. „Halt sie am besten fest Zoltan.“ Murmelte Lambert. Ich musste die Augen schließen als die Nadel meinem Auge immer näherkam.

Zoltans Hände lagen beruhigend auf meinen Schulten, als der Hexer die ersten Stiche setzte.

Schlussendlich jammerte ich doch und in genau diese Situation platzte Geralt herein.
 

Ich hatte nur die Tür gehört und gemerkt, das Lambert in seinem Tun innegehalten hatte.

„Was ist hier los?“ konnte ich dann den weißhaarigen Hexer lospoltern hören.

Jemand fasste mein Gesicht und drehte es so hin und her, als ob er es besser mustern können wollte. Als ich meine Augen öffnete, schaute ich in das Gesicht von Geralt.

„Wer war das?“ wollte er von seinem Bruder wissen. „Hexenjäger.“ Flüsterte ich stattdessen. „Es gab einen Streit, als ich dazwischen gehen wollte, konnte Lambert gerade so verhindern, dass mir jemand aus Versehen den Schädel spaltete.“ Fuhr ich fort. „Es ist aber auch gar nicht so schlimm.“ Versuchte ich das Ganze etwas runter zu spielen. „Nicht so schlimm? Deswegen näht Lambert die Wunde jetzt auch und dein Jammern konnte ich auf der Straße schon hören.“ Geralt war aufgebracht, ließ Lambert aber dann doch seine Arbeit wieder aufnehmen.

Als er damit fertig war, wischte er mir das Blut aus dem Gesicht und tupfte nochmal Alkohol auf die Wunde, allerdings brannte es diesmal nicht nur, sondern kribbelte auch. Fragend sah ich ihn an. „Stark verdünnte Schwalbe, Aiden hatte mal erwähnt, dass es so auch für Menschen verträglich wäre und es die Wundheilung verbessert.“ Erklärte er mir. „Danke.“ Erwiderte ich.

Ich ging nach oben, in meinem Zimmer hatte ich einen kleinen Spiegel hängen und ich wollte meine Kleidung wechseln.

Ich starrte in den Spiegel, der Schnitt fing an der Nasenwurzel an und führte schräg nach unten über das Jochbein bis zum Kieferknochen, ähnlich wie bei Gaetan. Wenn das so weiter ging, wäre ich bei meiner Rückkehr nach Hause nur noch eine einzige Narbe. Wenn ich bis dahin überhaupt noch Leben würde.

Ich wusch mir das restliche Blut vom Hals und wollte mir ein frisches Hemd anziehen, leider musste ich feststellen, dass ich nur noch zwei hatte und diese gehörten eigentlich nicht mir. Das eine gehörte Letho und das andere Menge. Wie auch immer das hier her kam.

Ich entschied mich vorerst für das von Letho, auch wenn es mir deutlich zu groß war. Ich stopfte alle meine dreckige Kleidung in einen Leinensack und stellte diesen an die Tür.

„Kann mich noch mal jemand begleiten? Ich müsste noch dringend wohin.“ Fragte ich, als ich die letzten Stufen herunterstieg.

„Auf keinen Fall, du bleibst hier. Was auch immer so dringend ist, muss warten.“ Beschloss Geralt. „Aber ich habe keine saubere Kleidung mehr, nur noch dieses und ein Hemd von Menge.“ Flehte ich. Geralt schaute zu mir rüber, scheinbar erkannte er das Hemd. Nun war bei der Größe und den abgerissenen Ärmeln sicherlich nicht allzu schwierig.

„Ich nehme deine Sachen mit. Wollte eh zum Schneider.“ Meinte Zoltan. „Danke Zoltan, das ist sehr lieb von dir.“ Bedankte ich mich.

Ich konnte deutlich spüren das die Stimmung gereizt war. Lambert und Geralt saßen weit von einander entfernt und starrten immer mal wieder zu den jeweils Anderen rüber.

Alle schwiegen sich an, doch mir fiel kein Thema ein, welches ich nutzen könnte, um das Schweigen zu brechen. Zoltan sortierte seine Gwentkarten, aber die Hexer taten nichts, außer zu starren.

Ich überkreuzte meine Arme auf dem Tisch und legte meinen Kopf darauf. Immer wieder seufzte ich vor Langeweile, bis es Geralt irgendwann reichte. „Was?!“ wollte er wissen.

„Mir ist langweilig.“ Quengelte ich. „Dann tu irgendwas.“ Kam es ziemlich hilfreich von ihm. „Und was? Ich darf nicht raus gehen und etwas anderes habe ich hier nicht zur Beschäftigung.“ Murmelte ich. „Mir egal, nur irgendwas. Kümmere dich um deine Ausrüstung.“ Schlug er vor.

„Habe ich heute schon.“ Brumme ich nur zurück.

Irgendwer kramte in einer Tasche und etwas Schweres landete vor mir auf dem Tisch. Ich schaute auf, es war ein Buch. „Lies das, aber sei verdammt nochmal ruhig. Ist ja echt nervig.“ Kam es von Lambert. Ich nahm mir das Buch, es war ˋHexer – nicht ganz die Teufel, für die man sie hältˋ von Virgil von Ban Ard.

Ich griff danach und fing an zu lesen. Es wäre eine gute Möglichkeit an Informationen zu kommen, die ich hatte, aber eigentlich nicht besitzen dürfte. Vielleicht konnte ich sogar noch etwas dazu lernen. Mir war es in dem Moment sogar völlig egal, warum Lambert dieses Buch bei sich hatte.
 

Ich blendete alles um mich herum aus und verschlang eine Seite nach der Anderen. Erst als es zu dunkel zum lesen wurde, schaute ich wieder auf. Ich saß alleine da und hatte keine Ahnung wann oder wohin sich die anderen verkrümelt hatten. Ich schlug das Buch zu und legte es auf Lamberts Taschen.

Dann ging ich nach oben und machte mich für das Bett fertig. Nebenbei stellte ich fest, dass der Wäschesack verschwunden war. Für die Nacht konnte ich Lethos Hemd anbehalten, aber für den morgigen Tag müsste ich dann wohl das Andere nehmen.

Seufzend schloss ich die Augen und ließ meinen Kopf auf das Kissen sinken, nur um im selben Moment wieder hochzufahren. Ich sollte mich wohl lieber nicht auf die verletzte Wange legen. Ich wälzte mich herum und versuchte in dieser Position zu schlafen.
 

Schweißgebadet wachte ich am nächsten Morgen auf, ich hatte wieder einen Alptraum gehabt. Aber angesichts meiner Situation war dies wohl nicht ungewöhnlich. Ich hoffte nur, dass ich das bald hinter mir lassen konnte. Eine Dusche oder ein Bad wären jetzt was Tolles gewesen, aber leider stand mir beides nicht zur Verfügung. Nur kaltes Wasser für eine erneute Katzenwäsche.

Einigermaßen erfrischt, aber dafür jetzt völlig wach schlüpfte ich in meine Kleidung und ging nach unten.

Die beiden Hexer standen sich gegenüber und stritten sich, ich konnte aber nicht hören worum es ging. Ich sah den beiden eine weile zu, bis Lambert scheinbar nachgab. Er war ziemlich aufgebracht darüber, aber Geralt schien zu frieden.

Geralt verschwand, aber Lambert setzte sich an einen der Tische. Er nahm seine Schwerter und einen Schleifstein und machte sich an die Arbeit.

„Was ist los?“ wollte ich von ihm wissen. Aber ich bekam keine Antwort. Ich fragte erneut, doch wieder ignorierte er mich.

Da ich Hunger hatte, aber es scheinbar nichts gab, stapfte ich in die Küche. Ich nahm die Pfanne und stellte sie auf die Kochfläche, dann schlug ich einige Eier auf und würzte sie. Es gab sogar noch einige Speckstreifen, die ich ebenfalls anbriet. Ich verteilte den Speck und das Rührei auf zwei Teller und ging damit zurück zu Lambert. Einen Teller schob ich zu ihm rüber. „Hier bitte, Frühstück.“

Er sah auf, ging aber dann wieder an seine Arbeit zurück.

Ich setzte mich hin und genoss mein Ei, während Lambert strich für strich sein Schwert schliff und dann ein ölte.

Er beendete seine Tätigkeit erst, nachdem ich mit dem Essen fertig war. Er packte die Untensilien und die Schwerter weg, dann griff er nach dem Teller und einer gabel.

So wie es aussah, schien es ihm gut zu schmecken. Ich wartete bis er mit dem essen fertig war, bevor ich ihn erneut fragte.

„Was ist los, Lambert? Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?“ er schob seinen Teller weg und sah mich an. „Ich soll dafür sorgen, dass du den ganzen Tag hier bleibst, während Geralt etwas zu tun hätte. Zoltan kommt ab und zu schauen, aber heute Abend wären wir beide definitiv alleine. Sie haben irgendwas vor, hat mit einem Dudu zu tun.“ Murrte er.

Ich strahlte, dass ich hier den ganzen Tag gefangen bleiben sollte und dann noch mit einem mürrischen Wächter, passte mir zwar nicht, aber ich würde Lambert schon heute Abend dazu überzeugt kriegen, das Haus zu verlassen.

„Nun, irgendwie sind das gute Nachrichten. Ich sagte dir, wenn du länger bleibst, wird sich das für dich lohnen. Wir müssen nur bis zum Abend mitspielen und dann werde ich dir etwas zeigen, das jeden Ärger wert ist.“ Beschwor ich ihn.

Sein Blick wurde noch grimmiger, wenn das überhaupt möglich war. „Ich hatte schon genug Ärger wegen dir. Du wirst schön hier bleiben und wenn ich dich festbinden muss.“

„Das hat Geralt auch schon mal versucht, hat nicht geklappt. Dabei hatte er mich sogar zusätzlich geknebelt und in eine Kammer eingeschlossen.“ Grinste ich einfach nur.

Das machte ihn natürlich neugierig und so erzählte ich eine Anekdote nach der anderen, die ich mit Geralt erlebt hatte.

Lambert lachte besonders herzlich, als ich ihm die Geschichte mit dem Sattelgurt erzählte.

Am Nachmittag machte ich uns aus den Resten vom Vortag ein spätes Mittagessen, an dem sich auch Zoltan gütig tat.

Er schien mit jedem Kontrollbesuch immer erstaunter zu sein, das Lambert und ich 1. Noch da waren und 2. Uns noch nicht an die Gurgel gegangen waren. Wir saßen nur da und erzählten Geschichten.
 

Als sich Zoltan und Priscilla, die ebenfalls kurz da gewesen war, kurz vor der Dämmerung verabschiedeten, wusste ich, die Zeit war gekommen. Schnell eilte ich nach oben und legte meine Ausrüstung und Umhang an, ehe ich wieder runter kam.

„Ich habe doch gesagt, wir bleiben hier!“ knurrte Lambert. Ich legte meinen Dackelblick auf, „Ach komm schon Lambert. Das ist eine einmalige Möglichkeit. Ich verspreche es wird jeden Ärger wert sein. Wir müssen nur noch jemanden abholen, aber wir müssen uns beeilen, damit wir pünktlich kommen.“ Flehte ich.

Und ich hatte Glück, Lambert gab nach. Ich bat ihn, seinen Umhang mit zunehmen und schnappte mir ebenfalls einen zweiten. Den würden wir noch brauchen. In unsere Umhänge gehüllt, führte ich Lambert zur Botschaft, aber diesmal nahm ich ihn mit rein. Wir wurden schon erwartet.

„Ah gut, da seit ihr ja. Der Gefangene ist bereit, wie besprochen.“ Ich nickte, Lambert stellte zum Glück vorerst keine Fragen. Der nilfgaarder Offizier zog an einem Klingelseil und kurze Zeit später, kam eine Wache in den Raum.

„Ich übergebe hiermit den Gefangenen Julian Alfred Pankratz viscount de Lettenhove.“ Intonierte er. Lambert musste sich bei dem Namen das Lachen verkneifen, aber ich konnte hören wie leicht durch seine Lippen prustete. Rittersporn, der jetzt ebenfalls im Raum war, sah ängstlich zu mir und Lambert rüber. Er konnte unsere Gesichter nicht sehen, wir hatten unsere Kapuzen auf, um den Spaß nicht zu verderben. Mich hätte Rittersporn eh nicht erkennen können, aber ich wollte auch auf der Straße keinen Trubel verursachen.

Ich warf Rittersporn den Umhang zu. „Anziehen und Kapuze auf.“ Befahl ich ihm. Leicht geschockt tat er was ich verlangte. Dann unterschrieb ich einige Dokumente, bevor Lambert und ich Rittersporn in unsere Mitte nahmen und ihn zur Tür führten.

Sobald wir auf der Straße waren, fing er an, dass er unschuldig sei und dass es sich um ein Missverständnis handeln musste.

„Julian, halt die Klappe. Wenn du nicht still bist, verdirbst du dir und uns den ganzen Spaß.“ Meckerte ich. Erstaunlicherweise, blieb er ruhig. Ebenso Lambert, wobei ich mir gut vorstellen konnte, dass er leicht verwirrt war. Ich führte die Beiden zum Theater und bezahlte den Eintritt für uns. Leise beschwor ich beide nochmal eindringlich, nichts zu tun, um uns zu verraten. Dann stellten wir uns eine schattige Ecke, die uns noch weiter verbarg.
 

Es herrschte Stille, als Geralt den letzten Satz des Theaterstückes sprach. Ich zog meine Kapuze herunter und fing an zu klatschen, während ich aus dem Schatten trat. Viele drehten sich um und schnell gab es Getuschel. Geralt funkelte mich. „Ein schönes Stück, findest du nicht auch Julian?“ ich drehte mich zu Rittersporn um und nickte ihm zu. „Oh wunderbar, Geralt ich wusste gar nicht das du jetzt unter die Schauspieler gegangen bist.“ Während er nach vorne stürmte rutschte seine Kapuze vom Kopf, Geralts Augen weiteten sich und Priscilla schlug ihre Hand vor den Mund, bevor sie auf ihn zueilte und ihren geliebten Rittersporn umarmte.

Das Wunder des Ewigen Feuers

Während nun langsam die Zuschauer den Innenhof verließen, gingen Lambert und ich langsam näher an die Bühne ran. „Und hatte ich zu viel versprochen?“ raunte ich Lambert zu. Er lachte, „Oh nein und das werde ich ihn nie vergessen lassen. Versprochen!“ Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Dudu mich entdeckte und immer weiter zurück wich. Seine Flucht wurde nur von Priscilla und Madame Irina verhindert, die ihn festhielten und auf ihn einzureden schienen.
 

Geralt hingegen schien unsere Anwesenheit nicht sehr lustig zu finden, zumindest wenn man seinen Gesichtsausdruck richtig deutete. Er sprang von der Bühne zu uns runter. „Waren meine Anweisungen nicht klar genug, Lambert?“ wollte er angesäuert wissen.

„Soweit ich weiß, sagtest du, ich solle den Tag über nicht die Taverne verlassen. Von abends oder nachts war nicht die Rede.“ Warf ich schnell ein. Lambert hielt sich raus, als er merkte, dass ich die Situation mal wieder verschlimmerte.

Plötzlich stand Geralt direkt vor mir und ehe ich mich versah, hatte er nach meinem Ohr gegriffen und zog daran. „Wenn du mal wieder wie ein Kind handeln willst, werde ich dich diesmal auch so behandeln.“ Meinte er fest. Ich versuchte mein Ohr zu befreien, doch natürlich funktionierte das nicht. Geralt war einfach zu stark.

„Wir sehen uns später im Rosmarin, ich muss mich hier erst einmal um unseren Kindskopf kümmern.“ Rief er über seine Schulter den anderen zu und zog mich am Ohr vom Innenhof. Lambert warf mir nur eine Grimasse zu, mischte sich jedoch nicht ein. Er war vermutlich froh, dass ich den Ärger abbekam und nicht er.

„Geralt, lass los, das tut weh.“ Jammerte ich. Doch er ließ sich nicht beirren. Geschickt wich er den vereinzelten Menschen und Wachen auf der Straße aus, so dass sie uns nicht sahen und mir vielleicht hätten helfend beistehen können. Immer wenn ich versuchte mich zu befreien, fasste er mein Ohr stärker und drehte es leicht, so dass ich sehr schnell die Versuche aufgab und mich beeilte mit Geralt schritt zuhalten.

Erst im Rosmarin ließ er mich wieder los. Vorsichtig rieb ich mir mein schmerzendes Ohr. Es fühlte sich heiß an und war sicherlich auch feuerrot, nach dieser Qual. „Sag mal spinnst du? Das kannst du doch nicht einfach machen.“ Fragte ich ihn empört. „Hast doch gesehen, wie einfach das ging.“ War seine süffisante Antwort und verschränkte die Arme vor der Brust. Mir blieben die Worte im Halse stecken, ich wusste ehrlich nicht, was ich darauf antworten sollte.

„Was sollte das jetzt schon wieder?“ wollte er wissen. Ich schaute demonstrativ aus dem Fenster, „Ich weiß nicht was du meinst.“ War meine Antwort darauf.

„Am liebsten würde ich dich über das Knie legen, für deine Frechheiten.“ Seufzte er. „Kannst du nicht einmal eine Anweisung folgen oder eine Frage direkt beantworten?“ er klang wirklich frustriert. Ich drehte ihm den Rücken zu und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. „Ich habe dir gesagt, du sollst dich hinterher nicht beschweren, als du mich nicht in euren Plan einweihen wolltest.“ Gab ich im Gegenzug zurück.

„Genau das meine ich! Du bist bockiger und zickiger als so manches Kind.“ Fluchte er. „Ach und damit kennst du dich ja auch so gut aus.“ Warf ich ihm an den Kopf. Ich konnte hören wie das Leder seiner Handschuhe knarzte, anscheinend ballte er gerade seine Fäuste. „Ich bereue es wirklich, dich vor dem Nekker gerettet zu haben.“ Grollte er.

„Weißt du was? Ich auch! Ich denke ich sollte den Kaiser und Yennefer schreiben, dass du dich weigerst mit mir zusammen arbeiten und ich mich alleine auf die Suche mache!“ schrie ich ihn an und eilte an ihm vorbei. Ich lief nach oben und sammelte meine Sachen ein. Ich verpackte alles in eine Art Seesack und stürmte dann wieder hinunter. Von Geralt sah ich in dem Moment nichts, aber es war mir auch egal, was er schon wieder machte, aber ich nutzte die Gelegenheit, die Truhe in der Geralt seine Satteltaschen aufbewahrte, zu durchsuchen. Ich nahm seine Bomben und auch Klingenöle an mich. Auch aus Lamberts Tasche nahm ich einige Gegenstände, aber ihm hinterließ ich einige Münzen dafür.

Ich eilte aus dem Gebäude auf die andere Straßenseite. Ich sattelte und zäumte Tetris und führte ihn aus dem Stall. Draußen saß ich auf, ich wusste schon, wo ich für ein paar Tage unterkommen könnte.

Und es gab ja auch noch einige Hexeraufträge hier, von denen ich wusste. Vielleicht könnte ich morgen dem Bienenphantom nach gehen, mit den Bomben sollte es für mich nicht unmöglich sein. Die Erscheinung gab es eventuell auch noch, aber bei der war ich mir unsicher.

Ich spornte Tetris an und ritt eilig aus der Stadt. Ich ritt einige Schleifen und Umwege, um so Geralt von meiner Spur abzubringen, falls er mir folgen sollte. Als jedoch dem Weg zwischen Wald und Kanal folgte, wurde mir ein wenig mulmig. Wusste ich doch, was für ein Monster dort drinnen lebte. Gegen einen Waldschrat würde ich selbst mit dem besten Training niemals ankommen. Tetris schien meine Gedanken zu spüren und wurde ebenfalls ein wenig unruhig, so beschleunigte ich noch ein wenig und hoffte unversehrt im Leuchtturm anzukommen.

Erst als sich der Wald ein wenig lichtete und ich das Holzfällerlager deutlich hinter mir gelassen hatte, fühlte ich mich wohler. Und als der Leuchtturm endlich in Sicht kam, konnte ich völlig durchatmen. Am Fuße des Turms hielt ich an und ließ mein Pferd grasen. Er würde sich in Sicherheit bringen, sollte ein Monster auftauchen.

Vorsichtig betrat ich den Leuchtturm, doch er war wirklich verlassen, warum sonst sollten sich Triss und Geralt hier vergnügen. Ich kletterte die erste Leiter hinauf und machte es mir bequem. Doch dann überlegte ich es mir anders und kletterte wieder hinunter. Ich hatte Angst, dass sich doch jemand an meinem Pferd vergreifen könnte. So lockte ich ihn durch die Tür ins Erdgeschoss. Er passte grade so hindurch. Die Tür ließ sich sogar von innen verriegeln.

Ich nahm Tetris den Sattel ab und kletterte dann wieder hoch. Auf einer Schlafmatte rollte ich mich zusammen. Ich überlegte was ich nun machen sollte, ganz alleine würde ich Ciri niemals finden. Ich wusste zwar wo sie ist, aber ohne Hilfe würde ich nicht lebend dort ankommen. Aber wenn ich bei Geralt bliebe, müsste ich ihm nach Skellige folgen, aber wirklich verlockend klang das nicht. Der Schiffbruch, die Kälte, die Berserker und nicht zu vergessen, welchen Ärger Yennefer dort veranstalten würde.

Vielleicht sollte ich einfach Uma holen und versuchen Kaer Morhen zu finden. In Redanien müsste ich nur dem größten Fluss in Richtung Kaedwin folgen, der würde mich direkt ins Kaer Morhen Tal führen, aber wie würde ich überhaupt nach Kaedwin kommen? Und das mit Uma. Ich seufzte. Das war alles ziemlich Schwierig, selbst wenn ich bis dorthin kommen würde, wie könnte ich Vesemir davon überzeugen mir zu glauben? Letho wäre sicherlich noch nicht da. Zumindest in den Spielen waren die Leute, die Geralt dorthin geschickt hatte, beim ersten Besuch noch nicht dort. Warum auch immer.

Über meine Gedanken schlief ich ein.
 

Am nächsten Morgen, fühlte sich mein Körper ziemlich wund an. Der harte Boden war nicht sonderlich prickelnd für meine Prellungen. Ich quälte mich hoch und suchte meine Vorratstasche aus dem Beutel. Ich nahm ein wenig Trockenfleisch und den Wasserschlauch hervor. Ich fand sogar einen kleinen Becher. In diesen füllte ich Wasser und dann eine großzügige Dosis des Schmerzmittels. Schnell trank ich es aus. Während ich auf die Wirkung wartete, aß ich das Trockenfleisch.

Dann packte ich meine Sachen zusammen. So langsam konnte ich die Wirkung spüren und war zuversichtlich, dass alles glatt gehen würde.

Ich machte Tetris Aufbruch bereit und führte ihn aus dem Turm. Während ich mich auf den Weg zur Imkerei machte, überlegte ich, wie ich am besten vorgehen sollte. Am besten ich würde den Hund erst mit einigen Bomben schwächen und dann mit dem Silberschwert und Klingenöl angreifen. Aber mache ich das bevor ich ihn aus dem Keller lasse, oder danach?

Vielleicht erst die Bomben und dann mal sehen, ob er davon läuft. In direkter Sichtweite von Novigrad hielt ich mich nicht lange auf. Ich ließ Tetris angaloppieren und erreichte so nach einiger Zeit die Imkerei. Im Hof angekommen, stieg ich vom Pferd und trat dann ins Gebäude. Nach kurzer Suche fand ich den richtigen Halbling. Er musterte mich misstrauisch.

„Ich habe gehört ihr habt ein Problem mit einem Bienenphantom?“ fragte ich ihn. Er nickte. „Ja, aber seit wann nehmen Hexenjäger solche Verträge an?“ wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin kein wirklicher Hexenjäger, bin denen nie beigetreten und Münzen kann man immer gebrauchen.“ Erwiderte ich. „Hm, verstehe. Aber nach der Sache mit den Magiern und den Doppler ist das schwer zu glauben.“ Antwortete der Imker.

Erneut zuckte ich mit den Schultern, „Nun das war Zufall, aber du und deine Familie habt vor mir nichts zu befürchten, solange ihr euch an die Gesetze haltet.“ Beruhigte ich ihn. Er nickte dankbar. „Wir achten die Gesetze immer.“ Versicherte er mir. „Gut, dann zum geschäftlichen.“ Wechselte ich das Thema. „Du bringst mir den Beweis das du das Bienenphantom erlegt hast, dann bekommst du von mir 400 Kronen.“ Versprach er. 400 Kronen? Das war deutlich mehr, als Geralt im Spiel aushandeln konnte. Wollte der Halbling mich ein wenig bestechen?

Ich nickte, „Einverstanden. Dann zeig mir doch mal den Ort, wo ihr es zuletzt gesehen habt.“ Forderte ich.

Der Halbling führte mich zu dem vereisten Bienenstock. Einige Pfoten Abdrücke konnte man noch gut erkennen. Ich untersuchte die Stelle, oder ich tat mehr so als würde ich sie untersuchen. „Hm, ich denke ich weiß um was es sich handelt. Sag gibt es hier Höhlen, alte Ruinen oder unbenutzte Keller?“ frage ich den Mann.

„Höhlen und Ruinen keine. Aber das Haus, dass ich für meine Söhne angefangen habe zu bauen, hat einen Keller. Hier der Schlüssel. Es ist am Ende der Wiese, hinter dem Teich.“ Erklärte er mir. „Hm gut, ich werde es mir ansehen. Es wäre besser, wenn ihr drinnen wartet. Es könnte gefährlich werden.“ Forderte ich noch. Dann holte ich Tetris und machte mich auf den Weg.

Als die unfertige Hütte in Sicht kam, fing mein Körper eine erhöhte Menge an Adrenalin zu produzieren. Ich konzentrierte mich auf meine bevorstehende Aufgabe.

Nahe der Hütte stieg ich vom Pferd und suchte alles zusammen was ich brauchen konnte. Ich würde die Demeritiumbomben, Drachentraum und Tanzender Stern brauchen. Dazu etwas Konstruktöl. Das Öl trug ich auf mein Silberschwert auf und die Bomben hing ich an meinen Gürtel. Glücklicherweise hatte an der Rüstung eine raue Fläche, an der ich die Lunten entzünden konnte.

Noch einmal tief durchatmend schritt ich zur Kellertür. Leise Schloss ich sie auf. Als erstes warf ich den Drachentraum hinein und direkt danach den Tanzenden Stern. Ich duckte mich zur Seite und hielt mir die Ohren zu. Nachdem die Explosion abgeklungen war, stürmte der Hund aus der Tür. An einigen Stellen brannte er noch und an anderen sah er ziemlich angekokelt und mitgenommen aus. Als klar war, dass er nicht fliehen würde, bewarf ich ihn mit der Demeritiumbombe um seine magischen Fähigkeiten zu blockieren. Der Staub glitzerte in einer großen Wolke um ihn herum, ich zog mein Silberschwert und sprang auf ihn zu. Ich konnte einige Treffer landen, bevor der Hund der wilden Jagd sich wieder einigermaßen orientieren konnte. Er stürmte auf mich zu und rammte mich frontal. Einige Meter weiter, blieb ich am Boden liegen.

So schnell ich konnte sprang ich wieder auf die Füße und konnte mein Schwert gerade noch rechtzeitig hochreißen. Der Hund spießte sich selber auf, als er mich anspringen wollte. Tot fiel er vor meine Füße. Da hatte ich verdammt Glück gehabt. Man gut das diese Art von Monster nicht wirklich intelligent waren. Ich zog mein Schwert aus dem Kadaver und kniete mich daneben. Ich nahm meinen größten Dolch und fing an den Kopf abzutrennen.

Das war gar nicht so einfach und eine ziemlich blutige Angelegenheit. Aber ich wollte auch nicht warten, bis er ausgeblutet war, wer weiß welche Aasfresser sonst angelockt werden würden.

Nachdem ich endlich die Wirbelsäule durchtrennt hatte, band ich den Kopf an den Sattel von Tetris und ritt zur Imkerei zurück.

Zwischendurch hatte ich noch eine kleine Pause eingelegt, um ein wenig zu trinken und vorbeugend noch etwas von dem Schmerzmittel zu nehmen. So wie der Hund mich durch die Luft gewirbelt hatte, hatte ich jetzt bestimmt wieder einige neue Prellungen, wenn nicht sogar etwas angeknackst.
 

Der Halbling schien ziemlich erstaunt zu sein, mich schon wieder zusehen. Oder es lag einfach an meinem Aussehen, überall hatte ich Blut kleben und dort wo kein Blut war, klebte Dreck an mir.

Ich zeigte ihm die Trophäe und er überreichte mir den Beutel mit Münzen. Ich zählte die Münzen zwar nicht, aber ich öffnete den Münzbeutel um zu sehen, ob auch wirklich nur Münzen darin waren. Es schien alles zu passen. So verabschiedete ich mich und ritt davon.

Da es jetzt früher Nachmittag war und ich es bis zum Leuchtturm nicht vor der Dunkelheit zurück schaffen würde, beschloss ich zu Sieben Katzen zu reiten. Dort hatte man vielleicht ein Bett für mich. Das Adrenalin im Blut ließ nach und so langsam wurde mir schummrig. Vielleicht hatte ich mir mal wieder den Kopf gestoßen, ohne dass ich es groß bemerkt hatte. Aber als mit der Hand über meinen Kopf fuhr, konnte ich jedoch keine Beule oder ähnliches fühlen.

Ich fing mir dann aber doch so langsam an Sorgen zu machen, als meine Sicht leicht verschwamm und Lichtpunkte vor meinen Augen tanzten.
 

Doch meine Gedanken schweiften bald ab und ich konnte sie nicht mehr wirklich fokussieren, wollte es auch gar nicht. Dümmlich grinsend und vor mich her starrend ließ ich Tetris den Weg selber bestimmen. Hin und wieder pfiff ich kurze Melodien, die mir in den Sinn kamen.

Die Sieben Katzen war nicht mehr weit, als plötzlich jemand nach den Zügeln griff und Tetris zum Stehen brachte. „Hier treibst du dich rum, wo warst du?“ fragte mich jemand. Ich sah mich um, bis mein Blick auf einen Mann fiel, der neben meinem Pferd stand. „Hey! Oh, hallo schöner Mann, du hast nach mir gesucht, warum?“ fragte ich ihn.

„Was ist denn mit dir auf einmal los? Wo warst du?“ wollte der dunkelhaarige wissen. Ich kicherte, „Ist doch alles gut. Ich habe das Bienenphantom gejagt. Siehst du, ich habe sogar eine Trophäe!“ rief ich und zeigte stolz auf den abgetrennten Kopf. Der Mann gab ein Geräusch der Überraschung von sich, was mich erneut kichern ließ.

„Du bist ja völlig neben der Rolle, was hast du angestellt?“ wollte er wissen. „Habe ich doch gesagt, ich habe das Phantom erlegt.“ Schmollte ich. „Ja, ja. Schon gut. Wir gehen jetzt zu Geralt, soll er sich um dich kümmern.“ Grummelte er. „Warum soll er sich um mich kümmern und nicht du?“ fragte ich ihn unschuldig. Lambert starrte mich nur an. „Du bist ein hübscher Mann und ich eine Frau. Lass uns irgendwo zusammen hingehen.“ Schlug ich vor. Der Hexer starrte mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. Er ließ die Zügel nicht locker und ging los. Verspielt trieb ich Tetris ein wenig an, um näher an Lambert zu kommen. Ich beugte mich vor und fasste nach seinem Kopf. Ich wollte durch seine Haare streichen. Doch Lambert duckte sich unter meiner Hand weg und ich wäre beinahe vom Pferd gefallen. Er führte Tetris bis zu der Taverne und band ihn davor fest.

„Komm, Geralt wartet drinnen.“ Meinte er zu mir. Doch als ich einfach nur auf dem Pferd sitzen blieb, zog er mich aus dem Sattel. Ich fiel in seine Arme, „Oh, hast du es eilig schöner Mann?“ säuselte ich und strich durch seine Haare.

„Lass das.“ Fauchte er mich an und zog mich in die Taverne. Ich klammerte mich jedoch an seinen Arm und stolperte neben ihm her. „Nicht so schnell, oder hast du es wirklich eilig?“ fragte ich leise, dann strich ich über seine Arme, „Du scheinst stark zu sein, deine Muskeln gefallen mir.“ Hauchte ich.
 

In der Tür blieben wir kurz stehen und Lambert sah sich um, nicht das ich mir in dem Moment so wirklich bewusst war, um wen es sich handelte, mein Kopf war dafür zu benebelt.

Er führte mich zu einer dunklen Ecke zu einem Tisch.

„Wir haben ein Problem.“ Meinte mein Begleiter zu demjenigen der bereits am Tisch saß. „Oh, du bist wohl ein ganz wilder, hm. Du willst mich teilen? Du hast recht, das könnte eine Menge Spaß bringen.“ flüsterte ich. Ich hatte den Satz noch nicht beendet gehabt, da hatte der weißhaarige sich schon umgedreht und starrte mich an.

„Sie hat den Verstand verloren. Sie war schon so, als ich sie gefunden hatte.“ Beschwerte sich er Dunkelhaarige.

„Ich bin nicht verrückt.“ Schmollte ich und setzte mich auf den Schoß von Geralt. „Sag ihm, dass ich nicht verrückt bin, ja? Ich bin ganz lieb.“ Säuselte ich zu Geralt und drehte eine von seinen Haarsträhnen um meinen Finger.

„Wo hast du sie gefunden?“ fragte Geralt Lambert und ignorierte mein Verhalten. „Hier ganz in der Nähe. Es scheint als hätte sie ein Bienenphantom gejagt. Das hatte sie jedenfalls behauptet, als ich sie fand.“ Meinte Lambert.

„Ich habe es nicht nur gejagt, ich habe es auch erlegt.“ Warf ich dazwischen.

„Hm, hab ihn in einem Keller gefunden. Bomben drauf und dann mit dem Schwert. Ging ganz schnell.“ Gab ich an, „Und jetzt habe ich zwei schöne Männer als Belohnung bekommen.“ Säuselte ich und strich Geralt über die Wange. Der jedoch fing meine Hand, „Ich stimme dir zu, hier stimmt eindeutig etwas nicht.“ Meinte er zu Lambert. Er nahm mein Kinn zwischen die Finger und hielt mein Gesicht fest. „Alkohol kann es nicht sein.“ Murmelte er, „Hat dich irgendetwas gebissen, gestochen, gekratzt oder sonst irgendwie verletzt?“ wollte er von mir wissen.

Ich schüttelte den Kopf, soweit es ging, doch dann überlegte ich kurz. „Der Hund hat mich gestoßen, aber sonst nichts.“ Kicherte ich. Geralt starrte mir in die Augen. „Völlig unfokusierte und geweitete Pupillen.“ Kommentierte er.

„Ihr habt gleiche Augen. Seid ihr Brüder?“ stellte ich hilfreich fest, als ich Geralt ebenfalls anstarrte. „Reiß dich zusammen!“ knurrte Geralt mich an und schob mich von seinem Schoß. Schmollend setzte ich mich zu Lambert. „Er mag mich nicht.“ beschwerte ich mich bei ihm. Lambert sah mich mitfühlend an, „Er ist halt ein alter Sack.“ Murmelte er. Ich kicherte, dann hängte ich mich an Lamberts Arm. „Stimmt, er hat schon weiße Haare. Ich mag keine alten Männer.“ Flüsterte ich verschwörerisch.

Lambert jedoch löste meine Hand von seinen Arm, schmollend sah ich ihn an. „Magst du mich auch nicht?“ wollte ich von ihm wissen. „Doch, doch. Natürlich mag ich dich.“ Beruhigte er mich, so wie man ein kleines Kind beruhigen würde.

Strahlend umarmte ich ihn und gab ich einen Kuss auf die Wange. „Reiß dich bitte zusammen. Die Leute schauen schon.“ Grummelte er.

„Dann lass uns irgendwo hingehen, wo keiner gucken kann.“ Schlug ich vor. Doch bevor ich von ihm eine Antwort bekam, mischte sich Geralt ein. „Lambert nein. Sie kann nicht klar denken.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich kann ich das, sag mir nicht was ich tun soll. Aber wen ihr nicht wollt, such ich mir halt jemanden der mich will.“ Schmollte ich wieder. Als ich aufstehen wollte, hielt Lambert mich an meinem Handgelenk fest, „Bleib hier. Geralt wird sich auch benehmen.“ Beschwor er. Dieser nickte nur. Jetzt wieder gut gelaunt, lächelte ich vor mich hin und schielte immer wieder zu Lambert rüber.

Ich lehnte mich an seine Schulter und ließ meine Finger ganz unauffällig auf seinen Oberschenkel klettern. Ich ließ sie hin und her tanzen und jedes Mal näher an seinen Schritt, ehe ich sie wieder entfernte. Als meine Finger ihr Ziel letztendlich erreichten und leicht über den Stoff strichen, zog er meine Hand weg und platzierte sie auf dem Tisch. Als ich versuchte sie dort wegzuziehen, hielt er sie fest. Also fing ich an, mit seinen Fingern zu spielen.

Der andere Hexer beobachtete uns nur. Vielleicht sagte er auch etwas, aber ich hörte nichts. Ich konzentrierte mich ganz auf die selbstauferlegte Aufgabe, den Mann neben mir irgendwie und zur Not mit allen Mitteln zu verführen. Ich brauchte ihn, am besten jetzt und sofort.
 

Ich nahm einen seinen Finger und saugte leicht daran, aber er zog ihn sofort weg. „Lass das!“ zischte er. „Magst du es nicht, abgesaugt zu werden?“ flüsterte ich schamlos in sein Ohr, bevor ich sein Ohrläppchen zwischen meine Lippen saugte. „Ich würde das für dich machen. Und noch viel mehr. Du musst nur sagen was du möchtest.“ Hauchte ich.

Er musste ein leises Stöhnen unterdrücken und schob mich von sich weg.

„Du solltest nicht darauf eingehen. Sie ist völlig neben der Spur. Ich glaube nicht, dass sie das wirklich will. Wir sollten sie zurück ins Rosmarin bringen und in ihrem Zimmer einsperren, bis sie wieder normal ist.“ Mischte sich der andere Hexer ein.

„Hör nicht auf ihn. Er ist nur eifersüchtig, weil ich keine alten Männer mag. Dich mag ich, also lass uns ein wenig Spaß haben.“ Flüsterte ich zu dem dunkelhaarigen und versuchte auf seinen Schoß zu klettern. Er schob mich allerdings wieder auf die Bank neben sich und hielt mich dort fest in dem er seine Hand auf meinem Oberschenkel drückte, zufrieden seufzte ich, seine Finger strichen leicht über die Innenseite meiner Schenkel.

Dann lehnte er sich zu dem anderen Hexer rüber. „So kriegen wir sie nie in die Stadt. Außerdem hat sie ja klar gesagt, was sie will. Soll sie sich wirklich einem Fremden an den Hals werfen, der sonst etwas mit ihr macht? Ich pass auf sie auf und du kannst den anderen ja Bescheid sagen, dass wir sie gefunden haben.“ Meinte er.

Geralt schlug mit der Hand auf den Tisch. „Gut, wenn du meinst, dass sie so ausnutzen willst ist deine Sache. Aber dann komm später nicht wegen den Konsequenzen zu mir, die kannst du schön alleine auslöffeln.“ Schimpfte er und stand auf. Ich schaute ihm nur stumm hinter her. „Spaßbremse.“ Murmelte ich und ignorierte alle Blicke, die Geralt mit seinem Ausbruch auf uns gelenkt hatte.
 

„Du bleibst schön hier sitzen, ich bin gleich wieder da. Ich hole nur etwas zu trinken.“ Sprach Lambert zu mir und stand ebenfalls auf. Ich folgte ihm mit dem Blick, er ging zum Wirt und bestellte sich etwas. Der Wirt reichte ihm zwei Krüge und er nahm sie entgegen, nachdem er einige Münzen auf den Tresen gelegt hatte.

Kurze Zeit später war er wirklich wieder bei mir am Tisch. Er stellte einen Krug vor mich hin und nahm sich den anderen. Neugierig trank ich einen Schluck, es schien irgendein Saft zu sein. Ich ließ ihn mir schmecken während Lambert an seinem Getränk nippte. Vermutlich Bier.

„Hey schöner Mann,“ murmelte ich und stieß Lambert an. „Ignorier mich nicht.“

Er schaute zu mir rüber, „Hm, was denn?“ wollte er wissen. Ich ließ meine Hand auf seinen Oberschenkel gleiten. „Du bist für ein wenig Spaß zu haben, oder?“ fragte ich unschuldig. Er sah mir direkt in die Augen, „Nur wenn du das auch wirklich willst.“ Brummte er. Ich rückte näher an ihn ran und versuchte in seinen Hintern zukneifen. „Würde ich den sonst fragen, wenn es anders wäre?“ kicherte ich. „Hab schon so manches gehört.“ Gab er nur zurück.

Ich lehnte mich an ihn und hob meine Hand in seinen Nacken. Sanft ließ ich meine Finger über seine Haut gleiten. Ein schaudern ging durch ihn. Die Finger meiner anderen Hand lagen nahe seinem Schritt und strichen neckend immer mal wieder darüber. Ich konnte das Pulsieren seiner Erregung spüren. Wie zufällig öffnete er leicht seine Beine und ließ meiner Hand mehr Spielraum. Ich nutzte dies gleich aus und Lambert ballte seine Faust um seine Handschuhe, die auf dem Tisch lagen, um die Beherrschung nicht zu verlieren.
 

Irgendwann waren wir dann schließlich in einem der Zimmer angekommen. Ich warf meinen Beutel in eine Ecke und öffnete meine Waffengurte. Die Schwerter stellte ich zu den von Lambert an die Wand.

Dann ging ich auf ihn zu und zog ihn in einen Kuss. Am Anfang erwiderte er ihn nur zögerlich, als wäre er sich der Situation noch nicht ganz sicher. Doch als ich ihn von seiner Jacke befreit hatte, übernahm er die Oberhand.

Er löste die Schnallen meiner Rüstung und half mir dabei sie auszuziehen. Er faste mich an der Hüfte und zog mich näher an ihn. Er küsste meinen Hals und sein Bart kratzte leicht an meiner Haut. Er ließ seine Hände nach hinten auf meinen Po rutschen und drückte mich an ihn. Ich stöhnte. „Bist du dir wirklich sicher?“ fragte er leicht heiser.

„Hm, nicht wenn du mich noch länger warten lässt.“ hauchte ich an sein Ohr bevor ich dann an seinen Ohrläppchen knabberte. Er drückte mich gegen die Wand und küsste mich erneut. Seine Hände lagen noch auf meinem Po und kneteten dort leicht, bis er eine Hand an meinem Körper hoch wandern ließ und dann mein Gesicht fasste, um es für den Kuss besser zu positionieren. Ich schnappte nach seinen Lippen und zog seine volle Unterlippe zwischen meine Zähne. Schnell drehte er mich um und presste nun meine Brust gegen die Wand. „Schön brav sein.“ Raunte er mir in den Nacken und biss zärtlich zu. Ich wimmerte lustvoll. Während seine Hand den Weg in meine Hose fand und nach vorne zwischen meine Schenkel rutschte um dort ein wenig zu necken, rieb er sich an meinem Hintern. Ein weiteres Stöhnen entfuhr mir. Mit meinen Händen versuchte ich Halt an der Wand zu finden. Doch ich fand keinen, so griff ich nach hinten und krallte mich in die Kleidung von Lambert und zog ihn näher an mich. Der Hexer drehte mich erneut um und küsste mich gierig.

Er dirigierte mich Rückwärts bis zum Bett und als meine Kniekehlen dagegen stießen, ließ ich mich nach hinten fallen. Ich trat meine Stiefel von den Füßen und rutschte weiter hinauf. Er kroch ebenfalls auf das Bett, allerdings hatte er mittlerweile nur noch seine Hose an. Ehrfürchtig strich ich über seine glatte, gut bemuskelte Brust. Im Gegensatz zu Geralt, hatte Lambert kaum sichtbare Narben. „Gefällt dir was du siehst?“ raunte er. „Hm, eine nette Aussicht.“ Gab ich grinsend zu. Seine Hände strichen unter mein Hemd und schoben es langsam hoch. Als er es mir ausgezogen hatte, besah er mich mit einem Stirnrunzeln. Dann strich er mit seinen Fingern erst die Narbe unter meinem Bauchnabel entlang und dann die über meiner Brust. „Woher hast du die?“ fragte er.

Ich deutete auf die Obere, „Die ist von einer Antilope, sie hatte mich aufgespießt und die am Bauch weiß ich nicht, die habe ich schon seitdem ich mich erinnern kann.“ Antwortete ich leise. Da er in seinem Tun innehielt und meine Prellmarken musterte, ergriff ich die Gelegenheit, fasste ihn und drehte uns um, so dass ich nun auf seiner Hüfte saß. Ich kicherte über seinen verdutzten Blick und ließ meine Hüfte leicht kreisen, um ein wenig Reibung zu bekommen.

Erstaunt sah er zu mir hoch und lachte dann mit. Ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn, als Antwort stieß er mit seiner Hüfte etwas nach oben. Eine Hand ließ ich nach unten gleiten und fing an die Verschlüsse seiner Hose zu öffnen. Ich konnte spüren, wie begeistert er von unserer Aktivität war.

Er tat es mir gleich und als er mir die Hose aus zog, entblößte er die nächsten Narben von mir. Zärtlich strich er darüber. „Du scheinst ein gefährliches Leben zu haben.“ Sprach er. „Erst seit kurzen.“ Erwiderte ich. Er setzte sich mit mir auf seinem Schoß auf und entfernte die letzte Kleidung von uns.

Lambert hielt mich fest und drehte uns um, nun lag ich wieder unten. Seine Hand strich zärtlich an meinem Oberschenkel während er eine Spur aus Küssen von meinem Hals in Richtung Brust hinterließ. Zufrieden seufzte ich und rekelte mich unter ihm. Mit seiner anderen Hand knetete er sanft meine Brüste.

Da ich dies aber eher unangenehm empfand und nur wenig erregend zog ich sie weg. Dafür griff er nach meinem Gesicht und küsste mich gierig und ich stöhnte in den Kuss während er sich weiter zwischen meine Beine drängte. Ich hatte jedoch andere Pläne und drehte uns zurück. Ich saß nun wieder auf ihm und rutschte auf seinen Beinen weiter nach hinten. Meine Hände zog ich sanft über seine Rippen und Taille ehe sie auf seinen Hüftknochen zum Ruhen kam. Ich verteilte küsse auf seinem Unterleib. Als er mit seiner Hüfte nach oben stieß, drückte ich sie mit meinen Händen aufs Bett und hielt sie dort fest. Eine seiner Hände vergrub sich in mein Haar und drückte sanft meinen Kopf tiefer. Lächelnd ließ ich es zu, dass er die Kontrolle übernahm. Er zeigte deutlich was er wollte und so tat ich ihm den Gefallen.
 

Als ich erwachte hörte ich einen ruhigen Herzschlag unter meinem Ohr und mein Kopf ruhte auf einer starken Brust. Mit meinen Fingern zeichnete ich Kreise auf die Haut, was mein Kopfkissen zum Erwachen brachte. „Hm, lass mich schlafen. Du machst mich fertig, Weib.“ Brummte er und war im nächsten Augenblick auch schon wieder eingeschlafen.

Das sagte nicht der erste Mann zu mir. Dachte ich leise kichernd. Ich schloss auch noch mal die Augen und genoss einfach die Ruhe. Ich musste doch noch weg gedöst sein und schreckte hoch, als sich mein Kopfkissen anfing zu bewegen und mir einen guten Morgen wünschte. Jedoch durchzuckte ein Schmerz meine Rippen, die ich fluchend festhielt.

„Ich hoffe du fluchst nicht wegen mir so?“ fragte Lambert. Ich sah zu ihm rüber. Ich weiß nicht was er erwartet hatte, aber meine Reaktion sicherlich nicht. „Morgen. Nein, hab mich nur zu ruckartig bewegt.“ Erklärte ich und er schien so erleichtert zu sein, dass er mir einen Kuss gab. Ich zog mich leicht zurück und als ich ihn mir genauer anschaute, musste ich ein Lachen unterdrücken, seine sonst immer ordentlich zurück gekämmten Haare, standen wild ab, er hatte einen leichten Kissenabdruck im Gesicht und einen ziemlich deutlichen Knutschfleck am Hals. Seine Schultern wurden noch von leichten Überresten von Kratzern geziert, die aber bereits fast komplett verheilt waren.
 

Vorsichtig stand ich auf und fing an mich anzuziehen. Lambert setzte sich auf, „Ich hätte vermutet, dass du nach dem Aufwachen ziemlich sauer sein würdest, dass ich die Situation ausgenutzt habe.“ Deutete er an. Ich hielt inne und sah zu ihm rüber. „Warum bist du dann das Risiko dann eingegangen?“ fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern. „Mir schmeißen sich nicht so viele Frauen an den Hals, wie dem berühmten weißen Wolf. Da habe ich mich gerne geopfert, bevor du zu irgendwem wildfremden hingehst, der dir sonst was an tun würde." gab er grinsend zu. „Und bist du sauer?“ fragte er dennoch. Ich schüttelte den Kopf. „Ich hatte beim Aufwachen zwar erst gedacht, das wäre alles nur ein seltsamer Traum gewesen, aber wenn ich mich richtig erinnere, habe ich es wirklich drauf angelegt und du hattest mich mehrmals gefragt. Also nein ich bin nicht sauer, ehrlich gesagt habe ich es ziemlich genossen. Ich hatte schon seit Ewigkeiten keinen Mann mehr gehabt. Und schon gar nicht einen, der mit mir mithalten konnte. Mir ist eher mein albernes Verhalten peinlich.“

Erleichtert atmete er auf. Er grinste mich schief an, „Du hast recht. Aber ich war mir nicht sicher, ob du dich erinnerst und Geralt hatte einige Dinge über dich gesagt.“

Meine Augen verengten sich, Lambert benahm sich irgendwie nicht wie Lambert. Seit wann war er so unsicher und unbeholfen?

„Glaub nicht alles was der erzählt. Er dachte schließlich auch, ich würde mich in eine Striege verwandeln. Und lass dir von dem bloß kein schlechtes Gewissen einreden, sein moralischer Kompass hängt doch selbst schief und er vögelt sich durch alle Gesellschaftsschichten der Weltgeschichte.“ Brummte ich und zog mich weiter an.

Auch Lambert fing nun an sich anzuziehen.

Ich ordnete mein Haar so gut es ging und wartete bis der Hexer ebenfalls fertig war. „Komm, lassen wir die anderen nicht länger warten. Geralt hofft doch sicherlich, dass ich dir den Kopf abgerissen habe.“ Spornte ich ihn mit einem Klaps auf seinen knackigen Hintern zur Eile an.

Er lachte nur.

Wir holten unsere Pferde und ritten gemütlich und einvernehmlicher Stille zurück in die Stadt. Am Tor wurde ich freundlich begrüßt und Lambert bekam misstrauische Blicke zugeworfen, aber keine Beleidigungen. Ich bildete mir gerne ein, dass es an meiner Anwesenheit lag.

Wir brachten die Pferde wieder im Stall gegenüber des Rosmarins unter und ich nahm meine Sachen und schulterte sie mühselig. Meine Rippen schmerzten mehr, als sie es gestern getan hatten, aber gestern war ich auch voll mit dem Pulver gepumpt und dann hatte ich auch wieder einen heftigen stoß drauf bekommen. Meine nächtliche Aktivität hatte sicherlich auch nicht zur Heilung beigetragen.

Ich folgte Lambert durch die Tür, die er mir aufhielt und konnte sehen wie Geralt Lambert hämisch angrinste, als dieser jedoch sah, dass ich recht gut gelaunt war, wurde sein Blick verwirrt. Lambert und ich grinsten uns nur an. Lambert setzte sich zu den anderen und ich ging die Treppe hoch um meine Sachen wieder weg zu bringen. Als ich Treppe wieder herunterkam, sah ich wie Lambert herzhaft gähnte und dann seinen Kopf auf seine Arme sinken ließ.

„Du siehst ziemlich fertig aus, hat sie dich doch aus dem Bett geworfen und auf dem Boden schlafen lassen? Würde dir recht geschehen.“ stichelte Geralt gerade. „Und wie sie mich fertig gemacht hat, ich schwöre unter ihren Vorfahren muss irgendwo ein Sukkubus gewesen sein.“ Gähnte er.

Das war eindeutig nicht die Antwort, die Geralt sich erhofft hatte. Dies konnte man ihm deutlich ansehen.

„Nicht das ich wüsste und letzte Nacht hattest du dich auch nicht beschwert Lambert.“ Grinste ich keck durch den Raum. Ich setzte mich zu den anderen an den Tisch. „Aber mir wurde schon so vieles angedichtet. Für die einen bin ich ein Werwolf oder ein Vampir, andere halten mich für eine Striege.“ Dabei sah ich Geralt eindringlich an, „Und Sukkubus war glaub ich auch schon dabei. Aber ich kann euch versichern, dass ich ein Mensch bin.“ Rittersporn war bei meinen Worten Stückchen für Stückchen näher zu Geralt gerückt. Ich grinste ihn nur wölfisch an, was aber bei der Wunde im Gesicht eher eine Grimasse wurde. Ich ließ die Trophäe auf den Tisch fallen, was Priscilla auf quieken ließ. „Was macht ihr eigentlich mit euren Trophäen?“ wollte ich von den Hexern wissen.

„Was ist das?“ wollte Zoltan wissen. „Das war das Bienenphantom, der Imkerei Honigwab. Aber eigentlich ein Hund der wilden Jagd.“ Antwortete ich.

„Dann war das gestern wirklich keine Spinnerei von dir?“ fragte Geralt ruhig. Ich schüttelte den Kopf. „Soweit ich weiß, hatte ich dir erzählt gehabt, wie ich es erlegt habe.“

„Soweit du weißt? Was soll das heißen?“ wollte Rittersporn sofort, neugierig wie er war, wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern, er musste ja schließlich nicht alles wissen.

„Das soll heißen, das sie gestern völlig neben der Spur war. Was auch immer mit ihr los gewesen war, hat sie vorschlagen lassen, dass sie, Lambert und ich uns etwas vergnügen sollten.“ Breitete Geralt aus. Er wollte mich wohl in Verlegenheit bringen. „Und du hast abgelehnt? Wirst wohl doch noch ein treuer Bursche was?“ Fragte Rittersporn ungläubig. Der Hexer ignorierte den Seitenhieb.
 

„Das erklärt Geralts Aussage von gestern, dass er dich zwar gefunden hätte, aber Lambert sich um dich kümmert. Er sah ziemlich sauer aus.“ Murmelte Zoltan. „Ach hat er das? Mich gefunden? Dabei war ich der Meinung, dass es Lambert war, der mich gefunden hatte, während Geralt in einer Taverne saß.“ Ich funkelte Geralt an. Das Spiel können auch zwei spielen.

„Kein Streit am Morgen.“ Mischte sich nun Priscilla ein. „Wir sind alle erwachsene Menschen, also können wir uns auch so benehmen.“ Forderte sie. Geralt schnaubte nur verächtlich und ich streckte ihm die Zunge raus.

Rittersporn wurde von unserem Verhalten verwirrt und das machte ihn natürlich nur noch neugieriger was es mit mir auf sich hatte. „Wie kommt es eigentlich, dass ihr zusammen unterwegs seid?“ wollte er wissen. „Ciri.“ „Der Kaiser.“ Antworteten Geralt und ich gleichzeitig.

Das führte dazu, dass wir die Situation genauer erklären mussten. So erzählte Geralt, wie Yennefer und der Kaiser ihn zwangen, mich auf die Suche nach Ciri mit zu nehmen, während ich hingegen einwarf, wie der Hexer versucht hatte, der Sache zu entkommen. Alles in allem wurde es lustiger Vormittag.

„Also ist das bereits der zweite Vertrag, den du Geralt streitig gemacht hast?“ fragte Rittersporn und deutete auf den Hundekopf. Ich nickte, „Geralt du lässt ganz schön nach.“ Meinte der Barde da einfach. Lambert lachte.

Er hatte heute wieder viel Munition für seine Sticheleien bekommen.

Wir waren gerade fertig geworden mit dem erzählen, als die Tür aufging und jemandes Fremdes hereinkam. Zumindest dachte ich, dass es sich um einen Fremden handeln würde bis ich die Narbe erkannte. Es war Dudu.

Er kam näher, zögerte jedoch, als er mich sah. Ich verdrehte nur die Augen und Rittersporn rief ihn näher. Langsam kam Dudu an den Tisch und setzte sich dazu. Sein ganzer Körper war angespannt und schien jederzeit zur Flucht bereit.

Ich wandte mich ihm zu. „Du brauchst dich vor mir nicht zu fürchten. Ich tue dir nichts, selbst wenn ich es wollte, was ich definitiv nicht tue, meinst du einer der Anwesenden hier, würde das auch nur im Entferntesten zulassen?“ Dudu schaute die Leute am Tisch an und schüttelte dann Kopf. Zufrieden nickte ich.

Um den Frieden, der gerade am Tisch herrschte nicht zu stören, stand ich auf und ging nach oben in mein Zimmer. Ich ging zu meinem Beutel und zog das Pulver raus. Ich hatte zwar Schmerzen, aber das würde ich nicht mehr nehmen. Lambert hatte recht gehabt, wenn er sich geweigert hätte, wäre ich wohl sonst wem in die Arme gesprungen, wer weiß was dann passiert wäre. So schmiss ich das Pulver aus dem Fenster, soll sich doch irgendein Fisstechabhängiger darüber freuen.

Dann holte ich den Tiegel mit der Salbe hervor, bisher gab es damit keine Nebenwirkungen, also würde ich sie erst einmal weiter verwenden. Ich schraubte den Tiegel auf und stellte ihn neben mich, dann machte ich meinen Oberkörper frei.

Ich war gerade dabei, die Salbe auf meine Prellungen zu schmieren, als es an der Tür klopfte. Ich drehte meinen Rücken zur Tür und rief denjenigen herein.

Wer immer es war öffnete die Tür und blieb dann stehen, er räusperte sich. „Was ist denn? Und mach die Tür zu.“ Forderte ich. Ich hörte die Schritte das Zimmer betreten und die Tür zu gehen. Doch noch immer wurde nichts gesagt.

Genervt drehte ich mich um, Geralt stand dort und starrte mich unverhohlen an. Oder besser gesagt, meine blauen Flecken. Die alten aus den Kämpfen bzw. dem Überfall und die neuen Liebesbisse von Lambert. Wenn Geralt es meist eher ruhiger angehen lässt, war Lambert genau das Gegenteil.

„Gibt es was Wichtiges?“ fragte ich den Hexer, während ich obenrum nur einen BH anhatte, um besser die Prellungen behandeln zu können.

Er riss seinen Blick los und schaute mir ins Gesicht. „Priscilla schickt mich, ein Bote steht unten für dich. Er will den Brief nur persönlich übergeben.“ Murmelte er.

„Gut ich bin gleich unten.“ Blieb ich höflich, dabei hätte ich Geralt am liebsten rausgeschmissen, aber lieber ihn nicht weiter reizen. Ich wäre noch eine sehr lange Zeit mit ihm unterwegs und so langsam sollte man doch mit einander klarkommen.

Aber statt zu gehen, blieb er an der Tür stehen. „Gibt es noch was?“ wollte ich wissen und fing nebenbei an, mir mein Hemd überzuziehen, wobei ich ihm wieder den Rücken zu drehte.

„Wegen gestern Abend, …“ fing er an und ich verdrehte jetzt schon meine Augen. Immer diese Fürsorge an falscher Stelle. „Ich meine, ist alles Ordnung? Lambert ist meistens ein riesiges Arschloch und neigt zu Wutausbrüchen und Gewalt. Hat er dir auch wirklich nichts getan, was du nicht wolltest?“ fragte er mich. Mir blieb die Spucke weg, beschuldigte er gerade seinen Hexerbruder mich vergewaltigt zu haben?

Geralt interpretierte mein Schweigen wohl allerdings falsch.

Mitfühlend legte er seine Hand auf meine Schulter, „Wenn etwas war, dann sag es mir bitte. Ich kenne ihn seit er nach Kaer Morhen gebracht wurde. Ich weiß daher sehr gut, wie aufbrausend er ist.“ Murmelte er.

Wütend drehte ich mich um. „Sag mal spinnst du!? Fragst du mich gerade allen Ernstes, ob Lambert mich vergewaltigt hat?“ schrie ich ihn an. Mir war es egal, ob die anderen unten es hören konnten, sollten sie doch. Sie können ruhig wissen, wie schlecht Geralt von anderen dachte. „Wenn du dir wirklich solche Sorgen gemacht hast, warum hast du uns dann alleine gelassen? Mein Angebot gestern Abend stand auch für dich. Aber du hattest abgelehnt, weil du scheinbar nicht teilen wolltest, da brauchst du jetzt keine falschen Anschuldigungen hervor bringen. Von deinen sexuellen Abenteuern mal ganz abgesehen. Außerdem wenn sich hier überhaupt jemanden aufgedrängt hatte, dann war ich das und garantiert nicht Lambert.“ Fuhr ich nun etwas leiser fort.

Ich schnappte mir meine Rüstung und die Schwerter und ließ Geralt sprachlos stehen. So geschockt und im Falle von Lambert wütend aussahen, hatten sie wohl sehr gut hören können, was oben gesagt wurde.

Der nilfgaardische Bote stand peinlich berührt in der Nähe der Tür. Ich riss ihm den Brief aus der Hand und schickte ihn fort.

Ich öffnete das Siegel und starrte darauf. Es enthielt den einen Brief, den ich für mich selbst vorbereitet hatte und einen weiteren Zettel mit drei Namen darauf.

Ich war mir nicht mehr sicher gewesen wie Karadin sich nun nannte und hatte die Botschaft gebeten, mir alle Händler aufzuschreiben, die eine Witwe mit zwei Kindern geheiratet hatten und nun in Novigrad lebten.

Ich grübelte, der neue Alias von Karadin hatte etwas mit Aiden zu tun. Also nicht der Freund von Lambert, sondern ein Feuermagier namens Aiden, den ich vom LARP her kannte.

Da fiel mir der Name ins Auge Roland Treugger. Roland, so hieß der Spieler, der Aiden darstellte.

Praktischerweise waren die Adressen direkt neben den Namen notiert.

Auf dem Zettel, den ich geschrieben hatte, standen alle Infos zu Karadin, die ich noch wusste, ehemaliger Hexer, gehörte zur Katzenschule, verheiratet, Händler, dunkles Haar, Vollbart usw.

Hinter mir hörte ich Krawall, ich drehte mich um und sah wie Lambert auf Geralt los gehen wollte und wütend schimpfte wie ein Rohrspatz. Geralt hatte bereits ein blaues Auge. Zoltan, Rittersporn und Dudu versuchten Lambert fest zu halten, schauten aber auch nicht gerade freundlich zu dem anderen Hexer. Ich schlüpfte in meine Rüstung und pfiff dann einmal laut. Sofort hatte ich die Aufmerksamkeit von allen.

„Lambert komm, ich weiß wo Karadin ist.“ Rief ich und ging schon mal zur Tür. Sofort konnte ich hören, wie Lambert sich los riss und mir folgte.

„Wo müssen wir hin?“ wollte er wissen, als ich abbog und nicht zu den Pferden ging. „Nicht weit, er wohnt hier in Novigrad. Aber Lambert, ich bitte dich, halte dich erst einmal zurück.“ Grimmig nickte er. Ich konnte verstehen, dass er ziemlich angefressen war. Ich führte Lambert durch die Gassen und wir waren gerade ungefähr auf Höhe des Eisvogels, als wir Schritte hinter uns hörten, die auf uns zu eilten.

Wir gingen um die Ecke, als sie uns eingeholt hatten. Synchron drehten wir uns um, Geralt war uns gefolgt. „Was willst du hier?“ knurrte Lambert. Geralt zuckte mit den Schultern, „Euch von Dummheiten abhalten.“ Meinte er. „Ja natürlich. Du willst dich nur mal wieder einmischen. Oder haben die Anderen dich rausgeschmissen? Wahrscheinlich, warum kümmerst du dich nicht lieber um die Erscheinung, oder das Monster im Wald um deinen Kopf zu klären, statt uns hinter her zu laufen.“ Wollte ich von ihm wissen.

„Nein, ich will mich nicht einmischen, wirklich.“ Versicherte er uns. „Gut, dann kannst du ja gehen. Wir brauchen dich nicht.“ Forderte nun Lambert, ich stimmte ihm zu.

„Aber der Quäl… ähm Alanya ist noch verletzt und ihr wisst nichts über diesen Karadin. Ich könnte hilfreich sein.“ Wollte er uns umstimmen.

„Du magst vielleicht nichts über ihn wissen, aber das heißt nicht, dass ich nicht mittlerweile Informationen über ihn habe. Er kommt von der Katzenschule, hat eine Witwe geheiratet und deren Kinder adoptiert, nennt sich nun Roland Treugger und ist offiziell Händler von Luxusgütern, aber eigentlich verkauft er Sklaven. Außerdem wird sein Haus bewacht.“ Ratterte ich meine Informationen runter.

Die Augen der Hexer wurden größer. „Er ist ein Hexer?“ fragten beide. „War.“ Konterte ich.

„Ein Grund mehr, warum ich mitkommen sollte.“ Stellte Geralt fest.

„Aber nur wenn du dich nicht einmischt. Aber denk nicht, dass deine Worte von vorhin vergessen sind.“ Stimmte Lambert jetzt doch zu. Ich seufzte, da wurde ich einfach überstimmt.

Murrend drehte ich mich um und ging weiter nach Gildorf.

Das Anwesen von Karadin war das direkt vorne nahe dem Durchgang gelegen. Schweigend folgten mir die Hexer.

Ich musste mich kurz orientieren, aber die beiden Wachen vor dem Haus, wiesen deutlich den Weg. Wir gingen auf sie zu.

„Was wollt ihr?“ fragte die Wache, glücklicherweise blieben die beiden Hexer still. „Ich möchte mit dem Händler Treugger reden. Es ist geschäftlich.“ Bat ich. Eine der Wache nickte und verschwand im Haus. Kurze Zeit später kam sie wieder und wir wurden in den Innenhof geführt. Karadin, seine Frau und die Kinder befanden sich dort. Seine Frau spielte mit den Kindern während er zuschaute.

Als Karadin uns bemerkte stand er auf und kam auf uns zu.

Sein Blick huschte über uns, „Zweieinhalb Hexer, oder vielleicht doch Hexenjäger? Was für eine Überraschung, was kann ich für euch tun? Möchtet ihr etwas kaufen oder verkaufen?“ eröffnete er das Gespräch.

„Das Hexer Meuchelmörder werden, kann ich noch verstehen, aber Kaufleute?“ mischte sich Geralt jetzt schon ein.

Karadin hob die Schultern, „Warum denn nicht? Wir träumen doch alle davon unser leben zu ändern. Ich habe es nicht beim Träumen belassen. Angeblich ist noch kein Hexer in seinem Bett gestorben. Ich habe vor der erste zu sein.“ Antwortete er uns.

„Das muss sich noch rausstellen.“ Drohte Lambert. Soviel dazu, dass beide sich zurück halten sollten.

„Mein Freund Lambert wollte mit dir sprechen. Karadin!“ wechselte ich das Thema.

Fast unmerklich weiteten sich seine Augen. Schnell schickte er seine Frau und die Kinder mit den Wachen ins Haus.

Wir gingen ein Stück vom Haus weg und Karadin lehnte sich an den Zaun. „Ich bin ganz Ohr.“ Forderte er uns zum Sprechen auf.

„Rede du mit ihm, Alanya. Wenn ich es tue, verliere ich bei seinem erst Wort die Kontrolle und erwürge ihn.“ Bat Lambert. Seine Stimme verriet wie angespannt er war.

„Deine Frau weiß, wer du warst?“ wollte ich wissen.

Karadin nickte, „Wir sind ganz ehrlich und haben keine Geheimnisse voreinander. Sie betet jeden Tag für mich. Und weißt du was? Es scheint zu helfen.“

„Man sagt, der Glaube kann Berge versetzen, aber die Beweise dafür habe ich noch nie zu Gesicht bekommen.“ Entgegnete ich. „Sie weiß also, dass du Menschen als Sklaven verkaufst?“ fragte ich ins blaue. Seine Augen verengten sich.

„Also nicht? Vielleicht sollten wir ihr es sagen, welchen Waren sie diesen Luxus hier zu verdanken hat.“

„Woher weißt du das?“ grollte er. Sein Arm zuckte hoch. Sein Körper wollte anscheinend alten Bewegungsmustern folgen und zu einem Schwert am Rücken greifen, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und führte die Bewegung nicht bis zum Ende aus.

„Ich verrate meine Quellen nicht. Es reicht das ich es weiß. Erinnerst du dich an Aiden? Ein Hexer. Er wurde in Ellander ermordet. Die Mörder sind gut bezahlt worden.“ Wechselte ich das Thema.

Karadin nickte, „Ich erinnere mich an ihn, wie an alle anderen auch … mit tiefsten bedauern.“ Sein Gesicht zeigte jedoch keinerlei Regung.

„Trotzdem war Aiden anders. Entgegen aller Gerüchte wollten wir ihn nicht töten. Wir waren gezwungen … als er uns angegriffen hat.“ Fuhr er fort.

„Wie lautet deine Version der Geschichte?“ wollte Geralt wissen und mischte sich schon wieder ein.

„Aiden hatte den Auftrag, den Fluch von der Tochter des Herzogs zu brechen. Er nahm das Geld, verpfuschte den Auftrag und verschwand, als das Mädchen starb.“ Zählte Karadin auf.

„Du lügst!“ mischte nun Lambert sich ziemlich aufgebracht ein.

„Wir wollten ihn nicht töten … wir waren Schuldeneintreiber. Er hatte das Geld schon ausgegeben, deshalb verlangten wir seine Schwerter. Als er sich weigerte, kochten die Gemüter hoch. Vienne, unsere Scharfschützin, verlor die Nerven. Sie traf Aiden genau ins Auge. Später hat sie ihre Version der Geschichte erfunden. Wohl, um ihr Schuldgefühl zu besänftigen.“ Versuchte er sich rauszureden.

„Ich habe genug gehört.“ Unterbrach ich das Gespräch. „Deine Reue ist gespielt. Außerdem gibt es n deiner Geschichte ziemliche Ungereimtheiten. Erst sagst du, Aiden hätte euch angegriffen, dann sagst du Vienne hätte die Nerven verloren. Auch deine Behauptung, ihr seid als Schuldeneintreiber angeheuert worden. Das ich nicht lache. Der Herzog ist angeblich von einem Hexer der Katzenschule betrogen worden und heuert dann einen weiteren Hexer der Katzenschule an, um sein Geld zurück zu holen und das bei dem schlechten Ruf dieser Schule? Das glaubst du doch selbst nicht.“ Höhnte ich.

„Ich weiß nicht, warum wir überhaupt reden. Wir sind hier um dich zu erledigen!“ grollte Lambert. Ich trat bei Seite, „Er gehört ganz dir, Lambert.“ Meinte ich. So schnell wie beide ihre Schwerter gezogen hatten, konnte ich gar nicht schauen.

Geralt stieß mich zur Seite, um mich aus dem Gefahrenbereich zubringen. Doch er hatte seine Kraft unterschätzt, so dass ich an der Außenmauer kurz benommen liegen blieb. Ich war wohl zusätzlich über irgendetwas gestolpert. Kopfschüttelnd versuchte ich mich wieder aufzurappeln.

Im Augenwinkel sah ich wie Karadin ein Zeichen in meine Richtung wirkte, da aber nicht direkt etwas passierte und er direkt im Anschluss ein Igni in Richtung Lambert wirkte, dachte ich es wäre fehlgeschlagen.
 

Ich bemerkte erst, als ich entwaffnet an einer ganz anderen Stelle des Hofes lag, Lambert über mir kniete und meinen Arm auf dem Rücken hielt, dass etwas ganz gewaltig nicht stimmte.

„Was, … was ist passiert?“ krächzte ich. Der Griff an meinem Arm lockerte sich. „Gut die Wirkung ist endlich verflogen.“ Konnte ich Lambert hinter mir hören. Als er meinen Arm ganz losließ drehte ich mich auf meinen Rücken und rieb mir meinen schmerzenden Arm. Der dunkelhaarige Hexer reichte mir seine Hand und half mir hoch.

„Karadin hatte dich mit einem ziemlich starken Axii getroffen.“ Erklärte er und spuckte in die Richtung des Leichnams.

Ein genervtes stöhnen kam von mir. Ich wurde schon wieder lahmgelegt, vielleicht gab es Amulette, die die Wirkung der Hexerzeichen abschwächte oder gar ganz abwehrte, zumindest die, die auf meinen Geist und Verstand Einfluss nahmen. Überlegte ich.

„Wir sollten hier abhauen bevor noch jemand etwas bemerkt.“ Merkte ich an. Als die Hexer sich schon wieder anfunkelten. Ich hatte mein Schwert eingesammelt und wieder verstaut. Schnell huschten wir von dem Gelände und schlichen uns durch die Gassen.

Wir hatten einen größeren Umweg durch die Scherben gemacht, um eventuell heran nahenden Wachen aus dem Weg zu gehen.

Wir gingen die Straße entlang, die vom kleinen Marktplatz zum Pfandleiher führte, als wir auf einmal einen lauten und spitzen Schrei hörten. Sofort waren die Hexer in Alarmbereitschaft. Ich konnte sehen wie sie sich konzentrierten, wahrscheinlich versuchten sie gerade mit ihren verbesserten Sinnen zu lokalisieren, von wo der Schrei kam. Als ein weiterer Schrei ertönte rannten die Beiden los. Ich hatte Schwierigkeiten den Hexern zu folgen.

Während die beiden Hexer in einen mir bekannten Innenhof abbogen, wurde mir klar, was gerade passierte und gab nochmal extra Gas. Der Schrei stammte vermutlich von Priscilla.

Die Angriffe hätte ich beinahe vergessen und das obwohl ich den Serienmörder vor ein paar Tagen getroffen hatte. Als ich endlich im Hof ankam, kniete Geralt bereits bei Priscilla und Lambert stand an der Mauer und las etwas, vermutlich die ‘Predigt eines besorgten Bürgers‘, kam es mir in den Sinn.

Keuchend blieb ich bei Geralt stehen. „Alles in Ordnung?“ fragte ich japsend, immer noch bemüht wieder genug Luft zu bekommen. Laufen und vor allem sprinten hatte ich immer gehasst, selbst beim Sportabzeichen war ich lieber 1000m geschwommen als 800m gelaufen.

Geralt nickte und schnitt das letzte Seil durch, mit denen die Bardin gefesselt war. Neben ihr lag ein Krug, die Flüssigkeit, die daraus ausgelaufen war, roch beißend. Es musste das Formaldehyd sein.

Geralt half Priscilla auf und sie klammerte sich an ihn, sie stand noch völlig unter Schock. Lambert gesellte sich zu uns, das Pergament, dass er gefunden hatte, war völlig zerknüllt.

Geralt versuchte sein Bestes, um Priscilla zu beruhigen und Lambert funkelte die Mauer an. Ich ging zu ihm rüber.

„Was ist los Lambert?“ wollte ich von ihm wissen. Er drehte seinen Kopf zu mir, „Wir kamen gerade noch rechtzeitig. Aber dieser Kerl, er ist einfach über diese Mauer verschwunden. Hochgeklettert wie eine Spinne.“ Grollte er und gestikulierte in Richtung Mauer. „Hab das noch gefunden.“ Fügte er hinzu und reichte mir das Pergament. Ich nahm es entgegen und überflog es, es stand nichts Neues drin, dasselbe wie auch im Spiel.

„Ich denke, wir sollten Priscilla zu Rittersporn bringen.“ Schlug Geralt vor. „Nein, es wäre besser sie zuerst zu einem Arzt zu bringen. Sie steht noch unter Schock und merkt vielleicht noch gar nicht wie sie verletzt ist.“ War mein Gegenvorschlag.

Widerwillig stimmte Geralt mir zu und so machten wir uns auf den Weg zum Hospital. Wir waren noch nicht weit gekommen, als uns jemand entgegen gelaufen kam. „Priscilla! Priscilla, was ist passiert?“

Ich schaute mir die Frau an, die jetzt vor uns stand, es musste Lispellotte sein. „Sie wurde angegriffen und wir bringen sie nun ins Hospital. Du könntest uns und auch Priscilla einen Gefallen tun, indem du zu Rittersporn gehst und ihm Bescheid sagst.“ Bat ich sie schnell.

Es war ganz praktisch das sie hier auftauchte, vielleicht konnte sie uns den Hinweis auf die anderen Angriffe geben. Wenn nicht musste ich mir etwas einfallen lassen.

Sie nickte hektisch, „Ja, das werde ich machen.“ Beeilte sie sich zu sagen und lief auch schon weiter.

Auch wir gingen weiter, diesmal ohne Störungen. Nach einiger Zeit waren wir im Hospital angekommen. Glücklicherweise mussten wir auch nicht warten, dass wir beziehungsweise Priscilla drankamen. Lambert und ich warteten unten, während Geralt die verletzte Priscilla die Treppe hoch trug. Geralt kam nicht gleich wieder runter, so dass ich annahm, das er bei Priscilla bleiben durfte. Vielleicht erzählte er dem Chefchirurgen ja, was passierte und der würde von alleine auf die Gemeinsamkeiten zu dem anderen Toten kommen und dies auch Geralt erzählen.

So oder so, irgendwie musste ich die Hexer auf die Spur des Vampirs bringen. Wenn Lotte oder der Arzt nicht die Infos gaben, musste ich mir etwas einfallen lassen. Aber ich würde nicht in die Leichenhalle einbrechen, vielleicht würde mir Pastodi eine Genehmigung geben, den Morden offiziell nach zu gehen oder zumindest die Leichen untersuchen lassen.

Während ich in meinen Überlegungen gefangen war, war Rittersporn mittlerweile angekommen und zu Priscilla durchgelassen worden.

Lambert saß still neben mir. Irgendwann kam Geralt wieder dazu und wir gingen nach draußen. Lotte wartete dort auf uns.

„War das der selbe Angreifer, der die anderen ermordet hatte?“ wollte sie gleich wissen. „Vermutlich, es deutet zumindest darauf hin.“ Antwortete Geralt. Ah, er hatte wohl die Infos vom Arzt erzählt bekommen. Dann schickte er sie weg.

„Ich werde mich nachher mit dem Arzt treffen, um die Obduktion am letzten Opfer zu machen.“ Meinte Geralt, ich hob eine Augenbraue. „Ach. Der Leichenbeschauer wird das einfach so zulassen?“ wollte ich von ihm wissen. Er schüttelte doch jedoch nur mit dem Kopf. „Nein wir werden uns reinschleichen.“ Murmelte.

„Auf keinen Fall. Ich werde zum Hochwürden gehen und offiziell die Bitte stellen, die Ergebnisse zu bekommen.“ Entgegnete ich. „Wenn du erwischt wirst, gibt es jede Menge ärger. Du kannst dir den letzten Tatort genauer anschauen und ich gehe hoch zum Tempel, so verlieren wir auch keine Zeit.“

„Aber wir wissen nicht wo der ist. Es ist nur bekannt, dass das letzte Opfer ein Zwerg war.“ Wollte Geralt ablehnen. Ich seufzte genervt. „So viele Zwerge gibt es hier ja nicht. Frag zur Not Zoltan oder Vivaldi, ob sie etwas wissen.“ Meuterte ich. „Lambert kommst du?“ fragte ich und wollte schon los gehen. „Hey, kommandier mich nicht so rum, ich heiße schließlich nicht Geralt.“ Brummte der dunkelhaarige Hexer jedoch. Ich drehte mich zu ihm um. „Entschuldige, würdest du mich bitte begleiten Lambert?“ fragte ich ihn übertrieben höflich und deutete eine Verbeugung an. Lambert nickte zufrieden, „Warum nicht gleich so.“

Geralt versuchte unser Verhalten zu ignorieren. Er machte sich auf den Weg und auch Lambert und ich gingen nun Richtung Tempel. Ich hoffte, dass wir das Glück hatten um überhaupt bis Pastodi zu kommen und nicht vorher schon abgewiesen zu werden.
 

Am Tempel angekommen folgte Lambert mir durch das Tor und ich suchte mir einen Prediger. „Ich würde gerne mit Hochwürden Nathaniel sprechen, wäre das möglich?“ fragte ich ihn. Er sah mich an, „Das wird schwierig, er empfängt eigentlich keine Bittsteller. Aber vielleicht macht er eine Ausnahme, aber du musst dich erst an seine Wache dort wenden.“ Erklärte er und zeigte dann zu der entsprechenden Wache. Ich nickte dankbar und ging über den Tempelhof. Lambert folgte mir grimmig und zeigte so deutlich, wie unwohl er sich hier fühlte.

Ich hatte Glück, die Wache, zu der ich geschickt wurde, war der Älteste aus dem Trupp, als ich vor ein paar Tagen von dem Hexenjäger verletzt wurde. Auch er erkannte mich. „Guten Tag meine Dame, was kann ich für dich tun?“ fragte er mich. „Ich würde gerne mit Hochwürden Nathaniel sprechen, wenn das möglich wäre.“ Bat ich erneut. Er erbleichte leicht. „Hat es mit dem Vorfall zu tun? Wie du gebeten hattest, wurde kein Bericht darüber erfasst.“ Stammelte er. „Nein keine Sorge. Es geht um etwas ganz anderes.“ Beruhigte ich ihn. Er atmete erleichtert aus. „Gut folgt mir, aber ich kann nichts versprechen. Aber wenn er dich empfängt, verärgere ihn bloß nicht. Er ist kein netter Mann.“ Sprach er und wir folgten ihm durch eine Tür im Mauerwerk. Er führte uns einige Treppen rauf und durch etliche Gänge bis er vor einer weiteren Tür stehen blieb. „Wartet kurz. Ich werde nachfragen.“ Der Hexenjäger verschwand durch die Tür, zu hören war nichts, dafür war das Holz der Tür scheinbar zu dick. Es dauerte einige Minuten bis er wieder heraus kam und mir zu nickte. Ich ging durch die Tür und als Lambert mir folgen wollte, wurde er aufgehalten. „Nur sie, Hexer! Dich will er nicht sehen.“ brummte der Jäger.

Die schwere Holztür fiel hinter mir zu und ich schritt auf den Schreibtisch zu. Davor blieb ich stehen und verbeugte mich leicht. „Hochwürden, danke das Ihr euch Zeit nehmt, mich anzuhören.“ Fing ich an. Pastodi stand auf und kam um den Schreibtisch herum.

„Alanya, nicht wahr?“ fragte er mich. Ich nickte, „Ja Hochwürden.“ Er starrte auf die Wunde in meinem Gesicht. „Ist das die Wunde von einem der Hexenjäger? Ich habe Gerüchte gehört.“ Fragte er mich. „Ja Hochwürden.“ Gab ich zurück.

„Es wundert mich, dass du keine Bestrafung des Verursachers wolltest. Ich kann mir vorstellen, dass dein Caleb darauf bestanden hätte, wenn dieser tragische Brand nicht gewesen wäre. Ich könnte das für dich veranlassen.“ Ich schluckte. „Es war ein Unfall, Hochwürden. Caleb hätte das sicherlich verstanden.“

Pastodi nickte. „Tat es sehr weh? Als der Schnitt dir zugefügt wurde?“ wollte er noch von mir wissen. „Ja Hochwürden. Aber die anschießende Behandlung tat noch mehr weh.“ Antwortete ich ehrlich, er leckte sich die Lippen.

Ich musste mir nicht ins Gedächtnis rufen, das er ein Sadist war, das zeigte er gerade selber deutlich genug. Er versuchte Salz in meine vermeintlichen Wunden zu reiben. Ich konnte sehen, dass er am liebsten noch etwas anderes gemacht hätte, aber aprubt wand er sich ab und setzte sich wieder. Er lehnte sich nach hinten und faltete die Hände über dem Bauch.

„Also, was wolltest du von mir?“ wollte er nun wissen. „Wir konnten vorhin gerade noch rechtzeitig einen Mord verhindern. Es gibt Hinweise das es nicht der erste war und alles auf Ritualmorde im Namen des ewigen Feuers deutet. Dies hatte der Täter verloren.“ Ich reichte ihm das Pergament, das Lambert gefunden hatte.

Er las es schnell und ließ es dann auf seinen Schreibtisch fallen. „Ich habe von keinen Morden gehört. Wer waren die Opfer?“ wollte er wissen. „Zuerst waren es nur Huren und Bettler, aber er wird nicht länger bei diesen bleiben. In meiner Heimat gab es auch schon so manchen Serienmörder und alle fingen zuerst mit Leuten an, die keiner vermissen würde und arbeitet sich dann nach und nach in die hören Gesellschaftsschichten vor.“ Erklärte ich.

„Und was hat das Ganze mit dir zu tun? Warum kommst du damit zu mir und nicht zu einer Stadtwache?“ wollte er weiter wissen. „Ich wollte Euch um die Erlaubnis bitten, selber Ermittlungen anstellen zu dürfen. Das letzte Todesopfer liegt wohl noch in der Leichenhalle und ich würde gerne bei der Obduktion dabei sein.“ Kam ich zu meinen Anliegen.

Er legte seine Fingerspitzen aneinander, die Zeigefinger an der Nasenspitze und die Daumen am Kinn. „Wie kommst du darauf, dass ich dies erlauben würde? Wenn es wirklich eine Mordserie gibt, sollten sich die Wachen oder die Hexenjäger darum kümmern.“

„Mit Verlaub Hochwürden, die meisten würden nicht einmal einen streunenden Hund einfangen können. Ich habe allerdings zwei Hexer zur Hand, besser Spür- und Fährtenhunde gibt es nicht. Außerdem scheint es, als würde der Mörder die Moral anprangern und jeder hat sicherlich Geheimnisse, die lieber geheim bleiben sollten. Die Möglichkeit, dass jemand mit verwerflichen Geheimnissen das nächste Opfer würde oder die Schuld zugeschoben bekommen würde ist sehr wahrscheinlich.“ Versuchte ich ihn zu überzeugen. Doch während meiner Worte war er aufgesprungen und packte mich am Kinn. Sein Daumen bohrte sich in meine Wange, während seine Mittel- und Ringfinger sich schmerzhaft in meine Wunde gruben. Ich schrie kurz auf und versuchte zurück zu weichen, doch er drückte nur fester zu und zog mich näher an ihn ran.

„Was willst du damit sagen? Willst du mir drohen?“ Ich versuchte erst gar nicht den Kopf zu schütteln. „Nein Hochwürden, das würde ich nie wagen. Ich habe Gerüchte gehört und wollte Euch nur warnen.“ Presste ich hervor. Er drückte noch fester zu, was mir ein Wimmern hervor lockte. Ich konnte spüren, wie sich ein Blutstropfen aus der Wunde löste und über meine Wange lief. Hoffentlich würde mir glauben, ich wollte nicht eines seiner Opfer werden.

Egal was er in meinen Augen gesehen hatte, es schien ihm gefallen zu haben, denn mit einem grausigen Lächeln ließ er mich los.

Fasziniert betrachtete er die einzelnen Blutstropfen an seinen Fingerspitzen, ich musste mich zwingen, nicht an die Wunde zufassen, um sie zu prüfen. Ich schluckte, um meine Panik und Übelkeit runter zu würgen. Jetzt Schwäche zu zeigen, wäre genau das Falsche.

Pastodi setzte sich wieder und es wirkte, als wäre das eben gar nicht geschehen. „Du sagtest, ihr konntet vorhin einen Mord verhindern. Wer sollte das Opfer werden?“ wollte er wissen.

„Die Bardin Priscilla, Hochwürden. Wir kamen gerade an, als der Täter eine ätzende Flüssigkeit in ihren Mund kippen wollte.“ Erzählte ich ihm. Er nickte. „Nun, wenn das so ist. Komm mit.“

Er stand auf und ging zur Tür, unbehaglich folgte ich ihm. Lambert und der Hexenjäger warteten im Gang. Als der Jäger meine blutige Wange sah, schaute er schnell weg, er schien ähnliches schon gewohnt zu sein und den Hexer bat ich mit einem Kopfschütteln zur Ruhe. Mit ihm würde ich das später klären.

Als wir wieder im Tempelhof standen, ging der Hexenjäger wieder auf seinen Posten und wir folgten weiter Pastodi. Er führte uns bis zur Leichenhalle.

Die Wache, die davor saß sprang auf, als er Pastodi sah. Er grüßte ihn ehrerbietend, mich höfflich und den Hexer leicht abfällig. Er führte uns durch die Räume und rief nach dem Leichenbeschauer. „Hubert!“ doch keine Antwort kam. „Hubert, komm sofort her oder du wirst es bereuen!“ schrie er wütend. Einige Räume weiter konnte man eine Tür hören. „Bin schon unterwegs Hochwürden.“ Konnte man den Vampir hören.

Kurze Zeit später stand er vor uns, „Hochwürden, was kann ich für Euch tun?“ wollte er wissen und beäugte Lambert und mich neugierig. Etwas an seinem Blick wirkte unheimlich. „Alanya wird die Mordserie untersuchen, du wirst ihr alle Fragen beantworten und die Ergebnisse der Obduktion des letzten Opfers geben. Wehe ich höre klagen!“ befahl er und machte sich auf den Rückweg.

Hubert wartete bis Pastodi außer Hörweite war, „Die Naht scheint aufgegangen zu sein, ich könnte mir die Wunde ansehen.“ Schlug er vor. „Nein danke, das wird nicht nötig sein.“ Lehnte ich ab. Doch Lambert mischte sich ein, „Das ist keine schlechte Idee. Ich weiß nicht was dieser Nathaniel gemacht hat, aber bevor du in sein Amtszimmer gegangen bist, war die Wunde fast verheilt. Außerdem könnte er dich auch so einmal anschauen, du musst zugeben, dass du dich gestern doch recht merkwürdig benommen hast.“

„Das klingt ernst. Komm gehen wir in mein Arbeitszimmer.“ Der Vampir harkte sich bei mir unter und führte mich so in einen anderen Raum, der Hexer folgte uns. Hubert verfrachtete mich auf einen Stuhl. Dann kramte er einige Utensilien aus dem Schrank und platzierte sie auf einem kleinen Tablet. „Nathaniel ist sehr gefährlich und unberechenbar. Mir hatte er einmal ein Skalpell, das ich gerade desinfizierte, in den Rücken gestochen, nur weil ich vergessen hatte einen Lagerraum abzuschließen.“ Erzählte der Vampir.

Er hatte nun auch ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit dazu gestellt und trug nun alles rüber. Da ich anfing, mich von meinem Platz weg zu bewegen, hatte Lambert sich hinter mich gestellt und seine Hände auf meine Schultern gelegt. „Schön hier bleiben. Wenn du möchtest bekommst du auch eine Belohnung.“ Meinte er leise zu mir. Männer! Dachte ich mir grummelnd. Huberts Augenbraue zuckte leicht amüsiert, natürlich hatte er jedes Wort verstanden, das Lambert gesagt hatte.

Er hatte ein Stück Tuch mit der Flüssigkeit getränkt und fing an das Blut weg zu wischen. Als er damit an die Wunde kam brannte es höllisch. „Tut mir leid, das ist hochkonzentrierter Alkohol.“ Murmelte Hubert als ich wegzuckte. Er erledigte seine Arbeit schnell und effizient. „Die Wunde ist tatsächlich schon sehr gut verheilt, von wann ist die? Als wir uns am Hafen trafen, hattest du die noch nicht.“ Wollte er wissen.

„Seit ein paar Tagen, ich habe sie mit einem Trank behandelt.“ Warf Lambert ein. Der Vampir sah erstaunt aus. „Erstaunlich in der Tat. Wenn es geht, dann heute Abend vielleicht noch einmal so eine Behandlung, dann muss ich die Naht jetzt nicht ersetzen.“ Lambert nickte anscheinend.

„Gut, gut. Du sagtest sie hätte sich gestern Abend merkwürdig benommen, Hexer. Inwiefern?“ fragte er dann weiter. Bevor Lambert jedoch antworten konnte, schienen beide auf etwas zu lauschen, das ich nicht hören konnte. „Hexer, könnte ich dich bitten, eben einmal nach dem rechten zu schauen? Ich denke da hat jemand Ärger mit der Wache.“ Lambert ließ meine Schultern los. „Bin sofort zurück.“ Brummte er und verließ den Raum.

Der Vampir richtete sich auf und schaute bedrohlich zu mir runter. „Du bist eine erstaunliche Frau. Du begleitest erst den einen Hexer, wickelst dann Menge um deinen Finger, fängst Doppler und Magier, bekommst sogar deinen Willen bei Nathaniel, er lässt eigentlich niemanden in die Leichenhalle und jetzt hast du sogar einen zweiten Hexer an der Hand.“ Er unterbrach sich kurz und tippte mit seinem Finger an die Lippe. „Ich frage mich, wer du wirklich bist.“ Fragend schaute er mich an.

Ich schluckte, „Ich weiß nicht was du meinst. Mein Name ist Alanya.“ Hubert beugte sich zu mir runter, wir waren nun fast Nase an Nase. „Hm, das scheint er zu sein, doch gleichzeitig ist er es auch nicht. Habe ich nicht recht? Du scheinst aus dem nichts aufgetaucht zu sein, schließlich hätte man von einer Frau mit deinen Fähigkeiten sicherlich schon vorher gehört.“

Ich wich so gut ich konnte aus. „Du bist doch verrückt. Dir sind die Dämpfe der Chemikalien wohl zu Kopf gestiegen.“ Fluchte ich und flüchtete vom Stuhl. Er folgte mir, sein Gesicht war wutverzerrt. „Ich bin ganz sicher nicht verrückt!“ knurrte er. Ich hatte mich hinter den Tisch gestellt, um diesen als Barriere zwischen uns zu haben. Doch plötzlich stand er direkt vor mir. Ohne weiteres war er über den Tisch gesprungen. Er hatte mich am Haar gepackt und zog meinen Kopf in den Nacken, „Also wer bist du?“ knurrte er. Ich geriet in Panik, ich war der Meinung, dass sein wahres Gesicht und seine scharfen Zähne, durchschimmern zu sehen. „Lass mich!“ wimmerte ich und versuchte mich zu befreien. „Nein erst antwortest du mir. Wer bist du?“ forderte er. Als ich nicht antwortete zog er fester an meinen Haaren.

Wo blieb nur Lambert? Ich hatte das Gefühl, das mich der Vampir gleich fressen würde. Ich schlug nach ihm, doch davon war er sichtlich nicht beeindruckt. Ich kam gar nicht auf die Idee, nach einer meiner Waffen zu greifen. Als ich ihm im Gesicht kratzte, fing er meine Hände ein. „Wer, nein was bist du wirklich! Sag es endlich!“ knurrte er erneut. „Lass mich los!“ weinte ich. Ich trat nach ihm und forderte immer wieder, dass er mich in Ruhe lassen sollte.

„Hexer, gut das du zurück bist. Sie wurde auf einmal ganz hysterisch.“ Konnte ich am Rande wahrnehmen. Ich bemerkte aber nicht, dass er mich los ließ und ich von jemand anderen in die Arme geschlossen wurde. Ich merkte nur, dass ich nun noch fester gehalten wurde und versuchte mich umso mehr zu wehren.

„Was ist passiert?“ konnte ich hören. „Ich war gerade dabei sie zu untersuchen, als sie mich plötzlich beschimpfte. Ich versuchte sie zu beruhigen, doch da griff sie mich an.“ Hörte ich die Stimme des Vampirs. Ich schüttelte wild den Kopf, „Er lügt. Ich habe ihn nicht angegriffen.“ Weinte und wimmerte ich.

„Wenn sie weiterhin solche Verhaltensauffälligkeiten zeigt, sollte sie vielleicht zu ihrer Sicherheit und der der Anderen in eine Anstalt gebracht werden.“ Empfahl der Vampir. „Ich bin nicht verrückt. Er lügt.“ Schluchzte ich. Jemand strich mir tröstend über das Haar. „Ich bring sie erst mal in ihr Zimmer, bleib du bei der Obduktion, Geralt.“ Konnte ich noch hören, bevor ich aus dem Raum geführt wurde. Ich schaute nach oben und sah in das Gesicht von Lambert. Er nickte mir aufmunternd zu und führte mich dann aus dem Gebäude.

Die Wache am Eingang wollte wissen, ob alles in Ordnung sei, doch Lambert wimmelte ihn ab. Er brachte mich ins Rosmarin und dort direkt nach oben, da unten gerade die Zwergenhandwerker mit dem Umbau beschäftigt waren. Er ließ mich, auf meinem Bett platznehmen und hockte sich vor meine Beine.

„Wieder alles gut?“ wollte brummend wissen. Schniefend nickte ich. „Kannst du mir dann erzählen was wirklich passiert ist?“ fragte er mich weiter. Ich rieb mir die Augen, „Du warst gerade gegangen, da wollte er von mir wissen wer oder was ich bin. Als ich ihm aber nicht das sagte was er hören wollte griff er mich an. Und dann wirkte es, als hätte er eine Fratze mit vielen Reißzähnen.“ Zählte ich auf. Lambert nickte, „Ich werde mit Geralt darüber sprechen. Willst du dich erst einmal ausruhen?“ schlug er vor. Doch ich schüttelte den Kopf. „Gut, ich komme gleich wieder ich nur eben die verdünnte Schwalbe holen.“ Ich ließ ihn aufstehen. Kurze Zeit später kam er zurück. Er wollte gerade einen Lappen mit dem Trank benetzen, als ich ihn aufhielt. „Warte Lambert. Ich würde gerne ausprobieren ob ich ihn auch trinken kann.“ Skeptisch sah er mich an. „Du sagtest doch, dass er stark verdünnt ist und das dein Freund sagte, das normale Menschen ihn auch vertragen. Und weiße Möwe habe ich auch schon getrunken.“ Erklärte ich.

„Geralt hat dir weiße Möwe gegeben?“ fragte er erstaunt. Ich schüttelte den Kopf, „Nein nicht Geralt. Letho hat ihn mir gegeben. Ich hätte es auch vertragen, wenn ich Letho einige Zeit vorher gebissen hätte und leider hatte er schwarzes Blut getrunken.“ Gab ich zu.

„Du verblüffst mich immer wieder. Du beißt Letho und dann trinkt ihr zusammen. Wir sprechen doch vom selben Letho, oder? Letho von Guletta?“ ich nickte. „Ziemlich groß, kahler Kopf, auffällige Narbe über Stirn und Kopfhaut.“ Setzte ich seine Beschreibung fort. „Ja ich denke wir sprechen vom selben. Aber du musst aufpassen. Er ist sehr gefährlich. So ungern wie ich das zugebe und wehe du sagst ihm, dass ich das gesagt habe, Geralt ist einer der besten Hexer, die ich kenne und selbst er hatte gegen Letho keine Chance.“ Beschwor Lambert. Ich lächelte leicht, ich erinnerte mich an den Kampf. „Ich weiß. Aber ich mag ihn und von ihm habe ich das Amulett und mein Silberschwert.“ Lamberts Augen wurden groß, „Du trägst Lethos Amulett?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, das haben Kopfgeldjäger, offiziell gilt Letho als Tod, aber eigentlich ist er auf den Weg nach Kaedwin. Er gab mir das Amulett von Egan, er selbst trägt nun das von Serit.“ Seufzte ich. „Aber Egan, das ist doch der Hexer der …“ fing Lambert an aber unterbrach sich dann aber schnell selbst. „Egan ist der Hexer, der von Geralt getötet wurde, ich weiß.“ Beendete ich seinen Satz.

„Also, lässt du mich den Trank nun probieren? Es wäre schön, wenn die ganzen Prellungen ebenfalls schneller verheilen würden.“ Wechselte ich das Thema. Lambert schaute auf die Phiole in seiner Hand. „Ich möchte nicht das etwas schief geht. Was ist, wenn du es doch nicht verträgst?“ Widersprach er. „Dann holst du einiges an Holzkohle, löst sie in Wasser auf und flößt sie mir ein, die Kohle bindet Giftstoffe im Magen. Später könntest du mir Tee aus Schöllkraut geben, das hilft bei der Blutreinigung.“ Empfahl ich im. Er nickte ernst und reichte mir dann die Phiole. Ich entkorkte sie und schluckte den Inhalt auf einmal.

Ich verzog das Gesicht und kniff die Augen zu. Ein schütteln ging durch meinen Körper und ich musste mich beherrschen, nicht sofort wieder alles hervor zu würgen. „Bäh und das nehmt ihr häufig zu euch?“ keuchte ich. Mein Magen rumorte und im Mund hatte ich einen wirklich ekligen Geschmack. „Absude sind noch viel schlimmer.“ Versicherte mir der Hexer und reichte mir etwas zum Nachspülen. Dankbar trank ich das ganze Glas aus.

„Besser. Kein Wunder das Hexer immer mürrisch aussehen, bei dem Geschmack.“ Grinste ich schief. „Scheint so als würdest du es vertragen und schön, dass es dir jetzt wieder besser geht.“ Meinte er. „Schön, dass du nicht mehr so grummelig bist.“ Gab ich zurück. Spielerisch boxte er mir auf den Oberarm, ich wollte es ihm gleich tun, stoppte meine Hand aber rechtzeitig, um nicht mit seiner Rüstung zu kollidieren. Er grinste mich nur an.

Wir alberten noch eine ganze Weile rum, wobei Lambert auch einige seiner Nachahmungen von Vesemir und Eskel zum Besten gab. Allerdings ohne Verkleidung.

Lambert hatte gerade seinen Vortrag alá Vesemir beendet und ich kugelte mich vor Lachen auf dem Bett, als es kurz klopfte und Geralt herein kam.

„Es gibt eine mehr oder weniger gute Nachricht und eine Schlechte.“ Fing er an. „Der Täter kündigt scheinbar seine nächsten Opfer an, aber bei Priscilla gab es keinen Hinweis, also wissen wir nicht, wer das nächste Opfer sein wird.“ Seufzte er.

„Vielleicht haben wir aber noch ein zusätzliches Problem.“ Entgegnete Lambert. Neugierig sah Geralt ihn an. „Nach dem was Alanya erzählte, ist unser Leichenbeschauer vielleicht kein Mensch. Sie hatte mir erzählt, dass es zwischendurch schien, als hätte er eine Fratze mit vielen scharfen Zähnen.“ Skeptisch musterte mich Geralt nun, sein Blick sagte deutlich aus, dass er mir nicht glaubte.

„Du hast gesehen, in welchem Zustand sie war, als wir in den Raum kamen. In so einer Situation können selbst kleinste Schatten wie riesige Monster wirken.“ Meinte Geralt zu Lambert. Doch der dunkelhaarige Hexer schüttelte den Kopf, „Ich würde eher sagen, sie war in dem Zustand, weil sie es gesehen hat.“ Brummte Lambert.

„Hey, redet nicht so über mich, als wäre ich nicht da, obwohl ich direkt neben euch sitze.“ Schmollte ich leicht. „Das können wir schnell ändern. Kommst du mit runter Lambert?“ schlug Geralt vor. Er nickte, „Ich wollte eh noch was mit dir klären.“ antwortete er.

„Du solltest dich vielleicht doch noch ein wenig ausruhen. Ich komme später noch mal zu dir hoch.“ Verabschiedete sich Lambert und folgte Geralt durch die Tür. Wie bestellt und nicht abgeholt, blieb ich nun alleine auf dem Bett sitzen.

Da mich der Tag und die ganze Aufregung doch ein wenig geschlaucht hatten, beschloss ich widerwillig den Rat von Lambert anzunehmen. Ich zog mich aus und verkroch mich unter die Bettdecke. Ich musste doch müder gewesen sein, als gedacht, denn ich schlief recht schnell ein. Erst am nächsten Morgen wurde ich wieder wach. Falls Lambert wirklich noch einmal bei mir war, hatte ich es nicht mitbekommen. Noch leicht schläfrig stand ich auf und zog mich an. Ich wollte erst runter gehen, doch da fiel mir etwas anderes ein.

Ich sollte mich wohl bei Lambert entschuldigen, dass ich an seinen Sachen war. Da er noch nichts gesagt hatte, hatte er bislang wohl noch nichts bemerkt, dann wäre es besser, wenn ich ihm von mir aus etwas zuerst sagte.

Ich ging den Flur entlang, unsicher hinter welcher Tür Lamberts Zimmer war. Ich wollte gerade an einer der Türen klopfen, als diese schon aufgerissen wurde und ein ziemlich angesäuerter Lambert heraus kam. Vor Schreck wich ich ein Stück zurück. „Lambert, zu dir wollte ich gerade.“ Lächelte ich vorsichtig. Auch er hatte mich zuerst nicht bemerkt, als er die Tür aufgerissen hatte. Er verengte seine Augen, als er mich ansah.

„Gut, komm rein.“ Brummte er. Ich folgte ihn in den Raum, wo er mit verschränkten Armen stehen blieb. Ich schloss die Tür hinter mir und lehnte mich daran.

„Hör mal Lambert, ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Fing ich an. Er zog nur eine Augenbraue hoch, „Und wofür?“ wollte er grimmig wissen. „Am Abend nach der Theateraufführung, ich war so sauer auf Geralt und wollte eigentlich alleine losziehen und gar nicht zurück kommen. Deswegen war ich an seinen Sachen. Ich hatte seinen Vorrat an Klingenölen genommen und dann sah ich deine Taschen dort stehen.“ Ich schluckte, „Ich bin auch an deine Sachen gegangen. Ich hatte mir ein paar Bomben genommen. Aber da du ja nichts für meine Wut auf Geralt konntest, hatte ich dir Münzen für neue Zutaten dagelassen.“ Ich schluckte erneut und sah auf den Boden. Ich wartete auf eine Reaktion von ihm.

„Und warum hast du das getan?“ fragte er nur. „Ich wollte auf alles vorbereitet sein, es gibt viele Monster da draußen und Geralt wollte mir nichts beibringen, außer wie ich mit dem Silberschwert um gehe.“ Antwortete ich ihm leise und traute mich noch immer nicht, ihn an zusehen. Als ich keine Antwort erhielt, fuhr ich fort.

„Ich weiß das die Zutaten teuer sind, deswegen habe ich dir Geld dagelassen. Wenn es nicht reicht, gebe ich dir gerne mehr. Aber bitte hasse mich nicht deswegen.“ Flehte ich kleinlaut. Aber ich bekam immer noch keine Antwort.

Nach einiger Zeit blickte ich auf und sah auf den Rücken von Lambert. Er stand am Fenster und umklammerte das Fensterbrett. Seine Haltung verriet unter welcher Spannung er stand. Er war wohl wirklich ziemlich sauer. „Es tut mir leid, Lambert.“ Flüsterte ich noch mal und schlüpfte aus dem Zimmer.

Ich ging zurück in mein Zimmer, durch Zufall sah ich in den Spiegel. Der Trank hatte gut gewirkt, die Wunde hatte sich gänzlich geschlossen und nur noch ein wenig Schorf bedeckte sie. Die Fäden konnten also entfernt werden. Ich nahm mir einen meiner Dolche und durchschnitt ganz vorsichtig die Fäden. Als ich sie dann zog, zippte es leicht.
 

Dann zog ich mir meine Rüstung über, nahm meine Schwerter und meinen Umhang. Lambert war sauer auf mich und mit Geralt wollte ich mich nach gestern nicht jetzt schon befassen. Ich beschloss alleine auf den Markt zu gehen, schließlich brauchte ich noch einige Kleinigkeiten. Unten waren immer noch die Umbaumaßnahmen im Gange, so dass ich mich ohne Probleme aus der Tür schleichen konnte.

Ich ging zuerst zum Waffenschmied und kaufte dort einen winzigen Dolch, den ich in meine Gürteltasche stecken konnte. Man konnte ja nie wissen, ob ich mich nochmal irgendwann aus Fesseln befreien musste.

Dann ging ich zu einem Lederer und kaufte dort einige Zusätze für den Sattel und neue Satteltaschen. Wenn ich wirklich meine Idee umsetzen sollte, alleine nah Kaer Morhen zu reiten, würde ich den zusätzlichen Platz für Vorräte brauchen. Vom Lederer aus ging ich zum Platz des Hierarchen zu der dortigen Buchhandlung. Zusätzliches Wissen über die hiesige Flora würde nicht schaden. Auch eine Karte von Redanien und Kaedwin erwarb ich dort vorsichtshalber. Dann machte ich mich wieder auf den Rückweg. Zurück im Rosmarin, hatte bisher keiner meine Abwesenheit bemerkt. So konnte ich ungehindert meine Einkäufe verstauen.

Da ich nichts weiter zu tun hatte, nahm ich mir eines der neuen Bücher vor und begann es auf dem Bett sitzend zu lesen. Darüber musste ich irgendwie eingenickt sein, denn durch das Klopfen an der Tür wurde ich wach. Mit Rüstung im Sitzen einzuschlafen tat sicherlich nicht gut, mir tat alles weh. Murrend stand ich auf und ging zur Tür. „Lambert hat neue Hinweise gefunden, denen wir jetzt nachgehen wollten. Kommst du mit?“ wurde ich von Geralt begrüßt. Ich nickte und griff nach meinen Schwertern. Schnell waren diese angelegt und ich folgte dem Hexer die Treppe runter.

Als Lambert mich sah, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Ärger im Paradies?“ höhnte Geralt. „Nicht jetzt Geralt.“ Gab ich nur müde zurück. Ich war die ganze Streiterei leid. Zu meiner Verwunderung beließ es Geralt dabei und so folgten wir Lambert durch die dunklen Gassen. „Ich habe ein potenzielles Opfer ausgemacht. Wenn der Mörder wie gewohnt weiter macht, wird er heute Nacht das nächste Opfer aufsuchen. Da wir ihn gestern von seiner Tat abgehalten hatten.“ Erklärte Lambert kurz. Als von oben gepolter zuhören war, trat Geralt die Tür ein und beide Hexer eilten ins Haus. Ich hingegen zog die Phiole mit dem Vampiröl, dass ich von Geralt bekommen hatte und verteilte den Inhalt auf meinem Silberschwert. Erst dann folgte ich den Hexern in das Gebäude. Der Vampir hatte noch immer seine menschliche Gestalt, aber hielt sein Opfer als Geisel vor sich. Natürlich hatten die Hexer ihre Silberschwerter nicht gezogen, sondern ihre Stahlschwerter. Sie hielten Reijk immer noch für einen Menschen.

Was diese auch nur höhnend vorhielt. „Wie ich sehe, habt ihr mich noch nicht ganz durchschaut.“ Grinste er. Sein Blick fiel auf mich. „Ganz im Gegensatz zu eurer kleinen Freundin. Du wusstest es bereits beim ersten Treffen, nicht wahr? Ich habe es in deinen Augen gesehen!“ wandte er sich an mich. „Ihr hättet auf sie hören sollen.“ Grinste er. Dann schubste er uns die Geisel entgegen. Geralt fing sie mehr oder weniger auf und schob sie dann hinter uns zur Tür. Lambert hingegen stürmte auf den Vampir zu, ohne zu wissen, was er in Wirklichkeit war.

Geralt hatte mittlerweile gesehen, dass ich mein Silberschwert in der Hand hatte und seine Waffe dementsprechend auch gewechselt.

Reijk hatte den Angriff von Lambert mühelos abgewehrt und ihn im Gegenzug durch en Raum, gegen eine Wand geschleudert. Geralt nutze die Chance und ging nun seinerseits auf den Vampir los. Doch nachdem er einige Schläge kassiert hatte, machte dieser sich unsichtbar.

Hektisch sah ich mich im Raum um. Ich hielt mein Schwert vor mich und als ich spürte, wie sich meine Nackenhärchen aufstellten, überlegte ich nicht lange und wirbelte rum. Es war wie in vielen Filmen. Wenn du deinen Gegner auf einmal nicht mehr sehen konntest, befand er sich mit 90% Wahrscheinlichkeit hinter dir.

Da ich nicht nur meinen Kopf, sondern auch direkt meinen ganzen Körper mit gedreht hatte, traf mein Schwert den Vampir und die zusätzlichen Schmerzen durch das Vampiröl auf meiner Klinge, zwangen ihn wieder sichtbar zu werden. So starrte ich direkt in das aufgerissene Maul des Katakans. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Der Anblick des aufgerissenen Mauls ließ mich erstarren, der Katakan sprang fauchend auf mich zu, doch glücklicherweise zog Geralt mich aus seiner Reichweite und Lambert griff ihn an. Auch er hatte mittlerweile seine Klingen ausgetauscht.

Ein wildes hin und her hatte begonnen, da ich bei weitem nicht mit den beiden Hexern schritt halten konnte, versuchte ich zumindest soweit die Tür zu blockieren, so dass der Vampir nicht zu dem Mann, seinem gewählten Opfer kommen konnte.

Sobald er in Reichweite kam, konnte ich auch den ein oder anderen Treffer landen, doch die Hauptarbeit erledigten die Hexer.

Gerade als der Katakan in meine Richtung taumelte, wurde er erneut unsichtbar. Ich spannte mich an und versuchte herauszufinden wo er sich befand. Hinter mir konnte er diesmal nicht sein, denn das hätte ich bemerkt, wenn er sich an mir vorbei gequetscht hätte.

Aber auch die Hexer schienen ihn nicht ausmachen zu können. Sie sahen sich ebenfalls angespannt im Raum um. Dann passierte alles auf einmal, ich hörte etwas vor meinen Füßen tropfen. Genauso wie die Hexer, erschrocken blickten sie zu mir rüber. Ich schaute nach unten und sah wie ein weiterer Speicheltropfen auf den Boden fiel und dann explodierte der Schmerz in meinem linken Unterarm. Schreiend ließ ich mein Schwert fallen. Der Katakan hatte zugebissen und biss sich immer weiter in meinen Arm fest. Gleichzeitig fühlte ich wie der Vampir an der Wunde saugte und mein Blut aufnahm.

Ich konnte spüren, wie der erste Knochen nachgab und zerbrach. Die Hexer hatten mich mittlerweile erreicht und schlugen dem Katakan den Kopf ab. Dieser fiel, nun wieder sichtbar, vor meine Füße. Ich presste meinen schmerzenden und blutenden Arm an meine Brust und dann gaben meine Beine unter mir nach.

So saß ich nun neben dem Kopf, von dessen Zähnen immer noch mein Blut tropfte.

Geralt kniete sich neben mich und wollte nach meinem Arm greifen. „Nicht!“ wimmerte ich. „Aber ich muss sehen, wie stark du verletzt bist.“ Forderte er sanft. Ich schüttelte den Kopf, „Er ist gebrochen.“ Presste ich hervor. „Umso wichtiger.“ Murmelte er. Doch ich weigerte mich noch immer. „Besorg du vorher erst was zum Verbinden, Schienen und ruhig stellen. Solange kann ich hier warten.“ Geralt wollte etwas sagen, doch dazu kam er nicht. Hinter uns kam jemand die Treppe rauf. „Was ist hier los?“ wollte eine tiefe Männerstimme wissen. Zu meinem Erstaunen konnte ich hören, dass es Lambert war, der antwortete, dabei hatte ich gedacht, er hätte sich erst einmal vom Acker gemacht.

„Wir haben im Auftrag von Hochwürden Nathaniel einen Mörder zur Strecke gebracht. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um einen Vampir handelte.“ Erklärte er ohne zu zögern.

„Und wer seid ihr genau?“ wollte der Unbekannte wissen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Lambert gerade das Gesicht verzog, Geralt wäre sicherlich direkt erkannt worden.

„Ich heiße Lambert, Hexer. Dort im anderen Raum sind noch Geralt auch Hexer und Alanya, was genau sie ist, frag sie selber.“ Grummelte er. „So, so. Zwei Hexer und eine Frau auf Verbrecherjagd.“ Konnte ich hören. Sehen konnte ich den Mann noch nicht, aber anhand der Schritte, die ich hörte, konnte ich sagen, dass er näher kam.

Ich staunte nicht schlecht, als der Mann um mich herum trat und ich ihn sehen konnte. Was machte der denn hier, er sollte doch eigentlich in Oxenfurt sein, nicht in Norvigrad. Angewidert blickte er auf den Katakankopf und stieß ihn dann mit dem Fuß zur Seite. Er blieb neben Geralt stehen.

„Warum hockst du noch da rum. Sie ist eindeutig verletzt und benötigt Hilfe, Hexer.“ Brummte er. Geralt wusste scheinbar gar nicht wie er darauf reagieren sollte, er öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber auch gleich wieder.

„Komm schon Quälgeist, steh auf damit wir dich dorthin bringen könne, wo wir dich versorgen können.“ Forderte Geralt und wollte mich hochziehen. Doch jede Bewegung ließ meinen Arm nur noch mehr schmerzen, so sehr, dass mir schwindelig und übel wurde.

„Das wird so nichts.“ Keuchte ich. „Könntest du Lambert für mich vielleicht nach einem weiteren Trank fragen?“ bat ich Geralt. „Er gibt dir Tränke?“ fragte er entsetzt. Ich verdrehte die Augen, „Jetzt tu nicht so Geralt. Frag ihn bitte einfach.“ Forderte ich ihn auf. Murrend stand Geralt auf und verließ den Raum, hoffentlich um Lambert zu finden.

So verblieb ich alleine mit dem Hexenjäger. „Du hast ihn gut im Griff, den Hexer.“ Schmunzelte er. „Nicht so gut wie ich sollte, sonst würde er mich nicht immer wieder in solche Situationen zerren.“ Entgegnete ich. Jetzt wo ich mich nicht bewegte und den Arm ruhig halten konnte, war es mir möglich den Schmerz fast gänzlich zu ignorieren, lediglich ein dumpfes Pochen blieb zurück. Das mich der Hexenjäger vor mir, mich mit dem Gespräch ablenkte, half zusätzlich.

Zumindest bei den Schmerzen half es, den Blutfluss stoppte es nicht. In dem Speichel des Vampirs musste etwas gewesen sein, das verhinderte, dass das Blut gerinnt.

Auch der Hexenjäger sah jetzt besorgt auf die Blutpfütze, die immer größer wurde. „Du musst mir den Arm abbinden, ich habe keine Lust hier zu verbluten.“ Sprach ich ihn an. Er nickte zögerlich und sah sich im Raum nach etwas Geeigneten um.

„Was genau muss ich machen?“ fragte er, als er einen Stoffgürtel gefunden hatte. „Binde mir das um den Oberarm, ungefähr mittig. Zieh das Tuch so fest du kannst, auch wenn ich schmerzen habe.“ Erklärte ich. Er tat wie ich es ihm erklärt hatte. Zuerst löste er die Schnallen der Kettenpanzerung an meinem Oberarm und band dann den Gürtel um meinen Arm. „Und nun?“ wollte er wissen. „Jetzt brauchst du etwas Stabiles, das du zwischen Tuch und meinem Arm durchschieben kannst. Es muss lang genug sein, dass du es so anfassen kannst, damit du es drehen kannst und den Stoff so weiter fest ziehen kannst.“ Er kramte sich durch die Schränke und schien etwas gefunden zu haben, allerdings konnte ich nicht erkennen, was es mal gewesen war. Nur das es aus Metall und ungefähr so dick wie mein Finger war. Ich nickte zustimmend. Dann schob er das Metallteil zwischen Stoff und Arm und verdrehte es so mit dem Stoff, dass es sich immer enger um meinen Oberarm zog.

„Das sollte reichen.“ Keuchte ich. Der Blutfluss versiegte tatsächlich langsam. Allerdings waren die Schmerzen zurück. Denn ganz ohne bewegen des Armes ging es natürlich nicht.

Der Hexenjäger hatte mittlerweile auch sein Halstuch geopfert und damit die Bisswunde abgedeckt. Aber ich ging davon aus, dass sie es eben für genau solche Zwecke trugen.

Genau wie Reiter vor allem die Jagdreiter, auf Turnieren und offiziellen Veranstaltungen ein Plastron beziehungsweise eine Krawatte trugen. Als es früher noch keine Flächendeckende medizinische Versorgung gab, konnte dieses Ausrüstungsteil Leben retten, aus diesem Grund gehörte es noch immer zu der traditionellen Ausrüstung dazu.
 

Da Geralt immer noch nicht zurück war, konnte das nur heißen, dass er sich entweder schon wieder mit Lambert stritt oder ihn erst suchen musste. Dafür betrat ein anderer Hexenjäger den Raum, er stockte als er das Blut sah und dann mich erblickte. „Oh schon wieder? Wer war es diesmal?“ wollte er verdutzt wissen. Ich grinste ihn schief an, es war ein Hexenjäger, der unter Menge gedient hatte. Ich nickte zu dem abgetrennten Kopf, „Ein Vampir.“

„Nun, der wird zumindest keinen Scheiterhaufen mehr brauchen.“ Scherzte er leicht.

„Ich denke, viel länger sollten wir nicht warten. Die Wunde muss unbedingt versorgt werden. Wo ist das Hospital?“ fragte der erste Hexenjäger. Der andere Jäger schüttelte den Kopf, „Mit Verlaub, aber der Tempel liegt viel näher und die Schwestern sind genauso gut wie die Heiler.“ Ich nickte nur. Ich wollte nicht zwischen den ganzen anderen Patienten warten und mir dabei Pest und Cholera oder sonst was einfangen.

Doch bevor wir überhaupt irgendwo hingehen konnten, musste ich erst einmal wieder auf die Beine kommen. Mühselig und unter starken Schmerzen, wechselte ich irgendwie aus der sitzenden Position in eine Kniende. Denn ohne die Arme benutzen zu können, war das Aufstehen ziemlich schwer. Scheinbar hatten die Hexenjäger, jedoch Erfahrung und halfen mir effizient hoch. Der eine packte meinen gesunden Arm und der andere griff vorne in meine Rüstung und halfen mir so auf.

Als ich leicht schwankte, griff der Eine um meine Taille und stabilisierte mich so.

Ich merkte noch an, dass der Kopf des Katakans mit musste, schließlich brauchte ich ihn für Nathaniel als Beweis.

Wir mussten tatsächlich nicht weit gehen. Das Opfer, Joris Aquinus, war Theologie Dozent in Oxenfurt und wohnte auf der Tempelinsel in Novigrad. Wir mussten also nur durch einige Gassen und dann waren wir bereits am Tempel. Ich wurde in einen der Nebeneingänge geführt. Dann noch durch einige Gänge und schließlich waren wir in einem großen, unterirdischen Saal, der anscheinend als Lazarett fungierte.

Schnell kam eine der Tempelschwestern auf uns zu. Sie leitete mich zu einem der abgetrennten Feldbetten. „Was ist passiert?“ wollte sie wissen. Der Hexenjäger erklärte ihr, was ich ihm vorher bereits erzählt hatte. Ich hingegen war froh, dass ich wieder sitzen konnte. Mich hinzulegen riskierte ich nicht, da ich wusste, dass ich meine Rüstung noch irgendwie ausbekommen musste.

Schnell wuselte die Schwester hin und her und sammelte einiges zusammen, auch holte sie sich Unterstützung.

Mit vielen helfenden Händen und unter starken Schmerzen, schafften wir es, mir die Rüstung auszuziehen. Da die Verletzung nun wieder blutete, schließlich musste die Abbindung entfernt werden, wurde ich auf das Feldbett gelegt und mein Arm, mittels einer Schlaufe am Handgelenk an einem Gestell nach oben gezogen. So trat zumindest erst einmal weniger Blut aus der Wunde aus und der Druck wurde von der Bruchstelle genommen. Die Wunde sah nicht gut aus und vermutlich konnte ich froh sein, dass der Vampir kein Stück herausgebissen hatte oder gleich den ganzen Arm durchtrennte.

Schmerzenstränen rollten mir über die Wangen und ich biss die Zähne zusammen. Meine gesunde Hand krallte sich in den Bettrahmen. Ich hasste es, wenn ich Schmerzen hatte. Aber nun gut, wer tat das nicht.

Eine der Tempelschwestern kam zu mir, in der Hand eine kleine Phiole mit einer weißlichen Flüssigkeit. „Hier trinkt das. Dann können wir mit der Behandlung anfangen.“ Sagte sie mir und hielt mir die Phiole an die Lippen. Es roch minimal blumig und daher öffnete ich den Mund ohne zu fragen. Doch der Geschmack war nicht mit dem Geruch zu vergleichen. Es war einfach nur widerlich und sehr bitter. Ich hatte Mühe, alles zu schlucken. Ich verschluckte mich beinahe und hustete leicht, sofort wurde mir ein wenig Wasser gereicht.

Einige Augenblicke später, seufzte ich erleichtert auf, als der Schmerz anfing nachzulassen, doch dann wurden meine Augenlider schwer und meine Sicht verschwamm. „Was …?“ wollte ich besorgt wissen. „Schhhh, alles ist gut. Das ist Schlafmohnsaft. Schlaf ruhig. …“ mehr verstand ich schon nicht mehr. Sie hatten mich betäubt und ins Reich der Träume geschickt.

Ich kam mehrere Male fast wieder zu Bewusstsein, aber jedes Mal, wenn ich kurz davor war, meine Augen zu öffnen wurde mir wieder etwas in den Mund geträufelt und ich schlief wieder ein.

Ich wusste nicht, wie lange ich so in einem künstlichen Schlaf gehalten wurde, aber ich versuchte beim nächsten Mal meinen Mund geschlossen zu halten, damit sie mich nicht wieder betäubten.

Und tatsächlich, ich war wieder am auf wachen, als ich etwas an meinen Lippen spürte. Ich versuchte die Lippen aufeinander zu pressen, doch einige Tropfen schlüpften trotzdem hindurch.

Aber diesmal war es anders. Es schmeckte anders, ich kannte den Geschmack irgendwoher, konnte ihn aber nicht ein ordnen. „Komm … … … trinken. Quälgeist, … … …“ konnte ich hören und eine Hand streichelte beruhigend über meinen Kopf. Momentmal, Quälgeist nannte mich doch bisher nur einer. Aber was machte Geralt hier. War er es, der mich betäubte? Aber dazu brauchte er keine Tränke. Trank, das war es! Er versuchte mir einen seiner Tränke einzuflößen.

Nun ließ ich es zu, dass das widerliche Gebräu meinen Mund füllte. Verzweifelt versuchte ich zu schlucken. Irgendetwas half mir, massierte meinen Hals und der Trank verließ auf dem richtigen Weg meinen Mund. Doch ich musste trotzdem husten. Was für einen Alkohol hatte er denn bitte schön als Basis genommen. Vom brennenden Gefühl her, einen ziemlich billigen.

Ich zwang meine Augen auf, aber ich konnte Geralt nur an seinen hellen Haaren ausmachen. Meine Sicht war völlig verschwommen.

Er beugte sich über mich und hob leicht meinen Kopf an und flößte mir dann ein wenig Wasser ein. Das tat gut, ich hatte vorher gar nicht bemerkt wie trocken mein Mund war. Doch zu schnell nahm er den Becher wieder weg. Ich wimmerte, ich wollte noch mehr trinken. Er richtete sich wieder auf und im nächsten Moment konnte ich eine weibliche Stimme hören und jemand zweites, ebenfalls ziemlich verschwommenes trat in mein Sichtfeld.

Scheinbar redete sie wild auf Geralt ein und schob ihn dann zur Seite. Sie führte etwas an meinen Mund und ich ahnte das sie mich wieder betäuben wollte, doch ich presste die Lippen auf einander und drehte den Kopf weg. Ich wollte das nicht. Immer wieder drehte ich den Kopf weg, aber die Phiole wurde immer wieder an meine Lippen gedrückt.

Dann schritt Geralt ein, er zog die Hand weg und sprach laut auf die andere Person ein, leider verstand ich ihn noch immer nicht wirklich. Die lauten Worte mussten jemanden angelockt haben, denn ich konnte zwei weitere Stimmen erkennen. Vielleicht hätte ich doch lieber ins Hospital gehen sollen, dort war es sicher ruhiger. Aber die Stimmen schienen sich nicht gegen mich, sondern gegen Geralt zu richten. Ich verstand zwar die einzelnen Wörter nicht, aber anhand der Stimmlage konnte ich den Zorn raushören. Ich tastete mit meiner Rechten Hand auf dem Laken umher, bis ich auf die Hand von Geralt stieß. Ich befürchtete das sie ihn wegschicken würden, weil dies ein Tempel und er in ihren Augen ein Freak, ein Mutant war.

Ich umklammerte seine Finger, ich wollte das er hier blieb. Er sollte aufpassen, dass sie mich nicht wieder betäubten. Er schien überrascht zu sein, aber er erwiderte den Händedruck leicht. So langsam klärte sich meine Sicht, ich musste zwar viel blinzeln damit es so blieb, aber so konnte ich wenigstens sehen, wer da alles an meinem Krankenbett stand. Wie vermutet waren es Geralt und eine der Schwestern, aber es überraschte mich doch sehr, dass an meinem Fußende nicht zwei, sondern drei Männer standen. Zum einen war es Pastodi, dann stand da Graden, was mich aber nicht allzu sehr wunderte, schließlich hatte er mich hierher gebracht und meine Augen wurden groß. Stand er dort wirklich, was wollte er hier. An meinem Krankenbett stand doch tatsächlich Hierarch Hemmelfahrt. Dieser war es auch, der am lautesten redete. Ich strengte mich an, um zu verstehen was gesagt wurde. Nach und nach wurden die Worte klarer.

Ich hatte mit meiner Befürchtung recht, sie wollten ihn verjagen. Aber er weigerte sich, diskutierte darüber, dass er es nicht zulassen würde, dass ich weiterhin gegen meinen Willen künstlich am Schlafen gehalten wurde.

Er trat tatsächlich zu meiner Rettung ein. Ich konnte es kaum glauben. Dankbar drückte ich seine Finger leicht, denn zu mehr war ich eindeutig nicht in der Lage. Was mich noch mehr überraschte, war, dass ausgerechnet Pastodi ihm zustimmte. Ich dachte ich höre nicht richtig, als ich ihn spreche hörte. Aber dann verstand ich ihn. Die Betäubung verhinderte natürlich, das ich schmerzen hatte, aber ohne die andauernde Betäubung würde auch der Schmerz wahrscheinlich zurück kommen und Pastodi war ein Sadist. Natürlich würde er sich dafür aussprechen, dass ein Patient schmerzen haben würde. Auch wenn er ihn nicht selber verursachen könnte.

Nun akzeptierte die Schwester vorerst, dass sie mir erst einmal nicht mehr dieses Zeug einflößen sollte, außer ich würde direkt danach fragen. Dummerweise hieß das auch, das Geralt offiziell keinen Grund hatte, sich über die Anweisungen des Tempels hinweg zusetzen. Schließlich war weithin bekannt, dass er keine lebende Familie hatte und dank Rittersporn, wusste fast der ganze Kontinent, das Geralt mit Yennefer liiert war.

Ich konnte ihn seufzen hören und ihn nicken sehen. Er drehte sich zu mir und zog seine Hand aus meinem Griff. Dann beugte er sich zu mir runter, „Ich schicke dir Priscilla und Rittersporn.“ Versprach er und strich mir väterlich über den Kopf. Ich konnte noch sehen wie er dann, gefolgt von Hemmelfahrt und Pastodi, ging.

Graden kam näher und stellte sich neben das Bett, „Keine Sorge. Es wird wieder alles. Und das mit dem Hochwürden Nathaniel haben wir auch geklärt. Er weiß über alles Bescheid und hat dir als Belohnung einige Münzen zukommen lassen. Ich habe sie zu deinen Sachen legen lassen.“ Sagte er und drückte mir kameradschaftlich die Schulter ehe auch er ging. Da die Schwester bereits gegangen war, blieb ich alleine zurück. In der Ferne hörte ich, wie sich einige Männer leise unterhielten, aber durch die Stoffabtrennungen konnte ich sie nicht sehen. So konnte ich nur annehmen, dass sie wohl auch Patienten hier waren. Langsam wurde ich müde und ich ergab mich dem Schlaf, in der Hoffnung nicht gleich wieder betäubt zu werden und dass der Trank, den Geralt mir gegeben hatte, schnell helfen würde.
 

Ich wurde durch Schmerzen in meinem linken Arm wieder wach. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, fühlte mich aber immer noch matt. Als ich meinen Arm bewegen wollte, musste ich feststellen, dass er fixiert war. Schläfrig öffnete ich die Augen und sah zu meiner linken. Ich konnte erkennen, dass man meinen linken Oberarm an einem Brett festgeschnallt hatte, das am Bett befestigt war. Meine Hand wurde immer noch an einer Schlaufe oben gehalten.

Zwei Schwestern und ein Priester standen an der Seite und schienen die Wunde zu begutachten. Es schien gerade so etwas wie Visite zu sein. Ich versuchte meine Finger zu bewegen, doch zu meinen Schrecken bewegten sich nur der Daumen und der Zeigefinger. Ich versuchte es noch einige Male, kam aber immer zu demselben Ergebnis.

Meine Versuche hatten jedoch den Priesterheiler darauf aufmerksam gemacht, dass ich wach war. Er drehte sich zu mir. „Ah sehr schön. Du bist wach.“ Er bemerkte jedoch auch meine schreckgeweiteten Augen, die immer noch meine unbeweglichen Finger fixierten. „Keine Sorge, mit Glück wirst du sie später wieder bewegen können.“ Versuchte er mich zu beruhigen. Ein Keuchen entfuhr mir. Mit Glück, scheiße verdammt, was haben die gemacht, als ich hier ankam, konnte ich noch alle Finger bewegen.

Der Priester schien meine Gedanken erraten zu haben, oder ich hatte laut gedacht, „Die Wunde war so zerfetzt, dass wir sie sauber ausschneiden mussten, sonst hätte sie nie richtig heilen können. Von der Infektionsgefahr ganz zu schweigen. Es war entweder das oder eine Amputation.“ Erklärte er mir. Aber ich konnte die unausgesprochenen Worte trotzdem hören, das eine Amputation noch nicht ausgeschlossen war. Ich hoffte, nein ich betete, dass der Hexertrank schnell wirkte und ich keinen Wundbrand bekam.

Ich starrte an die Decke um meine Gedanken zu sortieren und um weitere Gespräche aus dem Weg zu gehen. Als die Schwestern die Wunde neu reinigten und dann verbanden, biss ich mir auf meinen rechten Daumenballen, damit ich nicht laut aufschrie.

Nachdem ich wieder alleine war, verfluchte ich mich selber. Warum hatte ich bloß aufgehört meine Armschienen zutragen. Wenn ich sie gehabt hätte, wäre es sicherlich nicht soweit gekommen und der Vampir hätte sich vielleicht ein paar Zähne ausgebissen. Ich ignorierte alles um mich herum und reagierte auf gar nichts.

So bekam ich auch nicht mit, dass erst Rittersporn für einige Zeit da war und dann von Priscilla abgelöst wurde.

Hin und wieder löste sich nur eine Träne aus meinem Augenwinkel. In meiner Welt war es schon teilweise schwierig, über die Runden zu kommen, wenn man eine Behinderung hatte, wie sollte es dann erst hier werden.

Weiterhin in meiner Gedankenwelt gefangen, in der ich mir ein Horrorszenario nach dem anderen ausmalte, nur durch kurze, Albtraumgeplagte Schlafphasen unterbrochen, zogen zwei weitere Tage an mir vorbei. Selbst die Schwestern oder die Wundbehandlung und die daraus resultierenden Schmerzen konnten mich nicht daraus ziehen.
 

Erst ein scharfer Stich in meiner Wange und der darauf folgende feste Griff um mein Gesicht, zogen mich langsam wieder in die Realität. „Komm schon Alanya. Ich weiß das du wach bist.“ Konnte ich eine ernste, aber doch besorgte Stimme sagen hören. Ich blinzelte und nahm dann meine Umgebung wieder wahr. Geralt war über mich gebeugt und umklammerte mein Gesicht, aus seinen Augen sprach Sorge.

Ich hob meine rechte Hand an mein Gesicht, „Hast du mir gerade eine Ohrfeige gegeben?“ krächzte ich ungläubig. Er seufzte erleichtert. „Bei Melitele. Endlich.“ Murmelte er und nahm seine Hände von mir.

„Was war los? Warum hast du auf nichts mehr reagiert. Du hast damit sogar die Priester damit soweit erschreckt, dass sie mich geholt hatten, weil sie dachten du wurdest verzaubert.“ Wollte er wissen.

Ich wagte nicht ihn anzuschauen. „Ich kann meine Finger nicht mehr bewegen, meine Hand nicht mehr benutzen. Ich bin ein Krüppel.“ Schniefte ich. „Was, warum das? Als ich dich bei dem Hexenjäger gelassen hatte, konntest du es noch. Was hat er gemacht?“ wollte er sofort wissen.

„Graden, sein Name ist Graden und er hat nichts gemacht. Die Heiler hier waren es. Sie sagten, die Wunde sei so zerfetzt gewesen, dass sie sie, sauber ausschneiden mussten, damit es zumindest irgendwie heilen kann. Dabei haben sie auch Muskeln und teils Sehnen entfernte.“ Erklärte ich ihm weinend. Geralt griff nach meiner rechten Hand und umklammerte sie mitfühlend. „Wir kriegen das wieder hin.“ Wollte er mich aufmuntern.

Jetzt schaute ich ihn doch an. „Versprichst du mir das? Kann Schwalbe das wieder reparieren?“ Forderte ich ihn auf, doch er mied meinen Blick, was genauso gut oder schlecht wie eine verbale Antwort war. „Geralt, kannst du mir das Versprechen? Wird das durch den Trank repariert?“ wollte ich hysterisch von ihm versichert bekommen, obwohl mir mittlerweile klar war, dass er es nicht konnte. Er ließ den Kopf hängen, „Das kann ich nicht.“ Murmelte er leise.

Ich schluchzte auf. „Bei solchen Verletzungen würden wir einen Absud nehmen.“ Konnte ich eine andere vertraute Stimme hören. Ich sah mich um und konnte Lambert an der Wand lehnen sehen. „Dann gibt mir den.“ Bettelte ich. Doch Geralt schüttelte den Kopf. „Nein, es würde dich umbringen. Der Absud ist hochgiftig.“ Lehnte Geralt ab.

Ich bettelte und flehte und weinte, doch Geralt blieb hart. Als ich mich schluchzend auf meine linke Seite drehte und mich halbwegs zu einer Kugel zusammenrollte, um mich meinen Gefühlen zu ergeben, machte Lambert sich vom Acker.

Geralt hingegen blieb an meinem Bett sitzen und versuchte mich zu trösten. Immer wieder strich er mir entweder über den Kopf oder den rechten Oberarm und murmelte Versprechen, um mich zu trösten, doch wir beide wussten, dass er diese Versprechen niemals halten konnte. Irgendwann war ich eingeschlafen, doch im Halbschlaf bekam ich noch mit, dass sich Geralt diesmal nicht abwimmeln ließ.

Er schien die ganze Zeit meinen Schlaf bewacht zu haben, denn als ich wieder wach wurde, saß er noch immer neben meinem Bett. Er sah so müde aus wie ich mich fühlte. Deswegen ließ ich ihn weiter dösen.

Ich hatte Durst und meine Zunge klebte mir am Gaumen, so sah ich mich um. Auf dem kleinen Beistelltisch stand ein Becher mit Wasser. Ich versuchte daran zu kommen, doch er stand ganz knapp außerhalb meiner Reichweite. Ich versuchte mich soweit zu strecken wie es ging, doch ich erreichte nur, dass der Becher umkippte und vom Tischchen rollte. Geralt wachte dadurch auf und lächelte über die Situation, die er sah. „Ich hol dir einen neuen.“ Meinte er gutmütig und streckte sich kurz, bevor er aus meinen Sichtfeld verschwand.

Einige Zeit später kam er zurück. Er trug einen neuen Becher und einen Krug in seinen Händen. Er goss etwas Wasser in den Becher und stellte den Krug auf den Beistelltisch. Er half mir, meinen Kopf zu heben und hielt mir den Becher an die Lippen. Am liebsten hätte ich es alleine gemacht, aber solange mein Arm in diesem Gestell hing, konnte ich mich nicht aufsetzen. Ich trank zwei Becher aus, bis ich erst einmal genug hatte.

Eigentlich trank ich nur sehr ungern Wasser, aber in dieser Welt hatte ich kaum eine Wahl. Ich schaute Geralt an, dieser hob auch nach kurzer Zeit fragend eine Augenbraue, als ich nichts sagte. „Was ist?“ wollte er wissen. „Kann ich dich um etwas bitten?“ fragte ich leise, zögernd.

„Ich werde dir keine Absude bringen.“ Lehnte er direkt ab, ohne zu wissen was ich ihn fragen wollte.

Ich nickte traurig, „Das hast du gestern schon klar gemacht. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mir vielleicht später Saft oder Milch zum Trinken besorgen könntest.“ Bat ich ihn.

Überrascht sah er mich an. „Milch? Aber Erwachsene vertragen doch keine Milch.“ Fragte er mich verwundert.

„Da wo ich herkomme, tun es die meisten. Ich trinke gerne Kuhmilch. Die von anderen Tieren habe ich nicht probiert, aber man sagt, Stutenmilch wäre gut für die Haut.“ Erklärte ich ihm. Das machte ihn neugierig, so erzählte ich ihm die Geschichte von Cleopatra, die angeblich jeden Tag in Stutenmilch badete, damit ihre Haut immer jung blieb.

„Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Meinte er abschließend. Er verabschiedete sich, als der Priester zu der Visite kam. Er versprach, das gleich noch anderer Besuch kam, er aber jetzt noch etwas zu erledigen hätte.

Ich erfuhr, dass ich mindestens solange hier bleiben musste, bis entweder die Wunde verheilt war, damit sie den Bruch schienen konnten, oder eben bis der Bruch verheilt war, damit sie die Wunde vernünftig verbinden konnten.

Das würde noch eine ganze Weile dauern. Danach kam Rittersporn. Er unterhielt mich, mit einigen seinen Abenteuern, die er mit Geralt erlebt hatte. Allerdings verweigerte ich das Essen, als es mir gebracht wurde. Da ich mich nicht aufsetzen konnte, sollte ich gefüttert werden. Doch ich weigerte mich entweder vor oder von Rittersporn füttern zu lassen. So nahm die Schwester das Essen wieder mit.

Rittersporn wurde dann irgendwann von Priscilla abgelöst, die mich bis zur Nachtruhe ablenkte. Allerdings hatte sie mir ein wenig Saft und sogar etwas Milch mit gebracht. Dankbar hatte ich sie dafür angelächelt.

Die Nacht schlief ich mehr oder weniger gut und am morgen war ich über das Frühstück dankbar. Vor allem, weil es etwas war, dass ich auch alleine im liegen essen konnte. Etwas Brot, ein Kanten Käse und ein bisschen Obst.

Später kamen wieder Rittersporn und Priscilla vorbei, aber von Geralt und Lambert fehlte jede Spur. Priscilla konnte nur sagen, dass Beide ziemlich beschäftigt waren. Sie verließ mich aber auch schnell wieder, da sie noch einen Auftritt hatte. Da ich sonst weiter nichts zu tun hatte, außer auf die Decke zu starren, schlief ich schnell ein.
 

Doch etwas, jemand weckte mich. Der Krankensaal war, bis auf wenige Kerzen, dunkel. So konnte ich nur wage die Umrisse einer Person neben meinem Bett erkennen. Erst als die Person den Kopf drehte, konnte ich dank einer Lichtreflexion in den Augen, sehen das es Lambert sein musste.

„Lambert?“ fragte ich zögerlich. „Ja, aber sei ruhig. Ich dürfte gar nicht hier sein. Aber ich habe etwas für dich.“ Neugierig sah ich ihn an. Er hielt seine Hand hoch, darin befanden sich zwei Fläschchen. Eine Kleine, die scheinbar Schwalbe enthielt und eine Langhalsige, mit einer gelblichen Flüssigkeit darin. Meine Augen wurden groß, „Ist das etwa, …?“ fragte ich ihn ungläubig. Er nickte, „Ja, ist es. Geralt wusste scheinbar nicht, dass der Absud ursprünglich für Menschen entwickelt wurde. Aber wir Hexer hatten das Rezept an unsere Bedürfnisse angepasst. Aber mit Hilfe einiger Kräuterhändler und Alchemisten konnte ich das Rezept einigermaßen Rekonstruieren.“ Erklärte er flüsternd. Ich strahlte ihn an. „Oh Lambert, ich könnte dich Küssen.“ Lachte ich. „Warum tust es dann nicht?“ wollte er neckend wissen. Er beugte sich leicht zu mir. Ich zog ihn am Nacken zu mir runter und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Weil auf dich jemand anderes wartet. Sie weiß es nur noch nicht.“ Flüsterte ich. Erstaunt und fragend sah er mich an. „Woher weißt du das?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Das erzähle ich dir vielleicht ein anderes Mal.“ Gab ich zur Antwort.

Er nahm es so hin, aber wahrscheinlich nur weil er wusste, dass er hier nicht viel Zeit hatte.

„In Ordnung. Hier ich gebe die die Tränke, aber dann muss ich wieder weg. Allerdings weiß ich nicht wie du darauf reagierst, oder ob sie helfen werden.“

Ich nickte, „Danke Lambert und es tut mir leid, dass ich dir soviel Ärger bereite.“ Er lächelte noch einmal und zog dann die Korken aus den Fläschchen. Schnell trank ich beide aus. Die Schwalbe schmeckte deutlich schlechter als der Absud. Trotzdem hatte ich Schwierigkeiten beides unten zu behalten. Als die Übelkeit und die Magenkrämpfe langsam aufhörten, war Lambert längst verschwunden.

Auf einmal fing die Wunde an stark zu Jucken und dann zu brennen an. Es wurde beinahe unerträglich. Ich wand mich und versuchte die Stelle durch den Verband hindurch zu kratzen, allerdings tat jede Berührung höllisch weh.

Durch meine Unruhe wurde die Nachtschwester scheinbar angelockt. Als sie mich so sah, wurde sie ganz hektisch. Sie sagte etwas zu mir, versuchte mich ruhig zuhalten, aber ich registrierte es nicht wirklich. Dann eilte sie davon, um einige Zeit später mit einem der Priester wieder zukommen, der mich vorher schon bei der Visite behandelt hatte.

Er sah aus, als ob er gerade aus dem Bett kam. Was vermutlich gar nicht so unwahrscheinlich war. Er besah sich kurz die Situation und fing dann an, schnell den leichten Verband zu lösen. Das Brennen wurde allmählich weniger und ich merkte wie der Priester erstarrte.

„Was ist es? Ist es Wundbrand oder Wundfieber?“ wollte die Schwester wissen. Panisch riss ich die Augen auf, oh Gott nein, hoffentlich nicht. Dachte ich. „Oder vielleicht Veitstanz?“ riet die Schwester weiter.

Doch der Mann schüttelte den Kopf, „Nein, es ist ein Wunder.“ Hauchte er und trat zur Seite. Nun bekam auch die Schwester große Augen. „Magie, es muss Magie sein.“ Jammerte sie. Doch der Priester schüttelte sie, „Sei keine Närrin, wer würde unter der Wache des ewigen Feuers Magie wirken. Es ist ein Wunder. Bruder Ignatius hatte recht. Das ewige Feuer hat sie gesegnet.“ Ehrfürchtig drehte er sich zu mir um.

„Kannst du deine Finger bewegen?“ wollte er wissen. Schnell versuchte ich es. Ich sah wie die Fingerspitzen zuckten, aber es tat weh. Wie ein Muskelkater oder eine starke Zerrung bloß um einiges schlimmer. „Sehr gut, sehr gut.“ Murmelte er. Er fasste meinen Unterarm und untersuchte ihn. Er drehte und zog und drückte und kam zu dem Schluss das auch der Bruch verheilt sein musste. Allerdings war der Bereich der Narbe noch sehr empfindlich und schmerzhaft.

Er löste meinen Arm aus dem Gestell und ich war sehr erleichtert, ihn wieder voll bewegen zu können. Zumal meine Schulter steif und wund wurde, von der mangelnden Bewegung. Ich besah mir die ehemalige Wunde. Für mich sah es einfach aus, wie eine Bisswunde eines Raubtieres, doch ein Fanatiker könnte darin tatsächlich die Konturen einer Feuersbrunst sehen.

Als die Schwester wieder kam, ich hatte gar nicht bemerkt das sie weg gewesen war, hatte sie einige Verbände und eine Schüssel dabei.

„Wir werden einen steifen Verband anlegen, damit der empfindliche Bereich geschützt ist. Morgen kannst du uns dann erst einmal verlassen.“ Eröffnete er mir. Ich nickte nur und insgeheim war ich irgendwie gespannt, wie ein gibsähnlicher Verband hier aussehen würde.

Die Schwester schmierte zuerst eine Salbe auf den Arm und umwickelte ihn mit einem normalen Verband. Dann kam, scheinbar als Polsterschicht, gereinigte Schurwolle darum. Dann tauchte sie einige Verbandsrollen in die Schüssel und ich konnte erkennen, dass sie Knochenleim enthielt. Nun das war sicher auch eine Möglichkeit, den Verband hart zu bekommen. Sie umwickelte alles gründlich und mehrmals.

Anschließend hielt sie meinen Arm fest, bis die obersten Leimschichten hart und trocken waren. Leider tat sie das alles schweigend. Zuerst war es ja ziemlich interessant es zu beobachten, aber es wurde auch ganz schnell langweilig und da sie meinen Arm ja noch festhielt, konnte ich mich noch nicht einmal bequem hinlegen. So döste ich nur ein wenig vor mich hin.

Irgendwann musste ich in tieferen Schlaf gefallen sein. Als ich wach wurde lag ich auf meiner rechten Seite, meine Arme vor der Brust und die Beine angezogen, meine bevorzugte Schlafstellung. Ich blinzelte und sah direkt in das besorgte Gesicht von Rittersporn.

„Hy, alles in Ordnung? Mir wollte keiner genauere Informationen geben, es hieß nur, dass in der Nacht einen Vorfall gab. War es Wundbrand?“ fragte er voller Mitleid. Verwirrt sah ich ihn an. Langsam dämmerte es mir, was er gesagt hatte. Scheinbar dachte er tatsächlich, dass sie mir den Arm abgenommen hatten, weil er nicht mehr in dem Gestell war.

Ich kicherte und lachte dann aus vollem Hals, allerdings sah Rittersporn mich nun so an, als wäre ich verrückt geworden.

Ich stoppte mich und grinste nur. „Nein kein Wundbrand. Der Priester nannte es ein Wunder des ewigen Feuers, ich nenne es einfach die guten Braukünste von Lambert.“ Ich zog den verbundenen Arm unter der Decke hervor.

Rittersporns blick wurde erst verwirrt und hellte sich dann erfreut auf.

„Das ist ja wunderbar.“ Freute er sich für mich. Ich nickte und hievte mich hoch. Mein Kopf schwamm ein wenig, als ich endlich saß. Aber nach der langen Liegezeit war es kein Wunder, das mein Kreislauf ein wenig schwach war.

„Endlich nicht mehr liegen.“ Freute ich mich. Rittersporn ließ diese Aussage lächeln. „Geralt konnte es bei einer Heilung auch immer nicht schnell genug gehen.“ Kommentierte er. Ich nickte, „Aber manchmal ist das nicht gut. Sein Knie ist nie ganz verheilt oder? Ich konnte beobachten, dass er es manchmal abwesend rieb.“ Rittersporn nickte. „Ja er hatte Glück, das er überhaupt wieder laufen kann. Es war völlig zertrümmert.“ Seufzte er. „Wo wir gerade bei ihm sind. Wo ist er überhaupt?“ fragte ich ihn. „Oh er wollte sich mit Triss treffen. Er sprach irgendetwas davon, dass ein Schiff bereit wäre.“ Ich riss die Augen auf. Verdammt, ich musste rechtzeitig zum Hafen kommen. Wer weiß was Dijkstra machen würde, wenn er erfährt das sie keine Ahnung haben, wo der Schatz ist.

„Kannst du mir meine Sachen geben. Ich muss hier endlich raus.“ Bat ich den Barden. Skeptisch sah er mich an, nickte dann aber.

Er ging an eine Kiste, die an dem Bettende stand und zog meine Sachen daraus hervor. Ich zog mich an, aber bei der Rüstung musste er mir helfen. Es war gar nicht so einfach mit dem Dicken Verband durch die engen Ärmel des Gambeson zu kommen. Den Ärmel musste ich auf offen lassen, mal davon abgesehen, dass er eh ziemlich zerfetzt war. Ich sollte ihn demnächst reparieren lassen. Auch den linken Handschuh konnte ich nicht anziehen, also ließ ich sie weg und steckte sie mir in den Gürtel.

Ich prüfte ob alles vorhanden war und fand den Münzbeutel den Graden erwähnt hatte.

Auch die Dokumente und der Schlüssel waren noch da. Erleichtert steckte ich sie wieder ein.

„Danke Rittersporn, aber ich muss los.“ So schnell ich konnte, machte ich mich auf den Weg aus dem Tempel. Rittersporn blieb verdutzt zurück.

Als ich den Tempel hinter mir gelassen hatte, musste ich eine kurze Pause einlegen. Ich war noch immer nicht auf der Höhe, aber ich musste mich beeilen. So hielt ich die Pause so kurz wie möglich und eilte weiter in Richtung Hafen.

Aber immer wieder musste ich eine kleine Verschnaufpause einlegen. Mein linker Arm pochte ein wenig, aber ich zwang mich weiter.

Ich konnte die Anlegestelle bereits sehen und auch das Schiff das bereit zur Abfahrt war. Als ich noch näher kam konnte ich drei Gestalten erkennen. Dijkstra, Geralt und Triss. Sie schienen heftig zu diskutieren.

Während ich noch näher kam, konnte ich nach und nach verstehen, was gesagt wurde. Sigi war überhaupt nicht begeistert.

„Wir ihr seht, habe ich meinen Teil der Abmachung eingehalten. Was ist mit eurem? Wo ist mein Schatz?“ wollte er wissen. „Ich hatte euch noch eine Chance gegeben und vorsorglich trotzdem das Schiff besorgt, aber hier steht ihr schon wieder ohne Ergebnisse.“ Fluchte er.

Ich musste mich an einer Kiste auf dem Dock festhalten, als mich eine weitere Schwindelattacke ergriff. Dabei hatte ich etwas umgestoßen und Sigis Aufmerksamkeit erregt.

„Tja, ich schätze es ist zu spät für euch. Da kommt Menges kleine Freundin.“ Höhnte er. „Sehr lustig. Denkst du wirklich ich falle darauf rein? Sie liegt im Tempel Lazarett.“ Antwortete Geralt sicher.

„Oh sie sieht wirklich danach aus, als ob sie da liegen sollte.“ Grinste Sigi. Ich verdrehte die Augen und trat näher. Jetzt schien auch Geralt mich wahr zunehmen, denn er drehte sich um. „Was machst du denn hier?“ wollte er wissen. Auch Triss drehte sich nun um. „Woher wusstest du, dass wir hier sind?“ wollte sie sofort wissen, als sie mich sah. „Rittersporn.“ Keuchte ich nur und konnte erkennen, wie Triss verärgert mit den Zähnen knirschte.

„Ich habe mich schon gefragt, wann ich dich endlich treffen würde.“ Meinte Sigi und kam einige Schritte auf mich zu. „Keine Zeit für Höflichkeiten, bald wird es hier nur so von Jägern wimmeln. Ihr solltet langsam mal auf das Schiff.“ Warnte ich sie.

„Oh, da gibt es aber das kleine Problem, das der Hexer sich nicht an die Abmachung gehalten hat und ich sie somit nicht auf das Schiff lassen werde.“ Grollte Sigi. „Wenn es weiter nichts ist.“ Grinste ich.

Alle drei sahen mich verwirrt an. Ich griff in die Tasche und zog die Dokumente und den Schlüssel hervor. Ich überreichte alles Sigi, „Hier, mit den besten Grüßen von Menge.“

Sigis Augen wurden immer größer, als er die Dokumente durchblätterte. „Wie?“ fragte er nur. Auch Triss und Geralt schienen dies wissen zu wollen. „Du solltest niemals den Fehler machen und deinen Gegenüber zu unterschätzen.“ Meinte ich nur. „Los jetzt, rauf auf das Schiff, bevor es zu spät ist.“ Triss nickte und holte die restlichen Magier. Schnell waren alle auf dem Schiff und Sigi bot Geralt an, ihm bei Triss zu helfen.

„Sigi lass es. Sie ist in Kovir sicherer.“ Mischte ich mich ein. Geralt schien jedoch mit seinen Gefühlen zu ringen. Immer wieder blickte er auf das Schiff. „Geralt, denk an Yennefer. Sie wartet auf dich.“ Wollte ich ihn zum einlenken bringen. Nach wenigen Augenblicken nickte er und Sigi schien enttäuscht zu sein.

Kurz darauf kam Triss zurück, um sich zu verabschieden. „Also, woher hast du die Sachen?“ fragte sie mich direkt. Ich zuckte mit den Schultern, „Aus seinem Arbeitszimmer.“ Sie schüttelte den Kopf, „Unmöglich, wir haben alles durchsucht.“ Entgegnete sie. „Nun, aber nicht bei ihm zuhause.“ Lächelte ich süffisant.

Triss grollte und wollte sich an Geralt wenden, als sie plötzlich gerufen wurde. Einer der Schiffsbesatzung forderte sie auf, endlich auf das Schiff zu kommen. Aufgrund der Warnung, das hier demnächst Jäger auftauchen könnten, verabschiedete sich schnell von dem Hexer und eilte zum Schiff. Jedoch schickte sie ihm noch einen sehnsüchtigen Blick, ehe sie die Planke zum Schiff betrat. Während Geralt und Dijkstra sich noch eine weile unterhielten, hatte ich mich auf eine der Kisten gesetzt und beobachtete wie das Schiff den Hafen verließ.

Gerade als das Schiff aus dem Hafenbecken fuhr, konnte man in der Ferne die her nahenden Jäger hören. „Dann sollte ich mich wohl auch erst einmal verabschieden. Vielleicht können wir später weiter reden?“ verabschiedete sich Sigi. Ich schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht.“ Lehnte ich ab. Er wandte sich ab und machte sich auf den Weg. „Ach und pass auf deinen Knöchel auf, Graf Sigismund Dijkstra.“ Rief ich hinter her. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, dem ehemaligen Geheimdienstchef unter die Nase zu reiben, dass ich mehr über ihn wusste als er über mich. Ich konnte sehen wie er sich versteifte, aber ihm blieb keine Zeit mehr um darauf zu reagieren, denn die Hexenjäger kamen immer näher.

Ich lachte mir ins Fäustchen.

Geralt setzte sich neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Verrätst du mir diesmal woher du das alles wusstest?“ fragte er genervt, während wir auf die Ankunft der Jäger warteten. Ich tat so, als ob ich überlegen müsste. „Nö, eigentlich nicht. Vielleicht ein anderes Mal.“ Erwiderte ich dann nach einiger Zeit.

Er seufzte. „Gut, aber beantworte mir wenigstens einige Fragen.“ Ich sah ihn an. „Nun, es kommt auf die Frage drauf an. Aber frag ruhig.“

„Du kennst also denn Vorfall mit Dijkstra und das sein Bein dabei gebrochen wurde?“ wollte er wissen. Ich nickte. „Woher?“ wollte er weiter wissen. „Ich habe darüber gelesen.“ Sagte ich gerade heraus. Er schaute zu mir rüber, vermutlich hatte er nicht mit einer Antwort gerechnet. „Wann und wo? Ich wusste nicht, dass es darüber irgendwo was Geschriebenes gibt.“ Fragte er weiter. „Darüber werde ich schweigen. Außerdem haben wir Gesellschaft bekommen.“ Murmelte ich. Die Hexenjäger waren jetzt in Hörweite.

Einer von ihnen löste sich aus der Gruppe und kam auf uns zu. „Was ist hier los? Uns wurde mittgeteilt, dass sich hier Magier aufhalten.“ Wollte er wissen. Ich drehte mich zu ihm um. „Nun ich habe schon seit Tagen keinen Magier gesehen. Nicht seitdem ich die Scheiterhaufen angezündet habe.“ Erst jetzt erkannte er mich. „Ich entschuldige mich. Es muss wohl ein Missverständnis gegeben haben.“ Stotterte er. Ich nickte ihm zu und er verschwand wieder.
 

Nach einiger Zeit prustete Geralt auf einmal los. „Was?“ wollte ich von ihm wissen. Er schüttelte belustigt den Kopf. „Na los, sag schon.“ Forderte ich auf. Er blickte noch einmal kurz über die Schulter um die Hexenjäger zu betrachten, die sich gerade vom Acker machten.

„Ach, es ist nur etwas was er seinen Kameraden gerade erzählt hatte.“ Grinste er. Ich pikste ihn in die Seite, „Na erzähl schon.“ Bettelte ich. Er gab nach. „Er wurde gefragt, mit wem er gesprochen hatte. Seine Antwort war, mit Fräulein Menge.“ Lachte er. Ungläubig starrte ich ihn an. „Du willst mich auf den Arm nehmen.“ Doch er schüttelte grinsend den Kopf. Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, „Oh um Himmelswillen. Als nächstes wird es vielleicht dann auch noch heißen, ich würde sein Kind tragen. Ich muss aus dieser verrückten Stadt heraus.“ Jammerte ich.

Geralt fand das ziemlich witzig und lachte erneut. „Ja, ja. Lach du nur.“ Grummelte ich. Er stand auf, „Na komm. Lass uns zum Chamäleon gehen. Rittersporn wird sich sicherlich schon fragen wo du abgeblieben bist. Und dann erzählst du mir, wie dein Arm so plötzlich heilen konnte.“ Geknickt folgte ich ihm. Dabei war es gerade so schön, ihn einmal unbeschwert zusehen und nicht zu streiten. Aber das wäre spätestens dann vorbei, wenn er erfuhr, dass Lambert mir doch den Absud gebracht hatte.

„Reicht es, wenn ich dir sage, dass der Priester es für ein Wunder des ewigen Feuers hielt?“ versuchte ich es.

Er fasste sich ans Herz und drehte sich zu mir um, „Oh nein, Fräulein Menge, sie werden doch nicht der Prophezeite Messias sein?“ spottete er und verbeugte sich spielerisch vor mir. Ich ging auf das Spiel ein, „Das muss ich wohl sein, wenn sich der weiße Wolf vor mir verbeugt, aber nicht vor dem Kaiser persönlich.“ Lachte ich. Erstaunt sah er mich an. „Was? Mererid hatte sich beschwert. Ich hatte schon Angst das der Kaiser mir den Kopf abreißen wird, weil du ihn verärgert hast.“ Beschwerte ich mich. Er grinste nur. „Ach komm schon, ein bisschen Spaß muss sein.“ Alberte er weiter rum. „Dann ist die Welt voll Sonnenschein.“ Brummte ich hinterher. Er musterte mich, ich zuckte mit den Schultern. „Das ist eine Zeile aus einem Lied. Aber mehr kenn ich nicht.“ Erklärte ich ihm.
 

Scherzend hatten wir das Rosmarin oder eher jetzt Chamäleon erreicht. Es war nicht mehr viel los. Priscilla spielte auf ihrer Laute und Rittersporn wuselte zwischen den Gästen hin und her. Lambert und Zoltan saßen an einem Tisch, nahe dem Eingang.

„Zoltan, ich glaube die Welt geht unter. Die Beiden streiten sich mal nicht und haben sogar gute Laune.“ Konnte ich Lambert hören. Der Zwerg lachte darauf hin. Wir setzten uns zu ihnen an den Tisch. „Wie ich sehe hat es gewirkt. Kannst du deine Finger wieder benutzen?“ begrüßte er mich mit einem Kopfnicken auf meinen Arm. Ich hob meine Hand hoch und bewegte die Finger leicht, „Aber nur unter Schmerzen.“ „Da wird nur Übung helfen. Möchtest du dich erklären Lambert?“ mischte sich Geralt ein. Ich schluckte, vorbei war der schöne Abend.

Statt zu antworten schob Lambert ihm ein Pergament rüber, das er aus seiner Tasche gezogen hatte. Geralt nahm es und musterte es stirnrunzelnd. „Ist es das für das ich es halte?“ wollte er wütend wissen. Ich schielte auf das Blatt. Es schien ein Rezept zu sein.

„Wenn du es für ein Absud Rezept hälst, dann ja.“ Gab Lambert schnippisch zurück. Jetzt sah Geralt richtig zornig aus. „Geralt, bitte lass ihn ausreden und sich erklären. Du magst vielleicht der Ältere von euch sein, aber das heißt nicht, dass du automatisch immer recht hast.“ Mischte ich mich ein. „Woher weißt du, dass er der Ältere ist?“ wollte Zoltan wissen. Auch die beiden Hexer schienen gespannt auf meine Antwort zu sein. „Nicht falsch verstehen, aber Geralt hat einfach mehr Falten im Gesicht.“ Rechtfertigte ich mich. „Wo sie recht hat, hat sie recht.“ Kommentierte Lambert.

„Wie kommst du dazu, ihr einfach einen Absud zu verabreichen, obwohl es für sie eigentlich hätte tödlich sein sollen.“ Bei den letzten Worten sah er mich scharf an. „Nagt dein Alter an deinem Gedächtnis oder hast du Vesemir im Unterricht nicht zugehört?“ wollte der dunkelhaarige Hexer nun wissen. Geralts Kopf peitschte zu ihm rum. „Was hat das jetzt damit zu tun?“ wollte er wissen. Lambert stand auf und nahm die Pose ein, die er immer annahm, wenn er Vesemir nach ahmte. Dann erklärte er in Vesemir Manier, dass der Magier Raffard der Weiße, einen Heiltrank für menschliche Krieger entwickelte und daraus später der Absud Raffards des Weißen entstand. Dann setzte er sich wieder.

„Ich hatte auf die schnelle zwar nicht das original Rezept beschaffen können, aber mit einiger Hilfe von Kräuterhändlern und Alchemisten sind wir dem sehr nahe gekommen. Und wie du sehen kannst, hat es funktioniert.“ Fuhr er fort. „Ja, ja schon gut. Aber in Zukunft keine Experimente mehr mit Tränken. Du weißt wie unverantwortlich das ist.“ Forderte er. Ich verdrehte die Augen, was für ein Heuchler. Hatte er nicht erst vor kurzem selber jemanden einen Trank verabreicht und das auch noch unverdünnt. Lambert machte sich vorher wenigstens Gedanken.

„Danke das du dir so viel Mühe gemacht hast, Lambert.“ Versuchte ich die Stimmung wieder ein wenig zu heben. Doch er funkelte nur Geralt an.

„Vielleicht sollte ich mich noch ein wenig hin legen.“ Versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen, doch leider vereitelte Rittersporn meinen Plan.

„Ah du bist zurück. Wie ich sehe konntest du Geralt finden. Komm setz dich wieder, ich bringe dir gleich etwas.“ Forderte er und drängte mich zum Tisch zurück. Kurze Zeit später stellte er einen Teller mit dampfenden Essen vor mich und einen Krug. Ich seufzte, das Essen sah wirklich gut aus und roch auch so, aber wie sollte ich das Fleisch schneiden, wenn ich meine linke Hand nur sehr eingeschränkt nutzen konnte. Missmutig starrte ich auf das Essen und stocherte darin rum.

„Was ist los? Schmeckt es nicht?“ wollte Zoltan wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht klein schneiden.“ Murmelte ich.

„Stell dich nicht so an, wenn du nicht einmal ein Messer halten kannst, wie willst du denn dein Schwert halten? In Skellige wird es nicht viel ungefährlicher als hier sein.“ Triezte Geralt. Ich ließ beinahe meine Gabel fallen. „Skellige?“ fragte ich ihn. Ich wollte nicht nach Skellige. Dort war es kalt und nass und es gab mehr Banditen zusätzlich Piraten und größere Monster, außerdem würde Yennefer dort einiges an Ärger provozieren.

„Ich werde uns morgen eine Überfahrt organisieren. Yen wird uns dort erwarten.“ Führte er weiter aus und ging erst gar nicht auf mein entsetztes Gesicht ein.

Dann musste ich meine Idee, mich alleine abzusetzen wohl heute Nacht geschehen. Ich hatte gehofft, Lambert vorher vielleicht noch davon überzeugen zu können, mir einige Rezepte für Tränke und Anleitungen für Bomben zu geben. Jetzt musste ich irgendwie anders daran kommen.

Frustriert griff ich nach dem Messer und hätte beinahe aufgejault, so völlig abgelenkt hatte ich zu fest zugegriffen und der neugebildete Muskel in meinem Arm protestierte schmerzhaft gegen die Anstrengung. Mühsam zerlegte ich mein Essen um es dann endlich essen zu können.

Es schmeckte, aber so wirklich hatte ich keinen Hunger mehr. Meine Gedanken wirbelten wild umher, schmiedete Pläne und verwarf sie wieder. Aber es tat mir auch leid, Lambert hatte mir gerade erst vergeben und hier saß ich und dachte darüber nach, wie ich ihn schon wieder betrügen könnte.

Als ich meine Mahlzeit endlich beendet hatte, war die Anzahl der Gäste noch weiter geschrumpft. Ich konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie Lambert das Blatt mit dem Rezept wieder weg steckte. Er schob es in seine Jacke, also musste er da eine kleine Innentasche haben. Wäre für mich also nicht ganz so einfach daran zu kommen. Dieser Absud sollte sich wahrlich in meiner Reisapotheke befinden. Ebenso wie Schwalbe. Bei den anderen Tränken wäre ich mir nicht sicher, ob ich sie tatsächlich brauchen würde und ob ich sie verträglich kriege.

Je länger ich einfach an dem Tisch verweilte, desto betrunkener wurden die Hexer. Außer uns waren keine Gäste mehr anwesend und auch Priscilla hatte sich bereits mit Rittersporn verabschiedet. Zoltan sah ebenfalls so aus, als würde er demnächst von der Bank kippen.

Ich entschloss mich, mich erst einmal zurück zu ziehen. Wenn ich diese Nacht abhauen wollte, musste ich noch meine Sachen packen.

Ich wünschte den dreien noch viel Spaß und verließ den Schankraum. Es war ein Wunder, dass sie mich den Abend über in Ruhe gelassen hatten, oder ich hatte nur nicht mitbekommen, dass sie mich angesprochen hatten.

So leise wie möglich packte ich meine Sachen zusammen. Nebenbei sortierte ich auch alles, so dass ich das, was ich vor ein paar Tagen für den Sattel gekauft hatte, griffbereit war, damit ich nicht erst im Stall wieder alles durchkramen musste.

Als ich die kleine Truhe am Bett öffnete musste ich seufzen, einer der Jungs hatte sich die Mühe gemacht und meine erste Trophäe präparieren zulassen, damit sie nicht verweste. Sorgfältig packte ich sie in einen Jutesack.

Ich war gerade mit dem Packen fertig, als ich hören konnte wie Lambert und Geralt die Treppe rauf kamen. Schnell schlüpfte ich ins Bett und zog die Decke so über mich, damit man nicht sehen konnte, dass ich noch voll bekleidet war. Ich schloss gerade meine Augen, als meine Zimmertür knarzte und sich öffnete. Ich täuschte einige tiefe Atemzüge vor, die jeder beim Schlafen von sich gab.

„Sie schläft.“ Konnte ich Geralt flüstern hören. „Sag ich doch. Nur weil sie vorhin so komisch war, heißt es doch nicht, dass sie schon wieder was plant.“ Zischte Lambert. „Und wenn doch?“ hörte ich Geralt zweifeln. „Dann werden wir es später sehen, komm ich habe noch Wodka im Zimmer.“ Nörgelte Lambert. Ich schluckte. Verdammt. An einem Hexer hätte ich mich vielleicht vorbei schleichen können, aber an zweien? Wie sollte ich den jetzt unbemerkt in Lamberts Zimmer gelangen.

Ich lauschte auf die Schritte im Flur. Schnell stand ich wieder auf. Wenn ich es doch irgendwie schaffen sollte, an Lamberts Aufzeichnungen zu kommen, wollte ich ihm zumindest eine Nachricht dalassen. Und diese musste ich noch verfassen.
 

Einige Stunden später, die Sonne war mittlerweile aufgegangen, hatte ich Novigrad deutlich hinter mir gelassen. Auch den Grenzposten über den Pontar hatte ich bereits überquert. Die Taverne am Scheideweg rückte langsam näher.

Es war anstrengend gewesen, Tetris für den Ritt vorzubereiten, da meine linke Hand noch lange nicht so wollte wie ich, aber ich hatte es irgendwie geschafft. Genauso wie ich es geschafft hatte ihn von Plötze weg zu bewegen. Er verstand es nicht, warum er seine Freundin schon wieder verlassen sollte. Erst das Versprechen, dass er sie später in Kaer Morhen wieder sieht, ließ mich ihn vom Stall wegführen.

Ich hoffte das weder Lambert noch Geralt sich an meine Fährte heften würden, wenn sie erfuhren das ich mich mit einigen ihrer Hexergeheimnisse aus dem Staub gemacht hatte. Ich hatte Lambert in der Nachricht versichert, dass ich auf die Aufzeichnungen aufpassen würde und er sie in Kaer Morhen wieder bekommt. Aber er war beim letzten Mal schon wütend, als ich nur ein paar Bomben genommen hatte ohne zu fragen und ich konnte mich gut an die Szene erinnern, die Lambert gemacht hatte, als Triss in das Hexerlabor wollte.

Mir lief ein Schauder über den Rücken, hoffentlich würde sich Lambert wirklich nicht an meine Fersen heften, sondern seine Wut an dem Rest von Karadins Bande auslassen. Automatisch trieb ich Tetris noch ein wenig mehr an, um schneller bei Burg Krähenfels anzukommen.

Schnitzeljagd

Kurz vor der nächsten Weggabelung wurde Tetris langsamer. Kurz überlegte ich und entschloss mich dann doch für den längeren Weg. Falls einer der Hexer oder doch Beide mich doch verfolgen sollten, würden sie vermutlich denken, dass ich die schnellste Route gewählt hatte.

Ich hatte Lambert die Nachricht hinterlassen, dass wir uns in Kaer Morhen wiedersehen würden, aber Geralt erhielt einen Zettel, auf dem ich ihm geschrieben hatte, dass ich Uma holen würde und wir uns dann später treffen würden.

Ich hatte keinen Zweifel daran, dass die Beiden die Nachrichten mittlerweile gefunden hatten und eins und eins zusammengezählt haben.
 

Hoffentlich wäre ich auch dann aus dem Einflussgebiet des Kaisers heraus, wenn er meine Nachricht erhielt, dass ich Geralt alleine nach Skellige hab segeln lassen, da ich noch einer anderen Spur nachgehen würde. In Skellige würde schließlich Yennefer auf Geralt warten und ihn im Auge behalten können.

Ich konnte aber die Laune vom Kaiser schlecht einschätzen, wusste ich ja noch nicht einmal ob er meine Berichte mittlerweile erhalten hatte, da ich keinerlei Reaktion darauf bekommen hatte, egal in welcher Form. Hoffentlich war dies ein positives Zeichen.
 

Ich konnte noch ein kurzes Stück weiter im schnellen Tempo weiter reiten, ehe ich Tetris durchparieren musste. Wir näherten uns einem Dorf und es gab einige Menschen, die natürlich auch diesen Weg nutzten. Sie waren viel beschäftigt und achteten nicht auf ihre Umgebung. Außerdem wollte ich mir den Ärger sparen, der aufkommen würde, wenn ich einen der ihren über den Haufen ritt. Einige Kinder liefen wild schreiend und lachend durch einige Pfützen.

Hühner und Gänse wuselten zwischen den Hütten umher und irgendwo konnte ich eine Kuh hören.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen es war ziemlich idyllisch hier.

Nun ja, das war bis die Kinder mich gesehen hatten. „Ein Hexer, ein Hexer!“ schrien sie und liefen zu ihren Eltern. Ich seufzte, na super. Sofort kamen einige Männer angelaufen, teilweise sogar noch mit ihren Mistforken in der Hand. „Wir wollen dich hier nicht Mutant!“ spie mir einer entgegen. Mal wieder einer der nicht genau hin schaute. Ich wendete Tetris und schob meine Kapuze vom Kopf, „Bist du blind oder dumm?“ fragte ich den alten Mann. „Seit wann können Frauen Hexer sein?“ fauchte ich ihn an. Auf solche Störungen hatte ich jetzt definitiv keine Lust und außerdem würde ich mich so in die Erinnerung der Dorfbewohner einbrennen, statt eines einsamen Reiters, der nur zufällig durch den Ort ritt.

Eine der Frauen eilte auf ihn zu und hielt ihn am Arm fest. „Bist du verrückt, hast du nicht die ganzen Geschichten aus Novigrad gehört? Sie gehört zu den Hexenjägern.“ Zischte sie ihm zu. Ich zog nur eine Augenbraue hoch, na super, die Klatschmühle war echt schnell. „Verzeiht meinen Großvater, gute Frau. Er hat sehr schlechte Erfahrungen mit Hexern gemacht. Sein Neffe wurde damals von einem Hexer geholt.“ Versuchte sie die Situation zu erklären.

„Was für eine lahme Entschuldigung. Was wäre, wenn sein Neffe hier durchkommen würde? Bekäme er dann auch solch nette Worte gesagt?“ Höhnte ich.

Der alte Mann verspannte sich. „Egal was sie den Jungen antun um sie in Hexer zu verwandeln, mein kleiner Neffe hat es sicherlich nicht überstanden. Er war immer kränklich und dürr, selbst vom spielen bekam er blaue Flecke, sein Vater, mein Bruder hat sich immer darüber geärgert, dass er ihm nicht bei den Tieren helfen konnte.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. Soweit wie ich das verstanden hatte, nahmen die Hexer ihre Überraschungskinder nur mit, wenn sie auch ein gewisses potenzial sahen, mit Ausnahme von Mädchen, aber selbst das klappte nicht immer. Schließlich war Ciri Geralts doppeltes Überraschungskind. Und auch Eskels Überraschungskind, hatte irgendwann zu ihm gefunden und beinahe einen Krieg ausgelöst.

„Es ist trotzdem keine Entschuldigung, einen Hexer so zu behandeln. Schließlich riskieren sie beinahe täglich ihr Leben um das eure zu schützen. Ihr behandelt Soldaten doch auch nicht so!“ Tetris stampfte mit dem Huf auf, als ob er mir zustimmen wollte.

„Aber das ist etwas anderes!“ riefen gleich mehrere, Frauen wie auch Männer.

„Ach ja und inwiefern? Weil sich die Soldaten selber dazu entschieden haben? Den Hexern wurde keine Wahl gelassen und dennoch riskieren sie ihr Leben für das eurige. Und als Dank werden sie beleidigt, angespuckt und gejagt. Wenn es die Hexer nicht geben würde, wäre der letzte Mensch schon vor sehr langer Zeit aus dieser Welt verschwunden!“ wurde ich laut. Alle sahen mich an, wie eine Kuh, wenn es donnert. Ich weiß nicht ob es daran lag, was ich gesagt hatte oder daran das ich es gesagt hatte, wo ich doch nach deren Meinung zu den Hexenjägern gehörte.

„Aber sie sind Mutanten, sie wirken Magie.“ Warf einer der Dörfler ein. Ich knurrte frustriert. Warum waren diese Menschen hier nur so begriffsstutzig.

„Nur weil sie verändert wurden, heißt das noch lange nicht, dass sie keine Menschen mehr sind. Das wäre ja genauso, als wenn ihr bei einem gefleckten Pferd behaupten würdet, es wäre eine Kuh! Oder nennt ihr eine Ziege mit nur einem Horn auch Einhorn? Und selbst Jaques de Aldersberg war ein Magier! Er konnte viel mehr Magie wirken, als alle Hexer zusammen! Nur weil er dem ewigen Feuer huldigte, war seine Kraft nicht weniger magisch!“

Die Menschenmasse war mittlerweile gewachsen und hörte mir gespannt zu.

Gerade als ich Tetris wieder wenden wollte, um weiter zu reiten, kam ein Mann auf mich zu. „Welch wahre Worte, vielleicht wurden heute einigen die Augen geöffnet, weil die richtige Person diese Worte sprach. Darf ich euch auf ein Getränk und vielleicht eine kleine Mahlzeit einladen? Ich hätte eine große Bitte.“

Genervt wollte ich ablehnen, aber der Ausdruck in seinen Augen ließ mich stocken. Er sah verzweifelt aus, aber auch ein wenig hoffend. Also stimmte ich dem zu. Sofort verschwand ein wenig der Hoffnungslosigkeit aus seinem Gesicht. Seufzend ließ ich mich aus dem Sattel gleiten, nahm die Zügel und folgte dem Mann.

Er bog vom Hauptweg ab und zwischen einigen Gebäuden durch. Den ganzen Weg über schwieg der Mann vor mir, so ließ ich meinen Blick schweifen. Trotz der ärmlichen Verhältnisse, die hier herrschten, war alles ordentlich. In den Gärten wuchsen sogar vereinzelt bunte Blumen. Allerdings schienen die Menschen nicht viel von Zäunen zu halten, die die vorhanden waren, hingen schief oder waren schon zusammengebrochen.

Ich blickte über das Anschlagbrett und wollte daran vorbei gehen, als ich ein einzelnes Wort las, dass mich sofort anzog. Krümel. Ich besah mir den Aushang genauer. Tatsächlich dort stand „An Krümel“ darunter nur ein Satz, „Komm zu den Resten des älteren Blutes“ in Nilfgaardisch, es gab keine Unterschrift.

War das an mich, oder gab es jemanden anderes, der ebenfalls Krümel gerufen wurde. Und was sollte diese Botschaft bedeuten. Mein Herz hüpfte, war das vielleicht von Letho? Aber was machte er noch in dieser Gegend, er hätte schon lange in Kaedwin, ja sogar in Kaer Morhen sein können. Der alte Mann bemerkte mein stehen bleiben und kam die wenigen Schritte zu mir zurück.

„Eine seltsame Botschaft oder?“ fragte er. „Wer hat sie aufgehängt?“ wollte ich im Gegenzug wissen. „Sie hing eines morgens auf einmal da. Keiner weiß was sie bedeutet. Eines der Kinder hatte sie abgerissen und am nächsten morgen hing sie erneut dort.“ Ich riss sie ab, „Seit wann hängt sie dort?“ wollte ich noch wissen.

„Vielleicht zwei Wochen, vielleicht auch länger, ich weiß es nicht mehr genau.“ Das ließ mein Herz wieder sinken, wenn es wirklich von Letho kam, würde er solange warten? Außerdem musste ich erst noch herausfinden, was die Botschaft bedeuten sollte. Aber im Gegenzug war die Wahrscheinlichkeit, dass ich diese Botschaft hier fand auch sehr gering.
 

Ich folgte dem Mann zu seinem Haus und band Tetris davor fest. Wir gingen hinein und er bat mich platz zu nehmen. „Wisst ihr etwas über die Geschehnisse, über die der alte Mann gesprochen, wie sein Neffe zu den Hexern kam?“ frage ich ihn, um die Stille zu brechen. Er nickte, „Ja, er hatte mir davon erzählt, als er in unser Dorf zog. Sein Bruder wurde im Wald angegriffen, ein Hexer kam gerade rechtzeitig und rettete ihn. Aber der Mann hatte kaum Geld, daher forderte er, dass was der Mann zuerst sehen würde, wenn er nach Hause kam. Leider war es sein Sohn und nicht das Ziegenlamm, das der Junge auf dem Arm hatte. Der Hexer bestand darauf den Jungen haben zu wollen und nicht die Ziege. Vor Kummer ist dann erst seine Frau und dann auch er selbst gestorben. Avram zog dann hier her.“ Erzählte er. Die Geschichte sagte mir irgendetwas, als ob ich sie kennen sollte.

„Wie hieß der Junge?“ wollte ich genauer wissen. Doch mein Gegenüber schüttelte den Kopf, „Das hat mir Avram nie verraten. Vielleicht wollte er so verhindern, dass er seinen Neffen irgendwann als Hexer sehen würde.“

„Wisst ihr was für Monster es waren? Ich kenne ein paar Hexer, vielleicht wissen die etwas über den Jungen.“ Mein Gegenüber überlegte kurz, „Nein, aber ich glaube er war in ihr Nest gefallen.“ Nein das konnte nicht sein, diese Welt war zwar klein, aber doch nicht so klein. Wie gering war die Chance auf einen Verwandten eines mir bekannten Hexers zu treffen. Das konnte nur eine zufällig ähnliche Geschichte sein. Es passierte wahrscheinlich öfters das Leute in Monsternester fielen. Aber Lambert war einer der jüngsten Hexer, vielleicht sogar der jüngste, nachdem Leo vom Professor ermordet wurde.

Um mich von diesen Gedanken abzulenken, wollte ich wissen was der Mann von mir wollte.

„Die älteren Kinder hier im Dorf, sie sind sehr auf Abenteuer aus, Svant ist sogar bereits zweimal davongelaufen, er braucht jemanden, der ihm aufzeigt, wie gefährlich die Welt außerhalb er Dörfer ist. Es wäre schön, wenn Ihr es ihnen erzählen könntet. Eure Worte haben sicherlich mehr Gewicht, als die unseren und Ihr seht aus, als hättet ihr schon einiges erlebt.“ Erklärte er, doch ich hörte nicht wirklich zu. In Gedanken war ich bei dem Zettel, den ich in meiner Tasche trug.

„Sie suchen auch ständig nach den alten Ruinen, sie wollen die Monster sehen, die dort hausen.“ Fuhr er fort. „Ruinen?“ wurde ich hellhörig. Der Mann nickte, „Ja alte Elfenruinen. Voller Monster und Gefahren.“ Nun das war interessant. Ich zog den Zettel aus der Tasche und starrte dort drauf. Meinte er vielleicht Ruinen und nicht Reste? Das ältere Blut, damit könnten die Elfen gemeint sein.

„Wo finde ich die Ruinen?“ wollte ich wissen, doch leider hat meine Reaktion dem Mann wohl verraten, dass es etwas mit der Botschaft zu tun hatte.

„Wenn Ihr Svant und seine Gruppe von den Gefahren überzeugt, werde ich es verraten.“ Lächelte er verschmitzt. Ich grummelte vor mich hin, das war ja mal wieder so klar, nichts kann mal einfach sein. Warum sollte es auch, ich hatte es nie einfach und mein hier sein, in dieser Welt, hatte scheinbar etwas mit Magie zu tun. Und die war ebenfalls niemals einfach.

„Nun gut, mir bleibt ja scheinbar keine Wahl.“ Stimmte ich missmutig zu. In dem Moment kam seine Frau hinzu und stellte vor uns jeweils einen Krug. Sie setzte sich zu uns. „Ich möchte mein Beileid aussprechen, Fräulein. So jung seinen Mann zu verlieren muss ziemlich schwer sein.“ Sie legte mir mitfühlend ihre Hand auf meinen Arm.

Ich verschluckte mich beinahe an meinem Getränk, von dem ich gerade einen Schluck nahm. „Ähm, danke.“ Hustete ich. Klatschweiber, wie ich sie hasste. Die Sache mit Menge würde mir noch eine ganze Weile nachhängen.

„Damira, sei so gut und hol uns einen Happen zu Essen, ja?“ mischte der Mann sich ein, ehe die Frau noch mehr Unsinn von sich geben konnte. Leicht dankbar, nickte ich ihm zu.

Kurze Zeit später kam die Frau wieder und stellte uns jeweils eine Schüssel vor.

Während wir schweigend aßen, überlegte ich, wie ich am besten vorgehen sollte. Wie überzeugte man abenteuerliche Jugendliche brav zuhause zu bleiben und auf die Eltern zuhören? Es war wahrscheinlich, egal was ich sagen würde, ich das Gegenteil erreichen würde. Nun es gab sicherlich einige Möglichkeiten, ihnen zu zeigen, wie gefährlich die Welt sein kann, aber jede würde für mich ungünstig ausgehen. Entweder würden Lambert und Geralt mich finden, oder aber die Dorfbevölkerung würde mich lynchen wollen.

Wenn ich die Hexer mich finden lassen würde, würde dies sicherlich die Jugendlichen von ihrer Abenteuerlust abbringen, aber von mir bliebe wahrscheinlich nicht viel übrig und meine Worte von vorhin wären auch für die Katz gewesen.

Ich könnte allerdings auch versuchen, die Kinder in Gefahr zu bringen und sie im letzten Moment vor dem Monster zu retten, aber was wäre, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffen würde. Dies war genauso ausgeschlossen, wie ein Monster zu fangen und es ihnen zu zeigen. Dies würden wohl die Dorfbewohner, allen voran die Eltern, nicht tolerieren. In was hatte ich mich da nur wieder begeben. Ich hätte doch einfach weiter reiten sollen. Ich denke spätestens in Kaer Morhen wäre ich auf Letho gestoßen und hätte mit ihm reden können.

Ich ließ das Besteck sinken und seufzte. „Gibt es hier eine Scheune, in der ich mich mit den Kindern versammeln kann?“ wollte ich von dem alten Mann wissen. Dieser schaute auf und nickte. „Ja am Ende des Dorfes. Meine Frau wir sie Euch zeigen.“ Erklärte er. Ich nickte. „In Ordnung, dann ruf die Kinder mal zusammen, wir treffen uns dort.“ Ich stand auf und nickte der Frau zu, sie öffnete die Tür und ich folgte ihr. Unterwegs sammelte ich noch Tetris ein und ließ mich zur Scheune führen.

Ich nahm Tetris mit hinein und wartete auf die Abenteuersuchenden.

Während ich wartete nutzte ich die zeit, um die Hufe und Beine meines Pferdes zu untersuchen. Schließlich war ich ein hartes Tempo geritten und die Wege waren nicht ideal gewesen. Vor der Scheune erklang Tumult. Ich seufzte, was gab es jetzt schon wieder für ärger. Ich konnte die aufgeregte Stimme einer Frau hören und einen Mann, der sie beruhigen wollte. Dann eilige Schritte, ehe die Tür zur Scheune aufgerissen wurde. „Gute Frau, bitte ihr müsst helfen!“ schluchzte jemand. Ich drehte mich zu ihr um. Es war die Frau, die früher ihren Großvater verteidigen wollte. Der, der seinen Neffen an einen Hexer verlor.

„Was gibt es?“ wollte ich wissen. „Die Kinder, sie sollten nahe beim Dorf bleiben, aber Svant ist mit meinen Söhnen verschwunden. Die kleine Greta erzählte eben, dass sie zum Fluss wollten.“ Weinte sie. „Bitte, ihr müsst sie suchen und nach Hause bringen.“ Bat sie mich. Ein kleines Mädchen schlich sich in die Scheune und versteckte sich hinter der Frau.

„Greta, ich sagte doch du sollst draußen bleiben.“ Rief ein Mann und kam ebenfalls in die Scheune. „Nein, schon gut.“ Sagte ich und kniete mich zu dem Mädchen runter. „Du bist Greta?“ die Kleine nickte. „Kannst du mir sagen wo die anderen hin wollten?“ fragte ich sie. „Zum Fluss.“ Flüsterte sie. „Weißt du wo am Fluss?“ fragte ich genauer nach. Wieder nickte sie. „Da wo man zur anderen Seite kann, auf der anderen Seite ist ein Hügel und ein paar Häuser, die von einer Mauer aus Holz umgeben ist.“ Erklärte sie kindlich.

Fragend schaute ich die Frau an. „Die Taverne am Scheideweg.“ Hauchte sie entsetzt. Ich schluckte, verdammt, die Elfen mögen zwar nicht mehr dort sein, aber es gab dort Ertrunkene. „Danke Greta.“ Ich stand auf, „Ich werde mich beeilen, aber ich kann nichts versprechen.“ Gab ich von mir und schwang mich in den Sattel. Ich trieb Tetris durch das offene Scheunentor und folgte dem Weg nach Westen. Ich ritt so schnell ich konnte und es der Weg zuließ.

Die Wiesen, Bäume und Büsche zogen nur so an mir vorbei. Kurz bevor ich an dem Furth ankam, parierte ich durch und stieg vom Pferd. Aus der Satteltasche kramte ich ein wenig Klingenöl und schmierte damit mein Silberschwert ein.

„Warte schön hier, ja Tetris? Ich muss ein paar dumme Kinder retten.“ Tetris schnaubte und spitzte die Ohren. Ich nickte ihm zu, ich hatte es auch gehört. Ich eilte zum Ufer, es wurde Zeit, um zu prüfen wie effektiv mich Geralt trainiert hatte.

Zwei Kinder hatten sich scheinbar auf einen Baum retten können, während der Größte der Drei vor einigen Ertrunkenen davon lief. Er schien ein altes Schwert in der Hand zu halten. Ich löste meinen Umhang und ließ ihn zu Boden gleiten, der würde mich jetzt nur behindern.

Schade das ich keine Armbrust hatte, die wäre jetzt auf jeden Fall hilfreich. Ich eilte auf die Ertrunkenen zu, die sich noch nicht entschieden hatten, ob sie den Baum umzingeln sollten oder doch lieber dem anderen hinterher laufen sollten. Ich biss die Zähne zusammen, als ich mein Schwert fester packte.

Den Ersten konnte ich ohne Probleme überraschen und schlug ihm den Kopf ab, allerdings alarmierte dies die Anderen. Jetzt kamen sie auf mich zu. Sie hieben nach mir und ich hatte einige Mühe auszuweichen und sie abzuwehren. Doch nach und nach landete ich mehr Treffer und konnte dann einen nach den anderen runternehmen.

Schwer atmend sah ich mich um und versuchte meinen schmerzenden Unterarm zu lockern. Das Schwert fühlte sich heute besonders schwer an und nur durch das Adrenalin, das durch meinen Körper pumpte, konnte ich trotz des Schmerzes mein Schwert halten.

Während ich gekämpft hatte, war der ältere der Jugendlichen auf einen Felsen geklettert und konnte gerade noch so, seine Füße außer Reichweite des Ertrunkenen retten. Schnaufend eilte ich dort hin. „Hey du hässliches Etwas, such dir einen Gegner in deiner Größe.“ Fluchte ich dem Monster entgegen. Es drehte sich zu mir um.

Der Ertrunkene schien mich zu mustern und stürmte dann auf mich zu. Er war schneller als die Anderen, ich schaffte es gerade noch so zurück zu weichen und seine Krallen trafen nur den Brustpanzer und hinterließen dort hässliche Kratzer.

Hieb, hieb, Drehung und Parade. Während ich seine Hiebe mit dem Schwert blockte, musste ich mich stark zusammen nehmen, damit ich es nicht fallen ließ. Jeder Stoß schickte den Schmerz durch meinen Arm.

Irgendwann hatte ich dann auch den letzten Ertrunkenen besiegt. Ich war froh, als ich das Schwert wieder weg stecken konnte.

„Das war toll! Kannst du mir das beibringen?“ rief der Junge aus. Mittlerweile nahm ich an, dass es sich um Svant handelte.

Mit säuerlicher Miene schaute ich ihn an, „Nein! Ab zu den anderen und dann bringe ich euch nach Hause!“ wies ich ihn an. Widerwillig folgte er meinen Anweisungen. Die anderen Beiden waren auch vom Baum geklettert und gesellten sich zu uns. „Ist irgendwer verletzt?“ wollte ich wissen. Sie schüttelten den Kopf, die beiden Jüngeren waren nur geschockt und verängstigt, während Svant aufgeregt zu sein schien. „Gut, dann zurück ins Dorf.“

Schweigend folgten sie mir, während ich meinen Umhang einsammelte. Tetris kam uns entgegen, ich warf meinen Umhang über den Sattel und nahm die Zügel in die Hand. Zu Fuß dauerte es natürlich deutlich länger, bis wir wieder zurück waren.

Die beiden jüngeren Brüder gingen vor weg. Sie hatten ihren Freund nur böse angeschaut und dann ignoriert. Svant ging zwischen uns, er ließ den Kopf hängen. Ihm passte es scheinbar überhaupt nicht, dass er von seinen Freunden ignoriert wurde.

Ich hingegen versuchte meinen verkrampften Unterarm zu lockern, ohne mir dabei noch mehr schmerzen zu verursachen. Meine Muskeln hatten sich so stark verkrampft, dass ich die Faust so gut wie nicht aufbekam.

Am Eingang des Dorfes wurden wir schon erwartet. Die Brüder wurden von ihrer Mutter in die Arme geschlossen, doch Svant bekam von einem Mann eine schallende Ohrfeige und wurde am Arm weg gezerrt.

„Danke dass Ihr die Kinder gerettet habt.“ Sprach mich jemand an. Ich hatte keine Lust auf dieses Theater, ich war über und über mit Ertrunkenen Überresten bedeckt und hatte schmerzen, so drehte ich mich mürrisch zu dem alten Mann um. „Was hätte ich den sonst tun sollen? Sie fressen lassen?“ murrte ich. Der Mann schreckte zurück. „Ihr seht aus, als könntet ihr ein heißes Bad und ein Bett gebrauchen. Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr mein Gast für heute Abend seid.“ Stotterte er. Das klang gut, auch wenn ich bei weitem nicht so weit gekommen bin wie ich erhofft hatte. „Ich muss heute noch diese Ruinen finden, aber ich würde mich gerne sauber machen.“ Wand ich ein.

Er nickte, „Aber was ist mit den Kindern?“ wollte er noch wissen. „Wenn die selbst nach heute nicht ihre Lektion gelernt haben, dann ist ihnen nicht mehr zu helfen, aber ich kann versuchen mit ihnen zu reden. Also, wo kann ich mich sauber machen?“

„Die Frauen werden es Euch zeigen.“ Meinte er und rief eine herbei. Sie führte mich in die Mitte des Dorfes und dort in das größte Haus. Im Spiel war mir dieses Haus aufgefallen, da es im inneren eine abgeschlossene Tür hatte. Aber jetzt war sie offen und ich wurde in den Raum geführt. Neugierig sah ich mich um. An den Wänden hingen Kerzenleuchter und gaben ein angenehmes Licht von sich. An der einen Wand stand eine hölzerne Bank und darauf lagen einige Handtücher. In der Mitte des Raumes stand ein großer Zuber auf einem Gestell, unter dem ein kleines Feuer brannte und das Wasser warm hielt.

„Dieser Raum ist nur für uns, die Männer dürfen hier nicht rein.“ Erzählte mir die Frau die mich her geführt hatte. Zwei weitere traten nach uns ein. „Komm zieh dich aus, wir kümmern uns um deine Kleidung.“ Bat die Älteste von ihnen. Mühsam versuchte ich mich aus meiner Rüstung zu schälen, aber mit nur einer funktionierenden Hand war das gar nicht so einfach. Eine der Frauen bemerkte dies und half mir. „Wurdest du verletzt?“ fragte sie mich, während sie die Schnallen und Schnürungen meiner Rüstung öffnete.

„Nicht heute, aber die Verletzung ist noch ganz geheilt.“ Murmelte ich. Ich zog mir die Rüstung über den Kopf, wobei sie mir mit dem linken Ärmel helfen musste. Dann schlüpfte ich aus meiner restlichen Kleidung und wusch mir zuerst mit einem Lappen und Wasser aus einem Eimer den gröbsten Dreck von meinem Körper. „Deine Narben erzählen, das du viel erlebt hast.“ Fragte eine der Frauen indirekt. Ich drehte mich zu ihr um, „Ja, diese Welt ist gefährlich, vor allem für uns Frauen.“ Gab ich zurück. „Dein Mann war bestimmt stolz auf dich.“ Vermutete die jüngste Frau. „Dafina!“ rief die Älteste sie zur Ordnung. „Entschuldigung. Aber ich bin so neugierig. Ich habe so viele Geschichten gehört.“ Rief sie. Seufzend ließ ich mich in das warme Wasser gleiten. Das tat gut. Meinen linken Arm, mit dem Verband ließ ich auf dem Rand ruhen. Allerdings zog das schon wieder die Aufmerksamkeit auf mich.

„Waren das die Magier, die du gefangen hast?“ fragte mich Dafina. Ich sah sie schräg an, wie kam sie denn darauf. „Nein, das war der Vampir, den ich mit den Hexern aufgespürt hatte. Er hätte mir beinahe den Arm abgebissen.“ Murrte ich. „Ein Vampir? Ein echter? Und ihr habt den besiegt? War er sehr schrecklich?“ fragte sie gleich weiter. „Ja, wir haben ihn besiegt. Hochwürden Pastodi, hat mir für den Kopf einen ordentlichen Sack Münzen gegeben. Dummerweise hatte sich der Vampir als Leichenbeschauer ausgegeben. Darüber war der Hochwürden natürlich weniger begeistert. Und Vampire sind immer schrecklich. Je älter sie werden, desto besser können sie sich verbergen und sind somit um einiges gefährlicher.“ erzählte ich. Die Frauen hörten gespannt zu.

„Du hast den Hochwürden persönlich getroffen? Wie ist er so?“ fragte mich eine der anderen Frauen. „Gefährlich. Man sollte ihn niemals reizen.“ Seufzte ich und erinnerte mich schaudernd an seinen festen Griff in meine Wunde.

„Wie war dein Mann? Ich habe gehört er soll sehr schnell wütend und brutal geworden sein.“ Fragte die junge Frau weiter. „Dafina, also jetzt reicht es!“ fluchte die Älteste. Auch ich verengte meine Augen, wie kommt sie darauf mir solche Fragen zu stellen? Vor allem wenn sie davon ausgeht, dass ich wirklich mit ihm verheiratet war. „Nicht das es dich etwas anginge, aber zu mir war er immer nett und zuvorkommend.“ Grollte ich. „Welch ein Glück, ich hoffe auch auf so einen Mann zu treffen.“ Seufzte sie dann.

Ich hatte keine Lust auf eine weitere Fragerunde und ließ mich tiefer ins Wasser sinken. Nebenbei bekam ich mit, wie die Frauen versuchten den Dreck aus meiner Kleidung zubekommen und den Ärmel an meiner Rüstung zu flicken.

Durch die jetzige Stille und die Wärme des Wassers musste ich wohl eingedöst sein. Scheinbar war ich völlig mit dem Kopf unter Wasser geraten und kam prustend wieder hoch. Als ich reflexartig mich mit beiden Händen am Rand festhalten wollte, musste ich laut fluchen. Natürlich hatte ich nicht daran gedacht, dass dies mit meinem linken Arm eine ziemlich dumme Idee ist, wie er mir auch gleich schmerzhaft mitteilte.

„Alles in Ordnung?“ wollte die alte Frau von mir wissen. Mit der rechten Hand wischte ich mir das Wasser aus dem Gesicht. „Ja ich denke schon. Hätte nur meine linke Hand nicht nutzen sollen.“ Murrte ich. Mein Blick fiel auf den Verband. Na toll, er völlig durch nässt. Ihn trocknen zulassen würde vermutlich nichts bringen und ich hatte keine Lust, dass die Wolle, die als Polsterung diente, anfing auf meinem Arm zu schimmeln.

„Soll ich mir die Verletzung einmal anschauen?“ fragte die alte Frau höflich. „Warum nicht. Den Verband kann ich jetzt eh vergessen.“ Erlaubte ich es ihr. Sie kam auf das Podest, auf dem der Zuber stand und setzte sich an den Rand. Ich reichte ihr meinen Arm rüber. Aus ihrer Schürze holte sie eine schmiedeeiserne Schere, oder besser gesagt, den Vorgänger einer modernen Schere. Mit einer Kraft, die ich ihr nicht zugetraut hätte, zerteilte sie den Verband. Die letzten Reste zog sie per Hand auseinander, ehe sie ihn entfernte.

Den unteren Verband, der die Wolle vor der Salbe schützte wickelte ich selber schnell ab. Ich war froh, dass die anderen beiden Frauen sich nicht mehr im Raum aufhielten. Den selbst die Alte, schielte neugierig auf die Narbe, war aber so höflich und sagte nichts. Vorsichtig wusch ich die Reste der Paste ab und hielt dann den Arm wieder über den Zuberrand.

Mit sanften Fingern fuhr die Frau meinen Unterarm entlang und erfühlte die Knoten in den Muskeln. Einen nach den anderen massierte sie langsam heraus und ich konnte spüren, wie die Spannung langsam nachließ und ich meine Finger wieder besser bewegen konnte.

„Wenn ich darf, ich hätte in meiner Hütte ein Hausmittelchen, das sollte die verspannten Muskeln weiter lockern, …“ fing sie an. Doch sie schien meinen neugierigen Blick zu missverstehen. „Es ist keine Magie und auch keine Alchemie!“ beeilte sie sich zu sagen. Ich hob eine Augenbraue, wenn sie eine Creme oder eine Salbe meinte, wäre das eigentlich theoretisch in dieser Welt Alchemie. „Tut mir leid, vergiss was ich gesagt habe, natürlich würde ein Hexenjäger so etwas nicht benutzen.“ Murmelte sie leise.

„Ich bin kein offizieller Hexenjäger und ich werde auch nichts verraten. Um was handelt es sich bei deinem Mittelchen?“ fragte ich nach. Sie errötete leicht. „Es ist eine Salbe, meine Urgroßmutter hatte sie schon gemacht. Sie besteht hauptsächlich aus Kampfer und Schöllkraut.“ Gestand sie. Ich nickte, „Ich würde gerne probieren, ob sie hilft.“ Sagte ich ihr zu. Sie atmete auf. „Während ich sie hole, können deine Kleider noch ein wenig trocknen. Brauchst du sonst noch etwas?“ wollte sie noch von mir wissen.

„Etwas zu trinken wäre nicht schlecht und Seife für meine Haare.“ Bat ich. Beides reichte sie mir. Auf dem Regal stand ein Krug Wasser und sie schenkte mir einen Becher ein und die Seife holte sie aus einer kleinen Kiste, die nahe an der Tür stand. Dann war ich für einige Zeit alleine, ehe die Tür wieder aufging. Ich schaute mich um und konnte sehen wie Dafina in den Raum kam. Innerlich verdrehte ich die Augen, sie war sicherlich nur hier um noch mehr Klatsch zu hören. „Darf ich noch etwas Fragen?“ begann sie gleich, sobald die Tür hinter ihr geschlossen war. „Wenn es denn sein muss.“ Murmelte ich.

„Es heißt du wärst mit einem Hexer nach Velen gekommen, weil du auf ihn aufpassen musst, stimmt das?“ fragte sie direkt. „Ja.“ Gab ich zur Antwort. „Aber wo ist er dann jetzt?“ fragte sie direkt weiter. „Ich nehme an auf dem Schiff in Richtung Skellige.“ Murrte ich und hoffte das ich auch wirklich recht hatte und er nicht demnächst hier auftauchte.

„Aber warum alleine?“ wollte sie wissen. Ich grummelte in meinen nicht vorhandenen Bart. „Weil ich nicht mit wollte. Es fahren keine zuverlässigen Kapitäne dorthin, es wimmelt dort von Piraten, riesigen Monstern und das Wetter ist noch schrecklicher als hier. Vorausgesetzt, man kommt dort überhaupt an. Wenn ihm die Gefahren hier nicht reichen, soll er sich dort austoben. Alleine!“ gab ich ihr Antwort. „Die Narbe des Vampires? Dar ich sie mal sehen?“ fragte sie dann noch ziemlich neugierig. „Nein. Ich bin doch kein Tier, das man begaffen kann!“ fluchte ich und zog meinen Arm vom Rand.

Ich tauchte meinen Kopf ins Wasser und fing dann an meine Haare einzuschäumen. Was würde ich nicht für ein richtiges Shampoo oder eine Spülung geben. Seife machte die Haare immer so stumpf und das kämen unnötig schwer.

„Sag mal, weißt du etwas über eine Elfenruine hier in der Nähe?“ wollte ich von ihr wissen. Sie schien kurz zu überlegen. „Ich weiß nur, dass sie irgendwo süd-westlich von hier unter einem Hügel versteckt sein soll.“ Erzählte sie mir. „Aber dort ist es gefährlich. Viele Monster sollen dort Leben und der Ort ist verflucht.“ Fuhr sie fort. Ich hmmte nur. Mit der groben Beschreibung konnte ich vielleicht etwas anfangen, auch wenn ich mich an keine Ruine hier in der Umgebung aus dem Spiel erinnern konnte. Wenn mir sonst keiner den Weg zeigen konnte, würde ich die Ruine vielleicht trotzdem finden. Zumindest eher, als wenn ich gar keine Anhaltspunkte hätte.

Ich spülte mir den Schaum aus den Haaren. „Dafina, du bist ja schon wieder hier, habe ich dir nicht gesagt du sollst dich trollen?!“ konnte ich hören, als ich meinen Kopf wieder aus dem Wasser hob. Die ältere Frau, von der ich immer noch nicht den Namen wusste, war scheinbar zurück aus ihrer Hütte. „Ich hoffe sie war nicht wieder zu aufdringlich?“ fragte sie mich dann. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, aber sie sollte vielleicht nicht ganz so neugierig sein.“ Meinte ich dazu.

„Ich denke, ich habe jetzt genug eingeweicht.“ Grinste ich. „Könnte ich ein Handtuch haben?“ sie reichte mir eins. Ich stieg aus dem Zuber und wickelte mich in das Tuch. Ich trocknete mich ab und zog dann meine Kleidung wieder an, sie war noch etwas Klamm und an einigen Stellen feucht, aber das würde auch so noch trocknen. Die alte Frau wollte ihr Heilmittelchen auftragen und so schob ich den Ärmel meines Hemdes hoch. Die Salbe wurde aufgetragen und Dafina schielte die ganze Zeit zu uns rüber. Böse blickte ich zu ihr und sie hatte zumindest soviel Anstand, beschämt zu Boden zu blicken.

Vorsichtig, um meinen Arm nicht gleich wieder zu überfordern, zog ich mir meine Rüstung an. Die Frauen hatten gute Arbeit geleistet. Der meiste Dreck war verschwunden und der Ärmel war genäht. Aber die Kratzer, die auf dem ledernen Brustpanzer prangten, sah man jetzt um so deutlicher. Seufzend strich ich darüber, wäre ich nur ein ticken langsamer gewesen, hätte der Ertrunkene wohl meine Kehle erwischt.

„Na dann wollen wir mal sehen, ob wir die Abenteuerlust der Kinder ein wenig hemmen können.“ Motivierte ich mich selber. Ich schnallte mir meine Schwerter um und bedankte mich bei den Frauen für die Reinigung und Reparatur meiner Kleidung.

Dann machte ich mich auf den Weg zur Scheune, die Kinder warteten dort bereits und auch Tetris stand dort und ließ sich von den Mädchen streicheln.

Auch Svant war bereits dort, aber er saß abseits. Man konnte noch leicht einen Handabdruck in seinem Gesicht sehen und seine Augen waren gerötet. Seine Körperhaltung verriet, dass er scheinbar eine ordentliche Trachtprügel als Strafe erhalten hatte.

Das sind nur Kinder, dachte ich mir, irgendwie sollte es doch zu schaffen sein, sie von den Gefahren dieser Welt zu überzeugen.

Ich schnappte mir einen Holzeimer, der nahe der Tür stand drehte ihn um und setzte mich darauf. „Ich habe gehört, dass einige von euch sehr Abenteuerlustig sind.“ Fing ich an. Die Kinder richteten ihre Aufmerksamkeit auf mich. „Ich kann mir denken, dass eure Eltern bereits viele Male erzählt haben, wie gefährlich die Welt sein kann. Doch trotzdem gibt es welche, die der Meinung sind, das würde für sie nicht zählen. Sie verstehen nicht oder wollen nicht verstehen, dass ihre Eltern sich sorgen um sie machen und dies nicht nur aus reiner Bosheit zu ihnen sagen.“ Fuhr ich fort. Einige der Kinder blickten zu Svant, dieser schaute nur trotzig zurück.

„Warum, frage ich euch. Warum wollt ihr unbedingt in die Welt hinaus?“ fragte ich die Kinder. Einige, vor allem die Jüngeren sahen mich fragend an. Vielleicht setzte ich falsch an, aber ich wüsste nicht, wie ich es ihnen sonst erklären, begreiflich machen könnte.

„Es ist langweilig, ich soll meinem Vater immer helfen.“ Rief einer der Jungs. Ich nickte, das war ein Grund, den ich mir schon gedacht hatte. „Ich will ein Held sein, so wie in Rittersporns Balladen.“ Rief ein anderer. Natürlich, das nacheifern von Idolen.

Ich hatte auf eine Antwort von Svant gehofft, denn von ihm schienen die Kinder sich am ehesten leiten zulassen. Er war der Anstifter.

Ich fragte ihn direkt. „Das geht dich gar nichts an!“ schrie er nur. Ich seufzte.

„Nach den Ereignissen heute, wollt ihr da immer noch auf Abenteuersuche gehen?“ fragte ich die beiden Brüder, die Svant begleitet hatten. Schnell schüttelten sie den Kopf. Sie waren immer noch ein wenig blass.

„Ihr seid doch einfach nur Feige!“ rief der Älteste von ihnen. „Nein sind sie nicht!“ mischte ich mich ein, „Es ist da draußen wirklich gefährlich. Überall lauern Monster und Gefahren. Durch den Krieg hat sich das noch verschlimmert.“ Argumentierte ich, auch wenn Kinder dies vielleicht nicht verstehen könnten.

„Es gibt da draußen nicht nur Wölfe und wilde Hunde. Es gibt Geister, Ghule, Ertrunkene, Waldschrate, Wyvern, Harpyien und Basilisken. Außerdem treiben sich durch den Krieg auch viele Deserteure rum, die liebend gern au kleine Kinder stoßen würden.“ Zählte ich auf.

„Aber, wenn du gegen die kämpfen kannst, dann kann ich das auch!“ rief Svant. Ich schüttelte den Kopf, „Später irgendwann vielleicht, wenn du genügend Übung bekommst, aber nicht in der nächsten Zeit. Ich diente viele Jahre in der Armee und als ich nach Velen kam, wurde ich von einem Hexer trainiert. Ansonsten wäre ich genauso schutzlos wie ihr.“ Erzählte ich. Svant erhob sich und stemmte die Arme in die Hüfte. „Dann werde ich eben auch ein Hexer!“ verkündete er.

„Das geht nicht.“ Ich versuchte ein lachen zu unterdrücken. „Und warum nicht?“ wollte er empört wissen. „Weil du erstens schon zu Alt dafür bist und zweitens werden schon seit Jahrzenten keine Hexer mehr gemacht und ausgebildet. Es gibt nur noch wenige von ihnen, aber immer mehr Monster.“ Antwortete ich ihm. Er schmollte.

„Vielleicht versteht ihr nicht, warum euch eure Eltern scheinbar den Spaß verbieten. Aber sie tun dies, damit ihr geschützt seid. Weil sie sich um euch sorgen. Sie wollen euch nicht verlieren.“ Setzte ich an. „Ihr solltet dankbar dafür sein. Sie geben euch etwas zu Essen und ein Dach über den Kopf. Ich habe auf meinem Weg schon viele gesehen, die alles verloren hatten.“

„Pah, eher existiert die wilde Jagd, als das mein Stiefvater sich um mich sorgt. Aber jedes Kind weiß, das sie nur ein Märchen sind.“ Rief Svant dazwischen.

„Dann ist ja gut, dass es sie wirklich gibt. Vielleicht habt ihr vor einiger Zeit das seltsame Leuchten am westlichen Himmel gesehen. Das war die Jagd.“ Ein junge schaute mich mit großen Augen an und nickte.

„So ein Unsinn.“ Fluchte Svant. Ich stand auf, aus Reflex wich er zurück, obwohl ich mich noch nicht einmal in seine Richtung bewegte. Ich ging zu Tetris und band den Jutesack von seinem Rücken. „Ich habe hier drinnen einen Beweis. Den Kopf eines Hundes der Jagd. Wollt ihr ihn sehen?“ fragte ich sie. Die Kinder überlegten, ehe die älteren sich entschlossen, dass sie so mutig waren. Ich stellte den Sack auf den Boden und öffnete ihn.

Alle kamen näher und sahen sich die Trophäe an. „Sowas läuft da draußen rum?“ wollten sie wissen. „Ja, diese Art vielleicht selten, aber die Anderen sind nicht kleiner oder ungefährlicher.“ Vielleicht begriffen sie langsam.

Sie wollten noch das ich ihnen von den Monstern erzählte, denen ich bisher begegnet war. So erzählte ich noch eine Weile. Von den Hunden, die mich beinahe gefressen hätten, wenn der Trupp Soldaten nicht zufällig da lang gekommen wäre. Von den Nekkern, die ich mit Geralt besiegt hatte und von dem Vampir.

„Wenn ihr die Gelegenheit habt, lernt soviel ihr könnt. Es wird euch sicher später nützlich sein. Hört auf eure Eltern und macht was sie sagen. Wenn ihr später selbst erwachsen seid und euch das Dorfleben hier immer noch zu langweilig ist, sucht euch einen Lehrmeister oder wenn es sein muss, meldet euch beim Militär.“ Schloss ich.

Vielleicht hatte ich etwas bei diesen Kindern bewirkt, wenn nicht hatte ich es zumindest versucht. Ich scheuchte die Kinder nach Hause zu ihren Eltern und führte dann Tetris aus der Scheune. Draußen konnte man sehen, dass die Dämmerung bald hereinbrechen würde. Soviel verschenkte Zeit, aber wenn ich i diesem Dorf nicht angesprochen worden wäre, hätte ich auch die Nachricht nicht gefunden.

„Danke, dass ihr meinen Sohn vorhin gerettet und versucht habt, etwas Vernunft in seinen Schädel zu bekommen.“ Sprach mich eine leise Stimme an. Erschrocken drehte ich mich zu der Quelle. „Oh Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken. Der Dorfälteste erzählte mir, dass du wissen wolltest wo sich die Ruine befindet, aber er es dir nur sagen würde, wenn du die Jungs zur Vernunft bringst. Ich danke dir, dass du nicht einfach weiter geritten bist.“ Ich nickte nur, sie schien die Mutter von Svant zu sein. „Svant ist dein Sohn, oder?“ fragte ich sie. Sie nickte. „Hör zu, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, schicke ihn bei irgendwem in die Lehre. In Novigrad gibt es einen sehr guten Schmied. Er ist zwar ein Elf, aber ein Meister des Schmiedehandwerks. Vielleicht nimmt er ihn als Lehrling. Wenn du mal in Novigrad sein solltest, frag ihn. Er heißt Hattori, sage ihm einfach die Begleitung von Geralt hätte dich geschickt, vielleicht hört er dir dann zu. Ich denke Svant leidet sehr unter seinem Stiefvater und er versucht sich nur zu beweisen.“

Sie schaute mich groß an. „Danke, ich werde es versuchen.“ Stotterte sie und drückte mir dann einen Zettel in der Hand. „Der Weg zu der Ruine. Aber pass auf, sie ist verflucht und vor einigen Jahren ist dort schon jemand verschwunden. Der Eingang ist von Sträuchern verdeckt.“ Erklärte sie.

„Danke, ich werde vorsichtig sein.“ Ich lächelte sie kurz an und wollte mich gerade auf Tetris schwingen, als ein Mann angehetzt kam.

„Fräulein, Fräulein!“ rief er ganz aus der Puste. Was war denn jetzt schon wieder. Ich drehte mich zu ihm und nach Luft ringend blieb er vor mir stehen. „Gut das ich euch noch erwische. Ich habe einen wichtigen Brief für euch.“ Keuchte er und überreichte mir zwei Pergamente. Das eine war ordentlich gefaltet und versiegelt, es war dick und schien noch etwas anderes zu enthalten. Das andere war ein abgerissener Zettel und nur grob gefaltet. Es war alt und ziemlich fleckig. „Danke. Von wem sind die?“ wollte ich von dem Boten wissen. „Vom Hierarchen und der andere von einem ziemlich wütenden Hexer, ich hatte ihn gefragt ob er wüsste wo ich euch finde. Als Antwort fluchte er nur und beschrieb schnell den Zettel mit den Worten, falls ich euch finde, soll ich das mit aushändigen.“ Ich schluckte, oh je, hoffentlich würde der besage Hexer hier nicht demnächst auftauchen.

„Danke. Falls der Hexer fragen sollte, du hast mich hier nicht gefunden, sondern deutlich weiter östlich von Oxenfurt.“ Bat ich ihn und reichte ihm ein paar Münzen. Der Bote verabschiedete sich schnell und eilte weiter. Den Brief vom Hierarchen steckte ich ein, den würde ich später in Ruhe irgendwo lesen. Aber den anderen öffnete ich gleich. Ich faltete das Pergament auf. Nur ein Satz stand dort in ziemlich unsauberer Schrift. „Wehe, wenn ich dich erwische!“ noch nicht einmal eine Unterschrift war angefügt. Aber ich konnte mir vorstellen, dass er von Lambert kam. Ich zerknüllte das Pergament in meiner Faust. „So ein verdammter Bockmist!“ fluchte ich.

„Schlechte Nachrichten?“ fragte die Mutter von Svant. Sie stand die ganze Zeit neben uns. „Ja, ziemlich. Ich habe eine große Bitte. Falls in den nächsten Tagen ein Hexer hier vorbeikommen und nach mir fragen sollte, erzählt ihm nicht, das ich hier war, oder wo ich lang bin. Bitte richte das auch den anderen aus.“ Ich schwang mich in den Sattel und beeilte mich aus dem Dorf zu kommen. Ich wusste ja mittlerweile grob wo sich die Ruine befinden sollte und ritt in diese Richtung. Erst als ich aus dem Dorf raus war, schaute ich auf den Zettel, den die Frau mir gegeben hatte.

Ich wäre beinahe zu weit geritten. Ich ritt ein wenig vom Weg runter und stieg von Tetris ab. Mit den Augen suchte ich die komplette Umgebung ab, konnte aber auf den ersten Blick nichts finden, dass auf den ersten Blick auf eine Ruine schließen ließ.

Ich ließ Tetris stehen und schaute mich etwas genauer um. Kein Wunder, dass die Kids sie bisher nicht gefunden hatten, wenn man selbst suchen musste, obwohl man wusste wo sie ungefähr ist.

Ich suchte eine ganze Weile, bis ich mit meinem Fuß gegen etwas stieß. Ein heller Felsbrocken. Als ich in mir genauer ansah, stellte ich fest, dass der Stein bearbeitet war. Er gehörte also zur Ruine. Na, wenigstens hatte ich jetzt einen Beweis, dass ich auch am richtigen Ort suchte.

Am Boden gab es keinerlei Spuren, dass sich in der letzten Zeit überhaupt jemand hier herum getrieben hatte. Ich setzte mich auf einen Stein und zog seufzend die Skizze heraus, um sie mir noch einmal genauer an zusehen. Vielleicht hatte ich etwas übersehen. Doch wie lange ich auch auf den Zettel starrte, er gab keine neuen Hinweise preis. Also musste ich wohl so weiter suchen.

Sie sage, dass der Eingang von einigen Büschen verdeckt wurde, aber ich hatte das Gefühl, ich hätte bereits hinter jeden Busch geschaut.

Ich erhob mich wieder und ging erneut durch das Gebiet. Meine Füße trugen mich zu einer kleinen Senke. Hier gab es einiges an Felsen, die über den Boden verstreut lagen. Dort hinten standen auch noch einige Sträucher, die ich noch nicht untersucht hatte. Aber auch hier gab es keinerlei Spuren oder Hinweise, das jemand hier gewesen war.

Aber ich hatte Glück, die Senke und die Büsche markierten tatsächlich den Eingang. Aber da ich nicht wusste was mich da unten erwarten würde, holte ich Tetris nur ein wenig näher. Auf dem Weg pflückte ich einen Stängel Schöllkraut und zerrieb die Blätter mit ein wenig Wasser zwischen meinen Fingern. Die Flüssigkeit rieb ich mir dann von einem Augenwinkel zum anderen und wartete einige Minuten. Ich hatte gelesen, dass dies die Sicht ein wenig verbessern sollte.

Ich trat hinter das Gestrüb und in die Grube, die sich dahinter verbarg. Sie war breit genug, dass ich Tetris später dort hinab führen konnte, damit er nicht so ungeschützt stand. Wenn es hier sicher war, das heißt Monsterfrei, würde ich hier übernachten, denn die Nacht war nicht mehr fern. Und in einer alten Ruine würde es sich sicherlich besser nächtigen lassen, als unter freiem Himmel. So hoffte ich zumindest.

Ich zog mein Silberschwert und machte mich daran die Ruine zu betreten. Drinnen war es natürlich deutlich dunkler als draußen, doch durch das Schöllkraut auf den Augen konnte ich tatsächlich ein wenig besser die Umrisse erkennen. Vielleicht wirkte es ähnlich wie Tollkirsche in Augentropfen und weitete die Pupillen. Ich wartete darauf, das mich irgendetwas aus der Dunkelheit anspringen würde, aber es blieb alles still.

Nur hier und da konnte ich das tapsen von Ratten hören. Die Ruine schien unterirdisch ziemlich weitläufig zu sein, aber ich untersuchte nur ein paar Räume. Zu meiner Freue gab es keinerlei Anzeichen für Monsteraktivität.

Da aber die Vorsicht, die Mutter der Porzellankiste war, schaute ich noch in ein paar weitere Räume und Gänge. In einem Raum fand ich sogar etwas. Er wirkte etwas aufgeräumter, als die anderen. Ein Bereich in einer Ecke war von dem Geröll befreit worden und ich konnte eine alte Feuerstelle entdecken.

Wer auch immer hier gelagert hatte, war schon länger wieder weg, die Asche war völlig kalt und auf dem großen Stein, der wohl zum sitzen dorthin geschoben wurde, lag schon wieder ein wenig Staub. Aber ich fand auch ein wenig trockenes Holz. Ich stapelte es in die Feuerstelle und die Botschaft von Lambert nutzte ich als Anzünder. Man gut das ich mir etwas besorgt hatte mit dem ich Feuer entfachen konnte. Nachdem ich sicher war, dass das Feuer nicht gleich wieder ausging, holte ich Tetris. Der Eingang war zwar ziemlich steinig und voller Geröll, aber groß genug, das ich mein Pferd durch führen konnte. Ich führte Tetris durch die Ruine bis in den Raum mit dem Lagerfeuer.

Ich nahm meine Bettrolle und platzierte sie am Boden, neben dem Feuer. Ich nahm ebenfalls den Wasserschlauch und etwas zu Essen aus der Satteltasche und machte es mir dann bequem. Allerdings behielt ich meine Schwerter immer in Reichweite, falls doch etwas unerwartetes auftauchen sollte. Ich würde am nächsten morgen nach einer weiteren Botschaft suchen, wenn die Sonne draußen höher stieg, würde es hier drinnen vielleicht auch ein wenig heller werden. Falls die Botschaft wirklich von Letho gewesen ist, wird er hier vielleicht ebenfalls eine Nachricht hinterlassen haben. Ich hoffte das er in dem Fall daran gedacht hat, das menschliche Augen bei weitem nicht so gut waren wie die eines Hexers.

Ich biss ein Stück von meinem Brot ab und dachte an die Geschehnisse des Tages. Dabei fiel mir der andere Brief wieder ein. Ich zog ihn hervor und öffnete ihn. Neben dem Brief befand sich ein weißes Stück Stoff und ein Ring.

Der Brief war in einer sauberen und kunstvollen Schrift verfasst, was daraufhin deutete, dass der Schreiber viel Übung hatte. Er besagte, dass der Hierarch ein wenig enttäuscht war, das es zu keinem persönlichen Gespräch mehr gekommen ist, er aber versteht, dass ich meinen eigenen Verpflichtungen nachkommen muss. Er bat darum, dass sobald ich wieder in Novigrad sei, mich im Tempel melden solle, da er etwas mit mir besprechen wollte. Unter anderem meine Aufnahme bei den Hexenjägern. Bis dahin, solle ich mich als inoffizielles Mitglied fühlen, weshalb er mir das Tuch und den Ring hat übersenden lassen. Mit Hilfe des Ringes könne ich mich bei den anderen Hexenjägern ausweisen und um Hilfe bitten, wenn ich welche brauchen sollte. Das weiße Halstuch, sollte schon von weitem signalisieren, zu wem ich gehöre. Er wünschte mir noch viel Glück bei meiner Aufgabe, damit ich sie schnell beenden und zu ihm kommen könne.
 

Ich seufzte, was sollte ich denn jetzt machen? Wenn ich die beiden Dinge trage, könnte es mir auf dem Weg durch Velen und später auch durch Redanien nützlich sein, wenn mich aber die Hexer oder die Zauberinnen damit sehen, glauben sie mir wahrscheinlich noch weniger, dass ich nichts mit dem ewigen Feuer zu tun habe.

Probehalber zog ich mir den Ring über den Finger, allerdings war er so groß, dass ich ihn am Mittelfinger tragen musste. Als ich ihn wieder abnehmen wollte, musste ich aber feststellen, dass ich das nicht konnte. Ich murrte, na toll. Dann würde ich es halt später noch einmal versuchen, vielleicht wenn ich irgendwo an einem kalten Bach komme.

Aber wenn ich den Ring schon trug, konnte ich auch das Halstuch um binden. Das würde mir wenigstens noch den Hals wärmen und das es praktisch war, habe ich ja schon zweimal erleben können. Falls ich mich wieder verletzen sollte, hätte ich so gleich etwas zum verbinden dabei.

Da ich noch nicht wirklich müde war, zog ich die Unterlagen von Aiden aus der Satteltasche und blätterte darin herum.

Wie es schien hatte er sich Gedanken um die Giftigkeit der Tränke gemacht. Und zu meinem Glück fand ich eine Tabelle, mit allen Zutaten, deren Giftigkeit und welche Wirkstoffe enthalten waren. Damit könnte ich versuchen, Zutaten auszutauschen, die ich nicht vertragen würde. Vielleicht schaffte ich es, alle Zutaten gegen Albedo Zutaten auszutauschen. Denn ich wusste, dass es einige gab, die man in mehrere Wirkstoffgruppen einteilen konnte. Ertrunkenenhirn zum Beispiel war eine Albedo aber auch eine Ätherzutat. Ich musste dann nur daran denken, dass ich dann falls ich wirklich selber Tränke brauen sollte, nur Alkohol als Basis nehmen konnte und nicht weiße Möwe, denn obwohl weiße Möwe ebenfalls ein Albedotrank war, würde es die Albedowirkung der anderen Zutaten irgendwie aushebeln. Warum auch immer dass so war. Ich schrieb mir die Zutaten für den Absud auf ein extra Zettel, wenn ich am nächsten Tag weiter ziehe, würde ich unterwegs nach Zutaten suchen. Denn wenn ich in eine Zwangslage kommen würde, in der ich ihn bräuchte, hätte ich vermutlich keine Zeit mehr dafür. Also lieber schon einen fertigen Absud dabei haben und nicht brauchen, als einen zu brauchen und keinen zu haben.

Als ich damit fertig war, legte ich noch ein wenig Holz ins Feuer und legte mich dann zum schlafen hin. Die nächsten Tage würde es sicherlich anstrengend werden.

Ich schlief relativ ruhig, obwohl ich einige Male aufschreckte, weil ich dachte etwas gehört zu haben, aber jedes Mal stellte sich heraus, dass es entweder Tetris oder eine neugierige Ratte war.

Es war nicht viel heller hier drinnen geworden und da das Feuer fast völlig runter gebrannt war, legte ich wieder etwas Holz nach. Frisch machen konnte ich mich leider nicht, denn meine Wasservorräte waren nicht gerade riesig und sie sollten schließlich ein wenig halten. So spülte ich mir nur den Mund aus und den Schlaf aus den Augen. Ich verstaute meine Ausrüstung wieder alles an seinem Platz. Dann nahm ich mir einen brennenden Ast aus dem Feuer und begann die Ruine erneut zu untersuchen. Ich hoffte, ich würde den Hinweis finden, falls es einen geben sollte. Ich suchte Raum für Raum ab, leuchtete in jede Ecke und an jede Wand. Doch ich fand nichts.

Erst das schnauben von Tetris machte mich auf etwas aufmerksam. In dem Raum, in dem wir geschlafen hatten, stand er an einer Wand und scharrte mit den Hufen.

Vor seinen Hufen lag ein Stück Kohle und er schien mit seiner Nase auf etwas an der Wand deuten zu wollen.

Ich trat näher und besah mir die Stelle an. Anscheinend hatte Tetris den Hinweis, nach dem ich suchte gefunden. Es sah aus als hätte jemand mit der Kohle etwas an die Wand gemalt. Ich konnte es nicht wirklich erkennen. Dass die Wand ursprünglich ebenfalls bemalt war, machte es nicht einfacher. Ich versuchte es aus den verschiedensten Winkeln und mit zusammen gekniffenen Augen zu betrachten.

Ja das könnte es sein, dachte ich mir, das eine sah aus wie eine Windrose und das Andere waren kleine und größere unregelmäßige Kreise, die einen Pfeil nach Westen bilden könnten. Sollte das heißen, ich sollte noch weiter nach Westen? Ich überlegte kurz, das hieße ich müsste wohl erst einmal zur Taverne am Scheideweg. Aber da würde ich und auch Tetris etwas zum Frühstück bekommen, war also keine so schlechte Idee.

Ich gab Tetris einen Apfel, als Belohnung dafür, dass er den Hinweis gefunden hatte. Pferde waren halt schlauer als man denken mochte und im Spiel hatte sich Plötze ja auch als wahres Hexerpferd entpuppt, dass genauso gut Spuren verfolgen konnte wie Geralt. Warum sollte ich also davon ausgehen, das Tetris mir nicht auch so helfen konnte. Er hatte ja schon bewiesen, dass er mich verstand. Ich musste immer noch schmunzeln wenn ich daran dachte, wie Plötze sich über die Reitkünste von Geralt beschwerte.

„Na komm Tetris, gehen wir Frühstücken.“ Murmelte ich und führte ihn aus der Ruine, nachdem ich nochmal überprüft hatte, ob ich auch tatsächlich alles eingepackt und nichts vergessen hatte.

Die Wirkung des Schöllkrauts auf meine Augen war schon lange verflogen, aber trotzdem wurde ich von der Sonne stark geblendet, als wir aus der Ruine traten. Ich schirmte die Augen ab und führte Tetris die Senke hinauf. Ich prüfte noch einmal die Gurte und führte ihn dann zum Weg.

Dort stieg ich auf und ritt am Fluss lang. Diesmal ritt ich nicht ganz so schnell und behielt die Umgebung im Auge.

Zum einen, falls sich doch einer der Hexer auf die Suche nach mir gemacht hatten und zum anderen damit ich die Ertrunkenen rechtzeitig sehen würde. Auch wenn ich hoffte, dass die Furt noch Monsterfrei war.

Von den Hexern sah und hörte ich nichts und die Ertrunkenen waren weit genug weg, so dass sie mich nicht angriffen. Bis zur Furt hatten sie sich noch nicht wieder ausgebreitet. Dafür lagen dort die Kadaver noch und stanken zum Himmel. Mit krauser Nase überquerte ich den Fluss und ritt den Berg zur Taverne hoch. Mein Blick huschte zu dem riesigen Baum, aber natürlich saß dort kein Elf mehr. Vor der Taverne ließ ich Tetris stehen, er konnte dort in Ruhe am Heu knabbern und ging die wenigen Schritte zurück zum Anschlagsbrett. Ich besah mir die Aushänge, es hing das übliche da. Gesuche nach Arbeit gegen Lebensmittel, Verkaufsanzeigen für alten Ramsch, die Nachricht, dass alle Dörfer verpflichtet sind, Leute im fähigen Alter zum Arbeitsdienst in die Nilfgaarder Bastion zu schicke, … Doch ein Aushang stach heraus. Auf den ersten Blick sah es einfach aus, wie Werbung. Allerdings waren oben in einer Ecke kleine und größere unregelmäßige Kreise. In einem Kreis gab es sogar so etwas wie Bissspuren. Der Text darunter deutete darauf hin, was es darstellen sollte. Es sollten wohl Kekse sein und Krümel. Die Werbung sprach davon, das die Keks bei Marinette am besten seihen.

Wer war Marinette? Fragte ich mich. Unten auf dem Zettel gab es einen Hinweis auf Heidfelde. Das ließ mich leise stöhnen. War der Zettel für mich oder war es einfach nur ein alter, von der richtigen Marinette.

Ich würde es sehen, wenn ich dort nichts finden würde, wäre es bis nach Krähenfels auch nicht weit und ich würde meinen vorherigen Plan fortsetzen, mich mit Uma nach Kaer Morhen durchschlagen. Aber jetzt würde ich erst einmal Frühstücken, mal sehen was die Taverne so hergab.

Als ich die Taverne betrat, saßen bereits einige Männer des Barons dort. Der Wirt schaute mich unglücklich an, denn die Männer des Barons mochten keine Fremden.

Er konnte ja nicht wissen, dass ich ausgerechnet diesen Trupp schon einmal begegnet war. Es waren die Männer, die ich auf das Räubernest zwischen Schwarzzweig und Heidfelde aufmerksam gemacht hatte.

Aber auch sie beäugten mich misstrauisch. Ich ging zu dem Wirt und orderte etwas zu essen und etwas zu trinken, dann setzte ich mich an einen Tisch, der ein wenig Abstand zu den Männern hatte. Sie schienen zu flüstern und sahen immer mal wieder zu mir rüber, aber ich konnte nicht sagen, ob sie mich erkannt hatten.

Als der Wirt mir meine Bestellung brachte, bat er darum das ich schnellst möglich wieder abziehen und keinen Ärger provozieren sollte. Ich seufzte und nickte. Ich hatte ja selber keine Lust auf Ärger. Ich drückte dem Wirt noch die Bezahlung in die Hand und fragte, ob kürzlich ein Hexer hier gewesen sei, aber er verneinte die Frage.

Die frage, ob die Männer des Barons sich an mich erinnerten beantwortete sich, als ich mit meinem Frühstück fast fertig war. Einer kam zu mir herüber und setzte sich unaufgefordert neben mich. „Wir mögen hier keine Fremden.“ Brummte er. Ich aß erst auf, bevor ich ihm antwortete. „Dann ist ja gut, dass wir uns bereits schon einmal in Schwarzzweig getroffen hatten.“

Man konnte schon beinahe sehen und hören, wie die Rädchen sich in seinem Kopf bewegten und schließlich einrasteten. „Ah, die Nilfgaarderin mit dem Pfeil im Bein.“ Erinnerte er sich. Ich nickte. „Ganz genau.“ Bestätigte ich ihm. „Trotzdem, sieh zu dass du hier nicht zu lange bleibst. Du gehörst nicht zu uns.“ Entgegnete er.

Ich zog eine Augenbraue hoch, „Ach nicht? Dann hat der blutige Baron seine Herrschaft aufgegeben und ihr habt euch Temerien wieder angeschlossen?“ fragte ich ihn. „Was nein!“ fuhr er auf. „Na dann, ich arbeite für den Kaiser, ihr arbeitet für den Baron, der ebenfalls dem Kaiser dient, also gehören wir gewisser Weise zusammen. Aber keine Sorge, sobald ich meine Angelegenheiten erledigt habe, reite ich weiter.“ Erklärte ich ihm.

Sein Blick fiel auf den Ring, „Ein Hexenjäger, der zusammen mit einem Hexer für Nilfgaard arbeitet?“ fragte er ungläubig. Ich leerte meinen Becher und stellte ihn fest zurück auf den Tisch, „Meine Angelegenheit.“ Sagte ich noch und stand auf. Fast rechnete ich damit, das ich aufgehalten werden würde, aber nichts passierte. Ich verließ die Taverne, die Männer waren wohl zu perplex um überhaupt zu reagieren. Ich schwang mich in den Sattel und ritt los, ehe wieder Bewegung in die Männer kommen konnte. Ich verließ die kleine Landzunge wieder und ließ Tetris im gemütlichen Tempo den Berg erklimmen. Oben auf der Kuppe blieb ich stehen und zückte mein Fernrohr. Mit bloßem Auge konnte ich nichts auffälliges in Heidfelde erblicken und auch als ich durch das Fernrohr schaute, schien alles ruhig zu sein. Ich wartete noch einige Augenblicke, aber nichts schien sich zu tun. Im Dorf waren nur die verlassenen Häuser, nicht einmal die wilden Hunde konnte ich entdecken. Aber auch kein Pferd. Vielleicht hatte ich Letho, sollte er es gewesen sein der die Nachrichten schrieb, wieder verpasst. Langsam folgte ich dem Pfad ins Dorf. Das hier vor einigen Wochen die wilde Jagd gewesen ist, verriet keinerlei Zeichen mehr. Es sah aus, wie in den vielen wegen des Kriegs verlassenen Dörfer aus.

Beim Brunnen in der Dorfmitte stieg ich von meinem Pferd. Ich verzichtete darauf, ihn fest zu binden, falls die Hunde doch noch hier sein sollten. Dann konnte es sich in Sicherheit bringen. „Warte hier. Falls du irgendetwas siehst oder hörst, warne mich.“ Bat ich Tetris. Er schnaubte, senkte dann aber seinen Kopf und fing an, an dem Gras zu zupfen. Natürlich, fressen war viel wichtiger.

Angespannt drehte ich mich um meine eigene Achse, wo sollte ich anfangen? Ich nahm einfach das nächste Haus und ging darauf zu. Irgendwo hier würde ich vielleicht eine Antwort finden.

Geständnis, Trost und Wut

Ich wollte gerade das Haus betreten, als mir ein ziemlich unangenehmer Geruch in die Nase stieg. Ich sah mich um und zog mein Silberschwert. Diesen Geruch konnte ich mittlerweile gut Nekrophagen zuordnen. Ich ging vom Haus weg und lauschte angespannt. Doch ich konnte nur mich und Tetris hören. Ich schaute vorsichtig um die Hausecke, aber auch hier war nichts zu sehen, also schlich ich weiter. Eine Windböe wirbelte Asche empor und brachte einen neuen Schwung des ekelerregenden Gestankes mit. Ich verzog das Gesicht und musste mir das Würgen verkneifen. Es stank schlimmer als sonst.

Einige Schritte weiter fand ich die Quelle des Gestanks, es waren wirklich Nekrophagen, genauer gesagt Ghule und ein Alghul. Zu meinem großen Glück aber schon tot. Nicht weit dahinter gab es einen Scheiterhaufen. Nicht so einen, wie die in Novigrad, sondern einen um Leichen zu verbrennen. Es war eindeutig jemand hier und hatte aufgeräumt. Aber war das derjenige, der die Nachrichten hinterlassen hatte, oder die Männer vom Baron, die ich indirekt hier her geschickt hatte? Aber diese würden wohl eher von den Monstern fliehen, statt sie zu erschlagen. Also eher ein Hexer. Ich hoffte das es Letho war und nicht irgendein anderer, der hier Unterschlupf gesucht hatte, aber der würde wohl eher keine Nachrichten hinterlassen, die mich hierher führten.

Ich blickte auf die Kadaver, eindeutig tot. Mir kam eine Idee, wenn ich hier schon einen toten Alghul vor mir liegen hatte, konnte ich die Situation auch nutzen. Es gab einige Zutaten, die ich aus ihm gewinnen konnte. Ich pfiff nach Tetris, er kam auch, aber einige Meter entfernt blieb er stehen.

Für ihn war der Gestank wahrscheinlich noch unerträglicher. Ich ging zu ihm und wühlte ein wenig in einer der Packtaschen. Ich hatte noch einige leere Schraubgläser darin. Ich nahm drei heraus und ging zurück zu dem Kadaver. Ich öffnete die Gläser und stellte sie auf den Boden. Ich zog einen Dolch und legte ihn daneben.

Dann zog ich das Halstuch über Mund und Nase, um mich ein wenig vor dem Geruch zu schützen. Vielleicht sollte ich mal sehen, ob ich bei einem Händler Pfefferminzöl oder ähnliches bekommen kann. Wenn ich dabei bleibe selber Tränke brauen zu wollen, müsste ich wohl auch häufiger solche ekligen Zutaten sammeln.

Ich zog noch schnell meine Handschuhe über und griff dann nach dem Dolch. Ich schnitt das Bein längs auf, es trat kaum noch Blut aus, aber dies benötigte ich auch nicht. Ich schluckte den Ekel herunter und machte mich daran, etwas Haut abzuziehen. Im Film sah das Häuten deutlich einfacher aus, aber da hingen die Tiere auch in einem Gestell oder an einem Haken von der Decke, so dass man besser ziehen konnte.

So musste ich mich deutlich mehr anstrengen und es stank erbärmlich. Nach einer ganzen Weile hatte ich genug Haut zusammen um das Glas zu füllen. Dann war das Mark dran. Daran zu kommen war noch schwerer, ich hatte weder einen Hammer noch eine Säge dabei. Ich schabte das Fleisch vom Knochen ab und legte ihn frei. Mit Hilfe meines Dolches und Schwertes, schaffte ich es den Knochen, der Länge nach zu spalten. Das Knochenmark schabte ich aus und strich es in das Glas. Auch dieses Glas verschloss ich wieder.

Ich besah mir die Kadaver der Ghule, sie sahen auch ziemlich zerschnetzelt aus und ich fragte mich, ob sie überhaupt noch Blut im Körper hatten. Ich steckte die zwei gefüllten Gläser erst einmal weg und versuchte mein Glück. Ich ging zu dem ersten und schnitt ihm die Kehle auf, ein wenig Blut floss heraus und ich fing es so gut es ging auf. Es füllte noch nicht einmal ein drittel des Glases, also ging ich noch zu den anderen.

Aber insgeheim hoffte ich, dass ich diese Zutaten nicht brauchen würde. Das die Tränke nicht wirklich gesund waren, war mir schon klar, aber solche Zutaten machten es bestimmt nicht besser.

Am letzten Kadaver konnte ich erkennen, dass dieser bereits ‚abgeerntet‘ war. Also war hier definitiv ein Hexer gewesen.

Ich verstaute auch das dritte Glas und packte meine Handschuhe dazu, hoffentlich konnte ich sie sauber bekommen, wenn nicht würde ich neue kaufen müssen. Hoffentlich nicht, ich hatte schließlich keinen unbegrenzten Vorrat an Münzen.

So jetzt aber zu meinem eigentlichen Grund warum ich hier war. Ich behielt meinen Dolch in der Hand und betrat eine der Hütten. Sie war eindeutig verlassen, überall war eine Staubschicht und Spinnenweben. Der staub auf dem Boden war unberührt, also konnte ich das Haus wieder verlassen. Ich ging in das nächste. Aber auch hier war nichts zu finden. Das dritte Haus schloss ich direkt aus, da das komplette Dach eingestürzt war.

So machte ich mich zum Haus von Hendrik auf. Vielleicht fand ich dort einen Hinweis. Der Keller wäre sicherlich ein gutes Versteck.

Bereits als ich die Türöffnete, konnte ich sehen das ich auf der richtigen Spur war. Der Leichnam war weg und überall gab es Stiefelabdrücke auf dem Boden. Die Vorratssäcke schienen durch wühlt worden zu sein. Ich ging in den Nebenraum, das Fell, dass die Falltür verborgen hielt, war immer noch zur Seite geschlagen, aber die Lucke an sich, war zu.

Allerdings war ich mir nicht sicher, wie ich den Raum zurück gelassen hatte. Aber nachsehen kostet mich ja nichts. Also öffnete ich die Lucke und kletterte in die Dunkelheit hinunter. Es brannten weder Kerzen noch Fackeln, also wäre vermutlich jetzt keiner dort unten.

Ich tastete mich bis zu dem Kerzenhalter an der Wand und entzündete den Docht. Wie vermutet traf ich dort unten niemanden, aber es war eindeutig jemand hier gewesen. Die eingelagerten Äpfel und das Gemüse fehlten, auch die Truhe schien durchsucht worden zu sein.

Aber es gab keinen Hinweis darauf, dass sich unten Jemand länger auf hielt. Ich kletterte die Leiter wieder hoch und verließ das Haus.

Tetris erwartete mich vor der Tür, er wieherte und stupste mich an. Als ich nicht darauf reagierte schnaubte er und stieß mich fester an.

„Was ist denn Tetris?“ fragte ich ihn. Er scharrte mit dem Vorderhuf und schlug mit dem Schweif, ehe er mich wieder an stupste. Es schien als wollte er mir etwas zeigen. So ließ ich mich von ihm dirigieren, hatte aber zur Vorsicht meine Hand am Schwert.

Tetris schupste mich solange, bis ich einige Meter entfernt vor einem Haus stand. Es war das hinter dem Haus von Hendrik. Ich glaube im Spiel konnte man es nicht betreten, da Gerümpel oder ein Heuwagen davor standen. Aber jetzt war die Tür frei geräumt und die Fensterläden geschlossen. „Hast du etwas gehört?“ fragte ich Tetris, dieser schnaubte darauf hin wieder.

„In Ordnung, warte hier auf mich.“ Bat ich ihn. Als Antwort blies er mir sanft an den Hals. „Ja, ich werde aufpassen.“ Ich kraulte ihn kurz über die Stirn und machte mich daran, das Haus zu betreten. Den Dolch hatte ich immer noch fest in der Hand.

Ich schob vorsichtig die Tür auf. Es gab einen minimalen Widerstand und kurz darauf lautes Gepolter. Ich fluchte still vor mich hin. Eine Falle, also war ich am richtigen Haus. Bevor ich die Tür jedoch weiter öffnete ging ich in die Hocke, für den Fall das es noch mehr Fallen gab. Vor allem welche, die nicht nur Krach machten.

Als ich die Tür ganz auf hatte, sah ich im Augenwinkel etwas. Es schien ein Flackern, wie von einer Kerze zu sein, doch als ich den Kopf dorthin wandte, war es verschwunden. Leise betrat ich das Haus. Es war dunkel und nur durch die geöffnete Tür fiel ein wenig Licht. Es war alles still und demnach, was ich erkennen konnte war hier niemand. Auf dem Tisch, gegenüber der Tür standen einige Kerzen. Ich nahm die Zündhölzer und entfachte sie. So konnte ich ein wenig mehr erkennen.

Ich kramte in meiner Tasche, vielleicht hatte ich vom Vortag noch ein wenig Schöllkraut darin.

Ich hatte Glück, ich fand noch zwei Blätter. Ich zerrieb sie, aber da ich mein Wasser am Sattel hatte, musste für jetzt ein wenig Speichel reichen. Ich rieb mir die Paste wieder von Augenwinkel zu Augenwinkel und wartete ein wenig. Ich behielt währenddessen die Augen geschlossen, um sie noch ein wenig besser an die Dunkelheit anzupassen.

Dabei lauschte ich aber angestrengt in die Stille. Nicht das sich jemand versuchte anzuschleichen. Aber es blieb alles ruhig. Als ich die Augen wieder öffnete, schien die einzelne Kerze, den gesamten Raum zu erleuchten. Zwar nicht Taghell, eher wie eine späte Abenddämmerung, aber noch genug um einigermaßen alles erkennen zu können. Das Haus war schnell überblickt. Es schien nichts darauf hinzudeuten, dass sich hier jemand aufhielt.

Ich ging zu der Stelle, wo es am Anfang aussah, als käme von unterhalb der Dielen Kerzenlicht. Ich tastete am Boden entlang. Es gab zu den üblichen längsrillen der Bretter, auch zwei die quer verliefen. Einen Ring zum öffnen einer Lucke konnte ich aber nicht finden. Dafür jedoch ein Loch, in das gerade mal zwei Finger passten.

Ich wappnete mich und öffnete die Lucke. Dort unten war es stockdunkel, dass Kerzenlicht reichte nicht bis dort.

Auf ins Unbekannte, machte ich mir still Mut und klemmte meinen Dolch zwischen die Zähne. So hatte ich ihn deutlich schneller zur Hand, als wenn ich ihn ordentlich weg stecken würde. Ich hoffte nur, dass was mich dort unten erwartete, nicht feindlich gesinnt war.

Ich kletterte langsam und vorsichtig die Leiter hinunter. Wer konnte schon sagen, ob die Leiter noch alle Sprossen hatte oder ob nicht morsche dazwischen war.

Ich hatte mit einem Fuß den Boden berührt, als ich etwas kaltes und Spitzes im Nacken fühlte. „Hände so dass ich sie sehe und keine weitere Bewegung.“ Knurrte jemand hinter mir. Ich wollte den Kopf drehen, doch sofort drückte sich die Klinger fester gegen meine Haut. Ich wagte es nicht, den Dolch fallen zulassen, um sprechen zu können, also hob ich ganz langsam meine Hände und versuchte mich sonst nicht weiter zu bewegen.

„Sieh einer an, da ist mir wohl ein kleiner Hexenjäger zugelaufen. Was mach ich denn jetzt mit dir.“ Konnte ich denjenigen hinter mir grinsen hören. Damit verriet er unbewusst, dass er ein Hexer oder zumindest kein Mensch war, denn ein Mensch konnte in dieser Dunkelheit sicherlich keine kleine und filigrane Gravur auf einem Ring erkennen.

Es war klar gewesen, das mir der Ring Schwierigkeiten bereiten würde, aber ich hatte nicht so schnell damit gerechnet. Wie sollte ich denn jetzt aus dieser Situation kommen, ohne ernsthaft verletzt zu werden. Doch dann schien ihn irgendetwas stutzig zu machen. Er griff in meinen Kragen und zog die Kette hervor, die mit dem Hexeramulett.

„Wo hast du das her?“ knurrte er ungehalten. Er schien mich immer noch nicht erkannt zu haben. „Von dir.“ Presste ich angespannt an dem Dolch vorbei, den ich immer noch zwischen meinen Zähnen festhielt. Er packte mich an meiner Schulter und wirbelte mich herum. Ich ließ den Dolch fallen und wäre selbst beinahe gestürzt, wenn mich die Hand nicht am Hals gepackt und mich direkt gegen die Leiter gedrückt hätte. Vor meinem Gesicht schwebte die Spitze seines Kurzschwertes.

„Krümel?“ fragte er überrascht. „Hallo Letho.“ Begrüßte ich ihn leise. Er senkte sein Schwert, zog seine Hand zurück und im selben Augenblick erwachten die Kerzen zum Leben und erhellten den ganzen Raum. Aber durch das Schöllkraut, waren meine Augen empfindlich, noch empfindlicher, als wenn sie sich nur natürlich an die Dunkelheit gewöhnt hätten. Zischend schloss ich die Augen und schirmte sie mit einer Hand ab.

Er stellte sich zwischen mich und die Kerze, so dass sein Körper einen Schatten auf mein Gesicht warf und zog mir die Hand von den Augen.

„Was hast du gemacht?“ wollte er wissen. Ich blinzelte vorsichtig und öffnete meine Augen nur einen Spalt breit. „Dafür gesorgt, dass ich im Dunkeln ein wenig besser sehen kann.“ Murmelte ich. Er steckte sein Schwert weg und musterte mich genauer. Sein Blick blieb kurz an der Narbe im Gesicht hängen. „Ich hoffe Geralt hat dir keine Tränke gegeben, wo ist er eigentlich.“ Ich grinste schief, „Der würde mir doch nie freiwillig Tränke geben, es war Lambert. Geralt ist auf dem Weg nach Skellige, hatte mich vorher abgesetzt. Ist viel zu ungemütlich dort.“

„Warte was? Lambert hat dir Katze gegeben? Ist er völlig verrückt?“ verlangte er zu wissen. Ich war verwirrt, wie kam er den darauf. „Von Katze habe ich nie etwas gesagt. Er gab mir verdünnte Schwalbe und Raffards Absud. Ich kann im Dunkeln ein wenig besser sehen, da ich mir zerriebene Schöllkrautblätter auf die Augen geschmiert habe.“ Erklärte ich.

Er seufzte, „Ich denke du hast viel zu erklären. Angefangen bei deiner Kleidung. Komm mit, ich denke wir sollten uns setzen.“ Ich nickte, hob meinen Dolch auf und folgte ihm. Jetzt wäre wohl ein guter Zeitpunkt, ihm die volle Wahrheit zu erzählen, aber ich fühlte mich nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, ihm zu erklären, dass er dort wo ich her kam nur eine ausgedachte Figur war.
 

Er führte mich in den angrenzenden Raum, er hatte es sich hier gemütlich gemacht. Er setzte sich auf seine Schlafmatte und deutete mir, mich ihm gegenüber zu setzen. Er schaute mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht deuten konnte. „Also, ich höre.“ Forderte er mich zum sprechen auf.

Ich seufzte, „Was möchtest du wissen?“ fragte ich im Gegenzug. Er überkreuzte die Arme, „Am besten alles. Vor allem was dich dazu gebracht hat, dich den Hexenjägern anzuschließen, Fräulein Menge!“ wollte er wissen. Seine Stimme klang leicht eisig.

Ich ließ meinen Kopf hängen und seufzte. „Das ist alles nur ein Missverständnis.“ Fing ich an. „Du hast also keine Zauberer festnehmen lassen, die Scheiterhaufen angezündet und dann mit Menge vor aller Augen rumgeknutscht?“ fuhr er auf.

„Doch, …“ konnte ich nur leise murmeln. „Aber es war nicht so geplant. Es lief alles aus dem Ruder.“ Fügte ich eilig hinzu. Als Letho weiterhin schwieg, fuhr ich schnell fort. „Ich wusste das Menge Rittersporn gefangen hielt, also wollte ich so tun als wäre ich auf seiner Seite um ihn irgendwie davon zu überzeugen, dass er ihn frei und uns in Ruhe lässt. Aber ich war wohl zu überzeugend, Menge hat sich scheinbar in mich verliebt. Und dann kam der Angriff, als ich wieder wach wurde, war er da und organisierte alles. Er brachte mich zu sich nach Hause. In Rittersporns Taverne wollte ich nicht, damit Triss nicht in Gefahr gerät. Ich verriet Menge, wie er in die stinkende Hecke kommen würde. Ich wusste das die meisten Magier dort nicht mehr zu finden sein würden, sie hatten sich mit Triss woanders versteckt. Ich hatte nicht mit eingeplant, dass er direkt am selben Abend noch losziehen würde. Dafür konnte ich die Unterlagen, die zu dem Schatz von Dijkstra führten, finden und so dafür sorgen, dass Triss mit den Magiern nach Kovir flüchten konnte. Er wollte ihnen nur bei der Flucht helfen, wenn er sein Vermögen wieder bekommen hätte, dass Rittersporn gestohlen hatte, aber mittlerweile hatte Menge die Kontrolle darüber übernommen gehabt.“ Erklärte ich die Sache mit Menge. Letho musterte mich eine Zeitlang und ich versuchte dem Blick auszuweichen.

„Was für ein Angriff und was war mit dem Brand in den Baracken?“ wollte er schließlich wissen.

„Ich hatte einen Vertrag über einen Doppler angenommen. Er gab sich als riesige Katze aus und bestahl einige Händler, ich folgte den Spuren bis zu seinem Haus. Aber weil ich mir nicht sicher war, ob ich ihn alleine überwältigen konnte, holte ich zwei Hexenjäger dazu. Als der Doppler schließlich verhaftet war, hatten sich viele Leute vor dem Haus versammelt. Der Doppler hatte sich auch häufig als Tempelwache ausgegeben und dafür gesorgt, dass die Elfen und die anderen Nichtmenschen genug Nahrung hatten. Das Ganze führte dann zu einem Streit mit Geralt und Triss, sie ließen mich die Sache mit dem Vertrag nicht erklären und dachten ich hätte einfach jemand unschuldigen verhaftet. Geralt wollte Antworten, die ich ihm weder geben konnte noch wollte. Er fesselte mich auf einen Stuhl, knebelte mich und sperrte mich in eine dunkle Kammer. Er dachte wohl er würde mich so zum Reden bekommen. Ich konnte mich allerdings befreien. Ich lief danach ziellos durch die Stadt und fand mich in Ferneck wieder, da hatte der Doppler gewohnt. Einige der dort lebenden Elfen hatten mich bemerkt und wollten ihre Rache, an mir, an Menge, … ich hatte wohl Glück, das einige Soldaten in der Nähe waren.“ ich seufzte. „Und der Brand, das war Triss. Ich wusste, dass sie Geralt dazu überredet hatte, sie scheinbar den Hexenjägern auszuliefern. Deswegen sorgte ich dafür, dass ich ebenfalls dort war, damit nichts schief gehen würde, ich wollte dafür sorgen das Menge wirklich noch dort sein würde, wenn die Beiden ankamen. Ich hatte nicht bedacht, dass Menge unbedingt mit mir schlafen wollte. Aber zum Glück kam Geralt rechtzeitig und unterbrach ihn.“ Ich unterbrach mich, wagte es aber nicht Letho anzusehen. Ich wollte nicht sehen, wie sein, mit hass und ekel gefüllter Blick auf mir lag.

„Und wie kamst du nun zu den Hexenjägern?“ fragte er mich ruhig.

„Das war wohl die Idee von Hemmelfahrt. Ich weiß nicht warum, aber schickte mir einen Boten nach, als ich aus Novigrad verschwand. Er hatte einen Brief für mich, dabei war der Ring und das Tuch. Ich hatte eigentlich gar nicht vor das zu tragen, ich wollte nur kurz den Ring anprobieren, aber jetzt sitzt er so fest, dass ich ihn nicht mehr abbekomme, also dachte ich mir, dann könne ich auch das Halstuch tragen. Das Wetter hier ist schließlich nicht das beste und zusätzliche Wärme kann nicht schaden.“

Wir schwiegen eine Weile, es war Letho der die Stille brach. „Du erwähntest, dass Lambert dir Tränke gab? Wann warst du so schwer verletzt das du Raffards Absud brauchtest?“ fragte er mich.

„Es gab einen Serienmörder in Novigrad. Wir sind zufällig über ihn gestolpert, als er sich an Priscilla vergreifen wollte. Ich holte mir von Pastodi die offizielle Erlaubnis ermitteln zu dürfen, da ein weiteres Opfer noch in der Leichenhalle lag. Wir kamen dem Mörder auf die Spur, es war der Leichenbeschauer und ein Katakan. Ich wusste dies vorher schon, aber ich ließ mich trotzdem überrumpeln. Während des Kampfes hatte er sich angeschlichen und mir beinahe meinen Arm abgebissen. Die durch den Lärm angelockten Hexenjäger brachten mich in den Tempel, damit ich dort versorgt werden konnte. Allerdings hielten die es dort für besser die Wunde auszuschneiden, da sie wohl ziemlich ausgefranst war. Sie hielten mich eine ganze Weile gegen meinen Willen betäubt und als Geralt kam um mir eine verdünnte Schwalbe zu bringen, damit die Wunde sich schneller schloss, bekam er das mit. Wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie schlimm es um meinen Arm stand. Ich wollte das er blieb, damit sie mich nicht wieder mit einem Schlafmittel betäubten, aber Hemmelfahrt warf ihn persönlich aus dem Lazarett. Am nächsten morgen bekam ich erst mit, dass ich meine Hand nicht mehr bewegen konnte. Sie hatten beim ausschneiden der Wunde zu viel vom Muskel und den Sehnen weggeschnitten. Ich war nervlich ziemlich am Ende und schloss alles aus. Ein paar Tage später wurde Geralt gerufen, weil die Tempelschwestern dachten, ich sei verhext worden, weil ich auf nichts mehr reagierte. Er schaffte es mich aus meinem Zustand zu holen und ich flehte ihn an, dass Schwalbe meinen Arm reparieren könnte, Lambert war auch dort und wies darauf hin, dass ihr in solchen Fällen eher einen Absud nehmt und so flehte ich Geralt an, dass er mir einen bringen würde, aber lehnte es rigoros ab. Einige Nächte später kam Lambert und brachte mir den Absud, er hatte wohl extra nach dem ursprünglichen Rezept gesucht. Jetzt ist mein Arm zwar geheilt, aber ich kann meine Finger nur unter schmerzen bewegen. Den verdünnten Schwalbentrank gab er mir wegen der Wunde im Gesicht. Ich wollte dazwischen gehen, als Lambert sich mit einem der Hexenjäger angelegt hatte. Leider hatte der Jäger sein Schwert schon zum Schlag erhoben, als ich mich zwischen sie stellte. Lambert konnte den Hieb noch soweit abwehren, dass ich nur diese Wunde abbekam.“ Ich sah kurz zu Letho hinüber, er war mittlerweile aufgestanden und stand mit dem Rücken zu mir. „Was hast du jetzt vor?“ wollte er wissen.

„Ich war auf dem Weg nach Krähenfels, als ich deine Nachricht zufällig fand. Ich wollte Uma holen. Er ist ein verfluchter Mann. Ich will ihn nach Kaer Morhen bringen, damit ihm geholfen wird.“ Antwortete ich.

Er drehte sich mit ernstem Gesicht zu mir um, „Du deutest die ganze Zeit wissen an, dass du gar nicht haben dürftest.“ Fragte er indirekt. Ich nickte und ließ dann meinen Blick wieder Richtung Boden wandern.

„Ja, ich weiß einiges. Ich habe einiges von euch gesehen und erlebt, als wäre ich mit dabei gewesen.“ Gab ich zu. „Kannst du das beweisen? Es ist ein wenig schwer zu glauben. Erzähl mir etwas, dass dir hätte niemand erzählen können.“

Ich überlegte, was könnte ich ihm sagen, ich hatte einige Szenen mit Letho gesehen, aber es gab immer wieder Zeugen. „Ich denke, dass du Triss in Flotsam entführt hast und Geralt in den Elfenruinen hast leben lassen, zählt nicht oder?“ fragte ich. Seine Augen verengten sich leicht, als ich zu ihm hoch schielte.

Es gab eine Szene, in der es keine Augenzeugen gab, fiel mir ein. Der Mord an Demavend. „Du hast König Foltest in der Einsiedelei getötet. Du hattest dich als Mönch ausgegeben. Später hast du König Demavend auf seinem Schiff ermordet. Mit Hilfe von Shealas Magie.“ Setzte ich an.

„Das kann dir genauso gut Geralt gesagt haben.“ Entgegnete er.

Ich schüttelte den Kopf, „Aber nicht, dass du dich auf dem Schiff hinter einigen Kisten verborgen hast, deine Nase vom Meerwasser befreit und Quen gewirkt hast, ehe du die Bombe geworfen hattest, die alles einfrieren ließ. Der Hofmagier hatte ein Feuerschild beschworen um den König zu schützen. Der Bogenschütze ging ein paar Schritte, ehe unter seinen Füßen die Dielen brachen. Du stürmtest auf ihn zu. Die Narren und Ringkämpfer zerbrachen. Du bist dem Pfeil mit einer Drehung ausgewichen, ehe du den Bogenschützen und dann die beiden Schildträger getötet hast. Dann war der Magier an der Reihe. Demavend versuchte zu fliehen und du hast ihn mit zwei hieben enthauptet und seinen Kopf, wie eine Trophäe am Gürtel festgemacht, ehe du das Schiff verlassen hast, das bereits am sinken war.“ Erinnerte ich mich.

„Wie kannst du das wissen?“ Er schien wirklich überrascht zu sein. Ich sah zu ihm auf, „Weil ich es gesehen habe. Genauso wie ich gesehen habe wie Geralt Egan ermordet hatte und noch vieles mehr.“ Bei diesem Satz umfasste ich das Schlangenamulett.

Er drehte sich abrupt um, „Du wartest hier!“ befahl er mir, ehe er die Leiter hinauf kletterte. Ich konnte hören wie er die Luke zufallen ließ und wie er zur Tür ging. Ich seufzte. Hatte ich es mir mit Letho jetzt ebenfalls verdorben? Ich vermasselte einfach alles.

Die Geister der Toten in meinen Alpträumen hatten recht, ich gehörte hier nicht her, ich verschlimmerte alles nur. Eine kleine Träne löste sich aus meinem Auge.

Meine Augen weiteten sich panisch, als mir etwas anderes einfiel. Zögerlich sah ich mir meinen Schatten an, der ihm Kerzenschein hin und her flackerte, hoffentlich würde sich kein Him an mich klammern. Ein weiterer Grund, warum es gut gewesen war, nicht mit nach Skellige zu segeln. Viel wusste ich nicht mehr über einen Him, aber ich schwor mir, mein Verhalten selbst genau im Auge zu behalten. Wenn das überhaupt etwas bringen würde.

Still verzog ich mich in eine der Raumecken. Vielleicht sollte ich Geralt eine Nachricht zukommen lassen, dass er auf Skellige nicht wirklich etwas Neues herausfinden würde und ich weiß, wo Ciri ist. Dann wäre alles schneller vorbei und Ciri würde mich vielleicht nach Hause bringen können. Vielleicht könnte ich auch einen Raben davon überzeugen, eine Nachricht an Regis zu übermitteln, dann würde das Massaker in Toussaint vielleicht verhindert werden können.

Ich zog meine Beine an und umschlang sie mit meinen Armen. Meine Stirn stützte ich auf meinen Knien ab.

Ich wusste nicht was ich tun sollte. Auch wenn Geralt es verneint hatte, ich war ein Monster. In gewisser Weise hatte ich sogar Lambert vergewaltigt, er selbst hatte ja am nächsten Morgen gesagt, er hätte sich geopfert, damit ich nicht zu einem anderen gehen würde und zu Geralt hatte er ja auch gesagt, ich hätte ihn fertig gemacht. Ich schniefte.

Vielleicht wäre es besser, mich von allen fernzuhalten, mich irgendwo zu verkriechen, bis alles vorbei war. Ja ich sollte wirklich verschwinden, nicht das Letho auch noch etwas zustößt oder ich ihm etwas antue. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und kletterte die Leiter hoch. Als ich durch die Tür trat, konnte ich Tetris nirgendwo sehen. Ich ging ein Stück in Richtung Dorfmitte, vielleicht war er ja dorthin gewandert. Aber auch dort konnte ich ihn nicht entdecken, also Pfiff ich nach ihm.

Nach einigen Augenblicken Pfiff ich erneut, aber er tauchte nicht auf. Ich fing an mir sorgen zu machen. Ich lief weiter durch das verlassene Dorf.

„Habe ich dir nicht gesagt, dass du unten warten sollst?!“ konnte ich Letho auf einmal hinter mir hören. Ich hatte nicht mit ihm gerechnet und zuckte erschrocken zusammen. Ich hörte seine Stiefel auf dem Boden knirschen und blieb daher stehen. Mein Blick schuldbewusst auf dem Boden.

„Was ist los?“ wollte er wissen, als er mich erreichte. Er legte eine Hand auf meine Schulter, doch ich wich vor ihm aus.

„Fass mich nicht an.“ Bettelte ich. Er schritt um mich rum. Ich konnte seine Stiefelspitzen vor mir sehen. „Was ist los?“ fragte er erneut. Doch ich antwortete nicht, schluchzte nur. „Bitte, ich will nicht das dir etwas passiert. Es war egoistisch von mir, hier her zu kommen.“ Ich wandte mich von ihm ab. Doch er hielt mich fest. „Bitte Letho, ich bin ein Monster. Ich muss verschwinden, ich bringe nur alle in Gefahr oder tue ihnen etwas an. Ich mache alles nur schlimmer seitdem ich hier bin.“ Weitere Tränen liefen über mein Gesicht.

Was auch immer er in den Händen hielt, stellte er auf dem Boden ab und zog mich in eine Umarmung. „Wer hat dir denn so einen Unsinn erzählt, Krümel? Wenn du ein Monster bist, bin ich es auch.“ Versuchte er mich zu trösten.

Wild schüttelte ich den Kopf, „Nein, du hast die Königsmorde begangen, weil der Kaiser dir versprochen hatte, die Vipernschule wieder zu eröffnen, du bist auf den Handel mit ihm eingegangen damit deine Brüder wieder eine Heimat haben. Ich habe das alles aus egoistischen Gründen getan, damit ich wieder nach Hause kann.“ Ich versuchte mich von ihm loszumachen, doch seine Arme umklammerten mich.

„So ein Unsinn.“ Murmelte er. Dann warf er mich über seine Schulter und hob mit der anderen Hand die Gegenstände vom Boden auf. Ich zappelte und forderte, dass er mich runterlassen sollte, doch er trug mich unbeirrt zurück ins Haus. Um mich nicht loslassen zu müssen, sprang er sogar in den Keller hinunter, statt die Leiter zu benutzen, was mich kurz aufschreien ließ.

In dem Raum, in dem er sein Versteck eingerichtet hatte, setzte er mich wieder auf den Boden. „So hier bleibst du sitzen und beruhigst dich erst einmal.“ Brummte er.

Jetzt konnte ich auch sehen, was er die ganze Zeit getragen hatte. Es war meine Bettrolle und meine Satteltaschen. Deswegen war Tetris nicht gekommen. Er war bei Letho gewesen.

Er breitete meine Bettrolle aus und stellte meine Satteltaschen daneben.

„Wir werden morgen zusammen aufbrechen. Vor Einbruch der Dunkelheit würdest du Krähenfels heute nicht mehr erreichen. Wir werden morgen diesen Uma holen und dann Richtung Kaer Morhen aufbrechen, allerdings werden wir in den Sturmfeldern einen kleinen Umweg machen. Ich habe dort noch etwas zu erledigen. Keine Widerrede, ich werde dich begleiten, wer weiß was dir sonst unterwegs zustößt.“ Beschloss er. Ich grübelte kurz, die Sturmfelder, die lagen doch östlich von Oxenfurt.

„Ich kann nicht.“ Antwortete ich. „Ach papperlapapp. Natürlich kannst du.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich befürchte Lambert sucht nach mir und ich habe eine falsche Fährte bis in die Sturmfelder gelegt.“ Erklärte ich zögernd.

„Warum solltest du dich vor Lambert verstecken müssen?“ wollte er wissen. Mit rotem Gesicht kramte ich in einer der Satteltaschen und zog ein Notizbuch hervor. Ich reichte es ihm rüber. „Deswegen.“ Er nahm es entgegen und blätterte darin herum. Seine Augen wurden immer größer. „Du hast ihm seine Aufzeichnungen geklaut?“ fragte er mich ungläubig. Ich wischte mir die letzten Tränen aus den Augen, „Nein, es sind nicht seine, sondern die von seinem toten Freund und ich habe sie nicht gestohlen, ich habe sie mir nur ungefragt ausgeliehen. Ich hatte keine Zeit mehr gehabt ihn dazu zu bringen, sie mir freiwillig zu geben. Geralt wollte am nächsten Tag nach Skellige aufbrechen und hatte keine Ambitionen mit ihm zu reisen.“ Erklärte ich.

Letho lachte, „Wenn du das sagst. Und was willst du damit? Dir etwa selbst Tränke brauen?“ scherzte er. Ich nickte, „Ganz genau das. Meine Theorie ist, wenn ich eine verdünnte Schwalbe und einen veränderten Absud vertrage, könnte ich vielleicht auch andere Rezepte verändern. Außerdem könnte ich durch eine tägliche, sehr geringe Einnahme meine Gifttoleranz erhöhen.“ Letho stockte in seinem lachen. „Das meinst du nicht ernst!“ meinte er geschockt. „Doch. Da wo ich herkomme, gibt es viele Berichte, dass dies mit dem Gift funktioniert. Schlangenbeschwörer zum Beispiel, geben ihren Kindern täglich eine so geringe Menge Gift, das es keine Auswirkung hat. Mit der Zeit wird die Dosis erhöht und später können sie einen Schlangenbiss ohne Probleme überleben, der für jeden anderen Menschen tödlich wäre.“ Erklärte ich meine Theorie.

„Nein! Auf keinen Fall. Ich werde nicht zulassen, dass du mit Giften experimentierst. Das ist viel zu gefährlich.“ Knurrte er. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich habe dich nicht um Erlaubnis gefragt. Ich werde es trotzdem machen. Ich hatte eigentlich gehofft das du mir vielleicht helfen könntest, wenn wir zusammen unterwegs sind. Aber ich mache das auch alleine.“ Schmollte ich.

Letho seufzte, „Krümel, ich weiß wie verlockend es für euch normale Menschen sein muss, einfach Tränke nehmen zu können, aber als Hexer wurden unsere Körper verändert. Nicht nur die offensichtlichen Augen, oder wie bei Geralt die Haare, auch unsere Organe unterscheiden sich. Wir können viel besser mit den Giften umgehen und vertragen auch viel mehr, aber das hatte einen Preis.“ Versuchte er zu argumentieren. „Ich will ja nicht alle nehmen können. Ich weiß das ich mit vielen überhaupt nichts anfangen kann, selbst wenn ich die Tränke verträglich kriegen würde. Nehmen wir zum Beispiel den Donner-Trank, meine Muskeln würden die Kraft vermutlich gar nicht aushalten können. Oder alle Tränke, die sich auf eure Zeichen auswirken. Die würden genauso wenig bringen, schließlich kann ich ja keine wirken. Außerdem weiß ich, dass ich Raffards Absud und weiße Möwe vertrage und die verdünnte Variante von Schwalbe. Deswegen möchte ich zumindest versuchen, das Rezept von Schwalbe anzupassen. Es wird doch sicherlich möglich sein, bestimmte Zutaten auszutauschen. Einige Zutaten fallen ja in mehrere Kategorien, vielleicht wäre es möglich, alle Zutaten gegen Albedo Zutaten oder zumindest ungiftige Zutaten auszutauschen. Natürlich müsste man dann darauf achten, dass man nicht in allen Fällen weiße Möwe als Basis nehmen kann.“ Argumentierte ich weiter.

Letho verdrehte die Augen, „Ich glaube ich will gar nicht wissen, wie du an dieses Wissen gekommen bist. Behalte es aber bitte für dich, du kannst damit höchstens mit einem anderen Hexer drüber sprechen. Aber da ich sehe, dass du dir bereits Gedanken darüber gemacht hast, werde ich ein Auge darauf werfen und drauf achten das du dich nicht selbst umbringst.“ Gab er nach.

Ich blinzelte ihn an, hatte ich ihn richtig verstanden? Sein Lächeln sagte ja. Ich sprang auf und warf mich in seine Arme, „Danke Letho. Danke, danke, danke.“

„Schon gut Krümel. Ich kann es ja schlecht zulassen, dass du dich versehentlich selbst umbringst. Aber ich habe ein paar Bedingungen.“ Forderte er. Fragend sah ich ihn an. „1. Du hörst mit dem Unsinn auf, dass du ein Monster seist. 2. Du fängst an regelmäßig zu meditieren, da du scheinbar ziemlich Stimmungsschwankungen hast und 3. Wir beide trainieren zusammen, damit du erst gar nicht in die Verlegenheit kommst, dass du die Tränke brauchst.“ Stellte er die Regeln auf. Ich nickte, „In Ordnung.“ Stimmte ich verlegen zu.

„Muss ich sonst noch etwas wissen? Könnte noch jemand hinter dir her sein?“ wollte er dann noch wissen. Mit einem roten Gesicht zog ich mich zurück. „Ich glaube Triss hasst mich und von Geralt habe ich mir auch etwas ungefragt geliehen und ich denke ich sollte mich von allem was Alraune enthält fernhalten. Ach ja, sobald Emhyr hört, dass ich nicht mehr mit Geralt zusammen nach Ciri suche, könnte er ziemlich ungehalten werden.“ Gestand ich.

„Oh man Krümel, du weißt wie man sich Freunde macht, oder?“ scherzte er. Ich blickte verlegen zur Seite. „Und was hat das mit der Alraune auf sich?“ wollte er noch wissen. „Ich hatte dir ja von dem Angriff erzählt, einer der Ärzte im Hospital hatte mir ein Pulver gegen die Schmerzen mit gegeben. Ich hatte es wohl ausversehen überdosiert und war völlig neben der Spur. Später, als ich darauf gewartet hatte, dass Lambert und Geralt genügend Alkohol getrunken hatten, damit sie einschliefen und ich an ihre Sachen konnte, habe ich gehört wie Lambert erzählte, er hätte das Pulver untersucht und festgestellt das es hauptsächlich Alraune und Mohn enthielt.“ Hoffentlich fragte er jetzt nicht, was ich in meinem Rausch getan hatte.

Doch sobald er seinen Mund öffnete wusste ich, dass er es wissen wollte. Falls es ging wurde ich noch röter im Gesicht. „IchhabemitLambertgeschlafen.“ Nuschelte ich so schnell, dass er mich nicht verstand. „Nochmal langsamer. Ich habe nichts verstanden.“ Forderte er. Ich konnte seinem Blick nicht länger stand halten und schaute auf den Boden. „Ich war so erregt, dass ich wohl jeden Mann besprungen hätte und da hat sich Lambert ‚geopfert‘ wie er meinte.“ Gab ich zu.

Eine schwere Hand landete auf meinem Kopf und wuschelte mir durchs Haar. „Ach Krümel. Ich hoffe er hat dir nicht weh getan?“ fragte er nur. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es war ganz gut.“ Gestand ich.

„Na wenigstens etwas. Aber du hast recht, keine Alraune für dich. Und das mit den anderen kriegen wir auch wieder hin.“ Meinte er nur. „Danke Letho.“ Murmelte ich darauf hin. Er stand auf und sah auf mich herunter. „Na komm, noch ist es hell genug draußen. Wir werden noch ein wenig trainieren, danach eine kurze Meditation und wenn du dann noch kannst schauen wir uns die Unterlagen mal genauer an.“ Er half mir hoch und ich folgte ihm die Leiter hinauf. Draußen wartete er bereits auf mich. Ich hatte erwartet, er würde wie Geralt mir irgendwelche Techniken im Schwertkampf bei bringen, doch ich lag Meilenweit daneben. Er ließ mich viele Runden durch das Dorf laufen, hin und wieder hielten wir an, aber nicht um Pause zu machen, sondern Liegestütze und Kniebeugen oder Situps, danach hieß es gleich wieder weiter laufen. Gelegentlich baute er ein Hindernis mit ein, über das ich klettern oder springen musste. Als die Sonne endlich unterging, stand ich keuchend und mit zitternden Beinen am Brunnen. Letho war ein unbarmherziger Trainer, sobald ich langsamer wurde, trieb er mich immer wieder an. Jeder Hexer, den er vielleicht ausgebildet hatte, tat mir irgendwie leid und ich hatte dem ganzen auch noch Freiwillig zugestimmt.

Meine Beine waren kurz davor nach zugeben, als ich plötzlich eine eisige Dusche abbekam. Erschrocken sprang ich auf und sah wie Letho grinsend den Eimer wieder senkte. „Na komm, genug Pause gehabt. Jetzt wird meditiert.“ Oh was für ein Sklaventreiber. Aber ich wagte es nicht zu murren und folgte ihm zurück ins Haus und dort in den Keller.

„Zieh dir etwas Trockenes an und Such dir dann eine bequeme Position. Wenn du die gefunden hast, versuche alles andere auszuschließen und dich nur auf deinen Körper zu konzentrieren.“ Wies er mich an. Er selbst kletterte noch einmal die Leiter hoch und schien die Falle neu aufzubauen. Ich suchte mir ein Hemd und eine Hose aus der Satteltasche und zog mich schnell um, die nassen Sachen und die Rüstung packte ich zur Seite, damit sie trocknen konnten. Ich setzte mich auf meine Bettrolle in den Schneidersitz. Ich musste ein bisschen hin und her zuppeln, ehe ich wirklich bequem saß. Dann tat ich, was Letho mir erklärt hatte.

Allerdings war das gar nicht so einfach. Ich konnte die ganze Zeit hören wie Letho über mir hin und er ging.
 

Keuchend riss ich die Augen auf. Ich hatte schon wieder einen Alptraum gehabt. Allerdings hockte in der Dunkelheit jemand über mir und seine Augen leuchteten unheilvoll. Ich schrie.

„Krümel, ganz ruhig. Ich bin es Letho, du hattest einen Alptraum.“ Ich blinzelte und tatsächlich, es war Letho der sich über mich gebeugt hatte, scheinbar um mich zu wecken. Seine Augen hatten den Schein einer einzelnen Kerze reflektiert und deswegen schien es so, als würden sie leuchten.

Er setzte sich zurück auf seine Schlafstelle und ich konnte ihn kaum noch erkennen. Ich gähnte, ich war hundemüde, doch ich hatte angst wieder einen Alptraum zu bekommen. So schaute ich zu Letho hinüber.

Er seufzte, „Na gut, komm her.“ Murmelte er und legte sich bereits selber wieder hin. So schnell es meine schmerzenden Muskeln zuließen, zog ich meine Bettrolle zu ihm rüber und legte mich dann neben ihn. Schnell schlief ich wieder ein.

Als ich das nächste Mal wach wurde, lag ich mit dem Rücken an Lethos Brust und mein Kopf auf seinem Arm, sein anderer Arm war um mich gelegt. Beinahe wie auf dem Rückeranwesen, nur das uns jetzt weder ein Geralt noch eine Keira stören würden.

Ich wollte die Ruhe noch ein wenig genießen und schloss die Augen noch ein bisschen.

„Kommt mir ziemlich bekannt vor.“ Flüsterte Letho einen Moment später in meinen Nacken. Schade, er hatte wohl doch mitbekommen das ich wach war.

Ich nickte, „Hm und ist noch genauso bequem.“ Antwortete ich. Ich wollte mich noch ein wenig einkuscheln, doch Letho machte sich daran, aufzustehen.

Er zog seinen Arm unter meinem Kopf weg und stemmte sich hoch. „Na los, etwas Training, dann essen und dann ab in Richtung Krähenfels.“ Bestimmte er. Ich stöhnte, schon wieder Training? „Mir tun die Beine immer noch weh!“ jammerte ich. Doch er hatte kein Mitleid mit mir. „Du warst damit einverstanden, also hoch mit dir. Du kannst dir auch aussuchen, ob von nun an morgens oder abends laufen willst.“ Schlug er vor.

„Wenn ich sage, abends laufen, kann ich dann jetzt noch ein bisschen liegen bleiben?“ wollte ich leise wissen. Doch sein Blick sagte alles. „Habe ich mir schon gedacht.“ Murmelte ich vor mich hin und quälte mich hoch. Ich hatte einen ordentlichen Muskelkater, aber vielleicht hatte ich Glück und die Bewegung würde tatsächlich ein wenig helfen.
 

Zum aufwärmen ließ er mich diesmal zum Glück nur eine Runde laufen und dann zeigte er mir einige Übungen mit dem Schwert und auch dem Dolch. Allerdings wurde schnell klar, dass mein linker Arm bei weitem noch nicht so gut verheilt war, wie ich es hoffte.

Die Muskeln krampften sich wieder zusammen und ich konnte meine Hand kaum nutzen, das ließ Letho erst einmal ein Einsehen haben und wir unterbrachen das Training.

Während er etwas für das Frühstück zusammen suchte, schmierte ich mir das Heilmittelchen der alten Frau auf den Arm und massierte es leicht ein. Letho war an mich ran getreten und besah sich die Narbe.

Spaßeshalber hielt er seinen Arm mit der Bissnarbe von mir daneben. „Na da kann ich ja wohl von Glück reden, dass du kein Vampir warst.“ Scherzte er. Ich wollte ihn gegen den Arm boxen, doch er wich geschickt aus. „Dafür Krümel, brauchst du noch sehr viel mehr Übung.“ Lachte er über meinen bösen Blick.

„Meinst du in Kaer Morhen gibt es ein Rufhorn oder so was Ähnliches?“ wollte ich von ihm wissen. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ wollte er verwirrt wissen. Ich grinste, „Ich will mich bei Geralt noch für eine Weckaktion bedanken. Er meinte, wenn ich Rache dafür will, muss ich früher aufstehen. Ich denke, wenn er dort seine Brüder wieder trifft, wird er dem Alkohol wahrscheinlich sehr zuträglich sein und danach schön seinen Rausch ausschlafen wollen. Da werde ich wohl deutlich vor ihm wach sein.“

Letho grinste jetzt auch, „Du kleiner Teufel. Aber Vesemir dürfte so etwas sicherlich haben, wenn nicht gibt es noch genügend andere Dinge die laut sind.“ Er wuschelte mir durch die Haare, „Na komm. Frühstücken und dann die Pferde fertig machen.“ Meinte er. Ich setzte mich zu ihm und er reichte mir etwas rüber. Zu meinem Leidwesen war es Trockenfisch. Dazu ein wenig Brot.

Widerwillig quälte ich mir den Fisch rein. Er schmeckte genauso schlecht wie der erste, den ich mit Geralt zusammen gegessen hatte. Das Brot machte das Ganze etwas erträglicher. Dazu trank ich jede Menge Wasser, um den Fisch herunter zu spülen. Als ich mein Mahl beendet hatte, wollte ich mich aufraffen um meine Sachen zusammen zu suchen, doch Letho behielt mich auf meinem Platz und drückte mir noch einen Fisch in die Hand.

Ich wollte ablehnen, doch er meinte, ich würde die Energie noch brauchen. So quälte ich mir diesen Fisch auch noch hinunter, während er bereits anfing seine Sachen zu packen. Wieder hatte ich das Gefühl, dass der Fisch beim kauen mehr wurde. Als ich dann endlich den letzten Bissen herunter gewürgt hatte, packte ich schnell meine Bettrolle zusammen und packte die nun wieder trockene Kleidung, vom Vortag wieder ein. Ich überprüfte ob ich alles eingepackt hatte und trug meine Sachen nach oben.

Ich musste noch kurz warten, ehe Letho mit Tetris und einem mir unbekannten Pferd zurück kam. „Das ist aber nicht Ree.“ Stellte ich fest. „Stimmt, das ist Kiran. Wir wurden kürzlich von einen brütenden Basilliskenpärchen überrascht und Ree wurde dabei schwer verletzt. Ich musste ihn erlösen.“ Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. „Hey, ist schon gut. Ree war eh schon recht alt und hat mich lange begleitet, er hat sich seinen Frieden jetzt verdient.“ Meinte Letho. Ich nickte darauf hin einfach nur. Tetris stupste mich an und schnaubte. Ich strich ihn über den Kopf.

Ich ging zum Brunnen und füllte noch die Wasserschläuche auf und im Eimer mit dem Kalten Wasser versuchte ich den Ring abzustreifen, doch irgendwie saß er immer noch ziemlich fest.

„Was machst du da?“ fragte der Hexer mich. „Ich will den Ring loswerden.“ Grummelte ich. Doch Letho zog meine Hand aus dem Wasser. „Lass doch, er kann bestimmt noch nützlich werden.“ Er grinste mich kurz schelmisch an, „Wenn ein Dorf unterwegs uns nicht reinlassen will, oder sonst wie ärger macht könntest du einfach behaupten ich wäre dein Gefangener.“ Ich schaute ihn ungläubig an, „Das ist nicht dein Ernst. Dabei könnte so viel schief gehen.“ Entgegnete ich. „Krümel, ich bin schon lange auf dem Pfad und vieles gewohnt. Mich kann kaum noch etwas überraschen und halte auch so einiges aus. Keine Sorge.“ Wollte er mich beruhigen. Dazu konnte ich nichts sagen und streiten wollten ich auch nicht. Darum schwieg ich.

Da ich den Ring scheinbar eh nicht abbekommen würde, ließ ich es sein und packte die Wasserschläuche weg.

Letho musste mir beim verschnallen der Bettrolle und der Satteltaschen helfen, da meine Hand noch nicht wieder so wollte wie ich. Anschließend prüfte ich die Gurte und schaute mir die Hufe von Tetris an, aber es war alles in Ordnung.

Als wir endlich im Sattel saßen, folgten wir dem Weg Richtung Süden aus dem Örtchen heraus. Letho hatte seine Kapuze aufgesetzt, damit man ihn nicht sofort erkennen würde. Aber theoretisch würde ihn jeder erkennen, der ihn kannte, die Rüstung und seine Statur waren doch sehr leicht zu erkennen.

„Die Basilisken, die du vorhin erwähnt hast, ich hoffe sie haben dir nicht noch mehr Probleme gemacht?“ fragte ich ihn. Er verzog das Gesicht, „Wie man es nimmt. Du solltest dich auf jeden Fall von ihnen fern halten. Sie sind tödlich giftig. Und nein ein Spiegel hilft nicht gegen sie.“ Lachte er zum Schluss. Ich schmollte leicht, „Auch wenn ich mich vielleicht hin und wieder in Schwierigkeiten bringe, blöd bin ich deswegen trotzdem nicht. Ich weiß das man Basilisken nicht mit einem Spiegel besiegen kann, außer vielleicht man zerschmettert ihn auf deren Kopf.“ Das brachte Letho noch mehr zum lachen, „Ach Krümel, so war das doch nicht gemeint. Ich wollte nur klar stellen, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Ich hatte Glück das ich einen goldenen Pirol dabei, das Weibchen hatte mich am Bein erwischt. War ziemlich knapp. Deswegen will ich auch, sollte ich dir unterwegs sagen du sollst warten, dich verstecken oder die Beine in die Hand nehmen, dass du das auch machst. Es gibt viele Monster da draußen, die selbst für uns Hexer sehr gefährlich sind, ich will dich nicht in der Nähe von solchen wissen. Ist das klar?“ forderte er, doch ich schwieg, konnte ich ihm das versprechen? Ich wusste es nicht, was wäre, wenn Letho in Gefahr wäre, so wie Geralt mit den Bogenschützen, da könnte ich bestimmt nicht einfach so zusehen.

„Ich will wissen ob das klar ist Alanya?“ forderte er erneut mit einer ziemlich ernsten Stimme und schreckte mich damit aus meinen Gedanken. Er nannte mich nie bei meinem Namen. „Ja Letho.“ Gab ich leise Antwort. „Gut und wehe, wenn nicht, dann brauchst du dir nämlich keine Gedanken mehr darüber machen, ob du das Monster überlebst.“ Fügte er an. Ich schluckte, nun vielleicht sollte ich doch einfach mal lieber auf meine Hexer Begleitung hören.

Schweigend ritten wir weiter. Der Weg wurde so schmal, dass wir nicht mehr nebeneinander reiten konnten. Ich beobachtete seinen Rücken, hin und wieder schien er auf etwas zu lauschen. Ich überlegte, aber mir fielen spontan keine Monster ein, die sich hier angesiedelt hatten. Naja, zumindest nicht im Spiel, aber mittlerweile war ja schon vieles durcheinander gekommen. Also könnte es genauso gut sein, dass es mittlerweile hier welche gab.

Bei dem Gedanken spannte ich mich unwillkürlich an, hoffentlich keine Endriagen oder so. Letho verlangsamte sein Pferd in einen ruhigen Trab. Es ließ mich staunen, wie ruhig er den Trab aussitzen konnte. Sein Pferd würde sich bestimmt nicht beschweren, nicht so wie Plötze. Der Gedanke ließ mich erneut grinsen. Geralt hielt sich für einen guten Reiter und bekommt später einen Dämpfer von seinem eigenen Pferd.

„Zieh dein Schwert!“ zischte Letho auf einmal. Hatte er einen Gegner ausmachen können? Er sagte nicht welches Schwert, so wartete ich kurz um zu sehen, welches er ziehen würde. Wider meiner Erwartung zog er nicht sein Silberschwert.

Also tat ich es ihm gleich und zog mein normales Schwert und behielt es locker in der Hand. Angespannt schaute ich mich um, doch ich selber konnte ich weder etwas sehen noch hören. Ich war völlig angespannt und reagierte daher völlig instinktiv, als Letho auf einmal „Deckung!“ brüllte. Da kam meine Ausbildung als Soldat durch und ich duckte mich sofort so flach auf den Pferdehals wie es ging. Wenn ich nicht auf einem Pferd gesessen hätte, hätte ich mich vermutlich völlig automatisch in den nächsten Busch geworfen. Keine Sekunden später flog ein Pfeil über mich hinweg. Einige Augenblicke später stürmten drei Reiter auf den Weg. Sie drängten sich zwischen mich und Letho.

„Jetzt seid ihr dran! Macht sie fertig!“ rief einer von ihnen, vermutlich der Anführer. Tetris stieg beinahe und ich hatte mühe ihn wieder zu beruhigen. Ich wich einen Schwerthieb aus, in dem ich mich seitlich vom Sattel rutschen ließ. Ich war froh, dass ich die zusätzlichen Riemen am Sattel angebracht hatte, denn so landete ich jetzt nicht im Dreck, sondern konnte mich im Steigbügel halten. Ein hoch auf das Voltigieren damals. Sobald der Reiter außer Reichweite war, schwang ich mich wieder in den Sattel und wendete Tetris, so dass ich ebenfalls zu einem Hieb ausholen konnte. Ein reiterloses Pferd drängelte sich an mir vorbei, Letho hatte den Reiter wohl erwischt, denn der Sattel glänzte rötlich, der andere Reiter hatte mittlerweile auch wieder gewendet und kam erneut auf mich zu. Ich wehrte seinen Hieb ab und brachte ihn aus dem Gleichgewicht, ich nutzte den Schwung und traf ihn. Er war verwundet aber vermutlich nicht tödlich, trotzdem reichte es aus, ihn in die Flucht zu schlagen. Was aber wahrschlich auch daran lag, dass seine beiden Kumpanen tot waren.

„Interessanter Trick, ich hatte zuerst befürchtet, er hätte dich erwischt.“ Sprach Letho mich von hinten an. Verlegen grinste ich, „Nun, ähm danke. Man tut was man kann.“ Stammelte ich. Die Durchsuchung der Banditen brachte nur einige Kronen, der Rest war Müll.

Ehrlich gesagt hatte ich diese drei Räuber vergessen, obwohl sie im Spiel immer wieder auftauchten, egal wie oft man sie besiegte.

„Am Ende des Weges an der Kreuzung nach Schwarzzweig, steht ein einzelnes Haus, es könnte sein, dass dort noch mehr Wegelagerer warten. Die haben mich schon einmal erwischt, aber ich hoffe das die Männer des Barons sich mittlerweile um sie gekümmert haben.“ Erzählte ich Letho und rieb mir unbewusst über die Narbe des Pfeils am Oberschenkel. Wenn Letho dies bemerkt haben sollte, sagte er jedoch nichts dazu.

„Wir werden sehen, wenn nicht mache ich das. Weißt du noch wie viele ungefähr das waren?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Vielleicht fünf? Ich weiß es nicht mehr, aber mindestens einen Bogenschützen.“ Letho nickte. Der Weg wurde langsam wieder breiter, so dass wir wieder neben einander reiten konnten.

„Wie kamst du eigentlich auf die Kekswerbung?“ wollte ich von dem Hexer neben mir wissen. „Es gab hier früher wirklich jemanden, der Gebäck verkaufte, aber sie ist schon lange Tod.“ Erwiderte er. „Aber ihre Kekse waren recht gut.“ Grinste er. „Und wie kommt es, dass du noch nicht in Richtung Kaedwin unterwegs warst?“ fragte ich weiter. „Nun ich hatte noch einige Sachen zu erledigen und dann habe ich deine Nachricht über Yennefer erhalten. Da dachte ich mir, ich lege dir eine Spur die Fremde nicht so einfach finden würden. Ich hatte erst befürchtet, du würdest sie auch nicht finden. Aber du standest auf einmal in meinem Versteck.“ Ich wurde rot, „Nun über die in Maulbeertal bin ich nur zufällig gestolpert, wenn mich der Dorfälteste nicht um einen Gefallen gebeten hätte, würde sie dort immer noch hängen. Und die in der Ruine habe nicht ich, sondern Tetris gefunden. Auch zum Haus hat er mich gelotst, ich hätte sonst jedes Haus durch suchen müssen.“ Gab ich zu.

Letho lachte und gab Tetris einen Klaps auf die Kruppe, „Na dann kann ich ja von Glück reden, dass du so ein intelligentes Pferd hast.“

Tetris schnaubte zustimmend, was mich zum lächeln brachte. „Die Sache mit den Hexenjäger haben wir ja schon geklärt, aber was ist mit der weißen Rose, sie erinnert doch ziemlich an den Orden.“ Wollte Letho auf einmal von mir wissen. „Oh, das ist ganz einfach, das ist mein Nachname.“ Antwortete ich. „Du heißt weiße Rose?“ fragte er verwirrt, ich nickte. „Ja, Trandafirul, es bedeutet weiße Rose. Aber bisher hatte niemand gefragt, sie stellten immer gleich die Verbindung zum Orden her.“ Erklärte ich. Letho grinste, „Dann wäre es interessant, wie die Elfen darauf reagieren würden, die haben nämlich auch eine Verbindung zu einer weißen Rose.“ Ich schüttelte den Kopf, „Ich denke es wäre besser, wenn wir uns von ihnen fern halten. Bei dir wegen Flotsam und Iorweth und bei mir wegen Novigrad und der Geschichte mit Menge.“ Zwinkerte ich ihm zu. Er verdrehte als Antwort nur die Augen. Es tat gut mal nicht darüber nachdenken zu müssen, was ich sagte. Ich denke, hoffe dass es eine gute Entscheidung war, ihm zu erzählen, dass ich bestimmte Dinge wusste. Er wusste zwar noch nicht alles, aber Letho würde bei Andeutungen nun bestimmt nicht sofort misstrauisch werden.

Langsam kam der große Baum auf der Kreuzung in Sicht. Aber bisher schien es ruhig zu bleiben. Auch Letho schien leicht angespannt, aber als wir uns der Kreuzung noch weiter näherten, schien es als hätten wir uns unnötig Gedanken gemacht. Auf der Bank vor dem alten Häuschen saß ein alter Mann. Ich wusste, er würde dort nicht sitzen, wenn die Wegelagerer hier noch hausen würden.

Still nickte ich ihm freundlich zu und ritt mit Letho weiter. Die Bäume lichteten sich langsam und in der Ferne konnte man Burg Krähenfels erkennen.

Hoffentlich würde mir, uns, der Baron Uma übergeben. Ich hatte keine Lust auf irgendwelche Streitereien und Ärger. Aber zur Not könnte ich ihm ja immer noch sagen, wo er seine Tochter und seine Frau finden würde. Aber wie das ganze im Sumpf ausgehen würde konnte ich nicht sagen. Ich wusste nicht ob Geralt am Flüsterhügel war. Aber vermutlich nicht. Vielleicht würde er später noch darüber stolpern. Ich wüsste auch nicht wirklich, ob er die Mutter der Muhmen befreien sollte oder lieber vernichten. Im Spiel tauchte sie nicht weiter auf, die Befreiung hatte nur die Konsequenz, dass die Kinder zwar lebten und Tamaras Mutter am Ende stirbt, aber wie es sich weiter auf diese Welt auswirkte, darüber hatte ich keinerlei Hinweise gefunden. So in Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt das Tetris ein wenig langsamer wurde und Letho nun wieder vor uns ritt.

Ich schreckte erst aus meinen Gedanken, als ich das Gezeter einer alten Frau hörte. Innerlich stöhnte ich auf, nicht diese Alte. Ich würde bestimmt nicht für sie durch die Gegend reiten und irgendwelche Schreine reparieren. Was machte sie überhaupt hier? Geralt traf sie im Spiel an einer ganz anderen Stelle. Hier stand zwar ein Schrein, mitten auf der Kreuzung, der einen Weg wies, wenn man in der Taverne am Scheideweg die Männer des Barons angriff und sich durch den Brunnen Zugang zur Burg beschaffen musste. Es war ein großer Holzklotz, in dem mehrere kleine geschnitzte Skulpturen standen.

„Hey, hilf einer alten Frau!“ forderte sie von Letho. Dieser hielt an. Ich blieb hinter ihm. „Was gibt es denn?“ wollte er von der Frau wissen. „Du musst die Schreine reparieren.“ Keifte sie. „Ich bin aber kein Zimmermann.“ Entgegnete Letho gelassen. Ich konnte sehen, wie die Frau ihre Fäuste in die Hüfte stützte. „Du hast zwei Schwerter und trägst ein Amulett auf der Brust. Also bist du ein Hexer. Und Hexer bekämpfen das Böse. Und wer auch immer die Schreine zerstört, muss ein Monster sein. Also ist es deine Aufgabe, die Schreine der Herrinnen mit zu beschützen und wieder aufzubauen.“ Argumentierte sie. Sie schien Letho ziemlich sprachlos gemacht zu haben, den von ihm kam keine Erwiderung. Wie bei Geralt im Spiel.

Ich ritt neben Letho, „Komm richten wir die Skulptur wieder auf, dann können wir weiter.“ Sprach ich ruhig zu ihm und schwang mich von Tetris. Ich ging um Kiran herum und auf die am Boden liegende Skulptur zu, während Letho sich ebenfalls aus dem Sattel schwang.

Ich hockte mich gerade zu der Holzfigur hinunter und wollte Letho helfen, als die alte Frau ich auf einmal anfuhr. „Finger weg! Ich lasse nicht zu das Jemand wie du die Herrinnen beschmutzt!“ schrie sie mich an und fuchtelte mit ihrem Gehstock vor mir herum. Überrascht zog ich die Hände zurück, nicht das die Frau noch auf die Idee kam, auf mich einzuschlagen.

„Wahrscheinlich warst du das, oder einer deiner abscheulichen Kameraden. Ihr Hexenjäger würdet doch am liebsten jeden auf den Scheiterhaufen bringen, der euch nicht in den Kram passt. Aber das lasse ich nicht zu! Die Herrinnen schützen uns, euer Feuer kann sich niemals mit ihnen messen.“ Wetterte sie weiter. Sie hatte sich sogar demonstrativ zwischen mich und die Skulptur gestellt, damit ich ihr auch ja nicht zu nahe kommen konnte. Ich wusste gar nicht wie ich darauf reagieren sollte. Mit so einer Reaktion hatte ich niemals gerechnet. „Wenn ein Hexenjäger das gewesen wäre, hätte er das hässliche Ding angezündet und nicht nur umgeworfen!“ grummelte ich vor mich hin. „Blasphemie!" schrie die Alte jetzt.

„Ist ja gut Mütterchen. Alanya wir den Schrein nicht anfassen und ich habe die Skulptur wieder aufgerichtet.“ Wollte Letho sie beruhigen, doch scheinbar hat mittlerweile auch mein Name die Stadtmauern von Novigrad verlassen. Sie verengte die Augen noch mehr, als sie ihren Stock wieder hob, wich ich vorsichtshalber einen Schritt zurück. „Du bist das! Die Hure von Menge! Ihr Beide seid doch die schlimmsten von allen, aber zum Glück ist er ja bereits selbst im Feuer umgekommen. Ich bete für den Tag, dass dies euch allen passiert!“ fluchte sie. Ich starrte sie böse an, knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste, so eine alte Vettel.

Ruckartig drehte ich mich um und ging zu Tetris. Ich wollte nur verhindern das ich irgendwas tat, dass ich später bereuen würde. Aber scheinbar wirkte es auf die Beiden anders. „Alanya, …? Fragte Letho. „Lass gut sein. Die Alte soll froh sein, dass sie nicht an einen meinen sogenannten Kumpanen geraten ist, die hätten sicherlich ganz anders reagiert.“ Sprach ich lauter als nötig, so dass die Frau mich auch wirklich verstand. Ich stieg auf und ließ Tetris antraben.

„Und du Hexer, solltest dich schämen, mit so jemanden zusammen zu arbeiten!“ konnte ich die Alte noch rufen hören. Letho hatte mich schnell eingeholt. „Krümel?“ sprach er mich vorsichtig an. „Ich wusste nicht, dass sie so auf deinen Namen reagieren würde. Ist alles in Ordnung?“ Ich verlangsamte Tetris wieder. „Ja, alles gut. Ich hätte mit solchen Anfeindungen rechnen sollen, aber sie hatte mich kalt erwischt. Es ist nicht deine Schuld.“ Ich ließ ihn aufholen und versuchte ihn mit einem lächeln zu beruhigen, doch er zog nur eine Augenbraue hoch. „Ich sehe zwar wie ein dummer grobschlächtiger Kämpfer aus und nutze diese Tatsache gelegentlich, aber wenn du wen zum reden brauchst ich bin da.“ Bot er an. „Danke Letho. Und nein du siehst nicht so aus. Du kannst zwar beängstigend wirken, aber ich weiß, dass das nur deine Schale ist.“ Erwiderte ich. „Ach und woher willst du das wissen?“ fragte er nach.

„Nun, du hast dich um mich gekümmert, als wir auf dem Rücker Anwesen waren und meine Tugend vor Geralt geschützt, du hattest dich zu mir gelegt, als ich dich darum bat und dies nicht ausgenutzt. Außerdem hast du mich heute Nacht aus einem Alptraum geweckt und mich bei dir schlafen lassen. Daher weiß ich das.“ Zählte ich ihm auf. „Das finde ich ziemlich süß an dir.“ Gestand ich noch sehr leise, aber er hatte mich wahrscheinlich trotzdem gehört. Aber er sagte nichts und ich traute mich nicht ihn anzusehen.

Stur gerades aus schauend ritt ich weiter. Letho schwieg ebenfalls, aber ob es an meinem Geständnis lag, konnte ich nicht sagen. Die Burg erhob sich vor uns und ich war erleichtert, dass ich gleich eines meiner selbstgesetzten Etappenziele erreicht haben würde. Ich hoffte nur, dass Uma nicht zu anstrengend sein würde, schließlich war er im Moment geistig ziemlich eingeschränkt.

Wir näherten uns der ersten Brücke, die ursprünglich in das Dörfchen vor Krähenfels geführt hatte. Ich überlegte gerade, ob ich nicht so lange, wie wir in Krähenfels waren, das Halstuch ablegen sollte. Es war vielleicht doch zu auffällig und der Baron hielt mich für einen Nilfgaarder und es war weithin bekannt, dass die Hexenjäger zu Radovid standen. Ich griff also nach meinem Halstuch um es abzunehmen, als uns ein Mann eilig entgegen gelaufen kam.

„Oh endlich.“ Keuchte er, als er uns erreichte. „Endlich jemand kompetentes. Bitte ich brauche eure Hilfe.“ Fuhr er fort. Mein verzweifelter Blick huschte zu Letho der aber nur grinsend mit den Schultern zuckte.

„Was willst du?“ fuhr ich den Mann vor mir an. Er zuckte zurück. „Ich bitte um Entschuldigung. Aber ich bin schon die ganze Zeit auf der Suche nach einem Hexenjäger.“ Versuchte er sich zu erklären. „Und wofür? Warum bist du nicht nach Novigrad oder Oxenfurt gegangen?“ wollte ich von ihm wissen. Mittlerweile war ich genervt. Das Schicksal wollte wohl nicht, dass ich heute mein Ziel erreichte und dabei war ich quasi schon auf der Zielgeraden.

„Ich wurde nicht eingelassen, ich habe keinen Passierschein. Aber es ist wirklich wichtig.“ Erklärte sich der Mann. Ich wollte gerade etwas erwidern, als Letho sich einmischte. „Was ist denn so wichtig?“ wollte er wissen. Der Mann bekam große Augen, als er Letho richtig ansah. Das Amulett und auch das Silberschwert verrieten fast genauso gut, dass er ein Hexer war, wie die neugierigen katzenhaften Augen, die unter der Kapuze hervorblitzten.

„Ihr reist mit einem Hexer. Dann seid ihr bestimmt Alanya?“ fragte der Mann aufgeregt. „Und wenn es so wäre?“ grollte ich. „Dann habe ich direkt die richtige gefunden. Ich habe im Sumpf etwas Seltsames gefunden. Es ist bestimmt ein Hexenwerk, ein verzaubertes Artefakt. Ihr und euer Hexer könnten sich bestimmt der Sache annehmen.“ Flehte er. Im Augenwinkel konnte ich Lethos finsteres Gesicht sehen. Er war bestimmt nicht begeistert darüber, als mein Hexer zu gelten.

„Und warum sollte ich das tun?“ wollte ich wissen. Der Mann rang mit seinen Händen, „Bitte, ich habe so viele Geschichten über euch gehört. Ihr wärt wahrscheinlich die beste Person um mit so einem Werk um zugehen. Ich bitte Euch, seht es Euch an, ehe es in die falschen Hände geraten sollte.“ Flehte er weiter.

Ich seufzte, „Gut, dann zeig das Stück mal her.“ Bat ich. „Nun, es ist so, ich habe es nicht bei mir. Es war mir zu gefährlich es anzufassen.“ Stammelte er. Ich grummelte vor mich hin und erschreckte den Mann so anscheinend.

„Wie sieht es denn aus?“ wollte Letho wissen. „Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es sah aus, als ob es sich von alleine Bewegen würde und ich glaube das ich ein Summen gehört habe, wie bei einem Bienenstock. Ich konnte noch nicht einmal erkennen, woraus es gemacht war. Es war definitiv kein Holz, kein Stein und auch kein Edelmetall oder Edelsteine.“ Beschrieb der Mann.

„Und wo soll es sich genau befinden. Im Sumpf ist hier in Velen keine sehr genaue Beschreibung.“ Wollte ich nun wissen. „Ein alter Pfad führt dort hin. Über eine kleine Steinbrücke. Dort ist ein alter Wachturm, der den Fluss und die Brücke bewachen sollte, aber von der Brücke steht kaum noch etwas. Es ist östlich vom Grenzposten, der am Fluss liegt.“ Erklärte er. Ich seufzte, „Ich glaube ich weiß welche Ruine er meint.“ „Ist es weit?“ wollte Letho wissen. „Wir müssten zum Hauptarm des Pontars zurück.“ Antwortete ich nur.

„Ihr schaut es Euch also an? Ich danke Euch vielmals!“ freute sich der Mann. Ich sah zu Letho, dieser nickte. „Ja, wir werden es uns ansehen.“ Antwortete er. „Danke, danke. Ich wusste man kann auf euch zählen.“

Ich hatte genug und trieb Tetris an. Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn es mal keine Ablenkung vom Plan gäbe. Ich könnte jetzt zwar immer noch Uma abholen, aber mit ihm dort hin zu reiten, würde es alles noch komplizierter machen. Letho folgte mir, erst als ich an der Brücke nach Krähenfels weiter ritt, sprach er mich an. „Wollten wir nicht diesen Uma holen?“

„Ja, eigentlich schon. Aber ich werde nicht mit ihm, in einem Sumpf voller Monster nach einem unbekannten Artefakt suchen.“ Erwiderte ich grummelig.

„Warum nicht? Wir werden so einen ziemlichen Umweg machen.“ Fragte er weiter. „Weil Uma ein kleiner verfluchter und unterbelichteter Bastard ist, der zurzeit nicht einmal die Intelligenz eines Kleinkindes hat. Deswegen.“ Fluchte ich.

„Du brauchst mich deswegen nicht gleich so anzufahren. Schließlich wusste ich nichts davon.“ Letho klang nicht sehr erfreut über meinen Ausbruch. „Tut mir leid. Du hast ja recht, aber wieso willst du nach diesem Artefakt suchen? Dort wo es ist, stört es doch keinen.“ Entschuldigte ich mich bei ihm.

„Ganz einfach, es könnte vielleicht etwas Nützliches sein und wenn nicht zahlt vielleicht eine der Zauberinnen gut dafür. Außerdem, du hast ja gesehen, wie die Alte vorhin auf dich reagiert hat, wenn jemand nun erfreut darüber ist, dich zu treffen, solltest du ihn nicht vor den Kopf stoßen.“ Erklärte er sich. „Hm, vielleicht hast du recht.“ Stimmte ich zu. „Natürlich habe ich recht. Na los, Wettreiten bis zum Fluss!“ rief er und ließ sein Pferd in einen schnellen Galopp fallen. Natürlich holte ich ihn nicht mehr ein, sein Pferd war verdammt schnell. „Das war unfair.“ Beschwerte ich mich im Ziel. „Ach hat dein Hexer dich besiegt. Was für ein herber Schlag Frau Hexenjäger!“ lachte er. „Ja, ja, sehr witzig.“ Schmollte ich. „Sollte ich nicht eigentlich beleidigt sein? Schließlich wurde ich als dein Hexer bezeichnet. Nicht anders herum?“ fragte er grinsend. „Gewöhn dich dran, Geralt wurde auch bereits als mein Hexer bezeichnet. Aber er fand es nicht so lustig.“ Warnte ich ihn. Er grinste noch einmal und wechselte dann das Thema, „Wie geht es nun weiter? Welchen Weg wollen wir nehmen?“ fragte er, als wir die Brücke überquert hatten. Ich deutete nach rechts, „Wenn wir nach links reiten, wäre es etwas kürzer, aber ich will nicht schon wieder durch Maulbeertal. Wer weiß was die sonst wieder wollen, außerdem hatte mich dort der Bote getroffen, er hatte eine unschöne Botschaft von Lambert dabei. Wer weiß was der Bote ihm gesagt hat, wo er mich getroffen hatte. Auch wenn ich ihn bat, einen anderen Ort zu nennen.“ Schlug ich vor.

„In Ordnung, mit den ganzen Schwarzen hier, ist es vermutlich keine so schlechte Idee, Orte wenn möglich zu meiden.“ Willigte er ein. Gemütlich folgten wir den Weg am Fluss entlang, ehe wir in Richtung Norden abbogen.

„Wie kommt es eigentlich, dass du dich hier so gut auskennst?“ fragte mich Letho auf einmal, nach dem wir schweigend neben einander her geritten waren. „Ich habe die Karte lange genug dafür studiert. Aber alles weiß ich auch nicht, aber ich habe genügend Kartenmaterial in der Tasche, falls ich mal nicht weiter weiß.“ Antwortete ich ihm. „Das führt mich zu meiner nächsten Frage, du weißt scheinbar wo Kaer Morhen liegt, aber wie wolltest du alleine dort hin kommen?“ diese Frage war berechtigt. Ich überlegte kurz, „Nun ich hatte mir gedacht, sobald ich Uma habe, würde ich versuchen in Oxenfurt ein Schiff zu bekommen, dass mich vielleicht bis Ard Carraigh mit nimmt und von dort würde ich den Fluss bis in das Tal folgen.“ Erklärte ich meine Reise Pläne.

Er schüttelte den Kopf, „Wenn es nur so einfach wäre. Erstens würdest du vermutlich kein Schiff finden, dass dich bis dorthin fahren könnte und wenn wäre es vermutlich ein nilfgaardisches, was zweitens ziemlich ungünstig wäre, sollte der Kaiser auf die Idee kommen das du abtrünnig geworden bist. Sie könnten dich einfach aus deiner Kabine heraus festnehmen. Außerdem verläuft dort gerade die Front, auf einem Schiff wärst du in zu großer Gefahr. Wir werden reiten. Dann können wir viel besser auf Veränderungen reagieren und außerdem ist Kaedwin nicht gerade friedlich. Wir werden uns am Fuße des Kestrell Gebirges halten, bis wir die Front hinter uns gelassen haben.“ Erzählte er und zerstörte somit meinen schönen Plan.

„Wenn du das sagst. Du warst ja sicherlich schon einmal dort.“ Stimmte ich widerwillig zu. „Ja, aber es ist lange her, dass ich in Kaer Morhen war. Lambert gab es damals noch nicht und Geralt und Eskel waren noch nicht dort für den Winter. Ich hoffe Vesemir hat mich nicht in zu schlechter Erinnerung behalten.“ Grinste er.

„Ich hoffe nur, dass ich vor Lambert und Geralt dort bin, damit Vesemir mir zumindest erst einmal neutral entgegen tritt. Ohne irgendwelche Geschichten die die Beiden ihm erzählen würden.“ Gab ich zu. „Ich denke da brauchst du dir bei ihm keine Gedanken machen. Er ist die Neutralität und vermutlich auch der Anstand in Person.“ Bei diesem Kommentar musste ich kichern. So anständig kann er ja gar nicht sein, wenn er aus dem Fenster fliehen musste, dachte ich mir.

Wir unterhielten uns noch eine Weile und er erzählte mir von einigen seiner Verträge, die er in der letzten Zeit angenommen hatte. Wir behielten unser gemütliches Tempo bei, nur das Stück bei Maulbeertal ritten wir etwas schneller.

Die Gelegentlich auftauchenden wilden Hunde ignorierten wir weites gehend, vorausgesetzt, sie griffen uns nicht an.

Erst als der Weg langsam wieder in einen Wald führte und schmaler wurde, mussten wir erneut zu unseren Schwertern greifen. Ein Rudel griff uns an, doch sie waren schnell besiegt. Sie waren ziemlich ausgezerrt und daher auch kraftlos. Uns anzugreifen war vermutlich eher eine Verzweiflungstat.

„Interessant dich in einem echten Kampf zu beobachten.“ Meinte Letho, als ich mein Schwert von dem Blut reinigte. Verwundert schaute ich zu ihm. „Man merkt das Geralt dich ein wenig unterrichtet hat, man merkt die Ähnlichkeit im Stil.“ Erklärte er weiter. Ich zuckte nur mit den Achseln. „Kann sein. Hab vorher immer nur mit Schild gekämpft. Dort hinten müssen wir hin.“ Ich zeigte auf die Ruine, die man zwischen den Bäumen bereits erkennen konnte. Aber leider war eine Abkürzung nicht möglich, da wir oberhalb einer Klippe standen.

Hinter der Ruine konnte man den Tempel und die Skyline von Novigrad erkennen. Der Turm ragte hoch über die Häuser und so konnte man ihn von vielen Orten aus sehen. Wir ritten weiter und kurze Zeit später kamen wir an einem Häuschen vorbei. Es war alles ruhig und aus dem Schornstein kam der Rauch eines Herdfeuers. Die Elfe lebte hier also noch in Ruhe. Ich zögerte nicht und ritt einfach weiter. Wer weiß wann die Banditen hier auftauchen würden und selbst wenn ich die Elfe warnen würde, wäre es zweifelhaft ob sie mir glauben würde.

Der Weg führte uns vor ein zerstörtes Dorf, direkt davor war die Abzweigung zur Brücke, die natürlich schon zerstört war. Wir hielten unsere Pferde vor dieser Brücke an. „Wir könnten darüber springen.“ Schlug ich vor. Doch Letho schüttelte den Kopf, „Lieber nicht, die Steine sehen rutschig aus und wer weiß wie fest die Abbruchkante ist. Ich möchte keines unserer Pferde riskieren. Aber ich will sie hier auch nicht zurück lassen. Schauen wir im Dorf, ob wir irgendwie darüber kommen.“ War Lethos gegen Vorschlag. Dagegen konnte ich nichts sagen. Also stiegen wir ab und wollten unsere Pferde durch die wenigen verbrannten Ruinen führen, allerdings wurden sie sehr schnell unruhig. Der Grund dafür zeigte sich ebenso schnell. Es streiften einige Ghule umher, durch die Leichen und die immer noch schwelenden Holzbalken, habe ich sie nicht wahrnehmen können.

Wir ließen die Pferde stehen und zogen unsere Silberklingen, Letho warf mir ein Fläschchen mit Nekrophagenöl zu, dass ich schnell auf meiner Klinge verteilte. Wir teilten uns auf, damit wir uns auf den engen Wegen nicht gegenseitig im Weg stehen würden. Letho ging in die Richtung, aus der er mehr Ghule gehört hatte, ich nahm die andere Richtung.

Ich schaute mich immer wieder um, damit mich der Ghul auch ja nicht überraschen konnte. Ich hörte wie er über einige verkohlten Balken, der Hausruine kletterte. Sobald er mich bemerkte, beeilte er sich, zu mir zukommen. Er dachte wohl, ich würde eine gute Mahlzeit abgeben. Aber ich würde mich nicht so schnell oder einfach fressen lassen.

Ich hoffte nur, dass mich mein Arm jetzt nicht im Stich lassen würde. So ein Ghul war schließlich ein ganz anderer Gegner als so ein wilder Hund. Auch wenn ich jetzt mit diesen relativ gut umgehen konnte. Aber bei Ghulen hatte ich noch nicht viel Erfahrung sammeln können und Geralt war stets in Sichtweite gewesen, wenn wir gegen Monster gekämpft hatten. Diese Rückendeckung hatte ich jetzt nicht.

Der Ghul stürmte jetzt auf mich zu, ich schluckte und umfasste mein Schwert so fest es ging. Als mein Gegner auf mich zu sprang, drehte ich mich zur Seite um den Angriff so zu entgehen. Ich wirbelte herum und traf ihn mit der Klingenspitze an der Seite. Aber da ich nur einen relativ kleinen Schnitt setzen konnte, hielt das den Ghul nicht wirklich auf und machte ihn dazu noch wütend. Er brüllte und drehte sich blitzschnell wieder zu mir um. Ich erwartete ihn mit erhobener Klinge und ließ sie nieder sausen, als er in Reichweite kam. Ich traf ihn am Vorderbein und schlug es ihm tatsächlich ab. Der Ghul brüllte und übelriechendes Blut spritzte überall hin. Theoretisch bräuchte ich jetzt nur noch zu warten, bis der Ghul verblutet war und der Kampf wäre gewonnen, aber natürlich würde er nicht solange ruhig stehen bleiben, also machte ich mich auf einen weiteren Angriff gefasst. Diesmal traf ich ihn am Hals. Mein Hieb war nicht stark genug um ihn zu köpfen, aber immerhin war der Schnitt so tief, dass dem Ghul nur noch wenige Augenblicke blieben, ehe er fast tot zusammen brach.

Ich wollte gerade zum Todesstoß ansetzen, als ich hinter mir etwas hörte.

Ich drehte mich so schnell um wie ich konnte und so streiften mich die Klauen des anderen Ghuls nur an der Seite. Ich spürte zwar die Wucht, aber keinen Schmerz, also hatte meine Rüstung gehalten. Mit weit aufgerissenem Maul schnappte der Ghul nach mir, doch zum Glück erreichte er mich nicht. Ich hatte mich rechtzeitig in eine andere Richtung bewegt. Dieser Kampf war anstrengender, oder zumindest wirkte er so auf mich. Ich schüttelte meinen Arm, da ich spürte, wie die Schmerzen langsam in den Muskel krochen.

Leider gab dies dem Ghul genügend Zeit, für einen weiteren Angriff, den ich zu spät bemerkte. Ich konnte nur noch die Arme hochreißen, um mich zu schützen. Ganz klasse, die Situation kam mir irgendwie vertraut vor. Ich lag auf dem Rücken, mit einer wilden Bestie über mir. Ich versuchte zu verhindern, dass der Ghul mich mit seinen Zähnen zu packen bekam. Seine Krallen gruben sich in das Kettengeflecht meiner Schultern. So schnell wie möglich versuchte ich an einen meiner Dolche zu gelangen. Als ich meine Hand so verlagerte, dass ich ihn möglichst nur mit einer Hand gehalten bekam, jaulte der Ghul auf einmal auf. Und seine Haut begann unter meiner Hand blasen zu werfen. Zuerst verwirrte mich das, bis mir klar wurde, dass es wohl an meinem Ring lag. Er musste aus einer Silberlegierung sein. Schnell zog ich mit meiner anderen Hand einen Dolch und stach damit immer wieder auf den Ghul ein. Ich zielte hauptsächlich auf seinen Kopf und seinen Hals.

Sein Blut spritzte und sprudelte überall hin, natürlich auch auf mich. Auf meine Arme, meine Rüstung und auch auf mein Gesicht. Einiges lief in meinen Mund und lief wie Tränen von meinem Augenwinkel in Richtung Ohren hinab. Ich fluchte wie ein Rohrspatz und beleidigte den Ghul während ich weiter auf ihn einstach und er mich voll blutete. Nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkte ich wie die Muskeln des Ghuls nachgaben. Ich versuchte meine Beine unter ihn zu ziehen, um ihn von mir wegstoßen zu können. Ich hatte es gerade geschafft und schob ihn von mir, als sein Gewicht plötzlich von mir verschwand. Es war, als wäre er von mir gerissen worden.

Durch das ganze Blut sah ich wie durch roten Nebel. Ein Schemen tauchte über mir auf und da ich ihn nicht wirklich erkennen konnte, tastete ich nach meinem fallengelassenen Schwert. Doch die Suche musste ich schnell aufgeben und auch die Gestalt war mir plötzlich ziemlich egal, alles woran ich auf einmal nur noch denken konnte, war die Übelkeit, die in mir aufstieg. Ich drehte mich zur Seite und stemmte mich au die Knie, bevor ich anfing zu würgen. Anscheinend hatte ich das Blut, das in meinen Mund gelaufen war, versehentlich geschluckt.
 

Meine Augen brannten und tränten, als nur noch Magensäure kam. Das Adrenalin ließ nach und ich wollte mich nur noch zur Seite fallen lassen und mich ausruhen. Ich fühlte mich ziemlich schlecht, wie durchgekaut und wieder ausgespuckt. So langsam nahm ich meine Umgebung wieder war. Ich spürte, wie mich zwei starke Arme hielten und jemand auf mich einredete. Meine Augen waren verklebt und ich wollte sie reiben, damit ich wieder etwas sehen konnte, doch meine Hand wurde aufgehalten.

„Krümel, hörst du mich? Sag doch was!“ verstand ich endlich. „Hm. Alles ok.“ Murmelte ich. „Gut wir werden sehen. Ich werde dir erst die Augen ausspülen, versuch so lange ruhig zu bleiben und reib sie nicht.“ Ich hörte wie eine Flasche entkorkt wurde und einen Augenblick später lief mir eine kühle Flüssigkeit übers Gesicht. Ich konnte spüren, wie er meine Augenlider leicht hochzog damit auch dort das ekelhafte Blut fortgespült werden konnte. Als das erledigt war, half er mir auf und führte mich zu einer kleinen, aber sauberen Wasserquelle, so dass ich selbst weiter reinigen konnte. Danach ging es mir ein wenig besser. Wir sammelten unsere Pferde ein und führten sie über die sumpfige Wiese hinter dem Dorf. Dort kamen wir wieder auf unseren ursprünglichen Weg.

Dort standen die beiden verlassenen Zeltdächer. Vermutlich ein verlassener Militärposten.
 

Letho beschloss das wir hier lagern würden und so machten wir uns daran, die Unterstände wieder ein wenig herzurichten. Ich spannte die Plane nach, während Letho sich um die Kisten und den anderen Kram kümmerte.

Er stapelte alles so, dass es beinahe eine kleine Mauer an zwei Seiten wirkte. Da ich mit dem Abspannen deutlich schneller fertig war, suchte ich mir einen Platz wo ich nicht im Weg sein würde und machte mich daran, meine Klingen zu reinigen und zu schärfen. Letho gesellte sich irgendwann zu mir und so kümmerten wir uns zusammen um unsere Waffen. Die Pferde standen jetzt unter der anderen Zeltplane und kauten auf ihrem Futter rum.
 

„Weißt du, du sollst nicht in jeden und alles reinbeißen, das dich in die Enge treibt.“ Scherzte Letho auf einmal. Ungläubig starrte ich ihn an, meinte er das jetzt wirklich ernst? „Sehr witzig. In so etwas beiße ich bestimmt nicht freiwillig.“ Murmelte ich. Er grinste bloß.

„Sag mal, woraus wird eigentlich Schwarzes Blut gemacht? Als ich dich gebissen hatte, schmeckte dein Blut fast genauso widerlich wie das von dem Ghul.“ Wollte ich von ihm wissen. Das Rezept für den Trank hatte ich mir noch nicht angeschaut. „Das könnte daran liegen, dass der Trank hauptsächlich aus Ghulblut besteht. Aber das ist interessant zu wissen. Ein Vampir würde uns vermutlich nie Antworten, wenn wir fragen würden, wonach unser Blut schmeckt, nach dem er uns gebissen hatte.“ Meinte er. „Es schmeckt auch anders, wenn ihr keine Tränke intus habt. Es schmeckt dann nicht nur nach Kupfer, sondern ist auch etwas scharf.“ Erzählte ich weiter. Er hob eine Augenbraue, „Ah ja. Merkwürdige Erkenntnisse die du da hast.“ Merkte er an. Ich zuckte mit den Schultern, „Mittlerweile alles Erfahrung.“ Erklärte ich kurz. Er schüttelte nur den Kopf darüber.

Als ich meine Klingen fertig gefettet hatte, um sie vor Rost zu schützen, steckte ich sie wieder weg. Letho war auch fast fertig mit seiner Klinge.

Ich sammelte etwas Holz, damit wir uns ein Lagerfeuer entfachen konnten. Leider fand ich kein trockenes, was in einem so sumpfigen Gebiet vermutlich aber auch ein Wunder wäre. Ich schichtete das Holz für ein Feuer auf und Letho entzündete es mit einem Igni. Dann setzten wir uns, „Wie geht es dir jetzt?“ wollte er wissen.

„Besser, aber mir ist immer noch ein wenig Übel.“ Gab ich ihm die ehrliche Antwort. „In Ordnung, dann lassen wir das Training heute Abend aus, morgen wird anstrengend genug. Wie es scheint haben sich ein paar Harpyien in der Ruine eingenistet und ein Nekkernest ist auch nicht weit. Ich hoffe nur, dass sie sich in der Nacht nicht her trauen. Aber du wirst trotzdem etwas lernen. Bevor ich dich überhaupt irgendeinen Trank brauen lasse, wirst du mir anhand von Ölen beweisen müssen, dass du nicht nur theoretischen wissen hast. Hol deine Tasche, dann können wir feststellen, welche Zutaten noch gesammelt werden müssen.“ Gab er sein Vorhabend für die nächste Zeit an. Ich nickte und holte die entsprechende Satteltasche. Ich stellte sie zwischen uns auf den Boden und fing an, die Zutatengläser hervor zu holen. Letho sortierte gleich einige aus und stellte sie auf seine andere Seite. „Ich nehme an, die hast du nicht alle selber gesammelt?“ fragte er mich skeptisch. Ich schüttelte den Kopf.

„Du wirst dafür sorgen, dass all diese Gläser immer gefüllt sind und sobald wir in Kaer Morhen sind, gibst du sie zurück. Und diese hier wirst du auf keinen Fall anrühren. Verstanden?“ Er deutete auf die Gläser, die er zur Seite genommen hat. Darin waren verschieden farbige Substanzen, die mich an Schleim erinnerten. Ich betrachtete sie etwas genauer und musste feststellen, dass ich Geralts gesamten Vorrat an Mutagenen mit genommen habe. Ich nickte.

„Und sobald es die Gelegenheit zulässt, wirst du dich bei ihnen entschuldigen. Bei Geralt und auch bei Lambert.“ Forderte er streng. Ich nickte erneut, „Ja Letho.“

Er sortierte die Gläser und Fläschchen und ließ mich dann bestimmen, was darin enthalten war. Denn keines von ihnen war beschriftet. Die Blüten waren relativ leicht, aber einige der tierischen Zutaten konnte ich nicht bestimmen, die Flüssigkeiten überhaupt nicht. Und so lange wie ich sie nicht ohne Zweifel bestimmen könnte, ließ mich Letho nur bestimmte Öle fertigen und auch nur unter strenger Aufsicht. Sprich, ich durfte nur mit ungiftigen Zutaten hantieren und musste jeden Schritt erklären und von Letho absegnen lassen.

Da wir am nächsten Tag wohl gegen Harpyien antreten mussten, sollte ich Hybridöl herstellen, für die Nekker würde Letho das Öl herstellen und das verbrauchte Nekrophagenöl musste auch ersetzt werden.

Letho zeigte mir wie ich, welche Zutat in welcher Menge bearbeiten musste, damit die Wirkung möglichst groß war. So zerkleinerte ich die Blüten der weißen Myrte zuerst mit einem Messer, um sie dann in einer Schale noch weiter zu zerstoßen und zu zerreiben. Dann wurde etwas Hundetalg aufgekocht und mit dem Pflanzenbrei vermischt. Dann wurde das ganze erneut erhitzt und in ein Fläschchen abgefüllt. Letho der natürlich viel mehr Erfahrung hatte, war deutlich schneller fertig damit, zusätzlich hatte er aber die Möglichkeit, alles mit einem kleinen gezielten Igni zu erhitzen, während ich nur die Flammen des Lagerfeuers hatte, die scheinbar nicht so heiß waren wie ein magisch erzeugtes Feuer.

Als die Dämmerung hereinbrach, waren wir mit den Ölen gerade fertig und sammelten noch etwas Holz für das Feuer, damit es in der Nacht nicht ausgehen würde. Dann schickte mich Letho zum meditieren, aber mit dem Hinweis, dass ich dabei nicht wieder einschlafen sollte. Ich setzte mich mit dem Rücken zu den Kisten und das Feuer vor mir. Allerdings war es gar nicht so leicht, sich nur auf seinen eigenen Körper zu konzentrieren, wenn jemand die ganze Zeit um einen herum war und mit irgendetwas herum hantierte.

Ich weiß nicht wie lange ich dort so gesessen habe, aber irgendwann sagte Letho bescheid, dass wir jetzt essen würden. Langsam öffnete ich meine Augen wieder und Letho hielt mir eine Schale hin. Ich griff danach und schaute hinein. Er hatte tatsächlich eine Suppe gekocht. Allerdings konnte ich nicht genau sagen, was sich alles darin befand. Irgendwelche Wurzeln, Kräuter und etwas das Fleisch sein könnte. Vorsichtig probierte ich sie, die Suppe schmeckte fad, aber das war sicherlich nicht ungewöhnlich, als Hexer gab man vermutlich sein hart verdientes Geld lieber für die Reparatur der Ausrüstung aus, als für Gewürze.

Aber eine fade Suppe war mir alle mal lieber, als Trockenfisch. So aß ich alles brav auf und zum Nachtisch reichte mir Letho noch ein Apfel. Während des Essens hatten wir geschwiegen, obwohl ich mich lieber unterhalten hätte. In der Ferne konnte man nämlich sehr gut das Kreischen der Harpyien und das Keckern der Nekker hören. Ich hoffte das sich in der Nacht nicht noch Neblinge dazugesellten.

Nun da die Sonne bereits untergegangen war, wurde es merklich kühler. Darum nahm ich mir meinen Umhang und warf ihn mir über.

„Du solltest dich schlafen legen. Der Schlaf wird dir gut tun.“ Riet Letho mir. Ich hätte zwar gerne noch mit Letho am Feuer gesessen, aber ich wusste nicht, was ich erzählen sollte, also machte ich was er mir sagte. Ich holte meine Bettrolle und legte sie neben das Feuer, auf die andere Seite als Lethos. „Nein, leg sie neben meine Krümel. Es ist hier nicht ganz sicher und ich würde lieber rechtzeitig wissen, wenn sich uns jemand nähert.“ Wies er mich. Deswegen hatte er zwischen seiner Bettrolle und dem Feuer soviel Platz gelassen, dachte ich mir. Ich zog meine Schlafmatte rüber und setzte mich drauf. Ich legte meine Schwerter griffbereit auf den Boden und die Gurte zur Seite. Meine Rüstung lockerte ich nur ein wenig, damit ich bequemer liegen konnte, zog sie aber nicht aus. Wenn wir wirklich in der Nacht überrascht werden sollten, wäre keine Zeit mehr sie überzuziehen. Da meine Rüstung und meine Kleidung nicht gerade sauber waren, wickelte ich erst meinen Umhang um mich, ehe ich die Decke über mich zog. Ich wünschte Letho noch eine gute Nacht und schloss die Augen. Ich hörte noch wie er Holz ins Feuer legte und die Glut anheizte.
 

Ich wachte aus meinem Dämmerschlaf, als Letho sich hinter mich legte. Er hatte wohl gemerkt, dass ich wieder aufgewacht war, denn er sprach mich an. „Du hattest mich ziemlich erschreckt, als ich gesehen hatte wie der Ghul über dir stand, aber dann habe ich dich Fluchen hören.“ Ich konnte sein Grinsen förmlich hören. „Er hat dich auch wirklich nicht verletzt?“ wollte er wissen. „Doch.“ Murmelte ich. Er richtete sich leicht auf, „Warum hast du nichts gesagt? Wo?“ wollte er sofort wissen. „Meinen Stolz.“ Gab ich leise zu und drehte mich zu ihm um. Seine Augen funkelten im Schein des Feuers. „Es hat mich an den Angriff der Hunde erinnert, ehe mich die Nilfgaarder gefangen genommen haben.“ Erzählte ich ihm. Mein Kopf hatte ich auf meinen Arm gelegt und schaute zu ihm hoch, da er immer noch auf seinen Ellenbogen gestützt war. „Sie hatten mich anfangs für einen Mann gehalten und der eine hat tatsächlich gefragt ob ich ein Hexer sei, wegen dem Wolfskopf auf dem Wimpel.“ Lachte ich. „Und was hattest du ihm geantwortet?“ fragte er mich. „Ich sagte, dass ich ja wohl keine Katzenaugen hätte und sich ein Hexer wohl eher nicht von einem Rudel hungriger Hunde beinahe fressen ließe. Sie nahmen mir nur mein Schwert und den Dolch, mit dem ich auf den Hund eingestochen hatte, so wie auf den Ghul vorhin. Sie kamen nicht mal auf den Gedanken, dass ich noch mehr Waffen bei mir hatte. Du hättest das Gesicht des Soldaten sehen sollen, der mich zum Lazarett gebracht hatte, als ich noch vier weitere Dolche bei mir hatte und er merkte, dass ich eine Frau bin.“ Er lachte mit mir. „Ich kann es mir vorstellen. Ich hoffe sie haben dich anständig behandelt?“ fragte er. Ich verzog das Gesicht, „Vermutlich anständiger als jede andere Frau. Einer hat etwas versucht, aber ich konnte mich rechtzeitig befreien, ich denke er hat seine Strafe bekommen, aber wehe er würde mir noch einmal über den Weg laufen, jetzt habe ich keine auf den Rücken gefesselten Hände mehr.“ Drohte ich dem Soldaten.

Letho zog mich an sich, „Wenn wir ihn treffen, helfe ich dir gerne. Niemand darf so etwas einer Frau antun.“ Er wischte mir eine Träne von der Wange, die ich bis dahin gar nicht bemerkt hatte und dann kuschelte ich mich an seine Brust, so gut es eben ging, wenn beide eine Rüstung trugen. „Danke Letho.“ Er strich mir über den Kopf, „Schon gut Krümel. Schlaf etwas, ich passe auf dich auf.“ Versprach er und tatsächlich schlief ich darauf hin schnell ein.

Ich musste recht tief geschlafen haben, denn als ich aufwachte, lag Letho nicht mehr neben mir. Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Sie brannten etwas, ich musste einige Male blinzeln ehe es erträglich wurde.

Ich schaute mich in unserem kleinen Lager um, Letho kniete neben dem Feuer und meditierte, er trug bereits seine Schwerter, was darauf hindeutete, dass er bereits länger wach war. Ich schaute zu den Pferden rüber, die noch ein wenig dösten, doch dann blieb mein Blick an etwas hängen, dass ein Stück weiter hinten lag. Gestern lag es dort eindeutig noch nicht. Ich versuchte etwas genauer hin zuschauen, waren das Kadaver?

„Na gut geschlafen?“ wurde ich aus meiner Überlegung gerissen. „Hm, und scheinbar ziemlich tief.“ Vermutete ich, ließ mein Blick aber auf den Kadavern. Ich schaute erst weg, als ich hörte wie Letho aufstand. „Ja, dafür hatte ich gesorgt. Ich hatte dir etwas zum schlafen und gegen Schmerzen ins Essen gegeben, da ich befürchtet hatte, das du sonst ziemliche Krämpfe in der Nacht bekommen könntest.“ Gestand er. Wie sollte ich jetzt darauf reagieren? Es war zwar nett, dass er sich so sorgen machte, aber ich wurde schon wieder gegen meinen Willen betäubt, was offensichtlich in der Wildnis ziemlich gefährlich werden konnte. „Falls sowas noch mal nötig sein sollte, sag es mir bitte.“ Bat ich daher einfach. Er nickte. „Deine Augen sind noch ziemlich gerötet, dass sollten wir beobachten.“ Meinte er noch, ich nickte nur und gähnte herzhaft. Ich zog mir meine Stiefel an und stand ebenfalls auf. Ich nahm einen Wasserschlauch und spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht, um auch richtig wach zu werden und die Müdigkeit zu vertreiben. Ich verstaute meine Klingen und räumte meine Schlafstelle auf. Dann sah ich abwartend zu Letho rüber.

„Fertig?“ fragte er mich, als ich es bestätigte, erklärte er mir unser nächstes vorgehen. Da er hier schlecht mit mir laufen könnte, würde das morgendliche Training das beseitigen des Nekkernestes beinhalten. Ich verzog das Gesicht, das würde nasse Füße und Stiefel bedeuten. Und das konnte ganz schnell zu wunden und entzündeten Füßen führen. Letho ließ mich vorgehen und blieb einige Schritte hinter mir, vielleicht dachte er, ich würde mich drücken wollen, überlegte ich. Als ich an der kleinen, kaputten Steinbrücke ankam, zog ich mein Silberschwert und wollte schon in das Gewässer treten, als Letho mich aufhielt.

„Hast du nicht was vergessen?“ fragte er mich. Ich überlegte kurz, doch mir fiel nichts ein. Meine Rüstung hatte ich wieder geschnürt und einen störenden Umhang hatte ich auch nicht um. „Ich glaube nicht.“ Antwortete ich ihm. Er schüttelte seufzend den Kopf und warf mir dann ein kleines Fläschchen zu. Mit mühe fing ich es und sah es verwirrt an. Es war nicht beschriftet und so blickte ich zu Letho auf, der sich mittlerweile auf der Brücke positioniert hatte. „Klingenöl.“ Erwiderte er ruhig. „Ups.“ Sagte ich kleinlaut, aber zu meiner Verteidigung sei gesagt, ich war es einfach nicht gewohnt, so etwas zur Verfügung zu haben, Geralt hatte mir nur selten welches zur Verfügung gestellt.

Ich strich das Öl auf meine Klinge und verstaute das leere Fläschchen. „Gut, du wirst dich um die Nekker kümmern und ich werde dir dabei Anweisungen von hier geben. So können wir Fehler direkt ausmerzen. Außerdem werde ich dir Fragen stellen, die du mir beantwortest, ohne den Kampf zu unterbrechen.“ Verkündete Letho. Mir blieb der Mund offen stehen, bitte was? Oh man, auf was hatte ich mich da mit dem Training bei Letho nur eingelassen. Ich seufzte, atmete einmal tief durch und nickte Letho zu.

Na dann, auf in den Kampf. Sobald ich knietief im Wasser stand wurden die Nekker aufmerksam auf mich. Letho rief mir wirklich ständig irgendwelche Anweisungen oder Fragen zu, Ausweichen, in welche Kategorie fallen Ghule? Drehung, Konter, Nenne mir einige Albedo Zutaten, Hieb, Parade, nicht stehen bleiben, Welches Öl setzte man gegen Waldschrate ein, hinter dir! Und was ihm sonst noch so einfiel. Am Ende stand ich bis zum Bauch im Wasser, das mittlerweile Rosa vom Blut war. Ich war fix und alle, doch wundersamer Weise, hatte ich nur ein paar Kratzer abbekommen. Als ich mich einige Meter vom Nest entfernt hatte, warf Letho eine Bombe hinein. Ich stakste ans Ufer und er half mir aus dem Wasser. „Na siehst du, war doch gar nicht so schlecht.“ Lobte er mich. Ich lächelte schwach und reinigte meine Klinge vom Blut.

„Wie geht es deinem Arm?“ fragte er einige Zeit später, probehalber bewegte ich ihn etwas mehr. Die Muskeln waren ein wenig verkrampft. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass er Probleme machte.“ Gab ich erstaunt zu. „Das ist alles Kopfsache, wenn du dich auf etwas anderes konzentrierst, kann dein Körper Schmerzen ignorieren.“ Erklärte er und tippte sich an den Kopf. Ich nickte, ja mein Ausbilder bei der Bundeswehr sagte auch immer, alles Kopfsache. Wir waren zum Lager zurück gekehrt und ich hatte mich ans Feuer gesetzt und meine durchweichten Stiefel aus gezogen.

Es kam ein ganzer Schwall von Wasser raus, als ich sie auskippte. Meine Socken waren natürlich auch völlig durchnässt und legte sie zu den Stiefeln ans Feuer.

Letho hockte sich neben mich und kramte etwas aus seiner Tasche hervor. „Als du heute Morgen noch geschlafen hast, habe ich etwas vorbereitet.“ Er holte einen Becher hervor und füllte ihn mit Wasser, dann nahm er zwei Phiolen hervor und ließ von jedem jeweils einen Tropfen in das Wasser fallen. Dann reichte er mir den Becher rüber. „Danke, aber was ist das?“ wollte ich von ihm wissen. „Schön, dass du fragst. Du solltest nämlich nicht sofort alles trinken, was dir jemand gibt.“ Er zeigte mir die Phiolen, die eine enthielt eine rote Flüssigkeit und die andere eine lilane Flüssigkeit. „Ich denke, dies könnte Schwalbe sein.“ Ich deutete auf die rote, „bei dem weiß ich nicht, aber ich glaube es ist eigentlich ein Trank für eure Zeichen.“ Vermutete ich. Letho nickte, „Ganz genau, Schwalbe und Waldkauz. Allerdings ist der Waldkauz nicht nur für Zeichen, es vermindert auch Erschöpfung und Müdigkeit, die nicht durch das einsetzen von Zeichen entstanden sind.“ Erklärte er. „Du musst mir allerdings sofort sagen, wenn du Nebenwirkungen merkst, vor allem wenn sie über leichte Übelkeit, minimale Bauchschmerzen und leichtes Unwohlsein hinausgehen.“ Bat er mich. Als ich ihm das versprochen hatte, ließ er zu das ich den Becher nahm und ihn austrank. Das Wasser schmeckte muffig und doch gleichzeitig leicht nach Kräutern. Es brannte auch auf der Zunge, was sich aber schnell zu einen prickeln abschwächte. Ich verzog das Gesicht, war das widerlich. Doch weitere Auswirkungen bemerkte ich vorerst nicht.

„Alles in Ordnung?“ wollte Letho wissen. „Brennt nur auf der Zunge und im Hals.“ Beschrieb ich ihn. „Das kommt vermutlich vom Krabbspinnengift.“ Nickte er, meine Augen wurden groß, „Krabbspinnengift?“ quiekte ich. Als ich darüber sprach meine Gifttoleranz zu erhöhen, meinte ich eigentlich nicht solche Gifte.

„Keine Sorge, solltest du ernsthafte Symptome zeigen, habe ich einen goldenen Pirol bereit.“ Beruhigte er mich. Dann wurde sein Blick aber ernster. „Aber du musst es mir auch wirklich sagen. Ich habe die Tränke zwar verdünnt, wie du gesehen hast, aber nur mit Wasser und sie waren Konzentrierter als die von Lambert oder Geralt, schließlich brauche ich da eine ganz andere Dosis, als die Beiden.“ Ich nickte. Letho hatte deutlich mehr Körpermaße, natürlich könnten da die Tränke von den anderen zu ‚leicht‘ für ihn im Notfall sein.

Ich hatte keine Ahnung wie das Gift wirkte und ob ein menschlicher Körper es abbauen konnte, oder ob es sich in den Organen einlagern würde, wenn letzteres der Fall wäre, wäre es äußerst dumm, sich so eine Toleranz antrainieren zu wollen. Ich hoffte es das meine Leber dazu im Stande war, es abzubauen.

„Gut, da ich dir noch ein wenig Zeit zum ausruhen geben will, wirst du jetzt eine Liste anfertigen, welche Zutaten wir verbraucht haben und dem entsprechen neu gesammelt werden müssen.“ Ich seufzte. Besser so lernen, als gar nicht lernen, dachte ich mir und zog mein kleines Büchlein hervor, ebenso wie ein Kohlegriffel.

Dann überlegte ich, gestern hatte ich für das Klingenöl Myrte und Hundetalg verarbeitet. Letho hatte Nekrophagenöl gemacht, wobei dies vermutlich bereits auch schon wieder alle sein könnte. Ich griff nach Aidens Unterlagen und blätterte darin herum, bis ich auf die Rezepte für die Klingenöle stieß. Für das einfache Nekrophagenöl brauchte man Pusteblume und auch Hundetalg. „Hattest du heute Morgen oder in der Nacht auch ein Öl verbraucht?“ wollte ich von Letho wissen, er nickte. „Ja, das Nekrophagenöl. Vergiss nicht das für Ogroiden, das du bei den Nekkern benutzt hast.“ Wies er mich hin. Ich nickte und notierte auch noch Bärenfett und Ignatiablüten, nachdem ich es nachgeschlagen hatte.

„Merk dir diese Liste gut, wenn wir später unterwegs sind, wirst du diese Kräuter sammeln, bei dem Talg und dem Fett werde ich dir zeigen wie es gewonnen wird. Du kannst dich schon drauf freuen, es wird nicht sehr appetitlich werden.“ Warnte er mich. Ich nickte widerwillig. Das abernten der Ghule in Heidfelde war schon nicht sehr prickelnd, da würde mich das andere vermutlich nicht mehr so schocken. Hoffentlich.

„Gut, dann zieh dir deine Stiefel wieder an. Sie werden eh gleich wieder nass. Wenn wir das Artefakt haben, kannst du sie von mir aus wieder aus ziehen.“ Forderte er. Ich zog mir die Nasen Socken und dann die Stiefel wieder an. Hoffentlich würde ich mir jetzt keine Blasen laufen, aber das Stück Weg war zum Glück nicht lang. Wir überprüften noch kurz die Pferde und machten uns dann auf den Weg. Ich folgte Letho, der immer öfters in den Himmel schaute, je näher wir der Ruine kamen. Er wollte vermutlich sicher gehen, das die Harpyien uns nicht von oben überraschten.

Als wir ans Wasser kamen bedeutete er mir allerdings per Handzeichen, zu warten und still zu sein. Er lauschte angespannt. Er selber kletterte auf der anderen Seite wieder hoch und schaute sich kurz um, ehe er zurück kam. „Es gibt hier nicht nur Harpyien. Im unteren Teil scheinen einige Endriagen zu hausen. Ich konnte aber zum Glück nur Arbeiterinnen entdecken. Vermutlich suchen sie nach einem neuen Brutplatz für ihre Königin. Hast du schon einmal gegen sie gekämpft?“ fragte er mich. Ich schluckte und schüttelte den Kopf, nicht wirklich, ich denke im Spiel zählt hier gerade nicht. Gegen solche Viecher wollte ich auch gar nicht kämpfen, nicht gegen die, die Gift und Säure spucken konnten.

„Gut, halte dich vor allem seitlich von ihnen. Dann ist die Gefahr geringer, etwas von ihrem Gift abzubekommen. Sollte sie dich beißen, musst du sofort das hier trinken.“ Er drückte mir ein kleines Fläschchen in die Hand. „Aber was ist mit dir?“ wollte ich protestieren. „Ich werde an dem Gift nicht so schnell sterben, im Gegensatz zu dir. Solltest du etwas auf die Haut bekommen, wische nicht mit der Hand daran rum, sondern spüle es schnellst möglich mit Wasser ab. Verstanden?“ ich nickte. „Gut, ich hoffe du denkst dran. Und wenn ich sage das du dich zurück ziehen sollst, machst du das!“ Ich nickte hastig. Ich wollte eh nicht gegen die Insekten kämpfen. Ich steckte den Trank ein und wir teilten uns das Klingenöl. Letho hatte nicht genug für uns beide dabei, aber so würde es wenigstens einen kleinen Vorteil bringen.

Als mir Letho half auf der anderen Seite auf die Brücke zu klettern, merkte ich wie mein Herz an fing zu rasen und mein Kopf anfing leicht zu werden. Durch mein Körper raste merklich eine große Menge Adrenalin. Wenn ich meine Hände ausstrecken würde, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das sie zittern würden.

Ich zog mein Silberschwert und packte den Griff fest. Meine Instinkte schrien nach Flucht und nicht nach Kampf. Als die ersten Endriagen auf uns zu kamen, hätte ich am liebsten mein Schwert fallen lassen und wäre ganz weit gelaufen, so schnell ich konnte. Aber leider konnte ich das nicht. Hoffentlich würde ich das überleben, wenn ich durch das Herzrasen schon nicht an einem Herzversagen sterben würde. Hier kennt man sich bestimmt nicht mit Kammerflimmern aus. Die Endriage kam immer näher, Letho hatte sich mittlerweile ins Kampfgetümmel geworfen, während ich hier wie festgewurzelt stand und in Schweiß ausbrach. Ich wischte mir noch einmal schnell die Hände trocken, ehe das Monster bei mir war. Die letzten Meter sprang es auf mich zu und ich konnte mich gerade so, aus seiner Reichweite entfernen. Ich hieb auf seinen Körper ein, doch so wirklich schien es die Endriage nicht zu stören. Sie drehte sich zu mir und richtete sich auf, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie ihr Gift einsetzen wollte. Schnell machte ich einen Hechtsprung zur Seite.

Man gut, das ich dies Gelegentlich im LARP machte, so konnte ich mich selbst mit gezogenem Schwert und einem Schild am Arm, abrollen.

Der giftige Sprühnebel verfehlte mich und ich stellte mich wieder auf die Beine. Vielleicht hätte ich mein Schild holen sollen. Damit hätte ich einen gewissen Schutz vor dem Gift und den Greifzangen der Endriagen gehabt. Hinter mir hörte ich Letho fluchen, doch ich war so auf meinem Gegner konzentriert, dass ich ihn nicht verstand.

Ein Phänomen, das mir in der Fahrschule bereits aufgefallen war. Die ersten Male, die ich hinter dem Steuer saß, war ich so konzentriert, dass ich das Radio gar nicht hörte, obwohl ich wusste, das es an war. Ich war damals einfach zu sehr auf die Straße und eventuelle Anweisungen von meinem Fahrlehrer konzentriert, dass ich alles andere um mich herum ausblendete. Das war aber auf jeden Fall für mich ein Vorteil bei der Fahrprüfung. So unterschied ich nicht, zwischen Prüfer und Lehrer.
 

Ich hatte mich erneut vor dem Sprühnebel in Sicherheit gebracht, als ich auf einmal zur Seite geschleudert wurde. Ich rollte über die Abbruchkannte der Steinbrücke und fiel ins Wasser. Nach Luft schnappend setzte ich mich auf und schaute nach oben, die Endriage schaute auf mich herab, ehe sie davon stakste.

Was war gerade passiert? Ich hatte keine Ahnung, ich wischte mir das schlammige Wasser aus dem Gesicht, als mir klar wurde, das ich mein Schwert verloren hatte.

Fluchend tastete ich mich durchs Wasser, doch ich fand es nicht. Egal wie lange ich den Boden abtastete, meine Hände griffen immer nur in Schlamm und Pflanzen.

„Suchst du das hier?“ hörte ich Letho über mir fragen. Ich schaute zu ihm hoch und wollte schon erleichtert auf atmen, dass er mein Schwert in der Hand hielt, als ich seinen zornigen Gesichtsausdruck sah.

Er warf es vor meine Füße ins Wasser. „Du wartest dort und wehe wenn nicht.“ Grollte er und verschwand aus meinen Sichtfeld. Ich hob das Schwert auf und steckte es weg, nachdem ich es grob abgewischt hatte.

Warum war Letho auf einmal sauer auf mich? Ich hatte keine Idee. Ich ging zu der Schräge, die aus dem Wasser ragte und setzte mich darauf. Ich wollte schließlich nicht die ganze Zeit im kalten Wasser hocken bleiben, auch wenn die nassen Sachen nicht viel besser waren.

Vor kälte zitternd saß ich auf der eingestürzten Brücke und wartete darauf, das Letho zurück kam. Als ich nach einiger Zeit das Kreischen der Harpyien hörte, war mir klar, das er ohne mich gegen sie kämpfte. Hatte ich mich so dumm angestellt im Kampf, das er mir nicht zutraute, das ich ihn dort oben nicht behinderte? Fragte ich mich selbst. Und wie war ich überhaupt hier unten gelandet? Die Endriage hatte mich auf jeden Fall nicht getroffen, es war eher wie eine sehr starke Windböe? War Letho das gewesen? Hatte er mich mit einem Aard zur Seite geworfen, aber warum? Ich müsste ihn wohl fragen wenn er zurück kommt.

Ich wäre ihm am liebsten nach gegangen, oder zurück zum Feuer, aber er schien so schon ziemlich wütend gewesen zu sein. Als es nahe im Unterholz knackte, sprang ich erschrocken auf, doch zum Glück war es nur ein Reh das dort lang hüpfte. Es schien ebenso erschrocken zu sein wie ich.

Ich fing an mich ein wenig zu bewegen, um mich warm zu halten. Ich hüpfte auf der Stelle, aber als ich auf den feuchten Steinen beinahe wegrutschte, lief ich kleine Kreise. Hoffentlich käme Letho bald zurück, damit wir nach diesen verdammten Artefakt suchen konnten.

Aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis Letho sich wieder blicken ließ. Ich hatte schon beinahe den Verdacht, das er sich extra viel Zeit ließ.

Als er endlich auftauchte, pfiff er einmal laut um meine Aufmerksamkeit zu bekommen und zeigte dann nur mit einem Wink seines Kopfes, dass ich kommen sollte. Doch er sagte kein Wort, auch nicht als ich endlich bei ihm auf dem anderen Brückenabschnitt stand.

Er ging nur Richtung Ruine und ich folgte ihm zitternd. Na dann suchen wir mal, nach was auch immer. Dabei wusste ich nicht wie das Ding aussah das wir suchten, noch nicht einmal wie groß es war.

Ich wollte schon den Mund auf machen um etwas zu sagen, doch der Blick von Letho hielt mich davon ab. Er brachte mich sogar dazu, meinen Kopf einzuziehen.

Geister und Strafe

Schweigend folgte ich Letho zu der Ruine und wich den Kadavern der Endriagen aus. Ich hatte keine Lust jetzt noch, nach dem Kampf in Kontakt mit ihrem Gift zu kommen. Ich versuchte auch möglichst alles zu meiden, was bereits mit deren Gift in Kontakt gekommen war. In der Turmruine selbst war es ziemlich dunkel, trotz der Fackeln, die Letho mit einem Igni entzündet hatte.

Ich schaute mich um, konnte aber auf den ersten Blick nichts erkennen, was fehl am Platz wirkte. Also wandte ich mich der Treppe zu. Ich wich den Spinnengeweben so gut es ging aus, die denen ich nicht ausweichen konnte, wischte ich hektisch und angewidert aus dem Gesicht und von den Haaren. Das war echt eklig. Hinter mir hörte ich etwas. Es klang nach einem amüsierten Schnauben von Letho, doch als ich mich zu ihm umdrehte, blickte ich in sein noch immer finsteres Gesicht.

Entmutigt überhaupt irgendetwas zu sagen drehte ich mich wieder um und stieg weiter die Treppe rauf.

Oben angekommen, konnte ich überall die Kadaver der Harpyien sehen. Ich wollte mich schon in Richtung des Holzverschlages begeben, als ich etwas ziemlich Vertrautes hörte. Ich fror in meine Bewegung ein und lauschte auf das Geräusch. Da schon wieder. Es war so vertraut und doch hätte ich niemals damit gerechnet es so schnell wieder oder gar hier zu hören. Ich drehte mich in die Richtung, aus der es kam und schritt darauf zu.

Es lag nahe an einem der Feuerkörbe. Ich traute meinen Augen nicht, tatsächlich hatten meine Ohren mich nicht getäuscht. Aber wie kam dieses Teil denn hier her? Und wo war sein Besitzer. Ich griff danach, gerade als es wieder summte. Doch kurz bevor ich es aufheben konnte, spürte ich eine schwere Hand im Nacken, die mich zurück zog.

„Sag mal spinnst du! Erst ignorierst du meine Anweisungen und dann willst du einfach so ein unbekanntes magisches Artefakt anfassen? Denkst du eigentlich auch einmal nach, bevor du handelst?!“ blaffte Letho mich an. „Wenn du so weiter machst, kann ich Geralt verstehen, warum er dich Quälgeist nennt.“ Murmelte er noch.

Erschrocken zuckte ich zusammen und setzte dann die Worte zusammen, die ich gerade gehört hatte. Verwirrt sah ich Letho an, „Was für Anweisungen? Hast du mich deswegen baden geschickt?“ fragte ich verdattert. „Stell dich nicht dümmer als du bist, natürlich die Anweisung, dich aus dem Kampf zu entfernen. Aber nein, Fräulein Menge weiß es natürlich besser, als der Erfahrung eines Mutanten zu vertrauen!“ warf er mir vor.

Seine vor Wut und Enttäuschung funkelnden Augen lagen auf mir. „Ich habe dich wirklich nicht gehört. Ich hatte nur am Rande mitbekommen, dass du geflucht hattest. Aber da ich nichts verstand, hatte ich mir nichts dabei gedacht.“ Rechtfertigte ich mich. Vermutlich konnte man hören, dass auch ich jetzt verletzt klang. Es tat irgendwie weh, das Letho mir so etwas vorwarf.

„Nicht wirklich besser. Hat der Unterricht dir heute Morgen nicht bewiesen, wie wichtig es ist, auf seine Umgebung zu achten! Außerdem wusstest du, dass es passieren kann, dass ich dich zu deiner eigenen Sicherheit wegschicken könnte. Ein Grund mehr, aufzupassen!“ zeterte er weiter.

„Tut mir leid. Ich war einfach zu sehr auf das Monster vor mir konzentriert.“ Entschuldigte ich mich, mit hängenden Schultern.

„Ein ´es tut mir leid`, reicht hier nicht. Dafür wirst du nachher deine Strafe noch bekommen. Damit du auch wirklich etwas lernst!“ offenbarte er mir. Mit großen Augen und vermutlich auch einem leicht ängstlichen Gesichtsausdruck, schaute ich ihn an. Doch er hatte sich bereits vor das kleine Ding gehockt und stupste es mit einem Stock an. Wie ein kleiner Junge, einen Käfer oder toten Vogel.

„Keine Sorge, das ist nicht magisch. Es ist ein Handy.“ erklärte ich ihm. Die Gedanken an meine Strafe, schob ich erst einmal in meinen Hinterkopf.

Dann griff ich danach und schaute auf das Display. 10 verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer. „Und was ist ein Handy?“ wollte er wissen. Ich hielt es ihm hin. „Damit kann man mit Personen sprechen, auch wenn sie weit entfernt sind. Und Nachrichten verschicken.“ Erklärte ich ihm. Er zog fragend eine Augenbraue hoch, seine eben noch vorherrschende Wut wurde scheinbar durch Neugierde verdrängt. „Wie mit einem Xenogloss.“ Erläuterte ich weiter.

„Also doch magisch.“ Schloss Letho daraus. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, daran ist nichts Magisches, auch wenn es so scheinen mag. In meiner Heimat hat fast jeder so ein Gerät. Mit manchen kann man auch von Angesicht zu Angesicht sprechen.“ Erzählte ich weiter. „Ähnlich wie bei einen Megaskop?“ fragte nun Letho. Ich nickte. „Ja, es fast wie eine Mischung aus Xenogloss und Megaskop. Außerdem kann man damit Bilder machen und fast alles Wissen abrufen.“ Letho sah mich mit großen Augen an, doch dann fing er an zu lachen. „Da hättest du mich beinahe gekriegt. Aber so leicht lasse ich mich nicht reinlegen.“ Grinste er.

„Ich veräpple dich nicht. Das kann ein Handy wirklich.“ Schmollte ich. „Ja, ja und Iorweth wird der nächste Kaiser.“ Meinte er. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann glaub mir halt nicht. Ich würde es dir ja gerne zeigen, aber scheinbar gibt es hier keinen Empf…“ er unterbrach mich. „Scht. Ich höre eine Stimme.“ Er zog sein Stahlschwert und ging in Richtung des ehemaligen Wachlokals.

Zögernd folgte ich ihm. Er hatte zwar nicht gesagt, dass ich mitkommen soll, aber er hatte auch nicht gesagt, dass ich warten sollte. Als ich näher kam, hörte ich auch Jemanden. Er sprach scheinbar mit sich selbst, allerdings konnte ich kein Wort verstehen.

Letho stieß die Tür auf und uns kam eine Wolke ziemlich übelriechender Luft entgegen. Es schien kein gefährliches Gas zu sein, den Letho entzündete die Fackeln. Ich konnte das Skelett sehen, das auch im Spiel dort lag. Aber an der hinteren Wand schien jemand zu sein. Er lief hin und her und starrte auf etwas das er in seiner Hand hielt, dabei murmelte er die ganze Zeit etwas vor sich hin.

Ab und zu hielt er seine Hand hoch und fluchte dann.

Es war ein Geist. Nun ein Geist wäre hier in dieser Welt nichts Besonderes, könnte man denken, aber dieser trug Turnschuhe, Jeans und einen Pullover, während er auf seinem Handy rum tippte und wohl nach Empfang suchte.

Vorsichtig ging ich näher dran, um zu hören was der Geist vor sich hin murmelte. Er beschwerte sich unter anderem über den nicht vorhandenen Empfang und das etwas nicht ging. Der Geist reagierte weder auf mich, noch auf Letho. Der Hexer senkte sein Schwert, steckte es jedoch nicht weg.

„Verstehst du was er sagt?“ wollte ich von Letho wissen. „Wirres Zeug. Er hat scheinbar vor seinem Tod den Verstand verloren. Und die Kleidung erst. Wo trägt man sowas?“ antwortete er mir.

„Die trägt man Größenteils in meiner Heimat. Das ist ganz normale Alltagskleidung.“ Erwiderte ich. Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte dann den Kopf leicht. Wenn ich so weiter machte, glaubte er wahrscheinlich das ich ebenfalls verrückt bin. Vielleicht sollte ich nicht weiter von meiner Heimat erzählen.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als der Geist auf einmal wütend schrie, „Warum geht das nicht, scheiß Handy. Wenn meine Freundin das sieht, die bringt mich um!“ ich sah zu ihm rüber, er schien wie wild auf seinem Handy herum zu tippen. „Erst kriege ich so eine komische SMS, dann schickt mein Handy selbstständig eine Statusmeldung und jetzt kann ich meinen Verlauf nicht löschen. Blödes Ding, wenn das so weiter geht, kaufe ich mir ein neues!“ fuhr der Geist in etwas normalerer Lautstärke fort.

Das machte mich neugierig. Ich holte das Handy hervor und schaute nach was der Geist meinte. Aber die Statusmeldung und auch die SMS fand ich nicht. Dafür quoll der Verlauf über, beziehungsweise er hatte in seinem Browser jede Menge Tabs offen. Die ersten waren harmlos, verschiedene Suchanfragen, Onlinebanking und einige Foren. Allerdings kamen dann welche, die mir die Ohren schlackern ließen. Der Kerl hatte sich verschiedenste Seiten über allen möglichen Schweinskram, wie meine Ziehmutter aus dem Heim es nennen würde, angeschaut. Fotos und Videos über BDSM und etliche Fetische, auch einige Swingerclubs schienen dabei gewesen zu sein.

„Auch normal und alltäglich in deiner Heimat?“ fragte Letho plötzlich an meinem Ohr. Erschrocken schaltete ich den Bildschirm aus, ich hatte gar nicht mitbekommen das er sich hinter mich gestellt und mir über die Schulter zu geschaut hatte. Ich drehte mich mit rotem Gesicht zu ihm um. „Für manche schon. Ist aber öffentlich nicht so verbreitet.“ Stammelte ich.

„Und bei dir?“ fragte er mich direkt. Ich schnappte nach Luft, Männer! Natürlich würde er so etwas wissen wollen. „Ich bin streng Religiös aufgezogen worden!“ murrte ich und drehte mich weg. „Schon gut, ich zieh dich doch nur auf.“ Grinste der Hexer. „Und woran glaubt deine Religion?“ fragte er weiter. „Ist doch egal, selbst wenn ich es dir erzähle, würdest du damit nichts anfangen können oder du würdest mir wieder nicht glauben.“ Schmollte ich. Letho schüttelte gutmütig den Kopf und wandte sich dem Skelett zu. „Der hier scheint nicht Geist gewesen zu sein.“ Meinte er über die Schulter zu mir und inspizierte dann weiter die Fetzen, die der Knochenmann noch trug.

Ich ließ Letho das Skelett untersuchen, für mich würde er keine Brauchbaren Infos haben. Ich schaute mich in dem Raum noch ein wenig um, doch scheinbar gab es hier nichts weiter.

Ich blickte nach oben, doch auf den ersten Blick gab es dort nichts. Durch die Bretter schien das wenige Licht der Sonne, was die Wolken durchließen. Aber steckte da nicht etwas zwischen den Brettern? Ich drehte mich zu Letho um. Er starrte gerade auf ein altes Pergament. „Woher, …?“ murmelte er vor sich hin.

„Ich schaue mich oben um, Letho.“ Rief ich ihm zu, ehe ich aus der zweiten Tür heraus trat. Ich ging zu der alten Leiter und kletterte daran nach oben. Ganz vorsichtig natürlich. Nur weil Geralt ohne Schwierigkeiten nach oben kam, hieß es ja noch lange nicht, dass die Leiter nicht doch morsch war und mir würde so ein Sturz deutlich mehr aus machen, als einem Hexer. Oben an der Leiter angekommen, stand ich vor dem nächsten Problem.

Wie kam ich nun endgültig auf das Dach? Für das letzte Stück gab es keine Leiter. Ich versuchte erst so irgendwie halt an der Mauer zu finden, um hoch zu klettern, doch ich konnte nirgends richtig meinen Fuß platzieren. Bei Geralt sah das immer so einfach aus, wenn er irgendwo hoch klettern musste. Ich trat einige Schritte zurück und versuchte es mit Anlauf, doch mir fehlte die richtige Technik. „Also zurück zu den Grundlagen.“ Murmelte ich, die Wand in der Hindernisbahn bei der Bundeswehr war sogar noch ein Stück höher und da hatte ich es auch geschafft. Also trat ich wieder einige Schritte zurück und nahm diesmal etwas schräger den Anlauf.

Mit mühe schaffte ich es. Eine dünne Wand zu erklimmen, wo man oben seinen Fuß rüber haken kann, war deutlich einfacher, als ein Mauervorsprung. Aber ich war oben. Schnell trat ich vom Rand weg. Schließlich wollte ich nicht abstürzen.

Der Ausblick entschädigte für die Mühe. Man konnte von dort oben, den Pontar von Norvigrad bis Oxenfurt überblicken. Ohne den Krieg müsste es hier wunderschön sein. Vielleicht wird es das auch eines Tages wieder. Doch der Ausblick wurde mir durch ekligen Verwesungsgeruch vermiest. Ich schaute mich um, von den Skeletten konnte es nicht kommen, schließlich waren die schon lange verwest, beziehungsweise, deren Fleisch schon lange von den Knochen genagt. Es waren vermutlich Opfer der Harpyien, überlegte ich. Doch es gab einen fünften Leichnam hier oben. Und der schien noch nicht so lange hier zu liegen. Ich ging nur wenige Schritte näher, aber der Turnschuh verriet mir auch schon aus der Entfernung, dass ich den Körper zu dem Geist gefunden hatte.

Ich schritt zurück zu dem Rand und kniete mich dorthin. „Letho! Ich habe ihn gefunden!“ rief ich runter. Es dauerte einige Augenblicke, bis die Tür aufgestoßen wurde. Als er durch die Tür kam, konnte ich noch sehen, wie Letho etwas einsteckte. Mürrisch guckte er nach oben. Hatte ich schon wieder etwas falsch gemacht? Sein Blick könnte das vermuten lassen. Ich setzte mich und wartete bis Letho oben angekommen war. „Habe ich schon wieder was falsch gemacht?“ fragte ich leise, als er neben mir stand. „Nicht das ich es bemerkt hätte, wieso hast du was angestellt?“ fragte er im Gegenzug. „Dein Blick sieht so aus.“ Murmelte ich. „Ich habe unten bei dem Skelett etwas gefunden, das Antwort auf Fragen liefert, die wir uns Hexer schon lange stellten.“ Meinte er nur. Ich sah ihn neugierig an. „Es gab einen sehr bekannten und erfolgreichen Hexer, selbst unser weißer Wolf würde neben ihm verblassen. Doch unerklärlicherweise verstarb er nach einem Vertrag, niemand wusste warum. Es hieß er wäre immer auf alles vorbereitet und nichts würde ihn überraschen können.“ Er ballte seine Hand zur Faust. „Scheinbar konnte es doch jemand, ein einfacher Dieb.“ Knurrte er. „Er bestahl den verletzten Hexer und nahm ihm die überlebenswichtigen Tränke.“

„Wen meinst du?“ wollte ich wissen. „Georg den Drachentöter.“ Gab Letho bekannt. Ich runzelte die Stirn, „Gibt es nicht ein Wandbild von ihm in Kaer Morhen?“ überlegte ich. „Woher, …? … Ach vergiss es.“ War Lethos verwirrte Reaktion auf meinen Kommentar. „In meiner Heimat gibt es einen Georg der Drachentöter, der als Heiliger verehrt wird. Vielleicht ist seine Geschichte so weit gereist.“ Versuchte ich ihn schnell abzulenken. „Schön wäre es. Aber hat eure Religion denn nichts gegen Hexer? Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.“ wollte Letho dann wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Es gibt eigentlich keine Hexer bei uns. Die Monster, die wir haben, können wir in der Regel selbst bekämpfen.“ Erzählte ich ihm. „Keine Hexer? Aber was macht ihr gegen Basilisken und andere stark giftige Monster, wenn ihr keine Hexer habt?“ wollte er wissen.
 

„Die sind sehr selten. Wenn ein Dorf große Probleme hat, gibt es meist einen Aufruf und es komme viele Abenteurer und Ritter, die sich der Probleme annehmen. Oder Magier und Hexen.“ Erklärte ich. So lief es im LARP meistens ab.

„Wirklich und wer bezahlt die alle?“ fragte Letho weiter. „Meist keiner. Viele machen das unentgeltlich, für Ruhm und Ehre und so.“ er sah mich skeptisch an. Ich zuckte mit den Schultern, „Andere Länder, andere Sitten.“ Ergänzte ich. Letho sah mich Kopfschüttelnd an. Für ihn war das sicherlich alles verwirrend, selbst ich musste aufpassen, dass ich mit meinen Erzählungen nicht durch einander kam.

Letho ging zu dem Leichnam hinüber und besah sich ihn genauer. Ich blieb etwas auf Entfernung, wie hielt Letho nur den Gestank aus? „Ein Schleimling? Hier?“ murmelte er vor sich hin. Was meinte er?

„Letho?“ fragte ich ihn. Er schaute auf, „Ein Schleimling hat ihn getötet. Man kann es gut an den Brandspuren erkennen und an der Wunde wo sich er Schnabel in den Bauch bohrte, um an die Organe zu kommen. Allerdings sind die hier sehr selten.“ Er zeigte auf die Stellen, doch ich wollte gar nicht so genau hinschauen. Mein Blick fiel auf etwas anderes, etwas schaute unter dem Stoff hervor.

„Was hat er dort? Unter der Jacke, das weiße?“ fragte ich ihn. Letho schaute nach und zog es hervor. Es sah aus wie ein Ladekabel, doch als er es ganz hervor gezogen hatte, war ich mir nicht mehr sicher. Am Ende befand sich kein Stecker, dafür etwas, das sehr nach einer Knolle aussah. Letho warf es mir zu. Mit Mühe fing ich es und besah es mir es mir genauer. Es schien wirklich ein Kabel zu sein, doch die Knolle war merkwürdig, hatte ein wenig was von einer Kartoffel. Aber es strahlte wärme ab. Das Kabel steckte in der Knolle, aber ich wagte es nicht daran zu ziehen.

Grübelnd zog ich das Handy wieder hervor und steckte das Kabel probehalber an. Es passte, aber es passierte nichts.

Aber mir etwas anderes ein, Letho kniete noch am Leichnam und untersuchte ihn genauer, warum auch immer. Wir wussten nun das er tot war und warum, das wann könnte noch nicht allzu lange her sein und woher kam, wussten wir mittlerweile auch. Fehlte nur noch das warum er hier war, aber ich selbst wusste ja auch nicht warum oder wie ich diese Welt kam.

Ich durchsuchte das Menü vom Handy, ehe ich die Kamera fand. Ich hob das Handy und machte einige Fotos von Letho.

Der Blitz und das Klickgeräusch schreckten ihn jedoch auf. „Was zum Geier machst du da?“ wollte er von mir wissen. „Ich habe ein Bild von dir gemacht.“ Erzählte ich ihm. Er kam auf mich zu und ich zeigte es ihm. „Wie …?“ wollte er wissen. „Wie genau die Technik funktioniert, weiß ich nicht. Ich weiß nur wie man damit ein Bild macht.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Lass uns eins machen wo wir zusammen drauf sind.“ Bat ich ihn. Doch er schüttelte den Kopf. „Och komm schon, nur eins.“ Flehte ich.

„Nein, wer weiß was das dann wieder auslöst. Du bist anscheinend so schon ein ziemlicher Ärger Magnet, da brauch ich nicht noch nachhelfen!“ brummte er. Ich schaute ihn ungläubig an, war seine Meinung über mich aktuell wirklich so gering? Na gut, dann halt nicht. Schmollend ließ ich ihn dort stehen und kletterte wieder vom Dach. Ich konnte noch hören wie er seufzte. Ich stieg auch die Treppe wieder runter, dort würde ich sicherlich noch etwas Interessantes finden können. Nur musste ich leider wieder durch diese ekligen Spinnengeweben.

Unten angekommen, beschloss ich die Leiter nach oben auf das alte Holzgerüst zu klettern, dort befand sich auch eine Truhe, das wusste ich. Ich schaute nach oben, ziemlich hoch. Mit mulmigen Gefühl kletterte ich hinauf. Doch als ich ganz oben angekommen war, traute ich mich nicht auf den losen Brettern mich auf zu richten. So rutschte ich auf meinen Knien weiter. Stück für Stück klettere ich weiter, ich konzentrierte mich darauf, die Bretter im Auge zu behalten und nicht an ihnen vorbei nach unten zu blicken. Endlich erreichte ich die Kiste. Ich hätte eine Fackel mit hoch nehmen sollen, überlegte ich. Es war doch dunkler als ich in Erinnerung hatte und hier hatte ich nicht die Möglichkeit per Mausklick Hexersinne einzuschalten. Ich öffnete die Kiste und schrie erschrocken auf. Ich musste mich ducken. Einen kurzen Augenblick später hörte ich Schritte auf der Treppe, „Alanya?“ rief Letho.

Ich wurde rot, „Hier oben Letho. Tut mir leid, ein Schwarm Fledermäuse hat mich erschreckt.“ Er suchte einen Weile, bis mich seine Augen auf dem Gerüst fanden, „Was machst du da oben überhaupt?“ fragte er mich, bildete ich es mir ein, oder hatte seine Stimme einen resignierten Unterton?

„Ich wollte nur wissen, was es hier oben gibt und neben den Fledermäusen habe ich eine Truhe gefunden.“ Rief ich zu ihm runter.

„Sei bloß vorsichtig, das Holz ist alt und vermutlich morsch.“ Warnte er mich. „Ich heiße doch nicht Rittersporn.“ Knurrte ich leise vor mich hin. Falls Letho den Kommentar gehört hatte, reagiere er jedenfalls nicht darauf. Er fing jetzt nun auch sich hier unten umzuschauen.

Ich widmete mich wieder der Truhe, darin fand ich einige Münzen, zwei Edelsteine und einen großen Runenstein. Den würde ich Letho geben, er konnte damit mehr anfangen als ich. Ansonsten befand sich noch ein alter Wetzstein in der Truhe. Jetzt war sie leer, abgesehen von einigen kleinen toten Spinnen und ihren Netzen.

Vorsichtig drehte ich mich um und krabbelte zurück zu der Leiter. Da aber hier die Bretter schmaler waren, brauchte ich ein wenig Geschick, um zurück auf die Sprossen zu kommen. Ich drehte mich unten um und wollte Letho verkünden das ich wieder heile unten angekommen war, aber ich konnte ihn nicht entdecken. Vielleicht war er schon raus gegangen, dachte ich mir und ging ebenfalls auf den Ausgang zu.

Ich fand ihn tatsächlich draußen, mit beiden Armen in einem Endriagen Kadaver. Angewidert verzog ich das Gesicht. „Steh da nicht nur rum, hilf mir lieber.“ Meinte Letho zu mir, ohne auch nur einmal aufzublicken. Zögerlich trat ich einen Schritt näher, „Und wie?“ wollte ich von ihm wissen. Mit einem Kopfnicken deutete er auf einen ledernen Beutel. „Da sind einige Behälter drin. Hol den größten und mach ihn auf. Ich nahm den Beutel und griff hinein, es waren einige Reagenzgläser da drin und weitere Lederbeutel. „Beutel oder Glas?“ wollte ich von ihm wissen. „Beutel, beeil dich.“ Forderte er. Ich nahm den Beutel heraus und ging damit zu Letho. „Halt ihn auf, aber so dass nichts deine Finger berühren kann.“ Wies er mich an. Ich bemühte mich und Letho zog seine Hände aus dem Kadaver zurück. Er hielt einen mit Flüssigkeit gefüllten Sack in den Händen und legte es in den Lederbeutel. Neugierig schaute ich mir das Ding an. „Ein Embryo, so halten sie sich länger.“ Erklärte er mir. Sofort verzog ich wieder das Gesicht.

„An sowas solltest du dich gewöhnen, wenn du weiterhin Tränke nutzen willst.“ Zog er mich auf. „Bind den Sack zu und stell ihn zur Seite, dann wasch dir deine Hände gründlich. Zur Sicherheit.“ Gab er mir weitere Anweisungen. Sorgfältig verschloss ich den Sack und ging dann hinunter zum Wasser. Letho war auch schon dort und spülte sich seine Arme und auch die Rüstung ab. Überall klebte das grüne Zeug von der Endriage.

Letho nutzte die Gelegenheit und sammelte noch einige Blüten und ich schaute noch einmal nach der merkwürdigen Nummer, die das Handy versuchte anzurufen. Ich konnte sie nirgends zuordnen, da sie scheinbar unterdrückt wurde. Das merkwürdige daran war, dass die Option angezeigt wurde, dass man eine Nachricht an sie senden konnte. Normalerweise hätte das nicht möglich sein sollen. Ich schrieb eine kurze SMS an die unbekannte Nummer. ‚Hab das Handy bei Hindwacht in Velen gefunden. Wer bist du?‘ lautete meine Nachricht. Es stand Nachricht wird gesendet im Display. Mal sehen, ob sie irgendwann ankam. Dann nutzte ich die Chance und schickte eines der Fotos von Letho an meine Handynummer. Vielleicht kam es ja wirklich an und ich hätte zumindest ein kleines Andenken, wenn ich wieder zuhause war.

Ich steckte das Kabel in das Handy, damit beides zusammen blieb und ich nicht eines von beiden verlor. Vielleicht konnte es wirklich nochmal nützlich werden.
 

Letho war jetzt auch fertig und zusammen gingen wir in unser provisorisches Lager zurück. Ich steckte das Handy zusammen mit dem Kabel in die Satteltasche, dort wäre es am geschütztesten. Ich sah wie Letho seine Sachen zusammen packte und auf sein Pferd schnallte.

„Trödel nicht rum, pack deine Sachen.“ Forderte er mich auf. „Ich zieh mich nur schnell um.“ Antwortete ich ihm und wollte schon trockene Sachen aus meinen Gepäck ziehen. „Nein, pack deine Sachen, wir wollen weiter.“ Entgegnete er. Hatte er vergessen, dass er mich in das Wasser befördert hatte. „Aber meine Sachen sind doch völlig durchnässt und mir ist kalt.“ Wandte ich daher ein. „Das ist mir bewusst. Aber in der Tasche werden sie nicht trocken und wird dir nicht mehr lange kalt sein.“ War seine Antwort darauf. Murrend und über ihn meckernd packte ich meine Sachen zusammen. Schnell schnallte ich sie auf Tetris und überprüfte ob ich alles hatte. Am Lagerplatz war nur noch das ausgebrannte Feuer, alles andere war verpackt.

Letho war schon zwischen den Hausruinen und wartete auf mich. „Gib mir die Zügel.“ Forderte er. „Was, aber warum?“ fragte ich ihn verwirrt. „Weil du laufen wirst!“ grinste er. „Nein, wie kommst du da drauf?“ er verwirrte mich immer mehr. „Gib mir die Zügel, Alanya!“ forderte er erneut, diesmal etwas strenger. „Aber warum? Ich will nicht laufen!“ wollte ich nun fordernd wissen. „Weil ich das sage, oder hast du vergessen, was ich vorhin gesagt habe? Also gib mir endlich die Zügel, damit wir weiter können.“ Meine Augen wurden groß, sollte das meine Strafe sein? Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich will aber nicht laufen!“ bockte ich nun.

Lethos Kiefer ballten sich. „Ich fordere dich noch ein letztes Mal auf, gib mir die Zügel Alanya, sonst denke ich mir noch eine Strafe aus.“

Ich schüttelte den Kopf, „Nein. Ich. Werde. Nicht. Laufen.“ Es fehlte nur noch das ich mit dem Fuß aufstampfte und ich würde vermutlich so aussehen wie ein vierjähriges Kind, dass seinen Willen nicht bekam. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Letho eine Hand hob. Und im nächsten Augenblick waren wir oben auf dem Weg, bereits am Haus der Elfe vorbei. Letho ritt vor mir und Tetris Zügel waren an seinem Sattel festgemacht, während ich hinter ihnen her lief.

Ich verengte meine Augen, er hatte Axii auf mich gewirkt. Böse funkelte ich seinen Rücken an. „Das war unfair!“ maulte ich. Letho drehte sich nicht mal zu mir um, „Das Leben ist nun mal nicht fair.“ Erwiderte er nur Schulter zuckend. „Und was hast du aus der Situation gelernt?“ fragte er mich. „Das ich etwas brauche, das mich vor Hexerzeichen schützt.“ Maulte ich. Letho seufzte und schüttelte den Kopf.

Murrend stapfte ich hinter ihm her. Als ich ihm zu häufig maulte, dass mir kalt sei, meinte er auf einmal zu mir, er wisse was er dagegen tun könnte und trieb die Pferde in einen leichten Trab.

Nun musste ich joggen, um mit ihnen Schritt halten zu können und um nicht abgehängt zu werden. Ich fragte mich, ob er wirklich wollte, dass ich bis Krähenfels zu Fuß lief. Hoffentlich sah mich niemand, das könnte sonst sehr peinlich werden. Wo die Hexer doch quasi als meine Haustiere galten und nun lief ich zu Fuß, während Letho ritt.

Wenn mich wirklich jemand so sah, würde ich mir etwas einfallen lassen müssen. Ich hatte keine Lust mich zum Gespött zu machen, wo es doch eh schon genügend Geschichten und Gerüchte über mich gab. Doch als Letho das Tempo noch ein wenig weiter anzog, hatte ich nicht mehr viel Gelegenheit darüber zu grübeln.

Uma und Hexenjäger

„Letho, ich kann nicht mehr!“ keuchte und quengelte ich eine ganze Zeitlang später. Doch er schien mich weiterhin zu ignorieren, so wie er es die ganze Zeit bereits getan hat. Außer wenn er Anweisungen gab, welche Kräuter oder Pflanzen ich unterwegs pflücken sollte. Das einzige Zugeständnis, das er mir machte war, dass er das Tempo wieder herabsetzte. Er ließ die Pferde im Schritt laufen. Aber meine Füße taten mittlerweile wirklich weh und sicherlich hatte ich sie mir in den nassen Stiefeln wund gelaufen. So fühlten sie sich zumindest an. Sie waren heiß, brannten und pochten bei jedem Schritt.

Irgendwann konnte und wollte ich einfach nicht mehr weiter. Da Letho mich eh ignorierte, setzte ich mich einfach auf einen Baumstamm, am Wegesrand. Letho ritt weiter, er hatte es scheinbar nicht mit bekommen. Als ich nach meiner Wasserflasche greifen wollte, fiel mir ein, dass sie am Sattel hing. Ich fluchte.

Letho war mittlerweile hinter der Wegbiegung verschwunden. Ich seufzte, natürlich würde er bei einer Strafe hart bleiben, ich konnte wahrscheinlich froh sein, dass er mich nur laufen ließ. Wer weiß was er damals als Kind und angehender Hexer für Strafen bekommen hatte.

Aber ich konnte mich noch nicht dazu aufraffen weiter zu gehen. Genauso wenig traute ich mich nicht, mir meine Stiefel auszuziehen. Ich blieb sitzen und massierte meine schmerzenden Muskeln und zupfte dann missmutig einige Grashalme ab.

Aber Letho kam nicht zurück. Ich beobachtete die Wolken für eine Weile, die Sonne näherte sich dem Horizont und vor der Dunkelheit würde ich zu Fuß niemals bei Krähenfels ankommen. Nach weiteren Minuten rieb ich mir müde durchs Gesicht und zwang mich dann dazu, wieder auf zu stehen. Wütend über diese beschissene Situation kickte ich einige Steine durch die Gegend. Langsam folgte ich dem Pfad und hoffte, dass ich Letho nicht genauso suchen musste, wie Geralt damals. Bloß ohne Pferd würde es deutlich schwerer und auch gefährlicher werden.
 

Die Wolken wurden dicker und dunkler und es dauerte nicht lange, bis die ersten Regentropfen fielen. Frustriert grummelte ich vor mich hin, das ist genau das was mir jetzt noch fehlte. Mein Umhang befand sich natürlich auch am Sattel.

Schnell wurde aus den paar Tropfen ein ausgewachsener Schauer.

Meine Haar klebten mir schon im Gesicht, als ich in der Ferne den Schein eines Lagerfeuers ausmachen konnte.

Bis dahin konnte ich es schaffen, dachte ich mir. Es war mir in diesem Moment auch völlig egal, dass es sich dabei um ein Nilfgaarder Lager, oder das von Banditen handeln könnte.

Müde und mittlerweile auch wieder durch gefroren, kam ich zu dem Lager. Zu meinem Glück hatten es weder Banditen, noch Nilfgaarder errichtet, sondern Letho. Er hatte sogar eine Zeltplane aufgespannt, damit die Schlafstätten nicht nass wurden.

„Auch endlich da?“ begrüßte er mich. Doch ich warf ihm nur einem bösen Blick zu und musste dann niesen. Ich ignorierte ihn und humpelte zu meinen Taschen. Ich suchte mir trockene Kleidung raus und zog mich schnell um. Dann warf ich mir meinen Umhang über und setzte mich ans wärmende Feuer. Die nassen Sachen und Stiefel breitete ich in dessen Nähe aus. Hoffentlich wären die Stiefel am nächsten Tag trocken.

Ohne auf die Blicke von Letho zu achten inspizierte ich meine Füße. Sie waren gerötet und an einigen Stellen hatten sich Blasen gebildet. Ich war mir nicht sicher, ob es hier ratsam war, diese aufzustechen, daher ließ ich sie erst einmal so, wie sie waren. Aber ich zog vorerst nichts über, Luft würde meinen Füßen gut tun.

Der Geruch von dem, was auch immer Letho da im Feuer briet, ließ mich würgen und da ich eh ziemlich müde war, beschloss ich mich hinzu legen.

Letho hatte meine Schlafrolle bereits hingelegt, aber wieder recht dicht bei seiner. Ich ging hinüber und zog sie so weit von seiner weg, wie es ging, ohne im Regen liegen zu müssen. Dann rollte ich mich unter meiner Decke zusammen. Die Kälte ließ mich ein wenig zittern und zwischendurch musste ich immer mal wieder niesen. Die Blicke von Letho bekam ich nicht mit, da ich ihm meinen Rücken zu gewandt hatte. Sollte er ruhig mit kriegen, das ich immer noch schmollte.

Ich war ein wenig weggedöst, als Letho zu mir kam. „Alanya? Hier dein Essen.“ Meinte er. Ich blickte über die Schulter zu ihm, er stand nicht weit entfernt und hatte eine Schüssel in der Hand. Meine Nase verriet mir endgültig was er gebraten hatte. Leber. Der Gedanke allein, ließ mich wieder würgen. „Lass mich in Ruhe.“ Murrte ich und legte mich wieder hin. „Du solltest wirklich etwas essen.“ Meinte er nur zu mir und stellte die Schüssel neben mich. Angeekelt drehte ich mich um und schob die Schale weg. „Iss alleine. Davon wird mir schlecht.“ grummelte ich. Seufzend nahm er die Schüssel, „Etwas anderes wird es aber nicht geben. Du kannst das essen, oder musst hungern.“ Stellte er klar. „Dann hungere ich lieber.“ Murmelte ich und zog mir die Decke über den Kopf. „Alanya, du solltest wirklich etwas essen. Leber ist gesund.“ Ich gab nur ein würgendes Geräusch von mir, um meine Meinung dazu kund zu tun.

„Dann halt nicht. Ich will morgen aber keine Klagen hören, dass du hungrig bist.“ Brummte er und nahm die Schale weg. Ich gab nur ein „Ja, ja.“ Von mir und schloss die Augen erneut.

Später wachte ich auf, als jemand nach mir rief und an meiner Hose zerrte, kurz hörte es auf und etwas Stinkendes wurde durch mein Gesicht gezogen. Ich riss die Augen auf und starrte direkt in das Gesicht eines Wolfes. Erschrocken schrie ich auf. Der Wolf sprang ebenfalls erschrocken, ein Stück nach hinten. Schnell tastete ich nach meinem Schwert und als ich es hatte, sprang ich auf. Ein Rudel Wölfe hatte unser Lager umkreist, Letho war ebenfalls wach und wehrte die ersten Wölfe ab. Der Wolf vor mir schnappte nach mir, doch ich konnte ihm ausweichen. Mit einem Schwertstreich traf ich ihn. Zwei weitere Treffer und er lag im Dreck, Zeit für den nächsten.
 

Zum Glück war es ein kleines Rudel und ohne Warg. Als der letzte Wolf am Boden lag, kam Letho zu mir herüber. „Alles klar bei dir?“ wollte er wissen. Ich nickte, der Schreck saß mir noch ein wenig in den Knochen. Doch schnell wurde mir kalt und ich verzog mich wieder unter die Decke. Meine Nase war dicht und mein Hals kratzte leicht, untrügliche Zeichen dafür, dass sich eine Erkältung anbahnte. Ich seufzte, was für ein beschissener Tag. Oder mittlerweile Nacht.
 

Letho sammelte die Wolfskadaver zusammen und brachte sie zur Seite. Ich wartete noch darauf, das Letho zurück kam und legte mich dann wieder hin. Es war noch dunkel und daher würde ich die Zeit nutzen, das ich noch schlafen konnte. Auch wenn mir ein beheiztes Zimmer jetzt deutlich lieber wäre, oder ein heißes Bad, oder beides. Ich seufzte und schloss die Augen. Die restliche Nacht schlief ich unruhig, immer wieder wachte ich durch meinen Husten auf. Als es dann endlich hell wurde, gab ich den Versuch zu Schlafen auf, blieb aber noch in meine Decke gewickelt.

Vom Feuer kam ein ziemlich unangenehmer Geruch, Letho köchelte da irgendetwas zusammen. Ich beobachtete ihn eine Weile, doch ich konnte mir keinen Reim draus machen. Letho bemerkte meinen neugierigen Blick. „Ich koche das Talg aus.“ Erklärte er. „Komisch, ich habe Geralt so etwas nie machen sehen.“ Ich hatte wohl laut gedacht, denn Letho antwortete mir, „Man kann natürlich auch das Fett von den Organen schneiden und unter der Haut hervor kratzen, aber die Menge und die Qualität ist deutlich geringer.“ Ich verzog angewidert das Gesicht. „Stell dich nicht so an. Das gehört zum Tränke brauen schließlich dazu.“ Brummte er. Als Antwort bekam er nur ein Hatschi von mir. Er runzelte die Stirn und musterte mich kurz. „Leg dich noch etwas hin, schlaf soll helfen.“ Riet er mir. Ich schüttelte jedoch den Kopf, meine Kleidung vom Vortag war zum Glück trocken, meine Stiefel leider noch nicht ganz, aber es musste erst mal so gehen. Ich zog sie mir über und stand auf. Meinen Umhang schützend um mich gewickelt. „Wo willst du jetzt hin?“ fragte mich der Hexer verwundert. „Kräuter suchen gehen, gegen den Husten und vielleicht finde ich auch noch etwas Honig.“ Antwortete ich ihm mit belegter Stimme. „Nein, leg dich wieder hin. Du bist gar nicht in dem Zustand irgendwo hin zu gehen.“ Widersprach er mir.

„Und wessen Schuld ist das wohl?!“ knurrte ich leise und drehte mich um und ging langsam los. Doch er hatte recht. Ich hatte Fieber bekommen und war dementsprechend schwach auf den Beinen. Letho war mir scheinbar gefolgt, denn er hielt mich auf einmal fest. „Komm, ich such dir etwas zusammen. Du solltest wirklich noch etwas schlafen.“ Brummte er und hob mich einfach hoch. „Letho!“ quietschte ich, gefolgt von Husten. Er setzte mich ans Feuer und holte mir sogar noch eine Decke. Dann befühlte er meine Stirn. Ich seufzte, seine Hand fühlte sich angenehm kühl auf der Haut an. „Du hast etwas Fieber. Du legst dich wieder hin und ich koche dir einen Tee.“ Schlug er vor. Widerwillig stimmte ich zu. Ich hörte wie er an die Trankzutaten ging und anfing etwas klein zu hacken. Sein ruhiges Arbeiten, lullte mich in den Schlaf.

„Krümel?“ weckte er mich. „Ich muss noch einige Kräuter sammeln, aber ich bleibe in der Nähe, wenn etwas ist, musst du nur rufen, in Ordnung?“ Müde nickte ich. Innerlich seufzte ich erleichtert, er nannte mich wieder Krümel, also schien er nicht mehr böse mit mir zu sein. Mir war immer noch ein wenig kalt und so zog ich die Decke enger um mich. Hoffentlich würde der Tee, den Letho mir kochen wollte, wirklich helfen. Ich hatte wirklich keine Lust, dass die Erkältung sich zu einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung weiterentwickelte. Wenn wir später weiter reiten würden, sollte ich vielleicht versuchen Zwiebeln und Zucker zu bekommen, so könnte ich mir selbst ein wenig Hustensaft machen.

Ich war wohl wieder weggedöst, denn als ich die Augen wieder aufschlug, war Letho bereits wieder da. Er hockte sich gerade wieder beim Feuer hin, scheinbar hatte er alles gefunden was er gesucht hatte. Er schnitt weitere Dinge klein und warf sie in den kleinen Topf, der bereits im Feuer stand. Er rührte darin herum und nach einigen Minuten schöpfte er mit einem Becher, etwas Flüssigkeit heraus. Er bröckelte noch etwas hinein und kam dann damit zu mir rüber. Ich setzte mich auf und nahm den Becher in empfang. „Ein altes Rezept meiner Großmutter.“ Erklärte er. Ungläubig starrte ich ihn an. Klar, Letho hatte auch Eltern und Großeltern, aber es schien so unwirklich, wenn er von ihnen sprach. „Schau nicht so, ich mag zwar alt sein, aber ich bin nicht vergesslich.“ Brummte er gutmütig. „Was ist da drin?“ wollte ich wissen. „Etwas gegen Schmerzen, gegen den Husten und etwas gegen Fieber, was genau verrate ich dir später vielleicht mal.“ Meinte er und setzte sich zu mir. „Trink und schlaf dann noch etwas. Wenn du später wach wirst, bekommst du noch eine Tasse. Morgen sollte es dir dann besser gehen.“ Schlug er vor. Ich nickte und pustete in den Becher, um die Flüssigkeit ein wenig abzukühlen. Der Tee schmeckte leicht minzig und ansonsten nach Kräutern, gesüßt mit Honig. Als ich dies registrierte lächelte ich Letho dankbar an. Er zuckte nur mit den Schultern.

Als ich den Becher geleert hatte rollte ich mich in der Decke zusammen, den Kopf auf Lethos Schoß. Er schaute zwar erstaunt auf mich runter, ließ mich aber trotzdem dort liegen. Er strich mir durch das Haar, bis ich eingeschlafen war.

Die Zeit, in der ich geschlafen hatte, schien Letho genutzt zu haben, um seine Ausrüstung in Ordnung zu bringen. Als ich aufwachte, lag ich nicht mehr auf seinem Bein, er saß etwas weiter weg und flickte scheinbar gerade seine Satteldecke. Ich rieb mir die Augen und setzte mich auf. Ich beobachtete ihn, wie er seine Ausrüstung reparierte und säuberte. Zwischendurch gab er mir einen weiteren Becher mit Tee und Honig. „Wann wollen wir weiter?“ fragte ich ihn. „Wenn es dir besser geht, morgen.“ Er schaute zu mir rüber. Ich runzelte die Stirn, „Sagtest du nicht, du hättest noch etwas zu erledigen? In den Sturmfeldern?“ fragte ich ihn weiter. Er nickte, „Ja, habe ich auch, aber auf einen Tag mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an.“ Ich stimmte ihm nicht wirklich zu, schließlich hatte ich meine Fährte dorthin laufen lassen und mit jedem Tag mehr, könnte die Wahrscheinlichkeit steigen, dass Lambert mich dort suchen würde, aber ich sagte nichts deswegen. Da Letho meine Idee mit der Schiffsreise verworfen hatte, mussten wir eh dort entlang. Dann ist es auch nicht weiter schlimm, wenn er dort noch kurz etwas erledigte. Er würde Lambert hoffentlich davon abhalten, mir etwas anzutun, falls wir ihn treffen sollten.

„Was genau willst du dort eigentlich tun?“ wollte ich von ihm wissen. Sein Gesicht verhärtete sich, „Etwas Persönliches.“ Meinte er nur und ignorierte jede weitere Frage von mir zu diesem Thema.

„Willst du die Tropfen heute noch nehmen?“ wechselte er das Thema. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht. Aber ich kann es probieren.“ Stimmte ich zu. Er nickte, „Gut, dann mache ich dir das später fertig.“ Er nähte die Stelle fertig und riss dann den restlichen Faden ab. Er räumte die Satteldecke wieder weg, ebenso wie den Sattel.

„Muss an deinem Sattel auch etwas gemacht werden?“ fragte er mich, als ihm auffiel, dass ich ihn beobachtete. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, er schien recht neu gewesen zu sein, als ich ihn bekommen hatte und im Gegensatz zu Geralt habe ich mich um meine Reitausrüstung gekümmert. Die arme Plötze, ihr Sattel wirkte, als hätte Geralt ihn im Abfall gefunden.“ Rümpfte ich die Nase darüber. Letho lachte über meine Mätzchen.

Ich hatte mich mittlerweile richtig hingesetzt und die Decke um mich geschlungen. Ein wenig half der Tee bereits, mein Hals fühlte sich nicht mehr ganz so geschwollen an und schmerzte zumindest beim sprechen nicht mehr. Ich fühlte mich auch nicht mehr ganz so matt.

„Wie ist das bei dir in der Heimat so? Es scheint als gäbe es doch ziemlich große Unterschiede.“ Fragte Letho mich plötzlich. Oh shit, was sollte ich denn jetzt sagen? Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, wie modern bei uns alles ist, denn dann müsste ich erklären, wieso ich mich trotzdem mit dem Schwertkampf auskannte. Ich glaube er würde es nicht wirklich verstehen, wenn ich ihm versuchte zu erklären was LARP ist und ihm würde vermutlich schnell klar werden, dass ich ihn und die anderen zum Teil angelogen hatte.

„Krümel? Alles in Ordnung?“ fragte er mich dann, ich hatte wohl zu lange gezögert. „Ja, schon gut.“ Antwortete ich schnell, „Ich hatte nur überlegt, was ich dir am besten erzähle. Aber soviel unterschied gibt es eigentlich nicht. Im Grunde ist vieles gleich, die Reichen beuten die Armen aus, die ganz Armen leben auf der Straße, die Mächtigen wollen immer mehr Macht.“ Zählte ich auf. Er runzelte die Stirn, „Der Tote in Hindwacht trug ziemlich seltsame Kleidung.“ Deutete er an. „Für dich mag es seltsam wirken, aber viele tragen das, wenn sie nicht arbeiten gehen und frei haben. Aber auch hier unterscheidet sich doch die Kleidung, ein Nilfgaarder zieht sich doch zum Beispiel ganz anders an, als ein Skelliger oder ein Ophiri.“ Lenkte ich ein. Er nickte, „Und dieses Ding, das Hendi?“ fragte er weiter. Ich verbiss mir ein lachen, „Handy. Das nutzen wir, um über weite Entfernung miteinander zu sprechen. Es ist viel einfacher und günstiger als einen Boten mit einem Brief loszuschicken. Wenn die Leute hier nicht so gegen Magie wären, könntet ihr sicherlich etwas Ähnliches hier haben. Auch wenn unsere Handys nicht mit Magie funktionieren, aber ihr könntet Xenoglosse und Megaskope verwenden.“ Erklärte ich. Doch er sah nicht wirklich überzeugt aus. „Schau nicht so, aber was ich auf jeden Fall vermisse ist das fliesend Wasser in jedem Haus. Man muss nicht zum Brunnen rennen oder zum Fluss und man kann zu Hause ohne Probleme sich mit warmen Wasser waschen oder Baden. Und bei uns werden die Fäkalien und Abwässer nicht einfach so auf die Straße gekippt.“ Seufzte ich.

„Wie funktioniert das?“ wollte Letho wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich weiß es nicht genau. Aber irgendwie mit Pumpen und Rohren. Ich bin kein Ingenieur.“ Entschuldigte ich mich. Er wollte noch einige Dinge wissen und ich beantwortete ihm die Fragen so gut ich konnte und wich ein wenig von der Wahrheit ab.

Nebenbei hatte Letho mein Selbstversuch vorbereitet. Ein Tropfen Schwalbe und ein Tropfen Waldkauz in einen Becher mit Wasser. Ich wollte den Becher schnellst möglich leeren, da es doch ziemlich widerlich schmeckte und nahm daher einen großen Schluck. Doch es war ein ziemlicher Fehler, überhaupt nicht an meinen wunden Hals zu denken.

Ich hatte noch nicht einmal den ersten Schluck völlig getrunken, als ich den Rest ausspuckte und wie wild anfing zu husten. Beim ersten Mal hatte es schon in meinem Hals gebrannt und gekratzt, doch es war kein Vergleich zu jetzt. Es fühlte sich an, als hätte ich ein glühendes Stück Kohle im Hals stecken. Es brannte und kratzte so sehr im Hals, das ich vor Husten kaum noch Luft bekam. Ich hatte mich mit meinen Händen abgestützt, so dass ich nun auf allen vieren hockte und um Atem rang. Meine Finger gruben sich in den Boden.

Letho war nach dem ersten Moment aufgesprungen, nachdem klar war, dass ich mich nicht nur verschluckt hatte. Er zwang mich in eine aufrechte Haltung, damit sich meine Lunge besser entfalten konnte. Dann brachte er mich irgendwie dazu, ruhiger zu atmen, bis der Husten immer weiter nachließ.

„Geht es wieder?“ fragte er nach einer Weile. Ich schüttelte den Kopf, „Es kratzt und brennt.“ Keuchte ich. Ich versuche so ruhig zu atmen wie ich konnte, um nicht erneut Husten zu müssen. Letho zog eine Wasserflasche ran und reichte sie mir. Die ersten Schlucke nahm ich vorsichtig und trank dann die Flasche halb leer. Mein Hals beruhigte sich ein wenig, doch das Kratzen ließ nur wenig nach. „Danke, etwas besser.“ Meine Stimme klang heiser und rau. Er ging zu der Vorratstasche und zog etwas heraus. Ich konnte nicht sehen was es war, da ich mir die Tränen aus den Augen wischte, die sich durch den Hustenanfall gebildet hatten. „Hier lutsch das. Es beruhigt den Hals.“ Er reichte mir etwas. Es war ein Stück Honigwabe. „Danke.“ Nickte ich und fing an, den Honig aus den Waben zu lutschen. Durch den klebrigen Honig beruhigte sich mein Hals noch weiter, so dass ich das Kratzen, die meiste Zeit ignorieren konnte.

„Kein Krabbspinnengift bei einem wunden Hals.“ Versuchte ich zu scherzen. Letho zog nur eine Augenbraue hoch. „Das ist nicht lustig.“ Brummte er. Ich nickte nur, er hatte ja recht. „Vielleicht siehst du ja jetzt ein, warum die Tränke nur für Hexer gedacht sind.“ Meinte er zu mir. „Das war mir vorher schon klar.“ Murrte ich leise, ich hatte mir nur nicht vorgestellt wie unangenehm die Nebenwirkungen wirklich sind. Fügte ich in Gedanken hinzu.

„Leg dich wieder hin, heute Abend bekommst du den restlichen Tee und morgen sollte es dir dann soweit besser gehen, dass wir weiter reiten können.“ Schlug er vor. Obwohl ich mir sicher war, dass ich jetzt nicht schon wieder schlafen konnte, legte ich mich hin. Letho suchte sich eine bequemere Stelle und kniete sich hin und legte die Hände auf seine Oberschenkel, wie es aussah, wollte er meditieren. Das könnte ich auch versuchen, schließlich konnte man das auch im liegen. Ich schloss die Augen und atmete bewusster.
 


 

Als ich die Augen später wieder öffnete, dämmerte es bereits und Letho hatte neues Feuerholz gesammelt. Hatte er mich diesmal gar nicht geweckt, oder hatte ich es im Halbschlaf nur nicht wirklich registriert? Vermutlich letzteres.

Ich gähnte und streckte mich, ehe ich aufstand und zu Letho hinüber ging. Er saß an den Baum gelehnt und durch blätterte die Aufzeichnungen von Aiden. Er sah auf, als bei ihm stehen blieb. „Gut geschlafen? Wie geht es deinen Füßen?“ fragte er mich. Ich verzog das Gesicht, „Erinnere mich bloß nicht an die.“ Murrte ich. Barfuß ging es, aber mit Blasen an den Füßen in die Stiefel? Das werden ziemlich unangenehme Tage werden.

Ich ließ mich neben ihm fallen und setzte mich zu ihm. „Auch wenn es dir jetzt etwas besser geht, solltest du noch nicht Barfuß hier rum laufen.“ Er sah mich streng an. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich kann nicht die ganze Zeit liegen und in meine Stiefel will ich noch nicht wieder.“ Entgegnete ich. Er drehte sich zu mir um und legte eine Hand an meine Stirn, „Zumindest ist das Fieber ein wenig zurück gegangen. Was macht dein Hals?“ wollte er dann noch wissen.

„Solange ich nicht huste, geht es.“ Gab ich zu. „In Ordnung, hast du Hunger? Du hast seit gestern Früh nichts mehr gegessen?“ fragte er mich dann noch. Ich musste tatsächlich kurz überlegen, aber ich fühlte keinen Hunger. „Nein, eigentlich nicht.“ Schüttelte ich den Kopf. Er seufzte, „Gut, aber du musst wenigstens etwas trinken.“ Forderte er.

„In Ordnung.“ Stimmte ich zu. Ich wusste wie wichtig das ausreichende trinken war, auch wenn es mit Halsschmerzen eine starke Überwindung kostete. Wie aufs Stichwort, reichte er mir die Wasserflasche rüber. Ich seufzte, wie konnte dieser Mann nur immer auf alles vorbereitet sein?

Er drückte sie mir in die Hand und sah mich auffordernd an. Widerwillig öffnete ich sie und nahm einige zaghafte Schlucke. Das Wasser war frisch und kühl. Er musste es geholt haben, als er auch das Holz gesammelt hatte.

Ich zwang mich, noch etwas mehr zu trinken, ich hatte gar nicht bemerkt wie durstig ich war. „Ich möchte, dass du die Flasche heute noch leer trinkst und deinen Tee.“ Bat mich Letho. Ich nickte wieder nur. Er war ja eine richtige Glucke.

Während Letho selbst ein wenig aß, blieb ich neben ihm sitzen und trank immer wieder aus der Flasche. Die Reste seines Trockenfisches warf er ins Feuer und brachte mir dann den letzten Becher mit dem Tee mit.

Er tat wieder etwas Honig hinein und als er etwas abgekühlt war, trank ich ihn mit langsamen schlucken aus. Die Sonne war mittlerweile ganz untergegangen und nur der Schein des Feuers erhellte die Umgebung, wenn das Wetter nicht so nass wäre, hätte es schon fast gemütlich sein können.

Letho hatte unsere Schlafmatten wieder direkt neben einander gelegt, mit den Worten das er so etwas wie letzte Nacht mit den Wölfen nicht wieder erleben möchte. Als ich dann auch den letzten Schluck des Wasser ausgetrunken hatte, scheuchte er mich schlafen. Innerlich verdrehte ich die Augen, Glucke dachte ich nur. Aber ich tat was er sagte, ich kuschelte mich in die Decke und kurze Zeit später hatte auch Letho sich zu mir gelegt.
 

„Vermisst du deine Heimat?“ fragte er mich völlig unvorbereitet. Darüber hatte ich noch nicht wirklich nachgedacht, hier war ich ständig beschäftigt und kam kaum dazu, darüber nach zu denken. „Ich weiß nicht, ich denke schon ein bisschen. Aber ich würde auch dich und die anderen vermissen, wenn ich wieder zurück wäre. Was ist mit dir? Vermisst du dein zu Hause?“ fragte ich im Gegenzug und drehte mich zu ihm um, so dass ich ihn ansehen konnte.

„Ja, in gewisser Weise. Nicht unbedingt mein Elternhaus, dafür bin ich dort schon zu lange weg, aber die Festung.“ Murmelte er. „Wo überwinterst du und die anderen deiner Schule, nach dem die Festung ja von Vilge…“ Ich schlug mir die Hand vor den Mund, als Letho sich anspannte und mir klar wurde was ich gerade sagte.

Plötzlich ragte Letho über mich auf und funkelte auf mich herab. „Was weißt du Alanya?“ fragte er mich ernst. Erschrocken sah ich zu ihm auf, er hatte sich so schnell bewegt. „Du hast gesagt du respektierst, dass ich Geheimnisse habe.“ Versuchte ich ihn abzulenken. „Nur so lange, wie ich nicht das Gefühl habe, dass das Wissen eine Gefahr sein könnte. Also was weißt du und woher?“ wollte er erneut wissen.

Ich schluckte, „Ich habe darüber gelesen, Vilgefortz hatte sich dort verschanzt und Yennefer dort gefangen gehalten. Nach dem der Magier besiegt wurde, zerstörte die Loge die Festung völlig, um sich von der Schmach zu befreien, dass sie vorher die Falsche angegriffen haben.“ Flüsterte ich. Letho verengte die Augen, „Weißt du auch wo die anderen Schulen sind?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich, ich weiß das die Bärenschule vermutlich auf Skellige lag und die Mantikoren wahrscheinlich irgendwo in Ophir. Von den Katzen und Greifen weiß ich nur, dass es sie gibt.“ Gab ich leise zu.

„Und woher weißt du das?“ fragte er weiter. „Ich hatte darüber gelesen, ich bin zufällig über die Texte gestolpert.“ Was auch stimmte, dieses Wissen hatte ich zufällig im Internet gefunden.

Lethos Gesicht entspannte sich leicht, er glaubte mir. „Was weißt du noch?“ fragte er, nachdem er mich wieder frei gegeben hatte. „Das ihr euch auf die wilde Jagd spezialisiert hattet und die Katzen hauptsächlich aus Elfen bestehen. Allerdings sind fast alle Katzen abtrünnig. Über eure Proben weiß ich auch das es mehrere gibt.“ Gab ich mein wissen preis.

Letho ließ sich auf seinen Rücken fallen, „Was soll ich bloß mit dir machen? Du solltest keinen wissen lassen, welche Hexergeheimnisse du bereits alles kennst. Ich gehe stark davon aus, dass nicht ein Hexer das Wissen in fremden Händen wissen will.“ Brummte er.

Ich schwieg, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, dass mich dieses Wissen vielleicht in Gefahr bringen könnte.

Als ich mich nach einer Weile immer noch nicht bewegt hatte und immer noch an die Stelle starrte, an der Lethos Gesicht über mir aufgeragt hatte, drehte er sich zu mir um. Er zog mich an seine Brust, „Ich wollte dir keine Angst machen. Sei bloß nur vorsichtig, wem gegenüber du etwas erwähnst.“ Murmelte er an meinem Ohr. Ich nickte, dann beschloss ich, die Situation auszunutzen. Wenn er mir schon so offensichtlich das Kuscheln anbot.

Ich zog die Decke bequemer über mich, schloss die Augen und der Klang von Lethos ruhigem Herzschlag ließ mich schnell ein schlafen. Ich hörte Letho noch seufzen, ehe ich ins Land der Träume abdriftete.

In der Nacht wachte ich einige Male durch meinen Husten auf, doch zum Glück war er nicht mehr ganz so schlimm, wie am Anfang. Ich fragte mich, was in diesem Tee war. Es schien ja ein reines Wundermittel zu sein. Obwohl, Zwiebelsaft ja auch sehr schnell half, bloß nicht gegen das Fieber.
 

Am nächsten Morgen wachte ich auf, als Letho sich gerade von meinem Klammergriff befreien wollte. Ich murrte, um ihm zu zeigen was ich davon hielt. Doch er stand trotzdem auf. Allerdings zog er die Decke wieder über mich.

Einige Zeit später wachte ich erneut auf. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und setzte mich auf. Letho war gerade am trainieren. Ich sah ihm eine Weile zu. Obwohl er so groß und muskelbepackt war, sahen seine Bewegungen fließend und leicht aus. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und die Wiesen um uns herum waren in Nebel gehüllt, überall glänzte der Tau auf den Halmen.

Noch immer ein wenig verschlafen, stand ich auf und zog mir meine Sachen über.

„Morgen.“ Grüßte ich, als Lethos Aufmerksamkeit auf mir lag. „Morgen, wie geht es dir?“ fragte er mich und steckte seine Schwerter weg.

„Besser. Von mir aus, können wir weiter reiten.“ Schlug ich vor. Er nickte, „In Ordnung. Wir werden sehen wie weit wir es heute schaffen.“
 

Es stellte sich heraus, dass wir näher an Krähenfels waren, als ich gedacht hatte. Schnell zeichnete sich die Burg am Horizont ab und wir näherten uns schnell. Doch etwas anderes lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein kleines Händlerzelt, nahe der Brücke. Ich packte unbewusst die Zügel fester, was Tetris unruhig schnauben ließ. Auch Letho bemerkte meine Anspannung, „Krümel, alles gut?“ wollte er wissen.

Ich schüttelte den Kopf, „Würdest du mir einen Gefallen tun Letho? Könntest du bitte Uma vom Baron holen, ich hätte da gerne ein paar Worte mit dem Händler dort hinten gewechselt.“ Fragte ich ihn. Er musterte mich und sah nicht sehr begeistert von meiner Bitte aus. „Bitte Letho, so können wir etwas Zeit sparen.“ Bat ich weiter.

„Ich verspreche auch, dass ich nicht in Schwierigkeiten kommen!“ fügte ich schnell an, als es so aus sah, als wollte er ablehnen. Er seufzte. „Na gut, wir werden uns an der Brücke treffen.“ Stimmte er dann doch zu. Ich lächelte ihn an, „Danke Letho!“ Ich trieb Tetris an und ritt in Richtung des Händlerzeltes, während Letho über die Brücke ritt.

Kurz bevor ich beim Zelt ankam, parierte ich durch und hielt mein Pferd an. Es standen einige Dorfbewohner an dem Stand. Ich stieg aus dem Sattel und lehnte mich an Tetris, während ich wartete das die Leute verschwanden.

Der Wallach schnaubte unruhig und zog so die Aufmerksamkeit auf uns. Der Händler bekam große Augen, als er mich mit verschränkten Armen und finsterem Gesicht am Pferd lehnen sah. Schnell schickte er die Leute fort. Auch diese musterten mich misstrauisch, sagten jedoch nichts und verstreuten sich bald.

„Du bist wieder da! Konntet ihr das Artefakt finden? Wo ist der Hexer?“ begrüßte er mich fragend. „Die Frage solltest du dir klemmen, ich habe selbst einige an dich!“ zischte ich ihm zu. Er hob abwehrend die Hände, „Natürlich, natürlich. Frag nur, was immer du wissen willst!“

„Woher wusstest du von dem Ding?“ wollte ich von ihm wissen. „Ich hab es dort liegen gesehen, habt ihr es euch angenommen? Wird es keinen Schaden mehr anrichten können?“ fragte er aufgeregt. Ich verengte die Augen, „Ich stelle die Fragen! Was wolltest du dort und wie bist du an den Monstern vorbei gekommen?“ wollte ich im Gegenzug wissen.

Er schluckte, „Ein anderer Händler gab mir einen Tipp, er hörte wie Jemand davon sprach, dass es dort wertvolle Aufzeichnungen gäbe, aber er selbst wäre zu alt, um einem solchen Abenteuer nach zu gehen.“ Antwortete er schnell. „Auf der Rückseite, gibt es ein altes Holzgerüst, daran bin ich hoch geklettert und habe dann gewartet, bis die Harpyien abgelenkt waren.“ Fügte er hinzu.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, „Und warum hattest du nicht erwähnt, dass es dort Monster gibt? Das es die Leiter gibt?“ knurrte ich. Er wich einen Schritt zurück, „Aber du hast doch deinen Hexer! Der kann doch mit ein paar kleinen Monstern umgehen und du kanntest den Ort, ich bin davon ausgegangen, dass du dann auch von den Monstern weißt!“ rechtfertigte er sich.

„Das waren keine kleinen Monster, das waren verdammt tödliche Monster! Selbst Hexer sind nicht unsterblich!“ wurde ich laut.

„Aber du hast das Artefakt und bist zurück! Das ist doch das wichtigste!“ wollte er mich beschwichtigen. „Ja ich habe es gefunden, aber wehe ich höre das du noch mal jemanden zu einem Monster verseuchten Ort gelockt hast.“ Knurrte ich.

Bevor ich etwas tun konnte, das ich später bereuen könnte, hörte ich ein quengelndes „Umaaa!“ hinter mir. Ich wirbelte herum. Letho hielt einen zappelnden Uma fest, seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und deutete mir an, dass ich mich beeilen sollte.

Ich drehte mich zu dem Händler wieder um, „Es wird nicht wieder vorkommen!“ versprach er. Ich nickte und ging zu Tetris hinüber. „Warte, hier nehmt das als kleine Entschädigung. Ich bin euch schließlich sehr dankbar, dass ihr euch um das Hexenwerk gekümmert habt. Einen schönen Tag noch, Alanya, Meister Hexer!“ Er drückte mir einen Beutel mit einigen wenigen Münzen in die Hand. Meine Hand ballte sich darum. Er konnte sich seinen Dank sonst wo hin stecken, knurrte ich in Gedanken. Ich warf Letho den Münzbeutel zu, schließlich hatte er die ganze Arbeit erledigt. Geübt fing er ihn auf und verstaute ihn. Ich schwang mich in den Sattel und wünschte dem Händler noch einen schönen Tag, ehe ich Letho dem Weg entlang folgte.

Wir waren gerade außerhalb der Sichtweite von Krähenfels, als Letho anhielt. Mit ernstem Gesicht schaute er mich an, „Wir, oder eher vielmehr du hast ein Problem.“ Begann er. Verwirrt schaute ich ihn an. Er griff in seine Weste und zog ein Pergament hervor und reichte es mir rüber. Ich nahm es entgegen, es war ein Brief, das Siegel bereits gebrochen, ich schaute zu Letho auf, „Schau nicht so, er war bereits auf.“ Rechtfertigte er sich. Ich faltete es auseinander. Die Schrift war sauber und elegant, aber schnörkellos. Er war vom Kaiser, oder eher von einem kaiserlichen Beamten, Emhyr hatte bereits jetzt erfahren, das Geralt alleine weiter gezogen war. Ich sollte mich schnellst möglich in Novigrad in der Botschaft melden und mich dort unter Arrest stellen lassen, bis Geralt zurück gekehrt wäre. Sollte ich dies nicht tun, wären die Konsequenzen für mich, äußerst unangenehm. Eine Nachricht wäre auch bereits an alle Garnisonen im Norden gegangen.

Blass schaute ich zu Letho auf, „Was mach ich denn jetzt?“ fragte ich ihn. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass der Kaiser so früh davon erfuhr. Seine Agenten hatten sicherlich Megaskope oder ein Xenogloss, um schnell ihre Berichte abgeben zu können.

Der Hexer stieg von seinem Pferd und setzte Uma ab. Er griff in seine Satteltasche. Als der kleine Mann allerdings stiften gehen wollte, sprang ich aus dem Sattel und eilte ihm hinterher. Als Uma mich erblickte, schrie er entsetzt auf und eilte so schnell, wie seine kurzen und krummen Beine ihn trugen, in die entgegengesetzte Richtung. Ich lief ihm hinterher und zog ihn dann seufzend zurück zu den Pferden.

Letho hatte bereits das was er gesucht hatte aus der Satteltasche gezogen. Er warf es mir entgegen. „Zieh dir das über.“ Riet er mir. Es war ein Mantel aus Leder. Ich schnappte überrascht nach Luft, als ich ihn erkannte. „Das kannst du doch nicht ernst meinen?“ fragte ich ihn ungläubig. Doch er grinste nur. „Oh doch. Die Nilfgaarder halten die Augen nach einer Frau offen, nicht nach einem Hexenjäger.“ Meinte er schelmisch und drückte mir einen Hut auf den Kopf. Es war einer dieser braunen Schlapphüte, die vorne das redanische Emblem und an der Seite eine Feder hatten. Während ich gezögert hatte, hatte Letho Uma einen Strick um den Bauch gebunden, um zu verhindern, dass dieser erneut davon lief. Allerdings war der kleine Wicht gerade von einem Schmetterling abgelenkt, der um uns herum flatterte.

Missmutig schnallte ich mir meine Schwerter ab und zog mir den Mantel über. Durch meine Rüstung, die ich trug, passte er mir sogar einigermaßen. Mit ein wenig Fummelei bekam ich sogar das Gurtzeug alleine zu. Aber warum zum Teufel musste die Schnalle auf dem Rücken sein? Es waren sogar die beiden Schriftrollenhalter dabei, gefüllt mit Steckbriefen von Magiern und Zauberinnen. Zum Abschluss legte ich mir meine Waffen wieder an und richtete mir den Hut. Letho hatte sich ebenfalls einen anderen Umhang besorgt.

„Steht dir!“ kommentierte er mich, als ich ein wenig unwohl an dem Mantel zuppelte. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ha, ha. Sehr witzig, wie bist du eigentlich an den Brief und die Sachen gekommen?“ wollte ich von ihm wissen. „Ich bin ein Hexer, schon vergessen?“ zwinkerte er mir jedoch nur als Antwort zu. Ich grummelte leise, das sollte wohl heißen er hatte Axii benutzt. Er sammelte Uma wieder ein, der lautstark protestierte und wir stiegen wieder auf unsere Pferde. „Wenn mich einer der anderen in diesem Aufzug sieht, gibt das doch nur wieder ärger.“ Gab ich meine Bedenken kund. „Ach iwo. Wir erklären es ihnen einfach.“ Tat Letho das ganze ab. Ja natürlich, weil es ja beim letzten Mal mit Menge auch schon geklappt hatte und sie mir glauben werden. Meckerte ich im Stillen.

„Los jetzt, ich wollte heute noch in Oxenfurt ankommen.“ Er trieb sein Pferd an und wir ritten in einem gemütlichen Trab. Es war gerade um die Mittagszeit, als wir an Lindenthal vorbei kamen. Aus den Schornsteinen stieg Rauch und verbreitete den Duft nach gebratenem Fleisch, Eintopf und gekochtem Gemüse. Mein Magen erinnerte mich bei diesen Gerüchen laut daran, dass ich seit fast zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte. Aber ich sagte mir in Gedanken, dass ich bis Oxenfurt noch durchhalten könne.

Doch Letho, meine persönliche Glucke, hatte mein Magenknurren natürlich gehört, verdammte Hexersinne. „Du solltest dir zumindest einen Apfel oder Dörrobst nehmen.“ Brummte er gutmütig. Ich sagte ja, Glucke. Aber mein Magen stimmte ihm zu, so dass ich in die kleine Satteltasche vorne am Sattel griff und eine Kleinigkeit zum Essen hervor zog. Natürlich bemerkte Uma dies und quengelte so lange bis Letho ihm einen streifen Trockenfleisch gab. Uma kaute und lutschte wie ein kleines Kind daran rum und hatte kurze Zeit später, überall seine Saber verschmiert.

Bei diesem Anblick seufzte ich, worauf habe ich mich damit bloß eingelassen, zum Glück war ich nicht alleine mit ihm.

Wir kamen recht gut vorwärts, was aber auch daran lag, dass wir nicht gegen die Hunde und Ghule unterwegs kämpften, sondern einfach das Tempo der Pferde erhöhten. Keiner von uns wollte in einen Kampf geraten, solange er sich vermeiden ließe. Gerade jetzt wo wir Uma dabei hatten.

Unser Glück hielt aber nicht den ganzen Weg. Wir hatten uns gegen den Weg durch die Siedlungen entschieden und dies rächte sich jetzt. Der nilfgaarder Patrouille konnten wir gerade noch so ausweichen, aber nun lag der kleine Grenzposten direkt vor uns. Zum umkehren war es zu spät, denn der Späher hatte uns bereits gesehen und die Soldaten des Postens auf uns Aufmerksam gemacht. Wenn wir jetzt umdrehen würden, wäre es viel zu verdächtig. Ich zog den Hut weiter ins Gesicht und war jetzt doch sehr dankbar über meine Verkleidung. „Überlass das Reden mir.“ Raunte Letho mir zu, als wir uns dem Posten näherten. Sobald wir in Reichweite waren, wurden die Bögen und Armbrüste auf uns gerichtet. Hier würde Letho mit seinen Zeichen nicht weiter kommen und zum kämpfen wären es auch zu viele Gegner. Mal davon abgesehen, dass wir vermutlich wie ein Nadelkissen aussehen würden, noch ehe wir unsere Schwerter ganz gezogen hätten.

„Halt!“ rief uns der nilfgaarder Offizier entgegen. Wir hielten unsere Pferde an und blieben ruhig auf ihnen sitzen, während die Soldaten sich uns näherten. „Was wollt ihr?!“ wurden wir gefragt. „Wir sind nur auf der Durchreise.“ Brummte Letho. Auch er hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. „Wo wollt ihr hin?“ wollte der Nilfgaarder wissen. „Nach Oxenfurt, im Auftrag der Kirche des ewigen Feuers.“ Log Letho und deutete auf Uma. Der Offizier trat näher und wollte den kleinen Kerl inspizieren, doch dieser hatte sich gerade dafür entschieden, dass ihm Trockenfleisch doch nicht schmeckte und spuckte dem Offizier alles entgegen.

Ich biss mir auf die Lippe, um nicht zu lachen. Der Angespuckte fluchte herzhaft in seiner Landessprache und einige seine Untergebenen kicherten. Angewidert wischte er sich das Zeug aus dem Gesicht. Er forderte von uns eine horrende Summe als Wegzoll, ehe er uns weiter winkte.

Erleichtert atmete ich auf, als wir den Posten hinter uns gelassen haben und die ersten redanischen Soldaten in Sicht kamen.

„Uma, das war eine klasse Leistung!“ lachte ich nun. Auch Letho lachte und tätschelte dem verfluchten Elf den Kopf. Auch wenn er uns vermutlich nicht verstand, lachte Uma mit. Die Redanier nickten uns freundlich zu und ohne Probleme konnten wir auf die Brücke nach Oxenfurt reiten. Es war erst früher Abend und auf der Brücke herrschte reger Betrieb. Doch wir ritten einfach an den Flüchtlingen vorbei. Die Brücke war riesig und wirkte unverwüstlich. Dicke Ketten hielten die Holzplanken der Zugbrücken. Die Wache am ersten Turm hatte uns so durch gelassen, doch am zweiten wurden wir angehalten.

„Passierschein?“ wurde ich von einem Soldaten gefragt, er schaute noch nicht einmal auf. Genervt fischte ich in einer der Taschen herum, ehe ich die richtigen Papiere gefunden hatte. Zum Glück hatte ich diese damals vom Kaiser bekommen. Auch wenn er jetzt sicherlich mehr wollte das ich sie nutzte. Erst als ich ihm die Papiere reichte nahm er mich wirklich wahr. Sein Blick glitt von den Papieren in meiner Hand zu meinem Ring am Finger und dann hoch in mein Gesicht.

„Verzeihung, aber die Vorschriften, …“ stammelte er. Ich nickte, schließlich bekam er auch nur seine Befehle. „Was ist mit ihm?“ wollte er dann noch wissen. „Er gehört zu mir, wir haben einen Spezialauftrag.“ Meinte ich und deutete nun auf Uma. Er war eine prima Ausrede. Angewidert verzog der Redanier das Gesicht. Aber der Soldat trat näher an Letho heran und versuchte unter die Kapuze zu spähen. Letho hob den Kopf soweit, dass man die Katzenaugen aufblitzen sah. Der Soldat schnappte nach Luft. Man sah das er etwas Abfälliges sagen wollte, es sich dann aber doch mit einem Seitenblick auf mich verkniff. Aber sein zögern hatte den Offizier auf uns Aufmerksam gemacht. Er stand von seinem Tisch auf und ließ die Stadtbewohner dort stehen, als er zu uns rüber kam.

„Gibt es Probleme?“ wollte er mit rauer Stimme wissen. Der Soldat schüttelte den Kopf, „Ich weiß nicht Sir. Sie ist eine Hexenjägerin, aber er ein Hexer.“ Stammelte der Soldat. Der Offizier blickte auf, „Ah ja, ich habe einige Geschichten gehört. Vielleicht fängst du für uns ja auch einige Magier!“ lachte er. Doch dann wurde sein Blick ernst, „Aber dein Hexer benimmt sich, ja? Wir sind eine anständige Stadt!“ forderte er. „Aber natürlich. Er wird keinen Ärger bereiten.“ Stimmte ich zu. Hoffentlich nahm Letho mir das nicht Übel. „Gut, gut. Was ist mit dem anderen?“ wollte er dann auch noch wissen. „Ein Opfer der Magier, wir versuchen es Rückgängig zu machen, daher sind wir auch nur auf der Durchreise.“ Gab ich preis. „Wenn ihr Hilfe braucht?“ bot der Offizier an, allerdings war ich mir sicher, dass er dies nur aus Höflichkeit tat und es nicht ernst meinte, doch ich beschloss das Angebot anzunehmen. „Ehrlich gesagt, ja.“ Der Mann wurde ein wenig blass, „Nichts zu Großes, wir brauchen nur eine Unterkunft für die Nacht und ein wenig zu essen.“ Erklärte ich. Erleichtert atmete der Mann auf. „Ja sicher, wir finden sicherlich etwas. Wir haben hier zwar keine offiziellen Baracken für euch, wie in Novigrad, aber viele der Jäger schlafen in Deireadh.“ Schlug er vor. Ich nickte, „Hauptsache trocken.“ Stimmte ich zu.

„Ja, das stimmt, es ist nicht schwer zu verfehlen. An der ersten Möglichkeit rechts halten und ihr kommt direkt darauf zu.“ Beschrieb er mir den Weg. „Danke, ich werde es finden.“ Nickte ich. „Lang lebe Radovid!“ verabschiedete er sich, ich wiederholte die Parole und ritt an.
 

Nachdem wir die Brücke überquert hatten, ritt Letho neben mich, „Hälst du das für eine gute Idee?“ zweifelte er an mir. Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber du wolltest doch, dass ich mich als Hexenjäger ausgebe, da muss ich in solchen Situationen halt mitspielen, ob ich will oder nicht. Außerdem sparen wir so Münzen. Der Wegzoll hat vieles aufgefressen.“ Rechtfertigte ich meine Entscheidung. Er seufzte nur resigniert.

Beleidigt zog ich meine Nase hoch, er schien nicht an mich zu glauben. Na toll, noch jemandem dem ich mich beweisen musste. Ich ritt weiter, nachdem wir links abgebogen waren, konnte man nach kurzer Zeit das Gefängnis sehen. Mit ungutem Gefühl ritt ich auf das Tor zu. Ich sprang aus dem Sattel und pochte gegen das Tor. Kurze Zeit später wurde die Luke in der Tür geöffnet.

„Wer ist da?“ fragte eine ruppige Stimme. „Alanya, ich ersuche für mich und meinen Begleiter eine Unterkunft für die Nacht.“ Die Augen in der kleinen Öffnung musterten mich misstrauisch und so zeigte ich meinen Ring vor. Der Mann hinter der Tür nickte und schloss dann die Luke. Ich konnte hören wie einige Schlösser geöffnet wurden und dann die Tür aufgezogen wurde.

Schnell schlüpfte ich mit Tetris hindurch, Letho folgte mir mit Uma. Als die Tür hinter uns wieder zuschlug, schluckte ich den Klos in meinem Hals hinunter. Wenn jetzt etwas schieflaufen würde, säßen wir ziemlich in der Scheiße.

Die Wache kam auf uns zu und auch einige Männer, die sich so im Hof aufgehalten hatten. Ich richtete meinen Hut und räusperte mich. Ein paar der Männer grinsten anzüglich, als sie sahen, dass ich eine Frau war. Neugierig musterten sie meine Begleitung. Als sie jedoch seine Augen bemerkten, spuckten sie abfällig auf den Boden.

„Für dich hätten wir sicherlich eine kleine Kammer für die Nacht, für den Mutanten und den kleinen Freak lässt sich sicherlich eine Zelle finden.“ Grinste die Wache. „Nein!“ antwortete ich schnell. Für den Geschmack der Hexenjäger vermutlich zu schnell. „Nein, schließlich trage ich die Verantwortung für die Beiden, da hab ich sie lieber im Auge.“ Wiegelte ich ab, denn einige hatten bereits misstrauisch ihre Hand an die Waffen gelegt.

Einer kam auf mich zu, „Ach komm schon. Deinem Haustier Hexer passiert schon nichts. Er kann den Zauberinnen unten ein wenig Gesellschaft leisten.“ Lachte er und legte einen Arm um meine Hüfte, „Du kannst heute bei mir schlafen, ich lass dich auch Menge für die Nacht vergessen.“ Grinste er und zog mich an sich, er hatte mich scheinbar erkannt. Angewidert stieß ich ihn von mir, „Vergiss es.“ Zischte ich. „Dann vielleicht bei mir?“ schlug ein anderer direkt vor. Doch ehe ich etwas erwidern konnte, mischte sich jemand drittes ein. „Schämt ihr euch den gar nicht? Hauptmann Menge ist noch nicht einmal einen Mondlauf tot und ihr macht euch an seine Geliebte ran. Verschwindet auf eure Posten!“ Ich drehte mich zu dem Mann um. Es war der Kommandant des Gefängnisses. „Danke.“ Nickte ich ihm zu. „Schon in Ordnung, aber das Angebot bleibt. Wenn du eine Nacht mal deine Ruhe haben willst, aktuell haben wir unten einige Zellen frei. Du könntest dich dann ohne Sorgen in der Stadt umsehen gehen. Ohne deinen Hexer.“ Schlug er vor. Doch etwas ließ in mir die Alarmglocken schrillen. Vermutlich würden die Jäger niemals einen Hexer wieder freilassen, sollten sie erst einmal einen haben. Und Ciri wäre ohne Uma bzw. Avallach auch verloren. „Das Angebot ehrt dich, aber wie gesagt, ich habe die Beiden lieber persönlich im Auge. Wir brauchen auch nicht viel, nur etwas zu Essen und einen Platz für die Nacht.“ Entgegnete ich ihm.

„Gut, wenn du meinst. Allerdings muss er seine Waffen ablegen. Ich will hier keinen Ärger.“ Forderte der Kommandant nun nicht mehr ganz so freundlich. Das war klar, hoffentlich hatten die nicht noch irgendetwas vor. Wenn ich jetzt ablehnen würde, wirkte das sicherlich sehr verdächtig. Vorsichtig schielte ich zu Letho hinüber. Er nickte fast unmerklich, doch sein Blick verriet mir, was er eigentlich sagen wollte, nämlich, habe ich es dir nicht gesagt!

„Natürlich, ich will schließlich auch keinen Ärger. Stellt nur sicher, dass ich die Schwerter morgen wieder bekomme. Ich möchte morgen keinen mürrischen Hexer an meiner Seite haben.“ Stimmte ich unwillig zu. Der Kommandant streckte seine Hände in Richtung Letho, dieser schnallte seine Schwerter bereits ab und reichte sie ihm rüber.

„Sehr schön, dann kommt, ich werde dir die Kammer zeigen.“ Er ließ unsere Pferde nehmen und führte uns dann die Treppe hinunter. Hier unten war er deutlich geräumiger als es im Spiel den Anschein hatte. Es gab eine weitere Tür, die zu den Quartieren der Wachen führten. Ein langer gebogener Gang, von dem viele Türen abgingen. Fast am Ende des Ganges blieb er stehen und öffnete die Tür. Ein staubiger kleiner Raum kam zum Vorschein. Eine Fackel hing an der Wand und ein schmales Bett stand darunter. Ein Tisch, ein Stuhl und eine Truhe vervollständigten die minimale Einrichtung.

„Ich werde später jemanden schicken, der euer Essen bringt. Ich will keine Unruhen unter meinen Leuten, nur weil der Mutant anwesend ist.“ Verabschiedete er sich. Seufzend betrat ich den Raum, aber es war wie ich der Wache am Stadttor sagte, zumindest trocken. Letho schloss die Tür hinter uns und ließ Uma los. Dieser fing auch sofort an, alles zu erkunden.

„Du willst also keinen mürrischen Hexer neben dir? Wie wäre es dann mit einem wütenden?“ knurrte Letho. Erschrocken drehte ich mich um. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte finster auf mich runter.

„Es tut mir leid Letho. Natürlich bist du kein Haustier und das mit deinen Schwertern war so nicht geplant.“ Entschuldigte ich mich sofort bei ihm. „Was machen wir jetzt?“ wollte er wissen. Ich zuckte mit den Achseln. „Wir werden auf das Essen warten und danach schlafen. Viel mehr können wir eh nicht machen.“ Schlug ich vor. Er hob nur skeptisch die Augenbraue und sah bedeutungsvoll auf das Bett.

„Wir werden es uns teilen, das wird schon irgendwie gehen und Uma kann in der Truhe schlafen.“ War meine Idee. Letho schüttelte den Kopf und ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Dieser knarrte unangenehm unter seinem Gewicht. Ich hingegen setzte mich aufs Bett. Wir schwiegen uns eine ganze Weile an, aktuell haten wir uns nicht wirklich etwas zu sagen. Letho hatte recht, es war eine beschissene Idee, aber ich war doch irgendwie zu stolz es laut zu zugeben, noch jedenfalls.

Uma hatte mittlerweile angefangen mit seinem Holzpferd zu spielen und bohrte sich nebenbei in der Nase. Als er den Finger dann auch noch ableckte sah ich angewidert weg.

Nach einer weiteren Weile spannte sich Letho an, „Es kommt wer.“ Flüsterte er. Er zog sich seine Kapuze wieder über und ich stand vom Bett auf. Tatsächlich klopfte es kurze Zeit später. Ein junger Hexenjäger trat ein. „Hier euer essen.“ Er stellte zwei Teller auf den Tisch. „Eintopf für dich und Brei für die Freaks!“ grinste der Mann. Letho knurrte und ich versuchte ihn mit einer Handgeste zu beschwichtigen. Wir hätten uns vielleicht doch eine Taverne suchen sollen, dachte ich mir im Stillen. Letho lehnte den Brei ab und schob ihn zur Seite. Ich konnte ihn verstehen, ich hätte ihn wohl auch nicht gegessen. Uma allerdings schien keine Probleme damit zu haben. Er schaufelte die Pampe so schnell er konnte in sich hinein. Die Hälfte davon verteilte er jedoch überall.

Ich aß einige Löffel von dem Eintopf und etwas von dem Brot, den Rest gab ich an Letho weiter. „Hier für dich. Du solltest auch etwas essen.“ Er nahm den Teller entgegen. „Danke. Und du bist sicher satt? Du brauchst es dringender als ich.“ Fragte er. „Iss ruhig. Wir werden morgen früh uns etwas Richtiges zum Frühstück besorgen.“ Ich zog meinen langen Dolch und einen der Wurfdolche von meinem Gürtel und legte sie ebenfalls auf den Tisch.

„Ein Hexer sollte nicht ohne Waffen sein und schon gar nicht hier. Ich muss noch kurz etwas erledigen. Verriegele die Tür bitte hinter mir.“ Bat ich ihn. Doch Letho hielt mich am Handgelenk fest. „Wo willst du hin? Doch nicht zu einem der Männer vorhin?“ knurrte er missgelaunt. Ich riss mich los, „Nein, keine Sorge. Ich bin schnell wieder da.“ Mit den Worten schlüpfte ich durch die Tür. Tatsächlich konnte ich hören wie Letho den Riegel vorschob. Ich folgte dem Gang zurück bis zu der Treppe und stieg noch ein Stockwerk tiefer hinab. Glücklicherweise traf ich auf niemanden.

Unter angekommen stank es ziemlich, nach Fäkalien und Unrat, die Luft schmeckte auch leicht nach Kupfer, vermutlich durch das viele Blut, das hier vergossen wurde. Schnell fand ich die Zelle, die ich gesucht hatte. Die beiden Zauberinnen hatten mich bereits vorher bemerkt und sich in eine Ecke gedrängt. „Wir werden dir nichts verraten, du kannst uns noch so lange foltern, aber wir werden nichts sagen!“ keifte mich Margarita an.

„Psst, seit leise. Ich bin nicht deswegen hier.“ Ich griff unter meinen Mantel und zog mein Hexeramulett heraus. Shealas Augen weiteten sich. „Du gehörst zu Lethos Truppe?“ keuchte sie ängstlich. Ich nickte, „Keine Angst, ich bin nicht hier, um euch etwas zu tun. Ich will euch nur sagen, dass ihr noch ein wenig durchhalten müsst. Geralt wird kommen und euch befreien, aber es dauert noch ein wenig.“ Flüsterte ich ihnen zu. Margarita eilte ans Gitter, „Warum kannst du uns nicht rauslassen?“ wollte sie wissen. „Ich komme nicht an den Schlüssel und es sind aktuell zu viele Hexenjäger hier, gegen die komme ich nicht an.“ Erklärte ich. Dann griff ich in meine Tasche zog Trockenfleisch und Dörrobst hervor.

„Hier, mehr kann ich jetzt nicht für euch tun. Aber denkt dran Geralt wird bald kommen. Ihr müsst nur durchhalten. Bitte?“ entschuldigte ich mich. Ich reichte Margarita die Nahrung. „Ich muss weg, bevor jemand etwas merkt. Aber denkt an meine Worte, Geralt und Yen werden kommen.“ Versicherte ich noch einmal und verließ den Raum wieder, bevor sie mir mehr Fragen stellen konnten. Außerdem schlug mir die Luft hier unten auf den Magen. Ich eilte zurück zu der Kammer und klopfte damit Letho mich wieder rein ließ.

„Krümel alles gut? Du bist so blass?“ fragte er mich. „Mir ist nur etwas auf den Magen geschlagen, geht gleich wieder.“ Murmelte ich leise. Ich atmete tief durch und nach einigen Augenblicken ging es auch tatsächlich wieder. Langsam wurde es merkwürdig, zwischen durch immer wieder diese Übelkeit. Ich überlegte eine Weile, Schwanger konnte ich nicht sein, dafür hatte ich zu selten Übelkeit am morgen und von wem sollte ich auch Schwanger sein, dafür müsste man Sex gehabt haben und Lambert zählte da jetzt nicht wirklich. Die Übelkeit hatte ich schon vorher. Ich grübelte noch eine Weile weiter, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Immer wenn ich etwas aus der Zukunft andeutete, kam die Übelkeit. Hing es damit zusammen? Ich müsste es beobachten.

Aber jetzt würde ich mich erst einmal um etwas anderes kümmern. Ich ging zu der Truhe und öffnete sie, sie war bis auf ein paar alte löchrige Kleidungsstücke leer. Ich klappte den Deckel ganz auf, so würde es gehen.

„Uma, komm her. Schlafenszeit!“ rief ich dem Verfluchten zu. Doch er ignorierte mich und sabberte weiter auf sein Holzspielzeug. Ok, dann werde ich ihn holen müssen. Ich ging auf ihn zu, doch als er mich bemerkte wich er mir aus. Er war darin geschickter als man meinen wollte. So groß war das Zimmer ja nicht und dennoch entwischte er mir immer wieder. Bis Letho einschritt.

„So schön das auch ist, das du scheinbar deine Geschicklichkeit trainieren willst Krümel, aber du bist noch nicht wieder ganz Gesund und solltest dich ausruhen.“ Grinste Letho. Er schnappte sich den kleinen Kerl und setzte ihn in die Truhe. Mit einem Somne brachte er ihn zum schlafen und deckte ihn dann zu. Den Deckel der Truhe ließen wir natürlich offen.
 

Ich wartete bis Letho damit fertig war und nahm dann das Gurtzeug ab.

„Und jetzt werde ich dafür sorgen, dass ich morgen keinen mürrischen oder wütenden Hexer neben mir habe. Na los, zieh dich aus.“ Lächelte ich und öffnete langsam die Schnürung des Mantels. „Alanya was …?“ fragte er mich verwirrt. Ich zog mir meinen Mantel aus und legte ihn beiseite. Letho sah mir nur verblüfft zu. „Na los, zieh deine Rüstung und dein Hemd aus.“ Forderte ich ihn auf, während ich mir meine Rüstung auszog. „Ich weiß nicht, …“ fing er an, öffnete aber trotzdem langsam seine Riemen. Ich sah ihm eine Weile dabei zu, doch er stockte immer wieder und war mir zu langsam dabei.

„Rüstung und Hemd aus und dann ab aufs Bett, Letho!“ sprach ich gespielt ernst. Er schluckte, nickte aber. Ich zog verwundert eine Augenbraue hoch, war die Aussage von ihm zu Geralt vielleicht doch ernster gemeint, als vermutet, dass Frauen herrschen sollten? Aber so abwegig wäre das vielleicht gar nicht …

Doch beim Hemd zögerte er wieder, so dass ich zu ihm trat. „Was soll das werden?“ hauchte er, als ich anfing ihm die Schnüre zu öffnen. Oh man, war er aber auf einmal schüchtern.

Ich verdrehte die Augen, „Sei kein Frosch mein Großer. Ich will dir die Schultern und den Rücken massieren.“ Irrte ich mich oder hatte er tatsächlich die Luft angehalten? Auf jeden Fall ließ die Spannung in seiner Körperhaltung stark nach und er legte sich tatsächlich auf das Bett.
 

Ich zog ein kleines Fläschchen mit Rosenöl aus einer der Taschen und ging ebenfalls zum Bett. War doch eine gute Idee dies zu kaufen. Obwohl ich es eigentlich für mich gekauft hatte, für den Fall das ich mal wieder in einem kalten Fluss baden musste, dann könnte ich wenigstens etwas für meine Haut tun, aber für Letho gab ich gerne etwas davon ab.

Ich setzte mich auf seine Hüfte und goss ein wenig von dem Öl auf seine vernarbte Haut. Sanft verteilte ich es und fing an seinen Schultern an. Nach und nach arbeitete ich die Spannung und die Knoten aus seinen Muskeln. Gelegentlich seufzte er entspannt auf und ich strich ihm immer mal wieder sanft über den Rücken und Nacken.

Als ich fertig war und nur noch mit den Fingern seinen Muskeln nachstrich, drückte ich ihm einen Kuss auf die Schultern. „Du musst mir etwas versprechen Letho.“ Bat ich ihn. Er brummte zur Antwort. „Egal was passiert, du musst dafür sorgen, dass Uma unbeschadet in Kaer Morhen ankommt.“ Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite. „Wir beide werden dafür sorgen.“ Antwortete er mir jetzt.

„Ich meine es ernst Letho. Egal was passiert, er muss nach Kaer Morhen gebracht werden. Bitte versprich mir das. Wenn mit mir irgendetwas sein sollte, wenn einer unserer Pläne schief geht, nimm Uma und bring ihn zu Yennefer nach Kaer Morhen. Ich kann dir nicht sagen warum es so wichtig ist, nur das es extrem wichtig ist, nicht nur für mich. Bring erst ihn weg und dann kannst du immer noch schauen, ob ich gerettet werden kann. Aber es ist sehr, sehr wichtig, wenn du dich entscheiden musst, nimm Uma.“ Flehte ich ihn eindringlich an.

Er drehte sich so geschickt um, dass ich nun auf seinem Bauch lag. „Was redest du da Krümel?“ wollte er wissen. Seine Arme hatte er mich geschlungen und ich verbarg mein Gesicht an seinem Hals.

„Bitte Letho. Du musst mir das versprechen. Es ist wichtiger als du dir vorstellen kannst. Du wirst später sehen, warum.“ Ich schluckte, ja die Übelkeit kam wieder. Es gab da vielleicht wirklich einen Zusammenhang.

„In Ordnung. Wenn es dir so wichtig ist, verspreche ich dir das.“ Murmelte er. „Danke Letho.“ Flüsterte ich erleichtert.

Letho stemmte sich ein wenig hoch und zog die Decke unter sich hervor. Er zog sie über uns rüber. „Mit dir wird es auch nie langweilig, oder?“ fragte er einige Augenblicke später leicht amüsiert. „Ich wünschte es wäre mal langweilig. Ich kann nichts dafür. Es wäre schön, wenn es mal leicht wäre und wie geplant laufen würde.“ Murmelte ich.

„Verrätst du mir noch, wo du vorhin warst?“ fragte er dann. „Ich habe hoffentlich dafür gesorgt, dass jemand überlebt.“ Gähnte ich. „Wer?“ wollte er genauer wissen. Ich blinzelte ihn an. “Ich glaube es ist besser, wenn ich dir den Namen jetzt nicht nenne.“ Lehnte ich die Antwort ab und schloss die Augen. In Lethos Armen konnte ich recht gut schlafen.

Am nächsten morgen wurden wir durch das Gequengel von Uma wach, der aus seinen provisorischen Bett heraus wollte. Als ich die Augen genervt öffnete schaute ich jedoch gegen die Wand. Wir hatten uns im Schlaf scheinbar so gedreht, dass ich gut geschützt zwischen Letho und der Zimmerwand lag. Allerdings schien ich im Schlaf die Decke an mich gerissen zu haben, denn ich war völlig darin eingewickelt. Auch Letho schien wach zu sein. „Weißt du, wenn ich jedes Mal so eine Massage vor dem schlafen gehen erhalte, lasse ich mich gerne als dein Haustier bezeichnen. Ich habe wunderbar geschlafen.“ Flüsterte er an meinem Hals und gab mir einen leichten Kuss in den Nacken. Meine Nackenhärchen stellten sich bei der sanften Berührung auf. Ich glaube ich war gerade dabei, mich wirklich ernsthaft in Letho zu verlieben.

Des Bett knarrte als Letho sich bewegte und aufstand. Ich drehte mich ebenfalls um und beobachtete ihn eine Zeitlang. Vermutlich konnte sich niemand vorstellen, der Letho nur flüchtig kannte, wie sanft und fürsorglich er wirklich war. Mit einem leichten lächeln auf den Lippen stand ich dann auch auf. Es war schwierig die Zeit einzuschätzen, da die Kammer kein Fenster hatte, aber vermutlich gäbe es schon jemanden der Wach war, der Letho seine Schwerter zurück geben konnte. Ich zog mich an und schüttelte dabei den Kopf über Uma. Er schien irgendetwas gegen mich zuhaben. Er mied meine Nähe so sehr, dass es schon auffallend war.

„Wollen wir?“ fragte ich meinen Hexer. Er nickte, „Ja, lass uns aus diesem verfluchten Gebäude rauskommen.“ Ich nickte. Letho nahm wieder Uma und wir verließen die Kammer. Ich schaute mich noch einmal in der Kammer um, ob wir auch nichts vergessen hatten und tatsächlich lag das Fläschchen mit dem Rosenöl so halb unter dem Bett. Ich kniete mich hin und hob es auf, sorgfältig steckte ich es in die Tasche an meinem Gürtel. Später würde ich es anders verstauen. Als ich auf den Gang trat, musste ich feststellen, das Letho nicht auf mich gewartet hatte. Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Hof.

Ich war noch nicht ganz an der Tür, als ich draußen schon Tumult hörte. Einige Hexenjäger lachten und andere pöbelten herum. Erneut seufzte ich und trat durch die auf den Hof. Letho stand recht mittig im Hof, umringt von den Jägern, die ihn gerade aufforderten, ihnen den Freak zu überlassen. Zwei hatten sogar bereits ihre Schwerter gezogen und anhand von Lethos Körperspannung konnte ich gut sehen, dass er gerade arg mit sich kämpfen musste, um nicht zu reagieren.

„Was ist hier los?“ wollte ich wissen. „Dieser Mutant tauchte hier auf einmal auf, zusammen mit diesem Freak. Wir wollten nur ein wenig Spaß haben.“ Bekam ich von einem als Antwort.

„Aber nicht mit meinem Hexer!“ erwiderte ich. „Und dieser Freak, wie du ihn nennst, ist ein wichtiger Auftrag!“ setzte ich hinter her. Verdutzt drehten sich nun auch einige andere Jäger zu mir um. „Was soll das heißen, deiner?“ fragte einer provokant. „So wie ich es sagte, er gehört mir. Und ich mag es gar nicht, wenn jemand an meine Sachen geht!“ mit einem Kopfnicken bat ich Letho zu mir. Uma, den er in seinen Armen trug, quengelte mal wieder. Doch er wagte es nicht ihn hier abzusetzen.

„Aber was macht er hier? Warum lief er hier alleine rum?“ wollte ein anderer Jäger wissen.

„Ich sollte die Pferde fertig machen, damit wir weiter können.“ Mischte Letho sich ein. Ich nickte, „Ganz genau und wegen euch kommt es jetzt zu Verzögerungen! Also werdet ihr ihm helfen, während ich seine Schwerter holen gehe. Und wehe es gibt wieder ärger!“ befahl ich. Interessanterweise murrten die Jäger nur leise und machten tatsächlich was ich sagte. Ich ging die Treppe hinauf zu dem Amtszimmer von dem Kommandanten. Die Tür war unverschlossen und so trat ich einfach ein. Nach einem kurzen Blick sah ich die Schwerter auf einem Schrank liegen.

Leider war dieser ziemlich hoch, so dass ich mir einen Stuhl ran ziehen musste, um dort oben ran zu kommen. Mit Mühe kam ich an sie ran, warum hatte er die da oben hingetan? Als ich sie endlich wieder hatte, ging ich zurück zu den anderen. Die Pferde waren tatsächlich schon fertig. Grob prüfte ich, ob noch alles da war und es schien auf den ersten Blick so. Letho hatte sich schnell seine Waffen wieder angelegt und stieg auf sein Pferd. Ich tat es ihm gleich und sobald das Tor offen war, beeilten wir uns zurück auf die Straße zu kommen. Die Gassen waren noch recht leer. Zum Glück, wie ich fand. Sie waren halt deutlich schmaler als die in Novigrad und wenn sie dann auch noch voller Menschen gewesen wäre, wir hätten Stunden gebraucht, um bis zum Stadttor zu kommen. Wir machten einen kleinen Umweg, damit Letho etwas zu Essen aus der Taverne holen konnte. Wir verließen die Stadt und die kleine vorgelagerte Sandbank, auf der sich auch der Schachklub befand.

„Wo willst du als erstes hin?“ fragte ich meinen Begleiter. „Zuerst zum Kräuterhändler, falls die Hexenjäger ihn nicht schon verhaftet haben. Vielleicht weiß er etwas.“ Bestimmte er. Ich nickte, „in Ordnung, aber dann sollte ich vielleicht mit meiner Verkleidung draußen warten.“ Erwiderte ich.

„Wenn du meinst, es könnte aber vielleicht ein wenig dauern, ich wollte schauen, ob ich dort an Zutaten komme, die wir unterwegs nicht sammeln können.“ Meinte Letho zu mir. Ich zuckte mit den Schultern.

„Dann sollt ich erst recht nicht mit rein kommen. Die Händler in Novigrad wollten mir ja schon keine Weidenrinde verkaufen, als alle dachten ich hätte etwas mit Menge. Ich will nicht das ich deine Geschäfte negativ beeinflusse. Und solange es nicht regnet, sollte das mit dem warten kein Problem sein.“ Beruhigte ich ihn.

Der Weg wurde immer schmaler, so dass wir nun hintereinander reiten mussten. Auch wenn wir langsam ritten, kamen die Pferde ziemlich ins schnaufen. Der Boden war ständig und vom Regen durchweicht, so dass sie mit ihren Hufen tief einsanken, zusätzlich ging es auch noch bergauf. In einvernehmliche Stille folgten wir dem Weg, nur Uma brabbelte gelegentlich vor sich hin.

Der Wind nahm immer weiter zu und demonstrierte, warum diese Gegend Sturmfelder hieß. Mein Ledermantel schützte relativ gut vor dem Wind, nur wenn er kurz drehte Und von vorne kam, zog er durch die Schnürung und ließ mich erschauern. Ich hoffte, dass dies keinen Rückschlag für meine Erkältung bedeutete. Ich hoffte nur, dass es in Kaedwin nicht noch kälter war, als hier. Und hoffentlich auch trockener. Aber vielleicht könnte ich Letho davon überzeugen, mir noch mal diesen Tee zu machen, nur um sicher zu gehen. Oder vielleicht würde er mir das Rezept geben, damit ich ihn mir selber machen kann. Dabei fiel mir aber auch ein, dass ich vielleicht auch mal Essen machen sollte, bisher hatte sich Letho immer darum gekümmert. Aber ich hatte noch nicht wirklich Erfahrung damit, was wir aus unseren Vorräten machen könnten und wie ich es so mache, das die Vorräte auch lange genug halten würden. Selbst jagen war so ein Ding, vermutlich durfte man es eh nicht einfach so, aber ich hatte auch keine Armbrust oder Pfeil und Bogen. Zeit für eine Falle hatten wir auch nicht wirklich. Vielleicht sollte ich zumindest anbieten, beim nächsten Mal zu helfen. Ja das könnte ich machen.

Der Weg wurde immer steiler, aber kurz darauf kam ein Haus in Sicht. Es war von einem Garten umgeben und davor stand ein großer Baum in einer Senke, in der sich Wasser sammelte. Wir hielten unsere Pferde an und stiegen ab. Wir ließen sie am Zaun, so das sie ein wenig am Gras knabbern konnten.

Uma versuchte sofort davon zu eilen, als seine Beine den Boden berührten. Doch der Strick um seinen bauch verhinderte eine Flucht. Letho betrat die Hütte und ich blieb mit Uma draußen. Er quengelte natürlich, das er den garten nicht einfach so erkunden konnte. Doch mit der Grube war es mir zu gefährlich, ihn laufen zu lassen. Mal davon abgesehen, das ich keine Lust hatte, ihn suchen zu müssen.

Da er sich aber durch nichts ablenken ließ und immer wieder am den Seil zerrte, folgte ich ihm. Ich seufzte, wenn das einer sehen würde. Ich lief gerade quasi Gassi mit Uma. Immer wieder wechselte er die Richtung wollte erst dort hin, dann hier hin. Wie ein Hund der alles beschnüffeln wollte.

Aber Letho hatte recht. Er brauchte eine ganze Weile bis er wieder heraus kam.

„Wenn ich raus kriege, dass du das mit Absicht machst, kannst du was erleben Avallach.“ Knurrte ich den kleinen Mann an, als er gerade wieder versuchte sich eine Raupe in den Mund zu stecken. Doch natürlich interessierte ihn das nicht. Er machte einfach weiter und zog mich zur nächsten Pflanze, die er betatschen wollte. Irgendwie hoffte ich, das sich dort Brenneseln befinden würden, aber andererseits wäre das Gejammer dann wahrscheinlich groß. Also doch lieber nicht hoffen.

Ich versuchte gerade Uma davon zu überzeugen, mir die giftige Blume im Austausch für einen Stock zu geben, als Letho endlich heraus trat.

Ich atmete erleichtert au, als Letho den kleinen wieder übernahm. „Hast du alles bekommen, was du brauchtest?“ fragte ich ihn. „Nicht wirklich, er hatte ein paar Zutaten, aber keine wirkliche Info für mich, er meinte ich sollte es in Heddel versuchen oder bei Meister Topical.“ Antwortete er mir. „Wo dann als nächstes hin?“ wollte ich von ihm wissen. „Nach Heddel. Es liegt auf unserem Weg.“ Ich stimmte dem zu. Irgendwas sagte mir dieser Ortsname, aber ich wusste nicht was. Wir mussten erst einmal fast den ganzen Weg bis nach Oxenfurt zurück reiten. Die Pferde waren darüber vermutlich genauso wenig froh drüber, wie ich. In der Nähe der Brücke kamen wir an einer kleinen Menschenmenge vorbei. Innerlich stöhnte ich, als ich die Situation erkannte, der Mann der einen Wyvern für einen Basilisken ausgab. Ich sah zu Letho rüber, aber dieser zuckte nur mit den Schultern. Langsam ritten wir an den Leuten vorbei. „Was meinst du, sollten wir die Menschen darauf Aufmerksam machen, das sie betrogen werden, das dies ein ganz gewöhnlicher junger Wyvern und kein Basilisk ist?“ fragte ich provokant laut. Die Männer drehten sich zu uns um. „Nun wir könnten, aber vielleicht sollten wir sie einfach in dem glauben lassen.“ Antwortete Letho genauso laut. Wir konnten die Menge protestieren hören und den Schausteller, der beteuerte das es sich um wirklich um einen Basilisken handeln würde, als wir um die Ecke bogen. Ich hoffte nur für die Männer, das der Käfig dieses mal echter war, als der im Spiel. Aber mir war es ganz recht, das Letho nicht darauf bestand, das wir die Situation für die Männer klärten. Sie waren doch selbst Schuld, wenn sie so leichtgläubig waren.
 

Der Weg dem wir jetzt folgten, war genauso schlecht wie der zur Hütte des Kräuterhändlers. Er war sogar noch schmaler. Links von uns war ein steiler sandiger Abhang und rechts von uns ein riesiges Getreidefeld. Einige der Bauern schauten kurz auf, als wir vorbei kamen, aber sie machten sich schnell wieder an die Arbeit.

„Wir brauchen diesen kleinen Kerl wirklich?“ fragte Letho, als Uma ihm schon wieder ganzen Arm voll spuckte. „Ja wir brauchen ihn noch, ich hoffe wir kommen schnell an. Dann können sich die anderen um ihn kümmern.“ Erwiderte ich. „Wenn das Wetter so bleibt, könnten wir Glück haben. Aber Sonne ist selten in Velen.“ Meinte Letho. Ich stimmte ihn still zu. Ich fragte mich auch, welche Jahreszeit wir hier eigentlich hatten. Zum einen Blüten die Obstbäume, hatten aber auch Früchte, Sommer Blumen blühten und gleichzeitig stand das Getreide soweit im Korn, wie es eigentlich erst im Herbst wäre. Aber vielleicht gab es hier keine wirklichen Jahreszeiten. Das bedeutete aber hoffentlich auch, das wie in den Bergen nicht mit Schnee zurechnen haben.

Ich seufzte wohlig auf, als die Sonne meinen Rücken wärmte. Letho drehte sich grinsend um, „Was?“ fragte ich ihn. Doch er schüttelte nur den Kopf. Nach kurzer Zeit bog er vom Weg ab, auf eine Wiese. Es lagen große Steine herum und bildeten eine Art Tor.

Letho stieg vom Pferd und forderte mich auf, das selbe zu tun. „Letho, was wollen wir hier?“ fragte ich ihn, als ich ebenfalls wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Letho holte einen Stoffbeutel aus seiner Satteltasche und ging zu einem der Felsen.

„Wir werden hier erst einmal in Ruhe etwas essen.“ Meinte er und holte einige Dinge aus dem Beutel. Ich hingegen besah mir die Monolithen. An einigen deuteten Vertiefungen darauf hin, das es einst Gravuren gab, aber sie waren so verwittert, dass man nichts mehr erkennen konnte.

„Was ist das hier?“ fragte ich Letho.

„Vermutlich eine alte Kultstätte, aus den Anfängen der Menschen hier. Überall kann man solche Steine finden.“ Meinte er kauend. Ich ging zu ihm zurück und setzte mich neben ihn. Er reichte mir Ebenfalls ein Brot mit saftigen Schinken. Auch Uma kaute bereits auf seinem Essen herum. Er saß nicht weit von uns auf der Wiese.

Letho und ich teilten uns das Essen, neben dem belegten Brot hatte er auch gebratene Hähnchenschenkel gekauft und eine Flasche mit Saft. Natürlich aß er mehr als ich, aber das war auch nicht verwunderlich. Er war ein Hexer und auch deutlich größer als ich, somit brauchte er natürlich auch mehr Nahrung.

Da ich bereits aufgegessen hatte, legte ich mich auf einen der Steine und genoss die Sonne noch ein wenig. Wer weiß wie lange wir etwas von ihr hatten. „Krümel, deine Satteltasche gibt Geräusche von sich.“ Meinte Letho auf einmal zu mir. Ich wollte schon etwas erwidern, als auch ich das Brummen hörte. Erst einige Sekunden später wurde mir klar, das es das Handy war.

Ich sprang auf und eilte zu den Pferden. Tetris wurde schon unruhig, vermutlich machte er ein großes Insekt für die Geräusche verantwortlich und versuchte es zu vertreiben. Ich musste einen Moment suchen, denn natürlich war das Ding ganz nach unten in der Tasche gerutscht. Irgendwie nervös sah ich auf den Display. Es war eine Nachricht eingegangen. War es vielleicht eine Antwort auf meine Nachricht? Ich tippte sie an.

*Hallo Alanya. Wirf doch beizeiten mal einen Blick in die kleine Höhle südlich der Sturmfelder? Grüße, ein Freund.* stand dort. Ich wurde blass. Wer auch immer der Absender war, wusste meinen Namen und wusste scheinbar auch wo ich mich ungefähr befand. Ich sah mich um, doch natürlich konnte ich niemanden sehen.

„Alles in Ordnung, Krümel?“ wollte Letho wissen, er hatte mich beobachtet. „Ich weiß nicht.“ Sprach ich zittrig. Ich ging zu ihm und zeigte ihm die Nachricht, aber er konnte sie natürlich nicht lesen, also las ich sie ihm vor. Auch er stellte sich die selben Fragen, woher wusste er meinen Namen und wo wir uns befanden.

Schnell tippte ich eine Antwort. *Wer bist du? Woher kennst du meinen Namen?* ich drückte auf senden, doch es wurde nur angezeigt, das die Nachricht verschickt werden würde. Dann steckte ich das Handy vorerst wieder weg. Ich atmete tief durch, um mich ein wenig zu beruhigen, dabei fiel mir etwas auf, es war ruhig hier, zu ruhig. Schnell blickte ich mich um. Scheiße! „Letho, wo ist Uma?“ fragte ich ihn hektisch. Auch er sah sich um. „Verdammt!“ fluchte er genauso. „Wir müssen ihn suchen.“ Meinte er und machte sich direkt daran, nach Spuren zu suchen. Die Pferde ließ er stehen, so folgte ich ihm zu Fuß. Immer wieder sah ich mich um, wie kann dieser kleine Kerl nur soweit gekommen sein? Die Spuren führten, wie sollte es denn auch anders sein, zwischen die Bäume. In der Ferne konnte ich Wölfe hören, hoffentlich fanden wir Uma vor den Raubtieren. Ich wagte es nicht nach ihm zu rufen, vermutlich würde es ihn nur noch weiter laufen lassen. Uma schien einmal im Kreis gelaufen zu sein, ehe er zwischen die dunklen Nadelbäume lief. Sofort wurde es dunkler. Letho blieb kurz stehen, ehe er dann schneller in eine andere Richtung lief. Ich musste mich beeilen, damit ich ihn zwischen den Bäumen nicht ebenfalls verlor.

Vor einem Felsspalt holte ich ihn dann schließlich ein. „Ich denke der kleine hat diese ominöse Höhle gefunden, vorausgesetzt es gibt hier nicht noch mehr. Du wartest hier. Ich weiß nicht was da drinnen haust.“ Widerwillig stimmte ich zu. Schließlich wollte ich nicht schon wieder zu Fuß laufen müssen. Ich versuchte die Umgebung und auch den Eingang im Auge zu behalten, während Letho in der Dunkelheit verschwand.

Ich war mir nicht sicher, ob die Wölfe wirklich näher kamen, oder ob ich es mir nur einbildete, aber auf jeden Fall war ich sehr froh, als ich hören konnte, das Letho Uma gefunden hatte und sie sich dem Ausgang näherten.

Ich stockte, als die beiden wieder ins Licht traten, was hatte Uma da in der Hand? Fragend sah ich Letho an, „Das hat er gefunden und wollte es partout nicht hergeben.“ Zuckte Letho mit den Schultern.

„Lag da sonst noch etwas?“ fragte ich den Hexer. „Ja, eine kleine Kiste, wie aus Glas, bloß deutlich leichter und widerstandfähiger, darin lag verschimmeltes Brot.“ Meinte er. Eine Brotdose? Fragte ich mich. Wo kam dieser ganze Scheiß her? „Sonst noch irgendwas?“ fragte ich nochmal nach. Doch Letho schüttelte den Kopf. „Nur diese Kiste und das was Uma da hat. Weißt du was das ist?“ Ich nickte nur. „Ja, diese Kiste klingt sehr nach einer Brotdose und das was Uma da hat, sieht aus wie eine Thermoskanne. Die Brotdose, ist das was der Name schon sagt, darin bewahrt man sein Essen auf und die Thermoskanne hält Getränke für eine ganze Weile warm.“ Erklärte ich kurz. Wollte der Unbekannte mich darauf Aufmerksam machen und wenn ja, warum? Und wie kam der ganze Krempel her? Wie oft verirrte sich jemand aus meiner Welt hier her? Lag es daran, dass die nächste Spährenkonjunktion kurz bevorstand? So viele Fragen und keine Antworten. Ich konnte nur hoffen sie irgendwann zu bekommen.

Auch Letho schien nachdenklich und so gingen wir schweigend zurück zu den Pferden. Glücklicherweise standen sie immer noch dort, wo wir sie zurück gelassen haben. Letho packte die restlichen Sachen wieder ein und wir machten uns wieder auf den Weg.

Ich grübelte noch weiter über diese Fragen nach, während wir in Richtung Heddel unterwegs waren. Da wir eh hintereinander reiten mussten, schwieg auch Letho und führte nur den Weg an.
 

Gegen Mittag erreichten wir dann den Ort. Sofort erkannte ich ihn, doch zum Glück schien vor uns bereits ein Hexer hier gewesen zu sein, denn nirgends sah man noch Spuren von den riesigen Spinnenweben oder von den Monstern selbst etwas. Nur hier und da sah man einige Bauersleute trauern.

Sie schauten uns misstrauisch an. Einige hörte ich sogar tuscheln, was den ein Hexenjäger hier wollte. Ich seufzte, vermutlich gäbe es auch ohne die Verkleidung Gerede, dann zwar nicht über mich, aber über Letho. Den Leuten konnte man es nie recht machen.

Letho blieb bei einem älteren Mann stehen und beugte sich zu ihm runter. Ich konnte nur hören, wie er nach jemanden fragte, doch der Gefragte schüttelte nur mit dem Kopf und deutete auf einen anderen Mann, der ein Stück weiter stand. Letho bedankte sich und ritt zu dem anderen.

Jetzt konnte ich auch hören, nach wem er fragte, einem anderen Hexer, genauer gesagt Slobodan, ein Hexer der Katzenschule.

Der Mann wurde wütend und schimpfte über eben diesen. Er hatte die letzten Ersparnisse dieses Dorfes bekommen um sich um einen Geist zu kümmern, der bei der alten Hütte etwas abseits nieder gelassen hatte. Die erste Nacht war wohl Ruhe gewesen und dann fingen die unheimlichen Schreie wieder an. Von dem Hexer hatten sie nichts weiter gesehen. Ich seufzte, das hieße wohl wir würden zu dem alten Haus reiten müssen und danach schauen, ob es noch irgendwo Spuren oder Hinweise gab.

Ich nickte Letho zu, um ihn zu zeigen das ich verstanden hatte. So folgten wir dem Pfad aus dem Dorf heraus und zu dem kleinen Flüsschen. Dort ließen wir die Pferde erst einmal trinken und füllten ebenfalls unsere Wasservorräte wieder auf.

Als wir das Wasser durchquert hatten, konnten wir schon bald diese unheimlichen Schreie hören. Doch selbst mir war klar, dass es sich um keinen Geist oder Erscheinung handeln konnte. Letho bestätigte meine Vermutung unbewusst, als er den Himmel mit seinen Augen absuchte. Er ließ sein Pferd schneller traben und führte uns zu der alten Hütte. Er stieg ab und band sein Pferd fest. Ich tat es ihm gleich. Doch dann drückte er mir Uma in die Arme und forderte das ich hier warten sollte.

Ich konnte noch sehen, das Letho seine Tränke überprüfte, ehe er zu Fuß weiter eilte.

Nachrichten

Ich blickte Letho noch eine Weile nach. Das Geschrei des Monsters verriet eindeutig, dass es sich um einen Greif handelte, doch ich überlegte ob es ein normaler Greif war, oder doch eine Unterart wie der Erzgreif. Doch Uma riss mich schnell aus meinen Überlegungen. Er quengelte so das ich ihn absetzte und ihm das Seil wieder um den Bauch band. Ich hatte keine Lust, das er wieder stiften ging und ich ihn suchen musste. Schließlich gab es hier in der Nähe noch genügend hungrige Monster. Aber vielleicht würden sie so etwas wie Uma aber auch erst gar nicht fressen wollen. Er sah dann doch ziemlich unappetitlich aus. Mit seinen ganzen offenen Geschwüren und dem Rotz der ihm ständig aus der Nase lief. Trotzdem sollte ich es lieber nicht ausprobieren.

Uma zerrte an dem Seil, er bemühte sich schon wieder ziemlich, um so viel abstand zwischen uns wie möglich zu kriegen. Ich seufzte, warum auch immer das so war. Vielleicht würde er mir als Avallach darauf antworten können, aber dann wiederum war die Frage, wollte ich mich wirklich mit beschäftigen? Er wirkte doch ziemlich arrogant und es bliebe die Frage, ob er sich an seine Zeit als Uma erinnerte. Allerdings sollte ihn dieser Fluch ja demütigen, also konnte es gut sein, das er ganz genau mitbekam, was um ihn herum geschah. In dem Fall sollte ich vielleicht dann aber drauf achten, was ich in seiner Gegenwart sagte.
 

Uma hatte sein Spiel mit der Thermoskanne aufgegeben und jagte nun einen Käfer, der um ihn herum schwirrte. Ich setzte mich auf den Boden und sah ihm eine Weile zu, mit Uma war babysitten die schlimmste Strafe, mit einem wirklichen Kleinkind konnte man sich wenigstens noch beschäftigen, aber er, der kapierte doch gar nichts. Als ich die Thermoskanne vor mir im Gras so liegen sah, kam mir ein Gedanke. Wenn wir sie schon hatten, könnten wir sie wenigstens auch nutzen. Aber so wie es klang, waren da noch irgendwelche Reste drin und wenn Letho recht hatte, dass in dieser Höhle noch eine Brotdose, mit schimmeligen Inhalt lag, dann wäre das in der Kanne auch schimmelig, also musste sie vorher gründlich gereinigt werden, ehe wir sie nutzen konnten. Ich hob die Kanne also auf und nahm einen alten Eimer mit, der vor der Hütte lag. Letho würde sich bestimmt nach dem Kampf waschen wollen.

Ich zerrte Uma an dem Seil hinter mir her, bis zum Bach. Dort lenkte ihn zum Glück der Schlamm ab, mit dem er sofort anfing zu spielen und zu matschen. Ich hingegen mühte mich mit dem Deckel ab, doch mit einem Stück Stoff konnte ich ihn letztendlich öffnen. Ich verzog die Nase, als der Deckel endlich ab war, der Geruch, der heraus kam, verriet eindeutig, dass der Kaffee in der Kanne schon eher mehrere Wochen darin war. Ich kippte den Inhalt aus. Durch das ganze Geschüttel von Uma, war der Schimmel schleimig und schwamm nicht mehr oben auf.

Gründlich spülte ich die Kanne viele Male aus, doch vermutlich müsste man sie vorher lieber noch einmal auskochen, ehe man sie gefahrlos benutzen konnte. Naja, zumindest ich, ich war mir nämlich nicht sicher, ob Hexer sich eine Lebensmittelvergiftung zuziehen konnten, oder ob sie dagegen auch Immun waren.

Ein lauter Schrei des Greifen, der genauso plötzlich abbrach, ließ mich erschrocken aufsehen doch vom Bach aus, konnte ich noch weniger sehen, als vom Platz vor der Hausruine. Der Bach lag noch um einiges tiefer als die Ruine. Da ich nichts sehen oder weiter hören konnte, widmete ich mich wieder der Reinigung der Kanne.

Als ich damit fertig war, musste ich allerdings feststellen, dass Uma von oben bis unten sich mit Schlamm besudelt hatte und dem Geruch nach, auch mal wieder in die Hose gemacht hatte. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als ihn in dem kalten Bach zu waschen. Er war davon so gar nicht begeistert und schrie wie ein angestochenes Schwein. Ich hatte schon die Befürchtung, dass einer der Dorfbewohner kommen würde, um nach zusehen, was hier passierte, doch zum Glück kam keiner. Wer weiß was die mir sonst vorgeworfen hätten.

Leider war ich nun aber fast genauso nass wie Uma, so nahm ich die Kanne und den Eimer und zerrte den kleinen Kerl hinter mir her, zurück zu den Pferden und der Ruine. Da ich jetzt erst einmal Holz sammeln musste, setzte ich Uma in die kaputte Holzkarre vor dem Haus. Als Laufstallersatz sozusagen. Allerdings band ich das Seil noch fest, nur für den Fall das er hinaus klettern konnte. Dann sammelte ich etwas Holz und trockenes Gras, um ein kleines Feuer anzünden zu können. Ich hatte auch den Topf geholt, mit dem Letho den Talg ausgekocht hatte und nutzte ihn jetzt, um Wasser für die Kanne aufzukochen. Mit einer kleineren Schale aus Metall erhitzte ich Wasser für den Eimer, damit Letho kein eiskaltes nutzen musste.
 

„Er ist doch kein Hund, du kannst Uma doch nicht einfach so fest binden Krümel.“ Sprach Letho mich auf einmal von hinten an. Erschrocken fuhr ich rum und presste eine Hand auf mein Herz, um es zu beruhigen. „Meine Güte, hast du mich erschreckt. So habe ich aber die Hände frei und Uma kann nicht wieder weg laufen oder ins Feuer fallen.“ Entgegnete ich, doch dann wurde mein Blick besorgt, Lethos Rüstung zeigte einen großen Riss auf der Brust und auch seine Arme waren blutverschmiert. Ich wollte auf ihn zu gehen, um zu sehen ob ich ihn helfen kann, doch er hielt mich auf. „Nicht anfassen Krümel.“ Ich zuckte zurück, bei seinem angespannten Ton, „Aber, …“ wollte ich erwidern. „Kein aber, das war ein Erzgreif, die besitzen Gift.“ Entgegnete er.

Murrend setzte ich mich wieder ans Feuer, das Wasser mit der Kanne hatte schon einige Zeit gekocht und daher nahm ich es vom Feuer weg, so konnte es in Ruhe abkühlen. Letho hingegen hatte sich den Eimer mit Wasser geschnappt und wusch sich das Blut vom Körper. Er hatte seine Rüstung und auch sein Hemd ausgezogen und ein kurzer Seitenblick verriet mir, dass er einen tiefen Schnitt über den Brustkorb hatte. Allerdings zwang ich mich dazu ihn nicht anzustarren und beschäftigte mich mit dem Feuer. Abwesend stocherte ich mit einem Stock in der Glut, bis Funken flogen.

„Was ist los Krümel?“ fragte Letho mich nach einiger Zeit. „Nichts, alles ok.“ Antwortete ich ihm automatisch, allerdings ohne ihn anzusehen. Er fragte mich erneut, doch wieder bekam er dieselbe Antwort von mir. Er hockte sich neben mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Hey Krümel, was ist…“ versuchte er es noch einmal, doch ich duckte mich unter seiner Berührung weg.

„Alanya, was ist los?“ fragte er nun ernst. Ich zuckte beinahe zusammen, als er dieses mal nicht meinen Kosenamen benutzte. Dies war ein guter Indikator für seine Stimmung oder den ernst der Lage. Als ich mich erneut vor seiner Berührung zurück zog, seufzte er resigniert.

„Ich weiß ja, dass ihr Frauen manchmal eure Phasen habt, aber reiß dich gefälligst zusammen. Wir können in der Wildnis kein rum gezicke gebrauchen!“ meckerte er nun. Ich schnappte nach Luft, ich zickte garantiert nicht rum. Also verschränkte ich die Arme vor der Brust und schaute demonstrativ in eine Richtung.

Plötzlich packte mich Letho und hob mich auf seine Schulter, ich schrie erschrocken auf, wagte es jedoch nicht mich zu wehren, da ich Angst hatte, eine seiner Verletzungen zu treffen. Er trug mich einige Meter weit, bis er mich fallen ließ.

Genau in das kalte Bachwasser.

„Bist du jetzt abgekühlt genug, um mir zu antworten?“ fragte er mich. Empört schaute ich zu ihm rauf, „Menno, meine Klamotten waren schon wieder fast trocken!“ maulte ich.“ Er hockte sich neben mich, „Also was ist los?“ wollte er wissen. Ich schaute weg, ehe ich ihm antwortete. „Du machst immer alles.“ Murmelte ich. „Krümel?“ fragte er nach, natürlich konnte er nicht wissen was ich meinte. „Du hast dich um mich gekümmert als ich krank war, du kümmerst dich um Uma, machst das Essen, lehrst mich das Brauen und trainierst mich sogar. Ich wollte dir doch nur helfen und auch nützlich sein.“ Erklärte ich ihm. Er seufzte. „Ach Krümel, das ist alles?“ Ich nickte.
 

„Ich wollte nicht, dass du mit meinem Blut in Berührung kommst. Das war kein normaler Greif, sondern ein Erzgreif, die …“ Setzte er zur Erklärung an, „Die Spucken Säurebälle ich weiß, aber ich wollte dir doch trotzdem nur helfen.“ Jammerte ich irgendwie. „Dann solltest du verstehen, dass ich dich nur schützen will.“ Murmelte er und wuschelte mir durchs Haar, ehe er wieder aufstand. „Komm, das Wasser ist zu kalt, um lange darin zu sitzen.“ Er reichte mir eine Hand, um mir hoch zu helfen. Dankend nahm ich sie an. Doch auf den glatten Steinen verloren wir den halt und fielen beide zurück in den Bach. Ich landete auf ihm. Zusammen lachten wir über unser Missgeschick, ehe mir klar wurde, wie nah unsere Gesichter waren. Ich starrte auf seine Lippen, bis ich merkte, dass er mich genauso ansah. Mit rotem Gesicht stemmte ich mich hoch, um schnell Abstand zwischen uns zu bekommen. Letho zischte. Ich hatte genau auf seine Verletzung gefasst. Schnell entschuldigte ich mich, ehe ich zum Feuer zurück eilte.
 

Nachdem wir wieder trockene Kleidung anhatten und alles wieder eingepackt war, ritten wir zurück nach Heddel. Letho wollte den Kopf des Greifens abliefern, auch wenn er keine Belohnung dafür erhalten würde.

Der Ortsvorsteher sah ihn misstrauisch an, als er den Greifenkopf vor seine Füßen fallen ließ. „Das war euer Geist.“ Erklärte Letho ihm, „Aber, aber das ist kein Geist und wir haben nichts mehr, um dich bezahlen zu können.“ Stotterte der alte Mann. „Ich weiß, sorg einfach dafür das der Händler mir faire Preise macht.“ Beruhigte Letho ihn. Der Alte nickte schnell und ging davon. Letho schaute ihm nach, um sicher zu gehen das er in Richtung Händler verschwand.

„Brauchst du auch etwas vom Kräuterhändler?“ fragte Letho mich. Ich schüttelte den Kopf, „Obwohl, vielleicht noch mal Kräuter für den Tee?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Dafür sollten wir genügend Münzen übrig haben.“ Stimmte Letho zu. So folgten wir dem Alten in einiger Entfernung zum Händler.

„Oh, schon wieder ein Hexer, gibt es hier eine Versammlung in der Nähe?“ fragte der Kräuterhändler scherzend? „Wieso schon wieder?“ fragte ich den Mann. „Na dein Begleiter ist der dritte Hexer in zwei Wochen.“ Bekam ich als Antwort. „Wer waren diese Hexer? Wir suchen nämlich nach einem, helles braunes Haar, ziemlich hässlich und ein Katzenamulett auf der Brust, er nennt sich Slobodan.“ Wollte Letho von dem Händler wissen. Der Händler zuckte mit den Schultern, „Keiner von denen hat sich vorgestellt, aber die Beschreibung passt auf den ersten Hexer. Er war vor knapp zwei Wochen hier.“ Erzählte er uns.

„Und der andere?“ wollte ich wissen. Schließlich gab es eine geringe Chance, dass es sich dabei um Lambert gehandelt haben könnte. „War erst vor ein paar Tagen hier. Ziemlich übel gelaunt, suchte nach jemanden, wie es schien nach einem weiblichen Hexer, aber jeder weiß das es so etwas nicht gibt.“ Meinte der Händler. „Ein weiblicher Hexer?“ Hakte Letho nach. Der Händler nickte, „Der Kerl suchte nach einer blonden Frau, die eine Hexerrüstung und ein Hexeramulett trägt und ein Silberschwert auf dem Rücken, wie ein Hexer. Wollte wissen ob so jemand bei mir nach Zutaten gefragt hatte.“ Zuckte er mit den Schultern.

In dem Moment war ich doch recht froh, dass ich die Verkleidung trug, wer weiß ob Lambert noch in der Gegend war und eventuell zurück kommen würde. „Aber genug vom Klatsch, was kann ich für euch tun?“ Als Letho mit den Verhandlungen anfing für Zutaten, die er Kaufen und Verkaufen wollte, schlenderte ich den Weg entlang. In einiger Entfernung stand ein Anschlagsbrett und darauf ging ich gerade zu, gelegentlich fand man ja etwas Interessantes darauf.

Ich überflog die Aushänge, ein Liebesbrief, jemand suchte nach Arbeit, ein andere verkaufte gebrauchte Möbel. Moment mal, an dem Liebesbrief stimmte etwas nicht, meine Augen huschten zurück.
 

*An mein Liebste,

ich vermisse dich so sehr, dass ich mich aufgemacht habe nach dir zu suchen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie entzückt ich und der Wolf waren, als wir feststellten, dass einige

ziemlich gefährliche Dinge verschwunden waren.

Ich hoffe das du dies liest und schnell zu mir zurück kehrst,

damit ich dir das ausführlich zurück zahlen kann. Ich freue mich schon sehr, wenn wir uns endlich wieder sehen*
 

Unterschrieben war der Brief nicht, aber ich hatte eine gute Ahnung von wem der war. Auch wenn ich damit verriet, dass ich in der Gegend war, riss ich den Brief ab. Ich würde ihn Letho später zeigen, vielleicht konnte er meinen Verdacht auch zerstreuen und ich interpretierte in das Schreiben zu viel hinein.

Letho wartete bereits auf mich und sah mich fragend an, „Später.“ Murmelte ich und schwang mich wieder in den Sattel. „Wohin jetzt?“ fragte ich ihn. „Nach Stacheier. Der Händler hat mir einen großzügigen Rabatt gewährt, als ich ihm versprach dort einmal nach dem rechten zu sehen.“ Ich nickte, „Und wo ist das?“ der Ortsname sagte mir nichts. „Keine sorge ist nicht weit. Siehst du die Krone des Baumes auf der anderen Hügelseite? Dort hin müssen wir.“ Ich schaute in die Richtung, in die er zeigte. Es war wirklich nicht weit.

Wir folgten dem Pfad, doch schon bald versperrte uns ein umgestürzter Baum den Weg. Dieser Lag so ungünstig, dass man weder links noch rechts dran vorbei kommen konnte. Also ritten wir einmal um den Hügel herum um einen anderen Weg zu nehmen. Er war recht breit und wurde ursprünglich scheinbar für Pferdegespanne genutzt. Doch dieser Weg schien mir seltsam, irgendetwas stimmte hier nicht.

„Letho warte!“ rief ich und sprang eilig aus dem Sattel. Verwundert hielt er sein Pferd an. Einige Schritte vor uns, schien der Weg merkwürdig zu gewuchert. Nur eine kleine Lüke blieb, durch die man reiten konnte. Vorsichtig ging ich darauf zu. Da war irgendwas am Boden, unter Laub versteckt. Zumindest sah es für mich so aus, das Laub wirkte auf mich künstlich platziert.

Ich hockte mich hin und nahm mir einen kleinen Stock, mit dem ich ganz vorsichtig Blatt für Blatt beiseite schob. Tatsächlich, unter den Blättern war ein Draht verborgen. Ich folgte ihm mit meinen Augen. Er war einmal komplett quer über den Weg gespannt.

Eine Falle.

Da ich aber nicht wusste, aus was die Falle bestand, wollte ich sie nicht einfach so auslösen. Vorsichtig schritt ich am Draht entlang. Meine Augen wurden groß, am ende des Drahtes war eine Variation einer Hexerbombe, der Auslöser ähnlich wie bei einer Handgranate aus meiner Welt.

„Letho bleib weg, ich kümmere mich um die Falle.“ Rief ich ihm zu. Mit zittrigen Händen holte ich meine Lederrolle aus der Gürteltasche. Ich legte sie neben mir auf den Boden und entrollte sie. Darin hatte ich verschiedenes Werkzeug, Dietriche, Draht, etc. Allerdings war es deutlich etwas anderes Fallen in der Theorie oder im LARP zu entschärfen. Wenn ich hier was falsch machte, war es das für mich gewesen.

Ich wischte mir meine Hände an der Hose ab und rollte ein Stück Draht ab. Leider hatte ich keinen richtigen Splint, den ich für die Sicherung einsetzen konnte. So faltete ich mein Stückdraht mehrere Male, in der Hoffnung, dass er dann stabil genug ist. Hätte es nicht einfach eine Bärenfalle oder eine Armbrust gewesen sein können, so wie Letho sie benutzt hatte? Langsam schob ich den provisorischen Splint durch den Auslöser. Wenn er nicht hielt, müsste ich zumindest keinen Weg mehr nach Hause suchen. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, an alle Götter, die ich kannte oder auch nicht kannte, vielleicht würde mich einer erhören. Obwohl, als ich dies das letzte Mal getan hatte, war ich kurze Zeit später in nilfgaarder Gefangenschaft.

Doch Glücklicherweise ging alles gut. Der Splint hielt und ich konnte den Stolperdraht entfernen. Trotzdem kniff ich kurz die Augen zu, doch es passierte nichts. Ich stieß die Luft aus, die ich angehalten hatte und wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Alles in Ordnung Letho, die Falle ist entschärft.“ Rief ich über die Schulter.

Neugierig kam er näher, doch als er sah, was ich triumphierend in der Hand hielt, wurden seine Augen groß. „Sag mal spinnst du? Ich hätte einfach ein Quen wirken und sie dann ohne Risiko auslösen können.“ Zischte er. „Und somit den warnen, der sie platziert hatte?“ schmollte ich. „Ach Krümel, ich weiß das du beweisen willst, dass du auch etwas kannst, aber bitte nicht mit solchen Mitteln, klar?“ niedergeschlagen nickte ich, „Ok Letho.“ Murmelte ich. Letho nahm mir die Bombe aus der Hand und legte sie vorsichtig auf den Boden. „Na komm, wollen wir doch mal sehen, wer sich hier versteckt hält.“ Versuchte er mich aufzumuntern. Allerdings führten wir nun die Pferde, um weitere Fallen schneller bemerken zu können.

Doch auf dem Weg fanden wir glücklicherweise keine weiteren. Wer auch immer diese platziert hatte, nahm wohl an, dass sie nicht gefunden oder umgangen werden konnte. Wir kamen an zwei Häusern an, aber alles schien still zu sein. Doch Letho war angespannt, es sah aus, als ob er seine Kiefer fest aufeinander gepresst hatte.

Wortlos band er sein Pferd fest und drückte mir Uma auf. „Ihr bleibt draußen.“ Befahl er und schritt mit festen Schritten auf eine der Hütten zu. Ohne anzuklopfen stieß er die Tür auf und war dann aus meinem Blick verschwunden.

Uma wandte sich in meinen Armen und nagte sogar an meiner Haut, angewidert ließ ich ihn fallen. Sofort versuchte er vor mir davon zu laufen. Fluchend eilte ich ihm hinterher, dieser kleiner Hosenscheißer.

Ich eilte ihm schon ne ganze Weile hinterher, bis Gepolter aus der Hütte mich ablenkte. Mit wem war Letho dort drin? War es der andere Hexer, den er suchte? Aber wenn ja, was machten die dort?

Als ich mich wieder auf Uma konzentrierte, sah ich gerade noch so, wie er zwischen ein paar Hecken verschwand. Oh nein, dieser Elf wird mir nicht entkommen.

Ich sprintete hinterher, gerade so bekam ich ihn noch zu fassen, ehe er einen Abhang hinunterrollen konnte. Mein Griff um seinen Arm war fest. „Verdammt Avallach, ich gehe mal davon aus das du mich da drin hören kannst. Versuch doch wenigstens einmal die Kontrolle zu behalten. Was soll den aus Ciri werden, wenn dir was passiert!“ fluchte ich laut. Bildete ich es mir nur ein oder zuckte Uma wirklich zusammen, ehe er wie ein kleines Kind anfing zu schreien. Mir reichte das Theater, hätte Letho ihn nicht wenigstens ruhig stellen können, ehe er in das Haus ging? Er hatte doch sicherlich mitbekommen, das mich Uma noch weniger mochte als ihn.
 

Als Uma sich anschickte wieder nach mir zu beißen, um sich zu befreien zog ich ein Stück Stoff aus der Manteltasche und stopfte es ihn in den Mund. In dem Moment war es mir egal, dass ich damit eigentlich immer meine Klinge vom Blut befreite. Jetzt war wenigstens halbwegs Ruhe. Da er aber immer noch versuchte weg zulaufen und sich das Tuch aus dem Mund zu ziehen, holte ich das Seil, das an Lethos Sattel hing und band Uma am Zaun vor der Hütte fest. So konnte er wenigstens nicht mehr nerven. Jetzt da Uma ruhig gestellt war, fiel mir auf wie ruhig es auf einmal war, auch aus der Hütte konnte ich nichts mehr hören. War Letho fertig mit dem anderen? Aber wenn das der Fall wäre, warum kam er nicht raus, oder war ihm was passiert? Aber müsste dann nicht der andere raus kommen. Unruhig tigerte ich vor der Hütte auf und ab.

Ich hatte schon eine deutliche Spur in den sandigen Boden gelaufen, als ich mich entschloss, einfach nach sehen zu gehen. Ich vergewissert mich, dass Uma wirklich nicht stiften gehen konnte und schlich dann zur Tür.

Vorsichtig lauschte ich kurz, doch ich konnte nur wenig hören, das einzige schienen Schritte zu sein, die man hören konnte. Ich öffnete die Tür einen Spalt und schlüpfte hinein. Letho stand mit dem Rücken zu mir und hatte mich scheinbar noch nicht wahr genommen, der andere war wirklich ein Hexer. Er hatte ein geschwollenes Auge, eine gebrochene Nase und eine aufgeplatzte Lippe. Sie schienen sich geprügelt zu haben, ehe sie zu den Waffen gegriffen hatten. Ich konnte sehen, das Letho eines seiner Schwerter in den Händen hielt, der andere allerdings eine Armbrust. Eins seiner Schwerter lag am Boden, auf der anderen Seite des Raumes.
 

„Sieh einer an, wer uns da besuchen kommt! Ein kleiner Jäger!“ grinste der andere Hexer. Letho wirbelte herum, „Krümel!“ rief er. „Ach das ist ja interessant. Krümel? Hast du dir eine Jägerin als Betthäschen zugelegt? Was für eine ungewöhnliche Wahl. Oder ist es umgekehrt, bist du jetzt ein Haustier der Hexenjäger?“ Höhnte der Fremde. Letho wollte schon auf mich zu gehen, doch der andere Hexer räusperte sich nur und zielte mit der Armbrust nun auf mich.

„Lass sie da raus, das ist eine Sache zwischen mir und dir!“ forderte Letho. Doch Slobodan, ich nahm zumindest an das er dies war, lachte nur. „Du bist nicht in der Position, um Forderungen zu stellen Letho. Und du Krümel, komm her.“

Ich knirschte mit den Zähnen, als er mich so nannte, blieb aber vorerst stehen. „Ich sagte komm her!“ forderte er erneut. „Krümel nicht!“ mischte Letho sich ein. Gerade als Letho wieder einen Schritt auf mich zu gehen wollte, zischte haarscharf ein Bolzen an meinem Kopf vorbei. Erschrocken schrie ich kurz auf und Letho gefror in seiner Bewegung.

Doch Slobodan hatte die Zeit genutzt und einen neuen Bolzen eingelegt und die Armbrust gespannt. Da ich mich vor schreck aber nicht zu ihm bewegte, als er es ein drittes Mal forderte, sah ich wie er seine Hand in meine Richtung hob. Oh nein, nicht schon wieder, dachte ich nur und versuchte mich vor dem Zeichen zu schützen in dem ich die Augen schloss.

Es brachte nichts, wie ich feststellte, denn das nächste was ich wusste, dass ich direkt vor dem anderen Hexer stand und er mich packte und mich als Schutzschild zwischen sich und Letho hielt. „Ich denke, jetzt hast du einen guten Grund, das zu tun was ich dir sage, Letho. Also sei ein guter Hexer und verschwinde, während ich deine kleine Freundin hier ausprobiere.“ Höhnte er und leckte mir am Ohr entlang. Angewidert verzog ich das Gesicht, während auf Lethos Gesicht für eine Sekunde der Schreck zu sehen war.

Als der andere Hexer jedoch seinen Arm verlagerte, vermutlich um mich zu betatschen, grinste ich Letho siegessicher zu. Er zog zur Antwort nur fragend eine Augenbraue hoch. Ich jedoch packte der Arm, der auf meiner Brust lag und biss zu.

So fest ich konnte, als sein Blut in meinen Mund lief verzog ich das Gesicht.

Slobodan fluchte, „Du kleine Metze, was fällt dir ein!“ brüllte er und versuchte sich loszureißen. Doch ich nutzte die weitere Chance und wandte denselben Trick an, wie damals bei Letho. Nun lag der Hexer vor mir auf dem Boden, so schnell ich konnte, zog ich einen Dolch aus meinem Stiefel und drückte ihn an seine Kehle.

Ich hatte mich bemüht das Blut des fremden Hexers nicht zu schlucken und spuckte es ihm nun ins Gesicht, „Wie unfair, Schwalbe und Waldkauz!“ spie ich. Der am Boden liegende Hexer bekam große Augen, „Was verdammt noch mal bist du! Wer kann Tränke anhand von Blut erkennen?“ fragte er geschockt. Ich zeigte ihm mein blutiges Grinsen, „Ich bin nur ein Mensch, mit gutem Geschmack. Man muss nur bestimmte Zutaten erkennen.“ Grinste ich.

Letho erschien neben mir. „Ich übernehme das jetzt, Alanya. Geh bitte wieder raus.“ Bat mich Letho, mit zusammen gebissenen Zähnen. Da er nun sein Schwert an die Kehle des anderen hielt, sah ich zu meinem Hexer auf und nickte. Ich steckte meinen Dolch weg und stand langsam auf. An der Tür zögerte ich jedoch kurz und sah noch einmal kurz zurück.

Draußen nahm ich mir direkt eine Wasserflasche und spülte mir gründlich den Mund aus, das Krabbspinnengift aus dem Waldkauz brannte auf den Schleimhäuten. Uma tobte noch immer gegen die Fesseln, schien aber langsam müde zu werden.
 

Innerlich bereitete ich mich schon mal einen riesen Anschiss vor, schließlich hatte Letho ja eindeutig gesagt das ich draußen auf ihn warten sollte. Und er hatte recht gehabt. Ich hätte lieber draußen bleiben sollen.

Ich setzte mich an die Hauswand und legte die Stirn auf meine Arme. Ich seufzte, Letho wird sicherlich wenig begeistert von meinem einmischen sein. Als Letho endlich raus kam, sah ich zögerlich zu ihm auf, doch statt mich direkt anzuschnauzen, setzte er sich schweigend neben mich.

„Es tut mir leid Letho, ich weiß ich sollte draußen warten, aber … … aber als ich nichts mehr hörte, habe ich mir sorgen gemacht. Deswegen wollte ich nachschauen.“ Entschuldigte ich mich bei ihm. Besser es nicht wieder hinauszögern. Doch Letho schwieg, als ich zu ihm rüber schielte wischte er sich gerade mit den Händen durchs Gesicht. Auch er hatte eine aufgeplatzte Lippe und eine Schürfwunde im Gesicht. Doch auch eine ganze Weile später hatte er zu mir noch nichts gesagt, er schien mit den Gedanken völlig wo anders zu sein.

„Letho? Bitte sprich mit mir.“ Bat ich ihn. „Und warum sollte ich das tun, du hörst doch eh nicht auf mich.“ Brummte er. Dann stand er auf und ging zu seinem Pferd. Er nahm den Sattel ab und brachte diesen in das zweite Haus. Geschockt sah ich ihm zu. Dann ging er zu Uma und machte diesen los und brachte ihn ebenfalls in das Haus.

Er kam ein weiteres Mal heraus, ging erneut zu seinem Pferd und gab diesem ein paar Äpfel, wie es aussah. „Letho?“ fragte ich ihn leise.

Mit ernstem Gesicht sah er mich an. „Du solltest nach Norvigrad zurück reiten und dort bei den Nilfgaardern auf Geralt warten, ich werde Uma nach Kaer Morhen bringen.“ Meinte er zu mir. Ungläubig sah ich ihn an, „Was, aber warum?“ fragte ich ihn geschockt. „Ich hatte Regeln aufgestellt, einfache Regeln, Regeln, mit denen du einverstanden warst und dennoch hast du dich nicht an sie gehalten.“ Begründete er und drehte sich weg.
 

Ich war sprachlos, schickte mich Letho tatsächlich weg? Dabei dachte ich doch, dass wir relativ gut mit einander auskamen, auf jeden Fall besser als Geralt und ich. Ich sah ihm nach während er im Haus verschwand.

Still blieb ich sitzen, selbst als es langsam Abend wurde.

Tränen liefen mir durchs Gesicht, als mir klar wurde, dass er es scheinbar ernst gemeint hatte. Er kam nicht noch einmal heraus. Ich hatte lange gegrübelt und musste erschrocken feststellen das er recht hatte. An keine seiner Regeln hatte ich mich gehalten, selbst nicht an die wegen dem Training oder Meditation. Ich habe mich sogar wie ein kleines Kind verhalten, als er mich wegen eines Regelbruchs bestraft hatte.

Wütend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht.

Ich war wütend auf mich und dass ich es mal wieder völlig versaut hatte. Was sollte ich denn jetzt machen? Sollte ich mich wirklich in die Hände der Nilfgaarder begeben?

Ich rappelte mich auf doch anstatt zu Tetris zu gehen und das zu machen was Letho mir gesagt hatte, drehte ich mich zur Hauswand um und ließ meine Wut, auf mich, an ihr aus. Es war mir egal, dass mir die Hände weh taten oder mir erneut die Augen tränten.

Nach einer ganzen Weile sackte ich erschöpft an der Wand zusammen und rutschte zu Boden.

Tetris schnaubte unruhig und auch Kiran schien unruhig zu werden. Vorsichtig sah ich mich um, denn mittlerweile wusste ich, dass Tetris meist nur bei wirklicher Gefahr unruhig wurde. Doch in der Dunkelheit konnte ich nichts erkennen. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und stand langsam auf. Es knackte leicht im Unterholz, mein Blick ruckte rum und ich fixierte die Stelle mit meinen Augen. Ein weiteres knacken, mehrere Meter weiter. Ich blickte zwischen den Stellen hin und her. Mit einer Hand griff ich nach meinem Amulett, es vibrierte leicht.

Monster, dachte ich mir. Es war nur die Frage welche.

Mit der anderen Hand griff ich nach meinem Silberschwert. Ich hatte es gerade gezogen, als sich das Monster zeigte. Die Monster, es waren zwei. Ghule. Vermutlich durch den toten Hexer, im Haus hinter mir, angelockt.

Mein Körper war zwar eigentlich mittlerweile erschöpft, aber meine Emotionen immer noch in Aufruhr. Ghule waren vielleicht eine gute Möglichkeit, so richtig Dampf abzulassen und danach konnte ich dann vielleicht für mich entscheiden was ich machen sollte.
 

Ich hatte mich wohl etwas zu sehr reingesteigert, denn von dem Kampf wusste ich nicht mehr wirklich etwas. Mein Verstand schaltete sich erst wieder ein, als mich zwei starke Arme von hinten um schlangen und mich weg zogen, „Beruhig dich Alanya. Die sind ganz sicher Tod.“ Murmelte Letho mir beruhigend zu. Immer wieder sagte er mir, ich soll mich beruhigen. Doch er nutze nie meinen Kosenamen, was mich erneut schluchzen ließ. Ich ließ mein Schwert fallen und mich von ihm halten.

„Bitte Letho, es tut mir leid.“ Schluchzte ich. „Bestraf mich wie auch immer du willst, aber bitte schick mich nicht weg.“ Flehte ich. „Schhhh, ist gut. Beruhig dich.“ Flüsterte er mir zu.

Er hatte mich in das Haus bugsiert und mich auf einen Stuhl mit zerbrochener Lehne gesetzt. Auf dem Tisch neben uns brannten einige Kerzen und in der Ecke schnarchte Uma, er schlief wieder in einer Truhe.

Letho zwang mich ihn anzusehen, indem er meinen Kopf links und rechts hielt. „Schau mich an, Alanya.“ Fing er an. Mit geröteten Augen sah ich in sein Gesicht. „Ich kann und will nicht zulassen, dass eine Situation wie vorhin erneut entsteht. Es hat seinen Grund, wenn ich dir Sage, das du warten sollst. Ich habe da draußen weit mehr Feinde als Freunde und sobald sie spitzkriegen, dass du mir etwas bedeutest, was denkst du was sie mit dir alles anstellen würden, nur um mir zu schaden. Ich bin ein Hexer und ich kenne diese Gefühle nicht, aber eins weiß ich, das von vorhin, will ich nicht wieder erleben.“ Erklärte er sich. „Ich habe diese Regeln nicht ohne Grund aufgestellt, es gibt Monster, ob jetzt unmenschlich oder nicht, die ich nicht in deiner Nähe wissen will.“ Er wischte mit seinen Daumen meine Tränen weg.

Ich bedeutete ihm etwas?

„Verstehst du das?“ fragte er mich ernst.

Ich nickte, in der Hoffnung, dass es nicht bedeutete das er mich immer noch wegschicken würde. „Gut, denn es ist wirklich …“ wollte er fortfahren „Schick mich bitte nicht weg.“ Unterbrach ich ihn, „Ich werde auch alles machen was du sagst.“ Versprach ich. „Alanya, …“ fing er an. „Bitte Letho, ich werde wirklich alles machen, was du sagst.“ Flehte ich eindringlicher. „Selbst Leber essen?“ scherzte er leicht. Ich nickte feierlich und unterdrückte ein Würgen, „Wenn es sein muss sogar eine Moderhaut.“ Schwor ich. Jetzt verzog Letho das Gesicht.
 

Er gab mir jedoch einen Kuss auf die Stirn, ehe er seine Stirn an meine lehnte. „Gut, aber sollte jemals wieder eine solche Situation entstehen, werde ich dich persönlich zu den Nilfgaardern bringen. Verstanden?“ lenkte er ein. „Danke Letho.“ Hauchte ich. „Du solltest dich waschen gehen und dann schlafen. Das Bett ist halbwegs sauber.“ Meinte er und wollte aufstehen, doch ich hielt ihn an seiner Hand fest. „Letho, du bedeutest mir auch etwas.“ Gestand ich leise.
 

„Ich weiß.“ Grinste er. „Was, woher?“ wollte ich erschrocken wissen. Er grinste noch mehr, „Du redest gelegentlich im Schlaf und heute Morgen warst du doch schon sehr besitzergreifend.“ Ich wurde rot, was bitte schön hatte ich ihm schlaf den zu ihm gesagt. Und die Ereignisse heute Morgen in Oxenfurt hatte ich schon fast vergessen.

„Also los, der Waschtrog steht hinterm Haus.“ Meinte er. Ich nickte, ging aber zur vorderen Tür. „Alanya, hinter dem Haus.“ Merkte Letho noch mal an. „Ich hab dich verstanden, aber mein Schwert liegt noch draußen, um das muss ich mich zuerst kümmern.“ Widersprach ich. Letho zog nur eine Augenbraue hoch. Folgte mir jedoch bis zur Tür und beobachtete mich.

Ich vermied den Blick auf die Kadaver, als ich mein Schwert aufhob und damit zum Haus zurück ging. Ich suchte mir einen Fetzen Stoff und fing dann an, das angetrocknete Blut und den Dreck abzuwischen. Es dauerte länger als erwartet, denn an einigen Stellen war es doch schon ziemlich fest geworden war. Danach nahm ich mir einen Schleifstein und arbeitete sorgfältig alle Scharten aus der Klinge. Als sie so scharf war, wie ich es hinbekam, verstaute ich das Schwert und ging dann endlich zu dem Waschtrog. Ich wusch mir gründlich das Gesicht, um all die getrockneten Tränen und den Rotz weg zu waschen. Ich hatte sogar Ghulblut im Gesicht, kein Wunder also das Letho mich zum Waschen geschickt hatte.

Müde betrat ich endlich wieder die Hütte. Leise legte ich meinen Mantel und meine Rüstung ab. Dabei fiel mir auf, dass mein Sattel ebenfalls dort lag. Ich hatte Tetris völlig vergessen und Letho hatte sich um ihn gekümmert. Ich seufzte, ich sollte mich morgen bei meinem Pferd entschuldigen und Letho danken.

Im Kerzenschein konnte ich sehen, dass dieser bereits im Bett lag. Wie gerne würde ich mich jetzt neben ihm ausstrecken, aber das ging noch nicht. Schließlich hatte ich mir geschworen, alle Regeln von Letho zu beachten.

So suchte ich mir eine geeignete Stelle am Boden und kniete mich hin. „Alanya, was machst du da?“ unterbrach Letho meine Gedanken. „Deine Regeln befolgen. Ich habe heute noch nicht meditiert.“ Flüsterte ich.

Dann konnte ich hören, wie Letho sich im Bett wieder umdrehte. Ich sortierte meine Gedanken und versuchte Ruhe hinein zu bringen. Ich entspannte meine Muskeln so gut es ging. Nur meine Hände pochten und lenkten mich so ein wenig ab. Es war aber kein Wunder, das sie schmerzten. Ich hatte mir an der Hauswand die Knöchel blutig geschlagen und konnte vermutlich froh sein, dass die Knochen keinen Schaden genommen hatten.

Nach einiger Zeit war ich der Meinung ich hätte nun genug getan und öffnete langsam die Augen. Ich stand auf und drehte mich um, beinahe wäre ich vor Schreck zurück gesprungen. Lethos Katzenaugen funkelten im Dunkeln, scheinbar hatte er mich die ganze Zeit beobachtet.

„Geh endlich schlafen.“ Brummte er und schloss nun selbst die Augen. Ich zog mir schnell meine Stiefel und die Hose aus, stand dann aber unentschlossen vor dem Bett. Es gab zwei, bedeutete es, dass ich heute nicht bei Letho schlafen dürfte? Allerdings lagen auf dem anderen Bett Lethos Sachen. Ich hatte für seinen Geschmack wohl zu lange gezögert. Denn eine Hand packte mich und zog mich ins Bett.

„Schlafen. Jetzt.“ Murrte er, ohne nur die Augen zu öffnen. Ich legte mich bequemer hin und schloss dann auch endlich die Augen zum Schlafen, als er einen Arm um mich legte.
 

Der nächste Morgen kam viel früher als erwartet. Das Bett neben mir war schon kühl, was bedeutete Letho war schon länger auf. Mich an meine Vorsätze haltend, kletterte ich aus dem Bett und schlüpfte in meine Kleidung. Durch das Fenster konnte ich sehen, das Letho draußen schon seine Übungen machte. Nun denn, dann sollte ich wohl ebenfalls mit meinem Training beginnen. Laufen stand auf dem Plan. Ich trat vor das Haus und machte einige Dehnübungen, ehe ich langsam los lief. Da ich nicht wusste, ob und wo sich hier weitere Fallen versteckten, hatte ich nur begrenzten Platz. So lief ich im gemächlichen Tempo Runde um Runde um die beiden kleinen Häuser.

Bis mich etwas am Hinterkopf traf. Verwirrt blieb ich stehen und rieb mir die Stelle. Es tat nicht wirklich weh, aber ich hatte eindeutig gespürt, das mich etwas traf.

Da schon wieder, ich schaute mich um, Letho stand dort mit verschränkten Armen und schaute mich an.

Ich zuckte mit den Schultern und lief wieder los, als mich erneut etwas traf. „Schneller!“ hörte ich Letho rufen. Ich beschleunigte etwas, hatte er mich etwa beworfen? Wenige Augenblicke später lief er neben mir. „Ich sagte schneller!“
 

Am Ende der Trainingseinheit war ich fix und fertig. Er jagte mich um die Häuser, über die Zäune und ließ mich zwischendurch immer mal wieder Liegestütze machen. Ich erfrischte mich am Wassertrog und folgte ihm dann ins Haus.

Letho war kein bisschen ins Schwitzen gekommen, während er neben mir her lief. Er hatte nur seine Hose und Stiefel an gehabt zum Training.

Als ich rein kam, ließ er gerade Uma aus seiner Schlaftruhe. So konnte ich ihn Ruhe einen Blich auf ihn werfen, schließlich trug er meist zumindest immer noch sein Hemd, wenn er seine Rüstung auszog. „Siehst du etwas das dir gefällt?“ neckte er mich, als er mich beim starren erwischte. Ich wurde rot.

Doch ich hatte auch etwas anderes gesehen. Langsam ging ich auf ihn zu und strich vorsichtig über seine Seite. Er hatte dort eine große, frische Schnittwunde. „Ist das von dem anderen Hexer?“ fragte ich ihn leise. „Ja, ist aber nur halb so schlimm. Das verheilt wieder.“ Brummte er und zog meine Hand weg.

„Verrätst du mir, was zwischen euch vorgefallen war?“ bat ich ihn. „Er ist, war, ein gesuchter Mörder.“ Redete sich Letho raus. Ich schnaubte, „Du wirst auch wegen Mordes gesucht.“ entgegnete ich. Sein Blick verfinsterte sich sofort. „Entschuldige, so meinte ich das nicht. Ich denke nur, da war mehr.“ Entschuldigte ich mich schnell bei ihm. „Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass dies der einzige Grund ist, dass du ihm hinterher jagst. Das bist nicht du.“ Erklärte ich mich.

Sein Gesicht blieb ernst. „Du hast keine Ahnung wer ich bin, wie ich wirklich bin, Alanya. An meinen Händen klebt viel Blut.“ Knurrte er.

Ich starrte einfach nur zurück.

„An meinen auch und sie waren alle Unschuldig, ihr einziges Verbrechen, wenn an es denn überhaupt so nennen kann, war das sie sich mit Magie und Alchemie beschäftigten. Ich wollte nur einen kleinen Vorteil für mich und Geralt und das führte dazu, das ich viele Menschen zum Tode verurteilt hatte, weil ich Menge verriet, wo der Zugang zu ihrem Versteck ist. Und dann zwang er mich auch noch dazu, dass ich selber den Scheiterhaufen anzünden musste.“ Zwang ich verbittert hervor.

„Wir beide haben unsere Schattenseiten Letho, aber ich habe deine andere Seite kennen gelernt und kann mir daher nicht vorstellen, dass du diesen Hexer nur gejagt hast, weil du irgendwo seinen Steckbrief gesehen hast, zumal du gesagt hattest, du müsstest hier etwas Persönliches klären. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann ist gut, aber speis mich bitte nicht mit irgendwelchen Ausreden ab.“ Bat ich ihn. Doch sein Blick blieb ernst und finster. Ich konnte mir gut vorstellen warum dies so war, schließlich machte ich das, was ich ihm gerade vorwarf selbst und er hatte es scheinbar sehr gut mitbekommen.

Beschämt blickte ich zur Seite.

„Es tut mir leid, ich sollte so etwas nicht fordern.“ Flüsterte ich. „Da stimme ich dir zu. Schließlich hast du dich selbst dieser Ausreden bedient, nicht wahr?“ fragte er mich lauernd. Beschämt deutete ich ein Nicken an, wagte es jedoch nicht, etwas zu sagen.

Letho seufzte, „Wir werden später darüber reden, denn ich habe noch einiges zu tun, ehe wir weiter reiten können.“

„Kann ich dir helfen?“ bot ich ihm an. Er überlegte kurz, nickte dann aber, „Du sagtest doch, dieses Ding, das Uma aus der Höhle mit gebracht hat, hält Getränke warm, oder?“ wollte er wissen. Ich nickte, „Gut, dann werde ich dir deinen Tee fertig machen, dann wäre da noch meine Rüstung, die ich flicken muss und Frühstück wäre auch nicht schlecht.“ Zählte er auf. Ich schaute auf meine offenen Hände, damit sollte ich vielleicht nicht unbedingt kochen, „Ich könnte mich um deine Rüstung kümmern und auch dein Hemd nähen, wenn du möchtest.“ Schlug ich vor. Verwundert schaute er mich an. Erklärend hob ich meine Hände und zeigte ihm die Handrücken, „Damit sollte ich vielleicht nicht unbedingt Essen zubereiten.“ Murmelte ich.

„Alanya, warum hast du nicht eher was gesagt, das muss dir doch schmerzen bereiten?“ seufzte der Hexer. Ich zuckte mit den Schultern, „Es geht schon. Ich muss nur aufpassen das der Schorf nicht aufreißt.“ Wiegelte ich ab. „Also, hast du etwas da, für deine Rüstung?“ fragte ich ihn mit einem grinsen.

Aber er sah immer noch nicht überzeugt aus, „Schau nicht so, natürlich kann ich nähen und eine Ahle hatte ich auch schon in der Hand.“ Ich schob meine Unterlippe vor, so als ob ich von seinem Blick beleidigt wäre. „Ich weiß nicht, …“ meinte er, „Von einer guten Rüstung hängt viel ab.“ Fuhr er fort. „Du traust mir also nicht zu, dass ich das hinkriege? Ich würde es dir nicht anbieten, wenn ich befürchten würde, dass es dir einen Nachteil bringt.“ Entgegnete ich.

Abwehrend hob er die Hände, „Nein, so meine ich das nicht, aber von so einer Naht könnte mein Leben abhängen und daher ist in solchen Fällen zwar vertrauen gut, aber Kontrolle besser.“ Rechtfertigte er seine Vorsicht.

„Ich verstehe, aber dann lass mich zumindest dein Hemd reparieren. Ich möchte auch etwas Nützliches tun.“ Bat ich ihn. Sein Blick huschte kurz zu Uma, doch zum Glück drückte er ihn mir nicht aufs Auge.

„Na gut, wenn du unbedingt willst. Du kannst mit dem Hemd anfangen, achte aber bitte darauf das die Naht flach ist, damit nichts scheuern kann.“ Seufzte er. Ich nickte, aber warf ihm einen Blick zu, der ihn fragte ob er mich für dumm hielt. Er ging zu seiner Satteltasche und holte ein kleines Lederetui hervor und warf es mir entgegen. Darin fand ich einige Nadeln und Garn. Sein Hemd lag bei seinen anderen Sachen auf dem zweiten Bett.

Ich hatte zwar damit gerechnet, dass an dem Hemd Blut sein würde, aber nicht mit dieser Menge. Wie war mir das gestern nicht aufgefallen? Ich versuchte mich zurück zu erinnern, aber nichts verriet, wie schwer Letho wirklich verletzt war. Ich hatte noch nicht einmal mitbekommen das er überhaupt verletzt wurde und er machte sich sorgen, dass mir meine Hände weh tun könnten. Aber er selbst musste doch auch schmerzen haben, die Verletzungen von dem Greif und dem anderen Hexer …
 

Ich nahm mir vor, ihn in Zukunft mehr im Auge zu behalten, ich musste lernen ihn lesen zu können, nicht das er wieder eine schwere Verletzung vor mir versteckt. Ich seufzte und nahm das Hemd mit nach draußen. So konnte ich es nicht nähen, ich musste das Blut vorher zumindest ein wenig rausspülen.

Ich hatte zwar noch nie mit einem Waschbrett gearbeitet, aber so schwer dürfte es ja nicht sein. Zum Glück stand draußen hinter dem Haus alles dafür. Ich füllte Wasser in den Eimer und rieb ein wenig Seife hinein. Erhitzen brauchte ich es nicht, schließlich ging Blut am besten mit kalten Wasser heraus.

Ich ließ das Hemd ein wenig einweichen, ehe ich es mit Seife einrieb und dann anfing das Blut heraus zu waschen. Natürlich war es anstrengender als es aussah und das kalte Seifenwasser fühlte sich unangenehm auf der wunden Haut an, aber ich biss die Zähne zusammen und beendete meine Arbeit.

Das Blut hatte ich nicht vollständig heraus bekommen, aber so dürfte es nicht mehr zu viele Monster anlocken. Ich hatte das Hemd so gut es ging ausgewrungen und hatte mich nun in die spärliche Sonne gesetzt, um den Schnitt zu nähen. Ich versäuberte erst die Kanten, ehe ich sie aneinander legte und zusammen nähte. Mit einer Nähmaschine wäre alles viel schneller und einfacher, aber auch mit Nadel und Faden war ich nicht ganz so ungeschickt und konnte mehr als nur einen Knopf festnähen.

Als ich damit fertig war, hing ich das Hemd in die Sonne, damit es noch weiter Trocknen konnte.
 

„Was hat so lange gedauert, Alanya?“ wurde ich begrüßt, als ich wieder in die Hütte kam. Letho hatte das Essen bereits auf den Tisch gestellt und schien auf mich gewartet zu haben. „Ich musste erst noch das But auswaschen ehe ich es nähen konnte.“ Erklärte ich. Er schüttelte den Kopf, „Und was soll ich dann anziehen? Ich kann es ja schlecht nass tragen.“ Fragte er mich. „Ich hab das was für dich.“ Fiel mir ein und ließ mich grinsen. Als ich zu meiner Satteltasche ging und darin herum kramte, hörte ich hinter mir ein frustriertes Stöhnen. Was dachte er denn was ich für ihn raussuchen würde? Ein Kleid? Nein das wäre eher etwas für Lambert. Hm, vielleicht sollte ich ihm etwas zum Verkleiden mitbringen, so als Entschuldigung. Der Gedanke ließ mich beinahe lachen.

Nach kurzer suche hatte ich es gefunden, triumphierend hielt ich es hoch und übergab es dann Letho. Er zog eine Augenbraue hoch, „Ach da ist es geblieben. Ich hatte mich schon gewundert.“ Schmunzelte er. Dolores Rücker hatte scheinbar das Hemd, welches Letho mir gegeben hatte, als ich mich mit seinem Blut vergiftet hatte, wohl gewaschen und bei meinen Sachen gelassen.

„Hab’s erst entdeckt, als ich schon in Novigrad war.“ Zuckte ich mit den Schultern.

Ich setzte mich mit an den Tisch und wir genossen die Eier mit Speck, die Letho gebraten hatte.
 

„Dein komisches, magisches, nicht magisches Ding hat vorhin wieder gebrummt.“ Meinte Letho auf einmal kauend. „Das Handy?“ fragte ich und als Letho nickte stand ich auf, um einen Blick darauf zuwerfen. *Guten Morgen. Mach dir keine Gedanken, ich will dir nichts böses. Meinen Namen kann ich dir jetzt noch nicht verraten, aber ich bin ein Freund.* stand dort.
 

Später am Tag hatte ich noch eine Nachricht bekommen, *Weist du eigentlich, wie Maulbeertal zu seinem Namen gekommen ist? Ein junger, unwissender Botaniker hielt alle Pflanzen für Maulbeeren, daher hat das Dorf seinen Namen bekommen.*

Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Deswegen ließ ich es gleich sein und diese Geschichte kannte ich schon, warum schickte der Fremde mir dies? Kopfschüttelnd steckte ich das Handy wieder weg.

Der bisherige Tag verlief ruhig, Letho hatte nach dem Essen seine Rüstung selber geflickt, während ich mich um die Pferde gekümmert hatte. Den Aushang von Lambert hatte ich Letho noch nicht gezeigt, er schien immer noch mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Aber ich schaute mich immer wieder um, mit der Befürchtung das Lambert hier irgendwo sei.

Und Uma zerrte bereits jetzt extrem an meinen Nerven, dabei waren wir gerade Mal zwei Tage mit ihm unterwegs.

Als wir am Abend unser Lager in der Nähe der neuen Mühle bei Brunwich aufschlugen, war die Luft zwischen mir und Letho immer noch angespannt. Ich hatte das Gefühl, das Letho mich immer noch am liebsten weg schicken würde.

Erst als wir am Feuer saßen und beide ein Bier tranken, schien die Spannung sich langsam zu lösen. „Er hatte mich um einen ziemlich großen Sack mit Münzen gebracht.“ Brummte Letho auf einmal. Verwirrt schaute ich ihn an. „Wer?“ wollte ich wissen. „Slobodan.“ War die kurze Antwort. „Ich hatte einen großen Vertrag ergattert und auch schon erfüllt, als ich mich jedoch zuerst um meine Verletzungen kümmerte, hatte er sich die Trophäe geschnappt und ist zum Auftraggeber. Hatte behauptet er hätte den Vertrag erfüllt.“ Erklärte Letho. Das war echt hinterhältig von dem Kerl, sich den Lohn eines anderen zu schnappen. Aber er war eine Katze gewesen und von denen hörte man kaum etwas Gutes.

Ich rückte näher zu ihm und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Und der Mord?“ fragte ich leise. Doch Letho sagte erst einmal nichts weiter. „Einen Namen für einen Namen.“ Schlug er nach einer ganzen Weile vor. Was meinte er damit? Fragend sah ich zu ihm auf. „Ich sage dir wer ermordet wurde und du sagst mir, wen du in Oxenfurt vielleicht gerettet hast.“ Fuhr er fort. Ich nickte, auch wenn ich wusste, dass ihm meine Antwort nicht gefallen würde.

„In den Kerkern in Oxenfurt sitzen Margarita und Sheala.“ Gab ich preis. Ich spürte wie sich seine Muskeln anspannten, „Die können da ruhig verrotten. Zauberinnen!“ spie Letho aus. Ich konnte ihn verstehen, wenn jemand einen Freund von mir töten würde, wäre ich auf denjenigen auch nicht sonderlich gut zu sprechen.

Still saßen wir eine Zeitlang neben einander, ich drängte ihn nicht zu einer Antwort. Ich glaube bei Letho oder generell Hexern erzeugt Druck nur Gegendruck, wie bei Pferden. Versucht man sie zu etwas zu zwingen, erreicht man genau das Gegenteil.

Scheinbar hatte ich recht, denn irgendwann fing Letho von selbst wieder zu sprechen an. „Er hatte einen guten Mann getötet. Bevor die Sache mit den Königsmorden passierte, waren wir zu viert unterwegs. Wir hatten uns kurzzeitig aufgeteilt, um einige Verträge zu bekommen, doch er kam nicht zurück. Wir warteten einige Tage, doch er tauchte immer noch nicht auf. Als wir nach ihm suchten fanden wir heraus, dass er getötet und ausgeraubt wurde. Ich konnte die Spur bis Slobodan verfolgen.“ Erzählte Letho.

„Das tut mir leid für dich, auch wegen deiner anderen beiden Begleiter.“ Ich versuchte ihm ein wenig Trost und halt zu spenden, obwohl ich nicht wirklich wusste ob er das überhaupt wollte. Er legte einen Arm um mich und drückte mich kurz, „Ist schon gut, mach deine Meditation und dann leg dich schlafen.“ Brummte er. Ich seufzte, „In Ordnung.“ Ich löste mich von ihm und kniete mich ein paar Schritte abseits nieder. Ich entspannte meine Muskeln und versuchte meinen Kopf zu ordnen, allerdings fragte ich mich auch, ob ich diese Technik ähnlich weit meistern konnte, wie die Hexer, um zumindest zeitweilig mit weniger Schlaf auszukommen.

Nebenbei konnte ich hören, wie Letho sich zum schlafen fertig machte.
 

Als ich mich irgendwann neben ihn legte, war er noch wach. Ich legte einen Arm um ihn und versuchte mich nicht zu sehr an seine Brust zu drücken.

Später in der Nacht schreckte ich hoch, „Ist gut Alanya, du hattest einen Alptraum.“ Beruhigte mich Letho. Er hatte mich scheinbar geweckt. „Wo vor hast du Angst? Du warst den ganzen Tag schon so nervös. War es wegen dem was Slobodan gesagt hatte?“ wollte der Hexer wissen. Ich schüttelte den Kopf. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. Er setzte sich auf und sofort schlang ich meine Arme um ihn, mein Gesicht an seinen Bauch gepresst, klammerte mich an ihm fest.

„Was ist dann los Alanya?“ fragte er noch einmal nach. „Lambert.“ Brachte ich nur raus. Er strich mir über den Kopf. „Was ist mit ihm?“ hakte er nach. „Er hatte mich gefunden und war mehr als wütend. Er fing an mich zu jagen und dann, dann hast du gelacht und bist fort gegangen.“ Schniefte ich.

„Deswegen hast du im schlaf nach mir gerufen.“ Murmelte er. Ich nickte nur an seinem Bauch. Er seufzte, „Und warum hast du auf einmal so viel Angst? Das war die letzten Tage doch auch nicht und da wusstest du bereits, dass er sauer auf dich ist.“ Versuchte er die Situation zu verstehen. „Ich habe eine Nachricht von ihm gefunden und du wolltest mich gestern weg schicken.“ Erzählte ich schniefend, „Und heute warst du auch so anders. Du nennst mich nicht mehr Krümel.“ Ich zog die Nase hoch.

„Oh Kleine, nimmt dich das so sehr mit? Und was für eine Nachricht?“ wollte er wissen. „In Heddel hing sie am Anschlagsbrett, sie ist von Lambert ganz bestimmt. Er ist hier irgendwo.“ Murmelte ich. „Hast du die Nachricht hier?“ ich nickte, „Bei den Steckbriefen.“ Bestätigte ich. Doch als Letho sich bewegte, vermutlich um daran zu kommen, klammerte ich mich noch fester an ihn. Ich hörte wie er das Pergament entrollte. „Falls sie wirklich von ihm ist, dann ist der größte Teil seiner Wut aber schon verraucht. Sonst hätte er das ganz anders formuliert.“ Wollte Letho mich beruhigen. „Versprochen?“ fragte ich kleinlaut. „Ich bin mir ziemlich sicher.“ Antwortete er.

Dann löste er meine Umklammerung und zog mich in eine sitzende Position, er hielt mich an meinen Oberarmen fest.

„Schau mich an.“ Forderte er sanft. Vorsichtig hob ich meinen Blick. „Diese ganze Situation ist völlig neu für mich. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, aber ich verspreche dir, dass ich dich nicht einfach so Lambert überlassen werde.“ Versprach er mir. Ich versuchte ihn anzulächeln. „Danke Letho. Ich werde mich auch zusammen reißen.“ Versprach ich ihm im Gegenzug.

„Schlaf noch ein wenig, die Nacht ist noch jung.“ Schlug er vor. Ich nickte und zog die Decke wieder über mich. Aber ich wartete so lange bis auch er sich wieder hingelegt hatte und legte meinen Kopf auf seinen Arm. Erst als er sich auf die Seite drehte und mich fest hielt, konnte ich wieder einschlafen.
 

Am nächsten Morgen wurde ich durch Uma geweckt. Er hielt Letho scheinbar schon ne ganze Weile auf Trab. Der kleine Kerl lief gerade vor Letho davon und stolperte dabei über mich. Sein Gesicht wurde schon beinahe panisch, als er merkte wie nahe er mir war. Ich fragte mich so langsam wirklich, was Uma gegen mich hatte. Fragen würde nichts bringen und ob Avallach später darauf antworten würde ist fraglich.

Als Uma von mir runter geklettert war, setzte ich mich auf. Müde rieb ich mir die Augen. „Morgen.“ Nuschelte ich noch ziemlich verschlafen. „Morgen ist gut.“ Grinste Letho. Er reichte mir eine Schüssel mit Brei. „Hier, iss und dann können wir weiter.“ Meinte er.

Ich zwang mir den Brei herunter, Letho hatte sich schließlich die Mühe gemacht ihn zu kochen und dann auch noch warm zu halten.

„Wir werden um den See herum reiten, dort gibt es einige Nekkernester. Da ich sehen will, wie geschickt und beweglich du bist, wirst du die Bomben platzieren, während ich gegen die Nekker kämpfe. Du solltest möglichst ohne Waffeneinsatz zum Nest und wieder zurück. Und natürlich ohne dich verletzen zu lassen.“ Erläuterte er mir. Ich verschluckte mich beinahe an meinem Frühstück.

„Was?“ hustete ich. „Was ist aus, Nekker sind gefährlich, geworden?“ fragte ich.

„Deswegen wirst du das nicht alleine machen. Ich werde jederzeit ein Auge auf dich haben. Dies ist effektiver als ein reines Lauftraining. Oder siehst du darin irgendein Problem?“ fragte er nach. Ich schluckte den Bissen runter, „Nun ja, solange ich keine Saltos, Handstand, Flickflacks oder so machen muss, werde ich es irgendwie schaffen.“ Hoffte ich. „Nicht irgendwie, sondern unverletzt.“ Forderte Letho. „Das andere, darum werden wir uns später kümmern.“ Bestimmte er.

Nervös nickte ich, der Appetit war mir auf einmal vergangen, doch ein strenger Blick von Letho, als ich die Schalle wegstellen wollte, genügte damit ich auf aß.

Nachdem ich mit dem Essen fertig war, schlüpfte ich in meine Kleidung und rollte meine Schlafstelle zusammen. Ich hatte erst überlegt ob ich extra langsam machen sollte, aber ich hatte ihm ja versprochen, alles zu tun was er sagt, da sollte ich nicht schon am nächsten Tag direkt wieder die Grenzen ausloten.
 

Je näher wir den Nestern kamen, desto schneller schlug mein Herz, meine Hände waren schwitzig und obwohl die Nekker noch in einiger Entfernung waren, konnte ich spüren wie mein Körper Adrenalin freisetzte. Kurz gesagt, ich hatte Angst.

Wir banden die Pferde an Feldrand fest, Letho beruhigte Uma mit einem starken Axii, damit er bei den Pferden blieb. Die restlichen Meter legten wir zu Fuß zurück. Meinen Mantel durfte ich ebenfalls bei den Pferden lassen, denn Letho stimmte mir zu, dass er für mich noch zu ungewohnt war und mich einschränken könnte. Dafür trug ich jetzt zwei Bomben am Gürtel, nicht unbedingt etwas, das mich sicherer fühlen ließ.

Die Nekker waren im hohen Korn kaum zu sehen und der unebene Boden machte das alles nicht einfacher. Mit tiefen Atemzügen versuchte ich mich zu beruhigen, während Letho sein Silberschwert zog.

Er wartete bis ich ihm mit einem Kopfnicken bestätigte, das ich bereit war. Dann machte er die kleinen Monster mit einem lauten Pfiff auf uns aufmerksam. Innerlich fluchte ich darüber, ohne diese Aktion hätte ich mich vielleicht einfach an ihnen vorbeischleichen können.

Ich sprintete los, schlug einen Haken, als einer der Nekker in meinen Weg sprang. Ich versuchte den Überblick nicht zu verlieren, doch die Nekker wuselten zu sehr durch einander. Immer wieder musste ich ihnen ausweichen, bis ich es endlich zu dem Nest geschafft hatte. Ich ließ die Bombe hineinfallen und entfernte mich schnell.

An das zweite Nest heran zu kommen, erwies sich als noch schwieriger. Durch die Explosion waren die Monster bereits in Alarmbereitschaft. Aber sie waren auch aggressiver. Ich kam dem Nest nur wenig näher, als sich plötzlich alle Nekker auf mich konzentrierten. Der Menge konnte ich nicht ausweichen und als einziger Ausweg blieb nur der Rückzug. So lief ich durch das Feld, gefolgt von einer Horde Nekker.

Ein greller Pfiff lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. „Das ist die falsche Richtung!“ konnte ich Letho hören. Ich lief einen Bogen, so das ich ihn jetzt vor mir hatte und ihn sehen konnte. Er lehnte am Baum und schien sich ziemlich über meine Bemühungen zu amüsieren.

Da ich die Nekker alle hinter mir hatte, konnte ich jetzt mich aber auch wieder in Richtung Nest bewegen. Ich war bis auf einige Meter an mein Ziel gekommen, als sich die Erde vor mir bewegte. Ein weiterer Nekker sprang hervor, doch ich hatte zu viel Schwung um ausweichen zu können. So blieb nur ein Weg, oben drüber. Ich stieß mich vom Boden ab und wollte einen Hechtsprung über das Monster machen, doch der war nicht so überrascht wie ich es mir erhoffte.

Er griff nach mir und erwischte mich am Fuß. Das brachte mich aus dem Tritt und anstatt einer Rolle bei meiner Landung zu machen, schlitterte ich über den Acker.

Nun das Nest lag jetzt vor mir und ich brauchte nur noch die Bombe hineinfallen lassen, wenn der Nekker nicht direkt hinter mir wäre.

Ich ließ die Bombe fallen und rollte mich schnellst möglich zur Seite. Ich hustete gerade den Dreck und den Staub aus, der durch die Explosion auf gewirbelt wurde, al sich sah, wie ein letzter Nekker aus dem Nest sprang. Doch zu meinem Glück war es natürlich kein normaler Nekker. In meiner Nervosität hatte ich völlig vergessen, das es hier auch Nekkerkrieger gab.

Schnell hatte er mich entdeckt und mit einem wütenden keckern sprang er auf mich zu. Seinem ersten hieb konnte ich ausweichen, doch da ich immer noch auf dem Rücken lag, kam ich nicht an mein Schwert heran. Ich versuchte den springenden Nekker mit einem tritt abzuwehren, im selben Moment spürte ich etwas scharfes an meinem Bein und auch der Nekker fiel tot zu Boden.

Letho stand über mir, sein Schwert tropfte von Monsterblut.

Er reichte mir eine Hand um mir auf zu helfen, doch mein Bein gab kurz unter mir nach. Nur der Griff von Letho verhinderte, das ich fiel. „Hab mir wohl den Knöchel verdreht.“ Murrte ich, ehe ich die Zähne zusammen biss und das Bein vorsichtig belastete.

Doch da ich spürte, wie etwas warmes an meinem Bein runter lief, wusste ich das es definitiv nicht der Knöchel war. Der war völlig in Ordnung, aber ich wollte Letho nicht sagen, das er mich wohl mit seinem Schwert gestriffen hatte.

Zum Glück war meine Hose dunkel und die Verletzung ein Stück unter meinem Knie an der Wade, ich könnte sie also vielleicht vor ihm versteckt halten.. Ich wollte nicht, das er sich irgendwelche Vorwürfe machte.

Als wir bei den Pferden ankamen, ließ ich mich erschöpft auf den Boden plumpsen. „Hättest du nicht vielleicht Ertrunkene für diese Aktion auswählen können?“ fragte ich ihn und sah zu ihm hoch. „Und deine akrobatische Einlage verpasst?“ grinste er. „Ich denke nicht das du über einen Ertrunkenen hättest springen können, oder?“ Ich schüttelte den Kopf. „Freut mich das du deinen Spaß hattest.“ Maulte ich ein wenig.

Letho reichte mir einen Becher, „Hier trink das, dann solltest du gleich wieder ein wenig fitter sein.“ Misstrauisch beäugte ich das Getränk, ehe ich vorsichtig einen Schluck nahm. Das Brennen verriet mir, das es sich wohl um die Tranktropfen handelte. Allerdings hörte das Brennen schnell auf und wurde durch ein Kribbeln und Jucken ersetzt.

Ich kaute auf meiner Zunge herum, um den Juckreiz irgendwie zu mildern. Letho lachte über mein Gesicht dabei. „Wie ich sehe, hast du Bekanntschaft mit einer anderen Wirkung der Zutaten gemacht.“ Grinste er. „Ist das jetzt gut oder schlecht?“ wollte ich wissen. „Eher gut, denn das beweist das du mit deiner Theorie über die Gewöhnung an Gifte recht hast. Keine Sorge, der Juckreiz hält nicht lange an.“ Beruhigte er mich. Ich seufzte erleichtert.

„Los komm hoch mit dir, du kannst dich beim Reiten noch ein wenig ausruhen.“ Forderte er mich auf. Ich quälte mich wieder auf die Füße und warf mir meinen Mantel wieder über und verschnallte meine Waffen richtig. Dann zog ich mich in den Sattel und versuchte die Verletzung vor Letho zu verbergen. Wir hatten die Felder beinahe hinter uns gelassen, als jemand hinter uns her gelaufen kam und nach uns rief.

Es war einer der Bauern, er dankte uns für die Beseitigung der Nester und reichte Letho eine Handvoll Münzen. Letho nickte zum Dank und wir konnten weiter reiten. Doch kurze Zeit später, gab es erneut eine Störung. Das Handy vibrierte schon wieder. Ich zog es aus der Tasche, der Unbekannte hatte ein Foto geschickt, einige Rehe an einem Hang und zwischen ihnen ein großer Hirsch. Ich seufzte, was wollte er mir denn jetzt damit sagen.

Ich tippte schnell eine Antwort. *Was willst du von mir?* das war alles von mir, was er bekam. Die Antwort kam schneller als erwartet. *Ich will dir nur helfen, findest du nicht auch, das diese kleinen Dinger ziemlich faszinierend sind?*Im Anhang befand sich wieder ein Bild, vermutlich die selben Rehe wie vorhin, mit dem Unterschied, das sie nun von einem Rudel hungriger Wölfe angegriffen wurden.

Dazu fiel mich nichts weiter ein und ich steckte das Handy ohne eine Antwort zu verfassen wieder weg. „Was war das?“ fragte Letho. „Der Unbekannte, er sagte nur das er ein Freund sei und helfen will, eben hatte er mir Bilder von ein paar Rehen geschickt.“ Erklärte ich ihm. „Du solltest vorsichtig sein.“ Warnte Letho mich. Ich stimmte ihm zu. Allerdings würde ich schon gerne wissen, wer dieser Unbekannte war.
 

Am Abend erhielt ich ein weiteres Bild, den Sonnenuntergang mit der Silhouette des kahlen Berges. Schön und doch erschreckend.
 

*Guten morgen. Duen Hen ist übrigens eine sehr alte Stätte. Selbst heute Pilgern noch Leute dort hin, um den uralten Göttern zu huldigen.*
 

*Warum machst du das?*
 

*Wie ich schon sagte, ich will die helfen. Außerdem faszinierst du mich.*
 

*Stalker*
 

*Dabei habe ich doch extra das kleine Gerät modifiziert und du behauptest so etwas böses.*
 

Das waren die Nachrichten, die wir im laufe des nächsten Tages austauschten. Mich verunsicherte es etwas, wer hätte hier genügend Kenntnisse über diese Technik, um sie zu modifizieren. Mit Magie schien es nicht passiert sein, denn unsere Amulette reagierten nicht. Ich beschloss das Handy vorerst zu ignorieren. Wer weiß was da sonst noch kommen würde.

Bisher hatte Letho meine Verletzung nicht entdeckt und ich konnte den Riss in der Hose zwischendurch schnell flicken. Er war nur ein wenig misstrauisch, das ich noch ein wenig humpelte, obwohl ich ihm ja versichert hätte, das es meinem Knöchel wieder gut ging.

Ich hoffte nur, das die tägliche geringe Dosis von Schwalbe half, die Heilung deutlich zu beschleunigen und sich nichts infizierte.

kurze Pause

Wir hatten vor einigen Tagen Velen endgültig verlassen. Allerdings hatte Letho sich für eine andere Reiseroute entschieden, als ursprünglich geplant. Wir würden so lange in Redanien bleiben wie es ging und dann das Kestrell Gebirge durchqueren. Er meinte es wäre sicherer und wir könnten so die nilfgaardische Armee umgehen, vorausgesetzt sie würden jetzt nicht auf einmal sehr viel Landgewinn in Kaedwin machen.

Ich hoffte nur, dass dies eine gute Entscheidung war. Aber hier würde ich in der Hexenjäger Verkleidung nicht ganz so viel Aufsehen erregen, wie in Kaedwin. Jetzt waren wir gerade auf dem Weg nach Tretogor, um dort unsere Vorräte auffüllen zu können. Ich hoffte nur, dass wir Lambert nicht unterwegs begegneten und dass er die andere Route gewählt hatte. Auch wenn diese vielleicht schneller zu bewältigen war, als unsere.

Aber ein Vorteil hatte es eindeutig nicht mehr in Velen zu sein, es regnete deutlich weniger und der Boden war nicht mehr so sumpfig.

Das Handy gab nach zwei Tagen keinen Pieps mehr von sich und ich hoffte, dass der Unbekannte es vielleicht aufgegeben hatte, mir merkwürdige Nachrichten zu schicken nachschauen wollte ich jedoch nicht. Eigentlich wollte ich mittlerweile auch schon gar nicht mehr wissen, wer dahinter steckte.

Wir ritten friedlich nebeneinander, nur Uma störte wie immer. Ständig war er am sabbern oder am Quengeln. Ich war wirklich froh, das Letho ihn die meiste Zeit versorgte und auch sauber machte.

„Weißt du Letho, mittlerweile denke ich, dass der größte Feind eines Hexers, ein anderer Hexer ist und nicht die Monster, gegen die ihr ständig kämpfen müsst.“ Durchbrach ich irgendwann die Stille.

„Wie kommst du darauf?“ fragte er mich. „Nun, ich weiß jetzt mittlerweile von fünf Fällen, wo ein Hexer einen anderen getötet hatte und das in der jüngeren Vergangenheit. Wer weiß wie viele wo möglich ebenso ums Leben gekommen sind.“ Erläuterte ich meine Überlegung.

„Fünf?“ hakte der Hexer neben mir nach. Ich summte zur Bestätigung. „Lambert hatte mir von Egan erzählt. Dann wäre da Aiden, der von Karadin getötet wurde und dieser von Lambert, als Rache für Aiden. Du hast dich an Slobodan für deinen Freund gerächt. Sind fünf Hexer. Eine traurige Bilanz.“ Führte ich aus. Letho schwieg darauf hin.

„Du hast mir vor einiger Zeit das Angebot gemacht, das du da wärst zum Reden, wenn ich jemanden brauche. Du solltest wissen, umgekehrt gilt das genauso. Ich bin für dich da und unterstütze dich soweit ich kann.“ Versprach ich ihm und schaute ihn an. Doch er seufzte nur und schüttelte mit dem Kopf.
 

Am Horizont tauchten die Dächer einer kleinen Stadt auf. „Das dort hinten ist Tretogor.“ Erklärte Letho. „Wir werden noch vor der dem Abend dort sein. Aber wir sollten nicht zu lange dort bleiben. Es dürfte dort viele Hexenjäger geben, schließlich haben sie die Orden abgelöst und werden von Radovid unterstützt.“ Warnte er.

„Letho, ich mag zwar blond sein, aber nicht blöd.“ Erwiderte ich. Natürlich war in der Hauptstadt Redaniens mit Hexenjägern zu rechnen. Letho murmelte darauf hin nur etwas in seinen nicht vorhanden Bart, was ich aber nicht verstand. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, doch den ignorierte er gekonnt.

Den Weg legten wir hauptsächlich schweigend zurück. Was sehr stark auffiel, war das es hier deutlich ruhiger und friedlicher war. Vom Krieg war hier nicht viel zu spüren. Gelegentlich sah man nur einige Soldaten, die Wagen packten. Vermutlich für den Nachschub.

Als wir die Stadttore fast erreicht hatten, durchbrach ich die Stille. „Wollen wir uns ein Gasthaus suchen oder sollten wir lieber die Münzen aufsparen?“ wollte ich wissen. „Ich denke ein Gasthof wäre nicht schlecht, wir sollten nur schauen, dass es nicht zu teuer ist. Heute Abend werden wir nicht mehr viel bei den Händlern bekommen, so dass wir es morgen probieren müssen. Die nächste Zeit werden wir kaum auf Zivilisation treffen, sobald wir die Stad hinter uns gelassen haben.“ Erklärte Letho. Ich nickte. Er hatte mehr Erfahrung und das finanzielle sollte ich ihm vielleicht überlassen.

Ohne größere Schwierigkeiten wurden wir in die Stadt gelassen, nur Uma wurde kritisch beäugt, doch die bereits genutzte Ausrede, wir wären Unterwegs, um den Zauber aufzuheben, diente hier wieder gut.

Die Torwache empfahl uns sogar ein kleines Gasthaus, nahe der Stadtmauer, ordentlich und günstig. Gehörte zufällig seinem Schwager. Nun ja wir konnten es uns zumindest ansehen. Die Pferde ließen wir ein Stück hinter dem Tor in einem Stall, für die Ausrüstung, die wir nicht mit durch die Stadt schleppen wollten gab es Truhen vor Ort, die abgeschlossen werden konnten. Dieser Service kostete nur wenige Münzen mehr, so das Letho beschloss ihn zu nutzen. Wir nahmen nur das mit, was wir für die Nacht und den Einkauf für den morgigen Tag brauchten.
 

Das Gasthaus, zum gehängten Mann, hatten wir nach einer Weile gefunden. Es war in dem Stadtteil, in dem die ärmere Bevölkerung lebte, war aber bei weitem nicht so herunter gekommen wie die Novigrader Scherben. Das Gasthaus war gut besucht, aber nicht überfüllt. Nach einer kurzen Verhandlung bekamen wir ein Zimmer, zu meinem Erstaunen gab es sogar ein kleines Gitterbettchen für Uma. Glück gehabt, Avallach, dachte ich mir, heute Nacht keine Truhe.

Ich verstaute unsere Sachen und Letho kümmerte sich um Uma. Da er ihn für das Bett fertig machte, ging ich davon aus das Letho vermutlich die Gelegenheit nutzen wollte, um später noch ein wenig Karten zu spielen. Ich konnte es ihm nicht verdenken, die Reise würde noch lang werden und er sollte noch ein wenig Spaß haben. Ich hingegen würde jedoch die Gelegenheit nutzen, noch einmal in einem weichen Bett schlafen zu können und außerdem schmerzte die Wunde an der Wade wieder ein wenig.

„Kommst du?“ fragte Letho mich, als er mit Uma fertig war. Doch ich schüttelte den Kopf, „Geh nur, trink ein wenig und spiel Karten, wenn du möchtest, ich bin ziemlich Müde.“ Redete ich mich raus und lächelte ihn an.

„In Ordnung, ich werde leise sein, wenn ich wieder komme.“ Versprach er und schloss die Tür hinter sich. Ich wartete noch einen Augenblick, ob er zurück kommen würde und zog mich dann aus. Ich zog mir eine Tunika über und setzte mich dann aufs Bett, um in Ruhe die Wunde zu inspizieren.

Bei näherer Betrachtung konnte man sehen, dass man sie hätte vielleicht nähen sollen, aber sie war zum Glück nicht so tief, dass der Muskel dauerhaften Schaden genommen hatte. Frustriert stellte ich fest, dass die Haut um die Wunde gerötet war, sie hatte sich also doch leicht entzündet, aber solange sie nicht anfing zu eitern, gab es noch keinen wirklichen Grund zur Beunruhigung. Ich tupfte sie noch vorsorglich mit ein wenig Alkohol ab und legte mich dann hin.

Das Bett war weich und warm, aber leider vermutlich das letzte für einige Wochen. Ich verschränkte die Arme unter dem Kopf und schaute an die Zimmerdecke.

Uma gab merkwürdige Geräusche von sich und ich sah zu ihm rüber, es schien bei ihm jedoch alles in Ordnung zu sein.

„Ich weiß, ich weiß, Avallach. Ich hätte Letho von der Verletzung erzählen sollen, aber wie hättest du dich gefühlt, wenn Ciri dir gesagt hätte, dass du sie verletzt hast? … Genau und das will ich Letho nicht antun. Er macht schon so viel für mich und ich will ihm nicht noch weitere Sorgen bereiten oder mit Selbstvorwürfen belasten. Ich mag ihn sehr und ich möchte ihn nicht von mir stoßen, ich möchte nicht riskieren das ich sein Verhalten falsch interpretiere. Vielleicht mag er mich nicht so wie ich ihn, sondern sieht mich einfach nur als kleine Schwester oder so.“ Fing ich einfach an zu erzählen. So schien es mir nicht ganz wie ein Selbstgespräch.

„Aber mach dir keine Sorgen, wir bringen dich sicher nach Kaer Morhen und dort wird dein Fluch aufgehoben, sobald alle da sind. Ohne dich wird Ciri nicht gefunden und das wäre mehr als schlecht. Aber du solltest dich dann vielleicht bemühen, nicht ganz so arrogant zu wirken, das wird bei den anderen nicht so gut ankommen.“ Erzählte ich einfach weiter. Vielleicht war es ein Fehler ihm so viel zu offenbaren, aber im Moment fühlte es sich gut an, so die Gedanken ein wenig zu ordnen.

„Vielleicht verrätst du mir später auch, was du gegen mich hast. Es wirkte beinahe so, als hättest du Angst vor mir.“ Gähnte ich und sah ein letztes Mal zu ihm rüber. Dann rollte ich mich auf die Seite und zog die Decke bis zum Kinn.

Später wurde ich kurz wach, als sich Lethos Arme um mich wickelten. Sein Atem roch nach Alkohol, als ich ihn murmeln hörte, „Schlaf weiter, Krümel.“ Ich gähnte und schloss die Augen wieder. Ich kuschelte mich an und lauschte seinem Herzen, bis ich wieder eingeschlafen war.
 

Am nächsten Morgen auf dem Markt erlebte ich eine kleine Überraschung, wir waren gerade dabei unsere Vorräte aufzufüllen, als wir an einem Händler vorbei kamen, der freudig strahlte als er mich erblickte.

„Oh was für eine Freude an diesem grauen Morgen.“ Rief er mir entgegen und nahm meine Hand, um sie zu schütteln. „Und das muss der Hexer sein, von dem ich gehört hatte.“ Sprach er zu Letho. Verwirrt sah ich ihn an. „Natürlich, du kennst mich nicht, aber ich war den Tag da, in Novigrad, als der Bettlerkönig gerichtet wurde.“ Erklärte er. Ich seufzte, „Das war ein großer Tag und dann die Rede von deinem Menge. Er konnte immer die Menschen begeistern. Ein Jammer, dass er bei dem Anschlag ums Leben kam. Er hätte sicher noch viel erreichen können. Ich wäre nicht verwundert gewesen, wenn er später selbst Hierarch geworden wäre. Du hast mein größtes Beileid zu deinem Verlust. Aber ich sehe du trägst jetzt die Kluft der Hexenjäger, schön dass du dich ihnen offiziell angeschlossen hast. Wirst du hier das Werk deines Geliebten fortsetzen? In Novigrad warst du ja sehr erfolgreich. Wobei ich aber nicht sagen will, dass es hier auch so viel Gesindel gibt. Schließlich sorgt unser guter König Radovid schließlich für Ordnung.“ plapperte der Händler.

„Wir sind eigentlich nur auf der Durchreise und müssen unsere Vorräte auffüllen. Dieser arme Tropf wurde Opfer eines verabscheuungswürdigen Magiers. Wir versuchen ihm zu helfen.“ Erklärte ich im Gegenzug und deutete auf Uma. Der Händler besah sich Uma und schlug sich angewidert die Hand vor dem Mund, „Da kann ich nur beten, dass ihr Erfolg haben werdet. Der Arme, so würde ich nicht leben wollen.“ Meinte der Händler. „Aber ihr habt Glück. Ich biete viele Waren an, die man auf einer langen Reise braucht und da ihr in einer solch wichtigen Sache unterwegs seid, mache ich euch gute Preise. Was sagst du?“ Ich stimmte dem zu. Seine Waren sahen nicht schlecht aus und wenn man es günstiger bekam, warum nicht.

Wir kauften bei ihm viele Lebensmittel die lange hielten und er packe sie uns in Pergamentblätter ein. Für die nächsten Tage hatten wir auch einige frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse genommen. Frisches Fleisch würden wir uns eher selbst erlegen oder vielleicht auch ein paar Fische fangen.

„Deine Verletzungen, die von den Elfen, sind gut verheilt, oder? Durch die Kapuze konnte man nicht viel sehen, aber das was man erkennen konnte sah ziemlich schmerzhaft aus.“ wollte der Händler auf einmal wissen. „Ja, es sah schlimmer aus als es wirklich war, hauptsächlich Prellungen. Die von dem Vampir waren deutlich schlimmer.“ Brummelte ich. Der Händler nickte eifrig. „Ich hörte davon, stimmt es, dass das ewige Feuer sie geheilt hatte?“ redete er fleißig weiter. „Nun, dass sagte zumindest der Priester.“ Antwortete ich ihm, der Händler wollte gerade wieder den Mund öffnen, als sich Letho einmischte. „Alanya, wir müssen langsam weiter.“ Grummelte er.

„Oh ich will euch nicht aufhalten. Viel Glück auf der Reise!“ wünschte uns der Händler, als wir uns verabschiedeten.

„Wie können Menschen nur so viel auf einmal reden?“ jammerte ich, als der Händler außer Hörweite war. „Es sah aber nicht so aus, als hättest du die Aufmerksamkeit gehasst.“ Schnaubte Letho. „Du hast recht, ich genieße Aufmerksamkeit, aber nicht von jedem dahergelaufenen Trottel, nur von wenigen und am liebsten von einer bestimmten Person.“ Entgegnete ich und sah zu Letho auf. „Ist das so?“ fragte er, „Und von wem?“ wollte er wissen, ich schaute ihm in die Augen, doch ehe ich antworten konnte, wurden wir grob angerempelt. „Pass doch auf du Idiot.“ Rief ich dem Kerl hinterher. Als ich mich wieder Letho zuwandte, war er bereits wieder mit Uma beschäftigt. Ich seufzte und ging den beiden nach. Nachdem Letho noch einige Kleinigkeiten gekauft hatte, holten wir unsere Pferde und verließen die Stadt.
 

Für den Abend hatten wir ein ruhiges Plätzchen Abseits des Weges gefunden. Von der Straße war es nicht einzusehen und Monster schien es auch keine zugeben. Letho ließ mich meine Schwertübungen machen und fragte mich dabei über Kräuter und Rezepte ab.

Ich wusste noch nicht alles, aber Letho schien mit meiner Leistung zufrieden zu sein und zur Nacht legte ich mich zu ihm. Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Ich musste laufen, wobei mich Letho entweder über die Felder hetzte oder mich Hindernisse überwinden ließ. Eine Kleinigkeit zum Frühstück, dann ritten wir weiter. Hin und wieder wichen wir Monstern aus oder es kam uns ein Trupp Soldaten entgegen. Abends suchten wir ein Lagerplatz. Nachdem Essen ließ mich Letho Kräuter und Rezepte lernen oder machte kleine Übungskämpfe mit mir. Hierbei muss wohl nicht gesagt werden, dass ich gegen ihn noch weniger Chance hatte, als gegen Geralt. Allerdings hatten Beide einen sehr unterschiedlichen Stil und da ich von beiden etwas gelernt hatte, mischte ich diese teilweise unbewusst zu meinem eigenen zusammen, was Letho zum Lachen brachte. Vor allem wenn ich dadurch stolperte oder ähnliches.
 

Doch diesen Tag änderte es sich, Letho hielt plötzlich mitten auf dem Weg an und starrte zwischen den Bäumen durch. Ich versuchte etwas zu erkennen, doch ich sah nur Bäume. „Was ist denn da?“ fragte ich ihn und versuchte weiterhin etwas zu erkennen. „Die Äste dort hinten, sie sind abgeknickt, keine normale Höhe für Wildtiere.“ Erklärte er. „Monster?“ war meine Frage darauf hin. Wäre eine natürliche Erklärung. Er schüttelte den Kopf. Er stieg von seinem Pferd. „Du kannst mitkommen, gehst aber sobald ich dir das sage, oder du bleibst gleich hier bei Uma.“ Stellte er mir die Wahl.

Natürlich würde ich mitgehen, Letho seufzte nur, dass er das schon geahnt hatte, während er dafür sorgte das Uma bei den Pferden blieb.

Vorsichtig schlichen wir uns zu den Bäumen. Hinter einigen Büschen blieben wir hocken, jetzt konnte ich die Stiefelabdrücke am Boden sehen und an den abgebrochenen Zweigen hatte Letho einen kleinen Stofffetzen gefunden. Also definitiv keine Monster. Ich legte mich auf den Bauch und robbte unter die Büsche. Glücklicherweise standen diese auf dem höchsten Punkt eines Hügels, so dass nicht viel meine Sicht versperrte. Ich griff nach hinten an meinen Gürtel und holte mein Fernrohr hervor. Ich zog es auseinander und hielt es mir vors Auge. In der Ferne konnte ich Bewegung erkennen und Zelte. Ich stellte mein Fernrohr scharf und war schon beinahe automatisch dabei, mich in die Hocke aufzurichten, doch Letho packte mich warnend am Knöchel.

Etwas blitzte bei den Zelten auf, es schien das wenige Sonnenlicht zu reflektieren, das durch die Bäume drang. Jemand eilte in eines der Zelte, die Kleidung kam mir vertraut vor, doch ich konnte sie spontan nicht zuordnen.

Doch dafür umso schneller das Banner, das vor dem Zelt hing. Drei weiße Lilien auf blauen Grund, Temerier. Ich fluchte leise, was machte ein temerisches Lager mitten in Redanien. „Was siehst du?“ wollte Letho wissen. Er hatte sich neben mich gelegt. „Idioten.“ Flüsterte ich. Behielt das Lager vor uns, jedoch weiterhin im Auge. Jemand trat aus dem Zelt heraus, die Kleidung verriet ihn auf jede Entfernung, auch wenn ich sin Gesicht nicht richtig erkennen konnte. Er hob etwas an seine Augen, als die andere Person grob in unsere Richtung deutete. Kurz wirkte es auf mich, als würden wir uns in die Augen schauen, doch auf diese Distanz schien das unmöglich.

„Scheiße!“ fluchte ich. Er hatte ebenso ein Fernrohr. „Was ist.“ Wollte Letho wissen. „Das sind die blauen Streifen, Vernon Roche und seine Leute.“ Flüsterte ich und zog mich zurück. Letho knurrte, warum auch immer. Vielleicht weil Roche ihn eine Zeitlang gejagt hatte und ihn noch immer am liebsten am Galgen sehen würde. „Komm schon Letho, die haben uns vermutlich bemerkt.“ Zischte ich.

Ich hatte keine Lust jetzt auf Roche zu treffen. Wer weiß, was er über mich denkt zu wissen und was er machen würde, bei Letho ist es klar, aber wir hatten jetzt keinen hier, der Vermittler zwischen Letho und Roche fungieren könnte. Auch Letho zog sich nun zurück. Wir beeilten uns zurück zu den Pferden zu kommen. Geduckt eilten wir den Hügel herunter.

Letho schien wenigstens so einsichtig, dass wir gegen das ganze Lager vermutlich keine Chance hätten. Er schnappte sich Uma und sprang auf sein Pferd. Ich tat es ihm gleich. Wir ließen die Pferde galoppieren, schließlich könnte es wirklich sein, dass uns ein Kundschafter hinterher geschickt werden würde.

Erst als die Pferde verschwitzt und Letho sich sicher war, dass uns keiner folgte, parierten wir die Pferde wieder durch. Der Abend nahte langsam und wir mussten uns noch ein Lagerplatz suchen.

Es war bereits dunkel, als Letho ein Plätzchen fand, das er für geeignet hielt. Während ich unsere Schlafmatten ausrollte, sorgte er für ein kleines Feuer. Danach kümmerte er sich um Uma und ich holte einige Dinge aus der Satteltasche, um ein Abendessen vorzubereiten.

Dabei fiel mir ein kleines Päckchen, das völlig anders eingepackt war, auf. Hatte Letho das vielleicht gekauft? Ich hatte es auf jeden Fall nicht gekauft.

„Letho? Ist das deines?“ fragte ich ihn und hielt das kleine Päckchen hoch. „Nein, wo hast du das her?“ schüttelte er den Kopf. „Das war zwischen den Vorräten. Ist es wirklich nicht deins? Von mir ist es nämlich auch nicht.“ Fragte ich ihn erneut. Letho nahm es mir aus der Hand und öffnete es. Es kam ein Brief zum Vorschein. „Das ist doch deins.“ Meinte Letho und gab mir den Brief. Es stand mein Name drauf. Der Brief war versiegelt, aber in dem Wachs gab es kein Siegelzeichen. Ich besah ihn mir von allen Seiten, doch es gab sonst nichts weiter zu entdecken.

So brach ich das Wachssiegel und entfaltete ihn. Zuerst schaute nach einer Unterschrift, doch nirgends war der Absender angegeben. Je weiter ich las, desto mehr runzelte ich die Stirn. Von wem war der Brief, wer wusste das ich mich vor den Nilfgaardern in Acht nehmen musste und dass wir in Richtung Norden unterwegs waren.

Ich reichte Letho den Brief, auch er schien nicht glücklich darüber zu sein. „Ich hatte Hengfors eigentlich als unser nächstes Ziel gedacht. Aber wenn da wirklich dieser Nilfgaarspitzel herum läuft, …“ Murmelte Letho. „Was sollen wir machen?“ fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Wenn es stimmt, was hier steht, sollten wir die Stadt meiden, aber die Hütte könnte genauso gut eine Falle sein. Es klingt verdächtig, warum sollte uns jemand dort Vorräte hinterlassen? In der Gegend dort gibt es nichts.“ War seine Meinung.

„Würden unsere Vorräte reichen, wenn wir die Stadt meiden und sich die Hütte als falsch erweist?“ wollte ich wissen. „Es könnte knapp werden, vor allem wenn wir in den Bergen in einen Schneesturm kommen sollten. Wir müssten unterwegs vielleicht mehr jagen.“ Überlegte er. „Schneesturm?“ fragte ich entsetzt. Schnee war ja gut und schön, aber nur wenn man zuhause eine warme Heizung hatte. Letho nickte, „Natürlich, in den Bergen kann es immer schneien, aber der Winter ist noch fern und daher sollten wir Glück haben.“ Beruhigte er mich. „Wollen wir das Risiko dann eingehen und der Stadt ausweichen?“ fragte ich Letho. „Wir können es versuchen, wir wären auf jeden Fall schneller. Ich weiß welche Stelle in dem Brief beschrieben wird. Es ist ein kleiner Pass, in dem die Quelle des Nimnar liegt. Aber eine schwierige Strecke, bis wir wieder auf die Straße nach Vattweir kommen. Wir werden dann im Grenzgebiet zu Narok bis zum Gwennlech bleiben. Von dort ist es dann nicht mehr weit.“ Erklärte mir Letho die geänderte Reise Route. Ich sah ihn mit leichter Unverständnis in den Augen an, die Karte von Redanien und alles drum herum, hatte ich nie wirklich studiert. Vielleicht sollte ich dies nachholen. Letho lachte über meinen Blick, „Keine Sorge, ich kenne die Strecke.“ Kommentierte er.

„Ich kann sie dir später auf der Karte zeigen, wenn du möchtest. Du hast doch eine Karte dabei, oder?“ Ich nickte. „Ich hatte mir eine von Redanien und Kaedwen besorgt. Ohne Karte wäre ich wahrscheinlich unterwegs alleine sonst verloren gegangen.“ Antwortete ich ihm. „Gut, auf einer langen Reise, sollte man immer auf alles vorbereitet sein.“ Stimmte er zu.

Zum Abendessen kochten wir ein wenig Haferbrei mit Dörrobst, so wie die letzten Tage auch. Es war Nahrhaft und die Zutaten ließen sich ohne Probleme transportieren, aber so langsam hing es mir zum Halse raus. Aber ich hatte Letho versprochen nicht zu meckern und ich wusste ja außerdem auch, dass wir uns auf der Reise Nahrungstechnisch einschränken mussten. Etwas Abwechslung wäre trotzdem toll gewesen.

Als wir uns zur Nacht hinlegten, waren die die Pferde ein wenig unruhig, in der Ferne konnte man ein Rudel Wölfe heulen hören. Auch mich beunruhigten sie ein wenig. Schließlich konnte ich mich noch gut daran erinnern wie mich ein hungriger Wolf aus dem Schlaf geweckt hatte. In der Nacht hielten wir Uma so dicht wie möglich bei uns, um auf jede Gefahr reagieren zu können. Aber auch ich schlief so dicht wie möglich bei Letho, nicht weil ich Angst hatte, sondern einfach um mich an ihm zu wärmen. Die Temperaturen in der Nacht senkten sich deutlich und zeigten wie weit im Norden wir bereits waren. Wenn die Sonne schien konnte man bereits sogar am Horizont die Gebirgskette erkennen.

Allerdings zeigten diese auch, dass auf den Gipfeln Schnee lag, ich hoffte wir mussten nicht ganz so hoch, um die Berge zu überqueren. Ich war auch sehr froh über Lethos Voraussicht, er hatte aus Krähenfels einige Kleidungsstücke für Uma mit genommen, so dass dieser nicht fror. Schließlich konnte dieser sich in seiner jetzigen Form nicht wirklich verständigen. Aber ich wäre froh, wenn wir unser Ziel bald erreicht hätten. Die Reise war anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte.
 

Einige Tage später hatten wir das Gebiet erreicht, das in dem Brief beschrieben war. Wir waren mittlerweile weit von der Hauptstraße entfernt und immer häufiger sahen und hörten wir die Wölfe um uns herum. Ich war die ganze Zeit angespannt und rechnete damit, dass die Wölfe jeden Moment auf uns zu kamen und angriffen, doch bisher hatten wir Glück. So weit in die Walachpampa verirrte sich kaum ein Mensch und die Wölfe beäugten uns eher misstrauisch, anstatt direkt von uns als Beute zu denken.

Ich war wirklich froh, als wir dann endlich auf die besagte Hütte stießen. Sie sah größer aus, als ich gedacht hatte, es gab ein kleines Nebengebäude und alles ordentlich aus. Wohnte hier jemand? Aber aus dem Schornstein stieg kein Rauch auf und auch sonst sah es unbelebt aus.

Auch Letho schien die Abwesenheit von Verfall misstrauisch zu machen. Die Gebäude standen auf einem Hügel, ringsherum Wiese mit einigen Bäumen und Sträuchern. Ganz in der Nähe floss der Bach. Es wirkte richtig idyllisch. Ich beobachte Letho, der sich misstrauisch umsah und immer mal wieder lauschte. Doch auch er schien mit seinen Hexersinnen nichts Verdächtiges wahrzunehmen, was allerdings auch schon wieder verdächtig war.

Doch es blieb alles ruhig, als wir bei den Gebäuden ankamen. Keine Fallen, keine Angreifer und auch keine Monster. Das Nebengebäude entpuppte sich als ein kleiner Stall. Es gab Stroh und Heu für die Pferde, sogar einige Äpfel und Karotten lagen in der Futterkrippe. Die Pferde stürzten sich gierig darauf, auch sie hatten das karge Futter von unterwegs satt.

Um für den Notfall gerüstet zu sein, beließen wir die Pferde erst einmal so wie sie waren und gingen zu dem Haus. Es blieb weiterhin alles ruhig, die Fenster waren dunkel und im Haus an sich schien auch keinerlei Bewegung zu geben. Letho öffnete vorsichtig die Tür, aber auch jetzt blieb alles ruhig. Er zeigte mir wortlos das ich warten sollte und er betrat das Haus. Durch die Fenster konnte ich sehen, dass er nach einer Weile einige Kerzen entzündete.
 

Kurze Zeit später kam er wieder raus.

„Scheint alles ruhig zu sein.“ War seine Einschätzung und dankbar folgte ich ihm ins Haus. Der Wind war mittlerweile eisig und immer öfters konnten wir auch am Tag unseren Atem sehen. Mittlerweile war ich recht froh über den dicken Hexenjäger Mantel. Er hielt den Wind und die Kälte besser von meinem Körper fern, als mein eigentlicher Umhang es tun würde.

Das Haus sah von ihnen genauso ordentlich aus, wie es von außen den Anschein erweckt hatte. Es gab noch nicht einmal ein bisschen Staub auf den Oberflächen. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, ließ ich den schreienden Uma los, der sich auch sofort von mir entfernte. So langsam könnte sich der nervende Knirps mal wirklich an mich gewöhnen.

Ich folgte Letho in den angrenzenden Raum, es war ein Schlafzimmer, es gab ein großes Bett und kleines mit Gittern. Auf dem Bett lag ein verschnürtes Bündel und darauf lag ein gefaltetes Pergament. Neugierig griff ich danach.

*Schön, dass du hergefunden hast, weiße Rose. Danke für deine Hilfe.* stand darauf. Verwirrt starrte ich auf die Buchstaben, wer wusste von der Bedeutung meines Namens und würde mir danken und bei was soll ich geholfen haben? Ich muss eine ganze Weile so dar gestanden haben, denn irgendwann kam Letho und nahm mir das Pergament aus der Hand. Er las es, „Was soll das bedeuten? Wem hast du geholfen?“ wollte er wissen.

Ich drehte mich zu ihm um, „Ich weiß es nicht.“ Murmelte ich. „Krümel?“ fragte er noch einmal ernst. „Wirklich, ich weiß es nicht. Du musst mir glauben, Letho. Kaum einer weiß, was mein Nachname bedeutet. Ich habe es nur dir und Vattier erzählt gehabt. Und ich glaube nicht, dass mir die Nilfgaarder jetzt helfen würden.“ Bat ich ihn, mir zu glauben.

„Es wirkt alles sehr merkwürdig.“ Grummelte er. Ich nickte, „Für mich doch auch. Ich habe keine Ahnung wer mir diesen Brief zugesteckt hat. Es ist ziemlich unheimlich.“ Gestand ich. Dann öffnete ich das Bündel. Es enthielt Kleidung. Eine dicke, warme und saubere Hose, ein sauberes Hemd und ein Wams aus Wolle. Definitiv hochwertige Kleidung, die für die Temperaturen in den Bergen geeignet waren und scheinbar alles in meiner Größe. Letho war wieder zurück in das erste Zimmer gegangen, „Kommst du mal?“ rief er nach mir. Ich legte die Kleidung wieder auf das Bett und ging zu ihm. Er stand vor einem Tisch, der mit einem Tuch abgedeckt war. Unter dem Tuch war etwas verborgen. Es hatte unregelmäßige Konturen und ließen nicht erraten, was sich darunter befand. Letho zog nun das Tuch völlig von dem Tisch, scheinbar hatte er bereits unter eine der Ecken geschaut.

Was sich auf dem Tisch befand ließ mich staunen. Jede Menge Vorräte, einiges frisch, aber das meiste für eine lange Reise haltbar gemacht. Pökelfleisch, getrocknetes Obst und Gemüse, sogar getrocknete Kräuter zum Kochen waren dabei.

Etwas hilflos sah ich zu Letho. Er sah mich nur skeptisch an, „Du hast wirklich keine Ahnung, wer unser Wohltäter ist?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein wirklich nicht. Ich schwöre. Keiner außer Lambert und Geralt wusste, wohin ich aufgebrochen bin und meine eigene Reiseplanung sah völlig anders aus, wie du weißt.“ Schwor ich ihm. Grimmig nickte er. Dann stieß er ein seufzen aus. „Als Hexer weiß ich, einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul, aber wir sollten trotzdem vorsichtig bleiben. Ich geh mich um die Pferde kümmern, bleib du hier bei Uma und pass auf, dass er keinen Unsinn anstellt.“ Meinte er und verließ das Haus.

Ich schaute kurz nach Uma, doch dieser hatte sich schon etwas zur Beschäftigung gesucht. Scheinbar hatte er in der Ecke des Zimmers eine alte Puppe gefunden und spielte nun damit. Ich lachte bei dem Anblick ein wenig, der stolze, elfische Wissende Avallach spielte mit einer Puppe.

Dann machte ich mich daran etwas Holz in den Ofen zu stapeln und mit Hilfe einer Kerze zu entzünden. Als das Feuer brannte nahm ich die Kerze und zündete damit die restlichen an. Letho mochte vielleicht im Halbdunkeln genug sehen können, aber auf mich traf das nicht zu und bald würde die Sonne untergehen. Als das erledigt war, schaute ich erneut nach Uma, er behielt mich misstrauisch im Auge und sorgte dafür das er immer auf der entgegen gesetzten Zimmerseite war, stellte aber zum Glück nichts an. In einem abgetrennten Teil des Raumes fand sich sogar ein kleiner Badezuber. Er war bereits mit sauberem Wasser gefüllt und wartete nur darauf erhitzt zu werden.

Wer auch immer uns hier her gelockt hatte, schien an alles gedacht zu haben. Aber wer war es und warum?

Während Letho nach und nach die Ausrüstung unserer Pferde hereinbrachte, hatte ich mich daran gemacht, etwas zu essen vorzubereiten. Nun da unsere Vorräte wieder aufgestockt waren und es frische Zutaten gab, sah ich nicht ein, erneut Haferbrei zu kochen.

Ich schnitt Fleisch und Gemüse klein und kochte ein Gulasch. Hin und wieder sah ich zu Uma hinüber. Doch er beschäftigte sich immer noch ruhig.

„Hm, das riecht köstlich!“ murmelte Letho plötzlich hinter mir. Ich zuckte leicht zusammen, ich hatte gar nicht mit bekommen, dass er sich hinter mich gestellt hatte. Er griff nach einem Löffel und nahm sich einen Happen. „Hey, es ist noch nicht fertig!“ meckerte ich. „Schmeckt trotzdem schon.“ Grinste er nur, worauf hin ich die Augen verdrehte. Ich scheuchte ihm zum Tisch, wo er sich setzte, während ich weiter im vor sich hin köchelnden Gulasch rührte.

„Du Letho?“ fragte ich nach einiger Zeit, als mir etwas eingefallen war. „Ja, was gibt es?“ wollte er wissen. „Kann ich dich um einen gefallen bitten?“ ich drehte mich zu ihm um und bemühte mich um einen Dackelblick. „Kommt drauf an was.“ Meinte er. „Dort hinten in der Ecke steht eine Wanne und ich wollte dich fragen ob, …“ fing ich an. „Ich dir Wasser hole?“ unterbrach er mich mit einem skeptischen Blick. „Was nein! Ich wollte dich bitten es zu erhitzen. Ich denke nach der Reise bisher, könnten wir alle ein warmes Bad vertragen.“ Widersprach ich.

„Du meinst also wir sollten baden? Zusammen?“ wollte Letho wissen. „Nun ja, vielleicht nicht mit Uma zusammen.“ Ich verzog das Gesicht, denn Uma lief schon wieder der Rotz aus der Nase. „Hm, ich kann dir das Wasser nachher warm machen.“ Stimmte er zu, ging aber nicht auf meine Anspielung ein, dass wir zusammen in den Zuber steigen könnten. Er machte es einem aber auch schwer, zu schauen was er für mich empfindet. Vielleicht sollte ich doch versuchen etwas offensichtlicher zu sein, später.

„Danke mein Großer.“ Zwinkerte ich ihm zu, obwohl ich versucht war, ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, unterließ ich es vorerst lieber. Ich rührte weiter im Topf, bald sollte das Essen fertig sein.

Letho schien derselben Meinung zu sein und suchte einige Schüsseln zusammen und platzierte sie beim Ofen. Ich nahm sie nach einigen Momenten und füllte das Essen auf. Dann nahm ich den Topf vom Feuer, damit nichts anbrennen würde.

Wir stellten das Essen auf den Tisch und setzten uns. Uma wollte sofort in seine Schüssel greifen, doch Letho hielt ihn auf, damit er sich nicht verbrennen konnte. Ein lächeln schlich sich bei dem Anblick auf meine Lippen. Nachdem das Essen sich ein wenig abgekühlt hatte, ließen wir es uns schmecken. Mir fehlten zwar ein paar Gewürze, aber es war trotzdem gut geworden.

„Wir werden morgen noch nicht weiter reiten, die Pferde müssen sich ausruhen, sie haben ganz warme Beine. Der nächste Teil der Reise wird noch anstrengender, es gibt keinen richtigen Pfad bis hoch zur Straße.“ Eröffnete Letho nach dem Essen.

„Ich werde sehen, ob etwas finde was den Beinen hilft und später die Zeit nutzen, um Wäsche zu machen. Dann kann sie morgen trocknen. Legst du deine nachher raus?“ entgegnete ich. Im Bach würde ich sicherlich Tonerde finden, wenn nicht könnte ich die Pferde so für eine Weile in den Bach stellen. Schließlich sollen sich ihre Sehnen nicht gänzlich entzünden. Letho nickte, „Ja mache ich.“ Bestätigte er meine bitte.

Nachdem Essen sammelte ich das Geschirr zusammen und holte Wasser, um es direkt abzuspülen. Ohne Spüli war es definitiv sinnvoller, es gleich zu spülen, statt die Reste antrocknen zu lassen.

Als ich damit fertig war hatte Letho bereits seine Kleidung raus gelegt, auch die völlig versiffte von Uma. Ich holte meine ebenfalls und setzte einen anderen Topf auf das Feuer, diesmal nur gefüllt mit Wasser. Ich wollte sicher gehen, dass die Kleidung rechtzeitig trocken, wenn wir weiter reiten wollten, daher lieber gleich an die Arbeit machen.

Ich legte meinen Mantel und meine Rüstung ab, ebenso wie die Kleidung, die ich bisher getragen hatte. Ich schlüpfte in eine einfache Hose und meine Tunika. Das Wasser war dann bereits warm genug, um damit die Wäsche reinigen zu können.

Ich hievte den Topf vom Feuer und goss das Wasser in den Waschbottich.

So machte ich mich an die Arbeit, die Sachen von Uma wusch ich als letztes und am liebsten hätte ich sie nur mit Handschuhen oder einer Kneifzange angefasst, aber beides ging nicht. So blieb mir nur übrig, die Zähne zusammen zubeißen und gelegentlich den Atem anzuhalten, um nichts riechen zu müssen.
 

Als ich damit endlich fertig war, taten mir die Arme und der Rücken weh. Erst in solchen Momenten konnte man eine Waschmaschine wirklich schätzen lernen. Netter weise hatte Letho sich in der Zwischenzeit um Uma und auch den Badezuber gekümmert. Das warme Bad konnte ich jetzt wirklich brauchen. Ich nahm mir ein Handtuch und auch ein Stück Seife aus meinem Gepäck und ging dann zum Zuber. Ich schlüpfte aus meiner Kleidung und ließ mich dann in das warme Wasser gleiten. Es war beinahe zu heiß und meine Haut rötete sich, aber es tat gut. Ich konnte spüren, wie sich meine verkrampften Muskeln lösten. Ich seufzte zufrieden. Ich genoss eine Weile das Wasser, ehe ich nach Letho rief.

„Was gibt es?“ wollte er wissen. Ich hatte dem Raum meinen Rücken zugedreht und konnte daher Lethos Spiegelbild im Fenster sehen. „Möchtest du nicht mit reinkommen?“ ich schaute ihn über meine Schulter an. Er schüttelte den Kopf, „Ich denke nicht, das wir zu zweit reinpassen würden.“ Lehnte er ab. Ich schmollte leicht, „Wäscht du mir dann den Rücken? Ich helfe dir später dann auch. Außerdem würde ich gerne sehen, wie es deinen Verletzungen geht.“ Fragte ich ihn. Er schüttelte erneut den Kopf, „Nein, ich denke nicht das es eine gute Idee ist.“ Lehnte er wieder ab. „Warum?“ wollte ich wissen. „Weil ich das sage.“ Brummte er. „Ist es weil ich nackt bin? Du hast mich schon so gesehen, dich um mich gekümmert und mich sogar umgezogen.“ Wollte ich ihn locken. Er seufzte, „Das war was ganz anderes. Du warst krank und bewusstlos.“ Argumentierte er.

„Ach du siehst dir lieber bewusstlose Frauen an, die es nicht mitkriegen?“ schmollte ich nun wirklich.

„Du missverstehst mich absichtlich, oder?“ knurrte er und ging weg. Ich ließ die Schultern hängen, vielleicht war dies ein wenig zu offensiv. Aber er war auch schwer zu lesen.

Die Lust am Baden war nun vergangen und ich wusch mich mechanisch und schnell. Erst die Haare, dann den Körper. Als ich fertig war, verließ ich den Zuber und wickelte mich in mein Handtuch. Sobald ich trocken war, schlüpfte ich wieder in meine Kleidung und räumte den Bereich für Letho. Auch wenn ich am liebsten heimlich geschaut hätte, meine Fähigkeiten mich anzuschleichen versagten bei Lethos übernatürlichen Sinnen. Er würde mich sofort bemerken und noch mehr ärger wollte ich nicht herauf beschwören.

So schnappte ich mir die Aufzeichnungen von Aiden und setzte mich damit an den Tisch. Ich blätterte darin herum und machte mir Notizen. Auch wenn alles wichtig und interessant klang, konzentrierte ich mich nur auf die Dinge, die ich wirklich nutzen konnte. Sprich im allgemeinen Schwalbe und vielleicht auch Waldkauz. Hin und wieder schaute ich zu Uma oder blätterte in dem Kräuterbuch, um Pflanzen mit einander zu vergleichen. Auch dazu machte ich mir Notizen.

Vielleicht könnte ich meine Erkenntnisse später noch mit Lambert und Vesemir diskutieren, sollte ich die nächste Begegnung mit Lambert überleben, hieße das.

Auch mit Letho diskutierte ich hin und wieder, doch er nutzte ganz andere Rezepte und musste daher meist selbst erst einmal in die Texte von Aiden schauen. Nur nebenbei am Rande, beam ich mit, wie Letho selbst fertig mit dem Baden war und er sich nun Uma schnappte, der scheinbar überhaupt keine Lust zum Baden hatte.

Schon nach wenigen Minuten war klar, das ich mich nun nicht mehr auf die Texte konzentrieren konnte, bei dem Theater das Uma machte. So räumte ich alles wieder ordentlich weg. Es war sicherlich schon spät, daher beschloss ich im Nebenraum meine Meditation abzuhalten und dann ins Bett zu gehen. Wer weiß wie anstrengend der nächste Tag werden würde.
 

Ich beendete meine Meditation, als Letho mit Uma herein kam. Dieser war mittlerweile ruhig und schien recht müde zu sein. Ich zog meine Stiefel und meine Hose aus und schlüpfte ins Bett. Ich rutschte bis zur anderen Seite und ließ die Decke für Letho aufgeschlagen. Meinen Kopf hatte ich auf meine Hand gestützt, während ich auf der Seite lag und meinen Hexer beobachtete.

Ich lächelte ihn an, als er sich zu mir umdrehte und ebenfalls ins Bett kam.

Wie üblich hatte ich mich an ihn gekuschelt, Lethos Atem ging ruhig, aber ich war mir sicher, das er noch wach ist. „Weißt du, wenn ich dich mit Uma immer so sehe, denke ich du wärst ein guter Vater.“ Flüsterte ich. „Du weißt das es nicht möglich ist.“ Murrte er. „Ich weiß du kannst keine Kinder zeugen, aber wenn du wolltest könntest du sicherlich eines adoptieren. Durch den Krieg gibt es viele Waisen.“ Wollte ich ihn aufmuntern.

„Hör auf mit dem Unsinn, wer würde mir denn bitte schön ein Kind anvertrauen, außerdem habe ich kein Haus, keine Heimat und meine einzige Einkommensquelle ist die Monsterjagd. Keine guten Voraussetzungen, um ein Kind groß zu ziehen.“ Knurrte er. Mit traurigen Augen blickte ich zu ihm ins Gesicht rauf, doch er hatte seine Augen geschlossen. „Ich würde dir jeder Zeit ein Kind anvertrauen.“ Flüsterte ich kaum hörbar. Die Stille danach schien erdrückend und es fiel mir schwer einzuschlafen. Doch irgendwann gelang es mir.
 

Am nächsten morgen wurde ich durch die Sonne geweckt, die in mein Gesicht schien. Doch das Aufwachen war merkwürdig. Es fühlte sich falsch an. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen. Moment mal Kissen? War Letho bereits auf? Nein, die Atemgeräusche verrieten mir, das er noch neben mir lag. Ich zuckte innerlich mit den Schultern, vielleicht lag es einfach nur an dem ungewohnt großen Bett, das wir nicht eng beieinander liegend aufwachten. Lächelnd drehte ich mich zu ihm um, ich stemmte mich ein wenig hoch, „Guten morgen mein Großer.“ Begrüßte ich ihn und wollte ihm einen Kuss auf die Wange hauchen. Ich wollte ein wenig mutiger sein und ihm zeigen, wie viel er mir bedeutete, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Doch er drehte sich weg und setzte sich an die Bettkante. „Morgen.“ Brummelte er und stand auf. Er zog sich an und verschwand aus dem Raum. Verwirrt sah ich ihm nach.

Hatte ich was falsches gemacht? Oder war es noch wegen dem was ich gestern zu ihm gesagt hatte? Ich sollte mich vielleicht vorsorglich bei ihm entschuldigen. Ich hörte wie die Haustür zuschlug und zuckte zusammen. Er hatte noch nicht einmal Uma aus dem Bett gelassen. Missmutig kletterte ich nun auch aus dem Bett. Ich ging zur Waschschüssel und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, um völlig wach zu werden. Dann zog ich mich an und hob Uma aus dem Bettchen. Sobald seine Füße den Boden berührten, beeilte er sich, den mittlerweile obligatorischen Abstand zwischen uns zu bringen. Ich konnte darüber nur noch den Kopf schütteln.

Ich ging hinüber in den anderen Raum und entfachte wieder das Feuer im Herd. Ich nahm die Pfanne und einen kleinen Topf und machte mich an das Frühstück. Da wir wohl erst morgen weiter reiten würden, reichten die Eier nicht für beide Tage zum Frühstück, außer ich würde noch etwas anderes machen. Also hatte ich mich entschieden, ein wenig Rührei für jeden und dazu gesüßten Haferbrei mit frischen Obst. Es wäre zwar schon wieder Haferbrei, aber jetzt hatten wir ein wenig Honig um ihn zu verfeinern und die frischen Beeren wären auch nicht verkehrt.

Als ich mit dem Essen zubereiten fertig war, war Letho immer noch nicht wieder da. Ich würde ihn dann wohl holen müssen. Uma war beschäftigt und so schlüpfte ich aus der Haustür. Ich musste nicht lange suchen, Letho saß hinter dem Haus und schaute runter zum Bach.

„Letho?“ fragte ich leise, doch er reagierte nicht. Ich ging näher. „Letho, das was ich gestern gesagt habe, ich wollte dich nicht verletzen oder beschämen. Wenn ich es getan habe, tut es mir sehr leid.“ „Ist schon in Ordnung.“ Murmelte er, sah mich dennoch nicht an. „Kommst du rein? Das Frühstück ist fertig.“ Wortlos erhob er sich und ging an mir vorbei zurück zum Haus. Irgendetwas hatte er doch, er benahm sich doch sonst nicht so.

Ich folgte ihm und setzte mich dann mit ihm und Uma an den Tisch. Er aß seine Portion schweigend und schnell auf, ehe er sich wieder erhob. Stirnrunzelnd sah ich ihm nach, „Letho, alles in Ordnung?“ wollte ich wissen. Er blieb an der Tür stehen, „Ja, alles gut. Dein Training heute fällt aus, du wolltest dich um die Pferde kümmern, das hat Vorrang.“ Sprach er kurz zu mir, ehe er wieder nach draußen trat. Seufzend machte ich mich daran Uma noch irgendwie zu füttern. Aber durch seine Abneigung gegen mich erwies sich das als sehr schwierig.

Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigte mir, das Letho draußen zwischen den Gebäuden seine Übungen machte. Etwas das wir sonst in letzter Zeit immer zusammen getan hatten. Ich säuberte Umas Gesicht und Hände von den Essensresten und nahm ihn dann mit in den Stall.

Die Pferde kauten auf ihrem Heu und schnaubten zufrieden. Glücklicherweise bekamen sie selten Kraftfutter, sonst bestünde bei einer solchen Zwangspause schnell die Gefahr eines Kreuzverschlags. Ich betastete die Beine der Pferde, ihm Bereich der Sehnen der Vorderbeine war es immer noch ein wenig wärmer als der Rest des Beines.

„Ich werde sehen, ob ich etwas Tonerde für euch finde Jungs.“ Sprach ich leise zu den Pferden und kraulte sie kurz. Uma hatte sich in die Heuhaufen verkrümelt und schien dort seinen Spaß zu haben. So ließ ich ihn dort und schloss nur die Halbtür hinter ihm, damit er nicht stiften gehen konnte. Dann nahm ich mir einen Eimer und ging hinunter zum Bach. Ich fand dort zwar jede Menge Schlamm und Lehm, aber leider keine Tonerde. Der Bach war auch nicht tief genug, als das ich die Pferde sich reinstellen lassen könnte. Dafür wuchs am Ufer ein wenig Minze. Dies brachte mich auf eine andere Idee, ich könnte eine Salbe für die Pferde anrühren. Durch die Honigwaben hatten wir genügend Bienenwachs, Minze wuchs hier und vielleicht hatte Letho so etwas wie Kampfer, Öl hatten wir auch, also könnte ich eine kleine Portion Salbe herstellen.

Ich sammelte noch ein paar mehr Minzblätter und ging dann zurück. Letho ließ gerade Uma heraus und behielt ihn im Auge. Ich atmete tief durch und ging dann zu beiden hin. „Letho?“ er blicke kurz zu mir, „Kann ich deinen Mörser und den kleinen Kessel haben?“ sofort lag sein skeptischer Blick auf mir, „Was willst du damit?“ wollte er wissen. „Eine Salbe anrühren. Aus Minze, Bienenwachs, ein bisschen Öl und Kampfer, falls du welchen hättest und ihn mir zur Verfügung stellen würdest.“ Erklärte ich ihm. „Für dein Bein? Du glaubst wohl nicht, das es mir nicht aufgefallen ist, das du es immer noch etwas entlastest.“ Entgegnete er. Doch ich schüttelte den Kopf, „Nicht für mein Bein, für die Beine der Pferde. Mein Bein ist in Ordnung.“ Verneinte ich seine Frage. Er nickte, „Nun wenn du das sagst, komm mit.“ Er ging zum Haus und dort in die Ecke wo er die Satteltaschen aufbewahrte. Er griff in seine hinein und zog einen Beutel heraus, in dem er seine Brauartikel aufbewahrte. Er reichte mir den Mörser und einen kleinen Kupferkessel. Dann zog er einen anderen Beutel hervor und reichte mir zwei Gläser. In einem war eine Art weißes Granulat oder grobes Pulver und in dem anderen Fett.

„Bärenfett wird sich besser dafür eignen und von dem Kampfer nur ganz, ganz wenig und möglichst nicht einatmen, verstanden?“ fragte er mich ernst. Ich nickte, „Ja verstanden, danke Letho. Ich werde aufpassen.“ Dankte ich ihm und räumte alles auf den Tisch.

Dann ließ Letho mich wieder alleine. Ich sah ihm kurz nach, welche Laus war ihm den über die Leber gelaufen? Er benahm sich wirklich seltsam, normalerweise würde er mich bei solchen Sachen beaufsichtigen. Zum einen freute es mich, das er mir scheinbar so weit vertraute, das ich es alleine hinbekommen würde, aber zum anderen verletzte mich seine abweisende Art.

Erneut seufzend machte ich mich an die Arbeit. Ich zerstieß die Minzblätter mit ganz wenig Kampfer, während ich das Fett im Kesselchen flüssig werden ließ. In den Mörser gab ich auch einige Tropfen Öl und vermengte alles gründlich. Dann fügte ich alles in das Fett und rührte es so lange, bis es abgekühlt war und eine zähe Paste ergab.

Ich schnappte mir den abgekühlten Kessel und ging damit in Richtung Stall. Auf dem Weg dorthin, sah ich Letho auf einem Felsen sitzen, während er grübelnd Uma im Auge behielt. Vorsichtig schritt ich auf ihn zu, „Letho? Ich sehe doch, das dich etwas bedrückt, wenn du reden möchtest, ich höre dir zu.“ Bot ich ihm erneut an. „Bist du mit den Pferden schon fertig?“ wies er mich ab. „Nein, ich war gerade auf dem Weg zu ihnen.“ Gab ich zu. „Dann kümmere dich um sie, Alanya!“ Meckerte er ein wenig und drehte sich wieder weg. Ich schnappte nach Luft, das war dann wohl eine Abfuhr. „Ich verstehe, tut mir leid wenn ich dir zu nahe getreten bin, wird nicht wieder vorkommen.“ Stammelte ich hastig und beeilte mich, zu den Pferden zu kommen.

Ich schmierte die Salbe auf ihre Beine und fing dann an sie zu Bürsten. Dies hatten sie sich verdient und auch nötig, außerdem lenkte es mich ein wenig von Letho ab. Ich bürstete den Straßenstaub und auch den alten Schweiß aus ihrem Fell, bis es anfing zu glänzen. Danach reinigte ich die Ausrüstung, Sattel und Trense. Von Tetris wie auch von Kiran. Dies hielt mich den ganzen Tag beschäftigt. Am frühen Abend machte ich die Reste vom Vortag warm. Letho schien immer noch nicht reden zu wollen und so aßen wir schweigend.

Dann kam der Abwasch und das Brauwerkzeug von Letho musste ich auch noch reinigen, schließlich hatte ich es ja auch benutzt gehabt. Kurz bevor die Sonne die Berggipfel erreichte, machte ich einige Schwertübungen. Ohne Anweisungen war es gar nicht so einfach die richtige Reihenfolge der Bewegung einzuhalten.

Vor dem Schlafen gehen, meditierte ich noch eine Weile und kroch dann ins Bett. Ich ließ so viel Platz zwischen mir und Letho wie es das Bett erlaubte. Er hatte klar gemacht, dass er seine Ruhe haben wollte und er sollte sehen, dass ich es respektierte. Auch wenn es ein wenig schmerzte, hätte ich heute Nacht auch ein anderes Bett genommen, doch es gab nur dieses und das in dem Uma schlief.

Streit

Am nächsten Morgen schienen die Pferde wieder in Ordnung zu sein, Letho allerdings nicht. Er ließ mein Training wieder ausfallen. Er wollte schnellst möglich weiter, meinte er nur. Er hatte sich zwar bedankt, dass ich mich um seine Kleidung gekümmert hatte, blieb aber ansonsten wortkarg.

Wir folgten schweigend dem Bach, er führte immer weiter bergauf. Und Letho hatte recht. Der Weg war anstrengend, immer wieder lagen große Felsbrocken da, die wir umreiten mussten. Einen Weg gab es nicht wirklich. Es schien eher ein alter Ziegenpfad zu sein. Allgemein wurde die Strecke immer steiniger. Auch die Umgebung wurde immer karger, je höher wir kamen. Laubbäume gab es bereits keine mehr, nur noch vereinzelte Ansammlungen von Nadelbäumen.
 

Am dritten Tag hatte sich Lethos Verhalten immer noch nicht wieder geändert. Selbst nach dem Kampf mit zwei Trollen, aus dem ich mich raushalten musste, ließ er mich nicht beim Brauen helfen. Ich durfte weder die Zutaten zerschneiden, noch erklärte er mir irgendwas dazu. Trainieren durfte ich noch, harmlosere Gegner wie Wölfe ließ er mich bekämpfen, gab mir dabei und auch danach kurze Hinweise, was ich besser machen könnte, doch es war nicht dasselbe. Ich hatte das Gefühl er kapselte sich völlig von mir ab.

Mittlerweile war ich schon beinahe eifersüchtig auf Uma, schließlich bekam er zurzeit fast die ganze Aufmerksamkeit von meinem Hexer. Wenn ich ihn was fragte, musste ich schon hoffen das er mir antwortete, denn meistens tat er so, als hätte er mich nicht gehört. Dies tat er vor allem bei Themen, die sich nicht auf unsere direkte Reiseroute bezogen.

Selbst als ich in der Ferne auf einem Felsen einen Luchs entdeckte, der dort zu ruhen schien und ich Letho davon erzählen wollte, wie selten Luchse bei mir in der Heimat geworden sind und ich deswegen ziemlich begeistert sei, einen in freier Wildbahn sehen zu können, reagierte er kaum. Er sah zu dem Luchs hin und meinte, dieser sei keine Gefahr für uns und ritt dann einfach weiter.
 

Als wir uns am dritten Abend zum Schlafen hinlegten, musste ich mich zusammenreißen, meinen Tränen keinen freien Lauf zu lassen. Er ließ wieder mehr Platz als nötig zwischen unseren Schlafmatten und positionierte Uma zwischen uns. Was hatte ich denn getan, um jetzt so behandelt zu werden? War ich zu forsch gewesen und hatte seine Signale falsch verstanden? War es meine schuld, hatte ich ihn unbewusst vertrieben?

Etwas anderes konnte es nicht sein. Jetzt wütend, vergrub ich mein Gesicht in meinen Umhang, den ich als Kopfkissen nutzte. Am nächsten Morgen wachte ich bereits mit schlechter Laune auf, zum einen hatte ich schlecht geschlafen und zum anderen spukten mir meine Gedanken vom Abend noch im Kopf herum. Grimmig schlang ich mein Frühstück runter und machte mich auf den Weg, unsere Wasservorräte aufzufüllen.

Wir hatten die Quelle erreicht, ab jetzt müssten wir damit haushalten, denn es könnte schwer werden eine saubere Wasserquelle zu finden. Nachdem alle Flaschen und Schläuche gefüllt waren, brachte ich unsere Pferde ans Wasser und spülte das genutzte Geschirr ab.

Die Pferde schienen zu verstehen, um was es ging, denn sie hörten schon fast gar nicht mehr auf mit dem saufen.

Es schien als würden sie versuchen, wie Kamele Wasser zu speichern. Ich verstaute meine Sachen und schnallte sie am Sattel fest. Als Uma mir einmal in den Weg lief, stieß ich ihn unsanft weg. Er fing an zu weinen, wie ein kleines Kind, das kam meiner Laune auch nicht zu gute.
 

Auch nicht, dass wir den nächsten Teil des Weges die Pferde führen mussten. Der Weg, wenn man ihn denn so nennen könnte, führte einen recht steilen Abhang hinauf. Außerdem lagen überall Steine und Geröll. Hier schien es des Öfteren Steinschlag zu geben.

Letho hatte keine Probleme den Hang hinauf zu kommen, obwohl er Uma dabei noch trug. Ich hatte es nicht so leicht. Mehrere Male rutschte ich mit den Füßen ab, einmal verlor ich sogar so sehr den Halt, dass ich ein, zwei Meter hinunter rutschte. Ich fluchte, ich hatte mir dabei ein wenig Haut aufgeschürft. Als ich mich wieder aufrappelte und nach den Zügeln von Tetris griff, konnte ich sehen wie Letho mich kurz besorgt musterte, ehe sein Gesichtsausdruck wieder neutral wurde.

Ich keuchte, als wir endlich oben waren und war darüber sehr froh, dass ich von mir aus, am Morgen auf das Training verzichtet hatte. Hätte ich es durch gezogen, wäre ich vermutlich so erschöpft, dass ich es nicht einmal mehr in den Sattel geschafft hätte. Aber auch die Pferde schnauften ein wenig. Glücklicherweise hatten wir nun endlich wieder einen richtigen Weg vor uns. Und wenn ich mich richtig erinnerte, hatte Letho erzählt, dass wir jetzt bald wieder an einer Ortschaft vorbei kämen.
 

Allerdings schien diese Straße kaum benutzt zu werden. Es gab kaum Spuren von Wagen oder Pferden. Auch wuchsen überall Grasbüschel und anderes karges Grün mitten auf dem Weg.

Der Ort war vielleicht doch noch weiter weg als gedacht, schließlich befanden wir uns immer noch mitten in den Bergen.

Die Temperaturen waren noch weiter gesunken und ich war sehr froh über die neue Kleidung. Sie hielt mich einigermaßen warm, aber selbst sie konnte den schneidenden Wind nicht aufhalten. Ich vermisste es, mich an Lethos warmer Brust aufzuwärmen und langsam in den Schlaf zu driften. Mit finsteren Gesicht folgte ich Letho, mit einigen Metern Abstand. Tetris schnaubte, schien nicht wirklich zu verstehen, warum ich ihn zurück hielt, obwohl der Weg breit genug wäre, um nebeneinander zu reiten.

Letho blickte zwar einige Male zurück und ich versuchte jedes Mal ihn zaghaft anzulächeln, um vorzuspielen das alles in Ordnung war, aber er sprach kein Wort. Na ja, zumindest nicht zu mir. Er schien keine Probleme zu haben, gelegentlich ein paar Worte zu Uma zu murmeln. Dieser schien mit der Situation nicht unzufrieden zu sein, denn er quengelte immer weniger. Mit den Tagen wurde er immer ruhiger. Ich war froh darüber, hoffte aber auch gleichzeitig, dass es nicht bedeutete, dass er krank wurde.

Doch ich wurde durch ein schrilles Piepen aus meiner Überlegung gerissen. Das Geräusch machte sogar die Pferde scheu. Ich brauchte einen Moment, um zu registrieren, worum es sich dabei handelte. Das Handy klingelte. Ich lehnte mich nach hinten in den Sattel und wühlte in der Satteltasche herum, bis ich es fand. Ich schaute auf das Display. Der Unbekannte.

Ich drückte auf den grünen Hörer, „Hallo?“ fragte ich nervös. Doch zuerst konnte ich nichts hören. Dann ein leises rauschen, es wurde ein wenig lauter und ich konnte hören, dass es sich um Gemurmel handelte. Gemurmel von vielen verschieden Stimmen gleichzeitig. Sie klangen menschlich und auch gleichzeitig nicht. Wie weit entfernt und leicht verzerrt, wie bei Harry Potter mit dem Schleier des Todes, oder wie die Geister der Reusen Insel, fiel es mir ein. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ein grober Verdacht bildete sich in meinen Gedanken, aber ich konnte ihn nicht fassen.
 

„Hallo, wer ist da?“ fragte ich erneut, diesmal mit zittriger Stimme. Zuerst gab es keine weitere Reaktion, nur das Gemurmel blieb gleich, ehe ich den gellenden Schrei einer Frau hörte. Mein Ohr klingelte, aber der Anruf war abgebrochen. Verwirrt blickte ich auf das Display, was sollte das. Mein Ohr fiepte und ich versuchte es zu ignorieren.

„Was war das?“ wollte Letho wissen. Erschrocken zuckte ich zusammen, durch den Anruf war ich so abgelenkt, dass ich glatt vergaß, dass ich nicht alleine war. „Ich weiß es nicht genau. Ein Anruf, eigentlich, aber es schien niemand wirklich dran gewesen zu sein.“ Murmelte ich und zuckte hilflos mit den Schultern. „Es war auf jeden Fall ziemlich beängstigend.“ Gestand ich leise. Letho sah mich skeptisch an und schüttelte dann den Kopf. Ohne weitere Worte wendete er sein Pferd und ritt weiter. Er versuchte nur Uma zu beruhigen, der den Schrei scheinbar auch gehört hatte.

Als ich das sah, grummelte ich vor mich hin. Natürlich tröstete er Uma, ob bei mir alles in Ordnung war, wollte er scheinbar nicht wissen. Was hatte ich ihm nur getan? Fragte ich mich erneut. Tetris schnaubte unruhig, da wurde mir bewusst, dass ich den beiden nur hinterher gestarrt hatte, statt ihnen direkt zu folgen. Doch ich tat nichts gegen den Abstand. So musste ich Uma wenigstens nicht ertragen. Dieser ging mir mittlerweile ziemlich auf den Keks und zusätzlich das seltsame Benehmen von Letho ließ mich schon beinahe bereuen, nicht mit Geralt nach Skellige gereist zu sein.

Dann hätte ich auch definitiv nicht das Handy gefunden und müsste mir keine Sorgen darüber machen, wer der Fremde war.

Während Tetris seinem Kumpel folgte, schaute ich nun doch endlich, was der Fremde mir noch geschickt hatte. Es waren noch weitere Nachrichten mit kleinen Geschichten über verschiedene Orte. Teilweise passende Fotos dazu, teilweise Landschaftsbilder und zwischendurch die Frage, warum ich den nicht mehr antwortete. Ich überlegte, ob ich eine Nachricht schicken sollte, auch wegen dem Anruf, doch da vibrierte das Handy schon in meiner Hand. *Entschuldige den ungünstigen Anruf. Ich bin ganz in der Nähe, doch ihr solltet den Ort lieber meiden.* Was sollte das denn nun wieder heißen? Ich blickte mich um, ich hatte nicht auf meine Umgebung geachtet, als ich die Nachrichten gelesen hatte. Letho war vom Weg abgewichen und wir ritten gerade über eine Wiese. „Letho? Wohin reiten wir gerade?“ fragte ich zaghaft, ich rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort. „Hier in der Nähe gibt es eine alte Höhle, dort werden wir übernachten.“ Antwortete er mir doch tatsächlich.

„Gibt es eine Alternative? Ich fühle mich hier nicht wohl und hier scheint etwas in der Luft zu liegen.“ Bat ich. Er drehte sich zu mir um, „Gibt es, aber dort ist es nicht besser als hier.“ Meinte er. „Dann lass uns dort hin reiten, bitte!“ flehte ich. Ich wollte lieber nicht heraus finden, ob der Fremde wirklich hier irgendwo war und den Geräuschen vom Anruf nach, würde ich ihn hier nicht begegnen wollen.

Letho seufzte zwar, lenkte sein Pferd aber in eine andere Richtung. „Danke Letho!“ rief ich und bemühte mich hinterher zu kommen. Nach einer Weile stießen wir auf einen alten Pfad und Letho beschleunigte das Tempo, „Wir sollten uns beeilen, es braut sich ein Sturm zusammen.“ Meinte er zu mir.

Ich schaute in den Himmel, die Wolken türmten sich zwar auf, aber noch waren sie hell. Ich verstand zuerst nicht warum Letho sich so sehr beeilen wollte. Doch wenige Minuten später, wurde es immer dunkler und die ersten Regentropfen fielen. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass sich das Wetter in den Bergen so schnell ändern konnte. Ich hoffte nur, dass wir die bald hinter uns gelassen haben. Klar wir mussten später dann noch in die blauen Berge reiten, um nach Kaer Morhen zu gelangen, aber ich hoffte, dass es dort nicht zu schlimm war. Im Spiel wirkte das Tal um die Festung herum, recht ruhig und idyllisch, wenn man von den Monstern einmal absah. Die Regentropfen wurden immer größer und immer mehr und wir waren schon recht durchnässt, als unser Ziel endlich näher kam. Es war eine Ruine, eine recht große. Es muss sich hierbei einmal um ein Fort gehandelt haben. Sie war von einer halb verfallen Mauer umgeben, aber das Hauptgebäude schien noch halbwegs intakt zu sein. Wir stiegen von unseren Pferden und führten sie in die Halle. Es schien hier alles trocken zu sein und Monster hatten bisher auch keine hergefunden. Zumindest sah es danach aus. Als die Tür sich hinter uns schloss, entzündete Letho einige Fackeln, die sich noch an den Wänden befanden. Ich sattelte die Pferde ab und räumte unsere Ausrüstung an einen Platz, während Letho in den Überresten nach Holz für ein Feuer suchte. Ich konnte hören, wie der Wind draußen zunahm und der Regen sich in einen Wolkenbruch verwandelt hatte. Zum Glück waren wir jetzt im trockenen.
 

Ich zog mir den nassen Mantel aus und suchte nach einem Plätzchen wo ich ihn hin hängen konnte. Doch ich bezweifelte, dass er bis zum nächsten Tag trocken sein würde. Dafür war das Leder viel zu dick. Auch Letho hatte seinen Umhang abgenommen und die Jacke von Uma zur Seite gelegt. Ein kleines Feuer brannte mittlerweile und ich hatte meine Schlafmatte ausgerollt, um mich zu setzen. Ich verengte meine Augen ein wenig, als Letho seine und das Fell von Uma auf die andere Seite des Feuers legte.

Um mich ein wenig abzulenken, nahm ich mir eines der Kräuterbücher und blätterte darin herum. Doch es half nicht viel, außer dass mir meine Augen immer wieder zu fielen. Da ich eh nichts weiter zu tun hatte, rollte ich mich zusammen und versuchte ein wenig zu schlafen. Mir war es egal, dass ich noch nichts gegessen hatte. Ich hatte sowieso kein Hunger.

Es kam mir nur wie Minuten vor, bis ich die Augen wieder öffnete. Doch es musste länger gewesen sein. Es brannten weniger Fackeln und auch das Feuer war deutlich runter gebrannt. Kurz überlegte ich, was mich geweckt hatte, als ich es hörte. „Uma, Uma, Uuuumaaa!“ ich funkelte zu ihm rüber. „Kann der kleine Scheißer nicht mal nachts die Klappe halten?“ knurrte ich. Doch Letho ignorierte meinen Kommentar und versuchte den Kleinen zu beruhigen. Doch es wurde immer schlimmer. Er wurde drängender und lauter.

Irgendwann stand Letho auf und drückte mir den verfluchten Elf in die Arme. „Pass auf ihn auf. Ich geh nachschauen. Es sind vermutlich Geister. Es gab hier vor Jahren ein Massaker und seitdem gilt die Gegend als verflucht.“ murmelte er. Ich konnte sehen wie er sich sein Schwert schnappte und nach draußen in den Regen ging. Kurz bevor sich die Tür wieder schloss, konnte ich das Kreischen einer Erscheinung hören. Ich griff an das Amulett um meinen Hals. Erst als ich es mit den Fingern berührte konnte ich spüren wie es ganz leicht vibrierte, kaum wahrzunehmen.

Uma quengelte noch immer, aber nicht mehr ganz so schlimm. Aber mich nervte er völlig. Meine Hutschnur war kurz vorm platzen und ich schrie Uma gerade an, er solle endlich mal still sein, als Letho hinter mir auftauchte und ihn mir mit einem bösen Blick wieder abnahm.

Er setzte Uma wieder auf das Fell und reichte ihm die Puppe, die wir aus der Hütte mitgenommen hatten. Sofort war er still und kuschelte mit dem alten Ding.

Auch ich legte mich wieder hin, eigentlich hatte ich gehofft, noch einen Blick auf Letho werfen zu können, wenn er sich das nasse Hemd auszieht, aber er machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er legte sich aber auch nicht mehr zum Schlafen hin, sondern kniete sich nahe des Feuers hin und fing an zu meditieren.

Murrend drehte ich mich um und versuchte noch ein wenig zu schlafen.
 

Wir ritten am nächsten Morgen weiter, obwohl es immer noch leicht regnete. Die Wege waren voller Pfützen. Ich fragte mich immer noch, warum Letho die verfluchte Ruine als Nachtlager in Erwähnung gezogen hatte. Wenn er es mir vorher gesagt hätte, wären wir vielleicht doch bei der Höhle geblieben. Egal was der Fremde geschrieben hatte. Letho schien mehr als unzufrieden mit mir zu sein, denn zum Aufwachen hatte er mir wortlos nur mein Becher mit den Tranktropfen hingestellt und ein Stück Brot. Ich konnte ihn verstehen, ich hätte mich zusammenreißen müssen und hätte Uma nicht anschreien dürfen, aber er ist so nervig und ich hatte nun mal keine Nerven wie Stahlseile. Irgendwann konnte ich nicht mehr und musste den Frust raus lassen.

Die Tropfen färbten das Wasser mittlerweile deutlich pink und allein die Farbe signalisierte, dass wir mittlerweile bei der Dosis weit über die Grenze von Gesund gekommen sind. Der Geschmack wurde auch nicht besser, aber an die Nebenwirkungen hatte ich mich mittlerweile gewöhnt und das Brennen und das Jucken ließen kurz nach dem Trinken wieder nach.
 

Erst gegen Mittag hörte der Regen wieder auf, der Himmel aber blieb bedeckt und von der Sonne war nichts zu sehen. Hoffentlich würde es jetzt trocken bleiben. Wie den Vormittag, verbrachten wir auch den Nachmittag schweigend. Ich genoss hin und wieder den Ausblick oder die wilden Tiere, die zwischen den Bäumen und Büschen auftauchten. Steinböcke, Rotwild und Kaninchen. Hier und da hörten wir auch Wölfe, aber zu sehen bekamen wir sie nicht.
 

Da Letho sich immer mal wieder in der Gegend um schaute, aber nicht angespannt wirkte nahm ich an, dass es bereits auf den Abend zu ging und er sich nach einem geeigneten Lagerplatz umschaute.

Aber nach einiger Zeit entdeckte er etwas anderes, er etwas früher als ich. Eine kleine Rauchfahne schlängelte sich in einiger Entfernung in den Himmel.

Nach mehreren Wegbiegungen konnten wir hinter einem Hügel sehen, woher sie kam. Ein kleines Lager, bestehend aus Zelten und einem Ziegenpferch. Die Männer, Hirten nahm ich an, standen alarmiert auf, als sie uns hörten. Die Männer erdolchten mich mit ihren Blicken, ein Hexenjäger im Grenzgebiet Kaedwins konnte ihrer Meinung nach vermutlich nichts Gutes bedeuten.

Allerdings änderte sich ihr Blick und auch ihr Verhalten, als sie in Letho einen Hexer erkannten.

„Meister Hexer, Meister Hexer! Die Götter scheinen dich zu schicken!“ rief einer erfreut aus.

„Was gibt es?“ brummte er neugierig.

„Bitte, wir brauchen Hilfe, wir können mit unseren Ziegen nicht weiter. Nördlich von hier gibt es ein großes Wolfsrudel. Es versperrt uns den Weg zu den anderen Weiden.“ Flehte er. „Wölfe sind wohl eher kein Anliegen eines Hexers!“ knurrte ich. Der Mann sah entsetzt zu mir und auch Letho musterte mich erstaunt.

„Aber das Rudel ist groß und wird von einem riesigen Wolf geführt!“ bettelte nun ein zweiter Mann. „Hexer jagen Monster! Monster die nach der Sphärenkonjunktion auftauchten! Wölfe gehören da eindeutig nicht dazu. Geht zu einem Jäger, das ist sein Fachgebiet. Oder nehmt es selbst zur Hand! Wölfe sind mit Hunden verwandt, damit dürftet ihr wohl fertig werden! Ein Bogen und ein paar Pfeile und das war es mit dem Wolf! Oder legt Giftköder aus!“ machte ich meinen Ärger Luft, der sich über die Tage in mir aufgestaut hatte. Dann trieb ich Tetris an und ließ die verdutzten Männer hinter mir.

Ich war einige hundert Meter weit gekommen, als Letho mich einholte.

Er packte Tetris am Zügel und zwang mich so zum Anhalten. Gleichzeitig war er aus dem Sattel gesprungen und funkelte mich an, „Kannst du mir mal erklären was das eben sollte! Die Hirten hätten uns sicherlich bei ihnen lagern lassen. Was ist los mit dir, dein Verhalten die letzten Tage ist wirklich merkwürdig! Du bist Uma gegenüber sogar aggressiv geworden!“ wollte er wissen.

Ich stieg auch vom Pferd und baute mich vor Letho soweit auf wie es bei unserem Größenunterschied ging. „Was mit mir los ist! Was mit mir los ist? Das sollte ich wohl eher dich fragen! Dein Verhalten hat sich doch völlig verändert!“ empörte ich mich über seine Vorwürfe. „Du meidest mich doch wo es nur geht, ignorierst mich völlig und behandelst mich wie einen ungewollten Fremden!“ warf ich ihm nun vor.

„Das ist doch gar nicht wahr.“ Wollte er abwiegeln. „Ach ja? Dann habe ich es mir nur eingebildet, dass du meine Fragen ignorierst, mein Training so knapp hälst wie möglich, ich dir beim Brauen nicht mehr helfen darf und du sogar Uma zwischen uns legst, damit ich dir in der Nacht auch ja nicht zu nahekommen kann!?“ redete ich mich in Rage.

„Das hat doch gar nichts miteinander zu tun! Das dient nur zur Sicherheit.“ Argumentierte er dagegen. „Wie dient es der Sicherheit, wenn du mich ignorierst?“ wollte ich wütend wissen. „Wenn ich in der Hütte mit meinem Angebot zu weit gegangen sein sollte, dann hättest du doch einfach etwas sagen sollen. Du hättest einfach sagen sollen, dass du so nicht für mich empfindest und dann hätte ich verstanden!“ schrie ich ihn an, eine Träne rollte meine Wange hinunter, schnell wischte ich sie weg.

„Und was soll ich zu den ganzen Mysterien um dich herum sagen? Dein plötzliches auftauchen. Der Geist mit der komischen Kleidung, das kleine Ding was du gefunden hast und die Botschaften von dem Fremden, der Brief und dann die Hütte mit Vorräten. Du weichst Fragen zu deiner Heimat aus und wer weiß was du noch alles verschweigst! Außerdem hast du wissen, dass kein anderer haben dürfte! Es kommt mir manchmal so vor, als würden wir aus verschiedenen Welten kommen.“ Entgegnete Letho ernst.

„Weil es so ist!“ erwiderte ich in meiner Wut, ohne direkt zu registrieren was ich ihm gesagt hatte. Erst sein geschocktes „Was!“ ließ es mich realisieren. „Ja es stimmt! Ich komme aus einer anderen Welt, eine Welt, in der es Hexer nur noch in Geschichten und Büchern gibt, jeder der will und sich ein wenig bemüht kann viele Informationen über euch finden und trotzdem habe ich keine Ahnung wie ich hier gelandet bin. So jetzt ist es raus!“ knurrte ich und drehte mich weg.

„Noch ein Grund mehr, du wirst irgendwann dorthin zurückkehren müssen! Das ist der Grund, warum du so verbissen bist, Ciri zu finden, oder? Du erhoffst dir, dass sie dich nach Hause bringen kann.“ murmelte Letho angespannt. „Das war mein Plan am Anfang, ja.“ Gab ich widerwillig zu. Als ich über meine Schuler zurück blickte, sah ich einen finsteren Ausdruck auf Lethos Gesicht. „Aber mittlerweile will ich nicht mehr zurück. Ich möchte hier bleiben, bei dir.“ Flüsterte ich leise.

Letho schüttelte allerdings den Kopf, „Nein das wird nichts. Auch wenn ich dich sehr vermissen würde.“ Letho klang ein wenig traurig. Ich drehte mich wieder zu ihm um.

„Aber warum!?“ forderte ich nun. „Warum kann ich nicht bei dir bleiben? Wir haben uns doch gut verstanden? Wir sind gut mit einander ausgekommen und wir bedeuten uns gegenseitig etwas. Also warum!“ wollte ich wissen.

„Du verstehst es einfach nicht, oder?“ wurde er laut. Ich zuckte zurück, ich hatte mit einem Ausbruch schon nicht mehr gerechnet. „Du verstehst nicht, dass ich dich verdammt noch mal einfach nur beschützen will! Ich habe dir bereits gesagt, dass ich kein guter Mann bin, ich habe viele Feinde, die hinter jedem her sind, der mir etwas bedeutet. Ich will dich nicht verlieren. Seit Egan und Serrit nicht mehr sind, bist du das nächste, was ich als Familie ansehe. Das will ich nicht verlieren. Ich werde dich immer beschützen und wenn es sein muss auch vor dir und deinen dummen Ideen, du verrennst dich in den Gedanken, dass du mich vielleicht anders magst, aber das stimmt nicht. Es ist eine natürliche Reaktion von dir, weil ich dir geholfen habe und du mit mir lange unterwegs bist. Aber das ist nicht echt!“ versuchte er ruhig zu bleiben.

„Du siehst mich als Familie an?“ schluchzte ich, den Rest hatte ich willentlich überhört. Meine Angst bestätigte sich, er mochte mich nicht so, wie ich es erhofft hatte. Aber was war mit dem Blick, als wir in den Bach gefallen waren, oder in der Stadt, als er wissen wollte, von wem ich Aufmerksamkeit gießen würde?

Er nickte, „Ja und deswegen will ich dich nicht verletzen oder verlieren.“ Antwortete er mir. „Dafür ist es zu spät. Du hast mich schon verletzt.“ Flüsterte ich. Er schluckte hörbar, „Hör zu, das wollte ich nicht. Ich würde dies nie absichtlich tun.“ Sprach er leise und wollte mir eine Hand tröstend auf die Schulter legen, doch ich wich aus. „Dein abweisendes Verhalten, es tut mehr weh als alles andere.“ Schluchzte ich. „Versteh doch bitte. Ich will dich doch nur beschützen.“ Murmelte er. „Ich verstehe, aber bitte, ignorier mich nur einfach nicht mehr!“ flehte ich und sah zu ihm auf.

Plötzlich wurde unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Uma schrie erschrocken auf und kam aus einem der Büsche gerannt. Ein knurrender Wolf kam hinter ihm her. „Scheiße!“ fluchte ich und zog sofort mein Schwert. Letho hatte sich Uma geschnappt und in einen großen Sack an seinem Sattel gesetzt. Er schnürte ihn so, dass Uma mit dem Kopf und einem Arm zwar heraus schaute, aber nicht heraus fallen konnte. Kiran würde ihn so in Sicherheit halten.

Während ich mich um den Wolf gekümmert hatte, waren weitere aufgetaucht. Einer heulte und aus der Nähe ertönte die Antwort. Die Hirten hatten recht, das Rudel war sehr groß. Allerdings passte auf keinen der Wölfe, die Beschreibung riesig.

Ich hatte gerade den letzten Wolf in meiner Reichweite erledigt und drehte mich zu Letho um. Seine Augen wurden jedoch riesig und sein Blick panisch. „Pass auf! Hinter dir!“ brüllte er mir entgegen. Hatte ich einen Wolf übersehen?

Ich hörte einige Steine hinter mir knirschen und wirbelte herum. Ich starrte direkt auf das graue Fell auf der Brust eines Werwolfs. Grollend grinste er auf mich herab, während Geifer von seinen zurück gezogenen Lefzen tropfte.

Verfluchte Monster

Ich hörte einige Steine hinter mir knirschen und wirbelte herum. Ich starrte direkt auf das graue Fell auf der Brust eines Werwolfs. Grollend grinste er auf mich herab, während Geifer von seinen zurück gezogenen Lefzen tropfte.

Ich wusste, ich sollte mein Silberschwert ziehen und zusehen, dass ich dort weg kam, aber vor Schreck konnte ich mich nicht bewegen. Ich starrte einfach nur auf die großen Zähne in seinem Maul. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass etwas auf mich zu kam und einen kurzen Augenblick später traf mich etwas mit unglaublicher Wucht.

Leicht benommen blieb ich auf dem Boden liegen, ich hörte Letho nach mir rufen und konnte für den Moment nur Sterne sehen. Der Schlag hatte mir alle Luft aus den Lungen gepresst und der Schock der Muskeln ließ mich kaum Luft holen. So etwas hatte mein Ausbilder glaube ich mal erwähnt gehabt. Zwar nicht in Zusammenhang mit Schlägen sondern mit Schusswaffen. Die kinetische Energie, kann einen Körper so sehr Schocken, das selbst teilweise ein Streifschuss tödlich sein kann. Da mir dies aber noch einfiel, ging ich einfach davon aus, dass der Schlag nicht soviel Kraft hatte. Es tat nur unglaublich weh, daher versuchte ich mich so wenig wie möglich zu bewegen.

Ich versuchte zu Atem zu kommen und zu prüfen, was verletzt war. Vorsichtig und langsam, wie ich es nach einem Sturz vom Pferd tun würde. Meine Füße konnte ich spüren, meine Hände auch. Meine Finger konnte ich auch bewegen, bei den Füßen konnte ich es jetzt nicht wirklich testen, da ich sie nicht sehen konnte, aber zumindest brachte der Versuch keine schmerzen. In der Nähe konnte ich Letho kämpfen hören. Es hörte sich nach einem anstrengenden Kampf an. Ich konnte gelegentlich das Rauschen von Aard und das knistern der Flammen von Igni hören.

Leider konnte ich nichts sehen, ich lag auf der Seite, aber mit dem Rücken zum Kampf. Solange ich nicht versuchte meinen Oberkörper zu bewegen, dumpfte der Schmerz ab, wurde zu einem Pochen und Brennen. Da ich allerdings noch immer nicht richtig Luft holen konnte, tanzten schwarze Flecken in meiner Sicht.

Als meine Ohren anfingen zu rauschen und meine Lippen anfingen zu kribbeln, versuchte ich mehr Luft zu bekommen, doch sofort wurden die Schmerzen schlimmer, so dass ich dann doch der Dunkelheit nachgab.

„Krümel?“ hörte ich dann irgendwann verzehrt. „Krümel, komm schon. Mach die Augen auf!“ hörte ich Letho bitten. Dann spürte ich ein Kribbeln auf meiner Wange. „Alanya, verdammt! Mach kein Scheiß!“ Das Kribbeln wurde zu einem stechenden Brennen. „Mach die Augen auf, komm schon!“ sein Ton wurde immer flehender.

Ich bemühte mich ja, meine Augen zu öffnen. Als ich es endlich geschafft hatte, stach das Licht in meine Augen, wurde aber gleich von einem schemenhaften Gesicht abgeschirmt. Ich blinzelte, bis ich wieder scharf sehen konnte und versuchte mich zu orientieren. Ich lag jetzt auf dem Rücken und Letho beugte sich über mich. Sein Gesicht zeigte große Sorge.

„Gut, kannst du mich hören?“ fragte er mich, er klang erleichtert. Ich nickte und schluckte dann einige Male, ehe ich sprechen konnte. „Der Werwolf?“ fragte ich leise. Er lächelte leicht, „Keine Sorge, der tut keinem mehr etwas. Kannst du dich aufsetzen?“ wollte er wissen. „Nein, meine Seite tut so weh.“ Schüttelte ich den Kopf. Er nickte, „Du hast einen ganz schönen Hieb abbekommen. Lass mich das ansehen, ja?“ fragte er ungewöhnlich sanft. Ich nickte nur wieder.

Er öffnete meinen Ledermantel, der an der Seite tiefe Risse zeigte. Vorsichtig strich er über meine Rippen, ich zischte vor Schmerz auf. Ich konnte sehen, wie Letho seine Finger besah und dann erleichtert aufatmete. „Gut, kein Blut. Schon mal ein gutes Zeichen.“ Murmelte er. „Ich muss dich aufrichten, damit ich deine Rüstung ausziehen kann.“ Meinte er dann. Ich verzog das Gesicht, aber er hatte recht, im liegen würde das nichts. Er kniete sich anders hin, so dass er sich hinter mir befinden wird, sobald ich sitze. „Zähne zusammenbeißen.“ Empfahl er mir und schob seine Hände unter meine Schultern. Er hob sie soweit an, dass ich meinen Kopf auf seine Kniee legen konnte. Dann ließ er mich kurz nach Luft schnappen.

„Weiter?“ fragte er nach einiger Zeit. Ich nickte, „Mach einfach. Eine weitere Pause bringt nichts.“ Murrte ich. Er nickte. Langsam richtete er mich auf, ich versuchte zu helfen so gut es ging. Der Schmerz ließ mich japsen und jammern, aber Letho hörte nicht auf, so wie ich ihn gebeten hatte. Als ich endlich saß, hielt er mich an einer Schulter fest, da meine Muskel auf der rechten Oberkörperseite ihren Dienst völlig aufgegeben hatten. Ich versuchte die Schnürung an der Seite der Rüstung zu öffnen, doch es gelang mir nicht wirklich.

Letho machte dies, geschickt mit einer Hand. Die Rüstung dann auch ausziehen, war fast genauso schmerzhaft, wie das aufsetzen.

Mein Wams konnte ich selber öffnen und Letho zog es mir dann von den Armen.

Er rutschte an meine Seite und half mir dann mich wieder hinzulegen. Dies war um einiges einfacher. Letho hatte seinen Umhang geholt, den er vor dem Kampf hat fallen lassen und ihn mir unter den Kopf geschoben.

Um sich meine Rippen genauer anzusehen, schob er mein Hemd hoch. „Oha.“ War das einzige was er sagte, als er die Rippenbögen sehen konnte. „Was?“ wollte ich wissen. Doch er schüttelte nur den Kopf. Er fuhr mit dem Finger jeder einzelne Rippe nach. Er nickte zu sich selber und murmelte dann, „Könnte jetzt weh tun.“ Das war meine einzige Warnung, ehe er an verschiedenen Punkten Druck ausübte. Selbst das Zähne aufeinander beißen hatte nichts gebracht, ich musste einfach schreien. Das tat ja schon fast mehr weh, als der Hieb an sich.

„Ich hab ne gute und eine schlechte Nachricht, na gut, zwei gute Nachrichten.“ Meinte er dann. „Und die wären?“ wollte ich mit angespannter Stimme wissen. „Es ist nichts gebrochen und theoretisch leicht zu heilen.“ Antwortete er mir. „Und die schlechte?“ ich funkelte ihn an. „Na ja, bei einem Hexer wäre es leicht zu heilen.“ War die schlechte Nachricht. „Dies ist eine Verletzung die jeder Hexeradept im laufe seiner Ausbildung sich häufiger zu zieht. Der Schlag hat soviel Druck im Muskel frei gesetzt, dass er nun keine Signale mehr zum Arbeiten bekommt und sich verkrampft, hinzu kommt, dass er an einigen Stellen bereits gerissen ist und es Einblutungen gibt. Daher ist er auch schon so Druckempfindlich.“ Erklärte er.

„Und nun? Das kann ja nicht so bleiben und wie es klingt, verschwindet es auch nicht von alleine.“ Wollte ich dann wissen. So langsam wich der Schmerz wieder. „Was macht ihr bei solchen Verletzungen?“ setzte ich hinterher. „Wir sind darauf trainiert, bei einem solchen Schlag eine Gegenbewegung zu machen, damit es nicht soweit kommt, außerdem nimmt die Empfindlichkeit mit jeder Verletzung dieser Art ab, so dass es immer seltener zu einer kommen kann. Aber den jüngeren Adepten wurde ein Griffkombination angewandt und dann an bestimmten Stellen Druck eingesetzt. Das ist ziemlich schmerzhaft. Danach bekamen sie eine Schwalbe, damit der Muskel wieder heilen konnte.“

„Dann mach das doch. Ich werde den Schmerz schon irgendwie ertragen und für solche Fälle habe ich doch angefangen, mich an die Gifte in den Tränken zu gewöhnen.“ Bat ich ihn. „Ich weiß nicht, ich denke nicht das dein Körper schon mit den hochkonzentrierten Giften umgehen kann.“ Lehnte er ab. „Gibt es denn eine Alternative, außer das ich hier für immer liegen bleibe, oder immer schmerzen habe und mich kaum bewegen kann?“ protestierte ich. Er schüttelte den Kopf, „Zumindest keine die ich kenne. Vielleicht wüsste Vesemir oder Geralt etwas, aber die sind gerade nicht in der Nähe.“

„Dafür wären Handys praktisch!“ murrte ich. „Dann könntest du sie jetzt gleich fragen, ohne dafür wissen zu müssen wo sie sich gerade aufhalten.“ Fügte ich an, um das ganze ein wenig näher zu erklären. Letho zuckte nur die Schultern.

„Letho?“ fragte ich ihn nach einigen Augenblicken, als er immer noch nichts gesagt hatte. „Wir haben wohl keine andere Wahl, du hast recht du kannst hier nicht liegen bleiben. Aber das wird sehr schmerzhaft werden. Ich mache das sehr ungern.“ Warnte er mich. Ich nickte.

„In Ordnung, dreh dich bitte auf die Seite.“ Bat er mich. Ich tat was er mir sagte, mit seiner Hilfe. Dann schob er mir ein Stück Leder zwischen die Zähne, auch wenn ich nicht wusste, wo er es jetzt so schnell her hatte. Er schob mein Hemd wieder hoch und tastete scheinbar nach den richtigen Punkten. Automatisch spannte ich mich an und kniff auch die Augen zu. Letho fing an zu drücken, es tat weh, aber nicht so sehr wie ich angenommen hatte, nach Lethos Warnung, verwirrt blinzelte ich und ließ wieder Luft in meine Lungen. Genau in diesem Moment wechselten Lethos Finger die Position, als hätte er darauf gewartet.

Der nachfolgende Schmerz war unbeschreiblich. Ich schrie um das Leder herum und Tränen schossen in meine Augen. Er wechselte noch mehrere Male die Position des Druckes und bezog auch meinen Arm mit ein, den er in verschieden Stellungen hielt, damit sich die seitlichen Muskeln ein wenig streckten. Als er fertig war konnte ich nur noch wimmern.

„Das hast du gut gemacht, Krümel. Damit sind wir jetzt fertig.“ Tröstete er mich. Es war ein schwacher Trost. Er nahm mir das Leder ab und wischte mir sogar das Gesicht sauber. „Versuch noch nicht dich zu bewegen. Schwalbe wird den Muskel heilen, aber der sichtbare blaue Fleck wird noch eine Weile bleiben und die Stelle könnte noch ein wenig empfindlich sein.“ Warnte er.
 

Letho stand auf und pfiff nach den Pferden und es dauerte eine Weile bis sie schließlich zurück kamen. Ich konnte sehen, wie Uma immer noch in dem Sack steckte, aber es schien ihm gut zu gehen. Letho griff in seine Satteltasche und zog seinen Beutel mit den Tränken hervor. Er zog einen hervor und kam damit zu mir zurück.

Er kniete sich neben mich und entkorkte die Phiole. „Hier, trink das. Dann wird es dir besser gehen.“ Meinte er und hielt sie an meine Lippen.

Ich schluckte alles, doch es war widerlich. Das gewohnte brennen und Kribbeln blieb aus, aber hier handelte es sich ja auch um reine Schwalbe, ohne Waldkauz. Der Geschmack ließ mich würgen und auch mein Magen protestierte eindeutig gegen den Trank. Ich versuchte den Trank unten zu behalten, auch wenn die Muskelkontraktionen beim Würgen heftige wieder Schmerzen auslösten. Ich spürte regelrecht, wie blass ich wurde und wie kalter Schweiß sich auf meiner Stirn bildete.

„Versuch dich zu entspannen, mach die Augen zu ich bin hier und pass auf dich auf. Alles wird gut.“ Sprach Letho sanft zu mir und gerne tat ich es. Aber als der Trank anfing zu wirken, hatte ich das Gefühl, mein Bauch würde von innen verglühen und mein Blut kochen. Letho redete mir die ganze Zeit gut zu und versuchte mich ruhig zuhalten.

Als der Prozess endlich nach ließ, fühlte ich mich völlig erschöpft und ausgelaugt. Ich blieb noch eine ganze Zeitlang so liegen, bis mir klar wurde, das Letho versuchte mich zu wecken. Erleichtert atmete er auf, als er sah das ich zu ihm hoch blinzelte.

„Ich würde dir gerne mehr Ruhe gönnen, aber die Nacht bricht bald herein und hier draußen können wir nicht bleiben.“ Er half mir hoch und in meine Rüstung. Wie schlaftrunken wankte ich zum Pferd. Mit viel Mühe schaffte ich es in den Sattel.

„Der Werwolf knurrte irgendetwas über einen alten Bauernhof. War vielleicht sein Versteck, da sollten wir für die Nacht sicher sein.“ Meinte Letho und gab den Weg vor.
 

Die Dämmerung setzte gerade ein, als wir die Ruine erreichten. Es war nicht wirklich weit gewesen, aber Letho traute sich nicht zu schnell zu reiten, damit ich nicht vom Pferd fiel. Er blieb auch die meiste Zeit direkt neben mir. Ich hatte tatsächlich mühe mich im Sattel zu halten, so erschöpft war ich, hinzukam, dass meine Rippen unangenehm pochte. Im Hof hielten wir an. „Alles ruhig, die Scheune dürfte gehen.“ Meinte er und stieg vom Pferd.

Er half mir dann und wir gingen in das verfallene Gebäude. Dabei fiel mir auf, dass mein Bein ebenfalls unangenehm pochte. Genau die Stelle, wo ich den Schnitt hatte. Sollte Schwalbe das nicht auch eigentlich heilen, überlegte ich.

Die hälfte des Daches war noch intakt, ebenso wie ein Teil der Wände. Der Rest bestand aus verkohlten Balken. Auch das Haupthaus schien abgebrannt zu sein. Was hier bloß geschehen ist? Das Nachtlager war schnell errichtet und ich war froh, als ich mich setzen konnte.

Es war eindeutig, dass mein Körper noch mit dem Gift kämpfte und auch das freie Blut im Brustkorb, musste auch erst noch abgebaut werden. Auf ein Feuer wollte Letho verzichten. Er entzündete nur eine kleinere Fackel, die er in den Boden gerammt hatte.

Letho setzte sich neben mich. „Wie geht es dir?“ wollte er wissen. „Beschissen.“ Gab ich zu. „Müde, Wund und wie ausgekotzt.“ Erläuterte ich weiter. Er reichte mir eine weitere Phiole. „Hier, weißer Honig. Der sollte helfen. Morgen solltest du dann wieder relativ fit sein.“ Meinte er. „Danke, Letho. Es tut mir leid, dass ich vor Angst erstarrt war.“ Murmelte ich und legte Müde meinen Kopf an Lethos Schulter. „Ist schon gut. Wenn ich damals nicht schon ein Hexer gewesen wäre, hätte ich vermutlich bei meinem ersten Werwolf ähnlich reagiert.“ Er legte einen Arm um mich und hielt mich fest.

Nach einiger Zeit stupste er mich an. „Du musst den weißen Honig schon trinken, damit er hilft.“ Grinste er. Da wurde mir bewusst, dass ich die Phiole immer noch nur in der Hand hielt. Ich zog den Korken heraus und leerte die Phiole dann. Verwirrt sah ich ihn an, es schmeckte beinahe wie Schwalbe. Er lachte über meinen Gesichtsausdruck. „Du solltest wirklich schlafen, eigentlich solltest du wissen warum die ähnlich schmecken.“ Meinte er gutmütig. Ich nickte, ich wollte mich gerade zusammen rollen, als das Handy vibrierte. „Lese ich morgen.“ Murmelte ich verschlafen und schloss die Augen.

Letho bemühte sich noch Uma zu beruhigen, der schon eine ganze Zeitlang wieder quengelte, aber ob er es geschafft hatte, wusste ich nicht mehr.
 

Ich wurde von einem hektischen schütteln an meiner Schulter geweckt. „Wach auf, komm schon! Alanya wach auf!“ hörte ich Letho. Etwas in seiner Stimme verriet mir, dass etwas überhaupt nicht in Ordnung war. Meine Augen schossen auf und ich versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Mein Amulett vibrierte wie wild an meiner Brust. „Schnell, nimm Uma versteckt euch.“ Forderte Letho. Ich hörte etwas knurren und dann eine Art kreischen. Es schien von unterhalb der Scheune zu kommen. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, in meine Stiefel zu schlüpfen, als die Pferde panisch aus der Scheune flüchteten. Ich griff mit einer Hand nach meinem Silberschwert und mit der anderen nach Uma und lief los. Er quengelte und schrie und lockte so die Aufmerksamkeit, von was auch immer auf uns. Etwas erwischte mich am Bein und ich stürzte, doch ich schaffte es mich aufzurappeln und mit Uma weiter zu flüchten.

Letho hatte das Monster scheinbar von uns abgelenkt, denn es folgte mir nicht mehr. Hektisch sah ich mich um, wo sollte ich uns verstecken? Ich wusste ja noch nicht einmal vor was. Das Haus konnte ich vergessen, es bestand nur aus Trümmern, die Pferde waren auch sonst wohin verschwunden, so dass diese als Fluchtmöglichkeit auch weg fielen. In der Mitte des Hofes stand eine riesige Ulme, blieb nur noch die. Ich hoffte, dass das Monster weder klettern noch fliegen konnte und eilte darauf zu.

Ich schaffte es irgendwie zusammen mit Uma hinauf zu klettern. Ich hatte mit ihm die oberen Äste gerade erreicht, als Letho durch die Scheunenwand auf den Hof geschleudert wurde. Uma wollte schon wieder loslegen, so presste ich eine Hand auf seinen Mund. „Sei bitte leise, sonst werden wir gefunden. Tu bitte wenigstens einmal was man dir sagt.“ Flehte ich ihn eindringlich an.

Wie gebannt starrte ich auf den Hof vor uns. Als ich sah, was für ein Monster aus den Ruinen kletterte, musste ich ein Keuchen unterdrücken. Ich hatte gehofft, niemals so einem Exemplar zu begegnen. Natürlich waren alle Monster schrecklich und andere würden vielleicht auch behaupten, dass es schlimmere gab, als das, was gerade unten auf dem Hof stand. Aber diese Kreatur wurde nur von Hass und Hunger angetrieben und hungrig musste sie extrem sein, so abgemagert wie sie war. Ihr strähniges Haar war gräulich und hing völlig verfilzt von ihrem Kopf. Am Leib hatte sie nur Fetzen, die ihre Rippen deutlich zeigten. Ihre Krallen klickten auf dem Pflasterstein und geifernd schritt sie auf Letho zu. Ich konnte sehen, wie er benommen seinen Kopf schüttelte und sich wieder auf die Beine hievte.

Wenn ich nicht mit der einen Hand Uma und mit der anderen Hand seinen Mund hätte zuhalten müssen, hätte ich vor Angst vermutlich an meinen Nägel geknabbert. Ich betete das Letho es schaffen würde, obwohl er vorhin bereits gegen den Werwolf gekämpft hatte. Auch Uma schien sich der Lage mittlerweile einigermaßen bewusst geworden zu sein, denn er schien ein wenig ruhiger zu werden, allerdings wagte ich nicht ihn loszulassen.

Die Zähne des Monsters glänzten im fahlen Licht des Mondes, als es mit aufgerissenen Maul auf Letho zusprang.

Doch er setzte ihr ein erst ein Aard, direkt gefolgt von einem Igni entgegen. Die Haare und die Fetzen fingen Feuer und die Striege heulte auf. Doch der Schmerz schien sie nur noch mehr anzustacheln. Ihr Geschrei ließ mir Schauer, um Schauer über den Rücken laufen.

Sie sprang erneut und erwischte Letho mit ihren Krallen am Oberschenkel.

Das musste wehtun, ich verzog das Gesicht mitleidig. Doch Letho ließ sich nichts anmerken und nutze die Gelegenheit, um selber einige Treffer zu landen. Dafür das die Striege so abgemagert war, schien sie ziemlich zäh zu sein. Dann trat er sie mit dem Fuß unters Kinn, um sie wieder auf Abstand zu bringen.

Ich hatte nicht bemerkt das er ein Yrden gewirkt hatte, aber mit dem Tritt hat er sie direkt in den Runenkreis befördert. Nun konnte sie sich nur noch sehr langsam bewegen.

Letho setzte ihr nach und landete noch einige Treffer, ehe er es schaffte sein Schwert durch ihre Brust zu bohren.

Erschöpft sank er in die Knie. Ich wollte schon vom Baum klettern und zu ihm eilen, als mir einfiel, dass mir dies direkt eine Rückreise zu den Nilfgaardern bescheren würde. Letho war da sehr klar gewesen mit seinen Worten. So blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Ich konnte nur zusehen, wie er etwas an seinem Gürtel suchte, ehe er sich umschaute und dann resigniert den Kopf hängen ließ. Mühselig richtete er sich wieder auf und als er wieder stand, sah er sich erneut im Hof um.

Suchte er nach mir, oder hatte er noch etwas anderes gehört? Ich tastete nach dem Amulett, aber es war völlig ruhig. Doch Uma nutze die Gelegenheit und gab laut unseren Aufenthaltsort preis. Lethos Kopf ruckte zu uns rum, ehe er auf den Baum zuschritt. Er schien sein eines Bein leicht zu entlasten.
 

Unten am Stamm blieb er stehen und schaute zu uns rauf, „Wie seid ihr denn da rauf gekommen?“ wollte er grinsend wissen. Er hatte recht, die ersten Äste hingen ziemlich hoch. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich denke ein unbekanntes Monster hinter einem ist ein guter Motivator.“ Antwortete ich ihm. Er nickte. „Der Baum wäre aber für euch eine Falle gewesen. Striegen können sehr gut klettern.“ Meinte er. „Na kommt runter ihr zwei.“ Warf er noch hinterher. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Doch nun war der Abstieg um einiges schwerer, jetzt hing nicht mehr unser Leben daran und Uma fing wild an zu zappeln.

Auch meine Verletzung am Bein registrierte ich jetzt erst langsam, als das Adrenalin nachließ. Das herunterfließende Blut machte meinen Fuß rutschig, so dass ich einige Male, beinahe den Halt verloren hätte.

Endlich unten angekommen, nahm Letho mir Uma ab. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ wollte ich gleich von ihm wissen. „Geht schon.“ Brummte er. „Und bei dir?“ erwiderte er die Frage. Ich sah an mein Bein runter. „Ich glaub sie hat mich am Bein erwischt. Aber zuerst sollten wir dich versorgen.“ Meinte ich. Er nickte und ging mit Uma in Richtung Scheune. Schnell folgte ich ihnen.

Innerhalb der Scheune hätte ich mehr Chaos erwartet, natürlich konnte ich aufgrund der Dunkelheit nicht allzu viel erkennen, aber unsere Sachen schienen noch alle in Ordnung zu sein. Ich stieß mit dem Fuß gegen Umas Puppe und bückte mich danach, dann warf ich sie ihm rüber. Ich musste ein lachen verkneifen, als Uma sie erst skeptisch musterte und sie dann anscheinend ausschimpfte.

Doch das Lachen blieb mir im Halse stecken, als ich Letho schmerzhaft stöhnen hörte. Sofort lag meine Aufmerksamkeit bei ihm.

Er versuchte sich aus seiner Rüstung zu schälen, so dass ich mich gleich daran machte, ihm zu helfen. „Krümel.“ Warnte er. „Ja, ja, ich weiß nur Familie. Ich will trotzdem sicher gehen, dass du in Ordnung bist.“ Murrte ich. Er seufzte, ließ sich dann aber doch helfen. Er hatte überall Prellungen und Quetschungen. Auch viele Kratzer und Schnitte zierten seine Arme. „Was ist mit deinem Bein?“ fragte ich ihn. Die dicke Lederpolsterung war genau an den Nähten zerrissen und glänzte blutig.

„Das ist nichts!“ wiegelte er ab. Ich sah ihn zweifelnd an. „Ich habe gesehen wie sie dich dort getroffen hat. Ich will dir doch nur helfen, nichts weiter. Ehrenwort!“ versuchte ich ihn zu überzeugen. „Nein, es ist nur ein Kratzer.“ Weigerte er sich. Ich verengte meine Augen ein wenig und starrte ihn an. „Letho! Du setzt dich jetzt hin und ich werde mir diese Wunde ansehen. Du kannst von mir aus danach soviel rummeckern und maulen wie du willst, aber zuerst versorge ich dein Bein.“ Befahl ich ihm. Er sah mich ganz verdutzt an, als wüsste er nicht, wie er jetzt mit der Situation umgehen sollte. Wie es schien umklammerte er unbewusst seinen Hosenbund. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich vermutlich gelacht. Der große, böse Letho stand dort wie ein eingeschüchterter Schuljunge.

„Letho, Hose aus! Jetzt!“ befahl ich erneut. Er schluckte, „Aber, …“ wollte er wiedersprechen. „Kein, aber! Ich dreh mich von mir aus auch so lange um.“ Bot ich ein wenig freundlicher an. Er nickte, ich seufzte, drehte mich aber wirklich um. Ich suchte schon mal einige saubere Tücher aus meiner Satteltasche und eine Flasche Alkohol. Dabei fiel mir auf, das Lethos Taschen gar nicht da waren.

Als er mir signalisierte das er fertig war, musste ich die Augen verdrehen. Er hatte tatsächlich seine Decke eng um seine Hüfte gewickelt. Als ich mich neben seinen Oberschenkel kniete, musste ich selber ein jammern unterdrücken. Meine Wade spannte und der Kratzer tat deutlich mehr weh.

Ich nahm eines der Tücher und tränkte es mit Alkohol, dann wischte ich vorsichtig das Blut von seinem Bein. Die Kratzer waren tiefer als ich angenommen hatte und füllten sich sofort wieder mit frischen Blut.

„Eine Naht und ein Verband sollten reichen.“ Meinte Letho dazu. „Schaffst du das, oder soll ich es selber machen?“ fragte er mich. „Ich weiß nicht, ich habe noch nie eine Wunde genäht.“ Gestand ich. „Wo ist das Nähzeug überhaupt?“ wollte ich dann noch wissen. „In der Satteltasche. Beim Pferd.“ Erinnerte sich Letho murrend. Ich nickte. Dann faltete ich eines der Tücher zusammen und legte es auf die Wunde. „Draufdrücken. Ich geh die Pferde suchen.“ Befahl ich ihm.

Ich schnallte den Riemen meines Silberschwertes fester, das ich mir vorhin nur provisorisch über die Schulter geworfen hatte und schnappte mir eine Fackel. Ich war schon beinahe auf dem Hof, als Letho nach mir rief, „Krümel?“ ich drehte mich zu ihm um. „Ja?“ „Pass auf dich auf!“ ich nickte und ging dann weiter. Der Mond stand mittlerweile direkt über dem Hof und tauchte alles in ein unheimliches Licht.

Erst als ich auf einen spitzen Stein trat, bemerkte ich, dass ich das ich immer noch barfuß unterwegs war. Aber ich wollte jetzt auch nicht wieder zurück, um mir meine Stiefel anzuziehen. Leise fluchend rieb ich mir meinen Fuß und hinkte weiter. Ich schaute mich immer wieder um, doch von den Pferden sah und hörte ich nichts.

Ich versuchte nach ihnen zu Pfeifen, doch mit zwei Fingern in Mund gelang es mir noch nie, so blieb mir nur das normale, in der Hoffnung, die Pferde würden auch so darauf hören. Als ich den Hof verließ war alles toten still um mich herum. Ich konnte noch nicht einmal eine Eule rufen hören.

Ich verzog das Gesicht, als ich in eine sehr schlammige Stelle des Weges trat.

Es fühlte sich immer widerlich an, wenn Schlamm zwischen den Zehen hervorquoll. Deswegen ging auch meist ungern in Seen baden, wenn der Boden morastig war. Aber der weiche Boden machte es mir ein wenig einfacher, die Spuren der Pferde zu verfolgen. Sie schienen den Weg zurück gelaufen zu sein, den wir gekommen waren.

Ich stöhnte, hoffentlich fand ich sie bald, ich wollte nicht die ganze Nacht durch nach ihnen suchen. Doch scheinbar blieb mir nichts anderes übrig.
 

Meine Füße brannten schon, durch die vielen kleinen Steinchen im Schlamm und ich war auch schon gefühlt ewig unterwegs, als ich an dem Platz vorbeikam, wo die Kadaver der Wölfe lagen.

Wenn ich Glück hatte, würde ich die Pferde bei den Hirten finden, wenn nicht sollte ich besser umkehren und zu Letho zurück gehen. Mürrisch folgte ich dem Weg weiter, der mich zu dem kleinen Lager führen würde.

Ich pfiff zwischendurch erneut und tatsächlich antwortete mir eins der Pferde. Doch sie kamen nicht zu mir, dafür hörte ich jemanden Fluchen. Ich legte die Fackel beiseite, ich könnte sie später wieder einsammeln, und schlich mich leicht geduckt weiter zu dem Lager. Es schien das die Hirten sich an unseren Pferden zu schaffen machten.

„Dieser dumme Gaul, er lässt mich einfach nicht an die Taschen ran. Ich bin mir sicher die haben Gold dabei gehabt!“ konnte ich einen der Männer hören. „Aber was ist, wenn sie zurück kommen? Ich meine es war ein Hexenjäger und ein Hexer, mit keinen von beiden würde ich mich einzeln anlegen wollen.“ Widersprach ein anderer Mann. Gespannt hörte ich weiter zu, während ich mich langsam näherte. „Ach quatsch, du hast die Wölfe gehört und vorhin dieses Heulen aus der alten Ruine. Wenn die Wölfe sie nicht gekriegt haben, dann der Fluch der Bauersfamilie.“ Sprach der erste wieder. „Und was war mit dem Pfiff eben? Ich habe gehört das einige Hexer so nach ihren Pferden rufen.“ Fragte der andere. „Du dummer Junge, noch nie ein Murmeltier gehört?“ wurde er gescholten.
 

Ich war endlich nah genug, um zu sehen warum die Pferde nicht gekommen waren. Die Hirten hatten ihnen die Vorderbeine zusammen gebunden, so dass sie nicht weglaufen konnten. Doch Kiran tat sein Bestes, um die Ausrüstung seines Herrn zu schützen. Er biss und trat nach den Männern aus.

Doch als einer eine Peitsche hob, wollte ich nicht länger warten.

Ich richtete mich auf und trat in den Feuerschein, „Das würde ich lieber nicht tun!“ warnte ich den Hirten. Erschrocken zuckten die Männer zusammen. „Wie kannst du Leben?“ spuckte einer mir entgegen. „Wie der Junge eben schon sagte, ein Hexer und ein Hexenjäger, denkst du ein Werwolf oder eine Striege kann uns da aufhalten?“ höhnte ich. Nun ja, dass ich alleine niemals es auch nur bis hier her geschafft hätte, mussten die Männer ja nicht wissen.

„Weg von den Pferden!“ forderte ich. Sie waren scheinbar noch ganz verdutzt über den Werwolf und die Striege, so dass sie taten, was ich ihnen sagte. Schnell durchschnitt ich die Fesseln, nahm mir Kirans Zügel und schwang mich in den Sattel von Tetris. Ich trieb die Pferde an, ehe die Hirten auf die Idee kommen könnten, dass sie es mit mir alleine vielleicht doch aufnehmen können.

Ich ließ auch die Fackel liegen, ich würde mir irgendwo schon eine neue besorgen können. Ich beeilte mich möglichst schnell zurück zu kommen, da ich nicht wusste wie lange ich wirklich unterwegs war. Ich hoffte nur, das Letho sich nicht seinerseits auf die Suche nach mir gemacht hatte.

Als ich den Hof endlich erreicht hatte, parierte ich die Pferde wieder durch und musste feststellen, das Letho nicht mehr in der Scheune saß, sondern auf dem Weg stand und nach mir aus schau gehalten hatte.

„Wo warst du solange?“ wollte er auch gleich wissen. Ich reichte ihm die Zügel von Kiran. „Sie waren sehr weit gelaufen und die Hirten haben sie eingefangen. Sie wollten an deine Ausrüstung, aber Kiran hat sie gut verteidigt. Er hat sich eine extra Portion verdient, sobald es möglich ist.“ Erklärte ich und Kiran schnaubte zustimmend.

Letho hingegen musterte mich von oben bis unten. „Schau nicht so, keinem ist etwas passiert. Sie waren zu erstaunt mich dort zu sehen, sie haben gehofft, dass entweder die Wölfe oder der Fluch der Bauernfamilie, wie sie die Striege nannten, uns getötet haben.“ Schmollte ich. Ich trieb Tetris an und ließ ihn in die baufällige Scheune treten, erst dort stieg ich aus dem Sattel. „Autsch.“ Jammerte ich, als ich wieder auf dem Boden stand. Meine Füße und meine Wade schmerzten. Letho folgte mir und überprüfte direkt, ob noch alles vorhanden war. Aber da er nicht fluchte oder sonst etwas sagte, ging ich davon aus, dass wirklich noch alles da war.

Er schien etwas aus der Tasche geholt zu haben und kurze Zeit später stand er hinter mir und hob mich hoch, „Jetzt bist du erst einmal dran.“ Meinte er. „Letho dein Bein!“ schimpfte ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es für seine Wunde am Oberschenkel so vorteilhaft war, dass er mich durch die Gegend trug.

„Das musst du gerade sagen, du hast doch eine Spur aus blutigen Fußabdrücken im Hof hinterlassen und bist dann noch Ewigkeiten durch die Berge gelaufen, um die Pferde zu suchen.“ Meckerte er jetzt seinerseits. Er setzte mich auf seiner Schlafmatte ab und erfreut stellte ich fest, dass meine Matte wieder bei seiner lag.

„Wie sagtest du vorhin so schön? Hose aus! Jetzt!“ neckte er mich. Spielerisch schlug ich nach ihm, doch er wich geschickt aus.

Der Stoff der Hose klebte schon teilweise an der Wunde, so das ich mühe hatte sie aus zu bekommen, ohne Widerworte legte ich mich dann auf den Bauch, damit er an die Wade heran kam. Vorsichtig strich er an der Wunde entlang. „Woher hast du die?“ fragte er mich, verwirrt blickte ich ihn über meine Schulter an, „Äh von der Striege vorhin?“ schlug ich ihm vor. „Verarsch mich nicht, ich meine die andere, die Ältere, die sich entzündet hatte.“ Grollte er. Ich drehte meinen Kopf zurück, „Von den Nekkern.“ Murmelte ich. „Ich habe noch nie einen Nekker mit einem Schwert gesehen, also woher ist die?“ fragte er mich erneut. Warum wollte er mir nicht glauben? Ich wollte ihm nicht sagen, dass er sie verursacht hatte.

„Sie ist wirklich aus dem Kampf mit den Nekkern, als du mich mit den Bomben zu den Nestern hast laufen lassen.“ Nuschelte ich. Doch leider verstand er mich. „Aber der einzige der da ein Schwert in der Hand hatte, war doch ich, …“ dämmerte es ihm. „Warum hast du denn nichts gesagt! Ich würde dich doch niemals absichtlich verletzen.“ Wollte er wissen.

Ich blickte ihn wieder an, die Schuld sprach deutlich aus seinen Augen. „Genau deswegen. Du sollst dir keine Vorwürfe machen. Es war ein Unfall und ich weiß das du es nicht mit Absicht getan hast, außerdem war es nur ein kleiner Kratzer.“

„Das war nicht bloß ein Kratzer. Außerdem hat er sich entzündet gehabt. Schwalbe hat zwar die Verletzung geheilt, aber nicht die Entzündung. Wenn die Striege nicht gewesen wäre, müsste ich es jetzt wieder öffnen.“ Schimpfte er. „Wer weiß was passiert wäre, wenn du dort heute nicht getroffen wurdest.“ Murmelte er zu sich selber.

Ich hörte wie er eine Flasche öffnete und dann hielt er mein Bein fest. Ohne Vorwarnung ließ er den Alkohol darauf fließen. Ich zischte und wollte automatisch mein Bein weg ziehen, aber vermutlich aus diesem Grund hatte er es festgehalten. „Letho!“ jammerte ich. „Strafe muss sein!“ brummte er, dann fing er an, den Bereich, um die Wunde zu säubern. Das Tuch, das er dazu nutzte, hatte er natürlich auch vorher in Alkohol getränkt. Ich ergab mich in mein Schicksal und ließ Letho seine Arbeit machen. Als er damit fertig war, wickelte er einen Verband darum. Ich wollte mich wieder umdrehen, doch er hatte sich bereits einen meiner Füße geschnappt. „Das könnte jetzt unangenehm werden.“ Warnte er mich, ehe er anfing meine Füße zu säubern. Es brannte ein wenig. „Nur ein wenig Wund.“ Meinte er als er mit beiden fertig war.

Ich setzte mich auf und schaute ihn an. „Du solltest noch etwas schlafen. Dein Körper braucht die Ruhe, um mit den Trankresten fertig zu werden.“ Meinte er zu mir. „Aber was ist mit deinem Bein?“ wollte ich wissen. „Wenn es dich glücklich macht und du dich jetzt ein wenig hinlegst, kannst du es dir morgen noch mal ansehen.“ Murrte er. Ich nickte, „Im hellen wäre es vermutlich eh besser.“ Stimmte ich zu und legte mich hin. Uma schien schon zu schlafen und Letho bewegte sich sehr leise, so dass ich ebenfalls schnell einschlief.

Später wachte ich auf, als sich etwas fest um mich wickelte und mir das Atmen erschwerte. Erschrocken riss ich die Augen auf, doch schnell stellte ich fest, dass es die Arme von Letho waren. Ich tippte ihn an, „Letho, Luft!“ bettelte ich. Sofort lockerte sich die Umarmung. „Tschuldige.“ Konnte ich ihn murmeln hören. „Ich hatte gedacht, ich hätte ich dich verloren, als du so reglos da lagst.“ Lallte er an meine Schulter. Auch sein Atem roch sehr stark nach Alkohol. „Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht los.“ Beruhigte ich ihn. „Gut.“ Murmelte er und war kurz darauf eingeschlafen.

Ich überlegte kurz, ob ich mich in seinen Armen umdrehen sollte, damit ich meinen Kopf auf seine Brust legen konnte, aber ich wollte seinen Zustand jetzt nicht ausnutzen. Eigentlich schon, aber das würde nur wieder Streit geben. Ich sollte froh sein, über das was er mir gab.
 

Die restliche Nacht war ruhig geblieben und ich fühlte mich ausgeruhter als ich erwartet hatte. Selbst Letho schlief noch neben mir. Er schnarchte leicht und wollte seinen Griff um mich zuerst nicht lösen. Als ich es dann doch geschafft hatte mich aus seinen Armen zu lösen, grummelte er etwas im Schlaf und drehte sich dann um, wachte aber nicht auf.

Verwundert stellte ich fest, das selbst Uma noch schlief, aber die Nacht war vielleicht zu aufregend für den kleinen Körper gewesen. Daher schlich ich auf Zehenspitzen aus der Scheune, um keinen der Beiden zu wecken.

Die Sonne schien schon hoch vom Himmel, es musste also bereits um die Mittagszeit sein. Draußen schaute ich mich nach einem Brunnen um, hier musste es doch sicherlich einen geben. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich die tote Striege dort liegen sah. Geralt hatte wirklich geglaubt ich würde mich in so etwas verwandeln?

Aber ich musste auch feststellen, das Letho recht hatte. Der Kratzer den die Striege verursacht hatte, hatte so stark geblutet, das ich blutige Teilabdrücke auf den Pflastersteinen hinterlassen hatte. Sie führten von dem Baum zur Scheune und dann von der Scheune bis zum Weg. Was würde wohl ein Fremder denken, der hier entlang kam. Die blutigen Spuren, schlammige Hufabdrücke und das tote Monster, dazu der abgebrannte Hof.

Während meiner Überlegung hatte ich den Brunnen gefunden, das Wasser sah gut aus und roch auch nicht komisch. Ich trank einige Schlucke und machte mich ein wenig frisch. Dann schlich ich zurück in die Scheune und zog mich leise an. Letho schnarchte noch und auch Uma lag noch ruhig auf seinem Fell in eine Decke eingewickelt.

Da es mich selbst interessierte, was hier geschehen war, ging ich zu der Ruine des Bauernhauses. Das Dach war zum Teil eingestürzt, da die verkohlten Balken es nicht mehr tragen konnten und die Wände waren eingebrochen, aber es schien als würde der Rest soweit halten. Ich bewegte mich vorsichtig durch die Trümmer, vielleicht fand ich ein paar Hinweise. Auf dem Boden lag eine zerbrochene Keramikdose, sie schien Schriftstücke zu beinhalten. Ich fischte sie aus den Scherben und besah sie mir. Es schienen Briefe zu sein. Sie waren zum größten Teil verbrannt, doch einige konnte ich Bruchstückhaft lesen. Der eine enthielt Fragen, ob es allen gut ginge und wann sie denn mal wieder zu Besuch kommen würden. Scheinbar von einem nicht ganz so nahen Verwandten, der andere wies darauf hin, das es hier eine Tochter gegeben hatte und das sich ihr Verlobter schon auf die Hochzeit freuen würde.

Mehr konnte ich daraus nicht entnehmen. Ich stöberte weiter, nach einer Weile kam ich in das, was wohl einmal das Schlafzimmer gewesen war. Am Fußende des zerstörten Bettes fand ich eine Truhe, sie schien noch recht intakt zu sein, nur ein wenig angekokelt. Ich hockte mich davor und öffnete sie. Darin fand ich alte Kleidung, wertloser Plunder und weiter unten ein Büchlein. Es sah alt und viel benutzt aus.

Ich nahm es heraus und blätterte darin herum. Es schien ein Tagebuch zu sein. Vielleicht würde ich darin etwas finden. Ich suchte mir einen Platz wo ich mich setzen konnte und fing an, mir den Text vorzunehmen. An vielen Stellen war der Text bereits verschmiert oder unleserlich, weil der Autor so krakelig geschrieben hatte. Aber vieles drehte sich nur um den Alltag. Die Kühe gediehen gut und auch Schafe vermehrten sich prächtig. Die Wiesen wuchsen und brachten viel Heu ein. Zwischendurch gab es Geschmiere über die Tochter. Der Autor ließ sich darüber aus, wie die Tochter Reisende anlockte, ihnen Unterkunft für die Nacht versprach und sie dann verführte. Egal wie alt die Männer waren, ob Händler oder Abenteurer sie lockte sie alle ins Bett.

Dann sprach der Autor darüber, wie er seine Tochter endlich verlobt habe, aber der Bursche sich nicht durchsetzen konnte. Er beschrieb wie sehr seine Tochter eine harte Hand benötigte, das er sie teilweise sogar einsperrte, damit sie endlich zur Vernunft komme.
 

„Krümel!?“ konnte ich auf einmal Letho besorgt rufen hören. Erschrocken sprang ich auf, „Autsch.“ Ich hatte mir den Kopf an einem Balken gestoßen, der vermutlich einmal das Dach gestützt hatte und nun schräg lag. „Hier!“ antwortete ich und kletterte aus der Ruine. Uma schien zu schimpfen, ehe er wieder auf Abstand ging, als er mich sah. „Was gibt es Letho?“ fragte ich ihn. Er kam näher, damit wir nicht über den halben Hof schreien mussten. „Ich habe dich gesucht. Wo warst du?“ meinte er. Ich zeigte auf die Hausruine. „Ich wollte wissen was hier passiert ist, wo die Striege herkam.“ Erklärte ich. „Ich habe das Tagebuch des Bauern gefunden, der hier lebte.“ Ich zeigte ihm das Buch. Er nickte. „Du solltest das nächste Mal bescheid sagen. Nicht das noch etwas passiert.“ Forderte er. „Wenn ich den Hof verlassen hätte, dann hätte ich dir ne Nachricht hinterlassen. Aber ihr habt noch geschlafen, beide. Ich wollte euch ausschlafen lassen, damit du keinen allzu großen Kater hast und Uma, weil er mich eh nicht mag und er so vielleicht weniger quengelt, wenn er ausgeschlafen ist.“ Schmollte ich. „Wie kommst du darauf, das ich einen Kater haben könnte?“ fragte Letho, er wirkte irgendwie scheinheilig.

Ich zog eine Augenbraue hoch, „Vielleicht weil du gelallt und eine ziemliche Fahne hattest, als du dich schlafen gelegt hattest?“ Schlug ich vor. „Oh. Du warst wach? Kann mich gar nicht erinnern.“ Antwortete er ertappt. „Ist schon gut, ist ja nichts passiert. Aber wenn du was trinken willst, kannst du das gerne tun. Du musst nicht warten bis ich schlafen gehe. Außer natürlich du willst nicht, das ich einen mittrinke.“ Neckte ich ihn. Doch darauf erwiderte er nichts. „Wie geht es deinen Rippen?“ wechselte er stattdessen das Thema. Ich zuckte mit den Schultern, „Weiß nicht genau, tun zumindest nicht weh, hab aber heute auch noch nicht viel gemacht.“ Er nickte.

„Die Striege kam übrigens aus dem Keller unter der Scheune.“ Grinste er dann. „Ist nicht wahr? Ich hätte gedacht sie käme vom Dachboden!“ antwortete ich sarkastisch. „Ich wollte eigentlich heraus finden, wer sie war und vielleicht auch, warum sie eine Striege geworden ist.“ Erläuterte ich meine Frage von vorher etwas genauer. Letho grinste und wuschelte mir dann durchs Haar. „Das war mir schon klar und was hast du bisher herausgefunden?“ neckte er mich. Ich zog eine Schnute und strich mir meine Haare wieder glatt. Sie waren schon wieder um einiges Länger und bald könnte ich versuchen sie wieder in einen Pferdeschwanz zu tragen.

„Hier schienen drei Menschen gelebt zu haben, der Bauer seine Frau und ihre Tochter. Da Striegen immer weiblich sind, kann es nur die Frau oder die Tochter gewesen sein.“ Vermutete ich. Letho nickte. „Hm, vermutlich die Frau. Unten im Keller der Scheune steht der Sarg und nicht weit davon ein Skelet einer jungen Frau.“ Erzählte Letho. Scheinbar hatte er dort zuerst nach mir gesucht gehabt. „Was wohl aus dem Mann geworden ist?“ fragte ich mich. Letho zuckte mit den Schultern, „Vielleicht steht darüber etwas in dem Tagebuch. Du kannst ja mal schauen ob du darin noch was findest, ich muss Uma erst mal wieder einfangen.“ Den letzten Satz lachte er beinahe und ich folgte seinem Blick. Uma schien zu versuchen durch das Stück Zaun zu klettern, statt drum herum zu laufen. Viel war davon nämlich nicht mehr übrig. Jetzt hing er zwischen zwei Zaunlatten und strampelte mit seinen Füßen in der Luft. Ich grinste ebenfalls darüber, da fiel mir etwas anderes ein. Vielleicht sollte ich ein paar Fotos davon machen, als vorsorgliches Erpressungsmaterial gegen Avallach. Allerdings fiel mir auch wieder ein, dass das Handy am Abend noch vibriert hatte. Ich ging in die Scheune und holte das Handy aus der Tasche, eine Nachricht.
 

*Du solltest dir vielleicht ein anderes Nachtlager suchen. Wir werden eine Weile nicht voneinander hören, weil ich einige Dinge zu erledigen habe, doch ich bin sicher, du kommst zurecht.*
 

Ich grummelte, verdammt, wir hätten uns viel Ärger ersparen können. Das nächste Mal sollte ich vielleicht direkt schauen, was der Fremde schrieb. Auch wenn er schrieb, das wir die nächste Zeit nichts von einander hören würden, tippte ich schnell eine Antwort.

*Die Warnung kam etwas spät und woher zum Teufel weißt du wo ich bin und das hier ein Monster lauerte?!!!*

„Schon wieder der Fremde?“ wollte Letho wissen. Ich hatte gar nicht bemerkt das er sich genähert hatte. „Hm. Ich hätte seine Nachricht vielleicht doch gestern gleich lesen sollen. Scheinbar wusste er wo wir sind und was hier lauerte.“ Dann las ich ihm die Nachricht vor. „Und du hast wirklich keine Ahnung wer das ist?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, kein bisschen. Wenn wir in meiner Welt wären, würde ich ja sagen, es ist jemand der mich über das Handy ortet. Aber ich glaube nicht, dass dies hier möglich ist.“ Murmelte ich. „Wie ein Ortungszauber?“ fragte Letho skeptisch. Ich nickte, es hatte ja doch kein Sinn zu versuchen zu erklären wie GPS-Tracking funktionierte. „Ja, aber halt ohne Magie. Aber zumindest weiß ich, das er ebenfalls ein Handy haben muss, sonst könnte er mir nicht schreiben. Und wen er ebenfalls eines hat, kommen scheinbar doch mehr Personen aus meiner Welt hier her. Der Tote bei Hindwacht, die Thermoskanne und die Brotdose muss auch jemand mit gebracht haben, der eigentliche Besitzer des Handy vom Unbekannten und ich. Ich frage mich ob es einer von ihnen wieder zurück geschafft hatte.“ Ich schaute Letho nicht an, sondern setzte mich auf einen Balken, „Weißt du, wenn ich die Wahl habe, ob ich zurück oder hierbleiben kann, würde ich mich fürs hierbleiben entscheiden. Hier fühle ich mich deutlich mehr zuhause als in meiner Welt. Ich habe das Gefühl schon immer hier gewesen zu sein. Ich würde dir gerne eine Heimat geben, zu der du zurück kehren kannst, um zu überwintern oder wenn du einfach nur eine Pause brauchst. Ich weiß, deine Gefühle gehen nicht so tief wie meine, aber trotzdem wirst du immer einen Platz für dich bei mir finden.“ Zaghaft blickte ich zu ihm hoch, doch sein Gesichtsausdruck war für mich unleserlich.

„Du möchtest wirklich nicht in deine Welt zurück? Was ist mit deinen Freunden oder Familie?“ fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich hoffe das ich hier bleiben kann, hoffe das ich die Wahl bekommen werde. Ich habe keine wirklichen Freunde, nur Bekannte und meine Familie, die kann man getrost vergessen. Meine Mutter hatte mich ins Waisenhaus gegeben, später meinen Vater geheiratet. Als ich älter wurde hatte ich versucht eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, aber meine Mutter wollte immer nur Geld von mir und mein Vater ließ sich von Mutter immer herum kommandieren. Daher habe ich den Kontakt dann wieder abgebrochen. Ich habe dort also nicht wirklich etwas.“ Seufzte ich. „Du bist in ein Waisenhaus gekommen, obwohl deine Eltern leben? Das ist noch bitterer als ein Überraschungskind zu werden.“ Knurrte er. Ich nickte, „Wenn das so ist und du wirklich eine Wahl bekommen solltest, werde ich dir helfen hier eine Existenz aufzubauen, außerhalb der Reichweite von Emhyr.“ Überraschte er mich. Ich strahlte ihn an, „Danke! Aber vorher müssen wir Avallach nach Kaer Morhen bringen.“ Antwortete ich ihm.

„Avallach?“ fragte Letho skeptisch. „Der elfische Wissende Avallach?“ fragte er weiter. Ich nickte. „Und wo sollen wir ihn finden?“ ich grinste, „Wir haben ihn schon gefunden, du trägst ihn gerade unter deinem Arm.“

Geschockt ließ er Uma fallen, welcher sofort anfing zu protestieren. „Das ist Avallach?“ fragte er ungläubig. Ich lachte, „Ja, das ist Avallach.“ Auch Letho prustete los.

„Ok, ok. Wir sollten nicht lachen, schließlich kann er nichts dafür.“ Keuchte Letho dann nach einem Moment, aber als Uma gerade einen Käfer gefangen hatte und ihn in den Mund stecken wollte, lachte Letho wieder und ich selbst konnte daraufhin auch nicht aufhören. Allerdings schaffte ich zumindest davon ein Bild zu machen, heimlich machte ich auch eines von Letho. Mir würde wohl sonst keiner glauben das er auch lachen kann. In den Spielen wirkte er immer so ernst und verschlossen.
 

Irgendwann schafften wir es dann doch mit dem lachen aufzuhören. Ich allerdings beinahe nur, weil meine Seite ein wenig schmerzte. Vorsichtig rieb ich sie mir. Hoffentlich würde der blaue Fleck sich schnell verflüchtigen, denn ich befürchtete das der dauerhafte Druck auf den Muskel dann doch wieder zu schmerzen führen könnte. Letho schien die Geste richtig zu deuten, „Alles ok?“ fragte er. Ich nickte, „Ja, nur etwas zu viel gelacht.“ Grinste ich. Auch er grinste. „Gut, dann lüften wir mal das Geheimnis der Striege und verbrennen dann die Überreste. Heute würden wir nicht mehr weit kommen, daher können wir auch hier bleiben für eine weitere Nacht, aber ich habe keine Lust durch eine Erscheinung geweckt zu werden.“ Bestimmte er.

Ich schnappte mir das Tagebuch und suchte die Stelle an der ich aufgehört hatte. Dabei bemerkte ich das mehrere Seiten heraus gerissen wurden. Ich versuchte die Schrift zu entziffern. „Hier ist etwas!“ sagte ich Letho bescheid, „Es ist passiert, ich konnte es nicht verhindern. Wenn doch nur ein Hexer hier entlang kommen würde. Ich hätte ihn sicher überreden können, mir zu helfen, auch wenn ich mittlerweile kaum noch Münzen habe. Warum konnte der Junge auch nicht hören. Der Dummkopf schlich sich Nachts auf den Hof, dabei habe ich ihm schon mehrfach gesagt, er darf Nachts nicht herkommen. Vermutlich wollte er sich heimlich mit dem nichtsnutzigen Ding, das sich meine Tochter nennt, treffen. Jetzt hat sie Jocob erwischt. Ich habe seinen Körper am Morgen gefunden und die Überreste vergraben. Dann bin ich zu ihr gegangen, ich habe sie festgebunden, so dass sie nicht mehr herum streunen kann. Später werde ich ihr eine Ziege bringen. …“ las ich vor. „Er hat versucht sie festzubinden und mit Ziegen zu füttern?“ fragte Letho ungläubig. Ich blätterte weiter, „Jemand kam um nach Jocob zu suchen, ich sagte er wäre schon lange nicht mehr hier gewesen. Derenise weiß auch von nichts, ich habe ihr nur gesagt, dass sie nicht mehr in den Keller darf. Sie weiß noch nicht was passiert ist, ich habe ihr gesagt, dass sie ihre Schwester in der Stadt besuchen ist. Es gibt Gerüchte, es kommen kaum noch Händler her, die Münzen werden immer knapper. Die Ziegen gehen mir aus, auch die Kühe werden immer weniger.“ Las ich eine weitere Stelle vor, dann blätterte ich zur letzten Seite. „Ich kann nicht mehr, ich habe Derenise gefunden. Sie war bei ihr. Im Keller. Sie hat unsere Tochter gefressen. Unser einziges Kind. Ich werde dem ganzen ein Ende setzen. Wer braucht schon Hexer, ein Feuer kann sie nicht überleben, … Das war der letzte Eintrag.“ Ich schaute zu Letho hinauf. Er runzelte die Stirn. „Dann hat er selbst das Feuer gelegt, ich hätte eher gedacht, das es Leute unten aus dem Ort gewesen wären.“ Dann schüttelte er den Kopf, „So ein Trottel, wenn er das Feuer richtig gelegt hätte, wäre sie darin umgekommen. Aber was ist mit ihm passiert?“ fragte er sich dann. Ich zuckte mit den Schultern, „Vielleicht ist er woanders hingegangen.“

Letho packte Uma am Kragen, der schon wieder stiften gehen wollte, „Hier geblieben.“ Schimpfte er. Uma quengelte. „Hattest du noch andere Hinweise gefunden?“ fragte Letho mich dann, als er Uma wieder abgesetzt hatte. Ich schüttelte den Kopf. „Vielleicht finden wir noch etwas ihm Haus.“ Schlug er vor.

Tatsächlich fand er einige Zeit später das Skelet des Mannes. Er hatte scheinbar das Haus nach der Scheune entzündet und sich dann erhängt, um nicht qualvoll im Feuer umzukommen. Letho hub ein große Grube aus, in der er die Überreste der Familie verbrannte und am Ende die Asche mit etwas Salz vergrub.
 

Am Abend entzündete Letho ein Lagerfeuer und briet etwas Fleisch. Erst da merkte ich wie hungrig ich eigentlich war. Der gestrige Tag war lang und anstrengend gewesen und gefrühstückt hatte ich auch nichts gehabt.

Letho hatte mich erstaunt angesehen, als er merkte wie schnell ich meine Portion herunter schlang. Als ich seinen Blick bemerkte zuckte ich nur mit den Schultern und aß weiter. Er fragte mich sogar ob ich noch etwas haben wollte und ich stimmte begeistert zu.

„Vielleicht eine Nebenwirkung der Tränke gestern.“ Lächelte er. „Kann sein, aber der Tag gestern war lang und anstrengend, außerdem hatte ich nach dem Aufstehen nichts gegessen.“ Murmelte ich zwischen zwei bissen. „Das solltest du vermeiden, vor allem wenn dein Körper durch Tränke gezwungen wurde, schneller zu heilen. Und wenn du nur ne Kleinigkeit isst.“ Schimpfte Letho leicht. Ich nickte nur, widersprechen würde doch nichts bringen. Wir blieben noch eine ganze Weile am Feuer sitzen, nur kurz davon unterbrochen, Uma wieder schlafen zu legen und die Pferde zu versorgen.

Letho hatte von irgendwo eine Flasche Met aufgetrieben und goss uns beiden etwas in einen Becher. „Erzählst du mir ein wenig aus deiner Welt?“ bat er mich. Ich nahm einen Schluck und nickte dann, „Vieles wirst du dir vermutlich nicht einmal vorstellen können, oder wirst mir nicht glauben.“ Fing ich an. Lethos blick sprach so viel wie, versuch es einfach. „In meiner Welt ist die Zivilisation viel weiter fortgeschritten. Wir brauchen zum Beispiel keine Pferde mehr zur Fortbewegung. Dafür haben wir Autos. Das kannst du schon fast wie pferdelose Kutschen vorstellen. Die Hülle ist aber aus Metall und die Räder aus Gummi. Sie werden mit Kraftstoff angetrieben, das wird irgendwie aus Erdöl gewonnen. Unser Licht funktioniert auch völlig ohne Feuer. Viele haben Kerzen einfach nur noch zuhause, um es sich gemütlich zu machen. Wir haben fließendes warmes und kaltes Wasser in unseren Häusern.“ Erzählte ich ein wenig. Letho schien gespannt zuzuhören. „Aber die Autos verpesten die Luft, sie stinken, aber kaum einer will auf sie verzichten. Die kleinsten Städte die ich kenne sind größer als Norvigrad oder Oxenfurt. Was aber definitiv gleich ist, sind die Süchtigen und die Obdachlosen. Es gibt auch Flüchtlinge, die vor Krieg und Gewalt aus ihrer Heimat geflohen sind, aber diese müssen nicht vor den Stadttoren warten. Kaum eine Stadt hat noch Mauern oder Tore. …“

Ich erzählte einiges mehr und anhand von Lethos Gesicht, konnte ich feststellen, das es ihn zum einen faszinierte, aber er auch meine Abneigung verstand.
 

Ich versuchte das Thema auch noch mal auf die Handys zu lenken, doch ihm schienen sie immer noch suspekt, gerade auch weil er nun wusste, das man darüber auch verfolgt werden könnte.

Die Sterne funkelten über uns und ich musste gähnen. „Wir sollten schlafen gehen. Ich wollte morgen Aedd Gynvael erreichen.“ Bestimmte er.

Ich nickte. „Wenn es möglich wäre, würde ich für Lambert und Geralt eine Kleinigkeit kaufen, als Entschuldigung. Bei Lambert wüsste ich schon etwas, er macht gerne Menschen nach und da dachte ich vielleicht einen Hut oder so etwas, aber bei Geralt fällt mir nichts ein.“ Fragte ich meinen Hexer.

„Wir werden sehen, vielleicht finden wir etwas für die Beiden.“ Blieb er wage. Ich nickte und folgte ihm in die Scheune. Uma schnarchte bereits und murmelte gelegentlich etwas unverständliches.

Als ich dann neben Letho lag, fiel noch etwas anderes ein. „Ich habe gar nicht nach deinem Bein geschaut.“ Letho schüttelte den Kopf, „Schlaf einfach, ich habe die Wunde selber versorgt.“ Lenkte er ab. Schade ich hätte ihn gerne noch einmal so ohne Kleidung gesehen.

Letho schien meine Gedanken erraten zu haben, „Krümel!“ warnte er. Ich wurde leicht rot, „Ich sehe dich nun mal gerne an und man wird ja noch träumen dürfen.“ Schmollte ich. „Angucken tut man mit den Augen, nicht mit den Händen.“ Meinte er und zog meine Hand von seiner Hüfte. Das Rot in meinen Gesicht vertiefte sich, ich hatte gar nicht bemerkt, das ich meine Hand dort platziert hatte. Sehnsüchtig schaute ich auf seine Brust, wie gerne würde ich mich näher kuscheln.

„Wenn du dich nicht zusammenreißen kannst, muss ich auf Abstand bestehen.“ Warnte Letho erneut. Schnell schüttelte ich den Kopf und drehte mich mit dem Rücken zu ihm, um nicht noch mehr in Versuchung zu kommen. Dabei hatte er mich doch letzte Nacht als Kuscheltier benutzt. Seufzend schloss ich die Augen und wartete auf den Schlaf.

Wünsche

Der Schlaf wollte nicht kommen, immer wieder drehte ich mich hin und her. Als ich zu Letho schaute, musste ich feststellen, dass er nun mit dem Rücken zu mir lag. So konnte ich mich noch nicht einmal heimlich ankuscheln und später behaupten, dass es im Schlaf passiert wäre.

Meine Hand wanderte fast von alleine zu ihm, doch kurz bevor ich ihn berührte stoppte ich mich. Ich ballte meine Hand zur Faust. Letho war so widersprüchlich. Seine Worte sagten etwas ganz anderes als seine Augen oder Gesten. Wollte er mich wirklich nicht, oder wusste er einfach nur nicht was er wollte? Ich seufzte. Mir blieb erst einmal nichts anderes übrig als abzuwarten.

Ich starrte eine ganze Zeitlang auf seinen Rücken, bis er sich anfing zu regen. „Was ist los?“ wollte er verschlafen wissen.

„Nichts, kann nur nicht schlafen.“ Murmelte ich und drehte mich auf den Rücken. Ich hörte wie Letho sich zu mir drehte. „Was bedrückt dich?“ fragte er ruhig. Ich schüttelte den Kopf, „Nichts was jetzt geändert werden könnte.“ Gab ich zu und drehte meinen Kopf leicht zu ihm, so dass ich ihn ansehen konnte. „Alanya, …“ fing er an. „Ist schon gut.“ Unterbrach ich ihn und drehte mich von ihm weg. Ich wollte jetzt gerade keine Ausflüchte oder Entschuldigungen hören. Manchmal waren Gefühle echt hinderlich.

Nach einer Weile schien Letho wieder eingeschlafen zu sein, sein Atem ging ruhig und gelegentlich hörte man einen leisen Schnarcher von ihm. Wenigstens einer von uns konnte schlafen.

Leise erhob ich mich, schlüpfte in Hose und Stiefel und wickelte mich in meine Decke, ehe ich die Scheune verließ. Der Himmel war wieder klar, wie letzte Nacht.

Der Mond war fast voll und tauchte alles in schummriges Licht. Ich setzte mich an den Fuß des Baumes und blickte zum Mond hoch. Ich besann mich auf all die schönen Momente, die ich mit Letho hatte, ich sollte es genießen solange er mich in seiner Nähe duldete. Irgendwann würde er wieder alleine weiter ziehen wollen.
 

Ich musste irgendwann draußen eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte lag ich zusammengerollt zwischen den Wurzeln des Baumes. Es dämmerte gerade erst und ich wunderte mich, was mich geweckt hatte. Ich wollte noch nicht aufstehen, auch wenn ich draußen lag und zog mir daher Decke über den Kopf. Ich war schon wieder halb eingeschlafen, als ich hochschreckte.

Jemand rief nach mir. Letho rief nach mir. Ich setzte mich auf und rieb mir verschlafen die Augen. „Alanya!“ konnte ich ihn erneut hören. Klang er wirklich besorgt und leicht gehetzt? „Hier bin ich!“ rief ich leise. Ich wusste nicht ob er mich gehört hatte, aber ich war noch zu müde, als dass es mich interessierte.

Scheinbar hatte er es, denn kurze Zeit später konnte ich seine eiligen Schritte im Hof hören. Dann stand er vor mir, ich gähnte und blinzelte zu ihm hoch. „Was ist los Letho?“ fragte ich ihn. „Was los ist? Das fragst aus gerechnet du?“ sprach er leicht verärgert, dann er hockte sich vor mich hin. „Was machst du hier draußen? Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt, als du heute morgen schon wieder nicht da warst und dann auch nicht auf mein rufen nicht gleich reagierst hast. Ist alles in Ordnung bei dir?“ jetzt klang er mehr als besorgt.

„Ich konnte nicht schlafen. Ich wollte dich nicht wieder wecken. Daher hatte ich mich nach draußen gesetzt. Hier bin ich dann wohl doch eingeschlafen.“ Murmelte ich. „Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid, Letho.“ Entschuldigte ich mich. Er seufzte und schüttelte den Kopf, „Na komm, da wir beide eh jetzt wach sind, lass uns deine Übungen machen und dann weiter. Wir sollten heute dann in Aedd Gynvael ankommen.“ Er reichte mir eine Hand und zog mich hoch. Er runzelte die Stirn, als ich vor ihm stand. „Wo sind deine Waffen?“ wollte er wissen. „Ähm bei meinen anderen Sachen.“ Antwortete ich ihm.

Er strich sich mit der Hand durchs Gesicht, „Was soll ich bloß mit dir machen. Du verziehst dich mitten in der Nacht und bist dann auch noch völlig unbewaffnet?“ murmelte ungläubig. Ich zuckte nur mit der Schulter, „Es ist hier doch nichts. Nicht mal ein Hase oder eine Eule.“ Wollte ich die Sache abtun.

Allerdings verdiente ich dadurch einen leichten Schlag in den Nacken. „Hey!“ protestierte ich und rieb mir die Stelle. „Egal wie ruhig es ist, lass niemals deine Waffen zurück und schon gar nicht nachts!“ belehrte mich Letho. „In Ordnung, ich werde dran denken.“ Versprach ich.

„Du weißt was das bedeutet?“ fragte er mich in einem auffälligen unschuldigen Ton. Ich schüttelte den Kopf. „Strafrunden vor dem Schwerttraining!“ verriet er mir. Ich verkniff mir ein stöhnen. Ich wickelte die Decke zusammen und wollte sie in die Ruine der Scheune bringen. Doch Letho hielt mich nach einigen Schritten auf. „Alanya!“ ich stoppte in meiner Bewegung und drehte mich zu ihm um. Er hatte seine Hand ausgestreckt. Das sollte wohl heißen, er bringt sie weg, während ich schon mal laufen durfte. Murrend überreichte ich sie ihm und fing an um den Hof herum zu laufen.

„Ich will ein anständiges Tempo sehen!“ forderte Letho. Ich beschleunigte mein Tempo. Für mich war es mittlerweile völlig ungewohnt ohne Rüstung und Schwert zu laufen. Nach einiger Zeit war Letho wieder da.

„Ich sagte ein anständiges Tempo, kein Sparziergang!“ schnauzte er. Ich beschleunigte noch mehr, er ist scheinbar wieder völlig in seiner Rolle als Ausbilder. Er hatte sogar einige Zaunelemente aufgetrieben, über die ich mal rüber und mal drunter durch musste. Bei dem Drill, den er immer forderte, hätte Letho auch wunderbar ins Militär gepasst. Dachte ich mir, als ich gerade über ein weiteres Hindernis geklettert war.

„Genug! Das reicht zum Aufwärmen!“ rief er. Mein Atem ging stoßweise, „Das nennt er aufwärmen?“ murmelte ich ungläubig und stützte mich mit meinen Händen an den Oberschenkeln ab. „Ich habe nichts von einer Pause gesagt!“ kam sofort hinterher. Um ihn nicht noch mehr zu reizen, joggte ich zu ihm rüber. Er hatte bereits meine Rüstung und meine Schwerter bei sich, wann auch immer er sie geholt hatte.

Ich dehnte mich noch kurz, ehe ich in meine Rüstung schlüpfte. Dann ging es direkt mit den Schwertübungen weiter.
 

Irgendwann hatte Letho dann doch erbarmen mit mir. Ich lag keuchend auf dem Rücken, mein Schwert neben mir. „Na so langsam wird es doch was.“ Grinste Letho auf mich herab. Ich blinzelte zu ihm hoch, sollte das ein Lob gewesen sein. Ich grinste zurück. „Ich habe trotzdem bei weitem keine Chance gegen einen von euch.“ Murmelte ich. „Wir werden sehen.“ Meinte er und zog mich wieder auf die Füße.

„Pack deine Sachen und trink etwas. Essen kannst du unterwegs.“ Orderte er. Ich nickte, etwas trinken klang gut. Ich steckte mein Schwert weg und ging zu meinen Sachen, schnell war alles verstaut und ich trank die letzten Reste aus der Wasserflasche, ehe ich zum Brunnen ging, um unsere Vorräte aufzufüllen. Ich löschte meinen restlichen Durst direkt aus der Schöpfkelle und wusch mir mein Gesicht ab. Wenigstens mein Gesicht musste nicht ständig mit Schweiß und Staub verdreckt sein.

In der Zwischenzeit hatte Letho seine und Uma Sachen ebenfalls gepackt und machte nun Kiran bereit. Ich schloss mich ich an und reichte ihm seine Wasservorräte rüber. Er reichte mir dafür einen kleinen Stoffbeutel, ich sah ihn fragend an. „Das sollst du unterwegs essen.“ Meinte er nur. Ich zog eine Grimasse, die unausgesprochenen Worte, das er es kontrollieren würde, hingen in der Luft. Ich band den Beutel vorne an den Sattelriemen von Tetris, so dass ich unterwegs ohne Probleme daran kommen konnte. Allerdings konnte ich mir ein leises grummeln dabei nicht verkneifen.

„Hast du etwas zu sagen?“ fragte Letho mich darauf hin. Natürlich hatte er es gehört. „Ich bin kein kleines Kind.“ Beschwerte ich mich.

„Na das will ich doch hoffen.“ Grinste er. „Aber es ist trotzdem wichtig, dass du genügend Nahrung zu dir nimmst. Besonders nach einem anstrengenden Training. Sei froh, dass ich dich nicht das Grünzeug essen lasse, das ich als Kind während des Trainings bekommen habe.“ Erklärte er. Ich verzog das Gesicht, darauf konnte ich auch sehr gut verzichten. Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Adepten an bestimmten Tagen mehrmals die Woche bestimmte Pilze, Algen und Kräuter bekamen, um ihre Körper zum einen auf die Mutagene vorzubereiten und zum anderen ihre Gifttoleranz zu erhöhen, allerdings schien dieses Grünzeug auch das Muskelwachstum zu beeinflussen.

„Ich frag lieber erst gar nicht, was du dazu weißt.“ Murmelte er, als er mein Gesichtsausdruck scheinbar richtig deutete.

Ich grinste ihn nur verlegen an und zuckte mit den Schultern.

Nachdem alles an Ausrüstung verstaut war, nahm ich meinen Hut und den Ledermantel, erstaunt sah ich, dass die Risse, die vom Schlag des Werwolf stammten genäht waren. Fragend sah ich zu Letho. Er zuckte mit den Schultern. „Ich musste sowieso meine Hose flicken, da hab ich deinen Mantel gleich mit gemacht.“ Meinte er leichthin. „Danke Letho!“ lächelte ich ihn an. Das musste er gemacht haben, als ich schon schlief und bevor er sich betrunken hatte, oder während er trank.

Ich schlüpfte hinein und schnallte mir mein Silberschwert auf den Rücken.
 

Wir waren eine Weile unterwegs, als Letho an einem Hang anhielt. „Das dort unten ist Aedd Gynvael. Ein ruhiges Städtchen. Wir werden am Nachmittag dort ankommen.“ Erklärte Letho. „Sie haben zwar eine Taverne, vermieten aber keine Zimmer. Wir werden demnach ein Stück außerhalb unser Nachtlager aufschlagen. Aber auf dem Markt findest du vielleicht etwas für Lambert und Geralt.“ Erzählte er. Ich nickte. Die Aussicht war recht spektakulär und Aedd Gynvael sah wirklich nett aus. Zumindest von hier oben. Wir verweilten noch eine Weile dort und Letho drängte mich, noch mehr von dem Trockenobst zu essen.

„Wird deine Heimatwelt eigentlich auch von dem weißen Frost bedroht?“ fragte Letho mich auf einmal. Ich überlegte kurz, „Nun theoretisch schon. Allerdings weiß ich nicht genau, ob man eine Eiszeit mit dem weißen Frost vergleichen kann, oder ob es sogar vielleicht dasselbe ist.“ Er sah mich fragend an, „Während der Eiszeit friert fast alles ein und die Temperaturen fallen stark. In meiner Welt gab es davon mehrere kleine und große. Aber ich kann nicht sagen, ob die Menschen eine weitere überleben würden. Damals während der letzten Eiszeit lebten die Menschen noch in Höhlen und nicht in Häusern.“ Versuchte ich zu erklären. So ganz sicher war ich mir nicht, es war doch schon ziemlich lange her, seit de ich das in der Grundschule mal gelernt hatte.

„In Höhlen? Ich glaube das haben die Menschen hier niemals getan.“ Runzelte Letho die Stirn. „Ich habe dazu eine Theorie. Da die Zivilisation in meiner Welt deutlich weiter ist und es dort Beweise gibt, dass sich die Menschheit dort entwickelt hat, dass die Menschen, die hierher kamen, ursprünglich aus meiner Heimatwelt stammen. Unsere Welten müssen aber auch noch irgendwie verbunden sein, sonst hätten wir nicht so viel wissen von euch und es würden keine Leute von dort hierher kommen so wie ich. Allerdings habe ich noch von keinem Fall gehört, in dem es hieß das jemand von hier zurück kam.“ Versuchte ich zu erklären.

„Es könnte möglich sein. Aber was meinst du damit, dass sich die Menschheit entwickelt hat?“ fragte er. Hm, wie kann ich ihm jetzt die Evolution am besten erklären. „Nun ja, die Menschen waren nicht immer Menschen, auch wenn viele Religionen das vermutlich anders sehen.“ Ich kratzte mich am Hinterkopf. „Das Leben hat sich irgendwann entwickelt, wie genau und warum konnte noch nicht gänzlich erforscht werden, aber es heißt das alles Leben sich im Meer entwickelt hat. Und wenn man den Wissenschaftlern glauben kann, sind Menschen sogar teilweise näher mit einigen Pflanzen verwandt, als mit Tieren. Es ist recht schwer zu verstehen, aber wenn du willst versuche ich es dir später zu erklären. Aber so ganz verstehe ich die Theorie auch nicht dahinter.“ Ich glaube ich sah recht hilflos bei meinem Erklärungsversuch aus, denn Letho stellte erst einmal keine weitere Fragen und nickte nur.

Schweigend ritten wir vorerst weiter, aber im Gegensatz zu den vorherigen Tagen war es dieses mal kein unangenehmes Schweigen. Als wir Aedd Gynvael erreichten, stiegen wir von den Pferden und führten sie durch die Gassen. Die Blicke der Bewohner lagen misstrauisch auf uns. Aber wer sollte es ihnen verübeln, ich sah immer noch aus wie ein Hexenjäger und diese sah man hier soweit im Norden vermutlich so gut wie gar nicht. Und die Geschichten, die man über sie hörte waren auch nicht unbedingt als Gutenachtgeschichten geeignet. Ob sie Letho bereits als Hexer erkannt hatten, konnte ich nicht sicher sagen, aber vermutlich schon. Schließlich dürften hier des Öfteren welche entlang kommen. Wir waren schließlich nicht mehr weit von Kaer Morhen entfernt, vielleicht ein paar Tage bis eine Woche mit dem Pferd.

Es gab einen kleinen überdachten Unterstand für die Pferde, vermutlich für die Reittiere von Boten und Soldaten.

Wir ließen Tetris und Kiran dort, sie bekamen Wasser und ein wenig Heu. Der Knecht bekam ein paar Münzen und würde dafür darauf achten, dass niemand an unsere Ausrüstung ging.

Als ich noch schnell ein paar extra Münzen aus der Satteltasche nehmen wollte, bemerkte ich, dass das Handy vibrierte. Unauffällig entsperrte ich den Display, es gab eine weitere Nachricht, „Hier trennen sich unsere Wege!“ stand dort. Was meinte der Fremde damit? Wollte er, dass ich hier her kam? Wenn ja, warum? Oder war das die Reaktion auf die Striege? Würde er mich jetzt tatsächlich in Ruhe lassen? Aber ich fragte mich, ob soviel sicherer sei. Die Frage nach dem Unbekannten würde immer in meinem Hinterkopf schwirren.

„Bis zum Abend haben wir noch ein wenig Zeit, die Händler sind noch an ihren Ständen, sollen wir mal schauen gehen?“ fragte Letho mich und riss mich so aus meinen Gedanken.

Ich nickte, „Klar, brauchen wir irgendwas bestimmtes, oder nur schauen?“ stimmte ich zu. „Nur ein paar Kleinigkeiten, wenn du für Lambert und Geralt etwas besorgen möchtest, wäre hier die letzte Möglichkeit.“ Wies er mich hin. Ich schluckte, für eine kurze Zeit hatte ich verdrängt, dass unsere Ankunft in Kaer Morhen auch bedeutete, auf die beiden geprellten Hexer zustoßen.
 

Ich nahm mir vor, die nächsten Tage mich beim Training noch mehr anzustrengen. Vielleicht hätte ich dann eine winzig kleine Chance. Auf dem Weg zum Marktplatz schien Letho ein wenig abgelenkt, er wurde immer mal wieder langsamer oder schaute sich um. „Alles in Ordnung?“ fragte ich ihn daraufhin. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube wir werden verfolgt.“ Murmelte er. Ich unterdrückte den Drang, mich sofort umzusehen. „Weißt du wer?“ wollte ich leise wissen, doch Letho schüttelte den Kopf. Mit mulmigen Gefühl ging ich weiter. Wir beide waren gesuchte Leute, nun ich zwar nur vom Kaiser und hoffentlich bislang noch ohne Steckbrief, aber Letho wurde in den gesamten nördlichen Königreichen steckbrieflich gesucht. Ein Verfolger könnte uns also in ziemlich unangenehme Situationen bringen.

Je näher wir dem Marktplatz kamen, desto voller wurden die Gassen. Hier und da konnte man Wortfetzen auffangen. „Ein Hexer, … ein Hexenjäger, … was wollen die hier?“ Ich verdrehte die Augen, als ich bemerkte, dass einige Mütter ihre Kinder zu sich zogen und andere so aussahen, als ob sie darüber nachdachten ob sie vielleicht ihren unliebsamen Nachbarn der Hexerei anklagen sollten.

Als wir bei dem ersten Händler ankamen hatte ich unseren Verfolger mittlerweile auch bemerkt, aber meine Sorge schien unbegründet zu, wie es aussah war es ein kleiner junge. Vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Aber jedes Mal, wenn Letho auch nur in seine Richtung schaute, versteckte er sich oder lief davon. Was der Junge wohl wollte?

Ich war gerade an einem Stand vorbei gekommen, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog, als ich Tumult hörte. Neugierig drehte ich mich um, stellte dabei aber auch fest, das Letho nicht mehr bei mir stand, Uma hingegen ging noch ruhig an meiner Hand. Letho hatte ihn mit Axii bezaubert, so dass er uns im Gedränge keine Schwierigkeiten machen würde.

Ich sah mich nach Letho um und musste stöhnen, als ich sah, dass er in mitten des Tumultes stand. Seine Körperhaltung sprach davon, dass er recht aufgebracht und angespannt zu sein schien. Schnell beeilte ich mich durch die Menge zu kommen. Mehrere Männer standen drohend vor meinem Hexer.

„Was ist hier los!“ forderte ich zu wissen. Sofort hatte ich die Aufmerksamkeit auf mich. Ich konnte einige Frauen tuscheln hören, irgendwas davon, dass der Hexer jetzt verhaftet würde, weil er ein Kind entführen wollte.

„Gut das du hier bist. Wir haben den Mutanten dabei erwischt, wie er diesen Jungen entführen wollte!“ klagte einer der Männer Letho an. Sofort fingen viele weitere Leute an zu bezeugen, was sie angeblich gesehen hätten. Ich verdrehte jetzt wirklich die Augen, so ein bullshit.

„Es ist ja nichts passiert.“ Wollte ich die Menge beruhigen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt. Dieser Hexer gehört zu mir und was sollen wir mit einem Kind unterwegs? Aber wenn es euch beruhigt, werde ich den Hexer vorerst nicht mehr aus den Augen lassen.“ Sofort ging das Getuschel wieder los, aber zum Glück verstreute sich bereits ein Teil der Menge.

„Aber, …“ fing einer der Männer. „Kein aber. Mein Hexer stiehlt keine Kinder! Jetzt verstreut euch!“ unterbrach ich ihn. „Komm, …“ verdammt, ich hatte mit Letho keinen Decknamen ausgemacht und Letho konnte ich ihn nicht rufen. Der Name war viel zu auffällig. „… Hexer!“ blieb mir nichts anderes übrig. Hoffentlich wäre er nicht sauer auf mich. Aber zumindest kam Letho erst einmal brav hinter mir her.

Wir gingen in eine Seitengasse. „Komm Hexer? Seit wann bist du so herablassend?“ fragte Letho gefährlich ruhig. „Tut mir leid. Ich konnte dich ja wohl schlecht Letho vor den ganzen Leuten nennen.“ Entschuldigte ich mich. „Aber was hast du gemacht? Was wolltest du von dem Jungen?“ fragte ich dann gleich.

„Ich wollte wissen warum er uns verfolgt.“ Antwortete er mir. „Naja, machen können wir jetzt erstmal nichts mehr dagegen. Aber bitte verhalte dich unauffällig, ja? Ich möchte nicht, dass die Bewohner vielleicht irgendwelche Wachen rufen.“ Bat ich ihn. Er nickte und ging in Richtung Hauptstraße, „Und ich bin nicht dein Hexer.“ Murrte er dann noch. Leider; dachte ich nur und wagte es nicht den Mund aufzumachen. Ich hätte es vielleicht dann noch laut gesagt. Aber seine Worte waren deutlich, er wollte nur Freundschaft und nichts anderes. Und es tat weh, jedes mal wieder, wenn er darauf hinwies.
 

Wir führten unseren Gang über den Markt fort. Für Lambert hatte ich einen Hut gefunden. Er sah fast so aus, wie der, den er Vesemir gemopst hatte. Das Leder war nur ein wenig heller und im Hutband steckten ein paar bunte Federn. Der Händler sah verwirrt aus, als ich ihn kaufen wollte, aber als ich ihm erzählte, er wäre ein Geschenk, packte er ihn sogar noch ein. Für Geralt fand ich mit Hilfe von Letho etwas. Ein neues Rasiermesser, der Griff war aus geschnitzten Knochen, die ironischerweise mit einem Wolf verziert waren. Auch dies ließ ich mir einpacken.

Letho hatte seine Einkäufe auch beendet, so dass wir die Sachen zu unseren Pferden brachten. „Wollen wir in der Taverne eine Kleinigkeit essen?“ fragte er mich dann auf einmal. Die Frage überraschte mich, ich hätte damit gerechnet, dass er gleich einen Ort zum Lagern suchen wollte. Aber gegen ein Essen, das wir nicht selber kochen mussten, hatte ich nichts einzuwenden, also stimmte ich seinem Vorschlag zu.

Die Taverne war nicht weit und trotz des beschaulichen Ortes sehr gut besucht. Als wir den Schankraum betraten, lagen fast alle Blicke auf uns. Glücklicherweise hatte ich mich bereits daran gewöhnt, als ich noch mit Geralt unterwegs gewesen war. Wir fanden einen Tisch, der in der Nähe der Tür stand. Er war nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste. Leicht angewidert wischte ich die Krümel von der Tischplatte, ehe ich mich setzte. Uma fand seinen Platz zwischen Letho und der Wand. So dass er abgeschirmt saß. Ich saß Letho gegenüber. Nach einiger Zeit kam der Wirt zu uns. Zu meinem erstaunen wischte er sogar den Tisch ab, vielleicht hatte er meine Geste gesehen gehabt, aber ob dies soviel besser, als ich den speckigen Lappen sah, wusste ich nicht.

„Was kann ich für euch tun Fräulein?“ fragte er mich. „Was kannst du denn anbieten?“ fragte ich ihn. Es gefiel mir gar nicht, dass er Letho ignorierte, aber ich musste wohl mit spielen. „Wir haben einen Gemüseeintopf oder Leber mit Kartoffeln und Zwiebeln.“ Ich wollte schon etwas sagen, schließlich fiel mir die Entscheidung nicht schwer, als Letho mich mit dem Fuß anstieß. Ich sah zu ihm rüber. Unauffällig hielt er zwei Finger hoch, dann ging sein Blick kurz zu Uma und er deutete eine eins an. Ich zog eine Grimasse, ehe ich mich zusammenriss und mich wieder an den Wirt wandte. Diese stumme Austausch dauerte nur wenige Augenblicke, so dass der Wirt nichts mit bekommen hatte.

„Wir nehmen zweimal die Leber und für unseren Schützling eine kleine Portion von dem Eintopf. Dazu ein Kriek und ein Kaedwen Gold.“ Bestellte ich und drückte dem Wirt die geforderten Münzen in die Hand.

„Ist das die Strafe für vorhin?“ zischte ich Letho leise an, doch er grinste nur. Ich funkelte ihn an. Versprochen ist versprochen, dachte ich mir immer wieder, um mich nicht weiter aufzuregen.

Als der Wirt mit unserer Bestellung zurückkam, schluckte ich meinen Ekel herunter. Es roch nicht nur widerlich, sondern sah auch noch so aus. Während Letho sich um Uma kümmerte, starrte ich finster auf mein Essen, leider verschwand es dadurch nicht. Also griff ich meine Gabel und würgte die Leber herunter. Großzügig spülte ich es mit meinem Kirschbier, wobei ich zwischendurch mehrmals neues bestellen musste.

Letho sah mich erstaunt an, als ich meinen Teller wirklich geleert hatte. Allerdings kostete es mich ziemlich große Überwindung, den letzten Bissen auch wirklich zu schlucken. „Zufrieden?“ knurrte ich, wobei ich ein würgen unterdrücken musste. Doch er ignorierte meine Frage. Er trank sein Bier aus und machte sich dann daran, aufzustehen.

„Wir treffen uns bei den Pferden.“ Murrte ich und leerte mein drittes Glas ebenfalls. Ich folgte ihm jedoch nicht zur Tür, sondern ging zum Tresen. Ich musste diesen widerlichen Geschmack im Mund loswerden und bestellte mir daher einen Kräuterwodka. Ich exte das Glas weg, es half ein klein wenig, daher bestellte ich mir gleich einen weiteren.

„Was treibt dich hier in die Stadt? Hexenjäger sieht man hier normalerweise nicht. Bist du wegen der Gerüchte über unseren Weiher hier?“ wollte der Wirt wissen. Ich runzelte die Stirn. „Was für Gerüchte sind das denn?“ stellte ich die Gegenfrage. „Nur das Geschwätz von Taugenichtsen und alten Weibern.“ Wollte er das ganze abtun. „In jeder Geschichte gibt es einen kleinen wahren Kern, also lass hören.“ Forderte ich neugierig. „Sie erzählen, dass der Weiher wünsche erfüllt.“ Ich kicherte, „Ein Dorfteich der Wünsche erfüllt? Nun wenn das stimmen würde, ich glaube dann wären schon viele hergekommen und ich hätte davon gehört.“ Doch der Wirt unterbrach mich, „Es heißt aber auch, dass er die Wünsche nicht so erfüllt, wie die Leute es wollten.“ Das stoppte mein Kichern effektiv.

„Nun, von so einem Teich habe ich noch nie gehört, aber von einem Mann. Ich gebe dir einen Rat, sollte jemals ein Spiegelhändler hier auftauchen, der dir einen Pakt anbietet, halte dich fern von ihm. Egal wie verlockend das Angebot ist. Du kannst nur verlieren. Er ist das Böse in Person.“ Warnte ich ihn mit ernster Stimme, „Aber ich werde mir den Weiher mal ansehen, nur um sicher zu gehen.“ Murmelte ich noch und leerte auch das dritte Glas, ehe ich ebenfalls die Taverne verließ.

Als ich durch die Tür trat, sah ich den Jungen wieder, der uns den ganzen Nachmittag gefolgt war. Er stand an einer Hausecke und sah mich neugierig an. Ich sah mich um, aber niemand schien auf uns zu achten. Ich ging langsam auf den Jungen zu, er wich in die Gasse zurück, lief aber nicht davon. Als ich die Hausecke erreicht hatte, stand er nur wenige Meter von mir entfernt. Ich ging in die Hocke, um nicht ganz so bedrohlich au ihn zu wirken und mich ungefähr auf Augenhöhe mit ihm zu bringen. Allerdings musste ich mich mit einer Hand ein wenig am Boden abstützen. Die Biere und die Schnäpse und dann die kalte Luft dazu, dies schlug alles ein wenig auf meinen Gleichgewichtssinn. „Keine Angst ich tue dir nichts.“ Sprach ich leise zu ihm.

Ich schob sogar meinen Hut ein wenig hoch, damit er mein Gesicht besser sehen konnte. Er kam einige Schritte näher. „Hallo du. Es scheint als würdest du mich und meinen Begleiter beobachten?“ fragte ich ihn. Er nickte. „Ist es, weil er ein Hexer ist?“ fragte ich den Kleinen, doch er schüttelte den Kopf. „Weil ich ein Hexenjäger bin?“ er schüttelte wieder den Kopf. „Dann vielleicht wegen Uma?“ doch ich bekam wieder ein Kopf schütteln. „Hm, warum dann?“ fragte ich ihn weiter. Er sah sich zögerlich um. „Du bist Alanya, oder?“ fragte er mich, ich war ehrlich überrascht. „Ja, woher weißt du das?“ wollte ich wissen. „Der Mann hat es gesagt.“ Sprach er leise. „Welcher Mann?“ ich war verwirrt. „Der Mann am Weiher.“ Flüsterte er. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Am Weiher? Hat er sonst noch was gesagt?“ der Junge nickte zögerlich. „Verrätst du es mir?“ Er kam einige Schritte näher und stand fast vor mir, sagte jedoch nichts. „Ist es ein Geheimnis?“ vermutete ich. Er nickte und schüttelte dann mit dem Kopf. „Du kannst es mir auch ins Ohr flüstern, wenn du willst.“ Schlug ich daher vor. Der Junge nickte und ich nahm meinen Hut ab. Er kam noch dichter und beugte sich vor. „Er hat gesagt, dass du und Letho vorbei kommt. Dann hat er etwas ins Wasser geworfen.“ Wisperte er. Ich runzelte die Stirn. Das klang sehr merkwürdig. „Du hast den Mann gesehen, der dir das gesagt hat?“ fragte ich dann den Jungen. Er nickte. „Kannst du mir sagen wie er ausgesehen hat?“ Vielleicht bekam ich so weitere Hinweise, schließlich wusste eigentlich keiner wohin wir unterwegs waren. Aber der Junge schüttelte heftig den Kopf und wich einige Schritte zurück, „Nein, ich weiß nicht wie er aussieht!“ rief er schon fast. „Ist ok, wenn du es nicht sagen willst.“ Beruhigte ich ihn sofort. Dann griff ich in meine Tasche, „Hier, weil du mir geholfen hast.“ Ich gab ihm ein paar Münzen. Die Augen des Jungen wurden groß und er grinste. „Kauf dir davon was Schönes, ja?“ bestätigte ich ihn. Er nickte wild. „Danke!“ freute er sich und lief dann davon. Ich sah ihm Kopfschüttelnd hinterher. Ich stand wieder auf, ich setzte den Hut wieder auf und wollte die Gasse wieder verlassen.

„Was hast du ihm gegeben?“ wollte ein Mann von mir wissen. „Ein paar Münzen, weil er mir geholfen hat. Schließlich soll es nicht heißen, ich sei undankbar.“ Antwortete ich und ging weiter. Der Mann schien noch etwas sagen zu wollen, doch ich ignorierte ihn.

Letho hatte die Pferde bereits geholt und sah mich erwartungsvoll an. Doch ich zog mich nur in den Sattel und ließ Letho vorreiten. Der Gedanke an Gaunter ließ mich nicht los, ich wusste nur nicht wirklich warum, ich hoffte nur, dass er nichts mit dem Unbekannten zu tun hatte. Aber eigentlich wäre es abwegig. Warum sollte ausgerechnet er mir helfen? Außerdem hätte er es doch eigentlich auch nicht nötig, es im Geheimen zu tun.

Letho griff mich am Arm, „Alanya? Alles in Ordnung?“ scheinbar hatte er mich mehrmals schon versucht anzusprechen. Mechanisch nickte ich, „Ja, bin nur in Gedanken gewesen.“ Meinte ich zu ihm. „Also, wo wollen wir unser Lager aufschlagen?“ fragte ich ihn, um das Thema zu wechseln.

„Auf der anderen Seite der Wiese, dort wo die Weiden stehen. Hinter dem See.“ Beschrieb Letho und zeigte grob in die Richtung. „Oh das passt, den Weiher wollte ich mir eh ansehen.“ Meinte ich zu ihm. „Sag bloß du glaubst den Geschichten?“ frage er mich ungläubig. „Nicht wirklich, aber es muss ja einen Grund für sie geben. Außerdem gab es vor kurzem Jemanden, der dem Jungen erzählt hat, das wir kommen und hat dann etwas in das Wasser geworfen. Daher wollte ich dort mal nachschauen.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Der Junge, der uns verfolgt hat?“ wollte der Hexer wissen. Ich nickte, „Ja, er wollte wohl sicher gehen, dass wir es wirklich sind. Aber was mir ein bisschen sorgen bereitet ist, dass der Mann unsere Namen wusste.“ Erklärte ich. Auch Letho schien das nicht zu gefallen, zumindest seinem Gesichtsausdruck nach.

„In Ordnung, dann werden wir am Ufer kurz anhalten und uns dort umsehen.“ Brummte er. Wir folgten dem Pfad, der um die Wiese herum führte, wir hätten zwar auch direkt über die Wiese reiten können, aber die war ersten voller Schafe und zweitens würde es recht viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen.

Am Ufer des Weihers hielten wir an, es war ein schöner und ruhiger Ort, es gab sogar einen kleinen Steg. Es wäre ein idealer Ort, an dem der Ort größere Feste abhalten könnte. Vielleicht taten sie es ja auch. Wir ließen die Pferde ein paar Schritte auf die Wiese wandern, wo sie gierig anfingen das frische Grün abzurupfen. Letho war schon am Ufer und schien tatsächlich etwas gefunden zu haben, ich gesellte mich zu ihm. Er deutete auf ein paar spuren, sie führten vom Wasser in Richtung Wiese. „Kein Mensch, aber ähnlich. Aber auch kein Ertrunkener, dafür sind sie viel zu klein.“ Murmelte Letho. Ich sah mich weiter um, aber es gab keine die zurück ins Wasser führten. Auch die typischen Spuren, wo sich ein Wasserweib eingebuddelt hatte, gab es nicht.

„Was könnte es dann sein?“ fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke es könnte ein Kelpie sein.“ Vermutete er. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Ein Kelpie? Wie kommst du darauf?“ wollte ich von ihm wissen. „Sie können eine menschliche Gestalt annehmen.“ Erklärte er. „Darauf begründest du deine Theorie?“ prustete ich. Er sah zu mir auf, da er immer noch in der Hocke war. „Und was deiner Meinung nach wäre es sonst?“ fragte er, eher weniger amüsiert. Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber definitiv kein Kelpie.“

Er stand auf und sah nun auf mich herab. „Ach und woher willst du das wissen? Fräulein Hexenjäger?“ er klang ein wenig beleidigt, was mich wieder ein wenig lachen ließ. „Nun, ganz einfach, mein lieber Meister Hexer.“ Ahmte ich seine geringfügige Beleidigung nach. „Erstens, es ist ein Weiher, kein Fluss. Zweitens, es sind keine Menschen verschwunden oder verstümmelte Leichen gefunden worden. Drittens, niemand sprach von einem merkwürdigen Pferd, dass sich hier herum treibt und viertens, Kelpies erfüllen keine Wünsche!“ zählte ich ihm in Lehrermanier auf und musste dann wirklich über seinen verblüfften Gesichtsausdruck lachen.

Er starrte mich jetzt grimmig an, was meine Situation nicht unbedingt verbesserte. „Entschuldige, Alkohol lässt mich manchmal recht kindisch werden.“ Entschuldigte ich mich kichernd. Er schüttelte seufzend den Kopf und holte sein Pferd. Er führte es zu der Baumgruppe in der Nähe. Es waren Trauerweiden. Sie würden uns in der Nacht gut schützen, zum einen vor Blicken und zum anderen ein wenig vor dem Wetter. Wir richteten unser Lager ein und ließen die Pferde dann wieder auf die Wiese zum fressen.

Als ich jedoch auch wieder den Bereich der Bäume verlassen wollte hielt Letho mich auf, „Wohin willst du?“ fragte er mich. „Zum Ufer, ich werde schon irgendwie raus kriegen was darin lebt. Und wenn ich die ganze Zeit das Wasser dafür beobachten muss.“

„Du willst unbedingt recht behalten, oder?“ brummte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn es wirklich ein Kelpie sein sollte, dann sollte ich erst recht Wache halten. Nicht dass es dich in der Gestalt einer Frau verführt und dich dann frisst.“ Zwinkerte ich und ging, bevor er irgendetwas erwidern konnte.

Ich setzte mich einige Meter vom Ufer entfernt auf die Wiese. Doch schon nach kurzer Zeit kam auch Letho dazu. „Du willst wirklich hier die ganze Zeit sitzen bleiben?“ fragte er mich. Ich nickte, „Klar, warum nicht. Außerdem kann ich hier gut nachdenken.“ Antwortete ich ihm. „Hm, nachdenken? Worüber?“ brummte er. „Du bist überhaupt nicht neugierig, oder? Zum einen über den Fremden, ist der Mann, der mit dem Jungen geredet hat, derselbe der mir die Nachrichten geschickt und uns zu der Hütte führte und wenn ja, was könnte er von mir oder uns wollen. Das führt zu der Überlegung, was hat der Fremde in das Wasser geworfen und würde es sich lohnen hinter her zu tauchen. Doch bevor ich in das Wasser springen würde, möchte ich doch schon sicher gehen, dass dort kein Monster drin lebt, das mich fressen will. Also behalte ich den Weiher im Auge. Du siehst es passt wunderbar, dass ich hier sitze.“ Erklärte ich im.

Er seufzte, in seinem Blick veränderte sich etwas, doch ich konnte es nicht deuten. Was dachte er denn über was ich nachdenken würde? „Soll ich dir Gesellschaft leisten?“ wollte er dann wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, brauchst du nicht. Aber wenn du willst bleib oder du könntest im dich Ort erkundigen, ob du vielleicht noch eine Belohnung für den Werwolf und die Striege bekommst.“ Schlug ich vor. Er nickte, „Was ist mit Uma?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Lass ihn schlafen oder nimm ihn mit.“

Als ich nichts weiter sagte, stand Letho irgendwann wieder auf. Ich blickte ihm nach. Er ging zu den Bäumen und nach einiger Zeit konnte ich hören, wie er über die Wiese stapfte. Als ich mir sicher war, dass er außer Sichtweite war, ließ ich mich nach hinten ins Gras fallen. Letho schien irgendwie enttäuscht gewesen zu sein, kam es mir in den Sinn.

Aber warum sollte er? Er wollte doch nur Freundschaft, warum sollte er dann enttäuscht sein, wenn ich sage das meine Gedanken nicht immer nur bei ihm sind? Und dann wird immer gesagt, wir Frauen seien kompliziert. Etwas plätscherte im Wasser, schnell richtete ich mich auf, doch ich konnte nichts sehen. Was auch immer es war, ich hatte es verpasst.

Also setzte ich mich in den Schneidersitz und stützte meinen Kopf auf meinen Händen ab.

Langsam erhob sich der Mond über den Horizont, ich blickte hinter mich zu dem Ort. Hoffentlich bekam Letho nicht wieder Probleme dort.

Die Wasseroberfläche lag mittlerweile ruhig da und spiegelte den Himmel. Ich dachte kurz daran, mich vielleicht auf den Steg zu setzen, aber wenn dort wirklich ein Monster im Wasser lauern sollte, wäre dies wahrscheinlich keine so gute Idee.
 

Ich weiß nicht wie lange ich dort gesessen hatte, um das Wasser zu beobachten, aber irgendwann hörte ich eine leise Stimme. Sofort ruckte mein blick dorthin. Im Dunkeln konnte ich nicht viel mehr als eine Silhouette erkennen. Es schien eine Frau zu sein, eine nackte, um genauer zu sein. Hatte Letho doch recht gehabt und es handelte sich um ein Kelpie? Ich schluckte nervös. Ich griff nach meinem Amulett, doch es war völlig ruhig. Nach meinem Schwert zu greifen wagte ich nicht, selbst als die Gestalt näher kam.

„Bist du hier, damit ich dir deinen Wunsch erfülle?“ fragte die Gestalt mich. Ich schüttelte den Kopf, die Gestalt kam immer näher. Schließlich konnte ich erkennen was sie war. Kein Monster, eine Najade war sie. „Viele Leute kommen her und hoffen, dass ich ihre Wünsche erfülle. Manchmal tue ich es. Aber nicht zu oft, damit nicht ständig jemand her kommt. Ich kann sagen, dass du einen unerfüllten Wunsch hast.“ Erzählte sie.

„Wie lange lebst du schon hier?“ fragte ich sie, um das Thema zu wechseln. Sie schien zu überlegen, „Sehr lange und dann kamen irgendwann die Menschen. Aber sie sind mir eigentlich egal, ich möchte nur meine Ruhe haben.“ Antwortete sie mir. Ich nickte.

„Hast du je einem Menschen etwas angetan?“ fragte ich sie vorsichtshalber nur um sicher zu gehen. Sie schüttelte entsetzt den Kopf, „Nein, denn dann würden sie mich jagen, aber so lassen sie mich in Ruhe und wenn sich jemand an das Ufer setzt und wirklich einen Herzenswunsch hat, dann erfülle ich ihn gelegentlich.“ erklärte sie.

„Hmm.“ Summte ich zur Bestätigung. Sie beugte sich zu mir runter, „Also soll ich dir deinen Herzenswunsch erfüllen?“ fragte sie säuselnd. Ich seufzte, es war ein reizvolles Angebot. Doch ich schüttelte den Kopf, „Warum nicht? Ich kann sehen wie sehr du dich danach sehnst, dass es dir schon fast schmerzen verursacht.“ Wollte sie verwirrt wissen.

„Das was ich mir wünschen würde, sollte niemals mit Magie erfüllt werden. Es würde nur zu Problemen und noch mehr Schmerz führen.“ Ich dachte an die Beziehung zwischen Yennefer und Geralt. „Außerdem, sollte es nicht erzwungen werden, es wäre niemals fair ganz zu schweigen davon, dass es nur eine Illusion wäre.“ Ich seufzte, „Ich werde es schon überleben, dass dieser Wunsch sich nicht erfüllt und man sagt, Wünsche die man laut ausspricht, gehen nicht Erfüllung und ich müsste ihn dir ja erzählen, damit du ihn erfüllen könntest. Also nein, ich werde ihn dir nicht sagen.“

Die Najade nickte, „Dein Begleiter kommt zurück.“ Flüsterte sie, ihr Blick ging über meine Schulter hinweg.

Ein Knacken eines trockenen Zweiges ließ mich herum fahren, als die Najade eben sagte das Letho zurück kommt, hätte ich nicht vermutet, dass er nur noch wenige Meter von mir entfernt war. Sein Gesicht war neutral, auch wenn seine Augen nicht von der Najade abwichen. Ob es nun daran lag, dass sie nackt war, oder weil sie mir so nahe stand, konnte ich nicht sagen. Ich hoffte das es nicht der erstere Grund wäre.

„Eine Najade?“ murmelte er erstaunt. „Hallo Hexer. Du siehst verwirrt aus.“ Sprach sie ihn freundlich an. „Ich hätte nicht damit gerechnet, das eine Najade hier lebt.“ Gestand er. Ich schnaubte, „Weil ein Kelpie ja soviel wahrscheinlicher gewesen wäre.“

„Ein Kelpie?“ fragte die Najade, ich nickte, „In einem Weiher?“ kicherte sie. „Meine Worte!“ grinste ich. „Ja, ja. Lacht nur!“ grummelte Letho. „Entschuldige, war nicht böse gemeint.“ Entschuldigte ich mich gleich bei ihm. Etwas knisterte in seiner Hand, als er die Faust ein wenig mehr ballte, ich sah neugierig hin, konnte aber nicht erkennen was er hielt.

„Ich sollte euch alleine lassen.“ Säuselte die Najade und schritt langsam wieder zum Ufer. „Warte! Ich wollte dich noch etwas Fragen!“ rief ich hinterher. „Komm morgen früh zu mir. Leiste mir ein wenig Gesellschaft im Wasser, ich werde dir die Gunst erweisen und dir ein wenig von deinem Schmerz nehmen und deine Frage beantworten!“ lächelte sie und war dann im Wasser verschwunden.

„Du hast schmerzen?“ wollte Letho besorgt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein eigentlich nicht.“ Antwortete ich ihm. „Wie lange hast du uns schon zugehört?“ fiel mir dann erschrocken ein. Ich wollte nicht das Letho das Gespräch mit der Najade richtig interpretiert und zu viel über meine Gefühle für ihn wusste. Es würde nur unsere Freundschaft erschweren und die Weiterreise verkomplizieren.

„Ich bin eben erst dazu gekommen.“ Brummte er, ich hoffte dass dies auch stimmte.

„Und warst du erfolgreich?“ wechselte ich dann völlig das Thema. Er nickte, „Ja, ich habe ein wenig bekommen und noch etwas anderes gefunden.“ Er reichte mir ein zerdrücktes Pergament. Man konnte deutlich sehen, dass er es von einer Anschlagtafel gerissen hatte.

Ich wurde rot, als ich erkannte was er gefunden hatte. Meine Nachricht, die ich damals hatte aushängen lassen. Er setzte sich neben mich, sah mich jedoch nicht an. „Kuschelbär?“ fragte er mit blick auf den Weiher.

„Mir fiel damals nichts anderes ein, das nicht sofort auf dich hingedeutet hätte.“ Gestand ich leise und spürte wie mein Gesicht sich noch mehr erhitzte. Er seufzte schwer, „Alanya, …“ fing er an. „Ich hoffe ich muss mich nicht wiederholen. Ich bin weder dein Hexer noch dein Kuschelbär. Ich kann keine Beziehung mit dir eingehen.“ Brummte er. Ich biss die Zähne zusammen, „Ich weiß, ich weiß! Aber diese Nachricht ist alt, ich habe sie aufhängen lassen, als ich auch Yennefer gebeten hatte, dir eine Nachricht zu kommen zu lassen. Da ich damit gerechnet hatte, dass du schon fast in Kaer Morhen bist und nicht damit, dass ich dich unterwegs treffe. Du kannst mir die Nachricht nicht vorwerfen, schließlich sollte niemand etwas damit anfangen können, ich habe sie durch die Nilfgaarder aufhängen lassen!“ presste ich hervor. Ich griff hart in die Grasnarbe, um mich ein wenig besser zusammenreißen zu können.

„Alanya, … Krümel. Versteh doch bitte, …“ bat er ruhig. „Letho lass es! Lass mich bitte jetzt in Ruhe!“ zischte ich und stand schnell auf. Ich eilte zu unserem Lager und als die Zweige der Trauerweide sich hinter mir schlossen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Die Versuchung, das Angebot der Najade anzunehmen war groß, aber wenn Letho wirklich nichts für mich empfand, würde ich ihm das niemals antun wollen. Irgendwann würde ich darüber hinweg kommen. Ich ließ meine Rüstung, den Mantel und die Schwerter zu Boden fallen, ehe ich unter meine Decke kroch. Ich versuchte meine Schluchzer zu unterdrücken, damit Letho mich nicht hörte und weinte stumm vor mich hin. Es dauerte lange bis ich eingeschlafen, aber scheinbar noch länger bis Letho sich schlafen legte, denn ich konnte mich nicht erinnern, dass ich ihn gehört hatte.
 

Die Sonne war gerade erst aufgegangen und auf der Wiese glitzerte überall der Tau, als ich unter der Weide hervor trat. Ich hatte nur ein langes Hemd an, das mir bis über die Oberschenkel reichte und an meinem Unterschenkel hatte ich mit ein paar Lederbänder eine Dolchscheide befestig. Ich wollte Letho keinen Grund zum meckern geben. Waffe war theoretisch Waffe, auch wenn er sich das sicherlich anders vorgesellt hatte.

Langsam schritt ich auf den Steg, der in den Weiher führte. „Du bist gekommen!“ freute sich die Najade. Sie schaute nahe des Stegs aus dem Wasser. Ich nickte nur. „Komm zieh dich aus und spring ins Wasser.“ Forderte sie. Ich schluckte, völlig nackt baden, so nah an einem belebten Ort und dann auch noch bei den Temperaturen?

„Komm schon, das Wasser ist wärmer als es aussieht.“ Lachte sie. Ich hielt probehalber eine Hand ins Wasser, erstaunt stellte ich fest, dass sie recht hatte. Das Wasser war wirklich deutlich wärmer als die Umgebungstemperatur. Doch ich zögerte, am Steg gab es keine Leiter.

„Ist es tief genug zum springen?“ fragte ich die Najade. Sie nickte, ich hoffte das ich ihr vertrauen konnte und ich mir wirklich nichts tat. Ich zog das Hemd aus und ließ es auf den Steg fallen. Die Najade zog die Nase kraus, als sie den riesigen blauen Fleck an meiner Seite sah. „Komm, ich werde das beheben.“ Versprach sie. Dann trat ich an den Rand und machte er Köpper, den ich aber so flach wie möglich hielt.

Ich prustete, als ich wieder auf tauchte. Ich bewegte mich, um den Kälteschock, der beim eintauchen auftrat, loszuwerden. Hoffentlich kam keiner vorbei, das Wasser war so klar, dass unsere Körper nur durch die Lichtbrechung ein wenig verschwommen wirkte.

Die Najade lachte und schwamm dann um mich herum. Ihr verspieltes Verhalten war ansteckend, so dass ich mit ihr durch den Weiher schwamm und ja, schon fast tobte und spielte. Es tat gut, einfach mal alles los zulassen.

Irgendwann bemerkte ich, wie Letho zum Ufer kam. Ich beobachtete ihn gespannt. Die Najade neben mir kicherte wieder. Er schien mit seinen Augen das Ufer abzusuchen, dann eilte er auf den Steg und stieß auf mein Hemd. Ich konnte sehen wie er es aufhob. Jetzt huschte sein Blick über den ganzen Weiher. Als er nach mir rief, winkte ich ihm zu und schwamm in seine Richtung. Die Najade immer in meiner Nähe.

Ich blieb weit genug von Letho entfernt, damit er nicht sofort merkte, dass ich völlig nackt war. Als ich angehalten hatte, schwamm die Najade hinter mich, „Schau mal, er hat Angst, dass ich dich ihm wegnehme.“ Wisperte sie und schlang ihre Arme um meinen Bauch, während sie ihren Kopf auf meine Schulter legte.

Tatsächlich, seine Augen verengten sich wirklich ein wenig und er rief, dass ich aus dem Wasser kommen sollte. Die Najade ließ ihre Finger über meine Seite wandern, entlang des blauen Flecks, der langsam anfing zu kribbeln. Ich sah neugierig an mir herab, ich konnte sehen wie er langsam verblasste. Dann tauchte sie ab und tat dasselbe an meiner Wade.

Als sie jedoch wieder auftauchte, quiekte ich erschrocken auf. Ihre Finger wanderten weiter über meinen Körper, über Stellen wo sie nichts verloren hatten. Sie lächelte mich schelmisch an. „Du wolltest noch etwas wissen?“ fragte sie leise, während ihre Finger nicht von mir wichen. Die Rufe von Letho ignorierte ich.

„Vor ein paar Tagen kam ein Mann hier entlang. Er hat etwas ins Wasser geworfen. Wurde mir gesagt. Kannst du mir vielleicht sagen, wer er war und was er ins Wasser geworfen hat?“ fragte ich sie. „Ja, ich erinnere mich, ich habe den Mann nicht wirklich gesehen, aber das Ding liegt immer noch am Grund. Ich habe es mir nicht angeschaut.“ Erzählte sie. Als ich den Mund öffnen wollte, um zu fragen, ob sie es mir bringen würde, musste ich auf meine Lippe beißen, um meine Reaktion auf ihre Finger zu unterdrücken.

„Ich werde es dir holen, aber da du mir zwei Fragen gestellt hast, möchte ich eine kleine Belohnung dafür.“ Ich nickte beinahe, ehe mir einfiel, ich sollte vielleicht vorher wissen was sie wollte, ehe ich zustimmte. „Was möchtest du dafür?“ krächzte ich.

„Wenn ich dir das bringe, lass mich mein kleines Spiel beenden und ich möchte einen Kuss. Das würde dir später auch mit deinem Hexer helfen.“ Flüsterte sie in mein Ohr. Ich schluckte, es war seltsam, dass sie dies als Spiel bezeichnete. Aber sollte ich dem zustimmen?

Mit Letho als Zuschauer?

Es könnte ihn noch weiter von mir weg treiben. Zweifelnd sah ich zu ihm, doch die Najade lenkte meinen Blick wieder auf sie, „Schhhh, es wird nichts Schlimmes passieren. Ich verspreche es wird dir gefallen und auch ihm helfen.“ Versprach sie sanft. Ich blickte in ihre Augen, sie zeigten nichts außer Aufrichtigkeit, keine Hinterlist, kein schelmisches Funkeln, überhaupt nichts Negatives.

„Ich habe noch nie eine Frau geküsst.“ Gestand ich zögernd. „Es wird dir gefallen.“ Versprach sie erneut. Zögerlich nickte ich. „In Ordnung.“ Stimmte ich dann zu und hoffte das ich es wirklich nicht bereuen würde.

Sofort fingen ihre Finger ihre Wanderungen über meinen Körper wieder an. Ich versuchte mich zu entspannen und nach kurzer Zeit fing es wirklich an mir zugefallen. Ich ignorierte die Tatsache, das Letho uns beobachtete und ließ meine Finger ebenfalls ihren Körper erkunden.

Nach einer Weile zog sie mich in einen Kuss, während unsere Finger ihr Spiel wie sie es nannte, beendeten. Ich warf meinen Kopf in den Nacken, doch ihre Lippen verließen nie die meinen. Erst als ich fast knochenlos im Wasser trieb, entließ sie mich. Keuchend rang ich nach Luft.

„Schwimm zu ihm. Ich hole dir das Ding.“ Säuselte sie und strich mir sanft über die Wange ehe sie abtauchte. Ein Blick zu Letho verriet mir, dass er ziemlich häufig schlucken musste, sein Adamsapfel hüpfte ihm beinahe bis zum Kinn und dass er seine Kiefer aufeinander presste.

Gerade als das Ufer soweit erreicht hatte, dass ich wieder Boden unter den Füßen hatte, tauchte die Najade wieder auf. „Hier, aber pass auf. Der Mann war Böse, halte dich fern von ihm. Pass auch auf den Jungen auf, der bei dem Mann war. Er wird Verderbnis und Unheil bringen, wenn er nicht aufgehalten wird.“ Sie reichte mir das kleine Ding. Dann stahl sie mir noch einen Kuss, zwinkerte Letho zu und verschwand dann.

Ich ging weiter zum Ufer. Je weiter ich aus dem Wasser kam, desto kälter wurde mir. Überall breitete sich Gänsehaut auf meinem Körper aus und meine Zähne fingen leicht an zu klappern. Lethos Augen wurden immer größer, als er sah, dass ich wirklich keine Kleidung an hatte. Doch er blickte auch nicht weg.

Er zog eine Augenbraue hoch, als er die Dolchscheide sah. Sein Blick störte mich nicht und auch die Tatsache, dass er mich eben mit der Najade beobachtet hatte, war mir auf einmal nicht mehr peinlich. Letho hielt eine Decke bereit und wickelte mich sofort darin ein, als ich ihn erreichte. Zähneklappernd lächelte ich zu ihm hoch. „Bist du verrückt geworden?“ fragte er mich leise, während er mich an seine Brust presste und mich trocken rieb. Täuschte es, oder klang seine Stimme kiesiger als sonst? „Nein wieso? Du wusstest, dass ich her kommen würde und ich hatte eine Waffe mit. Also habe ich nichts falsch gemacht.“ Fragte ich ihn verwirrt.

„Schwimmen? Bei den Temperaturen und das mit der Najade eben?“ fragte er ungläubig. „Das Wasser ist deutlich wärmer als die Luft und die Najade hatte den Schnitt und die Prellung geheilt.“ Rechtfertigte ich mich. „Heilung nennt man das heutzutage?“ raunte er. „Sie nannte es ein Spiel und es war ihr Wunsch, ihre Belohnung dafür das sie mir das bringt, was der Fremde ins Wasser geworfen hatte.“ Erklärte ich ihm. „Und da sie so vielen ihre Wünsche erfüllt, warum sollte ich so einen kleinen von ihr ablehnen?“ fragte ich ihn. Ich sah zu ihm auf und genoss das Gefühl, seiner Arme um mich.

Er schüttelte den Kopf und drängte mich in Richtung Bäume. „Du wirst dich jetzt anziehen, ein wenig aufwärmen und dann werden wir weiter reisen.“ Murmelte er. Er ließ seinen Arm um mich gelegt, während er mich zum Feuer führte. Vielleicht hatte die Najade doch recht, dachte ich und ein kleines lächeln schlich sich auf meine Lippen.
 

Aber auf jeden Fall hat mir das Schwimmen mit ihr gut getan. Es war beinahe so, als hätte das Wasser meine Sorgen und Ängste ein wenig fortgespült. Ich fühlte mich besser und auch ein wenig befreiter. Letho reichte mir mein Hemd, als wir unser Lager erreichten. Ich hätte es wohl am Steg vergessen, wenn er nicht gewesen wäre.

Ich trocknete mir die Haare, zog mich an und setzte mich dann ans Feuer. Ich war wirklich leicht ausgekühlt und ich vermutete das vermutlich sogar meine Lippen ein wenig blau waren, durch die Kälte. Ich schaute mir das Teil vom Grund genauer an. Das Material und die Farbe erinnerte mich ein wenig an das Objekt, das ich bei Triss gefunden hatte, gehörte es vielleicht zusammen? Das ließe sich schnell überprüfen. Ich ging an meine Tasche und zog den Kompass hervor.

Ja, die Nadel pendelte zwischen den beiden Dingen hin und her. Seufzend packte ich alles zusammen weg und setzte mich wieder ans Feuer.

Letho hatte alles beobachtet, „Alles in Ordnung?“ wollte er wissen. „Ich weiß nicht. Als ich in dieser Welt hier ankam, hatte ich einen seltsamen Kompass bei mir gefunden, er schien nicht zu funktionieren. Später in Novigrad führte er mich zu einem merkwürdigen Teil, das bei Triss im Haus lag. Und das was der Fremde hier ins Wasser geworfen hatte, scheint irgendwie dazu zugehören.“ Seufzte ich. „Es scheint sich immer wieder um diesen Fremden zu drehen, ich weiß nicht ob mir das gefallen soll.“ Murrte Letho. Ich nickte nur, mir ging es doch genauso.
 

„Was sollen wir wegen dem Jungen machen?“ fragte ich ihn dann nach einer Weile. Er zuckte mit den Schultern, „Es ist klar, was sie mit aufhalten meinte, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das tun sollten.“ Überlegte er. Meine Augen wurden groß, „Du denkst hoffentlich nicht ernsthaft drüber nach?“ wollte ich erschrocken wissen.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Es ist ein Kind!“ erwiderte er. Ich atmete erleichtert auf. „Der Junge schien auch ganz normal zu sein, ein wenig schüchtern vielleicht und er war ziemlich eschrocken, als ich ihn bat, mir den Fremden zu beschreiben, aber ansonsten ein normales Kind.“ Beschrieb ich ihn. Letho nickte, „Ja, mein Medaillon hat auch nicht in seiner Nähe reagiert.“ Bestätigte Letho.

„Also lassen wir ihn? Ich würde vorschlagen, wenn es sich ergibt, könnten wir später noch einmal nach ihm schauen. Wenn etwas in dem Ort passieren sollte, hätten wir zumindest einen Ansatzpunkt.“ Schlug ich vor. Letho schien etwas anderes sagen zu wollen, ehe er dann doch zustimmte.

Wir blieben noch eine ganze Weile sitzen, während ich ein paar Äpfel aß. Schwimmen machte mich immer besonders hungrig. Dann sattelten wir unsere Pferde und packten unsere Sachen. Als ich jedoch aufsteigen wollte, hielt Letho mich auf.

„Die Zügel!“ forderte er einfach nur. „Was warum?“ wollte ich wissen. Letho zog nur eine Augenbraue hoch, doch als er sah das ich wirklich keine Ahnung hatte, wieso er das wollte. Seufzte er, „Du bist nicht aus dem Wasser gekommen, als ich nach dir gerufen habe.“ Klärte er mich auf. „Aber ich war doch gar nicht in Gefahr!“ versuchte ich zu protestieren. „Alanya, die Zügel. Ich will keine Diskussion mit dir führen müssen!“ forderte er erneut. Murrend gab ich sie ihm und er ritt an. Na toll, wieder zu Fuß laufen. Brummte ich vor mich hin. Dabei fing der Tag doch so gut an. Letho hielt die Pferde zwar in einem ruhigen Tempo, so das eigentlich schnelles gehen gereicht hätte, um mitzuhalten, aber ich entschied mich zum Joggen. Ich wollte ja noch ein wenig mehr trainieren. Und wenn es dann nur reicht, um vor Lambert und Geralt flüchten zu können. Aber mir fiel noch etwas anderes ein, ich beschleunigte ein wenig und hielt mich neben Letho.

„Letho?“ fragte ich und er sah mich erstaunt an, vermutlich hatte er mit mehr Gejammer oder Streit gerechnet. „Hm, was ist?“ wollte er wissen. „Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, sich vor einem Axii zu schützen?“ fragte ich ihn. „Warum möchtest du das wissen?“ stellte er die Gegenfrage. „Wegen Lambert, er hätte sicherlich keine Skrupel es gegen mich ein zu wenden, wenn er immer noch sauer auf mich ist. Bei Geralt bin ich mir nicht sicher.“ Erzählte ich ihm meine Befürchtung.

„Ich werde mir etwas überlegen.“ Brummte Letho nur.

Kaer Morhen

Letho behielt die Pferde nach einiger Zeit im Schritt, so dass es für mich eher ein gemütlicher Spaziergang wurde. Als wir keinem mehr begegneten fing ich sogar an, einige Liedchen vor mich hin zu pfeifen. Unter anderem ‚Das Wandern ist des Müllers Lust‘ oder einfach Melodien, die mir in den Sinn kamen.

Letho schüttelte nur den Kopf darüber. Ich wusste nicht, ob er einfach nur genervt war, oder er es wirklich geplant hatte, aber etwas nach der Mittagszeit, reichte er mir die Zügel. Gegen Abend verließen wir die Wege. Von nun an würde es hauptsächlich über Wiesen gehen. Die Toina behielten wir immer in Sichtweite, sie würde uns zum Gwenllech führen. Und dieser uns in das Tal von Kaer Morhen bringen.

Hier und da konnten wir Spuren von Ertrunken sehen und auch Wölfen begegneten wir. Ansonsten war die Reise ruhig. Nun ja so ruhig wie sie mit Uma sein konnte. Wir sammelten Unterwegs auch noch einige Zutaten, zum einen hatte ich Geralt frische Zutaten gemopst und musste daher auch frische Zutaten zurück geben und zum anderen musste Letho seine Vorräte ebenfalls auffüllen. Ich nutzte die Gelegenheit ebenfalls, um endlich den Absud zu brauen.

Meine Gedanken gingen dabei zu den Draconiden und dem Waldschrat im Tal, aber ich wollte Letho nichts davon sagen, daher argumentierte ich, dass es besser sei, ihn zu haben und ihn nicht zu brauchen, als ihn zu brauchen und nicht zu haben. Als Beispiel diente mir die Striege und der Werwolf. Die Begegnungen hätten auch anders für mich ausgehen können und dies ließ Letho dann zustimmen. Allerdings überwachte er jeden Schritt beim brauen.

Nach einigen Tagen wurde aus den Wiesen immer mehr Wald. Die Bäume wurden immer mehr und die Büsche weniger.

Die Pferde kamen besser voran, da wir nun einigen Wildpfaden folgen konnten. Aber irgendwann wurde Tetris unruhig, er schlug mit dem Schweif und zuckte mit den Ohren. Doch so sehr ich mich auch umsah, konnte ich nichts entdecken. Auch Letho schien nichts bemerkt zu haben und sein Pferd war ebenfalls ruhig.

Ich lauschte, hatte das Handy vielleicht vibriert, doch ich hörte nichts. Ich griff trotzdem nach hinten in die Satteltasche, um es zu überprüfen. Vielleicht hatte sich der Fremde doch wieder gemeldet gehabt. Als ich das letzte Mal seine Warnung nicht gleich gelesen hatte, gab es eine böse Überraschung für uns, das wollte ich vermeiden.

Doch der Display zeigte nichts an. Keine neuen Nachrichten. Doch beim wieder wegstecken, bemerkte ich, dass etwas mit dem Kompass war. Er ratterte wieder wie damals, als ich bei Triss im Haus war. Ich zog ihn hervor und klappte ihn auf. Tatsächlich pendelte die Nadel immer wieder hin und her. Zeigte in Richtung Satteltasche und tiefer in den Wald.

„Letho? Was befindet sich dort hinten?“ ich deutete in die Richtung, in die der Kompass zeigte. „Nichts, wo du dich aufhalten solltest!“ antwortete er und ritt weiter. „Ach komm schon Letho. Da muss irgendwas sein. Der Kompass zeigt dorthin, vielleicht finde ich dort einen Hinweis, oder so.“ bat ich ihn. „Nein, wir werden nicht dort hin reiten! Der Ort bringt nur Unheil!“ bestimmte er.

„Also gibt es dort etwas. Ich will nur nach schauen!“ rief ich. „Nein, selbst Hexer meiden diesen Ort. Jetzt komm weiter.“ Forderte er. Doch ich folgte ihm nicht.

„Was soll den da Schlimmes sein? Außerdem haben wir sogar schon an einem verfluchten Ort geschlafen.“ Schmollte ich. „Nein, komm jetzt endlich weiter!“ er war unnachgiebig. Doch ich wollte unbedingt wissen was es dort gab. Vielleicht gab es dort wirklich einen Hinweis, schließlich zeigte der Kompass ja auch auf diese merkwürdigen Teile. Als Letho sich umdrehte und weiter reiten wollte, lenkte ich Tetris zwischen die Bäume und trieb ihn an.

„Alanya!“ hörte ich Letho wütend rufen, doch dies ließ mich das Pferd nur noch mehr antreiben. Einige hundert Meter weiter, hielt ich auf einer Lichtung. Doch ich konnte nicht erkennen, warum ich hier nicht her reiten sollte. Keine Monster, keine Erscheinungen die auftauchten. Nur zwei große Haufen aus verrottetem Holz und Stroh. Es gab auch etwas, das vielleicht mal ein Brunnen gewesen sein könnte, doch er war völlig in sich zusammen gestürzt.

Ich stieg von Tetris und sah auf den Kompass, doch ehe ich auch nur einen Schritt machen konnte hielt Letho sein Pferd neben mir an. „Was soll das, ich habe nein gesagt! Warum kannst du nicht hören?“ fragte er ziemlich angesäuert. Ich sah zu ihm rauf, „Aber hier ist doch nichts, nur eine ziemlich alte Ruine. Vielleicht das Haus eines Jägers oder so.“ meinte ich zu ihm und blickte dann wieder auf den Kompass. Die Nadel zeigte in Richtung Haus.

Ohne weiter auf den Hexer zu hören, ging ich in die Richtung. Doch leider war er schneller hinter mir, als ich vermutet habe und packte mich von hinten am Kragen. „Alanya, reiz mich nicht noch mehr!“ knurrte er. Gezwungenermaßen musste ich stehen bleiben. „Aber wir sind doch jetzt schon einmal hier und dann kann ich mich doch auch umsehen.“ Protestierte ich. „Nein, wir sollten gar nicht hier sein.“ Entgegnete er und wollte mich zurück zu den Pferden ziehen.

„Letho, lass los! Ich sehe keinen Grund warum wir nicht hier sein sollten!“ forderte ich. „Ich habe es dir schon gesagt, dieser Ort birgt nichts Gutes, er bringt Unheil!“ als er mich sogar auf mein Pferd setzen wollte, ließ ich mich einfach auf der anderen Seite wieder runter rutschen. „Alanya!“ schimpfte Letho. „Nein, du kannst noch nicht einmal begründen, warum wir nicht hier sein sollten. Es gibt hier nichts. Kein Monster, kein gar nichts, nur Haufen aus verrottendem Holz. Wenn es hier mal etwas gab, ist es lange weg. Es gibt ja noch nicht einmal mehr Spuren!“ warf ich ihm vor. Seine Augen funkelten vor unterdrückter Wut.

„Fein, aber ich werde nicht zu deiner Rettung kommen!“ er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich böse an. Ich nickte und stapfe wieder davon. „Sturer Esel!“ grummelte ich vor mich hin. Ich umrundete die Ruine, doch auf was auch immer der Kompass reagierte, befand sich irgendwo darin. Vorsichtig stieg ich über die Balken und duckte mich unter einigen Dachresten hindurch.

Der Kompass führte mich zu einem stinkenden und schimmligen Haufen aus Stroh, das vermutlich irgendwann mal ein Teil des Daches gewesen war.

Mit krauser Nase zerteilte ich den Haufen, bis ich etwas fand. Ein weiteres kleines Teil, das scheinbar zu den anderen gehörte, die ich bereits gefunden hatte. Na hoffentlich war es den Ärger am Ende wert, den ich bestimmt von Letho kriegen würde. Ich krabbelte unter den Überresten hervor und sah, wie Letho vor Uma hockte. Dabei fiel mir auf, dass der Kleine, seitdem wir hier waren keinen mucks mehr von sich gegeben hatte.

„Ist alles in Ordnung mit ihm?“ fragte ich Letho leicht besorgt. „Kein Wort! Ich will heute kein Wort mehr von dir hören! Ab aufs Pferd!“ knurrte Letho nur. Er nahm Uma auf den Arm und stieg auf sein eigenes Pferd. Oh je, er war sogar so sauer, dass er mich noch nicht einmal mehr zu Fuß laufen ließ. Bedrückt schluckte ich, tat aber wie mir gesagte wurde. Allerdings ließ er mich Tetris nicht selber lenken, er hatte einen Strick an das Gebiss gebunden, so das er ihn führte und ich ihn ja nicht noch einmal weg lenken konnte.

Letho wartete kaum, bis ich im Sattel saß und trieb sein Pferd zu einem schnellen Galopp an. Er wollte diesen Ort scheinbar wirklich dringend verlassen. Schweigend ließ ich Tetris ihm folgen, ich verstand nicht wirklich, warum er so sauer war. Es war doch gar nichts passiert.

Den restlichen Tag musste ich wirklich schweigend verbringen, es schien als würde Letho es merken, wenn ich etwas sagen wollte und blickte mich vorher schon böse an, ehe ich auch nur den Mund aufmachen konnte. Als wir unser Lager aufschlugen, ließ er mich deutlich mehr Runden laufen als gewöhnlich, ließ mich dann eine Kleinigkeit essen und schickte mich dann schlafen.

Ich lag noch eine Weile wach und hörte Letho zu, wie er sich um Uma kümmerte. Als sich Letho dann auch schlafen legte, drehte er mir demonstrativ den Rücken zu.
 

Irgendwann in der Nacht, wurde ich geweckt. Uma hatte geschrien, sofort hatte ich mich aufgesetzt und nach der Gefahr Ausschau gehalten, doch ich konnte nichts entdecken. Ein Blick auf Uma zeigte, dass der kleine Kerl noch schlief, wenn auch ziemlich unruhig. Er schlug um sich und schrie hin und wieder auf. Aber auch Letho schien schlecht zu schlafen. Es wunderte mich sowieso, dass er durch Uma nicht geweckt wurde.

Ich legte mich wieder hin und versuchte weiter zu schlafen, doch auch Letho neben mir wurde immer unruhiger. Er wälzte sich hin und her und schien etwas vor sich hin zu murmeln, das ich nicht verstand. Im halbdunkeln des Lagerfeuers konnte ich erkennen, wie die Vene an Lethos Hals pochte. Sein Herz raste ja förmlich und sein Blutdruck schien auch recht hoch zu sein. Schließlich hätte ich seinen Puls sonst nicht sehen können. Als ich mich über ihn beugte, um ihn zu wecken, bemerkte ich, dass auch seine Atmung deutlich schneller und keuchender ging, als normal. „Letho! Letho wach auf!“ ich rüttelte leicht an seiner Schulter.

Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er wie eine gespannte Feder hochschnellte, mich am Hals packte und zu Boden drückte. Erschrocken sah ich zu ihm auf, wagte es jedoch nicht mich zu bewegen, auch wenn die Luft langsam ein wenig knapp wurde. Dann schien er wieder zu sich zu kommen. „Krümel!“ hauchte er und ließ entsetzt meinen Hals los.

„Du schienst einen Albtraum gehabt zu haben, daher wollte ich dich wecken.“ Erklärte ich und rieb mir den Hals, während ich mich aufsetzte. Lethos Atmung ging immer noch ein wenig schneller, schien sich aber zu beruhigen. Sein Blick wurde weicher. „Da war sicher nett von dir gemeint, aber versuche niemals einen Hexer aus einem Albtraum zu wecken. Ein anderer hätte vielleicht zuerst nach seiner Waffe gegriffen.“ Warnte er mich. Ich nickte, diese Warnung würde ich wohl wirklich beherzigen.

„Leg dich wieder schlafen, ich bin in Ordnung.“ Meinte er. Ich nickte, „Schlaf du auch noch gut.“ Murmelte ich. Allerdings dauerte es noch eine ganze Weile, bis ich mich selbst von meinem Schrecken erholt hatte und wieder einschlafen konnte. Ich wurde immer mal wieder durch Uma geweckt und irgendwann gab ich es auf, noch ein wenig schlaf zu bekommen. Als ich mich umdrehte, um zu sehen wie es Letho ging, da er die Nacht scheinbar noch mehr Albträume gehabt hatte, stellte ich fest, dass seine Schlafmatte leer war. Verwirrt setzte ich mich auf. Er kniete am Feuer und schien zu meditieren.

Als ich mich streckte und ein gähnen unterdrückte, öffnete er die Augen.

„Habe ich dir weh getan, heute Nacht?“ wollte er gleich wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Ne, nur ziemlich erschreckt.“ Gab ich zu. Er rieb sich den Nacken, „Tut mir leid. Wie hast du geschlafen?“ war seine nächste Frage. Ich zuckte mit den Schultern, „Schon gut, hätte wohl eher damit rechnen sollen. Aber bis auf das Gequengel von Uma habe ich gut geschlafen, wieso?“ antwortete ich ihm.

„Wirklich? Keine Albträume oder so?“ fragte er nochmals nach. „Nein, nicht das ich wüsste. Wieso fragst du?“ wollte ich dann wissen. „Es könnte einen Zusammenhang geben, zwischen dem Ort gestern und den Träumen. Selbst Uma hatte welche und er scheint sonst nicht zu träumen.“ Meinte er.

„Das könnte auch einfach Zufall gewesen sein. Ich hatte auf jeden Fall keine Träume.“ Ist krabbelte zu Letho rüber und kniete mich vor ihm hin. „Hör mal, wegen gestern mein Benehmen tut mir leid. Aber ich war so Neugierig, zu was mich der Kompass führen würde und auch dein Gerede hatte mich nur noch neugieriger gemacht.“ Entschuldigte ich mich. Seine Augen verengten sich ein wenig.

„Ich hatte dir was gesagt gehabt.“ Meinte er nur. Ich nickte, „Ja, ich weiß. Aber manchmal ist es bei mir so, als ob ein Hebel in meinen Kopf umgelegt wird. Wenn mir gesagt wird, ich soll etwas nicht machen, dann mache ich es erst recht, oder umgekehrt. Das war schon immer so bei mir und manchmal komme ich dann auch nicht dagegen an, selbst wenn ich weiß wie bescheuert mein Trotz ist. Vielleicht ist in meiner Kindheit einfach zu viel schief gelaufen.“ Versuchte ich mich zu erklären.

Sein Blick wurde ein wenig weicher und zog mich in seine Arme. „Ach Krümel, …“ murmelte er. „Es wird schon seinen Grund haben, dass selbst Hexer diesen Ort meiden. Selbst wenn es keine offensichtlichen Gefahren gibt, heißt es nicht das dort nicht vielleicht gefährliche Magie gibt. Wenn ich dir etwas verbiete ist es nicht, weil ich dir etwas Böses will. Ganz im Gegenteil, es ist nur für deine Sicherheit. Verstehst du das?“ er lehnte sich mit seiner Wange an mein Haar. Ich nickte, „Ja und deswegen tut mir mein Verhalten leid.“ Antwortete ich ihm. Ich drehte meinen Kopf leicht und gab ihn einen kleinen Kuss auf den Unterkiefer.

„Krümel!“ mahnte er leise. „Ich weiß, ich weiß. Nur Freunde.“ Seufzte ich. „Nein, nicht nur Freunde, Familie.“ Entgegnete er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. „Geh dich fertig machen.“ Meinte er dann noch. Ich nickte und er entließ mich aus seiner Umarmung.

Er stand ebenfalls auf und machte Uma für den Tag fertig, ich glaube Letho wäre auch sicher Froh, wenn sich jemand anderes um ihn kümmern würde. Aber wir würden ja bald in Kaer Morhen sein.
 

Und wirklich, ein paar Tage später waren wir im Tal angekommen. In ein paar Stunden wären wir in der Festung. „Letho, kann ich die Verkleidung nicht langsam mal ausziehen? Hier wird es doch sicherlich keine Nilfgaarder geben.“ Wollte ich wissen. „Nun, wenn du völlig durchnässt ankommen willst, kannst du das gerne tun, aber es braut sich ein Wolkenbruch zusammen.“ Antwortete er und deutete in den Himmel. Ich folgte seinem Blick, tatsächlich kam eine ziemlich dunkle Wolkenfront auf uns zu. Ich grummelte, aber er hatte recht, der Ledermantel schützte recht gut.

„Na komm, lass uns ein wenig schneller reiten, vielleicht haben wir ja Glück.“ Grinste er und trieb Kiran an. Tetris beschleunigte von allein.

Aber wir kamen nicht trocken in der Festung an. Wir überquerten gerade den Bachlauf bei der Bärenhöhle, als der Himmel sich auftat. Es regnete in Strömen, nur ein paar Minuten und wir sahen aus, als ob wir ins Wasser gefallen wären. Bei dem Wetter war der Hof der Festung völlig leer. Natürlich, niemand erwartete uns so wirklich, denn weder Lambert noch Geralt schienen hier zu sein. Im Stall befand sich nur ein Pferd, das von Vesemir.

Wir waren gerade aus den Sätteln gestiegen und wollten die Pferde in den Unterstand führen, als sich uns jemand nähert.

„Wer seid ihr und was wollt ihr?“ erschrocken drehte ich mich um. Ich hatte nicht gehört das sich uns jemand genähert hatte. Letho allerdings schon, in ruhe nahm er seine Kapuze ab und drehte sich ebenfalls um. „Hallo Vesemir.“ Begrüßte er ihn. „Letho, was willst du hier?“ fragte Vesemir ruhig. „Geralt hat mich eingeladen.“ Zuckte der Größere mit den Schultern.

„Und deswegen führst du einen Hexenjäger her?“ Vesemir deutete mit seiner Armbrust in meine Richtung. Ich suchte ein wenig Deckung hinter Letho, „Ich habe dir gesagt, die Verkleidung ist eine doofe Idee!“ zischte ich ihm leise zu. Doch trotz des Regens hatte Vesemir mich scheinbar verstanden. „Verkleidung?“ wollte er irritiert wissen. Ich spähte um Letho herum und nickte, Ich schob den Hut ein wenig hoch, so dass er besser mein Gesicht sehen konnte. „Hab Emhyr ein wenig verärgert und seine Agenten würden nicht nach einem Hexenjäger in Redanien suchen.“ Erklärte ich. Vesemir seufzte und senkte die Armbrust, „Gut, ich werde dir vorerst glauben. Stellt eure Pferde unter und dann kommt rein.“ Brummte er.

Ich atmete erleichtert auf. Wir sattelten die Pferde ab und schulterten unsere Ausrüstung. Uma schaute sich neugierig um, blieb aber bei Letho an der Hand. Wir folgten Vesemir in die Festung. Es war beeindruckend, das große Eingangsportal, die hohe Decke, die Wandbemalungen. Staunend sah ich mich um.

Als die Tür hinter uns geschlossen war, ließ Letho Uma los, der sofort mit seiner Erkundung begann. Wir legten unsere Sachen ab und folgten dem alten Hexer dann zum Tisch vor der Feuerstelle. „Also?“ fragte er, als wir ihn erreicht hatten. Ich nahm den Hut ab und strich mir durch die Haare. „Das ist Alanya, sie war ursprünglich mit Geralt unterwegs.“ Stellte Letho mich vor. Ich lächelte den Hexer an, „Wie das?“ wollte er wissen. Ich kratzte mir verlegen am Hinterkopf, „Eigentlich ne längere Geschichte, aber kurzgefasst, Emhyr fand ich sei entbehrlich genug, um Geralt im Auge zu behalten, während dieser nach Ciri sucht und ihm die Fortschritte zu berichten. Als Geralt aber nach Skellige aufbrechen wollte, habe ich mich abgesetzt, viel zu ungemütlich dort. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, dass wir uns hier treffen würden und Lambert ebenfalls. Unterwegs habe ich Letho getroffen, dann haben wir Uma geholt und sind hergekommen.“ Erklärte ich kurz.

„Uma? Und woher wusstest du wo die Festung liegt?“ wollte Vesemir wissen. „Uma ist der kleine hässliche Zwerg dahinten. Er wurde verflucht und Yennefer soll den Fluch lösen und wo Kaer Morhen liegt, habe ich in einigen älteren Texten gefunden.“ Umschiffte ich die Wahrheit. Vesemir schien noch nicht so ganz überzeugt zu sein. „Wie passt Lambert in die Geschichte?“ wollte er weiterwissen. „Wir, das heißt Geralt und ich haben ihn in Novigrad getroffen. Ich habe ihm dann geholfen jemanden zu finden.“ Erzählte ich ihm. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch einige Privilegien durch den Kaiser, die hatte ich über die Botschaft dort genutzt. Die hatte er mir natürlich sofort entzogen, als ich beschlossen hatte, Geralt zu verlassen. Emhyr hatte mir sogar einen Boten hinterhergeschickt, mit der Nachricht, dass ich mich umgehend zurück in die Botschaft begeben soll, um mich unter Arrest Stellen zu lassen, bis Geralt zurück ist. Da kam Letho auf die Idee, dass ich mich als Hexenjäger verkleiden sollte.“ Vesemir nickte nur und erhob sich. „Letho, auf ein Wort?“ forderte er. Letho nickte und stand ebenfalls auf. Er legte mir eine Hand auf die Schulter. „Du bleibst genau hier. Verstanden Krümel? Ich werde es wissen, wenn nicht.“ Forderte er. Ich nickte miss mutig, „Ja Letho.“ Murrte ich.

Dann gingen die beiden. Sie verschwanden außer Hör- und Sichtweite.

Als klar wurde, dass sie wohl noch eine Weile wegbleiben würden, beschloss ich, zumindest den nassen Mantel auszuziehen. Ich hatte mich gerade erhoben und einen Schritt zurückgetan, als ich Letho hörte. „Alanya!“ rief er warnend. „Was!? Ich will mir nur denn nassen Mantel ausziehen!“ fauchte ich zurück. Danach war erst einmal wieder Ruhe. Was auch immer sie besprachen, es musste ne ziemliche Menge sein.

Da ich nicht die ganze Zeit dumm rumsitzen wollte, mich aber auch nicht umsehen durfte, konnte ich die Zeit auch nutzen und meine tägliche Meditation zu absolvieren. Ich kniete mich ans Feuer und schloss die Augen. Ich benutzte die Atemtechnik, die mir Letho gezeigt hatte, um meinen Körper zur Ruhe zu bringen und konzentrierte mich auf mein Gehör. So würde ich ihnen zwar noch immer nicht zuhören können, wäre aber gewarnt, wenn sie zurückkämen.

Irgendwann konnte ich unter dem Geplapper von Uma schritte hören. Sie näherten sich, aber nicht völlig. Sie blieben stehen. „Huh, was für eine Verwandlung, vom Hexenjäger zum Hexer.“ Scherzte Vesemir. „Was steckt dann unter der Rüstung, eine edle Dame?“ machte er weiter, „Nun, zumindest eine zickige.“ Machte Letho mit.

Ich ballte die Kiefer aufeinander, ich würde mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie schienen darauf zu warten, dass ich irgendwie reagiere, doch ich ignorierte sie so lange, bis einer der Beiden zu mir kam. Ich öffnete die Augen und sah auf, als die Schritte vor mir stoppten. Es war Letho, „Na komm Krümel.“ Er streckte mir eine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Ich überlegte kurz ob ich sie ablehnen sollte, aber dann hätte er im Endeffekt doch gewonnen, also ließ ich mir aufhelfen.

Wir setzten uns wieder an den Tisch. „Wie du gemerkt hast, habe ich lange mit Letho gesprochen, worüber tut jetzt nichts zur Sache.“ Schnitt er gleich jede Frage ab, die ich hätte stellen können. „Ihr beide könnt vorerst hierbleiben, ihr müsst euch aber an den täglichen Aufgaben beteiligen. Das heißt Letho wird mir bei notwendigen Reparaturen zur Hand gehen und du wirst dich um das Essen und das Saubermachen kümmern.“ Eröffnete er mir. „Was? Aber ich, …“ fing ich an. „Alanya! Sein Haus, seine Regeln!“ schnitt Letho mich ab. „Soll ich dann vielleicht auch gleich noch die Wäsche machen?“ fragte ich gereizt. „Das musst du nicht unbedingt, aber wenn du das möchtest, kannst du es gerne machen.“ Stimmte Vesemir zu. Ich schnappte nach Luft.

Ganz ruhig, dachte ich mir.

Diese Welt lebt noch immer hinter dem Mond und Vesemir ist noch älter. Er kennt es nicht anders. Versuchte ich mich zu beruhigen.

Mir kam ein Gedanke, der mich beinahe zum lachen brachte, wenn er wollte das ich kochte, konnte er es gerne haben. Er würde schon sehen was er davon hatte.

„Wenn es sein muss. Aber ich werde selbst bestimmen was ich koche, ich werde nur dort saubermachen wo kein Schutt mehr liegt und ihr werdet mir das Wasser holen!“ forderte ich im Gegenzug.

Vesemir nickte, „Das ist in Ordnung.“ Stimmte er zu. Letho zog verwundert eine Augenbraue hoch, er hatte wohl mit mehr Protest gerechnet. Als ich ihn jedoch angrinste, wurde sein Blick misstrauisch. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich wohl etwas vorhatte.

„Sehr schön, wenn das geklärt ist, zeige ich dir das Zimmer wo du schlafen kannst. Allerdings wurde es lange nicht mehr benutzt. Holt eure Sachen.“ Meinte er freundlich. Wir standen auf und holten unser Zeug. Er zeigte Letho die Pritschen, die nahe dem Esstisch standen und teilte ihm eine zu. Letho verstaute seine Sachen auf der Truhe, die hinter dem Kopfende stand. Dann führte er uns quer durch das Erdgeschoss, zum Treppenaufgang, unter dem auch der Zugang zum Labor lag. Er führte uns ganz nach oben.

„Hier kannst du schlafen. Die eigentlichen Schlafkammern sind schon lange nicht mehr bewohnbar.“ Meinte er zu mir. „Danke Vesemir.“ Meinte ich zu ihm. Aber nur weil es sich gehörte und nicht, weil ich wirklich dankbar war. Dieser Raum war eine Rumpelkammer und Letho würde am anderen Ende der Festung schlafen. Ich warf einen flehenden Blick zu ihm, doch er schüttelte kaum merklich den Kopf. Ich ließ die Schultern enttäuscht sinken. Würde ich überhaupt noch allein schlafen können?

„Leg deine Sachen beiseite und dann zeig ich dir die Küche.“ Schlug Vesemir vor. Ich nickte und legte meine Sachen beim Bett ab.

„Ich werde dir nachher Holz hochbringen und das Feuer anmachen.“ Bot Letho an. „Ja danke Letho.“ Murmelte ich und folgte Vesemir die Treppe wieder runter. Ich sollte wohl nichts in meinem Zimmer vergessen, wenn ich mir diese ganze Lauferei sparen möchte, kam es mir in den Sinn.

Schließlich kamen wir zu der Tür, die in die Küche führte. Vesemir öffnete sie und sie auf, so dass wir hindurch gehen konnten. Ich verzog das Gesicht, die Küche sah schlimmer aus, als sie im Spiel wirkte.

„Das ist keine Küche, das ist ein Saustall!“ schimpfte ich. „So schlimm ist es nun auch nicht.“ Wollte er abwiegeln.

Ich rümpfte die Nase und zog einen Lappen vom Tisch, der schon beinahe lebte. „Ja, ja. Nicht so schlimm.“ Murmelte ich dabei. So würde ich nicht arbeiten können. „Gut, dann holt mal das Wasser, bei dem ganzen Dreck werde ich ne Menge brauchen.“ Meinte ich zu ihm. Ohne weiter auf sie zu achten, schnallte ich meine Schwerter ab und zog meine Rüstung aus und legte alles ordentlich zur Seite.

Als allererstes stapelte ich das benutzte Geschirr zusammen und legte alle noch genießbaren Lebensmittel, die sich auf den verschiedenen Tischen und Regalen befanden, auf einen Haufen. Dann suchte ich saubere Tücher und Schrubbürsten zusammen. Einen Besen fand ich auch. Die Beiden Hexer füllten ein altes Fass mit Wasser und den großen Kessel an der Feuerstelle, dann überließen sie mich der Arbeit in der Küche.

Vor mich hin grummelnd fing ich bei dem hinteren Regal an, ich würde kein sauberes Geschirr in ein Spinnennest stellen. Und viele kleine Spinnen kamen mir entgegen. Meine Haare klebten mir durch den Schweiß schon an der Stirn, als ich mit dem Geschirr und den Regalen soweit fertig war.

Damit ich nach dem fegen nicht wieder von Vorne anfangen musste, nahm ich große Tücher, die ich in einer Kiste gefunden hatte und deckte sie damit ab.

Es war eine gute Idee wie sich zeigte, denn es wurde jede Menge Staub aufgewirbelt. Wann hatten die Hexer zuletzt hier mal richtig sauber gemacht? Den Dreck kehrte ich durch die Tür zu dem Schutthaufen, sollten die Hexer sich selber drum kümmern. Die Getreidesäcke schleppte ich auf das Holzpodest hoch, um sie besser vor Mäusen zu schützen. Unter dem Holzpodest standen Kisten mit Gemüse, Kohl und Obst, meist Äpfel.

Ehe ich den Boden wischen würde, musste ich erst mal eine Pause einlegen. Ich dachte nur sehnsüchtig an das Bett und hoffte, das es wenigstens sauber wäre, denn mein Zimmer zu reinigen würde ich heute nicht mehr schaffen. Ich stöhnte als mir einfiel, dass ich auch noch etwas kochen musste. Ich ließ meinen Kopf auf die Arme sinken, ich überlegte was ich machen könnte, etwas das Zeit sparte. Am besten einen Eintopf, der könnte vor sich hin köcheln, während ich mich um den Boden kümmerte. Also raffte ich mich wieder auf und suchte Gemüse und einige Gewürze zusammen. Das Gemüse zu schälen und zu schneiden ging schneller als gedacht und ich konnte den Topf auf der Kochstelle anheizen.

Nebenbei grinste ich über die Idee, wie Lambert oder Geralt früher als Kind hier vielleicht saßen, weil sie zum Kartoffel schälen abgestellt wurden. Wenn ich es richtig in Erinnerung hatte, dann hatte Geralt Eskel damals immer in Schwierigkeiten mit reingezogen. Von Lambert hieß es immer nur er wäre schon immer ein Arsch gewesen, aber ich konnte mir das nicht vorstellen. Als Kind, das gerade aus einem missbräuchlichen Haushalt kam, hatte er zu dem Zeitpunkt vermutlich nicht all Zuviel Selbstvertrauen. Eigentlich ein Wunder, das aus ihm ein einigermaßen anständiger Kerl geworden ist.
 

Ich schüttete etwas Wasser auf den Boden, nahm mir die Scheuerbürste und machte mich dran den Boden zu säubern. Auf knien schrubbte ich den Boden und schnell wurde klar, dass der Boden eigentlich gar nicht so dunkel war. Er war einfach nur sehr verdreckt.

Ich war gerade dabei, das überflüssige Wasser vom Boden zu aufzunehmen, als ich hörte wie die Tür geöffnete wurde und jemand herein kam.

Immer noch auf knien drehte ich mich um. „Das ist nicht dein Ernst!“ fluchte ich, als ich die dreckigen Fußspuren, auf den eben erst geschrubbten Boden sah. Ich stand auf und schnappte mir den Besen. Ich ließ Letho gar keine Zeit, um sich zu erklären. „Raus!“ verscheuchte ich ihn mit dem Besen. „Und wehe du schleppst hier wieder Dreck rein!“ fluchte ich. Er schien ziemlich perplex zu sein und ließ sich von mir wieder aus der Tür scheuchen.

Durch die offene Feuerstelle konnte ich Vesemir lachen hören und wie irgendwas darüber sagte, dass man Frauen in ihrem Reich nicht stören sollte. Die Antwort von Letho verstand ich leider nicht. Vor mich hin knurrend, entfernte ich den Dreck, den der Hexer wieder rein getragen hatte.

Irgendwann war der Boden fertig und auch das Essen hatte nun lange genug gekocht.

Ich legte einen groben und festen Lappen vor die Tür zum Schuhe abtreten, um nicht selbst wieder Dreck in die Küche zu schleppen und sammelte dann Geschirr zusammen, um es nach draußen zu bringen. Vesemir und Letho saßen bereits am Tisch und diskutierten über Uma. Ich stellte das Geschirr auf den Tisch, dann ging ich zurück in die Küche und holte den Topf und einen Krug mit Wasser.

Wir aßen schweigend, jeder schien seinen Gedanken nach zu hängen, beziehungsweise, ich war viel zu müde, um gerade über irgendetwas zu reden. Nach dem Essen räumte ich alles ab und spülte es gleich. Dann nahm ich eine Flasche Met und ging damit zu den Hexern zurück.

„Vesemir?“ fragte ich um seine Aufmerksamkeit zubekommen. Er schaute auf. „Lambert erzählte mir von eurer Bibliothek. Darf ich sie sehen? Ihr habt bestimmt viele interessante Bücher.“ Fragte ich ihn. Doch er schüttelte den Kopf, „Nein. In vielen Büchern dort hat deine Neugier nichts zu suchen.“ Lehnte er direkt ab. „Ach bitte!“ flehte ich. „Nein. Außerdem wirst du mit deiner Aufgabe genug zu tun haben.“ Er wandte sich wieder an Letho, um ihr Gespräch über Endriagen fortzusetzen. Ich überkreuzte meine Arme auf dem Tisch und stützte mein Kinn darauf ab. Ich behielt die Hexer im Auge. Letho ignorierte mich offensichtlich, in dem er sich weigerte in meine Richtung zu schauen, um meinem flehenden Dackelblick zu entgehen.

Irgendwann schaute Vesemir wieder zu mir, „Ciri hatte auch immer so geschaut, wenn sie etwas wollte.“ Meinte er. „Und wirkt es?“ fragte ich. „Nicht bei mir.“ Meinte er nur und setzte sein Gespräch mit Letho wieder fort. Schmollend schob ich eine Unterlippe vor. „Bitte Vesemir? Ich würde gerne mehr lernen, über Monster und Kräuter. Letho hat mir schon vieles über Monster erzählt, aber bestimmt hat er Dinge vergessen zu erwähnen, weil dieses Wissen für euch selbstverständlich ist. Ich würde auch gerne so viel über Monster wissen, wie man sie besser bekämpft oder vielleicht doch lieber ausweicht.“ Versuchte ich ihn zu überzeugen. „In Ordnung. Aber nicht alleine. Es wird immer jemand bei dir sein, wenn du die Bibliothek betrittst. Daher wirst du warten müssen, bis Eskel, Lambert oder Geralt zurück sind.“ Gab er dann doch nach. Es war zwar nicht genau das was ich mir erhofft hatte, aber besser als gar nichts. „Danke Vesemir!“ strahlte ich ihn an. Er lächelte zurück und diskutierte weiter, über die ideale Entnahme von Giften bei Monstern.
 

Ich wachte in meinem Bett auf, die Sonne war zwar durch Wolken verdeckt, doch es war schon deutlich hell draußen. Ich musste am Abend am Tisch eingeschlafen sein, als ich versuchte Vesemirs Vortrag zu folgen. Langsam stand ich auf, mir tat mein Rücken und meine Knie weh, außerdem merkte ich, wie ich einen leichten Muskelkater in den Armen hatte. Am liebsten hätte ich mich wieder ins Bett verkrochen, aber ich hatte keine Lust von einem hungrigen Hexer geweckt zu werden, der sein Frühstück haben wollte.

Ich fragte mich, wer von den Beiden mich gestern Abend hier hoch gebracht hatte. Fand aber keine Antwort darauf, ich war zumindest froh darüber, dass sie mich nicht am Tisch haben sitzen lassen. Angezogen war ich schon, oder eher noch und musste nur in meine Stiefel schlüpfen, die ordentlich neben dem Bett standen. Meine Rüstung und die Schwerter sah ich nirgendwo und nahm daher an, dass sie noch unten in der Küche waren. Ich wechselte nur mein Oberteil und schnappte mir dann die Sachen für Lambert und Geralt, so wie die Notizen von Aiden. Ich hatte mittlerweile alles für mich Relevante daraus abgeschrieben und es wäre besser, wenn die Sachen bereits auf den Pritschen lagen, wenn die Beiden hier ankommen würden.

Müder ging ich hinunter. Erstaunlicherweise war Vesemir schon wach und beschäftigte sich mit Uma. „Morgen.“ Nuschelte ich und als Uma mich sah, nahm er gleich sofort wieder Abstand. „Guten Morgen, Alanya.“ Begrüßte Vesemir mich und stand auf. Er besah neugierig die Sachen, die ich in der Hand trug. „Für Lambert und Geralt.“ Meinte ich nur. Er nickte und deutete auf die ersten beiden Pritschen. Ich legte die Sachen auf die Felle und notierte mir Mental, Letho nachher zu bitten, die Zutatengläser von Geralt dazu zustellen.

Dann schlurfte ich in die Küche, ich würde nichts Aufwendiges machen. Nur ein wenig Haferbrei mit Obst. Danach würde ich anfangen ein paar Brote zu backen. Ich hatte wirklichen keinen Bock drauf, dreimal am Tag zu kochen. Daher würde es zum Mittag Brot mit Käse geben und wenn sie es sich verdienten, vielleicht auch mal mit Fleisch. Aber vorerst würden sie keines bekommen. Sie mussten schon höflich darum bitten, grinste ich in mich herein. Vesemir war selbst schuld, wenn er mich einfach so zum Küchendienst abkommandierte. Ich war schließlich keine einfache Dienstmagd.

Ich war mit den Frühstücksvorbereitungen soweit fertig und auch Letho war mittlerweile aufgestanden.

„Morgen.“ Meinte er, als ich den Haferbrei und geschnittenes Obst auf den Tisch stellte. „Möchtest du nicht lieber erst nach deinem Training frühstücken?“ fragte er mich, als ich mich setzten wollte.

„Training?“ stöhnte ich. Er nickte, Vesemir sah erstaunt auf. „Du trainierst sie?“ wollte er wissen. „Ja, sie macht langsam fortschritte.“ Antwortete der größere Hexer. „Die Spur ist zwar nicht mehr im besten zustand, aber ihr könnt sie gerne nutzen.“ Schlug Vesemir vor. Ich sah ihn entgeistert an, war normales laufen denn nicht mehr genug? „Das klingt gut.“ Stimmte Letho zu. Ich wurde hier wohl nicht gefragt, also ging ich einfach nur meine Rüstung und die Schwerter holen. Ohne Schwert würde ich die Festung sicherlich nicht verlassen.

Letho wartete am Ausgang, „Was ist los? Keine Widerworte diesmal?“ wollte er wissen. Ich schaute ihn böse an, „Hätte doch eh nichts gebracht.“ Murmelte ich. Er nickte und hielt die Tür auf. Wortlos folgte ich ihm aus der Zitadelle und dann aus der Festung.

Die Spur schlängelte sich um die Festung, den Berg hinauf. Die wirklich gefährlichen Hindernisse, ließ Letho mich überspringen, während er mich den Pfad hoch scheuchte. Er schien kaum Probleme zu haben, neben mir her zu laufen und ebenfalls die Hindernisse zu überwinden.

Als wir endlich wieder in der Festung waren, ging mein Atem keuchend und meine Muskeln brannten. Beim Anblick der vielen Treppen über die Innenhöfe, wollte ich einfach nur aufgeben. Glücklicherweise bestand Letho nicht darauf, jetzt auch noch mit dem Schwert zu üben. Das hätte ich nun wirklich nicht mehr geschafft.

Vesemir schien Uma zu studieren, sah aber auf als wir wieder hereinkamen. Ich ließ mich nur auf die Bank plumpsen und legte meinen Kopf auf die Arme. Ich wollte mich nicht mehr bewegen. „Ihr seid schneller zurück, als ich gedacht habe. Habt ihr die Spur doch nicht genommen?“ wollte der ältere Hexer wissen. „Doch, wir haben sie komplett gelaufen.“ Entgegnete Letho. „Dann ist sie schon recht gut, ihr wart auf jeden Fall schneller als Lambert oder Eskel, als sie die ersten Male die Strecke genommen haben.“ Lobte er. Doch mich interessierte es gerade nicht.

Letho setzte sich neben mich und schob mir meine Schüssel mit nun ziemlich kalten und widerlichen Haferbrei zu. Ihm selbst schien es nichts auszumachen und leerte seine Schüssel. „Komm schon Krümel. Iss etwas und dann gehen wir wieder an unsere Aufgaben.“ Murmelte Letho zu mir. Ich stöhnte nur, „Will nicht!“ murmelte ich. „Und wieso nicht?“ wollte Letho wissen. „Bin fix und alle. Mag mich nicht mehr bewegen.“ Jammerte ich. Er lachte, „In Ordnung, ich denke gegen eine kleine Pause ist nichts einzuwenden. Aber danach geht es weiter.“ Meinte er und erhob sich. Als er jedoch das benutzte Geschirr wegbringen wollte, kam doch wieder ein wenig Leben in mich. „Wehe du machst die Küche wieder Dreckig.“ Warnte ich ihn und hob den Kopf leicht an, nur um ihn dann wieder fallen zu lassen.

Letho lachte nur, „Deine Technik mit dem Besen ist zum Fürchten, ich würde es nicht wagen!“ War sicherlich ein lustiger Anblick, ich war sogar zu müde zum Essen und drohte aber einem ausgewachsenem Hexer. Letho verzog sich dann, er ging vermutlich seiner Aufgabe nach, die er von Vesemir erhalten hatte.

Ich döste langsam weg und schreckte erst wieder hoch, als sich Vesemir sich mir gegenüber setzte. Ich blinzelte ihn an. „Letho hat mir verraten, dass Lambert und Geralt recht sauer auf dich sein könnten, wenn sie hier eintreffen. Was hast du angestellt?“ wollte er wissen. Ich verzog das Gesicht, sollte ich Vesemir wirklich sagen, dass ich Hexergeheimnisse gestohlen hatte, um damit zu experimentieren? Aber sein neugieriger, aber doch ernster Gesichtsausdruck, ließ mir wohl nichts anderes übrig.

„Ich habe mir etwas von ihnen ausgeliehen, ohne sie vorher gefragt zuhaben.“ Murmelte ich. „Du hast sie also bestohlen?“ wollte er es genauer wissen. Schnell schüttelte ich denn Kopf, „Nein, ich wollte ihnen die Sachen wieder zurück geben, nicht sie behalten.“ Erklärte ich mich. „Und was hast du ihnen genommen?“ fragte er weiter. „Die Notizen von Lamberts ermordeten Freund und Geralts Trankzutaten.“ Sprach ich leise zur Tischplatte gewandt. Unwillkürlich zog ich den Kopf ein wenig zwischen die Schultern, gleich würde es ein riesen Donnerwetter geben. Doch Vesemir blieb ruhig. „Und was wolltest du damit? Doch hoffentlich keine Tränke brauen.“ Ich nickte, „Doch, genau das.“ Gab ich zu.

„Tränke sind nichts für normale Menschen, sie können dich auf sehr schmerzhafte Weise töten. Ein Glück, das du auf Letho getroffen bist und er dich von diesem Unsinn abgehalten hat.“ Meinte er. Ich schwieg. „Das hat er doch, oder?“ fragte Vesemir, als ich weiter nichts sagte. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Er unterrichtet mich im brauen.“ Flüsterte ich, meinen blick immer noch auf den Tisch gerichtet.

„Bitte was!?“ er schlug mit der Hand auf den Tisch. Ich schluckte, „Ich habe ihn davon überzeugt mir zu helfen. Ich habe angefangen meinen Körper schrittweise an die Giftigkeit zu gewöhnen und Letho war es lieber, wenn er es beaufsichtigt, als dass ich es alleine mache.“ Verteidigte ich meinen Hexer, schließlich ist es wirklich nicht seine Schuld. „Und es war eine gute Entscheidung. Kurz bevor wir Aedd Gynvael erreichten, wurden wir von einem Werwolf überrascht, wenn Letho mir keine Schwalbe hätte geben können, hätte ich nicht weiter reiten können.“ Erklärte ich mich. „Und wenn mir Lambert nicht Raffards Absud verabreicht hätte, hätte ich wohl sehr wahrscheinlich meinen Arm verloren.“ Fuhr ich fort und entblößte meinen Unterarm, mit der riesigen Narbe.“

„Er hat dir was!“ rief Vesemir entsetzt. „Raffards Absud gegeben. Er hat sich mit einigen Alchemisten zusammen gesetzt und das ursprüngliche Rezept erforscht. Das was ursprünglich mal für Soldaten gedacht gewesen war.“ Versuchte ich Vesemir zu beschwichtigen. Es schien als würde er erleichtert aufatmen. „Aidens Notizen beschäftigen sich übrigens damit, die Giftigkeit der Tränke zu reduzieren. Ich habe mit Hilfe von Letho die Rezepte noch weiter angepasst und jeden Tag einige wenige Tropfen in einem Becher mit Wasser genommen. Die Dosis haben wir immer weiter erhöht. Ich vertrage Schwalbe bei weitem noch nicht wie ein Hexer und werde es vermutlich auch nie, aber es bringt mich nicht um.“ Er schien sich vorerst mit dieser Erklärung zufrieden zu geben, denn er wechselte das Thema. „Und wie bist du an die Sachen ran gekommen?“ wollte er wissen.

„Nun, zu dem Zeitpunkt waren wir alle im Chamäleon, der Taverne von Rittersporn. Als ich hörte wie Geralt sagte, er wolle am nächsten Tag bereits nach Skellige segeln, wusste ich, dass ich Lambert nicht mehr dazu bringen konnte, mir freiwillig das Rezept für den Absud zu geben. Ich sah wie er es wegsteckte. Daher tat ich nach einer Weile so, als sei ich müde und würde schlafen gehen. Aber statt zu schlafen packte ich meine Sachen zusammen. Als ich hörte wie die beiden die Treppe rauf kamen, legte ich mich ins Bett und tat schlafend. Ich wartete eine Weile, bis ich mir sicher war, dass sie in ihren Zimmern waren. Dann packte ich den Rest zusammen und schrieb die Nachrichten. Ich schlich zu ihren Türen, Geralt war bei Lambert und sein Zimmer nicht abgeschlossen. Ich nahm seine Zutaten und hinterließ die Nachricht, dass wir uns hier treffen würden. Dann ging ich zu der Tür von Lambert, ich musste eine ganze Weile warten, aber dann hatten sie genug getrunken und waren eher Bewusstlos, als schlafend. Ich nahm die Notizen aus seinem Gepäck und das Rezept für den Absud in seiner Brusttasche mit der Nachricht vertauscht. Dann bin ich los. Hab meine Sachen geschnappt, mein Pferd geholt und aus Novigrad verschwunden.“ Erzählte ich ihm.

Vesemir lachte, erstaunt sah ich ihn an. „Die Beiden haben selber Schuld, wenn sie sich so leicht austricksen lassen. Falls sie sich bei mir beschweren sollten, werde ich ihnen klar machen, wie unverantwortlich es ist, ihre Sachen unverschlossen zulassen. Aber woher wisst ihr, dass sie sauer sind?“ wollte er wissen.

„Ein Bote fand mich unterwegs, der Hierarch hatte mir eine Nachricht zukommen lassen, inklusive dies.“ Ich hob meine Hand mit dem Erkennungsring der Hexenjäger, „Der Bote hatte auch eine Nachricht von Lambert dabei, eine klare Drohung. Später fand ich eine weitere Nachricht von ihm, an einem Anschlagbrett. Wenn ich zwischendurch nicht krank geworden wäre, hätte Lambert mich wohl schon erwischt bevor wir Velen überhaupt verlassen hätten. Aber durch das Fieber mussten wir eine Zwangspause einlegen und so überholte uns Lambert.“ Ich seufzte, „Ich hatte befürchtet er wäre vor uns hier gewesen.“ Vesemir ließ mich erzählen, unterbrach mich kein einziges Mal. Nur den Ring beäugte er skeptisch. „Warum trägst du ihn noch?“ wollte er wissen, „Zum einen, weil ich ihn nicht mehr abbekommen und weil er mich daran erinnert, was in Novigrad passiert ist. Außerdem habe ich mich an ihn gewöhnt.“ Antwortete ich ihm.

„Was ist in Novigrad noch passiert, warum willst du dich erinnern?“ fragte der alte Hexer mich. „Ich möchte nicht wirklich darüber reden, ich habe schreckliches getan und der Ring soll mich daran erinnern, nicht denselben Fehler nochmal zu tun. Aber ich bin mir sicher das Geralt dir die Geschichte gerne erzählen wird, um auf zu zeigen, dass man mir nicht trauen kann. Das ich ein schlechter Mensch bin.“ Sprach ich traurig.

„Gerade dann solltest du deine Geschichte selber erzählen. Wenn andere dies tun, kann ganz schnell etwas anderes dabei raus kommen.“ Riet er mir. Ich nickte. „Es fing damit an, dass wir in Novigrad nach hinweisen zu Ciris verbleib nach gehen wollten. Wir erfuhren von Zoltan das Rittersporn vermisst wurde, dann trafen wir auf Menge, ich dachte ich tue einfach ein bisschen freundlich zu ihm, damit er uns, aber vor allem Geralt in Ruhe lässt. Ich ging mit ihm mit, in die Baracke, wir tranken etwas zusammen und dann ließ er mich zurück zur Taverne begleiten, damit mir nachts in der Stadt nichts passierte. Aber Geralt war noch wach und ziemlich betrunken, er sagte unschöne Dinge über mich, so dass ich aus der Taverne geflohen war, ohne dass er mit bekam, dass ich wirklich da war. Ich versteckte mich im Tempel, Menge fand mich dort am nächsten Tag. Er hatte nach mir suchen lassen, als er hörte das ich vermisst wurde.“ Ich wischte mir durchs Gesicht. „Dann sind wir in den Eisvogel und haben dort etwas gegessen. Geralt und Zoltan fanden uns dort. Später schickte Menge mir eine Einladung zum Frühstück. Um das Spiel aufrecht zu erhalten konnte ich nicht ablehnen. Ich verriet ihm, wo Keira gewohnt hatte, da ich wusste Menge würde sie dort eh nicht mehr finden. Ich nahm später einen Vertrag an, es stellte sich heraus, dass es sich um einen Doppler handelte. Ich dachte mir, es würde keinen großen Unterschied machen, ob ich ihn verhaften ließe, oder ein Hexer sich seiner annimmt. Dummerweise scherzte ich zu den Hexenjägern, es sei ein Geschenk für Menge. Sie nahmen das ernst. Die Sache hatte sich schnell rumgesprochen und keiner der Händler wollte mir etwas gegen Kopfschmerzen verkaufen. Ich hatte mir bei dem Kampf mit dem Doppler ziemlich heftig den Kopf gestoßen. Ich ging dann zu dem Haus, in dem Triss sich versteckt hielt. Doch ich kam nicht zu ihr. Also ging ich zurück zur Taverne und legte mich schlafen. Abends als ich runter in den Hauptraum ging, erkannte mich Triss, als den Hexenjäger, der angeblich jemand unschuldiges verhaftet hätte. Geralt glaubte ihr und ließ mir keine Möglichkeit mich zu erklären. Er fesselte mich und als ich ihm seine Fragen nicht so beantworten konnte und wollte wie er es hören wollte, knebelte er mich und schloss mich in eine Kammer ein. Ich schaffte es trotz allem zu entkommen und streifte durch die Stadt. Ich wurde von einer Gruppe Elfen überrascht, die sich für den Doppler rächen wollten. Ich hatte keine Chance gegen sie, Glücklicherweise waren einige Wachen und Hexenjäger in der Nähe. Sie hielten die Elfen von dem schlimmsten ab und brachten mich ins Hospital. Ich weiß nicht wie lange ich weggetreten war, aber als ich wieder zu mir kam, war Menge dort. Er sorgte sich um mich und kümmerte sich, als ich sagte ich wolle nicht dort bleiben. Er hätte mich auch in die Taverne gebracht, doch da sich Triss gelegentlich dort aufhielt, lehnte ich dies auch ab. Er brachte mich schließlich zu sich nach Hause.“ Ich nahm einige Schlucke aus dem Glas.

„Später verriet ich ihm, wie er in die Stinkende Hecke kam, ich weiß nicht genau warum ich es ihm sagte, vielleicht um ihn noch mehr um meinen Finger zu wickeln, vielleicht auch ein wenig, weil ich mich an Triss rächen wollte. Aber er machte sich sofort auf den Weg, er sammelte seine Männer und stürmte das Versteck. Er verhaftete alle, die sich dort befanden. Sie landeten alle auf dem Scheiterhaufen. Einen Scheiterhaufen, den Menge mich zwang, selbst anzuzünden. Er dachte es wäre eine Ehre, wenn ich die Fackel halten würde.“ Presste ich hervor.

„Ich glaube, er liebte mich wirklich. Aber ich war es, die ihm den Dolch ihn den Bauch rammte und ihn dann Triss überließ. Seine Augen, ich werde diesen Ausdruck nie vergessen und es war meine Schuld, dass so viele Menschen starben. Die meisten waren Unschuldig.“ Ich schwieg, auch Vesemir schwieg eine Weile.

„Wir alle werden irgendwann in Situationen gezwungen, die uns zu schweren Entscheidungen zwingen. Nicht mit allen werden wir glücklich, doch sie sind passiert und wir können es nicht Rückgängig machen. Wir können uns nur daran erinnern und aus unseren Fehlern lernen.“ Sprach der ältere Hexer ruhig. Oder anders gesagt, der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. Dachte ich bitter. Ich konnte dazu nichts sagen, er hatte recht, passiert ist passiert.

„Du wusstest davon?“ fragte Vesemir auf einmal, doch er sprach nicht zu mir. Sein Blick ging über meine Schulter. Ich drehte mich um, Letho stand mit verschränkten Armen an einer der Säulen, er hatte wohl zugehört. „Ja ich wusste davon.“ Nickte er.

Vesemir stand auf und ging zu ihm rüber, er sprach leise zu ihm und ging dann weiter. Letho legte mir eine Hand auf die Schulter. „Komm mit Krümel.“ Ich sah ihn fragend an, doch er sagte vorerst nichts weiter.

Er führte mich nach draußen, „Setz dich.“ Meinte er und zeigte auf eine niedrige Mauer. Er setzte sich neben mich. Wir saßen eine Weile schweigend so da und sahen nur in den Hof hinunter. „Ich bin froh das du darüber redest. Du kannst jederzeit zu mir kommen, das weißt du doch, oder? Oder zu Vesemir, mit ihm kannst du auch reden. Er sieht grummeliger aus, als er in Wahrheit ist. Aber was du auf jeden Fall beherzigen solltest, auch wenn es dir schwer auf der Seele lastet, lass dich nicht davon runter ziehen.“ Meinte Letho auf einmal. Überrascht sah ich ihn an. „Schau nicht so, du bist noch viel zu Jung, um so verbittert zu sein. Als du von der Najade kamst, gefielst du mir viel besser.“ Murmelte er. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Nackt?“ wollte ich ihn necken. „Nein, gut gelaunt, fröhlich.“ Erwiderte er einfach nur. „Ich kann nicht, ihr Zauber ist verflogen.“ Murmelte ich.

„Sie hat kein Zauber auf dich gewirkt, du warst einfach nur du selbst. Es ist nicht gut, wenn man seine Ängste und sorgen immer nur in den Vordergrund stellt. Sei fröhlich, hab ein wenig Spaß.“ Schlug er vor.

Er hatte leicht reden, die Mutationen dämpften vielleicht wirklich einige Gefühle und wenn nicht, war auf jeden Fall erfahren genug, um sie mit Hilfe von Meditation zur Seite zur schieben. Ich stand von der Mauer auf, „Wohin willst du?“ fragte der Hexer mich, „In mein Zimmer, mich ablenken. Wenn ihr Hunger habt, es ist Brot und Käse da oder die Reste von gestern Abend.“ Meinte ich zu ihm und ließ ihn sitzen.

Ich eilte durch das Erdgeschoss, damit Vesemir erst gar nicht auf die Idee kam, mich irgendwie aufhalten zu wollen. Ich schnappte mir nur den Besen aus der Küche und ging dann hoch. Wurde Zeit, dass ich mein Zimmer ein wenig sauber machte.

Ich schob die Kisten und Fässer soweit zur Seite wie ich es schaffte. Dabei stellte ich fest, dass irgendjemand einen großen Zuber hier hoch geschleppt hatte. Wer kam den bitte auf diese glorreiche Idee. Einen Zuber für mehrere Personen am letzten Ende der Zitadelle im zweiten Obergeschoss. Also da möchte ich nicht derjenige sein, der Wasser dafür schleppen muss. Ich fegte den ganzen Staub zusammen und schaufelte ihn in den Ascheeimer. Dann öffnete ich ein Fenster und ließ ein wenig frische Luft herein. Der Teppich der zusammen gerollt an der Seite lag, war soweit in Ordnung, nur ein wenig abgenutzt, daher legte ich ihn aus. Die alten Schriftrollen auf dem Schreibtisch legte ich zu den Kisten und legte dafür meine Schreibsachen dorthin. Eins der leeren Fässer stellte ich als Nachtischchen neben das Bett, darauf legte ich das Handy. Bislang gab es wirklich keine neuen Nachrichten. Ich stellte auch fest, dass der Akkustand sich nicht weiter geändert hat, vielleicht hatte es mit dieser Kartoffel am Ende des Kabels zu tun, überlegte ich.
 

Nachdem ich soweit alles verstaut hatte, war ich schon wieder so fertig, dass ich mich bauchlinks auf das Bett fallen ließ und direkt einschlief. Ich hatte mir noch nicht einmal die Schwerter oder die Stiefel abgenommen.

Dementsprechend schlecht hatte ich geschlafen, dazu kamen wieder schlechte Träume, die Scheiterhaufen, Lambert und Geralt die mich jagten und Letho der mich immer wieder abwies. Außerdem war über Nacht das Feuer ausgegangen und ich hatte das Fenster nicht zu gemacht, es war also ordentlich kalt im Raum.
 

Ich versuchte gerade das Feuer wieder zu entzünden, als ich Schritte auf der Treppe hörte. Ich grummelte, als das Zündholz erneut verlosch, ehe ich das Holz damit erreichen konnte, aber auf einmal flammte Feuer auf. Ich schaute zur Treppe, Letho stand dort. Er hatte anscheinend ein Igni gewirkt. „Was gibt es?“ fragte ich müde und richtete mich auf. „Ich wollte nur schauen ob alles in Ordnung ist. Du hast sonst nie so lange geschlafen.“ Fragte er.

„Ja, alles gut. Ich komme gleich runter und mach euch Frühstück.“ Murrte ich. „Deswegen bin ich doch gar nicht hier. Ich wollte wirklich nur wissen ob alles gut ist.“ Entgegnete der Hexer. „Nur müde und schlecht geschlafen.“ Erwiderte ich und drückte mich an ihm vorbei zur Treppe. „Krümel?“ hörte ich ihn verwirrt fragen. Doch ich ignorierte seine Frage. Ich schaute auch nicht ob er mir folgte, sondern stieg einfach die Treppe hinab.

Ich war erstaunt, als ich die Küche betrat, die Hexer hatten am Vorabend scheinbar ihr Geschirr selber gespült und auch der Topf, den ich für den Eintopf genommen hatte, war sauber. Sie hatten sich schneller eine Kleinigkeit verdient, als ich gedacht hätte. Aber ich hatte sowieso keine Lust auf Haferbrei und bereitete daher Rührei mit einigen Speckwürfeln vor. Dazu gab es etwas Brot. Ich seufzte, dazu war ich gestern gar nicht mehr gekommen. Noch war welches da, aber es würde schnell alle sein.

Hungrig stürzten die beiden Hexer sich auf das Essen. Sie taten ja gerade so, als ob sie gestern nichts bekommen hätten. „Was werdet ihr heute machen?“ fragte ich sie. Vesemir überlegte kurz. „Es gibt einige Löcher in den Wänden und einige Balken müssten ausgetauscht werden.“ Meinte er.

„Ich habe gesehen, dass es in der Außenmauer ein großen Loch gibt. Warum flickt ihr nicht zuerst das Loch? Selbst wenn es keine Gefahr durch menschliche Angreifer gibt, so kann ich mir doch gut vorstellen, dass der Durchbruch eine Verlockung für die Monster ist. Schließlich ist dieses Tal so gut wie unbewohnt und Monster gibt es hier doch bestimmt reichlich.“ Versuchte ich sie ein wenig zu lenken.

Doch Vesemir schüttelte den Kopf, „Der Aufwand lohnt sich nicht. Außerdem fehlt uns die Ausrüstung, um Steine in der richtigen Größe zu bewegen.“ Meinte er. Ich verdrehte die Augen, Männer. „Warum baut ihr es euch dann nicht selbst? Ein paar dicke Seile, starke Balken und einige Flaschenzüge sollten dafür doch reichen.“ Versuchte ich sie auf die Idee zubringen. „Oder ihr baut dort einfach ein Holztor ein.“ Ich dachte an Lambert, er wäre sicherlich nicht sehr erfreut darüber, wenn seine Abkürzung zum See verschlossen sein würde.

„Wäre ne Überlegung wert.“ Stimmte Letho zu. Auch Vesemir schien nun nicht mehr allzu abgeneigt zu sein. „Hm, Bäume hätten wir genug, mit den Pferden könnten wir das Holz zur Festung bringen.“ Überlegte er laut. Ich nickte, „Die Pferde bräuchten eh ein wenig Bewegung, sie haben sich daran gewöhnt, den ganzen Tag geritten zu werden, sie jetzt lange stehen zu lassen, wäre ziemlich unfair und auch für ihre Gesundheit, sicherlich nicht sehr gut.“ Drängte ich weiter.

„Wir können es uns nachher mal genauer anschauen. Was wirst du heute machen?“ wollte der alte Hexer dann wissen. „Der Esstisch hier und auch der Bereich, könnte eine Reinigung vertragen.“ Zuckte ich mit den Schultern und pulte mit den Fingern an den Wachsresten auf der Tischplatte herum.

„Es wäre schön, wenn du vorher, das andere Turmzimmer machst. Wenn Yennefer wirklich her kommt, muss sie schließlich auch irgendwo unterkommen.“ Entgegnete Vesemir. Ich seufzte, naja so würde ich zumindest den Ausraster von Yen verhindern können. Schließlich wusste ich von Triss Haaren auf dem Laken und ihren Ohrringen.

„Gut, ich werde mich drum kümmern. Habt ihr noch saubere Laken?“ stimmte ich zu. „In der Truhe, in dem Raum, sollten noch welche sein.“ Nickte Vesemir. So war es beschlossen. Nach dem Essen kümmerte ich mich um den Abwasch und bereitete den Brotteig vor. Dann suchte ich alles zusammen, was ich für das Zimmer brauchen würde und machte mich daran, die Stufen empor zu klettern.

Der Raum oben war nicht ganz so schlimm, wie der den ich bekommen hatte, lag vielleicht daran, das Triss diesen Raum meist bewohnt hatte. Ich öffnete das Fenster und fing an, alle Oberflächen feucht abzuwischen, dann fegte ich alles. Zum Schluss kümmerte ich mich um das Bett. Ich fand Triss Ohrringe und steckte sie ein, dann wechselte ich die Laken und die Überzüge des Kissens.

Ich war schneller fertig als gedacht, es war eigentlich nur Staub, der beseitigt werden musste, allerdings jede Menge davon. Ich schloss das Fenster wieder und verließ den Turm.

Bei dem ganzen Dreck in der Festung, der noch beseitigt werden wollte, würde ich kein weiteres Training brauchen und ich war wirklich froh darüber, das Letho heute morgen nicht darauf bestanden hatte.

Ich kippte das dreckige Wasser draußen weg und ging zum Brunnen. Ich wollte mich ein wenig frisch machen, ich hatte das Gefühl, das ich mittlerweile aussah wie eine alte Vogelscheuche. Draußen stieß ich auf Meckerfritze, sie knabberte an einigen Grashalmen, die zwischen den Steinen wuchsen. Als sie mich bemerkte kam sie neugierig näher. Sie meckerte und fing dann an meinen Händen zu schnüffeln. Ich lachte leise, „Sorry, ich habe nichts für dich.“ Entschuldigte ich mich bei der Ziege und kraulte sie zwischen den Hörnern. Als sie merkte, dass ich wirklich nichts dabei hatte, kehrte sie zu ihrem Gras zurück.

Von den Hexern war nichts zusehen, obwohl ich erkennen konnte, dass sie angefangen hatten, die Steintrümmer zur Seite zu schaffen. Ich holte Wasser im Brunnen und wusch mir mein Gesicht und die Arme. Für den Rest war das Wasser leider viel zu kalt.

Später am Abend hatte ich dann auch den Essbereich einigermaßen sauber bekommen. Frisches Brot war gebacken und das Abendessen fertig. Diesmal hatte ich keinen Eintopf, sondern Kartoffelsuppe gemacht. Natürlich wieder ohne Fleisch, grinste ich in mich hinein.

Noch sagten die beiden nichts, aber ich fragte mich, wie lange sie es durchhalten würden. Nachdem Essen hatte ich die Küche wieder aufgeräumt und mir einen Eimer Wasser geholt. Ich schleppte ihn nach oben in mein Zimmer und stellte ihn nahe ans Feuer, ich wollte mich nicht mit eiskaltem Wasser waschen.
 

Dieses Mal endlich sauber schlüpfte ich ins Bett. Ich war immer noch recht müde und wollte daher früh schlafen, aber so wirklich konnte ich nicht einschlafen. Die letzten beiden Tage war ich zu KO gewesen, doch jetzt fehlte die ruhige Präsenz von Letho neben mir und tatsächlich auch Uma. Nachdem ich mich etliche Male hin und her gewälzt hatte, stand ich murrend auf und ging zu der Truhe, die am Fußende stand. Ich holte eine dicke Decke hervor und warf sie auf das Bett. Ich knüllte sie soweit zusammen, dass ich mich an sie ankuscheln konnte.

Es war nicht dasselbe, aber so konnte ich mir wenigstens vorstellen, ich läge nicht allein hier. Dann konnte ich auch irgendwann einschlafen.
 

Ich wachte ausgeruht und früh auf. Ich machte mich frisch, zog mir saubere Kleidung an und ging hinunter in die Küche. Die Hexer und Uma schienen noch zu schlafen, daher stellte ich ihnen leise ihr Essen auf den Tisch und legte eine Notiz daneben. Ich wollte das gute Wetter nutzen und ein wenig mit Tetris das Tal erkunden.
 

Ich nahm meine Rüstung und die Schwerter und machte Tetris fertig. Kiran schnaubte neugierig, doch dann widmete er sich wieder seinem Futter, als er merkte das sein Reiter nicht mit dabei war. Ich lenkte mein Pferd aus der Festung und an der Kreuzung ließ ich ihn selbst entscheiden wo wir lang wollten. Im gemütlichen Schritt folgten wir dem Pfad, der bergauf führte. Am Wegesrand standen immer mal wieder Fackeln und Laternen. Je höher wir kamen, desto besser wurde die Aussicht. Ich genoss die Sonne und den leichten Wind im Gesicht.

Es gab einige Vögel, die über dem Tal kreisten. Ich störte mich nicht daran, das Tetris gelegentlich stehen blieb, um einige Kräuter oder Grasbüschel abzuzupfen. In der Ferne konnte ich einen Bären sehen und leise einige Wölfe heulen hören. Es war wirklich ein wunderbarer Ort.

Als der Weg langsam wieder flacher wurde, erhob sich eine Ruine vor mir. Doch da ich nicht auf den Weg geachtet hatte, den Tetris gewählt hatte, konnte ich spontan nicht sagen, um welche der Ruinen im Tal es sich handelte.

Ich schaute mich um, doch ich konnte nichts Gefährliches entdecken. Also stieg ich von Tetris ab und ließ ihn grasen, während ich langsam auf die Ruine zuschritt. Überall lagen Trümmer. Ich hatte das Tor erreicht und besah mir die überwuchernden Mauerteile, als mir klar wurde wo ich war. Mein Amulett fing an zu vibrieren und wenige Sekunden später, tauchte das grünliche Licht von Erscheinungen auf.

„Scheiße!“ fluchte ich, griff nach meinem Silberschwert und ging langsam Rückwärts wieder durch das Tor der Ruine. Gegen alle Erscheinungen gleichzeitig hätte ich niemals eine Chance. Die, die mir am nächsten war, hatte mich entdeckt. Sie kam auf mich zugeschwebt und ich wich auf die Wiese vor der Ruine aus. Es würde ein gefährlicher Kampf werden, ich hatte weder Bomben noch Klingenöle dabei.

Die Erscheinung schlug erst mit ihrer Laterne nach mir, ehe sie ihr Schwert erhob. Ihr Heulen schallte über die Wiese.

Tetris scheute und wieherte erschrocken auf, ehe er panisch davon lief. Doch darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Die Erscheinung verblasste und ich drehte mich, um die Umgebung im Auge zu behalten, damit sie nicht hinter mir auftauchen konnte. Ich duckte mich unter ihrem Hieb weg und schlug selbst zu. Die Erscheinung stöhnte auf. Einige weitere Treffer später, zerfiel sie endlich zu Staub. Ich grinste euphorisch, das Adrenalin rauschte durch meine Adern. Ich hatte zwar einige Kratzer abbekommen, aber war sonst unversehrt.

So berauscht beschloss ich, die nächste Erscheinung hervor zu locken. Der nächste Kampf verlief ähnlich, dauerte aber etwas länger. Die dritte Erscheinung lockte ich nicht hervor. Sie schwebte gerade mit dem Rücken zu mir und ich nutzte diesen Umstand gerne aus.

Nachdem ich sie getroffen hatte, wirbelte sie herum und schlug mir ihre Laterne in den Bauch. Meine Rüstung verhindere Schaden aber die Wucht ließ die Luft aus meiner Lunge entweichen.

Ich musste nach Luft ringen und versuchte die Erscheinung im Auge zu behalten, doch sie löste sich auf, nur um gleich hinter mir wieder aufzutauchen. Ich konnte ihrem Schlag gerade noch ausweichen, in dem ich mich drunter weg duckte. Einem weiteren Schlag wich ich mit einer Rolle über den Boden aus. Schnell stand ich auf und parierte den nächsten Hieb. Ich knurrte, genug ausgewichen. Ich wirbelte herum und verpasste ihr einen heftigen Treffer. Schnell setzte ich nach, bis auch endlich die letzte Erscheinung verblich.

Eine Pause wäre jetzt schön, aber ich wusste, solange die Gebeine des Jungen nicht vergraben sein würden, kämen die Erscheinungen immer wieder. Aber glücklicherweise wusste ich, wo ich die Überreste finden konnte und wo sie am besten begraben werden sollten. Ich suchte nach der Treppe und kletterte dann die alte Holzleiter nach oben. Wie im Spiel befanden sich die Überreste in der Turmruine.

„Armer Junge.“ Flüsterte ich, als ich vor dem Skelett kniete. So jung und von den Eltern fortgerissen, nur um dann mit einer Mistgabel ermordet zu werden. Vorsichtig hob ich die Überreste auf, dabei fiel mir etwas auf, das es im Spiel nicht gab. Das Skelett des Jungen hielt etwas umklammert. Ich sah genauer hin. Es war ein Hexermedaillon, ein Wolfskopf. Er musste es einem der Ausbilder abgenommen haben, bevor er starb. Er war noch viel zu klein, als dass es sein eigenes hätte sein können. Vorsichtig nahm ich es an mich. Ich würde es Vesemir geben, wenn ich zurück war.

Ich brachte die Überreste in den Teil der Ruine, der damals vermutlich die Schlafräume der Kinder beinhaltet hatte.

Mit bloßen Händen grub ich eine Kuhle, in der die Gebeine Platz fanden und schüttete die Erde wieder darüber. Ich ging auf die Wiese vor der Ruine, pflückte einige Pflanzen und ging zu dem Grab zurück. Ich legte die Pflanzen auf den frischen Erdhügel und sprach ein leises Gebet.

Als ich in Richtung Tor ging, fiel mein Blick auf die Truhe. Ich ging zu ihr rüber und kniete mich vor sie, als ich sie öffnete. Es gab in ihr einige vertrocknete Kräuter, 2 Orens und eine Pergamentrolle. Ein Schemata. Fiel mir ein. Auch dieses steckte ich ein.

Das Adrenalin ließ langsam nach und ich spürte die Erschöpfung. Das Stück grün inmitten der Ruine sah verlockend aus, sogar die Sonne schien auf diesen Fleck. Ich ließ mich dort auf den Rücken fallen, alle viere von mir gestreckt. Ein Grinsen lag auf meinen Lippen, die Euphorie des gewonnenen Kampfes durchströmte immer noch meinen Geist.

Ich schaute nach oben in den Himmel und beobachtete die Wolken, die vor dem blauen Himmel vorbei zogen.

Irgendwann schloss ich die Augen und genoss einfach nur die Sonne. Hin und wieder huschte eine Maus durch die Ruine und sogar ein Fuchs ließ sich hier blicken. Solange es nichts war, das mich fressen oder töten wollte, konnten sie tun was sie wollten.

So ignorierte ich auch das leise knirschen der Steine vor der Ruine. Dann dachte ich für einen kurzen Moment ich hätte Schritte gehört, doch als ich mich darauf konzentrierte war alles ruhig, bis ich ein erschrockenes „Krümel!“ von Letho hörte. Keinen Moment später schien er bereits neben mir zu knien. Ich öffnete die Augen und konnte direkt in sein besorgtes Gesicht sehen, „Letho! Was machst du denn hier?“ lächelte ich erfreut.

„Geht es dir gut? Was ist passiert?“ wollte er hektisch wissen. Seine Augen suchten scheinbar meinen Körper ab. Verwirrt stemmte ich mich auf meine Ellenbogen und Unterarme. „Mir geht es gut Letho, ich habe mich nur ein wenig ausgeruht und die Sonne genossen. Aber was machst du hier?“ wollte ich wissen.

„Wir hatten deine Notiz gefunden und ich wollte nach dir suchen, als Tetris panisch in die Festung gerannt kam, ohne dich.“ Erklärte er kurz. „Oh, bis dahin ist er gelaufen? Das wäre ein langer Fußmarsch geworden.“ War ich erstaunt. „Du wusstest das er weggelaufen war? Warum hast du ihn nicht zurück gerufen?“ wollte der Hexer wissen. „Ich musste mich auf meinen Kampf konzentrieren.“ Murrte ich.

„Kampf? Was für ein Kampf?“ wollte Letho gleich wissen. „Na gegen die Erscheinungen, die hier gehaust hatten.“ Erklärte ich ihm. Sofort ruckte sein Blick durch die Ruine, „Keine Sorge, sie kommen nicht wieder. Ich habe ein Skelett eines Jungen gefunden und es begraben.“ Letho nickte. „In Ordnung und dir geht es wirklich gut?“ Ich lachte, „Natürlich sonst hätte ich dir doch das gesagt. Hat dir eigentlich schon jemand gesagt wie süß du bist, wenn du dir sorgen machst?“ lächelte ich zu ihm hoch. Er schluckte, „Sag das nicht Krümel.“ Meinte er. „Wieso nicht? Es ist doch die Wahrheit.“ Wollte ich von ihm wissen.

„Ich bin ein Hexer, wir sind nicht süß.“ Brummte er. „Nicht schmollen. Du kannst genauso erschreckend aussehen, wie du süß bist.“ Neckte ich ihn. „Ich schmolle überhaupt nicht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Oh doch, jetzt auf jeden Fall.“ Lachte ich. „Wenn du das sagst.“ Murrte er. „Na komm, lass uns zurück, ehe Vesemir noch anfängt sich sorgen zu machen.“ Grinste er. „Oh, das dürfen nicht zulassen. Nicht das er noch einen Herzinfarkt bekommt.“ Lachte ich und ließ mich von Letho auf die Füße ziehen. Ich folgte ihm aus der Ruine und war kurz enttäuscht, als ich sah wie Letho sich in den Sattel seines Pferdes schwang, aber dann hielt er mir die Hand hin, „Er wird uns beide tragen können.“ Meinte er. Letho zog mich hinter sich, auf den Rücken des Pferdes. Sofort schlang ich meine Arme um ihn. „Krümel?“ fragte er misstrauisch. „Ich will nur nicht runter fallen.“ Mein grinsen konnte er zum Glück nicht sehen. Seufzend trieb er Kiran an.
 

„Letho?“ fragte ich nach einer Weile. „Was denn?“ wollte er wissen. „Du wirst es wahrscheinlich ablehnen, aber lass mich trotzdem bitte ausreden.“ Fing ich an, er summte zustimmend, „Würdest du bei mir im Turm schlafen? Ich meine nicht im selben Bett, aber zumindest im selben Raum. Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich alleine nur noch schlecht schlafen kann. Außerdem scheinst du im Moment die Pritsche von Eskel zu benutzen, was ist, wenn er auch kommt? Willst du dann unten auf dem Boden schlafen?“ fragte ich ihn leise. Als er schwieg wurde mein Herz schwer, warum habe ich nur gefragt, ich habe doch gewusst, dass er es ablehnen wird. „Ich werde es mir überlegen, in Ordnung?“ antwortete er dann doch. Ich festigte den Griff um ihn. „Danke Letho.“ Hauchte ich. Er drückte kurz meine Hand und ließ sie dann wieder los.

Den Rest des Weges schwiegen wir und ich genoss einfach in seiner direkten Nähe sein zu können. Vesemir war im Hof als wir kamen, er sägte gerade einige Balken zurecht. „Du hast sie gefunden?“ fragte er erfreut, als er sah, wie ich hinter Letho vom Pferd rutschte. „Hm, lag in der Sonne, oben in der alten Bastion.“ Brummte mein Hexer. „In der Bastion? Aber was ist mit den Erscheinungen dort?“ wollte Vesemir besorgt wissen.

„Hab sie vernichtet. Waren nur drei Stück.“ Grinste ich. „Du hast gegen drei Erscheinungen gleichzeitig gekämpft?“ fragte er erstaunt. Ich schüttelte den Kopf, „Von gleichzeitig habe ich nichts gesagt, habe sie einzeln aus der Ruine gelockt. Ich weiß mittlerweile ungefähr was ich mir zutrauen kann und eine einzelne Erscheinung ist viel leichter zu besiegen, als ein Hund der Wilden Jagd.“ Stellte ich richtig.

„Du hast mit einem Hund der Jagd gekämpft?“ fragte Letho überrascht. Ich drehte mich zu ihm um, „Hatte ich dir das nicht erzählt? Der Vertrag mit dem sogenannten Bienenphantom? Hab die Trophäe oben liegen.“ Er schüttelte den Kopf. „Vesemir, oben in der Ruine habe ich das Skelett eines Jungen gefunden. Als ich ihn begraben habe, hatte ich das gefunden.“ Ich reichte ihm das Medaillon. Seine Augen hellten sich auf, „Ich hatte gedacht es wäre für immer verloren, dass einer der Angreifer es mitgenommen hatte.“ Hauchte er. „Wo lag es?“ fragte er dann noch. „Der Junge lag in den Resten des Turms. Er wurde mit einer Mistgabel erstochen. Das Medaillon hatte er in der Hand.“ Dann zog ich die Pergamentrolle hervor. „Dies lag in einer Truhe in den Mauerresten.“ Erklärte ich direkt.

„Ein Schemata?“ fragte er, als er die Rolle öffnete. Ich zuckte mit den Schultern. „In den anderen Ruinen findet man vielleicht auch noch etwas.“ Meinte ich nur. Wer wusste schon, ob sie sonst von allein auf die Idee kämen, nach den Schemata zu suchen.

Wie in Gedanken, schaute Vesemir auf die Dinge in seiner Hand und ging Richtung Zitadelle. Letho war mittlerweile mit seinem Pferd fertig, er kam zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter. „Na komm du kleiner Hexer, lass uns auch rein gehen.“ Grinste er und führte mich über die Treppen.
 

Wir hatten gerade die Halle betreten, als unsere Medaillons stark anfingen zu vibrieren, dann öffnete sich ein orange glühendes Portal und Yennefer trat daraus. Ich stand immer noch dicht bei Letho, als sie mich entdeckte. „Oh Alanya Kleines, du bist hier!“ Sie fasste mich an den Schultern und musterte mich skeptisch und besorgt. „Was haben diese Rohlinge nur mit dir gemacht?“ fragte sie leise, als ihr Blick auf meine Narbe im Gesicht fiel.

Letho knurrte bei dem Kommentar ein wenig. Sie zog mich von Letho weg, ohne ihn auch nur zu begrüßen. „Komm, du musst mir erzählen was passiert ist. Ich war ziemlich besorgt, als Geralt erzählte du seist verschwunden und dann hörte ich auch noch, das Emhyr nach dir suchen lässt.“

Verwirrt und hilfesuchend sah ich zu Letho zurück, doch dieser starrte die Zauberin nur böse an.

„Ah Yennefer, du bist also angekommen.“ Begrüßte Vesemir sie. „Vesemir.“ Grüßte sie ihn. „Mach doch ein Zimmer für mich bereit. Ich werde sicherlich nicht hier unten mit euch nächtigen!“ fordere sie.

Erstaunlicherweise verzog der alte Hexer keine Miene bei dieser Forderung. „Alanya hat gestern bereits eines vorbereitet. Sie wird es dir zeigen und dann das Essen vorbereiten.“ Antwortete er ruhig. Ich nickte, um zu zeigen das ich einverstanden war.

„Oh nein, nein. Sieh sie dir mal an. Sie läuft ja mittlerweile rum wie ihr. So können wir das nicht lassen. Du wirst dich selber um das Essen kümmern müssen.“ Bestimmte sie. Ich schaute entschuldigend zu dem Hexer, ich hatte nichts mit dieser Entscheidung zu tun.

„Aber was stimmt denn nicht mit mir?“ fragte ich sie. „Sieh dich doch nur mal an. Wann hast du das letzte Mal gebadet, oder deine Haare vernünftig gemacht? Und der ganze Dreck unter den Nägeln.“ Warf sie mir vor, beschämt schaute ich auf meine Hände, natürlich war Erde unter den Nägel, schließlich habe ich ein Grab damit ausgehoben.

„Yennefer! Was soll das werden? Du siehst doch, dass sie sich unwohl fühlt!“ kam Letho zu meiner Verteidigung. Ich lächelte ihn dankbar an. „Letho, für einen Toten siehst du ziemlich lebendig aus.“ Schnaubte sie abfällig. „Aber Alanya war schon zu lange mit euch Männern alleine. Sie braucht einen Frauenabend.“ Dann wandte sie sich wieder an mich, „Komm mit Kleine, wir werden jetzt erst mal wieder eine Frau aus dir machen!“ bestimmte sie und zog mich an der Hand mit. Ich konnte nichts anderes machen, als ihr zu folgen.

In ihrem Zimmer angekommen bugsierte sie mich auf einen Stuhl. „So ich werde uns erst mal ein schönes Bad beschwören. Nach dem Wetter in Skellige kann ich das auch gut gebrauchen.“ Erklärte sie und wirkte ihre Zauber. Ich beobachtete sie leise dabei. Als sie damit fertig war lächelte sie mich an, „Dann erzähl doch mal, was dir unterwegs passiert ist. Deine Nachricht, die ich auch an Letho weiter leiten sollte, hatte mich doch neugierig gemacht. Also erzähl mal und leg endlich diese Rüstung ab, du siehst ja aus wie ein Hexer!“ forderte sie.

„Zumindest werde ich so nicht mehr für einen Hexenjäger gehalten.“ Brummte ich. Sie schaute auf, „Geralt deutete so etwas an. Du hattest was mit Menge am laufen?“ wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein hatte ich nicht, ich habe es ihm nur vorgespielt. Damit wir einen Vorteil bekommen.“ Korrigierte ich sie. Sie lächelte verstehend, „Ah verstehe, hat es sich denn wenigstens gelohnt?“ wollte sie verschwörerisch wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Na ja, Geralt konnte sich zumindest ungestört durch die Stadt bewegen und Rittersporn konnten wir auch retten.“

Sie schüttelte den Kopf, „Das meine ich nicht, ich wollte wissen ob du wenigstens deinen Spaß mit ihm hattest? War er gut?“ Sie hatte sich ebenfalls gesetzt, ihre Beine überschlagen und ihr Kinn neugierig auf ihre Hand gestützt.

„So nah ran wollte ich ihn eigentlich nicht lassen.“ Murmelte ich, als mir klar wurde was sie meinte. „Aber?“ bohrte sie weiter nach. Ich dachte an den Moment, bevor Geralt Triss ausgeliefert hatte. Sie grinste, „Ah ich verstehe.“ Lachte sie. Ich funkelte sie Böse, „Les nicht meine Gedanken!“ maulte ich. „Oh entschuldige, manchmal kommt das ganz von allein. Ich mache es nicht immer bewusst.“ Redete sie sich raus.

Sie stand auf, „Na los, raus jetzt aus den Sachen und ab ins Wasser.“ Forderte sie erneut. Ein heißes Bad war schon verlockend, also schnallte ich meine Schwerter ab und zog meine Rüstung aus. Als ich sie zur Seite legte, stellte ich fest, das Yennefers Gepäck aufgetaucht war. Magie zu besitzen war sicherlich recht hilfreich, dachte ich mir.

Die Zauberin zog aus einer ihrer Truhen eine Flasche Wein und zwei Gläser. Sie stellte sie neben die hölzerne Wanne und fing dann selbst an, sich auszuziehen. „Sei nicht schüchtern, ich habe schon mit vielen Frauen gebadet!“ lachte sie, als sie mein zögern bemerkte. Ich seufzte, ich würde hier ja eh nicht so schnell weg kommen. Daher schlüpfte ich aus meinen Stiefeln und zog mir mein Hemd über den Kopf.

Yennefer starrte auf meinen Unterarm. „Was haben sie mit dir gemacht?“ wollte sie geschockt wissen. Ich verbarg den Arm hinter meinem Rücken, sie ließ mich wegen meiner Narben unwohl und schamhaft fühlen. Unter den Hexern hatte ich keine Probleme mit ihnen, aber Yennefer hatte einen perfekten Körper, zwar nur dank ihrer Magie, wie ich wusste aber trotzdem. „Das war ein Katakan.“ Murmelte ich.

„Und die Narbe in deinem Gesicht? Woher hast du die?“ wollte sie wissen. „Das war ein Hexenjäger, als ich einen Streit, zwischen ihnen und Lambert schlichten wollte.“ Gab ich zu. „Hast du noch mehr solcher Narben?“ forschte sie weiter. Ich nickte und drehte ihr den Rücken zu, so das sie die Narbe vom Nekker sehen konnte. „Und an den Beinen.“ Erzählte ich ihr.

Ich zuckte beinahe zusammen, als ihre Finger meine Haut unterhalb meines Nackens berührte. Sie fuhr meine Tätowierung nach. „Warum trägst du das?“ wollte sie wissen. „Es soll mich vor Unheil schützen. In meiner Heimat steht es für das Leben und die Einheit des menschlichen Geistes mit den Elementen.“ Erklärte ich.

„Wo liegt deine Heimat?“ fragte sie neugierig. Ich stöhnte, „Hatten wir das nicht schon in Wyzima?“ stellte ich die Gegenfrage. „Hmm, aber jetzt kannst du ehrlich sein.“ Bestätigte sie. „Hier werden wir nicht belauscht. Ich weiß das du damals etwas weg gelassen hast und nicht ganz ehrlich warst.“ Sprach sie sanft. „Aber zuerst, ab in die Wanne.“ Mit einem Fingerschnippen von ihr, war ich völlig nackt. Ich quiekte erschrocken auf. „Yennefer!“

Mir blieb nun gar nichts anderes mehr übrig in die Holzwanne zu steigen. Wenige Momente später saß sie mir gegenüber und hielt mir ein Glas Wein entgegen. „So ist es doch gleich viel besser, findest du nicht?“ grinste sie und stieß mit mir an. Das warme Wasser tat wirklich gut, ich hatte vorher gar nicht bemerkt, wie verspannt meine Muskeln wirklich waren.

„Nun, lass mich eine Vermutung anstellen, dein wissen über Uma hat etwas damit zu tun, dass du nicht sagen willst, woher du kommst.“ Riet sie ins blaue. Ich hatte gerade einen Schluck Wein genommen und verschluckte mich prompt. Hustend konnte ich nur nicken. „Hm.“ Summte sie zustimmend. „Und es hat etwas damit zu tun, das du wusstest, dass ich Gedanken lesen kann?“ überlegte sie laut. Wieder konnte ich nur nicken.

„Also, wo kommst du her?“ fragte sie nun direkt. Ich schluckte, sollte ich es ihr wirklich sagen? Kann ich ihr weit genug vertrauen, oder würde sie dieses Wissen gegen mich benutzen?

„Schwörst du es niemanden zusagen und es nicht gegen mich zu benutzen?“ fragte ich sie zögerlich. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Solch eine Vorsicht. Das muss ja ein ziemliches Geheimnis sein.“ War sie erstaunt. „Aber in Ordnung, ich werde es keinem sagen.“ Bestätigte sie.

„Nun ich komme nicht von hier.“ Fing ich an. „Das sagtest du schon.“ Unterbrach sie mich. „Ich meine wirklich nicht von hier. Nicht aus dieser Welt.“ Ließ ich die Bombe platzen. „Wie meinst du das, nicht aus dieser Welt?“ fragte sie verwirrt nach. „So wie ich es sagte. Ich hatte mich zuhause gerade auf eine Schlacht vorbereitet und als ich aus meinem Zelt trat, stand ich mitten in Velen. Ich komme aus der Welt, aus der vermutlich die Menschen dieser Welt ursprünglich abstammen.“ Versuchte ich zu erklären.

„Bist du durch ein Portal gekommen?“ fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe keines bemerkt. Und eigentlich sollte man das doch, oder?“ sie nickte. „Es ist eher unmöglich unbemerkt in ein Portal zu treten.“ Bestätigte sie. „Aber woher weißt du soviel über diese Welt?“ fragte sie mich dann. „Bei mir kann man mit einiger Suche viele Informationen finden. Man muss nur wissen wo. Ich weiß nicht woran es liegt. Aber man findet hauptsächlich Infos über bedeutende Dinge oder bekannte Personen, kaum alltägliche Dinge.“ Erzählte ich weiter.

Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas, „Kannst du Beispiele nennen?“ forderte sie. Ich nickte, „Ich weiß von Stygga. Ich weiß was in Loc Muinne passiert ist, ich weiß auch, dass es Ciri war, die die Catroina Pest in diese Welt brachte.“ Yennefer spannte sich an. „Ich habe niemanden davon erzählt.“ Fügte ich schnell an. „Die Pest hat Ciri aus meiner Welt mitgebracht, bei uns gibt es schon sehr lange ein Heilmittel dagegen.“ Versuchte ich sie abzulenken. „Was weißt du noch?“ fragte sie ernst. Ich schluckte, „Lass mich bitte ausreden, in Ordnung?“ fragte ich sie leise, sie nickte. „Ich weiß von der wilden Jagd, dass sie dich als Geisel gehalten hatten, ich weiß von deiner Amnesie und das sich Letho und seine Brüder sich um dich gekümmert haben. Ich weiß das Geralt sich im Austausch für dich angeboten hat. Er ist eine ganze Zeitlang mit den roten Reitern geritten. Er erlitt bei seiner Flucht ebenfalls ein Gedächtnisverlust. Aber Yennefer, im Gegensatz zu dir, hat er lange gebraucht, um sein Gedächtnis wieder zu erlangen. Triss hat das völlig ausgenutzt, aber sobald er wieder von dir wusste, hat er sich auf die Suche nach dir gemacht.“ Vielleicht würde sie das etwas beruhigen, auch wenn Geralts unverhoffte Portalreise in den See doch recht lustig war.

Sie sah mich eine Weile schweigend an. „Er hat mich nicht angelogen? Es war keine Ausrede von ihm?“ fragte sie leise. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, hat er nicht. In Novigrad wollte sich Triss ihm wieder nähern, aber er hat sie abgewiesen und sie nach Kovir segeln lassen.“ Beruhigte ich sie weiter. Ihre Augen fingen an zu strahlen, „Wirklich?“ fragte sie hoffnungsvoll ich nickte, „Wenn du möchtest, schau in meine Gedanken.“ Bot ich ihr an und erinnerte mich an die Szene am Hafen. Sie lächelte glücklich, „Danke. Aber ich verstehe jetzt deine Vorsicht. Von deinem Wissen sollte freilich nicht jeder Kenntnis bekommen. Es ist gefährlich. Du sagtest Ciri wäre in deiner Welt gewesen, vielleicht hat sich dieses Portal nie ganz geschlossen, so das immer mal wieder etwas hindurch kommt. Wie ein kleiner Riss. Wir sollten diese Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Ich würde gerne mit ihr darüber sprechen, wenn wir sie gefunden haben.“ Bat sie, ich nickte.

„Als ich mich Letho unterwegs war, habe ich verschieden Dinge gefunden. Dinge die eigentlich aus meiner Welt stammten. Auch einen Toten. Er hatte nicht so viel Glück wie ich und er wurde von einem Schleimling getötet.“ Erzählte ich dann weiter.

„Hast du die Sachen hier? Ich würde sie mir gerne mal anschauen.“ Bat sie. Ich nickte, „Sie sind in meinem Zimmer. Es sind eigentlich alltägliche Gegenstände, aber das eine sollte nicht funktionieren, aber es tut es. Letho bestand darauf, dass es Magie sein muss, auch wenn die Medaillons nicht darauf reagieren. Ich kann es dir später zeigen und dann besser erklären.“ Erzählte ich ihr.

Sie nickte, „Aber genug der ernsten Dinge und mein Liebesleben, wie schaut es mit deinem aus?“ fragte sie plötzlich, ich wurde ein wenig rot. „Ich habe keines.“ Stammelte ich. „Aber du hättest es gerne?“ bohrte sie ein wenig. Ich nickte, „Ja, aber er will mich nicht so.“ seufzte ich traurig.

Sie zog neugierig ihre Augenbraue hoch, „So, um wenn handelt es sich denn? Rittersporn? Lambert?“ hakte sie nach. Ich verzog das Gesicht, „Nee doch keiner von denen.“ Sie lachte, „Dann vielleicht Zoltan? Geralt erzählte, dass er dich scheinbar schätzte.“ Ich schüttelte den Kopf, „Nein, auch nicht Zoltan. Ich rede von Letho.“

Überrascht blieb ihr Mund offen. „Dieser grobschlächtige Kerl?“ fragte sie nach. Ich nickte, „Er ist nicht so, wie es scheint.“ Verteidigte ich ihn. „Er ist ein kaltblütiger Mörder. Ein Muskelprotz ohne Verstand. Du würdest nicht glücklich mit ihm werden, überleg es dir lieber noch mal. Wenn es ein Hexer sein soll, dann such dir lieber einen anderen, Lambert ist ein Arsch, aber vielleicht Eskel? Eskel hat zwar eine hässliche Narbe im Gesicht, aber er scheint nett zu sein. Er ist freundlich und ordentlich und wirkt zuverlässig.“ schlug sie vor. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, Letho ist kein kaltblütiger Mörder! Und natürlich hat er einen Verstand, er ist nicht dumm, er lässt es die Menschen nur gerne glauben!“ schimpfte ich.

Yennefers Augen wurden etwas sanfter, „Hör zu, scheinbar weißt du nicht alles über ihn. Er mag auf der Reise zu dir nett gewesen sein, aber vermutlich nur, weil er irgendeinen nutzen daraus ziehen wollte. Er hätte dir sagen sollen, was er getan hat. Aber er ist und bleibt nun mal eine Viper.“ Versuchte sie mich zu trösten.

Ich funkelte sie an, „Du meinst, die Morde an Foltest und Demavend? Er hat mir davon erzählt, aber ich wusste es bereits vorher schon. Ich weiß auch warum er es getan hat. Er hat es nicht wegen der Münzen gemacht, wie ihr vielleicht alle denkt! Und er würde mich nie ausnutzen! Als er bemerkte, was ich für ihn empfand, hat er sogar selbst versucht mich davon abzubringen, er wollte mich fortschicken, damit er mich nicht in Gefahr brächte. Wenn er mich hätte ausnutzen wollen, hätte er das niemals getan!“ verteidigte ich meinen Hexer.

„Letho ist süß und fürsorglich, er kann sogar sehr schüchtern sein. Als ich krank war hat er sich um mich gekümmert, obwohl er es gar nicht musste. Er hätte weiter ziehen können, aber er wollte mich nicht in der Situation mit Geralt alleine lasse. Er hat zwar eine raue Schale, aber einen sehr weichen Kern. Du hättest ihn sehen sollen, wie liebevoll er mit Uma umgegangen ist. Er wäre ein toller Vater geworden.“ Schwärmte ich.

„Das widerspricht völlig dem, was ich über Letho weiß. Aber wenn er wirklich so sein sollte, wie du ihn siehst, dann kann ich dich ein wenig verstehen. Deiner Beschreibung nach klingt er schon recht perfekt und ich sehe du meinst das völlig ernst, du bist wirklich in ihn verliebt.“ Stellte die Zauberin fest. Ich nickte, „Ja, aber will mich nicht, er sagt ich wäre wie ein Familienmitglied für ihn. Egal was ich tat, er hat mich immer wieder abgelehnt.“ Jammerte ich.

„Hat er gesagt warum?“ ich schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich, aber das eine mal im Streit sagte er, ich würde mir meine Gefühle für ihn nur einbilden und mit Sympathie verwechseln.“

Schniefte ich.

„Oh Kleines. Nicht erwiderte Liebe kann wirklich schmerzhaft sein. Wir werden eine Lösung finden.“ Versuchte sie ein wenig Trost zu spenden. Ich schüttelte den Kopf, „Wenn er nicht will, werde ich ihn nicht zwingen. Es wäre äußerst unfair. Mir hat schon Jemand angeboten, mir diesen Wunsch zu erfüllen, aber ich habe abgelehnt. Ich werde schon irgendwie damit klar kommen.“ Ich wischte mir über die Augen.

„Wer war dieser Jemand?“ wollte die Zauberin dann wissen. „Eine Najade. Sie lebt bei Aedd Gynvael in einem Weiher, hin und wieder erfüllt sie den Menschen einen Wunsch.“ Erklärte ich. Yennefer lehnte sich nachdenklich zurück. Sie schien in ihren Überlegungen gefangen zu sein.

Während sie überlegte, trank ich mein Glas leer und stellte es zur Seite. „Sag mal Yennefer, hast du je von einem Spiegelhändler, einem Mann des Glases gehört?“ durchbrach ich irgendwann die Stille. Sie schüttelte den Kopf, „Nicht das ich wüsste. Wer soll das sein.“

„Er bietet den Menschen ebenfalls an, ihre Wünsche zu erfüllen. Doch er verlangt immer eine Gegenleistung. Man handelt mit ihm einen Pakt aus, doch egal wie gut er zu sein scheint, man verliert am Ende. Soweit ich weiß, wird der Pakt mit einem Blutopfer besiegelt und der Preis am Ende, den man bezahlen muss ist die eigene Seele. Niemand weiß genau was er ist, oder besser gesagt jeder der es wusste ist tot oder hat ein schlimmeres Schicksal erfahren, aber er ist sehr mächtig, er kann sogar die Zeit anhalten. In meiner Welt nennen wir ein solches Wesen aber den Teufel. Er ist das Gegenstück alles heiligen und göttlichen.“ Erklärte ich ihr.
 

„Das klingt mehr nach einem Ammenmärchen, aber wie kommst jetzt auf ihn?“ fragte sie skeptisch. „Nun ja, unter den Dingen, die Letho und ich unterwegs gefunden haben, war ein Gerät, das so ähnlich funktioniert wie ein Xenogloss. Allerdings kann man damit auch geschriebene Botschaften verschicken. Nachdem ich das Gerät gefunden hatte, erhielt ich zwischen durch merkwürdige Nachrichten. Ich dachte mir zuerst nichts dabei, ich fand es nur merkwürdig, dass es hier in dieser Welt funktionierte. Doch dann wurden die Nachrichten konkreter, warnten mich vor Gefahren. Ich fand zwischen den Vorräten, die wir gekauft hatten, einen Brief, der uns zu einer abgelegenen Hütte führte, es warteten dort neue Vorräte für uns, weil wir unseren eigentlichen Halt in Hengfors nicht wie geplant machen konnten. Ich fand dort einen weiteren Brief, der Unbekannte sei erfreut das wir zur Hütte gefunden haben und er bedankte sich für irgendeine Hilfe. Später erhielt ich einen Anruf, doch es war nur Gemurmel und ein Schrei einer Frau zu hören. Darauf hin folgte eine Nachricht, dass er sich für den Anruf entschuldigte und wir die Gegend meiden sollten. Und dann wieder einige Zeit später, hatten wir halt in einer abgebrannte Ruine gemacht. Es kam wieder eine Nachricht, wir sollten dort lieber nicht nächtigen, aber ich las die Nachricht nicht, weil ich zu Müde war. In der Nacht wurden wir von einer Striege überrascht. Als ich dann am Morgen die Nachricht las und ihm zurück schrieb, dass die Warnung ein wenig spät kam und woher er denn wusste wo wir sind, kam eine Antwort das unsere Wege uns trennen würden. Allerdings wurden wir dann in Aedd Gynvael von einem kleinen Jungen verfolgt. Als ich ihn dann zum Reden bringen konnte, erzählte er von einem Mann, der ihm einige Tage zuvor gesagt hätte, das Letho und ich vorbei kämen und hatte dann in den Weiher der Najade etwas geworfen. Als ich den Jungen fragte, ob er den Mann beschreiben könnte, wurde er panisch und meinte er kann nicht. Aber auch die Najade konnte den Mann nicht beschreiben, nur das er böse sei. Das Teil was er ins Wasser geworfen hatte, es ähnelt dem Ding, das ich im Haus von Triss gefunden habe und dem was ich vor einigen Tagen im Wald bei einer Ruine gefunden habe. Allerdings habe ich bei meiner Ankunft hier in dieser Welt einen Kompass bei mir gehabt, der mir den Standort dieser Dinge anzeigt, wenn ich in der Nähe bin.“ Erzählte ich ihr.
 

Sie hörte gespannt zu. „Die Dinge möchte ich auf jeden Fall einmal ansehen und was diesen Mann betrifft, ich denke wir sollten Vesemir und den anderen davon erzählen. Vor allem wenn er wirklich so mächtig ist.“ Widerwillig stimmte ich zu. Auch wenn ich die Geschichte eigentlich nicht noch einmal erzählen wollte.

„Allerdings müsste ich erst die nächste Begegnung mit Lambert überleben.“ Brummelte ich und ließ mich tiefer ins Wasser sinken. „Geralt erzählte davon. Lambert schien einen richtigen Anfall bekommen zu haben, als er merkte, dass du ihm etwas gestohlen hast.“ Bestätigte sie. „Ich habe nichts gestohlen, nur geliehen, ohne zu fragen.“ Blubberte ich ins Wasser. Yennefer lachte herzlich, „Ich sehe schon, mit deiner Einstellung hätte eine gute Zauberin aus dir werden können.“

„Ich denke nicht, ich bin so magisch wie ein Meter Feldweg.“ Brummte ich. Sie lachte wieder, „Da muss ich dich enttäuschen, ich denke ein Feldweg könnte sogar magischer sein.“ Grinste sie.

Pah, das musste ich mir nicht anhören, dachte ich mir und tauchte ganz ins Wasser ab. Allerdings hörte ich die Zauberin immer noch lachen. Als mir allerdings die Luft ausging, musste ich wieder auftauchen. Sie schien sich zum Glück wieder beruhigt zu haben, den sie fing wieder munter an zu plaudern.

„Weißt du, auch wenn ich deine Meinung zu Letho nicht teile, aber ein Hexer als Liebhaber, das hat eindeutig seine Vorteile. Ihre Ausdauer und ihre Kraft sind nur wenige davon. Geralt scheint immer genau zu wissen, was ich gerade brauche und sein Einfallsreichtum. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie geschickt er mit seinen Fingern sein kann. …“ sie kam ins schwärmen und erzählte immer mehr. Listete alle möglichen und unmöglichen Vorteile auf und wie ein Hexer seine Fähigkeiten einsetzen könnte, so das mir hören und sehen verging. Zwischendurch zog ich es dann doch vor, wieder auf Tauchstation zu gehen. Solch intime Details wollte ich gar nicht von den beiden wissen. Mir reichte das wissen aus den Spielen vollkommen aus.

Irgendwann schien sie mit ihrem Monolog fertig zu sein oder aber sie hatte bemerkt, dass ich bestimmte Dinge gar nicht wissen wollte. Sie füllte die Gläser wieder auf und reichte mir meines rüber. Als ich danach griff, schien sie den Ring bemerkt zu haben. „Was ist das?“ wollte sie wissen und nahm meine Hand. Als sie jedoch mit dem Finger meinen Ring berührte, ließ sie ihn sehr schnell wieder los. „Warum trägst du einen Ring aus Demeritium?“ fragte sie geschockt und bestätigte meinen Verdacht, dass er für normales Silber viel zu dunkel gewirkt hatte.

„Wegen Novigrad. Geralt wird dir sicherlich genaueres erzählt haben und ich möchte diese Geschichte nicht schon wieder erzählen.“ Bat ich. Sie nickte, „Er hat mir von dem Ende vom Bettlerkönig erzählt. Ich nehme an, es war nicht so geplant gewesen?“ fragte sie dann.

„Ja und der Ring soll mich an meinen Fehler erinnern und außerdem bekomme ich ihn eh nicht ab.“ Murmelte ich, „Leider schützt er nicht vor den Zeichen der Hexer.“ Maulte ich dann ein wenig. Sie zog eine ihrer Augenbraue hoch, „Warum willst du dich vor ihren Zeichen schützen?“ fragte sie neugierig.

„Wurde für meinen Geschmack zu oft von Axii getroffen.“ Murrte ich. Sie sah mich fragend an. „Wieso das?“ wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Geralt, damit ich nicht weg gehe, Karadin, damit ich mit ihm gegen Lambert und Geralt kämpfe, Slobodan, damit er mich als Geisel gegen Letho verwenden kann und Letho, weil ich mich nicht bestrafen lassen wollte.“ Zählte ich auf. „Letho wollte dich bestrafen?“ fragte sie entsetzt. Ich nickte, „Ja, weil ich mich nicht an seine Regeln gehalten habe und mich nicht aus einem Kampf zurück gezogen habe, als er es forderte.“ Gab ich zu. „Wie …, was hat er dir angetan?“ fragte sie vorsichtig. Ich verdrehte die Augen, „Er hat mich bloß zu Fuß laufen lassen, während er geritten ist.“ Beruhigte ich sie. Sie schien erleichtert aufzuatmen. „Aber wer sind Karadin und Slobodan?“ fragte sie dann irritiert. „Zwei jetzt ziemlich tote Hexer. Karadin hatte den Freund von Lambert ermordet und Slobodan einen von Lethos Gruppe.“ Erklärte ich.

„Was hast du nicht auf deiner Reise erlebt?“ fragte sie rhetorisch und ich zuckte nur mit den Schultern.

„Gibt es etwas, um sich vor Axii zu schützen?“ fragte ich sie dann direkt. „Es wäre sicherlich etwas machbar. Es könnte deine Gedanken vielleicht auch vor anderen Magiern schützen.“ Überlegte sie laut. Ich war Feuer und Flamme, das schien eine vielversprechende Idee zu sein. „Ich könnte dir dafür eine unbezahlbare Erinnerung an Geralt zeigen.“ Versuchte ich sie zu motivieren. „Und was für eine wäre das?“ wollte sie interessiert wissen.

Ich grinste, „Schon mal einen Hexer auf der Bühne gesehen? In einem Theaterstück?“ lockte ich sie. Ihre Augen wurden groß, „Wirklich?“ hauchte sie. Ich nickte wieder. Ihr Grinsen wurde böse, „Ich werde dir eine Kette anfertigen. Du kannst dir in der Zwischenzeit die Haare machen und dann kümmern wir uns um deine Haut.“ Forderte sie und stieg aus der Wanne.

Sie wickelte sich in ein Handtuch und ging an eine ihrer Kisten. Sie kramte darin herum und reichte mir ein kleines Fläschchen. „Hier, wasch dir damit die Haare. Dann sollten sie nicht mehr so strohig wirken.“ Empfahl sie.

„Danke.“ Antwortete ich und tauchte noch mal ab, um mir die Haare wieder ganz nass zu machen. Dann nahm ich das Fläschchen und öffnete es. Der Inhalt roch nach Apfel und es sah auch fast so aus wie richtiges Shampoo.
 

„Bist du fertig?“ fragte Yennefer mich nach einiger Zeit, ich drehte mich zu ihr. „Ja, ich denke schon.“ Antwortete ich ihr. Sie nickte, „Gut dann komm her, setz dich zu mir.“ Forderte sie. Ich stemmte mich aus dem Wasser und nahm ein Handtuch, in das ich mich ein wickeln konnte, dann setzte ich mich zu der Zauberin. Der Raum war mittlerweile gemütlich warm, so dass ich nicht fror.

„Diese Narbe am Bein, woher stammt die?“ wollte die Zauberin dann wissen. „Die am Oberschenkel? Von einem wilden Hund, die Nilfgaarder haben mich damals gerettet und dann verhaftet. Der Arzt dort hatte sie genäht, aber sie ist immer wieder aufgerissen. Und die an der Wade, die ist von einer Striege.“ Zuckte ich mit den Schultern.

Ihre Augen wurden riesig, „Wer hat dich gegen eine Striege kämpfen lassen?“ wollte sie entsetzt wissen. „Keiner, ich hatte dir doch erzählt, dass wir nachts von einer überrascht wurden. Sie erwischte mich, als ich mich mit Uma in Sicherheit bringen wollte. Ich denke ich habe ein riesen Glück gehabt.“ Erklärte ich. Sie nickte, „Davon kannst du ausgehen. Es gibt nicht viele, die aus einem Kampf mit einer Striege mit so einer kleinen Verletzung hervor gehen. Allerdings ist die Narbe am Oberschenkel so unsauber, dass sie dir später Probleme bereiten könnte. Ich werde dir eine Creme geben, die das Risiko verhindern sollte.“ Murmelte sie. „Oh, danke. An so etwas hatte ich gar nicht gedacht.“ Gab ich zu.
 

Wir erzählten noch eine ganze Weile, während sie mich dazu drängte ein Peeling zu machen und danach eine Maske aufzutragen. Allerdings fühlte sich meine Haut danach wirklich besser an. Sie reichte mir auch eine kleine Nagelfeile, so dass ich mich endlich darum kümmern konnte, dass meine Nägel wieder richtig sauber wurden und ich sie auf eine vernünftige Länge stutzen konnte.

Der Alkohol ließ uns kichern wie junge Schulmädchen, als sie einige alte Geschichten ausgrub. Wir saßen mittlerweile auf dem Bett und sie flocht meine Haare, als wir Schritte auf der Treppe hörten. Sie stoppten kurz vor dem Absatz, „Darf ich rein kommen?“ fragte Letho. Ich schaute Yen an, sie zuckte mit den Schultern. „Was ist denn?“ fragte sie leicht genervt.

„Ich bringe euch euer essen.“ Antwortete er gelassen. „Ok, komm rein.“ Antwortete ich diesmal. Er ging weiter und verließ die Treppe. Er sah sich kurz um und als er uns auf dem Bett sah, schüttelte er erstaunt den Kopf. „Stell es auf den Tisch.“ Forderte Yennefer. Der Hexer nickte und ging durch den Raum, um seine Last abzustellen. Ich ging zu ihm rüber, um nach zu sehen, was es geben würde.

Was ich sah erstaunte mich, es gab Nudel mit Käse überbacken. Kein bisschen Fleisch.

Letho hatte mein erstauntes Gesicht wohl gesehen. „Denkst du, ich habe nicht mit bekommen, was du vorhattest? Deine kleine Rache an Vesemir?“ grinste er. Ich sah ihn betont unschuldig an, „Ich weiß nicht was du meinst.“ Flötete ich. Er grinste nur noch breiter. „Wenn du das sagst. Aber lasst es euch schmecken Ladys und stellt keinen zu großen Unsinn an.“ Meinte er noch und ging dann wieder runter.

Yennefer blinzelte ihm überrascht hinterher, „Er scheint völlig verändert.“ Murmelte sie vor sich hin. „Aber was meinte er eben?“ wollte sie dann wissen. Ich grinste, „Als wir vor ein paar Tagen hier ankamen, hat Vesemir mich zum Küchen- und Putzdienst verdonnert. Als kleines Dankeschön bekommt er einfach kein Fleisch.“ Die Zauberin sah mich überrascht an, ehe sie lachte, „Das meinte Geralt also, als er dich als manipulativer Quälgeist bezeichnete.“

Ich zuckte mit den Schultern, „Kann sein. Aber wie es scheint hat Letho mein Vorhaben durchschaut und ebenfalls kein Fleisch gemacht. Ich frage mich, ob es Vesemir auch bereits bemerkt hat.“

„Spätestens, wenn die anderen hier ankommen, wird er sich der Frage stellen müssen, warum sie kein Fleisch bekommen.“ War die Meinung der Zauberin. Ich nickte, dann setzten wir uns und aßen unsere Käsenudeln.

Als der Abend immer später wurde, hatte ich mir mein Hemd über gezogen, da ich nicht die ganze Zeit in einem Handtuch herum laufen wollte. Wir hatten eine weitere Flasche Wein geleert und ich hatte ihr die Erinnerung an das Theaterstück gezeigt. Sie hatte herzlich gelacht und mir versprochen mir die Kette am nächsten Tag zu geben.
 

Wir mussten dann irgendwie bei ihr auf dem Bett eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte roch ich den unverwechselbaren Duft nach Flieder. Verwirrt blinzelte ich und setzte mich auf. Die Zauberin schlief noch, so dass ich beschloss leise aufzustehen.

Ich wollte gerade in meine Hose steigen, als ich hinter mir Bewegung im Bett hörte. „Was machst du?“ fragte sie ein wenig verschlafen. „Mich anziehen. Vesemir und Letho sind vermutlich auch schon wach und ich muss das Frühstück machen.“ Murrte ich.

„Aber doch nicht diese dreckige Kleidung. Warte ich suche dir was raus.“ Seufzend ließ ich die Hose wieder fallen. Ihr zu widersprechen würde eh nichts bringen. Sie reichte mir nach einiger Zeit eine dunkle Hose. Glücklicherweise keine aus Samt, sondern aus Leder. „Hier, zieh die an. Und mach dir keine Sorgen, du kannst sie gerne behalten.“ Lächelte sie. „Danke Yennefer.“ Murmelte ich und zog sie an. Sie passte sogar auch wenn sie eng anlag, aber ok, selbst die Hexer passten in die Kleidung von Yennefer. Das Hemd ließ ich an und sie reichte mir einen Miedergürtel, um die Figur zu betonen wie sie meinte. Dann zwang sie mich auf einen Stuhl, um mir die Haare zu richten und reichte mir noch einen Eyeliner.

Schließlich waren wir fertig und auch sie bereitete sich für den Tag vor.

In der Zeit sammelte ich meine Sachen zusammen, ich würde sie zumindest mit nach unten nehmen und in der Küche oder so platzieren, bis ich sie am Abend mit in mein Zimmer nehmen würde. Aber auch wenn ich meine Rüstung nicht tragen würde, mein Schwert schnallte ich mir trotzdem um. Ich hatte mich so sehr an das Gewicht an meiner Seite gewöhnt, dass ich mich schon beinahe nackt fühlte ohne. Auch meine Dolche steckte ich wie gewohnt in die Stiefelschäfte.

Ehe wir die Treppe hinunter stiegen, legte sie mir noch eine Kette um. Es war ein kleiner Stein, der wie Perlmutt glänzte und an einer Lederschnur befestigt war.

Meine Klamotten und die Rüstung in den Armen, stieg ich gefolgt von Yennefer die Treppe herunter, bereit den nächsten Tag zu beginnen.

Teil 1: Lambert

Letho und Vesemir schauten auf, als wir uns dem Essbereich näherten. Ihre Blicke musterten skeptisch, als sie mich erblickten. Letho zog sogar eine Augenbraue hoch, als er seinen Blick über ich schweifen ließ. Verunsichert lächelte ich ihn an. Yennefer hatte sich bereits zu ihnen gesetzt.

Ich legte meine Sachen beiseite und ging in Richtung Küche. „Was machst du?“ fragte die Zauberin mich. „Frühstück vorbereiten.“ Murrte ich und wollte mich schon wieder abwenden. „Das können sie sich doch selbst machen. Du bist hier doch keine Dienstmagd!“ empörte sich Yennefer. Letho sah mich interessiert an, scheinbar gespannt auf meine Antwort.

„Ich weiß, aber damit diese vorübergehende Wohngemeinschaft funktioniert, muss sich jeder beteiligen. Auch wenn es einem nicht gefällt.“ Alle sahen mich erstaunt an, sie hatte wohl damit gerechnet, dass ich mich dank Yennefer Unterstützung jetzt weigern würde. Aber ich hatte keine Lust auf Stress und Streit. Lieber eine Weile nachgeben und mich auf meine Weise rächen. Es würde hier bald stressig genug werden.

Ohne weitere Worte drehte ich mich um und ging in die Küche. Ich setzte Wasser auf und goss Haferflocken dazu, dann nahm ich einige Äpfel und Birnen und schnitt sie klein. Als ich den Honig raussuchte, stellte ich fest, dass dieser bald alle sein würde. Vielleicht könnten die Hexer neuen sammeln, wenn sie das nächste Mal Bäume fällen gingen.

Ich hatte in den Obstkisten einige sehr weiche Birnen gefunden und diese geschält und besonders klein geschnitten und dann in den Topf mit dem Brei gegeben. Dann gab ich noch ein wenig Honig für die Süße hinzu und richtete alles auf einer alten Fleischplatte an. So musste ich nur einmal laufen.
 

Ich musste ein Grinsen unterdrücken, als Vesemir die Stirn runzelte. „Irgendwas nicht in Ordnung?“ fragte ich unschuldig. „Nein, nein. Alles gut.“ Murrte er und nahm sich seine Portion. Wir aßen eine Zeit lang schweigend, doch die Hexer hielten die Stille scheinbar nicht lange aus. Sie fingen eine leise Unterhaltung an. Ich hörte nur mit halben Ohr zu, es ging um ihre Bauprojekte.

„Wenn ihr neues Holz besorgen geht, könntet ihr vielleicht schauen ob ihr Honig findet?“ bat ich sie. Letho nickte, „Ja, ich werde danach schauen. Aber da du heute morgen dein Training wieder hast ausfallen lassen, werden wir das später nachholen. Ich erwarte das du dann umgezogen bereit stehst!" forderte er. Ich nickte, „Natürlich Letho.“ Antwortete ich ruhig.

„Er trainiert dich?“ fragte Yennefer dann, ich nickte. „Ja. Er unterrichtet mich im Schwertkampf und wir gehen laufen.“ Erklärte ich ihr. Sie nickte, „Das klingt akzeptabel.“ Innerlich verdrehte ich die Augen, sie ist doch nicht meine Mutter. Es ist doch wohl meine Entscheidung. Aber ich hielt vorsichtshalber die Klappe, schließlich war die Zauberin für ihr Temperament bekannt.
 

Als ich das benutzte Geschirr abräumte und die Hexer nach draußen gehen wollten, erinnerte ich Vesemir noch daran, dass die Wasserfässer in der Küche beinahe alle waren. Er versprach mir, später Wasser zu holen. Yennefer ging wieder hoch in den Turm, sie sprach davon, dass sie sich noch richtig einrichten müsste.

So war ich im Erdgeschoss alleine und kümmerte mich um meine Aufgaben. Als das Geschirr sauber und weggeräumt und das Gemüse für das Abendbrot geschnitten war, nahm ich meine Sachen und brachte sie nach oben. Als ich mein Zimmer betrat, hätte ich beinahe meine Sachen fallen lassen. Ich jubelte innerlich und führte beinahe einen Freudentanz auf, dort stand tatsächlich ein zweites Bett und eine Truhe, auf der einige Sachen von Letho lagen.

Er hatte ja nicht lange gebraucht, um sich das Ganze zu überlegen. Vielleicht hatte ich doch eine kleine Chance bei ihm. Ich legte meine Sachen zur Seite und zog die Sachen von Yennefer aus. Dann schlüpfte ich in meine eigentliche Kleidung und die Rüstung. Ich schnallte meine Schwerter wieder um und nahm dann das Kräuterbuch und ging damit wieder runter.

So hätte ich eine kleine Beschäftigung, während ich auf Letho wartete. Das Abendessen hatte ich auch bereits soweit vorbereitet und es musste nachher nur noch auf das Feuer zum kochen.
 

Ich studierte gerade einige Pflanzen, die in den Bergen wuchsen, als mein Hexer herein kam. „Fertig?“ fragte er nur. Ich nickte und legte das Buch zur Seite. „Was machen wir heute?“ fragte ich ihn, als ich ihm folgte. „Erst Schwertkampf und dann die Spur.“ Zuckte er mit den Schultern. Ich stöhnte leise, beide Trainingseinheiten direkt hintereinander.

„Na los komm. Ich bin mir sicher du wirst es schaffen.“ Versuchte er mich zu motivieren. Ich war mir da allerdings nicht so sicher.
 

Und ich sollte recht behalten, schon nach den Schwertübungen fühlte ich mich völlig fertig. Der Lauf danach war ein reiner Krampf. Einige Hindernisse schaffte ich nicht und zum Ende hin rutschte ich sogar so aus, dass ich nun völlig mit Schlamm bedeckt war. Ich war genau in dem Graben gelandet, über den ich mich eigentlich an einem Seil hangeln sollte.

Mir war kalt und meine Muskeln brannten so sehr, dass ich hinter Letho nur noch her schleichen konnte.

„Na komm Krümel, ich gebe dir deine Tropfen und dann kannst du dich sauber machen gehen.“ Meinte er und hielt mir die Tür auf. Ich versuchte so viel Dreck wie möglich von mir abzuwischen ehe ich eintrat, aber es nützte nicht viel.

Auch blieb ich so nicht unbemerkt, Vesemir hielt sich im Erdgeschoss auf und kam zu uns, als wir eintraten. „Heute weniger Erfolgreich?“ begrüßte er uns. Ich schaute ihn nur böse an, zu mehr war ich nicht mehr in der Lage.

„Setz dich erst mal.“ Meinte Vesemir dann und führte mich zu einem Hocker. Gerne ließ ich mich darauf plumpsen. Letho war inzwischen los und bereitete mein Becher mit den Tranktropfen vor.

Der ältere Hexer sah interessiert zu, als ich den Becher herunter würgte und mich dann wegen dem Geschmack schütteln musste.

„Bei welcher Dosis seid ihr jetzt?“ wandte er sich an Letho. „Bei einer halben von meinen.“ Antwortete er ruhig. Vesemir sah erstaunt aus. „Irgendwelche Nebenwirkungen?“ wollte er dann wissen. Letho schaute zu mir, was wohl so viel heißen sollte, dass ich darauf antworten sollte. „Es kratz ein wenig im Hals und juckt auf der Zunge.“ Erklärte ich. „Das kommt vermutlich durch das Krabbspinnengift.“ Hängte Letho dran. „Krabbspinnengift? Was gibst du ihr da!“ fluchte Vesemir dann doch noch. „Schwalbe und Waldkauz. Bis her gab es keine Komplikationen, außer das einmal als sie krank war und ihr Hals wund, durch den Husten.“ Wiegelte er ab.

Ich nickte, „Vertrage das deutlich besser als Ghulblut.“ Grinste ich und verzog dann das Gesicht aufgrund der Erinnerung. „Ghulblut? Warum solltest du das trinken?“ rief Vesemir entsetzt. „Nicht freiwillig. Es lief mir in den Mund und Augen, als ich gegen einen Ghul gekämpft hatte.“ Versuchte ich zu erklären. Er sah mich allerdings nur verständnislos an. „Der Ghul sprang mich an und warf mich um, so dass ich unter ihm gefangen war. Da habe ich mit einem Dolch auf ihn eingestochen.“ Erklärte ich ihm dann. Er schüttele nur mit dem Kopf, „Und das als Frau. Frauen sollten nicht kämpfen, …“ murrte er.

Doch ehe ich etwas erwidern konnte, hielt Letho mich schon fest. Er hatte beide Hände auf meine Schultern gelegt und sich zu mir runter gebeugt. „Ganz ruhig Krümel. Geh dich lieber waschen und umziehen. Oben steht schon Wasser für dich.“ Murmelte er in mein Ohr. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und ein angenehmer Schauer lief meinen Rücken hinunter. Ich schluckte, ehe ich antwortete. „Ok.“ Murmelte ich.

Die Tränke hatten auch bereits ein wenig gewirkt und meine Muskeln schmerzten nicht mehr ganz so viel. Ich hatte gerade die Tür zum Turm erreicht, als ich Yennefer nach den beiden Hexern rufen hörte. Ich ignorierte sie, da sie mich offenbar nicht meinte und ging die Treppe hinauf.

Oben am Feuer stand wirklich schon ein Eimer mit Wasser. Erleichtert schlüpfte ich aus den nassen Sachen und schmiss sie auf einen Haufen. Ich würde morgen wohl mal Wäsche machen müssen, dachte ich mir. Mit Hilfe von einem Lappen und einem Stück Seife, wusch ich mir den Schlamm vom Körper. Das Wasser war angenehm warm, also musste es schon eine ganze Weile dort gestanden haben. Als ich mich angezogen hatte, fiel mein Blick sehnsüchtig auf das Bett, aber wenn ich mich jetzt hinlegen würde, auch wenn es nur kurz zum ausruhen wäre, würde ich wohl eher bis zum morgen durch schlafen.

Mir blieb also nichts anderes übrig, als die lange gewundene Treppe wieder hinab zu steigen. Ich ging direkt in die Küche und hievte den Topf auf das Feuer. Ich rührte ein paar Mal darin um, ehe ich mich in der Küche an einen Tisch setzte und meinen Kopf auf die Arme legte. Nur kurz ausruhen dachte ich und machte die Augen zu.
 

„Krümel?“ fragte mich Letho auf einmal und rüttelte leicht an meiner Schulter. Ich sprang auf, „Ich bin wach, ich bin wach!“ meinte ich hektisch. „Setzt dich rüber zu den anderen, ich mach das hier.“ Bat er mich. Verwirrt blinzelte ich ihn an. „Na los und nach dem Essen kannst du dich schlafen legen.“ Meinte er noch und schob mich Richtung Tür. Ich schlurfte um die Trümmer herum und ließ mich dann an den Esstisch plumpsen, wo ich mich gleich wieder hinlümmelte. Die Blicke der anderen ignorierte ich und gähnte herzhaft.

Nach einiger Zeit wurde ein Teller vor mich hingestellt und jemand tippte mich an. „Hier dein Essen.“ Ich blickte auf, Letho hatte sich neben mich gesetzt. Ich blickte auf meinen Teller und zog eine Schnute. Es war zwar die Suppe, die ich vorbereitet hatte, aber ich hatte definitiv kein Fleisch darein getan. Vorwurfsvoll blickte ich Letho an. „Schau nicht so. Du brauchst die Energie aus dem Fleisch.“ Meinte er nur und drückte mir einen Löffel in die Hand.

Langsam verspeiste ich mein Mahl und wischte die letzten Resten mit einem Brotkanten vom Teller. Als ich jedoch aufstehen wollte, hielt Yennefer mich auf meinem Platz und warf Vesemir einen spitzen Blick zu. Verwirrt sah ich zu, wie Vesemir das Geschirr einsammelte und es in die Küche brachte. Was war denn jetzt schon wieder los?

Doch ich fand keine Antwort auf meine stille Frage. Ich legte einfach wieder meinen Kopf auf die Arme und versuchte zu widerstehen, meine Augen zu schließen.

„Das Hexer es auch immer übertreiben müssen!“ hörte ich Yennefer nach einige Zeit zischen. „Geh schlafen Alanya.“ Schlug sie dann vor und legte ihre Hand auf meine Schulter. „Will noch nicht.“ Nuschelte ich und musste dann gähnen. „Doch, du gehst jetzt hoch. Du schläfst ja hier schon fast ein!“ forderte sie streng.

Mürrisch hob ich den Kopf und funkelte sie. „Ja Mama!“ fauchte ich und stand auf. Ihren wütenden Blick ignorierte ich und schlurfte zum Turm. Die Treppe zog sie wie eine Ewigkeit, warum konnte ich nicht irgendwo unten schlafen? Irgendwann dann oben angekommen, trat ich meine Stiefel von den Füßen und ließ mich in mein Bett fallen. Ich war wohl schon eingeschlafen, als mein Kopf das Kissen berührte, denn ich konnte mich nicht daran erinnern mich zugedeckt zu haben.

Aber das war ich, als ich wieder wach wurde. Ich hörte leise Geräusche und drehte mich um, um zu sehen wer da war.

Ich blinzelte den Schlaf aus den Augen und erkannte dann Letho, der sich gerade anzog. „Hm, Letho?“ murmelte ich. „Schlaf ruhig weiter.“ Meinte er leise und stieg in seine Stiefel. „Aber was ist mit dem Training und dem Frühstück?“ fragte ich verschlafen und setzte mich auf.

Er kam zu mir rüber und hockte sich leicht hin, „Schlaf dich aus, deine Muskeln brauchen die Pause und Frühstück macht heute Vesemir.“ Meinte er freundlich. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, „Aber die Regeln?“ wollte ich verwirrt wissen.

„Heute darfst du Pause machen. Also nutze die Möglichkeit, hm? Schlaf noch ein wenig.“ Meinte er und stand wieder auf. Das verwirrte mich noch mehr und ich sah ihm nach bis er auf der Treppe verschwand.

Schlafen würde ich jetzt nicht mehr wirklich können, aber ich legte mich trotzdem nochmal hin. Ich kuschelte mich ein und döste noch ein wenig. Aber irgendwann konnte ich dann auch nicht mehr liegen. Ich war es gar nicht mehr gewohnt, so lange im Bett zu liegen.

Also machte ich mich für den Tag fertig. Meine Rüstung und die Schwerter nahm ich so mit runter, da ich sie erst noch vom Schlamm befreien musste und nahm den Beutel mit meiner Wäsche, die ich waschen wollte.

Ich legte sie unten bei der Tür der Küche hin, als ich eine Bewegung im Augenwinkel sah. Ich blickte auf, jemand war noch im Essbereich. Ich schaute genauer hin und spähte durch die Balken am Schutthaufen.

Oh shit! Lambert! So leise ich konnte wich ich zurück und ging in einem weiten Bogen zum Eingang. Doch das Glück war nicht auf meiner Seite, er hatte mich trotzdem bemerkt. „Bleib sofort stehen, du kleine Atzel!“ hörte ich ihn brüllen, als ich die Tür fast erreicht hatte.

Mit einem erschrockenen Schrei sprintete ich los, ich warf mich gegen das Holz der Tür und flüchtete nach draußen.

Ich lief einfach ohne groß zu überlegen wohin los. Lambert war nur wenig hinter mir. Ich lief nach rechts, Letho und Vesemir sahen erstaunt auf, als ich mich hinter den Brunnen kauerte. Doch als Lambert ebenfalls um die Ecke gerannt kam, grinsten sie. Ich starrte sie finster an, ihre Blicke in meine Richtung verrieten Lambert sofort wo ich war.

Als ich hörte wie Lambert um den Brunnen herum kam, sprang ich auf und lief weiter. Ich sprang die Treppe zum zentralen Innenhof herunter und schlug Haken über den Hof. Ich durchquerte das Tor und lief weiter in die anderen Höfe. Lambert brüllte hinter mir, dass ich endlich stehen bleiben sollte, doch das würde ich natürlich nicht machen. Ich umrundete gerade den Hof, um dann wieder zurück zum zentralen Innenhof zu kommen. Mir war etwas eingefallen, um Lambert abzuhängen, doch dazu musste ich erst wieder dort hin kommen.

Wieder durch das Tor und zwischen Letho und Vesemir hindurch, die uns scheinbar gefolgt waren. Ich überquerte die Fläche und flitzte die Treppe nach oben. Hinter mir konnte ich Lambert über Meckerfritze fluchen hören, aber ich wagte es nicht mich umzudrehen. Ich lief weiter Richtung Latrine und dann daran vorbei. Ich lief durch die dahinterliegende Holztür und riss die nächste auf, doch ich lief nicht hindurch, sondern versteckte mich hinter ihr.

Gerade noch rechtzeitig. Lambert kam durch die erste Tür und sprang über die Truhe, die sich in dem Raum befand und lief weiter durch die zweite Tür.

So schnell ich konnte schmiss ich die Tür hinter ihm zu und legte den Riegel vor. Dasselbe tat ich mit der anderen Tür. Keuchend und mit rasendem Herz ging ich zurück zu Letho und Vesemir. Sie standen bei der Treppe zum Hof und ich hörte wie Letho gerade darüber erzählte, wie ich die Haken durch die Nekker geschlagen habe und am Ende sogar über einen gesprungen sei, als er mich jedoch bemerkte, schloss er jedoch sofort den Mund, „Wo ist Lambert?“ fragte Vesemir erstaunt. „Irgendwo außerhalb der Mauern.“ Keuchte ich.

„Gut gemacht Krümel!“ lachte Letho. Ich grinste schwach und lehnte mich an eine Mauer. „Hättet ihr mich nicht vorwarnen können, dass er da ist?“ wollte ich dann wissen. „Ähm, …“ fing Letho an, „Ich hatte zumindest dafür gesorgt, dass er dich schlafen lässt.“ Er rieb sich verlegen den Hinterkopf. Ich verdrehte die Augen, er hatte es wohl eindeutig vergessen.

„Du hast bestimmt noch nicht gegessen. In der Küche steht noch etwas für dich.“ Wechselte er schnell das Thema. Ich schüttelte den Kopf, ich konnte mich doch jetzt nicht nach drinnen setzen und in aller Seelenruhe frühstücken. „Du solltest kein Essen auslassen, dass hatten wir doch schon. Iss wenigstens ein bisschen.“ Widersprach Letho mir ein wenig.

„Ich kann jetzt aber nichts essen. Nicht mit einem wütenden Lambert im Nacken.“ Maulte ich. „Schon gut, schon gut. Aber jetzt hättest du die Möglichkeit, ich denke er wird noch ne Weile brauchen, bis er wieder hier ist.“ Ruderte der Hexer gleich zurück.

Doch er täuschte sich. Nur einige Momente später konnten wir das Splittern und Zerbrechen von altem Holz hören. Ich schluckte und sprang von der Mauer weg, an die ich mich gelehnt hatte. Ich stellte mich hinter Letho und verwendete ihn als Schutzschild.

„War schön euch gekannt zu haben!“ flüsterte ich, als ich sah mit welch mörderischen Blick Lambert auf uns zu kam. „Als ob ich es zulassen würde, dass er dir etwas antut.“ Brummte Letho.

Lambert war nur noch wenige Meter von uns entfernt. Sein Grinsen wurde böse, als er mich hinter Letho erblickte. Er bewegte seine Finger und hob seine Hand, „Oh verdammt!“ hauchte ich. Hoffentlich half die Kette von Yennefer.

„Komm her!“ befahl der dunkelhaarige Hexer. Ich schluckte und ging langsam auf ihn zu. „Lambert! Wir haben gesagt keine Zeichen!“ fluchte Letho. Lambert war nur noch drei Meter von mir entfernt und ich direkt neben der Treppe. Ich drehte mich und lief die Treppe runter, „Reingelegt!“ rief ich und lief auf das Tor zu den anderen Höfen zu. Lambert fluchte und Letho gab einen Laut der Überraschung von sich.

Doch im Gegensatz zu mir war mein Verfolger nicht dazu genötigt die Stufen zu nehmen und konnte den Absatz so herunter springen. Ich wollte gerade den Treppenabsatz hinter mir lassen, als Lambert mich am Arm packte. „Hab ich dich!“ knurrte er. Allerdings hatte ich so viel Schwung drauf, dass der Ruck am Arm mich herumwirbeln ließ und ich Lambert gegen die Mauer der Treppe stieß.

„Hy Lambert!“ flüsterte ich vorsichtig. „Ich hätte ja gefragt, ob du mir die Sachen leihst, aber die Pläne von Geralt zwangen mich zur schnellen Handlung! Ich habe auch wirklich darauf aufgepasst, es ist nichts mit den Aufzeichnungen passiert!“ versuchte ich mich zu Entschuldigen. Ich schaute vorsichtig zu ihm rauf.

„Weißt du, wenn du mich noch mal haben willst, musst du das nur sagen. Du brauchst dafür nicht so eine Hasenjagd zu veranstalten. Aber diese Art der Entschuldigung, würde ich sofort annehmen.“ Grinste er dreckig und packte mich dann den Schultern ehe er uns drehte, so dass ich nun die Mauer im Rücken hatte. „So ist doch gleich viel besser oder hast du bereits vergessen, wer das Kommando hat?“ knurrte er leise und beugte sich leicht zu mir runter, während er sich mit einer Hand, an der Mauer neben meinem Kopf abstützte. „Ich gebe dir gerne eine weitere Lektion.“ Bot er an.

„Lambert!“ konnte ich Letho wütend zischen hören. Ich drehte meinen Kopf, er stand nur wenige Schritt von uns entfernt. Mein rotes Gesicht brannte nun noch mehr. „Oho, wird da jemand Eifersüchtig?“ grinste Lambert als er Letho ebenfalls bemerkte. „Durftest du ihre Vorzüge auch schon genießen? Obwohl eher nicht. Dich würde doch keine Frau mit einer Kneifzange anfassen.“ triezte er weiter. „Lambert hör auf!“ flüsterte ich. „Wieso sollte ich? Weil ich dich hatte und du ihn nicht ran gelassen hast? So wie Geralt? Weil es ihn eifersüchtig macht?“ säuselte er in mein Ohr.

„Lambert es reicht!“ forderte Letho erneut. Ich legte meine Hände auf Lamberts Brust, eigentlich um ihn von mir weg zu schieben, doch er lehnte sich einfach dagegen. Lambert legte seine Hand an mein Gesicht und dirigierte es so, als ob er mich küssen wollte. „Sollen wir dafür nicht lieber irgendwohin gehen, wo wir mehr Privatsphäre haben?“ fragte er und schaute mir in die Augen.

Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, „Lambert nicht!“ flehte ich. Doch dann wurde er plötzlich von mir gerissen. Erschrocken sah ich auf. Letho hatte ihn am Kragen gepackt und von mir weg gezogen. „Sie hat gesagt, du sollst sie lassen!“ knurrte Letho.

Lambert riss sich los, „Wird da der Königsmörder auf einmal zum Ritter in glänzender Rüstung?“ höhnte er. Ich konnte sehen wie Letho die Fäuste ballte und die Augen verengte.

Doch Lambert lachte nur. „Keine Angst, das letzte Mal kam sie auch freiwillig zu mir.“ Grinste er dann in meine Richtung. Beschämt versteckte ich mein Gesicht in meinen Händen und spähte nur ein wenig zwischen den Fingern durch. Konnte der Boden sich nicht jetzt einfach unter mir auftun? Das hier wurde langsam peinlich.

„Lambert, du solltest lieber aufhören!“ nuschelte ich in meine Hände. „Keine Sorge, ich bin gleich wieder bei dir, dann können wir dort weiter machen wo der Rüpel uns unterbrochen hat.“ Meinte er nur grinsend zu mir.

„Das werde ich nicht zulassen, du hast doch gesehen, dass sie nicht wollte!“ warf Letho dazwischen. „Oh deine strahlende Rüstung blendet mich! Denkst du wirklich, sie würde dich dann zum Dank ran lassen?“ höhnte Lambert weiter.

Doch schneller als ich gucken oder reagieren konnte, taumelte Lambert zur Seite, mit einem wütend roten Handabdruck im Gesicht. Als ich sah wie Letho ein weiteres Mal ausholen wollte, mischte ich mich ein. „Letho nicht!“ bat ich ihn schnell und ging zu ihm rüber. „Du willst ihn wirklich jetzt noch beschützen?“ fragte er mich ungläubig und seine Augen schimmerten leicht verletzt. „Nein natürlich nicht, ich will nur nicht, dass du dir die Hände dreckig machst, weil Lambert sich wie ein Idiot verhält.“ Letho nickte verstehend.

Lamberts siegessichere Lächeln verwandelte sich in Verwirrung. Ich griff Letho an der Hand, „Jetzt könnte ich ein Frühstück vertragen, kommst du mit?“ fragte ich meinen Hexer, „Lambert wird sich jetzt bestimmt benehmen.“ Fügte ich hinzu, als Letho zögern wollte. „Na gut, wenn du das möchtest.“ Seufzte er und ließ sich mit ziehen.

„Aber, …!“ fing Lambert wieder an. „Lambert es reicht jetzt wirklich. Sie hat dich erneut ausgetrickst und du wirst die Türen wieder reparieren! Und lass die Beiden gefälligst in Ruhe!“ mischte Vesemir sich ein. Lambert grummelte nur.
 

Letho und ich gingen in die Küche und er setzte mich auf die Bank, „Ist alles in Ordnung bei dir? Hat er dir weh getan?“ wollte der Hexer besorgt wissen und hockte sich vor mich. „Alles in Ordnung, ich hätte mit schlimmeren gerechnet.“ Antwortete ich ihm. Seine Augen musterten mich trotzdem immer noch mit besorgtem Blick. „Wirklich alles gut?“ fragte er erneut. Ich nickte, „Ja und danke das du meine Ehre verteidigt hast. Aber wenn er sich versucht hätte sich weiter aufzudrängen, dann hätte ich eine gute Abwehrmaßnahme.“ Grinste ich ihn an. Er hob fragend eine Augenbraue, ich strich über seine Bissnarbe am Unterarm. „Und so ein tritt zwischen die Beine schreckt auch viele Männer ab.“ Er verzog mitleidig das Gesicht. „Dann sollte er mir wohl eher danken.“ Grinste er.

„Wie großen Hunger hast du? Ich werde dir etwas holen.“ Wechselte er dann das Thema. „Nicht groß.“ Antwortete ich ihm. „Ehrlich gesagt, wollte ich nur von Lambert weg.“ Gab ich dann zu.
 

Er seufzte und setzte sich dann neben mich, er stützte seine Unterarme auf seine Knie und schaute auf den Boden, „Hör mal Krümel, ich kann es verstehen, wenn du dein Zimmer wieder für dich haben willst. Lamberts Angebot war ja recht eindeutig und ich denke nicht das wir …“ meine Augen wurden groß, „Was? Nein! Oder hast du es satt in meiner Nähe zu sein?“ unterbrach ich ihn entsetzt, wollte er mich schon wieder abschieben?

„So war das nicht gemeint, ich will dir nur den Raum geben, den du brauchst. Deine Privatsphäre. Yennefer hatte recht, du warst sehr lange nur mit Hexern unterwegs.“ Versuchte er sich zu erklären. Ich spürte wie meine Augen wässrig wurden. „Du willst mich nicht mehr in deiner Nähe?“ hauchte ich. Er schüttelte den Kopf, „Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich wollte dir nur deutlich machen, wenn du es willst, würde ich mich zurück ziehen.“ Meinte er.

„Das würde ich nie wollen. Ich bin froh das wir ein Zimmer teilen. Noch glücklicher wäre ich, wenn es auch das Bett wäre, aber das möchtest du nicht und ich respektiere das.“ Schniefte ich. Er zog mich in seine Arme „Ich weiß, es scheint dir hart und unfair zu sein, aber ich kann nicht.“ Seufzte er. „Deswegen sollst du mir sagen, wenn du es nicht mehr willst.“ Forderte er sanft. Ich nickte nur, denn ich war mir sicher das es nie so kommen würde.

„Trainieren wir nachher zusammen?“ fragte ich ihn nach einer Weile. „Nein, heute nicht. Das habe ich dir heute morgen doch schon gesagt.“ Erwiderte er. „Aber meine Muskeln brauchen keine Pause mehr. Und laufen war ich ja jetzt auch schon.“ Protestierte ich.

„Und das reicht auch für heute. Du hast doch sicherlich auch so etwas zur Beschäftigung?“ schlug er indirekt vor. „Nur meine Wäsche und das Essen, wenn das nicht auch wieder wer anderes macht.“ Murrte ich. „Ach Krümel, freu dich doch, wenn du Zeit für dich hast.“ Versuchte er mich zu beschwichtigen.

„Morgen dann aber?“ fragte ich ihn dann. „Wir werden sehen.“ Zuckte er mit den Schultern. „Aber wir haben doch sonst auch jeden Tag trainiert. Warum jetzt nicht mehr?“ schmollte ich. Doch er druckste nur rum. Ich zog mich ein wenig von ihm zurück, um ihn ansehen zu können. „Letho?!“ forderte ich bettelnd. „Schau mich bitte nicht so an.“ Bat er. Doch ich schob meine Unterlippe nur noch mehr vor. „Krümel!“ flehte er. „Dann antworte mir!“ forderte ich schmollend.

„Ich will nicht das du deinen Körper überforderst.“ Antwortete er dann doch. „Auf einmal? Du hattest vorher keine solcher Bedenken. Aber dann trainiere ich halt allein. Oder ich frage Vesemir oder Lambert.“ Ich wollte aufstehen und zur Tür gehen, aber Letho hielt mich fest. Als ich mich zu ihm zurück drehte, ließ er meine Hand jedoch schnell los, „Gut wir trainieren morgen Nachmittag.“ Gab er dann doch nach. Ich nickte, „Danke Letho.“
 

Der restliche Tag verlief soweit Ereignislos. Ich machte meine Wäsche und hing sie draußen auf, auch meine Rüstung und die Schwerter reinigte ich. Lambert schlich die ganze Zeit mit einem grimmigen Gesicht herum, er musste die Türen reparieren, die er zerstört hatte und dann bei Vesemir und Letho mit anpacken. Das Essen machte ich, denn bevor ich Lambert in die Küche ließ, kochte ich lieber selber. Es hieß nämlich, er könnte noch nicht einmal Nudeln kochen und Geralt schien auch Genie in der Küche zu sein, wenn er versuchte Eier ohne Wasser zu kochen. Ich machte einen Eintopf mit ganz wenig Fleisch, ganz ohne hatten Vesemir und Letho nicht verdient, schließlich hatten sie mir mit Lambert geholfen.

Von Yennefer und Uma sah ich den ganzen Tag nichts. Auch beim Essen waren sie nicht, so dass Vesemir ihnen etwas hoch brachte. Als Lambert jedoch vorschlug Gwent zu spielen, verzog ich mich nach oben. Ich mochte das Spiel nicht wirklich und ich hatte auch keine Karten. Sollten die Männer doch unter sich bleiben.
 

Ich lag schon eine ganze Weile im Bett, als ich hörte wie Letho die Treppe hoch kam, ich vergrub mein Gesicht im Kissen, damit er nicht mit bekam, dass ich noch wach war. Ich hatte mich wieder an die zweite Decke gekuschelt.

Aber natürlich wusste der Hexer trotzdem, dass ich wach war. Vermutlich konnte er es an meinem Herzschlag oder der Atmung hören. Er kam an mein Bett und hockte sich hin. „Krümel? Ist alles ok?“ fragte er vorsichtig. „Hm.“ Summte ich in das Kissen. „Schau mich bitte an. Ist wirklich alles in Ordnung? Oder hat Lambert noch irgendwas gemacht?“ fragte er sanft. Ich drehte mich zu ihm um, er sah mich mit besorgten Augen an.

„Ist alles ok.“ Bestätigte ich ihm, „Warum?“ wollte ich im Gegenzug wissen. „Als Lambert vorhin immer betrunkener wurde, erzählte er, was er gerne wieder mit dir machen würde und jetzt liegst du so da, als ob du Schutz suchen wolltest.“ Murmelte er. Ich lächelte ihn an, er war wirklich ein Schatz. „Hör nicht auf ihn. Lambert ist nun mal, … Lambert. Er hat nichts gemacht, wirklich. Ich konnte nur nicht einschlafen.“ Antwortete ich ihm. Doch er schien nicht wirklich überzeugt zu sein.

Ich legte ihm eine Hand an die Wange, „Wirklich Letho, ich konnte nicht einschlafen. Deswegen habe ich mir die Decke zum ankuscheln genommen. Ist aber ein schlechter Ersatz für dich.“ Scherzte ich zum Ende leicht. Er nahm meine Hand und gab einen leichten Kuss hinein, „Na gut. Wenn du möchtest, lass ich dich heute Ausnahmsweise bei mir schlafen.“ Lächelte er. „Wirklich?“ fragte ich erstaunt. Er nickte, „Aber nur Ausnahmsweise!“ betonte er nochmal. „Danke!“ freute ich mich. „Lass mich nur schnell meine Rüstung ablegen.“ Meinte er und stand wieder auf. Ich nickte und setzte mich an die Bettkante. Ich beobachtete wie er seine Rüstung auszog und aus seinen Stiefeln und der gepanzerten Hose stieg, sein Hemd legte er auch ab. Dann legte er sich in sein Bett und hob einladend die Decke an. Schnell schlüpfte ich zu ihm ins Bett. Es machte mir überhaupt nichts, dass seines kleiner war als meins. So hatte ich wenigstens einen Grund mich eng an ihn zu kuscheln. Was ich auch glücklich tat.
 

Ich wachte auf, als sich Lethos raue Hand unter mein Hemd schob und kleine Kreise auf der Haut zeichnete. „Lambert ist hier.“ Flüsterte er kaum hörbar, in meinen Nacken. Innerlich grinste ich, da wollte wohl einer sein Revier abstecken. Aber bei Letho ließ ich das gerne zu und würde auch noch mit machen. „Hmm, Letho!“ seufzte ich, behielt meine Augen aber geschlossen. Ich ließ ihn einen Moment machen, ehe ich mich in seinen Armen umdrehte. Ich sah Letho belustigt an und grinste. Während er seine Hand auf meinen Hintern rutschen ließ, fing ich an leichte Küsse über seine Brust zu verteilen. „Krümel!“ zischte mein Hexer. In dem Moment gab Lambert ein Geräusch von sich, ich sah ihn an und tat so, als sei ich überrascht ihn zu sehen. „Lambert! Was willst du hier?“ schnell zog Letho die Decke komplett über mich, so als hätte er ebenfalls nicht gewusst, dass der andere Hexer im Raum war.

„Ich hab Hunger, aber Vesemir sagt, ich darf nicht in die Küche!“ maulte er. Genervt stöhnend ließ ich meinen Kopf hängen. „Du wirst dich noch ne Weile gedulden müssen, bis ich unten bin!“ entgegnete ich ihm. Mit einem „Beeil dich gefälligst!“ stapfte er mürrisch davon. Ich kuschelte mich wieder an Letho und zeichnete mit dem Finger Kreise auf seine Brust. Nach einigen Momenten fing er allerdings meine Hand ein, „Du kannst jetzt aufhören, er ist weg.“ Murmelte er.

Sofort wurde ich rot und zog mich zurück. „Ich sollte mich beeilen, bevor Lambert wieder hoch kommt.“ Nuschelte ich und sprang aus dem Bett. Verwirrt sah Letho mir zu, wie ich meine Sachen in aller Eile anzog und dann schon beinahe die Treppe runter rannte.

Ich machte das Frühstück, doch ich war so sehr in Gedanken, dass mir der Haferbrei ein wenig anbrannte und auch keine Menge Honig das verstecken konnte, daher schnitt ich ein Brot und ein wenig Käse auf, falls die anderen den Brei nicht essen wollten.
 

Da Lambert mich geweckt hatte, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass er bereits am Esstisch saß, tat er aber nicht. Ich aß alleine und räumte meine Sachen wieder weg. Als ich hörte, wie Letho die Treppe runter kam, verdrückte ich mich in die Küche. Ich sammelte das benutzte Geschirr zusammen und fing an es abzuspülen.

Die Küchentür ging auf, doch ich schaute nicht auf. „Krümel?“ hörte ich Letho fragen. „Essen steht auf dem Tisch!“ antwortete ich und widmete mich wieder dem schrubben des Topfes. „Krümel, wegen eben, ich …“ fing Letho an, doch ich unterbrach ihn. „Jetzt nicht, ich habe zu tun!“ murrte ich. Ich hatte keine Lust jetzt darüber zu reden, ich wollte nicht hören, dass er es nicht so meinte. Oder dass er vielleicht mitbekommen hatte, wie mein Körper auf diese Nähe reagiert hatte.

„Alanya, bitte.“ Versuchte er es erneut. „Ich sagte jetzt nicht!“ giftete ich ihn an. Jetzt verließ er die Küche wirklich. Bis zum Nachmittag suchte ich mir immer wieder Tätigkeiten, bei den ich den anderen aus den Weg gehen konnte. Aß sogar alleine in der Küche.
 

Ich hatte gerade zwei Brote aus dem Ofen geholt, als Letho vorsichtig klopfte und in der Tür stehen blieb. „Brauchst du Hilfe? Du scheinst heute ziemlich viel zu tun zu haben.“ Wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, alles gut. Ich schaff das alleine.“ Lehnte ich ab. Er ging jedoch nicht wieder. „War noch was?“ fragte ich ihn daher. Er sah leicht irritiert aus. „Du wolltest doch heute unbedingt trainieren.“ Erinnerte er mich. „Aber wenn du zu viel zu tun hast, …“ äußerte er.

„Nein, nein. Ich komme gleich, lass mich das hier nur schnell aufräumen und dann meine Rüstung holen.“ Erwiderte ich ihm schnell.

„Ich werde sie dir holen.“ Bot er an und war schon verschwunden. Ich seufzte, wenn das mal was wird. Mein Bauch flatterte jetzt immer noch, wenn ich an seine Berührungen von heute Morgen dachte. Warum hatte ich mich auf das Spiel nur eingelassen, ich wusste doch, dass er mich so nicht wollte und tat mir damit nur selbst weh.

Auch wenn Lethos beschützen wirklich seltsame Formen annahm.

Er schien geradezu Eifersüchtig zu sein, aber dazu hatte er doch keinen Grund, wenn er keine Beziehung wollte. Jetzt noch mehr in Gedanken, legte ich die Brote weg und deckte sie mit einem Tuch ab, damit sie geschützt waren und in Ruhe abkühlen konnten.

Ich räumte noch die restlichen Dinge weg und wollte gerade aus der Küchentür treten, als ich schon beinahe in Letho rannte. Ich spürte, wie sich mein Gesicht leicht erhitzte, als ich bemerkte wie nahe ich ihm stand. Ich zog mich schnell einen Schritt zurück. Er reichte mir meine Rüstung und die Schwerter. Ich legte beides an und folgte ihm dann nach draußen.

Zu meinem Leid waren Vesemir und Lambert ebenfalls gerade draußen. Sie sahen interessiert auf, als ich Letho in den Trainingsbereich folgte. Als ich mit den Aufwärmübungen fertig war, musste mich Letho dann natürlich auch noch auf die Zuschauer aufmerksam machen, lass dich nicht ablenken! Pah, wenn er es nicht gesagt hätte, wüsste ich doch gar nicht, dass sie da wären.

Jetzt setzte ich mich natürlich noch mehr unter Druck und brachte Letho schon zum Verzweifeln. Keine der Übungen wollte mir so wirklich gelingen, meine Bewegungen waren abgehakt und ich geriet immer wieder ins Stolpern. Ich wirkte wie ein völliger Anfänger, noch schlimmer, als ich damals mit Geralt mein Training anfing.

„Was ist los mit dir? Konzentriere dich endlich!“ forderte Letho schon zum wiederholten Mal. Lamberts Kommentare machten es nicht besser und dann mischte sich auch noch Vesemir mit ein. „Lambert, du wolltest doch fischen gehen. Warum nimmst du Alanya nicht mit? Ich muss etwas mit Letho besprechen.“ Schlug er vor.

„Aber, …“ wollte der jüngste Hexer widersprechen. „Kein aber, zeig ihr das Tal ein wenig. Und vertragt euch!“ Auch Letho zeigte sich nicht wirklich erfreut über diese Ansage. „Wenn es sein muss!“ knurrte Lambert. Missmutig trottete ich hinter Lambert her. Wir nahmen denselben Pfad wie er im Spiel mit Geralt lief.

„Du und Letho also?“ fragte er mich nach einer Weile. „Ja, ich und Letho.“ Antwortete ich ihm genauso mürrisch. Was hatte sich Vesemir nur dabei gedacht. Mich mit Lambert los zu schicken. Dann schwiegen wir wieder. An einigen Stellen war der Pfad steil und rutschig, von den Felsen, die wir runter klettern mussten, ganz zu schweigen.

Doch plötzlich blieb Lambert stehen, „Ich hoffe du kämpfst in Wirklichkeit besser, als du vorhin gezeigt hast.“ Murmelte er. Dann hörte auch ich die Schreie. Sie kamen schnell näher.

Harpyien.

„Ich habe noch nie gegen die gekämpft!“ rief ich Lambert über das Gekreische zu. „Scheiße!“ hörte ich ihn fluchen. „Dann bleib zurück!“ rief er und stürmte auf die ersten Monster zu. Ich zog ebenfalls mein Silberschwert, um nicht völlig ungeschützt zu sein. Denn selbstverständlich konzentrierten sich die Biester nicht nur auf Lambert. Ich wich so gut es ging aus und blieb möglichst aus ihrer Reichweite. Einige Treffer konnte ich auch landen, aber die eigentlichen Tötungen gingen alle auf Lambert.

„Nun hätte schlechter laufen können.“ Grummelte er nach dem Kampf. „Komm her.“ Er winkte mich zu sich, als er sich neben eine der Harpyien kniete. „Wenn man keine Zeichen wirken kann, ist es am besten sie zuerst an einem Flügel zu treffen. Hier und hier sind gute stellen.“ Erklärte er mir und zeigte auf die entsprechenden Stellen. „Wenn sie dann nicht mehr abheben können, ist ihr Bauch und der Brustkorb ein gutes Ziel. Allerdings musst du dich vor ihren Krallen in Acht nehmen und natürlich vor ihrem Schnabel. Sie können damit ohne Probleme einen Knochen zerteilen.“ Erklärte er mir weiter. Mit einer Unterrichtsstunde von Lambert hatte ich überhaupt nicht gerechnet.

„So weit verstanden?“ fragte er, als ich nichts sagte. Ich nickte, „Ja, danke Lambert.“

Er stand auf, „Gut dann lass uns weiter. Ich habe unten am See ein Boot, dass ich zum fischen verwende.“ Erzählte er, während ich ihm weiter folgte. Na hoffentlich war es jetzt noch da, ich hatte keine Lust auf das Wasserweib.

„Wie kommt es, dass du nach uns hier angekommen bist? In Stacheier hattest du mehrere Tage Vorsprung.“ Fragte ich nach einer Weile. „Wegen den Schwarzen, sie blockieren die Grenzen nach Kaedwen. Sie kontrollieren jeden, den sie in die Finger kriegen. Und dann haben sie mir auch noch Aufträge aufgedrückt, damit ihre Trupps sicher weiter ziehen können.“ Beschwerte er sich. Dann war es wirklich gut, dass Letho meine Reisepläne abgeändert hatte, ich wäre wohl nie in Kaer Morhen angekommen.

„Letho hatte so etwas vermutet, deswegen sind wir durch Redanien und dann über das Gebirge. Wenn ich allerdings nicht krank geworden wäre, hättest du uns in Velen bereits gefunden.“ Gab ich dann zu. „Krank? Wieso das?“ wollte er wissen. Ich wurde ein wenig rot, „Hab in einem Kampf die Anweisung von Letho nicht gehört, er hat mich dann mit einem Aard aus dem Gefahrenbereich gestoßen, mitten ins kalte Wasser. Als Strafe hatte er mich dann zu Fuß laufen lassen, als ich mich zurück fallen ließ, fing es an zu regnen, mein Umhang war aber natürlich bei den Pferden und so wurde ich noch nasser und wurde dann krank.“ Murmelte ich.

Darauf hin lachte Lambert nur. „Geschieht dir recht.“ War seine Meinung dazu. „Ja, ja. Du hast gut reden. Ihr werdet ja auch nicht krank.“ Murrte ich. Wir hatten das alte Bootshaus fast erreicht, als Lambert langsamer wurde. „Was ist los?“ wollte ich wissen, doch er hob nur eine Hand, um zu signalisieren das ich leise sein sollte. Ich folgte ihm so leise wie ich konnte.

„Was zum, …?“ fluchte er leise. Vor uns lag eine stinkende Leiche eines Ertrunkenen. „Das war kein Mensch, der den hier so zugerichtet hat.“ Sprach Lambert zu sich selbst. Direkt daneben lag noch ein Leichnam. Der sah noch übler aus. „Was immer das war, es sollte nicht so dicht bei der Festung hausen.“ Meckerte Lambert. „Du willst dem nach gehen?“ fragte ich ihn. „Ja, bevor das den Weg zur Festung hoch findet.“ Murrte er.

Na gut, dann machten wir uns halt auf die Trolljagd, aber kämpfen durfte er alleine. Dachte ich mir und folgte Lambert am Ufer entlang. Je weiter wir gingen, desto stinkender wurden die Leichen. Wie konnte Lambert das nur aushalten, wenn selbst mir bereits die Nase brannte.

Aber irgendwann kamen wir an der kleinen Dreieckigen Insel und der Einmündung zur Höhle an. „Ich werde mir die Höhle dort hinten anschauen, willst du mit?“ fragte Lambert mich auf einmal, ich schüttelte den Kopf, „Ich denke ich werde mich auf der kleinen Insel dort mal umschauen. Vielleicht finde ich dort etwas.“ Schlug ich im Gegenzug vor.

„Ruf, wenn irgendwas ist.“ Meinte er und ging weiter. „Machst du dir etwa sorgen?“ fragte ich ihn erstaunt, „Ja, um meinen Kopf. Ich habe keine Lust das Vesemir und Letho ihn mir abreißen, wenn dir etwas passiert ist.“ Maulte er und ging dann.

Ich konnte ihm nur hinterher gaffen, was für ein Arschloch. Dann ging ich selbst zum Wasser runter. Ich vergewisserte mich mehrmals, dass keine lebenden Ertrunkenen in der Nähe waren, ehe ich in das Wasser stieg und die wenigen Meter hinüber schwamm. Das Wasser war eiskalt, aber muffelte zum Glück nicht wirklich. Trotz der Rüstung konnte ich ohne wirkliche Mühe hinüber schwimmen.

Ich zog mich am anderen Ufer hoch und sah mich um, doch wie erwartet gab es hier keine lebenden Gegner. Nur die Leichen der Ertrunkenen lagen am Ufer.

Und ich stolperte über den Stein, mit dem eingeritzten Wolfskopf. Auch wenn er kaum noch zu erkennen war. Ich könnte ein weiteres Schemata mit bringen. Dachte ich mir grinsend. Ich erinnerte mich grob, dass die Kiste irgendwo im Wasser lag. Also umrundete ich erneut die kleine Insel. Dieses Mal den Blick auf das Wasser gerichtet. Ich war fast einmal herum, als ich etwas im Wasser sah. Ich ging näher ran, tatsächlich, die Kiste.

Ich sprang zurück ins kalte Wasser, jetzt musste ich sie nur noch aufbekommen. Doch das war leichter gesagt als getan. Der Riegel war am Verschluss festgerostet und ich musste mehrere Male wieder auftauchen, um Luft zu holen. Letztendlich konnte ich mit meinem Wurfdolch den Riegel soweit lösen, dass ich die Kiste aufbekam.

In der Kiste waren neben dem Schemata, noch einige Runensteine, ich steckte sie ebenfalls ein. Statt wieder auf die Insel zu klettern, schwamm ich direkt zurück zum Festland. Ich musste noch ne ganze Zeit lang warten, bis Lambert endlich zurück kam. Ich hörte ihn, bevor ich ihn überhaupt sah. Er fluchte und zeterte was das Zeug hielt. Er hatte einige Schrammen und hielt sich die Rippen.

„Ab zum Bootshaus.“ Knurrte er nur, als er bei mir ankam. Als ob ich etwas dafür konnte, dass er sich von dem Troll hat treffen lassen. Aber ich wollte ihn nicht noch mehr reizen, also folgte ich ihm leise.

Zu meinem erstaunen machte er ein Feuer und holte aus einem alten Fass eine Decke, die er mir reichte. „Hier, bevor du wieder Krank wirst.“ Brummte er und kniete sich an das Feuer. Er nahm eine Phiole und trank sie aus. Der Inhalt war rot, daher nahm ich an, dass es sich dabei um Schwalbe handelte. Er verzog das Gesicht und schüttelte sich und schloss dann die Augen.

Ich folgte seinem Beispiel und setzte mich ebenfalls ans Feuer. Ich wickelte die alte Decke um mich und genoss die Wärme. Hoffentlich würde sie reichen, um meine Klamotten halbwegs zu trocknen. Nur meine Stiefel hatte ich aus gezogen, sie waren vollen Wasser gewesen und hatte sie näher ans Feuer gestellt.

Hinter mir hörte ich das plätschern der Wellen, die ans Ufer schlugen und in der Ferne konnte man Ertrunkene hören. Nach und nach verschwanden die Schrammen auf Lamberts Haut und auch seine Haltung entspannte sich leicht. Vermutlich, weil seine Rippen nicht mehr schmerzten. Aber er stand trotzdem noch nicht vom Feuer auf, er fror ebenfalls schnell, fiel mir ein und er musste ebenfalls durch dieses kalte Wasser schwimmen. Als es mir jedoch zu doof wurde, den Hexer mir gegenüber beim meditieren zu beobachten, schloss ich mich ihm an. Ich kniete mich ebenfalls hin, schloss die Augen und regulierte meine Atmung. So würde mein Körper auch nicht zu sehr unter der Unterkühlung leiden. Die Decke behielt ich allerdings über den Schultern.
 

Als ich hörte wie Lambert dann irgendwann aufstand, öffnete ich die Augen. „Wollen wir?“ fragte ich ihn. Er nickte, er nahm mir die Decke ab und warf sie in der alten Hütte über einen Balken. Dann konnte ich beobachten, wie er etwas aus einer versteckten Ecke holte. „Hier, der wärmt von innen!“ grinste er und nahm einen großen Schluck und reichte dann mir die Flasche.

Ich nahm ebenfalls einen Schluck und musste dann beinahe husten, das Zeug brannte und kratzte ihm Hals. „Was ist das?“ krächzte ich, während der Hexer noch einen Schluck nahm, „Pfefferwodka, selbstgebrannt!“ zuckte er mit den Schultern, als er mir die Flasche erneut anbot, lehnte ich ab.

„Na dann, lass uns ein paar Fische fangen.“ Meinte er und stieg in das Boot. Glücklicherweise war es wirklich noch nicht abgetrieben worden. „Aber wir haben keine Angel dabei!“ tat ich empört. Er hatte mittlerweile abgelegt und steuerte das Boot, wir waren schon einige Meter vom Ufer weg. „Angeln sind etwas für Anfänger und Langweiler, hier so geht das richtig.“ Grinste er und warf etwas ins Wasser. Wenige Sekunden später, spritzte eine Wasserfontäne hoch und einige tote Fische schwammen an der Oberfläche. „Siehst du, keine Angel nötig.“ Grinste er und fing an die Fische einzusammeln. Die meisten Fische sahen gut und essbar aus, stellte ich fest.

„Wenn du sie räucherst, können wir die später am Abend essen.“ Schlug ich vor. Doch er schüttelte den Kopf, „Ne, die schmecken besser, wenn sie über Nacht im Rauch hängen. Aber du könntest ein paar braten.“ War sein Gegenvorschlag. Also würde es heute Abend Fisch geben. Vesemir und Letho würde es sicherlich freuen, kein Eintopf. Außerdem habe ich noch nie eine Fischsuppe gekocht oder überhaupt gegessen, das würde ihnen also erspart bleiben. Er warf noch einige Bomben ins Wasser, doch es kamen immer weniger Fische nach oben.

„Wir sollten vielleicht an eine andere Stelle fahren. Die Fische hier haben sich durch die Explosionen sicherlich verdrückt.“ Schlug ich dann vor. „Schaden kann es zumindest nicht, schließlich werden Eskel und Geralt auch bald hier sein und die wollen dann auch etwas zum Futtern haben.“ Murrte er leise und spannte das Segel an.

Er steuerte das Boot über den See und ließ es immer schneller werden.

„Was sind das dort hinten für Ruinen?“ fragte ich nach einer Weile. „Das war ein Wachturm, von dort sollte der nördliche Zugang ins Tal bewacht werden. Aber ein heftiger Erdrutsch machte ihn überflüssig. Den Zugang kann man schon lange nicht mehr nutzen.“ Versuchte er zu erklären. Ich nickte.

„Hier, probiere du auch mal.“ Er drückte mir zwei Bomben in die Hand. Es machte tatsächlich mehr Spaß, als ich gedacht hätte und am Ende hatten wir auf jeden Fall genügend Fische zusammen. Aber Lambert steuerte nicht zurück zum Anleger. „Was wird das Lambert?“ fragte ich ihn verwirrt.

„Eine kleine Mutprobe. Ich wette du traust dich nicht, dort in die Höhle rein. Du wolltest vorhin ja schon nicht mit.“ Höhnte er und ließ das Boot langsam in die Mündung gleiten.

Ich schluckte, der Eingang war stockdunkel.

Skeptisch sah ich ihn an. „Aber ich werde dort doch gar nichts sehen können. Was wenn es dort Monster drin gibt?“ fragte ich ihn. Er lachte, „Wusste ich es doch, du bist feige.“ Höhnte er weiter. „Ich bin nicht feige, ich bin nur vorsichtig!“ erwiderte ich. „Du hast Angst, gib es doch zu. Du trägst ein Hexermedaillon, es können sich also keine Monster unbemerkt anschleichen.“ Triezte er. „Aber was, wenn doch?“ wollte ich wissen.

„Dann bin ich noch hier. Ich musste als Jugendlicher durch diese Höhle, ohne ein Medaillon. Ich finde da du bereits ein Medaillon, eine Hexerklinge und eine unserer Rüstungen trägst, solltest du auch einen Teil der Prüfung machen.“ Verlangte er.

Ich schnappte nach Luft, „Was?! Du bist doch verrückt!“ rief ich entsetzt. „Also gut, kleiner Angsthase, dann fahren wir halt zurück.“ Schmähte er. „Ich bin kein Angsthase!“ widersprach ich. „Dann beweise es. Geh in die Höhle rein!“ forderte er erneut. „Du bist doch völlig verrückt!“ knurrte ich und sprang dennoch aus dem Boot. Ich hoffte das meine Vermutung wahr war, dass Speerspitze nicht durch den Gang zu diesem Eingang passte. Vorsichtig schritt ich, gefolgt von Lambert, in die Dunkelheit. Ich war völlig angespannt, jederzeit bereit zu reagieren oder zu flüchten. Mein Medaillon blieb zum Glück ruhig auf meiner Brust liegen.

Doch irgendwann wurde es zu still. Ich konnte die Schritte von Lambert hinter mir nicht mehr hören. Ich drehte mich um, doch ich konnte nichts sehen, nicht einmal mehr das Licht vom Ausgang. „Lambert?“ rief ich leise. Doch es kam keine Antwort. „Lambert! Wo bist du?“ versuchte ich es erneut. Doch immer noch nur stille. Beim rufen hatte ich mich mehrmals um die eigene Achse gedreht, um ihn vielleicht zu entdecken, aber nun hatte ich die Orientierung verloren. Aus welcher Richtung bin ich gekommen? Vorsichtig machte ich einige Schritte, doch ich fand noch nicht mal eine Höhlenwand. Mein Herz schlug mir mittlerweile bis zum Hals, ich wusste ich hätte mich hier rauf nicht einlassen sollen. Was ist, wenn Lambert ohne mich gegangen ist? Nein, dass würde er nicht, versuchte ich mich zu beruhigen. Aber was, wenn doch? „Lambert!“ rief ich erneut, dieses Mal ein wenig lauter. Ich wirbelte herum, Steine knirschten, doch ich konnte nichts sehen. Dann wieder, hinter mir.

Teil 2: Unter Arrest

Doch ich sah immer noch nichts. „Lambert, das ist nicht mehr witzig!“ rief ich und machte wieder einige Schritte, um den Ausgang vielleicht doch allein zu finden. Ich stieß mit dem Bein gegen etwas, angespannt tastete ich danach. Morsches Holz. Aber ich konnte mich nicht an etwas aus Holz in dieser Höhle erinnern, außer den alten Planken, die wohl mal einen Weg gebildet hatten. Aber das hier fühlte sich nicht danach an.

„Lambert!“ rief ich erneut, „Lambert, du hattest deinen Spaß! Jetzt reicht es aber langsam!“ meine Stimme zitterte schon leicht. Ich tastete mich an dem Holz entlang und rutschte beinahe eine Kante im Stein hinunter. Wasser, ich stand im Wasser, aber den Ausgang hatte ich immer noch nicht gefunden und leider hatte ich kein Schöllkraut dabei.

Am liebsten hätte ich mich in irgendeine Ecke gekauert und gewartet bis mich einer der anderen anfing zu suchen, aber bis sie mich hier gefunden hätten, wäre ich vermutlich längst Monsterfutter geworden.

„Lambert du Arsch zeig dich endlich!“ forderte ich verzweifelt. Plötzlich ein kaum wahrnehmbarer Luftzug in meinem Nacken, mein Körper spannte sich an. Im selben Moment ein lautes „Buh!“ hinter mir. Schreiend sprang ich vor Schreck in die Luft. Dann eine Hand auf meinem Mund, „Sei leise, du weckst Speerspitze noch!“ knurrte Lambert. Mein Herz raste, stolperte schon beinahe in meiner Brust.

„Scheiße, zu spät. Komm!“ fluchte er, als ein lautes Rumpeln und Grollen aus dem inneren der Höhle zu hören war. Er zog mich an der Hand mit. Ich stolperte und fiel beinahe, doch der Hexer zog mich weiter bis wir den Ausgang erreicht hatten.

Das Licht blendete mich und holte mich mit stechenden schmerzen in den Augen aus meinem Schock. Ich riss mich von Lambert los. „Du riesiges Arschloch! Wie kannst du nur! Hattest du deinen Spaß dabei?“ brüllte ich ihn an. Gut es waren sicherlich noch mehr Beleidigungen dazwischen.

Er wollte sich gerade verteidigen, als ich etwas im Augenwinkel sah. Ich schaute genauer hin. Dort stand jemand, jemand den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Was machte sie hier?

„Hilf mir!“ flehte sie und schien dann zwischen den Bäumen zu verschwinden. „Martina!“ rief ich und eilte zu der Stelle. „Ah, nein! Hilf mir, bitte!“ hörte ich sie wieder schreien. „Alanya! Bleib stehen!“ hörte ich Lambert hinter mir rufen. Doch meine Freundin war jetzt wichtiger. Wie kam sie hier her?

„Martina!“ rief ich erneut und lief in die Richtung, aus der ich die Schreie hörte. „Martina? Wo bist du?“ rief ich nach ihr und lief weiter in den Nebel hinein. „Ah, Hilfe!“ die Schreie führten mich weiter zwischen den Bäumen hindurch.

Dort stand sie, sie weinte und flehte nach Hilfe. Doch als ich sie erreichte löste sie sich in Luft auf. „Martina!“ rief ich und suchte die kleine Lichtung nach ihr ab. „Martina, wo bist du?“ rief ich verzweifelt. Doch es war Lambert, der aus dem Nebel trat.

„Hast du sie gesehen? Wohin ist sie verschwunden?“ fragte ich ihn gehetzt. „Sie ist nicht hier, sie war nie hier!“ meinte er, eine Hand schon an seinem Schwert. „Du lügst! Ich habe sie doch gesehen!“ schrie ich ihn verzweifelt an. „Jetzt reiß dich mal zusammen! Es war eine Täuschung!“ brüllte Lambert. Ich zuckte zurück, meine Nerven lagen eh schon blank. „Du lügst, du willst mich nur wieder reinlegen!“ warf ich ihm vor und wollte wieder in den Nebel, um weiter nach meiner Freundin zu suchen. Doch Lambert packte mich und zog mich zurück.

„Du sollst mich loslassen!“ forderte ich und wollte mich aus seinem Griff befreien. Doch er schüttelte mich so sehr, dass meine Zähne auf einander schlugen. „Reiß dich jetzt zusammen, oder wir sind beide gleich tot.“ Knurrte er und stieß mich dann zu Boden, um in derselben Bewegung sein Schwert zu ziehen. Er stand schützend über mir, sein Schwert in Verteidigungshaltung. Dort wo ich eben noch stand, zischten die Krallen eines Neblings entlang.

Ich konnte nur geschockt zuschauen, scheiße, ich war in dieselbe Falle getappt wie Geralt. Aber woher kannten die Neblinge die Gestalt von Martina. Sie konnten doch nur das nachmachen, was sie gesehen hatten, oder? Hieß das, sie war wirklich hier gewesen? War sie tot? Ich schluchzte.

„Hör auf zu heulen und zieh endlich dein Schwert!“ riss mich Lambert aus meinen Gedanken. Es waren mittlerweile weitere Neblinge aufgetaucht und umkreisten uns. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte einen Überblick zu bekommen.

Ich hasste Neblinge, wie sie sich immer wieder in Nebel auflösten, um dann hinter einem wiederaufzutauchen.

„Hast du Nekrophagenöl dabei?“ fragte ich Lambert leise, doch er schüttelte den Kopf. „Nein, wollte schließlich nur ein paar Fische fangen!“ meckerte er. Natürlich schieb die Schuld nur immer auf mich. Einer musste sie ja haben. Ich passte den richtigen Moment ab, um nicht einen von Lamberts Schwerthieben abzubekommen und rappelte mich auf. Ich zog meine Silberklinge so schnell ich konnte und stand nun fast Rücken an Rücken mit Lambert. Wir werten die Monster so gut es ging ab, aber so wirklich kamen wir nicht gegen sie an.

Einer von ihnen kam mir für meinen Geschmack viel zu Nahe. Seine Krallen streiften meine Schulter, zerschnitten den Haltegurt meiner Schwertscheide und ich spürte wie einige Kettenringe zerbrachen. Ich fluchte und hieb sofort nach ihm, doch mein Schwert glitt einfach durch ihn hindurch.

„Auf drei läufst du so schnell wie möglich zum Boot zurück, verstanden!?“ forderte Lambert dann. „Ja, ich werde es versuchen.“ Stammelte ich.

Auf zwei ließ er ein Igni in die Richtung los, in die ich musste und auf drei sprintete ich los. Die Neblinge versuchten zwar mir zu folgen, aber Lambert lenkte sie von mir ab. Ich erreichte das Boot und stieß es so stark wie möglich ab, ehe ich hineinkletterte.

Ich konnte hören, wie Lambert nun einige Bomben gegen die Monster einsetzte. Aber es dauerte trotzdem noch eine ganze Weile bis er am Ufer auftauchte. Da ich allerdings keine Ahnung hatte, wie ich dieses Boot steuern konnte und es auch keine Ruder gab, musste er schwimmen. Er warf mir meine Schwertscheide zu, die ich verloren hatte und setzte sich wortlos ans Steuer. Ebenso wortkarg lenkte er das Boot zurück. Mir war es recht, ich war mir nicht sicher wie ich reagieren würde, wenn er mich jetzt ansprechen würde. Aber ich würde ihn entweder attackieren oder anfangen zu heulen. Heute war eindeutig nicht mein Tag.

Als wir am Bootshaus ankamen, sprang ich einfach aus dem Boot und machte mich allein auf den Weg zur Festung. Sollte Lambert doch zusehen, wie er mit den ganzen Fischen allein zurechtkam. Da allerdings meine Schulter ein wenig schmerzte und ich keine Lust auf eine Kletterpartie hatte, beschloss ich, den regulären Weg zurück zu laufen. Auch wenn es länger dauern würde. Dann war Lambert halt vor mir zurück, das konnte mir nicht egaler sein. Ich wollte mich nur noch verkriechen und die Ereignisse von heute vergessen.

Zum Glück war der Pfad bis auf einige Rehe leer und ich konnte unbehelligt das Tor erreichen. Müde schleppte ich mich über die Höfe und die Treppen, bis ich endlich die Zitadelle erreichte. Ich wollte gerade die Tür öffnen, als sie aufgestoßen wurde und ich sie beinahe abbekam. „Ich werde sie jetzt suchen gehen!“ hörte ich Letho schimpfen und er rannte ebenfalls beinahe in mich hinein.

„Krümel, was ist passiert? Lambert sagte, du seist einfach verschwunden.“ fragte er geschockt, als er mich sah.

Doch ich ging einfach an ihm vorbei. So gerne ich mich in seine Arme geworfen hätte, ich konnte es nicht. Er würde mich nur wieder ablehnen. Damit konnte ich jetzt nicht auch noch umgehen. Tränen brannten in meinen Augen und ich versuchte sie weg zu blinzeln. „Alanya, meine Güte, was ist mit dir nur passiert?“ fragte auch Yennefer entsetzt. Sie kam mir entgegen und zog mich in eine mütterliche Umarmung. „Komm, du siehst aus als würdest du Ruhe brauchen.“ Sie legte einen Arm um mich und führte mich von den Hexern weg. Sie führte mich in ihr Zimmer und setzte mich auf einen Polsterstuhl. Doch ich ließ sie nicht los, ich ließ mein Silberschwert fallen, das ich immer noch in der Hand trug und schlang meine Arme um sie. Ich vergrub mein Gesicht an ihrem Bauch und schluchzte. Die Verzweiflung aus der Höhle, die Angst um Martina, die Wut auf Lambert, alles wollte rausgelassen werden. Sie versuchte mich zu trösten und nebenbei heraus zu finden, was passiert ist. Doch ich brachte zwischen den Schluchzern nur Lambert, Speerspitze, Neblinge und Martina ist tot raus. Das ließ mich wieder aufschluchzen.

Auf einmal drückte sie mir eine Tasse mit Tee in die Hand, er würde mich beruhigen, meinte sie. Mit vorsichtigen Schlucken trank ich das heiße Gebräu aus. Es half wirklich ein bisschen. Ich fühlte mich ein wenig ruhiger, aber dafür auch schläfrig.

„Etwas besser?“ fragte sie mich, als ich den Tee ausgetrunken hatte. Ich nickte. Traute mich aber nicht, etwas zu sagen. Sie war die ganze Zeit neben mir geblieben. „Zieh die feuchten Sachen aus und leg dich schlafen, ja?“ schlug sie vor. Ich nickte, sie reichte mir sogar ein Hemd, das für sie viel zu groß war. Ich schlüpfte hinein und dann führte sich mich zu ihrem Bett. „Schlaf, morgen sieht die Welt schon nicht mehr ganz so düster aus.“ Murmelte sie und prüfte wie eine Mutter, ob ich vernünftig zu gedeckt war. Die Geste ließ mich lächeln und ich schloss die Augen. Ehe ich völlig eingeschlafen war, hörte ich ihre entschlossen Schritte, die Treppe hinuntereilen.
 

Als ich später aufwachte war es hell, ich blinzelte und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „Ausgeschlafen Dornrösschen?“ fragte mich Yennefer mit sanfter Stimme. Verwirrt schaute ich sie an. Sie legte ein Buch auf den Tisch und stand dann auf, um zu mir rüber zu kommen. „Wie geht es deiner Schulter?“ fragte sie. „Meine Schulter?“ fragte ich, immer noch nicht ganz wach. Sie nickte, probehalber bewegte ich sie, es tat kein bisschen weh. „Alles in Ordnung.“ Murmelte ich.

„Sehr gut. Ich hatte Blut auf dem Hemd entdeckt, als ich nachschaute, stellte ich fest, dass der Nebling dich verletzt hatte. Ich habe es magisch geheilt, bevor sich eine Infektion bilden konnte.“ Erklärte sie. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ein ganz anderes Hemd anhatte. Ich wurde rot und als mein Magen dann auch noch knurrte, brannte mein Gesicht noch mehr. Sie lachte leise, „Ich habe mir schon gedacht, dass du hungrig sein wirst, wenn du aufwachst. Du hast schließlich zwei Tage geschlafen.“

Ich schaute sie geschockt an, „Zwei Tage?“ fragte ich. Sie nickte, „Dein Geist war wohl von den Ereignissen so erschüttert, dass er die Zeit brauchte. Ein wunder, dass du nicht vorher zusammengebrochen bist. Geralt hatte einiges erzählt gehabt und die anderen haben einige Lücken in den Geschichten füllen können.“ Erklärte sie. Beschämt schaute ich zur Seite, sie wusste jetzt scheinbar alles, was ich den anderen erzählt hatte, oder im Falle von Lambert, was er gesehen hatte.

„Schau mich an.“ Bat sie. Widerwillig wandte ich meinen Blick zu ihr. „Ich verurteile dich nicht, wegen dem was passiert ist. Ich weiß wie es ist, schwierige Entscheidungen treffen zu müssen.“ Munterte sie mich auf.

„Na komm, zieh dich an. Ich habe Letho Kleidung für dich raussuchen lassen. Und dann kannst du etwas essen.“ Forderte sie sanft. Mein Gesicht wurde wieder rot, Letho hatte mir Sachen rausgesucht? Auch Unterwäsche? Sie reichte mir den Stapel mit Kleidung führte mich hinter eine Trennwand, nachdem ich aufgestanden war. Dort standen ein Hocker und ein kleines Tischchen mit Waschschüssel, Seife und einem Spiegel. Auch eine Bürste lag dort.

Ich legte die Sachen auf den Hocker und zog dann das Hemd aus, ärgerlich stellte ich fest, dass es tatsächlich das von Menge war. Warum hatte ich es noch nicht weggeschmissen? Ich starrte in den Spiegel und besah meine Schulter. Es gab neue Narben, aber sie waren so klein und schmal, kaum zu sehen. Es können wirklich nur kleine Kratzer gewesen sein, deutlich harmloser als die Verletzung vom Nekker auf meinem Schulterblatt oder dem Kratzer der Striege. Warum hatte Yennefer Energie verschwendet, um sie zu heilen?

Ich machte mich frisch und zog dann die saubere Kleidung an. Es waren die, die ich von Yennefer bekommen hatte. Wollte Letho mich lieber in solcher Kleidung sehen? Damenhafter und figurbetont? Ich schüttelte den Kopf, nein sicherlich hatte Yennefer gesagt, er solle diese Sachen raussuchen. Aber wenn nicht? Mir fiel sein Blick ein, wie er mich ansah, als er mich das erste Mal in dieser Kleidung sah. Fast so intensiv, wie der, als ich nackt aus dem Wasser kam. Aber lag das damals an mir, oder eher daran, dass man von vielen Männern hörte, dass sie gerne mal zwei Frauen beobachten würden? Ich seufzte, ich wusste bei Letho einfach nicht mehr weiter. Er hatte oft genug gesagt, er wolle mich nicht. Vielleicht sollte ich es langsam akzeptieren und auf Distanz bleiben. Ab heute kein kuscheln oder umarmen mehr, beschloss ich, in der Hoffnung, dass ich so darüber hinwegkommen würde. Ich besah mich noch einmal im Spiegel, ich zog die Schnürung am Ausschnitt etwas fester und ließ meine beiden Ketten unter die Bluse rutschen.

Dann machte ich mich daran, meine wirren Haare zu bürsten. Als alle Knoten entfernt waren, machte ich einen Mittelscheitel und band meine Haare zu zwei Mädchenhaften Zöpfen zusammen. Die Haarbänder direkt hinter den Ohren. Für einen richtigen Pferdeschwanz waren sie noch zu kurz und ich hatte keine Lust, mir viele kleine Zöpfe zu flechten, so wie Yen es bei mir getan hatte. Ich verdrehte die Augen, als ich die Schminke neben der Waschschüssel liegen sah. Schulterzuckend nahm ich mir den Eyeliner und trug ihn auf. Ebenso wie die Wimperntusche, auch wenn die Bürstchen hier ganz anders aussahen, als in meiner Welt, aber hier gab es nun mal kein Plastik. Mehr Makeup legte ich nicht auf, das machte ich selbst zuhause nur ganz selten.
 

Als ich hinter der Trennwand hervortrat, lächelte Yennefer erfreut. „Gut siehst du aus. Komm lass uns was essen. Vesemir hatte vorhin etwas hochgebracht.“ Erzählte sie und winkte mich zum Tisch. Erstaunt zuckten meine Augenbrauen, es gab belegte Brote und frisches Obst. Dazu ein Krug mit Saft und einen mit Wasser. Sie deutete auf ein Glas, „Vesemir meinte, es ist von Letho und du wüsstest schon was das ist.“ Ich nickte und griff danach. Kritisch beäugte ich die Farbe, war sie noch intensiver geworden? Mit wenigen, großen Schlucken leerte ich das Glas. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte mich bei dem Geschmack. Ja, Letho hatte die Dosis noch einmal erhöht. Ich wartete bis das Kribbeln und Kratzen verschwunden war und trank dann gierig ein Glas Wasser hinterher.

„Was war das? Du sahst gerade aus wie Geralt, wenn er einen seiner Tränke einnimmt.“ Fragte sie neugierig. Ich nickte, „Das war eine geringe Dosis von Schwalbe und einem weiteren Trank. Ich gewöhne mich an die Gifte, um im Notfall die Tränke einnehmen zu können.“ Erklärte ich ihr. Sie erwiderte darauf hin nichts, sie sah mich nur missbilligend an. Aber ich hatte nicht erwartet, dass sie es fröhlich aufnahm, schließlich war sie auch dagegen, dass Geralt seine Tränke nahm. Warum sollte sie es bei mir anders sehen.

Sie ließ mich in Ruhe essen, ehe sie auf die Ereignisse beim Fischen zurückkam. „Alanya? Diese Martina, die du erwähnt hattest, wer ist sie?“ wollte sie wissen. „Martina, sie ist, war, meine Freundin, seit meiner Kindheit. Aber ich habe sie schon ewig nicht mehr gesehen. Als ich erwachsen wurde, schmiss das Waisenhaus mich raus und ich ging zur Armee. Kurz darauf zog ich in eine andere Stadt.“ Erzählte ich ihr. „Warum war?“ bohrte sie weiter. „Weil, weil die Neblinge ihre Gestalt projiziert hatten. Das können die doch nur, wenn sie die Person schon gesehen hatten. Sie ist tot.“ Schniefte ich. Doch die Zauberin schüttelte den Kopf, „Es ist wahr, dass Neblinge häufig die Gestalt von jemanden annehmen, den sie gesehen hatten, aber Vesemir erzählte, dass alte und mächtige Neblinge die Kraft haben uns die Personen sehen zu lassen, die wir vermissen.“

Ich schaute sie hoffnungsvoll an, „Das heißt, Martina könnte noch leben und sie ist nicht hier? Sie ist in Sicherheit?“ fragte ich sie. Yennefer nickte erneut.

„Oh Gott sei Dank!“ war ich erleichtert. Sie schmunzelte nur. „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast. Aber es ist vermutlich besser, wenn ich unten nach dem Rechten sehen. Wer weiß was die Jungs wieder für einen Sauhaufen hinterlassen haben.“ Murmelte ich und stand auf.

„Du solltest es ruhig angehen lassen, du hast zwei Tage geschlafen.“ Warnte mich Yennefer. Ich nickte, „Ein Grund mehr, ich glaube mein Körper braucht die Bewegung!“ grinste ich und nahm das Geschirr und ging damit runter.

Unten musste ich schmunzeln, Uma saß auf einer Decke und Vesemir machte eine seiner Untersuchungen, wie auch im Spiel ständig. Uma sah mich als erstes, „Uma!“ quakte er und lief davon. Erstaunt sah Vesemir auf. „Frag nicht, das hat er schon von Anfang an gemacht.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Du bist wach? Wie geht es dir? Yennefer konnte nicht sagen, wie lange du schlafen würdest.“ Begrüßte er mich.

„Mir geht es soweit gut, brauche nur ein wenig Bewegung.“ Antwortete ich ihm. „Komm gib mir das Geschirr, ich räume es weg.“ Bot er an. „Äh, nein danke. Ich mach das selbst.“ Lehnte ich ab. „Nein, nein. Kein Problem, ich werde das machen.“ Meinte Vesemir, als ich in Richtung Küche weiter ging. Misstrauisch drehte ich mich um. „Gibt es vielleicht einen Grund, warum ich nicht in die Küche gehen sollte?“ fragte ich den alten Hexer direkt.

„Äh, nun nein. Aber ich denke ein kleiner Spaziergang draußen wäre vielleicht eher etwas für dich.“ Druckste er herum. Sofort drehte ich mich um und eilte in die Küche. Mir wäre beinahe das Geschirr aus den Händen gefallen. Hier herrschte das reinste Chaos. Der ganze Boden war mit Mehl bedeckt, etwas was wie Kohlebrickets aussah, lag auf dem Tisch, das Geschirr stapelte sich. Gebrauchte Töpfe standen beim Herd auf dem Boden.

„Lambert sollte eigentlich alles aufräumen, bevor du wieder aufwachst.“ Entschuldigte er sich. „Wo ist er?!“ wollte ich wütend wissen. „Äh, ich denke er ist draußen, bei Letho.“ Erwähnte Vesemir. Vor Wut schnaubend eilte ich aus der Küche, im Vorbeigehen schnappte ich mir noch den Besen und stürmte dann nach draußen.

„Lambert!“ brüllte ich über die Höfe, doch von ihm war nichts zu sehen. Also überquerte ich den ersten Hof und stieß das Tor auf, ich stürmte den Gang hinunter. Ich fand die beiden Hexer im Trainingsbereich. „Lambert!“ rief ich erneut. Letho sah mich als erstes. „Krümel, wie schön. Dir geht es besser!“ schien er sich zu freuen, aber dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er hatte wohl erkannt, dass ich nicht zum Plaudern da war.

„Lambert, ich denke jetzt bist du dran mit laufen!“ grinste er den anderen Hexer an. Dieser drehte sich zu mir um. „Lambert, in die Küche! Jetzt!“ forderte ich. „Wieso?“ fragte er auch noch dämlich. Ich wrang den Besen in meinen Händen, als wäre es sein Genick. „Wieso? Wieso! Du wirst den Saustall wieder aufräumen!“ rief ich wütend.

„Ich habe es dir gesagt!“ mischte Letho sich ein. Knurrend drehte ich mich zu dem anderen Hexer. „Du wirst ihm helfen!“ forderte ich nun von Letho. Er sah mich verdutzt an. „Warum?“ wollte er wissen. „Weil du scheinbar wusstest, wie die Küche aussieht!“ warf ich ihm vor. „Also los jetzt! Oder soll ich euch Beine machen?“ forderte ich sie auf. „Das will ich sehen.“ Lachte Lambert. Schneller als er ahnen konnte, ließ ich den Besenstiel auf die Rückseite seiner Oberschenkel peitschen. Quiekend machte er einen Satz. „Los jetzt!“ ich schwang warnend den Besen erneut in seine Richtung. „Nein, ich sehe es gar nicht ein. Mach es doch selbst, wenn es dich stört.“ Weigerte Lambert sich.

„Ich soll es selbst machen?“ knurrte ich, „Das habe ich bereits getan, als ich hier ankam und du hast meine ganze Arbeit wieder zunichte gemacht!“ als ich ihn erneut mit dem Besen traf, fing er an mir auszuweichen. Letho schien sich darüber zu amüsieren. Ich drehte mich zu ihm um, „Du auch, los jetzt!“ forderte ich und zeigte drohend mit dem Besen auf ihn. Er verzog das Gesicht leicht, machte sich aber langsam in Richtung Zitadelle.

„Wenn die Küche nachher blitzblank ist, lasse ich mich vielleicht dazu überreden Gulasch zu machen, das aus der Hütte, Letho.“ Wollte ich ihm die Arbeit versüßen. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie er Lambert packte und hinter sich herzog. Zufrieden ging ich hinter den beiden her, den Besen lässig über die Schulter. „Was für eine Furie!“ hörte ich Lambert noch meckern, ehe sie das erste Tor passierten.
 

„Wie hast du das denn hinbekommen?“ wollte Vesemir erstaunt wissen, als ich bei ihm ankam. „Och, man muss nur die richtige Motivation finden.“ Grinste ich und lehnte den Besen an die Wand. „Apropos finden, weißt du zufällig wo meine Sachen hingekommen sind? In Yennefers Zimmer lagen sie nicht mehr.“ Er nickte, „Die Rüstung und deine Schwerter sind bei den Schmiedesachen, ich wollte sehen, in wie weit ich sie repariert bekomme. Wegen den anderen Sachen müsstest du Letho fragen. Yennefer hat sie ihm in die Arme gedrückt.“ Erklärte er.

„Oh, danke Vesemir. Na, dann werde ich mich mal auf die Suche machen.“ Bedankte ich mich und ging dann in Richtung Treppe, die in mein und Lethos Zimmer führte. Ich hoffte er hatte die dort irgendwo hingelegt. Als ich das Zimmer erreichte, war ich positiv überrascht. Meine Kleidung lag sauber gefaltet auf meinem Bett, selbst die, die ich vor dem Vorfall gewaschen hatte. Letho schien sie abgenommen und zusammen gelegt zu haben. Er hatte auch meine Dolche geschärft und geölt, wie fürsorglich von ihm. Aber das was ich eigentlich suchte, fand ich nicht auf den ersten Blick. Ich durchsuchte meine Satteltaschen vielleicht hatte er es dort hineingelegt, aber auch dort fand ich die Pergamentrolle nicht. Hatte ich sie verloren? Das wäre nicht gut. Ich durchsuchte die Sachen erneut, diesmal hektischer, ich kippte sogar die Satteltaschen aus, aber ich fand immer noch nichts. „Scheiße, wo ist das Ding?“ murmelte ich vor mich hin.

Ich schaute über das Bett, aber auch dort sah ich die Rolle nirgendwo. Aber dabei fiel mir noch etwas anderes auf, das Handy lag nicht mehr auf dem improvisierten Nachtschränkchen und mir wurde bewusst, dass ich auch den Kompass und die merkwürdigen Teile nicht in der Satteltasche gesehen hatte. Ich schrie frustriert auf. War das vielleicht Lamberts Rache? Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Letho es zu lassen würde. Ich hoffte es zumindest.

Oder hatte Yennefer sich das genommen? Das könnte sein, aber was wollte sie mit dem Schema? Seufzend zog ich mir meine Kleidung wieder glatt, die bei der Suchaktion verrutscht waren und verließ den Turm.

Als ich an der Küchentür vorbeikam, hörte ich wie Lambert sich mit Letho stritt. Kopfschüttelnd ging ich weiter, das konnten die ruhig allein klären, solange sie die Küche dabei nicht auseinandernahmen. Von Vesemir und Uma war nichts zusehen, vielleicht waren sie draußen irgendwo. Ich durchquerte das Erdgeschoss und öffnete die Tür zu dem anderen Turm. Ich konnte Yennefer von oben schon laut fluchen hören. Vorsichtig stieg ich die Treppe rauf, nicht das die Zauberin aus Frust noch irgendwas durch den Raum warf.

„Yennefer?“ fragte ich zögerlich. „Was!“ schnappte sie. „Ich wollte nur wissen, ob du die Gegenstände genommen hast, von denen ich dir erzählt hatte?“ fragte ich weiter, blieb aber an der Treppe stehen. Sie drehte sich zu mir, „Ja, ich habe Letho gebeten, sie mir zu bringen. Du sagtest ja, ich dürfte sie mir ansehen.“ Antwortete sie.

„Ja, hatte ich. War bei den Dingen eine Schriftrolle dabei?“ wollte ich wissen. Sie schüttelte den Kopf, „Nein, alles was Letho brachte, liegt hier.“ Sie deutete auf den Tisch vor sich. Schien gerade an den Sachen irgendetwas zu machen. Ich ging ein wenig näher. „Konntest du etwas herausfinden?“

Sie nickte, „Ja, ein wenig. Aber nicht alle meiner Zauber funktionieren und ich weiß einfach nicht wieso!“ meckerte sie.

„Was konntest du denn herausfinden?“ lenkte ich sie ein wenig von ihrem Ärger ab. Sie seufzte. „Der Kompass wurde tatsächlich verzaubert. Ich konnte einen Ortungszauber ausfindig machen. Dieser ist auf eine ganz spezielle magische Signatur geprägt. Scheinbar die Signatur, die ich auf diesen Teilen gefunden habe. Aber zu denen habe ich nichts weiter herausfinden können. Ich kenne diese Signatur nicht, nicht einmal etwas ähnliches. Und bei diesem Teil,“ sie deutete auf das Handy, „Kann ich dir nur sagen, dass ein Zauber darauf liegt, aber nicht was er macht oder woher er stammt.“ Erklärte sie. „Du sagtest, ein Teil hättest du bei Triss gefunden. Hat sie gesagt woher sie es hatte?“ fragte sie mich. „Sie meinte, sie hätte es mal bei einem Händler gefunden und sie es analysieren wollte. Scheint aber sehr lange her zu sein, denn sie hatte vergessen, dass sie es noch hatte.“ Antwortete ich ihr.

Yennefer nickte, „Ich würde gerne noch ein paar Zauber ausführen.“ Murmelte sie eher vor sich hin und schaute auf die Gegenstände vor ihr.

„In Ordnung.“ Seufzte ich. Das hieße wohl ich solle sie in Ruhe lassen. Aber da sie die Schriftrolle nicht hatte, musste ich wohl Letho Fragen gehen, wo er sie hingelegt hat. Wenn ich sie nicht doch verloren hatte. Ich schritt die Treppe also wieder runter. Schon als ich das Erdgeschoss erreichte, hörte ich den Lärm aus der Küche. Was machten diese Hexer nur schon wieder?
 

„Letho? Wo ist die Schrift...? Was zum Teufel macht ihr da?!“ entfuhr mir, als ich die Küche betrat. Lambert war klitschnass und versuchte gerade noch einen zerbrochenen Krug hinter sich zu verbergen, während Letho betont unschuldig einen Eimer mit dem Fuß wegschob.

„Verschwindet! Ich mach das besser selber!“ knurrte ich. Die Hexer sahen mich verdutzt an. „Ich sagte raus! Verschwindet!“ wurde ich lauter. Lambert ließ es sich nicht zweimal sagen und verschwand aus der Küche.

Letho allerdings hockte sich hin und fing an die Scherben einzusammeln. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und tippte ungeduldig mit den Fingern auf meinen Oberarm, „Was wird das?“ wollte ich nach einer Weile wissen. Letho sah auf, „Ich helfe dir.“ Meinte er und ließ die Scherben in den Eimer fallen. „Sagte ich nicht, dass ihr verschwinden sollt? Damit bist auch du gemeint!“ grummelte ich. Er schüttelte den Kopf und machte unberührt weiter.

„Du musst dich noch ausruhen! Also werde ich das machen.“ Meinte er nur. „Ich bin ausgeruht genug! Ich habe zwei Tage geschlafen!“ meckerte ich. Letho stand auf und kam zu mir rüber. „Eben du sagst es. Du hast zwei Tage geschlafen, also wirst du dich schonen!“ bestimmte er und hob mich hoch. „Letho!“ fluchte ich. Er trug mich ein Stück durch die Küche und setzt mich auf eine Bank. „Da bleibst du sitzen.“ Fordert er und machte sich dann dran, die kleineren Scherben zusammen zu fegen.

Allerdings wurde es mir nach einiger Zeit zu blöd, ihm einfach nur dabei zuzusehen. Ich stand also auf und fing an, das dreckige Geschirr zusammen zu sammeln. Zumindest das, was die Hexer heile gelassen hatten.

Doch Letho kam erneut zu mir und nahm mir den Stapel ab. „Setzt dich hin.“ Forderte er. „Ich bin nicht krank Letho!“ maulte ich. „Ich weiß, aber du wirst dich trotzdem nicht anstrengen!“ erwiderte er. Unwillig setzte ich mich wieder. Gelangweilt schaute ich ihm weiter zu und klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. „Nur weil Yennefer mich mit diesem Tee betäubt hatte.“ Murrte ich. Das lenkte Lethos Aufmerksamkeit wieder auf mich. Er kam zu mir und hockte sich neben mich.

„Nein Krümel. Sie hat dich nicht betäubt. Der Tee sollte dir nur helfen einzuschlafen.“ Er legte eine Hand auf mein Bein. „Das du solange geschlafen hast, zeigt das du im Moment mit der Situation mehr überfordert bist, als du dir eingestehen willst. Yennefer erzählte, dass du so tief geschlafen hast, dass du noch nicht einmal reagiert hast, als sie dir das Hemd auszog, um an die Verletzung zu kommen.“ Er hob die Hand, um sie mir an die Wange zu legen, doch ich fing sie ab und schob sie zur Seite.

„Vesemir hat dir ein paar Bücher draußen auf den Esstisch gelegt, warum suchst du dir nicht eins raus und setzt dich damit in die Sonne?“ schlug er vor. „Ich will nicht lesen! Ich brauche Bewegung!“ maulte ich und wollte wieder aufstehen. Doch Letho drückte mich wieder auf die Bank. „Nein! Keine Anstrengungen für dich!“ war er bestimmt. „Versteh doch Krümel, es geht um deine Gesundheit!“ bat er etwas sanfter. Doch ich stieß ihn weg, „Krümel mich nicht! Ich werde hier nicht einfach nur rum hocken und nichts tun!“ fauchte ich ihn an. Letho zuckte wie geschlagen zurück. „Fein! Wenn ich mich nicht darauf verlassen kann, dass du die Anweisung von Yennefer befolgst, bringe ich dich eben zu Vesemir, damit er auf dich aufpasst!“ murrte Letho.

„Was hat Yennefer damit zu tun?“ wollte ich gereizt wissen. „Nun ja, sie sagte bereits nach deinem Training, das wir dich nicht so fordern sollen. Das es zu viel für dich ist. Und scheinbar hatte sie recht.“ Zögerte er. „Was hat sie noch gesagt?“ wollte ich wissen. Doch er schwieg und sah zur Seite. „Letho?!“ forderte ich, doch er sagte trotzdem nichts. „Verdammt Letho! Was hat sie noch gesagt? Warum glaubst du, dass sie einfach über mich bestimmen kann, ohne mich zu kennen oder mich zu fragen!“ „Sie hat nichts weitergesagt. Außerdem hatte sie ja recht. Sonst hättest du diesen Zusammenbruch nicht gehabt.“ Meinte er, doch er schaffte es nicht, mich dabei anzusehen.

„Ich kann es dir ansehen, dass das nicht alles war! Was hat sie noch gesagt! Über was redet ihr hinter meinem Rücken?“ wollte ich wissen, doch er schüttelte nur den Kopf. „Sie hat wirklich nichts weitergesagt, aber sie hat uns effektiv klar gemacht, dass wir dich nicht so hart rannehmen sollen. Es tut mir leid, dass ich es nicht selbst gesehen habe, dass ich dich überanstrengt habe.“ Murmelte er dann noch zum Boden gerichtet.

„Du spinnst doch, du hast mich nicht überanstrengt. Muskeln muss man nun mal ermüden, damit sie wachsen und kräftiger werden können! Außerdem ist nichts tun, wenn man lange Zeit viel gemacht hat, genauso schädlich!“ fluchte ich und stand erneut auf und ging an dem Hexer vorbei, um mich um das Geschirr zu kümmern.

„Krü… Alanya, Yennefer hat recht. Das war alles zu viel für dich. Du brauchst Erholung.“ Versuchte er es erneut. „Nein brauche ich nicht. Ich brauche etwas zu tun!“ knurrte ich. Ich hörte ihn hinter mir resigniert seufzen und dann aufstehen.

Er packte mich und warf mich über seine Schulter. „Du hast es ja nicht anders gewollt.“ Murmelte er. „Letho! Lass mich sofort runter!“ forderte ich und fing an zu strampeln. Doch er packte nur meine Beine und hielt sie fest. Meine Schläge auf seinen Rücken interessierten ihn scheinbar nicht. „Lass mich runter! Verdammt Letho!“ er trug mich aus der Küche, ging kurz zum Esstisch und nahm ein Buch von dem Stapel, der dort lag und trug mich dann weiter. Wir durchquerten das Erdgeschoss und er trug mich dann nach draußen. Vesemir sägte gerade an einigen Balken, als er uns sah.

Ich fluchte immer noch und forderte weiter, dass Letho mich runterlassen sollte.

„Ich habe dir gesagt, es wird ihr nicht gefallen.“ Konnte ich den alten Hexer hören. Letho blieb stehen, ließ mich jedoch immer noch nicht runter. Aber ich wusste, wie sich das schnell ändern würde. Er trug nur ein dünnes Hemd, statt seiner Rüstung und sein Rücken war somit ungeschützt.

Meine Fäuste haben ihn nicht interessiert, aber vielleicht würden es meine Zähne, dachte ich böse und biss zu. Ich bekam zwar nicht viel zu fassen, dafür waren seine Muskeln viel zu ausgeprägt, aber es reichte, dass er erschrocken fluchte und mich losließ. Ich fing mich mit meinen Händen ab und rollte mich am Boden ab.

Wütend drehte sich Letho zu mir um, „Was sollte das?“ wollte er wissen und schien sich die schmerzende Stelle zu reiben. „Ich habe dir gesagt, du sollst mich loslassen!“ erwiderte ich. Vesemir hob das Buch auf, das Letho fallengelassen hatte und drückte es mir in die Hand. Dann führte er mich ruhig zu einem Holzklotz. „Hinsetzen! Ich kläre das!“ forderte er ruhig, aber streng. Ich konnte gar nicht anders, als zu tun was er mir sagte. Dann ging er zu Letho zurück, sprach leise mit ihm und schickte ihn wieder rein. Er stellte sich schweigend vor mich und sah mich mit verschränkten Armen streng an. Sein Blick ließ meinen Zorn und Trotz wegfließen, wie Schnee in der Sonne. Je länger er mich so anschaute, desto mehr fühlte ich mich wie ein Schulkind vor einem Rektor. Ich schämte mich beinahe für mein Verhalten.

„Irgendetwas dazu zu sagen?“ fragte er nach einer ganzen Weile ruhig. Schmollend verschränkte ich die Arme, „Ich will nicht einfach nur rumhocken!“ maulte ich. „Das ist aber kein Grund, um einen Hexer zu beißen. Was ist, wenn er kürzlich einen Trank genommen hätte?“ fragte Vesemir sachlich. „Hat er aber nicht!“ antwortete ich leicht trotzig. Der Hexer vor mir zog eine Augenbraue hoch, „Woher willst du das wissen?“

„Ich hätte es geschmeckt!“ rief ich. Jetzt sah er mich verblüfft an. „Geschmeckt?“ wollte er wissen. Ich nickte, „Ja, ich kann mindestens drei Tränke rausschmecken.“ Erwiderte ich. Er schüttelte nur den Kopf, „Wie kommst du da drauf?“ fragte er weiter. „Du hast die Narbe an seinem Unterarm gesehen? Die ist von mir, von unserer ersten Begegnung. Er hatte schwarzes Blut getrunken. Schmeckt fürchterlich.“ Ich verzog das Gesicht bei der Erinnerung. „Ein anderer Hexer wollte mich als Geisel gegen Letho verwenden, der hatte Schwalbe und Waldkauz intus. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm sein Blut ins Gesicht spuckte und ihm verriet, was ich davon hielt.“ Grinste ich. Doch er schien das überhaupt nicht amüsant zu finden.

„Du solltest keine Tränke nehmen und auch keine Hexer beißen.“ Meckerte er und schüttelte erneut den Kopf. Er fing an das Werkzeug in eine Kiste zu räumen. Schweigend sah ich ihm zu. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte.

„Komm mit.“ Forderte er nur, als er fertig war. Neugierig folgte ich ihm, er führte mich in den Trainingsbereich. Ich wollte gerade fragen, was wir hier wollten, als er zu einem Waffenständer ging und eine Armbrust nahm. Er drückte sie mir in die Hand. Verwirrt schaute ich ihn an.

„Du wolltest nicht nur rumhocken, also lernst du jetzt das Schießen.“ Meinte er. Dann fing er an, mir die Funktionen der Armbrust zu erklären. Wie man sie spannte und einen Bolzen einlegte. Das ließ er mich solange wiederholen, bis er sicher war, dass ich mich dabei nicht verletzten würde, wie er meinte. Dann ließ er mich lange immer wieder mit der Armbrust ins Ziel gehen, ohne jedoch einen Schuss abzugeben und korrigierte meinen Stand und meine Haltung.

Als meine Arme langsam müde wurden, ließ er mich dann endlich einige Schuss abgeben. Ich traf aber noch nicht einmal die Scheibe. Nach dem fünften Schuss ließ er mich aufhören. „Das reicht für heute.“ Beschloss er. „Schon? Aber wir haben doch nicht viel gemacht.“ Wollte ich protestieren. „Da irrst du dich, wir haben sogar das Mittagessen verpasst. Komm wir sollten Yennefer nicht zu sehr reizen. Sie ist ziemlich temperamentvoll.“ Erwiderte er. Ich sah ihn erstaunt an, ich hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit verging. Ich übergab Vesemir die Armbrust und folgte ihm dann ins Gebäude. Er ging zu einem der Regale und suchte ein kleines Buch heraus. Er brachte es zu mir. „Hier, wenn du es komplett gelesen hast, werden wir weiter machen.“ Versprach er.

Ich seufzte, es hatte die Größe eines dicken Taschenbuches und dem Titel nach war es ein Buch über das Schießen mit einer Armbrust. Ich nickte, „Danke Vesemir.“ Dann deutete er in Richtung Essbereich. Ich folgte seiner stummen Anweisung und ging zu dem Tisch, um mich zu setzen. Ich schlug das Buch auf und fing an zu lesen, als Letho sich zu mir gesellte, ignorierte ich ihn einfach. Jemand hatte mir einen Teller mit Obst, Käse und Schinken hingeschoben. Mechanisch aß ich, während ich immer noch in dem Buch las.

Als jedoch die Hexer ein Gespräch anfingen und ich meinen Teller leer hatte, schlug ich das Buch zu und stand auf. „Krümel?“ fragte Letho, doch ich antwortete nicht. „Alanya?“ versuchte er es erneut, doch auch jetzt reagierte ich nicht auf ihn. Mit dem Buch in der Hand ging ich in Richtung Tür. „Wohin gehst du?“ wurde ich nun gefragt, aber dieses Mal nicht von Letho. „Lesen. Hier kann ich mich nicht konzentrieren, Vesemir.“ Antwortete ich und ging weiter. „In Ordnung, aber wenn es kälter wird komm wieder rein.“ Forderte er noch. Ich hob nur eine Hand, um zu signalisieren, dass ich ihn verstanden hatte.

Ich setzte mich nach draußen und las weiter in dem Buch, nach einer ganzen Weile setzte sich jemand neben mich. Da ich aber so in das Buch vertieft war, hatte ich nicht mitbekommen, wer es gewesen war. „Hat der alte Mann also einen neuen Geist gefunden, denn er mit der Theorie quälen kann?“ fragte Lambert mich. Erstaunt sah ich auf. „Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig. Letho lässt mich nicht einmal die Küche machen, da wird er bestimmt nicht mit mir trainieren und Vesemir macht erst weiter, wenn ich das Buch gelesen habe.“ Erklärte ich. Lambert grinste einfach nur, „Dann trainiere doch mit mir.“ Schlug er vor. Doch ich schüttelte den Kopf, „Meine Rüstung und die Schwerter sind bei Vesemir.“ Musste ich ablehnen.

„Ach komm schon, wir haben genug Übungsschwerter und ich werde meine Rüstung auch ausziehen, es kann nichts passieren.“ Erwiderte er. Ich überlegte kurz, das wäre eine gute Möglichkeit, Letho zu beweisen, dass ich keine Erholung brauchte.

„Na komm schon, als Wiedergutmachung für die Höhle.“ Meinte Lambert. „Aber keine Tricks, du wirst dich benehmen!“ forderte ich. Er nickte. „In Ordnung.“ Stimmte ich dann zu. Auch Lambert stand auf und ich folgte ihm über die Höfe. Wir gingen in den Trainingsbereich, ich hatte mich anfangs umgeschaut, doch scheinbar hatte keiner der anderen Hexer uns gesehen.

Lambert warf mir eines der stumpfen Schwerter zu und ich hatte ein paar Schwierigkeiten es zu fangen, denn normalerweise wurden mir keine zugeworfen. Der Hexer zog tatsächlich seine Rüstung aus, aber nicht nur die. Auch sein Hemd zog er sich über den Kopf, als er jedoch anfing in der Sonne zu posieren, musste ich arg damit kämpfen nicht zu lachen.

„Dann zeig mal was du draufhast!“ forderte er und nahm sich ebenfalls eines der stumpfen Schwerter.

Mit Lambert zu trainieren war völlig anders, als mit Letho. Sein Stil war mehr wie der von Geralt, was mich aber nicht verwunderte. Das Training war auch nicht so ernst, wie mit Letho. Lambert machte zwischendurch immer wieder mal Unsinn oder fuchtelte einfach nur mit seinem Schwert umher, weil er jemanden imitierte.

Lambert war gerade wieder etwas ernsthafter geworden und drängte mich zurück, als sich plötzlich jemand zwischen uns stellte und sein Schwert abwehrte. „Seid ihr verrückt geworden!“ konnte ich Letho knurren hören. Böse funkelte ich auf seinen Rücken. „Letho! Wir waren gerade am Trainieren!“ meckerte ich. Er drehte sich zu mir um und zog mir das Schwert aus der Hand. „Das ist es ja gerade! Haben wir dir nicht klar genug gemacht, dass du dich ausruhen sollst!“ entgegnete er.

„Ich bin weder krank noch verletzt und du bist kein Arzt, genauso wenig wie Yennefer! Es ist meine Entscheidung, was ich tue!“ wurde ich laut.

„Warum sollte sie sich ausruhen, sie hat schließlich zwei Tage geschlafen.“ Mischte sich Lambert ein. „Du hälst dich da gefälligst raus!“ fuhr Letho ihn an. Lambert hob abwehrend die Hände, „Ich mein ja nur, außerdem hat sie recht. Es ist ihre Entscheidung und nicht eure was sie macht.“ Meinte er und fing an sein Hemd und dann seine Rüstung wieder anzuziehen. Letho drehte sich wieder zu mir, „Ich hatte dir vertraut, als du sagtest du gehst nach draußen zum Lesen.“ Meinte er leise und man sah ihm die Enttäuschung an.

„Und ich hatte dir gesagt, ich werde nicht nur einfach herumhocken!“ brummte ich. Ich war schließlich kein kleines Kind, das man bevormunden konnte. Er schüttelte den Kopf. „Du wirst jetzt mit reinkommen.“ Forderte er. „Nein, werde ich nicht! Du hast mir überhaupt nichts zu sagen!“ schrie ich ihn an. Doch er hatte scheinbar mit dieser Reaktion gerechnet. Er schnappte mich und hob mich hoch. „Wehe du beißt wieder!“ knurrte er, als ich anfing zu zappeln und zu treten. „Lass mich runter!“ forderte ich, doch er reagierte nicht. Er hielt mich so vor seiner Brust, dass ich meine Arme nicht bewegen konnte. „Es ist nur zu deinem besten.“ Murmelte er in meinen Nacken. Da meine Tritte scheinbar nichts brachten, ließ ich meinen Hinterkopf nach hinten krachen. Letho fluchte, ließ mich aber nicht los.

Als Letho mich in die Zitadelle trug und ich nur am Zetern und zappeln war, wurden Vesemir und Yennefer auf mich aufmerksam. Vesemir sah mich enttäuscht an, während die Zauberin so aussah, als ob sie sich fragte, ob ich verrückt geworden sei. Aber Letho setzte mich nicht bei ihnen ab, sondern trug mich bis in unser Zimmer.

Erst dort ließ er mich wieder los. „Hier wirst du bleiben, bis wir dir etwas anderes sagen.“ Bestimmte er. „Das werden wir ja sehen.“ Knurrte ich und sah ihn trotzig an. Ich musste ihn an der Lippe getroffen haben, denn an seinem Kinn war eine kleine Blutspur. Wenn ich nicht so aufgebracht wäre, hätte ich mich wahrscheinlich bei ihm entschuldigt, aber in dem Moment konnte ich nur denken, selbst Schuld. „Alanya bitte. Wir wollen dir doch nichts Böses. Du brauchst diese Pause.“ Versuchte er sich noch einmal zu erklären, ehe er die Treppe wieder runter ging.

Ich wartete einen Moment und folgte ihm dann. Allerdings musste ich unten feststellen, dass die Tür verriegelt war. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Wütend schlug ich gegen die Tür und rüttelte an ihr. „Es tut mir leid Krümel.“ Konnte ich Letho von der anderen Seite leise hören.

Ich ließ meinen Frust an der Tür aus, doch sie gab nicht nach. Müde setzte ich mich dann irgendwann neben die Tür an die Wand. Sie hatten mich tatsächlich eingesperrt, nur weil Yennefer dachte das ich eine Pause brauche. Aber war nicht selbst Ciri damals einmal vor ihr geflüchtet, als sie hörte das Geralt in der Nähe war?

Teil 3: Eskel

Ich musste dort dann eingedöst sein, denn ich wachte auf, als mir ziemlich kalt war. Ich hätte nicht an der kalten Mauer und dem Steinboden sitzen bleiben sollen. Es war auch mittlerweile deutlich dunkler geworden, so dass ich beschloss, das ich eigentlich auch schlafen gehen könnte. Ich hatte je eh nichts, womit ich mich groß beschäftigen konnte. Ich stapfte die Treppe wieder hoch, so ein scheiß, selbst im Waisenhaus hatte ich nur ganz selten Hausarrest bekommen und hab es trotzdem meist geschafft, nach draußen zu dürfen. Ich wurde nie eingesperrt damals.

Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen, ich stieß die Stiefel von meinen Füßen und rollte mich auf der Decke zusammen.

Einige Zeit später konnte ich hören, das Letho die Treppe heraufkam. Ich tat nicht wirklich so, als ob ich schliefe, ließ mir aber auch nicht anmerken, dass ich seine Anwesenheit bemerkt hatte. „Es tut mir leid Krümel, aber du wolltest ja nicht auf uns hören.“ Meinte er leise und setzte sich zu mir ans Bett. Ich ignorierte ihn, auch als er mir sanft über den Kopf strich, „Ich möchte nicht das dir etwas passiert oder du wirklich krank wirst. Deine Wut nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dafür weiß, dass es dir gut geht.“ Flüsterte er und deckte mich zu. „Schlaf gut.“ Meinte er und schien sich dann selbst fürs Bett fertig zu machen.

Ich dachte noch eine Weile über das eben geschehene nach, bis ich dann selbst einschlief. Am nächsten Morgen war Letho bereits aufgestanden, als ich aufwachte. Bis auf das Knacken des Holzes im Feuer, war es still im Raum. Ich setzte mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Auf meinen Nachttisch stand eine Schale mit Rührei, ein Krug mit Wasser und eine Blume lag dort. Ich nahm alles und stellte es auf eine Kiste nahe der Treppe. Ich wollte es nicht.

Dann legte ich mich wieder hin, um weiter zu schmollen.

Nach einer Weile hörte ich Schritte auf der Treppe, „Hy kleine Furie, ich soll dir das hier bringen und fragen ob du noch was brauchst.“ Erstaunt sah ich auf, es war Lambert. „Will nichts und brauch nichts!“ murrte ich, als ich sah, dass er einige Bücher in der Hand hatte.

„Ich lass sie dir trotzdem hier. Und bevor du auf die Idee kommst, wirf sie besser nicht durch die Gegend. Du willst nicht erleben, wenn der alte Mann da unten wirklich sauer wird, glaub mir.“ Warnte er mich und ließ mich dann wieder allein. Ich rührte die Bücher nicht an, ließ sie dort liegen, wo Lambert sie platziert hatte.

Den restlichen Tag, verbrachte ich mit schmollen, dösen oder tigerte durch den Raum, wenn ich nicht mehr liegen konnte. Dabei fand ich auch die Schriftrolle, die ich den Tag vorher gesucht hatte. Letho hatte sie zu meinen anderen Schreibsachen gelegt.

Als es anfing zu dämmern, konnte ich wieder jemanden rauf kommen hören, aber ich blieb am Fenster stehen. Die untergehende Sonne tauchte die Wolken in ein wundervolles Licht. Die Person kam durch den Raum und blieb hinter mir stehen. „Schön, nicht?“ fragte Letho leise und legte seine Hände auf meine Schultern. „Fass mich nicht an!“ zischte ich. Er sollte ruhig merken, dass ich wirklich sauer auf ihn war. Er wich sogar einen Schritt zurück.

„Du solltest etwas essen.“ Bat er. Ich drehte mich zu ihm um, „Und wenn nicht, werdet ihr mich dann auch dazu zwingen!?“ fauchte ich. „Iss einfach ein bisschen.“ Bat er noch einmal und ging dann wieder. Er nahm das Frühstück mit runter, hatte aber dafür einen Teller mit Suppe und Brot dagelassen.
 

Die nächsten beiden Tage verliefen genauso. Doch als Letho den dritten Abend das Essen brachte, konnte ich nicht mehr widerstehen. Ich hatte Hunger ohne Ende und irgendwer hatte sich die Mühe gemacht, einen Braten zu machen. Als Letho mein Magenknurren hörte, lächelte er leicht, sagte aber nichts. Er ließ mich wieder allein und ich stürzte mich auf die Mahlzeit. Mittlerweile hatte ich auch die Blumen, die Letho mir jeden Tag hinlegte, in einen der Wasserkrüge gestellt.

Allerdings fragte ich mich, wie lange sie mich hier noch versauern lassen wollten.
 

Ich hatte angefangen meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben und war froh, dass keiner der Anderen dies lesen konnte. Am vierten Tag begann ich dann auch die Bücher zu beachten, die Lambert gebracht hatte. Ich las zuerst das, was ich bereits angefangen hatte. Die anderen beschäftigten sich mit Monstern und ein Roman war dabei. Auch meine Wut verschwand allmählich, sie wurde eher durch Resignation ersetzt.

Letho bemühte sich weiterhin, fragte mich häufig ob ich etwas bräuchte oder war einfach für mich da, wenn ich wieder einen Albtraum hatte. Selbst wenn ich ihn jedes Mal wegstieß. Ab dem 6 Tag ignorierte ich ihn nicht mehr willentlich, sondern meist nur noch dann, wenn ich gerade in eines der Bücher vertieft war. So auch am Morgen des siebten Tages. Letho fragte mich irgendetwas und ich nickte automatisch, ohne zu wissen was er eigentlich wollte.

Später war ich daher auch ziemlich überrascht, als Vesemir plötzlich neben mir stand. Ich hatte gerade Informationen zu Draconiden in den verschiedenen Büchern verglichen, als Vesemir mich an der Schulter antippte.

Erschrocken sah ich auf, „Oh Vesemir, was gibt es?“ wollte ich wissen. Er sah mich stirnrunzelnd an. „Ich würde gerne wissen, warum du schon wieder anfängst das Essen zu verweigern und du Letho ignorierst?“ fragte ich mich. Verwirrt sah ich ihn an. „Hab ich doch gar nicht.“ Widersprach ich. „Er war mehrmals hier, um dich zum Essen zu holen. Er sagte du hättest immer nur irgendwas vor dich hin gebrummt.“ Jetzt war ich noch verwirrter. „Was meinst du? Er hatte nur vorhin beim Aufstehen etwas gesagt. Danach war er nicht mehr hier.“

„Vorhin ist gut. Die Sonne geht schon wieder unter.“ Meinte er belustigt. Ich wurde rot, ich hatte scheinbar den ganzen Tag hier gesessen und gelesen, ohne irgendetwas mit zu bekommen. Als mir dann auch noch auffiel, dass ich mich noch gar nicht angezogen hatte, wurde ich noch roter.

„Na los, zieh dir was über und komm mit runter.“ Meinte Vesemir.

„Ich habe eigentlich nicht wirklich Hunger und ich würde gerne hier weiter machen.“ Entgegnete ich und deutete auf die Bücher. Vesemir zögerte kurz und stimmte dann doch zu, „In Ordnung, aber nur heute. Ab morgen kommst du zum Essen wieder runter.“ Ich nickte, „Danke Vesemir!“ und wendete mich dann den Büchern wieder zu. Ich bekam nur halb mit, wie er mich wieder allein ließ. Nach und nach wurde es dunkler, so dass das Lesen immer schwieriger wurde.

Ich wollte gerade einen kleinen Holzspann aus dem Feuer holen, um die Kerzen zu entzünden, als sie und die Fackeln auf einmal von allein angingen. Im selben Moment sprach mich jemand von hinten an. „So ist es doch besser, oder?“ erschrocken fuhr ich herum. „Meine Güte, musst du mich so erschrecken?“ fragte ich ihn. Aber er zuckte nur mit den Schultern, „Du solltest eigentlich merken, wenn sich dir jemand nähert. Ich habe mich noch nicht einmal bemüht leise zu sein.“ Erwiderte er. „Ich habe nun mal nicht so feine Sinne wie du Letho!“ schmollte ich.

Er kam noch ein Stück näher und schob die Bücher zur Seite, „Hier dein Essen.“ Meinte er, als er den Teller abstellte. „Danke.“ Murmelte ich und wollte eines der Bücher wieder aufschlagen, aber Letho legte seine Hand auf den Buchdeckel, „Erst essen.“ Forderte er. „Na gut.“ Brummte ich und griff nach dem Brot. Es war mit dünnen Bratenscheiben belegt. Während ich aß, hatte sich Letho eines der Bücher genommen und blätterte nun selbst darin herum. Doch er legte es schon bald wieder beiseite. „Ziemlich trocken die Bücher.“ Meinte er und legte eine Hand auf meine Schulter, als er jedoch an fing mit seinem Daumen langsam über meinen Nacken zu streicheln, verschluckte ich mich beinahe. Doch er schien es nicht bemerken zu wollen. Nach einer Weile legte er seine zweite Hand auf meine andere Schulter.

„Letho?“ fragte ich zögerlich. „Deine Muskeln sind ziemlich verspannt durch das lange sitzen.“ Antwortete er leise und übte ein wenig Druck auf den Muskel aus. Ich zog scharf die Luft ein. „Siehst du, komm ich werde dir helfen, sonst hast du morgen schmerzen.“ Hauchte er an mein Ohr und ließ seine Daumen an meinem Nacken kreisende Bewegungen machen. Das fühlte sich gut an und ich ließ meinen Kopf etwas nach vorne sinken. Eine Weile später ließ er seine Hände zurück auf meine Schultern gleiten und fing dort an ein wenig zu massieren.

„Krümel? Leg dich aufs Bett, dort ist es bequemer.“ Schlug er dann vor. Ich dachte nicht wirklich darüber nach und nahm seinen Vorschlag war. Ich legte mich auf den Bauch und Letho setzte sich über mich und schob mein Hemd ein Stück hoch.

Seine Finger glitten über meine Muskeln, ich seufzte zufrieden bei dem Gefühl. Je weiter ich mich entspannte, desto höher arbeiteten sich seine Finger, bis er mein Hemd mir über den Kopf ziehen wollte. „Letho nicht!“ bat ich unsicher. „Gefällt es dir denn nicht?“ wollte er darauf hin wissen, „Schon, aber …“ „Dann gibt es doch kein aber.“ Unterbrach er mich, „Ich werde nichts machen, was du nicht möchtest. Das weißt du doch.“ Brummte er leise. Ich nickte nur. Aber das war ja das Problem, er würde auch nicht das machen, was ich gerne wollen würde. „Nah siehst du.“ Meinte er und entfernte dann mein Hemd völlig. Ich schluckte, jetzt lag ich nur noch mit einem Höschen bekleidet unter Letho.

Mein glühendes Gesicht versteckte ich in meinen Armen. Er fing wieder oben an den Schultern an und nach kurzer Zeit wich die Spannung aus mir und meine Muskeln waren wie warmes Wachs in seinen Händen. Nach und nach konnte ich völlig entspannen, denn sobald er bemerkte, dass er Stelle fand, die meinen Körper mehr reagieren ließ, mied er sie.

Meine Augen wurden immer schwerer und ich musste mich bemühen, nicht einzuschlafen. Und der Hexer schien es zu bemerken. „Schlaf ruhig, ich bin hier und pass auf dich auf.“ Murmelte er, als er sich ein wenig vorbeugte. Er hauchte mir einen Kuss auf den Hinterkopf und strich dann weiter über meinen Rücken.
 

Als ich später aufwachte war es dunkel im Raum, selbst das Feuer in der Mitte schien erloschen zu sein. Verwirrt blinzelte ich, denn mir war überhaupt nicht kalt. Zwei starke Arme hielten mich an einer breiten Brust und ich konnte einen ruhigen Herzschlag hören. War ich in der Nacht doch wieder zu Letho ins Bett gekrabbelt? Fragte ich mich. Aber dann bemerkte ich noch etwas. Ich war nackt, meine nackte Brust presste sich an Letho. Unsere Beine waren eng miteinander verflochten und man hätte wohl nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen uns bekommen. Was war am Abend passiert?

Ich wollte mich aufsetzen, doch Letho hielt mich fest. Meine Unruhe schien ihn geweckt zu haben, „Schlaf weiter Krümel.“ Nuschelte er und vergrub seine Nase an meinem Hals.

Als er eines seiner Beine bewegte, stellte ich erleichtert fest, dass er nicht völlig nackt war. Er trug seine Unterwäsche. Das beruhigte mich soweit, dass ich endlich bemerkte das auch ich noch mein Höschen anhatte. Nach und nach fielen die Ereignisse des Abends an die richtigen Stellen in meiner Erinnerung.

Ich hätte beinahe vor Erleichterung geseufzt, gut wir waren nicht betrunken irgendwie in der Kiste gelandet. Aber das ich bei der Massage wirklich eingeschlafen bin, erklärte noch lange nicht, wie Letho halbnackt neben mich kam.

„Was ist los Krümel?“ fragte er mich leise, sein Atem an meinem Hals ließ mich schaudern. Als ich nicht antwortete hob er seinen Kopf und sah mich an, seine Augen reflektieren das wenige Mondlicht und verriet wie nah er mir war. Wie einfach es wäre, ihn jetzt zu küssen. Ich überlegte kurz, ob ich es wagen sollte, aber seine Augen beobachteten mich mit einer Neugier, die ich bei ihm noch nicht gesehen hatte.

Ich schüttelte innerlich den Kopf und kuschelte mich einfach nur wieder an. Letho schien kurz zu seufzen und drückte mich kurz. Bald darauf war ich wieder eingeschlafen. Als ich das nächste Mal wach wurde, war es hell und das Bett neben mir leer. Allerdings hatte Letho eine weitere Blume dagelassen, diesmal auf dem Kopfkissen.

Ich stand auf und machte mich für den Tag fertig, dann wollte ich die Blume zu den anderen ins Wasser stellen, überlegte es mir doch anders. Ich suchte das Halstuch der Hexenjäger raus und faltete es so, dass ich es wie ein Haarband tragen konnte. Die Blume steckte ich anschließend da rein. So konnte ich auch die Haare offen tragen, ohne dass sie mir ins Gesicht fielen.

Ich nahm die Bücher, die ich fertiggelesen hatte und verließ das Zimmer. Die Hexer und Yennefer saßen noch am Tisch und unterhielten sich leise. Uma konnte ich zwar hören, aber nicht sehen.

„Die Furie beehrt uns mit ihrer Anwesenheit!“ grinste Lambert zur Begrüßung.

Ich funkelte ihn böse an, ehe ich demonstrativ die Nase ein wenig hob und an ihm vorbei ging. Yennefer versteckte ein kichern und Letho versuchte Lambert mit Blicken zu erdolchen, während Vesemir die Bücher ansah, die ich trug. Ich legte sie neben dem älteren Hexer auf die Bank, denn der Tisch war mit Krümeln übersäht. „Danke, dass ich sie lesen durfte.“ Meinte ich zu Vesemir und setzte mich dann. Ich nahm mir mein Essen und hörte den leisen Gesprächen zu.

Die Hexer machten Pläne für den Tag, nach einiger Zeit stand Vesemir auf und nahm den Stapel Bücher mit, ich vermutete, dass er sie wieder wegstellen wollte. Kaum war er außer Hörweite, wandte sich Yennefer an mich. „Ich hätte eine bitte an dich.“ Fing sie an, „Nein!“ antwortete ich direkt, ohne auch nur von meinem Essen aufzuschauen.

„Aber, es würde mir sehr helfen!“ war die Zauberin empört. „Trotzdem nein!“ erwiderte ich erneut. Die beiden Hexer schauten zu uns rüber. „Gibt es Probleme?“ wollte Letho wissen. „Nein, alles gut. Alles unter Kontrolle.“ Lächelte ich ihn an, bevor Yennefer etwas sagen konnte. Er nickte und seine Mundwinkel verzogen sich minimal nach oben, als er die Blume in meinem Haar erblickte. „Wenn irgendetwas ist, sag Bescheid.“ Bat er und zog Lambert dann mit nach draußen, sie hatten noch einige Aufgaben, die sie erledigen mussten.

„Du weißt ja noch nicht einmal worum es geht!“ fluchte Yennefer, als die Hexer gegangen waren. „Na und. Ich werde dir sicherlich keinen Gefallen tun!“ versuchte ich ruhig zu bleiben. „Und wieso nicht?“ wollte sie aufgebracht wissen. „Weil du dich in Dinge einmischt, die dich überhaupt nichts angehen!“ ich versuchte wirklich, nicht zu knurren. „Das habe ich doch gar nicht!“ stritt sie ab. „Und das mit Letho?“ wies ich sie hin. „Ihr habt euch doch vertragen. Also sei doch froh darüber.“ Wiegelte sie ab. „Du bist doch schuld daran, dass es Ärger gab!“ Diese Frau regte mich auf.

„Daran bist du doch selber schuld, du hast doch die Anweisungen nicht befolgt!“ sie stand von der Bank auf und stützte sich mit der Hand auf dem Tisch ab. „Anweisungen, die von dir kamen. Anweisungen, bei denen du kein recht hattest, sie zu geben! Du hast dich weder in mein Training noch in mein Leben ungefragt einzumischen!“ fauchte ich sie nun an. „So dankst du es mir, dass ich mir Sorgen um dich mache?!“ sie war wütend, ihre Augen sprühten schon fast Funken.

„Das hat doch nichts damit zu tun, wenn du denkst, dass es zu viel für mich sei, hättest du mit mir reden sollen. Aber nein, du stellst dich so viel höher, weil du eine Zauberin bist. Du bist nicht meine Mutter! Du kannst dich nicht einfach so einmischen!“ versuchte ich ihr klar zu machen. Sie ließ sich auf die Bank fallen, „Denkst du das wirklich? Hälst du mich wirklich für arrogant?“ fragte sie leise. Auch ich setzte mich wieder. „Nicht nur ich, aber die Hexer sind zu höflich, um es laut auszusprechen. Man kann es ihnen aber ansehen, dass es ihnen überhaupt nicht gefällt, dass du sie herumkommandierst.“ Erklärte ich leise. „Aber, …“ fing sie an. „Nein Yennefer. Hier hat Vesemir das Sagen. Du kannst ihm Dinge vorschlagen und ihn beraten, aber Befehle ihm nichts. Sei subtil, wenn du ihn in eine bestimmte Richtung lenken willst.“ Schlug ich ihr vor. Sie überlegte eine Weile und summte dann zustimmend. „Ich werde daran denken.“ Ich nickte, „Stell dir einfach vor, er wäre der König hier. Einer ohne Titel und Zeremonien.“ Versuchte ich es ihr begreiflich zu machen. Sie nickte. „War ich wirklich so schlimm? Ich wollte doch nur helfen.“ Seufzte sie. „Denk einfach daran, wie es wäre, wenn dich Jemand so behandeln würde.“ Merkte ich an und rieb mir durchs Gesicht. Das war ein Ratschlag, den ich wohl selbst beherzigen sollte. „Oh verdammt!“ fluchte ich leise vor mich hin, „Also schön, was wolltest du?“ fragte ich die Zauberin dann vor mir.

Sie sah mich überrascht an. „Du sagtest doch du hättest eine Bitte?“ fragte ich genauer nach. Ihre Augen hellten auf, „Ja, ich wollte dich fragen, ob du im Keller ein bisschen rum räumen könntest. Ich hoffe das sich dort unten vielleicht ein Xenogloss finden lässt und ich könnte gut eines gebrauchen. Außerdem erzählte Letho von deinem kleinen Ausflug zur Ruine im Wald, wo du eines dieser Teile fandest, vielleicht liegt dann auch im Keller hier eines. Der Kompass zeigt zwar nichts an, aber vielleicht wird es durch dasselbe Problem blockiert, wie einige meiner Zauber?“ schlug sie vor. Ich verzog das Gesicht, dort unten wimmelte es doch bestimmt von Ungeziefer.

Aber da Letho nichts von Training sagte und auch niemand wegen dem Kochen etwas sagte, hatte ich wohl Zeit. Widerwillig nickte ich, „Na gut, ich kann mich da unten ja mal umschauen. Aber ich werde nicht erneut den Zorn der Hexer riskieren, in dem ich das Labor betrete, nur den Keller!“ stellte ich klar.

„Weißt du etwas über diese Ruine im Wald?“ fiel mir dann noch ein. „Letho und Uma hatten die Nacht drauf ziemliche Albträume und er vermutete da einen Zusammenhang.“

Doch sie schüttelte den Kopf, „Ich habe nur gehört, das dort schon ewig keiner mehr hingeht, alle meiden den Ort. Es gibt nur Gerüchte, dass dort das Böse lauern soll.“ Zuckte sie mit den Schultern.

„Gesehen habe ich dort nichts. Nur eine ziemlich zerfallene Ruine. Kein Monster, kein gar nichts. Letho sagte, es könnte sich um böse Magie dort handeln.“ erklärte ich. „Das kann ich dir nicht sagen, solange ich es nicht untersucht habe, aber ich denke das ist nicht notwendig, warum sollte dort noch mal jemand hin?“ fragte sie mich, ich zuckte nur mit den Schultern, sie hatte recht, die Hexer mieden den Ort scheinbar und jemand anderes kam wohl nicht in Wald so nahe am Tal.

„Na gut, dann will ich mich mal an die Arbeit machen, sagst du den Jungs Bescheid? Nicht dass sie mich noch suchen, weil sie denken ich sei abgehauen oder so?“ fragte ich sie. Yennefer nickte, „Mach dir da mal keine Sorgen.“ Lächelte sie. Ich nickte und stand auf. Ich suchte einige Kerzen und eine Laterne zusammen und machte mich dann auf den Weg zur Treppe, die unter die Festung führen würde.

Zögerlich betrat ich die Küche, welches Chaos würde mich da jetzt erwarten? Aber ich war positiv überrascht, sie war zwar nicht blitzblank, aber ordentlich. Ich fragte mich, wer die letzten Tage Küchendienst hatte. Lambert höchstwahrscheinlich nicht, dann wäre das hier wohl wieder ein Saustall. Ich durchquerte die Küche und trat durch die zweite Tür. Mein Blick fiel auf die Treppe nach oben, hoffentlich musste ich nicht auch noch die anderen beiden Turmzimmer reinigen. Avallach würde das bekommen, in dem Yen gewesen war, in Geralts Traum, aber Keira und Triss? Würden sie sich eins Teilen? Im Spiel gab es keinen Hinweis darauf, wo die Beiden unterkommen würden. Oder auch die Leute von Roche und all die anderen. Aber bis Geralt aufbricht um sich um Unterstützung zu bemühen dürfte noch ein wenig Zeit sein und über die Unterbringung können wir uns dann Gedanken machen. Langsam ging ich die Treppe runter, in der Hoffnung nicht jetzt schon irgendwelchem Krabbelzeug zu begegnen.
 

Beim Gitter hatte ich glück, es ließ sich öffnen, doch dahinter begann direkt die Dunkelheit. Ich entzündete die Laterne und hoffte, dass es dort noch einige Fackeln gab, um den Gang ein wenig zu erhellen. Was es aber auf jeden Fall im Überfluss gab, waren Spinnenweben in den Ecken.

Der Gang beschrieb eine Kurve und ich folgte ihm. Die Dunkelheit erinnerte mich an die Ereignisse mit Lambert und ich musste mich dazu zwingen mich nicht ständig um zusehen, ob ich verfolgt wurde. Es gab einige Fackeln, die ich entzünden konnte, aber sie gaben nicht viel Licht.

Nach der Kurve ging der Gang in eine Kammer über, von der mehrere Gänge abgingen. Na super, hoffentlich war das hier kein Labyrinth.

In dieser Kammer standen einige Kisten und daher fing ich hier an. Doch hier fand sich nichts Interessantes. Nur alte zerrissene Kleidung und anderer Kleinkram, den niemand mehr benötigte. Ich räumte alles in eine Ecke, vielleicht konnten die Hexer das im Winter zum Anzünden der Feuerstelle nehmen. Ich nahm den linken Gang. Hier gab es nur eine Fackel und als ich zu ihr hing ging, um sie zu entzünden, knirschte es unter meinen Stiefeln. Ich sah nach unten und verzog angewidert das Gesicht, scheinbar bin ich auf ein Rattenskelet getreten.
 

Von den vielen Knochen am Boden abgelenkt, passte ich nicht auf wo ich lang lief und so lief ich direkt in ein dichtes Spinnennetz. Angewidert sprang ich zurück und wischte mir hektisch die Fäden aus dem Gesicht, doch leider war das Netz nicht unbewohnt. Viele kleine Spinnen liefen mir nun über Hand und Arm. Ich ließ die Laterne fallen und versuchte die Spinnen los zu werden, ich schüttelte den Arm, wischte sie weg, doch es blieben immer einige übrig. „Weg! Weg! Geht endlich weg!“ jammerte ich die ganze Zeit, bis ich Schritte und dann ein Lachen hinter mir hörte. Letho.

„Das ist nicht witzig!“ jaulte ich und zupfte die letzten Spinnen von meinem Arm und zertrat sie am Boden. Als ich mich zu ihm umdrehte, lachte er jedoch noch mehr. Als ich bemerkte das seine Augen auf mein Haar gerichtet waren, schielte ich nach oben. Genau in dem Moment schoben sich zwei Dinger in mein Sichtfeld. Meine Augen wurden immer größer, bis ich feststellte, dass es die Beine einer riesigen Spinne waren. „Mach sie weg! Mach sie weg!“ kreischte ich und fing an zu zappeln und zu zaudern. „Letho mach sie weg!“ bettelte ich hysterisch. Er griff grinsend nach meinem Kopf, „Schneller!“ jammerte ich. „Wenn du stillhalten würdest, ginge es schneller.“ Grinste er. Doch ich konnte mich nicht dazu bringen, still stehen zu bleiben, während ich die tastenden Spinnenbeine auf meiner Stirn spüren konnte.

Aber endlich hatte er sie gefangen, mit ihrem Körper und Beinen bedeckte sie fast seine komplette Hand. Er setzte sie auf den Boden und dann verschwand sie in dem Raum. „Da geh ich nicht mehr rein!“ beschloss ich laut. „Ach Krümel, das ist doch nur eine Spinne.“ Seufzte Letho. Schmollend sah ich ihn an, „Na und, die sind eklig, die langen Beine, die haarigen Körper und die vielen Augen!“ ich schüttelte mich. Das ließ Letho wieder lachen. „Die anderen Räume werden aber nicht besser sein.“ Grinste er nur. „Ich mag keine Spinnen!“ maulte ich. „So schlimm sind sie doch auch nicht.“ Meinte er und ging an mir vorbei in den Raum.

Ich hörte ihn mit den Finger schnippen und die Fackeln im Raum erhellten sich. Überall hingen Spinnenweben und nur widerwillig betrat ich den Raum. „Was machst du hier unten eigentlich?“ fragte ich ihn. „Du meinst außer dich vor den Spinnen retten? Ich hatte von Yennefer gehört, dass du hier unten bist und habe Vesemir bescheid gesagt, er gab mir den Auftrag auf zupassen.“ Meinte er.

„Warum das?“ wollte ich wissen. Waren sie den immer noch der Meinung, dass ich mich nicht anstrengen sollte? „Damit dir nichts passiert. Selbst Vesemir weiß nicht was hier unten alles liegt. Er meinte, das hier wäre schon eine Rumpelkammer gewesen, als er noch jung war. Außerdem will er, falls wir etwas Nützliches finden, es nach oben bringen.“ Seine Antwort beruhigte und beunruhigte mich ein wenig. Wer weiß was wir hier unten finden würden. „Und was hatte Yennefer dir gesagt?“ hakte ich weiter nach. „Das du vielleicht Hilfe gebrauchen könntest.“ Zuckte er mit den Schultern. Ich knirschte mit den Zähnen, versuchte sie sich schon wieder einzumischen?

„Alles in Ordnung?“ fragte Letho mich. „Ja, alles gut. Aber ich bin dafür, dass wir in einem anderen Raum anfangen.“ Antwortete ich und verließ die Kammer eilig.
 

Ich ging den Gang zurück zur ersten Kammer und folgte einem anderen. Letho folgte mir in einigem Abstand. Ich kam zu einer alten Holztür und zog sie auf, sie klemmte ein wenig, öffnete sich aber, als ich kräftig dran zog. Ich hob die Laterne ein Stück, um etwas mehr von dem Raum sehen zu können und sprang schreiend zurück und schmiss die Tür wieder zu. Drei Augen hatten mich angesehen, eines davon rot.

Letho kam angeeilt, „Krümel? Was ist los?“ wollte er wissen. Ich lehnte gegen die Tür und keuchte, „Bies!“ zitterte ich. Er zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Wie soll denn ein Bies hier her kommen?“

„Willst du damit sagen, dass ich mir das nur eingebildet habe?“ ich schaute ihn böse an. „Nein, nein. Natürlich nicht.“ Wiegelte er ab. „Komm, lass mich mal sehen.“ Bat er. Grummelnd trat ich zur Seite, natürlich glaubte er mir nicht. Ich ließ ihn an die Tür und ging auf ein wenig Abstand. Er öffnete die Tür und ich konnte sehen, wie seine Hand zu seinem Silberschwert zuckte, ehe er stockte und ganz in den Raum hinein ging.

„Krümel komm, der wird dir nichts mehr tun.“ Rief er kurze Zeit später. Vorsichtig trat ich zur Tür und spähte hindurch. Letho stand angelehnt an dem Kopf des Monsters. „Er ist harmlos.“ Meinte Letho und klopfte auf den Kopf, jede Menge Staub wurde aufgewirbelt. Das Monster war eindeutig tot. Ich trat näher, doch es war keine Trophäe, wie ich zunächst gedacht hatte. Das Vieh war ausgestopft. Staunend sah ich das Monster an, „Wow, hätte nie gedacht einem so nahe zu kommen.“ Murmelte ich und ließ meine Hand über das Fell gleiten. Es war rau und drahtig, wie bei manchen Hunden. Letho ließ mich eine Weile das Monster begutachten, ehe er mich auf etwas anderes aufmerksam machte, „Hier gibt es noch mehr zu sehen.“ Meinte er und entzündete einige Kerzenständer in der Nähe. Ich drehte mich um.

Der Raum war riesig, soweit ich es erkennen konnte und wirkte wie ein Horrorkabinett. Es gab mehrere ausgestopfte Kreaturen, viele, sehr viele Trophäen und Modelle von Monstern, scheinbar aus Ton geformt. Und alles mit einer sehr dicken Staubschicht bedeckt. Viele der Präparate waren durch die Zeit und Ungezieferbefall unkenntlich geworden. Andere kannte ich erst gar nicht und Letho benannte sie für mich. Er folgte mir durch die Halle. Ich stellte mir vor, wie angehende Hexer hier entlang gingen und sich die Monster anschauten und studierten. An der Wand unter einigen Trophäen hing ein Bild, allerdings konnte man nicht mehr erkennen was darauf war, so viel Staub hatte sich dort abgelagert. Ich ging hinüber und wischte vorsichtig mit der Hand den Staub weg. Ich war verwirrt, als ich sah was sich dort drunter befand.

„Wir sind auch Monster.“ Sprach Letho leise und sah mich durch den Spiegel an. „Ihr seid keine Monster!“ widersprach ich ihm und drehte mich zu ihm um. Doch sein Gesichtsausdruck blieb leer. „Du bist kein Monster und die anderen auch nicht!“ wiederholte ich mich. „Doch Krümel, genau das sind wir. Wir waren vielleicht einmal Menschen, aber das ist lange vorbei. Sieh uns doch an, wir sind widernatürliche Kreaturen.“ In seiner Stimme schwang ein wenig Trauer mit. Wie sollte man jemanden von dem Gegenteil überzeugen, das ihm scheinbar seit seiner Kindheit eingetrichtert worden ist? Kein Wunder, dass alle glaubten Hexer seien Monster, wenn sie es selbst glaubten.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, denn wenn ihr Monster wärt, wäre es euch egal, dass man euch als solche bezeichnet. Wenn ihr Monster wärt, dann würde Geralt nicht so verzweifelt nach Ciri suchen. Wenn du ein Monster wärst, hättest du den Leuten nicht mit dem Greifen geholfen, ohne eine Bezahlung zu verlangen. Du hättest dich nicht um mich gekümmert, als ich krank war und dir wäre es egal gewesen, wenn die Endriage mich getötet hätte. Du hättest deinen Freund nicht gerächt. Du würdest jetzt nicht mit mir hier stehen und dir das alles anhören. Du bist kein Monster, Letho!“ lächelte ich ihn an. Doch in seinen Augen blieb der Zweifel.

„In ein Monster würde ich mich niemals verlieben.“ Flüsterte ich und zog ihn zu mir runter und küsste ihn. Als er anfing den Kuss zu erwidern, wurde mir klar was ich gerade getan hatte. Ich löste mich von ihm und sah ihn erschrocken an. „Krümel?“ hauchte er nur.

„Tut … tut mir leid!“ rief ich und eilte aus dem Saal. „Krümel warte!“ hörte ich Letho rufen, doch ich war schon im Gang und lief weiter. Ich erreichte die erste Kammer und lief durch den Gang zur Treppe. Ich wusste nicht wohin ich wollte, nur erst einmal weg. Weg von der riesen Dummheit, die ich eben begangen hatte. Jetzt hatte ich ihn bestimmt völlig von mir weggejagt, er hatte klar gesagt, dass er keine Beziehung wollte und ich konnte mich nicht zusammenreißen. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und stieß die Tür zur Küche auf.

Ich achtete nicht darauf, wo ich hin lief und rannte dabei fast jemanden um. Nur seine schnellen Reflexe retteten uns vor dem Zusammenstoß. Allerdings stoppte derjenige mich trotzdem. Mit einem schnellen und gezielten Aard ließ er die zweite Küchentür vor meiner Nase zuschlagen. Erschrocken wirbelte ich herum. Mit großen Augen starrte ich ihn an, während er auf mich zu kam.

„Wer bist du und was machst du hier?“ wollte er wissen. Ich schluckte, na toll. Vom Regen in die Traufe. Es fiel mir schwer nicht die ganze Zeit auf seine riesige Narbe zu starren. „Ich nehme an, das ist dein Mantel an der Feuerstelle?“ fragte er tödlich ruhig. Ich schluckte erneut, verdammt warum hatte ich ihn nicht wie meine anderen Sachen weggeräumt, warum hatte Vesemir ihm nicht gesagt, dass ich hier bin, wer ich bin?

„Sprich!“ forderte er. Ich nickte zögerlich. „Was machst du hier? Wie bist du hier her gekommen?“ wollte mein Gegenüber wissen. Während des Spiels dachte ich immer, er sähe trotz seiner Narbe recht weich aus, eher wie ein Milchbubi, aber gerade war er beängstigender als Letho.

„Rede endlich, oder ich werde dich dazu bringen, Weib!“ drängte er mich. Ich öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch ich brachte keinen Ton hervor. Er knurrte, dann hob er seine Hand leicht.

Aber sein Blick hielt mich schon beinahe gefangen und ich achtete nicht mehr darauf was er tat.

„Antworte endlich, wer bist du?“ fragte er erneut, aber dieses Mal mit mehr Ungeduld.

Ich öffnete den Mund erneut, doch als ich merkte das ich meinen richtigen Namen nennen wollte schloss ich ihn schnell wieder. „Alanya, … ich bin Alanya.“ Presste ich hervor. Er verengte die Augen, „Wie bist du hier her gekommen?“ fragte er weiter. „Mit Letho und Uma, wir sind zusammen hier her…“ Er unterbrach mich, „Lüg mich nicht an. Letho ist tot!“ Ich schüttelte den Kopf. „Er lebt, wirklich. Er ist unten im Keller!“ beschwor ich ihn. Wo blieb Letho nur? Ich hatte gedacht, er würde mir nachkommen. „Was haben du und deine Freunde mit Vesemir gemacht?“ fragte er mich auf einmal. „Gar nichts! Wirklich! Wenn er nicht hier ist, dann ist er mit Lambert vermutlich Holz holen!“ wehrte ich mich gegen den Anschuldigung. Ich hatte das Gefühl, die Spannung im Raum nahm noch mehr zu.

Ich habe noch nie, ...

Ich hatte das Gefühl, die Spannung im Raum nahm noch mehr zu.

„Woher weißt du von Lambert?“ wollte der Hexer vor mir nun wissen. „Ich habe ihn getroffen, in Novigrad.“ Versuchte ich ihm zu erklären. Doch Eskel schüttelte den Kopf, „Versuch mich nicht zum Narren zuhalten, Lambert meidet große Städte!“

„Er hat dort nach jemanden gesucht, Geralt und ich haben ihn dort getroffen, als Geralt denselben Vertrag über einen Vampir annahm.“ Erzählte ich ihm. „Und wo ist Geralt jetzt? Auch im Wald Holz holen?“ machte er sich gerade lustig über mich? Ich schüttelte den Kopf, „Als ich ihn zuletzt gesehen hatte, wollte er nach Skellige segeln.“ Gab ich Auskunft. Doch Eskel lachte, „Du solltest dir bessere Ausreden einfallen lassen, zurzeit segeln keine Schiffe nach Skellige, wegen der Piraten. Ich werde nicht auf dich hereinfallen, kleiner Hexenjäger.“

„Ich bin kein Hexenjäger! Wirklich! Ich hatte mich nur als einer verkleidet, um sicher durch Redanien reisen zu können!“ beschwor ich ihn. Eskel runzele die Stirn, „Wenn ich dir glauben soll, dann erzähl mir etwas, was ein Hexenjäger nicht wissen würde.“ Forderte er. „Ich weiß zwar nicht, was ein Hexenjäger weiß, aber ich kann es versuchen.“ Stimmte ich zu. „Du bist Eskel und du beherrscht die Zeichen besser als alle anderen. Und du hattest deine Prüfungen zusammen mit Geralt, ihr seit ungefähr gleich alt.“ Versuchte ich es. Zuviel wollte ich nicht verraten, damit das nicht auch wieder zu ärger führte, aber es schien zu reichen, seine Haltung entspannte sich leicht. „Wenn du kein Hexenjäger bist, woher kommst du dann?“ wollte Eskel noch wissen.

„Pass auf, dass sie dich nicht beißt. Sie kann recht bissig sein!“ hörte ich Letho lachen, bevor ich antworten konnte. Erstaunt sah ich zu der Tür, ich hatte ihn gar nicht näher kommen gehört. Aber auch Eskel schien ihn nicht wahrgenommen zu haben, denn er wirbelte zu ihm rum.

„Solltest du nicht tot sein?“ fragte Eskel ungläubig und besah sich den anderen Hexer von Oben bis Unten. „Ich habe doch gesagt, er ist unten im Keller!“ maulte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja hattest du, entschuldige. Aber in der heutigen Zeit kann man nicht vorsichtig genug sein.“ Wandte sich Eskel an mich. Das konnte ich verstehen, schließlich hatte er zwei Angriffe auf Kaer Morhen mitbekommen.

„Krümel, ich würde gerne mit dir reden, …“ fing Letho an, doch Eskel unterbrach ihn. „Krümel?“ fragte er mich grinsend, ich nickte. „Ja, Lambert nennt mich mittlerweile Furie und von Geralt hab ich den Spitznamen Quälgeist bekommen.“ Grummelte ich leicht. Er lachte, „Sei froh das du sie nicht so erlebt hast. Schlimmer als so manche Zauberin.“ Bestätigte Letho.

„Letho!“ empörte ich mich. Doch Eskel lachte noch mehr, „Wenn du Krümel bist, dann sag mir bitte nicht, das Letho hier…, warte was stand da?“ Eskel zog ein Pergament hervor. Doch bevor Eskel es völlig entfalten konnte, riss Letho es ihm aus der Hand und ich wurde rot.

„Wie viele gibt es von denen?“ wollte Letho schockiert wissen. Ich zog den Kopf ein wenig ein, „Ähm, es sollte an jede Anschlagstafel in Kaedwen eins gehängt werden.“ Gab ich zu. „Wie ich schon sagte, die sind alt und ich konnte ja nicht wissen, dass du in Velen auf mich warten würdest. Ich dachte du seiest auf dem Weg hier her und ich wollte sicher gehen, dass du die Nachricht auch wirklich bekommst.“ Murmelte ich.

Eskel schaute mich ungläubig an, „Wirklich? Aber Kuschelbär? Du weißt schon wer er ist, oder?“ fragte er mich. Ich nickte, „Natürlich.“ Letho hatte den kleinen Schock wohl überwunden und das Blatt ins Herdfeuer geworfen.

„Also, was macht ihr Beide hier?“ wollte Eskel dann noch wissen. „Sie war ursprünglich mit Geralt unterwegs, als wir uns das erste Mal trafen. Später hatte ich ihr einige Hinweise hinterlassen, die sie zu mir geführt hatten. Als ich hörte, dass sie allein mit einem verfluchten Mann hierher reisen wollte, beschloss ich, dass wir gemeinsam her reiten würden. Nachdem wir hörten, dass der Kaiser nach ihr suchte, besorgte ich ihr das Hexenjägeroutfit.“ Fing Letho an zu erklären, bis die Tür zur Küche geöffnet wurde.

„Ah, hatte ich richtig gehört, dass jemand angekommen ist. Das passt vortrefflich. Ich habe direkt eine Aufgabe für dich Eskel!“ Yennefer hatte die Küche betreten. Stirnrunzelnd sah er sie an. „Das östliche Turmzimmer muss dringend gemacht werden, es könnte sein, dass wir es demnächst brauchen!“ forderte sie. Ich seufzte still, sie hatte das Gespräch am morgen sich wohl nicht zu Herzen genommen.

„Wenn es unbedingt sein muss.“ Murmelte Eskel. „Alanya, habt ihr unten schon was gefunden?“ wollte sie dann von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Gut, dann sei so lieb und such weiter.“ Fuhr sie fort. Ich sah kurz zu Letho rüber, sollte ich jetzt wirklich mit ihm wieder runter gehen? Doch mir kam eine Idee.

„Vielleicht könnte Eskel mir helfen? Er kennt den Keller sicher besser als wir und ich könnte ihn auf den neuesten stand bringen.“ Schlug ich vor. Als ich erneut zu Letho blickte, konnte ich noch sehen, wie er die Kiefer aufeinander presste, ehe sein Gesicht wieder seinen typischen leeren Ausdruck annahm.

„Aber, …“ wollte Yennefer widersprechen. „Nein, ist in Ordnung. Ich mach das Zimmer.“ Unterbrach Letho sie, während Eskel verwirrt von einem zum andern blickte. Er wusste ja noch nicht wirklich worum es ging. „Gut, dann ist das geklärt.“ Bestimmte die Zauberin. Letho nickte und verließ die Küche.

„Und wobei soll ich dir helfen?“ wollte Eskel wissen. „Yennefer braucht ein Xenogloss, sie hofft, dass wir im Keller eines finden. Aber bislang haben wir nur ausgestopfte Monster und viele eklige Spinnen gefunden.“ Erklärte ich ihm. Er nickte, „Ich weiß wo wir schauen könnten.“ Meinte er und ging vor.

Leise folgte ich ihm.

Als wir den ersten Raum im Keller durchquert hatten, brach Eskel die Stille. „Was macht Yennefer eigentlich hier?“ wollte er wissen. „Wir brauchen sie. Uma wurde verflucht und sobald Geralt hier ist, kann sie sich hoffentlich daran machen, den Fluch aufzuheben.“

Er öffnete die Tür zum Gruselkabinett und trat hinein, ich wollte ihm schon sagen, dass wir hier nichts gefunden hatten, als ich merkte das er Zielstrebig auf eines der ausgestopften Monster zuging. Letho hatte erklärt, dass es sich bei dem Exemplar, um eine ausgestorbene riesige Bärenart handelte. Eskel ging drum herum und dann konnte ich sehen, dass sich hinter dem Monster eine Tür verbarg.
 

„Komm, hier haben wir früher ziemlich viel magisches Zeug gelagert. Verschiedenste Artefakte, die man uns gab oder die wir gefunden haben.“ Rief der Hexer mich. Vorsichtig trat ich in den Raum. Er war nicht so groß, wie die anderen Räume, beinhaltete aber jede Menge Schrott. Einst schien an der Wand mal ein großes Regal gestanden zuhaben, aber jetzt lag dort nur noch ein Trümmerhaufen.

„Wir hätten vielleicht öfters mal nach dem rechten schauen sollen.“ Entschuldigte sich Eskel.

„Wann war denn das letzte Mal jemand hier unten?“ wollte ich wissen. Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich war das letzte Mal vielleicht vor 50-60 Jahren hier unten.“

Das war ein langer Zeitraum, neugierig betrachtete ich den Schutthaufen vor mir. „Von dem sollten wir lieber die Finger lassen. Wer weiß was da so alles drin lag. Halten wir uns lieber an die Kisten.“ Warnte der Hexer mich. Ich nickte, ich hatte keine Lust einen unbekannten Zauber auszulösen oder mir einen Fluch einzufangen.
 

Wir durchsuchten die Kisten eine Weile, bis mir etwas auffiel. Eskel positionierte sich immer so, dass seine Narbe im Schatten lag. Lag es daran, dass ich sie vorher in der Küche so angestarrt hatte? Oder war es eine Angewohnheit von ihm? Ich überlegte eine Weile ob ich ihn drauf ansprechen sollte, doch ich wusste nicht wirklich wie.

„Ist etwas?“ riss er mich aus meinen Gedanken. Ich hatte meinen Blick anscheinend nicht von ihm abgewendet. „Tschuldige.“ Nuschelte ich. Er wollte sich schon der nächsten Kiste zu wenden, als ich den Mut fasste.

„Eskel, wegen vorhin in der Küche. Es tut mir leid, dass ich dich so angestarrt habe.“ Fing ich an. „Schon gut. Ich bin es gewöhnt, dass die Narbe viele anekelt oder erschreckt.“ Murrte er. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Deswegen nicht! Ich hatte von der Narbe gehört und ich muss zugeben, dass sie meine Neugier weckt. Ich war mehrere Jahre in der Armee ein Sanitäter. Es muss eine sehr schlimme Verletzung gewesen sein, bei so einer Narbe und wenn ich sie ansehe geht mir durch den Kopf, wie sie vielleicht behandelt wurde und was man vielleicht hätte anders machen können.“ Versuchte ich mich zu erklären. „Außerdem habe ich eine ähnliche Narbe.“ Flüsterte ich.

Doch er schnaubte nur. „In ein paar Jahren wird deine Narbe wahrscheinlich anfangen zu verblassen.“ Ich schüttelte wieder den Kopf, „Ich meine nicht die im Gesicht. Ich habe eine ähnliche Narbe am Oberschenkel.“ Korrigierte ich ihn, doch er wandte sich wieder der Kiste zu.

Das lief wohl nicht so gut, dachte ich mir, ich hatte aber auch irgendwie kein Händchen für Hexer.

Zumindest war der Start mit ihnen allen ein wenig holprig.

Schweigend durchsuchten wir weiter die Kisten. Sie enthielten viel Zeug, das ich nicht zu ordnen konnte, Speicherkristalle und Plunder. Selbst Eskel fragte sich bei einigen Dingen, wie Jemand auf die Idee kam, die in diesen Raum zu bringen.

„Warum sucht der Kaiser eigentlich nach dir?“ fragte er nach einer ganze Weile, die wir geschwiegen hatten. „Weil ich Geralt allein nach Skellige hab segeln lassen. Ich sollte ihn im Auge behalten.“ Gab ich zu. Eskel sah mich an, „Und warum sollte der Kaiser das von dir wollen?“ fragte er mich leicht misstrauisch. „Geralt hatte von ihm einen Auftrag bekommen und der Kaiser war sich nicht sicher, ob er ihn auch zu seiner Zufriedenheit abschließen würde.“ Erklärte ich.

„Warum sollte ausgerechnet Geralt für den Kaiser arbeiten?“ wollte er wissen. „Ciri. Sie ist wieder da und ist in Gefahr. Die wilde Jagd scheint sie zu verfolgen. Geralt soll sie finden und ich sollte sicherstellen, das Ciri nach Wyzima gebracht wird.“ Seufzte ich. „Ciri ist wieder da?“ fragte Eskel nur. Ich nickte, „Ja, wir hatten nach ihr gesucht, die Hinweise führten letztendlich zu den Inseln, doch ich wollte ihn nicht dorthin begleiten. Ich hinterließ ihm eine Nachricht und auch den Kaiser informierte ich dummerweise. Er hat die Nachricht früher erhalten, als ich gehofft hatte.“ Antwortete ich ihm.

„Aber was machst du dann hier? Wenn du deinen Auftrag abgebrochen hast, warum bist du hier? Wenn der Kaiser entscheidet, dass du den Aufwand wert bist, könntest du hier die ganze Schule in Gefahr bringen!“ warf er mir vor. „Ich bin es ihm nicht wert, glaube ich. Er hat mir nur den Auftrag gegeben, weil Yennefer es ihm vorgeschlagen hatte. Er sagte zu mir, ich wäre entbehrlich genug, um Geralt zu begleiten. Wenn Yennefer sich nicht eingemischt hätte, wäre ich wohl aufgeknüpft worden.“ Wurde mir klar. Verdammt, ich verdankte ihr wahrscheinlich wirklich mein Leben.

Über meine eigene Erkenntnis ein wenig geschockt, setzte ich mich auf den Rand der Kiste.

„Das erklärt aber immer noch nicht warum du hier bist.“ Entgegnete er nur.

Ich seufzte, „Das hat mehrere Gründe.“ Murmelte ich, doch der Blick von Eskel zeigte, dass er sie hören wollte.

„Zum einen will ich Ciri trotzdem helfen, wenn Geralt sie findet, dann ist da Uma, er wurde verflucht und ihm kann geholfen werden. Er sollte nicht so bleiben müssen wie er jetzt ist, aber das wirst du sicherlich spätestens beim Essen heute Abend sehen.“ Meinte ich zu ihm. „Und der dritte Grund?“ hakte er nach. Ich schaute zu Boden, sollte ich Eskel wirklich über meine Gefühle aufklären? Wenn nicht ich es tue, wird Lambert es ihm sicherlich erzählen, wobei er mich und Letho vermeintlich gestört hatte.

„Der dritte Grund ist Letho. Ich habe ihn wirklich gern.“ Gestand ich. „Ich höre ein aber?“ bohrte Eskel weiter. „Er will mich nicht so. Er duldet mich zwar in seiner Nähe und auch manchmal unter seiner Decke, wenn ich nicht schlafen kann oder einen Albtraum hatte, aber er will keine Beziehung, wie er mehrfach betonte.“ Murmelte ich.

Eskel schwieg daraufhin eine Weile. „Das kann ich nicht ganz glauben. Wir Hexer sind in der Regel Einzelgänger. Klar wir reisen gelegentlich mit anderen zusammen und teilen unsere Betten auch mal mit Frauen, aber nicht, um sie nur zu trösten. Ich denke vor allem Letho würde niemals nur so, jemand so dicht an sich ran lassen und dann schlafen. Dazu ist er sicherlich zu paranoid. Ich vermute etwas anderes dahinter. Ich könnte mal mit ihm reden.“ Bot er an. Doch schnell schüttelte ich den Kopf, „Lieber nicht! Yennefer mischt sich schon ungefragt ein und ich will nicht, dass er sich bedrängt oder gezwungen fühlt. Es reicht schon, wenn ich seine gesteckten Grenzen übertrete, weil ich mich nicht zusammenreißen kann. Ich will ihn nicht ganz von mir verscheuchen.“ Erklärte ich meine schnelle Ablehnung.

„Wie lange wirst du das aushalten, bis anfängt dich von innen zu zerfressen?“ wollte er ruhig wissen. „Ich weiß es nicht, aber ich habe Letho versprochen immer für ihn dazu sein, dass er bei mir immer einen Platz für sich finden kann.“ Seufzte ich. „Er sagte, dass ich für ihn so etwas wie Familie bin und dass möchte ich ihm nicht nehmen. Er hat doch sonst nichts und niemanden mehr.“ Ergänzte ich leise.

„Das ist wirklich rücksichtsvoll von dir, aber du solltest dich nicht hinten anstellen, mach dich nicht wegen Jemanden kaputt, der kein Interesse an dir hat.“ Meinte Eskel. Ich blieb stumm schließlich hatte Letho zumindest freundschaftliches Interesse an mir, hoffte ich jedenfalls.

Wir machten uns wieder an die Suche. Obwohl der Raum nicht so groß war, standen hier doch sehr viele Kisten rum. Es schien als hätte hier nie Jemand mal etwas aussortiert, sondern nur immer mehr dazugestellt.

In einer weiteren Kiste fand ich dann etwas, das mein Interesse weckte. Es war ein Stapel Bücher, sie schienen alt, aber dennoch gut erhalten zu sein. Ich nahm vorsichtig eines heraus und schlug es auf. Die Schrift war zwar schon ein wenig verblasst, aber man konnte sie noch gut erkennen, aber leider konnte ich sie nicht lesen. Es war nicht in den hier üblichen Runen geschrieben. „Eskel, schau mal. Kannst du die lesen?“ fragte ich den Hexer. Er kam zu mir rüber und sah in das Buch. Er blätterte eine Weile darin herum, doch dann schüttelte er den Kopf.

„Nein, aber Vesemir könnte es vielleicht. Du könntest ihn später fragen, wenn du willst.“ Schlug er vor. Ich nickte, „Das werde ich machen, er wollte sowieso, dass wenn wir etwas Nützliches finden sollten, es mit hochbringen.“ Ich nahm die Bücher und legte sie in die Nähe der Tür, gerade als ich an Eskel vorbei ging, um wieder an die Kiste zukommen, fiel mir etwas ins Auge, das er gerade zur Seite legen wollte. „Was hast du da?“ fragte ich ihn neugierig. Eskel zuckte mit den Schultern. „Scheint Müll zu sein.“ Meinte er und wollte es weg legen.

„Warte, zeig mal her.“ Bat ich ihn. Er reichte es mir rüber. Ich staunte nicht schlecht, wie kam das denn hier her? Vorsichtig wischte ich den Staub ab. Es schien eine Kassette zu beinhalten. Ich drückte den Knopf und das Fach wurde geöffnet. Tatsächlich, es befand sich ein Band darin. Ich zog es heraus, doch es war nicht beschriftet. Aber dafür konnte ich sagen, dass es kein gekauftes war, es muss jemand selbst aufgespielt haben. Ich legte es in das Fach zurück und schloss die Klappe. Die Kopfhörer waren dabei und das Kabel sah intakt aus.

Eskel beobachtete mich neugierig, als ich die Kopfhörer aufsetzte und die Playtaste drückte. Zuerst tat sich nichts, obwohl ich sehen konnte, dass die Kassette abgespielt wurde, also drehte ich das Rädchen für die Lautstärke etwas höher. Ich staunte nicht schlecht, als ich den Text verstand, der gerade gesungen wurde. „Völlig losgelöst, von der Erde, schwebt das Raumschiff …“ ich drückte auf vorspulen und lauschte dann dem nächsten Lied, „Rock me Amadeus, …“ plärrte mir die Stimme von Falco in die Ohren. Ich spulte erneut vor, „Ja dann wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt, ja ja ja jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, …“ konnte ich jetzt hören.

Ich blickte auf und sah in das entsetzte Gesicht von Eskel. Ich drückte die Stopptaste und nahm die Kopfhörer ab, „Was zum Geier ist das?“ wollte er wissen. Ich lachte ein wenig, „Das Gerät nennt sich Walkman. Damit kann man Musik hören.“ Versuchte ich ihm zu erklären.

„Das nennst du Musik?“ wollte er noch entsetzter Wissen. „Nun sie entspricht nicht ganz meinem Geschmack, aber das waren mal ganz beliebte Lieder in meiner Heimat, allerdings ist das schon länger her.“ Grinste ich ihn an. Er schüttelte den Kopf, „Muss ja ein merkwürdiges Land sein, aus dem du kommst. Wenn man das dort als Musik bezeichnet.“ Murmelte er nur.

Ich lachte wieder, wenn er nur wüsste. Ich klippte den Walkman an meinen Gürtel und hängte die Kopfhörer um meinen Hals und machte mich dann dran, die letzte Kiste zu durch suchen. Allerdings fand ich nichts interessantes mehr.

„Lass uns nach oben gehen. Hier finden wir heute nichts mehr.“ Meinte der Hexer nach einer Weile. Ich stimmte ihn zu und nahm auf dem Weg nach draußen die Bücher mit. Als wir die Küche durchquerten, musste ich ein Stöhnen unterdrücken, so wie es hier aussah, schien Lambert heute für das Essen verantwortlich zu sein. Hoffentlich machte er heute selbst sauber.

Ich verließ die Küche durch die andere Tür und legte die Bücher und den Walkman auf einen der einzelnstehenden Stühle und folgte Eskel dann in Richtung Essbereich.

Wir konnten Uma hören und auch Vesemir, er schien sich mit dem kleinen Zwerg zu beschäftigen. Als der Kleine uns entdeckte, sprang er meckernd auf und entfernte sich so schnell wie es ihm möglich war. Seufzend richtete sich Vesemir auf und drehte sich zu uns um, „Oh hallo Eskel, es ist schön dich zu sehen. Wie ich sehe hast du Alanya schon getroffen.“ Begrüßte der alte Hexer seinen ehemaligen Schüler. „Hallo Vesemir, ich nehme an, das war Uma, der vor mir davon lief?“ fragte er. „Ja, das ist er, aber ich denke er ist eher vor mir abgehauen. Das macht er schon seitdem er mich das erste Mal gesehen hatte.“ Bestätigte ich ihm. „Warum sollte er vor dir davon laufen?“ wollte Eskel skeptisch wissen, ich zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung, wüsste ich auch gerne.“

„Es ist gut das ihr hoch gekommen seid. Lambert trommelt gerade alle zusammen, er meinte das Essen sei fertig.“ Unterbrach uns Vesemir.

Eskel verzog das Gesicht und auch ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich darüber freuen sollte. Aber Vesemir hatte recht, wir mussten nicht lange warten bis die Anderen kamen. Gespannt setzten wir uns an den Tisch und warteten darauf, was Lambert uns vorsetzen würde.

Der Geruch, als er mit dem Topf näher kam, ließ bereits schlimmes ahnen. Es roch nicht wirklich genießbar. Tapfer füllten sich Hexer etwas auf, aber als ich sah, dass selbst Uma sich weigerte etwas davon zu essen, hielt ich mich zurück. „Was ist das?“ wollte Vesemir wissen. „Eintopf.“ Murrte Lambert. Vesemir und Letho schoben ihre Teller weg, nur Eskel nahm sich einen Löffel. Doch er schien Schwierigkeiten zu haben, etwas davon bis zum Mund zu bekommen, denn es sah beinahe so aus, als würde die Mahlzeit vom Löffel flüchten. „Willst du das etwa wirklich essen?“ wollte Letho wissen, als er die Versuche von Eskel beobachtete, dieser murrte nur, „Wenn Lambert Küchendienst hat, wird es nichts besseres geben.“ Und sah dann zu Vesemir. Ich konnte sehen wie Eskel ihn verwirrt ansah, als er bemerkte, dass selbst Vesemir das Essen scheinbar verweigerte.

Lambert murmelte beleidigt etwas vor sich hin, rührte sein Essen aber auch nicht an. Yennefer kicherte, „Da hast du sie aber ganz schön verwöhnt, Alanya.“ Sofort lag der fragende Blick von Eskel und die schon fast bettelnden Augen von Vesemir und Letho auf mir.

Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. „Was?“ wollte ich provozierend wissen. „Wärst du so lieb und würdest schauen, ob du etwas Anderes zubereiten könntest? Nichts Aufwändiges natürlich, nur etwas Genießbares?“ bat Vesemir. Lambert schnaubte beleidigt, Eskel sah noch verwirrter aus und Letho schien sich an einem flehenden Dackelblick zu versuchen. Yennefer kicherte hinter vor gehaltener Hand und auch ich musste mich zusammenreißen, bei dem Anblick nicht zu lachen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und tat so, als müsste ich überlegen.

Nach einige Zeit schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht, „Das wird euch aber was kosten.“ Meinte ich. „Alles was du willst!“ stimmte Letho sofort zu. Doch als meine Augenbraue nach oben zuckte, konnte ich ihn schlucken sehen. Ich schaute zu Vesemir, zögerlich stimmte auch er zu.

„Gut, ich werde sehen, was ich machen kann. Aber damit so etwas nicht nochmal passiert, werden alle von euch, die nichts Genießbares zubereiten können, mir solange in der Küche zur Hand gehen, bis sie es gelernt haben!“ forderte ich. Letho und Vesemir atmeten erleichtert auf, Eskel schien immer noch leicht verwirrt und Lambert sah aus, als würde er gleich explodieren. Uma hatte mittlerweile seinen Teller über den Tisch verteilt, als niemand mehr auf ihn achtete und Yennefer musste ein ernsthaftes Lachen unterdrücken.

Ich stand auf, „Keine Sorge Lambert, ab morgen erst und wenn du willst, wirst du es bestimmt schnell lernen.“ Tätschelte ich seine Schulter und flüchtete dann in die Küche. Durch die Feuerstelle konnte ich die Anderen lachen und reden hören, verstand sie aber leider nicht. Ich räumte die eine Tischplatte leer und suchte alles zusammen, aus denen ich etwas machen könnte. Viel war es nicht und selbst ein neuer Eintopf würde zulange brauchen, bis er fertig war. Es gab Brot, alten Käse, Schinken, die Reste von Geflügel. Alles andere würde in der Zubereitung zulange dauern, zumindest zulange für vier hungrige Hexer.

Als mein Blick erneut über die Zutaten glitt kam mir eine Idee. Ich nahm mir ein großes Messer und schnitt die Brote auf.

Als alles fertig war, legte ich die Brote auf ein großes Brett und brachte sie raus, zu den hungrigen Mäulern. Erwartungsvoll wurde ich schon angeschaut. Ich stellte alles auf den Tisch. „Lasst es euch schmecken.“ Meinte ich und nahm mir selbst eines der überbackenen Brote.

Neugierig besahen die Hexer sich die Mahlzeit und griffen dann zu. Das Essen verlief sonst soweit schweigend, aber man konnte sehen, das es ihnen zu schmecken schien. Schnell war alles in den hungrigen Mägen der Hexer verschwunden.

Yennefer verabschiedete sich vorerst in ihr Zimmer und Vesemir nahm Uma in seine Obhut. Erstaunlicherweise war es Lambert, der anfing den Tisch abräumen zu wollen. „Ich sagte ab morgen Lambert. Ich mach das heute.“ Nahm ich ihm seine Arbeit ab. So konnte ich mir sicher sein, dass die Küche auch wirklich wieder ordentlich wurde.

Ich war gerade dabei, das Geschirr abzutrocknen und weg zu stellen, als Letho zu mir in die Küche kam. „Kann ich kurz mit dir reden? Wegen dem was heute Vormittag im Keller passierte?“ fing er zögerlich an. Ich seufzte, war ja klar, dass er es nochmal zur Sprache bringen würde. „Tut mir leid, dass ich mich nicht beherrschen konnte. Dass ich dir zu nahe getreten bin, es wird nicht wieder vorkommen.“ Wiegelte ich schnell ab. Ich wusste das er mich nicht wollte, aber ich wollte es nicht noch einmal von ihm hören müssen.

„Krümel, … Alanya bitte, …“ wollte er erneut ansetzen. „Ja ich weiß. Ich werde mich ab sofort mehr beherrschen, versprochen.“ Unterbrach ich ihn. Ich schaute ihn kurz an, ich konnte seinen Blick nicht wirklich deuten, dann seufzte er und nahm seinen gewohnten Ausdruck wieder an. „Setzt du dich gleich zu uns?“ wollte er dann wissen. „Mal sehen, ich bin hier noch nicht ganz fertig.“ Lehnte ich nicht gleich ab. „Ich kann dir helfen, wenn du möchtest?“ bot der Hexer an und nahm sich ein Tuch und bereits einen Teller, um ihn abzutrocknen.

„Wenn du möchtest.“ Nahm ich sein Angebot an. Doch es dauerte nicht lange, bis wir unterbrochen wurden. „Na sie sich einer die beiden Turteltäubchen an, machen friedlich die Hausarbeit!“ lachte Lambert. Der Teller in Lethos Hand knarzte schon leicht, so dass ich ihm den abnahm. „Komm schon Letho, ich dachte wir wollten was trinken!“ jammerte Lambert schon fast. Auch Eskel stand in der Tür, „Wollte nur ein paar Gläser holen.“ Grinste er. Ich verdrehte die Augen, „Dann nimm sie dir. Und Letho geh ruhig, ich schaff den Rest auch alleine.“ Eskel ging zu dem Schrank auf den ich gedeutet hatte und nahm einige Gläser heraus und verschwand wieder aus der Küche. Letho sah noch einmal kurz zu mir und ich nickte ihm zu, um ihn zu versichern, dass ich ihm nicht böse war, wenn er wieder ging. Lambert hatte sich noch einige Flaschen geschnappt und ebenfalls die Küche wieder verlassen.
 

Einige Zeit später hatte ich auch den Topf von den Resten des Kochversuches von Lambert befreit und konnte ihn sauber zur Seite stellen. Ich konnte schon eine Weile die Hexer lachen hören, woraus ich schließ, dass sie schon einiges an Alkohol vernichtet hatten. Ich nahm mir noch einen Krug mit Saft und verließ dann ebenfalls die Küche.

„Wo ich diese Narbe sehe, Letho. Ich habe unterwegs einen toten Hexer gefunden. Er hatte auch so eine Bisswunde am Arm. Er war ziemlich übel zugerichtet und starb scheinbar qualvoll an einer Bauchwunde. Den Haufen vor dem Haus, war kaum zu identifizieren. War das eine Art von Vampir?“ konnte ich Eskel fragen hören. Ich schluckte, war er über Slobodan gestolpert? Letho lachte leise, „Nein kein Vampir, aber der Verursacher war der selbe, wie du richtig vermutest.“

Ich stoppte und zögerte, sollte ich gerade jetzt mich zu ihnen setzten? Unsicher hörte ich ihnen weiter zu. „Wenn das kein Vampir war, was war es denn? Welches Monster verarbeitet Ghule zu Hackfleisch und tötet dann einen Hexer?“ wollte der Hexer neugierig wissen.

„Nenn sie nie wieder Monster!“ knurrte Letho. „Nicht sie hat den Hexer getötet, sondern ich!“ verteidigte Letho mich. „Wer sie? Und warum hast du das gemacht?“ fragte Eskel weiter.

„Komm her Krümel, du brauchst dich nicht zu verstecken.“ Wandte sich Letho an mich und schaute über seine Schulter zu mir.

Zögernd kam ich näher und Letho deutete auf die Bank neben sich. Als ich mich neben ihn gesetzt hatte, hielt ich mich an meinem Krug fest und mied den Blick der Hexer. „Also, von wem sprachst du?“ wollte Eskel weiter wissen. Letho legte mir eine Hand auf die Schulter, „Was meinst du, warum ich gesagt habe, dass du dich nicht beißen lassen sollst?“ fragte Letho ihn.

„Was, sie!?“ Ich zog den Kopf, bei dem entsetzten Ausruf ein. „Aber warum?“ wollte Eskel dann wissen. „Selbstverteidigung.“ Murmelte ich leise. Letho drückte mir sanft die Schulter. „Bei unserem ersten Treffen hielt ich sie für einen Vampir und hatte sie von hinten gepackt, sie biss zu um sich aus dem Griff zu befreien. Und Slobodan, der tote Hexer, wollte sie als Geisel gegen mich einsetzen, er zwang sie mit einem Axii zu sich.“ Erklärte Letho.

„Fast wie bei Karadin, er zwang sie mit einem Axii gegen mich und Geralt zu kämpfen.“ Mischte sich Lambert ein. „Wer ist Karadin?“ wollte Eskel dann wissen. „Ein jetzt ziemlich toter Hexer.“ Grollte Lambert. Eskel verengte die Augen leicht, „Du warst beim Tod zweier Hexer beteiligt?“ fragte er mich. Ich nickte, „Aber auch ohne meine Anwesenheit wären sie jetzt tot. Letho und Lambert haben nur ihre Freunde gerächt.“ Murmelte ich. Eskel sah zu den beiden Anderen, diese nickten ebenfalls.

„Auf unsere toten Freunde!“ meinte Lambert und leerte sein Glas. Letho tat es ihm gleich.

„Ich habe von einigen Oxenfurther Studenten ein Spiel gelernt, es heißt ich habe noch nie.“ Wechselte Lambert das Thema. Seufzend lehnte ich meine Stirn auf den Rand meines Krugs. Schnell erklärte Lambert die Regeln.

Ich schreckte hoch, als jemand ein Glas vor mich stellte. Ich blickte auf, „Mit Saft mach das doch keinen spaß.“ grinste Lambert. Ich schaute ihn mit großen Augen an, sollte ich etwa mitmachen? Scheinbar.

Bei den ersten Fragen trank ich nicht mit, doch dann war Lambert wieder an der Reihe mit seiner Frage. „Ich habe noch nie mit einer Najade geschlafen.“ Meinte er und trank einen großen Schluck. Zögerlich hob ich ebenfalls mein Glas und nahm einen Schluck. Eskel schaute mich mit großen Augen an und Lambert prustete sein Getränk über den Tisch. „Was?“ fragte ich.

„Das hätte ich gerne gesehen, muss ein toller Anblick gewesen sein.“ Grinste Lambert. „Aber nichts gegen den Anblick, als sie wieder aus dem Wasser kam. Völlig nackt, nur einen kleinen Dolch an der Wade. Beinahe wie eine Göttin.“ Schmunzelte Letho. Ich wurde knallrot und Lambert konnte man ansehen, das er gerade versuchte es sich bildlich vorzustellen. Ich versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen. „Du brauchst dich doch nicht zu schämen.“ Raunte Letho mir zu.

Dann war ich dran mit meiner Frage, ich überlegte eine Weile, was sollte ich fragen? Die Hexer hatten immer eine gewählt, bei denen sie selber trinken konnten.

„Ich wurde noch nie gefangen genommen.“ Frage ich in die Runde und nahm einen Schluck, auch Letho trank einen Schluck. Ich sah die anderen Beiden an und tatsächlich hob Eskel sein Glas. „Hab mich damals provozieren lassen.“ Murmelte er entschuldigend. Letho schien nicht lange überlegen zu müssen, „Ich habe noch nie gegen eine Striege gekämpft.“ Meinte er und trank einen Schluck. Auch Lambert hob sein Glas. Erwartungsvoll sah Letho mich an, „Krümel warum trinkst du nicht?“ wollte er wissen. Ich sah ihn an, „Wie du weißt, hab ich nicht gegen sie gekämpft, sondern bin vor ihr davon gelaufen.“ Murrte ich.

„Sie hat dich erwischt, also zählt das.“ Antwortete er, gezwungenermaßen nahm ich dann doch einen Schluck. Eskel schien sich seine Frage bereits überlegt zu haben. „Ich habe noch nie Speerspitze geweckt.“ Wollte er wissen. Seufzend tat ich es ihm gleich und nahm einen Schluck. Mein Glas war jetzt zum Glück leer, als ich es absetzte, sah ich das überraschte Gesicht von Eskel.

„Ich sag dir, erschreck sie niemals, sie kreischt fast so schlimm wie eine Harpyie.“ Warnte Lambert ihn und rieb sich sein Ohr, als ob es noch klingeln würde. Ich trat nach ihm, „Stimmt doch gar nicht.“ Maulte ich. Oh doch kleine Furie!“ grinste er. Ihn böse anfunkelnd griff ich nach der Flasche, doch sie war leer.

„Ich habe hier noch eine.“ Meinte Lambert und zog eine hervor. „Mein Selbstgebrannter.“ Schnell zog ich mein Glas weg, das Zeug konnte man doch nicht trinken. „Ich versteh dich, nicht jeder mag seinen Pfefferwodka, hier probiere das mal.“ Meinte Eskel und hatte schon mein Glas zu sich ran gezogen und etwas hingegossen. Er schob es mir rüber, probehalber roch ich daran. Es roch leicht süßlich. Ich probierte und trank den Kurzen direkt aus. Ich schob mein Glas wieder zu Eskel und er füllte es erneut.

„Das ist gut, was ist das?“ wollte ich wissen und setzte das Glas wieder an. „Ein milder Alraunenlikör.“ Antwortete Eskel und so schnell konnte ich gar nicht schauen, wie Letho mir das Glas abnahm. „Hey!“ protestierte ich. „Keine Alraune für dich!“ bestimmte er. „Es schmeckt aber!“ jammerte ich leise. „Lass sie doch!“ mischte sich Lambert ein. „Nein, sie hat mir erzählt, was passierte, als sie ihr Schmerzmittel aus Alraune etwas überdosierte.“ Knurrte Letho und legte schützend einen Arm um mich.

„Wir hatten jede Menge Spaß, oder nicht kleine Furie!“ grinste Lambert. Ich wurde rot, musste er das jetzt ausbreiten. Letho hatte mein Glas unterdessen selbst geleert, vermutlich damit ich es nicht doch noch trank. Eskel runzelte die Stirn und blickte zwischen mir und Lambert hin und her. „Ihr hattet was zusammen?“ wollte er wissen. „Nur eine Nacht und ich will nicht drüber sprechen.“ Murmelte ich. „Und was für eine Nacht!“ grinste Lambert. „Hattest du nicht gejammert, du könntest nicht mehr?“ konnte ich mir dann doch nicht verkneifen.

Eskel lachte und Letho knurrte leise. Ich lehnte mich ein wenig an ihn. Da Letho mein Glas geleert hatte, griff ich nun seines. Es war irgendwas mit Kräutern. Grummelnd nahm er das ganze zur Kenntnis. Als ich sein Glas abgesetzt hatte, musste ich mir ein Gähnen unterdrücken. „Du solltest vielleicht langsam ins Bett, Krümel.“ Schlug Letho vor, „Vor allem wenn du Lambert morgen in der Küche hast.“

„Eskel auch!“ murmelte ich und gähnte dann auch. „Warum ich?“ wollte er wissen. „Du musst erst zeigen, dass du kochen kannst. Bei Letho weiß ich es schon und Vesemir kümmert sich um Uma, der braucht nicht.“ Bestimmte ich. „Na komm, du solltest wirklich ins Bett.“ Meinte Letho erneut. Widerwillig stand ich auf und musste mich direkt am Tisch festhalten. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich bereits soviel getrunken hatte. Schwankend kletterte ich über die Bank und wäre beinahe auf Letho gefallen.

„Ich bring dich besser hoch, nicht das du Treppe noch runterfällst.“ Meinte er und hielt mich fest, damit ich nicht stolperte. Gemeinsam gingen wir zum Turm, Lambert rief uns noch etwas hinterher, doch Eskel stoppte ihn scheinbar. Oben angekommen, zog mir Letho die Blume aus dem Haar, die erstaunlicherweise den ganzen Tag dort überlebt hatte. Ich schlüpfte gerade aus meiner Hose, als ich bemerkte, das Letho mich beobachtete. Als er sah, das ihn erwischt hatte, trat er näher. „Lässt du mich heute alleine schlafen, oder hälst du mich wieder fest?“ wollte er raunend wissen. Ich errötete leicht, hatte er deswegen die Nacht in meinem Bett geschlafen?

„Wenn du schon so fragst.“ Grinste ich. Dort verschwanden meine guten Vorsätze. Doch Letho verzog nicht das Gesicht, wie ich es erwartet hatte. Er widersprach auch nicht. Er nickte nur, mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen.

Probleme

Seufzend lehnte ich mich an den Körper hinter mir. Eine raue Hand strich leicht über meine Haut und ein paar Lippen liebkoste meinen Nacken. Ich führte die Hand ein wenig tiefer, dorthin wo ich seine Berührungen spüren wollte. Ich genoss eine Weile sein streicheln, ehe ich mich zu ihm umdrehte. Seine geschlitzten Augen funkelten im Kerzenlicht und ich beugte mich zu ihm runter, um ihn zu küssen. Er drehte sich auf den Rücken und ich kletterte über ihn. Neckend strichen meine Finger nun über seine Brust. „Krümel.“ Murmelte er leise, aber bittend. „Geduld mein Großer.“ Schnurrte ich. Ich zog seine Hände über seinen Kopf und hielt sie dort mit einer Hand fest. Natürlich könnte ich ihn niemals festhalten, wenn er es nicht wollte, doch er ließ es sich gefallen. Um ihn dafür zu belohnen, beugte ich mich zu ihm runter und küsste ihn erneut. „Krümel.“ Seufzte er erneut.
 

„Krümel!“ jemand rüttelte an meiner Schulter. „Krümel, wach auf.“ Forderte jemand. „Letho?“ stöhnte ich leise. „Was ist mit dir?“ wollte er wissen. Ich blinzelte und sah dann in das besorgte Gesicht von Letho. „Hmmm?“ murrte ich. Er legte seine Hand auf meine Stirn. „Wirst du krank? Du bist ganz warm und hast im Schlaf gewimmert und gestöhnt.“ Wollte er wissen. Ich verdeckte meine Augen mit meinem Unterarm. „Oh verdammt!“ Musste er mich ausgerechnet jetzt wecken? Warum jetzt und warum er?!

„Alanya?“ fragte er besorgt, als ich rot wurde. Ich drehte mich von ihm weg und zog das Kissen über meinen Kopf, hatte er wirklich noch nichts bemerkt?

„Was ist los? Soll ich Yennefer holen?“ fragte er und ich hörte wie er bereits aufstehen wollte. Ich riss mir das Kissen wieder vom Kopf, „Nein!“ rief ich. „Nein, es war nur ein Traum. Alles gut.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. „Möchtest du davon erzählen? Vielleicht hilft es, einen weiteren Albtraum zu verhindern?“ bot er an. „Es war kein Albtraum.“ Flüsterte ich leise und setzte mich auf. Durch das Fenster konnte ich sehen, dass die Sonne langsam aufging. Ich rieb mir durchs Gesicht, weiter schlafen würde jetzt nichts mehr bringen und es war fraglich, ob ich überhaupt wieder einschlafen könnte.

„Kein Albtraum? Aber du hast doch gewimmert?“ fragte Letho leicht verwirrt. Mit rotem Kopf kletterte ich aus dem Bett und zog mich schnell an. „Kein Albtraum.“ Bestätigte ich ihm leise. „Eher genau das Gegenteil.“ Murmelte ich flüsternd vor mich hin. Gerade als ich meine Stiefel anzog, konnte ich sehen, wie es bei Letho klick machte und es ihm zu dämmern schien, um was für eine Art Traum es sich gehandelt haben musste. Seine Augen weiteten sich leicht und ich konnte hören wie er tief einatmete.

„Oh. … Oh! … Krümel warte doch!“ rief er mir nach, doch ich lief die Treppe schon runter. Ich flüchtete erneut vor einer peinlichen Situation mit Letho. Eine kalte Dusche wäre jetzt wirklich angebracht gewesen, aber es stand leider keine zur Verfügung und so konnte ich nur hoffen, dass wenn es einer der anderen Hexer bemerkte, er sich wenigstens zurückhielt und nichts sagen würde.
 

Erstaunlicherweise waren Eskel und Lambert ebenfalls schon wach, oder zumindest auf den Beinen. Lambert sah noch nicht wirklich anwesend aus. „Guten Morgen, ihr zwei.“ Begrüßte ich sie. „Morgen.“ Grüßte Eskel zurück und Lambert murrte irgendetwas. Zu dritt gingen wir in die Küche.

Als ich mich zu den Hexern umdrehte, konnte ich Eskels neugierigen Blick sehen, der auf mir ruhte. Er zog eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts. Er hatte es also bereits mitbekommen, die leichte Hitze in meinem Gesicht, deutete daraufhin, dass ich schon wieder rot geworden war. Warum musste die Nase der Hexer auch so gut sein? Ich hoffte, dass meine Erregung sich schnell wieder abbaute.

„Wie sieht dein Plan aus?“ wollte Eskel dann wissen. Ich lehnte mich an den Tisch hinter mir. „Heute Morgen werde ich mit Lambert das Frühstück machen und da ich nicht zwei Männer gleichzeitig beaufsichtigen kann, wirst du nach dem Essen mir beim Abwasch helfen. Heute Abend ist es umgekehrt.“ Erläuterte ich. Eskel nickte, er schien nichts gegen meinen Plan zu haben. Lambert jedoch sah nicht so glücklich aus und wollte schon los meckern.

„Lambert, halt die Klappe. Sonst werden wir sehen, ob ich mit dem Kochlöffel genauso gut bin, wie mit dem Besen!“ drohte ich. Unwillkürlich wich Lambert einen Schritt zurück, blieb aber ruhig. Eskel grinste belustigt, ihm wurde die Geschichte offenbar schon erzählt.

„Gut, dann werde ich erst einmal Vesemir helfen.“ Verabschiedete er sich und klopfte seinen Bruder aufmunternd auf die Schulter. Grimmig verschränkte Lambert die Arme vor der Brust. „Ach komm schon. Wir machen auch etwas Einfaches.“ Versuchte ich ihn aufzumuntern. Langsam Schritt er näher. „Nur ein wenig Speck und Eier. Du könntest die Pfanne schon einmal holen.“ Bat ich ihn und ging die kleine Holztreppe zu den Vorräten hoch. Ich hörte ihn im Schrank kramen, als ich genügend Eier zusammensammelte. Ich legte sie in einen kleinen Korb und wollte dann nach dem Stück Speck greifen, dass an einem Seil von der Decke hing, doch Lambert kam mir zuvor. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich mir genähert hatte.

„Vielleicht sollten wir uns vorher um etwas anderes kümmern?“ fragte er grinsend. Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Und um was bitte schön?“ wollte ich wissen. „Tu nicht unwissend, kleine Furie. Komm wir haben noch Zeit, bis die Anderen zum frühstücken kommen.“ Säuselte er und trat noch einen Schritt näher. Er beugte sich zu mir, „War Letho nicht bereit, dir bei deinem kleinen Problem zu helfen?“ grinste er.

„Du spinnst doch!“ erwiderte ich und schob mich an ihm vorbei. „Hey, das war doch nicht böse gemeint!“ verteidigte er sich. Ich drehte mich um und sah die kleine Treppe hinauf zu ihm, „Lambert halt die Klappe, du wirst dich nicht drücken.“ Entgegnete ich stumpf. Er ließ den Kopf hängen. „War einen Versuch wert.“ Quengelte er.

„Du bist mir schon einer, spielst den großen Macho und willst dich dann vor ein wenig Küchenarbeit drücken.“ Lächelte ich. „Ha, das mache ich doch mit Links!“ plusterte er sich auf. „Na dann, komm her und zeig mir deine Variante von Rührei mit Speck.“ Lachte ich.

Er kam die Treppe runter gestiefelt und kam zu mir an den Tisch. „Sollen wir das Ganze erst Schritt für Schritt so durch gehen, oder willst du es gleich so versuchen?“ fragte ich ihn. „Das mach ich so!“ wollte er angeben.

Als er mit dem Speck in der Hand zum Feuer ging, runzelte ich die Stirn. „Vielleicht solltest du ihn vorher in Scheiben schneiden und dann in die Pfanne legen.“ Schlug ich vor. „Ja genau! Das war nur ein Test, ob du auch wirklich aufpasst!“ grinste er und kam zum Tisch zurück. Ratlos blieb er dann jedoch stehen. „Hier das Messer!“ seufzte ich und schob es zu ihm rüber. „Ah ja, natürlich.“ Innerlich verdrehte ich die Augen, auf was hatte ich mich da nur eingelassen. Er schnitt den Speck in Scheiben und legte ihn dann in die kalte Pfanne. Er griff sie sich und ging damit zur Kochstelle.

„Und jetzt die Eier!“ forderte er. Ich stellte ihm eine Schüssel hin und schob ihm den Korb rüber. Doch ich wollte meine Augen nicht trauen, er zerdrückte die Eier und ließ sie dann in die Schüssel fallen, samt Schale. „Lambert Stopp! Was machst du da?“ Aber das nächste Ei zerbrach bereits in seiner Hand. „Na die Eier, wie ich sollte.“ Grummelte er. „Aber doch nicht mit der Schale, die gehört dort nicht rein!“ wies ich ihn drauf hin. „Nicht? Deswegen knirschen die Eier der Anderen nicht beim Essen.“ Murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf. War das jetzt wirklich sein ernst?

„Ich zeig dir wie man das macht.“ Seufzte ich und kippte die Eier weg. Dann nahm ich mir ein Ei und schlug es auf den Rand der Schale, dann zog ich es auf und ließ den Inhalt in die Schüssel fließen.

„Gesehen?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Kannst du das nochmal zeigen?“ fragte er und stellte sich direkt hinter mich, um mir über die Schulter zu schauen. Also nahm ich ein weiteres und zeigte und erklärte es ihm erneut.

„Du hast ziemlich geschickte Finger.“ Säuselte er an mein Ohr und rückte noch näher an mich ran. „Lambert lass das, oder ich werde es an deinen demonstrieren!“ knurrte ich. „Autsch! Warum bist du heute so gemein?“ jammerte er, trat aber einen Schritt zurück. „Ich bin nicht gemein, du versuchst nur dich zu drücken!“ meckerte ich. „Tu ich gar nicht, es gibt nur viel angenehmere Dinge, die wir tun könnten!“ versuchte er es erneut. Ich drehte mich zu ihm um, „Lambert, das was in Novigrad zwischen uns passierte, war zwar schön, aber es wird sich nicht wiederholen! Es war eine einmalige Sache!“ versuchte ich ihm klar zu machen. So langsam schien es bei ihm anzukommen und er blickte mich an, wie ein getretener Welpe.

„Du solltest dich lieber um den Speck kümmern.“ Lenkte ich ihn ab. „Verdammt!“ fluchte er und eilte zur Kochstelle und griff nach der Pfanne. „Lambert pass auf!“ wollte ich ihn noch warnen, doch er hatte schon nach der heißen Pfanne gegriffen. „Autsch, au, au, au!“ jammerte er und ließ die Pfanne beinahe fallen, das ausgelassene Fett des Specks schwappte leicht über und entzündete sich. Nun hatte Lambert eine heiße, brennende Pfanne in der Hand und wusste nicht was er damit tun sollte.

„Lambert halt! Nicht!“ rief ich, als ich sah, dass er Richtung Wasserfass lief. Ich versuchte ihn aufzuhalten, doch als er die Pfanne ins Wasser tauchte, konnte ich nur noch zurück springen.

„Ah, verdammte scheiße!“ fluchte der Hexer. Er hatte die heiße Wolke aus Wasserdampf und vermutlich viele Fettspritzer abbekommen.

„Oh Lambert, was machst du nur?“ seufzte ich. „Komm, lass mich mal sehen.“ Bat ich. Er ließ sich auf die Sitzbank fallen und ich zog seine Hand von seinem Gesicht. Die Haut in seinem Gesicht und an seinem Hals, war minimal gerötet und überall hatte er dunkelrote Flecken von dem heißen Fett. Auch seine Hände hatten einiges abbekommen.

„Bleib sitzen, ich hole etwas zum kühlen.“ Meinte ich zu ihm und schnappte mir den kleinen Eimer und eilte zum Brunnen. In der Küche hatte ich zwar auch Wasser stehen, aber es war nicht mehr kalt genug. Eskel sah mich zwar verwundert an, sagte jedoch nichts, als ich an ihm vorbei eilte.

Mit dem Eimer Wasser in der Hand eilte ich zurück in die Küche. „Lambert? Alles in Ordnung?“ fragte ich ihn, als ich bemerkte das er schweigend auf der Bank saß, seine Hände schützend über das Gesicht gelegt. „Ich werde sterben!“ jammerte er dramatisch. Ich verdrehte die Augen, ja scheinbar war sonst soweit alles in Ordnung mit ihm. Ich nahm einige saubere Tücher und ließ sie sich mit dem kalten Wasser vollsaugen.

„Hier, leg dir das aufs Gesicht.“ ich gab ihm eines der nassen Tücher. Lambert legte sich auf die Bank und legte sich dann das kühle Tuch auf seine gerötete Haut. Auch um seine Hände wickelte ich kühle Tücher. Er jammerte die ganze Zeit dabei, dass er sterben würde, oder er jetzt sicher so entstellt wäre wie Eskel. Ich hatte meine liebe Müh damit, nicht laut loslachen zu müssen.

Ich hockte gerade neben der Bank und wickelte die Tücher neu um seine Hände, „Ach Lambert, was bist du nur für ein Hexer? Das ist nachher bestimmt schon wieder alles verheilt.“ Seufzte ich.

Die Tür wurde geöffnet, „Kommt ihr Beiden zurecht?“ wurde gefragt, doch dann schien Letho die Küche ganz betreten zu haben, „Was macht ihr da?“ wollte er verwirrt wissen und kam näher.

„Lambert ist heißes Fett ins Gesicht gespritzt.“ Erklärte ich. „Wie hat er das den geschafft?“ wollte der größere Hexer wissen.

„Die Pfanne muss verflucht gewesen sein! Sie griff mich einfach an!“ jammerte Lambert nun. Ich biss mir in die Faust, um nicht lachen zu müssen. „Ja Lambert ganz genau, aber du hast sie ja besiegt.“ Tröstete ich ihn sarkastisch. „Zeig mal her!“ forderte Letho und zog das feuchte Tuch weg.

„Halb so wild, haben sich ja noch nicht einmal blasen gebildet!“ stellte Letho fest.

„Au, du Grobian!“ beschwerte sich Lambert. Männer! Dachte ich nur, man gut das Hexer keine Erkältung kriegen konnten.

„Letho, nimmst du bitte Lambert mit und erklärst ihm, wie man Eier brät? Und vielleicht auch, warum man kein brennendes Fett oder Öl mit Wasser löschen sollte?“ bat ich ihn, doch er sah nicht wirklich erfreut aus. „Bitte Letho, sonst wird das heute nichts mehr mit dem Essen.“ Er blickte mich resigniert an, „Bei dem sind doch Hopfen und Malz verloren. Der lernt das nicht mehr.“ Seufzte er. „Doch, er muss es nur wollen. Nicht war Lambert?“ wandte ich mich an den anderen Hexer. Er grummelte nur etwas. „Du kannst doch auch Bomben und Tränke herstellen. Wenn es sein muss, schreibe ich dir Rezepte auf, wenn es dir dann leichter fällt.“ Bot ich an. Doch er legte nur wieder das kühle Tuch auf sein Gesicht.

„Na komm her Prinzessin, oder soll ich dich auch noch tragen?“ wollte Letho wissen. Murrend stand Lambert auf und folgte ihm aus der Küche. Jetzt hatte ich die Küche wieder für mich alleine. Ich fischte die Pfanne aus dem Wasserfass und säuberte sie. Ich fragte mich wirklich, wie Lambert es bisher geschafft hatte, nicht zu verhungern, oder die Küche von Kaer Morhen völlig zu zerstören. Ich konnte nur hoffen, das Eskel sich nicht so dämlich anstellte, sonst wüsste ich nicht, wie ich das überstehen sollte. Morgen sollte ich Lambert vielleicht erst einmal nur zuschauen lassen.
 

Über mein weiteres Vorgehen nachdenkend machte ich mich daran, jetzt endlich das Essen zuzubereiten. Die Eier und der Speck waren schnell gebraten und ich füllte die Teller, ehe ich sie nach draußen zu den Hexern trug.

Ich konnte sehen, dass die Rötung in Lamberts Gesicht wirklich schon verschwunden war und die Flecken des heißen Fetts sahen jetzt mehr wie Sommersprossen aus. Nur um die Hand, mit der er nach der heißen Pfanne gegriffen hatte, war noch ein Tuch gewickelt.

Nach dem Essen half mir Eskel, ohne dass ich ihn daran erinnern musste. „Ich habe schon eine Idee, wegen dem Abendessen, wenn du noch nichts geplant hast?“ fragte er mich. „Eigentlich nicht. Ich entscheide meist spontan, was ich mache.“ Erwiderte ich. „Gut, dann werde ich sehen, ob ich für heute Abend ein paar Kaninchen fangen kann.“ Ich nickte, „Das klingt gut. Aber ich hoffe du stellst dich bedeutend besser an, als Lambert vorhin.“ Seufzte ich.

„Bereust du deine Entscheidung bereits?“ wollte er lächelnd wissen. „Nein eigentlich nicht. Ich bin mir sicher, dass Lambert es schon noch lernen wird. Ich muss nur die richtige Methode finden.“ War ich mir sicher. „Du könntest Vesemir fragen, wie er das damals gemacht. Er hat bestimmt seinen alten Riemen noch, wenn er selbst den traurigen Albert aufbewahrt.“ Verzog der Hexer das Gesicht.

Ich schnappte nach Luft, „Auf keinen Fall! Ich weiß ein wenig aus Lamberts Kindheit und ich werde sicherlich nicht den Fehler machen, jemanden an ein Kindheitstrauma zu erinnern, schon gar nicht einen Hexer!“ empörte ich mich.

Eskel runzelte die Stirn, „Er hat mit dir darüber gesprochen?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nicht direkt. Aber sein Onkel lebt noch.“ Gestand ich. Eskels Augen wurden groß. „Hast du ihm davon erzählt?“ Ich schüttelte wieder den Kopf, „Nein, ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist. Ich möchte ihn nicht in Versuchung führen.“ Murmelte ich.

„Ist vielleicht besser so.“ verstand Eskel, „Ich werde mich jetzt aber auf die Jagd machen. Achja, ich habe Vesemir bereits die Bücher gezeigt, er wollte sie sich in Ruhe anschauen.“ Meinte er noch und verschwand dann aus der Küche.

Ich war gerade dabei, das letzte Geschirr wegzuräumen, als ich Letho laut lachen hörte. Das machte mich neugierig, so dass ich aus der Küchentür trat. Ich konnte mir gerade so ein lachen verkneifen. Es sah aber auch zum Schreien aus. Lambert tanzte oder eher zappelte durch das Erdgeschoss. Er hatte scheinbar den Walkman gefunden und ihn sogar zum laufen gebracht. Er hatte eindeutig spaß an der Musik.

Letho hatte mich bemerkt und kam auf mich zu, ich überlegte kurz, ob ich ihm ausweichen sollte, aber es gab keinen plausiblen Grund, den ich vorgeben konnte. Mir blieb also nichts anderes übrig, als zu warten. „Ist das etwas aus deiner Heimat?“ wollte er wissen, ich nickte, „Ja, Eskel hat es unten im Keller gefunden. Frag mich nicht wie es dort hin gekommen ist.“ Antwortete ich ihm. Wir beobachteten Lambert eine Weile schweigend.

„Möchtest du auch tanzen?“ fragte Letho auf einmal. „Was?!“ fragte ich ihn überrascht. „Ob du tanzen möchtest?“ wiederholte er leise. „Nein, eigentlich nicht.“ Entgegnete ich. „Wirklich nicht?“ fragte er wieder. „Nein, denn 1. Kann ich nicht tanzen und 2. Wir haben keine Musik.“ Verneinte ich.

„Ach komm schon.“ Bat Letho. Doch er wartete meine Antwort nicht ab und zog mich am Handgelenk weiter in den Raum. Er lachte ein wenig, als er mein überrascht, entsetztes Gesicht sah. Er führte mich zu einen Takt, den nur er hören konnte. Er wirbelte mich herum und nach einer kurzen Weile machte es wirklich spaß.

Ich lachte mit ihm, als wir beinahe über ein Stück Geröll stolperten und er zog mich in seine Arme. „Wenn du lachst und spaß hast, gefällst du mir viel besser.“ Murmelte er. Ich legte meinen Kopf gegen seine Brust und ließ mich einfach von ihm halten. „Wegen heute Morgen, es muss dir nicht unangenehm sein. Jeder hat einmal solche Träume.“ Fing er an. Ich nickte nur, „Weck mich das nächste Mal dann bitte nicht.“ Murmelte ich. „Ich weiß, ich kann dich nicht haben, aber lass mir bitte meine Träume. Wenn es dir unangenehm ist, dann lass mich alleine, aber wecke mich nicht.“ Bat ich leise. Ich konnte ihn schlucken hören. „Soll das heißen, du träumst von mir?“ seine Frage war kaum zu hören. „Von uns.“ Verbesserte ich ihn. Traute mich jedoch nicht ihn an zusehen. „Wir sollten später nochmal darüber reden.“ Bat er. Doch ich schüttelte den Kopf. „Nein, bitte nicht!“ flehte ich.

Ich wollte nicht immer wieder abgelehnt werden. „Doch Krümel, ich denke es ist dringend erforderlich.“ Widersprach er sanft. Ich schüttelte heftig den Kopf und klammerte mich unwillkürlich an ihm fest. Er packte mich vorsichtig an den Schultern und schob mich ein Stück von ihm weg. „Sieh mich bitte an.“ Aber ich weigerte mich. „Alanya, schau mich an.“ Wurde er ein wenig ernster. Er legte ein Finger unter mein Kinn und zwang mich, auf zuschauen. Ich war erstaunt, als ich sah, dass sein Blick immer noch sanft und nicht ernst war, wie ich angenommen hatte. „Wir werden darüber sprechen.“ Wiederholte er erneut. Resigniert und traurig nickte ich, ich hatte diesen Tag gefürchtet und gehofft, dass er noch in weiter Ferne lag. „Gut.“ Lächelte er und wischte mit seinem Daumen, die einzelne Träne von meiner Wange. „Keine Sorge. Ich werde dich nicht weg schicken, aber wir müssen das klären.“ Nahm er mir einige meiner Sorgen, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Überrascht sah ich ihn an.
 

„Ich hoffe, ich störe nicht.“ Konnten wir Vesemir hören. Ich schüttelte den Kopf und trat von Letho weg. „Nein du störst nicht. Konntest du dir schon die Bücher ansehen, die ich gefunden hatte?“ fragte ich ihn, um mich abzulenken.

„Nun ja, zum Teil. Ich konnte erst Eines genauer anschauen.“ Druckste er. „Was beinhaltet es? Es war in dem Raum, in dem ihr wohl hauptsächlich magische Gegenstände gelagert habt.“ Fragte ich. Vesemir rieb sich den Nacken. „Das kann ich nicht sagen.“ Meinte er nur.

„Konntest du es auch nicht lesen? Dabei war Eskel recht zuversichtlich, dass du es könntest.“ Schade meine Neugierde würde wohl nicht befriedigt werden. „Doch, doch. Lesen konnte ich es schon, …“ erwiderte er. „Aber?“ bohrte ich weiter nach. „Nun, ich …, ich kann es dir nicht sagen. Es ist, … nun ja, … niemand sollte das zu lesen bekommen.“ Stotterte er. Das stachelte meine Neugierde nur noch mehr an. Warum wirkte es so, als ob es ihm unangenehm war, darüber zu sprechen. „Ist es gefährlich?“ wollte ich dann wissen. Doch Vesemir schüttelte den Kopf, „Das ist jetzt auch egal, niemand wird es mehr lesen. Ich habe es vorsichtshalber verbrannt.“ Wiegelte er alle weiteren fragen unwirsch ab.

„Aber ich kam eigentlich wegen etwas anderem.“ Wechselte er das Thema. „Zwischen den Seiten habe ich ein Manuskript mit merkwürdigen Bildern gefunden, vielleicht könntest du dir das mal ansehen. Letho erwähnte, dass du dich mit einigen merkwürdigem Zeug auskennst.“ Bat er.

Doch mein Blick ruckte zu dem anderen Hexer, was hatte er Vesemir über mich preisgegeben?

Letho zuckte jedoch nur mit seinen Schultern. Ein knistern zog meine Aufmerksamkeit auf Vesemir. Es hörte sich an, wie das Knistern von dünnen Papier und nicht wie Pergament.

Tatsächlich zog Vesemir etwas hervor, das mich sofort an eine Zeitschrift erinnerte. Als er es mir reichte wurden meine Augen groß, „Ein Comic?“ fragte ich ungläubig. „Du weißt was das ist?“ wollte Vesemir wissen, ich nickte. Ich besah mir das Titelbild etwas genauer, ich hatte zwar nie ein Comic von der Serie besessen, aber einige Folgen hatte ich früher mal im TV gesehen gehabt.

Unverkennbar, es war Spock der vom Titelbild starrte.

„Der Elf hat aber komische Ohren und Augenbrauen.“ Meinte Letho, als er es sich ebenfalls an sah. Ich wunderte mich zuerst, was für einen Elfen er denn meinte und als es mir langsam dämmerte, musste ich ein Lachen verkneifen. „Das ist doch kein Elf, sondern ein Vulkanier.“ Versuchte ich zu erklären. „Das ist eine Art Bildergeschichte, hier drin geht es um eine Crew, die mit ihrem Schiff zu Sternen fliegt und viele Abenteuer erlebt.“ Versuchte ich es verständlich zu erklären.

„Eine Geschichte für Kinder also?“ wollte Vesemir wissen. „Nicht unbedingt, viele Erwachsene haben sich dafür begeistert.“ Erzählte ich weiter. Ich reichte das Heft an Letho, der die ganze Zeit Neugierig darauf schaute. Er blätterte darin herum und wollte viele Dinge wissen, die er dort sehen konnte. Auch Vesemir schaute interessiert und hörte zu.

Nach einer Weile war ihr Wissensdurst vorerst eingedämmt und ich ließ die Beiden alleine.

Sie setzten sich an den Tisch und studierten den Comic. Da ich mich geweigert hatte alles vorzulesen, dachten sie sich nun selbst Gespräche aus. Wie kleine Kinder, die noch nicht lesen konnten. Lächelnd ging ich nach draußen. Ich wollte nach den Pferden sehen.

Ich mistete ihren Unterstand und gab ihnen dann etwas zum Fressen. Ich blieb noch eine Weile bei ihnen, bis es mir draußen zu kalt wurde.

Ich betrat gerade wieder die Zitadelle, als mich Yennefer zu sich rief. „Was gibt es denn?“ wollte ich wissen. Schnell schaute sie sich um, „Nicht hier. Komm mit!“ flüsterte sie und zog mich an der Hand bis zu ihrem Zimmer.

„Yennefer was soll das?“ wollte ich von ihr wissen. „Wir haben vielleicht ein Problem, aber die Hexer sollen es noch nicht wissen. Ich will sie nicht unnötig beunruhigen.“ Wisperte sie. „Was für ein Problem?“ fragte ich genauer nach. Sie ging zu dem Tisch und griff eines der Teile, die ich gefunden hatte. Sie reichte es mir. „Was ist damit?“ fragte ich sie verständnislos. „Es waren ursprünglich zwei Teile.“ Meinte sie. Ich besah es mir genauer, doch ich konnte keine Verbindungsstelle erkennen. „Aber was ist das Problem daran?“ es war mir immer noch nicht ganz klar, was daran so problematisch sein sollte.

„Seitdem die Teile sich verbunden haben, reagiert der Kompass viel stärker darauf. Auch aus einer viel größeren Entfernung.“ Erzählte sie. „Aber das ist doch kein Problem.“ Zuckte ich mit den Schultern, „Kein Außenstehender weiß über die Teile Bescheid, oder dass ich welche gefunden habe.“ Tat ich es ab. Doch Yennefer verzog das Gesicht leicht. „Yennefer?“ bohrte ich.

„Ich habe mit einem Magier gesprochen, er sammelt Kuriositäten. Er besitzt zwei Teile, die vermutlich zu den Anderen gehören. Aber er will sie nicht herausgeben. Er würde aber liebend gerne unsere Teile aufkaufen.“ Gab sie zu. „Du hast doch hoffentlich abgelehnt!?“ fluchte ich. „Ja, ja. Aber er weiß nun, dass es mehr dieser Bruchstücke gibt. Wenn er geschickt genug ist, weiß er, dass sie eine bestimmte Magie absondern und er könnte sie vielleicht verfolgen.“ Erläuterte sie weiter. „Nun, das ist wirklich ein Problem, aber bist du dir sicher, dass wir nicht wenigstens Vesemir vorwarnen sollten?“ wollte ich von ihr wissen. „Ja, es ist besser, wenn es keiner weiß, du darfst es vorerst keinem verraten!“ betonte sie. Sie hatte gerade ausgesprochen, als ich den Vibrationsalarm des Handys hören konnte. „Schon wieder! Das geht ständig so, ich weiß nicht wieso es das macht.“ Meckerte sie. „Warum hast du nicht gleich etwas gesagt?“ ich eilte zum Tisch und griff nach dem Handy. Eine neue Nachricht.

* Tief verborgen an des Sees Grund, nur zu sehen in erster Stund, will finden ich, was einst war dein und nun soll werden mein.* Nicht nur eine neue Nachricht, sondern auch noch ein Rätsel. Nur hatte ich keine Ahnung, was es bedeuten sollte. Ich starrte auf den Display, was sollte das bedeuten?

„Alles in Ordnung?“ riss Yennefer mich aus meinen Gedanken. Ich nickte, „Ja, ich muss nur über etwas nachdenken.“ Murmelte ich. Ich steckte das Handy ein und verließ den Turm.

Sofort schallte mir Gelächter entgegen.

Eskel schien von der Jagd zurück zu sein und hatte wohl etwas sehr Amüsantes gefunden. Kurze Augenblicke später konnte ich hören, worüber Eskel lachte. Ich folgte dem Lärm, Lambert tanzte mit geschlossenen Augen und schien tatsächlich zu versuchen die Lieder mit zu singen.

„Hast du die Kaninchen bekommen?“ fragte ich Eskel, als Lambert gerade eine kurze Pause machte. Er nickte, „Ja, ich habe sie auch schon vorbereitet.“ Gut, dann bräuchte ich das nicht machen, bisher hatte ich immer das Ausnehmen und Häuten den Hexern überlassen. Sie waren darin deutlich geschickter und schneller. Ich wusste nur grob in der Theorie, wie man so etwas machte und ich fände es nicht schade, wenn es noch eine Weile so bleiben würde.

Letho und Vesemir sah ich nicht, sie hatten sich scheinbar einen anderen Platz gesucht, oder hatten noch etwas zu tun. Da ich vorerst nichts weiter zu tun hatte, nahm ich mir wahllos ein Buch aus den vielen Regalen und setzte mich damit an den Tisch. Ich blätterte darin herum nahm aber nicht wirklich wahr, worum es in dem Buch ging. Zum einen kreisten meine Gedanken immer wieder um die Nachricht und zum anderen störte Lambert doch ziemlich die Konzentration.

Sein Geplärre wurde immer lauter und schriller. Kein Wunder also, das die anderen Hexer sich alle verzogen hatten.

Ich versuchte mich dann doch noch ein bisschen auf das Buch zu konzentrieren, doch so wirklich gelang es mir nicht. Aber immerhin wusste ich jetzt, dass es sich um eine Abhandlung über die Adelshäuser im Norden handelte. Als sich zu dem Lärm von Lambert allerdings auch noch das Geplapper von Uma dazu mischte, war es endgültig vorbei. Schnell stellten sich bei mir Kopfschmerzen ein. Ich legte das Buch bei Seite. Wenn Uma hier war, dann auch sicherlich Vesemir.

Kurze Zeit später hörte ich ihn auch schon lospoltern. Er war wohl überhaupt nicht begeistert von Lamberts Gesangkünsten. Doch entweder hörte Lambert ihn nicht, oder wollte ihn nicht hören. Denn er setzte gerade dazu an, ein neues Lied zu trällern. Es klang schrecklich Er kannte den Text nicht wirklich und außerdem war das Lied in englisch, bzw. hier in nilfgaardisch und Lambert beherrschte die Sprache eindeutig nicht.

Uma tat sein übriges, er schien es als ein neues Spiel zu sehen und grölte ungehalten mit. Vesemir schien hin und her gerissen zu sein, wenn er zuerst zum schweigen bringen sollte. „Komm her, du kümmerst dich um Lambert und ich mich um Uma!“ rief Vesemir, als er mich sah. Ich nickte ihm zu und steuerte auf Lambert zu.

Allerdings schien Lambert erraten zu haben, was wir vorhatten und wich immer wieder aus. Wenn ich schon das eine Mal Probleme hatte, Uma einzufangen, damit wir ihn schlafen legen konnten, war Lambert zu fangen eine schier unlösbare Aufgabe. Immer wenn ich dachte, jetzt kriege ich ihn zu fassen, schlug er einen Haken oder drehte sich ohne Probleme weg.

„Lambert verdammt noch mal, bleib endlich stehen!“ fluchte ich. Doch was machte der Hexer? Er lachte nur. Lambert streckte die Zunge heraus und ging dann wieder auf Abstand. Ich verengte die Augen, na warte Bürschchen, dich krieg ich noch! Schwor ich mir.

Vesemir hatte Uma mittlerweile wo anders hingebracht und schloss sich nun der Jagd auf Lambert an. Dieser bemerkte es recht schnell und bemühte sich, noch schräger mit zu singen. Er hatte es jetzt zwar etwas schwieriger uns Beiden auszuweichen, doch auch mit vereinten Mühen dauerte es, bis ich meine Chance sah.

Lambert hatte gerade seinen Rücken zu mir gedreht und stand nur wenige Meter von mir entfernt. Er schaute wohl gerade, was Vesemir machte und ließ mich aus den Augen. Ich nutzte die Chance und sprintete die paar Meter zu ihm rüber und sprang. Ich landete auf seinem Rücken, doch da er nicht mit so etwas gerechnet hatte und ich viel Schwung drauf hatte, konnte Lambert sich nicht abfangen und er landete auf dem Bauch, während ich nun auf seinem Rücken saß. Plastik klapperte und dann konnte ich etwas über den Boden rollen hören.

„Hab ich dich!“ grinste ich und zog dem Hexer unter mir die Kopfhörer von den Ohren. „Hey, das war unfair!“ jammerte er. Lambert stemmte sich hoch und mir blieb nichts anderes übrig, als mich festzuklammern, damit ich nicht herunter fiel. Nun hing ich huckepack an Lambert. Da er sich recht schnell bewegte, hatte ich erschrocken gequietscht. Lambert rieb sich sein Ohr und Vesemir grinste.

Vorsichtig löste ich meine Beine, die ich um Lamberts Bauch geschlungen hatte und stellte mich wieder auf den Boden.

Ich schnappte mir den Walkman und stellte fest, das bei dem Sturz eben, das Batteriefach aufgegangen war und eine der Batterien herausfiel. Ein kurzer suchender Blick und ich hatte sie gefunden. Inzwischen hatte Vesemir Lambert bereits heruntergeputzt, was ihm den einfiele, so ein Theater und Radau zu betreiben. Dann ließ er sich den Walkman von mir aushändigen, damit Lambert erst gar nicht in Versuchung käme, nach ihm zu suchen.

Lambert jammerte natürlich. „Hättest du nicht versucht mitzusingen, hätte Vesemir es nicht einkassiert!“ versuchte ich ihn ruhig zustellen. „Aber das war gute Musik, nicht so eine Schnulze, wie Rittersporn immer produziert!“ beschwerte er sich weiter. „Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.“ Murrte ich nur.

„Was gibt es zum Essen?“ wechselte Lambert plötzlich das Thema. „Ähm, frag Eskel. Er wollte was mit Kaninchen machen.“ Antwortete ich überrumpelt. Lambert grinste, „Gut, ich krieg nämlich Hunger!“ betonte er sein Magengrummeln. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. „Ich hoffe du hast Letho heute morgen zugehört, du wirst nämlich morgen wieder das Frühstück machen!“ eröffnete ich ihm und ließ ihn dann stehen. Ich wollte mich jetzt nicht wirklich weiter mit ihm beschäftigen. Um meine Ruhe zuhaben, um mich noch ein Weilchen mit dem Rätsel beschäftigen zu können, verkroch ich mich in die Küche.

Doch diese war nicht leer, wie ich vermutet hatte. „Na, habt ihr Lambert endlich fangen können?“ fragte Eskel, als ich die Küche betrat. „Wenn du unsere Bemühungen gesehen hast, hättest du auch helfen können!“ maulte ich. Der Hexer nickte, „Hätte ich, aber ich habe die Zeit genutzt, um mich dem Kaninchen zu widmen.“ Erklärte er sich. Neugierig besah ich mir den Tisch, an dem er arbeitete. Dort stand ein Topf, gefüllt mit einer weißen Flüssigkeit, eine Schale mit kleingeschnittenen Fleisch und einige Gewürze und Kräuter.

Er griff in den Topf und zog ein Kaninchen aus der Flüssigkeit. „Ich habe die Kaninchen vorhin in gesüßte Ziegenmilch gelegt, das macht das Fleisch zarter. Noch besser wird es allerdings, wenn man es auch über Nacht darin lässt.“ Erklärte er. Nach dieser Aussage war mir gleich klar, das er sich in der Küche auskannte, auch wenn ich ihn nie auf den Gedanken gekommen wäre, Ziegenmilch zu verwenden. Ich kannte es mit Sahne, Buttermilch oder Rotwein.

„Brauchst du Hilfe?“ wollte ich wissen. Er nickte, „Wenn du möchtest, die Kartoffeln müssen noch geschält und die Rüben geputzt werden.“ Meinte er. Ich schnappte mit einen Eimer Kartoffeln und ein kleines Messer und verzog mich in die Ecke. Dort setzte ich mich auf einen Schemel und fing an, die Kartoffeln zu schälen. So konnte ich Eskel helfen, aber dennoch ein wenig nachdenken. Doch das es nicht unbedingt die klügste Idee war, die Gedanken schweifen zulassen, wenn man mit einem scharfen Messer arbeitete. Mehr als einmal Schnitt ich mir in die Finger. Eskel sagte dazu nichts, doch ich konnte sehen, wie er die Stirn runzelte.
 

„Eskel, kann ich dich mal was Fragen?“ durchbrach ich irgendwann die Stille. „Ja, was gibt es denn?“ wollte er wissen. „Was ist das eigentlich mit Lambert? Er scheint sich gerne zu verkleiden und Andere nachzuahmen.“ Wagte ich zu fragen. „Dir ist es auch aufgefallen? Ich denke es hängt ein wenig mit seiner Kindheit zusammen und das er es verabscheut, ein Hexer zu sein. Ich glaube er tut deswegen gerne so, als wäre er jemand anderes.“ Seufzte Eskel. Ich nickte, diese Idee kam mir auch schon einmal.

„Solange es sich im Rahmen hält ist dagegen sicherlich nichts einzuwenden. Aber er muss aufpassen, das er nicht vielleicht mal den Falschen damit auf die Füße tritt.“ Ich dachte an das Ereignis mit dem Megaskop und dem Hierarchen. Hoffentlich kam es nicht dazu, denn es war sicherlich nicht so gut, wenn der Hierarch die Verbindung per Megaskop bis nach Kaer Morhen zurück verfolgen kann.

Auch wenn ich nicht wusste, warum ausgerechnet der Hierarch ein Megaskop besaß.

„Das habe ich ihm schon öfters klar machen wollen. Aber er ignoriert jeden Einwand.“ Meinte Eskel. „Vielleicht bringt es etwas, ihn in solchen Phasen zu ignorieren oder zumindest nicht zu ermutigen und auf gar keinen Fall mit machen.“ Schlug ich vor. Der Hexer zuckte mit den Schultern.

Dann kehrte vorerst wieder Ruhe ein. Die Kartoffeln waren geschält und die Rüben geputzt, so das ich still Eskel beim hantieren zuschaute. Er war wirklich ziemlich geschickt in der Küche. Und als er das Fleisch anbriet und dann in den Topf zu den Kartoffeln und Rüben gab, verbreitete sich ein fantastischer Duft in der Küche.

Hin und wieder rührte er den Topf um, probierte und fügte noch einige Kräuter hinzu. „Ich denke wenn ich dir so zuschaue, könnte ich bei dir in die Lehre gehen.“ Stellte ich fest, als er die Portionen auftat und sogar noch mit einigen Minzblättern verzierte.

Eskel lächelte über das Kompliment. „Du könntest die Anderen schon einmal zusammen rufen.“ Meinte er. Ich nickte und verließ die Küche. Doch der Geruch nach Essen schien schon alle angelockt zu haben. Hungrig saßen sie am Tisch. Kurz nach mir kam auch Eskel aus der Küche. „Setz dich zu den Anderen Alanya.“ Meinte er nur.

Er tischte uns allen auf, ehe er sich selbst setzte. „Lasst es euch schmecken!“ meinte er. Still genossen wir unser Essen. Eskel war ein Genie in der Küche. „Das war wunderbar, Alanya!“ lobte Yennefer. „Da stimme ich dir zu, aber ich habe nur die Kartoffeln und Rüben geschält, dein Lob gebührt also Eskel.“ Wies ich sie drauf hin. Ihre Augen wurden groß. „Du hast eindeutig deinen Beruf verfehlt, du solltest Meisterkoch in einem Palast werden!“ meinte sie ehrlich zu ihm.

„Ach was, so gut bin ich nicht.“ Tat er es ab.

Nach und nach entwickelten sich Gespräche und ich zog es vor, den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu spülen. Nach einer Weile kam Lambert dazu, ich vermutete das ihn Eskel geschickt hatte. Schließlich hatte er heute morgen geholfen und nun war Lambert dran. Vom Abendessen war noch genügend vorhanden, so das ich es für den nächsten Tag zur Seite stellte.

Schweigend verrichteten wir unsere Arbeit, ehe ich Lambert zurück zu den Anderen schickte. Ich räumte noch das Geschirr beiseite und schärfte die Messer nach.

Als ich fertig war, lehnte ich das Angebot der Hexer, mich zu ihnen zu setzen.

Ich verließ dann das Gebäude ganz. Draußen kletterte ich die alte Steintreppe zum Wehrgang hoch und stellte mich an die Zinnen. Ich starrte ins Tal runter, doch wirklich etwas sehen tat ich nicht. Ich grübelte erneut über diese Nachricht nach. Ich hatte keinerlei Anhaltspunkt, was sie bedeuten könnte.

Ich wusste nicht genau, wie lange ich dort gestanden hatte, aber der Mond war ein ganzes Stück über den Himmel gewandert.

Eine Hand auf meiner Schulter, riss mich aus meinen Überlegungen. Erschrocken drehte ich mich um. „Was ist los Krümel, du wirkst so ruhig und abwesend. Selbst Eskel fragte, ob irgendwas passiert sei.“ Letho hatte sich genähert, ohne dass ich es mit bekam. Ich schüttelte den Kopf und drehte mich von ihm weg. Doch Letho gab nicht nach, er trat näher und hielt mich am Arm fest.

„Hey, was ist los? Hat einer der Anderen was gesagt oder gemacht?“ wollte er besorgt wissen. Ich schüttelte wieder den Kopf, „Nein, das ist es nicht.“ Murmelte ich. Letho trat den letzten Schritt näher, „Was ist es dann? Was bedrückt dich so sehr?“ fragte er weiter. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“ Gestand ich. „Wovon? Krümel, sprich bitte mit mir, ich möchte dir helfen.“ Bat er.

„Die ganzen Dinge, die aus meiner Welt hier sind. Wie sind sie hier her gekommen und warum? Gibt es vielleicht wirklich einen Riss zwischen unseren Welten, wie Yennefer vermutet?“ erklärte ich.

„Du hast ihr gesagt, dass du aus einer anderen Welt kommst?“ wollte er erstaunt wissen. Ich nickte, „Ja, ich dachte sie könnte mir vielleicht helfen zu verstehen und die Dinge, die ich gefunden habe, hat sie auch untersucht. Aber wir konnten nichts Brauchbares heraus finden.“ Erzählte ich ihm.

„Aber das ist noch nicht alles, oder? Es gibt noch etwas, dass dich belastet.“ Stellte er fest.

Ich nickte.

„Es kam eine neue Nachricht.“ Ich zog das Handy hervor und las sie ihm vor. „Hm, ein Rätsel, wie es scheint.“ Stellte Letho fest. „Und sie beunruhigt dich so sehr?“ wollte er noch wissen. Ich nickte, „Ja, die ganze Situation mit dem Unbekannten. Das alles wird mittlerweile mehr als unheimlich. Ich weiß nicht mehr was ich machen oder denken soll. Will er helfen, oder will er doch etwas ganz Anderes? Und wenn, warum?“

Gab ich zu. Letho zog mich in seine Arme, „Keine Sorge, ich passe auf, dass dir nichts passiert.“ Flüsterte er. „Vermisst du irgendetwas wichtiges? Etwas, dass du in oder an einem Gewässer verloren haben könntest?“ wollte er dann wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, nicht dass ich wüsste.“ Murmelte ich. „Gut.“ Brummte er, dann nahm er mir das Handy ab. Kurz darauf hörte ich Etwas knirschen und dann splittern. „Letho, was machst du?!“ wollte ich entsetzt wissen. Ich drückte mich ein wenig von ihm weg und starrte auf das zerstörte Handy in seiner Hand. „Etwas das ich schon viel früher hätte machen sollen!“ grollte er und warf das Handy über die Zinnen. Ungläubig schaute ich ihm hinterher, doch schnell wurde es von der Dunkelheit verschluckt. „Aber, …!“ War das wirklich sein ernst? Was wenn der Fremde vielleicht doch noch hilfreiche Hinweise geschickt hätte. „Kein aber, Krümel. Das Ding und die Nachrichten, das ist nicht normal und ich will nicht, dass es dir schadet. Und es schadet dir scheinbar schon, wenn du dir so viele Gedanken machst. Ich möchte dich nicht betrübt, besorgt oder gar ängstlich sehen. Ich will sehen, wie du glücklich bist und lachst.“ Erklärte er sich. Erstaunt sah ich ihn an. Er lächelte sanft und strich mit seinem Daumen über meine Wange.

Gespräche

„Na los, lass uns rein gehen. Es ist zu kalt hier draußen.“ Meinte er und legte einen Arm um mich, damit er mich Richtung Gebäude lenken konnte. Nur widerwillig ließ ich mich mit ziehen. Als er mich allerdings auch noch bis zum Tisch bei den Anderen lenken wollte, wandte ich mich aus seinem Arm und ging in Richtung Turm.

„Hast du endlich mit ihr gesprochen?“ konnte ich Vesemir fragen hören, gerade als ich die Tür zum Turm öffnete. „Nein, noch nicht.“ Antwortete Letho seufzend. Ich schluckte und eilte dann die Treppe rauf, ich hatte es beinahe vergessen, dass Letho darüber sprechen wollte, was zwischen uns ist.

Er sagte, er wolle mich nicht weg schicken, aber hieße das dann, dass er auf mehr Abstand bestehen würde? Ich wollte es ja versuchen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, jede Möglichkeit auf Nähe zu nutzen. Allerdings war Lethos Verhalten da auch nicht ganz klar, er schien gelegentlich meine Nähe zu suchen, er verwirrte mich.

Ich lag noch eine Weile wach und ab und zu konnte ich das Lachen und Grölen der trinkenden Hexer von unten hören.

Als ich am Morgen wach wurde ich sah, das Letho die Nacht über nicht nach oben gekommen war, sank meine Laune ein wenig. Sein Bett war unberührt und zu mir war er auch nicht gekommen. Das konnte nur heißen, dass er unten bei den Anderen geschlafen hatte. Seufzend machte ich mich für den Tag fertig.

Unten wurde mir allerdings schnell klar, warum Letho nicht nach oben gekommen war. Er lag halb auf dem Tisch und schlief noch, ebenso wie Eskel und Lambert. Sie hatten es wohl ziemlich übertrieben und waren versackt. Kopfschüttelnd sammelte ich die Krüge und Gläser ein, gab mir aber keine Mühe, dabei leise zu bleiben.

Eskel murrte bei dem Geklapper, wachte aber nicht auf. Ich war gerade dabei, das Geschirr in die Küche zu tragen, als Vesemir herein kam. Er war scheinbar nicht sehr erfreut, die Hexer so verkatert zu sehen. Und er brachte lautstark seine Freude darüber zum Ausdruck. Selbst ich zuckte leicht zusammen, als er anfing loszupoltern. Ja eindeutig, man sollte Vesemir nicht verärgern.

Ich nahm eine Flasche Apfelsaft und drei Gläser und brachte sie zu den verschlafenen Hexern. Vielleicht würde der ihnen ein wenig helfen.

„Morgen Jungs!“ begrüßte ich sie nicht gerade leise. Stöhnend hielten sie sich den Kopf und murrten. „Hier für euch, dann geht euch draußen frisch machen. Lambert, du kommst danach in die Küche!“ forderte ich. Ich wartete nicht darauf, bis sie der Forderung nach kamen, sondern ging zurück in die Küche. Ich würde schon einmal alles zusammen suchen, was Lambert für die Eier brauchen würde. Ich hatte mir einen kleinen Anreiz überlegt, damit er sich wirklich bemüht.

Es dauerte eine Weile, aber er tauchte wirklich auf, auch wenn er ziemlich mürrisch wirkte. „Ich hoffe du hast gestern etwas gelernt. Du wirst heute wieder die Eier mit Speck machen. Als kleinen Anreiz habe ich mir eine Belohnung für dich überlegt.“ Grinste ich. Das ließ ihn munterer werden.

„Wenn du das Frühstück hinbekommst und die Anderen es essen, werde ich die nächste Woche, deine Kleidung flicken und deine Ausrüstung säubern. Wenn sie es nicht essen, werde ich etwas von dir fordern.“ Erklärte ich ihm. Doch als er widersprechen wollte, ließ ich ihn erst gar nicht ausreden.

„Keine Sorge, keiner weiß etwas davon und werden daher völlig neutral bewerten. Also los, ich habe dir schon alles bereit gestellt.“ Ich deutete auf den Tisch.

Vor sich hin grummelnd machte Lambert sich an die Arbeit, das Eier aufschlagen gelang ihm noch nicht ganz, so dass ich ihm zeigte, wie man hinein gefallene Schalenstücke am besten heraus fischt. Ansonsten schien er sich wirklich mühe zu geben. Vielleicht hatte ihn aber auch das können von Eskel beeindruckt und wollte nun nicht hinten anstehen.

Die Eier wurden nicht perfekt, aber sie sahen eindeutig genießbar aus. Ein deutlicher fortschritt zum vorherigen Tag. „Deutlich besser, Lambert. Ich beschmiere noch einige Scheiben Brot mit Butter, die wir dazu essen können. Nimm das Geschirr mit und setz dich schon einmal zu den Anderen.“ Lobte ich ihn daher auch.

Kurze Zeit später brachte ich die Brote und die Eier nach draußen. Die Anderen warteten schon hungrig. Sie schauten die Eier zwar kritisch an, aber verschlangen sie hungrig. Lambert grinste selbstgefällig in meine Richtung und ich nickte ihm zu. Er hatte diesen kleinen Test bestanden und ich würde mein Wort halten. Man musste wirklich nur die richtige Motivation finden.

Letho schien diesen stummen Austausch mitbekommen zu haben, denn er schaute mich fragend an, ich schüttelte den Kopf, ich würde es ihm später erzählen. Ihm schien es jedoch nicht zu passen, denn als er sich wieder seinem Essen widmete, wirkte er ein wenig beleidigt. Ich seufzte, Männer.

Das Essen verlief wieder ruhig, wobei mir auch schon früher aufgefallen war, dass die Hexer beim Essen kaum miteinander sprachen.

Ich wartete noch, bis alle aufgegessen hatten, ehe ich das Geschirr wieder zusammen sammelte. Ich war ziemlich erstaunt, als ausgerechnet Yennefer anfing mir zu helfen. Doch meine Verwirrung legte sich schnell, denn wie es aussah, hatte sie nur nach einem Grund gesucht, um mit mir alleine in der Küche zu sein.

„Eins dieser komischen Teile nähert sich.“ Flüsterte sie, als sie das Besteck neben den Waschtrog legte. Erschrocken sah ich sie an, „Der Magier?“ wollte ich wissen. „Psst! Nicht so laut!“ fluchte sie und sah sich schnell um. „Nein, ich denke nicht, dass es der Magier ist. Er würde sich vermutlich direkt hier her teleportieren.“ Erklärte sie. Ich runzelte die Stirn, „Aber wer könnte es denn dann sein? Wir sollten zumindest Vesemir Bescheid sagen!“ forderte ich. Doch sie schüttelte den Kopf, „Nein, das wird nicht nötig sein. Das Signal kommt zwar schnell näher, aber nicht so schnell, dass es sich um jemand handelt, der mit bösen Absichten kommt. Ich habe den Fortschritt vorhin einige Zeit beobachtet, das Tempo gleicht jemanden, der gemütlich sein Pferd laufen lässt.“ Lächelte sie. Trotzdem war ich mit ihrer Entscheidung nicht zufrieden. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, zu wissen, dass sich jemand Fremdes näherte. Doch ehe ich meinen Zweifel zum Ausdruck bringen konnte, kam jemand in die Küche.

„Bist du hier fertig, Krümel?“ fragte Letho mich. Stirnrunzelnd sah ich auf das dreckige Geschirr, so schnell war ich nun auch wieder nicht. „Äh nein, noch nicht.“ Antwortete ich ihm daher. „Dann lass das Eskel und Lambert machen, wir gehen ins Tal.“ Meinte er. Verwirrt sah ich ihn an. „Tun wir?“ fragte ich. Er nickte, „Ja, es müssen einige Fallen ausgelegt werden und Eskel hat mir eine Stelle beschrieben, wo viele Kräuter zum Kochen wachsen. Oder möchtest du nicht mitkommen und dir das Tal weiter anschauen?“ fragte er.

„Doch eigentlich schon, …“ ich rieb mir den Nacken. „Aber?“ fragte Letho. „Aber ich habe Lambert eine Belohnung versprochen, wenn ihr sein Essen nicht stehen lässt und ich will nicht, dass er denkt, ich würde mich jetzt drücken. Außerdem verlasse ich die Festung nicht, ohne meine Schwerter und die Rüstung und die sind noch bei Vesemir.“ Versuchte ich mich zu erklären. „Was für eine Belohnung?“ fragte der Hexer. Auch Yennefer schien neugierig. „Ich habe ihm versprochen seine Kleidung zu flicken und seine Ausrüstung zu säubern und ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Menge sein wird.“ Antwortete ich. Täuschte es, oder hatte Letho gerade wirklich erleichtert aufgeatmet. Nein, das musste ich mir eingebildet haben.

„Der Chaot muss das doch erst einmal selbst alles zusammen suchen, ich werde mit ihm reden und in der Zwischenzeit gehst du deine Sachen von Vesemir abholen, in Ordnung?“ schlug er vor. Ich nickte, „Gut, aber ich muss vorher noch etwas aus unserem Zimmer holen.“ Stimmte ich zu.

Ich würde nicht ohne Lamberts Absud die Festung verlassen, denn im Gegensatz zu Letho wusste ich auf was für Monster wir hier stoßen könnten. Außerdem hatte ich Vesemir immer noch nicht das andere Schemata gegeben. Es lag immer noch oben auf dem Tisch.

Ich verließ mit Letho die Küche und steuerte den Turm an. Ich eilte die Treppe hoch und nahm mir oben die Schriftrolle und steckte dann die Trankflasche in die Gürteltasche. Als ich wieder unten war, lag das Erdgeschoss still da. Ich musste Vesemir wohl suchen müssen.

Ich ging nach draußen, aber dort fand ich nur Eskel. Er hängte gerade eine Tür ein. Die Hexer hatten meine Idee angenommen und das Loch in der Wand mit einer Holzpalisade geschlossen. „Eskel, weißt du wo Vesemir ist?“ wollte ich von ihm wissen. Er schaute auf, „Schau mal bei den Pferden. Er ist eben in die Richtung gegangen.“ Meinte er und widmete sich wieder der Arbeit. „Danke!“ meinte ich noch und machte mich auf dem Weg zu den unteren Höfen. Aber ich musste gar nicht soweit laufen. Am Tor kam er mir bereits entgegen. „Vesemir, dich habe ich gesucht.“ Begrüßte ich ihn. „Was gibt es denn?“ wollte er wissen und blieb stehen. „Letho möchte, dass ich ihn begleite, aber ich will die Festung nicht ohne Waffen und Rüstung verlassen, außerdem hatte ich dir das hier immer noch nicht gegeben.“ Ich reichte ihm die Schriftrolle.

„Deine Rüstung habe ich fertig und bei deinem Stahlschwert habe ich zwei Runen eingesetzt. Komm mit, ich zeig es dir.“ Er nahm die Rolle entgegen und führte mich zu der alten Schmiede im Hof. „Ich habe das Leder geflickt und die kaputten Ringe ausgetauscht, allerdings hatte ich keine brünierten mehr.“ Erklärte er und zeigte auf die geflickte Stelle, durch die blanken Ringe war die Stelle auffälliger, aber das störte mich nicht weiter. „Das ist nicht schlimm, Hauptsache sie schützt.“ Entgegnete ich und nahm die Rüstung entgegen und zog sie an. Dann ging er zu einem Waffenständer. Er zog das Schwert und zeigte mir die Klinge, „Hier habe dir eine Devena und eine Moranarune eingefügt. Ich bin mir nicht sicher ob sie sich aktivieren, aber wenn nicht, dann hat es auch keine negativen Auswirkungen.“ Ich konnte mir nie die Namen der Runen merken, aber anhand der Farbe war ich der Meinung, dass die Eine vergiftete und die Andere für eine erhöhte Blutung sorgte.

„Danke Vesemir. Das wäre nicht nötig gewesen!“ bedankte ich mich. Er verstaute die Klinge und reichte sie mir rüber. Ich schnallte mir das Schwert um, endlich wieder das vertraute Gewicht an meiner Hüfte. „Dein Silberschwert habe ich geschliffen und die Grate rausgearbeitet. Den Gurt habe ich ausgetauscht. Es ist wirklich eine wunderbare Klinge, wo hast du sie gefunden?“ wollte er wissen. „Ich habe es von Letho bekommen, als wir uns in Velen vorerst voneinander verabschiedet hatten. Er gab mir auch ein Amulett seiner Brüder.“ Vesemir zog eine Augenbraue hoch, „So, so…“ murmelte er geheimnisvoll. „Nun lauf, lass ihn nicht länger warten.“ Schmunzelte er.

„Danke Vesemir!“ rief ich noch, ehe ich mich auf dem Weg zum Haupttor machte und mir dabei das Schwert auf den Rücken schnallte. Letho stand wirklich schon dort, über seine Schulter hing ein Rucksack und in der Hand hielt er einige Fangeisen. Ein paar kleinere und zwei große.

Als er mich sah, stieß er sich von der Mauer ab, an die er sich gelehnt hatte. „Können wir?“ Ich nickte, scheinbar wollte er zu Fuß gehen, denn die Pferde standen ungesattelt im Unterstand und waren am fressen. Neugierig beäugte ich den Rucksack und Letho brauchte nicht lange, meinen Blick zu bemerken, obwohl er vor mir ging.

„Ein paar Kleinigkeiten für unterwegs.“ Blieb er wage. Ich hätte gerne genauer nach gefragt, aber ich kannte Letho schon gut genug, um zu wissen, wenn er es mir hätte sagen wollen, hätte er direkt geantwortet. „Für was werden wir die Fallen aufstellen?“ fragte ich daher.

Letho blieb stehen und wartete bis ich bei ihm angekommen war. „Für die Wölfe und Bären. Das Tal mag zwar groß erscheinen, aber für so viele Beutegreifer gibt es nicht genügend Wild. Früher, als es noch mehr Hexer in Kaer Morhen gab, hatte sich die Population in Grenzen gehalten, da viele Adepten sich um die Wölfe kümmerten, aber jetzt fehlt das und Vesemir muss sich um die Festung kümmern, wenn er hier ist. Daher hatte er mich gebeten ein paar Schlingfallen auszulegen. Dieses Jahr scheint es besonders viele Wölfe zu geben.“ Erklärte er mir.

„Ich kann mir kaum vorstellen, wie es damals hier war. Die Festung muss noch beeindruckender gewesen sein.“ Meinte ich und drehte mich zur Festung um. „Hmh, das war sie.“ Bestätigte er. Schweigend gingen wir für eine Weile weiter, bis Letho mir per Handzeichen signalisierte ich solle stehen bleiben. Leise legte er den Rucksack und die Fallen ab, ehe er zu seinem Schwert griff. Kurze Zeit später konnte ich das Schnaufen des Bären auch hören. Letho gab mir den lautlosen Befehl in Deckung zu bleiben, als er ein Quen wirkte und auf den Bären zu schlich.

Durch die Bäume konnte ich nicht viel erkennen, aber Letho schien den Überraschungseffekt auf seiner Seite gehabt zu haben. Der Kampf dauerte nicht lange und er kam nur wenige Augenblicke später, mit seinem jetzt blutigen Schwert zurück.

„Das wird wohl nicht der einzige Unterwegs bleiben. Wir werden auf dem Rückweg die Felle einsammeln.“ Eröffnete er, während er sein Schwert abwischte und dann wieder wegsteckte. Ich muss bei dem Gedanken daran wohl das Gesicht ein wenig verzogen haben, denn Letho grinste, „Ach komm, so schlimm ist es auch nicht. Außerdem werden die Felle im Winter gebraucht. Durch die alten Mauern oben pfeift der Wind nur so.“ Wir folgten dem Weg, den wir entlang ritten, als wir hier ankamen. Als wir den Bachlauf erreichten blieb ich jedoch stehen. „Was ist?“ wollte Letho wissen. „Ich ziehe mir die Stiefel aus, ich will keine nassen Schuhe tragen müssen.“ Antwortete ich. Aber ich kam gar nicht dazu, mir die Stiefel ausziehen, Letho war die paar Schritte zurück gekommen und hat mich dann hoch gehoben. „Letho!“ protestierte ich lachend, doch er hatte mich schon rüber getragen. „Wenn die Dame keine nassen Füße möchte, werde ich, als ihr bescheidener Diener sie hinübertragen!“ meinte er mit feierlich ernster Stimme und verbeugte sich dann spielerisch. Als er sich jedoch wieder aufrichtete, grinste er schelmisch.

„Du bist doch kein Diener, Letho! Du bist wohl noch nicht ganz nüchtern!“ meckerte ich, musste dann aber auch grinsen. „Sei doch nicht immer so ernst!“ entgegnete er nur.

Doch die gute Stimmung hielt nicht lange als wir weiter gingen, „Pass auf!“ rief Letho mir zu und gerade noch rechtzeitig konnte ich dem Wolf, der versuchte mich anzuspringen, ausweichen. Es war ein großes Rudel und zu unserem Unglück hatte das Rudel einen Warg bei sich. Letho legte den Rucksack und die Fallen ab, während ich bereits gegen die Wölfe kämpfte. Als Letho sich dem Kampf anschloss, war es auch für die Wölfe schnell klar, dass sie den Kampf verlieren würden und so heulte der Warg nach Verstärkung. Dummerweise war ein zweites Rudel in der Nähe und sie kamen an, als Letho gerade den Warg besiegte. Die größere Meute drängte Letho weg von mir und auch ich wurde schnell von den Wölfen abgelenkt. Als dann auch endlich der letzte Wolf tot am Boden lag, stand ich keuchend da und schaute mich suchend nach Letho um, doch ich konnte ihn nirgends sehen. Der Rucksack und die Fallen lagen noch am Fuße des Baumes.

Ich wollte gerade nach ihm rufen, als ich von weiter weg einen Bären vor schmerzen Brüllen hörte. Vorsichtig ging ich in die Richtung. Als ich näher zum Ufer des Flusses kam, konnte ich durch die Bäume hindurch sehen, wie Letho gegen zwei Bären kämpfte. Ein dritter Bär und die Wölfe lagen bereits am Boden. Der zweite Bär fiel gerade und Letho konnte gerade noch so dem Dritten ausweichen.

Er wirkte ein Igni, als der Bär sich wieder aufrichtete und setzte sein Fell in Flammen. Der Bär brüllte zornig auf und schlug wild um sich. Dabei traf er Letho, der einige Meter weiter an einem Baum liegen blieb, ich war schon dabei los zu sprinten, als der Bär nur ein kurzes Stück vor Letho zusammenbrach.

„Letho?“ rief ich und eilte zu ihm rüber. Er schüttelte seinen Kopf und rieb sich über das Gesicht, als er sich aufrichtete.

Besorgt schaute ich ihn an, als ich mich neben ihn kniete. „Letho?“ fragte ich erneut. „Ich glaube an das Gefühl könnte ich mich gewöhnen.“ Brummte er. Ich schnappte nach Luft, „Was? Beinahe Bärenfutter zu werden?!“ fragte ich empört.

„Nein, dass sich jemand sorgen um mich macht.“ Korrigierte er. „Oh du!“ fluchte ich und schlug ihn auf den Arm. „Ist bei dir alles in Ordnung?“ wollte er dann wissen. Ich nickte, „Ja, nur ein paar Schrammen und jede Menge Dreck.“ Er griff in mein Haar und zog ein paar Blätter heraus. „Und bei dir? Der Bär hat dich ganz schön getroffen.“ Wollte ich wissen. „Nichts Dramatisches. Lass uns die Fangeisen holen, hier dürfte ein guter Platz sein, um sie aus zu legen.“ Brummte er. Ich nickte, und machte platz damit er auf stehen konnte.

Wir gingen also zurück, um die Sachen zu holen. Seufzend besah Letho sich das Schlachtfeld. „Wenn ich gewusst hätte, dass wir am Anfang schon so viele Tötungen haben, hätte ich einen Handkarren mit genommen. Ich denke wir werden auf dem Rückweg einfach nur die besten Pelze mitnehmen. Vesemir wird sicherlich einige von ihnen verkaufen können. Für die Festung kann er jede Münze gebrauchen.“ Meinte er.

„Warum füllt er die Risse in den Wänden nicht mit Lehm oder Mörtel und den Bruchstücken der Mauer?“ fragte ich den Hexer. „Es gibt hier kaum Kalk, daher kann kein Mörtel angerührt werden.“ Begründete Letho. Ich zuckte mit den Schultern, das erklärte noch immer nicht, warum er kein Lehm verwendete.

Dann gingen wir zurück zu der Bärenhöhle und Letho stellte die Fallen auf, er zeigte mir zwar wie man das machte, ließ es mich aber nicht ausprobieren, aus Angst, dass ich mir die Hand darin einklemmen könnte. Ich war ihm aber nicht böse drum, denn wenn ich da wirklich mit der Hand oder Arm rein geraten würde, wäre dieser Körperteil ganz schnell ab.

Als das alles erledigt war, trug er mich grinsend über den Fluss, da ich immer noch keine Lust auf nasse Füße hatte. Wir folgten dem Weg in Richtung der alten Mine, doch wir bogen nicht zu ihr ab, sondern gingen am Fluss weiter.

„Wohin wollen wir eigentlich?“ fragte ich Letho nach einer weiteren Weile, die wir schweigend neben einander gegangen waren. „Noch ein Stück weiter, an den ersten beiden kleinen Wasserfällen vorbei. Aber da müssen wir aufpassen, dort sollen sich noch mehr Wölfe rumtreiben. Und das ist auch der Hauptgrund, warum wir unterwegs sind. Dort oben wachsen viele Kräuter und Gräser, die die Rehe gerne fressen und mit ihren Jungtieren dort hinziehen. Deswegen stören die Wölfe dort am meisten.“

Das konnte ich verstehen und da es hier keinen Förster und Jäger gab, mussten die Hexer sich selber drum kümmern. Und mit den Wölfen sollte Letho recht behalten, es waren drei große Rudel. Es dauerte eine ganze Weile bis alle besiegt waren und am Ende ließ ich mich auf den Boden plumpsen. Die letzten Tage hatte ich nicht viel gemacht und das merkte ich sofort. Schwer atmend sah ich zu Letho auf, „Vielleicht sollte ich wieder ein wenig trainieren, damit ich in Form bleibe.“ Grinste ich. „Wir werden sehen.“ Meinte er und hielt mir die Hand hin und zog mich wieder auf die Füße.
 

„Komm noch ein kleines Stück weiter, dann machen wir Pause.“ Schlug er vor nachdem er einige Drahtschlingen ausgelegt hatte. Wie viel weiter wollte er denn noch? Wir waren mittlerweile Stunden unterwegs. Wir gingen gerade einen Hügel hinauf, als ich von der Bergseite her, ein leises Plätschern hören konnte. Es ging beinahe durch die Geräusche vom Fluss unter.

Als wir oben auf der Kuppe ankamen, blieb mir beinahe der Mund offen. Ein kleiner See inklusive Wasserfall lag hinter dem Hügel. Er war von einigen Bäumen umgeben und einige Rehe ästen dort. Es war beinahe schon zu schön und ich rechnete beinahe mit einem Monster, das dort auf uns lauerte, aber Letho ging bereits den Hügel runter. Schnell folgte ich ihm.

„Woher wusstest du von dem Platz hier?“ wollte ich wissen. „Gar nicht, Eskel meinte wir sollten hier vorbeischauen, wegen der Kräuter. Von dem Teich erwähnte er nichts.“ Brummte Letho. Er hatte sich auf einen großen Stein gesetzt und den Rucksack am Boden abgestellt. Letho griff hinein und zog zwei Wasserflaschen hervor. Eine reichte er mir. Schnell trank ich einige Schlucke, das tat gut.

Dann setzte ich mich zu ihm.

Ich ließ meinen Blick schweifen, am Rand der Wiese entdeckte ich einige Taubnesseln. Davon sollte ich vielleicht einige mitnehmen, falls Lambert sich wieder beim Kochen verbrennen würde. Die weißen Blüten der Pflanzen ließen eine Kindheitserinnerung hoch kommen. Wir hatten die Blüten damals gepflückt und den süßen Nektar raus gelutscht. Ich stand auf und ging zu den Nesseln rüber, „Was hast du vor?“ wollte Letho wissen. „Das wirst du gleich sehen.“ Rief ich über meine Schulter ihm zu und pflückte ein paar Blüten. Als ich ungefähr eine Handvoll gesammelt hatte, ging ich zu ihm zurück.

„Möchtest du auch etwas süßes?“ fragte ich ihn und bot ihm ein paar Blüten an. Doch er schaute mich skeptisch an. Ich steckte mir eine der kleinen Blüten in den Mund und genoss den süßen Geschmack. Natürlich hatte ich vorher geprüft, dass sich keine Bienen oder Ameisen auf ihr befanden. Man machte nur einmal den Fehler und den hatte ich bereits vor einigen Jahren gemacht. Ich hatte Beeren gepflückt und nicht geschaut, ob Ameisen darauf waren. Es war nicht sehr angenehm, als sie mir in die Zunge gebissen hatten, aber zum Glück war ein Brunnen mit eiskalten Wasser nicht weit weg gewesen, so dass ich gleich kühlen konnte.

Als Letho gesehen hatte, das ich selbst die Blüten aß, nahm er sich auch eine und stellte erstaunt fest, dass sie wirklich süß waren. Dachte er wirklich, ich hatte ihn reinlegen wollen?
 

„Hör zu Krümel, ich hatte dir gestern ja bereits gesagt, dass wir dringend reden sollten, …“ fing er an. Erschrocken sah ich ihn an und würgte die letzte Blüte runter. Wollte er das Gespräch wirklich jetzt führen? Scheinbar, denn er fuhr unbeirrt fort.

„Hör mir bitte bis zum Ende zu und lauf nicht wieder weg.“ Forderte er ernst. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu zustimmen. Er strich sich über seine Glatze und schien tief durch zu atmen.

„Ich habe einen ziemlichen Fehler gemacht, das wurde mir mit der Zeit immer klarer. Mit jedem Augenblick, denn ich mit dir verbringe, sehe ich, was für ein Idiot ich bin.“ Sprach er leise. Geschockt sah ich ihn an, was meinte er? „Letho, …?“ fragte ich zögerlich. „Unterbrich mich bitte nicht.“ Bat er direkt. Ich schluckte, nickte aber.

„Ich bin davon ausgegangen, dass ich nur eine kleine Schwärmerei für dich bin, dass es sich schnell wieder legen würde, … aber eigentlich hätte mir nach deinem Gespräch mit der Najade eigentlich schon klar werden müssen, dass es nicht so ist. Ja, ich habe das ganze Gespräch mit angehört, auch wenn ich sagte, ich wäre erst dazu gekommen, aber du sahst so erschrocken aus, da wollte ich dich nicht noch mehr verunsichern. Aber deine Worte hatten mich wirklich beeindruckt.“ Gab er zu.
 

„Aber trotzdem hatte ich dich immer wieder abgewiesen, auch wenn es weh tat, die Verzweiflung und Tränen in deinen Augen zu sehen, ich wollte dich doch nur immer beschützen und das will ich immer noch. … Als Vesemir dich mit Lambert zum Fischen geschickt hatte, hat er mich so lange befragt, bis ich ihm alles erzählt hatte. Er hat wie ein Rohrspatz geschimpft, dass ich das Glück scheinbar mit allen Mitteln fernhalten wollte.“ Erzählte er und seufzte dann. Verwirrt hörte ich zu und verstand noch nicht so wirklich, was er mir versuchte zu sagen.

„Als ich versuchte seinem Rat zu folgen, wurde mir klar, dass ich dich zu oft abgewiesen hatte. Das meine Idee, dich von mir fern zuhalten, beinahe funktioniert hatte.“ Er schluckte und schien nach weiteren Worten zu suchen.

„Ich versuchte mich dir zu nähern, aber du schienst nicht zu verstehen und nach deinem Traum oder auch nach dem Kuss unten im Keller, bist du davon gelaufen, obwohl ich ihn erwidert hatte und mit dir reden wollte. Du schienst große Angst vor dem Gespräch zu haben und es tat mir weh dich so zu sehen.“ Er schaute auf den Boden zwischen seinen Füßen.
 

Dann stand er auf und hockte sich vor mich. Er legte eine Hand auf mein Knie, „Letho, … was?“ fragte ich ihn, ich war mir nicht sicher ob ich ihn richtig verstanden hatte.

„Würdest du mich wieder küssen?“ fragte er mich leise. Meine Augen wurden groß, „Aber hattest du nicht immer gesagt, du willst nicht?“ fragte ich verwirrt. Er lehnte sich vor und hauchte einen seichten Kuss auf meine Lippen. „Nein Krümel, ich sagte ich kann nicht. Ich wollte und will dich beschützen und außerdem hatte ich angst, du würdest mich schnell wieder von dir stoßen.“ Gab er leise zu.

„Oh Letho, das würde ich niemals tun!“ schwor ich und warf mich in seine Arme. Er legte seine Arme um mich und zog mich so dicht an sich, wie es mit den Rüstungen und Schwertern möglich war. „Ist das hier wirklich echt?“ fragte ich leise an seinem Hals.

„Ja ist es. Es tu mir leid, dass ich so lange gebraucht habe und so ein Trottel war!“ meinte er. Ich küsste ihn wieder, „Du bist kein Trottel!“ wies ich ihn dann zurecht. „Letho?“ fragte ich leise. „Hmh?“ summte er. „Also bist du doch mein Hexer?“ wollte ich wissen. Er lachte leise, „Ja wenn du das möchtest, bin ich dein Hexer.“ Ich lächelte glücklich und schaute ihn an.
 

Er strich mir durchs Gesicht, „Was ist los? Warum weinst du Krümel?“ wollte er erschrocken wissen. „Ich bin gerade nur so glücklich!“ lachte ich und küsste seine Nasenspitze. „Dann ist gut.“ Murmelte er und wir küssten uns erneut.

„Lass mich kurz aufstehen.“ Bat er und nur widerwillig löste ich mich von ihm. Er griff nach dem Rucksack und zog etwas heraus. Es war ein kleines Päckchen, er legte es auf den Stein und öffnete es. Es waren Käsewürfel, etwas Schinken und sogar Weintrauben, dazu stellte er eine Flasche mit Met.

„Lass uns etwas essen.“ Lächelte er und hielt mir eine Weintraube hin. Ich nahm sie vorsichtig mit meinen Lippen aus seinen Fingern.

„Wann hast du das vorbereitet?“ fragte ich erstaunt, als ich die Traube geschluckt hatte. „Heute Nacht, Eskel hat mir geholfen und mir von diesem Ort erzählt.“ Gestand er. „Das ist echt süß von dir!“ lächelte ich, als er etwas erwidern wollte legte ich meinen Finger auf seine Lippen. „Keine Widerworte, auch Hexer können und dürfen süß sein.“ Mahnte ich. Er nickte darauf hin.

Nebeneinander sitzend aßen wir unser Mittag, wobei wir immer mal wieder dem anderen etwas hin hielten und uns gegenseitig fütterten. Wir tranken auch von dem Met und genossen das schöne Wetter.

„Weißt du, wenn es nicht schon so kühl wäre, wäre dies ein guter Ort, um schwimmen zu gehen.“ Meinte ich dann irgendwann. „Das stimmt, aber nicht in jedem Gewässer wohnt eine Najade, die das Wasser warm hält.“ Stimmte der Hexer zu. Ich wurde leicht rot, als ich an die Ereignisse in Aedd Gynvael dachte, doch dann lief es mir kalt den Rücken runter. „Verdammt Letho, die Najade!“ fluchte ich und sprang auf. „Was ist mir ihr?“ wollte er wissen und zog mich auf seinen Schoß.

„Das ich da noch nicht eher drauf gekommen bin!“ Fluchte ich. „Die Nachricht von dem Fremden, das Rätsel. Was ist, wenn er die Najade meinte? Wir müssen zu ihr und sie warnen!“ meinte ich hektisch und wollte wieder aufstehen.

„Beruhig dich Krümel. Sie kann sich wehren. Falls er sie wirklich meint. Sie ist keine junge unerfahrene Najade mehr.“ Versuchte er mich zu beruhigen. „Aber der Junge, sie sagte doch schon, er würde Unheil bringen, was ist, wenn sie recht hatte?“ wollte ich wissen.

„Er war ein ganz normaler Junge. Nichts hat auf das Gegenteil gedeutet. Und selbst wenn wirklich die Najade gemeint gewesen sein sollte, wir brauchen Tage bis wir da sind. Vertrau einfach darauf, dass sie nicht wehrlos ist.“ Er zog mich an seine Brust. „Versprochen?“ fragte ich leise. Letho seufzte. „So gern ich es dir versprechen würde, aber ich möchte dich nicht anlügen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie in Ordnung ist.“ Meinte er.

„Danke Letho.“ Er strich mir beruhigend über den Rücken. „Ich hoffe du hast recht.“ Murmelte ich und ließ mich noch eine Weile von ihm halten. Wir genossen einfach die Nähe zu einander und die Ruhe, die hier herrschte.
 

„Sollen wir nach den Kräutern schauen?“ fragte Letho irgendwann. „Eigentlich würde ich gerne noch ein bisschen mit dir hier sitzen bleiben.“ Bat ich. „Ein bisschen Zeit haben wir noch, aber wir sollten nicht zu lange hier bleiben. Schließlich müssen wir die Felle noch einsammeln.“ Stimmte er zu.

Ich lehnte mich an seine Brust und schloss die Augen. Es war wirklich schön hier mit ihm zu sitzen. Ich ließ meine Gedanken ein wenig schweifen und seufzte wohlig, als seine Finger über meinen Nacken strichen. „Woran denkst du?“ fragte er leise. Ich schaute zu ihm auf und wurde ein wenig rot um die Nase. Fragend hob er eine Augenbraue. Ich lehnte mich vor und flüsterte es ihm ins Ohr. „Wirklich?“ fragte er mit belegter Stimme, ich nickte und richtete mich ein wenig auf, um ihn in einen intensiveren Kuss ziehen zu können. „Krümel.“ Seufzte er. „Später.“ Zwinkerte ich ihm zu und er nickte leicht.

„Was ich mich schon länger Frage, wie hast du es eigentlich geschafft, dem Axii von Lambert zu entkommen?“ fragte er nach einem Moment. Da er so aprubt das Thema wechselte, sah ich ihn erstaunt an. Ich zog die Kette aus meinem Kragen, „Die hab ich von Yennefer bekommen. Sie schützt meine Gedanken.“ Erklärte ich ihm. „Und sie hat sie dir einfach so gegeben?“ fragte er erstaunt. „Nicht ganz, ich habe ihr etwas dafür gegeben.“ Meinte ich. „Was wollte sie dafür haben?“ fragte er misstrauisch.

„Ich habe ihr eine Erinnerung an Geralt gezeigt. Als wir in Novigrad waren, mussten wir ja Rittersporn aus dem Tempelkerker bekommen. Da Geralt meine Pläne beinahe vereitelt hatte, ließ ich ihn auflaufen. Sie waren der Meinung, sie benötigten unbedingt Dudu, einen Doppler, der den Platz von Menge einnehmen sollte und die Freilassung von Rittersporn genehmigen. Aber Dudu war verschwunden und mit Hilfe eines Theaterstücks wollten sie ihm zeigen, dass sie ihm nichts Böses wollten. Es war ziemlich lustig Geralt auf der Bühne zu zusehen. Vielleicht kann Lambert ein paar der Szenen nachmachen, ich hatte mit ihm Rittersporn abgeholt und dann dem Stück zugeschaut. Ich hatte meine Vorteile genutzt, die ich vom Kaiser bekommen hatte und Rittersporn mit Hilfe von dem Botschafter und dem General frei bekommen. Allerdings war Geralt ziemlich sauer, dass ich ihm nichts gesagt hatte. Er hat mich am Ohr durch die halbe Stadt geschleift.“ Bei der Erinnerung rieb ich mir das Ohr.

„Hmh, ich werde Lambert fragen. Darf ich dich noch etwas fragen?“ wollte Letho wissen. Ich nickte, „Es geht mich eigentlich nichts an, aber wie weit bist du damals mit Menge gegangen?“ fragte er leise. Ich schluckte und verzog das Gesicht, „Eigentlich wollte ich nie so nah ran an ihn.“ Brummte ich. „Aber irgendwie überschlugen sich die Ereignisse und eins kam zum anderen, vor allem nach dem Übergriff der Elfen.“ Ich schluckte, „Wenn Geralt nicht gewesen wäre, ich weiß nicht ob ich hätte wiederstehen können.“ Gab ich flüsternd zu.

Letho schwieg einen Moment und traute mich nicht wirklich ihn anzusehen, „Was genau meinst du?“ fragte er dann nach. „Als er mich zu sich nach Hause holte, ertrug ich seine Berührungen nur, weil ich mir vorgestellt hatte, du seist es, neben dem ich sitze und liege. Ich weiß nicht, warum sich das geändert hatte. Vor allem jetzt, wo ich genügend Abstand zu der Situation habe, ich kann es nicht nachvollziehen.“ Gestand ich.

Der Hexer strich mir durch die Haare. „Du sagtest, dass Schmerzmittel hattest du von ihm bekommen?" hakte er nach, ich nickte, „Ja, er sagte er sei eigentlich grundsätzlich gegen so etwas, aber er wolle nicht, das ich schmerzen habe.“

Letho knurrte, „Er wusste sicherlich um die aphrodisierende Wirkung von Alraune.“ Brummte er. Meine Augen wurden groß, „Du meinst, …?“ fragte ich erschrocken, Letho nickte. „Ja, ich denke er hat es darauf angelegt, dass du damit für seine Bemühungen empfänglicher wirst.“ Bestätigte er.

Ich erschauderte, „Zuzutrauen wäre es ihm. Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn Geralt länger gebraucht hätte, …“

„Schhhh, denk nicht daran. Er ist nicht mehr und keiner wird mehr unter ihm leiden.“ Beruhigte er mich.

„Darf ich dich auch etwas fragen?“ wollte ich das Thema erneut wechseln. Er nickte, „Frag was immer du wissen willst.“ Summte er. „Was hast du gedacht, als du mich und die Najade gesehen hattest?“ fragte ich und wurde leicht rot. „Wie schön du aussiehst, aber ich, … da war auch ein tiefer Stich von Eifersucht. Am liebsten wäre ich ins Wasser gesprungen, um sie von dir weg zu zerren.“ Gab er zu. „Es hat mich viel Anstrengung gekostet, jede körperliche Reaktion zu unterdrücken. Vor allem als du dich neulich fast nackt im Schlaf so eng an mich gedrückt hast.“ Fügte er leise hinzu.

Ich hätte nicht mit einer solch ehrlichen Antwort gerechnet und war daher ein wenig baff. Er strich mit seinen Fingerknöcheln über meine Wange, als ich ihn einfach nur erstaunt ansah. Ich lächelte, „Das brauchst du jetzt nicht mehr.“ Murmelte ich nur leise und küsste mich seinen Kiefer entlang bis ich seine Lippen erreichte.

„Wir sollten vielleicht uns doch langsam wieder an die Arbeit machen. Einige Kräuter sammeln und die Felle einsammeln. Die Häute müssen noch aufgespannt und abgeschabt werden.“ Murrte er. Ich löste mich ein wenig von ihm, „Ich werde dir damit helfen. Du musst mir nur zeigen wie ich das machen muss und dann darf ich dich heute Nacht endlich ausgiebig ohne Rüstung oder Hemd bewundern.“ Schlug ich vor. Ich konnte sehen wie er sich auf die Lippe bis und dann nickte.

Aber ich stand trotzdem nicht sofort auf. Ich strich seine Muskeln und Narben an den Armen nach und verteilte Küsse über seinen Hals und Kiefer. Doch nach einiger Zeit zappelte er unruhig mit seinen Beinen. „Hm, Alanya.“ Stöhnte er leise, „So sehr ich das gerade auch genieße, aber das sollten wir hier nun wirklich nicht fortsetzen.“ Bat er. Ich löste mich von ihm, „Du hast recht. Entschuldige bitte.“ Murmelte ich. Doch er fasste mich am Kinn und gab mir noch einen Kuss. „Entschuldige dich niemals dafür.“ Bestimmte er und stand auf, wobei er mich auf meine Füße stellte. Mit einem verlegenen Räuspern richtete er sich seine Hose.

Ich packte derweil die Reste unseres Picknicks zurück in den Rucksack und fand ein paar kleinere Leinensäckchen, vermutlich für die Kräuter. Ich nahm sie heraus und legte sie auf den Stein. Als einer vom Stein rutschte und ich ihn aufheben wollte, bemerkte ich eine Stelle am Stein, die merkwürdig aus sah. Ich ging um den Stein herum, um sie besser sehen zu können.

Ich fuhr die Rillen und Vertiefungen mit dem Finger nach, sie konnten nicht natürlich entstanden sein. „Letho, schau mal hier.“ Rief ich ihn zu mir.

Er hockte sich neben mich und betrachtete die Stelle. „Es könnte eine Inschrift gewesen sein.“ Meinte er. „Ja, aber es ist nichts mehr zu erkennen. Was da wohl stand?“ fragte ich. Letho zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung. Eskel hatte nichts angedeutet, aber vielleicht weiß Vesemir etwas.“

„Das könnte sein, ich werde ihn später fragen.“ Stimmte ich zu. Dann machten wir uns auf, ein paar Kräuter zusammen zu suchen. Ich schnitt die jungen Triebe von Minze und Taubnessel ab, daraus könnte man guten Tee kochen. Ich wollte gerade einige Meter weiter gehen, als Letho rief ich solle stehen bleiben. Jetzt hörte ich auch das Brummen und Surren vieler kleiner Flügel. Ich schaute mich suchend um, dann entdeckte ich das Nest. Es waren aber keine Bienen oder Wespen, sondern Hornissen.

„Komm da weg Krümel. Nicht dass die dich noch stechen.“ Bat Letho. Ich drehte mich zu ihm um. „Aber das sind Hornissen, die tun nichts. Wenn ich ein wenig Honig hier hätte, könnte ich sie sogar füttern.“ Widersprach ich und drehte mich wieder um. Ich bestaunte das Nest und das treiben noch eine Weile. Bisher hatte ich immer nur einzelne Tiere gesehen, nie einen ganzen Staat. „Krümel, bitte." wurde Letho dringlicher.

„Na gut, wenn dir dann wohler ist. Ich werde mir eine andere Stelle zum pflücken suchen.“ Er nickte. Ich ging über die Wiese und sammelte anderenorts weiter. Bald hatten wir genug zusammen und verstauten alles im Rucksack.
 

Das Häuten der Wölfe und Bären war so anstrengend und blutig wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Jutesäcke, die Letho dafür eingepackt hatte, reichten natürlich nicht, obwohl wir schon die besten Pelze rausgesucht hatten. So trug ich nun den Rucksack und zwei Säcke, während Letho die großen Bärenpelze und einige der Wölfe so in seinen Armen trug. Als wir zu den Furten kamen, musste ich Letho mehrmals versichern, dass es für mich ok war, auf dem Rückweg nasse Füße zu bekommen, schließlich könnte ich in der Festung meine Schuhe trocknen. Und soweit war es jetzt ja auch nicht mehr, die Gefahr sich in nassen Stiefeln Blasen zu laufen war also sehr gering.
 

Zurück in der Festung suchte Letho die Gestelle zusammen, in die die Felle gespannt wurden. Wir hatten gerade den letzten Pelz in den Rahmen gespannt, als Vesemir zu uns kam. „Wie ich sehe, wart ihr sehr erfolgreich.“ Begrüßte er uns. „Ja und das sind noch nicht einmal alle. Es waren so viele, dass wir nur die besten mitbringen konnten.“ Erklärte Letho. Vesemir nickte, „Ja, das kann ich mir vorstellen. Die Wölfe vermehren sich schon beinahe wie die Karnickel. Möchte wissen warum.“ Grummelte er alte Hexer. „Vielleicht ist ein Waldschrat ins Tal gekommen?“ schlug ich vor. Vesemir sah mich erstaunt an. „Wie kommst du da drauf?“ wollte er wissen, ich zuckte mit den Schultern. „War nur so ne Idee. Aber wo du gerade hier bist, Vesemir. Wir haben unterwegs einen kleinen See entdeckt. Dort stand ein großer Fels, der vermutlich mal eine Inschrift hatte, aber nun leider völlig unleserlich ist. Weißt du etwas darüber?“ wollte ich wissen.

Vesemir nickte, „Du meinst vermutlich den See von Tag und Nacht. Die Inschrift wurde angebracht, als damals einige Adepten dort verschwunden sind. Weißt du, als Kinder wir haben uns im Sommer nachts gelegentlich dort hingeschlichen, um zu schwimmen. Als jedoch die ersten verschwanden, sind wir nachts nie wieder hin. Keiner konnte je das Verschwinden aufklären, selbst der Magier nicht. Deswegen wurde die Inschrift dort hinterlassen, gerade nachts sollte man dem Wasser fernbleiben.“ Erklärte er. „Aber es wirkte so friedlich dort.“ Warf ich ein.

Vesemir nickte wieder. „Ja, im Tageslicht scheint alles ruhig, aber so friedlich er in der Sonne wirkt, so unheimlich und gefährlich ist er in der Nacht. Deswegen auch der Name, aber als Kinder hatten wir uns damals natürlich keine Gedanken über so etwas gemacht.“ Seufzte er. „Aber etwas anderes, die Schriftrolle, die du mir heute morgen gegeben hast, wo hattest du sie gefunden?“ wollte er dann wissen.

„Im großen See, nah am Ufer ist eine winzige Insel, als ich rüber geschwommen bin, hatte ich eine Kiste gefunden und darin war die Rolle.“ Erklärte ich. „Warum bist dorthin geschwommen?“ mischte Letho sich ein. „Wir hatten die Kadaver von Ertrunkenen gefunden und sind der Spur nachgegangen. Sie führte in die Höhle dort, Lambert hatte sich dort umgesehen und ich auf der kleinen Insel. Als Lambert zurück kam, sah er ziemlich ramponiert aus.“ Erzählte ich ihnen.

„Davon hat er gar nichts erzählt gehabt.“ Knurrte Letho. „Hey beruhig dich Großer. Ist doch alles gut gegangen.“ Versuchte ich ihn zu beschwichtigen. „Er hat dich aber trotzdem in die andere Höhle laufen lassen.“ Meckerte er weiter. Ich runzelte die Stirn, „Was meinst du?“ „Lambert erzählte, du wolltest unbedingt dir die Höhle anschauen, egal was er gesagt hatte. Du ließest dich wohl nicht davon abhalten und als er dich dann holen wollte, hättest du dich so erschreckt, dass du Speerspitze geweckt hättest.“ Erklärte Letho.

„Deinem Gesichtsausdruck nach, stimmt es nicht.“ Meinte Vesemir. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wir waren mit dem Fischen gerade fertig, als Lambert auf die Idee kam. Er steuerte das Boot zum Eingang und meinte, weil ich ja ein Medaillon, eine Silberklinge und eine Hexerrüstung trage, sollte ich auch einen Teil der Prüfung machen und in die Höhle gehen. Als ich nicht wollte, triezte er so lange, dass ich Feige und ein Angsthase sei, bis ich dann doch in die Höhle gegangen bin. Ich wollte nur kurz rein und dann wieder raus, als ich aber nichts mehr sehen konnte, hatte Lambert sich versteckt und schlich um mich herum. Ich rief mehrere Male nach ihm. Dabei verlor ich die Orientierung. Dann schlich er sich an mich ran und erschreckte mich beinahe zu Tode.“ Erzählte ich ihnen was wirklich passiert war. Die Gesichter der Hexer waren finster. „Stimmt dann wenigstens die Geschichte mit den Neblingen?“ wollte Letho grollend wissen. „Als wir aus der Höhle kamen, dachte ich, dass ich eine Kindheitsfreundin gesehen und gehört hätte. Aber es war eine Falle der Neblinge.“ Fasste ich kurz zusammen. Letho nickte, das hieße wohl, diesen Teil hatte Lambert richtig wieder gegeben.

„Der kann was erleben!“ Vesemir schien genauso sauer zu sein wie Letho. Als er sich Vesemir anschließend wollte, hielt ich auf. „Nicht, lass Vesemir das machen.“ Bat ich ihn. Glücklich sah er jedoch nicht damit aus. Dann zog er mich überraschend in seine feste Umarmung.

„Krümel es tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, ich hätte dich doch niemals eingeschlossen, als Yennefer das Vorschlug. Ich hatte wirklich geglaubt, dass es nur eine dumme Idee von dir war, so wie mit der Ruine. Ich wollte dich beschützen. Und du solltest dir klar werden, wie gefährlich solche Ideen sein können.“ Entschuldigte er sich.

„Mir hätte klar sein sollen, dass da mehr hinter der Geschichte steckt, dass du nicht so fertig sein kannst, nur weil dich jemand kurz erschreckt hat.“ Murmelte er. „Ist schon gut mein Großer. Auch wenn ich es nicht Wahr haben wollte, aber die Zwangspause war wirklich notwendig. So hatte ich genügend Zeit, mal meine Gedanken zu sortieren.“ Beschwichtigte ich ihn.

„Du hattest diese Strafe aber nicht verdient, für das Trainieren ohne Erlaubnis hätten wir uns etwas Anderes ausdenken können.“ Meinte er nochmal. „Letho es ist wirklich in Ordnung. Und was hättet ihr dann sonst gewählt? Hätte ich Zeilen schreiben sollen, oder ein langweiliges Kapitel aus einem Buch abschreiben?“ grinste ich. „Ja zum Beispiel, oder alle Klingen polieren, die es in der Festung gibt.“ Grummelte er. Ich lachte leise, „Du weißt schon, dass man das letzte auch anders interpretieren könnte?“

„Krümel!“ schimpfte er leicht, „Ist ja gut.“ Lenkte ich ein. „Sag mal Letho, was meinst du, wie alt ist Vesemir? Ich meine, so eine Inschrift verwittert ja nicht in wenigen Jahren so stark.“ Wechselte ich das Thema, „Keine Ahnung, aber Einige sagen, dass er älter als die Festung ist.“ Merkte er an. Ich nickte, dass hatte ich auch schon gehört.

„Na komm, lass uns mit den Fellen fertig werden, ich möchte vor Einbruch der Dunkelheit damit fertig werden. Und dann müssen wir hoffen, dass die Anderen uns etwas zum Essen übrig gelassen haben.“ Murmelte er. „Und wenn nicht, dann mach ich uns etwas, aber ja, lass uns anfangen. Also was muss ich tun?“ wollte ich wissen.

Er erklärte mir den Umgang mit dem Schabeisen und zeigte mir, wie ich damit am besten das Fleisch und Fettgewebe von den Häuten bekomme. Es sah deutlich einfacher aus, als es in Wirklichkeit war. Letho hatte deutlich mehr Erfahrung als ich und kam daher schneller voran.

Doch irgendwann hörte er auf und schien auf irgendwas zu lauschen, ich wollte schon fragen was los sei, als er es mir bereits sagte.

„Geh rein und sag Vesemir bescheid, es nähern sich Reiter. Mindestens zwei.“ Forderte er dringlich. Ich nickte und eilte in die Festung. Als ich mich kurz umdrehte konnte ich sehen, wie Letho seine Kapuze aufgesetzt hatte und die Treppe zur Mauer rauf stieg. Er würde wohl von dort aus den unteren Innenhof im Auge behalten.

„Vesemir!“ rief ich, als ich die Tür aufstieß. „Vesemir!“ rief ich erneut. „Was ist denn?“ wollte er wissen und kam mir entgegen. „Letho sagt, es nähern sich Reiter!“ sofort waren auch die anderen beiden Hexer auf den Beinen und hetzten an mir vorbei.

Ich holte kurz Luft und ging ihnen nach. So wie es schien waren die drei direkt zum Haupttor gegangen und Letho stand noch oben auf der Mauer. Ich gesellte mich zu ihm und wartete auf die Ankunft der Fremden. Ich überlegte wer es sein könnte, aber ich hatte keine Idee. Alle die vor Geralts Ankunft im Spiel hier ankamen, waren bereits alle da. Sogar ein paar mehr, hatte sich soviel durch meine Anwesenheit geändert? Was würde sich noch alles ändern und was würde gleich bleiben?
 

So langsam konnte auch ich das Hufgetrappel vom Weg her hören, sie mussten schon recht nahe sein, denn der Wind hatte sich inzwischen gedreht und wehte die Geräusche von uns weg. Ich hatte gerade zu Ende gedacht, als zwei Reiter im Tor auftauchten.

„Was will der denn hier?“ konnte ich Letho knurren hören. Doch ich konnte die Reiter noch nicht erkennen. Erst als die Beiden aus dem Schatten traten. Auch ich fragte mich, was die schon hier wollten. Geralt war doch noch gar nicht hier gewesen und wusste doch eigentlich noch gar nicht, dass er Unterstützung im Kampf brauchen wird. Warum in aller Welt waren also schon Roche und Ves hier?

„Geh ruhig runter zu den Anderen.“ Schlug Letho vor. „Was? Warum?“ fragte ich erstaunt. So scharf war ich jetzt auch nicht drauf, die Beiden persönlich kennen zu lernen. „Geh sie kennen lernen, begrüß sie.“ Argumentierte Letho. „Aber, …“ wollte ich widersprechen. „Kein aber, nur weil wir uns Nahe sind, sollst du nicht dein Leben einschränken müssen. Ich werde die Sachen zusammen suchen und dann rein gehen. Wir sehen uns später.“ Meinte er und beugte sich zu mir runter, um mir einen kleinen Kuss zu geben. Dann drehte er sich um und verließ die Mauer. Seufzend sah ich ihm nach, ich wollte doch eigentlich gar nicht da runter. Da ich aber auch nicht alleine hier oben stehen bleiben wollte, ging ich dann doch zum Tor runter. Als ich näher kam, schien Roche gerade seine Erklärung zu beenden, warum er hier sei. Schade, hätte vielleicht doch direkt runter kommen sollen.

Ves beäugte mich direkt neugierig. „Oh und wer bist du?“ wollte sie wissen.

„Das ist Alanya, Alanya das sind Ves und Vernon Roche.“ Stellte Vesemir uns vor. Als Roche meinen Namen hörte, schien er mich zu mustern. Sein Blick blieb kurz an meiner Rüstung und dann an meiner Hand hängen. „Was macht ein Hexenjäger hier?“ wollte er wissen. „Geht dich gar nichts an!“ fauchte ich, noch ehe einer der Anderen etwas sagen konnten.

„Hey kleine Furie, beruhig dich, das ist ein alter Freund von Geralt.“ Mischte sich Lambert ein und legte einen Arm um meine Schultern. Ein toller Freund, dachte ich mir. Ich schüttelte Lamberts Arm ab und riss mich zusammen, schließlich wusste keiner der Anwesenden, das ich über die Dinge von damals bescheid wusste. Außer vielleicht Vesemir, aber ich wusste nicht, was Letho ihm alles erzählt hatte.

„Wo ist, …?“ wollte Eskel leise wissen, „Drinnen.“ Unterbrach ihn genauso leise. Vesemir nickte uns zu, er hatte es sich wohl auch gefragt. „Eskel kümmerst du dich um die Pferde? Ich werde sehen, wo wir die Zwei unterbringen können. Sie können ja schlecht hier draußen schlafen. Alanya, plan bitte beim kochen zwei Portionen mehr mit ein.“ Bat Vesemir, obwohl es wahrscheinlich eher weniger als Bitte gedacht war. Ich grummelte, musste das sein?

„Ich werde dir helfen! Ich wollte schon länger wissen, inwieweit sich die redanische Küche von der temerischen unterscheidet!“ lächelte Ves. Ich funkelte sie an, Roche allerdings genauso. Lambert grinste, was ich ihm aber gleich austrieb. „Du hast immer noch Küchendienst, Lambert!“ er verzog das Gesicht. „Keine Streitereien, wir sind hier ja schließlich nicht bei den Wilden.“ Mischte Eskel sich ein. Ich hörte Roche nur schnauben.

Na das konnte ja noch etwas werden. Roche hatte mittlerweile seine Satteltaschen vom Pferd genommen und Eskel hatte die beiden Reittiere weg geführt. Gemeinsam gingen wir zur Zitadelle hoch. Als wir an den Fellen vorbei kamen, bekam Lambert den Auftrag hier weiter zumachen, schließlich konnte Vesemir verstehen, dass Letho erst einmal außer Sicht bleiben wollte.

Ich hoffte nur, das Letho sich nicht gerade irgendwo im Erdgeschoss aufhielt.

Aber meine Sorge war unbegründet, nichts deutete auf seine Anwesenheit hin. Als wir drinnen waren nahm Vesemir mich zur Seite, „Kann Ves bei euch mit im Zimmer schlafen? Sie scheint dich zu mögen und Vernon kann hier unten schlafen.“ Fragte er mich. „Nein, auf keinen Fall!“ widersprach ich.

„Es wäre nur für eine Nacht, morgen können wir ein Turmzimmer fertig machen.“ Bat er erneut. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, womöglich versucht sie noch ihn im schlaf zu erstechen!“ lehnte ich immer noch ab. „Außerdem ist der Turm oberhalb der Küche fertig.“ Fiel es mir dann noch ein.

„Ist er?“ fragte Vesemir erstaunt. Ich nickte, „Ja, während Eskel und ich unten im Keller waren, hatte Letho das Zimmer oben fertig gemacht.“ Erklärte ich. Auch wenn es mir gar nicht passte, dass die Beiden dann ständig durch die Küche laufen würden.

„Gut, dann ist das geklärt.“ Nickte er. „Aber wenn sie die Küche verschmutzen, dann müssen sie die sauber machen!“ forderte ich noch. „Wir werden sehen.“ Meinte er nur. „Aber, …“ wollte ich widersprechen. „Alanya genug! Ich sagte wir werden es sehen.“ Wurde Vesemir etwas lauter. „Ja Vesemir.“ Gab ich nach. Ihn wollte ich nun wirklich nicht verärgern.

„Gut, jetzt bring dem Großen etwas zu essen hoch, sonst wird er wohl nicht viel abbekommen.“ Wurde Vesemir etwas milder. Ich nickte und ging in Richtung Küche. Ich wollte gerade die aufmachen, als ich Ves hinter mir hörte. „Warum bist du zu den Hexenjägern gegangen, wenn ich fragen darf? Glaubst du an das ewige Feuer, oder hatte dich eine Zauberin verärgert? Oder ein Magier? Ich finde Melitele ja viel gnädiger.“ Plapperte sie drauf los. Ich verdrehte die Augen und wollte sie ignorieren, doch leider folgte sie mir in die Küche. „Wir haben unterwegs ja so einige Geschichten gehört, bist du die Alanya, die aus Novigrad?“ wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Schultern und feuerte die Glut in der Kochstelle an. „Ich war zwar in der Stadt, komme aber nicht von dort.“ Antwortete ich ihr, in der Hoffnung das sie dann ruhe gab. Aber leider hatte ich mich getäuscht.

„Nicht aus Novigrad? Dann vielleicht aus Oxenfurt? Oder direkt aus Redanien? Aber ist da nicht eher der Kreve Glaube verbreiteter?“ wollte sie gleich daraufhin wissen. Ich drehte mich zu ihr um, „Nein, auch nicht aus Oxenfurt!“ knurrte ich. „Oh, ok. Dann aus Redanien. Verstehe.“ Wurde sie etwas ruhiger. Sie hatte sich an einen Tisch gelehnt und sich mit den Händen nach hinten abgestützt. Sollte sie doch glauben was sie wollte. Wenn sie dachte, dass ich aus Redanien war, war es vielleicht besser. Ich wusste nicht wie sie reagieren würde, wenn sie dachte ich käme aus Nilfgaard, denn das ich aus einer anderen Welt stammte, würde ich ihr garantiert nicht sagen.

Das Feuer war jetzt groß genug, dass ich den Topf drauf stellen konnte. Eskel hatte am Vortag genug gemacht, dass es jetzt immer noch für alle reichte, trotz der Neuankömmlinge. Ich stellte schon einmal die Teller bereit, wobei ich zwei separat stellte. Ich würde Letho nicht den ganzen Abend oben allein sitzen lassen.

„Was hälst du von Radovid? Ich finde ja, erst ein richtiger Hundsfott. Er ist viel zu grausam, um ein guter König sein zu können. Er ist sogar bei seinen Verbündeten eingefallen, als diese um Hilfe im Krieg baten. Man sagt, er hurt sich durch die Betten vieler Adelsdamen.“ Meckerte sie.

„Als ob Foltest besser gewesen wäre!“ erwiderte ich. „Für sein junges Alter hält Radovid recht gut und seinen Hass auf Magier ist zum Teil auch nachvollziehbar.“ Fügte ich an.

Ves schnappte nur nach Luft. „Wie kannst du es wagen, Foltest war niemals so!“ empörte sie sich. Ich drehte mich zu ihr um und zog eine Augenbraue hoch. „Dann ist Adda nicht das Produkt von Inzucht? Foltest konnte froh sein, dass seine Tochter gesund zur Welt kam.“ Höhnte ich.

„So gesund kann sie ja nicht sein, schließlich hat sie Radovid geheiratet! Wer bei Verstand würde ihn denn wollen?“ entgegnete Ves. Ich verdrehte die Augen erneut. Merkte sie überhaupt was sie da sagte?

„Solltest du so über deine Königin sprechen? Schließlich ist sie die nächste in der Thronfolge.“ Fragte ich sie und rührte im Topf um.

„Niemals, Anais wird den Thron besteigen, wenn sie volljährig ist!“ widersprach die blonde hinter mir. „Ach wird sie das?“ fragte ich desinteressiert. „Ja wir, …“ „Ves es reicht!“ polterte Roche auf einmal los. Erschrocken fuhren Ves und ich rum. Keiner von uns hatte mit bekommen, dass er die Küche betreten hatte.

Erst jetzt schien sie zu realisieren was sie eben ausgeplaudert hatte. Sie wurde etwas blass um die Nase und sah Roche geschockt an. „Mitkommen!“ knurrte dieser und packte sie am Arm und zerrte sie durch die andere Tür, an der Vesemir auf die Beiden schon wartete. Auch ihn bemerkte ich jetzt erst.

„Essen ist gleich fertig. Ich werde dann aber oben bleiben.“ Meinte ich zu ihm und er nickte dazu nur. Dann ließ er die Tür zu fallen und ich war endlich alleine in der Küche. Ich genoss einen Moment der Ruhe, ehe ich mich wieder dem Topf widmete.

Das Essen fing gerade an zu kochen, es würde also wirklich gleich fertig sein. Aber ich wollte sicher gehen, dass es auch wirklich heiß war. Kaltes Essen mochte vermutlich kaum einer. Zumindest nicht, wenn es eigentlich heiß serviert wird. Warmer Salat schmeckt genauso widerlich wie kalte Suppe.
 

Nachdem ich der Meinung war, es hatte lange genug vor sich hin geköchelt, schob ich den Topf zu Seite, so dass er zwar noch Wärme abbekam, aber nichts anbrennen konnte. Ich füllte zwei Portionen ab, eine große für Letho und eine etwas Kleinere für mich. Ich nahm noch zwei Löffel mit und verließ die Küche. Froh darüber das ich Ves erst einmal entkommen konnte. Die Tür zur Treppe schloss ich hinter mir ab, ließ den Schlüssel aber unten stecken, falls Letho noch mal raus wollte, aber so war ich mir sicher, dass weder Roche noch Ves hinter mehr spionieren konnten.
 

Letho kniete oben im Zimmer neben dem Feuer, er schien zu meditieren, daher versuchte ich ihn nicht zu stören. Ich stellte die Teller auf den Tisch und setzte mich aufs Bett, um endlich die nassen Stiefel und Socken ausziehen zu können. Die Socken schmiss ich auf den Haufen mit der Dreckwäsche und die Stiefel stellte ich näher zum Feuer. Nicht zu nah, damit das Leder keinen Schaden nahm, aber nah genug, damit sie bis zum morgen hoffentlich trocken waren. Dann schnallte ich meine Schwerter ab und zog die Rüstung aus.

Letho schien in der Zeit aus seiner Meditation aufgetaucht zu sein, denn seine Augen lagen auf mir. „Was ist los Krümel?“ fragte er mich. „Nichts, ist alles in Ordnung.“ Lächelte ich ihn an. Er erhob sich und kam zu mir rüber. „Wirklich? Dein Körper sagt etwas anderes. Du ziehst deine Stirn kraus und dein Herz schlägt etwas schneller als sonst.“ Hakte er nach und strich mit seinen Finger über meine Stirn, um sie zu glätten.

Ich nickte, „Ves hat mich eben nur genervt. Sie redete wie ein Wasserfall, wollte alles mögliche Wissen, so als ob wir beste Freunde wären.“ Beschwerte ich mich. Letho lachte leise, „Sei doch froh drum, etwas weibliche Gesellschaft in deinem Alter ist doch nicht verkehrt. Vor allem, wenn du in letzter Zeit nur alte Männer um dich hattest.“ Meinte er.

„Du bist doch nicht alt!“ entgegnete ich. „Du bist vielleicht schon viele, viele Jahre als Hexer unterwegs, aber du bist körperlich und geistig fitter, als so mancher Mann in meinem Alter. Also bist du nicht alt!“

Er lachte erneut, „Gut, wenn du es so sehen willst.“ Lächelte er. „Natürlich, es ist alles nur eine Frage der Perspektive.“ Grinste ich. „Ich habe dir essen mit hochgebracht.“ Meinte ich dann. „Hm, ich hab es gerochen. Danke dafür.“ Antwortete er und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.

„Nicht dafür, Lambert macht übrigens die Felle fertig. Vesemir ahnte vermutlich schon, dass du außer Sicht bleiben wolltest.“ Erzählte ich ihm. „Hm, aber morgen werde ich wohl nicht drum rum kommen. Aber so konntest du den beiden erst einmal neutral entgegen treten.“ Murmelte er. „Es ist wirklich lieb von dir, aber es ist nicht nötig. Außerdem glaube ich, dass Roche mich sowieso nicht mag und eben schien es, als hätte Ves beinahe geheime Pläne mir gegenüber verraten. Roche kam gerade noch dazu sie zu unterbrechen.“ Antwortete ich ihm.

„Was für Pläne?“ wollte er wissen. „Irgendwas mit Anais und dass sie den Thron besteigen würde.“ Deutete ich an. Letho runzelte die Stirn, „Die Göre lebt noch? Als ich hörte das ihr Bruder starb und von ihr nichts mehr zu hören war, dachte ich, sie sei ebenfalls tot.“ Wunderte er sich. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ves redete schlecht über Radovid, obwohl sie davon ausgeht das ich Redanierin bin und als ich dasselbe mit Foltest machte, fing sie davon an.“ Meinte ich nur. „Sie denkt du kommst aus Redanien?“ lachte er. „Ja, weil ich sagte das ich weder aus Novigrad noch aus Oxenfurt bin, als sie danach fragte.“ Jetzt lachte er noch mehr. „Weil es ja aus wenige Königreiche im Norden gibt.“ Erklärte er sich nach einem Moment. Dazu konnte ich wieder nur mit den Schultern zucken.

„Lass uns essen, bevor es wieder kalt wird.“ Schlug ich vor, um das Thema zu wechseln. Er stimmte dem zu und so ließen wir uns die Mahlzeit schmecken. Vielleicht sollte ich Eskel häufiger die Küche überlassen, wenn es jedes Mal so gut schmeckt.

Während wir aßen, plauderten wir über Kleinigkeiten, konzentrierten uns aber hauptsächlich auf das Essen. Denn wie auch die anderen Hexer war Letho beim essen eher schweigsam. Nachdem wir fertig waren stellte ich die Teller zusammen und Letho erhob sich. „Hast du noch etwas vor?“ fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf, „Nein eigentlich nicht.“ Antwortete er und stellte sich ans Fenster. „Gut ich aber.“ Grinste ich. Verwirrt drehte er sich zu mir um. „Du wirst dich ausziehen, dich aufs Bett setzen und mir deinen Arm geben.“ Zählte ich auf. Doch er blickte mich nur skeptisch an.

„Du hast die letzten Tage hart gearbeitet und deine Muskeln brauchen Entspannung und was ist entspannender als eine Massage?“ fragte ich ihn, während ich das Fläschchen mit dem Öl suchte. Aber Letho schien immer noch am Fenster zu stehen, zumindest konnte ich keinerlei Bewegung hinter mir hören.

„Ha, gefunden!“ grinste ich nach einer Weile und hielt das Fläschchen in der Hand. Als ich mich umdrehte, stand Letho wirklich noch am Fenster, er schien mir beim suchen zugesehen zu haben.

„Na was ist? Braucht der Herr von Guletta eine extra Einladung? Oder soll ich ihm helfen?“ neckte ich ihn lächelnd. Da er immer noch nicht wirklich reagierte, warf ich das Öl auf das Bett und ging zu ihm rüber. Letho schaute mich abwartend an. Als ich jedoch nach der Schnürung seines Hemdes greifen wollte, hielt er meine Hand fest. „Krümel, ich …“ flüsterte er. „Was ist los Großer?“ wollte ich wissen. Doch ich bekam keine Antwort. Ich löste meine Hand aus seinem Griff und legte sie an seine Wange, „Wenn ich dir zu forsch und zu schnell bin, dann sag es ruhig. Ich bin dir deswegen nicht böse.“ Sprach ich sanft. Er brauchte nicht zu antworten, sein Blick verriet es mir bereits. „Ist ok, nur die Massage und danach ein wenig kuscheln.“ Lächelte ich ihn an. Er schien ein wenig erleichtert zu sein.

Ich zupfte ein wenig an der Schnürung des Hemdes, damit endlich wieder etwas Bewegung in ihn kam. Dann ging ich zurück zum Bett, um ihm genügend Zeit und Raum zu lassen. Ich zog ebenfalls meine Hose aus, einfach weil es ohne viel bequemer war.

Schließlich saß er irgendwann neben mir auf dem Bett. Ich griff nach seinem Arm und legte seine Hand, mit dem Handrücken nach unten, auf meinen Oberschenkel. Dann verteilte ich ein wenig Öl in meinen Händen und fing an seine Handballen und die Muskeln des Unterarms zu massieren. Nach und nach arbeitete ich mich weiter nach oben.

Als ich mit dem ersten Arm fertig war, ließ ich ihn die beiden Arme vergleichen, in dem er sie nach vorne streckte. Er war sichtlich erstaunt, dass sie nun unterschiedlich lang waren. Einfach nur, weil die Muskeln jetzt entspannter waren. Danach war der andere Arm dran. Auch da fing ich erst wieder mit der Hand und dem Unterarm an. Er entspannte sichtlich, als ihm klar wurde, dass ich ihn wirklich nicht drängen würde.

So viel zu alter Mann, eher schüchterner Knabe, dachte ich im Stillen. Wenn ich mit meiner Vermutung recht haben sollte, hatte er vielleicht einfach nur Angst, dass ich ihn auslache, dass er im Bett lieber die Kontrolle abgibt. Er würde schon verstehen, dass ich dies nicht tun würde.

Aber so nutzte ich erst einmal die Gelegenheit, seinen Körper zu erkunden, seine Muskeln und seine Narben nach zu fahren.
 

„Worüber denkst du nach?“ fragte er leise, nachdem ich mit meinen Bewegungen an seinen Rückenmuskulatur innegehalten hatte. „Ob ich es wagen kann, dich zu bitten, dich auf den Rücken zu drehen, damit ich an deine Brust komme.“ Hauchte ich an sein Ohr. Ich konnte ihn schlucken hören, aber er fing an sich unter mir zu drehen. Ich ließ ihm etwas mehr Platz und setzte mich anschließend wieder auf seine Hüfte. Das interessierte Zucken, zwischen seinen Beinen ließ ich unkommentiert. Schließlich ging es hier nicht darum. Er sollte merken, dass er mir wirklich vertrauen konnte, dass ich ihn nicht unter Druck setzte.

Ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn. Dann legte ich meine Hände auf seine Schultern und bewegte sie relativ synchron über seine Brustmuskeln. Als ich später zu seinen Bauchmuskeln kam, konnte ich sehen, wie sich seine Brustwarzen leicht zusammen zogen und spürte sein pulsieren an meinem eigenen Schritt, aber ich tat weiterhin so, als würde ich es nicht bemerken.

Seine Augen waren halb geschlossen und er seufzte immer mal wieder zufrieden auf, also strich so lange immer wieder über seinen Oberkörper und knetete seine Schultern und Oberarme, bis mir die Finger weh taten.

Dann kuschelte ich mich auf seine Brust und versuchte meine eigene Lust unter Kontrolle zu bekommen. Nach einer weile zog Letho die Decke über uns und ich hauchte einen Kuss auf seine Brust, ehe ich die Augen schloss und seinem Herzschlag lauschte.

Eine Hand von ihm lag auf meinem unteren Rücken und die andere unter seinem Kopf. Nach und nach merkte ich, wie ich immer schläfriger wurde.

„Tut mir leid Krümel, ich will nur nichts falsch machen oder überstürzen.“ Hörte ich ihn flüstern. Seine Muskeln versteiften sich leicht, als ich ihm doch noch antwortete. „Ich weiß, mach dir keine Sorgen. Das ist kein Problem für mich.“ Nuschelte ich noch. Ehe ich dann wirklich einschlief.
 

Am nächsten morgen wachte ich vor Letho auf. Ich lag noch immer halb auf ihm und er hielt mich fest. Wir mussten doch recht früh eingeschlafen sein, denn obwohl es gerade erst hell wurde, war ich putz munter. Ich schlängelte mich aus Lethos Armen, der daraufhin ein wenig murrte, wachte aber nicht auf. Es war selten, dass ich vor ihm wach wurde, aber die vorherige Nacht hatte er wahrscheinlich weder gut noch wirklich lang geschlafen, so wie er auf dem Tisch gehangen hatte. Ich beschloss also ihn schlafen zu lassen.

Ich zog mich daher so leise wie möglich an und legte ihm eine kurze Notiz gut sichtbar hin. Wer weiß was er sonst denken würde, wenn ich schon auf war. Meine Stiefel zog ich unten an der Treppe an, sie waren wirklich über Nacht getrocknet. Die Tür schloss ich leise auf und schlich durch das Erdgeschoss.

Aus der Ecke hörte ich einige Schnarcher. Der Rest schien also auch noch zu schlafen.

Um keinen zu wecken öffnete ich die Tür so leise wie möglich und schlüpfte hinaus. Ich würde mein versprechen Lambert gegenüber erfüllen und Anfangen würde ich mit seiner Reitausrüstung. Die Pferde könnte ich dann auch gleich versorgen.

Ich staunte allerdings nicht schlecht, als ich sah, dass die Pferde bereits neues Heu und frisches Wasser hatten. Irgendwer anderes war scheinbar auch schon wach. Kiran und Tetris erhielten von mir einige Kraul- und Streicheleinheiten, ehe ich mir Lamberts Sattel und Trense schnappte.

Ich legte sie über einen Mauerrest und holte mir ein wenig Wasser und einen Lappen. Die Reitausrüstung war zwar nicht wirklich sauber, aber eindeutig nicht so versifft, wie die von Geralt am Anfang. Ich löste alle Schnallen und reinigte alles gründlich, am Ende behandelte ich das Leder noch mit Bienenwachs. Anschließend wollte ich zum Brunnen meine Hände waschen, um dann alles für das Frühstück vorzubereiten, doch es kam anders.
 

„Ich hab dich jetzt eine ganze Zeitlang beobachtet, ich finde es ziemlich erstaunlich, wie sorgfältig sich ein Hexenjäger um die Ausrüstung eines Hexers kümmert.“ Sprach mich jemand von hinten an. Erschrocken fuhr ich herum, die Hand bereits am Dolch. Roche stand einige Meter hinter mir. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und musterte mich mit intensiven Blick.

Ich sollte wirklich meine Umgebung mehr Beachtung schenken, wenn sich ständig irgendwer an mich heran schleichen kann.

„Was macht ein Hexenjäger hier in der Festung der Hexer? Ein Gefangener kannst du ja nicht sein, du läufst bewaffnet alleine hier herum.“ Wollte er wissen. „Und was macht der ehemalige Geheimdienstchef der Temerier hier? Wo ist der Rest deiner Truppe? Noch in Redanien?“ stellte ich die Gegenfrage. Er verengte seine Augen leicht, „Dann warst du also der Hexenjäger, der den Alarm ausgelöst hatte.“

Das überraschte mich, „Was für einen Alarm?“ fragte ich daher. Er grinste, „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich uns jemand unbemerkt nähern kann?“ Ich presste die Kiefer auf einander. Als wir den Spuren nachgegangen waren, kam mir nicht ein einziges Mal der Gedanke, dass es dort Fallen geben könnte, aber auch Letho schien nichts bemerkt zu haben.

Roche schien die Geste richtig gedeutet zu haben, denn sein Grinsen verbreiterte sich. „Also, warum bist du hier?“ wollte er erneut wissen. „Du hast doch sicherlich Uma bereits gesehen? Ich habe ihn hergebracht, damit sein Fluch aufgehoben wird.“ Erzählte ich ihm einen Teil der Wahrheit.

„Und was hast du mit Ves gemacht, damit sie dir Dinge ausplaudert, die dich nichts angehen?“ wollte er dann wissen. „Ich habe gar nichts mit ihr gemacht! Ist doch nicht mein Problem, wenn sie ein loses Mundwerk hat!“ empörte ich mich.

„Ich habe sie noch nie mit jemand Fremdes so reden gehört.“ Widersprach er mir. Ich zuckte die Schultern, „Liegt vielleicht daran, dass sie in deiner Bande die einzige Frau ist.“ Entgegnete ich. Dann wollte ich mich weg drehen und Richtung Zitadelle gehen.

„Wo willst du hin?“ fragte Roche mich darauf hin. „Rein, die Anderen werden ebenfalls bald wach sein und ich habe noch andere Aufgaben zu erledigen.“ Antwortete ich ihm und wollte ihn stehen lassen. Doch er kam mir hinterher.

„Warum machst du das?“ er klang ein wenig verwirrt. „Was?“ ich wusste nicht genau was er von mir wollte. „Warum bleibst du hier und erledigst Aufgaben für Hexer?“ wurde er etwas genauer. „Weil sie mich hier bleiben lassen. Also helfe ich ihnen. Ganz einfach.“ Erklärte ich genervt.

„Aber du bist ein Hexenjäger!“ rief Roche frustriert.

„Bin ich das wirklich?“ murrte ich und ging einfach weiter.

Geheimnisse

Ich ging weiter über die Höfe, die Schritte hinter mir wurden leiser, bis ich sie nicht mehr hören konnte. Ich drehte mich nicht um, ich wollte Roche nicht unbewusst dazu auffordern mir wieder zu folgen. Als ich die Zitadelle betrat, wurden Lambert und Eskel gerade langsam wach. Als ich die beiden sah, kam mir eine Idee. „Lambert du musst mir heute früh nicht helfen. Dafür heute Abend. Es wollen viele Kartoffeln geschält werden.“ Grinste ich. Lambert murrte und sah mich finster an, sagte aber nichts weiter.

Ich sammelte die Reste vom Tisch ein und trug sie in die Küche. Zum Frühstück würde ich heute nur Haferbrei machen, da ich noch den Abwasch erledigen musste, hatte ich keine Lust auf einen größeren Aufwand. Natürlich hätte Lambert mir helfen können, aber er würde sich vielleicht in meine Idee einmischen.

Vor mich hin grinsend machte ich mich an die Arbeit, niemand beschuldigte mich ungerechtfertigt. Ich suchte alles zusammen, bevor ich es servierte. Das Essen war schnell fertig, während der Haferbrei vor sich hin köchelte, schnitt ich etwas Obst klein, dass ich hinzu geben wollte. Dann gab ich den Honig mit in den Topf, um alles ein wenig zu süßen. Als das fertig war, portionierte ich alles und da ich gehört hatte, das mittlerweile fast alle am Tisch waren, brachte ich es nach draußen. Ich hatte die Schüsseln auf ein Brett gestellt und trug es nun zum Tisch, während ich eine leise Melodie summte.

Jedem stellte ich eine Schale vor und legte einen Löffel dazu. Ich achtete darauf, dass die Schale mit dem auffälligen weißen Schmuckring vor Roche landete. Ich grinste ihn an, als ich ihm den Löffel reichte. Die Portion für Letho stellte ich auf einem leeren Platz, entweder schlief er noch, oder er wollte Roche noch eine Weile aus dem Weg gehen.

„Lasst es euch schmecken.“ Meinte ich als ich mich ebenfalls setzte und nach meinem Löffel griff. Auffällig unauffällig schielte ich immer wieder zu Roche, der das Ganze wie erhofft mitbekam. Ich versteckte ein grinsen und blickte schnell auf meine Schale und fing an zu essen. Misstrauisch stocherte mein ‚Opfer‘ in seinem Essen, ehe er es dann probierte. Er schien gerade schlucken zu wollen, als er plötzlich ein wenig blass wurde.

„Ist irgendetwas Roche? Schmeckt es dir nicht? Dabei habe ich mir doch extra Mühe gegeben.“ fragte ich betont unschuldig. Seine Augen weiteten sich und er sprang von seinem Platz auf und lief nach draußen, eine verwirrte Ves folgte ihm. Als ich die Tür zufallen hörte konnte ich das Lachen nicht mehr unterdrücken. Die Übrigen sahen mich skeptisch an. „Was hast du gemacht?“ wollte Vesemir wissen. „Nichts.“ Grinste ich.

„Alanya!“ fragte er streng. „Ich habe wirklich nichts gemacht. Mir könnten allerdings vorhin vielleicht ein paar Tropfen Minzöl in seine Schale gefallen sein, ist doch nicht meine Schuld, wenn er denkt ich hätte ihn vergiftet.“ Verteidigte ich mich. Vesemir schüttelte den Kopf, während Eskel, Lambert und Yennefer ein Lachen versteckten.

„Und warum?“ wollte der alte Hexer wissen. „Er hat mich beschuldigt, irgendetwas mit Ves gemacht zuhaben, weil sie mir von Anais erzählte.“ Erklärte ich. Vesemir seufzte, „Ich will nicht, dass weitere Lebensmittel verschwendet werden, ist das klar?“ fragte er mit ruhiger, aber ernster Stimme. Ich nickte, „Ja, Vesemir.“
 

„Was hast du angestellt Krümel, das Vesemir dich am morgen schon rügt?“ Letho war gerade um die Ecke getreten und setzte sich nun zu uns. „Sie hat Roche glauben lassen, dass sie ihn vergiftet hat.“ Grinste Eskel. Auch die Mundwinkel von Letho zuckten nun. „Nun, er wird das dann wohl verdient haben.“ Murmelte Letho und fing selbst an zu essen.

„Lambert, hast du deine Sachen zusammen gesucht?“ fragte ich nach einem Moment. „Ja, liegt neben meiner Truhe.“ Grummelte er. „Gut. Ich kümmere mich nachher drum, dein Sattel hab ich vorhin schon gemacht.“ Er nickte nur. Vielleicht war er sauer auf mich, das raus kam, dass er die Anderen angeschwindelt hatte?

„Was für Sachen?“ wollte Eskel wissen. „Ich flicke seine Kleidung und säubere seine Ausrüstung. Als Belohnung, dass er sich in der Küche angestrengt hat. Das Frühstück gestern hat er alleine gemacht.“ Erklärte ich. „Wenn ich das vorher gewusst hätte, …“ schmollte Eskel leicht.

„Ich hatte mich schon gewundert, es war gestern doch leicht salzig.“ Meinte Yennefer. Ich zuckte mit den Schultern, „Etwas mehr Salz schadet nicht, so wie die Drei gestern früh noch auf dem Tisch hingen.“ Grinste ich. Nur Eskel hatte den Anstand, etwas verlegen drein zu schauen.
 

„Das mit dem Sattel ist gar keine so schlechte Idee, Alanya. Ich denke wir sollten dasselbe tun, ehe das Wetter schlechter wird und dem Leder zusetzt.“ Meinte Vesemir. Eskel stöhnte leise, scheinbar war sein Sattel nicht im besten Zustand. „Ihr könnt mir später ja Gesellschafft leisten, wenn man dabei sich unterhalten kann, macht es viel mehr Spaß.“ Schlug ich vor. Vesemir nickte. Damit war beschlossen, dass wir später uns gemeinsam um die Ausrüstung kümmern würden. Da die Anderen bereits aufgegessen hatten, verließen sie den Tisch. Ich blieb bei Letho sitzen, während er noch aß.

„Wie hast du geschlafen?“ fragte ich ihn. „Hm ziemlich gut, auch wenn es beim aufwachen ein wenig kühl im Bett war.“ Zwinkerte er. „Ich dachte ich lass dich schlafen, wegen der Nacht davor. Du schienst da nicht sehr viel Schlaf bekommen zu haben.“ Erklärte ich mich.

„Du kannst mich ruhig wecken, vor allem wenn du, dass nächste mal wieder etwas mit Roche planst. Ich hätte es zu gerne gesehen.“ Grinste er.

„Es war eine spontane Idee, eine kleine Rache, er hat mich heute morgen abgepasst, während ihr alle noch geschlafen habt. Er hat mich beschuldigt irgendetwas mit Ves angestellt zu haben.“ Erzählte ich ihm. Sofort wurde sein Blick ernst. „Hat er etwas gemacht?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, er wollte nur wissen warum sich ein Hexenjäger um die Ausrüstung eines Hexers kümmert, warum ich hier bleibe und Aufgaben für euch erledige und das mit Ves halt.“ Zählte ich auf.

„Pass bitte auf, ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn du mit ihm alleine bist. Er ist nicht so harmlos wie er aussieht.“ Bat Letho. „Ja, ich werde aufpassen. Ich weiß was er damals mit Geralt gemacht hat, die Narben kann man immer noch auf seinem Rücken sehen.“ Ein kleines Schaudern durchlief mich, als ich mich an den blutigen Rücken von Geralt erinnerte, aber Roche würde sich hier so etwas hoffentlich nicht trauen.

Ich stand auf und sammelte alle Schüsseln zusammen, dann trat ich zu Letho, legte meine Arme von hinten um ihn und meinen Kopf auf seine Schultern. „Pass du auch auf, ja? Lass dich nicht von ihm provozieren.“ Bat ich ihn und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Er nickte, „Gut, wenn du auch noch Etwas hast, das geflickt werden muss, dann bring es später mit runter, ich kümmere mich dann drum.“ Bat ich ihn noch. Er legte eine Hand auf meinen Arm, „Das brauchst du nicht, Krümel. Ich hoffe das weißt du?“ wollte er widersprechen. „Ich möchte es aber, ich will mich um dich kümmern.“ Lächelte ich ihn an. Er blickte schnell weg, doch ich hatte das Aufblitzen in seinen Augen bereits gesehen.

„Wenn du irgendetwas brauchst, dann sag es mir ruhig.“ Bot ich an. Er nickte, dann zog er mich auf seinen Schoß. „Du weißt gar nicht wie glücklich du mich machst.“ Ich verzog das Gesicht bei seinen Worten, „Krümel?“ fragte er unsicher. „Schon gut, aber bitte nicht diese Formulierung. Das sagte Menge damals zu mir.“ Beruhigte ich ihn gleich. Auch er verzog das Gesicht ein wenig. Ich gab ihm einen kleinen Kuss, „Du kommst dann auch später raus? Wie die Anderen?“ fragte ich ihn dann. Er nickte, „Natürlich. Ich werde dir Gesellschaft leisten.“ Lächelte er. Ich gab ihm noch einen Kuss und erhob mich dann, um das Geschirr in die Küche zu bringen.

Als ich mich auf den Weg machte, Lamberts Sachen zu holen, war Letho ebenfalls vom Tisch aufgestanden.

Neben Lamberts Truhe lag ein Haufen Hemden, eine Hose und eine alte Rüstung. Ich raffte alles in meine Arme und trug es nach draußen. Ich legte es auf einen der Tische, die unter einer Lagerplane standen. Ich räumte die Bänke auf und stellte sie wieder hin, so dass die Anderen sich dazu setzen konnten. Dabei fiel mein Blick auf die Mauer, mit der kleinen Rankenpflanze. Seufzend legte ich meine Hand an die Steine. Hier würde Vesemir sterben, ich hatte zwar keine große Hoffnung, aber vielleicht könnte man ihn doch noch retten.

Vesemir war einer der ältesten Hexer, die noch lebten, vielleicht sogar einer der Ersten, wenn es einer verdient hatte im Bett zu sterben dann er. „Hey kleine Furie, alles in Ordnung?“ Lambert kam näher, schnell wischte ich mir die Träne weg und drehte mich dann lächelnd zu ihm um, „Ja, alles gut. Ich musste nur an etwas denken.“

Ich ging zu dem Tisch und besah mir die Hemden, bei einigen hatte ich nicht die Hoffnung, dass man sie noch retten konnte. Sie taugten aber vielleicht noch als Flicken. Ich nahm Eines, dass nur einige Risse hatte und fing an zu nähen.

„Tolle Arbeit übrigens mit meinem Sattel, sieht wieder fast aus wie neu.“ Druckste Lambert. Ich sah von der Naht nicht auf, „Bitte, eine gepflegte Reitausrüstung ist genauso wichtig wie die Schärfe eurer Schwerter. Nichts ist ärgerlicher, als wenn ein Pferd unreitbar wird, nur weil es eine Scheuerstelle aufgrund von Dreck bekommt. Sowas lässt sich ganz leicht vermeiden. Wenn du dir zum Beispiel das Pferd von Eskel anschaust, die kleinen weißen Flecke am Rücken zeigen, das dort der Sattel gescheuert hatte oder er nicht richtig passt.“ Erklärte ich.

„Ups.“ Konnte ich hören und sah auf. Eskel stand einige Meter entfernt und rieb sich verlegen durch die Haare. Ich schüttelte den Kopf, klar dies hier war eine andere Welt und eine andere Zeit, aber warum gingen sie so sorglos mit ihren Pferden um? Sie waren doch auf sie angewiesen.

„Wenn ihr wollt, kann ich euch später zeigen, wie man erkennt, ob ein Sattel passt. Ich bin zwar kein Sattler, aber ein bisschen weiß ich auch darüber. Und ob die Trensen richtig eingestellt sind kann ich auch prüfen.“ Bot ich an.

„Das ist eine gute Idee. Manchmal denke ich, mein Pferd weigert sich einen Sattel zu tragen.“ Mischte Vesemir sich ein, als er das Gesagte beim näher kommen hörte. Ich nickte, „Wenn wir dann schon dabei sind, wann waren eure Pferde das letzte Mal beim Schmied und tragen sie Eisen?“ seufzte ich.

„Eisen keine, Schmied? Keine Ahnung.“ Grummelte Lambert. War ja klar, „Gut, da du dich ja nicht mehr um deinen Sattel kümmern brauchst, schau doch ob du Werkzeug für die Pferdehufe findest.“ Bat ich. Als Lambert sich weigern wollte, genügte ein Blick von Vesemir und er spurte. Als ich ihm nachblickte, konnte ich sehen wie Roche uns aus der Ferne beobachtete. Von Ves war nichts zu sehen. Schulter zuckend machte ich mich wieder an die Arbeit.

Immer mal wieder blickte ich auf und beobachtete Eskel und Vesemir, die sich um ihre Sättel kümmerten. Eigentlich dachte ich ja, dass wir uns wirklich unterhalten könnten, aber mir viel kein wirkliches Thema ein und die Beiden sahen auch ziemlich konzentriert aus.

Ich hörte wie die schwere Tür zur Zitadelle zu fiel und blickte dorthin, Letho kam mit Yennefer heraus getreten, die Beiden schienen in ein Gespräch vertieft zu sein.

Schnell blickte ich zu der Stelle, an der ich Roche zuletzt gesehen hatte. Dieser stand stocksteif da und versuchte Letho in Grund und Boden zu starren.
 

„Oh, oh.“ Entfuhr es mir. „Was ist los?“ wollte Eskel wissen. „Roche hat Letho entdeckt.“ Erklärte ich kurz. Auch Eskel blickte nun auf, Roche kam auf uns zu, Ves immer hinter ihm, mit entschlossenem Gesichtsausdruck und der Hand am Schwert. Sie schien sich also in der Nähe aufgehalten zu haben, außerhalb meines Blickfelds. Aus Roches Augen sprühten schon beinahe Funken.

Letho schien davon scheinbar noch nichts mitbekommen zu haben. Als er uns erreichte, sah er uns verwirrt an, folgte aber dann unserem Blick. Als er Roche entdeckte, verschränkte er seine Arme und erwartete dessen Ankunft.

„Letho von Guletta, ich hätte mir denken können, dass die Nachricht von deinem Tod zu schön ist, um wahr zu sein.“ Knurrte der Temerier. „Vernon Roche!“ knurrte Letho. Ich schaute zu den anderen Hexern, während Eskel die Situation angespannt beobachte, beschäftigte sich Vesemir weiterhin mit der Lederpflege.
 

Ich legte die Nähutensilien beiseite und erhob mich von der Bank. „Wie hast du das geschafft? Ich habe Vester von deinem Tod prahlen hören!“ knurrte Roche. „Das geht dich nichts an!“ mischte ich mich ein. „Was weißt du denn schon darüber?!“ knurrte er mich an. Ich starrte zurück, aber er musste etwas in meinem Ausdruck erkannt haben.

Seine Augen weiteten sich mit Erkenntnis, „Du! Das warst du! Vester erwähnte eine Frau, die darum flehte, Letho begraben zu dürfen, mit Kopf.“ Knurrte er aufgebracht. Ich grinste ihn nur an. „Er ist ein Königsmörder, er hat den Tod verdient!“ fluchte Roche, „Als ob er hier der einzige Königsmörder wäre.“ Höhnte ich.

Sofort lagen alle überraschten Blicke auf mir, „Hey, seht mich nicht so an, … es war kein König, … nur ein Fürst!“ verteidigte ich mich empört. „Krümel?“ fragte Letho ruhig, ich sah zu ihm, „Na gut und ein Kaiser.“ Gab ich leise murmelnd zu.

Yennefers intensiver und fragender Blick lag auf mir, „Niemand lehnt einen Auftrag der dunklen Bruderschaft ab!“ rechtfertigte ich mich. Letho seufzte tief.

„Immer wieder voller Überraschungen. Aber vielleicht ist es noch mal nützlich.“ Lächelte Yen. Roche schien sich von seinem Schock erholt zu haben. „Ihr beherbergt einen Königsmörder und einen Hexenjäger, der sich als Attentäter verdingt? Wisst ihr überhaupt wer sie ist?!“ schrie Roche. „Gerade von dir hätte ich anderes erwartet Yennefer! Wie kannst du so seelenruhig neben ihr stehen, wo sie doch bereits etliche Magier auf den Scheiterhaufen gebracht hat.“ Fuhr er fort.
 

Ich verengte die Augen, warum fing er ausgerechnet jetzt damit an. „Sie war mit dem schlimmsten der Hexenjäger überhaupt verheiratet und ihr lasst sie hier einfach so frei rum laufen! Vielleicht sollte ich beide gleich hier direkt enthaupten! Das wird uns eine menge Ärger ersparen!“ drohte er und zog sein Schwert. Ves folgte seinem Beispiel. Aber auch ich und Letho hatten unsere Waffen gleich zur Hand. Eskel hatte ebenfalls den Arm gehoben, jederzeit bereit sein Schwert zu ziehen.

„Jetzt reicht es aber!“ mischte sich Vesemir nun ein. Mit tödlicher Ruhe erhob er sich und trat zwischen uns. „Ich weiß ganz genau, wer die Beiden sind, was sie getan haben und warum. Auch wenn ich ihre Taten nicht gut heiße, verstehe ich, dass man manchmal schlechte Entscheidungen trifft und manchmal sind Opfer notwendig, um Andere zu retten.“ Verteidigte Vesemir uns.

„Ihr steckt sofort eure Waffen weg. Alle!“ ernst sah er uns an. „Sofort!“ wiederholte er, als wir zögerten. Nur langsam und unter wortlosen Protest taten wir wie er es verlangte.

„Du wirst hier unter meinen Dach keinen der Meinen angreifen oder gar töten. Sollte ich noch einmal sehen, dass du die Waffe gegen einen von uns erhebst, ist es mir egal ob du mit Geralt befreundet bist, oder dass er dich hergebeten hat. Ist das klar?“ wandte sich Vesemir an Roche.

„Dann halt vorerst nur sie. Viele werden froh sein, wenn es sie nicht mehr gibt! Wer weiß wen sie sonst noch auf dem Gewissen hat, oder welche Morde sie bereits plant!“ er hatte seine Klinge bereits wieder in der Hand und deutete damit in meine Richtung, genauer gesagt, dessen Spitze war direkt auf meinen Hals gerichtet. Ich schluckte, machte unwillkürlich einen Schritt zurück und sah unsicher zu Vesemir, Letho neben mir wirkte ebenfalls sehr angespannt. Ich hatte das Gefühl, die Zeit würde stehen bleiben.

Aber dann kam Bewegung in Vesemir, wo ich zuerst befürchtet hatte, er würde einen Schritt zur Seite machen und mich ausliefern, überraschte er mich dann doch. Er hatte ebenfalls seine Klinge gezogen und stand nun direkt vor mir. Mich durchströmte Erleichterung, er schützte mich, trotz der vielen Dinge, die ich getan hatte und den Hexern verschwieg.

Roche taumelte zurück und sah Vesemir überrascht an, „Warum schützt ihr sie?“ wollte er verwirrt wissen und ließ sein Schwert sinken. „Hatte ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Du kannst auch gerne direkt deine sieben Sachen sammeln und von hier verschwinden!“ forderte Vesemir. „Vernon, denk an Geralt. Er sagte doch, dass er unsere Hilfe bräuchte.“ Mischte Ves sich ein. Roche gab vorerst nach. Dann drehte sich Vesemir zu uns um, „Und ihr Beide haltet die Füße still, ist das klar!“ wollte er von uns wissen. Ich nickte, „Ja Vesemir.“ Auch Letho stimmte direkt zu. „Gut, dann zurück an die Arbeit.“ Wurde Vesemir wieder etwas milder.
 

„Vernon, ich weiß du hast ein kleines dunkles Teil bei dir, aus einem unbekannten Material. Ich will, dass du es mir aushändigst.“ Forderte Yennefer nun und wechselte effektiv das Thema. „Wie kommst du da drauf? Ich weiß nicht wovon du sprichst.“ Entgegnete er. „Leugne es nicht. Die magische Signatur kommt von dir. Du weißt doch gar nicht was du damit anfangen sollst. Also gib es mir, bevor du es kaputt machst.“

„Weißt du denn überhaupt selbst, was das ist?“ wollte Roche nun wissen. „Solange ich es noch nicht gesehen habe nicht, aber ich habe schon andere Teile davon. Deshalb will ich es haben!“ demonstrativ streckte sie ihre Hand aus. Roche nickte Ves zu. Diese kramte daraufhin in der kleinen Tasche, die sie am Gürtel trug.

„Wir hatten es in einem Lager von Banditen gefunden, sie schienen auch nicht zu wissen was es ist. Aber es lag mit einigen Wertsachen in einer Kiste.“ Erklärte Roche während Ves Yennefer das Teil aushändigte.

Als ich erkannte was sie hervor zog, verdrehte ich die Augen. Wer benutzte so etwas denn noch? Wer auch immer an diesen Teilen rumfuschte, hatte scheinbar keinerlei Ahnung von moderner Technik. Yennefer nahm es entgegen und besah sich die flache Plastikscheibe. Als sie jedoch anfing daran rumzuspielen, konnte ich nicht ruhig zusehen. „Nicht!“ meinte ich und machte schon einen Schritt auf sie zu, doch sofort lag der finstere Blick von Roch auf mir und ich zog mich direkt wieder zurück. „Du weißt was das ist?“ wollte Yennefer wissen.

Ich nickte, „Ja, man kann es mit einem Speicherkristall vergleichen. Im Inneren sind Informationen gespeichert. Wenn du es zu sehr biegst, an dem Metall drehst oder in die kleine Öffnung fässt könnten diese Informationen kaputt gehen.“ Bestätigte ich ihr.

„Wie kommt an diese Informationen?“ wollte sie weiterhin wissen. „Man braucht einen speziellen Kasten dafür. Die Teile, die ich gefunden habe, ergeben vielleicht einen.“ Überlegte ich. „Woher weiß ein Hexenjäger mehr über ein Artefakt, als eine Zauberin?“ wollte Ves wissen. Ich presste die Kiefer aufeinander, um nicht frustriert aufzuschreien. Letho schien das zu bemerken und legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter.

„Viele in meiner Heimat hatten so etwas. Aber es ist eigentlich veraltet.“ Erklärte ich knapp. „So etwas habe ich aber in Redanien noch nie gesehen.“ Meinte Roche. „Verdammt noch mal, ich komme nicht aus Redanien, ich bin auch kein Hexenjäger und war schon mal gar nicht mit Menge verheiratet!“ platzte mir dann doch der Kragen.

„Da habe ich aber gegenteiliges gehört.“ Erwiderte Roche. „Da hast du falsch gehört. Entweder bin ich eine bessere Schauspielerin, als ich jemals geglaubt hatte, oder deine Agenten haben nur Stroh im Kopf!“ fuhr ich Roche an. Verwirrt runzelte dieser die Stirn.

„Alanya, was habe ich gerade gesagt?“ mahnte Vesemir. „Entschuldige Vesemir. Aber bei soviel Unsinn, platzt mir halt manchmal die Hutschnur.“ Gab ich nach. „Geh an deine Arbeit zurück! Letho wird später mit dir laufen oder trainieren gehen, dann könnt ihr eure hitzigen Gemüter abkühlen.“ Wies er an. „Ja Vesemir.“ Murmelte ich und schlurfte zum Tisch zurück, um die Hemden von Lambert weiter zu nähen. Allerdings lauschte ich mit halben Ohr zu der Gruppe.

„Ich werde später nach Skellige aufbrechen, Vesemir. Geralt braucht mir schon viel zu lange, um hierher zu kommen. Daher werde ich dort nach dem rechten sehen. Ich werde die Tür zum Turm versiegeln, damit sich keiner dort rein verirrt.“ Eröffnete Yennefer. „In Ordnung. Du hättest aber auch einfach nach dem Schlüssel fragen können.“ Seufzte Vesemir.

Ich hatte mich mehr auf das Gespräch konzentriert, als auf das Nähen und hatte mir daher in den Finger gestochen. Ich zischte auf und steckte mir den Finger in den Mund, damit es erst gar nicht anfangen konnte zu bluten.

„Ich habe die Befürchtung, ein Schlüssel könnte nicht reichen. Eine alte Freundin von mir wird bald hier eintreffen und sie kann ihre Neugierde nicht zügeln.“ Widersprach Yennefer. „Und wer wird das sein?“ wollte Vesemir wissen. Alle Anderen schienen genauso neugierig. „Das wird eine kleine Überraschung, aber sie wird sich benehmen.“ Ich beobachtete wie Vesemir resigniert die Schultern hängen ließ. „Gut, wenn nicht, wirst du das verantworten. Aber wenn du eh unterwegs sein wirst, kannst du auch frische Lebensmittel mitbringen. Für so viele Gäste werden sie nicht lange reichen.“ Forderte er. Yennefer nickte, „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Erwiderte sie und ließ dann die Gruppe stehen.

Eskel ging nun auch wieder an die Arbeit und Roche zog mit Ves zurück. Als Letho und Vesemir sich ebenfalls zu uns gesellten, konzentrierte ich mich wieder auf das Nähen. Letho ging Eskel zur Hand und kümmerte sich um dessen Satteldecke.
 

Schweigend verrichteten wir unsere Aufgaben, doch im Gegensatz zu vorhin, war die Stille jetzt drückend. So blieb es bis Lambert dazu kam.

„Was ist hier denn los? Hab ich was verpasst?“ wollte er wissen. Vesemir sah kurz zu mir rüber, schwieg aber. Eskel antwortete ihm nach einigen Augenblicken, „Roche hatte Letho entdeckt und es stellte sich heraus, dass unsere Kleine hier, vergessen hatte zu erwähnen, dass sie ebenfalls als Attentäter tätig war.“ Seine Stimme klang seltsam emotionslos.

„Was?!“ rief Lambert erstaunt. „Dann geht Henselt auf deine Kappe?“ wollte er wissen. Entsetzt sah ich ihn an, „Nein, kein König.“ Meinte ich schnell. „Einen Kaiser.“ Murmelte Vesemir. Lambert sah mich mit großen Augen an. „Tatsächlich? Emhyr wohl nicht, dass hätte ich gehört.“ Wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, warum hatte ich bloß meine Klappe nicht gehalten.

„Nein nicht Emhyr, Titus Mede der Zweite, Herrscher von Tamriel.“ Antwortete ich. „Nie gehört.“ Runzelte er die Stirn. Hätte mich auch stark gewundert, es war ja eigentlich nur eine Quest. Ich sollte wirklich lieber erst einmal nachdenken, bevor ich den Mund aufmachte.

Ich hatte das nächste Hemd fertig und faltete es, um es zu den anderen Beiden auf den Stapel zu legen.

So arbeitete ich mich von Kleidungsstück zu Kleidungsstück, während die Hexer mittlerweile fertig waren. Als Eskel und Vesemir ihre Sachen nahmen und wieder an ihren Platz brachten, setzte Letho sich zu mir. Schweigend sah er mir zu, während ich die Risse und Löcher in den Hemden flickte.
 

Als sich jedoch etwas über den Spalt zwischen meiner Hose und der Rüstung entlang bewegte, hätte ich mich beinahe erneut in den Finger gestochen.

Als ich Letho empört anschaute, sah er unschuldig lächelnd weg. Ich lächelte kopfschüttelnd über seine Verspieltheit und genoss das leichte kitzeln an meinem Rücken. Aber irgendwann konnte ich das Schaudern nicht mehr unterdrücken. Ich legte das Hemd zur Seite und drehte mich zu Letho, „Weißt du eigentlich, was du damit auslöst?“ fragte ich ihn. Doch er zog nur die Augenbraue hoch. Gut er schien es wirklich darauf anzulegen, kurzer Hand setzte ich mich auf seinen Schoß und zog ihn in einen intensiven Kuss.

Er zog mich ein wenig näher, „Ist das so?“ raunte er mir ins Ohr, als wir unsere Münder trennten. „Möchtest du das wirklich hier und jetzt herausfinden?“ neckte ich ihn. Er schien einen kurzen Moment zu überlegen, „Alle Anderen scheinen beschäftigt zu sein, aber oben dürfte es dann doch wärmer und bequemer sein.“ Antwortete er schließlich.

Ich biss leicht in seine Halsseite, „Also ich sitze gerade ziemlich bequem.“ Murmelte ich leise und grinsend an seinen Hals. Doch dann drehte er den Spieß um und fing seinerseits an, mich ein wenig zu necken. Er küsste sich meinen Hals entlang und atmete sanft gegen mein Ohr. Er schob einen Finger leicht unter meine Rüstung, so dass er ein Stück oberhalb meines Kreuzbeins über die Wirbelsäule streichen konnte. Seine andere Hand wanderte in meinen Nacken. Ich ließ mich gegen ihn sacken und genoss es für eine Weile, bis es fast zu viel wurde. „Letho!“ jammerte ich leise. „Hm?“ summte er und vergrub sein Gesicht an meinem Hals. Ich konnte nicht länger nur genießen, ich wollte ihm ein wenig zurück geben, daher ließ ich meine Hand zu seiner Hose wandern. Unauffällig zupfte ich an den Nesteln der Schamkapsel. Als der Knoten sich leicht gelockert hatte, ließ ich zwei Finger hinein schlüpfen.

Er unterdrückte ein Stöhnen an meinem Hals. Ihm schien unser Tun mehr als nur zu gefallen. Leider ertönte in dem Moment ein Räuspern hinter mir. „Du störst!“ knurrte ich frustriert, ohne zuschauen, wer da eigentlich störte. „Ihr seid ja schlimmer als Geralt und seine Zauberin, die verziehen sich dazu wenigstens.“ Meckerte er.

„Nicht unser Problem, wenn du immer zur falschen Zeit auftauchst, Lambert!“ wütend schaute ich ihn an. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich das Werkzeug beim Unterstand hingelegt habe.“ Grinste er dann. Frustriert knurrte ich, Letho hatte seine Hände mittlerweile an meinen Rücken gelegt, damit ich nicht von seinem Schoß fiel.

Ich hingegen ließ meine Finger noch ein wenig auf und ab gleiten, aber Lambert hatte die Situation gründlich zerstört. Ich zog meine Finger aus Lethos Hose und knotete sie wieder zu, ehe ich mich erhob.

„Vielen Dank Lambert!“ knurrte ich ihn an und stieß ihn zur Seite, als ich an ihm vorbei ging.

Musste der Kerl auch immer zur falschen Zeit auftauchen?

„Gern geschehen!“ lachte er mir hinterher. Ich hörte noch wie Letho etwas sagte, verstand ihn aber nicht. Wütend kickte ich einen losen Stein über den Boden. Ich verzog mich zu den Pferden. Pferde hatten schon immer die Fähigkeit meine Laune zu heben.

Ich setzte mich auf einen Balken und beobachtete sie beim fressen. Einige Zeit später hörte ich Schritte hinter mir. Ich seufzte und kraulte Skorpion am Kopf, der mich neugierig nach Leckerlis beschnupperte.

„Sei nicht sauer, Krümel.“ Letho klang ein wenig geknickt. Schnell drehte ich mich zu ihm um. „Ich bin doch nicht sauer auf dich.“ Beeilte ich mich zu sagen. Etwas erleichterter aussehend, kam er die letzten Schritte näher. „Ich bin sauer auf Lambert, er hat das doch sicher mit Absicht gemacht.“ Maulte ich. Er zog mich in seine Arme. „Wir werden noch viele ruhige Momente zusammen haben.“ Wollte er mich scheinbar trösten.

„Ja, aber es ist nicht unbedingt nur das. Es, … wie soll ich sagen? Es schien, dass du dich diesmal nicht sofort wieder zurück ziehst, sondern, ach ich weiß auch nicht.“ Versuchte ich mich zu erklären.

„Ich möchte jeden Moment mit dir genießen. Du bist schließlich keine Dirne, die ich aufsuche, wenn ich mal ein paar Münzen übrig habe.“ Meinte er. Ich nickte an seiner Brust. „Aber du brauchst nicht schüchtern sein, wenn du ein langsameres Tempo haben möchtest ist das ok, aber wenn du etwas Anderes brauchst, lass es mich wissen.“ Wollte ich ihn ermutigen.

Er gab mir einen Kuss auf meinen Kopf. „Ach Krümel.“ Seufzte er. „Wenn du dich fallen lassen willst, ich werde dich auffangen, wenn du die Kontrolle abgeben willst, passe ich auf dich auf. Ich bin für dich da, mein Großer.“ Verdeutlichte ich es noch einmal. Sein Atem stockte und er schluckte, „Woher?“ fragte er unsicher und leise. Ich schaute lächelnd zu ihm auf. „Geraten. Außerdem weiß ich von deinem Gedanken, das Frauen herrschen sollten und dein Verhalten ließ es auch manchmal erahnen. Außerdem ist es verständlich, du bist immer auf der Hut, da braucht man auch mal Pause von. Ich würde alles für dich tun, Letho. Du brauchst nur fragen.“ Gab ich zu. „Keine Sorge, du bestimmst das Tempo und wenn du etwas willst oder nicht willst, sag es einfach. Ich werde weder lachen noch dir böse sein.“ Versprach ich ihm.

Er hob mich hoch und setzte mich wieder auf den Balken, so dass ich jetzt ein wenig größer wirkte als er. Er schlang seine Arme um mich und legte seinen Kopf an meinen Bauch. „Gerade will ich dich einfach nur festhalten.“ Murmelte er. Sanft strich ich über seinen Kopf.

Wir blieben eine ganze Zeitlang so, bis er sich wieder von mir löste. „Danke.“ Lächelte er. „Immer.“ Lächelte ich zurück. „Wir sollten uns wirklich ein ruhiges Plätzchen suchen, wenn wir alleine bleiben wollen.“ Murmelte er dann. Ich drehte mich um, doch durch das Gebälk am Unterstand konnte ich nicht viel erkennen. Ich verrenkte mich leicht, bis ich die Neuankömmlinge sehen konnte.

Allerdings verlor ich dabei den Halt auf dem Balken. Ich ruderte noch mit den Armen, aber fiel dann doch. Rücklings fiel ich zwischen die Pferde. Empört schnaubten sie, als ich in ihrem Heu landete. „Krümel?“ fragte Letho besorgt. „Alles gut, nichts passiert. Du bist halt einfach umwerfend.“ Grinste ich zu ihm hoch und setzte mich auf. Überall hatte ich nun Heu hängen. „Was sollte, dass den werden?“ lachte Eskel, als er am Unterstand ankam.

„Ich wollte nur die Qualität des Heus prüfen.“ Lachte ich und schob Kiran weg, der das Heu aus meinen Haaren knabbern wollte. „Und was hast du festgestellt?“ wollte Vesemir wissen. Er hatte meinen kleinen Unfall ebenfalls gesehen. „Es ist auf jeden Fall bequem.“ Meinte ich und stand auf. Letho half mir das Heu aus meinen Haaren zu fischen und ich klopfte mir die Hose ab. Vesemir sah dem Ganzen schmunzelnd zu.

„Lambert meinte, du wolltest jetzt die Pferde machen?“ fragte Vesemir. Ich verkniff mir ein knurren. „So hat er das? Warum ist er dann nicht ebenfalls hier?“ wollte ich wissen. Lambert legte es wirklich darauf an, die nächste Zeit nur noch Kartoffeln und Gemüse zu schälen.

Der ältere Hexer schaute sich um und nahm zwei Finger zum Mund, da Eskel sich die Ohren zu hielt, taten Letho und ich es ihm gleich. Keine Sekunde zu früh. Vesemir stieß eine laute Pfiff Folge aus und sah dann abwartend zum Weg hoch zu den oberen Innenhöfen.

Tatsächlich kam Lambert einige Momente später. Als er uns jedoch alle dort stehen sah, stockte er kurz und wurde langsamer. Der Pfiff hatte allerdings auch Roche und Ves angelockt. Neugierig kamen sie hinter Lambert her. Ich seufzte, aber nun gut, deren Pferde verdienten es auch, dass die Reiter wussten, worauf sie zu achten haben.

„Ves ihr Beide könnt euch gerne anschließen. Alanya wollte kurz zeigen, wie man überprüft, ob ein Sattel passt.“ Lud Vesemir sie ein.

Der Schimmel von Vesemir, war zufällig das sauberste, so das ich ihn für das Beispiel nahm. Während ich noch schnell mit einem Striegel die Sattel- und Gurtlage säuberte, erklärte ich, warum dies so wichtig war. Dann ließ ich mir den Sattel von Vesemir geben und legte ihn ohne Satteldecke auf den Rücken. Sofort ruckte das Pferd mit dem Kopf. Beruhigend strich ihm über den Hals.

Ich zeigte wie man prüfte das der Sattel passte, während er lose auf dem Rücken lag, aber auch schon so war klar, dieser Sattel passte nicht auf das Pferd.

Er lag nicht richtig auf und drückte somit an einigen Stellen. Während ich all das erklärte, hörten alle bis auf Roche und Lambert interessiert zu. Die Anderen stellten Fragen und ließen sich etwas genauer zeigen.

Danach schaute ich mir die Hufe an, nicht ideal, aber auch nicht so katastrophal wie ich es erwartet hatte. Es war nichts, um das man sich sofort kümmern musste. Die Gruppe zerstreute sich langsam, allerdings schien Ves auch ein kleiner Pferdenarr zu sein, denn sie ging in den Unterstand und verteilte kleine Leckereien an die Pferde und kraulte sie.

„Wem gehört der Fuchs?“ wollte sie wissen. „Er sieht ziemlich edel aus.“ Meinte sie. Letho grinste, „Was Roche wohl sagen würde, wenn er wüsste das du einen Nilfgaarder als Edel bezeichnet hast.“

Ich grinste ebenfalls, als sie ihn erstaunt an sah. „Ich habe ihn vom Kaiser bekommen, das ist Tetris.“ Antwortete ich ihr. „Vom Kaiser?“ fragte sie verblüfft. Ich nickte, „Ja, damit ich Geralt begleiten konnte. Aber als er nach Skellige wollte, ritt ich alleine weiter. Wann habt ihr ihn getroffen?“ wollte ich von ihr wissen.

„Wir haben ihn nicht selber getroffen. Einer unserer Späher traf auf ihn. Sie kannten sich und daher hat Geralt ausrichten lassen, dass er uns hier benötigen würde.“ Erzählte Ves, während sie immer noch die Pferde streichelte. „Hat er gesagt warum?“ fragte ich sie und reichte ihr einen Striegel. Wenn wir hier schon standen, konnten wir wenigstens auch die Pferde bürsten.

„Nein leider nicht. Deswegen haben wir die Männer auch nicht mit gebracht. Aber falls wir sie doch brauchen sollten, sind sie nicht so weit entfernt, als dass wir sie nicht doch erreichen könnten.“ Meinte sie.

Dann schwiegen wir eine Zeitlang. „Das heute Morgen war ziemlich fies. Vernon hatte ziemliche Probleme mit seinem Magen.“ Fing sie an. Ich lachte kurz, „Es war doch nur ein bisschen Minzöl. Er hat wohl wirklich geglaubt, ich wollte ihm schaden.“

„Minzöl?“ fragte Ves ungläubig. Ich nickte, „Ja, als kleine Rache dafür, dass er mich heute Morgen abgepasst hat, als alle noch schliefen. Er warf mir vor etwas mit dir angestellt zu haben, damit du von Anais erzählst.“ Erklärte ich. Sie wurde ein wenig rot, „Ich hätte besser darüber nachdenken sollen, was ich sage. Tut mir leid, dass du deswegen Ärger hattest. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich dir vertrauen kann, obwohl ich dachte, ich wüsste wer du bist.“ Versuchte sie sich zu erklären. Ich zuckte mit den Schultern, „Ist schon gut. Manchmal habe ich so eine Wirkung auf Andere. Ich hatte das schon mal, dass jemand wild Fremdes mir seine Lebensgeschichte erzählt hatte.“ Dass ich diesen Umstand auch mal ausnutzte, musste ich ihr ja nicht auf die Nase binden.
 

Ves kam ein wenig näher und stellte sich auf die andere Seite des Pferdes. „Was ist das eigentlich zwischen dir und Lambert?“ wollte sie dann wissen. „Was soll da sein, da ist nichts.“ Antwortete ich ihr leicht irritiert. „Aber so wie er dich ansieht und wenn ich das richtig gesehen hatte, war das seine Kleidung, die du vorhin gemacht hast.“ Meinte sie.

„Wie sieht er mich denn an?“ wollte ich wissen. Sie zuckte mit den Schultern, „Er scheint dich immer zu beobachten. Und manchmal schleicht sich ein Ausdruck in sein Gesicht, aber ich kann es nicht deuten.“ Versuchte sie zu erklären.

„Vielleicht glaubt oder hofft er, dass er mich noch einmal ins Bett kriegt, aber eigentlich hatte ich ihm klar gemacht, dass das nicht nochmal passiert. Es war eine einmalige Sache.“ Tat ich die Sache ab. „Du warst mit ihm im Bett? Also war da doch etwas zwischen euch?“ fragte sie neugierig. Doch ich schüttelte den Kopf, „Ne, er stand nur gerade zur Verfügung. Ich hatte ausversehen ein Schmerzmittel überdosiert und nun ja, ich denke, jeder Mann wäre mir in dem Moment recht gewesen.“ Gab ich zu. Ves sah mich mit offenem Mund an. „Und deswegen hofft er, dass du noch einmal zustimmst?“ Ich nickte, „Ja, aber ich bin nicht an ihm interessiert. Und seine Kleidung habe gemacht, weil ich ihm eine Belohnung versprach. Weißt du, er kann nämlich nicht kochen und ich versuche es ihm bei zu bringen. Ab und zu eine kleine Belohnung kann ein wahres Wunder bewirken und die Motivation stärken.“ Erklärte ich.

Jetzt lachte sie. Ich sah mich nach Letho um, aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, er wollte mir eigentlich Gesellschaft leisten und dann ließ ich ihn stehen, weil Ves mich ablenkte. Meine Laune war deswegen ein wenig gesunken, als ich mich wieder den Pferden widmete.

Ves schien das scheinbar bemerkt zu haben, denn sie konzentrierte sich auch erst einmal schweigend auf die Pferde. Ich entwirrte gerade die Mähne von Kiran, als ein Pfiff meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich schaute auf, Letho stand am Tor und schaute mich abwartend an. „Kommst du?“ fragte er. „Bin sofort da!“ rief ich zurück.

Auch Ves hatte aufgeschaut, „Du tust mir leid, dass du mit dem da, jetzt los musst. Lass dich nicht unterkriegen, ja?“ wollte sie mich scheinbar aufmuntern. Die Kiefer aufeinanderpressend, warf ich den Striegel in die entsprechende Kiste und ging zu Letho. Er wartete bis wir außer Sichtweite waren und legte dann einen Arm um meine Schultern. „Was ist los Krümel?“ wollte er wissen. „Es ist das was Ves gerade gesagt hatte und es tut mir leid, dass ich dich vorhin einfach so hab stehen lassen. Dabei hatte ich dich heute Morgen ja gefragt, ob du mir Gesellschaft leistest.“ Seufzte ich.

„Ist schon gut Krümel. Ich hab nichts dagegen, wenn du dich mit Ves beschäftigst. Es tut euch Beiden vermutlich gut, ihr habt ja sonst nur Männer um euch.“ Meinte er. „Aber trotzdem, es war nicht richtig von mir. Ich hätte dich mit einbeziehen sollen.“ Entgegnete ich. Letho blieb stehen und drehte mich an der Schulter so, dass ich ihn ansehen musste. „Hör zu Krümel, ich habe dir gestern schon gesagt, du sollst dein Leben nicht wegen mir einschränken. Nur weil ich jemanden nicht mag, heißt das nicht, dass du denjenigen auch nicht mögen darfst. Wenn du dich mit Ves anfreunden willst, dann tu das.“ Sprach er ernst. Ich schüttelte den Kopf, „Darum geht es doch gar nicht. Ich hatte dich gebeten Zeit mit mir zu verbringen und dann habe ich dich stehen lassen.“ Widersprach ich geknickt. „Ich bin dir deswegen aber nicht böse.“ Meinte er sanft. „Das solltest du aber.“ Murmelte ich.

„Gut, wenn es dir dann besser geht, wirst du ein paar Monster mehr töten, während ich nur zu schaue.“ Grinste er. Überrascht schaute ich ihn an, „Ok. Wohin gehen wir?“ wollte ich dann wissen. „Runter zum See. Ein paar Ertrunkene jagen. Du wolltest ja wieder ein wenig trainieren, die werden dich fordern, sind aber nicht zu gefährlich.“ Erklärte er. Ich nickte, damit konnte ich leben, auch wenn ich gerne auf nasse Füße verzichtet hätte.

„Na dann los.“ Meinte ich. Er nickte und schlug ein lockeres lauf Tempo an, so dass ich bequem neben ihm bzw. hinter ihm her joggen konnte, als der Weg schmaler wurde. Denn See erreichten wir wie erwartet ohne Probleme, nur eine große Gruppe Rehe und einige Hasen liefen vor uns davon. Da Letho nicht ganz bis zur Hütte runter lief, sondern vorher abbog, umgingen wir auch das Wasserweib. Darüber war ich recht froh, denn ich hatte keine Lust mich mit Schlamm bewerfen zu lassen.
 

Die ersten Ertrunken konnten wir schon riechen, bevor wir sie überhaupt hörten. Letho warf mir ein kleines Fläschchen Klingenöl rüber, „Hier, schmiere das auf dein Schwert.“ Ich fing es auf, „Danke Letho.“ Antwortete ich, als ich das Öl auf die Klinge goss. Die leere Phiole verstaute ich und wir schlichen uns an die Monster an. Wie angekündigt blieb Letho zurück und überließ sie mir. Aber ich konnte im Augenwinkel sehen, wie er ebenfalls sein Schwert gezogen hatte.

Ich verzog die Nase bei dem Gestank meiner Gegner, wie hielten die Hexer das nur aus? Meinen ersten Gegner konnte ich überraschen und schnell sank er gurgelnd zu Boden. Die Anderen waren da nun nicht mehr ganz so leicht und schnell hatte meine Rüstung neue Kratzer und ich landete des Öfteren im Dreck. Allerdings schaffte ich die Ertrunkenen ohne das Letho eingreifen musste.

„Gut gemacht Krümel.“ Lobte Letho mich, zog dann die Nase aber wenig kraus, da ich überall mit Ertrunkenen Blut besprenkelt war.

Wir folgten dem Ufer weiter, aufgrund der Ertrunkenen im See, der Bären am Ufer und der Wölfe zwischen den Bäumen hörten unsere Medaillons gar nicht auf zu vibrieren. Gegen die Bären wollte Letho mich zuerst nicht antreten lassen, machte es am Ende so ähnlich wie Geralt mit den Nekkern. Er überließ mir einen kleineren, bereits durch ihn geschwächten. Gegen einen Bären zu kämpfen war für mich etwas völlig Neues. Mal griff er mit seinen Zähnen an, mal stellte er sich auf seine Hinterbeine und schlug nach mir oder stürmte plötzlich auf mich zu.

Als ich ihn endlich besiegt hatte, brauchte ich eine Verschnaufpause. Daher überließ ich Letho das Rudel Wölfe, das auf einmal auftauchte. Vesemir hatte recht, die Wölfe schienen sich hier wie die Karnickel zu vermehren. Aber es gab auch unnatürlich viele Bären hier. So viele, dass ich mich fragte, ob es für die Bären in dieser Welt normal war, sich mit Anderen ein Revier zu teilen oder generell in Gruppen zu leben. Denn das waren sicherlich nicht alles Weibchen mit ihren Jungtieren.
 

Meine Gedanken wurden aprubt unterbrochen, als Letho von etwas erfasst und gegen einen Baum geschlaudert wurde. Erschrocken schaute ich mich um, konnte aber zuerst nichts erkennen, daher lief ich auf Letho zu. Dieser richtete sich gerade wieder auf und schüttelte benommen den Kopf. Doch ich kam erst gar nicht bei ihm an. Die Erde unter meinen Füßen bewegte sich auf einmal und Wurzeln schossen hervor. Sie umschlangen mich und hielten mich fest. Panisch versuchte ich mich zu befreien, doch ich konnte mich kaum bewegen. Letho hatte alles mit angesehen, „Alanya!“ brüllte er und kam eilig auf mich zu. Er wollte mich gerade aus den Wurzeln befreien, als wir das Knarzen und Ächzen von Holz hinter uns hörten.

„Keine Sorge, ich lass nicht zu das dir was passiert.“ Versprach Letho hastig, griff sein Silberschwert und stürmte an mir vorbei. Vom Kampf konnte ich nicht viel sehen, da er sich größten Teils hinter mir abspielte. Ich fluchte innerlich, warum habe ich nicht gemerkt, wie weit wir bereits gelaufen waren? Wann waren wir an der ersten Ruine vorbei gekommen?

Ich versuchte mich weiterhin aus der Umklammerung zu lösen, aber meine Bewegungen wurden stark eingegrenzt. Mein Schwert lag nutzlos am Boden und ich konnte es nicht erreichen. Ich konnte nur hilflos den Kampf mit anhören. Letho schien Probleme zuhaben und ich war froh, dass zumindest die Wölfe bereits besiegt waren. Ich wand mich in den Ranken, bis ich endlich meinen Dolch zugreifen bekam.

Es dauert noch mal eine ganze Weile, bis ich ihn auch endlich gezogen hatte. Sofort machte ich mich daran die Ranken und Wurzeln zu durch schneiden. Aber es würde ewig dauern, schließlich hatte ich keine Säge und hacken konnte ich in meiner Position auch nicht. Ich hört Letho fluchen und konnte die Hitze von seinem Igni spüren, kurz darauf die Ausläufer von Aard.

Ich wagte es erst gar nicht, mich genauer umzuschauen, der Waldschrat musste recht nahe bei mir sein, sonst würde Letho das Risiko wohl eher nicht eingehen, dass ich etwas abbekam. Ich vervielfachte meine Anstrengungen nur umso mehr. Als ich kurz aufschaute, konnte ich sehen wie der Waldschrat sich einige Meter vor mir materialisierte. Letho hastete an mir vorbei und sprang über einige Wurzel, die vor ihm aus dem Boden stießen.

Mit schrecken musste ich feststellen, dass Letho bereits an mehreren Stellen blutete und sein Atem keuchend ging. Ich hätte ihn am liebsten angefeuert, doch ich wagte es nicht ihn abzulenken. Er wirkte ein Igni, aber es erreichte den Waldschrat nicht, er musste schon ziemlich erschöpft von den vielen Kämpfen vorher sein. Ich konzentrierte mich wieder auf die Wurzeln, die Erste hatte ich jetzt fast durch, nur noch ein kleines bisschen.

Als ich kurz aufblickte, sah ich, wie Letho sich gerade wieder vom Boden aufrappelte. Ich versuchte ihn aufmunternd anzulächeln, als er kurz zu mir blickte. Der Schrecken in seinen Augen wurde durch grimmige Entschlossenheit ersetzt und er stürmte erneut auf seinen Gegner zu. Er wirbelte wie ein Tornado durch die Luft und hieb nach dem Monster, doch es wich immer wieder aus oder entmaterialisierte sich, um hinter dem Hexer wieder aufzutauchen.
 

„Letho!“ schrie ich entsetzt, als er erneut Bekanntschaft mit einem Baum machte und dann dort liegen blieb. Der Waldschrat hatte ihn erreicht und schlug auf ihn ein. „Letho!“ rief ich erneut, doch es kam immer noch keine Reaktion von ihm.

„Lass deine dreckigen Griffeln von ihm! Das ist mein Hexer!“ schrie ich den Waldschrat an. Dieser blickte nur kurz zu mir, drehte sich dann aber wieder zu Letho, als er sah, dass ich immer noch in seinen Wurzeln gefangen war. Es schien sogar, als würde er mich auslachen.

Tränen der Wut und der Angst flossen über meine Wangen, ich warf mich mit aller Kraft gegen meine Fesseln. Mit der Kraft der Verzweiflung schaffte ich es letztendlich mich zu befreien. Ich zog mein Silberschwert und stürmte auf den Waldschrat zu, ich schaffte es sogar meine Klinge in ihm zu versenken, ehe er mich wie eine Fliege davon schleuderte und sich Letho wieder zu wendete.
 

Auch wenn mein Silberschwert jetzt in seinem Rücken steckte und mein Stahlschwert irgendwo unter Laub vergraben war, wollte ich nicht aufgeben. Ich zog meinen langen Dolch packte in fest mit meiner Hand und lief erneut auf das Monster zu. Ich sprang auf seinen Rücken, mit einer Hand hielt ich mich an seinen Hörnern fest und mit einem Fuß fand ich auf meinem Schwert halt.

Wie eine Wahnsinnige stach ich immer wieder in den Nacken des Monsters. Während es brüllte und schrie, fluchte ich was das Zeug hielt und beschimpfte es.

Doch auf einmal stürzte es und erschrocken stellte ich fest, dass ich das Biest beinahe enthaupten hatte. Der Aufprall drückte mir die Luft aus den Lungen und ich brauchte einen Moment, um wieder klar denken zu können. Nur um sicher zu gehen, durchtrennte ich die letzten Reste des Halses und warf den Kopf beiseite.

Dann rannte ich das kurze Stück zu Letho und ließ mich neben ihm auf die Knie fallen. „Letho?! Letho, kannst du mich hören?“ fragte ich hastig, doch es kam keine Reaktion. „Letho bitte!“ flehte ich. Doch immer noch nichts. Seine Atmung ging röchelnd, also lebte er zumindest noch.

Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, „Komm schon, reiß dich zusammen, du musst ihm helfen. Du bist Sani, du kannst das, also konzentrier dich!“ ermahnte ich mich selber. Ich atmete ein paar Mal tief ein und versuchte mir einen Überblick zu schaffen. An seinen Armen hatte er blutende Wunden, aber keine lebensgefährlichen.

Ich tastete seinen Kopf ab, gut keine knöchernen Verletzungen. Seine Beine waren nicht merkwürdig verdreht, also dort auch keine Brüche, blieb nur noch sein Oberkörper. Meine Hände zitterten, als ich die Schnallen seiner Rüstung öffnete. Als ich seine beiden Kurzschwerter bei Seite legte, stellte ich entsetzt fest, dass die Metallplatte an seinem Bauch eingedrückt war. Mit soviel Ruhe wie es mir möglich war, zog ich ihm die Rüstung aus. Ich war froh, dass ich sie ihm nicht über den Kopf ausziehen musste, dass hätte ich alleine nicht geschafft. Sein Hemd zerschnitt ich einfach. „Oh heilige Scheiße!“ hauchte ich, als ich seinen Brustkorb sah. Der Waldschrat hatte ihm etliche Rippen gebrochen und unter der Haut an seinem Bauch schimmerte bereits ein riesiges Hämatom.

„Wir kriegen das wieder hin. Wir kriegen das wieder hin.“ Versprach ich mir und ihm immer wieder und strich ihm über die Wangen. Aber eigentlich war ich mir gerade ganz und gar nicht sicher, wie ich das hinkriegen sollte. Die Pferde waren in der Festung und bis dorthin konnte ich ihn nicht tragen. Seine kleine Tasche am Gürtel, in der er seine Tränke mitführte, schimmerte nass und zeigte so, dass die Phiolen zerbrochen waren.

Ich griff in meine, ich hatte Lamberts Absud dabei, aber ich wusste nicht, ob er bei Letho helfen würde. „Besser als gar nichts.“ Murmelte ich und versuchte ihm den Trank ein zuflössen. „Bitte Letho, du musst das trinken.“ Flehte ich ihn an, denn obwohl er ohne Bewusstsein war, konnte ich ihm nicht den Mund öffnen. „Letho bitte!“ schluchzte ich, doch es nutzte nichts. „Du verdammter sturer Kerl. Ich will dir doch helfen!“ fluchte ich. Doch sein antrainierter Schutzreflex ließ nicht nach.

Vor mich hin schluchzend strich ich immer wieder über seine Wangen.

Ich saß eine ganze Weile dort, die Umgebung immer im Auge behaltend, falls sich weiter Monster anschleichend sollten. So bekam ich auch nicht gleich mit, als seine Augenlider flatterten. Erst das schmerzhafte Stöhnen lenkte meine volle Aufmerksamkeit auf ihn. „Letho?“ fragte ich leise. Langsam öffnete er seine Augen. Verwirrt sah er mich an, „Krümel?“ fragte er. „Schhhh ist gut, hier trink das, es sollte dir zumindest ein bisschen helfen.“ Ich hielt ihm die Phiole an die Lippen. Vorsichtig trank er es.

„Was war das?“ wollte er wissen, seine Stimme war ein wenig schmerzverzerrt. „Der Absud, den Lambert mir mal gemacht hatte. Deine Tränke wurden zerstört.“ Erklärte ich und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Er verzog das Gesicht, als er sich bewegen wollte. „Beweg dich nicht. Deine Rippen sind gebrochen und ich weiß nicht, ob du innere Verletzungen hast.“ Bat ich ihn.

Ich versuchte ihn ein wenig zuzudecken, damit er nicht so schnell auskühlte. „Ruh dich aus, ich bin hier und passe auf.“ Versprach ich ihm. „Sollte ich nicht eigentlich auf dich aufpassen?“ keuchte er. „Jetzt bin ich einmal dran. Ich habe dir ja gesagt, ich mache alles für dich.“ Er nickte und schloss dann die Augen.
 

Da es immer kühler wurde, suchte ich die nähere Umgebung nach trockenem Holz ab, um ein kleines Feuer zu machen. Immer wieder schaute ich nach Letho, das es trat kaum eine Besserung ein. Der Absud musste wohl zu schwach für ihn gewesen sein.

Als der Wind immer stärker und kälter wurde, zog ich die Wolfskadaver näher und versuchte sie ein wenig zu stapeln, um Letho ein bisschen Schutz zu geben. Ich hatte Lethos Kopf auf meine Beine gelegt und versuchte ihm Trost und Sicherheit zu spenden, so wie er es mit mir getan hatte, nach dem Werwolfangriff. Doch die Dämmerung rückte immer näher und es wurde klar, dass ich ihm alleine nicht helfen konnte.

„Ich bin gleich wieder da.“ Versicherte ich ihm und stand auf. Ich sammelte noch mehr Holz, diesmal nicht nur trockenes. Ich nahm auch feuchtes und brach frische Äste von den Bäumen. Wenn wir Glück hatten, würde Einer in der Festung den Rauch sehen und verstehen, dass etwas nicht stimmte.

Aber irgendwann hatte die Nacht völlig eingesetzt und niemand war gekommen. Letho schien immer noch zu schlafen oder er war in einer seichten Bewusstlosigkeit und auch ich wurde immer müder.

Neben der Erschöpfung kamen auch allmählich die leichten Schmerzen der Prellungen. Ich kniete nahe bei Letho und dem Feuer, wagte es aber nicht in eine Meditation zu schlüpfen aus Angst, dass ich dann einschlafen würde.

Um mich wach zu halten, hatte ich bereits meine Schwerter eingesammelt und geschärft, meinen Frust hatte ich an dem Kadaver des Waldschrats ausgelassen, in dem ich immer wieder auf ihn eintrat und ihn wüst beschimpfte. Doch auch das war irgendwann keine Option mehr.

Am liebsten hätte ich mich neben Letho zusammen gerollt und geweint, über diese beschissene Situation. Aber ich hatte ihm versprochen aufzupassen, damit er sich ausruhen konnte. Und in der Dunkelheit konnten noch viele Monster lauern.
 

Ich kämpfte damit, dass mir meine Augen nicht zu fielen, als ich plötzlich etwas hören konnte.

„Letho! Alanya!“ ganz leise konnte ich hören, wie Jemand nach uns rief. „Hier!“ rief ich und verschluckte mich beinahe, weil ich so laut rief. Einige Momente später konnte ich Hufgetrappel hören. „Alanya!“ jetzt konnte ich hören, dass es Vesemir war, der rief.

„Hier Vesemir! Letho ist verletzt!“ antwortete ich verzweifelt. Oben am Steilhang, unter dem wir uns befanden, tauchte Vesemir auf, „Ich bin gleich bei euch unten!“ versprach er und verschwand wieder aus meiner Sicht. Einige Minuten später war er bei uns unten am Ufer und sprang aus dem Sattel. Er kam zu uns rüber geeilt. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. Ich erklärte ihm knapp was passiert war, währenddessen hatte uns Eskel ebenfalls erreicht.

Eskel weckte Letho und verabreichte ihm einen Trank, während Vesemir sich um mich kümmerte. Er warf mir einen Umhang um die Schultern und hielt mich einfach nur fest. Nach einer Weile ging es Letho so weit gut, dass er sich langsam aufsetzten konnte. „Komm ich bring dich zur Festung.“ Meinte Vesemir und schob mich in Richtung Pferd. Doch ich wollte Letho nicht alleine lassen. „Eskel kümmert sich hier um alles, du bist völlig erschöpft und durchgefroren.“ Meinte Vesemir nur ruhig. „Geh ruhig Krümel, wir kommen gleich nach.“ Versicherte Letho, seine Stimme klang immer noch angespannt und er hielt sich seine Rippen. Vesemir setzte mich auf das Pferd und schwang sich hinter mir in den Sattel, ich hatte schon gar nicht mehr wirklich die Energie, um mich zu widersetzen. Als Vesemir anritt, lehnte ich mich an ihn zurück und er musste mich festhalten, damit ich nicht vom Pferd fiel.
 

Auf dem Weg zurück musste ich wirklich eingeschlafen sein, denn ich wurde im Bett wach. Letho lag neben mir und schlief noch. Verwundert rieb ich mir die Augen, was hatte mich geweckt? Ich setzte mich auf und schaute mich um. Ves stand dort und starrte mich und dann Letho an. Ihr blick wanderte immer wieder zwischen uns hin und her, während sie erstickte Laute von sich gab. „Was willst du Ves?“ fragte ich mit heiserer Stimme.

„Vesemir erzählte, dass ihr Beide während des Trainings verletzt wurdet, da wollte ich schauen wie es dir geht.“ Stotterte sie. Auch Letho war mittlerweile aufgewacht. Er hielt sich die Rippen als er sich aufsetzte. Finster starrte er Ves an. Als er seine Hand in ihre Richtung ausstreckte, wollte sie zurückweichen, doch er war schneller. „Du wirst vergessen was du eben gesehen hast, du hast kurz mit Alanya gesprochen, ihr geht es gut. Und du wirst dieses Zimmer nie wieder ohne Erlaubnis betreten.“ Befahl er ihr unter Axii. Sie wiederholte den Befehl und eilte dann die Treppe runter.

„Was sollte das Letho?“ fragte ich ihn irritiert.

„Sie ist eine von denen, bei denen ich nicht möchte, dass sie wissen wie nahe wir uns sind. Sie würde es Roche erzählen und er würde nicht davor zurück schrecken, dieses Wissen zu nutzen.“ Erklärte er. Ich nickte nur, ich konnte ihn ja verstehen.

„Wie geht es dir?“ wechselte ich das Thema. „Besser, aber lass uns noch etwas schlafen.“ Bat er. Ich war auch noch ein wenig müde und so stimmte ich zu. Er legte sich zurück und ich rückte näher an ihn ran. „Ich hatte solche Angst um dich gestern.“ Gestand ich. „Ich dachte der Waldschrat bringt dich um, als du dich nicht mehr bewegt hast.“ Schluchzte ich leise.

„Weine nicht Krümel. Dank dir hat er mich nicht völlig zu Mus verarbeitet. Das hast du gemacht, ich bin stolz auf dich.“ Murmelte er beruhigend. „Ich hab dir doch gesagt, ich passe auf dich auf.“ Grinste ich schief und hustete leicht. Mein Hals kratzte ein wenig beim Sprechen und meine Stimme war rau. „Wirst du krank?“ wollte Letho besorgt wissen, „Ne, glaub nicht. Ich habe meine Stimme nur ein wenig überstrapaziert, als ich mich am Waldschrat ausgetobt habe.“ Antwortete ich.

Letho lachte, hielt sich aber dann seine Rippen. „Autsch.“ Murmelte er. Ich richtete mich auf, „Was ist los?“ wollte ich wissen. „Meine Rippen sind noch nicht wieder ganz heil, die tun noch ein bisschen weh.“ Erklärte er. „Brauchst du was? Soll ich dir etwas holen?“ erkundigte ich mich schnell.

Er nickte, „Was denn?“ fragte ich genauer nach, „Dich, in meinen Armen.“ Grinste er.

Am liebsten hätte ich ihn dafür geknufft, aber ich wollte ihm nicht ernsthaft weh tun, also legte ich mich wieder und kuschelte mich vorsichtig an ihn. Er legte einen Arm um mich und schnell waren wir Beide wieder eingeschlafen.
 

Später schreckte ich auch einen Albtraum hoch, Lethos Namen noch auf den Lippen. „Hey Krümel, ich bin hier, alles gut.“ Flüsterte er und strich mir über die Wange. Ich hielt mich an ihm fest, „Diesmal konnte ich mich nicht rechtzeitig befreien. Und du, … der Waldschrat hat dich zertreten und lachte dabei.“ Schluchzte ich. „Ist gut, ich bin hier. Du hast mich gerettet.“ Flüsterte er und hielt mich tröstend fest. Doch nach einiger Zeit wurde mir etwas Anderes bewusst.

„Ich glaube wir könnten Beide ein Bad vertragen.“ Schniefte ich. Letho lachte, „Was hast du erwartet, nach den Kämpfen und fast Tage im Bett liegen?“ Ich sah ihn verwirrt an, „2 Tage?“ fragte ich. Er nickte, „Ja, Ves kam gestern Nachmittag nach oben und Vesemir war vorhin auch kurz da, aber ich wollte dich noch ein wenig schlafen lassen.“ Erklärte er.

„Wie schaut es aus, wollen wir aufstehen?“ fragte er dann. Ich setzte mich auf, irgendwie tat mir alles weh, aber schlafen konnte ich jetzt nicht mehr. „Waschen und dann essen klingt gut.“ Murmelte ich. Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen. „An dir ist wirklich ein kleiner Hexer verloren gegangen.“ Grinste Letho. Ich runzelte die Stirn, „Ähm danke, denke ich. Aber ich wäre ungern ein Hexer geworden.“ Murmelte ich.

„Ist es dir zu gefährlich und ungemütlich geworden?“ fragte Letho, ich schüttelte sofort den Kopf, „Nein, dann könnte ich nicht mit dir zusammen sein.“ Grinste ich ihn an und schlüpfte dann aus dem Bett. Erfreut stellte ich fest, dass am Feuer bereits Wasser zum waschen stand. Meine Rüstung, die Stiefel und meine Hose lagen auf einem Stapel neben dem Bett. Das musste wohl Vesemir gewesen sein, wenigstens hatte er mir mein Hemd angelassen, dachte ich und wurde ein wenig rot.
 

Ich schob einen Schemel ans Feuer, „Komm Letho, ich möchte dir helfen.“ Bat ich ihn. Er hatte wohl gesehen, dass es mir wichtig war und stimmte, ohne zu zögern, zu. Als er sich gesetzt hatte, gab ich ihm einen Kuss und sah ihn dann genauer an, seine Rippen bewegten sich bei seiner Atmung wieder normal und das riesige Hämatom war schon wieder bereits fast vollständig verblasst. Ich nahm den Schwamm aus dem Wasser, schäumte ihn ein und fing an ihn zu waschen.

Er schien es zu genießen, dass sich jemand so um ihn kümmerte, er schloss die Augen und seufzte wohlig auf. Ich hetzte nicht und ließ mir Zeit, prüfte jeden Zentimeter seiner Haut auf Schäden. Nachdem ich fertig war, trocknete ich ihn genauso sorgfältig ab.

Als ich fertig war, schlüpfte Letho in seine Hose und kam dann zu mir, „Jetzt bin ich dran.“ Raunte er und zog mein Hemd nach oben. „Deswegen habe ich das doch nicht gemacht.“ Murmelte ich und schlüpfte aus den Ärmeln. „Ich weiß, aber ich möchte es.“ Dann stockte er kurz, „Warum hast du nichts gesagt Krümel?“ fragte er, als ich das Hemd aus hatte. Ich sah an mir runter, überall hatte ich blaue Flecken und Abschürfungen. Zum einen aus den Kämpfen gegen die Ertrunkenen und Wölfe und zum anderen von den Wurzeln und dem Hieb des Waldschrats.

„Ist nicht so schlimm.“ Wiegelte ich ab. „Krümel bitte, wenn du verletzt bist, will ich es wissen.“ Bat er. Ich schüttelte den Kopf, „Wirklich, es geht mir gut. Ich werde heute vielleicht keine Bäume ausreißen und auf Training lieber verzichten, aber es ist wirklich nicht so schlimm.“

Mein Gesicht wusch ich mir selbst, wobei ich feststellte, dass ich dort auch einige Schrammen hatte, dann nahm Letho mir den Schwamm ab und fing an mir den Rücken zu waschen. Wenn ich nicht überall die Prellungen gehabt hätte, hätte ich das genießen können. Obwohl ein richtiges Bad angenehmer gewesen wäre.

Vielleicht sollte ich Yennefer um eines bitten, wenn sie wieder da ist. Als Letho fertig war, wickelte er ein Handtuch um mich und griff dann nach meiner Bürste. Er versuchte meine Haare zu entwirren, wobei es immer mal wieder ziepte, aber ihm fehlte vermutlich die Übung mit dem Umgang von längeren Haaren. „Danke Letho.“ Meinte ich zwischendurch und nahm ihm dann die Bürste ab, ich kämmte schnell mit geübten Bewegungen die Knoten heraus und band mir die Haare dann zusammen.

Letho hatte in der Zeit ein Hemd über gezogen und war in seine Stiefel geschlüpft. Er setzte sich auf die Truhe am Fußende des Bettes und schaute mir ungeniert zu, als ich mir meine Sachen zusammen suchte. Gut, wenn er etwas zusehen haben wollte, bekam er es auch. Ich grinste ihn über meine Schulter an, ehe ich das Handtuch fallen ließ.

Langsam zog ich mich an, erst die Unterwäsche, dann die Hose, die ich von Yennefer bekommen hatte und schließlich ein lockeres Hemd.

Immer noch barfuß ging ich zu Letho, legte meine Unterarme auf seine Schultern und beugte mich vor, um ihn zu küssen. Er zog mich ein wenig näher und ließ seine Hände auf meinen Hüften liegen. Es schien, als wolle er unauffällig seine Hände unter das Hemd schieben. Ich grinste an seine Lippen. „Das gehört alles dir.“ Schnurrte ich und schob seine Hand ein wenig höher. Ich ließ ihn ein paar Kreise auf meine Haut zeichnen, ehe ich mich wieder von ihm löste.

„Aber erst essen.“ Grinste ich ihn dann an. Er nickte, „Gut, ich denke ich könnte auch einen Happen vertragen.“ Meinte er und ließ sich von mir hochziehen, auch wenn es eher symbolisch war. Er hatte eindeutig mehr Muskelmasse als ich, von seiner Größe ganz zu schweigen. Schnell stieg ich in meine Stiefel, denn ich hatte wirklich Hunger.

Mein Magen knurrte erneut, als wir die Treppe runter stiegen. „Ich denke wir sollten dich schnellsten füttern, bevor dein Magen ausbricht und uns auffrisst.“ Lachte Letho. „Ha, ha. Sehr witzig!“ schmollte ich.
 

„Oh sieh mal einer an wer endlich ausgeschlafen hat.“ Wurden wir von Lambert begrüßt. Er war gerade dabei den Schutthaufen nahe der Küchentür zu beseitigen. „Halt die Klappe Lambert!“ murrte ich. „Ignoriere ihn einfach.“ Murmelte Letho. Er führte mich an den Tisch und ließ mich setzen. „Ich werde mal sehen, was ich zu Essen finde.“ Ich wollte widersprechen, „Nein das mache ich. Bleib ruhig sitzen.“ Bat er. Ich ließ ihn machen, wenn er sich dann besser fühlte, würde ich ihn nicht hindern. Er kam mit zwei großen Portionen mit dickem Eintopf und Brot zurück.

Es roch himmlisch und ließ meinen Magen erneut knurren. Letho lachte wieder, „Hier, bevor du noch verhungerst.“ Grinste er, als er die Schale vor mich abstellte. „Danke.“ Nuschelte ich noch schnell, ehe ich mich in meinem Essen vergrub. Die Suppe schmeckte wie sie roch und sie wärmte von ihnen. Jetzt erst merkte ich, wie ausgekühlt ich noch war, obwohl ich solange im Bett gelegen hatte. Auch Letho aß mit großem Appetit.

Ich steckte gerade das letzte Stück Brot in den Mund, als Vesemir zu uns kam. „Ah ihr seid wach, sehr schön. Alanya, wenn du aufgegessen hast, will ich mit dir sprechen.“ Unsicher nickte ich und schluckte den letzten Happen. Dann stand ich auf und ging zu Vesemir, wortlos deutete er mir an, dass ich ihm folgen sollte. Er schloss er eine Tür auf und ich folgte ihm hindurch. Er führte mich die Treppe hinauf, bis zum Raum auf halber Höhe. Der Raum, der in Geralts Traum die Bibliothek war.
 

Vesemir blieb mitten im Raum mit dem Rücken zu mir stehen und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. So blieb er einige Momente stehen und seufze dann, „Ich weiß wir kennen uns noch nicht lange und jemanden Fremden zu Vertrauen ist schwer, vor allem in den Kreisen, in denen du scheinbar verkehrt hast.“ Fing er an. „Aber ich kann dich nicht beschützen, wenn du immer wieder etwas verschweigst.“ Ich schluckte und wusste nicht was ich sagen sollte. „Als du und Letho hier ankamt, habe ich lange mit ihm gesprochen. Er musste sich erklären und auch zu dir habe ich einige Fragen gestellt. Seine Erzählungen über dich sind nicht sehr lang, auch Lambert konnte nicht viel mehr über dich erzählen, wenn ich Geralt fragen würde, wäre es bei ihm sicher ähnlich. Auch Roche erwähnte, dass du scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht seist. Letho konnte oder wollte mir nicht sagen, woher du kommst, nur das deine Heimat weit weg ist.“ Fuhr er fort. Er drehte sich endlich zu mir um.

„Woher kommst du? Welche Geheimnisse verbirgst du? Es gibt ein paar zu viele Zufälle. Dein Eingreifen, um Lethos Kopf, die Schemata, die du gefunden hast, du erwähntest einen Waldschrat im Tal und wirst kurze Zeit später von einem angegriffen. Obwohl wegen dir Magier verbrannt wurden, vertraut Yennefer dir. Du weißt Dinge, von denen du keine Ahnung haben solltest.“ Warf er mir vor.

Geknickt ließ ich den Kopf hängen, „Ich, …. Ich…“ fing ich an, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Keine Angst, du kannst hier frei reden.“ Wollte er mich beruhigen.

„Es tut mir leid Vesemir, ich wollte nicht, dass es wegen mir ärger gibt. Aber scheinbar bringe ich allen immer nur Probleme.“ Flüsterte ich, drehte mich um und ging zur Treppe. „Wo willst du hin? Wir sind noch nicht fertig.“ Sprach er ernst. „Meine Sachen packen.“ Murmelte ich.

„Und warum?“ wollte er wissen. „Dann brauchst du mich nicht fortschicken.“ Antwortete ich leise und wollte weiter gehen. „Warum denkst du das?“ wollte er überrascht wissen. „Weil es immer so ist. Am Ende schickt mich immer jeder weg.“ Schluchzte ich.

„Ich schicke dich nicht weg. Ich möchte nur die Wahrheit wissen.“ Er war näher gekommen und drehte mich zu ihm um. „Ich darf hier bleiben?“ fragte ich hoffnungsvoll. „Natürlich Mädchen. Ich will nur wissen, ob es eventuell mehr ärger geben könnte.“

„Danke Vesemir.“ Ich wischte mir die Tränen fort. „Na komm her.“ Meinte er und öffnete seine Arme. Er zog mich in eine Umarmung. „Ich schick dich nicht weg. Du bist doch irgendwie eine von uns. Ich möchte nur fürs nächste Mal vorgewarnt sein.“ Ich nickte. „Es tut mir leid, Vesemir. Ich dachte meine Vergangenheit wäre hier egal.“ Murmelte ich. Als er nichts weiter sagte, fuhr ich fort.

„Ich, … in meiner Heimat war ich lange beim Militär, danach kam ich in die Dienste eines Lords. Für ihn habe ich spioniert, Geheimnisse und Artefakte gestohlen. Ich habe im Auftrag der dunklen Bruderschaft gemordet.“ Fing ich an. Ich erzählte ihm dasselbe, wie ich es auch Vattier erzählt hatte. Ich erzählte ihm, was geschah, bevor ich auf Geralt traf. Die Gefangennahme, das Gespräch mit dem Kaiser und was für Berichte ich ihm hab zukommen, lassen. „Letho hatte nicht gelogen, als er meinte ich käme von weit weg. Du kennst doch sicherlich die Geschichte, dass die Menschen nicht immer hier waren. Ich komme aus der ursprünglichen Heimat der Menschen. In dem einen Moment bereite ich mich auf eine Schlacht zu Hause vor und im nächsten Moment war ich in Velen. Ich weiß nicht wie ich hier her gekommen bin.“ Schloss ich meine Erklärungen.

„Du kommst aus einer anderen Welt?“ wollte er erstaunt wissen. Ich nickte, „Ja, Yennefers Theorie ist, dass es vielleicht einen Riss zwischen den Welten gibt. Letho und ich sind zwischendurch über einige Gegenstände gestolpert, die darauf hindeuten, dass ich nicht die Einzige bin, die durchgekommen ist. Aber ich scheine die vielleicht die Einzige zu sein, die länger als ein paar Tage überlebt hat.“ Erzählte ich.

„Hast du daher auch dein Wissen?“ fragte Vesemir. Ich löste mich von ihm. „Zum Teil ja, ich würde dir gerne alles sagen, aber ich kann es nicht. So gerne ich auch Letho alles sagen würde, es geht einfach nicht. Aber ich verspreche dir, euch allen, dass ich nichts absichtlich tun würde, um euch zu schaden. Ich versuche alles, damit euch allen nichts passiert!“ schwor ich.

Vesemir schien die Anspielung verstanden zu haben. Seine Augen wurden groß, „Du solltest eine solche Last nicht tragen müssen.“ Murmelte er.

„Gibt es etwas, dass wir jetzt tun können?“ fragte er vorsichtig. Ich nickte, „Bring mir das Schießen bei. Ich habe einen Plan, er hängt davon ab und von dir. … Sollte der Zeitpunkt kommen, musst du liegen bleiben, ich denke du wirst es merken, wenn es soweit ist. … … Es könnte eine Schlacht hier her kommen.“ Flüsterte ich den letzten Satz. Kaum hatte ich ausgesprochen, zog sich in meinem Bauch alles zusammen. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und stürmte auf den Balkon. Mein Magen leerte sich, ich hatte es noch gerade so nach draußen geschafft. Ich fiel auf die Knie und erbrach mich, bis nur noch Galle kam und selbst dann noch weiter. Kalter Schweiß lief mir über die Stirn. Meine Sicht verschwamm durch die Tränen in meinen Augen. Mein Bauch krampfte sich immer noch zusammen und ich holte keuchend Luft.

Verdammter Mist, ich habe doch nur eine mögliche Zukunft angedeutet, was würde passieren, wenn ich mehr offenbaren würde?

„Alanya?“ fragte Vesemir besorgt. „Geht gleich wieder.“ Murmelte ich und spuckte aus, um die letzten Reste Galle aus meinem Mund zu bekommen. „Was war das?“ wollte er wissen. „Ich habe zu viel gesagt.“ Keuchte ich und sah zu ihm auf. „Ist das schon einmal passiert?“ fragte er, als er mir aufhalf. „Noch nie so schlimm.“ Gab ich zu. Er führte mich wieder rein. „Komm unten machen wir dir einen Tee.“ Er wollte mich zur Treppe führen.

„Warte Vesemir, ich muss dir noch etwas sagen.“ Bat ich ihn. Neugierig sah er mich an. „Es tut mir leid, dass ich auf Yennefer gehört hatte. Bevor ich mit Letho los bin, um die Fallen aufzustellen, kam sie zu mir und sagte, es würde sich jemand nähern. Ich wollte das wir es dir sagen, aber sie überzeugte mich, dass es nicht nötig sei.“ Ich schaute ihn nicht an. „Sie wusste davon?“ fragte er ruhig. Ich nickte, „Da ist noch etwas. Diese Teile, wie das von Roche, es strahlt eine magische Signatur aus, die verfolgt werden kann. Daher wusste Sie das sich Jemand nähert. Es gibt einen Magier, der wohl auch solche Bruchstücke hat, er weiß jetzt das Yennefer welche in ihrem Besitz hat und er möchte sie scheinbar unbedingt haben. Ich habe die Befürchtung, dass er vielleicht die Signatur bis hier her verfolgen könnte. Es tut mir leid, dass ich nicht eher etwas gesagt habe.“ Entschuldigte ich mich.

„Die kann was erleben, wenn sie zurück ist!“ knurrte er. „Gibt es noch etwas, was du jetzt los werden musst?“ ich schüttelte den Kopf, „Später vielleicht.“ Er nickte, „In Ordnung. Wenn irgendetwas getan werden kann, dann sag bescheid. Jetzt bring ich dich zu deinem Letho.“ Lächelte er. „Etwas könnte noch gemacht werden. Im Tal gibt es noch mehr Schemata, aber an die komme ich nicht dran.“ Fiel es mir ein. „Gut, ich werde Lambert und Eskel drauf ansetzen.“ Stimmte er zu. „Sie sollten die Höhlen und die Ruinen durchsuchen.“ Gab ich einen kleinen Hinweis.

Zusammen gingen wir die Treppe runter. Letho schien gewartet zuhaben. Nahe der Tür lief er hin und her. Als er mein blasses Gesicht sah, blickte er mich besorgt an. „Geh mit ihr ein bisschen an die frische Luft.“ Empfahl Vesemir ihm und überließ mich in Lethos Obhut. „Was ist passiert.“ Wollte er wissen. „Ich hab die Suppe wohl nicht vertragen.“ Grinste ich gequält. Er begleitete mich zum Brunnen, damit ich mir den Mund ausspülen konnte.

„Krümel bitte, sag die Wahrheit, du hast geweint, was war los?“ wollte er wissen und legte einen Arm um mich. „Ich dachte er wollte mich weg schicken, weil ich immer Probleme mitbringe.“ Gab ich zu, Letho seufzte. „Warum denkst du das ständig?“ automatisch klammerte ich mich an ihn, „Weil es am Ende immer alle machen.“ Flüsterte ich. Er strich mir über den Kopf, „Ich werde bei dir bleiben.“ Versprach er mir. „Danke. Ich auch bei dir.“ Antwortete ich immer noch leise.

Er beugte sich zu mir runter, so als wolle er mich küssen, hielt dann aber doch inne und blickte auf den Hof. Ich drehte mich um und sah gerade noch wie Eskel in die Zitadelle hetzte. „Meinst du es ist etwas passiert?“ fragte ich Letho. „Ich weiß es nicht, aber wenn, werden wir es später erfahren.“ Murmelte er.

„Gibt es etwas, was du jetzt machen möchtest?“ fragte er dann. „Kannst du mit einer Armbrust umgehen?“ wollte ich wissen. „Nur die Grundlagen, warum fragst du?“ stellte er die Gegenfrage. „Übst du mit mir ein wenig?“ bat ich ihn. Er zog eine Augenbraue hoch, „Sagtest du vorhin nicht noch, heute kein Training?“ Ich zuckte mit den Schultern, „Ich möchte es zumindest probieren. Bitte?“ bat ich erneut. „In Ordnung. Aber nicht lange.“ Willigte er dann ein.
 

Ich weiß nicht was Letho erwartet hatte, aber zumindest wohl nicht solch schlechte Schießleistung von mir. Immer wieder korrigierte er meine Haltung und gab mir Hinweise, wie ich das Ziel besser treffen könnte. Aber wirklich viel brachte es nicht. Nur wenn ich mich wirklich drauf konzentrierte, mir die Übungspuppe als Jemand anderes vorzustellen, schaffte ich ein paar Treffer. „Das hat heute kein Sinn mehr.“ Gab ich irgendwann auf. „Eine Pause wird dir gut tun.“ Stimmte Letho zu. Außerdem zog sich der Himmel zu, bald würde es anfangen zu regnen.

Ich sammelte die Bolzen ein und brachte alles an seinen Platz zurück. In meinen Gedanken reifte eine Idee, ich brauchte andere Zielscheiben. Welche die meine Motivation stark erhöhen, die Ziele zu treffen. Wenn ich damit dann immer wieder die Ziele treffe, dann sollte es auch ohne gehen. Ich hoffte nur, dass ich zum Lernen noch genügend Zeit haben würde.

Auf dem Weg nach drinnen kam mir noch eine andere Idee, „Letho, falls ich heute das Abendessen mit Lambert mache, halte dich und die Anderen besser aus der Küche fern. Ich möchte mich bei Lambert für seine Störungen bedanken. Er darf Zwiebeln schneiden, mit einem stumpfen Messer.“ Warnte ich ihn. Er runzelte die Stirn, „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Das artet bei euch ja schon beinahe in einem Kleinkrieg aus.“ Seufzte er.
 

„Wieder besser?“ wollte Vesemir wissen, als wir rein kamen. Ich nickte, „Ja und Letho hat mir beim üben mit der Armbrust geholfen.“ Erzählte ich. Vesemir lächelte leicht, „Schön und kommst du voran?“ fragte er. „Eher schlecht, aber ich habe eine Idee wie ich das beheben kann.“ Erwiderte ich. Vesemir nickte nur. „In Ordnung, du könntest Eskel in der Küche helfen, Lambert wird hier im Erdgeschoss noch länger beschäftigt sein.“ Ich schaute mich um. Der Schutthaufen an der Ecke war mittlerweile weggeräumt und man brauchte nicht mehr den kleinen Umweg drum rum machen. Auch der an der Säule war weg. Das hieße wohl, ich würde am Abend nach dem Essen, hier unten fegen und wischen müssen.

Vesemir schien meine Gedanken erraten zu haben. „Lambert wird das alles alleine machen, du kümmerst dich um die Dinge, die du brauchst für deinen Plan.“ Erstaunt sah ich ihn an. „Danke Vesemir.“ Letho blickte mich verwirrt an. „Ich würde es dir gerne sagen Letho, aber ich kann es nicht. Es tut mir leid. Aber Vesemir könnte es dir sagen. Dann wirst du verstehen warum ich es nicht noch einmal erzählen kann.“ Entschuldigte ich mich und floh dann in die Küche. Ich wollte nicht den enttäuschten Blick von Letho sehen, wenn ihm klar wurde, wie viel ich verschwiegen hatte.
 

„Hallo Eskel.“ Begrüßte ich den Hexer in der Küche. Er sah nicht vom Fleisch auf, das er gerade Schnitt, als er antwortete. „Hallo Alanya, was gibt es?“

„Vesemir meinte, ich könnte helfen. Was bereitest du denn vor“? wollte ich wissen. „Kleine Spieße, aber eigentlich brauche ich keine Hilfe.“ Gab er zurück. „Oh, keine Hilfe?“ fragte ich verwundert. Der Hexer schüttelte den Kopf. Ich prüfte den Schrank, „Dann werde ich den Brotteig für morgen vorbereiten. Wenn es dich nicht stört?“

„Nein, nein. Mach ruhig.“ Antwortete er abwesend. Wir arbeiteten eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. Erst als ich den Teig zum ruhen näher an die Kochstelle stellte, brach ich die Stille. „Du sahst vorhin so gehetzt und durcheinander aus, als du zurück kamst. War irgendetwas passiert?“

Eskel sah von seinen Spießen auf, „Ich weiß nicht, vielleicht. Es kann aber auch völlig harmlos sein. Nur ich fühle mich ziemlich unwohl dabei.“ Fing er an. „Ich denke man sollte sich ruhig auf sein Bauchgefühl verlassen.“ Ermunterte ich ihn. „Ich habe die Fallen geprüft, die ihr ausgelegt habt, ich bin bis zu dem kleinen See. Dort stand Jemand. Ich dachte ich hätte einen Mann gesehen. Aber als ich dort ankam, war niemand dort. Nichts hat darauf hingewiesen, dass Jemand nach euch da gewesen war. Aber ich bin mir sicher, dass ich Jemanden gesehen hatte.“ Versicherte er.

„Ein Mann? Konntest du ihn genauer sehen?“ fragte ich neugierig. Er schüttelte den Kopf, „Nein, er stand gegen die Sonne.“ Dann runzelte er die Stirn, „Vesemir wollte übrigens dasselbe wissen. Er meinte früher wurde dort auch gelegentlich ein Mann gesehen wurde.“

„Hat er erzählt, ob ihn Jemand erkannte? Ich meine so oft findet doch wahrscheinlich kein Fremder her, oder?“ fragte ich weiter. Eskel zuckte mit den Schultern, „Er hat nichts weiter dazu gesagt. Du könntest den Anderen Bescheid sagen, dass das Essen bald fertig ist.“ Bat er dann. „In Ordnung. Ach, und Eskel? Vielen Dank, dass du Letho die Nacht geholfen hast und uns zu dem See gelotst hast.“ Meinte ich, säuberte meine Hände noch schnell und verließ dann die Küche.

Vesemir diskutierte gerade mit Lambert über irgendetwas, dass diesem nicht zu passen schien, Letho war nirgends zu sehen und Roche schien die undankbare Aufgabe erhalten zuhaben, auf Uma aufzupassen.

Die Drei würden es so mitbekommen, wenn das Essen fertig war, also ging ich nach draußen, um Letho und Ves zu suchen. Ves fand ich bei den Pferden, doch was ich dort ebenfalls fand, bzw. nicht fand erschreckte mich. Kiran war weg, ebenso wie Lethos Sattel. Ich sagte Ves bescheid und eilte dann zurück zur Zitadelle.

Vesemir hielt inne, als er sah das ich auf ihn zugeeilt kam. „Letho ist weg. Hat er dir gesagt wo er hin wollte?“ fragte ich ihn. Doch Vesemir schüttelte den Kopf. „Nein, er meinte nur, er müsse etwas erledigen und das es Spät werden würde.“ Geknickt ließ ich den Kopf hängen, „Ist es wegen dem was ich dir erzählt hatte?“ wollte ich wissen. Vesemir legte eine Hand auf meine Schulter, „Ich weiß es nicht. Ich kann dir nur sagen, dass er im Anschluss direkt gegangen ist. Aber mach dir keine Sorgen, er kommt wieder.“ Wollte er mich aufmuntern. Niedergeschlagen nickte ich. Ich schlurfte an den Tisch, aber der Appetit war mir vergangen, egal wie gut das Fleisch ausgesehen hatte, das Eskel zubereitete.

Lambert saß ebenfalls schon am Tisch, „Schon Ärger im Paradies? Letho sah ja nicht sehr erfreut aus, als er vom Hof geritten ist.“ Triezte er. Ich seufzte nur, „Ich weiß nicht.“ Murmelte ich. Er wollte erneut den Mund aufmachen, doch ich trat ihn vors Schienbein, da Roche und Ves sich näherten. Auch Vesemir setzte sich dann mit Uma zu uns und Eskel brachte das Essen.

Lustlos stocherte ich daran herum, während die Anderen es sich haben schmecken lassen. „Vesemir, Eskel erwähnte vorhin den Mann am See, weißt du mehr darüber?“ fragte ich ihn, um mich ein wenig abzulenken und steckte dann ein Stück Fleisch in den Mund. „Nicht viel, ich habe ihn damals auch einmal gesehen, aber nur als Schemen in der Dämmerung. Andere haben ihn auch gesehen, kurz nach dem die Kinder verschwanden. Sie konnten ihn genauer sehen, sie sagten er sähe aus wie in Mann in seinen besten Jahren, hatte aber bereits einen kahlen Kopf und einen heiteren Gesichtsausdruck.“ Erzählte er.

Ich verschluckte mich an dem Stück Fleisch und fing an zu Husten „Ach du heilige Scheiße!“ fluchte ich hustend. Eskel der neben mir saß, klopfte mir auf den Rücken. „Alles in Ordnung?“ fragte er. „Ich hoffe inständig, dass ich mich irre.“ Keuchte ich. „Du kennst den Mann?“ wollte Vesemir wissen.

„Ich habe zumindest eine Idee, wer er sein könnte. Gaunter O’Dimm.“ Doch alle sahen mich ratlos an. „Er nennt sich auch Spiegelhändler oder Mann des Glases. Niemand weiß, was er wirklich ist. Einige sagen er sei ein Dämon, andere behaupten er sei ein Djinn, aber er ist viel mächtiger als die.“ Ich schluckte, „Er schlägt den Leuten einen Handel vor und viele fallen darauf rein. Er verspricht Gold, Macht oder was auch immer man sich wünscht, aber der Preis ist viel zu hoch. Um den Handel zu besiegeln ist ein Blutopfer nötig und der Preis, den man am Ende zahlen muss, ist die eigene Seele.“ Erklärte ich. „Es gibt ein Kinderlied, das von ihm handelt, vielleicht kennt ihr das?“ ich pfiff kurz die Melodie. Vesemir nickte, „Ja, das kenne ich. Woher kennst du ihn.“

„Ich habe ihn zum Glück noch nie persönlich getroffen, aber ich habe mich eine Zeitlang mit dem Okkultem beschäftigt und in der Akademie in Oxenfurt gibt Jemanden, der sich mit ihm beschäftigt.“ Antwortete ich ihm. „Ich bitte euch, haltet euch von ihm fern, er ist mehr als gefährlich. In meiner Heimat gilt er als das Gegenstück für alles Göttliche und Heilige.“ Beschwor ich sie.

Der Hunger war mir nun gründlich vergangen. War es wirklich O’Dimm, der am See auftauchte? Hatte er die angehenden Hexer entführt? Was wollte er hier?

„Du solltest dich vielleicht hinlegen. Du bist ziemlich blass und heute war alles ein bisschen fiel für dich.“ Schlug Vesemir vor. Dankbar nahm ich seinen Vorwand an und erhob mich, „Ach ja, bevor ich es vergesse, das Paket bei dir oben auf dem Tisch, ist für dich. Yennefer hat es da gelassen.“ Fügte er an. „Danke Vesemir.“ Murmelte ich und verzog mich.
 

In meinem Zimmer verkroch ich mich zwar ins Bett, aber schlafen konnte ich nicht. Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf herum und ich versuchte wach zubleiben, bis Letho zurück kam. Doch er kam nicht, als ich morgen aufwachte war sein Bett leer und der Platz neben mir kalt. Seufzend krabbelte ich unter der Decke hervor, ich fühlte mich wie gerädert. Ich ging zu dem Tisch und entdeckte das Paket, von dem Vesemir gesprochen hatte. Jetzt wurde ich doch ein wenig neugierig. Ich öffnete es und musste schmunzeln. Yennefer hatte wohl Angst, dass ich in ihrer Abwesenheit verwahrloste. Sie hatte mir ein Fläschchen mit pflegendem Öl, eine nach Blumen riechende Seife und einen Satz Kleidung geschenkt. Die Seife roch sehr gut, so beschloss ich sie gleich zu nutzen und gegen neu, saubere Kleidung hatte ich auch nichts einzuwenden, auch wenn der Stil sehr an Yennefer erinnerte.
 

Nachdem ich fertig war, ging ich hinunter. Da ich noch immer ziemlich müde war, beschloss ich, dass ich nur einen Haferbrei machen würde und die Brote backen. Lambert konnte von mir aus vorerst weg bleiben, ich hatte jetzt keinen Nerv dazu, auf ihn in der Küche aufzupassen.
 

Ich hatte gerade den Topf vom Feuer genommen und die Brote aus der Hitze geholt, als ich etwas im Augenwinkel sah. Ich blinzelte, doch es schien noch dazu sein. Ich rieb mir über die Augen und schaute dann in die Richtung, jetzt war die Bewegung an der Tür. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, war wohl etwas Staub, der durch einen Luftzug am Fester aufgewirbelt wurde, oder eine Wimper im Augenwinkel. Ich wischte mir noch einmal über die Augen, nein da war wirklich nichts. Ich war vielleicht einfach noch zu müde.

Das Essen verlief relativ ruhig und nachdem ich den Abwasch gemacht hatte, setzte ich meine Idee mit den Zielscheiben um. Ich ging nach oben und setzte mich an den Tisch. Ich suchte drei leere Pergamente und einen Kohlestift hervor. Dann fing ich an zu zeichnen, die diesen Leuten würde ich sicherlich treffen. Ich saß eine ganze Zeitlang an den Gesichtern, ich war nicht wirklich zufrieden mit dem Ergebnis, aber ich war der Meinung, dass man sie erkennen konnte.

Plötzlich hörte ich hinter mir etwas zu Boden fallen. Erschrocken drehte ich mich um, Letho stand dort, der Kopf des Waldschrats lag vor der Truhe. Er hatte ihn dort scheinbar hingeworfen. „Letho! Du bist zurück!“ begrüßte ich ihn und lächelte ihn vorsichtig an.

„Du wusstest von ihm?“ er deutete auf den Schädel. Ich nickte, er seufzte und rieb sich durchs Gesicht. „Eine kleine Warnung wäre schön gewesen.“ Knurrte er. „Ich hatte es versucht.“ Stammelte ich. „Und als wir am See entlang sind, hatte ich nicht mitbekommen das wir an der Ruine vorbei gekommen sind. Sie sollte mir als Orientierung dienen. Es tut mir leid Letho!“ entschuldigte ich mich. Ich stand auf und ging auf ihn zu. „Bitte Letho, du musst mir glauben. Ich wollte bestimmt nicht, dass es so endet. Ich würde nie wollen, dass du verletzt wirst!“ schwor ich ihm.

„Warum hast du nichts gesagt?“ flüsterte er.

„Ich wollte ja, aber ich wusste nicht wie.“ Hauchte ich ebenso leise. „Auch wenn es dafür vielleicht ein bisschen früh ist, aber ich liebe dich. Ich würde dir niemals schaden!“ ich schaute ihm unsicher in die Augen. Ich ging langsam auf ihn zu. Vorsichtig streckte ich eine Hand nach seinem Gesicht aus, „Ich wäre beinahe vor Angst gestorben, als du nicht auf mich reagiert hast. Du wärst wegen meinem Fehler fast gestorben.“ Er schmiegte seine Wange in meine Handfläche.

„Nein Krümel, wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich gestorben. Ohne den Absud, …“ er sprach nicht zu ende. „Aber er hatte doch nicht geholfen.“ Stammelte ich. „Da irrst du dich, er war nur für die Rippen nicht stark genug.“ Hauchte er, dann beugte er sich zu mir und küsste mich. „Versprich mir nur eins, wenn es wieder so etwas geben sollte, versuche uns hartnäckiger zu warnen, oder es zumindest anzudeuten. Vesemir und ich werden dann verstehen. Ich möchte genauso wenig, dass dir etwas passiert.“

Er zog mich näher an sich, „Der Duft von Jasmin passt zu dir.“ Murmelte er an meinen Hals. „Die Seife habe ich von Yennefer bekommen.“ Entgegnete ich, „Wo warst du die ganze Nacht? Ich habe mir sorgen gemacht.“ Wollte ich dann wissen. „Ich musste erst einmal das sacken lassen, was Vesemir erzählte. Ich habe viel nachgedacht und mir wurden einige Zusammenhänge klar, bist du ein Seher?“ fragte er dann direkt.

„Nein, nicht direkt. Aber manchmal sehe ich die Zukunft in meinen Träumen.“ Gab ich zu. Nun, dass ich die Zukunft der Hexer nicht in meinen Träumen sah, musste ich ihm ja nicht direkt sagen. „Ich bin froh, dass ich das jetzt weiß. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, Dinge zu wissen und nichts sagen zu können.“ Murmelte er.

Dann löste er sich von mir, verwirrt sah ich zu, wie er seine provisorisch reparierte Rüstung auszog und dann aus seinen Stiefeln schlüpfte. „Komm her, Krümel.“ Bat er. Als ich bei ihn ankam, zog er mich mit, bis er sich auf das Bett setzen konnte. Er schob seine Hände unter mein Hemd und lehnte seinen Kopf an meinen Bauch.

„Ich brauch dich jetzt ganz nah bei mir.“ Murmelte er. Ich legte meine Hände an sein Gesicht, so dass er mich ansehen musste. „Natürlich mein Großer. Alles was du willst.“ Versprach ich ihm. Ehe ich mich auf seinen Schoß setzte und ihn in einen Kuss zog. Seine Hände wanderten an meinem Bauch hoch, bis zu meiner Brust, wo er die Schnürung meiner Unterwäsche löste.

Bittere Wahrheit

Gemütlich lag ich an Letho gekuschelt und zeichnete träge Muster auf seine Brust. Er tat dasselbe auf meinem Rücken. Mit geschlossenen Augen lauschte ich seinem Herzschlag, der sich mittlerweile wieder beruhigt hatte. Es war für mich ungewohnt gewesen, alles selber zu initiieren, aber ich fand es nicht schlecht. Außerdem hatte es sich Letho verdient, sich einfach mal hinzugeben. Für ihn war es bestimmt nicht leicht, zumal er ja nicht einfach so in ein Bordell gehen konnte. Überall wurde er gesucht. Letho ließ seine Hand ein wenig nach unten wandern und zog mich ein wenig näher. „Worüber grübelst du nach?“ fragte er leise. Überrascht sah ich auf, er hatte seinen Kopf leicht angehoben, um mich ansehen zu können. „Das diese Position für mich ungewohnt war, aber wie gerne ich das für dich gemacht habe.“ Lächelte ich. Dann stützte ich mich auf meinen Ellenbogen und küsste ihn. „Wenn du dich damit nicht wohl fühlst, …“ murmelte er leise. „Schh, nichts davon. Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht schön fand.“ Beruhigte ich ihn sofort. „Ich habe sogar schon weitere Ideen.“ Grinste ich ihn vielsagend an. Ein kleiner Schauer lief durch seinen Körper. Was mich noch breiter grinsen ließ.

„Ich kann kaum glauben, dass das hier echt ist.“ Seufzte er. Ich krabbelte über ihn. „Echter geht es kaum.“ Vorsichtig strich ich über seine Rippen, „Ist wirklich alles wieder verheilt?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Ja wirklich, das hat sich seit deiner letzten Frage vorhin nicht geändert. Und bei dir?“ Sanft strich er über einige Prellmarken.

„Besser als gestern.“ Murmelte ich und beugte mich weiter vor, um ihn zu küssen. „Krümel.“ Wollte Letho mich aufhalten, doch ich ließ mich nicht ablenken, auch wenn Letho nach der Decke fischte.

Ein leises Räuspern, ließ mich erschrocken aufsehen und nach der Decke greifen. „Vesemir!“ quietschte ich erschrocken. Er stand an der Treppe und schaute demonstrativ an die Wand. Knallrot im Gesicht wickelte ich die Decke um uns.

„Ich wollte dich noch warnen.“ Murmelte Letho leise und richtete sich auf, so dass ich nun auf seinem Schoß saß. Zum Glück hatte er mich gehalten, sonst wäre ich nach hinten auf seine Beine gefallen. „Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Aber scheinbar ist sogar alles in bester Ordnung.“ Vesemir klang ein wenig verlegen und drehte sich zum gehen, ohne noch einmal zu uns zu blicken.

Seufzend ließ ich den Kopf auf Lethos Schulter fallen, „Hier hat man wirklich nirgends lange Privatsphäre.“ Maulte ich.

Letho lachte leise, „Dann sollten wir uns vielleicht einen Ort außerhalb der Festung suchen.“ Grinste er. „Der kleine See war doch recht ruhig.“ Schlug er lächelnd vor. Geschockt sah ich ihn an, bis mir einfiel, dass er das Gespräch am Vorabend gar nicht mitbekommen hatte. „Nein Letho, nicht der See. Bitte versprich mir, dass du ihn meiden wirst. Du erinnerst dich an die Geschichte, die ich erzählt hatte? Die mit dem Spiegelhändler? Er scheint dort gelegentlich aufzutauchen. In Vesemirs Jugend sind dort Kinder verschwunden, als ein Mann dort gesehen wurde. Die Beschreibung passt auf ihn und Eskel hat gestern dort jemanden gesehen.“ Flehte ich ihn an.

„Aber sollten wir dann nicht erst recht dort patrouillieren? Um sicher zugehen, ob er es ist, oder nicht?“ wollte er wissen. „Nein Letho, er ist gefährlich. Sehr gefährlich. Gefährlicher als deine Feinde zusammen in einer Person, mit scheinbar unbegrenzter magischer Macht. Du musst mir versprechen, dich von ihm fernzuhalten.“ Bettelnd sah ich ihn an. „Ich weiß was, ich versuche ihn zu zeichnen, damit du nicht aus versehen mit ihm in ein Gespräch kommen kannst.“ Fiel es mir ein.

„In Ordnung Krümel.“ Er strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht. „Ich werde mich von ihm fernhalten.“ Fügte er noch an.

„Danke!“ hauchte ich und überhäufte ihn mit Küssen. Er ließ es eine Weile zu und genoss die Zuneigung. „Wir sollten uns vielleicht unten blicken lassen, bevor der Nächste nach oben kommt.“ Murmelte er dann gegen meine Lippen. „Muss wohl sein.“ Grummelte ich.

Nur ungern löste ich mich von ihm und ließ ihn aufstehen. Für einige Augenblicke hatte ich eine gute Sicht auf seinen unverhüllten Körper, bis er in seine Brouch geschlüpft war. Ein wenig enttäuscht machte ich es ihm gleich. Ich machte mich ein wenig sauber und zog mich dann ebenfalls an. Ich war gerade in meine Stiefel gestiegen, als sich Lethos Arme um mich schlangen. „Was ist los, Krümel?“ wollte er wissen. Ich drehte mich in seiner Umarmung um, damit ich ihn ansehen konnte. „Du hast dich angezogen.“ Schmollte ich leicht. „Sollte ich vielleicht nackt runter gehen? Wer weiß wer sich gerade alles unten befindet.“ Wollte er mit hochgezogener Augenbraue wissen.

„Nun es hätte sicherlich etwas für sich, aber du hast recht. Nur ich darf dich so anbeten.“ Bestimmte ich und gab ihn einen schnellen Kuss, ehe ich aus seinen Armen schlüpfte. Lächelnd schüttelte er den Kopf und folgte mir. Als wir unten aus der Tür traten, wurde klar warum Vesemir wohl nach oben kam. Es herrschte geschäftiges Treiben.

Vesemir nahm die Vorbereitung für die kommende Schlacht scheinbar sehr ernst. Während er, Eskel und Lambert die Waffenständer alle an einen Ort trugen, sortierte Ves die alten Schwerter und Roche trug sie zu den Waffenständern. „Wir sollten wohl mit anpacken.“ Meinte Letho. „Sieht so aus.“ Stimmte ich zu. Letho ging zu Lambert, um ihm zu helfen und ich wollte zu Ves gehen, als Vesemir uns entdeckte. „Ah, Alanya, Letho gut das ihr da seid. Ich habe eine andere Aufgabe für euch. Ihr werdet die Bücher sortieren. Sie sollen in die oberen Regale. Vorrang haben alle Bücher über Magie, Alchemie und Bestarien. Alle Anderen können unten bleiben.“

Ich stieß die Luft aus meiner Lunge, was für eine Monsteraufgabe. Auch Letho schien nicht sonderlich begeistert zu sein. „Wir sollten dann wohl erst mal schauen, was oben für Bücher sind.“ Schlug er vor. Roche grinste gehässig. Er hatte mit Ves die leichteste Aufgabe bekommen. Ich schickte ihm noch einen bösen Blick, ehe ich Letho die Leiter nach oben folgte.

Als wir uns um das erste Regal gekümmert hatten, fühlte ich mich von Vesemir leicht betrogen. Die Bibliothek, zu der er mir den Zugang alleine verwehrt hatte, war die ganze Zeit vor meiner Nase, versteckt zwischen alten, zerfledderten und unwichtigen Büchern.
 

Einige Stunden später taten mir Arme und Beine weh, vom hoch und runterklettern sowie dem hin und her tragen der Bücher. Aber es hatte auch einen kleinen Vorteil, dass wir uns um die Bücher kümmerten. Draußen regnete es und die Anderen suchten draußen alle Schwerter und sonstige Waffen zusammen. Doch plötzlich stockte Letho, er starrte in Richtung des offenen Tores. Erst als ich mich darauf konzentrierte, konnte ich es auch hören. Draußen zeterte eine weibliche Stimme herum und es war nicht Ves, ihre Stimme klang anders. Neugierig gingen wir näher. Wir erreichten gerade die Tür, als wir das Portal sich schließen sahen. Yennefers Freundin war wohl angekommen.

Jetzt konnte ich auch verstehen, wer da über das Wetter zeterte und sich darüber beschwerte, dass ihr neues Kleid ruiniert wäre.

„Geralt hat mich hierher eingeladen und Yennefer hat mir versichert, dass ihr wüsstest das ich komme. Jetzt tragt gefälligst meine Sachen rein!“ keifte sie. Doch die Hexer blieben einfach stehen. Ich verdrehte die Augen, noch so eine Zauberin, die Hexer als ihre Leibeigenen betrachtete. Ich zog die Schultern hoch und trat in den Regen zu den Anderen.

„Oh Alanya, ich wusste gar nicht, dass du hier bist. Ich dachte du wärst noch mit Geralt unterwegs.“ Begrüßte sie mich, als ich neben Vesemir zum stehen kam. „Aber es passt gut, vielleicht hören diese Hornochsen auf dich. Sag ihnen, sie sollen meine Sachen rein tragen, bevor sie völlig durchnässt sind.“ Forderte sie. Ich seufzte, „Vielleicht solltest du aufhören sie zu beleidigen und einfach höflich fragen, ob sie dir helfen Keira.“ Schlug ich ihr vor. „Du musst noch viel lernen, das sind Hexer, die verstehen keine Höflichkeit!“ erwiderte sie. Ich konnte Lambert knurren hören und auch Vesemir schien nicht wirklich erfreut.

Ich ging ein paar Schritte vor und drehte mich zu den Hexern um. „Wärt ihr vielleicht so freundlich? Ich befürchte, wir würden sonst noch den ganzen Abend hier stehen.“ Bat ich sie.

Aber erst als ich mir eine kleine Kiste und Letho sich ebenfalls eine nahm, um sie rein zu bringen, kam Bewegung in die Anderen. „Na geht doch.“ Meinte Keira abfällig und stolzierte an uns vorbei ins Trockene. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.

Doch kaum war ihr Gepäck drinnen, fing sie schon wieder an. „Was ist das denn für eine Bruchbude? Wie hat Yennefer das hier nur ausgehalten? Kein Wunder, das sie nach Skellige abgehauen ist!“ zeterte sie. „Ich hoffe mein Zimmer ist in einem besseren Zustand!“ forderte sie.

„Wir sind keine Herberge!“ entgegnete Vesemir. „Du verlangst doch wohl nicht, dass ich bei einem von euch in einem Zimmer schlafen soll!“ keifte sie. „Ein Turmzimmer haben wir noch.“ Seufzte Eskel. „Gut, dann bereite es vor. Ich habe Hunger und will dann schlafen gehen. Portalreisen machen mich immer müde!“ kam es nun von ihr. „Da ist die Tür, Treppe bis nach oben. Mach es dir selber sauber!“ wütete Lambert.

„Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst! Ich war die Beraterin von Foltest! So etwas habe ich nicht nötig!“ selbst Roche verdrehte jetzt die Augen, musste er sich damals auch immer so etwas anhören? „Alanya?“ fragte Vesemir ruhig. Ich nickte, „Ich geh schon.“ Murmelte ich. Ich machte einen kleinen Abstecher in die Küche, um den Besen und einen Eimer mit Wasser zu holen.

„Beeil dich aber. Ich möchte mich wirklich gleich frisch machen.“ Forderte sie noch. „Gibt es eigentlich für Magier und Zauberinnen eine Klasse, wie mache ich mich am besten unbeliebt?“ knurrte ich leise vor mich hin. Die Hexer lachten, sie hatten mein Gemurmel verstanden. Vesemir hatte die Tür zum Turm zum Glück offen gelassen. Murrend stieg ich die Stufen nach oben. „Ich hätte Menge vielleicht doch gleich zu ihr schicken sollen. Oder sie mit den Unterlagen zu Radovid gehen lassen!“ Fluchte ich vor mich hin.

Oben angekommen stellte ich die Putzutensilien zur Seite und verschaffte mir einen Überblick. So langsam kam mir der Verdacht, dass ich das schlechteste Zimmer bekommen hatte. Hier gab es komischer weise so gut wie keinen Staub und Gerümpel gab es überhaupt keines. Selbst das Bett war sauber und schien wie frisch bezogen. Nun gut, dann fang ich da mal an, dachte ich mir und ging auf das Bett. Ich nahm das Kissen und schüttelte es auf, als ich die Decke ordentlich falten wollte, fiel mir auf, dass sie von der unten liegenden Seite etwas wärmer schien. Hatte sich hier einer der Anderen zwischenzeitlich vor Vesemir versteckt, um ein Nickerchen zu machen? Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ich wischte die Oberflächen schnell ab und nahm dann den kleinen Bettvorleger und ging damit auf dem Balkon. Eine Krähe saß auf dem Geländer. Sie flatterte mit den Flügeln und krächzte, flog aber nicht davon, als ich den kleinen Teppich ausschüttelte.

„Husch! Flieg zu deinen Freunden. Hier gibt es nichts für dich!“ versuchte ich ihn zu vertreiben. Doch er krächzte nur noch lauter und hüpfte das Geländer entlang. „Husch!“ versuchte ich es erneut. Er flatterte ein Stück hoch, ehe er sich wieder auf das Geländer setzte. „Wenn du zu dem Waldschrat gehörtest, das war sein Pech, er hätte sich nicht an meinem Hexer vergreifen dürfen!“ ich schüttelte den Teppich in seine Richtung. Er krächzte empört und flatterte auf den Dachvorsprung und äugte nach unten. „Dummer Vogel!“ murmelte ich und ging wieder hinein. Vorsichtshalber verschloss ich die Tür zum Balkon, nicht das der Vogel noch herein kam. Auf das Theater dann, hatte ich nun wirklich keine Lust.

Vielleicht sollte ich mit Vesemir sprechen, dass die nächste Zauberin, die hier so unhöflich rein platzte, ihr Zimmer selber machte. Obwohl eigentlich waren ja keine mehr frei. Es war mehr als wichtig, das Avallach den Raum mit Balkon bekam. Sonst könnte er Ciris Kraft nach dem Ausbruch nicht zügeln.
 

Ich sah mich noch einmal kurz um, auch wenn alles ordentlich war, würde Keira bestimmt etwas zum meckern finden und wenn es nur der Bereich unten an der Treppe ist. Seufzend nahm ich meine Utensilien und verließ das Zimmer wieder. Wenigstens habe ich hierfür keine Ewigkeit gebraucht. Ich stöhnte, als ich an die Mengen an Bücher dachte, die noch sortiert werden mussten. Ich machte extra langsam, so müsste Letho zwar mehr buckeln, aber er hatte auch eindeutig mehr Kraft.

Aber irgendwann war auch die längste Treppe zu Ende und ich trat ins Erdgeschoss. Entweder hatten sie alle Schwerter zusammen gesammelt, oder sie wollten nicht mehr in den Regen raus.

Die Regale aus der Mitte des Raumes waren unter die Holzetagen geschoben worden und bildeten so einzelne Abteile. Roche und Ves sortierten dort Bücher ein während die Hexer oben die Bücher einsortierten.

Das Erdgeschoss wirkte jetzt noch größer, aber auch ordentlicher und strukturierter. So konnte man sich schon fast vorstellen, wie hier viele lange Tischen standen, an den die Kinder aßen oder Vorträgen über Monster lauschten.

Sogar die Betten waren woanders hin geschoben worden. Vielleicht zwischen die Regale, überlegte ich. Nur Keira saß an der Seite und kümmerte sich um ihr Aussehen. „Ich mach mich mal in der Küche an die Arbeit, Vesemir!“ rief ich durch den Raum. Er nickte dem zu.

Meine kleine Rache an Lambert musste ich wohl erneut verschieben. Aber irgendwann würde er etliche Zwiebeln schälen.
 

Als ich den Topf endlich vom Feuer heben konnte, war ich froh, dass der Tag sich langsam dem Ende näherte. Ich trug den Topf zum Tisch und ging dann das Geschirr holen. Der Geruch würde die hungrigen Mäuler schon von alleine anlocken. Und ich sollte rechte behalten, während die Hexer gerade dabei waren sich zu setzen, kamen die anderen Drei langsam zum Tisch. Ich verteilte die Schalen und setzte mich ebenfalls. „Lasst es euch schmecken.“ Meinte ich und sah belustigt zu, wie sie sich schon beinahe darüber stritten, wer sich etwas zuerst nehmen darf.

„Jungs, es ist genug für alle da!“ lachte ich. Eskel nutzte die Ablenkung und füllte sich seine Schale. Keira war die Letzte, die sich etwas nahm. Kritisch beäugte sie das Essen.

„Was ist das?“ wollte sie wissen. „Gulasch, heiß ist es am besten.“ Antwortete ich ihr. „Hm, mein neues Lieblingsessen.“ Nuschelte Letho. Ich lächelte ihn an, „Was war es vorher?“ wollte ich wissen. „Das was grad da war, man kann nicht immer wählerisch sein.“ Antwortete er, als er geschluckt hatte.

„Also ich weiß nicht, essbar sieht es nicht aus!“ meckerte Keira.

„Iss es, oder hungere. Etwas Anderes werde ich dir nicht machen.“ Meinte ich zu ihr. Missmutig fing sie dann doch an zu essen. Das Essen verlief ruhig, selbst Roche hatte seine Vorsicht fallen lassen. Vermutlich hatte Ves ihm gesteckt, dass es nur Minzöl gewesen war. Fast alle nahmen sich noch etwas nach und der Topf war beinahe alle. Schade, ich hatte gehofft, dass es für den nächsten Tag nochmal reichen würde.

„Zeigst du mir das nächste Mal, wie man das macht?“ wollte Ves wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Mal schauen.“ Blieb ich wage. „Och bitte, ich zeig dir auch wie man richtig gute Leber zu bereitet.“ Bettelte sie. Letho neben mir, lachte in seine Faust und tarnte es als Husten. Ich unterdrückte ein Würgen, bei dem Gedanken an Leber.

„Warum nicht? Ich hatte schon lange keine gute Leber mehr.“ Meinte Eskel. Ich verengte meine Augen und starrte ihn finster an. „Dann macht ihr Beide das. Ich mache keine Leber.“ Knurrte ich ihn an. „Ist ja schon gut, dann halt nicht.“ Lenkte Eskel ein.

„Du solltest sie nicht gegen dich aufbringen Eskel. Du hast die Ghule gesehen gehabt. Und wenn du dir immer noch nicht sicher bist, schau dir die Waldschrat Trophäe an.“ Meinte Letho ruhig. Ich wurde ein wenig rot, „Ich hatte nur Glück. Außerdem hat er mich Glücklicherweise nicht als ernsthafter Gegner betrachtet zu haben, sonst hätte er mir nicht den Rücken zu gekehrt.“ Spielte ich es runter.

„Sei nicht immer so bescheiden.“ Meinte Letho und wuschelte mir durch die Haare. „Letho!“ maulte ich und versuchte sie wieder zu glätten. Als er nicht mehr in meine Richtung schaute, boxte ich ihm auf den Arm. „Sei froh, dass du keine Haare hast.“ Hängte ich hinten dran. Er grinste in meine Richtung und strich sich dann über den Kopf. Ves, Roche und Keira schauten unserem Gekabbel erstaunt und überrascht zu.

„Königsmörder unter sich.“ Hörte ich Roche murmeln. Sofort lag mein Blick auf ihm. „Für Könige bin ich eher der falsche Ansprechpartner!“ widersprach ich. „Dann eben Attentäter.“ Korrigierte er höhnisch. „Davon findet sich noch ein Dritter hier am Tisch!“ eröffnete ich und starrte ihm in die Augen. Auch sein Blick verfinsterte sich. Ves schaute verwirrt zwischen uns hin und her. „Vernon?“ wollte sie wissen.

„Sie hat wohl zu viel Qualm in Novigrad eingeatmet!“ lenkte er ab. „Von wegen, das musst du gerade sagen!“ wehrte ich mich. „Ich habe ja wohl keine Scheiterhaufen angezündet!“ verkündete er. „Und hab das sicherlich nicht freiwillig getan!“ mittlerweile standen wir beide am Tisch und hatten uns jeweils mit unseren Händen darauf abgestützt. „Da wär ich mir nicht so sicher. Du schienst dich im Tempel ja ziemlich wohl gefühlt zu haben!“ wetterte er. „Das hätte ich mich in einem Melitele oder Majoran Tempel genauso. Das hatte absolut gar nichts mit dem Feuer zu tun!“ fauchte ich.

„So jemanden wie dich hätten die dort niemals rein gelassen!“ höhnte Roche nun. „Dich dann ja wohl auch nicht!“ erwiderte ich. „Schließlich haben wir doch leider einige Gemeinsamkeiten!“ murmelte ich.

„Alanya!“ mahnte Vesemir nun doch langsam, doch ich ignorierte ihn. „Was willst du damit sagen?“ wollte Roche wissen. „Meine Mutter war wenigstens keine Hure!“ fuhr ich ihn an. Doch Roche platzte der Kragen, das Klatschen hallte durch den gesamten Raum. Meine Wange schmerzte.

„Das reicht!“ wetterte Vesemir. „Roche, ab in die Küche. Ich will dich hier heute nicht mehr sehen. Wenn du mit der Küche fertig bist, gehst du in dein Zimmer.“ Befahl er. „Aber, …!“ wollte er widersprechen. „Keine Widerworte!“ knurrte Vesemir. Letho wurde unterdessen von Eskel auf seinem Platz gehalten.

„Heuchler!“ rief ich Roche noch hinterher. „Alanya raus! Ich habe dir etwas gesagt. Du wirst erst wieder rein kommen, wenn der Unterstand vollständig gemistet ist.“ Wandte er sich an mich. Ich starrte ihn wütend an. Doch seinem Blick konnte ich nur wenige Augenblicke widerstehen. „Fein!“ knurrte ich und stapfte wütend zur Tür.

„Letho, du bleibst hier! Sie wird das alleine machen.“ Konnte ich ihn noch hören. Außer Sichtweite rieb ich mir die schmerzende Wange. Roche hatte ganz schön hart getroffen.

Draußen regnete es immer noch und mir wurde klar, wie einfach Roche davon gekommen war, mit dem bisschen Küchendienst. Es gab keine Schubkarre, mit der ich den Mist wegfahren konnte und ich musste ihn außerhalb der Festung abladen. Dazu kam, dass es immer dunkler wurde.

Ich suchte mir zwei größere Eimer, die auch noch gefüllt tragen konnte und machte mich an die Arbeit. So viel dazu, dass ich mich eigentlich auf einen ruhigen Abend gefreut hatte.
 

Nach Stunden hatte ich gerade mal die Hälfte geschafft und meine Hände fühlten sich wund an. Vermutlich hatte ich dort Blasen bekommen.

Die Sonne war schon länger wieder am Horizont, als ich endlich fertig wurde. Völlig durchnässt, vom Regen in der Nacht und dem Schweiß, schlurfte ich ein letztes Mal zur Festung hoch. Ich stellte die Forke und die Eimer beiseite und fütterte die Pferde noch. Endlich konnte ich wieder rein, ich hörte mein Bett schon lange nach mir rufen.

Gähnend schlurfte ich über die Höfe. Seltsamerweise war sonst niemand draußen. Als ich die Zitadelle betrat, saß Vesemir in der Nähe des Eingangs und schärfte einige Schwerter. „Endlich fertig?“ wollte er wissen. Ich nickte und schlurfte an ihm vorbei. „Gut, dann mach dich sauber und komm wieder runter.“ Ich erstarrte und schaute ihn geschockt an, wollte er mir wirklich den Schlaf verwehren?

„Ist das nicht ein bisschen hart, Vesemir?“ wollte Eskel wissen, der sich in der Nähe aufhielt. „Nein, wenn sie sich nicht beherrschen kann, wird sie so vielleicht ihre Energie für etwas nützlicheres verwenden. Schließlich kann ich sie nicht an Pendel schicken, wie einen von euch damals und Küchendienst ist für sie keine Strafe.“ Murrte er. Sein Blick fiel auf mich, „So weit verstanden?“ fragte er, „Ja Vesemir.“ Maulte ich und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Auf dem Weg zum Turm konnte ich sehen wie Lambert noch die letzten Bücher sortierte, aber die Anderen entdeckte ich nicht.

Ich schaffte es kaum die Treppe hoch, so weich waren meine Beine vor Erschöpfung. Als ich endlich oben war, musste ich mich an die Wand lehnen und kurz ausruhen. Letho kümmerte sich gerade um die Feuerstelle im Raum. Nach einigen Minuten ging ich auf ihn zu. „Morgen Letho.“ Gähnte ich. Er drehte sich zu mir um. In seinem Blick lag Enttäuschung. „Ich dachte eigentlich, dass du dich mittlerweile besser beherrschen kannst.“ Begrüßte er mich. Wortlos starrte ich ihn an, ehe ich anfing mich aus meinen nassen Sachen zu schälen.

„Wann hast du das letzte Mal meditiert?“ wollte er wissen, als ich anfing mich zu waschen. Ich musste kurz überlegen, „Ich glaube das letzte Mal war vor dem Vorfall beim Fischen.“ Gestand ich leise. „Dann wirst du jetzt damit anfangen das morgens und abends zu machen.“ Forderte er. „Heute geht nicht. Vesemir will das ich gleich wieder runter komme.“ Murmelte ich und fing an mir trockene Sachen anzuziehen. „Was?“ Letho war leicht geschockt. „Er sagt ich solle meine Energie so besser für nützliche Dinge verbrauchen, weil er mich ja nicht ans Pendel zur Strafe schicken kann.“ Wiederholte ich seine Worte.

Letho seufzte und ging dann zu seinen Sachen. Er kramte darin herum und kam mit zwei Phiolen zurück. „Hier, von beiden aber nur ein paar Schlucke. Nicht alles, soweit bist du noch nicht.“ Meinte er und reichte mir die Fläschchen. „Danke Letho.“ Murmelte ich. Er hatte mir Waldkauz und Schwalbe gegeben. Mit Mühe bekam ich die Korken gezogen und trank etwas davon. Sofort war das bekannte Jucken und Kratzen auf den Schleimhäuten da. Ich verzog das Gesicht und nahm schnell den anderen Trank.

Er reichte mir noch etwas zu trinken, damit ich den Geschmack los werden konnte. Nach und nach spürte ich, wie die Tränke durch mein Blut rasten. Dann fingen meine Muskeln an zu kribbeln und zu brennen. Wenn Letho mich nicht aufgefangen hätte, wäre ich wohl zu Boden gestürzt. Besorgt sah er mich an. „Es wird gleich besser.“ Murmelte er. Ich nickte schwach. Dieses Gefühl war ein kleiner Preis, um einen gewaltigen Muskelkater zu verhindern. Schwalbe würde die feinen Mikrorisse in den Muskelfasern heilen und Waldkauz würde wohl ähnlich wie ein Energiedrink funktionieren.
 

Letho hatte sich auf das Bett gesetzt und mich auf seinem Schoss. „Warum hast du Roche gestern nicht einfach ignoriert?“ fragte er leise. Ich kuschelte mich an ihn, „Ich konnte nicht. Ich kann ihn einfach nicht leiden. Er ist eine falsche Schlange, … entschuldige, nichts gegen euch Vipern.“ Murmelte ich. „Warum denkst du das? Du hast ihn gestern schon Heuchler genannt, warum?“ bohrte er weiter. „Wegen dem was er getan hat. Erst lässt er Geralt auspeitschen und macht dann einen auf Freund. Und er dich hinrichten will. Er beschuldigt dich des Königsmord, dabei ist er doch nicht besser. Er war es, der Henselt getötet hat.“ Erklärte ich ihm.

„Krümel, du solltest dich trotzdem nicht von ihm provozieren lassen. Auch wenn es dir vielleicht schwer fällt.“ Er strich leicht über meine Wange. „Man sieht schon kaum noch was.“ Lächelte er dann. Ich schaute auf meine Hände. Auch die Blasen heilten langsam. Ich richtete mich etwas auf und küsste Letho. „Krümel, versprich mir, dass du dich zurückhälst.“ Bat er. „Das kann ich nicht, aber ich werde mein bestes geben.“ Versicherte ich ihm. Er nickte darauf hin, „Ich möchte nicht, das Vesemir auf den Gedanken kommt, dass er noch härter durchgreifen muss und seine alten Bestrafungsmethoden ausgräbt.“

Nein, das wollte ich auch nicht, in einem der Bücher wurde erwähnt, dass Geralt und Eskel von ihm mit einem Riemen geprügelt wurden, weil sie eine Hummel an einen Krug banden und sich über ihre Fluchtversuche lustig gemacht hatten.

„Du hast recht, ich werde mich bemühen.“ Versprach ich ihm noch einmal. „Gut, dann lass uns jetzt nach unten gehen, bevor der alte Mann nach oben kommt, um zu kontrollieren, was du so lange machst.“ Schlug er vor. Doch ich erhob mich nicht gleich, „Warum hast du eigentlich den Kopf des Waldschrats mit gebracht?“ wollte ich wissen, damit ich noch einen Moment länger bei ihm sitzen bleiben konnte.

„Es ist deine Trophäe, du hast sie dir verdient.“ Meinte er. „Nein, es wäre deine gewesen, wenn du nicht auf mich Rücksicht hättest nehmen müssen. Außerdem weiß ich gar nicht, was ich damit machen soll.“ Entgegnete ich. „Dann nehmen wir sie halt mit runter und fragen Vesemir, ob er ein Platz für sie hat. Sie muss ja eh noch präpariert werden.“ Gab er zurück. Ich nickte und stand widerwillig auf, als er anfing sich zu erheben. Das Kribbeln in den Muskeln hatte mittlerweile fast völlig nachgelassen und ich fühlte mich auch nicht mehr ganz so müde, nur ein wenig unbehaglich. Vermutlich die Reste von Schwalbe in meinem Blut.

Ich ging zum Tisch und packte die Zeichnungen ein, nachdem ich sie zusammengefaltet hatte, dann suchte ich noch nach einem Stück Pergament und dem Kohlestift. Die Zeichnung von Gaunter könnte ich auch unten anfertigen.

Letho hatte den Waldschrat Kopf in der Hand und wartete an der Treppe auf mich. „Na los Krümel, nicht das Vesemir wirklich noch hoch kommt. Nachher kannst du den Rest von Waldkauz haben, dann hältst du zum Abend auch wirklich durch.“ Versprach er. Ich nickte und zusammen verließen wir den Turm.

Unten machte ich mich direkt auf dem Weg zum Esstisch. Natürlich saß dort mittlerweile keiner mehr, aber so würde ich meine Ruhe haben. Ich wusste wie Gaunter aussah, aber sich sein Gesicht ins Gedächtnis zu rufen und dann auch noch auf Papier zu bannen war deutlich schwieriger, als ich dachte. Vielleicht war es einer seiner Tricks, aber am Ende hatte ich eine Zeichnung, von der ich dachte, dass sie reichen könnte. Dass man zumindest ihn erkennen würde, wenn man ihn sieht.
 

Ich war gerade fertig geworden, als sich jemand zu mir setzte. „Hier bist du. Ich habe dich beim Frühstück vermisst.“ Es war Keira. „Musste doch Mist schaufeln.“ Brummte ich. „Die ganze Nacht?“ fragte sie entsetzt. Ich nickte nur. „Aber warum sitzt du dann hier unten und bist nicht im Bett?“ wollte sie weiter wissen. „Vesemir hat es nicht erlaubt.“ Murmelte ich.

„Was warum?“ fragte sie empört. „Warum lässt du das mit dir machen? Er hat dir nichts vorzuschreiben.“

Ich schüttelte den Kopf, „Er hat hier das Sagen. Er hatte mich ermahnt und ich habe nicht gehört, also verpasste er mir eine Strafe. So wie es jeder Anführer macht.“ Entgegnete ich ihr. „Also ich würde das nicht mit mir machen lassen. Wer ist das?“ wechselte sie das Thema, als ihr Blick auf die Zeichnung fiel. Ich seufzte, „Das ist Gaunter O’Dimm. Er nennt sich auch Mann des Glases oder Spiegelhändler.“ Erzählte ich ihr.

„Hm, ich glaube von einem Mann des Glases habe ich schon mal gehört gehabt. Es klang eher wie Aberglaube, solch Geschichten erzählen sich doch nur Waschweiber. Deswegen habe ich da nicht weiter zugehört.“ Äußerte sie. „Die Geschichten stimmen, ihn gibt es wirklich und wenn ich mit meiner Vermutung recht habe, treibt er sich gelegentlich hier im Tal herum. Ich hoffe, dass ich mich wirklich irre.“ Erklärte ich.

„Ihn gibt es wirklich?“ fragte sie überrascht. Ich nickte erneut. „Ja und ich habe eine Zeichnung gemacht, damit die Anderen wissen, von wem sie Abstand halten sollten.“ Sie runzelte die Stirn, „Woher weißt du von ihm und wie er aussieht?“ fragte sie dann. „Das tut nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass man sich besser nicht mit ihm einlässt.“ Warnte ich sie.

„Wenn mich Jemand suchen sollte, ich bin draußen.“ Meinte ich noch und stand auf. Die Zeichnung ließ ich auf dem Tisch liegen.

Ich würde versuchen meine Technik mit der Armbrust noch ein wenig zu verbessern. Da ich nicht wusste wann Geralt hier ankam, konnte ich nicht abschätzen, wie viel Zeit bis zur Schlacht noch blieb, daher sollte ich ein wenig mehr üben, als ich bisher getan hatte. Ich wollte zumindest sagen könne, ich habe alles versucht, falls mein Plan doch nicht klappen würde.

Ich lief über die Höfe, bis zum Trainingsbereich.

Dort stellte ich die Trainingsattrappen auf, was aber deutlich leichter gesagt, als getan war. Die waren sau schwer. Dann suchte ich mir ein paar alte Nägel aus den Kisten und pinnte damit die Zeichnungen an die Köpfe. Die beiden Nilfgaarder und Imlerith. Die drei sollten meine Motivation ein wenig stärken. Vor allem der Elf. Er war schließlich der Grund für diese Aktion hier.
 

Nach etlichen Versuchen schaffte ich endlich, dass fast jeder Schuss traf. Auch wenn ich immer noch weit entfernt davon war, auch wirklich dort zu treffen, wo ich hinzielte. Umso mehr freute ich mich natürlich, wenn ich es dann doch schaffte. In diese Situation platzen die Hexer. Ich hatte gerade die Imlerith Attrappe zwischen die Augen getroffen und machte einen Luftsprung vor Freude, als ich Eskel hinter mir hörte, „Scheint als hätte Roche doch recht gehabt.“ Meinte er zu jemanden. Erschrocken fuhr ich herum.

Eskel, Letho und Vesemir standen dort. Roche stand mit Abstand hinter ihnen. „Was treibst du da?“ wollte Vesemir wissen. „Ich übe das Schießen. Sieht man doch.“ Gab ich zurück. „Und warum nimmst du Nilfgaarder als Ziele?“ wollte Eskel wissen. „Woher weißt du das sie aus Nilfgaard sind?“ wollte ich sofort von ihm wissen. „Hab sie an der Grenze getroffen.“ Zuckte er mit den Schultern. „Wo genau!“ forderte ich. „Äh, bei Ban Glean, glaub ich. Warum?“ fragte er verwirrt.

„Die schnappe ich mir!“ fluchte ich und wollte schon in Richtung der Pferde. „Ganz toll, jetzt hast du ihr auch noch verraten, wo sie ihre Ziele finden kann.“ Meckerte Roche. „Alanya, bleib sofort stehen!“ forderte Vesemir. Grummelnd kam ich seiner Forderung nach und drehte mich zu ihm um. „Wo willst du hin?“ fragte er. „Den Halunken das geben, was sie verdienen!“ ich wollte mich schon wieder umdrehen und weiter gehen. „Du bleibst hier!“ befahl Vesemir. Ich ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. Ich schaute zu Letho, der mich allerdings eher ratlos ansah.

„Du hast gesagt, du hilfst mir, wenn ich sie finde.“ Forderte ich von ihm. Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. „Nicht jetzt Krümel.“ Beschloss er. „Aber, …!“ wollte ich widersprechen, aber Letho schüttelte den Kopf. Er flüsterte etwas zu Vesemir, das diesen aufseufzen ließ.

„Kann ich darauf vertrauen, dass du hier bleibst, oder muss ich dir einen Aufpasser zur Seite stellen.“ Wollte Vesemir von mir wissen. „Nein, ich werde hier bleiben.“ Gab ich unwillig nach. „Gut, dann räum hier auf und komm rein.“ Forderte er noch und ging dann zurück. Letho kam zu mir und die anderen Beiden folgten Vesemir. „Ich dachte du würdest mir helfen.“ Murmelte ich etwas enttäuscht zu Letho, als er mich erreichte. „Das werde ich auch, aber nicht jetzt. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. „Aber!“ wollte ich mich widersetzen. „Nein Krümel. Wir haben hier im Moment mehr als genug zu tun. Es gibt eine andere Zeit für deine Rache.“ Versuchte er mir klar zu machen. Dann zog er mich an seine Brust. „Wer ist der Dritte?“ wollte er dann wissen. „Das kann ich dir jetzt noch nicht verraten. Aber er hat den Tod mehr als verdient.“ Murmelte ich. „Verstehe.“ Flüsterte Letho und strich mir sanft über den Kopf.

Zusammen sammelten wir die Bolzen wieder ein und ich stellte die Armbrust zur Seite. Ehe wir den Anderen folgten, reichte Letho mir die angefangene Phiole. „Hier, bis zum Abendessen ist es noch eine Weile und ich denke nicht das Vesemir dich vorher ins Bett lässt. Versuche ihn bitte nicht noch mehr zu reizen, das tut Keira schon genug.“ Bat Letho mich. Ich nahm das Fläschchen entgegen, „Ich werde mich bemühen.“ Murmelte ich und leerte die Phiole. Der Geschmack war widerlich und die Nebenwirkungen echt nervig. Zum Glück beschränkten die sich nur noch auf das Jucken und Kratzen im Mund. Bei Schwalbe sah es ein wenig anders aus, der Trank würde meine Verletzungen zwar heilen, aber ich konnte ihn nicht wie die Hexer prophylaktisch vor einem Kampf nehmen. Er würde mich zu sehr schwächen.

Auf dem Weg nach drinnen, schnappte ich mir noch Lamberts alte Rüstung, die immer noch draußen lag. Schließlich musste ich sie auch noch fertig machen und weiter mit der Armbrust üben, war für heute wohl nicht drin. Dank Roche, warum auch immer er nach draußen kam.

„Was ist los Krümel? Du knurrst ja schon beinahe.“ Lachte Letho leise neben mir. „Wegen Roche kann ich heute nicht mehr weiter üben.“ Maulte ich. „Ach Krümel, du kannst doch morgen weiter machen. Heute machst du einfach deine regulären Aufgaben und nach dem Essen gehst du schlafen.“ Entgegnete er, während er mir die Tür zur Zitadelle auf hielt. „In Ordnung. Ich werde den Kopf unten halten.“ Versprach ich ihm.

Während ich draußen war, hatten die Wölfe scheinbar noch ein wenig umgeräumt. Dort wo ursprünglich die Betten standen, war nun die Brauausrüstung aufgebaut worden. Daneben Kisten und Regale in denen sich scheinbar Zutaten befanden.

Der Bereich um die Tische wirkte heller, da dort jetzt noch mehr Kerzen standen. Erfreut stellte ich fest, dass meine Zeichnung wirklich noch dort lag. Ich hatte befürchtet, dass sie zwischendurch verschwand.
 

Später am Abend fiel ich todmüde ins Bett. Bis zum Abendessen hatte ich mich um die Rüstung von Lambert gekümmert und nebenbei Ves mit Uma beobachtet. Sie schien nicht dieselben Probleme mit ihm zu haben, wie ich.

Nach dem Essen bin ich direkt hoch gegangen, hatte mich ausgezogen und aufs Bett gefallen. So wie ich aufkam, blieb ich auch liegen und schlief auf der Stelle ein. Nur als Letho die Decke unter mir hervor zog und dann ebenfalls ins Bett kam, wurde ich kurz wach. Ich kuschelte mich an seine Seite, nur um dann direkt wieder einzuschlafen.
 

Als ich am morgen wach wurde, war die Sonne gerade am aufgehen und färbte die Wände rot. Ich blinzelte und rieb mir dann den Schlaf aus den Augen. „Morgen Krümel. Gut geschlafen?“ hörte ich Letho fragen. „Hm, wie ein Stein.“ Gähnte ich und drehte meinen Kopf dann zu ihm. „Und du?“ wollte ich dann wissen. „Auch gut.“ Er zog mich ein wenig höher auf seiner Brust und küsste mich dann. Ich seufzte wohlig und kuschelte mich an ihn. Mein Kopf lag wieder auf seiner Brust und ich konnte seinem Herzen lauschen, das kräftig und ruhig schlug. „Letho?“ fragte ich nach einer Weile. „Hm?“ summte er. „War Vesemir gestern noch immer schlecht drauf, nachdem ich ins Bett bin?“ wollte ich von ihm wissen.

„Keira hat ihn noch ziemlich genervt, wenn du das meinst. Außerdem schien ihm das Gesicht von diesem O’Dimm bekannt vor zu kommen. Er konnte sich bloß nicht daran erinnern, wo er ihn schon mal gesehen hatte.“ Antwortete er. Ich stützte mich auf den Ellenbogen und schaute Letho an. „Vielleicht sollten wir ihn ein wenig aufmuntern, was meinst du? Hilfst du mir beim Frühstück machen?“ bat ich ihn. „Wenn du so liebst fragst, wie könnte ich da nein sagen?“ lächelte er. „Danke mein Großer. Vielleicht bekomme ich Keira auch noch davon überzeugt, heute Abend die Wanne hier oben mit Wasser zu füllen.“ Schlug ich vor und erhob mich langsam.

„Das klingt großartig.“ Grinste er. „Hm, vor allem, weil sie groß genug für uns Beide ist.“ Zwinkerte ich. Dann stand ich wirklich auf und machte mich für den Tag fertig. Letho folgte meinem Beispiel und stand ebenfalls auf. Bevor ich jedoch runter ging, suchte ich noch die Unterlagen von dem Magier auf der Reuseninsel heraus. „Mit Zauberinnen verhandelt man am besten.“ Grinste ich, als Letho mir neugierig zu sah. „Keira arbeitet an dem Heilmittel für die Catroina Seuche. Erinnerst du dich, wie sie mit Geralt davon ritt und er ohne sie wiederkam.“ Fragte ich ihn. Er nickte und so fuhr ich fort, „Er hatte ihr Unterlagen von einem Magier besorgt, als sie davon ritten, wollte sie sie ihm stehlen, weil er sie nicht zu Radovid gehen lassen wollte. Allerdings hatte ich sie mir von ihm aushändigen lassen, bevor Keira bemerkte das er zurück ist.“ Ich winkte mit den Notizen leicht. Grinsend schüttelte der Hexer den Kopf. „Du bist schon so eine.“ Lachte er. „Ach was für eine bin ich denn?“ wollte ich ihn necken.

„Mein kleiner Teufel.“ Grinste er und schnappte mich und trug mich die letzten Stufen der Treppe runter. Lachend befreite ich mich aus seinem Griff, als wir unten ankamen. Aus dem neuen Schlafbereich konnte man noch schnarch Geräusche hören, so dass wir leise in die Küche rüber huschten.

Letho schnitt den Speck und briet ihn, während ich schnell ein paar Kartoffeln schälte und in feine Scheiben schnitt. Dazu würde es Rührei geben. Das Essen war eigentlich schnell fertig, aber da es nicht so klang, als wären die Anderen schon wach, blieben wir noch in der Küche. Letho lehnte an dem Tisch und ich an ihm. Ich hatte meine Arme um ihn geschlungen und mein Kinn so auf seine Brust gestützt das ich ihn ansehen konnte. „Hast du für heute schon etwas geplant?“ fragte ich ihn. „Nein, eigentlich nicht. Aber Vesemir findet bestimmt eine Aufgabe, außerdem sollte ich unsere Tränke erneuern.“ Antwortete er. Ich nickte, „Ich werde noch ein bisschen Schießen üben. Und mich mit Keira befassen.“ Er strich mir ein paar Haare aus der Stirn. „Das Schießen musst du wohl verschieben. Es regnet ziemlich stark draußen. Aber du könntest mir mit den Tränken helfen oder Vesemir fragen, ob er eine Aufgabe für dich hat.“ Schlug er vor.

„Dann werde ich dir helfen.“ Stimmte ich zu und zog ihn in einen Kuss. Letho wollte sich aus dem Kuss befreien, doch ich ließ meine Fingerspitzen über seinen Nacken streichen. Bei vielen funktionierte es und brachte sofort ein entspanntes zusammensinken. So auch bei ihm, er schloss sogar die Augen. Doch nur wenige Augenblicke später wusste ich, warum Letho sich zurück ziehen wollte. Ich blickte ihn entschuldigend an.

Roche stand in der Tür und starrte uns geschockt an, bis er scheinbar seine Sprache wiedergefunden hatte. „Natürlich, ich hätte es mir denken können!“ spuckte er entsetzt. Letho knurrte, er war überhaupt nicht davon angetan, dass Roche nun über uns bescheid wusste. Ich fasste nach Lethos Arm, um ihn ein wenig zu beruhigen. Doch es hatte nicht den gewünschten Effekt. Er zog seinen Arm weg und schob mich ein Stück hinter sich, so dass er nun zwischen mir und Roche stand. Diese Geste war eindeutig und Roche nahm sie schief grinsend zur Kenntnis.

„Wage es dich noch einmal, sie anzufassen oder zu bedrohen!“ warnte Letho ihn, doch Roche verschränkte seine Arme vor der Brust. „Und wenn?“ provozierte der Kommandant. Letho ballte die Hände zu Fäuste. „Letho.“ Bat ich ihn leise. „Roche wird sich benehmen und nicht wagen etwas zu versuchen, es sei denn er will das alle wissen was wirklich in Vergen mit dem Einhorn passierte.“ Sprach ich nun so laut, dass auch Roche mich verstand. Dieser versteifte sich sofort und alle seine Muskeln spannten sich an. „Du wagst es!?“ spie er hervor.

Ich nickte, „Sollte mir oder Letho etwas zustoßen, habe ich Vorkehrungen getroffen, dass die Wahrheit an das Licht der Öffentlichkeit kommt. Alle Wahrheiten!“ drohte ich ihm im Gegenzug. Dass dies nicht stimmte, würde ich ihm sicherlich nicht auf die Nase binden. Roche erbleichte leicht und verließ die Küche. Eine stille und verwirrte Ves folgte ihm. „Vernon? Was meint sie?“ wollte sie von ihm wissen und die Tür schloss sich hinter ihnen.

„Krümel!“ Letho war immer noch leicht aufgebracht. „Es tut mir leid Letho, das wollte ich nicht.“ Entschuldigte ich mich bei ihm. Mit einer bedrohlichen Haltung kam er auf mich zu, „Du kannst nicht jeden erpressen.“ Murmelte er. „Aber ich könnte es versuchen.“ Grinste ich unschuldig. Er stand jetzt direkt vor mir, während mein Rücken die Wand berührte. Er stütze sich mit einer Hand über meiner Schulter ab und beugte sich leicht zu mir runter. „Du bist zu unbedacht, vielleicht sollte ich dich dafür bestrafen, damit du dich ein wenig zügelst.“ Knurrte er leise. Ich schluckte, „Versprochen?“ hauchte ich atemlos. Lethos Augen wurden groß, er war über meine Reaktion sichtlich überrascht. „Ich mag beide Positionen.“ Erklärte ich leise und schaute weg, als ich merkte wie sich mein Gesicht erhitzte.

„Wenn das so ist, werden wir sehen.“ Flüsterte er an mein Ohr und dirigierte mich am Kinn so, dass ich ihn wieder ansah. Er überbrückte den letzten Abstand und küsste mich. Dann löste er sich von mir. „Du kannst das Essen schon einmal auftun. Ich werde die Anderen wecken.“ Wechselte er abrupt das Thema, so dass ich ihn nun verwirrt anschaute. Als er sich aber in Richtung Tür bewegte, machte auch ich an die Arbeit. Ich portionierte alles und brachte es dann nach draußen zum Esstisch.

Nach und nach trudelten alle. Die Miene der Hexer hellte sich deutlich auf, als sie das reichhaltige Essen erblickten.

Während des Essens blieben alle ruhig, nur Roche blickte mich immer wieder an, doch ich versuchte es zu ignorieren. Ves wiederum blickte ständig zu Roche. Ich fand in ihrem Blick lag eine gewisse Sehnsucht. Schulterzuckend nahm ich es erst einmal zur Kenntnis.

Nach dem Mahl ging jeder an seine Aufgaben, nun alle bis auf Keira, die scheinbar wieder in ihrem Zimmer verschwand. Ich nahm mich dem Geschirr an und machte schnell den Abwasch. Schließlich wollte ich Letho gleich helfen. Ich räumte die Küche auf und trat dann wieder ins Erdgeschoss.

Vesemir stand am Brautisch und schien irgendetwas vor sich hin zu fluchen.

„Was ist los Vesemir?“ fragte ich ihn, als ich näher kam. „Ich wollte einige Tränke und Absude vorbereiten, aber irgendwie scheint der Reaktor und die Kühlspirale defekt zu sein. Ohne dies kühlen die Phiolen zu langsam ab und die Tränke haben nur mindere Qualität oder sie sind völlig wirkungslos.“ Seufzte er. Ich ging um den Tisch herum und besah mir das Gerät. Es hatte eine Halterung aus Holz, die den Reaktor über einer Flamme hielt und über Glasröhren zu einer Retorte führte, wo sich das Destillat sammeln sollte. Um diese Röhre waren zwei Spiralen, eine aus Glas und eine aus Kupfer, diese sollten wohl den Abkühlvorgang beschleunigen.

„Wenn du gerade nichts zu tun hast, hätte ich eine bitte an dich und Letho.“ Fragte er indirekt. Ich schaute auf. „Da es eh regnet, kann ich nicht weiter mit der Armbrust üben und wenn du auch gerade brauen wolltest, hätte Letho wohl auch Zeit.“ Meinte ich. Letho war mittlerweile auch dazu gekommen, er hatte seinen Beutel mit Brauutensilien in der Hand. „Worum geht es denn?“ wollte er wissen.

„Ich bin der Meinung, unten im Keller müsste noch ein weiterer Abseier stehen. Könntet ihr den suchen?“ fragte Vesemir. So hieß dann scheinbar das Gerät, dachte ich mir. „Hast du eine Vermutung in welchem Raum?“ wollte ich dann wissen. „Direkt der erste nach der linken Abzweigung.“ Antwortete er. Ich verzog das Gesicht, „War das nicht der, mit der riesigen Spinne?“ wandte ich mich an Letho. Dieser nickte, „Keine Sorge, ich pass auf, dass dich keine Spinnen fressen.“ Grinste er. Vesemir sah mich fragend an. „Die Spinne war riesig, fast so groß wie Lethos Hand.“ Rechtfertigte ich mich, jetzt grinste auch Vesemir. „Du legst dich mit Monstern an, hast aber Angst vor Spinnen?“ in seiner Stimme schwang der Unglaube mit. „Ich habe keine Angst vor Spinnen, die sind einfach nur eklig!“ schmollte ich.

„Ah natürlich, wenn das so ist. Aber Letho ist ja mit dabei.“ Meinte der alte Hexer. „Na komm Krümel, schauen wir mal, ob wir das Gerät finden. Danach kannst du mir mit den Tränken helfen.“ Schlug Letho vor. Mit zerknirschtem Gesicht stimmte ich zu. So machten wir uns auf den Weg, Letho entzündete die Fackeln in den Gängen, als er jedoch den Raum betrat, blieb er ruckartig stehen und ich lief beinahe in ihn hinein.

„Letho?“ fragte ich ihn. Er ging in den Raum und schaute sich um, ehe er mir zu verstehen gab, das ich folgen konnte. „Ich dachte ich hätte etwas gesehen. Sah aus wie Rauch oder Nebel, aber ich kann nichts riechen.“ Meinte er. „Vielleicht etwas Magisches? Vesemir sagte ja schon, er wüsste selbst nicht genau, was hier unten alles so lagert.“ Schlug ich vor. Doch Letho schüttelte den Kopf, „Nein, eher unwahrscheinlich, das Medaillon hat nicht reagiert.“ Er schaute sich noch einmal um, „Wo hattest du es denn gesehen?“ wollte ich wissen und wich den Spinnweben im Raum aus. „Dort bei dem Durchgang.“ Er zeigte in die Richtung. Ich trat näher, doch auch ich konnte nichts entdecken. Schulterzuckend ging ich zu Letho zurück.

„Vielleicht etwas aus deiner Welt? Ich meine es scheint ja doch recht viel hier rüber zu kommen.“ Überlegte er. „Könnte sein, aber dann müsste im Gang irgendwo ein Gerät dafür stehen.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Wir können ja mal wann anderes dort nachsehen, was sich dort noch alles anfindet.“ Schlug er vor. „Aber nur wenn du da alle Spinnenweben entfernt hast.“ Entgegnete ich und wischte mir welche angewidert aus dem Gesicht.

Letho schüttelte darüber nur den Kopf. „An denen ist doch gar nichts schlimmes. Sie kleben nur ein bisschen.“ Neckte er. „Ja, ja. Lach du nur. Jeder hat halt seine Schwächen.“ Murrte ich.

Letho schlang seine Arme um mich, „Sei nicht so. Hab ein bisschen Spaß.“ Murmelte er an mein Ohr und fing an mich zu kitzeln. „Letho!“ quietschte ich lachend und versuchte mich von ihm zu befreien. „Das ist unfair.“ Lachte ich. Da ich mich nicht aus seinem Griff befreien konnte, ließ ich mich einfach auf den Boden rutschen. Nun saß ich zu seinen Füßen. Als er trotzdem weitermachen wollte, drehte ich mich um und umarmte seine Knie fest. Er versuchte einen Schritt zu machen, doch er verlor sei Gleichgewicht und landete ebenfalls auf seinem Hintern.

Schnell kletterte ich über seine Beine und setzte mich auf seine Oberschenkel und warf ihn gänzlich um. Ich fing seine Hände ein und grinste auf ihn runter. „Hab ich dich, Hexer!“ lachte ich. Er grinste auch. „Oh nein, der Hexenjäger hat mich, wie komm ich jetzt nur wieder frei?“ machte er ein Spiel draus. „Wenn du brav bist, lass ich dich vielleicht wieder gehen.“ Lächelte ich.

„Und was soll ich dafür tun?“ fragte er. „Mir fällt bestimmt noch etwas ein.“ Murmelte ich und beugte mich zu ihm runter. Er schnellte mit seinem Kopf hoch und schnappte nach meiner Lippe, die er zwischen seine zog. Als er sich aus dem Kuss löste, keuchte ich leicht. „Hier unten wird uns bestimmt Keiner stören.“ Grinste er verschwörerisch. Er befreite eine seiner Hände und legte sie auf meinen unteren Rücken, um mich ein Stückchen höher auf seinen Schritt zu ziehen. Ich biss mir auf die Lippe. Sollten wir wirklich hier unten?

Ich schob meine Hände unter sein Hemd, während seine Hände über meine Oberschenkel strichen. Ich beugte mich vor und folgte mit meinen Lippen der Spur meiner Hände.
 

Wir wurden wirklich nicht gestört, aber ein Bett oder zumindest ein Teppich wäre bequemer gewesen. Ich rieb mir meine wunden Knie, während Letho sich noch seine Kleidung richtete. „Alles in Ordnung?“ fragte er, als er kurz aufschaute. „Nächstes mal vielleicht doch lieber wieder das Bett.“ Grinste ich schief. Er nickte, „Bereit nach dem Apparat zu suchen?“ fragte er dann noch.

„Hm, sollten wir wohl wirklich langsam.“ Stimmte ich unwillig zu, aber der Boden lud nun wirklich nicht zum kuscheln ein.

Wir machten uns an die Regale, was hieß ich ließ Letho erst die Spinnenweben entfernen, ehe wir durch die Böden und Kisten stöberten. Letho hatte eine große leere Kiste gefunden, in die wir unbenutzte Phiolen und anderes alchemistisches Zeug legten, das seiner Meinung nach nützlich sein könnte. Den Apparat für Vesemir hatten wir bereits entdeckt, aber Letho wollte die restlichen Regale noch durch schauen. Seine Neugier wurde belohnt, er fand einige Bücher. Sie sahen schon ziemlich alt aus und fielen beinahe auseinander, aber er meinte es könnte interessante Rezepte beinhalten.

Mit der mittlerweile schweren Kiste bepackt, verließen wir den Keller.

Als Vesemir uns sah, runzelte er erst die Stirn, ehe er die Augenbraue hoch zog. „Muss ja ne ziemlich große Spinne gewesen, mit der ihr gerungen habt, so wie ihr ausseht.“ Grinste er. Sofort wurde ich knall rot und versuchte den Dreck von meiner Hose zu klopfen. Doch dann kam mir eine Idee, ich könnte den Spieß auch einfach umdrehen. Ich ging näher zu Vesemir und beugte mich vor, „Der Gambeson, den du damals zurück lassen musstest, er ist übrigens immer noch bei ihr. Sie würde sich bestimmt über einen Brief von dir freuen, sie ist mittlerweile Witwe.“ Flüsterte ich ihm zu. Geschockt sah er mich an. „Was? Woher? Ich weiß gar nicht was du meinst!“ stammelte er verlegen. Ich zwinkerte ihm lächelnd zu, während Letho die Kiste am Tisch abstellte.

„Krümel, ärger ihn nicht.“ Grinste Letho. Ich drehte mich zu ihm, „Ich ärgere ihn überhaupt nicht, aber vielleicht braucht er auch nur einen leichten Schubs in die richtige Richtung.“ Entgegnete ich.

„Ich bin lange aus dem Alter für solche Abenteuer raus.“ Schmunzelte Vesemir. „Dann lass sie einfach wissen, wie es dir geht und dass du dich noch an sie erinnerst.“ Zuckte ich mit dem Schultern. „Ich werde darüber nachdenken.“ Nickte Vesemir.

Ich sah Letho zu während er sein Braubereich vorbereitete. „Alanya, hast du zufällig das Rezept von dem Absud hier? Ich würde es mir gerne mal ansehen.“ Fragte Vesemir. „Ähm ich glaube ich habe es oben liegen.“ Überlegte ich. Letho seufzte und zog ein Büchlein aus seinem Beutel. „Hier, die letzten Einträge sind die Rezepte für sie.“ Meinte Letho und reichte es Vesemir rüber. Dieser studierte die Tränke eine Weile, ehe er sich ein Pergament nahm und einige Notizen machte. Dann reichte er alles an Letho zurück. „Für Waldkauz solltet ihr lieber dieses Rezept nehmen. Es ist deutlich weniger giftig. Das Rezept vom Absud hat Lambert gut rekonstruiert bekommen und bei Schwalbe habt ihr schon die Albedo Variante.“ Meinte er. Überrascht sah ich ihn an. „Schau nicht so. Wenn du drauf bestehst Tränke zunehmen, solltest du wenigstens die nehmen, die dir am wenigsten Schaden.“ Brummte der alte Hexer.

„Danke Vesemir!“ stammelte ich. Damit hatte ich niemals gerechnet. Schließlich war er ja eigentlich strickt dagegen das ich Tränke nahm. „Schon gut. Und jetzt pass auf, damit noch etwas lernst.“ Er nickte in Lethos Richtung, der darauf wartete, dass meine Aufmerksamkeit bei ihm war.

Gemeinsam gingen wir das neue Rezept durch. Dann verbesserte er meine Schneidetechnik und gab ein paar Tricks bekannt, wie man mehr Wirkung aus den Zutaten holen konnte.

Doch nachdem ich gesehen hatte, dass die Sonne wieder schien, wurde ich immer hibbeliger. „Na geh schon. Die restlichen Tränke mach ich alleine.“ Meinte Letho dann irgendwann genervt. „Danke Letho!“ rief ich und eilte schon raus in den Trainingsbereich.

Nachdem ich gestern Fortschritte gemacht hatte, wollte ich heute unbedingt weiter üben. Draußen schnappte ich mir die Armbrust und einige Bolzen. Falls Zoltan ebenfalls kommen sollte, könnte ich ihn fragen, ob er mir Bolzen und eine Armbrust anfertigt, mit der man noch präziser schießen konnte.
 

Mittlerweile trafen über die Hälfte der Schüsse, aber ich musste mich immer noch stark darauf konzentrieren, die Tipps von Letho, Vesemir und aus dem Buch zu berücksichtigen. Ich mahnte mich immer wieder selbst, auf meine Haltung zu achten. Ich sammelte gerade wieder die Bolzen ein, als ich sah, dass Vesemir an dem alten Heuwagen lehnte. Nachdem er bemerkte, dass ich ihn gesehen hatte kam er auf mich zu. „Hallo Vesemir, was gibt es?“ begrüßte ich ihn.

„Du machst schnell Fortschritte.“ Lächelte er. „Man braucht vermutlich nur den richtigen Anreiz.“ Erwiderte ich. Er nickte, „Das stimmt wohl, aber ich frage mich, ob deiner der richtige ist.“ Seufzte er. Ich sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?“ wollte ich daher wissen. Er setzte sich auf einen niedrigen Mauervorsprung und deutete das ich es ihm gleichtun sollte.

Er wartete mit seiner Antwort solange, bis ich mich gesetzt hatte. „Dein Ehrgeiz ehrt dich. Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, dann ist er nicht notwendig.“ Meinte er leise und sah mich eindringlich an. „Wie kannst du das sagen?“ fragte ich ihn geschockt. „Ich bin alt, Alanya. So alt, dass ich selbst nicht mehr weiß, wie viele Jahre ich auf dem Buckel habe. Ich habe viele, sehr viele schöne Jahre mit meinen Wölfen gehabt. Du solltest dir keine Gedanken um mich machen. Verschwende deine Energie nicht an einen alten Hexer wie mich.“ Sprach er sanft und leise.

Ich konnte nur den Kopf schütteln, „Nein das kann ich nicht!“ protestierte ich. Doch Vesemir lächelte nur traurig, „Irgendwann geht alles zu Ende.“

„Nein! Das werde ich nicht zu lassen! Nicht so!“ rief ich aufgebracht, die ersten Tränen liefen über mein Gesicht. Er zog mich in seine Arme und strich mir tröstend über den Kopf, „Ist schon gut Mädchen.“ Seufzte er. Doch ich schüttelte den Kopf. „Nein nicht so! Das hat keiner verdient und ich werde es verhindern.“ Schluchzte ich und krallte mich an seinem Gambeson fest.

unter Beobachtung

Vesemir hielt mich noch lange im Arm, die meiste Zeit sagte er nichts, doch wenn, dann wollte er mich davon überzeugen, dass ich es akzeptieren sollte. „Ich werde es trotzdem versuchen.“ Beharrte ich leise.

„Was ist los?“ wollte eine raue Stimme wissen. Sofort drehte ich mich zu ihm und warf mich in seine Arme, „Hey Krümel, was ist denn?“ wollte Letho besorgt wissen. „Sie möchte bestimmte Geschehnisse verhindern, die auf uns zukommen. Aber ich bin der Meinung, einige Dinge sollte man nicht abwenden.“ Erklärte Vesemir knapp. Letho strich mir über den Rücken, „Wir werden schon eine Lösung finden.“ Murmelte er. Hoffnungsvoll nickte ich.

„Geht ihr ruhig rein, ich werde das hier aufräumen.“ Schlug Vesemir vor. Ich schaute ihn noch kurz skeptisch an, ehe ich mich von Letho wegführen ließ. Ich hoffte, das Vesemir meine Bemühungen nicht damit verhindern wollte, in dem er alles wegräumte und ich nicht mehr üben können würde.

Letho hingegen führte mich erst einmal zum Brunnen, damit ich mein Gesicht säubern konnte und nicht so verheult zu den Anderen gehen musste.
 

„Wir haben dir und Vesemir etwas zu Essen aufgehoben, falls du Hunger hast?“ fragte Letho, als wir die Zitadelle betraten. Erstaunt sah ich ihn an, war ich wirklich so lange draußen gewesen? „Nur ein bisschen.“ Gab ich leise zu, auch wenn mir der Appetit eigentlich vergangen war. Allerdings würde Letho vermutlich trotzdem darauf bestehen, dass ich eine Kleinigkeit aß. Ich setzte mich zu Eskel und Lambert, während mein Hexer in der Küche verschwand. Ich schaute den Beiden eine Weile beim Gwent zu, bis sich auch Roche zu uns gesellte. Er hatte einige Gläser und eine Flasche Schnaps dabei. Er füllte die Gläser und schob jedem von uns eines hin. Selbst mir, was mich ziemlich erstaunte.

Letho stellte allerdings im selben Moment mir meinen Teller vor die Nase. Auch wenn das Essen nicht so gut aussah, roch es doch köstlich. Es schien eine Art Geschnätzeltes zu sein, dabei waren einige Kartoffeln und Pilze.

Lambert und Eskel beendeten ihre Partie und fingen mit Roche eine leicht Diskussion über das Spiel an. Ich hörte nicht wirklich zu und genoss das Essen. Doch irgendwann schien die Stimmung zu kippen.

„Das meinst du doch hoffentlich nicht ernst?“ wurde Roche laut. Verwirrt schaute ich auf. Was war denn jetzt los? „Du bist ein Hexer, du solltest sie vernichten, nicht mit ihnen schlafen!“ fluchte er weiter. Ich schaute zu Eskel, „Nicht alle sind für die Menschen gefährlich!“ erwiderte dieser. „Aber das widerlich! Sie sind nichts Besseres als Tiere!“ argumentierte Roche nun.

Ich hatte eindeutig etwas verpasst, worüber stritten die Beiden? „Sie ist bestimmt kein Tier, nur weil Jemand kein Mensch ist, ist es noch lange kein Monster! Stimmst du mir nicht zu, Alanya?“ wandte Eskel sich plötzlich an mich. „Äh, worüber streitet ihr gerade?“ fragte ich wenig hilfreich. „Über den Sukkubus.“ Murmelte Letho, er hatte scheinbar mitbekommen worum es ging.

„Solange sie keine Männer tötet, warum sollte man sie beseitigen?“ fragte ich in die Runde. „Das mag ja stimmen, aber muss man deswegen gleich mit ihr schlafen?“ empörte sich Roche. Ah, darum ging es also genau, kam mir die Erkenntnis. „Warum nicht? Solange Beide damit einverstanden sind.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Aber es sind schon beinahe Tiere!“ versuchte Roche es erneut. „Das würde ich so nicht sagen, schließlich sind manche Menschen schlimmer als so einige Monster! Und so manches vermeintliches Monster kann deutlich menschlicher sein, als wir.“ argumentierte ich dagegen. Am Fenster konnte man eine Krähe krächzen hören, als ob sie zustimmen wollte. „Du würdest dich also auch, von einem ficken lassen?“ wollte Roche provozieren.

Ich grinste, „Nein, denn das habe ich schon. Eine Najade, um genau zu sein.“ Roche schnappte nach Luft und wurde ganz rot im Gesicht und Eskel lächelte mich dankbar an. Ich nickte ihm zu und verspeiste dann den Rest meines Mahls.

„Was ist denn hier los?“ wollte Vesemir wissen, der sich mit seinem Abendessen dazu setzte. Roche starrte mich immer noch völlig entgeistert an. „Ich glaube unsere Furie hat ihn kaputt gekriegt!“ lachte Lambert. Sofort war der strenge Blick von Vesemir auf mir, „Ich habe nichts gemacht!“ ich hob abwehrend die Hände, „Ich habe ihm nur ein wenig den Wind aus den Segeln genommen, als er Eskel dafür beleidigte, dass er mit einem Sukkubus geschlafen hat.“ Verteidigte ich mich.

Eskel vergrub stöhnend den Kopf in seinen Händen, oh hätte Vesemir das nicht wissen sollen, dachte ich leise.

„Du hast mit einer Najade geschlafen? Ich wusste gar nicht, dass es auch männliche gibt.“ Stotterte Roche im nächsten Moment. „Ich habe nie gesagt, dass sie männlich war.“ Lächelte ich süß. „Aber, aber, aber, …“ versuchte Roche es. „Aber eine Frau sollte nur bei einem Mann liegen!“ bekam er dann irgendwann einen Satz zustande.

Ganz schön prüde, für das Kind einer Prostituierten, aber ich verkniff es mir, das laut auszusprechen. Aber auch Vesemir sah leicht unbehaglich aus, allerdings konnte ich bei ihm nicht sagen, ob es daran lag was ich gesagt hatte oder daran, dass ich es gesagt hatte. Ich nahm an, dass es am letzteren lag, schließlich stammte er aus einer Zeit, wo Frauen und vermutlich auch Männer nicht öffentlich über ihr sexual Leben sprachen.

Ich verkniff es mir ebenso, auf die Abenteuer von Geralt hinzudeuten, die Hexer schienen mehr oder weniger akzeptiert zu habe, dass ich viele Dinge wusste, aber das hieß nicht, dass ich es auch vor Roche noch mehr demonstrieren musste.

„Aber wo wir gerade von einem Sukkubus sprachen, Vesemir, Eskel hatte erwähnt, dass er und Furie unten im Keller auf ein paar alte Bücher gestoßen sind, die sie dir gegeben haben, wo sind die abgeblieben? Es scheinen die Bücher zu sein die ich damals mal von einem Magier bekommen hatte, als Anzahlung.“ Fragte Lambert plötzlich. Sofort lag meine Aufmerksamkeit auf ihm, „Du weißt was das für Bücher sind? Vesemir wollte mir nichts sagen.“ Ich sah ihn flehentlich an. Er wandte sich zu mir, „Ich könnte dir zeigen worum es in dem einen ging.“ Grinste er. Vesemir sah ihn finster an und Letho legte besitzergreifend einen Arm um mich.

„Der Große könnte sogar mitmachen, für einige Dinge brauch man drei Leute.“ Versuchte Lambert zu locken. Ich runzelte die Stirn, was meinte er? „Lambert, kein weiteres Wort!“ knurrte Vesemir. Das weckte meine Neugier umso mehr. „Es gab ein paar interessante Zeichnungen, die ich gerne ausprobieren würde.“ Zwinkerte der Hexer. „Ich habe keine Bilder gesehen.“ Murmelte ich.

„Und das ist auch gut so. Das ist nichts für deine Augen.“ Mischte Vesemir sich ein. „Aber warum denn? Worum geht es denn in dem Buch?“ wollte ich wissen. Ich stand gerade irgendwie auf dem Schlauch und jede Andeutung verwirrte mich ein wenig mehr.

„Es ist von einem Sukkubus geschrieben, für einfallslose Männer.“ Grinste Lambert. „Oh? Oh!“ fiel der Groschen bei mir, „Also so etwas wie ein Kamasutra?“

„Lambert! Ich sagte kein weiteres Wort!“ zischte Vesemir. Doch Lambert ignorierte ihn weiter, „Was ist ein Kamasutra?“ wollte er wissen. Doch bevor ich antworten konnte, lenkte ein dumpfer Aufprall unsere Aufmerksamkeit auf sich. Roche schien die ganze Flasche Alkohol in der Zeit geleert zu haben, während wir über das Buch sprachen, jetzt schnarchte er mit dem Gesicht auf der Tischplatte.

„Ich werde ihn hochbringen, Lambert wir reden später.“ Grummelte Vesemir und legte einen Arm von Roche über seine Schultern und schleifte ihn halb zur Küche.

Ich erzählte Lambert dann noch, was ich über den Inhalt des Kamasutras wusste, es war schließlich Jahre her, dass ich ein solches Buch in den Händen hatte und wusste daher nicht mehr alles. Aber man sollte erwähnen, dass es nicht nur um die verschiedensten Stellungen geht, wie viele annehmen.
 

Meinen Plan, Keira um ein heißes Bad zu bitten, konnte ich nicht umsetzen, sie hatte sich scheinbar den ganzen Tag in ihrem Zimmer eingeschlossen, selbst als Eskel sie zum Essen holen wollte, hatte sie nicht reagiert.

So machte ich mich am nächsten Tag daran, einige Bücher über Pilze, ins besondere über Schimmelpilze heraus zu suchen. Mit denen und den Notizen des Magiers, hätte ich vielleicht eine gute Verhandlungsbasis und Keira könnte mit ihrer Forschung voran kommen. Gegen die Pest half Penicillin und das wurde ursprünglich aus Schimmelpilzen gewonnen, allerdings wusste ich nicht aus welchen, aber so konnte ich ihrer Forschung vielleicht einen kleinen Stups in die richtige Richtung geben.

Auch wenn die Bekämpfung der Ursache mehr bringen würde. Die normale Beulenpest wurde schließlich durch Flöhe von Ratten übertragen und die sogenannte Lungenpest, war derselbe Erreger, nur dass dieser per Tröpfcheninfektion mit der Atemluft aufgenommen wurde und somit zuerst die Lunge befiel. Eine verbesserte Hygiene ist also eindeutig die beste Vorsorge.

„Alanya?“ wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, ich musste wohl eine ganze Zeitlang regungslos dagestanden haben. Ich drehte mich zu dem Hexer um, „Was gibt es Eskel?“ wollte ich wissen. „Hast du Vesemir gesehen?“ doch ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber falls ich ihn sehe, sag ich ihm bescheid, dass du ihn suchst.“ Antwortete ich ihm. Er nickte und ging dann weiter.

Ich legte noch ein letztes Buch auf den Stapel in meinen Armen und machte mich dann selbst auf den Weg.

Keira hatte sich nach dem Frühstück nach draußen gesetzt, sie meinte dort könne sie sich besser auf ihre Texte konzentrieren. Ich ging ebenfalls nach draußen, auf dem Baum, mit der alten Schaukel saßen zwei Raben, die scheinbar neugierig den Hof beobachteten. So langsam kam ich mir verfolgt vor, gestern Abend saß sogar einen auf dem Bettpfosten in meinem Zimmer. Erst mit der Hilfe von Letho konnten wir ihn nach draußen verbannen und heute Morgen saß einer vorm Fenster, beim Esstisch.

Ich schaute stirnrunzelnd zu den Beiden und ging dann weiter. Keira hatte sich auf einen kleinen Turm der Mauer gemütlich gemacht, Der Stoff, der vermutlich mal als Wetterschutz für den Ausguck diente, war repariert und sie hatte sich in einem ziemlich bequem aussehenden Stuhl gefläzt. Daneben stand ein Tisch, mit einigen Büchern und eine Karaffe mit Saft oder Wein.

Als ich bei ihr ankam, konnte ich sehen, dass sie ihn einem Buch über Wasserpflanzen blätterte. „Hey Keira!“ begrüßte ich sie. Erstaunt sah sie auf, „Alanya, was machst du denn hier? Hat dich einer der Hexer zur Theorie verdonnert?“ wollte sie mit einem Blick auf die Bücher in meinen Armen wissen.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte dir ein wenig helfen. Die Catroina Seuche gibt es auch in meiner Heimat, aber wir haben bereits ein Heilmittel.“ Eröffnete ich ihr. Sprachlos sah sie mich mit offenen Mund an. „Was, es gibt bereits ein Heilmittel? Warum weiß niemand davon?“ wollte sie ungläubig wissen. Ich legte den Bücherstapel ab, „Weil ich von sehr weit weg komme. Meine Heimat liegt noch weiter entfernt, als Ophir oder Serrikanien, viel weiter weg, als du dir jemals vorstellen könntest. Daher weiß hier niemand von einem Heilmittel. Vor einiger Zeit, ist einem unserer Gelehrten ein kleiner Unfall passiert, …“ ich erzählte ihr die Geschichte, die ich damals in der Schule beigebracht bekommen hatte, mit dem schimmligen Apfel, der Petrischale und der vernichteten Bakterienkultur. Das lenkte sie auch sehr erfolgreich von der Frage ab, woher ich stamme und wie ich hier in den nördlichen Königreichen gelandet war.

„Es gibt die Möglichkeit, die Erreger gezielt zu züchten und zu untersuchen?“ fragte sie neugierig, ich nickte. „Ja, dafür werden flache Glasschalen und eine spezielle Nährflüssigkeit verwendet.“ Bestätigte ihr. „Und diese Nährflüssigkeit, woraus besteht die?“ war ihre nächste Frage. Ich zuckte mit den Schultern, „Das weiß ich nicht, ich weiß nur, dass sie leicht rötlich aussieht und klebt.“

Sie schien kurz zu überlegen, „Vielleicht eine besonderer Honig?“ schlug sie vor. „Nein, kein Honig. Definitiv. Honig hat auch eine leicht antibakterielle Wirkung und das wäre in dem Fall ja dann kontraproduktiv. Deswegen wirkt Honig ja auch ein bisschen gegen Halsschmerzen.“ Erklärte ich ihr. „Es wird vermutlich eine Zuckerlösung sein, mit irgendwelchen Zusätzen.“ War mein Gegenvorschlag. Jetzt nickte sie. „Und es gibt ein Gerät, dass einem hilft, die Erreger zu sehen? Ist es etwas magisches?“

„Nein, keine Magie. Du kennst doch sicher, die Sehgläser, die einige tragen. Man kann die Gläser noch viel feiner Schleifen, so dass sie noch viel mehr vergrößern. Etwas ähnliches könnten die Astrologen und Astronomen in Nilfgaard haben, um die Sterne zu beobachten. Hast du etwas zu schreiben hier?“ fragte ich sie, sie reichte mir eine Feder und ein Pergamentblatt. Schnell skizzierte ich ihr das Prinzip eines Mikroskops, zumindest soweit wie ich es aus dem Biounterricht noch im Gedächtnis hatte. Daneben eine grobe Skizze eines Fernrohrs und eines Teleskops.

„Es beruht alles auf demselben Prinzip und es kommt nur auf den Schliff der Linsen an. Durch sie wird alles vergrößert. Oder im Falle von Sehgläsern auch verkleinert, je nachdem wie es die Sicht besser macht.“ Erklärte ich und zeigte ihr alles auf den Skizzen. „Allerdings wäre Magie in dem Fall vielleicht hilfreich, wenn es die Erreger nicht beeinflusst. Siehst du hier?“ ich zeigte auf die Stelle, wo normalerweise die Lampe bei einem Mikroskop sitzt, „Wir haben in meiner Heimat, eine Lichtquelle, die nicht so heiß wird wie eine Kerze, allerdings steht die hier nicht zur Verfügung, die könnte man vielleicht mit einem magischen Licht ersetzen und auch der Schliff der Linsen ist vielleicht mit Magie zu bewältigen.“ Ich wollte sie nicht abschrecken, denn die Magier und Zauberinnen bildeten sich hier ja jede Menge auf ihre Kräfte ein.

„Wenn du es schaffst, ein Heilmittel zu finden, dann könntest du nicht nur die Pest heilen, sondern auch viele andere Krankheiten. Es könnte verhindert werden, das Gliedmaßen amputiert werden müssen, weil sich eine kleine Wunde entzündet hat. Und mit Hilfe der Magie, könntest du vielleicht auch eine Impfung herstellen, die verhindert, dass man sich überhaupt ansteckt.“ Schlug ich ihr vor, aber ich wusste, dass es zumindest in meiner Welt keine Impfung gegen die Pest gab, allerdings wusste ich nicht, ob es daran lag, dass man keine herstellen konnte, oder ob man es überhaupt versucht hatte. Aber Keira hatte Magie, vielleicht konnte sie es damit schaffen. „Wie genau funktioniert das mit der Impfung, wie verhindert sie eine Ansteckung?“ sie schien ziemlich aufgeregt über diese Aussicht.

Ich stieß die Luft aus, wie sollte ich ihr jetzt das Immunsystem erklären? Ich war doch selbst kein studierter Wissenschaftler, aber bei dieser Frage fiel mir auch ein, dass ich Letho ja noch die Evolutionstheorie noch mal erklären wollte.

„Das Immunsystem funktioniert durch den Blutkreislauf, dem Lymphkreislauf und einige Organe.“ Begann ich. „Das Blut hat viele Bestandteile, die dafür sorgen, dass unser Körper lebensfähig bleibt. Es gibt unter anderem die Abwehrzellen und die Fresszellen. Die Abwehrzellen identifizieren zum Beispiel einen Krankheisterreger im Blut, dann schwärmen die Fresszellen aus und vernichten diese. Aber nicht jeder Erreger wird sofort erkannt oder er ist zu stark, um effektiv bekämpft zu werden. Aber mit jeder Krankheit, die ein Körper übersteht und man auch ansonsten gesund ist, desto stärker wird die Abwehr. Die Zellen erinnern sich an die Eindringlinge und so werden sie schneller erkannt und bekämpft, oder aber, sie kann gar nicht erst ausbrechen. Und genau da setzt die Impfung ein. Es gibt zwei Arten von Impfungen, zum einen die aktive Impfung, dabei werden der Person abgeschwächte Erreger gespritzt, so dass der Körper die Abwehr dieser Erreger quasi selbst erlernen kann oder die passive Impfung, wo passende Antikörper gespritzt werden. Das funktioniert ungefähr so ähnlich wie ein Gegengift bei Schlangenbissen. Und auch wie bei den Gegengiften, werden die Antikörper meist von Pferden gewonnen, die mit einer abgeschwächten Variante der Krankheit infiziert wurde. Der erkrankten Person wird dann das Serum gespritzt, das aus dem Blutplasma gewonnen wird.“ Versuchte ich es zu verdeutlichen. Ich hoffte, ich brachte nichts durcheinander, es war doch schon einige Jahre her, dass ich es gelernt hatte.

Keira hatte die ganze Zeit interessiert zugehört und sich auch einige Notizen gemacht.

Vielleicht hatte ich ja Glück und stolperte demnächst über etwas nützliches aus meiner Welt, vielleicht ein paar Bücher zu diesen Themen. Wenn es das nächste Mal das Wetter unmöglich machte, etwas draußen zu erledigen, vielleicht sollte ich den Keller noch ein wenig weiter erforschen.
 

„Aber bevor wir oder eher du, zu einer Impfung kommen, muss zuerst ein Heilmittel her. Ich habe dir ein paar Bücher rausgesucht, da ich nicht weiß, von welchen Pilz genau das Penicillin stammt. Aber geh bitte sorgsam mit den Büchern um, sie gehören den Hexern.“ Bat ich sie. Keira nickte kurz und griff sich eines, um ein wenig darin zu blättern.

„Ich habe noch eine Bitte an dich.“ Zog ich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. „Genauer gesagt, ich hätte gerne einen Zauber von dir ausgeführt.“

Sie runzelte die Stirn, „Was für ein Zauber?“ wollte sie wissen. „Ich habe in meinem Zimmer einen Zuber stehen und würde dich bitten, ihn mir mit Wasser zu füllen.“ Erklärte ich. „Aber warum?“ meinte sie. Ich verdrehte die Augen, „Weil ich vielleicht auch gerne mal wieder ein Bad nehmen möchte, du brauchst nur den Zuber füllen, heiß bekomme ich es alleine.“ Entgegnete ich. Ich zog dann die zusammen gefalteten Pergamente aus der Tasche. „Außerdem würde ich dir diese dafür geben.“ Winkte ich damit.

„Was ist das?“ wollte sie sofort wissen und griff danach. „Die Notizen von einem bestimmten Magier, die du haben wolltest.“ Grinste ich und zog sie aus ihrer Reichweite. „Du füllst mir das Wasser ein und ich gebe sie dir.“

„Du hast sie!? Woher hast du sie?“ empörte sie sich. „Geralt gab sie mir, als er zurück von der Insel kam.“ Sie funkelte mich an, „Und ich habe nach denen gesucht.“ Murmelte sie böse. „Also was ist? Schließlich habe ich dir bereits ohne Gegenleistung ein wenig bei deiner Forschung geholfen und dir die richtigen Ansätze genannt.“ Wollte ich wissen.

„Na gut, in Ordnung. Ich werde dir deine Wanne füllen. Am besten jetzt, damit ich danach meine Ruhe habe.“ Moserte sie. Ich legte den Stapel Bücher so hin, dass er keinen Schaden während ihrer Abwesenheit nehmen konnte und folgte ihr dann über die Mauer zur Treppe. Sie eilte durch die Zitadelle und ließ mich bei der Treppe vorgehen.

„Kein Wunder, das Yennefer meinte, dass sie gut nach Aretusa gepasst hätte, … … … und ich wollte nicht glauben das sie meinte sie wäre ein wenig merkwürdig, … … … noch nicht mal ihre Gedanken kann ich lesen.“ Murmelte die Zauberin die ganze Zeit vor sich hin. Zwar leise, aber nicht so leise, dass ich sie nicht hörte.

Ich knirschte mit den Zähnen, versuchte aber ihr Gemurmel zu ignorieren. Oben im Turm angekommen, zog ich den Zuber ein wenig von de Krempel weg. Als ich mich nach Keira umdrehte, sah sich im Zimmer um. Ihr Blick fiel auf das zweite Bett, das unberührt dastand und dann auf das Große, das ungemacht und zerwühlt aussah und auf dessen einer Hälfte, eines von Lethos Hemden lag.

Erstaunt sah sie mich an, „Wirklich? Diesen Schlägertypen?“ fragte sie ungläubig. Ich zuckte nur mit den Schultern. Was hatten sie nur alle gegen Letho? Da ich nicht antwortete, wandte sie sich dem Zuber zu und sprach einige Formeln. Nach und nach fühlte sich der Zuber mit dampfenden Wasser.

„So hier! Es wird erst anfangen abzukühlen, wenn du hineinsteigst.“ Grummelte sie und streckte ihre Hand in meine Richtung aus. Ich übergab die Dokumente und sogleich verschwand sie aus dem Turm.

Da ich gerade hier war, konnte ich auch dafür sorgen, dass das Bett nicht sofort von der Treppe aus zu sehen war. Schließich standen hier genügend Paravents.

Es war zwar umständlich sie durch das Zimmer zu bewegen, aber ich hatte auch keine Lust, dass mich immer gleich alle im Bett sehen, wenn sie hoch kamen. Nachdem ich damit fertig war, wollte ich mich am Fenster vom Wind ein wenig abkühlen lassen, doch ich stockte. Auf dem Fenstersims saß schon wieder ein Rabe. Das konnte doch kein Zufall sein. Ich wollte ihn vertreiben, doch er flog erst wieder davon, als ich das Fenster zuschlug.

Seufzend ging ich hinunter, die Vögel benahmen sich wirklich merkwürdig.

Da ich gerade nicht wirklich etwas zu tun hatte, beschloss ich nach Letho zu suchen, vielleicht konnte ich ihm helfen. Im Erdgeschoss war niemand, also ging ich nach draußen. Ich konnte sehen, wie Keira wieder ihren Platz eingenommen hatte, vermutlich studierte sie gerade die Dokumente des Magiers. Aber von den Hexer war nichts zu sehen. Selbst auf den unteren Höfen nichts. Die Pferde waren aber alle da und Lethos Rüstung lag oben, also waren sie nicht auf der Jagd, naja zumindest nicht alle.

Da ausgeschlossen war, das Letho irgendwo draußen war, musste er dann sich wohl doch irgendwo in der Festung befinden. Ich ging wieder hinein, er musste sich ja finden lassen. Als erstes beschloss ich in dem Raum unterhalb von Keiras Zimmer zu schauen. Die Tür zum Turm war unverschlossen und erstaunlicherweise, das Gerümpel am Fuß der Treppe ein wenig zur Seite geräumt. Ich stieg die Treppe hinauf und spähte dann in das Zimmer. Da war zumindest Vesemir. Allerdings war er alleine.

Er saß an einem Tisch und schrieb irgendetwas, doch dann fluchte er leise und unverständlich, zerknüllte den Zettel und warf es beiseite. Dort lagen bereits einige, was mich erstaunt schauen ließ. Was machte er dort? Ein Krächzen ertönte vom Balkon. Ich unterdrückte ein Stöhnen, schon wieder ein Rabe. Vesemir hatte ihn auch bemerkt und ich konnte sehen, wie er in die Richtung des Vogels schnippte und kurz vor ihm eine kleine Flamme erschien. Das war wohl ein mini Igni, aber bei der Erfahrung die Vesemir hatte, war es vermutlich kein Wunder, dass er die Zeichen so sehr beherrschte. Der Rabe flog ärgerlich krächzend davon und Vesemir widmete sich wieder dem Schreiben.

Ich beschloss ihn in Ruhe zulassen und nach den anderen Beiden zu suchen. Sie waren entweder irgendwo unter der Festung oder in einem Bereich, den ich noch nicht betreten hatte. Ich verließ den Turm und durchquerte das Erdgeschoss, um die Tür an der Treppe zu meinem und Lethos Zimmer auszuprobieren. Sie war tatsächlich unverschlossen. Sie führte auf einen breiten Flur, der mit einigen Fackeln beleuchtet war. Also musste zumindest kürzlich Einer hier gewesen sein. Ich überlegte in welche Richtung ich gehen sollte und wohin diese Türen führen könnten. Eine davon führte, glaube ich, in die ehemalige Bibliothek und eine Andere in so eine Art Gemeinschaftsraum, aber vielleicht sollte ich erst einmal in der alten Waffenkammer nachschauen und wenn dort keiner war, könnte ich die anderen Räume anschauen.

Ich folgte dem Flur und wich immer mal wieder Trümmerteilen aus, die überall lagen. Nach einer Weile konnte ich hören, dass ich auf dem richtigen Weg war. „Verdammt Eskel, jetzt beeil dich mal. Der Balken ist kein Fliegengewicht!“ konnte ich Letho fluchen hören. „Ich versuch es ja, aber er will nicht in die Öffnung passen!“ gab Eskel zurück. Sie schienen also gerade irgendetwas auszubessern oder versuchten es zumindest. Ich bemühte mich nicht, leise zu sein, damit sie mich hörten und nicht erschraken, wenn ich die Tür öffnete.
 

„Ah Vesemir, gut du bist endlich da!“ murrte Eskel, ohne auch nur einmal in meine Richtung zu sehen, als ich den Raum betrat. Letho hatte mich allerdings gesehen und prustete los. „So alt sehe ich nun auch wieder nicht aus!“ schmollte ich. Eskel fiel beinahe vom Stuhl, auf dem er stand, als er zu mir herum wirbelte. „Was machst du denn hier?“ fragte er erstaunt. Letho hatte mittlerweile den Holzbalken abgelegt. „Ich wollte schauen ob ich helfen kann. Vesemir ist außerdem beschäftigt, er sah eben nicht so aus, als würde er demnächst hier auftauchen.“ zuckte ich mit den Schultern.

„Wir könnten hier zwar ein weiteres paar Hände gebrauchen, aber ich bezweifle das du hier groß helfen kannst.“ meinte Eskel. „Was ist denn das Problem?“ fragte ich. Ich hatte schließlich mal eine Tischlerlehre angefangen, auch wenn ich noch nicht einmal das erste Jahr beendet hatte, konnte ich vielleicht trotzdem helfen.

„Der Balken passt nicht in die Halterung, aber die Maße stimmen.“ murrte Eskel. Die Öffnung war ziemlich hoch, so dass selbst Letho nicht hinein gucken konnte.

„Ich könnte mal schauen, wenn mich einer da hoch hebt.“ bot ich an. „Als ob das was bringen würde.“ seufzte Eskel. Letho hegte allerdings keine Bedenken und winkte mich zu ihm. Er hatte sich bereits näher an die Wand gestellt. Als ich bei ihm ankam, packte er mich an der Hüfte und setzte mich einfach auf seine Schultern. „Ich hoffe da sind jetzt keine Krabbelviecher drin.“ murmelte ich und griff in die Öffnung in dem alten Holzbalken.

Es waren zum Glück keine drin, aber das Problem hatte ich schnell gefunden, nachdem ich die Wände abgetastet hatte. Es waren noch einige alte Holznägel, die dort herausschauten und außerdem verjüngte sich die Öffnung nach hinten ein wenig.

„Ich brauch ein Stechbeitel und ein Holzhammer, dann ist das Problem bald beseitigt.“ sprach ich zu Eskel. Stirnrunzelnd kramte er beides aus einer Kiste. „Nicht den schmalen. Ich brauch den breiten.“ wies ich ihn hin. „Und wenn ich dir zu schwer werde, sag Bescheid Letho.“ wandte ich mich an meinen Träger. „Kein Problem, der Balken war schwerer.“ gab er nur zurück. Eskel hatte das passende Werkzeug zusammen gesucht und ich konnte mich an die Arbeit machen. Die Holznägel waren härter als gedacht und ich brauchte mehrere Ansätze, bis ich sie beseitigt hatte. Dann versuchte ich die Öffnung ein wenig zu begradigen. Das Holz war etwas weicher, aber die Arbeit war holprig, da ich quer zu Holzmaserung arbeiten musste.

Nach vielleicht 20 Minuten war ich der Meinung, dass es jetzt passen könnte und Letho setzte mich wieder ab. „Versucht es jetzt noch mal.“ meinte ich zu Eskel, der sich an eine Wand gelehnt und zugesehen hatte. Er schob den Stuhl wieder in Position und Letho hievte den Balken nach oben.

Mit ein wenig hin und her ruckeln und viel Kraft, passte der Balken dann tatsächlich. Eskel richtete dann noch das andere Ende mit dem Gebälk aus und Letho konnte dann den Balken loslassen. „Hätte nicht gedacht, dass er doch noch passt. Oder dass du wirklich helfen könntest.“ murmelte Eskel. „Warum nicht, es war auch ihre Idee mit dem Holztor vor dem Mauerdurchbruch.“ entgegnete Letho. Erstaunt sah der Andere mich an, „Ich bin halt vielseitig.“ tat ich es ab. „Also, was muss noch getan werden?“ wechselte ich das Thema.

„Wir sollen möglichst die alten Schlafkammern wieder bewohnbar machen.“ stöhnte Eskel. „Na dann, lasst uns doch schauen, was alles gemacht werden muss und wo wir am besten anfangen.“ Schlug ich vor. „Du wirst schön vorsichtig sein. Das Gemäuer ist in diesem Teil schon sehr brüchig.“ Mahnte Letho mich. „Natürlich, aber wir könnten Vesemir überraschen und aufmuntern, in dem wir möglichst viel schaffen.“ Entgegnete ich.

„Was macht er denn eigentlich?“ wollte Letho wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich hab ihn nicht gefragt, aber es sah aus, als ob er etwas schrieb und nicht sehr erfolgreich dabei ist.“ Erklärte ich, was ich gesehen hatte. „Vielleicht schreibt er den Brief, wie du es vorgeschlagen hast.“ Schlug Letho vor. „Ja, das kann sein. Also ein Grund mehr, ihn nicht zu stören. Warum hilft Lambert euch eigentlich nicht?“ fragte ich die Beiden.

„Der hat angeblich etwas Anderes vor.“ Entgegnete Eskel. Wir hatten die alte Waffenkammer verlassen und Letho öffnete die nächste Tür, ehe Eskel etwas anderes sagen konnte. „Oh diese wohl nicht.“ Murmelte Letho und schloss die Tür wieder, bevor ich einen Blickhinein werfen konnte. „Das ist die Kammer von Vesemir.“ Erklärte Eskel. Ich hatte mich schon gewundert, wo er schlief. Wir gingen einen Raum weiter. So schlimm sah er gar nicht aus. Er musste nur ein wenig aufgeräumt werden und vielleicht ein neues Bett. An den Wänden hingen einige Felle von Bären und Wölfen. Als ich jedoch ein kleines Rattenfell dort hängen sah, war ich erstaunt. War dies das Zimmer von Ciri? Ich war der Meinung mich erinnern zu können, dass sie ein solches Fell an der Wand hängen hatte.

„Das Zimmer sollten wir vielleicht auch erst einmal in Ruhe lassen.“ Meinte Eskel. Ich konnte ihn verstehen, er wusste ja noch nicht, das Ciri bald wieder da sein würde, nur das Geralt nach ihr suchte.

Wir gingen also nun in das dritte Zimmer in diesem Gang. Als die Tür geöffnet wurde, schlug uns ein schwall feucht kalter Luft entgegen. Die Steine waren mit Moos überzogen und das Bett mehr als morsch. Allerdings war das auch kein Wunder, die Außenwand war voller Risse und dort musste es schon häufiger reingeregnet haben.

„Wenn wir die Risse abdichten und den Raum lang genug heizen, dürften wir ihn zumindest wieder trocken kriegen.“ Murmelte ich. Eskel nickte, „Aber wir haben keinen Karren, mit dem wir das Material ranschaffen könnten. Also nächster Raum.“ Die nächste Tür lag direkt gegenüber. „Ein altes Gästequartier.“ Meinte er und ging hinein. Nun so schlimm sah es hier nicht aus. Es brauchte ebenfalls neue Möbel und müsste gesäubert werden.

Und so ging es mit den anderen Räumen weiter. Wenn sie weiterhin bewohnt geblieben worden wären, würde ihr zustand jetzt nicht so schlimm sein. Aber es wurde schnell klar, wir hatten nicht das richtige Material hier, um die Schäden zu beseitigen.

Ich wollte gerade den letzten Raum betreten, als Letho mich am Arm zurück zog. „Nicht weiter!“ mahnte er. Verwirrt blickte ich ihn an. Er deutete auf die Decke, diese war voller Risse und einige Steine waren bereits herabgefallen, so dass man den Himmel sehen konnte.

Aber nicht nur den Himmel, ein Rabe flatterte gerade durch eines der Löcher hinein. „Schon wieder so ein Vogel!“ schimpfte Eskel. Ihm waren sie also auch schon aufgefallen. Der Rabe landete und krächzte kurz, dann beäugte er uns neugierig. „Schon merkwürdig, die letzte Zeit scheinen hier sehr viele Raben und Krähen zu sein.“ Meinte ich und hockte mich hin, um den Vogel ebenfalls zu betrachten. Aber es gab nichts wirklich Auffälliges an ihm, außer den hellen Fleck am Bauch, sah er aus wie jeder andere Rabe. Er kam zwar kurz näher krächzte einmal laut und flatterte dann wieder davon.

„Der Rabe ist merkwürdig. Ich glaube es war derselbe, der in unserem Zimmer war, Letho.“ Äußerte ich meine Vermutung. „Vielleicht sucht er nach fressbaren?“ schlug Letho vor. „Ja vielleicht.“ Stimmte ich zu, doch es beruhigte mich trotzdem nicht wirklich. Die Vögel verhielten sich nicht normal. Mit einem letzten Blick zurück, folgte ich den Hexern.

„Wäre es möglich, aus den alten Wagen und Karren, die hier so rumstehen, einen funktionstüchtigen zu bauen?“ fragte ich Eskel. Er zuckte mit den Schultern. „Wir könnten es probieren, aber selbst, wenn wir es hin bekommen, heißt es noch lange nicht, dass die Pferde ihn ziehen würden.“ Entgegnete er. „Nun probieren geht über Studieren, würde ich sagen. Wenn es nicht klappt, haben wir es zumindest versucht.“ Meinte ich, außerdem würde so weniger Gerümpel auf den Höfen liegen, die bei dem späteren Kampf hinderlich sein könnten. Nichts wäre ärgerlicher als ein stolpern im Kampf gegen die wilde Jagd über ein paar lose Bretter oder Steine, die auf dem Boden lagen. Aber das sagte ich ihnen natürlich nicht.

Der Heuwagen, der draußen stand, war noch recht in Ordnung, es müssten nur einige Bretter getauscht werden, aber damit würde man nicht das richtige Material transportieren können. „Krümel, würdest du mir meine Rüstung und Schwerter bringen? Währenddessen werden Eskel und ich zwei Pferde vorbereiten. Um den anderen Wagen vom Fluss zu holen.“ Bat Letho mich. Ich nickte, „Ja, ich hol es dir.“ Bestätigte ich. Als ich an dem großen Baum vorbei kam, saß dort schon wieder der Rabe mit dem weißen fleck am Bauch. Er krächzte und flog in meine Richtung, doch ehe er mich erreichte, landete er auf der niedrigen Mauer und krächzte erneut, ehe er auf der Mauer hin und her stolzierte. Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, ehe ich weiter ging. Hinter mir krächzte der Rabe laut, doch ich schaute nicht zurück.

Es war gar nicht so einfach, die Sachen von Letho alle zu tragen. Allein sein Schwert, schließlich war es fast so groß wie ich und ich musste aufpassen, dass ich damit nirgendwo gegenstieß. Letho wäre vermutlich wenig begeistert, wenn ich Scharten oder Kanten in der Klinge hinterließ.

Als Letho mich sah, grinste er und eilte mir entgegen, um mir seine Sachen abzunehmen. Aber dann runzelte er die Stirn. „Warum hast du deine Rüstung angezogen?“ fragte er mich. „Na ich werde euch doch begleiten.“ Entgegnete ich. Er seufzte, „Hast du Vesemir gefragt?“ Ich schüttelte den Kopf, „Nein, warum?“

„Ach Krümel, ich dachte du wolltest ihn nicht weiter reizen. Er sagte doch eindeutig, du sollst hier bleiben.“ Murmelte Letho. „Aber ich will doch gar nicht das Tal verlassen, nur mit euch runter zum Fluss!“ protestierte ich. „Außerdem heißt es nicht, das er mit hier bleiben, die Festung meint.“ Schmollte ich. Lethos Blick wurde etwas ernster, „Dann geh ihn fragen, ansonsten bleibst du vorerst hier in der Festung.“ Betonte er. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Aber er ist beschäftig!“ maulte ich.

„Alanya! Benimm dich nicht wie ein kleines Kind. Wenn du ihn nicht fragst, wirst du hier bleiben. Und wehe du folgst uns heimlich!“ beschloss er ernst. Ich spielte die beleidigte Leberwurst und setzte mich schmollend auf die kleine Mauer. Letho zog seine Rüstung über und ging dann zu Eskel. Als die Beiden losgingen, schaute Letho noch einmal zurück, doch ich ignorierte ihn.

Das war sowas von unfair. Vesemir schrieb scheinbar diesen Brief und alle anderen waren jetzt außerhalb der Festung. „Alles nur wegen Roche und Keira!“ knurrte ich wütend und kickte einen losen Stein über den Hof. Ein Krächzen ließ mich auf schauen. Der Rabe mit dem weißen Fleck, schien ebenfalls zu meckern, während er auf einer der Übungsattrappen saß.

„Du hast recht, ich könnte genauso gut weiter üben.“ Murmelte ich zu dem Raben. Doch dieser plusterte sein Gefieder auf und krächzte erneut. „Du solltest dort lieber wegfliegen, nicht das ich dich noch treffe.“ Warnte ich den Vogel, als ich zur Armbrust griff. Der Vogel krächzte noch einige Male, bevor er tatsächlich davon flog.

Aber ich konnte nicht lange üben. Einige Zeit später hörte ich einen langen Pfiff über den Hof hallen. So einer wie Vesemir genutzt hatte, um Lambert zu rufen. Aber da die Hexer alle außerhalb waren, beschloss ich, Vesemir bescheid zusagen. Nicht das er sie umsonst suchte. Ich stellte die Armbrust zur Seite und eilte dann zur Zitadelle hoch. Vesemir stand oben am Tor und tippte sich ungeduldig auf die Oberarme. Er wollte scheinbar gerade zu einem weiterem Pfiff ansetzen als er mich sah.

„Die Anderen werden wohl eher nicht kommen.“ Beeilte ich mich zu sagen, als ich bei ihm ankam. „Wieso das? Wo sind sie?“ wollte er wissen. „Lambert, Roche und Ves, keine Ahnung. Eskel und Letho sind runter zum Fluss, um den alten Karren zu holen. Wir wollten schauen, ob wir einen neuen aus den alten Teilen basteln können. Damit wir Material für die Reparaturen holen können. Aber Letho wollte das ich hier bleibe.“ Er zog die Augenbraue hoch, „Aha, dann wirst du dich jetzt wohl um die Raben und Krähen kümmern müssen. Ich habe keine Lust, das Keira mir weiter in den Ohren liegt.“ Beschloss er. „Und was soll ich mit den Vögeln machen?“ hakte ich nach. „Vertreib sie irgendwie, lass dir was einfallen.“ Murmelte er und wollte sich schon wieder weg drehen.

„Warte Vesemir, wie soll ich das denn machen? Außerdem verhalten die Vögel sich völlig atypisch. Was ist, wenn die zu dem Waldschrat gehörten?“ wollte ich wissen.

Er seufzte resigniert, „Komm mit, ich habe noch irgendwo eine Zwille. Außerdem habe ich noch nie gehört, dass Raben eines Waldschrats einen Hexer verfolgten. Wenn dann hat eher die Magie sie hier her gelockt. Meinetwegen könnten die Vögel auch bleiben, sie halten die Mäuse fern, aber Keira scheint ein ziemliches Problem mit ihnen zu haben, …“ zur Verdeutlichung rieb er sich sein Ohr, als hätte er einen Tinnitus.

Ich nickte, mir blieb wohl nichts anderes übrig. „Sehr gut, dann komm mit.“ Meinte er und ging wieder hinein. „Ähm, Vesemir, darf ich eigentlich die Festung verlassen? Letho wollte mich nicht mitnehmen, weil du ja sagtest ich solle hier bleiben.“ Fragte ich ihn, während ich ihm folgte. Bei einer alten Kiste blieb er stehen. „Wenn du keine Dummheiten anstellst oder du zu den Nilfgaardern reitest, sehe ich da kein Problem. Du bist schließlich keine Gefangene hier.“ Antwortete er und kramte in der Kiste. Dann reichte er mir eine alte Zwille und ein einen Beutel mit kleinen Kieseln.

„Danke Vesemir, ich werde im Tal bleiben.“ Versprach ich ihm. Er nickte, „Gut, dann schau mal, ob du die Vögel verscheucht bekommst.“

Ich nahm die Gegenstände an mich und beschloss im Gebäude anzufangen. Ich kontrollierte fast jeden Raum, bis auf den von Roche und Ves und bei Yennefer kam ich eh nicht rein. Bei Keira im Zimmer konnte ich sehen, was sie gegen die Vögel hatte. Sie hatte eines ihrer Kleider über einen Stuhl gehängt und darauf prangte nun ein großer Fleck aus Vogelkot. Der Rabe mit dem weißen Fleck saß auf dem Balkon und krächzte, es wirkte beinahe als ob er Lachen würde.

Gerade als ich ihn vom Balkon vertrieb, konnte ich sehen, wie Letho und Eskel zurück kamen. Ich wartete solange, bis sie in der Zitadelle verschwanden und ging dann ebenfalls hinein. Die Balkontür verschloss ich und auch dann die Zimmertür. Den Raum darunter prüfte ich auch, aber dort waren die Türen bereits zu und kein Vogel im inneren. Unten an der Turmtür zögerte ich kurz, war ich immer noch verstimmt genug, um Letho zu ignorieren? Eigentlich nicht, aber wenn er mich mit genommen hätte, müsste ich jetzt nicht diese verdammte Vogeljagd veranstalten. Für einen Hexer wäre diese Aufgabe viel einfacher, da brachte mir auch die Zwille nicht. Als Kind durfte ich nie eine haben und konnte damit also auch nicht umgehen. Da brachte ja sogar das Steinchen werfen mehr.

Ich schlich vom Turm zum Ausgang, ich wollte keinen weiteren Streit herauf beschwören. Ich mochte mich zwar als friedliebend und harmoniebedürftig beschreiben, aber es hatte schon seinen Grund, warum meine Clique mich damals immer nur Vegeta rief, dachte ich schief grinsend. Scheinbar unbemerkt verließ ich die Zitadelle. Die Krähen hatten sich auf dem Vorplatz versammelt, auf dem später Geralt und Ciri ihre Schneeballschlacht abhalten würden. „Was ist bloß los mit euch Vögeln? Könnt ihr euch kein anderes Plätzchen suchen?“ knurrte ich und tat so, als ob ich auf sie zulaufen würde. So wie es viele Kinde mit den Tauben in Fußgängerzonen machten. Der Schwarm stob auseinander und flog davon. Nur der Rabe blieb zurück. Er krächzte und hüpfte auf der Mauer entlang. Er wollte sich nicht verscheuchen lassen, egal was ich versuchte, er hüpfte immer nur ein paar Schritte weiter, wenn ich auf ihn zu kam. Selbst als ich anfing mit den Steinchen zu werfen, flatterte er nur ein kleines Stückchen in die Luft.

„Was stimmt mit dir nicht!“ wollte ich frustriert wissen. Er krächzte, hüpfte auf mich zu und krächzte erneut, nur um dann wieder zurück zu hüpfen. Ich wollte aufgeben, sollte sich einer der Hexer um ihn kümmern. Doch als ich mich umdrehte, um zurück in die Zitadelle zu gehen, landete der Rabe auf einmal vor mir. Er breitete seine Flügel aus und hüpfte so auf mich zu. Als ich anfing zurück zu weichen, zog er seine Flügel ein.

Ich versuchte es erneut, an ihm vorbei zukommen, doch diesmal flatterte er vor meinem Gesicht umher und hakte mit dem Schnabel nach mir, allerdings ohne mich zu treffen. Ich stolperte beinahe die Treppe runter. „Ist ja gut du bekloppter Vogel, ich bleib draußen.“ Knurrte ich. Sofort gab der Vogel ruhe. Er landete vor meinen Füßen und pickte danach, so dass ich mich gezwungen sah, die Treppe hinunter zu gehen. „Und nun?“ wollte ich genervt wissen. Der Rabe flatterte an mir vorbei und landete einige Meter weiter. Er drehte sich zu mir und krächzte erneut auffordernd.

Seufzend ging ich zu ihm, allerdings flog er immer wieder einige Meter weiter, wenn ich in seine Nähe kam.

„Du willst also das ich dir folge?“ fragte ich den Vogel, er krächzte und flatterte mit den Flügeln. Na toll, jetzt sprach ich schon mit Vögeln. Vielleicht tat mir die Welt hier wirklich nicht gut. Wenn mich jetzt jemand sehen würde, würde der mich doch sicherlich für verrückt erklären.

Missmutig folgte ich dem Vogel, etwas anderes blieb mir allerdings auch gar nicht übrig. Denn immer, wenn ich stehen blieb oder versuchte in eine andere Richtung als der Vogel zu gehen, trieb er mich weiter. Als er jedoch wollte, dass ich ihm aus der Festung folgte, zögerte ich. Dies fiel doch garantiert unter Dummheiten, wie Vesemir und Letho meinten. Ein Vogel, der mich alleine aus der Festung lockte und niemand wusste Bescheid. Wer weiß wo der Vogel mich hinführen wollte. Ich blickte zurück, doch es war wirklich niemand zu sehen.

Das Krächzen des Raben hallte unheilvoll durch das Gemäuer am Tor. Ich bat still in Gedanken, Letho und Vesemir um Verzeihung und betete darum, dass dies wirklich kein Fehler war, als ich dem Vogel durch die Toranlage folgte. „Wehe ich kriege wegen dir ärger!“ seufzte ich und trat aus der Festung. Der Rabe flog immer wieder ein Stück vor und wartete dann auf mich. So führte er mich immer weiter den Weg hinunter. Unten an der ersten Abzweigung wartete er jedoch nicht mehr auf mich, sondern bog ab.

„Hallo mein Freund, hast du endlich jemanden herbringen können?“ hörte ich eine leise männliche Stimme. Sie kam mir bekannt vor, konnte sie aber nicht direkt zuordnen. Ich wich auf die andere Wegseite aus und zog mein Schwert, ehe ich langsam weiter ging. So konnte ich denjenigen hoffentlich frühzeitig sehen, ehe er etwas versuchen konnte. Dort saß ein Mann hinter der Biegung. Der Rabe auf seinem Finger. Er schien mich bemerkt zu haben, denn er blickte mich sanft lächelnd an und stand langsam auf. Mit einer Hand hielt er den Riemen seiner Umhängetasche fest.

Überrascht stolperte ich zurück. „Oh ich hätte es wissen müssen!“ fluchte ich und hätte mir am liebsten vor die Stirn geschlagen.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken!“ begrüßte er mich. „Was machst du hier? Wie kommst du hier her?“ was um alles in der Welt, machte der Vampir hier? „Ich bin ein guter Freund von Geralt. Ich heiße Emiel Regis Rohellec Terzieff-Godefroy, ich weiß ein langer und komplizierter Name, daher bevorzuge ich mittlerweile Regis.“ Stellte er sich mit einer leichten Verbeugung vor. Ich senkte mein Schwert, dass ich immer noch in der Hand hielt. Regis würde mir wohl eher nichts tun und wenn doch, würde mir das Schwert eh nichts bringen. „Geralt ist nicht hier, er ist noch auf Skellige.“ Entgegnete ich, immer noch zu verblüfft, um vernünftig denken zu können.

Regis nickte. „Ich weiß, daher habe ich meinen Freund hier gebeten, Jemanden herzuführen, da ich mit meinem auftauchen direkt am Tor keine Unruhen herauf beschwören wollte.“ Er lächelte leicht, wobei er allerdings nicht seine Zähne entblößte. „Aber warum ich?“ fragte ich etwas hilflos. „Das hat der Rabe selbst entschieden, weißt du, sie sind sehr klug.“ Meinte der Vampir vorsichtig. Ich nickte und steckte letztendlich mein Schwert weg. „Wofür sollte er den einen von uns auswählen und herbringen?“ wollte ich dann wissen. Wegen des Blutes wohl eher nicht, hoffte ich zumindest. „Oh nichts Schlimmes, keine Angst Fräulein, …“ meinte er freundlich. „Entschuldige, ich bin Alanya.“ Stellte ich mich schnell vor. „Ah, ja ich habe von dir gehört. Aber darum geht es ja jetzt nicht. Es wäre schön, wenn du eine Nachricht an den Herren Vesemir von Kaer Morhen übermitteln könntest.“ Bat er höflich. Als ich nickte griff er langsam in seine Tasche und zog ein gefaltetes Pergament hervor. Er reichte es mir mit einem langen Arm und seine Hand hielt er so, dass seine Krallen größten Teils verdeckt waren. Ich starrte trotzdem darauf und schnell verbarg er die Hand hinter seinem Rücken. „Wirst du hier auf Antwort warten?“ wollte ich von ihm wissen. „Ich habe einen Unterschlupf gefunden, keine Sorge. Alles andere steht in der Nachricht.“ Entgegnete er immer noch freundlich.

„Regis, könnte ich dich um etwas bitten?“ fragte ich zögernd. Er blickte mich neugierig an, „Um was geht es denn?“

„Die Vögel, sie scheinen auf dich zu hören. Könntest du ihnen vielleicht sagen, sie sollen ihre Hinterlassenschaften außerhalb der Festung fallen lassen? Und dass sie uns die ganze Zeit beobachtet haben, war auch ziemlich unheimlich.“ Bat ich ihn. Er nickte, „Ich werde sie darum bitten. Aber ich kann nicht versprechen, dass sie auch wirklich hören. Es sind schließlich keine Haustiere. Und es lag selbstverständlich nicht in meiner Absicht, euch unwohl fühlen zu lassen.“ Stimmte er zu. „Danke, dann werde ich Vesemir mal die Nachricht hoch bringen.“ Verabschiedete ich mich. Ich drehte mich um und wollte schon losgehen, als mir noch etwas einfiel, als ich mich jedoch zu dem Vampir umdrehen wollte, war er bereits verschwunden.

Seufzend machte ich mich auf den Weg zur Festung. Ich hoffte das Vesemir nicht sofort wieder verärgert sein würde. Die Tür zur Zitadelle hatte sich gerade hinter mir geschlossen, als sie erneut aufgestoßen wurde. Ein kurzer Blick verriet mir, das Letho mir folgte, wo war er denn gewesen? Auf den Höfen hatte ich ihn nicht gesehen. Schnell eilte ich zu Vesemir, der gerade mit Uma spielte. Als er mich bemerkte, richtete er sich auf, „Was hast du angestellt?“ wollte er seufzend wissen. „Wie kommst du darauf?“ wollte ich unschuldig wissen. „Ich sehe es dir an der Nasenspitze an, ich habe mit genügend jungen Hexern zu tun gehabt, um die Anzeichen zu sehen und zu erkennen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ähm, wie würdest du Dummheiten anstellen definieren?“ fragte ich ihn leise. „Alanya, was hast du angestellt?“ fragte er erneut. „Ich habe mich von dem Raben aus der Festung locken lassen, er führte mich zu einem Mann, ich soll dir das geben.“ Gab ich zu und reichte ihm den Brief. Vesemir nahm ihn entgegen, „Kennst du den Mann?“ wollte er dann wissen, „Nicht persönlich.“ Gab ich zu, „Wusstest du, dass er dort sein würde?“ war Vesemirs nächste Frage. Ich schüttelte den Kopf und blickte schuldbewusst zu Boden.

„Warum hast du nichts gesagt?“ wollte Letho wissen, „Der Vogel ließ mich nicht, ich dachte schon, er würde mir die Augen aushacken, wenn ich ein weiteres Mal versuche an ihm vorbeizukommen.“ Flüsterte ich.

Die beiden Hexer sahen mich enttäuscht an, „Du wirst dich an den Tisch setzen und so lange warten, bis ich die Situation mit den Anderen besprochen habe!“ befahl Vesemir. „Ja Vesemir. Es tut mir leid, ich weiß das es ziemlich unvorsichtig von mir.“ Entschuldigte ich mich und ging zum Esstisch. Ich legte meine Arme auf die Tischplatte und stützte meinen Kopf darauf, es konnte noch ein Weilchen dauern, da ich nicht wusste, wo Lambert sich herum trieb.

Lektion

Zu meinem Erstaunen, musste ich doch nicht so lange warten. Vesemir schien Lambert in die Besprechung nicht mit einbezogen zu haben. Nachdem ich mich an den Tisch gesetzt hatte, konnte ich sehen wie Vesemir und Letho leise sprachen. Verstehen konnte ich sie natürlich nicht. Nach einiger Zeit kam Eskel dazu und es war klar, dass sie über mich sprachen, sie schauten immer mal wieder zu mir rüber.

Als sie dann irgendwann zu mir kamen, spähte ich nur durch meine Wimpern zu ihnen auf. Schweigend standen sie mir gegenüber während ich noch am Tisch saß, ich schluckte und kam mir schon beinahe vor, wie ein Verbrecher, der auf sein Urteil wartete.

„Es tut mir leid, ich hätte nach einer anderen Lösung suchen sollen.“ Nuschelte ich. „Nun zumindest bist du einsichtig.“ Fing Vesemir an, „Aber in Anbetracht der Situation, scheinst du trotzdem nicht ganz unbedacht reagiert zu haben.“ Fuhr er fort. Verwirrt blickte ich auf. „Als ich gesehen hatte, wie du die Festung verlässt, habe ich dich im Auge behalten.“ Meinte Letho. Ich runzelte die Stirn, warum hatte ich ihn nicht gesehen?

„Daher haben wir beschlossen, dass du jetzt eines der alten Gästequartiere herrichtest und dann mit Eskel unseren Gast abholst. Allerdings wird Eskel nur für den Notfall mitkommen. Du wirst alleine hin und wieder zurück finden. Es wird deine Aufgabe sein, auf Monster unterwegs zu achten und ihn vorwarnen. Auch im Kampf wird er vorerst nicht eingreifen. Sieh es als kleine Prüfung deiner Fähigkeiten an. Alles Weiter folgt später.“ Eröffnete Vesemir. Ich nickte dazu, ich hatte eh keine andere Wahl.

„Gut, dann werde ich mich jetzt um das andere kümmern.“ Nickte Letho. „Und du reißt dich zusammen, ich will keine Klagen hören, verstanden?“ wandte er sich an mich. „Ja, Letho.“ Versprach ich ihm kleinlaut. Dann drehte er sich weg und verließ die Zitadelle.

„Welches Zimmer soll ich machen? Das unter Keiras ist für Uma.“ Wollte ich von Vesemir wissen. „Eines von denen bei der alten Waffenkammer, aber nicht das neben Meinem.“ Antwortete er mir. Ich nickte und stand dann auf. „Gut, ich werde mich gleich an die Arbeit machen.“

„Je schneller desto besser. Dieser Regis hat sich an einem ungünstigen Ort seinen Unterschlupf gesucht.“ Meinte Vesemir noch.

Ich suchte mir alles zusammen, was ich zum sauber machen brauchen würde und ging dann die Treppe hoch. Ich suchte das Zimmer heraus, in dem am wenigsten gemacht werden musste. Ich säuberte das Fenster und die Oberflächen der alten Möbel und kehrte dann den Boden. Frische Laken gab es hier natürlich nicht, so dass ich erst einmal welche suchen musste.

Ich war gerade dabei, mich um das Bett zu kümmern, als Vesemir den Raum betrat. „Bin gleich fertig!“ versicherte ich ihm schnell. „Sehr gut, aber deswegen bin ich nicht hier. Was kannst du über diesen Regis erzählen?“ wollte er wissen. „Ich weiß nicht viel, aber vielleicht solltest du ihn am besten selber Fragen. Dir würde es vermutlich auch nicht gefallen, wenn ich jemanden einfach so erzähle, was ich über dich weiß. Was allerdings recht wenig ist.“ Entgegnete ich ihm. Er nickte, „Ist er vertrauenswürdig? Ich bin der Meinung, seinen Namen schon einmal gehört zu haben. Aber ich weiß nicht mehr in welchen Zusammenhang.“ Grummelte er dann noch.

„Er ist Geralts Freund, vielleicht hat er den Namen mal erwähnt.“ Schlug ich vor. „Ja, das ist gut möglich.“ Stimmte er zu. Doch man konnte ihm ansehen, dass ihm etwas überhaupt nicht passte. Unter seinem strengen Blick beendete ich die Reinigung des Zimmers, allerdings sagte er nichts weiter. Als ich fertig war, reichte Vesemir mir eine kleine Skizze. Sie war anscheinend in der Nachricht von Regis enthalten und sollte mir als Wegweiser dienen.

Ich schaute mir sie einen Augenblick an und verzog dann das Gesicht, das war keine kurze Strecke, die vor mir lag.

„Nimm eine Fackel mit, ich gehe zwar davon aus, dass du vor Einbruch der Dunkelheit bei Regis ankommst, aber für den Rückweg könntest du eine brauchen.“ Bekam ich noch letzte Anweisungen von dem alten Hexer. „Ja Vesemir, ich nehme Eine mit, aber würde das nicht Eskels Sicht einschränken?“ wollte ich wissen. Er nickte, „Ja, aber da du ihn führen wirst, ist das kein großes Hindernis.“ Entgegnete er. „In Ordnung, dann sollten wir wohl langsam los.“ Meinte ich noch, denn ich hatte eine Lust im lange im Dunkeln im Tal herumzuirren. Ich suchte mir eine Fackel und ging dann zu Eskel.

„Wollen wir?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Ich werde dir folgen.“ Ich band mir mit ein wenig Schnur die Fackel an den Gürtel, so hatte ich vorerst beide Hände frei.

Lambert war mittlerweile zurück und hielt sich ebenfalls im Erdgeschoss auf, er schien an einigen Bomben zu basteln. Noch ein letzter Blick auf die Zeichnung und ich führte Eskel aus der Festung. „Weißt du, was Letho macht?“ wollte ich von ihm wissen. „Ja weiß ich.“ Antwortete er knapp. Ich wartete einen Moment, doch er sagte nichts weiter. „Wirst du es mir verraten?“ fragte ich daher. „Nein, werde ich nicht.“ Oh, er war heute aber gesprächig. Seufzend folgte ich dem Weg, denn ich schon früher am Tag gegangen war.

Mit den Worten von Vesemir im Hinterkopf, pflückte ich einige Schöllkrautblätter und steckte sie ein. Eskel sah zwar neugierig zu, sagte aber nichts. „Hat Lambert eigentlich noch ärger bekommen, weil er mir von dem Buch erzählt hatte?“ wollte ich wissen. Eskel zuckte mit den Schultern. „Er gerät ständig mit Vesemir aneinander. Ein weiteres Mal fällt da gar nicht auf.“ Er schwieg eine Weile, „Wusstest du, dass Regis hier auftauchen wird?“ wollte er nach einiger Zeit wissen. „Nein, woher auch?“ stellte ich die Gegenfrage. Wir hatten die Abzweigung erreicht, an der Regis auf mich gewartet hatte und Eskel blieb stehen. „Vesemir wirkte nicht so überrascht, auch wenn er sich ziemlich darüber aufregt, dass schon wieder Fremde hier sind. Außerdem hat er mir von deiner Herkunft erzählt.“ Erschrocken drehte ich mich zu ihm um, „Er hat was?“

„Er erzählte woher du kommst.“ Wiederholte er sich. „Es ist vielleicht besser, wenn du es auch weißt. Und du bist vermutlich auch vernünftig genug, es nicht aus versehen auszuplaudern.“ Seufzte ich. Ein Krächzen riss mich aus meinen Gedanken. Der Rabe mit dem weißen Fleck kam auf uns zu geflogen. „Regis will wohl sichergehen, dass wir ihn auch finden.“ Murmelte ich. Der Hexer runzelte die Stirn. „Was meinst du?“ wollte er wissen und ging auf das vorherige Gespräch nicht mehr ein. Ich deutete auf den Vogel, „Er hat mich zu Regis geführt, es scheint als wollte er uns abholen.“

Der Vogel krächzte wieder.

„So viel zum Test deiner Fähigkeiten.“ Seufzte Eskel. Empört sah ich ihn an, „Einen ausgetreten Pfad kann ich auch ohne Karte und Führer folgen.“ Maulte ich. „Du weißt also von der Höhle?“ wollte er erstaunt wissen, ich nickte. „Dann solltest du auch wissen, warum Vesemir ungerne dort jemand Fremdes haben möchte. Also los jetzt. Weiter.“ Spornte er zur Eile an. Ich schlug ein schnelleres Tempo an, horchte aber immer mal wieder auf die Umgebung. Soweit ich mich erinnerte, war dieser Weg eigentlich nicht monsterfrei. Der Rabe flog immer ein Stück vor und wartete dann auf uns. Allerdings waren von den Monstern nicht viel zu sehen. Wir fanden nur ein wenig Fell in den Büschen und ein paar Harpyienfedern am Boden. Da Eskel nicht wusste, was Regis war, kam ihm das natürlich merkwürdiger vor als mir. Wir kamen also unbehelligt an der Höhle an und der Rabe flog krächzend in die Dunkelheit. Durch den Sonnenuntergang wirkte die Umgebung rötlich und das Dunkle der Höhle wenig einladend.

Langsam ging ich gefolgt von Eskel in die Höhle. Ich musste mich zum Glück nicht abmühen, den Vorsprung zu erklimmen, da von dort bereits Schritte zu hören waren. Doch es waren nicht nur Schritte von einer Person. „Du hast nichts davon gesagt, dass Regis nicht alleine ist.“ Flüsterte Eskel. „Davon wusste ich nichts. Er hat nichts gesagt.“ Gab ich zurück. Angestrengt sah ich ins dunkle, bis die hagere Gestalt von Regis auftauchte.

„Einen schönen guten Abend.“ Begrüßte der Vampir uns. Dann sprang er den Absatz herunter. „Regis!“ hörte man aus der Dunkelheit, ehe eine zweite Person am Rand erschien. „Keine sorge Dettlaff. Mir geht es gut.“ Beruhigte er den anderen. Ich schluckte und sah zu dem dunkelhaarigen auf. Ich hätte nie damit gerechnet, ihm gegenüber zu stehen, schließlich würde Geralt ihm erst in Toussaint begegnen.

„Entschuldigt, ich dachte es wäre vernünftiger vorerst nichts von Dettlaff zu erwähnen. Außerdem habe ich gar nicht so schnell mit einer Antwort gerechnet.“ Entschuldigte sich Regis. Ich seufzte, „Ah ja, äh Eskel, das ist Regis, Regis das ist Eskel.“ Machte ich die Beiden schnell bekannt. „Sehr erfreut, das ist Dettlaff, ein sehr enger Freund von mir.“ Dettlaff blieb oben an der Kante stehen und nickte uns höflich zu.

„Wo sind eure Pferde?“ wollte der Hexer dann wissen, als er sich etwas weiter umgesehen hatte. „Pferde mögen mich nicht besonders. Daher verzichten wir meist auf sie.“ Umging Regis die Frage. Da es mittlerweile immer dunkler wurde, entzündete Eskel einen der alten Feuerkörbe, die hier noch standen. Im Augenwinkel konnte ich sehen wie Dettlaff zusammen zuckte. „Ich würde vorschlagen ihr holt eure Sachen, damit wir los können. Allerdings habe ich jetzt nur ein Zimmer vorbereitet, da ich nicht wusste, dass du jemanden mitbringst, Regis.“ Er lächelte mit geschlossenem Mund, „Das ist kein Problem, wir sind genügsam.“

Dettlaff war mittlerweile wieder in der Dunkelheit verschwunden und kam mi zwei schwer aussehenden Seesäcken zurück. Er hatte den einen geschultert und den anderen in der Hand. Er sprang von dem Absatz und reichte Regis einen der Seesäcke.

„Lass mich den nehmen, er sieht ziemlich schwer aus!“ bot Eskel an. Ich unterdrückte ein kichern und grinste nur. Aber tatsächlich reichte Dettlaff ihn dem Sack. Auch Regis sah amüsiert aus. Bevor wir allerdings die Höhle verließen, nahm ich die Schöllkrautblätter aus der Tasche und zerrieb sie zwischen meinen Fingern. Die Paste schmierte ich mir wieder über die Augen.

Verwirrt schaute Eskel mir zu, Regis sah eher neugierig aus. „Ich habe nun mal nicht so eine gute Nachtsicht wie ein Hexer und da ich ja den Weg zurückführen soll, muss ich mir ja anders helfen.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Dafür hast du die Fackel mit!“ grummelte der Hexer. „Damit würde ich mir selbst die Sicht nehmen und potenziellen Gegner unsere Position verraten. Schließlich sagte Vesemir, ich solle dies als kleine Prüfung meiner Fähigkeiten sehen, da zählt so etwas dazu.“ Rechtfertigte ich mich. „Und was ist mit Dettlaff und Regis?“ warf Eskel ein, „Ich denke die Beiden werden auch so gut zurechtkommen.“ Entgegnete ich. „Wir werden einfach vorsichtig gehen, keinen Streit bitte.“ Mischte Regis sich ein. Er war scheinbar bedacht darauf, weiterhin als Mensch wahrgenommen zu werden.

Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alle abmarschbereit waren, verließ ich die Höhle. Dank des Schöllkrauts konnte ich den ausgetretenen Pfad gerade noch so erkennen und ging vor. Nach einiger Zeit trat Regis neben mich und lief neben mir her. „Du erwähntest dies sei eine Prüfung für dich, bist du das Überraschungskind eines Hexers?“ wollte er wissen. „Was? Nein, nein. Ich bin das erste Mal auf einen Hexer vor einigen Monaten getroffen. Ich sollte Geralt beaufsichtigen, während er nach Ciri sucht, aber unsere Spur führte nach Skellige und da wollte ich nicht mit. Ich hatte mich abgesetzt und bin auf Letho getroffen, er nahm mich mit hier her. Geralt hatte zwar angefangen mit mir den Schwertkampf zu üben, allerdings übernahm Letho das dann alles. Vesemir will vermutlich nur wissen, was ich wirklich kann.“ Erkläre ich kurz.

„Geralt sucht nach Ciri? Vielleicht hatte Yennefer mich deswegen her gebeten.“ Vermutete Regis. Ich runzelte die Stirn, sie hatte ihn her gebeten? „Wann war sie denn bei dir? Sie reiste vor ein paar Tagen ab, sie wollte eigentlich direkt nach Skellige.“ Wollte ich wissen. „Oh, es ist nicht so lange her, da stand sie auf einmal vor meiner Tür. Sie bat um Hilfe für Geralt und schickte mich hier her. Dettlaff bestand darauf mich zu begleiten. Allerdings frage ich mich, …“ er beendete seinen Satz nicht. „Was fragst du dich?“ wollte ich wissen. „Nun, ich frage mich, wie sie wusste wo sie mich suchen sollte. Vor einigen Jahren gab es ein Ereignis, das ich nur sehr knapp überlebt habe. Ich bin davon ausgegangen, dass ich von allen für Tot gehalten wurde.“ Sinnierte er. Ich unterbrach seine Gedanken nicht weiter und konzentrierte mich wieder auf den Weg. Als ich meinen Blick über den Himmel gleiten ließ, da ich der Meinung war, hier müsste es eigentlich Harpyien geben, fiel mir auf, dass die Nacht vorher und die davor Vollmond gewesen war. Gab es da nicht einen Zusammenhang zwischen dem Vollmond und den Vampiren? Überlegte ich. Ich warf einen kurzen Blick über meine Schulter zu Dettlaff, der diesen erwiderte, als er mich bemerkte. Unwillkürlich kratzte ich über den Ärmel oberhalb meine Narbe.

Schnell blickte ich wieder nach vorne, nicht dass ich mich noch zum Trottel machte und über ein Steinchen stolperte. Der restliche Weg verlief ruhig, nur Eskel richtete den Seesack über seiner Schulter mehrmals neu aus.

„Willkommen in Kaer Morhen.“ Meinte ich, als wir die Festung erreichten. Vesemir hatte uns schon erwartet und stand im untersten Hof. Als er bemerkte, dass wir einen zusätzlichen Begleiter dabei hatten runzelte er die Stirn. „Vesemir, das sind Regis und Dettlaff, Regis Dettlaff, das ist Vesemir.“ Stellte ich sie vor, als wir bei dem alten Hexer ankamen. Vesemir nickte den Beiden zu.

Regis trat vor, „Ich bin erfreut dich kennen zu lernen. Geralt erzählte damals recht viel von dir. Und ich entschuldige mich, dass ich in der Nachricht nichts von Dettlaff erwähnt hatte.“ Wandte er sich Vesemir. „Nun, ändern können wir es jetzt sowieso nicht mehr. Allerdings werdet ihr euch vorerst eine Kammer teilen müssen. Kaer Morhen ist schon lange nicht mehr für so viele Bewohner geeignet.“ Antwortete Vesemir mürrisch. „Alanya wird euch, den Raum zeigen. Aber ich muss darauf bestehen, dass ihr nicht einfach durch Festung stöbert und einfach irgendwelche Türen öffnet und verschlossene Räume betretet.“ Warnte er noch und wandte sich ab.

„Wenn der alte Elgar das wüsste, im Grabe würde er sich umdrehen! Im Grabe!“ meckerte Vesemir leise vor sich hin, während er davon stapfte. Entschuldigend blickte ich die Vampire an. „Er ist im Moment ein wenig verstimmt, vielleicht hat Keira wieder etwas gemacht.“ Versuchte ich Vesemirs verhalten zu entschuldigen.

„Keira?“ fragte Regis, während ich die Beiden zur Zitadelle hoch führte. Eskel folgte uns still. „Eine arrogante Zauberin, die der Meinung ist, Hexer seien ihre persönlichen Diener. Geralt hatte sie hierher eingeladen." erklärte ich kurz. "Außerdem sind außer mir, noch zwei weiter Gäste hier, die keine Hexer sind. Vernon Roche und Ves. Beides Mitglieder der ehemaligen blauen Streifen von Temerien.“ Fügte ich noch an.

„Es sind für Vesemir vielleicht einfach zu viele Gäste. Im gefällt es vermutlich nicht, dass so viele Uneingeweihte wissen wo Kaer Morhen liegt.“ Mischte Eskel sich ein. „Das kann natürlich sein.“ Gab ich zu. „Aber hey, je mehr Leute, desto mehr Hände gibt es, die bei der notwendigen Instandhaltung helfen können. Warum haben Ves und Roche eigentlich keine Aufgaben erhalten?“ fiel es mir noch ein. Eskel zuckte mit den Schultern, „Wollte Ves dir nicht eigentlich in der Küche helfen?“ ich nickte, „Ja, aber bis auf den ersten Abend war sie nicht in der Küche und selbst da hat sie nur Fragen gestellt, anstatt zu helfen.“ Murrte ich. Wir hatten die Zitadelle erreicht und ich hielt ihnen die Tür auf. Die beiden Vampire sahen sich um, während Regis eher neugierig und dann aufgeregt die Bücher entdeckte, sah Dettlaff eher angespannt aus.

„Wegen den Büchern musst du Vesemir fragen, ich durfte anfangs auch nicht dabei gehen.“ Meinte ich zu Regis. Er nickte. Allerdings schien auch er bemerkt zu haben, dass Dettlaff sich nicht wirklich wohl fühlte, denn er legte ihm eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas zu. Der Dunkelhaarige nickte. „Ich denke ich zeige euch erst einmal den Raum und dann schauen wir mal, wegen dem Essen.“ Schlug ich vor. Die Vampire stimmten zu und Regis nahm sein Gepäck von Eskel entgegen. Ich führte die Beiden zum Turm und dann die Treppe hinauf. „Falls ihr irgendetwas brauchen solltet, ich schlafe ganz oben.“ Ich zeigte die Treppe hinauf. „Das ist freundlich von dir, dies anzubieten.“ Bedankte sich Regis. Wir hatte die Tür erreicht und ich führte sie durch den Gang. „Hier dies ist das Zimmer. Wir werden morgen sehen, ob wir ein zweites Bett auftreiben können, oder ein zweites Zimmer.“ Meinte ich. „Das ist nicht nötig, wir sind schon mit viel weniger ausgekommen.“ Entgegnete Regis. Ich nickte, „Wenn ihr möchtet, richtet euch ein wenig ein und kommt dann runter.“ Bot ich an und ließ die Beiden alleine.

Ich stieg die Treppe wieder runter und war völlig in Gedanken versunken. Ich fragte mich, was sich durch die Anwesenheit der Vampire ändern würde. Würde Vesemir in die Bedrängnis in der Schlacht kommen und dann sterben, falls ich es nicht verhindern könnte. Würde Keira Lambert noch retten müssen, so dass sie am Ende ein Paar wurden? Was würde sich noch alles ändern? Würde Dijkstra dieses Mal mehr Hilfe, als ein paar Münzen stellen, weil er alle notwendigen Unterlagen zu seinem Vermögen erhalten hatte? Wen würde Geralt aus Skellige mitbringen? Verdammt, ich hätte Yennefer warnen sollen, nicht die Nekromantie anzuwenden, sie würden eh nichts nützliches Erfahren. Was würde Geralt in Wyzima erwarten, wenn er dem Kaiser berichtete?

Oh Mist, so vieles wurde bereits verändert, so viel, dass ich mögliche Änderungen im Verlauf der Geschichte nicht einmal mehr erraten konnte. Und was hatte O’Dimm mit all dem zu tun?

So in Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, dass ich auf Vesemir zuging, bis ich in ihn hinein lief.

„Oh, entschuldige.“ Murmelte ich und wollte weiter und lief beinahe in Eskel hinein. „Warte Alanya.“ Bat Vesemir. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Was gibt es?“ wollte ich wissen. „Wie ist es unterwegs gelaufen?“ fragte er. „Es war alles ruhig. Keine Monster, keine Störungen.“ Erzählte ich. „Du meinst, keine Monster, die du bemerkt hast. Wie viele hat sie übersehen?“ wandte er sich an Eskel. „Keine, da waren tatsächlich keine.“ Erklärte Eskel. Vesemir sah erstaunt aus. „Keine? Nicht mal Wölfe? Dort oben gab es sonst auch immer Harpyien.“ Überlegte der alte Hexer. „Wir haben nur ein bisschen Fell und einige Federn gefunden, sonst war dort weiter nichts.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Hm, dann waren Lambert oder Letho vielleicht kürzlich dort.“ Überlegte Vesemir und ging davon. Verwirrt sah ich ihm nach. „Lass ihn heute einfach in Ruhe. Morgen ist er bestimmt ein wenig besser drauf.“ Meinte Eskel und ging dann auch. Innerlich mit den Schultern zuckend setzte ich meinen Gang fort. Ich ging in die Küche und sah erfreut, dass es tatsächlich noch etwas zu essen gab. Es war eine einfache, aber dicke Suppe. Ich stellte sie auf die Kochstelle, um sie noch etwas aufzuwärmen. Ich stellte alles bereit, auch für den Fall das Regis und Dettlaff noch Hunger hatten. Da ich wohl sowieso alleine essen würde, beschloss ich, in der Küche zu bleiben.

Ich war beinahe fertig, als die Küchentür aufging. Ich schaute dorthin, mit der Erwartung Regis und Dettlaff zu sehen, doch es war Letho der herein kam. Ich lächelte ihn an, „Komm setzt dich.“ Bot ich ihm an. Gerne tat er es, „Hallo Krümel, wie lief es?“ wollte er wissen. „Lief alles glatt, allerdings war es ziemlich verwunderlich, dass wir keinem einzigen Monster begegnet waren, selbst Eskel sagte, es wäre keins in der Nähe gewesen. Und Regis kam nicht alleine, er hat noch einen Freund dabei. Dettlaff.“ Plapperte ich drauf los. Letho hatte sich in der Zeit ebenfalls etwas aufgetan und fing an zu Essen, während er zu hörte.

„Und bei dir? Eskel wollte nicht sagen, was du zu tun hattest.“ Fragte ich ihn. „Habe, bin noch nicht fertig. Und du wirst es noch früh genug sehen, was es ist. Aber noch nicht jetzt.“ Brummte er. „Auch nicht, wenn ich ganz lieb bitte?“ fragte ich ihn neugierig. Er schüttelte den Kopf. „Gut, dann versuche ich zu warten.“ Gab ich nach. Es hatte ja eh keinen Sinn, ihn so lange zu nerven, bis er etwas sagte, was er gar nicht wollte.

„Wo sind eigentlich die anderen alle?“ wollte ich wissen. Er zuckte mit den Schultern, „Da weiß ich genauso wenig wie du. Aber wahrscheinlich sogar eher noch weniger. Seit heute Morgen habe ich keinen weiter gesehen.“ Ich beugte mich zu ihm rüber und küsste ihn, „Dann haben wir den restlichen Abend vielleicht für uns. Ich habe oben eine kleine Überraschung.“ Grinste ich.

Doch Letho runzelte die Stirn, „Scheinbar doch nicht.“ Murmelte er. Ich wollte schon fragen was er meinte, als es auch schon an die Tür klopfte. Wer klopfte denn bitte schön an eine Küchentür? Fragte mich und Letho rief denjenigen herein.

„Ich hoffe wir stören nicht?“ es waren Regis und Dettlaff, die in die Küche kamen. „Setzt euch. Möchtet ihr etwas essen?“ bot ich an. Regis nickte, „Das wäre nett.“ Lächelte er und setzte sich. Dettlaff setzte sich neben ihn. Ich stand dafür auf und füllte zwei Schalen mit Suppe, suchte dann noch zwei Löffel heraus und stellte sie vor die beiden Vampire. Dettlaff schien mich und Letho zu mustern, ehe er sich seinem Essen widmete.

Ich wurde leicht rot, als mir ein Gedanke kam. Einer der Beiden war unten im Keller, als Letho und ich dort ein wenig Spaß hatten. Der Reaktion der Vampire nach, schien es Dettlaff gewesen sein. Ich hätte mein Gesicht am liebsten hinter meinen Händen versteckt, aber das wäre noch auffälliger gewesen. Ich versuchte so zu tun, als wäre alles in Ordnung und dass ich nichts davon wusste.

Allerdings verabschiedeten die Beiden Vampire sich recht schnell wieder, nachdem sie ihr Mahl verspeist hatten. Sie sagten etwas davon, dass die Reise sie Müde gemacht hätte und sie sich deswegen zurückziehen würden. Ich ließ sie gehen, ich hätte eh nicht gewusst, über was ich mit ihnen reden sollte und ein Abend nur mit Letho war sowieso viel schöner.

„Das waren also Regis und Dettlaff?“ fragte Letho mich dann. Ich nickte, „Ja, Regis ist ein alter Freund von Geralt. Er erzählte das Yennefer ihn aufgesucht hatte und ihn hierher schickte.“ Erzählte ich ihm. „Stehen deswegen keine weiteren Pferde da? Sie hat sie per Portal hierher gebracht?“ fragte er weiter. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, Regis meinte, Pferde würden ihn nicht mögen und deswegen verzichten sie meist darauf. Über ein Portal erwähnte er zumindest nichts.“ Allerdings konnte ich mir gut vorstellen wie die Beiden hier her gekommen sind. Jetzt machte auch der eine Moment in der Küche Sinn, als ich dachte ich hätte eine Bewegung gesehen.

„Krümel?“ riss mich Letho aus meinen Gedanken, ich sah ihn an. „Was erzählst du uns nicht?“ bohrte er nach. Ich schaute ihn schuldbewusst an, da hatte er mich jetzt direkt ertappt. „Es sind nicht meine Geheimnisse. Ich sage nur so viel, dass der äußere Schein trügen kann.“ Letho runzelte die Stirn, „Was soll das heißen?“ wollte er es genauer wissen. „Bitte Letho, es ist ihre Sache ob sie es euch erzählen. Aber ihr könnt Regis vertrauen.“ Das schien ihn allerdings nicht zu besänftigen. „Und was ist mit dem anderen, Dettlaff?“

Ich zuckte mit den Schultern, er war leider direkt über die Aussage gestolpert. „So lange er nicht provoziert wird, sollte es in Ordnung sein. Aber ich bitte dich, leg es nicht darauf an.“ Bat ich ihn. Er seufzte nur. „Krümel, wenn die Beiden gefährlich sind, dann sag es zumindest Vesemir. Er wird dann alles Weitere entscheiden.“ Bat er im Gegenzug. Ich nickte, „Ich werde es mir überlegen.“ Gab ich nach. „Mehr kann ich jetzt nicht verlangen, oder?“ wollte er dann wissen. „Was die Geheimnisse Anderer betrifft, nicht. Alles andere, frag einfach.“ Bot ich an.

Er schien einen Moment zu überlegen, „Eine von deinen Massagen wäre schön.“ Lächelte er. Ich nickte und stand auf, „Gerne, aber vorher etwas Anderes, etwas das ich schon länger gerne mit dir zusammen machen würde.“ Grinste ich und hielt ihm die Hand hin. „Na komm mein Großer, lass uns nach oben gehen.“ Er ließ sich von mir nach Oben ziehen.

Er war recht erstaunt, über die Sichtschutzwände, die ich verschoben hatte und noch erstaunter, als ich ihn zur Wanne zog. „Keira sagte, es würde sich erst abkühlen, wenn ich hineinsteige, es sollte also noch warm sein.“ Erzählte ich ihm. Wir zogen uns aus und ich war ziemlich verwundert, das Letho ziemlich viel Holzstaub im Nacken hatte, sogar einen Splitter zog ich ihm dort. Er meinte es käme vom Balken, denn er am Morgen mit Eskel versuchte festzumachen.

Wir genossen das beinahe zu heiße Wasser und wuschen uns gegenseitig den Rücken. Es tat gut, endlich mal wieder richtig sauber zu sein. Später als wir mit dem Baden fertig waren, bekam Letho noch eine Rückenmassage von mir. Danach kuschelte ich mich an ihn und entspannt schliefen wir ein.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich von Lethos Armen umschlungen, aber ich wollte auch noch nicht wirklich aufstehen. Der starke Wind heulte um den Turm und der Regen prasselte gegen das Fenster. Ich schmiegte mich lieber noch ein wenig mehr an Letho und genoss seine Körperwärme. Jedoch wachte er dadurch auf. „Was ist los Krümel?“ wollte er verschlafen wissen. „Ist zu gemütlich bei dir, um aufzustehen, Schlaf ruhig noch ein bisschen.“ Gähnte ich selbst. „In Ordnung.“ Brummte er, stahl sich aber noch einen Kuss, ehe er selbst noch einmal die Augen zu machte.

Doch auch später war das Wetter nicht besser geworden, Letho schob mich trotzdem von sich. „Komm schon Krümel, wir müssen aufstehen. Ich habe selbst noch Aufgaben.“ Murrte er. „Noch ein paar Augenblicke?“ bettelte ich. Aber er blieb hart. „Nein, das fangen wir erst gar nicht an. Komm hoch, aufstehen. Du hast doch sicherlich auch etwas zu tun.“ Er erhob sich und gab mir einen schnellen Kuss. Nur äußert unwillig kroch ich unter der Decke hervor. Das Zimmer hatte sich über Nacht merklich abgekühlt und ich hatte nichts an. Fröstelnd suchte ich mir meine Sachen zusammen. Ich hatte mich dazu entschlossen, die neuen Sachen von Yennefer anzuziehen. Es war zwar figurbetonter, als ich es eigentlich mochte, aber durch meinen Aufenthalt hier in dieser Welt, hatte ich viele Kilos verloren. Zum einen durch die minimale Ernährung, während meiner anfänglichen Gefangenschaft und dann durch das Training. Hinzu kam natürlich auch, dass die Lebensmittel hier, viel gesünder waren. Keine Konservierungsmittel, kaum Zucker und keine anderen Zusätze. Ich konnte es mir also mittlerweile leisten, solche Kleidung zu tragen, ohne dass es mir peinlich war.

Die Ärmel ließen zwar die Unterarme größtenteils frei, aber das war bei der Küchenarbeit gar nicht mal so unpraktisch.

Letho sah mich mit hoch gezogener Augenbraue an, „Hast du noch etwas vor heute?“ wollte er wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern. Musste man den immer etwas vorhaben, wenn man sich mal anders kleidete?

Ich schlüpfte noch in meine Stiefel, die zwar überhaupt nicht zum Outfit passten, aber irgendetwas musste ich ja an die Füße ziehen. Denn für Barfuß war es mir eindeutig zu kalt. „Was musst du heute machen?“ fragte ich meinen Hexer. „Das wirst du sehen, wenn es fertig ist.“ Brummte er. „War einen Versuch wert.“ Grinste ich und gab ihm einen Klaps auf seinen Hintern, ehe ich die Treppe hinunter eilte. Kopfschüttelnd kam er mir nach. Unten ging ich direkt in die Küche. Es gab viel zu tun, bei so vielen Personen. Ich setzte das Wasser für den Getreidebrei auf und machte mich dann daran, den Esstisch zu säubern. Der konnte das schon wieder einmal vertragen. Die Wachsreste kratzte ich jedoch nicht ab. Ich wischte nur den Tisch und die Bänke ab. Dann war das Wasser auch schon fast heiß genug, um den Brei anzusetzen. Ich stellte frisches Wasser auf den Tisch und einige Becher. Da ich eh noch einige Kräuter übrig hatte, bereitete ich auch etwas Tee vor. Es wäre schließlich Schade, wenn die Kräuter verkommen würden. Dann schnitt ich das letzte Brot auf und stellte es ebenso schon einmal auf den Tisch, dazu ein wenig Butter.

Durch die offene Feuerstelle konnte ich hören, wie die derzeitigen Bewohner Kaer Morhens nach und nach sich am Tisch versammelten und sich mit den beiden Neuankömmlingen bekannt machten. Ich brachte den Brei hinaus und holte dann noch genügend Schüsseln und Löffel für alle.

Während des Frühstücks verteile Vesemir noch einige Aufgaben. Letho sollte seine Aufgabe vom Vortag beenden, Eskel sich mit Lambert um den Karren kümmern, Ves und Roche sollten die Fleischvorräte auffüllen. Allerdings hatte Vesemir einige Auflagen für sie. Keine Jungtiere und keine Rehe mit Kitz. Falls sie auf Wölfe oder Bären stießen, durften diese gerne gejagt werden. Die Felle wurden immer benötigt. Mir gab er keine extra Aufgabe, allerdings hatte ich in der Küche auch erst einmal genug zu tun. Es mussten neue Brote gebacken werden und dann müsste ich prüfen, wie viele Vorräte allgemein noch da waren. Vesemir selbst, würde sich um Uma kümmern und die beiden Vampire dürften sich erst noch einleben. Bei Keira versuchte er es erst gar nicht, ihr eine Aufgabe zu geben.

Sie würde vermutlich auch gar nicht zuhören, sie diskutierte gerade mit Regis, über ihr Ziel ein Heilmittel für die Pest zu finden. Sie war ganz hin und weg gewesen, als sie hörte er wäre Chirurg. Dass er ebenfalls Barbier ist, hatte sie wohl ignoriert. Ich stand gerade auf und wollte die Schalen zusammen räumen, als Ves mich plötzlich am Handgelenk packte. „Was ist das für eine Narbe?“ wollte sie wissen. Ich zog meine Hand frei, aber die anderen waren bereits auf uns Aufmerksam geworden. Neugierig starrten sie auf meinen Arm, ich schluckte, denn Regis und vor allem Dettlaff konnte man ansehen, dass sie vermutlich wussten, wer solche Narben hinterließ und Dettlaff hing an den niederen Vampiren.

„Das ist eine Bisswunde gewesen.“ Meinte ich knapp. Doch diese Antwort befriedigte Ves Neugier natürlich nicht. „Was war das?“ fragte sie daher auch sofort weiter. „Ein Vampir.“ Knurrte ich schon beinahe genervt an. Diesmal ließ ich den Blick aber nicht zu den Beiden wandern.

„Das war doch kein Vampir!“ empörte sich Ves. „Die Narbe die Letho hat, so sieht ein Vampirbiss aus!“ argumentierte sie. „Ves!“ hörte man Roche sie leise warnen. „Und wie kommst du da drauf?“ wollte ich von ihr wissen.

„Na jeder weiß doch, dass Vampire aussehen wie Menschen. Sie können niemals so eine große Wunde hinterlassen.“ Erklärte sie mir. „Ja natürlich und sie glitzern in der Sonne.“ Murmelte ich leise. Von Dettlaff kam ein unterdrücktes, aber amüsiertes Schnauben. „Dann glaubst du wohl auch, dass Knoblauch und heilige Symbole Vampire fernhält?“ fragte ich sie. „Selbstverständlich und man tötet einen Vampir mit einem Pflock ins Herz, frag doch die Hexer, die können dir das bestätigen!“ forderte sie. Ein Blick in die Runde und es wurde klar, dass sie sich alle fragten, ob Ves das tatsächlich glaubte.

„Ich kann dir versichern, dass die Narbe an Lethos Arm nicht von einem Vampir stammt, Ves.“ Versuchte ich es erneut. „Und woher willst du das wissen? Warst du dabei?“ keifte sie schon fast. Ich nickte, „Ja, war ich. Außerdem stammt diese Narbe von mir und ich sollte es wissen, wenn ich ein Vampir wäre.“ Das brachte sie effektiv zum Schweigen. „Und ich kann euch sagen, beißt keinen Hexer der schwarzes Blut getrunken hat, es schmeckt widerlich.“ Ich schüttelte mich leicht, bei der Erinnerung.
 

„Aus reiner Neugierde, wonach schmeckt es?“ fragte Regis. Aus reiner Neugierde, so, so. Dachte ich mir und sah Regis skeptisch an. „Es schmeckt beinahe wie Ghulblut.“ Erklärte ich. Erstaunt sah er mich an. „Und woher weißt du wie Ghulblut schmeckt, wenn du kein Vampir bist.“ Wollte Roche nun wissen. „Weil mir welches im Kampf in den Mund gespritzt ist. Daher weiß ich es.“ Blaffte ich ihn an. „Und dass sollen wir dir jetzt einfach so glauben?“ provozierte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Reich mir etwas aus Silber, oder vielleicht hat einer etwas Vampiröl hier. Ein Tropfen auf die Haut sollte genügen.“ Schlug ich ihm vor.

„Nein, keine Experimente mit Tränken oder Ölen.“ Fuhr Vesemir dazwischen. „Es reicht, wenn ich sage, dass sie kein Vampir ist!“ knurrte Letho nun auch. „Ach, als ob es etwas Neues wäre, wenn Hexer mit Monstern schlafen!“ fauchte Roche. „Roche, es reicht langsam.“ Warnte Vesemir. „Du kannst es doch wohl nicht gut heißen, dass er mit einem Sukkubus geschlafen hat!“ Roche deutete auf Eskel.

„Was ist daran verkehrt? Sukkuben sind wahrlich Kenner, der körperlichen Freuden. Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Toussaint zurück.“ Sinnierte Regis. Ich gluckste bei dem entsetzten Gesichtsausdruck von Roche. Wenn das so weiter ginge, bekäme er vielleicht ein Aneurysma.

Aber bevor es zu einem richtigen Streit eskalieren konnte, machte ich mich nun wirklich daran das Geschirr einzusammeln und in die Küche zu tragen.

Nach und nach verschwanden auch die anderen vom Tisch, während ich hin und her lief, um alles abzuräumen. Nachdem ich den Abwasch erledigt hatte, machte ich mich ans Brote backen. Ich machte gleich ein paar mehr, damit sie auch ein paar Tage hielten. In einer geschlossenen Holzbox würden sie auch relativ frisch bleiben.

Da ich immer nur zwei Brote auf einmal backen konnte, dauerte es entsprechend lange. Nachdem ich damit fertig war, machte ich mich an das sauber machen. Ich fegte erst die Küche dann den Rest des Erdgeschosses. Durch das viele rein und raus und dem abbröckelnden Putz kam jede Menge Dreck zusammen. Den direkten Eingangsbereich unterhalb der ehemaligen Waffenkammer beließ ich, wie er war. Ich würde mich nur unnötig darüber aufregen, wenn die Hexer wieder Dreck rein trugen. Dann tauschte ich die alten Kerzen aus, ersetzte die abgebrannten durch neue und füllte die Feuerkörbe mit neuem Holz.

Zum Mittag hatte ich kleine Snacks hingestellt und räumte die Reste am späten Nachmittag wieder weg. Ich verzichtete darauf nach Lambert zu suchen, wenn er kein Interesse am Kochen lernen hatte, würde ich ihn nicht zwingen. Das würden die anderen vielleicht irgendwann tun.

Also setzte ich mich in die Küche und fing an Fleisch und Gemüse zu schneiden. Es war noch Suppe vom Vortag übrig, allerdings würde sie nicht für alle reichen, darum hatte ich vor, sie einfach aufzufüllen. Ich goss Wasser nach und gab Fleisch und Gemüse hinzu. Für ein wenig mehr Geschmack gab ich noch Kräuter mit hinein.

Manchmal vermisste ich wirklich meinen kleinen Gewürzschrank zuhause, aber ich hatte mich schon größtenteils daran gewöhnt, dass hier alles etwas fader schmeckte. Seufzend bereitete ich den Tisch für das Essen vor und ging dann los, um alle zum Essen zu holen.
 

Ich klopfte an die Zimmertür und wartete einen Moment, ehe ich hinein gerufen wurde. Regis saß auf dem Bett, während Dettlaff an dem Waschtisch lehnte. „Ah, Alanya, was können wir für dich tun?“ wollte Regis wissen. „Ich wollte euch zum Essen holen und fragen, ob das Zimmer wirklich in Ordnung für euch Beide ist. Ich könnte sonst wirklich noch nach einem anderen schauen.“ Erklärte ich. „Keine Sorge, wie gesagt, dies ist völlig ausreichend für uns. Oder siehst du das anders, Dettlaff?“ versicherte Regis. „Das Zimmer ist besser als die Höhle, mach dir keine Umstände deswegen.“ Ergänzte Dettlaff. Er stützte sich von dem Tischchen ab, doch leider zog er dabei das Tuch mit, was über dem Spiegel hing.

Es war wirklich unheimlich, zu sehen, dass Jemand vor einem Spiegel stand, aber keine Spiegelung besaß. Die Vampire sahen mich erschrocken an und Regis war aufgesprungen. „Das, … das können wir erklären!“ versuchte er sich zu beeilen. Ich hob meine Hände, so dass sie sahen, dass ich nach keine Waffe griff. „Wir tun einfach so, als ob nichts passiert wäre?“ schlug ich vor. Dettlaff war völlig angespannt und versteckte eine Hand hinter seinem Rücken.

„Wirklich kein Problem. Egal was ihr vielleicht gehört habt, ich habe nichts gegen Nichtmenschen, solange sie mir nichts tun!“ versicherte ich ihnen. Wenn Dettlaff eine Hand hinter seinem Rücken verbarg, war dies wohl eher kein gutes Zeichen. Mein Herz klopfte mir bis in den Hals und ich schluckte schwer. „Du weißt es also?“ wollte Regis wissen. Ich nickte zögerlich. Dann zuckte ich zusammen, als die Zimmertür, durch den Wind hinter mir zuschlug. „Ich werde euch nicht verraten, solange ihr die Hexer in Ruhe lasst. Wenn ich euch austoben müsst, oder … … oder Blut braucht, im Tal gibt es jede Menge Wölfe und Bären.“ Sprach ich leise.

„Dettlaff, du hast sie gehört. Sie stellt keine Gefahr für uns da.“ Sprach Regis sanft zu seinem Begleiter und verdeckte den Spiegel wieder. Ganz verließ ihn die Spannung jedoch nicht und er verwandelte sich auf einmal in seine Nebelform. Dettlaff flog rasend schnell auf mich zu, umkreiste meine Füße einmal und verschwand dann unter der Tür hindurch.

Als er mich unbehelligt zurück ließ, atmete ich erleichtert auf und sackte gegen die Tür. Eine Hand auf meinem rasenden Herz. Doch einige kurze Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen und ich fiel dem Ankömmling entgegen. „Was ist los? Ich hab dich schreien gehört.“ wollte Eskel wissen, als er mich aufgefangen hatte.

Ich wurde rot, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich geschrien hatte. „Nur eine Spinne. Regis hat sich schon um sie gekümmert.“ Lächelte ich zu Eskel hoch. Er schien mir die kleine Lüge abzunehmen und stellte mich wieder auf meine Füße, auch Regis ließ sich nicht anmerken, dass die Geschichte nicht stimmte.

„Bei Spinnen kann man gar nicht vorsichtig genug sein. Auch wenn es sie hier eher selten gibt, habe ich schon viele giftige Arten gesehen und auch deren Bisse behandelt.“ Unterstützte der Vampir mich.

„Aber ich glaube du sagtest etwas davon, dass das Essen fertig sei?“ wechselte er dann das Thema. Ich nickte, „Ja, Eskel sagst du den Anderen Bescheid?“ bat ich ihn. Der Hexer nickte, dann grinste er. „Lambert hatte übrigens recht, du kreischt wirklich beinahe wie eine Harpyie!“ lachte er, ehe er sich schnell entfernte. Böse funkelte ich ihm hinterher, na warte, dachte ich knurrend.

„Wollen wir dann auch?“ fragte Regis dann. Ich zuckte beinahe erneut zusammen, ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass er auch noch da war.

„Was ist mit Dettlaff?“ wollte ich wissen, als ich dem Vampir über den Gang folgte. „Keine Sorge, er ist es nur nicht gewohnt, dass so viele dauerhaft um ihn herum sind. Er mag die Gesellschaft anderer nicht so gerne. Er braucht den Abstand ab und zu und ich bin mir sicher, morgen wird er zurück sein.“ Erklärte Regis. Ich nickte nur und hoffte, dass er in dieser Form nicht auf einen der Hexer stößt. Noch einmal würde Letho es vermutlich nicht als etwas aus meiner Welt abtun.
 

Als ich das Essen aufgetragen hatte, stellte ich stirnrunzelnd fest, dass Letho noch nicht zurück war. Was für eine Aufgabe hatte er bekommen, die ihn zwang, den ganzen Tag draußen im Regen zu verweilen? Selbst Ves und Roche waren von ihrer Jagd zurück, aber sie sahen nicht unbedingt so aus, als hätten sie großen Erfolg gehabt. Lambert schien ebenfalls den ganzen Tag unterwegs gewesen zu sein, sein Haar klebte an seiner Stirn und seine Lederjacke tropfte. Außerdem fluchte er wie ein Rohrspatz über das Wetter.

Nur Letho kam erst spät am Abend zurück. Ich lag schon im Bett, als er endlich die Treppe herauf kam. Als er merkte, dass ich noch wach war lächelte er leicht und entzündete einige Kerzen. Ich zog die Nase kraus. Er war völlig durchnässt und überall mit Dreck bedeckt. Selbst seine Lederhose klebte an seiner Haut, als er sich ausziehen wollte. Ich hatte mich aufgesetzt und ihm zugeschaut. „Hast du etwas gegessen?“ wollte ich von ihm wissen. Er nickte, „Ja ich hatte eine Kleinigkeit. Keine Sorge.“ Murmelte er. Nachdem er sich ein wenig abgetrocknet hatte, kam er zu mir ins Bett. Erschrocken quietschte ich auf, „Du bist ja eiskalt!“ fluchte ich und rückte ein Stück von ihm weg. Dann überlegte ich es mir jedoch anders und schlüpfte aus dem Bett. Ich drückte Letho auf die Matratze und deckte ihn zu. Dann ging ich zu seinem Bett und holte die zweite Decke und noch eine Dritte aus der Truhe. Die ganze Zeit fluchte ich dabei vor mich hin, wie unverantwortlich das von Vesemir wäre, ihn die ganze Zeit draußen im Regen schuften zu lassen. Als ich Letho auch noch mit den Decken zugedeckt hatte und ihm ein paar warme Socken raussuchen wollte, hielt er mich fest und sah ziemlich amüsiert aus. „Was wird das Krümel?“ wollte er grinsend wissen.

„Wir müssen dich aufwärmen, du bist ganz kalt!“ empörte ich mich. Er zog mich zu sich und lachte leise, „So sehr ich deine Aufmerksamkeit schätze, es ist nicht nötig. Ich kann nicht krank werden, ich bin ein Hexer.“ Lächelte er.

Verdutzt sah ich ihn an, „Oh.“ Entfuhr es mir und ich wurde ein wenig rot.

„Na komm her.“ Meinte er und zog mich ins Bett. Er reichte mir eine Decke und wickelte sie um mich, die Zweite zog er über uns beide. So konnten wir eng aneinander liegen, ohne dass ich seine kalte Haut berührte und selber fror. Er legte seinen Arm um mich, „Eskel erzählte, Regis hat dich vor einer Spinne gerettet?“ fragte er leise an meinem Nacken.

„Ja, ich wollte ihn zum Essen holen, da tauchte die Spinne auf einmal auf.“ Erzählte ich ihm dieselbe Geschichte wie Eskel. „Bist du jetzt mit deiner Aufgabe fertig, oder musst du morgen wieder los?“ wollte ich wissen. „Ein paar Kleinigkeiten muss ich noch machen. Warum fragst du?“ Ich drehte mich in seinen Armen um, „Es ist ziemlich ungewohnt, dich den ganzen Tag nicht zu sehen, oder zu wissen wo du bist.“ Murmelte ich. Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, „Keine Sorge, ich bin nicht weit weg. Aber jetzt sollten wir schlafen. Je früher ich morgen wieder mit der Arbeit anfange desto schneller werde ich fertig sein.“

Ich gähnte und kuschelte mich weiter an ihn. „Hm, Schlaf gut Letho.“ Murmelte ich noch und war auch recht schnell eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen wachte ich alleine auf. Mir die Augen reibend setzte ich mich auf. Letho schien das wörtlich gemeint zu haben, mit dem früh anfangen. Seufzend stand ich ebenfalls auf. Der Tag verlief ähnlich ruhig, wie der vorherige. Aber statt dem Brote backen und dem Putzen, kümmerte ich mich um meine Wäsche. Da die Sonne schien und ein leichter Wind ging, hoffte ich, dass sie schnell trocknen würde. Um das Abendessen brauchte ich mich nicht kümmern, Eskel wollte das machen. Er hätte Zeit, da er für den Karren weitere helfende Hände benötigte, aber alle anderen vorerst beschäftigt waren. Lambert hatte die Aufgabe bekommen, die Ruinen und Höhlen genauer in Augenschein zu nehmen, Letho baute scheinbar außerhalb der Festung etwas, Vesemir kümmerte sich um Uma und wir anderen waren Eskels Meinung nach zu schwach, um ihm helfen zu können.

Als ich meine Kleidung zum Trocknen aufgehängt hatte, ging ich zu den Pferden und bürstete sie ein wenig. Immer mal wieder schaute ich in den Himmel, um die Zeit einzuschätzen.

Dafür das Letho sagte, er müsste nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen, war er schon wieder recht lange fort. Beinahe den ganzen Tag. Aber auch Dettlaff hatte ich heute noch nicht gesehen.

Als die Pferde versorgt waren, ging ich wieder hinein. Der Himmel sah immer noch klar aus und ich hoffte es würde über Nacht trocken bleiben.

Als ich die Zitadelle betrat konnte ich sehen, wie Regis und Ves sich scheinbar unterhielten. Roche und Eskel saßen ebenfalls am Tisch. Die beiden spielten Karten. Wollte Eskel sich nicht eigentlich um das Essen kümmern? Scheinbar spielte er lieber Gwent. Dann blieb es wohl doch an mir hängen. Allerdings blieb ich nicht lange unbemerkt. Einer der vier hatte wohl ursprünglich die Aufgabe erhalten auf Uma aufzupassen, denn dieser lief dort auf seinem Holzpferd nagend herum. Als er mich jedoch sah, ließ er sein Spielzeug fallen und lief schreiend hinter den Tisch. Sofort sahen Ves und Roche erschrocken auf. Eskel wusste ja, das Uma vor mir Angst hatte und Regis hatte mich vermutlich beim rein kommen gehört. Roche verzog direkt das Gesicht, als er mich sah. „Natürlich, wer hätte es sonst sein können.“ Murmelte er. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich wollte mich nicht mehr provozieren lassen.

Als aber auch Lambert herein kam, schien Eskel zu bemerken, wie lange er dort mit Roche schon gesessen hatte. Schnell beendete er sein Spiel und eilte dann in die Küche. Als Lambert sich zu uns setzte, konnte ich sehen, dass seine Rüstung einige Risse hatte und auch Blutflecken aufwies.

„Was ist passiert, Lambert?“ wollte ich von ihm wissen. „Was passiert ist? Ein beschissener Zyklop ist passiert! Weil du die Schemata gefunden hast, soll ich nun schauen ob es nicht noch mehr gibt und natürlich hat sich ausgerechnet ein Zyklop in einer der Ruinen eingenistet!“ fluchte er laut.

Ich zog den Kopf leicht ein, da meinte man es gut und trotzdem gab es Jemanden der sauer auf einen war. „Das ist doch kein Grund so laut zu werden. Hat er dich verletzt? Ich könnte mir die Verletzung anschauen?“ bot Regis an. Doch Lambert funkelte ihn nur finster an. „Ich lasse garantiert keinen Quacksalber an mir herum hantieren!“ wies er ihn ab. „In Ordnung.“ nickte Regis nur. Kurze Zeit später stand Lambert auch schon wieder auf und verschwand in seinem Schlafbereich.

„Mach dir nichts draus, Lambert ist immer so.“ meinte ich zu Regis. Der Vampir nickte nur freundlich, „Geralt hatte mir fiel über ihn berichtet. Und als Barbier Chirurg wird auch nicht immer freundlich begrüßt, gegen solche Dinge habe ich ein dickes Fell.“ erklärte er. Dickes Fell, ich kicherte leicht. Ja ein Fell hat er tatsächlich, grinste ich in mich herein. Auch Regis Augen glänzten belustigt.

„Was ist so lustig?“ blaffte Lambert, der sich scheinbar umgezogen hatte und mit seiner Lederjacke in der Hand zu uns zurückkam. Die Jacke drückte er mir in die Hand, dazu ein Etui mit Nähzeug, „Hier die Woche ist noch nicht um.“ grunzte er.

„Natürlich, daran erinnerst du dich. Aber nicht daran, in der Küche zu helfen!“ murmelte ich. „Ich kann mich nicht zwei teilen.“ knurrte er und griff nach einer der Flaschen, die auf dem Tisch standen. „Ich setz mich in die Küche, da kann ich auch gleich versuchen das Leder sauber zu kriegen.“ erklärte ich und stapfte davon.

In der Küche schaute Eskel kurz auf, als ich mich an den freien Tisch setzte. Schweigend machte ich mich daran erst die Risse im Stoff zu nähen. Das war deutlich einfacher, als die dicke Lederschicht. Ich besserte auch gleich die Säume aus, ehe ich mich an das Leder wagte.

Mühsam stach ich jedes Loch mit der Ahle vor, ehe ich mit Nadel und Faden folgte.

„Du scheinst mit deinen Fähigkeiten einen weiten Bereich abzudecken, hat Letho dir auch versucht die Zeichen bei zubringen?“ fragte Eskel mich auf einmal. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, aber es würde auch nichts bringen.“ Er rührte kurz im Topf und drehte sich dann zu mir um, „Ich könnte versuchen sie dir bei zubringen. Die Zeichen sind meine Spezialität.“ bot er an. „Das ist lieb von dir, aber wie gesagt, es würde nichts bringen.“ lehnte ich ab. „Wie kommst du da drauf, wenn du es noch nicht versucht hast?“ wollte er wissen.

Ich hob die Hand mit dem Ring in sein Sichtfeld. „Deswegen.“ murmelte ich nur knapp. Er beschaute sich den Ring genauer, „Das ewige Feuer? Aber du wirkst nicht gerade so, als hättest du etwas gegen Magie.“ er wirkte ein wenig verwirrt.

„Habe ich auch nicht, es ist ein Ring der Hexenjäger. Ich besitze keinen Funken Magie in mir, ansonsten würde der Ring mir wohl Probleme bereiten. Aber selbst, wenn nicht, der Ring würde es wohl trotzdem verhindern. Er ist aus einer Demeritium Silber Legierung.“ erklärte ich genauer. „Jeder hat ein Quäntchen Magie in sich, sonst hätte zum Beispiel Leo damals keine Zeichen wirken können, ehe er sich die Finger brach.“ entgegnete er. „Du vergisst woher ich komme. Selbst Yennefer meinte, ein Stück Feldweg wäre magischer wie ich.“ grinste ich schief.

Während ich die Näharbeiten beendete, wurde auch Eskel mit dem Kochen fertig. Ich klemmte mir die Jacke von Lambert unter den Arm und nahm schon einmal die Schüsseln mit nach draußen. Ich stellte sie ab und drückte dem Hexer seine Jacke in die Arme, „Hier, waschen tust du sie selbst!“ bestimmte ich und setzte mich an meinen Platz.

Pünktlich und wie gerufen kam Letho herein und aus der anderen Richtung kam Dettlaff an den Tisch.

Bis auf Keira waren nun alle versammelt, aber Vesemir hatte beschlossen, solange Keira weiterhin so unhöflich blieb, würde ihr die Gunst zurückgegeben und niemand würde sie zum Essen rufen. Sie könnte ja schließlich fragen, wann es etwas gab, außerdem gab es so weniger Gemecker am Tisch.

„Ah, wo jetzt alle versammelt, … wird eigentlich noch Jemand erwartet? Es scheint das sich ein Hexer am Eingang des Tales herum treibt.“ eröffnete Regis auf einmal. Vesemir schüttelte den Kopf, „Nein eigentlich erwarten wir keine weiteren.“ meinte er, sah aber dann mich fragend an. Auch ich verneinte.

„Woher willst du das wissen? Du bist ein Barbier, kein Magier?!“ wollte Lambert wissen. „Mein kleiner Raben Freund hat es mir erzählt. Er behält die Umgebung für mich im Auge.“ erklärte Regis knapp.

„Natürlich muss er ein Magier sein, wie sonst könnte ein Vogel ihm Dinge verraten und er versteht sich prächtig mit Keira!“ mischte Roche sich ein. Seufzend kniff ich mir in die Nasenwurzel. Hätte Regis das Vesemir nicht im Stillen fragen können.

„Nur die bösartigsten dunklen Magier sprechen mit Raben!“ behauptete Roche weiter. „Von wegen, er ist bestimmt ein Djinn, der sich als alter Mann ausgibt!“ wetterte Lambert dagegen.

„Und diese Symbole hier?“ Roche hatte sich die Hand von Regis geschnappt und hielt sie hoch, so dass jeder den Handrücken sehen konnte.

„Das ist doch eindeutig etwas Magisches! Dunkle Magie!“ schrie Roche schon beinahe. „Es könnte ebenso ein Symbol eines Djinns sein, oder vielleicht eines Dämons!“ entgegnete Lambert, beinahe genauso laut.

Regis war die Ruhe in Person und ließ die Beiden streiten, bei Dettlaff sah es jedoch anders aus. Wenn Regis nicht eine Hand auf seinem Bein liegen hätte, wäre der andere Vampir vermutlich schon lange aufgesprungen.

Letho schien die Spannung in Dettlaff ebenfalls bemerkt zu haben und behielt ihn genauestens im Auge. Am liebsten hätte ich meine Kopf auf die Tischplatte geschlagen, wie konnten die Beiden nur so dämlich sein. Eskel hingegen versuchte seinen Bruder zu beruhigen. Aber auch Vesemir schien mit seiner Fassung zu ringen. Da keiner so wirklich eingreifen wollte, überzeugte ich mich, dass es besser wäre, Roche aufzuhalten, bevor es noch zu einem Unglück kam.

Ich klopfte Letho kurz beruhigend auf die Schulter, als ich mich leise erhob. Ich ging um den Tisch herum und ergriff Roches Hand, mit der er Regis festhielt. „Roche lass ihn!“ forderte ich fest und fing an seine Finger von Regis Handgelenk zu lösen.

Roche riss sich von mir los, „Natürlich mischt du dich wieder ein!“ knurrte Roche mich an. „Vielleicht ist sein Name ja gar nicht Regis, sondern er ist dieser Gaunter, von dem du gesprochen hattest!“ schlug Roche vor. „Du hast doch eine Vollmeise. Regis kann man doch nicht mit diesem Seelensammler vergleichen!“ empörte ich mich. Doch meine Bemühungen die Situation zu entschärfen brachten nicht viel. Auf einmal stand Dettlaff neben mir und hatte Roche am Kragen gepackt und von der Bank gezogen. „Du wagst es?!“ drohte der Vampir. „Dettlaff! Beruhig dich!“ forderte Regis mit ruhiger, aber fester Stimme. Ich versuchte Dettlaff und Roche zu trennen, doch natürlich hatte ich keine Chance, es war als würde eine Maus versuchen einen Berg zu verschieben. Aber plötzlich sprang Dettlaff zischend zurück, Roche stolperte mit panischen Gesichtsausdruck nach hinten und ich konnte das ziehen mehrerer Schwerter hören.

Dettlaff stand mit seinem verzehrten Gesicht, gebleckten Zähnen und langen Krallen drohend da. Regis war bei ihm und versuchte ihn zu beruhigen. Die Hexer hatten ihre Klingen gezogen und standen den Vampiren gegenüber.

„Stopp!“ rief ich und stellte mich schützend vor die Vampire, mit ausgebreiteten Armen. „Komm da weg Alanya!“ forderte Vesemir, auch Letho sah überhaupt nicht glücklich aus. Doch ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich werde keinen Kampf zulassen!“ meinte ich. „Alanya!“ rief Letho. „Nein Letho, ich werde nicht zur Seite treten. Die Beiden werden keinem etwas tun!“ entgegnete ich.

„Das weißt du nicht! Komm sofort her!“ forderte er mich erneut auf. Ich schüttelte erneut den Kopf. „Nein, wenn sie uns etwas hätten tun wollen, hätten sie es längst getan. Ich werde keinen Kampf zulassen, ihr hättet keine Chance gegen sie.“ blieb ich standhaft. Doch das machte die Hexer nicht glücklicher.

„Alanya hat Recht, wir sind nicht hier, um jemanden zu schaden. Dettlaff ist nur manchmal etwas impulsiv.“ beschwor Regis die Hexer. Ich drehte mich zu Dettlaff um. Er hatte mittlerweile seine menschliche Gestalt wieder angenommen. „Es tut mir leid Dettlaff, ich wollte dir nicht wehtun. Ich habe einfach nur nicht mehr an den Ring gedacht.“ bat ich den Vampir um Entschuldigung. Dieser nickte leicht, war aber immer noch nicht wirklich ruhig.

„Bitte steckt die Schwerter weg.“ Bat ich die Hexer. Doch alle vier behielten die Vampire hinter mir im Auge und ignorierten mich. Als sich ihre Augen weiteten, drehte ich mich um, ich konnte noch sehen wie schwarz-roter Nebel auf den panischen Roche zu flog, ehe er nach draußen verschwand. „Was zum Henker ist er!?“ rief Roche aufgebracht. „Beim Barte Georgs! Ein echter höherer Vampir!“ keuchte Vesemir. Er hatte sein Schwert gesenkt und sah ein wenig blass aus. „Ich habe noch nie gesehen, wie sich ein Vampir in Nebel auflöst.“ Murmelte Eskel. „Sei froh, ich habe Geschichten über sie gehört, ich habe immer gedacht sie seien Märchen.“ Meinte Letho zu ihm, doch sein Blick lag bohrend auf mir. „Wovon redet ihr?“ wollte Lambert wissen. „Davon, dass ein Hexer nie einen Vertrag über einen wahren höheren Vampir annimmt.“ Erklärte Vesemir kurz. „Alanya hat recht, wir haben keinerlei Chance gegen Einen, geschweige denn Zwei von ihnen. Du bist ebenfalls einer, oder Regis?“ wollte Vesemir wissen. Dieser nickte, „Wenn ihr eure Waffen wegsteckt, lässt es sich leichter reden.“ Bat der Vampir. Nur äußerst zögerlich kamen die Hexer der Bitte nach.

„Ves, bring Roche nach oben. Er hat genug für heute.“ Forderte Vesemir. Ich blickte zu ihm, Roche hockte noch immer auf dem Boden, war leichenblass und hatte Schnappatmung. Er sah aus wie ein Karpfen auf dem Trockenen.

Die Hexer behielten Regis misstrauisch im Auge, vor allem als er sich mir weiter näherte. Sanft legte er mir eine Hand auf die Schulter, „Danke, das war sehr mutig von dir. Ohne dein Eingreifen wäre es wohl zu einem Kampf gekommen.“ Sprach er leise. „Ich wollte nur das Richtige tun.“ Antwortete ich flüsternd.

Nach und nach setzten wir uns wieder an den Tisch, das Essen jedoch war vollkommen vergessen. Die Hexer stellten Regis jede Menge Fragen, zu Vampiren, zu ihm und sein Leben mit Dettlaff und natürlich auch zu den wahren höheren Vampiren. Einige Fragen beantwortete er, andere nicht und bei einem Teil blieb er wage.

Als das Essen mittlerweile kalt war und es klar wurde, dass es heute nicht mehr gegessen wurde, fing ich an alles weg zu räumen. „Yennefer hatte Recht, als sie Alanya als gute Seele von Kaer Morhen beschrieb.“ Lächelte Regis, als ich die letzten Sachen vom Tisch trug. „Von wegen. Sie hat stets irgendwelche Flausen im Kopf und stellt irgendwelche Dummheiten an.“ Konnte ich Vesemir noch murren hören. Da das Feuer schon beinahe runter gebrannt war, konnte ich sie selbst in der Küche noch hören, wenn ich mich darauf konzentrierte.

„Wer stellt sich denn bitte schön zwischen Hexer und einem Vampir?“ meckerte auch Eskel. „Dabei hat sie ihren Arm doch schon beinahe durch einen Katakan verloren.“ Mischte sich auch Lambert ein. „So schlimm kommt es mir doch gar nicht vor. Außerdem wusste sie worauf sie sich einließ und scheinbar konnte sie Dettlaff sehr gut einschätzen. Er wollte wirklich niemanden ernsthaft schaden.“ Nahm Regis mich in den Schutz.

Ich hatte mich neben der Feuerstelle an die Wand gelehnt und hörte angestrengt dem Gespräch zu. „Sie wusste es!?“ entfuhr es Vesemir. „Ja, sie hatte den Tag nicht wegen einer Spinne geschrien, sondern weil Dettlaff sie in seiner Nebelform eingehüllt hatte. Ihr solltet ihr die kleine Notlüge verzeihen, sie wollte nur unser Geheimnis schützen.“ Gestand der Vampir. Ich presste die Kiefer aufeinander, hätte er nicht die Klappe halten können. Ich konnte mir den begeisterten Blick von Letho schon beinahe vorstellen, weil ich ihn angeschwindelt hatte.

Ich machte mich dann doch noch schnell an den Abwasch, ehe den Hexern auffiel, dass es zu ruhig in der Küche war. Als ich damit fertig war, hatte sich das Gesprächsthema verlagert und die Hexer hatten alle jeweils ein Glas vor sich stehen, die Regis gerade wieder auffüllte. Für einen Außenstehenden mag die Situation ruhig und entspannt wirken, doch wenn man sich ein wenig Hexern beschäftigt hatte, konnte man die Anzeichen erkennen, dass sie dem Frieden noch nicht ganz trauten.

Ich setzte mich zu ihnen, neben Regis. Auf meinem eigentlichen Platz neben Letho, saß Lambert und auf seiner anderen Seite saß wie immer Eskel. Als Regis mir ebenfalls ein Glas anbot lehnte ich ab. „Danke Regis, aber keine Alraune für mich.“ Meinte ich. „Oh, aber ich habe die Giftigkeit stark reduziert, es ist genauso verträglich wie jeder andere Alkohol.“ Erklärte er. „Trotzdem nicht, danke.“ Lehnte ich erneut ab.

„Wenn sie nur mit allen Giften so umsichtig wäre.“ Seufzte Vesemir. Interessiert sah Regis ihn an, „Inwiefern?“ Der alte Hexer seufzte erneut, „Sie besteht darauf, Tränke zu nehmen.“ Jetzt lag der Blick von Regis auf mir, „Das ist sehr gefährlich, selbst Geralt sagte ich es damals immer, er solle möglichst auf seine Tränke verzichten.“ Rügte der Vampir mich. „Ich weiß, aber ohne sie wäre ich vermutlich tot oder stark verkrüppelt.“ Rechtfertigte ich mich.

Jetzt wollte er natürlich eine Erklärung. So erzählte ich von den Ereignissen mit dem Katakan und was im Tempel beinahe geschah. Dann wandte ich mich an Letho, „Wie nannte sich das, als du mir Schwalbe geben musstest?“ fragte ich ihn. „Sie hatte eine stark ausgeprägte interkostale Muskellähmung.“ Erklärte er. „Wie das?“ wollte Eskel wissen. „Ich wurde von einem Werwolf getroffen.“ Erzählte ich.

„Ich hatte das schlimmste befürchtet, als sie nicht wieder aufstand oder sich überhaupt regte.“ Gab Letho zu. „Aber es ging ja zum Glück gut aus, genauso wie die Begegnung mit der Striege später am Abend.“ Wollte ich ihn aufmuntern. „Ein Werwolf und eine Striege am selben Tag? Das ist eine beachtliche Leistung. Aber wo trifft man auf solche Kreaturen an einem Ort?“ wollte der Vampir wissen. „Gar nicht weit von hier, am Fuße des Kestrell Gebirges bei Aedd Gynvael.“ Beschrieb Letho.
 

Das brachte mich auf einen anderen Gedanken, die Najade. Ich hatte das Gefühl, ich sollte wirklich dort einmal nach dem Rechten schauen. „Ähm Vesemir?“ fragte ich leise. „Ja?“ er schaute mich an. „Ich würde gerne noch einmal nach Aedd Gynvael reiten.“ Bat ich ihn. „Wir haben bereits darüber gesprochen Alanya!“ mischte Letho sich ein. „Ich weiß, aber das Gefühl lässt mich nicht los. Außerdem könnte ich auch gleich neue Vorräte besorgen. Und auf dem Weg dorthin, könnte man sich den Fremden einmal anschauen.“ Schlug ich vor.

„Was möchtest du dort?“ hakte Vesemir nach. „Ich erzählte ja von der Najade, sie lebt dort. Ich habe vor einigen Tagen eine Nachricht erhalten, ein Rätsel, das darauf hindeutet, dass sie vielleicht in Gefahr ist. Deswegen möchte ich nachschauen ob es ihr gut geht und sie zumindest warnen.“ Versuchte ich ihn zu überzeugen. Aber der Ausdruck in Vesemirs Gesicht machte eine Antwort überflüssig.

„Nein. Ich kenne diese Najade. Sie ist alt genug, um sich zu wehren, falls sie Jemand bedrohen sollte. Und die Vorräte soll Yennefer mitbringen, du standst dabei, als ich sie gebeten habe!“ waren seine klaren Worte. „Aber, …“ wollte ich ansetzen. „Ich sagte nein. Und wehe ich erwische dich dabei, heimlich los reiten zu wollen!“ warnte er.

„Ich dachte ich sei kein Gefangener!“ grollte ich kaum verständlich vor mich hin. „Bist du auch nicht, aber ich habe deine Dummheiten satt! Du kannst froh sein, dass der Waldschrat noch keine Totems errichtet hatte. Er hätte dich sonst in Stücke gerissen!“ wurde Vesemir laut, er hatte mich natürlich trotzdem verstanden.

Regis sah erstaunt auf, „Ah der Kopf ist ihre Trophäe, ich hatte mich schon über den unsauberen Schnitt gewundert.“ Warf Regis ein. Vesemirs Blick verdunkelte sich ein wenig, „Das ist kein unsauberer Schnitt, das ist die Todesursache!“ knurrte er. Letho verschluckte sich an seinem Getränk, „Bitte was!?“ fluchte er.

„Sie ist mit einem Dolch auf den Waldschrat los! Ist auf seinen Rücken gesprungen und hat dann auf ihn eingestochen!“ regte Vesemir sich lautstark auf. „Ist das dein Ernst?“ fragte Letho mich nun, auch er war alles andere als begeistert. „Was hätte ich den tun sollen? Meine Silberklinge steckte in seinem Rücken fest und mein Stahlschwert war irgendwo unter Laub begraben, hätte ich zusehen sollen, wie er dich tötet?“ wollte ich empört wissen.

Letho kniff sich in die Nasenwurzel, „Bist du völlig wahnsinnig geworden? So leicht bin ich nicht umzubringen.“ Knurrte Letho. „Muss ich wohl, wenn ich das ständig gefragt werde.“ Murmelte ich. Lethos Blick ruckte hoch, „Das ist nicht witzig Alanya!“ er war wirklich sauer. „Du sagtest doch, ich soll nicht immer alles so ernst sehen!“ maulte ich. So schnell habe ich ihn selten sich bewegen sehen. Er packte mich am Nacken und zog mich von der Bank, „Das reicht jetzt! Mitkommen!“ befahl er und zog mich in Richtung Turm.

„Sollten wir ihn nicht aufhalten?“ konnte ich Regis fragen hören, während Letho mich abführte. „Nein, er wird ihr nur den Kopf ein wenig zurecht rücken.“ Meinte Vesemir noch und dann schlug die Tür hinter uns zu. Man muss hier wohl nicht mehr erwähnen, wie sauer Letho wirklich war. Wenn wir noch unterwegs gewesen wären, hätte er mich wohl wirklich postwendend zu den Nilfgaardern gebracht, einfach nur weil ich dann in seinen Augen keinen Unsinn mehr anstellen könnte. Außerdem würde ich wohl auch die nächsten Tage alleine im Bett schlafen.
 

Am nächsten Morgen warf er mich noch vor Sonnenaufgang aus dem Bett. „Anziehen und mitkommen. Wehe ich muss unnötig warten.“ Bellte er. Er war immer noch unversöhnlich und daher beeilte ich mich, so schnell es in meinem verschlafenen Zustand möglich war. Er führte mich dann aus der Festung, zum Anfang der Spur. Ich ahnte schlimmes, als ich bereits am ersten Hindernis sah, dass es ausgebessert wurde.

Er jagte mich den Hindernispacours entlang und ließ mich jedes Hindernis so oft überwinden, bis ich es so gut wie fehlerfrei schaffte, doch danach kehrten wir nicht wie erhofft zurück. Er führte mich joggend weiter durch das Tal, bis wir einen kleinen Abhang hinauf kletterten. Ich erinnerte mich, dass es da oben eine kleine Ruine gab, doch sie sah völlig anders aus, als im Spiel. Die kleine Version des Pendels war repariert worden.

Das schien Letho die letzten Tage gemacht zu haben. Es gab zum Glück keine Mauer, die ich hinab fallen konnte, aber ein kleines Podest. Vielleicht eineinhalb Meter hoch. Die Dornen an dem Stamm hatte Letho abgepolstert und ging dann mit mir die Bewegungsabläufe durch. Als er allerdings den Stamm in Bewegung setzte, versagte ich kläglich. Ich war bereits so fertig, dass mir ständig das Trainingsschwert aus der Hand geschlagen wurde oder ich den Stamm abbekam, weil ich zu spät reagierte.

Als Letho endlich einsah, dass es für den Tag genug war, kroch ich bereits auf dem Zahnfleisch, aber er scheuchte mich noch hoch bis zur Festung. Als wir endlich das Tor erreichten, war ich bereit aufzugeben und mich einfach dort fallen zu lassen, wo ich stand.

Soviel dazu, dass er mich nicht überfordern wollte. Wenn Yennefer hier wäre, hätte sie vermutlich schon längst eingegriffen.

Er nahm mir meine Schwerter ab, um sicher zu gehen, dass ich wirklich nicht heimlich davon ritt. „Morgen bekommst du sie wieder, wenn wir die nächste Runde drehen.“ brummte er noch, ehe er mich am Tor stehen ließ. Jetzt gaben meine Beine doch unter mir nach und ich saß im Dreck. Morgen dasselbe nochmal? Ich stöhnte. Morgen würde ich mich kein Stück bewegen können. Selbst der Weg bis zur Zitadelle über die Innenhöfe wirkte gerade wie ein unüberwindbares Hindernis, als ob ich versuchen wollte bis zum Mond zu fliegen, oder über das Meer nach Skellige zu schwimmen. Ich kroch auf allen vieren bis zu den Kisten, die dort standen und lehnte mich an sie.

Ich musste wohl weg gedöst sein, denn auf einmal rüttelte mich jemand an der Schulter wach. Müde blinzelte ich in das Gesicht von Dettlaff. „Ist alles in Ordnung? Ich kann ein wenig Blut an dir riechen.“ fragte er mich. „Oh Dettlaff. Ja, ja, alles in Ordnung. Letho hat mich heute nur extra hart trainieren lassen, es sind nur ein paar Abschürfungen.“

Er nickte, „Regis erzählte, er sei ziemlich aufgebracht gewesen.“ Ich ließ mein Kopf nach hinten gegen die Kiste fallen. „Ja, aber das kommt wieder in Ordnung. Ich glaube das ist einfach seine Art damit umzugehen, dass er sich sorgen gemacht hat. Außerdem habe ich gegen seine Regel verstoßen. Er wollte mich aus dem potenziellen Gefahrenbereich haben, aber ich hatte mich geweigert.“

Er sah ein wenig geknickt aus, „Es tut mir leid, ich wollte keinen Ärger verursachen, …“ Ich unterbrach ihn, „Du musst dich nicht entschuldigen, bei Roche kann ich mich auch nur sehr schwer zurück halten. Oder wenn Jemand Letho bedroht.“ gab ich zu.

Er setzte sich auf die Kiste, an der ich lehnte. „Ihr liebt euch?“ fragte er zögernd. „Ja, ich liebe ihn und ich bedeute ihm auch etwas, auch wenn er es nicht benennen kann. Er sagte er würde solche Gefühle nicht kennen.“ versuchte ich zu erklären. Er saß eine Weile schweigend neben mir, „Es ist mir aufgefallen, dass Lambert dich Furie nennt, warum? Mag er dich nicht?“ wollte der Vampir weiter wissen.

„Ich bin manchmal sehr aufbrausend, was er bereits am eigenen Leib spüren konnte und als ich das letzte Mal eine Strafe erhielt, weil ich nicht auf Vesemir, Letho und Yennefer gehört hatte, bekam ich Hausarrest. Mir hat das ganze natürlich nicht gefallen. Ich habe gezetert und geschrien und mich sonst was aufgeführt, daher kommt der Spitzname. Aber ich denke nicht, dass Lambert mich nicht mag, dann würde er mich wahrscheinlich eher ignorieren, statt zu ärgern.“ setzte ich meine Erklärung fort. Dettlaff rieb sich über das Gesicht, „Ihr Menschen seid kompliziert.“ murmelte er.

„Da hast du Recht. Manchmal verstehe ich andere Menschen auch nicht.“ stimmte ich zu. Überrascht sah er mich an.

„Was ist mit dir? Hast du jemanden, den du liebst?“ tastete ich mich langsam voran. Vielleicht konnte ich ja die Nacht der langen Reißzähne abwenden oder zumindest abmildern, wenn Dettlaff schon gerade hier war. Er schwieg wieder eine Weile und ich befürchtete schon, dass er nicht antworten würde, als er dann doch erzählte. „Ja, aber ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Rhena verschwand einfach, ohne etwas gesagt zu haben.“ berichtete er. Er erzählte wie sie sich kennen gelernt hatten und ein bisschen aus ihrem Leben, bis sie letztendlich verschwand.

Man sah ihm deutlich an, wie sehr ihn das betrübte. „Dettlaff, ich sage das sehr ungerne, aber vielleicht meinte sie es nicht ehrlich mit dir.“ schlug ich vor, doch das war wohl zu direkt. Dettlaff sprang aufgebracht auf, „Nein! Sie sagte sie würde mich lieben.“ protestierte er. „Es tut mir leid Dettlaff. Ich wollte dich nicht verärgern.“ entschuldigte ich mich schnell. Ich musste mir in Erinnerung rufen, dass er mit dem Konzept der Intrigen und Betrügereien nicht vertraut war.

„Es kann natürlich sein, dass sie dich geliebt hat, aber es gibt leider auch Menschen, die so etwas sagen, aber nicht meinen. Vielleicht dachte sie aber auch nur, sie würde dich lieben und als sie merkte, dass es nicht so war, hatte sie sich nicht getraut, es dir zu sagen. Aber so wie sie gegangen ist, gehört es sich nicht. Nicht wenn man in einer Beziehung ist. Sie hätte mit dir reden sollen.“ versuchte ich ihn vorsichtig an das Thema heran zu führen.

„Aber warum sollte sie so etwas sagen, wenn es nicht so ist? Entweder liebt man Jemanden oder eben nicht.“ fragte der Vampir verwirrt. „Leider ist es nicht immer so einfach, Dettlaff. Viele Menschen Lügen und Betrügen, wenn es ihnen ein Vorteil bringt. Ich weiß nicht ob es bei Rhena auch so war, aber die Möglichkeit besteht. Auch ich habe schon gelogen, ich weiß das es falsch ist, aber manchmal denkt man, man hätte keine andere Wahl.“ ich erzählte ihm von Novigrad, wie ich mit Menge gespielt hatte und wie ich Lambert und Geralt ausgetrickst hatte und warum.

„Aber Rhena hat nichts davon gemacht, sie hatte keinen Vorteil durch mich und hat mir auch nichts gestohlen.“ widersprach er.

„Sie weiß, dass du ein Vampir bist, deswegen bitte ich dich einfach, sei kritisch, falls sie sich noch einmal bei dir meldet. Sprich mit Regis, er steht dem neutral entgegen und kann dir helfen.“ bat ich. Die leichte, aufsteigende Übelkeit warnte mich davor, noch mehr zu erzählen.

„Ich werde daran denken. Vielleicht kann ich dir auch helfen?“ bot er im Gegenzug an. „Ich weiß nicht, ob ich dich darum bitten kann.“ fing ich an. „Frag einfach.“ meinte er ruhig. „In Aedd Gynvael gibt es eine Najade. Ich habe Angst, dass ihr etwas passiert ist. Aber Vesemir lässt mich nicht hin reiten und Letho ist ebenfalls dagegen. Vielleicht könntest du hinfliegen und einfach kurz schauen ob es ihr gut geht?“ fragte ich leise. Er überlegte kurz, „Ich werde mit Regis sprechen, es wäre vielleicht ganz gut, wenn ich den Hexern noch ein Weilchen aus dem Weg gehe.“ willigte er.

„Danke Dettlaff.“ lächelte ich. Er nickte, „Du solltest vielleicht nicht mehr allzu lange hier sitzen. Wir werden schon eine ganze Weile beobachtet.“ warnte er mich dann noch. Ich nickte, „Sobald meine Muskeln wieder arbeiten, werde ich rein gehen.“ Er nickte mir noch einmal kurz zu und ging dann langsam wieder seiner Wege.

Ich schaute mich um, doch ich konnte niemanden entdecken. Erst ein kleines Aufblitzen lenkte meinen Blick zur Mauer, die die Höfe unterteilten. Die Sonne reflektierte sich in einem Amulett. Letho stand dort. Seufzend quälte ich mich auf die Füße. Meine Muskeln protestierten bei jeder Bewegung. Ich biss die Zähne zusammen und rang mir jeden Schritt einzeln ab. Aufgrund meiner „Strafe“ würden mir meine eigentlichen Aufgaben vermutlich nicht abgenommen werden und meine Wäsche hing auch noch draußen. Die würde ich als erstes einsammeln, so konnte ich mir einen Weg sparen. Ich unterdrückte den Drang noch einmal nach oben zu Letho zu schauen und quälte mich weiter.

Die trockene Wäsche stopfte ich in den Wäschesack, den ich glücklicherweise hier draußen gelassen hatte und zog ihn dann hinter mir her. Drinnen stellte ich ihn zur Seite. Der Tisch war nachdem Frühstück nicht abgeräumt worden und irgendwer hatte sein Ei über den Boden verteilt. Grummelnd sammelte ich alles ein und brachte es in die Küche, dann schnappte ich mir den Besen und machte den Bereich um den Tisch und die Bänke sauber.

Ich ignorierte den Protest meiner Muskeln und ging stumpf meinen Aufgaben nach. Als ich mit dem Abwasch fertig war und das Geschirr wegräumte fiel mir ein Topf auf, der falschherum stand. Als ich ihn anhob, musste ich dankbar lächeln. Sie hatten mir doch etwas zum Essen aufgehoben und daneben stand das Glas mit meinen Tropfen. Schnell trank ich es aus. Und schlang dann mein Essen hinunter, um den widerlichen Geschmack loszuwerden. An die Nebenwirkungen hatte ich mich mittlerweile zu genüge gewöhnt, so dass ich das meiste ignorieren konnte.

Ich war wirklich froh, dass Letho mir dies nicht verwerte, denn anders hätte ich nicht gewusst, wie ich den Tag hätte überstehen sollen. Meine Muskeln kribbelten, juckten und brannten, als Schwalbe langsam anfing zu wirken. Verdammt, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Keuchend hielt ich mich am Tisch fest, damit ich nicht zu Boden ging. Dieses Mal war keiner da, der mich fangen konnte. War das für die Hexer genauso unangenehm, wie für mich, wenn sie Schwalbe tranken? Oder waren sie durch die Mutationen besser angepasst?

Langsam ließ ich mich auf die Knie sinken, als es immer unangenehmer wurde. Als mein Bauch anfing sich anzufühlen, als ob er brannte, wurde mir klar, dass Letho die Dosis erhöht haben musste. Es fühlte sich beinahe schon so an, wie das eine Mal, als ich Schwalbe pur genommen hatte.

Nach und nach wurde es besser und ich seufzte erleichtert. Man gut das mich niemand so gesehen hatte, Vesemir würde mir sofort verbieten weiterhin die Tränke zu nehmen. ich wartete noch einen Moment, bevor ich mich wieder erhob. Nur um ganz sicher zu gehen, dass meine Beine mich auch wirklich wieder trugen.

Allerdings musste ich die Nachwirkungen von Schwalbe dieses Mal aussitzen, Letho würde mir heute wohl keinen weißen Honig zur Verfügung stellen. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, die Küche ordentlich zu putzen, auch wenn ich sie in Ordnung hielt, hatten die Anderen sie zwischen durch benutzt und Ves und Roche liefen auch ständig durch, ohne sich die Füße abzutreten. Die Arbeit lenkte mich auch ein wenig von meinem Unwohlsein ab.

Zum Abend machte ich das Essen vom Vortag warm und nachdem meine Arbeiten alle erledigt waren, ging ich ins Bett.

Der nächste Tag begann wie der vorherige. Zu gottlosen Zeiten aufstehen, den Parcours und dann das Pendel. Dieses Mal lief es ein wenig besser, da ich mich an die Bewegungsabläufe erinnerte, aber es war trotzdem eine Qual. Ich hatte vermutlich wieder genauso viele Blaue Flecke wie am Tag vorher. Als wir die Festung nach der Tortur wieder erreichten, nahm er mir erneut meine Schwerter ab und ich blieb wieder an den Kisten sitzen. Nur das Dettlaff dieses Mal nicht vorbeikam. Daher döste ich beinahe bis zum Mittag dort, ehe ich mich wieder bis zu Zitadelle schleppte. In der Küche standen wieder eine Kleinigkeit zum Essen und daneben mein Trankmix. Mit hätte dort schon auffallen sollen, dass es diesmal ein Tonbecher war, der einen die Farbe des Getränkes nicht verriet. Doch ich schlang mein Essen runter und trank dann den Mix.

Schnell wurde mir klar, dass es eine sehr schlechte Idee war. Es war kein verdünnter Trank, er war pur. Verdammt, er hat mich reingelegt. Schoss es mir durch den Kopf. Es war Teil seines Plans, mir Vernunft einzutrichtern. Ich krümmte mich auf der Bank, als der Trank anfing durch meine Blutbahn zu rauschen. Meine eigenen Worte hallten mir immer wieder durch den Kopf, „Für den Notfall“ das hier war kein Notfall, sein missbilligender Blick würde es auch erklären. Auch seine Worte „Bis du es gelernt hast!“ als ich gefragt hatte, wie lange ich noch die Strafe gehen würde. Mir wurde klar, er meinte nicht, bis ich die Hindernisse ohne Fehler überwinden konnte und die Bewegungen am Pendel beherrschte, sondern bis ich anfing nachzudenken, bevor ich handelte.

Ich hatte das Gefühl, dass mein Blut kochte, meine Muskeln brannten und kalter Schweiß stand auf meiner Stirn. Ich wand mich in meinem Unbehagen auf der Bank, bis ich hinunter fiel. Diesmal war Letho nicht an meiner Seite und spendete Trost, was das Ganze in meinen Augen noch viel schlimmer werden ließ. Auch als die Nebenwirkungen langsam nachließen, blieb ich erschöpft am Boden liegen.

Irgendwann öffnete sich die Tür zur Küche und ich rappelte mich notgedrungen auf. Es war Letho, der herein kam.

Seine Enttäuschung würde sogar ein Blinder auf weite Entfernung erkennen. Elendig sah ich auf den Boden zwischen meinen Beinen. Dieses Mal war es wirklich meine eigene Schuld. Er sagte kein Wort, das brauchte er aber auch gar nicht. Er holte etwas aus einem der Schränke und ging dann wieder.

Die anderen mussten zum Teil eingeweiht, denn auch von ihnen hatte ich kein Mitleid zu erwarten. Ich war froh, als ich mich dann endlich zurückziehen konnte. Allerdings legte ich mich nicht sofort hin zum Schlafen. Mir wurde während des Tages noch etwas Anderes klar, ich hatte meine Meditation wieder vernachlässigt.

Seufzend legte ich meine Rüstung ab und kniete mich neben die Feuerstelle im Zimmer. Es war schwierig die nötige Ruhe zu finden, wenn man sich immer noch wie ausgekotzt fühlte. Als ich der Meinung war, ich hätte genug getan, kroch ich zum Bett rüber. Ich war froh, als ich mich endlich auf der Matratze zusammen rollen konnte.
 

Am dritten Morgen wachte ich auf, kurz bevor Letho mich wecken wollte. Er schien ein wenig erstaunt zu sein, dass ich mich, ohne zu murren, fertig machte und er nichts sagen brauchte. Mir ging es zwar noch immer nicht wieder richtig gut, aber das würde hoffentlich noch werden.

Mein Körper rächte sich für die Gifte am Vortag, dadurch, dass er bereits bei der kleinsten Anstrengung in Schweiß ausbrach. Ich war schon völlig durchgeschwitzt, bevor wir überhaupt an der Spur ankamen.

Am Ende des Trainings bat ich Letho am Fluss kurz zu warten. Ich legte meinen Gürtel und meine Stiefel ab und sprang in das kalte Wasser. Glücklicherweise war hier kaum Strömung und neue Bären hatten sich auch noch nicht wieder angesiedelt. Das Bad erfrischte ein wenig und spülte zumindest den größten Teil des Schweißes fort. Ich brauchte nicht lange und wollte Lethos Geduld nicht auf die Probe stellen.

„Danke.“ Murmelte ich daher, als ich wieder aus dem Wasser kam. Ich schüttelte mir das Wasser ein wenig aus dem Haar und schnallte mir den Gürtel wieder um. Die Stiefel zog ich nicht wieder an, da ich nicht den ganzen Tag in nassen Schuhen rumlaufen wollte. Das kalte Bad hat auch ein wenig gegen die Muskelschmerzen geholfen.

Außerdem zwangen mich meine nassen Sachen dieses Mal direkt in die Zitadelle. Ich konnte ja schlecht draußen sitzen bleiben, da würde ich wohl wahrscheinlich wieder krank werden. Vesemir schaute zwar nicht schlecht, als ich pitschnass und barfuß an ihm vorbeistapfte, aber er sprach mich nicht an.

Ich zwang mich die Treppe rauf und ließ oben meine nassen Sachen einfach fallen. Letho hatte mir meine Schwerter nicht abgenommen, daher legte ich sie auf sein Bett. Die Versuchung mich ebenfalls ins Bett zu legen war groß, doch ich riss mich zusammen und zog mir einfach nur etwas Trockenes an. Die nassen Sachen hängte ich dann doch noch über den Stuhl, denn ich näher zum Feuer schob. Aber dann hatte ich keine weitere Ausrede mehr, um mich länger vor der Treppe zu drücken.

Langsam, Schritt für Schritt, stieg ich den Turm hinab. Ich verzog mich direkt in die Küche und nahm mir mein Frühstück. Den Becher mit dem Trank stellte ich zur Seite. Ich würde ihn nicht nehmen, aber auch nicht wegkippen.

Ich wollte gerade mit dem Essen anfangen, als Letho in die Küche trat. „Deine Schwerter.“ forderte er ruhig. „Liegen oben auf deinem Bett.“ murmelte ich und fing mit dem Essen an. „Kannst du heute versprechen, dass solche Situationen nicht noch einmal entstehen?“ fragte er mich, wie auch die anderen beide Male, als er mir meine Schwerter abnahm. Aber auch meine Antwort war dieselbe, „Nein.“ Er wirkte ein wenig enttäuscht, aber ich würde ihn nicht deswegen anlügen. Sein Blick huschte zu dem Becher, ehe er kopfschüttelnd ging.
 

Später ging ich in den Essbereich und ließ mich auf die Bank plumpsen. Allerdings blieb ich nicht lange sitzen. Da ich ziemlich geschafft war und ich noch keine Pause gemacht hatte, wie die anderen Tage, beschloss ich mich ein wenig auf die Bank zu legen. Ich lag auf dem Rücken, meine Beine und Arme baumelten jeweils links und rechts herunter. Ich döste ein wenig und genoss die Ruhe.

Hin und wieder durchquerte Jemand das Erdgeschoss, doch ich hatte keine Muße mich aufzurichten und zu schauen, wer es war. Außerdem konnte mir so keine neuen Aufgaben aufgedrückt werden.

„Hast du sie gefunden?“ konnte ich Vesemir auf einmal fragen hören. Ich blinzelte, nein er sprach nicht mit mir, also schloss ich die Augen wieder.

„Nein, sie ist weder, oben noch draußen. Wenn ich sie in die Finger kriege, sie weiß genau, dass sie die Festung nicht verlassen darf.“ brummte Letho. „Dabei hoffte ich, dass sie es langsam verstand.“ seufzte Vesemir. Wovon sprachen sie? Ich brauchte einige Augenblicke, ehe ich verstand, dass sie scheinbar mich suchten.

Mühsam richtete ich mich auf, „Ich hoffe ihr sucht nicht nach mir?“ fragte ich leise. Es war das erste Mal, dass ich sah, wie sich ein Hexer erschrak. Ihre Blicke lagen auf mir, „“Wo warst du?“ wollte Letho direkt wissen. „Ähm hier? Nachdem du mich in der Küche alleine gelassen hast, habe ich den Abwasch gemacht und seitdem bin ich hier.“ erklärte ich.

„Habt ihr mich aus einem bestimmten Grund gesucht?“ wollte ich dann noch wissen. „Ja, was hast du mit Dettlaff vorgestern beredet? Seit dem scheint er verschwunden zu sein.“ fragte Letho mich. Ich verengte die Augen leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war eigentlich ein Privatgespräch. Aber wir haben über seinen Liebeskummer gesprochen.“ murrte ich. Letho zog eine Augenbraue hoch. „Ist er deswegen gegangen?“ hakte Vesemir nach. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, außerdem wird er wieder kommen.“ entgegnete ich. „Du weißt also wo er ist?“ seufzte Letho. „Wo er gerade genau in exakt diesem Moment ist? Nein. Aber ich habe ihn gebeten nach der Najade zu sehen, weil ihr mich ja nicht lasst. Er konnte meine Sorge verstehen und ist dann nachdem er das mit Regis besprochen hatte wohl los geflogen.“ warf ich ihnen indirekt vor.

Vesemir nickte, „Gut, heute Abend machen Ves und Eskel das Essen.“ meinte er noch und ging dann. Nach einem kurzen Blick zu mir, folgte Letho ihm. Seufzend ließ ich meine Stirn auf den Tisch sinken. Letho schien immer noch sauer zu sein. Aber wenn ich für heute keine weiteren Aufgaben hatte, konnte ich mich auch gleich ins Bett legen. Wenn Eskel und Ves zusammen kochten, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie Leber machen würden. Darauf konnte ich gut verzichten.

Ich stemmte mich hoch und schlurfte zurück in den Turm. Ich trat mir die Stiefel von den Füßen und ließ mich aufs Bett fallen. Ich strampelte mir dann noch die Hose von den Beinen und zog mein Hemd über den Kopf, ehe ich die Decke halbwegs über mich zog und die Augen schloss.

Ich wurde kurz wach, als Letho ins Zimmer kam. Er machte sich ebenfalls fürs Bett fertig, kam dann aber zu mir rüber. Er zog die Decke richtig über mich, „Schlaf weiter, wir stehen wieder früh auf.“ flüsterte er und wollte sich wieder entfernen. Ich hielt ihn am Handgelenk fest und wollte ihn zu mir ziehen. „Nein Alanya.“ sprach er fest und befreite sich aus meinem Griff. Enttäuscht blickte ich ihm nach und sah zu, wie er sich in das andere Bett legte.

Ich zog die Decke über den Kopf und versuchte noch ein wenig zu schlafen.

Als ich das nächste Mal wach wurde, schlief Letho noch. Aber von meinem Gefühl her, würde er auch bald aufstehen. Noch mal die Augen zumachen lohnte sich vermutlich also nicht. Ich biss die Zähne zusammen, als meine Muskeln beim Aufstehen protestierten. Ich hatte den größten Muskelkater meines Lebens. So leise wie möglich suchte ich meine Sachen zusammen und zog mich an. Meine Stiefel nahm ich allerdings in die Hand, Letho sollte ruhig noch ein wenig schlafen können.

Ich zog sie erst unten an der Treppe an und bewegte mich dann leise durch das Erdgeschoss. Alle anderen schliefen noch. Draußen ging ich zuerst zum Brunnen, um mich frisch zu machen. Dann ging ich bis zum Tor und kniete mich dort an die Seite nieder, um ein wenig zu meditieren bis Letho kam.
 

Es war allerdings nicht lange, es war vielleicht noch nicht mal zwanzig Minuten vergangen, als Letho über den Hof gestürmt kam. Er stockte, als er mich dort knien sah und sah selbst ein wenig verlegen aus. „Ich dachte, nachdem ich gestern nicht zu dir kam, wärst du …“ wollte er sich rechtfertigen.

„Du vertraust mir nicht. Verstehe.“ seufzte ich. Es stach, hatte er mir überhaupt je richtig vertraut, wenn er gleich so von mir dachte?

Ich stand langsam auf und streckte meine schmerzenden Muskeln. „Wollen wir?“ fragte ich ihn völlig motivationslos. Ruckartig nickte er und schlug ein lockeres Lauftempo an. Mit meinem Muskelkater war eigentlich nicht an Training zu denken, aber ich kämpfte mich durch. Soweit es mir zumindest möglich war. Über die Hindernisse stolperte ich mehr, als alles andere. Schnell waren sowohl meine Hände als auch meine Knie aufgeschürft. Letho knurrte und bellte, ich solle mich gefälligst konzentrieren und mir mehr Mühe geben. Ich tat ja schon was ich konnte, aber mehr ging nicht. Ich presste die Kiefer aufeinander bis mir die Zähne schmerzten, wenn ein kleines Kind dies schaffen konnte, würde ich es auch. Ich würde es einfach machen wie damals beim Wettkampf bei der Bundeswehr. Einfach stumpf weiter laufen. Immer weiter und weiter. Die Erschöpfung und die Schmerzen ignorieren.

Allerdings kam ich am Ende kaum zurück in die Festung, geschweige denn in die Zitadelle. Zufälligerweise war Regis gerade im Erdgeschoss und erfasste die Situation sofort. „Komm, setzt dich bevor du noch zusammen brichst.“ sprach er leise zu mir und führte mich zum Esstisch. Ich setzte mich auf die Bank. Er griff nach meinem Handgelenk und prüfte meinen Puls, wahrscheinlich mehr aus gewohnt, denn meinen Herzschlag dürfte er auch so hören. „Wann hast du das letzte Mal was gegessen?“ wollte er wissen. „Gestern früh.“ antwortete ich leise. „Und getrunken?“ fragte er weiter. „Regis, es ist lieb von dir das du dich um mich kümmern willst, aber ich brauche jetzt nur ein wenig Essen und etwas zu trinken, dann Ruhe.“ schob ich ihn leicht weg. „Du solltest das nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ mahnte er leicht. Ich nickte, „Ich weiß, ich weiß. Aber es ist nicht so schlimm. Das Training war nur ein wenig hart.“ Beruhigte ich ihn. „In Ordnung, aber wenn dir schwindelig wird, sagst du Bescheid.“ Forderte er. Ich nickte, da kam wohl der Chirurg in ihm durch. Ich blieb noch eine weile sitzen, bis ich mir sicher war, dass ich es bis in die Küche schaffen würde.

Dort auf dem Tisch stand wieder ein Tonbecher und mein Essen. Ich setzte mich, nachdem ich mir einen Krug mit Wasser genommen hatte und aß meinen Getreidebrei. Er schmeckte widerlich, wenn er kalt war, aber ich musste etwas essen. Zum einen hatte ich tierischen Hunger und zum anderen brauchte mein Körper den Zucker aus dem Getreide. Auch den Krug leerte ich zügig. Ich hatte gerade den Tonbecher in die Hand genommen und wollte aufstehen um ihn zu dem anderen zustellen, als die Tür aufging. Letho trat herein, sein Blick fiel sofort auf den Becher.

Ich nickte zu der Wand neben der Tür, dort hatte ich sie platziert, da ich annahm, Letho würde sie mir wieder abnehmen wollen. Trotz seiner Anwesenheit stand ich langsam auf und ging zu dem Regal. „Kannst du es heute versprechen?“ fragte er nur. Ich drehte mich zu ihm um, „Nein, kann ich nicht.“ Er wollte sich enttäuscht abwenden. Schnell stellte ich den Becher weg. „Letho warte bitte!“ hielt ich ihn auf.

„Ich kann dir das nicht versprechen, dass weißt du. Ich kann nicht zusehen, wenn du beinahe stirbst oder in einen aussichtslosen Kampf gerätst, wenn ich etwas dagegen tun könnte. Aber ich kann dir versprechen, dass ich versuchen werde bedachter zu handeln, dass ich versuchen werde nicht so voreilig zu sein. Aber ich werde dir nicht versprechen, dich in deinen Tod laufen zu lassen.“ Versuchte ich ihm zu erklären. Er hatte sich alles angehört und hat dann wortlos, mit meinen Schwertern in der Hand, die Küche verlassen.

Als die Tür zufiel, gaben meine Beine unter mir nach, was wollte er denn noch? Wollte er denn, dass ich ihn anlog, dass ich ihm versprach, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Wollte er, dass ich ihn anbettle, statt mich beim Training am Morgen abmühe mein bestes zu geben? Einige Tränen rollten über mein Gesicht.

Ich blieb noch einige Zeit so sitzen, bis ich einen Entschluss fasste. Ich rappelte mich auf und humpelte schon beinahe durch die Küche. Wenn er es so wünschte, würde ich nur das machen, was meine Aufgaben waren. Einfach nur stumpf hier sauber machen und kochen. Wenn er keine Frau an seiner Seite wollte, die sich, ihn und andere verteidigte, dann würde er halt eine Magd bekommen. Daher legte ich meine Rüstung und alle meine Dolche ab. Auch meinen Gürtel legte ich in die Ecke der Küche. Auch mein Medaillon legte ich schweren Herzens ab, eine Magd braucht so etwas nicht. Sorgfältig verstaute ich es in einer Gürteltasche.

Ich quälte mich durch den Tag, putzte die Fenster im Erdgeschoss, soweit ich an sie rankam, polierte Besteck und Trinkgläser. Bevor ich mich jedoch an die Essensvorbereitungen machte schleppte ich meine Rüstung und Co nach oben. Ich schrieb eine kleine Notiz und legte sie samt dem Medaillon auf das Kissen von Letho. Ich wischte hier noch schnell Staub und nahm auf dem Weg nach unten, den Ascheeimer mit.

Wenn ich nicht drüber nachdachte, konnte ich die schmerzen in meinen Muskeln schon beinahe ignorieren. Dann bereitete ich das Abendessen vor. Ich überlegte, dass ich Ves bitten könnte ein paar Kaninchen zu fangen und ich könnte Eskel fragen, ob Meckerfritze Milch gab, dann könnte ich das Fleisch in die gesüßte Milch einlegen.

Während ich mir Gedanken über das Essen der nächste Tage machte, schnitt ich Fleisch und Gemüse für die Brühe klein. Ich tat auch einige Nudeln mit hinzu. Dazu würde es Brot geben.
 

Als ich damit fertig war, brachte ich alles zum Tisch und bat Eskel, alle zum Essen zu holen. Vielleicht ließe sich irgendwo eine kleine Glocke auftreiben, damit man sich die Sucherei sparen könnte, wenn es Essen gab. Zumindest für die Zeit, wo so viele Besucher hier waren.

Nach und nach trudelten alle ein und setzten sich bereits. Letho war einer der letzten, er kam auf mich zu, in seinem Blick lag Verwirrung, Enttäuschung und vielleicht auch noch Wut. Ich konnte es nicht richtig deuten, es waren zu viele Emotionen gleichzeitig. Doch bevor er mich erreichte und ansprechen konnte, kamen Ves und Keira an.

„Ist das euer Ernst!?“ keifte sie, als sie Regis am Tisch sah. „Stimmt es, was Ves mir erzählt hat?“ wollte sie aufgebracht wissen. „Ihr lasst Vampire hier bleiben!?“ ihre schrille Stimme klingelte in meinen Ohren, aber auch Regis und die Hexer verzogen leicht ihr Gesicht. Ich versuchte sie zu ignorieren. „Setzt euch doch, ich hoffe es schmeckt euch.“ Sprach ich ruhig und hoffte, dass Keira sich auch ein wenig beruhigen würde.

„Auf keinen Fall! Ich werde mich doch nicht mit einem Monster an den Tisch setzen!“ ereiferte sich die Zauberin. Die anderen jedoch setzten sich. „Ves könntet ihr morgen vielleicht ein paar Kaninchen fangen?“ fragte ich sie. Sie nickte, „Ja, ich kann mal schauen, ob ich welche erwische.“ Stimmte sie zu.

Allerdings schien es Keira überhaupt nicht zu gefallen ignoriert zu werden. Sie wetterte weiter und forderte die Hexer dazu auf Regis zu vertreiben oder direkt zu beseitigen. Mir reichte es, ich legte meinen Löffel hin und schaute Keira ernst an. „Keira, es reicht. Du bist hier genauso Gast, wie wir auch. Du hast kein Recht solche absurden Forderungen zu stellen. Es ist Vesemirs Entscheidung, wen er hier beherbergt. Du solltest froh sein, dass du hier bleiben darfst, ohne dich an den täglichen Aufgaben zu beteiligen. Jeder von uns hat seine Aufgaben bekommen, außer dir.“ Sprach ich ruhig und sachlich zu ihr. Dies ließ sie vorerst verstummen. Ich erhob mich, „Wenn ihr mich entschuldigt, ich habe noch einiges zu tun und würde mich danach zurück ziehen, wenn ihr nichts mehr benötigt.“ Vesemir nickte erstaunt. „Wer bist du und was hast du mit unserer kleinen Furie gemacht?“ wollte Lambert scherzhaft wissen. „Lambert, mein Name ist Alanya und es wäre schön, wenn du ihn auch benutzen würdest.“ Bat ich ihn und ging in die Küche zurück. Ich räumte die Utensilien weg, die ich zum kochen benutzt hatte und machte dasselbe mit dem Esstisch, als alle mit dem Essen fertig waren.

Als soweit alles endlich fertig war, kroch ich die Treppe schon fast hoch. Als ich mein Bett endlich erreichte, schlief ich auf der Stelle ein. Am nächsten Morgen wachte ich wieder vor Letho auf. Ich konnte mich kaum ohne schmerz bewegen und wäre am liebsten liegen geblieben, aber das würde nur Ärger geben. Also zog ich mich mit vorsichtigen Bewegungen an und musste ein wimmern unterdrücken, als ich die Treppe hinab stieg.

Kein Wunder das Hexer immer so grimmig und hart wirkten, wenn sie dies in ihrer Kindheit durchmachen mussten, ohne auf Mitleid hoffen zu können. Es war noch zu früh, um mit den Frühstücksvorbereitungen anzufangen, also beschloss ich, mir eine leichte Aufgabe ohne viel Bewegung zu suchen. Ich würde die vielen Kerzenständer von den Wachsresten befreien. Dazu brauchte ich mich nicht viel bewegen.

Ich hatte den ersten beinahe fertig, als Letho herunter kam. Er stockte, als er mich am Tisch sitzen sah und kam dann zu mir rüber. „Was machst du da?“ wollte er wissen. „Ich reinige die Kerzenständer.“ Erklärte ich leise, schließlich schliefen die anderen noch. „Warum jetzt? Was ist mit deiner Rüstung?“ fragte er weiter. Ich schaute von meiner Arbeit auf. „Du hast recht, ich hätte mich erst um sie kümmern sollen. Entschuldige.“ Murmelte ich. Er verengte die Augen, „Was ist los mit dir? Warum hast du mir dein Medaillon zurück gegeben?“

„Ich werde es nicht mehr brauchen.“ Hauchte ich und widmete mich wieder meiner Arbeit. „Was soll das heißen?“ Letho klang leicht verletzt. „Da ich weder die Festung verlasse noch gegen weiter Monster kämpfen werde, brauche ich kein Medaillon mehr, das mich vor ihnen warnt.“ Erklärte ich knapp und leise.

„Das hast du ja ganz toll hinbekommen Letho, egal was du mit ihr gemacht hast, es scheint sie gebrochen zu haben.“ Gähnte Lambert, er kam gerade aus seinem Schlafbereich und ging in ein Fell gewickelt zur Feuerstelle. „Viel zu kalt zum weiterschlafen.“ Murrte er leise, als er sich ans Feuer setzte. „Das ist nicht wahr! Ich habe gar nichts mit ihr gemacht!“ knurrte er aufgebracht und entsetzt.

Er kam auf mich zu, nahm mir den Kerzenständer aus der Hand und packte mich an den Oberarmen, um mich zu ihm zu drehen. „Sag ihm das wir nur trainiert haben, dass das nur ein dummer scherz von dir ist.“ Bat er. Ich schüttelte sachte den Kopf und er verfestigte seinen Griff, „“Krümel?!“ flehte er erneut. „Du tust mir weh, Letho.“ Wimmerte ich. Entsetzt taumelte er zurück.

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Entsetzt schaute Letho mich an, „Krümel, … Ich, … Ich, …“ setzte er an. Doch dann wandte er sich ab und eilte davon.

Ich blickte ihm noch eine Weile nach, ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Er wollte doch scheinbar nicht, dass ich kämpfte, war das denn jetzt auch wieder falsch?

Mit automatischen Bewegungen pulte ich die letzten Wachsreste vom Kerzenständer und polierte die Schlieren weg. Einen zweiten schaffte ich noch, ehe sich Eskel auch blicken ließ. Ich könnte mit den Essensvorbereitungen also demnächst anfangen. Ich wischte die Wachsreste zusammen und sammelte sie in dem Tuch. Mit ein paar Holzspänen konnte man davon Anzünder machen, oder mit einem Docht vielleicht eine neue Kerze.

Langsam, mit bedachten Bewegungen, stand ich auf. „Lambert, hilfst du mir in der Küche?“ bat ich den Hexer am Feuer. Stirnrunzelnd sah er mich an, ehe er nickte. „Komme gleich nach.“ Brummte er und erhob sich.

Ich hatte die Wachsreste in eine alte Schüssel getan, es würde mit der Zeit sicherlich noch mehr dazu kommen. „Also, was machen wir heute?“ fragte Lambert mich auf einmal, ich machte einen kleinen Satz und hielt mir meine Hand aufs Herz. Er hatte sich dicht hinter mich geschlichen.

„Lambert, lass so was bitte!“ forderte ich sanft. „Ach komm schon, was ist denn los mit dir?“ wollte er wissen. „Nichts ist los mit mir, jetzt füll den Topf bitte mit Wasser.“ Bat ich ihn und schob mich an ihm vorbei. Ich holte das Getreide für den Brei und stellte es nahe der Kochstelle ab.

„Heute wieder nur Brei?“ wollte der Hexer wissen, als er Topf auf das Feuer stellte. „Ja, er ist nahrhaft und gibt genügend Energie. Außerdem gehen die Eier zuneige. Wenn Ves und Roche endlich mal erfolgreicher bei der Jagd sind, könntest du neuen Schinken räuchern und Trockenfleisch machen.“ Schlug ich vor.

„Und wenn ich das nicht tue?“ fragte provozierend, „Dann werde ich wen anderes fragen, ob er das macht.“ Erklärte ich. Als das Wasser kochte, tat ich das Getreide rein. Ich drückte Lambert die Schale in die Hand, mit der ich das Getreide geholt hatte, „Stell sie bitte zur Seite.“

Doch natürlich würde Lambert nur Unsinn im Kopf haben. Er stülpte sie sich auf den Kopf, wie einen Hut und alberte herum. Ich ignorierte ihn, bis ich auf einmal ein Klirren und ein „Hoppla.“ Von Lambert hörte. Die Schale war von seinem Kopf gerutscht und am Boden zerbrochen. Seufzend hockte ich mich nieder und sammelte die Scherben ein und warf sie in einen Eimer, den ich immer für die Küchenabfälle nutzte. Dann musste ich mich allerdings beeilen, damit der Brei nicht überkochte. Ächzend hob ich ihn von der Kochstelle und rührte darin herum, damit er nicht auch noch anbrannte.

„Du hast Letho mit deinem Scherz vorhin ganz schön erschreckt, womit hat er sich das verdient?“ wollte Lambert dann wissen. „Das war kein Scherz, sondern mein völliger Ernst.“ Meinte ich ruhig und drehte mich zu ihm um. „Also entweder bist du Krank oder dein Verstand ist wirklich geknackst.“ Meinte er und tippte mir gegen die Stirn. Normalerweise würde ich seine Hand jetzt wegschlagen, aber zum einen taten mir meine Muskel zu sehr weh und zum andren würde ich mich nicht provozieren lassen, oder mich aufregen. Daher drehte ich mich nur weg, „Nein, ich bin völlig in Ordnung. Aber wenn du mir nicht helfen willst, dann geh.“ Murmelte ich.

„Dann willst du also wirklich die brave Hausfrau spielen?“ höhnte er. „Ja, das erwarten scheinbar ja alle von mir.“ Antwortete ich leise und wandte mich wieder dem Essen zu. „Das bist doch nicht du! Wo ist die kleine Furie geblieben, die allen die Stirn geboten hat und Hexerverträge erfüllte?“ wollte er schockiert wissen. „Die gibt es jetzt nicht mehr.“ Flüsterte ich. „Du hättest mich, nicht ihn wählen sollen. Ich hätte das niemals zugelassen.“ Knurrte er noch und verschwand dann aus der Küche, wobei er die Tür hinter sich zuknallte. Ich atmete ein paar Mal tief durch und machte mich dann wieder an die Arbeit. Schließlich deckte sich der Tisch nicht von alleine.

Die Atmosphäre während des Essens war angespannt, Keira und Roche schienen mit ihren Blicken Regis verschwinden lassen zu wollen, Letho hatte sich von mir weg gesetzt und Lambert sah mich immer mal wieder vorwurfsvoll an, wenn er nicht gerade Letho mit seinen Blicken erdolchte. Ich war wirklich froh, als die Runde sich langsam auflöste und jeder seinen Aufgaben nachging.

So auch ich, auch wenn auch mir etwas Besseres vorstellen konnte, als nur immer zu kochen und zu putzen, aber vielleicht fand ich ja kleinere Aufgaben, die mir Spaß machen könnten.
 

Am frühen Abend kam Vesemir zu mir in die Küche, als ich gerade dabei war das Abendessen vorzubereiten. „Hallo Vesemir. Brauchst du etwas?“ begrüßte ich ihn. Er sagte vorerst nichts, besah sich nur neugierig die Schale mit den Wachsresten, die auf dem Regal stand.

„Mir ist aufgefallen, dass du dein Amulett nicht mehr trägst.“ Fing er nach einer Weile an. „Ja, ich habe es Letho zurück gegeben. Ich werde es nicht mehr brauchen.“ Bestätigte ich ihm. Er nickte, „Letho deutete so etwas an. Aber wie kommst du da drauf.“ Hakte er nach. „Ich habe mich dazu entschlossen nicht mehr zu kämpfen. Es führt nur zu ärger.“ Seufzte ich. „Vielleicht sollte ich ihm auch das Silberschwert zurück geben, er hat eher dafür Verwendung als ich.“ Überlegte ich laut.

„Ich habe nichts gegen deinen Sinneswandel, eher genau das Gegenteil, aber vielleicht solltest du mit Jemanden über das plötzliche Warum sprechen. Sprich mit Letho, zu mir kannst du auch immer kommen oder Yennefer, wenn sie zurück ist.“ Schlug er vor.

„Ja, ich werde darüber nachdenken. Danke Vesemir.“ Antwortete ich ihm ruhig. Allerdings war ich nur äußerlich ruhig, mein Inneres war in Aufruhr. Das fühlte sich so falsch an. Lambert hat recht, das bin nicht ich, aber das hier wollte Letho doch. Ich habe ihm versprochen, alles zu machen was er will, ihm zu geben was er braucht und scheinbar möchte er eine brave Hausfrau, die ihm nicht widerspricht.
 

Allerdings war ich mir dessen einige Tage später nicht mehr so sicher. Letho mied mich scheinbar, wo er nur konnte. Nur beim Essen sah ich ihn kurz. Ansonsten verließ er den Raum, wenn ich kam, ging nach mir in sein Bett und stand vor mir auf. Ich war zumindest froh darüber, dass er nicht auch unser Zimmer komplett verlassen hatte. Es war beinahe so, wie unterwegs, bevor wir den Streit hatten.
 


 

Seufzend lehnte ich meine Stirn an den Hals von Tetris, während ich ihn kraulte. „Warum sind Gefühle nur immer so kompliziert?“ wollte ich von dem Pferd wissen. Tetris schnaubte und stupste mich an. „Tut mir leid Kumpel, ich werde vorerst nicht mehr die Festung verlassen. Vielleicht sollten wir Ves erlauben, dich zu reiten, damit dir nicht zu langweilig wird?“ sprach ich mit ihm. Er zuppelte an meiner Kleidung, „Nein tut mir leid. Ich habe nichts mehr.“ Sachte schob ich seinen Kopf weg.

Mein Blick wanderte rüber zu den Attrappen. Die skizzierten Gesichter auf ihnen waren durch den Regen beinahe gänzlich unkenntlich geworden.

Ich fühlte mich hin und her gerissen, wie sollte ich jetzt Vesemirs Leben retten? Sollte ich es mit meinen mickrigen Schießkünsten drauf ankommen lassen, oder sollte ich auf die Vampire vertrauen, dass sie den Kampf zu Vesemirs Gunsten entschieden? Ein zweites Pferd stupste mich von hinten an. Ich drehte mich um, „Hallo Kiran.“ Lächelte ich. Er schnupperte an meinem Hals bis in meinen Ausschnitt hinein.

Ich zog die Kette hervor, „Schau mal, die ist wunderschön, oder?“ Auch Tetris schien neugierig zu sein. „Die Schnecke hat Dettlaff mir von der Najade mitgebracht.“ Erzählte ich den Pferden.

Er kam vor einigen Tagen am Abend wieder, ich hatte gerade den Abwasch erledigt und räumte das Geschirr weg, als der schwarz rote Nebel in die Küche strömte. Einige Schritt von mir entfernt materialisierte sich der Vampir. Ich stellte den Teller ins Regal und wandte mich ihm zu, „Hallo Dettlaff, schön dass du wieder da bist.“ Begrüßte ich ihn. „Guten Abend.“ Grüßte er zurück.

Neugierig und erwartungsvoll sah ich ihn an.

Sein lächeln verblasste leicht und er sah sich stirnrunzelnd und besorgt um. Vielleicht bemerkte er die Spannung, die noch in der Luft lag, überlegte ich. „Ich habe die Najade angetroffen.“ Bestätigte er nach einer Weile. „Es geht ihr gut, aber sie ist sehr beunruhigt. Sie erzählte, dass der Mann noch öfters am Ufer auftauchte. Sie plant ihren Weiher zu verlassen und sich ein neues Heim zu suchen. Sie meinte der Mann würde das Böse bringen.“ Berichtete er. Ich atmete erleichtert auf, es ging ihr gut. „Danke, dass du nach ihr geschaut hast Dettlaff.“ Lächelte ich ihn an. „Sie hat mir etwas für dich mitgegeben.“ Er griff in seine Manteltasche. Als er seine Hand hervor holte und sie öffnete, stockte mir der Atem. In seiner Hand hielt er ein kleines Schneckenhaus, das in allen Farben des Regenbogen strahlte. Es war aus reinem Perlmutt. „Es ist wunderschön. Danke.“ Hauchte ich und nahm es vorsichtig entgegen.

„Sie lässt dich grüßen und war über deine Sorge um sie, sehr erfreut.“ Entgegnete er. „Vielen, vielen Dank Dettlaff. Hast du zufällig gesehen, ob in dem Dorf dort, auch alles in Ordnung ist? Und konntest du den Reiter im Tal entdecken, den Regis erwähnt hatte?“ fragte ich leise.

„Ich war nicht im Dorf, aber das was ich vom Ufer aus sehen konnte, sah es ruhig aus. Und der Reiter war schon weg. Ich konnte ihn nirgends entdecken.“ Antwortete er ruhig. „Danke, es ist noch etwas zu Essen da, wenn du etwas möchtest?“ bot ich ihm an. Aber er lehnte ab. Am Tag darauf hatte ich aus ein wenig Draht eine Halterung gebastelt, so dass ich das Schneckenhaus als Kette tragen konnte. Denn ich wollte nicht riskieren, dass es kaputt ging, wenn ich versuchen würde ein Loch hinein zu bohren.
 

Ein Schnauben riss mich aus meiner Erinnerung, Kiran stupste mich noch einmal an, ehe er sich wegdrehte und ein freundliches brummeln von sich gab. Ich blickte auf, Letho kam langsam näher. Unsicher sah ich ihn an und beobachtete wie er seinem Pferd die Stirn kraulte.

Er sagte nichts und nichts deutete darauf hin, dass er mich wahrgenommen hatte, aber dies war nicht möglich, er konnte mich gar nicht übersehen haben.

„Na mein Junge, lässt du dich von Alanya verwöhnen?“ fragte er sein Pferd leise. Er hatte mich also doch gesehen. Er spähte kurz über den Hals des Pferdes zu mir herüber, doch als er sah, dass ich ihn beobachtete, senkte er seinen Blick schnell wieder.

Schweigend verbrachten wir so noch einige Zeit bei den Pferden. Jetzt, nachdem mein Muskelkater zum größten Teil abgeklungen war, hatte ich mir endlich die Zeit genommen, die Hufe der Pferde zu machen. Daher sammelte ich das Werkzeug ein und legte alles ordentlich zur Seite.

Als ich jedoch nach dem Besen greifen wollte, um den Hof zu fegen, kam Letho mir zu vor. „Lass mich das für dich machen.“ Murmelte er.

Das war neu, dachte ich mir. Selbst als ich den Abend noch mein Silberschwert auf sein Bett legte, wie ich es Vesemir sagte, kam es zu keiner Reaktion von ihm. Ich hatte ihm wieder eine Notiz dazu geschrieben, da er mir ja den ganzen Tag fern blieb. In der Notiz schrieb ich ähnliches, wie in der zum Amulett. Dass ich dankbar sei, dass ich es nutzen durfte, aber es jetzt nicht mehr brauchen würde und es ihm daher zurück gab. Letho hatte es an meine Truhe gelehnt gehabt, wo er es die Tage vorher aufbewahrt hatte, wusste ich nicht.

Es hatte mich viel Überwindung gekostet, es tatsächlich auf sein Kopfkissen zu legen.

Es fühlte sich an, als würde ich alles aufgeben, was mich in dieser Welt ausmachte, dass ich die Beziehung zu Letho rückgängig machte, in dem ich ihm seine Geschenke zurück gab.

Ich blinzelte die Träne weg, die sich bei dieser Erinnerung gebildet hatte. Ich zog die Nase hoch und eilte davon. Als ich dem Weg zum ersten Tor entlang ging, konnte ich sehen, wie Letho gerade ausholte und auf die Übungspuppe einschlug. Er hatte so viel Kraft in den Schlag gegeben, dass diese umkippte. Letho selber blieb mit gesenkten Kopf und Schultern stehen.

Ich eilte weiter, als wieder Bewegung in ihn kam.

Als ich auf dem oberen Innenhof kam, blieb ich erstaunt stehen. Ich blinzelte und war versucht mir die Augen zu reiben, um sicher zu gehen, dass ich mir das nicht einbildete.

Aber dieses freudig gequietschte „Uma!“ konnte ich mir nicht eingebildet haben. Ves saß dort wirklich auf der alten Schaukel und hatte Uma auf dem Schoss während sie leicht hin und her schwang. Auch sie schien Freude daran zu haben, zumindest sagte dies das Lächeln auf ihren Lippen. Ich blieb eine Weile dort stehen und beobachtete sie.

Die beiden kamen wirklich recht gut mit einander aus. Als Ves mit dem schaukeln aufhörte und aufstand, meckerte Uma, doch Ves kniete sich zu ihm runter und schien mit ihm zu reden. Uma wurde ruhig und ließ sich auf den Arm nehmen. Na, da hatten sich ja zwei gefunden, lächelte ich in Gedanken.

Als die Beiden zum Brunnen gingen, überquerte ich den Hof und betrat die Zitadelle. Vesemir und Regis saßen gemeinsam am Feuer und unterhielten sich scheinbar. Als die Tür zufiel schauten Beide auf. „Ah Alanya, wir sprachen gerade von dir.“ Begrüßte mich Vesemir und winkte mich näher, „Und sind die Pferde jetzt glücklich?“ fragte er mich, als ich näher kam. Ich nickte, „Ja, ihre Hufe sind jetzt wieder in einem guten Zustand. Aber vielleicht könnte einer der anderen sie vielleicht mit raus nehmen und frisches Grün fressen lassen, dann könnten sie sich vielleicht auch ein wenig austoben.“ Schlug ich vor.

Vesemir nickte, „Ja vielleicht, aber bei den ganzen Wölfen und Bären im Tal ist es aktuell eher eine schlechte Idee. Unsere Pferde mögen vielleicht hören, wenn wir nach ihnen pfeifen, aber die von Ves und Vernon nicht.“ Entgegnete der alte Hexer. „Das würde ich nicht so sehen, Pferde sind Herdentiere, die beiden würden eher nicht alleine zurückbleiben, wenn die anderen kommen. Aber um sicher zu gehen, könnte man sie bei Zeiten darauf konditionieren.“ War mein Gegenvorschlag.

„Du scheinst dich mit Pferden auszukennen.“ Meinte Regis. Ich nickte, „Ja, mein erstes Pferd habe ich damals sogar selbst ausgebildet. Es war zwar nicht so gut, wie von einem professionellen Trainer, aber ich konnte es gefahrlos Reiten.“

„Das ist erstaunlich, Vesemir erzählte, dass du auch eine medizinische Ausbildung hast?“ fragte Regis, ich nickte wieder. „Ja, ich war beim Militär ein Sanitäter.“ Bestätigte ich. „Warum bist du ausgeschieden?“ fragte der Vampir weiter. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich hatte mich für acht Jahre verpflichtet und die waren um, außerdem wurden die Kampfeinsätze immer gefährlicher.“ Versuchte ich zu erklären. Die Beiden nickten.

„Wie geht es deinen Muskeln?“ wollte der Vampir dann wissen und wechselte das Thema. Ich hatte ihn vor ein paar Tagen gefragt, ob er vielleicht ein kleines Mittelchen kenne, das mir helfen könnte. „Es wird langsam besser, aber es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis es endgültig gut ist.“ Erwiderte ich. Vesemir sah mich fragend an. „Ich habe nicht den Vorteil, Kräuter und Pilze zubekommen, die dem Muskelwachstum helfen. Bei mir muss der Muskelkater so heilen, wenn ich keine Schwalbe nehme.“ Erwähnte ich.

„Was weißt du über den Prozess?“ wollte der Hexer auch gleich wissen, „Genug, um zu wissen, dass ich das nicht ausprobieren will. Ich hänge an meiner funktionierenden Leber. Und dem Wahnsinn möchte ich auch nicht anheimfallen, auch wenn einige meinen ich wäre bereits verrückt.“ Grinste ich. Vesemir schüttelte ungläubig den Kopf. Ich zog mir einen Hocker ran und setzte mich zu den Beiden. Ich wollte nicht die ganze Zeit stehen. „Konntest du noch etwas über den fremden Reiter heraus finden?“ fragte ich Regis, dieser schüttelte den Kopf, „Leider nicht, ich hatte den Eindruck, er könnte ein Hexer sein. Aber er irrte scheinbar nur zufällig am Eingang des Tales herum.“ Erzählte er.

„Vielleicht war er ja ein Hexer? Einer der nicht genau wusste, wo die Schule hier liegt, oder ob er hier Willkommen wäre?“ schlug ich vor.

„Wie kommst du darauf?“ fragte Vesemir, doch ich konnte ahnen, dass er vielleicht eher wissen wollte, ob ich etwas genaueres wusste. Ob ich wusste, dass ein weiterer Hexer hier ankommen würde. Fast unmerklich schüttelte ich den Kopf, „Nun, es gibt schließlich noch weitere Schulen da draußen und dementsprechend auch noch andere Hexer. Und soweit ich gehört habe, gibt es einige mit einem doch sehr zweifelhaften Ruf.“ Vermutete ich.

Vesemir nickte. „Nun, das werden wir jetzt nicht mehr heraus finden, wenn er nicht doch noch einmal auftaucht.“ Stimmte er mir zu.

Regis und Vesemir unterhielten sich noch eine ganze Weile und ich gab ab und zu einen Kommentar dazu ab, hörte aber eigentlich nur zu. Doch irgendwann wurde es Zeit, dass ich mich wieder in die Küche stellte.

Hin und wieder konnte ich Gesprächsfetzen der Beiden hören.

„Wenn sie als Mann geboren wäre, hätte sie einen guten Krieger gemacht, vielleicht sogar einen guten Hexer, aber ich bin froh, dass sie eingesehen hat, das Kämpfen uns zu überlassen.“ Konnte ich Vesemir seufzen hören. Ich hielt in meiner Tätigkeit inne, um besser lauschen zu können.

„Aber ist das so sinnvoll? Die Welt ist voller gefahren, gerade für Frauen. Mir ist aufgefallen, dass sie nicht mal mehr ein einziges Messer trägt, hier mag sie es vielleicht nicht brauchen, aber ihren plötzlichen Sinneswandel finde ich trotzdem sehr bedenklich. Auch wenn ich sie kaum kenne, aber es scheint als hätte sich ihr Charakter völlig umgekehrt. Sie ist mit der Frau, die sich vor ein paar Tagen zwischen uns gestellt hat, nicht mehr zu vergleichen. Was hat Letho mit ihr gemacht, dass sie so wurde?“ fragte der Vampir besorgt. „Er sagte nichts Genaues, er bat nur dass wir sie ganz normal behandeln sollen, so als ob nichts wäre. Damit sie es endlich lerne, wie er meinte.“ Konnte ich Vesemir antworten hören. „Sie ist den einen Morgen beinahe vor Erschöpfung zusammen gebrochen und dann ließ sie es noch nicht einmal zu, dass ich ihr helfe, …“ empörte sich Regis.

Ich wollte nichts weiter hören, nicht wenn sie weiter über mich sprachen. Ich konzentrierte mich auf meine Aufgabe und ließ die Männer draußen reden. Ich sollte es wirklich lassen, die Gespräche anderer zu belauschen.

Beim Essen verunsicherte und verwirrte Letho mich noch mehr. Er setzte sich mir plötzlich gegenüber und schaute mich immer wieder an. Ich mied seinen Blick, da ich nicht wusste was ich davon halten sollte. Am Abend verschwand ich daher auch relativ schnell nach oben.

Ich suchte die Wäsche für den nächsten Tag zusammen, die ich waschen wollte. Ich sammelte auch die von Letho mit ein. Er hatte schließlich keine Zeit sich selbst um sie zu kümmern. Dann räumte ich so noch ein wenig auf und legte neues Feuerholz nach, bevor ich dann ins Bett ging.

Später in der Nacht wurde ich durch Lärm geweckt. Ich blinzelte in die Dunkelheit, es war Letho, er schien ziemlich betrunken zu sein und war über die Wäsche gestolpert.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, als er an meinem Bett stehen blieb. Würde er endlich wieder zu mir kommen? Er blieb eine ganze Weile dort stehen, ehe er dann doch zu dem anderen Bett schwankte.

Einige Tränen lösten sich aus meinen Augenwinkel und versickerten im Kissen.

Soll es das wirklich gewesen sein? War mir, … uns denn kein Glück vergönnt? Ich lag noch lange wach und sah zu Letho rüber. Er schien unruhig zu schlafen und drehte sich von einer Seite zur anderen. Ich war versucht ihn zu wecken, aber seine Warnung halte mir noch in Gedanken wieder. „Wecke niemals einen Hexer aus einem Albtraum.“ Ich vergrub mein Gesicht in seinem Kopfkissen, doch da er seit einigen Tagen nicht mehr neben mir gelegen hatte, war sein Geruch schon fast vollständig verflogen.

Am Morgen wurde ich erneut durch ein Poltern geweckt. Ich blinzelte und spähte durch meine Wimpern. Letho rappelte sich gerade wieder auf, er war anscheinend im Schlaf aus dem Bett gefallen. Er setzte sich auf die Bettkante, stützte seine Ellenbogen auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

„Was habe ich nur getan!?“ hörte ich ihn murmeln. Er hatte scheinbar nicht gemerkt das ich wach war. Er blieb noch einige Momente so sitzen, ehe er sich durch das Gesicht wischte und aufstand. Er zog sich an und eilte dann aus dem Raum. Da ich jetzt eh wach war und es draußen bereits hell wurde, konnte ich auch genauso gut aufstehen.

Gähnend streckte ich mich und kroch dann aus dem Bett. Ich machte mich frisch und zog mich dann an. Als ich die Betten machte, tauschte ich die Kopfkissen aus. Letho würde es vermutlich spätestens dann merken, wenn er selber ins Bett ging, aber da dies die letzten Tage immer nach mir war, sollte das kein Problem darstellen. Hoffte ich zumindest. Wenn wir schon nicht nebeneinander schlafen könnten, würde vielleicht der vertraute Geruch des anderen uns helfen, ruhiger zu schlafen.

Wobei, wenn es nach mir ginge, würde Letho sofort wieder bei mir schlafen. Ich vermisste ihn.
 

Als ich die unterste Treppenstufe erreichte, stöhnte ich genervt, jetzt hatte ich die Wäsche oben gelassen. Dann würde ich sie später holen müssen, überlegte ich. Jetzt wollte ich die Treppe nicht schon wieder hoch und dann gleich wieder runter steigen.

Ich machte mich auf den Weg in die Küche, die anderen würden bald ebenfalls aufstehen und wollten dann frühstücken.

Ich hatte mich an die eintönige Arbeit gewöhnt, auch wenn sie mir keinen Spaß machte. Aber dies war hier jetzt vorerst mein Leben.

Als ich die Küchentür öffnete wurde ich überrascht. „Morgen.“ Nuschelte ich und gähnte noch einmal. „Guten Morgen. Heute mache ich mal wieder das Frühstück, warum gehst du nicht Letho wecken, dann könnt ihr noch ein wenig trainieren.“ Begrüßte mich Eskel.

Ich schüttelte den Kopf, „Ich trainiere nicht mehr mit ihm.“ Entgegnete ich. Er runzelte die Stirn, „Warum nicht? Ich dachte du würdest dir nur ein paar Tage Ruhe gönnen, bevor ihr weiter macht.“ Wollte er wissen.

„Nein, ich werde nicht mehr kämpfen, daher trainiere ich auch nicht mehr.“ Erklärte ich. „Aber es schien dir immer wichtig zu sein.“ Meinte Eskel. „Jetzt nicht mehr. Es wäre schön, wenn du mich jetzt meine Arbeit machen lassen würdest.“ Bat ich und schob ihn etwas zur Seite.

Er fasste mich an den Schultern und drehte mich zu sich, so dass ich auf seine Brust schaute. „Schau mich bitte an.“ Forderte er. Fragend schaute ich in sein Gesicht. „Was hat Letho mit dir gemacht, dass du jetzt so verändert bist?“ wollte er besorgt wissen.

Ich riss mich von ihm los, „Um Himmelswillen, warum glaubt ihr alle, dass Letho mir irgendetwas angetan hat?! Es war meine Entscheidung! Meine ganz allein!“ brauste ich nun doch auf. Ich wandte mich ab, „Entschuldige, ich wollte nicht laut werden.“ Murmelte ich.

„Das meine ich, sowas hättest du vor ein paar Tagen nicht gesagt, oder gemacht!“ entgegnete Eskel.

Ich wandte mich der Frühstücksvorbereitung zu, „Lass mich jetzt bitte alleine, du hast sicherlich noch andere Aufgaben.“ Bat ich ihn. „Gut, in Ordnung, aber wenn du reden willst, egal über was, du kannst immer zu mir kommen.“ Bot er noch an, ehe er die Küche verließ.

Ich stützte mich mit geballten Fäusten auf dem Tisch ab, warum bildeten sich die Hexer ein, mich gut genug zu kennen, um beurteilen zu können, wie ich normalerweise bin? Was gab ihnen das Recht dazu? Die einzigen, die sich das erlauben könnten, wären Geralt und Letho. Mit Beiden war ich lang genug unterwegs gewesen, so dass sie sich ein Bild von mir hätten machen können. Aber der eine war nicht hier und der andere, nun, bei ihm wusste ich nicht was er dachte oder davon hielt.

Ich war wirklich versucht, das Küchenmesser, das vor mir lag, entweder in den Tisch zu rammen oder an die Tür zu werfen, aber ich hatte mir vorgenommen, mich nicht mehr aufzuregen.

Nicht lange danach wurde ich jedoch aus meinen Gedanken gerissen. Vorsichtig wurde die Tür geöffnet. „Brauchst du Hilfe?“ es war Letho der die Küche betrat. Ich wandte meinen Blick ab, damit er mein rotes Gesicht nicht sah. Hatte er gehört, wie ich Eskel anblaffte?

Ich schüttelte den Kopf, „Ich schaff das alleine.“ Murmelte ich noch. Es schien als wollte er erst noch etwas sagen, verließ dann doch die Küche wieder, wobei er ziemlich geknickt wirkte. Als die Tür zu war, schlug ich dann doch mit der Faust auf den Tisch. Konnte er nicht endlich sagen, was er wollte? Oder gehörte das auch noch zu seinem Plan? Aber was sollte ich denn noch ändern? „Verdammte scheiße!“ fluchte ich vor mich hin.

Wütend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich machte mich nun wirklich an die Arbeit. Ich wurde nur kurz von Roche und Ves gestört, die aus ihrem Turmzimmer kamen. Aber die Beiden ignorierten mich und durchquerten nur schnell die Küche.

Das Essen verlief soweit friedlich, nur Letho hatte sich wieder mir gegenüber gesetzt und schaute mich immer wieder an. Er blickte jedoch jedes Mal weg, wenn ich kurz seinen Blick erwiderte. Es wurde wie üblich kaum gesprochen, nur Ves und Roche unterhielten sich leise. Ves hatte scheinbar wieder die Aufgabe übernommen sich um Uma zu kümmern. Erstaunlicherweise schien er sich bei ihr deutlich besser zu benehmen. Er versteckte sich sogar leicht hinter ihr, wenn er bemerkte das ich ihn ansah. Die Beiden hatten sich tatsächlich gesucht und gefunden.
 

Das Essen war beinahe vorüber, als ich das Schlagen von Flügeln hörte. Auch die Hexer sahen auf. Ein Rabe hatte den Weg in die Festung gefunden und landete nun auf der Hand von Regis. Er strich ihm über den Kopf, während sie sich gegenseitig anschauten, dann krächzte der Rabe und flog wieder davon.

„Er bringt Nachrichten von Yennefer. Sie wird bald wieder hier sein.“ Verkündete der Vampir. Es wurde Zeit, der Countdown lief also jetzt, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, wie lange er laufen würde. Aber sobald Uma zurück verwandelt wäre, würde die Schlacht gegen die wilde Jagd bald beginnen. Mein Blick wanderte zu Vesemir und Lambert, würden es Beide schaffen oder nur Lambert? Dann wanderte mein Blick zu Letho, würde er nach der Schlacht hier bleiben wollen, oder weiter ziehen? Und was würde dann aus mir werden? Würde er mich mit nehmen?

Ich seufzte leise, so viele Fragen und die Antworten auf sie würde nur die Zeit bringen.
 

„Ich werde dann später mit dem Zimmer von Uma anfangen. Schließlich braucht er auch eines, wenn der Fluch aufgehoben ist. Allerdings könnte ich Hilfe gebrauchen, schließlich sind keine Möbel in dem Raum.“ Meinte ich.

„Ich werde dir helfen.“ Bot Letho an, nachdem keiner der anderen etwas sagte. Schweigend nickte ich. Vielleicht war es ein Anfang, hoffte ich. Aber sobald es wieder ruhig war, zischte Roche Beleidigungen über Vampire vor sich hin, zumindest solange, bis Dettlaff ihn mit einem Räuspern an seine Anwesenheit erinnerte. Sofort erblasste der Temerier und blieb stumm.

Nach dem Essen kümmerte ich mich um die Arbeit in der Küche. Die ging mir zum Glück mittlerweile schnell und routiniert von der Hand.

Nach einer Weile leistete mir Vesemir gesellschafft. „Ich nehme an, da du Uma hier her gebracht hast und angedeutet hattest, er müsse ein bestimmtes Zimmer bekommen, wird er zukünftig wichtig sein?“ wollte er wissen, aber er unterbrach mich direkt, als ich antworten wollte „Du musst nicht antworten, wenn du damit zu viel verraten würdest.“

Ich nickte, „Er hat wichtiges Wissen, aber sobald Yennefer und Geralt da sind, dürfte sich alles aufklären. Yennefer wird wissen, was sie tut.“ Bestätigte ich und warnte ihn indirekt vor. „Gut, dann weiß ich Bescheid. Du kannst dir die Betten in der Alten Schmiede anschauen, vielleicht sind sie noch zu gebrauchen.“ Schlug er vor.

„Ich werde sie mir anschauen und solange Letho mit einer Säge umgehen kann, sollte das Ausbessern zur Not auch hinhauen. Ich kann nur keine geraden Schnitte machen.“ Erklärte ich kurz. „Wenn nicht, sag Eskel oder mir Bescheid.“ Meinte er noch und überließ mich wieder meiner Arbeit. Ich räumte das Geschirr weg und machte mich dann auf den Weg nach draußen.

Ich inspizierte die Betten, aber natürlich waren sie nicht mehr wirklich zu benutzen. Auch wenn sie vor direktem Regen geschützt waren, so waren sie doch trotzdem ziemlich verwittert und an einigen Stellen morsch. Als ich die alten Matratzen anhob, kamen Mäuse und Käfer daraus hervor.

Angewidert zog ich sie zur Seite. Es würde wohl darauf hinaus laufen, eines neues Bett bauen zu müssen. Während ich auf Letho wartete machte ich mich daran, alles Notwendige zusammen zu suchen. Bretter, Balken, Werkzeug, etwas zum Anzeichnen und was zum ausmessen.

Letzteres zu finden war gar nicht so einfach, schließlich gab es hier weder Maßband noch Zollstock. Es wurde dann ein altes dünnes Seil mit vielen Knoten in regelmäßigen Abständen.

Irgendwann kam auch Letho dann dazu, aber es war ein unangenehmes Arbeiten. Wir schwiegen die meiste Zeit und sprachen nur das Nötigste, außerdem achtete er immer darauf, dass Abstand zwischen uns blieb. Es gab noch nicht einmal eine zufällige Berührung, als wir beide nach demselben Werkzeug griffen.

Wir wurden natürlich nicht an einem Tag fertig, die Bretter mussten gesägt, gehobelt, geschliffen und die Kanten entgratet werden. Als Vorlage diente das alte Bett, aber ich hatte nicht vor, es hier unten zusammen zubauen, in Einzelteilen war es viel leichter nach oben zu tragen. Aber das wäre die Aufgabe für den nächsten Tag.

Vesemir hatte die anderen auch den ganzen Tag beschäftigt gehalten, Ves mit Uma, Roche sollte endlich mal einen Jagderfolg mit bringen und die drei verbliebenen Hexer waren mit anderen Bau und Aufräum arbeiten beschäftigt. Dementsprechend hungrig waren sie beim Essen. Zum Glück war genug da, dass sich alle noch einmal nachnehmen konnten. Danach war wieder einmal der Abwasch dran. Ich bereitete auch den Brotteig für den nächsten Tag vor, so konnte er in Ruhe stehen und aufgehen.

Als ich in der Küche fertig war setzte ich mich noch für eine Weile zu den anderen. Sie erzählten und tranken. Die angekündigte Rückkehr von Yennefer und damit vermutlich auch die von Geralt, war für Lambert ein guter Grund, um Szenen von dem Theaterstück nach zu ahmen.

Als er jedoch auch anfing die Stelle nachzumachen, als wir Rittersporn aus der Botschaft abgeholt hatten, schmunzelte ich kopfschüttelnd. Er machte mein „Julian, halt die Klappe.“ Recht gut nach.

Ich hörte weg, als er zu der Stelle kam, als Geralt mich nach der Aufführung am Ohr packte und mich aus dem Theater zerrte, mein Ohr pochte allein bei der Erinnerung daran.

Regis und Vesemir indes hatten eine Partie Würfelpoker begonnen. Ich wandte meine Aufmerksamkeit ihnen zu. Selbst spielen mochte ich es nicht, dazu hatte ich einfach immer zu viel Pech beim Würfeln.

Vesemir begann, er würfelte 4,4,5,2,1, Regis Wurf war ähnlich 4,4,5,3,2. Beide überlegten und erhöhten ihre Einsätze. Sie spielten nicht um Münzen, aber um was genau, hatte ich nicht mitbekommen. Bei seinem nächsten Wurf hatte Vesemir 4,4,5,5,6, aber Regis gewann mit 4,4,6,6,1

Die nächste Runde gewann Vesemir mit 3,3,3,4,4, gegen Regis 6,6,5,1,3. Es war unentschieden.

In der dritten Runde passte Regis und Vesemir gewann erneut mit einem Dreier.
 

So ging es noch eine ganze Weile weiter. Mal gewann Regis, mal Vesemir. Da alle irgendwie beschäftigt oder in ein Gespräch vertieft waren, kamen ich mir recht schnell überflüssig vor. Nachdem Ves sich mit Uma verabschiedet hatte, ging ich auch bald ins Bett.

Die vielen Treppenstufen bis hoch in mein Zimmer hatte ich wirklich hassen gelernt. Natürlich, so konnte man sich auch fit halten und die Aussicht von Oben ist atemberaubend, aber ständig diese Treppen waren der Horror. Hätte ich nicht auch irgendwo unten schlafen können?

Oben angekommen, trat ich mir die Stiefel von den Füßen und die Hose von den Beinen. Die blauen Flecken vom Pendel verblassten glücklicherweise langsam und der Muskelkater war auch beinahe völlig abgeklungen. Mein Hemd gesellte sich zu meiner Hose am Boden und ließ mich endlich ins Bett fallen.

Die Wäsche würde ich am nächsten Morgen machen, danach das Bett fertig bauen, überlegte ich noch, ehe ich mich in Lethos Kopfkissen kuschelte. Es war zwar nicht so gut wie, wenn er wirklich neben mir lag, aber deutlich besser als die vorherigen Tage, ohne seinen Vertrauten Geruch.

Schnell schlief ich ein. Ich hatte tief und fest geschlafen und war wirklich ausgeruht, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Ich setzte mich auf und streckte mich, als mein Blick auf Letho fiel, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Er schlief noch, endlich scheinbar mal wieder ruhiger. Er hielt mein eigentliches Kissen fest, als ob er Angst hätte, es würde davon laufen. So leise wie möglich stand ich auf und zog mich an. Ich sammelte die Wäsche zusammen und nahm sie mit runter. Nicht dass ich sie wieder vergaß oder nochmal nach oben stiefeln musste. Ich brachte sie direkt nach draußen, wo auch der Waschbottich stand. Es war recht windig, aber die Wolken sahen nicht so aus, als ob es demnächst anfangen würde zu regnen. Aber zur Not müsste die Kleidung dann halt länger zum Trocknen draußen hängen bleiben.

Da ich für die Küche eh frisches Wasser benötigte, füllte ich auch gleich den Waschbottich mit. Ein Brunnen mit Pumpe wäre in solchen Situationen echt schön oder eine archimedische Schraube. Vielleicht könnte ich, wenn ich in dieser Welt bleiben durfte, einige Skizzen davon fertigen oder Modelle bauen und die Patente dafür einstreichen. Vorausgesetzt Emhyr würde mir verzeihen, dass ich mich seinen Wünschen widersetzte, denn Patente gab es sicherlich nur in Nilfgaard. Das wäre sicher eine Idee, die mir später ein Einkommen gewähren könnte. Und falls nicht, würde es mir zumindest das Leben wein wenig vereinfachen, falls ich jemanden finde, der so etwas bauen könnte.

Während meiner Grübelei hatte ich den Bottich gefüllt und zog nun den letzten Eimer mit Wasser aus dem Brunnen. Ich füllte ihn in einen anderen und trug diesen dann in die Küche.

Es gab das übliche Frühstück, Brei. Da ich keine Ahnung hatte, wie der Kalender hier funktionierte und ob der Sonntag hier denn auch ein „heiliger Tag“ war, wenn es denn einen Sonntag gäbe, geschweige denn, welchen Wochentag wir aktuell hatten, konnte ich auch kein besonderes Frühstück machen.

Die Blicke von Lambert sprachen Bände, als er den Brei erblickte, vielleicht sollte ich am nächsten morgen doch ein bisschen Speck dazu braten. Letho war noch nicht unten, er schien noch zu schlafen. Ves kümmerte sich liebevoll um Uma. Es wirkte beinahe so als ob sie Mutter und Kind wären. Naja, ein sehr hässliches Kind. Wie sie wohl reagierte, wenn sie erfuhr, dass sie sich um einen Elfen gekümmert hatte? Roche wirkte ziemlich unbehaglich, da Dettlaff sich zwischen ihn und Regis gesetzt hatte. Der Vampir hatte scheinbar die Nase voll von den frühmorgendlichen Sticheleien. Keira hatte sich erst gar nicht bemüht zum Essen zu kommen, wie bereits viele andere Tage auch, sie war der Meinung, der Brei wäre unter ihrer Würde und ungenießbar.
 

Später, als ich bereits die ersten Wäschestücke aufgehängt hatte, kam auch Letho raus. Es schien ihm unangenehm zu sein, dass er so lange geschlafen hatte, oder vielleicht auch, dass ich gesehen hatte, wie er das Kissen festgehalten hatte. Aber ich sprach ihn nicht darauf an.

Wortlos nahm er mir die saubere Wäsche ab und hängte sie auf.

Ich rechnete schon gar nicht mehr damit, dass er irgendwas sagen würde, als er dann doch den Mund aufmachte. „In Anbetracht der Situation, wäre es vielleicht besser, wenn ich dich an einen sichereren Ort bringen würde.“ Schlug er vor. Geschockt sah ich ihn an, „Und wo sollte dieser Ort sein?“ fragte ich leise. Er drehte sich zu mir um und nahm das nächste Wäschestück. „Wo immer du hin möchtest.“ Entgegnete er. Ich schluckte den Klos in meinem Hals runter. „Etwa in Norvigrad, wo ich mich wieder als Hexenjäger ausgeben müsste, oder Redanien, wo es nur eine Frage der Zeit wäre, bis der Krieg dorthin kommt, oder vielleicht doch Nilfgaard, direkt unter der Nase des Kaisers?“ wollte ich von ihm wissen.

„Wenn du es möchtest, ich würde dich aber auch bis nach Serrikanien oder Ophir bringen.“ Bot er an. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Ich würde gerne so lange hier bleiben, wie Vesemir uns lässt. Aber ich werde es mir überlegen.“ Ging ich auf seine Bitte ein, da ich annahm, dass er dies hören wollte.

„Vielleicht wäre es besser, wenn du dich schon mal um das Bett kümmerst. Dann werden wir später schneller fertig.“ Bat ich ihn mit belegter Stimme, als er sich das nächste Kleidungsstück nehmen wollte.

Lautlose Tränen rollten über mein Gesicht, aber ich riss mich solange zusammen, bis ich mir sicher war, das Letho alle Teile für das Bett rein gebracht hatte. Erst dann schluchzte ich los. Er wollte mich nicht mehr, erkannte ich. Er will mich von hier weg haben.

Ich ließ die Wäsche, Wäsche sein und lief über den Hof. Ich würde die Festung nicht verlassen, aber ich wollte auch nicht so schnell gefunden werden. Mit viel Mühe kletterte ich auf das Holzgerüst. Ich brauchte mehrere Versuche, aber letztendlich schaffte ich es.

Für die bunten Blumen in der Ruine hatte ich jetzt keinen Blick. Ich suchte mir eine Ecke und verkroch mich in dieser. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Hatte ich mich so sehr ihn Letho getäuscht? Nein, er war kein Mann, der eine Frau nur fürs eine haben wollte. Das hätte er schon eher haben können. Nein, es musste an mir liegen, ich machte immer alles falsch, ich war nie genug.

Ich zog meine Beine an und umschlang sie mit meinen Armen. Meine Fingernägel bohrte ich in meine Wade, der Schmerz lenkte mich von meinem Herzen ab. Heulend saß ich da und ging jede Erinnerung durch, wo hätte ich was anders machen können?

Irgendwann riss mich ein Krächzen aus meinen Gedanken. Regis Rabenfreund saß auf einem Mauerstück und spähte zu mir runter. Entsetzt stellte ich fest, dass es sogar bereits dunkel war. Es schien auch zu regnen, aber da ich unter einem Vorsprung saß, war ich trocken geblieben. „Schh, verrate mich bitte nicht!“ flehte ich leise den Vogel an. Ich wollte jetzt nicht zu den anderen.

Es schien, als würde der Vogel seinen Kopf fragend zur Seite lehnen. „Bitte, ich werde dir später auch Fleisch geben.“ Bot ich ihn an. Er krächzte noch einmal, flatterte dann aber zu mir runter. Er landete auf meinem Knie. Ich zog meine Nase hoch. „Danke.“ Hauchte ich und hob zögerlich meine Hand. Würde er mich sich streicheln lassen. Er ließ es zu, er krächzte leise und lenkte meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Leise konnte ich jemanden nach mir rufen hören. Es hörte sich nach Eskel an und dann Letho. Sie suchten nach mir. Der Rabe flatterte mit den Flügeln, „Psst bitte.“ Bat ich ihn erneut, als er krächzen wollte. Er pickte kurz nach mir und flog dann davon. Ich spähte um die Ecke, durch den Regen. Der Rabe flatterte wild am Tor hin und her und krächzte laut. Die Hexer bemerkten ihn und schienen zu diskutieren, ehe sie dem Raben nach draußen folgten.

Ich wollte lachen und weinen zu gleich. Der Rabe führte sie an der Nase herum, was mich lachen ließ. Aber es zeigte auch wie wenig Vertrauen sie in mich hatten. Dachten sie wirklich, ich würde ohne Rüstung und völlig unbewaffnet die Festung verlassen?

Eigentlich müsste vor allem Letho es besser wissen. Aber was wusste ich denn im Gegenzug von ihm? Kannte ich ihn wirklich? Ich wusste es nicht. Ich verzog mich wieder in die Ecke, bevor ich völlig durchnässt wurde. Erneut liefen mir einige Tränen durchs Gesicht. Doch ich hatte nicht bemerkt, dass ich mittlerweile gefunden wurde.

„Hey kleine Furie was ist denn los?“ es war Lambert, der auf mich zu kam. Ich schluchzte auf und sah ihn mit verheulten Auge an. „Letho.“ Jammerte ich. Er hockte sich zu mir und verwunderte mich, als er mich in seine Arme zog. „Was hat er gemacht?“ wollte der Hexer verdächtig ruhig wissen. „Er will mich nicht mehr.“ Weinte ich. Lambert strich mir übers Haar. „Hat er das gesagt?“ fragte er. Ich nickte an seiner Brust. „Er will mich von hier weg haben. Er würde mich auch hinbringen, ich solle nur sagen wohin.“ Schluchzte ich.

„Schhhh, wenn du nicht weg willst, brauchst du auch nicht.“ Wollte er mich beruhigen. „Na komm, ich werde dich erst mal rein bringen.“ Schlug er vor. Doch ich schüttelte den Kopf. „Nein.“ Flehte ich und wischte ein paar Tränen fort. „Dann sag ich Vesemir nur eben Bescheid, dass ich dich gefunden habe.“ Meinte er und löste sich von mir. Er kletterte aus der Ruine und kurze Zeit später hörte ich einen kurzen Pfiff.

Ich schlang wieder meine Arme um meine Beine und legte meine Stirn auf die Knie. Ich schaute erst auf, als mich Jemand an der Schulter berührte. Es war Vesemir. „Lambert meinte, Letho hätte etwas gemacht?“ wollte er ruhig wissen. Ich nickte schniefend, „Na komm her.“ Meinte er und setzte sich neben mich. Ich lehnte mich an ihn. „Wie? Lambert hatte scheinbar recht.“ hörte ich ihn leise vor sich hin murmeln. Ich schielte nach oben und konnte sehen wie seine Hand zu seinem Amulett glitt.

„Möchtest du erzählen, was passiert ist?“ wandte er sich dann an mich.

„Er will mich nicht mehr.“ schniefte ich. „Hat er das so gesagt?“ wollte Vesemir wissen. Ich nickte, „Er will mich von hier weg bringen. Je weiter desto besser.“ Schluchzte ich. „Dabei, … dabei hab ich doch versucht ihm alles recht zu machen.“ Fing ich an. „Ich habe mein bestes beim Training gegeben, kein einziges Mal gejammert oder mich beschwert, als ich bemerkte, dass er mir pure Schwalbe gab, hab ich es nicht mehr getrunken. Ich hatte anfangs gedacht, er würde mir die verdünnten Tränke geben, damit ich keine Probleme mit meinen regulären Aufgaben bekam, aber er hat mich reingelegt. Obwohl ich Muskelkater hatte und mich kaum bewegen konnte, habe ich trotzdem auf der Spur und am Pendel mein bestes gegeben, aber es war nicht genug. Er hat mich sogar angebrüllt, ich solle mich nicht so anstellen und mich endlich konzentrieren. Aber ich konnte mich doch kaum noch bewegen.“ Erzählte ich weinend. Vesemir unterbrach mich kein einziges Mal. „Und dann wurde mir klar, es wäre besser, wenn ich einfach gar nicht mehr kämpfen, mich für keinen mehr einsetzen würde. Wenn ich nur noch meine Aufgaben machte, wie es sich für eine gute Frau gehörte. Eine Frau beschützt niemanden, eine Frau hat nicht zu kämpfen. Aber das war auch nicht genug gewesen. Nachdem ich ihm das Amulett und dann auch das Schwert zurück gab, hielt er es ja nicht einmal mehr im selben Raum mit mir aus. Und vorhin sagte er, es wäre besser, wenn ich nicht hier wäre. Bin ich denn wirklich ein so schlechter Mensch?“ wollte ich schluchzend wissen.

Vesemir schwieg eine Weile, „Ich glaube nicht, dass du ein schlechter Mensch bist. Aber ich glaube auch nicht, das Letho es so gemeint hat. Er hat sich große Sorgen gemacht, als wir vorhin feststellten, dass du scheinbar verschwunden bist.“ Entgegnete er.

„Es tut mir leid, ich wollte euch keine Sorgen bereiten.“ Jammerte ich. „Ich mache dir deswegen keine Vorwürfe. Ich werde mich immer um euch sorgen.“ Meinte Vesemir und drückte mir tröstend die Schulter.

Ich zog die Nase hoch, „Was soll ich denn noch machen? Wenn ich ihn, mich oder andere verteidige und mich für sie einsetze ist es falsch, wenn ich nicht mehr kämpfen will, ist das scheinbar auch falsch, wenn ich ihm widerspreche ist es falsch, wenn ich aber alles ohne zu murren mache, was er sagt, ist es ebenfalls falsch, genauso wenn ich auf die Tränke verzichte, fordert er trotzdem die selbe Leistung wie mit den Tränken.“ Wollte ich von dem alten Hexer wissen.

Dieser seufzte kurz, „Hat er denn gar nicht gesagt, warum er dich so hart ran nimmt beim Training?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich wollte auch nicht fragen, um es nicht noch schlimmer zu machen. Er sah doch schon so sauer aus. Das einzige was er mich immer fragte war, ob ich ihm versprechen könnte, dass so eine Situation nicht wieder passierte. Aber ich konnte es ihm nicht versprechen, er nahm mir dann nur meine Schwerter ab und ließ mich alleine und jetzt wo ich es ihm versprechen könnte, will er mich weg schicken.“ Schniefte ich.

„Ich glaube ihr solltet ganz dringend miteinander reden. Ihr habt beide Fehler gemacht, ihr solltet nicht zulassen, dass diese das zerstören was ihr habt.“ Meinte Vesemir. „Wo ist Letho eigentlich?“ fragte er dann. „Der Rabe von Regis tauchte vorhin hier auf, ich hatte ihn gebeten mich nicht zu verraten, als wir dann Eskel und Letho hörten, bat ich erneut leise zu sein. Aber dann flog er los und schien die Beiden nach draußen zu locken. Und sie folgten ihm, als ob ich so verrückt wäre, bei den vielen Monstern ohne Rüstung oder gar ohne Waffe die Festung zu verlassen.“ Empörte ich mich.

Vesemir lächelte leicht, „In Ordnung. Aber bevor ich dich gleich rein bringe, weißt du ob Keira kürzlich einen Zauber bei dir gewirkt hatte?“ wechselte er das Thema. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schaute zu ihm auf, „Nein, nicht das ich wüsste. Warum?“ fragte ich ihn im Gegenzug und zog dann noch einmal die Nase hoch. „Weil mein Amulett in deiner unmittelbaren Umgebung zuckt, Lambert erwähnte es vorhin auch.“ Erklärte er. „Oder hast du kürzlich etwas geschenkt bekommen?“ überlegte er. Ich nickte, „Ja, das habe ich.“ Meinte ich. Erstaunt sah er mich an. Ich griff in meinen Kragen und zog die Kette hervor. „Dettlaff hat sie mir mitgebracht.“ Ich zeigte ihm das Schneckenhaus, sein Amulett zuckte ein wenig stärker. „Die ist von Dettlaff?“ hakte Vesemir nach. Ich nickte, „Ja, er hat sie mir von der Najade mitgebracht.“ Bestätigte ich ihm. „Keira sollte sie sich anschauen. Es geht irgendetwas magisches von ihr aus. Ich möchte sichergehen, dass sie dich nicht vielleicht beeinflusst.“ Bat er.

„Nein!“ entgegnete ich hastig. „Nein, Keira mag mich nicht und ich möchte nicht, dass sie das Schneckenhaus kaputt macht. Auch wenn es nur ‚aus versehen‘ ist. Außerdem kann sie mich nicht beeinflussen, ich habe von Yennefer einen Talisman bekommen, der meinen Geist schützt. Deswegen konnte ich auch dem Axii von Lambert widerstehen.“ Erklärte ich dann etwas sanfter und zog die andere Kette hervor. „Dann lass aber bitte Yennefer sie sich anschauen. Nur um sicher zugehen.“ Bat er noch einmal. Ich nickte. „In Ordnung.“ Stimmte ich dann doch zu. „Gut, gut. Aber nun lass uns rein gehen. Es ist viel zu kalt und nass für meine alte Knochen hier draußen.“ Meinte er und erhob sich. Er zog mich ebenfalls aus meiner sitzenden Position. „Na komm, sonst wirst du noch krank.“ Forderte er.

Nur widerwillig folgte ich ihm. Aber auch nur, weil mir langsam wirklich kalt wurde. Vorher hatte ich es gar so nicht wahrgenommen. Vesemir half mir, von dem nassen Holzgerüst zu klettern, damit ich nicht abrutschte und mir noch ernsthaft weh tat. Als wir das Portal in die Zitadelle erreichten, war ich völlig durchnässt. Es regnete doch stärker, als ich gedacht hatte. „Ab ins Warme mit dir, du zitterst ja schon.“ Murmelte Vesemir gutmütig, als er mir die Tür aufhielt. Ich wischte mir noch die restlichen Tränen aus dem Gesicht und trat ein. Eigentlich war es überflüssig, da mein Gesicht durch den Regen eh komplett nass war und sich keiner im Erdgeschoss aufhielt.

„Geh nach oben, leg dich hin und wärm dich auf.“ Meinte Vesemir. „Aber, …“ wollte ich widersprechen. „Nein, kein aber. Wir werden es überleben, wenn ich ein bisschen Fleisch zum Essen brate und mit Letho werde ich auch reden, wenn er wieder hier ist. Obwohl ich annehme, dass Lambert das gerne übernommen hat.“ Unterbrach er mich. „Leg dich hin, morgen wird die Welt bestimmt wieder besser aussehen.“ Munterte er mich auf. Müde lächelte ich. „Danke Vesemir.“ Murmelte ich.

Mit einer völlig durchnässten Hose, die an den Oberschenkel klebte, war es gar nicht so einfach die lange Treppe nach oben zu steigen. Als ich im Zimmer oben endlich ankam, schnappte ich aus zweierlei Gründen nach Luft. Zum einen durch das Treppensteigen, zum anderen, wegen dem was ich auf Lethos Bett liegen sah.

Fein säuberlich aufgereiht und zusammengefaltet lag dort seine Kleidung und ein Teil seiner Ausrüstung. Seine Satteltaschen standen vor dem Bett, zum Teil schon gepackt. „Oh nein!“ knurrte ich, das konnte er getrost vergessen. So schnell würde ich ihn nicht gehen lassen. Vergessen war die Kälte oder die nassen Sachen. Wütend ging ich auf den alten Kleiderschrank zu und zog die Türen auf. Er war tatsächlich leer. Völlig leer. Letho wollte das Zimmer verlassen, ob jetzt nur um unten zu schlafen, oder um die Festung völlig zu verlassen, ich wusste es nicht, aber ich würde es auch nicht zu lassen.

Ich sammelte seine Trankfläschchen zusammen und stellte sie sorgfältig oben in den Schrank. Seine Kleidung raffte ich in meinen Armen zusammen und stopfte sie so in den Schrank. Den restlichen Kleinkram warf ich seine Satteltasche und packte diese ebenfalls in den Schrank.

Jetzt lag nur noch mein ehemaliges Silberschwert auf der Decke. Es war sorgfältig in ein Stück Stoff eingewickelt. An der Parierstange war die Kette mit dem Vipern Medaillon befestigt. Traurig seufzend ließ ich meine Fingerspitzen darüber gleiten. Ich vermisste das Gewicht der Kette um meinen Hals, es war so sehr vertraut geworden. Ebenso das des Schwertes.

Vorsichtig nahm ich es auf und packte es ebenfalls in den Schrank. Ich sorgte dafür, dass es nicht heraus fallen konnte und verschloss dann den Schrank. Ich blieb einige Momente an den Schrank angelehnt stehen, „Nur weil ich sagte, ich kämpfe nicht mehr, heißt das nicht, ich kämpfe nicht mehr um dich Letho!“ sprach ich leise zu mir. So langsam wurde mir doch wieder kalt. Ich ging zu der Feuerstelle und legte einige Scheite nach.

Dann mühte ich mich ab, meine nasse Kleidung von der Haut zu lösen. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper, daher holte ich schnell noch eine zweite Decke und kroch dann ins Bett. Lethos Bett. Hoffentlich verstand er es und haute nicht klammheimlich ab. Ich wollte zumindest eine Erklärung und klare Worte, wo wir denn nun standen.

Der lange Gefühlsausbruch forderte langsam seinen Tribut, meine Augen wurden immer schwerer bis ich sie nicht mehr aufhalten konnte. Mein Schlaf war unruhig. Ebenso wie meine Träume. Ich träumte davon, wie Letho vorschlug mich von hier weg zu bringen, dann sehe ich ihn seine Tasche packen, Lambert der fragt, was passiert sei, dann träumte ich von Vesemir, der mir versicherte, am nächsten Tag wäre alles besser. Zum Ende hin träumte ich wieder von Letho. Von dem Moment, als wir uns gegenseitig versprochen hatten, bei einander zu bleiben, dann wie er mir immer wieder versicherte, dass er bei mir bleiben würde.

Als ich schließlich aufwachte, stellte ich fest, dass das Kopfkissen feucht und meine Augen verklebt waren. Ich hatte ihm Schlaf geweint. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Ich blinzelte, träumte ich immer noch? Letho saß ans Bett gelehnt auf dem Boden und döste scheinbar. Ich richtete mich ein wenig auf. Nein ich träumte nicht, er saß dort wirklich. Die Knie ein wenig angezogen und in den Armen hielt er etwas. Ich schaute nicht schlecht, schnell blickte ich zu dem anderen Bett rüber. Es fehlte dort tatsächlich. Er hielt mein Kopfkissen fest umschlungen, während er hier am Boden saß.

Hatte ich den letzten Teil vielleicht doch nicht geträumt? Hatte er vielleicht wirklich versucht mich zu trösten, während ich im Schlaf weinte? Ich hoffte es.

Doch mir fiel auch noch etwas anderes auf, sein Jochbein schimmerte in den verschiedensten Blautönen. „Oh Letho, was ist passiert?“ seufzte ich leise. Doch ich war nicht leise genug. Seine Augen bewegten sich unter ihren Lidern und kurze Zeit später fing er an zu blinzeln. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand und beobachtete ihn beim aufwachen.

Überraschungen

Doch mir fiel auch noch etwas anderes auf, sein Jochbein schimmerte in den verschiedensten Blautönen. „Oh Letho, was ist passiert?“ seufzte ich leise. Aber ich war nicht leise genug. Seine Augen bewegten sich unter ihren Lidern und kurze Zeit später fing er an zu blinzeln. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand und beobachtete ihn beim Aufwachen.

Als er seine Augen auf hatte, sah er mich ganz erstaunt an. „Guten Morgen.“ Begrüßte ich ihn lächelnd. Er blinzelte mich verwirrt an, als ich eine Hand nach ihm ausstreckte, zuckte er jedoch weg. Ein wenig verletzt zog ich sie zurück. „Warum sitzt du da auf dem Boden?“ wollte ich dann wissen. „Mein Bett war schon besetzt.“ Brummte er und ballte das Kissen auf seinem Schoss zusammen. „Du hättest dich zu mir legen können.“ Entgegnete ich. Doch er schüttelte den Kopf. „Nein, hätte ich nicht.“ Murmelte er leise.

„Warum nicht?“ fragte ich schluckend. „Ich wollte dir nicht wieder weh tun. Du hast dich doch schon nicht mehr in meiner Gegenwart wohl gefühlt. Ich wollte nicht, dass du auch noch angst bekommst, weil ich mich aufdränge.“ Erklärte er. Er hatte sein Gesicht abgewandt und konnte daher mein geschocktes Gesicht nicht sehen. „Hast du mich deswegen gemieden?“ fragte ich ihn. Er nickte, sah mich aber trotzdem noch nicht wieder an.

„Oh Letho.“ Seufzte ich und robbte mich näher an die Bettkante. Ich strich ihm über den Kopf und hauchte ihm dann einen Kuss in den Nacken. Er versteifte sich bei der Berührung. „Sieh mich bitte an.“ Bat ich ihn. Zögerlich drehte er seinen Kopf zu mir.

„Ja, ich habe mich nicht wohl gefühlt, aber das hatte doch nichts mit dir persönlich zu tun. Ich konnte mich nur kaum schmerzfrei bewegen, weil ich einen so riesigen Muskelkater hatte und die Prellungen vom Pendel sind auch keine Schmetterlingsküsse.“ Erklärte ich ihm. Viele Emotionen huschten über sein Gesicht, man konnte ihm ansehen, wie er meine Aussage verarbeitete, bis nur noch Verwirrung zurück blieb.

„Du hättest keinen Muskelkater haben dürfen, ebenso hätten die Prellungen verheilt sein müssen.“ Runzelte er die Stirn. Jetzt war ich verwirrt, wie kam er da drauf? „So etwas vergeht nicht über Nacht.“ Warf ich daher auch ein. „Du hast die Tränke genommen, es hätte alles verheilt sein müssen.“ Grollte er leise. Verblüfft sah ich ihn an. Woher hatte er die Idee, ich hätte jedes Mal die Tränke genommen. Ich ging die Tage in meiner Erinnerung durch. Er hatte recht, immer wenn er die Schwerter bei mir abholte, stand der Becher entweder so, als hätte ich ihn bereits getrunken, oder er sah wie ich ihn in der Hand hatte. Jetzt machte seine Enttäuschung auch Sinn. Es war nicht unbedingt meine Aussage gewesen, sondern weil er dachte ich hätte die Tränke zu mir genommen, ohne darüber nach zu denken, vermutete ich.

„Ich habe die Tränke nicht genommen.“ Widersprach ich. Er sah mich finster an, „Lüg mich nicht schon wieder an.“ Forderte er streng. „Ich habe gesehen, dass du sie getrunken hast.“ Er war wirklich nicht glücklich mit dieser Sache.

„Ja, den ersten habe ich getrunken, weil ich dachte du hättest ihn hingestellt, aus Nettigkeit oder weil du ein wenig Mitleid hattest, aber am zweiten Tag wurde mir klar, dass es nicht so war. Dass es eine Art Test war. Die anderen beiden Tage habe ich ihn nicht genommen. Sie müssten in der Küche noch im Regal stehen, wenn keiner daran gegangen ist.“ Erklärte ich.

„Du hast sie wirklich nicht genommen?“ fragte er noch einmal nach. Ich schüttelte den Kopf. Lethos Augen wurden groß. „Scheiße!“ fluchte er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Und ich hab dich noch angebrüllt. Es hätte mir auffallen müssen, dass etwas nicht stimmt.“ Murmelte er. „Warum hast du nichts gesagt?“ fragte er leise.

Ich zögerte mit meiner Antwort, „Hätte es denn was gebracht? Ich wollte die Situation dadurch nicht noch verschlimmern. Schließlich, … schließlich wusste ich nicht, was genau du mit der Strafe erreichen wolltest, nichts schien richtig oder genug zu sein.“ Gestand ich.

„Ich dachte, ich wäre deutlich genug gewesen.“ Seufzte er. „Du bist unnötige Risiken eingegangen, hast mich angelogen, du hast dich bewusst in Gefahr begeben und dich mir widersetzt, außerdem hast du dich über eine Rüge lustig gemacht.“ Zählte er auf.

„Es war doch nur eine kleine Notlüge, wenn mich jemand zu deinen Geheimnissen befragen würde, würdest du es doch sicherlich auch schätzen, wenn ich sie nicht Preis gebe.“ Argumentierte ich. „Davon spreche ich nicht, du hast versprochen es Vesemir zu sagen, wenn Regis und Dettlaff gefährlich sind, du hast es aber nicht getan.“ Widersprach er. Ich sah ihn skeptisch an, „Nein Letho, da hast du etwas missverstanden, ich habe nur versprochen, darüber nachzudenken.“ Erklärte ich. Er seufzte erneut. „Und die anderen Dinge?“ fragte er.

„Deswegen habe ich beschlossen, nicht mehr zu kämpfen. So kann ich nicht mehr in solche Situationen kommen.“ Meinte ich. Er schluckte, „Dann hast du dir überlegt, wohin ich dich bringen soll?“ fragte er. Ich sah ihn enttäuscht an, „Du willst mich trotzdem noch weg schicken?“ ich bemühte mich, nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen.

„Was?! Nein! Krümel denk so etwas nicht!“ widersprach er. Verwirrt schaute ich ihn an. „Ich möchte nur das du in Sicherheit bist, nachdem was du Vesemir gesagt und angedeutet hast, wärst du hier in Gefahr, wenn du dich nicht verteidigen kannst. Ich möchte nicht, das dir etwas zustößt. Deswegen habe ich dir angeboten, dich von hier weg zu bringen, nicht weil ich dich wegschicken wollte.“ Erklärte er mir.
 

„Ich denke, egal was auf uns zu kommt, hier in der Festung voller Hexer und Zauberinnen, bin ich an einem ziemlich sicheren Ort. Ich würde gerne hier bleiben, mit dir.“ Bat ich ihn. Er nickte zögerlich. Ich kletterte aus dem Bett und umarmte ihn. „Wir waren beide Idioten, oder?“ fragte ich ihn. „Ja, waren wir.“ Bestätigte er. „Warum bist du eigentlich fast nackt und was ist mit meinen Sachen passiert, die auf dem Bett lagen?“ wollte er dann noch wissen.

„Der kurze Weg gestern hat gereicht, um mich völlig zu durchnässen und nachdem ich deine Sachen in den Schrank gestopft hatte, wollte ich mich nur noch hinlegen.“ Er verspannte sich leicht und wirkte als wollte er aufspringen. „Keine Sorge, mit deinen Alchemie Sachen bin ich sorgsam umgegangen.“ Beruhigte ich ihn gleich. „Und warum mein Bett?“ fragte er leise. „In der Hoffnung, dass du dann bleibst, dass du verstehst, dass ich dich nicht gehen lassen möchte.“ Gestand ich.

Endlich legte er seine Arme um mich, auch wenn er es äußerst vorsichtig tat.

„Ich bin nicht aus Glas, Letho. Außerdem tun die blauen Flecken kaum noch weh.“ Kicherte ich, „Ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?“ fragte ich ihn dann vorsichtig. Er nickte, „Ja, alles wieder gut. Wenn uns etwas stört, sollten wir lieber gleich mit einander reden, oder?“ schlug er vor. Ich nickte ebenfalls, „Ja, bevor es wieder zu solchen Missverständnissen kommt.“ Stimmte ich zu und lehnte mich an ihn, legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Doch nach kurzer ging ein Schauder durch mich. „Was ist los Krümel?“ wollte Letho wissen. Ich wurde ein wenig rot, „Dein Amulett vibriert.“ Murmelte ich. „Hm, das tut es schon eine ganze Weile.“ Bestätigte er. „Es liegt wahrscheinlich an meiner Kette. Aber Vesemir dachte gestern erst, dass Keira mich verzaubert hätte.“ Erklärte ich. „Woher hast du sie? Ich hab sie vorher nicht bei dir gesehen.“ Wollte er wissen.

„Sie war ein Geschenk, Dettlaff hat sie von der Najade mitgebracht.“ Erzählte ich ihm. Ich griff nach seinem Amulett und zog es ein wenig zur Seite, damit es nicht die ganze Zeit weiter in meinem Dekolleté vibrierte.

„Du solltest vorsichtig mit so etwas sein.“ Bat er. Ich nickte, „Ja, sobald Yennefer zurück ist, werde ich sie bitten, sich die Kette anzuschauen. Keira vertraue ich nicht genug.“ Willigte ich ein. Er verlagerte seine Arme und hob mich dann hoch. Er setzte sich auf das Bett. „So ist es doch bequemer.“ Erklärte er sich ungefragt. Ich blickte kurz zum Fenster, es begann gerade erst hell zu werden, bis zum Sonnenaufgang bliebe also noch Zeit. „Wollen wir uns noch ein bisschen hinlegen?“ fragte ich ihn leise. „Ich weiß nicht, …“ widersprach der Hexer. „Wir haben noch Zeit und du siehst aus, als ob du noch ein bisschen Schlaf gebrauchen könntest.“ Bettelnd sah ich ihn an. Ich musterte den blauen Fleck und seine aufgeplatzte Lippe. Er wandte sein Gesicht ab, „Das war Lambert, er war nicht sehr begeistert darüber, was ich seiner Meinung nach, mit dir gemacht habe.“ Grummelte er. „Wir haben beide Fehler gemacht.“ Flüsterte ich und hauchte einen Kuss auf seine unverletzte Wange.

Er drehte seinen Kopf und lehnte seine Stirn gegen meine. „Wie hast du eigentlich den Raben dazu gebracht, uns aus der Festung zu locken?“ wollte er wissen, während er die Decke um mich schlang.

„Gar nicht, ich habe ihn nur gebeten mich nicht zu verraten, als ich Eskel und dich hörte, bat ich ihn leise zu sein und versprach ihm etwas Fleisch dafür, dann ist er zum Tor geflogen.“ Erzählte ich.

„Warum seid ihr ihm gefolgt? Dachtest du wirklich, ich wäre so dumm, unbewaffnet die Festung zu verlassen?“ fragte ich ihn enttäuscht.

Schuldbewusst senkte er seinen Blick, „Regis meinte er würde den Raben bitten, dich zu finden und Eskel hatte früher gesehen, wie du Richtung Tor gelaufen bist, Aber zu dem Zeitpunkt hatte er sich aber noch nichts dabei gedacht. Deswegen hielt ich es für möglich.“ Erklärte er sich.

„Ich mache manchmal Dummheiten, aber doch nicht so etwas.“ War ich empört. Letho schien etwas sagen zu wollen, hielt aber dann doch den Mund.

„Letho!“ ich hieb im spielerisch gegen den Arm. Er grinste nur, „Ich hab nichts gesagt.“ „Aber du wolltest.“ Schmollte ich ein wenig. Er lehnte seinen Kopf vor, „Da bist du ja wieder.“ Grinste er an mein Ohr. „Ich war doch nie weg!“ maulte ich. „Du hast dich aber wie eine andere Person benommen.“ Meinte er. „Alle haben sich sorgen gemacht.“ Fügte er an. „Nur weil ich mich mal anständig benommen und mich zusammengerissen habe?“ fragte ich ihn ungläubig. Letho nickte, „Ja, du brauchst nicht immer die kleine feine Dame spielen, du darfst laut werden und auch mal widersprechen, aber bitte nicht Gefahrensituationen. Du darfst auch mal unbedacht sein, solange du dich damit nicht in Gefahr bringst. Und wenn dir etwas zu viel wird, dann sag es uns.“ Bat er leise.

Ich schaute ihn erstaunt an. „Schau nicht so verwundert. Ich mag dich so wie du bist, nur ein wenig Rücksicht auf deine Gesundheit wäre schön.“ Murmelte er als er mich ansah. Ich konnte daraufhin nur nicken.

Aber plötzlich wurde sein Blick ernst, „Die Veränderung in deinem Verhalten, hat es etwas damit zu tun, was du Vesemir angedeutet hast?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich mache das für dich, wenn ich mich in keine kämpfe mehr einmische, brauchst du dir keine unnötigen Sorgen mehr machen und wenn ich dich nicht mehr auf die Monsterjagd begleite, behindere ich dich nicht wieder.“ Erklärte ich ihm. Er sah noch nicht überzeugt aus, „Dann möchtest du dich die ganze Zeit hier verkriechen?“ hakte er nach. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich werde dahin gehen, wo du hingehst und wenn du Verträge annimmst werde ich an einem sicheren Ort auf dich warten.“

„Wir werden das wohl noch einmal besprechen müssen, wenn es soweit ist.“ Brummte Letho. Ich seufzte, stimmte dann aber zu. Er hatte vermutlich recht, wenn ich ihn auf dem Pfad begleiten wollte, würde ich um das kämpfen dauerhaft nicht herum kommen.

„Dabei hat das tägliche Training mit dir Spaß gemacht.“ Schmollte der Hexer leicht, „Du meinst, wenn es nicht gerade als Strafe gedacht war oder ich mich wie der erste Mensch angestellt hatte.“ Entgegnete ich. Er schwieg dazu lieber.

Wir blieben noch eine ganze Weile so sitzen, bis Letho beschloss, mich auf meine Füße zu stellen. „Wir sollten uns lieber für den Tag fertig machen. Auch wenn es dir vielleicht egal ist, dass einer der anderen hier hochkommt, um uns zu holen. Mir ist es das nicht.“ Begründete er. Dann beugte er sich ein wenig vor, „Schließlich ist das unser Rückzugsbereich, den möchte ich nur mit dir teilen.“ Flüsterte er in mein Ohr und gab mir noch einen Kuss, ehe er zum Schrank ging.

Er blickte mich skeptisch an, als er die Türen geöffnet hatte. „Was?“ fragte ich ihn irritiert. „Wir sollten hoffen, dass dies kein schlechtes Omen ist.“ Brummte er und zeigte in den Schrank. Jetzt neugierig, ging ich zu ihm, um selbst in den Schrank zu schauen. „Das war keine Absicht!“ beteuerte ich schnell. Der Haufen seiner Kleidung und das Schwert, dass darin steckte, bildeten ein makabres Abbild eines Grabes. „Das habe ich auch nicht angenommen.“ Meinte er und verwuschelte meine Haare.

Ich selbst suchte meine Sachen zusammen und zog mich ebenfalls an. Als ich fertig war, drehte ich mich zu Letho um, er schien schon länger fertig zu sein. In der einen Hand hielt er mein Silberschwert und in der anderen vermutlich das Amulett, nur die Kette schaute zwischen seinen Fingern hervor.

„Letho, … was…?“ wollte ich unsicher wissen. „Es sind deine Sachen, ich möchte das du sie behältst.“ Er reichte sie mir rüber. „Aber ich brauche sie nicht mehr.“ Entgegnete ich. „Es ist für den Notfall. Nur weil du nicht mehr kämpfen möchtest, heißt das nicht, dass dich die Monster auch in Ruhe lassen.“ Widersprach er.

„Bitte Krümel, trag wenigstens das Amulett. So kann sich kein Monster an dich heran schleichen.“ Er sah mich flehend an. „Aber durch das Schneckenhaus würde es doch die ganze Zeit zucken.“ Murmelte ich. Er stand jetzt direkt vor mir und schaute auf mich herab. „Bitte, ich würde mich deutlich wohler fühlen, wenn ich weiß, dass du dich rechtzeitig in Sicherheit bringen kannst, weil du vorgewarnt bist.“ Ich wollte ihn nicht enttäuschen und nahm die Kette entgegen. Da ich bemerkte, dass sie kaum zuckte, als ich den Arm sinken ließ, beschloss ich sie am Gürtel fest zumachen. So wie Ciri es mit dem Amulett von Vesemir getan hatte.

Er lächelte mich an. „Bewahre es bei deiner Rüstung auf.“ Schlug er vor, als er mir auch das Schwert in die Hand drückte. Es war immer noch in das Tuch eingewickelt. Zaghaft nickte ich. „Danke.“ Meinte er und gab mir einen kurzen Kuss. „Geh ruhig schon vor, ich komme gleich nach.“ Lächelte ich ihn an. Er nickte. „Lass dir nicht zu viel Zeit.“ Meinte er noch und ging dann die Treppe runter. Ich legte die Silberklinge zu meinem anderen Schwert. Ich hatte es alles ordentlich auf einem Stuhl drapiert. Ich zögerte kurz und griff dann nach meinem Dolch. Letho hatte recht, genauso wie Regis, zumindest einen Dolch sollte ich bei mir haben. Ich befestigte ihn am Gürtel und schob ihn nach hinten, an seine gewohnte Position. Schließlich hatte dieser mir schon gute Dienste erwiesen.
 

Etwas später, als ich gerade den Abwasch nach dem Frühstück erledigt hatte und ich draußen nach der liegen gebliebenen Wäsche schaute, fing mein Amulett an heftig zu zucken. Verwirrt schaute ich auf. Doch schnell wurde mir klar, was die Ursache war. Ein leuchtendes Portal öffnete sich auf dem Hof. Gespannt schaute ich hin, um zu sehen wer ankommen würde. War es bereits Yennefer oder Triss, hoffentlich nicht der Magier, der diese Splitter sammelte.

Zu meiner Erleichterung war es Yennefer, die aus dem Portal trat. Ich rechnete schon damit, dass Geralt auch gleich aus dem Portal treten würde, doch es schloss sich hinter der Zauberin. Hatte sie Geralt nicht gefunden, oder war er auf Skellige noch nicht fertig?

Aber im Spiel war sie ja auch vor ihm da, aber lange könnte es nicht mehr dauern, bis er ebenfalls hier ankam.
 

Yennefer hatte mich scheinbar nicht bemerkt, zielstrebig schritt sie auf die Zitadelle zu und verschwand in ihr. Ich beeilte mich, die Wäsche fertig zu bekommen, schließlich war ich genauso gespannt auf die Neuigkeiten, wie die anderen. Auch wenn ich davon ausging, dass ich vieles bereits wusste.

Als ich fertig war und ihr endlich ins Innere folgen konnte, hörte ich bereits wie sie den anderen erzählte, was passiert sei. Sie sei gerade noch rechtzeitig zur König Brans Abschiedsfeier angekommen und sonst waren sie auf den Inseln auf unerwartete Probleme gestoßen.

Ja, so konnte man den Diebstahl der Maske und die Nekromantie auch nennen, unerwartete Probleme, dachte ich mir im Stillen, als ich mich zu den anderen gesellte.

„Ist Geralt deswegen nicht mit dir zurück gekommen?“ wollte Eskel von der Zauberin wissen. „Nein, er hätte ebenso wie ich jetzt hier sein können, aber der Herr ist sich ja zu fein dafür, durch ein Portal zu reisen. Er zieht den Ritt auf einem stinkenden Gaul wie immer vor!“ beschwerte sie sich. Ich überlegte, wie lange würde er dann brauchen bis er hier ist? Im Spiel hieß es glaube ich eine Woche, als er Uma geholt hatte. Wir hatten länger gebraucht, aber Geralt brauchte keinen beziehungsweise kaum schlaf und musste nur auf Plötze Rücksicht nehmen. Er würde daher wohl weniger als eine Woche brauchen. Je nachdem ob Yennefer zwischen durch noch Stopps eingelegt hatte und sie am selben Tag abgereist waren, könnte Geralt bereits in wenigen Tagen hier sein.

Ich schluckte, hoffentlich wäre er mittlerweile nicht mehr so sauer auf mich.
 

„Wir müssen Uma zurück verwandeln und da ich anfangen will, sobald Geralt zurück ist, müssen wir uns mit den Vorbereitungen beeilen!“ forderte sie. Verdammt, ich hatte ihre restliche Erzählung durch meine Grübelei verpasst.

Die Hexer sahen bei ihrem Ton nicht sehr erfreut aus. Ich konnte sie verstehen, das hier war ihr Heim und zuhause wollte sich wohl niemand gerne von einem Gast herum schubsen lassen.

„Ist Keira mittlerweile angekommen?“ fragte sie noch. „Ja, sie hockt in ihrem Zimmer.“ Eskel zeigte auf den entsprechenden Turm. „Sehr gut, ich muss mich mit ihr Absprechen, dann werde ich euch eine Liste geben, mit Dingen, die wir benötigen werden.“ Beschloss sie und stiefelte davon, während sie sich ihre Locken über die Schulter strich.

„Hast du gehört kleiner Mann, bald bist du deinen Fluch los.“ Erzählte Ves Uma. Dieser schien erfreut zu sein und bot ihr sein an gesabbertes Spielzeug an. Ves verzog nicht mal eine Mine, als sie es entgegen nahm. „Na komm, wir werden noch ein bisschen Schaukeln gehen.“ Schlug sie dem Gnom vor und freudig quietschend lief er hinter ihr her.

Letho kam zu mir, „Was überlegst du?“ wollte er wissen, als er meinen Blick zu den beiden folgte. „Wie sie wohl reagiert, wenn sie sieht wer Uma wirklich ist.“ Murmelte ich. „Lasst euch nicht zu sehr von Yennefer ärgern, sie ist nun mal so.“ bat ich ihn dann. „Natürlich Krümel. Ich hatte sie einige Zeit in meiner Obhut, ich kenne sie ganz gut.“ Entgegnete er. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Er und seine Brüder hatten sich um sie gekümmert, als Geralt im Austausch für sie zur wilden Jagd gegangen ist.

„Schau nicht so, da war nichts.“ Murmelte er. Verwirrt sah ich ihn an, „An so etwas habe ich doch gar nicht gedacht!“ maulte ich.

„Dann ist ja gut. Ich wollte nur, dass du es weißt.“ Lächelte er. Ich nickte, „Und selbst wenn, es geht mich nichts an, es ist deine Sache bei welcher Frau du warst, ehe sich das zwischen uns entwickelte.“ Meinte ich noch. Überrascht sah er mich an.

„Warum sollte ich eifersüchtig auf eine Zeit sein, als wir uns doch noch gar nicht kannten?“ erklärte ich mich. Er überbrückte den letzten Abstand und küsste mich. „Könnt ihr das nicht woanders machen?“ maulte Lambert.

Ich verdrehte die Augen, „Wieso? Damit du uns dort auch wieder stören kannst?“ wollte ich genervt wissen. Er wandte sich an Eskel, „Ich sage ja, schlimmer als Geralt und seine Zauberinnen.“

„Lambert?“ forderte ich seine Aufmerksamkeit. Er blickte mich an. „Halt die Klappe!“ fuhr ich fort. Eskel grinste und Lambert sah mich maulig an, verzog sich dann aber. Vor sich hin murrend schritt er zu dem Tischchen, an dem er zwischendurch immer mal wieder an seinen Bomben bastelte. Auch Eskel machte sich vom Acker.

„Ich muss Vesemir und Eskel helfen, lass dich von Lambert nicht zu sehr ärgern.“ Brummte Letho. Ich nickte, „Ich versuch‘s und euch viel Spaß.“ Meinte ich noch, ehe er sich den anderen beiden anschloss.

Mein Blick schweifte über das Erdgeschoss, mittlerweile war fast der ganze Schutt beseitigt und unter den Bücherregalen war auch jede Menge Staub hervor gekommen. Es wurde also Zeit, dass ich mich hier an die Arbeit machte. Freuen tat ich mich nicht darüber, aber wenn es hier sauber wäre, könnte man sich noch ein bisschen wohler fühlen.

Ich nahm mir den Besen und fegte den gröbsten Dreck zusammen. Es war doch deutlich mehr, als ich anfangs angenommen hatte. Es war bestimmt ein ganzer Eimer voll an Dreck und Staub. Und zu meinem Unglück leider auch die ein oder andere Spinnenleiche.

Als der gröbste Dreck beseitigt war, holte ich mir einige Eimer voll mit Wasser und die Schrubbürste. Ich würde zwar vermutlich eine kleine Ewigkeit dafür brauchen, aber ich wollte es schaffen. Ich fing ganz hinten an und würde mich dann nach vorne zum Eingang vorarbeiten.

Wie in der Küche waren die Steinfliesen eigentlich gar nicht so dunkel, sie waren nur sehr stark verdreckt. Ich musste mir mehrere Male neues Wasser holen, aber die Arbeit lohnte sich. Lambert hatte sich zwischenzeitlich auch verdrück, so dass ich in Ruhe meine Arbeit machen konnte. Vorher hatte er mich immer wieder mal angestarrt und beobachtet, er würde die Aussicht genießen, meinte er, als ich gefragt hatte. Mit roten Wangen, mehr vor Wut und Empörung als vor Scham, hatte ich die Schnürung in meinem Dekolleté fester gezogen.

Nachdem ich den halben Tag auf Knien auf dem Boden hin und her gekrochen bin, um den Dreck zu lösen, brauchte ich erst einmal eine Pause. Ich nutzte diese, um ein paar Brote zu zubereiten, falls die anderen zwischendurch Hunger bekämen. Ich aß ebenfalls eines, ehe ich mich wieder an die Arbeit machte. Glücklicherweise war ich einige Zeit vorher auf die Idee gekommen, mir einen vernünftigen Wischmopp zu bauen, ich wollte nicht den restlichen Tag auf Knien verbringen und den Boden mit einem Lappen wischen.

Ich hatte einige Lappen in Streifen geschnitten und an einem Besenstiel festgemacht. So war das Wischen deutlich einfacher.

Ich fing wieder hinten an und arbeitete mich nach vorne vor. Ich nah mit dem Mopp den gelösten Dreck und das restliche Wasser auf. Auch hier benötigte ich mehrere Male neues Wasser. Mit der Zeit fing ich an verschiedenste Lieder vor mich hinzusummen. Einfache Melodien, die mir in den Sinn kamen.

„Ich habe diese Melodie schon eine Ewigkeit nicht mehr gehört.“ Riss mich Regis auf einmal aus meinem Trott. Erschrocken schaute ich auf. Es saßen fast alle am Tisch und machten sich über die Brote her. Wann waren sie gekommen? Ich hatte nicht einem mitbekommen. Regis musterte mich erstaunt, allerdings sahen Vesemir und Letho nicht unbedingt begeistert aus.

„Oh Tschuldingung.“ Murmelte ich, als mir klar wurde welche Melodie ich eben gesummt hatte, Lullaby of woe. Natürlich gefiel es den Hexern nicht. „Ok, keine Schlaflieder mehr.“ Murmelte ich leise vor mich hin, als ich mich wieder dem Boden widmete. Ich blieb eine Weile ruhig, bis ich wieder mit dem Summen anfing, allerdings störte sich nun Lambert daran. „Oh bitte! Keine von Rittersporns Schnulzen!“ beschwerte er sich.

Ich runzelte die Stirn, „Das Lied ist nicht von Rittersporn, das ist von Priscilla.“ Korrigierte ich ihn. „Es handelt trotzdem von Geralt, das ist also dasselbe. Woher kennst du es eigentlich? Als es das erste Mal aufgeführt wurde, lagst du bei Menge im Bett.“ Grummelte er. „Danke für die Erinnerung!“ fauchte ich, „Ich wäre auch am liebsten woanders gewesen.“ Grollte ich leise „Und nur weil ich bei der Uraufführung nicht dabei war, heißt es noch lange nicht, dass ich es nicht woanders gehört habe.“ Fügte ich noch an. Jeden weiteren Kommentar ignorierend, beendete ich meine Arbeit. Ich beeilte mich, da ich immer wieder die Blicke der anderen spürte. Und ich hasste es wie die Pest, beim Arbeiten beobachtet zu werden.

Am Ende hatte sich die Arbeit gelohnt, der Boden glänzte zwar nicht, dafür müsste ich ihn noch einige Male mehr wischen, aber er war sauber und es kam ein besonderes Detail zum Vorschein. Ziemlich mittig im Raum, war das Symbol der Wolfsschule in den Boden eingelassen. Man hatte es durch den ganzen Dreck vorher gar nicht sehen können.

Ich war trotzdem froh, als ich den letzten Rest des Schmutzwassers draußen auskippen konnte. Ich brachte den Eimer weg und strich mir gerade eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht, als ich Yennefer hörte. Sie forderte gerade, dass einer der Hexer einen Gabelschwanz jagen müsste, weil sie Rückenmarksflüssigkeit bräuchte.

„Ich werde mal das Essen vorbereiten.“ Meinte ich nur, als ich an der Gruppe vorbei ging. „Alanya warte.“ Hielt mich die Zauberin auf. Ich drehte mich zu ihr. „Du bist nicht ihr Sklave, du musst nicht den ganzen Tag putzen und kochen. Das können sie selber machen. Ich habe eine andere Aufgabe für dich. Hier ich brauche diese Kräuter.“ Sie wollte mir eine Liste reichen.

Ich verzog das Gesicht, „Ich weiß das ich kein Sklave bin. Schließlich wurde ich frei geboren. Ich mache es freiwillig. Lambert könnte die Kräuter suchen, er ist sehr gut in der Alchemie, ich werde die Festung nicht verlassen.“ Lehnte ich ihre Bitte ab und wollte mich wieder auf den Weg in die Küche begeben. „Was soll das heißen? Wer hat dir verboten die Festung zu verlassen? Du kannst gehen wohin du auch immer willst!“ wollte sie scheinbar zu meiner Rettung kommen. „Auch das weiß ich, ich will aber nicht.“ Brummte ich.

„Sie und Letho wurden kurz nach deiner Abreise beinahe von einem Waldschrat getötet.“ Sprang Vesemir ein. Sofort wurde Yennefers Blick weicher. „Aber dann solltest du deine Angst bekämpfen und dich nicht hier verstecken.“ Versuchte sie mich zu überzeugen. Ich verdrehte nur die Augen, „Das hat doch nichts mit Angst zu tun!“ meckerte ich und machte mich dann wirklich auf den Weg zur Küche. „Yennefer, lass sie. Wir beide haben sowieso noch etwas zu besprechen.“ Konnte ich Vesemir noch hören. Manchmal hasste ich diese Zauberinnen wirklich, mischten sich in alles ein.

Meine schlechte Laune ließ ich an den Kartoffeln aus, als ich sie zu Mus verarbeitete. Die Zeit, die ich zum Schälen und Kochen benötigt hatte, hatten mein Gemüt nicht wirklich abgekühlt, allerdings das Stampfen half wirklich. Körperliche Arbeit war ein guter Ausgleich.
 

Einige Tage später
 

Ich kraulte Tetris die Stirn und steckte ihm noch eine Möhre zu, als ich von hinten angestupst wurde. Die dunkelbraune Schnauze verriet mir, dass Kiran ebenfalls noch etwas von Möhre haben wollte. Ich drehte mich ein Stück zu ihm und gab ihm ebenfalls noch etwas.

Als ich ihm ein zweites Stück geben wollte, drängelte sich ein anderes Pferd dazwischen. Eine braune Stute, „Hey, langsam.“ Murmelte ich, während Tetris sich freute, dass seine Freundin nun auch da war. Ich ließ Plötze das Stück Möhre nehmen und strich ihr über den Hals. Doch plötzlich wurde mir etwas bewusst, wenn Plötze auf einmal hier war, dann war Geralt auch nicht weit.

Langsam drehte ich mich um, tatsächlich nur wenige Schritt von mir entfernt stand er dort, mit verschränkten Armen und einem grimmigen Gesichtsausdruck. Ich erstarrte, „Hallo Geralt.“ Lächelte ich vorsichtig und nervös, ja beinahe schon eingeschüchtert und wollte zurückweichen. „Oh nein, du bleibst schön hier!“ knurrte er und ehe ich mich versah, hatte er mich an meinem Ohr gepackt. „Au! Lass los!“ forderte ich und griff nach seiner Hand. „Das hättest du wohl gerne, du wirst erst erklären was das alles sollte!“ entgegnete er und zog mich am Ohr zwischen den Pferden hervor. „Weißt du eigentlich das wir uns zuerst Sorgen gemacht hatten, als du verschwunden warst. Allerdings nur, bis wir die Nachrichten gefunden hatten und feststellten, dass du uns bestohlen hast!?“ warf er mir vor. Allerdings ließ er mich nicht zu Wort kommen. Er redete sich schon beinahe in Rage, während er mir fast das Ohr abriss und mich so Richtung Zitadelle führte.

Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch wie auch schon in Novigrad brachte es nichts. Während er mir vor warf, wie brenzlig es für ihn hätte werden können, wenn er seine Ausrüstung nicht vor seiner Abreise kontrolliert hätte, zeterte und jammerte ich, dass er mich endlich los lassen sollte. Selbst als ich meine Fingernägel in seinen Handrücken bohrte, ließ er nicht locker. Zuerst unbemerkt von uns, hatte ich mit meinem Gejammer und Gezeter doch etwas erreicht, ich hatte die anderen Hexer damit nach draußen gelockt, die uns jetzt entgegen sahen.

„Lass mich endlich los!“ keifte ich noch einmal und als wir die Treppe nach oben stiegen, sah ich meine Chance. Ich holte ein wenig Schwung und trat ihn ein Stück unterhalb des Knies. „Oh du verdammtes Monster!“ fluchte er und ließ mich tatsächlich los. Ich wollte mich aus seiner Reichweite bringen, doch ich kam nicht weit. Ich hatte nicht auf meine Umgebung geachtet und lief genau in Letho. Ich überwand meine Überraschung schnell und wollte an ihm vorbei huschen, aber er hielt mich an der Schulter fest. „Wo willst du hin?“ wollte er ruhig wissen. „Mich in Sicherheit bringen?“ schlug ich ihm vor, doch er schüttelte den Kopf. „Was hatten wir ausgemacht?“ brummte er, „Aber, …“ wollte ich widersprechen, doch sein Blick reichte aus, um mich zurück zu halten. „Na schön.“ Gab ich nach. Ich drehte mich um und stellte mich vor ihn. Seine Hand lag immer noch auf meiner Schulter, aber jetzt nicht mehr haltend, sondernd unterstützend.

„Das ist sowas von ungerecht! Ich musste sie durch die halbe Festung jagen!“ beschwerte sich Lambert, er sah wirklich schon fast schmollend aus. Eskel neben ihm stupste ihn mit dem Ellenbogen an, damit er ruhig blieb. Letho hinter mir räusperte sich und Geralt kam die letzten Meter leicht humpelnd und sein Knie reibend näher. „Es tut mir leid Geralt, ich hätte nicht einfach an deine Sachen gehen sollen, aber mit Hilfe von Letho habe ich dafür gesorgt, dass du alle Zutaten zurück bekommst. Ich habe auch eine Kleinigkeit für dich gekauft, als Entschuldigung, es liegt alles auf deinem Bett.“ Murmelte ich.

Erstaunt sah er mich an, dann Letho. „Wenn ich gewusst hätte, dass du sie unter deine Knute bringst, hätte ich sie gleich bei dir gelassen. Hätte mir viel Ärger erspart.“ Knurrte der weißhaarige Hexer. „Jetzt ist aber genug Geralt, sie hat sich entschuldigt und außerdem seid ihr selbst schuld, wenn ihr euch so leicht reinlegen lasst.“ Mischte sich Vesemir ein.

„Schön zu hören, dass sie doch nicht alles Feuer verloren hat, aber Geralt, ich hätte nie erwartet, dass du jemanden als ein Monster bezeichnest.“ Hörte man eine ruhige Stimme hinter uns. Geralts Augen wurden riesig, „Regis?“ hauchte er. Der Vampir trat hervor und nickte. „Hallo Geralt, schön dich wieder zu sehen.“ Antwortete dieser und trat auf seinen Freund zu. Während Eskel und Lambert mittlerweile wieder nach drinnen gingen, schloss Geralt seinen Freund fest in die Arme, „Wie ist das möglich, ich dachte du wärst gestorben.“ Murmelte der Hexer. Ich drehte mich zu Letho um, „Ich denke wir sollten die beiden ihr Wiedersehen genießen lassen.“ Schlug ich ihm vor. Letho nickte, „Und was machen wir in der Zwischenzeit?“ wollte er wissen. „Wir könnten den Kräutersud endlich vorbereiten. Yennefer wird bestimmt bald wissen, warum er noch nicht fertig ist.“ Letho stimmte dem zu. Ich wollten keinen der Vampire gegen uns oder eher gegen die Hexer aufbringen, in dem sie erfuhren, welche seltene Zutat für die Kräuterprobe verwendet wurde. Und jetzt waren sie gerade beschäftigt, Regis sprach mit Geralt und Dettlaff stand bei ihnen.

Ein bisschen Zeit hatten wir ja noch, denn Vesemir wusste noch nicht Bescheid, was genau Yennefer geplant hatte und der traurige Albert war dementsprechend noch nicht aufgebaut worden. Letho nahm sich das Rezept vom Alchemietisch und je weiter er las desto höher wanderten seine Augenbrauen. „Das ist doch, … Was hat diese Zauberin vor?“ murmelte er vor sich hin. „Japp, es ist genau das, was du denkst, dass es ist.“ bestätigte ich ihm. Kopfschüttelnd sah er mich an. Er fragte schon gar nicht mehr, woher ich bestimmte Dinge wusste.

Nachdem Letho nun wusste, was wir dort brauten, ließ er mich nur zuschauen. Er wollte nicht, dass ich ausversehen mit den Wirkstoffen oder den Mutagenen, die in den Zutaten zum Teil vorhanden waren, in Kontakt kam. Er war mal wieder überfürsorglich, aber es war auch irgendwie süß, dass er sich solche Sorgen um mich machte. Vielleicht war seine Sorge bei dieser Sache aber auch berechtigt, ich wusste schließlich nicht, ob die Wirkung der kombinierten Stoffe auch Wirkung zeigen konnten, wenn man nur Hautkontakt mit ihnen hatte und wie schnell konnte man sich in den Finger schneiden und die Zubereitung in die Blutbahn gelangen und ich hatte definitiv keine Lust darauf, dass sich meine Organe verflüssigten, damit sie sich neu anordnen konnten. Doch ja, ich war schon irgendwie froh, dass Letho es alleine machen wollte.

Er füllte gerade den letzten Kräutersud in das Fläschchen, als die Tür sich öffnete. Geralt kam fröhlich erzählend mit Regis und Dettlaff hinein, allerdings schien er aprubt angehalten zu haben. Ich drehte mich zu ihm um, er starte auf den Wolfskopf am Boden. „Ich hätte beinahe vergessen, dass es ihn gibt.“ konnte ich ihn hören. Er sah sich im Erdgeschoss um, „Was ist denn hier passiert?“ fragte er sich laut. Aber Regis lenkte ihn ab und führte ihn zu dem Bereich, wo jetzt die Betten standen.

„Wo sind eigentlich Ves und Roche? Ich hätte gedacht, dass sie Geralt begrüßen würden?“ fragte ich Letho, er zuckte nur die Schultern. „Keine Ahnung, als ich sie zuletzt gesehen hatte, schlich Ves Roche die ganze Zeit hinterher.“ meinte er. Dann beugte er sich zu mir, „Wenn sie Roche ansieht, liegt in ihrem Blick dieselbe Sehnsucht, die ich bei dir unterwegs gesehen hatte.“ flüsterte er mir ins Ohr. Ich wurde ein wenig rot, ich hatte nicht gewusst, dass es außer meinem Angebot so offensichtlich gewesen war. „Und er scheint genauso stur zu sein.“ grinste ich ihn an. Er grinste zurück, „Kann sein.“

Ich ließ mich gegen seine Brust fallen und schaute in sein Gesicht auf.

„Oh nicht schon wieder, geht in euer Zimmer dafür!“ beschwerte sich Lambert. Seufzend ließ ich von Letho ab. Das dieser Kerl aber auch immer stören musste. „Heute Abend haben wir Zeit für uns.“ raunte Letho noch, ehe er sich die Fläschchen schnappte, um sie zu Yennefer und Keira zu bringen. Ich seufzte, würde Vesemir trotzdem drauf bestehen, Uma zuerst den Tee zu verabreichen? Sehr wahrscheinlich.

Aber was machte ich jetzt? Bis zum Essen war es noch eine Weile hin und ich musste die Reste vom Vortag nur aufwärmen. Die Kräutersude waren jetzt vorbereitet und bis auf den traurigen Albert war sonst auch soweit alles fertig. Das Zimmer für Avallac’h hatte Letho fertig gemacht, bis sie festgestellt hatten, dass ich verschwunden war. Ich war immer noch ein wenig enttäuscht, dass Letho es wirklich für möglich gehalten hatte, dass ich völlig schutzlos aus der Festung gehen würde.

Der Rabe kam sogar von selbst an, um sich sein versprochenes Fleisch abzuholen. Nachdem er beim ersten Mal etwas bekommen hatte, kam er noch einige weitere Male an. Jedes Mal hatte ich ihm etwas gegeben. Sogar Regis war überrascht gewesen, als der Rabe in die Zitadelle kam, aber nicht zu ihm flog, sondern erst zu mir kam, um sich etwas Futter zu holen. Sein überraschter Blick ließ mich jetzt noch schmunzeln.

Yennefer hingegen war ganz anders gewesen, sie fand es überhaupt nicht amüsant, dass ich Vesemir von dem Magier erzählt hatte und das sie wusste das sich Jemand näherte, bevor Roche hier ankam. Sie war der Meinung, dass ihre Anweisung doch klar gewesen seien, dass die Hexer darüber nicht Bescheid wissen müssen. Daraufhin hatte ich entgegnet, dass ich es nur Vesemir erzählt hätte und dass es an der Zeit gewesen wäre, die Wahrheit zu erzählen. Sie war gelinde gesagt, leicht geschockt. Geschockt darüber, dass mittlerweile nicht nur Letho, sondern auch Vesemir und Eskel über meine Herkunft Bescheid wussten.

Sie hatte mich auch noch einmal zu meinem Entschluss befragt, die Festung nicht zu verlassen. Sie wurde richtig wütend, dass ich mich wegen einem Kerl, so sehr verbiegen würde. Dass es ja gar nicht feststehen würde, ob Letho es ernst mit mir meinte, oder meine Gefühle nur ausnutzte. Dies ließ kurz Zweifel in mir aufkommen, doch ich zerstreute sie schnell wieder. Lethos Verhalten zeigte deutlich, dass ich nicht nur jemand für zwischendurch sei. Er würde sich nicht solche Sorgen um mich machen, wenn er keine Gefühle für mich hätte.

Allerdings blieb sie bei ihrer Meinung, dass ich mir nichts von den Hexern sagen lassen sollte, dass ich weder ein Sklave noch ein Diener sei. Sie verstand mich nicht, als ich versuchte zu erklären, warum ich das tat. Das Letho beinahe gestorben war, weil ich unaufmerksam war und weil er nicht richtig kämpfen konnte, weil er auf mich Rücksicht nehmen musste. Als ich jedoch meinte, ob sie denn nicht verstehen könnte, was es für eine Qual sei, zu befürchten, einen geliebter Mensch vor den Augen sterben zu sehen und ich das nicht noch einmal erleben wollte, schmiss sie mich aus ihrem Zimmer.

Seitdem war der Umgang mit ihr ein wenig angespannt und distanziert. Letho hatte mich dann darauf hingewiesen, dass sie Geralt beinahe mehrere Male für immer verloren hatte. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Erst sein Tot bei dem Pogrom, danach war Ciri verschwunden. Dann hatte sich Geralt freiwillig der wilden Jagd angeschlossen, um sie zu retten und als er wieder auftauchte, hatte Triss die Situation ausgenutzt, dass er sich nicht an seine Zauberin erinnern konnte.

Letho hatte vorgeschlagen, dass ich mich bei ihr entschuldigen sollte, aber ich lehnte es ab, wenn ich mich bei ihr entschuldigen müsste, dann sie sich auch bei mir. Er hatte nur geseufzt und meinte, ich solle keine Zauberin gegen mich aufbringen. Ich hatte mich trotzdem nicht entschuldigt.

Mich aus meiner Erinnerung reißend, wusste immer noch nicht, was ich bis zum Essen machen sollte, daher kletterte ich zu den Büchern auf den Podesten hinauf. Ich nahm mir wahllos eines und setzte mich dort auf die Dielen.

Während ich dort saß und in dem Buch blätterte konnte ich hören wie Regis und Geralt wieder ins Erdgeschoss kamen. Regis hatte ihm vermutlich gezeigt, wo die beiden Vampire schliefen.
 

„Also, wie hat Lambert Vesemir dazu gebracht, ihn den Boden schrubben zu lassen?“ konnte ich Geralt fragen hören. Ich war hin und her gerissen, sollte ich dem Gespräch lauschen oder versuchen noch ein wenig in dem langweiligen Buch zu lesen.

„Oh, das war nicht Lambert, Alanya hat den Boden gereinigt.“ erwiderte Regis. „Was? Wirklich? Was hatte sie denn angestellt?“ fragte der Hexer sichtlich überrascht. Regis lachte kurz, „Scheinbar vieles, wie ich mitbekommen habe, aber das war keine Strafarbeit. Sie hat es von sich aus gemacht.“

„Du machst mich neugierig, hat der kleine Quälgeist wieder ihrem Namen alle Ehre gemacht?“ konnte ich Geralt fragen hören. Ich blickte zu den beiden runter. „Nun Lambert nennt sie Furie, wenn das ein Hinweis ist.“ schmunzelte der Vampir.

„Neugierig?“ sprach mich auf einmal jemand von hinten an. Ich konnte gerade noch so einen Schrei unterdrücken und schaute mich erschrocken um. Dettlaff saß hinter mir, oben auf einem Bücherregal, er muss sich hier hoch genebelt haben, denn sonst hätte ich ihn wohl bemerkt. Ich nickte, während sich mein Herz langsam wieder beruhigte. Dettlaff sprang vom Regal und stellte sich neben mich, während er sich mit den Unterarmen auf das Geländer lehnte. Er schaute ebenfalls zu den beiden hinunter.

Als ich mich wieder den beiden unten widmete, hatte sich ihr Gespräch verlagert. Regis erzählte gerade wie überrascht er gewesen sei, als sich Yennefer bei ihm bedankte, für seine Hilfe im Kampf gegen Vilgefortz. Wir alle waren sehr überrascht, als sie sich den Abend beim Essen bei ihm bedankte. Vor allem Lambert und Roche waren mehr als überrascht. Auch Geralt wirkte jetzt erstaunt, war es wirklich so ungewöhnlich, dass sich eine Zauberin bedankte?

Vermutlich schon, wurde mir klar, als ich an die dachte, die ich aus dem Spiel kannte. Ich spielte mit dem Schneckenhaus an der Kette. Bevor das Gespräch mit Yennefer eskalierte, hatte sie es sich angesehen. Sie bestätigte, dass es verzaubert war, aber es enthielt wohl keinen beeindruckenden Zauber. Für sie war es ein kleiner Jahrmarkt Zauber, mehr symbolisch als alles andere. Wenn ich das Schneckenhaus in meiner Hand drehen würde, sollte es sich wohl ein wenig erwärmen.

Das Buch lag vergessen in meinem Schoss und ich beobachtete die beiden unten. Nach einer Weile fing Regis an sich, um zu schauen, bald wanderte sein Blick zu uns nach oben. Während Dettlaff grüßend die Hand hob, tat ich schnell so als würde ich lesen.

Aber das flog schnell auf, da Dettlaff grinsend nach dem Buch griff und es richtig herum drehte. In meiner Eile hatte ich es falsch herum in die Hand genommen. Kopfschüttelnd grinste Regis und wandte sich dann wieder dem Hexer neben sich zu. Ich legte das Buch zur Seite und wollte mich gerade erheben, als laute Stimmen aus Richtung Küche kamen.

Neugierig huschte mein Blick in die Richtung, natürlich wie hätte es anders sein können. Roche schimpfte mal wieder was das Zeug hielt. Seit dem Yennefer zurück war, schien seine Laune sich gar nicht mehr zu heben. Auch jetzt schien er sich wieder über die Anwesenden aufzuregen.

„Nein Ves! Er hätte uns wenigstens warnen können! Wir sind die blauen Streifen, wir arbeiten nicht mit Monstern oder Zauberinnen zusammen!“ gab er seine Meinung kund. „Vernon bitte, wir sind alle hier, um Geralt zu helfen. Außerdem wusstest du doch vorher schon, dass er an keiner Zauberin vorbei gehen kann.“ Argumentierte die Blonde dagegen, während sich Uma an ihr Bein klammerte und quengelte. Ich grinste vor mich hin, nun an ihr ist er aber auch nicht vorbei gegangen, dachte ich mir.

Ich beobachtete, wie Ves sich nach unten beugte und den kleinen auf den Arm nahm, vermutlich um ihn zu trösten. Als Regis Uma entdeckt hatte und bat ihn sich einmal anschauen zu dürfen, hat er sich ein wenig verändert. Natürlich war der Kleine auch bei Regis ziemlich panisch gewesen, was Roche direkt wieder als Beweis sah, dass man mir ebenfalls nicht trauen könnte, aber der Vampir hatte eine Creme an gemischt, die die Eiterbeulen und offenen Stellen ein wenig verschwinden ließen. Jetzt stank Uma nur noch, wenn er sich mal wieder eingemacht hatte.

Ich respektierte Ves dafür, mit welcher Hingabe sie sich um ihn kümmerte, für sie wäre es wohl ein ziemlich großer Schock, wenn sie erfahren würde, wer oder eher was Uma wirklich war.

Ein räuspern riss die beiden aus ihrem Streit. „Geralt!“ rief die Blonde erfreut und eilte auf ihn zu. Auch Roche ging in seine Richtung. Die drei Freunde begrüßten sich überschwänglich und vertieften sich in ein Gespräch. Dettlaff war mittlerweile zu Regis getreten und zusammen verließen sie das Erdgeschoss nach draußen.

Seufzend stand ich auf und brachte das Buch wieder an seinen Platz. Zum lesen würde ich jetzt wahrscheinlich eh nicht mehr kommen und spannend war das Buch auch nicht. Aber ein anderes wollte ich mir jetzt nicht raussuchen. Um den dreien zu entkommen und nicht wieder in irgendwelchen Streitgesprächen zu landen, verließ ich ebenfalls das Gebäude. Das Wetter war noch angenehm, so dass ich mir nahe des Brunnens einen Platz in der Sonne suchte. Während ich über die kommende Tage nachdachte, näherte sich bald Meckerfritze. Unauffällig kam sie immer näher und tat so, als ob sie nach Grashalmen suchte, bis sie letztlich bei mir stand und meckernd um Aufmerksamkeit bettelte. Ich kraulte sie ein wenig und zupfte einige Halme, die ich ihr dann reichte. So verstrich die Zeit, bis dann auch Eskel und Lambert zurück kamen. Sie waren voller Dreck, das hieße, sie waren wieder unterwegs, um neuen Lehm für den Mörtel zu holen. Seit dem Eskel den Karren hergerichtet hatte, schickte Vesemir sie immer mal wieder los, um neuen Lehm zu holen. Mit der tatkräftigen Unterstützung von allen, waren mittlerweile viele Risse in den Wänden geflickt. Woraus genau Vesemir den Mörtel anrührte, wusste ich nicht, aber Kalk schien er dafür nicht zu benutzen.

Die beiden traten zum Brunnen und wuschen sich den gröbsten Dreck ab. Da ich Lambert hörte, wie er murrte das er Hunger hatte, schob ich Meckerfritze von mir und folgte den beiden nach drinnen. Sie verschwanden zu ihren Betten, vermutlich um sich etwas Saubereres anzuziehen. An solchen Tagen war ich froh, dass ich nicht die komplette Wäsche machen musste. Vor allem wenn sie zusätzlich noch voller Monsterblut und Innereien waren.

Im Spülbecken in der Küche wusch ich mir schnell mit ein bisschen Seife die Hände und machte mich dann daran, den Fleischeintopf auf zu wärmen. Ich hatte auch schon ein kleinen Brotlaib vorbereitet, denn ich in den Ofen schob. Ich würde es zu dem Eintopf servieren. In den Teig hatte ich auch ein paar frische Kräuter hinein getan und hoffte, dass es schmecken würde. Während das Mahl vor sich hin köchelte, sammelte ich schon einmal die Schalen und Löffel zusammen und trug sie zum Esstisch. Dazu stellte ich einige Gläser und etwas zu trinken.

Als das Essen langsam heiß wurde, versammelten sich die Hexer von alleine am Tisch, so dass ich einen von ihnen bat, die anderen dazu zu holen. Es dauerte eine weile, bis alle da waren, denn es war Geralt der los gestiefelt war. Entweder genoss er sein widersehen mit Yennefer, oder er musste sich bei ihr rechtfertigen, warum er nicht gleich zu ihr kam, um sie zu begrüßen.
 

Während des Essen war es nicht so ruhig wie gewöhnlich. Keira, Yennefer, Regis und auch Vesemir diskutierten über ihre Erkenntnisse, die sie über Uma gesammelt hatten. Ab und zu mischte sich auch Ves ein, da sie ihn von uns allen mittlerweile am besten kannte und sie etwas über seine Reaktionen auf bestimmte Dinge oder Situationen sagen konnte. Allerdings weigerte sich Yennefer noch, darüber zu sprechen, wie sie den Fluch umkehren wollte. Sie wollte es später erklären, redete sie sich raus.

Daher wunderte es mich nicht, dass das Gespräch ähnlich ablief, wie im Spiel und das Vesemir darauf bestand, den Tee aus Schierling auszuprobieren.

Danach war die Stimmung gedrückt, die Hexer, bis auf Geralt, waren ein wenig erbost über Yennefer, dass sie mal wieder der Meinung war, einfach alles bestimmen zu können, Ves wollte nicht, dass Uma einen giftigen Tee trinken musste und Roche war eh schlecht drauf. Wir beendeten das Essen in unangenehmer Stille und Vesemir nahm Uma mit in die Berge, auch die Zauberinnen verabschiedeten sich vom Tisch, wobei Yennefer allerdings etwas in Geralts Ohr flüsterte und dieser darauf hin nickte.

„Das Essen war gut, was war das?“ wollte Geralt wissen, vielleicht auch einfach nur um die Stimmung wieder ein wenig auf zu lockern. „Danke, ich habe mal etwas Neues ausprobiert. Regis und Eskel haben für Yennefer einen Gabelschwanz erlegt und da ich hörte das Wyvern eine Delikatesse seien, bat ich sie etwas mit zu bringen, denn wenn Wyvern gutes Fleisch haben, warum also nicht auch Gabelschwänze.“ Erklärte ich. Geralt schaute Eskel mit großen Augen an, „Du hast Regis mit zur Monsterjagd genommen?“ ich grinste, Regis hatte ihm wohl noch nicht gesagt, dass wir alle bescheid wussten. „Warum denn auch nicht? Er hat schöne Filets heraus geschnitten.“ Warf ich dazwischen. Geralt blickte mich finster an. „Aber, aber er … er ist …“ ihm fehlten wohl die Worte, um eine passende Ausrede zu finden. „Ach, als du mich zur ersten Monsterjagd mitgenommen hast, hattest du dir keine solche Gedanken gemacht.“ Gab ich nur zurück. Der Vampir schmunzelte, ehe er Geralt aus der Situation rettete, „Geralt, lass gut sein. Sie wissen über mich und Dettlaff bescheid.“ Beruhigte er seinen Freund. Das erstaunte dem weißhaarigen Hexer, „Ihr wisst bescheid?“ fragte er verwundert, „Hm, war ne ziemliche Überraschung.“ Nickte Eskel.

„Er wollte mich fressen!“ Roche zeigte anklagend auf Dettlaff. „Du hättest uns ruhig warnen können, dass es hier nicht nur Hexer gibt, sondern auch zweifelhafte Zauberinnen, Monster und Attentäter!“ beschwerte er sich weiter. Geralt sah ihn irritiert an, „Weder Regis noch Dettlaff sind Monster, außerdem wusste ich nicht, dass sie herkommen würden. Und von welchen Attentätern sprichst du?“ wollte er daher wissen.

„Das Letho ein Königsmörder ist, weiß jeder, aber seine kleine Freundin, die hat noch einiges mehr auf dem Kerbholz!“ schmierte er Geralt aufs Brot. Dieser sah ihn erst verdutzt an und fing dann an zu lachen, „Der Quälgeist, ein Attentäter?“ Geralt lachte noch mehr, „Sie kam ja noch nicht mal gegen ein paar Nekker oder einen wilden Hund an!“ er gluckste noch immer.

Beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Sie hat es selbst zugegeben, sie arbeitet mit Assassinen zusammen und hat in deren Auftrag sogar schon einen Kaiser ermordet.“ Beschwor Roche ihn. Erneut brach Geralt in schallendes Gelächter aus, doch wenige Sekunden später stockte er, „Du meinst das wirklich ernst?“ fragte er seinen Freund. Roche nickte. Geralts Blick huschte zu mir, „Du gehörst aber nicht zu dem Usurpator?“ wollte er von mir wissen. Ich schnaubte beleidigt, „So alt sehe ich nun auch wieder nicht aus! Außerdem fiel Fergus einem Putsch und nicht einem Attentat zum Opfer.“ Entgegnete ich und stand auf. Ich sammelte das Geschirr zusammen und brachte es in die Küche. Schließlich machte sich der Abwasch nicht von alleine.

Eskel kam zwischendurch in die Küche und holte einige Getränke. Ich räumte die Küche noch auf und setzte mich dann zu den anderen.

Einige Zeit später kam Geralt zurück, kurz gefolgt von Yennefer. Soviel zu 3 Stunden, überlegte ich. Als die beiden sich gesetzt hatten, „Was machen wir jetzt mit unserem freien Abend?“ wollte er wissen, als er sich einen der Krüge schnappte. „Nun, wir könnten noch einige Wände flicken, … oder wir Trinken ein bisschen.“ Schlug Eskel vor. „Es gibt bestimmt einige interessante Geschichten zu erzählen.“ Stimmte Yennefer zu und auch Lambert trank lieber, als etwas an der Festung zu machen.

„Ich habe auch noch ein wenig Alraune.“ Bot Regis an, sofort war Geralt begeistert. Und obwohl jetzt Gläser zur Verfügung standen, nahm Yennefer selbst auch einen Krug.

Ich war wirklich froh, dass Yennefer neue Vorräte mitgebracht hatte, denn darunter war auch Kriek gewesen. Zuerst hatte ich wirklich gedacht, sie hätte Vesemirs bitte einfach ignoriert, doch wie ihr Gepäck, waren auch die Kisten mit den Vorräten aufgetaucht.

Ich nahm einen tiefen Schluck von meinem Bier und spielte dann aus Gewohnheit mit dem Ring an meinem Finger. Die anderen kannten das schon, aber Geralt wurde neugierig, „Wer war den so mutig, oder eher so verrückt, dir einen Ring an den Finger zu stecken?“ fragte er unverblümt. „Das willst du nicht wissen.“ Murmelte ich nur. „Doch, doch, erzähl schon.“ Forderte er. „Wirklich?“ entgegnete ich, er nickte. „Ganz sicher?“ fragte ich erneut, er nickte wieder. Das Spielchen ging einen Moment hin und her, ich versteckte mein Grinsen, als die anderen einwarfen, er wolle es wirklich lieber nicht wissen, doch er bestand darauf. „Bist du dir ganz sicher?“ fragte ich ihn ein letztes Mal. „Ja verdammt, erzähl schon!“ bestätigte er und nahm einen langen Zug aus seinem Krug.

„Gut, wie du willst. … … Den Ring hab ich vom Hierarchen.“ Erzählte ich ihm trocken.

Eskel wischte sich angewidert das Bier aus dem Gesicht, das Geralt über den Tisch geprustet hatte. „Der Hierarch?“ hustete er. „Wann hast du ihn ein weiteres Mal getroffen?“ wollte er wissen, als er sich ein wenig beruhigt hatte. „Gar nicht, er hat einen Boten geschickt.“ Zuckte ich mit den Schultern. Geralts Gesichtsausdruck änderte sich und er kramte in einer Tasche, „Wo du gerade Bote sagst, …“ murmelte er dabei. „Hier, nochmal spiele ich aber nicht Überbringer.“ Brummte er und reichte mir einen Brief. Ich nahm ihn entgegen, in der Annahme, das Siegel würde die Nilfgaarder Sonne zeigen, aber sie war nicht da. Ich hielt es näher an eine Kerzenflamme, um den Siegelabdruck besser erkennen zu können. Es war ziemlich schwierig, etwas in dem schwarzen Wachs zu erkennen. Es sah aus wie ein Rahmen. Ich änderte den Winkel, damit der Schattenwurf vielleicht etwas mehr enthüllte. Ja, es könnte ein Rahmen eines ovalen Bildes sein, oder doch nicht, unten drunter gab es einen senkrechten Strich, wie ein Griff. Ich hätte den Brief beinahe fallen lassen, kein Bilderrahmen, ein Spiegel!

„Von wem ist der?“ wollte Geralt wissen und auch die anderen sahen neugierig zu. „Ich weiß nicht, ich kenne das Siegel nicht.“ Gab ich zu. „Krümel?“ fragte Letho leicht besorgt. „Ein Spiegel.“ Murmelte ich. Ich fasste den Brief anders, um das Siegel zu brechen, doch das Wachs gab nicht nach. „Das solltest du vielleicht nicht tun. Es ist sicherlich kein gutes Zeichen, wenn man das Siegel nicht lösen kann.“ Warf Geralt ein. Ich schaute auf, „Woher willst du das wissen?“ bohrte ich nach.

„Wollte reinschauen, schließlich konnte der Bote mir nicht sagen, von wem der ist und ich wusste nicht wo du bist.“ Rechtfertigte er sich.

Ich holte tief Luft und ließ sie dann meiner Lunge wieder entweichen, ganz ruhig, sich jetzt aufregen brächte auch nichts mehr. So war Geralt nun mal. Aber mit einem unguten Gefühl legte ich den Brief vorerst zur Seite. Ich hoffte, dass der Absender nicht derjenige war, den ich befürchtete, aber die Indizien verdichteten sich. Was wollte er von mir und den Hexern? Musste er immer diese Spielchen spielen.

Unter dessen hatte Regis ein Gespräch angefangen und lockerte die Stimmung wieder auf. Ich hingegen war ein wenig näher an Letho gerutscht und lehnte mich leicht an ihn. Es war eine ganze Zeit vergangen und ich hatte bereits meinen zweiten Kriek getrunken, als Letho mich leicht mit dem Ellenbogen anstupste. Verwirrt schaute ich ihn an, mit einem Kopfnicken zeigte er in Richtung Yennefer. Sie sah mich erwartungsvoll an, „Was?“ fragte ich sie.

„Geralt erzählte gerade die Geschichte, wie ihr auf Letho gestoßen seit. Ich denke ich spreche für uns alle, wenn ich sage, wir würden das gerne sehen. Wie hast du jemanden überwältigt hast, der eineinhalb Köpfe größer ist.“ Bat sie. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich werde das nicht vorführen.“ Lehnte ich ab.

„Ach komm schon. Das ist bestimmt viel interessanter als Eskels Geschichte über die Samovila.“ Bettelte Lambert. Ich schüttelte wieder mit dem Kopf. „Wenn sie nicht will, sie hatte damals bestimmt nur Glück und kann es gar nicht zeigen.“ Triezte Geralt. Ich presste die Kiefer zusammen, um keine bissige Bemerkung zu machen. Aber auch Eskel bat nun und auch die Vampire sahen sehr neugierig aus.

„Nein! Das Geralt fragt kann ich verstehen, er weiß nichts davon, aber ihr alle wisst, dass ich nicht mehr kämpfen werde. Und ja, das gehört zu einer bestimmten Kampfart.“ Entgegnete ich frustriert.

„Ich hab‘s doch gewusst, sie ist zu feige!“ gab Roche seine Meinung kund. „Ich bin nicht feige!“ knurrte ich leise.

„Dann zeig deine ach so geheime Kampftechnik! Beweis es uns!“ forderte Roche. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe keine Lust dazu.“ Widersetzte ich mich weiterhin. „Na komm Krümel, einmal und dann geben sie ruhe.“ Bat Letho mich. „Nein, werden sie nicht.“ Murmelte ich. „Könnten wir dir etwas anbieten, um deine Meinung zu ändern? Ich würde diese Technik wirklich sehr gerne sehen.“ Bot Regis nun an. Ich schüttelte den Kopf. „Ich könnte die nächsten Tage das Essen machen.“ Schlug Eskel vor. Ich verdrehte die Augen, „Und ich werde mich so lange langweilen? Nein danke, außerdem wird Vesemir für euch bestimmt genügend andere Aufgaben haben.“ Lehnte ich wieder ab.
 

Sie nervten noch so lange weiter, bis ich mein dritten Kriek bis zur hälfte geleert hatte. „Fein!“ ich knallte den Krug auf den Tisch und stand auf. Ich forderte Ves auf, mein Vorführobjekt zu sein. Als Ves am Boden lag, sahen fast alle erstaunt aus, nur Geralt und Roche waren nicht überzeugt. Sie meinten, es wäre kein Vergleich, da Ves und ich eine ähnliche Statur hatten, also zeigte ich das ganze noch einmal an Letho. Doch auch damit war Roche nicht zufrieden, er warf uns vor zu betrügen. Also forderte ich ihn auf, mich waffenlos anzugreifen. Mein Vorteil war, dass ich aufgrund meines Alkoholpegels nicht über die Griffe und Techniken nachdachte und sie daher problemlos ausführen konnte. Außerdem kannte keiner von ihnen eine Technik, um sich gegen solche Würfe zu verteidigen. Auch wenn es sicherlich eine ziemlich schlechte Haltungsnote gegeben hätte.

Nachdem Roche einige Male auf dem Rücken gelandet war, knurrte ich provozierend, „Noch jemand?“ Es war ein Fehler, natürlich wollten sie noch mehr sehen. Yennefer kicherte, als Geralt sich meldete. Sein aufgeblasenes Ego wollte zeigen, dass ich ihn nicht so bezwingen könnte. Doch auch er landete auf dem Rücken. Ich ließ ihn allerdings nicht aufstehen. Ich hielt ihn am Boden, in dem ich meinen Zeigefinger und meinen Mittelfinger auf seine Stirn drückte. Ich brauchte nur minimale Kraft, damit er nicht seinen Kopf heben konnte und somit konnte er nicht aufstehen.

Die anderen lachten über seine vergeblichen Versuche. „Gibst du jetzt Ruhe?“ wollte ich von ihm wissen. „Das ist Magie!“ beschwerte er sich. Ich verdrehte die Augen, „Ich kann keine Magie wirken, außerdem würde dann wohl dein Medaillon zucken.“ Er versuchte sich noch einmal aufzurichten, „Gib auf!“ forderte ich. Er starrte mich an, als würde er mich zum ersten Mal sehen, sagte jedoch nichts. Als es mir zu blöd wurde, gab ich ihn frei und stand selbst auf. „Ich hoffe ihr hattet euren Spaß!“ murrte ich und drehte mich um und ging in Richtung Turm. „Krümel?“ rief Letho mir hinterher. Aber ich hielt nicht an. „Ich geh schlafen!“ rief ich zurück und knallte die Tür hinter mir zu. Oben öffnete ich das Fenster ein Stück, um etwas frische Nachtluft hinein zu lassen und schlüpfte aus meiner Kleidung. Noch mit ein wenig Wut im Bauch krabbelte ich unter die Decke und kuschelte mich ein.
 

Es fühlte sich an, als wäre ich gerade erst eingeschlafen, als ich die Augen wieder öffnete. Müde blinzelte ich, was hatte mich geweckt?

„Eskel!? Klopf, klopf!“ konnte ich von unten hören. Geralt, es war zwar ein wenig gedämpft, aber die Konstruktion des Turms trug seine Worte bis nach oben zu mir. Warum konnte ich kein Zimmer haben, das eine Tür besaß?

„Psst, sei leise. Du weckst sonst noch Krümel!“ hörte ich Letho schimpfen. Zu spät, dachte ich grummelnd. Die Hexer schienen schon ziemlich betrunken zu sein und lallten ein wenig. Kurz darauf wurde die Tür unten zugeschlagen.

Ich zog die Decke ein wenig höher und kuschelte mich wieder ein, draußen tobte ein Gewitter. Gähnend dachte ich an Vesemir und Uma, die bei diesem Wetter irgendwo in den Bergen waren. Sie würden gesund zurück kommen, keine Frage, aber angenehm war es trotzdem sicherlich nicht.

Ich döste wieder ein, doch ein kräftiger Windstoß stieß das angelehnte Fenster ganz auf. Ein gewaltiger Donner grollte durch das Tal und kurz darauf konnte ich Lambert von draußen hören. Oh man, der musste aber verdammt laut brüllen, wenn ich ihn bis hier oben hören konnte. Auch Letho und Geralt waren kurze Zeit später von draußen zu hören. Ich hoffte nur, dass Regis sie von der Dummheit abhalten würde, Yennefers Megaskop nutzen zu wollen. Da es nun aber doch langsam recht kalt im Zimmer war, schälte ich mich aus der Decke und schloss das Fenster. Sofort war es ein wenig ruhiger im Raum. Ich legte noch ein paar Holzscheite ins Feuer und kroch dann wieder ins Bett.

Trotzdem konnte ich nicht bis zum Morgen durchschlafen.

Eine kühle Hand schlich sich unter mein Hemd und zeichnete wirre Muster auf meine Haut. „Hm, was ist los, Letho?“ murmelte ich noch halbschlafend und drehte mich zu ihm. „Ich dachte wirklich, sie würden Ruhe geben, wenn du es ihnen einmal gezeigt hast.“ Lallte er. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er die Sache mit dem Judo Wurf meinte. „Ist schon gut, lass uns schlafen.“ Murmelte ich und schloss meine Augen wieder. Aber die Hand wanderte weiter, „Letho, ich bin müde und du bist betrunken.“ Maulte ich ein wenig.

„Lass mich den Abend wieder gut machen.“ Bat er und rückte noch ein Stück näher. Ich schob seine Hand weg, doch er schien es eher als Aufforderung zu sehen, sich noch mehr anzustrengen.
 

Am nächsten morgen als ich aufwachte, lag Letho eng an mich geschmiegt, sein Kopf auf meiner Brust und sein Arm über meinen Bauch, unsere Beine ergaben auch eher einen Knoten, als alles andere. Ich zog die Decke über den Kopf, um noch ein wenig weiter zu schlafen.

„Hey Quälgeist aufstehen. Yen will uns alle unten haben.“ Forderte da eine Stimme. „Verpiss dich Geralt!“ fluchte ich nur. Ich wollte weiter schlafen. „Gut, wie du willst. Ich habe hier zwar keinen Fluss, in den ich dich werfen kann, aber einen Eimer mit Wasser.“ Das Grinsen konnte man ihm anhören. Ich zog die Decke von meinem Kopf und funkelte ihn böse an. Er hatte tatsächlich einen Eimer in der Hand und lächelte böse. Als er sich jedoch dem Bett nähern wollte, kam ein wenig Leben in Letho. „Das wagst du dich nur einmal!“ drohte er. Geralt sah verwirrt aus, Letho war schließlich noch immer unter der Decke verborgen. „Na los, steh auf. Yen wartet nicht gerne.“ Forderte er nun erneut.

„Verschwinde Geralt. Sie kann ohne uns anfangen.“ Murrte ich und schloss wieder meine Augen. War es denn zu viel verlangt, wenn man einmal ausschlafen wollte. Für Geralt scheinbar schon. Er hatte zwar den Eimer abgestellt, aber trotzdem wurde es auf einmal kalt. Ich riss die Augen auf, Geralt stand dort, mit meiner Decke in der Hand und starrte entgeistert auf Letho, der dicht an mich gekuschelt da lag und ihn wütend anfunkelte. Ich sprang aus dem Bett und riss dem weißhaarigen Hexer die Decke aus der Hand. Ich wickelte sie um mich, ehe ich ihm lautstark meine Meinung geigte.

Wenn ich etwas in griffweite gehabt hätte, hätte ich ihm bestimmt einige Gegenstände hinterhergeworfen, als er die Treppe hinunter eilte.

„Morgen Krümel.“ Letho umarmte mich von hinten und gab mir einen Kuss auf die Schulter. Ich grummelte nur und löste mich aus seinen Armen. Widerwillig zog ich mich an und folgte dann murrend Letho hinunter zu den anderen.

„Ah, da sind die beiden Turteltäubchen ja.“ Begrüßte uns Lambert, als wir unten ankamen. „Ihr wusstet es?!“ fragte Geralt aufgebracht, „Kein Wunder, dass niemand von euch hoch wollte, sie zu wecken.“ Grummelte er dann.

„Was gibt es so dringendes?“ wollte ich hingegen wissen. Verschlafen trat ich näher. Uma lag bereits auf dem traurigen Albert und die Elixiere waren in dem Ständer eingehängt. „Wir wollen anfangen.“ Gab Yennefer zurück. Stirnrunzelnd sah ich sie an, „Und ich muss dabei sein, weil?“ entgegnete ich. „Weil es ein wichtiger Augenblick ist.“ Mischte Keira sich ein. Skeptisch sah ich sie an, „Uma steht immer noch unter dem Einfluss vom Schierling und ihr wollt ihm die Elixiere verabreichen? Das muss ich mir nicht antun.“ Ich wollte mich abwenden. „Woher willst du das wissen?“ hakte Eskel nach. „Ganz einfach, ich stehe direkt neben ihm und er versucht nicht, sich panisch schreiend von mir zu entfernen.“ Gab ich nur zurück und wandte mich an Lambert. „Wenn die Küche genauso aussieht, wie der Essbereich, solltet ihr das aufräumen, bevor ich noch mal runter komme.“ Warnte ich ihn und wollte zurück in den Turm gehen. „Wo willst du hin?“ fragte nun Yennefer. „Zurück ins Bett und wehe ich werde heute noch einmal geweckt, dann Gnaden euch die Götter!“ drohte ich halbherzig und gähnte. „Und Yennefer, du solltest dich vielleicht lieber direkt ans Kopfende stellen.“ Riet ich ihr noch und öffnete die Tür, hinter mir konnte ich noch hören, wie Letho versuchte Geralt zu erklären, warum es eher eine schlechte Idee wäre, mich jetzt weiter zu reizen.

Am frühen Nachmittag wachte ich ausgeruht und entspannt wieder auf. Ich hoffte, dass es auch noch eine Weile so bleiben würde. Allerdings bekam ich nun auch langsam Hunger, also wirklich langsam Zeit zum Aufstehen. Ich erfrischte mich ein wenig stieg in Hose und Stiefel und machte mich auf den Weg nach unten.

Dort dösten die anderen vor sich hin, während Yennefer und Keira den Stasiszauber über Uma aufrecht erhielten. Ich schien gerade rechtzeitig zu kommen, denn Geralt erzählte die Geschichte, wie Rittersporn ihm ein Schwert kaufte, damit Yennefer nicht einschlief.

Nun wäre Uma bald Geschichte, es wäre hoffentlich eine Erleichterung. Obwohl ich natürlich nicht sagen konnte, ob der Umgang mit Avallac’h besser sein würde. Ich machte mich auf den Weg in die Küche, hoffentlich hatten die Jungs sie wirklich ordentlich zurück gelassen. Ich hatte wirklich keine Lust, sie mal wieder aufräumen zu müssen. Angespannt öffnete ich die Tür, zumindest erwartete mich kein völliges Chaos. Die ganzen leeren Flaschen vom Abend standen in einer Ecke und die Krüge auf dem Tisch, allerdings auch die Snacks, die Geralt wohl versucht hatte, zuzubereiten. Seufzend nahm ich einen Eimer und wischte sie dort hinein, sie würden nur noch als Futter für Meckerfritze dienen.

Die Krüge stellte ich den Bottich zum abwaschen und machte mich dann daran eine kräftige Brühe vorzubereiten. Avallac’h und die beiden Zauberinnen würden sie wohl gut gebrauchen können, wenn sie den Zauber beendet hatten. Ich stockte in meiner Bewegung, als ich hörte wie Uma draußen unruhig wurde und Yennefer mit ihrer Zauberformel anfing. Ihr Zauber brach nach einigen Momenten ab und ich strengte mein Gehör noch weiter an. Die geschockte Stille blieb aus, sofort setzte Keira ein und sprach ebenfalls die Formel. Yennefer unterstützte sie.

Beruhigt machte ich mich wieder an die Arbeit, schnitt das Gemüse klein und warf es in den Topf. Auch Fleisch gab ich dazu und Nudeln. Leider hatte ich kein Hähnchen da, aber eine Brühe aus Wild ist bestimmt genauso gut.

Als alle Zutaten im Topf waren, ließ ich alles vor sich hin köcheln und trat zu den anderen ins Erdgeschoss. Verwundert stellte ich fest, dass Keira und Yennefer immer noch die Zauberformel sprachen, sollte sich Uma nicht eigentlich schon längst zurück verwandelt haben?

Vesemir musterte mich und hatte scheinbar meinen verwirrten Gesichtsausdruck gesehen, fragend sah er mich an. Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Darauf hatte ich keine Antwort, es lief anders ab, als ich es kannte. Aber plötzlich schien sich etwas zu tun. Uma bäumte sich auf und schwarzer Nebel sammelte sich um seinen Körper.

„Geralt, schnell das Phylakterium!“ forderte Yennefer. Meine Augen wurden groß, verdammt, dass hatte ich vergessen. Hatten sie es überhaupt am Kreis der Elemente aufgeladen? Ich hatte nicht mitbekommen, das Lambert und Geralt los sind. Nach und nach kamen auch die Vampire und Roche mit Ves dazu. Geralt hielt das Phylakterium von sich gestreckt und hielt es offen. Die beiden Zauberinnen erhöhten ihre Anstrengungen und nach weiteren Momenten war der Fluch in das magische Kästchen verband.

„Ein Elf?!“ schrie Ves, „Ich habe mich die ganze Zeit um einen Elfen gekümmert?“ sie war wirklich fassungslos. „Ich habe dir gesagt, wir hätten nicht herkommen sollen. Jetzt auch noch Elfen!“ regte sich Roche auf. „Vernon Roche, ich habe dir schon einmal gesagt, du kannst auch gehen, keiner hält dich hier fest! Dort ist die Tür!“ wurde Vesemir laut. Doch ich achtete nicht wirklich darauf, ich blickte erwartungsvoll auf Avallac’h, doch er öffnete seine Augen nicht. Auch sonst gab es kein Lebenszeichen von ihm. „Ist er, …?“ fragte ich vorsichtig. Sofort lag die Aufmerksamkeit auf dem Elfen. Regis trat vor und untersuchte ihn. „Nein, er lebt. Aber seine Atmung ist sehr schwach und sein Herz schlägt unregelmäßig.“ Erklärte er.

„Wir müssen ihn mit zaubern stabilisieren.“ Keuchte Yennefer, die sich schwer an Geralt lehnte. Sie sah völlig erschöpft aus. Keira sah nicht besser aus, sie hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen. „Nein, ihr braucht erst einmal Ruhe, später könnt ihr das auch noch machen. Geralt bring Yennefer in ihr Zimmer. Keira du solltest dich auch am besten ins Bett legen. Ich kümmere mich um den Elfen.“ Wies Regis sie an.

„Avallac‘h, er heißt Avallac’h.“ Murmelte Geralt. „Du kennst ihn?“ wollte Vesemir wissen. Geralt nickte, „Ja, er ist ein Aen Elle und kein Freund.“ Knurrte der Hexer. Doch dann musste er sich um seine Zauberin kümmern, die in seinen Armen beinahe zusammenbrach. Er nahm sie auf den Arm und brachte sie in ihr Zimmer. Regis nahm den Elfen und ließ sich von Eskel sein Zimmer zeigen. Lambert stand abseits mit verschränkten Armen und schaute dem Treiben mürrisch zu, ehe er sich davon machte.

Ich wollte gerade wieder in die Küche, um mich weiter um die Suppe zu kümmern, als mir die Blicke von Vesemir und Letho auffielen. Sie musterten mich mit ihrem undurchdringlichen Blick, verlegen grinste ich schief und rieb mir den Nacken. Vesemir seufzte und Letho schüttelte leicht den Kopf.

Ein Gefühl ließ mich, mich noch einmal umsehen. Meine Augen trafen die von Keira, die bereits an der Tür zum Turm stand. Sie sah mir fest in die Augen und schien eine minimale Bewegung mit dem Kopf zu machen, die zeigte, ich solle ihr folgen. Ich nickte und sie betrat den Turm.

„Ich habe Suppe vorbereitet, es wäre schön, wenn du Geralt und Yennefer etwas hoch bringen könntest, Letho. Ich werde Regis, Avallach und Keira etwas bringen.“ Bat ich ihn. Er nickte. „Vesemir, du, Eskel und Lambert könnt euch natürlich auch etwas nehmen. Ich Schrank liegt auch noch frisches Brot.“ Erklärte ich ihm, ehe ich zurück in die Küche ging. Letho folgte mir und suchte die Schalen raus, während ich die Knochen aus der Brühe fischte und alles noch einmal umrührte. Noch ein wenig Pfeffer und Salz und die Suppe war fertig. Ich füllte die Schalen und dann machten wir uns auf den Weg, sie zu verteilen.

Aufbruch

Ich balancierte das Brettchen mit den drei Schalen in meinen Händen und stieg die Treppe rauf. Die Tür zu Avallac’hs Zimmer war zum Glück auf, so dass ich sie nur mit dem Fuß ein wenig weiter auf stoßen musste. „Regis? Ich habe hier ein bisschen Suppe und Brot für euch.“ Meinte ich, als ich das Zimmer betrat.

Avallac’h lag in seinem Bett, Regis saß auf einem Schemel daneben. Als er jedoch sah, das ich eintrat stand er auf und kam mir entgegen. Der Elf schien immer noch bewusstlos zu sein, er lag still im Bett und nur sein Brustkorb hob und senkte sich leicht. Von den unkontrolliert zuckenden Fingern, die Vesemir im Spiel erwähnte, konnte ich nichts sehen. Aber ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, konnte ich nicht sagen.

„Wird er es schaffen?“ fragte ich Regis leise, während ich noch zum Elfen schaute. „Ja, ich bin recht zuversichtlich. Sein Körper muss sich jetzt aber erst einmal von den Strapazen erholen. Wenn sich sein Zustand über Nacht nicht verschlechtert, wird er es auf jeden Fall schaffen.“ Meinte der Vampir. Ich seufzte erleichtert. Es schien doch nicht zu viel schief gelaufen zu sein. Ich stellte die beiden Schalen mit der Suppe auf ein Tischchen und legte das Brot und die Löffel dazu.

„Wenn du später noch was brauchst, sag einfach Bescheid.“ Bot ich ihm noch an, ehe ich das Zimmer wieder verlassen wollte. „Er ist kein gewöhnlicher Elf, oder?“ fragte Regis auf einmal. Ich stoppte und drehte mich zu ihm zurück. „Nein, er ist mit den Eichhörnchen, die du vielleicht kennst, nicht zu vergleichen. Außerdem ist er ein Wissender. Aber vermutlich könnte Letho dir da bessere Informationen geben, die Vipern Schule war auf die wilde Jagd und die Aen Elle spezialisiert.“ Erklärte ich. Regis nickte und ich machte mich auf den Weg zu Keira.

Die Zauberin saß auf ihrem Bett, den Rücken an das Kopfteil gelehnt und blätterte in einem Buch. Sie hatte sich in eine Decke aus weichen, weißen Fell gewickelt. „Keira, ich habe hier etwas zur Stärkung für dich.“ Erklärte ich, als ich ihr Zimmer betrat.

„Oh, das ist gut. Ich wollte sowieso mit dir reden.“ Begrüßte sie mich. Ich durchquerte das Zimmer und stellte das Brettchen auf den Beistelltisch. Leicht unsicher sah ich sie an. Was wollte die Zauberin von mir. Doch sie schwieg vorerst und kostete von der Suppe.

Erst als sie ihre Mahlzeit fast aufgegessen hatte, schien sie mich wieder wahrzunehmen. „Setzt dich endlich!“ fuhr sie mich an. Ich nickte und suchte mir einen Stuhl. Doch alle schienen belegt zu sein, überall lagen Gegenstände und Kleidung von ihr herum. Nach einigen Momenten fand ich einen alten Hocker, der noch frei war. Ich zog ihn näher zum Bett und setzte mich.

Stirnrunzelnd beobachtete mich die Zauberin, während sie an einem Glas mit Wein nippte. Was hatten die Zauberinnen bloß immer mit ihrem Wein? Meistens schmeckte der doch gar nicht und war fürchterlich sauer. Überlegte ich.

„Was ist das zwischen dir und dem Hexer?“ riss Keira mich aus meiner Überlegung. „Warum willst du das wissen?“ stellte ich die Gegenfrage. „Beantworte einfach meine Frage!“ forderte sie. In ihrer Stimme lag eine Dringlichkeit, die mich dazu brachte, ihr zu antworten, „Wir sind ein Paar.“ Murmelte ich.

„Seid ihr das wirklich? Ihr benehmt euch gelegentlich recht merkwürdig. Erst scheint er dich zu bestrafen, ziemlich hart, wie es schien, dann ignoriert und meidet er dich und dann scheint er dir wie ein Welpe zu folgen. Was für eine Dynamik ist das zwischen euch?“ bohrte sie weiter.

„Wir hatten einen Streit, das kann immer mal vorkommen.“ Grummelte ich. „Und du lässt es einfach zu, dass du bestraft wirst?“ wollte sie dann wissen. Ich zuckte darauf hin nur die Schultern. „Wir hatten Regeln ausgemacht und die Missachtung von Regeln zieht nun mal Konsequenzen nach sich.“ Seufzte ich.

Keira fing an zu grinsen, „Ah verstehe, solch eine Dynamik ist das zwischen euch.“ Mit großen Augen sah ich sie an. „Was? Nein! Wie kommst du denn jetzt darauf?“ fragte ich sie entsetzt. Ihr Grinsen wurde breiter, „Du brauchst es nicht zu leugnen. Es erklärt so viel. Du bist gerade in ein rebellischen Phase nicht wahr, du reizt ihn absichtlich, du lehnst sein Symbol ab und stellst ihn als schwach hin.“

Ich sprang vom Hocker auf, „Du hast doch eine Vollmeise, wie kommst du auf diesen Schwachsinn?“

Die Zauberin funkelte mich an, „Setz dich sofort wieder hin!“ forderte sie, widerwillig tat ich was sie wollte.

„Na geht doch.“ Murmelte sie. „Ich kenne viele Magier, die sich eine Frau wie dich in ihrer Nähe halten, aber ich werde es dir erklären. Es ist ganz einfach, du hast dich offen seinen Regeln wiedersetzt und wurdest hart bestraft. Danach bist du rumgeschlichen wie ein Duck Mäuschen, lehnst dich aber immer noch gegen ihn auf. Du hast seine Kette abgelegt und weigerst dich nach draußen zu gehen. Erst als du die Kette wieder bei dir trägst, scheint wieder alles in Ordnung zu sein und dennoch lässt du ihn als schwach dastehen. Du scheinst es wirklich auf eine weitere Strafe anzulegen.“

Ich schüttelte ungläubig den Kopf, sie glaubte wirklich Letho würde mich dominieren? Aber vielleicht ist es so herum besser, als wenn sie die Wahrheit wüsste. „Ich habe niemals behauptet, das Letho schwach ist.“ Gab ich zurück, auf ihre anderen Vorwürfe ging ich erstmal nicht weiter ein.

„Doch, du magst es so vielleicht nicht offen gesagt haben, aber mit deiner Weigerung die Festung zu verlassen, zeigst du, dass du kein Vertrauen darauf hast, das dich der Hexer beschützen kann.“ Erklärte sie.

Entsetzt sah ich sie an, „Was niemals! Ich weiß das er mich im Notfall beschützen kann, er hat es schon mehrere Male bewiesen, aber ich will nicht, dass er meinetwegen wieder verletzt wird!“ wollte ich sie korrigieren. „Er ist beinahe gestorben, weil er auf mich aufpassen musste, das will ich nicht noch einmal erleben.“ Versuchte ich meinen Standpunkt klar zu machen.

Keira seufzte, „Du merkst es scheinbar wirklich nicht. Deiner Meinung nach willst du ihn beschützen, aber damit zeigst du, dass du kein Vertrauen in ihn hast. Den anderen dürfte es mittlerweile auch aufgefallen sein.“ Erklärte sie. Ungläubig sah ich sie an, das konnte sie doch nicht ernst meinen. „Ich vertraue Letho mit meinem Leben. Außerdem stört ihn meine Entscheidung nicht.“ Versuchte ich erneut sie zu überzeugen.

„Hat er das gesagt?“ wollte sie wissen. „Nein, aber er hat auch nicht gesagt, dass es ihn stört. Wir haben ausgemacht, wenn uns etwas stört, sagen wir es gleich, nicht dass es wieder zu einem Streit führt.“ Erläuterte ich. Keira schüttelte den Kopf, „Frag ihn direkt, oder leg es darauf an. Ganz wie du willst. Aber komm später nicht zu mir, um dich auszuheulen.“

Ich unterdrückte ein Knurren, als sie mich wie einen Diener wegwinkte. So eine dumme Pute, wütend schlug ich die Tür hinter mir zu, als ich ihr Zimmer verließ. Da wollte man ihr behilflich sein und sie dachte sich solche dämlichen Geschichten aus. Vor mich hin grummelnd verließ ich den Turm.
 


 

Später, am Abend des nächsten Tages, stand ich draußen auf der Mauer am Tor und schaute in das Tal hinab. In der Ferne konnte ich die Schemen von Rehen und Hirschen im Nebel entdecken.

So langsam wurde es wirklich ernst. Ciris Rückkehr stand kurz bevor und die Ankunft der wilden Jagd damit auch. Allerdings war Avallac’h immer noch nicht aufgewacht. Die Zauberinnen waren sich nicht sicher woran es lag und Regis behauptete es würde daran liegen, dass der Elf sich noch von den Strapazen der Rückverwandlung erholte.

Ich seufzte schwer, als ich Schritte hinter mir hörte. „Hier bist du.“ Letho hatte mich scheinbar gesucht. „Was ist los Krümel?“ wollte er leicht besorgt wissen, als ich mich nicht zu ihm umdrehte. „Ich, …“ fing ich an. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Ich war mir nicht Sicher und ich wollte ihn nicht unnötig belasten. Ich blickte zum Mond hoch, seine abnehmende Form schien durch die Schleierwolken am Himmel.

Letho trat den letzten Schritt näher und zog mich in seine Arme. „Was immer es ist, du kannst es mir erzählen.“ Ermutigte er mich. Ich lehnte mich an seine breite Brust. „Ich habe Angst, Letho.“ Flüsterte ich. Sein Griff verfestige sich. „Wovor?“ wollte er wissen. „Vor dem was kommt. Ich würde es gerne aufhalten, aber das kann ich nicht.“ Ich drehte mich in seinen Armen um. „Ich gehöre nicht in diese Welt und soweit wie ich über Geschehnisse in dieser Welt Bescheid weiß, hat sich bereits einiges verändert. Was ist, wenn ich mit meiner Anwesenheit alles nur verschlimmere?“ Ich blickte zu ihm auf, „Was ist, wenn mehr sterben, als vorhergesehen?“ Letho wischte die einzelne Träne von meiner Wange.

„Keine Angst, wir werden unser Bestes geben. Dank dir konnten wir bereits mit den Vorbereitungen anfangen. Und nur weil sich schon etwas verändert hat, heißt es nicht, dass es schlimm ist. Vielleicht verändert sich auch etwas zum Guten.“ Wollte der Hexer mich zu beruhigen.

„Danke Letho. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde.“ Versuchte ich zu lächeln. „Zu viel Blödsinn.“ Grinste er. „Geralt sucht dich übrigens.“ Murmelte er dann noch. Ich verdrehte die Augen, „Hat er gesagt was er will?“ Letho schüttelte den Kopf, „Nein, am besten fragst du ihn selbst.“ Schlug er vor. „Wehe er fängt wieder damit an, das er sehen will, was ich von dir gelernt habe.“ Stöhnte ich genervt.

„Wäre es denn so schlimm?“ fragte Letho mich ruhig. „Du weißt, dass ich mich dazu entschieden habe nicht mehr zu kämpfen.“ Erinnerte ich ihn. Er nickte, „Ja, aber du wirst es nicht immer vermeiden können.“ Entgegnete er. „Doch, das kann ich.“ Blieb ich stur. „Krümel, …“ seufzte Letho. „Nein, Letho. Ich kann das nicht noch einmal.“ Schniefte ich. „Ich bin ein Hexer, das ist mein Leben.“ Murmelte er. „Ich weiß. Aber es zu wissen, oder es zu sehen, sind zwei verschiedene Sachen. Ich kann es nicht noch einmal mit ansehen, wie du fast getötet wirst. Wenn ich den Tag nicht dabei gewesen wäre, hättest du mich nicht beschützen brauchen und es wäre nicht so weit gekommen.“ Ich versteckte mein Gesicht an seiner Brust. „Doch Krümel, wenn du nicht dabei gewesen wärst, würden wir hier nicht zusammen stehen. Auch wenn ich deine Methode immer noch nicht gut heiße.“ Murmelte er. „Ich möchte dich nicht verlieren.“ Flüsterte ich. Letho legte einen Finger unter mein Kinn und drückte es sanft hoch, so dass ich ihn ansehen musste, „Ich dich doch auch nicht.“ Antwortete er und gab mir einen sanften Kuss. „Na komm, lass uns rein gehen, die Nacht wird kalt.“ Schlug er dann vor. Ich nickte und wischte mir die letzten Tränenspuren aus meinem Gesicht.

Letho legte einen Arm um mich und zusammen überquerten wir die Höfe und betraten die Zitadelle.

Das Erdgeschoss war nicht so leer, wie ich gedacht hatte, die anderen Hexer saßen am Tisch und spielten Karten, Regis saß dort ebenfalls und blätterte in einem Buch. Aber auch Roche, Yennefer und Keira hielten sich dort auf. Von Vesemir, Ves und auch Dettlaff war nichts zu sehen.

Die beiden Zauberinnen standen ein wenig abseits und unterhielten sich. Keira sah auf, als wir eintraten. Sie blickte in mein Gesicht und grinste wissend. „Hab ich es nicht gesagt.“ Schien sie zuflüstern. Jetzt schaute auch Yennefer zu uns. Sie runzelte die Stirn, als Keira etwas zu ihr sagte.

Ich funkelte sie böse an und zeigte ihr nen Vogel.

„Alles in Ordnung Krümel?“ fragte Letho mich. „Ja, Keira spinnt nur schon wieder.“ Murmelte ich als Antwort. „Was hat sie gemacht?“ wollte er wissen, in seiner Stimme lag viel Neugierde. „Nichts schlimmes.“ Versicherte ich ihm hastig. Wir hatten mittlerweile den Tisch erreicht und setzten uns.

„Ah Quälgeist, hast du es dir überlegt?“ begrüßte Geralt uns, ohne von seinen Karten aufzuschauen. „Nein, ich werde meine Meinung nicht ändern.“ Grummelte ich.

„Geralt lass sie. Wenn sie nicht will, ist es auch in Ordnung. Glaub mir, du willst nicht, dass sie wirklich ausflippt.“ Konnte ich Eskel leise murmeln hören. „Ist das so?“ fragte der weißhaarige Hexer. „Ja, du hast die Ghule und den Waldschrat nicht gesehen.“ Beschwor er ihn.

„Ihr solltet nicht über jemanden reden, der euch hören kann.“ Maulte ich. „Außerdem hab ich meinen Frust erst am Waldschrat ausgelassen, nachdem er tot war.“ Betonte ich noch. Letho lachte leise, verstummte jedoch schnell, als ich ihn ansah.

„Was den für ein Frust, dass ihr zu dämlich wart, ein Feuer richtig zu entfachen?“ grinste Roche hämisch. „Was hast du gesagt?“ wollte ich knurrend von ihm wissen. „Das ihr noch nicht einmal ein Feuer richtig anbekommt.“ Wiederholte er sich. Ich verengte meine Augen und starrte ihn an. Langsam erhob ich mich von meinem Sitzplatz. „Woher weißt du vom Lagerfeuer?“ wollte ich wissen. Letho packte mich am Handgelenk, „Alanya!“ zischte er warnend, doch ich ignorierte ihn.

„Der Rauch war ja nicht zu übersehen, hat dir niemand beigebracht, dass man kein nasses oder frisches Holz für ein Feuer nimmt?“ höhnte Roche. „Du hast den Rauch gesehen und hieltst es nicht für nötig einen der anderen Bescheid zu sagen!? Kam es dir den überhaupt nicht in den Sinn, dass es sich dabei um ein Signalfeuer handeln könnte!?“ fuhr ich ihn an.

„Wieso sollte ich, es wart ja nur ihr da draußen.“ Fragte der Kommandant unschuldig. „Vernon!“ konnte ich Geralt noch entsetzt zischen hören, als ich mich los riss und mich auf ihn stürzen wollte. „Letho hätte sterben können!“ fauchte ich ihn an. „Schade das er es nicht getan hat!“ jammerte Roche. Ich sah rot und stürzte mich nun völlig auf ihn. Doch noch ehe ich ihn wirklich treffen konnte, packte mich jemand an der Hüfte und zog mich zurück. Ich fluchte und zeterte und versuchte mich wieder zu befreien, doch der Griff war zu fest. Egal was ich tat, der Arm um meinen Bauch löste sich nicht, lockerte sich noch nicht einmal.
 

Nach einiger Zeit musste ich prusten, jemand hatte mir kaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Wütend blinzelte ich denjenigen an. „Wieder etwas ruhiger?“ brummte Letho missmutig, als er den Eimer senkte. Auch der Griff um mich wurde nun langsam gelockert, als ich genickt hatte.

„Du gehst hoch und ziehst dir was Trockenes an, aber du kommst erst wieder runter, wenn du dich völlig beruhigt hast.“ Forderte Letho. „Aber, …“ wollte ich protestieren. „Nein, er hat recht. Roche wird sich ab jetzt zurück halten.“ Sprach Regis hinter mir. Es war kein Wunder, dass ich mich nicht befreien konnte, wenn einer der Vampire mich festhielt. Ich trat aus der Reichweite von Regis und wandte mich dem Eingangsportal zu.

„Alanya!“ warnte Letho mich noch einmal. „Nein! Du bist weder mein Vater noch mein Vormund Letho, du bist mein Partner und ich liebe dich, aber ich werde mich nicht mehr wie ein Kind in mein Zimmer schicken lassen!“ weigerte ich mich und ging weiter in Richtung der Tür. Ich konnte Yennefers und Keiras verblüfftes Gesicht sehen, als ich an ihnen vorbei ging.

„Krümel?!“ rief Letho erneut, diesmal etwas unsicherer und verwirrt, doch Regis mischte sich ein, „Lass sie, sie muss sich nur beruhigen.“ Konnte ich den Vampir noch hören, als sich die Tür hinter mir schloss.

Wild vor mich hin fluchend und meckernd tigerte ich in den Höfen hin und her, warum wurde ich immer angemeckert und bestraft und Roche bekam nur einen Klaps auf die Finger. Er durfte sich quasi alles erlauben und nutzte dies auch voll aus. Er provozierte und reizte wo er nur konnte. Knurrend kickte ich gegen einen kleinen Stein, der auf dem Boden lag.
 

Ich hatte mich gerade auf die Stufen der Treppe gesetzt und mein Gesicht in den Händen vergraben , als etwas über meine Schultern gelegt wurde. „Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum Lambert dich Furie nennt.“ Ich drehte den Kopf und sah Dettlaff an, er stand hinter mir und hatte mir seinen Mantel um die Schultern gelegt. Ich zog den Mantel etwas enger um meine Schultern, denn die Nacht war doch sehr kalt und mein Hemd war nass. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er ebenfalls im Erdgeschoss war und meinen Kontrollverlust beobachtet hatte. „Danke Dettlaff.“ Murmelte ich und eine leichte Röte überzog meine Wangen. Er legte mir eine Hand auf die Schulter, „Du solltest wieder rein gehen. Es ist kalt und ihr Menschen seit da sehr empfindlich. Du könntest krank werden.“ Riet er mir. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich kann nicht. Nicht nachdem ich mich schon wieder so verhalten habe.“ Flüsterte ich. Der Vampir hockte sich neben mich, „Das sollte dir nicht unangenehm sein. Du beweist deine Stärke. Du beschützt nur, was dir wichtig ist. Das erinnert mich an Alissa.“ Lächelte er leicht.

„Alissa?“ fragte ich leise, der Name sagte mir nichts. „Eine junge Bruxa. Als ich sie fand und in mein Rudel aufnahm, war sie sehr schüchtern, aber seitdem sie ihre Scheu überwunden hat, tut sie alles, um ihre Familie zu schützen.“ Erklärte er und lächelte leicht. Sollte ich mich jetzt geschmeichelt, oder beleidigt fühlen, weil er mich mit einem Vampir verglich? Aber da ihm sein Rudel sehr wichtig ist, sollte es wohl eher keine Beleidigung sein.

„Ich würde für Letho alles tun. Ich möchte, dass er so sicher wie möglich ist und glücklich sein kann.“ Seufzte ich. Dettlaff hatte sich mit ein wenig Abstand, ebenfalls auf die Stufe gesetzt und schweigend beobachteten wir, wie die Wolken durch den Himmel zogen.

„Keira behauptet, ich würde Letho als schwach darstellen, weil ich die Festung nicht mehr verlassen möchte. Wirkt das wirklich so?“ fragte ich nach einer Weile. Überrascht sah er mich an, „Sagtest du nicht, dass du ihn beschützen willst? Wie willst du das machen, wenn du hier bleibst, während er draußen jagt?“ fragte er mich verwirrt.

„Deswegen bleibe ich hier, um ihn zu schützen, er starb bereits beinahe einmal, weil er auf mich aufpassen musste. Das will ich nicht noch einmal riskieren.“ Versuchte ich zu erklären. „Das ist doch Unsinn!“ widersprach der Vampir. „Es würde ihn doch nur noch mehr ablenken, wenn er nicht weiß, ob du wirklich sicher bist, oder ob dir während seiner Abwesenheit etwas zustößt. Und was ist, wenn er in eine Situation gerät, aus der er alleine nicht heraus kommt?“ hinterfragte Dettlaff meine Entscheidung.

Ich schüttelte den Kopf, „Ich bin nicht stark genug, ich habe es nur bisher geschafft, weil immer jemand auf mich aufpasste und mit jeder Menge Glück.“ Seufzte ich.

„Das sah eben aber ganz anders aus. Wenn du glaubst du bist schwach, dann wirst du es sein, du musst an dich glauben. Das ist etwas, das ich jedem Welpen in meinem Rudel beibringe. Übe mit Letho, damit du deinen Fähigkeiten trauen kannst. Ihr seid Gefährten und natürlich sorgt man sich dabei immer um die Sicherheit des anderen, aber mach nicht den Fehler, für ihn Entscheidungen zu treffen. Frag ihn, was er davon hält. Entscheidet gemeinsam, wenn du wirklich der Meinung bist, nicht mehr kämpfen zu können.“ Merkte er noch an, ehe er sich erhob. „Ich werde drüber nachdenken, danke Dettlaff.“ Doch der Vampir war bereits verschwunden.

Ich hob einen kleinen Stein auf und spielte damit herum, als es nur Letho, ich und naja Uma waren, wirkte alles so viel einfacher. Hatten Dettlaff und Keira recht? Sollte ich Letho in die Entscheidung mit einbeziehen? Ich wusste es nicht. Frustriert warf ich das Steinchen über den Hof und stand auf.
 

Als sich das Tor der Zitadelle hinter mir schloss, zog ich den Mantel von Dettlaff von meinen Schultern und legte ihn sorgfältig über die Kisten am Eingang.

Die Hexer und Regis saßen noch am Tisch, aber ich beachtete sie nicht weiter und ging in Richtung Turm. Mir war ziemlich kalt und ich wollte mir nur noch was Trockenes anziehen und mich ins Bett kuscheln zum auf wärmen.

Ich hatte gerade einige Holzscheite nachgelegt und war dabei mir mein nasses Hemd auszuziehen, als ich leise Schritte hörte. Ich zog das Hemd über den Kopf und drehte mich um. „Krümel, wegen vorhin, …“ setzte Letho an. „Ist schon gut, aber ich sehe es nicht mehr ein, dass Roche immer nur ermahnt wird, während ich bestraft werde.“ Grummelte ich.

„Wir machen das doch nur, weil wir wissen, dass du besser bist, als das was du zeigst. Ich weiß das du dich besser beherrschen kannst, lass dich nicht auf Roches Niveau herab.“ Entgegnete Letho. Ich schüttelte den Kopf, „Ich will deswegen nicht mit dir streiten, gerade du solltest wissen, dass ich kein Kind mehr bin, also bestrafe mich nicht wie eines.“ Maulte ich.

„Melitele bewahre, wenn du ein Kind wärst.“ Grinste der Hexer und schlang seine Arme um mich. Doch er stockte in seiner Bewegung. „Warum riechst du nach dem Vampir? Hat er dir was getan? Kam er dir zu Nahe?“ wollte er sofort wissen, ich verdrehte nur die Augen. „Er kam nach draußen und hat mir seinen Mantel geliehen, damit ich nicht so stark friere und krank werde, dann haben wir uns kurz unterhalten.“ Erklärte ich und wand mich aus seinen Armen. Ich hängte das nasse Hemd ans Feuer, ebenso wie meinen BH, dann nahm ich mein Schlafhemd und zog es über. Da meine Hose ebenfalls etwas Wasser abbekommen hatte, hängte ich sie ebenfalls zum Trocknen auf.

Wortlos beobachtete Letho mich dabei, er runzelte jedoch die Stirn, als ich ins Bett kroch. „Kommst du nicht wieder mit runter?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, mir ist verdammt kalt.“ Murrte ich und zog die Decke hoch bis zu meinen Schultern, den Rücken hatte ich ihm zugewandt, daher bekam ich es zuerst nicht mit, dass er sich näherte. Die Matratze senkte sich leicht, als er sich neben mich setzte.

„Lass mich.“ Maulte ich und zog die Decke über den Kopf. „Krümel, was ist los?“ wollte Letho wissen und legte eine Hand auf meine Schulter. „Geh runter zu den anderen, macht was immer Hexer machen, wenn sie alleine unter sich sind.“ Forderte ich nörgelnd unter der Decke. Sanft zog er die Decke von meinem Gesicht, „Schmollst du etwa?“ fragte er, das Grinsen konnte man schon beinahe hören.

Ich wedelte mit meiner Hand in seine Richtung, „Kssss, geh, hab spaß.“ Gab ich von mir und zog die Decke aus seiner Hand. Seufzend stand er auf, „Ich werde nicht zulange unten bleiben, in Ordnung?“ doch ich gab ihm keine Antwort. Als ich hörte wie er in Richtung Treppe ging, drehte ich mich um, so dass ich ihm hinterhersehen konnte.

„Letho, …?“ fragte ich leise, als er die erste Stufe erreichte. „Ja?“ er schaute zwischen den Trennwänden hindurch. Verdammt, ich wollte ihn doch gar nicht fragen, was sage ich den jetzt am besten? Überlegte ich schnell.

„Ach nichts. Macht nur nicht zu viel Unsinn.“ Ich konnte ihn seufzen hören, ehe seine Schritte auf den Stufen verklangen.

Nach einigen Minuten war ich eingeschlafen, doch es war kein ruhiger Schlaf. Die Worte von Dettlaff schienen in meinem Unterbewusstsein etwas ausgelöst zu haben. Ich träumte immer wieder davon, wie ich in irgendeiner Hütte oder Taverne auf Letho wartete, aber er kam nie zurück. Wenn ich ihn dann endlich suchen ging, hatten ihn entweder die Monster, für die er den Vertrag übernommen hatte, getötet, oder er war in die Hände von Kopfgeldjägern geraten. Ich fand immer nur seinen toten und verstümmelten Körper.

Wie gerädert und mit verklebten Augen wachte ich am nächsten Morgen auf.

Eine Hand strich mir immer wieder durchs Haar und an meinem Ohr konnte ich seinen ruhigen Herzschlag hören.

Ich blinzelte und rieb mir die Augen, es wurde langsam hell draußen und auch wenn ich noch ziemlich müde war, wollte und konnte ich nicht mehr weiter schlafen. Ich wollte die Bilder aus dem Traum einfach nur vergessen.

„Alles in Ordnung Krümel?“ Lethos raue Stimme ließ seinen Brustkorb vibrieren. Ich hob den Kopf und drehte ihn, damit ich den Hexer anschauen konnte. „Hm, nur schlechte Träume.“ Murmelte ich.

„Das habe ich gemerkt. Ich hatte dich mehrmals geweckt.“ Brummte er. Ich runzelte die Stirn, „Daran kann ich mich gar nicht erinnern.“ Gähnte ich und ließ meinen Kopf wieder auf seine Brust sinken.

„Möchtest du darüber reden?“ fragte er mich leise. Doch ich schüttelte den Kopf, „Lieber nicht. Es nur einfach vergessen.“

Wir blieben noch eine Weile so liegen, ehe ich mich langsam erhob. „Lass uns aufstehen.“ Schlug ich murmelnd vor, doch Letho fasste mich an meinem Handgelenk und zog mich zurück ins Bett. Überrascht sah ich ihn an.

Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuss. „Ich wüsste eine gute Methode, um schlechte Träume zu vergessen.“ Grinste er und strich mit seiner Hand über meine Seite, ehe er Küsse über meinem Bauch verteilte.
 

Eine Weile später standen wir dann wirklich auf, ich war zwar immer noch müde, aber die Alpträume belagerten nicht mehr meine ganze Gedankenwelt. Da es mittlerweile draußen deutlich heller geworden war, überraschte es uns nicht, dass die anderen ebenfalls schon auf waren. Daher schlurfte ich in die Küche und machte mich an die Frühstücksvorbereitungen.

Ich brachte gerade alles hinaus zum Esstisch, als Ves und Roche zeternd die Zitadelle betraten. Sie hatten Eskel und Lambert in Beschlag genommen und redeten scheinbar wild auf die beiden ein. Aber durch einen lauten Pfiff wurden sie zur Ordnung gerufen. Ich schaute mich um, in der Erwartung Vesemir zu sehen, doch es war Geralt, der eingegriffen hatte.

Doch kaum hatte er gefragt, was denn los sei, legten Roche und Ves direkt wieder los. Jetzt verstand ich auch, worum es ging. Sie hatten einen der Vampire draußen in seiner Nebelform gesehen.

„Geralt, die beiden haben recht. Wir haben keine Verteidigung gegen sie, wenn sie sich entschließen nicht mehr auf unserer Seite zu sein.“ Argumentierte jetzt auch Lambert.

„Wir sollten sie von hier weg schicken, oder sie lieber direkt im Schlaf überraschen.“ Forderte er grimmig.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Regis ist ein sehr guter Freund von mir!“ zischte Geralt entsetzt. „Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer. Regis ist die Menschlichkeit in Person.“ Beendete er die Diskussion und stapfte zum Tisch. Doch die anderen sahen nicht überzeugt aus.

Ich betete still, dass es nicht noch eskalieren würde. Nach und nach gesellten sich alle an den Tisch, doch wie bei den letzten Mahlzeiten blieb auch dieses Mal ein Platz leer. Vesemir kam nicht. Dettlaff war der Letzte, der kam und der Erste, der den Tisch wieder verließ. Er schlang seine Mahlzeit hinunter und blieb die restliche Zeit meist für sich. Das heißt, wenn er denn zum Essen kam. Aber Vesemir hatten wir nach der Verwandlung von Uma überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen.
 

Aber auch Eskels Blick schweifte immer wieder zu dem leeren Platz von Vesemir, „Hat jemand Vesemir gesehen?“ fragte er irgendwann in die angespannte Stille. Alle schüttelten den Kopf. „Ach lass doch den alten Mann, wir sollten froh sein, dass er uns nicht die ganze Zeit herumscheucht, um irgendwelche Risse in den Wänden zu flicken.“ Wiegelte Lambert ab. „Vielleicht hat Lambert ihn aber auch nur wieder zu sehr aufgeregt, dass eine mal ist Vesemir ja auch für Wochen in den Bergen verschwunden.“ Zuckte Geralt mit den Schultern.

Aber das konnte und wollte ich nicht glauben, es gab keine Anzeichen dafür und wenn er wütend davon gestürmt wäre, hätten wir das doch wohl mitbekommen. Zumindest einer von uns hätte es wohl mitbekommen. „Ich werde später nach ihm sehen.“ Nickte ich Eskel zu.

Das Essen verging in einer angespannten Stille, nur Regis schien sich wie immer zu benehmen. Er blätterte nebenbei in einem Buch und machte sich Notizen, ehe er einen Teil dann gleich wieder zu streichen schien. Lambert beäugte ihn die ganze Zeit mit verengten Augen und auch Roche und Ves sahen den Vampir finster an. Ich war froh, als alle endlich fertig waren und ich mich in die Küche zurück ziehen konnte.

Später am Vormittag machte ich mich auf den Weg zu dem Zimmer von Vesemir, ich hoffte ihn dort zu finden. Zögerlich klopfte ich an seine Tür, es kam jedoch keine Antwort, so klopfte ich nach einigen Augenblicken erneut. Doch auch jetzt kam keine Reaktion von drinnen.

Langsam öffnete ich die Tür, „Vesemir?“ fragte ich leise und sah mich im Zimmer um. Was ich sah, erschreckte mich ein wenig. Sein Zimmer war ordentlich, wie man es von ihm erwarten würde. Seine Rüstung war sauber aufgehängt, seine Schwerter daneben. Einige Trophäen und Felle schmückten die Wände. Doch der alte Hexer wollte nicht in das Bild passen.

Er saß gebeugt an seinem Tisch, das Gesicht in die Hände gestützt. Sein Hemd war fleckig und seine Haare waren zerzaust und mehr als ungepflegt. Auf dem Tisch konnte ich einen Stapel versiegelter Briefe sehen.

„Vesemir?“ sprach ich ihn erneut an, traute mich aber nicht näher an ihn ran. Er schien mit seinen Gedanken sehr weit weg zu sein und ich wollte ihn nicht erschrecken, man sollte niemals einen Hexer erschrecken und dabei in seiner Reichweite sein, die Lektion hatte ich gelernt, als ich Letho aus einem Alptraum geweckt hatte. Langsam kam Bewegung in ihn. Ich musste schlucken als er mich ansah, er wirkte ein wenig blass und die Falten in seinem Gesicht wirkten tiefer. Seinen Bart hatte er auch nicht rasiert. In dem Moment konnte man ihm sein Alter wirklich ansehen.

„Was kann ich für dich tun?“ fragte er mich. „Ich wollte nur nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Seit vorgestern hat dich niemand mehr gesehen.“ Antwortete ich ihm. „Oh, ja, ja alles in Ordnung. Ich hatte nur etwas zu erledigen.“ Versuchte er zu lächeln, aber sein Blick glitt wehmütig zu dem Stapel Briefe. „Man merkt gar nicht wie die Zeit vergeht, aber ich wollte noch einige lose Enden verknüpfen, ehe es zu spät ist.“ Murmelte er, vermutlich eher zu sich selbst.

„Kommst du mit runter? Du hast doch bestimmt auch Hunger, ich mache dir etwas.“ Bat ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. „Ich will das hier noch zu Ende bringen. Es wäre schön, wenn die Briefe später bei ihren Empfänger ankommen würden.“ Bat er indirekt.

„Ich werde dafür sorgen, dass du selbst dafür sorgen kannst.“ Entgegnete ich. Traurig sah er mich an. „Alanya, irgendwann geht auch das längste Leben zu Ende. Selbst Hexer können nicht für immer Leben.“ Ich spürte wie meine Augen langsam feucht wurden, warum hatte ich ihn nur eingeweiht?

„Geh runter zu den anderen und überlass einen alten Mann seine Gedanken.“ Bat er mich. „Kommst du später nach?“ fragte ich ihn. Er bewegte seinen Kopf, es hätte ein Nicken sein können. Leise zog ich die Tür hinter mir zu.

Ich versuchte die Tränen wegzublinzeln, bevor ich das Erdgeschoss erreichte, doch dem Blick von Letho und Eskel nach gelang es mir nicht sonderlich gut. Besorgt sahen sie mich an, ließen mich aber in Ruhe, als ich mit dem Kopf schüttelte. Den restlichen Tag bis zum Abendessen verbrachte ich hauptsächlich in der Küche. Die Spannung unter den anderen nahm immer weiter zu und ich hoffte, sie mit einem guten Essen zu besänftigen.

Vesemir war bis dahin noch nicht runter gekommen und so bat ich Yennefer ihn zu holen, als ich das Essen auf den Tisch stellte. Die Zauberin hatte vielleicht mehr Glück, Vesemir davon zu überzeugen herunter zu kommen. Doch sie kam alleine wieder runter. Ihre Stirn war in Falten gelegt und ihr Blick musterte mich nachdenklich. Ich seufzte, sie hatte wohl anscheinend doch nicht mehr Glück. Bedrückt brachte ich die letzte Schale zum Tisch.

Nach und nach versammelten sich die derzeitigen Bewohner Kaer Morhens und besahen sich die Köstlichkeiten. „Gibt es irgendwas zu feiern?“ wollte Geralt brummig wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Eigentlich nicht, aber ich dachte, ein gutes Essen würde eure Stimmung vielleicht ein wenig heben.“ Gab ich zu.

Lambert grummelte, „Ja, besser du hälst die Vampire satt, nicht dass sie noch auf dumme Ideen kommen.“ Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch, sich jetzt ebenfalls aufzuregen würde nichts bringen. Als Lambert sich setzte konnte ich sehen, dass er einige Bomben am Gürtel trug. Auch Dettlaff schien es bemerkt zu haben, denn er verzog seine Lippen zu einem leisen Knurren.

„Herr schmeiß Hirn vom Himmel.“ Flehte ich leise. Wenn das so weiter ging, würde es bald zu einer Katastrophe kommen.

Das Essen verlief bis auf einige wenige Augenblicke friedlich und die Gemüter kühlten sich ein wenig ab. Regis lenkte Dettlaff mit ruhigen Gesprächen ab, während Roche und Lambert über etwas tuschelten. Ves mischte sich dort ab und zu mit ein. Ich konnte aber nicht verstehen, worüber sie flüsterten, aber etwas Gutes konnte es nicht sein, so wie Lambert immer mal wieder zu den Vampiren schielte.

Als sich das Essen dem Ende zuneigte und alle gesättigt waren, füllte Eskel einen Teller, „Ich werde Vesemir etwas bringen.“ Meinte er und stiefelte in Richtung Turm davon. Ich blickte ihm eine Weile nach, ehe ich anfing das Geschirr zusammen zu räumen und es in die Küche zu bringen.
 

Der restliche Abend schien zuerst so ruhig zu verlaufen, wie ich es gehofft hatte. Nachdem erst Dettlaff und dann auch Regis den Tisch verlassen hatte, schienen sich Roche und Lambert ein wenig zu entspannen. Regis war zusammen mit den Zauberinnen in den Turm gegangen, vermutlich, um nach Avallach zu schauen, Dettlaff hatte die Zitadelle verlassen. Er sah ziemlich aufgebracht aus und ich hoffte, dass die kühle Luft draußen ihm gut tun würde.

Schweigend saß ich am Tisch und nippte gelegentlich an meinem Getränk. Ich überlegte gerade, ob ich Regis nach einem Rezept für einen Kräutersud fragen sollte, der meiner Leber helfen könnte. So oft und soviel, wie ich hier Alkohol trank, hatte ich in den ganzen Jahren, bevor ich in dieser Welt landete nicht getrunken und meine Leber würde das sicherlich nicht ewig so weiter machen können. Allerdings riss mich Yennefer aus meinen Gedanken, mit strengen Gesicht forderte sie mich auf, ihr zu folgen.

Murrend trank ich mein Glas leer und tappte hinter ihr her. Sie führte ich in den Bereich zwischen Turm und Küche, mit verschränkten Armen drehte sie sich zu mir um. Ihre Finger tippten ungeduldig auf ihren Oberarm, als sie mich musterte. „Was hast du Vesemir erzählt?“ fragte sie mich. Ich runzelte die Stirn, sie wusste es doch eigentlich, schließlich hatte sie mich deshalb schon einmal zur Rede gestellt. „Wieso willst du das wissen?“ fragte ich im Gegenzug. Missbilligend verzog sie ihre Lippen, „Kannst du nicht einfach mal eine Frage beantworten?“ ich musste grinsen, „Das hatte Geralt mich auch schon mal gefragt.“

„Was hast du Vesemir erzählt?! Er ist ja nicht mal mehr er selbst!“ fragte sie mich erneut, ohne auf meinen Kommentar einzugehen. „Ich habe ihm die Wahrheit erzählt.“ Murrte ich nur. „Was genau?“ wollte sie weiter wissen. „So viel wie ich konnte. Ich habe ihm praktisch alles erzählt!“ rief ich schon beinahe. Ihre Augen verengten sich leicht. „Also ist es wirklich deine Schuld!“ warf sie mir vor. „Was ist meine Schuld?“ wollte ich wissen. „Tu doch nicht so unwissend. Ich weiß das du ihn heute Vormittag im selben Zustand gesehen hast, wie ich vorhin!“ beschuldigte sie mich. „Warum sollte es meine Schuld sein?“ Doch ich klang nicht so sicher, wie ich es mir gewünscht hatte.

„Du fragst wirklich nach dem warum?“ wurde die Zauberin ungehalten, „Du weißt ganz genau warum! Es hatte seinen Grund, warum ich gesagt habe, du sollst den Hexern nichts sagen!“ empörte sie sich. „Das hast du aber nicht zu entscheiden! Vesemir verdient die Wahrheit zu wissen. Er hat bereits zwei angriffe auf Kaer Morhen, erlebt und auch überlebt, woher sollte ich den wissen können, dass er beim dritten aufgeben würde?!“ wurde ich nun auch etwas lauter. „Du hättest es wissen müssen, er ist alt und das einzige was er noch hat ist diese Festung! Und du erzählst ihm, dass es erneut zu einem schwerwiegenden Angriff kommt, bei dem er sterben wird. Natürlich gibt er da auf. Du weißt ganz genau, dass er der Meinung ist, dass Hexer niemals in ihren Betten sterben, natürlich entscheidet er sich für einen Tot im Kampf!“

Ich kämpfte mit mir, es konnte nicht meine Schuld sein, schließlich hatte er nie den Eindruck gemacht, dass er des Lebens müde war. Er wirkte immer so unerschütterlich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, es ist nicht meine Schuld! Er wird sich wieder fangen, er weiß das es einen Ausweg geben kann!“ fuhr ich sie an. Doch sie zog nur eine Augenbraue hoch, „Bist du dir sicher, dass er diesen auch wählen wird?“ höhnte sie.

„Ja verdammt. Er ist ein Hexer, er ist Vesemir. Er wird nicht einfach aufgeben!“ brüllte ich jetzt schon fast. Ihr Gesicht wurde wieder ernst. „Werd endlich erwachsen! Wach aus deinen kleinen süßen Mädchen Träumen auf. Er hat die letzten beiden Tage damit verbracht Abschiedsbriefe zu schreiben! Er hat schon längst aufgegeben! Und das ist alles deine Schuld!“ mit diesen Worten ließ sie mich stehen.

Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich ihr wütend etwas hinterher brüllen sollte, oder mich in eine Ecke verkriechen wollte.

Zornig ballte ich meine Fäuste, was bildete sie sich eigentlich ein? Vor mich hin brummelnd ging ich zurück zum Tisch, „So eine dumme Schnepfe!“

„Ich hoffe du meinst nicht Yen damit?!“ wollte Geralt wissen. Er saß nicht mehr am Tisch, es wirkte als wollte er seiner Zauberin hinterher dackeln. „Und wenn, was geht dich das an?“ knurrte ich leise. „Du solltest nicht so über sie sprechen!“ forderte der Hexer von mir. „Ich spreche über sie wie ich es will. Sie ist genauso arrogant wie jede andere Zauberin, die ich bisher kennengelernt habe. Es tut ihnen mal gut, dass ihnen nicht jeder zu Füßen liegt so wie du das ständig machst!“ gab ich zurück.

„Nimm das zurück!“ forderte er. „Sonst?“ wollte ich wissen.

Geralt fing an zu grinsen. „Sonst werde ich es Letho sagen, wie du dich hier schon wieder aufführst.“ Verblüfft sah ich ihn an, was war, dass den für eine Drohung? „Überrascht? Yen hat mir von deinem Gespräch mit Keira erzählt. Wundert mich nicht wirklich. War mir von vorne herein klar, dass du ne harte Hand brauchst!“ meinte er belustigt.

Ich konnte ihn nur anblicken und verwundert blinzeln, ich hätte ihn niemals für so dumm gehalten. Sein Grinsen wurde breiter, als ich nichts erwiderte. „Lass mich raten, Letho hat dir eingeredet, dass du nicht mehr kämpfen willst, richtig?“ provozierte er weiter. „Nein, es war meine Entscheidung.“ Gab ich zurück, meine Überraschung war vorüber und der Zorn kroch wieder an die Oberfläche. „Sei ehrlich! Fühlte er sich in seiner Männlichkeit bedroht?“ überlegte er laut, schüttelte aber direkt den Kopf, „Nein, ich glaube er war eher deine Unfähigkeit leid. Für manche Frauen ist es wirklich besser, in der Küche zu bleiben. Das scheinst du ja zumindest halbwegs hinzubekommen.“ Triezte er. „Bist du jetzt völlig bescheuert geworden? Wie kommst du auf so einen Schwachsinn?“ wurde ich laut.

Eskel und Lambert, die zwischenzeitlich dazu gekommen waren, verfolgten unsere Auseinandersetzung gespannt. „Du solltest auf dein Benehmen achten!“ wollte Geralt mich zurecht weisen, „Oder ich werde Letho sagen, dass er sich schon mal eine neue Strafe für dich ausdenken soll. Vielleicht körperliche Züchtigung.“ Versuchte er zu drohen und drehte sich dann zu Eskel. „Komm Eskel, ich denke unser Bier wartet auf uns und vielleicht hat Regis später noch etwas von seinem Alraunenlikör.“ Er stieß Eskel mit dem Ellenbogen in die Seite, als dieser zögerte.

„Willst du dir das wirklich bieten lassen?“ fragte mich eine leise Stimme, zuerst dachte ich, es wäre mein kleiner innerer Teufel, doch schnell wurde mir klar, dass es Lambert war, der mich fragte.

Ich wollte ihm gerade antworten, als Geralts Stimme erneut ertönte.

„Ach Quälgeist, sei doch so gut und mach uns noch ein paar Snacks und der Alkohol geht auch zu neige.“ Meinte er, „Hol es dir selbst!“ fauchte ich ihn an.

Er sah grinsend über seine Schulter, „Ich denke, ich muss doch mit Letho sprechen. Oder hörst du nur wenn man dich Krümel nennt?“ lachte er. Meine Fäuste zitterten vor Wut, ich wollte mich gerade an Lambert wenden, um sein Schwert zu fordern, als er es mir bereits in die Hand drückte.

„Geh dich austoben!“ grinste er mir zu. Er brauchte es mir nicht zweimal sagen, ich stürmte auf Geralt zu, doch ich kam nicht bei ihm an. Ich wurde aprubt gestoppt und wäre beinahe gefallen. Gerade noch so konnte ich mein Gleichgewicht wahren. Verwirrt blinzelte ich.

Als mir klar wurde, dass mich einer der Hexer in einem Yrden gefangen hatte, versuchte ich mich daraus zu kämpfen. Ich hatte den Rand des Runenkreises beinahe erreicht, als sich zwei starke Arme um mich schlangen.

„Verdammt Letho! Lass mich los! Er wollte einen Kampf, den kann er haben!“ fluchte ich. „Nein, beruhig dich erstmal.“ Murmelte er ruhig und wandte mir das Schwert aus der Hand. „Gib mir das verdammte Schwert zurück!“ forderte ich laut. „Nein, ich lass dich jetzt nicht kämpfen.“ Blieb er immer noch ruhig. „Du willst mir das Kämpfen verbieten?“ knurrte ich ihn schon fast an.

„Nein, ich verbiete es dir nicht, aber jetzt lass ich dich nicht kämpfen.“ Antwortete mir Letho. „Und warum?“ wollte ich trotzig wissen. „Weil du angetrunken und zornig bist. So würdest du keinen Kampf gewinnen. Du hättest keine Chance.“ Dadurch, dass er immer noch ruhig mit mir sprach, beruhigte ich mich ebenfalls langsam.

Er hielt mich noch fest, als Yrden langsam verblasste. Lambert hatte sein Schwert zurück bekommen, sah aber enttäuscht aus, dass es doch nicht zu einem Kampf kam. „Na komm, wir haben noch was vor.“ Flüstere Letho, als er mich zu sich umdrehte und mich auf seine Schulter warf. „Letho!“ rief ich erschrocken. Im Augenwinkel konnte ich das gehässige Grinsen von Geralt sehen, wütend blitzte ich ihn an.

Als Letho jedoch losstiefelte, krallte ich mich in seinem Hemd fest, da ich das Gefühl hatte, gleich zu fallen. „Wohin bringst du mich?“ wollte ich von dem Hexer wissen. „Wenn du morgen wirklich gegen Geralt antreten willst, musst du so fit wie möglich sein.“ Brummte er gutmütig. „Püh.“ Gab ich nur von mir und ließ mich weiter tragen. „Krümel, er wird auch Schlächter von Blaviken genannt, du brauchst jeden Vorteil, den du bekommen kannst.“ wollte er mich warnen.

„Ein paar Banditen kann jeder erledigen, ein erfolgreiches Attentat auf einen Kaiser ist viel beeindruckender!“ schmollte ich.

„Da hast du wohl recht.“ Lachte Letho leise. Erst oben in unserem Zimmer stellte er mich wieder auf den Boden. „Und nun?“ wollte ich wissen. „Jetzt wirst du dich schlafen legen. Ich wecke dich morgen rechtzeitig und helfe dir dich vorzubereiten.“ Schlug er vor. Eigentlich war ich noch nicht wirklich müde, aber da ich mich nun doch der Herausforderung von Geralt stellen würde, wäre es vielleicht besser auf einen wirklich erfahrenen Krieger zu hören.

Doch als ich mich unter die Decke kuschelte, kam Letho nicht mit dazu. Fragend sah ich ihn an. „Ich werde für Chancengleichheit sorgen.“ Zwinkerte er, mit einem schelmischen grinsen. „Schlaf gut.“ Meinte er noch, ehe er die Kerzen löschte und dann wieder nach unten ging.

Während ich versuchte einzuschlafen, grübelte ich darüber nach, was Letho damit meinte, dass er für Chancengleichheit sorgen würde. Doch mir fiel nichts ein.
 

Später in der Nacht wurde ich wach, als Letho ebenfalls ins Bett kam. „Hm?“ wollte ich verschlafen wissen. „Schlaf weiter.“ Flüsterte er. Ich kuschelte mich an ihn und lauschte seinem Herzschlag.

„Letho?“ fragte ich nach einigen Momenten. „Habe ich dich eigentlich enttäuscht, oder verärgert?“ wollte ich von ihm wissen.

„Das du bei Roche die mal wieder die Kontrolle verloren hast? Ja das hat mich ein wenig enttäuscht.“ Gab er zu. Ich schluckte kurz, „Nein, ich meine wegen meiner Entscheidung, nicht mehr kämpfen zu wollen und die Festung nicht mehr zu verlassen.“ Wurde ich ein wenig genauer.

„Es ist deine Entscheidung und ich werde sie akzeptieren.“ Gab er nur zurück. „Aber es wäre dir lieber, wenn es anders wäre?“ bohrte ich weiter. Er drehte sich zu mir und sah mich an. „Krümel, es ist deine Entscheidung, ich werde dir da nicht rein reden.“ Meinte er sanft.

„Ich möchte aber deine Meinung dazu hören.“ Bestand ich drauf. Er seufzte und schien einen Moment zu überlegen. Er drehte sich wieder auf den Rücken, die Hände unter seinem Kopf verschränkt und schaute zur Zimmerdecke rauf. „Weißt du, es hatte wirklich Spaß gemacht, jemanden zu Trainieren und zu Lehren, der es wollte und nicht weil das verdammte Schicksal, das für ihn bestimmt hatte. Und außerdem gibt es hier in der Festung nicht sehr viele Orte, an denen wir beide einfach mal in Ruhe Zeit mit einander verbringen können.“ Erklärte er.

„Stimmt und im Keller sind mir zu viele Spinnen, außerdem scheint sich dort unten gelegentlich ein Vampir rum zu treiben.“ Gab ich zu. Verwirrt schaute er mich an. „Vampir?“ wollte er wissen. Ich nickte, „Ja, erinnerst du dich an den Nebel, den du dort gesehen hast? Das dürfte vermutlich Dettlaff gewesen sein.“ Zuckte ich mit den Schultern. Letho neben mir verspannte sich, „Meinst du er hat uns beobachtet?“

„Und wenn, der größte Teil des menschlichen Verhaltens ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln.“ Wollte ich es abtun, doch dann kam mir ein anderer Gedanke in den Sinn. „Oh fuck!“ fluchte ich. Letho richtete sich auf, „Was ist los?“ fragte er besorgt. „Ich habe mir nur gerade vorgestellt, wie er Regis zu menschlichen Paarungsverhalten befragt.“ Stöhnte ich. Doch der Hexer lachte nur. „Nun, das wäre wohl gerecht, schließlich mussten wir damals das auch über Vampire lernen. Zumindest von den niederen Vampiren.“ Grinste er.

Ich verdrehte die Augen und versteckte mein Gesicht in meinen Händen, „Keine Details bitte!“ jammerte ich. „Na komm lass uns noch ein bisschen schlafen.“ Meinte er dann und legte sich wieder hin. Ich tat es ihm gleich.
 

„Letho?“ unterbrach ich nach einer Weile die Stille. „Hm.“ Gab er nur von sich, um zu signalisieren, dass er zuhörte. „Es wäre dir also lieber, wenn ich wieder mit dir trainiere?“ lenkte ich auf das eigentliche Thema zurück. Er brauchte einen Moment bis er antwortete. „Ja, denn ich denke, dass es dir auch gut tun würde. Du bist zurzeit ziemlich reizbar und ich denke, das Training könnte dir helfen, dein Gleichgewicht wieder zu finden.“ Er strich mir sanft durch die Haare. „Bist du deswegen vorhin so ruhig geblieben?“ wollte ich wissen. „Hm und wie es schien hat dich das eher beruhigt, als ein Eimer kaltes Wasser.“ Grinste er. „Wenn du das so siehst, dann werde ich wieder mit dir trainieren.“ Beschloss ich.

„Wie hat Geralt es eigentlich geschafft, dich so bis zur Weißglut zu reizen?“ wollte er dann noch wissen. Ich wurde ein wenig rot, eigentlich war meine Reaktion völlig übertrieben gewesen.

„Es, … ich weiß auch nicht, ich hätte ihn einfach ignorieren sollen.“ Murmelte ich verlegen. Letho schwieg und es schien, als warte er, dass ich weiter erzählte.

„Es fing vor ein paar Tagen mit Keira an. Als ich ihr die Suppe brachte, bestand sie darauf, dass ich ihr ein paar Fragen beantworte. Sie wollte wissen, was das zwischen uns ist und warum ich es zulasse das du mich so bestraft hast. Letztendlich kam sie zu dem Schluss, dass ich mich dir unterwerfe und du mich dominierst, dass du quasi als mein Meister fungierst. Sie hat es wohl Yennefer erzählt und die Geralt. Der wollte sich dieses angebliche Wissen zu nutzen machen und mich erpressen. Als er hörte wie ich Yennefer beleidigte, meinte er, wenn ich das nicht zurück nähme und mich benehme, würde er dir von meinem Benehmen erzählen, damit du mich wieder bestrafst. Dann ging er mit Eskel zum Tisch zurück und wollte das ich sein Dienstmädchen spiele und Snacks und neues Bier serviere. Ich weigerte mich und da meinte er, er würde dir empfehlen, dass du dir schon mal eine Strafe ausdenken solltest, oder ob ich nur hören würde, wenn man mich Krümel nennt.“ Erzählte ich ihm.

„Und wie kommt Keira auf so etwas?“ wollte er dann wissen. So erklärte ich ihm, wie es Keira mir erklärt hatte.

„Sie denkt das wirklich?“ fragte er belustigt. Ich nickte nur. „Das erklärt natürlich auch Geralts enttäuschter Blick, als ich erzählte, dass ich dich vorhin einfach nur ins Bett geschickt habe.“ Schmunzelte er. „Ich glaube, sie wissen gar nicht wie weit weg und doch gleichzeitig so nah dran an der Wahrheit sind. Nur das es umgekehrt ist.“ Seufzte er.

„Nicht ganz.“ Entgegnete ich. „Dieser Aspekt bezieht sich schließlich nur auf das was im Bett passiert. Ich würde niemals auf die Idee kommen, dich an die kurze Leine zu nehmen, außer natürlich du möchtest es.“ Erklärte ich mich.

„Ich denke nicht. Zumindest nicht in naher Zukunft.“ Gab er zu. Ich nickte, „Was auch immer du möchtest, du brauchst es nur zu sagen.“ Lächelte ich. Er schaute mich an und zog eine Augenbraue hoch, „Wenn das so ist, dann möchte ich, dass du jetzt weiter schläfst und dich morgen von Geralt beim Kampf nicht wieder so reizen lässt.“ Überrascht über seine Bitte, sah ich ihn an, „Natürlich mein Großer.“ Nickte ich und vergrub mein Gesicht im Kissen. „Schlaf noch gut.“ Gähnte ich und schloss die Augen.
 

Ich wurde wach, als Letho die Kerzen und Fackeln im Raum entzündete. Noch leicht schläfrig blinzelte ich den Schlaf aus den Augen. Gähnend setzte ich mich auf und stellte verwundert fest, das Letho schon komplett angezogen war, dabei war es draußen noch dunkel.

„Morgen Krümel.“ Begrüße er mich. „Schon auf stehen?“ nuschelte ich. „Natürlich, ich habe dir doch gesagt, dass ich dafür sorge das du jeden möglichen Vorteil bekommst. Also hopp, hopp, raus aus dem Bett. Ich habe dir ein kleines Frühstück vorbereitet.“ Forderte er sanft.

„Essen? Jetzt?“ fragte ich ihn nur verwirrt. Er nickte, „Ja, bis zum eigentlichen Kampf ist noch genügend Zeit. Na komm, danach kannst du dich frisch machen.“ Ich nickte zögerlich, in der Hoffnung das Letho wirklich wusste was er tat. Worauf hatte ich mich bloß eingelassen? Als ich das letzte Mal gegen Geralt gekämpft hatte, habe ich schließlich jämmerlich versagt. Aber in letzter Zeit schien mein Verstand des Öfteren auszusetzen.

„Du brauchst nicht nervös sein.“ Wollte mein Hexer mich aufmuntern, als ich endlich aufstand. Noch in die Decke gewickelt setzte ich mich an den kleinen Tisch. Letho hatte ein wenig Obst vorbereitet, dazu etwas Brot und Trockenfisch. Ich verzog bei dessen Anblick die Nase kraus. Unwillig nahm ich mir den Fisch als erstes vor, damit ich ihn später mit dem Obst und dem Brot schlucken konnte.

Der Fisch wurde, wie die male zuvor, beim kauen mehr im Mund. Mit viel Wasser würgte ich ihn runter. Das Brot und das Obst aß ich danach.

„Aufgegessen?“ fragte Letho, als ich den Teller zur Seite schob, ich nickte. „Gut, dann kannst du dich jetzt frisch machen und dann am Feuer meditieren.“ Waren seine weiteren Anweisungen.

Als ich jedoch nach meiner Hose greifen wollte verweigerte er mir diese. „Später, sonst musst du sie dann nochmal ausziehen.“ Verneinte er.

Ich schluckte meine Widerworte und kniete mich so nah ans Feuer wie es ging, schließlich war es noch nicht wirklich warm im Zimmer.

„Sehr gut, konzentriere dich auf deine Fähigkeiten und versuche dich zu beruhigen, denk daran, dass du gewinnen willst und es auch kannst.“ Wies er mich an. Während ich die Augen geschlossen hielt und versuchte seinen Anweisungen zu folgen, hörte ich, wie er im Zimmer etwas zusammen suchte.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit berührte er mich an meiner Schulter. „Das sollte reichen, setzt dich aufs Bett.“ Bat er mich. Ich stand auf und schüttelte meine Beine aus, um schneller wieder genügend Blut hinein laufen zu lassen, damit das Kribbeln aufhören würde. Ich hasste das Gefühl von eingeschlafenen Gliedmaßen. Als das Kribbeln langsam nach ließ, setzte ich mich auf die Bettkante und Letho reichte mir eine Phiole.

Fragend schaute ich ihn an. „Waldkauz, da du nicht die gleiche Konstitution wie ein Hexer hast.“ Zwinkerte er mir zu. Sollte ich den Trank wirklich nehmen? Ich überlegte kurz. „Du kannst ihn ruhig nehmen.“ Meinte Letho und legte etwas neben mich auf das Bett.

Seufzend zog ich den Korken aus der Phiole und wappnete mich für die Nebenwirkungen, ehe ich das Gefäß an meine Lippen hob. Ich schluckte das widerliche Gebräu und verzog das Gesicht. Man gut, dass ich bereits etwas gegessen hatte und ich das Zeug nicht auf nüchternen Magen nehmen musste. Nur das Jucken auf der Zunge machte mich verrückt, um mich abzulenken, beobachtete ich Letho. Er bereitete schmale, aber lange Stoffstreifen vor. „Was wird das?“ wollte ich wissen.

„Damit werden wir deine Gelenke stabilisieren. Muss ja nicht sein, dass du unten auf dem Übungsplatz umknickst, weil der Boden so uneben ist. Ein kleiner Trick, den wir am Anfang immer angewendet haben. Bei den Jüngeren oder wenn wir gerade anfingen, dem Pfad zu folgen, vor allem vor größeren Verträgen.“ Grinste er mich an.

Letho kniete sich vor mich und legte meinen Fuß auf seinen Oberschenkeln, dann fing er an einen der Stoffstreifen, um mein Fußgelenk zu wickeln. Wie eine Sportbandage oder ein Stützverband.

Das ganze wiederholte er an meinem anderen Fuß und dann an meinem Unterarm mit der Narbe von dem Vampirbiss.

Als er damit fertig war, durfte ich mich endlich anziehen. Ich machte ein paar Bewegungen zur Probe, doch die Stützverbände behinderten meine Bewegungen nicht. Bevor ich jedoch in meine Rüstung schlüpfte, nahm ich meine Bürste und kämmte mir meine Haar streng zurück, um sie in einem hohen Pferdeschwanz zu binden. Es war zwar nur ein kleiner Pinsel, der hinten abstand, aber so fielen mir die Haare wenigsten nicht ins Gesicht.

Wieder nach meiner Rüstung zu greifen, fühlte sich leicht unwirklich an, dabei war es eigentlich gar nicht so lange her, dass ich sie zuletzt getragen habe. Als ich meinen Gürtel anlegte, veränderte Letho noch die Position meines Dolches. Damit ich ihn schneller, aber auch unauffälliger ziehen könnte, wie er meinte.

„So das lass uns mal deinen Kontrahenten wecken, kleine Kriegerprinzessin.“ Scherzte er noch, als ich ihm die Treppe hinunter folgte. Eskel und Lambert waren bereits auf und schienen auf uns zu warten. Erstaunlicherweise saß auch Vesemir dort. Er sah ein wenig besser aus, als am Vortag. Doch er wirkte trotzdem noch nicht wieder wie vorher.

Das bedeutete wohl aber auch, dass mein Kampf mit Geralt nicht unbeobachtet bleiben würde. Ein lauter Schnarcher verriet mir, das Geralt scheinbar wirklich noch am schlafen war und er gestern Abend noch so einiges Getrunken hatte, den nüchtern schnarchte er nicht. Ein unheilvolles Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Hat jemand zufällig ein Rufhorn in der Nähe?“ fragte ich unschuldig. Verwirrt sahen sie mich an. Doch Vesemir wies auch auf eine Wand, „Dort in der Kiste.“ Meinte er.

„Ich werde dann mal den Wolf wecken gehen, vielleicht haltet ihr euch eure Ohren zu.“ Schlug ich vor. Dann nahm ich mir das Rufhorn und ging damit zu Geralts Schlafbereich. Glücklicherweise schlief er diesmal nicht bei Yennefer, die würde mich vermutlich auf der Stelle verhexen, wenn ich sie mit wecken würde.

Ein paar Probepuster, ohne Ton und ich hatte die richtige Stellung des Rufhorns gefunden. Dann holte ich tief Luft und ließ einen lauten dröhnenden Ton los. Ich musste lachen, als Geralt vor schreck aus dem Bett fiel, aber bevor er sich orientieren konnte, war ich schon wieder aus seinem Bereich verschwunden. Lambert schien sich ziemlich zu amüsieren, während Eskel skeptisch in meine Richtung schaute.

„Er hat es verdient, er hat mich das eine Mal zum wecken in einen Fluss geworfen, nachdem er mich am Abend vorher mit Alkohol abgefüllt hatte.“ Zuckte ich mit den Schultern. Vesemir schüttelte darüber den Kopf, sagte aber dazu nichts.

Nach einer kurzen Weile kam Geralt zu uns, nur in Hose und Stiefel gekleidet, sein Hemd zog er sich gerade noch über, als er uns erreichte. „War ganz schön fies.“ Murrte er und rieb sich den Kopf. Man konnte deutlich sehen, dass er noch verkatert war. Ich grinste nur. Kurz danach kam Letho aus der Küche, in der Hand zwei dampfende Becher. Der Geruch erweckte sofort meine Neugier.

„Viele junge angehende Hexer haben das morgens vor ihrem Training bekommen.“ Erklärte Letho als er meinen Blick sah. „Geralt willst du auch? Sollte dich wach genug für das Training mit Alanya machen.“ Fuhr er fort, doch Geralt verzog das Gesicht. „Das bittere Zeug werde ich sicherlich nicht freiwillig trinken. Niemand mag das Zeug.“ Lehnte er ab. Schulterzuckend reichte Letho mir einen Becher. Neugierig roch ich an dem Getränk und ich fing an zu strahlen. Vorsichtig nahm ich einen Schluck, meine Nase hatte mich nicht getäuscht.

„Letho, du bist ein Gott.“ Strahlte ich und nahm einen weiteren Schluck und schloss genießend die Augen. „Wie ich das vermisst habe.“ Seufzte ich, doch als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich wie alle Hexer mich merkwürdig ansahen. „Was?“ fragte ich verwirrt. „Du magst das Zeug?“ fragte Lambert entsetzt. „Warum auch nicht, dabei hatte ich mich schon damit abgefunden, hier keinen Kaffee zu bekommen.“

„Das Rezept stammt aus der Mantikoren Schule, woher kennst du das Gebräu?“ wollte Vesemir wissen. Ich nahm noch einen Schluck, „Ich habe es in meiner Heimat fast jeden Tag getrunken. Eigentlich kennt es dort so gut wie jeder.“ Erklärte ich knapp. Hier zu Lande schienen jedoch nur Hexer Kaffee zu kennen.

„Wenn man ein wenig Zucker und Kuhmilch hinzugibt, schmeckt es noch besser.“ Fügte ich noch an. Doch so wirklich überzeugt sahen sie nicht aus. Sie sahen mich immer noch erstaunt an, als ich einen weiteren Schluck des bitteren Getränkes nahm und ihn auch noch genoss. „Es ist ein Gebräu für angehende Hexer, woher kennt man es in deiner Heimat? Die Zutaten sind doch außerdem sehr selten.“ Wollte Vesemir wissen. „Nun, die genaue Geschichte kenne ich nicht, aber wie gesagt es ist sehr verbreitet. Und so selten sind die Bohnen in meiner Heimat auch nicht, es gibt riesige Plantagen, wo sie angebaut werden.“ Versuchte ich ihnen verständlich zu machen.

„Dann trinken eure Soldaten das vor ihrem Training?“ wollte Eskel wissen. Ich unterdrückte ein Kichern, „Nun die werden es sicherlich auch trinken. Aber es ist ein Genussmittel bei uns. Es gibt sogar eine richtige Kultur um das Getränk.“ Als Vesemir den Mund aufmachen wollte, unterbrach ich ihn, „Ich weiß Vesemir, aber so schädlich ist Kaffee nicht. Natürlich wenn man einen zu hohen Blutdruck hat oder Herzprobleme sollte man es nicht zu oft trinken. Auf den Magen kann der Kaffee natürlich auch schlagen, aber das ist eher selten. Ich habe schon Kaffee getrunken, lange bevor ich wusste, wie nützlich er vor dem Training sein kann. Das er die Sauerstoffversorgung in den Muskeln ankurbelt, was eine Übersäuerung abmildert und somit den Muskelkater. Außerdem verhindert das Koffein, dass das Melatonin an die Rezeptoren im Gehirn andockt und man müde wird.“ Nahm ich ihm die Worte aus dem Mund.

„Also jetzt klangst du wie Regis.“ Murrte Geralt, die anderen schienen ihm zuzustimmen. „Entschuldigt, ich denke nicht immer daran, dass hier das medizinische Wissen noch nicht soweit ist.“ Murmelte ich verlegen und trank die letzten Schlucke meines Kaffees aus. Als ich den Becher zur stellte, erhob Eskel sich, der auf der Bank saß und Lambert stieß sich von der Wand ab.

„Genug gewartet, ich bin gespannt wie unsere Furie, dem Wolf den Hintern versohlt.“ Murrte Lambert. „Aber Geralt konnte sich doch noch gar nicht vorbereiten.“ Widersprach Eskel.

Ich seufzte und versuchte meine Aufregung in Schach zu halten, aber je näher der Kampf rückte, desto nervöser wurde ich.

„Von mir aus können wir direkt anfangen, außer der Krümel braucht noch Zeit.“ Grinste er mich an. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich bin, im Gegensatz zu dir rechtzeitig aufgestanden!“ versuchte ich selbstsicher zu klingen. Doch ich war mir nicht sicher, ob es mir auch gelang.
 

Als ich den anderen nach draußen folgte, spürte ich wie mein Herz anfing zu rasen. Worauf hatte ich mich nur eingelassen. Aber drücken war jetzt nicht mehr. Fühlten sich so die angehenden Hexer, wenn sie endlich mit den großen trainieren durften?

Eine Hand legte sich auf meine Schulter, „Du schaffst das. Lass dich einfach nur nicht aus der Ruhe bringen.“ Meinte Letho zu mir. Ich sah ihn über meine Schulter an und versuchte zu lächeln. Er nickte mir aufmunternd zu und begleitete mich zum Trainingsplatz.

Geralt stand schon dort, die einfache Lederrüstung der Wolfsschule trug er offen, so als ob er mich verspotten wollte. Er hatte sich bereits ein Trainingsschwert genommen und prüfte die Handhabung. Die Waffe war definitiv ein Nachteil für mich, da ich bisher immer mit meiner eigenen Klinge gekämpft hatte und ich somit kaum Erfahrung mit anderen Schwertern hatte.

Aber Letho suchte mir eine vergleichbare aus, eine die vom Gewicht und der Länge her, Ähnlichkeit mit meinem Schwert hatte.
 

„Keine Zeichen, keine Bomben und keine ernsthaften Verletzungen!“ erinnerte Vesemir uns an die Regeln. Ich war froh, dass er wieder aus seinem Zimmer kam und hoffte, dass es sich dabei um ein gutes Zeichen handelte, allerdings fragte ich mich, wer ihn dazu gebracht hatte.

Doch schnell riss ich mich aus meinen Überlegungen, ich musste mich zuerst auf den Kampf konzentrieren. Glücklicherweise schauten nicht alle zu, nur die Hexer waren bisher draußen.

„Fertig?“ fragte Geralt mich ungeduldig.

„Moment!“ rief ich noch schnell und griff in den Ausschnitt meiner Rüstung. Ich zog das Schneckenhaus hervor, dass ich von der Najade bekommen hatte, ebenso den Talisman von Yennefer. Ich nahm die Ketten ab und reichte sie Letho. Ich wollte schließlich nicht, dass sie kaputt gingen. Dann ging ich wieder auf Position.

Ich atmete tief durch und nickte Geralt zu, als Zeichen, dass wir beginnen konnten.
 

Wir begannen uns zu umkreisen, die Schwerter in Verteidigungsposition. Er testete meine Reaktionen, in dem er mehrere Scheinangriffe ausführte. Ich wich aus oder blockte ihn, was ihn grinsen ließ, „Hast wohl doch ein bisschen was gelernt.“ Meinte er. „Danke.“ Gab ich zurück, „War nicht als Kompliment gedacht.“ Höhnte er. Ich biss die Zähne zusammen, so ein Arsch.

Seine Angriffe kamen jetzt schneller und ich konnte nur versuchen auszuweichen.

Ich fühlte mich ein wenig in der Zeit zurück versetzt, ich kam mir vor, wie bei den ersten Trainingseinheiten mit ihm. Und damals hatte er nur einen Ast als Waffe benutzt.
 

„Was macht das Mädchen da? Konter, Schlag, Gegenschlag!“ hörte ich Vesemir am Rande, die Ablenkung war nur minimal, aber Geralt reichte dies schon und schlug die Beine unter mir weg, so dass ich unsanft auf dem Hintern landete.

„Du solltest auf deine Beinarbeit achten.“ Riet Geralt mir grinsend. Er trat aber einige Schritte zurück und ließ mich wieder aufstehen.

Doch es dauerte nicht lange, bis ich wieder am Boden war. „Du solltest vielleicht wirklich lieber auf das Kämpfen verzichten.“ Höhnte Geralt. „Was weißt du schon!“ knurrte ich und rappelte mich wieder auf. Ich ärgerte mich gewaltig darüber, dass ich ihm soweit unterlegen war. Ich knirschte mit den Zähnen, als es mir erneut misslang, einen Hieb zu parieren und er mich traf. Er benutze nicht viel Kraft, aber immerhin so viel, dass ich die Treffer die nächsten Tage noch spüren würde.

Ich versuchte den Spieß um zudrehen und selbst in die Offensive zu gehen, dies schien Geralt für einen kleinen Moment zu überraschen, aber er fing sich leider wieder schnell. Er parierte alle meine Angriffe mit Leichtigkeit. Er machte sich sogar einen Spaß daraus, bis zum letzten Moment zu warten. „Oho, das Kätzchen zeigt Krallen.“ Triezte er weiter. „Und Hunde, die bellen, beißen nicht. Also kämpf endlich richtig!“ fauchte ich wütend zurück.

Das ließ er sich aber auch nicht zweimal sagen, sein Gesichtsausdruck wurde ernster und seine Bewegungen schneller. Ich versuchte mitzuhalten, mich nicht dauerhaft in die Defensive drängen zu lassen, er parierte meinen Hieb und versetzte mir einen Stoß vor das Brustbein. Ich taumelte zurück und konnte mich gerade noch so fangen.

Ich knurrte vor mich hin, der verdammte Hexer spielte mit mir. Und ich ließ das auch noch zu, wütend auf mich selbst, stürmte ich auf ihn zu. Metall traf Metall, immer wieder versuchte ich einen Treffer zu landen, doch er wehrte sie jedes Mal ab.

„Und du willst einen Waldschrat besiegt haben?“ machte er sich über mich lustig. „Ich habe mir wenigstens nicht von einer zurückverwandelten Striege, den Hals zerfetzen lassen!“ knurrte ich zurück.

Geralt allerdings fand diesen Kommentar nicht sonderlich witzig, er trat mir ein weiteres Mal die Beine weg. Drohend stand er über mir, doch ich war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben. Ich stieß sein Schwert zur Seite und stürzte mich auf ihn. Ich ließ mich von meinem Zorn regieren, griff unvorhersehbar an.

Geralt wich tatsächlich einige Zeitlang nur aus, allerdings wurde mir später klar, dass er darauf wartete, dass ich mich selbst erschöpfte. Als es ihm vermutlich zu lange dauerte, schickte er mich mit einem gezielten Faustschlag zu Boden.

Benommen schüttelte ich den Kopf, meine Lippe schmerzte und ich spuckte ein wenig Blut aus. Als ich mich auf meine Arme stützte, fiel mein Blick auf Letho. Er hatte beschämt die Hand vor die Augen gelegt. „Verdammt!“ fluchte ich über mich selbst. Ich habe schon wieder die Kontrolle über mich verloren, dabei hat Letho mir vorher immer wieder gesagt, ich solle Ruhe bewahren. Ich zog meine Knie unter mich, um mich auf alle viere zu stützen. Mein Schwert lag neben mir, als ich danach greifen wollte, stellte Geralt einen Fuß darauf.

„Du hast verloren!“ meinte er nur. Ich ließ den Kopf hängen, ich wollte jetzt nicht aufgeben, aber ohne Schwert würde ich nicht weiter machen können. Ich ballte meine Faust, Sand rieselte mir durch die Finger. Ich blickte auf den Boden, tatsächlich hier lag etwas Sand und feine Erde. Ein grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich raffte schnell etwas in meiner Hand zusammen und richtete mich etwas auf.

„Nein noch nicht!“ erwiderte ich laut und warf dem Hexer, die Handvoll Dreck ins Gesicht. Er schreckte zurück und ich konnte nach dem Schwert greifen. So schnell ich konnte, stand ich wieder auf.

Während Geralt sich den Dreck aus den Augen rieb, wischte ich mir das Blut von den Lippen. Noch leicht außer Atem, machte ich mich bereit den Kampf weiter zuführen. „Gut wie du willst.“ Grinste er und machte sich ebenfalls bereit, als er sich ein letztes Mal über die Augen wischte.

Dieses Mal nahm er kaum Rücksicht, achtete nur darauf, mir nicht wirklich eine Verletzung zu zufügen. Immer weiter drängte er mich zurück, bis ich mit dem Rücken an der Wand stand. Er ließ mir kaum Zeit zu reagieren. Er fing meine Hand, mit der ich das Schwert hielt und drückte sie zur Seite, mit seinem anderen Unterarm an meinem Hals drückte er mich gegen die Wand hinter mir. „Und nun?“ fragte er mich.

Ich musste ihn ablenken, dann hätte ich vielleicht eine Chance, schließlich hatte ich immer noch einen Arm frei. „Weiß Triss eigentlich davon, dass du bei Adda warst, als sie im Nebenraum mit Diplomaten und Beamten gesprochen hatte?“ grinste ich ihn an. Mit großen Augen sah er mich an, „Also Geralt, einfach kleine sechszehn jährige Mädchen verführen.“ Fuhr ich fort. Ich hatte meinen Dolch ziehen können, als der Hexer noch nach Fassung rang.

„Woher weißt du davon?“ wollte er wissen. „Ich weiß vieles. Unter anderem, dass dieser Kampf noch nicht vorbei ist!“ Ich erhöhte den Druck des Dolches etwas. Erschrocken sah er nach unten, die Spitze meines Dolches drückte leicht gegen seinen Schritt. Ich bemühte mich, nicht zu viel Druck auszuüben. Schließlich wollte ich ihn nicht ernsthaft verletzen und mit Yennefer wollte ich auch keinen Ärger, wenn Geralt ausgerechnet dort verletzt war.

Er sprang zurück und funkelte mich an. „Du kleine …“ Er beendete seinen Satz nicht, da ich die Offensive ergriff, schließlich wollte ich nicht direkt wieder in die Ecke gedrängt werden. Mir blieb nur noch eine Möglichkeit diesen Kampf zu gewinnen, aber es wäre schwierig.

Ich deutete einige Hiebe an, ehe ich mein Schwert mit voller Kraft gegen die Seite seines Knies prallen ließ. Natürlich mit der flachen Seite, nicht mit der scharfen.

Ihm entkam ein Schmerzfluch und er fasste sich an das schmerzende Knie. Doch er fing sich schneller als erwartet. Ich hatte gar keine Zeit mich über meinen kleinen Teilsieg zu freuen oder ihn schachmatt zu setzen. Er humpelte leicht, aber ich konnte spüren, dass er den Kampf jetzt schnell beenden wollte.

Ich wich aus oder parierte die Schläge von ihm, doch er hielt sich nicht mehr wirklich zurück. Mein Atem ging mittlerweile keuchend und jedes Mal, wenn ich einen Hieb parierte, spürte ich es im ganzen Körper. Er schlug mir beinahe das Schwert aus der Hand.

Ich wollte erneut ausweichen, doch ich hatte nicht auf den Boden geachtet, ich stolperte und las Geralt mir einen weiteren Stoß versetzte, fiel ich zu Boden, mal wieder. Mein Schwert rutschte über den Boden und ehe ich reagieren konnte, war der Kampf wirklich vorbei.

Geralt hielt mir die Klinge an den Hals.

Ich keuchte nach Luft und sah zu ihm auf, erfreut stellte ich fest, dass auch sein Atem nicht mehr ganz so ruhig war, wie am Anfang. „So wie du kämpfst, solltest du ein Katzenamulett tragen!“ beschwerte er sich. „Ich dachte es sollte ein fairer Übungskampf sein?“ täuschte es, oder war er beleidigt.

„Von Fairness wurde nichts gesagt, nur von Chancengleichheit.“ Schnaufte ich. Etwas anderes konnte ich nicht erwidern, ein Räuspern unterbrach uns.

„Seit ihr jetzt endlich fertig mit eurem Kinderkram!?“ hörte ich eine kalte und strenge Stimme. Erstaunt sah ich in die Richtung. Es war Avallac’h der dort stand. Geralt schien genauso erstaunt zu sein, wie ich.

„Was willst du?“ knurrte Geralt und nahm endlich sein Schwert von meinem Hals. Ich schloss meine Augen und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Während ich mich auf meine Atmung konzentrierte, rauschte das Blut in meinen Ohren, so dass ich nicht viel von dem Gespräch mitbekam, das die beiden führten. Ich hörte nur am Rande, wie Geralt sich entfernte und sich nach einiger Zeit andere Schritte näherten.

„Alles gut Krümel?“ es war Letho, ich blinzelte ihm entgegen, als er sich zu mir hockte. „Ja, alles gut. Auch wenn ich verloren habe.“ Grinste ich schief. „Du hast es gut gemacht.“ Versicherte er mir. „Ja, damit hatte Geralt nicht gerechnet.“ Grinste Eskel, er und Lambert waren noch da. Doch dann wurde sein Blick etwas ernster, „Hör mal Alanya, das was Geralt da gestern sagte, das war nicht in Ordnung. Ich wusste nicht was er vor hatte, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht mit gemacht. Er meinte nur, er hätte einen Plan.“ Eskel rieb sich den Nacken, als er sich entschuldigte.

Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, was er da gerade sagte, ich setzte mich auf. „Was?“ ich sah ihn böse an, dann huschte mein Blick zu Lambert und Letho. „Wusstet ihr auch davon?“ besonders Letho sah ich scharf an. Abwehrend hob er die Hände, „Ich sagte doch schon, es ist deine Entscheidung. Ich wusste nichts von dieser Idee, ehrlich!“ beteuerte er mir.

Abwartend sah ich Lambert an, „Hey, seh‘ mich nicht so an. Ich war in den Plan nicht eingeweiht. Aber solange es bewirkt, dass du wieder du selbst wirst.“ Zuckte er mit den Schultern. Ich presste die Kiefer aufeinander, Geralt hat mich gespielt, wie ein gut gestimmtes Musikinstrument. Und ich habe es noch nicht einmal bemerkt. Eskel versuchte die Situation zu entschärfen, in dem er Lambert fort zog, unter dem Vorwand, wissen zu wollen, was Avallac’h machte.
 

„Wie geht es dir?“ wollte Letho wissen, „Etwas wund und morgen werde ich sicherlich einiges an blauen Flecken haben, aber deutlich besser.“ Grinste ich ihn an, dann zog ich ihn am Kragen zu mir und küsste ihn. Doch kaum berührten meine Lippen seine, musste ich auf zischen. Ich hatte die Platzwunde an meiner Lippe völlig vergessen.

Ich wollte vorsichtig danach tasten, aber Letho hielt meine Hand fest, „Nicht, lass mich das drinnen versorgen.“ Bat er. Nickend stimmte ich zu und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Das Adrenalin in meinem Blut ließ allmählich nach und so langsam konnte ich spüren, wo ich blaue Flecken bekommen würde.

Erschöpft, aber deutlich ausgeglichener, folgte ich Letho in die Zitadelle. Im Erdgeschoss war es nicht so ruhig wie erwartet. Regis diskutierte offenbar mit Avallac’h, Ves schien nervös hin und her zulaufen, während Eskel und Lambert über irgendetwas zu lachen schienen. Das typische Chaos von Kaer Morhen.

Wir wollten gerade das Erdgeschoss in Richtung Küche durchqueren, als Yennefer aus ihrem Turm kam. Sie steuerte gezielt auf Avallac’h zu, doch leider kreuzten wir ihren Weg.

Mit gerunzelter Stirn sah sie mich an, „Was ist denn mit dir passiert?“ wollte sie von mir wissen. „Sowas kann beim Training schon mal passieren.“ Meinte ich nur und ging davon aus, dass sie meine dreckige Kleidung und die aufgeplatzte Lippe meinte. Ihre Augen wurden groß, „Du hast sie geschlagen?“ wollte sie entsetzt von Letho wissen.

„Was, nein!“ Mischte ich mich schnell ein, bevor mein Hexer etwas erwidern konnte. „Das war Geralt.“ Murmelte ich, als ihr Blick zu mir zurück glitt. Ihre Augen verengten sich noch mehr und musterten mich eindringlich. Dann wandte sie sich ab und eilte zum Turm zurück. Kopfschüttelnd sah ich ihr hinterher, bis mir etwas einfiel. Meine Hand fasste an meinen Hals, ich trug meine Ketten noch nicht wieder, hatte sie in meinen Gedanken herumgeschnüffelt? Und wenn, was hatte sie dort gefunden.

„Letho, meine Ketten bitte.“ Bat ich ihn leise. Ich wollte nicht, dass vielleicht auch noch Keira oder Avallac’h einen Versuch starten würden. Der Hexer neben mir zog sie aus einer Tasche und band sie mir beide um. „Besser?“ murmelte er. Ich nickte, „Ja danke, wer weiß was Yennefer jetzt schon wieder in meinen Erinnerungen gesehen hat.“

Ohne weitere Störungen kamen wir dann in der Küche an. Mein Hexer holte mit einer Schüssel Wasser aus dem Fass und auch ein paar saubere Tücher. Ich hatte mich in der zwischen Zeit auf die Bank gesetzt. Letho stellte die Schüssel neben mich und hockte sich zu mir. Er befeuchtete das Tuch und tupfte damit sanft über die Platzwunde. Ich verzog das Gesicht, schließlich war es nicht gerade angenehm.

Dann nahm er sich meine Hände vor, unter dem Dreck kamen einige kleine Schürfwunden hervor. Die hatte ich bisher gar nicht bemerkt. „Das nächste Mal wieder Handschuhe.“ Murmelte Letho und zog ein kleines Steinchen aus meiner Haut. Ich seufzte, er hatte recht, ich hätte sie lieber anziehen sollen, auch wenn ich nicht geplant hatte, so oft auf dem Boden zu landen.

„Letho, dort hinten im Regal stehen die Becher mit Schwalbe.“ Bat ich ihn. Er sah auf und zog eine Augenbraue hoch. „Nicht zum Trinken, aber du könntest es auf die Wunde tupfen. Das hatte Lambert auch bei dem Schnitt in meinem Gesicht gemacht.“ Erklärte ich mich schnell. Er nickte und stand. Er war gerade dabei, nach dem Becher zu greifen, als die Küchentür einen Spalt geöffnet wurde und jemand zögerlich klopfte.

Ein blonder Kopf schaute herein, Ves. „Alanya, können wir reden?“ fragte sie leise. „Um was geht es?“ wollte ich von ihr wissen. „Wegen deinem Gespräch, gestern mit Yennefer.“ Sie trat nun völlig in die Küche und erstarrte, als sie Letho sah. Sie schien ihn vorher nicht wahrgenommen zu haben.

„Woher weißt du von dem Gespräch?“ lenkte ich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich.

„Ich habe euch zufällig gehört.“ Gab sie zu, ihr Blick huschte immer mal wieder zu dem Hexer. „Und was willst du nun?“ fragte ich sie misstrauisch.

„Du kennst die Zukunft, oder? Deswegen sagte Yennefer, es sei deine Schuld, was mit Vesemir ist. Du hast ihm gesagt, was passieren wird. Du bist eine Seherin, oder?“ fragte sie mich. „Und wenn es so wäre, was geht dich das an!“ fauchte ich sie an. „Ich will dir helfen.“ Mit diesen wenigen Worten nahm sie mir völlig den Wind aus den Segeln.

„Du willst helfen? Warum?“ fragte ich sie verdutzt. „Wegen Roche und Geralt.“ Sie spielte nervös mit ihren Händen. „Warum wegen den beiden?“ mischte Letho sich ein. Ves sprang erschrocken auf, aber auch ich hatte nicht mitbekommen, dass er sich genähert hatte.

„Naja, für Geralt ist Vesemir eine Art Vaterfigur und wenn diesem etwas zustößt, ich denke er wäre am Boden zerstört und Roche ist ein sehr guter Freund von Geralt. Er würde vermutlich mit Geralt leiden.“ Versuchte sie zu erklären.

„Und du hast beide sehr gern.“ Beendete ich ihre Überlegung. Mit großen Augen sah sie mich an, nickte aber dann. Ich seufzte und sah fragend zu Letho, doch der schien sich aus meiner Entscheidung wieder heraushalten zu wollen. Er schien hochkonzentriert das Tuch in den Trank zu tauchen und dann auf meine Schürfwunden zu tupfen. Ich zog meine Hände weg, der Alkohol in dem Trank brannte in den Wunden und als die Heilung anfing einzusetzen, fing es fürchterlich an zu jucken und zu kribbeln.

„Es wäre schön, wenn ich Hilfe hätte, aber ich kann dir nicht mehr verraten, als du jetzt eh schon weißt.“ Murmelte ich. „Warum nicht? Ich schwöre, ich werde nichts verraten!“ beschwor sie mich. Ich schüttelte den Kopf, „Das hat damit nichts zu tun, ich kann einfach nicht.“

„Bitte! Wenn es nichts damit zu tun hat, dann lass mich dir helfen.“ Bettelte sie. Ich schüttelte wieder den Kopf. Als sie jedoch erneut den Mund aufmachen wollte, mischte sich Letho doch wieder ein.

„Verstehst du es nicht? Sie kann dir nichts sagen, das hat nichts mit wollen zu tun. Sie wird krank, wenn sie es tun würde!“ fuhr Letho sie an.

Ves zuckte zurück, „Ich, … es tut mir leid. Aber ich möchte dir wirklich helfen.“ Entschuldigte sich die Blonde. „Letho, sie wusste es nicht.“ Wollte ich ihn beruhigen. Ich konnte sehen, wie er tief durchatmete dann nickte er.

„Könntest du ihr nicht, …“ bat ich ihn leise. Schließlich wäre ich froh, wenn ich jemanden hätte, der mir mit Vesemirs Rettung. Er seufzte und nahm sich wieder das Tuch, als er es wieder in den Trank tauchte, fing er an zu erzählen.

Dabei tupfte er den Trank auf meine aufgeplatzte Lippe. Da dort die Wunde ein wenig tiefer war, als an meinen Handballen, war die Reaktion natürlich auch stärker. Ich versuchte das Gefühl zu vertreiben, in dem ich die Lippe bewegte, aber es brachte eher das Gegenteil. Dadurch, dass ich sie spannte, konnte der Trank bis an die tiefste Stelle dringen. Das Kribbeln und Jucken verstärkte sich noch mehr, als ich jedoch nach der Wunde greifen wollte, hielt Letho meine Hände fest.

„Krümel!“ mahnte er, als ich stattdessen mit meinen Zähnen über die Wunde schaben wollte. „Es juckt aber so!“ jammerte ich.

„Ich weiß, aber es wird gleich besser.“ Beschwichtigte der Hexer mich. Ves sah uns erstaunt an, „Was ist das für ein Zeug? Ich habe eine Wunde nie so schnell heilen sehen.“ Wollte sie wissen. „Es ist ein Trank. Ein Hexertrank.“ Erklärte ich knapp.

„Ich habe gehört, die sind für uns hochgiftig.“ Erwiderte sie verwirrt. Letho nickte, „Sind sie auch, aber unter bestimmten Umständen, kann man sie trotzdem für Menschen verwenden.“ Meinte Letho. „Du bist auch ein Mensch!“ ich schnippte mit meinem Finger gegen seine Stirn. „Wenn du das sagst.“ Erwiderte er. Doch er klang nicht so, als wäre er wirklich damit einverstanden.

„Letho, natürlich sind Hexer auch Menschen. Es heißt ja auch nicht, dass ein Krüppel kein Mensch mehr ist, nur weil er eine Gliedmaße verloren hat, nur das ihr halt etwas dazu bekommen habt.“ Doch der Hexer schüttelte nur den Kopf.

Was für ein Sturrkopf. „Du bist also der Meinung, dass Jemand der Mutationen trägt, kein Mensch ist?“ wechselte ich die Strategie. Verwirrt sah er mich an. Auch Ves sah neugierig aus. „Wenn man danach geht, bin ich genauso wenig ein Mensch, auch Ves wäre kein Mensch. Oder Yennefer, oder Triss, oder jeder der keine braune Augen und braune Haare hat. Die anderen Farben entstanden durch zufällige natürliche Mutationen. Das wir als Erwachsene Milch vertragen, verdanken wir ebenfalls einer Mutation. Siehst du die weißen Stellen auf meiner Haut, auch eine kleine Mutation.“ Doch sein Blick wurde nicht besser.

„Ich glaube Geralt hat dich doch härter am Kopf getroffen. Vielleicht sollte Regis sich dich einmal ansehen.“ Meinte er. Ich blickte zu Ves, aber sie sah auch nicht aus, als würde sie mir glauben. Ich seufzte, „Dann glaub mir halt nicht. Aber wenn es dir dann besser geht.“

Aber wenigstens hatte mich die Diskussion soweit abgelenkt, dass in der zwischen Zeit, das jucken und Kribbeln fast völlig aufgehört hatte. Letho nickte und verließ die Küche.

„Ves, ich habe eine Idee, wie wir Vesemir retten könnten, aber es ist besser, wenn Letho nichts davon weiß. Falls etwas schief geht, kann er von niemanden beschuldigt werden. Außerdem würde er meine Idee niemals unterstützen.“ Flüsterte ich ihr zu. Sie nickte, „In Ordnung, dann treffen wir uns später.“ War sie einverstanden. Ich war erstaunt, dass sie sofort zustimmte, aber so wie ihre Augen funkelten, war es ihr hier vermutlich viel zu langweilig, so dass sie sich für jedes noch so kleine Abenteuer zu begeisterte.

Kurz darauf kam Letho mit Regis zurück. Neugierig sah er mich an. „Letho meinte, du hättest dir den Kopf gestoßen?“ wollte der Vampir wissen. Ich schnaubte, „Nette Umschreibung dafür, dass er denkt ich würde wirres Zeug reden.“ Murmelte ich. „Und was würde ihn zu diesem Schluss kommen lassen?“ hakte er weiter nach. Regis sah mich gespannt an, ihn schien das wirklich zu interessieren.

„Ich habe ihm versucht zu erklären, warum Hexer immer noch Menschen sind.“ Antwortete ich ihm daher. Er seufzte, „Ah ja, dies leidige Thema, ich habe mit Geralt auch des Öfteren solche Gespräche geführt.“

„Sie behauptet, dass alle Menschen, die weder braune Augen und braune Haare haben, ebenfalls Mutationen haben. Dass Erwachsene Milch vertragen, ebenfalls eine Mutation sei. Ich befürchte, der Schlag von Geralt vorhin, war doch etwas härter.“ Mischte sich Letho ein. Beleidigt schaute ich ihn an. Regis hingegen schaute verwirrt, „Wieso der Schlag von Geralt?“ wollte er wissen.

„Weil sie einen Trainingskampf vorhin hatten.“ Antwortete Letho für mich. Regis sah mich ernst an, „Humpelt Geralt deswegen?“ wollte er wissen. „Ich habe ihn am Knie getroffen.“ Nickte ich. Regis kniff sich in die Nasenwurzel.

„Ich nehme an, du wolltest seine Schwäche ausnutzen, aber dabei hätte viel kaputt gehen können, im Gelenk.“ Tadelte er. „Na und, er hätte mir auch Zähne ausschlagen können, oder den Kiefer brechen.“ Knurrte ich beleidigt. Warum bekam ich immer die Schuld?

„Du hast doch nur einen kleinen Kratzer an der Lippe, ich denke nicht, dass Geralt so stark zu geschlagen hat.“ Erwiderte der Vampir, als er auf meine Lippe geblickt hatte.

„Wenn du das sagst!“ maulte ich und stand auf. Regis machte mir Platz, als ich in Richtung Tür ging, doch Letho hielt mich auf. Sanft hielt er mich an meinem Handgelenk fest. „Was ist mit der Untersuchung?“ wollte er wissen. „Du hast doch gehört, nur ein kleiner Kratzer!“ ich löste mich aus seinem Griff, ich hatte gerade die Schnauze voll, dass man meine Aussagen entweder nicht glaubte oder mich als verrückt bezeichnete. Ich verließ die Küche und setzte mich in den Essbereich.

Ich strich mir genervt durch die Haare, warum war immer alles so kompliziert? Fühlte sich Galileo damals auch so, als er mit seinem Wissen der damaligen Zeit soweit voraus war? Er wurde zwar nicht als verrückt bezeichnet, aber als Ketzer.

Ein heißes Bad und ein guter Film wären jetzt vermutlich das richtige, um wieder runter zu kommen, aber für das eine müsste ich bei Keira oder Yennefer betteln gehen und das andere stand hier definitiv nicht zur Verfügung. Selbst ein entspannter Ausritt stand nicht zur Auswahl, ich könnte zwar ausreiten, aber entspannt würde der Ritt sicherlich nicht werden, nicht mit den vielen Monstern im Tal. Es war zum Mäuse melken.

Seufzend blickte ich mich um, mein Blick fiel auf eine Kiste, die an der Wand stand. Darauf lag der Kohlestift und ein paar Pergamente. Vielleicht würde zeichnen mich ein wenig ablenken. Ich holte mir die Utensilien und fing einfach an zu zeichnen, ich hatte keine Idee was es werden würde. Ich ließ den Stift einfach so über das Papier gleiten.

Nach und nach konnte man erkennen was es wurde. Auf dem ersten blick sah es nach einem Pferd aus, aber die Nüstern waren ein wenig zu groß geworden und auch die Ohren sind mir nicht gelungen. Aber es musste ja nicht unbedingt ein Pferd werden. Ich malte einfach weiter.
 

„Stellst du dir so, die gestreiften Pferde vor?“ wurde ich unterbrochen. Ich hatte nicht bemerkt das sich jemand genähert hatte und vor Schreck hätte ich beinahe das Bild ruiniert. „Das ist kein gestreiftes Pferd, sondern ein Zebra!“ das Zeichnen hatte nicht wirklich etwas gebracht, ich war immer noch genervt. Ich blickte über meine Schulter und sah wie Geralt die Stirn runzelte.

„Heißen die so? Ich habe bisher immer nur von gestreiften Pferden gehört.“ Wollte er wissen.

„Ja die heißen so. Es sind Zebras und keine Pferde. Zwei verschiedene Arten, sie können sich zwar verpaaren, aber der Nachkomme ist unfruchtbar, wie bei einer Kreuzung zwischen Pferd und Esel.“ Erklärte ich.

„Du hast sie schon gesehen?“ fragte der weißhaarige Hexer. Ich nickte, „Ja, ich habe schon welche gesehen.“ Bestätigte ich. „Gibt es sie in deiner Heimat?“ fragte er weiter. „Ja.“ Gab ich knapp zurück und wandte mich wieder dem Bild zu. Geralt schwieg eine Weile, bis er mich wieder unterbrach. „Hast du schon mal von Borch drei Dohlen gehört?“ „Ja, habe ich und von seiner Tochter auch.“ Antwortete ich automatisch.

„Ha ich wusste es!“ jubelte er begeistert. „Ich denke ich weiß jetzt woher du kommst!“ verkündete er. Erschrocken sah ich ihn an. Wusste er es wirklich und wenn ja, wie hatte er es rausbekommen? „Was? Woher?“ fragte ich zögerlich.

„Die Idee kam mir, als du mich mit nur zwei Fingern am Boden hieltst und diese Kampftechnik, die du gezeigt hattest. Du kennst den goldenen Drachen und die gestreiften Pferde. Dein stechender Blick, wenn dich etwas stört und so wie du reagiert hast, als ich gestern mit dir sprach. Du kommst aus Serrikanien, oder? Aber warum hast du so ein Geheimnis draus gemacht?“ wollte er wissen.

Erleichtert atmete ich auf, er wusste es also doch nicht wirklich. Aber was sollte ich jetzt darauf erwidern?

„Also, warum die Geheimnisse?“ wiederholte er seine Frage. „Du weißt das Serrikanien ein Matriarchat ist und du kennst die Männer hier in den nördlichen Königreichen.“ Blieb ich wage und mied seinen Blick.

Er legte eine Hand auf meine Schulter. „Ich verstehe.“ Meinte er nur. Ich atmete innerlich auf, er schöpfte keinen Verdacht, doch glücklicherweise wurden wir unterbrochen, bevor ich gezwungen war ihm zu antworten.

„Geralt wo bleibst du? Ich will nicht länger warten!“ rief Yennefer durch das Erdgeschoss. „Warten, worauf?“ wollte ich verwirrt wissen. „Wir werden Avallac’h begleiten und Ciri holen.“ Antwortete er und machte sich auf den Weg in Richtung Yennefer.

Mir blieb der Mund offen stehen, das lief falsch. Warum jetzt schon? Warum zu dritt und was ist mit den Verbündeten. „Aber?“ fing ich an, doch Geralt war bereits beinahe an der Tür. Ich sprang auf, „Geralt warte!“ rief ich ihm nach und lief zu ihm, erstaunlicherweise blieb er stehen und drehte sich zu mir um. „Was ist denn noch?“ wollte er genervt wissen.

„Wenn, … wenn ihr Ciri herbringt, dann kommt doch die wilde Jagd her. Wir sind noch nicht vorbereitet genug. Wir brauchen weitere Hilfe!“ versuchte ich ihm klar zu machen. „Wir haben zwei höhere Vampire hier, insgesamt 5 Hexer und zwei Zauberinnen, mehr werden wir nicht brauchen.“ Widersprach er.

„Aber, …“ wollte ich erneut ansetzen, doch Yennefer rief erneut von draußen und Geralt ließ mich einfach stehen. Ich eilte ihm hinterher, „Geralt!“ rief ich nach ihm, doch er ignorierte mich und ehe ich ihn erreichen konnte, trat er mit Yennefer und Avallac’h durchs Portal.

„Scheiße!“ fluchte ich. Verärgert starrte ich auf das sich schließende Portal. Aber scheinbar war nicht nur ich einfach so stehen gelassen worden.

Keira fluchte ebenfalls, als ich mich zu ihr umdrehte, kam sie gerade aus der Zitadelle gerannt. Sie zog einen kleinen Seesack hinter sich her. „Wollest du irgendwo hin?“ fragte ich sie verwirrt. „Ich wollte mit! Geralt sagte, sie würden auf mich warten!“ zeterte sie. Ich kniff mir in die Nasenwurzel, man gut, dass sie nicht gewartet hatten. Noch mehr Änderungen könnten fatal sein.

„Was ist den hier los?“ wollte Vesemir wissen. Er wurde wohl durch unser Gemecker angelockt.

Keira fing sofort an sich zu beschweren, darüber dass Geralt sie hatte stehen lassen. Er hörte es sich eine Weile an, ehe er mich anschaute.

„Es ist viel zu früh, er hätte alleine los gesollt.“ Rechtfertige ich mich. Keira sah mich verwirrt an, doch Vesemir hatte verstanden. „Komm mit.“ Meinte er und deutete mit dem Kopf zur Tür zurück. Seufzend nickte ich und folgte ihm, Keira folgte uns und forderte, dass man ihr erzähle, was ich meinte. Ihren Seesack ließ sie draußen liegen.
 

„Also?“ fragte mich der alte Hexer, als wir drinnen waren. „Es läuft falsch!“ meckerte ich, „Es sind zu wenige hier, wir werden es alleine nicht schaffen! Die Vorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen!“ klagte ich. Ruhig hörte mir Vesemir zu, runzelte aber die Stirn. „Können wir das richten?“ wollte er dann wissen. Ich zuckte mit den Schultern, ich wusste es nicht genau, aber ich konnte ihn verstehen, auch wenn er selbst bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte, wollte er, dass die anderen die Schlacht überlebten.

Der Hexer rieb sich das Kinn, „Weißt du wer noch kommen sollte?“ ich nickte, Triss und die Skelliger fehlten definitiv noch, ob Sigi dieses Mal ein paar Männer schicken würde wusste ich nicht.

„Keira, hatte Yennefer noch irgendwas gesagt?“ wandte er sich an die Zauberin, die immer noch bei uns stand und versuchte dem Gespräch zu folgen. Sie überlegte kurz, „Jetzt wo du es sagst, sie meinte neulich, das Triss kommen wollte. Aber was meint Alanya mit Vorbereitungen? Was wird passieren?“ wollte sie wissen.

„Du wirst Triss kontaktieren, sie weiß wo Kaer Morhen ist. Sie soll herkommen.“ Forderte der Hexer. Die Zauberin wirkte noch immer verwirrt. „Keira bitte, es ist wichtig, dass du sie erreichst.“ Bat ich sie. Sie nickte, „In Ordnung, in Ordnung! Aber nur weil ich mir jetzt sorgen mache! Ich will später dafür alles wissen!" keifte sie und stürmte davon.

Ich hoffte nur, dass uns genügend Zeit blieb, um noch alles zu regeln. Mit Keiras Neugierde würde ich mich dann befassen, wenn sie wieder auftrat.

„Wie viel Zeit haben wir noch?“ fragte der Hexer mich dann. „Ich weiß es nicht, es muss noch so viel gemacht werden.“ Ich stockte, mir fiel gerade etwas ein. „Für das eine Problem habe ich vielleicht eine Lösung.“ Meinte ich.

„Ich werde in ein paar Stunden wieder da sein!“ rief ich und stürmte los. Das „hoffentlich“ behielt ich für mich. Ich war schneller aus der Festung, bevor einer der anderen reagieren konnte. Ich hatte Tetris nur schnell die Trense aufgezogen und schwang mich auf seinen blanken Rücken.

Reiten ohne Sattel war deutlich schwerer als es aussah, aber zum Glück hatte mein Pferd einen angenehm breiten Rücken und zur not konnte ich mich auch an der Mähne festhalten. Ich trieb den Wallach aus dem Tor und dann in Richtung See.

Ich blieb weit genug vom Wasser entfernt, so dass die Ertrunkenen mich ignorierten. Viele Wölfe gab es aktuell zum Glück nicht mehr. Ich hoffte nur, dass alles so klappte, wie ich es mir dachte, wenn nicht, würde ich mir wohl keine Gedanken mehr machen brauchen, ob und wie sauer die Hexer sein würden.

Als ich die Ruinen des alten Wachturms erreichte, verlangsamte ich Tetris, zum einen, um nicht doch von einem Monster überrascht zu werden und zum anderen, damit ich, tief auf den Pferdehals gelehnt, die schmale Tür in der Mauer passieren konnte. Zu meinem Glück erwartete mich kein Monster in der Ruine und ich konnte ungehindert hindurch reiten.

Bevor ich das Ende des Weges erreichte lenkte ich Tetris wieder Richtung See. Da ich nun zwischen den Bäumen und dem Unterholz hindurch musste, konnte ich kein schnelles Tempo mehr reiten, so trieb ich Tetris nur in einen verstärkten Schritt.

Allerdings musste ich auch meine Ohren aufsperren, hier gab es noch Monster. Keiner der Hexer hatte bisher hier ‚aufgeräumt‘.

Auf der ersten Anhöhe, an der Spitze des Sees, ließ ich mich vom Pferd rutschen. Ich machte die Zügel so an der Trense fest, das Tetris nirgends hängen bleiben konnte, falls er vor Monster fliehen müsste, aber auch nicht reintreten konnte, falls er fressen würde.

„Pass auf dich auf Junge, bleib hier. Aber wenn du angegriffen wirst, lauf zurück in den Stall, wenn ich nicht zurück kommen sollte, bis es dunkel ist, dann lauf auf zurück.“ Sprach ich mit ihm, in der Hoffnung das er mich verstehen würde. Wenn es alles nach Plan lief, oder eben auch nicht, würde ich eh nicht reiten können.

Tetris schnaubte nervös, vermutlich weil er die Nekker in der Ferne hörte. Ich klopfte ihm noch einmal beruhigend den Hals und machte mich dann auf den Weg. Ich behielt meine Umgebung sorgsam im Auge, da ich nicht ausversehen in eine Nekkerhorde geraten wollte, aber auch nicht den Aufstieg verpassen.

Ich stieg eine Weile den Berg hinauf, als ich Tetris wiehern hörte. „Verdammt!“ fluchte ich. Er wurde tatsächlich angegriffen. Ein weiteres Wiehern zeigte mir, dass er sich entfernte. Ein runter klettern würde sich also nicht lohnen. Ich hoffte nur dass er unverletzt blieb.
 

Ich wandte mich wieder dem Aufstieg zu. Ich wollte gerade in einen Grasbüschel greifen, um ein wenig halt zu finden, als ich gerade noch so meine Bewegung stoppen konnte. Beinahe hätte ich einen Kadaver gefasst. Der Fellfarbe her nach, scheinbar ein Kaninchen. Ich war eindeutig im Revier der Nekker. Angespannt horchte ich, doch noch konnte ich nichts hören.

Allerdings änderte sich das schnell. Das Keckern und das Rascheln wurde lauter. Sie schienen mich gewittert zu haben und folgten meiner Spur, die Anhöhe hinauf. Ich suchte mir eine etwas geradere Fläche, wo ich nicht so schnell einen Abhang hinunter stürzen konnte und zog meine Silberklinge. Ich war froh, dass ich meine Rüstung noch nicht abgelegt hatte, als Letho meine aufgeplatzte Lippe behandelte. Leider hatte ich aber weder Öle noch Tränke dabei, es musste also ohne diese Rettungsleine gehen. Ich musste mich halt nur konzentrieren.

Ich fasste das Schwert fester und kurz danach tauchte der erste Nekker vor mir auf. Der erste war kein Problem, aber dafür die anderen. Sie versuchten mich einzukreisen, eine bevorzugte Jagdtechnik, wie ich aus dem Bestiarium wusste. Einige von ihnen zögerten noch, schienen auf eine passende Gelegenheit zu warten, während ein anderer bereits auf mich zusprang.

Sein Maul weit aufgerissen und die Krallen in meine Richtung gestreckt. Ich wich aus, nur um gleich dem nächsten ausweichen zu müssen. In der Zeit hatten die Monster den Kreis um mich geschlossen, aber glücklicherweise griffen nicht alle gleichzeitig an.

Ich versuchte möglichst alle im Auge zu behalten, so wie Geralt und Letho es versucht hatten mir beizubringen. Als ich jedoch immer weiter in die Defensive gedrängt wurde, bekam ich ein mulmiges Gefühl. Ich hatte damit gerecht, Probleme mit dem Wyvern weiter oben zu bekommen, aber nicht mit den Nekker. Ich hatte mich so sehr an die Anwesenheit eines Hexers gewöhnt, dass ich die Nekker auf die leichte Schulter genommen hatte. Hoffentlich rächte sich das jetzt nicht.

Ein brennender Schmerz am Oberschenkel riss mich wieder in die Realität zurück. Einer der Nekker hatte mich erwischt, aber ein kurzer Blick zeigte, dass es nur Kratzer waren. Ich sollte wirklich etwas gegen meine ungeschützten Oberschenkel unternehmen.

Ich rächte mich für die Verletzung, in dem ich den Nekker den Arm abtrennte. Sofort spritzte überall sein Blut umher. Ich hieb um mich, damit die anderen Monster abstand hielten. Dann konzentrierte ich mich auf einen nach den anderen.

Ich erlitt noch ein paar mehr Kratzer, einer hatte es sogar geschafft, mir auf den Rücken zu springen, doch das Kettengeflecht an meiner Rüstung schützte meine Schulter. Die Zähne des Nekkers gingen glücklicherweise nicht hindurch. Aber am Ende konnte ich sie besiegen, auch wenn ich nun überall deren Blut an mir kleben hatte und einige Kratzer mehr einstecken musste.

Ich versuchte möglichst viel Blut von meiner Rüstung und der Klinge zu bekommen, aber mit Blättern und ohne Wasser war nicht viel möglich. Hauptsache das Schwert war sauber. Ich kontrollierte auch die Klinge, aber glücklicherweise hatte sie keine Scharten abbekommen und nachschärfen musste ich auch noch nicht.

Ich suchte mir weiter einen Weg nach oben und versuchte mir in Erinnerung zu rufen, wie man am besten den steileren Abhang hinauf kam. Ein lauter Schrei erschreckte mich. Ich schaute nach oben und konnte gerade noch sehen, wie ein Wyvern aus meiner Sicht verschwand.

So schnell ich konnte suchte ich mir Deckung in ein paar Büschen und spähte nach oben durch die Baumwipfel. Hoffentlich hatte er mich nicht entdeckt und suchte mich nun jetzt nicht. Gegen einen Draconiden hätte keine Chance.

Tatsächlich kreiste er noch einige Male über mir, doch ein paar Rehe, die sich nach hier oben verirrt hatten, lenkten ihn zum Glück ab. Vorsichtshalber wartete ich noch einige Minuten, bevor ich mich wieder hinaus traute.

Mein Herz raste und meine Hände zitterten noch leicht, das war sowas von verdammt knapp gewesen. Für einen kurzen Moment überlegte ich umzudrehen, doch ich entschied mich dagegen, schließlich hätte ich den gefährlichsten Teil fast hinter mich gebracht.

Der Wyvern tauchte nicht mehr auf und ich wandte mich dem Abhang zu, der über und über mit Schotter bedeckt war. Da musste ich jetzt irgendwie rauf. Alle anderen Felswände wären zu steil, um sie ohne Kletterausrüstung überwinden zu können.

Im Spiel konnte Geralt einfach hinauf gehen, also probierte ich es ebenfalls so. Aber ich war nun mal kein Hexer, meine Motorik und mein Gleichgewicht arbeiteten nicht so perfekt zusammen und ich verlor den Halt auf dem Schotter.

Ich rutsche mehrere Male ein Stück hinunter und ratschte mir so die Hände und Knie auf. Als ich es dann doch endlich nach oben geschafft hatte, wischte ich zischend die Steinchen aus den Wunden.

Seufzend und mit brennenden Knien, machte ich mich wieder auf den Weg, den Platz der Elemente konnte ich schon sehen. Hierher mussten damals die angehenden Hexer gelangen um ihre Amulette aufzuladen. Hierher hätte Geralt eigentlich mit dem Phylakterium kommen sollen, aber als ich die Ruine erreichte, wurde klar, dass er dies nicht getan hatte. Der Platz war gänzlich verlassen und nichts deutete darauf hin, dass kürzlich jemand hier war.

Nachdem ich dort kurz verschnauft und die Aussicht genossen hatte, machte ich mich auf, um mein eigentliches Ziel zu erreichen. Nur noch ein paar hundert Meter. Aber natürlich befanden sich auch die Nekker noch dort, zum Glück nur zwei.

Bevor ich jedoch den zweiten besiegen konnte, wurde dieser von einer riesigen Hand erfasst und gegen eine Felswand geschleudert.

„Verdammte Nerv-Nekker!“ beschwerte sich eine raue Stimme. „Nekker schmecken nicht!“ konnte ich eine andere Stimme hören. Sie waren wach und zumindest zwei von ihnen waren zuhause. Naja, wo sollten sie auch groß hin.

Da ich mich an das Gespräch mit ihnen aus dem Spiel erinnerte steckte ich mein Schwert weg, doch das Geräusch ließ sie alarmiert herum wirbeln. „Hexer! Das ist unser Gebiet!“ bellte einer der beiden. Der andere jedoch schüttelte den Kopf, „Kein Hexer, Peng. Hexer kommen aus Höhle!“

„Doch Ping. Der hat zwei pickse Dinger auf dem Rücken!“ entgegnete der andere.

„Ich bin wirklich kein Hexer!“ versuchte ich ihnen schnell zu beteuern. „Was willst du hier?“ wollte der erste wieder wissen, während der zweite sich verwirrt den Kopf kratzte.

„Ich bin hier, weil ich euch um Hilfe bitten möchte.“ Antwortete ich dem Troll.

Der eine Troll, Peng vermutlich, stiefelte in Richtung ihrer Wohnhöhle. „Pong! Pong! Hexerse wollen Hilfe!“ rief dieser.

Ich musste leicht schmunzeln, da war die Mutter der drei, aber ziemlich kreativ gewesen, Ping, Pong und Peng. Aber die Trolle, die Thaler schnappten, hatten ja ähnlich dumm klingende Namen. Ogg, Pogg und Rogg, war vielleicht üblich unter Trollen.

Der Troll vor mir behielt mich im Augen, währen wir auf die Ankunft des dritten warteten. Erstaunlicherweise dauerte es nicht sehr lange bis Peng und Pong an geschlurft kamen. Der dritte Troll kam unheimlich dicht an mich ran und schien zu schnüffeln. Dann wedelte er mit seiner riesigen Hand vor seinem Gesicht herum, „Puh, stinkt wie Nekker!“ beschwerte er sich.

„Hab ja auch welche getötet und habe nun überall ihr Blut auf mir!“ maulte ich. Der Troll sah mich skeptisch an, naja soweit man ihren Gesichtsausdruck deuten konnte.

„Du sein Monstertöter? Aber du sein kein Hexer.“ Fragte er. „Ich bin kein Hexer.“ Bestätigte ich, „Und Monster greife ich nur an, wenn sie mich angreifen und gefährlich sind.“ Erklärte ich dann.
 

„Aber wir sein Trolle, Trolle sein Monster, Monstertöter töten Monster, wie Hexer.“ Argumentierte Pong. „Nicht alle! Nicht alle Hexer töten alle Monster. In der Burg haben wir auch gerade zwei Vampire, einer davon ist ein sehr guter Freund von einem Hexer!“ widersprach ich.

„Und du wollen Hilfe für Hexer?“ wollte er dann wissen.

„Wir nicht helfen Hexerse!“ mischte sich der andere Troll ein und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. Bevor ich reagieren konnte, gab Pong ihm einen Stoß gegen den Hinterkopf, „Hey, Mama sagte immer, sei anständig zu Weibchen, niemals Weibchen anbrüllen. Du weißt was sie mit Papa gemacht hat, wenn er das tat!“ tadelte der größte von ihnen.

Konnten Trolle blass werden? Es wirkte beinahe so. „Das sein Weibchen? Ein Hexer Weibchen? Ich habe noch nie eins gesehen.“ Fragte er erschrocken. „Mein Partner ist ein Hexer.“ Nickte ich.

Er streckte seinen Finger aus und wollte mich scheinbar anstupsen. „Hey!“ rief ich und wich einen Schritt zurück. Aber auch der dritte Troll musterte mich nun neugierig.

„Was sein mit Hexer? Warum wir helfen sollen?“ wollte Pong dann wissen. „Sie werden bald angegriffen. Böse Elfen werden kommen.“ Ich schluckte die aufkommende Übelkeit so gut es ging runter. Ich musste erst die Trolle überzeugen, uns zu helfen.

„Ihr seit starke Felstrolle, ihr könnt helfen. Ihr könntet die Mauern stützen und die Elfen einfach so umhauen. Bestimmt schmecken die Elfen auch besser, als die Nekker, die hier leben.“ Versuchte ich sie zu überreden.

„Was für Elfen, warum Hexer nicht alleine kämpfen?“ wollte der Troll wissen. Ich schluckte, konnte ich noch mehr aus der Zukunft enthüllen? Was würde mir passieren, wenn ich es täte?

„Auch wenn ihr hier so abgelegen wohnt, habt ihr doch sicherlich schon von der wilden Jagd gehört, aber es sind keine Geister, sondern Elfen und sie wollen ein Mädchen, dass die Hexer hier vor einigen Jahren aufgezogen haben. Aber die Hexer sind nicht stark genug, um gegen alle zu kämpfen, deswegen brauchen sie Hilfe, sonst werden sie sterben.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, konnte ich mich gerade noch so hinter einen Felsen beugen. Ich würgte und hustete, doch so wirklich kam nichts hervor, da seit meinem Frühstück schon eine ganze Weile vergangen war. Trotzdem konnte ich nicht aufhören, auch als bereits kaum noch Luft bekam. Ich spürte mehr, als ich es sah, dass die Trolle näher kamen.

„Weibchen krank?“ hörte ich einen von ihnen fragen, doch ich konnte nicht reagieren, auf Grund des Sauerstoffmangels, verdunkelte sich bereits meine Sicht.
 

Als ich endlich wieder zu mir kam, schaukelte die Welt um mich und es fühlte sich an, als ob ich auf warmen Felsen liegen würde. Was war passiert? Langsam viel es mir wieder ein, die Trolle, wie ich Teile der Zukunft offenbarte und dann Dunkelheit.

Ich hatte noch immer den sauren Geschmack von Galle im Mund und mir war immer noch leicht übel. Vorsichtig schlug ich die Augen auf und starrte von unten auf das Kinn von einem der Trolle. Ich zuckte automatisch zusammen, dass jedoch lenkte die Aufmerksamkeit des Trolls auf mich und er schaute nach unten, zu mir. Sein lippenloses Maul, das die spitzen Zähne offenbarte, war mir, für meinen Geschmack, viel zu nahe.

„Weibchen wieder wach!“ stellte er erfreut fest. „Pong bringen Weibchen zu Hexer zurück.“ Meinte er und so langsam dämmerte es mir, warum die Welt um mich herum schaukelte, der Troll trug ich in seinen Armen. Stöhnend schloss ich die Augen, verdammt, hoffentlich sah mich so keiner. Zerrissene Kleidung, überall Blut an mir, sonderlich gesund dürfte ich im Gesicht auch nicht aussehen und in den Armen eines Trolls. Die Hexer würden ausflippen.

Ich versuchte mich zu befreien, doch der Troll festigte seinen Griff um mich. „Lass mich runter.“ Forderte ich. „Nein, Weibchen sein nicht gut. Pong tragen. Wir bald da.“

„Nenn mich nicht Weibchen, mein Name ist Alanya.“ Schmollte ich und sah mich so gut es ging um. Tatsächlich konnte man die Festung bereits sehen, es war wirklich nicht mehr weit. Die anderen beiden konnte ich zwar nicht sehen, aber hören und es klang, als würde einer von ihnen ihren großen Kessel mitschleppen.

Hoffentlich war Tetris zur Festung zurück gelaufen und auch unverletzt dort angekommen. Ihn ansonsten im Tal suchen zu müssen, wäre kein Kinderspiel.

„Mauern schlecht.“ Hörte ich einen der Trolle hinter uns brummeln. Ich musste ihm zustimmen, das Mauerwerk war in einem schlechten zustand.

Da die Trolle nicht gerade leise waren, schienen die Hexer bald auf uns aufmerksam geworden zu sein. Als wir das letzte Stück Weg zur Festung hinaufgingen, konnte ich sehen, wie jemand vorne am Tor stand und dann ins innere verschwand.

„Pong, lass mich runter!“ forderte ich noch einmal, aber er weigerte sich und so musste ich mich in mein Schicksal fügen. Wir erreichten die Tore der Festung und wie mittlerweile befürchtet, erwarteten die Hexer, mit gezogenen Klingen, die Trolle.

„Was wollt ihr hier? Euer Platz ist in den nördlichen Bergen.“ Wollte Vesemir wissen. „Weibchen sagt, Hexer brauchen Hilfe, wenn Elfen kommen. Wir Elfen wollen, Nekker nicht schmecken.“ Brummte Pong. „Welches Weibchen?“ konnte ich Eskel verwirrt fragen hören.

„Hexer Weibchen. Alana.“ Antwortete er. „Krümel? Wo ist sie, was habt ihr mit ihr gemacht?!“ Letho, oh je, das würde für mich sicherlich noch ärger bedeuten.

„Wir nix machen mit Weibchen, sie zu uns kommen und Hilfe wollen, dann Weibchen krank!“ knurrte einer der anderen Trolle. „Lass mich runter Pong.“ Flüsterte ich. Doch der Troll schüttelte den Kopf. „Weibchen sein nicht gut, welcher sein dein Hexer?“ wollte er wissen. „Der große, ohne Haare.“ Gab ich zurück. Kaum hatte ich ausgesprochen, setzte der Troll sich in Bewegung. Ich verbarg mein Gesicht in den Händen, verdammt war das peinlich und unangenehm.

Pong drückte mich in Lethos Arme, der wie verwurzelt stehen geblieben war, als er mich in den Armen des Trolls gesehen hatte. „Krümel?“ hauchte er besorgt. „Weibchen sein Krank, Hexer müssen aufpassen. Und sein Name Alana, nicht Krumel!“ meinte der Troll noch, ehe er wieder ein paar Schritte zurück trat.

„Hey, Schatz.“ Murmelte ich, als ich in das besorgte Gesicht von Letho schaute. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. „Ich hab Hilfe gegen die wilde Jagd besorgt.“ Versuchte ich mich zu erklären. Doch er zog nur eine Augenbraue hoch und zu meiner Freude, ließ er mich runter, so dass ich endlich wieder auf meinen eigenen Füßen stehen konnte.

„Wie bist du durch die Höhle von Speerspitze gekommen?“ fragte Vesemir mich. „Gar nicht, man muss nicht durch die Höhle.“ Antwortete ich ihm. „Der Gebirgspfad ist aber nicht mehr passierbar.“ Mischte sie Lambert nun ein. Ich zuckte mit den Schultern. „Hab ja auch keinen Weg benutzt. Bin ein bisschen geklettert.“

„Und die Trolle haben dir wirklich nichts getan? Du bist voller Dreck und Blut.“ Fragte Letho besorgt. „Das kommt von den Nekkern und weil ich beim Klettern ein wenig abgerutscht bin. Nur oberflächliche Kratzer, keine Sorge. Die Trolle haben nichts mit mir gemacht.“ Bestätigte ich. Sein Blick verriet mir was er davon hielt, daher hielt ich dann doch erst einmal den Mund.
 

„Sie kam nicht durch Höhle. Kam vom Wasser.“ Mischte sich einer der kleineren Trolle ein. Es war der, der den Kessel getragen hatte. Ich konnte sehen, wie bei Eskel und vor allem Lambert die Rädchen im Kopf arbeiteten und wie ihnen ein Licht aufging. Glücklicherweise sagten sie nichts von dem Wyvern. Denn Letho wusste zum Glück nichts von ihm.

„Wo sind die anderen?“ wollte ich ablenken und das Thema wechseln. „Drinnen. Was machen wir jetzt mit den Trollen?“ wollte Eskel wissen. „Sie wollen helfen, wir finden sicherlich einen Platz, wo sie solange bleiben können.“

„Du weißt, dass dies eine Hexerfestung ist?“ wollte Vesemir wissen, er war scheinbar alles andere als begeistert. „Aber wir können jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen können.“ Entgegnete ich entschlossen.

„Das sind Trolle!“ fluchte Vesemir. „Ich weiß, Felsentrolle. Aber sie und ihre Familie haben euch schon damals bei den Prüfungen geholfen! Warum sollten sie jetzt nicht helfen dürfen? Sie werden nichts tun, sie hätten meine Schwäche ausnutzen können und mich in ihren Topf werfen können, stattdessen haben sie sich entschlossen, mich hierher zu tragen!“ widersprach ich.

„Ach macht doch was ihr wollt, das tut ihr ja eh schon die ganze Zeit!“ wütend warf Vesemir die Hände in die Luft und stapfte davon.

Ich seufzte und sah ihm hinterher. Es hätte mir klar sein sollen, dass der alte Hexer nicht begeistert davon sein würde. Aber dabei hatte er doch noch gefragt, ob ich das ausgleichen könnte, das Geralt zu früh los ist.

Ich blickte zu den anderen Hexern, aber diese schienen ebenso wenig begeistert zu sein. „Und wo sollen sie so lange bleiben? Nach drinnen können sie ja schlecht?“ wollte Eskel dann wissen. „Ich habe eine Idee, in dem kleinen Innenhof, mit dem zerfallenen Turm. Dort könnten sie sich einrichten.“ Schlug ich vor. Eskel schüttelte den Kopf, „Wehe sie machen ärger.“ Meinte er noch, ehe er sich Lambert und Vesemir anschloss und den unteren Hof verließ.

Die Trolle standen immer noch dort und sahen sich interessiert um, da ich nicht wirklich wusste, was ich jetzt machen sollte, stellte ich sie Letho einfach vor. „Letho, das sind Ping, Pong und Peng. Sie bewachen eigentlich den Pfad zum Platz der Elemente, den die Adepten damals immer nehmen mussten.“ Er runzelte die Stirn, „Und wer ist wer?“ fragte er resigniert.

„Pong ist der größte, bei den anderen beiden bin ich mir nicht sicher.“ Flüsterte ich. Er brummte nur etwas Unverständliches, daher wandte ich mich den Trollen zu.

„Ping, Pong und Peng, das ist der Hexer Letho, er ist mein Partner. Kommt, wir werden euch zeigen, wo ihr so lange bleiben könnt. Ich hoffe, ihr könnt euch mit eurer neuen Unterkunft anfreunden.“

Die Trolle besahen sich Letho erneut und nickten dann. „Klein für Troll, aber für Hexer gut. Guter Partner.“ Nickte Pong und machte sich dann auf den Weg, um mir zu folgen. Auch Letho folgte mir, wenn auch nur widerwillig.

Zu meiner Freude waren sie mit der kleinen Turmruine als Unterschlupf zufrieden, nur den Baum, der dort mittig wuchs, wollten sie fällen. Das sollte niemanden stören, daher verbot ich es ihnen nicht. Als die Trolle anfingen sich einzurichten, ließ ich sie alleine und ging zurück in Richtung Tor.

„Und wo willst du jetzt schon wieder hin?“ wollte Letho wissen.

Ich zuckte bei seinem genervten Ton ein wenig zusammen, „Ich muss nach Tetris schauen, er ist doch hier angekommen, oder?“ Murmelte ich fragend. „Der ist bei den anderen Pferden, er hat ziemlich üble Kratzer abbekommen, deswegen wollten wir gerade aufbrechen, um dich zu suchen.“ Brummte der Hexer. Er hatte kaum ausgesprochen, da eilte ich los zum Unterstand.

Tetris stand dort ruhig bei den anderen und war am fressen. An seinem Oberschenkel waren die Spuren der Nekkerklauen deutlich zu sehen, aber jemand hatte ihn zum Glück schon versorgt. Als ich näher trat, konnte ich sehen, dass er das verletzte Bein leicht entlastete.

„Hey Junge.“ Flüsterte ich und kraulte ihn sanft am Widerrist. Er schnaubte nur und kaute weiter auf dem Heu rum. „Hm, wir beide werden wohl erst mal nicht so schnell wieder wohin reiten. Tut mir leid, dass ich nicht auf dich aufpassen konnte.“ Murmelte ich zu dem Pferd.

„Lambert hat sich um ihn gekümmert. Na komm, du brauchst auch etwas Pflege.“ Meinte Letho und legte eine Arm um meine Taille. Ich nickte und zusammen gingen wir hoch zur Festung.

„Wolltest du nicht eigentlich bedachter handeln und vorher nachdenken?“ stellte Letho mich zur Rede. „Ja wollte ich.“ Gab ich zu. „Aber als mir die Idee kam, wusste ich wo ich die Trolle finden kann und welcher Weg der ungefährlichere von beiden ist.“ Rechtfertigte ich mich leise.

„Sag beim nächsten Mal einfach bitte Bescheid. Ein, ich bin in ein paar Stunden wieder da, reicht nicht. Ich weiß das du dich mittlerweile gut verteidigen kannst, aber gerade ich als Hexer weiß, was für Gefahren dort draußen lauern. Du warst den halben Tag weg und dann kam dein Pferd verletzt und ohne dich zurück, weißt du was mir da alles durch den Kopf gegangen ist?“

Erklärte Letho seinen Standpunkt. Beschämt schaute ich zur Seite, „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dir sorgen machst.“

Letho blieb stehen, „Ach Krümel.“ Seufzte er. „Die werde ich immer haben, wenn du aus meinem Blick verschwindest.“ Er zog mich kurz an sich, „Na komm. Gehen wir dich sauber machen und dann kannst du die Neuankömmlinge begrüßen.“ Meinte er noch.

„Neuankömmlinge? Ist Triss angekommen und hat wen mit gebracht?“ wollte ich irritiert wissen. „Nein, nicht Triss, aber das wirst du dann sehen.“ Meinte er nur und ich folgte ihm in die Zitadelle und dann noch oben in unser Zimmer. Im Erdgeschoss hatte ich leider keinen Hinweis finden können, wer jetzt angekommen war, aber mein Körper ließ mich nicht grübeln.

Durch das Treppensteigen war der Schorf an meinen Knien und die Kratzer an meinem Oberschenkel ein wenig aufgerissen und brannten. Das ablegen der Rüstung und ausziehen der Hose, waren aus demselben Grund eine Qual. Der Stoff klebte auf den Wunden und rissen sie wieder ein Stück auf. „Die Hose ist wohl hinüber.“ Seufzte ich, als ich sie zur Seite warf.

Letho half mir erneut dabei, meine Wunden zu versorgen. Er reinigte sie und überprüfte, ob sich noch Fremdkörper in ihnen befanden.

„Wieder Schwalbe?“ fragte er, doch ich schüttelte den Kopf, „Lieber nicht, das halte ich heute nicht nochmal aus.“ Lehnte ich ab. „Gut, aber ich muss sie trotzdem desinfizieren, aber ich müsste auch noch irgendwo eine Salbe haben.“ Meinte er und stand auf, um an den Schrank zu gehen.

Interessiert beobachtete ich ihn, vielleicht konnte ich mir später das suchen sparen, falls er mir jetzt unbewusst zeigt, was für Fläschchen er noch alles in seinen Satteltaschen hat. Er kramte eine Weile umher, ehe er mit einer Flasche und einem kleinen Tiegel zurück zu mir kam. Er hockte sich wieder vor mich hin.

„Das könnte ein wenig brennen.“ Warnte er mich, ehe er die Flaschen mit den Zähnen entkorkte. Mit der einen Hand hielt er die Flasche und mit der anderen mein Bein. Langsam ließ er die Flüssigkeit über die Krallenspuren an meinem Oberschenkel laufen.

Ich verzog das Gesicht und meine Augen wurden immer größer, es brannte höllisch. Ich unterdrückte einen Fluch und krallte meine Finger in seine Rüstung. Das war ja fast so schlimm, wie das Zeug, dass der Nilfgaarder auf meine Verletzung gegossen hatte. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich sicherlich wie Rumpelstilzchen durch Zimmer gehüpft.

Während ich noch vor mich hin keuchte, hatte er sich an meine Knie gemacht. Dadurch das mein Oberschenkel noch so brannte, spürte ich es kaum, als Letho auf die Schürfwunden am Knie, den Alkohol auftrug. Aber als er nach meinen Händen griff, weigerte ich mich.

„Oh nein, nein, nein. Das reicht, nicht mehr Letho!“ jammerte ich. „Stell dich nicht so an Krümel. Oder willst du eine Infektion riskieren?“ tadelte er mich. Ich versteckte die Hände hinter meinem Rücken und schüttelte den Kopf. Er seufzte, „Gut, wie du meinst.“ Er steckte den Korken wieder in die Flasche und stellte sie zur Seite, dann griff er zu dem Tiegel.

Als er ihn öffnete konnte ich den Geruch nach Kräutern und Talg wahrnehmen. „Hab ich mal in einem Dorf bekommen.“ Murmelte er zur Erklärung. Er nahm etwas davon mit Zeige- und Mittelfinger auf und strich es über die Verletzung. Ich zuckte automatisch zusammen, da ich ein erneutes Brennen erwartet hatte, aber es blieb überraschenderweise aus. Stattdessen wurde der Bereich minimal warm. Dann wickelte er einen Stoffstreifen als Verband darüber.

„So fertig. Mit Glück werden keine Narben bleiben. Hast ja schon fast so viele, wie ein Hexer.“ Meinte er. „Mehr als Lambert bestimmt.“ Grummelte ich. Letho schien sich einen Kommentar zu verbeißen.

„Na los, mach dich vernünftig sauber, ich schau solange nach deiner Rüstung.“ Schlug er vor. Ein wenig enttäuscht blickte ich ihm nach, er schien zwar nicht wirklich wütend über meine Aktion zu sein, aber einen Kuss hatte er mir trotzdem nicht gegeben. Vorsichtig stand ich auf und trat zu dem Eimer mit dem Wasser. Ich wusch mir den Dreck so gut es ging von dem Körper, ohne den Verband nass zu machen. Danach suchte ich mir neue Kleidung raus. Die Hose, die ich mir in Burg Krähenfels besorgt hatte und ein sauberes Hemd. Die Hose von Yennefer würde jetzt zu sehr auf den Wunden scheuern, daher wählte ich die Alte.

Zum Schluss stieg ich wieder in meine Stiefel, die mittlerweile auch ihre beste Zeit hinter sich hatten. „Fehlt jetzt noch jemand?“ fragte Letho aus heiterem Himmel, als er meine Schwerter kontrollierte. Ich zuckte mit den Schultern, „Triss auf jeden Fall, aber ich weiß ja noch nicht, wer vorhin angekommen ist. Jemand aus Novigrad?“ fragte ich. Letho schüttelte den Kopf, „Nein, aus Skellige.“

„Verdammt, dann muss ich, …“ ich stockte, „Wie komme ich denn jetzt auf die Schnelle nach Velen? Warum konnte Geralt nicht selbst seine Freunde aufsuchen, um sie zu fragen ob sie helfen!“ meckerte ich.

„Selbst, wenn du jetzt losreiten würdest, wärst du niemals rechtzeitig zurück. Yennefer und Avallac’h können durch Portale reisen, du nicht.“ Zuckte Letho mit den Schultern. Ich schlüpfte in meine Rüstung. „Portal, das ist es! Letho du bist ein Genie!“ freute ich mich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und nahm ihm meine Schwerter ab, ehe ich die Treppe hinunter eilte.

Unten riss ich die Tür auf und lief durch das Erdgeschoss. „Keira?!“ rief ich. Doch leider befand sie sich nicht dort.

Roche war der erste, den ich antraf, „Hast du Keira gesehen?“ wollte ich von ihm wissen. „Du lebst ja doch noch, schade.“ Grummelte er. „Na, na. Keine Gehässigkeit, wir sind doch alle Freunde hier!“ mischte sich plötzlich eine fremde Stimme ein, kurz darauf hatten Roche und ich jeweils einen schweren Arm um die Schultern und wurden an den Fremden gezogen. Verwirrt befreite ich mich aus der unfreiwilligen Umarmung. Orange Tunika, roter Bart, rote Haare, eindeutig Hjalmar. Dann war Cerys Königin geworden, stellte ich fest. Aber wenn Hjalmar da war, dann müsste Mäussäck auch da sein.

Auch Roche befreite sich von dem Arm und funkelte mich an, „Ah ich sehe, tiefere Differenzen. Wir in Skellige lösen das mit einem ordentlichen Faustkampf. Solltet ihr vielleicht auch versuchen.“ Kommentierte der Nordmann das Ganze. „Als ob das was bringen würde!“ schnaubte Roche, „Schon versucht, bringt nichts.“ Entgegnete ich. „Hab jetzt aber auch keine Zeit. Hat einer Keira gesehen?“ wollte ich erneut wissen.

„Die Zauberin? Ich glaube sie sagte irgendwas davon, sie hätte ihre Freundin noch nicht erreicht und wollte es weiterhin versuchen.“ Meinte der Rothaarige, „Danke.“ Nickte ich und machte mich auf den Weg zum anderen Turm.

„Also, erzähl, was ist das zwischen euch?“ hörte ich Hjalmar fragen. Ein Blick über die Schulter reichte, um zu zeigen, dass er wieder einen Arm um Roches Schultern gelegt hatte und dieser sich verzweifelt davon zu befreien versuchte. „Finger weg!“ fluchte der Kommandant. Kichernd machte ich mich auf die Suche nach der Zauberin.

„Keira!?“ rief bereits unten an der Treppe, doch vermutlich würde sie mich nicht hören. Mein Bein protestierte, als ich endlich oben ankam.

„Keira?“ rief ich erneut, als ich ihr Zimmer betrat. „Was schreist du hier so rum, ich bin doch nicht taub!“ keifte sie so gleich. „Ich brauche deine Hilfe, ich muss nach Velen.“ Keuchte ich leicht. Diese Burg hatte eindeutig zu viele Treppen.

„Was willst du denn in Velen? Du hast ein Pferd, reite doch hin.“ Wollte sie wissen. „Ich muss so schnell wie möglich dahin, selbst wenn mein Pferd nicht verletzt wäre, würde ich nie rechtzeitig ankommen. Ich muss dort jemanden holen und am besten noch vor Geralt wieder zurück sein. Nur du kannst mir da helfen.“ Flehte ich schon fast.

„Du willst also, dass ich dir ein Portal schaffe, damit du jemanden abholen kannst und dann soll ich ein Portal schaffen, um euch zurück zu holen?“ wollte sie lauernd wissen. Ich nickte, „Ja, wenn ich ran komme, bringe ich dir auch eine Überraschung mit. Es ist wirklich wichtig!“ bettelte ich nun wirklich.

„Warum sollte ich das tun?“ forderte sie. „Bitte Keira, es geht um Ciri. Wenn Geralt zurück ist, wird sich alles aufklären. Bitte!“ Wenn meine Knie nicht verletzt wären, hätte ich vermutlich sie kniend angefleht. Doch bevor sie antworten konnte, kam noch jemand ins Zimmer. Erschrocken sah ich mich um. Letho, in voller Montur.

„Letho, was?“ fragte ich ihn verwirrt. „Du glaubst doch wirklich nicht, dass ich dich alleine losziehen lasse.“ Brummte er. Meine Augen wurden groß, „Aber, du kannst nicht mit, du wirst überall gesucht, hier bist du sicher. Was ist, wenn dich jemand erkennt?“ wollte ich wissen. „Dich lässt der Kaiser doch auch suchen, was ist, wenn dich jemand erkennt?“ drehte er den Spieß um.

Keira spitzte die Ohren, „Der Kaiser sucht dich? Warum?“ wollte sie wissen. „Später, bitte du musst mich nach Velen und dann wieder hier her zurück bringen.“ Flehte ich sie erneut an.

„Uns.“ Korrigierte Letho. Nickend verzog ich das Gesicht, „Ja uns, und vielleicht zwei Leute zusätzlich zurück.“

„Und wie soll ich das machen?“ wollte sie wissen und verschränkte die Arme vor der Brust, ihre Finger tippten unruhig auf ihre Oberarme. „Du schickst uns in die Nähe von Novigrad und wenn ich dort alles erledigt habe, gebe ich dir bescheid und du holst uns bei deiner Hütte in Velen ab.“ Überlegte ich schnell. Sie schien eine kleine Ewigkeit zu überlegen.

„Die Überraschung sollte wirklich gut sein und ich will alles wissen, wenn ihr zurück seid.“ Verlangte sie. Schnell stimmte ich zu, „Danke Keira, sobald wir zurück sind, erzähle ich dir alles was ich kann.“

Sie nickte, „Was steht ihr dann hier noch rum, geht euer Zeug holen, ich bereite schon mal alles vor!“ seufzte sie. „Danke Keira, wir treffen uns draußen!“ rief ich noch und war schon wieder auf dem Weg die Treppe runter. Ich brauchte nur ein paar Kleinigkeiten aus meinem Zimmer. Die alten Dokumente des Kaisers, um in die Stadt gelassen zu werden, mein Münzbeutel und die Gürteltasche mit den Tränken und vorsichtshalber das weiße Halstuch.

Als ich alles zusammen hatte, zitterten meine Beine von den ganzen Treppauf und Treppab. Letho hatte sich das ganze kopfschüttelnd angeschaut und dann bereits nach draußen gegangen.

Ich nutzte die Gelegenheit und griff mir Ves, ich bat sie heimlich in den Büchern der Hexern nach einem bestimmten Rezept zu suchen und falls sie erwischt werden sollte, bloß nicht sagen, nach was sie sucht. Das würde den ganzen Plan ruinieren.

Dann trat ich nach draußen. Auch Keira stand bereits dort, sie reichte Letho gerade etwas.

Ich runzelte die Stirn, als ich sah, dass es ein Ring war. „Auf die schnelle hatte ich nichts anderes.“ Hörte ich sie sagen. „Na los, zieh in an!“ forderte sie dann auch gleich. Letho seufzte und zog ihn sich an den kleinen Finger. Seine Gestalt verschwamm leicht und als er wieder klar wurde, schien sich nichts geändert zu haben. Verwirrt sah ich sie an, „Nur derjenige, der weiß, wer er ist, erkennt ihn. Für alle anderen sieht er jetzt aus wie ein durchschnittlicher Söldner.“ Erklärte die Zauberin. Dann drückte sie mir ein Xenogloss in die Hand, „Los jetzt, ihr habt mich gerade an einer wichtigen Stelle meines Studiums der Seuche gestört!“ knurrte sie ungeduldig. Sie öffnete ein Portal, ich atmete tief durch und griff nach Lethos Hand, ehe ich auf das Portal zu schritt, schließlich wollte ich ihn nicht verlieren, wenn es zu Problemen während der Reise kam.

„Ich hoffe ihr habt nichts aus Demeritium an euch, die Landung könnte sonst ziemlich unsanft werden!“ hörte ich sie noch lachen, ehe das Rauschen des Portals sie übertönte. Zum umdrehen war es jetzt zu spät und ich wusste sie hatte das mit Absicht gemacht, sie wusste garantiert von meinem Ring und das Hexerrüstungen häufig dieses Metall enthielten. Sie machte ihrem Namen Metz alle Ehre, sie war wirklich eine Metze.

Segen oder Fluch

Ich konnte verstehen, warum Geralt sagte, er hasse Portale. Das Gefühl durch eines zu Reisen war mehr als unangenehm. Da ich nicht genau wusste, wie Portale funktionierten, ging ich davon aus, dass Reisen per Wurmloch wohl ähnlich wäre. Denn das Gefühl, was man dabei hatte, konnte man gut mit dem Vorgang des Spagettifizierends vergleichen. So beschrieb ein Physiker den Vorgang, wenn man einem schwarzen Loch zu nahe kam. Man wurde immer weiter in die Länge gezogen, bis man nicht mehr existierte. Nun wir existierten noch, aber schließlich wusste keiner, was einem wirklich in einem schwarzen Loch erwartete, oder ob es einen Ausgang gab.

Von diesem Gefühl völlig überrumpelt, purzelte ich aus dem Portal und landete mit dem Gesicht voran auf dem Boden. Wie schafften die Magier es bloß, elegant daraus hervor zu treten?

Aber Letho schien es nicht besser zu gehen, ich gab ein „Uff.“ Von mir, als er auf mir landete. Doch bevor ich etwas anderes sagen oder mich beschweren konnte, hielt er mir eine Hand vor dem Mund. „Psst.“ Flüsterte er mir in mein Ohr. Als ich nickte nahm er seine Hand weg und richtete sich langsam auf. Ich tat es ihm gleich und sah mich aufmerksam um.

Wir waren mitten auf einem Platz gelandet, umgeben von Häusern, doch außer den Geräuschen aus dem Wald, der diese kleine Siedlung umgab, war nichts zu hören. Letho wirkte trotzdem angespannt. Als ich endlich wieder auf meinen Füßen stand und mich einmal um mich selbst gedreht hatte, wusste ich vermutlich auch warum. Diese Hütten kamen mir bekannt vor, vor allem da es nicht so viele überdachte Holzlager gab, die in Sichtweite der Stadtmauern waren. Ich ließ meinen Blick erneut über die Mauer gleiten, die vielleicht gerade mal 100 bis 200 Meter von uns entfernt war, aber ich konnte nichts erkennen, das darauf hindeutete, dass wir bei unserer Ankunft gesehen wurden.

Es musste also etwas im Wald sein, das Letho beunruhigte. Etwas Großes und Gefährliches. Der Waldschrat! Fiel es mir ein. „Wir sollten von hier verschwinden.“ Brummte Letho. Ich konnte ihm nur zustimmen. Ich blickte mich noch ein letztes Mal um, um sicher zu gehen, dass ich nichts übersehen oder verloren hatte und folgte dann dem Hexer auf dem schmalen sandigen Pfad. Immer Mal wieder blieb er stehen und schien zu lauschen, doch ich konnte nichts hören. Falls der Hexer etwas hörte, sagte er zumindest nichts.

„Letho, bevor es zu einer Situation wie in Aedd Gynvael kommt, sollen wir uns einen Decknamen für dich überlegen? Weil du scheinst ja jetzt für andere nicht wie ein Hexer auszusehen und ich möchte nicht, …“ doch er unterbrach mich. „Levi.“ Meinte er nur. „Levi?“ fragte ich verwirrt. Ich konnte erkennen das er nickte. „So hieß mein Urgroßvater und meine Großmutter hatte mich manchmal so genannt.“ Erklärte er.

Ich schwieg, das war das zweite Mal, dass er seine Oma erwähnte, von seinen Eltern hatte er aber bisher nichts gesagt. Und ich wusste nicht, ob ich ihn fragen sollte. „In Ordnung, dann Levi. Ich denke der könnte zu dir passen.“ Lenkte ich mich von meinen Überlegungen ab. „Wo willst du als erstes hin, wenn wir die Stadt erreichen?“ wollte Letho wissen.

„Ins Rosmarin.“ Zuckte ich mit den Schultern, „Was willst du in so einer Spelunke?“ Letho hatte sich umgedreht und schaute mich nun geschockt und völlig entgeistert an. „Es ist doch keine Spelunke, es gehört Rittersporn.“ Rechtfertigte ich mich. Doch Letho verstand noch nicht wirklich. „Rittersporn? Der Barde?“ ich nickte. „Aber was willst du in einem Bordell?“ fragte er mich mit eisiger Stimme. Jetzt war ich kurzzeitig verwirrt. „Was? Nein, nein. Rittersporn betreibt doch kein Bordell. Bevor ich dich traf, hatte ich dort mit Geralt und Lambert übernachtet, vielleicht hat er diesmal auch ein Zimmer und wir können Morgen in der Früh weiterziehen. Außerdem ist Zoltan da, er ist einer von denen, die ich nach Kaer Morhen holen wollte.“ Erklärte ich ihm.

Er nickte erleichtert, manchmal wünschte ich wirklich, ich wüsste was in seinem Kopf vor sich geht. „Na komm, lass uns weiter, bevor es gänzlich dunkel wird.“ Bat ich ihn. „Du hast recht, wir sollten weiter.“ Murmelte er. Schweigend folgte ich ihm, wir erreichten die erste Weggabelung, als ein unheilverkündendes Heulen erklang. Wölfe, mal wieder.

Wir zogen unsere Schwerter und machten uns für den Kampf bereit, erneut erklang das Heulen und kurz darauf kamen die Wölfe hechelnd aus den Büschen gesprungen. Die Wölfe hatten uns scheinbar für leichte Beute gehalten und bereuten schnell ihren Fehler. Die Kämpfe dauerten nur wenige Minuten und waren schnell beendet. Die Kadaver ließen wir liegen, als wir weiter gingen.

Nach ungefähr einer halben Stunde erreichten wir die ersten Wohnhäuser. Die Bewohner, allesamt Anderlinge, Elfen, Zwerge und Halblinge, sahen uns misstrauisch an, sagten aber nichts. Die Blicke erinnerten mich daran, was in Ferneck passierte, am liebsten hätte ich meine Kapuze aufgesetzt, doch leider hatte ich meinen Umhang nicht mit, ebenso wenig wie die Hexenjäger Verkleidung. Sie hätte mir hier in der Stadt vermutlich etwas Schutzgeboten oder für noch mehr Ärger gesorgt, wenn jemand erkannt hätte, dass ich den Jägern nie offiziell beigetreten war. Ich hoffte nur, dass der Hierarch nicht spitzkriegte, dass ich hier war, oder das er vergessen hatte, dass er mich sehen wollte, sobald ich wieder in der Stadt war, dafür hätte ich jetzt keinen Nerv. Unbewusst beschleunigte ich meine Schritte und überholte Letho. Ich führte ihn Zielsicher zum nächsten Stadttor.

Erstaunt stellte ich fest, dass sich vor diesem keine lange Schlange befand, keine Händler und auch keine Flüchtlinge, die um Einlass baten. Aber trotzdem stellte sich uns eine Wache in den Weg.

„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ wollte der Wachmann mies gelaunt wissen.

„Wir sind nur auf der Durchreise, wir wollen morgen weiter.“ Erklärte ich schnell. „Name?!“ fragte ein zweiter Soldat. „Alanya. Alanya Trandafirul und das ist Levi.“ Antwortete ich. Ich konnte sehen, wie der zweite Soldat in einer Liste blätterte. „In Ordnung, die dürfen durch. Stehen nicht drauf.“ Erleichtert seufzte ich. „Aber wehe ihr macht ärger!“ meinte die Wache noch, ehe sie uns passieren ließ.

Wir betraten die Stadt, direkt hinter dem Torbogen saß ein Bettler, als er uns jedoch direkt ansprach und um Münzen bettelte, mischte sich der Hexenjäger ein, der in der Nähe stand. Er trat ihn in die Seite, „Ich habe dir gesagt, du sollst die Leute in Ruhe lassen!“ fluchte er. Ich versuchte es zu ignorieren und ging einfach weiter.

Während wir der Straße folgten, konnte ich nach einigen Metern, die Baracken der Hexenjäger über eine Mauer hinwegsehen. Sie schienen sie mittlerweile zum Teil wieder repariert und wieder aufgebaut zu haben. Doch ich hatte nicht viel Zeit zum Schauen, ein großer Trupp der Stadtwache kam uns entgegen und wir mussten ihnen ausweichen, wenn wir keinen Ärger provozieren wollten.
 

„Es ist ungewohnt, einfach so durch eine Stadt laufen zu können, keiner der einen beleidigt, keiner der einen anspuckt.“ Raunte Letho. „Vielleicht lässt Keira dich den Ring behalten. Es würde dir dein Leben vermutlich ziemlich erleichtern.“ Flüsterte ich. „Ich denke nicht, dass ich ihren Preis bezahlen möchte.“ Grummelte er.

Die Straßen waren angenehm leer, als wir die Gloriengasse entlang gingen, um zum Rosmarin zu gelangen. Nur ein paar Wachen und einige Bettler waren unterwegs. Wir kamen auch an kleinen provisorisch zusammen geschusterten Podesten vorbei, auf den tagsüber, vermutlich die Priester des ewigen Feuers predigten.

Aber endlich hatten wir die Taverne erreicht. Das Rosmarin, oder jetzt Chamäleon, wie mich das Schild erinnerte, hatte sogar von außen einen neuen Anstrich bekommen. Die Fenster waren hell erleuchtet und es drang Musik an unsere Ohren. Ich hatte halb erwartet das Zoltan draußen an der Tür stand, doch es war ein mir unbekannter Mann, der dafür sorgte, dass keine Betrunkenen oder Randalierer das Lokal betraten.

Ich öffnete die Tür und eine Wolke verbrauchter Luft und der Gestank nach Bier und anderem Alkohol schlug mir entgegen. Ich trat ein und drehte mich dann zu Letho um. Er schaute durch den Raum und sah recht erstaunt aus. „Such dir einen Platz und bestell uns schon mal was, ich werde sehen ob ich mit Rittersporn oder Zoltan sprechen kann.“ Schlug ich vor. Er seufzte, stimmte dann aber zu. Ich beobachtete ihn, um zu wissen wo ich ihn später finden würde. Dabei konnte ich aber auch beobachten wie sein Blick mehrmals an einigen leichtbekleideten Frauen hängen blieb. Ich verdrehte die Augen, Männer!

Er hatte sich einen Platz neben der Treppe gesucht, dort wo auch das Gemälde von Rittersporn hing, wie er einen Draconiden erschlug. Da ich nun wusste, wo ich ihn später finden konnte, ging ich zur Bühne, davor hatte ich die auffällige Kleidung des Barden durch die Menge aufblitzen sehen.

Er war gerade in ein Gespräch mit einigen Damen vertieft, als ich ihn erreichte. Ich wartete einige Zeit, doch es wirkte nicht so, als ob er bald fertig mit Reden wäre. Ich räusperte mich und tippte ihn auf die Schulter, als es mir zu blöd wurde, zu warten bis er fertig mit erzählen war. Er prahlte damit, wie er die verschiedensten Bardenwettstreite gewonnen hätte und auf welche Königshöfe er daraufhin überall eingeladen wurde.

Die Damen funkelten mich wütend an und er drehte sich empört um, nur um dann mich ganz erstaunt zu mustern. „Meiner treu, Alanya! Es geht dir gut, aber warum bist du einfach so verschwunden? Was machst du hier, wo sind Geralt und Lambert?“ wollte er ganz aufgeregt wissen. „Die sind in Kaer Morhen, wir haben uns dort getroffen. Aber ich habe hier etwas zu erledigen und gehofft, dass du vielleicht ein Zimmer für mich und meinen Begleiter hättest. Außerdem muss ich mit Zoltan sprechen.“ Erklärte ich ihm. Er nickte und überlegte kurz, „Eigentlich habe ich keine Zimmer mehr frei, eines könnte ich dir geben, aber es hat nur ein Bett.“ Seufzte er dann. „Das ist kein Problem, ein Bett reicht vollkommen. Ich kann dir auch ein paar Münzen geben.“ Meinte ich schnell. Neugierig blickte er mich an, „Ein Bett reicht? Wirklich? Mit wem bist du unterwegs, du musst mir alles erzählen!“ forderte er. „Später vielleicht, wo ist Zoltan?“ fragte ich und schaute mich um, in der Hoffnung den Zwerg zu entdecken. „Er ist gerade nicht hier, aber er kommt morgen wieder. Also erzähl schon.“ Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Warum war dieser Kerl so neugierig.

„Rittersporn, das Zimmer? Wir können später reden, du kannst dich ja mit Priscilla später zu uns setzen.“ Schlug ich ihm vor. „Oh ja, ja. Das erste auf der rechten Seite. Ich werde euch später finden und dann wirst du mir erzählen was passiert ist, in Ordnung? Priscilla wird sich auch freuen, dich wiederzusehen, aber jetzt muss ich mich um die Künstler kümmern.“ Meinte er. „Danke Rittersporn.“ Es wäre zwar nervig, ihm nachher Rede und Antwort zu stehen, aber wenigstens hatten wir für heute Nacht ein Zimmer.

Ich zwängte mich durch die Massen, die sich vor der Bühne und dem Tresen aufhielten. Vermutlich hofften diese, einen besseren Blick auf die Künstler werfen zu können, oder mit ihnen in ein Gespräch zu kommen.

Kurz bevor ich die Ecke erreichte, konnte ich Letho hören, „Ich mein es ernst, ich bin nicht allein hier.“ Mit wem sprach er da? Hatte er jemanden getroffen, den er kannte oder machte jemand ärger? Ein kichern erklang, „Ach komm schon, wir hatten schon lange keinen so hübschen Kerl wie dich. Dein Kumpel kann gerne mitmachen und ihr teilt euch den Preis, hm?“ Ich verengte meine Augen, das konnte doch wohl nicht wahr sein.

Ich eilte um die Ecke, tatsächlich zwei Frauen machten sich an meinen Letho ran. Ich trat näher, so dass ich, als ich bei ihnen ankam, hinter Letho stand. Keiner drei schien mich so wirklich bemerkt zu haben. Die eine kniete neben ihn und strich ihm über die Oberschenkel, während die zweite ihm immer wieder am Hals zu küssen versuchte. Aber ich war froh zu sehen, das Letho sie immer wieder von sich schob. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und räusperte mich.

Der Hexer fuhr erschrocken zusammen und warf die Frauen von sich, doch diese schienen nicht wirklich begreifen zu wollen. „Such dir wen anderes, das hier ist unserer.“ Zischte eine und wollte Letho auf den Schoß klettern. Demonstrativ legte ich meine Hand auf seine Schulter und sorgte dafür, dass man den Ring wirklich sehen konnte.

„Ihr solltet verschwinden, dieses Prachtexemplar gehört mir!“ knurrte ich. Erschrocken sahen mich nun die Frauen an und machten dann das sie wegkamen. „Krümel, … ich, … ich…“ stotterte Letho.

Ich ließ von hinten meine Arme über seine Schultern fallen und umarmte ihn so. „Schon gut, aber vielleicht sollte ich dir später noch mal klar machen, dass du mir gehörst.“ Wisperte ich an sein Ohr. Ich hörte ihn schlucken, ich zog meine Umarmung fester. „Ich habe gehört, wie du sie gebeten hast zu gehen.“ Beruhigte ich ihn ein wenig. Dann löste ich meine Arme um ihn und setzte mich neben ihn auf die Bank.

„Rittersporn hat ein Zimmer für uns, aber es hat nur ein kleines Bett. Außerdem will er sich später zu uns setzen und reden.“ Erzählte ich dem Hexer. „Ein kleines Bett ist besser als gar keines.“ Stimmte er mir zu. „Weiß er wer ich bin?“ fragte er dann. „Nein, er mag zwar ein netter Kerl sein, aber ich würde ihm nie geheimnisse anvertrauen. Für ihn wirst du einfach Levi sein.“ Er schob mir einen Krug rüber, „Hier, die Schankmaid müsste auch bald mit dem Essen kommen.“ Lenkte er ab.

Das Essen war gut, genauso wie die Musik und der Abend verging langsam.

Aber leider fand Rittersporn uns, bevor wir nach oben verschwinden konnten. „Hier habt ihr euch versteckt.“ Lachte er, als er sich zu uns setzte. „Stellst du mir deinen Begleiter vor?“ fragte der Barde sogleich. „Rittersporn, das ist Levi. Levi, das ist Rittersporn.“ Machte ich die beiden bekannt. Letho grummelte nur etwas Unverständliches.

„Wo bist du gewesen? Geralt hatte sich wirklich sorgen gemacht, als du samt deinen Sachen verschwunden warst.“ Fragte Rittersporn weiter. „Außerdem waren zwischenzeitlich einige Nilfgaarder hier und haben nach dir gefragt.“ Erzählte er.

Ich schluckte, an die Botschaft hier, hatte ich gar nicht mehr gedacht. „Du steckst doch nicht in Schwierigkeiten?“ hakte er nach, als ich nicht sofort antwortete. Ich schüttelte den Kopf, „Nun nicht wirklich, aber der Kaiser wollte, dass ich Geralt begleite und das habe ich nicht getan. Ich weiß nicht was er machen würde, wenn seine Soldaten mich in die Finger kriegen.“ Gab ich leise zu.

„Aber warum bist dann hierher zurückgekommen, wenn du weißt, dass du gesucht wirst?“ war seine nächste Frage.

„Du weißt, dass ich mit Geralt nach Ciri gesucht habe. Er weiß jetzt wo sie ist und holt sie. Aber sobald er sie gefunden hat, weiß es auch die wilde Jagd. Aber du kennst Geralt, er ist losgestürmt, ohne nachzudenken. Ich versuche daher jetzt auf die Schnelle noch ein paar Verbündete zu sammeln.“ Erklärte ich ihm.

„Warum hast du denn nicht gleich was gesagt?!“ rief er aus, „Natürlich werde ich Geralt helfen. Schließlich habe ich ihm schon so oft aus Schwierigkeiten geholt!“ sprach er etwas leiser. Ich stöhnte leise und sah hilfesuchend zu Letho, aber ihn schien das Ganze eher zu amüsieren. Zum Glück kam Priscilla dazu, „Wer ist in Schwierigkeiten?“ wollte sie wissen, als sie sich neben ihren Geliebten setzte. „Niemand, aber ich bin hier um Zoltan zu bitten, mit nach Kaer Morhen zu kommen.“ Erklärte ich kurz. „Kaer Morhen? Ist das nicht die Hexerfestung?“ fragte sie leicht verwirrt. Ich nickte, „Ich werde dir erzählen, wie es dort aussieht. Hach, ich werde so viel Inspiration für neue Balladen bekommen. Der weiße Wolf und die wilde Jagd!“ schwärmte der Barde. Priscilla jedoch schien nicht so begeistert zu sein, entrüstet sah sie ihn an. „Was soll das heißen?“ forderte sie zu wissen.

„Das ist doch ganz klar mein Sonnenschein. Natürlich werde ich meinem Freund Geralt helfen.“ Aber da hatte er wohl das falsche gesagt. „Wie bitte? Ich glaube ich höre nicht recht? Du willst mich hier allein lassen? Was ist mit dem Chamäleon?“ begehrte sie auf.

„Aber, aber, aber … mein Augenstern. Geralt braucht mich doch.“ Stotterte er leicht. „Und ich brauche dich hier nicht?“ Priscilla war ziemlich empört.

„Rittersporn, du solltest auf Priscilla hören. Ich dachte das Chamäleon wäre dein Traum? Was ist, wenn etwas passiert, während du nicht da bist? Ich bin mir sicher, Geralt wird dir später alles erzählen, was passiert ist.“ Versuchte ich ihn zum Bleiben zu bewegen. Er haderte mit sich selbst, „Du hast recht, ich wäre totunglücklich, wenn meiner Priscilla etwas passieren würde.“ Gab er nach einiger Zeit des Überlegens nach. Ich seufzte erleichtert auf und auch Priscilla schien mit dieser Entscheidung mehr als zufrieden zu sein. Glücklich gab sie ihm einen Kuss. Die beiden turtelten eine Weile umher, ehe ihre Aufmerksamkeit wieder auf uns fiel.

Ich war gerade dabei für alle neue Getränke zu holen, als Rittersporn Letho in die Mangel nahm.

„Also wie habt ihr beide euch kennen gelernt? Seid ihr schon lange zusammen unterwegs?“

Letho sah ziemlich unbehaglich aus. Er war es vermutlich aber auch nicht gewohnt, dass man ihn nach seinem Privatleben befragte. Ich verzögerte meine Ankunft am Tisch, um zu sehen bzw. um zu hören was er sagen würde, doch er druckste nur rum, daher erlöste ich ihn dann doch.

Ich stellte die Getränke auf den Tisch und stütze mich auf seine Schulter. „Als wir uns das erste Mal trafen, wollte er mich umbringen.“ Grinste ich. Der Barde sah geschockt aus. „Was aber warum?“

„Weil ich unbewusst in sein Lager eingedrungen bin.“ Erklärte ich und setzte mich dann wieder zu Letho.

„Aber da du noch lebst, ging es gut aus.“ Stellte der Barde fest. Ich nickte und sah kurz zu Letho. „Aber ich hatte mich ausversehen selbst vergiftet und wurde ziemlich krank. Er hat sich dann um mich gekümmert.“ Ich lehnte mich an Letho Schulter und lächelte zu ihm hoch.

„Und dabei habt ihr euch verliebt? Wie romantisch.“ Kommentierte der Barde. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, zu dem Zeitpunkt war ich eigentlich noch mit Geralt unterwegs. Ich traf Levi zufällig wieder, als ich von hier verschwand. Es hat von da ziemlich lange gedauert.“ Berichtigte ich ihn.

„Krümel!“ murmelte Letho warnend in mein Haar. Er wollte wohl nicht, dass ich zu viel über ihn erzählte.

„Aber warum hatte sich Geralt nicht um dich gekümmert, wenn ihr doch zusammen unterwegs ward?“ wollte Priscilla wissen. „Er mag mich nicht.“ Zuckte ich mit den Schultern. Letho legte einen Arm um mich, „Außerdem kann man ihm nicht trauen, wenn es um Frauen geht.“ Murrte er. Doch der Barde hielt es wohl für einen Scherz und lachte leise.

„Was macht eigentlich dein Arm? Kannst du deine Hand mittlerweile wieder richtig nutzen?“ wechselte Priscilla das Thema. Ich nickte und ballte demonstrativ die Faust mehrmals. „Ja, aber es war anfangs schwierig, vor allem die ersten Tage. Das eine Mal konnte ich kaum mein Schwert loslassen, weil meine Muskeln so verkrampft waren. Aber eine alte Dame hatte mir eine Salbe gegeben nachdem der Stützverband ab musste.“

Wir erzählten noch eine ganze Weile, ehe ich in Gedanken versank. Rittersporn zwang Letho in ein Gespräch, er antwortete ihm nur widerwillig. Letho hatte einige Male zu mir rüber geschaut, als ich mich nicht mehr am Gespräch beteiligte, aber da er vermutlich dachte, ich würde über den nächsten Tag nachdenken, ließ er mich in Ruhe.

Ich hatte wirklich eine kurze Zeit überlegt, wie ich am nächsten Morgen vorgehen sollte, aber dann dachte ich über etwas anderes nach. Es wurde Zeit, das Letho merkte, dass ich nicht nur Strafen annehmen, sondern sie auch verteilen konnte. Daher ließ ich meine Finger auch unauffällig immer mal wieder über seine Oberschenkel wandern.

Als er versuchte meine Hand festzuhalten, machte ich ihm mit einem Blick klar, dass er es sich gefallen lassen sollte. Wenn er natürlich wirklich nicht wollte, würde ich ihn zu nichts zwingen, aber ich wollte seine natürliche Neigung, für die Strafe ein wenig nutzen. Ich neckte ihn immer wieder und kurz bevor er sich mit einer Reaktion verraten würde, ließ ich ihm eine kleine Pause, nur um dann wieder von vorne anzufangen. Wenn er etwas sagen wollte, lächelte ich ihn einfach nur unschuldig an und er wandte sich wieder dem Gespräch zu.

„So nett der Abend auch war, ich denke wir sollten langsam schlafen gehen. Wir haben morgen noch so einiges vor uns.“ Lenkte ich dann irgendwann ein. Letho schien erleichtert zu sein, dass der Abend sich langsam dem Ende neigte.
 

[…] siehe Oneshot Lethos Bestrafung […]
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Lethos Kopf noch immer auf meiner Brust. Ich hob den Kopf und sah ihn an, ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Seine Faust war leicht geballt und lag locker vor seinem Kopf. Wenn er den Daumen ausstrecken würde, könnte er beinahe daran nuckeln. Ich versuchte so ruhig wie möglich liegen zu bleiben, es war selten das Letho nach mir wach wurde. Aber es wunderte mich heute Morgen nicht wirklich. Schließlich hatte ich ihn ganz schön gefordert, als wir ins Bett sind. Wir hatten zwar vorher schon ein paar kleine Dominanzspiele gemacht, aber ich hatte ihn noch nie so sehr an seine Grenze getrieben und so wirklich war es ja auch noch nicht vorbei. Er würde erst heute Abend wirklich Erlösung finden.

Er seufzte im Schlaf und wackelte ein wenig hin und her. Ich musste noch mehr lächeln, aber ein Blick zum Fenster verriet, dass wir doch langsam aufstehen mussten. Wir waren schließlich nicht zum faulenzen hier und ewig Zeit hatten wir auch nicht.

Ein Seufzer entwich mir, als ich daran dachte, wen ich aufsuchen musste. Ich hatte nicht viel Hoffnung, dass ausgerechnet er uns unterstützen würde, aber es würde nichts bringen, nicht zu ihm zu gehen und sich hinterher zu fragen, ob es vielleicht doch etwas gebracht hätte.

„Hey mein Großer, wir müssen langsam aufstehen.“ Murmelte ich und richtete mich ein wenig weiter auf. Doch Letho rührte sich immer noch nicht. Ich rutschte unter ihm hervor und ließ sein Kopf auf das Kissen gleiten. Die paar Minuten, die ich zum fertig machen brauche, konnte er ja noch schlafen.

Ich suchte also meine Sachen zusammen und zog mich an, aber selbst dadurch wurde der Hexer nicht wach. Na gut, ein paar Augenblicke konnte ich ihm noch geben und schon mal eine Kleinigkeit zu Essen besorgen.

Der Schankraum war leer und nur der Wirt saß hinter seinem Tresen. „Guten Morgen.“ Begrüßte er mich. „Guten Morgen, gibt es eine Chance auf ein Frühstück?“ wollte ich von ihm wissen. „Natürlich meine Dame. Wollt ihr es hier essen oder soll ich es nach oben bringen?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Ich würde gerne selbst etwas mit nach oben nehmen. Zwei Portionen, bitte.“ Erstaunt sah er mich an, nickte dann aber. „Natürlich.“ Murmelte er und machte sich an die Arbeit, nachdem er die Münzen von mir erhalten hatte.

Nach einigen Minuten kam er mit einem Tablett zurück, darauf ein Krug Wasser und zwei Gläser, zwei Scheiben kalten Braten und Ei, dazu Brötchen. Ich nahm es entgegen und ging damit die Treppe wieder hinauf. Es war schwierig die Tür aufzumachen, wenn man die Hände voll hatte und ich fragte mich, ob Letho immer noch schlief oder ob er mich einfach nicht hörte.

Doch als ich das Zimmer betrat, wusste ich, er hatte mich nicht gehört. Erschrocken sah er auf, als ich das Tablett auf den kleinen Tisch stellte, fester als nötig, so dass das Geschirr klapperte. „Was soll das werden?“ fragte ich knurrend. Er stand vorm Bett, die Brouch ein stück runtergelassen und sein bestes Stück in der Hand.

„Ich kann doch so nicht in meine Hose.“ Murmelte er und deutete anklagend auf seine Erregung. Ich stemmte die Hände in die Hüfte. „Und warum nicht?“ wollte ich wissen. „Es ist unbequem und alle werden es sehen.“ Rechtfertigte er sich. Ich verengte meine Augen, war das sein Ernst?

„Du wirst dich jetzt anziehen und wehe ich erwische deine Hand heute dort noch einmal!“ forderte ich streng.

„Aber, …“ wollte er einwenden. „Kein aber, sonst werden wir sehen, wie rot ich deinen Hintern bekomme.“ Drohte ich ihm. Widerwillig fing er an sich anzuziehen, schaute mich aber mal wieder dabei an, um zu sehen, ob ich es wirklich ernst meinte.

„Das war deine eigene Entscheidung.“ Erinnerte ich ihn etwas sanfter, als er sich zum Frühstücken hinsetzte. Er deutete ein Nicken an. „Gut, dann essen wir jetzt und danach werden wir den ersten auf meiner Liste aufsuchen.“

Während des Essens rutschte Letho immer mal wieder unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. „Damit machst du es nicht besser.“ Meinte ich zu ihm und er bemühte sich still sitzen zu bleiben. Nach dem Essen hatte ich ein wenig Mitleid mit ihm.

Ich ging zu ihm und küsste ihn auf den Kopf, „Du wirst das schaffen und ich verspreche dir, das warten wird sich lohnen.“ Flüsterte ich zu ihm. Jetzt etwas zuversichtlicher nickte er und beendete ebenfalls sein Essen. Ich suchte unsere restliche Ausrüstung zusammen und band mir das Halstuch um. Ich hoffte zwar, dass der Hierarch nicht erfuhr, dass ich in der Stadt war, aber wenn doch, sollte ich zumindest äußerlich meine Tarnung aufrechterhalten.

Ich brachte das Tablett zum Wirt zurück, als wir uns auf den Weg machten. Der Himmel war grau, aber es regnete zum Glück nicht, als wir auf die Straße traten. Die Gassen waren im Gegensatz zum vorherigen Abend deutlich voller.

„Wohin?“ wollte Letho wissen. „Richtung Tempelinsel. Aber keine Sorge, unser Ziel liegt noch vor der Brücke.“ Erklärte ich ihm. Er nickte und bedeutete das ich vorgehen sollte.

Ich überlegte welcher Weg der Beste wäre und entschied mich, über den Platz des Hierarchen zu gehen. Hoffentlich fanden dort heute keine Verbrennungen statt. Ich hatte davon genug für mehrere Leben gesehen.

Doch wir hatten gerade mal die Hälfte des Weges hinter uns, als Letho anfing unruhig zu werden. „Was ist los?“ wollte ich von ihm wissen, als ich mich zu ihm umdrehte. „Hab das Gefühl wir werden beobachtet.“ Murmelte er. Ich zuckte mit den Schultern, wir waren in Novigrad und zwei Leute die Silberklingen auf ihrem Rücken trugen, fielen natürlich auf.

„Kannst du sagen, von wem?“ fragte ich ihn dann doch, aber er schüttelte nur den Kopf. Ich schaute mich ebenfalls um, aber ich konnte nichts Auffälliges bemerken, daher ging ich dann auch weiter. Letho folgte mir mit ein wenig Abstand und schaute sich weiterhin gelegentlich um, in der Hoffnung denjenigen zu entdecken, der uns seiner Meinung nachverfolgte.

Allerdings hatte das den Nachteil, dass er ein wenig zurückblieb, als wir die Menge auf dem Platz des Hierarchen erreichten. Es war noch früher Morgen, daher hatten die Stände noch alle frische Lebensmittel und besondere Angebote, so dass viele Menschen unterwegs waren, um die besten Waren zu ergattern.

Als ich mich durch die Menge schlängelte, blieb Letho immer weiter zurück. Nachdem ich es bemerkt hatte, blieb ich in der Nähe der aufgeschichteten Scheiterhaufen stehen, um auf ihn zu warten. Jedoch schien mich wirklich jemand beobachtet zu haben, ohne dass ich es merkte. Ich schaute mich gerade nach meinem Begleiter um, als mich jemand am Ellenbogen packte. Erschrocken riss ich mich los.

„Du bist es wirklich!“ freute sich der Mann. Verwirrt schaute ich ihn an. „Endlich bist du wieder in der Stadt.“ Er war aufgeregt, versuchte aber scheinbar seine Stimme leise zu halten. „Wer bist du? Was willst du von mir?“ fragte ich ihn. Doch er schien meine Fragen zu ignorieren. „Ich habe so lange gehofft und gebetet, dich einmal persönlich zu treffen und jetzt stehst du wirklich vor mir.“ Ich runzelte die Stirn, war der Kerl verrückt, oder was?

Ich wollte mich wegdrehen und in der Menge verschwinden, aber der Kerl hielt mich erneut fest. „Fass mich nicht an!“ zischte ich und riss mich aus seinem Griff. Die Menschen um uns herum wurden schon auf uns Aufmerksam, etwas das ich eigentlich vermeiden wollte.

„Ja, ja natürlich. Es tut mir leid.“ Stammelte er schnell. „Bitte, ich habe so viele Geschichten gehört und dann hatte ich dich vorm Tempel gesehen. Du kamst scheinbar vom Beten und dann hast du deine Kameraden vor dem Hexer geschützt. Leider wurdest du dabei verletzt.“ Murmelte er und streckte die Hand nach meinem Gesicht aus. Ich wich einen Schritt zurück und der Mann ließ seine Hand sinken. „Du hast nur wenige Worte gebraucht und der Mutant hörte auf dich, wie ein Hund. Und du hast Gnade gezeigt, jeder andere hätte wohl eine heftige Strafe für die Verletzung gefordert.“ Erzählte der Mann weiter.

Nach kurzem Überlegen fiel mir ein, dass er den Streit zwischen den Hexenjägern und Lambert meinen musste. „Als ich das sah wusste ich, die Geschichten und die Gerüche stimmen. Die ewige Flamme hat dich auserwählt, ihren Willen in die Welt zu tragen.“

Ja der Kerl war eindeutig verrückt. „Du spinnst doch völlig, lass mich gefälligst in Ruhe. Ich bin garantiert keine Auserwählte.“ Doch bevor ich noch versuchen konnte, mich von diesem Mann zu entfernen, packte er mich an meinen Oberarmen und hielt mich fest.

„Doch du bist es. Ich bin mir sicher. Bitte, ich flehe dich an, Segne mich, bitte. Ich will die Flamme ebenso wie du und dein ermordeter Mann, in meinem Herzen tragen.“ Er klang wirklich verzweifelt. „Warum sollte ich das tun? Und lass mich gefälligst los!“ forderte ich. Mittlerweile bezweifelte ich wirklich, dass es eine gute Idee war, hier her zu kommen.

Glücklicherweise war Letho endlich bei uns angekommen, er packte ihn am Kragen und zog ihn von mir weg. „Sie sagte, du sollst sie loslassen.“ Zischte er bedrohlich. Aber das schien den Mann immer noch nicht wirklich zu beeindrucken. Er fiel zwischen uns auf die Knie und hob flehentlich die Hände zu mir. „Bitte, gewähre mir deinen Segen! Schließlich hat die ewige Flamme uns hier zusammengebracht.“ Bettelte er. Hilfesuchend schaute ich zu Letho auf, aber er sah mich nur skeptisch an, doch schnell wurde sein Blick abgelenkt. Er sah zum Rand des Marktes, ich versuchte seinem Bick zu folgen. Verdammt, scheinbar war unser kleiner Tumult hier nicht so unbemerkt geblieben zu sein, wie ich es gehofft hatte, ein Trupp Soldaten versuchte durch die Menschenmenge zu kommen. Und der Kerl hier, würde erst ruhe geben, wenn er hatte, was er wollte. Resigniert seufzte ich, „In Ordnung. Ich gewähre dir meinen Segen.“ Hoch erfreut sah der Mann mich an. Ich legte ihm eine Hand auf den Kopf, „Möge die Flamme dich auf all deinen Wegen begleiten und schützen, solange du das Feuer ehrst. Trage das Licht der Flammen in deinen Herzen und Teile es mit deinen Mitbürgern.“ Murmelte ich. Dann nahm ich meine Hand von ihm und wischte sie unauffällig an meiner Hose ab.

Der Mann sprang auf. „Ich danke dir, wirklich, ich danke dir.“ Wiederholte er immer wieder.

Als der Mann jedoch seiner Wege ziehen wollte, fiel mir noch etwas ein. „Warte.“ Hielt ich ihn auf. Neugierig sah er mich an. „Ich werde deine Hartnäckigkeit belohnen. Ich werde dir etwas anvertrauen, das noch nicht viele wissen.“ Flüsterte ich. Gespannt sah der Mann mich an, aber auch Letho schien mir neugierig zu zuhören. „Es ist ein Gebot der ewigen Flamme, aber es sieht die Menschen noch nicht so weit, dass sie es befolgen können, daher wissen nur sehr wenige bisher davon.“ Gebannt lauschte der Mann meiner Stimme. Seine Augen funkelten mit Ehrfurcht.

„Liebe deinen nächsten, wie dich selbst. Denn nach dem Tod sind wir alle gleich und werden nach unseren Taten beurteilt. Wenn du ungerecht zu jemanden warst, wird es passieren, dass du nach deinem Tod, in der Rolle des anderen wieder geboren wirst und als Strafe selbst diese Ungerechtigkeiten erfahren wirst.“

Erstaunt sah der Mann mich an, „Wirklich? Alle, egal wer oder was?“ wollte er wissen. Ich nickte ernst. „Ja, nur wenige, die sich bisher als würdig erwiesen haben, wurde dieses Geheimnis anvertraut. Nutze dieses Wissen weise.“ Beschwor ich ihn. Er nickte hastig.

„Alanya, wir sollten weiter.“ Mahnte Letho da auch schon zur Eile. Ein kurzer Blick verriet, dass die Soldaten uns mittlerweile fast erreicht hatten. Ich nickte ihm zu, dem Fremden schien endlich auch aufgefallen zu sein, dass wir jede Menge Aufmerksamkeit auf uns gelenkt hatten, mit einigen kleinen Verbeugungen verabschiedete er sich und verschwand in der Menge.

Auch ich machte mich dran, mit Letho den Platz endlich zu verlassen. Gerade noch rechtzeitig, wenige Sekunden später hatte der Soldatentrupp, den leeren Platz vor den Scheiterhaufen erreicht. Allerdings zog mich Letho kurze Zeit später in einen versteckten Hauseingang, „Was bei Freya war das eben?“ wollte er aufgebracht wissen, doch sein Ausruf lenkte mich zu sehr von einer Antwort ab. Freya? Was hatte Letho mit der nordischen Göttin zu tun? Auch der Name Levi klang nordisch. Was hatte er mit den Skelligern zu tun? Hatte er schon mal so einen Fluch benutzt? Überlegte ich, doch wenn, ist es mir nicht aufgefallen. Doch Letho lenkte meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf ihn zurück.

„Krümel, was war das eben?“ wiederholte er seine Frage.

Ich zuckte mit den Schultern, „Der war einfach nur verrückt.“ Wollte ich es abtun. Aber Letho wollte es scheinbar nicht auf sich beruhen lassen. „Was hast du wirklich mit dem ewigen Feuer zu tun?“ fragte er mich. Ich verdrehte einfach nur die Augen und wollte weiter, schließlich hatten wir nicht ewig Zeit. „Alanya, ich meine es ernst, antworte mir.“ Forderte er streng. „Ich habe gar nichts mit diesem scheiß zu tun!“ zischte ich empört. Letho fasste mich an der Schulter und drehte mich zu ihm, „Warum sollte er dann deinen Segen fordern? Du sagtest selbst, du hättest den Ring vom Hierarchen bekommen und außerdem weiß ich, das Hemmelfahrt persönlich damals im Lazarett an deinem Krankenbett stand.“ Ich wurde ein wenig blass, „Denkst du das wirklich? Glaubst du wirklich, ich würde mit dir zusammen sein wollen, wenn ich an das ewige Feuer glauben würde? Ich dachte, du würdest mich mittlerweile besser kennen.“ Ich war enttäuscht von ihm, warum blieb er überhaupt bei mir, wenn er ständig diese Zweifel hatte.

„Es tut mir leid Krümel, aber ich kann es immer noch nicht glauben, dass du ausgerechnet etwas für mich empfinden könntest.“ Flüsterte er. „Oh Letho, ich hoffe du glaubst nicht ernsthaft, dass ich dir nur etwas vorspiele.“ Doch seine Augen sagten genau dies aus. „Warum?“ fragte ich leise, kaum hörbar.

„Es scheint so unwirklich, dass mir auch mal etwas Gutes widerfährt. Es ist zu schön um wahr zu sein. Wieso sollte das Schicksal ausgerechnet mir etwas gutes schicken? Ich wollte es genießen, so lange es dauert.“ Gab er zu.

„Du Vollidiot!“ fluchte ich und er zuckte tatsächlich zusammen. „Du gehörst endlich mir, denkst du ich würde dich freiwillig gehen lassen?“ fragte ich ihn, doch ehe er etwas sagen konnte fuhr ich fort. „Aber so wie du mir gehörst, gehöre ich auch dir. Du trägst mein Herz, vergiss das nicht.“ Beschwor ich ihn. Ich zog ihn zu mir runter, „Ich liebe dich.“ Flüsterte ich an seine Lippen. Er erwiderte den Kuss und zog mich an seine Brust. Dann vergrub er sein Gesicht an meinem Hals, „Ich kenne das Gefühl nicht, ich weiß nicht was es ist das ich fühle, aber ich glaube ich liebe dich auch.“ Gestand er leise. Ich umarmte ihn so fest ich konnte, ich dachte ich würde vor Glück platzen.

Wir standen eine ganze Weile so da, bis wir uns wieder von einander lösten. „Das was ich dem Kerl gesagt hatte, war eine Mischung aus verschiedenen Religionen aus meiner Heimat.“ Murmelte ich dann noch. Er nickte nur. „Wir sollten weiter.“ Schlug er vor, sein Blick war aber auf die Dächer auf der anderen Seite der Gasse gerichtet.

Ich folgte seinem Blick, konnte aber nichts entdecken. „Was ist dort?“ fragte ich den Hexer. „Nur Vögel, dachte ich hätte was gesehen.“ Tat er es ab. Ich sah die Gasse entlang, aber auch dort war nichts Auffälliges, so dass ich dann endlich weiter ging. Aber wir kamen nicht weit, ein Laden fiel mir auf. Eine Idee formte sich bei mir, ich schielte zu Letho rüber. Ja ich denke das wäre machbar.

Ich bat Letho draußen zu warten und eilte in den Laden. Es war düster im inneren, nur ein paar Kerzen erhellten den Raum.

Ein älterer, kleiner Mann saß in einer Ecke, stand aber auf sobald er mich sah. „Oh, einen wunderschönen Tag, was kann ich für dich tun?“ wollte er wissen, während er auf mich zu kam.

„Ich suche ein kleines Schmuckstück.“ Murmelte ich und sah mich um. „Etwas bestimmtes? Ich habe einiges da. Für dich, oder als Geschenk?“ Ich ging zum nächsten Regal, „Ein Geschenk.“ Antwortete ich ihm.
 

Als ich aus dem Laden trat, sah Letho mich neugierig. „Später, auf dem Rückweg kann ich es abholen.“ Lächelte ich ihn an. Es schien als wollte er etwas fragen, aber er blieb dann doch stumm.

„Zu wem gehen wir eigentlich?“ fragte er dann doch, nach dem wir ein Stück weiter gegangen waren.

„Ein alter Bekannter von Geralt. Ich hoffe das er uns helfen kann. Wenn nicht, habe ich wenigstens gefragt.“ Zuckte ich mit den Schultern.

Ich führte Letho auf den Platz vor dem Badehaus. Siggis Leute beäugten uns, ließen uns aber ansonsten in Ruhe. „Wir treffen ihn in einem Badehaus?“ wollte Letho überrascht wissen. Ich nickte und stieß die Tür auf. „Und behalte deine Augen bei dir.“ Warnte ich ihn noch. Er verzog kurz das Gesicht, nickte aber dann doch.

Happen stand im Eingangsbereich und fing uns ab, als ich in Richtung Siggis Arbeitszimmer abbiegen wollte. „Der Herr Reuven ist beschäftigt. Bitte kommt morgen wieder.“ Bat er uns. „Ich denke nicht, es ist dringend. Ich muss jetzt mit ihm sprechen!“ forderte ich.

„Das geht nicht, wie ich bereits sagte, der Herr Reuven ist beschäftigt. Für Geschäftsanfragen hat er nächste Woche einen freien Termin, ich kann euch dort gerne eintragen.“ Schlug er vor. „Hast du mir nicht zu gehört? Es ist dringend und jetzt sagst du mir, ich solle nächste Woche wiederkommen?!“ zischte ich.

„Alanya beruhig dich. Wenn du laut wirst, ist auch keinem geholfen.“ Bat Letho mich. „Le... vi, halt du dich da raus.“ Beinahe hätte ich seinen richtigen Namen genannt, etwas das gerade hier, alles andere als gut gewesen wäre. „Alanya, bitte.“ Bat der Hexer mich noch einmal, diesmal eindringlicher. Die Männer von Siggi waren bereits auf uns aufmerksam geworden. Einer von ihnen kam zu uns rüber. „Wir haben eine Abmachung mit Hemmelfahrt, ihr lasst uns in Ruhe und wir lassen euch in Ruhe, also verschwinde besser.“ Forderte er mich auf.

„Ich bin nicht als Hexenjäger hier, sondern ich muss in privater Angelegenheit mit dem Herrn Reuven sprechen.“ Presste ich hervor, kurz davor vor Frust aufzuschreien.

„Wie bereits gesagt, der Herr Reuven hat keine Zeit.“ Mischte sich nun Happen wieder ein. „Wie wäre es, wenn du ihn einfach Fragen gehen würdest?“ versuchte ich ruhig zu bleiben. Doch Happen weigerte sich und gab Siggis Leuten ein Handzeichen.

„Los raus jetzt, ihr beunruhigt die Gäste!“ forderte einer von ihnen. Sie kamen bedrohlich näher. „Wage es nicht, mich anzufassen!“ knurrte ich, als er nach mir greifen wollte.

Glücklicherweise ging da die Tür zu Siggis Arbeitszimmer auf, „Was zum Henker ist hier los?“ wollte er polternd wissen.

„Nur ein paar Unruhestifter, wir kümmern uns gerade darum, Boss.“ Entgegnete der scheinbare Truppführer und griff erneut nach mir. „Von wegen Unruhestifter, deinem verdammten Eunuchen hat man scheinbar nicht nur die Eier abgeschnitten, sondern auch das Gehirn entfernt. Ich muss dringend mit dir Sprechen und er sagt, er könnte mich nächste Woche als Termin eintragen!“ regte ich mich auf. „Ich sagte Finger weg!“ fuhr ich den anderen Mann im selben Atemzug an. Dijkstra stutzte erst, fing aber dann an zu lachen. „Nein, nein. Happen ist ein guter Mann. Er macht nur das, was ich ihm aufgetragen habe. Ich hätte nicht gerechnet, dass du jemals hier aufschlägst, aber komm rein, ich habe Zeit.“ Meinte er dann.

„Alanya?“ fragte Letho, gleichzeitig verwirrt, aber auch warnend. Trotzdem folgte er mir, als ich zu Siggi ging. Der Hexer schloss die Tür hinter uns und blieb bei ihr stehen, während ich bis zum Schreibtisch ging.

„Also, was führt die Ex-Geliebte von Menge zu mir? Willst du um Schutz vor den Nilfgaardern bitten?“ grinste er. Ich schüttelte den Kopf, scheinbar hatte er mitbekommen, dass die Nilfgaarder nach mir gefragt hatten.

„Ich sehe, du hast deine Ohren überall.“ Entgegnete ich leise. „Aber ich bin nicht wegen den Nilfgaardern hier.“ Dijkstra setzte sich an seinen Tisch und verschränkte die Hände mit einander. „Nun, du bist von Mysterien umgeben und ich liebe es Rätsel zu lösen. Was führt dich jetzt zu mir? Bei unserem letzten Treffen schienst du einem Gespräch ziemlich abgeneigt zu sein.“ Wollte er wissen. „Ich bin wegen Geralt hier. Er braucht deine Hilfe.“ Eröffnete ich. Erstaunt sah er mich an, dann sah er zu Letho. „Mittlerweile ohne Hexer unterwegs?“ stellte er fest. Ich zuckte mit den Schultern. „Geralt konnte ziemlich anstrengend werden.“ Wich ich aus.

„In welchen Schwierigkeiten steckt er diesmal? Warum braucht er ausgerechnet meine Hilfe?“ tat er interessiert. „Die wilde Jagd, sie wird bald Kaer Morhen angreifen.“ Eröffnete ich. „Du glaubst doch wohl nicht an solche Märchen.“ Wollte er grinsend wissen.

„Es wäre schön, wenn sie nur ein Märchen wären. Glaub mir, es gibt sie wirklich.“ Dijkstras Blick wurde ernst und nickte. „Vielleicht sollten wir allein sprechen.“ Murmelte er und sein Blick fiel auf Letho. Dieser tat so, als würde er nicht hören, was wir besprachen, als ich mich zu ihm umdrehte, musterte er mit Desinteresse einige Bilder an der Wand. „Levi, wärst du so gut und wartest draußen?“ bat ich ihn. Er musterte uns kurz, ehe er nickte und nach draußen ging. Ich vermutete, dass er direkt an der Tür stehen bleiben würde und alles mit anhörte.
 

„Also, warum sollte ich dir helfen?“ wollte Dijkstra dann wissen. Ich seufzte, „Du hilfst nicht mir, sondern Geralt.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Hände auf seinen dicken Bauch. „Und dennoch bis du hier und nicht er.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Du kennst ihn, er handelt manchmal etwas vorschnell. Daher liegt es nun an mir, Unterstützung für den Kampf zu finden.“

„Ich würde ein hohes Risiko eingehen, wenn bestimmte Leute erfahren, dass du hier warst, ohne dass ich es gemeldet habe.“ Merkte er an.

„Nun, es wäre sicherlich ebenso unangenehm, wenn andere Personen erfahren, dass du Magiern zur Flucht verholfen hast.“ Erwiderte ich seine subtile Drohung. „Außerdem hast du dank mir, deinen Schatz zurück.“ Doch er lachte nur, „Was würde dein verstorbener Geliebter nur dazu sagen? Du verbrennst Hexen und Magier, nur um einige Tage später dafür zu sorgen, dass andere fliehen können.“

„Mir könnte es nicht egaler sein, was dieser Kerl denkt oder sagt. Denn ich verrate dir ein kleines Geheimnis. Ich war dabei als er starb.“ Grinste ich. „Oh natürlich, ich hätte es mir denken können. Es war Geralt, oder?“ wollte der ehemalige Spion wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, dieser war zwar beteiligt, aber eigentlich war es Triss.“

„Also, da wir nun wissen wo wir stehen und ein Verrat nichts bringen würde, außer vermutlich unsere Hinrichtung. Wie sieht es aus? Wirst du helfen?“ wollte ich wissen. „Was hätte ich davon? Ich habe das Schiff für meinen Schatz besorgt, wir sind also bereits quitt.“

Ich verdrehte die Augen, „Ich werde dir einen Rat geben, einen der dir vielleicht einmal das Leben retten könnte. Überschätze niemals die Neutralität eines Hexers und unterschätze nie die Freundschaften, die er hegen könnte.“ Er runzelte die Stirn. „Was soll das bedeuten?“ forderte er zu wissen.

„Mehr kann ich dir dazu nicht sagen, du wirst es verstehen, wenn es soweit ist. Nenne es von mir aus eine Prophezeiung.“ Verweigerte ich die Antwort. Er nickte nachdenklich. Dann öffnete er seinen Schreibtisch und holte etwas daraus hervor. „Eine Propheizeiung, von dir?“ wollte er lachend wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Warum nicht? Schließlich gibt es da draußen sogar Leute, die mich für gesegnet und die Auserwählte des ewigen Feuers halten.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Nun gut. Da Geralt ohne dich, mein Vermögen nicht zurückgebracht hätte, werde ich euch helfen. Hier, das sollte genügen.“ Ich nahm den prallen Beutel mit Münzen entgegen. „Ich danke dir, einen Rat habe ich noch für dich. In Oxenfurt gibt es eine gute Ärztin, sie heißt Shani, vielleicht kann sie dir mit deinem Bein helfen.“ Dankte ich ihm.

Ich hätte schon beinahe nicht mehr damit gerechnet, seine Hilfe zu bekommen.

Allerdings machte ich mich dann auch schnell auf den Weg, nicht dass ihm noch irgendwas einfiel. Letho wollte schon etwas sagen, als ich aus der Tür trat, doch ich schüttelte schnell den Kopf, „Nicht hier.“ Flüsterte ich und reichte ihm den Beutel mit Münzen. Bei ihm wären sie sicherer aufgehoben, an ihn konnte sich kein Taschendieb anschleichen.

Als wir das Badehaus verließen, machten wir einen kleinen Umweg, um sicher zu gehen, dass uns keiner von Siggis Leuten verfolgte. „Wirklich? Der ehemalige Geheimdienstchef von Redanien? Was hast du mit ihm zu schaffen?“ platzte es dann aber doch noch aus Letho heraus. „Wie ich schon sagte, er ist ein alter Bekannter von Geralt. Ich habe ihn kurz getroffen, als Triss mit einigen Magiern und Zauberinnen aus der Stadt flüchtete.“ Erklärte ich kurz.

Er nickte und gab sich damit zu frieden. „Ich hoffe das die anderen, die du um Unterstützung bitten willst, nicht ebenfalls so zwielichtig sind.“ Murmelte er. Ich schüttelte wieder den Kopf, „Nein, Zoltan ist ein Zwerg und ein guter Freund von Geralt und Rittersporn, der andere ist ein Hexer, der hier in der Umgebung seinen Unterschlupf hat.“ Verriet ich ihm. „In Ordnung, aber lass mich zuerst mit dem Hexer sprechen.“ Bat er. „In Ordnung, verrate aber deine Tarnung nicht, solange es andere mitbekommen können.“ War meine bitte im Gegenzug.

„Wir könnten noch bei einem alten Bekannten von mir vorbeischauen. Er hat häufig interessante Dinge im Angebot.“ Schlug er vor. Zweifelnd nickte ich, „Warum nicht, wenn es kein zu großer Umweg ist.“

„Wenn wir eh zu Keiras Hütte wollen, dann liegt es auf dem Weg. Wir finden ihn in Schwarzzweig. Zumindest hatte er da früher seine Hütte.“ Ich nickte, verzog aber gleichzeitig das Gesicht, da lauerten überall die Männer des Barons rum. „Was ist los Krümel?“ wollte er wissen, als er meinen Ausdruck sah.

„Die Männer des Barons lungern da rum. Sie arbeiten für die Schwarzen.“ Seufzte ich. „Und? Dann setzt du einfach deine Kapuze auf.“ Zuckte Letho mit den Schultern. „Und welche bitte schön? Ich habe keine, mein Umhang liegt in Kaer Morhen.“ Murrte ich. „Oh.“ Entfuhr es ihm nur. „Ja oh.“ Bestätigte ich grummelnd.

„In Ordnung, dann gehst du jetzt zurück zum Chamäleon und ich besorge dir etwas zum überziehen und Pferde. Zu Fuß wären wir viel zu langsam.“ Meinte er. „Aber nicht wieder einen Jäger Mantel. Das letzte Mal reichte mir schon.“ Forderte ich. Er lachte nur, „Mal sehen was ich bekomme. Wir treffen uns bei Rittersporn?“ wollte er wissen.

Ich nickte, „Ja, ich werde erst den Laden nochmal besuchen und dann zum Chamäleon gehen, ich hoffe Zoltan ist mittlerweile da. Wir haben schließlich nicht so viel Zeit wie ich wünschte.“

Letho legte eine Hand auf meine Schulter, „Wir schaffen das schon, keine Sorge. Und pass auf dich auf, wir sehen uns später.“ Bat er mich noch, ehe er in einer Gasse verschwand. Ich blickte ihm eine kurze Weile nach und beobachtete die Passanten um uns herum. Letho hatte zwar nichts weitergesagt, aber seine Blicke hatten gezeigt, dass er sich immer noch beobachtet gefühlt hatte.

Doch mir fiel immer noch nichts Ungewöhnliches auf. Keine der Personen benahm sich auffällig oder starrte in meine Richtung, ebenso schien keiner Letho direkt in die Gasse gefolgt zu sein. Innerlich mit der Schulter zuckend, machte ich mich ebenfalls wieder auf den Weg. Durch den Umweg dauerte es etwas länger bis ich zu dem kleinen Laden zurück fand, aber dafür hatte er meine Bestellung bereits fertig. Es waren mehrere Teile, die alle sorgsam eingewickelt waren. Zähneknirschend bezahlte ich die hohe Summe und verstaute dann alles in meiner Gürteltasche. Ich hatte nicht mit dem hohen Preis gerechnet, aber ich brauchte die Teile und Lethos Geschenk war es mir wert.

Ich eilte durch die Straßen, in der Hoffnung das Zoltan mittlerweile zurück war. Vielleicht hatte ich ihn schon überzeugt, mit uns zu kommen, wenn Letho zurückkam.

Da es mittlerweile fast zur Mittagszeit war, befanden sich nicht mehr so viele Menschen auf den Straßen und ich kann etwas schneller voran. Um weitere Vorkommnisse zu vermeiden mied ich den Platz des Hierarchen und hielt mich an Rand des Hafenviertels. Dort überquerte ich dann auch die Brücke, die über den Kanal führte.

Am Kanal entlang ging es zurück zur Gloriengasse, bis ich endlich die Taverne des Barden erreichte. Ich war froh, als ich den Schankraum betreten und die Tür hinter mir schließen konnte. Hier sollte es keine weiteren Probleme geben.

Rittersporn hatte mich beim Eintreten direkt gesehen und winkte mich zu sich rüber. Ich verkniff mir ein Augen verdrehen und folgte der bitte. „Ah du bist wieder da, wo ist dein Begleiter? Gab es Schwierigkeiten?“ wollte er direkt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, nicht wirklich Schwierigkeiten, aber die Stadt ist voller Verrückter, wie hälst du das hier bloß aus?“ fragte ich im Gegenzug. Er lachte und wollte wissen was passiert war.

„Außer dass ich mittlerweile mit Menge verheiratet bin bzw. war? Es gibt tatsächlich Leute, die mich für die Auserwählte des Feuers halten.“ Jammerte ich gequält.

„Du bist verheiratet?“ war die geistreiche Frage des Barden. „Nein natürlich nicht und wenn, dann garantiert nicht mit einem Hexenjäger!“ empörte ich mich. „Und nein, ich bin auch keine Auserwählte!“ fügte ich noch schnell an, bevor er auf dumme Ideen kommen konnte.

„Haben mich meine Ohren doch nicht getäuscht, Alanya du bist wiederaufgetaucht!“ freute sich jemand hinter mir. Als ich mich umdrehte wurde ich direkt in eine herzliche, aber feste Umarmung gezogen. „Au, Zoltan, nicht so fest.“ Beschwerte ich mich. Sofort ließ er mich los. „Was ist los? Bist du verletzt? Was führt dich her?“ fragte er daher gleich.

„Verletzt nicht wirklich, aber ich hatte gestern früh einen Trainingskampf mit Geralt. Hab einige ordentliche Prellungen.“ Erklärte ich. „Ich hoffe er hat dich nicht zu hart rangenommen?“ fragte der Zwerg leicht besorgt. „Keine Sorge, ich habe es ihm auch nicht leicht gemacht. Regis hat hinterher sogar mit mir gemeckert, weil Geralt leicht humpelte.“ Meinte ich.

„Warte Regis?“ wollte er verwirrt wissen. Ich nickte, „Ja, Yennefer hat ihn gefunden und nach Kaer Morhen gebracht.“

„Regis lebt?“ mischte sich auch nun Rittersporn ein. „Ähm ja, er sah ziemlich lebendig aus. Aber warte, er erzählte ja, dass es ein Ereignis gab und ihn deswegen wohl viele für tot halten würden.“ Tat ich unwissend.

Zoltan ließ sich auf einen Stuhl plumpsen, „Der alte Kerl lebt. …“ kam ihm langsam die Erkenntnis. „Na warte, wenn ich ihn in die Finger kriege! Er lebt und lässt uns alle in dem Glauben, er sei gestorben!“ fluchte er, als er wieder aufsprang. „Das könntest du schneller mit ihm ausmachen, als du vermutest. Ich bin hier, um dich nach Kaer Morhen zu holen.“ Unterbrach ich seine Tirade.

„Was?“ fragte der Zwerg mich irritiert.

„Geralt weiß wo Ciri ist, er ist gerade auf dem Weg sie zu holen, aber wenn er sie geholt hat, kommt auch bald die wilde Jagd. Daher bin ich bemüht noch ein bisschen Unterstützung zu sammeln.“ Erklärte ich ihm.

„Warum hast du das nicht gleich gesagt? Natürlich werde ich euch helfen, worauf warten wir noch. Lass uns los!“ wollte er schon aufbrechen. „Warte Zoltan, wir warten noch auf Levi. Er besorgt uns Pferde, wir werden unterwegs noch jemanden aufsuchen, der sich hoffentlich ebenfalls anschließen wird.“ Bremste ich ihn aus.

Zoltan nickte, „In Ordnung, dann werde ich schauen, ob ich noch irgendwas hier habe, was nützlich werden könnte.“ Stimmte er zu.

Als Zoltan jedoch aus unserem Blickfeld verschwunden war, wurde ich von Rittersporn unter Beschlag genommen, er stellte jede Menge Fragen zu Regis, wollte wissen wie es ihm geht, wo er war, was er gemacht hatte. Ich versuchte sie ihm so gut es ging zu beantworten, ohne darauf hinzuweisen, dass er ein Vampir ist, denn ehrlich gesagt wusste ich gar nicht mehr, ob Rittersporn auch darüber Bescheid wusste.

Glücklicherweise saßen wir ein wenig abseits der Menge und bisher hatte sich niemand getraut, uns zu stören. Immer wieder kamen und gingen Personen, bestellten sich etwas zu trinken oder zu essen, um dann nach dem Verzehr ihrer Bestellung vermutlich ihrer Arbeit weiter nach zu gehen.
 

Irgendwann kam Zoltan dann wieder zu uns, „Ist Levi mittlerweile aufgetaucht?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf und mir wurde erst jetzt klar, wie lange ich hier mit Rittersporn gesessen hatte. Letho hätte schon lange zurück sein sollen.

„Er hätte schon da sein sollen. Hoffentlich ist nichts passiert.“ Meine Stimme klang wirklich besorgt. Ich schaute zum Fenster neben der Tür, in der Hoffnung ihn dort zu sehen, aber natürlich war nichts zu erkennen.

Zoltan und Rittersporn versuchten mich zu beruhigen und mit weiteren Gesprächen abzulenken. Immer wieder sah ich jetzt zur Tür, jedes Mal, wenn sie aufging, hoffte ich, dass es Letho sein würde, aber immer wieder trat wer anderes ein.

Sogar der ein oder andere Hexenjäger schien hier seine Pause zu verbringen und als dann auch noch bekannte Gesichter unter ihnen war, versuchte ich schnell mein Gesicht zu verbergen. Zoltan sah sich das ganze Spiel amüsiert an, konnte sich aber ein lachen verkneifen.

Für ihn sah es vielleicht lustig aus, aber ich hatte keine Lust, mich mit den Jägern auseinander zu setzen, der Verrückte heute Morgen hatte schon gereicht. Ich war kurz davor Letho suchen zu gehen, als er endlich auftauchte.

Ein riesiger Fels fiel mir vom Herzen, als ich auf dem ersten Blick keine Verletzungen sehen konnte. Er blieb an der Tür stehen und wartete auf uns. Schnell verabschiedeten wir uns von Rittersporn.

„Ja, ich werde Geralt sagen, er soll herkommen, sobald alles vorbei ist. Versprochen.“ Wiederholte ich zum x-ten Mal. „Bring dich aber nicht wieder in Schwierigkeiten, ein weiteres Mal wird mir das Kunststück nicht gelingen, dich aus dem Tempelkerker zu holen.“ Beschwor ich ihn noch, ehe ich mich Zoltan und Letho anschloss.

Die beiden hatten sich unterdessen bekannt gemacht, während ich noch kurz mit dem Barden gesprochen hatte. Zusammen gingen wir nach draußen.

Ich runzelte die Stirn, als die Pferde sah, die Letho uns besorgt hatte. Wo zum Teufel hatte er die her? Die sahen aus, wie ein Fall für den Tierschutz und einen Gnadenhof.

„Ich weiß, es sind nicht die besten, aber andere habe ich nicht auftreibe können.“ Murmelte er entschuldigend. Vermutlich hatte er meinen mehr als skeptischen Blick bemerkt.

„Hast du deswegen so lange gebraucht?“ wollte ich von ihm wissen. Aber zu meiner Verwunderung schüttelte er den Kopf. „Nein, ich habe noch ein paar andere Dinge besorgt. Aber ich habe leider nicht alles bekommen. Aber man sagte mir, ich solle den Waideler aufsuchen.“ Meinte er. Ich stöhnte genervt, wenn das so weiter ging, würden wir niemals am Abend bei Keiras Hütte ankommen. Ein Blick zum Himmel verriet, dass selbst die Mittagszeit schon vorbei war und wir froh sein könnten, wenn wir bis zum Abend in Schwarzzweig wären.

„Na gut, wenigstens ist es nicht wirklich ein Umweg.“ Murmelte ich zu mir selbst. Ich ging auf das dürre Pferd zu, das Letho mir zugeteilt hat. Eine Schönheit war es nun wirklich nicht, aber ein prüfender Blick auf die Beine und die Hufe zeigte, dass es wenigstens nicht lahmte. Ich zog den Sattelgurt etwas nach und musste schnell ein Stück zur Seite weichen, das Pferd schnappte nach mir.

Na, das war ja ein passender Start. Ich war aber nicht allein mit dem Problem bei den Pferden. Zoltan kam auf seines gar nicht erst rauf, dabei war es schon beinahe ein Pony.

Letho erbarmte sich seiner und hob den Zwerg kurzer Hand in den Sattel. Sehr zur Belustigung der Passanten.

Aber letztendlich saßen wir alle im Sattel und konnten uns auf den Weg machen. Doch kaum hatten wir die Stadt verlassen und befanden uns auf der Brücke, gingen die Probleme weiter. Entweder blieb mein Pferd urplötzlich stehen oder wollte losstürmen und rempelte dabei Leute an.

Daher war es natürlich nicht verwunderlich, dass ich froh darüber war, die Stadt und die Menschen endlich hinter uns zu lassen.

Doch ich hatte mich zu früh gefreut, kaum wollten wir das Tempo etwas anziehen, fing der Gaul unter mir an zu bocken. Während Letho und Zoltan gemütlich vor mir her galoppierten, hatte ich mehr als Mühe überhaupt im Sattel zu bleiben. Ich versuchte die Zügel so kurz wie möglich zu halten, ohne das Pferd einzurollen, damit es den Kopf nicht zwischen die Vorderbeine nehmen konnte.

Ich hatte schließlich keine Lust, dann doch irgendwann auf dem Boden zu landen.

Glücklicherweise waren hier kaum Leute unterwegs und ich konnte mir die Peinlichkeit ersparen, ausgelacht zu werden, weil ich scheinbar das Pferd nicht unter Kontrolle brachte.

Erst als wir kurz vor dem Grenzposten waren, verlangsamte Letho das Tempo wieder. Endlich eine kleine Verschnaufpause für mich.

Meine Muskeln waren schon ganz verkrampft und auch mein Hintern tat mir weh, vom ganzen hin und her gewerfe im Sattel.

Da wir von der Stadt wegritten wurden wir ohne Probleme durchgelassen. Man würdigte uns keines zweiten Blickes, als wir die Wachen passierten. Mal etwas Neues, aber es war entspannend mal nicht kritisch beäugt zu werden, weil man mit einem Hexer unterwegs war.

Als wir allerdings den Grenzposten durchquert hatten, stieg ich vorsichtshalber von dem Pferd. Ich hatte keine Lust, dass es die Leute überrannte, die auf der schmalen Brücke warteten und auf Ärger mit den redanischen Wachen oder den Hexenjägern konnte ich getrost verzichten.

Letho schaute mich nur verwirrt an, als er das sah, fragte aber nicht weiter. Er und Zoltan ritten schon einmal vor und warteten dann in dem kleinen Flüchtlingslager auf mich.

Ich schwang mich wieder in den Sattel und Letho wollte bereits weiter. „Wartet, über das Schlachtfeld ist es kürzer.“ Hielt ich ihn schnell auf. Zoltan überblickte kurz die Umgebung und zog dann die Nase kraus. „Da willst du wirklich lang?“ wollte er von mir wissen. Ich nickt und sah erwartungsvoll zu Letho.

„In Ordnung, die Pferde brauchen eh Pause, da können wir auch langsam über das Schlachtfeld.“ Gab er nach. Nachdem wir jedoch zwischen den Zelten der Flüchtlinge durch waren, zweifelte ich an meiner Idee. Der Gestank hier direkt zwischen den Leichen war noch schlimmer als auf dem Weg.

Ich hätte mir doch etwas Duftöl einpacken sollen, das hätte ich jetzt gut auf das Halstuch geben können, um den Gestank abzuwehren.

Vorsichtig lenkte ich mein Pferd um die toten Körper herum, wobei mein Blick immer wieder mal zum Waldrand schweifte, nicht das uns die Ghule überraschten. Die Leichenfledderer waren hier noch unterwegs, so dass die Nekrophagen hier theoretisch demnächst auftauchen müssten.

Wir hatten das andere Ende des Schlachtfeldes fast erreicht, als hinter uns die ersten Schreie zu hören waren. Sofort hielten die beiden an und drehten sich um, damit sie sehen konnten, was vor sich ging.

„Wir sollten das lieber den Wachen und den Hexenjägern überlassen.“ Murmelte ich, als Letho nach seinem Schwert greifen wollte. Erstaunt sah er mich an, „Was, die haben sich doch beschwert, das ihnen langweilig ist.“ Spielte ich auf die Anmerkungen von ihnen an. „Außerdem können sie so mal beweisen, dass sie zu etwas nütze sind.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Krümel!“ seufzte Letho, als ich mein Pferd weitertrieb. Wollte er nicht verstehen, dass uns die Zeit davonlief? Und selbst wenn wir jetzt die Ghule töten würden, später würden neue kommen und dann wären wir nicht da.

Es machte also keinen großen Unterschied, ob wir helfen würden oder nicht. Schnell war Letho neben mir, „Was ist los Krümel?“ wollte er wissen. „Wir haben nicht viel Zeit, außerdem sollten die Menschen langsam mal lernen, was sie an euch haben. Vielleicht kapieren sie es eher, wenn sie selbst gegen Monster kämpfen müssen.“ Murrte ich.

„Aber sie werden ganz sicherlich dabei sterben.“ Warf er ein, „Du bist kein fahrender Ritter Levi, du bist nicht verpflichtet ihnen umsonst zu helfen, sie würden es dir eh nicht danken. Jetzt lass uns weiter.“ Entgegnete ich. Wie konnten die Leute nur so schlecht von Letho denken? Er bewies immer wieder, wie selbstlos er war, aber er wurde immer nur auf sein äußeres und die Königsmorde reduziert.

Ich trieb mein Reittier noch ein wenig weiter an, um meine Meinung zu verdeutlichen. Nicht zu schnell, da Letho recht hatte und die Pferde ein wenig Pause brauchten, aber schnell genug, um einen kleinen Abstand zu den beiden zu gewinnen.

Zoltan schien Letho irgendwas zu fragen, aber ich hörte nicht wirklich hin. Ich versuchte mich zu erinnern, welcher Weg der richtige war. Kurz nach dem Schlachtfeld gab es eine Weggabelung, die wir bald erreichten und ich wollte nicht völlig planlos dastehen, wenn ich schon darauf bestanden hatte, dass wir über das Feld mussten.

Ich entschied mich für gerade aus weiter, wenn ich nicht ganz falsch lag, müsste das die Richtung zur Taverne am Scheideweg sein.

Ich schien richtig gelegen zu haben, denn wir kamen an der mir recht vertrauten Hofruine vorbei, doch leider waren die Hunde nicht mehr vor dem Gebäude. Die Tür stand auf und von drinnen hörte man ein leises knurren.

Ein Schauder ergriff mich, die armen Kinder. Es waren immer die, die mit dem Krieg am wenigsten zu tun haben, die darunter litten. Ich zwang mein Blick von dem Gebäude weg und konzentrierte mich auf den Weg. Als wir an der zweiten Weggabelung vorbeikamen, verlangsamte ich mein Pferd.
 

„Levi, konntest du einen Umhang besorgen? Wir kommen demnächst in das Gebiet des Barons.“ Fragte ich meinen Begleiter. Dieser nickte, „Ja, warte kurz.“ Bat er mich. Ich parierte das Pferd durch. Letho griff in den Sack, der sich vorne an seinem Sattel hing. Ich atmete auf, als er zumindest schon mal keinen Ledermantel oder Hut hervorzog. Er reichte mir etwas rüber und ich stellte fest, dass es sich um einen abgetragenen Wollmantel handelte.

Er hatte schon etliche Flicken, aber er stank zumindest nicht. Ich legte ihn mir um die Schultern und zog die Kapuzen auf. Da er nicht stank, hoffte ich auch, dass sich kein Ungeziefer darin breit gemacht hatte. „Danke Levi.“ Murmelte ich.

„Warum der Mantel?“ fragte der Zwerg. „Der sogenannte blutige Baron herrscht über dieses Gebiet und er arbeitet für die Schwarzen. Seine Leute treiben sich hier viel rum, vor allem bei der Taverne, die wir demnächst erreichen.“ Erklärte ich kurz. Zoltan nickte verstehend. „Außerdem kennen mich einige seiner Leute. Als ich das erste Mal bei ihm war, habe ich mich ein wenig sehr weit aus dem Fenster gelehnt.“ Deutete ich an.

Das führte natürlich dazu, dass ich die Geschichte erzählen musste. Die beiden hörten aufmerksam zu und mir fiel ein, dass selbst Letho die Geschichte ja noch nicht kannte.

„Das meinte Geralt also, als er meinte, du hättest ihn in die Pläne nicht mit eingezogen.“ Murmelte Zoltan anschließend. „Er hätte einfach fragen können. Aber das tat er nicht. Na gut, einmal hat er, aber als ich ihm nicht antworten wollte, hat er mich gefesselt und geknebelt.“ Murrte ich.

„Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als er am nächsten Tag die Tür aufschloss und du warst nicht da!“ lachte der Zwerg herzhaft. „Er hätte bei der Nachricht schon stutzig werden sollen.“ Entgegnete ich.

„Wovon sprecht ihr?“ mischte Letho sich ein. „Ich hatte dir doch von dem Doppler Vertrag erzählt. Bei dem Kampf hatte ich mir den Kopf ziemlich gestoßen und dem entsprechend starke Kopfschmerzen, aber die Händler wollten mir nichts verkaufen, was dagegen helfen würde. Meine imaginäre Beziehung zu Menge hatte sich schon rumgesprochen. Daher dachte ich mir, bei Triss könnte ich etwas finden. Aber ihre Vermieter ließen mich nicht ein, aus demselben Grund. Daher blieb mir nur die Möglichkeit mich ein wenig schlafen zu legen. Als ich später wach wurde, war Triss bei Geralt und war völlig hysterisch. Als sie mich nicht entdeckte, wurde es nicht besser. Sie warf mir vor, ich hätte unschuldige verhaften lassen. Du kennst Geralt, er hat ihr sofort geglaubt und mir nicht mal die Möglichkeit gegeben mich zu rechtfertigen. Ich wollte die beiden allein lassen, aber Geralt fing mich erst in einem Yrden und fesselte mich dann auf einen Stuhl.“ Erzählte ich.

„Ah stimmt, da kam ich dazu. Geralt stellte Fragen und Alanya meinte sie könnte sie nicht beantworten und beteuerte immer wieder sie hätten niemand unschuldiges verhaften lassen und hätte Triss auch nicht an die Hexenjäger verraten. Geralt schnappte sie sich dann und sperrte sie in eine Kammer und verschloss die Tür von außen. Am nächsten morgen war der Aushang mit dem Vertrag an die Tür gepinnt, darauf stand krakelig, er war nicht unschuldig. Als Geralt das sah schloss er sofort die Tür auf, doch das Seil, mit dem er Alanya gefesselt war, lag zerschnitten am Boden, der Stuhl und die Kammer leer, aber der Schlüssel steckte trotzdem von außen.“ Erzählte Zoltan weiter.
 

„Geralt hat getobt und Triss dachte zuerst Menge hätte sie gefunden und geholt. Erst später hörten wir von dem Angriff. Geralt fragte Menge, ob er was wüsste, dieser meinte nur, dass er am nächsten Tag auf dem Hauptplatz kommen sollte.“ Zoltan unterbrach sich. „Du glaubst nicht was er sich für Vorwürfe gemacht hatte, bis er dich neben Menge hat stehen sehen und nicht wie befürchtet auf einem Scheiterhaufen.“ Murmelte der Zwerg in meine Richtung.

„Ich habe ihn dort gesehen und ich hatte den morgen beinahe dasselbe befürchtet, vor allem als Menge auf einmal mit Demeritiumfesseln zu mir kam.“ Ich verstummte, die Schreie der Opfer hallten noch immer in meiner Erinnerung, dazu der Geruch. Allein die Erinnerung ließ mich beinahe würgen.

Auch Letho schwieg nun. Die Leichtigkeit, die eben noch zwischen uns herrschte, war verflogen und die Stille war erdrückend.
 

Als wir die Taverne erreichten, zog ich mir die Kapuze noch ein wenig tiefer ins Gesicht. Die Pferde im Unterstand verrieten, dass sich einige Männer des Barons hier befanden. Wir hatten Glück, dass das Tor noch offenstand, obwohl es bereits dämmerte. Schnell überquerten wir den Hügel und durchquerten das Wasser, ehe wir wieder das Tempo erhöhten.

Letho hatte die Tete übernommen, Zoltan dahinter und ich als Schlusslicht. So konnte mein Pferd wenigstens nicht unkontrolliert nach vorne stürmen, da der Weg viel zu schmal war. Ich hatte mir mittlerweile die Riemen der Steigbügel gekürzt und saß fast die ganze Zeit im leichten Sitz, ich hatte festgestellt, dass der Gaul so um einiges ruhiger lief und wenn es doch mal buckelte, konnte ich mich besser halten, auch wenn ich immer mal wieder die Stimme meines alten Reitlehrers hörte, der brüllte, tief in den Sattel setzen und Knie zumachen. Aber vermutlich würde das Pferd dann noch mehr buckeln. Schließlich war dieser Reitlehrer auch der Meinung gewesen, wenn ein Pferd nicht hörte, einfach mit der Gerte prügeln.
 

Als Letho vor uns anfing langsamer zu werden, vermutete ich, dass wir uns Schwarzzweig näherten. Wir hatten eben die Kreuzung mit dem riesigen Baum in der Mitte passiert. In der Ferne konnte man das Gegröle der Männer des Barons hören. Statt ihrer Patrouille schienen sie lieber ein Gelage zu machen.

„Weißt du wo wir den Waideler finden?“ wollte Letho von mir wissen. Irgendwo hier müsste es einen Schmalen Pfad nach Norden geben. Der führt bis zu seinem Haus.“ Überlegte ich kurz.

„Der Waideler? Ich habe gehört der soll verrückt sein.“ Warf Zoltan ein, als wir weiter ritten und nach der Abzweigung suchten. Letho zuckte nur mit den schultern, „Ist doch egal, solange er das hat, was ich suche.“ Meinte er nur.

„Nun wer Geralt als weise bezeichnet, der kann nicht alle Letten am Zaun haben.“ Murmelte ich, was den Hexer lachen ließ. Der Zwerg sah mich verwirrt an, „Was? Ist doch so!“ rechtfertigte ich mich, was Zoltan nur den Kopf schüttelte. Letho hatte die Abzweigung entdeckt und führte uns nun zwischen den Bäumen hindurch.

Ich war wirklich froh, als ich endlich aus dem Sattel steigen konnte. Ich streckte mich und sah dann zu der Ziege. Täuschte es, oder sah sie anders aus? Ich ging zu dem niedrigen Zaun und hockte mich davor. Ich war mir gerade wirklich nicht sicher, ob es sich um dieselbe Ziege handelte. Mir fiel ein, das Geralt ja nicht geholfen hatte, Prinzessin zu suchen, vielleicht wurden ihr die Walderdbeeren wirklich zum Verhängnis, wie der Waideler prophezeit hatte.

Letho wollte gerade klopfen, als die Tür aufgerissen wurde, „Hände weg von meiner Prinzessin! … Oh, die weiße Rose ist zurück.“ Stammelte er. Ich stand auf, „Keine Sorge, ich tue deiner Ziege nichts.“ Versicherte ich ihm. „Mein Freund hier, sucht bestimmte Dinge, vielleicht kannst du ihm helfen.“ Erklärte ich und deutete auf Letho.

Der alte Mann musterte den Hexer, ehe er die Stirnrunzelte und nickte. „Die versteckte Schlange, die Ohmen erwähnten bereits, dass die Zeichen sich geändert haben.“

Ohne dass der Waideler es sehen konnte, drehte ich mich Zoltan und deutete mit einer Drehbewegung des Zeigefingers an der Schläfe, was ich von dem alten Kerl hielt. Der Zwerg musste sich beinahe eine Hand vor den Mund halten, um sein Lachen zu unterdrücken.

In der Hoffnung, dass Letho nicht so lange brauchen würde, blieben Zoltan und ich draußen. Wir ließen die Pferde ein wenig Grasen und behielten sie dabei im Auge.

„Der Kerl schien dich zu kennen, du warst schon mal hier, oder?“ durchbrach der Zwerg irgendwann die Stille.
 

Ich nickte, „Ja, einer der Agenten des Kaisers lebte in Heidfelde. Wir waren auf dem Weg dorthin, weil dieser Informationen zu Ciri haben sollte. Unterwegs trafen wir aber auf ein kleines Mädchen, es lebt mittlerweile in Krähenfels. Sie hatte Ciri getroffen, daher bin ich allein weiter und Geralt ist mit dem Mädchen zum Baron. Auf dem Rückweg konnte ich ner Bande Wegelagerer nicht ausweichen und ihr Schütze erwischte mich am Bein. Der Waideler hat die Wunde behandelt.“

Erklärte ich kurz. Zoltan nickte verstehend.

„Hat sich in Novigrad etwas getan, bei den Jägern meine ich? Graden war ja da, aber soweit ich weiß, sollte der doch in Oxenfurt stationiert sein.“ Lenkte ich das Thema von mir weg. Ich hatte für meinen Geschmack schon genug über mich gesprochen.

„Ja, der soll wohl die Nachfolge von Menge antreten.“ Bestätigte der Zwerg. „Das ist gut. Graden ist recht umgänglich und lehnt nicht gleich alles ab.“ Meinte ich dazu. „Weißt du etwas über seinen Schützling? Tamara? Sie ist wohl die Tochter des blutigen Barons.“ Horchte ich weiter.

„Ah, daher kam mir der Name bekannt vor, sie führt wohl nen kleinen Trupp an, der kleine Dörfer aufsucht.“ Murmelte der Zwerg.

„Erfolgreich?“ fragte ich nur, „Bedingt, aber angeblich konnte sie alle aufgespürten Hexen zum ewigen Feuer bekennen. Daher kann sie keine Verhaftungen vorweisen.“ Kam die gegrummelte Antwort. „So ist es doch besser. Dann müssen keine Unschuldigen sterben.“ Seufzte ich und rieb mir durchs Gesicht.

Die Geschehnisse in Novigrad werden mich wohl für immer begleiten und auf meiner Seele lasten. Zoltan schien zu ahnen, in welche Richtung meine Gedanken gingen. „Hey, du konntest nicht wissen was passiert. Die Hexenjäger waren bis zu dem Zeitpunkt schon lange nicht mehr erfolgreich gewesen.“ Wollte er mich aufmuntern und legte eine Hand auf meine Schulter.

„Ich hätte es wissen müssen. Zoltan, es ist meine verdammte Schuld. Ich habe ihm sogar das Passwort verraten. Aber statt mich euch zu sprechen, wollte ich meinen Kopf durchsetzen und Rittersporn auf meine Art befreien. Ich hätte meinen Kopf benutzen sollen. Dann hätte das verhindert werden können.“ gestand ich leise.

Zoltan drückte meine Schulter, sagte aber nichts weiter dazu. Schweigend saßen wir da, bis einige Zeit später Letho endlich seine Geschäfte abgeschlossen und trat aus der Hütte. Besorgt schaute er zu uns rüber, betrübt schüttelte ich den Kopf. Mit meinem schlechten Gewissen konnte er mir nicht wirklich helfen.

Trotzdem kam er zu uns rüber und ich ließ mich in seine Arme ziehen. „Was ist los?“ wollte er wissen. „Wegen Novigrad und die Scheiterhaufen.“ Murmelte ich an seine Brust. „Es wird mich immer verfolgen, das Wissen, das Menschen meinetwegen starben. Oder?“

„Hm, aber mit der Zeit wirst du mehr Abstand bekommen. Aber ehre die Toten, in dem du aus dem Fehler lernst und sie nicht vergisst.“ Flüsterte er mir zu. Ich nickte, es war zwar nicht die Antwort, die ich mir gewünscht hätte, aber ich wollte schließlich auch nicht, dass Letho mich anlog. Ich wusste ja das er recht hatte. Ich würde mit meiner Schuld leben müssen.

„Können wir weiter?“ fragte ich daher. „Ja, wenn wir uns beeilen könnten wir vor Einbruch der Dunkelheit in dem Dorf sein.“ Stimmte der Hexer zu.

Zoltan saß bereits auf seinem Pferd, er hatte sich einen Baumstamm als Aufstiegshilfe gesucht, vermutlich wollte er nicht wieder, wie ein Kind aufs Pferd gehoben werden. Wir folgten dem Pfad zurück und kurz nachdem wir den Wald verlassen hatten, lenkte Letho sein Pferd neben mich.

„Krümel, ich bitte dich, dich gleich ein wenig zurück zu halten. Egal was er sagen sollte, lass mich das bitte klären. Überlass mir das Reden.“ Bat er mich. Skeptisch sah ich ihn an. „Krümel bitte, ich meine es ernst. Der Kerl gehört nicht zu der harmlosen Sorte. Er ist gefährlich.“ Bat er nochmal eindringlicher. Ich versuchte wirklich nicht die Augen zu verdrehen und seufzte, „In Ordnung. Ich spiele dein braves Mädchen.“

Er zog die Augenbrauen zusammen, „Ich meine es ernst!“ knurrte er schon beinahe. „Ich auch!“ entgegnete ich. „Schließlich bist du ein großer, starker Hexer und ich ein kleines, unschuldiges Mädchen, das ihm verfallen ist.“ Lächelte ich unschuldig. „Ich werde alles tun, was der große Meister Hexer will.“ Grinste ich. Er kniff sich in die Nasenwurzel, „Treib es nicht auf die Spitze.“ Warnte er mich, doch es klang nicht wirklich böse gemeint.

„Ich mache doch gar nichts.“ Meinte ich und klimperte ihn mit den Wimpern an und lehnte mich zu ihm rüber. Doch natürlich passte das meinem Pferd nicht und machte einen kleinen Buckler. Ich konnte mich gerade noch so an Lethos Bein festhalten, sonst wäre ich wohl gefallen.

„Krümel, … mach so weiter und wir werden sehen, ob du morgen noch laufen kannst.“ Knurrte er leise.

Ich wurde ein wenig rot, mein Griff nahe seinem Schritt hatte wohl seine Erregung erneut angefacht. Aber es machte einfach zu viel spaß ihn zu necken, daher konnte ich mir den Kommentar nicht verkneifen.

„Herausforderung angenommen.“ Murmelte ich eigentlich eher zu mir selbst, aber der Hexer hörte es natürlich trotzdem. Als ich wieder richtig im Sattel saß, lehnte er sich zu mir rüber. „Beschwer dich aber später nicht.“ Flüsterte er und ritt dann weiter, als wäre nichts gewesen.

Zoltan räusperte sich und lenkte sein Pferd um mich herum und folgte Letho in das Dorf. Schnell richtete ich meine Kapuze und folgte den beiden. Letho führte uns durch das ganze Dorf, ehe er vor der alten Hütte hielt, die eine Art Vordach über der Tür hatten. Er wartete bis wir ebenfalls von den Pferden gestiegen waren und drückte Zoltan die Zügel in die Hand. „Zoltan, du passt auf die Pferde auf, Alanya, du bleibst dicht hinter mir.“ Wies er uns an. Zoltan sah uns zwar skeptisch an, sagte jedoch nichts. Seufzend ging ich hinter Letho her, der bereits in einem komplizierten Takt an die Tür klopfte. Man hörte einige Geräusche von drinnen, dann Schritte die an der Tür stoppten.

„Der frühe Vogel, …?“ konnte man von drinnen hören. „Wird von der Katze gefressen.“ Beendete Letho den Satz. Sofort wurde die Tür geöffnet, doch als der Bewohner Letho erblickte, wollte er die Tür schon wieder zuschlagen. Letho jedoch hatte wohl damit gerechnet und stellte einen Fuß dazwischen und drängte den Mann ins Innere. Schnell folgte ich und schloss die Tür hinter uns.

„Was soll das! Wer seid ihr?!“ wollte der Mann wissen. „Woher habt die Losung?“ er klang ziemlich aufgeregt, aber auch unentschlossen ob er angreifen oder davonlaufen sollte. Sein Blick jedenfalls glitt von uns, zum Fenster und von dort zu einem Knüppel an der Wand und wieder zurück.
 

„Ganz ruhig Kasimir.“ Meinte Letho und zog seinen Handschuh aus, um an den Ring zu kommen. Er blickte ebenfalls zu den Fenstern, ehe er den Ring abzog. Ein erleichtertes Keuchen entkam dem Mann. „Letho? Aber wie? Ich hörte, dich hätten sie gekriegt.“ Meinte er. „Psst, nicht so laut, muss ja nicht jeder wissen.“ Meinte er und schob sich den Ring wieder auf den Finger.

Der Blick von Kasimir fiel auf mich, „Und wer ist das?“ wollte er wissen. Fragend blickte ich zu dem Hexer, der nickte, also zog ich die Kapuze von meinem Kopf. Sofort schlich sich ein Grinsen auf Kasimirs Lippen.

„Na sie einer an, was für ein netter Fang den du dahast. Und noch so schüchtern.“ Lachte er, als ich zurückwich, nachdem er sich mir nähern wollte.

„Kasimir, halt dich zurück. Ich bin nicht Serrit.“ Warnte Letho und der schmierige Typ sah enttäuscht aus. „Schade, wirklich schade. Aber ein anderes Mal vielleicht.“ Hoffte er. Fragend sah ich Letho an, doch er reagierte nicht auf mich.

„Was führt dich heute zu mir? Brauchst du wieder besondere Gifte? Oder möchtest du etwas heißes loswerden? Oder ist es vielleicht die Mordserie? Habe gehört ein Geist soll umgehen und Kehlen aufschlitzen.“ wurde Letho gefragt. „Ein Geist, der Morde begeht?“ hakte Letho nach, „Ja, angeblich soll man eine gewisse Corinne dazu gezogen haben, sie macht irgendeine Traummagie. Aber wenn du nicht wegen den Morden in der Gegend bist, was führt dich her?“ fragte der Kerl erneut.

„Ich wollte schauen, ob du was Besonderes dahast. Außerdem wäre ein Nachtlager nicht verkehrt. Zoltan ist noch draußen und passt auf die Pferde auf.“ Entgegnete er. „Bist du verrückt, führst fremde Leute her und lässt sie auch noch vor dem Haus warten? Da kann ich auch gleich den Nilfgaardern verraten, was ich hier treibe!“ wurde der Mann laut. „Er soll die Pferde hinterm Haus anbinden.“ Er sah mich auffordernd an. Vermutlich wollte er, dass ich Zoltan das sagen ginge.

Aber da Letho ja ziemlich deutlich war, wollte ich lieber warten, bis er etwas dazu sagte. Doch er nahm mich nicht wirklich wahr, oder tat zumindest so. er hatte auch sein ernsten und finsteren Gesichtsausdruck aufgelegt, den er früher auch mir gegenüber genutzt hatte, um mich auf Abstand zu halten. Ich hielt mich also wirklich zurück und beobachtete die Situation.

„Also, was hast du da?“ wollte der Hexer wissen. „Die Pferde Letho! Ich will keinen ungebetenen Besuch hier haben!“ forderte der Mann. „Levi, mein Name ist aktuell Levi!“ grollte Letho. „Alanya, sag Zoltan bescheid. Kümmert euch um die Tiere und komm dann wieder rein. Zoltan soll warten, bis wir ihn holen.“ Wandte er sich dann an mich. Ich nickte und drehte mich zur Tür, um das Gebäude zu verlassen.

„Doch nicht die kleine von Menge? Levi, wie hast du dass den geschafft?“ wunderte sich Kasimir. Ich hörte gekonnt weg. Ich hätte es damals gar nicht so weit kommen lassen sollen. Mittlerweile hatten sich die Gerüchte wohl noch weiter verbreitet. Zum Glück war Menge tot und ich bald wieder aus Velen verschwunden. Wie hielt Geralt das nur aus, dass sich die Menschen einbildeten über sein Liebesleben bescheid zu wissen?
 

Zoltan blickte auf, als ich vor das Haus trat. „Wir sollen die Pferde hinter das Haus bringen.“ Erklärte ich und nahm ihm die Zügel der Pferde ab. Zusammen führten wir sie hinter das Haus. Dort nahm ich ihnen die Sättel ab und Zoltan zog etwas Heu aus dem Schuppen. Gierig stürzten die Pferde sich darauf. „Was macht Levi da drin?“ wollte der Zwerg nach einer Weile wissen.

„Keine Ahnung, ich glaube sie sind alte Freunde und er fragte, ob wir hier übernachten könnten. Es scheint, als wäre er eine Art Händler.“ Zuckte ich mit den Schultern. Ich sorgte noch dafür, dass die Pferde Wasser bekamen.

„Levi meinte, du sollst erst noch draußen warten, bis alles geklärt ist.“ Erzählte ich ihm dann. „Kein Problem, bin es mittlerweile gewöhnt, nicht überall willkommen zu sein.“ Tat er es ab. „Ich werde es mir vorerst hier gemütlich machen.“ Murmelte er, zog eine Flasche aus seinem Beutel und setzte sich damit an die Hauswand.

„Bis gleich Zoltan.“ Verabschiedete ich mich und ging wieder um das Haus herum. Als ich die Tür öffnete standen Letho und Kasimir bei einem Glaskasten.

„Ich sage dir, es ist ein richtiges Vermögen wert. Ein antikes magisches Artefakt. Der Mann von dem ich es habe erklärte, dass es früher als Strafe für Adepten genutzt wurde, aber man kann damit wohl auch die Magie von jemanden stehlen. Der zu Bestrafende wird auf den Rücken gelegt, das Stück Metall wird zwischen seine Lippen gesteckt und das Amulett hat auf der Rückseite eine Kugel, die nimmt die Magie auf, wenn sie auf der Brust liegt.“ Konnte ich Kasimir erklären hören.

„Ich weiß nicht, sieht mir nicht sehr magisch aus.“ Entgegnete Letho. „Das liegt daran, dass es nicht aktiv ist und außerdem schirmt der Glaskasten es ab.“ Wiegelte Kasimir ab. „Ah deine kleine Jägerin ist wieder da. Vielleicht hat sie Interesse an einem Artefakt, dass Magie absorbiert.“ Schlug er vor, als ich näher trat.

Neugierig kam ich näher. Klang ja ziemlich spektakulär, was es da zusehen gab. Ich erwartete bei der Beschreibung vielleicht eine kleine Apparatur oder ein verfluchtes Geschmeide, aber garantiert nicht das.

Völlig verdutzt und verblüfft blieb mir der Mund offen stehen. Wer kam denn bitte schön auf den Gedanken, dass das Ding ein magisches Artefakt ist, geschweige denn das es Magie stehlen könnte.

„Siehst du, sie ganz erstaunt.“ Meinte Kasimir zu Letho und riss mich aus meiner Starre. Ich prustet los. „Egal wer das behauptet, dies ist niemals ein magisches Artefakt!“ brach es aus mir heraus und ich konnte beinahe nicht mehr aufhören, das empörte Gesicht von Kasimir machte es nicht besser.

„Wie kannst du so etwas behaupten. Ich habe sogar ein Schriftstück, in magischer Schrift ist alles beschrieben!“ widersprach der Händler. Er griff in eine Truhe und zog einen zusammengefalteten Zettel hervor. Er reichte ihn mir, neugierig öffnete ich und ich musste ein weiteres lachen unterdrücken. Es war tatsächlich eine Bedienungsanleitung.

„Nun, eine Anleitung ist es tatsächlich, aber es hat definitiv nichts mit Magie zu tun.“ Erklärte ich. „Woher willst du das wissen? Die Übersetzungen sind schon lange verschollen!“ knurrte Kasimir.

„Ich kann es lesen, ganz einfach. Hier steht zum Beispiel, ‚Wenn der Nutzer das Eingabegerät bewegt, wird der Cursor am Bildschirm ebenso in die selbe Richtung bewegt.‘ oder hier ‚Mit betätigen der linken Taste, werden Eingaben bestätigt oder Textstellen markiert.‘ etwas weiter unten steht ‚Mit dem Rad kann man am Bildschirm hoch und runter scrollen.“ Las ich vor.

„Das kann da niemals stehen, das hast du dir doch nur ausgedacht! Was soll den bitteschön ein Cursor oder ein Bildschirm sein?!“ fluchte Kasimir. „Dann glaub mir halt nicht, aber das ist eine ganz stinknormale Computermaus.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Ich beweise dir gerne, dass sie vollkommen harmlos ist, du musst nur das Glas wegnehmen.“ Forderte ich ihn auf. „Auf keinen Fall! Das Ding ist gefährlich und sehr viel wert!“ wurde Kasimir laut. „Alanya!“ warnte mich auch Letho.

„Was? Das Ding ist nicht mal ne Krone wert. Niemand wird hier etwas damit anfangen können.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Letho zog mich am Arm zur Seite, „Was soll das? Ich habe dir gesagt dass du dich benehmen sollst!“ zischte er leise. „Ach und das beinhaltet wertlosen Schrott als wertvolles Artefakt zu lobpreisen?“ schmollte ich.

„Du wirst dich entschuldigen und nicht weiter meine Geschäfte ruinieren.“ Forderte er. „Nein werde ich nicht.“ Weigerte ich mich. „Alanya, ich habe dir etwas gesagt. Er ist ein wichtiger Geschäfstpartner von mir.“ Er klang wirklich ein wenig verärgert. „Gut, dann kümmere dich um ihn. Ich werde einen anderen Schlafplatz finden. Wir treffen uns dann morgen in Ehrendorf!“ schnappte ich und riss mich von ihm los. Ohne weiter auf ihn zu hören verließ ich das Gebäude.

Ich ignorierte Zoltan ebenfalls, als er fragte was los sei, „Geh rein und frag Levi!“ knurrte ich nur und schnallte den Sattel fest. Ich führte das Pferd auf den Dorfplatz zurück und schwang mich dann auf seinen Rücken.

„Alanya!“ hörte ich Letho noch rufen, als ich das Pferd antrieb. Ich drehte mich nicht noch einmal zu ihm um. Ich folgte den Weg in Richtung Mittelhain. Ich könnte vielleicht in dem alten Haus von Keira übernachten. Oder ich hatte Glück und stolperte über das Versteck von Gaetan. Im dunkeln wollte ich nicht allein nach Ehrendorf reiten, wenn ich eine andere Möglichkeit hatte. Schließlich wusste ich nicht, ob der Waldschrat bereits besiegt wurde. Und meine letzte Begegnung mit einem, verlief ja nicht sehr erfreulich. Was allerdings auch eher untertrieben war.

Da es mittlerweile immer dunkler wurde, ging ich das Risiko ein, von Weg abzuweichen, ich musste nur die Richtung beibehalten, dann käme ich bei der Hütte raus, oder zumindest dort in der Nähe an den Flussarm. An dem konnte ich mich dann weiter orientieren.

Doch ich hatte nicht mit dem unebenen Boden gerechnet, der mein Pferd zum Stolpern brachte. Es stürzte beinahe und warf mich dabei aus dem Sattel. Ich rutschte über den Boden und rollte einen leichten Abhang hinunter.

Fluchend stützte ich mich auf meine Arme. „Dieser verdammte Gaul!“ meckerte ich vor mich hin. „Also für mich sah es aus, als wärst du schuld. Im Dunkeln über stock und Stein, natürlich kann da ein Pferd ganz schnell ins Stolpern kommen.“ Hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich gefror in meiner Bewegung. Ich wagte mich nicht, mich zu bewegen, als ich leises rascheln hinter mir hörte.

„Hände an den Kopf, keine weiteren Bewegungen!“ wurde befohlen. Langsam tat ich was gefordert wurde. Die Schritte kamen immer näher, um rundeten mich und blieben vor mir stehen. Ich blickte angespannt auf die Stiefelspitzen vor mir. „Kopfgeldjäger oder Hexenjäger?“ wurde ich gefragt, während mein Kinn mit einem Schwert nach oben gedrückt wurde. Ich schluckte, „Weder noch.“ Antwortete ich vorsichtig.

„Woher dann die Klinge und das Amulett eines Hexers?“ wollte mein Gegenüber wissen. „Ein Geschenk. Ich reise mit einem Hexer, aber es kam zu einem Streit und ich wollte mir einen anderen Schlafplatz suchen. Er ist unter einer Tarnung in Schwarzzweig bei einem Bekannten.“ Erklärte ich und sah fest in die Katzenaugen vor mir, schließlich sollte er sehen, dass ich nicht versuchte ihn anzulügen.

„Welchen Hexer begleitest du?“ wollte er dann wissen. „Einen von dem viele Glauben dass er tot ist. Letho von Guleta.“ Sprach ich leise. Die Klinge entfernte sich ein Stück von meiner Kehle. „Was macht ihr hier in der Gegend?“ fragte er weiter. „Ich hörte von einem weiteren Hexer hier in der Gegend. Wir suchen nach Unterstützung.“ Versuchte ich zu erklären. „Unterstützung wofür? Ist Radovid der nächste?“ Unterbrach er mich.

„Nein.“ Ich wagte nicht den Kopf zu schütteln. „Kaer Morhen wird demnächst angegriffen. Das Überraschungskind von Geralt wird von der Wilden Jagd verfolgt. Der Kampf soll in der Hexerfestung stattfinden.“ Der Hexer vor mir senkte sein Schwert nun gänzlich.

„Nun, du hast den Hexer gefunden. Was ist mit Letho? Wie wollt ihr euch wiederfinden, wenn dein Zorn verraucht ist?“ Hatte er mich so schnell durchschaut? Schuldbewusst sah ich zu Boden. „Ich sagte ihm, wir würden uns morgen in Ehrendorf treffen.“ Gab ich zu.

„Warum gerade dort?“ fragte er mich neugierig. „Sie haben einen lukrativen Hexervertrag in Aussicht gestellt. Daher hoffte ich, dass wir dich dort antreffen konnten.“ Langsam nahm ich meine Arme wieder runter, behielt den Hexer aber vor mir ganz genau im Auge.

„Gar nicht mal so dumm für ein Weibsbild.“ Grinste er, er hatte sich vor mich gehockt und tippte mir an die Stirn. Ich zog eine Schnute, was ihn lachen ließ. „Na komm, fangen wir deinen Klepper ein und machen uns auf den Weg ins Dorf. Waldschrate besiegt am besten in der Morgendämmerung. Danach warten wir auf Letho.“ Meinte er und stand auf. Mit einer flüssigen Bewegung steckte er sein Schwert wieder weg.

Auch ich stand langsam auf und wischte mir den Dreck von der Kleidung. „Er nennt sich aktuell Levi.“ Meinte ich. Der Hexer sah mich fragend an. „Letho meine ich. Sein Deckname für die Verkleidung, die er trägt. Levi. Mein Name ist übrigens Alanya.“ Glücklicherweise schien mein Name ihm nichts zusagen. Aber er als Mitglied der Katzenschule konnte sich ja auch nicht überall blicken lassen. So waren die Geschichten vielleicht nicht bei ihm angekommen, oder sie waren ihm schlichtweg egal.

„Mich nennt man Gaetan.“ Stellte er sich vor.

Relativ schnell hatte er die Spuren des Pferdes entdeckt und machte sich an die Verfolgung. Ich versuchte ihm zu folgen, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Er bewegte sich schnell und leise durch das Unterholz und so hatte ich leichte Probleme hinterher zukommen.

Aber das Pferd war nicht sehr weit gekommen, die Zügel hatten sich in einem Busch verfangen, so das wir es nur einsammeln brauchen. Skeptisch sah der Hexer es sich an.

„Damit willst du bis nach Kaedwen kommen?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, wir werden per Portal abgeholt. Ich habe mit einer Zauberin die Absprache getroffen, dass sie uns an einem bestimmten Punkt abholen wird.“

„Und du hoffst das ich mitkomme? Wer wird noch da sein?“ wollte er wissen.

„Die Wölfe, ein paar Zauberinnen und einige Freunde von Geralt.“ Zählte ich auf. „Welche Hexer? Wenn Lambert da ist, wird es Aiden sicherlich auch.“ hakte er nach. Betrübt schaute ich ihn an, wusste er es etwa nicht was passiert ist? „Was ist los?“ fragte er direkt, als er meinen Blick sah.

„Aiden wurde ermordet.“ Ich blickte weg.

„Was!? Wer war es? Dem reiß ich den Kopf ab!“ brüllte der Hexer neben mir los, sogar einige Vögel schreckte er auf. „Lambert hat sich gekümmert. Es war Karadin.“ Ich schluckte, als sich seine Augen verdunkelten. „Diese kleine miese Kakerlake, ich hätte ihn damals erledigen sollen, als ich die Chance hatte.“ Knurrte Gaetan. „Aber wenn Lambert sich gekümmert hat, dann wird Jad das gekriegt haben, was er verdiente.“ Wurde er etwas ruhiger.

„Ja, das hat er.“ Bestätigte ich. „Woher weißt du das?“ wollte er sofort wissen. „Ich war dabei. Er hat eine Witwe mit zwei Kindern geheiratet und einen auf reuigen Sünder gemacht und sich als Händler ausgegeben.“ Murmelte ich.

„Was ist mit den beiden Schatten von Letho, ähm Levi?“ horchte er mich weiter aus. „Sie sind auch tot.“ Ich konnte sehen, wie der Hexer die Fäuste ballte, „Verdammt, 3 Hexer in so kurzer Zeit.“ Grummelte er. „Vier.“ Korrigierte ich ihn leise.

„Was meinst du? Wen hat es noch erwischt?“ wollte er wissen. Ich holte tief Luft, sollte ich ihm wirklich mitteilen, das noch eine weitere Katze das Zeitliche gesegnet hat.

„Alanya wer?!“ holte er mich aus meinen Gedanken. „Slobodan.“ Ich machte mich auf einen weiteren Ausbruch bereit. Doch dieser blieb erstaunlicherweise aus. „Hat er sich endlich mit dem falschen angelegt?“ wisperte Gaetan.

„Mit Letho, er hat einen seiner Brüder getötet und sich an Lethos Beute vergriffen.“ Erklärte ich knapp. „Wir haben ihm immer wieder gesagt, er wird mal an den falschen geraten. Aber er wollte nicht hören. Er war der Meinung, andere Hexer zu betrügen, wäre viel einträglicher.“ Seufzte er.

Schweigend liefen wir nun nebeneinander her. Wir hielten nur kurz an einem kleinen Tümpel, damit das Pferd etwas trinken konnte.

Es dauerte noch einmal so lange, bis wir endlich wieder auf einen Weg stießen. Ich war wirklich froh darüber. Meine Beine wurden langsam wirklich Müde und immer mal wieder stolperte ich, weil ich einen Ast oder eine Wurzel übersehen hatte.

„Na, na. Wir haben es doch fast geschafft. Das Dorf ist nicht mehr weit.“ Grinste er, als ich ein weiteres mal stolperte. Ansonsten schwiegen wir, aber ich hatte die Erfahrung gemacht, das Hexer ja meist eh nicht viel sprachen. Vermutlich eine Folge davon, dass sie den größten Teil ihres Lebens alleine unterwegs waren.
 

Es war alles ruhig, als wir das Dorf erreichten, „Du wartest hier. So müde wie du bist, werde ich dich sicherlich nicht mit in einen Kampf nehmen.“ Schlug Gaetan vor. Damit war ich vollkommen einverstanden, ich wollte auch gar nicht mit.

Doch es schienen nicht alle Dorfbewohner zu schlafen. „Ah Meister Hexer, konntet ihr den Spuck bereits loswerden?“ fragte ein älterer Mann. Gaetan drehte sich zu ihm um, „Ich habe gerade die letzten Vorbereitungen abgeschlossen. Das erste Morgenlicht ist der beste Zeitpunkt, um gegen so ein Monster anzutreten.“ Erklärte er knapp.

„Was ist mit eurer Begleitung? Wir können keine zwei bezahlen.“ Wollte der Mann wissen und kam näher. Jetzt konnte ich ihn auch erkennen, es schien der Dorfvorsteher zu sein. „Sie wird mich nicht begleiten, sie wird hier auf einen gemeinsamen Bekannten warten. Aber vielleicht hättet ihr ein Bett für sie.“ Entschied der Hexer.

„Oh, ja, ja. Natürlich werden wir ein Plätzchen für sie zum Ausruhen finden. Viel Erfolg bei der Jagd, Meister Hexer.“ Schleimte der Mann. Er war mir sofort unsympathisch und es lag nicht nur an dem wissen, das ich hatte.

„Komm, dahinten kannst du dein Pferd versorgen. Ich werde unterdessen meinen Schwiegersohn wecken. Er wird einen Platz für dich haben.“ Meinte er gutmütig. Ich nickte und ging zu dem Platz auf den er zeigte.

Ich band das Pferd an den Zaun und nahm den Sattel ab. Dann holte ich noch einen Eimer Wasser und stellte ihn bereit, damit das Pferd etwas trinken konnte, wenn es wollte.

Als ich gerade die Hufe kontrollierte, hörte ich Schritte hinter mir, aber da der Dorfvorsteher ja meinte, er würde jemanden schicken, dachte ich mir nichts dabei. Auch das nervöse Schnauben des Pferdes ignorierte ich.

Dann auf einmal ein stechender Schmerz in meinem Hinterkopf und um mich herum wurde es dunkel.

Todesangst

Als ich wieder wach wurde, dröhnte mir mein Schädel und mir war schwindelig, außerdem fror ich erbärmlich. Wer hatte mir verdammt nochmal auf den Kopf geschlagen? Ich versuchte mich zu orientieren, aber es war stock duster um mich herum. Bewegen konnte ich mich auch kaum. Meine Füße waren zusammen gebunden, meine Hände auf dem Rücken gefesselt.

Aber halt nein, es war nicht dunkel um mich herum, man hatte mir die Augen verbunden und geknebelt hatte man mich auch.

Ich wusste also weder wo ich war oder ob ich allein bin. Ich versuchte mich auf mein Gehör zu konzentrieren, aber in direkter Umgebung um mich herum konnte ich nichts hören. Aber in etwas Entfernung konnte ich etwas hören, das Bellen eines Hundes und das Lachen eines Kindes.

Es schien als wäre ich einige Zeit lang ausgeknockt gewesen, aber trotzdem noch in dem Dorf. Oder zumindest in irgendeinem Dorf.

Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen, dabei spürte ich, dass ich auf Heu oder Stroh liegen musste. Ich war also in einem Stall oder in einer Scheune.

Nach etlichen Versuchen hatte ich es geschafft mich auf die Seite zu drehen. Ich rieb mein Gesicht am Boden, in der Hoffnung, dass die Augenbinde ein stück rutschte und ich wenigstens etwas von meiner Umgebung erkennen konnte.

Es gelang mir nur ein bisschen, aber ich konnte nun unter dem Stück Stoff hindurch spähen. Aber mein Ausblick entmutigte mich nur, egal wohin ich meinen Kopf drehte, sah ich nur Holz. Man hatte mich in irgendeinen Bretterverschlag gesperrt.

Entmutigt und erschöpft ließ ich meinen Kopf auf den Boden sinken. So ein Scheiß, hier würde ich wohl nicht allein herauskommen.

Denn als ich mich auf die Seite drehte, hatte ich bemerkt, dass man mir alles außer meiner Hose und meinem Hemd genommen hatte. Selbst meine Stiefel.

Kein Wunder also, dass mir so kalt war. In der einen Ecke hatte ich einen kleinen Haufen Stroh gesehen, vielleicht wäre ich dort etwas geschützter vor der Kälte vom Boden. Ich raffte mich auf und biss auf meinen Knebel, um meine Kräfte zu mobilisieren. Langsam versuchte ich mich wie ein Wurm vorwärts zu bewegen.

„Sieh dir das an, sie zappelt wie ein Fisch auf dem Trockenen!“ hörte ich plötzlich eine Männerstimme. Ich hielt inne in meiner Bewegung, da war noch jemand, „Sei froh das sie wieder wach ist, so stark wie du zugeschlagen hast, hatte ich befürchtet du hättest sie umgebracht.“ Die Stimme, sie klang wie der Dorfvorsteher. „Ach papperlapapp, sie hat ja noch nicht mal geblutet.“ Widersprach der andere.

„Trotzdem, tot nützt sie uns nichts. Wir werden den Hexer später abwimmeln und sie dann zum Baron bringen. Die Nilfgaarder werden sicherlich ein kleines Sümmchen für sie springen lassen.“ Hörte ich den alten sagen.

Ich gab protestierende Laute von mir, „Sei ruhig, oder ich werde dich dazu bringen!“ drohte der andere. „Mikesch, wir werden sie unversehrt beim Baron abliefern.“ Meinte der Dorfvorsteher.

„Ach, ein paar blaue Flecken werden nicht schaden. Wehe sie warnt den Hexer! Außerdem die Männer des Barons würden sicherlich etwas Spaß mit ihr haben wollen, warum sollte ich mich da zurück halten.“ knurrte der erste.

„Mikesch! Du bist verheiratet! Geh zu deiner Frau, wenn du es nötig hast. Und um den Hexer mach die keine Sorgen. Der kriegt schon nichts mit. Ich werde ihn mit ein paar Münzen abspeisen und wenn er aufmuckt, werden wir ihn einfach los.“ Erklärte der alte.

Ich traute mich nicht, irgendetwas von mir zugeben, ich hoffte, nein ich betete nur, dass sollte es zu dem Massaker kommen, Letho mich hier finden würde. Oder vielleicht auch Gaetan, wenn er aus seiner Rage erwachte.

Auch wenn der Dorfvorsteher es vorzog mich unversehrt abzuliefern, traute ich ihnen doch nicht. Schon gar nicht diesem Mikesch. Aus seiner Stimme konnte man heraus hören wie jähzornig er war.

Ich war mehr als erleichtert, als die beiden Männer wieder verschwanden und die Tür schlossen.

Ich robbte bis zu dem Strohhaufen und rollte mich dort so gut es ging zusammen, vielleicht würde ich so nicht ganz so schnell meine Körperwärme verlieren.

Warum passierte so etwas mir immer wieder? War es das schlechte Karma? Ich wusste es nicht.
 

Ich wurde von leisen Stimmen geweckt, trotz meiner Versuche wach zu bleiben, schien ich eingeschlafen zu sein.

„Die Kette, die die Frau da eben trug, das ist doch die von Alanya gewesen?“ fragte jemand. „Oh, ja, ja. Sie hat sie gegen etwas Proviant eingetauscht, als sie vorhin weiter reiten wollte.“ Antwortete Jemand.

Gaetan und der Dorfvorsteher, wurde es mir schlagartig bewusst. Sie kamen her, ich musste in der Scheune sein, wo sie ihm eine Falle stellen würden. Als ich die Schritte hören konnte, versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Ich versuchte gegen die hölzerne Wand zu treten und zu schreien, aber meine Rufe wurden durch den Knebel gedämpft und mit nackten Füßen brachten meine Tritte ebenfalls kaum was.

„Was ist das?“ hörte ich den Hexer fragen. Ich verstärkte meine Bemühungen, „Nur ein wilder Eber, den wir gefangen haben.“ Wiegelte der Dorfvorsteher ab. Die Schritte schienen weiter zu gehen, doch ich wollte nicht aufgeben. Ich trat so sehr gegen das Holz, bis mir die Füße weh taten.

Ich zuckte zusammen, als jemand von außen gegen den Verschlag donnert, „Sei endlich ruhig, oder wir schlachten dich heute Abend noch!“ wurde mir gedroht.

„Nein, nein Meister Hexer, lasst die Tür besser zu. Nicht das der Eber noch entkommt, kommt holen wir euer Gold.“ Der Dorfvorsteher schien ihn weiter locken zu wollen. Es blieb draußen still und die ersten Tränen der Verzweiflung sammelten sich bereits in meinen Augenwinkeln.

Ich versuchte direkt nach Gaetan zu rufen, es war vielleicht nicht verständlich, aber er würde den Sprachrhythmus vielleicht heraus hören. „So hört sich doch kein Eber an.“ Knurrte Gaetan.

„Nicht Meister Hexer, kommt noch ein Stück weiter, hier hinten haben wir das Gold versteckt.“ Versuchte der alte Mann den Hexer weiter zu locken, doch diesmal schien es nichts zu bringen, ich konnte hören wie sich jemand am Riegel zu schaffen machte.

Ich wollte schon erleichtert aufatmen, aber die Tür blieb verschlossen. Dafür hörte ich jemanden vor Schmerz aufstöhnen, dann Fluchen. Jemand schrie auf und ein anderer bettelte um Gnade, dass es so ja gar nicht gemeint war. Resigniert schloss ich die Augen und stellte meine Bemühungen ein, Gaetan auf mich aufmerksam zu machen.

Es schien, dass sich trotz meiner Anwesenheit, sich die Ereignisse nicht verändern ließen. Der Hexer schlachtete gerade das ganze Dorf ab. Nun gut nicht das ganze, die kleine Milli würde wohl überleben. Ich hörte den Hund draußen jaulen, dann war Stille. Gaetan würde jetzt wohl gerade die Dorfbewohner aufsuchen, die sich in ihren Häusern versteckt hatten.

Nach dem die letzten Geräusche verklungen waren, war die nachfolgende Stille unheimlich. Ich konnte nichts mehr hören. Nicht einmal der Vögel sangen noch. Totenstille, wie damals in der Kerkerzelle in Wyzima.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, bis ich draußen wieder etwas hören konnte. Waren Letho und Zoltan angekommen? Oder war Gaetan zurück? Doch die Geräusche änderten sich und ließen meine Haare zu berge stehen. Es gab nicht mehr nur den Klang von Schritten, sondern auch das Knacken von Knochen und zerreißen vom Fleisch. Die Nekrophagen, dachte ich panisch. Waren sie nicht auch in der Scheune gewesen? Das war's für mich, wenn sie mich fanden, würden sie mich lebendig fressen. Was für ein unrühmliches Ende.

Selbst meine jetzt panischen Befreiungsversuche brachten nichts, außer dass sich das Seil stärker in meine Haut einschnitt und die Knoten sich fester zogen. Wenn Letho irgendwann hier her kam und auf Milli traf, würde er mich dann hier überhaupt noch suchen, oder würde ihn das Mädchen davon ablenken, würde er denken ich wäre einfach weiter geritten?

Die Leichenfresser kamen näher, sie machten sich über die Leichen in der Scheune her. Ich konnte hören wie sie sich gegenseitig anknurrten und um die besten Stücke kämpften.
 

Letho es tut mir leid! Schluchzte ich leise vor mich hin. Ich konnte mich nicht mal mehr von ihm verabschieden.

Die Geräusche änderten sich und ließen mich erstarren, eines der Monster musste mich gehört oder gerochen haben, es versuchte durch die Tür zu kommen. Ich versuchte weiter in die Ecke zu kriechen, mich so klein wie möglich zu machen, in der winzigen Hoffnung, dass es mich vielleicht doch noch übersah. Ich konnte das Splittern des Holzes hören, das aufgeregte Atmen des Monsters.
 

So würde es also enden, mein Abenteuer mit den Hexern. Gefressen von einem Monster.
 

Doch der erwarte Schmerz des ersten Bisses kam nicht. Etwas hatte es von mir abgelenkt. Mein Herz raste vor Panik, was war da los? Wieso hatte es nicht angegriffen? Plötzlich näherten sich wieder Schritte, etwas berührte mich. Ich schrie auf und versuchte nachdem Monster tu treten, kampflos würde ich mich nicht fressen lassen.

Es packte mich und zog mich aus der Ecke, in der ich Schutz gesucht hatte. Ich wehrte mich um so mehr. Doch es tat mir nicht weh, stellte ich fest, als sich die Erschöpfung einstellte. „Schhhh, alles gut, dir passiert nichts. Du bist jetzt in Sicherheit.“ Sprach es leise zu mir und wiegte mich.

Moment Mal, es sprach zu mir? Nekrophagen sprachen nicht, es war ein Mann, der mich gefunden hatte.

Eine Hand legte sich an meine Wange, „Hörst du mich Alanya? Du bist jetzt sicher.“ Ich schluchzte erleichtert auf und nickte. „Gut, Zoltan wird jetzt deine Fesseln lösen.“ Sprach er sanft zu mir. Ich zuckte kurz, als jemand nach meinem Fußgelenk griff, dann konnte ich spüren, wie sich eine Klinge durch das Seil schnitt und sich die Fesseln langsam lösten. Dasselbe dann an den Handgelenken. Währenddessen zog mir der andere den Knebel aus dem Mund und schob die Augenbinde noch oben. Ich blinzelte bei der plötzlichen Helligkeit und sah in das besorgte Gesicht von Letho.

Sobald meine Hände frei waren, schlang ich sie um seinen Hals und klammerte mich an ihm fest. „Es tut mir leid.“ Schluchzte ich immer wieder. Letho hatte seine Arme um mich gelegt und bot mir Trost. Doch nach einer Weile wollte er sich von mir lösen und ich klammerte mich umso fester an ihn.

„Alanya, was ist hier passiert?“ wollte er wissen, doch ich wollte weiterhin von ihm gehalten werden, wollte seine Sicherheit spüren. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Alanya bitte.“ Er drückte mich mit sanfter Gewalt von sich. „Es tut mir leid.“ Weinte ich, „Ich hätte nicht wegreiten dürfen.“ Und wollte mich wieder an ihn lehnen, doch er hielt mich fest.

„Alanya, was ist hier passiert?“ forderte er streng. „Gaetan, er, … er, …“ schluchzte ich. „Hat er dir was getan?“ wollte Letho sofort wissen. Hektisch schüttelte ich den Kopf. „Die Dorfbewohner, … sie, … sie hatten ihm eine Falle gestellt. Sie wollten ihn umbringen.“ Versuchte ich zu erklären. „Wo ist er?“ fragte mich der Hexer dann. Ich schüttelte mit dem Kopf, „Ich weiß es nicht.“

„Schon gut, wir werden ihn schon finden. Alanya, schau mich an, haben die Dörfler dir etwas angetan?“ befragte er mich dann weiter. Doch ich traute mich nicht ihn anzusehen. „Ich weiß es nicht. Sie hatten mich niedergeschlagen und ich bin dann hier so aufgewacht.“ Flüsterte ich und wischte mir die neuen Tränen weg. Er zog mich endlich wieder in seine Umarmung.

„Einer wollte, er sagte, die Männer des Barons würden eh ihren Spaß mit mir haben und warum sollte er sich dann zurück halten.“ Murmelte ich und klammerte mich an meinen Hexer.

„Lass mich aufstehen, ich werde sehen, ob ich deine Sachen finde.“ Bat er mich. Doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein, bleib bei mir. Bitte.“ Flehte ich. „In Ordnung, dann wird Zoltan schauen, was er finden kann.“ Stimmte er zu. Ich zischte, als er vorsichtig mit der Hand über meinen Hinterkopf strich. „Nur eine Beule.“ Versicherte er dann. „Hab nun mal einen Dickschädel.“ Versuchte ich zu grinsen, als ich mich etwas beruhigt hatte.

„Das stimmt, den hast du.“ Stimmte mir Letho sofort zu. „Letho, wegen gestern Abend, es tut mir leid.“ Wollte ich mich entschuldigen. „Darüber werden wir später reden.“ Lehnte er ab. Aber das hieße auch, er würde es nicht so einfach fallen lassen und war so überhaupt nicht begeistert über meine Aktion. Beschämt senkte ich die Augen, ich hatte mal wieder richtig Mist gebaut und mich selbst in diese Situation gebracht.

„Schhhh ist gut, wir klären das später.“ Meinte Letho leise und strich mir über die Wange. Wie gerufen, kam der Zwerg einige Momente später. „Hier ich habe etwas gefunden.“ Meinte er. Er hatte meine Stiefel und meine restliche Kleidung gefunden. Dankbar nahm ich sie ihm ab und zog mein Wams an. Sofort war mir nicht mehr ganz so kalt.

Fehlten nur noch meine Rüstung, die Schwerter und meine Wertsachen. „Wir sollten Gaetan suchen. Ich glaube er ist verletzt und er könnte Hilfe gebrauchen.“ Schniefte ich.

„Gaetan?“ fragte der Zwerg. Ich nickte, während ich aufstand. „Ein Hexer, die Dorfbewohner wollten ihn töten, wenn er sich nicht mit ein paar Münzen zufrieden geben würde.“ Erklärte ich ihm. Letho stand ebenfalls auf und sofort war ich neben ihn. Ich wollte nicht, dass er mich allein ließ.

„Deswegen das Massaker? Das hätte man auch friedlich klären können!“ fluchte der Zwerg sogleich los. „Nein hätte man nicht.“ Murmelte ich.

Als wir die Scheune verließen, konnte ich ein mir allzu vertrautes Bild sehen. Die toten Dorfbewohner und die toten Monster. „Habt ihr alles durchsucht? Hier gab es ein kleines Mädchen, ich kann mir schlecht vorstellen, dass sich Gaetan hat dazu hinreißen lassen, auch sie zu töten.“ Wollte ich leise wissen. „Ich habe kein Kind gesehen, du Levi?“ fragte Zoltan. Letho schüttelte den Kopf.

„Wir sollten sie suchen, nicht das noch mehr Monster hier auftauchen.“ Bat ich sie. Nebenbei könnten wir vielleicht auch nach hinweisen zu Gaetan suchen.

Denselben Gedanken schien auch Letho gehabt zu haben, er hockte sich nieder und betrachtete die Blutpfütze vor der Scheune. „Bovist und Wolfsbann.“ Murmelte er. „Er muss einen Trank genommen haben.“ Meinte er. „Komm her Alanya, welchen Trank könnte er genommen haben?“ fragte er. Verwirrt schaute ich ihn an, bis es klickte, er versuchte mich ein wenig abzulenken. Dankbar lächelte ich ihn an. „Wolfsbann und Bovist?“ fragte ich nach. Er nickte. Ich überlegte, es könnten viele Tränke sein, anhand der Zutaten war es schwierig, mir sagte die Kombination dieser beiden Zutaten nichts, aber wenn man die Überkategorie nimmt, dann vielleicht. Dazu das Monster, das er töten wollte und seine verlangsamte Reaktion, zumindest nahm ich an, das Gaetan normalerweise einer Mistgabel ausweichen konnte, ergab ein anderes Bild.

Ich grübelte, welchen Trank er genommen habe könnte. Ich sah konzentriert auf die Pfütze, Wolfsbann wäre Albedo, Karmin und Quebrith. Bovist vermutlich der Kartoffelbovist, wäre Äther, Quebrith und Rubedo. Gaetan kämpfte gegen einen Waldschrat, daher wäre Waldkauz sicherlich meine Wahl gewesen, aber der verlangsamte die Reaktion nicht. Welcher Trank tat das? Ich musste einen Augenblick länger überlegen, … Donner, Donner erhöhte die Schlagkraft, aber verlangsamte die Reaktion. Dazu die erhöhte Ausdauerregeneration von Waldkauz, das würde sich ergänzen, wenn man den Kampf schnell hinter sich bringen wollte.
 

„Und?“ fragte Letho mich. „Da er es mit einem Waldschrat zu tun hatte, nehme ich an, er nahm Waldkauz und Donner. Aber nicht dasselbe Rezept, wie wir es für Waldkauz nutzen.“ Antwortete ich ihm. Letho nickte, „Sehr gut, aber er scheint viel Blut verloren zu haben.“ Entgegnete er. Ich nickte, er hatte ne recht deutliche Spur hinter lassen, die durch das Dorf führte.

„Levi, Alanya schaut mal, …“ rief Zoltan da auf einmal. Er hatte die Puppe gefunden. Wir gingen zu ihm rüber und ich nahm sie ihm ab, „Wartet ihr kurz hier, ich denke ich weiß wo sie sein könnte.“ Bat ich sie.

„Wenn etwas ist, ruf einfach.“ Bot Letho an. „Bleibt einfach hier stehen, dann kann ich euch sehen.“ Nickte ich und machte mich auf dem Weg zu dem großen Baum.

„Millie?“ rief ich leise. „Millie, bist du hier?“ ich hörte ein rascheln. „Woher weißt du wie ich heiße?“ fragte eine leise Stimme schniefend. Das Mädchen kam um die große Wurzel herum und ich kniete mich zu ihr runter. „Meister Sommerspross hat es mir verraten.“ Lächelte ich.

„Meister Sommerspross? Aber er ist doch meine Puppe, die können nicht sprechen.“ Protestierte sie. „Doch, man muss nur ganz genau zu hören, woher sollte ich den sonst wissen wir ihr beide heißt?“ ich reichte ihr die Puppe. Sie nahm sie sofort an sich und drückte sie schützend an sich.

„Ist der böse Mann weg.“ Fragte sie dann. Ich nickte, „Ja er ist weg.“ Bestätigte ich ihr. Ich drehte mich zu Letho und Zoltan um, „Siehst du die beiden, die haben auch die ganzen Monster vertrieben.“ Erzählte ich ihr und deutete nach hinten. „Wirklich?“ Ich nickte, „Ja.“

Sie kam näher auf mich zu. „Du hast geweint, hat dir der böse Mann auch weh getan?“ sie wischte mir über die Wange. „Nein, das waren andere.“ Schüttelte ich sachte den Kopf.

Ich stand auf und reichte ihr meine Hand. „Komm, gehen wir zu Zoltan und Levi. Meister Sommerspross hat mir verraten, dass du eine Tante in Erzdorf hast. Zoltan wird dich dorthin bringen.“ Erzählte ich ihr. „Ist er nett?“ fragte das Mädchen. „Ja, er ist ein ganz netter Zwerg.“ Bestätigte ich. „Ein Zwerg? Ich habe noch nie einen Zwerg gesehen.“ Meinte sie neugierig.

Zusammen erreichten wir die beiden Männer, „Das ist Millie. Sie musste alles mit ansehen.“ Murmelte ich den beiden zu.

Letho hockte sich nieder, „Hallo Millie, ich bin Levi.“ Schüchtern lächelte sie. „Du brauchst keine angst mehr haben.“ Meinte er zu ihr. „Zoltan, es wäre schön, wenn du sie zu ihrer Tante bringen könntest. Sie lebt in Erzdorf.“ Erstaunt sah mich der Zwerg an.

„Aber wo wollen wir uns dann treffen?“ fragte er mich und kratzte sich seinen Bart. „Kennst du die einzeln stehende Hütte zwischen Mittelhain und Schwarzzweig?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Wohnt da nicht die Dorfhexe?“ Ich grinste, „Ich würde gerne sehen, wie du sie so nennst. Dort hatte Keira gewohnt, wir werden dort von ihr abgeholt.“ Klärte ich ihn auf.

„Gut, ich werde wohl hinfinden. Ich muss mein Pferd holen.“ Grummelte er. Dann drehte er sich weg und stapfte davon, Millie sah ihm mit großen Augen hinter her. „Keine Angst, er ist ein ganz lieber.“ Millie nickte, zog aber dann etwas hervor, „Hier, das hat der böse Mann verloren.“ sie reichte Letho das Katzenamulett.

„Danke dir Kleine.“ Er nahm es entgegen und strich ihr über den Kopf. Zoltan hatte sein Pferd mittlerweile geholt und kam zu uns zurück. Ich ging ihm ein Stück entgegen.

„Zoltan, die Tante könnte sich weigern, die kleine aufzunehmen, gib ihr ein paar Münzen, damit sie Millie versorgen kann, sobald ich meine Wertsachen wiedergefunden habe, werde ich dir die Münzen zurück zahlen. Und sag ihr bitte nicht, dass ein Hexer hier das Massaker angerichtet hat.“ Bat ich ihn.

„Ist schon gut, das Mädchen kann ja nichts dafür, du brauchst mir die Münzen nicht zurück zahlen.“

Ich nickte ihm dankbar zu und Letho kam mit der kleinen Millie auf dem Arm zu uns rüber. Er setzte die Kleine auf das Pferd.

„Seit vorsichtig, unterwegs.“ Mahnte er. Millie nickte ernst und hielt sich am Sattel fest. „Mach´s gut Millie.“ Winkte ich zu, als Zoltan sich auf den Weg aus dem Dorf machte. Erschöpft lehnte ich mich an Letho.

„Wie geht es dir wirklich?“ wollte er wissen. „Mein Kopf dröhnt und ohne meine Ausrüstung fühl ich mir irgendwie nackt und hilflos.“ Gestand ich. Er legte seinen Arm um mich, „Wir werden alles wieder finden. Keine Sorge.“ Wollte er mir Mut machen.

Etwas schweres fiel zu Boden, oder zumindest hörte es sich für mich so an, ich drehte mich in die Richtung, doch sehen konnte ich die Ursache nicht. Letho schritt eilig in diese Richtung, er schien mehr gehört zu haben. Als ich ihm folgte, hörte ich das Schnauben eines Pferdes und ein leises stöhnen. Ich eilte hinter Letho her, der bereits um eine Hausecke gegangen war. Als ich diese erreichte, atmete ich erleichtert auf, Gaetan.

Er lehnte an der Hauswand und hielt seinen Arm um seinen Bauch geschlungen. In der anderen Hand hielt er die Zügel meines Pferdes. „Dir scheint es gut zu gehen.“ Begrüßte er mich als er mich hinter Letho war. „Hatte mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmt, als ich die Frau mit deiner Kette sah.“ Murmelte er.

Der Hexer streckte seinen Arm in meine Richtung und öffnete seine Faust. „Das Schneckenhaus.“ Hauchte ich und nahm es entgegen. „Hatte eigentlich gehofft, dass ich dich finde, wenn ich den Spuren deines Pferdes folge.“ Meinte er und stieß sich von der Wand ab. „Du musst Levi sein.“ Grinste er. Letho nickte. „Sehr gut, vielleicht hättest du einen Trank für mich.“ Fragte er und legte seinen Arm wieder um seinen Bauch.

„Wie kommst du darauf das ich Tränke hätte?“ wollte Letho wissen. „Weil die meisten Hexer welche dabei haben.“ Sofort ruckte Lethos Blick zu mir. „Ich werde sicherlich keinen Hexer anlügen, der mir eine Klinge an den Hals hält.“ Rechtfertigte ich mich. „Letho lass sie. Alanya hat recht, es wäre wirklich unklug einen Hexer anzulügen, das weißt du. Und ich wollte von ihr wissen woher sie das Amulett und die Silberklinge hat.“ Sprang Gaetan für mich ein.

Doch der Blick von Letho erzählte mir auch so, wie begeistert er darüber war, dass ich ohne seine Zustimmung seine Tarnung verraten habe. Dabei hatte er doch sowieso geplant, ohne diese auf Gaetan zu zugehen, um mit ihn zu sprechen.

Mit einem seufzen richtete Letho seine Aufmerksamkeit wieder auf Gaetan, „Also was brauchst du?“ wollte er von dem anderen Hexer wissen. „Ein Kuss wäre nicht schlecht.“ Meinte dieser.

Sofort lag meine Aufmerksamkeit auf ihm, er war schwer verletzt und Letho bot ihm einen Trank an und alles was er forderte war ein Kuss? Die Katze musste wohl schon zu viel Blut verloren haben und konnte nicht mehr klar denken.

Plötzlich brach Gaetan in schallendes Gelächter aus und auch Lethos Mundwinkel zuckten verräterisch. Er hatte voll meinen entgeisterten Gesichtsausdruck gesehen. „Was?“ wollte ich wissen. „Er sprach doch nicht von so einem Kuss, Alanya.“ Grinste Letho mich an. „Er meinte den Trank.“ Lenkte er ein. „Und woher soll ich das wissen? Ich kenne nicht alle eure Tränke!“ maulte ich schmollend und nahm Gaetan die Zügel von meinem Pferd ab. Ich hatte gesehen, dass ein Jutesack am Sattel festgemacht war und hoffte dort einen Teil meiner Sachen drin zu finden.

„Ich hoffe Schwalbe ist auch in Ordnung.“ Meinte Letho und reichte ihm eine Phiole. Dankbar nahm die Katze sie an und nahm den Trank sofort.

Während des trinkens hoben sich die Adern am Hals und Kieferbereich schwarz hervor, ehe sie wieder verblassten. Er keuchte und kniff die Augen zusammen, während er sich den Bauch hielt. „Wie ich diesen Trank hasse.“ Keuchte er und stützte sich an der Wand ab. Ich beobachtete ihn und versuchte abzuschätzen, ob er sich vielleicht ähnlich fühlte wie ich, wenn ich Schwalbe nahm. Nun er wand sich zumindest nicht am Boden, aber juckten und kribbelten die heilenden Verletzungen bei Hexern ebenso? Ich hatte mich bisher nicht getraut Letho oder einen der anderen Hexer dazu zu befragen.

„Alanya.“ Meinte Letho nur, als er sah, wie ich den anderen Hexer beobachtete. Ertappt lenkte ich meinen Blick weg. Ich öffnete den Jutesack, darin befand sich wirklich ein Teil meiner Ausrüstung, mein Gürtel mit den Taschen und den Dolchen. Sofort durch suchte ich die Taschen, alles da, bis auf den Münzbeutel und das Geschenk von Letho. „Scheiße!“ fluchte ich und durchsuchte alles erneut, doch die Kette blieb verschwunden.

„Was ist los?“ wollte Letho gleich wissen. „Mein Geld und das was ich in Novigrad gekauft hatte ist weg.“ Jammerte ich. „Das ist nicht schön, aber es wird sich ersetzen lassen. Ich wurde auch schon häufiger überfallen, vor allem als ich noch jung und neu auf dem Pfad war.“ Meinte Letho.

„Hm, ging mir genauso, aber was will man von Velen schon erwarten. So etwas wie Gastfreundschaft scheinen die nicht zu kennen.“ Stimmte Gaetan zu.

Trotzdem war mir zum Heulen zumute, nicht wegen der Münzen, aber wegen Lethos Geschenk.

Letho schien meinen Gemütsumschwung bemerkt zu haben und zog mich in seine Arme. „Ist schon gut, wir haben doch genügend Münzen.“ Murmelte.

„Es geht nicht um die beschissenen Münzen, sie haben das Geschenk für dich gestohlen!“ fluchte ich und eine Träne lief über meine Wange. „Das ist doch nicht schlimm, du brauchst mir doch nichts schenken.“ Meinte er und wischte die Träne mit seinen Daumen fort.

„Ich wollte dir das aber unbedingt schenken, ich habe es extra anfertigen lassen.“ Schniefte ich leise. Er drückte mir einen Kuss auf mein Haar, „Das ist doch nicht notwendig.“ Murmelte er.

„Doch du hast es dir verdient.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, riss ich meine Augen, „Oh verdammt, es tut mir leid. Es tut mir leid. Ich habe unsere Abmachung völlig vergessen.“ Jammerte ich. Am gestrigen Abend hatte ich völlig vergessen, was ich ihm versprochen hatte. Ich war ein schlechte Dominante, er hatte sich auf mich verlassen, dass ich mich um ihn und seine Bedürfnisse kümmere und ich habe es bei der ersten Gelegenheit vergessen. „Es tut mir leid.“ Schluchzte ich nun.
 

Doch plötzlich versiegten meine Tränen, mein Herzschlag beruhigte sich und allgemein fühlte ich deutlich ruhiger und gelassener. „Gaetan!“ knurrte Letho. „Ist sie immer so instabil? Wie hältst du das aus?“

Fragend drehte ich mich zu ihm. „Das ist noch lange kein Grund sie mit einem Axii zu belegen. Sie wurde niedergeschlagen, gefesselt und geknebelt und man hat sie eingesperrt. Beinahe hätte sich ein Alghul über sie hergemacht, da ist völlig verständlich, dass ihre Nerven so blank liegen!“ war Letho aufgebracht.

Gaetan hatte ein Axii auf mich gewirkt? Ich griff an meinen Hals, ach ja, mein Talisman von Yennefer wurde mir ja auch genommen.

„Was meinst du mit Alghul?“ wollte der andere Hexer wissen. „Das Blut deines Massakers hat die Nekrophagen aus dem Wald hierher gelockt. Sie war in der Scheune, gerade noch rechtzeitig konnte Zoltan den Alghul von ihr weglocken.“ Erklärte Letho.

Ich erinnerte mich, das Monster hatte die Tür durchbrochen und war kurz davor mich zu fressen, doch dann war da auf einmal Letho, der mich in seinen Armen gehalten hatte.

Ich löste mich aus Lethos Armen, „Alanya?“ fragte er besorgt. „Alles gut, aber ich sollte meine restlichen Sachen suchen.“ Meinte ich zu ihm.

Ich band das Pferd vor einem der Häuser an und fing es zu durchsuchen, Haus für Haus arbeite ich mich durch und bald hatte ich alles gefunden. Alles, bis auf die Kette für Letho. Auch bei den Leichen fand ich sie nicht. In keinem Haus und bei keinem Mann und keiner Frau fand ich sie. Meinen Talisman hatte ich bei jemanden gefunden, auch meine restlichen Sachen, sie schienen sie unter sich aufgeteilt zuhaben, nachdem sie mich eingesperrt hatten, nur dieses eine Stück fehlte. Ich ging mittlerweile davon aus, dass entweder einer der Nekrophagen sie mit gefressen hatte oder die kleine Millie hatte sie bekommen.

Enttäuscht ließ ich mich beim Brunnen auf den Boden plumpsen, in der Hand hatte ich einen weiteren Münzbeutel, ich hatte ihn im Haus des Dorfvorstehers gefunden. Gaetans Bezahlung.

„Hier.“ Meinte ich, als er sich dem Brunnen näherte und warf es ihm entgegen. Geschickt fing er ihn auf und steckte ihn ein, bevor er sich daran machte, das Blut von sich zu waschen.

Letho war in einem der Häuser verschwunden, nachdem er gesehen hatte, das Gaetan in meiner Nähe war. Vielleicht durchsuchte er sie nach etwas Brauchbaren.

Gaetan setzte sich neben mich, als er fertig war. „Tut mir leid wegen dem Axii. Ich wusste nichts von den Alghulen.“ Seufzte er. Ich zuckte mit den Schultern, „War vielleicht gut so, ich hätte mich wahrscheinlich sonst nicht so schnell beruhigt. Auch wenn ich heute Nacht vermutlich Albträume haben werde.“

Wir schwiegen einen Moment. „Ich hatte mit anhören müssen, was sie geplant haben und wie du in ihre Falle getappt bist.“ Murmelte ich nach einer Weile. Neugierig sah er mich an. „Du warst in der Scheune?“ fragte er überrascht. „Hm, der Eber.“ Grinste ich und rieb mir die wunden Handgelenke.

„Ich hätte direkt dort nachsehen sollen, statt den Spuren zu verfolgen. Aber ich wusste nicht wo mir der Kopf stand.“ Grummelte er verärgert.

„Du hättest es nicht wissen können und ich weiß wie es ist, wenn man einen Aussetzer hat.“ Gab ich zu. Jetzt sah er mich noch erstaunter an. „Was genau hast du gesucht? Ich meine das Geschenk für Letho, woraus bestand es?“ wollte er dann wissen.

„Eine Kette und einen Anhänger aus Silber.“ Murmelte ich. „Mit einer Rose darauf?“ jetzt sah ich ihn überrascht an. „Woher weißt du das?“ wollte ich wissen. Er zog etwas hervor und verbarg es in seiner Hand. „Ich habe, als ich nach den Spuren suchte, etwas im Sand gefunden. Es war beinahe völlig verdeckt, ich habe es nur gesehen, weil sich etwas Sonne darin reflektierte.“ Erzählte er und öffnete dann seine Faust. In seiner Hand lag tatsächlich die Kette, die ich die ganze Zeit gesucht hatte.

Dankbar nahm ich sie entgegen.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll, … Danke Gaetan.“ Freute ich mich. Er grinste, „Na los, bring sie ihm. Aber seit nicht zu laut, ich werde derweil ein wenig meditieren.“ Zwinkerte er. Ich wurde rot, stand aber trotzdem auf und eilte zu Letho, der mittlerweile in einem anderen Haus verschwunden war.
 


 

Ich versuchte meine Haare zu glätten, als ich Letho aus der Hütte folgte, meine Atmung ging immer noch leicht keuchend und ich war mich sicher, dass ich auf der Hüfte ein paar blaue Flecken haben würde.

In Sachen Hexer Libido hatte ich meine Lektion gelernt, man sollte niemals mit ihr spielen, wenn man nicht bereit war, die Konsequenzen zu tragen. Nun Letho hatte nicht gänzlich recht behalten, laufen konnte ich noch, wenn auch ein wenig wackelig, aber ich wusste nicht, ob ich mich noch auf ein Pferd setzen konnte, oder es überhaupt wollte.

„Endlich fertig?“ grinste der andere Hexer und ich wurde knallrot. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass er uns hören konnte. Aber besser in einer Hütte auf einem Tisch als irgendwo mitten im Wald, wo uns jemand bei beobachten konnte.

Gaetan lachte leise und wandte sich dem zweiten Pferd zu. Er hatte scheinbar das Pferd von Letho geholt, das sich irgendwo in der Nähe aufgehalten hatte.

„Gaetan wird deine Stute nehmen, du reitest bei mir mit.“ Legte Letho fest, als ich jedoch beim Wort reiten schmerzhaft stöhnte, musste er grinsen.

Nur widerwillig ließ ich mich von Letho auf das Pferd ziehen, glücklicherweise bestand er nicht darauf, dass ich korrekt vor ihm saß, sondern ließ mich beiden Beinen auf einer Seite sitzen. So war es hoffentlich nicht ganz so unangenehm.

Ich klammerte mich an ihm fest, als er das Pferd antreten ließ, „Keine Sorge, ich pass schon auf das du nicht herunter fällst.“ Versprach er mir.
 

Wir ritten noch eine Weile durchs Unterholz, um nicht den nächsten Ort, Sanddorf, durchqueren zu müssen. Ein Stück hinter der Ortschaft, gelangten wir wieder auf den Weg. Trotzdem behielten wir ein ruhiges Tempo bei. Schließlich würde Zoltan eine ganze Weile brauchen, bis er zu uns aufgeschlossen hat. Ich hoffte, er bekäme Unterwegs keinen Ärger, weil er mit einem kleinen Kind unterwegs war.

Doch kaum hatten wir die erste Wegbiegung erreicht, versteifte sich Letho. „Nilfgaarder.“ Flüsterte er. Erschrocken blinzelte ich unter meiner Kapuze hervor. „Schhhh, lass uns das machen.“ Murmelte Letho und zog mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Auch zog er meinen Umhang zurecht, so dass man meine Rüstung nicht mehr sehen konnte.

Langsam ritten wir näher. „Halt, was wollt ihr?!“ wurden wir angehalten. „Vatt‘ghern!“ spuckte der Soldat, als er Gaetan erblickte. „Wir haben diese Frau vor ein paar Wegelagerern gerettet und bringen sie nun nach Hause.“ Entgegnete Letho.

„Soso, ein Weibsbild habt ihr gerettet? Seid ihr sicher? Ich hörte hier treibt sich eine Frau in Begleitung eines Söldners herum, die unser großer Kaiser suchen lässt.“ Höhnte der Soldat. „Mit Hexern soll sie sich auch gerne abgeben.“ Fuhr der Soldat vor. Durch den groben Stoff des Umhangs konnte ich sehen, wie dieser Gaetan musterte.

„Evan, spiel dich nicht so auf. Lass die drei passieren.“ Mischte sich ein anderer Soldat ein. Widerwillig gab der Angesprochene den Weg frei. Aber erst als wir ein weiteres Stück geritten waren, fiel die Anspannung von mir ab.

„Glückwunsch, es scheint du hast dein erstes Kopfgeld auf dich ausgesetzt bekommen.“ Scherzte Letho. „Ha, ha. Sehr witzig. Als ob ich so etwas brauchen würde. Außerdem, so lange ich den Steckbrief nicht zu sehen bekomme, hoffe ich auf ein Gerücht.“ Schmollte ich ein wenig.

Gaetan lachte ein wenig, „Weswegen sucht der Kaiser nach dir?“ wollte er dann wissen. Ich versuchte mich so hinzusetzen, dass ich ihn halbwegs ansehen konnte.

„Ich hatte den Auftrag erhalten, mit Geralt nach dessen Tochter zu suchen und sie zu ihm zu bringen. Als ich mich jedoch weigerte mit nach Skellige zu reisen, hatte ich Emhyr dummerweise darüber informiert, dass ich andere Pläne hätte. Er ließ mir ausrichten, ich solle mich in die Botschaft in Novigrad begeben und mich dort unter Arrest stellen lassen, bis Geralt mich dort abholen würde. Was ich natürlich nicht getan habe. Was er jedoch seinen Männern gesagt hat, warum ich gesucht werde, keine Ahnung.“ Erzählte ich. „Die Tochter des Kaisers? Ich dachte Geralt sucht nach seinem Überraschungskind?“ fragte der Hexer verwirrt.

Ich nickte, „Ja, das tut er auch.“ Bestätigte ich. Man konnte schon beinahe hören, wie die Rädchen sich in seinen Kopf in Gang setzten. „Das heißt, nein das kann nicht sein! Geralts Überraschungskind ist die nilfgaarder Kronprinzessin?!“ rief er erstaunt.

Ich nickte erneut. „Wie hat er das denn geschafft?“ wollte Gaetan ungläubig wissen. „Das wäre seine Geschichte und die des Kaisers, vielleicht erzählt er sie dir ja.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Ruhig, da vorne ist etwas.“ Unterbrach Letho uns.

Ich überlegte schnell, wir waren jetzt gleich bei Keiras Boot, was für Monster schlichen da rum? Ein Grinsen huschte über meine Lippen. „Ertrunkene, zwei maximal drei Stück.“ Verriet ich ihnen. Skeptisch blickte Gaetan mich an, „Woher willst du das wissen? Selbst mit Hexersinnen ist es schwer auf diese Entfernung auszumachen.“ Er glaubte mir nicht, so viel war klar. „Ich weiß es einfach.“ Entgegnete ich.

„Levi, denkst du ich könnte, …?“ fragend schaute ich Letho an. Er seufzte, „Es ist eine dumme Idee. Was ist mit deinem Kopf oder deiner Erschöpfung? Du bist vorhin sogar kurz eingeschlafen?“

Ich schob meine Unterlippe vor, „Das könnte mich von meinen Kopfschmerzen ablenken.“ Warf ich ein. „Deine Kopfschmerzen könnten deine Konzentration stören.“ Widersprach er. „Außerdem könnte dich dein Oberschenkel in diesem Gelände behindern.“ Merkte er an.

„Es wäre aber eine gute Übung für mich. Und ich hatte schließlich weder gestern noch heute Training.“ Meinte ich. „Dafür wurdest du niedergeschlagen und beinahe gefressen, das war genug Aufregung für dich heute.“ Wollte er die Diskussion beenden.

„Es waren tatsächlich zwei Ertrunkene.“ Meinte Gaetan da plötzlich. Ich schaute zu ihm rüber und sah noch, wie er sich wieder in den Sattel schwang. „Ich wollte die erledigen! Wie unfair!“ schmollte ich nun wirklich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ist sie jetzt tatsächlich beleidigt, weil ich die Biester entsorgt habe?“ fragte er verdutzt. „Frag nicht.“ Seufzte Letho nur und trieb sein Pferd weiter. Trotz seines Kommentares lehnte ich mich wieder in seine Arme und ließ mich von dem leichten schaukeln des Schritts in einen Dämmerschlaf wiegen. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zur Hütte und Störungen sollte es auch eigentlich keine mehr geben. Ich konnte mich für den Moment ein wenig ausruhen. Denn so ungern wie ich es zugab, aber Letho hatte recht, die Ereignisse und die fehlende Nachtruhe hatten mich ziemlich erschöpft.
 

Das zuschlagen einer Tür und schwere Schritte auf einem hölzernen Boden rissen mich aus dem Schlaf. „Hoffe ihr habt nicht zu lange warten müssen.“ Polterte Zoltan los. „Psst, sie schläft.“ Konnte ich Letho hören.

Ich drehte mich zur Seite und öffnete die Augen, wie kam ich ins Bett? Und wo war ich überhaupt? Das letzte, an das ich mich erinnerte war, dass ich in Lethos Armen eingedöst waren. „Bin wach.“ Murmelte ich und richtete mich auf.

Ein kurzer Blick genügte und ich stellte fest, dass wir wohl bereits in Keiras Hütte waren. Allerdings sah es hier ziemlich chaotisch aus. Entweder hatten die Hexenjäger her gefunden oder die Bauern hatten alles durchsucht, als sie feststellten, dass Keira nicht mehr da war. Verschlafen rieb ich mir die Augen und sah mich genauer um, Letho lehnte bei der Tür an der Wand und Gaetan schien auf einem Stuhl zu dösen. Meine Rüstung, die Schwerter und meine Stiefel lagen griffbereit neben dem Bett. Daher zog ich sie an, während Letho Gaetan weckte, in dem er unsanft gegen den Stuhl trat.

„Soll ich dann?“ fragte ich und hielt das Xenogloss hoch.

Letho nickte und ich hoffte, dass dieses Ding auch wirklich funktionierte. „Keira? Keira kannst du mich hören? Wir haben deine ehemalige Hütte erreicht.“ Sprach ich in das magische Gerät. Eine Zeitlang war es still und ich versuchte es noch einmal. „Keira? Hallo?“ fragte ich dieses Mal etwas lauter.

„Alanya? … Die Verbindung ist schlecht, … wo seid ihr?“ konnte ich die stark verzerrte Stimme der Zauberin hören. „Wir sind bei deiner alten Hütte. Du kannst uns abholen.“ Sprach ich erneut in das Gerät.

Man konnte ein rauschen und Knistern hören, so als ob Keira versuchte etwas zu sagen, doch ich verstand kein einziges Wort. Ich hoffte nur, dass sie uns trotzdem verstanden hat und das Portal öffnete.

Die Ruhe vor dem Sturm

Unruhig warteten wir die nächsten Augenblicke. Ich wusste nicht ob Keira uns wirklich verstanden hatte und nun das Portal öffnen würde. Wenn nicht, säßen wir in einer ziemlichen Zwickmühle, denn die Hexer hatten die Pferde bereits in die Freiheit entlassen, aber es wäre ja sowieso nicht so gewesen, als das die uns bis nach Kaedwin hätten tragen können. Ich fand es ja schon erstaunlich, dass sie uns bisher gebracht hatten.

Falls Keira uns tatsächlich nicht abholen sollte, hätten wir keinerlei Möglichkeit rechtzeitig zurück nach Kaer Morhen zu kommen. Ich hatte mich wieder auf das Bett gesetzt und Letho seinen Posten an der Tür und dem Fenster bezogen. Er behielt den Bereich vor dem Haus im Auge, für den Fall, dass sich jemand ungebetenes nähern sollte.

Plötzlich fingen unsere Amulette stark an zu vibrieren und Letho stieß sich sofort von der Wand ab. Auch ich sprang vom Bett auf und eilte zum Fenster. Tatsächlich, draußen öffnete sich ein Portal. Es trat aber niemand daraus hervor und das Xenogloss ergab erneut rauschende Geräusche von sich. Das Portal war wohl wirklich für uns.

„Also, dann mal los.“ Versuchte ich mir Mut zu machen, als wir das Haus verließen. „Oh nein! Niemand etwas von Portalen gesagt!“ konnte ich Gaetan murmeln hören. Was hatte er denn gedacht, wie wir hier ohne Pferde wegkommen wollten? Es blieb nur ein Portal für eine schnelle Reise.

Die Reihenfolge war schnell ausgemacht, erst Letho, dann Zoltan, dann ich und zum Schluss Gaetan. Als ich auf der anderen Seite des Portals hinaustrat, fing Letho mich auf, damit ich nicht wieder mit der Nase zuerst im Dreck landete. Ich machte den Bereich vor dem Portal dann schnell für Gaetan frei, damit er nicht über mich stolpern konnte.

Doch ich hätte es theoretisch nicht gebraucht, er trat recht normal daraus hervor, was mich darauf schließen schließ, dass es nicht seine erste Reise war, aber er war bei weitem noch nicht so elegant dabei wie eine der Zauberin. Er wankte leicht und wenn man genau hin sah, konnte man eine leichte Grünfärbung um seine Nase herum erkennen. „Ich hasse Portale.“ Murrte er, als es sich hinter ihm schloss.

„Was hat so lange gedauert!? Portale sind keine einfache Magie!“ zeterte Keira auch sofort los. Seufzend drehte ich mich zu ihr um, „Hallo Keira.“ Begrüßte ich sie. Sie streckte die Hand aus, „Das Xenogloss!“ forderte sie. Als ich es ihr reichte, riss sie es mir förmlich aus der Hand. „Bist du völlig wahnsinnig? Man fässt keine magischen Gegenstände mit Demeritium an! Und was hast du damit überhaupt gemacht? Es ist ja völlig demoliert!“ keifte sie weiter. „Ja mir geht es auch gut, schön, dass wir wieder hier sind. Ja es gab Probleme unterwegs.“ Murrte ich leise.

Gaetan lachte leise, ehe sich seine Mine plötzlich verfinsterte. Schwere, sehr schwere Schritte näherten sich hinter mir. Angespannt griff der Hexer der Katzenschule nach seinem Silberschwert. Stirnrunzelnd drehte ich mich um, als ich schon hoch gehoben wurde. „Alana wieder da! Hat Hexer gut auf Weibchen aufgepasst?“ fragte mich der große Troll. Ich nickte, „Hallo Peng, ja hat er. Aber lass mich bitte wieder runter.“ Bat ich. Vorsichtig setzte er mich wieder ab.

„Was zum, … Ein Troll in einer Hexerschule?!“ schrie Gaetan schon fast. Ich grinste verlegen, „Naja, eigentlich drei.“ Gestand ich. „Drei Trolle? Was machen die hier?“ fragte er entsetzt.

„Ähm, ich hatte sie hergeholt, damit sie uns gegen die wilde Jagd helfen.“ Antwortete ich.

„Ich wusste ja, dass die Wölfe merkwürdige Ansichten haben, aber dass das auch für euch Vipern gilt…“ er wischte sich mit der Hand durchs Gesicht. Der Troll war glücklicherweise bereits weiter gegangen und hörte den Hexer nicht mehr. Auch Keira ist vorerst gegangen, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass ich demnächst bei ihr aufschlagen dürfte, damit ich ihr alles erzählte.
 

„Noch irgendwas, dass ich wissen sollte?“ grummelte Gaetan. Ich nickte, aber zog es vor, etwas näher an Letho stehen. „Ähm, was hälst du von Vampiren?“ fragte ich ihn leise. Seine Augen weiteten sich erst, ehe er sie gefährlich verengte. Schnell trat ich den letzten Schritt zu Letho, um notfalls hinter ihm Deckung suchen zu können.

„Springen die hier etwa auch rum?“ knurrte die Katze. „Ja, aber keine Niederen.“ Mischte sich mein Hexer ein, der mich recht amüsiert musterte. „Ihr lasst hier Katakane frei rumlaufen?“ fragte er ungläubig. „Ähm nein, eine Begegnung mit einem reichte mir. Ich spreche von echten, wahren höheren Vampiren.“ Entgegnete ich. „WAS!!“ bei dem Schrei, sprang ich schon fast hinter Letho und spähte nur vorsichtig um ihn herum. „Wo bin ich hier nur reingeraten?“ stöhnte Gaetan gequält.

„Vielleicht sollten wir erst einmal reingehen.“ Versuchte Letho die Situation zu entschärfen.
 

„Ah hatte schon gedacht, ihr kommt gar nicht mehr wieder. Wo bleibt ihr denn? Der Zwerg ist schon drinnen.“ Konnte ich Eskels Stimme hören, als ich mich ihm zuwandte, um ihn zu begrüßen, sah ich wie er stockte und Letho anstarrte. Dann blickte er zu mir und dann zu Gaetan.

„Fehlt hier nicht wer?“ fragte er dann. Ich runzelte die Stirn, bis es mir einfiel, was er meinen könnte.

„Letho, der Ring.“ Meinte ich nur. Eskel wusste ja nichts von der Tarnung. „Weiß Zoltan eigentlich, wer du wirklich bist?“ fragte ich Letho dann. Er zuckte mit den Schultern, „Hab mich ihm als Levi vorgestellt.“ Meinte er, als er sich den Ring abnahm. „Eskel, das ist Gaetan. Gaetan, das ist Eskel, falls ihr euch noch nicht kennen solltet.“ Stellte ich die beiden Hexer vor, sie nickten sich zum Gruß zu.
 

„Wie geht es Vesemir?“ wollte ich dann wissen, während wir über die Höfe gingen. „Er verkriecht sich zumindest nicht mehr in seinem Zimmer.“ Murmelte er zu Antwort, „Sondern?“ hakte ich nach. „Er braut Tränke unten im Labor und denkt, wir würden das nicht mit kriegen. Wir lassen ihn in dem Glauben.“ Seufzte der Hexer. „Ist besser, als wenn er die ganze Zeit in seiner Kammer hockt und grübelt.“ Stimmte ich zu. „Und sonst?“ fragte ich noch.

„Außer das Regis eine halbe Klinik aufgebaut hat, Lambert eine Bombe nach der anderen Baut und Ves sich ständig mit irgendwelchen Büchern verkriecht? Ansonsten derselbe Wahnsinn, wie vor eurer Abreise.“ Erklärte er.

„Dettlaff und Roche?“ wollte ich wissen. „Gehen sich so gut es geht aus dem Weg.“ Seufzte der Hexer. Also ist es wenigstens noch zu keiner Katastrophe gekommen.

„Und bei euch alles gelaufen wie geplant?“ fragte Eskel im Gegenzug. „Wann läuft es denn mal nach Plan, Velen bereitet immer Probleme.“ Grummelte ich. Doch bevor er weiter nachhaken konnte, lenkte Letho ihn ab. Er wollte wissen, ob er die gekauften Zutaten lieber zu Vesemir oder zu Lambert bringen sollte.

Ich war froh drüber, so wirklich wollte ich über den Angriff nicht sprechen, oder die Möglichkeit, dass es ein Kopfgeld auf mich gab. Seufzend betrat ich die Zitadelle. Als ich den Hauptraum betrat, konnte ich sehen, was Eskel meinte. Ein Bereich war abgetrennt, davor stand eines der Bücherregale, gefüllt mit Verbänden, Tinkturen und anderen Krams, dass man wohl für medizinische Eingriffe benötigte. Es sah aus, als würde Regis ein Lazarett für eine ganze Armee aufbauen. In der anderen Ecke stand Lambert an seinem Tischchen und bastelte an etwas. Von den anderen war vorerst nichts zu sehen.

„Hey, Lambert, hab da, wenn mitgebracht, den du kennen könntest.“ Begrüßte ich den dunkel haarigen Hexer, als ich zu ihm rüberging. „Na Furie, wieder da?“ begrüßte er mich im Gegenzug. „Furie? Merkwürdiger Spitzname.“ Warf Gaetan ein.

Sofort drehte Lambert sich um, „Gaetan?!“ Die beiden schlossen sich in eine feste Umarmung. „Hab das mit Aiden gehört.“ Konnte ich die Katze murmeln hören. „Wir haben ihn gerächt.“ Entgegnete Lambert und entließ die Katze aus der Umarmung. Ich überließ sie sich selbst und ging zu dem abgetrennten Bereich. Vesemir und Ves könnte ich später hallo sagen.
 

„Hallo Regis, ich sehe du bereitest alles für eine Katastrophe vor.“ Meinte ich, als ich ihn erreichte. Doch er war nicht allein Mäussack war bei ihm. „Hallo Alanya, wie war deine Reise?“ wollte der Vampir wissen. „Länger als ich gedacht hatte, hätte schon beinahe befürchtet wir kämen zu spät hier an. Gab ein paar Komplikationen unterwegs.“ Gab ich zu. „Ich hoffe es war nichts schlimmes?“ fragte er weiter. „Naja, wir sind heile hier angekommen. Das ist doch die Hauptsache.“ Wich ich seiner Frage aus und versuchte unauffällig meine Ärmel ein wenig mehr über die Handgelenke zu ziehen. Skeptisch sah er mich an, „Wenn irgendetwas ist, du kannst immer zu mir kommen.“ Bot er an. Ich nickte unverbindlich.

„Aber du hast Mäussack ja noch gar nicht getroffen. Er ist der Hierophant auf Ard Skellig.“ Lenkte der Vampir ein. „Ist mir ein vergnügen.“ Ich reichte ihm die Hand. Der Druide nahm sie, „Ebenso, hab da ja schon so einige Geschichten über dich gehört.“ Lächelte er freundlich. Ich verzog das Gesicht, „Je nachdem wer sie erzählt hat, wohl nicht viel gutes.“ Murmelte ich.

Das brachte die beiden zum Lachen. „Es war recht gemischt.“ Gab er zu. „Aber keine Angst, ich vorverurteile keinen.“ Fügte er dann noch hinzu. „Kann ich euch irgendwie behilflich sein?“ wollte ich vom Thema ablenken. „Oh tatsächlich, das könntest. Wenn es keine zu große Bitte ist, …“ fing der Vampir an. Neugierig sah ich ihn an. „Naja, Lambert hatte die letzten Tage Küchendienst.“ Murmelte Regis und fummelte nervös an den Riemen seiner Tasche rum.

Ich lachte kurz, „Ich verstehe. Nein das ist kein Problem. Ich werde gleich mal sehen, was die Küche hergibt.“ Die beiden sahen tatsächlich erleichtert aus. „Achja, Zoltan war ziemlich aufgebracht, als er erfuhr das du hier bist und vorher keinen hast wissen lassen, dass du noch lebst. Und es gibt einen weiteren Hexer hier, der zwar weiß, dass hier Vampire sind, aber nicht wer es ist.“ Warnte ich ihn vor.

Regis nickte, „Ich werde mich wohl dem Zorn des Zwerges stellen, sobald er mit Hjalmar zurück ist.“ Lächelte er. „Oh, was machen die beiden denn?“ wollte ich wissen, schließlich waren uns die beiden nicht entgegen gekommen und waren irgendwo in der Festung.

„Hjalmar hat sich bereit erklärt, sich mit ihm eine Kammer zu teilen. Er zeigt sie ihm gerade.“ Erklärte der Druide. „Ah, verstehe. Ist Triss den bereits auch angekommen?“ fragte ich nach. Regis schüttelte den Kopf, „Nein, bisher nicht. Aber Keira hält sich da ziemlich bedeckt.“ Erzählte er.

„Gut, dann werde ich mal sehen, was ich so zaubern kann, um eure hungrigen Mägen zu füllen.“ Grinste ich und machte mich auf den Weg in die Küche.

Vorher machte ich aber einen Abstecher in einen anderen Bereich. Es gab einige Rüstungsständer im Erdgeschoss, darauf steuerte ich zu. Ich wollte meine Rüstung und die Schwerter nicht die ganze Zeit tragen, wenn ich in der Küche am arbeiten war, aber ich wollte sie aber auch nicht hoch ins Zimmer bringen, oder irgendwo auf dem Boden liegen lassen.

Ich platzierte sie auf dem Ständer und lehnte dann meine Schwerter daran. Da sollten sie nicht stören, waren aber immer in Reichweite, sollte es nötig sein.

Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich die Küche betrat, doch das erwartete Chaos fand ich nicht vor. Zumindest nicht in dem Ausmaß, wie ich es befürchtet hatte. Es gab keine alten Essensreste, die irgendwo rumstanden und das Geschirr stand abgespült auf einem Tisch und musste nur noch weggeräumt werden. Ich musste gestehen, ich war positiv überrascht.
 

Ich prüfte die Vorräte, Brot war keines mehr da, aber es lagen einige Kaninchen bereit. Bei der Vorstellung, diese über dem Feuer zu grillen knurrte mir der Magen. So laut, dass ich befürchtete, dass die Hexer und Vampire es hörten.

Durch den Stress der Reise hatte ich gar nicht bemerkt, wie hungrig ich eigentlich war. Seit dem gestrigen Frühstück im Chamäleon hatte ich nichts mehr gegessen. Es würde also Kaninchen geben. Dazu vielleicht ein bisschen Gemüse und Brot würde ich auch Backen.

Ich machte mich also an die Arbeit. Ich spießte die Kaninchen auf und würzte sie ein wenig mit Salz, Pfeffer und einigen Kräutern, ehe ich sie über das Feuer hängte. Dann wischte ich den Tisch ab und bereitete den Brotteig vor. Als ich diesen geknetet hatte, stellte ich ihn abgedeckt zur Seite, so dass er noch ein wenig ruhen konnte.

Ich drehte das Fleisch auf den Spießen und räumte dann das saubere Geschirr weg. Mittlerweile hatte sich ein verführerischer Duft, nach gebratenem Fleisch in der Küche ausgebreitet, so dass mein Magen immer mal wieder knurrte.

Ich naschte ein wenig von den Rüben, um den ersten Hunger ein wenig zu mildern. Nachdem ich die Rüben und Kartoffeln geschält hatte, setzte ich Wasser auf. Sobald des heiß genug war, gab ich ein wenig Salz hinzu und dann das Gemüse. Zwischendurch drehte ich immer mal wieder die Spieße und pinselte etwas Honig gemischt mit Wasser drüber, damit das Fleisch saftig blieb, aber eine schöne Kruste bekam.
 

Als das soweit alles erledigt war, holte ich den Brotteig hervor und formte einige Laibe, die ich dann in die Glut legen konnte. Ich war gerade dabei, als sich die Tür öffnete. „Hatte ich doch recht. Bei dem guten Geruch aus der Küche kann es nur heißen, dass ihr zurück seid!“ hörte ich die erfreute Stimme von Ves. Ich blickte auf. Sie trug wirklich einen Stapel Bücher im Arm, so Eskel es bereits erzählte.

„Nun es hätte auch Eskel sein können, der kocht.“ Entgegnete ich. „Aber ja, wir sind zurück.“ Grinste ich. „Wen habt ihr mitgebracht?“ wollte sie wissen. „Einen Hexer, Gaetan und den Zoltan, einen Zwerg. Ich hoffe das ihr euch benehmt, auch wenn ihr in Vergen irgendwie auf gegnerischen Seiten standet.“ Verwirrt sah sie mich an.

„Woher weißt du das?“ fragte sie mich. „Ves, du solltest mittlerweile doch bemerkt haben, dass ich viele Dinge weiß. Auch über bestimmte Dinge die dich und Geralt betreffen.“ Zwinkerte ich.

Man konnte genau sehen, wann sie die Erkenntnis traf, sie wurde rot. „Was! Woher weißt du das?! Hat Geralt dir das erzählt? Dem werde ich, ...“ Dann wurde sie blass. „Du darfst das keinem weiter sagen, Vernon, ... er würde mich umbringen, er würde es nicht verstehen. Er würde mich aus der Einheit werfen!“ Sie war wirklich beunruhigt und besorgt darüber. „Keine Sorge, ich werde es niemanden sagen und nein Geralt hat es mir nicht verraten.“ Versprach ich ihr. Sie legte die Bücher ab. „Oh, dann wegen deiner Fähigkeit?“ fragte sie etwas beruhigter. Ich nickte. Sollte sie ruhig glauben, dass ich seherische Fähigkeiten hatte. Das machte den Kohl jetzt auch nicht fett, wenn man mich sogar schon für eine Auserwählte hielt.

„Konntest du etwas herausfinden?“ Ich nickte in Richtung der Bücher. „Oh ja, ja. Im letzten Buch, das ich mir genommen hatte. Aber hältst du das für eine so gute Idee. Ich meine in dem Buch wird davor gewarnt, dass es ein sehr schnelles tödliches Gift ist.“ Hinterfragte sie mich. „Ja, bei Hexern wirkt es anders, sie scheinen für einen gewissen Moment wie tot, das ist, was wir brauchen. Sie wachen nach einiger Zeit wieder auf und wir haben genug Zeit, um das Gegenmittel zu verabreichen.“ Versprach ich.

Sie sah aber immer noch nicht überzeugt aus. „Keine Sorge. Das wird klappen. Gibt es in dem Buch ein Rezept?“ Wollte ich wissen. „Ja, ich habe es abgeschrieben. Auch das Gegenmittel. Aber wer wird es brauen?“ Fragte sie mich.

„Ich werde es machen, falls Letho nicht noch etwas oben in seinen Sachen hat. Ich kam nur noch nicht dazu, dort nachzusehen.“ Erwiderte ich. „Du? Wie willst du das machen?“ Sie traute mir wohl nicht zu, dass ich Tränke brauen konnte.

„Letho hat mir beigebracht, wie man braut. Auch wenn er es für so etwas nicht vorgesehen hatte.“ Erzählte ich ihr. „Aber was, wenn etwas schief geht?“ Scheinbar kamen bei ihr langsam die Zweifel durch, nachdem die erste Euphorie für eine aufregende Abwechslung abgeklungen war.

Ich seufzte, „Ves, wenn du nicht mehr mitmachen willst, dann sag es jetzt. Ich werde das auch irgendwie alleine hinkriegen. Und wenn etwas schiefläuft, dann ist es so und es ändert nichts weiter. Ich werde nicht akzeptieren, dass die Zukunft in Stein gemeißelt ist. Wenn ich mich dafür mit dem Schicksal anlegen muss, mache ich das! Ich zwinge dich nicht, mir beizustehen. Aber ich muss wissen, ob ich mich auf dich verlassen kann!“ Fuhr ich sie an. Es war vielleicht ein wenig unfair ihr gegenüber, aber es schien, als wollte keiner begreifen, wie knapp die Zeit wirklich war. Leider konnte ich nicht abschätzen, wie lange Geralt noch brauchen würde, daher hatte ich selbst keine Ahnung, wie groß unser Zeitfenster noch war. Aber Triss war noch nicht da und sie sollte ja eigentlich vor Ciri hier sein. Vielleicht konnten wir uns daran orientieren.

„Nein, nein. Ich werde dir helfen. Aber was machen wir, wenn wirklich was schief geht?“ Wollte sie unsicher wissen.

„Dann nehme ich alles auf meine Kappe. Ich halte dich da raus, falls es wirklich aus dem Ruder läuft.“ Versprach ich ihr. Sie sah noch immer nicht vollends überzeugt aus, nickte aber.

„Gib mir die Rezepte am besten später, ich kann sie jetzt gerade nicht wegstecken.“ bat ich sie, um der Stille vorzubeugen, die sich anbahnte.

„In Ordnung, ich muss auch erst mal die Bücher wegbringen, bevor Vesemir hochkommt. Er weiß nicht, dass ich mir welche genommen hatte.“ Erklärte sie und nahm den Stapel wieder auf. Ich sah ihr stirnrunzelnd nach. Wenn die anderen mitbekommen haben, dass sie sich Bücher nimmt, wird Vesemir es wohl auch wissen. Merkwürdig nur, dass er es nicht angesprochen hat. Aber vielleicht hat er bei ihr nicht den Verdacht, dass sie das Wissen nutzt, um Unsinn anzustellen. Da stellte sich mir mal wieder die Frage, was Letho ihm damals bei unserer Ankunft erzählt hatte. Aber erzählen würde es mir wohl keiner von beiden.

Seufzend legte ich das letzte Brot zum Backen in die Glut und kümmerte mich weiter um das Essen.

Ich beschloss, dass ich im Laufe des Tages an Lethos Sachen musste, um zu sehen, ob er noch etwas von dem Gift hatte, oder ob ich selbst welches brauen müsste. Ich hoffte, es wäre noch welches da, dann könnte ich vorsichtshalber schon mal alles vorbereiten. Ich hatte schon eine grobe Idee, falls diese nicht funktionieren sollte, musste ich mich auf Ves und ihre Schießkünste verlassen. Etwas das ich sehr, sehr ungern tat, aber ich selbst war nicht gut genug, um es selbst zu machen. Ich würde bei dem Versuch wohl eher Vesemir umbringen, statt ihn zu retten.

In der Zeit, in der das Essen noch weiter vor sich hin garrte, räumte ich alle benutzen Utensilien wieder weg und fing an den Tisch draußen zu decken.

Wenn Regis und Mäussack schon hungrig waren, dürfte es den anderen wahrscheinlich nicht besser gehen.

Ich brachte gerade das Essen zum Tisch, während sich alle nach und nach einfanden. Als ich jedoch sah, wie sich Gaetan Roche näherte, hätte ich beinahe das Geschirr fallen lassen. „Du bist der Vampir?“ Fragte die Katze, den Kommandanten. Ausnahmslos alle starrten ihn an. Sogar Roche schien für einige Augenblicke völlig sprachlos zu sein, ehe er los polterte. „Ich bin garantiert keiner dieser verdammten Blutsauger! Wer hat diesen Unsinn behauptet?“ wollte er wissen. Gaetans Blick wanderte über die anwesenden. Über Mäussack und Regis schien er nicht einmal nachzudenken. Stirnrunzelnd ruhte sein Blick auf Ves.

Plötzlich trat Regis einige Schritte hervor, spielte nervös an dem Riemen seiner Tasche und räusperte sich. „Einer der Vampire wäre dann wohl ich.“ Gab er Preis. Gaetans ungläubiger Blick lag auf ihm, „Du? Aber du siehst aus wie ein Steuereintreiber oder Buchhalter!“ Warf der Hexer ihm vor.

Auf Regis Gesicht schlich sich ein sanftes Lächeln, „Nun eigentlich arbeite ich als Barbier-Chirurg.“ Klärte er auf. Der Katzen Hexer blinzelte ungläubig. „Ein Vampir als Barbier-Chirurg?“ Wiederholte er. Regis nickte.

„Ich glaube, ich bin in Ehrendorf doch gestorben. Trolle die eine Hexerfestung reparieren. Vampire die als Chirurgen arbeiten, Frauen die beleidigt sind, wenn man sie keine Monster töten lässt. Was kommt denn noch?“ Fragte er stöhnend und ließ sich auf die Bank plumpsen.

„Nein, leider ist alles wahr.“ Stimmte Vesemir seufzend zu.

Auch die anderen setzten sich nach und nach und sprachen leise mit einander.

Daher beeilte ich mich, das Essen aus der Küche zu holen.

Als Vesemir mich sah, kam er mir zur Hilfe, er nahm mir die Platten mit den Kaninchen ab und folgte mir dann in die Küche.

Jedoch nicht nur, um mir zu helfen, wie ich zuerst vermutet hatte.

„Was ist passiert?“ Wollte er wissen. Verwirrt schaute ich ihn an. „Was meinst du?“ Fragte ich ihn daher. Er zog eine Augenbraue hoch und blickte dann bedeutungsvoll auf meine Hände, bzw. meine Handgelenke. Schnell zog ich meine Ärmel wieder darüber. „Ich will nicht darüber sprechen.“ murmelte ich und machte mich daran, den Topf mit dem Gemüse und den Kartoffeln vom Herd zu nehmen.

„Du kannst immer zu mir kommen, egal wegen was. Das weißt du hoffentlich, oder?“ Wollte er wissen. Ich nickte, ja mit allem, außer seiner Rettung. „Ich möchte trotzdem nicht darüber sprechen. Ich will es nur vergessen.“ Meinte ich und drückte ihm den Topf in die Hand. Wenn er schon hier war, konnte er auch das schwere Zeug tragen.

Kopfschüttelnd ließ er sich das gefallen und brachte ihn zum Tisch. Ich folgte ihm und brachte die letzten Kleinigkeiten mit.

„Du hast ein Gedeck vergessen.“ Meinte Eskel auf einmal, als wir alle saßen. Ich sah in die Runde, aber es schienen alle da zu sein. „Äh wieso?“ Fragte ich daher verwirrt. „Avallac’h ist noch oben in seinem Zimmer.“ Gab Regis Auskunft. „Avallac’h? Wieso ist der hier?“ Meinte er das ernst? Ich hatte doch selbst gesehen wie er mit Yennefer und Geralt abgereist war.

„Aus demselben Grund, warum ihr hier seid. Ich bereite mich auf einen Kampf vor.“ Konnte man da die Stimme des Elfens hören.

„Das meine ich nicht, warum bist du hier und nicht bei Geralt und Yennefer?“ Wollte ich völlig irritiert wissen. „Das geht dich nichts an.“ Meinte er eisig und setzte sich. Herausfordernd sah er in die Runde, bis sich Eskel erbarmte und ihm ein Gedeck holte.

Ich aß mechanisch, während ich vor mich hin grübelte, bis Letho mich aus meinen Gedanken holte. „Was ist los? Du schienst ziemlich überrascht, ihn hier zu sehen.“ Sprach er mich leise an. Ich nickte, „Ja, er hätte zwar nicht mit abreisen sollen, aber ich glaube, wenn er bereits wieder hier ist, kann das kein gutes Zeichen sein. Er ist sehr von Ciri besessen, ohne einen triftigen Grund, würde er nicht ohne sie, vorzeitig zurück kommen.“ Murmelte ich genauso leise zurück.

„Du wusstest es also wirklich nicht?“ Hakte er noch mal nach. Ich schüttelte den Kopf. Erstaunt sah er mich dann an. Ich seufzte, „Letho, auch wenn es manchmal so wirken mag, ich weiß bei weitem nicht alles.“ Meinte ich. Aber so unbemerkt, wie ich gehofft hatte, war unser Gespräch nicht verlaufen. Zoltan hatte unseren Austausch mit Argusaugen beobachtet. Stirnrunzelnd behielt er uns im Auge.

Avallac’h hingegen sah skeptisch auf sein Essen, er hatte sich hauptsächlich Kartoffeln und Gemüse aufgetan, aber kaum Fleisch. „Ist es für deinen elfischen Gaumen nicht gut genug?“ Wollte ich von ihm wissen. Er blickte mich nur einmal kurz eisig an, ehe er wieder auf seinen Teller schaute. „Wenn es dir nicht schmeckt, geh nach draußen und fang dir Käfer, damit hattest du unterwegs auch keine Probleme.“ Schnaubte ich und widmete mich dann selbst wieder meinem Essen. „Alanya!“ Warnte Letho nur.

Stillschweigend beendete ich mein Mahl und wartete dann darauf, bis die anderen ebenfalls fertig waren. Avallac’h besaß diese Höflichkeit scheinbar nicht. Sobald er fertig war, stand er auf und verschwand wieder in seinem Turmzimmer. Aber was wollte man auch von jemanden erwarten der Caranthir aufgezogen hatte.
 

Etwas später, als ich den Abwasch erledigt hatte, saßen die meisten noch am Tisch. Sie unterhielten sich und tranken nebenbei. Bevor ich mich jedoch zu ihnen gesellen konnte, bat Zoltan mich um ein kurzes Gespräch.

„Also, wer von denen ist Levi?“ Wollte er wissen. Ich zog die Augenbraue hoch, hatte er das wirklich nicht mitbekommen? „Was denkst du, mit wem du unterwegs gewesen bist?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hätte zuerst an Lambert gedacht, aber der war ja hier, als ich ankam. Ich meine so wir ihr beide euch verstanden hattet.“ Argumentierte er.

„Nein, aus Lambert und mir wäre wohl eher nichts geworden.“ Entgegnete ich. „Es bleibt dann theoretisch nur einer, aber er kann es nicht sein. So wie er mit der kleinen Millie umgegangen ist, oder mit dir, als du völlig panisch warst.“ Überlegte er.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Und warum sollte er so etwas nicht machen?“ Wollte ich von ihm wissen. „Er ist so fürsorglich erschienen, als wir unterwegs waren. Aber, ich meine, sieh ihn dir doch an. Er ist ein grobschlächtiger Krieger.“ Zoltan blickte zu dem Tisch, wo die Hexer gerade lautstark über etwas lachten.

„Er ist ein Königsmörder.“ Meinte der Zwerg dann noch. „Und? Meinst du, er wäre so dicht an Foltest rangekommen, wenn er nicht mit Kindern umgehen kann? Er hat auf die beiden Bankade aufgepasst. Außerdem kann der äußere Schein trügen.“ Verteidigte ich meinen Hexer. Der Zwerg hob entschuldigend seine Hände, „Also seid ihr, du und Letho wirklich?“ Ich nickte. „Ja, wir sind in einer Beziehung.“ Bestätigte ich ihm. Skeptisch sah er mich an. „Na du wirst schon wissen, was du da tust.“ Murmelte er und stapfte davon.

Ich blickte ihm eine Weile nach, ehe ich zu den anderen schaute. Die Stimmung war ziemlich gelassen. Hjalmar hatte sich mittlerweile neben Letho gesetzt und die beiden schienen sich ziemlich angeregt zu unterhalten.

Das verwunderte mich einwenig, den auf denn ersten Blick wirkten sie doch ziemlich unterschiedlich. Aber alle schienen abgelenkt zu sein, es wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt. Ich blickte noch einmal zu Letho und drehte mich dann zum Turm. Ich hoffte, Letho würde es verstehen, schließlich ginge es doch um Vesemirs Leben.

Nervös schlich ich die Treppe rauf, immer mal wieder lauschte ich nach unten, ob sich die Tür öffnete und mir jemand hinterherkam. Es schien alles ruhig zu bleiben, als ich oben ankam. Ich ging zu dem Schrank, in dem Letho seine Sachen aufbewahrte. Bei den Alchemie Sachen, die oben in einem Fach standen, war mir nichts aufgefallen, das nach dem Gift oder Gegengift aussah.

Vorsichtig griff ich nach seiner Satteltasche und zog sie aus dem Schrank. Immer wieder schaute ich über meine Schulter, in der Befürchtung Letho würde jeden Moment auftauchen.

Nach und nach leerte ich seine Taschen, in der Hoffnung das Gesuchte zu finden. In der ersten Tasche fand ich nichts. Sorgfältig verstaute ich alles wieder und wandte mich der nächsten Tasche zu. Ich hatte allerdings wenig Hoffnung, es war hauptsächlich unnützes Zeug darin, dass eigentlich in den Müll gehören würde. Zerbrochene Fläschchen, alte Stofffetzen, telweise mit etwas beschmiert von dem ich gar nicht wissen wollte, was es war und anderer Krimskrams.

Ich wollte die Suche schon aufgeben, als ich ein leises Klirren hörte, als mein Ring etwas aus Glas berührte. Zuerst dachte ich, es wäre eine weitere Scherbe, aber als ich danach vorsichtig tastete, stellte ich fest, dass es ein intaktes Fläschchen war. Ich zog es hervor. Vom Etikett war nicht mehr viel übrig und dadurch völlig unleserlich. Es könnte das Gift sein, es könnte aber auch alles Mögliche sein. Zumindest dürfte es kein Trank sein, da die Flasche nur zu einem Drittel gefüllt war. Bei einem Trank wäre die Flasche entweder ganz voll oder ganz leer, etwas dazwischen kam da nicht in Frage. Ich suchte weiter in der Tasche und fand weitere Fläschen, ein leeres und eines das halb voll war. Ich stellte sie zur Seite und schaute vorsichtshalber den Rest ebenfalls durch. Aber mehr fand ich nicht, zumindest nichts, das mir noch hätte mehr Informationen geben können.

Vorsichtig nahm ich die Fläschchen zur Hand und beschaute sie mir genauer. Wie Tränke sahen sie sie wirklich nicht aus. In dem leeren waren nur noch wenige Tropfen, die Flüssigkeit war blau, aber nicht trüb. Das halb volle Fläschen beinhaltete eine rötliche Flüssigkeit, die mir vertraut vorkam. Die dritte Flasche enthielt eine gelbliche klare Flüssigkeit. Ich hoffte, dass sie das Gift enthielt, denn wenn mich meine Erinnerung nicht trügte, war die rötliche Flüssigkeit das Gegenmittel, was ich Letho in Lindenthal verabreicht hatte. Aber ich war mir nicht ganz sicher, schließlich war ich da gefühlt, halb tot unterwegs. Ich räumte alles zurück in den Schrank, nur die drei Fläschchen nahm ich an mich. Sie würde ich später brauchen.

Ich wickelte die Fläschchen in einige der alten Stofffetzen und verstaute sie in meiner Gürteltasche, dort würde sie wahrscheinlich keiner finden.

Nachdem ich mich versichert hatte, dass alles wie vorher in dem Schrank verstaut war, schloss ich ihn wieder.

Durch die Befürchtung erwischt zu werden, war ich allerdings noch immer so nervös, dass ich mich nicht runter traute. Adrenalin rauschte noch durch meine Blutbahn, mein Herz raste und sogar meine Hände zitterten ein wenig. Letho würde sofort mitkriegen das etwas nicht stimmte. Um mich ein wenig zu beruhigen, setzte ich mich an den Tisch, auf dem meine Schreibsachen lagen.

Ich blätterte in meinen Unterlagen umher, bis mir der Brief in die Hände fiel, den mir Geralt mit gebracht hatte. Ich starrte auf das Siegel, es sah leider immer noch aus wie ein Handspiegel. Ich atmete tief durch, vielleicht sollte ich wirklich mal nachschauen, was darin stand. Nur dadurch könnte ich meinen Verdacht zerstreuen, oder auch bestätigen, wer der Verfasser war.

Doch es war gar nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. Das Wachssiegel wollte sich einfach nicht brechen lassen. Egal was ich versuchte, ich bekam den Brief nicht auf. Ich zog so sehr daran, dass das Papier eigentlich hätte reißen müssen, aber es gab einfach nicht nach.

Es war, als wäre der Brief magisch versiegelt worden. Probeweise hielt ich das Vipernamulett an den Brief, aber es reagierte nicht. Es hatte aber auch nicht bei dem Handy reagiert oder den kleinen Teilen aus Plastik. Hatte vielleicht wirklich alles miteinander zutun?

Seufzend legte ich den Brief zurück, vielleicht brauchte man eine Art Passwort oder Zauberformel, um ihn zu öffnen. Ich sah mich kurz im Zimmer um, aber es gab sonst nichts weiter, dass mich jetzt noch weiter ablenken hätte können.

Zumindest hätte ich jetzt die Ausrede mit dem Brief, falls Letho mich ansprechen würde, und ich würde ihn nicht wirklich anlügen.

Aber ich hoffte, dass es erst gar nicht soweit kam. Ich machte mich wieder auf den Weg runter zu den anderen.

Diese Treppen nervten wirklich, ich hatte zwar mittlerweile eine sehr gute Kondition, aber mehrere Stockwerke im Kreis rauf oder runter zu laufen, meiner Meinung nach völlig sinnlos. Es gab ja noch nicht einmal Fenster, nur grobes Mauerwerk.
 

Aber endlich war ich unten angekommen, die Hexer saßen bis auf Vesemir noch alle am Tisch. Auch Ves, Roche und Hjalmar saßen dort noch, neben den Vampiren. Es verwunderte mich ein wenig, es war selten, bis eigentlich noch gar nicht vorgekommen, dass sie alle friedlich am Tisch saßen.

Ich zog eine Augenbraue hoch, als ich sah, dass an meinem Platz bereits ein Krug stand und scheinbar auch für mich gedacht war. Ich sollte wohl mittrinken, aber nach so einem Tag hatte ich mir das wohl auch verdient oder eher bitternötig.

Ich ließ mich neben Letho auf die Bank plumpsen, er sah mich kurz fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte ihn nicht anlügen müssen, wenn es nicht erforderlich war.

„Und wie war es in Velen?“ Wandte sich Ves an mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Nass, kalt und ungemütlich.“ Brummte ich abweisend.

„Das meine ich nicht, gibt es etwas Neues von dort?“ Fragte sie noch einmal. „Außer das die Leute in Novigrad noch verrückter geworden sind? Nein eigentlich nicht.“ Murmelte ich.

„Was meinst du?“ Wollte Dettlaff wissen. „Will nicht drüber reden.“ Entgegnete ich.

Aber Letho fand es wohl mittlerweile recht amüsant, was mir auf dem Platz des Hierarchen passiert war.

„Warum erzählst du nicht, was der Kerl auf dem Markt von dir wollte?“ Lachte er leise. Sofort waren die anderen natürlich neugierig. „Nein, das geht sie nichts an. Es gibt hier Leute, die das in den falschen Hals kriegen könnten.“ Zischte ich ihn an.

„Erzähl schon, es wird schon nicht so schlimm sein.“ Wollte Ves mich ermutigen. Ich schüttelte den Kopf. „Es ist auch nicht schlimm.“ Bestätigte Letho. Ich funkelte ihn an. Aber es schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Er unterhielt sich unterdessen mit Hjalmar.

Ich schaute in die Runde am Tisch, alle sahen mich mehr oder minder neugierig an. Selbst Gaetan. Ich überlegte kurz, ob ignorieren eine Option wäre, aber vermutlich wäre es das nicht. Gespannt sah Letho mich mittlerweile an. „Warum verrätst du uns nicht, das Geheimnis des ewigen Feurs, für das die Welt noch nicht bereit ist?“ Stichelte er. „Das kriegst du zurück!“ Zischte ich ihm zu. Doch er hob nur herausfordernd seine Augenbraue.

„Was für ein Geheimnis?“ Fragte Roche unerwartet.

Ich seufzte ergeben, „Als wir in Novigrad waren, kam ein Kerl zu mir und bat um meinen Segen. Er war davon überzeugt, dass ich die auserwählte des ewigen Feuers sei und Menge mein verstorbener Mann.“ Gaetan sah mich angeekelt und die anderen geschockt an.

„Ich habe ihm irgendwas erzählt, damit er mich endlich in Ruhe ließ.“ Seufzte ich. „Und das Geheimnis?“ Fragte Ves.

„Ich erzählte ihm anschließend, dass das ewige Feuer wolle, das wir unseren nächsten lieben sollen, wie uns selbst. Egal was oder wer der andere ist. Weil wir nach dem Tod alle gleich sind und es passieren könnte, dass wir als das wiedergeboren werden, was wir nicht respektiert haben.“ Erklärte ich. Es war auf einmal Mucksmäuschen Still. Regis war der Erste, der anfing zu lachen und alle anderen stimmten mit ein.

„Dir ist schon klar, wenn du so jemanden etwas als Geheimnis verkaufst, das er es unter Garantie weiter erzählt?“ Fragte Eskel, der sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte. „Natürlich.“ Grinste ich nun, was die anderen erneut zum Lachen brachte.
 

„Das war entweder sehr mutig oder sehr dumm von dir.“ Mischte sich eine arrogante Stimme ein. Avallac’h war aus dem Turm gekommen und schien es sich, mit einem Buch am Feuer bequem zu machen. Fragend sah ich ihn an. „Natürlich wird es sich herum sprechen, was du ihm gesagt hast. Die meisten werden es ihm sicherlich nicht glauben, aber die, die es tun, werden sich in zwei Gruppen spalten. Die einen, die ab sofort danach Leben werden und dich nur noch mehr als Auserwählte sehen und die, die dich dafür hassen werden. Für die wirst du ein Ketzer sein, den es zu vernichten gilt.“ Prophezeite der Elf.

Ich zuckte mit den Schultern, „Und? Ich habe sowie so nicht vor, noch einmal nach Novigrad zu reisen.“ Tat ich es ab. „Ich sehe, es war Dummheit. Diese Geschichte wird mittlerweile schon lange die Stadtmauern verlassen haben.“ Entgegnete er und widmete sich seinem Buch.

Die Stimmung war auf einmal nicht mehr so heiter. „Er könnte recht haben.“ Sinnierte Regis nachdenklich.

„Ach quatsch.“ Meinte ich und widmete mich meinem Getränk. Eskel und Lambert setzten ihr Kartenspiel fort, während Dettlaff und Roche versuchten sich gegenseitig nieder zu starren. Mit halbem Ohr hörte ich Letho und Hjalmar zu, die sich über Skellige unterhielten. Letho war schon sehr lange nicht mehr dort gewesen und wollte wissen, was dort alles passiert war. Der Rothaarige erzählte es ihm bereitwillig.

Während die Zeit verstrich, beobachtete ich unauffällig Ves. Nach und nach rückte sie Roche näher. Vielleicht hatte sie endlich den Mut gefasst, zu versuchen ihm klar zu machen, dass er mehr für sie ist, als nur ihr Kommandant.

Und je mehr Alkohol er trank, desto empfänglicher wurde er scheinbar für ihre Reize. Zwischendurch hatte er sogar schon mehrmals seinen Arm um ihre Hüfte gelegt. Ich hoffte für Ves, dass das ganze nicht mit einem gebrochenen Herzen enden würde, sobald Roche am nächsten Morgen wieder nüchtern war.
 

Regis gab gerade eine Runde seines Liköres aus und auch ich wollte mir ein kleines Glas nehmen. Ein Schluck würde schon nicht schaden und außerdem schmeckte der verdammt gut. Aber Letho hatte es natürlich bemerkt und hielt mich auf. „Das ist keine gute Idee, du weißt, wie du auf Alraune reagierst.“ Merkte er an. „Na und. Ein Schluck kann schon nicht schaden.“ Entgegnete ich.

„Denk an heute Vormittag.“ Deutete er an. Ich konnte sehen, wie Gaetan grinste, „Du konntest nicht mal auf einem Pferd sitzen.“ Verkündete er. Ich wurde sofort wieder knallrot. Lambert hatte die Unterhaltung gehört und wollte es nun genauer wissen. „Verdammte Hexersinne!“ Fluchte ich darauf hin.

Aber das brachte nur zusätzlich die Aufmerksamkeit von Eskel. „Wieso? Was war denn heute Vormittag?“ Fragte er ebenfalls. „Nichts!“ Erwiderte ich sofort. „Das nennst du nichts?“ Wollte Gaetan nun lachend wissen. „Gaetan!“ Warnte ich ihn, doch er schien nicht wirklich beeindruckt davon. „Also was war heute Vormittag?“ Wandte sich Lambert nun an die Katze.

Schelmisch blickte dieser nur kurz zu mir, ehe er sich leicht zu Lambert lehnte. „Die Kleine hat sich von Letho so hart nehmen lassen, dass sie anschließend nicht mal auf einem Pferd sitzen konnte. Man hat sie im ganzen Dorf gehört.“ Tischte er auf.

Mein Kopf brannte vor Hitze, alle blicke lagen auf mir. „Für ein solches Gespräch bin ich eindeutig noch zu nüchtern.“ Murmelte ich und griff nach der Schnapsflasche, die auf der anderen Tischseite stand. Doch es war wohl keine so gute Idee gewesen.

Dadurch, dass ich mich über den Tisch strecken musste, rutschte mein Ärmel natürlich hoch und entblößte mein Handgelenk. „Sind das Fesselmale?“ Fragte Ves mich erschrocken. Sofort zog ich mich zurück und versuchte, es zu verbergen, aber es war zu spät, alle hatten es gesehen. „Wer war das?“ „Was ist passiert?“ Wollten sie alle auf einmal wissen, nun fast alle. Zoltan, Gaetan und Letho wussten bereits, woher sie stammten und Roche starrte Letho entsetzt an.

„Ich will nicht darüber sprechen.“ Versuchte ich ihren Fragen abzuwehren. Doch sie hörten nicht auf, beschuldigten zum Teil sogar Letho. „Verdammt, könnt ihr nicht einfach mit euren Fragen auf hören, wenn jemand sagt, dass man darüber nicht sprechen will!? Ich wurde heute Morgen niedergeschlagen, gefesselt und eingesperrt, bevor ich beinahe von einem Scheiß verdammten Nekrophagen bei lebendige Leibe gefressen worden wäre.“ Wetterte ich. Dabei hatte ich meinen Krug so fest auf den Tisch gehauen, dass er zerbrach. Keuchend sah ich auf die Scherben. „Entschuldigung, ich will es am liebsten einfach nur vergessen.“ Flüsterte ich, als ich mich wieder hinsetzte. „Wenn ich fragen darf, wie kam es dazu?“ Wollte Regis wissen. Ich atmete tief durch, „Weil ich mich mal wieder nicht unter Kontrolle hatte und dann zu stolz war, mich zu entschuldigen. Ich bin einfach alleine weitergeritten.“ Erklärte ich kurz. Die Stille war bedrückend, langsam stand ich auf. „Ich brauche etwas frische Luft.“ Murmelte ich und verließ den Tisch. „Was für ein Temperament.“ Hörte ich Hjalmar noch murmeln.

Ich ging nur ein paar Meter, ehe ich mich an die Mauer auf den Boden setzte. Ich zog die Knie an und umschlang sie mit meinen Armen.
 

Ich saß eine ganze Zeitlang so da und starrte einfach nur in den Himmel. Ich dachte nicht wirklich an etwas, sondern starrte nur ins Leere und genoss, wie die Kälte mein Gemüt ein wenig abkühlte. Nach einiger Zeit hörte ich leise Schritte und ein zaghaftes Rufen. Es war Ves, sie suchte nach mir, doch ich tat nichts, um ihre Aufmerksamkeit gezielt auf mich zu richten.

Leider fand sie mich trotzdem, ungefragt setzte sie sich neben mich. „Es tut mir leid, ich wollte nicht...“ Fing sie an. Ich seufzte. „Ist schon gut, früher oder später hätten es eh alle gesehen.“ Murmelte ich. „Letho und Gaetan haben alles erzählt, was passiert ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss.“ Erklärte sie und legte einen Arm um mich.

Ich konnte den Trost gebrauchen und lehnte mich in ihre Umarmung. „Ich glaube, keiner so wirklich verstehen, was Todesangst bedeutet, wenn man nicht selbst so etwas erlebt hatte. Ich hatte solche Panik, dass ich anfangs selbst Letho und Zoltan nicht erkannt hatte.“ Schniefte ich. Ves sagte nichts, sie hielt mich einfach nur fest.

„Man sagt ja immer, im Angesicht des Todes, würde sich das ganze Leben vor dem inneren Auge abspielen, aber das stimmt nicht. Das einzige an das ich denken konnte, war, wie leid es mir tut, dass ich mich nicht von Letho verabschieden konnte und ob er überhaupt mein Schicksal erfahren würde, oder ob er denkt, ich hätte ihn einfach verlassen.“ erzählte ich nach kurzer Zeit einfach weiter.

„Du hast ihn wirklich gern, oder?“ Wollte sie wissen. Ich nickte, „Das wäre eine Untertreibung. Ich liebe ihn wirklich.“ Gestand ich. „Aber er ist ein Königsmörder.“ Meinte sie. „Na und, wenn er es nur für Münzen getan hätte, wäre es vielleicht etwas anderes, aber das tat er nicht. Er tat es für seine Brüder. Aber genauso wie der Kaiser, die Elfen damals betrogen hatte, hat er es auch mit den Hexern gemacht. Letho ist nicht so, wie er die Leute gerne glauben lässt. Denk einfach mal drüber nach, wie weit Roche für Temerien gehen würde. Hättest du ihn dann weniger gern, oder unterstützt du ihn, weil es für etwas Gutes ist?“ Fragte ich sie.

Sie blieb stumm und schien wirklich über meine Worte nachzudenken.

Ich ließ die Zeit, die sie scheinbar brauchte.

„Nein, ich denke, es würde nichts ändern.“ Stimmte sie mir zu. „Letho sagte, der Kaiser würde nach dir suchen lassen, warum?“ wechselte sie das Thema. Ich zuckte mit den Schultern, „Ursprünglich hielten die Schwarzen mich für einen feindlichen Agenten. Sie nahmen mich gefangen und brachten mich nach Wyzima, zu Vattier de Ridaux. Aber glücklicherweise mischte Yennefer sich ein und statt zu einem Galgen brachte man mich vor den Kaiser. Der befahl mir, mit Geralt zu reiten. Aber als er nach Skellige segeln wollte, habe ich mich abgesetzt und der Kaiser erfuhr schneller davon, als mir lieb war. Ohne Letho hätte ich Velen wahrscheinlich niemals verlassen.“ Erzählte ich ihr.

„Haben sie dir was getan? Ich meine, die Leute von Vattier?“ Fragte sie leise. „Nein, zumindest nicht so, wie die Leute von Roche bei Geralt. Einer der Wachen fand es jedoch gerechtfertigt, mich zu prügeln, weil ich das Essen verweigert hatte.“ Unbewusst rieb ich mir über die Rippen.

„Ja, das mit Geralt, ... es ist ziemlich scheiße gelaufen damals.“ Gab sie zu.

Ich schnaubte, „So kann man das auch nennen.“

Wir sahen uns an und mussten dann lachen. Dabei war das Thema eigentlich überhaupt nicht lustig, aber das war ebenso eine Reaktion des Körpers, um Spannung und Stress abzubauen, man fängt einfach an zu lachen.

Und es tat gut.

„Du kommst Roche langsam näher?“ Wechselte ich dann das Thema. Ves wurde ein wenig rot. „Ist es so offensichtlich?“ Wollte sie von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, Letho hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Er meinte, du würdest Roche so anschauen, wie ich ihn immer angeschaut hätte.“ Erklärte ich.

„Aber Vernon scheint kein Interesse an mir zu haben.“ Seufzte die Blonde neben mir. „Das sehe ich anders, vorhin schien er doch nicht gänzlich abgeneigt zu sein. Letho war anfangs genauso stur. Als er erfuhr, was ich für ihn empfinde, wollte er mich am liebsten wegschicken. Er hat sich ziemlich gesträubt.“ Grinste ich.

Ungläubig sah sie mich an, „Wirklich? Es sieht gar nicht danach aus, wenn man euch beide so sieht.“ Sie war sichtlich erstaunt.

„Wir sind noch nicht solange ein Paar, zufällig seit dem Tag, an dem ihr hier angekommen seit.“ Zwinkerte ich. Sie blinzelte mich nur an. Ich nickte bestätigend. „Ich würde dir ja einen schönen Platz für ein Picknick zeigen, aber so friedlich wie der Ort aussieht, so gefährlich scheint er auch zu sein. Wir haben erst hinterher erfahren, dass dort früher immer wieder angehende Hexer verschwanden, bis heute konnte man nichts über ihren Verbleib herausfinden.“ Erklärte ich weiter.

„Aber wenn du ein ruhiges Plätzchen suchst, dort in der Ruine ist es sehr schön.“ Ich zeigte auf das verfallene Gebäude. „Ich denke, dort hättet ihr genug Privatsphäre für ein Picknick. Oder vielleicht auch für etwas mehr.“ Fügte ich hinzu. Ves wurde erneut rot.

„Ich werde es mir überlegen.“ Nickte sie schließlich. Dann zog sie etwas aus ihrer Tasche, ein Pergament erkannte ich, als sie es mir reichte. „Hier, jetzt dürfte es schließlich keiner mitbekommen.“ Meinte sie. Nickend nahm ich es ihr ab. Ich faltete es auseinander, es waren die beiden Rezepte. Ich überflog die Brauanleitung für das Gegengift, sie war so detailliert beschrieben, das ich beruhigt aufatmete, es war wirklich die rote Flüssigkeit, die beschrieben wurde.

Aber die für das Gift war wirklich nur das Rezept. Keine Beschreibung des Aussehens, oder des Geruchs. Ich schaute auch auf die Rückseite, ob Ves dort vielleicht dort etwas notiert hatte, doch leider stand dort nichts.

„Mehr stand zu dem Gift nicht in dem Buch? Keine Beschreibung, wie es riecht oder aussieht?“ Fragte ich sie hoffnungsvoll. Sie schüttelte den Kopf. „Dann muss ich es irgendwie anders raus kriegen, ob ich das Gift habe, oder nicht.“ Seufzte ich.

„Du hast es gefunden?“ Fragte sie überrascht. Ich zuckte mit den Schultern. „Es könnte sein. Aber ich habe zwei Fläschchen und ich weiß nicht, welches es davon sein könnte.“ Ich täschelte meine Gürteltasche. Ves riss die Augen auf, „Du trägst möglicherweise ein sehr tödliches Gift einfach so in deiner Tasche rum? Bist du verrückt?!“ Fuhr sie mich an.

Erneut zuckte ich mit den Schultern, „Möglicherweise, aber ich trage es nicht einfach so mit mir rum, ich habe sie gegen Bruch gesichert und in Stoff gewickelt.“ Entgegnete ich.

Sie atmete tief ein, „Dazu sage ich jetzt mal nichts weiter.“ Murmelte sie.

„Wie weit bist du mit den Vorbereitungen, für die Rettung von Vesemir?“ Wollte sie dann wissen. „Theoretisch hätte ich alles zusammen. Aber da ich gerade hier bin, kann ich es auch fertig machen. Ich kann später das Gift auftragen. Aber sag jetzt bitte nichts, ich kann dir keine Fragen weiter beantworten.“ Bat ich sie. Skeptisch sah sie mich an, nickte aber dann bestätigend. Ich stand auf und und zog einen kleinen eingewickelten Gegenstand aus der Tasche.

Damit ging ich noch ein Stück die Mauer entlang, bis ich die Ranken Pflanze schräg unter dem Balkon erreichte. Ich suchte mir eine passende Fuge, die meiner Meinung nach auf der richtigen Höhe sein müsste. Ich nahm den Gegenstand und packte ihn aus. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Ahle, war aber doch um einiges feiner und kürzer.

Das hölzerne Ende schob ich in die Fuge des Mauerwerks und verkeilte es dort. Das Metallstück hatte ich so dünn schleifen lassen, wie es ging und trotzdem noch eine dicke Lederhose und Haut durchstechen zu können. Auf der Oberkante war eine feine Rille, damit das Gift später nicht einfach so runter lief und genug daran haften blieb. Ich hoffte, die Investition hatte sich gelohnt.

„Wenn mein Plan nicht aufgeht, hängt alles an dir. Sobald der Kampf losgeht, habe ich einen speziellen Pfeil für dich. Auch das Gift gebe ich dir dann. Damit musst du auf Vesemir schießen. Aufgrund seiner Rüstung bieten sich nur seine Oberschenkel oder sein Hals als Ziel an.“ erklärte ich. Sie schluckte, nickte dann aber ernst.

Sie zog ihren Gambeson etwas enger, „Wird langsam recht kalt.“ Murmelte sie. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Nun, wenn du dein Hemd und dein Gambeson so offen trägst, ist das kein Wunder.“ Meinte ich. „Fang du jetzt nicht auch noch damit an.“ Grummelte sie. Abwehrend hob ich die Hände, „Es ist deine Entscheidung, aber in einen Kampf solltest du, so gut wie möglich geschützt sein. So wie du jetzt bist, sind deine lebenswichtigen Organe alle ungeschützt.“ Entgegnete ich.

„Ich will aber nicht bis oben hin zugeknöpft sein.“ Maulte sie. „Ich sage ja nicht, du sollst immer so rum, nur in einem Kampf, ansonsten kannst du den Gambeson auch gleich aus lassen.“ Erläuterte ich. Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich geh wieder rein, kommst du mit?“ Fragte sie stattdessen.

„Nein, ich wollte noch ein bisschen draußen bleiben, aber du könntest mir einen Gefallen tun und Regis zu mir schicken, aber nur Regis bitte.“ bat ich sie. Sie stimmte zu, ehe sie sich auf den Weg nach drinnen machte.
 

Ich hatte schon beinahe befürchtet, sie hätte meine Bitte doch ignoriert, oder Regis würde nicht kommen wollen, als er dann doch endlich nach draußen kam. Langsam kam er auf mich zu. „Ves meinte, du wolltest mit mir sprechen?“ Fragte er ruhig. Ich nickte. Er setzte sich zu mir auf die Bank, gegenüber der präparierten Stelle. Dort wo ich mit Vesemir und Eskel das Sattelzeug gereinigt hatte.

„Worum geht es?“ Fragte er nach einer Weile, als ich noch nichts gesagt hatte. „Du darfst mit niemanden darüber sprechen.“ Bat ich ihn. Skeptisch musterte er mich. „Ist es ein medizinisches Problem?“ Hakte er nach. „Theoretisch schon.“ Murmelte ich. „Hat es mit deiner Gefangenschaft zu tun, oder mit dem was Gaetan angedeutet hat?“ Wollte er wissen. Schnell schüttelte ich den Kopf, „Nein, das ist es nicht. Aber du musst versprechen keinem davon zu erzählen, höchstens Dettlaff.“ Bat ich ihn erneut.

Jetzt sah er mich noch überraschter an. „Um was geht es, wenn du es nur mir und Dettlaff anvertrauen würdest, aber nicht einem der anderen?“ Hakte er nach. Ich zog die beiden eingewickelten Fläschchen hervor und stellte sie zwischen uns auf die Bank. „Ich muss wissen, was in welchen Fläschchen ist.“ Meinte ich. Vorsichtig nahm Regis sich eine und wickelte sie aus. Er entfernte den Korken und roch vorsichtig daran. „Dies scheint eine alchemistische Reagenzie zusein, aber die zweite Komponente fehlt, um diese zu aktiveren.“ Meinte er.

Mir ging ein Licht auf und ich hätte mir am liebsten vor die Stirn geschlagen. Daher kannte ich die blaue Flüssigkeit, es scheint ein Rest der Flüssigkeit zu sein, die Letho für das Attentat auf Demawend genutzt hatte. Die magische Bombe, die alles einfrieren ließ.

Regis hatte unterdessen die Phiole wieder verkorkt und eingewickelt. Als er die zweite öffnete, sah er mich geschockt an und verschloss sie sofort wieder.

„Was hast du damit vor?“ Wollte er wissen. „Was ist dadrin?“ Stellte ich die Gegenfrage. Doch der Vampir schüttelte nur den Kopf, „Erst verrätst du mir, was du damit vorhast. Ich kann dir die Flüssigkeit sonst nicht zurückgeben.“ Forderte er.

Ich seufzte, ich hätte, wen anderes fragen sollen. „Bitte Regis, ich kann dir nicht viel verraten, aber deiner Reaktion nach, ist es genau das, was ich benötige.“ bat ich ihn zur Nachsicht. Er schüttelte den Kopf. „Wofür solltest du das benötigen? Ich werde dir das Gift sicherlich nicht aushändigen, damit du dir oder jemanden anderen damit Schaden kannst.“ Meinte er und wollte die Flasche schon in seine Umhängetasche verstauen.

„Regis! Dafür ist es doch überhaupt nicht gedacht. Ich will jemanden das Leben retten, dafür muss ich aber seinen Tod vortäuschen. Hexer reagieren ganz anders auf das Gift.“ Rief ich verzweifelt.

Er hielt in seiner Bewegung inne. „Wie meinst du das?“ Wollte er es genauer wissen. „Ich habe teilweise Wissen aus der Vergangenheit und auch aus der Zukunft. Ich kann dir nicht sagen woher und auch nicht was ich von der Zukunft weiß. Ich werde krank, wenn ich das tue. Ves meint daher, ich wäre sowas wie eine Seherin.“ Gestand ich.

„Daher wusstest du, was Dettlaff und ich sind.“ Murmelte er. Ich nickte. „Ja, daher wusste ich es, daher weiß ich auch, dass ich euch beiden dabei vertrauen kann, dass ihr mich gewähren lasst. Die Hexer würden es mir verbieten und mir so die Möglichkeit nehmen, meinen Plan umzusetzen. Letho würde mich vermutlich wieder ins Zimmer sperren, wenn er wüsste, womit ich hantiere, wenn er nicht dabei ist.“ Seufzte ich.

Regis zog eine Augenbraue hoch. „Er hat dir Stubenarrest verpasst?“ Gluckste er leicht. „Ja, weil Yennefer ihm eingeredet hatte, er trainiere mich zu hart und das ich ne Pause bräuchte. Das sah ich aber nicht ein und habe mit Lambert trainiert.“ Gab ich zu. „Wieso kam Yennefer zu dem Entschluss?“ Wollte der Vampir wissen.

„Das ist eine Geschichte für ein anderes Mal. Bekomme ich jetzt das Fläschchen wieder?“ Forderte ich. Regis sah mich immer noch leicht unsicher an. „Ich habe das Gegenmittel bei mir. In meiner Gürteltasche, für den Notfall.“ Versprach ich ihm und zeigte auf die Tasche. Er nickte, wickelte das Gefäß wieder in das Tuch und reichte es mir zurück. Schnell verstaute ich es und auch die andere Phiole, bevor noch jemand Falsches es zu sehen bekam.

„Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Soll ich mir deine Verletzungen anschauen?“ Bot er an. Ich atmete tief ein und nickte schließlich. Ich zog den Ärmel ein wenig hoch und zeigte ihm das Handgelenk.

Er inspizierte die Male besonders sorgfältig und testete meine Reflexe und Empfindungen, in dem er federleicht über meine Haut strich. „Sieht soweit ganz gut aus, es scheint nichts ernsthaft verletzt zu sein.“ stellte er fest. „Ein wenig Balsam sollte eine Infektion verhindern, ich werde dir später etwas geben.“ Meinte er zu mir. „Hast du sonst noch Verletzungen? Du sagtest, du seist niedergeschlagen worden? Was ist mit deinem Kopf?“ Wollte er weiter wissen. „Letho meinte, es sei nur eine Beule. Es hat nicht geblutet und Kopfschmerzen habe ich auch keine mehr.“ Gab ich brav antwort. Zufrieden nickte er.

„Hast du sonst irgendwelche Beschwerden?“ Wollte der Vampir von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Sicher? Ich bin zwar nicht wirklich Experte, was weibliche Beschwerden betrifft, aber es wurde angedeutet ...“ Er unterbrach sich selbst und ich wurde knallrot, als mir gewahr wurde, auf was er hinaus wollte.

„Nein, alles in Ordnung Regis. Wirklich.“ Beteuerte ich schnell. Erleichtert atmete er auf. „Gut, dann sollten wir vielleicht wieder reingehen.“ Schlug er vor.

„Geh du schon vor, ich komme gleich nach.“ Stimmte ich zu. Ich wollte noch schnell das Gift auf die Nadel auftragen, wer weiß, ob ich sonst noch die Gelegenheit dazu bekommen würde.

Ich wartete noch, bis er aus dem Sichtbereich verschwunden war und machte mich schnell, aber auch sehr vorsichtig an die Arbeit. Schließlich wollte ich mich nicht selbst vergiften.
 

Als das erledigt war und ich alles wieder verstaut hatte, wollte ich gerade Richtung Tür gehen, als mir Letho entgegenkam. Mein Herz hatte einen kurzen Aussetzer, verdammt war das knapp.

„Alles in Ordnung?“ Wollte er wissen. Ich nickte, „Du hast mich nur kurz erschreckt.“ Grinste ich. „Das meinte ich nicht.“ Murmelte er, als er mich erreichte. „Du hattest lange mit Ves gesprochen und dann wolltest du dringend mit Regis sprechen.“ Besorgt musterte er mich. „Es ist wirklich alles in Ordnung.“ Versprach ich.

„Haben die Dorfbewohner dir doch noch etwas getan, oder war ich zu grob zu dir?“ fragte er noch mal nach. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wenn etwas gewesen wäre, hätte ich es dir gesagt. Ich bin nicht aus Glas Letho, wenn du etwas gemacht hättest, was ich nicht wollte, hätte ich dir das schon klar gemacht.“ Versicherte ich ihm. „Ich mag deine wilde Seite ebenso, wie die andere.“ Zwinkerte ich.

Ich lehnte mich an ihn, zum einen um ihn weiter zu beruhigen und zum anderen, um seinen Blick zu entgehen. Wir standen einige Augenblicke so da, bis ich mich wieder von ihm löste. „Wollen wir wieder rein gehen?“ Fragte ich ihn. Er nickte, „Ja, dir ist sicherlich kalt.“ Stimmte er zu. Aber bevor wir wirklich hineingingen, zog ich ihn zu mir runter und küsste ihn.

Allerdings musste ich dann die Nase rümpfen, „Wie viel hast du schon getrunken?“ wollte ich wissen. „Keine Ahnung, so viel war es nicht.“ Entgegnete er. Ich schüttelte darüber nur den Kopf und musste schmunzeln. Männer, dachte ich.

Ich folgte meinem Hexer nach drinnen und dort zum Tisch. Ich lächelte leicht, als ich sah, wie nah Ves bei Roche saß. Ich setzte mich neben Letho, auf meinen gewohnten Platz. Er legte einen Arm um meine Hüfte, widmete sich aber gleich wieder dem Gespräch mit Hjalmar und Mäussack. Er schien sich prächtig mit den beiden zu verstehen und war wohl wirklich an Skellige interessiert. Ich hoffte nur, dass er dort nicht wirklich hinreisen wolle, auch wenn wir dort recht sicher vor den Soldaten des Kaisers wären.

Aber mir fiel noch etwas anderes auf, es standen 5 Becher in einer Reihe und die Hexer schienen nach und nach zu würfeln. Mal füllten sie etwas in einen Becher, mal tranken sie daraus. Ich runzelte die Stirn, was machten sie?

„Willst du mit machen?“ Fragte mich Lambert da. „Ich glaube nicht.“ Entgegnete ich. Aber das hielt ihn nicht davon ab, mir den Würfel rüber zu rollen. „Du musst würfeln, je nach Augenzahl füllst du ein Getränk deiner Wahl, in den entsprechenden Becher, oder wenn der schon voll ist, trinkst du ihn aus. Bei einer 6 kannst du die aussuchen, ob auffüllen, trinken oder aussetzen.“ Erklärte er kurz.

Ich seufzte, drücken ging wohl nicht. Eine 2. Das wäre der Becher, den Lambert vorher bis zum Rand gefüllt hatte, das hießen dann wohl, ich müsste ihn austrinken. Skeptisch roch ich an dem Inhalt, ich konnte nichts heraus riechen, nur, dass jede Menge hochprozentiger drin war.

Ich nahm meinen Mut zusammen und hob den Becher an meine Lippen. Es schmeckte widerlich und brannte im Hals. Doch ich bemühte mich den Becher in einem Zug zu leeren. Anschließend keuchte und hustete ich zwar und hätte am liebsten alles wieder sofort ausgespuckt, aber alle sahen mich erstaunt an.

„Wie könnt ihr das Zeug bloß ständig trinken Lambert?“ Hustete ich. Es enthielt zumindest zum Teil seine spezial Mischung. Der Pfefferwodka von ihm war durch die Schärfe herauszuschmecken und die weiße Möwe durch die süße. Aber es war noch irgendwas anderes in der Mischung gewesen. Auf jeden Fall sehr viel Alkohol.

„Roche hat nicht mal einen Schluck davon verkraftet und du trinkst den ganzen Becher!“ Lachte Hjalmar. Ich schüttelte kurz den Kopf, um ihn ein wenig zu klären. „Nun solange ich nicht auch schwarzes Blut dazu nehme, sollte es gehen.“ Murmelte ich. Letho verzog das Gesicht, „Bloß nicht. Das letzte Mal hat gereicht.“ Stimmte er zu.

„Hm, zwei Wochen Alpträume.“ Jammerte ich. Der Würfel war unterdessen weiter gewandert. „Was ich mich die ganze Zeit frage, Letho. Ich wusste, dass die Greifen auch ihre weiblichen Überaschungskinder ausbilden, von euch Vipern habe ich das aber noch nie gehört.“ wollte Gaetan wissen. „Alanya ist nicht mein Überraschungskind, wir haben uns zufällig getroffen, als sie mit Geralt unterwegs war.“ Erklärte der große Hexer. Die Katze runzelte die Stirn, „Und mit Geralt war sie unterwegs wegen dem Kaiser?“ Fragte er weiter. Ich nickte, „Ja, schreckliche Zeit.“ Maulte ich. „Du musst mir bei Gelegenheit mal die ganze Geschichte erzählen, so häppchenweise ist doch irgendwie verwirrend.“ Bat er mich.

„Mal sehen.“ Blieb ich wage. Der Würfel war mittlerweile wieder bei mir angekommen, diesmal brauchte ich nicht trinken. Ich griff wahllos nach einer Flasche und goss ein wenig in den entsprechenden Becher. So ging es eine ganze Weile weiter, bis ich wieder dran war mit trinken.

Dieser Mix war noch widerlicher, ich musste damit kämpfen, es wirklich zu trinken. Aber auch Ves und Roche hatten bei diesem Spiel ihre Schwierigkeiten. Es war so ekelhaft, das ich nicht mal mehr irgendwas heraus schmecken konnte.

Mein Magen drehte sich, „Ich glaube, das war‘s für mich.“ Stöhnte ich gequält und ließ meinen Kopf auf meine Arme sinken. Die Welt verschwamm schon ein wenig vor meinen Augen.

Ich spürte, wie Lethos Hand meinen Rücken rauf und runter strich. Als der Würfel erneut bei mir ankam, schob ich ihn einfach weiter.

Als Gaetan an der Reihe war, fiel mir etwas auf. „Sag mal Gaetan, wieso kommt es, dass du immer nur auffüllst?“ Murmelte ich. Meine Zunge fühlte sich merkwürdig schwer an und ich war mir daher sicher, dass ich kaum noch verständlich sprechen konnte.

Aber mit meiner Frage hatte ich eine Lawine ausgelöst, jetzt fiel es auch den anderen auf.

Einige Augenblicke später wurde mir klar, ich hätte lieber die Klappe halten sollen. Es stellte sich heraus, dass die Katze scheinbar gezinkte Würfel hatte und daher immer die Zahl traf, die er gerade brauchte.

Gerade als Lambert eine Prügelei anfangen wollte, stupste Letho mich an. „Komm, bringen wir dich erst mal ins Bett.“ Meinte er zu mir. Müde nickte ich, aber selbst das Aufstehen erwies sich als äußerst schwierig, wenn die Welt sich um einen unaufhörlich drehte und dabei noch schwankte. Kurzer Hand nahm Letho mich daher auf den Arm und trug mich nach oben.

Ich glaube, aus eigener Kraft hätte ich nicht mal die Turmtür erreicht.

Nur noch halb bei Bewusstsein, bekam ich noch mit, wie Letho mir aus meinen Klamotten half und mich dann unter die Bettdecke verfrachtete. Danach war alles düster.
 

Das nächste an das ich mich erinnern konnte, waren die Kopfschmerzen. Ich glaube, so starke Kopfschmerzen hatte ich noch nie. Und wenn damals, nach meinem ersten Besäufnis mit Geralt ein Hamster auf meiner Zunge geschlafen hatte, war es diesmal ein Lama oder ein Schaf oder so. Ich wälzte mich schwerfällig zur Seite und zog mich in eine sitzende Position. Meine Augen wollte ich nicht öffnen, selbst durch die geschlossenen Lider stach das Licht.

„Na, im Reich der Lebenden zurück?“ Lachte Letho auf einmal. Ich zuckte zusammen, „Autsch, nicht so laut.“ Jammerte ich. Doch das schien ihn nur noch mehr zu erheitern.

„So schlimm?“ Fragte er dann doch. Ich nickte, „Ja.“ Brachte ich gequält hervor und zwang mich, meine Augen minimal zu öffnen. Er setzte sich neben mich und ich lehnte mich an ihn. „Hier, das wird dir helfen.“ Meinte er und hielt mir eine Phiole vor die Nase. Skeptisch blickte ich sie an. Sie enthielt eine rosafarbene Flüssigkeit.

„Was ist das?“ Wollte ich wissen. „Das hilft gegen den Kater.“ Schmunzelte er. Ein Trank? Alkohol? Jetzt?

„Ich glaube, ich versuche, lieber noch etwas zu schlafen.“ Murmelte ich. Und wollte mich schon wieder hinlegen. „Vesemir möchte dich unten sehen, er will wissen, ob wir auf die Schnelle noch etwas machen könnten.“ Vereitelte er meinen Versuch. Seufzend griff ich nach dem Trank. Ich wartete auf das bestätigende Nicken von Letho und würgte dann den Trank runter. Er war bitter, würzig und gleichzeitig Sauer. Ich musste mich bemühen, ihn nicht sofort wieder hoch zu würgen.

Aber Letho hatte genügend Voraussicht und hielt mir einen Krug mit Wasser hin. Schnell spülte ich den widerlichen Geschmack runter. Als ich das Wasser getrunken hatte, ging es mir schon ein wenig besser, die Kopfschmerzen wichen und ich konnte die Augen ganz öffnen, ohne dass das Licht mehr Schmerz verursachte.

Ich konnte daher langsam aufstehen, ein wenig Übelkeit war noch da, aber die konnte ich runterschlucken. Ich machte mich frisch, so gut es eben an einem Eimer ging und machte mich dann für den Tag fertig. Letho war schon wieder runter gegangen, als ich fertig war. Seufzend folgte ich ihm daher. So wie die Küche aussah, hatten die anderen schon gefrühstückt, ich verzichtete lieber darauf. Allein der Gedanke, jetzt etwas zu essen, ließ meinen Magen sich drehen.

Alle derzeitigen Bewohner der Festung befanden sich draußen und schienen alle stark beschäftigt zu sein. Die Trolle schleppten einige Steine hin und her, aus der Schmiede konnte man eifriges Hämmern hören, Mäussack kümmerte sich um das Gasvorkommen unter der Festung, Hjalmar half ihm scheinbar dabei und die Hexer wuselten auch eifrig hin und her.

Und dafür war ich aufgestanden. Mehr konnten wir nicht tun. Die Schema waren alle gefunden, die Hexerfallen gebaut, die Schmiede repariert, die Gasvorkommen genutzt und die Mauer geflickt. Zusätzlich hatten wir die Tränke von Vesemir und das Lazarett von Regis. Mehr konnten wir vermutlich gar nicht mehr tun.
 

„Na, endlich munter?“ Grinste Eskel, als er an mir vorbei ging. Ich grummelte nur. „Ich habe ihr Frauenträne gegeben.“ Meinte Letho, der sich zu uns gesellte. Eskel zog die Augenbraue hoch, „Nun, da dürfte sie wohl eine der wenigen Frauen sein, die ihn genommen hat.“ Grinste er und spielte wohl darauf an, dass die wenigsten Frauen in dieser Welt sich abends besaufen würden.

„Sie ist aber auf jeden Fall die einzige sein, die Waldkauz und Schwalbe ohne negative Auswirkungen trinken kann.“ Schmunzelte mein Hexer.

Eskel sah noch erstaunter aus, „Tatsächlich? Wie kommt das?“ Fragte er neugierig. „Ich habe mich langsam an die Gifte gewöhnt.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Und das hast du zugelassen?“ Fragte Eskel Letho. „Besser sie macht es unter meiner Aufsicht, als das sie es alleine versucht hätte.“ entgegnete er ruhig. Dem konnte der andere Hexer nur zustimmen.
 

Vesemir schien mittlerweile ebenso auf uns aufmerksam geworden zu sein. Er nahm mich ein Stück zur Seite und befragte mich zur Vorbereitung. Ich konnte ihm nur sagen, dass es jetzt nur noch davon abhing, das Geralt zurückkam und Triss kommen müsste. Wir konnten also nur noch warten und Kräfte sammeln. Unruhig nickte er.

Ihm gefiel es vermutlich nicht, jetzt die Hände in den Schoß legen zu müssen. „Wir kriegen das hin.“ Wollte ich ihn aufmuntern. Er verzog nur leicht sein Gesicht und stapfte davon.

Um nicht ganz unnütz rumzustehen, half ich den Hexern, Bomben und Tränke an strategischen Orten zu platzieren. Somit sollten wir möglichst auf alles vorbereitet sein. Ich hoffte es zumindest.

Wir waren gerade fertig geworden und wollten hinein gehen, als die Hexer auf einmal auf schauten. Im untersten Hof, erschien auf einmal ein grünliches Leuchten. Es schien zu flackern, dann stabilisierte es sich, ehe es wieder verlosch.

Ich schluckte, Ciri war angekommen. Früher als angenommen.

„Ciri.“ Murmelte Eskel auf einmal und ging in Richtung. Auch die anderen gingen mit, um Ciri, Geralt und Yennefer zu begrüßen.

Nur ich zögerte, Triss war noch nicht hier. Aber sie musste kommen, wenn nicht, wären Geralt, Letho und Lambert in sehr großer Gefahr, wenn sie außerhalb der Festung sich der Jagd entgegenstellen würden.

Die Schlacht um Kaer Morhen

Zögernd folgte ich den anderen, um die Ankömmlinge zu begrüßen. Ciri entließ gerade Eskel aus einer Umarmung, als ich dazu kam.

Ich war ganz erstaunt, als sie auf mich zu kam, „Du musst Alanya sein! Schön dich zu treffen.“ freute sie sich und zog mich ebenfalls in eine kurze Umarmung, „Danke für deine Hilfe.“ Murmelte sie leise, als sie mich los ließ. Ich konnte sie nur erstaunt anblinzeln. Ich blickte zu der Zauberin, die nur wissend schmunzelnde, vermutlich hatte sie ihr einiges erzählt. Anders konnte ich es mir jedenfalls nicht erklären.
 

„Die anderen sind vermutlich drinnen.“ Meinte Vesemir und deutete nach oben in Richtung Zitadelle. Auf dem Weg nach oben sah Ciri sich genauer um, aber auch Geralt blickte mürrisch auf die Veränderungen.

„Was sind das für Löcher im Boden?“ wollte er wissen, als wir an einem direkt vorbeikamen. „Mäussack hat ein Gasvorkommen unter der Festung entdeckt, es ist hoch explosiv. Durch die Löcher können wir es gezielt in der Schlacht einsetzen.“ Erklärte der alte Hexer.

„Mäussack? Was tut er den hier?“ fragte Geralt überrascht.

„Er kam mit Hjalmar hier an. Außerdem sollte ich euch wohl warnen, das Alanya noch andere Hilfe besorgt hat.“ Grinste Letho. Verwirrt wurde er von Geralt und Yennefer angeschaut, Ciri schien dagegen eher neugierig zu sein. „Wer ist noch alles hier?“ wollte sie von mir wissen.

„Nun Gaetan hast du ja eben schon gesehen, dann wären da noch Zoltan, Ping, Pong und Peng. Geralt wird dir sicherlich erzählt haben, dass Regis und Dettlaff hier sind?“ zählte ich auf. „Ping, Pong und Peng? Wer ist das?“ wollte Yennefer wissen.

„Ihr könnt sie nicht übersehen.“ Grummelte Vesemir, als wir den nächsten Hof erreichten. Und tatsächlich waren die Trolle mit das erste, das man sehen konnte. „Trolle? Hier?“ rief Geralt entsetzt. „Beleidige sie nicht Geralt.“ Murmelte ich, als Pong näher kam.

„Oh weiß Haar. Dich kennt Pong.“ Begrüßte der große Troll den Hexer. Ciri kicherte und Geralt musterte den Troll. „Wie kommt ihr her?“ wollte er von dem Troll wissen. „Ich habe sie geholt, du bist nicht der Einzige, der mit Trollen sprechen kann.“ Mischte ich mich ein. Aber der Troll hatte mittlerweile Ciri entdeckt und musterte sie. Ciri schien keinerlei Berührungsängste zu haben und machte sich mit Pong bekannt.

Ich folgte Letho und den anderen Hexern in die Zitadelle. Schließlich würden die anderen bald nachkommen und Geralt würde sicherlich seine Ansprache abhalten wollen, wie im Spiel.

Tatsächlich dauerte es nicht sehr lange, bis sie uns eingeholt hatten. Geralt rief alle zusammen und wollte einige Vorschläge machen, was wir noch an Vorbereitungen machen könnten. Allerdings hatten wir bereits alles erledigt.

„Die Wilde Jagd wird in wenigen Stunden hier sein. Das heißt keinen Alkohol mehr, Lambert!“ keifte die Zauberin los, als der Hexer gerade einen Krug ansetzte. „Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, solltet ihr eure Kräfte sammeln. Vielleicht noch ein wenig schlafen.“ Fuhr sie fort und sah dabei vor allem Ves, Roche und mich an. Als ihr Blick jedoch auf Keira fiel, verstummte sie. Keira blickte sie nur ziemlich ernst an und es wirkte beinahe wie eine Stille Kommunikation zwischen den beiden.

Yennefer folgte Keira und auch Avallac’h schloss sich den beiden an.
 

„Also können wir jetzt nur noch abwarten?“ fragte Geralt in die Runde. Vesemir nickte bestätigend. Die Anwesenden verteilten sich ein wenig, Eskel ging nach draußen. Vermutlich würde er noch ein paar Übungen durch gehen, so wie im Spiel.

Ich selbst setzte mich an den Tisch und versuchte meine Nervosität in den Griff zu kriegen. Die Wilde Jagd würde kein einfacher Gegner werden und Triss war immer noch nicht hier. Doch bevor ich mich in meinen Grübeleien verlor, unterbrach Geralt meine Gedankengänge.

„Also Quälgeist, wie hast du es geschafft, die Unterstützung her zu bekommen?“ wollte er wissen.

„Nachdem du völlig übereilt aufgebrochen bist, hat Vesemir mich gefragt, ob ich wüsste, was wir noch machen könnten. Da fielen mir die Trolle ein. Ich bin los geeilt und habe sie aufgesucht und gefragt, ob sie helfen würden. Und nein, bevor du fragst ich bin nicht durch die Höhle gegangen.“ Entgegnete ich. Er runzelte die Stirn, „Aber da der Pfad nicht mehr zu passieren ist, würde nur der Steilhang noch bleiben. Aber da haben sich Wyvern niedergelassen.“ Rätselte er. Ich stöhnte gequält, musste er das jetzt erwähnen, Lethos Kopf war bei den Worten natürlich zu mir rumgeschnellt und starrte mich nun an.

„Von den Wyvern hattest du nichts erzählt.“ Meinte er gefährlich ruhig. Ich schluckte, „Ich habe auch einen großen Bogen um die gemacht.“ Rechtfertigte ich mich. Er kniff sich in die Nasenwurzel. Eine Geste, die ich mittlerweile schon rechthäufig gesehen hatte, vor allem in Bezug zu mir, wenn er sich zusammenreißen musste oder einfach nicht wusste was er noch sagen sollte.

„Und Zoltan und Gaetan?“ mischte Geralt sich ein und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes. „Ich habe Keira gebeten uns ein Portal nach Velen zu öffnen. Zoltan habe ich im Chamäleon angetroffen und Gaetan, ich bin ihm förmlich vor die Füße gepurzelt, als mich mein Pferd in der Nähe seines Unterschlupfs abgeworfen hatte. Dann hat Keira uns wieder abgeholt.“ Erklärte ich kurz.

„Mit Hjalmar und Mäussack habe ich nichts zu tun. Ich weiß nicht, wie sie wussten, dass sie hier gebraucht werden.“ Warf ich noch schnell ein. Geralt nickte und stand dann wieder auf, um zu Ves und Roche zu gehen.

In Erwartung eines Donnerwetters von Seiten Lethos, zog ich den Kopf leicht ein, doch er setzte sich nur ruhig neben mich. „Warum hast du die Wyvern verschwiegen?“ wollte er wissen. „Damit du dich nicht unnötig aufregst. Ich weiß wie gefährlich die sind, daher hab ich auch einen Bogen um sie gemacht. Als einer von denen näher kam, habe ich mich versteckt, damit er mich nicht entdecken kann.“ Murmelte ich. Er seufzte, „Ach Krümel.“ Und legte dann einen Arm um mich.

Ich lehnte mich an ihn, wollte noch einige ruhige Momente mit ihm genießen. „Wir sollten uns auch langsam vorbereiten.“ Murmelte er nach einigen Momenten. Ich nickte, er hatte recht. Wir wussten nicht genau wann die Wilde Jagd hier wirklich auftauchen würde. Doch ich zögerte trotzdem, mich von ihm zu lösen.

Letho ließ mir jedoch keine Wahl, als er sich von seinem Sitzplatz erhob. Also tat ich es ihm gleich und ging zu meiner Rüstung rüber. Ich nahm sie von dem Rüstungsständer und inspizierte noch einmal gründlich. Es gab keine Beschädigungen, um die ich mich noch kümmern musste. Nur auf dem Leder waren einige Kratzer, der auffälligste war der mitten auf der Brust, von dem Ertrunkenen, als ich die Kinder von Maulbeertal suchte.

Ich zog mir sie mir über und überprüfte mehrmals den korrekten Sitz. Dann band ich mir meinen Gürtel um, ich durfte nicht vergessen, Ves nachher den Pfeil zu geben und das Gift, erinnerte ich mich selbst.

Meine Schwerter schnallte ich noch nicht um, ich setzte mich an die Seite und zog einen Schleifstein hervor und begann mich um meine Klingen zu kümmern. Bei dem bevorstehenden Kampf konnten sie gar nicht scharf genug sein. Außerdem gab es mir etwas zu tun.

Mein Blick huschte immer mal wieder durch das Erdgeschoss, alle waren beschäftigt. Lambert verteilte einen Teil seiner Bomben und Vesemir die Tränke. Geralt diskutierte mit Ciri, während Ves nervös hin und her lief. Die anderen Hexer kümmerten sich ebenfalls um ihre Rüstungen und Schwerter.

Immer wieder strich ich mit dem Stein auf der Schneide entlang, immer bemüht den richtigen Winkel zu halten, damit ich sie nicht ausversehen abstumpfte. Erst das Stahlschwert, dann das aus Silber.
 

Ich war schon eine ganze Weile beschäftigt, als Regis sich zu mir gesellte. „Ich würde gerne noch einmal mit dir sprechen.“ Bat er mich. Ich schaute zu ihm auf, dann kurz zu den anderen. Sie nahmen keine Notiz von uns, daher nickte ich Regis zu. Ich steckte die Schwerter weg und folgte ihm in den abgetrennten Bereich, den er sich als Lazarett eingerichtet hatte.

„Gibt es keine Alternative zu dem Gift?“ wollte er direkt wissen. Er überrumpelte mich ein wenig damit. Regis war eigentlich niemand, der sich nur weniger Worte bediente. Als ich merkte, dass er immer noch auf eine Antwort wartete schüttelte ich den Kopf.

„Nein, es ist leider notwendig, mit all dem Risiko, dass es beinhaltet.“ Murmelte ich leise. „Warum? Was ist so wichtig daran?“ wollte der Vampir wissen. „Er darf nicht sterben.“ Entgegnete ich einfach.

„Dann sag mir, um wen es sich handelt, Dettlaff und ich können ein Auge auf ihn haben.“ Ich schüttelte den Kopf, „Er darf nicht sterben, muss aber trotzdem für tot gehalten werden. Es ist wichtig für die Zukunft.“ Erwiderte ich und unterdrückte ein Würgen. Ich hasste es wirklich, nicht einfach alles sagen zu können.

„Wer?“ wollte Regis wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Ich kann es nicht sagen, aber wenn ihr wirklichen helfen wollt, dann hol Ves und Dettlaff dazu. Sie kann ohne Einschränkungen darüber sprechen. Sie weiß wer und wo.“ Schlug ich vor.

Er nickte. „Du wartest hier, bis ich die beiden geholt habe?“ wollte er wissen. Ich seufzte, stimmte aber zu. Es wäre vielleicht nicht verkehrt, wenn mehr eingeweiht wären und ebenfalls helfen konnten.

Ich versuchte mich ein wenig abzulenken, bis die drei kamen. In einer Kiste lagen noch Verbände, die zwar abgekocht waren, aber noch nicht aufgewickelt.

Ich zog einen hervor und begann ihn aufzurollen. Ich war ein wenig aus der Übung, aber ich habe früher oft genug die Bandagen fürs Pferd aufgewickelt, so das sich schnell wieder Routine einstellte. Ich schaffte 3 Rollen, bis Regis zurück kam. Er nahm die aufgewickelten Verbände und legte sie zu den anderen.

„Also, was genau habt ihr zwei geplant?“ wollte der Vampir dann wissen. Ich drehte mich zu Ves und nickte ihr zu, um ihr zu signalisieren das sie es erzählen durfte und auch sollte.

„Wir wollen Vesemir das Leben retten.“ Eröffnete sie. Dettlaff runzelte die Stirn. „Alanya hat seherische Kräfte, sie hat seinen tot gesehen und was es für die anderen bedeutet. Das wollen wir verhindern.“ Erklärte sie ihm rasch. Er nickte verstehend.

Ich zog den speziellen Pfeil hervor und reichte ihn Ves. „Hier, ich habe ihn extra anfertigen lassen. Wir haben nur den einen. Sobald der Zeitpunkt gekommen ist, tauchst du die Spitze in das Gift und schießt damit auf ihn. Möglichst in den Oberschenkel, der Hals bietet zu viele Risiken.“ Meinte ich dazu. Sie nickte.

„Woher wissen wir, wann der Zeitpunkt gekommen ist?“ wollte Dettlaff wissen. „Ich würde es euch gerne verraten, aber ich kann es nicht. Wenn ich zu viel offenbare, geht das für mich nicht gut aus. Deswegen hatten die Trolle mich auch zurück getragen. Ich verlor das Bewusstsein, als ich ihnen zu viel verriet, um sie zu überzeugen, dass sie uns helfen.“ Flüsterte ich. „Aber die Situation ist nicht zu übersehen und ich kann versuchen, euch ein Signal zu geben.“ Fügte ich schnell an.

„Ein Signal wäre eine gute Idee, aber wie soll das gehen? In einer Schlacht herrscht meist Chaos und alles ist unübersichtlich.“ Warf Regis ein. „Ich habe da vielleicht eine Lösung.“ Murmelte Dettlaff und griff in seinen Mantel. Er zog etwas hervor und behielt es in seiner geschlossenen Faust.

„Es war ein Geschenk, ein Dankeschön eines Kindes.“ Erzählte er und öffnete seine Finger. Es war eine grobgeschnitzte Pfeife, ähnlich wie für eine Entenjagd.

Er hielt sie mir hin, zögernd nahm ich sie, „Ich werde gut drauf aufpassen und sie dir später zurück geben.“ Versprach ich ihm. Er nickte.

Glücklicherweise gab es ein Lederband an der Pfeife, so dass ich sie mir um den Hals hängen konnte. „Wir wissen jetzt wer und das wann ist auch geklärt, bleibt nur die Fragen nach dem Wo.“ Lenkte Regis ein. „Ich habe die Stelle präpariert, an der es passieren sollte, aber es gibt mittlerweile zu viele Veränderungen, als das ich mir sicher sein könnte, dass es wirklich dabei bleibt.“ Ich blickte zu Ves, damit sie den Ort nannte.

„Dort wo wir gestern gesprochen hatten. Also werdet ihr uns helfen?“ wollte sie dann wissen und sah die Vampire erwartungsvoll an. Regis zögerte kurz, aber Dettlaff stimmte zu.

„Wir werden vielleicht etwas brauchen, dass unser Gehör schützt.“ Fiel es mir dann noch ein, aber kaum hatte ich ausgesprochen, spürte ich das mittlerweile sehr vertraute Gefühl der Übelkeit in mir aufsteigen.

„Was meinst du?“ warf Ves ein. Ich schluckte, „Das Gehör, die Ohren sind sehr empfindlich. Es kann nicht schaden auf alles vorbereitet zu sein, schließlich wird unser Gleichgewicht über unsere Ohren gesteuert.“ Umschiffte ich die Wahrheit.

Regis sah sehr interessiert aus. „Wirklich? Vielleicht könntest du das später näher erläutern?“ bat er. Ich nickte, „Natürlich, ich werde es dir bei Gelegenheit genauer erklären.“ Versprach ich.

„Oh, bevor ich es vergesse.“ Regis holte eine Phiole aus seiner Umhängetasche. „Ich habe, um für den Notfall gewappnet zu sein, noch etwas Gegenmittel gebraut. Dann können wir schneller eingreifen, sollte etwas schiefgehen.“ Erklärte er.

„Von was für einem Gift reden wir eigentlich?“ wollte Dettlaff dann doch noch wissen. Ich seufzte, „Sangebarisches Gift. Für Menschen sehr tödlich, aber bei Hexern wirkt es ein wenig anders. Sie scheinen nach wenigen Augenblicken wie tot, wachen später aber wieder auf. So hat Letho seinen Tod vorgetäuscht. Wir haben also genügend Zeit, ihm das Gegengift zu verabreichen.“ Erklärte ich ihm.

„Also besteht das größte Risiko bei euch beiden, dass ihr euch bei dem Versuch ihn zu retten, selbst tötet.“ Faste er ziemlich genau zusammen. Ich nickte, „Ich werde Ves neben dem Gift auch das Gegengift geben, damit sie schnell genug reagieren kann. Wenn ich mit einer Armbrust so gut wie sie umgehen könnte, würde ich sie dem Risiko nicht aussetzen.“ Gab ich zu.

„Wer wird sonst noch beteiligt sein?“ fragte Regis. „Hoffentlich keiner. Yennefer weiß was passieren könnte, sie hat es in meinen Gedanken gesehen, deswegen macht sie mich dafür verantwortlich, dass er sich so zurück gezogen hat. Ich hatte ihm so viel erzählt, wie ich konnte. Ich weiß aber nicht, was er Letho und Eskel gesagt hatte.“ Ich lehnte mich an eines der Regale.

„Aber nachdem Vesemir mit ihm gesprochen hatte, war Letho für einige Zeit weg. Keira habe ich nichts erzählt und den anderen auch nicht. Ich habe die Befürchtung, sie würden mich von der Rettung abhalten, vor allem, weil Vesemir sich nicht retten lassen möchte. Er hat schon aufgegeben.“ Zählte ich auf.

„Und du willst gegen seinen Willen handeln?“ stellte Regis fest. Ich nickte, „Vesemir hat ein besseres Ende verdient. Er hat so viel durchmachen müssen, er sollte auch etwas vom Glück abbekommen und vielleicht die Liebe finden.“ Murmelte ich.

„Aber es ist nicht an dir, über Leben und Tod zu entscheiden.“ Warf der Vampir ein. Erschrocken sah ich ihn an, würde er seine Hilfe jetzt zurück ziehen. „Ich weiß, ich maße es mir auch gar nicht an. Ich will nur nicht akzeptieren, dass die Zukunft in Stein gemeißelt ist. Ich will es wenigstens versucht haben, statt mir hinterher Vorwürfe zu machen, ob ich es vielleicht hätte verhindern können.“ Erklärte ich meine Motivation ein wenig.

„Ich würde mich sehr über eure Hilfe freuen, aber zur Not würde ich es auch irgendwie alleine schaffen.“ Murmelte ich, als sie nichts sagten. Enttäuscht wandte ich mich ab und wollte den Bereich verlassen. „Alanya warte.“ Hielt Ves mich auf. „Wenn sie nicht helfen wollen, lass uns Roche fragen. Er ist einer der besten Freunde von Geralt, er wird uns bestimmt helfen.“ Schlug sie vor. Ich schüttelte den Kopf, „Nein Ves. Er würde zwar anfangs vielleicht auch zusagen, aber spätestens, wenn er erfährt, dass der Plan und das Wissen von mir stammen, wird er sich weigern. Er würde mir niemals freiwillig helfen.“ Entgegnete ich leise.

Plötzlich legte sich eine schlanke und behandschuhte Hand auf meine Schulter. „Ich habe nie gesagt, dass ich dir nicht helfen werde. Ich will nur sicher gehen, dass du dir der möglichen Konsequenzen bewusst bist.“ Erklärte Regis ruhig. Erfreut sah ich ihn an. „Danke Regis, mit eurer zusätzlichen Rückendeckung fühle ich mich deutlich zuversichtlicher. Aber ja ich weiß, das Vesemir vermutlich alles andere als dankbar sein könnte. Und auch Letho wird sauer sein. Das Gift stammt aus seinen Beständen. Aber das Risiko gehe ich ein, für die Hexer und für Ciri.“ Wurde ich dann ein wenig ernster. Ich seufzte, ich konnte mir schon richtig das Geschrei von Ciri vorstellen, weil ich sie in dem glauben gelassen hatte, das Vesemir tot sei. Vielleicht würde sie es später verstehen, sie würde ihre vollen Kräfte brauchen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, „Ich werde mich den Konsequenzen stellen und mich mit ihnen beschäftigen, wenn sie auftreten.“ Meinte ich dann bestimmt.

Regis drückte meine Schulter, „Wir werden bei dir stehen.“ Sicherte er mir zu, er tätschelte noch einmal kurz meine Schulter, ehe den Bereich verließ. Dettlaff folgte ihm, nickte mir aber im Vorbeigehen noch aufmunternd zu. Dann waren Ves und ich alleine.

„Wir werden das schaffen.“ Wollte ich mir selbst Mut machen. „Ja, wir werden ihn retten und mit den anderen wird auch alles gut werden.“ Stimmte sie mir zu. „Am besten gebe ich dir die Phiolen jetzt bereits, ich weiß nicht wie hektisch es nachher werden wird.“ Meinte ich und holte die beiden Phiolen aus der Tasche. „Das rote ist das Gegengift, das gelbe ist das Gift.“ Erklärte ich.

Vorsichtig nahm sie, sie entgegen. „Sei bitte sehr vorsichtig damit.“ Bat ich sie. Sie sah mich daraufhin nur an, als würde sie fragen wollen, ob dies mein Ernst sei. Natürlich wäre sie vorsichtig, sie selbst hatte mich ja für verrückt erklärt, weil ich ein so tödliches Gift einfach in der Tasche getragen hatte.
 

Einige Zeit später rief uns Yennefer alle zusammen. Sie war mit Keira und Avallac’h wieder aus dem Turm gekommen.

„Die Wilde Jagd, wird bald hier sein. Ich werde, bevor sie die Tore erreichen können, ein magisches Schild um die Festung errichten, damit sie ihre Portale nur außerhalb öffnen können.“ Fing sie an. Geralt nickte ernst. „Ich werde sie draußen erwarten, gibt es sonst noch Freiwillige?“ fragte er in die Runde. Lambert meldete und dann auch Letho.

„Nein!“ unterbrach ich Geralt, als ich Letho entsetzt anstarrte. „Nein?“ fragte mich mein Hexer, mit skeptischem Blick. „Nein, du wirst nicht dort mit raus gehen!“ forderte ich. „Und warum nicht?“ wollte er ruhig wissen, während die Aufmerksamkeit der anderen auf uns gerichtet war.

„Ich verbiete es dir!“ knurrte ich. Überrascht sah er mich an, genauso wie die anderen. „Du willst mir verbieten, gegen die wilde Jagd zu bekämpfen? Du weißt, dass die Vipernschule hauptsächlich deswegen entstanden ist?“ wies er mich darauf hin.

„Nein, ich verbiete dir, außerhalb der Mauern zu kämpfen. Du gehst nicht ohne Rückendeckung dorthin!“ wurde ich ein wenig genauer. „Krümel, …“ fing er an und wollte mir eine Hand auf die Schulter legen. „Nein! Fang jetzt nicht damit an. Du gehst dort nicht ungeschützt raus!“ forderte ich erneut. „Und das solltet ihr beide auch nicht.“ Wandte ich mich an Geralt und Lambert. Als ich mich zu Letho zurück drehte, konnte ich Verständnis in seinen Augen sehen.

„Natürlich werden sie nicht völlig ungeschützt hinaus gehen. Aber ich wurde ja unterbrochen, ehe ich es erklären konnte.“ Mischte sich Yennefer jetzt ein. „Ich habe Amulette für sie, die sie unsichtbar machen, allerdings haben sie nur eine beschränkte Wirkung. Bei schnellen Bewegungen oder im Kampf wirken sie nicht. Geralt wird das Xenogloss bekommen, damit er ein Signal geben kann, Keira wird dann ihren Rückzug decken.“ Erklärte sie.

Mehr als skeptisch blickte ich zu der blonden Zauberin. „Seh mich nicht so an, ich kann mehr als kosmetische Zauber.“ Keifte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich seufzte und hoffte, dass es reichen würde und das Geralt Letho wie im Spiel davon abhält direkt auf Imlerith los gehen zu wollen.

„Gut, wenn das nun geklärt ist, Yennefer, Keira und Avallac’h werden ihre Positionen auf den Mauern einnehmen und nach der Jagd ausschauhalten. Ves, Roche und Alanya, ihr werdet die Pferde hier hoch bringen. In der Ecke stehen noch die Raufen für den Winter. Geralt, Lambert und Letho, ihr bereitet euch für die ersten Angriffe vor. Mäussack und Regis, schließt eure letzten Vorbereitungen ab. Hjalmar, Zoltan und Gaetan, schaut wo ihr gebraucht werdet. Eskel und ich werden die letzten Tränke fertig stellen.“ Verteilte Vesemir uns Aufgaben. Dettlaff erwähnte er nicht, aber der Vampir war auch gerade nicht hier. Vielleicht saß er draußen irgendwo, damit er nicht die ganze Zeit unter uns Menschen bleiben musste.

Hätte ich nicht Regis helfen können? Oder Vesemir mit den Tränken? Ich wollte nicht mit Roche zusammen arbeiten müssen.

Mürrisch machte ich mich an die Arbeit, zuerst musste die Ecke aufgeräumt werden. Nicht das sich die Pferde an irgendetwas verletzen konnten, sollten sie doch unruhig werden und hin und her zappeln.

Hjalmar half uns, als es darum ging die Raufen an ihre Position zu schieben und die Kisten beiseite zu räumen.

Die meiste Arbeit verrichteten wir Still, sprachen uns nur ab, wo wir was hin räumen wollten. Als wir damit fertig wurden, trug ich mit dem Skelliger gerade die letzte Kiste weg. „Danke für die Hilfe.“ Bedankte ich mich bei ihm. Er nickte, „Gerne.“ Nickte er. Es schien erst so, als wolle er bei den anderen schauen, ob er sich dort auch nützlich machen könnte, doch dann wandte er sich wieder an mich.

„Wenn die ganze Sache hier ausgestanden ist, wie wäre es, wenn du und Letho mit nach Skellige kommt? Letho schien ziemlich interessiert an den Inseln und du würdest dich bestimmt gut mit meiner Schwester verstehen.“ Fragte er plötzlich. Dies überraschte mich wirklich. Ich schüttelte den Kopf.

„Es liegt nicht an dir, aber ich mag die Kälte nicht sonderlich, daher werde ich wohl nicht sobald zu Besuch kommen.“ Erklärte ich schnell, als Hjalmars fröhliches Lächeln verblasste.

„Ein paar gute Felle und der Met vertreiben die Kälte ganz schnell.“ Grinste er dann. „Wir werden sehen.“ Blieb ich wage und lehnte nicht sofort wieder ab. Allerdings hoffte ich irgendwie, dass ich nicht mit nach Skellige musste. Der Gedanke an die Kämpfe auf dem Eis, ließ eine Gänsehaut auf meinen Armen entstehen.
 

„Kommst du Alanya?“ rief Ves mich, sie wollten scheinbar die Pferde holen. Ich nickte und eilte dann zu ihr, nachdem ich Hjalmar schnell sagte, dass ich meine Aufgabe weiter machen müsse.

Die Pferde schnaubten unruhig, als wir sie trennten und einen Teil in die Festung hoch führten, Plötze, Kiran und das Pferd von Lambert blieben im Unterstand. Vorerst.

Ves und Roche nahmen jeweils zwei Pferde, wobei ich nur Tetris führte. Aufgrund seiner Verletzung lahmte er noch ein wenig und lief daher langsamer. Auch hatte er leichte Probleme, die Treppenstufen zu nehmen.

„Tut mir leid Kumpel, ich hätte dich nicht alleine lassen sollen. Nach der Schlacht werde ich Regis fragen, ob er etwas hat, das die Verletzung schneller heilen lässt.“ Versprach ich Tetris, auch um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Der Wallach schnaubte jedoch nur und beschnupperte mich, vermutlich in der Hoffnung einen Leckerbissen zu finden. „Später.“ Murmelte ich, als ich ihn in die Zitadelle führte. Drinnen band ich ihn an einem Ring in der Wand fest, neben den anderen Pferden. Ves und Roche hatten mittlerweile angefangen, noch ein wenig Heu zu holen, damit die Pferde beschäftigt waren. Ich hingegen schnappte mir zwei Eimer und holte Wasser für sie. Schließlich wusste keiner, wie lange sie hier stehen mussten und sie sollten deswegen auch nicht leiden, in dem sie Durst bekamen.
 

Aber danach gab es nichts mehr zu tun, die Anspannung in der Luft wuchs mit jeder Minute, die verstrich. Daher beschloss ich das zu tun, was die Hexer mittlerweile vormachten und auch Yennefer es empfohlen hatte. Ich suchte mir eine halbwegs bequeme Sitzposition und versuchte noch ein wenig meine Kräfte zu sammeln.

Ich redete mir immer wieder ein, dass alles gut gehen wird. Wir würden es schaffen. Ich döste über diese Selbsthypnose sogar kurz ein, doch als die Hexer ebenfalls immer unruhiger worden und nach draußen gingen, schreckte ich auf. Mein Blick glitt zum Fenster, aber noch war alles klar draußen. Nichts deutete darauf hin, was hier bald passieren würde.

Ich beobachtete Geralt, der mit Ciri sprach, ehe er ebenfalls das Gebäude verließ. Ich zögerte, doch da ich hier drinnen vermutlich nur noch unruhiger werden würde, beschloss ich, ebenfalls nach draußen zu gehen.

„Das ist so unfair, warum lassen sie dich und Ves mit kämpfen, aber ich muss hier drinnen warten!“ schimpfte Ciri da auf einmal. Überrascht drehte ich mich zu ihr um. „Vielleicht weil Letho weiß, dass ich mich nicht davon abhalten lasse.“ Zuckte ich mit den Schultern. Allerdings fand sie die Antwort wohl nicht passend, schmollend verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Ciri, alle wollen nur das Beste für dich. Ich weiß das du kämpfen kannst, allerdings wollen die anderen deine Sicherheit, für sie wirst du immer das kleine Mädchen sein, das sie aufgezogen haben.“ Versuchte es ihr zu erklären. „Hör zu Ciri, egal was du tust, pass einfach auf dich auf, in Ordnung?“ bat ich sie. Ihr Gesicht erhellte sich leicht und sie nickte entschlossen.

Ich ging zu ihr rüber, „Ich habe mitbekommen, dass Geralt und Yennefer sich fühlen, als wären sie deine Eltern. Ich weiß, wie schwer es Eltern fällt, wenn ein Kind erwachsen wird. Sie sehen immer ihren kleinen Liebling, denk immer daran, egal wie sie handeln sollten, es liegt nicht daran, dass sie dir nicht vertrauen.“ Versuchte ich ihr zu erklären und hoffentlich den Ausgang positiv zu beeinflussen, wenn sie zukünftig in das Portal gehen wird.

„Danke, aber was ist, wenn ich versage? Die Prophezeiung, …“ fing sie an. „Ach papperlapapp, du bist eine starke junge Frau, ich mag dich vielleicht nicht persönlich kennen, aber ich habe so einiges gehört über dich und ich kenne deine Väter. Geralt und der Kaiser, sie sind beides starke Männer. Ebenso wie Yennefer und deine Mutter und Großmutter. Alles starke Persönlichkeiten. Du bist das Löwenjunge von Cintra. Außerdem sollte eine Prophezeiung immer erst dann verstanden werden, wenn sie erfüllt ist, alle anderen sind Scharlatanerie.“ Versuchte ich ihre Zweifel direkt zu vertreiben. Erstaunt sah sie mich an.

„Tu mir aber bitte einen Gefallen.“ Bat ich sie. Neugierig sah sie mich an, „Ich weiß, dass du ziemlich stur sein kannst, aber komm mir bitte nicht sofort hinterher, sonst gibt es da draußen gleich mehrere Personen, die mir den Kopf abreißen wollen, weil ich dich habe folgen lassen.“ Bei meiner Bitte lachte sie. „In Ordnung, ich werde mich zusammen reißen.“ Antwortete sie lächelnd. Dankbar nickte ich und atmete noch einmal tief durch, ehe ich mich zur Tür wandte.
 

Als ich auf dem Weg zur Tür war, fiel mir eine Flasche auf, sie stand offen auf einer der Kisten, der Korken lag daneben. Da hatte sich wohl jemand nicht an die Anweisung von Yennefer gehalten. Es war ein Kräuterwodka. Kurz entschlossen griff ich nach der Flasche und nahm einen Schluck.

Es kratzte ein wenig im Hals, aber den Schluck brauchte ich jetzt, um meine Nerven ein wenig zu beruhigen.

Ich versicherte mich ein letztes Mal, dass ich alles dabei hatte, was ich vielleicht im kommenden Kampf brauchen könnte und öffnete dann die Tür. Wenn ich schon nervös und aufgeregt wegen dem Kampf gegen Geralt war, was war ich dann jetzt? Ich war mir sicher, wenn ich jetzt meine Hände vor mich hielt, würden sie sicherlich zittern.

Obwohl eben, als ich aus dem Fenster schaute, noch klarer Himmel war, hatte sich in den letzten paar Minuten ein starker kalter Wind entwickelt. Ich blickte nach oben, auf dem Dach der alten Waffenkammer hatte sich Yennefer postiert, Keira stand auf der Mauer und schaute ins Tal hinab.

Eskel machte einige Schwertübungen und Vesemir polierte sein Schwert, fast alles so wie im Spiel.

Ich ging hinunter zu dem Unterstand der Pferde, dort würde ich sicherlich auf Letho treffen.

Allerdings war ich dort noch gar nicht angekommen, als ich Keira rufen hörte.

„Geralt sie sind da!“ trotz des Windes hörte man sie im ganzen Hof, vielleicht hatte sie ihre Stimme magisch verstärkt.

Ich beeilte mich zum Tor zu kommen, ich wollte Letho noch viel Glück wünschen, aber der Wind wurde immer stärker. Als hätten Keiras Worte etwas ausgelöst, zogen dunkle Wolken über den Himmel und der Wind wurde zu einem Sturm.

Ich konnte noch gerade so zur Seite springen, bevor der Sturm das Tor zu den unteren Höfen aufstieß und mich getroffen hätte. Ich kauerte mich in den Windschatten der Mauer, um nicht von den Beinen gefegt zu werden. Ungeduldig musste ich warten, bis Yennefer das magische Schutzschild fertig hatte, bevor ich weiter konnte, aber dann würden die drei schon im Wald sein.

Ich hoffte und betete, dass sie alle heile zurück kämen, dass Keiras Magie reichte, um den Rückzug zu decken. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis Yennefer das Schild errichtet und über Kaer Morhen ausgebreitet hatte.

Der Unterschied war sofort spürbar, der Sturm konnte uns vorerst nicht mehr erreichen. Erleichtert richtete ich mich wieder auf. Auch alle anderen hatten sich ein sicheres Plätzchen gesucht gehabt. Es war ein kleiner Moment, in dem wir uns alle noch einmal sammeln und durch atmen konnten.

„Sobald die drei zurück sind, werden wir das Haupttor schließen, Roche dafür wirst du zuständig sein, Ves wird dir Deckung geben, sollte es nötig sein. Alanya du wirst die Pferde hoch bringen. Eskel und Gaetan behalten den oberen Hof im Auge.“ Gab Vesemir noch schnell letzte Anweisungen.

Missmutig stimmte ich zu, aber bis Imlerith mit Vesemir kämpfen würde, dauerte es noch etwas und Ves wäre bis dahin von dem Posten auf der Mauer zurück. Hoffte ich zumindest.

Ich suchte kurz Augenkontakt zu ihr und sie nickte mir zu, sie hatte wohl ähnliche Gedanken, wie ich. Auch ich nickte ihr zu, Roche schien dieser stille Austausch zu verwirren, denn er zog Ves ein Stück zur Seite und redete leise auf sie ein.

Ich kicherte leise, als ich sah, wie sie die Augen verdrehte. Doch nicht nur Roche schien es bemerkt zu haben, denn ich wurde auch bei Seite genommen, von Vesemir. Ernst schaute er mich an, „Was war das eben?“ wollte er ruhig wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Wir wollen nur auf einander Acht geben.“ Entgegnete ich, traute mich aber nicht ihn dabei direkt anzusehen. „Ich hoffe du planst nicht schon wieder irgendwelchen Unsinn. Jetzt ist definitiv nicht die Zeit für sowas.“ Mahnte er. Doch er ließ mich nicht zu Wort kommen, „Ich habe dir schon einmal gesagt, ich bin ein alter Mann, wenn ich heute tatsächlich sterben sollte, könnte ich nicht glücklicher sein. Im Kampf, um meine Freunde und Familie zu schützen, es gäbe keinen besseren Tod.“ Meinte er ruhig.

„Versprich bitte, dass du nicht wieder irgendetwas planst. Es mein völliger Ernst Alanya, ich habe meinen Frieden geschlossen.“ Bat er. Ich schluckte, nickte dann aber. „Ich verspreche es dir, Vesemir. Ich werde nichts weiter diesbezüglich planen.“ Antwortete ich ihm ernst und schaute ihm fest in die Augen.

Es wirkte, als wäre er erleichtert über dieses Versprechen. Aber ich hatte ihn auch nicht angelogen, schließlich waren die Planungen schon abgeschlossen. „Und ich möchte, dass du keine unnötigen Risiken eingehst. Der Kampf wird schon schwer und gefährlich genug.“ Forderte er. Auch hier konnte ich ihm ohne schlechtes Gewissen zusagen, schließlich lag die Einschätzung eines Risikos, ob unnötig oder nicht, im Auge des Betrachters.

„Sei nicht traurig, ich bin froh, dass ich euch alle kennenlernen durfte.“ Versuchte er mich aufzumuntern. Was sollte man darauf erwidern? Doch ich kam gar nicht in die Bedrängnis etwas antworten zu müssen, denn auf einmal drehte der alte Hexer sich um und zog sein Schwert.

„Wir haben besuch!“ rief er und sofort waren alle kampfbereit.

Verdammt, ich hatte nicht mehr dran gedacht, dass die ersten Krieger bereits in der Festung auftauchten, während die drei noch draußen im Wald unterwegs waren. Auch ich zog mein Schwert, allerdings war ich mir unsicher, welches in dieser Situation am besten wäre. Gegen die Reiter an sich, sollte auch ein Stahlschwert genügend, aber gegen die Hunde war das Silberne von Nöten.

Daher schloss ich mich den Hexern an und zog meine silberne Klinge.

Die ersten Elfen waren schnell besiegt, es war nur eine kleine Vorhut und sie schienen recht überrascht zu sein, dass sie erwartet wurden. Jedoch änderte dies nichts an ihrer Entschlossenheit, es schien eher gegenteilig.

Auch wenn der unterste Hof mit dem Trainingsbereich recht groß war, musste ich trotzdem aufpassen, nicht ausversehen, einem der anderen vor die Klinge zu laufen. Als der erste Ansturm vorbei war, teilten wir uns ein wenig auf, denn immer mal wieder tauchte eines dieser kleinen Portale oder Risse, wie Yennefer sie, glaube ich, genannt hatte, auf.

Mittlerweile mischten sich auch Dettlaff und die Trolle in den Kampf ein und es war schon das eine oder Mal passiert, dass ein Reiter der Wilden Jagd an mir vorbei flog, nur um dann völlig gebrochen am Boden liegen zu bleiben. Sie waren wohl an die Trolle geraten. Da die Trolle eher unkontrolliert um sich schlugen, machten wir alle einen Bogen um sie. Schließlich wollte sich keiner von ihnen im Eifer des Gefechtes von ihnen treffen lassen.

Ich war wirklich froh, das Dettlaff auf unserer Seite kämpfte, er war wirklich eine Naturgewalt. Aber auch die anderen gaben alles. Sobald es auch nur schien, als würde jemand in Bedrängnis kommen, war ein anderer da und unterstützte.

Ich schaute mich gerade um, damit ich mir einen kleinen Überblick verschaffen konnte. Ves und Roche waren noch oben auf der Mauer, in der Nähe des Hebels für das Tor. Auf der anderen Mauer war Keira, sie schien mit dem Kampf ebenfalls ziemlich beschäftig zu sein, ich hoffte sie würde das Signal von Geralt trotzdem hören.

„Hör auf zu träumen oder geh rein zu Ciri!“ raunzte mich Zoltan auf einmal von der Seite an. Er hatte scheinbar einen der Hunde von mir abgelenkt. Ich sollte mich wohl wirklich lieber auf meine unmittelbare Umgebung konzentrieren. Ich fasste mein Schwert fester und half dem Zwerg den Hund zu beseitigen. Doch auch danach blieb keine wirkliche Zeit zum Luft holen, schon wieder öffnete sich ein neuer Riss und neue Gegner stürmten hindurch.

Außerdem musste ich aufpassen, den Hexerfallen nicht zu nahe zu kommen, wenn diese aktiviert wurden, entzündeten sie das explosive Gas und die Fässer, die Zoltan mit Yennefer organisiert hatte.

Ich war so in den Kampf vertieft, dass ich es zuerst gar nicht mitbekam, das Letho und die anderen sich bereits auf dem Rückweg befanden.

Erst als Ves rief, dass sie gleich am Tor wären und wir den Bereich räumen sollten, bekam ich es mit. Sie kamen kurz darauf im vollen Tempo auf den Hof galoppiert und sprangen von ihren Pferden. Ich war ein wenig erleichtert, als ich sah, das Letho unverletzt war, zumindest hatte er keine auf den ersten Blick sichtbare Verletzungen. Doch er ließ mir keine Zeit, um auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln, sie drückten mir die Zügel in die Hand und Vesemir scheuchte mich los.

Ich hatte gerade den ersten Hof überquert, als es auch schon unten gegen das Gitter polterte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen, bei der Wucht des Aufpralls. Auch die Pferde wurde zusehends nervöser, so dass ich mich wirklich beeilte, sie in die Zitadelle zu bringen. Schließlich konnte ich sie nicht mit einem Axii beruhigen, so wie die Hexer.

Ich hatte Glück, das Eskel und Gaetan alle Kreaturen der Wilden Jagd von mir ablenkten und ich somit unbeschadet oben ankam.

Während ich vom Tor her hören konnte, wie Imlerith immer noch versuchte es einzuschlagen, hörte ich aber auch zeitgleich von drinnen einen überraschten Schrei. Hatte die Wilde Jagd es geschafft, in der Zitadelle einen Riss zu öffnen. Ich zog mein Schwert und drückte dann die Tür auf, als ich das Innere betrachten konnte, kam ich mir jedoch ziemlich lächerlich vor.

Triss wurde gerade stürmisch von Ciri begrüßt, während Regis und Mäussack ebenfalls dort standen. Ich blickte auf das Schwert in meiner Hand, wie hätte ich denn überhaupt kämpfen sollen, wenn ich in der anderen Hand die Zügel von drei Pferden hielt. Außerdem wäre Regis sicherlich schneller gewesen, einen Eindringling zur Strecke zu bringen.

Über mich selbst den Kopf schüttelnd, brachte ich die Pferde rein. Ich band sie bei den anderen fest und nahm ihnen noch schnell die Sättel ab. Für alles andere wäre später noch Zeit.
 

„Natürlich bist du auch hier, wie hätte es auch anders sein können!“ knurrte Triss mich an, als sie mich scheinbar entdeckt hatte. „Hallo Triss.“ Begrüßte ich sie und wollte mich wieder auf den Weg zum Kampf machen.

„Du hast merkwürdige Freunde.“ Meinte sie da auf einmal. Verwirrt schaute ich sie an, „Was meinst du? Welche Freunde?“ wollte ich von ihr wissen. „So ein Verrückter sprach mich an, sollte dir was aus richten, irgendwas mit einem Spiegel.“ Zuckte sie mit den Schultern. „Was?“ Ich verstand immer noch nicht, was sie meinte.

„Naja, er bezeichnete sich selbst als Spiegelmeister und faselte die ganze Zeit davon, wie gerne er sich Dinge in einem Spiegel anschauen würde. Ein richtiger Spinner.“ Lästerte sie. Schlagartig wurde ich blass, „Spiegelmeister? Hat er sich wirklich so genannt?“ wollte ich angespannt wissen. „Ja, du kennst ihn also doch?“ war ihre Gegenfrage. „Was sollst du mir ausrichten?“ hakte ich nach. Waren meine Befürchtungen doch richtig und der Unbekannte, der mir die Hinweise und Nachrichten schickte, war wirklich Gaunter?

„Keine Ahnung, irgendwas mit einem Spiegel.“ Tat sie es ab. „Triss bitte, was genau hat er gesagt, es könnte wichtig sein!“ ich musste mich zusammenreißen, um sie nicht zu packen und zu schütteln.

Sie überlegte einen Moment, „Er sagte glaube ich, "Manchmal verraten uns erst Spiegel, welche Wahrheiten sich hartnäckig vor uns verbergen." Keine Ahnung was er damit meinte.“

Ich kam selbst ins Grübeln, musste er immer so rätselhaft sein? Ich überlegte, welche Wahrheit verbarg sich hartnäckig?

Ich kaute auf meiner Lippe, als es mir plötzlich einfiel. Der Brief! Ich stürmte zum Turm, die Rufe von Triss und Ciri ignorierte ich. Ich hatte bereits einmal den Fehler gemacht, eine Nachricht später zu lesen und es hätte tödlich enden können.

Ich rannte die Treppe hoch, so schnell ich konnte.

War sie schon immer so lang gewesen?

Sie kam mir viel länger vor als sonst.

Aber irgendwann kam ich keuchend oben im Zimmer an. Sofort fing ich an zu suchen, wo hatte ich diesen verdammten Brief nur schon wieder hingelegt.

Endlich fiel er mir in die Hände, ich schluckte nervös und ging mit dem Brief in der Hand zum Spiegel. Ich traute mich schon beinahe gar nicht, in den Spiegel zu schauen, aber alles zögern brachte nichts und draußen tobte die Schlacht, was wenn der Brief etwas Hilfreiches enthielt.

Ich richtete meinen Blick von dem Brief auf die spiegelnde Oberfläche. Überrascht und geschockt sah ich zu, wie sich mein Spiegelbild selbstständig bewegte. Meine Spiegelung griff nach dem Brief und brach das Siegel, ehe es den Brief auseinander faltete und ihn las.

Perplex blinzelte ich auf den Spiegel, doch jetzt war er wieder völlig normal und zeigte wirklich nur meine Spiegelung. Ich schaute auf den Brief in meiner Hand, tatsächlich das Siegel war jetzt gebrochen und ich konnte ihn öffnen.

Langsam entfaltete ich ihn, traute mich jedoch nicht wirklich ihn zu lesen. Ich starrte nur darauf, ohne etwas wirklich wahrzunehmen. „Reiß dich zusammen!“ mahnte ich mich selbst.
 

"Weiße Rose, ich bin erfreut zu sehen, dass du dich so wacker hälst und ich mich nicht täuschte, als ich annahm, dass dein Weg zu unterhalten wisse. Womöglich schreibt bald ein munterer Barde gewichtige Zeilen darüber? Zu gerne würde ich ihnen lauschen. Vielleicht darf ich hoffen, dass du sogar den werten Rittersporn inspirierst? Sieh dies als kleinen Ansporn: Die Wilde Jagd scheint ein neues Mitglied zu haben, einen jungen Recken, übereifrig, aber talentiert. Einem meiner Kunden stahl er erst kürzlich etwas, das ich lieber nicht in seinen Händen wüsste, dir jedoch gerne anvertraue. Zweifellos wirst du selbst einen Blick hinein werfen wollen."
 

„Scheiße!“ fluchte ich und lass den Brief erneut. Ich war in dieser Welt gelandet, weil sich jemand langweilte und sich erhoffte ich würde ihn unterhalten? „Ich bin doch nicht dein Handlanger!“ knurrte ich verärgert. Wehe dem Barden, der es wagen würde, irgendwelche Lieder über mich zu schreiben.

„Verdammt, verdammt, verdammt!“ dieser Brief war mehr Ablenkung als alles andere.

Die Wilde Jagd hatte ständig neue Reiter, nichts was uns jetzt wirklich helfen konnte. Ich zerknüllte den Brief und ließ ihn vor dem Spiegel liegen. Ich durfte mich jetzt nicht weiter ablenken lassen, die anderen kämpften draußen.
 

Als ich das Erdgeschoß durchquerte, konnte ich keinen sehen, weder Regis noch Mäussack, auch von Ciri war nichts zu sehen. Sie konnte es wirklich nicht lassen und kämpfte nun auch draußen.

Als ich an der Tür ankam, stoppte ich jedoch kurz, sollte ich jetzt schon einen Trank nehmen? Ich war mir unsicher, ob ich dann später noch einen nehmen könnte, aber würde ich dazu überhaupt kommen? Trotz meiner Unentschlossenheit hatte ich in meine Tasche gegriffen und die Phiole mit Waldkauz hervor geholt. Ob bei Tränken auch das Sprichwort, lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig zu trifft? Vermutlich nicht, aber ich wollte auch nicht riskieren, zu schnell erschöpft zu sein und dann den Kampf vielleicht gar nicht mehr zu überstehen.

Ich zog den Korken aus der Flasche und leerte sie schnell, dann verstaute ich alles wieder. Ich versuchte das Kribbeln und Jucken zu ignorieren, während ich die Zitadelle verließ. Draußen herrschte Chaos, überall wurde gekämpft, von der ursprünglichen Aufteilung war nichts mehr zu erkennen. Außerdem lagen schon überall die Leichen der Hunde und der Krieger von der Wilden Jagd. Ich hoffte, keiner von uns wäre darunter, als ich mich über die Höfe bewegte. Doch lange konnte ich nicht darüber nachdenken, denn schon kam einer der Hunde auf mich zu gesprungen. Dem ersten Angriff von ihm konnte ich noch rechtzeitig ausweichen, dabei hatte ich bemerkt, dass in direkter Näher einige Hexerfallen ausgelegt waren und einige Fässer von Zoltans Spezialmischung standen.

Aber nicht nur dies, weitere Hunde näherten sich mir. Wenn sie alle zeitgleich angreifen würden, hätte ich keine Chance. Auch war ich nicht schnell genug, um den ersten zu besiegen, um mir dann die anderen vorzunehmen.

Mir blieb nur ein Wagnis, um der Situation zu entgehen, ich musste die Hunde in die Fallen locken und möglichst schnell aus dem Gefahrenbereich fliehen. Etwas das ich nur sehr ungern tat, aber anders hätte ich keine Chance. Ich lief ein wenig rückwärts, um sicher zu gehen, dass der Hund mir auch wirklich folgte. Als er und seine Gefährten mir jedoch immer näher kamen, drehte ich mich um und sprintete los. Ich lief so schnell ich konnte und trotzdem kam das Knurren und Keuchen hinter mir immer näher.

Ich hatte die Hexerfallen erreicht und wollte gerade schnell in Deckung springen, um der Explosion zu entgehen, als mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde, als mich etwas packte. Erschrocken sah ich mich um, nachdem mein Handgelenk wieder losgelassen wurde.

Ciri stand grinsend vor mir, „Wäre eine dumme Idee gewesen, sich ausgerechnet hinter dieser Mauer Deckung zu suchen.“ Meinte sie und deutete mit einem Nicken über den Hof. Ich folgte ihrem Blick und erbleichte leicht. Dort befand sich Caranthir und schien sich einen heftigen Schlagabtausch mit Dettlaff zu liefern. „Danke.“ Konnte ich nur hervor bringen.

Durch Ciris eingreifen hatte ich nun die Möglichkeit mich neu zu orientieren und mir einen kurzen Überblick zu verschaffen.

Sie hatte mich auf die andere Seite des Hofes gebracht, recht nahe bei dem Durchgang zu dem unteren Hof. Es sparte mir auf jeden Fall die Mühe, mich durch das ganze Chaos kämpfen zu müssen. Ich war mir nicht sicher, aber es kam mir so vor, als hätten wir deutlich mehr Gegner, aber vielleicht täuschte es, weil ich nun live bei der Schlacht dabei war und sie nicht nur an einem Bildschirm verfolgte. Überall wurde gekämpft und war eine Welle an Gegner besiegt, öffnete sich ein neuer Riss, aus dem weitere Gegner strömten.

Ciri war unterdessen bereits wieder von meiner Seite verschwunden und ich konnte noch einen grünen Schleier ihrer Macht oben auf der Mauer sehen. Ich atmete noch einmal tief durch und schloss mich dann ebenfalls dem Kampf wieder an. Letho hatte ich in dem Getümmel nicht entdecken können und ging daher davon aus, dass er sich in der Nähe des Trainingsplatzes aufhalten müsse.

Doch es war gar nicht so einfach, bis dorthin zu kommen. Ich musste mich im wahrsten Sinne des Wortes dahin vorkämpfen.

Schnell hatte ich ihn ausgemacht, aber nicht nur ihn, auch Eredin schien sich am Kampf zu beteiligen. Er befehligte die Truppen, die unaufhörlich aus den Rissen strömten.

Letho hatte mich scheinbar auch bemerkt, „Alanya warte dort auf mich, wir ziehen uns aus dem Hof zurück!“ rief er mir entgegen. Ich nickte ihm zu und sorgte dann dafür, dass das Tor frei blieb und nichts den Rückzug behindern würde. Ich hatte gerade einen Hund der wilden Jagd besiegt, der sich auf dem Weg zum Tor aufgehalten hatte, als eine Bewegung meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Eredin hatte seinen Platz verlassen, von dem er seine Befehle gerufen hatte und stapfte über den Hof. In der Befürchtung, er hätte vielleicht Ciri entdeckt, schaute ich mich um, doch sie war nirgends zu sehen. Mein Blick ging zurück zu dem Erlenkönig, zu meinem Schrecken, schien er mich mit seinem Blick zu fixieren, er stieß sogar einen seiner Leute zur Seite, der ihm im Weg stand.

Wir erstarrt beobachtete ich, wie er immer näher kam, mein Hirn wollte nicht registrieren was ich dort sah. Warum kam er so zielgerichtet auf mich zu?

Er konnte nicht mich meinen!

Aber außer mir, war gerade niemand in der Nähe des Tores. So langsam bekam ich dann doch meine Beine dazu, sich zu bewegen und wich zurück. Ich stolperte über einen Körper und fiel. Doch statt mich wieder aufzurappeln, kroch ich rückwärts vor ihm weg. Er war vielleicht noch 30 bis 40 Meter von mir entfernt, aber auch so wirkte er bereits riesig.

„Komm schon, du musst hier weg!“ riss mich Letho aus meiner Starre und zog mich auf meine Füße, im Augenwinkel konnte ich noch sehen, wie Geralt sich Eredin näherte. „Komm Krümel, bleib dicht in meiner Nähe.“ Bat mein Hexer und zog mich Richtung Durchgang.

Doch weit kamen wir nicht, auf dem nächsten Hof wurde uns der Weg durch einige Hunde der wilden Jagd versperrt. Wir teilten uns auf, so wie wir es unterwegs immer gemacht hatten, wenn wir gegen Wölfe gekämpft hatten. Nun diese Hunde waren zwar nicht mit Wölfen vergleichbar, aber so konnten wir uns nicht gegenseitig behindern. Wir hatten die Hunde beinahe besiegt, als sich Mäussack uns anschloss. Mit seiner Magie war es um einiges leichter.

Ich machte mich bereit, die nächsten ankommenden Gegner zu bekämpfen, als etwas hinter mir, scheppernd zu Boden fiel. Erschrocken drehte ich mich um. „Letho!“ hauchte ich erschrocken, er hatte sein Schwert fallen lassen und umklammerte mit verzehrtem Gesicht seine Schulter.

Auch Mäussack wurde auf die Situation aufmerksam. Er erfasste sofort, was passiert sein musste und besah sich Lethos Rücken. „Das sieht nicht gut aus.“ Murmelte der Druide. „Zieh es einfach raus, das geht dann schon.“ Knurrte Letho.

So gerne ich ebenfalls geschaut hätte, um zu sehen, ob ich helfen könnte, durfte ich es mir nicht erlauben, ich konnte die beiden nicht ohne Deckung lassen, vor allem, wenn Letho sein Schwert nicht mehr halten konnte.

„Nein, wir müssen dich rein bringen. Ich kann den Dolch hier draußen nicht entfernen. Er hat sehr wahrscheinlich eine gezahnte Klinge.“ Entgegnete der Druide. Dolch? Fragte ich mich und zwang mich, die Umgebung im Auge zu behalten. Wer hatte einen Dolch auf Letho geworfen?

„Alanya komm, wir müssen Letho reinbringen.“ Wies mich Mäussack an. Er hatte eine Art Schild oder Schutzkreis um uns aufgebaut und stütze Letho, daher nahm ich das Schwert und folgte den beiden. Jetzt konnte ich die Verletzung sehen und zog scharf die Luft ein, der Dolch hatte sich bis zum Heft durch das dicke Leder der Rüstung gebohrt. Und so lang wie der Griff war, musste die Klinge auch das Schulterblatt durchbrochen haben. Noch konnte man kein Blut sehen, aber da der Dolch noch steckte, wurde die Wunde vermutlich dadurch noch versiegelt. Ich hoffte, dass die Klinge seine Lunge verfehlt hatte. Denn vermutlich wäre eine verletzte Lunge selbst für Hexer keine leichte Verletzung.

Ohne große Schwierigkeiten kamen wir bis zum Eingang der Zitadelle. Vorsichtig stellte ich Lethos Schwert zur Seite, „Warte Mäussack.“ Bat ich den Druiden. Überrascht drehte er sich um. Ich eilte schnell die paar Schritte an Lethos Seite. Entschuldigend sah ich ihn an. „So gern ich dir jetzt helfen würde, ich kann nicht. Es tut mir leid und egal was passiert, ich liebe dich, aber ich kann Vesemir nicht einfach sterben lassen.“ Hauchte ich und küsste meinen Hexer schnell, ehe ich mich abwandte und aus seiner Reichweite verschwand. „Alanya!“ konnte ich ihn noch hören, vorsichtig drehte ich mich zu ihm um. „Pass aber wenigstens auf dich auf!“ bat er mich, ich nickte ihm bestätigend zu und dann ließ er sich von Mäussack in das Gebäude führen.

Ich nutzte den Moment, in dem ich nicht von Feinden belagert wurde und atmete einige male tief durch. Ich streckte meine schmerzenden Muskeln. Ich bedauerte es beinahe, keine Schwalbe nehmen zu können, aber das würde mich kampfunfähig machen und die Schlacht war noch lange nicht vorbei. Und zu den Prellungen, Schürfwunden und leichten Schnitten, würden vermutlich noch einige mehr dazu kommen. Daher nahm ich nur die zweite Phiole mit Waldkauz und würgte sie hinunter. Ich schüttelte mich bei dem Geschmack und das Kribbeln versuchte ich zu ignorieren.

Dann nahm ich mein Schwert und machte mich auf die Suche nach Vesemir. Ich lief die Treppen runter und dann über den Hof. Mit neuer Energie stürzte ich mich auf den nächsten Elfen, der mir über den Weg lief.

Er war so überrascht, dass ich relativ leichtes Spiel mit ihm hatte. Danach lief ich weiter, ich versuchte heraus zu finden, wo sich Ves und Vesemir zurzeit aufhielten. Zu meinem Glück brauchte ich nicht lange sie zu finden. Sie und Roche kämpften in der Nähe von Vesemir. Aber sie sah erschöpft aus, so wie ich es vermutlich auch hätte, wenn ich die Tränke nicht hätte nehmen können. Ich versuchte zu ihnen zu kommen, um sie ein wenig zu unterstützen. Auch wenn ich Roche nicht mochte, konnte er in Zukunft noch hilfreich sein.

„Wo ist Letho?“ wollte Ves wissen, als wir einen kurzen Moment Ruhe hatten. „Drinnen, mit Mäussack.“ Entgegnete ich. Erschrocken sah sie mich an. „Wieso bist dann nicht bei ihm?“ wollte sie wissen. „Wegen Vesemir.“ Murmelte ich. Verstehend nickte sie.

„Roche, wie gut bist du beim Werfen?“ wandte ich mich an den Kommandanten der Blauen Streifen. „Wieso willst du das wissen?“ knurrte er mich an. „Weil wir zufällig hier eine Kiste mit Demeritiumbomben platziert haben und wir damit sorgen könnten, dass sich einige Risse schließen.“ Gab ich zurück. „Warum wirfst du dann nicht selber welche?“ wollte er misstrauisch wissen. „Weil ich eine Niete beim Werfen bin, bei meinem Glück würde ich eine der Zauberinnen treffen oder die Bombe würde vor meinen Füßen landen.“ Gab ich knirschend zu.

Er grinste, als ob es ihn freuen würde, dass er jetzt von etwas wusste, was ich nicht konnte, aber dann ging er zu der Kiste und nahm sich zwei Bomben heraus.

Während er sich bereit machte, diese zu werfen, deckten Ves und ich ihn, damit er nicht gestört wurde. Er schien recht geübt zu sein, denn die Bomben trafen zielsicher die Risse. So machten wir weiter und auch Zoltan schloss sich uns an. Gemeinsam versuchten wir so schnell wie möglich, sich die immer wieder öffnenden Risse zu schließen, während sich die Hexer auf die Elfen und Hunde konzentrieren konnten.

Allerdings waren wir so aber immer weiter von Vesemir abgewichen und als ich erneut nach ihm schaute, musste ich fluchen. Imlerith näherte sich ihm. Aber nicht nur der, ein Krieger der Wilden Jagd begleitete ihn, er trug eine ähnliche Rüstung wie Imlerith und Caranthir, aber es war keiner den ich kannte. Verdammt, war das etwa der, der im Brief erwähnt wurde?

„Ves es geht los.“ Raunte ich ihr zu. Erschrocken sah sie auf und besah sich die Situation. „Zoltan, pass auf Ves auf! Sie hat eine wichtige Aufgabe.“ bat ich den Zwerg, lief aber los, ehe er etwas antworten konnte. Ich musste mich beeilen, Imlerith hatte Vesemir beinahe erreicht. Noch im Eilschritt tastete ich nach der Pfeife, die mir Dettlaff geliehen hatte.

Natürlich rutschte sie mir beim ersten Versuch aus den Fingern und ich bekam sie nicht richtig zu fassen. Ich hatte den unbekannten General beinahe erreicht, als ich endlich das Signal für Dettlaff und Regis geben konnte. Ein kurzer, aber schriller Pfiff halte über die Höfe und ich hoffte, dass die Vampire rechtzeitig reagieren würden.

Der Pfiff zog aber auch die Aufmerksamkeit des unbekannten Reiters auf mich. Ich schluckte, er war größer als Letho, aber ich konnte nicht zulassen, dass er meinen Rettungsversuch vereitelte.

„Hey du, such dir einen eigenen Gegner, oder schafft dein Freund das nicht mehr alleine?“ versuchte ich ihn von Imlerith und Vesemir abzulenken. Er drehte sich nun völlig zu mir um. Er schien mich zu mustern und lachte dann.

Durch die Maske an seinem Helm, war der Klang verzerrt und ließ eine Gänsehaut auf meinen Armen entstehen. Er hob sein Schwert und ich konnte gerade noch so ausweichen, sonst hätte er mich wohl der Länge nach halbiert. Ich festigte meinen Griff um mein Schwert. Auch den nächsten Hieben musste ich ausweichen. Mir wurde klar, dass dies eine ziemlich dumme Idee war. Aber aufgeben war definitiv keine Option.

Mein Gegner lachte, als ich mich mit einer Hechtrolle erneut vor seinem Hieb in Sicherheit bringen musste. Als ich mich wieder aufrichtete, kam mir ein Lied in den Sinn, „If I die in Battle, Find dark blood upon my steel. If I die in Battle, Tell them I stood, and never kneeled. If I die in Battle, My soul will be saved and gone. I won't die in battle.“ (If I die in Battle von Van Canto)

Mit neuer Entschlossenheit stellte ich mich meinem Gegner, ich versuchte seine Hiebe zu parieren, statt auszuweichen, aber es war leichter gesagt als getan. Er hatte deutlich mehr Kraft und schlug mir beinahe mein Schwert aus der Hand. Ich wünschte mir schon beinahe mein Schild, aber selbst das hätte mir jetzt vermutlich sehr wenig genutzt.

Bei jedem Hieb schien etwas an seinem Gurt etwas zu glänzen, als ob es etwas reflektieren würde, es war irritierend und ablenkend, aber ich konnte nicht erkennen, um was es sich handelte. Ich versuchte es zu ignorieren, mich auf den Kampf zu konzentrieren, aber trotzdem zog es immer wieder meinen Blick auf sich.

Meine Atmung war mittlerweile nur noch ein Keuchen und meine Muskeln brannten, wenn das so weiter ging, würde ich nicht mehr lange durchhalten. Kurze Zeit später war es passiert, er schlug mir mein Schwert aus der Hand, langsam, sich seines Sieges sicher, kam er auf mich zu, doch plötzlich wurde er von einem Feuerstrahl getroffen und musste sich selbst zurück ziehen.

„Komm, machen wir das wir hier wegkommen.“ Hörte ich Gaetan neben mir. Ich wollte mich nach meinem Schwert bücken, doch er zog mich weg, „Dafür ist später auch noch Zeit.“ Knurrte er. Widerstrebend ließ ich mein Silberschwert am Boden liegen und ließ mich von dem Hexer mitziehen. „Gaetan warte, Vesemir …“ wollte ich ihn stoppen. „Der kommt schon klar.“ Entgegnete er. Doch ich war mir nicht sicher, ich hoffte es würde alles glatt gehen.

Im Augenwinkel sah ich, wie sich zwei Nebelwolken näherten und sich dann aufteilten. Doch ich hatte keine Chance, es mir anzusehen. „Scheiße!“ hörte ich Gaetan fluchen. Ich schaute auf, ein Hund der wilden Jagd versperrte uns den Weg, als wir uns in eine andere Richtung bewegen wollten, näherte sich von dort ebenfalls einer.

„Los rauf da!“ scheuchte mich der Hexer, mit Mühe schaffte ich es mich auf den Mauervorsprung zuziehen. Gaetan folgte mir, als ich Ciri aufschreien hörte. „Vesemir!“ hauchte ich. Ich hoffte wirklich, das Ves es geschafft hatte und der alte Hexer nicht wirklich tot war.

„Schütz deine Ohren!“ rief ich Gaetan hektisch zu. „Wieso?“ wollte er irritiert wissen. „Frag nicht, mach einfach!“ zischte ich ihm zu und suchte selbst nach der Schafswolle, die Regis mit Bienenwachs behandelt hatte und an alle verteilt hatte.

Ich hatte es gerade geschafft, ein Stück abzutrennen und in eines meiner Ohren zu stecken, als der Schrille Schrei begann und Ciri die Kontrolle über ihre Macht verlor. Ich versuchte die Wolle auch in mein anderes Ohr zu stopfen, doch ich kam nicht mehr dazu.

Der Boden kam auf einmal schnell näher, als mir klar wurde, dass ich stürzte, versuchte ich mich abzufangen, doch bevor ich aufschlug, wurde alles dunkel.

Teil 1: Abschiede

Ich erwachte, als einige Sonnenstrahlen mein Gesicht erreichten. Müde blinzelte ich und wollte mich wieder einkuscheln, die Decke über den Kopf gezogen. Doch als ich mich nicht schmerzfrei bewegen konnte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich nicht in meinem eigenen Bett lag und auch was passiert war. Mit Vesemirs Namen auf den Lippen schreckte ich hoch.

„Langsam, langsam.“ Mahnte mich eine ruhige Stimme. Verwirrt sah ich mich um. Ich lag auf einer Pritsche, die in dem Bereich stand, den Regis mit Mäussack als Lazarett eingerichtet hatte. Es war auch der Vampir, der sich mir näherte. „Guten Morgen. Wie fühlst du dich?“ Wollte er wissen.
 

„Ich weiß nicht.“ Murmelte ich. „Was ist mit Vesemir?“ Wollte ich dann wissen. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Vampirs aus. „Keine Sorge, ihm geht es gut. Dein Plan hat erstaunlicherweise wirklich gut funktioniert.“ Erleichtert atmete ich auf.

„Wir haben es also geschafft?“ Fragte ich dann nach. Regis nickte, „Ja, wir konnten die Wilde Jagd vertreiben, sie haben große Verluste erlitten. Viele ihrer Krieger und Hunde sind gefallen, ebenso wie zwei ihrer Generäle. Die Leichen wurden bereits verbrannt und die Hexer haben sie außerhalb der Festung verscharrt.“ Berichtete er.

„Gab es auf unserer Seite Verluste?“ Wollte ich schluckend wissen und sah mich genauer im Lazarett um. Die anderen Pritschen schienen leer zu sein und nur das am anderen Ende war mit einem Vorhang verdeckt, so dass ich nicht sehen konnte, wer dort lag.

Der Blick von Regis wurde ernster. „Niemand ist ohne Verletzungen geblieben. Aber Hjalmar und dich hat es wohl am schlimmsten getroffen. Du warst jetzt zwei Tage bewusstlos und Hjalmar ist immer noch nicht außer Lebensgefahr.“ Erzählte er.

Ich blickte wieder zu dem Vorhang, dort lag dann vermutlich der Skelliger. „Was ist mit Letho?“ Hakte ich dann nach. Schließlich war er nicht hier, war er so sauer auf mich? Regis räusperte sich, um meine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen, „Keine Sorge, ich musste ihn hier förmlich rausschmeißen, damit er sich auch ein wenig um sich kümmert und mit den anderen frühstückt.“ Zwinkerte er mir zu.

Ich nickte und war ein wenig erleichtert. „Ist Vesemir sehr wütend?“ War meine nächste Frage.

„Nun anfangs ja, aber dann hörte er, dass du Bewusstlos zusammengebrochen bist. Er macht sich genauso sorgen um dich, wie die anderen. Ich hatte sogar anfänglich zuerst befürchtet, du wärst mit dem Gift in Kontakt gekommen.“ Gestand er.

Überrascht sah ich ihn an, „Nein, war wohl bloß etwas viel für mich.“ Seufzte ich. Jetzt wo allmählich alle meine Sinne wieder anfingen zu arbeiten, konnte ich auch das leise Murmeln aus dem Essbereich hören. Die Stimmung war ruhig, nicht so ausgelassen wie sonst, aber auch nicht angespannt.

„Du solltest dich noch ein wenig hinlegen, die anderen werden sicherlich demnächst hier aufschlagen, wenn sie hören, dass du endlich wieder wach bist.“ Schlug der Vampir vor. Dies klang gar nicht mal nach so einer schlechten Idee, ich fühlte mich wie scheiße und würde gerne noch ein wenig schlafen. Daher legte ich mich vorsichtig zurück in mein Kissen. Meine Muskeln protestierten dabei und meine Seite stach, aber ich wollte jetzt in dem Moment nicht darüber nachdenken, warum das so war.

Ich konnte nicht lange geschlafen haben, als ich erneut wach wurde. Jemand unterhielt sich, relativ leise, aber trotzdem laut genug, so dass ich wach wurde. Ich lauschte einen Moment, es waren scheinbar Letho und Hjalmar. Er war also auch ebenfalls wach, ich konnte nicht verstehen, über was sie sprachen, aber dafür das er noch in einem kritischen Zustand war, schien er ziemlich gut gelaunt zu sein.

Ich richtete mich vorsichtig auf, als ich an meine Seite fasste, da sie wieder zog, spürte ich, dass ich einen Verband trug. Ich konnte mich allerdings an keine Verletzung dort erinnern.

So in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, dass sich Letho genähert hatte, zuckte sogar zusammen, als er mich ansprach.

„Was ist los Krümel? Hast du schmerzen?“ Wollte er wissen, als ich ihn nach einigen Momenten immer noch nicht ansah. Ich schüttelte den Kopf. „Was ist dann falsch?“ Fragte er besorgt. „Bring es hinter dich.“ Murmelte ich und zog vorsorglich den Kopf ein. „Krümel, was meinst du?“ Der Hexer war eindeutig verwirrt. „Brüll mich an, sag mir wie sauer du auf mich bist, weil ich das Gift aus deinen Sachen genommen habe.“ Flüsterte ich.

Ich hörte ihn seufzen. „Schau mich bitte an.“ Bat er mich, doch ich schüttelte den Kopf und starrte weiterhin auf die Decke. „Alanya.“ Forderte er leise und griff sanft nach meiner Hand. „Ich bin nicht sauer auf dich.“ Überrascht spähte ich durch meine Wimpern zu ihm. „Ich bin nur ein wenig enttäuscht, dass du scheinbar so wenig vertrauen hast, dass du nicht gefragt hast.“ Erklärte er. „Ich, …“ ich wusste nicht, was ich sagen sollte, mit so einer Reaktion hätte ich nie gerechnet. „Ich dachte du würdest es verbieten und mich von meinem Plan abhalten.“ Gestand ich leise.

„Ich hatte gehofft, du würdest damit zu mir kommen.“ Meinte er, meine Augen wurden groß, „Du wusstest es?“ Fragte ich überrascht. „Auch wenn ich so aussehe, ich bin nicht dumm und ich denke mittlerweile kenne ich dich gut genug, um zu erkennen, wenn du etwas ausheckst. Außerdem war euer Verhalten nicht so unauffällig wie du gehofft hast. Aber ich bin froh, dass du wenigstens so vernünftig warst und Regis mit hinzugezogen hast.“ Zwinkerte er.

„Jetzt wo wir das geklärt haben, wie geht es dir?“ Wechselte er das Thema. Überrumpelt blinzelte ich ihn an, „Fühle mich ziemlich zermatscht.“ Gab ich zu. „Regis wollte sich deine Verletzung noch einmal anschauen, wenn sie weiter gut heilt, denke ich, wird er dich aufstehen lassen.“ Erklärte er.

Nachdenklich strich ich mir über die Seite, „Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich dort verletzt wurde.“ Entgegnete ich. „Du hattest Glück gehabt, die Rüstung hat viel abgehalten, aber leider gibt Leder auch irgendwann nach. Regis hat aber einige Tropfen Schwalbe in eine Salbe eingerührt, so dass sie schneller heilen kann.“ Erklärte er.

„Wie geht es deiner Schulter?“ Wollte ich dann wissen. „Es verheilt, ich hatte schon deutlich schlimmeres.“ Brummte er. Vorsichtig lehnte ich mich dann doch an ihn. In dieser Position konnte ich zu Hjalmar rüber blicken, jetzt war der Vorhang zurückgezogen.

Er war in seine Kissen gestützt und schien sich mit einem Buch die Zeit zu vertreiben. Doch irgendwas störte mich bei diesem Anblick. Es dauerte eine Weile, bis mir auffiel, dass seine Decke merkwürdig lag. Ich runzelte die Stirn und es dauerte noch mal einige Zeit, bis mir klar wurde, was mich an diesem Anblick störte. Entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund.

Dies zog aber die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf mich. „Oh mein Gott, Hjalmar!“ Flüsterte ich betroffen. Letho zog mich ein wenig näher an sich und der Rothaarige grinste mir schief zu. „Lieber so als tot. Das wird mich nur kurze Zeit aufhalten, bald schon kann ich wieder in die nächste Schlacht ziehen und wenn ich dort hin kriechen muss.“ Schwor er. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, wie konnte er mit so einer Verletzung so zuversichtlich sein, als ich selbst die Verletzung von dem Vampir hatte und dachte, ich würde meine Hand nie wieder benutzen können, war eine Welt für mich zusammen gebrochen und Hjalmar hatte sein Bein verloren und war trotzdem gut drauf. Er war wohl wirklich eine reine Frohnatur.

„Schau nicht so traurig. Regis hat sein Bestes getan und ich bin froh, dass ich noch lebe. Das schlimmste daran ist nur, dass er mir vorerst Bettruhe verordnet hat.“ Beschwerte sich Hjalmar, was mich beinahe zum Lachen brachte.

„Letho, hatte ich nicht gesagt, dass du sie schlafen lassen sollst.“ Kam der Vampir seufzend zu uns. Der Hexer grummelte leise. „Er hat mich nicht bewusst geweckt.“ Verteidigte ich ihn schnell und Regis seufzte erneut. „In Ordnung, aber wenn du jetzt sowieso schon wach bist, werde ich mir die Wunde noch einmal anschauen. Wenn du so freundlich wärst Letho und dich zu Hjalmar solange rüber setzt.“ Bat er.

„Er kann ruhig bleiben.“ Bestand ich darauf. „In Ordnung.“ Lächelte der Vampir und zog die Abtrennung ums Bett, vermutlich um mir etwas Privatsphäre zu geben.

Nachdem ich mein Hemd ein wenig nach oben gezogen hatte, wickelte Letho den Verband ab. Ich versuchte, die Wunde selbst zu sehen, aber da sie unterhalb meiner Rippenbögen waren, sah ich nicht viel.

„Das sieht sehr gut aus, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir noch mal die Salbe mit Schwalbe nehmen sollten. Du schienst nicht so gut darauf reagiert zu haben.“ Überlegte Regis laut. Ich runzelte die Stirn, bisher hatte ich eigentlich keine starken Nebenwirkungen, wenn der Trank äußerlich angewendet wurde. Scheinbar hatte ich laut gedacht, denn Regis und auch Letho sahen mich an, wobei Letho ein wenig die Stirn runzelte.

„Naja, es juckt halt ziemlich stark und der Alkohol brennt in der Wunde.“ Erklärte ich mich rasch.

„Und wenn du ihn trinkst? Krümel ich habe dir gesagt, du sollst mir sofort Bescheid geben, wenn es mehr als ein wenig Unbehagen bereitet.“ Brummte Letho verstimmt. „Du hast es doch gesehen, wie es ist, wenn ich den Trank nehme.“ Flüsterte ich nur.

„Du hast nicht erwähnt, dass es immer noch so schlimm ist. Du musst mir so etwas sagen, von nun an, wirst du keine Tränke mehr nehmen, wenn du alleine bist.“ Forderte er. „Sie sollte gar keine nehmen. Selbst Geralt sage ich das ständig, die Tränke tuen auch einem Hexer nicht gut, daher sollte ein Mensch ohne Mutationen sie erst recht nicht nehmen.“ Widersprach der Vampir.
 

„Aber ohne die Tränke wäre ich gar nicht hier angekommen. Letho, ich habe dir versprochen, dass ich Schwalbe wirklich nur noch in Notfällen nehme und daran halte ich mich. Bei Verletzungen, die nicht lebensgefährlich sind, kann man es von außen auftragen. Es ist zwar dann auch nicht angenehm, aber es beeinträchtigt nicht den ganzen Körper.“ Versuchte ich sie zu überzeugen.

„Trotzdem, keine Tränke mehr ohne Aufsicht.“ Verlangte er. Da ich wusste, dass er jetzt sowieso keinen Widerspruch zulassen würde, nickte ich einfach, vielleicht könnte ich später noch einmal mit ihm darüber sprechen. „Alanya, ich mach das nicht, um dich zu ärgern. Das solltest du doch wissen.“ Meinte er. Wieder nickte ich nur. Letho war manchmal wirklich eine Glucke, nicht das ich ihm das sagen würde, wer weiß, wie er das dann auffassen würde.

„Nun gut, dann werden wir die Salbe noch einmal nutzen und dann darfst du aufstehen, wenn du möchtest. Aber wenn irgendetwas komisch zu sein scheint, meldest du dich sofort wieder bei mir.“ Lenkte Regis ein.

„Keine Sorge Regis, ich denke ich werde es erkennen, sollte sich die Wunde infizieren.“ Nickte ich, doch dafür erntete ich von Letho nur einen skeptischen Blick mit hochgezogener Augenbraue, aber ich würde ihn jetzt vor Regis nicht darauf ansprechen.

Ich hatte mich wieder an Letho gelehnt und hielt mein Hemd hoch, so das Regis die Wunde behandeln konnte. Als seine Finger meine Haut berührten, zuckte ich leicht zusammen, sie waren ziemlich kühl, ebenso wie die Salbe. Es dauerte nicht lange, bis ich die vertraute Wirkung von Schwalbe spürte. Glücklicherweise war die Wunde scheinbar nicht sehr tief, der Alkohol brannte nur wenig. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass sich bereits Schorf gebildet hatte und der Alkohol nicht direkt in die offene Wunde gelangen konnte.

Das Kribbeln und Jucken allerdings wurde stärker. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, damit ich nicht anfing zu kratzen. Letho löste meinen Hemdsaum aus meinen Fäusten und zog es sanft runter. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Fragte Regis nach.

„Hm, muss mich nur zusammenreißen, dass ich nicht anfange an der Wunde zu reiben, weil es juckt.“ Bestätigte ich ihm. „Gut, sobald die Salbe eingezogen ist, darfst du aufstehen, aber bitte lass es ruhig angehen. Keine Anstrengungen für die nächsten Tage.“ Wies er an, ehe er uns alleine ließ.

Letho nahm meine Hände und hielt sie fest, damit ich erst gar nicht in Versuchung kommen konnte und die Wunde vielleicht wieder aufriss, dankbar blickte ich zu ihm.
 

„Die Trolle haben nach dir gefragt.“ Brach Letho nach einigen Momenten die Stille. „Oh warum das?“ Fragte ich erstaunt. „Vesemir wollte sie fort schicken, aber sie weigern sich zu gehen, ohne sich von dir zu verabschieden.“ Erklärte er. „Dann sollte ich wohl bald zu den dreien gehen, damit Vesemir sich nicht wieder aufregt.“ Stimmte ich zu. „Zwei. Sie sind nur noch zu zweit.“ Korrigierte Letho mich. Erschrocken sah ich ihn an. „Was? Aber ich hatte Regis doch gefragt, ob es Verluste gab. Er sagte nur, dass niemand ohne Verletzungen geblieben ist.“

„Vielleicht wollte er dich nicht beunruhigen, damit du dich noch ein bisschen ausruhen kannst.“ Versuchte der Hexer zu erklären. „Vielleicht.“ Murmelte ich. „Lass den Kopf nicht hängen Krümel, das tuen die Trolle auch nicht. Sie sprachen davon, wieviel Spaß sie im Kampf hatten.“ Wollte Letho mich aufmuntern.

„Aber ihr Bruder ist tot.“ Erwiderte ich. „Krümel, sie sind Trolle, keine Menschen. Sie haben da vielleicht ganz andere Ansichten.“ Er strich mir sanft über mein Haar.

Niedergeschlagen seufzte ich.

„Für sie war es ein großes Krach- und Spaß-Fest. Wie sie es nannten. Ich denke so viel Spaß schienen sie schon lange nicht mehr gehabt zu haben.“ Wollte er mich weiter beruhigen.

„Ja, an ihrem eigentlichen Ort haben sie nicht viel und jetzt sind sie nur noch zu zweit.“ Murmelte ich. Ich hätte nie damit gerechnet, dass einer der Trolle sterben würde. War das der Preis für Vesemirs Leben, das jemand anderes sterben musste als Ausgleich?

„Alanya, alle wussten worauf sie sich einließen als sie zustimmten. Wir hatten großes Glück, dass uns der Sieg nicht noch mehr gekostet hat.“ Murmelte Letho.

„Du hast ja recht.“ Stimmte ich ihm zu. Wir hatten wirklich jede Menge Glück gehabt, es hätte deutlich schlechter für uns ausgehen können.

Es war gut, das Letho meine Hände festhielt, denn ich konnte mich kaum genug zusammenreißen, dass ich nicht nach der Wunde fasste. So wandte ich mich nur ein wenig.
 

„Letho?“ Lenkte ich seine volle Aufmerksamkeit auf mich. „Wegen Vesemirs Rettung, ich hatte eine Stelle präpariert, wo der Kampf hätte eigentlich stattfinden sollen. Dort steckt jetzt eine Nadel noch im Mauerwerk. Sie ist mit dem Gift überzogen. Ich möchte nicht, dass sich jemand daran verletzt, könntest du sie später entfernen?“ Fragte ich ihn vorsichtig.

Er lächelte auf mich runter, „Keine Sorge. Ves hatte nach dem Kampf Regis Bescheid gegeben. Er hat sie bereits entfernt.“

„Das ist gut.“ War ich ein wenig erleichtert.
 

Wir schwiegen eine Weile, bis Letho mich ein wenig von sich wegschob. Verwirrt schaute ich ihn an. „Krümel, ich möchte, dass du mir etwas versprichst.“ Wurde er ernst. Fragend schaute ich ihn an. „Wenn nochmal so etwas ist, wo du etwas brauchst, vor allem so etwas gefährliches, sprich vorher mit mir. Wenn ich der Meinung bin, es ist zu gefährlich für dich, werden wir uns gemeinsam etwas anderes überlegen, oder ich werde es machen.“ Bat er.

„Ich werde mich bemühen, daran zu denken.“ Gestand ich ihm leise zu.

„Krümel, du kannst mir vertrauen, egal, um was es geht und ich möchte dir genauso vertrauen können. Ich möchte mich nicht immer fragen müssen, was du wieder aushecken könntest, wenn ich dich mal aus den Augen lasse.“ Bat er erneut.

Schluckend nickte ich. „Ich werde versuchen, daran zu denken. Aber es fällt mir manchmal schwer.“ Gab ich zu.

„Gut, in Ordnung.“ Stimmte er zu. „Soll ich dir was zu essen holen?“ Wechselte er dann das Thema. Ich schüttelte den Kopf, unterbrach ihn aber gleich, als er den Mund aufmachen wollte. „Ich möchte lieber am Tisch essen. Aber du könntest mir etwas zu trinken holen, wenn du möchtest.“ Murmelte ich. Darüber lächelte er. „Natürlich, ich bin gleich wieder da.“ Er stand auf und gab mir einen kleinen Kuss, ehe er aus dem Bereich verschwand.

Ich setzte mich bequemer hin und zog die Decke ein wenig enger um mich, nur mit einem Hemd bekleidet, war es doch ein bisschen kühl hier.
 

Es dauerte einen Moment, bis Letho zurückkam und mein Magen fing bereits an, seinen Unmut kundzugeben, dass ich mal wieder längere Zeit nichts gegessen hatte. Neben einem Becher und einer Karaffe, brachte Letho mir auch neue Kleidung mit.

Schnell trank ich zwei Becher und es machte mir nichts aus, dass es nur Wasser war. Ich hatte dann doch ziemlichen Durst. „Danke Letho.“ Meinte ich und wurde eine kurzen Augenblick später rot, da mein Magen anfing zu knurren.

Mein Hexer half mir dann in meine Kleidung, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Heilsalbe tatsächlich eingezogen war. Ich war über die Hilfe wirklich erfreut, da meine Muskeln alle wehtaten. So eine Schlacht war dann doch etwas gänzlich anderes als eine Trainingseinheit, oder ein Kampf gegen ein Monster.
 

Mittlerweile saß keiner mehr im Essbereich, aber dies störte mich nicht wirklich. So hatte ich wenigstens noch einen Moment meine Ruhe. Ich schlang mein Essen förmlich runter, inhalierte es schon fast, so hungrig war ich. Letho sah es sich nur kopfschüttelnd an und tat mir dann noch einen Nachschlag auf, den ich ebenfalls auf aß.

„Möchtest du noch etwas?“ Fragte Letho mich, als ich den letzten Happen runtergeschluckt hatte.

„Nein danke. Ich glaube dann würde ich platzen.“ Grinste ich zu ihm rüber und schob mein Besteck zur Seite, wo auch das der anderen noch stand. Darum könnte ich mich auch später noch kümmern.
 

„Begleitest du mich zu den Trollen? Vesemir wird vermutlich froh sein, wenn sie die Festung wieder verlassen haben.“ Wollte ich von Letho wissen. Dieser stand nickend auf und kam zu mir herum und bot mir seinen Arm an.

„Also so schwer verletzt bin ich nun auch nicht.“ Meinte ich, nahm seine Hilfe aber trotzdem an. „Ich weiß, aber ich möchte dir trotzdem helfen.“ Entgegnete er und legte seinen Arm um meine Hüfte, als ich neben ihm stand.

Arm in Arm gingen wir in Richtung Ausgang. Noch bevor wir die Tür erreichten, wurde sie aufgestoßen und jemand kam hereingestürmt.
 

Ciri.
 

Als sie uns sah, stoppte sie. „Lambert hat mich also wirklich nicht rein gelegt, du bist tatsächlich wach.“ Rief sie erfreut und lief auf mich zu.

Nur der Halt von Letho bewahrte mich davor, von Ciris stürmischer Umarmung, umgeworfen zu werden.

„Danke, danke, danke.“ Wiederholte sie immer wieder, während sie mich fest umarmte. Es schien beinahe, als wollte sie mich gar nicht mehr loslassen.

„Ciri Vorsicht. Alanya ist immer noch nicht ganz geheilt.“ Mahnte Letho schließlich.

Langsam löste sie sich von mir. „Oh, ich wollte dir nicht weh tun.“ Entschuldigte sie sich. „Ist schon in Ordnung.“ Lächelte ich sie an.

Als sie mich noch einmal in ihre Arme zog, dieses mal etwas vorsichtiger, konnte ich sehen, wie eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel glitzerte. Unbeholfen tätschelte ich ihren Rücken. „Wir werden uns später noch sehen, oder?“ Fragte sie mich dann. „Ja, ich wüsste nicht, warum es nicht so sein sollte.“ Erwiderte ich. „Gut, dann sehen wir uns später.“ Lächelte sie und löste sich nun ganz von mir, ehe sie an uns vorbei ging.

Schulterzuckend sah ich zu Letho. Auch er wusste scheinbar nicht wirklich etwas mit der Situation anzufangen.

Doch bevor wir hinaus zu den Trollen gehen konnten, wurden wir erneut aufgehalten.

Ein Räuspern lenkte meine Aufmerksamkeit zurück in das Erdgeschoss. Vesemir näherte sich uns.
 

Auch wenn Regis schon gesagt hatte, das es ihm gut ging, war ich doch deutlich erleichtert, es mit eigenen Augen zu sehen.

„Vesemir!“ Freute ich mich, ihn zu sehen. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, aber das traute ich mich dann doch nicht. Letho schien das mitbekommen zu haben und gab mir einen kleinen aufmunternden Stoß und so umarmte ich den alten Hexer dann doch kurz, als er bei uns ankam.

„Einen alten Mann, einfach so reinzulegen.“ Grummelte er gutmütig.

„Ich habe dich nicht reingelegt.“ Entgegnete ich.

Er zog eine Augenbraue hoch, „Du hattest versprochen, nichts mehr zu planen und kein unnötiges Risiko einzugehen.“ Meinte er.

„Und das habe ich auch nicht. Schließlich waren zu diesem Zeitraum meine Pläne abgeschloßen und das Risiko war nicht unnötig. Manchmal muss man halt doch die Worte auf eine Goldwaage legen.“ Zwinkerte ich.

Er seufzte, sagte aber nichts weiter dazu.

„Glaub aber ja nicht, dass mir deine schlechte Schwertführung nicht aufgefallen ist. Und da du darauf bestehst zu kämpfen, werde ich mit dir an den Fehlern arbeiten.“ Bestimmte er. „Ich werde mit Regis darüber sprechen, wann du wieder trainieren darfst und bis dahin werde ich mich um dein theoretisches Wissen kümmern. Ich erwarte dich morgen früh in der Kammer mit den Präparaten.“ Fügte er hinzu und klopfte mit auf die Schulter, während er an mir vorbei ging und die Zitadelle verließ.
 

Völlig verblüfft stand ich da und starrte ihm nach. Ich war mir nicht sicher, ob mein Mund offen stand, aber ich konnte es mir gut vorstellen. Erst das leise Glucksen von Letho, riss mich aus meiner starre.

Allerdings schien eine höhere Macht etwas dagegen zu haben, dass ich zu den Trollen kam. Denn kaum wollten wir die Tür nach draußen öffnen, wurde ich gerufen.

„Ah Alanya, du bist schon auf, sehr schön.“ Es war Yennefer, die uns jetzt aufhielt. „Hallo Yennefer.“ Begrüßte ich sie.

„Du hast doch nichts dagegen, wenn ich sie für eine Weile entführe?“ Wandte sie sich an Letho. „Sie soll sich noch schonen.“ Warf er ein. „Oh das ist kein Problem.“ Grinste sie und packte schon mein Handgelenk.

„Yennefer was soll das?“ Fragte ich sie verwirrt. „Ich weiß genau das richtige, damit du dich weiter erholen kannst.“ Meinte sie, doch ihre Erklärung machte es nicht besser. Hilfesuchend sah ich zu Letho.

„Geh ruhig mit. Ich werde in der Zwischenzeit etwas vorbereiten.“ Raunte er in mein Ohr, ehe er mir einen Kuss gab. Ich hatte gar keine Zeit, darüber zu schmollen, das Letho mich einfach abschob, da die Zauberin mich schon wegzog.

Sie zog mich zum Eingang des Turms und die Treppe hinauf. „Yennefer, wo wollen wir hin?“ Fragte ich sie. Schließlich führte die Treppe in das Zimmer von Keira.

„Das wirst du gleich sehen.“ Schmunzelte sie nur. Das Zimmer war leer, als wir es erreichten. Ich schaute mich um. Viel hatte sich in diesem Zimmer nicht getan, überall lagen die Kleider und Bücher von Keira zerstreut.

Ich hoffte nur, dass sie die Bücher der Hexer sorgfältiger behandelte, nicht das ich dann den Ärger abbekam, weil ich ihr die Bücher gebracht hatte.

Ein Rauschen lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Yennefer. Sie stand vor einem Pentagramm am Boden und ihre Hand lag auf einem Schädel. Ein Portal öffnete sich gerade.

„Oh nein. Nein, nein. Ich hasse Portale!“ Wollte ich mich weigern, doch es brachte nichts.

Entschlossen schob mich die Zauberin durch das Portal. „Yennefer!“ Protestierte ich noch, stolperte aber bereits auf der anderen Seite wieder hinaus. Wenigstens stürzte ich nicht wieder.

Nur wenige Augenblicke später, trat Yennefer ebenfalls aus dem Portal.

Ein kurzer Blick reichte und ich wusste, wo wir waren.

Die kleine Oase von Keira, wo Geralt ihr beim Baden zuschaute. Ich wollte mich zum Portal umdrehen und zurückkehren, doch da schloss es sich schon. „Yennefer, bring mich zurück!“ Forderte ich die Zauberin auf.

Doch sie schüttelte den Kopf, „Nein, du brauchst die Entspannung und ein heißes Bad ist da genau das richtige.“ Lehnte sie ab.

„Aber dafür hättest du mich nicht hier her bringen müssen.“ Maulte ich.

„Stell dich nicht so an. Du hängst viel zu viel mit den Hexern rum. Du solltest dich ein bisschen mehr um dich selbst kümmern.“ Seufzte sie und schob mich weiter.

„Was hat das jetzt damit zu tun, dass du mich hier her gebracht hast?“ Wollte ich wissen. „Weil dieser Ort alles hat.“ Meinte sie nur.
 

„Yennefer, da bist du ja endlich!“ Konnte man aus dem Badehaus hören, als wir die Treppe erreicht hatten. Ich seufzte, natürlich, ich hätte es mir denken können, dass sie auch hier war. Völlig lustlos stapfte ich hinter der Zauberin die Treppe rauf.

„Warum hast du sie mitgebracht?!“ Empörte sich Triss, als sie mich sah. Aber auch Keira sah nicht unbedingt glücklich aus.

„Ich wollte gar nicht hier sein.“ Entgegnete ich.

„Stellt euch nicht so an.“ Schimpfte Yennefer halbherzig. Sie ging in Richtung Wasserbecken und ehe sie hineinstieg, war ihre Kleidung verschwunden. Nur ihren Obsidiananhänger trug sie noch um den Hals.

„Auf was wartest du noch?“ Wollte sie wissen, als sie sich ins Wasser setzte und sich zu mir umdrehte.

„Das du mich zurück bringst.“ Murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Stur wie ein Hexer.“ Lachte sie und mit einem Handwink von ihr, war meine Kleidung ebenfalls verschwunden.

„Yennefer!“ Quietschte ich und versuchte mich zu bedecken.

„Na los, komm ins Wasser.“ Lachte sie nun wirklich. Mir blieb mal wieder nichts anderes übrig.

Allerdings setzte ich mich soweit von den anderen Zauberinnen weg, wie ich konnte.

„Sie zieht sich nicht nur an wie ein Hexer, sie hat auch Narben wie einer.“ Rümpfte Triss ihre Nase über mich.

Ich zog meine Beine schützend vor mich. „Ich habe nun mal keine Magie, um sie zu verbergen.“ Murmelte ich.

„Triss lass sie. Alanya hat viel erleben müssen.“ Mischte Yennefer sich ein.

Die Rothaarige schnaubte, „Oh hatte die arme Hexenjägerin ein schweres Leben?!“ Höhnte sie.

„Ich bin kein Hexenjäger. Das war nur eine Verkleidung!“ Entgegnete ich.

Doch Triss schien anderer Meinung zusein. „Wers glaubt. Warum hast du dann die Scheiterhaufen angezündet?“ Wollte sie wissen.
 

„Wie ich es dir schon gesagt hatte, ich wollte es nicht. Menge hat meine Hand geführt und mich so gezwungen.“ Knurrte ich.

„Was genau war das mit Menge?“ Mischte Keira sich ein. Ich verzog das Gesicht, ich wollte nicht schon wieder diese alten Geschichten aufwärmen, aber scheinbar tat Triss das ganz gerne für mich.

„Ganz Novigrad hat zugesehen, wie die beiden geknutscht haben, ehe sie die Scheiterhaufen angezündet hat.“

„Aber das war nie meine Absicht! Wenn ich wirklich etwas gegen Magier hätte, oder tatsächlich Gefühle Menge gehabt hätte, dann hätte ich ihn zu eurem Versteck unter dem Eisvogel geführt, oder ihn vor deinem Plan gewarnt!“ Fuhr ich sie an.

Tatsächlich schien sie ein wenig geschockt zu sein. „Du wusstest von dem Versteck?“ Fragte sie. Ich nickte. „Ich wollte euch nie Schaden, ich wollte nur, das Geralt in ruhe nach den Hinweisen zu Ciri suchen kann.“ Fügte ich hinzu.

„Aber woher wusstest du davon?“ Wollte Triss von mir wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich wusste es halt.“ Tat ich es ab.

„Jetzt beruhigt euch erst mal wieder. Dank Alanyas Fähigkeiten, Dinge zu wissen, konnten wir schließlich ohne große Verluste die Schlacht gewinnen.“ Lenkte Yennefer ein.

Ich wurde ein wenig rot über ihr Lob.

„Ich habe doch gar nicht viel gemacht.“ Nuschelte ich und spielte an meiner Kette. Dabei fiel mein Blick auf meine Handgelenke, mir war vorher gar nicht aufgefallen, dass die Fesselmale weg waren. Vielleicht hatten Regis oder Letho sie ebenfalls mit der Salbe behandelt.
 

Ein kleiner Wasserball, der mich ins Gesicht traf, riss mich aus meinen Gedanken. „Du hattest versprochen, alles zu erklären. Also woher kommen deine Fähigkeiten? Du hattest mehrmals beteuert, dass du keine Magie besitzt. Wie funktioniert es dann?“ Wollte Keira wissen. Dem belustigten Funkeln in ihren Augen nach, war es auch sie, die mir das Wasser ins Gesicht gezaubert hatte.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht genau, aber Yennefer wird dir sicherlich bestätigen, dass ich keinerlei Magie habe. Aber gelegentlich sehe ich die Zukunft in meinen Träumen. Manchmal klar, so wie es passieren wird, manchmal in Symboliken, die man deuten muss.“ Versuchte ich zu erklären.

Triss runzelte die Stirn. „Du bist eine Oneiromantin? Wie haben die Hexenjäger das nicht bemerkt?“ Wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann diese Fähigkeit nicht steuern. Es kann sogar passieren, das ich Jahrelange keinen einzigen solchen Traum habe und dann vielleicht wann anderes, jede Nacht einen.“ Erwiderte ich.

„Aber ich muss sagen, manchmal ist es doch sehr witzig, selbst wenn ich am liebsten meinen Kopf gegen eine Wand schlagen würde. Bei soviel Dummheit, die einige Leute machen. Vor allem Männer.“ Grinste ich.
 

Sofort lagen die neugierigen Blicke der Zauberinnen auf mir. „Ihr solltet Roche und Geralt vielleicht mal nach dem Gewürzhändler Emhyr var Emreis fragen.“ Meinte ich nur.
 

„Emhyr, ein Gewürzhändler?“ Fragte Yennefer verwirrt. Ich zuckte mit den Schultern. „Frag Roche, wie er darauf kam.“

„Wann und wo soll das gewesen sein?“ Wollte Triss wissen. Ich überlegte kurz, schließlich wollte ich nicht preisgeben, in welchem Detailgrad ich einiges wusste.

„Wann oder wo, weiß ich nicht genau. Es war eine kleine Stadt, an einem Fluss glaube ich. Geralt schien jemanden zu verfolgen.“ Erzählte ich.

Triss schien jetzt auch zu grübeln. „Roche war dabei?“ Fragte sie. Ich nickte. „Hm, dann könnte es vielleicht in Flotsam gewesen sein. Er war auf der Suche nach Letho, um seinen Namen reinzuwaschen.“ Murmelte sie.

Dann verzog sie das Gesicht. „Er traf dort auf Zoltan und Rittersporn und natürlich haben sie sich ordentlich betrunken.“ Maulte sie.

Ich kicherte, „Wenn das alles gewesen wäre.“

„Du weißt von dem Tattoo?“ Wollte Triss wissen. Jetzt lachte ich wirklich. „Hat er dir nicht erzählt, was er, Roche und die blauen streifen im Suff gemacht hatten?“ Prustete ich.

„Was hat er angestellt?“ Wollte nun auch Yennefer wissen.

„Wenn ihr ihm nicht verratet, dass ihr es von mir wisst. Ich hänge an meinen Ohren.“ Beschwor ich sie und rieb mir mein Ohr.

Die Zauberinnen nickten grinsend. „Sie haben wohl ein halbes Vermögen ausgegeben, um auf dem Rücken einer Hure über den Fluss zu reiten.“ Lachte ich. Die drei sahen mich ungläubig an, ehe sie selbst anfingen zu prusten.
 

Damit war das anfängliche Eis gebrochen und die Stimmung entspannte sich allmählich.

Aber dann fiel mir etwas anderes auf. Keira trug nicht nur ihre gewohnte Kette, sondern mit einer Lederschnur einen weiteren Anhänger um ihren Hals.

Ein Gegenstand, der mir sehr vertraut vor kam, nur nicht als Halsschmuck.

„Keira, was trägst du da um deinen Hals?“ Fragte ich sie.

Sie nahm den Anhänger und hielt ihn hoch. „Oh das? Das trug einer der Generäle der Wilden Jagd.“ Zuckte sie mit den Schultern.

Ich runzelte die Stirn, wie sollte einer der Roten Reiter an sowas kommen? „Er trug das als Kette?“ Wollte ich von ihr wissen. Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, er hatte es im Ohr. Sehr merkwürdig, nicht wahr?“ Erwiderte sie. Das verwirrte mich noch mehr.

„Du siehst verwirrt aus.“ Warf Yennefer ein. „Ja, wie kommt einer der Aen Elle an so was?“ Fragte ich in die Runde. „Er war kein Aen Elle. Er war ein Mensch.“ Antwortete Triss.

Aber das machte es nicht besser, es warf eher noch mehr Fragen auf. Aber Yennefer schien auf den richtigen Gedanken gekommen zu sein. „Du weißt was das ist?“ Wandte sie sich an mich.

Ich nickte, „Ja, in meiner Heimat tragen recht viele so etwas. Aber ich konnte nie nachvollziehen, warum man es schick findet, sie die Ohrläppchen zu dehnen und sich dann einen Ring reinsetzt, damit andere Leute hindurchschauen können.“ Ich verzog das Gesicht.

„Es stammt aus deiner Heimat?“ Fragte mich die schwarzhaarige Zauberin.

„Ich nehme es an. Aber ich hatte noch nie gehört, das die Wilde Jagd auch bei uns auf Streifzüge geht, obwohl ... es gibt immer mal wieder Fälle, wo Menschen auf mysteriöse Weise verschwinden.“ Überlegte ich.
 

„Der Reiter trug auch noch etwas anderes bei sich. Er hatte es an seinem Gürtel befestigt.“ Fügte Triss beiläufig hinzu.

Meine Augen wurden groß, als mich die Erkenntnis traf. Der Reiter, der in dem Brief erwähnt wurde. Er war ein General bei der Wilden Jagd, stammte aber scheinbar ursprünglich aus meiner Welt.

„Was ist los?“ Wollte Yennefer wissen. „Das muss der Krieger gewesen sein, der mich beinahe besiegte, wenn Gaetan nicht eingegriffen hätte.“ Murmelte ich.

„Was hatte er bei sich am Gürtel?“ Wollte ich dann wissen.

Doch Yennefer schüttelte den Kopf, „Wir sind hier um uns zu entspannen und zu erholen. Du kannst es dir später anschauen.“ Bestimmte sie.

„Aber, ...“ Wollte ich einwenden, doch Yennefer schnitt mich ab. „Nein, wir werden später darüber sprechen.“
 

Man wie unfair. Erst machten sie mich so neugierig und verweigerten mir dann jede weitere Information. Schmollend machte ich mich daran, meine Haut mit einem Schwamm reinigen.
 

Die Zauberinnen mussten etwas in das Badewasser gegeben haben, denn je länger ich in dem Wasser saß, desto weniger tat mein Körper weh und meine Haut wurde immer weicher.

Auch wenn ich auf die Gesellschaft gut und gerne verzichtet hätte, tat das Bad wirklich gut.
 

Ich lehnte meinen Kopf gegen den Rand des Beckens und schloss die Augen. In Gedanken fragte ich mich, was Letho auf einmal vorbereiten wollte und warum ohne weitere Nachfragen, mich mit Yennefer mitgeschickt hatte. Es war merkwürdig, schließlich hatte er vorher mit keinem Wort erwähnt, dass er etwas vorhätte. Allerdings kam ich zu keiner Antwort, die würde mir wohl nur Letho geben können.

Seufzend öffnete ich wieder meine Augen und setzte mich auf. Die Zauberinnen saßen dichter beisammen und vor ihnen schwebte ein Tablet und darauf standen Gläser mit Wein. Sie schienen über etwas zu flüstern und kicherten dann.

„Na, mit träumen fertig?“ Grinste Keira. Ich zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf leicht.

„So wie du geseufzt hast.“ Fügte sie hinzu. „Und wenn, das geht dich nichts an.“ Murmelte ich.

„Ach komm schon. Erzähl uns ein bisschen was. Wie läuft es mit dir und Letho?“ Wollte Yennefer dann wissen.

„Oh nein, ich werde euch nichts darüber erzählen. Es reicht das ihr euch da schon irgendwelche Geschichten ausdenkt und sie weiter erzählt.“ Weigerte ich mich.
 

„Wer hat sich, was ausgedacht?“ Fragte nun Triss. „Keira war der Meinung, ich wäre Lethos Unterwürfige, erzählte es Yennefer und sie erzählte es Geralt und dieser meinte, er könnte mich damit erpressen.“ Ich sah die Zauberinnen dabei mit bösen Blicken an.

„Habt ihr deswegen gekämpft? Geralt wollte mir den Grund nicht sagen.“ Fragte die Schwarzhaarige überrascht.

Ich nickte, „Ja und hinterher meinte Eskel, das es wohl zum Plan gehörte, damit ich wieder normal werde.“ Meinte ich ärgerlich.

Triss sah mich neugierig an. „Warst du denn jemals normal?“ Höhnte sie leicht. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und tat beleidigt, was die Zauberinnen zum Lachen brachte.
 

Keira schien über etwas nachzudenken, „Aber wenn Letho Regeln aufgestellt hat und dich bei nicht Beachtung bestraft und du ganze mitmachst, dann unterwirfst du dich ihm doch.“ Sie schien wirklich darüber irritiert zu sein.

Doch ich schüttelte den Kopf, „Das hat doch nichts damit zu tun. Die Regeln hatte er zu meiner Sicherheit aufgestellt und die Strafe kam zum Teil durch ein Missverständnis zu Stande.“ Versuchte ich, sie zu korrigieren.

„Ziemlich harte Strafe, für ein Missverständnis.“ Entgegnete sie. Ich sah sie erstaunt an, ich hätte nicht gedacht, dass sie davon überhaupt etwas mitbekommen hatte.

„Hat er dich wieder laufen lassen?“ Wollte Yennefer wissen. „Sie konnte sich kaum noch bewegen.“ Antwortete Keira für mich. „Und die Strafe von Vesemir war auch ziemlich hart.“ Fügte sie an. „Ich habe dir gesagt, du solltest dir das nicht gefallen lassen.“ Wandte sie sich an mich.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Als hätte ich eine andere Wahl gehabt.“ Nuschelte ich.

„Was haben die Hexer getan? Ich hatte ihnen doch gesagt, sie sollen dich nicht überanstrengen!“ Fuhr Yennefer auf.

Doch ich wollte ihr nichts erzählen. Sie sollte sich nicht schon wieder in mein Leben einmischen.

Allerdings war es Keira wohl egal, was ich wollte.

„Vesemir hat sie die ganze Nacht im Regen Mist schaufeln lassen. Wie eine Sklavin! Und was Letho mit ihr gemacht hatte, will ich gar nicht wissen. Es reicht zu sagen, dass sie danach nicht mehr die Festung verlassen wollte, oder auch nur eine Waffe anschaute.“ Tischte sie auf.

Yennefer zog ihre Augenbrauen zusammen. „Du sagtest, du wolltest wegen dem Waldschrat nicht mehr raus. Warum hast du mich angelogen?“ Begann sie ihr Verhör.
 

„Ich habe nicht gelogen. Letho erfuhr, wie ich den Waldschrat besiegte und war davon überhaupt nicht begeistert.“ Murmelte ich. „Und weiter?“ Forderte sie streng.

„Er hat mich sehr hart trainieren lassen. Und weil nichts genug oder richtig erschien, hatte ich beschlossen, halt gar nicht mehr zu kämpfen. Dann könnte schließlich auch nicht mehr so eine Situation, wie mit dem Waldschrat passieren.“ Erklärte ich leise.
 

„Und die Fesselmale, als ihr aus Velen zurück gekommen seid? Was war das für eine Strafe?“ Mischte sich Keira wieder ein.

Ich funkelte sie böse an. „Darüber will ich nicht sprechen.“ Entgegnete ich nur.

Doch leider verstand Yennefer das scheinbar falsch. Sie kam zu mir rüber und schaute mich mitfühlend an.

„Was hat der Hexer dir angetan?“ Fragte sie mich. Ich stieß sie von mir, „Letho hat gar nichts gemacht! Das war meine eigene Schuld!“ Fauchte ich und wollte aus dem Badewasser steigen.

Doch ich wurde aufgehalten, Triss hatte mein Handgelenk gegriffen und zog mich ins Wasser zurück.

„Auch wenn wir beide uns nicht verstehen, hör mir zu.“ Bat sie. „Du darfst niemals glauben, wenn der Grobian etwas tut, was du nicht möchtest, dass es deine Schuld ist. Das reden viele Männer ihren Frauen ein, um die Gewalt zu rechtfertigen.“ Versuchte sie mich zu überzeugen.

Völlig geschockt sah ich erst sie und dann die anderen beiden Frauen an.

„Denkt ihr wirklich, Letho würde, ...“ Fragte ich sie ungläubig. „Ihr habt doch einen an der Meise. Letho würde mir nie etwas antun!“ Fauchte ich. Ich riss mich von Triss los und stieg aus dem Wasser.

Ich schnappte mir mein Hemd und zog es mir über, während ich die Treppe runter ging.

In einiger Entfernung setzte ich mich ins Gras und schaute in den künstlichen Himmel.

Nach einiger Zeit kamen die Zauberinnen nach, sie hatten sich in Handtücher gewickelt und setzten sich zu mir.

„Alanya Kleines, wir wollen dir doch nur helfen. Nur weil du ihn liebst, heißt es nicht, dass er alles mit dir machen darf.“ Sprach Yennefer mich leise an. Genervt stöhnte ich auf.

„Er hat nichts getan, es war wirklich mein Fehler.“ Versuchte ich erneut sie zu überzeugen.

„Alanya, ...“ Fing Keira an.

„Nein, wir hatten einen Streit und da, ....“ Wollte ich erzählen, doch Yennefer unterbrach mich. „Ein Streit ist doch Grund, um dich ...“

„Wenn ihr wissen wollt, was passiert ist, dann solltet ihr mich nicht unterbrechen!“ Meckerte ich.

„Letho und ich hatten einen Streit. Ich bin alleine weiter geritten, unterwegs bin auf Gaetan gestoßen. Er nahm mich mit nach Ehrendorf, weil er dort einen Vertrag hatte und wir dann auf Letho und Zoltan dort warten wollten.“ Fing ich an und stoppte jeden Einwand mit einer erhobenen Hand.

„Einer der Männer im Dorf hatte scheinbar mit bekommen, dass der Kaiser mittlerweile nach mir suchen lässt. Sie schlugen mich nieder, fesselten mich und sperrten mich in einen Verschlag in der Scheune.“ Ich atmete kurz durch, um mich nicht von der Erinnerung überwältigen zu lassen.

„Später musste ich mit anhören, wie sie Gaetan eine Falle stellten und ihn beinahe umbrachten. Er rastete aus und schlachtete das ganze Dorf nieder. Da er dem Dorfältesten nicht glaubte, ich sei einfach weiter geritten, fing er an nach mir zu suchen. Leider hatte das ganze Blut, Ghule und Alghule in das Dorf gelockt. Sie machten sich über die Leichen her und hatten nach einiger Zeit auch mich entdeckt. Sie hatten die Tür schon durchbrochen und ich rechnete schon damit, das ich gleich gefressen werden würde, aber Zoltan kam gerade noch rechtzeitig. Ich hatte den Atem des Monsters schon gespürt. Er lockte es weg und rettete mich so.“ Beendete ich meine Erzählung. Ich hatte meine Knie angezogen und schützend meine Arme um mich geschlungen.

„Warum glauben immer alle, Letho wäre ein schlechter Mensch?“ Fragte ich leise.

Jemand legte vorsichtig einen Arm um mich und wischte die Träne fort, die ich noch gar nicht bemerkt hatte.

„Man hat nie gutes über ihn gehört.“ Sprach Yennefer entschuldigend. „Aber er hat sich um dich gekümmert, als du von der Wilden Jagd zurück kamst.“ Ich sah sie anklagend an.

„Er hat dir davon erzählt?“ Fragte sie mich überrascht.

Ich nickte.

„Vielleicht sollten wir zurück ins Wasser und uns noch ein bisschen entspannen?“ Schlug Keira vor. Doch ich schüttelte den Kopf, „Geht nur, ich möchte lieber die Sonne noch ein bisschen genießen.“ Murmelte ich.

„Ich weiß, wir machen ein Picknick auf der Wiese!“ Kam es freudig von Triss. „Oh eine gute Idee!“ Stimmte Yennefer zu.
 

Kurze Zeit später saßen wir auf einer großen Decke und auf Silbertellern lagen einige Köstlichkeiten. Süßes Obst, leckere Pralinen und auch saftiges Fleisch, von allem etwas. Ich musste über die Dekadenz der Zauberinnen schmunzeln. Selbst die Getränke waren in Kristalkaraffen.

Selbst so etwas Einfaches wie ein Picknick, wurde bei ihnen zu einem Staatsbankett.
 

„Und Letho wirklich nichts gemacht, was du nicht wolltest?“ Fragte Triss mich nach einiger Zeit. „Er tat ja noch nicht mal das, was ich wollte.“ Grinste ich sie schief an. Darauf hin kicherte sie.

„Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.“ Meinte sie.

Triss beugte sich ein wenig zu mir rüber, „Geralt war manchmal wie ein wildes Tier.“ Flüsterte sie verschwörerisch.

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Das kann ich nicht beurteilen, aber Lambert war auch nicht ohne.“ Zwinkerte ich. Überrascht blieb ihr Mund offen stehen. „Du und Lambert?“ Fragte mich die Zauberin. Sofort lag die Aufmerksamkeit der anderen beiden, ebenfalls auf mir. Abwehrend hob ich die Hände, „Das war eine einmalige Sache und wird sich nicht wiederholen.“ Meinte ich schnell in Richtung Keira.

Sie brauchte nichts sagen, ihr Blick allein reichte aus, um mir mitzuteilen, dass es auch besser so bliebe.

„Das wurde schon mal angedeutet, wie kam es dazu?“ Wollte Yennefer wissen. Ich zuckte die Schultern, „Ich stand unter dem Einfluss von Rauschmitteln.“

Das machte sie allerdings noch neugieriger. „Fisstech? Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der so ein Zeug nimmt.“ Runzelte sie die Stirn.

„Nein, nein. Kein Fisstech.“ Erwiderte ich schnell. „Es war ein Schmerzmittel, das ich leichtsinniger Weise überdosiert hatte.“ Gab ich zu.

„Also gut, ich erzähle euch die Geschichte.“ Stimmte ich widerwillig zu, als ich die Blicke der Zauberinnen sah.

„Es war in Novigrad, es gab dort einen Hexervertrag, in dem es um einen diebischen Kobold gehen sollte. Den habe ich angenommen und bin den Spuren gefolgt. Sie führten mich zu einem Doppler. Aus reiner Vorsicht hatte ich zwei Hexenjäger mit genommen und wir verhafteten ihn. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass er halb Ferneck mit Lebensmittel versorgte und zog mir daher so den Zorn, der dortigen Elfen zu.“ Ich seufzte.

„Nachts lief ich Gedanken verloren durch die Stadt und die Elfen lauerten mir auf, zum einen, um sich für die Verhaftung zu rächen und zum anderen, weil sie wirklich glaubten, ich wäre die Geliebte von Menge.“ Hier gab ich ein leichtes würgendes Geräusch von mir.

„Nun ja, ich wurde dann irgendwann im Hospital wieder wach. Dort bekam ich dann das Schmerzmittel. Zuerst wollte Menge mich ins Chamäleon bringen und mich häufig besuchen, bis ich wieder geheilt sei, aber ich wollte nicht, dass er Triss dort findet. Also organisierte er etwas anderes und brachte mich zu ihm nach Hause. Ich musste neben ihm, in seinem Bett schlafen.“ Ich schüttelte mich bei dieser Erinnerung.

„Na ja, auf jeden Fall kam es dann einige Tage später zu dem Brand in den Baracken, kurz nachdem Menge einen plötzlichen Anfall von Tod erlitt. Ich spielte noch eine Weile die Trauernde, bis Geralt mich von dort holte. Er nahm mich mit auf einige Verträge, dort stießen wir auf Lambert.“ Ich erzählte den dreien die Geschichte, wie es zu dem Streit zwischen Lambert und den Hexenjägern kam, wie Geralt mir verbieten wollte, das Chamäleon zu verlassen, und ich es dann doch tat, um Rittersporn zu holen.

Ich verzog das Gesicht, als ich erzählte, wie Geralt mich am Ohr durch die halbe Stadt zog und warum ich davon ritt.

„Und als ich das Bienenphantom besiegt hatte, nahm ich vorsorglich noch etwas von dem Schmerzmittel und holte dann die Belohnung ab. Weil es aber schon zu spät war, um vor der Abenddämmerung wieder beim Leuchtturm zu sein, beschloss ich, zur Taverne sieben Katzen zu reiten. Unterwegs bemerkte ich, wie mir komisch wurde, ich dachte zuerst, ich hätte mir vielleicht den Kopf im Kampf gestoßen, aber bald darauf war mir mein Zustand egal, da ich dann schon so berauscht war. Glücklicherweise fand Lambert mich in diesem Zustand. An vieles kann ich mich dann nicht mehr erinnern, nur das ich alles tat, damit Lambert mit mir schlief, obwohl ich leider zugeben muss, dass mir auch jeder andere Mann recht gewesen wäre.“ Gestand ich.

Erstaunt sahen sie mich an.

„Was war in dem Schmerzmittel, das du so darauf reagiert hast?“ Wollte Triss neugierig wissen.

Sollte ich es wirklich sagen? Ich war mir nicht sicher, ob sie es nicht vielleicht doch irgendwann gegen mich benutzen würden.

Aber auch Yennefer sah mich interessiert an. Wenn sie es auch wusste, könnte sie vielleicht eingreifen, wenn Triss irgendwas versuchte.

„Lambert meinte, es bestand aus Alraune und Mohn.“ Erzählte ich dann doch.

Keira nickte, „Das macht Sinn, Alraune hat eine aphrodisierende Wirkung.“ Bestätigte sie.

„Ich frage mich,“ fing Triss an, „Ich meine, jeder von uns kennt die Libido eines Hexers. ... Da du so auf die Alraune reagierst, nimmst du es jetzt auch noch?“

Überrascht sah ich sie an, „Wieso, benötigst du so etwas?“ Drehte ich den Spieß um.

Sie wurde ein wenig rot, „Nein, ... nein ... natürlich nicht.“ Stammelte sie.

„Und warum sollte ich dann so etwas brauchen?“ Fragte ich weiter.

„Wenn man nach der Körpergröße von Letho geht, ...“ Warf Yennefer ein. „Das werdet ihr niemals erfahren.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ach komm schon, erzähl ein bisschen was.“ Bat Keira.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich werde euch nichts, aber auch so überhaupt gar nichts verraten.“ Weigerte ich mich.

„Warum nicht?“ Wollte Triss wissen. „Weil es euch nichts angeht. Ich will nichts über euer Liebesleben erfahren und ich werde auch nichts über meines preisgeben.“ Entgegnete ich. Die Zauberinnen sahen tatsächlich so aus, als würden sie ein wenig schmollen.
 

Ich zog die Augenbraue hoch, „Was ist das mit euch Zauberinnen, warum wollt ihr euch immer überall einmischen?“ Fragte ich sie.

„Wir mischen uns nicht überall ein.“ Widersprach Yennefer. Ich konnte sie nur skeptisch anschauen.

„Ah ja.“ Meinte ich nur.

„Was?“ Hakte sie nach. Ich zog provozierend eine Augenbraue hoch.

Sie kopierte meine Geste, was mich auch die zweite Augenbraue hochziehen ließ.

„Ich mische mich also überall?“ Wollte sie spielerisch ernst wissen und ließ einige kleine Blitze in ihrer Hand knistern.

„Jaaa.“ Sprach ich gedehnt und sprang dann lachend weg, als die kleinen Blitze auf mich zu flogen. Ich konnte noch einige Male ausweichen, ehe ich über etwas stolperte. Lachend ging ich zu Boden. Die Blitze kitzelten über meine Haut und auch Keira und Triss mischten nun mit. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.

„Stop, auf hören, ich kann nicht mehr.“ Lachte ich keuchend.

„Wir mischen uns also überall an?“ Fragte Triss. „Jaaaa!“ Lachte ich und versuchte von ihnen wegzukriechen.

„Und was ist mit dir? Mischt du dich nicht überall ein?“ Wollte Keira dann wissen. Ich japste mittlerweile nach Luft. „Nein, nicht überall, nur fast überall.“ Gab ich keuchend zu.

Endlich ließen sie mit ihren Zaubern ab und konnte wieder richtig Luft holen. Aber auch die Zauberinnen grinsten.

„Oh schau dich an, du hast dich wieder ganz dreckig gemacht!“ Grinste Yennefer da auch schon. Ich schaute an mir runter, tatsächlich hatte ich an den Händen ein paar Grasflecken. Doch ich sah auch etwas anderes, unter mir öffnete sich ein Portal und ich noch reagieren konnte, platschte ich ins Wasser des Badehauses.

Prustend tauchte ich aus dem Wasser auf, „Das war unfair!“ Maulte ich und zog mir meine nassen Sachen aus. Die Zauberinnen kamen dann kurze Zeit ebenfalls ins Wasser zurück.

„Genug rum gealbert, wir wollten uns schließlich entspannen und erholen.“ Bestimmte Yennefer, als sie sich auch wieder ins warme Wasser setzte.

Meine Rippen schmerzten leicht, durch das viele und lange Lachen, daher strich ich vorsichtig über die Verletzung aus der Schlacht, aber glücklicherweise konnte ich nichts spüren. Die Salbe schien die Verletzung endgültig geheilt zuhaben und das warme Wasser hatte vermutlich vorhin bereits den Schorf gelöst.
 

Ich war froh, als Yennefer mich endlich von diesem Vormittag erlöste und mir das Portal zurück nach Kaer Morhen öffnete. Neben dem Entspannen im Bad bestanden die Zauberinnen darauf, Peelings und Masken anzuwenden. Dazu kam natürlich der Klatsch, über den sie sich unterhielten. Ich wollte gar nicht wissen, welcher Magier mit welcher Zauberin anbandelte oder wer ein Kleid zum zweiten Mal auf einem offiziellen Anlass getragen hatte.

Natürlich war ein heißes Bad schön, vor allem nach der Schlacht, damit die Muskeln sich wirklich von der Anstrengung erholen konnten, aber das hätte ich auch in meinem Turmzimmer haben können. Mit Letho als Begleitung, der deutlich angenehmer war.

Ich eilte die Treppe runter, um noch mehr Abstand zwischen mich und das Portal zu bringen, nicht dass die Zauberinnen noch auf irgendwelche anderen Ideen kamen und mich zurückholten. Es reichte, das Yennefer darauf bestand, dass ich die Kleidung trug, die ich mal von ihr bekommen hatte. Sie hatte sie sogar extra beschworen, damit ich erst gar keine Ausrede hatte, um sie nicht anzuziehen.
 

Unten im Erdgeschoss traf ich auf Regis, „Ah Alanya, du siehst erholter aus, als heute morgen.“ Lächelte er, als er mich sah. Ich zuckte mit den Schultern. „Könnte an den magischen Cremes liegen, zu den mich die Zauberinnen gezwungen hatten.“ Grinste ich schief. „Aber das warme Bad hatte eindeutig gut getan.“ Fügte ich bei seinem Stirnrunzeln hinzu.

Neugierig beobachtete ich ihn, bei seinem tun. „Packst du?“ Fragte ich ihn verwirrt, als ich sah, wie er seine Umhängetasche mit Kräutern und Tinkturen füllte. Ein der medizinischen Ausrüstung lag auf einem kleinen Tischen, als hätte er sie zum Packen zusammen gesucht.

Er nickte, „Ja, wir wollen abreisen. Ich hatte nur gewartet, um sicher zu gehen, das du wieder wach wirst und es keine Komplikationen gibt.“ Erklärte er.

„Aber was ist mit Hjalmar? Sagtest du nicht, er wäre noch nicht außer Gefahr?“ Wollte ich von ihm wissen. „Das stimmt, aber Mäussack wird ihn weiter behandeln, als Druide ist er mehr als geeignet dafür, außerdem sind Triss und Yennefer auch noch hier.“ Entgegnete er.
 

„Habe ich richtig gehört? Ihr wollt schon abreisen?“ Konnte ich Zoltan hören, als er näher kam. Scheinbar hatte er einen Teil des Gespräches gehört. Regis nickte, „Ja, wir werden abreisen, sobald ich alles verpackt habe.“ Bestätigte Regis dem Zwerg.

„Aber das geht nicht! Wir wollen heute Abend eine Siegesfeier abhalten.“ Protestierte Zoltan. „Ich würde gerne noch bleiben, aber es ist wirklich besser, wenn wir gehen.“ Entgegnete der Vampir.

„Aber wieso? Wenn du bleiben willst, bleib. Keiner hindert dich daran.“ Gab der Zwerg nicht auf.

„Nein, wir werden abreisen. Dettlaff wird immer unruhiger. Er ist es nicht gewohnt, so lange unter anderen Personen zu sein, und schon gar nicht, wenn sie ihn verabscheuen.“ Erklärte Regis.

„Ich bin gleich wieder da Regis, fliegt nicht vorher ab.“ Bat ich ihn, als er nickte, eilte ich mein Zimmer hoch. Ich wollte versuchen, ihn und Dettlaff vor den Ereignissen in Toussaint zu schützen.

Ich suchte ein Pergament und eine Schreibfeder mit Tinte heraus.

Schnell schilderte ich die Ereignisse, die später passieren würden. Das Dettlaff erpresst wird, er ihn in Toussaint finden wird. Das Rhenawedd in Wahrheit Sylvia Anna die Schwester der Herzogin ist und hinter der Erpressung zu den Morden an den Rittern steckt. Dann faltete ich es zusammen und musste mich stark darauf konzentrieren, die Übelkeit runter zu schlucken. Es war nicht so schlimm wie bei den Trollen, aber ich musste mich trotzdem setzen und tief Luft holen.

Aber dies war nur ein kleiner Preis, wenn es später für alle ein glückliches Ende gab.
 

Ich blieb zur Sicherheit noch ein wenig länger sitzen, bis ich mich traute, die Treppe wieder hinunter zu gehen.

Regis schien seine letzten Sachen eingepackt zu haben, denn er stellte gerade seinen Seesack beim Eingangsportal ab, wo Dettlaff bereits wartete. Auch die Hexer standen dort, vermutlich um sich zu verabschieden. Oder im Falle von Lambert, um sicherzugehen, dass die Vampire auch wirklich abreisten.

Ich ging auf Regis zu und gab ihm unauffällig den zusammengefalteten Brief. „Du wirst wissen, wann die Zeit gekommen ist, um ihn zu lesen.“ Flüsterte ich kaum hörbar.

„Pass auf dich auf.“ Bat er mich. Ich nickte, „Du auch auf dich und Dettlaff.“ Entgegnete ich. Er nickte und ging zu Geralt, um sich von ihm vorerst zu verabschieden, aber mit dem Versprechen, sich zu melden.

Ich ging zu Dettlaff hinüber. „Es ist schade, das ihr schon geht, aber ich verstehe die Gründe.“ Lächelte ich. Dann überraschte ich ihn, in dem ich ihn kurz umarmte. „Denk dran, du kannst Regis mit allem vertrauen.“ Flüsterte ich ihm zu, ehe ich ihn wieder losließ. Dann ging ich zu Letho, der seinen Arm um mich legte.

Ich winkte den beiden noch kurz hinter her, bis die schwere Tür hinter ihnen zu viel. „Alles in Ordnung?“ Fragte mich Letho leise. Ich schaute zu ihm auf, „Ja, aber wehe du wagst es, mich mit den Zauberinnen nochmal alleine zu lassen.“ Drohte ich ihm halbherzig.

„So schlimm gewesen?“ Fragte er mich überrascht. „Du hast ja keine Ahnung.“ Seufzte ich.

Er lächelte, „Dann ist ja gut, das ich eine Kleinigkeit vorbereitet habe.“ Zwinkerte er. Neugierig sah ich ihn an. „Es ist eine Überraschung.“ Meinte er, bevor ich fragen konnte.
 

„Na komm, Zoltan besteht darauf, dass es heute Abend eine Feier geben sollte. Bis dahin haben wir Zeit für uns.“ Schlug Letho vor und zog mich Richtung Ausgang. Erstaunlicherweise kamen wir diesmal auch wirklich bis auf den Hof, ohne dass uns jemand aufhielt.
 

Obwohl Regis ja bereits gesagt hatte, dass die Leichen der Wilden Jagd verbrannt wurden, war ich überrascht, dass der Hof so aufgeräumt wirkte. Nur das getrocknete Blut und die Brandspuren der Explosionen zeugten noch von der Schlacht. Aber diese würden bald durch den Regen fortgespült werden.

Während Letho mich über den Hof führte, wurden die Trolle auf uns aufmerksam.

„Alana! Alana!“ Riefen sie und kamen zu uns gestapft. Der größere von ihnen zog mich in eine Umarmung und hielt mich so gut einen Meter über den Boden.

„Du sein wieder wach!“ Freute sich der Troll.

„Peng! Lass sie wieder runter!“ Forderte Letho streng. Sofort wurde ich wieder auf meine Füße gestellt. „Alana gut?“ Fragte der andere Troll. Ich nickte, „Ja, mir geht es wieder gut. Es tut mir leid wegen eurem Bruder.“ Murmelte ich.

„Alana nicht traurig sein. War großes Spaßfest!“ Entgegnete Peng. „Ja, viel Krach! Krach macht Spaß!“ Fügte Ping hinzu. Ich lächelte bei ihrem Eifer.

„Was werdet ihr jetzt machen?“ Wollte ich wissen. „Wir gehen zu Höhle zurück, haben viele Elfenbeine. Gute Suppe machen.“ Erzählte Peng und deutete auf den riesigen Kessel, aus dem noch ein Fuß herausschaute.

„Ja, besser als Nekker sein. Alana vorbeikommen?“ Fragte Ping. „Ich werde bestimmt mal wieder vorbei kommen. Aber esst ihr eure Suppe lieber alleine. Ich mag nicht so gerne Elfen.“ Erwiderte ich und versuchte bei dem Gedanken an diese Suppe nicht zu würgen.

„Hexer auf Alana aufpassen?“ Wandte sich der große Troll an Letho. „Natürlich, als ob ich freiwillig zulassen würde, dass ihr etwas passiert!“ Entgegnete Letho und zog mich in seine Arme.

„Du guter Partner sein, dann bald sein, Baby Hexerse auf Welt.“ Meinte der Troll noch.

„Hexer können keine, ...“ Fing Letho an, doch ich unterbrach ihn schnell. „Lass sie in dem Glauben, sie würden es vermutlich sowieso nicht verstehen.“ Flüsterte ich ihm zu.

Letho brummte nur etwas Unverständliches als Antwort.

„Wir wollen jetzt weiter, macht es gut ihr beiden.“ Wechselte er dann schnell das Thema. Die Trolle nickten, „Ja wir gehen, nicht das alter Hexer böse wird.“ Bestätigten sie. Ich grinste ein wenig, sie hatten sich scheinbar nicht die Mühe gemacht, die Namen der anderen zu lernen.

Ich winkte ihnen noch kurz, als Letho mich weiter zog.

Teil 2: Auszeit

Ein wenig verwirrt war ich schon, als er mich in Richtung Pferde führte. Kiran stand gesattelt da, aber Tetris nicht. Er stand sogar ein wenig von den anderen Pferden weg und legt die Ohren an, als er Letho sah. Auch sein Hinterbein hob er drohend.

Irritiert sah ich zwischen ihm und Letho hin und her. „Sei vorsichtig, er ist aktuell schlecht drauf“, warnte Letho mich, als ich zu meinem Pferd hinüber ging. Doch Tetris schnaubte mich erfreut an, als ich bei ihm ankam. „Was ist den los Junge?“, fragte ich ihn leise, als er nach Letho schnappte, der sich uns näherte.

„Wir mussten ihn ruhig stellen, damit Regis sich seine Verletzung anschauen konnte. Er hat ihm dann dieselbe Salbe aufgetragen wie bei dir“, meinte Letho. Beruhigend kraulte ich meinem Pferd die Stirn. „Ihr habt ihn mit Schwalbe behandelt?“ fragte ich entsetzt. Letho brummte zustimmend.

„Und er hatte Angst vor Regis. Deswegen mussten wir Axii anwenden“, gab Letho zu.

Ich seufzte. „Armer Tetris, ich weiß, wie du dich fühlst. Die Salbe ist nicht gerade angenehm und dann auch noch Axii“, flüsterte ich zu dem Pferd. Er schnaubte.

„Aber Letho wollte dir doch nichts Böses. Er wollte dir doch nur mit der Verletzung helfen“, murmelte ich, während ich weiter kraulte.

„Ich glaube nicht, dass er deine Erklärungen versteht“, mischte Letho sich ein. Ich zuckte mit den Schultern, „Wer weiß, Pferde sind schlauer, als man denkt. In meiner Heimat gibt es ein Sprichwort, überlass das Denken, den Pferden. Sie haben den größeren Kopf.“ Ich drehte mich zu Letho um. Er hatte Kiran mittlerweile losgebunden und die Gurte nachgezogen.

„Wollen wir irgendwohin?“, fragte ich ihn.

Er nickte, „Ja, ich habe etwas gefunden, das ich dir zeigen möchte“, antwortete mein Hexer.

Stirnrunzelnd sah ich an mir runter. Ich war gar nicht dafür gekleidet, die Festung zu verlassen. Letho schien die Geste richtig verstanden zu haben. „Keine Sorge, es ist nicht weit. Außerdem hat die Kälte, die die Wilde Jagd mit sich brachte, viele Kreaturen vorzeitig in die Winterruhe versetzt“, erklärte er. „Na komm, wir werden beide auf Kiran reiten“, lächelte er dann.

Ich verabschiedete mich von Tetris mit dem Versprechen, das Letho ihm später bestimmt ein paar Leckereien als Entschuldigung vorbeibringen würde.

Dann ließ ich mir von Letho in den Sattel helfen und er setzte sich hinter mich, seinen Arm um meine Mitte geschlungen. Er lenkte sein Pferd aus der Festung und dann den Pfad entlang.
 

Das Tal lag wirklich ruhig da und selbst Wölfe konnte man keine hören. Nur vereinzelt huschte ein Hase über den Weg.

Ich war wirklich gespannt darauf, was Letho mir zeigen wollte. Wir ritten am Fluss entlang, bis er in Richtung Hang abbog. War das nicht der Weg, der zu der Gabelschwanz Höhle führte? Doch wir ritten nicht dorthin.
 

Er lenkte Kiran durch die Felsen, bis wir wieder auf einen alten Pfad kamen. Vor uns ragten drei Monolithen in die Höhe, umgeben von vielen farbenprächtigen Blumen, der Rest war von einem dichten Dickicht umgeben.

Er hielt und stieg ab, dann half er mir aus dem Sattel. „Wo sind wir?“, fragte ich ihn.

„Das wirst du gleich sehen“, lächelte er und ließ Kiran ein wenig abseits grasen.

Letho führte mich an den Steinen vorbei und ich wurde wirklich überrascht. Mit einem Mal war es so warm wie in einem Hochsommer. Und hinter einem Felsen entdeckte ich einige Felle am Boden. Unter einem Felsvorsprung standen auch noch ein ziemlich altes Bett und eine halb verrottete Kiste.

„Das hier ist das alte Gewächshaus von Hieronymus. Ich habe es zufällig gefunden. Hier werden die anderen uns nicht stören. Selbst Vesemir wusste nicht, wo dieser Ort ist“, erklärte er.

Letho setzte sich auf eines der Felle und klopfte neben sich, damit ich mich zu ihm setzte. „Es ist schön hier“, bestätigte ich, als ich mich ebenfalls setzte.

„Es freut mich, dass es dir gefällt“, murmelte er und legte einen Arm um mich und zog mich ein wenig näher, so dass ich nun an ihn gelehnt war. Wir saßen eine Weile so, bis Letho unsere Positionen änderte, er zog mich zwischen seine Beine, mit dem Rücken an seine Brust und hielt mich in seinen Armen.

Sein Kinn ruhte auf meiner Schulter. „Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht. Ich war so erschrocken, als Gaetan dich hereintrug und meinte, du wärst plötzlich zusammen gebrochen und dann hatte Mäussack das Blut gesehen, das von deiner Seite tropfte“, murmelte er und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.

Ich griff nach seiner Hand, „Ich wollte nie, dass du dir sorgen machst. Ich hatte ja selbst nicht einmal bemerkt, dass ich so schwer verletzt wurde“, flüsterte ich. „Aber jetzt ist alles wieder gut. Die Wunde ist komplett geheilt“, fügte ich noch hinzu.

„So schnell?“, Letho schien überrascht.

„Ja, es ist nicht einmal mehr Schorf auf der Wunde. Vielleicht hatten die Zauberinnen etwas ins Badewasser gegeben. Selbst meine Muskeln schmerzen nicht mehr“, vermutete ich.

„Hm, das könnte natürlich sein“, stimmte er zu und strich sanft mit den Fingern über die Stelle.
 

Aber wo das Gespräch gerade zum Vormittag wanderte, sollte ich Letho vielleicht auch vor Yennefer warnen. „Falls Yennefer später auf dich zu kommt, sei mir bitte nicht böse“, murmelte ich leise.

„Warum sollte ich?“, fragte er neugierig.

„Sie hatten mich vorhin so manipuliert, dass ich den dreien von der Strafe mit dem Pendel erzählt hatte. Und Keira dachte zuerst, die Fesselmale währen von dir gewesen. Aber ich habe ihnen dann erzählt, wie es wirklich dazu kam“, erklärte ich.

„Wenn sie kommt, dann ist das so. Ich habe es schließlich nicht anders verdient“, brummte er.

Ich drehte mich zu ihm um. „Sag das nicht Letho“, entgegnete ich.

„Doch, schließlich habe ich nicht gesehen, wie es dir wirklich ging. Und als du den morgen sagtest, ich würde dir weh tun, ...“, er beendete seinen Satz nicht.

„Meine Muskeln schmerzten und ich hatte Prellungen, auf die du gedrückt hattest. Deswegen tat es weh, aber es war nicht deine Schuld. An einem anderen Tag hätte dein Griff nicht weh getan“, versicherte ich ihm schnell, doch er seufzte nur.

„Warum wurdest du eigentlich so wütend, als Vesemir sagte ich sei mit einem Dolch auf den Waldschrat los gegangen? Ich meine, du wusstest doch schon, dass ich gegen ihn gekämpft hatte und du hast den Kadaver gesehen“, fragte ich ihn dann leise.

„Ja ich hatte ihn gesehen, aber ich nahm an, du hättest einen glücklichen Treffer mit dem Schwert gehabt. Ich war über deinen Leichtsinn sauer. Es hätte so viel passieren können. Der Waldschrat hätte sich nur nach hinten fallen lassen brauchen, um dich loszuwerden. Er hätte dich unter sich zerquetscht. Statt dich auf ihn zu stürzen, hättest du lieber Hilfe holen sollen. Und dann hattest du noch nicht mal Einsicht gezeigt, sondern nur Widerworte gegeben“, brummte er leicht aufgebracht.

„Aber bis dahin wärst du tot gewesen“, erwiderte ich.

Ich spürte, wie er den Kopf schüttelte.

„Ich denke, er hätte von mir abgelassen. Es wäre vielleicht knapp geworden, aber so wärst du in Sicherheit gewesen“, murmelte er.

„Was bringt mir meine Sicherheit, wenn ich dich verloren hätte? Ich würde es immer wieder so machen“, entgegnete ich.

„Ach Krümel“, seufzte er und zog mich dicht an sich. „Mir geht es doch genauso. Was soll ich machen, wenn ich dich verliere?“, fragte er mich, aber ich war mir sicher, dass er keine Antwort hören wollte. Außerdem wusste ich nicht, was ich überhaupt antworten sollte. Ich erwiderte einfach seine Umarmung.

Zwischen uns breitete sich Stille aus. Es war nicht wirklich eine Unangenehme, aber angenehm war es auch nicht unbedingt.
 

„Haben die Zauberinnen noch irgendwas gemacht? Oder habt ihr euch die ganze Zeit angeschwiegen?“, durchbrach Letho irgendwann die Stille.

„Sie haben versucht mich auszufragen“, murrte ich, „Sie wollten intime Details über unser Liebesleben haben, aber ich habe mich geweigert. Ich will nichts von deren wissen und erzählen werde ich sicherlich auch nichts!“, erzählte ich ihm.
 

Er fing an zu lachen und schmollend sah ich zu ihm auf. „Jetzt denken sie bestimmt, dass es so schlecht ist, dass du nicht darüber sprechen willst“, amüsierte er sich.

„Oh, das war nicht meine Absicht, ganz bestimmt nicht!“, beteuerte ich schnell. „Triss fragte, ob ich zwischendurch Alraune nehme, fürs Bett, weil Geralt wohl manchmal wie ein wildes Tier war. Ich sagte, ich bräuchte so was nicht. Dann fing Yennefer an, wegen deiner Körpergröße, aber ich habe mich geweigert darüber zu sprechen“, erklärte ich feierlich, doch das brachte ihn noch mehr zum Lachen.

„Oh Krümel, deine Abwehr wird ihre Fantasie nur beflügeln. Mich würde es nicht wundern, wenn sie jetzt denken, ich wäre dort unten winzig klein“, gluckste er.

„Das ist nicht witzig“, schmollte ich „aber ich mag es, wenn du lachst“, ergänzte ich.

„Und die Zauberinnen hab ich vielleicht mit einer Geschichte über Geralt genug abgelenkt“, fügte ich hoffnungsvoll hinzu.

Letho sah mich neugierig an, „Was hatte er denn angestellt?“, wollte er wissen.

Ich grinste, „Das war damals in Flotsam, als dir eigentlich auf der Spur war. Er hat sich mit Roches Leuten so sehr betrunken, dass sie auf einer Hure über das Wasser reiten wollten. Am nächsten Morgen wachte er fast völlig nackt am Ufer auf. Er konnte sich an nichts mehr erinnern. Auch nicht daran, das er sich ein Tattoo hat stechen lassen, am Hals. So musste er durch den ganzen Ort, um seine Sachen zusammen zusuchen“, kicherte ich.

Letho verschluckte sich beinahe an seinem eigenen Speichel beim Lachen. Er ließ sich sogar vor Lachen auf den Rücken fallen, wobei er mich mit zog und ich nun auf ihm lag. „Kein Wunder, dass er damals keinen Kampf wollte. Wenn er soviel getrunken hatte“, keuchte er dann.

Ich setzte mich auf. „Weißt du, egal welchen Grund er hatte, keinen Kampf zu wollen, ich bin froh darüber. Denn wenn ihr gekämpft hättet, wäre ich dir nie begegnet“, gestand ich.

Er runzelte jedoch die Stirn, „Wie kommst du dadrauf?“, wollte er wissen.

„Ihr seid beide ungefähr gleich gut, was ihm an Kraft fehlt, gleicht er mit Schnelligkeit aus. Wenn er gewonnen hätte, wärst du nicht mehr am Leben. Wenn du gewonnen hättest, wäre er tot. Also hätte ich dich nie treffen können, denn ohne Yennefer und Geralt, wäre ich wohl in Wyzima aufgeknöpft worden“, erklärte ich.

„Dann sollten wir wohl heute Abend auf ihn trinken“, schlug Letho vor.

„Vielleicht“, stimmte ich zu und beugte mich wieder zu ihm runter, um ihn zu küssen.
 

„Du hattest doch unterwegs gefragt, wo ich überwintere. Ich würde es dir gerne zeigen“, wechselte er plötzlich das Thema. Überrascht sah ich ihn an, „Du kannst dich noch daran erinnern?“

Er nickte, „Warum sollte ich nicht?“, fragte er überrascht.

„Weil viele Männer nicht wirklich zuhören. Meistens tun sie nur so, oder haben es sehr schnell wieder vergessen“, murrte ich.

„Du wolltest es wissen und ich würde es dir gerne zeigen, aber ich war jetzt einige Jahre nicht dort. Wir müssten also bald aufbrechen, um es wieder winterfest zu machen“, fuhr er fort.

Ich blinzelte ihn an, „Du würdest mir zeigen, wo dein Versteck ist?“, fragte ich ihn ungläubig.

Er nickte, „Ja, auch wenn es vermutlich aktuell nicht im besten Zustand sein könnte. Aber es liegt sehr versteckt, die Küste ist nicht weit, aber der Ort ist durch einen Berg geschützt und liegt mitten in einem Wald. Außerdem ist dort direkt in der Nähe eine heiße Quelle“, zählte er auf.

„Wir wären dort ganz alleine, nur wir beide?“, hauchte ich.

Er summte bestätigend.

„Das klingt gar nicht mal so schlecht“, lächelte ich ihn an. „Ich würde gerne mit dir den Winter dort verbringen, aber bis dahin ist doch sicherlich noch viel Zeit?“, überlegte ich.

„Nicht so viel, wie du vielleicht vermutest, in einigen Tagen haben wir bereits die Herbst-Tag und Nachtgleiche. Deswegen sollten wir, sobald Tetris Bein und meine Schulter vollständig geheilt sind, uns an die Vorbereitungen machen“, korrigierte er meine Annahme.

„Oh, bin ich schon so lange hier?“, ich war wirklich erstaunt.

„Manchmal vergeht die Zeit wirklich schnell“, stimmte Letho zu. „Deswegen sollten wir bald aufbrechen. Mit etwas Glück könnten wir in Blaviken ein Schiff bekommen, ansonsten müssten wir doch wieder nach Novigrad“, erklärte er.

Ich schluckte, „Schiff? Wo liegt dein Winterquartier?“, wollte ich vorsichtig wissen.

„Auf Skellige“, murmelte er und strich zärtlich über meinen Rücken.

„Ich wusste, es gab da einen Haken“, seufzte ich. „Aber müssen wir wirklich nach Novigrad zurück? Was ist wenn Avallac’h recht hat und ich dort mit dem vermeintlichen Geheimnis ziemlichen Bockmist gebaut habe?“, fragte ich ihn leise.

„Dir passiert schon nichts, aber wenn in Blaviken keine Schiffe mehr ablegen, ist Novigrad die einzige Möglichkeit. Wir können auch wo anders überwintern, wenn du möchtest“, schlug er dann vor.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, du möchtest mir dein Quartier zeigen und dieses Vertrauen will ich nicht mit Füßen treten. Ich mag die Kälte zwar nicht sonderlich, aber dann müssen wir halt für genug Brennholz sorgen“, lächelte ich ihn an.

„Und wegen der Reise, Hjalmar hatte uns doch nach Skellige eingeladen, vielleicht können wir mit ihm und Mäussack reisen“, fügte ich dann noch hinzu.

„Hm, wir könnten sie später fragen“, freute er sich.

Ich stützte mich auf und rieb mir verlegen den Bauch, was Letho neugierig beobachtete. „Hungrig?“, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, aber die Schwerter drücken“, murmelte ich. Darauf hin setzte er sich auf, so dass ich auf seinen Schoß zurückrutschte. Mit schnellen und geübten Handgriffen löste er die Schnallen und legte seine Rüstung ab.

Grinsend lehnte ich mich wieder an ihn, „So geht es natürlich auch.“ Ich schlang meine Arme um ihn und atmete seinen Geruch ein. Davon konnte ich nicht genug bekommen. Langsam ließ ich meine Hände über seinen Rücken wandern.

„Krümel nicht“, bat Letho mich aber dann auf einmal.

Irritiert blickte ich ihn. „Meine Schulter“, Brummte er erklärend. Aber das machte es nicht besser, ich war immer noch verwirrt, schließlich hatte er ja heute Morgen gesagt, dass sie gut heile und Bewegungseinschränkungen schien er auch keine gehabt zu haben, außerdem hatte er sich doch sogar eben auf den Rücken fallen lassen.

Aber vielleicht lag es genau daran, das er sich auf den Rücken hat fallen lassen.

Jetzt besorgt, sah ich ihn an, „Ich dachte sie heilt gut?“, fragte ich ihn.

Er nickte, „Tut sie auch, aber ich habe Mäussack die Wunde nicht nähen lassen“, meinte er.

Ich runzelte die Stirn, „Aber warum das? Lass sie mich sehen“, bat ich ihn und stand bereits von seinem Schoß auf.

„Die Klinge ging bis zum Knochen, steckte sogar ein Stück drinnen. Daher hatte ich ihm verboten, die Wunde zu nähen, damit ich sicher gehen kann, dass der Knochen richtig heilt und keine Wundflüssigkeit eingeschlossen wird, wenn die Haut sich zu schnell schließt“ erklärte er, während er zu ließ, dass ich sein Hemd nach oben schob.

Die Wunde war größer, als ich erwartet hatte, aber die Haut drum herum war weder gerötet, noch übermäßig war. Allerdings war sie wirklich wieder ein wenig aufgegangen, zum Glück blutete sie nicht, nur ein wenig Lymphe trat aus.

„Das wird eine ziemliche Narbe geben“, murmelte ich und strich noch einmal neben der Wunde entlang. Soweit wie ich es sehen konnte, heilte sie wirklich gut und sonderlich tief war sie auch nicht mehr.

„Nicht meine erste“, erwiderte Letho gelassen.

„Warum hast du keinen Trank für die Heilung genommen?“, wollte ich wissen, als ich vorsichtig sein Hemd wieder herunter zog. „Wegen dem Knochen. Schwalbe heilt Knochengewebe nicht sonderlich gut“, erklärte er mir. Ich setzte mich neben ihn.

„In meiner Welt wird bei großen Verletzungen eine Drainage in die Wunde eingelegt, damit überschüssiges Blut und Wundwasser ablaufen kann. Das kann ein schmaler Schlauch sein, an dem ein Beutel befestigt ist, oder auch ein Stück Verband. So kann die Flüssigkeit ablaufen, aber die Wunde vernäht werden, damit sie ohne große Narben und Infektionen heilen kann“, erklärte ich ihm.

Allerdings liefen Schauer über meinen Rücken, als ich daran dachte, wie die Drainage aus meinem Knie gezogen wurde. Es war mehr als unangenehm und ein unbeschreiblich ekliges Gefühl gewesen.

Auch Letho schien die Nase bei der Vorstellung zu rümpfen. „Keine schöne Vorstellung“, entgegnete er.
 

„Konntest du den Dolch eigentlich erkennen? War er von der Wilden Jagd?“, wechselte ich ein wenig das Thema. Doch er schüttelte den Kopf, „Nein, bisher habe ich nicht davon gehört, dass die roten Reiter Messerwerfer unter sich haben. Aber von wem sollte er sonst stammen?“, grummelte er. „Allerdings habe ich die Befürchtung, dass ich eigentlich gar nicht das Ziel gewesen war. So wie Eredin kurz vorher auf dich reagiert hatte“, fügte er hinzu und griff nach meiner Hand.

„So wie er mich ansah, dachte ich zuerst, Ciri würde hinter mir stehen. Oder er mich für sie halten, allerdings glaube ich das nicht wirklich“, erwiderte ich. Ich seufzte, „Es lag vielleicht an dem neuen General, den sie dabei hatten. Er war ein Mensch und eventuell aus meiner Welt“, gab ich zu. Überrascht sah Letho mich an.

„Der Brief, den Geralt mir mitbrachte, ich konnte ihn öffnen. Triss brachte mir eine Botschaft vom Spiegelmeister mit, als sie hier an kam. So konnte ich den Brief öffnen. Darin wurde vor dem neuen Reiter gewarnt und das er jemanden etwas gestohlen hätte, aber der Verfasser des Briefes hätte nichts dagegen, dass ich es bekomme. Und der Reiter trug ein Schmuckstück im Ohr, das bei vielen jungen Leuten in meiner Welt sehr beliebt ist“, erzählte ich ihm.

„Was stand noch darin?“, wollte Letho wissen.

„Das er froh ist, dass ich es bis hierher geschafft hatte und dass er mich und mein Handeln so unterhaltsam findet, wie er es sich gewünscht hatte und dass er hofft, dass ich einen Barden inspirieren würde“, fasste ich zusammen. „Ich bin also nur hier, weil jemand sehr mächtiges sich langweilte. Was ist, wenn er plötzlich beschließt, dass er mich nicht mehr benötigt?“, ich traute mich nicht, meinen Hexer anzusehen.

„Krümel, ich habe dir schon gesagt, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert und wenn er dich wieder wegschicken will, werden wir eine Lösung finden“, munterte Letho mich auf.

„Danke“, lächelte ich ihn zögerlich an.

„Immer“, lächelte er zurück und beugte sich zu mir. Wir küssten uns zärtlich, bis er sich zurückzog.

Er sah mich an, als ob er etwas fragen oder sagen wollte, aber nicht wusste wie.

„Ist alles in Ordnung?“, wollte ich wissen.

Er nickte, „Ja, alles gut“, sein Gesichtsausdruck sagte allerdings etwas anderes, er wirkte unsicher und er blickte mich nicht wirklich an.

„Letho?“, sprach ich ihn erneut an. Doch er reagierte nicht gleich.

„Was ist los Letho?“, fragte ich ihn nun energischer.

Er schüttelte den Kopf, „Es ist nichts, ...“, murmelte er.

Ich war mir sicher, dass er etwas hatte, er war nie so unsicher, ok fast nie. Ich kniete mich auf und nahm sein Gesicht in meine Hände, damit er mich ansehen musste. „Was ist los? Du weißt, du kannst mir alles sagen“, versuchte ich es erneut, doch er wich meinem Blick noch immer aus.

„Könntest du kurz nach Kiran sehen?“, bekam ich dann doch aus ihm heraus, nach dem er eine Weile gedruckst hatte. Ich runzelte die Stirn, nickte aber.

Mit einem besorgten Blick zurück, verließ ich das kleine Versteck. Ich ging zu Kiran, der schnaubend aufsah.

„Na du“, begrüßte ich ihn. „Keine Angst, du kannst noch weiter fressen. Letho wollte, dass ich nach dir schaue“, murmelte ich. Das Pferd stupste mich kurz an, ehe es wieder anfing zu grasen. Seufzend lehnte ich mich an ihn und streichelte ihn am Hals.

Hin und wieder machte Kiran einen Schritt, so das ich es aufgab, mich an ihn zu lehnen.

„Du weißt auch nicht, was mit Letho los ist, oder?“, fragte ich das Pferd, um mich selbst ein wenig abzulenken. Aber er zuckte nur kurz mit den Ohren und widmete sich dann wieder dem Gras. „Es schien alles in Ordnung zu sein und dann wurde er komisch“, erzählte ich weiter.
 

Da ich mir nicht sicher war, ob ich schon zurück sollte, beziehungsweise durfte, suchte ich mir einen Baumstamm in der Nähe, der in der Sonne lag und setzte mich darauf. Ich beobachtete Kiran beim fressen und überlegte, was mit Letho auf einmal los sein könnte, doch mir fiel nichts Plausibles ein.
 

„Alanya!“ Ich zuckte beim Klang meines Namens kurz zusammen. „Ja Letho?“, rief ich zurück. „In der Satteltasche ist noch ein Beutel, bring den bitte mit“, bekam ich als Antwort.

Ich stand auf und ging zu Kiran zurück. In der ersten Satteltasche fand ich nichts, so ging ich um das Pferd herum und öffnete die andere.

Da war tatsächlich ein Stoffbeutel in der Satteltasche. Vorsichtig zog ich ihn raus, etwas knisterte im inneren und ich war wirklich versucht hinein zu schauen. Aber ich riss mich zusammen und verschloss die Satteltasche wieder. Ich wollte mich gerade umdrehen, als Letho mich plötzlich von hinten ansprach, er musste sich angeschlichen haben, denn er stand direkt hinter mir.

„Na los, schau rein Krümel“, murmelte er, wobei ich ziemlich erschrak und gerade noch so ein Quieken unterdrücken konnte. „Letho! Erschreck mich nicht so!“, beschwerte ich mich bei ihm.

„Du solltest mehr auf deine Umgebung achten“, rügte er mich leise. Ungesehen von ihm verdrehte ich die Augen, als ob man einen Hexer bemerken könnte, wenn der sich anschleicht.

Letho schlang seine Arme um meinen Bauch und legte sein Kinn auf meine Schulter. „Das hab ich gesehen“, grinste er an mein Ohr.

„Gar nicht wahr“, entgegnete ich und hauchte einen Kuss auf seinen Unterkiefer.

„Na schau schon rein, ich weiß, dass du bestimmt neugierig bist“, schlug er dann vor. Vorsichtig zog ich die Schnürung des Beutels auf und spähte hinein. Ich konnte aber immer noch nicht erkennen, was sich darin befand, denn es war zusätzlich in Pergament eingewickelt. Daher griff ich hinein und zog es heraus. Was auch immer darin eingewickelt war, hatte scheinbar eine ovale Form, die nach oben hin leicht aufgewölbt war. Vorsichtig wickelte ich das Pergament ab, mir blieb der Mund offen stehen.

„Ich dachte, es könnte dir gefallen“, murmelte Letho, als ich nach einigen Sekunden immer noch nicht reagiert hatte. Mit einem hörbaren Klick schloss ich meinen Mund wieder. „Letho, es ist wunderschön“, hauchte ich. Ich konnte den Blick nicht von dem Gegenstand in meiner Hand lösen.

Es schien eine Art Kristall zu sein, die in Form geschliffen wurde, nicht oval, wie ich zuerst dachte, sondern leicht herzförmig. Im inneren befanden sich Blumen, die glitzerten, als wären sie mit Raureif bedeckt. Es waren einige blaue Blüten, die sich wie ein Kelch nach oben streckten, die Kelchöffnung wirkte sternförmig. Und es gab weiße Blüten, die ebenfalls fast aussahen wie Sterne.

Enzian und Edelweiß.

Zwei sehr seltene und schwer zu beschaffenen Blumen. Die Blumen sahen aus, als wären sie eben erst gepflückt worden, auch wenn sie geschrumpft zu sein schienen, damit sie in den Kristall passten. An dem Kristall gab es auch eine kleine Öse, durch die ich eine Kette fädeln konnte.

„Danke Letho!“, hauchte ich und strahlte ihn an, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte. Er schien erleichtert zu sein, dass es mir gefiel. „Hatte befürchtet, es könnte zu kitschig sein“, gestand er leise.

„Mir würde alles gefallen, was von dir kommt. Aber du musst mir nichts schenken“, lächelte ich.

„Hm, das selbe gilt für dich“, zwinkerte er und zog den kleinen silbernen Anhänger aus seinem Kragen. Ich fasste sein Gesicht mit beiden Händen und zog ihn zu mir runter, damit ich ihn wieder küssen konnte.

„Ich bin wirklich froh, dass du damals bei unserer ersten Begegnung schwarzes Blut getrunken hattest und mir danach weiße Möwe gabst“, murmelte ich.

Erstaunt und auch skeptisch sah er mich an, „Du bist froh darüber, dass ich dich vergiftet hatte?“, wollte er wissen.

Ich nickte, „Ja, so schrecklich die Albträume dadurch auch waren, umso glücklicher bin ich jetzt. Ohne den Vorfall würden wir vielleicht heute gar nicht hier stehen“, bestätigte ich. „Wenn ich nicht krank geworden wäre, wärst du doch sicherlich direkt weiter geritten, oder?“, fragte ich ihn leise.

„Hm, sehr wahrscheinlich. Hatte vor nach Serrikanien zu gehen“, brummte er.

„Es wäre dann alles anders gekommen, du hättest dort bestimmt auch jemanden gefunden, mit dem du hättest glücklich werden können, aber jetzt hängst du mit mir fest!“, grinste ich.

„Und ich würde es nicht anders wollen“, lächelte er. „Komm, ich habe noch was“, flüsterte er und hob mich hoch. Ich konnte noch gerade meine Arme um seinen Hals schlingen, ehe er zurück zu dem kleinen Lager ging.

„Hat es etwas damit zu tun, warum ich nach dem Pferd schauen sollte?“, wollte ich wissen.

Er blickte zur Seite und nickte unsicher.

„Ich bin sicher, egal was es ist, es ist toll geworden!“, wollte ich ihn aufmuntern. Seine Kiefermuskeln zuckten, so als würde er die Kiefer aufeinanderpressen, weil er nicht wusste, was er sagen sollte.

Er schien etwas vorbereitet zuhaben, doch ich konnte nicht sehen, was es war, denn so wie er mich trug, konnte ich nur sehen, was sich hinter ihm befand. Doch auch, als wir die kleine geschützte Blase wieder erreichten, stellte er mich nicht wieder auf die Füße, sondern setzte mich auf das Fell, das noch immer auf dem Boden lag.

„Versprich mir, dass du nicht lachst“, bat er mich leise, als er mich losließ. Fragend blickte ich ihn an. Warum sollte ich denn lachen? „Versprochen“, erwiderte ich fest. Er kniete sich ebenfalls auf das Fell und ich drehte mich um. Er hatte scheinbar, in der Zeit, die ich bei Kiran war, etwas hervorgeholt, aber ich konnte es noch nicht erkennen, er hatte es mit einem Tuch abgedeckt.

„Mach die Augen zu?“, fragte er leise und unsicher. Ich seufzte, tat aber, um was er gebeten hatte. Innerlich beschloss ich, dass ich dringend etwas gegen seine Unsicherheit tun musste. Er sollte sich keine Sorgen machen müssen, was ich über ihn denke.

Ich hielt sogar meine Hände vor meine Augen, damit er sich sicher war, dass ich nicht schummelte, auch wenn ich total neugierig war. Und es wurde nicht besser, als ich das Rascheln vom Stoff hörte und das leise Knistern einer Flamme.

Letho schwieg weiterhin und ich konnte sonst nichts weiter hören. „Letho?“, fragte ich daher nach einigen Momenten.

„Du, ... du kannst jetzt schauen“, hörte ich ihn leise seufzen. Ich nahm die Hände von den Augen und blickte zu ihm rüber. Er kniete da und knetete sich unsicher die Hände, sein Blick war nach unten gerichtet.

Ich blickte auf die Stelle, die eben noch mit einem Tuch bedeckt war. Mir blieb ein weiteres Mal der Mund offen stehen und ich war versucht, mir die Augen zu reiben. Auf einem niedrigen Tisch waren allerlei Dinge angerichtet, kleine Snacks, Wein inklusive Gläsern, Kerzen und sogar ein Kuchen.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber wahrscheinlich hatte er das alles vorbereitet, als ich mich mit den Zauberinnen am Vormittag rumärgern musste.

Ich blickte erneut zu Letho, doch sein Blick war abgewandt, die Kiefer fest aufeinandergepresst und die Hände zu Fäusten geballt. Vermutlich hatte er mein Schweigen falsch verstanden. Ich rutschte zu ihm rüber und legte meine Hand auf seine Fäuste.

„Hast du das alles gemacht?“, wollte ich wissen.

Er nickte.

„Alleine?“, fragte ich weiter.

Er nickte, „Vesemir hat mir den Rat gegeben“, gestand er leise.

Ich legte meine Hand an seine Wange. „Es ist wunderbar geworden, Letho“, erwiderte ich dann. Erstaunt blickte er mich an.

„Du findest es nicht lächerlich?“, fragte er nach.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Du hast dir soviel Mühe gegeben, natürlich ist das nicht lächerlich“, bestätigte ich ihm. Zaghaft blickte er mich an, so als ob er sehen wollte, ob ich es wirklich ernst meinte.

„Letho, ich würde nie über dich lachen“, lächelte ich ihn nachsichtig an. „Ich finde es bewundernswert, dass du dir soviel Mühe gibst.“

„Aber?“, fragte er dann.

„Du musst nichts machen, wenn es dich unwohl fühlen lässt, oder du denkst, du müsstest es machen, nur weil es mir gefallen könnte. Verstehst du das?“, erwiderte ich.

„Ich wollte dich aber wirklich überraschen, ich wollte, möchte das wir es uns hier heute bequem machen können“, entgegnete er.

„Und es ist dir wirklich gelungen. Also erweist du mir die Ehre und schneidest mir ein Stück von dem Kuchen ab?“, bat ich ihn. Es waren wohl die richtigen Worte, die ich gewählt hatte, denn in seine Augen kehrte seine gewohnte Selbstsicherheit zurück. Er nahm ein kleines Messer und schnitt mir ein Stück von dem Rührkuchen ab.

Ich nahm es entgegen und biss direkt hinein. Doch als der Kuchen meine Zunge berührte, musste ich mich anstrengen, keine Miene zu verziehen. Er hatte sich da wohl bei der Menge der Zutaten ein wenig vertan. Tapfer aß ich das Stück auf und lächelte ihn an. Gespannt schien er auf mein Urteil zu warten.

„Ein wenig zu süß, aber dennoch gut“, lobte ich ihn. Jetzt nahm er sich auch ein Stück und biss einen Happen ab und verzog sofort das Gesicht. „Ein bisschen zu süß ist gut“, grummelte er. „Und ich hatte mich schon gewundert, dass ich noch soviel Mehl nachträglich dazu geben musste, weil der Teig so flüssig war“, ärgerte er sich. Er hatte wohl die Mengenangaben von Mehl und Zucker verwechselt.

„Halb so wild“, wollte ich ihn aufmuntern und brach ein Stück von dem Kuchen ab, den er noch in der Hand hielt, und steckte es in meinen Mund.

„Krümel nicht. Ich möchte nicht, dass du Bauchschmerzen deswegen bekommst“, murmelte er deprimiert.

„Keine Sorge. Ich krieg höchstens nen Zuckerschock und werde total albern sein heute Abend. Aber da ihr vermutlich sowieso recht viel trinken werdet, werde ich da gar nicht auffallen“, erwiderte ich grinsend. „Woher hast du eigentlich das Rezept? In den beiden Büchern, die in der Küche stehen, hatte ich keines gesehen“, wollte ich ihn ein wenig ablenken. Er legte das Stück Kuchen beiseite und wischte sich die Krümel von der Hand.

„Das habe ich auch von Vesemir. Er gab mir ein kleines Buch, da stand es mit drin“, er zog etwas unter dem Fell hervor, auf dem wir saßen und reichte es mir, er wurde dabei sogar ein wenig rot.

»so umwerben sie richtig. Ein Ratgeber für Casanova und ehrliche Freier« stand auf dem Cover. Ich zog eine Augenbraue hoch und schlug das Buch auf. Ich verschluckte mich beinahe an meinem eigenen Speichel, das Buch war uralt, eine Erstauflage von 890.

„Du brauchst mich doch nicht umwerben Letho, du hast mich doch schon“, wollte ich meinen Schreck umgehen. Wenn dieses Buch von Anfang an in Vesemirs Besitz gewesen war, könnte er fast so alt wie Regis sein. Ich reichte meinem Hexer das Buch zurück.

„Ich wollte keine Fehler machen“, gab er zu, als er das Buch wieder wegsteckte.

„Fehler zu machen gehört dazu, daraus lernen wir“, erwiderte ich.

Doch er schüttelte den Kopf, „Ein Hexer der Fehler macht, ist ein toter Hexer“, grollte er.

„Ach Letho, das mag vielleicht für die Monsterjagd gelten, aber doch nicht für Beziehungen“, schüttelte ich sachte den Kopf. Doch dies schien ihn nicht aufzumuntern.

„Etwas zu viel Zucker in einem Kuchen ist bei weitem nicht das schlimmste, was passieren kann“, pikste ich ihn in die Seite. Fragend blickte er mich an, „Du hättest den Zucker mit Salz verwechseln können“, kicherte ich. Sofort verzog er das Gesicht, „Das mag ich mir gar nicht vorstellen“, grunzte er.
 

Wir genossen den Nachmittag, aßen ab und zu einen Happen von den Snacks, die er mit gebracht hatte, und tranken den leichten Wein. Um den Kuchen machten wir aber einen Bogen. Wir erzählten noch ein bisschen und lagen am Ende dicht aneinander auf dem Bärenfell. Es war schön, mal nicht jederzeit damit rechnen zu müssen, gestört zu werden. Auch wenn Letho nicht mehr wollte, als mich einfach im Arm zuhalten.

Mir wurde klar, dass er wirklich angst um mich gehabt haben musste, als Gaetan mich nach der Schlacht rein getragen hatte. Unwillkürlich zog ich meine Arme fester um ihn, als ich mir vorstellte, es wäre anderes herum gewesen. Wenn er ohne Bewusstsein gewesen wäre.

„Was ist los, Krümel?“, wollte Letho ruhig wissen.

„Ich habe daran denken müssen, was gewesen wäre, wenn die Schlacht anders ausgegangen wäre“, gestand ich. „Vesemir wäre gestorben und Lambert hätte auch sterben können“, erzählte ich ihm.

„Den beiden geht es gut“, versicherte er mir. Ich nickte an seiner Brust. Hoffentlich würde Geralt es zukünftig nicht vermasseln. Auch wenn ich nicht wusste, was besser wäre, wenn Ciri bei ihm bliebe oder wenn sie Kaiserin werden würde. Aber so oder so, es wäre eine Tragödie, wenn sie aus dem Portal nicht zurückkommen würde. Aber ich fragte mich auch, würden wir unfreiwillig in die nächste Schlacht gegen die wilde Jagd gezogen werden, wenn wir nach Skellige reisten und würden wir die Auswirkungen der Spährenkonjunktion in Lethos Versteck mitbekommen. Und wann würde ich erfahren, was aus Ciri geworden ist?

Seufzend kuschelte ich mich an Letho und freute mich über seine Anwesenheit, wenn er nicht wäre, würde ich wohl bald auf dem Weg in meine eigentliche Heimat zurück sein, aber jetzt wollte ich hierbleiben, bei ihm.
 

Seine Finger strichen langsam über meinen Rücken. „Wir sollten langsam alles zusammen packen, die Sonne wird bald untergehen“, hörte ich die tiefe Stimme von Letho.

„Müssen wir?“, wollte ich quengelnd wissen.

Er lachte leise, „Ja, du willst doch Zoltan sicher nicht enttäuschen, wenn wir nicht auftauchen, er könnte die anderen auch dazu bringen, nach uns zu suchen“, entgegnete er. Seufzend erhob ich mich, es wäre schade, wenn die anderen von unserem kleinen Rückzugsort erfahren würden.
 

Wir ließen uns aber trotzdem Zeit, beim Zusammenpacken der Sachen. Die nächsten Tage würden wir wohl nicht mehr so viel Zeit alleine haben. Aber irgendwann war auch das letzte Teil gepackt und wir hatten keine weitere Ausrede mehr.

Den Kuchen, den wir nicht gegessen hatten, verteilten wir außerhalb der magischen Barriere auf der Wiese, die Tiere würden sich sicherlich darüber freuen. Letho verschnallte die Tasche am Sattel und half mir dann aufs Pferd, ehe er sich wieder hinter mich in den Sattel setzte. Im gemütlichen Schritt ritten wir zurück zur Festung.
 

Es war bereits dunkel, als wir sie erreichten und Kiran zurück in den Stall brachten. Oben am Eingangsportal wurden wir bereits von Lärm lauter Stimmen empfangen. Sie hatten wohl schon angefangen.

„Da seid ihr ja endlich!“, grüßte uns Zoltan freudig. „Ihr kommt gerade rechtzeitig“, lachte er und deutete in die Runde. Es waren wirklich schon alle da, sogar Avallac‘h saß mit am Tisch. Dieser musterte mich, als wir näher traten, und nickte mir einmal zu, um meine Anwesenheit anzuerkennen. Verwirrt runzelte ich die Stirn, warum war er auf einmal nicht mehr ganz so abweisend zu mir. Doch ich tat es erst mal Schultern zuckend ab. Letho hatte die Tasche zur Seite gestellt und wir setzten uns zu den anderen an den Tisch.

„Hattest du nicht Bettruhe verordnet bekommen?“, grinste ich Hjalmar an.

„Ich habe das Bett nie verlassen, Regis hat nie gesagt, dass das Bett nicht bewegt werden darf“, lachte er.

„Du solltest aber keinen Alkohol trinken, sonst konnten wieder Blutungen auftreten“, nickte ich zu seinem Beinstumpf.

„Noch so jemand, der einem den Spaß verderben will“, jammerte er gespielt. Ich verdrehte die Augen, Männer.

Ich blickte zu Ves und Roche, sie hatte einen Verband um den Kopf und Roche hatte einen Arm in der Schlinge. Die Hexer sahen soweit in Ordnung aus, nur die Zauberinnen wirkten noch ein bisschen Müde. Am schlimmsten hatte es dann wohl wirklich Hjalmar getroffen.

„Da jetzt ja auch die letzten beiden endlich da sind, möchte ich mich noch einmal für die großartige Unterstützung danken!“, sprach Geralt und hob sein Becher. „Ohne euch alle, wäre der Sieg nicht möglich gewesen und es hätte herbe Verluste gegeben“, sein Blick huschte zu Ciri und Vesemir.

„Trotz der herannahenden Gefahr, haben sich alte Freundschaften vertieft und neue gebildet. Trotz aller Widrigkeiten haben wir Seite an Seite gestanden. Daher gehört der erste Toast des Abends euch!“, Geralt setzte sich wieder.

„Hört, hört!“, erwiderte Eskel und alle hoben ihre Becher und prosteten sich zu.

Vesemir erhob sich nun, „Auch ich will meinen Dank aussprechen, nicht nur dafür, dass ihr beim Sieg geholfen habt, sondern auch das die Vorbereitungen so reibungslos abliefen. Ohne die tatkräftige Unterstützung der hier Anwesenden, wären die Schäden an den Gemäuern deutlich größer und wohl auch irreparabel. Ich bin froh, dass ich selbst noch sehen kann, dass unsere alte Festung dem Angriff standhalten konnte. Ich wusste, wie die Schlacht hätte ausgehen können und hatte damit schon abgeschlossen. Doch jemand war hartnäckig genug, um das Schicksal, mein Schicksal zu ändern. Zu meiner Schande muss ich außerdem gestehen, dass es diesem hartnäckigen Geist gelungen war, mich reinzulegen und zu überrumpeln. Wie sagte sie so schön, manchmal muss man die Worte auch mal auf die Goldwaage legen. Auch wurde mir vor Augen geführt, das nicht nur Männer fähige Krieger sein können. Daher, ein Hoch auf die anwesenden Damen!“

Ciri und Ves übertönten den Jubel der anderen, während Vesemir sich wieder setzte.

Als jedoch auch Eskel aufstand, fingen die ersten an zu meutern. Entschuldigend hob er die Hände, „Ich habe sicherlich nicht vor ebenfalls eine Rede zu halten, aber das Fleisch tischt sich nicht selber auf“, grinste er, worauf es wildes Gelächter gab.

Während Eskel die Platten mit dem Fleisch holte, wurden die Becher wieder aufgefüllt.

Obwohl die Hexer eigentlich eher schweigsam beim Essen waren, schienen sie heute eine Ausnahme zu machen. Es wurde geplaudert und gelacht, was wohl aber auch dem Alkohol mit zu verdanken war.

Eskel hatte sich wirklich Mühe bei dem Essen gegeben und wie ich nebenbei erfuhr, hatte Lambert ihm sogar geholfen. Es gab Rehrücken und Kaninchen, dazu Kartoffeln und Rüben.
 

„Sag mal Quälgeist“, sprach mich Geralt irgendwann an, fragend blickte ich zu ihm. „Es wurde ja behauptet, du hättest erfolgreich ein Attentat begangen, ich frage mich, wie du das geschafft haben willst. Schließlich kamst du ja nicht mal gegen ein Rudel wilder Hunde an, bevor ich mit deinem Training anfing“, fragte er.

Seufzend ließ ich den Kopf sinken, musste er das zur Sprache bringen, ich hatte gehofft, die anderen hätten es bereits vergessen, doch leider schienen sie jetzt alle gespannt zuzuhören. Ein weiterer Blick in die Runde bestätigte meine Befürchtung, sie alle wollten die Geschichte hören. Ich nahm noch einen Schluck aus meinem Krug, ehe ich anfing zu erzählen.

„Also gut, es war vor einigen Jahren, auf einem fernen Kontinent. Tamriel“, ich blickte kurz zu Ciri, sie zog zwar eine Augenbraue hoch, ließ aber nicht erkennen, ob der Name ihr bekannt vor kam.

„Durch Umwege, die ich hier nicht näher erläutern möchte, kam ich zur Dunklen Bruderschaft. Irgendwann bekam sie den Auftrag, einen recht gut bezahlten, der die Bruderschaft zum alten Glanz verhelfen sollte. Ich weiß nicht warum, aber er wurde ausgerechnet mir zugeteilt“, ich seufzte erneut.

„Es gab eine Feierlichkeit, bei der es passieren sollte. Ein direkter Angriff kam nicht infrage und der Auftraggeber hatte bestimmte Bedingungen gestellt. Für die Feierlichkeit wurde ein berühmter Koch eingeladen, den alle nur unter der Feinschmecker kannten, niemand wusste, wie er aussieht, oder wirklich heißt. Dies nutzte ich, gab mich als der Feinschmecker aus und gelangte so in die Küche des Palastes. Ich sollte ein Gift in das Essen schmuggeln. Soweit lief auch alles gut. Es war bekannt, dass der Kaiser immer zuerst essen würde und dass er keinen Vorkoster hatte. Dummerweise saß nicht der Kaiser am Tisch, sondern sein Doppelgänger. Es war vermutlich eine Falle, für die Bruderschaft.“

Ich nahm noch ein Schluck.

„Ein Doppler?“, fragte Gaetan dazwischen, ich zuckte mit den Schultern. „Gut möglich, er glich ihm zumindest bis auf das letzte Haar.“

„Wie bist du entkommen?“, wollte Letho wissen.

„Ich hab die Beine in die Hand genommen und bin gerannt. So schnell und so lange ich konnte. Dem Pfeilhagel konnte ich durch Hakenschlagen entgehen“, grinste ich.

Ich konnte Roche glucksen sehen, bei dem Gedanken, wie ich, wie ein feiger Hase davon gerannt war. „Allerdings erwartete mich in unserem Versteck ein Blutbad. Während ich das Attentat begann, wurde die Dunkle Bruderschaft angegriffen und zerschlagen. Aber wenn die dunkle Bruderschaft einen Vertrag angenommen hatte, musste dieser erfüllt werden. Das hieß, ich musste also den Standort des echten Kaisers herausfinden. Er versteckte sich auf einem Schiff, vor dem Hafen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als bei Nacht und Nebel hinaus zu schwimmen und mich auf das Schiff zu schleichen.“

„Kommt mir bekannt vor“, murmelte Letho.

Ich nickte, „Aber im Gegensatz zu dir hatte ich keine magische Bombe und das Schiff war um einiges größer. Ich musste mich also unter Deck, an den ganzen Wachen vorbei schleichen. Der Kaiser erwartete mich und ergab sich seinem Schicksal, er hätte versuchen können zu fliehen oder die Wachen zu alarmieren, aber das einzige das er verlangte, nein eher erbat, war das der Verräter, der den Auftrag gab, bestraft werden würde. Danach erwartete freiwillig er meinen Dolchstoß. Ein unrühmliches Ende, für Kaiser Titus Mede II. Die wenigen überlebenden Mitglieder der Bruderschaft, wollten sich neu formieren, aber ich verließ das Land“, beendete ich meine Erzählung.

Alle sahen mich mit gemischten Gefühlen an. Während Geralt scheinbar bereute, die Frage gestellt zu haben, schien in Gaetans Blick sowas wie Anerkennung zu liegen. Vielleicht lag es daran, dass viele der Katzenhexer ebenfalls Attentäter waren.

„Daher auch deine Fähigkeit mit einem Dietrich?“, wollte Geralt dann doch noch wissen.

„Unter anderem“, erwiderte ich nur.
 

Aber dann fiel mir etwas ein, wie ich mich für diese unangenehme Frage rächen konnte. „Aber Geralt, wenn ich hier schon in meiner Schmutzwäsche wühlen musste, warum erzählst du Vesemir nicht, wie es dazu kam, das du und Lambert einem ziemlich alten Katakan mit einem Stahlschwert gegenüber standet, statt eure Silberschwerter zu nutzen, so wie ich?“, grinste ich ihn hämisch an.

Sofort wurden seine Augen groß und leicht blass schaute er zu seinem Mentor rüber.

Dieser starrte den Hexer finster an, ehe er fragend zu mir blickte, „Und woran hattest du das feststellen können?“, wandte er sich dann an mich.

Na toll, jetzt musste ich doch wieder erzählen. „1. kein Mensch kann über eine 4 Meter hohe Mauer springen, 2. kein Mensch könnte hören, das vor der Leichenhalle Geralt streit mit der Wache hatte, während wir am anderen Ende des Gebäudes waren und 3. konnte ich seine Fratze unter seiner Tarnung durchschimmern sehen, als er es geschafft hatte, Lambert abzuwimmeln. Aber Geralt wollte ja lieber dem Vampir glauben, ich sein ohne Grund hysterisch geworden und hätte ihn angegriffen“, zählte ich auf. Sogar Lambert schien nun ein wenig peinlich berührt zu sein, dass er das nicht mitbekommen hatte.

„Vielleicht solltet ihr nochmal die Grundlagen bei Onkel Vesemir lernen“, lachte Ciri und Vesemir nickte ihr zustimmend zu.

„Aber er hat dir und nicht uns, beinahe den Arm abgerissen“, konterte Geralt nun. Vorsichtshalber legte ich Letho beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel. „Ja, aber ich habe weder eure Hexersinne, noch eure Reflexe und es auch nicht gerade euch beiden zu verdanken, das ich dort vor Ort nicht verblutet bin, sondern ausgerechnet einem Hexenjäger“, ich festigte meinen Griff auf Lethos Bein, als ich spürte, das er wohl am liebsten aufgesprungen wäre.

„Ahh, vielleicht sollten wir lieber das Themawechseln, schließlich ist dies eine Siegesfeier!“, mischte sich Zoltan nun ein.

„Ach quatsch, zu jeder anständigen Feier gehört auch eine Prügelei!“, widersprach Hjalmar lachend.

„Vielleicht hat ja jemand ne lustigere Geschichte zu erzählen“, schlug Eskel vor. Auf so eine Vorlage schien Yennefer nur gewartet zu haben. Ihr grinsen wurde haifischartig, „Ja Geralt, warum erzählen du und Roche nicht, was in Flotsam passiert ist und was der Gewürzhändler Emhyr damit zu tun hat?“, wollte sie wissen.

Ich hätte nicht gedacht, das Geralt noch blasser werden konnte, als er ohnehin schon durch die Mutationen war. Auch Roche sah überrumpelt aus, während Ves kicherte.

„Warst du nicht mit Triss zusammen dort?“, mischte sich Lambert ein.

„Nicht hilfreich, Lambert“, knurrte Geralt leise. Letho griff nach seinem Becher, „Nun egal was damals passiert ist, denn es sorgte mit dafür, das wir uns in der Elfenruine nicht bekämpft haben und daher heute hier so sitzen können!“, mischte Letho sich ein und hob seinen Becher, ehe er trank. „Das andere klären wir morgen!“, knurrte er kaum hörbar hinterher.

„Letho!“, zischte ich leise.

„Nein Krümel, er hätte auf dich aufpassen müssen“, flüsterte er mir zu und blickte auf die riesige Narbe an meinem Unterarm.

Vesemir erhob sich, „Ich werde mich zur Ruhe begeben, ich erwarte, das ihr alle morgen früh fit seit!“, forderte er, als er sich vom Tisch entfernte.
 

„Endlich!“, seufzte Lambert erleichtert auf, als Vesemir außer Hörweite war.

Ich schüttelte darüber nur den Kopf.

Allerdings überraschte Yennefer mich, in dem sie auf einmal Geralt an sich zog und ihn in einen tiefen Kuss zog. Jedoch wurde schnell klar, warum sie das scheinbar getan hatte, zumindest dem angesäuerten Blick von Triss nach. Das Triss es aber auch nicht lassen konnte.

Mein Blick glitt am Tisch entlang. Avallac’h war den ganzen Abend über ruhig gewesen, sprach höchstens mal ein paar Worte mit Ciri. Die Hexer hatten angefangen, Gwent zu spielen, und Zoltan hatte sich dazu gesellt. Ves versuchte immer noch, bei Roche zu landen, und es schien wirklich langsam Fortschritte zugeben, zwischen den beiden.

Die Reste, die noch auf den Fleischplatten nach dem Essen übrig waren, wurden mittlerweile auch nach und nach weg genascht, dafür wurden die leeren Flaschen immer mehr.

„Ich habe ein kleines Limerick für dich, Lambert“, hörten wir Geralt auf einmal. „Lambert, Lambert, was für ein Arsch!“, lallte Geralt leicht.

„Hm, ein ziemlich knackigen“, konnte ich dem nur zustimmen. „Natürlich nichts gegen deinen“, beruhigte ich Letho sofort. Auch an uns war der Alkohol nicht spurlos vorbei gegangen, daher wunderte es mich nicht, dass die Runde immer kleiner wurde.

Als sich dann aber Yennefer mit den Worten verabschiedete, dass sie nicht wieder von Hexern geweckt werden will, die an ihrem Megaskop rumspielen, blickte ich Letho finster an.

„Aber Eskel hat doch so eine schöne Sanduhrenfigur!“, beschwerte sich Lambert darauf hin. Nein, sie hatten doch nicht wirklich? „Letho!?“, ich sah ihn scharf an.

„War nicht meine Idee“, nuschelte er. Doch, scheinbar hatten sie.

„Wo war Regis? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bei sowas mit macht“, wollte ich von ihm wissen.

„Der war schon schlafen gegangen“, bekam ich als Antwort.

„Wovon sprecht ihr?“, wollte Ciri wissen, die auch noch mit am Tisch saß.

„Ja, was meint die Zauberin?“, wollte auch Gaetan wissen.

Daher erzählte Eskel peinlich berührt, wie sie auf die Idee kamen, sich als Zauberinnen zu verkleiden, um dann Zauberinnen auf ihre kleine Party einzuladen.

„Wache! Wache! Die Loge, sie will mich holen!“, imitierte Lambert den Hierarchen auch Geralt lachte.

„Wenn ich mir nur erinnern würde, woher ich das Gesicht kenne“, sinnierte er dann. Fragend blickte ich Letho an, „War so ein alter Mann, ziemlich dick und dröhnende Stimme“, beschrieb er ihn. Ich kniff mir in die Nasenwurzel. Meine letzte Hoffnung, dass sie vielleicht dieses Mal wen anderes erreicht hätten verschwand.

„Du weißt, wer das war?“, wollte Ciri wissen.

„Ja verdammt!“, die Hexer schauten mich erstaunt an. „Und ihr hättet keinen schlechteren erreichen können!“, fluchte ich laut.

„Wieso, war doch nur ein alter Sack“, wollte Lambert es abtun.

„Ja, aber ein ziemlich mächtiger und rassistischer alter Sack! Ihr könnt nur hoffen, das er euch wirklich nicht erkannt hat!“ Gaetan sah mich neugierig an.

„Sie haben den verdammten Hierarchen kontaktiert!“, klärte ich ihn auf.

„Scheiße“, entkam es Geralt. „Deswegen kam er mir so bekannt vor“, murmelte er.

„Aber er hat uns doch für die Loge gehalten“, zuckte Lambert mit den Schultern.

Ich holte tief Luft, um nicht noch lauter zu werden, „Ich weiß nicht, inwieweit das mit einem Megaskop funktioniert, aber ihr solltet dafür beten, das man den Standort der letzten Verbindung nicht herausfinden kann! Selbst wenn er denkt, ihr wärt Zauberinnen der Loge gewesen, könnte er das als Anlass nehmen, zu versuchen hierher zu gelangen und die vermeintlichen Zauberinnen zu fangen.“

Ciri wurde blass.

„Aber dafür müssten sie Magier oder Zauberinnen haben“, wehrte Eskel ab. Jetzt knurrte ich wirklich, waren die wirklich so begriffsstutzig? „Krümel“, wollte Letho mich beruhigen.

„Nein Letho, du bist jetzt erstmal ganz still!“, wies ich ihn zurecht. „Ihr wollt es nicht verstehen, oder? Der Hierarch scheint sich mit Magie aus zu kennen, warum sonst sollte er ein Megaskop haben und das sich Magier unter den Anhängern befinden können und das auch höher in der Hierarchie, sollte ich dir nicht erklären müssen Geralt! Erinnere dich an de Aldersberg. Er war ein Magier, ein ziemlich mächtiger. Er könnte sogar eine Quelle gewesen sein! Und du Letho, du hast den ganzen Ärger auf dich genommen, um deinen Tod vorzutäuschen und stellst dich dann vor ein Megaskop, um sonst wen zu kontaktieren? Meinst du, selbst wenn ihr eine Zauberin erreicht hättet, sie hätte über dich geschwiegen, wenn ihr sie nur lieb gebeten hättet?“, redete ich mich in Rage.
 

Plötzlich stand Gaetan vor mir und schnippte mir mit den Fingern vor den Augen, damit ich mich auf ihn konzentrierte, „Ganz ruhig, denk dran, Aussetzer...“, murmelte er nur. Er hielt meinen Blick solange gefangen, bis ich wieder ruhig atmete. „Besser?“, fragte er. Ich nickte, „Ja. Danke.“

So ein Aussetzer wie nach der Sache mit Slobodan musste jetzt wirklich nicht sein, auch wenn ich aktuell unbewaffnet war und keinem in dieser Runde auch nur ernsthaft schaden konnte, musste es dennoch nicht sein.

„Aussetzer?“, fragte Ciri neugierig.

„Frag lieber nicht, hab das Ergebnis von so einem gesehen“, schauderte Eskel.

„Erzähl dir wann anders“, meinte ich zu ihr. Sie nickte und ich setzte mich wieder.

Letho legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. „Glaub ja nicht, das du aus der Sache raus bist“, murmelte ich zu ihm. Er nickte nur.

„Da dies nun geklärt ist, jemand lust auf Würfeln?“, wechselte Gaetan das Thema.

„Klar warum nicht?“, stimmte Ciri sofort zu.

„Oh nein, nein. Er betrügt, seine Würfel sind gezinkt!“, warf Lambert dazwischen. „Wie wäre eine weitere Runde, ich habe noch nie, ... Geralt, Gaetan und Ciri kennen es noch nicht“, schlug er stattdessen vor.

Alle stimmten dem zu.

„Ich fange an!“, bestimmte Lambert dann auch direkt.

„Oh nein, das hast du das letzte Mal schon. Ich weiß etwas besseres. Wer zuerst mir fehlerfrei nachsprechen kann, darf die erste Frage stellen“, schlug ich vor.

Es kamen keine Widersprüche.

Daher überlegte ich mir schnell einen kleinen Satz und grinste dann. Ich hatte zwei, einen kurzen leichten und einen langen schweren. Und zur Not gab es auch noch Zungenbrecher.

„Also gut: Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.“

Sie blinzelten mich an. „Nochmal“, forderte nicht nur Ciri.

„Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach“, wiederholte ich.

Aber tatsächlich schafften sie es alle auf Anhieb.

„Gut dann jetzt einen etwas schwierigeren. Denke nie gedacht zu haben, denn das denken der Gedanken, ist gedankenloses denken. Denn wenn du denkst, gedacht zu haben, kommst du leicht auf den Gedanken, dass das denken der Gedanken, Gedankenloses denken ist“, sprach ich vor.

„Viel zu lang!“, beschwerte sich Lambert.

„Ok, einen hab ich noch. Fischers Fritze, fischt frische Fische. Frische Fische, fischt Fischers Fritze“, es war witzig, wie sie sich alle die Zunge dabei verdrehten.

„Na gut, etwas einfaches, wenn das auch nicht klappt, müssen wir uns was anderes überlegen“, seufzte ich. „Sagt dreimal schnell hintereinander getrocknetes Gras“, ich wollte meinen Kopf auf die Tischplatte schlagen, scheinbar kannte man diese Art Wortspiel hier nicht. Aber dann war Ciri dran, sie grinste siegessicher.

„Heu, Heu, Heu!“, lachte sie.

„Wir haben einen Sieger!“, verkündete ich. Während die Hexer murrten. Aber Ciri durfte mit der ersten Frage anfangen.

„Was einfaches für den Anfang!“, verlautete sie. „Ich habe noch nie, mit einer Frau geschlafen“, grinste sie. Doch ihr Blick änderte sich, als ich ebenfalls mein Glas hob. „Weiß Letho davon?“, fragte sie mich leise.

„Er hat sogar dabei zu geschaut“, flüsterte ich zurück. Am anderen Ende des Tisches konnte man Geralt husten hören. Er hatte sich an seinem Getränk verschluckt. Geschah ihm recht, wenn er schon Gesprächen lauschte.

„Ich beneide ihn immer noch darum“, schmollte Lambert, was Ciri zum Lachen brachte.

„Du könntest ja Keira fragen, ob sie dir diesen Wunsch erfüllt“, grinste ich zu ihm rüber. Er schüttelte sofort den Kopf, „Ich hänge an meinen Eiern!“, empörte er sich, was uns alle zum Lachen brachte.

Dann war Gaetan mit seiner Frage dran: „Ich habe noch nie mein Amulett verloren.“ Er, Geralt, Letho und auch ich tranken unsere Gläser erneut leer. Die von Lambert sofort neu befüllt wurden.

„Ich wurde noch nie von einem Menschen gebissen“, fragte Geralt in die Runde. Gaetan zog erstaunt eine Augenbraue hoch, als gleich drei Hexer ihr Glas leerten.
 

So ging es noch eine ganze Weile weiter und mein Kopf wurde immer schwerer. Ich wollte ihn nur kurz auf meinen Armen ausruhen, als mein Blick dabei nach draußen durch ein Fenster viel.

„Scheiße, ist schon wieder hell draußen!“, lallte ich mit schwerer Zunge. Ciri war neben mir bereits am Tisch eingeschlafen und schnarchte vor sich hin.

„Hm, glaub wir sollten langsam mal ins Bett“, stimmte Gaetan zu. Wir waren gerade dabei uns vom Tisch zu erheben, als die Tür zum Turm aufging und Vesemir heraus trat.

„Ah, ich sehe ist auch schon alle wach. Sehr vorbildlich“, lächelte er übertrieben fröhlich, so das uns allen klar war, dass er wusste, wir waren alle noch gar nicht am Schlafen gewesen.

„Oh, Shit“, fielen mir dann auch die Worte des alten Hexers vom Vortag ein.

Vesemir klatschte freudig und vor allem laut in die Hände, so das wir alle zusammen zuckten. „Alanya, du kannst direkt mitkommen. Eskel wird sich um das Frühstück kümmern und der Rest räumt den Saustall hier auf“, bestimmte er.

„Mitkommen?“, fragte Geralt verwirrt.

„Hm, hab vergessen, das er mir heute früh unterricht erteilen wollte“, seufzte ich und erntete mitleidige Blicke der Wölfe.

„Viel Glück, sein Unterricht war ja sogar schon mit ausreichend Schlaf schwer zu ertragen“, murmelte Eskel.

„Na danke“, jammerte ich und machte mich dann auf dem Weg, Vesemir in den Keller zu folgen.

Teil 1: Zurück auf die Schulbank

Vesemir erwartete mich schon unten im Raum mit den Präparaten. Entweder war er noch so geübt im Unterrichten, dass er dies alles in den wenigen Augenblicken zusammen gesucht hatte, oder er hatte sich am Vortag darauf vorbereitet. Wobei eher Letzteres, denn er hatte keine Bücher mit runter genommen und bei meinen beiden vorherigen Besuchen in diesem Raum, war mir kein Tisch aufgefallen.

Auf dem Tisch lag ein Stapel Bücher und etwas zum Schreiben. „Da bist du ja endlich“, begrüßte Vesemir mich mit verschränkten Armen. „Setz dich“, er zeigte auf den Tisch. Müde schlurfte ich hinüber und ließ auf den Stuhl plumpsen. Worauf hatte ich mich hier nur eingelassen? Vesemir sah nicht unbedingt aus, als wäre er nachsichtig mit mir, nur weil ich die ganze Nacht mit den Hexern wachgeblieben war.

„Da du ja so begierig drauf bist, Seite an Seite mit einem Hexer zu kämpfen, sollten wir wohl dafür sorgen, dass du auch wirklich weißt, was du da überhaupt tust. Ich weiß das Letho dir schon einiges beigebracht hat, aber ich werde überprüfen, inwieweit du dieses Wissen auch verinnerlicht hast“, fing er an.

„Das dein Verhalten mehr als leichtsinnig war, muss ich dir hoffentlich nicht noch einmal extra erklären? Fangen wir damit an, was wäre gewesen, wenn die Trolle bei dem Platz der Elemente nicht so freundlich gewesen wären? Welches Klingenöl hättest du gebraucht und woraus besteht es?“, wollte er von mir wissen.

Ich seufzte und rieb mir durchs Gesicht. „Aber sie waren freundlich“, grummelte ich. „Darum geht es hier jetzt nicht. Nicht jeder Troll ist freundlich und lässt mit sich reden!“, entgegnete er. „Also, welches Öl?“, wiederholte er.

Ich überlegte kurz, in welche Kategorie fielen Trolle gleich nochmal? Relikte? Nein, definitiv nicht. Konstrukte? Nein auch nicht. Ah ja, das war es Ogroide. „Für Trolle braucht man Ogroidöl“, gähnte ich. Ob das auch gegen Orks helfen würde, es gab sie hier zwar nicht, aber sie fielen doch meines Wissens nach in dieselbe Kategorie.

„Und weiter?“, Vesemir tippte ungeduldig mit dem Fuß „Woraus besteht es?“, erinnerte er mich, als ich ihn fragend anschaute. „Aus Bärenfett und Ignatiablüten, also aus einem Teil Basis und 4 Teilen Nigredo oder Äther“, leierte ich runter.

Zutaten war ich mit Letho zu genüge durchgegangen, bevor er mich überhaupt daran ließ, hatte er mich jedes Mal vorher abgefragt. Und auch danach immer wieder dafür gesorgt, dass ich mich daran erinnern würde.
 

Dies wiederholte Vesemir für jede Kreaturenkategorie und jedes Öl, das man benutzen kann. Er schien zufrieden mit meinen Antworten zu sein. Wenn man mal davon absah, dass ich gelegentlich längere Zeit überlegen musste, weil sich mein Denkvermögen nach und nach einstellte. Zum einem wegen dem Alkohol und dem sich langsam entwickelndem Kater und der Müdigkeit.
 

„Gut, gut. Immerhin scheinst du von Letho ein bisschen was gelernt zu haben“, brummte er gutmütig. „Allerdings reicht es nicht, zu wissen, wie ein Klingenöl zusammen gesetzt ist. Du musst auch die Monster richtig zu ordnen können. Daher wirst du jetzt eine Auflistung schreiben, mit den häufigsten Monstern und wie man sie erkennt. Du darfst die Bücher zur Hilfe nehmen“, verkündete er. „Danach darfst du zum Essen hochgehen und anschließend machen wir weiter“, fügte er dann noch hinzu.

Murrend nahm ich mir ein Bogen Pergament und schlug die Bücher auf, meinen Kopf hatte ich mittlerweile auf meine Hand aufgestützt und notierte nebenbei die wichtigsten Merkmale der bekanntesten Monster.

... durch Fellzeichnungen ähnlich des in Serrikanien heimischen Panthera Tigris und die blasse Gesichtsfarbe unterscheiden sich, ...

Ein lauter Knall schreckte mich auf, verwirrte blinzelte ich. Vesemir hatte mit einem Rohrstock auf den Tisch geschlagen. Ich war wohl kurz eingenickt, als ich den Abschnitt über Ghule und Alghule las.

Der alte Hexer nahm meine Notizen und sah sie durch.

„Es hätte etwas detailreicher sein können. Von einem jungen Adepten wäre es akzeptabel gewesen, aber ich weiß das du einigen von den Monstern bereits gegenüber gestanden hast. Aber ich will heute mal nicht so sein. Geh hoch und frühstücke, danach sehen wir uns wieder hier unten“, entließ er mich in die Pause.

Ich versuchte nicht zu erfreut auszusehen und vom Stuhl aufzuspringen. Daher klappte ich die Bücher erst alle zu und legte sie sorgsam wieder auf einen Stapel, ehe ich dann nach oben flitzte. Die Hexer saßen noch alle beim Essen, aber von den anderen war keine Spur zu sehen. Aber ob sie schon fertig waren, oder noch schliefen, wusste ich nicht.

Als ich mich zu ihnen an den Tisch setzte, grinsten sie mich alle an. „Was?“, fragte ich verwirrt.

Doch das schien es nicht besser zu machen, ihr Grinsen wurde nur noch breiter. „War der Unterricht so langweilig?“, lachte Geralt.

„Sieht so aus“, gluckste Lambert. Das Fragezeichen in meinem Gesicht wurde immer größer.

Gaetan reichte mir sogar einen Lappen, „War Vesemir dolle verärgert? Unsere Ausbilder hätten sich ne ziemliche Strafe einfallen lassen, wenn wir eingeschlafen wären“, meinte er.

„Woher ...“, fragte ich verdutzt.

„Du hast Tinte im Gesicht, Krümel. Sieht aus, als wärst du beim Schreiben eingeschlafen“, klärte Letho mich auf.

Ich wurde rot, „Hm, musste Texte zusammen fassen“, gab ich zu. Geralt zog fragend die Augenbraue hoch. „Jan von Brugge“, murmelte ich nur.

„Er nutzt diesen alten Schinken immer noch? Kein wunder das du eingeschlafen bist“, meinte Eskel. Allerdings verstummten sie schnell, so das ich annahm, dass sich Vesemir näherte. Schnell nahm ich mir die Schale mit nur noch lauwarmen Haferbrei und fing an zu essen.

Es war tatsächlich Vesemir, der zum Tisch kam. Er blieb neben mir stehen und stellte eine Tasse vor mich. Fragend schaute ich zu ihm hoch. „Gegen die Kopfschmerzen“, lächelte er. Dankbar lächelte ich ihn an und griff nach der Tasse. Was auch immer da drin war, musste heiß sein, denn es stieg ein wenig Dampf daraus hervor.

Vorsichtig roch ich daran und verzog das Gesicht. Das roch ja noch schlimmer, als der Tee von Geralt, den er zusammen mit Rittersporn entwickelt hatte. Da das Getränk noch recht heiß war, stellte ich erst noch einmal zu Seite und aß mein Frühstück weiter. Aber schließlich war meine Schale leer und ich kam um den Tee nicht mehr herum, außerdem hatte Vesemir sich extra die Mühe gemacht, ihn mir zu brauen.

Die Frage, warum mich die Wölfe so neugierig ansahen, beantwortete sich von alleine, als ich den ersten Schluck des Gebräus genommen hatte. Nur mit müh und Not konnte ich das Zeug schlucken. Am liebsten hätte ich es ausgespuckt und den Tee weggeschüttet. Das war mehr als widerlich.

So widerlich, dass ich nicht mal beschreiben konnte, wonach es schmeckte.

Selbst Augen zu und durch, schien hier nicht wirklich zu helfen. Mein Magen rebellierte allein schon bei dem Gedanken, noch etwas davon zu trinken.

Vesemir schaute kurz von seinem Essen auf, „Sobald du ausgetrunken hast, können wir weiter machen.“

Leidend schaute in den Becher, sollte ich das wirklich trinken? Ich unterdrückte ein Würgen. Aber wenn es tatsächlich half? Vesemir würde mir definitiv nichts geben, was auch nur im Ansatz schädlich sein könnte, daher brauchte ich mir um einen verstimmten Magen eigentlich keine Gedanken machen. Und ein kurzer schlechter Geschmack im Mund war deutlich besser, als zu versuchen mit starken Kopfschmerzen irgendeinem Unterricht zu folgen.

Daher hob ich entschlossen den Becher und trank ihn mit großen Schlucken leer. Besser es schnell hinter sich zu bringen. Umso schneller konnte ich den Geschmack mit etwas anderem wegspülen.
 

Jedoch bevor ich überhaupt auch nur nach dem Wasser greifen konnte, musste ich mir die Hand vor den Mund pressen, damit ich nichts hoch würgte. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung und schluckte immer wieder den Speichel, der sich in meinem Mund sammelte. Tröstend strich Letho mir über den Rücken. Manchmal beneidete ich die Hexer wirklich. Ihre Mutationen brachten viele Vorteile und eher weniger Nachteile. Ihr Kater, wenn sie denn überhaupt einen hatten, verging von alleine sehr schnell. Ich hingegen, musste ihn entweder aussitzen oder mit widerlichen Mitteln bekämpfen.

Irgendwann stand Vesemir auf und sah mich erwartungsvoll an, „Können wir?“, ich nickte ihm zu, traute mich noch nicht, den Mund auf zu machen.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du über so viel Selbstdisziplin verfügen kannst und so schnell Vor- und Nachteile abwiegst“, wandte sich der alte Hexer an mich, als wir den Keller erreichten.

„Na ja, entweder eine Weile einen üblen Geschmack im Mund, oder den ganzen Tag tierischen Kopfschmerzen. Da gibt es nicht lange zu überlegen. Außerdem wusste ich, dass du mir nie etwas geben würdest, dass mir Schaden könnte“, murmelte ich.

„Genau das meine ich. Du hast schnell gemerkt, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen. Diese Denkweise brauchst du bei kämpfen. Du musst manchmal blitzschnell überlegen können, ob sich das Risiko in einem Kampf lohnt oder nicht. Was bringt es dir, einen Vertrag unbedingt abschließen zu wollen, wenn du im Kampf getötet oder schwer verletzt werden kannst. Manchmal ist es besser, als Feigling dazustehen, als tot im Wald zu verrotten. Verstehst du?“, erklärte er. Ich nickte.

„Gut, dann solltest du dies auch auf alle Lebenslagen beziehen. Deine Streitereien mit Roche, was für Vorteile bringen sie dir? Keine. Also warum lässt du dich ständig darauf ein?“, er unterbrach mich, als ich etwas erwidern wollte, „Nein, kein aber. Du warst bereits einige Zeit mit Hexern unterwegs. Du hast gesehen, wie wir behandelt werden. Es bringt dich und auch Letho in große Schwierigkeiten, wenn du jeden angreifen würdest, der ihn beleidigt oder vor die Füße spuckt. Nutze die Wut in einem späteren Kampf gegen ein Monster, als Kraftschub, aber lass dich nicht von ihr regieren“, warnte er mich.

„Letho und auch Eskel haben mir erzählt, was sie damals in Stacheier gesehen haben. So was darfst du nicht wieder zulassen. Das kann sehr tödlich für dich und auch für Letho enden und ich nehme an, sowas möchtest du vermeiden?“ Ich konnte nur beschämt auf den Boden schauen. Nein sowas wollte ich definitiv nicht.

„Du musst dich jederzeit deiner Umgebung bewusst sein. Es gibt da draußen viele Kreaturen, die auf jemanden lauern und sich anpirschen“, fuhr er fort.

Ich nickte, „Ich passe immer auf“, versprach ich. Doch Vesemir zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch und deutete mit einer Kopfbewegung an, ich solle hinter mich schauen.
 

Schreiend sprang ich zurück und stolperte über meine Füße, so das ich auf meinem Hosenboden landete und nun rückwärts wegrutschte und dabei nach meinem Schwert suchte, dass ich natürlich nicht dabei hatte. Eine fast menschengroße Spinne hatte sich hinter mich geschlichen und ich hatte direkt auf ihre riesigen klauenartigen Giftzähne gestarrt.

Erst nach und nach wurde mir bewusst, das Vesemir immer noch an Ort und Stelle stand und auch die Spinne sich nicht weiter bewegte.
 

Nachdem sich mein Herzschlag allmählich wieder beruhigte, konnte ich erkennen, dass die Spinne schon lange tot sein musste und aus dem hinteren Bereich des Raums zu stammen schien. Sie stand auf einer Vorrichtung, die es ermöglichte sie durch den Raum zu bewegen. Dann sah ich auch, wer hinter der Spinne stand. Letho. Schnaubend stand ich auf und wischte mir den Dreck von der Hose.

Ich wollte schon schreiend auf ihn zu stapfen, was ihm denn einfalle, doch ich erinnerte mich an die Worte von Vesemir. Ich ballte meine Hände zur Faust und atmete tief durch, um meinen Ärger loszuwerden.

„Es scheint ja doch nicht alles vergeblich bei dir zu sein“, klopfte Vesemir auf die Schulter. Ich presste die Kiefer zusammen, um nichts zu erwidern. Letho schaute mich entschuldigend an, so das ich ihm fast auf der Stelle vergeben hätte.

„Ich denke du verstehst jetzt, dass du auch in einer sicheren Umgebung mit allem rechnen musst“, fügte der alte Hexer noch hinzu. Ich seufzte, sollte ich jetzt wie ein paranoider Verrückter mich alle paar Minuten umsehen, damit sich nichts anschleichen konnte?

„Keine Sorge, wir werden daran arbeiten“, versprach Letho, während er um die Spinne herum trat und auf mich zu kam. „Hab alles bereitgelegt“, wandte sich Letho dann an alten Hexer. Fragend schaute ich von dem einem zu dem anderen.

Vesemir nickte, „In Ordnung. Es wäre gut, wenn du in der zwischen Zeit hier unten weitermachst.“ Dann wandte er sich an mich, „Du kommst jetzt mit mir nach oben in die Schmiede. Je nachdem wie lange wir dort brauchen, kommen wir nach dem Mittag wieder runter, oder auch vorher.“ Mehr Erklärung bekam ich nicht.

Fragend schaute ich zu Letho, der war jedoch schon dabei, die Bücher einzusammeln, die noch auf dem Tisch lagen. Er wollte sich gerade den Präparaten im Raum zu wenden, als er sah, dass ich immer noch dort stand. „Was ist los? Du solltest Vesemir nicht warten lassen“, warnte er mich. Perplex schaute ich ihn an, „Krümel, los jetzt. Glaub mir, er ist nicht so ein nachsichtiger Ausbilder wie ich“, fügte er noch an.

„Äh, ja. Tschuldigung“, stammelte ich und machte mich auf den Weg nach oben. Letho hatte unwissend meine Frage beantwortet, die ich noch gar nicht gestellt hatte. Er hatte ja mal angedeutet, dass er selbst junge Adepten geschult hatte, im Gegensatz zu den anderen Hexern. Bei Gaetan wusste ich es nicht sicher, aber er schien in etwa das alter von Lambert zu haben. Daher hatte er vermutlich ebenfalls nicht als Ausbilder fungiert. Dass die Wölfe Ciri ausgebildet hatten, zählte ich jetzt nicht wirklich dazu. Ich nahm an, dass Vesemir ihn daher gebeten hatte, ihn zu unterstützen.
 

Vesemir war bereits in der Schmiede, schnell joggte ich hinüber, um ihn nicht noch länger warten zu lassen. Doch er schien meine Ankunft nicht anzuerkennen. Er kramte weiterhin in einer Kiste und suchte etwas hervor. Angespannt wartete ich am Eingang und sah ihm zu.

„Hast du etwas zu sagen?“, wollte er nach einigen Momenten wissen. „Tut mir leid Vesemir, ich wollte nicht trödeln“, entschuldigte ich mich bei ihm. Er richtete sich auf und drehte sich zu mir um, „Sei froh, dass Regis noch körperliche Belastung untersagt hat. Nun komm her, du sollst lernen, wie du zukünftig deine Rüstung selbst in Ordnung hältst“, wies er mich an und ich ging zu ihm an die kleine Werkbank.

Meine Rüstung lag ausgebreitet darauf und Vesemir hatte einige Werkzeuge daneben gelegt. „Alanya, ich mache das hier nicht zu meinem persönlichen Vergnügen, sondern damit du da draußen so sicher bist, wie es möglich ist. Wenn du darauf keine Lust hast, können wir es auch direkt sein lassen“, fuhr Vesemir mit seiner Rüge fort.

„Nein, ich möchte ja lernen, ...“, erwiderte ich schnell.

„Gut, dann zeig etwas mehr Elan, ich habe euch alle gestern Abend gewarnt, nicht zu lange zu machen.“

Seufzend nickte ich, es stimmte. Er hatte uns gesagt, wir sollten rechtzeitig ins Bett gehen, damit wir am nächsten Morgen fit sind. Aber durch den schönen Nachmittag mit Letho, hatte ich völlig vergessen, das der alte Hexer mich frühs unterrichten wollte.
 

Vesemir zeigte mir alle möglichen Werkzeuge, die man brauchen könnte, um Rüstungen selbst zu flicken, und auch, wie man sie sich unterwegs vielleicht provisorisch herstellen konnte. Er erklärte mir, wie ich das Leder am besten nähen sollte, damit es hält und gleichzeitig flexibel genug bleibt, ohne das die Nähte rissen. Außerdem brachte er mir den richtigen Umgang mit Sarwürkerzangen. Mit ihnen bog man die Kettenhemdringe auf und zu. Unter seiner Anleitung reparierte ich meine Rüstung, wobei er mir immer wieder Ratschläge gab, wie ich es besser machen konnte. Es war nicht so leicht, wie es sich anhörte, und saß ich auch noch weit nach dem Mittag daran, die aufgesprengten Ringe zu ersetzen. Meine Finger und Hände taten schon lange weh, als Vesemir endlich ein Einsehen hatte.

„Gut, mach die letzten Ringe noch fertig, dann hören wir für heute auf. Morgen machen wir unten im Keller weiter. Ich erwarte, dass du dann ausgeruht bist, verstanden?“, verkündete er.

„Ja Vesemir“, gähnte ich und konzentrierte mich wieder auf meine Rüstung. Nebenbei versuchte ich, immer wieder drauf zu lauschen, wo sich Vesemir aufhielt. Es war nicht sonderlich einfach, schließlich bewegten sich Hexer fast komplett lautlos und ich war es nicht gewohnt, meine Aufmerksamkeit so zu teilen. Daher wollte ich die Gelegenheit nutzen, es in einer ruhigen und sicheren Umgebung zu üben.

Als meine Rüstung endlich fertig war und Vesemir bestätigte, dass ich sie so lassen konnte, musste ich noch alles aufräumen, ehe ich wirklich Feierabend hatte.

Es war mittlerweile später Nachmittag, um das Essen würden sich weiterhin Eskel und Lambert kümmern, daher beschloss ich, nach Tetris zu schauen. Wenn wir bald aufbrechen wollten, sollte er so fit wie möglich sein.
 

Seine Wunde war mittlerweile verheilt, nur das fehlende Fell zeigte die Narbe noch. Allerdings entlastete er das Bein immer noch ein wenig. Vielleicht hatte er angst, dass die Wunde bei Belastung doch noch schmerzen würde. So würden wir nicht loskönnen. Ich musste ihm zeigen, dass sein Bein wieder gesund war.

Ein Reitplatz und eine Longe wären jetzt natürlich ideal, aber sowas gab es hier nicht, also band ich nur los und führte ihn über den Hof. Erst langsam im Schritt und dann immer energischer bis er trabte. Schließlich verstand Tetris, das sein Bein nicht wieder anfangen würde zu schmerzen. Ich führte ihn dann noch eine Weile im Schritt, bis er sich wieder beruhigt hatte und brachte ihn dann zurück zu den anderen Pferden. Ich füllte noch Heu und Wasser nach, ehe ich zurück ins Gebäude ging.
 

Letho erwartete mich mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn. Fragend sah ich ihn an. „Hat Regis nicht klar genug gesagt, keine Anstrengungen für dich?“, wollte er wissen.

Skeptisch blickte ich ihn an, „Was meinst du? Ich hab doch nichts gemacht?“, entgegnete ich. „Und das mit Tetris eben? Das Herumgerenne auf dem Hof?!“, widersprach er mit tödlich ruhiger Stimme.

„Das war doch nicht anstrengend. Ich musste ihm nur zeigen, dass er sein Bein wieder voll belasten kann“; zuckte ich mit den Schultern. Letho seufzte, „Krümel, keine Anstrengung, bedeutet keine Anstrengung. Das beinhaltet auch unnötiges laufen.“

„Aber die Wunde ist vollkommen verheilt, ich habe keine Schmerzen und sie hat nicht einmal gezwickt!“, protestierte ich. Fragend zog er eine Augenbraue hoch, „Du bist also der Meinung, du brauchst keine Ruhe mehr? Du könntest alles machen?“, fragte er mich provozierend. Ich nickte nur.

„Gut, wenn du das sagst. Eskel und Lambert freuen sich bestimmt über Hilfe in der Küche. Ich habe auch noch was zu erledigen. Wir sehen uns dann beim Essen“, verabschiedete er sich und wuschelte mir durchs Haar.

Schmollend sah ich ihm nach und machte mich dann auf den Weg in die Küche. Es gab tatsächlich einiges zu tun und so half ich Lambert beim Kartoffeln und Gemüse schälen.
 

Allerdings blieb ich nach dem Essen nicht lange wach. Ich verzog mich relativ schnell nach oben in den Turm und ließ mich ins Bett fallen. Das Kissen kam mir nie weicher vor. Schnell war ich eingeschlafen und ich bekam es noch nicht einmal mit, als Letho ebenfalls ins Bett kam.
 

Am nächsten Morgen wachte ich in seine Arme gekuschelt auf. Er selbst schien auch gerade erst aufzuwachen.

„Morgen“ nuschelte ich. „Morgen“, lächelte der Hexer und küsste mich auf die Stirn. „Bereit für deinen Unterricht?“, wollte er dann wissen.

Seufzend ließ ich meinen Kopf zurück auf seine Brust sinken. „Hm, kann Vesemir ja schlecht enttäuschen, wenn er sich schon die Zeit dafür nimmt. Was hast du gestern unten im Keller eigentlich noch vorbereitet?“, fragte ich ihn dann. Er grinste nur, „Das wirst du schon noch früh genug erfahren. Aber keine Sorge, heute gibt es keine langweiligen Bücher“, zwinkerte er und schob mich von sich, damit er selbst aufstehen konnte.

„Mein Tag wird viel langweiliger, ich werde Trockenfleisch für die Reise machen“, versuchte er, mich aufzumuntern. Gezwungenermaßen machte ich mich dann auch daran, aufzustehen. Doch bevor ich wirklich das warme Bett verließ, beobachtete ich Letho, wie er sich anzog.

„Irgendwas, was dir gefällt?“, fragte er grinsend. Ich nickte, „Hm, sonst würde ich wohl nicht schauen. Aber noch lieber schaue ich zu, wenn du dich ausziehst“, zwinkerte ich.

Aber Letho verdrehte nur die Augen. „Was, ich schaue dich nun mal gerne an!“, schmollte ich gespielt. Als ich allerdings beobachtete, wie er sich sein Hemd zu knotete, grinste ich. Mir kam gerade eine Idee. Schließlich hat er sich eine kleine Strafe für die Aktion mit der Spinne verdient. Ich musste nur schauen, ob ich alles hier hatte.

„Krümel, was heckst du schon wieder aus?“, wollte er direkt wissen.

Ich zuckte mit den Schultern, „Ich? Nichts. Du weißt, ich bin ganz lieb!“, blinzelte ich ihn betont unschuldig an. Er kam zu mir rüber, „Ach ist das so? Warum bist du dann noch im Bett, statt unten auf Vesemir zu warten? Na los, lass ich ihn nicht warten“, spornte er mich zur Eile an. Gab mir allerdings noch einen Kuss, bevor er sich auf den Weg nach unten machte.

Unwillig tat ich es ihm gleich und zog mich ebenfalls an. Allerdings stieg ich die Treppe mit nur recht wenig Elan runter. Es war wirklich lieb von Vesemir, mich lehren zu wollen, aber Theorie war immer so schnöde und langweilig.

Auf den Weg in den Keller schnappte ich mir noch einen Apfel und trank ein wenig. Ehe ich mich dann Vesemir stellte.

Doch er schien noch nicht da zu sein, zumindest konnte ich ihn auf den ersten Blick nicht entdecken. Daher nutzte ich die Gelegenheit und sah mich ein wenig um. Letho hatte einige Präparate hervorgeholt und scheinbar etwas entstaubt, so das man erkennen konnte, um was es sich handelte. Außerdem lagen an der Seite Gipsabdrücke, ordentlich auf einander gestapelt. Auf einem kleinen Beistelltisch entdeckte ich einige Kristalle.

Als ich hörte, wie sich jemand näherte, drehte ich mich um.

„Ah, sehr schön, du bist schon da. Dann können wir ja direkt anfangen“, freute sich der alte Hexer und deutete auf den Platz, an dem ich schon am Vortag gesessen hatte.
 

Letho hatte recht, es gab dieses Mal keine langweiligen Bücher, aber das machte es nur bedingt besser. Anhand der Präparate erklärte er mir die grobe Anatomie, gewisser Monster und wie ich mir diese zunutze machen konnte. Wo ich am besten mit dem Schwert oder einer Armbrust treffen sollte, um möglichst effektiv zu sein. Die Gipsabdrücke stellten sich als Trittsiegel verschiedener Monster heraus. Es waren gefühlt hunderte, die sich teilweise nur sehr gering unterschieden.

Es fiel mir daher nicht wirklich leicht, sie richtig zuzuordnen, was Vesemir ein wenig resignieren ließ. Aber ich hatte nun mal nicht die Sicht eines Hexers, um die ganz feinen Unterschiede zu registrieren. Er lebte wahrscheinlich einfach nur schon so lange mit seinen verbesserten Sinnen, so dass er gar nicht mehr wusste, wie es ohne war. Daher schien er irgendwann aufzugeben.

„Gut, wir hören hier jetzt auf. Nach dem Mittag sehen wir uns wieder in der Schmiede“, bestimmte der alte Hexer. Ich wollte erst protestieren, dass meine Rüstung doch fertig war, aber der Blick von ihm ließ es mich lieber bleiben lassen.

„Soll ich dir noch beim Aufräumen hier helfen?“, fragte ich stattdessen, doch er schüttelte den Kopf. Daher verließ ich den Keller und ging zu den anderen nach oben.
 

Nun, oben war ich, aber von den anderen war nichts zu sehen. Sie waren scheinbar schon fertig und gingen ihren Aufgaben weiter nach. Das Essen für mich und Vesemir stand noch auf dem Tisch, schien aber schon lange kalt zu sein.

Zwischendurch vermisste ich meine Heimatwelt wirklich, dort könnte ich jetzt zum Beispiel das Essen ohne Probleme wieder aufwärmen. Oder auch das fließende Wasser. Ich vermisste meine Dusche wirklich. Aber das der Mensch ein Gewohnheitstier ist, wurde mir hier in dieser Welt immer wieder bewiesen. Schließlich hatte ich mich mehr oder weniger schnell an die neuen Gegebenheiten gewöhnt. Das lange reisen, die Rüstung, die ständige Gefahr, sogar an das frühe Aufstehen und dies sogar ohne einen Wecker. Vielleicht würde ich mich dann auch irgendwann an kaltes Essen gewöhnen, wobei ich hoffte, dass dies nicht nötig werden würde.

Vesemir gesellte sich nach einige Zeit dazu und gemeinsam aßen wir schweigsam unser Mahl.

Während er schon einmal vorging, sammelte ich schnell das Geschirr zusammen und brachte es in die Küche, für den Abwasch war allerdings keine Zeit mehr. Danach eilte ich dem alten Hexer nach.
 

„Gut, gut. Da wir uns gestern um deine Rüstung gekümmert haben, sind heute deine Schwerter dran“ eröffnete Vesemir. Ich sah an ihm vorbei, auf die Werkbank. Meine Augen wurden riesig, als ich sah, in welchem schlechten Zustand meine Silberklinge war. Sie war über und über mit Kratzern bedeckt und wies sogar einige Scharten auf.

„Keine Sorge, das kriegen wir zusammen wieder hin. Aber sowas passiert schnell mit Waffen, wenn man sie in einer Schlacht verliert“, beruhigte Vesemir mich. „Während ich mich um dein Schwert kümmere, wirst du den Umgang mit dem Schleifstein an einer alten Klinge üben“, erklärte er und deutete auf den Stein in der Ecke. Dort lehnte auch bereits eines der alten Übungsschwerter.

Der alte Hexer zeigte mir gewissenhaft, in welchem Winkel ich die Klinge zum Stein halten musste, in welcher Geschwindigkeit sich der Stein drehen musste und wie schnell ich die Klinge über den Stein gleiten lassen durfte, damit nicht zu viel Material beigetragen werden würde.

Immer wieder korrigierte er meine Haltung und zum Teil war ich dankbar darüber, obwohl es mich eigentlich nervös machte, wenn mir jemand über die Schulter beim Arbeiten zusah.
 

Irgendwann war er halbwegs zufrieden mit meiner Arbeit. „Lass dir die nächsten Male von Letho noch dabei helfen, aber wenn du daran denkst, was ich dir erklärt habe, wirst du es bald gut alleine hinbekommen“, beendete er den Unterricht.

Oder das dachte ich zumindest zunächst. „Such deine Sachen zusammen, wir treffen uns mit Letho gleich unten am Tor“, wies er mich an.

„Am Tor? Wollen wir irgendwohin?“, wollte ich überrascht wissen. Der alte Hexer nickte, „Ja, du sagtest doch gestern zu Letho, du bräuchtest keine Ruhe mehr“, entgegnete er.

Ich blickte ihm verdutzt hinterher. Ich hoffte, dies bedeutete nicht, was ich befürchtete und zog meine Rüstung an und legte die Schwerter um. Diesmal dauerte es etwas länger, weil ich erst alle Riemen wieder auf die passende Länge einstellen musste. Als ich jedoch sah, dass die beiden Hexer bereits auf mich warteten, beeilte ich mich.
 

Nachdem wir unser Ziel erreicht hatten, stellte ich schnell fest, das es doch bedeutete, was ich befürchtet hatte. Praktisches Training, unter den Augen zweier Hexer. Und dass auch noch an dem kleinen Pendel, das ich zu hassen gelernt hatte. Meine Gefühle für dieses Ding wurden an dem Nachmittag auch nicht besser. Während Letho die ganze Zeit auf meine Beinarbeit achtete, korrigierte Vesemir meine Schwerthaltung. Wenn man sagen würde, nach dem Drill, anders konnte man es schon nicht mehr nennen, ich wäre völlig erschöpft gewesen, wäre dies eine ziemliche Untertreibung gewesen.
 

„Es war nicht so schlecht, wie ich gedacht habe. Wenn wir weiter mit dir trainieren, könnte deine Leistung bald passabel sein“, beendete Vesemir das Training. Erschöpft lehnte ich an die Mauerreste. Ich war sogar zu Müde, um zu widersprechen.

„Wir werden in zwei Tagen zusammen mit Mäussack und Hjalmar aufbrechen“, konnte ich Letho widersprechen hören. „Ihr bleibt nicht? Aber der Winter rückt jetzt immer schneller näher“, fragte Vesemir erstaunt. „Hm, deswegen müssen wir bald aufbrechen, damit wir vor dem Wintereinbruch auch noch an unserem Ziel ankommen“ bestätigte Letho ihm.

„Na los Krümel, lass uns zurückgehen“, wandte er sich dann an mich. Müde blinzelte ich ihn an und stieß mich von der Mauer ab und stolperte direkt in die Arme meines Hexers. „Hm, doch lieber noch einen Tag Ruhe gehabt?“, fragte er mich schelmisch.

Vesemir war bereits ein Stück vorgegangen und wartete nun auf uns.

Letho drehte mir den Rücken zu, „Komm, ich trag dich, sonst brauchst du wieder ewig für den Rückweg“, neckte er mich. „Letho!“, ich boxte ihn gegen den Arm. „Na los“, forderte er mich erneut auf, da Vesemir schon unten am Pfad auf uns wartete. Ich ließ mich also von ihm huckepack nehmen, achtete aber darauf, ob seine Wunde dabei stören würde. Denn wenn, dann würde ich mich weigern, mich tragen zu lassen.

Teil 2: Auf ins Ungewisse

Kapitel 36: Teil 2 auf ins Ungewisse
 

Wir kamen jedoch ohne Probleme zurück nach Kaer Morhen. Zumindest war der Weg so ruhig gewesen, dass ich tatsächlich weggedöst war. Er trug mich bis in den Bergfried und zog daher einige Blicke auf uns. Erst am Tisch ließ er mich wieder runter.

Kurze Zeit später setzten sich Letho und Mäussack zu mir, Letho schob mir einen dampfenden Becher rüber, „Eine kleine Belohnung“, meinte er. Neugierig sah ich erst in den Becher und strahlte ihn dann an. „Danke!“, grinste ich und klammerte mich an den Becher, obwohl ich mir sicher sein konnte, dass mir keiner der anderen ihn mir wegnehmen würde. Sie hatten ihre Abneigung zu Kaffee ziemlich deutlich gemacht.

Letho schüttelte leicht den Kopf darüber, er verstand vermutlich auch nicht, dass ich das bittere Gebräu mochte. Mäussack hingegen schaute mich interessiert an. „Ah ja, der schwarze Bohnenaufguss. Ein seltener Genuss, nicht war?“, lächelte er. Erstaunt blinzelte ich ihn an und musste dann lächeln, es gab anscheinend doch jemanden in dieser Welt, der dieses Getränk mochte.

„Leider ist es in Skellige zu kalt für diese Pflanzen, sie gedeihen dort nicht“, seufzte der Druide. Mit dem Anbau von Kaffee kannte ich mich nicht aus, daher konnte ich ihm keine Tipps geben.

„Letho hat dir bereits gesagt, dass wir in zwei Tagen aufbrechen wollen?“, fragte er mich dann. Ich nickte, „Er erwähnte so etwas vorhin.“

„Gut, dann hat er dir sicherlich auch erzählt, welche Strecke wir nehmen werden?“, wollte er wissen. „Ähm nein hat er nicht, aber ich dachte, wir würden versuchen, in Blaviken ein Schiff zu bekommen?“, erwiderte ich und blickte fragend zu Letho.

„Die Strecke würde Hjalmar leider nicht schaffen und wir haben keine Pferde. Leider reicht meine Magie nicht aus, um für uns vier, eure Pferde und die Ausrüstung ein Portal bis nach Skellige zu öffnen“, fing er an, ich runzelte die Stirn, ich mochte keine Portale, ich konnte Geralt da vollkommen verstehen. Sie waren mehr als unangenehm und gefährlich.

„Aber einen Teil der Strecke können wir trotzdem mit Hilfe eines Portals zurücklegen. Wir müssen uns in die Nähe eines bestimmten Ortes begeben. Dort gibt es genug freies Chaos, mit dessen Hilfe ich ein stabiles Portal schaffen kann“, Letho nickte zu der Erklärung, doch ich runzelte die Stirn. Ich verstand nur die Hälfte von dem, was er damit sagen wollte.

„Und zu einem ebensolchen Ort, werde ich uns portieren. Es ist wirklich ein glücklicher Umstand, das beide Orte so günstig für uns liegen. Wir müssen nur schauen, wie wir Hjalmar am besten bewegen. Er würde gerne bereits auf Krücken gehen, aber das ist noch viel zu früh“, meinte Mäussack.
 

„Hm, ich wüsste da was, auf meinen Reisen habe ich Leute getroffen, die in einem Stuhl mit Rädern saßen, weil sie nicht mehr laufen konnten“, unterbrach Ciri unsere Planungen und setzte sich zu uns.

„Ein Rollstuhl?“, fragte ich sie. „Hm, ja ich glaube, so wurden die genannt“, nickte Ciri.

„Wie funktionieren die?“, wollte Mäussack wissen.

„Es ist ein Stuhl, mit Armlehnen, vorne hat er zwei kleine Räder, die beweglich sind und hinten zwei große. An der Rücklehne sind zwei Handgriffe zum schieben“, beschrieb ich kurz. Letho runzelte die Stirn, vermutlich in dem Versuch es sich vorzustellen. Mäussack schien aber bereits eine grobe Vorstellung zu haben.

„Hm, allerdings könnte es nicht so einfach sein, so etwas zu bauen“, warf er ein. Ich nickte, ich hatte hier noch keine Räder gesehen, die klein genug für so etwas wären, ganz zu schweigen, von Schrauben, Muttern oder Gewindestangen, um die Räder zu befestigen.

„Vielleicht hat Onkel Vesemir etwas, das uns dabei helfen kann“, überlegte Ciri. „Ich werde ihn später fragen“, meinte Letho. „Gute Idee“, stimmte ich zu.

„Wenn das nun erledigt ist, hast du kurz Zeit?“, wandte Ciri sich dann an mich. Fragend schaute ich Letho an, dieser nickte, „Geh ruhig, Ermion und ich werden die restliche Route durchplanen und ich kann es dir später erzählen.“

Kaum hatte Letho ausgesprochen, zog Ciri mich von meinem Sitzplatz, „Können wir in dein Zimmer? Ich würde gerne alleine mit dir sprechen“, fragte sie. „Natürlich, aber es ist nicht gerade ordentlich“, murmelte ich.
 

Sie folgte mir in den Turm und ließ sich oben auf das Bett plumpsen.

„Du schienst nicht überrascht zu sein, das die Wilde Jagd hinter mir her ist und du wusstest, dass sie hier her kommen würde, bevor Geralt mich überhaupt fand, ...“, fing sie an.

Ich nickte, „Ja, ich wusste darüber Bescheid“, bestätigte ich ihr.

„Und du weißt, dass ich durch die Welten reisen kann?“, wollte sie wissen. Wieder nickte ich. „Das war einer der Gründe, warum ich nach dir suchen wollte“, gab ich zu.

„Du hast gehofft, ich würde dich nach Hause bringen können?“, riet sie meine Gedanken. Ich setzte mich zu ihr. „Ja“, seufzte ich.

„Wie sieht deine Welt aus? Beschreib sie mir. Ich habe mittlerweile so viele gesehen, vielleicht auch die, aus der du kommst?“, bat sie mich. Ich lächelte traurig, sie war in meiner, wusste sie denn nicht, dass sie es war, die die Pest herbrachte? Sollte ich das Risiko eingehen, es ihr zu sagen? Ich war mir nicht sicher.
 

„Ich denke, du könntest in meiner Welt gewesen sein. Yennefer hatte die Theorie entwickelt, dass sich das Portal nie ganz geschlossen hatte. Ich bin während meiner Reise hier, auf einige Dinge gestoßen, die aus meiner Welt stammten. Selbst hier in den Kellern von Kaer Morhen, habe ich solche Dinge gefunden“, erzählte ich.

Neugierig sah sie mich an. „Meine Heimat ist technisch gesehen recht fortschrittlich, aber vermutlich nicht die fortschrittlichste, die du gesehen hast“, ich dachte dabei an die Welt, von der sie Geralt erzählt hatte.

„Wir haben Flugzeuge und Autos, riesige Kraftwerke, die Energie erzeugen. Häuser, die hoch in den Himmel ragen. Es gibt weder Magie noch Monster. Nur Menschen“, beschrieb ich seufzend. „Aber bitte erzähle den anderen nicht davon, sie wissen nicht alle, woher ich komme. Außerdem musste ich mir kleine Geschichten ausdenken, um mein Wissen zu erklären. Die vollständige Wahrheit hätten sie niemals verstanden“, bat ich sie.

Sie nickte, „Ich verstehe, was du meinst, Geralt wollte mir auch nicht glauben, als ich von einer der Welten erzählt habe.“

„Ich habe mehrer Welten gesehen, die ähnlich waren, wie deine Erzählung. Wir werden deine Heimat sicherlich finden. Aber erst nachdem wir die Wilde Jagd besiegt haben. Außerdem ist der weiße Frost eine Bedrohung, die ebenfalls erst vernichtet werden muss“, erwiderte sie.

„Danke Ciri, aber ...“, wollte ich ansetzen. „Nein, bitte du musst verstehen, dass ich es vorher nicht machen kann. Die Gefahr, sie muss erst beseitigt werden“, unterbrach sie mich.

„Ciri, ich verstehe. Aber ich glaube nicht, dass ich in meine Welt zurück möchte. Ich möchte hierbleiben. Auch wenn ich sehr dankbar für dein Angebot bin“, lächelte ich sie an.

Sie sah erstaunt aus, „Oh, aber ich dachte, du wolltest wieder nach Hause, deswegen hattest du Geralt doch geholfen, nach mir zu suchen.“

„Ja, am Anfang wollte ich nach Hause. Aber jetzt nicht mehr. Außerdem war es dein Vater, der dafür sorgte, dass ich mit Geralt ritt“, erklärte ich ihr. „Ich hatte ursprünglich vor gehabt, alleine nach dir zu suchen. Auch wenn ich vermutlich nie die Nebelinsel gefunden hätte, aber irgendwann wäre ich bestimmt auf dich getroffen. Aber jetzt habe ich Letho, ich möchte ihn nicht verlieren und selbst wenn er mit in meine Welt kommen würde, nein, das möchte ich ihm nicht antun“, erzählte ich weiter.

„Dann hast du Vesemir nicht nur gerettet, damit ich dir helfe?“, wollte sie erstaunt wissen. Ich runzelte die Stirn, „Wer hat so etwas behauptet? Nein, Vesemir hatte so einen Tod nicht verdient. Auch er soll ein glückliches Ende haben. Aber da ich wusste, was sein Tod auslöst, musste ich es so aussehen lassen, als wäre er Tod. Tut mir leid“, entschuldigte ich mich.

„Es war ein Schock ihn so zu sehen, aber dann, Geralt hatte ihm gerade seine Klinge zurückgesteckt, als er anfing, sich zu bewegen. Regis war auch da und träufelte ihm schnell etwas in den Mund. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich war, als Onkel Vesemir die Augen öffnete. Und das Erste, was er tat, war über dich zu fluchen“, lachte sie zum Schluss.

Ich schmunzelte, „Er bat mich, kurz bevor die Schlacht begann, keine weiteren Pläne zu schmieden, da er bereit war, im Kampf für seine Familie zu sterben. Er wusste zu dem Zeitpunkt ja nicht, dass meine Planung abgeschlossen und alles vorbereitet war. Allerdings wäre es ohne die Hilfe von Ves, Regis und Dettlaff nicht möglich gewesen.“

„Wenn du hierbleiben willst, heißt das, du wirst uns auch weiterhin im Kampf helfen?“, wechselte sie das Thema. Ich schüttelte den Kopf, „Ich weiß es nicht. Du hast ja gehört, das Letho und ich, Hjalmar und Mäussack nach Skellige begleiten. Allerdings sagt man aber auch, die Wege des Schicksals sind unergründlich. Wer weiß, wann und wie sich unsere Wege wieder kreuzen werden“, antwortete ich ihr.

„Aber du könntest mit deinem Wissen doch bestimmt noch helfen“, entgegnete sie verwirrt. Ich lächelte sie an, „Dafür werdet ihr mich nicht brauchen, außerdem war Yennefer vermutlich so häufig in meinem Kopf, dass sie ganz genau weiß, was passieren kann. Nein, gerade für Letho ist es lebenswichtig, für eine ganze Weile aus den nördlichen Königreichen zu verschwinden. Und auf mich ist dein Vater vermutlich auch nicht sonderlich gut zu sprechen. Aber ich weiß, dass alles gut werden kann, hab Vertrauen in dich, deine Fähigkeiten und deine Freunde“, munterte ich sie ein wenig auf.

Ich hatte nebenbei angefangen, unsere saubere Kleidung zusammen zu suchen und in die Satteltaschen zu verstauen. Nur die Kleidung, die wir die nächsten Tage bräuchten, ließ ich draußen.

Ich fand sogar das, was ich gehofft hatte, ein schmales rosa Band. Während Ciri mich neugierig beobachtete, zog ich das vorhandene Band raus und fädelte das andere hinein.

„Eine kleine Rache“, erklärte ich Ciri, die daraufhin kicherte.

„Was meinte Gaetan eigentlich mit Aussetzern?“, fragte sie mich plötzlich. Erstaunt sah ich sie an. Ich legte das Hemd zur Seite, bevor ich ihr antwortete, „Ist nicht ganz so schnell zu beantworten“, murmelte ich, „wie du vielleicht mit bekommen hast, hatte ich mich abgesetzt, als Geralt nach Skellige wollte, um dort weitere Hinweise auf dich zu untersuchen. Ich hatte vor Uma, Avallac’h, beim blutigen Baron abzuholen und mit ihm hierher zu kommen. Unterwegs traf ich auf Hinweise, die auf Letho Hindeuteten. Es war wie eine kleine Schnitzeljagd, bis ich ihn fand. Nachdem ich ihm erklärt hatte, was in der Zwischenzeit passiert war, beschloss er, dass wir zusammen reisen würden. Ich war sehr erfreut darüber, denn ich fühlte mich schon da von ihm angezogen. Wir holten Uma und machten uns auf den Weg. Da Letho aber selbst noch etwas persönliches zu erledigen hatte, machten wir einen kleinen Umweg. Er war auf der Suche nach einem abtrünnigen Hexer, der einen seiner Begleiter aus Habgier ermordet hatte“, fing ich an zu erzählen, gespannt hörte Ciri mir zu.

„Die Spur führte uns zu dem verlassen Hof Stacheier, Letho befahl mir, mit Uma draußen zu warten. Dies tat ich auch zuerst, doch nach einiger Zeit war von drinnen nichts mehr zu hören. Ich versuchte, mich in Geduld zu üben, aber weder Letho noch der andere Hexer kamen heraus, also wurde ich immer neugieriger und unruhiger. Ich schlich ihm hinterher und geriet direkt zwischen die Fronten der beiden. Sie befanden sich in einer Pattsituation. Dank meines Auftauchens kippte die Situation, zugunsten des anderen Hexers. Mit Axii zwang er mich zu ihm und er nutzte mich als Schutzschild. Er versuchte Letho nun zu erpressen.“

Ciri sah mich geschockt an. „Keine Sorge, es ist trotzdem gut ausgegangen. In meiner Heimat gibt es mehrere waffenlose Kampfkünste, in einer wurde ich für einige Zeit unterrichtet. Damit konnte ich den anderen Hexer übertölpeln und Letho übernahm die Situation. Er schickte mich wieder nach draußen. Diesmal wartete ich wirklich, bis er hinauskam und machte mich auf einen riesen Anschiss gefasst. Doch als Letho raus kam, schwieg er nur. Ich entschuldigte mich sofort bei ihm, aber Letho schwieg weiterhin.“ Ciris Blick wurde fragend.

„Als er endlich anfing, wieder mit mir zu sprechen, war ich wirklich geschockt. Er wollte, dass ich zurück nach Novigrad reite, und mich zu den Nilfgaardern begab, wie es dein Vater verlangt hatte, als er erfuhr, dass ich Geralts Seite verlassen hatte. Ich blieb die ganze Zeit in der Position sitzen, in der ich war, als ich das Haus verlassen hatte. Irgendwie hoffte ich, dass es Letho vielleicht doch nicht ernst meinte, doch er kam nicht aus dem anderen Haus zurück zu mir, selbst als es allmählich dunkel wurde. Mir wurde klar, dass ich es gründlich versaut hatte. Ich war wütend, wütend auf mich, dass ich mich nicht einmal an die einfachen Regeln von Letho halten konnte und so meine Chance bei ihm verspielt hatte. Um mir ein wenig Luft zu machen, schlug ich mit bloßen Fäusten gegen die Hauswand, bis ich bemerkte, dass der andere Hexer, der tot in dem einem Haus lag, einige Monster angelockt hatte. Da ich immer noch ziemlich aufgewühlt war, dachte ich mir, die Ghule wären eine gute Gelegenheit, meinen Frust und meine Wut raus zu lassen. Allerdings hatte ich mich wohl so sehr reingesteigert, dass ich nichts mehr mitbekam. Mein Verstand hatte sich einfach ausgeschaltet“, erklärte ich ihr.

„Aber du bist hier und nicht in Novigrad, wie ging es weiter?“, wollte sie wissen. Ich nickte, „Letho hatte scheinbar den Kampf beobachtet und als er sah, dass ich immer noch kopflos auf die toten Monster einschlug, packte er mich und brachte mich so in die Wirklichkeit zurück. Er führte mich in das kleinere Gebäude, in dem er sich für die Nacht eingerichtet hatte, und versuchte zu erklären, warum er mich wegschickte. Damals verstand ich nicht, dass er einfach Angst hatte, was mit mir passieren könnte, wenn ich in die Hände von einem seiner Feinde gelange. Aber ich flehte ihn nur an, mich bleiben zu lassen. Es gelang mir ihn dazu zubringen, mir noch eine Chance zugeben“, beendete ich meine Erzählung.

„Das meinte Eskel damit, er hätte die Ergebnisse gesehen“, vermutete Ciri. Ich nickte, „Ja, er kam dort entlang, als er auf dem Weg nach Kaer Morhen war“, nickte ich und fing an, mein Schreibzeug und anderes Kleinkram zu verstauen.

„Aber warum meintest du, dass es für Letho lebenswichtig ist, dass ihr aus den nördlichen Königreichen verschwindet?“, wollte sie dann wissen.

„Weil ich ein Königsmörder bin, dein Vater und alle anderen noch verbliebenen Könige lassen nach mir suchen“, antwortete Letho von der Treppe aus, ehe ich überhaupt ein Wort sagen konnte. Ciri und ich erschraken ein wenig, keiner von uns hatte mitbekommen, dass er sich näherte.

„Aber warum hast du sie umgebracht? Die Könige meine ich“, wollte Ciri von ihm wissen. Letho zog eine Augenbraue hoch, „Das frag besser deinen Vater und wenn du schon dabei bist, könntest du ihn auch fragen, warum er mich nach den erledigten Aufträgen nun tot sehen will“, knurrte er.

Ciri schaute ihn erschrocken an, „Mein Vater steckt hinter dem allem? Ich hätte es wissen müssen“, seufzte sie.

Eilig stand sie vom Bett auf, als sich Letho näherte, „Ich sollte euch wohl erstmal lieber alleine lassen. Wir sehen uns später“, verabschiedete sie sich schnell und verschwand die Treppe runter.

„Musste das sein?“, fragte ich meinen Hexer, während ich mich gegen ihn lehnte. „Hm, sie ist eine erwachsene Frau, sie kann mit einem solchen Wissen umgehen“, brummelte er.

Ich seufzte, ja wahrscheinlich. Es war vermutlich besser, sie wüsste so viel, wie möglich, bevor sie sich entscheiden musste, aber würde dies ihre Entscheidung beeinflussen? Nicht nur die Situation im Turm, gegen den weißen Frost, sondern auch die, ob sie weiter ein Hexer bleibt oder ihren rechtmäßigen Platz auf dem kaiserlichen Thron einnimmt.

„Denk nicht zu viel drüber nach“, riss mich Letho aus meinen Gedanken. Er lotste mich zum Bett, „Zieh dich aus und leg dich ins Bett, ich werde dich massieren, damit du morgen keinen allzu großen Muskelkater hast, und dann wird geschlafen. Vesemir hat für morgen früh noch eine letzte Lektion vorbereitet“, murmelte er an mein Ohr. Die Massage klang gut, aber die Aussicht auf noch mehr Theorieunterricht war nicht sonderlich verlockend.
 

Ich war froh, als Vesemir endlich den Unterricht beendete. Mir schwirrte der Kopf von dem Wissen. Nicht nur die Menge, sondern auch der Inhalt, so genau, nein eigentlich hätte ich so was gar nicht wissen wollen.

Es interessierte mich nicht ein Stück, wie sich Nekrophagen paarten, oder Ertrunkene in der Brunft klangen. Was hingegen interessant war, ist, dass auch männliche Bruxae häufig die Gestalt einer jungen Frau zur Tarnung annahmen, weil sie gelernt hatten, dass sie so deutlich harmloser wirkten. Es war also mehr als schwer zu erkennen, welches Geschlecht sie eigentlich hatten, aber im Kampf machte es eigentlich keinen Unterschied.

Allerdings ließ ich vorsichtshalber das Mittagessen aus. Vesemir hatte mir zur Veranschaulichung einige Dinge gezeigt, die auf Kristallen gespeichert waren. Dafür hatte er sogar ein uraltes Megaskop aus dem Keller gekramt. Es reicht, an dieser Stelle zu sagen, es war teilweise mehr als unappetitlich mit anzusehen und ich wollte gar nicht so genau darüber nachdenken, wie die Hexer an diese Aufnahmen gekommen waren.

Um mich von den Bildern ein wenig abzulenken, beschloss ich, nach draußen zu den Pferden zu gehen. Wir wollten morgen abreisen, daher wäre es gut, jetzt schon einmal die Reitausrüstung zu kontrollieren, falls doch noch etwas repariert werden musste, und die Pferde konnten ebenfalls eine gute Bürstenmassage vertragen.

Auf dem Weg zum Unterstand konnte ich auch kurz bei Letho vorbei schauen, der sich um den improvisierten Rollstuhl für Hjalmar kümmern wollte.

Ich fand Letho vor der kleinen Schmiede, er hatte auf einem kleinen Leiterwagen bereits eine Rückenlehne angebracht und es schien, als würde er gerade eine Deichselgabel anbringen. Allerdings war sie so schmal, dass kein Pferd hineinpassen würde. Er sah auf, als er mich kommen hörte.

Ich runzelte die Stirn, es war für mich immer noch sehr ungewohnt, dass er sich seine Bartstoppeln nicht abrasierte. Ihm kam vor ein paar Tagen die Idee, sich für die Tarnung einen Bart wachsen zulassen. Nun ich wusste, wie er mit Bartstoppeln aussah, aber er hat sie sich spätestens nach zwei drei Tagen rasiert, ich konnte es mir noch nicht wirklich vorstellen, wie er mit Vollbart aussehen könnte.

Sein Lächeln verblasste leicht und machte einem besorgtem Blick platz, „Was ist los Krümel? Geht es dir nicht gut?“, wollte er wissen.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein geht schon. Nur die Bilder, die mir Vesemir gezeigt hatte ...“, ich beendete den Satz nicht, sondern schüttelte mich leicht. Sein Blick wurde ein wenig weicher, „Wir mussten da auch durch“, versuchte er mich zu trösten.

„Ich werde nie wieder einer Bruxa in die Augen schauen können“, maulte ich ein wenig. Jetzt zog er die Augenbraue hoch, „Das solltest du sowie so nicht tun“, rügte er mich. „Aber was ist, wenn wir Dettlaff mit jemanden aus seinem Rudel treffen würden, irgendwann?“, ich verschränkte die Arme vor der Brust.

Der Hexer schüttelte nur den Kopf über meine Antwort. „Was hast du jetzt vor?“, wechselte er das Thema. „Kurz hier bei dir vorbeischauen und dann nach den Pferden sehen und die Reitausrüstung kontrollieren“, erzählte ich ihm. „Wie kommst du voran?“, fragte ich ihn.

„Ganz gut, nur noch die Deichsel und einen Gurt für die Schultern, damit es sich leichter ziehen lässt. Mit ein paar Fellen dürfte Hjalmar es recht gemütlich haben, außerdem ist der Wagen groß genug, so das wir nicht alle Vorräte tragen müssen“, erklärte er mir. „Außerdem hat Vesemir uns eine Kiste gepackt, mit Werkzeugen und Nägeln. Die können wir vorerst gut auf dem Wagen transportieren und müssen nicht erst in Skellige versuchen, welches aufzutreiben“, er deutete auf eine Holzkiste, die in der Nähe stand. Ich nickte, das war wirklich nett von dem alten Hexer.

Ich setzte mich auf eine Kiste, die neben dem Wagen stand. „Letho, was denkst du, in welchem Zustand wird euer Versteck sein?“, fragte ich zögerlich. „Vermutlich muss das Dach geflickt werden und einige Bretter an den Wänden ausgetauscht werden. Ich habe eher bedenken, wegen des kleinen Unterstands, er war schon in einem schlechten Zustand, als ich das letzte Mal dort war“, seufzte er. Fragend blickte ich ihn an.

„Darin hatten wir das Feuerholz gelagert und Platz für die Pferde, falls ein Schneesturm aufkommt. Allerdings hatten wir damals meist keine Pferde und haben uns deswegen nicht wirklich drum gekümmert“, erklärte er.

„Aber dann wird es auch keine Vorräte für die Pferde geben, oder?“, hakte ich nach. Er schüttelte den Kopf, „Das bisschen, was noch dort war, wird entweder völlig verschimmelt oder von Wildtieren gefressen worden sein. Aber keine Sorge, ich werde Getreide für sie besorgen und unter den Bäumen ist es geschützt genug, dass sie dort noch etwas finden“, beruhigte er mich gleich. Ich seufzte, es wird nicht einfach für die Pferde, aber sie sind deutlich robuster als die hochgezüchteten Sportpferde aus meiner Heimat. Obwohl ich mir bei Tetris nicht ganz sicher war, schließlich stammte er aus einer Nilfgaarder Zucht und kannte vielleicht gar keine harten Winter.

„Hey, keine Sorge, wir kriegen das hin. Hab ein bisschen Vertrauen“, schreckte Letho mich aus meinen Gedanken hoch. Ich nickte, „Ich versuch es“, murmelte ich.

„Gut, dann geh die Pferde ein wenig verwöhnen und ich mach hier fertig“, schickte er mich los. Ich gab ihn einen Kuss und machte mich dann auf den Weg zu den Pferden.
 

Die Pferde freuten sich, mich zu sehen, doch als sie merkten, dass ich weder Karotten noch Äpfel dabei hatte, wandten sie sich wieder ihrem Heu zu. Ich ging hinüber zu der Ausrüstung, ich prüfte jeden Riemen und jede Schnalle, wie erwartet war alles in Ordnung. Ich wischte nur ein wenig Staub ab und machte mich dann daran Tetris und Kiran zu bürsten. Ihr Fell war voller Staub und loser Haare, da niemand es für nötig hielt, sie gründlich zu striegeln.

Ich bemerkte gar nicht, wie lange ich mich mit den Pferden beschäftigte, bis Letho mich zum Abendessen abholte. Es dämmerte bereits, als ich die Striegel und Bürsten wegräumte und mir am Brunnen schnell noch die Hände und Arme wusch.
 

Eskel hatte sich um das Essen gekümmert, es war wirklich gut. Sollte er irgendwann nicht mehr als Hexer arbeiten können, sollte er darüber nachdenken, Koch zu werden. Selbst aus den wenigen Zutaten, die hier zur Verfügung standen, hatte er mal wieder ein kleines Festmahl gezaubert.

Die Stimmung war trotz des baldigen Abschieds ungetrübt. Wobei ich mir aber auch denken konnte, dass einige recht froh darüber waren, das Letho und ich verschwanden.

Allerdings verabschiedete ich mich bald für die Nacht, wenn ich es nicht täte, würde ich wohl wieder mit den Hexern versacken, aber im Gegensatz zu Letho, machte mir ein Kater schon etwas aus. Schließlich wollte ich am nächsten Morgen nicht vor lauter Kopfschmerzen oder Übelkeit aus dem Sattel fallen.

Nachdem ich mich diesbezüglich durchsetzen konnte und die Männer alleine ließ, packte ich noch schnell die letzten Sachen in unsere Satteltaschen und legte mich dann schlafen.
 

Der nächste Morgen kam schneller als gedacht, obwohl ich durchgeschlafen hatte, fühlte ich mich, als sei ich eben erst ins Bett gekrochen. Unauffällig sorgte ich dafür, das Letho wirklich das Hemd mit dem Rosa Bändchen tragen musste und machte mich für den Tag fertig.

Ich nahm meine Satteltaschen schon mit runter und fing an, ein schnelles Frühstück für alle vorzubereiten. Letho brauchte für seine Verhältnisse ziemlich lange, bis er nach unten kam und ich befürchtete schon, er hätte meine kleine Rache schneller gefunden als erhofft, doch dem Grinsen, der anderen nach, als er endlich aus dem Turm kam, war meine Befürchtung umsonst gewesen.

Roche musste sein Lachen, sogar als Husten tarnen, während die anderen ein Grinsen unterdrückten, als Letho sich mit an den Tisch setzte. Lethos fragender Blick machte es uns nicht leichter, aber zum Glück konnten wir uns noch eine kurze Weile mit dem Frühstück ablenken.

Als sein Blick immer fragender und verwirrter wurde, brach Yennefer unser schweigen, „Es ist zwar nicht meine Farbe, aber ich muss sagen, rosa steht dir Letho“, kicherte sie. Auch die anderen konnten ihre ernsten Gesichter nicht mehr aufrecht halten.

„Krümel?“, seine Stimme klang schon beinahe wie ein knurren. „Ja?“, blinzelte ich ihn betont unschuldig an. „Was meint die Zauberin?“, wollte er von mir wissen.

„Ich habe absolut keine Ahnung“, grinste ich und sammelte schnell das benutzte Geschirr ein, um es in die Küche zu bringen.
 

Den Abwasch konnte ich in Ruhe erledigen, ehe Letho in der Küche auftauchte. Er lehnte sich so in den Türrahmen, dass ich nicht an ihm vorbei kommen konnte.

„Also Krümel?“, wollte er wissen. Schnell drehte ich ihm den Rücken zu und stellte das Geschirr weg. Er trug immer noch das rosa Band und wie immer hatte er sein Hemd mit einer ordentlichen Schleife gebunden, daher fiel es mir äußerst schwer, ihn nicht die ganze Zeit belustigt anzugrinsen.

Doch es war scheinbar keine gute Idee, ihn so lange zu ignorieren. Ich hatte gerade den letzten Teller weggestellt, als ich quiekend versuchte wegzuspringen.

Der große Hexer hatte sich angeschlichen und kitzelte mich nun. „Letho bitte, stopp!“, bettelte ich. „Erst wenn du sagst, was los ist“, brummte er an mein Ohr.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mich von seinen Händen zu befreien. Doch natürlich brachten meine Befreiungsversuche nur wenig und so lag ich relativ schnell lachend und nach Luft japsend auf dem Boden.
 

„Vergiss es Letho, wenn sie nichts sagen will, wird sie es auch nicht so schnell“, hörte ich jemanden von der Tür aus sagen. Erstaunt sahen Letho und ich dorthin. Zu meiner Verwunderung war es Triss.

„Ich frage mich nur, wie sie dich dazu gebracht, eine Rosa Schleife zu tragen“, grinste sie.

„Eine was?“, fragte Letho sichtlich verwirrt, während ich die Zauberin finster anstarrte. Mit wenigen Handbewegungen hatte Triss einen Spiegel heraufbeschworen und hielt ihn dem Hexer hin.

Er blickte mich durch den Spiegel mit hochgezogener Augenbraue an, ehe er seufzte.

Im nächsten Moment dachte ich erst, ich könne meinen Augen nicht trauen als Letho die Schleife richtete, statt sie rauszuziehen. Dann strich er sich noch mal über seine Glatze, so als ob er sich seine Haare richten wollte und drehte sich dann wieder zu mir um.

„Ich nehme an, die habe ich mir für die Sache im Keller verdient?“, fragte er mich grinsend. Ich konnte nur nicken, während Triss den Kopf schüttelte und die Küche wieder verließ.

Egal, was sie mit dieser Aktion erreichen wollte, es schien nicht funktioniert zu haben.
 

„Es wird langsam Zeit, geh bitte nachschauen, ob du auch wirklich alles eingepackt hast“, bat mich der Hexer nach einigen Momenten. Seufzend nickte ich, auf der einen Seite freute ich mich wirklich darüber, bald zeit alleine mit Letho zu verbringen, aber auf der anderen Seite, war ich nicht wirklich begeistert den Winter über in Skellige zu verbringen. Allerdings wäre der Winter hier in den blauen Bergen vermutlich nicht wesentlich gemütlicher. Also lieber den Winter alleine mit Letho zu verbringen, als noch so einen Unterricht wie am Vortag mit Vesemir.

Während ich die Treppe hoch eilte, konnte ich Letho leise lachen hören, beinahe als hätte er meine Gedanken erraten.
 

Einige Zeit später waren wir alle versammelt, nur Letho fehlte noch. Mäussack und Hjalmar verabschiedeten sich gerade von allen, genau wie ich.

Ich war gerade bei Roche angekommen, „Pass auf dich auf, die Zukunft hält noch Großes für dich bereit, aber du kannst dich immer auf Geralt verlassen“, flüsterte ich ihm zu, als ich ihm die Hand reichte. Er nickte mir zu und ergriff meine Hand, „Ich werde über Letho schweigen“, versprach er mir, was mich erleichtert lächeln ließ.

Dann zog Ves mich in ihre Arme, „Pass auf Roche auf, es wird die Zeit kommen, in der, der Adler fällt und Temerien wird euch dann brauchen“, hauchte ich ihr ins Ohr. Mit großen Augen sah sie mich an und ich nickte nur. Sie hatte verstanden, was ich meinte.

Auch von den Hexern verabschiedete ich mich mit einer Umarmung, wobei ich Geralt eine Phiole in die Hand drückte. „Behalt sie bei dir, du könntest sie brauchen“, zwinkerte ich ihm zu. Es war ein Trank, Schwertwal um genauer zu sein. Wenn der Kampf in Skellige so verlief wie im Spiel, war es nur zum Vorteil, wenn er ihn hatte. „Pass auf Ciri auf, lass den Funken nicht erlöschen“, mahnte ich ihn noch leise. Der Hexer runzelte die Stirn, „Fängst du jetzt auch an, in Rätseln zu sprechen?“, beschwerte er sich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, aber genauer kann ich nicht werden. Aber du kannst Ciri vertrauen, außerdem kann auch ein Temperament ziemlich hitzig sein“, deutete ich noch an, in der Hoffnung, der Weißhaarige würde es verstehen, doch aktuell sagte sein Gesichtsausdruck das Gegenteil. Er verstand mich nicht, noch nicht.
 

„Lass nicht mit deinem Training nach, bei unserem nächsten Treffen, werde ich die Fortschritte selbst prüfen“, mahnte Vesemir mich freundlich, als ich mich von ihm verabschiedete. Ihm und den anderen konnte ich keine hilfreichen Ratschläge geben, so gern ich auch wollte, über ihre Zukunft konnte ich nur raten.
 

Ich war gerade dabei Hjalmar und Mäussack nach draußen zu folgen, als Letho nach mir rief, „Krümel, du hast was vergessen!“

Bevor ich mich jedoch umdrehen konnte, um zu erwidern, dass ich garantiert alles eingepackt hatte, drückte er mir schon einen Hut auf den Kopf. Ein schielender Blick nach oben und ich wusste, welcher Hut das war.

„Mano, ich hatte mich schon gefreut, dass jemand der anderen die Sachen ins Feuer geworfen hatte, als ich sie nicht mehr hier unten liegen sah!“, maulte ich.

„Wir müssen durch Nilfgaardgebiet und die Tarnung hat sich bereits bewährt“, entgegnete Letho ruhig, während er mir den Mantel gab.

Die anderen sahen uns skeptisch an, während Letho mir in die Hexenjägerkluft half. Grummelnd richtete ich den Hut, ich wollte das Zeug nicht schon wieder tragen, auch wenn die anderen mittlerweile wussten, dass es sich wirklich nur eine Tarnung war.

„Behalte diesen Gesichtsausdruck und jeder wird dir deine Rolle sofort abkaufen!“, konnte ich Gaetan lachen hören. Mit einer obszönen Geste in seine Richtung wollte ich mich nun wirklich auf den Weg nach draußen machen, allerdings wurde ich erneut aufgehalten.

„Warte, ich habe hier noch was“, hielt Triss mich auf. Ich drehte mich zu ihr um und sie hielt mir ein kleines Säckchen entgegen. Neugierig nahm ich es entgegen.

„Gib das Letho, er wird schon wissen, was er damit anstellen kann“, zwinkerte sie. Vorsichtig öffnete ich den Beutel und verengte meine Augen, als ich den Inhalt erkannte. Eine Wurzel, eine ganz bestimmte.

„Viel spaß euch beiden!“, lachte sie nun.

„Du!....“, knurrte ich und hielt ihr drohend den Zeigefinger vor die Nase, doch sie schien das nicht sonderlich zu beeindrucken. „Nimm das Demeritium aus meinem Gesicht!“, entgegnete sie und schlug meine Hand weg.

In dem Moment rief Letho nach mir und ich wandte mich nun endgültig dem Ausgang zu.

„Verdammte Hexe, schade das der Henker ihr nur die Fingernägel gezogen hatte!“, knurrte ich leise vor mich hin. Während ich von den anderen nur ein überraschtes Keuchen hörte, bekam ich von Vesemir einen Verweis.

„So was will ich hier nie wieder hören, ist das klar?!“ Seine Worte waren eindeutig und mit einem geseufzten „Ja Vesemir“, schloss ich die Tür hinter mir.
 

Die Drei warteten bereits draußen auf mich, Hjalmar saß gemütlich auf seinem Karren, während Letho sich bereit machte ihn zu ziehen. Mäussack saß auf Lethos Pferd.

Daher prüfte ich noch schnell die Schnallen meiner Ausrüstung und schwang mich dann auch in den Sattel.
 

Gemeinsam verließen wir die Festung, unten am Weg ließ ich noch einmal meinen Blick zurück schweifen. Ab jetzt wusste ich nicht mehr, was auf uns zu kommen würde. Natürlich wusste ich, dass der letzte Kampf gegen die Wilde Jagd später auf Skellige stattfinden würde, aber würden wir das mitbekommen? Oder die Sphärenkonjunktion, die Ciri und Avallac‘h auslösen würden?

Ich würde nur abwarten können und schauen, was die Zukunft für uns bereit hielt. Wie sagte man so schön, abwarten und Tee trinken.
 

Auch wenn Letho den Karren zog, kamen wir nur recht langsam voran, der Pfad war schon lange nicht mehr für Karren oder Kutschen breit genug. Hoffentlich gab sich das, sobald wir das Tal verlassen hatten. Dort gab es richtige Wege und nicht nur selten genutzte Trampelpfade.
 

Dadurch das wir relativ langsam vorankamen, gönnte Letho uns keine wirkliche Pause, nur einmal kurz, damit die Pferde etwas am Fluss trinken konnten und auch das erste Nachtlager schlugen wir erst weit nach der Dämmerung auf.
 

Wir banden die Pferde nicht fest, sie würden zum einen nicht weit wegwandern und zum anderen würden sie kommen, wenn wir sie rufen.

Während Mäussack die Wunde von Hjalmar kontrollierte, fing Letho einige Fische und ich suchte das Feuerholz zusammen.

Glücklicherweise stieß ich dabei auf keine Monster, die im Unterholz umherstreiften. Mit den Armen voll mit mehr oder weniger trockenem Holz kam ich ins Lager zurück. Das Holz ließ ich neben der vorbereiteten Feuerstelle fallen und Mäussack machte sich dran, das Feuer zu entfachen.

Da Letho scheinbar immer noch mit dem Fischen beschäftigt war, machte ich mich daran, unsere Schlafstätte vorzubereiten, und setzte mich anschließend auf die Decken.

„Alanya? Komm her, wir müssen etwas für morgen vorbereiten“, riss mich Mäussack aus meinen Gedanken. Erstaunt sah ich zu ihm rüber. Er hatte einige Kräuterbündel vor sich ausgebreitet und auch Hjalmar hielt bereits einige der Kräuter in der Hand und schien sie mit einem Faden zu umwickeln.

Neugierig ging ich zu den beiden rüber. „Hier, such dir einige Kräuter aus und forme daraus eine kleine Puppe, so wie Hjalmar es gerade macht“, erklärte der Druide. Eine Puppe, aus Kräutern? Ich runzelte die Stirn, wofür sollten wir so etwas brauchen?

„Man merkt, dass du nicht von hier bist“, lachte der Druide leise. „Jedes Kind kennt dieses Ritual, aber das macht nichts, ich zeige dir, wie man es macht“, sprach er dann milde zu mir. Widerwillig nickte ich und setzte mich zu den beiden auf den Boden.

„Nimm dir ein paar der Kräuter, such dir die aus, die deiner Meinung nach am besten passen“, wurde ich angewiesen. Da ich aber nicht wusste, was er damit meinte, sie sollen passen, nahm ich wahllos einige heraus. Ich kannte die Kräuter zwar, aber ich wusste nicht, wofür wir sie brauchten, und machte mir daher keine großen Gedanken drüber.

„Eine interessante Auswahl“, kommentierte der Druide, als ich mein Bündel in der Hand hielt. Schulterzuckend sah ich zu ihm rüber, „Was mache ich jetzt damit?“, wollte ich wissen.

„Schau wie Hjalmar es macht, binde den Faden so um das Bündel, das es am Ende aussieht wie eine kleine Puppe“, erklärte er mir. Also schaute ich dem Rothaarigen zu, wie er dort werkelte. Nachdem ich mir sicher war, das Prinzip verstanden zu haben, nach dem er arbeitete, versuchte ich es ihm gleich zu tun.

Es war wirklich nicht meine beste Arbeit, aber am Ende hielt ich etwas in der Hand, das minimal an eine Strohpuppe erinnerte, nur eben aus Kräutern.

„Und nun?“, fragte ich den Druiden. „Jetzt hältst du sie so nah bei dir, wie es geht. Bis morgen Abend wird sich so eine kleine Bindung zwischen dir und der Puppe aufgebaut haben, das wird für das Ritual morgen Abend nötig sein“, erklärte er mir. Seufzend steckte ich das hässliche Ding in die Tasche.

Was das wohl für ein Ritual werden wird? Und warum morgen? Und warum sollte ich daran teilnehmen? Ich besaß doch keinerlei Magie. Aber das konnte Mäussack vermutlich gar nicht wissen und wenn ich ihn daraufhin weisen würde, kämen von ihm vermutlich nur fragen, die ich ihm nicht beantworten wollte.

Es reichte das Letho, Eskel, Vesemir, Ciri und Yennefer wussten, wo ich her kam. Was Avallac’h wusste oder zu glauben wusste, konnte ich nicht sagen und war mich auch nicht wirklich sicher, ob ich es wissen wollte. Wer weiß, was der sich alles für Geschichten ausmalte, oder auch Geralt, seine Idee, ich käme aus Serrikanien, lachhaft.
 

So in Gedanken versunken hatte ich gar nicht mitbekommen, das Letho mit den Fischen zurückkam und sie sogar schon über die Glut gehängt hatte. Erst als er mir einen reichte, wurde ich mir meiner Umgebung wieder bewusst.

„Alles in Ordnung bei dir?“, wollte der große Hexer wissen. Abwesend nickte ich, während ich einige Gräten aus dem Fleisch zupfte.

„Ja, alles gut, war nur in Gedanken versunken“, murmelte ich. Letho setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf mein Bein, „Was beunruhigt dich?“

Ich seufzte, „Der Verlauf der Geschichte hat sich bereits ziemlich stark geändert, ich kann nicht mehr sagen, was nun auf uns zukommt“, gab ich leise zu.

„Das ist doch nicht schlimm, es ist sowieso nicht gut, ständig über die Zukunft Bescheid zu wissen“, wollte er mich beruhigen.

„Aber manchmal würde es das Leben deutlich einfacher machen. Hättest du den Deal mit Emhyr gemacht, wenn du gewusst hättest, dass er nicht vorhat ihn einzuhalten?“, entgegnete ich.

Er blieb eine Weile still, schien zu überlegen, ehe er mit den Schultern zuckte, „Ich weiß es nicht, er hätte sicherlich einen anderen Weg gefunden, mich und die anderen dazu zubringen“, murmelte er.

Ich blickte über das Feuer zu den beiden Skelligern, sie schienen sich auch leise zu unterhalten.

„Iss den Fisch und dann leg dich schlafen, wir wollen morgen recht früh weiter“, meinte Letho noch und widmete sich dann selbst seinem Essen. Ich runzelte die Stirn, was hatten sie alle mit dem morgigen Tag? Ich musste irgendwas verpasst haben, aber ich wollte auch nicht nachfragen, ich würde es ja morgen schon noch sehen.
 

Nachdem wir alle unserer Abendessen verspeist hatten, machten wir uns fertig fürs Bett. Letho schürte das Feuer noch einmal und legte dann seine beiden Kurzschwerter griffbereit, ehe er zu mir unter die Decke schlüpfte.
 

Gefühlt hatte ich nicht lange geschlafen, als Letho mich auch schon wieder weckte. Es war noch dunkel und daher war ich ziemlich irritiert, als er sagte, ich müsse aufstehen, da wir weiter wollen.

Mehr schlafend als wach, machte ich mich abmarschbereit. Warum zum Teufel mussten wir mitten in der Nacht weiter? Wir wurden definitiv nicht verfolgt und eigentlich sollten wir auch noch nicht in Zeitnot sein. Schließlich waren wir gerade mal einen Tag unterwegs.

Wir kamen genauso schnell oder eher langsam voran, wie am Tag zuvor und wieder wollte Letho die Pausen so kurz wie möglich halten. Nur mit einem Unterschied, er behielt ständig die Sonne im Blick, genauso wie Mäussack und hin und wieder schienen sie sich wortlos zu verständigen, bis der Druide das Wort ergriff, „Ich denke, es wird langsam Zeit Letho.“

Zeit wofür? Ich hatte wohl laut gedacht, denn Letho lachte leise, „Die Vorbereitungen für den Abend Krümel“, grinste er gutmütig. Doch daraus wurde ich immer noch nicht schlau.

Letho ging noch eine Weile weiter und schien nach einem geeigneten Platz zu suchen. Er hielt bei einem Felsvorsprung an, der in eine kleine Höhle mündete. Vorsichtshalber prüfte er den Unterschlupf, aber er war unbewohnt so, dass wir uns hier niederließen.

Entgegen der Gewohnheit banden wir die Pferde diesmal fest, auf meine Frage hin meinte Letho bloß, es sei nur zur Vorsicht.
 

„Sollten wir nicht langsam genug Holz für ein Feuer haben?“, fragte ich Letho, als wir beide mittlerweile mit Holz beladen waren. „Heute brauchen wir doch ein größeres Feuer, für das Ritual. Ermion wird es durchführen“, tat er meinen Einwand ab.

So langsam störte es mich wirklich, dass ich nicht wusste, wovon alle sprachen.

„Auch wenn es jetzt vielleicht dumm klingt, aber was verdammt ist heute?“, wollte ich von ihm wissen. Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. „Das weißt du nicht?“, fragte er mich ganz erstaunt.

„Nein, weiß ich nicht. Warum reiten wir gestern bis in die späte Nacht, nur um heute sehr früh weiter zu ziehen, um dann heute weit vor der Dämmerung anzuhalten. Und jetzt sammeln wir soviel Holz, als würdest du einen Scheiterhaufen errichten wollen, nein ich weiß verdammt nochmal nicht, was heute ist!“, fluchte ich.

„Ganz ruhig Krümel, heute sollte man alles Negative meiden. Heute ist Velen, das Herbst-Äquinoktium. Das Ritual später ist ein wichtiger Bestandteil der feierlichen Tradition. Dafür brauchen wir ein großes Feuer, als hopp, auf dem Rückweg können wir auch noch etwas mehr Holz sammeln“, erklärte er kurz. Seufzend bückte ich mich nach einem weiteren trockenen Ast, der auf dem Boden lag und machte mich dann dran Letho zum Lager zurück zu folgen.

Wir machten diesen ganzen Aufstand wegen einem heidnischen Feiertag? Ich hätte Letho nie für jemanden gehalten, der sich so etwas widmete.

„Ähm Letho, wieso heißt dieser Tag wie der Sumpf in Temerien?“, wollte ich dann noch wissen. „Oh Krümel, es ist anders herum, du solltest dich eher fragen, warum der Landstrich wie dieser Tag heißt“, lachte er.

„Und warum wurde der Sumpf danach benannt?“, hakte ich dann nach. Doch er schüttelte den Kopf, „Niemand kann heute noch sagen, wer und warum er damit angefangen hatte, aber vielleicht bekommst du morgen früh eine Idee davon, außerdem besteht der Landstrich Velen nicht nur aus Sumpf“, lenkte er ab.

Er wollte mir also nicht antworten. Dann musste ich wohl selbst antworten finden. Aber vermutlich würde es nur so was werden wie die heidnischen Feiertage in meiner Welt. Früher hatten sie mal eine große Bedeutung, aber heutzutage waren sie nicht mehr wichtig.
 

„Sehr gut, ihr seid zurück, die Sonne wird bald untergehen“, begrüßte uns der Druide. Ich legte das Holz aus meinen Armen, zu dem Stapel von Letho, der gleich damit begann, es aufzuschichten. Er hatte scheinbar tatsächlich vor, ein sehr großes Feuer zu errichten. Nur wenig Holz ließ er liegen, um das Feuer später in Gang zuhalten.

„Ah, sehr gut, danke dir Letho“, murmelte Mäussack, als das Grundgerüst für das Feuer stand. „Dann werde ich anfangen“, fuhr er fort und zog einiges aus seinen Taschen und kniete sich vor die Feuerstelle.

Als ich mich an den Hexer wenden wollte, um zu erfahren, was der Druide jetzt machen würde, hielt er sich einen Finger vor die Lippen. Die Geste war eindeutig, ich sollte ruhig sein.
 

Der Druide fing an, leise vor sich hinzumurmeln, hin und wieder goss er etwas über das Holz oder streute ein Pulver hinein. Außerdem mischte er irgendetwas in einer kleinen Holzschale zusammen.

Nach einiger Zeit wurde es uninteressant, ihm zuzuschauen, und ich warf meinen Hut auf meine Schlafmatte und machte mich daran den dicken Ledermantel auszuziehen. Ich konnte es mir jetzt auch genauso gut bequem machen, das Feuer würde groß genug werden, um die kleine Höhle ordentlich warm zu halten, da konnte ich den Mantel auch ablegen.
 

Nachdem Mäussack einige Zeit ruhig geblieben war, holte mich Letho zum Feuer. „Ich hoffe, auch wenn du nicht über das Ritual bescheid, weißt, das Ermion dir gestern bei den Kräutern geholfen hat?“, flüsterte er mir zu. Ich nickte und zog die kleine Puppe hervor.

„Gut, wir sind jetzt vollständig, dann lasst uns anfangen“, begann der Druide ruhig zu sprechen. „Heute sind Tag und Nacht gleich, heute endet etwas und etwas Neues beginnt. Die Erde beginnt zu schlafen und wir bedanken uns bei ihr, für das, was sie uns im Frühjahr und im Sommer gegeben hat. Wir danken für die Ernte und. ...“, ich hörte vorerst nicht weiter zu, es war also etwas wie ein Erntedank fest, bloß urtümlicher.
 

Als Letho merkte, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, stieß er mich in die Seite, ich sollte weiter zuhören.

„Wie es die Götter verlangen, werden wir diesen Abend in Ruhe und Stille verbringen. Wir werden unsere Gedanken auf unsere Dankbarkeit, Ängste und Wünsche konzentrieren, bis das Feuer erloschen ist“, als ob es ein Stichwort gewesen ist, entzündete Letho das Feuer. Wenn ich so etwas nicht kannte, hätten mich die grünen Flammen sicherlich beeindruckt, aber solch ein Firlefanz kannte ich aus dem Larp. Da gab es die ein oder andere Hexe, die gerne mal ein Pülverchen ins Feuer warf und somit die Flammen verfärbte.

Wenn dieses Ritual den anderen nicht so wichtig gewesen wäre, hätte ich wohl demonstrativ gegähnt.

Letho und Hjalmar senkten bedächtig die Köpfe, während Mäussack noch ein wenig in der kleinen Holzschale rührte, und Wasser hinzu goss.

Die Flammen züngelten immer höher und die Sonne war nun gänzlich untergegangen, „Es ist Zeit für die Opfergabe, werft eure Kräuter in das Feuer und trinkt dann aus der Schale, dies wird euch helfen, für heute Abend die nötige Ruhe zu finden. Auch soll es heute Nacht euch ruhig schlafen lassen“, sprach der Druide leise. Er warf als Erster seine Kräuterpuppe ins Feuer und nahm dann einen Schluck aus der Schale, er reichte sie an Hjalmar, der es ihm gleich tat. Auch Letho warf seine Puppe ins Feuer, lehnte die Schale aber ab, er meinte er würde heute Nacht über uns wachen. Dann war ich in der Reihe, ich warf das Kräuterbündel ins Feuer und nahm zögernd die Schale von Letho entgegen.

„Trink ruhig“, flüsterte er mir zu. Skeptisch blickte ich in die Flüssigkeit, es sah ziemlich unappetitlich aus und roch auch so. Die Konsistenz war ziemlich zäh und machte es schwer die Flüssigkeit zu schlucken. Der Geschmack machte es nicht besser.

Immer noch schluckend, reichte ich Mäussack die Schale zurück, der den restlichen Inhalt ins Feuer kippte. Es gab sogar eine kleine Stichflamme, was zum Teufel hatte ich da gerade getrunken?
 

Jetzt war es still, keiner gab noch einen Mucks von sich, sie schienen alle in ihren Gedanken versunken zu sein. Auch das Knacken und Knistern des Feuers wurde immer leiser. Verwirrt schaute ich auf, nein, das Feuer brannte immer noch genauso groß wie am Anfang.

Ich versuchte mich auf die Dinge zu konzentrieren, wie es der Druide angewiesen hatte, doch es wurde immer schwieriger. Irgendwann hörte ich das Feuer überhaupt nicht mehr und auch alles andere war still, ich hörte nur noch meinen eigenen Atem.

Als jedoch auch meine Sicht anfing, verschwommen zu werden, fing ich langsam an, mir wirklich sorgen zu machen. Ich blickte zu Letho, dieser schien in tiefer Meditation versunken zu sein und auch die anderen saßen noch ruhig am Feuer.

Vorsichtig tastete ich nach Letho, „Letho, irgendwas stimmt nicht, ....“, versuchte ich verständlich zu machen. Besorgt blickte er mich an, ehe er aufstand. Er half mir, selbst aufzustehen, und führte mich zu meiner Schlafmatte.

„Schhh, alles gut. Das erste Ritual kann manchmal ziemlich überwältigend sein. Leg dich hin und versuche, dich zu entspannen. Der Trank von Ermion sollte die Albträume fernhalten“, erklärte er sanft und leise, aber ich hörte ihn nur wie aus weiter ferne. Er zog mir noch die Stiefel von den Füßen und half mir, mich bequem hinzulegen. Dann deckte er mich zu und ging zu seinem Posten am Feuer zurück. Es wurde wieder Still um mich herum und mein Kopf fühlte sich an, wie in Watte gepackt. Nicht nur meine Sicht wirkte wie verschwommen, sondern auch meine Gedanken. Daher schloss ich meine Augen und ließ meine Gedanken schweifen.
 

Ich saß auf einer Wiese, umgeben von einigen Tieren. Die warme Sonne schien auf uns herunter. Die Wölfe lagen träge im Gras und abwesend streichelte ich die riesige Schlange, die sich auf meinem Schoß zusammen gerollt hatte, während ich einen Blumenkranz flocht. In der Nähe stand ein Baum, in dessen Schatten ein Fuchs saß. In seinem Geäst saß ein Rabe, der sich scheinbar mit einer Fledermaus unterhielt. Auch ein Bär war nicht weit.

Ich blickte lächelnd auf, als sich eine Löwin und eine große dunkle Katze näherten, sie schlossen sich den Wölfen an. Die Löwin kuschelte sich an den weißen Wolf, während die Katze sich mit ein wenig abstand niederließ.

Ich kicherte, als die Schlange mich mit ihrer Zunge an meinem Hals kitzelte, „Lass das Letho!“, beschwerte ich mich leise.

Doch plötzlich änderte sich die friedliche Stimmung. Wie aus dem nichts waren schwarze Wolken aufgezogen. Alarmiert waren die Wölfe aufgesprungen, schienen aber in ihrer Bewegung eingefroren zu sein. Letho zischte warnend über meine Schulter, was mich dazu veranlasste, mich umzudrehen.

Ich ließ die Blumen aus meinen Händen fallen, als ich sah, wer dort stand.

„Solche Freude, solch eine Wärme und Herzlichkeit. Wie enttäuschend, wie langweilig!“, höhnte der Mann. Ich hielt Letho fest, zum einem, um zu verhindern, dass er auf den Mann zu glitt und zum anderen vielleicht etwas Trost zu finden.

Ich fühlte mich, als würde sich eine eiskalte Hand um mein Herz legen. „Was ... was willst du?“, stotterte ich unbeholfen.

„Sollte dir das nicht selbst klar sein?“, stellte er die Gegenfrage. Zögerlich schüttelte ich den Kopf und verfestigte den Griff um die Schlange.

„Oh, dabei warst du so vielversprechend am Anfang“, der Mann klang enttäuscht. „Es hat mir wirklich Spaß gemacht, dich zu beobachten, Weiße Rose. Deine Streitereien mit Geralt, die Interaktion mit diesem Hexenjäger, wie hieß er noch gleich? ... Ah ja, Caleb Menge. Dein verzweifelter Versuch, diesen alten Hexer zu retten. Aber jetzt, sieh dich an“, sprach er leise.

„Was willst du damit sagen?“, wollte ich besorgt wissen. Der Mann grinste, „Du bist unnötig geworden, genauso langweilig, wie die anderen, die ich hier her geholt habe, obwohl ich zugeben muss, dass du doch deutlich länger durchgehalten hast.“

Er kam auf mich zu und Letho, der sich aus meinem Griff gewunden hatte, glitt zwischen uns und richtete sich drohend auf. Wie eine Kobra hatte er seinen Nackenschild verbreitert und zeigte drohend seine Zähne.

„Ich hatte wirklich überlegt, einfach über deine langweilige Entwicklung hinwegzusehen, dich deinem Glück zu überlassen, wie du es dir gewünscht hattest, aber du wolltest mir meinen zukünftigen Champion abspenstig machen“, er deutete auf den weißen Wolf.

„Außerdem hast du einen Teil meiner Handelspartner vertrieben, das kann ich nicht ungestraft lassen, das verstehst du doch, nicht wahr?“, bei der Frage hatte er blitzschnell nach der Schlange gegriffen.

„Nein! Lass ihn, bitte!“, flehte ich den Meister der Spiegel an. Doch er grinste nur und verfestigte seinen Griff um Lethos Hals. „Es ist deine Schuld!“, höhnte der Mann. Letho wand sich in dem Griff, versuchte nach dem Arm zu schnappen, doch er konnte sich nicht befreien.

„Bitte, nicht ihn! Töte mich, aber nicht ihn! Bitte!“, flehte ich schluchzend. „Wo wäre denn da deine Strafe?“, fragte er mich. Lethos Bewegungen wurden immer langsamer, bis er schlaff in dem Griff hing, seine Augen trüb.

Lachend warf der Mann mir die tote Schlange entgegen. Mittlerweile war es stockdunkel um mich herum geworden, auch die anderen waren verschwunden. Ich hockte alleine, mitten in der Dunkelheit vor der toten Schlange, nur das Lachen von Gaunter war noch zu hören.

Ich schluchzte und griff vorsichtig und zärtlich nach Letho und zog ihn an meine Brust, „Es tut mir leid, es tut mir leid!“, schluchzte ich in die ewige Dunkelheit hinein.
 

Schluchzend schreckte ich auf und wollte nach Letho greifen, um sicherzugehen, das er gesund neben mir lag, doch der Platz neben mir war leer.

„Letho!“, panisch sah ich mich um. Ich hörte eilige Schritte und konnte dann Letho sehen, der auf mich zu kam.

„Krümel, alles gut, ich bin hier“, beruhigte er mich gleich. Besorgt musterte ich ihn, ehe ich ihn in eine Umarmung zog, „Dir geht es gut?“, wollte ich wissen.

„Ja Krümel mir geht es gut, egal was du gesehen hast, es war nur ein Traum“, versicherte er mir.

„Du warst tot und dann lagst du eben nicht neben mir“, schluchzte ich leise an seinen Hals.

„Es war nur ein Traum, die Nacht des Äquinoktiums endet immer in Albträumen, deswegen hatte Ermion den Trank gemacht, er sollte sie eigentlich verhindern“, wunderte er sich ein wenig.

Ich schluckte, „Ich hätte das Ritual vielleicht ein wenig ernster nehmen sollen, ich dachte, es wäre irgendein Humbug, wie in meiner Welt, dabei weiß ich doch, das Magie hier real ist“, gab ich zu.

„Es ist in Ordnung, Krümel. Wenn du das nächste Mal bei so etwas Zweifel hast, sprich vorher mit mir“, bat er mich. Ich nickte an seiner Schulter.

„Hattest du auch Albträume? Lagst du deswegen nicht hier bei mir?“, wollte ich dann wissen. „Nein, ich war die ganze Zeit vor der Höhle und habe euch bewacht. Du hattest ja gemerkt, wie der Trank eure Sinne beeinträchtigt“, erzählte er. „Du kannst dich noch ein bisschen hinlegen, Ermion und Mäussack schlafen auch noch“, schlug er vor und deutete mit dem Kopf zu den beiden.

„Nein, ich denke nicht, dass ich jetzt noch einmal einschlafen könnte“, murmelte ich.

„Gut, aber sei leise und weck die anderen nicht, wenn du dich fertig machst“, mahnte er mich noch. Ich nickte und ließ ihn unwillig los. Ich blickte ihm noch nach, wie er wieder nach draußen ging. Es war noch dunkel, trotzdem entschloss ich mich, aufzustehen. Ich könnte Letho draußen am Feuer Gesellschaft leisten.
 

So leise wie möglich suchte ich nach meinen Stiefeln und wickelte dann die Decke um mich. So folgte ich dann dem Hexer aus der Höhle.

Draußen setzte ich mich neben ihn und lehnte mich an ihn. Mit seinem Arm um mich döste ich doch noch einmal weg.
 

Letho weckte mich sanft, als auch die anderen wach waren und wir frühstücken konnten. Da wir aufgrund des Rituals gestern kein Abendessen hatten, fiel das Frühstück ein wenig großzügiger aus. Wir aßen in Ruhe und machten uns dann wieder auf den Weg.

Die nächsten Tage verliefen ähnlich, mit der Sonne standen wir auf und zogen weiter und zur Dämmerung suchten wir uns eine geeignete Stelle für ein Nachtlager.

Wann immer es möglich war, versuchte Letho zu fischen oder zu jagen, um unsere Vorräte möglichst lange zu schonen.

Noch hatten wir Glück mit dem Wetter, aber man merkte mittlerweile schon, dass der Herbst Einzug gehalten hat. Die Nächte wurden langsam merklich kühler, ein guter Grund, um mich nachts in die Arme von Letho zu kuscheln.
 

Als wir das Tal endlich verließen, sah ich nachdenklich in die Richtung von Aeed Gynvael. Ob die Najade noch in dem Weiher wohnte, oder hatte sie sich eine neue Heimat gesucht, so wie sie es zu Dettlaff gesagt hatte? Was war mit dem kleinen Örtchen, war dort noch alles ruhig und der Junge? Würde er tatsächlich Verderbnis bringen?

Doch die anderen ließen mich nicht lange grübeln. Sie lenkten mich mit verschiedenen Themen ab, so das auch die Reise nicht ganz so langweilig wurde. Das eine Mal hatte ich mich sogar den ganzen Tag mit Mäussack über Kaffee unterhalten. Er war ganz fasziniert davon, wie viele verschiedene Arten von Kaffee es in meiner Heimat gab und wie selbstverständlich er im Alltag geworden ist, dass man ihn an fast jeder Ecke kaufen konnte.

Oder ein anderes Mal hatte Hjalmar versucht mich davon zu überzeugen, welche Vorteile ein Kampf mit einer Axt ist. Aber ich kämpfte weiterhin lieber mit meinem Schwert.

Letho hatte sogar am Taleingang die Spuren des Reiters ausmachen können, doch außer das sie ziemlich alt waren und das Pferd vermutlich keine Eisen trug, konnte er nichts weiter daraus erfahren.
 

Dass wir das Tal jetzt verlassen hatten, bedeutete aber auch, das wir jetzt achtsamer sein mussten. Wir wussten nicht, wie weit sich die Kriegsfront verlagert hatte oder wo sich nilfgaardische Agenten rumtrieben. Daher hatte Letho seine Kapuze stets auf, auch wenn er mit seinem Bart kaum noch zu erkennen war, seine Narbe war doch sehr einprägsam und vermutlich gab es auch nirgends eine zweite wie diese. Auch ich hatte vorsorglich meinen Hut tief ins Gesicht gezogen, wann immer wir andere Leute trafen.
 

Wir waren schon beinahe zwei Wochen unterwegs, als wir endlich die Ausläufe des Liksela erreichten. Wir hatten unser erstes Ziel also bald erreicht.

Ban Ard.

Wir hatten unser Nachtlager am Fuße eines Hügels aufgeschlagen und ich war gerade dabei, wie üblich das Feuerholz zusammen zu suchen, als ich in der Ferne etwas sah. Ich konnte den fernen Schein eines Lagerfeuers erkennen. Vorsichtig legte ich das bereits gesammelte Holz ab und schlich mich langsam näher. Glücklicherweise trug ich immer noch mein kleines Teleskopfernglas an meinem Gürtel.

Ich suchte mir eine geeignete Stelle und zog es aus seiner Gürteltasche. Verdammte scheiße, ging mir als Erstes durch den Kopf, als ich erkannte, wer dort lagerte. Ein großer Trupp oder eine kleine Gruppe Nilfgaarder hatte dort ihre Zelte aufgeschlagen. Ich versuchte, mir alles möglichst genau einzuprägen, als ich unweit von mir etwas hörte. Da stolperte jemand durchs Unterholz und fluchte laut. Auch wenn er ziemlich betrunken klang, kam mir die Stimme bekannt vor.

Ich ging ein wenig in Deckung und suchte die Umgebung mit meinen Augen ab. Leider hatte ich keine Schöllkrautblätter, daher brauchte ich um einiges länger, um den Schemen zwischen den Bäumen zu erkennen.

Ich musterte das Gesicht, es war mir eindeutig bekannt. Vermutlich sollte ich lieber Letho Bescheid sagen und mir von ihm helfen lassen, aber so eine Situation käme vermutlich nie wieder.

Aber noch war der Soldat zu nah an seinem Lager, seine Gefährten könnten ihn hören und schnell zur Hilfe eilen, ich musste ihn noch ein wenig weglocken. So leise wie möglich zog ich den Hut und auch den Mantel aus. Die würden jetzt nur stören. Mein Fernglas verstaute ich wieder.

Leise schlich ich durch das Unterholz, in die Richtung, in die ich den Soldaten locken wollte. Von dort aus machte ich ein wenig auf mich aufmerksam. Ich brach absichtlich einen Ast, ging nicht schnell genug in Deckung, so das er immer mal wieder etwas von mir sah, bis ich ihn auf eine Lichtung gelockt hatte.

Grinsend wartete ich auf ihn, an einem Baum gelehnt.

„Kennst du mich noch?“, begrüßte ich ihn, als er endlich auf die Lichtung stolperte. Taumelnd blieb er stehen und sah sich verwirrt um, bis er mich entdeckte. „Du, ... du bist diese Hexe, die Cahir verzaubert hat. Wegen dir wurde ich aus der Garde des kaiserlichen Beraters geworfen!“, knurrte er, aber dann fing er an, wie wild zu grinsen.

„Aber jetzt hab ich dich und kriege meinen alten Posten zurück und vorher werden wir noch ein bisschen spaß haben, jetzt ist kein Cahir da, der uns unterbrechen könnte“, lallte er.

Auch ich grinste, er hatte da ein paar entscheidende Faktoren übersehen. Ich war weder gefesselt, noch durch schlechte Ernährung geschwächt. Er war betrunken und ich nicht. Ich trug meine Rüstung und er sah aus, als wäre er aus dem Bett gefallen und hätte sich nur seine Hose angezogen.

„Komm, gib mir einen Kuss und ich werde es nicht allzu schmerzhaft für dich machen“, forderte er von mir.

Ich lachte ihn aus, „Einen Kuss? Den musst du dir schon holen!“, erwiderte ich. Der Nilfgaarder stapfte sogar direkt auf mich los. Ich stieß mich vom Baum ab und machte mich bereit, ihn gebührend zu empfangen, ich schloss meine Faust um einen kleinen Kiesel, den ich unterwegs aufgesammelt hatte. Wenn das mit einem Feuerzeug funktionierte, wieso nicht auch mit einem Stein, der ähnliche Ausmaße hatte.

Er hatte sogar die Frechheit, seine Lippen für einen Kuss zu spitzen, als er nur noch einen Schritt entfernt war. Ich holte aus und traf ihn gezielt im Gesicht, sofort heulte der Soldat auf, aber auch ich zischte vor schmerz und schüttelte meine Hand. Verdammt, hoffentlich tat dem Kerl das mehr Weh, als mir.

Da dem Kerl allerdings Blut aus der Nase lief und meine Haut an den Knöcheln nicht aufgeplatzt war, ging ich davon aus.

„Oh du verdammte Schlampe, komm her, dir werd ich es zeigen!“, fluchte der Soldat, während er sich die Nase hielt.

Er hatte sich schneller wieder aufgerappelt, als ich erwartet hatte, doch er griff nicht zu seiner Waffe, die noch an seinem Gürtel hing. Er ging mit bloßen Fäusten auf mich zu. Sehr gut, wütende Gegner machten schneller Fehler, ich musste nur aufpassen, dass mir nicht dasselbe passierte. Ein Aussetzer wäre jetzt vollkommen das falsche.

Ich wich einigen seiner Faustschläge aus, bis er über einen dicken Ast am Boden stolperte. Ich nutze die Chance und sah mich nochmal schnell um, schließlich wollte ich nicht selbst über irgendetwas fallen. Doch ich hatte den Soldaten zu lange aus den Augen gelassen und das rächte sich jetzt.

Er hatte den Ast, über den er gestolpert war, aufgehoben und hieb damit nach mir. Da ich mich aber gerade umdrehte, erwischte er mich nur an der Schulter, aber auch das war nicht unbedingt ein Schmetterlingskuss.

Ich konnte gerade noch so reagieren und ausweichen, als er erneut mit dem Ast nach mir schlug.
 

„Na, ist dir dein Lachen jetzt vergangen?“, höhnte er, als er mich letztendlich doch traf und ich zu Boden ging. Leicht benommen schüttelte ich den Kopf und versuchte, mich wieder aufzurappeln. Doch da traf mich auch schon ein Tritt in die Seite, verdammt, warum eigentlich immer dieselben Rippen. Irgendwann würden die tatsächlich noch brechen.

„Ist das alles? Du trittst wie eine alte Frau auf dem Sterbebett“, keuchte ich und hielt mir die getroffene Stelle. Noch ein Tritt, diesmal in den Bauch. Meine Rüstung schützte leider nicht wirklich gegen stumpfe Gewalteinwirkung.

„Wegen was lässt der Kaiser mich eigentlich suchen?“, wollte ich schnaufend von dem Kerl wissen, in der Hoffnung ihn so ein wenig abzulenken. Es schien zu wirken, unauffällig konnte ich das Messer aus meinem Stiefel ziehen und mich dann auf den Rücken rollen, damit ich besser Luft holen konnte.

„Landesverrat und Spionage. Die hätten dich in Wyzima lieber gleich aufknüpfen sollen, hätte uns einigen Ärger erspart!“, knurrte er.

„Landesverrat?“, fragte ich ihn ungläubig.

„Ja, schade dass sie dich lebend haben wollen, aber wir können trotzdem vorher noch ein bisschen spaß haben, nicht wahr?“, grinste er, als er sich mir wieder näherte.

„Meine Mutter hat zwar optisch gewisse Ähnlichkeiten mit Emhyr, aber das macht mich noch lange nicht zu einem Nilfgaarder!“, mit dem letzten Wort hieb ich mit dem Messer nach ihm, als er sich zu mir runterbeugen wollte.

Schreiend sprang er zurück, ich hatte ihn im Gesicht getroffen. Schnell stand ich vom Boden auf und zog mein Schwert. Langsam sollte ich das Ganze hier beenden, bevor der Kerl doch von jemanden vermisst wird und ein Suchtrupp losgeschickt wird.

„Oho, das kleine Mädchen will wirklich spielen, steck das Ding lieber weg, bevor du dir noch weh tust“, höhnte der Soldat, als sein Blick auf meine Klinge fiel.

„Du hast etwas Entscheidendes übersehen, ich trage nicht nur die Rüstung wie ein Hexer, ich wurde auch von einigen trainiert“, klärte ich ihn auf.

Zuerst schien er lachen zu wollen, aber mein ernstes Gesicht verriet ihm wohl, das ich es ernst meinte, und er zog selber sein Schwert. Er schien auch auf einmal viel nüchterner zu sein, vielleicht verdrängte das Adrenalin die Wirkung vom Alkohol ein wenig.
 

Der Kampf hätte vermutlich länger gedauert, wenn der Mann vor mir, seine vollständige Ausrüstung an hätte und nüchtern gewesen wäre, aber auch so dauerte er mir zu lange.

Viel zu viel Zeit, um auf sein Verschwinden aufmerksam zu werden. Schnell wischte ich mein Schwert an seiner Kleidung sauber und zog den toten Körper in eine Senke, wo ich ihn mit Blättern und trockenen Ästen abtarnte.

Als ich mich auf den Weg zurückmachte, wurde mir klar, dass aber auch meine Abwesenheit nicht unbemerkt geblieben war.

Ich hatte fast den Ort erreicht, wo ich meine Sachen zurückgelassen hatte, als ich Letho rufen hörte. Verdammt, er würde die anderen Soldaten noch auf uns aufmerksam machen. Daher beeilte ich mich, zu ihm zu kommen.

„Psst, nicht so laut, Levi!“, zischte ich, als ich mir sicher war, dass ich in Hörweite war.

Das raschelnde Laub verriet mir, dass er mich tatsächlich gehört hatte und nun auf mich zu eilte.

„Kannst du mir mal verraten, wo du warst? Warum hast du deine Tarnung abgelegt?!“, fing er auch schon gleich an, bevor er mich überhaupt erreicht hatte.

„Psst, nicht so laut. Nicht weit von hier lagern einige Nilfgaarder“, versuchte ich erneut ihn dazu zubringen leiser zu sein.

„Und gerade dann ziehst du den Mantel aus?“, er stockte, als er mich richtig sehen konnte, „Was ist passiert?“, wollte er sofort wissen.

„Nicht hier“, wollte ich ihn beschwichtigen und nahm ihm, meinen Mantel und den Hut ab. Widerwillig folgte er mir. Ich konnte ihm deutlich ansehen, dass er die Sache lieber direkt klären würde.

Aber so würde das Risiko noch größer sein, das uns die Nilfgaarder zufällig fanden.
 

„Du hast sie gefunden?“, wurden wir begrüßt, als wir unser kleines Lager erreichten. „Was ist passiert?“, wollte Mäussack wissen, als im Feuerschein das Blut in meinem Gesicht sichtbar wurde.

„Hatte ein bisschen Spaß mit einem Nilfgaarder“, zuckte ich mit den Achseln, als ich mich setzte. Letho hatte sich in der zwischen Zeit einen Wasserschlauch und ein sauberes Tuch genommen und hockte sich vor mich.

Er hatte mein Kinn gefasst und dirigierte meinen Kopf so, das er mein Gesicht besser inspizieren konnte.

„Keine Sorge, das wenigste davon ist mein eigenes Blut“, wollte ich ihn beruhigen, doch es schien eher das Gegenteil zu bewirken, er verengte seine Augen ein klein wenig weiter. Jetzt nicht mehr ganz so sanft, machte er sich daran, das Blut zu entfernen und die kleine Platzwunde an meiner Schläfe zu untersuchen.

„Au!“, beschwerte ich mich bei ihm. „Muss nicht genäht werden, die sollte so verheilen“, entgegnete er nur.

„Was hast du dir dabei nur gedacht? Du siehst ein Lager der Nilfgaarder und kommst dann auf die Idee, einen von ihnen anzugreifen? Und das auch noch ohne deine Tarnung, was wäre, wenn du ihn nicht alleine erwischt hättest? Oder sie nach ihm suchen und dich dabei entdecken?“, warf er mir vor.

„So war das doch gar nicht“, versuchte ich mich zu rechtfertigen.

„Ach nein? Danach sah es aber verdammt nochmal aus!“, fluchte er. „Hast du sonst noch Verletzungen?“, wollte er dann wissen.

„Nur ein paar Prellungen“, verneinte ich. Letho stand auf und ging in die Richtung, aus der wir vor kurzem gekommen waren.

„Wo gehst du hin?“, fragte ich ihn schnell.

„Verhindern, dass sie die Leiche finden oder Spuren, die sie bis hierher folgen können!“, knurrte er und marschierte weiter.

„Aber das hab ich doch schon gemacht, sie werden ihn nur mit Hilfe eines Spürhundes oder einem guten Fährtenleser finden“, murmelte ich kleinlaut. Doch Letho hörte es nicht mehr.
 

„Er hat sich wirklich sorgen gemacht, als du nicht zurückkamst“, durchbrach Mäussack die Stille. „Es ist wirklich nicht gut, die Nilfgaarder zu provozieren, nur um ein bisschen Spaß zu haben, vor allem wenn sie nach dir suchen lassen“, rügte er mich. Ich gab nur ein „Hmm“, von mir.

„Ach hör nicht auf die. Die haben wohl vergessen, wie es ist Jung zu sein“, versuchte Hjalmar mich aufzumuntern. „Ich wäre gerne dabei gewesen, hab auf Kaer Morhen gesehen, dass du einiges drauf hast, zusammen hätten wir bestimmt das Lager ordentlich aufmischen können“, fuhr der Rothaarige fort.

„Hjalmar!“, mahnte der Druide, doch der ließ sich nicht beirren. „Sobald diese dumme Verletzung geheilt ist, werde ich dich zu einer ordentlichen Rauferei einladen, was sagst du? Das wäre doch sicherlich spaßig.“

Ich grinste über seine Begeisterung für einen guten Kampf. „Also komm schon, erzähl mir von dem Kampf“, bat er mich dann.

Ich fasste kurz zusammen, was geschehen war, doch der Rothaarige schüttelte den Kopf, „Das Erzählen musst du unbedingt üben, und lass bei solchen Geschichten weg, das dein Gegner betrunken oder ohne Rüstung war“, belehrte er mich.

„Ich soll also lügen?“, fragte ich ihn skeptisch. „Nein, nein. Von Lügen hat keiner was gesagt, du sollst du Geschichten ausschmücken und dafür unwichtige Details weglassen“, erwiderte er.

„Und wo liegt da der Unterschied?“, lachte ich. Kopfschüttelnd erhob ich mich, „Ich geh mich hinlegen“, murmelte ich und ging zu meiner Schlafmatte. Mit dem Wissen, das die Nilfgaarder nicht mehr weit entfernt waren, zog ich nur Stiefel und Rüstung zum Schlafen aus. Hoffentlich hätten wir das Gebiet bald hinter uns gelassen.
 

Etwas später wurde ich wieder wach, Letho war zurück und unterhielt sich leise mit den anderen. Er drehte sich zu mir um, so als würde er meine Blicke spüren, aber ich drehte mich demonstrativ auf meine andere Seite und zeigte ihm meinen Rücken. Allerdings wurde so das Liegen deutlich unangenehmer, auf Prellungen lag es sich nun mal nicht gut.
 

Das Aufstehen am nächsten Morgen war nicht wirklich angenehm, ich war noch ziemlich müde und gefühlt tat mir alles weh, vor allem die Prellungen am Oberkörper. Auch zwischen mir und Letho herrschte noch Anspannung. Ich wollte die Situation nicht zu verschlimmern und in einem streit enden lassen, daher sprach ich ihn nicht an.

Auch er schien schweigen vorzuziehen und so sprachen wir das nötigste.
 

Im Laufe des Tages trafen wir immer mal wieder auf Patrouillen der Nilfgaarder. Sie sahen uns mehr als skeptisch an und hielten uns sogar teilweise auf. Nur wenige Nilfgaarder sprachen die gemein Sprache, so das es tatsächlich am einfachsten war, so zu tun, als würde man sie nicht verstehen.

Es machte sogar fast spaß, sie zu veralbern, indem ich ihnen irgendwelche Dokumente vorhielt, die sie eh nicht lesen konnten, und irgendwann gaben sie es genervt auf und ließen uns durch.
 

Zum Glück konnten wir am Abend bereits in der Ferne die Lichter von Ban Ard sehen. Morgen hätten wir unser erstes Ziel also erreicht. Das hieße auch, in wenigen Tagen wären wir zurück in Novigrad. Welch große Freude.
 

Später als wir zur Nachtruhe gingen, legte Letho eine Hand auf meine Seite. Immer noch leicht schmollend, versuchte ich der Berührung zu entgehen.

„Krümel, ... Alanya, hör mir bitte zu“, bat der Hexer mich leise. „Ich hätte dich fragen sollen, warum du dieses Risiko eingegangen bist und nicht dir direkt Vorhaltungen machen sollen, aber du musst mich auch verstehen. Du kamst vom Holz sammeln nicht wieder, als ich nach dir suche, finde ich einen Teil deiner Kleidung und dann dich verletzt. Es hätte so viel passieren können. Später als ich sein Gesicht sah, ahnte ich, warum du es getan hast. Er war einer von denen aus deinen Zeichnungen, nicht wahr?“, erklärte er sich.

Ich drehte mich zu ihm um und zog eine leichte Grimasse, dass Prellungen aber auch immer so weh tun mussten.

„Ja, es war einer von denen, mir wäre es auch lieber gewesen, wenn du in der Nähe gewesen wärst, aber diese Chance wollte und konnte ich mir nicht entgehen lassen. Er wollte sich an mir vergehen und dort im Wald auch, wenn er die Chance bekommen hätte. Wer weiß, wie vielen Frauen er schon etwas angetan hat“, erwiderte ich genauso leise.

„Ich hab mir einfach sorgen gemacht und du bist manchmal so leichtsinnig“, seufzte Letho.

„Ich bin nicht leichtsinnig“, widersprach ich, doch er zog nur eine Augenbraue hoch, daher beschloss ich, das Thema zu wechseln.

„Wusstest du, dass ich scheinbar ein Nilfgaarder Bürger geworden bin?“, erzählte ich ihm.

„Bitte was?“, wollte er überrascht wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Das hab ich auch gedacht, als ich es hörte. Wie es aussieht, lässt mich der Kaiser wegen Landesverrats und Spionage suchen, aber für diese Anklage müsste ich ja eigentlich Nilfgaarder sein“, überlegte ich. Lethos Augen wurden bei jedem Wort größer, „Du hältst dich ab sofort von den Soldaten fern, keine Alleingänge mehr!“, wurde er ernst.

Ich runzelte die Stirn, „Aber wieso auf einmal?“, wollte ich von ihm wissen.

„Du hältst dich von ihnen Fern, ist das klar? Du gehst keine Risiken mehr ein!“, forderte er streng. „Aber, ...“, versuchte ich eine Erklärung zu bekommen, doch er schnitt mich direkt ab. „Kein aber, das ist mein völliger Ernst, beim ersten Versuch aus meiner Sicht zu verschwinden, binde ich dich zu Hjalmar auf den Karren!“, machte er deutlich.

Wütend drehte ich ihm wieder den Rücken zu, er hätte sich doch wenigstens erklären können.
 

Meine Wut über diese Aktion hielt auch die nächsten Tage noch an. Wir hatten zwar am nächsten Abend Ban Ard erreicht, doch zu meinem Erstaunen betraten wir die Stadt nicht. Mäussack führte uns ein Stück an der Stadt vorbei, bis wir einen alten megalithischen Bau erreichten. Es erinnerte mich ein wenig an Stonehenge in meiner Welt.

„Dies ist ein uralter magischer Platz, selbst vor der ersten Konjunktion hatten die ersten Völker hier Rituale praktiziert, obwohl es keine Magie gab. Daher ist dieser Ort stark aufgeladen und wir mir helfen ein stabiles Portal zu errichten“, erklärte der Druide.

Während er alles vorbereitete, um das Portal zu öffnen, gönnten wir uns eine kleine Pause. Da Mäussack ein Druide und kein wirklicher Magier war, auf diesen Unterschied bestand er, konnte er nicht mit einem einfachen Spruch ein Portal öffnen. Doch als ich sah, was er da machte, musste ich grinsen, es erinnerte ein klein wenig an die Ritualkreise, die man im Larp meist mit Mehl auf den Boden zeichnete.

Nachdem Mäussack eine Weile Freya und die Naturgeister angerufen hatte, öffnete sich tatsächlich ein Portal, so das wir uns bereit machten, hindurch zu gehen. Letho schien hin und her gerissen zu sein, in welcher Reihenfolge wir durch das Portal treten sollten. Zum einen wussten wir nicht, was uns auf der anderen Seite erwarten würde und andererseits, wollte er nicht, dass ich nach ihm durchging, da hier jeder Zeit, nilfgaardische Soldaten auftauchen konnten.

Am Ende ging ich trotzdem zuerst mit den beiden Pferden hindurch und Letho folgte mir direkt mit dem Karren und Hjalmar, Mäussack folgte als letztes.
 

Auf der anderen Seite kamen wir an einer Küste raus, nicht Skellige, wie ich immer noch gehofft hatte. Allerdings konnte ich auch nicht sagen, wo wir waren.

„Wir sind in Temerien, dort hinten ist Gors Velen und dort im Meer liegt Thanedd“, erklärte Mäussack, als er bemerkte wie ich mich immer wieder um sah. Mit diesen Informationen konnte ich grob unsere Position auf einer mentalen Karte festmachen.

Dort auf der Insel wurde Geralt damals sein Bein so stark gebrochen, dass er heute immer noch Probleme damit, überlegte ich, als ich auf das Meer hinaus blickte.

„Dann reisen wir doch nicht bis nach Novigrad? Aus dieser Gegend fahren doch sicherlich auch Schiffe nach Skellige?“, fragte ich hoffnungsvoll, doch Mäussack schüttelte den Kopf, „Nein, in dieser Jahreszeit legen keine Schiffe von Bremervoord nach Skellige ab, durch die Stürme ist es viel zu gefährlich, an den Drachenhauern vorbei zusegeln und in Cintra ...“, der Druide wurde von Letho unterbrochen, „Auf dem Weg nach Cintra würdest du dich nur in den Brokilon verirren.“

Schnaubend drehte ich ihm den Rücken zu und verschränkte die Arme vor der Brust, eine hohe Meinung hatte der Herr heute mal wieder von mir. Als würde ich das Risiko eingehen wollen, in den Wald der Dryaden zu reiten.

Still folgte ich den dreien, als wir nach einem geeigneten Nachtlager suchten. Die Luft hier war ganz anders, als in den Bergen, es roch nach Meer und es war noch nicht ganz so kühl. Der Wind trug das Rauschen des Meeres mit sich und ich kam nicht umhin, immer mal wieder auf das Meer zu blicken.
 

Später, als wir am Feuer saßen, sprach Hjalmar mich an, „Was ist los mit dir und Letho? Ist etwas vorgefallen?“

Ich zuckte mit den Schultern, „Er verhält sich so komisch, seitdem ich ihm erzählt habe, was ich von dem Nilfgaarder Soldaten erfahren habe. Das ich wegen Landesverrats gesucht werde“, erklärte ich ihm.

Der Rothaarige zog eine Augenbraue hoch, „Ich dachte, du kämst nicht aus Nilfgaard?“, wollte er wissen.

Ich nickte, „Tue ich auch nicht, daher weiß ich nicht, was Letho so aufregt, schließlich stimmt diese Anklage nicht und kann daher auch nicht verurteilt werden.“

„Ich werde mal mit ihm reden“, schlug Hjalmar vor.

„Danke, aber das brauchst du nicht“, lehnte ich ab.
 

Als ich später mich zum schlafen zurückgezogen hatte, konnte ich die leisen Stimmen von Hjalmar und Letho hören, doch sie flüsterten so leise, das ich nicht verstand, worüber sie sprachen.

Ich war schon halb am Schlafen, als Letho sich zu mir legte. Er schlang einen Arm um mich und zog mich an seine Brust. „Ich mach mir Sorgen um dich, ich will doch nur, dass du in Sicherheit bist“, murmelte er an meinen Nacken.

Seufzend kuschelte ich mich an ihn und schlief dann wirklich ein.
 

Die angespannte Situation zwischen Letho und mir normalisierte sich mit den Tagen langsam wieder, hier gab es zwar auch Nilfgaarder Truppen, aber nicht in dem Ausmaß, wie an der Front und daher konnten wir ihnen besser ausweichen.

Nach und nach begegneten wir auch Hexenjägern, sie beäugten mich misstrauisch, vermutlich aufgrund meiner Begleitung, aber noch wurden von ihnen nicht angesprochen oder aufgehalten.
 

„Was ist da vorne los?“, wollte Mäussack auf einmal wissen. Er lief vor uns, er hatte sich am Morgen geweigert sich aufs Pferd zusetzen, da er meinte, er könne nicht mehr sitzen und wolle lieber wieder zu Fuß gehen.

Ich blickte auf und sah ein Stück vor uns auf dem Weg eine Menschenansammlung und einen Mann auf einem Wagen stehen. Seiner Armbewegungen nach, schien er der Menge vor ihm etwas zu erzählen.

„Vermutlich ein Prediger des ewigen Feuers“, knurrte Letho angewidert. Ich kniff die Augen zusammen, um besser erkennen zu können, was da vorne los war.

„Er trägt aber nicht die typischen Roben, wie die Prediger“, erwiderte ich.
 

Wir kamen der Ansammlung immer näher und es schien tatsächlich nicht der Feuerkult zu sein, das Banner zeigte nicht die Fackel. Dafür allerdings ein Symbol, das mich an ein Lagerfeuer erinnerte.

Ich sprach einen Hexenjäger, der sich gerade angewidert durch die Menschenmenge gekämpft hatte, „Was ist da los?“, wollte ich von ihm wissen und beugte mich leicht zu ihm runter. „Du hast davon noch nicht gehört?“, fragte er überrascht. Ich schüttelte den Kopf, „War längere Zeit unterwegs“, erklärte ich knapp. „Der neue Kult spross vor einigen Wochen wie aus dem Erdboden. Nennen sich des Feuers wärme. Predigen etwas von Gleichheit und verunglimpfen die ewige Flamme“, spuckte der Hexenjäger. „Was?!“, entfuhr es mir ungläubig.

„Ja und König Radovid lässt uns nicht gegen sie vorgehen, spricht davon, dass sie keine Bedrohung seien, nur irgendwelche Spinner!“, fluchte er weiter.

„Danke, ich will dich nicht weiter aufhalten“, beendete ich das Gespräch. Mit einem mürrischen Nicken ging der Hexenjäger weiter.

„Scheiße!“, fluchte ich, als der Mann weg war. Mit hochgezogener Augenbraue schaute Letho mich an.

„Ich glaube Avallac’h hatte recht“, grummelte ich. Ich hoffte wirklich, dass ich mich täuschte, dass es nichts mit dem Verrückten zu tun hatte, den ich bei meinem letzten Besuch in Novigrad traf.

„Was meinst du?“, wollte Hjalmar wissen. Ich zog meinen Hut so tief ins Gesicht, wie es möglich war, ohne das es meine ganze Sicht behinderte, „Das ich mich hoffentlich täusche“, murrte ich und trieb Tetris wieder an. Die Zügel von Kiran wickelte ich fest um meine Hand, damit er im Gedränge nicht gleich verloren ging.
 

Wir hatten die Ansammlung fast erreicht, als der Blick des Predigers in unsere Richtung fiel. Er verstummte und starrte unsere kleine Gruppe finster an. „Seht ihr diesen Frevel?! Der Verfechter des ewigen Feuers hat zwei Pferde und lässt doch alten Mann laufen und der junge Bursche lässt sich auf einem Karren durch die Gegend ziehen, als wäre er ein König! Das ist nicht das, was das Feuer von uns verlangt! Die Prophetin selbst sagte zu mir, wir sollen unseren nächsten Lieben, wie uns selbst! Wir sind alle gleich und sollen auch so handeln! Niemals werden sie in das Reich des Feuers aufgenommen, niemals werden sie dem Fluch ihrer Strafe entgehen! Wer auch immer die Worte der Prophetin missachtet, wird auf ewig zu einer niederen Existenz verdammt!“, hetzte der Prediger.

Ich schnappte nach Luft, das hatte ich niemals gesagt, der Mann war wirklich verrückt.

Die Menge musterte uns. Viele warfen Mäussack und Letho mitleidige Blicke zu, während sie Hjalmar und mich mit purem Hass anstarrten. Einige griffen nach dem Druiden und wollten, dass er Pause macht, doch er riss sich los.

„Lasst mich, ich geh freiwillig zu Fuß, ich will nicht reiten!“, fuhr er sie an.

„Der arme Mann, er ist schon ganz verwirrt, gebt ihm was zu trinken!“, forderte der Prediger. Von überall wurden nun Wasserschläuche und Becher mit Wasser Letho und Mäussack hingehalten, doch sie lehnten ab und wir versuchten weiterhin, durch die Massen zu kommen. Die Pferde wurden langsam unruhig und schnappten nach den Armen, die ihnen zu nahe kamen.

Ich versuchte mein bestes, die Pferde ruhig zu halten, doch Kiran wurde immer unruhiger, er stieg sogar und schlug aus. Um das schlimmste zu verhindern, ließ Letho den Karren stehen und eilte zu seinem Pferd, mit einem Axii beruhigte er ihn schließlich.

Die Menge keuchte und wich ängstlich zurück, als sie bemerkten, dass er ein Hexer war.

„Keine Angst! Seht ihr den nicht, dass der Hexer versklavt wird? Wie ein Ochse muss er den Karren ziehen! Wir brauchen die Hexer nicht zu fürchten, sie schützen uns!“, wurde der Prediger laut.

Hjalmar wurde es langsam wohl auch ein wenig viel und erhob nun seinerseits die Stimme, „Urteilt ihr immer so vorschnell? Ich würde gerne selbst laufen, aber ich kann es nicht!“

Die Menschenmasse verstummte, als er die Felle von seinem amputierten Bein zog.

Endlich konnten wir die Ansammlung durchqueren.
 

„Was waren das für Verrückte? Die sind ja noch dämlicher als das ewige Feuer selbst! Wer kommt bloß auf solche Ideen?!“, fluchte der Druide, während er sich seine Kleidung richtete.

„Ich“, antwortete ich ihm leise und kleinlaut. „Aber so habe ich ihm das nie gesagt!“, versuchte ich mich zu verteidigen.

„Was?“, entfuhr es Mäussack und Hjalmar gleichzeitig. Ich seufzte, „Erinnert ihr euch an das Gespräch, das mit dem vermeintlichen Geheimnis des ewigen Feuers. Es war dieser Prediger, dem ich es erzählt hatte. Ich wusste doch nicht, was er damit machen würde und wie er meine Worte verdreht!“, versuchte ich mich zu rechtfertigen.

Erkenntnis spiegelte sich in ihrem Blick wieder, als sie sich an meine Erzählungen erinnerten.
 

Obwohl es noch hell war, hatte keiner von uns Lust, erneut so einer Meute zu begegnen, daher suchten wir uns eine abgelegene Stelle, an der wir unser Lager aufschlagen konnten.

Das Erste, was ich dort machte, war die verdammte Hexenjäger Kluft aus zu ziehen und auf einen Haufen zu werfen.

„Krümel?“, fragte Letho verwirrt.

„Ich will, dass du sie verbrennst, wir sind nah genug an Oxenfurt und Novigrad, so das jederzeit jemand merken könnte, dass ich diese Kleidung gar nicht tragen dürfte. Ich werde ab jetzt einfach meinen Umhang tragen und die Kapuze aufsetzen“, forderte ich von ihm.

„Außerdem könnte uns jemand erkennen und wissen wollen, was denn aus Uma geworden ist“, setzte ich nach. Seufzend gab er nach und entzündete den Haufen mit einem gezielten Feuerstoß.

„Danke“, ich gab ihm einen Kuss auf die Wange.
 

Während die anderen die Zeit bis zum Abend mit ruhigen Gesprächen verbrachten, hatte ich mich zurückgezogen. Ich dachte über das nach, was geschehen war und was vielleicht noch auf uns zu kam. Nicht nur wegen des neuen Kults, sondern generell.

Aber mir viel noch etwas anderes ein, würde Dijkstra mit Geralt noch sprechen, oder hatten sie es bereits getan, ohne das ich es mitbekam? Wenn ich mich richtig erinnerte, hatte er Geralt ursprünglich direkt nach der Abreise von Triss auf seine Hilfe beim zukünftigen Attentat angesprochen. Aber ich war dort und so kam es nicht zu dem Gespräch.

„Was ist los Krümel?“, wandte sich Letho später an mich. Ich zuckte mit den Schultern, „Ein ziemliches Chaos hab ich da angerichtet oder?“

„Du konntest es nicht vorher wissen, was passiert“, entgegnete er mir.

„Ich hätte aber besser überlegen sollen. Es ist was anderes, wenn ich durch meine Worte vielleicht einen Streit herauf beschwöre oder so etwas!“, ich wedelte mit dem Arm in die Richtung, in der der Prediger vorhin stand. „Ich hatte die Hoffnung, vielleicht etwas mehr Freundlichkeit unter die Menschen zu bringen und nicht einen neuen Fanatiker, der meine Worte verdreht“.

„Mach dir nicht zu viele Sorgen, solche Spinner bleiben meist nicht lange“, Letho klopfte mir sacht auf die Schulter.

„Und wenn doch? Wenn sie noch radikaler werden?“, machte ich mir Vorwürfe.

„Dann ist es nicht deine Schuld“, versuchte er mich zu beruhigen. Dann beugte er sich näher an mich, „du versklavst mich also?“, grinste er an mein Ohr.

Ich brauchte kurz, bis ich merkte, dass er mich ablenken wollte.

„Nun manchmal, aber das ist etwas, das wir vertiefen können, wenn wir ganz für uns alleine sind, meinst du nicht auch?“, lächelte ich zurück.

„Natürlich“, nickte er und ich gab ihm einen Kuss.

„Ich freue mich schon drauf“, zwinkerte ich ihm zu.

„Ich mich auch, aber bevor die Zeit der kalten Nächte vor dem Ofenfeuer genießen können, liegt noch einiges an Arbeit vor uns. Wir müssen Feuerholz schlagen, Vorräte anlegen, vielleicht das Dach und die Wände flicken, ...“, zählte er auf.

Ich lachte leise, „Hm, aber so lange eure Hütte noch steht, denke ich, wir werden es schaffen. Zur Not müssen wir uns halt ein Iglu bauen, Schnee wird es wohl reichlich genug dafür geben.“

Da Letho aber nicht wusste, was ein Iglu ist, erzählte ich ihm, was ich darüber wusste. Während ich mich an ihn kuschelte.
 

Burg Krähenfels und Oxenfurt hatten wir ohne Zwischenfälle hinter uns lassen können. Burg Krähenfels und dem blutigen Baron konnten wir großräumig umgehen und durch Oxenfurt mussten wir dieses Mal nicht durch. So konnten wir auch dem nilfgaardischen Grenzposten entgehen und mussten nur durch den der Redanier.

Lindenthal und Maulbeertal hatten wir auch gemieden, zu schnell hätte uns dort jemand erkennen können. Und auch wenn uns Dolores gebeten hatte, vorbei zu schauen, mieden wir das Anwesen. Zum einen drängte uns die Eile, noch ein Schiff zu finden, das unser mitnahm und zum anderen konnten wir nicht wissen, ob nicht wer anderes dort seine Zelte aufgeschlagen hatte.
 

Und nun lag Novigrad direkt vor uns. Wir standen vor dem Tor und warteten darauf, eingelassen zu werden. Erneut mussten wir unsere Namen nennen, die mit den auf einer Liste abgeglichen wurden. Ich war froh, das Letho sich nicht geweigert hatte, ein Stück Stoff als Kopftuch zu tragen, um seine auffällige Narbe zu verdecken, denn die Wachen bestanden darauf, das wir unsere Kapuzen soweit lüfteten, dass sie unsere Gesichter sehen konnten.

Letztendlich wurden wir hineingelassen und verabredeten mit Mäussack, dass wir uns am Hafen treffen würden. Er würde in der Zeit einen Kapitän suchen, während Letho und ich auf dem Markt noch einige Lebensmittel besorgten.

Die Stadt war voller Wachen, deutlich mehr als sonst und auch die Hexenjäger schienen ziemlich angespannt zu sein. Erst später wurde mir klar, dass es vermutlich an der Anwesenheit von Radovid lag. Sein Schiff ankerte im Hafen. Es würde also bald keinen König mehr geben, sollte sich Dijkstra wirklich an Geralt gewandt haben. Ob Thaler noch bei den Trollen festsaß? Vermutlich, denn sobald Geralt ihn fand, stand das Attentat kurz bevor.

Ich schüttelte den Kopf, nein, in dieser Angelegenheit würde ich mich nicht weiter einmischen, das hatte ich schon zu genüge. Es wäre nun allein Geralts Entscheidung, wie weit er sich damit reinziehen lässt. Für ihn würde es so oder so gut ausgehen.

Ich ließ mich von Letho weiter über den Markt ziehen oder wartete am Rand und passte auf die Pferde auf.
 

Als wir endlich alles hatten, was Letho brauchte oder von dem er sagte, wir würden es brauchen, war es schon spät und wir eilten zum Hafen. Er wartete bereits ungeduldig auf uns.

„Da seid ihr ja endlich. Der Kapitän wollte schon ohne euch ablegen“, begrüßte er uns. Ich blickte noch einmal zu dem majestätischen Schiff, das am anderen Ende des Hafens ankerte und schüttelte den Kopf.

Letho drückte dem Kapitän die geforderten Münzen in die Hand und dann machten wir uns daran, die Pferde zu verladen.
 

Ich war schon öfters auf Schiffen gewesen, keine Frage, aber diese hatten einen Rumpf aus Stahl gehabt, dieses hier war komplett aus Holz und mich beschlich ein mulmiges Gefühl, als die Planken unter den Hufen der Pferde knarrten.

Wir mussten die Pferde in den letzten Winkel des Frachtraums bringen, dort gab es ein kleines Gatter, in dem schon einige Schafe und Ziegen standen. Glücklicherweise mussten wir sie nicht festbinden, ich wollte mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, ... nein nicht drüber nachdenken, wies ich mich selbst gedanklich zurecht. Wir würden heile auf den Inseln ankommen.

Wir nahmen unsere Ausrüstung von den Pferden und einer der Männer zeigte uns unsere Kammer. Ich zog die Nase kraus, als ich sah, dass sie ebenfalls im Frachtraum war. Sie war winzig klein und es lag nur eine Matratze auf dem Boden. Es wirkte beinahe, als wäre es eine kleine Zelle, für einen meuternden Matrosen. Wir bekamen nicht mal einen Schlüssel für die Tür. Meinem Gefühl folgend, verstaute ich alles Wertvolle ganz unten in einer der Satteltaschen. Lieber einmal zu viel vorsichtig zeigen, als später mit leeren Händen dazu stehen.

Bonuskapitel

„Sind hier immer so viele Soldaten unterwegs?“, fragte Hjalmar leise, als wir das Tor passiert hatten. Letho schüttelte den Kopf, „Nein, normalerweise nicht.“

„Wer weiß, was hier schon wieder los ist“, zuckte ich mit den Schultern.

Nach einigen Schritten seufzte Letho genervt auf, „Radovid ist hier“, grummelte er. Mit gerunzelter Stirn sah ich ihn an, „Wie kommst du drauf?“, wollte ich von ihm wissen.

„Hab die Leute dahinten drüber sprechen hören“, er nickte in die Richtung, wo sich ein paar Männer und Frauen zusammen gefunden hatten und scheinbar am Tuscheln waren. Hexersinne, Fluch und Segen zu gleich.

„Dann sollten wir schauen, dass wir möglichst schnell ein Schiff bekommen, ehe es hier mehr als ungemütlich wird“, murmelte ich.

„Was wird passieren?“, entgegnete Letho direkt.

„Etwas, das ich hier sicherlich nicht laut aussprechen werde“, flüsterte ich energisch.

„Warum sollte er nicht hier sein?“, wollte Hjalmar wiederum wissen.

„Weil Novigrad eigentlich eine freie Stadt ist, sie gehört keinem Königreich an“, erklärte Mäussack.

„Nur verhält sie sich nicht so neutral, wie sie sollte. Selbst Radovids Wappen hängt an den Stadtmauern. Auch in den Wappen der Hexenjäger ist der redanische Adler zu finden“, flüsterte ich.

„Es ist definitiv kein gutes Zeichen, wir sollten weiter, bevor es einen Tumult gibt“, nickte Letho und deutete auf verschiedene Gruppierungen, die sich gegenseitig anfuhren. Die einen für Radovid und die anderen gegen ihn. Selbst die Wachen waren bereits auf die Pöbelei aufmerksam geworden und beäugten sie verächtlich, vermutlich würden sie demnächst eingreifen.

„Gut, Letho sagte, ihr müsst noch etwas besorgen, währenddessen werden Hjalmar ein Schiff suchen, wir treffen uns am Hafen, lasst euch aber nicht zu viel Zeit“, bat Mäussack.

„Keine Sorge, wird schnell gehen“, erwiderte Letho und übergab den Karren an den Druiden.

„Passt auf euch auf“, verabschiedeten sich die beiden vorerst von uns.
 

Bei den vielen Menschen, die gerade in der Stadt unterwegs waren, wollten wir das Risiko nicht eingehen, unsere Pferde irgendwo anzubinden, lieber nahmen wir sie mit und einer von uns würde immer bei ihnen bleiben.

Ungefähr auf Höhe der Taverne zum goldenen Stör trennten wir uns dann wirklich von den beiden.

Wir machten uns von dort auf in Richtung Platz des Hierarchen. Doch bereits an der Abzweigung blieb ich stehen, zwei Soldaten der Stadtwache hatten einen Jungen in die Enge getrieben und schienen wütend auf ihn einzureden.
 

Ich wollte schon zu ihnen hinüber gehen, als Letho mich am Arm packte, „Nicht, wir können ihm nicht helfen“, knurrte Letho.

Ich seufzte, er hatte leider recht. Es gab zu viele andere Wachen und auch Hexenjäger, die sich hier in der Gegend rumtrieben. Wir würden vermutlich nur mehr Ärger heraufbeschwören, wenn wir uns einmischten.

Doch der Junge schien sich auch alleine helfen zu können, gerade als die eine Wache in abführen wollte, riss er sich los und lief davon. Schnell war er zwischen den Menschen in der Straße verschwunden. Die Wachen versuchten, ihm zu folgen und riefen das man den Dieb festhalten solle, doch der Junge wich geschickt den Händen aus, die nach ihm greifen wollten.

„Komm, folgen wir ihm. Vielleicht kann er uns ein bisschen was erzählen“, schlug Letho vor. Erstaunt sah ich ihn an.

„Ich weiß doch, dass du ihm helfen möchtest, außerdem interessiert mich, was die Wachen von ihm wollten“, zwinkerte er mir zu und reichte mir einen kleinen Beutel mit Lebensmitteln, was mich lächeln ließ.

Unauffällig folgten wir dem Jungen durch die Gassen. Über den Platz des Hierarchen, am Eisvogel vorbei, bis er schließlich in einem Hinterhof in den Scherben verschwand.
 

Letho hatte glücklicherweise keine Probleme den Spuren des Jungen zu folgen, im Gegensatz zu der Wache, die ihn spätestens auf dem großen Platz zwischen all den Menschen verloren hatten.
 

Wir wollten gerade auf den Hinterhof treten, als ich stockte, es war scheinbar nicht nur der Junge, sondern eine ganze Bande von Straßenkindern. Sie schienen nicht sehr erfreut zu sein, dass er mit leeren Händen zurückkam und auch noch beinahe erwischt wurde.

Die Bande sprang erschrocken auf, als Tetris unsere Anwesenheit mit einem Schnauben verkündete. Alle sahen sich panisch um, doch es gab keinen weiteren Zugang zu dem Hof und somit keinen Fluchtweg für sie. Sofort machten sie den Jungen dafür verantwortlich, warfen ihm sogar vor, dass er sie verraten hätte.
 

„Hey ganz ruhig, wir wollen euch nichts tun!“, rief ich ihnen zu. Viel brachte es jedoch nichts. Ein Mädchen versuchte sogar, zu flüchten, indem es zwischen mir und Letho hindurch lief, doch ein Schritt zur Seite und sie lief genau in Lethos Arme.

Hektisch versuchte sie, sich zu befreien, schrie sogar ängstlich auf, als sie Lethos Augen sah.

„Ein, ein Hexer!“, stotterte sie panisch.

„Lass sie los! Du wirst keinen von uns mitnehmen!“, forderte eines der älteren Kinder mutig. Letho ließ das Mädchen wirklich los und schnell rannte sie zu der Gruppe zurück.

Ich schob meine Kapuze zurück, um ein wenig vertrauenserweckender zu wirken, doch es hatte eher den gegenteiligen Effekt.

„Ich kenne dich! Du hast Janne verhaftet und ihn angezündet!“, rief ein anderer Junge. „Haltet euch fern, sie gehört zu den Hexenjägern!“, warnte er die anderen und zeigte mit dem Finger auf mich.

Seufzend strich ich mir durchs Gesicht, jetzt hatten sogar schon Kinder angst vor mir.
 

„Wir wollen euch nur ein paar Fragen stellen, keinem wird etwas passieren. Wir haben gesehen, wie die Wachen ihn verhaften wollten“, Letho nickte in die Richtung des Jungen, dem wir gefolgt waren.

„Wir haben ein paar Fragen zu dem Diebstahl, warum stiehlt ihr Lebensmittel? Geben euch eure Eltern nicht genug zu essen?“, versuchte er uns zu erklären.

„Ich habe Hunger!“, hörte ich ein kleines Mädchen weinen, „Meine Mami ist weg und mein Vati auch“, schluchzte sie herzzerreißend.

„Komm her, ich gebe dir etwas“, bot ich ihr an und griff in den Beutel. Vorsichtig kam das kleine Mädchen auf mich zu, obwohl die anderen sie davon abhalten wollten.

Ich ging vor ihr in die Hocke und hielt ihr ein belegtes Brot hin.

„Für mich?“, fragte sie ganz schüchtern, ich nickte und hielt es auf der flachen Hand hin. Sie nahm es sich mit ausgestrecktem Arm, so das, selbst, wenn ich gewollt hätte, nicht nach ihr greifen konnte.

„Iss langsam, sonst bekommst du Bauchschmerzen“, warnte ich sie leise, als sie in das Brot biss.
 

Die anderen Kinder waren hin und her gerissen, zum einen schienen sie angst zu haben und zum anderen hegten sie Hoffnung, ebenfalls etwas zu essen zu bekommen.

Langsam kamen auch die anderen Jüngeren aus der Gruppe immer näher. Man konnte ihnen deutlich ansehen, dass sie bereits seit längerer Zeit auf der Straße lebten. Ihre Kleidung war zerrissen und ihre Haut mit Schmutz bedeckt.

Jedem von ihnen gab ich etwas von unserem Proviant ab, wir würden uns Neuen besorgen müssen, bevor wir auf das Schiff stiegen, aber darüber machte ich mir im Moment keine Sorgen.

Nach langem Zögern kamen auch die Älteren aus der Gruppe und ließen sich etwas zu Essen geben, wobei sie uns immer noch misstrauisch ansahen.
 

Wir ließen sie in Ruhe essen und hofften, dass sie danach vielleicht bereit waren, mit uns zu sprechen. Plötzlich zog das Mädchen, dem ich zuerst ein Brot gab, an meinem Umhang, „Darf ich die Narbe sehen?“, fragte sie so leise, das ich Probleme hatte, sie zu verstehen.

„Welche Narbe?“, wollte ich von ihr wissen. Schließlich hatte ich bereits ziemlich viele. „Die vom Vampir“, bat sie zögernd. Erstaunt zog ich eine Augenbraue hoch, woher wusste sie davon? Hatte sich selbst das bereits soweit rumgesprochen?

Seufzend nickte ich, als ich ihre bettelnden Augen sah. Ich lockerte die Schnürung am Ärmel und zog ihn soweit hoch, wie es ging.

Mit gerunzelter Stirn besah sich das kleine Mädchen meinen Unterarm. Sie fuhr sogar die Konturen der Narbe nach, ehe sie sich hektisch zu mir umdrehte.

„Du bist sie, nicht wahr? Die Auserwählte, von dem der Prediger sprach? Du trägst das Zeichen des Feuers“, hauchte sie aufgeregt.

Schnell zog ich meinen Ärmel runter. „Psst“, bat ich sie eilig und legte einen Finger auf meine Lippen.

Das Mädchen grinste breit, nickte aber. Ich blickte zu Letho, der nur kurz lächelte und sich dann wieder dem Jungen zu wandte. Er hatte angefangen, mit ihm zu sprechen und versuchte herauszufinden, warum die Wachen ihn wegen eines alten Brots verhaften wollten.
 

„Ich würde gerne mit dem Prediger sprechen, kannst du mir vielleicht sagen, wo ich ihn finde?“, wollte ich von dem Mädchen wissen. Doch sie schüttelte den Kopf. Ich war aber erstaunt, als sie die anderen Kinder in meinem Namen fragte und diese sofort aggressiv reagierten.

„Bist du verrückt? Wir werden das bestimmt nicht verraten. Sie will ihn bestimmt nur verhaften. Ohne den Prediger wären wir schon längst verhungert!“, erboste sich eines der älteren Kinder.

„Hey, ganz ruhig. Wir wollen ihm nichts tun. Ich möchte nur mit ihm reden“, erwiderte ich.

„So, wie du mit Jane reden wolltest?“, spuckte der Junge. Ich schüttelte den Kopf. Es würde vermutlich nichts bringen, ihnen erklären zu wollen, das es einen Hexervertrag auf den Kopf des Dopplers gab. Sie würden vermutlich auch nicht verstehen, dass ich den Scheiterhaufen gar nicht anzünden wollte. Es würde nur die Tatsache gelten, dass ich es getan hatte, egal ob freiwillig oder gezwungen.
 

„Sei nicht traurig, er ist immer so. Er mag Erwachsene nicht“, versuchte Lina, das kleine Mädchen, mich zu trösten, als ich seufzte.

Ich lächelte sie schwach an. Ich strich ihr durch das schmutzige Haar. Sie war so lieb und süß, sie sollte nicht auf der Straße leben müssen, zu schnell könnte ein Mann sie ausnutzen wollen.

Mir kam eine Idee, vielleicht konnte ihr geholfen werden. „Du solltest in den nächsten Tagen zur Botschaft von Nilfgaard gehen. Vielleicht kennen sie eine Dame, bei der du als Magd anfangen kannst. Du würdest ein Dach über dem Kopf haben und nicht mehr hungern müssen“, schlug ich ihr leise vor.

„Ich soll zu den Schwarzen gehen?“, fragte sie verwundert. Ich nickte, „Ja, der Krieg ist nicht aufzuhalten, der Kaiser hat eine viel zu große Armee, früher oder später wird er gewinnen. Es ist besser, wenn du und deine Freundinnen dann nicht mehr auf der Straße leben. Aber frag nur in der Botschaft, ob sie etwas wissen, wo du arbeiten könntest, nicht die Soldaten, das ist ganz wichtig“, versuchte ich ihr klar zu machen. Die Soldaten hätten vermutlich ganz andere Ideen, wie sie sich etwas zu Essen verdienen könnte und ein Kind sollte niemals zu so etwas gezwungen werden.

„Und die anderen?“, wollte sie dann wissen.

„Sie können auch fragen, die Kavallerie braucht bestimmt Knechte, die sich um die Pferde kümmern oder anderweitig helfen“, lächelte ich.

Vorsichtig nickte sie. „Ich werde dran denken!“, versprach sie mir.
 

„Krümel? Wir sollten langsam los“, konnte ich Letho hören. Lina kicherte, als sie meinen Spitznamen hörte. Grinsend gab ich ihr einen Beutel mit frischen Lebensmitteln und steckte ihr ein paar Münzen zu.

Zum Abschied umarmte sie mich noch einmal, ehe ich mich Letho zuwandte, der bereits am Hofausgang wartete.

Ich nahm ihm die Zügel von Tetris ab und folgte ihm. An der Ecke schaute ich noch einmal zurück. Seufzend beobachtete ich, wie die Kinder sich um das Essen stritten.

„Wir können nichts weiter für sie tun“, murmelte Letho.

„Ich weiß und vermutlich haben sie es auf der Straße besser, als wenn man sie in ein Waisenhaus sperren würde“, nickte ich und dachte mit schaudern an das Waisenhaus von Oriana.

„Na komm, wir ersetzen die Lebensmittel und suchen dann nach Ermion und Hjalmar, sie werden sicherlich schon einen Kapitän gefunden haben, der uns mit nimmt“, versuchte mich mein Hexer aufzumuntern.

„Was hast du von dem Jungen erfahren?“, wollte ich dann von ihm wissen.

„Die Wachen haben ihn beschuldigt, ein Paket für den König gestohlen zu haben. Auch wenn ich mich frage, wie die überhaupt darauf kamen, dass ein so ausgemergeltes Kind einen Boten ausrauben können soll“, seufzte er. „Das Paket war wohl von dem neuen Kult, zumindest war der Junge sich sicher, deren Symbol darauf gesehen zu haben, als er an dem Boten vorbei ging. Aber er hat nicht mitbekommen, wie es gestohlen wurde. Er wurde beschuldigt, weil er in der Nähe das Brot gestohlen hatte und erwischt wurde“, erzählte Letho.

„Ein Hinweis darauf, was drin war?“, hakte ich nach, doch mein Hexer schüttelte nur den Kopf, „Nein, aber die Kinder erwähnten, dass aus dem neuen Kult scheinbar immer wieder Leute verschwinden, keiner weiß, was mit ihnen geschieht. Nur das es immer die traf, die zu Laut gegen Radovid gesprochen haben.“

Ich nickte nur, mit sowas war schon zu rechnen gewesen. Politische Gegner verschwanden sehr schnell mal, wenn der Falsche sie hört.
 

Schweigend folgte ich ihm durch die Gassen der Stadt und war froh, als wir die Scherben hinter uns gelassen hatten. Denn auch wenn ich meine Kapuze trug, war ich mir nicht sicher, ob mich nicht der ein oder andere hier nicht doch erkannt hatte und überlegte, wie er sich für den Doppler oder den Bettlerkönig rächen könnte.
 

Auf dem Markt überließ ich Letho das verhandeln und bald hatten wir wieder genug essen für die Überfahrt und vielleicht auch für die ersten Tage auf der Insel.

Zu meinem Unglück sah ich aber auch, wie er jede Menge Trockenfisch kaufte. Ich würde mich wohl in naher Zukunft irgendwie mit diesem Lebensmittel anfreunden müssen und mit jeder Menge anderem Fisch.
 

Wir waren bereits auf den Weg zum Hafen, als Letho mich auf etwas hinwies.

„Krümel, dort, ist das nicht der Kerl, der deinen Segen wollte?“, grinste er mich an. Ich versuchte, seinem Blick zu folgen, doch mit den vielen Menschen hier, war das kaum möglich, zumal ich deutlich kleiner als der Hexer war.

„Da hinten, er verschwindet gerade in der Gasse dort“, lenkte er meinen Blick. Jetzt sah ich ihn. Entschlossen drückte ich Letho die Zügel in die Hand und drängte mich durch die Menge.

„Alanya, kein Blutvergießen!“, hörte ich Letho mir noch nach rufen.
 

Ich beeilte mich, doch ich konnte nur noch sehen, wie sich die Tore, der ehemals stinkenden Hecke, hinter ihm schlossen.

Grummelnd blieb ich vor ihnen stehen, verdammt, natürlich würde es so kommen.

Kräftig klopfte ich gegen das Holz. Zuerst passierte nichts und ich klopfte immer weiter. Aber entweder wurde ich nicht gehört oder sie ignorierten mich ganz einfach.
 

„Mach das verdammte Tor auf! Ich muss mit dem Prediger sprechen!“, brüllte ich das Tor an. Kurze Zeit später wurde tatsächlich die Luke geöffnet und ein Mann schaute mich grimmig an.

„Kein Passwort, kein Zutritt!“, murrte er und schlug die Luke wieder zu.

Oh, dieser verdammte, ....

Ich schlug erneut gegen das Tor, „Mach verdammt nochmal auf!“, rief ich.

„Kein Zutritt und schon gar nicht für Anhänger des ewigen Feuers!“, konnte ich von der anderen Seite hören.

„Du Elender! Ich geb dir gleich Anhänger des ewigen Feuers! Lass mich rein!“, brüllte ich ihn durch die Tür an.

„Kein Zutritt!“, rief er erneut.

Von der anderen Seite hörte weitere Stimmen, konnte aber leider nicht verstehen, was gesprochen wurde, sie waren zu leise dafür.

Die Luke wurde wieder geöffnet, aber dieses Mal nur ein kleines Stück.

„Nein, sie ist alleine“, meinte der Mann und sprach eindeutig nicht mit mir. Als sich die Luke erneut schloss, war ich kurz davor, aus lauter Frust, laut aufzuschreien. Doch dann öffnete sich das Tor.

„Gut, du kannst reinkommen“, grummelte der Torwächter. Als ich eintrat und die Tür direkt hinter mir zu schlug, konnte ich sehen, was seine Meinung geändert hatte. Der Prediger stand dort, vermutlich hatte er dem Wächter gesagt, dass er mich rein lassen solle, als klar war, dass ich keine Meute an Hexenjägern dabei hatte. Als der Prediger mein Gesicht sah, lächelte er mich erfreut an.

„Kein Wort! Wir werden jetzt ein ernstes Gespräch unter vier Augen führen!“, warnend hob ich meinen Zeigefinger.

Überrascht sah er mich an und wollte schon den Mund auf machen.

„Unter vier Augen!“, knurrte ich.

Er ließ seine Schultern fallen, „In Ordnung, folge mir“, bat er mich und ging vor. Ich folgte ihm durch die Menschen, die mich allesamt misstrauisch anstarrten. Ich hoffte nur, es würde nicht eskalieren, ich konnte Letho schon meckern hören, dass ich nicht immer so unüberlegt handeln sollte.

Er würde sowieso schon nicht begeistert davon sein, dass ich alleine hier rein bin, statt auf ihn zu warten.

Ich schüttelte den Gedanken vorerst ab und folgte dem Prediger in eines der Häuser, wenn ich mich richtig erinnerte, war dies der Raum, in dem Geralt Triss beim Bettlerkönig traf.

Kaum hatte er die Tür hinter uns verschlossen und ich mich versichert, dass wir tatsächlich alleine waren, wirbelte ich zu ihm rum und packte den Mann am Kragen.

„Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich hatte recht, als ich sagte, die Menschheit sei noch nicht bereit, das hast du sehr gut bewiesen!“, zischte ich ihn an.

„Ich weiß nicht, was du meinst! Ich habe das gemacht, was du mir gesagt hast!“, versuchte er sich zu verteidigen.

„Ich sagte, es sei ein Geheimnis, nicht das du eine verdammte Sekte gründen sollst! Du solltest deinen nächsten lieben, nicht ihn zwingen, an das Gleiche zu glauben oder ihn auszugrenzen und zu verfluchen, weil er es eben nicht tut!“, ich hielt mich zurück, ihn nicht direkt ins Gesicht zu brüllen.

„Außerdem habe ich nie gesagt, dass jemand verflucht wird, der nicht meinen Worten folgt!“, fügte ich noch hinzu, ehe ich ihn wieder losließ.
 

Räuspernd glättete er seine Kleidung und sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Das einzig Gute, was ich bisher von dir gehört habe, war das über Hexer, außer das sie versklavt werden“, lenkte ich dann doch ein.

„Du warst dort? Ich habe dich nicht bemerkt, du hättest dich den Gläubigen Offenbaren sollen, selbst ein paar Worte sprechen können!“, warf er mir vor.

Finster starrte ich ihn an und zog nur eine Augenbraue hoch.

Verwirrt starrte er mich an, bis er einwenig erbleichte. „Der Hexenjäger mit den zwei Pferden!“, stammelte er. Ich deutete ein Nicken an.

„Ich, ... es tut mir leid, ich wusste es nicht!“, versuchte er sich zu rechtfertigen.

„Genau, du wusstest es nicht! Seinen Nächsten zu lieben, heißt nicht, ihn zu verurteilen, ohne seine Motive zu kennen! Ich zum Beispiel führte das zweite Pferd, weil der alte Druide nach mehreren Tagen im Sattel nicht mehr sitzen konnte und zu Fuß gehen wollte. Das Hjalmar im Karren saß, erklärte sich von selbst, als er sein Bein vorzeigte. Deswegen urteile nicht über Menschen, über die du nichts weißt!“, seufzte ich und mir wurde mal wieder klar, wie wenig ich mich selbst an meine eigenen Ratschläge hielt.
 

Ich ließ mich auf einen Stuhl plumpsen. „Du solltest Radovid nicht gegen dich und deine Anhänger aufbringen. Ich habe gehört, dass bereits Menschen verschwunden sind“, mahnte ich ihn zur Vorsicht und rieb mir übers Gesicht.

„Das weiß ich selbst ganz gut, schließlich waren es gute Freunde von mir! Aber sie waren sich des Risikos bewusst und bereit es einzugehen. Aber die Menschen müssen wissen, dass Radovid Schuld an ihrer Lage ist! Er als König sollte dafür sorgen, dass es der Bevölkerung gut geht!“, fluchte der Prediger.
 

„Du solltest das nicht so leichtfertig hinnehmen! Niemand scheint zu wissen, was mit ihnen passiert ist. Sie könnten schon lange tot sein und in irgendeiner Ecke verrotten!“, entgegnete ich.

„Sie waren dafür bereit, sie hätten sich jeder Zeit freiwillig für unsere Sache geopfert! Rede nicht so abfällig über sie. Sie sind Märtyrer!“, brauste der Mann auf.

Ich kniff mir in die Nasenwurzel und konnte gedanklich nur den Kopf schütteln.

Seufzend schloss ich die Augen, „Märtyrertum ist nie eine gute Sache. Und schon gar nicht, in dieser Situation“, ich stand vom Stuhl wieder auf.

„Bedränge den König nicht, sei froh darüber, dass er offiziell die Hexenjäger und die Soldaten noch nicht an eure Fersen geheftet hat“, warnte ich ihn.
 

„Nein! Ich werde einem König nicht klein bei geben. Schon gar nicht Radovid! Er wird uns anhören und einsehen, das wir recht haben!“, widersprach er laut.

„Das war keine Bitte! Radovids Schicksal ist bereits besiegelt!“, wurde ich ebenfalls laut, ehe ich blass wurde und mir die Hand vor den Mund und Bauch presste. Diese verdammte Übelkeit. Ich habe doch noch gar nicht so viel verraten gehabt.

Diesmal half das Schlucken nicht und ich erbrach mich in einen nahen Blumenkübel. Keuchend lehnte ich mich gegen die Wand und verzog das Gesicht, bei dem üblem Geschmack im Mund. Ich sollte wohl tatsächlich besser drauf achten, was ich sagte.
 

„Ist alles in Ordnung? Bist du krank? Soll ich jemanden holen?“, wollte der Prediger wissen, der direkt an meine Seite geeilt war. Ich schüttelte seine Hand ab, „Fass mich nicht an!“, knurrte ich.

„Denk an meine Worte und verärgere den König nicht noch weiter!“, warnte ich ihn, ehe ich die Tür aufriss und nach draußen trat. Warum gab es in der Welt immer nur so viele Vollidioten.
 

Die Menschen draußen schreckten auf, als ich auf das Tor zu eilte.

„Die Witwe von Menge!“, „Was macht sie hier?“, „Wie kommt sie hier rein?“, „Was ist mit dem Prediger, ich habe laute Stimmen gehört!“ „Wir müssen nach ihm sehen, wer weiß, was sie mit ihm gemacht hat!“, hörte ich die Menge tuscheln.

Natürlich, ich hatte meine Kapuze nicht wieder aufgesetzt, stöhnte ich innerlich und hielt ruckartig an.

Ich drehte mich den Menschen mit finstren Blick zu, „Ich sage euch zum letzten Mal, ich war nie mit Menge verlobt und schon gar nicht verheiratet! Und ich bin kein verdammter Hexenjäger! Diese Gerüchte hören ab sofort auf!“, schrie ich schon fast, bevor ich mich wieder umdrehte und den Hof verließ.
 

Letho erwartete mich tatsächlich bereits draußen und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.

„Sag nichts, ich weiß es selbst. Ich sollte lieber erst denken dann handeln, schließlich war es ziemlich leichtsinnig alleine reinzugehen, statt auf dich zu warten“, grummelte ich leise, als ich meine Kapuze wieder aufsetzte, vermutlich hatte er auch meinen letzten Ausbruch ziemlich deutlich gehört. Letho schüttelte nur den Kopf und reichte mir die Zügel meines Pferdes.

Still gingen wir zum Hafen, wo die beiden Skelliger bereits auf uns warteten.
 

„Wo wart ihr denn? Der Kapitän wollte schon ohne euch lossegeln!“, wollte Mäussack wissen. „Musste noch was klären“, seufzte ich und besah das Schiff, vor dem wir standen. Das neueste war es eindeutig nicht mehr, aber wenigstens waren die Segel nicht geflickt und der Rumpf sah auch stabil aus.

Doch ehe wir mir unseren Pferden an Board gehen konnten, wollte der Kapitän seine Bezahlung haben. Das finstere Gesicht von Letho verriet mir, das der Preis eigentlich viel zu hoch war, aber wir hatten keine andere Wahl, dies war vielleicht das letzte Schiff, das zu den Inseln segeln würde.

Ich schluckte daher meinen Ärger runter und gab meinen Anteil an der Bezahlung dem Kapitän.

„Ich will keinen Ärger unter meinen Männern, nur weil eine Frau an Bord ist, ist das klar?!“, hielt er mich auf, als ich an ihm vorbei gehen wollte.

„Keine Sorge, ich bin bereits vergeben“, knurrte ich und zog meinen Arm aus seinem griff. Vor mir konnte ich Letho leise grollen hören.

Ich folgte meinem Hexer unter Deck und versuchte, die Pfiffe und Kommentare der Besatzung zu ignorieren.
 

Wir mussten die Pferde durch den ganzen Frachtraum führen, der voll mit allerlei Kisten und Fässern war. Am Ende gab es einen kleinen Verschlag, in dem bereits andere Tiere standen und an altem Heu knabberten.

Schweigend nahmen wir unseren Tieren die Ausrüstung ab, wobei der Blick von Letho immer mal wieder auf mir lag.

„Keine Sorge, ich halte mich von den Männern fern, versprochen“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

„Am besten, du bleibst immer in meiner Sichtweite, damit ich mit bekomme, falls etwas sein sollte. Auf so einem Schiff gibt es viele dunkle Ecken“, deutete er an und zog mich in seine Arme. „Ich möchte nicht, das dir etwas passiert Krümel, das Schiff gehört eher Piraten, als ehrlichen Händlern“, flüsterte er mir ins Ohr.

„Keine Sorge, ich werde ihnen keine Gelegenheit geben“, murmelte ich, obwohl mir ein kalter Schauer bei der Vorstellung über den Rücken lief.

Die Erfahrung mit der nilfgaardischen Wache hatte mir gereicht und ich hatte definitiv nicht vor, erneut in eine solche oder eine ähnliche Situation zu geraten.

Ich ließ mich noch kurz von ihm halten, ehe wir unsere Ausrüstung schulterten und wir uns zeigen ließen, wo wir schlafen würden.

Es war eine kleine Kammer, die sich an den Frachtraum anschloss, nur eine alte Matratze lag auf dem Boden.

„Du kannst auch gerne zu mir in meine Koje kommen, wenn dir dein Zimmer nicht gefällt, Prinzessin!“, lachte der Mann und ich schlug verärgert seine Hand weg, mit der er meinen Hintern betatschen wollte.

„Kein Bedarf, ich habe meinen Traumprinzen bereits gefunden“, erwiderte ich und lächelte Letho an.

„Falls du deine Meinung änderst, komm zu mir, ich und die Jungs haben gerne ein bisschen spaß“, grinste er noch, ehe er uns alleine ließ.

Ich verzog das Gesicht bei seinem Angebot, darauf würde ich nie ihm Leben freiwillig eingehen.

„Krümel, provozier sie nicht noch“, seufzte Letho und legte Kirans Sattel in eine Ecke. Ich schüttelte nur den Kopf, zum einem wegen seines Kommentars und zum andern, weil in dieser Welt scheinbar niemand eine Ahnung hatte, wie man vernünftig mit seiner Reitausrüstung umgeht.

Auch wenn sich die Sättel hier von denen in meiner Welt natürlich unterschieden, war die Bauweise doch ähnlich. Ich verstaute Tetris Sattel und legte meine restliche Ausrüstung zur Seite, dann nahm ich Kirans Sattel und platzierte ihn anders.

„So ist die Gefahr, dass der Sattelbaum beschädigt wird oder gar bricht, deutlich geringer“, erklärte ich und ging auf seinen vorherigen Kommentar gar nicht erst ein.

Dann räumte ich die Satteltaschen zur Seite. Alles Wertvolle, das in meinen Münzbeutel passte, steckte ich in meine Gürteltasche und den Rest, den ich nicht bei mir tragen konnte, ganz unten in die Satteltaschen. Der Hexer tat es mir gleich, natürlich war auch ihm aufgefallen, dass wir keinen Schlüssel für die Kammer bekommen hatten, und Vorsicht war immer besser.

Zu schnell könnte sich jemand hier hereinschleichen, wenn wir oben an Deck waren. Wir legten eine der Pferdedecken über die Matratze, ehe wir unser Schlafzeug darauf platzierten. Ich würde drei Kreuze machen, wenn wir das Schiff verließen und dabei hatten wir noch nicht einmal abgelegt.

„Sollen wir nach Ermion und Hjalmar schauen?“, schlug Letho vor. Ich ließ mein Blick nochmal durch die Kammer schweifen und nickte dann. Alles Wertvolle war so sicher, wie möglich, verstaut und die ganze Überfahrt konnten wir schließlich nicht hier drin bleiben.

Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön, ....

Ich folgte Letho hinauf auf das Deck. Die Männer der Schiffsbesatzung waren gerade damit beschäftigt, das Schiff aus dem Hafen zu steuern. Während Letho weiter über das Deck ging, suchte ich mir einen Platz, an dem ich das Treiben beobachten konnte, ohne jemanden im Weg zu stehen.

Ich wollte sehen, wie wir Novigrad endlich hinter uns ließen.
 

Ich stützte mich mit meinen Unterarmen auf die Rehling und beobachtete wie wir uns immer weiter vom Hafen entfernten. Mein Blick glitt zu dem Schiff von Radovid, hoffentlich würde es für Geralt gut laufen, wenn Dijkstra und Roche ihn in das Attentat mit rein zogen, zumindest so gut, wie es im Spiel lief, was ja auch beinahe schief gegangen wäre.

Ich seufzte zufrieden, als wir soweit entfernt waren, dass die Menschen im Hafen kaum noch zu erkennen waren, und richtete mich wieder auf.

„Bereust du es schon?“, fragte Letho direkt hinter mir. Erschrocken wirbelte ich herum, „Was? Nein! Ich bin nur froh, endlich wieder aus dieser Stadt raus zu sein. Es gibt viel zu viele verrückte dort“, erklärte ich schnell.

Letho nickte schweigend, „Ermion und Hjalmar sind dort hinten“, er wies zum anderen Ende des Decks. Zusammen gingen wir hinüber.
 

„Die Seeluft ist wirklich herrlich! Findest du nicht auch?“, begrüßte mich Hjalmar strahlend.

„Ich bevorzuge es eigentlich ein bisschen wärmer, aber solange ich nicht seekrank werde, wird es in Ordnung sein“, grinste ich, was den Skelliger lachen ließ. Wir saßen eine ganze Weile da und unterhielten uns.
 

Nachdem die Dunkelheit hereinbrach, stapelten einige Männer der Schiffsbesatzung Holz in einer großen Metallschale und entzündeten es.

Ich sah dem Ganzen nur skeptisch und mit gerunzelter Stirn zu.
 

„Oh, eine gute Idee, wollen wir uns zu ihnen gesellen?“, fragte Hjalmar auf einmal. Ich blickte ihn ungläubig an.

„Was denn?“, fragte er mich verwundert.

„Du findest das Feuer eine gute Idee?“, hakte ich nach. Er nickte, „Natürlich, da schmeckt der Met gleich viel besser und die Gespräche werden lustiger“, grinste er mich an.

„Ein Feuer? Auf einem Schiff? Einem Schiff, das aus Holz ist?“, entgegnete ich.

„Ja und?“, Hjalmar zuckte mit den Schultern und ließ sich von Mäussack zu der Gruppe helfen.

Ich hörte ein leises Glucksen und als ich neben mich blickte, konnte ich noch sehen, wie Letho seine Lippen kräuselte, als wolle er ein Schmunzeln unterdrücken.

„Mach dir keine Sorgen, ein Feuer an Deck ist üblich und selten passiert etwas“, versuchte er mich dann zu beruhigen.

„Das heißt, es passiert häufig genug, um nicht Sagen zu können, es passiert fast nie etwas!“, entgegnete ich.

Er schüttelte nur belustigt den Kopf. „Möchtest du noch hier oben bleiben, oder runter in unsere Kammer?“, wechselte er das Thema.

„Nein, ich bleibe lieber hier, ich will rechtzeitig wissen, wenn das Schiff in Flammen aufgehen sollte, damit ich über Bord springen kann!“, ich verschränkte die Arme vor der Brust.

Jetzt lachte Letho wirklich, „Ach Krümel!“, grinste er und wuschelte durch mein Haar.
 

Allerdings wurde mir schnell klar, wie ungemütlich meine mir selbstauferlegte Wache war. Wir saßen weit genug vom Feuer weg, um keinerlei Wärme abzubekommen, und der Wind war ziemlich kalt.

Ich verkroch mich in Lethos Arme, um dort nach etwas Wärme zu suchen, behielt das Feuer aber immer im Blick.

Da wir aber kaum etwas sprachen, wurde es schnell sehr langweilig.

Doch da ich die ganze Zeit immer zu dem Feuer und somit zu der Gruppe, fiel mir bald auf, dass einer der Männer immer mal wieder zu mir rüber sah. Seine Miene verriet mir jedoch nichts, gab mir keinen Hinweis, warum er immer wieder zu mir sah.

Ich versuchte, ihn zu ignorieren, und behielt meinen Blick aufs Feuer gerichtet. Aber auch Letho schien die Blicke bemerkt zu haben, zumindest schloss ich das daraus, als er seine Arme enger und besitzergreifend um mich schlang.

Ich musste irgendwann eingedöst sein, denn Letho weckte mich und brachte mich in unsere Kammer runter und ignorierte meine Proteste.

Murrend ergab ich mich meinem Schicksal für den Abend und machte mich fürs Bett fertig. Bevor Letho das Licht löschte, schaute ich noch mal schnell über unsere Sachen, aber glücklicherweise sah keine Tasche so aus, als wäre eine zwischenzeitlich geöffnet und durchsucht worden.

Ich legte meine Dolche in Griffweite, Letho machte dasselbe mit seinen Schwertern und legte sich zwischen mich und der Tür, so das ich an der Schiffswand lag.

Oben an Deck war das leichte Schaukeln des Schiffes einschläfernd gewesen, doch hier unten, wirkte es beunruhigen, zu mal ich jede Welle hören konnte, die am Bug brach.

Ich kuschelte mich an Letho und lauschte seinen Atemzügen, bis ich endlich selbst einschlafen konnte, auch wenn es eine eher unruhige Nacht für mich war.
 

Der Morgen kam plötzlicher und lauter als erwartet, was ich anfangs für Gebrüll und streit hielt, stellte sich schnell als Gesang heraus. Die Besatzung sang ein Lied, das ihnen die eintönige Arbeit erleichtern sollte. Eines dieser typischen Seemannslieder, wie man sie teilweise noch in Filmen zu hören bekam. Nur diese hier kannte ich natürlich nicht, nur der Takt schien bei allen gleich zu sein.

Mit der Zeit erwischte ich mich immer mal wieder dabei, mit dem Fingern oder dem Fuß im Takt mit zu klopfen. Das war echt ansteckend, aber auch anstrengend, da sie dies den ganzen Tag durchzogen, bis sie sich abends wieder ans Feuer oben an Deck setzten.

Die ersten Tage verliefen so, dass wir durch die Seemänner geweckt worden, wobei ich aber vermutete, das Letho bereits lange vorher schon wach war und nur meinetwegen noch liegen blieb. Aber es war ja auch nicht so, als hätten wir groß etwas anderes zu tun, als die Zeit totzuschlagen. Wir mussten nur unsere Pferde selbst versorgen, ansonsten wurden wir von allen anderen Tätigkeiten ausgeschlossen.

Mit den Tagen entspannte ich mich immer mehr, keiner der Männer hatte bisher etwas versucht. Nur der Mann vom ersten Abend erschien immer dann in meiner Nähe, wenn Letho nicht in direkter Sichtweite, verzog sich aber jedes Mal gleich, sobald Letho sich bemerkbar machte.

Aber so mehr ich mich entspannte, desto angespannter wirkte Letho. Ich beobachtete ihn immer wieder, wie er gedankenverloren über seine Glatze strich oder in meine Richtung schaute, ohne mich wirklich anzusehen.

Vielleicht lag es nur an dem Schiff und dessen Besatzung, versuchte ich es mir zu erklären.

„Letho? Ich schaue eben nach den Pferden“, er nickte nur, reagierte aber sonst nicht, schaute nur weiter in Richtung der entfernten Küste, die immer knapp sichtbar blieb.

Kopfschüttelnd ging ich unter Deck in den Frachtraum. Als ich gerade an einigen Kistenstapeln vorbei ging, packte mich jemand plötzlich am Arm und zog mich in die dunkle Nische, zwischen den Kisten.

Bevor ich reagieren konnte, presste derjenige seine Hand auf meinen Mund.

„Bitte nicht schreien, ich will nur kurz mit dir reden“, bat er mich. Ich glaubte ihm nicht und versuchte, meinen Dolch zu erreichen.

„Ich weiß, wer du bist“, flüsterte er. Dies ließ mich erstarren. „Ich möchte wirklich nur kurz mit dir reden, aber der große Kerl lässt niemanden an dich ran. Bitte schrei nicht“, flehte er noch mal und diesmal nickte ich.

Er nahm die Hand von meinem Mund und entfernte sich einen Schritt von mir. Er schielte vorsichtig um die Kiste, vermutlich wollte er schauen, ob Letho sich näherte.

Als er sich wieder mir zuwandte, druckste er allerdings nur rum.

„Was willst du? Und woher willst du wissen, wer ich bin?“, wollte ich daher von ihm wissen.

„Es geht um meine Nessa, ich liebe sie und ich möchte sie gerne heiraten“, fing er an. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Was hat das mit mir zu tun?“, stellte ich die Gegenfrage und ging an ihm vorbei.

„Bitte!“, flehte er nur. Ungesehen von ihm verdrehte ich die Augen.

„Wir können reden, während ich mich um die Pferde kümmere. Glaub mir, du möchtest nicht, dass der große Kerl, wie du Levi so schön nanntest, uns in dieser dunklen Ecke sieht. Er könnte zu den falschen Schlüssen kommen“, erklärte ich ihm.

Als ich über meine Schulter zu ihm zurückschaute, konnte ich sehen, wie blass er auf einmal war.

Ich ging in den kleinen Pferch, in dem die Tiere standen, und nahm eine Bürste aus dem Eimer. Ich fing an, das Fell von Tetris zu striegeln, „Also, wer ist Nessa?“, wollte ich von dem Mann wissen.

Er blieb außerhalb des Gatters stehen und rieb sich den Nacken. „Nessa ist die Tochter eines Fischhändlers in Novigrad. Ich habe sie vor einiger Zeit kennengelernt und wir verstanden uns Aufanhieb. Wann immer ich in der Stadt war, besuchte ich sie. Ich bringe ihr von jeder Reise ein Geschenk mit. Vor kurzem fragte ich sie, ob sie mich heiraten möchte, und sie sagte ja. Ich war so glücklich. Aber ihre Eltern, sie stimmen nicht zu“, erzählte er.

Ich sah zu ihm rüber. „Ich wüsste nicht, wie ich jetzt da helfen könnte. Wir sind mittlerweile meilenweit von Novigrad entfernt“, seufzte ich.

„Ihre Eltern, Nessas Eltern, sie gehören deinem Kult an. Du bist die Auserwählte, du bist genau, wie der Prediger es beschrieb“, mein Blick ruckte zu ihm, „Er hat was?!“, wollte ich entsetzt wissen.

„Ich habe den Prediger um rat gefragt, und er sagte, ich solle dich finden und hat dich beschrieben, er erzählte mir auch von deinem Wächter“, gestand er.

„Levi ist nicht mein Wächter, er ist mein Partner!“, korrigierte ich ihn. Erstaunt sah er mich an. „Also habe ich dich wirklich gefunden, kannst du mir einen Rat geben? Wie kann ich Nessas Eltern überzeugen, dass ich der Richtige bin?“, in seinen Augen stand die Hoffnung regelrecht geschrieben.

Ich zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht, ich kenne sie nicht und kann dir nicht helfen. Warum wollen sie nicht, dass du Nessa heiratest?“, wollte ich wissen.

Er schluckte und schien sich nicht zu trauen den Blick zu heben.

„Ich glaube nicht an das Feuer“, gestand er leise, „Bitte, ich würde alles für Nessa tun. Bitte genehmige unsere Ehe, ich werde alles tun. Ich werde jeden Tag zum Feuer beten und mein ganzes Erspartes dem Kult spenden!“, rief er schon fast, bevor ich antworten konnte.

„Nein!“, bei meiner Antwort riss er die Augen auf, „Nein, wenn du deine Nessa wirklich heiratest, wirst du das Geld brauchen, oder willst du nach der Hochzeit gleich auf dem nächsten Schiff anheuern und deine Frau alleine lassen?“, fuhr ich fort. Er schüttelte den Kopf.

„Ich werde dir deine Ehe nicht genehmigen“, ich hob meine Hand um ihn von Widerworten abzuhalten, „Ich werde sie nicht genehmigen, weil so etwas nicht notwendig ist. Eine Heirat ist unabhängig davon, ob jemand religiös ist oder nicht. Es hängt auch nicht vom Stand oder Beruf ab. Wichtig ist nur, dass beide sich lieben und wirklich die Ehe wollen“, erklärte ich mich.

Der Mann strahlte mich an, „Dann würdest du unsere Ehe gutheißen und deinen Segen geben?“, hoffte er.

„Selbst wenn ich es tun würde, was würde Nessas Eltern davon abhalten, dich als Lügner zu bezeichnen? Wie willst du beweisen, dass du wirklich mit mir gesprochen hast?“, wollte ich von ihm wissen.

„Ich weiß es nicht“, gab er klein laut zu. „Du könntest mich zeichnen!“, schlug er plötzlich vor und griff bereits nach seinem Messer. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.

„Dann vielleicht ein Brief?“, bat er. Ich seufzte, „Ich glaube nicht, dass sie meine Schrift lesen können. Ich komme von sehr weit weg, wir schreiben nicht in den Runen, die hier verwendet werden. Die hiesige Schrift lerne ich immer noch, aber weißt du was, bis wir in Skellige ankommen, ist noch genug Zeit, bis dahin werde ich ein Schriftstück fertig haben“, lächelte ich.

„Wirklich? Ich ... danke! Du kannst alles von mir verlangen, was du möchtest!“, freute er sich.

Ich konnte nur erneut mit dem Kopf schütteln, „Du solltest sowas nicht unbedacht äußern, jemand anderes könnte es ausnutzen und das gesetzt der Überraschung fordern“, seine Augen wurden bei meinen Worten groß.

„Behandel andere Personen einfach so, wie du selbst behandelt werden möchtest, und ich brauche deinen Namen, sonst kann ich den Brief nicht fertigen“, forderte ich meinen Preis.

„Äh ja, natürlich. Mein Name, selbstverständlich. Ich bin Georg, Sohn von Pete Halbhand“, stellte er sich nachträglich vor. Ich nickte.

Wir hörten die Treppe zum Frachtraum knarzen, „Ich denke, ich sollte lieber gehen, danke, wirklich ich danke dir!“, verabschiedete sich Georg schnell und eilte zum Ausgang.

Ich lehnte meine Stirn, an den Hals von Tetris, „Und ich dachte, wir hätten die Verrückten endlich hinter uns gelassen“, seufzte ich und fing wieder an das Fell zu striegeln.

Ich hörte, wie schwere und eilige Schritte sich mir näherten. Es konnte nur Letho sein, daher konzentrierte ich mich weiter ganz auf die Fellpflege von Tetris. Die Schritte blieben nicht am Gatter stehen, sondern er sprang kurzerhand über die Absperrung und erschreckte somit die Ziegen und Hühner, die ebenfalls in dem Gatter untergebracht waren.

„Krümel? Alles in Ordnung? Ich sah gerade, wie einer der Männer aus deiner Richtung gelaufen kam. Warum hast du nicht gesagt, dass du hier runter gehst? Ich wäre doch mit gekommen. Krümel? Warum sagst du nichts?“, wollte er wissen.

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch.

„Erstens habe ich dir Bescheid gesagt, du hast sogar genickt, zweitens, ja mir geht es gut. Ich weiß nicht, was du gemacht hast, und ich will es vermutlich auch gar nicht wissen, wie du es geschafft hast, aber keiner der Männer traut sich auch nur, ein Wort an mich zu richten, und drittens, du solltest mich auch antworten lassen, wenn du mich etwas fragst“, zählte ich auf.

„Du hast mir Bescheid gesagt?“, fragte er verwundert. Ich nickte, „Ja, was ist los mit dir in letzter Zeit? Ist irgendetwas vorgefallen?“, wollte ich von ihm wissen.

„Nichts, es ist alles in Ordnung“, wiegelte er ab, allerdings wich er meinem Blick dabei aus.

Ich legte die Bürste weg, „Weißt du was, ich glaube ich weiß, was du brauchst, komm, Hjalmar und Mäussack kommen einen Abend auch ohne uns aus“, grinste ich und zog ihn aus dem Pferch zu unserer winzigen Kammer.
 

„Zieh dich aus und leg dich auf den Bauch“, bat ich ihn fordernd, während ich selbst meine Rüstung Schwerter ablegte.

Er zögerte und seufzte kurz, bevor er das tat, worum ich ihn gebeten hatte. Ich suchte die kleine Flasche mit dem Rosenöl hervor und ging dann zu Letho.

Ich ließ eine kleine Portion des Öls auf meine Hand fließen und verrieb sie zwischen meinen Händen, ehe ich mich über meinen Hexer niederließ.

Ich begann die Massage an seinem Nacken und arbeitete mich langsam seinem Rücken runter. Im Bereich seiner neuen Narbe an der Schulter war ich besonders vorsichtig, vermutlich war der Bereich noch empfindlich, auch wenn Letho nichts sagte.

Nach und nach ließ seine Spannung nach, aber verließ ihn nicht ganz. Ich stand von ihm auf und zog meine Hose und Hemd aus, nachdem ich Letho bat, sich auf den Rücken zu legen.

Er ließ seinen Blick nicht von mir ab und folgte jeder meiner Bewegung. Ich setzte mich auf seine Hüfte und ließ etwas Öl auf seine Brust tropfen.

Mit langsamen Bewegungen verteilte ich es und massierte dann auch seine Brustmuskeln.

Wie zufällig und unbeabsichtigt streifte ich seine Brustwarzen, seine Reaktion war sofort, er schloss seine Augen und fing langsam tatsächlich an, zu genießen. Doch kurze Zeit später riss er seine Augen wieder auf und schielte zur Tür.

„Keine Sorge, es wird sich niemand trauen hierherzukommen, alle machen einen großen Bogen um dich“, flüsterte ich an sein Ohr und lenkte ihn in einen Kuss.

Bei der Massage reagierte er wie bei der ersten und dieses Mal hatte ich vor, es auszunutzen, er würde hier auf dem Schiff vermutlich sonst nicht zustimmen, aber ich hatte das Gefühl, er würde es brauchen. Die Entspannung brauchen.

Ich strich so lange über seinen Körper, bis er schließlich doch die Augen schloss und noch eine Weile weiter.

Ich erhob mich leicht, als ich ihn erneut in einen Kuss zog. Ich lenkte ihn mit dem Kuss ab, während ich vorsichtig den trennenden Stoff zwischen uns entfernte. Bevor er etwas merken konnte, ließ ich mich auf ihn sinken.

Stöhnend legte er den Kopf in den Nacken und griff reflexartig an meine Hüfte.
 

Am nächsten Morgen wachte ich ausgeruht und gut gelaunt auf, aber das änderte sich schnell, als ich bemerkte, das Letho nicht mehr neben mir lag. Zuerst dachte ich, er würde sich vielleicht gerade anziehen, aber in der Kammer war es dafür zu ruhig.

Ich drehte mich auf die andere Seite und besah mir den Raum. Ich war tatsächlich alleine. Verwirrt stand ich auf und zog mich schnell an.

Sobald ich meine Ausrüstung angelegt hatte, wollte ich mich dran machen, nach Letho zu suchen. Ich öffnete die Tür und ging in den Frachtraum, vielleicht fand ich ihn bei den Pferden. Doch ich brauchte nicht gar nicht so weit gehen.

Er saß an eine Kiste gelehnt und starrte gedankenverloren vor sich hin. Als ich mich näherte, schaute er kurz auf.
 

„Letho was ist denn los?“, wollte ich wissen, aber er wich meinem Blick aus. „Ist es wegen gestern Abend? Du hättest jeder Zeit nein sagen können“, hakte ich nach. Jetzt schaute er mich an, „Du weißt, ich würde dir das nicht verwehren“, seufzte er.

Ich hockte mich zu ihm, „Aber es ging mir nicht um meine Bedürfnisse, ich dachte, es wäre eine gute Ablenkung für dich, weil du die letzten Tage so angespannt gewirkt hast“, versuchte ich mich zu rechtfertigen.

Er ließ den Kopf hängen, „Nein, es ist alles in Ordnung“, widersprach er leise.

Ich drehte, mit meinen Fingern an seinem Kinn, sein Gesicht sanft zu mir, „Bitte Letho, ich sehe doch, das dich etwas bedrückt, du weißt doch, das wir über alles reden können“, versuchte ich ihn zum Sprechen zu ermuntern.

Er schluckte und senkte dann seinen Blick, „Es, ... es ist nicht so wichtig, ich, ... wir können darüber sprechen, wenn wir vom Schiff runter sind“, murmelte er und stand dann eilig auf.

„Ermion hat nach dir gefragt“, meinte er noch, ehe er in Richtung der Pferde ging.

Ich konnte ihm nur perplex hinterherschauen, „Letho?“, hauchte ich verwirrt.

Ich blieb noch einen kurzen Moment so hocken, ehe ich mich aufraffte. Ich ging in die Kammer und holte ein bisschen Pergament und den Kohlegriffel hervor. Mäussack würde mir bei dem Schreiben sicherlich helfen können.
 

Und das konnte er wirklich, ich erklärte ihm die Situation und er willigte ein, mir zu helfen, auch wenn er nicht verstand, warum ich diesen Kult nicht einfach aufgelöst hatte.

Danach blieb ich noch eine Weile bei ihm sitzen.

„Wo ist eigentlich Hjalmar?“, wollte ich von ihm wissen. Mäussack seufzte, „Einer aus der Schiffsbesatzung hat ihm provisorische Krücken gebaut, seit dem humpelt er ohne Unterlass über das Schiff.“

Man konnte ihm deutlich ansehen, wie unzufrieden er mit dieser Situation war. „Sollte er das denn schon machen? Ich meine ist seine Wunde mittlerweile so gut verheilt?“, fragte ich nach. Der Druide schüttelte den Kopf, „Hjalmar übertreibt es, er sollte sich lieber noch ausruhen. Die Wunde heilt zwar, aber sie ist noch lange nicht verheilt“, erklärte er mir. Ich nickte verstehend.

„In meiner Heimat bekommen Menschen, die ein Körperteil verloren, eine Prothese, ein künstliches Bein zum Beispiel. Wird er so etwa auch bekommen können, oder muss er immer mit Krücken laufen?“, wollte ich wissen.

„Wir haben in Kaer Trolde einen sehr guten Schmied, er wird bestimmt etwas anfertigen können, aber vielleicht wird Hjalmar trotzdem immer noch einen Stock zum Laufen brauchen“, gab der Druide zu. Ich schwieg, ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Nie im Traum wäre mir eingefallen, dass so etwas während der Schlacht passieren könnte. Lag es an meiner Einmischung?

„Was weißt du über Saovine?“, lenkte er mich von meinen Gedanken ab. Ich zuckte mit den Schultern, „Nicht viel, nur das es bald ist“, entgegnete ich.

„In Ordnung, dann werde ich dir darüber erzählen, damit du nicht wieder unvorbereitet bist“, lächelte er.
 

So ließ ich ihn erzählen, die Hälfte oder mehr, konnte ich mir eh nicht merken.

„Hörst du überhaupt noch zu? Hast du irgendwelche Fragen?“, beendete der Druide seine Erzählung.

Ich nickte, „Ich habe gehört, das Frauen, die im Winter nach Saovine geboren wurden, sich in eine Striege verwandeln, stimmt das?“, wollte ich stockend wissen. Er nickte, „Ja, es gab vereinzelte Fälle, in denen es passiert ist, aber es ist nicht erwiesen, ob allein das Datum ihrer Geburt dafür verantwortlich war oder ob es noch andere Faktoren gab“, bejahte er.

Ich schluckte, „Kann man das aufhalten? Woran merkt man, ob eine Frau sich verwandeln wird?“, hakte ich nach.

Mäussack sah mich fragend an, „Haben deine Fragen einen bestimmten Grund?“, stellte er die Gegenfrage, schnell schüttelte ich den Kopf, „Nein, nein, ich war einfach nur neugierig“, wich ich aus.

Er sagte zwar nichts weiter, aber ich konnte sehen, das er mir nicht glaubte.

Dann wechselten wir das Thema, schließlich hatte er in Kaer Morhen mitbekommen, das ich mit Tränken beschäftigte und sie auch nahm, so sprachen wir über verschiedene Kräuter.
 

Der nächste Tag verlief schlecht, es begann schon damit, dass der Seegang stärker geworden war und es auch noch regnete.

Ich hielt mich eigentlich für relativ Seefest, aber scheinbar hatte ich mich getäuscht. Immer mal wieder stieg Übelkeit in mir auf, vor allem dann, wenn das Schiff von starken Wellen getroffen wurde und stark schwankte.

Ich versuchte, mich den größten Teil des Tages damit abzulenken, in dem ich bei den Pferden blieb. Ihnen schien der Wellengang glücklicherweise nichts auszumachen, trotzdem blieb ich vorsichtshalber bei ihnen.

Erst gegen Abend ging ich hoch aufs Deck, ich brauchte frische Luft und musste aus dem stickigen Frachtraum raus.

Ich stand am Bug, eng in meinen Mantel gewickelt und blickte in Richtung Küste, sie schien näher zu sein, als die letzten Tage. Aber ich konnte es nicht sicher sagen.

Neben dem Regen hatte der Wind immer weiter zugenommen und ich vermutete, dass der Kapitän vielleicht versuchte, einem Unwetter auszuweichen.

Wenn ich in die andere Richtung, raus weiter auf den Ozean schaute, konnte ich den Himmel nicht vom Wasser unterscheiden. So düster war es. Beinahe, als würde man auf eine schwarze Wand schauen.
 

Mein Umhang weichte langsam durch, daher beschloss, doch lieber wieder unter Deck zu gehen. Ich war gerade einige Schritte gegangen, als der Regen sich in Hagel verwandelte und der Wind noch stärker wurde.

Ich hörte, wie der Kapitän anfing Befehle zu brüllen und die Mannschaft hektisch wurde. Auf dem wankenden Schiff war es gar nicht so einfach, bis zur Treppe zum Frachtraum zukommen und zusätzlich musste ich der Schiffsbesatzung ausweichen, die hin und her lief, Seile löste und andere festknotete.

Ich hatte die Treppe fast erreicht, als mir etwas auffiel. Ich dachte zuerst, ich hätte mich bei der schlechten Sicht getäuscht, aber nein, ich sah tatsächlich, wie Letho mit einigen Männern an einem Seil zerrte, das sich scheinbar irgendwo verfangen hatte.

Als er mich sah, wurden seine Augen groß, „Geh zu Ermion!“, rief er mir zu.

„Was ist los?“, wollte ich von ihm wissen und kämpfte gegen den Wind an. „Geh zu Ermion!“, wiederholte er sich.

Doch ich wollte wissen, was los war, aber meine Frage wurden von dem lauten Ächzen von Holz übertönt.

„Alanya! Geh!“, rief er erneut und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit, das Seil schien sich gelöst zu haben und sie konnten es nun einholen.

Der Kapitän brüllte etwas, einer der Männer brüllte und Letho schaute sich um. Er eilte ein Stück über das Deck und ergriff ein Seil, dass zum Mast hinauf führte, dabei sah er, dass ich mich immer noch nicht bewegt hatte.

„Verschwinde hier endlich!“, brüllte er gegen den Wind und machte sich dann daran, hinauf zum Segel zu klettern.

Ich hörte erneut das Holz ächzen und knarren und sah, wie der Wind am Segel zerrte.

Langsam machte es bei mir klick, wir versuchten nicht, einem Unwetter auszuweichen, wir waren mittlerweile mittendrin. Ich eilte zu dem anderen Eingang ins Schiff, dorthin, wo Hjalmar und Mäussack ihre Kajüte hatten.

Der Druide erwartete mich bereits und zog mich hinter die Tür, die er schnell schloss und den Sturm aussperrte. Sofort wurde es ruhiger um uns.

„Was hast du denn so lange noch da draußen gemacht?“, wollte er von mir wissen. Ich zog vor, dazu lieber zu schweigen.

„Na komm, zieh den nassen Mantel auf und setz dich zu Hjalmar“, er nickte auf das Bett.

Mal wieder runzelte ich über die Kajüte der beiden die Stirn. Sie hatten zwei Betten, Tisch mit Stühlen und sogar einen Schrank, wir hingegen hatten nur eine alte Matratze auf dem Boden. Ich schüttelte den Gedanken ab, es war besser, dass sie die richtige Kabine bekommen hatten.

Ich hängte den nassen Mantel an einen Haken an der Tür und schwankte durch den Raum, um zu Hjalmar zu kommen.

„Letho packt mit an, vermute ich?“, wollte der Rothaarige wissen. Ich nickte und schaute immer wieder zur Tür.

„Keine Sorge, das wird nicht der erste Sturm sein, den Letho auf einem Deck erlebt“, versuchte der Druiden mich zu beruhigen. Ich seufzte nur.

„Er ist zu einem Segel hochgeklettert“, erzählte ich dann doch. Beide schauten mich erstaunt an.

„Dann konnten sie es vermutlich nicht einholen, weil sich ein Seil verfangen hat. Es ist vielleicht besser, dass er da hochgeklettert ist und nicht einer aus der Besatzung. So was kann sehr gefährlich werden, aber als Hexer hat er deutlich mehr Kraft und Geschick“, erklärte mir Hjalmar.

Dies beruhigte mich nicht wirklich. Ich machte mir wirklich sorgen, was ist, wenn etwas passierte? Die Schiffe hier hatten nicht einmal Rettungsboote!

Unruhig tigerte ich in dem Raum auf und ab, bis mich der Druide packte und wieder zu Hjalmar aufs Bett schob. „Bleib endlich sitzen!“, forderte er mit Nachdruck.

„Keine Sorge, dieser Sturm ist noch recht harmlos, ich habe bereits viel schlimmere überstanden, als so einen“, versuchte Hjalmar, mich zu beruhigen.

Mein Schweigen faste er wohl als Erfolg auf, denn er fing gleich an, weitere Geschichten zu erzählen.

Ich hörte die meiste Zeit nicht wirklich zu, da ich kein Interesse an seinen Kapergeschichten hatte, ich wollte nicht wissen, wann er wo, wen überfallen hatte.

Allerdings musste ich lächeln, als er Geschichten über die Zeit erzählte, als Ciri häufig zu Besuch bei ihnen war. Und er seinen Beinamen Schieflippe bekam.

Allerdings fand ich, dass man dies kaum sah, also seine schiefe Lippe, aber das könnte auch an seinem Bart liegen, dass es nicht wirklich auffiel.

Aber als ich erwähnte, dass ich froh bin, dass man meine Narbe an der Lippe eigentlich gar nicht sah, kam ich nicht drum rum, dass ich erzählen musste, wie ich zu ihr kam.

Die Männer lachten, als ich ihnen erzählte, dass ich als wirklich kleiner Knirps versucht hatte, an einem Regal hochzuklettern, um an ein Buch zu kommen. Sie konnten nicht verstehen warum, wenn ich doch noch gar nicht lesen konnte. Sie glaubten mir nicht, dass es Bücher gab, die für Kinder gemacht wurden und hauptsächlich aus Bildern bestanden. Klar, hier war es vermutlich ziemlich aufwändig Zeichnungen in Bilder zu bringen und zu drucken, wenn sie den Buchdruck denn schon hatten. Ich war mir nicht sicher.
 

Wir erzählten noch eine ganze Weile, bis ein heftiger Ruck durch das Schiff ging.

„Oh nein!“, fluchte Hjalmar. Fragend blickte ich ihn und auch den Druiden an. „Was ist los?“, wollte ich wissen.

„Ihr bleibt hier! Ich werde nachsehen“, befahl der Druide und verließ die Kajüte.
 

Ich wäre am liebsten hinterhergelaufen, aber er klang ziemlich ernst und auch Letho war in letzter Zeit so komisch gewesen, da sollte ich vielleicht lieber auf den Druiden hören und Letho nicht weiter reizen.

Außerdem würde Hjalmar auch mitkommen wollen, aber das Schiff schwankte im Sturm immer noch hin und her, da würde er sich mit seinen Krücken nicht halten können. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ihm noch mehr passieren würde oder er sogar von Bord fallen würde.
 

„Wenn es schlimm ist, werden sie es uns sagen, komm her, nimm einen Schluck!“, forderte mich der Rothaarige auf und reichte mir ein Trinkhorn.

Seufzend hoffte ich, dass er recht hatte, und nahm das Horn entgegen. Ich hatte befürchtet, es wäre irgendein schlechter Fussel oder Rum, aber ich wurde überrascht. Er reichte mir Met. Ich nahm einige Schlucke und gab ihm das Getränk zurück.
 

Um uns abzulenken, wechselte das Horn zwischen uns immer mal wieder hin und her. Hjalmar hatte es mindestens einmal nach gefüllt und der Alkohol wirkte bei mir bereits. Ich hatte gar nicht dran gedacht, das der süße Alkohol bei mir immer so schnell wirkte und hinzukam, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, weil ich unter der Seekrankheit gelitten hatte.

So merkten wir auch nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war.

Kichernd und wankend erzählte ich Hjalmar gerade eine Geschichte, wie ich gegen ein Monster kämpfte, und schwang meine Arme so, als würde ich ein Schwert führen. Hjalmar lachte ebenfalls, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde.

Vor Schreck fiel ich beinahe auf meinen Hintern, was den Rothaarigen noch mehr lachen ließ.

„Letho!“ Quietschte ich und sprang ihm förmlich in die Arme. Perplex schaute er mich an. „Was hast du draußen die ganze Zeit gemacht? Warum bist du denn auf den Mast geklettert? Mitten im Sturm, weißt du denn nicht, wie gefährlich das ist? Das Segel war noch gehisst, der Mast hätte im Sturm jederzeit brechen können!“, schalte ich ihn, in meinem betrunkenen Zustand. Er zog nur eine Augenbraue hoch.

„Genau deswegen musste ich doch da hoch, die Seile hingen fest!“, grummelte er.

„Oh“, gab ich verdutzt von mir, fing dann aber an zu grinsen. „Dann bist du ja ein Held!“, lachte ich und fing an, überall auf seinem Gesicht Küsse zu verteilen.

„Wie viel habt ihr getrunken?“, wollte er vorwurfsvoll wissen.

„Ähm nicht viel, vielleicht zwei drei Hörner“, hörte ich Hjalmar überlegen. Letho seufzte nur und stellte mich wieder auf meine Füße.

„Hjalmar du hast gehört, Letho ist ein Held, gib ihm auch etwas zu trinken“, kicherte ich. „Natürlich, natürlich!“, stimmte er zu und reichte das Horn weiter.

Der Hexer seufzte nur bei meinem bettelnden Blick und trank dann einige Schlucke, ehe er das Horn an den Druiden weiterreichte.

Die beiden hingen dann ihre nasse Oberbekleidung auf, so das Letho nur in seiner Hose und Hemd da saß. Der Druide hatte sich etwas Trockenes übergezogen.
 

„Ich glaube, du hast schon genug gehabt“, meinte Letho, als er mir das Trinkhorn aus der Hand nehmen wollte.

„Lass sie doch ihren Spaß haben“, mischte sich Mäussack ein. „Genau!“, schmollte ich und nahm demonstrativ einen großen Schluck, ehe ich das Horn weiter reichte.

So wechselte das Getränk immer wieder zwischen uns hin und her, bis ich plötzlich auf sprang. „Ich habe eine Idee!“, verkündete ich.

„Es stammt aus meiner Heimat und dir könnte es vielleicht gefallen Hjalmar, aber vielleicht kennst du es aber auch schon“, erklärte ich kurz.

Letho sah mich skeptisch an, so als würde er überlegen, ob ich schon wieder irgendeinen Blödsinn im Kopf hatte. Als ob ich nur immer dumme Ideen hätte.
 

Ich räusperte mich und überlegte kurz, um mir die Melodie wieder in den Kopf zurufen.

„Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein, ...“, stimmte ich an. Alle schauten mich erstaunt an und Hjalmar fing bereits nach der zweiten Strophe an, den Refrain mitzusingen.

Mit rotem Gesicht und leicht außer Atem, ließ ich mich auf Lethos Schoß fallen. „Woher kennst du solche Lieder?“, wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Sowas wird schon mal in geselliger Runde in einer Taverne oder einem Lagerfeuer gesungen“, antwortete ich.

„Du kennst noch mehr?“, wollte Hjalmar wissen.

Ich nickte, nahm noch einen Schluck und stand wieder auf.

„What will we do, with a drunken Sailor, ...“, fing ich an. Alle drei waren plötzlich still, ehe Hjalmar lautstark anfing zu lachen.

Letho jedoch ließ mich nicht zu Ende singen und unterbrach mich mitten im Refrain. „Das reicht!“, grummelte er und brachte mich zum Schmollen.
 

„Worum geht es in dem Lied? Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Schwarzen auf ihren Schiffen singen“, lachte Hjalmar noch immer.

Ich runzelte die Stirn, ehe mir einfiel, das hier gesprochenes Englisch ja Nilfgaardisch war. Aber trotzdem erzählte ich kurz, um was es in dem Lied ging, was die Drei doch erheiterte.

„Trotzdem, kein Nilfgaardisch“, murmelte Letho zu mir. „Na gut“, gab ich nach.

Ich blieb auf Lethos Schoss sitzen, auch wenn seine Hose noch immer nass durch den Regen war.

„Er feiert und singt, Kaiser Emhyr trinkt. Dann fällt er ins Bett und stößt sich ganz doll, am nächsten morgen hat er die Hosen voll“, murmelte ich vor mich hin.

„Krümel!“, mahnte Letho mich, musste aber trotzdem ein bisschen drüber lachen. „Vielleicht hast du recht und sie hat jetzt wirklich genug getrunken“, warf Mäussack ein.

„Ich denke, sie wird sich wirklich wunderbar mit meiner Schwester verstehen“, lachte Hjalmar. Der Druide wurde leicht blass „Die Götter bewahren, ich weiß nicht, was besser wäre, ob sie sich verstehen oder wenn sie es nicht tun.“

„Ich kann dich hören“, schmollte ich. „Ich bin nicht schlimm, ich bin ganz lieb und unschuldig!“

„Ja, wenn du schläfst“, grinste Letho. Ich stieß ihn dafür meinen Ellenbogen in die Seite, ehe ich anfing zu Gähnen. Die Männer unterhielten sich noch eine Weile, aber viel bekam ich dann doch nicht mehr mit.
 

„Na komm Krümel, ich bring dich ins Bett“, schlug Letho irgendwann vor. Müde und schwankend ließ ich mir von ihm aufhelfen.

Es regnete noch immer leicht, aber den Sturm schienen wir hinter uns gelassen zu haben.

In der Ferne konnte man einen Leuchtturm erkennen.

„Das ist Bremervoord“, erklärte Letho, als er meinen Blick bemerkte. „In ein paar Tagen sollten wir die Inseln erreichen“, fuhr er fort.

Ich ließ mich von ihm weiter schieben, bis wir unter Deck waren. Die Pfütze, in die ich trat, ließ mich schlagartig nüchtern werden.

„Warum ist Wasser im Schiff?“, wollte ich sofort wissen. „Während du dich mit Hjalmar betrunken hast, hatten wir ein kleines Leck“, erzählte er. Meine Augen wurden groß, „Was!?“, hakte ich entsetzt nach.

Letho schüttelte den Kopf, „Wir hatten alles unter Kontrolle, keine Sorge. Es war nur ein Kleines, es konnte schnell geflickt werden. Dank Ermion wurde das schlimmste verhindert“, beruhigte er mich gleich.

Ich schluckte, dieser Sturm hätte ganz anders ausgehen können. Sanft schob mich Letho weiter, bis wir in unserer Kammer waren.
 

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert, als ich aufwachte. Mein Schädel dröhnte und mir war ein wenig flau im Magen.

Murrend drehte ich mich auf den Rücken, „Oh man, wie viel habe ich getrunken?“, fragte ich in den Raum und legte meine Hand auf meine Augen.

„Eine ziemliche Menge“, lachte Letho leise. Stöhnend rieb ich mir durchs Gesicht. „Und du hast mich nicht davon abgehalten?“, wollte ich wissen und blickte zu ihm rüber.

„Ich wollte, aber dann warst du direkt am Schmollen“, er zog eine Augenbraue hoch. Ich stöhnte erneut, diesmal peinlich berührt, „Ich war also wieder total kindisch?“

„Ein wenig“, bestätigte er. Ich zog mir die Decke über den Kopf, „Wie hältst du es nur mit mir aus?“, wollte ich grummelnd wissen.

Doch statt einer witzigen Antwort, herrschte stille im Raum.

Ich schluckte und zog zögernd die Decke von meinen Augen. Letho hatte sich aufgesetzt und schaute auf die Decke über seinen Beinen.

„Vergiss die Frage, ich bin wirklich dankbar, dass wir zueinandergefunden haben“, murmelte ich.

Es sah erst so aus, als wollte er etwas sagen, aber blieb dann doch stumm und schüttelte dann den Kopf.

„Letho? Was ist los?“, fragte ich zögerlich. Doch er wandte den Blick ab. „Nicht hier“, gab er nach kurzer Zeit von sich und presste die Kiefer aufeinander.

Ich runzelte die Stirn, was bedrückte ihn denn nur? War es so schlimm, was er mir zu sagen hatte? Ich schüttelte die Gedanken schnell ab und rutschte näher zu ihm, legte meinen Kopf auf sein Bein.

„Gut, dann erzähl mir eben von deinen Brüdern, von Egan, Serit und den anderen“, wechselte ich das Thema.

Erstaunt blickte er mich an, „Da gibt es nicht viel zu erzählen“, brummte er.

„Ach komm schon, irgendwas gibt es doch sicherlich zu erzählen? Wie waren deine Ausbilder? Was für Unsinn habt ihr als Kinder gemacht? Wie war eure Schule? Die erste Zeit auf dem Pfad? Wie habt ihr euch in die Gruppe zusammen gefunden?“, bettelte ich.

„Die Ausbilder waren streng, wir wagten es gar nicht, irgendwas anderes zu machen, als uns gesagt wurde, mehr gibt es da nicht zu erzählen.“
 

Ich seufzte, „Kein nächtliches hinausschleichen, so wie Vesemir es damals tat oder Sachen aus der Küche stibitzen? Keine Streiche, die gespielt wurden?“, hakte ich nach.

Er schüttelte nur den Kopf, „Nein, wenn man nur Schläge mit dem Stock oder dem Riemen bekam, hatte man noch Glück gehabt. Es gab sogar jüngere Kinder, die die Strafen nicht überlebt haben“, murmelte er.

Ich sah ihn mit großen und entsetzten Augen an, „Bist du deswegen so verschlossen? Begräbst deine Gefühle so tief in dir?“, hauchte ich. Er deutete ein Nicken an und schaute dann weg.

„Selbst die jüngsten, die vielleicht gerade ein paar Tage bei uns waren, erhielten eine härtere Strafe, wenn sie anfingen zu weinen“, gab er zu.

„Hattest du nicht angedeutet, dass du auch Ausbilder in deiner Schule warst?“, fragte ich leise.

Er nickte, schaute aber mich immer noch nicht an, „Ja, ... und ich habe zu denselben Methoden gegriffen, ich kannte es nicht anders“, seufzte er.

„Dann bin ich froh, dass du es mittlerweile anders kennst“, versuchte ich zu lächeln.

Sein Blick ruckte zu mir, „Krümel ich würde dich nie schlagen, oder irgendeine andere Frau“, erwiderte er sofort.

„Das ist eine sehr gute Einstellung“, lächelte ich zu ihm hoch. Verzog dann aber das Gesicht ein wenig. Fragend blickte er mich an.

Jetzt wandte ich das Gesicht ab, „Ich habe damals ein Mädchen geschlagen, sie war vielleicht in meinem Alter, vielleicht auch etwas älter. Sie spuckte mir etwas ins Haar und wollte etwas aus meiner Tasche stehlen, ich drehte mich um, schlug ihr mit der Faust ins Gesicht und ging weiter. Ich hörte Umstehende nur noch nach den Ordnungshütern rufen. Ich weiß nicht einmal, ob ich sie verletzt habe und wenn ja, wie stark. Ich war es einfach nur leid, dass die Leute immer dachten, mich umherschubsen zu können. Ich habe Geralt mehrfach eine Ohrfeige gegeben. Oh und wenn mein Bettgenosse zu sehr schnarchte, hab ich ihn auch schon mal getreten, manchmal sogar ziemlich aggressiv “, gestand ich.

Das brachte Letho ein wenig zum Lachen, „Wenn du mich zum Lachen bringen wolltest, ist es dir gelungen“, grinste er.

Ich schüttelte den Kopf, „Äh nein, ich wollte dir zeigen, wie viel besser deine Moral ist“, schüttelte ich den Kopf. Was ihn erneut zum Lachen brachte, „Da bist du aber vermutlich die Einzige, die das so sieht“, schüttelte er den Kopf.

„Aber gab es damals mit deinen Brüdern denn eigentlich keine schönen Momente?“, lenkte ich auf das vorherige Thema zurück.

„Warum möchtest du das alles wissen?“, fragte er defensiv.

„Ich möchte dich besser verstehen können, dich noch besser kennen lernen“, erwiderte ich.

Er zog nur seine Augenbrauen hoch.

„Was mich wundert, du hast nie nach meinen Narben gefragt, das tun die meisten, die mich sehen“, deutete er an.

Ich zuckte mit den Schultern, „Die auf deinem Kopf, ich denke, sie kommt aus dem Kampf mit dem Schleimling, als Geralt dir das Leben gerettet hatte und die auf deinen Armen, ich würde auf einen Zeugl oder Kayran tippen, oder gibt es noch andere Monster mit Tentakeln und Saugnäpfen?“

„Du erstaunst mich immer wieder Krümel“, murmelte er und strich mir durch die Haare.

Ich lächelte leicht, „Hm, da du nicht über deine Vergangenheit sprechen möchtest, nicht darüber, was dich bedrückt, ich aber gerne hier mit dir noch so liegen bleiben würde, frag du mich was. Du kannst mich alles Fragen“, schlug ich ihm vor.

„Alles?“, fragte er neugierig. Ich nickte, „Ich werde dir, so gut es geht, antworten. Aber du weißt ja, was passieren kann, wenn ich das Falsche sage“, seufzte ich.

Er nickte, „In Ordnung, was war in der stinkenden Hecke passiert, bevor wir auf das Schiff stiegen?“, wollte er direkt wissen.

„Nachdem sie mich endlich reingelassen hatten, forderte ich ein Gespräch unter vier Augen mit dem Prediger. Ich stellte ihn zur Rede, was das Ganze soll, warum er meine Worte so verdreht. Außerdem forderte ich, dass er sich Radovid fernhalten solle, ihn nicht noch mehr verärgern. Aber weißt du, was er gesagt hat? Das seine Leute das Risiko kennen und sich gerne für ihre Sache opfern! Als ob Märtyrer irgendetwas anderes Bezwecken, als sinnlose Tode!“, empörte ich mich.

„Und dann, nach dem Gespräch, haben mich die Leute natürlich erkannt und flüsterten über mich, was ich denn da mache und was ich vielleicht mit dem Prediger gemacht hätte, meinen Ausbruch hast du vielleicht draußen gehört“, ich wurde ein wenig rot.

Er nickte, „Ja, das habe ich. Allerdings kann ich nicht sagen, ob andere Passanten auf der Straße, dich nicht ebenfalls verstanden haben“, murmelte er.

„Aber das führt mich zu meiner nächsten Frage, was meintest du, als wir Novigrad erreichten? Etwas worüber du dort auf keinen Fall sprechen wolltest?“, fuhr er fort.

Ich schluckte, es war klar, dass er irgendwann nachfragen würde. Ich überlegte kurz, ehe ich antwortete, „Na ja, du weißt ja vielleicht, was mit unbeliebten Herrschern passieren könnte?“, versuchte ich es anzudeuten. Ich kniff die Augen zusammen, als leichte Übelkeit aufstieg.

Als sein bohrender Blick auf mir lag, hob ich abwehrend die Hände, „Ich habe damit nichts zu tun! Absolut gar nichts!“, schwor ich direkt.

„Letho? Als du unterwegs erfahren hattest, warum der Kaiser offiziell nach mir suchen lässt, warum hast du so heftig reagiert?“, fragte ich ihn dann leise, um das Thema zu wechseln.

Er seufzte, „Du weißt nicht, was Nilfgaard mit Verrätern macht?“, fragte er ganz erstaunt. Ich schüttelte den Kopf.

„Du würdest solange verhört werden, bis du all deine Geheimnisse preisgegeben hast, dem Geheimdienst ist es dabei egal, ob sie durch falsche Versprechen oder Folter zu den Geständnissen kommen und dann würdest hingerichtet. Gepfählt und gevierteilt“, erklärte er tonlos.

Ich wurde blass, „Aber ich bin weder Spion noch ein Verräter, der Richter ...“, Letho unterbrach mich, „Du würdest bei so einer Anklage nicht einmal eine Verhandlung bekommen, wenn du Glück hast, würdest du nur aufgeknüpft werden!“

„Woher weißt du das?“, fragte ich vorsichtig.

Sanft strich er mir durchs Haar, „Weil mir als Königsmörder Ähnliches bevorstehen würde“, gab er zu.

„Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Ich wäre doch dann gar nicht sauer geworden?“, hakte ich nach.

Letho schloss seine Augen, „Weil ich dachte, du wüsstest es. Dass du die Situation einfach nicht ernst nimmst“, gestand er.

Ich legte eine Hand an seine Wange, „Dann sollten wir wohl genauestens überlegen, wohin wir nach dem Winter gehen, oder? Die nördlichen Königreiche und auch Nilfgaard sollten wir eher tunlichst meiden“, flüsterte ich. Und die Nilfgaarder, die später nach Undvik zur Schlacht kämen, aber das sagte ich ihm nicht.

Er nickte nur.
 

Ich blieb eine Weile schweigend so liegen und blickte einfach nur hoch zu seinem Gesicht. „Ich kann nicht verstehen, warum alle anderen immer so schlecht von dir denken“, seufzte ich. Fragend blickte er zu mir, „Ich bin nicht der netteste Mann, wie du weißt“, seufzte er.

Ich schüttelte den Kopf, „Das stimmt doch gar nicht!“, widersprach ich sofort.

„Ach Krümel, das sagst du nur, weil du gewisse Dinge über mich wusstest, bereits bevor wir uns kennengelernt haben“, murmelte er.

Erneut schüttelte ich den Kopf, „Nein, alles, was ich von dir wusste, war das du, als Königsmörder gesucht wurdest und wie du aussiehst, auch wenn ich überhaupt nichts über dich gewusst hätte, würde ich das nicht von dir denken“, ich setzte mich auf und drehte mich zu ihm.

„Selbst ohne das Wissen, dass ich habe, würde ich nicht schreiend vor dir davon rennen, ganz im Gegenteil. Alles in mir würde schreien, um dich in eine Umarmung zu ziehen. Du hasst so einsam und verloren gewirkt, als wir uns das erste Mal trafen. Vielleicht war es der mütterliche Instinkt einer Frau, aber ich wusste, ich wollte dich unbedingt besser kennen lernen. Andere hätten sich vielleicht abschrecken lassen, nach unserem ersten Zusammentreffen, aber ich bin nicht wie andere. Und dann hast du dich um mich gekümmert, obwohl du es nicht musstest. Du hast ohne Aufforderung bewiesen, dass du mehr bist, als das, was andere von dir denken und behaupten“, versuchte ich ihm zu erklären.

Ein leichter Hauch von röte überzog seine Wangen und er wollte sein Gesicht abwenden. „Nicht“, bat ich ihn und legte meine Hände an sein Gesicht.

„Ich weiß, das viele Masken tragen, um überleben zu können. Es muss dir nicht unangenehm sein, dass ich dich ohne deine gesehen habe“, hauchte ich und gab ihm einen sanften Kuss.

Er zog mich in seine Arme und hielt mich fest, als hätte er angst, dass ich verschwinden würde.

„Ich will dich nicht verlieren“, murmelte er fast unverständlich. „Das wirst du auch nicht, nicht in nächster Zeit und schon gar nicht, wenn ich es verhindern kann“, antwortete ich ihm.

„Du bist ein Hexer und wirst vermutlich noch viel länger leben, als ich, aber bis dahin haben wir noch sehr viel Zeit“, fügte ich noch hinzu und seine Umarmung wurde ein kleines bisschen fester.
 

Die nächsten Tage schien Letho wesentlich entspannter zu sein, als die Tage davor. Anscheinend hatte das Gespräch mehr gebraucht, als meine andere Idee. Ich hätte da auch viel eher drauf kommen sollen, natürlich würde ihm so etwas mehr bedeuten, bereits am Anfang unserer Beziehung bewies er ja, dass er eher zurückhaltend ist.

Doch als die Inseln endlich am Horizont in Sicht kamen, änderte er sich wieder. Es war noch nicht wieder so, wie vor dem Gespräch, aber er wirkte nervös und abgelenkt. Aber auch ich wurde dadurch ein wenig angespannt, was genau wollte er mir denn sagen, wenn wir nicht mehr auf dem Schiff waren?

Doch egal wie viel ich überlegte, mir fiel nichts ein, was Sinn machen könnte.

Aber unser Verhalten schien Hjalmar aufgefallen zu sein, denn er sprach mich darauf an. „Was ist los mit euch beiden? Immer wenn der eine von euch nicht schaut, sieht der andere ihn nachdenklich an. Ist irgendwas vorgefallen? Hattet ihr einen Streit?“, wollte er wissen.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, keinen Streit. Ich weiß, dass ihn irgendwas bedrückt, aber er möchte nicht darüber sprechen“, seufzte ich.

„Soll ich ihn fragen?“, bot er sich an, doch ich schüttelte den Kopf, „Nein, das brauchst du nicht. Wenn er soweit ist, wird er es sagen. Ich respektiere es, wenn er nicht reden will, dann ist es so“, seufzte ich.

„Aber es belastet dich scheinbar“, widersprach der Rothaarige. Ich schüttelte den Kopf, „Ich mache mir bestimmt umsonst sorgen. Er macht sich bestimmt nur Gedanken darüber, in welchem Zustand sein Winterquartier ist oder es liegt daran, dass ich ja eigentlich gar nicht nach Skellige wollte“, murmelte ich.

„Ihr könnt auch gerne bei uns in Kaer Trolde bleiben. Platz genug haben wir auf jeden Fall“, schlug er vor.

„Danke, ich werde es ihm vorschlagen, aber eigentlich hatte ich mich auf die Zeit mit ihm allein gefreut“, zwinkerte ich, was ihn Grinsen ließ.

„Wie geht es deinem Bein?“, wechselte ich schließlich das Thema. Der Skelliger seufzte, „Es tut noch immer ein wenig weh und die Wunde juckt fürchterlich“, gab er zu.

„Vielleicht solltest du auf Mäussack hören und noch nicht so viel herum laufen. Du solltest das Bein hochlegen, bis es verheilt ist“, schlug ich vor, doch er schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe genug rumgelegen und gesessen, das macht mich noch ganz verrückt, ich muss mich einfach bewegen“, widersprach er.

Ich wandte meinen Blick von ihm ab, „Wirst du damit klar kommen? Ich meine, du bist ein Krieger, was wirst du machen, wenn du immer auf Krücken angewiesen sein wirst?“, wollte ich wissen, traute mich aber nicht, ihn direkt anzuschauen.

„Darüber mache ich mir keine Sorgen, ich wäre nicht der erste Skelliger mit einem Holzbein. Sobald ein Schmied mir ein passendes angefertigt hat, werde ich trainieren, um damit laufen zu können. Ich werde zwar später nie meinem Kind das Schlittschuhlaufen beibringen können, aber eine Waffe werde ich immer halten können“, lachte er.

Er war immer so optimistisch, ich hoffte für ihn, dass wirklich alles so klappen würde, wie er es sich vorstellte.

Mein Blick glitt über das Schiff, Letho stand wieder an der Rehling und schaute auf das offene Meer. Die ersten Male hatte ich gedacht, er hält nach den Inseln Ausschau, aber dafür schaute er in die falsche Richtung.

„Wonach sucht er?“, wollte auch Hjalmar wissen, als er meinen Blick bemerkte. „Ich habe keine Ahnung. Zuerst dachte ich an die Inseln, aber, ...“, mein Blick glitt in die Richtung, wo man Skellige bereits deutlich sehen konnte.

„Dann genießt er vielleicht einfach nur die Seeluft“, schlug Hjalmar vor. Ich zuckte mit den Achseln, das wäre natürlich auch möglich.

Viel mehr konnten wir dann schon nicht mehr sprechen, da der Druide uns unterbrach, und Hjalmar aufforderte, in die Kajüte zu kommen, damit er sich um die Wunde kümmern konnte.

Grummelnd folgte der Rothaarige der Aufforderung und ließ mich alleine dort stehen. Innerlich mit den Schultern zuckend, ging ich über das Schiff, bis ich Letho erreichte.

Er stand Immer noch mit den Händen auf die Rehling gestützt da und schaute aufs Meer, doch er blickte kurz auf, als ich mich ihm näherte.

„Du schaust seit Tagen aufs Meer, wird das nicht langweilig?“, wollte ich von ihm wissen. Er schüttelte den Kopf, „Nein, das Meer wird niemals langweilig“, lächelte er.

„Also, wonach hältst du Ausschau?“, wollte ich dann direkt wissen.

Er seufzte kurz, „Ich habe die Kraniche noch gar nicht gesehen“, murmelte er dann.

Verwirrt runzelte ich die Stirn, Kraniche? In dieser Jahreszeit und dann im Norden? Flogen die nicht alle nach Süden, wo es warm war?

„Kraniche?“, hakte ich daher nach. Er nickte, „Als ich mit meinen Brüdern nach Skellige segelte, konnte man sie häufig am Horizont sehen“, bestätigte er. Was mir aber nicht wirklich weiterhalf.

„Was verwirrt dich?“, wollte der Hexer von mir wissen. „Du sprichst nicht von den Vögeln, oder?“, lächelte ich verlegen.

Er lachte, „Nein, auch wenn sie so flink sind. Du hast also noch nie von ihnen gehört?“, fragte er mich erstaunt.

Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Er zog eine Augenbraue hoch, „Die Kraniche, sind die Hexer, die die Meere zwischen dem nördlichen und dem westlichen Kontinent von den gefährlichsten Monstern befreien“, erklärte er mir.

„Westlicher Kontinent?“, meine Augen wurden groß und sein Blick ungläubig.

„Du weißt nichts von dem anderen Kontinent?“, er schüttelte den Kopf, „Ich dachte deine offizielle Ausrede, wo du herkommst, sei der andere Kontinent? Wie wolltest du das machen, wenn du nicht einmal wusstest, dass es ihn gibt?“
 

„Ich, nun ja. ... Wenn einer genauer gefragt hätte, wäre mir bestimmt was eingefallen. Ein Land, das soweit weg ist, das niemand davon gehört hat, oder so etwas“, gab ich stammelnd zu.

Mein Hexer schüttelte belustigt den Kopf, „Das du in deiner Heimat, als Spion noch nicht aufgeflogen bist. So unvorbereitet und unbedacht du immer bist“, schmunzelte er.

Ich schob beleidigt die Unterlippe vor und verschränkte die Arme, ich war schließlich nur Hobby Spion und das auch wenn dann nur für ein paar Tage im Jahr. Nicht dass dies hier jemand verstehen würde.

Er zog mich in seine Arme und hielt mich fest, zusammen blickten wir auf das Meer hinaus.

„Vielleicht haben sich die Kraniche auch bereits für den Winter zurückgezogen, wenn ich richtig mitbekommen habe, dann sind wir ja ziemlich spät dran oder?“, fragte ich nach einer Weile.

„Hm, du könntest recht haben. Es wäre nur schön gewesen, zu sehen, dass wir doch noch mehr sind als eine Handvoll“, murmelte er und gab mir einen Kuss auf meinen Hinterkopf.

Ich seufzte, es musste hart sein, zu sehen, wie es jedes Jahr weniger Hexer wurden. „Wenn du könntest, würdest du neue Hexer ausbilden?“, fragte ich ihn leise. Er blieb für eine Weile stumm, ehe er antwortete, „Ich weiß es nicht Krümel, es sind so viele Kinder dabei gestorben“, gab er zu.

Ich drückte seine Hand, um ihm meine Unterstützung zu zeigen, ich würde alles geben, um ihn glücklich zu sehen.
 

Am nächsten morgen erwachte ich wieder alleine, aber gerade als ich aufstehen wollte, kam Letho in die Kammer zurück.

„Moin“, murmelte ich.

„Morgen Krümel, wie geht es dir?“, wollte er direkt wissen. Müde schaute ich ihn an, „Nur ein bisschen verschlafen, wieso?“, hakte ich bei seiner überraschenden Frage nach.

„Einige der Männer scheinen krank zu sein, Ermion versucht, etwas zu finden, was ihnen hilft“, erklärte er sich rasch.

„Mir geht es bislang gut, was haben sie denn?“, fragte ich ihn.

Er zuckte mit den Schultern, „Sie haben Bauchschmerzen und müssen sich die ganze Zeit übergeben“, erzählte er.

Ich runzelte die Stirn, „Fischvergiftung? Oder war das Wasser nicht mehr gut? Obwohl, dann wären wohl eher alle betroffen. Es ist vermutlich nur ein Infekt. Etwas Ruhe, genug Flüssigkeit, am besten Tee und Schonkost sollten da am besten helfen“, überlegte ich laut.

„Was?!“, fragte ich, als ich Lethos Blick sah. „In meiner Heimat weiß das fast jeder, außerdem war ich in der Armee Sanitäter“, erklärte ich mich.

Der Hexer nickte zu meiner Erklärung, „In Ordnung, ich möchte trotzdem nicht, dass du dich in die Nähe der Männer begibst. Nicht das du auch krank wirst. Außerdem werden wir wohl später am Tag im Hafen ankommen“, bestimmte er.

Doch bevor ich widersprechen konnte, fuhr er fort, „Ich werde Ermion deine Einschätzung mitteilen. Du könntest schon mal deine Ausrüstung zusammen suchen und die Pferde anfangen vorzubereiten.“

Seufzend nickte ich, es hatte ja doch keinen Sinn, Letho jetzt zu widersprechen, er war wirklich eine Glucke.

„Oh und die Männer sollten auf die Hygiene achten, Händewaschen und so“, rief ich Letho noch hinterher.

Ich war wirklich froh, dass wir heute noch Skellige erreichten, ich hatte das Schiff satt und jetzt mit einer kranken Besatzung, ich wollte mich wirklich nicht mit einem Virus anstecken.
 

Ich stand dann wirklich auf und machte mich für den Tag fertig. Ich suchte alles zusammen, was auf dem Boden herumlag und sortierte es in die Taschen.

Ich packte auch unser Schlafzeug zusammen und legte es auf die Satteltaschen.

Nachdem ich mir sicher war, auch nichts übersehen zu haben, trug ich die Sättel und das Zaumzeug zu den Pferden. Einzeln natürlich, schließlich wollte ich nicht über einen Gurt oder so stolpern. Außerdem waren zwei Sättel doch ziemlich unhandlich.
 

Da noch viel Zeit sein sollte, nahm ich mir eine Bürste und fing an, die Pferde zu striegeln. So glänzend wie jetzt war ihr Fell selten, aber viel mehr Beschäftigung hatte ich auf dem Schiff nicht und somit sehr viel Zeit, mich der Fellpflege zu widmen.

Auch unsere Reitausrüstung war in einem Topzustand, oder zumindest so gut, wie es mir mit den hiesigen Mitteln möglich war.

Ich hatte sogar die Zeit gehabt, jede Schnalle einzeln zu polieren.
 

Aber als alles getan und vorbereitet war, wartete ich ungeduldig darauf, das wir endlich ankamen. Ich brauchte endlich wieder festes Land unter den Füßen.

Letho schien recht amüsiert über meine Ungeduld zu sein und versuchte mich zwischendurch immer mal wieder abzulenken.
 

Gerade als ich dabei war, die Pferde zu satteln, da wir bereits in den Hafen einfuhren und Letho die Satteltaschen holte, kamen Hjalmar und Mäussack unter Deck. Vermutlich wollten sie uns Bescheid sagen, dass wir uns fertig machen sollten.
 

„Habt ihr die ganze Zeit in dieser Kammer gehaust? Warum habt ihr denn nichts gesagt? Es hätte sich sicherlich eine andere Möglichkeit gefunden!“, konnte ich den Rothaarigen hören.

„Es ging schon, war ja nur zum Schlafen“, erwiderte Letho und lehnte jede weitere Argumentation ab.

Letho reichte mir die Satteltaschen, während er selbst die Kiste, die wir von Vesemir bekommen hatten, an seinem Pferd befestigte.
 

Schließlich ertönte das Signal, das wir endlich angelegt hatten. Erleichtert folgte ich den dreien und den Pferden aus dem Schiff.

„Dem Himmel sei Dank!“, seufzte ich, als ich den Steg verließ und wieder Erde unter den Füßen hatte, was Letho zum Lächeln brachte.
 

„Ihr kommt doch hoch mit zur Festung, oder?“, wollte Hjalmar wissen. Ich sah Letho fragend an, doch der Druide fiel ihm ins Wort.

„Natürlich kommt ihr mit, es fängt bald an zu Dämmern. Weit würdet ihr heute eh nicht mehr kommen“, beschloss er für uns.

Ich konnte sehen, wie Letho die Kiefer auf einander presste, er schien nicht wirklich begeistert von der Idee zu sein.

„Wenn ihr noch ein paar Tage bleibt, könnten ihr euch unsere Saovine-Feier anschließen“, schlug der Druide noch vor.

„Nein. Auch wenn es ein großzügiges Angebot ist, wir müssen morgen früh weiter. Ich muss noch bei jemanden vorbei schauen und außerdem muss vermutlich noch so einiges an der Hütte gemacht werden“, lehnte Letho ohne zu überlegen ab.

„Ihr könnt es euch jederzeit überlegen“, bot Hjalmar an, als wir uns auf den Weg machten, das Hafengelände zu verlassen.
 

Weit kamen wir nicht, als uns bereits jemand entgegenkam. Besser gesagt, mehrere Personen kamen uns entgegen.

Unter ihnen Cerys und ihr Vater.

Als sie uns oder vielmehr Hjalmar sah, schlug Cerys ihre Hand entsetzt über ihren Mund, ehe sie auf ihren Bruder zu eilte.

„Hjalmar! Was ist passiert?“, wollte sie direkt wissen.

Ich blieb bei Letho, der respektvoll einige Schritte vorher angehalten hatte.

„Ach das ist nur ne Kleinigkeit. Hält mich nicht lange auf“, lachte er und zog seine Schwester in eine Umarmung.

„Cerys, Vater, darf ich euch Letho und Alanya vorstellen? Ich habe sie eingeladen, die Nacht bei uns zu verbringen“, er drehte sich leicht und deutete auf uns.

„Majestät, Jarl“, grüßte Letho, während er sich respektvoll vor neigte, keine richtige Verbeugung, aber auch kein einfaches Kopfnicken.

Crach runzelte die Stirn, „Letho von Guleta, ich hörte, du weilst nicht mehr unter den Lebenden“, brummte er. Dann blickte er zu mir, „Es heißt, das der Kaiser auch nach dir suchen lässt.“

Ich schluckte, scheiß verdammte Gerüchte, ich hätte nie gedacht, dass diese sich bis über das Meer ausbreiten würden.

„Vater, die beiden sind meine Gäste!“, mischte der Rothaarige ein.

Cerys trat näher, stellte sich vor mich, „Was hast du dazu zu sagen? Wie lautet deine Verteidigung?“, wollte sie wissen. Ich wich ihrem Blick aus, bis Letho mich in die Seite stieß.

„Ich bin weder ein Verräter noch ein Nilfgaarder. Mein einziges Verbrechen dem Kaiser gegenüber war, dass ich nicht mit Geralt zusammen nach Skellige gekommen bin“, versuchte ich mich zu erklären.

Sie runzelte die Stirn, „Und warum bist du nicht mit ihm hier her gekommen?“, hakte sie nach.

Ich wandte mein Blick erneut ab, eigentlich wollte ich ihnen gegenüber nicht so viel über mich preisgeben. „Ich wollte dem Schiffbruch entgehen, außerdem konnte ich nicht gutheißen, was Yennefer und Geralt tun würden“, flüsterte ich.

„Was soll das heißen?“, wollte Crach wissen.

„Sie hat seherische Kräfte, dank ihr haben wir große Verluste im Kampf gegen die Wilde Jagd vermeiden können“, warf der alte Druide dazwischen.

„Nun gut“, murmelte der Jarl. Er wandte sich wieder Letho zu, „Warum sollte ich einen gesuchten Verbrecher beherbergen? Ihm Unterschlupf auf meiner Insel gewähren? Jetzt wo wir kurz vor einem Abkommen mit Nilfgaard stehen?“, wollte er wissen.

Letho zog eine Augenbraue hoch, „Das verlangt auch niemand, euer Sohn hat uns eingeladen, über Nacht zu bleiben Jarl, aber wir können auch jetzt weiter bis zu unserem Ziel reiten“, entgegnete er ruhig.

Doch das beruhigte Crach nicht im Geringsten, „Ich werde keinen Königsmörder in Skellige dulden, du reist sofort wieder ab!“, forderte er lautstark.

Fragend blickte ich zu Letho, doch er starrte auf den Jarl hinab.

„Bei allem Respekt Jarl, aber das habt nicht Ihr zu entscheiden!“, grollte er.

Bis auf Mäussack sahen ihn alle überrascht an. Der Druide lächelte zufrieden.
 

„Was soll das heißen!? Natürlich ist dies meine Entscheidung!“, wurde der Jarl laut, einige Umstehende wurden mittlerweile neugierig und versuchten unserem Gespräch zu lauschen.

Letho schüttelte nur den Kopf, „Nein, die Entscheidung, ob ich bleibe oder nicht, liegt in den Händen des Jarls Donar. Ich bin ein Heymaey, kein an Crait“, sprach Letho und man konnte den leichten stolz aus seiner Stimme hören.

Verwirrt blickte ich von ihm zu Crach und wieder zurück, bis mir klar wurde, was er da sagte.

Er war ein Skelliger? Aber wie kam er dann in eine Hexerschule in Nilfgaard?

Aber nicht nur ich schien über diese Offenbarung ziemlich überrascht zu sein, wir alle blickten ihn stumm an, bis Hjalmar anfing zu lachen.

„Natürlich, das hätte mir viel eher auffallen müssen, dabei trägst du sogar die Clanfarben!“, grinste der Rothaarige und schlug Letho freundschaftlich auf den Rücken.

Murrend schüttelte der Jarl den Kopf und wandte sich ab.

„In Ordnung, vielleicht sollten wir an einem gemütlicheren Ort weitersprechen. Auch wenn Letho kein Landsmann wäre, so gilt doch das Gastrecht. Cerys, die Heymaey sind schon lange Verbündete der an Craits, bedenke das“, schlug der alte Druide vor.

Cerys nickte ernst, „Du hast recht, wenn sie die Wahrheit spricht und Letho offiziell, als Tod gilt, sehe ich keinen Grund, Nilfgaard von den beiden zu erzählen“, beschloss sie.

Erleichtert atmete ich auf. Da hatten wir wohl noch mal Glück gehabt. Ich hatte an das Bündnis, das Cerys anstrebte, völlig vergessen. Ich hoffte nur, dass sie deswegen nicht noch Probleme bekam, aber andererseits, warum sollte Emhyr annehmen, dass ich mich hier aufhielt, wenn der ganze Ärger doch damit begann, dass ich ursprünglich gar nicht hierher wollte.

Grübelnd folgte ich den anderen, warum war mir das mit Letho nicht eher aufgefallen? Jetzt wo ich es wusste, wurde vieles klarer, seine Größe, das gestreifte Hemd das er ständig trug, seine Ausdrucksweise und dann sein Interesse daran, was in den letzten Jahren in Skellige passiert war. Auch das er sein Winterquartier hier hatte, machte auf einmal Sinn.

Ich hatte kaum bemerkt, dass wir die Festung schon beinahe erreicht hatten. Das wurde mir erst klar, als mir jemand die Zügel von Tetris abnehmen wollte.

Als ich sah, dass der Mann auch bereits Kiran hatte, überreichte ich die Zügel.
 

„Keine Sorge, eure Taschen werden in euer Zimmer gebracht“, grinste Hjalmar, als wir ihm über den Hof folgten. Cerys war irgendwo hingegangen und Crach hatte uns bereits am Hafen verlassen.
 

„Arnwald!“, rief Hjalmar, als wir den großen Saal in der Festung erreichten. Ich sah mich aufmerksam um, auch wenn ich bereits seit einiger Zeit in dieser Welt war, schien es mir doch immer wieder unglaublich, wenn ich Orte betrat, die in dem Spiel eine größere Rolle spielten.

Zwischenzeitlich war auch der Gerufene dazugekommen und erhielt von Hjalmar den Auftrag, uns in eines der Gästezimmer zu bringen.

Der Rothaarige verabschiedete sich vorerst von uns, mit den Worten, wir würden uns zum Abendessen sehen und wir uns bis dahin ein bisschen von der Reise erholen sollen.

So folgten wir Arnwald, der uns durch einige Gänge und Treppen führte, bis er an einer Tür stehen blieb.

„Das Gästezimmer, die Taschen werden euch gleich gebracht“, meinte er und öffnete die Holztür.

„Danke“, gab ich zurück, woraufhin er nickte und uns alleine ließ.

Wir betraten den Raum und ich sah mich um, es war sparsam, aber doch gemütlich eingerichtet.
 

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ein junger Bursche unsere Satteltaschen brachte.

Ich nutzte direkt die Möglichkeit, um mich endlich wieder einmal richtig zu waschen. Auf dem Schiff gab es kaum Möglichkeiten, da ich ungern dasselbe Wasser zum säubern nutzen wollte, wie die Schiffsmannschaft. Was sich am Ende doch als klug erwiesen hatte, sonst läge ich jetzt wohl auch mit Krämpfen und Erbrechen im Bett.

Ich zog die sauberste Kleidung, die ich noch hatte hervor und zog mich an, danach setzte ich mich in den Stuhl, der beim Feuer stand und genoss die Wärme.

Hinter mir konnte ich hören, wie Letho sich ebenfalls frisch machte und dann noch eine Weile in seinen Sachen wühlte.

Bevor ich jedoch schauen konnte, was er dort noch so lange machte, schien er fertig geworden zu sein und ich konnte seine Schritte hören.

Doch wider Erwarten kam er nicht zu mir, sondern ging an mir vorbei. Verwirrt blickte ich zu ihm. Er stand am Fenster und schaute hinaus. Ich konnte ihn seufzen hören, als er sich auf das steinerne Fensterbrett stützte.

Es klopfte, bevor ich ihn fragen konnte.

Es war wieder ein junger Bursche, aber nicht derselbe, der unsere Sachen brachte. Er sollte uns abholen und in den Bankettsaal bringen.
 

Ich war ein wenig erleichtert darüber, alleine hätte ich vermutlich mehrere Versuche gebraucht, um den Weg zurückzufinden. Um nicht zu sagen, ich würde mich verlaufen.

Ich blickte zu Letho, um mich zu vergewissern, dass es in Ordnung war, die Schwerter und Rüstung zurück zulassen. Auch er trug nur die Messer an seinem Oberschenkel.

Gemeinsam gingen wir erneut durch die Gänge der Festung.

Doch mit jedem Schritt und mit jeder Wache, an der wir vorbei kamen, wuchs meine Anspannung. Das Letho auch irgendwie angespannt wirkte, machte es nicht besser. Im Stillen hoffte ich, dass es kein Fehler war, hierher zu kommen, oder die Nacht über hier in Kaer Trolde zu bleiben.

Ich konnte mir vorstellen, dass Letho am liebsten vom Hafen aus weiter geritten wäre, auch wenn ich nicht wusste, wo unser Ziel auf diesen Inseln lag. Außerdem bestand noch ein Gespräch mit Letho an, in dem er mir erklären wollte, was auf der Reise mit ihm los war.

Würde er damit warten wollen, bis wir in seiner Hütte waren oder würde er es bereits vorher ansprechen?

Ein Seufzen entwich meinen Lippen, kurz darauf erreichten wir den Bankettsaal.

Ich straffte meine Schultern, auch wenn man es in Kaer Morhen schnell vergaß, waren Hjalmar und Mäussack von Adel beziehungsweise ein hoher Würdenträger. Hier allerdings wurde die zusätzliche Macht des Jarls einem überall präsentiert und Cerys war die Königin der Inseln.

Was brachte mir mein blaues Blut, wenn auch stark verdünnt, wenn ich keine Ahnung hatte, wie man sich in solchen Kreisen benahm?

Letho schreckte mich aus meinen Gedanken, als er eine Hand auf meine Schulter legte. „Keine Sorge, sie sind auch nur Menschen, außerdem kennst du Hjalmar doch bereits“, versuchte er mich zu beruhigen, so als ob er meine Gedanken gelesen hätte.

Ich schluckte und nickte dann. Mit seiner Hand in meinem Rücken ließ ich mit weiter führen.

Ich war ein wenig erleichtert, dass bisher nur Hjalmar an dem Tisch saß. Ansonsten standen nur einige Wachen an den Seiten und ein paar Bedienstete huschten durch den Saal.
 

Der Rothaarige schien erfreut zu sein, uns zu sehen, und winkte uns direkt zu ihm. „Kommt, setzt euch, nehmt euch was zu trinken. Vater und Cerys kommen sicher auch gleich“, begrüßte er uns.

Ich zwang mich zu einem lächeln, er konnte schließlich nichts für meine wirren Gedanken.

Letho setzte sich zwischen mich und Hjalmar, ich ließ mich in dem Fall von ihm lenken, er kannte sich hier mit den Regeln vermutlich besser aus, als ich. Ich konnte nur erahnen, dass die Sitzreihenfolge vermutlich nur irgendwas mit der Rangfolge zu tun haben könnte, vor allem, als ich sah, dass einer der Bedienstete, das Gedeck, das zu meiner linken stand, wegräumte und ein neues Letho gegenüber platzierte, wobei er mich und Letho skeptisch anblickte, sich aber scheinbar nicht traute, etwas zu sagen.

Mich beschlich damit das Gefühl, ungewollt und unbewusst einen ziemlichen Fauxpas begangen zuhaben.

Dieses Gefühl bestärkte sich, als Crach den Saal betrat und kurz stockte, als er uns sah.
 

„Vater, komm setz dich zu uns, Letho erzählte gerade, dass er die nächsten Tage den Tempel der Freya besuchen wolle“, überspielte Hjalmar die Situation.

Ich schaute Letho entschuldigend an, ich hatte nicht bemerkt, dass ich mit meinen Gedanken schon wieder soweit weggewandert war, dass ich nicht bekam, dass er eine Unterhaltung angefangen hatte.

„Jarl“, begrüßte Letho ihn mit einem Kopfnicken und ich machte es ihm schnell nach, wobei ich mir ziemlich unbeholfen vorkam.

Ich folgte den Gesprächen nur mit halbem Ohr zu und blickte die meiste Zeit still auf den Tisch vor mir und nippte gelegentlich an meinem Getränk.

Dies änderte sich auch nicht, als Cerys dazu kam.

Als Letho aufstehen wollte, um sie angemessen zu begrüßen, wehrte sie es gleich ab und meinte, sie sei schließlich keine Königin wie in den nördlichen Königreichen.

Auch Mäussack schloss sich uns an und setzte sich auf den Platz neben Crach, gegenüber von Letho.
 

Ich stocherte schon eine Weile lustlos in den Krabben oder Garnelen oder was auch immer das für Meeresfrüchte waren herum, als Cerys mich direkt ansprach, „Unser Hierophant erwähnte deine seherischen Kräfte, bist du eine Zauberin, Alanya?“, wollte sie wissen.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich habe keinen Funken Magie in mir. Ich sehe die Zukunft gelegentlich in meinen Träumen, aber ich kann diese Fähigkeit nicht steuern“, erklärte ich ihr, genauso wie ich es vorher bei dieser Frage von den anderen in Kaer Morhen getan hatte.

„Also bist du eine Schildmaid?“, fragte sie mich weiter. Ich schüttelte den Kopf und war insgeheim froh, dass ich wusste, was dieses Wort bedeutete.

„Ich würde nicht soweit gehen, mich als eine Schildmaid zu bezeichnen. Ich würde wetten, dass ich allen Anwesenden hier, kämpferisch weit unterlegen wäre“, gab ich zu.

Sie blickte mich überrascht an, genauso wie ihr Vater.

„Sei nicht so bescheiden, ich habe dich kämpfen sehen. Du weißt, wie man ein Schwert führt, und bist unerschrocken, wie eine echte Schildmaid“, mischte sich Hjalmar ein.

Ich wurde ein wenig rot bei seinen lobenden Worten, schüttelte aber den Kopf. „Nein, ich bin sicherlich nicht unerschrocken, immer wenn es wirklich drauf ankam, war ich wie erstarrt und musste von jemanden gerettet werden“, murmelte ich. „Was bringt es mir, wenn ich zwar weiß wie ich ein Schwert führe, aber wie gelähmt stehenbleibe, wenn ich einem Werwolf gegenüberstehe oder Eredin, ich habe sogar versucht, mich auf einem Baum vor einer Striege zu verstecken, wo doch jeder weiß, dass sie gut klettern können“, gestand ich leise.

„Und was ist dann mit dem Waldschrat? Du hast ihn mit einem Dolch getötet“, warf Letho ein.

„Oder der General der wilden Jagd? Ich habe gesehen, wie du ihn von Vesemir weggelockt hast“, fügte Hjalmar hinzu.

„Ja und Gaetan musste mich retten und bei dem Waldschrat hatte ich das Glück der dummen“, seufzte ich.

Letho sah mich erst überrascht an, ehe er die Stirn runzelte. „Was ist los Krümel?“, wollte er leise wissen.

Ich zuckte mit den Schultern, ich wusste auch nicht so genau, warum ich mich so niedergeschlagen fühlte. Die angespannte Situation überforderte mich irgendwie gerade und die Ungewissheit, was auf uns wartete, tat ihr Übriges.
 

Da ich davon ausging, das Letho am nächsten Tag relativ aufbrechen wollte, achtete ich darauf, nicht zu viel Alkohol zu trinken, mit einem Kater würde es nicht sehr angenehm sein und mit den Monstern hier auch nicht gerade ungefährlich. Daher besserte sich meine Stimmung auch nicht wirklich durch den Alkohol.

Ich versuchte, mich ein wenig an den Gesprächen zu beteiligen, einfach um Letho keine Sorgen zu bereiten.

Crach schien seine Skepsis uns gegenüber, im Laufe des Abends nicht beiseite zulegen, ganz im Gegensatz zu Cerys.

Sie plauderte nach einiger Zeit mit Letho und auch an mich richtete sie hin und wieder eine Frage.

„Jarl, ihr seit einer der wenigen, die Emhyr bereits persönlich kannten, bevor dieser Kaiser wurde, vielleicht könnt Ihr mir da eine Frage beantworten?“, richtete ich mich an Crach, als meine Neugier doch zu groß wurde. Stirnrunzelnd nickte er, als Zeichen, das ich ihn fragen sollte.

„Warum hat Emhyr nicht einfach öffentlich bekannt gegeben, dass er vorher bekannt war als Dunny vom Erlenwald, dem verschollenen Mann von Pavetta und somit den Anspruch auf Cintra hat? Warum das Theater mit der Doppelgängerin von Ciri, die er heiratete, um Cintra zu gewinnen?“, wollte ich wissen.

Der Jarl seufzte, „Als ich erfuhr, dass er Dunny war, fragte ich mich dasselbe, aber dann wurde ich mir bewusst, wie kompliziert die Politik in den nördlichen Königreichen ist. Beide Reiche, Cintra und Nilfgaard, hätten alles daran gesetzt, ihn als Betrüger zu enttarnen, die einen, weil sie glaubten, ihr geliebter Dunny wäre mit Pavetta zusammen in dem Sturm gestorben, die anderen, weil sie so einen weiteren var Emreis hätten loswerden können. Außerdem hatte vermutlich die Bruderschaft der Magier ihre Hände im Spiel“, erklärte er mir. Ich nickte, es klang ziemlich logisch, auch wenn mir immer noch nicht wirklich klar war, warum niemandem so wirklich aufgefallen war, dass die beiden Herrscher sich so ähnlich sahen und wenn es ihnen doch aufgefallen war, warum hatten sie nichts gesagt?

Ich blickte zu Mäussack, der mich ruhig ansah. Ich konnte nicht sagen, was er dachte. Hatte er gewusst, dass ich dies wusste, war er über mein Wissen überrascht? Er würde es mir wohl nicht verraten, selbst wenn ich ihn fragen würde.
 

Kurz danach verabschiedete sich der alte Druide für die Nacht und auch Cerys sah aus, als würde sie sich lieber zurückziehen. Ich am liebsten auch, auch wenn die Spannung in der Luft mit der Zeit ein wenig nachgelassen hat, war sie nicht ganz verschwunden.

Vorsichtig tippte ich meinen Hexer an, „Letho könnten wir ...?“, fragte ich ihn leise.

„Du möchtest schon schlafen gehen?“, er schien überrascht, als ich nickte. „In Ordnung“, stimmte er dann zu.

Er beendete sein Gespräch und verabschiedete uns von den anderen.

Glücklicherweise hatte er sich den Weg zu unserem Zimmer gemerkt und führte mich zielsicher dorthin zurück.
 

„Ist alles in Ordnung, Krümel?“, fragte er, als er die Tür hinter uns schloss. Ich nickte einfach nur. Doch es schien ihn nicht sonderlich zu beruhigen, er kam die wenigen Schritte zu mir und legte seine Hand auf meine Stirn, „Wirst du krank? Hast du dich auf dem Schiff doch angesteckt?“, wollte er wissen.

Ich lächelte über seine Besorgnis und nahm seine Hand weg, „Nein, alles gut. Ich denke die Reise und der ach so nette Empfang im Hafen und die daraus resultierende Spannung waren nur ein bisschen viel für mich“, versuchte ich ihm zu erklären.

Doch mein Blick wurde vom Fenster abgelenkt, da war doch eine Bewegung und da noch eine. Ich runzelte die Stirn und ging hinüber. Ich starrte einige Zeit hinaus und versuchte, zu begreifen, was ich da sah. Sollte ich mich darüber freuen, oder eher darüber fluchen?

Während ich in das dunkle nach draußen starrte, hörte ich, wie Letho sich auf das Bett setzte.

„Krümel, ...“, fing er leise an.

„Es schneit“, murmelte ich, da ich annahm, dass er wissen wollte, was mich da draußen so faszinierte.

„Alanya, ... ich muss dir was gestehen“, Letho ging auf meine Antwort gar nicht ein.

Als ich begriff, was er sagte, erstarrte ich, traute mich nicht, mich zu ihm umzudrehen. Was wollte er mir gestehen? Es musste ernst sein, wenn er mich bei meinem hiesigen Namen nannte.

„Als du dich in Kaer Morhen von den anderen verabschiedet hattest, habe ich gesehen, wie Yennefer etwas in deine Satteltasche gesteckt hat. Als du nichts darüber sagtest, wurde ich neugierig und habe nach gesehen. Ich, ... ich habe es aus deiner Tasche genommen. Aber dann schienst du nicht zu bemerken, dass es fehlte und mir wurde klar, dass du nicht wusstest, dass die Zauberin es dir zugesteckt hat, und ich dachte, es wäre besser, wenn ich es behalte. Aber es war nicht richtig von mir, ich habe es vorhin zurück in deine Ausrüstung gelegt“, gab er zu.

Ich blieb still, wusste nicht, was ich darüber denken sollte, ich wusste ja noch nicht einmal, wovon genau er sprach.

„Was meinst du?“, fragte ich ihn verwirrt und versuchte, ihn in der Fensterspiegelung zu beobachten.

„Es tut mir leid“, murmelte er nur und streifte die Stiefel ab, ehe er sich abwandte und sich ins Bett legte. Das Gesicht zur Tür gewandt, so das er mir den Rücken zu drehen würde, wenn ich auch im Bett läge.

Seufzend drehte ich mich um und schaute zum Bett. Ich konnte erkennen, wie Lethos Faust sich im Kissen verkrallte und sein ganzer Körper angespannt war.
 

Jetzt war ich doch ziemlich neugierig, was er vor mir versteckt gehalten hatte, dass er scheinbar ein so schlechtes Gewissen darüber hatte. Schnell fand ich den Stoffbeutel, den er vermutlich meinte. Er war schwerer, als er aussah und darin klimperte etwas. Ein klimpern, dass es in dieser Welt so nicht geben dürfte.

Ich setzte mich auf das Bett und schüttete den Inhalt auf die Decke. Meine Augen wurden groß, als ich erkannte, was vor mir lag. Ich griff nach dem Leder und öffnete den Druckknopf. Dann klappte ich es auf, ich hatte mich nicht geirrt.

„Scheiße! Wie kommt das hier her? Ich hatte es sicher in meinem Koffer verstaut, bevor ich in diese Welt kam! Wie kommt Yennefer daran?!“, fluchte ich vor mich hin.

Ich besah mir den Inhalt meines Portemonnaies, Ausweis, Versicherungskarte, Geldkarte, Führerschein, Visitenkarten, alles drin. Sogar die Geldscheine, Münzen und einige Kassenbelege. Das Klimpern stammte von einem Schlüsselbund, meinem Schlüsselbund. Haus und Wohnungsschlüssel waren genauso noch dran, wie sämtliche Schlüssel für den Keller und mein Fahrrad. Selbst die Schlüsselanhänger.

„Warum hast du nicht gleich etwas gesagt, Letho? Ich hätte die Zauberin zur Rede stellen können, woher sie meine persönlichen Sachen hat“, wollte ich von meinem Hexer wissen, der meinem Ausbruch tatsächlich zusammen gezuckt war.

Doch bevor er antworten konnte, fiel ein Zettel auf, der scheinbar aus meinem Portemonnaie gefallen war. Er war leicht zerknittert und mit Kugelschreiber beschrieben. Im Halbdunkel versuchte ich zu entziffern, was dort geschrieben stand.

Währenddessen hatte sich Letho doch wieder zu mir umgedreht und sich aufgesetzt. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie er nach meinem Portemonnaie griff, und ich unterdrückte den Drang, ihn davon abzuhalten.

Er zog meinen Ausweis und mein Führerschein hervor, „Also bist das wirklich du, auf diesen kleinen Bildern?“, wollte er zögerlich wissen und starrte auf meinen Führerschein.

„Hm, auf Passfotos sehe ich immer beschissen aus“, murrte ich.

„Was ist das?“, fragte er und strich über das Plastik der Karte. Ich ließ vorerst die Notiz sinken.

„Der Führerschein? Das beweist, dass ich ein Auto fahren darf. Der Ausweis bestätigt, dass ich, wirklich ich bin. Darauf steht mein Name, wo ich und wann geboren wurde und wo ich wohne“, ich wurde kurz blass, man gut das keiner die Schrift lesen konnte, wenn dass die Dinge waren, wovon die Zauberinnen beim Baden sprachen, hätten sie sonst gleich gewusst, das selbst mein Name eine Lüge ist.

„Du brauchst das alles, in deiner Welt, oder?“, wollte Letho leise wissen und legte die Plastikkarten zurück.

Als ich ihm dies bestätigte, drehte er sich mit einem Seufzen wieder um.

Ich nahm mir den Zettel erneut vor und hielt ihn näher an die Kerze, um die Notiz endlich lesen zu können.

Wer auch immer das geschrieben hatte, besaß eine Sauklaue, nur schwer konnte ich es entziffern.

“I’ll find her. Just like me she’s from a different world, I know this. I am not alone. My new companions know nothing, they are no help. I need to fix this damn mirror! But how would it even be possible to find all the splints. This damn whatever he is. He’s just toying around with me. No. Us. Does she know? Are there more of us? So many questions and no answers. Maybe tomorrow.”
 

Ich blinzelte und las die Notiz mehrfach, nach und nach kamen die Rädchen in meinem Hirn in Gang. Der Krieger, der die Wilde Jagd begleitet hatte, er schien tatsächlich aus meiner Welt zu sein. War es mein Schlüssel, der an seinem Gürtel hing und im Licht blinkte, aber wie kam er an meine Sachen? Dann fiel mir der versiegelte Brief ein, der Mann hatte einem Kunden von Gaunter bestohlen, etwa mein Portemonnaie? Ich hoffte nicht, denn auch wenn hier vermutlich niemand so wirklich die Schrift lesen konnte, so waren doch Fotos von mir drauf und das Material allein bewies schon, dass es nicht von dieser Welt stammen könnte. Und wie sollte er an meine Sachen gekommen sein?

Verwirrt packte ich alles wieder ein und warf den Beutel zu meiner Satteltasche, ich wandte mich Letho, der mittlerweile wieder mit dem Rücken zu mir lag.

Sanft fasste ich ihn an der Schulter, „Letho, warum hast du nicht eher etwas gesagt?“

Doch er schien sich nur kleiner machen zu wollen, um unter der Decke zu verschwinden.

„Bitte Letho sprich mit mir“, bat ich ihn erneut. Ich konnte ihn schlucken hören.

„Ich bin dir nicht böse“, versprach ich ihm.
 

„Ich“, fing er an und setzte sich dann doch wieder auf, „ich weiß nicht. Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht. Als ich die Dinge fand, konnte ich nur daran denken, dass du doch wieder nach Hause willst, und dann war da noch der Brief dabei, ich wollte nicht, dass du irgendwas bereust, ...“, er seufzte und blickte auf seinen Schoß.

Auch ich seufzte, „Es gibt so einiges, was ich mittlerweile bereue“, gestand ich.

Doch erst als er schmerzlich das Gesicht verzog und sich von mir entfernte, verstand ich, was er wirklich meinte.

Schnell sprang ich aus dem Bett und hockte mich vor ihn, packte seine Hände und blickte zu ihm auf. Er sah aus, als würde er weinen, wenn er es könnte.

„Du hast mich falsch verstanden, ja ich bereue einige Entscheidungen, die ich getroffen habe, aber doch nicht dich!“, erklärte ich mich schnell.

„Ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben, und freiwillig werde ich dich nicht verlassen“, ich richtete mich etwas auf und küsste die unvergossenen Tränen weg.

„Wie ich schon sagte, du wirst mich nicht mehr so leicht los!“, lächelte ich.
 

Doch bevor ich ihn noch weiter beruhigen konnte, hörte ich etwas an der Tür. Auch Letho schien es zu hören, er schaute ebenfalls auf. Ich sah noch, wie etwas unter der Tür hindurch kam. Schnell eilte ich hinüber und starrte auf den Brief, der vor meinen Füßen lag.

Meine Befürchtung bestätigte sich, als ich ihn aufhob. Ich riss die Tür auf und lief auf den Flur, doch natürlich war dort niemand mehr.

„Verdammt O´Dimm, was willst du von mir?“, knurrte ich leise, als ich auf das Wachssiegel des Briefes starrte.

Letho hatte es mir gleich getan, doch im Gegensatz zu mir, war er fast unbekleidet auf den Flur gekommen.

Als ich sah, dass sich Fackelschein näherte, schob ich ihn schnell zurück ins Zimmer.

„Wieder der Unbekannte?“, wollte Letho wissen, als er sein Schwert zur Seite stellte.

„Ich habe die Befürchtung, dass er gar nicht mehr so unbekannt ist. Erinnerst du dich an den Brief, den Geralt mir mitgebracht hat? Der, den ich erst nicht öffnen konnte? Als Triss ankam, brachte sie mir eine Botschaft vom Spiegelmeister mit, damit konnte ich den Brief öffnen. In dem Brief stand etwas über einen neuen Reiter der wilden Jagd, derjenige, der meine Sachen bei sich hatte und vermutlich aus meiner Welt kam“, erklärte ich.

Letho runzelte die Stirn, „Willst du probieren, ob du ihn auch öffnen kannst? Oder lieber später?“, wollte er wissen.

Ich ließ meine Stirn an seine Brust sinken, „Jetzt wäre vermutlich besser. Wenn man bedenkt, was beinahe passiert wäre, als ich bereits einmal seine Nachricht nicht gleich gelesen hatte“, murrte ich und dachte an die Striege zurück.

Wenn Letho sie nicht rechtzeitig mitbekommen hätte, wären wir beide vermutlich nicht mehr hier.

Ich seufzte, „Hast du zufällig einen Spiegel?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer nichts mit dem Begriff LARP etwas anfangen kann findet hier eine Erklärung. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So das war es auch schon wieder mit dem 1. Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen, falls ja, wäre es nett wenn ihr das bestätigen könntet, falls nicht, schreibt mir doch warum und was ich besser machen könnte.
Falls ihr mit den LARP internen Begriffen nichts anfangen könnt, schaut doch hier mal rein.

So wie angekündigt hier meine Regeln für das Kapitel:
Die drei Halbstarken erkennen in dir einen Nilfgaarder und sind der festen Überzeugung, dass es besser wäre, dich schnell loszuwerden. Zu deinem Glück hatten die wohl alle noch nie ein Schwert in der Hand und sobald der erste mit der Nase im Dreck liegt, würden die anderen wohl flüchten. Bleibt die Frage allerdings, wo du bist...?

P.S. wer einen Rechtschreibfehler findet darf ihn gerne behalten und großziehen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
hier meine Aufgabe zu diesem Kapitel:

Dein Ziel ist also klar: Finde die Nilfgaarder. Das ist zu deinem Glück nicht allzu schwer. Schon im nächsten Dorf triffst du eine Patrouille. Überzeuge sie davon, dich mit ins nächste Lager zu nehmen, damit du dort mit dem Lagermeister sprechen kannst. Dein Ziel ist es ja nicht, hier irgendwelche Straßen zu bewachen, sondern nach Wyzima zu kommen. Vielleicht lässt sich der Mann vielleicht ja bestechen oder braucht einen Boten?

Falls ihr Lust habt, lasst mir doch bitte eure Meinung hier.
Ich würde mich freuen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier nun auch wieder die Aufgabe, die ich für dieses Kapitel erhalten hatte. Vielen dank dafür an  Daelis.

Einige Tage später erst wird entschieden, dass du nach Wyzima gebracht werden sollst. Immerhin gibt es in deiner Geschichte doch ein paar Details, die Fragen aufwerfen und man befindet, dass sich die Fachleute vom Informationsdienst Nilfgaards mit dir befassen sollen. Wenig verlockend, doch vielleicht kannst du ja auf der Reise den einen oder anderen der Soldaten davon überzeugen, das du kein Feind bist? Such dir einen Verbündeten!


Ich hatte mich für den alten Geheimdienst Chef Vattier de Rideaux entschieden, aufmerksamen Lesern und Spielern der Witcher Reihe mag aufgefallen sein, das er eigentlich tot sein sollte, aber wir ihn vorerst noch brauchen, hat er das Massaker in Lok Muin durch Gerald überlebt.

Falls es euch gefallen hat lasst es mich doch wissen, wenn nicht schreibt doch was ich verbessern könnte.

Bis zum nächsten Kapitel, eure Vegetasan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So hier die Aufgabe: Natürlich wird Vattier dich erst einmal verhören und viele Fragen stellen, die nur dazu dienen, dass du dich verplapperst – und auch um dich zu ärgern. Dafür bringt er auch Cahir ins Spiel! Zumindest scheint er zunächst ohne Folter zu versuchen, etwas aus dir heraus zu kriegen.

Zu deinem Glück (oder Unglück) soll ein Zauberer zu deinem Verhör hinzugezogen werden und du ahnst bereits das schlimmste. Doch Fortuna (der vielmehr, wie sich herausstellt Cahir, der Meister Albrich anderweitig beschäftigt hält) ist mit dir und bei besagtem Zauberer handelt es sich um niemand geringeren als Yenefer von Vengerberg. Doch auch die solltest du nicht verärgern!

1. Entweder du erzählst ihr, das du aus einer andern Welt kommst und versuchst ihr klar zu machen, das du Ciri kennst und nach ihr suchen möchtest, weil du glaubst, sie könnte dich heimbringen,
2. Oder du versuchst, auch vor ihr deine Lügen durchzubringen, weil die Wahrheit zu absurd klingt.
In beiden Fällen rutscht dir auch Geralts Name heraus.

Wofür auch immer du dich entscheidest: Yennefer wird es unkommentiert lassen und dich argwöhnisch mustern, dir dann ein paar Fragen stellen, die erstaunlich uninteressant sind, um dann zu entscheiden, dass du in deiner Zelle warten sollst, aber jedes weitere Verhör nicht notwendig ist.



Wie immer, über ein Kommi würde ich mich sehr freuen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie gewohnt hier die Aufgabe die ich für das Kapitel erhalten hatte.

Ganze zwei Tage hast du in der Zelle herumhängen müssen, die sich als der denkbar langweiligste Ort der Welt entpuppte. Keiner spricht mit dir und es gibt nichts zu tun. Immerhin bringt man dir regelmäßig zu essen und einen Eimer.
Dann allerdings wird dich Cahir abholen kommen, um dich zu einem Kammerdiener zu führen, der dich vorbereiten soll, um vor dem Kaiser zu treten. Blase ihm ruhig ordentlich den Marsch!
Nun ist es an dir, einen guten Eindruck beim Kaiser zu hinterlassen. Denk dran, das Emhyr Respekt fordert und versuche, dich mit ihm gut zu stellen. Vielleicht hat er ja sogar Arbeit für dich? Zumindest scheint er freundlich gesonnen, womöglich dank Yennefers Einfluss.
Jedenfalls entschließ er, dass es seinen Zielen förderlich wäre, wenn du im Auftrag Nilfgaards ein Auge auf den Hexer hast, denn die Zauberin kann er nicht so lange entbehren – dich allerdings schon. Damit sollst du dir wohl gewissermaßen die Freiheit erkaufen. Was er sich dabei denkt, ist dir allerdings schleierhaft.


Wenn es euch gefallen hat, lasst es mich doch wissen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
Zeit dich mit Geralt bekannt zu machen, der natürlich gar nicht angetan ist. Allerdings regelt Yen das kurzerhand, indem sie klar den Ton angibt und dem Hexer zu verstehen gibt, dass er da keine Wahl hat. Vielleicht schreckt ihn auch nur die Drohung, sonst mit ihr durch Portale zu reisen, ab. Lass dir auf jeden Fall deine Sachen aushändigen, ehe ihr eure Pferde aus dem Stall holt. Ihr beide jedenfalls werdet euch gemeinsam auf den Weg machen und natürlich traut Geralt dir nicht, hat aber einige Fragen darüber, wer du bist und wieso der Kaiser ausgerechnet dich aussuchte. Denk daran. Dass ihr auch Hexeraufträge erledigen müsst. Immerhin muss Geralt auch von etwas leben! Schon im ersten Dorf möchte er ein Nekkernest ausheben. Red‘ ihm das aus! – Falls es dir nicht gelingt, wirst du wohl leider mitmüssen und deine ersten Monster kennenlernen.


So das war die heutige Aufgabe und wie gehabt, wenn es euch gefällt schreibt es mir, wenn nicht dann gerne auch warum nicht.
PS: der Name des Pferdes Tetris, war ein Vorschlag von Daelis. Ich fand ihn als Name irgendwie hübsch und da mir auch nichts anderes eingefallen ist, habe ich ihren Vorschlag genommen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier die Aufgabe, da ich aber ja das Kapitel geeilt hatte, gibt es auch nur einen Teil der Aufgaben.

Glück gehabt, dass dir diesmal nichts passiert ist! Geralt ist jedoch von dir noch immer nicht überzeugt, befindet aber, dass du eine Silberklinge brauchst, wenn du schon mit ihm reist. Werte das als gutes Zeichen!
Apropos Zeichen: Versuche, Geralt davon zu überzeugen, dir mehr darüber zu erzählen und sie dir am besten direkt beizubringen. Er wird das natürlich nicht wollen. Zu deinem Pech bist du auch in etwas so magisch wie ein Toast, aber versuchen kannst du es natürlich dennoch!
Außerdem wird Geralt dich auf den Weg nach Velen auch im Kampf unterrichten wollen. Zeig ihm, was du kannst! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Zu diesem Kapitelteil gibt es keine Aufgabe. Es war auch nicht geplant, dass dieser Teil so lang wird. Aber es sind einige Absprachen mit Daelis im Hintergrund gelaufen.
Demnächst werde ich den 3. Teil des 7. Kapitels veröffentlichen. Je nachdem wie lang dieser wird, könnte es auch noch einen 4. Teil geben.

Wie immer, über eure Meinungen würde ich mich freuen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie aufmerksame Leser und Spieler vielleicht festgestellt haben, einige Zitate stammen 1:1 aus dem Spiel. Ich hatte mir die Mühe gemacht diese Sequenzen auf Youtube raus zu suchen und immer wieder Stück für Stück an zu sehen, damit die Dialoge passen.

Auch wenn Geralt vielleicht etwas OOC wirkt, glaubt mir, er kann wirklich so ein Arschloch sein. Zum Ende des zweiten Spiels, war er bei mir so schlimm das sich selbst Zoltan und Rittersporn von ihm abwandten. Also seht dies bitte nicht zu streng.

Hier die Aufgabe:
Euer Ziel fürs erste ist natürlich der kaiserliche Agent namens Hendrik, der an Ciris Fall arbeitete. Dort stolpert ihr dann auch über die Vorfälle mit dem Phylakterium, Rittersporn und Hurensohn Jr. Du weißt natürlich schon mehr über all das. Entscheide, ob du dich bei den Ermittlungen vor Ort von Geralt trennen willst, um deinem Wissen entsprechend handeln zu können, dass du ja nicht ausplaudern kannst!
Zusätzlich: Bei Hendrik findest du noch etwas, das Geralt ohne dich entgangen wäre. Aus dem Spiel weißt du davon auch nichts, aber in der Matratze (Oder was man eben so nennt) ist noch ein Brief verborgen, der zu deinem Entsetzen in Englisch geschrieben ist! Für Geralt ist das offenbar aber schlicht und ergreifend Zwergisch. Das versteht er natürlich nicht, aber du findest heraus, dass Hendrik Kontakt zu einem Zwerg in einem nahen Dorf pflegte, der ihn mit Informationen versorgte, wohl über seine Händlerkontakte. Entscheide, ob du nach dem Zwerg suchen willst, der nur mit „F.“ benannt wurde.

Hurensohn Jr. findet zwar keine Erwähnung in diesem Kapitel, aber anders hatte ich keinen guten Schnitt gefunden und ich wollte mit dieser Aufgabe endlich abschließen.
Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht lässt einer von euch, doch mal einen Kommentar da. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dann wollen wir diese Karriere doch mal fördern! Dieses Mal möchte ich dir ein paar Optionen aufzeigen, denn die Hauptaufgabe ist:

Rittersporn retten

- Menge hält dich eindeutig für eine Freundin, denn er beginnt sogar, dir Avancen zu machen. Was du daraus machst, überlasse ich dir.
- In jedem Fall macht das unter Hexenjägern wohl die Runde, man behandelt dich also mit Respekt und ausgesucht höfflich. Dafür jedoch meiden dich Anderlinge in weitem Bogen, wie du dir denken kannst.
- In der Nähe von Triss ‚leergefegten‘ Haus dreht dein defekter Kompass plötzlich durch. Der will dich auf einmal in die Wohnung lotsen. Folgst du ihm, führt er dich zu einer kleinen Holzbox mit einem metallenen Gerät, mit dem weder du noch Geralt etwas anfangen können. Das kleine runde Metallteil wirkt für dich allerdings erstaunlich modern. Eine Stelle sieht glatt so aus, als wäre sie mit Plastik überzogen, wie ein Display!
- Vielleicht hörst du von Zoltan zufällig den Namen „Finneus“. Bei dem handelt es sich um einen zwergischen Händler, der wohl viel im Export und Import tätig sei. Vielleicht der, den du suchst?
- Geralt hat natürlich andere Prioritäten und du kannst nun versuchen, Rittersporn hinter seinem Rücken zu befreien. Denk dran, dir etwas zu suchen, das du dem Barden als Beweis für deine gute Verbindung zu Geralt erzählen kannst. Nicht, dass er eine Falle wittert.
- Fragst du Triss nach dem Gerät, wird sie dir erklären, sie habe es vor einer Ewigkeit erstanden, aber was genau es sei, wisse sie nicht. Auch andere Magier sind ratlos. Magie nimmt man daran allerdings war, genaueres jedoch kann dir keiner erklären. Menge und die Hexenjäger würden es konfiszieren, wenn du mit ihnen darüber sprichst. Magisches, potenziell gefährliches Gut. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ich habe mich jetzt endlich abgesetzt, hoffentlich werde ich es auch überleben.
Das mit dem Absud Raffards des Weißen steht so im Wiki. Das habe ich mir also nicht ausgedacht.

Der Zeitsprung kurz vorm Ende tut mir ein bisschen Leid, aber ich wollte das Kapitel endlich fertig stellen. Wie ich an die Aufzeichnungen von Lambert gekommen bin, werde ich vielleicht irgendwann einmal als Erinnerung mit rein bringen.

Alle bekannten Dialoge stammen aus dem Spiel the Witcher 3.

Hier noch die Aufgaben die ich für dieses Kapitel bekommen habe:
- Geralt ist natürlich wenig begeistert davon, dass du ihm diese Nummer nicht erspart hast, aber froh, dass Rittersporn sicher ist. Dafür stehen für dich in diesem Kapitel zwei weitere Aufgaben an: Karadin und Hubert.

- Deine Kontakte helfen enorm dabei, Karadin und auch seine Leute allesamt aufzuspüren. Das Aufeinandertreffen mit Karadin findet wie im Spiel statt und wenn du es nicht verhinderst, wird Lambert ihn töten. Hinderst du ihn, wird er danach schlecht auf dich zu sprechen sein. Dafür wird Karadin dir danken und versprechen, sich zu revanchieren. Das könnte später noch nützlich sein.

- Ein anderes Problem ist Hubert Reijk, der Vampir. Hast du Lambert nicht verärgert, wird er dabei helfen! Du erinnerst dich an die Flugblätter eines besorgten Bürgers? Und natürlich die angegriffenen Kritiker des Ewigen Feuers? Die Spur sollst du nun nämlich verfolgen! Ihr trefft euch mit dem Zwergenschreiner, dessen Bruder Opfer eines Angriffs wurde. Schon ab der ersten Begegnung in der Leichenhalle scheint Hubert dich besonders argwöhnisch zu mustern, das fällt dir sofort auf. Er versucht, ein Gespräch unter vier Augen mit dir zu erwischen und will wissen, was du bist. Offenbare ihm nicht, was du über ihn weißt, sonst greift er dich an! Ansonsten bleibt er natürlich unauffällig, damit Geralt nicht ahnt, was er ist. Noch hat er Priscilla nicht angegriffen, du könntest das also verhindern!

Ich hoffe ich habe die Aufgaben zur Zufriedenheit erfüllt, auch wenn ich meinen Mund mal wieder nicht halten konnte und Fandom-Wissen ausplauderte. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Schon das erste Anschlagbrett kommt mit einer guten Nachricht - nämlich an Krümel! Sie gibt dir einen versteckten Hinweis auf eine alte Elfenruine nicht allzu weit entfernt. Du hast zwar noch nie von ihr gehört, doch im Dorf kann man dir weiterhelfen, wenn du dafür etwas für den Dorfvorstand tust. Die wollen nämlich, dass jemand den Kindern eine kleine Lektion verpasst und ihnen erzählt, wie gefährlich das Leben als Reisender ist. Tu das also! Der Älteste der Gruppe Svant ist schon 15 und zweimal von daheim ausgerissen. Ihn zu überzeugen, ist dein Hauptjob. Dafür verrät dir nachher aber auch seine Mutter, wie genau du zu den Ruinen kommst und dass sie verflucht sind. Dort gingen Geister um und man höre nachts immer wieder Geräusche und Stimmen. Vor zwei Jahren sei auch jemand dort verschwunden. In den Ruinen findest du allerdings nichts davon. Nur lauter alte Räume und Gänge. Darin allerdings auch die Reste eines Lagers, das seit einigen Tagen verlassen scheint. Vielleicht Lethos Lager? Wenn es hier Geister gab, sind die längst weg. An einer Wand findest du eine "Zeichnung", die mit viel Fantasie Kekse und Krümel darstellen könnte, die beinahe einen Pfeil nach Westen bilden. Entscheide, ob du dem Hinweis folgen willst oder dich lieber auf den Weg zum Roten Baron machst. Der wird dir Uma im Fragefall auch nicht umsonst überlassen wollen, denk daran!

~folgst du den Hinweisen: Du findest an einem Anschlagbrett, ein Dorf weiter westlich, einen Brief an Krümel, der davon berichtet, dass die Kekse einer gewissen "Marinette" am besten schmecken würden. Suche also nach Marinette.

~gehst du zum Baron: Uma wird dich meiden, vor dir zurückschrecken und dich offenbar nicht leiden können. Der Baron hingegen sieht also keinen Grund, dir Uma zu überlassen. Überzeuge ihn! Vielleicht folgst du ja deinem auf einmal durchdrehenden Kompass? In Ciris altem Zimmer findest du übrigens etwas, das so ähnlich aussieht wie das ominöse magische Ding, das du bei Triss fandest.

Das Gespräch mit den Kindern, and ich übrigens am schwersten zu schreiben. Was aber vermutlich auch die Absicht dahinter war. ;)

Wie ihr unschwer lesen konntet, habe ich mich vorerst gegen den Baron entschieden. Denn falls diese NAchrichten von Letho stammen sollten, kann ich auch mit ihm zusammen danach Uma abholen. Wenn sie nicht von Letho sein sollten, hoffe ich, dass ich tes rotzdem danach schaffe Uma zu holen.

Na dann ich bin gespannt, was mich in dem verlassen Örtchen erwartet. Ich hoffe ihr auch.
Bis zum nächsten Kapitel, oder schaut doch einfach in mein anderes MarySueProjekt rein.
Falls ihr Fragen, Kritik oder Anregungen habt, meldet euch einfach bei mir.

Liebe Grüße Vegetasan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ich hoffe ihr hattet spaß beim lesen. Wenn einer von euch erraten kann, warum Lettho auf einmal so richtig sauer ist, schreibt es doch in die Kommentare.

Hier meine Aufgabe zu diesem Kapitel:
Nun.... Willkommen in Heidfelde!
Es fällt schnell auf, dass die Leichen alle verschwunden sind. Ein Scheiterhaufen am Dorfende lässt ahnen, was aus ihnen wurde. Nekrophagen findest du dort auch, allerdings erschlagen. Die Leichen sind bereits erkaltet. Durchsuche das Dorf. Vielleicht auch den geheimen Keller, indem du vorher die Hinweise auf Ciri fandest. Wenn du den finden konntest, doch sicher auch Letho und ein gutes Versteck gäbe es sicher ab, oder? - Tatsächlich scheint nämlich jemand dort gewesen zu sein. Dreckige Stiefelabdrücke verraten es. Während du ein verlassenes Haus durchsuchst, stößt du auf einen Keller, an den du dich aus dem Spiel nicht erinnern kannst. Hier wartet auch eine Überraschung auf dich, nämlich in Form eines guten Freundes: Letho! Er steht mit gezogener Klinge bereit, um den Eindringling aka dich, niederzumachen, falls nötig, erkennt dich aber schnell.
Letho wird sich freuen, dass du seine Hinweise fandest und ihnen hierher folgtest und dich dafür loben. Früher, wird er scherzen, habe es hier wirklich eine Dame gegeben, die hervorragende Kekse backte, doch die sei schon lange tot. Er wird ein bisschen Plaudern von den Aufträgen in letzter Zeit. Offenbar eine Menge Probleme mit einem Basiliken Pärchen und dessen Brut. Eine neue Narbe am Unterschenkel zeugt davon.
Berichte ihm knapp von deinen Erlebnissen, immerhin wird er sich über diese Hexenjägeraufmachung wundern. Mit der Erklärung allerdings nimmt er es locker hin und findet es sogar vorteilhaft. Er witzelt, notfalls könntest du ihn wie einen Gefangenen abführen, sodass niemand ihn hinterfragt, wenn ihr durch ein Dorf kommt. Offenbar plant er, dich zu begleiten, ehe es nach Kaer Morhen geht.
Vorher möchte Letho allerdings noch etwas erledigen. Was genau, da bleibt er vage. Es gehe um eine alte Sache und es würde nicht lange dauern. Dafür müsse er jedoch zu einem Hof in den Sturmfeldern. Das könntet ihr auch erledigen, nachdem ihr Uma geholt habt. Er wolle das nur erledigt wissen. Wenn du nachfragst, meint er, dir später mehr zu erklären.
Macht euch auf den Weg, um Uma zu holen! Unterwegs wird euch die alte Frau anquatschen, die unbedingt will, dass ihr Götterbilder aufstellt - bis sie dein Halstuch sieht, dann wird sie unfreundlich und abweisend. Dafür reagiert jemand anderes freundlich, nämlich ein wandernder Händler, der ein "verhextes Relikt" fand und möchte, dass du dich der Sache mit "deinem Hexer" annimmst. Letho findet diese Formulierung zum Schreien komisch, wie er dir später erzählt, obgleich er den Händler dafür sehr finster anstarrte.
- Entscheide, ob du erst zum Baron und Uma reisen willst oder nach dem ach so bösen alten Relikt schauen willst, das unweit bei der Hindwacht zu finden sei. Dass es dort auch Monster gibt, erwähnt der Händler nicht, aber du weißt das ja schon. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Hier wie gewohnt die Aufgabe:
12. In den Ruinen findet ihr neben all dem Zeug, das es dort im Spiel gibt auch einen Geist. Der jedoch unterscheidet sich markant von denen, die Letho bisher traf und dir dafür unangenehm bekannt vorkommt. Der Geist ist der eines Mannes, etwa in deinem Alter in Jeans und Sweatshirt. Euch ignoriert er jedoch völlig. Vielmehr brabbelt er vor sich hin, spricht von einer Statusnachricht und einer SMS, während er nach etwas sucht. Letho denkt, er hat den Verstand verloren, doch wie siehst du das?
- Durchsucht den Turm! Was ihr finden könnt, aber nicht müsst: 1. Die Leiche des jungen Mannes, zerfressen von etwas, das wohl ein Schleimling gewesen sein könnte. 2. Sein Handy, das Relikt, von dem der Händler sprach. Das Gerät brummt, weil jemand wohl versuchte ihn anzurufen! Wie das möglich ist, erklärt hier natürlich niemand. 3. Schlüsselbund und Portemonnaie inkl. Inhalt. Damit kann Letho freilich wenig anfangen, aber du schon eher. 4. einen Notizzettel mit einer Art Abschiedsnachricht. Offenbar ahnte er, dass ihm etwas Schlimmes widerfahren ist. Der Tote wusste allerdings weder, wo er war noch wie er hergekommen ist. 5. einen Kugelschreiber sowie 6. Ein Ladekabel für das Handy mit einem seltsamen Knubbel am Ende statt eines Steckers. Ist das eine verdammte Kartoffel? So ähnlich sieht es aus, fühlt sich aber warm an.
Was du Letho erklärst, was du mitnimmst und was nicht, überlasse ich ganz dir. Fragen wird er jedoch einige dazu haben! Als Hexer sah er einiges, so Etwas jedoch nicht und er könnte den Verdacht haben, der Geist habe einen Hexer einer anderen Schule gekannt und die Sachen kämen daher. Er hält das Handy natürlich für magisch, auch wenn er keine Magie wahrnimmt.

Und vielen Dank an Daelis für den Internetverlauf des Handys. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Einige werden bestimmt bemerkt haben, dass ich auf die Burg Stygga angespielt habe, allerdings unterlief mir da eine kleine Verwechslung natürlich hatte dort die Katzenschule ihren Sitz, nicht die Vipernschule. Ein Sorry dafür von mir.

Hier wie gewohnt die Aufgabe:

13. Der Händler wird sich hoch erfreut zeigen, weil seine Sorgen nun beschwichtigt sind. Immerhin habt ihr, Letho und du, euch des magischen Artefaktes angenommen. Solltet ihr nachhaken, was er überhaupt dort wollte, wird er behaupten, ein Kollege habe ihm einen Tipp gegeben, dort gäbe es aufregende Aufzeichnungen zu finden, die einen hohen Wiederverkaufswert hätten. Den Namen seines Kontaktes weiß er allerdings nicht mehr. Es sei ein Handelsreisender gewesen, der jedoch nicht so sicheren Trittes sei und deshalb den Weg nicht selbst gewagt hatte.
- Letho will nun natürlich den ursprünglichen Weg weiter verfolgen - Lambert hin oder her. Über seinen Angelegenheit dort wird er sich ausschweigen, wird jedoch versöhnlicher, wenn du nicht weiter nachbohrst. Offenbar etwas sehr Persönliches. Stattdessen wird dich Letho über deine Heimat und das Handy ausfragen und ob das Teil denn nun auch einen Nutzen hätte.
- Erst als ihr die Sturmfelder erreicht, vibriert das Handy plötzlich. Der Absender bleibt anonym, doch die Nachricht ist eindeutig: "Hallo Alanya. Wirf doch beizeiten mal einen Blick in die kleine Höhle südlich der Sturmfelder? Grüße, ein Freund." Von dieser Höhle weißt du freilich nichts, doch hakst du bei den Leuten vor Ort, möglicherweise Kindern nach, werden sie sich an eine kleine Höhle erinnern, in der jedoch wohl jetzt ein Bär lebt. Ob die gemeint ist? Solltet ihr nachsehen, würdest du dort eine Thermosflasche mit kaltem Kaffee finden sowie eine Brotdose, deren Inhalt bereits übel schimmelt.
- Letho, so stellt sich heraus, hofft wohl Informationen über einen Hexer der Katzenschule zu bekommen, mit dem er eine Rechnung offen hat und tatsächlich war der wohl vor etwa zwei Wochen hier, hat einen Geist erledigt, der eine alte Scheune heimsuchte und ist dann weitergezogen. Letho würde der Sache gerne nachgehen, aber auch Uma wartet. Entscheide dich oder nimm Uma doch mit auf diesen Auftrag? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe ich konnte das Gefühlschaos von Letho einigermaßen rüber bringen. Wenn nicht, dann last es mich wissen und ich versuche es im nächsten Kapitel noch mal zur Sprache zu bringen.


So wie gewohnt hier die Aufgabe:


. Entscheide:
a) Solltest du Letho nicht in das Haus folgen, wird er einige Stunden darin verschwinden, ehe er allein wiederkommt. Bis auf ein paar Rumpellaute hörst du die ganze Zeit nichts, doch Uma treibt dich schier in den Wahnsinn, denn der will unbedingt weg von dir, koste es, was es wolle. Als Letho wiederkommt, wirkt er ernst und angespannt, wird aber abtun. Er hat außerdem einige Verletzungen wie von einer Schwertklinge.
b) Folgst du Letho allerdings, wirst du erfahren, dass der Hexer, der sich dort eingenistet hat, wohl auf der Flucht vor diversen öffentlichen Stellen ist. Er wird wegen Mord gesucht. Letho hat jedoch vor, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und den Hexer zu töten. Es kommt zum Kampf, aus dem du dich raushalten sollst, während der andere Hexer versucht, dich hinein zu ziehen, um dich als Druckmittel zu verwenden.
=> sprichst du Letho darauf an, wird er darüber nicht gerne reden wollen, doch er wirkt ungemein bedrückt, das bemerkst du. Schließlich gibt er preis, dass dieser Hexer ihn nicht nur um eine Stange Geld gebracht hat, auch wenn er das gerne vorschiebt, sondern einen alten und ehrenvollen Kollegen von ihm geschlachtet hat und zwar aus schnöder Geldgier.

2. Besucht den Kräuterhändler, der übrigens vor kurzem schon mal Hexerbesuch hatte - namentlich Lambert. Zumindest passt die Beschreibung. Der Kerl sei sehr wütend gewesen, das weiß der Händler noch. Jedoch sei der Hexer dann weitergezogen, wenn auch nicht ohne eine Nachricht am schwarzen Brett zu lassen. Die ist eindeutig für dich und zwar an "Meine Liebste" adressiert, doch Andeutungen, die auf Geralt hinweisen und auf verschwundenes "Gefahrgut" geben preis, von dem die Nachricht ist. Lambert ist eindeutig noch sauer und so wie die Nachricht klingt, will er Kompensation für deinen Diebstahl.

3. Letho findet Gefallen an der Thermoskanne. Du jedoch weniger, zumal nun regelmäßig Nachrichten von deinem ominösen Freund zu kommen scheinen. Auf deine Fragen geht er nur bedingt ein. Er sei ein Freund, könne dir ein wenig helfen und wolle das auch gerne tun. Warum? Du seist faszinierend, ebenso wie das Gerät, das du in Händen hälst. Er selbst habe es modifiziert. (Meint er damit die Kartoffel?) Ansonsten bekommst du Fotos von Velen, manchmal von Tieren oder Dörfern, dem Sonnenuntergang, kleine Anekdoten, wie sie ein Reisender zu hören bekäme oder auch nur einen Guten-Morgen-Gruß. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier wieder die Aufgabe:

-Das Wetter wird gen Norden natürlich immer kälter und ehe ihr durch eine Weite reitet, in der es wenig Zivilisation gibt, müsst ihr euch mit Vorräten eindecken. Dabei triffst du auf einen alten Bekannten - oder zumindest wirst du erkannt. Ein Händler bemerkt dich und erkennt in dir Menges Geliebte. Das sorgt zumindest dafür, dass er viel plappert, dich lobt und günstige Preise anbietet. Von den jüngsten Entwicklungen seitens des Kaisers von Nilfgaard weiß er offensichtlich nichts.
-Dass zwischen den Vorräten auch ein kleines Bündel ist, das du nicht bezahlt hast, fällt Letho und dir erst später auf. Darin findest du einen Brief. Dieser warnt dich vor einem Schergen des Kaisers namens Joannis im Norden, beschreibt diesen und gibt dir den Tipp, eine recht abgelegene Hütte aufzusuchen und damit einen Teil der Hauptstraße zu meiden. In der Hütte würdest du Unterschlupf und Vorräte finden. Unterzeichnet ist der Brief nicht.
-> Sucht ihr die Hütte unterwegs wirklich auf, findet ihr dort tatsächlich Ruhe, saubere Kleidung für dich sowie Vorräte und eine kleine Notiz. "Schön, dass du hergefunden hast, weiße Rose. Danke für deine Hilfe."
- Auf der Reise werdet ihr auf jeden Fall häufiger Wölfe hören und ihnen vielleicht auch begegnen. Ein Rudel, wird man euch erzählen, treibt unweit der nördlichsten Dörfer auf jeden Fall sein Unwesen und ein Wolf sei einfach nur riesig.
-> forscht ihr nach, entdeckt ihr, dass ein Werwolf das Rudel anführt. Zu retten ist dessen vernebelter Geist jedoch nicht mehr und ihr müsst ihn töten.
- Unterwegs entdeckt ihr ein Zelt mit einem Wimpel mit blauen Streifen - Vernon Roche! Offenbar ist der auch auf dem Weg nach Kaer Morhen. Entscheide, ob Letho und du euch zeigen wollt. Tut ihr es, findest du im Zelt während des Gesprächs zufällig ein Metallteil, das zu der komischen Apparatur zu passen scheint, von der du schon von Triss ein Teil erhalten hast.
- Letho wird sich einen Morgen etwas seltsam benehmen und doch versuchen, es zu überspielen. Allen Nachfragen weicht er aus.


Die Sache mit dem Wolfsrudel wurde nach Rücksprache auf später verschoben. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier die Aufgabe:

- Lethos komisches Verhalten hält an. Er bleibt immer auf Abstand, versucht, getrennt von dir zu arbeiten und hält sogar den Unterricht für dich knapp. Zeit, ihn zur Rede zu stellen. Das Ganze muss natürlich zum Streit kommen, in dem Letho ziemlich klar verlauten lässt, dass er -verdammt nochmal- versucht, dich zu beschützen. Vor Dummheiten und dir selbst - und offenbar zählt er sich selbst dazu. Er redet sich damit heraus, dich gut leiden zu können, wie eine Familie und das nicht ruinieren zu wollen.
- Natürlich kommt er auch auf deinen ganzen Geheimnisse zu sprechen und wie seltsam sie anmuten. Das Handy ist nur einer seiner Hinweise - Apropos, das klingelt auf einmal und dieses Mal ist es nicht nur eine SMS, sondern ein Anruf! Gehst du jedoch ran, hörst du nur vages Gemurmel, das dich vielleicht an die Geister der Reuseninsel erinnert und schließlich einen spitzen Schrei (von einer Frau).
- Macht euch weiter auf die Reise nach Norden und konfrontiert nun auch die Gerüchte um das Wolfsrudel - und womöglich die Wölfe selbst. Laut Letho gibt's hier noch ganz andere Kreaturen. Ihr stapft gerade über eine Wiese, als dich eine SMS erreicht. "Entschuldige den ungünstigen Anruf. Ich bin ganz in der Nähe, doch ihr solltet den Ort lieber meiden." Eine konkretere Angabe gibt es nicht.
- Unterwegs begegnet euch niemand und Spuren von Reisenden sind rar. Dafür jedoch gibt es viele wilde Tiere wie Füchse, zahlreiche Vögel und du siehst sogar einen Luchs. Uma wird immer ruhiger, weiter ihr nach Norden kommt.
- Sucht euch eine Übernachtungsmöglichkeit, als ein ziemlicher Sturm nebst Regenguss aufkommt. Ob Ruinenrest oder Höhle überlasse ich dir. In jedem Fall wird Uma diese Nacht extrem unruhig sein und euch so lange nerven, bis ihr aufsteht. Zurecht zeigt sich, denn ein Geist hat es sich in der Nähe gemütlich gemacht und sucht den Ort mit schrillem Kreischen heim. Letho wird meinen, das sei sicher einer der Geister derer, die bei einem kleinen Massaker nicht weit von hier fielen. Der Ort gelte eh als verflucht. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie gewohnt hier auch wieder die Aufgabe:
Ich hatte wieder die Möglichkeit zwischen Dingen zu wählen und habe sie ein wenig vermischt.


Aufgabe:
- Natürlich ist es als nächstes eure Aufgabe, euch um den Werwolf zu kümmern. Dabei liegt es an euch, ob ihr ihn tötet oder versucht, festzusetzen, um ihn dann von seinem Fluch zu befreien.
-> solltet ihr letzteres in Erwägung ziehen, wird er euch dafür verraten, dass er jemanden in der Ruine eines abgebrannten Hofes hat herumlaufen sehen, der irgendwie verdächtig war. Sein Instinkt jedenfalls habe ihn vor dieser Person gewarnt.
- Kläre mit Letho, ob du bleiben willst oder nicht. Immerhin ist es deine Entscheidung! Wer weiß, ob du überhaupt zurück kannst. Dem Toten dessen Handy du hast, ist es jedenfalls nicht gelungen. Erzähle ihm mehr über das Handy und wie alltäglich es dort ist, wo du herkommst und wie nützlich, wenn ihr beide eines hättet.
- An der Ruine des abgebrannten Hofes kommt ihr auf jeden Fall vorbei und auch Uma wird unruhig, sobald ihr euch nähert, während Letho findet, es sei ein guter Platz zu rasten, weil die Scheune noch zu einem guten Teil stehe und Zuflucht vor Wind und Wetter böte. Des Nachts klingelt jedoch das Handy und eine Nachricht warnt dich, dass ihr dort nicht verweilen solltet. Die Nachricht ist genauso ominös wie stets, jedoch begleitet von einem "Wir werden eine Weile nicht voneinander hören, weil ich einige Dinge zu erledigen habe, doch ich bin sicher, du kommst zurecht." Diskutiere die Nachricht mit Letho.
-> Solltet ihr bleiben, werdet ihr unsanft von einer Striege überrascht, den Keller unter der Scheune und die Scheune selbst heimsucht. Sie ist abgemagert und ausgehungert. Wieso sie hier verweilt, wird euch klar, als ihr seht, dass sie ihren Sarg im Keller hat. Sie kann nicht weg! Vernichtet die Striege, befreit sie oder flieht. Dabei wirst du blöderweise gekratzt und zwar genau dort, wo Letho dich versehentlich mit seinem Schwert traf. Der wird die Wunde nun versorgen und dabei ziemlich schuldbewusst dreinblicken.
-> Solltet ihr nicht bleiben, habt ihr eine sehr kalte und nasse Nacht vor euch. Sucht Schutz unter einem großen Baum. Letho wird eine Tanne suchen und deren Äste herunterziehen und mit Seil und Pflock festigen wie ein Dach. Nicht optimal, aber besser als nichts. Wärmt einander und kläre die Fronten. Du allein entscheidest, ob du bleibst oder diese Welt verlässt -sofern du eine Wahl hast. Erzähle ihm vielleicht auch, wer Uma wirklich ist. Die Striege aus dem abgebrannten Bauernhaus werdet ihr in jedem Fall zu hören kriegen.
=> Untersuchung der abgebrannten Hofruine: Ihr findet zahlreiche Hinweise auf eine Familie mit einer Tochter, die ihren Verlobten stets schlecht machte in Form von Briefen und dem Tagebuch des Hofbesitzers. Der klagt darüber, dass sich sein Schwiegersohn nicht durchzusetzen weiß und seine Tochter ein liederliches Weib sei, dass sich jeden wandernden Reisenden ins Bett hole. Wann genau alles eskalierte, ist unklar, denn einige Wochen an Einträgen fehlen, wurden heraus gerissen, doch danach geht es weiter mit Hinweisen, er habe "sie" angebunden und verhindere so weitere Bluttaten. Einen "Jocob" habe er verscharrt, damit ihn niemand fände. Die weiteren Einträge verraten, dass er nervlich immer mehr zusammenbricht und schließlich allem "ein Ende bereiten" will. Er hat wohl den Hof selbst angesteckt, um die Striege zu töten - vergeblich. Seinen Leichnam findet ihr in den Überresten des Haupthauses. Im Keller bei der Striege jedoch findet ihr noch ein Frauenskelett - eine junge Frau, wie Letho feststellen kann. Offenbar wurde die Gattin des Bauern zur Striege. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie gewohnt die Aufgabe:

Aedd Gynvael- euer letzter aufregender Halt vor Kaer Morhen.
- Als ihr den Ort erreicht, bekommst du eine SMS. "Leider trennen sich unsere Wege."
- Der Ort selbst ist zwar schrecklich unspektakulär, doch eines der Kinder vor Ort benimmt sich dafür umso auffälliger. Es wird dich eine ganze Weile einfach nur anstarren, aber weglaufen, sobald Letho in seine Richtung guckt. Dennoch verfolgt es dich scheinbar mehr oder weniger heimlich.
- Letho wird von dem Kind nichts erfahren, aber es fürchtet sich merklich vor ihm; keine Frage, dass auch die Dorfbewohner wenig davon halten, wenn Letho mit dem Kind spricht, immerhin ist er ein Hexer
- dir wird man zwar skeptisch begegnen, doch wenigstens höflich, doch auch dir wird das Kind nichts sagen, solange Letho in der Nähe ist
=> finde einen kreativen Weg, das Kind dazu zu bringen, mit dir zu sprechen ohne dass jemand dabei ist oder euch bemerkt! Vielleicht hilft ja Bestechung mit Süßigkeiten? Das Balg kann dir nämlich sagen, dass jemand vor einigen Tagen hier durchkam, der davon sprach, dass ihr beide - Letho und du - kommen würdet. Die Person habe ein seltsames Ding dabei gehabt und es in einen kleinen Weiher in der Nähe geworfen.
- Durchsuchst du den Weiherplatz, findest du dort menschlich anmutende Spuren. Wenn ihr sehr aufmerksam seid, könnt ihr Gerüchte über den Weiher hören. Offenbar erfüllt der manchmal Wünsche, wenn man diese am Weiherufer äußert. Jedoch nicht immer so, wie man sich das vorstellte. Im Dorf wird man das als alte Legende abtun, da sei nichts dran. Die Spuren jedoch sagen etwas anderes. Letho kann diese übrigens nicht zuordnen, doch er mutmaßt, es könnte ein Kelpie sein.
- Solltet ihr der Sache nachgehen, müsst ihr dem Wesen eine Falle stellen. Gelingt es euch, das Wesen anzulocken, stellt es sich als Najade heraus, die schon seit langer Zeit in diesem Weiher lebe. Sie beteuert, niemandem Böses zu wollen und einfach nur in Frieden hier zu leben. Je nachdem, wie ihr verfahrt, könnt ihr Folgendes von ihr erfahren:
-> Im Weiher liegt ein seltsames Ding, das vor kurzem erst jemand hier reingeworden habe. Sie übergibt es gerne. Es gehört zu der gleichen Apparatur wie das Teil von Triss.
-> Jemand hat das Stück vor kurzem erst hinein geworfen. Sie habe jedoch nicht nachsehen wollen, denn sie habe etwas "Böses" gespürt und ist entsprechend froh, das Ding los zu sein.
-> Eines der Dorfkinder wurde von diesem Bösen berührt und sie möchtet, dass ihr das Kind tötet. Es würde sonst Unheil über das Dorf bringen!
=> Wie ihr hier vorgeht, bleibt euch überlassen. Letho und du, ihr könnt an keinem der Kinder nichts Seltsames feststellen - auch nicht an dem, das dich verfolgte. Dieses Kind scheint die Najade jedoch zu meinen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie gewohnt die Aufgabe:

Zeit für euch, nach Kaer Morhen zu kommen.

-Solltet ihr den Jungen nochmal checken: Der wirkt völlig normal.
- Die Reise verläuft ruhig, allerdings schlägt auf halber Strecke nach Kaer Morhen dein Kompass unruhig aus und zwar in Richtung einer Ruine, von der Letho steif und fest behauptet, der Ort bringe Unheil. Genauer erklären will er das aber nicht. Es gäbe Gerüchte und er sieht keinen Grund, den Ort aufzusuchen. Für dich wirkt das eher etwas fadenscheinig und bestehst du darauf, wird Letho dir folgen.
- In den Ruinen wirst du tatsächlich ein weiteres Teil finden, das zu der Apparatur zu gehören scheint, die du zusammensammelst. Sonst allerdings gibt es hier nichts zu sehen. Kein Gebäude steht mehr, die Keller sind verschüttet und außer altem Holz und Moos findet sich auch nichts, was du mitnehmen könntest. Von Geistern gibt es ebenfalls keine Spur. Uma allerdings ist auffallend still. Wenn ihr in den Ruinen wart, verbringen Uma und Letho eine ziemlich unruhige von Alpträumen gepeinigte Nacht. Dir hingegen geht es hervorragend. (Letho wird sich bei dir in jedem Fall besorgt erkundigen.)
- In Kaer Morhen wird euch Vesemir begrüßen, der natürlich nichts von eurer Ankunft ahnte. Letho wird dich vorstellen und Vesemir sich natürlich nach deiner Verbindung zu Geralt und Lambert erkundigen. Mitleid hat er mit den beiden wenig, eher lacht er darüber, wie du sie austricksen konntest. Natürlich gibt er euch auch Arbeit an die Hand. Dabei wird er offenbar das Gespräch unter vier Augen mit Letho suchen, während du - offenbar hat Vesemir Vorurteile - in der Regel zum Saubermachen und Kochen abgestellt wirst, während die beiden Hexer die Mauern flicken.
- Überrede Vesemir, ein wenig in der Hexerbibliothek stöbern zu dürfen. Er ist nicht ganz überzeugt, aber unter Aufsicht lässt er das zu, sodass du dich über Kreaturen und Ähnliches informieren kannst. Trankrezepte sind aus seiner Sicht natürlich Tabu.
- Nutze die Chance, dich in der Umgebung etwas umzusehen. Vielleicht erinnerst du dich an die Ruinen in der Nähe, in denen es spukte? Hättest du doch nur Geralts Geisterlaterne! Aber auch so gibt’s dort einiges zu finden, wenn man weiß, wonach man sucht. Unter anderem kannst du dabei ein Hexeramulett entdecken. Findest du dies, wird Vesemir sich sehr dankbar zeigen und dir ein bisschen was aus alten Tagen erzählen und sogar anbieten, dir ein wenig beizubringen als Dank.
- Yennefer ist offenbar noch nicht eingetroffen, doch lange müsst ihr auf die auch nicht warten. Ein paar Tage nach euch trifft die Zauberin ein und übernimmt sofort das Kommando. Sie wird dich erstaunlich herzlich begrüßen und dafür sorgen, dass du erstmal eine kleine Beauty-Kur bekommst - mit ihr gemeinsam natürlich. Dabei wird sie sich über die Reise ausfragen, über Geralt, Letho und auch über deine Narben. Erzählst du ihr von einem der folgenden Dinge?
=> Dem Spiegelmeister: Sie wird sehr skeptisch sein, doch auch ernst nehmen, was du sagst. Ihrer Meinung nach sollten auch die Hexer davon wissen.
=> Deinem Kompass: Den wird sie gerne untersuchen wollen, wenn du ihn ihr ein paar Tage überlässt und schließlich herausfinden, dass ein Ortungszauber darauf liegt, der offenbar auf eine bestimmte magische Signatur funktioniert.
=> Die Apparatur: Über die kann Yen leider nichts sagen. Aber jedes Teil weist eine magische Signatur auf, die sehr spezifisch ist, ihr aber fremd.
=> Letho und deinen Gefühlen: Dafür hat sie erstaunlich viel Verständnis, findet aber, du solltest dir das gut überlegen. Über Hexer als Liebhaber hingegen wird sie sich positiv auslassen, dass es sogar dir peinlich wird.
=> Dem Handy: Das wird sie zwar untersuchen wollen, doch am Ende sagt ihr das alles überhaupt nichts. Sie kann nur sagen, dass es verzaubert wurde, doch die Magie ist ihr fremd und der Sinn darin ebenfalls.
=> Deiner Herkunft: Sie wird die Theorie stützen, dass eure Welten verbunden sind, ahnte sogar schon, dass du eine derartige Geschichte zu erzählen wüsstest seit eurem ersten Treffen. Sie würde gerne mehr von deiner Welt erfahren, findet aber auch, dass du dieses Wissen vorsichtig handhaben solltest - schon um deinetwillen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Normalerweise würde ich hier jetzt die Aufgabe posten, aber ich werde sie erst veröffentlichen, wenn das komplette Kapitel hoch geladen ist.

LG Chris Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Aufgabe folgt im letzten Teil des Kapitels Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier nun die Aufgabe für alle drei Teile:

Lambert wird als erster der drei Hexer eintreffen und wie erwartet, ziemlich sauer sein. Beschwichtige ihn mit deinem Geschenk, wenngleich ihn das nicht davon abhält, dich ein wenig herum zu scheuchen. Die anderen können darüber nur lachen. Dabei kommt es jedoch, wie es kommen muss: Ihr passt beide nicht auf, stolpert übereinander und klatscht unsanft gegen eine Wand. Während Lambert direkt einen anzüglichen Scherz reißt, was Letho dann doch nicht mehr ganz so witzig findet, wie man ihm ansieht. Darauf wird Lambert natürlich anspringen, denn der bemerkt die Mimik Lethos sofort.
- Versuche Lambert, davon abzuhalten, Letho zu sehr zu reizen, sonst wird sich Lambert eine schallende Ohrfeige fangen. Entgeht er dem, trifft ihn das Karma und Meckerfritze beißt ihn.
- Du wirst erfahren, dass Yen die Hexer ordentlich ausgeschimpft hat sodass dein Training nun milder ausfällt und man dich auch ansonsten ein wenig mit Samthandschuhen anfasst - außer Lambert. Der hat die Lektion nämlich verpasst.
- Letho führt förmlich einen Eiertanz um dich herum auf. Ja, da hat Yen ihre Finger im Spiel. Sie hat ihm nämlich besonders intensiv die Leviten gelesen, Letho wird jedoch vehement darüber schweigen und nur ausweichend behaupten, die Zauberin habe halt geschimpft, weil das Training zu hart für dich sei. Wir halten fest: Letho ist ein mieser Lügner, wenn man ihn erst so gut kennt wie du.
- Yen amüsiert sich ungeniert darüber.
- Kümmere dich mit einem Hexer deiner Wahl um die Ertrunkenen am nahen See, die Geralt eigentlich auf dem Weg zu den Höhlen trifft, in denen die Prüfung stattfand. Dieses Mal wird man kein Kind hören und sehen, sondern du wirst jemand dir nahestehendes sehen. Ein Köder, zweifellos, doch ein wirksamer.
- Yen schlägt dir vor, doch mal den Keller zu durchsuchen. Dort läge so viel Zeug, vielleicht auch etwas von deiner Apparatur. Und wenn du zufällig ein Xenogloss fändest, hätte sie wohl Verwendung dafür. "Zufällig" erhält Letho den gleichen Auftrag, sodass ihr zusammen sucht. Was ihr findet, überlasse ich ganz dir. Vielleicht ja auch überhaupt nichts.
- Eskel wird derweil eintreffen und sich überrascht zeigen, als er dich als erste trifft. Zuerst hält er dich für einen Eindringling. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier wie gewohnt die Aufgabe:

- Eskel wird dich noch etwas ausfragen, als ihm dämmert, dass du die Bewohner der Burg gut zu kennen scheint. Doch ehe es dazu kommt, dass du ihm etwas erzählst, das er vielleicht besser nicht wissen sollte, kommt Letho aus dem Keller und beschwichtigt den Hexer.
- Während Letho Eskel kurz abreißt, wer du bist, kommt auch Yennefer dazu, die euch wohl gehört hat. Sie möchte, dass einer der Hexer ein Zimmer im Osten der Burg reinigt, dass sie für Besucher bereit halten will. Dazu wollte sie wohl eigentlich Eskel abstellen, doch du kannst natürlich versuchen, sie dazu zu bringen, Letho dafür einzuteilen, sodass Eskel mit dir in den Keller geht - der kennt sich dort vielleicht besser aus?

-> Solltest du mit Eskel in den Keller gehen:
- Erkläre Eskel, wieso du überhaupt hier bist, wenn du doch mit der Aufgabe des Kaisers nichts mehr zu tun hast.
- Auch, dass Yen hier ist, wundert ihn und vielleicht bringst du ihn ein wenig auf den neusten Stand.
- Er wird versuchen, deinen Blick so zu meiden, dass du sein Gesicht nicht siehst. Es liegt an dir, das Thema anzusprechen und damit aus der Welt zu schaffen oder ihn anderweitig etwas zu beruhigen.
- Du wirst allerlei Kram, darunter ein paar interessante Bücher finden, deren Inhalt du jedoch nicht lesen kannst. Eskel meint jedoch, Vesemir könne das sicher.
- Eskel entdeckt etwas, das er für Müll hält und einfach beiseite schiebt, doch dir kommt das erschreckend bekannt vor: Ein Walkman, ganz altmodisch für Kassetten! Wie kommt denn der hierher? Das Gerät lag in einer Truhe und ist daher nur ein bisschen staubig. Wenn du es versuchst, wird es sogar noch funktionieren und du kommst in den Genuss von einer wohl selbst zusammengestellten Kassette mit Musik der 80er.

-> Solltest du mit Letho in den Keller gehen
- Die Stimmung ist ziemlich angespannt, doch Letho versucht, dich ziemlich direkt mit dem Kuss zu konfrontieren. Wie du damit umgehst, liegt bei dir. Groß genug ist der Keller ja, dass ihr getrennt arbeiten könntet.
- Letho wird dich nicht drängen, wenn du klar Abstand suchst.
- Erst, als er etwas entdeckt, hörst du ihn auflachen und schließlich herumräumen. Letho hat offenbar Rollschuhe gefunden, auch wenn sie eher in diese Welt zu passen scheinen, wenn du dir die Machart so ansiehst. Interessant ist es allerdings dennoch, denn Letho kann sich nur schwer vorstellen, wozu denn Schuhe mit Rädern gut sein sollen. Dir würden sie übrigens nicht passen, ihm schon.
- Erkläre Letho, wie man die benutzt und vor allem warum. (Sport und Spaß sind für Hexer eben meist nicht das gleiche.)

- Das Abendessen wird Lambert zubereiten und zu behaupten, es habe schon ein Eigenleben, ist eine Untertreibung. Eskel ekelt sich mächtig, das steht ihm ins Gesicht geschrieben, aber er wird’s murrend essen. Hier bekäme man ja selten etwas Besseres. Die anderen jedoch streiken und Yen wird schmunzeln, dass du die Hexer mit deinen Kochkünsten wohl verhätschelt hättest. Lambert ist zwar beleidigt, aber vielleicht sorgst du ja noch für Essbares?
- Vielleicht fällt dir Yens etwas säuerliche Miene auf. Wenn du sie ansprichst, wird sie ausweichend erklären, ein unangenehmes Gespräch geführt zu haben, das leider nicht einmal weiterhalf. Sie hatte sich nämlich nach deinen komischen Apparaturteilen erkundigt bei jemandem, der solch exotische Dinge liebt. Der Zauberer habe verraten, auch zwei dieser Splitter zu besitzen und wolle den Rest aufkaufen. Yen scheint ihn nicht leiden zu können, so wie sie klingt.
- Die Hexer wollen am Abend zusammen trinken und ihr Lieblingsspiel "Ich hab noch nie" spielen. Möchtest du mitmachen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgrund des Todesfall bat ich um eine leichtere und lustige Aufgabe, diese habe ich erhalten:

Nun wollen wir dich aber mal mit etwas leichteren Aufgaben beschäftigen, ehe Geralt eintrifft.

- Kochkurs mit Lambert: Wer hätte gedacht, dass Rührei jemanden vor solche Hindernisse stellen kann? Dass Kaer Morhen noch steht, grenzt bei Lamberts Kochkünsten an ein Wunder und du wirst deine liebe Not haben, ihm die Grundlagen beizubringen. Er stellt sich dabei tierisch ungeschickt an und versucht, es mit Flirtereien zu überspielen - mit wenig Erfolg.
- Lambert entdeckt auch den Walkman und ist völlig begeistert von dieser seltsamen Erfindung. Da ja keine Gefahr davon auszugehen scheint, will er sich das näher ansehen - aka die Musik darauf hören. Den Rest des Tages rennt er mit Kopfhörern herum, sehr zur allgemeinen Unterhaltung aller anderen Hexer. Besonders, als Lambert versucht, mitzusingen, jedoch leider nicht nur die Texte nicht kennt, sondern auch sonst nicht gerade ein Gesangstalent ist. Hol dir mit Hilfe von Vesemir oder Eskel den Walkman zurück, zum Schutze euer aller Ohren!
- Beim Abendessen hilft dir Eskel, der ein erstaunlich kreativer Koch ist, wie sich zeigt. Lernt voneinander und vielleicht warnst du ihn ja wegen der Sache mit den Kleidern von Yen vor? Ob das überhaupt noch passieren wird, ist natürlich fraglich, weil Lethos und deine frühe Ankunft einiges verändert hat.
- Vesemir wird sich für die Bücher bedanken, aber höchst verlegen mitteilen, dass er eines aus verschiedenen Gründen konfiszieren und vernichten musste. Das Ganze scheint ihm recht unangenehm, wenn nicht sogar peinlich. Allerdings habe er etwas zwischen den Seiten gefunden, dass er auch nicht richtig erkannte und angesichts der seltsamen Dinge, die du kennst, bittet er dich, es dir mal anzusehen. -> Er hat einen Sci-Fi-Comic zu Raumschiff Enterprise gefunden, mit dem er offenkundig so gar nichts anzufangen weiß.
- Yen wird dich um Hilfe bitten. Sie ist etwas geheimnistuerisch und wird dir schließlich mitteilen, dass zwei von den ominösen Teilen, die du gefunden hast, miteinander verschmolzen sind und sich nicht mehr trennen lassen. Das Signal sei seitdem stärker geworden. Sie ist unsicher, ob das ein Problem werden könnte und schlägt vor, den Hexern erst einmal nichts davon zu sagen.
- Das Handy regt sich. Jemand hatte anonym angerufen. Jetzt findest du eine SMS vor, die wie folgt lautet: "Tief verborgen an des Sees Grund, nur zu sehen in erster Stund, will finden ich, was einst war dein und nun soll werden mein." Wie du auf das Rätsel reagierst, obliegt ganz dir.


Ich danke dir, Daelis! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ähm, tut mir leid, wenn ich vielleicht einige Leser enttäuscht habe, die auf ein wenig mehr erotische Aktion gehofft haben.
Aber Letho wollte lieber wieder den Schüchternen spielen.

So hier noch die Aufgabe:
Bringe den morgendlichen Kochkurs mit Lambert hinter dich und denk dran, dass auch noch das Gespräch mit Letho ansteht. Nachdem er das Handy kaputt gemacht hat, hat er diese Unterhaltung nicht mehr unbedingt im Anschluss führen wollen.
- Yennefer hat Neuigkeiten: Ein Teil deiner Apparatur nähert sich offenbar. Das Signal zumindest ist schon recht nahe an Kaer Morhen und war gestern noch nicht da. Sie schmunzelt dabei allerdings, als wisse sie etwas, das du noch nicht weißt.
-Nach dem Gespräch mit Letho macht ihr gemeinsam einen kleinen Spaziergang, damit du mit der Umgebung vertraut wirst. Obendrein könnt ihr gleichzeitig Fallen auslegen. Dabei kommt ihr an einem kleinen See vorbei. Letho kennt den freilich nicht, aber du entdeckst eine kleine Inschrift auf einem Findling am Ufer. Die ist jedoch zu verblasst und unlesbar.
=> Solltest du Eskel danach fragen, wird er nur meinen, den See gäbe es schon ewig und die Inschrift auch. Die sei schon zu seinen Kindheitstagen unlesbar gewesen.
=> Lambert behauptet, der See sei verflucht, weil frühere Hexer Monster hineingeworfen hätten, anstatt sie zu begraben.
=> Vesemir wird nostalgisch und wird erzählen, als Kinder hätten sie dort heimlich nachts gebadet, doch das habe sich später geändert, nachdem dort mehrere Kinder verschwunden waren. Die Hexer hatten das aber nie klären können. Seitdem heiße der See jedoch der See von Tag und Nacht und die Inschrift sei eine Warnung, dem Wasser des Nachts fern zu bleiben.
- Am Abend bricht Aufregung los. Besuch ist angekommen und nicht unbedingt einer, den alle gern sehen. Vernon Roche und Ves. Letho meidet die beiden erst einmal und hält Abstand, um keinen unnötigen Streit auszulösen, ermutigt dich aber, die Beiden zu begrüßen. Seine Vergangenheit soll immerhin dein Leben nicht einschränken. Ves wird sich direkt mit dir anfreunden wollen. Wie du damit umgehst, obliegt dir. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier die Aufgabe, wie gewohnt:

- Du wirst erfahren, dass Geralt einen Späher traf, der zu Roches Einheit gehört und den Hexer erkannte. Daher haben Roche und Ves schon von dem anstehenden Kampf erfahren und sind nach Kaer Morhen gekommen. Obendrein kündigt Yennefer an, dass auch eine alte Freundin von ihr bald hier eintreffen würde. Welche genau, darüber schweigt sie sich aus. Deutlich überraschender hingegen ist der Besuch, den du vielleicht bemerkst, während du deinen Aufgaben nachgehst. Eine Art grauer Rauch zieht durch ein Fenster und schließlich in Richtung Keller hinab.
- Denk an das Teil der Apparatur, von dem Yen sprach, denn das haben Ves und Roche mitgebracht und die Zauberin wird beide auch direkt und offen darauf ansprechen - vor allen anderen. Beide versuchen es zu leugnen, doch Yen lässt nicht locker. Sie fordert, die Beiden mögen es herausgeben, zumal sie doch eh nicht wüssten, was sie damit anfangen sollten. Roche wird erklären, sie hätten es beim Ausheben eines Lagers gefunden und gibt das Teil tatsächlich an Yen heraus. Allerdings ist ihr absolut unklar, wie man das hier mit den anderen verbinden soll. Für dich hingegen sieht es nicht nur irgendwie nach einer Diskette aus. Bitte, wer benutzt denn noch ein Floppy-Laufwerk?
- Roche und Letho geraten wie erwartet aneinander und Roche droht, Letho zu töten, Ves als Deckung im Rücken. Die Sache eskaliert schnell und kurz, denn die Hexer stehen natürlich hinter Letho. Roche wird dich mit den Feuern konfrontieren, die dutzende Magier das Leben kosteten und deine Rolle darin unverhohlen ansprechen, wohl in der Hoffnung, dies gegen dich verwenden zu können. Es ist Vesemir, der ein Machtwort spricht und darauf hinweist, dass Roche und Ves Gäste seien und er keine Drohungen, an die Seinen unter diesem Dach dulde. Dich zählt er wohl auch zur Familie, sodass Roche klein beigibt, weil er doch versprochen hatte, Geralt zu helfen.
- Apropos Geralt, von dem hat Yen nämlich auch Neuigkeiten. Offenbar will sie ihm auf den Inseln zur Hand gehen, sodass sie allen streng verbietet, ihr Zimmer zu betreten, dir aber noch ein kleines Päckchen dalässt, in dem du frische Kleidung, ein duftendes Öl und eine kräftig nach Jasmin duftende Seife findest. Offenbar damit du nicht völlig wie die Hexer wirst, mit denen du dich so herumtreibst.
- Eskel wird nach einer Patrouille, um die Fallen zu prüfen, ziemlich nervös wirken. Er spricht lange mit Vesemir, sagt offen jedoch nichts. Vielleicht fragst du ihn ja, als ihr später gemeinsam das Abendessen vorbereitet?
-> Er würde dir erzählen, dass er glaubt, jemanden am Ufer des Sees von Tag und Nacht gesehen zu haben, doch als er nachgesehen habe, sei der Mann weg gewesen. Er habe dabei einfach ein ungutes Gefühl.
-> Vesemir könnte dir vielleicht erzählen, dass er früher am See auch einen Mann hat stehen sehen, als er jung war. Kurz nachdem die ersten Jungs dort verschwunden waren. Allerdings wäre das in der Dämmerung gewesen und auch andere hätten den Mann damals gesehen. Vielleicht lässt du dir den Mann beschreiben? Ohne Haar in seinen besten Jahren mit heiterer Miene, aber unauffällig. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe ihr verzeiht mir das Kapitelende. Mir selbst hing ein Klos im Hals beim schreiben und in meinen Augen brannten die Tränen leicht. 😢

Aber hier die Aufgaben:
- Von Yen und Geralt werdet ihr nichts hören, dafür jedoch meldet sich eine andere Zauberin. Keira Metz öffnet in der Nähe der Festung ein Portal und steht kurz später vor den Toren, Einlass verlangend. Geralt habe sie eingeladen und obendrein wisse Yennefer von ihrer Ankunft. Das ist dann wohl die Freundin, von der sie sprach. Natürlich wird Keira ein Zimmer allein für sich verlangen und sich nicht lumpen lassen, alle herum zu scheuchen, die sie findet, um auch genau dafür zu sorgen.
- Keira wird sich natürlich auch ein bisschen über dich wundern, doch offenbar hat Yen ihr das eine oder andere gesteckt, sodass sie tatsächlich versucht, sich gut mit dir zu stellen und eine Art Frauenallianz zu bilden. Immerhin seid ihr ja hier förmlich unter Wilden! Zumindest sieht sie das so.
- Beim Aufräumen für Keiras Zimmer entdeckst du ein paar Dinge, die auffällig sind: Zum einen wirkt das eigentlich leer stehende Zimmer fast bewohnt, denn es ist gar nicht so dreckig und obendrein ist das Bett gemacht, zum anderen könntest du wetten, das Bett wäre noch warm gewesen. Vielleicht bemerkst du auch die Krähe, die am offenen Fenster hockt und dich beobachtet.
- Vesemir wird dich bitten, im Keller doch nach einer bestimmten Konstruktion zu suchen, einer alchemistischen Vorrichtung mit kleinen Phiolen, die zur Destillation dient. Die, die er eigentlich benutzt, ist wohl beschädigt, aber er ist sicher, es gäbe unten noch weitere. Letho hilft dir sicher gerne. Allerdings fällt Letho im Keller auch ein schwarzroter Rauch auf, der sich direkt verzieht, als ihr runterkommt - und zwar nicht nach oben durch die Tür, sondern tiefer ins Gewölbe. Lethos Amulett reagiert nicht, doch er findet das doch sehr seltsam und meint, das sei vielleicht etwas aus deiner Welt, weil es nicht magisch scheint.

Optionale Aufgaben:
- Sprich mit Ves doch mal über sie und Roche. Vielleicht erzählt sie dir ja, dass sie mehr für ihn übrig hat, als er gerne wahrhaben will. So ähnlich ging es dir ja gefühlt auch eine Weile mit Letho. Vielleicht hilft euch diese Gemeinsamkeit, euch anzunähern.
- Bei einem abendlichen Umtrunk wird Eskel ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und von einer kleinen Liaison mit einer Sukkubus erzählen. Roche verurteilt das hart, doch du erinnerst dich doch sicher an die Najade? Etwas Unterstützung könnte Eskel ganz gut tun.
- Vielleicht fragst du ja Keira mal nach O'Dimm. Sie ist immerhin weit gereist und eine gelehrte Magierin. Tatsächlich hat sie sogar schon mal flüchtig vom Spiegelmeister gehört, doch hielt es für Gerüchte, die es nicht wert waren, erforscht zu werden. Nur irgendein Ammenmärchen.
- Denk natürlich an deine Schießübungen, immerhin wird Vesemirs Leben davon abhängen. Der alte Hexer wird dich irgendwann dabei zur Seite nehmen und mit einem unangenehm wissenden Blick anstarren und meinen, dass es schon gut sei. Er habe ein langes, erfülltes Leben gehabt und du solltest dir nicht zu große Gedanken um einen alten Mann machen.


Zwei der optionalen Aufgaben passten leider nicht wirklich in das Kapitel, aber vielleicht werde ich sie später noch mit einbringen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier wie gewohnt die Aufgabe:
~ Noch immer keine Nachricht von Geralt, doch dafür bemerkst du immer wieder Krähen, die an den Fenstern hocken - und nicht nur du. Eskel ist es auch aufgefallen und so wie Vesemir guckt, findet er das auch merkwürdig. Eine Erklärung jedoch hat keiner von ihnen dafür. Ob es am toten Waldschrat liegt? Die Hexer meinen Nein.
~ Keira jedoch ärgert sich als Einzige wirklich über die Vögel. Einer hat ihr nämlich unschöne Hinterlassenschaften über ihre Kleider verteilt. Deshalb will sie, dass ihr die Raben verjagt. - Dazu wirst du abgestellt.
~ Einer der Vögel scheint dich ziemlich zu verfolgen, fällt dir auf. Wenn du ihm folgst, führt er dich aus der Burg heraus, scheint aber immer auf dich zu warten. Offenbar lockt er dich!
~ Allerdings nicht ziellos, denn etwas abseits erwartet dich bereits jemand. Zu deinem Glück ist es nicht O'Dimm, sondern Regis, der auf höflichem Abstand bleibt und sich dir vorstellt. Er behauptet, ein Freund von Geralt zu sein und hofft, er habe dich nicht erschreckt. Die anderen Burgbewohner würden ihn nicht kennen, deshalb sei er nicht persönlich am Tor erschienen und er wolle keine Unruhen in Gang setzen. Dass er kein Mensch ist, darüber wird er von sich aus kein Wort verlieren. Stattdessen bittet er dich, doch eine Nachricht an den "Herren Vesemir von Kaer Morhen" zu überbringen. Den Zettel reicht er dir. Offenbar ist Regis sehr darauf bedacht, dich nicht zu erschrecken und dir nicht zu nahe zu treten.
~ Du kannst den Zettel natürlich lesen. In dem kurzen Text stellt er sich vor und tut kund, dass er gewiss sei, Yennefer könne seine Behauptungen unterstreichen und gerne warte er außerhalb der Burg, bis sie zurückgekehrt sei. Dazu gibt es eine kleine Karte, die wohl zu einer Höhle führt. Das ist dann wohl die vorübergehende Behausung des Vampirs.
~ offenbarst du, dass du ihn kennst, wird er verwundert sein, doch nicht so sehr, wie er es deiner Meinung nach sollte. Regis wird höflich bleiben und sich erfreut zeigen, solltest du keine Vorbehalte gegen seine Spezies zeigen. Fragst du nach, hat er durchaus von dir gehört, doch ausgerechnet dich herzulocken, war die Entscheidung des Raben. Die Tiere, betont er, seien außerordentlich klug.
~ Er erwähnt mit keinem Wort, dass er nicht alleine gekommen ist.
~Vielleicht sprichst du mit Keira ja nicht nur über die Notizen zur Catroina-Krankheit, sondern auch über die seltsame Apparatur. Sie hat immerhin viele Kontakte und könnte etwas wissen. Das tut sie nämlich tatsächlich. Sie behauptet, sie habe schon ein paar ähnliche Teile gesehen und zwar auf einer Auktion für magische Relikte. Die Dinger seien jedoch allen ein Rätsel und es gäbe nur zwei passionierte Sammler, die dabei wohl vor allem einander übertrumpfen wollen. Sie hält es für alten, magischen Ramsch.
~ Vesemir wirst du tatsächlich dabei ertappen, einen Brief zu schreiben. Offenbar tut er sich schwer damit, denn du siehst, dass er schon einige Male angefangen hat und nicht so richtig zufrieden scheint. Sorge dafür, dass ihn niemand stört! Und vergiss natürlich nicht deine Schießübungen. Der alte Mann lebt lang, aber noch nicht lang genug!

Für die Wartezeit, bis zum nächsten Kapitel empfehle ich die kleine Sidestory zu dieser FF, Winterwunderland. Sie staubt schon völlig ein. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier die Aufgabe:
~ Vesemir hat den Brief offenbar gelesen und wird dich schicken, um diesen ominösen Gast in die Burg zu bitten. Du sollst ihm auch ein Zimmer vorbereiten. Du merkst, er ist skeptisch, aber offenbar klingelt bei dem Namen Regis etwas bei ihm.
~ Der Rabe weist dir wieder den Weg zu dem Höheren Vampir. Regis wird dir nicht offenbaren, was er ist, wenn du ihn abholen kommst. Dafür jedoch triffst du diesmal auch Dettlaff an, der sich im Hintergrund halten wird und schweigt. Er wirkt jedoch sehr unruhig. Im Gespräch berichtet Regis, dass ihn Yennefer aufspürte und ihn um Hilfe in Geralts Namen bat. Also sei er hierhergekommen, obwohl er überrascht war, dass sie von seinem Überleben nach "einem unglücklichen Zwischenfall" wusste. Woher, erwähnte Yennefer wohl nicht. Er stellt dir Dettlaff als guten Freund vor, der nur höflich auf Abstand bleibt und nickt.
~ Die Hexer und Roche halten Regis und Dettlaff offenbar für Menschen und ahnen nicht, wer bzw. was die beiden sind. Es liegt an dir, zu entscheiden, was du Letho und den anderen erzählst oder nicht. Früher oder später wird es vermutlich eh herauskommen, spätestens im Kampf.
~ Nach Einzug beider Vampire ist auch das Krähenproblem gelöst. Allein der Rabe mit dem weißen Fleck lässt sich immer wieder mal blicken. Offenbar späht er in der Umgebung.
~ Die Tage vergehen ruhig und die Hexer wundern sich, dass die Neuzugänge so unscheinbar wirken und offenbar auch keine Magier sind. Eine Hilfe erkennen sie in beiden wohl nicht - trotz' Regis' selbstgebranntem Mondschein aus Alraune. Umso verwunderter sind sie, als er berichtet, dass sich ein Reiter in der Nähe aufhält, den er für einen Hexer hält. Ob noch einer erwartet würde?
~ natürlich wird kein Hexer mehr erwartet und wie sich zeigt, ist er eher zufällig in der Gegend und weiß womöglich nichts von Kaer Morhen. Zumindest führt sein Weg ihn bald zurück gen Süden. Woher Regis diese Infos hat, ist natürlich etwas fragwürdig und die Erklärung über die Raben findet besonders Lambert sehr seltsam. Er unterstellt Regis und Dettlaff, der sich nur zähneknirschend beherrschen kann, allerlei, aber auf Vampire kommt er dabei nicht.
~ Roche hält die beiden für Magier dunkler Künste und macht ziemlich viele abfällige Bemerkungen, die Regis gekonnt ignoriert. Ves hingegen findet Regis offenbar sehr charmant. Das ändert sich, als Regis offen preisgibt, kein Mensch zu sein und verspricht, dass sowohl Dettlaff als auch er, lediglich als Verbündete herkamen und niemandem zu schaden wünschen.
~ Über ihre Art geben beide nur das Nötigste preis. Generell ist Dettlaff meist nicht aufzufinden, Regis hingegen bietet Vesemir seine Hilfe im Hinblick auf die Hexertränke an, der ablehnt. Auch dir bietet er Hilfe an. Generell versucht er, sich nützlich zu machen.
~ Keira stellt sich sehr offen gegen beide Vampire. Sie seien Monster und die Hexer sollten sie jagen, anstatt sie zu beherbergen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch bisher gefallen. Etwaige Rechtschreibfehler werden nach und nach behoben.

hier die gestellte Aufgabe:

1. Ob deines Sinneswandels werden mehrere Leute versuchen, mit dir zu sprechen. Zuerst Lambert, nachdem Letho verunsichert den Rückzug antrat. Der versucht, dich ein wenig zu provozieren, um die Furie in dir raus zu locken. Später jedoch sucht Vesemir das Gespräch mit dir. Er scheint nichts dagegen zu haben, dass du dich für diesen Lebensweg entscheidest, doch er rät dir dennoch, über das zu sprechen, was in dir vorgeht - wenn nicht mit ihm, dann doch wenigstens mit Letho oder vielleicht Ves oder Yen?
2. Dettlaff wird am Abend zurückkehren und sich direkt in der Küche, in der du gerade tätig bist, manifestieren. Da er dich ja nicht so gut kennt, ist ihm nicht klar, was los ist, doch du merkst ihm an, dass er sehr wohl merkt, dass etwas passiert ist. Die Najade hat er angetroffen und er erzählt dir ohne Umschweife, was sie ihm erzählte. Der Mann, den sie fürchtete, sei wohl noch mehrfach an ihrem Heim gewesen und sie plane, diesen Ort zu verlassen, weil er das Böse mitbringe. Dettlaff hat niemand Ungewöhnliches bemerken können, hat das Dorf selbst jedoch nicht weiter untersucht oder besucht. Die Najade jedoch lasse dich freundlich grüßen. Sie hat ihm etwas für dich mitgegeben - ein Seeschneckenhaus in schönstem Perlmutt, welche dir der Vampir überlässt.
3. Sollte ein Hexeramulett nahe an das Schneckenhaus kommen, könnte es zucken und auf Magie hinweisen. Auch Keira könnte das bemerken, auch wenn die Magie nicht sehr stark ist. Lässt du es untersuchen, wirst du erfahren, dass der Zauber darauf, den Gegenstand erwärmt, wenn man ihn in den Händen dreht. Wohl mehr eine symbolische Geste, nichts von Interesse oder Gefahr.
4. Regis wird immer wieder Opfer von Roches finsteren Blicken und Anfeindungen – zumindest, wenn Dettlaff nicht anwesend ist. Allerdings scheinen sich Regis und Vesemir unerwartet gut zu verstehen. Vielleicht sucht Regis auch auf Vesemirs Bitten hin das Gespräch mit dir. Er bietet dir seinen Rat an, Letho betreffend, auch falls du nur mal mit jemandem sprechen möchtest.
5. Letho wird sich sehr auffällig verhalten. Erst meidet er dich, dann sucht er unbedingt deine Nähe, wagt aber nicht mehr dich anzufassen. Er wird merklich verunsichert sein ob der neuen Situation. Schließlich bietet er sogar an, dich in Sicherheit an einen anderen Ort zu bringen, damit du ein normales und sicheres Leben führen kannst, wenn du das wünschst.
6. Ein Rabe wird berichten, dass Yennefer bald zurückkehrt. Du weißt also, es wird Zeit, sich vorzubereiten, weil Umas Rückverwandlung ansteht. Der meidet dich übrigens immer noch wie die Pest und scheint auch vor Regis und Dettlaff ziemlich Angst zu haben. Dafür klettet er neuerdings an Ves, die ihn wie ein kleines Kind behandelt, fast etwas mütterlich.
7. Vesemir wird dich nach Uma fragen, sehr dezent und nicht nachbohrend. Er will nur wissen, ob Uma in dieser Sache wichtig sei und ob mehr hinter diesem hässlichen kleinen Wesen stecke, dass du es extra hierher gebracht hast. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier natürlich noch die Aufgabe, wie gewohnt.

Aufgabe:
1. Höchste Zeit für eine Aussprache zwischen Letho und dir! So langsam solltest du wieder die Klinge führen, denn die Schlacht gegen die wilde Jagd rückt unbarmherzig näher.
2. Das sicherste Zeichen dafür ist vermutlich die Rückkehr von Yennefer. Sie wird für alle nur sehr knapp zusammenfassen, was passiert ist und auch verraten, dass Geralt unterwegs nach Kaer Morhen wäre. Er müsste auch bald eintreffen. Natürlich könnte er längst hier sein, doch der Hexer habe sich (mal wieder) geweigert, mit ihr durch ein Portal zu gehen.
3. Trefft die nötigen Vorbereitungen für Umas Rückverwandlung. Dazu braucht Yen einige Tinkturen und Kräuter, die im Tal gesammelt werden müssen. Sobald Geralt da ist, wollt ihr immerhin sofort loslegen. Zumindest hat Yennefer es merklich eilig, jedoch nicht zu eilig, um sich das Schneckenhaus kurz anzusehen und sich bei Regis für seine Hilfe gegen Vilgefortz zu bedanken. Besonders letzteres überrascht wohl einige Leute.
4. Roches Stimmung ist merklich angefressen. Er wird mehr als einmal kommentieren, dass er nicht hergekommen wäre, wenn er gewusst hätte, dass sich hier neben Hexern auch zweifelhafte Zauberinnen und Monster sammeln. Ob nun Yen, Keira oder Vesemir ihm zuerst klar machen, dass er freiwillig hier war und auch gehen könnte, überlasse ich dir. Ves hingegen wird sich dafür aussprechen, zu bleiben, um Geralt wie versprochen zu helfen. Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass sie sich doch sehr an Uma gewöhnt hat - und der an sie.
5. Geralt wird tatsächlich wie angekündigt eintreffen und auch die eine oder andere Überraschung erleben. Regis' Anwesenheit beispielsweise hatte er nicht erwartet. Dir hat er auch ein paar Takte zu sagen und er bringt dir obendrein einen versiegelten Brief mit, den man bei ihm für dich abgab. Von wem der ist, weiß er nicht. Das Siegel hat sich übrigens nicht von ihm brechen lassen, er hält es für kein gutes Zeichen. Das Siegel zeigt etwas, das ein Spiegel sein könnte. Vielleicht öffnest du den Brief lieber erstmal nicht? - Das Siegel lässt sich jedenfalls nicht einfach so brechen, auch nicht von dir.
6. Yennefer will ihren Zauber - dieses Mal mit Keiras Hilfe - bald in die Tat umsetzen. Keira ist nicht davon überzeugt, aber sie wird bereit sein, aufzuhelfen. Für Uma/Avallac’h ist das Ganze natürlich nicht so angenehm und auch für Ves ein nicht gerade kleiner Schock. Ansprechbar ist der Elf jedoch noch nicht, fordert der Bruch des Fluches doch seinen Tribut. Sicherlich bemerkst du aber die vielsagenden Blicke Vesemirs und Lethos, die wohl ahnen, dass du genau wusstet, wer Uma ist.
7. Yen und Keira sind von dem Zauber ebenfalls geschwächt und ziemlich müde. Um Yen wird sich Geralt kümmern, doch Keira kämpft sich alleine zurück in ihr Zimmer, jedoch fällt dir auf, dass sie dich vorher ziemlich eindringlich angestarrt hat. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie gewohnt, hier natürlich die Aufgabe:

1. offenbar wurde das Phylakterium nicht besonders gut aufgeladen, denn Avallac'h bleibt die nächsten zwei Tage bewusstlos. Regis wird sich jedoch um ihn kümmern und ist überzeugt, dass der Elf durchkommt. Beide Zauberinnen sehen auch gelegentlich nach ihm. - Andere jedoch meiden den bewusstlosen Elfen direkt, vor allem Roche. Vielleicht sprichst du ja mal mit Ves darüber, die sich schwer mit der Erkenntnis tut, dass Uma, den sie wie ein Kind behandelte, in Wirklichkeit absolut kein Kind und obendrein ein Elf war. Vielleicht würde sich Avallac'h ja auch an gar nichts erinnern?

2. Auf Abstand gehen in diesen Tagen auch Dettlaff und Vesemir. Bei ersterem liegt es wohl einfach an den vielen Leuten in der Burg, doch Vesemirs Verhalten fällt auch Eskel auf, der seine Sorge darüber äußert. Lambert tut dies ab. Solltest du ihn konfrontieren, wird er nur meinen, er wolle sich einfach über ein paar Dinge klar werden, solange er noch könne, das sei alles. Es wirkt, als habe er sich damit abgefunden, dass er sterben würde. Zu deiner Überraschung wird es XXX (Yennefer) sein, der dich auf Vesemirs Verhalten anspricht und sich fragt, was du den Hexer hast wissen lassen, dass er so grüblerisch wird. Vielleicht kann XXX (Ves) dir helfen, Vesemir zu retten?
Für XXX und hier würfele bitte:
1) Geralt
2) Keira
3) Yennefer
4) Ves
5) Dettlaff
6) Lambert

3. Ves und Roche haben einen Vampir herumnebeln sehen und sind nun völlig aus dem Häuschen. Und nicht nur sie. Lambert zeigt sich ebenfalls feindselig und gibt kund, dass ein gesundes Misstrauen doch wohl verständlich sei. Immerhin hätten sie keine Möglichkeit, diese Vampire aufzuhalten, wenn sie sich überlegten, dass ihnen Kaer Morhens Bewohner egal wären. Regis ist zum Glück die Ruhe selbst, doch für seinen Begleiter gilt das weniger und der wirkt immer gestresster, wenn sich zu viele Leute um ihn sammeln und noch mehr ob der Feindseligkeiten. Deeskaliere die Situation besser, ehe noch etwas passiert, das alle später bereuen.

4. Als Avallac'h zu sich kommt, geht es mit seiner Erholung rasant voran. Binnen Stunden ist er wieder auf den Beinen und will sofort weiter nach Ciri suchen, sie dürften dabei keine Zeit verschwenden. Wenn du nicht explizit danach fragst, wird man dich und Letho dabei natürlich nicht mitnehmen. Vielmehr wollen nur Geralt und Yennefer den Elfen begleiten und Keira drängt sich dazu, vermutlich aus magischer Neugier.

5. Die fünfte Aufgabe erhältst du, wenn du mir mitteilst, ob du die Suche nach Ciri begleiten willst oder dich lieber Vorbereitungen für die Rettung Vesemirs treffen willst.

5. Da Yen und Geralt abreisen, obliegt es allen anderen natürlich, nicht nur die Burg vorzubereiten, sondern auch mögliche Verbündete zu akquirieren. Obendrein ist Triss noch nicht angekommen, was Keira Sorge bereitet, die verspricht, da mal nachzuforschen. Wenn dir weitere Leute einfallen, die ihr um Hilfe fragen könnt, ist das der Zeitpunkt, an dem du Keira bitten solltest, per Portal reisen zu können. Vielleicht hilft ja Dijkstra? Rittersporn wäre wohl keine Hilfe, auch wenn der sicher hinzu käme. Von Skellige reist natürlich Mäussäck an, auch ohne, dass du ihn aufsuchen musst und er bringt auch Hjalmar mit, der es gar nicht abwarten kann, sich gegen die Jagd zu beweisen. Er hat, anders als Roche, keine Vorurteile gegen irgendjemanden und versucht, sich mit allen auf seine etwas raue Art anzufreunden. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie immer hier die Aufgabe:


Aufgabe:
1. Willkommen in Velen. Eure Landung ist wirklich etwas unsanft, aber ihr kommt relativ gut davon. Zeit, eure letzten Verbündeten einzusammeln. Passt dabei besonders auf die Wachen auf. Die zumindest lassen euch nach Musterung passieren. In der Stadt jedoch wird dich jemand unvermittelt ansprechen, der ziemlich verhalten flüstert. Ob du nicht die Hexenjägerin seist, die Geliebte von Menge. Er habe dich einmal gesehen und ist sich ziemlich sicher. Zu deinem Glück wollte er dir wohl nur sagen, dass er fest daran glaubt, dass du eine Gesegnete bist und das Feuer in die Welt hinaustragen wirst. Er wünscht sich deinen Segen. Errege dabei nicht zu viel Aufmerksamkeit.

2. Vielleicht fühlt ihr euch nach einer Weile beobachtet, doch entdecken könnt ihr beide niemanden, wenn du nicht gerade nach einer Eule Ausschau hälst. ;) Die scheint euch nämlich zu folgen, jedoch auf Abstand. Konfrontieren lassen wird sie sich nicht, eher flattert sie davon.

3. Ganz allgemein: Sammle deine Verbündeten! Vielleicht findest du auch an unerwarteter Stelle Verbündete, die sonst nicht nach Kaer Morhen gekommen wären? Dijkstra leiht ja vielleicht seinen Troll? Oder er bringt wenigstens etwas finanzielle Mittel auf? Lasst nichts unversucht. (Möchte dir hier nicht zu enge Möglichkeiten setzen :) Tob dich aus)

4. Letho merkt an, einen alten Bekannten in der Gegend zu haben, dem er einen Besuch abstatten will. Wie sich zeigt, handelt es sich dabei um einen Schwarzmarktspezialisten, der offenbar willens ist, für bare Münze ungewöhnliche Raritäten zu besorgen. Er zeigt euch auch sein Sortiment, das unter dem Tresen lagert. Dazwischen findest du eine PC-Maus. Die lagert in einem Glaskasten. Das gute Stück ist schier unbezahlbar und angeblich hochmagisch und gefährlich. Dein Kompass reagiert natürlich auf die Maus.

5. Im Gespräch erwähnt der Händler auch eine Mordreihe in der Gegend. Mehrere Leute seien angegriffen worden. Die Leichen habe man mit aufgeschlitzten Kehlen gefunden. Für ihn klinge das nach einem Hexer Job. Ein Adeliger habe angeblich Corinne Tilly kontaktiert, weil er glaubt, es sei der Geist seines Vaters, der umgehe und ehemalige Feinde der Familie niedermache. Letho ist da eher skeptisch. Wägt ab, ob ihr der Sache nachgehen wollt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
1. Wer dich niedergeschlagen hat, ist nicht schwer zu erraten. Das Warum allerdings auch nicht. Auf jeden Fall bemerkst du sicher bald, dass deine Sachen durchwühlt wurden und dein Geld weg ist. Offenbar wurdest du schlichtweg des Geldes wegen überfallen. Nicht gerade beste Gastfreundlichkeit, wie sicher auch die Hexer finden werden, wenn sie davon hören. Allerdings haben die Gleiches wohl selbst auch schon erlebt. Unangenehmerweise ist auch deine Kleidung verrutscht und lässt ahnen, dass jemand sogar in deiner Kleidung selbst nach Geldverstecken gesucht hat. Obendrein bist du gefesselt worden und findest dich in einer Ecke im Stall wieder.
2. Wie lange du bewusstlos warst, kannst du nicht ganz genau sagen, aber eine oder zwei Stunden waren es mindestens, sonst hättest du ja mitbekommen, wie man deine Sachen durchsuchte. Von denen ist jedoch keine Spur mehr und vielleicht solltest du von Glück reden, dass das missmutige Pferd nicht nach dir getreten hat.
3. Es ist an dir, dich zu befreien. Vielleicht hörst du noch Gespräche unter den Leuten vor Ort, die sich darüber beraten, wie und wann sie dich den Schwarzen übergeben sollen, um das Kopfgeld zu erhalten.
4. Sucht nach Gaetan, vielleicht schließt er sich euch an.
5. Macht euch schließlich auf den Weg zu Keiras Hütte. Immerhin läuft euch die Zeit davon und euer Portal erwartet euch gewissermaßen. Keira ist schließlich nicht gerade für ihre Geduld bekannt und verärgern willst du sie bestimmt nicht. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
. Zum Glück hat sich Keira trotz der schlechten Verbindung wohl zusammengereimt, was du von ihr willst und wird das Portal für euch öffnen. Gaetan ist, wie sich nun zeigt, von Portalen ähnlich begeistert wie Geralt. Er wird leise maulen, aber dann euch hinterher durch das Portal schlurfen, nur um auf der anderen Seite sichtlich angefressen heraus zu taumeln. So wie er guckt, ist ihm ziemlich übel.
2. Geralt und Yennefer sind noch nicht zurück, doch man erwartet beide wohl wie auf heißen Kohlen. Die Vorbereitungen laufen auf jeden Fall auf Hochtouren. Eskel wird euch neben Keira als einer der ersten begrüßen und grob berichten, wie es aussieht. Lambert bastele munter Bomben, wenn er nicht den Trollen Unfug beibringe, Regis bereite alles für mögliche medizinische Behandlungen vor und Vesemir braue heimlich Hexertränke auf Vorrat, wohl fürchtend, sie würden sie brauchten. Ansonsten sei alles wie immer und jeder hasse einander an, wie du es kennst. Avallac'h hat sich wohl auch einigermaßen eingelebt, ebenso Mäussäck.
3. Helft bei den Vorbereitungen und stelle Gaetan den derzeitigen Bewohnern Kaer Morhens vor. Er wird sich sicher prima mit Lambert verstehen, auch wenn die Katze es nicht so besonders gut aufnimmt, hier mit Trollen zusammenzuarbeiten - und von den Vampiren weiß er da noch gar nichts. Bring ihm das lieber schonend bei.
4. Begehe den ersten Abend zurück in Kaer Morhen mit einem anständigen Besäufnis. Natürlich einschließlich Trinkspielen, missgelaunten Temeriern und Vampiren, gezinkten Karten und Würfeln sowie der Frage, welche Peinlichkeiten heute ausgeplaudert werden. Genieß den Abend und damit die Ruhe vor dem Sturm. Avallac'h wird damit nichts zu tun haben wollen, aber vielleicht bringst du ihm wenigstens einen Schnaps. Er wird dir immer noch mit großer Skepsis begegnen. Es ist offenkundig, dass er dir nicht traut.
5. Schlaf dich aus und schließe die letzten Vorbereitungen ab, denn neben Geralt und Yennefer kehrt auch Ciri schließlich zurück. Die Schlacht gegen die Wilde Jagd naht! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier die Aufgabe,
aber nicht erschrecken, sie wirkt nur so lang, weil es verschiedene Möglichkeiten gab, was passieren könnte.
Die Optionen hat Porpetina für mich ausgewürfelt, an dieser Stelle noch mal vielen lieben Dank dafür <3

1. Ciri hat offenbar schon einen ersten Einblick in die Versammlung bekommen, denn sie spricht auch dich mit Namen an, als ihr euch begegnet. Wie viel genau ihr erzählt worden ist, weißt du zwar nicht, aber du könntest wetten, dass Yen ihr einige Details verraten hat, so herzlich wie sie sich begrüßt und sich bei dir für alle Hilfe bedankt.

2. Yen wird meinen, dass es nicht lange dauern wird, bis die Wilde Jagd hier aufläuft und sie alle besser vorbereitet sein sollten. Dazu zählt auch, dass reihum geschlafen wird und sich nicht mehr betrunken. Lang hält ihre Rede hierzu jedoch nicht, denn als sie Keira bemerkt, wird sie sich mit dieser eilig zurückziehen. Keiras ernste Miene wird dir sicher auffallen, denn sie wird sich sogar jeden Kommentares enthalten. Avallac'h folgt den beiden Zauberinnen ohne entsprechende Aufforderung einfach.

3. Regis wird dich noch unter vier Augen sprechen wollen. Er wird dir berichten, dass er zur Sicherheit noch eine Portion Gegengift gebraut hat, damit notfalls auch Dettlaff oder er schnell eingreifen können. Dennoch findet er noch immer riskant, was auch immer du im Detail planst. Er wird nicht direkt nachhaken, aber dich wissen lassen, dass er gerne helfen möchte, falls möglich. - Ves wird dir später mitteilen, dass sie ihre Armbrust natürlich regelmäßig prüfe, damit auch alles glatt gehe und auch wissen wollen, ob du dir wirklich sicher bist.
-> Weihst du Regis ein, wird er anbieten, dass Dettlaff oder er ein Auge extra auf Vesemir hätten. Vielleicht auch, damit du auf das Gift verzichtest.
-> Ves wird anbieten, doch noch mit Roche zu sprechen. Er sei vernünftig und es gehe hier immerhin um Geralts Ziehvater, wenn man so wollte. Da könnte man doch mit ihm reden.

4. Die Jagd trifft am späten Nachmittag ein, nur wenige Stunden nach Ciris Ankunft. Es sind die Zauberinnen, die die ersten Portale außerhalb der Burg ausgemacht haben. Die Trolle sind sofort mit Feuereifer dabei und scheinen sich richtig zu freuen, als sie das hören. Offenbar fühlen sie sich nicht zu wohl in der Burg voller Leute. Auffällig ist allerdings, dass Dettlaff bei ihnen steht, fast geschäftsmäßig auf die Jagd wartend. Womöglich ist er der einzige Grund, wieso die Trolle noch die Füße still halten. Die Hexer hingegen sind eher angespannt und erwartungsgemäß hält Ciri wenig davon, sich versteckt zu halten, sondern möchte lieber selbst helfen. Von Triss ist zu diesem Zeitpunkt noch keine Spur zu sehen.

5. Die Sabotage außerhalb der Mauern wollen Geralt, Lambert und Letho übernehmen. Die Unterstützung, die eigentlich Triss geben sollte, entfällt, doch Keira verspricht, für Ablenkungsmanöver zu sorgen, um die Elfen von den Hexern wegzulocken. Dafür müsste nur einer von ihnen das Xenogloss mitnehmen, damit sie Informationen tauschen konnten und Keira nicht versehentlich einen Hexer hochjage.

6. Noch während dieser Schlacht vor den Toren, während der du drinnen ausharren musst, wird Vesemir dich nochmal ansprechen. Er möchte, dass du keinen Unfug planst und dich nicht unnötig in Gefahr bringst. Er sei ein alter Mann und blicke dem Schicksal entgegen. Hier und jetzt kämpfen zu können, an der Seite von Freunden, um zu beschützen, was ihm wichtig ist, sei ein guter Weg, Abschied zu nehmen.

7. Gerade, als die Tore der Burg merklich Ziel der Jagd werden und bedrohlich knarren - und die Trolle direkt davor schon auf die Elfen lauern und meinen, ihr solltet sie doch reinlassen - hörst du überraschte Rufe von drinnen, wo Regis und Mäussäck nochmal alles Vorräte und Tinkturen durchgehen wollten. Regis hat natürlich versprochen, schnell nachzukommen, immerhin ist er auch im Kampf eine bedeutende Stärke eures Teams. Wie sich zeigt, ist Triss endlich eingetroffen. Solltest du reingehen, trefft ihr euch schon am Portal. Ihre Wiedersehensfreude hält sich in Grenzen. Außerdem solle sie dir etwas von einem deiner Freunde ausrichten, einem Spiegelmeister. Sie hält den offenbar für einen Spinner. Was sie dir sagen soll, ist folgendes: "Manchmal verraten uns erst Spiegel, welche Wahrheiten sich hartnäckig vor und verbergen." Der Kerl habe außerdem dauernd davon gefaselt, dass er selbst ja gerne alles Mögliche lieber im Spiegel betrachte. Es habe einfach einen anderen Blickwinkel.

8. Die Schlacht im Innenhof beginnt fast, wie du es kennst. Nur, dass ihr deutlich mehr Kampfkraft habt, womit die Jagd offenbar nicht gerechnet hat. Die Trolle sind dabei nicht ihr größtes Problem, sind diese doch langsam, doch es ist eindeutig, dass Caranthir sich schnell Dettlaff stellen muss und damit einen mehr als ebenbürtigen Gegner gefunden hat - trotz der Hundekreaturen, die ihn begleiten. Davon sind mehr als erwartet dabei. Vielleicht, weil Triss' Unterstützung zuvor fehlte?

9. Eure Vorbereitungen machen sich bezahlt, doch die Jagd erscheint dir zahlreicher, als du es in Erinnerung hattest. Vielleicht täuscht der Eindruck auch nur, immerhin bist du dieses Mal mittendrin. Letho wird dir zurufen, dass du in seiner Nähe bleiben sollst. Auch alle anderen werden in Teams beisammenstehen, sieht man von Dettlaff und den Trollen ab, die da deutlich chaotischer vorgehen. Besonders um die Trolle machen alle einen Bogen, um nicht versehentlich erwischt zu werden. Für dich heißt es im Moment jedoch noch abwarten.

10. Vielleicht hilft dir ja die seltsame Botschaft von Triss weiter mit deinem Brief vom Spiegelmeister? Vor einem Spiegel nämlich wirst du dich selbst sehen, wie du den Brief einfach öffnest und schaust du dann nach, wird das Siegel gebrochen sein. Der Brief enthält nur wenige Worte.
"Weiße Rose, ich bin erfreut zu sehen, dass du dich so wacker hälst und ich mich nicht täuschte, als ich annahm, dass dein Weg zu unterhalten wisse. Womöglich schreibt bald ein munterer Barde gewichtige Zeilen darüber? Zu gerne würde ich ihnen lauschen. Vielleicht darf ich hoffen, dass du sogar den werten Rittersporn inspirierst? Sieh dies als kleinen Ansporn: Die Wilde Jagd scheint ein neues Mitglied zu haben, einen jungen Recken, übereifrig, aber talentiert. Einem meiner Kunden stahl er erst kürzlich etwas, das ich lieber nicht in seinen Händen wüsste, dir jedoch gerne anvertraue. Zweifellos wirst du selbst einen Blick hinein werfen wollen."

11. Eredins Aufmerksamkeit wird schnell auf dir landen und du möchtest fast wetten, er hat nach dir Ausschau gehalten, so wie er dich ansteuerte. Dem stellt sich Geralt jedoch bald in den Weg und Letho zögert nicht, dich wegzuzerren. Was immer der Herr der Wilden Jagd von dir will, es bedeutet nichts Gutes. Stelle dich während des Rückzugs in Richtung Tor zwei Hunden der Jagd mit Lethos Unterstützung. Mäussäck wird euch zur Hilfe kommen. Letho wird dabei verletzt und es ist an dir, zu entscheiden, ob du Mäussäck dabei hilfst, ihn zu versorgen, denn die Wunde sieht ziemlich übel aus, oder aber nach Vesemir sehen willst, dessen Leben in Gefahr schwebt, wie du weißt. Von Caranthir hast du während des Kampfes nichts gesehen, auch wenn das im Chaos nichts heißen muss.

12. a. Bleibst du bei Letho, erfährst du von Triss, die etwas abgekämpft hereinstolpert und deren Haar angesengt ist, dass der Kampf in wildem Gang, doch einer der Generäle der Jagd bereits gefallen ist. Das neue Kräfteverhältnis scheint sich jedoch zu euren Gunsten auszuwirken: Ihr drängt die Jagd zurück. Dennoch fordert auch Letho deine Aufmerksamkeit. Mäussäck muss eine feststeckende Dolchklinge aus dessen Schulter entfernen und er befürchtet Widerhaken. Du sollst Letho etwas ablenken, um es ihm einfacher zu machen, denn das würde ziemlich weh tun. Natürlich gibt er Letho auch etwas zum Draufbeißen doch für lange Betäubungen ist keine Zeit und es bleibt bei einem Minimum.

12 b. Bleibst du draußen, behalte Vesemir gut im Auge. Die Schlacht verläuft zu euren Gunsten, dennoch näherte sich Imlerith Vesemir, ganz wie befürchtet. Versuche wenigstens den Krieger, der Imlerith folgt, fernzuhalten. Der trägt eine auffälligere Rüstung als die anderen. Wer er ist, ist dir jedoch schleierhaft. Auf jeden Fall ist er verdammt gut und dir überlegen, wie du schnell bemerkst. Lange wirst du ihn nicht aufhalten können. An seinem Gurt baumelt etwas, das du immer nur kurz funkeln siehst, aber Zeit genauer hinzuschauen hast du nicht. Gaetan wird dir zu Hilfe eilen, aber zum Rückzug für euch blasen - wohl vor allem für dich - zumal sich mehrere Hunde nähern, die versuchen, euch einzukesseln. Zum Glück kennt ihr euch in der Burg besser aus und könnt die Struktur für euren Rückzug nutzen.

13 Deine Hoffnungen ruhen auf Ves' ruhiger Hand oder Regis' Aufmerksamkeit. Auf beides darfst zu zählen! Doch niemand ist unfehlbar. Darum würfele hier bitte. Baust du auf Ves, so wird nur eine 1 einen Fehlschlag bedeuten. Baust du auf Regis, dann nur eine 6. Denke dran, dass in Ves' Fall auch das Gegengift noch gebraucht wird.

13.5. Fehlschläge:
a) Bei einem Fehlschlag mit Ves wird diese Vesemir verfehlen und der Kampf endet wie im Spiel mit Vesemirs Tod, denn auch Regis ist nicht schnell genug vor Ort, solltest du ihn nicht eingeweiht haben.
b) Bei einem Fehlschlag mit Regis wird dieser nicht rechtzeitig bei Vesemir sein, sodass dieser schwer verwundet wird.
c) Solltest du versucht haben, Regis' und Ves' Hilfe in Anspruch zu nehmen und ein Patzer dabei sein, wird Ves ihr Ziel verfehlen und dabei Regis treffen, sodass dieser nicht schnell genug bei Vesemir ist und dieser schwer verwundet wird.
=> Ciri bricht zusammen und entlädt ihre Macht, was auch dich das Bewusstsein kostet.

13.5. Erfolge:
a) Solltest du dich auf Ves verlassen haben und es gelingen, wird der Plan aufgehen, Vesemir vergiftet und dann für tot gehalten. Imlerith wird verwundet oder tot zusammenbrechen.
=> Ciri bricht zusammen und entlädt ihre Macht, was auch dich das Bewusstsein kostet.
b) Solltest du dich auf Regis verlassen haben und es gelingen, so wird der heftige Angriff des Vampirs Imlerith zwingen, sich zurückzuziehen.
=> Ciri wird ihre Fähigkeiten nicht einsetzen. Die Schlacht gegen die Jagd endet mit einem Rückzug dieser. Offenbar erkennen sie eure Übermacht an, nicht zuletzt, weil der Kämpfer, mit dem du schon zu tun hattest, tot am Boden liegt, ebenso wie zahlreiche Hunde. Zwei der Trolle allerdings auch. Während des Rückzugs wird schnell klar, dass niemand mehr unverletzt ist, dir einschließlich. Erschöpft sinkst du zusammen und kannst dich des Sieges freuen.
c) Solltest du beide um Hilfe gebeten haben und alles glatt gehen, wird Vesemir vergiftet und Imlerith tatsächlich durch die Angriffe Regis zurückgedrängt, bis sich Dettlaff dem Kampf anschließt, was für Imlerith den Tod bedeutet.
=> => Ciri bricht zusammen, Vesemir für tot haltend und entlädt ihre Macht, was auch dich das Bewusstsein kostet. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe erfolgt beim nächsten Teil. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier natürlich wieder die Aufgaben:

7. Der Nachmittag gehört natürlich Letho. Dessen Verletzung heilt tatsächlich ganz gut, doch es ist klar, dass eine Narbe bleiben wird, was er jedoch nur abwinkt. Er möchte mit dir einfach ein bisschen die Ruhe genießen, außerhalb der Burg, wo euch nicht ununterbrochen jemand beobachtet und ihr etwas Zweisamkeit habt. Außerdem könnten die Pferde etwas Auslauf ins Grüne auch ganz gut gebrauchen. Es zeigt sich bei eurem kleinen Ausflug, dass eben doch ein Romantiker hinter Lethos rauer Schale steckt, denn er gibt sich merklich Mühe, diesen Ausflug zu etwas Besonderem nur für euch beide zu machen - zugleich merkt man aber auch, wie ungewohnt das für ihn ist. Er wird auch darüber sprechen, dass er große Angst um dich hatte, weil auch ihm aufgefallen ist, dass der Anführer der Jagd dich so ausgiebig angestarrt hat. Ob du dir einen Reim darauf machen kannst? Er kann es nämlich nicht. Unterhaltet euch doch auch mal darüber, wohin es nun weitergehen soll. Immerhin möchtet ihr sicher nicht in Kaer Morhen bleiben.

8. Am Abend soll dann die rauschende Feier steigen und tatsächlich lässt sich niemand lumpen. Vorräte werden herangekarrt, Flaschen geöffnet und Anekdoten erzählt. Allein zwischen Geralt, Triss und Yen ist die Stimmung ein klein wenig angespannt, was Lambert natürlich nicht auslässt und dafür einige giftige Blicke erntet. Auf euch warten ausgelassene Stimmung, Bier und Schnaps sowie Wildbret, das Eskel wohl mitgebracht hat. Genießt den Abend! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat euch bis hier her, erst einmal gefallen.
Lasst mir doch eure Gedanken da.

Die Aufgabe werde ich im anschließenden Teil veröffentlichen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier nun auch die Aufgabe zu den beiden Teilen:

Aufgabe:
1. Überstehe Vesemirs Unterricht. Er wird nicht dulden, dass du einnickst oder unaufmerksam bist, wenn er sich schon die Zeit dafür nimmt.
2. Plane deine Abreise gemeinsam mit Letho. Immerhin wollt ihr ja zu seinem Überwinterungsversteck. Hjalmar und Mäussack werden gerne mit euch zusammen reisen. Dafür müsst ihr euch natürlich überlegen, wie ihr Hjalmar entlasten könnt. Der möchte zwar gerne schon auf Krücken herumlaufen, soll sich aber noch schonen. Zeit für einen Rollstuhl! Baut ihm einen.
3. Verabschiede dich von allen. Ciri wird nochmal mit dir unter vier Augen sprechen wollen. Sie wird erzählen, viele verschiedene Welten gesehen zu haben. Vielleicht ja auch deine? Ob du sie ihr beschreiben könntest? Wenn sie helfen könnte, dich heimzubringen, wolle sie das gerne tun. Allerdings ginge die Weiße Kälte vor, sie bittet um Verständnis. Mach dir also Gedanken darüber, ob du überhaupt zurück möchtest. Du musst dich ja noch nicht entscheiden.
4. Triss wird dir einen kleinen Beutel mitgeben. „Für Letho“. Er enthält Alraune.
5. Macht euch gemeinsam auf den Weg nach Novigrad. Unterwegs trefft ihr tatsächlich den Angehörigen einer religiösen Gruppe namens „Des Feuers Wärme“. Deren Ideale kommen dir vielleicht beunruhigend bekannt vor. Versteck dein Gesicht besser vor ihnen, wenn du nicht erkannt werden willst.
6. Die Reise gestaltet sich als etwas holprig und ihr kommt nicht gerade schnell voran. Hjalmar wird sich dafür schuldig fühlen und euch einladen, doch beim ihm zu überwintern. Immerhin seid ihr nun gern gesehene Gäste auf den Inseln.
7. Sucht am Hafen nach einem Schiff, dass euch nach Skellige bringt. Letho wird dabei natürlich skeptisch beäugt und man wird versuchen, euch abzuziehen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier natürlich die Aufgaben, die ich erhalten hatte:

~ Ihr erfahrt schnell, dass König Radovid vor Ort ist. Gerüchte und Unterhalten sind überall zu hören, obendrein sieht man überall Leute in roter Gewandung mit dem Wappen des rassistischen Herrschers.
- Hjalmar wird wenig über ihn wissen, erzählt ihm etwas über Radovid!
- Ihr stoßt auf zwei Soldaten, die einen Jungen von etwa 14 Jahren behelligen. Sie werfen ihm vor, eine Lieferung für den König gestohlen zu haben. Entscheidet, ob ihr eingreift. Der Junge wird entweder ohne oder mit eurer Hilfe flüchten. Ihn zu finden ist für Letho natürlich einfach.
- Der Junge gibt zu, dass er Brot gestohlen habe, aber das Päckchen, das nicht. Ganz bestimmt nicht! Er verrät euch aber, dass darauf ein Bild zu sehen war, das ein Lagerfeuer zeigt. Schon darum hätte er es nicht angerührt. Die Religiösen sind immer sehr nett zu ihm und seinen Freunden.
- Seine Freunde lernt ihr auch kennen: Eine Bande Straßenkinder, die sich als Diebe durchbringen. Lesen können alle nicht, aber sie haben Zugang zu vielen Gerüchten. Bestecht sie, dann erfahrt ihr, dass die neue Bewegung offenbar Radovids Politik kritisiert und mehrere Leute bereits „verschwunden“ sind.
- Entscheidet, ob ihr die Sache ruhen lasst, den Jungen guten Rat gebt, und/oder vielleicht die Anhänger der neuen Religion aufsucht, um sie zur Vorsicht zu raten (ob sie darauf hören, steht auf einem anderen Blatt. Einige sind bereit zum Martyrium). Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Natürlich füge ich auch wie gewohnt, die Aufgaben an:

1) Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön… Oder eben auch nicht. Eure eher weniger, denn auch wenn der erste Tag ruhig verläuft, geht danach einfach alles schief, was schieflaufen kann. Zuerst habt ihr heftigen Regen, dann sogar Hagel, schließlich ein Leck, das von besorgt wirkenden Seeleuten geflickt wird und obendrein grassiert auf den letzten Tag plötzlich auch noch ein Magendarmvirus.

2) Der Einzige, der auf dieser Reise trotzdem Spaß zu haben scheint, ist Hjalmar. Der macht fleißig Scherze und freundet sich sogar mit dem Kapitän an, welcher euch andere eher meidet. Generell machen alle Seeleute einen Bogen um Letho, wie dir kaum entgehen wird. Der Hexer wirkt allerdings generell etwas angespannt, wird es aber abtun und meinen, das könne bis später warten.

3) Nutze die Seereise, um mit deinen Reisegefährten über folgende Dinge zu sprechen, sofern du es möchtest:
- Lethos Vergangenheit/Kindheit und die anderen Hexer der Vipernschule
- Radovid und den neuen Kult
- Hjalmars Genesung und wie er damit umgeht.

4) Einer der Seeleute versucht, dich alleine abzufangen. Er wird dich jedoch nicht behelligen, sondern um deinen Rat bitten. Er wisse, wer du seist, und er würde gerne wissen, ob das die Wärme des Feuers auch seine baldige Ehe bescheint. Offenbar sind die Eltern seiner Zukünftigen gegen die Hochzeit, doch sie alle gehören dem neuen Kult an und er hofft, mit deinem Segen auch den seiner Schwiegereltern erringen zu können. Daran, dass er seine „Nessa“ über alles liebt, lässt er keinen Zweifel.

5) Endlich erreicht ihr euer Ziel! Kaer Trolde, die Hafenstadt, heißt euch mit regem Treiben willkommen. Das bedeutet auch, dass es Zeit ist, getrennte Wege zu gehen, obgleich Hjalmar Letho und dich einlädt, doch den Winter bei ihm zu verbringen. Platz gäbe es genug und das wäre sicher einfacher, als jetzt noch etwas aufzubauen. Letho wirkt ablehnend, aber natürlich kannst du da auch ein Wörtchen mitreden. Zumindest die erste Nacht solltet ihr noch in der Stadt bleiben, denn weit kämt ihr nicht vor der Dämmerung.

6) Letho gesteht dir, etwas in deinen Taschen gefunden zu haben. Er bleibt vage und meint nur, er habe es zurückgelegt, bevor er sich zu Bett legt. Er wirkt besorgt, wenn nicht sogar verunsichert. Nur wenn du direkt nachhakst, wird er zugeben, dass er annimmt, dass du doch einen Weg in deine Heimat zurück suchst. (Du kannst ihn auch später damit konfrontieren.)

7) Natürlich kannst du jetzt in deinen Taschen nachsehen und wirst entdecken, was man dir bereits vorher zugeschoben hat: Die Splitter, die du Yen überlassen hast, sowie ein Mitbringsel des neuen Mitgliedes der Wilden Jagd. Dabei handelt es sich um nichts Geringeres als deinen Haustürschlüssel und dein Portemonnaie, einschließlich Ausweis, Geld, Bankkarte. Alles ist da. Vermutlich hatte der Schlüssel am Gurt des Mitgliedes der Jagd so geblinkt.

8) Dabei liegt auch ein Zettel mit einer in holprigem Englisch verfassten Nachricht: “I’ll find her. Just like me she’s from a different world, I know this. I am not alone. My new companions know nothing, they are no help. I need to fix this damn mirror! But how would it even be possible to find all the splints. This damn whatever he is. He’s just toying around with me. No. Us. Does she know? Are there more of us? So many questions and no answers. Maybe tomorrow.”

9) Ein Rascheln lässt dich aufmerken. Jemand hat etwas unter eurer Zimmertür durchgeschoben. Ein schlichter Briefumschlag mit einem Siegel, das du bereits kennst und von dem du weißt, dass es sich nur vor einem Spiegel brechen lässt. Entscheide, ob du diese Nachricht wirklich lesen möchtest und ob du Letho daran teilhaben lässt.
Vielleicht solltest du ohnehin mit ihm über deinen Fund sprechen, falls noch nicht geschehen. Dein Hexer scheint zu fürchten, du könntest etwas bereuen, wenn du von anderen aus deiner Heimat erfährst. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  Daelis
2021-03-21T10:20:12+00:00 21.03.2021 11:20
:'''D "Selten passiert was." Ich verstehe, wieso dich das nicht beruhigt. Würde es mich auch nicht. Musste schon ziemlich schmunzeln, als ich das las. Sicherheitsstandards liegen bei uns eben ein bisschen höher, würd ich sagen!
Ich finde es übrigens herrlich, wie du ungeplant zum Begründer einer neuen religiösen Bewegung wurdest und damit jetzt leben musst. :') Schade, nicht wahr? Wenn du jemanden lachen hörst: Das bin ich.
Antwort von:  Vegetasan
21.03.2021 12:12
Oh ja und wie ich dein böses Lachen höre ^^

Ich dachte das mit meinen Befürchtungen mit dem Lagerfeuer und der allgemeinen Sicherheit passte ganz gut, weil ich mich ständig frage, wenn ich sowas in Dokus über alte Zivilisationen sehe, warum Feuer auf einem Schiff aus Holz
Von:  Daelis
2021-01-27T12:34:50+00:00 27.01.2021 13:34
Ich wette, Letho hätte die armen Straßenkinder selbst gerne alle aufgenommen, aber das hättet ihr zwei unmöglich stemmen können - schon gar nicht angesichts der anstehenden Reise! Man merkt, find ich, immer mehr, wie Letho und du zusammengewachsen seid. Dass du mal wieder vorprescht, kennt Letho ja inzwischen, da ist er nichtmal mehr erschrocken und schimpft ausnahmsweise nicht einmal. Aber ich find's herrlich, wie du dem Prediger einen Hinweis gibst und dann erstmal direkt kotzen musst :') Verdient, verdient.
Welche Folgen dein kleiner Ausbruch noch haben wird, erfährst du natürlich erst später ;D
Antwort von:  Vegetasan
28.01.2021 01:52
Ja, muss vielleicht doch endlich mal lernen, wann ich besser den Mund halten sollte 😅

Auch wenn ich Kinder eigentlich nicht mag, zumindest nicht dauerhaft, hätte ich das kleine Mädchen am liebsten mit genommen. Aber soviel besser wäre es vermutlich für sie auch nicht, wenn wir sie mit uns ständig unterwegs wäre.


Ich ahne schlimmes, bei dir muss man immer mit den schlimmsten Konsequenzen rechnen ^^'
Irgendwer Falsches wird das wohl auch gehört haben oder dem Falschen weiter erzählen. 😅
Ich hoffe, ich kann mich da dann wieder rauswinden 😶
Von:  Daelis
2020-05-15T09:04:55+00:00 15.05.2020 11:04
Was du wohl unwissend für Gerüchte in die Welt gesetzt hast bei den Zauberinnen, weil du geschwiegen hast? Da würd ich ja auch gern mal Mäuschen spielen. Wenn die Hexer das alles wüssten, was da rumgeht, sie könnten einander nicht mehr in die Augen sehen. :'D

Ihr seid so süß. Ich sterbe immer ein bisschen vor Glück beim Lesen. <3 Alles könnte so schön, so sicher, so zufrieden und harmonisch bleiben. Wäre da nicht Gaunter...
Von:  Daelis
2020-03-31T13:25:35+00:00 31.03.2020 15:25
Kleine Hexerse :3 Die Trolle wären tolle Onkel, versuch nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Fast schade, dass daraus nichts wird.
Antwort von:  Vegetasan
31.03.2020 17:34
Das stimmt, naja zumindest wenn die kleinen bereits laufen können.
Aber ich denke, mini hexerse wird es wohl wirklich nicht geben.
Was aber vermutlich auch besser ist
Von: Calafinwe
2019-12-19T21:15:17+00:00 19.12.2019 22:15
*wink*

Also dieses Kapitel hat mir jetzt wieder deutlich besser gefallen als das letzte. Die Schlägerei zwischen Lambert und Gaetan hätte ich schon gerne gesehen, die hättest du ruhig ausführlich beschreiben können. Vielleicht hätte Hjalmar mitgemacht, einfach aus Freude an der Sache. Geht schließlich nichts über ne vernünftige Klopperei. Übrigens, pass besser auf, weil dem Skelliger scheinst du ja auch zu gefallen. Nicht, dass er dich Letho ausspannt und dich auf die Skelligen entführt. xD

Ansonsten wird es jetzt wirklich ernst, hoffe, es geht gut für alle Beteiligten aus, vor allem auch für Vesemir. Wobei dein Plan mit dem Gift von der Nadel ja auch ein bisschen wie ein Himmelfahrtskommando klingt, da muss Imlerith aber gut zielen.
 
Hoffe aber ja auch so ein bisschen, dass eine andere Art von Plottwist kommt, mit der du gar nicht rechnest. Bin schon gespannt, was Daelis sich einfallen lässt.
 
*obligatorisches schreib bitte ganz schnell weiter*
Antwort von:  Vegetasan
20.12.2019 16:58
Huhu,
Danke für dein Kommi!
Ich schreib schon fleißig weiter, ist aber eine sehr lange Aufgabe, aufgrund einiger Entscheidungsmöglichkeiten.
Und keine Sorge, mit Hjalmar reise ich bestimmt nicht freiwillig nach Skellige. 😅
Ist mir viel zu kalt dort.
Schnee gut und schön, aber bitte nur zur Weihnachtszeit. 😂

Es wird auf jeden Fall spannend und aktiongeladen weiter gehen.

Lg Krümel
Von: Calafinwe
2019-10-16T16:37:08+00:00 16.10.2019 18:37
Hi,
 
also inzwischen hab ich das Kapitel brav gelesen. Hab mich zum Glück noch wage daran erinnert, dass du dich im Kapitel davor mit Letho ausgesprochen hattest, hab also direkt das Neueste gelesen *g* Wie du dir sicher denken kannst, hat es jetzt leider auch ein bisschen länger gedauert, das Kapitel komplett zu lesen. Oder je nach Standpunkt, zum Glück! Nach Wochen der Abstinenz hat sich das Warten endlich gelohnt :D
 
Zum Inhalt selber muss ich sagen, dass ich ziemlich froh bin, dass sich einiges getan hat. Und vor allem, dass es sich endlich mal konkret von der eigentlichen Handlung wegbewegt. War schon die ganze Zeit gespannt, welche drei Persönlichkeiten da jetzt noch hinzu stoßen. Hab ja mit allem möglichen gerechnet, aber nicht mit den drei Trollen *lol* Und natürlich hast du mal wieder prompt entgegen Lethos Regeln gehandelt und bist alleine rausgegangen. Irgendwie scheinst du da nicht dazu zu lernen, kann das sein? ^^
 
Jedenfalls, ich bin grad neugierig, wen du in Velen aufsammeln willst. Im Spiel ist Keira die Einzige, die man in Velen abholen muss und die ist ja quasi schon da. Die andere Person, die mir da noch einfallen würde, ist grad momentan der Waideler. Ob der in irgendeiner Weise hilfreich ist, bezweifle ich. Und Zoltan hängt ja in Novigrad rum, den willst du vermutlich auch abgreifen. Bin also gespannt :3 Ich hoffe ja immer noch auf irgendwelche Charaktere, die im Spiel nicht dabei waren *hoff*
 
Fand es ein bisschen schade, dass Hjalmar kaum zur Geltung kam in dem Kapitel. Hoffe, das wird im Folgekapitel noch mehr.
 
*giggle mode* : Schreib bitte ganz schnell weiter!


LG
Ex-Cala~
Antwort von:  Vegetasan
17.10.2019 10:10
Huhu,
Ja die Namen waren schwierig zu finden, aber ich denke du verstehst jetzt wieso ich nach dämlichen Namen gesucht habe.
Ich habe es tatsächlich auf eine Person abgesehen, die es zwar im Spiel gibt, aber man kann sie nicht abholen. Theoretisch sind es sogar zwei. Obwohl die eine später im Spiel sowieso auftaucht.
Sobald ich wieder in Kaer Morhen bin, wird Hjalmar natürlich mehr mit einbezogen, auch Mäussack.
Aber wir werden sehen, was noch kommt. ;)
Ob es zu kompletten OCs kommen wird, die mehr als nur Randfiguren sind, weiß ich noch nicht.

gruß Krümel ^^
Von: Calafinwe
2019-06-28T06:59:51+00:00 28.06.2019 08:59
Hi,
also ich hab das gestern Abend natürlich noch gelesen, aber weil am Tablet und schon wenig Strom und langes Kapitel hab ich mir das Kommentieren für heute vorgenommen.
 
Also yay, endlich mal wieder ein langes Kapitel, da bin/war ich voll happy drüber. Kann an dieser Stelle nur die Hoffnung ausdrücken, dass  Daelis dir auch in Zukunft wieder ein paar Aufgaben gibt, die nicht in zu kurzen Kapiteln abzuarbeiten sind. Da nehme ich das Warten dann gerne in Kauf.
 
Nun aber zum Kapitel selber. Inzwischen wird es echt kuschelig und es kommen ja doch noch so einige. Bin gespannt, wen Yennefer noch alles vorbei schickt und wen Geralt mitbringt. Und Vesemir ist ja auch irgendwie die Gedult in Person. Ich an seiner Stelle hätte Roche schon längst zum Ställe ausmisten verdonnert oder ihn gleich rausgeworfen, so wie er sich immer aufführt.
 
Die Szenen mit Regis und Dettlaff finde ich sehr gut gelungen, hätte aber nicht erwartet, dass es sich dann noch im selben Kapitel auflöst, dass sie Vampire sind. Bzw. hätte eher erwartet, dass Regis Vesemir in dem Brief reinen Wein einschenkt, aber so kann man sich täuschen.
Was mich hier etwas irritierte, war dein privates Gespräch mit Dettlaff über seine Herzensangelegenheiten. Hatte jetzt gerade die Stelle noch mal nachgelesen und Dettlaff erwähnt Rhenas Namen mit keinem Wort. In meinen Augen hätte er da stutzig werden müssen, als du ihn dann so einfach aussprichst. Auch wenn er vielleicht nicht grad der Hellste ist ;-)
 
Ansonsten muss ich gestehen, dass ich Letho schon viel eher den Laufpass gegeben hätte. Dass Vesemir dich wie ein Kind behandelt lass ich mir ja noch eingehen, aber Lethos Verhalten finde ich echt unmöglich <_<
 
Hier dann noch das obligatorische „schreib bitte ganz schnell weiter!“ <3
 
LG
Cala~
Antwort von:  Vegetasan
28.06.2019 10:34
Huhu,
Danke für dein Kommi.

Du hast recht, direkt im Text steht nirgends der Name von Rhena, allerdings hatte ich ja geschrieben, daß er mir die Geschichte erzählte, wie er sie kennen gelernt hat und ein bisschen über die Zeit, bevor sie verschwand. Da wird er den Namen verwendet haben.
Aber ich verstehe das es für Irritationen sorgt und werde das mit dem Namen vielleicht noch einmal ändern.

Bezüglich Letho, ich habe lange um ihn gekämpft und nur weil er mal das Arschloch raushängen lässt, gebe ich ihn nicht gleich auf.
Aber er wird sich anstrengen müssen, das alles wieder gut zu machen.

Und sobald ich die neue Aufgabe habe, werde ich natürlich weiter schreiben.

Gruß Chris
Von: Calafinwe
2019-05-27T10:41:20+00:00 27.05.2019 12:41
Hi,

bitte entschuldige, dass ich im Discord noch nichts geschrieben hatte (hatte gestern Verbindungsprobs am Handy), aber so ein offizieller Kommentar macht ja doch mehr Spaß :D Außerdem wollte ich bzgl. Ves noch mal lesen, was die Aufgabe dazu war.
 
Mir hat das Kapitel wieder sehr gut gefallen, endlich hat's Letho auch kapiert. Bin aber ehrlich gesagt froh, dass es bisher noch nicht zu mehr gekommen ist ^^" So genau will ich's meist doch nicht wissen *hust* Den Ausflug an sich fand ich sehr schön und auch, dass sich Letho so viel Mühe gegeben hat mit der versteckten Stelle und dem Teich, wo ihr das Picknick hattet. Ich hab das Tal auch immer in positiver Erinnerung, zumindest was das optische betrifft. Da gibt's ja durchaus einige trostlosere Gegenden.
 
Bei Yennefer hatte ich die Vermutung, dass sie sehr genau wusste, wer da kommt. Hab mich auch schon gefragt, warum sie jetzt schon da sind, das spricht auf jeden Fall dafür, dass du vom Spielplot ein bisschen abweichen wirst ^^.  Zum Gespräch mit Ves muss ich sagen, dass ich's mir gut vorstellen kann, dass sie mit Frauen anders / entspannter umgeht als wie mit dem Männertrupp, mit dem sie zusammenlebt und dass sie auch versucht, so etwas wie Freundschaft oder wenigstens Ablenkung darin zu finden.
Jedoch fand ich es ein bisschen seltsam, dass sie einer quasi "Wildfremden" dann doch so viel (zu viel?) von den Interna erzählt. Ich schätze sie da vermutlich bedachter ein als du. 
 
Jedenfalls bin ich schon gespannt, wie der Handlungsbogen weitergeht und freu mich schon drauf, dass das nächste Kapitel ja wohl ziemlich bald zu kommen scheint.

LG
Cala~
Antwort von:  Vegetasan
28.05.2019 13:35
Hy,
Ja das nächste Kapitel befindet sich schon quasi auf der Zielgeraden.

Das Ves evtl zu viel gesagt hat bzw warum, wird im nächsten Kapitel noch einmal zur Sprache kommen.

Und ja, ein offizielles Kommi macht mehr Spaß.
Vom See wusste Letho wirklich nichts, aber die Idee mit dem Picknick fand ich trotzdem klasse und hatte sie daher mit aufgenommen, als sie aufkam.

Zu mehr mit Letho wird es auch im nächsten Kapitel noch nicht kommen und später wird es dann eher nur angedeutet.
War dir das mit Lambert auch schon zuviel oder war das noch ok?
Gruß Chris
Von: Calafinwe
2019-05-03T08:39:15+00:00 03.05.2019 10:39
Hi,
 
so, jetzt hab ich bis hierhin gelesen :3
 
"Endlich" bist du angekommen, wenn man so will. Lange hat es gedauert und viele Gefahren hattest du mit Letho zusammen zu bestehen. Ich glaube, ich hab es schon irgendwo mal bei einem früheren Kommentar geschrieben; ich wär schon längst krepiert, mehr als nur einmal.
 
Ich musste zwischendrin mal so lachen, als du Abwasch ohne Spüli machen musstest/durftest. Ich glaub, egal wo in Deutschland man wohnt, man nennt es immer Spüli, oder? XD~
 
Jedenfalls muss ich gestehen, dass ich inzwischen froh bin, dass du in Kaer Morhen angekommen bist. Mit nur zwei Charakteren über mehrere Kapitel hinweg wurde es für mich plottechnisch doch stellenweise etwas einseitig. Hatte das Gefühl, dass sich manche Sachen mehrmals wiederholt haben (z. B. das ständige Hin und Her mit Letho bzgl. seiner Anweisungen und auch bzgl. deiner Romanze mit ihm). Wie gesagt, von daher bin ich froh, dass jetzt wieder ein Abschnitt mit mehr Charakteren kommt, du hast die Möglichkeit, Altes aus der Vergangenheit (Lambert) zu lösen und es ergeben sich auch neue Handlungsstränge. Z. B. würde es mich schon sehr interessieren, warum die Hexer nicht zu der abgebrannten Hütte gehen.

Besonders Vesemir gefällt mir bis jetzt gut, ich finde, ihn hast du sehr gut getroffen. Yennefers etwas flappsige Art hat mich dagegen ein bisschen irritiert, aber dafür ist sie super herrisch. Ich glaub, ich hätte einfach meine Sachen gepackt und wär gegangen, sobald die mich wieder aus dem Zimmer gelassen hätten. *sfz*

Ansonsten hat man es gemerkt, dass zwischen dem Kapitel "Lambert" und "Unter Arrest" ein Cut ist. Wobei, eigentlich ist es ein Cliffhanger. Da würde ich es für die Zukunft tatsächlich besser finden, wenn du's an solchen Stellen nicht mehr aufteilst, auch wenn es hinterher bedeutet, dass du das Kapitel erst später veröffentlichen kannst. "Eskel" hätte man da auch noch gut mit dran hängen können, wenn ich es richtig verstanden habe, gehören die drei Kapitel eh zusammen zu einer Aufgabe?

Jetzt bin ich aber schon gespannt drauf, wie Geralt reagiert, wenn er ankommt :'D Die anderen hast du dir ja mittels Essen schon soweit "gefügig" gemacht XD~

Schreib bitte ganz schnell weiter :D

LG
Cala~
Antwort von:  Vegetasan
03.05.2019 12:19
Ja, die Kapitel gehören eigentlich zusammen, aber ich hatte sie getrennt, damit es nicht so mega lang wird.
Warum die Hexer nicht zu der Hütte gehen, weiß ich übrigens auch nicht, nur das es so ist.
Das nächste Kapitel ist fast fertig, aber ohne Geralt. Ich weiß nicht ob er gekommen wäre, wenn ich nicht um eine lustige Aufgabe gebeten hätte.
Das mit dem hin und her zwischen mir und Letho wird sich zwar im nächsten Kapitel auch noch etwas fortsetzen, aber dann klärt es sich hoffentlich. Gruß Chris
Von: Calafinwe
2019-04-23T14:33:41+00:00 23.04.2019 16:33
Hallo,
 
hab inzwischen bis hierhin gelesen und dachte, ich lass mal wieder einen Kommentar da. Ganz allgemein glaube ich, dass man bei einem MSP Projekt nicht umhin kommt, hier und da mal was von der Originalstory zu erwähnen. Von daher finde ich das mit dem Bauchweh vernünftig gelöst (schwanger fänd' ich auch schlimmer ehrlich gesagt).
 
Insgesamt gefällt mir gut, wie sich die Geschichte seid deinem Aufbruch aus Novigrad entwickelt, wobei ich glaube, dass sie noch seeeeeeeeeeeeeehr lange dauern wird, wenn du weiterhin in diesem Tempo voran kommst. Nicht falsch verstehen, ich mag das total, aber ich glaube halt, dass Novigrad von Kaer Morhen mal mindestens eine Woche Ritt entfernt ist, wenn man sich nicht ständig irgendwo aufhalten lässt, um Hexer, Monster etc. zu beseitigen. Und zur Zeit bist du ja wirklich schnell mit dem Schreiben, ich komm mit dem Lesen gar nicht hinterher x'D

Die Sache mit dem Handy wird auch langsam interessant, wobei ich da eine Sache etwas merkwürdig finde. Letho will weder das Handy noch die Thermoskanne mal in die Hand nehmen und sich die beiden Sachen genau anschauen? Er scheint dir da irgendwie doch blind zu vertrauen, mag vielleicht auch dran liegen, dass sein Hexeramulett nicht vibriert, als die beiden Gegenstände auf die Bildfläche treten und er sie daher erst einmal nicht als Gefahr einstuft. Ich an seiner Stelle wär trotzdem neugierig, wenn ich Sachen in die Finger kriegen könnte, die von jemandem von einer anderen Welt sind. So Alientechnologie und so. Vielleicht kommt das später noch, deshalb werde ich mich bemühen, schnell weiterzulesen ^,~

LG
Cala~
Antwort von:  Vegetasan
24.04.2019 01:02
Hy, danke für dein Kommi,

wie du vielleicht anhand der Kapitelübersicht gesehen hast, komme ich in Kapitel 21 in Kaer Morhen an. Bis dahin passiert noch einiges.
Ihm sind die Dinge, vor allem das Handy ziemlich suspekt und noch weiß er das mit der anderen Welt ja noch gar nicht. ^^

Dank deines Kommis ist mir übrigens aufgefallen, das ich ein ganzes Kapitel vergessen hatte zu posten, danke also dafür. Hab es eben schnell hoch geladen.

Ich mag die Story auch sehr gerne und dass ich so schnell schreibe, liegt wahrscheinlich daran, dass ich selbst gerne wissen will, wie es weiter geht. Ein Ende ist noch nicht in Sicht, aber das finde ich überhaupt nicht schade. Es ist übrigens die bisher längste Geschichte die ich geschrieben habe.

LG Chris
Antwort von: Calafinwe
24.04.2019 10:14
Hi,

Danke für den Hinweis mit dem vergessenen Kapitel, gleich mal runterladen und neue Version auf den eReader ziehen, bevor ich da auch ein Kapitel auslasse^^"

LG


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