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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

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Kaer Morhen

Letho behielt die Pferde nach einiger Zeit im Schritt, so dass es für mich eher ein gemütlicher Spaziergang wurde. Als wir keinem mehr begegneten fing ich sogar an, einige Liedchen vor mich hin zu pfeifen. Unter anderem ‚Das Wandern ist des Müllers Lust‘ oder einfach Melodien, die mir in den Sinn kamen.

Letho schüttelte nur den Kopf darüber. Ich wusste nicht, ob er einfach nur genervt war, oder er es wirklich geplant hatte, aber etwas nach der Mittagszeit, reichte er mir die Zügel. Gegen Abend verließen wir die Wege. Von nun an würde es hauptsächlich über Wiesen gehen. Die Toina behielten wir immer in Sichtweite, sie würde uns zum Gwenllech führen. Und dieser uns in das Tal von Kaer Morhen bringen.

Hier und da konnten wir Spuren von Ertrunken sehen und auch Wölfen begegneten wir. Ansonsten war die Reise ruhig. Nun ja so ruhig wie sie mit Uma sein konnte. Wir sammelten Unterwegs auch noch einige Zutaten, zum einen hatte ich Geralt frische Zutaten gemopst und musste daher auch frische Zutaten zurück geben und zum anderen musste Letho seine Vorräte ebenfalls auffüllen. Ich nutzte die Gelegenheit ebenfalls, um endlich den Absud zu brauen.

Meine Gedanken gingen dabei zu den Draconiden und dem Waldschrat im Tal, aber ich wollte Letho nichts davon sagen, daher argumentierte ich, dass es besser sei, ihn zu haben und ihn nicht zu brauchen, als ihn zu brauchen und nicht zu haben. Als Beispiel diente mir die Striege und der Werwolf. Die Begegnungen hätten auch anders für mich ausgehen können und dies ließ Letho dann zustimmen. Allerdings überwachte er jeden Schritt beim brauen.

Nach einigen Tagen wurde aus den Wiesen immer mehr Wald. Die Bäume wurden immer mehr und die Büsche weniger.

Die Pferde kamen besser voran, da wir nun einigen Wildpfaden folgen konnten. Aber irgendwann wurde Tetris unruhig, er schlug mit dem Schweif und zuckte mit den Ohren. Doch so sehr ich mich auch umsah, konnte ich nichts entdecken. Auch Letho schien nichts bemerkt zu haben und sein Pferd war ebenfalls ruhig.

Ich lauschte, hatte das Handy vielleicht vibriert, doch ich hörte nichts. Ich griff trotzdem nach hinten in die Satteltasche, um es zu überprüfen. Vielleicht hatte sich der Fremde doch wieder gemeldet gehabt. Als ich das letzte Mal seine Warnung nicht gleich gelesen hatte, gab es eine böse Überraschung für uns, das wollte ich vermeiden.

Doch der Display zeigte nichts an. Keine neuen Nachrichten. Doch beim wieder wegstecken, bemerkte ich, dass etwas mit dem Kompass war. Er ratterte wieder wie damals, als ich bei Triss im Haus war. Ich zog ihn hervor und klappte ihn auf. Tatsächlich pendelte die Nadel immer wieder hin und her. Zeigte in Richtung Satteltasche und tiefer in den Wald.

„Letho? Was befindet sich dort hinten?“ ich deutete in die Richtung, in die der Kompass zeigte. „Nichts, wo du dich aufhalten solltest!“ antwortete er und ritt weiter. „Ach komm schon Letho. Da muss irgendwas sein. Der Kompass zeigt dorthin, vielleicht finde ich dort einen Hinweis, oder so.“ bat ich ihn. „Nein, wir werden nicht dort hin reiten! Der Ort bringt nur Unheil!“ bestimmte er.

„Also gibt es dort etwas. Ich will nur nach schauen!“ rief ich. „Nein, selbst Hexer meiden diesen Ort. Jetzt komm weiter.“ Forderte er. Doch ich folgte ihm nicht.

„Was soll den da Schlimmes sein? Außerdem haben wir sogar schon an einem verfluchten Ort geschlafen.“ Schmollte ich. „Nein, komm jetzt endlich weiter!“ er war unnachgiebig. Doch ich wollte unbedingt wissen was es dort gab. Vielleicht gab es dort wirklich einen Hinweis, schließlich zeigte der Kompass ja auch auf diese merkwürdigen Teile. Als Letho sich umdrehte und weiter reiten wollte, lenkte ich Tetris zwischen die Bäume und trieb ihn an.

„Alanya!“ hörte ich Letho wütend rufen, doch dies ließ mich das Pferd nur noch mehr antreiben. Einige hundert Meter weiter, hielt ich auf einer Lichtung. Doch ich konnte nicht erkennen, warum ich hier nicht her reiten sollte. Keine Monster, keine Erscheinungen die auftauchten. Nur zwei große Haufen aus verrottetem Holz und Stroh. Es gab auch etwas, das vielleicht mal ein Brunnen gewesen sein könnte, doch er war völlig in sich zusammen gestürzt.

Ich stieg von Tetris und sah auf den Kompass, doch ehe ich auch nur einen Schritt machen konnte hielt Letho sein Pferd neben mir an. „Was soll das, ich habe nein gesagt! Warum kannst du nicht hören?“ fragte er ziemlich angesäuert. Ich sah zu ihm rauf, „Aber hier ist doch nichts, nur eine ziemlich alte Ruine. Vielleicht das Haus eines Jägers oder so.“ meinte ich zu ihm und blickte dann wieder auf den Kompass. Die Nadel zeigte in Richtung Haus.

Ohne weiter auf den Hexer zu hören, ging ich in die Richtung. Doch leider war er schneller hinter mir, als ich vermutet habe und packte mich von hinten am Kragen. „Alanya, reiz mich nicht noch mehr!“ knurrte er. Gezwungenermaßen musste ich stehen bleiben. „Aber wir sind doch jetzt schon einmal hier und dann kann ich mich doch auch umsehen.“ Protestierte ich. „Nein, wir sollten gar nicht hier sein.“ Entgegnete er und wollte mich zurück zu den Pferden ziehen.

„Letho, lass los! Ich sehe keinen Grund warum wir nicht hier sein sollten!“ forderte ich. „Ich habe es dir schon gesagt, dieser Ort birgt nichts Gutes, er bringt Unheil!“ als er mich sogar auf mein Pferd setzen wollte, ließ ich mich einfach auf der anderen Seite wieder runter rutschen. „Alanya!“ schimpfte Letho. „Nein, du kannst noch nicht einmal begründen, warum wir nicht hier sein sollten. Es gibt hier nichts. Kein Monster, kein gar nichts, nur Haufen aus verrottendem Holz. Wenn es hier mal etwas gab, ist es lange weg. Es gibt ja noch nicht einmal mehr Spuren!“ warf ich ihm vor. Seine Augen funkelten vor unterdrückter Wut.

„Fein, aber ich werde nicht zu deiner Rettung kommen!“ er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich böse an. Ich nickte und stapfe wieder davon. „Sturer Esel!“ grummelte ich vor mich hin. Ich umrundete die Ruine, doch auf was auch immer der Kompass reagierte, befand sich irgendwo darin. Vorsichtig stieg ich über die Balken und duckte mich unter einigen Dachresten hindurch.

Der Kompass führte mich zu einem stinkenden und schimmligen Haufen aus Stroh, das vermutlich irgendwann mal ein Teil des Daches gewesen war.

Mit krauser Nase zerteilte ich den Haufen, bis ich etwas fand. Ein weiteres kleines Teil, das scheinbar zu den anderen gehörte, die ich bereits gefunden hatte. Na hoffentlich war es den Ärger am Ende wert, den ich bestimmt von Letho kriegen würde. Ich krabbelte unter den Überresten hervor und sah, wie Letho vor Uma hockte. Dabei fiel mir auf, dass der Kleine, seitdem wir hier waren keinen mucks mehr von sich gegeben hatte.

„Ist alles in Ordnung mit ihm?“ fragte ich Letho leicht besorgt. „Kein Wort! Ich will heute kein Wort mehr von dir hören! Ab aufs Pferd!“ knurrte Letho nur. Er nahm Uma auf den Arm und stieg auf sein eigenes Pferd. Oh je, er war sogar so sauer, dass er mich noch nicht einmal mehr zu Fuß laufen ließ. Bedrückt schluckte ich, tat aber wie mir gesagte wurde. Allerdings ließ er mich Tetris nicht selber lenken, er hatte einen Strick an das Gebiss gebunden, so das er ihn führte und ich ihn ja nicht noch einmal weg lenken konnte.

Letho wartete kaum, bis ich im Sattel saß und trieb sein Pferd zu einem schnellen Galopp an. Er wollte diesen Ort scheinbar wirklich dringend verlassen. Schweigend ließ ich Tetris ihm folgen, ich verstand nicht wirklich, warum er so sauer war. Es war doch gar nichts passiert.

Den restlichen Tag musste ich wirklich schweigend verbringen, es schien als würde Letho es merken, wenn ich etwas sagen wollte und blickte mich vorher schon böse an, ehe ich auch nur den Mund aufmachen konnte. Als wir unser Lager aufschlugen, ließ er mich deutlich mehr Runden laufen als gewöhnlich, ließ mich dann eine Kleinigkeit essen und schickte mich dann schlafen.

Ich lag noch eine Weile wach und hörte Letho zu, wie er sich um Uma kümmerte. Als sich Letho dann auch schlafen legte, drehte er mir demonstrativ den Rücken zu.
 

Irgendwann in der Nacht, wurde ich geweckt. Uma hatte geschrien, sofort hatte ich mich aufgesetzt und nach der Gefahr Ausschau gehalten, doch ich konnte nichts entdecken. Ein Blick auf Uma zeigte, dass der kleine Kerl noch schlief, wenn auch ziemlich unruhig. Er schlug um sich und schrie hin und wieder auf. Aber auch Letho schien schlecht zu schlafen. Es wunderte mich sowieso, dass er durch Uma nicht geweckt wurde.

Ich legte mich wieder hin und versuchte weiter zu schlafen, doch auch Letho neben mir wurde immer unruhiger. Er wälzte sich hin und her und schien etwas vor sich hin zu murmeln, das ich nicht verstand. Im halbdunkeln des Lagerfeuers konnte ich erkennen, wie die Vene an Lethos Hals pochte. Sein Herz raste ja förmlich und sein Blutdruck schien auch recht hoch zu sein. Schließlich hätte ich seinen Puls sonst nicht sehen können. Als ich mich über ihn beugte, um ihn zu wecken, bemerkte ich, dass auch seine Atmung deutlich schneller und keuchender ging, als normal. „Letho! Letho wach auf!“ ich rüttelte leicht an seiner Schulter.

Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er wie eine gespannte Feder hochschnellte, mich am Hals packte und zu Boden drückte. Erschrocken sah ich zu ihm auf, wagte es jedoch nicht mich zu bewegen, auch wenn die Luft langsam ein wenig knapp wurde. Dann schien er wieder zu sich zu kommen. „Krümel!“ hauchte er und ließ entsetzt meinen Hals los.

„Du schienst einen Albtraum gehabt zu haben, daher wollte ich dich wecken.“ Erklärte ich und rieb mir den Hals, während ich mich aufsetzte. Lethos Atmung ging immer noch ein wenig schneller, schien sich aber zu beruhigen. Sein Blick wurde weicher. „Da war sicher nett von dir gemeint, aber versuche niemals einen Hexer aus einem Albtraum zu wecken. Ein anderer hätte vielleicht zuerst nach seiner Waffe gegriffen.“ Warnte er mich. Ich nickte, diese Warnung würde ich wohl wirklich beherzigen.

„Leg dich wieder schlafen, ich bin in Ordnung.“ Meinte er. Ich nickte, „Schlaf du auch noch gut.“ Murmelte ich. Allerdings dauerte es noch eine ganze Weile, bis ich mich selbst von meinem Schrecken erholt hatte und wieder einschlafen konnte. Ich wurde immer mal wieder durch Uma geweckt und irgendwann gab ich es auf, noch ein wenig schlaf zu bekommen. Als ich mich umdrehte, um zu sehen wie es Letho ging, da er die Nacht scheinbar noch mehr Albträume gehabt hatte, stellte ich fest, dass seine Schlafmatte leer war. Verwirrt setzte ich mich auf. Er kniete am Feuer und schien zu meditieren.

Als ich mich streckte und ein gähnen unterdrückte, öffnete er die Augen.

„Habe ich dir weh getan, heute Nacht?“ wollte er gleich wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Ne, nur ziemlich erschreckt.“ Gab ich zu. Er rieb sich den Nacken, „Tut mir leid. Wie hast du geschlafen?“ war seine nächste Frage. Ich zuckte mit den Schultern, „Schon gut, hätte wohl eher damit rechnen sollen. Aber bis auf das Gequengel von Uma habe ich gut geschlafen, wieso?“ antwortete ich ihm.

„Wirklich? Keine Albträume oder so?“ fragte er nochmals nach. „Nein, nicht das ich wüsste. Wieso fragst du?“ wollte ich dann wissen. „Es könnte einen Zusammenhang geben, zwischen dem Ort gestern und den Träumen. Selbst Uma hatte welche und er scheint sonst nicht zu träumen.“ Meinte er.

„Das könnte auch einfach Zufall gewesen sein. Ich hatte auf jeden Fall keine Träume.“ Ist krabbelte zu Letho rüber und kniete mich vor ihm hin. „Hör mal, wegen gestern mein Benehmen tut mir leid. Aber ich war so Neugierig, zu was mich der Kompass führen würde und auch dein Gerede hatte mich nur noch neugieriger gemacht.“ Entschuldigte ich mich. Seine Augen verengten sich ein wenig.

„Ich hatte dir was gesagt gehabt.“ Meinte er nur. Ich nickte, „Ja, ich weiß. Aber manchmal ist es bei mir so, als ob ein Hebel in meinen Kopf umgelegt wird. Wenn mir gesagt wird, ich soll etwas nicht machen, dann mache ich es erst recht, oder umgekehrt. Das war schon immer so bei mir und manchmal komme ich dann auch nicht dagegen an, selbst wenn ich weiß wie bescheuert mein Trotz ist. Vielleicht ist in meiner Kindheit einfach zu viel schief gelaufen.“ Versuchte ich mich zu erklären.

Sein Blick wurde ein wenig weicher und zog mich in seine Arme. „Ach Krümel, …“ murmelte er. „Es wird schon seinen Grund haben, dass selbst Hexer diesen Ort meiden. Selbst wenn es keine offensichtlichen Gefahren gibt, heißt es nicht das dort nicht vielleicht gefährliche Magie gibt. Wenn ich dir etwas verbiete ist es nicht, weil ich dir etwas Böses will. Ganz im Gegenteil, es ist nur für deine Sicherheit. Verstehst du das?“ er lehnte sich mit seiner Wange an mein Haar. Ich nickte, „Ja und deswegen tut mir mein Verhalten leid.“ Antwortete ich ihm. Ich drehte meinen Kopf leicht und gab ihn einen kleinen Kuss auf den Unterkiefer.

„Krümel!“ mahnte er leise. „Ich weiß, ich weiß. Nur Freunde.“ Seufzte ich. „Nein, nicht nur Freunde, Familie.“ Entgegnete er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. „Geh dich fertig machen.“ Meinte er dann noch. Ich nickte und er entließ mich aus seiner Umarmung.

Er stand ebenfalls auf und machte Uma für den Tag fertig, ich glaube Letho wäre auch sicher Froh, wenn sich jemand anderes um ihn kümmern würde. Aber wir würden ja bald in Kaer Morhen sein.
 

Und wirklich, ein paar Tage später waren wir im Tal angekommen. In ein paar Stunden wären wir in der Festung. „Letho, kann ich die Verkleidung nicht langsam mal ausziehen? Hier wird es doch sicherlich keine Nilfgaarder geben.“ Wollte ich wissen. „Nun, wenn du völlig durchnässt ankommen willst, kannst du das gerne tun, aber es braut sich ein Wolkenbruch zusammen.“ Antwortete er und deutete in den Himmel. Ich folgte seinem Blick, tatsächlich kam eine ziemlich dunkle Wolkenfront auf uns zu. Ich grummelte, aber er hatte recht, der Ledermantel schützte recht gut.

„Na komm, lass uns ein wenig schneller reiten, vielleicht haben wir ja Glück.“ Grinste er und trieb Kiran an. Tetris beschleunigte von allein.

Aber wir kamen nicht trocken in der Festung an. Wir überquerten gerade den Bachlauf bei der Bärenhöhle, als der Himmel sich auftat. Es regnete in Strömen, nur ein paar Minuten und wir sahen aus, als ob wir ins Wasser gefallen wären. Bei dem Wetter war der Hof der Festung völlig leer. Natürlich, niemand erwartete uns so wirklich, denn weder Lambert noch Geralt schienen hier zu sein. Im Stall befand sich nur ein Pferd, das von Vesemir.

Wir waren gerade aus den Sätteln gestiegen und wollten die Pferde in den Unterstand führen, als sich uns jemand nähert.

„Wer seid ihr und was wollt ihr?“ erschrocken drehte ich mich um. Ich hatte nicht gehört das sich uns jemand genähert hatte. Letho allerdings schon, in ruhe nahm er seine Kapuze ab und drehte sich ebenfalls um. „Hallo Vesemir.“ Begrüßte er ihn. „Letho, was willst du hier?“ fragte Vesemir ruhig. „Geralt hat mich eingeladen.“ Zuckte der Größere mit den Schultern.

„Und deswegen führst du einen Hexenjäger her?“ Vesemir deutete mit seiner Armbrust in meine Richtung. Ich suchte ein wenig Deckung hinter Letho, „Ich habe dir gesagt, die Verkleidung ist eine doofe Idee!“ zischte ich ihm leise zu. Doch trotz des Regens hatte Vesemir mich scheinbar verstanden. „Verkleidung?“ wollte er irritiert wissen. Ich spähte um Letho herum und nickte, Ich schob den Hut ein wenig hoch, so dass er besser mein Gesicht sehen konnte. „Hab Emhyr ein wenig verärgert und seine Agenten würden nicht nach einem Hexenjäger in Redanien suchen.“ Erklärte ich. Vesemir seufzte und senkte die Armbrust, „Gut, ich werde dir vorerst glauben. Stellt eure Pferde unter und dann kommt rein.“ Brummte er.

Ich atmete erleichtert auf. Wir sattelten die Pferde ab und schulterten unsere Ausrüstung. Uma schaute sich neugierig um, blieb aber bei Letho an der Hand. Wir folgten Vesemir in die Festung. Es war beeindruckend, das große Eingangsportal, die hohe Decke, die Wandbemalungen. Staunend sah ich mich um.

Als die Tür hinter uns geschlossen war, ließ Letho Uma los, der sofort mit seiner Erkundung begann. Wir legten unsere Sachen ab und folgten dem alten Hexer dann zum Tisch vor der Feuerstelle. „Also?“ fragte er, als wir ihn erreicht hatten. Ich nahm den Hut ab und strich mir durch die Haare. „Das ist Alanya, sie war ursprünglich mit Geralt unterwegs.“ Stellte Letho mich vor. Ich lächelte den Hexer an, „Wie das?“ wollte er wissen. Ich kratzte mir verlegen am Hinterkopf, „Eigentlich ne längere Geschichte, aber kurzgefasst, Emhyr fand ich sei entbehrlich genug, um Geralt im Auge zu behalten, während dieser nach Ciri sucht und ihm die Fortschritte zu berichten. Als Geralt aber nach Skellige aufbrechen wollte, habe ich mich abgesetzt, viel zu ungemütlich dort. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, dass wir uns hier treffen würden und Lambert ebenfalls. Unterwegs habe ich Letho getroffen, dann haben wir Uma geholt und sind hergekommen.“ Erklärte ich kurz.

„Uma? Und woher wusstest du wo die Festung liegt?“ wollte Vesemir wissen. „Uma ist der kleine hässliche Zwerg dahinten. Er wurde verflucht und Yennefer soll den Fluch lösen und wo Kaer Morhen liegt, habe ich in einigen älteren Texten gefunden.“ Umschiffte ich die Wahrheit. Vesemir schien noch nicht so ganz überzeugt zu sein. „Wie passt Lambert in die Geschichte?“ wollte er weiterwissen. „Wir, das heißt Geralt und ich haben ihn in Novigrad getroffen. Ich habe ihm dann geholfen jemanden zu finden.“ Erzählte ich ihm. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch einige Privilegien durch den Kaiser, die hatte ich über die Botschaft dort genutzt. Die hatte er mir natürlich sofort entzogen, als ich beschlossen hatte, Geralt zu verlassen. Emhyr hatte mir sogar einen Boten hinterhergeschickt, mit der Nachricht, dass ich mich umgehend zurück in die Botschaft begeben soll, um mich unter Arrest Stellen zu lassen, bis Geralt zurück ist. Da kam Letho auf die Idee, dass ich mich als Hexenjäger verkleiden sollte.“ Vesemir nickte nur und erhob sich. „Letho, auf ein Wort?“ forderte er. Letho nickte und stand ebenfalls auf. Er legte mir eine Hand auf die Schulter. „Du bleibst genau hier. Verstanden Krümel? Ich werde es wissen, wenn nicht.“ Forderte er. Ich nickte miss mutig, „Ja Letho.“ Murrte ich.

Dann gingen die beiden. Sie verschwanden außer Hör- und Sichtweite.

Als klar wurde, dass sie wohl noch eine Weile wegbleiben würden, beschloss ich, zumindest den nassen Mantel auszuziehen. Ich hatte mich gerade erhoben und einen Schritt zurückgetan, als ich Letho hörte. „Alanya!“ rief er warnend. „Was!? Ich will mir nur denn nassen Mantel ausziehen!“ fauchte ich zurück. Danach war erst einmal wieder Ruhe. Was auch immer sie besprachen, es musste ne ziemliche Menge sein.

Da ich nicht die ganze Zeit dumm rumsitzen wollte, mich aber auch nicht umsehen durfte, konnte ich die Zeit auch nutzen und meine tägliche Meditation zu absolvieren. Ich kniete mich ans Feuer und schloss die Augen. Ich benutzte die Atemtechnik, die mir Letho gezeigt hatte, um meinen Körper zur Ruhe zu bringen und konzentrierte mich auf mein Gehör. So würde ich ihnen zwar noch immer nicht zuhören können, wäre aber gewarnt, wenn sie zurückkämen.

Irgendwann konnte ich unter dem Geplapper von Uma schritte hören. Sie näherten sich, aber nicht völlig. Sie blieben stehen. „Huh, was für eine Verwandlung, vom Hexenjäger zum Hexer.“ Scherzte Vesemir. „Was steckt dann unter der Rüstung, eine edle Dame?“ machte er weiter, „Nun, zumindest eine zickige.“ Machte Letho mit.

Ich ballte die Kiefer aufeinander, ich würde mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie schienen darauf zu warten, dass ich irgendwie reagiere, doch ich ignorierte sie so lange, bis einer der Beiden zu mir kam. Ich öffnete die Augen und sah auf, als die Schritte vor mir stoppten. Es war Letho, „Na komm Krümel.“ Er streckte mir eine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Ich überlegte kurz ob ich sie ablehnen sollte, aber dann hätte er im Endeffekt doch gewonnen, also ließ ich mir aufhelfen.

Wir setzten uns wieder an den Tisch. „Wie du gemerkt hast, habe ich lange mit Letho gesprochen, worüber tut jetzt nichts zur Sache.“ Schnitt er gleich jede Frage ab, die ich hätte stellen können. „Ihr beide könnt vorerst hierbleiben, ihr müsst euch aber an den täglichen Aufgaben beteiligen. Das heißt Letho wird mir bei notwendigen Reparaturen zur Hand gehen und du wirst dich um das Essen und das Saubermachen kümmern.“ Eröffnete er mir. „Was? Aber ich, …“ fing ich an. „Alanya! Sein Haus, seine Regeln!“ schnitt Letho mich ab. „Soll ich dann vielleicht auch gleich noch die Wäsche machen?“ fragte ich gereizt. „Das musst du nicht unbedingt, aber wenn du das möchtest, kannst du es gerne machen.“ Stimmte Vesemir zu. Ich schnappte nach Luft.

Ganz ruhig, dachte ich mir.

Diese Welt lebt noch immer hinter dem Mond und Vesemir ist noch älter. Er kennt es nicht anders. Versuchte ich mich zu beruhigen.

Mir kam ein Gedanke, der mich beinahe zum lachen brachte, wenn er wollte das ich kochte, konnte er es gerne haben. Er würde schon sehen was er davon hatte.

„Wenn es sein muss. Aber ich werde selbst bestimmen was ich koche, ich werde nur dort saubermachen wo kein Schutt mehr liegt und ihr werdet mir das Wasser holen!“ forderte ich im Gegenzug.

Vesemir nickte, „Das ist in Ordnung.“ Stimmte er zu. Letho zog verwundert eine Augenbraue hoch, er hatte wohl mit mehr Protest gerechnet. Als ich ihn jedoch angrinste, wurde sein Blick misstrauisch. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich wohl etwas vorhatte.

„Sehr schön, wenn das geklärt ist, zeige ich dir das Zimmer wo du schlafen kannst. Allerdings wurde es lange nicht mehr benutzt. Holt eure Sachen.“ Meinte er freundlich. Wir standen auf und holten unser Zeug. Er zeigte Letho die Pritschen, die nahe dem Esstisch standen und teilte ihm eine zu. Letho verstaute seine Sachen auf der Truhe, die hinter dem Kopfende stand. Dann führte er uns quer durch das Erdgeschoss, zum Treppenaufgang, unter dem auch der Zugang zum Labor lag. Er führte uns ganz nach oben.

„Hier kannst du schlafen. Die eigentlichen Schlafkammern sind schon lange nicht mehr bewohnbar.“ Meinte er zu mir. „Danke Vesemir.“ Meinte ich zu ihm. Aber nur weil es sich gehörte und nicht, weil ich wirklich dankbar war. Dieser Raum war eine Rumpelkammer und Letho würde am anderen Ende der Festung schlafen. Ich warf einen flehenden Blick zu ihm, doch er schüttelte kaum merklich den Kopf. Ich ließ die Schultern enttäuscht sinken. Würde ich überhaupt noch allein schlafen können?

„Leg deine Sachen beiseite und dann zeig ich dir die Küche.“ Schlug Vesemir vor. Ich nickte und legte meine Sachen beim Bett ab.

„Ich werde dir nachher Holz hochbringen und das Feuer anmachen.“ Bot Letho an. „Ja danke Letho.“ Murmelte ich und folgte Vesemir die Treppe wieder runter. Ich sollte wohl nichts in meinem Zimmer vergessen, wenn ich mir diese ganze Lauferei sparen möchte, kam es mir in den Sinn.

Schließlich kamen wir zu der Tür, die in die Küche führte. Vesemir öffnete sie und sie auf, so dass wir hindurch gehen konnten. Ich verzog das Gesicht, die Küche sah schlimmer aus, als sie im Spiel wirkte.

„Das ist keine Küche, das ist ein Saustall!“ schimpfte ich. „So schlimm ist es nun auch nicht.“ Wollte er abwiegeln.

Ich rümpfte die Nase und zog einen Lappen vom Tisch, der schon beinahe lebte. „Ja, ja. Nicht so schlimm.“ Murmelte ich dabei. So würde ich nicht arbeiten können. „Gut, dann holt mal das Wasser, bei dem ganzen Dreck werde ich ne Menge brauchen.“ Meinte ich zu ihm. Ohne weiter auf sie zu achten, schnallte ich meine Schwerter ab und zog meine Rüstung aus und legte alles ordentlich zur Seite.

Als allererstes stapelte ich das benutzte Geschirr zusammen und legte alle noch genießbaren Lebensmittel, die sich auf den verschiedenen Tischen und Regalen befanden, auf einen Haufen. Dann suchte ich saubere Tücher und Schrubbürsten zusammen. Einen Besen fand ich auch. Die Beiden Hexer füllten ein altes Fass mit Wasser und den großen Kessel an der Feuerstelle, dann überließen sie mich der Arbeit in der Küche.

Vor mich hin grummelnd fing ich bei dem hinteren Regal an, ich würde kein sauberes Geschirr in ein Spinnennest stellen. Und viele kleine Spinnen kamen mir entgegen. Meine Haare klebten mir durch den Schweiß schon an der Stirn, als ich mit dem Geschirr und den Regalen soweit fertig war.

Damit ich nach dem fegen nicht wieder von Vorne anfangen musste, nahm ich große Tücher, die ich in einer Kiste gefunden hatte und deckte sie damit ab.

Es war eine gute Idee wie sich zeigte, denn es wurde jede Menge Staub aufgewirbelt. Wann hatten die Hexer zuletzt hier mal richtig sauber gemacht? Den Dreck kehrte ich durch die Tür zu dem Schutthaufen, sollten die Hexer sich selber drum kümmern. Die Getreidesäcke schleppte ich auf das Holzpodest hoch, um sie besser vor Mäusen zu schützen. Unter dem Holzpodest standen Kisten mit Gemüse, Kohl und Obst, meist Äpfel.

Ehe ich den Boden wischen würde, musste ich erst mal eine Pause einlegen. Ich dachte nur sehnsüchtig an das Bett und hoffte, das es wenigstens sauber wäre, denn mein Zimmer zu reinigen würde ich heute nicht mehr schaffen. Ich stöhnte als mir einfiel, dass ich auch noch etwas kochen musste. Ich ließ meinen Kopf auf die Arme sinken, ich überlegte was ich machen könnte, etwas das Zeit sparte. Am besten einen Eintopf, der könnte vor sich hin köcheln, während ich mich um den Boden kümmerte. Also raffte ich mich wieder auf und suchte Gemüse und einige Gewürze zusammen. Das Gemüse zu schälen und zu schneiden ging schneller als gedacht und ich konnte den Topf auf der Kochstelle anheizen.

Nebenbei grinste ich über die Idee, wie Lambert oder Geralt früher als Kind hier vielleicht saßen, weil sie zum Kartoffel schälen abgestellt wurden. Wenn ich es richtig in Erinnerung hatte, dann hatte Geralt Eskel damals immer in Schwierigkeiten mit reingezogen. Von Lambert hieß es immer nur er wäre schon immer ein Arsch gewesen, aber ich konnte mir das nicht vorstellen. Als Kind, das gerade aus einem missbräuchlichen Haushalt kam, hatte er zu dem Zeitpunkt vermutlich nicht all Zuviel Selbstvertrauen. Eigentlich ein Wunder, das aus ihm ein einigermaßen anständiger Kerl geworden ist.
 

Ich schüttete etwas Wasser auf den Boden, nahm mir die Scheuerbürste und machte mich dran den Boden zu säubern. Auf knien schrubbte ich den Boden und schnell wurde klar, dass der Boden eigentlich gar nicht so dunkel war. Er war einfach nur sehr verdreckt.

Ich war gerade dabei, das überflüssige Wasser vom Boden zu aufzunehmen, als ich hörte wie die Tür geöffnete wurde und jemand herein kam.

Immer noch auf knien drehte ich mich um. „Das ist nicht dein Ernst!“ fluchte ich, als ich die dreckigen Fußspuren, auf den eben erst geschrubbten Boden sah. Ich stand auf und schnappte mir den Besen. Ich ließ Letho gar keine Zeit, um sich zu erklären. „Raus!“ verscheuchte ich ihn mit dem Besen. „Und wehe du schleppst hier wieder Dreck rein!“ fluchte ich. Er schien ziemlich perplex zu sein und ließ sich von mir wieder aus der Tür scheuchen.

Durch die offene Feuerstelle konnte ich Vesemir lachen hören und wie irgendwas darüber sagte, dass man Frauen in ihrem Reich nicht stören sollte. Die Antwort von Letho verstand ich leider nicht. Vor mich hin knurrend, entfernte ich den Dreck, den der Hexer wieder rein getragen hatte.

Irgendwann war der Boden fertig und auch das Essen hatte nun lange genug gekocht.

Ich legte einen groben und festen Lappen vor die Tür zum Schuhe abtreten, um nicht selbst wieder Dreck in die Küche zu schleppen und sammelte dann Geschirr zusammen, um es nach draußen zu bringen. Vesemir und Letho saßen bereits am Tisch und diskutierten über Uma. Ich stellte das Geschirr auf den Tisch, dann ging ich zurück in die Küche und holte den Topf und einen Krug mit Wasser.

Wir aßen schweigend, jeder schien seinen Gedanken nach zu hängen, beziehungsweise, ich war viel zu müde, um gerade über irgendetwas zu reden. Nach dem Essen räumte ich alles ab und spülte es gleich. Dann nahm ich eine Flasche Met und ging damit zu den Hexern zurück.

„Vesemir?“ fragte ich um seine Aufmerksamkeit zubekommen. Er schaute auf. „Lambert erzählte mir von eurer Bibliothek. Darf ich sie sehen? Ihr habt bestimmt viele interessante Bücher.“ Fragte ich ihn. Doch er schüttelte den Kopf, „Nein. In vielen Büchern dort hat deine Neugier nichts zu suchen.“ Lehnte er direkt ab. „Ach bitte!“ flehte ich. „Nein. Außerdem wirst du mit deiner Aufgabe genug zu tun haben.“ Er wandte sich wieder an Letho, um ihr Gespräch über Endriagen fortzusetzen. Ich überkreuzte meine Arme auf dem Tisch und stützte mein Kinn darauf ab. Ich behielt die Hexer im Auge. Letho ignorierte mich offensichtlich, in dem er sich weigerte in meine Richtung zu schauen, um meinem flehenden Dackelblick zu entgehen.

Irgendwann schaute Vesemir wieder zu mir, „Ciri hatte auch immer so geschaut, wenn sie etwas wollte.“ Meinte er. „Und wirkt es?“ fragte ich. „Nicht bei mir.“ Meinte er nur und setzte sein Gespräch mit Letho wieder fort. Schmollend schob ich eine Unterlippe vor. „Bitte Vesemir? Ich würde gerne mehr lernen, über Monster und Kräuter. Letho hat mir schon vieles über Monster erzählt, aber bestimmt hat er Dinge vergessen zu erwähnen, weil dieses Wissen für euch selbstverständlich ist. Ich würde auch gerne so viel über Monster wissen, wie man sie besser bekämpft oder vielleicht doch lieber ausweicht.“ Versuchte ich ihn zu überzeugen. „In Ordnung. Aber nicht alleine. Es wird immer jemand bei dir sein, wenn du die Bibliothek betrittst. Daher wirst du warten müssen, bis Eskel, Lambert oder Geralt zurück sind.“ Gab er dann doch nach. Es war zwar nicht genau das was ich mir erhofft hatte, aber besser als gar nichts. „Danke Vesemir!“ strahlte ich ihn an. Er lächelte zurück und diskutierte weiter, über die ideale Entnahme von Giften bei Monstern.
 

Ich wachte in meinem Bett auf, die Sonne war zwar durch Wolken verdeckt, doch es war schon deutlich hell draußen. Ich musste am Abend am Tisch eingeschlafen sein, als ich versuchte Vesemirs Vortrag zu folgen. Langsam stand ich auf, mir tat mein Rücken und meine Knie weh, außerdem merkte ich, wie ich einen leichten Muskelkater in den Armen hatte. Am liebsten hätte ich mich wieder ins Bett verkrochen, aber ich hatte keine Lust von einem hungrigen Hexer geweckt zu werden, der sein Frühstück haben wollte.

Ich fragte mich, wer von den Beiden mich gestern Abend hier hoch gebracht hatte. Fand aber keine Antwort darauf, ich war zumindest froh darüber, dass sie mich nicht am Tisch haben sitzen lassen. Angezogen war ich schon, oder eher noch und musste nur in meine Stiefel schlüpfen, die ordentlich neben dem Bett standen. Meine Rüstung und die Schwerter sah ich nirgendwo und nahm daher an, dass sie noch unten in der Küche waren. Ich wechselte nur mein Oberteil und schnappte mir dann die Sachen für Lambert und Geralt, so wie die Notizen von Aiden. Ich hatte mittlerweile alles für mich Relevante daraus abgeschrieben und es wäre besser, wenn die Sachen bereits auf den Pritschen lagen, wenn die Beiden hier ankommen würden.

Müder ging ich hinunter. Erstaunlicherweise war Vesemir schon wach und beschäftigte sich mit Uma. „Morgen.“ Nuschelte ich und als Uma mich sah, nahm er gleich sofort wieder Abstand. „Guten Morgen, Alanya.“ Begrüßte Vesemir mich und stand auf. Er besah neugierig die Sachen, die ich in der Hand trug. „Für Lambert und Geralt.“ Meinte ich nur. Er nickte und deutete auf die ersten beiden Pritschen. Ich legte die Sachen auf die Felle und notierte mir Mental, Letho nachher zu bitten, die Zutatengläser von Geralt dazu zustellen.

Dann schlurfte ich in die Küche, ich würde nichts Aufwendiges machen. Nur ein wenig Haferbrei mit Obst. Danach würde ich anfangen ein paar Brote zu backen. Ich hatte wirklichen keinen Bock drauf, dreimal am Tag zu kochen. Daher würde es zum Mittag Brot mit Käse geben und wenn sie es sich verdienten, vielleicht auch mal mit Fleisch. Aber vorerst würden sie keines bekommen. Sie mussten schon höflich darum bitten, grinste ich in mich herein. Vesemir war selbst schuld, wenn er mich einfach so zum Küchendienst abkommandierte. Ich war schließlich keine einfache Dienstmagd.

Ich war mit den Frühstücksvorbereitungen soweit fertig und auch Letho war mittlerweile aufgestanden.

„Morgen.“ Meinte er, als ich den Haferbrei und geschnittenes Obst auf den Tisch stellte. „Möchtest du nicht lieber erst nach deinem Training frühstücken?“ fragte er mich, als ich mich setzten wollte.

„Training?“ stöhnte ich. Er nickte, Vesemir sah erstaunt auf. „Du trainierst sie?“ wollte er wissen. „Ja, sie macht langsam fortschritte.“ Antwortete der größere Hexer. „Die Spur ist zwar nicht mehr im besten zustand, aber ihr könnt sie gerne nutzen.“ Schlug Vesemir vor. Ich sah ihn entgeistert an, war normales laufen denn nicht mehr genug? „Das klingt gut.“ Stimmte Letho zu. Ich wurde hier wohl nicht gefragt, also ging ich einfach nur meine Rüstung und die Schwerter holen. Ohne Schwert würde ich die Festung sicherlich nicht verlassen.

Letho wartete am Ausgang, „Was ist los? Keine Widerworte diesmal?“ wollte er wissen. Ich schaute ihn böse an, „Hätte doch eh nichts gebracht.“ Murmelte ich. Er nickte und hielt die Tür auf. Wortlos folgte ich ihm aus der Zitadelle und dann aus der Festung.

Die Spur schlängelte sich um die Festung, den Berg hinauf. Die wirklich gefährlichen Hindernisse, ließ Letho mich überspringen, während er mich den Pfad hoch scheuchte. Er schien kaum Probleme zu haben, neben mir her zu laufen und ebenfalls die Hindernisse zu überwinden.

Als wir endlich wieder in der Festung waren, ging mein Atem keuchend und meine Muskeln brannten. Beim Anblick der vielen Treppen über die Innenhöfe, wollte ich einfach nur aufgeben. Glücklicherweise bestand Letho nicht darauf, jetzt auch noch mit dem Schwert zu üben. Das hätte ich nun wirklich nicht mehr geschafft.

Vesemir schien Uma zu studieren, sah aber auf als wir wieder hereinkamen. Ich ließ mich nur auf die Bank plumpsen und legte meinen Kopf auf die Arme. Ich wollte mich nicht mehr bewegen. „Ihr seid schneller zurück, als ich gedacht habe. Habt ihr die Spur doch nicht genommen?“ wollte der ältere Hexer wissen. „Doch, wir haben sie komplett gelaufen.“ Entgegnete Letho. „Dann ist sie schon recht gut, ihr wart auf jeden Fall schneller als Lambert oder Eskel, als sie die ersten Male die Strecke genommen haben.“ Lobte er. Doch mich interessierte es gerade nicht.

Letho setzte sich neben mich und schob mir meine Schüssel mit nun ziemlich kalten und widerlichen Haferbrei zu. Ihm selbst schien es nichts auszumachen und leerte seine Schüssel. „Komm schon Krümel. Iss etwas und dann gehen wir wieder an unsere Aufgaben.“ Murmelte Letho zu mir. Ich stöhnte nur, „Will nicht!“ murmelte ich. „Und wieso nicht?“ wollte Letho wissen. „Bin fix und alle. Mag mich nicht mehr bewegen.“ Jammerte ich. Er lachte, „In Ordnung, ich denke gegen eine kleine Pause ist nichts einzuwenden. Aber danach geht es weiter.“ Meinte er und erhob sich. Als er jedoch das benutzte Geschirr wegbringen wollte, kam doch wieder ein wenig Leben in mich. „Wehe du machst die Küche wieder Dreckig.“ Warnte ich ihn und hob den Kopf leicht an, nur um ihn dann wieder fallen zu lassen.

Letho lachte nur, „Deine Technik mit dem Besen ist zum Fürchten, ich würde es nicht wagen!“ War sicherlich ein lustiger Anblick, ich war sogar zu müde zum Essen und drohte aber einem ausgewachsenem Hexer. Letho verzog sich dann, er ging vermutlich seiner Aufgabe nach, die er von Vesemir erhalten hatte.

Ich döste langsam weg und schreckte erst wieder hoch, als sich Vesemir sich mir gegenüber setzte. Ich blinzelte ihn an. „Letho hat mir verraten, dass Lambert und Geralt recht sauer auf dich sein könnten, wenn sie hier eintreffen. Was hast du angestellt?“ wollte er wissen. Ich verzog das Gesicht, sollte ich Vesemir wirklich sagen, dass ich Hexergeheimnisse gestohlen hatte, um damit zu experimentieren? Aber sein neugieriger, aber doch ernster Gesichtsausdruck, ließ mir wohl nichts anderes übrig.

„Ich habe mir etwas von ihnen ausgeliehen, ohne sie vorher gefragt zuhaben.“ Murmelte ich. „Du hast sie also bestohlen?“ wollte er es genauer wissen. Schnell schüttelte ich denn Kopf, „Nein, ich wollte ihnen die Sachen wieder zurück geben, nicht sie behalten.“ Erklärte ich mich. „Und was hast du ihnen genommen?“ fragte er weiter. „Die Notizen von Lamberts ermordeten Freund und Geralts Trankzutaten.“ Sprach ich leise zur Tischplatte gewandt. Unwillkürlich zog ich den Kopf ein wenig zwischen die Schultern, gleich würde es ein riesen Donnerwetter geben. Doch Vesemir blieb ruhig. „Und was wolltest du damit? Doch hoffentlich keine Tränke brauen.“ Ich nickte, „Doch, genau das.“ Gab ich zu.

„Tränke sind nichts für normale Menschen, sie können dich auf sehr schmerzhafte Weise töten. Ein Glück, das du auf Letho getroffen bist und er dich von diesem Unsinn abgehalten hat.“ Meinte er. Ich schwieg. „Das hat er doch, oder?“ fragte Vesemir, als ich weiter nichts sagte. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Er unterrichtet mich im brauen.“ Flüsterte ich, meinen blick immer noch auf den Tisch gerichtet.

„Bitte was!?“ er schlug mit der Hand auf den Tisch. Ich schluckte, „Ich habe ihn davon überzeugt mir zu helfen. Ich habe angefangen meinen Körper schrittweise an die Giftigkeit zu gewöhnen und Letho war es lieber, wenn er es beaufsichtigt, als dass ich es alleine mache.“ Verteidigte ich meinen Hexer, schließlich ist es wirklich nicht seine Schuld. „Und es war eine gute Entscheidung. Kurz bevor wir Aedd Gynvael erreichten, wurden wir von einem Werwolf überrascht, wenn Letho mir keine Schwalbe hätte geben können, hätte ich nicht weiter reiten können.“ Erklärte ich mich. „Und wenn mir Lambert nicht Raffards Absud verabreicht hätte, hätte ich wohl sehr wahrscheinlich meinen Arm verloren.“ Fuhr ich fort und entblößte meinen Unterarm, mit der riesigen Narbe.“

„Er hat dir was!“ rief Vesemir entsetzt. „Raffards Absud gegeben. Er hat sich mit einigen Alchemisten zusammen gesetzt und das ursprüngliche Rezept erforscht. Das was ursprünglich mal für Soldaten gedacht gewesen war.“ Versuchte ich Vesemir zu beschwichtigen. Es schien als würde er erleichtert aufatmen. „Aidens Notizen beschäftigen sich übrigens damit, die Giftigkeit der Tränke zu reduzieren. Ich habe mit Hilfe von Letho die Rezepte noch weiter angepasst und jeden Tag einige wenige Tropfen in einem Becher mit Wasser genommen. Die Dosis haben wir immer weiter erhöht. Ich vertrage Schwalbe bei weitem noch nicht wie ein Hexer und werde es vermutlich auch nie, aber es bringt mich nicht um.“ Er schien sich vorerst mit dieser Erklärung zufrieden zu geben, denn er wechselte das Thema. „Und wie bist du an die Sachen ran gekommen?“ wollte er wissen.

„Nun, zu dem Zeitpunkt waren wir alle im Chamäleon, der Taverne von Rittersporn. Als ich hörte wie Geralt sagte, er wolle am nächsten Tag bereits nach Skellige segeln, wusste ich, dass ich Lambert nicht mehr dazu bringen konnte, mir freiwillig das Rezept für den Absud zu geben. Ich sah wie er es wegsteckte. Daher tat ich nach einer Weile so, als sei ich müde und würde schlafen gehen. Aber statt zu schlafen packte ich meine Sachen zusammen. Als ich hörte wie die beiden die Treppe rauf kamen, legte ich mich ins Bett und tat schlafend. Ich wartete eine Weile, bis ich mir sicher war, dass sie in ihren Zimmern waren. Dann packte ich den Rest zusammen und schrieb die Nachrichten. Ich schlich zu ihren Türen, Geralt war bei Lambert und sein Zimmer nicht abgeschlossen. Ich nahm seine Zutaten und hinterließ die Nachricht, dass wir uns hier treffen würden. Dann ging ich zu der Tür von Lambert, ich musste eine ganze Weile warten, aber dann hatten sie genug getrunken und waren eher Bewusstlos, als schlafend. Ich nahm die Notizen aus seinem Gepäck und das Rezept für den Absud in seiner Brusttasche mit der Nachricht vertauscht. Dann bin ich los. Hab meine Sachen geschnappt, mein Pferd geholt und aus Novigrad verschwunden.“ Erzählte ich ihm.

Vesemir lachte, erstaunt sah ich ihn an. „Die Beiden haben selber Schuld, wenn sie sich so leicht austricksen lassen. Falls sie sich bei mir beschweren sollten, werde ich ihnen klar machen, wie unverantwortlich es ist, ihre Sachen unverschlossen zulassen. Aber woher wisst ihr, dass sie sauer sind?“ wollte er wissen.

„Ein Bote fand mich unterwegs, der Hierarch hatte mir eine Nachricht zukommen lassen, inklusive dies.“ Ich hob meine Hand mit dem Erkennungsring der Hexenjäger, „Der Bote hatte auch eine Nachricht von Lambert dabei, eine klare Drohung. Später fand ich eine weitere Nachricht von ihm, an einem Anschlagbrett. Wenn ich zwischendurch nicht krank geworden wäre, hätte Lambert mich wohl schon erwischt bevor wir Velen überhaupt verlassen hätten. Aber durch das Fieber mussten wir eine Zwangspause einlegen und so überholte uns Lambert.“ Ich seufzte, „Ich hatte befürchtet er wäre vor uns hier gewesen.“ Vesemir ließ mich erzählen, unterbrach mich kein einziges Mal. Nur den Ring beäugte er skeptisch. „Warum trägst du ihn noch?“ wollte er wissen, „Zum einen, weil ich ihn nicht mehr abbekommen und weil er mich daran erinnert, was in Novigrad passiert ist. Außerdem habe ich mich an ihn gewöhnt.“ Antwortete ich ihm.

„Was ist in Novigrad noch passiert, warum willst du dich erinnern?“ fragte der alte Hexer mich. „Ich möchte nicht wirklich darüber reden, ich habe schreckliches getan und der Ring soll mich daran erinnern, nicht denselben Fehler nochmal zu tun. Aber ich bin mir sicher das Geralt dir die Geschichte gerne erzählen wird, um auf zu zeigen, dass man mir nicht trauen kann. Das ich ein schlechter Mensch bin.“ Sprach ich traurig.

„Gerade dann solltest du deine Geschichte selber erzählen. Wenn andere dies tun, kann ganz schnell etwas anderes dabei raus kommen.“ Riet er mir. Ich nickte. „Es fing damit an, dass wir in Novigrad nach hinweisen zu Ciris verbleib nach gehen wollten. Wir erfuhren von Zoltan das Rittersporn vermisst wurde, dann trafen wir auf Menge, ich dachte ich tue einfach ein bisschen freundlich zu ihm, damit er uns, aber vor allem Geralt in Ruhe lässt. Ich ging mit ihm mit, in die Baracke, wir tranken etwas zusammen und dann ließ er mich zurück zur Taverne begleiten, damit mir nachts in der Stadt nichts passierte. Aber Geralt war noch wach und ziemlich betrunken, er sagte unschöne Dinge über mich, so dass ich aus der Taverne geflohen war, ohne dass er mit bekam, dass ich wirklich da war. Ich versteckte mich im Tempel, Menge fand mich dort am nächsten Tag. Er hatte nach mir suchen lassen, als er hörte das ich vermisst wurde.“ Ich wischte mir durchs Gesicht. „Dann sind wir in den Eisvogel und haben dort etwas gegessen. Geralt und Zoltan fanden uns dort. Später schickte Menge mir eine Einladung zum Frühstück. Um das Spiel aufrecht zu erhalten konnte ich nicht ablehnen. Ich verriet ihm, wo Keira gewohnt hatte, da ich wusste Menge würde sie dort eh nicht mehr finden. Ich nahm später einen Vertrag an, es stellte sich heraus, dass es sich um einen Doppler handelte. Ich dachte mir, es würde keinen großen Unterschied machen, ob ich ihn verhaften ließe, oder ein Hexer sich seiner annimmt. Dummerweise scherzte ich zu den Hexenjägern, es sei ein Geschenk für Menge. Sie nahmen das ernst. Die Sache hatte sich schnell rumgesprochen und keiner der Händler wollte mir etwas gegen Kopfschmerzen verkaufen. Ich hatte mir bei dem Kampf mit dem Doppler ziemlich heftig den Kopf gestoßen. Ich ging dann zu dem Haus, in dem Triss sich versteckt hielt. Doch ich kam nicht zu ihr. Also ging ich zurück zur Taverne und legte mich schlafen. Abends als ich runter in den Hauptraum ging, erkannte mich Triss, als den Hexenjäger, der angeblich jemand unschuldiges verhaftet hätte. Geralt glaubte ihr und ließ mir keine Möglichkeit mich zu erklären. Er fesselte mich und als ich ihm seine Fragen nicht so beantworten konnte und wollte wie er es hören wollte, knebelte er mich und schloss mich in eine Kammer ein. Ich schaffte es trotz allem zu entkommen und streifte durch die Stadt. Ich wurde von einer Gruppe Elfen überrascht, die sich für den Doppler rächen wollten. Ich hatte keine Chance gegen sie, Glücklicherweise waren einige Wachen und Hexenjäger in der Nähe. Sie hielten die Elfen von dem schlimmsten ab und brachten mich ins Hospital. Ich weiß nicht wie lange ich weggetreten war, aber als ich wieder zu mir kam, war Menge dort. Er sorgte sich um mich und kümmerte sich, als ich sagte ich wolle nicht dort bleiben. Er hätte mich auch in die Taverne gebracht, doch da sich Triss gelegentlich dort aufhielt, lehnte ich dies auch ab. Er brachte mich schließlich zu sich nach Hause.“ Ich nahm einige Schlucke aus dem Glas.

„Später verriet ich ihm, wie er in die Stinkende Hecke kam, ich weiß nicht genau warum ich es ihm sagte, vielleicht um ihn noch mehr um meinen Finger zu wickeln, vielleicht auch ein wenig, weil ich mich an Triss rächen wollte. Aber er machte sich sofort auf den Weg, er sammelte seine Männer und stürmte das Versteck. Er verhaftete alle, die sich dort befanden. Sie landeten alle auf dem Scheiterhaufen. Einen Scheiterhaufen, den Menge mich zwang, selbst anzuzünden. Er dachte es wäre eine Ehre, wenn ich die Fackel halten würde.“ Presste ich hervor.

„Ich glaube, er liebte mich wirklich. Aber ich war es, die ihm den Dolch ihn den Bauch rammte und ihn dann Triss überließ. Seine Augen, ich werde diesen Ausdruck nie vergessen und es war meine Schuld, dass so viele Menschen starben. Die meisten waren Unschuldig.“ Ich schwieg, auch Vesemir schwieg eine Weile.

„Wir alle werden irgendwann in Situationen gezwungen, die uns zu schweren Entscheidungen zwingen. Nicht mit allen werden wir glücklich, doch sie sind passiert und wir können es nicht Rückgängig machen. Wir können uns nur daran erinnern und aus unseren Fehlern lernen.“ Sprach der ältere Hexer ruhig. Oder anders gesagt, der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. Dachte ich bitter. Ich konnte dazu nichts sagen, er hatte recht, passiert ist passiert.

„Du wusstest davon?“ fragte Vesemir auf einmal, doch er sprach nicht zu mir. Sein Blick ging über meine Schulter. Ich drehte mich um, Letho stand mit verschränkten Armen an einer der Säulen, er hatte wohl zugehört. „Ja ich wusste davon.“ Nickte er.

Vesemir stand auf und ging zu ihm rüber, er sprach leise zu ihm und ging dann weiter. Letho legte mir eine Hand auf die Schulter. „Komm mit Krümel.“ Ich sah ihn fragend an, doch er sagte vorerst nichts weiter.

Er führte mich nach draußen, „Setz dich.“ Meinte er und zeigte auf eine niedrige Mauer. Er setzte sich neben mich. Wir saßen eine Weile schweigend so da und sahen nur in den Hof hinunter. „Ich bin froh das du darüber redest. Du kannst jederzeit zu mir kommen, das weißt du doch, oder? Oder zu Vesemir, mit ihm kannst du auch reden. Er sieht grummeliger aus, als er in Wahrheit ist. Aber was du auf jeden Fall beherzigen solltest, auch wenn es dir schwer auf der Seele lastet, lass dich nicht davon runter ziehen.“ Meinte Letho auf einmal. Überrascht sah ich ihn an. „Schau nicht so, du bist noch viel zu Jung, um so verbittert zu sein. Als du von der Najade kamst, gefielst du mir viel besser.“ Murmelte er. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Nackt?“ wollte ich ihn necken. „Nein, gut gelaunt, fröhlich.“ Erwiderte er einfach nur. „Ich kann nicht, ihr Zauber ist verflogen.“ Murmelte ich.

„Sie hat kein Zauber auf dich gewirkt, du warst einfach nur du selbst. Es ist nicht gut, wenn man seine Ängste und sorgen immer nur in den Vordergrund stellt. Sei fröhlich, hab ein wenig Spaß.“ Schlug er vor.

Er hatte leicht reden, die Mutationen dämpften vielleicht wirklich einige Gefühle und wenn nicht, war auf jeden Fall erfahren genug, um sie mit Hilfe von Meditation zur Seite zur schieben. Ich stand von der Mauer auf, „Wohin willst du?“ fragte der Hexer mich, „In mein Zimmer, mich ablenken. Wenn ihr Hunger habt, es ist Brot und Käse da oder die Reste von gestern Abend.“ Meinte ich zu ihm und ließ ihn sitzen.

Ich eilte durch das Erdgeschoss, damit Vesemir erst gar nicht auf die Idee kam, mich irgendwie aufhalten zu wollen. Ich schnappte mir nur den Besen aus der Küche und ging dann hoch. Wurde Zeit, dass ich mein Zimmer ein wenig sauber machte.

Ich schob die Kisten und Fässer soweit zur Seite wie ich es schaffte. Dabei stellte ich fest, dass irgendjemand einen großen Zuber hier hoch geschleppt hatte. Wer kam den bitte auf diese glorreiche Idee. Einen Zuber für mehrere Personen am letzten Ende der Zitadelle im zweiten Obergeschoss. Also da möchte ich nicht derjenige sein, der Wasser dafür schleppen muss. Ich fegte den ganzen Staub zusammen und schaufelte ihn in den Ascheeimer. Dann öffnete ich ein Fenster und ließ ein wenig frische Luft herein. Der Teppich der zusammen gerollt an der Seite lag, war soweit in Ordnung, nur ein wenig abgenutzt, daher legte ich ihn aus. Die alten Schriftrollen auf dem Schreibtisch legte ich zu den Kisten und legte dafür meine Schreibsachen dorthin. Eins der leeren Fässer stellte ich als Nachtischchen neben das Bett, darauf legte ich das Handy. Bislang gab es wirklich keine neuen Nachrichten. Ich stellte auch fest, dass der Akkustand sich nicht weiter geändert hat, vielleicht hatte es mit dieser Kartoffel am Ende des Kabels zu tun, überlegte ich.
 

Nachdem ich soweit alles verstaut hatte, war ich schon wieder so fertig, dass ich mich bauchlinks auf das Bett fallen ließ und direkt einschlief. Ich hatte mir noch nicht einmal die Schwerter oder die Stiefel abgenommen.

Dementsprechend schlecht hatte ich geschlafen, dazu kamen wieder schlechte Träume, die Scheiterhaufen, Lambert und Geralt die mich jagten und Letho der mich immer wieder abwies. Außerdem war über Nacht das Feuer ausgegangen und ich hatte das Fenster nicht zu gemacht, es war also ordentlich kalt im Raum.
 

Ich versuchte gerade das Feuer wieder zu entzünden, als ich Schritte auf der Treppe hörte. Ich grummelte, als das Zündholz erneut verlosch, ehe ich das Holz damit erreichen konnte, aber auf einmal flammte Feuer auf. Ich schaute zur Treppe, Letho stand dort. Er hatte anscheinend ein Igni gewirkt. „Was gibt es?“ fragte ich müde und richtete mich auf. „Ich wollte nur schauen ob alles in Ordnung ist. Du hast sonst nie so lange geschlafen.“ Fragte er.

„Ja, alles gut. Ich komme gleich runter und mach euch Frühstück.“ Murrte ich. „Deswegen bin ich doch gar nicht hier. Ich wollte wirklich nur wissen ob alles gut ist.“ Entgegnete der Hexer. „Nur müde und schlecht geschlafen.“ Erwiderte ich und drückte mich an ihm vorbei zur Treppe. „Krümel?“ hörte ich ihn verwirrt fragen. Doch ich ignorierte seine Frage. Ich schaute auch nicht ob er mir folgte, sondern stieg einfach die Treppe hinab.

Ich war erstaunt, als ich die Küche betrat, die Hexer hatten am Vorabend scheinbar ihr Geschirr selber gespült und auch der Topf, den ich für den Eintopf genommen hatte, war sauber. Sie hatten sich schneller eine Kleinigkeit verdient, als ich gedacht hätte. Aber ich hatte sowieso keine Lust auf Haferbrei und bereitete daher Rührei mit einigen Speckwürfeln vor. Dazu gab es etwas Brot. Ich seufzte, dazu war ich gestern gar nicht mehr gekommen. Noch war welches da, aber es würde schnell alle sein.

Hungrig stürzten die beiden Hexer sich auf das Essen. Sie taten ja gerade so, als ob sie gestern nichts bekommen hätten. „Was werdet ihr heute machen?“ fragte ich sie. Vesemir überlegte kurz. „Es gibt einige Löcher in den Wänden und einige Balken müssten ausgetauscht werden.“ Meinte er.

„Ich habe gesehen, dass es in der Außenmauer ein großen Loch gibt. Warum flickt ihr nicht zuerst das Loch? Selbst wenn es keine Gefahr durch menschliche Angreifer gibt, so kann ich mir doch gut vorstellen, dass der Durchbruch eine Verlockung für die Monster ist. Schließlich ist dieses Tal so gut wie unbewohnt und Monster gibt es hier doch bestimmt reichlich.“ Versuchte ich sie ein wenig zu lenken.

Doch Vesemir schüttelte den Kopf, „Der Aufwand lohnt sich nicht. Außerdem fehlt uns die Ausrüstung, um Steine in der richtigen Größe zu bewegen.“ Meinte er. Ich verdrehte die Augen, Männer. „Warum baut ihr es euch dann nicht selbst? Ein paar dicke Seile, starke Balken und einige Flaschenzüge sollten dafür doch reichen.“ Versuchte ich sie auf die Idee zubringen. „Oder ihr baut dort einfach ein Holztor ein.“ Ich dachte an Lambert, er wäre sicherlich nicht sehr erfreut darüber, wenn seine Abkürzung zum See verschlossen sein würde.

„Wäre ne Überlegung wert.“ Stimmte Letho zu. Auch Vesemir schien nun nicht mehr allzu abgeneigt zu sein. „Hm, Bäume hätten wir genug, mit den Pferden könnten wir das Holz zur Festung bringen.“ Überlegte er laut. Ich nickte, „Die Pferde bräuchten eh ein wenig Bewegung, sie haben sich daran gewöhnt, den ganzen Tag geritten zu werden, sie jetzt lange stehen zu lassen, wäre ziemlich unfair und auch für ihre Gesundheit, sicherlich nicht sehr gut.“ Drängte ich weiter.

„Wir können es uns nachher mal genauer anschauen. Was wirst du heute machen?“ wollte der alte Hexer dann wissen. „Der Esstisch hier und auch der Bereich, könnte eine Reinigung vertragen.“ Zuckte ich mit den Schultern und pulte mit den Fingern an den Wachsresten auf der Tischplatte herum.

„Es wäre schön, wenn du vorher, das andere Turmzimmer machst. Wenn Yennefer wirklich her kommt, muss sie schließlich auch irgendwo unterkommen.“ Entgegnete Vesemir. Ich seufzte, naja so würde ich zumindest den Ausraster von Yen verhindern können. Schließlich wusste ich von Triss Haaren auf dem Laken und ihren Ohrringen.

„Gut, ich werde mich drum kümmern. Habt ihr noch saubere Laken?“ stimmte ich zu. „In der Truhe, in dem Raum, sollten noch welche sein.“ Nickte Vesemir. So war es beschlossen. Nach dem Essen kümmerte ich mich um den Abwasch und bereitete den Brotteig vor. Dann suchte ich alles zusammen, was ich für das Zimmer brauchen würde und machte mich daran, die Stufen empor zu klettern.

Der Raum oben war nicht ganz so schlimm, wie der den ich bekommen hatte, lag vielleicht daran, das Triss diesen Raum meist bewohnt hatte. Ich öffnete das Fenster und fing an, alle Oberflächen feucht abzuwischen, dann fegte ich alles. Zum Schluss kümmerte ich mich um das Bett. Ich fand Triss Ohrringe und steckte sie ein, dann wechselte ich die Laken und die Überzüge des Kissens.

Ich war schneller fertig als gedacht, es war eigentlich nur Staub, der beseitigt werden musste, allerdings jede Menge davon. Ich schloss das Fenster wieder und verließ den Turm.

Bei dem ganzen Dreck in der Festung, der noch beseitigt werden wollte, würde ich kein weiteres Training brauchen und ich war wirklich froh darüber, das Letho heute morgen nicht darauf bestanden hatte.

Ich kippte das dreckige Wasser draußen weg und ging zum Brunnen. Ich wollte mich ein wenig frisch machen, ich hatte das Gefühl, das ich mittlerweile aussah wie eine alte Vogelscheuche. Draußen stieß ich auf Meckerfritze, sie knabberte an einigen Grashalmen, die zwischen den Steinen wuchsen. Als sie mich bemerkte kam sie neugierig näher. Sie meckerte und fing dann an meinen Händen zu schnüffeln. Ich lachte leise, „Sorry, ich habe nichts für dich.“ Entschuldigte ich mich bei der Ziege und kraulte sie zwischen den Hörnern. Als sie merkte, dass ich wirklich nichts dabei hatte, kehrte sie zu ihrem Gras zurück.

Von den Hexern war nichts zusehen, obwohl ich erkennen konnte, dass sie angefangen hatten, die Steintrümmer zur Seite zu schaffen. Ich holte Wasser im Brunnen und wusch mir mein Gesicht und die Arme. Für den Rest war das Wasser leider viel zu kalt.

Später am Abend hatte ich dann auch den Essbereich einigermaßen sauber bekommen. Frisches Brot war gebacken und das Abendessen fertig. Diesmal hatte ich keinen Eintopf, sondern Kartoffelsuppe gemacht. Natürlich wieder ohne Fleisch, grinste ich in mich hinein.

Noch sagten die beiden nichts, aber ich fragte mich, wie lange sie es durchhalten würden. Nachdem Essen hatte ich die Küche wieder aufgeräumt und mir einen Eimer Wasser geholt. Ich schleppte ihn nach oben in mein Zimmer und stellte ihn nahe ans Feuer, ich wollte mich nicht mit eiskaltem Wasser waschen.
 

Dieses Mal endlich sauber schlüpfte ich ins Bett. Ich war immer noch recht müde und wollte daher früh schlafen, aber so wirklich konnte ich nicht einschlafen. Die letzten beiden Tage war ich zu KO gewesen, doch jetzt fehlte die ruhige Präsenz von Letho neben mir und tatsächlich auch Uma. Nachdem ich mich etliche Male hin und her gewälzt hatte, stand ich murrend auf und ging zu der Truhe, die am Fußende stand. Ich holte eine dicke Decke hervor und warf sie auf das Bett. Ich knüllte sie soweit zusammen, dass ich mich an sie ankuscheln konnte.

Es war nicht dasselbe, aber so konnte ich mir wenigstens vorstellen, ich läge nicht allein hier. Dann konnte ich auch irgendwann einschlafen.
 

Ich wachte ausgeruht und früh auf. Ich machte mich frisch, zog mir saubere Kleidung an und ging hinunter in die Küche. Die Hexer und Uma schienen noch zu schlafen, daher stellte ich ihnen leise ihr Essen auf den Tisch und legte eine Notiz daneben. Ich wollte das gute Wetter nutzen und ein wenig mit Tetris das Tal erkunden.
 

Ich nahm meine Rüstung und die Schwerter und machte Tetris fertig. Kiran schnaubte neugierig, doch dann widmete er sich wieder seinem Futter, als er merkte das sein Reiter nicht mit dabei war. Ich lenkte mein Pferd aus der Festung und an der Kreuzung ließ ich ihn selbst entscheiden wo wir lang wollten. Im gemütlichen Schritt folgten wir dem Pfad, der bergauf führte. Am Wegesrand standen immer mal wieder Fackeln und Laternen. Je höher wir kamen, desto besser wurde die Aussicht. Ich genoss die Sonne und den leichten Wind im Gesicht.

Es gab einige Vögel, die über dem Tal kreisten. Ich störte mich nicht daran, das Tetris gelegentlich stehen blieb, um einige Kräuter oder Grasbüschel abzuzupfen. In der Ferne konnte ich einen Bären sehen und leise einige Wölfe heulen hören. Es war wirklich ein wunderbarer Ort.

Als der Weg langsam wieder flacher wurde, erhob sich eine Ruine vor mir. Doch da ich nicht auf den Weg geachtet hatte, den Tetris gewählt hatte, konnte ich spontan nicht sagen, um welche der Ruinen im Tal es sich handelte.

Ich schaute mich um, doch ich konnte nichts Gefährliches entdecken. Also stieg ich von Tetris ab und ließ ihn grasen, während ich langsam auf die Ruine zuschritt. Überall lagen Trümmer. Ich hatte das Tor erreicht und besah mir die überwuchernden Mauerteile, als mir klar wurde wo ich war. Mein Amulett fing an zu vibrieren und wenige Sekunden später, tauchte das grünliche Licht von Erscheinungen auf.

„Scheiße!“ fluchte ich, griff nach meinem Silberschwert und ging langsam Rückwärts wieder durch das Tor der Ruine. Gegen alle Erscheinungen gleichzeitig hätte ich niemals eine Chance. Die, die mir am nächsten war, hatte mich entdeckt. Sie kam auf mich zugeschwebt und ich wich auf die Wiese vor der Ruine aus. Es würde ein gefährlicher Kampf werden, ich hatte weder Bomben noch Klingenöle dabei.

Die Erscheinung schlug erst mit ihrer Laterne nach mir, ehe sie ihr Schwert erhob. Ihr Heulen schallte über die Wiese.

Tetris scheute und wieherte erschrocken auf, ehe er panisch davon lief. Doch darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Die Erscheinung verblasste und ich drehte mich, um die Umgebung im Auge zu behalten, damit sie nicht hinter mir auftauchen konnte. Ich duckte mich unter ihrem Hieb weg und schlug selbst zu. Die Erscheinung stöhnte auf. Einige weitere Treffer später, zerfiel sie endlich zu Staub. Ich grinste euphorisch, das Adrenalin rauschte durch meine Adern. Ich hatte zwar einige Kratzer abbekommen, aber war sonst unversehrt.

So berauscht beschloss ich, die nächste Erscheinung hervor zu locken. Der nächste Kampf verlief ähnlich, dauerte aber etwas länger. Die dritte Erscheinung lockte ich nicht hervor. Sie schwebte gerade mit dem Rücken zu mir und ich nutzte diesen Umstand gerne aus.

Nachdem ich sie getroffen hatte, wirbelte sie herum und schlug mir ihre Laterne in den Bauch. Meine Rüstung verhindere Schaden aber die Wucht ließ die Luft aus meiner Lunge entweichen.

Ich musste nach Luft ringen und versuchte die Erscheinung im Auge zu behalten, doch sie löste sich auf, nur um gleich hinter mir wieder aufzutauchen. Ich konnte ihrem Schlag gerade noch ausweichen, in dem ich mich drunter weg duckte. Einem weiteren Schlag wich ich mit einer Rolle über den Boden aus. Schnell stand ich auf und parierte den nächsten Hieb. Ich knurrte, genug ausgewichen. Ich wirbelte herum und verpasste ihr einen heftigen Treffer. Schnell setzte ich nach, bis auch endlich die letzte Erscheinung verblich.

Eine Pause wäre jetzt schön, aber ich wusste, solange die Gebeine des Jungen nicht vergraben sein würden, kämen die Erscheinungen immer wieder. Aber glücklicherweise wusste ich, wo ich die Überreste finden konnte und wo sie am besten begraben werden sollten. Ich suchte nach der Treppe und kletterte dann die alte Holzleiter nach oben. Wie im Spiel befanden sich die Überreste in der Turmruine.

„Armer Junge.“ Flüsterte ich, als ich vor dem Skelett kniete. So jung und von den Eltern fortgerissen, nur um dann mit einer Mistgabel ermordet zu werden. Vorsichtig hob ich die Überreste auf, dabei fiel mir etwas auf, das es im Spiel nicht gab. Das Skelett des Jungen hielt etwas umklammert. Ich sah genauer hin. Es war ein Hexermedaillon, ein Wolfskopf. Er musste es einem der Ausbilder abgenommen haben, bevor er starb. Er war noch viel zu klein, als dass es sein eigenes hätte sein können. Vorsichtig nahm ich es an mich. Ich würde es Vesemir geben, wenn ich zurück war.

Ich brachte die Überreste in den Teil der Ruine, der damals vermutlich die Schlafräume der Kinder beinhaltet hatte.

Mit bloßen Händen grub ich eine Kuhle, in der die Gebeine Platz fanden und schüttete die Erde wieder darüber. Ich ging auf die Wiese vor der Ruine, pflückte einige Pflanzen und ging zu dem Grab zurück. Ich legte die Pflanzen auf den frischen Erdhügel und sprach ein leises Gebet.

Als ich in Richtung Tor ging, fiel mein Blick auf die Truhe. Ich ging zu ihr rüber und kniete mich vor sie, als ich sie öffnete. Es gab in ihr einige vertrocknete Kräuter, 2 Orens und eine Pergamentrolle. Ein Schemata. Fiel mir ein. Auch dieses steckte ich ein.

Das Adrenalin ließ langsam nach und ich spürte die Erschöpfung. Das Stück grün inmitten der Ruine sah verlockend aus, sogar die Sonne schien auf diesen Fleck. Ich ließ mich dort auf den Rücken fallen, alle viere von mir gestreckt. Ein Grinsen lag auf meinen Lippen, die Euphorie des gewonnenen Kampfes durchströmte immer noch meinen Geist.

Ich schaute nach oben in den Himmel und beobachtete die Wolken, die vor dem blauen Himmel vorbei zogen.

Irgendwann schloss ich die Augen und genoss einfach nur die Sonne. Hin und wieder huschte eine Maus durch die Ruine und sogar ein Fuchs ließ sich hier blicken. Solange es nichts war, das mich fressen oder töten wollte, konnten sie tun was sie wollten.

So ignorierte ich auch das leise knirschen der Steine vor der Ruine. Dann dachte ich für einen kurzen Moment ich hätte Schritte gehört, doch als ich mich darauf konzentrierte war alles ruhig, bis ich ein erschrockenes „Krümel!“ von Letho hörte. Keinen Moment später schien er bereits neben mir zu knien. Ich öffnete die Augen und konnte direkt in sein besorgtes Gesicht sehen, „Letho! Was machst du denn hier?“ lächelte ich erfreut.

„Geht es dir gut? Was ist passiert?“ wollte er hektisch wissen. Seine Augen suchten scheinbar meinen Körper ab. Verwirrt stemmte ich mich auf meine Ellenbogen und Unterarme. „Mir geht es gut Letho, ich habe mich nur ein wenig ausgeruht und die Sonne genossen. Aber was machst du hier?“ wollte ich wissen.

„Wir hatten deine Notiz gefunden und ich wollte nach dir suchen, als Tetris panisch in die Festung gerannt kam, ohne dich.“ Erklärte er kurz. „Oh, bis dahin ist er gelaufen? Das wäre ein langer Fußmarsch geworden.“ War ich erstaunt. „Du wusstest das er weggelaufen war? Warum hast du ihn nicht zurück gerufen?“ wollte der Hexer wissen. „Ich musste mich auf meinen Kampf konzentrieren.“ Murrte ich.

„Kampf? Was für ein Kampf?“ wollte Letho gleich wissen. „Na gegen die Erscheinungen, die hier gehaust hatten.“ Erklärte ich ihm. Sofort ruckte sein Blick durch die Ruine, „Keine Sorge, sie kommen nicht wieder. Ich habe ein Skelett eines Jungen gefunden und es begraben.“ Letho nickte. „In Ordnung und dir geht es wirklich gut?“ Ich lachte, „Natürlich sonst hätte ich dir doch das gesagt. Hat dir eigentlich schon jemand gesagt wie süß du bist, wenn du dir sorgen machst?“ lächelte ich zu ihm hoch. Er schluckte, „Sag das nicht Krümel.“ Meinte er. „Wieso nicht? Es ist doch die Wahrheit.“ Wollte ich von ihm wissen.

„Ich bin ein Hexer, wir sind nicht süß.“ Brummte er. „Nicht schmollen. Du kannst genauso erschreckend aussehen, wie du süß bist.“ Neckte ich ihn. „Ich schmolle überhaupt nicht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Oh doch, jetzt auf jeden Fall.“ Lachte ich. „Wenn du das sagst.“ Murrte er. „Na komm, lass uns zurück, ehe Vesemir noch anfängt sich sorgen zu machen.“ Grinste er. „Oh, das dürfen nicht zulassen. Nicht das er noch einen Herzinfarkt bekommt.“ Lachte ich und ließ mich von Letho auf die Füße ziehen. Ich folgte ihm aus der Ruine und war kurz enttäuscht, als ich sah wie Letho sich in den Sattel seines Pferdes schwang, aber dann hielt er mir die Hand hin, „Er wird uns beide tragen können.“ Meinte er. Letho zog mich hinter sich, auf den Rücken des Pferdes. Sofort schlang ich meine Arme um ihn. „Krümel?“ fragte er misstrauisch. „Ich will nur nicht runter fallen.“ Mein grinsen konnte er zum Glück nicht sehen. Seufzend trieb er Kiran an.
 

„Letho?“ fragte ich nach einer Weile. „Was denn?“ wollte er wissen. „Du wirst es wahrscheinlich ablehnen, aber lass mich trotzdem bitte ausreden.“ Fing ich an, er summte zustimmend, „Würdest du bei mir im Turm schlafen? Ich meine nicht im selben Bett, aber zumindest im selben Raum. Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich alleine nur noch schlecht schlafen kann. Außerdem scheinst du im Moment die Pritsche von Eskel zu benutzen, was ist, wenn er auch kommt? Willst du dann unten auf dem Boden schlafen?“ fragte ich ihn leise. Als er schwieg wurde mein Herz schwer, warum habe ich nur gefragt, ich habe doch gewusst, dass er es ablehnen wird. „Ich werde es mir überlegen, in Ordnung?“ antwortete er dann doch. Ich festigte den Griff um ihn. „Danke Letho.“ Hauchte ich. Er drückte kurz meine Hand und ließ sie dann wieder los.

Den Rest des Weges schwiegen wir und ich genoss einfach in seiner direkten Nähe sein zu können. Vesemir war im Hof als wir kamen, er sägte gerade einige Balken zurecht. „Du hast sie gefunden?“ fragte er erfreut, als er sah, wie ich hinter Letho vom Pferd rutschte. „Hm, lag in der Sonne, oben in der alten Bastion.“ Brummte mein Hexer. „In der Bastion? Aber was ist mit den Erscheinungen dort?“ wollte Vesemir besorgt wissen.

„Hab sie vernichtet. Waren nur drei Stück.“ Grinste ich. „Du hast gegen drei Erscheinungen gleichzeitig gekämpft?“ fragte er erstaunt. Ich schüttelte den Kopf, „Von gleichzeitig habe ich nichts gesagt, habe sie einzeln aus der Ruine gelockt. Ich weiß mittlerweile ungefähr was ich mir zutrauen kann und eine einzelne Erscheinung ist viel leichter zu besiegen, als ein Hund der Wilden Jagd.“ Stellte ich richtig.

„Du hast mit einem Hund der Jagd gekämpft?“ fragte Letho überrascht. Ich drehte mich zu ihm um, „Hatte ich dir das nicht erzählt? Der Vertrag mit dem sogenannten Bienenphantom? Hab die Trophäe oben liegen.“ Er schüttelte den Kopf. „Vesemir, oben in der Ruine habe ich das Skelett eines Jungen gefunden. Als ich ihn begraben habe, hatte ich das gefunden.“ Ich reichte ihm das Medaillon. Seine Augen hellten sich auf, „Ich hatte gedacht es wäre für immer verloren, dass einer der Angreifer es mitgenommen hatte.“ Hauchte er. „Wo lag es?“ fragte er dann noch. „Der Junge lag in den Resten des Turms. Er wurde mit einer Mistgabel erstochen. Das Medaillon hatte er in der Hand.“ Dann zog ich die Pergamentrolle hervor. „Dies lag in einer Truhe in den Mauerresten.“ Erklärte ich direkt.

„Ein Schemata?“ fragte er, als er die Rolle öffnete. Ich zuckte mit den Schultern. „In den anderen Ruinen findet man vielleicht auch noch etwas.“ Meinte ich nur. Wer wusste schon, ob sie sonst von allein auf die Idee kämen, nach den Schemata zu suchen.

Wie in Gedanken, schaute Vesemir auf die Dinge in seiner Hand und ging Richtung Zitadelle. Letho war mittlerweile mit seinem Pferd fertig, er kam zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter. „Na komm du kleiner Hexer, lass uns auch rein gehen.“ Grinste er und führte mich über die Treppen.
 

Wir hatten gerade die Halle betreten, als unsere Medaillons stark anfingen zu vibrieren, dann öffnete sich ein orange glühendes Portal und Yennefer trat daraus. Ich stand immer noch dicht bei Letho, als sie mich entdeckte. „Oh Alanya Kleines, du bist hier!“ Sie fasste mich an den Schultern und musterte mich skeptisch und besorgt. „Was haben diese Rohlinge nur mit dir gemacht?“ fragte sie leise, als ihr Blick auf meine Narbe im Gesicht fiel.

Letho knurrte bei dem Kommentar ein wenig. Sie zog mich von Letho weg, ohne ihn auch nur zu begrüßen. „Komm, du musst mir erzählen was passiert ist. Ich war ziemlich besorgt, als Geralt erzählte du seist verschwunden und dann hörte ich auch noch, das Emhyr nach dir suchen lässt.“

Verwirrt und hilfesuchend sah ich zu Letho zurück, doch dieser starrte die Zauberin nur böse an.

„Ah Yennefer, du bist also angekommen.“ Begrüßte Vesemir sie. „Vesemir.“ Grüßte sie ihn. „Mach doch ein Zimmer für mich bereit. Ich werde sicherlich nicht hier unten mit euch nächtigen!“ fordere sie.

Erstaunlicherweise verzog der alte Hexer keine Miene bei dieser Forderung. „Alanya hat gestern bereits eines vorbereitet. Sie wird es dir zeigen und dann das Essen vorbereiten.“ Antwortete er ruhig. Ich nickte, um zu zeigen das ich einverstanden war.

„Oh nein, nein. Sieh sie dir mal an. Sie läuft ja mittlerweile rum wie ihr. So können wir das nicht lassen. Du wirst dich selber um das Essen kümmern müssen.“ Bestimmte sie. Ich schaute entschuldigend zu dem Hexer, ich hatte nichts mit dieser Entscheidung zu tun.

„Aber was stimmt denn nicht mit mir?“ fragte ich sie. „Sieh dich doch nur mal an. Wann hast du das letzte Mal gebadet, oder deine Haare vernünftig gemacht? Und der ganze Dreck unter den Nägeln.“ Warf sie mir vor, beschämt schaute ich auf meine Hände, natürlich war Erde unter den Nägel, schließlich habe ich ein Grab damit ausgehoben.

„Yennefer! Was soll das werden? Du siehst doch, dass sie sich unwohl fühlt!“ kam Letho zu meiner Verteidigung. Ich lächelte ihn dankbar an. „Letho, für einen Toten siehst du ziemlich lebendig aus.“ Schnaubte sie abfällig. „Aber Alanya war schon zu lange mit euch Männern alleine. Sie braucht einen Frauenabend.“ Dann wandte sie sich wieder an mich, „Komm mit Kleine, wir werden jetzt erst mal wieder eine Frau aus dir machen!“ bestimmte sie und zog mich an der Hand mit. Ich konnte nichts anderes machen, als ihr zu folgen.

In ihrem Zimmer angekommen bugsierte sie mich auf einen Stuhl. „So ich werde uns erst mal ein schönes Bad beschwören. Nach dem Wetter in Skellige kann ich das auch gut gebrauchen.“ Erklärte sie und wirkte ihre Zauber. Ich beobachtete sie leise dabei. Als sie damit fertig war lächelte sie mich an, „Dann erzähl doch mal, was dir unterwegs passiert ist. Deine Nachricht, die ich auch an Letho weiter leiten sollte, hatte mich doch neugierig gemacht. Also erzähl mal und leg endlich diese Rüstung ab, du siehst ja aus wie ein Hexer!“ forderte sie.

„Zumindest werde ich so nicht mehr für einen Hexenjäger gehalten.“ Brummte ich. Sie schaute auf, „Geralt deutete so etwas an. Du hattest was mit Menge am laufen?“ wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein hatte ich nicht, ich habe es ihm nur vorgespielt. Damit wir einen Vorteil bekommen.“ Korrigierte ich sie. Sie lächelte verstehend, „Ah verstehe, hat es sich denn wenigstens gelohnt?“ wollte sie verschwörerisch wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Na ja, Geralt konnte sich zumindest ungestört durch die Stadt bewegen und Rittersporn konnten wir auch retten.“

Sie schüttelte den Kopf, „Das meine ich nicht, ich wollte wissen ob du wenigstens deinen Spaß mit ihm hattest? War er gut?“ Sie hatte sich ebenfalls gesetzt, ihre Beine überschlagen und ihr Kinn neugierig auf ihre Hand gestützt.

„So nah ran wollte ich ihn eigentlich nicht lassen.“ Murmelte ich, als mir klar wurde was sie meinte. „Aber?“ bohrte sie weiter nach. Ich dachte an den Moment, bevor Geralt Triss ausgeliefert hatte. Sie grinste, „Ah ich verstehe.“ Lachte sie. Ich funkelte sie Böse, „Les nicht meine Gedanken!“ maulte ich. „Oh entschuldige, manchmal kommt das ganz von allein. Ich mache es nicht immer bewusst.“ Redete sie sich raus.

Sie stand auf, „Na los, raus jetzt aus den Sachen und ab ins Wasser.“ Forderte sie erneut. Ein heißes Bad war schon verlockend, also schnallte ich meine Schwerter ab und zog meine Rüstung aus. Als ich sie zur Seite legte, stellte ich fest, das Yennefers Gepäck aufgetaucht war. Magie zu besitzen war sicherlich recht hilfreich, dachte ich mir.

Die Zauberin zog aus einer ihrer Truhen eine Flasche Wein und zwei Gläser. Sie stellte sie neben die hölzerne Wanne und fing dann selbst an, sich auszuziehen. „Sei nicht schüchtern, ich habe schon mit vielen Frauen gebadet!“ lachte sie, als sie mein zögern bemerkte. Ich seufzte, ich würde hier ja eh nicht so schnell weg kommen. Daher schlüpfte ich aus meinen Stiefeln und zog mir mein Hemd über den Kopf.

Yennefer starrte auf meinen Unterarm. „Was haben sie mit dir gemacht?“ wollte sie geschockt wissen. Ich verbarg den Arm hinter meinem Rücken, sie ließ mich wegen meiner Narben unwohl und schamhaft fühlen. Unter den Hexern hatte ich keine Probleme mit ihnen, aber Yennefer hatte einen perfekten Körper, zwar nur dank ihrer Magie, wie ich wusste aber trotzdem. „Das war ein Katakan.“ Murmelte ich.

„Und die Narbe in deinem Gesicht? Woher hast du die?“ wollte sie wissen. „Das war ein Hexenjäger, als ich einen Streit, zwischen ihnen und Lambert schlichten wollte.“ Gab ich zu. „Hast du noch mehr solcher Narben?“ forschte sie weiter. Ich nickte und drehte ihr den Rücken zu, so das sie die Narbe vom Nekker sehen konnte. „Und an den Beinen.“ Erzählte ich ihr.

Ich zuckte beinahe zusammen, als ihre Finger meine Haut unterhalb meines Nackens berührte. Sie fuhr meine Tätowierung nach. „Warum trägst du das?“ wollte sie wissen. „Es soll mich vor Unheil schützen. In meiner Heimat steht es für das Leben und die Einheit des menschlichen Geistes mit den Elementen.“ Erklärte ich.

„Wo liegt deine Heimat?“ fragte sie neugierig. Ich stöhnte, „Hatten wir das nicht schon in Wyzima?“ stellte ich die Gegenfrage. „Hmm, aber jetzt kannst du ehrlich sein.“ Bestätigte sie. „Hier werden wir nicht belauscht. Ich weiß das du damals etwas weg gelassen hast und nicht ganz ehrlich warst.“ Sprach sie sanft. „Aber zuerst, ab in die Wanne.“ Mit einem Fingerschnippen von ihr, war ich völlig nackt. Ich quiekte erschrocken auf. „Yennefer!“

Mir blieb nun gar nichts anderes mehr übrig in die Holzwanne zu steigen. Wenige Momente später saß sie mir gegenüber und hielt mir ein Glas Wein entgegen. „So ist es doch gleich viel besser, findest du nicht?“ grinste sie und stieß mit mir an. Das warme Wasser tat wirklich gut, ich hatte vorher gar nicht bemerkt, wie verspannt meine Muskeln wirklich waren.

„Nun, lass mich eine Vermutung anstellen, dein wissen über Uma hat etwas damit zu tun, dass du nicht sagen willst, woher du kommst.“ Riet sie ins blaue. Ich hatte gerade einen Schluck Wein genommen und verschluckte mich prompt. Hustend konnte ich nur nicken. „Hm.“ Summte sie zustimmend. „Und es hat etwas damit zu tun, das du wusstest, dass ich Gedanken lesen kann?“ überlegte sie laut. Wieder konnte ich nur nicken.

„Also, wo kommst du her?“ fragte sie nun direkt. Ich schluckte, sollte ich es ihr wirklich sagen? Kann ich ihr weit genug vertrauen, oder würde sie dieses Wissen gegen mich benutzen?

„Schwörst du es niemanden zusagen und es nicht gegen mich zu benutzen?“ fragte ich sie zögerlich. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Solch eine Vorsicht. Das muss ja ein ziemliches Geheimnis sein.“ War sie erstaunt. „Aber in Ordnung, ich werde es keinem sagen.“ Bestätigte sie.

„Nun ich komme nicht von hier.“ Fing ich an. „Das sagtest du schon.“ Unterbrach sie mich. „Ich meine wirklich nicht von hier. Nicht aus dieser Welt.“ Ließ ich die Bombe platzen. „Wie meinst du das, nicht aus dieser Welt?“ fragte sie verwirrt nach. „So wie ich es sagte. Ich hatte mich zuhause gerade auf eine Schlacht vorbereitet und als ich aus meinem Zelt trat, stand ich mitten in Velen. Ich komme aus der Welt, aus der vermutlich die Menschen dieser Welt ursprünglich abstammen.“ Versuchte ich zu erklären.

„Bist du durch ein Portal gekommen?“ fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe keines bemerkt. Und eigentlich sollte man das doch, oder?“ sie nickte. „Es ist eher unmöglich unbemerkt in ein Portal zu treten.“ Bestätigte sie. „Aber woher weißt du soviel über diese Welt?“ fragte sie mich dann. „Bei mir kann man mit einiger Suche viele Informationen finden. Man muss nur wissen wo. Ich weiß nicht woran es liegt. Aber man findet hauptsächlich Infos über bedeutende Dinge oder bekannte Personen, kaum alltägliche Dinge.“ Erzählte ich weiter.

Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas, „Kannst du Beispiele nennen?“ forderte sie. Ich nickte, „Ich weiß von Stygga. Ich weiß was in Loc Muinne passiert ist, ich weiß auch, dass es Ciri war, die die Catroina Pest in diese Welt brachte.“ Yennefer spannte sich an. „Ich habe niemanden davon erzählt.“ Fügte ich schnell an. „Die Pest hat Ciri aus meiner Welt mitgebracht, bei uns gibt es schon sehr lange ein Heilmittel dagegen.“ Versuchte ich sie abzulenken. „Was weißt du noch?“ fragte sie ernst. Ich schluckte, „Lass mich bitte ausreden, in Ordnung?“ fragte ich sie leise, sie nickte. „Ich weiß von der wilden Jagd, dass sie dich als Geisel gehalten hatten, ich weiß von deiner Amnesie und das sich Letho und seine Brüder sich um dich gekümmert haben. Ich weiß das Geralt sich im Austausch für dich angeboten hat. Er ist eine ganze Zeitlang mit den roten Reitern geritten. Er erlitt bei seiner Flucht ebenfalls ein Gedächtnisverlust. Aber Yennefer, im Gegensatz zu dir, hat er lange gebraucht, um sein Gedächtnis wieder zu erlangen. Triss hat das völlig ausgenutzt, aber sobald er wieder von dir wusste, hat er sich auf die Suche nach dir gemacht.“ Vielleicht würde sie das etwas beruhigen, auch wenn Geralts unverhoffte Portalreise in den See doch recht lustig war.

Sie sah mich eine Weile schweigend an. „Er hat mich nicht angelogen? Es war keine Ausrede von ihm?“ fragte sie leise. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, hat er nicht. In Novigrad wollte sich Triss ihm wieder nähern, aber er hat sie abgewiesen und sie nach Kovir segeln lassen.“ Beruhigte ich sie weiter. Ihre Augen fingen an zu strahlen, „Wirklich?“ fragte sie hoffnungsvoll ich nickte, „Wenn du möchtest, schau in meine Gedanken.“ Bot ich ihr an und erinnerte mich an die Szene am Hafen. Sie lächelte glücklich, „Danke. Aber ich verstehe jetzt deine Vorsicht. Von deinem Wissen sollte freilich nicht jeder Kenntnis bekommen. Es ist gefährlich. Du sagtest Ciri wäre in deiner Welt gewesen, vielleicht hat sich dieses Portal nie ganz geschlossen, so das immer mal wieder etwas hindurch kommt. Wie ein kleiner Riss. Wir sollten diese Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Ich würde gerne mit ihr darüber sprechen, wenn wir sie gefunden haben.“ Bat sie, ich nickte.

„Als ich mich Letho unterwegs war, habe ich verschieden Dinge gefunden. Dinge die eigentlich aus meiner Welt stammten. Auch einen Toten. Er hatte nicht so viel Glück wie ich und er wurde von einem Schleimling getötet.“ Erzählte ich dann weiter.

„Hast du die Sachen hier? Ich würde sie mir gerne mal anschauen.“ Bat sie. Ich nickte, „Sie sind in meinem Zimmer. Es sind eigentlich alltägliche Gegenstände, aber das eine sollte nicht funktionieren, aber es tut es. Letho bestand darauf, dass es Magie sein muss, auch wenn die Medaillons nicht darauf reagieren. Ich kann es dir später zeigen und dann besser erklären.“ Erzählte ich ihr.

Sie nickte, „Aber genug der ernsten Dinge und mein Liebesleben, wie schaut es mit deinem aus?“ fragte sie plötzlich, ich wurde ein wenig rot. „Ich habe keines.“ Stammelte ich. „Aber du hättest es gerne?“ bohrte sie ein wenig. Ich nickte, „Ja, aber er will mich nicht so.“ seufzte ich traurig.

Sie zog neugierig ihre Augenbraue hoch, „So, um wenn handelt es sich denn? Rittersporn? Lambert?“ hakte sie nach. Ich verzog das Gesicht, „Nee doch keiner von denen.“ Sie lachte, „Dann vielleicht Zoltan? Geralt erzählte, dass er dich scheinbar schätzte.“ Ich schüttelte den Kopf, „Nein, auch nicht Zoltan. Ich rede von Letho.“

Überrascht blieb ihr Mund offen. „Dieser grobschlächtige Kerl?“ fragte sie nach. Ich nickte, „Er ist nicht so, wie es scheint.“ Verteidigte ich ihn. „Er ist ein kaltblütiger Mörder. Ein Muskelprotz ohne Verstand. Du würdest nicht glücklich mit ihm werden, überleg es dir lieber noch mal. Wenn es ein Hexer sein soll, dann such dir lieber einen anderen, Lambert ist ein Arsch, aber vielleicht Eskel? Eskel hat zwar eine hässliche Narbe im Gesicht, aber er scheint nett zu sein. Er ist freundlich und ordentlich und wirkt zuverlässig.“ schlug sie vor. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, Letho ist kein kaltblütiger Mörder! Und natürlich hat er einen Verstand, er ist nicht dumm, er lässt es die Menschen nur gerne glauben!“ schimpfte ich.

Yennefers Augen wurden etwas sanfter, „Hör zu, scheinbar weißt du nicht alles über ihn. Er mag auf der Reise zu dir nett gewesen sein, aber vermutlich nur, weil er irgendeinen nutzen daraus ziehen wollte. Er hätte dir sagen sollen, was er getan hat. Aber er ist und bleibt nun mal eine Viper.“ Versuchte sie mich zu trösten.

Ich funkelte sie an, „Du meinst, die Morde an Foltest und Demavend? Er hat mir davon erzählt, aber ich wusste es bereits vorher schon. Ich weiß auch warum er es getan hat. Er hat es nicht wegen der Münzen gemacht, wie ihr vielleicht alle denkt! Und er würde mich nie ausnutzen! Als er bemerkte, was ich für ihn empfand, hat er sogar selbst versucht mich davon abzubringen, er wollte mich fortschicken, damit er mich nicht in Gefahr brächte. Wenn er mich hätte ausnutzen wollen, hätte er das niemals getan!“ verteidigte ich meinen Hexer.

„Letho ist süß und fürsorglich, er kann sogar sehr schüchtern sein. Als ich krank war hat er sich um mich gekümmert, obwohl er es gar nicht musste. Er hätte weiter ziehen können, aber er wollte mich nicht in der Situation mit Geralt alleine lasse. Er hat zwar eine raue Schale, aber einen sehr weichen Kern. Du hättest ihn sehen sollen, wie liebevoll er mit Uma umgegangen ist. Er wäre ein toller Vater geworden.“ Schwärmte ich.

„Das widerspricht völlig dem, was ich über Letho weiß. Aber wenn er wirklich so sein sollte, wie du ihn siehst, dann kann ich dich ein wenig verstehen. Deiner Beschreibung nach klingt er schon recht perfekt und ich sehe du meinst das völlig ernst, du bist wirklich in ihn verliebt.“ Stellte die Zauberin fest. Ich nickte, „Ja, aber will mich nicht, er sagt ich wäre wie ein Familienmitglied für ihn. Egal was ich tat, er hat mich immer wieder abgelehnt.“ Jammerte ich.

„Hat er gesagt warum?“ ich schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich, aber das eine mal im Streit sagte er, ich würde mir meine Gefühle für ihn nur einbilden und mit Sympathie verwechseln.“

Schniefte ich.

„Oh Kleines. Nicht erwiderte Liebe kann wirklich schmerzhaft sein. Wir werden eine Lösung finden.“ Versuchte sie ein wenig Trost zu spenden. Ich schüttelte den Kopf, „Wenn er nicht will, werde ich ihn nicht zwingen. Es wäre äußerst unfair. Mir hat schon Jemand angeboten, mir diesen Wunsch zu erfüllen, aber ich habe abgelehnt. Ich werde schon irgendwie damit klar kommen.“ Ich wischte mir über die Augen.

„Wer war dieser Jemand?“ wollte die Zauberin dann wissen. „Eine Najade. Sie lebt bei Aedd Gynvael in einem Weiher, hin und wieder erfüllt sie den Menschen einen Wunsch.“ Erklärte ich. Yennefer lehnte sich nachdenklich zurück. Sie schien in ihren Überlegungen gefangen zu sein.

Während sie überlegte, trank ich mein Glas leer und stellte es zur Seite. „Sag mal Yennefer, hast du je von einem Spiegelhändler, einem Mann des Glases gehört?“ durchbrach ich irgendwann die Stille. Sie schüttelte den Kopf, „Nicht das ich wüsste. Wer soll das sein.“

„Er bietet den Menschen ebenfalls an, ihre Wünsche zu erfüllen. Doch er verlangt immer eine Gegenleistung. Man handelt mit ihm einen Pakt aus, doch egal wie gut er zu sein scheint, man verliert am Ende. Soweit ich weiß, wird der Pakt mit einem Blutopfer besiegelt und der Preis am Ende, den man bezahlen muss ist die eigene Seele. Niemand weiß genau was er ist, oder besser gesagt jeder der es wusste ist tot oder hat ein schlimmeres Schicksal erfahren, aber er ist sehr mächtig, er kann sogar die Zeit anhalten. In meiner Welt nennen wir ein solches Wesen aber den Teufel. Er ist das Gegenstück alles heiligen und göttlichen.“ Erklärte ich ihr.
 

„Das klingt mehr nach einem Ammenmärchen, aber wie kommst jetzt auf ihn?“ fragte sie skeptisch. „Nun ja, unter den Dingen, die Letho und ich unterwegs gefunden haben, war ein Gerät, das so ähnlich funktioniert wie ein Xenogloss. Allerdings kann man damit auch geschriebene Botschaften verschicken. Nachdem ich das Gerät gefunden hatte, erhielt ich zwischen durch merkwürdige Nachrichten. Ich dachte mir zuerst nichts dabei, ich fand es nur merkwürdig, dass es hier in dieser Welt funktionierte. Doch dann wurden die Nachrichten konkreter, warnten mich vor Gefahren. Ich fand zwischen den Vorräten, die wir gekauft hatten, einen Brief, der uns zu einer abgelegenen Hütte führte, es warteten dort neue Vorräte für uns, weil wir unseren eigentlichen Halt in Hengfors nicht wie geplant machen konnten. Ich fand dort einen weiteren Brief, der Unbekannte sei erfreut das wir zur Hütte gefunden haben und er bedankte sich für irgendeine Hilfe. Später erhielt ich einen Anruf, doch es war nur Gemurmel und ein Schrei einer Frau zu hören. Darauf hin folgte eine Nachricht, dass er sich für den Anruf entschuldigte und wir die Gegend meiden sollten. Und dann wieder einige Zeit später, hatten wir halt in einer abgebrannte Ruine gemacht. Es kam wieder eine Nachricht, wir sollten dort lieber nicht nächtigen, aber ich las die Nachricht nicht, weil ich zu Müde war. In der Nacht wurden wir von einer Striege überrascht. Als ich dann am Morgen die Nachricht las und ihm zurück schrieb, dass die Warnung ein wenig spät kam und woher er denn wusste wo wir sind, kam eine Antwort das unsere Wege uns trennen würden. Allerdings wurden wir dann in Aedd Gynvael von einem kleinen Jungen verfolgt. Als ich ihn dann zum Reden bringen konnte, erzählte er von einem Mann, der ihm einige Tage zuvor gesagt hätte, das Letho und ich vorbei kämen und hatte dann in den Weiher der Najade etwas geworfen. Als ich den Jungen fragte, ob er den Mann beschreiben könnte, wurde er panisch und meinte er kann nicht. Aber auch die Najade konnte den Mann nicht beschreiben, nur das er böse sei. Das Teil was er ins Wasser geworfen hatte, es ähnelt dem Ding, das ich im Haus von Triss gefunden habe und dem was ich vor einigen Tagen im Wald bei einer Ruine gefunden habe. Allerdings habe ich bei meiner Ankunft hier in dieser Welt einen Kompass bei mir gehabt, der mir den Standort dieser Dinge anzeigt, wenn ich in der Nähe bin.“ Erzählte ich ihr.
 

Sie hörte gespannt zu. „Die Dinge möchte ich auf jeden Fall einmal ansehen und was diesen Mann betrifft, ich denke wir sollten Vesemir und den anderen davon erzählen. Vor allem wenn er wirklich so mächtig ist.“ Widerwillig stimmte ich zu. Auch wenn ich die Geschichte eigentlich nicht noch einmal erzählen wollte.

„Allerdings müsste ich erst die nächste Begegnung mit Lambert überleben.“ Brummelte ich und ließ mich tiefer ins Wasser sinken. „Geralt erzählte davon. Lambert schien einen richtigen Anfall bekommen zu haben, als er merkte, dass du ihm etwas gestohlen hast.“ Bestätigte sie. „Ich habe nichts gestohlen, nur geliehen, ohne zu fragen.“ Blubberte ich ins Wasser. Yennefer lachte herzlich, „Ich sehe schon, mit deiner Einstellung hätte eine gute Zauberin aus dir werden können.“

„Ich denke nicht, ich bin so magisch wie ein Meter Feldweg.“ Brummte ich. Sie lachte wieder, „Da muss ich dich enttäuschen, ich denke ein Feldweg könnte sogar magischer sein.“ Grinste sie.

Pah, das musste ich mir nicht anhören, dachte ich mir und tauchte ganz ins Wasser ab. Allerdings hörte ich die Zauberin immer noch lachen. Als mir allerdings die Luft ausging, musste ich wieder auftauchen. Sie schien sich zum Glück wieder beruhigt zu haben, den sie fing wieder munter an zu plaudern.

„Weißt du, auch wenn ich deine Meinung zu Letho nicht teile, aber ein Hexer als Liebhaber, das hat eindeutig seine Vorteile. Ihre Ausdauer und ihre Kraft sind nur wenige davon. Geralt scheint immer genau zu wissen, was ich gerade brauche und sein Einfallsreichtum. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie geschickt er mit seinen Fingern sein kann. …“ sie kam ins schwärmen und erzählte immer mehr. Listete alle möglichen und unmöglichen Vorteile auf und wie ein Hexer seine Fähigkeiten einsetzen könnte, so das mir hören und sehen verging. Zwischendurch zog ich es dann doch vor, wieder auf Tauchstation zu gehen. Solch intime Details wollte ich gar nicht von den beiden wissen. Mir reichte das wissen aus den Spielen vollkommen aus.

Irgendwann schien sie mit ihrem Monolog fertig zu sein oder aber sie hatte bemerkt, dass ich bestimmte Dinge gar nicht wissen wollte. Sie füllte die Gläser wieder auf und reichte mir meines rüber. Als ich danach griff, schien sie den Ring bemerkt zu haben. „Was ist das?“ wollte sie wissen und nahm meine Hand. Als sie jedoch mit dem Finger meinen Ring berührte, ließ sie ihn sehr schnell wieder los. „Warum trägst du einen Ring aus Demeritium?“ fragte sie geschockt und bestätigte meinen Verdacht, dass er für normales Silber viel zu dunkel gewirkt hatte.

„Wegen Novigrad. Geralt wird dir sicherlich genaueres erzählt haben und ich möchte diese Geschichte nicht schon wieder erzählen.“ Bat ich. Sie nickte, „Er hat mir von dem Ende vom Bettlerkönig erzählt. Ich nehme an, es war nicht so geplant gewesen?“ fragte sie dann.

„Ja und der Ring soll mich an meinen Fehler erinnern und außerdem bekomme ich ihn eh nicht ab.“ Murmelte ich, „Leider schützt er nicht vor den Zeichen der Hexer.“ Maulte ich dann ein wenig. Sie zog eine ihrer Augenbraue hoch, „Warum willst du dich vor ihren Zeichen schützen?“ fragte sie neugierig.

„Wurde für meinen Geschmack zu oft von Axii getroffen.“ Murrte ich. Sie sah mich fragend an. „Wieso das?“ wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Geralt, damit ich nicht weg gehe, Karadin, damit ich mit ihm gegen Lambert und Geralt kämpfe, Slobodan, damit er mich als Geisel gegen Letho verwenden kann und Letho, weil ich mich nicht bestrafen lassen wollte.“ Zählte ich auf. „Letho wollte dich bestrafen?“ fragte sie entsetzt. Ich nickte, „Ja, weil ich mich nicht an seine Regeln gehalten habe und mich nicht aus einem Kampf zurück gezogen habe, als er es forderte.“ Gab ich zu. „Wie …, was hat er dir angetan?“ fragte sie vorsichtig. Ich verdrehte die Augen, „Er hat mich bloß zu Fuß laufen lassen, während er geritten ist.“ Beruhigte ich sie. Sie schien erleichtert aufzuatmen. „Aber wer sind Karadin und Slobodan?“ fragte sie dann irritiert. „Zwei jetzt ziemlich tote Hexer. Karadin hatte den Freund von Lambert ermordet und Slobodan einen von Lethos Gruppe.“ Erklärte ich.

„Was hast du nicht auf deiner Reise erlebt?“ fragte sie rhetorisch und ich zuckte nur mit den Schultern.

„Gibt es etwas, um sich vor Axii zu schützen?“ fragte ich sie dann direkt. „Es wäre sicherlich etwas machbar. Es könnte deine Gedanken vielleicht auch vor anderen Magiern schützen.“ Überlegte sie laut. Ich war Feuer und Flamme, das schien eine vielversprechende Idee zu sein. „Ich könnte dir dafür eine unbezahlbare Erinnerung an Geralt zeigen.“ Versuchte ich sie zu motivieren. „Und was für eine wäre das?“ wollte sie interessiert wissen.

Ich grinste, „Schon mal einen Hexer auf der Bühne gesehen? In einem Theaterstück?“ lockte ich sie. Ihre Augen wurden groß, „Wirklich?“ hauchte sie. Ich nickte wieder. Ihr Grinsen wurde böse, „Ich werde dir eine Kette anfertigen. Du kannst dir in der Zwischenzeit die Haare machen und dann kümmern wir uns um deine Haut.“ Forderte sie und stieg aus der Wanne.

Sie wickelte sich in ein Handtuch und ging an eine ihrer Kisten. Sie kramte darin herum und reichte mir ein kleines Fläschchen. „Hier, wasch dir damit die Haare. Dann sollten sie nicht mehr so strohig wirken.“ Empfahl sie.

„Danke.“ Antwortete ich und tauchte noch mal ab, um mir die Haare wieder ganz nass zu machen. Dann nahm ich das Fläschchen und öffnete es. Der Inhalt roch nach Apfel und es sah auch fast so aus wie richtiges Shampoo.
 

„Bist du fertig?“ fragte Yennefer mich nach einiger Zeit, ich drehte mich zu ihr. „Ja, ich denke schon.“ Antwortete ich ihr. Sie nickte, „Gut dann komm her, setz dich zu mir.“ Forderte sie. Ich stemmte mich aus dem Wasser und nahm ein Handtuch, in das ich mich ein wickeln konnte, dann setzte ich mich zu der Zauberin. Der Raum war mittlerweile gemütlich warm, so dass ich nicht fror.

„Diese Narbe am Bein, woher stammt die?“ wollte die Zauberin dann wissen. „Die am Oberschenkel? Von einem wilden Hund, die Nilfgaarder haben mich damals gerettet und dann verhaftet. Der Arzt dort hatte sie genäht, aber sie ist immer wieder aufgerissen. Und die an der Wade, die ist von einer Striege.“ Zuckte ich mit den Schultern.

Ihre Augen wurden riesig, „Wer hat dich gegen eine Striege kämpfen lassen?“ wollte sie entsetzt wissen. „Keiner, ich hatte dir doch erzählt, dass wir nachts von einer überrascht wurden. Sie erwischte mich, als ich mich mit Uma in Sicherheit bringen wollte. Ich denke ich habe ein riesen Glück gehabt.“ Erklärte ich. Sie nickte, „Davon kannst du ausgehen. Es gibt nicht viele, die aus einem Kampf mit einer Striege mit so einer kleinen Verletzung hervor gehen. Allerdings ist die Narbe am Oberschenkel so unsauber, dass sie dir später Probleme bereiten könnte. Ich werde dir eine Creme geben, die das Risiko verhindern sollte.“ Murmelte sie. „Oh, danke. An so etwas hatte ich gar nicht gedacht.“ Gab ich zu.
 

Wir erzählten noch eine ganze Weile, während sie mich dazu drängte ein Peeling zu machen und danach eine Maske aufzutragen. Allerdings fühlte sich meine Haut danach wirklich besser an. Sie reichte mir auch eine kleine Nagelfeile, so dass ich mich endlich darum kümmern konnte, dass meine Nägel wieder richtig sauber wurden und ich sie auf eine vernünftige Länge stutzen konnte.

Der Alkohol ließ uns kichern wie junge Schulmädchen, als sie einige alte Geschichten ausgrub. Wir saßen mittlerweile auf dem Bett und sie flocht meine Haare, als wir Schritte auf der Treppe hörten. Sie stoppten kurz vor dem Absatz, „Darf ich rein kommen?“ fragte Letho. Ich schaute Yen an, sie zuckte mit den Schultern. „Was ist denn?“ fragte sie leicht genervt.

„Ich bringe euch euer essen.“ Antwortete er gelassen. „Ok, komm rein.“ Antwortete ich diesmal. Er ging weiter und verließ die Treppe. Er sah sich kurz um und als er uns auf dem Bett sah, schüttelte er erstaunt den Kopf. „Stell es auf den Tisch.“ Forderte Yennefer. Der Hexer nickte und ging durch den Raum, um seine Last abzustellen. Ich ging zu ihm rüber, um nach zu sehen, was es geben würde.

Was ich sah erstaunte mich, es gab Nudel mit Käse überbacken. Kein bisschen Fleisch.

Letho hatte mein erstauntes Gesicht wohl gesehen. „Denkst du, ich habe nicht mit bekommen, was du vorhattest? Deine kleine Rache an Vesemir?“ grinste er. Ich sah ihn betont unschuldig an, „Ich weiß nicht was du meinst.“ Flötete ich. Er grinste nur noch breiter. „Wenn du das sagst. Aber lasst es euch schmecken Ladys und stellt keinen zu großen Unsinn an.“ Meinte er noch und ging dann wieder runter.

Yennefer blinzelte ihm überrascht hinterher, „Er scheint völlig verändert.“ Murmelte sie vor sich hin. „Aber was meinte er eben?“ wollte sie dann wissen. Ich grinste, „Als wir vor ein paar Tagen hier ankamen, hat Vesemir mich zum Küchen- und Putzdienst verdonnert. Als kleines Dankeschön bekommt er einfach kein Fleisch.“ Die Zauberin sah mich überrascht an, ehe sie lachte, „Das meinte Geralt also, als er dich als manipulativer Quälgeist bezeichnete.“

Ich zuckte mit den Schultern, „Kann sein. Aber wie es scheint hat Letho mein Vorhaben durchschaut und ebenfalls kein Fleisch gemacht. Ich frage mich, ob es Vesemir auch bereits bemerkt hat.“

„Spätestens, wenn die anderen hier ankommen, wird er sich der Frage stellen müssen, warum sie kein Fleisch bekommen.“ War die Meinung der Zauberin. Ich nickte, dann setzten wir uns und aßen unsere Käsenudeln.

Als der Abend immer später wurde, hatte ich mir mein Hemd über gezogen, da ich nicht die ganze Zeit in einem Handtuch herum laufen wollte. Wir hatten eine weitere Flasche Wein geleert und ich hatte ihr die Erinnerung an das Theaterstück gezeigt. Sie hatte herzlich gelacht und mir versprochen mir die Kette am nächsten Tag zu geben.
 

Wir mussten dann irgendwie bei ihr auf dem Bett eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte roch ich den unverwechselbaren Duft nach Flieder. Verwirrt blinzelte ich und setzte mich auf. Die Zauberin schlief noch, so dass ich beschloss leise aufzustehen.

Ich wollte gerade in meine Hose steigen, als ich hinter mir Bewegung im Bett hörte. „Was machst du?“ fragte sie ein wenig verschlafen. „Mich anziehen. Vesemir und Letho sind vermutlich auch schon wach und ich muss das Frühstück machen.“ Murrte ich.

„Aber doch nicht diese dreckige Kleidung. Warte ich suche dir was raus.“ Seufzend ließ ich die Hose wieder fallen. Ihr zu widersprechen würde eh nichts bringen. Sie reichte mir nach einiger Zeit eine dunkle Hose. Glücklicherweise keine aus Samt, sondern aus Leder. „Hier, zieh die an. Und mach dir keine Sorgen, du kannst sie gerne behalten.“ Lächelte sie. „Danke Yennefer.“ Murmelte ich und zog sie an. Sie passte sogar auch wenn sie eng anlag, aber ok, selbst die Hexer passten in die Kleidung von Yennefer. Das Hemd ließ ich an und sie reichte mir einen Miedergürtel, um die Figur zu betonen wie sie meinte. Dann zwang sie mich auf einen Stuhl, um mir die Haare zu richten und reichte mir noch einen Eyeliner.

Schließlich waren wir fertig und auch sie bereitete sich für den Tag vor.

In der Zeit sammelte ich meine Sachen zusammen, ich würde sie zumindest mit nach unten nehmen und in der Küche oder so platzieren, bis ich sie am Abend mit in mein Zimmer nehmen würde. Aber auch wenn ich meine Rüstung nicht tragen würde, mein Schwert schnallte ich mir trotzdem um. Ich hatte mich so sehr an das Gewicht an meiner Seite gewöhnt, dass ich mich schon beinahe nackt fühlte ohne. Auch meine Dolche steckte ich wie gewohnt in die Stiefelschäfte.

Ehe wir die Treppe hinunter stiegen, legte sie mir noch eine Kette um. Es war ein kleiner Stein, der wie Perlmutt glänzte und an einer Lederschnur befestigt war.

Meine Klamotten und die Rüstung in den Armen, stieg ich gefolgt von Yennefer die Treppe herunter, bereit den nächsten Tag zu beginnen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie gewohnt die Aufgabe:

Zeit für euch, nach Kaer Morhen zu kommen.

-Solltet ihr den Jungen nochmal checken: Der wirkt völlig normal.
- Die Reise verläuft ruhig, allerdings schlägt auf halber Strecke nach Kaer Morhen dein Kompass unruhig aus und zwar in Richtung einer Ruine, von der Letho steif und fest behauptet, der Ort bringe Unheil. Genauer erklären will er das aber nicht. Es gäbe Gerüchte und er sieht keinen Grund, den Ort aufzusuchen. Für dich wirkt das eher etwas fadenscheinig und bestehst du darauf, wird Letho dir folgen.
- In den Ruinen wirst du tatsächlich ein weiteres Teil finden, das zu der Apparatur zu gehören scheint, die du zusammensammelst. Sonst allerdings gibt es hier nichts zu sehen. Kein Gebäude steht mehr, die Keller sind verschüttet und außer altem Holz und Moos findet sich auch nichts, was du mitnehmen könntest. Von Geistern gibt es ebenfalls keine Spur. Uma allerdings ist auffallend still. Wenn ihr in den Ruinen wart, verbringen Uma und Letho eine ziemlich unruhige von Alpträumen gepeinigte Nacht. Dir hingegen geht es hervorragend. (Letho wird sich bei dir in jedem Fall besorgt erkundigen.)
- In Kaer Morhen wird euch Vesemir begrüßen, der natürlich nichts von eurer Ankunft ahnte. Letho wird dich vorstellen und Vesemir sich natürlich nach deiner Verbindung zu Geralt und Lambert erkundigen. Mitleid hat er mit den beiden wenig, eher lacht er darüber, wie du sie austricksen konntest. Natürlich gibt er euch auch Arbeit an die Hand. Dabei wird er offenbar das Gespräch unter vier Augen mit Letho suchen, während du - offenbar hat Vesemir Vorurteile - in der Regel zum Saubermachen und Kochen abgestellt wirst, während die beiden Hexer die Mauern flicken.
- Überrede Vesemir, ein wenig in der Hexerbibliothek stöbern zu dürfen. Er ist nicht ganz überzeugt, aber unter Aufsicht lässt er das zu, sodass du dich über Kreaturen und Ähnliches informieren kannst. Trankrezepte sind aus seiner Sicht natürlich Tabu.
- Nutze die Chance, dich in der Umgebung etwas umzusehen. Vielleicht erinnerst du dich an die Ruinen in der Nähe, in denen es spukte? Hättest du doch nur Geralts Geisterlaterne! Aber auch so gibt’s dort einiges zu finden, wenn man weiß, wonach man sucht. Unter anderem kannst du dabei ein Hexeramulett entdecken. Findest du dies, wird Vesemir sich sehr dankbar zeigen und dir ein bisschen was aus alten Tagen erzählen und sogar anbieten, dir ein wenig beizubringen als Dank.
- Yennefer ist offenbar noch nicht eingetroffen, doch lange müsst ihr auf die auch nicht warten. Ein paar Tage nach euch trifft die Zauberin ein und übernimmt sofort das Kommando. Sie wird dich erstaunlich herzlich begrüßen und dafür sorgen, dass du erstmal eine kleine Beauty-Kur bekommst - mit ihr gemeinsam natürlich. Dabei wird sie sich über die Reise ausfragen, über Geralt, Letho und auch über deine Narben. Erzählst du ihr von einem der folgenden Dinge?
=> Dem Spiegelmeister: Sie wird sehr skeptisch sein, doch auch ernst nehmen, was du sagst. Ihrer Meinung nach sollten auch die Hexer davon wissen.
=> Deinem Kompass: Den wird sie gerne untersuchen wollen, wenn du ihn ihr ein paar Tage überlässt und schließlich herausfinden, dass ein Ortungszauber darauf liegt, der offenbar auf eine bestimmte magische Signatur funktioniert.
=> Die Apparatur: Über die kann Yen leider nichts sagen. Aber jedes Teil weist eine magische Signatur auf, die sehr spezifisch ist, ihr aber fremd.
=> Letho und deinen Gefühlen: Dafür hat sie erstaunlich viel Verständnis, findet aber, du solltest dir das gut überlegen. Über Hexer als Liebhaber hingegen wird sie sich positiv auslassen, dass es sogar dir peinlich wird.
=> Dem Handy: Das wird sie zwar untersuchen wollen, doch am Ende sagt ihr das alles überhaupt nichts. Sie kann nur sagen, dass es verzaubert wurde, doch die Magie ist ihr fremd und der Sinn darin ebenfalls.
=> Deiner Herkunft: Sie wird die Theorie stützen, dass eure Welten verbunden sind, ahnte sogar schon, dass du eine derartige Geschichte zu erzählen wüsstest seit eurem ersten Treffen. Sie würde gerne mehr von deiner Welt erfahren, findet aber auch, dass du dieses Wissen vorsichtig handhaben solltest - schon um deinetwillen. Komplett anzeigen

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