Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 15: Uma und Hexenjäger ------------------------------ „Letho, ich kann nicht mehr!“ keuchte und quengelte ich eine ganze Zeitlang später. Doch er schien mich weiterhin zu ignorieren, so wie er es die ganze Zeit bereits getan hat. Außer wenn er Anweisungen gab, welche Kräuter oder Pflanzen ich unterwegs pflücken sollte. Das einzige Zugeständnis, das er mir machte war, dass er das Tempo wieder herabsetzte. Er ließ die Pferde im Schritt laufen. Aber meine Füße taten mittlerweile wirklich weh und sicherlich hatte ich sie mir in den nassen Stiefeln wund gelaufen. So fühlten sie sich zumindest an. Sie waren heiß, brannten und pochten bei jedem Schritt. Irgendwann konnte und wollte ich einfach nicht mehr weiter. Da Letho mich eh ignorierte, setzte ich mich einfach auf einen Baumstamm, am Wegesrand. Letho ritt weiter, er hatte es scheinbar nicht mit bekommen. Als ich nach meiner Wasserflasche greifen wollte, fiel mir ein, dass sie am Sattel hing. Ich fluchte. Letho war mittlerweile hinter der Wegbiegung verschwunden. Ich seufzte, natürlich würde er bei einer Strafe hart bleiben, ich konnte wahrscheinlich froh sein, dass er mich nur laufen ließ. Wer weiß was er damals als Kind und angehender Hexer für Strafen bekommen hatte. Aber ich konnte mich noch nicht dazu aufraffen weiter zu gehen. Genauso wenig traute ich mich nicht, mir meine Stiefel auszuziehen. Ich blieb sitzen und massierte meine schmerzenden Muskeln und zupfte dann missmutig einige Grashalme ab. Aber Letho kam nicht zurück. Ich beobachtete die Wolken für eine Weile, die Sonne näherte sich dem Horizont und vor der Dunkelheit würde ich zu Fuß niemals bei Krähenfels ankommen. Nach weiteren Minuten rieb ich mir müde durchs Gesicht und zwang mich dann dazu, wieder auf zu stehen. Wütend über diese beschissene Situation kickte ich einige Steine durch die Gegend. Langsam folgte ich dem Pfad und hoffte, dass ich Letho nicht genauso suchen musste, wie Geralt damals. Bloß ohne Pferd würde es deutlich schwerer und auch gefährlicher werden. Die Wolken wurden dicker und dunkler und es dauerte nicht lange, bis die ersten Regentropfen fielen. Frustriert grummelte ich vor mich hin, das ist genau das was mir jetzt noch fehlte. Mein Umhang befand sich natürlich auch am Sattel. Schnell wurde aus den paar Tropfen ein ausgewachsener Schauer. Meine Haar klebten mir schon im Gesicht, als ich in der Ferne den Schein eines Lagerfeuers ausmachen konnte. Bis dahin konnte ich es schaffen, dachte ich mir. Es war mir in diesem Moment auch völlig egal, dass es sich dabei um ein Nilfgaarder Lager, oder das von Banditen handeln könnte. Müde und mittlerweile auch wieder durch gefroren, kam ich zu dem Lager. Zu meinem Glück hatten es weder Banditen, noch Nilfgaarder errichtet, sondern Letho. Er hatte sogar eine Zeltplane aufgespannt, damit die Schlafstätten nicht nass wurden. „Auch endlich da?“ begrüßte er mich. Doch ich warf ihm nur einem bösen Blick zu und musste dann niesen. Ich ignorierte ihn und humpelte zu meinen Taschen. Ich suchte mir trockene Kleidung raus und zog mich schnell um. Dann warf ich mir meinen Umhang über und setzte mich ans wärmende Feuer. Die nassen Sachen und Stiefel breitete ich in dessen Nähe aus. Hoffentlich wären die Stiefel am nächsten Tag trocken. Ohne auf die Blicke von Letho zu achten inspizierte ich meine Füße. Sie waren gerötet und an einigen Stellen hatten sich Blasen gebildet. Ich war mir nicht sicher, ob es hier ratsam war, diese aufzustechen, daher ließ ich sie erst einmal so, wie sie waren. Aber ich zog vorerst nichts über, Luft würde meinen Füßen gut tun. Der Geruch von dem, was auch immer Letho da im Feuer briet, ließ mich würgen und da ich eh ziemlich müde war, beschloss ich mich hinzu legen. Letho hatte meine Schlafrolle bereits hingelegt, aber wieder recht dicht bei seiner. Ich ging hinüber und zog sie so weit von seiner weg, wie es ging, ohne im Regen liegen zu müssen. Dann rollte ich mich unter meiner Decke zusammen. Die Kälte ließ mich ein wenig zittern und zwischendurch musste ich immer mal wieder niesen. Die Blicke von Letho bekam ich nicht mit, da ich ihm meinen Rücken zu gewandt hatte. Sollte er ruhig mit kriegen, das ich immer noch schmollte. Ich war ein wenig weggedöst, als Letho zu mir kam. „Alanya? Hier dein Essen.“ Meinte er. Ich blickte über die Schulter zu ihm, er stand nicht weit entfernt und hatte eine Schüssel in der Hand. Meine Nase verriet mir endgültig was er gebraten hatte. Leber. Der Gedanke allein, ließ mich wieder würgen. „Lass mich in Ruhe.“ Murrte ich und legte mich wieder hin. „Du solltest wirklich etwas essen.“ Meinte er nur zu mir und stellte die Schüssel neben mich. Angeekelt drehte ich mich um und schob die Schale weg. „Iss alleine. Davon wird mir schlecht.“ grummelte ich. Seufzend nahm er die Schüssel, „Etwas anderes wird es aber nicht geben. Du kannst das essen, oder musst hungern.“ Stellte er klar. „Dann hungere ich lieber.“ Murmelte ich und zog mir die Decke über den Kopf. „Alanya, du solltest wirklich etwas essen. Leber ist gesund.“ Ich gab nur ein würgendes Geräusch von mir, um meine Meinung dazu kund zu tun. „Dann halt nicht. Ich will morgen aber keine Klagen hören, dass du hungrig bist.“ Brummte er und nahm die Schale weg. Ich gab nur ein „Ja, ja.“ Von mir und schloss die Augen erneut. Später wachte ich auf, als jemand nach mir rief und an meiner Hose zerrte, kurz hörte es auf und etwas Stinkendes wurde durch mein Gesicht gezogen. Ich riss die Augen auf und starrte direkt in das Gesicht eines Wolfes. Erschrocken schrie ich auf. Der Wolf sprang ebenfalls erschrocken, ein Stück nach hinten. Schnell tastete ich nach meinem Schwert und als ich es hatte, sprang ich auf. Ein Rudel Wölfe hatte unser Lager umkreist, Letho war ebenfalls wach und wehrte die ersten Wölfe ab. Der Wolf vor mir schnappte nach mir, doch ich konnte ihm ausweichen. Mit einem Schwertstreich traf ich ihn. Zwei weitere Treffer und er lag im Dreck, Zeit für den nächsten. Zum Glück war es ein kleines Rudel und ohne Warg. Als der letzte Wolf am Boden lag, kam Letho zu mir herüber. „Alles klar bei dir?“ wollte er wissen. Ich nickte, der Schreck saß mir noch ein wenig in den Knochen. Doch schnell wurde mir kalt und ich verzog mich wieder unter die Decke. Meine Nase war dicht und mein Hals kratzte leicht, untrügliche Zeichen dafür, dass sich eine Erkältung anbahnte. Ich seufzte, was für ein beschissener Tag. Oder mittlerweile Nacht. Letho sammelte die Wolfskadaver zusammen und brachte sie zur Seite. Ich wartete noch darauf, das Letho zurück kam und legte mich dann wieder hin. Es war noch dunkel und daher würde ich die Zeit nutzen, das ich noch schlafen konnte. Auch wenn mir ein beheiztes Zimmer jetzt deutlich lieber wäre, oder ein heißes Bad, oder beides. Ich seufzte und schloss die Augen. Die restliche Nacht schlief ich unruhig, immer wieder wachte ich durch meinen Husten auf. Als es dann endlich hell wurde, gab ich den Versuch zu Schlafen auf, blieb aber noch in meine Decke gewickelt. Vom Feuer kam ein ziemlich unangenehmer Geruch, Letho köchelte da irgendetwas zusammen. Ich beobachtete ihn eine Weile, doch ich konnte mir keinen Reim draus machen. Letho bemerkte meinen neugierigen Blick. „Ich koche das Talg aus.“ Erklärte er. „Komisch, ich habe Geralt so etwas nie machen sehen.“ Ich hatte wohl laut gedacht, denn Letho antwortete mir, „Man kann natürlich auch das Fett von den Organen schneiden und unter der Haut hervor kratzen, aber die Menge und die Qualität ist deutlich geringer.“ Ich verzog angewidert das Gesicht. „Stell dich nicht so an. Das gehört zum Tränke brauen schließlich dazu.“ Brummte er. Als Antwort bekam er nur ein Hatschi von mir. Er runzelte die Stirn und musterte mich kurz. „Leg dich noch etwas hin, schlaf soll helfen.“ Riet er mir. Ich schüttelte jedoch den Kopf, meine Kleidung vom Vortag war zum Glück trocken, meine Stiefel leider noch nicht ganz, aber es musste erst mal so gehen. Ich zog sie mir über und stand auf. Meinen Umhang schützend um mich gewickelt. „Wo willst du jetzt hin?“ fragte mich der Hexer verwundert. „Kräuter suchen gehen, gegen den Husten und vielleicht finde ich auch noch etwas Honig.“ Antwortete ich ihm mit belegter Stimme. „Nein, leg dich wieder hin. Du bist gar nicht in dem Zustand irgendwo hin zu gehen.“ Widersprach er mir. „Und wessen Schuld ist das wohl?!“ knurrte ich leise und drehte mich um und ging langsam los. Doch er hatte recht. Ich hatte Fieber bekommen und war dementsprechend schwach auf den Beinen. Letho war mir scheinbar gefolgt, denn er hielt mich auf einmal fest. „Komm, ich such dir etwas zusammen. Du solltest wirklich noch etwas schlafen.“ Brummte er und hob mich einfach hoch. „Letho!“ quietschte ich, gefolgt von Husten. Er setzte mich ans Feuer und holte mir sogar noch eine Decke. Dann befühlte er meine Stirn. Ich seufzte, seine Hand fühlte sich angenehm kühl auf der Haut an. „Du hast etwas Fieber. Du legst dich wieder hin und ich koche dir einen Tee.“ Schlug er vor. Widerwillig stimmte ich zu. Ich hörte wie er an die Trankzutaten ging und anfing etwas klein zu hacken. Sein ruhiges Arbeiten, lullte mich in den Schlaf. „Krümel?“ weckte er mich. „Ich muss noch einige Kräuter sammeln, aber ich bleibe in der Nähe, wenn etwas ist, musst du nur rufen, in Ordnung?“ Müde nickte ich. Innerlich seufzte ich erleichtert, er nannte mich wieder Krümel, also schien er nicht mehr böse mit mir zu sein. Mir war immer noch ein wenig kalt und so zog ich die Decke enger um mich. Hoffentlich würde der Tee, den Letho mir kochen wollte, wirklich helfen. Ich hatte wirklich keine Lust, dass die Erkältung sich zu einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung weiterentwickelte. Wenn wir später weiter reiten würden, sollte ich vielleicht versuchen Zwiebeln und Zucker zu bekommen, so könnte ich mir selbst ein wenig Hustensaft machen. Ich war wohl wieder weggedöst, denn als ich die Augen wieder aufschlug, war Letho bereits wieder da. Er hockte sich gerade wieder beim Feuer hin, scheinbar hatte er alles gefunden was er gesucht hatte. Er schnitt weitere Dinge klein und warf sie in den kleinen Topf, der bereits im Feuer stand. Er rührte darin herum und nach einigen Minuten schöpfte er mit einem Becher, etwas Flüssigkeit heraus. Er bröckelte noch etwas hinein und kam dann damit zu mir rüber. Ich setzte mich auf und nahm den Becher in empfang. „Ein altes Rezept meiner Großmutter.“ Erklärte er. Ungläubig starrte ich ihn an. Klar, Letho hatte auch Eltern und Großeltern, aber es schien so unwirklich, wenn er von ihnen sprach. „Schau nicht so, ich mag zwar alt sein, aber ich bin nicht vergesslich.“ Brummte er gutmütig. „Was ist da drin?“ wollte ich wissen. „Etwas gegen Schmerzen, gegen den Husten und etwas gegen Fieber, was genau verrate ich dir später vielleicht mal.“ Meinte er und setzte sich zu mir. „Trink und schlaf dann noch etwas. Wenn du später wach wirst, bekommst du noch eine Tasse. Morgen sollte es dir dann besser gehen.“ Schlug er vor. Ich nickte und pustete in den Becher, um die Flüssigkeit ein wenig abzukühlen. Der Tee schmeckte leicht minzig und ansonsten nach Kräutern, gesüßt mit Honig. Als ich dies registrierte lächelte ich Letho dankbar an. Er zuckte nur mit den Schultern. Als ich den Becher geleert hatte rollte ich mich in der Decke zusammen, den Kopf auf Lethos Schoß. Er schaute zwar erstaunt auf mich runter, ließ mich aber trotzdem dort liegen. Er strich mir durch das Haar, bis ich eingeschlafen war. Die Zeit, in der ich geschlafen hatte, schien Letho genutzt zu haben, um seine Ausrüstung in Ordnung zu bringen. Als ich aufwachte, lag ich nicht mehr auf seinem Bein, er saß etwas weiter weg und flickte scheinbar gerade seine Satteldecke. Ich rieb mir die Augen und setzte mich auf. Ich beobachtete ihn, wie er seine Ausrüstung reparierte und säuberte. Zwischendurch gab er mir einen weiteren Becher mit Tee und Honig. „Wann wollen wir weiter?“ fragte ich ihn. „Wenn es dir besser geht, morgen.“ Er schaute zu mir rüber. Ich runzelte die Stirn, „Sagtest du nicht, du hättest noch etwas zu erledigen? In den Sturmfeldern?“ fragte ich ihn weiter. Er nickte, „Ja, habe ich auch, aber auf einen Tag mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an.“ Ich stimmte ihm nicht wirklich zu, schließlich hatte ich meine Fährte dorthin laufen lassen und mit jedem Tag mehr, könnte die Wahrscheinlichkeit steigen, dass Lambert mich dort suchen würde, aber ich sagte nichts deswegen. Da Letho meine Idee mit der Schiffsreise verworfen hatte, mussten wir eh dort entlang. Dann ist es auch nicht weiter schlimm, wenn er dort noch kurz etwas erledigte. Er würde Lambert hoffentlich davon abhalten, mir etwas anzutun, falls wir ihn treffen sollten. „Was genau willst du dort eigentlich tun?“ wollte ich von ihm wissen. Sein Gesicht verhärtete sich, „Etwas Persönliches.“ Meinte er nur und ignorierte jede weitere Frage von mir zu diesem Thema. „Willst du die Tropfen heute noch nehmen?“ wechselte er das Thema. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht. Aber ich kann es probieren.“ Stimmte ich zu. Er nickte, „Gut, dann mache ich dir das später fertig.“ Er nähte die Stelle fertig und riss dann den restlichen Faden ab. Er räumte die Satteldecke wieder weg, ebenso wie den Sattel. „Muss an deinem Sattel auch etwas gemacht werden?“ fragte er mich, als ihm auffiel, dass ich ihn beobachtete. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, er schien recht neu gewesen zu sein, als ich ihn bekommen hatte und im Gegensatz zu Geralt habe ich mich um meine Reitausrüstung gekümmert. Die arme Plötze, ihr Sattel wirkte, als hätte Geralt ihn im Abfall gefunden.“ Rümpfte ich die Nase darüber. Letho lachte über meine Mätzchen. Ich hatte mich mittlerweile richtig hingesetzt und die Decke um mich geschlungen. Ein wenig half der Tee bereits, mein Hals fühlte sich nicht mehr ganz so geschwollen an und schmerzte zumindest beim sprechen nicht mehr. Ich fühlte mich auch nicht mehr ganz so matt. „Wie ist das bei dir in der Heimat so? Es scheint als gäbe es doch ziemlich große Unterschiede.“ Fragte Letho mich plötzlich. Oh shit, was sollte ich denn jetzt sagen? Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, wie modern bei uns alles ist, denn dann müsste ich erklären, wieso ich mich trotzdem mit dem Schwertkampf auskannte. Ich glaube er würde es nicht wirklich verstehen, wenn ich ihm versuchte zu erklären was LARP ist und ihm würde vermutlich schnell klar werden, dass ich ihn und die anderen zum Teil angelogen hatte. „Krümel? Alles in Ordnung?“ fragte er mich dann, ich hatte wohl zu lange gezögert. „Ja, schon gut.“ Antwortete ich schnell, „Ich hatte nur überlegt, was ich dir am besten erzähle. Aber soviel unterschied gibt es eigentlich nicht. Im Grunde ist vieles gleich, die Reichen beuten die Armen aus, die ganz Armen leben auf der Straße, die Mächtigen wollen immer mehr Macht.“ Zählte ich auf. Er runzelte die Stirn, „Der Tote in Hindwacht trug ziemlich seltsame Kleidung.“ Deutete er an. „Für dich mag es seltsam wirken, aber viele tragen das, wenn sie nicht arbeiten gehen und frei haben. Aber auch hier unterscheidet sich doch die Kleidung, ein Nilfgaarder zieht sich doch zum Beispiel ganz anders an, als ein Skelliger oder ein Ophiri.“ Lenkte ich ein. Er nickte, „Und dieses Ding, das Hendi?“ fragte er weiter. Ich verbiss mir ein lachen, „Handy. Das nutzen wir, um über weite Entfernung miteinander zu sprechen. Es ist viel einfacher und günstiger als einen Boten mit einem Brief loszuschicken. Wenn die Leute hier nicht so gegen Magie wären, könntet ihr sicherlich etwas Ähnliches hier haben. Auch wenn unsere Handys nicht mit Magie funktionieren, aber ihr könntet Xenoglosse und Megaskope verwenden.“ Erklärte ich. Doch er sah nicht wirklich überzeugt aus. „Schau nicht so, aber was ich auf jeden Fall vermisse ist das fliesend Wasser in jedem Haus. Man muss nicht zum Brunnen rennen oder zum Fluss und man kann zu Hause ohne Probleme sich mit warmen Wasser waschen oder Baden. Und bei uns werden die Fäkalien und Abwässer nicht einfach so auf die Straße gekippt.“ Seufzte ich. „Wie funktioniert das?“ wollte Letho wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich weiß es nicht genau. Aber irgendwie mit Pumpen und Rohren. Ich bin kein Ingenieur.“ Entschuldigte ich mich. Er wollte noch einige Dinge wissen und ich beantwortete ihm die Fragen so gut ich konnte und wich ein wenig von der Wahrheit ab. Nebenbei hatte Letho mein Selbstversuch vorbereitet. Ein Tropfen Schwalbe und ein Tropfen Waldkauz in einen Becher mit Wasser. Ich wollte den Becher schnellst möglich leeren, da es doch ziemlich widerlich schmeckte und nahm daher einen großen Schluck. Doch es war ein ziemlicher Fehler, überhaupt nicht an meinen wunden Hals zu denken. Ich hatte noch nicht einmal den ersten Schluck völlig getrunken, als ich den Rest ausspuckte und wie wild anfing zu husten. Beim ersten Mal hatte es schon in meinem Hals gebrannt und gekratzt, doch es war kein Vergleich zu jetzt. Es fühlte sich an, als hätte ich ein glühendes Stück Kohle im Hals stecken. Es brannte und kratzte so sehr im Hals, das ich vor Husten kaum noch Luft bekam. Ich hatte mich mit meinen Händen abgestützt, so dass ich nun auf allen vieren hockte und um Atem rang. Meine Finger gruben sich in den Boden. Letho war nach dem ersten Moment aufgesprungen, nachdem klar war, dass ich mich nicht nur verschluckt hatte. Er zwang mich in eine aufrechte Haltung, damit sich meine Lunge besser entfalten konnte. Dann brachte er mich irgendwie dazu, ruhiger zu atmen, bis der Husten immer weiter nachließ. „Geht es wieder?“ fragte er nach einer Weile. Ich schüttelte den Kopf, „Es kratzt und brennt.“ Keuchte ich. Ich versuche so ruhig zu atmen wie ich konnte, um nicht erneut Husten zu müssen. Letho zog eine Wasserflasche ran und reichte sie mir. Die ersten Schlucke nahm ich vorsichtig und trank dann die Flasche halb leer. Mein Hals beruhigte sich ein wenig, doch das Kratzen ließ nur wenig nach. „Danke, etwas besser.“ Meine Stimme klang heiser und rau. Er ging zu der Vorratstasche und zog etwas heraus. Ich konnte nicht sehen was es war, da ich mir die Tränen aus den Augen wischte, die sich durch den Hustenanfall gebildet hatten. „Hier lutsch das. Es beruhigt den Hals.“ Er reichte mir etwas. Es war ein Stück Honigwabe. „Danke.“ Nickte ich und fing an, den Honig aus den Waben zu lutschen. Durch den klebrigen Honig beruhigte sich mein Hals noch weiter, so dass ich das Kratzen, die meiste Zeit ignorieren konnte. „Kein Krabbspinnengift bei einem wunden Hals.“ Versuchte ich zu scherzen. Letho zog nur eine Augenbraue hoch. „Das ist nicht lustig.“ Brummte er. Ich nickte nur, er hatte ja recht. „Vielleicht siehst du ja jetzt ein, warum die Tränke nur für Hexer gedacht sind.“ Meinte er zu mir. „Das war mir vorher schon klar.“ Murrte ich leise, ich hatte mir nur nicht vorgestellt wie unangenehm die Nebenwirkungen wirklich sind. Fügte ich in Gedanken hinzu. „Leg dich wieder hin, heute Abend bekommst du den restlichen Tee und morgen sollte es dir dann soweit besser gehen, dass wir weiter reiten können.“ Schlug er vor. Obwohl ich mir sicher war, dass ich jetzt nicht schon wieder schlafen konnte, legte ich mich hin. Letho suchte sich eine bequemere Stelle und kniete sich hin und legte die Hände auf seine Oberschenkel, wie es aussah, wollte er meditieren. Das könnte ich auch versuchen, schließlich konnte man das auch im liegen. Ich schloss die Augen und atmete bewusster. … Als ich die Augen später wieder öffnete, dämmerte es bereits und Letho hatte neues Feuerholz gesammelt. Hatte er mich diesmal gar nicht geweckt, oder hatte ich es im Halbschlaf nur nicht wirklich registriert? Vermutlich letzteres. Ich gähnte und streckte mich, ehe ich aufstand und zu Letho hinüber ging. Er saß an den Baum gelehnt und durch blätterte die Aufzeichnungen von Aiden. Er sah auf, als bei ihm stehen blieb. „Gut geschlafen? Wie geht es deinen Füßen?“ fragte er mich. Ich verzog das Gesicht, „Erinnere mich bloß nicht an die.“ Murrte ich. Barfuß ging es, aber mit Blasen an den Füßen in die Stiefel? Das werden ziemlich unangenehme Tage werden. Ich ließ mich neben ihm fallen und setzte mich zu ihm. „Auch wenn es dir jetzt etwas besser geht, solltest du noch nicht Barfuß hier rum laufen.“ Er sah mich streng an. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich kann nicht die ganze Zeit liegen und in meine Stiefel will ich noch nicht wieder.“ Entgegnete ich. Er drehte sich zu mir um und legte eine Hand an meine Stirn, „Zumindest ist das Fieber ein wenig zurück gegangen. Was macht dein Hals?“ wollte er dann noch wissen. „Solange ich nicht huste, geht es.“ Gab ich zu. „In Ordnung, hast du Hunger? Du hast seit gestern Früh nichts mehr gegessen?“ fragte er mich dann noch. Ich musste tatsächlich kurz überlegen, aber ich fühlte keinen Hunger. „Nein, eigentlich nicht.“ Schüttelte ich den Kopf. Er seufzte, „Gut, aber du musst wenigstens etwas trinken.“ Forderte er. „In Ordnung.“ Stimmte ich zu. Ich wusste wie wichtig das ausreichende trinken war, auch wenn es mit Halsschmerzen eine starke Überwindung kostete. Wie aufs Stichwort, reichte er mir die Wasserflasche rüber. Ich seufzte, wie konnte dieser Mann nur immer auf alles vorbereitet sein? Er drückte sie mir in die Hand und sah mich auffordernd an. Widerwillig öffnete ich sie und nahm einige zaghafte Schlucke. Das Wasser war frisch und kühl. Er musste es geholt haben, als er auch das Holz gesammelt hatte. Ich zwang mich, noch etwas mehr zu trinken, ich hatte gar nicht bemerkt wie durstig ich war. „Ich möchte, dass du die Flasche heute noch leer trinkst und deinen Tee.“ Bat mich Letho. Ich nickte wieder nur. Er war ja eine richtige Glucke. Während Letho selbst ein wenig aß, blieb ich neben ihm sitzen und trank immer wieder aus der Flasche. Die Reste seines Trockenfisches warf er ins Feuer und brachte mir dann den letzten Becher mit dem Tee mit. Er tat wieder etwas Honig hinein und als er etwas abgekühlt war, trank ich ihn mit langsamen schlucken aus. Die Sonne war mittlerweile ganz untergegangen und nur der Schein des Feuers erhellte die Umgebung, wenn das Wetter nicht so nass wäre, hätte es schon fast gemütlich sein können. Letho hatte unsere Schlafmatten wieder direkt neben einander gelegt, mit den Worten das er so etwas wie letzte Nacht mit den Wölfen nicht wieder erleben möchte. Als ich dann auch den letzten Schluck des Wasser ausgetrunken hatte, scheuchte er mich schlafen. Innerlich verdrehte ich die Augen, Glucke dachte ich nur. Aber ich tat was er sagte, ich kuschelte mich in die Decke und kurze Zeit später hatte auch Letho sich zu mir gelegt. „Vermisst du deine Heimat?“ fragte er mich völlig unvorbereitet. Darüber hatte ich noch nicht wirklich nachgedacht, hier war ich ständig beschäftigt und kam kaum dazu, darüber nach zu denken. „Ich weiß nicht, ich denke schon ein bisschen. Aber ich würde auch dich und die anderen vermissen, wenn ich wieder zurück wäre. Was ist mit dir? Vermisst du dein zu Hause?“ fragte ich im Gegenzug und drehte mich zu ihm um, so dass ich ihn ansehen konnte. „Ja, in gewisser Weise. Nicht unbedingt mein Elternhaus, dafür bin ich dort schon zu lange weg, aber die Festung.“ Murmelte er. „Wo überwinterst du und die anderen deiner Schule, nach dem die Festung ja von Vilge…“ Ich schlug mir die Hand vor den Mund, als Letho sich anspannte und mir klar wurde was ich gerade sagte. Plötzlich ragte Letho über mich auf und funkelte auf mich herab. „Was weißt du Alanya?“ fragte er mich ernst. Erschrocken sah ich zu ihm auf, er hatte sich so schnell bewegt. „Du hast gesagt du respektierst, dass ich Geheimnisse habe.“ Versuchte ich ihn abzulenken. „Nur so lange, wie ich nicht das Gefühl habe, dass das Wissen eine Gefahr sein könnte. Also was weißt du und woher?“ wollte er erneut wissen. Ich schluckte, „Ich habe darüber gelesen, Vilgefortz hatte sich dort verschanzt und Yennefer dort gefangen gehalten. Nach dem der Magier besiegt wurde, zerstörte die Loge die Festung völlig, um sich von der Schmach zu befreien, dass sie vorher die Falsche angegriffen haben.“ Flüsterte ich. Letho verengte die Augen, „Weißt du auch wo die anderen Schulen sind?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich, ich weiß das die Bärenschule vermutlich auf Skellige lag und die Mantikoren wahrscheinlich irgendwo in Ophir. Von den Katzen und Greifen weiß ich nur, dass es sie gibt.“ Gab ich leise zu. „Und woher weißt du das?“ fragte er weiter. „Ich hatte darüber gelesen, ich bin zufällig über die Texte gestolpert.“ Was auch stimmte, dieses Wissen hatte ich zufällig im Internet gefunden. Lethos Gesicht entspannte sich leicht, er glaubte mir. „Was weißt du noch?“ fragte er, nachdem er mich wieder frei gegeben hatte. „Das ihr euch auf die wilde Jagd spezialisiert hattet und die Katzen hauptsächlich aus Elfen bestehen. Allerdings sind fast alle Katzen abtrünnig. Über eure Proben weiß ich auch das es mehrere gibt.“ Gab ich mein wissen preis. Letho ließ sich auf seinen Rücken fallen, „Was soll ich bloß mit dir machen? Du solltest keinen wissen lassen, welche Hexergeheimnisse du bereits alles kennst. Ich gehe stark davon aus, dass nicht ein Hexer das Wissen in fremden Händen wissen will.“ Brummte er. Ich schwieg, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, dass mich dieses Wissen vielleicht in Gefahr bringen könnte. Als ich mich nach einer Weile immer noch nicht bewegt hatte und immer noch an die Stelle starrte, an der Lethos Gesicht über mir aufgeragt hatte, drehte er sich zu mir um. Er zog mich an seine Brust, „Ich wollte dir keine Angst machen. Sei bloß nur vorsichtig, wem gegenüber du etwas erwähnst.“ Murmelte er an meinem Ohr. Ich nickte, dann beschloss ich, die Situation auszunutzen. Wenn er mir schon so offensichtlich das Kuscheln anbot. Ich zog die Decke bequemer über mich, schloss die Augen und der Klang von Lethos ruhigem Herzschlag ließ mich schnell ein schlafen. Ich hörte Letho noch seufzen, ehe ich ins Land der Träume abdriftete. In der Nacht wachte ich einige Male durch meinen Husten auf, doch zum Glück war er nicht mehr ganz so schlimm, wie am Anfang. Ich fragte mich, was in diesem Tee war. Es schien ja ein reines Wundermittel zu sein. Obwohl, Zwiebelsaft ja auch sehr schnell half, bloß nicht gegen das Fieber. Am nächsten Morgen wachte ich auf, als Letho sich gerade von meinem Klammergriff befreien wollte. Ich murrte, um ihm zu zeigen was ich davon hielt. Doch er stand trotzdem auf. Allerdings zog er die Decke wieder über mich. Einige Zeit später wachte ich erneut auf. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und setzte mich auf. Letho war gerade am trainieren. Ich sah ihm eine Weile zu. Obwohl er so groß und muskelbepackt war, sahen seine Bewegungen fließend und leicht aus. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und die Wiesen um uns herum waren in Nebel gehüllt, überall glänzte der Tau auf den Halmen. Noch immer ein wenig verschlafen, stand ich auf und zog mir meine Sachen über. „Morgen.“ Grüßte ich, als Lethos Aufmerksamkeit auf mir lag. „Morgen, wie geht es dir?“ fragte er mich und steckte seine Schwerter weg. „Besser. Von mir aus, können wir weiter reiten.“ Schlug ich vor. Er nickte, „In Ordnung. Wir werden sehen wie weit wir es heute schaffen.“ Es stellte sich heraus, dass wir näher an Krähenfels waren, als ich gedacht hatte. Schnell zeichnete sich die Burg am Horizont ab und wir näherten uns schnell. Doch etwas anderes lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein kleines Händlerzelt, nahe der Brücke. Ich packte unbewusst die Zügel fester, was Tetris unruhig schnauben ließ. Auch Letho bemerkte meine Anspannung, „Krümel, alles gut?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Würdest du mir einen Gefallen tun Letho? Könntest du bitte Uma vom Baron holen, ich hätte da gerne ein paar Worte mit dem Händler dort hinten gewechselt.“ Fragte ich ihn. Er musterte mich und sah nicht sehr begeistert von meiner Bitte aus. „Bitte Letho, so können wir etwas Zeit sparen.“ Bat ich weiter. „Ich verspreche auch, dass ich nicht in Schwierigkeiten kommen!“ fügte ich schnell an, als es so aus sah, als wollte er ablehnen. Er seufzte. „Na gut, wir werden uns an der Brücke treffen.“ Stimmte er dann doch zu. Ich lächelte ihn an, „Danke Letho!“ Ich trieb Tetris an und ritt in Richtung des Händlerzeltes, während Letho über die Brücke ritt. Kurz bevor ich beim Zelt ankam, parierte ich durch und hielt mein Pferd an. Es standen einige Dorfbewohner an dem Stand. Ich stieg aus dem Sattel und lehnte mich an Tetris, während ich wartete das die Leute verschwanden. Der Wallach schnaubte unruhig und zog so die Aufmerksamkeit auf uns. Der Händler bekam große Augen, als er mich mit verschränkten Armen und finsterem Gesicht am Pferd lehnen sah. Schnell schickte er die Leute fort. Auch diese musterten mich misstrauisch, sagten jedoch nichts und verstreuten sich bald. „Du bist wieder da! Konntet ihr das Artefakt finden? Wo ist der Hexer?“ begrüßte er mich fragend. „Die Frage solltest du dir klemmen, ich habe selbst einige an dich!“ zischte ich ihm zu. Er hob abwehrend die Hände, „Natürlich, natürlich. Frag nur, was immer du wissen willst!“ „Woher wusstest du von dem Ding?“ wollte ich von ihm wissen. „Ich hab es dort liegen gesehen, habt ihr es euch angenommen? Wird es keinen Schaden mehr anrichten können?“ fragte er aufgeregt. Ich verengte die Augen, „Ich stelle die Fragen! Was wolltest du dort und wie bist du an den Monstern vorbei gekommen?“ wollte ich im Gegenzug wissen. Er schluckte, „Ein anderer Händler gab mir einen Tipp, er hörte wie Jemand davon sprach, dass es dort wertvolle Aufzeichnungen gäbe, aber er selbst wäre zu alt, um einem solchen Abenteuer nach zu gehen.“ Antwortete er schnell. „Auf der Rückseite, gibt es ein altes Holzgerüst, daran bin ich hoch geklettert und habe dann gewartet, bis die Harpyien abgelenkt waren.“ Fügte er hinzu. Ich ballte die Hände zu Fäusten, „Und warum hattest du nicht erwähnt, dass es dort Monster gibt? Das es die Leiter gibt?“ knurrte ich. Er wich einen Schritt zurück, „Aber du hast doch deinen Hexer! Der kann doch mit ein paar kleinen Monstern umgehen und du kanntest den Ort, ich bin davon ausgegangen, dass du dann auch von den Monstern weißt!“ rechtfertigte er sich. „Das waren keine kleinen Monster, das waren verdammt tödliche Monster! Selbst Hexer sind nicht unsterblich!“ wurde ich laut. „Aber du hast das Artefakt und bist zurück! Das ist doch das wichtigste!“ wollte er mich beschwichtigen. „Ja ich habe es gefunden, aber wehe ich höre das du noch mal jemanden zu einem Monster verseuchten Ort gelockt hast.“ Knurrte ich. Bevor ich etwas tun konnte, das ich später bereuen könnte, hörte ich ein quengelndes „Umaaa!“ hinter mir. Ich wirbelte herum. Letho hielt einen zappelnden Uma fest, seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und deutete mir an, dass ich mich beeilen sollte. Ich drehte mich zu dem Händler wieder um, „Es wird nicht wieder vorkommen!“ versprach er. Ich nickte und ging zu Tetris hinüber. „Warte, hier nehmt das als kleine Entschädigung. Ich bin euch schließlich sehr dankbar, dass ihr euch um das Hexenwerk gekümmert habt. Einen schönen Tag noch, Alanya, Meister Hexer!“ Er drückte mir einen Beutel mit einigen wenigen Münzen in die Hand. Meine Hand ballte sich darum. Er konnte sich seinen Dank sonst wo hin stecken, knurrte ich in Gedanken. Ich warf Letho den Münzbeutel zu, schließlich hatte er die ganze Arbeit erledigt. Geübt fing er ihn auf und verstaute ihn. Ich schwang mich in den Sattel und wünschte dem Händler noch einen schönen Tag, ehe ich Letho dem Weg entlang folgte. Wir waren gerade außerhalb der Sichtweite von Krähenfels, als Letho anhielt. Mit ernstem Gesicht schaute er mich an, „Wir, oder eher vielmehr du hast ein Problem.“ Begann er. Verwirrt schaute ich ihn an. Er griff in seine Weste und zog ein Pergament hervor und reichte es mir rüber. Ich nahm es entgegen, es war ein Brief, das Siegel bereits gebrochen, ich schaute zu Letho auf, „Schau nicht so, er war bereits auf.“ Rechtfertigte er sich. Ich faltete es auseinander. Die Schrift war sauber und elegant, aber schnörkellos. Er war vom Kaiser, oder eher von einem kaiserlichen Beamten, Emhyr hatte bereits jetzt erfahren, das Geralt alleine weiter gezogen war. Ich sollte mich schnellst möglich in Novigrad in der Botschaft melden und mich dort unter Arrest stellen lassen, bis Geralt zurück gekehrt wäre. Sollte ich dies nicht tun, wären die Konsequenzen für mich, äußerst unangenehm. Eine Nachricht wäre auch bereits an alle Garnisonen im Norden gegangen. Blass schaute ich zu Letho auf, „Was mach ich denn jetzt?“ fragte ich ihn. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass der Kaiser so früh davon erfuhr. Seine Agenten hatten sicherlich Megaskope oder ein Xenogloss, um schnell ihre Berichte abgeben zu können. Der Hexer stieg von seinem Pferd und setzte Uma ab. Er griff in seine Satteltasche. Als der kleine Mann allerdings stiften gehen wollte, sprang ich aus dem Sattel und eilte ihm hinterher. Als Uma mich erblickte, schrie er entsetzt auf und eilte so schnell, wie seine kurzen und krummen Beine ihn trugen, in die entgegengesetzte Richtung. Ich lief ihm hinterher und zog ihn dann seufzend zurück zu den Pferden. Letho hatte bereits das was er gesucht hatte aus der Satteltasche gezogen. Er warf es mir entgegen. „Zieh dir das über.“ Riet er mir. Es war ein Mantel aus Leder. Ich schnappte überrascht nach Luft, als ich ihn erkannte. „Das kannst du doch nicht ernst meinen?“ fragte ich ihn ungläubig. Doch er grinste nur. „Oh doch. Die Nilfgaarder halten die Augen nach einer Frau offen, nicht nach einem Hexenjäger.“ Meinte er schelmisch und drückte mir einen Hut auf den Kopf. Es war einer dieser braunen Schlapphüte, die vorne das redanische Emblem und an der Seite eine Feder hatten. Während ich gezögert hatte, hatte Letho Uma einen Strick um den Bauch gebunden, um zu verhindern, dass dieser erneut davon lief. Allerdings war der kleine Wicht gerade von einem Schmetterling abgelenkt, der um uns herum flatterte. Missmutig schnallte ich mir meine Schwerter ab und zog mir den Mantel über. Durch meine Rüstung, die ich trug, passte er mir sogar einigermaßen. Mit ein wenig Fummelei bekam ich sogar das Gurtzeug alleine zu. Aber warum zum Teufel musste die Schnalle auf dem Rücken sein? Es waren sogar die beiden Schriftrollenhalter dabei, gefüllt mit Steckbriefen von Magiern und Zauberinnen. Zum Abschluss legte ich mir meine Waffen wieder an und richtete mir den Hut. Letho hatte sich ebenfalls einen anderen Umhang besorgt. „Steht dir!“ kommentierte er mich, als ich ein wenig unwohl an dem Mantel zuppelte. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ha, ha. Sehr witzig, wie bist du eigentlich an den Brief und die Sachen gekommen?“ wollte ich von ihm wissen. „Ich bin ein Hexer, schon vergessen?“ zwinkerte er mir jedoch nur als Antwort zu. Ich grummelte leise, das sollte wohl heißen er hatte Axii benutzt. Er sammelte Uma wieder ein, der lautstark protestierte und wir stiegen wieder auf unsere Pferde. „Wenn mich einer der anderen in diesem Aufzug sieht, gibt das doch nur wieder ärger.“ Gab ich meine Bedenken kund. „Ach iwo. Wir erklären es ihnen einfach.“ Tat Letho das ganze ab. Ja natürlich, weil es ja beim letzten Mal mit Menge auch schon geklappt hatte und sie mir glauben werden. Meckerte ich im Stillen. „Los jetzt, ich wollte heute noch in Oxenfurt ankommen.“ Er trieb sein Pferd an und wir ritten in einem gemütlichen Trab. Es war gerade um die Mittagszeit, als wir an Lindenthal vorbei kamen. Aus den Schornsteinen stieg Rauch und verbreitete den Duft nach gebratenem Fleisch, Eintopf und gekochtem Gemüse. Mein Magen erinnerte mich bei diesen Gerüchen laut daran, dass ich seit fast zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte. Aber ich sagte mir in Gedanken, dass ich bis Oxenfurt noch durchhalten könne. Doch Letho, meine persönliche Glucke, hatte mein Magenknurren natürlich gehört, verdammte Hexersinne. „Du solltest dir zumindest einen Apfel oder Dörrobst nehmen.“ Brummte er gutmütig. Ich sagte ja, Glucke. Aber mein Magen stimmte ihm zu, so dass ich in die kleine Satteltasche vorne am Sattel griff und eine Kleinigkeit zum Essen hervor zog. Natürlich bemerkte Uma dies und quengelte so lange bis Letho ihm einen streifen Trockenfleisch gab. Uma kaute und lutschte wie ein kleines Kind daran rum und hatte kurze Zeit später, überall seine Saber verschmiert. Bei diesem Anblick seufzte ich, worauf habe ich mich damit bloß eingelassen, zum Glück war ich nicht alleine mit ihm. Wir kamen recht gut vorwärts, was aber auch daran lag, dass wir nicht gegen die Hunde und Ghule unterwegs kämpften, sondern einfach das Tempo der Pferde erhöhten. Keiner von uns wollte in einen Kampf geraten, solange er sich vermeiden ließe. Gerade jetzt wo wir Uma dabei hatten. Unser Glück hielt aber nicht den ganzen Weg. Wir hatten uns gegen den Weg durch die Siedlungen entschieden und dies rächte sich jetzt. Der nilfgaarder Patrouille konnten wir gerade noch so ausweichen, aber nun lag der kleine Grenzposten direkt vor uns. Zum umkehren war es zu spät, denn der Späher hatte uns bereits gesehen und die Soldaten des Postens auf uns Aufmerksam gemacht. Wenn wir jetzt umdrehen würden, wäre es viel zu verdächtig. Ich zog den Hut weiter ins Gesicht und war jetzt doch sehr dankbar über meine Verkleidung. „Überlass das Reden mir.“ Raunte Letho mir zu, als wir uns dem Posten näherten. Sobald wir in Reichweite waren, wurden die Bögen und Armbrüste auf uns gerichtet. Hier würde Letho mit seinen Zeichen nicht weiter kommen und zum kämpfen wären es auch zu viele Gegner. Mal davon abgesehen, dass wir vermutlich wie ein Nadelkissen aussehen würden, noch ehe wir unsere Schwerter ganz gezogen hätten. „Halt!“ rief uns der nilfgaarder Offizier entgegen. Wir hielten unsere Pferde an und blieben ruhig auf ihnen sitzen, während die Soldaten sich uns näherten. „Was wollt ihr?!“ wurden wir gefragt. „Wir sind nur auf der Durchreise.“ Brummte Letho. Auch er hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. „Wo wollt ihr hin?“ wollte der Nilfgaarder wissen. „Nach Oxenfurt, im Auftrag der Kirche des ewigen Feuers.“ Log Letho und deutete auf Uma. Der Offizier trat näher und wollte den kleinen Kerl inspizieren, doch dieser hatte sich gerade dafür entschieden, dass ihm Trockenfleisch doch nicht schmeckte und spuckte dem Offizier alles entgegen. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht zu lachen. Der Angespuckte fluchte herzhaft in seiner Landessprache und einige seine Untergebenen kicherten. Angewidert wischte er sich das Zeug aus dem Gesicht. Er forderte von uns eine horrende Summe als Wegzoll, ehe er uns weiter winkte. Erleichtert atmete ich auf, als wir den Posten hinter uns gelassen haben und die ersten redanischen Soldaten in Sicht kamen. „Uma, das war eine klasse Leistung!“ lachte ich nun. Auch Letho lachte und tätschelte dem verfluchten Elf den Kopf. Auch wenn er uns vermutlich nicht verstand, lachte Uma mit. Die Redanier nickten uns freundlich zu und ohne Probleme konnten wir auf die Brücke nach Oxenfurt reiten. Es war erst früher Abend und auf der Brücke herrschte reger Betrieb. Doch wir ritten einfach an den Flüchtlingen vorbei. Die Brücke war riesig und wirkte unverwüstlich. Dicke Ketten hielten die Holzplanken der Zugbrücken. Die Wache am ersten Turm hatte uns so durch gelassen, doch am zweiten wurden wir angehalten. „Passierschein?“ wurde ich von einem Soldaten gefragt, er schaute noch nicht einmal auf. Genervt fischte ich in einer der Taschen herum, ehe ich die richtigen Papiere gefunden hatte. Zum Glück hatte ich diese damals vom Kaiser bekommen. Auch wenn er jetzt sicherlich mehr wollte das ich sie nutzte. Erst als ich ihm die Papiere reichte nahm er mich wirklich wahr. Sein Blick glitt von den Papieren in meiner Hand zu meinem Ring am Finger und dann hoch in mein Gesicht. „Verzeihung, aber die Vorschriften, …“ stammelte er. Ich nickte, schließlich bekam er auch nur seine Befehle. „Was ist mit ihm?“ wollte er dann noch wissen. „Er gehört zu mir, wir haben einen Spezialauftrag.“ Meinte ich und deutete nun auf Uma. Er war eine prima Ausrede. Angewidert verzog der Redanier das Gesicht. Aber der Soldat trat näher an Letho heran und versuchte unter die Kapuze zu spähen. Letho hob den Kopf soweit, dass man die Katzenaugen aufblitzen sah. Der Soldat schnappte nach Luft. Man sah das er etwas Abfälliges sagen wollte, es sich dann aber doch mit einem Seitenblick auf mich verkniff. Aber sein zögern hatte den Offizier auf uns Aufmerksam gemacht. Er stand von seinem Tisch auf und ließ die Stadtbewohner dort stehen, als er zu uns rüber kam. „Gibt es Probleme?“ wollte er mit rauer Stimme wissen. Der Soldat schüttelte den Kopf, „Ich weiß nicht Sir. Sie ist eine Hexenjägerin, aber er ein Hexer.“ Stammelte der Soldat. Der Offizier blickte auf, „Ah ja, ich habe einige Geschichten gehört. Vielleicht fängst du für uns ja auch einige Magier!“ lachte er. Doch dann wurde sein Blick ernst, „Aber dein Hexer benimmt sich, ja? Wir sind eine anständige Stadt!“ forderte er. „Aber natürlich. Er wird keinen Ärger bereiten.“ Stimmte ich zu. Hoffentlich nahm Letho mir das nicht Übel. „Gut, gut. Was ist mit dem anderen?“ wollte er dann auch noch wissen. „Ein Opfer der Magier, wir versuchen es Rückgängig zu machen, daher sind wir auch nur auf der Durchreise.“ Gab ich preis. „Wenn ihr Hilfe braucht?“ bot der Offizier an, allerdings war ich mir sicher, dass er dies nur aus Höflichkeit tat und es nicht ernst meinte, doch ich beschloss das Angebot anzunehmen. „Ehrlich gesagt, ja.“ Der Mann wurde ein wenig blass, „Nichts zu Großes, wir brauchen nur eine Unterkunft für die Nacht und ein wenig zu essen.“ Erklärte ich. Erleichtert atmete der Mann auf. „Ja sicher, wir finden sicherlich etwas. Wir haben hier zwar keine offiziellen Baracken für euch, wie in Novigrad, aber viele der Jäger schlafen in Deireadh.“ Schlug er vor. Ich nickte, „Hauptsache trocken.“ Stimmte ich zu. „Ja, das stimmt, es ist nicht schwer zu verfehlen. An der ersten Möglichkeit rechts halten und ihr kommt direkt darauf zu.“ Beschrieb er mir den Weg. „Danke, ich werde es finden.“ Nickte ich. „Lang lebe Radovid!“ verabschiedete er sich, ich wiederholte die Parole und ritt an. Nachdem wir die Brücke überquert hatten, ritt Letho neben mich, „Hälst du das für eine gute Idee?“ zweifelte er an mir. Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber du wolltest doch, dass ich mich als Hexenjäger ausgebe, da muss ich in solchen Situationen halt mitspielen, ob ich will oder nicht. Außerdem sparen wir so Münzen. Der Wegzoll hat vieles aufgefressen.“ Rechtfertigte ich meine Entscheidung. Er seufzte nur resigniert. Beleidigt zog ich meine Nase hoch, er schien nicht an mich zu glauben. Na toll, noch jemandem dem ich mich beweisen musste. Ich ritt weiter, nachdem wir links abgebogen waren, konnte man nach kurzer Zeit das Gefängnis sehen. Mit ungutem Gefühl ritt ich auf das Tor zu. Ich sprang aus dem Sattel und pochte gegen das Tor. Kurze Zeit später wurde die Luke in der Tür geöffnet. „Wer ist da?“ fragte eine ruppige Stimme. „Alanya, ich ersuche für mich und meinen Begleiter eine Unterkunft für die Nacht.“ Die Augen in der kleinen Öffnung musterten mich misstrauisch und so zeigte ich meinen Ring vor. Der Mann hinter der Tür nickte und schloss dann die Luke. Ich konnte hören wie einige Schlösser geöffnet wurden und dann die Tür aufgezogen wurde. Schnell schlüpfte ich mit Tetris hindurch, Letho folgte mir mit Uma. Als die Tür hinter uns wieder zuschlug, schluckte ich den Klos in meinem Hals hinunter. Wenn jetzt etwas schieflaufen würde, säßen wir ziemlich in der Scheiße. Die Wache kam auf uns zu und auch einige Männer, die sich so im Hof aufgehalten hatten. Ich richtete meinen Hut und räusperte mich. Ein paar der Männer grinsten anzüglich, als sie sahen, dass ich eine Frau war. Neugierig musterten sie meine Begleitung. Als sie jedoch seine Augen bemerkten, spuckten sie abfällig auf den Boden. „Für dich hätten wir sicherlich eine kleine Kammer für die Nacht, für den Mutanten und den kleinen Freak lässt sich sicherlich eine Zelle finden.“ Grinste die Wache. „Nein!“ antwortete ich schnell. Für den Geschmack der Hexenjäger vermutlich zu schnell. „Nein, schließlich trage ich die Verantwortung für die Beiden, da hab ich sie lieber im Auge.“ Wiegelte ich ab, denn einige hatten bereits misstrauisch ihre Hand an die Waffen gelegt. Einer kam auf mich zu, „Ach komm schon. Deinem Haustier Hexer passiert schon nichts. Er kann den Zauberinnen unten ein wenig Gesellschaft leisten.“ Lachte er und legte einen Arm um meine Hüfte, „Du kannst heute bei mir schlafen, ich lass dich auch Menge für die Nacht vergessen.“ Grinste er und zog mich an sich, er hatte mich scheinbar erkannt. Angewidert stieß ich ihn von mir, „Vergiss es.“ Zischte ich. „Dann vielleicht bei mir?“ schlug ein anderer direkt vor. Doch ehe ich etwas erwidern konnte, mischte sich jemand drittes ein. „Schämt ihr euch den gar nicht? Hauptmann Menge ist noch nicht einmal einen Mondlauf tot und ihr macht euch an seine Geliebte ran. Verschwindet auf eure Posten!“ Ich drehte mich zu dem Mann um. Es war der Kommandant des Gefängnisses. „Danke.“ Nickte ich ihm zu. „Schon in Ordnung, aber das Angebot bleibt. Wenn du eine Nacht mal deine Ruhe haben willst, aktuell haben wir unten einige Zellen frei. Du könntest dich dann ohne Sorgen in der Stadt umsehen gehen. Ohne deinen Hexer.“ Schlug er vor. Doch etwas ließ in mir die Alarmglocken schrillen. Vermutlich würden die Jäger niemals einen Hexer wieder freilassen, sollten sie erst einmal einen haben. Und Ciri wäre ohne Uma bzw. Avallach auch verloren. „Das Angebot ehrt dich, aber wie gesagt, ich habe die Beiden lieber persönlich im Auge. Wir brauchen auch nicht viel, nur etwas zu Essen und einen Platz für die Nacht.“ Entgegnete ich ihm. „Gut, wenn du meinst. Allerdings muss er seine Waffen ablegen. Ich will hier keinen Ärger.“ Forderte der Kommandant nun nicht mehr ganz so freundlich. Das war klar, hoffentlich hatten die nicht noch irgendetwas vor. Wenn ich jetzt ablehnen würde, wirkte das sicherlich sehr verdächtig. Vorsichtig schielte ich zu Letho hinüber. Er nickte fast unmerklich, doch sein Blick verriet mir, was er eigentlich sagen wollte, nämlich, habe ich es dir nicht gesagt! „Natürlich, ich will schließlich auch keinen Ärger. Stellt nur sicher, dass ich die Schwerter morgen wieder bekomme. Ich möchte morgen keinen mürrischen Hexer an meiner Seite haben.“ Stimmte ich unwillig zu. Der Kommandant streckte seine Hände in Richtung Letho, dieser schnallte seine Schwerter bereits ab und reichte sie ihm rüber. „Sehr schön, dann kommt, ich werde dir die Kammer zeigen.“ Er ließ unsere Pferde nehmen und führte uns dann die Treppe hinunter. Hier unten war er deutlich geräumiger als es im Spiel den Anschein hatte. Es gab eine weitere Tür, die zu den Quartieren der Wachen führten. Ein langer gebogener Gang, von dem viele Türen abgingen. Fast am Ende des Ganges blieb er stehen und öffnete die Tür. Ein staubiger kleiner Raum kam zum Vorschein. Eine Fackel hing an der Wand und ein schmales Bett stand darunter. Ein Tisch, ein Stuhl und eine Truhe vervollständigten die minimale Einrichtung. „Ich werde später jemanden schicken, der euer Essen bringt. Ich will keine Unruhen unter meinen Leuten, nur weil der Mutant anwesend ist.“ Verabschiedete er sich. Seufzend betrat ich den Raum, aber es war wie ich der Wache am Stadttor sagte, zumindest trocken. Letho schloss die Tür hinter uns und ließ Uma los. Dieser fing auch sofort an, alles zu erkunden. „Du willst also keinen mürrischen Hexer neben dir? Wie wäre es dann mit einem wütenden?“ knurrte Letho. Erschrocken drehte ich mich um. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte finster auf mich runter. „Es tut mir leid Letho. Natürlich bist du kein Haustier und das mit deinen Schwertern war so nicht geplant.“ Entschuldigte ich mich sofort bei ihm. „Was machen wir jetzt?“ wollte er wissen. Ich zuckte mit den Achseln. „Wir werden auf das Essen warten und danach schlafen. Viel mehr können wir eh nicht machen.“ Schlug ich vor. Er hob nur skeptisch die Augenbraue und sah bedeutungsvoll auf das Bett. „Wir werden es uns teilen, das wird schon irgendwie gehen und Uma kann in der Truhe schlafen.“ War meine Idee. Letho schüttelte den Kopf und ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Dieser knarrte unangenehm unter seinem Gewicht. Ich hingegen setzte mich aufs Bett. Wir schwiegen uns eine ganze Weile an, aktuell haten wir uns nicht wirklich etwas zu sagen. Letho hatte recht, es war eine beschissene Idee, aber ich war doch irgendwie zu stolz es laut zu zugeben, noch jedenfalls. Uma hatte mittlerweile angefangen mit seinem Holzpferd zu spielen und bohrte sich nebenbei in der Nase. Als er den Finger dann auch noch ableckte sah ich angewidert weg. Nach einer weiteren Weile spannte sich Letho an, „Es kommt wer.“ Flüsterte er. Er zog sich seine Kapuze wieder über und ich stand vom Bett auf. Tatsächlich klopfte es kurze Zeit später. Ein junger Hexenjäger trat ein. „Hier euer essen.“ Er stellte zwei Teller auf den Tisch. „Eintopf für dich und Brei für die Freaks!“ grinste der Mann. Letho knurrte und ich versuchte ihn mit einer Handgeste zu beschwichtigen. Wir hätten uns vielleicht doch eine Taverne suchen sollen, dachte ich mir im Stillen. Letho lehnte den Brei ab und schob ihn zur Seite. Ich konnte ihn verstehen, ich hätte ihn wohl auch nicht gegessen. Uma allerdings schien keine Probleme damit zu haben. Er schaufelte die Pampe so schnell er konnte in sich hinein. Die Hälfte davon verteilte er jedoch überall. Ich aß einige Löffel von dem Eintopf und etwas von dem Brot, den Rest gab ich an Letho weiter. „Hier für dich. Du solltest auch etwas essen.“ Er nahm den Teller entgegen. „Danke. Und du bist sicher satt? Du brauchst es dringender als ich.“ Fragte er. „Iss ruhig. Wir werden morgen früh uns etwas Richtiges zum Frühstück besorgen.“ Ich zog meinen langen Dolch und einen der Wurfdolche von meinem Gürtel und legte sie ebenfalls auf den Tisch. „Ein Hexer sollte nicht ohne Waffen sein und schon gar nicht hier. Ich muss noch kurz etwas erledigen. Verriegele die Tür bitte hinter mir.“ Bat ich ihn. Doch Letho hielt mich am Handgelenk fest. „Wo willst du hin? Doch nicht zu einem der Männer vorhin?“ knurrte er missgelaunt. Ich riss mich los, „Nein, keine Sorge. Ich bin schnell wieder da.“ Mit den Worten schlüpfte ich durch die Tür. Tatsächlich konnte ich hören wie Letho den Riegel vorschob. Ich folgte dem Gang zurück bis zu der Treppe und stieg noch ein Stockwerk tiefer hinab. Glücklicherweise traf ich auf niemanden. Unter angekommen stank es ziemlich, nach Fäkalien und Unrat, die Luft schmeckte auch leicht nach Kupfer, vermutlich durch das viele Blut, das hier vergossen wurde. Schnell fand ich die Zelle, die ich gesucht hatte. Die beiden Zauberinnen hatten mich bereits vorher bemerkt und sich in eine Ecke gedrängt. „Wir werden dir nichts verraten, du kannst uns noch so lange foltern, aber wir werden nichts sagen!“ keifte mich Margarita an. „Psst, seit leise. Ich bin nicht deswegen hier.“ Ich griff unter meinen Mantel und zog mein Hexeramulett heraus. Shealas Augen weiteten sich. „Du gehörst zu Lethos Truppe?“ keuchte sie ängstlich. Ich nickte, „Keine Angst, ich bin nicht hier, um euch etwas zu tun. Ich will euch nur sagen, dass ihr noch ein wenig durchhalten müsst. Geralt wird kommen und euch befreien, aber es dauert noch ein wenig.“ Flüsterte ich ihnen zu. Margarita eilte ans Gitter, „Warum kannst du uns nicht rauslassen?“ wollte sie wissen. „Ich komme nicht an den Schlüssel und es sind aktuell zu viele Hexenjäger hier, gegen die komme ich nicht an.“ Erklärte ich. Dann griff ich in meine Tasche zog Trockenfleisch und Dörrobst hervor. „Hier, mehr kann ich jetzt nicht für euch tun. Aber denkt dran Geralt wird bald kommen. Ihr müsst nur durchhalten. Bitte?“ entschuldigte ich mich. Ich reichte Margarita die Nahrung. „Ich muss weg, bevor jemand etwas merkt. Aber denkt an meine Worte, Geralt und Yen werden kommen.“ Versicherte ich noch einmal und verließ den Raum wieder, bevor sie mir mehr Fragen stellen konnten. Außerdem schlug mir die Luft hier unten auf den Magen. Ich eilte zurück zu der Kammer und klopfte damit Letho mich wieder rein ließ. „Krümel alles gut? Du bist so blass?“ fragte er mich. „Mir ist nur etwas auf den Magen geschlagen, geht gleich wieder.“ Murmelte ich leise. Ich atmete tief durch und nach einigen Augenblicken ging es auch tatsächlich wieder. Langsam wurde es merkwürdig, zwischen durch immer wieder diese Übelkeit. Ich überlegte eine Weile, Schwanger konnte ich nicht sein, dafür hatte ich zu selten Übelkeit am morgen und von wem sollte ich auch Schwanger sein, dafür müsste man Sex gehabt haben und Lambert zählte da jetzt nicht wirklich. Die Übelkeit hatte ich schon vorher. Ich grübelte noch eine Weile weiter, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Immer wenn ich etwas aus der Zukunft andeutete, kam die Übelkeit. Hing es damit zusammen? Ich müsste es beobachten. Aber jetzt würde ich mich erst einmal um etwas anderes kümmern. Ich ging zu der Truhe und öffnete sie, sie war bis auf ein paar alte löchrige Kleidungsstücke leer. Ich klappte den Deckel ganz auf, so würde es gehen. „Uma, komm her. Schlafenszeit!“ rief ich dem Verfluchten zu. Doch er ignorierte mich und sabberte weiter auf sein Holzspielzeug. Ok, dann werde ich ihn holen müssen. Ich ging auf ihn zu, doch als er mich bemerkte wich er mir aus. Er war darin geschickter als man meinen wollte. So groß war das Zimmer ja nicht und dennoch entwischte er mir immer wieder. Bis Letho einschritt. „So schön das auch ist, das du scheinbar deine Geschicklichkeit trainieren willst Krümel, aber du bist noch nicht wieder ganz Gesund und solltest dich ausruhen.“ Grinste Letho. Er schnappte sich den kleinen Kerl und setzte ihn in die Truhe. Mit einem Somne brachte er ihn zum schlafen und deckte ihn dann zu. Den Deckel der Truhe ließen wir natürlich offen. Ich wartete bis Letho damit fertig war und nahm dann das Gurtzeug ab. „Und jetzt werde ich dafür sorgen, dass ich morgen keinen mürrischen oder wütenden Hexer neben mir habe. Na los, zieh dich aus.“ Lächelte ich und öffnete langsam die Schnürung des Mantels. „Alanya was …?“ fragte er mich verwirrt. Ich zog mir meinen Mantel aus und legte ihn beiseite. Letho sah mir nur verblüfft zu. „Na los, zieh deine Rüstung und dein Hemd aus.“ Forderte ich ihn auf, während ich mir meine Rüstung auszog. „Ich weiß nicht, …“ fing er an, öffnete aber trotzdem langsam seine Riemen. Ich sah ihm eine Weile dabei zu, doch er stockte immer wieder und war mir zu langsam dabei. „Rüstung und Hemd aus und dann ab aufs Bett, Letho!“ sprach ich gespielt ernst. Er schluckte, nickte aber. Ich zog verwundert eine Augenbraue hoch, war die Aussage von ihm zu Geralt vielleicht doch ernster gemeint, als vermutet, dass Frauen herrschen sollten? Aber so abwegig wäre das vielleicht gar nicht … Doch beim Hemd zögerte er wieder, so dass ich zu ihm trat. „Was soll das werden?“ hauchte er, als ich anfing ihm die Schnüre zu öffnen. Oh man, war er aber auf einmal schüchtern. Ich verdrehte die Augen, „Sei kein Frosch mein Großer. Ich will dir die Schultern und den Rücken massieren.“ Irrte ich mich oder hatte er tatsächlich die Luft angehalten? Auf jeden Fall ließ die Spannung in seiner Körperhaltung stark nach und er legte sich tatsächlich auf das Bett. Ich zog ein kleines Fläschchen mit Rosenöl aus einer der Taschen und ging ebenfalls zum Bett. War doch eine gute Idee dies zu kaufen. Obwohl ich es eigentlich für mich gekauft hatte, für den Fall das ich mal wieder in einem kalten Fluss baden musste, dann könnte ich wenigstens etwas für meine Haut tun, aber für Letho gab ich gerne etwas davon ab. Ich setzte mich auf seine Hüfte und goss ein wenig von dem Öl auf seine vernarbte Haut. Sanft verteilte ich es und fing an seinen Schultern an. Nach und nach arbeitete ich die Spannung und die Knoten aus seinen Muskeln. Gelegentlich seufzte er entspannt auf und ich strich ihm immer mal wieder sanft über den Rücken und Nacken. Als ich fertig war und nur noch mit den Fingern seinen Muskeln nachstrich, drückte ich ihm einen Kuss auf die Schultern. „Du musst mir etwas versprechen Letho.“ Bat ich ihn. Er brummte zur Antwort. „Egal was passiert, du musst dafür sorgen, dass Uma unbeschadet in Kaer Morhen ankommt.“ Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite. „Wir beide werden dafür sorgen.“ Antwortete er mir jetzt. „Ich meine es ernst Letho. Egal was passiert, er muss nach Kaer Morhen gebracht werden. Bitte versprich mir das. Wenn mit mir irgendetwas sein sollte, wenn einer unserer Pläne schief geht, nimm Uma und bring ihn zu Yennefer nach Kaer Morhen. Ich kann dir nicht sagen warum es so wichtig ist, nur das es extrem wichtig ist, nicht nur für mich. Bring erst ihn weg und dann kannst du immer noch schauen, ob ich gerettet werden kann. Aber es ist sehr, sehr wichtig, wenn du dich entscheiden musst, nimm Uma.“ Flehte ich ihn eindringlich an. Er drehte sich so geschickt um, dass ich nun auf seinem Bauch lag. „Was redest du da Krümel?“ wollte er wissen. Seine Arme hatte er mich geschlungen und ich verbarg mein Gesicht an seinem Hals. „Bitte Letho. Du musst mir das versprechen. Es ist wichtiger als du dir vorstellen kannst. Du wirst später sehen, warum.“ Ich schluckte, ja die Übelkeit kam wieder. Es gab da vielleicht wirklich einen Zusammenhang. „In Ordnung. Wenn es dir so wichtig ist, verspreche ich dir das.“ Murmelte er. „Danke Letho.“ Flüsterte ich erleichtert. Letho stemmte sich ein wenig hoch und zog die Decke unter sich hervor. Er zog sie über uns rüber. „Mit dir wird es auch nie langweilig, oder?“ fragte er einige Augenblicke später leicht amüsiert. „Ich wünschte es wäre mal langweilig. Ich kann nichts dafür. Es wäre schön, wenn es mal leicht wäre und wie geplant laufen würde.“ Murmelte ich. „Verrätst du mir noch, wo du vorhin warst?“ fragte er dann. „Ich habe hoffentlich dafür gesorgt, dass jemand überlebt.“ Gähnte ich. „Wer?“ wollte er genauer wissen. Ich blinzelte ihn an. “Ich glaube es ist besser, wenn ich dir den Namen jetzt nicht nenne.“ Lehnte ich die Antwort ab und schloss die Augen. In Lethos Armen konnte ich recht gut schlafen. Am nächsten morgen wurden wir durch das Gequengel von Uma wach, der aus seinen provisorischen Bett heraus wollte. Als ich die Augen genervt öffnete schaute ich jedoch gegen die Wand. Wir hatten uns im Schlaf scheinbar so gedreht, dass ich gut geschützt zwischen Letho und der Zimmerwand lag. Allerdings schien ich im Schlaf die Decke an mich gerissen zu haben, denn ich war völlig darin eingewickelt. Auch Letho schien wach zu sein. „Weißt du, wenn ich jedes Mal so eine Massage vor dem schlafen gehen erhalte, lasse ich mich gerne als dein Haustier bezeichnen. Ich habe wunderbar geschlafen.“ Flüsterte er an meinem Hals und gab mir einen leichten Kuss in den Nacken. Meine Nackenhärchen stellten sich bei der sanften Berührung auf. Ich glaube ich war gerade dabei, mich wirklich ernsthaft in Letho zu verlieben. Des Bett knarrte als Letho sich bewegte und aufstand. Ich drehte mich ebenfalls um und beobachtete ihn eine Zeitlang. Vermutlich konnte sich niemand vorstellen, der Letho nur flüchtig kannte, wie sanft und fürsorglich er wirklich war. Mit einem leichten lächeln auf den Lippen stand ich dann auch auf. Es war schwierig die Zeit einzuschätzen, da die Kammer kein Fenster hatte, aber vermutlich gäbe es schon jemanden der Wach war, der Letho seine Schwerter zurück geben konnte. Ich zog mich an und schüttelte dabei den Kopf über Uma. Er schien irgendetwas gegen mich zuhaben. Er mied meine Nähe so sehr, dass es schon auffallend war. „Wollen wir?“ fragte ich meinen Hexer. Er nickte, „Ja, lass uns aus diesem verfluchten Gebäude rauskommen.“ Ich nickte. Letho nahm wieder Uma und wir verließen die Kammer. Ich schaute mich noch einmal in der Kammer um, ob wir auch nichts vergessen hatten und tatsächlich lag das Fläschchen mit dem Rosenöl so halb unter dem Bett. Ich kniete mich hin und hob es auf, sorgfältig steckte ich es in die Tasche an meinem Gürtel. Später würde ich es anders verstauen. Als ich auf den Gang trat, musste ich feststellen, das Letho nicht auf mich gewartet hatte. Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Hof. Ich war noch nicht ganz an der Tür, als ich draußen schon Tumult hörte. Einige Hexenjäger lachten und andere pöbelten herum. Erneut seufzte ich und trat durch die auf den Hof. Letho stand recht mittig im Hof, umringt von den Jägern, die ihn gerade aufforderten, ihnen den Freak zu überlassen. Zwei hatten sogar bereits ihre Schwerter gezogen und anhand von Lethos Körperspannung konnte ich gut sehen, dass er gerade arg mit sich kämpfen musste, um nicht zu reagieren. „Was ist hier los?“ wollte ich wissen. „Dieser Mutant tauchte hier auf einmal auf, zusammen mit diesem Freak. Wir wollten nur ein wenig Spaß haben.“ Bekam ich von einem als Antwort. „Aber nicht mit meinem Hexer!“ erwiderte ich. „Und dieser Freak, wie du ihn nennst, ist ein wichtiger Auftrag!“ setzte ich hinter her. Verdutzt drehten sich nun auch einige andere Jäger zu mir um. „Was soll das heißen, deiner?“ fragte einer provokant. „So wie ich es sagte, er gehört mir. Und ich mag es gar nicht, wenn jemand an meine Sachen geht!“ mit einem Kopfnicken bat ich Letho zu mir. Uma, den er in seinen Armen trug, quengelte mal wieder. Doch er wagte es nicht ihn hier abzusetzen. „Aber was macht er hier? Warum lief er hier alleine rum?“ wollte ein anderer Jäger wissen. „Ich sollte die Pferde fertig machen, damit wir weiter können.“ Mischte Letho sich ein. Ich nickte, „Ganz genau und wegen euch kommt es jetzt zu Verzögerungen! Also werdet ihr ihm helfen, während ich seine Schwerter holen gehe. Und wehe es gibt wieder ärger!“ befahl ich. Interessanterweise murrten die Jäger nur leise und machten tatsächlich was ich sagte. Ich ging die Treppe hinauf zu dem Amtszimmer von dem Kommandanten. Die Tür war unverschlossen und so trat ich einfach ein. Nach einem kurzen Blick sah ich die Schwerter auf einem Schrank liegen. Leider war dieser ziemlich hoch, so dass ich mir einen Stuhl ran ziehen musste, um dort oben ran zu kommen. Mit Mühe kam ich an sie ran, warum hatte er die da oben hingetan? Als ich sie endlich wieder hatte, ging ich zurück zu den anderen. Die Pferde waren tatsächlich schon fertig. Grob prüfte ich, ob noch alles da war und es schien auf den ersten Blick so. Letho hatte sich schnell seine Waffen wieder angelegt und stieg auf sein Pferd. Ich tat es ihm gleich und sobald das Tor offen war, beeilten wir uns zurück auf die Straße zu kommen. Die Gassen waren noch recht leer. Zum Glück, wie ich fand. Sie waren halt deutlich schmaler als die in Novigrad und wenn sie dann auch noch voller Menschen gewesen wäre, wir hätten Stunden gebraucht, um bis zum Stadttor zu kommen. Wir machten einen kleinen Umweg, damit Letho etwas zu Essen aus der Taverne holen konnte. Wir verließen die Stadt und die kleine vorgelagerte Sandbank, auf der sich auch der Schachklub befand. „Wo willst du als erstes hin?“ fragte ich meinen Begleiter. „Zuerst zum Kräuterhändler, falls die Hexenjäger ihn nicht schon verhaftet haben. Vielleicht weiß er etwas.“ Bestimmte er. Ich nickte, „in Ordnung, aber dann sollte ich vielleicht mit meiner Verkleidung draußen warten.“ Erwiderte ich. „Wenn du meinst, es könnte aber vielleicht ein wenig dauern, ich wollte schauen, ob ich dort an Zutaten komme, die wir unterwegs nicht sammeln können.“ Meinte Letho zu mir. Ich zuckte mit den Schultern. „Dann sollt ich erst recht nicht mit rein kommen. Die Händler in Novigrad wollten mir ja schon keine Weidenrinde verkaufen, als alle dachten ich hätte etwas mit Menge. Ich will nicht das ich deine Geschäfte negativ beeinflusse. Und solange es nicht regnet, sollte das mit dem warten kein Problem sein.“ Beruhigte ich ihn. Der Weg wurde immer schmaler, so dass wir nun hintereinander reiten mussten. Auch wenn wir langsam ritten, kamen die Pferde ziemlich ins schnaufen. Der Boden war ständig und vom Regen durchweicht, so dass sie mit ihren Hufen tief einsanken, zusätzlich ging es auch noch bergauf. In einvernehmliche Stille folgten wir dem Weg, nur Uma brabbelte gelegentlich vor sich hin. Der Wind nahm immer weiter zu und demonstrierte, warum diese Gegend Sturmfelder hieß. Mein Ledermantel schützte relativ gut vor dem Wind, nur wenn er kurz drehte Und von vorne kam, zog er durch die Schnürung und ließ mich erschauern. Ich hoffte, dass dies keinen Rückschlag für meine Erkältung bedeutete. Ich hoffte nur, dass es in Kaedwin nicht noch kälter war, als hier. Und hoffentlich auch trockener. Aber vielleicht könnte ich Letho davon überzeugen, mir noch mal diesen Tee zu machen, nur um sicher zu gehen. Oder vielleicht würde er mir das Rezept geben, damit ich ihn mir selber machen kann. Dabei fiel mir aber auch ein, dass ich vielleicht auch mal Essen machen sollte, bisher hatte sich Letho immer darum gekümmert. Aber ich hatte noch nicht wirklich Erfahrung damit, was wir aus unseren Vorräten machen könnten und wie ich es so mache, das die Vorräte auch lange genug halten würden. Selbst jagen war so ein Ding, vermutlich durfte man es eh nicht einfach so, aber ich hatte auch keine Armbrust oder Pfeil und Bogen. Zeit für eine Falle hatten wir auch nicht wirklich. Vielleicht sollte ich zumindest anbieten, beim nächsten Mal zu helfen. Ja das könnte ich machen. Der Weg wurde immer steiler, aber kurz darauf kam ein Haus in Sicht. Es war von einem Garten umgeben und davor stand ein großer Baum in einer Senke, in der sich Wasser sammelte. Wir hielten unsere Pferde an und stiegen ab. Wir ließen sie am Zaun, so das sie ein wenig am Gras knabbern konnten. Uma versuchte sofort davon zu eilen, als seine Beine den Boden berührten. Doch der Strick um seinen bauch verhinderte eine Flucht. Letho betrat die Hütte und ich blieb mit Uma draußen. Er quengelte natürlich, das er den garten nicht einfach so erkunden konnte. Doch mit der Grube war es mir zu gefährlich, ihn laufen zu lassen. Mal davon abgesehen, das ich keine Lust hatte, ihn suchen zu müssen. Da er sich aber durch nichts ablenken ließ und immer wieder am den Seil zerrte, folgte ich ihm. Ich seufzte, wenn das einer sehen würde. Ich lief gerade quasi Gassi mit Uma. Immer wieder wechselte er die Richtung wollte erst dort hin, dann hier hin. Wie ein Hund der alles beschnüffeln wollte. Aber Letho hatte recht. Er brauchte eine ganze Weile bis er wieder heraus kam. „Wenn ich raus kriege, dass du das mit Absicht machst, kannst du was erleben Avallach.“ Knurrte ich den kleinen Mann an, als er gerade wieder versuchte sich eine Raupe in den Mund zu stecken. Doch natürlich interessierte ihn das nicht. Er machte einfach weiter und zog mich zur nächsten Pflanze, die er betatschen wollte. Irgendwie hoffte ich, das sich dort Brenneseln befinden würden, aber andererseits wäre das Gejammer dann wahrscheinlich groß. Also doch lieber nicht hoffen. Ich versuchte gerade Uma davon zu überzeugen, mir die giftige Blume im Austausch für einen Stock zu geben, als Letho endlich heraus trat. Ich atmete erleichtert au, als Letho den kleinen wieder übernahm. „Hast du alles bekommen, was du brauchtest?“ fragte ich ihn. „Nicht wirklich, er hatte ein paar Zutaten, aber keine wirkliche Info für mich, er meinte ich sollte es in Heddel versuchen oder bei Meister Topical.“ Antwortete er mir. „Wo dann als nächstes hin?“ wollte ich von ihm wissen. „Nach Heddel. Es liegt auf unserem Weg.“ Ich stimmte dem zu. Irgendwas sagte mir dieser Ortsname, aber ich wusste nicht was. Wir mussten erst einmal fast den ganzen Weg bis nach Oxenfurt zurück reiten. Die Pferde waren darüber vermutlich genauso wenig froh drüber, wie ich. In der Nähe der Brücke kamen wir an einer kleinen Menschenmenge vorbei. Innerlich stöhnte ich, als ich die Situation erkannte, der Mann der einen Wyvern für einen Basilisken ausgab. Ich sah zu Letho rüber, aber dieser zuckte nur mit den Schultern. Langsam ritten wir an den Leuten vorbei. „Was meinst du, sollten wir die Menschen darauf Aufmerksam machen, das sie betrogen werden, das dies ein ganz gewöhnlicher junger Wyvern und kein Basilisk ist?“ fragte ich provokant laut. Die Männer drehten sich zu uns um. „Nun wir könnten, aber vielleicht sollten wir sie einfach in dem glauben lassen.“ Antwortete Letho genauso laut. Wir konnten die Menge protestieren hören und den Schausteller, der beteuerte das es sich um wirklich um einen Basilisken handeln würde, als wir um die Ecke bogen. Ich hoffte nur für die Männer, das der Käfig dieses mal echter war, als der im Spiel. Aber mir war es ganz recht, das Letho nicht darauf bestand, das wir die Situation für die Männer klärten. Sie waren doch selbst Schuld, wenn sie so leichtgläubig waren. Der Weg dem wir jetzt folgten, war genauso schlecht wie der zur Hütte des Kräuterhändlers. Er war sogar noch schmaler. Links von uns war ein steiler sandiger Abhang und rechts von uns ein riesiges Getreidefeld. Einige der Bauern schauten kurz auf, als wir vorbei kamen, aber sie machten sich schnell wieder an die Arbeit. „Wir brauchen diesen kleinen Kerl wirklich?“ fragte Letho, als Uma ihm schon wieder ganzen Arm voll spuckte. „Ja wir brauchen ihn noch, ich hoffe wir kommen schnell an. Dann können sich die anderen um ihn kümmern.“ Erwiderte ich. „Wenn das Wetter so bleibt, könnten wir Glück haben. Aber Sonne ist selten in Velen.“ Meinte Letho. Ich stimmte ihn still zu. Ich fragte mich auch, welche Jahreszeit wir hier eigentlich hatten. Zum einen Blüten die Obstbäume, hatten aber auch Früchte, Sommer Blumen blühten und gleichzeitig stand das Getreide soweit im Korn, wie es eigentlich erst im Herbst wäre. Aber vielleicht gab es hier keine wirklichen Jahreszeiten. Das bedeutete aber hoffentlich auch, das wie in den Bergen nicht mit Schnee zurechnen haben. Ich seufzte wohlig auf, als die Sonne meinen Rücken wärmte. Letho drehte sich grinsend um, „Was?“ fragte ich ihn. Doch er schüttelte nur den Kopf. Nach kurzer Zeit bog er vom Weg ab, auf eine Wiese. Es lagen große Steine herum und bildeten eine Art Tor. Letho stieg vom Pferd und forderte mich auf, das selbe zu tun. „Letho, was wollen wir hier?“ fragte ich ihn, als ich ebenfalls wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Letho holte einen Stoffbeutel aus seiner Satteltasche und ging zu einem der Felsen. „Wir werden hier erst einmal in Ruhe etwas essen.“ Meinte er und holte einige Dinge aus dem Beutel. Ich hingegen besah mir die Monolithen. An einigen deuteten Vertiefungen darauf hin, das es einst Gravuren gab, aber sie waren so verwittert, dass man nichts mehr erkennen konnte. „Was ist das hier?“ fragte ich Letho. „Vermutlich eine alte Kultstätte, aus den Anfängen der Menschen hier. Überall kann man solche Steine finden.“ Meinte er kauend. Ich ging zu ihm zurück und setzte mich neben ihn. Er reichte mir Ebenfalls ein Brot mit saftigen Schinken. Auch Uma kaute bereits auf seinem Essen herum. Er saß nicht weit von uns auf der Wiese. Letho und ich teilten uns das Essen, neben dem belegten Brot hatte er auch gebratene Hähnchenschenkel gekauft und eine Flasche mit Saft. Natürlich aß er mehr als ich, aber das war auch nicht verwunderlich. Er war ein Hexer und auch deutlich größer als ich, somit brauchte er natürlich auch mehr Nahrung. Da ich bereits aufgegessen hatte, legte ich mich auf einen der Steine und genoss die Sonne noch ein wenig. Wer weiß wie lange wir etwas von ihr hatten. „Krümel, deine Satteltasche gibt Geräusche von sich.“ Meinte Letho auf einmal zu mir. Ich wollte schon etwas erwidern, als auch ich das Brummen hörte. Erst einige Sekunden später wurde mir klar, das es das Handy war. Ich sprang auf und eilte zu den Pferden. Tetris wurde schon unruhig, vermutlich machte er ein großes Insekt für die Geräusche verantwortlich und versuchte es zu vertreiben. Ich musste einen Moment suchen, denn natürlich war das Ding ganz nach unten in der Tasche gerutscht. Irgendwie nervös sah ich auf den Display. Es war eine Nachricht eingegangen. War es vielleicht eine Antwort auf meine Nachricht? Ich tippte sie an. *Hallo Alanya. Wirf doch beizeiten mal einen Blick in die kleine Höhle südlich der Sturmfelder? Grüße, ein Freund.* stand dort. Ich wurde blass. Wer auch immer der Absender war, wusste meinen Namen und wusste scheinbar auch wo ich mich ungefähr befand. Ich sah mich um, doch natürlich konnte ich niemanden sehen. „Alles in Ordnung, Krümel?“ wollte Letho wissen, er hatte mich beobachtet. „Ich weiß nicht.“ Sprach ich zittrig. Ich ging zu ihm und zeigte ihm die Nachricht, aber er konnte sie natürlich nicht lesen, also las ich sie ihm vor. Auch er stellte sich die selben Fragen, woher wusste er meinen Namen und wo wir uns befanden. Schnell tippte ich eine Antwort. *Wer bist du? Woher kennst du meinen Namen?* ich drückte auf senden, doch es wurde nur angezeigt, das die Nachricht verschickt werden würde. Dann steckte ich das Handy vorerst wieder weg. Ich atmete tief durch, um mich ein wenig zu beruhigen, dabei fiel mir etwas auf, es war ruhig hier, zu ruhig. Schnell blickte ich mich um. Scheiße! „Letho, wo ist Uma?“ fragte ich ihn hektisch. Auch er sah sich um. „Verdammt!“ fluchte er genauso. „Wir müssen ihn suchen.“ Meinte er und machte sich direkt daran, nach Spuren zu suchen. Die Pferde ließ er stehen, so folgte ich ihm zu Fuß. Immer wieder sah ich mich um, wie kann dieser kleine Kerl nur soweit gekommen sein? Die Spuren führten, wie sollte es denn auch anders sein, zwischen die Bäume. In der Ferne konnte ich Wölfe hören, hoffentlich fanden wir Uma vor den Raubtieren. Ich wagte es nicht nach ihm zu rufen, vermutlich würde es ihn nur noch weiter laufen lassen. Uma schien einmal im Kreis gelaufen zu sein, ehe er zwischen die dunklen Nadelbäume lief. Sofort wurde es dunkler. Letho blieb kurz stehen, ehe er dann schneller in eine andere Richtung lief. Ich musste mich beeilen, damit ich ihn zwischen den Bäumen nicht ebenfalls verlor. Vor einem Felsspalt holte ich ihn dann schließlich ein. „Ich denke der kleine hat diese ominöse Höhle gefunden, vorausgesetzt es gibt hier nicht noch mehr. Du wartest hier. Ich weiß nicht was da drinnen haust.“ Widerwillig stimmte ich zu. Schließlich wollte ich nicht schon wieder zu Fuß laufen müssen. Ich versuchte die Umgebung und auch den Eingang im Auge zu behalten, während Letho in der Dunkelheit verschwand. Ich war mir nicht sicher, ob die Wölfe wirklich näher kamen, oder ob ich es mir nur einbildete, aber auf jeden Fall war ich sehr froh, als ich hören konnte, das Letho Uma gefunden hatte und sie sich dem Ausgang näherten. Ich stockte, als die beiden wieder ins Licht traten, was hatte Uma da in der Hand? Fragend sah ich Letho an, „Das hat er gefunden und wollte es partout nicht hergeben.“ Zuckte Letho mit den Schultern. „Lag da sonst noch etwas?“ fragte ich den Hexer. „Ja, eine kleine Kiste, wie aus Glas, bloß deutlich leichter und widerstandfähiger, darin lag verschimmeltes Brot.“ Meinte er. Eine Brotdose? Fragte ich mich. Wo kam dieser ganze Scheiß her? „Sonst noch irgendwas?“ fragte ich nochmal nach. Doch Letho schüttelte den Kopf. „Nur diese Kiste und das was Uma da hat. Weißt du was das ist?“ Ich nickte nur. „Ja, diese Kiste klingt sehr nach einer Brotdose und das was Uma da hat, sieht aus wie eine Thermoskanne. Die Brotdose, ist das was der Name schon sagt, darin bewahrt man sein Essen auf und die Thermoskanne hält Getränke für eine ganze Weile warm.“ Erklärte ich kurz. Wollte der Unbekannte mich darauf Aufmerksam machen und wenn ja, warum? Und wie kam der ganze Krempel her? Wie oft verirrte sich jemand aus meiner Welt hier her? Lag es daran, dass die nächste Spährenkonjunktion kurz bevorstand? So viele Fragen und keine Antworten. Ich konnte nur hoffen sie irgendwann zu bekommen. Auch Letho schien nachdenklich und so gingen wir schweigend zurück zu den Pferden. Glücklicherweise standen sie immer noch dort, wo wir sie zurück gelassen haben. Letho packte die restlichen Sachen wieder ein und wir machten uns wieder auf den Weg. Ich grübelte noch weiter über diese Fragen nach, während wir in Richtung Heddel unterwegs waren. Da wir eh hintereinander reiten mussten, schwieg auch Letho und führte nur den Weg an. Gegen Mittag erreichten wir dann den Ort. Sofort erkannte ich ihn, doch zum Glück schien vor uns bereits ein Hexer hier gewesen zu sein, denn nirgends sah man noch Spuren von den riesigen Spinnenweben oder von den Monstern selbst etwas. Nur hier und da sah man einige Bauersleute trauern. Sie schauten uns misstrauisch an. Einige hörte ich sogar tuscheln, was den ein Hexenjäger hier wollte. Ich seufzte, vermutlich gäbe es auch ohne die Verkleidung Gerede, dann zwar nicht über mich, aber über Letho. Den Leuten konnte man es nie recht machen. Letho blieb bei einem älteren Mann stehen und beugte sich zu ihm runter. Ich konnte nur hören, wie er nach jemanden fragte, doch der Gefragte schüttelte nur mit dem Kopf und deutete auf einen anderen Mann, der ein Stück weiter stand. Letho bedankte sich und ritt zu dem anderen. Jetzt konnte ich auch hören, nach wem er fragte, einem anderen Hexer, genauer gesagt Slobodan, ein Hexer der Katzenschule. Der Mann wurde wütend und schimpfte über eben diesen. Er hatte die letzten Ersparnisse dieses Dorfes bekommen um sich um einen Geist zu kümmern, der bei der alten Hütte etwas abseits nieder gelassen hatte. Die erste Nacht war wohl Ruhe gewesen und dann fingen die unheimlichen Schreie wieder an. Von dem Hexer hatten sie nichts weiter gesehen. Ich seufzte, das hieße wohl wir würden zu dem alten Haus reiten müssen und danach schauen, ob es noch irgendwo Spuren oder Hinweise gab. Ich nickte Letho zu, um ihn zu zeigen das ich verstanden hatte. So folgten wir dem Pfad aus dem Dorf heraus und zu dem kleinen Flüsschen. Dort ließen wir die Pferde erst einmal trinken und füllten ebenfalls unsere Wasservorräte wieder auf. Als wir das Wasser durchquert hatten, konnten wir schon bald diese unheimlichen Schreie hören. Doch selbst mir war klar, dass es sich um keinen Geist oder Erscheinung handeln konnte. Letho bestätigte meine Vermutung unbewusst, als er den Himmel mit seinen Augen absuchte. Er ließ sein Pferd schneller traben und führte uns zu der alten Hütte. Er stieg ab und band sein Pferd fest. Ich tat es ihm gleich. Doch dann drückte er mir Uma in die Arme und forderte das ich hier warten sollte. Ich konnte noch sehen, das Letho seine Tränke überprüfte, ehe er zu Fuß weiter eilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)