Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 12: Schnitzeljagd ------------------------- Kurz vor der nächsten Weggabelung wurde Tetris langsamer. Kurz überlegte ich und entschloss mich dann doch für den längeren Weg. Falls einer der Hexer oder doch Beide mich doch verfolgen sollten, würden sie vermutlich denken, dass ich die schnellste Route gewählt hatte. Ich hatte Lambert die Nachricht hinterlassen, dass wir uns in Kaer Morhen wiedersehen würden, aber Geralt erhielt einen Zettel, auf dem ich ihm geschrieben hatte, dass ich Uma holen würde und wir uns dann später treffen würden. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass die Beiden die Nachrichten mittlerweile gefunden hatten und eins und eins zusammengezählt haben. Hoffentlich wäre ich auch dann aus dem Einflussgebiet des Kaisers heraus, wenn er meine Nachricht erhielt, dass ich Geralt alleine nach Skellige hab segeln lassen, da ich noch einer anderen Spur nachgehen würde. In Skellige würde schließlich Yennefer auf Geralt warten und ihn im Auge behalten können. Ich konnte aber die Laune vom Kaiser schlecht einschätzen, wusste ich ja noch nicht einmal ob er meine Berichte mittlerweile erhalten hatte, da ich keinerlei Reaktion darauf bekommen hatte, egal in welcher Form. Hoffentlich war dies ein positives Zeichen. Ich konnte noch ein kurzes Stück weiter im schnellen Tempo weiter reiten, ehe ich Tetris durchparieren musste. Wir näherten uns einem Dorf und es gab einige Menschen, die natürlich auch diesen Weg nutzten. Sie waren viel beschäftigt und achteten nicht auf ihre Umgebung. Außerdem wollte ich mir den Ärger sparen, der aufkommen würde, wenn ich einen der ihren über den Haufen ritt. Einige Kinder liefen wild schreiend und lachend durch einige Pfützen. Hühner und Gänse wuselten zwischen den Hütten umher und irgendwo konnte ich eine Kuh hören. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen es war ziemlich idyllisch hier. Nun ja, das war bis die Kinder mich gesehen hatten. „Ein Hexer, ein Hexer!“ schrien sie und liefen zu ihren Eltern. Ich seufzte, na super. Sofort kamen einige Männer angelaufen, teilweise sogar noch mit ihren Mistforken in der Hand. „Wir wollen dich hier nicht Mutant!“ spie mir einer entgegen. Mal wieder einer der nicht genau hin schaute. Ich wendete Tetris und schob meine Kapuze vom Kopf, „Bist du blind oder dumm?“ fragte ich den alten Mann. „Seit wann können Frauen Hexer sein?“ fauchte ich ihn an. Auf solche Störungen hatte ich jetzt definitiv keine Lust und außerdem würde ich mich so in die Erinnerung der Dorfbewohner einbrennen, statt eines einsamen Reiters, der nur zufällig durch den Ort ritt. Eine der Frauen eilte auf ihn zu und hielt ihn am Arm fest. „Bist du verrückt, hast du nicht die ganzen Geschichten aus Novigrad gehört? Sie gehört zu den Hexenjägern.“ Zischte sie ihm zu. Ich zog nur eine Augenbraue hoch, na super, die Klatschmühle war echt schnell. „Verzeiht meinen Großvater, gute Frau. Er hat sehr schlechte Erfahrungen mit Hexern gemacht. Sein Neffe wurde damals von einem Hexer geholt.“ Versuchte sie die Situation zu erklären. „Was für eine lahme Entschuldigung. Was wäre, wenn sein Neffe hier durchkommen würde? Bekäme er dann auch solch nette Worte gesagt?“ Höhnte ich. Der alte Mann verspannte sich. „Egal was sie den Jungen antun um sie in Hexer zu verwandeln, mein kleiner Neffe hat es sicherlich nicht überstanden. Er war immer kränklich und dürr, selbst vom spielen bekam er blaue Flecke, sein Vater, mein Bruder hat sich immer darüber geärgert, dass er ihm nicht bei den Tieren helfen konnte.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. Soweit wie ich das verstanden hatte, nahmen die Hexer ihre Überraschungskinder nur mit, wenn sie auch ein gewisses potenzial sahen, mit Ausnahme von Mädchen, aber selbst das klappte nicht immer. Schließlich war Ciri Geralts doppeltes Überraschungskind. Und auch Eskels Überraschungskind, hatte irgendwann zu ihm gefunden und beinahe einen Krieg ausgelöst. „Es ist trotzdem keine Entschuldigung, einen Hexer so zu behandeln. Schließlich riskieren sie beinahe täglich ihr Leben um das eure zu schützen. Ihr behandelt Soldaten doch auch nicht so!“ Tetris stampfte mit dem Huf auf, als ob er mir zustimmen wollte. „Aber das ist etwas anderes!“ riefen gleich mehrere, Frauen wie auch Männer. „Ach ja und inwiefern? Weil sich die Soldaten selber dazu entschieden haben? Den Hexern wurde keine Wahl gelassen und dennoch riskieren sie ihr Leben für das eurige. Und als Dank werden sie beleidigt, angespuckt und gejagt. Wenn es die Hexer nicht geben würde, wäre der letzte Mensch schon vor sehr langer Zeit aus dieser Welt verschwunden!“ wurde ich laut. Alle sahen mich an, wie eine Kuh, wenn es donnert. Ich weiß nicht ob es daran lag, was ich gesagt hatte oder daran das ich es gesagt hatte, wo ich doch nach deren Meinung zu den Hexenjägern gehörte. „Aber sie sind Mutanten, sie wirken Magie.“ Warf einer der Dörfler ein. Ich knurrte frustriert. Warum waren diese Menschen hier nur so begriffsstutzig. „Nur weil sie verändert wurden, heißt das noch lange nicht, dass sie keine Menschen mehr sind. Das wäre ja genauso, als wenn ihr bei einem gefleckten Pferd behaupten würdet, es wäre eine Kuh! Oder nennt ihr eine Ziege mit nur einem Horn auch Einhorn? Und selbst Jaques de Aldersberg war ein Magier! Er konnte viel mehr Magie wirken, als alle Hexer zusammen! Nur weil er dem ewigen Feuer huldigte, war seine Kraft nicht weniger magisch!“ Die Menschenmasse war mittlerweile gewachsen und hörte mir gespannt zu. Gerade als ich Tetris wieder wenden wollte, um weiter zu reiten, kam ein Mann auf mich zu. „Welch wahre Worte, vielleicht wurden heute einigen die Augen geöffnet, weil die richtige Person diese Worte sprach. Darf ich euch auf ein Getränk und vielleicht eine kleine Mahlzeit einladen? Ich hätte eine große Bitte.“ Genervt wollte ich ablehnen, aber der Ausdruck in seinen Augen ließ mich stocken. Er sah verzweifelt aus, aber auch ein wenig hoffend. Also stimmte ich dem zu. Sofort verschwand ein wenig der Hoffnungslosigkeit aus seinem Gesicht. Seufzend ließ ich mich aus dem Sattel gleiten, nahm die Zügel und folgte dem Mann. Er bog vom Hauptweg ab und zwischen einigen Gebäuden durch. Den ganzen Weg über schwieg der Mann vor mir, so ließ ich meinen Blick schweifen. Trotz der ärmlichen Verhältnisse, die hier herrschten, war alles ordentlich. In den Gärten wuchsen sogar vereinzelt bunte Blumen. Allerdings schienen die Menschen nicht viel von Zäunen zu halten, die die vorhanden waren, hingen schief oder waren schon zusammengebrochen. Ich blickte über das Anschlagbrett und wollte daran vorbei gehen, als ich ein einzelnes Wort las, dass mich sofort anzog. Krümel. Ich besah mir den Aushang genauer. Tatsächlich dort stand „An Krümel“ darunter nur ein Satz, „Komm zu den Resten des älteren Blutes“ in Nilfgaardisch, es gab keine Unterschrift. War das an mich, oder gab es jemanden anderes, der ebenfalls Krümel gerufen wurde. Und was sollte diese Botschaft bedeuten. Mein Herz hüpfte, war das vielleicht von Letho? Aber was machte er noch in dieser Gegend, er hätte schon lange in Kaedwin, ja sogar in Kaer Morhen sein können. Der alte Mann bemerkte mein stehen bleiben und kam die wenigen Schritte zu mir zurück. „Eine seltsame Botschaft oder?“ fragte er. „Wer hat sie aufgehängt?“ wollte ich im Gegenzug wissen. „Sie hing eines morgens auf einmal da. Keiner weiß was sie bedeutet. Eines der Kinder hatte sie abgerissen und am nächsten morgen hing sie erneut dort.“ Ich riss sie ab, „Seit wann hängt sie dort?“ wollte ich noch wissen. „Vielleicht zwei Wochen, vielleicht auch länger, ich weiß es nicht mehr genau.“ Das ließ mein Herz wieder sinken, wenn es wirklich von Letho kam, würde er solange warten? Außerdem musste ich erst noch herausfinden, was die Botschaft bedeuten sollte. Aber im Gegenzug war die Wahrscheinlichkeit, dass ich diese Botschaft hier fand auch sehr gering. Ich folgte dem Mann zu seinem Haus und band Tetris davor fest. Wir gingen hinein und er bat mich platz zu nehmen. „Wisst ihr etwas über die Geschehnisse, über die der alte Mann gesprochen, wie sein Neffe zu den Hexern kam?“ frage ich ihn, um die Stille zu brechen. Er nickte, „Ja, er hatte mir davon erzählt, als er in unser Dorf zog. Sein Bruder wurde im Wald angegriffen, ein Hexer kam gerade rechtzeitig und rettete ihn. Aber der Mann hatte kaum Geld, daher forderte er, dass was der Mann zuerst sehen würde, wenn er nach Hause kam. Leider war es sein Sohn und nicht das Ziegenlamm, das der Junge auf dem Arm hatte. Der Hexer bestand darauf den Jungen haben zu wollen und nicht die Ziege. Vor Kummer ist dann erst seine Frau und dann auch er selbst gestorben. Avram zog dann hier her.“ Erzählte er. Die Geschichte sagte mir irgendetwas, als ob ich sie kennen sollte. „Wie hieß der Junge?“ wollte ich genauer wissen. Doch mein Gegenüber schüttelte den Kopf, „Das hat mir Avram nie verraten. Vielleicht wollte er so verhindern, dass er seinen Neffen irgendwann als Hexer sehen würde.“ „Wisst ihr was für Monster es waren? Ich kenne ein paar Hexer, vielleicht wissen die etwas über den Jungen.“ Mein Gegenüber überlegte kurz, „Nein, aber ich glaube er war in ihr Nest gefallen.“ Nein das konnte nicht sein, diese Welt war zwar klein, aber doch nicht so klein. Wie gering war die Chance auf einen Verwandten eines mir bekannten Hexers zu treffen. Das konnte nur eine zufällig ähnliche Geschichte sein. Es passierte wahrscheinlich öfters das Leute in Monsternester fielen. Aber Lambert war einer der jüngsten Hexer, vielleicht sogar der jüngste, nachdem Leo vom Professor ermordet wurde. Um mich von diesen Gedanken abzulenken, wollte ich wissen was der Mann von mir wollte. „Die älteren Kinder hier im Dorf, sie sind sehr auf Abenteuer aus, Svant ist sogar bereits zweimal davongelaufen, er braucht jemanden, der ihm aufzeigt, wie gefährlich die Welt außerhalb er Dörfer ist. Es wäre schön, wenn Ihr es ihnen erzählen könntet. Eure Worte haben sicherlich mehr Gewicht, als die unseren und Ihr seht aus, als hättet ihr schon einiges erlebt.“ Erklärte er, doch ich hörte nicht wirklich zu. In Gedanken war ich bei dem Zettel, den ich in meiner Tasche trug. „Sie suchen auch ständig nach den alten Ruinen, sie wollen die Monster sehen, die dort hausen.“ Fuhr er fort. „Ruinen?“ wurde ich hellhörig. Der Mann nickte, „Ja alte Elfenruinen. Voller Monster und Gefahren.“ Nun das war interessant. Ich zog den Zettel aus der Tasche und starrte dort drauf. Meinte er vielleicht Ruinen und nicht Reste? Das ältere Blut, damit könnten die Elfen gemeint sein. „Wo finde ich die Ruinen?“ wollte ich wissen, doch leider hat meine Reaktion dem Mann wohl verraten, dass es etwas mit der Botschaft zu tun hatte. „Wenn Ihr Svant und seine Gruppe von den Gefahren überzeugt, werde ich es verraten.“ Lächelte er verschmitzt. Ich grummelte vor mich hin, das war ja mal wieder so klar, nichts kann mal einfach sein. Warum sollte es auch, ich hatte es nie einfach und mein hier sein, in dieser Welt, hatte scheinbar etwas mit Magie zu tun. Und die war ebenfalls niemals einfach. „Nun gut, mir bleibt ja scheinbar keine Wahl.“ Stimmte ich missmutig zu. In dem Moment kam seine Frau hinzu und stellte vor uns jeweils einen Krug. Sie setzte sich zu uns. „Ich möchte mein Beileid aussprechen, Fräulein. So jung seinen Mann zu verlieren muss ziemlich schwer sein.“ Sie legte mir mitfühlend ihre Hand auf meinen Arm. Ich verschluckte mich beinahe an meinem Getränk, von dem ich gerade einen Schluck nahm. „Ähm, danke.“ Hustete ich. Klatschweiber, wie ich sie hasste. Die Sache mit Menge würde mir noch eine ganze Weile nachhängen. „Damira, sei so gut und hol uns einen Happen zu Essen, ja?“ mischte der Mann sich ein, ehe die Frau noch mehr Unsinn von sich geben konnte. Leicht dankbar, nickte ich ihm zu. Kurze Zeit später kam die Frau wieder und stellte uns jeweils eine Schüssel vor. Während wir schweigend aßen, überlegte ich, wie ich am besten vorgehen sollte. Wie überzeugte man abenteuerliche Jugendliche brav zuhause zu bleiben und auf die Eltern zuhören? Es war wahrscheinlich, egal was ich sagen würde, ich das Gegenteil erreichen würde. Nun es gab sicherlich einige Möglichkeiten, ihnen zu zeigen, wie gefährlich die Welt sein kann, aber jede würde für mich ungünstig ausgehen. Entweder würden Lambert und Geralt mich finden, oder aber die Dorfbevölkerung würde mich lynchen wollen. Wenn ich die Hexer mich finden lassen würde, würde dies sicherlich die Jugendlichen von ihrer Abenteuerlust abbringen, aber von mir bliebe wahrscheinlich nicht viel übrig und meine Worte von vorhin wären auch für die Katz gewesen. Ich könnte allerdings auch versuchen, die Kinder in Gefahr zu bringen und sie im letzten Moment vor dem Monster zu retten, aber was wäre, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffen würde. Dies war genauso ausgeschlossen, wie ein Monster zu fangen und es ihnen zu zeigen. Dies würden wohl die Dorfbewohner, allen voran die Eltern, nicht tolerieren. In was hatte ich mich da nur wieder begeben. Ich hätte doch einfach weiter reiten sollen. Ich denke spätestens in Kaer Morhen wäre ich auf Letho gestoßen und hätte mit ihm reden können. Ich ließ das Besteck sinken und seufzte. „Gibt es hier eine Scheune, in der ich mich mit den Kindern versammeln kann?“ wollte ich von dem alten Mann wissen. Dieser schaute auf und nickte. „Ja am Ende des Dorfes. Meine Frau wir sie Euch zeigen.“ Erklärte er. Ich nickte. „In Ordnung, dann ruf die Kinder mal zusammen, wir treffen uns dort.“ Ich stand auf und nickte der Frau zu, sie öffnete die Tür und ich folgte ihr. Unterwegs sammelte ich noch Tetris ein und ließ mich zur Scheune führen. Ich nahm Tetris mit hinein und wartete auf die Abenteuersuchenden. Während ich wartete nutzte ich die zeit, um die Hufe und Beine meines Pferdes zu untersuchen. Schließlich war ich ein hartes Tempo geritten und die Wege waren nicht ideal gewesen. Vor der Scheune erklang Tumult. Ich seufzte, was gab es jetzt schon wieder für ärger. Ich konnte die aufgeregte Stimme einer Frau hören und einen Mann, der sie beruhigen wollte. Dann eilige Schritte, ehe die Tür zur Scheune aufgerissen wurde. „Gute Frau, bitte ihr müsst helfen!“ schluchzte jemand. Ich drehte mich zu ihr um. Es war die Frau, die früher ihren Großvater verteidigen wollte. Der, der seinen Neffen an einen Hexer verlor. „Was gibt es?“ wollte ich wissen. „Die Kinder, sie sollten nahe beim Dorf bleiben, aber Svant ist mit meinen Söhnen verschwunden. Die kleine Greta erzählte eben, dass sie zum Fluss wollten.“ Weinte sie. „Bitte, ihr müsst sie suchen und nach Hause bringen.“ Bat sie mich. Ein kleines Mädchen schlich sich in die Scheune und versteckte sich hinter der Frau. „Greta, ich sagte doch du sollst draußen bleiben.“ Rief ein Mann und kam ebenfalls in die Scheune. „Nein, schon gut.“ Sagte ich und kniete mich zu dem Mädchen runter. „Du bist Greta?“ die Kleine nickte. „Kannst du mir sagen wo die anderen hin wollten?“ fragte ich sie. „Zum Fluss.“ Flüsterte sie. „Weißt du wo am Fluss?“ fragte ich genauer nach. Wieder nickte sie. „Da wo man zur anderen Seite kann, auf der anderen Seite ist ein Hügel und ein paar Häuser, die von einer Mauer aus Holz umgeben ist.“ Erklärte sie kindlich. Fragend schaute ich die Frau an. „Die Taverne am Scheideweg.“ Hauchte sie entsetzt. Ich schluckte, verdammt, die Elfen mögen zwar nicht mehr dort sein, aber es gab dort Ertrunkene. „Danke Greta.“ Ich stand auf, „Ich werde mich beeilen, aber ich kann nichts versprechen.“ Gab ich von mir und schwang mich in den Sattel. Ich trieb Tetris durch das offene Scheunentor und folgte dem Weg nach Westen. Ich ritt so schnell ich konnte und es der Weg zuließ. Die Wiesen, Bäume und Büsche zogen nur so an mir vorbei. Kurz bevor ich an dem Furth ankam, parierte ich durch und stieg vom Pferd. Aus der Satteltasche kramte ich ein wenig Klingenöl und schmierte damit mein Silberschwert ein. „Warte schön hier, ja Tetris? Ich muss ein paar dumme Kinder retten.“ Tetris schnaubte und spitzte die Ohren. Ich nickte ihm zu, ich hatte es auch gehört. Ich eilte zum Ufer, es wurde Zeit, um zu prüfen wie effektiv mich Geralt trainiert hatte. Zwei Kinder hatten sich scheinbar auf einen Baum retten können, während der Größte der Drei vor einigen Ertrunkenen davon lief. Er schien ein altes Schwert in der Hand zu halten. Ich löste meinen Umhang und ließ ihn zu Boden gleiten, der würde mich jetzt nur behindern. Schade das ich keine Armbrust hatte, die wäre jetzt auf jeden Fall hilfreich. Ich eilte auf die Ertrunkenen zu, die sich noch nicht entschieden hatten, ob sie den Baum umzingeln sollten oder doch lieber dem anderen hinterher laufen sollten. Ich biss die Zähne zusammen, als ich mein Schwert fester packte. Den Ersten konnte ich ohne Probleme überraschen und schlug ihm den Kopf ab, allerdings alarmierte dies die Anderen. Jetzt kamen sie auf mich zu. Sie hieben nach mir und ich hatte einige Mühe auszuweichen und sie abzuwehren. Doch nach und nach landete ich mehr Treffer und konnte dann einen nach den anderen runternehmen. Schwer atmend sah ich mich um und versuchte meinen schmerzenden Unterarm zu lockern. Das Schwert fühlte sich heute besonders schwer an und nur durch das Adrenalin, das durch meinen Körper pumpte, konnte ich trotz des Schmerzes mein Schwert halten. Während ich gekämpft hatte, war der ältere der Jugendlichen auf einen Felsen geklettert und konnte gerade noch so, seine Füße außer Reichweite des Ertrunkenen retten. Schnaufend eilte ich dort hin. „Hey du hässliches Etwas, such dir einen Gegner in deiner Größe.“ Fluchte ich dem Monster entgegen. Es drehte sich zu mir um. Der Ertrunkene schien mich zu mustern und stürmte dann auf mich zu. Er war schneller als die Anderen, ich schaffte es gerade noch so zurück zu weichen und seine Krallen trafen nur den Brustpanzer und hinterließen dort hässliche Kratzer. Hieb, hieb, Drehung und Parade. Während ich seine Hiebe mit dem Schwert blockte, musste ich mich stark zusammen nehmen, damit ich es nicht fallen ließ. Jeder Stoß schickte den Schmerz durch meinen Arm. Irgendwann hatte ich dann auch den letzten Ertrunkenen besiegt. Ich war froh, als ich das Schwert wieder weg stecken konnte. „Das war toll! Kannst du mir das beibringen?“ rief der Junge aus. Mittlerweile nahm ich an, dass es sich um Svant handelte. Mit säuerlicher Miene schaute ich ihn an, „Nein! Ab zu den anderen und dann bringe ich euch nach Hause!“ wies ich ihn an. Widerwillig folgte er meinen Anweisungen. Die anderen Beiden waren auch vom Baum geklettert und gesellten sich zu uns. „Ist irgendwer verletzt?“ wollte ich wissen. Sie schüttelten den Kopf, die beiden Jüngeren waren nur geschockt und verängstigt, während Svant aufgeregt zu sein schien. „Gut, dann zurück ins Dorf.“ Schweigend folgten sie mir, während ich meinen Umhang einsammelte. Tetris kam uns entgegen, ich warf meinen Umhang über den Sattel und nahm die Zügel in die Hand. Zu Fuß dauerte es natürlich deutlich länger, bis wir wieder zurück waren. Die beiden jüngeren Brüder gingen vor weg. Sie hatten ihren Freund nur böse angeschaut und dann ignoriert. Svant ging zwischen uns, er ließ den Kopf hängen. Ihm passte es scheinbar überhaupt nicht, dass er von seinen Freunden ignoriert wurde. Ich hingegen versuchte meinen verkrampften Unterarm zu lockern, ohne mir dabei noch mehr schmerzen zu verursachen. Meine Muskeln hatten sich so stark verkrampft, dass ich die Faust so gut wie nicht aufbekam. Am Eingang des Dorfes wurden wir schon erwartet. Die Brüder wurden von ihrer Mutter in die Arme geschlossen, doch Svant bekam von einem Mann eine schallende Ohrfeige und wurde am Arm weg gezerrt. „Danke dass Ihr die Kinder gerettet habt.“ Sprach mich jemand an. Ich hatte keine Lust auf dieses Theater, ich war über und über mit Ertrunkenen Überresten bedeckt und hatte schmerzen, so drehte ich mich mürrisch zu dem alten Mann um. „Was hätte ich den sonst tun sollen? Sie fressen lassen?“ murrte ich. Der Mann schreckte zurück. „Ihr seht aus, als könntet ihr ein heißes Bad und ein Bett gebrauchen. Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr mein Gast für heute Abend seid.“ Stotterte er. Das klang gut, auch wenn ich bei weitem nicht so weit gekommen bin wie ich erhofft hatte. „Ich muss heute noch diese Ruinen finden, aber ich würde mich gerne sauber machen.“ Wand ich ein. Er nickte, „Aber was ist mit den Kindern?“ wollte er noch wissen. „Wenn die selbst nach heute nicht ihre Lektion gelernt haben, dann ist ihnen nicht mehr zu helfen, aber ich kann versuchen mit ihnen zu reden. Also, wo kann ich mich sauber machen?“ „Die Frauen werden es Euch zeigen.“ Meinte er und rief eine herbei. Sie führte mich in die Mitte des Dorfes und dort in das größte Haus. Im Spiel war mir dieses Haus aufgefallen, da es im inneren eine abgeschlossene Tür hatte. Aber jetzt war sie offen und ich wurde in den Raum geführt. Neugierig sah ich mich um. An den Wänden hingen Kerzenleuchter und gaben ein angenehmes Licht von sich. An der einen Wand stand eine hölzerne Bank und darauf lagen einige Handtücher. In der Mitte des Raumes stand ein großer Zuber auf einem Gestell, unter dem ein kleines Feuer brannte und das Wasser warm hielt. „Dieser Raum ist nur für uns, die Männer dürfen hier nicht rein.“ Erzählte mir die Frau die mich her geführt hatte. Zwei weitere traten nach uns ein. „Komm zieh dich aus, wir kümmern uns um deine Kleidung.“ Bat die Älteste von ihnen. Mühsam versuchte ich mich aus meiner Rüstung zu schälen, aber mit nur einer funktionierenden Hand war das gar nicht so einfach. Eine der Frauen bemerkte dies und half mir. „Wurdest du verletzt?“ fragte sie mich, während sie die Schnallen und Schnürungen meiner Rüstung öffnete. „Nicht heute, aber die Verletzung ist noch ganz geheilt.“ Murmelte ich. Ich zog mir die Rüstung über den Kopf, wobei sie mir mit dem linken Ärmel helfen musste. Dann schlüpfte ich aus meiner restlichen Kleidung und wusch mir zuerst mit einem Lappen und Wasser aus einem Eimer den gröbsten Dreck von meinem Körper. „Deine Narben erzählen, das du viel erlebt hast.“ Fragte eine der Frauen indirekt. Ich drehte mich zu ihr um, „Ja, diese Welt ist gefährlich, vor allem für uns Frauen.“ Gab ich zurück. „Dein Mann war bestimmt stolz auf dich.“ Vermutete die jüngste Frau. „Dafina!“ rief die Älteste sie zur Ordnung. „Entschuldigung. Aber ich bin so neugierig. Ich habe so viele Geschichten gehört.“ Rief sie. Seufzend ließ ich mich in das warme Wasser gleiten. Das tat gut. Meinen linken Arm, mit dem Verband ließ ich auf dem Rand ruhen. Allerdings zog das schon wieder die Aufmerksamkeit auf mich. „Waren das die Magier, die du gefangen hast?“ fragte mich Dafina. Ich sah sie schräg an, wie kam sie denn darauf. „Nein, das war der Vampir, den ich mit den Hexern aufgespürt hatte. Er hätte mir beinahe den Arm abgebissen.“ Murrte ich. „Ein Vampir? Ein echter? Und ihr habt den besiegt? War er sehr schrecklich?“ fragte sie gleich weiter. „Ja, wir haben ihn besiegt. Hochwürden Pastodi, hat mir für den Kopf einen ordentlichen Sack Münzen gegeben. Dummerweise hatte sich der Vampir als Leichenbeschauer ausgegeben. Darüber war der Hochwürden natürlich weniger begeistert. Und Vampire sind immer schrecklich. Je älter sie werden, desto besser können sie sich verbergen und sind somit um einiges gefährlicher.“ erzählte ich. Die Frauen hörten gespannt zu. „Du hast den Hochwürden persönlich getroffen? Wie ist er so?“ fragte mich eine der anderen Frauen. „Gefährlich. Man sollte ihn niemals reizen.“ Seufzte ich und erinnerte mich schaudernd an seinen festen Griff in meine Wunde. „Wie war dein Mann? Ich habe gehört er soll sehr schnell wütend und brutal geworden sein.“ Fragte die junge Frau weiter. „Dafina, also jetzt reicht es!“ fluchte die Älteste. Auch ich verengte meine Augen, wie kommt sie darauf mir solche Fragen zu stellen? Vor allem wenn sie davon ausgeht, dass ich wirklich mit ihm verheiratet war. „Nicht das es dich etwas anginge, aber zu mir war er immer nett und zuvorkommend.“ Grollte ich. „Welch ein Glück, ich hoffe auch auf so einen Mann zu treffen.“ Seufzte sie dann. Ich hatte keine Lust auf eine weitere Fragerunde und ließ mich tiefer ins Wasser sinken. Nebenbei bekam ich mit, wie die Frauen versuchten den Dreck aus meiner Kleidung zubekommen und den Ärmel an meiner Rüstung zu flicken. Durch die jetzige Stille und die Wärme des Wassers musste ich wohl eingedöst sein. Scheinbar war ich völlig mit dem Kopf unter Wasser geraten und kam prustend wieder hoch. Als ich reflexartig mich mit beiden Händen am Rand festhalten wollte, musste ich laut fluchen. Natürlich hatte ich nicht daran gedacht, dass dies mit meinem linken Arm eine ziemlich dumme Idee ist, wie er mir auch gleich schmerzhaft mitteilte. „Alles in Ordnung?“ wollte die alte Frau von mir wissen. Mit der rechten Hand wischte ich mir das Wasser aus dem Gesicht. „Ja ich denke schon. Hätte nur meine linke Hand nicht nutzen sollen.“ Murrte ich. Mein Blick fiel auf den Verband. Na toll, er völlig durch nässt. Ihn trocknen zulassen würde vermutlich nichts bringen und ich hatte keine Lust, dass die Wolle, die als Polsterung diente, anfing auf meinem Arm zu schimmeln. „Soll ich mir die Verletzung einmal anschauen?“ fragte die alte Frau höflich. „Warum nicht. Den Verband kann ich jetzt eh vergessen.“ Erlaubte ich es ihr. Sie kam auf das Podest, auf dem der Zuber stand und setzte sich an den Rand. Ich reichte ihr meinen Arm rüber. Aus ihrer Schürze holte sie eine schmiedeeiserne Schere, oder besser gesagt, den Vorgänger einer modernen Schere. Mit einer Kraft, die ich ihr nicht zugetraut hätte, zerteilte sie den Verband. Die letzten Reste zog sie per Hand auseinander, ehe sie ihn entfernte. Den unteren Verband, der die Wolle vor der Salbe schützte wickelte ich selber schnell ab. Ich war froh, dass die anderen beiden Frauen sich nicht mehr im Raum aufhielten. Den selbst die Alte, schielte neugierig auf die Narbe, war aber so höflich und sagte nichts. Vorsichtig wusch ich die Reste der Paste ab und hielt dann den Arm wieder über den Zuberrand. Mit sanften Fingern fuhr die Frau meinen Unterarm entlang und erfühlte die Knoten in den Muskeln. Einen nach den anderen massierte sie langsam heraus und ich konnte spüren, wie die Spannung langsam nachließ und ich meine Finger wieder besser bewegen konnte. „Wenn ich darf, ich hätte in meiner Hütte ein Hausmittelchen, das sollte die verspannten Muskeln weiter lockern, …“ fing sie an. Doch sie schien meinen neugierigen Blick zu missverstehen. „Es ist keine Magie und auch keine Alchemie!“ beeilte sie sich zu sagen. Ich hob eine Augenbraue, wenn sie eine Creme oder eine Salbe meinte, wäre das eigentlich theoretisch in dieser Welt Alchemie. „Tut mir leid, vergiss was ich gesagt habe, natürlich würde ein Hexenjäger so etwas nicht benutzen.“ Murmelte sie leise. „Ich bin kein offizieller Hexenjäger und ich werde auch nichts verraten. Um was handelt es sich bei deinem Mittelchen?“ fragte ich nach. Sie errötete leicht. „Es ist eine Salbe, meine Urgroßmutter hatte sie schon gemacht. Sie besteht hauptsächlich aus Kampfer und Schöllkraut.“ Gestand sie. Ich nickte, „Ich würde gerne probieren, ob sie hilft.“ Sagte ich ihr zu. Sie atmete auf. „Während ich sie hole, können deine Kleider noch ein wenig trocknen. Brauchst du sonst noch etwas?“ wollte sie noch von mir wissen. „Etwas zu trinken wäre nicht schlecht und Seife für meine Haare.“ Bat ich. Beides reichte sie mir. Auf dem Regal stand ein Krug Wasser und sie schenkte mir einen Becher ein und die Seife holte sie aus einer kleinen Kiste, die nahe an der Tür stand. Dann war ich für einige Zeit alleine, ehe die Tür wieder aufging. Ich schaute mich um und konnte sehen wie Dafina in den Raum kam. Innerlich verdrehte ich die Augen, sie war sicherlich nur hier um noch mehr Klatsch zu hören. „Darf ich noch etwas Fragen?“ begann sie gleich, sobald die Tür hinter ihr geschlossen war. „Wenn es denn sein muss.“ Murmelte ich. „Es heißt du wärst mit einem Hexer nach Velen gekommen, weil du auf ihn aufpassen musst, stimmt das?“ fragte sie direkt. „Ja.“ Gab ich zur Antwort. „Aber wo ist er dann jetzt?“ fragte sie direkt weiter. „Ich nehme an auf dem Schiff in Richtung Skellige.“ Murrte ich und hoffte das ich auch wirklich recht hatte und er nicht demnächst hier auftauchte. „Aber warum alleine?“ wollte sie wissen. Ich grummelte in meinen nicht vorhandenen Bart. „Weil ich nicht mit wollte. Es fahren keine zuverlässigen Kapitäne dorthin, es wimmelt dort von Piraten, riesigen Monstern und das Wetter ist noch schrecklicher als hier. Vorausgesetzt, man kommt dort überhaupt an. Wenn ihm die Gefahren hier nicht reichen, soll er sich dort austoben. Alleine!“ gab ich ihr Antwort. „Die Narbe des Vampires? Dar ich sie mal sehen?“ fragte sie dann noch ziemlich neugierig. „Nein. Ich bin doch kein Tier, das man begaffen kann!“ fluchte ich und zog meinen Arm vom Rand. Ich tauchte meinen Kopf ins Wasser und fing dann an meine Haare einzuschäumen. Was würde ich nicht für ein richtiges Shampoo oder eine Spülung geben. Seife machte die Haare immer so stumpf und das kämen unnötig schwer. „Sag mal, weißt du etwas über eine Elfenruine hier in der Nähe?“ wollte ich von ihr wissen. Sie schien kurz zu überlegen. „Ich weiß nur, dass sie irgendwo süd-westlich von hier unter einem Hügel versteckt sein soll.“ Erzählte sie mir. „Aber dort ist es gefährlich. Viele Monster sollen dort Leben und der Ort ist verflucht.“ Fuhr sie fort. Ich hmmte nur. Mit der groben Beschreibung konnte ich vielleicht etwas anfangen, auch wenn ich mich an keine Ruine hier in der Umgebung aus dem Spiel erinnern konnte. Wenn mir sonst keiner den Weg zeigen konnte, würde ich die Ruine vielleicht trotzdem finden. Zumindest eher, als wenn ich gar keine Anhaltspunkte hätte. Ich spülte mir den Schaum aus den Haaren. „Dafina, du bist ja schon wieder hier, habe ich dir nicht gesagt du sollst dich trollen?!“ konnte ich hören, als ich meinen Kopf wieder aus dem Wasser hob. Die ältere Frau, von der ich immer noch nicht den Namen wusste, war scheinbar zurück aus ihrer Hütte. „Ich hoffe sie war nicht wieder zu aufdringlich?“ fragte sie mich dann. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, aber sie sollte vielleicht nicht ganz so neugierig sein.“ Meinte ich dazu. „Ich denke, ich habe jetzt genug eingeweicht.“ Grinste ich. „Könnte ich ein Handtuch haben?“ sie reichte mir eins. Ich stieg aus dem Zuber und wickelte mich in das Tuch. Ich trocknete mich ab und zog dann meine Kleidung wieder an, sie war noch etwas Klamm und an einigen Stellen feucht, aber das würde auch so noch trocknen. Die alte Frau wollte ihr Heilmittelchen auftragen und so schob ich den Ärmel meines Hemdes hoch. Die Salbe wurde aufgetragen und Dafina schielte die ganze Zeit zu uns rüber. Böse blickte ich zu ihr und sie hatte zumindest soviel Anstand, beschämt zu Boden zu blicken. Vorsichtig, um meinen Arm nicht gleich wieder zu überfordern, zog ich mir meine Rüstung an. Die Frauen hatten gute Arbeit geleistet. Der meiste Dreck war verschwunden und der Ärmel war genäht. Aber die Kratzer, die auf dem ledernen Brustpanzer prangten, sah man jetzt um so deutlicher. Seufzend strich ich darüber, wäre ich nur ein ticken langsamer gewesen, hätte der Ertrunkene wohl meine Kehle erwischt. „Na dann wollen wir mal sehen, ob wir die Abenteuerlust der Kinder ein wenig hemmen können.“ Motivierte ich mich selber. Ich schnallte mir meine Schwerter um und bedankte mich bei den Frauen für die Reinigung und Reparatur meiner Kleidung. Dann machte ich mich auf den Weg zur Scheune, die Kinder warteten dort bereits und auch Tetris stand dort und ließ sich von den Mädchen streicheln. Auch Svant war bereits dort, aber er saß abseits. Man konnte noch leicht einen Handabdruck in seinem Gesicht sehen und seine Augen waren gerötet. Seine Körperhaltung verriet, dass er scheinbar eine ordentliche Trachtprügel als Strafe erhalten hatte. Das sind nur Kinder, dachte ich mir, irgendwie sollte es doch zu schaffen sein, sie von den Gefahren dieser Welt zu überzeugen. Ich schnappte mir einen Holzeimer, der nahe der Tür stand drehte ihn um und setzte mich darauf. „Ich habe gehört, dass einige von euch sehr Abenteuerlustig sind.“ Fing ich an. Die Kinder richteten ihre Aufmerksamkeit auf mich. „Ich kann mir denken, dass eure Eltern bereits viele Male erzählt haben, wie gefährlich die Welt sein kann. Doch trotzdem gibt es welche, die der Meinung sind, das würde für sie nicht zählen. Sie verstehen nicht oder wollen nicht verstehen, dass ihre Eltern sich sorgen um sie machen und dies nicht nur aus reiner Bosheit zu ihnen sagen.“ Fuhr ich fort. Einige der Kinder blickten zu Svant, dieser schaute nur trotzig zurück. „Warum, frage ich euch. Warum wollt ihr unbedingt in die Welt hinaus?“ fragte ich die Kinder. Einige, vor allem die Jüngeren sahen mich fragend an. Vielleicht setzte ich falsch an, aber ich wüsste nicht, wie ich es ihnen sonst erklären, begreiflich machen könnte. „Es ist langweilig, ich soll meinem Vater immer helfen.“ Rief einer der Jungs. Ich nickte, das war ein Grund, den ich mir schon gedacht hatte. „Ich will ein Held sein, so wie in Rittersporns Balladen.“ Rief ein anderer. Natürlich, das nacheifern von Idolen. Ich hatte auf eine Antwort von Svant gehofft, denn von ihm schienen die Kinder sich am ehesten leiten zulassen. Er war der Anstifter. Ich fragte ihn direkt. „Das geht dich gar nichts an!“ schrie er nur. Ich seufzte. „Nach den Ereignissen heute, wollt ihr da immer noch auf Abenteuersuche gehen?“ fragte ich die beiden Brüder, die Svant begleitet hatten. Schnell schüttelten sie den Kopf. Sie waren immer noch ein wenig blass. „Ihr seid doch einfach nur Feige!“ rief der Älteste von ihnen. „Nein sind sie nicht!“ mischte ich mich ein, „Es ist da draußen wirklich gefährlich. Überall lauern Monster und Gefahren. Durch den Krieg hat sich das noch verschlimmert.“ Argumentierte ich, auch wenn Kinder dies vielleicht nicht verstehen könnten. „Es gibt da draußen nicht nur Wölfe und wilde Hunde. Es gibt Geister, Ghule, Ertrunkene, Waldschrate, Wyvern, Harpyien und Basilisken. Außerdem treiben sich durch den Krieg auch viele Deserteure rum, die liebend gern au kleine Kinder stoßen würden.“ Zählte ich auf. „Aber, wenn du gegen die kämpfen kannst, dann kann ich das auch!“ rief Svant. Ich schüttelte den Kopf, „Später irgendwann vielleicht, wenn du genügend Übung bekommst, aber nicht in der nächsten Zeit. Ich diente viele Jahre in der Armee und als ich nach Velen kam, wurde ich von einem Hexer trainiert. Ansonsten wäre ich genauso schutzlos wie ihr.“ Erzählte ich. Svant erhob sich und stemmte die Arme in die Hüfte. „Dann werde ich eben auch ein Hexer!“ verkündete er. „Das geht nicht.“ Ich versuchte ein lachen zu unterdrücken. „Und warum nicht?“ wollte er empört wissen. „Weil du erstens schon zu Alt dafür bist und zweitens werden schon seit Jahrzenten keine Hexer mehr gemacht und ausgebildet. Es gibt nur noch wenige von ihnen, aber immer mehr Monster.“ Antwortete ich ihm. Er schmollte. „Vielleicht versteht ihr nicht, warum euch eure Eltern scheinbar den Spaß verbieten. Aber sie tun dies, damit ihr geschützt seid. Weil sie sich um euch sorgen. Sie wollen euch nicht verlieren.“ Setzte ich an. „Ihr solltet dankbar dafür sein. Sie geben euch etwas zu Essen und ein Dach über den Kopf. Ich habe auf meinem Weg schon viele gesehen, die alles verloren hatten.“ „Pah, eher existiert die wilde Jagd, als das mein Stiefvater sich um mich sorgt. Aber jedes Kind weiß, das sie nur ein Märchen sind.“ Rief Svant dazwischen. „Dann ist ja gut, dass es sie wirklich gibt. Vielleicht habt ihr vor einiger Zeit das seltsame Leuchten am westlichen Himmel gesehen. Das war die Jagd.“ Ein junge schaute mich mit großen Augen an und nickte. „So ein Unsinn.“ Fluchte Svant. Ich stand auf, aus Reflex wich er zurück, obwohl ich mich noch nicht einmal in seine Richtung bewegte. Ich ging zu Tetris und band den Jutesack von seinem Rücken. „Ich habe hier drinnen einen Beweis. Den Kopf eines Hundes der Jagd. Wollt ihr ihn sehen?“ fragte ich sie. Die Kinder überlegten, ehe die älteren sich entschlossen, dass sie so mutig waren. Ich stellte den Sack auf den Boden und öffnete ihn. Alle kamen näher und sahen sich die Trophäe an. „Sowas läuft da draußen rum?“ wollten sie wissen. „Ja, diese Art vielleicht selten, aber die Anderen sind nicht kleiner oder ungefährlicher.“ Vielleicht begriffen sie langsam. Sie wollten noch das ich ihnen von den Monstern erzählte, denen ich bisher begegnet war. So erzählte ich noch eine Weile. Von den Hunden, die mich beinahe gefressen hätten, wenn der Trupp Soldaten nicht zufällig da lang gekommen wäre. Von den Nekkern, die ich mit Geralt besiegt hatte und von dem Vampir. „Wenn ihr die Gelegenheit habt, lernt soviel ihr könnt. Es wird euch sicher später nützlich sein. Hört auf eure Eltern und macht was sie sagen. Wenn ihr später selbst erwachsen seid und euch das Dorfleben hier immer noch zu langweilig ist, sucht euch einen Lehrmeister oder wenn es sein muss, meldet euch beim Militär.“ Schloss ich. Vielleicht hatte ich etwas bei diesen Kindern bewirkt, wenn nicht hatte ich es zumindest versucht. Ich scheuchte die Kinder nach Hause zu ihren Eltern und führte dann Tetris aus der Scheune. Draußen konnte man sehen, dass die Dämmerung bald hereinbrechen würde. Soviel verschenkte Zeit, aber wenn ich i diesem Dorf nicht angesprochen worden wäre, hätte ich auch die Nachricht nicht gefunden. „Danke, dass ihr meinen Sohn vorhin gerettet und versucht habt, etwas Vernunft in seinen Schädel zu bekommen.“ Sprach mich eine leise Stimme an. Erschrocken drehte ich mich zu der Quelle. „Oh Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken. Der Dorfälteste erzählte mir, dass du wissen wolltest wo sich die Ruine befindet, aber er es dir nur sagen würde, wenn du die Jungs zur Vernunft bringst. Ich danke dir, dass du nicht einfach weiter geritten bist.“ Ich nickte nur, sie schien die Mutter von Svant zu sein. „Svant ist dein Sohn, oder?“ fragte ich sie. Sie nickte. „Hör zu, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, schicke ihn bei irgendwem in die Lehre. In Novigrad gibt es einen sehr guten Schmied. Er ist zwar ein Elf, aber ein Meister des Schmiedehandwerks. Vielleicht nimmt er ihn als Lehrling. Wenn du mal in Novigrad sein solltest, frag ihn. Er heißt Hattori, sage ihm einfach die Begleitung von Geralt hätte dich geschickt, vielleicht hört er dir dann zu. Ich denke Svant leidet sehr unter seinem Stiefvater und er versucht sich nur zu beweisen.“ Sie schaute mich groß an. „Danke, ich werde es versuchen.“ Stotterte sie und drückte mir dann einen Zettel in der Hand. „Der Weg zu der Ruine. Aber pass auf, sie ist verflucht und vor einigen Jahren ist dort schon jemand verschwunden. Der Eingang ist von Sträuchern verdeckt.“ Erklärte sie. „Danke, ich werde vorsichtig sein.“ Ich lächelte sie kurz an und wollte mich gerade auf Tetris schwingen, als ein Mann angehetzt kam. „Fräulein, Fräulein!“ rief er ganz aus der Puste. Was war denn jetzt schon wieder. Ich drehte mich zu ihm und nach Luft ringend blieb er vor mir stehen. „Gut das ich euch noch erwische. Ich habe einen wichtigen Brief für euch.“ Keuchte er und überreichte mir zwei Pergamente. Das eine war ordentlich gefaltet und versiegelt, es war dick und schien noch etwas anderes zu enthalten. Das andere war ein abgerissener Zettel und nur grob gefaltet. Es war alt und ziemlich fleckig. „Danke. Von wem sind die?“ wollte ich von dem Boten wissen. „Vom Hierarchen und der andere von einem ziemlich wütenden Hexer, ich hatte ihn gefragt ob er wüsste wo ich euch finde. Als Antwort fluchte er nur und beschrieb schnell den Zettel mit den Worten, falls ich euch finde, soll ich das mit aushändigen.“ Ich schluckte, oh je, hoffentlich würde der besage Hexer hier nicht demnächst auftauchen. „Danke. Falls der Hexer fragen sollte, du hast mich hier nicht gefunden, sondern deutlich weiter östlich von Oxenfurt.“ Bat ich ihn und reichte ihm ein paar Münzen. Der Bote verabschiedete sich schnell und eilte weiter. Den Brief vom Hierarchen steckte ich ein, den würde ich später in Ruhe irgendwo lesen. Aber den anderen öffnete ich gleich. Ich faltete das Pergament auf. Nur ein Satz stand dort in ziemlich unsauberer Schrift. „Wehe, wenn ich dich erwische!“ noch nicht einmal eine Unterschrift war angefügt. Aber ich konnte mir vorstellen, dass er von Lambert kam. Ich zerknüllte das Pergament in meiner Faust. „So ein verdammter Bockmist!“ fluchte ich. „Schlechte Nachrichten?“ fragte die Mutter von Svant. Sie stand die ganze Zeit neben uns. „Ja, ziemlich. Ich habe eine große Bitte. Falls in den nächsten Tagen ein Hexer hier vorbeikommen und nach mir fragen sollte, erzählt ihm nicht, das ich hier war, oder wo ich lang bin. Bitte richte das auch den anderen aus.“ Ich schwang mich in den Sattel und beeilte mich aus dem Dorf zu kommen. Ich wusste ja mittlerweile grob wo sich die Ruine befinden sollte und ritt in diese Richtung. Erst als ich aus dem Dorf raus war, schaute ich auf den Zettel, den die Frau mir gegeben hatte. Ich wäre beinahe zu weit geritten. Ich ritt ein wenig vom Weg runter und stieg von Tetris ab. Mit den Augen suchte ich die komplette Umgebung ab, konnte aber auf den ersten Blick nichts finden, dass auf den ersten Blick auf eine Ruine schließen ließ. Ich ließ Tetris stehen und schaute mich etwas genauer um. Kein Wunder, dass die Kids sie bisher nicht gefunden hatten, wenn man selbst suchen musste, obwohl man wusste wo sie ungefähr ist. Ich suchte eine ganze Weile, bis ich mit meinem Fuß gegen etwas stieß. Ein heller Felsbrocken. Als ich in mir genauer ansah, stellte ich fest, dass der Stein bearbeitet war. Er gehörte also zur Ruine. Na, wenigstens hatte ich jetzt einen Beweis, dass ich auch am richtigen Ort suchte. Am Boden gab es keinerlei Spuren, dass sich in der letzten Zeit überhaupt jemand hier herum getrieben hatte. Ich setzte mich auf einen Stein und zog seufzend die Skizze heraus, um sie mir noch einmal genauer an zusehen. Vielleicht hatte ich etwas übersehen. Doch wie lange ich auch auf den Zettel starrte, er gab keine neuen Hinweise preis. Also musste ich wohl so weiter suchen. Sie sage, dass der Eingang von einigen Büschen verdeckt wurde, aber ich hatte das Gefühl, ich hätte bereits hinter jeden Busch geschaut. Ich erhob mich wieder und ging erneut durch das Gebiet. Meine Füße trugen mich zu einer kleinen Senke. Hier gab es einiges an Felsen, die über den Boden verstreut lagen. Dort hinten standen auch noch einige Sträucher, die ich noch nicht untersucht hatte. Aber auch hier gab es keinerlei Spuren oder Hinweise, das jemand hier gewesen war. Aber ich hatte Glück, die Senke und die Büsche markierten tatsächlich den Eingang. Aber da ich nicht wusste was mich da unten erwarten würde, holte ich Tetris nur ein wenig näher. Auf dem Weg pflückte ich einen Stängel Schöllkraut und zerrieb die Blätter mit ein wenig Wasser zwischen meinen Fingern. Die Flüssigkeit rieb ich mir dann von einem Augenwinkel zum anderen und wartete einige Minuten. Ich hatte gelesen, dass dies die Sicht ein wenig verbessern sollte. Ich trat hinter das Gestrüb und in die Grube, die sich dahinter verbarg. Sie war breit genug, dass ich Tetris später dort hinab führen konnte, damit er nicht so ungeschützt stand. Wenn es hier sicher war, das heißt Monsterfrei, würde ich hier übernachten, denn die Nacht war nicht mehr fern. Und in einer alten Ruine würde es sich sicherlich besser nächtigen lassen, als unter freiem Himmel. So hoffte ich zumindest. Ich zog mein Silberschwert und machte mich daran die Ruine zu betreten. Drinnen war es natürlich deutlich dunkler als draußen, doch durch das Schöllkraut auf den Augen konnte ich tatsächlich ein wenig besser die Umrisse erkennen. Vielleicht wirkte es ähnlich wie Tollkirsche in Augentropfen und weitete die Pupillen. Ich wartete darauf, das mich irgendetwas aus der Dunkelheit anspringen würde, aber es blieb alles still. Nur hier und da konnte ich das tapsen von Ratten hören. Die Ruine schien unterirdisch ziemlich weitläufig zu sein, aber ich untersuchte nur ein paar Räume. Zu meiner Freue gab es keinerlei Anzeichen für Monsteraktivität. Da aber die Vorsicht, die Mutter der Porzellankiste war, schaute ich noch in ein paar weitere Räume und Gänge. In einem Raum fand ich sogar etwas. Er wirkte etwas aufgeräumter, als die anderen. Ein Bereich in einer Ecke war von dem Geröll befreit worden und ich konnte eine alte Feuerstelle entdecken. Wer auch immer hier gelagert hatte, war schon länger wieder weg, die Asche war völlig kalt und auf dem großen Stein, der wohl zum sitzen dorthin geschoben wurde, lag schon wieder ein wenig Staub. Aber ich fand auch ein wenig trockenes Holz. Ich stapelte es in die Feuerstelle und die Botschaft von Lambert nutzte ich als Anzünder. Man gut das ich mir etwas besorgt hatte mit dem ich Feuer entfachen konnte. Nachdem ich sicher war, dass das Feuer nicht gleich wieder ausging, holte ich Tetris. Der Eingang war zwar ziemlich steinig und voller Geröll, aber groß genug, das ich mein Pferd durch führen konnte. Ich führte Tetris durch die Ruine bis in den Raum mit dem Lagerfeuer. Ich nahm meine Bettrolle und platzierte sie am Boden, neben dem Feuer. Ich nahm ebenfalls den Wasserschlauch und etwas zu Essen aus der Satteltasche und machte es mir dann bequem. Allerdings behielt ich meine Schwerter immer in Reichweite, falls doch etwas unerwartetes auftauchen sollte. Ich würde am nächsten morgen nach einer weiteren Botschaft suchen, wenn die Sonne draußen höher stieg, würde es hier drinnen vielleicht auch ein wenig heller werden. Falls die Botschaft wirklich von Letho gewesen ist, wird er hier vielleicht ebenfalls eine Nachricht hinterlassen haben. Ich hoffte das er in dem Fall daran gedacht hat, das menschliche Augen bei weitem nicht so gut waren wie die eines Hexers. Ich biss ein Stück von meinem Brot ab und dachte an die Geschehnisse des Tages. Dabei fiel mir der andere Brief wieder ein. Ich zog ihn hervor und öffnete ihn. Neben dem Brief befand sich ein weißes Stück Stoff und ein Ring. Der Brief war in einer sauberen und kunstvollen Schrift verfasst, was daraufhin deutete, dass der Schreiber viel Übung hatte. Er besagte, dass der Hierarch ein wenig enttäuscht war, das es zu keinem persönlichen Gespräch mehr gekommen ist, er aber versteht, dass ich meinen eigenen Verpflichtungen nachkommen muss. Er bat darum, dass sobald ich wieder in Novigrad sei, mich im Tempel melden solle, da er etwas mit mir besprechen wollte. Unter anderem meine Aufnahme bei den Hexenjägern. Bis dahin, solle ich mich als inoffizielles Mitglied fühlen, weshalb er mir das Tuch und den Ring hat übersenden lassen. Mit Hilfe des Ringes könne ich mich bei den anderen Hexenjägern ausweisen und um Hilfe bitten, wenn ich welche brauchen sollte. Das weiße Halstuch, sollte schon von weitem signalisieren, zu wem ich gehöre. Er wünschte mir noch viel Glück bei meiner Aufgabe, damit ich sie schnell beenden und zu ihm kommen könne. Ich seufzte, was sollte ich denn jetzt machen? Wenn ich die beiden Dinge trage, könnte es mir auf dem Weg durch Velen und später auch durch Redanien nützlich sein, wenn mich aber die Hexer oder die Zauberinnen damit sehen, glauben sie mir wahrscheinlich noch weniger, dass ich nichts mit dem ewigen Feuer zu tun habe. Probehalber zog ich mir den Ring über den Finger, allerdings war er so groß, dass ich ihn am Mittelfinger tragen musste. Als ich ihn wieder abnehmen wollte, musste ich aber feststellen, dass ich das nicht konnte. Ich murrte, na toll. Dann würde ich es halt später noch einmal versuchen, vielleicht wenn ich irgendwo an einem kalten Bach komme. Aber wenn ich den Ring schon trug, konnte ich auch das Halstuch um binden. Das würde mir wenigstens noch den Hals wärmen und das es praktisch war, habe ich ja schon zweimal erleben können. Falls ich mich wieder verletzen sollte, hätte ich so gleich etwas zum verbinden dabei. Da ich noch nicht wirklich müde war, zog ich die Unterlagen von Aiden aus der Satteltasche und blätterte darin herum. Wie es schien hatte er sich Gedanken um die Giftigkeit der Tränke gemacht. Und zu meinem Glück fand ich eine Tabelle, mit allen Zutaten, deren Giftigkeit und welche Wirkstoffe enthalten waren. Damit könnte ich versuchen, Zutaten auszutauschen, die ich nicht vertragen würde. Vielleicht schaffte ich es, alle Zutaten gegen Albedo Zutaten auszutauschen. Denn ich wusste, dass es einige gab, die man in mehrere Wirkstoffgruppen einteilen konnte. Ertrunkenenhirn zum Beispiel war eine Albedo aber auch eine Ätherzutat. Ich musste dann nur daran denken, dass ich dann falls ich wirklich selber Tränke brauen sollte, nur Alkohol als Basis nehmen konnte und nicht weiße Möwe, denn obwohl weiße Möwe ebenfalls ein Albedotrank war, würde es die Albedowirkung der anderen Zutaten irgendwie aushebeln. Warum auch immer dass so war. Ich schrieb mir die Zutaten für den Absud auf ein extra Zettel, wenn ich am nächsten Tag weiter ziehe, würde ich unterwegs nach Zutaten suchen. Denn wenn ich in eine Zwangslage kommen würde, in der ich ihn bräuchte, hätte ich vermutlich keine Zeit mehr dafür. Also lieber schon einen fertigen Absud dabei haben und nicht brauchen, als einen zu brauchen und keinen zu haben. Als ich damit fertig war, legte ich noch ein wenig Holz ins Feuer und legte mich dann zum schlafen hin. Die nächsten Tage würde es sicherlich anstrengend werden. Ich schlief relativ ruhig, obwohl ich einige Male aufschreckte, weil ich dachte etwas gehört zu haben, aber jedes Mal stellte sich heraus, dass es entweder Tetris oder eine neugierige Ratte war. Es war nicht viel heller hier drinnen geworden und da das Feuer fast völlig runter gebrannt war, legte ich wieder etwas Holz nach. Frisch machen konnte ich mich leider nicht, denn meine Wasservorräte waren nicht gerade riesig und sie sollten schließlich ein wenig halten. So spülte ich mir nur den Mund aus und den Schlaf aus den Augen. Ich verstaute meine Ausrüstung wieder alles an seinem Platz. Dann nahm ich mir einen brennenden Ast aus dem Feuer und begann die Ruine erneut zu untersuchen. Ich hoffte, ich würde den Hinweis finden, falls es einen geben sollte. Ich suchte Raum für Raum ab, leuchtete in jede Ecke und an jede Wand. Doch ich fand nichts. Erst das schnauben von Tetris machte mich auf etwas aufmerksam. In dem Raum, in dem wir geschlafen hatten, stand er an einer Wand und scharrte mit den Hufen. Vor seinen Hufen lag ein Stück Kohle und er schien mit seiner Nase auf etwas an der Wand deuten zu wollen. Ich trat näher und besah mir die Stelle an. Anscheinend hatte Tetris den Hinweis, nach dem ich suchte gefunden. Es sah aus als hätte jemand mit der Kohle etwas an die Wand gemalt. Ich konnte es nicht wirklich erkennen. Dass die Wand ursprünglich ebenfalls bemalt war, machte es nicht einfacher. Ich versuchte es aus den verschiedensten Winkeln und mit zusammen gekniffenen Augen zu betrachten. Ja das könnte es sein, dachte ich mir, das eine sah aus wie eine Windrose und das Andere waren kleine und größere unregelmäßige Kreise, die einen Pfeil nach Westen bilden könnten. Sollte das heißen, ich sollte noch weiter nach Westen? Ich überlegte kurz, das hieße ich müsste wohl erst einmal zur Taverne am Scheideweg. Aber da würde ich und auch Tetris etwas zum Frühstück bekommen, war also keine so schlechte Idee. Ich gab Tetris einen Apfel, als Belohnung dafür, dass er den Hinweis gefunden hatte. Pferde waren halt schlauer als man denken mochte und im Spiel hatte sich Plötze ja auch als wahres Hexerpferd entpuppt, dass genauso gut Spuren verfolgen konnte wie Geralt. Warum sollte ich also davon ausgehen, das Tetris mir nicht auch so helfen konnte. Er hatte ja schon bewiesen, dass er mich verstand. Ich musste immer noch schmunzeln wenn ich daran dachte, wie Plötze sich über die Reitkünste von Geralt beschwerte. „Na komm Tetris, gehen wir Frühstücken.“ Murmelte ich und führte ihn aus der Ruine, nachdem ich nochmal überprüft hatte, ob ich auch tatsächlich alles eingepackt und nichts vergessen hatte. Die Wirkung des Schöllkrauts auf meine Augen war schon lange verflogen, aber trotzdem wurde ich von der Sonne stark geblendet, als wir aus der Ruine traten. Ich schirmte die Augen ab und führte Tetris die Senke hinauf. Ich prüfte noch einmal die Gurte und führte ihn dann zum Weg. Dort stieg ich auf und ritt am Fluss lang. Diesmal ritt ich nicht ganz so schnell und behielt die Umgebung im Auge. Zum einen, falls sich doch einer der Hexer auf die Suche nach mir gemacht hatten und zum anderen damit ich die Ertrunkenen rechtzeitig sehen würde. Auch wenn ich hoffte, dass die Furt noch Monsterfrei war. Von den Hexern sah und hörte ich nichts und die Ertrunkenen waren weit genug weg, so dass sie mich nicht angriffen. Bis zur Furt hatten sie sich noch nicht wieder ausgebreitet. Dafür lagen dort die Kadaver noch und stanken zum Himmel. Mit krauser Nase überquerte ich den Fluss und ritt den Berg zur Taverne hoch. Mein Blick huschte zu dem riesigen Baum, aber natürlich saß dort kein Elf mehr. Vor der Taverne ließ ich Tetris stehen, er konnte dort in Ruhe am Heu knabbern und ging die wenigen Schritte zurück zum Anschlagsbrett. Ich besah mir die Aushänge, es hing das übliche da. Gesuche nach Arbeit gegen Lebensmittel, Verkaufsanzeigen für alten Ramsch, die Nachricht, dass alle Dörfer verpflichtet sind, Leute im fähigen Alter zum Arbeitsdienst in die Nilfgaarder Bastion zu schicke, … Doch ein Aushang stach heraus. Auf den ersten Blick sah es einfach aus, wie Werbung. Allerdings waren oben in einer Ecke kleine und größere unregelmäßige Kreise. In einem Kreis gab es sogar so etwas wie Bissspuren. Der Text darunter deutete darauf hin, was es darstellen sollte. Es sollten wohl Kekse sein und Krümel. Die Werbung sprach davon, das die Keks bei Marinette am besten seihen. Wer war Marinette? Fragte ich mich. Unten auf dem Zettel gab es einen Hinweis auf Heidfelde. Das ließ mich leise stöhnen. War der Zettel für mich oder war es einfach nur ein alter, von der richtigen Marinette. Ich würde es sehen, wenn ich dort nichts finden würde, wäre es bis nach Krähenfels auch nicht weit und ich würde meinen vorherigen Plan fortsetzen, mich mit Uma nach Kaer Morhen durchschlagen. Aber jetzt würde ich erst einmal Frühstücken, mal sehen was die Taverne so hergab. Als ich die Taverne betrat, saßen bereits einige Männer des Barons dort. Der Wirt schaute mich unglücklich an, denn die Männer des Barons mochten keine Fremden. Er konnte ja nicht wissen, dass ich ausgerechnet diesen Trupp schon einmal begegnet war. Es waren die Männer, die ich auf das Räubernest zwischen Schwarzzweig und Heidfelde aufmerksam gemacht hatte. Aber auch sie beäugten mich misstrauisch. Ich ging zu dem Wirt und orderte etwas zu essen und etwas zu trinken, dann setzte ich mich an einen Tisch, der ein wenig Abstand zu den Männern hatte. Sie schienen zu flüstern und sahen immer mal wieder zu mir rüber, aber ich konnte nicht sagen, ob sie mich erkannt hatten. Als der Wirt mir meine Bestellung brachte, bat er darum das ich schnellst möglich wieder abziehen und keinen Ärger provozieren sollte. Ich seufzte und nickte. Ich hatte ja selber keine Lust auf Ärger. Ich drückte dem Wirt noch die Bezahlung in die Hand und fragte, ob kürzlich ein Hexer hier gewesen sei, aber er verneinte die Frage. Die frage, ob die Männer des Barons sich an mich erinnerten beantwortete sich, als ich mit meinem Frühstück fast fertig war. Einer kam zu mir herüber und setzte sich unaufgefordert neben mich. „Wir mögen hier keine Fremden.“ Brummte er. Ich aß erst auf, bevor ich ihm antwortete. „Dann ist ja gut, dass wir uns bereits schon einmal in Schwarzzweig getroffen hatten.“ Man konnte schon beinahe sehen und hören, wie die Rädchen sich in seinem Kopf bewegten und schließlich einrasteten. „Ah, die Nilfgaarderin mit dem Pfeil im Bein.“ Erinnerte er sich. Ich nickte. „Ganz genau.“ Bestätigte ich ihm. „Trotzdem, sieh zu dass du hier nicht zu lange bleibst. Du gehörst nicht zu uns.“ Entgegnete er. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Ach nicht? Dann hat der blutige Baron seine Herrschaft aufgegeben und ihr habt euch Temerien wieder angeschlossen?“ fragte ich ihn. „Was nein!“ fuhr er auf. „Na dann, ich arbeite für den Kaiser, ihr arbeitet für den Baron, der ebenfalls dem Kaiser dient, also gehören wir gewisser Weise zusammen. Aber keine Sorge, sobald ich meine Angelegenheiten erledigt habe, reite ich weiter.“ Erklärte ich ihm. Sein Blick fiel auf den Ring, „Ein Hexenjäger, der zusammen mit einem Hexer für Nilfgaard arbeitet?“ fragte er ungläubig. Ich leerte meinen Becher und stellte ihn fest zurück auf den Tisch, „Meine Angelegenheit.“ Sagte ich noch und stand auf. Fast rechnete ich damit, das ich aufgehalten werden würde, aber nichts passierte. Ich verließ die Taverne, die Männer waren wohl zu perplex um überhaupt zu reagieren. Ich schwang mich in den Sattel und ritt los, ehe wieder Bewegung in die Männer kommen konnte. Ich verließ die kleine Landzunge wieder und ließ Tetris im gemütlichen Tempo den Berg erklimmen. Oben auf der Kuppe blieb ich stehen und zückte mein Fernrohr. Mit bloßem Auge konnte ich nichts auffälliges in Heidfelde erblicken und auch als ich durch das Fernrohr schaute, schien alles ruhig zu sein. Ich wartete noch einige Augenblicke, aber nichts schien sich zu tun. Im Dorf waren nur die verlassenen Häuser, nicht einmal die wilden Hunde konnte ich entdecken. Aber auch kein Pferd. Vielleicht hatte ich Letho, sollte er es gewesen sein der die Nachrichten schrieb, wieder verpasst. Langsam folgte ich dem Pfad ins Dorf. Das hier vor einigen Wochen die wilde Jagd gewesen ist, verriet keinerlei Zeichen mehr. Es sah aus, wie in den vielen wegen des Kriegs verlassenen Dörfer aus. Beim Brunnen in der Dorfmitte stieg ich von meinem Pferd. Ich verzichtete darauf, ihn fest zu binden, falls die Hunde doch noch hier sein sollten. Dann konnte es sich in Sicherheit bringen. „Warte hier. Falls du irgendetwas siehst oder hörst, warne mich.“ Bat ich Tetris. Er schnaubte, senkte dann aber seinen Kopf und fing an, an dem Gras zu zupfen. Natürlich, fressen war viel wichtiger. Angespannt drehte ich mich um meine eigene Achse, wo sollte ich anfangen? Ich nahm einfach das nächste Haus und ging darauf zu. Irgendwo hier würde ich vielleicht eine Antwort finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)