Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 10: Eine Menge Menge ---------------------------- Als ich am Abend zurück ins Rosmarin kam, waren Geralt und Zoltan noch nicht zurück. Es war noch Glut im Ofen und einige vereinzelte Kerzen brannten noch, so konnte ich die restlichen Kerzen daran entzünden. In einer Kiste fand ich neue, so dass ich die Abgebrannten ersetzen konnte. Da ich damit rechnete, dass die beiden Männer wahrscheinlich hungrig sein würden und mein Magen sich auch so langsam meldete, begab ich mich in die Küche. Einen Braten würde ich sicherlich zaubern können, aber wenn die Zutaten a waren vielleicht Schnitzel mit Gemüse, zur Not würde es nur einen Eintopf geben. Ich durchsuchte die Vorräte, fand Fleisch, Eier, Mehl, Semmelbrösel und ein Karottenbund. Dem Abendessen würde also nichts im Wege stehen. Ich suchte noch passende Gewürze und Öl raus und machte mich an die Arbeit. Einige Zeit später, ich hatte das Essen gerade fertigbekommen, hörte ich wie jemand reinkam. Ich wischte mir die Hände an einem Tuch ab und ging in den Schankraum. Ein junger Bursche stand da und schaute sich um. „Ich suche eine Fräulein Trandafirul, seid Ihr das?“ fragte er mich, als er mich sah. „Ja, worum geht es?“ wollte ich von ihm wissen. Er reichte mir einen Umschlag. „Das soll ich Ihnen bringen. Einen schönen Abend noch.“ Sprach er schnell und verschwand wieder durch die Tür. Perplex schaute ich ihm hinterher. Ich schob den Umschlag in meine Gürteltasche und ging zurück in die Kochecke. Ich hatte passende Teller gefunden und als ich mir eine Portion auftun wollte, konnte ich hören, wie Zoltan und Geralt hereinkamen. „Setzt euch, Essen ist gerade fertig geworden.“ Rief ich ihnen zu. Ich fand ein großes Tablet und konnte die drei Teller, das Besteck und auch drei Krüge tragen konnte. Zoltan und Geralt hatten sich tatsächlich an einen Tisch gesetzt und unterhielten sich leise. Sie schauten erstaunt auf, als ich ihnen das Essen vorsetzte und ihre Bierkrüge daneben. Ich setzte mich zu ihnen und wünschte ihnen einen guten Appetit und fing an zu Essen. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Geralt misstrauisch sein Essen beäugte. „Es ist nicht vergiftet, was hätte ich davon? Hexer sind da eher resistent und von Zwergen habe ich gehört, dass sie auch einen recht robusten Magen haben. Also lasst es euch schmecken.“ Meinte ich und aß weiter. Zoltan ließ es sich mittlerweile auch schmecken, aber Geralt stocherte nur Lustlos in seinem Essen. Ich legte mein Besteck zur Seite. „Was ist los Geralt? Es ist Schweinefleisch und Karotten mit ein bisschen Soße. Die Karotten sind übrigens gut für die Augen.“ Zwinkerte ich. Er zuckte mit den Schultern und nahm einen Bissen. „Wusste gar nicht das du kochen kannst.“ Murmelte er. „Nun, irgendwie muss ich ja auch was essen und man kann ja nicht jeden Tag in ein Gasthaus gehen.“ Antwortete ich und nahm einen Schluck von meinem Kriek. „Außerdem kannst du ja auch Essen zubereiten, dies denken wahrscheinlich auch die wenigsten Leute von einem Hexer.“ Entgegnete ich. „Da könntest du recht haben.“ Murmelte er. Geralt aß nun ebenfalls, aber man konnte sehen das er mit seinen Gedanken ganz wo anders war. Ich ließ ihn, in der Hoffnung das da nicht wieder irgendetwas dummes bei rauskam. Zoltan hingegen erzählte, dass sie die Liste von Rittersporns Frauen, fast komplett abgearbeitet hatten, aber am nächsten Tag noch weiter machen mussten. „Kann ich dich begleiten Geralt?“ fragte ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Nichts zu tun morgen?“ fragte er. Ich schüttelte den Kopf, „Nö, außerdem soll ich ja auf dich aufpassen, damit du auf der Spur bleibst.“ Grinste ich. Geralt seufzte, „Wenn es denn unbedingt sein muss.“ Stimmte er zu. „Danke Geralt.“ Meinte ich. Da ich meine Mahlzeit beendet hatte, zog ich den Brief hervor. Es stand kein Absender drauf. Ich öffnete ihn und es fielen einige Rosenblätter heraus. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Ich entfaltete das Pergament und mit einiger Anstrengung konnte ich den Brief langsam entziffern. Vor Geralt und Zoltan wollte ich nicht mein Notizbuch zur Hilfe nehmen, aber da ich hier überall von dieser Runenschrift umgeben war, konnte ich sie mittlerweile holprig lesen. Es war eine Einladung. Eine Einladung zu einem Frühstück am nächsten Morgen. Ich starrte auf den Brief und ließ dann den Kopf hängen, so hatte ich mir das aber nicht gedacht. Ich wollte ihn vorerst auf meiner Seite wissen, aber doch nicht so etwas. „Ein heimlicher Verehrer?“ wollte Geralt wissen. Ich verzog das Gesicht, „Nicht so heimlich wie ich es mir wünschen würde.“ Grummelte ich. Der Hexer schnappte sich den Brief aus meiner Hand und noch bevor ich dagegen protestieren konnte, hatte er ihn bereits überflogen. Angeekelt reichte er ihn mir zurück. „Ich denke ich gehe doch lieber alleine. Du hast eine Verabredung.“ Höhnte er. Zoltan war dem Spektakel neugierig gefolgt. „Von wem ist der Brief denn?“ wollte er wissen. „Menge!“ jammerte ich und ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen. Das verwirrte Zoltan noch mehr. „Aber ich dachte du magst ihn?“ fragte er weiter. Immer noch mit der Stirn auf der Tischplatte, schüttelte ich den Kopf. „Nicht wirklich. Aber er kontrolliert die Hexenjäger und führt die Tempelwache an, ich wollte eigentlich nur, dass er nicht gegen uns arbeitet.“ Jammerte ich weiter. „Jetzt will er sich morgen schon wieder treffen, zum Frühstück.“ „Aha, das sollen wir dir jetzt glauben?“ höhnte Geralt. „Dann geh da mal schön hin, morgen früh. Ich werde auch alleine mit den restlichen Namen auf der Liste fertig.“ Meinte Geralt und stand auf, er schnappte sich seine Schwerter und machte sich daran, die Taverne wieder zu verlassen. „Hab selber noch was vor. Wir sehen uns morgen irgendwann.“ Erklärte er und verschwand dann. Ich seufzte und machte mich dann daran den Tisch abzuräumen und alles abzuwaschen. Als ich fertig war, kam Zoltan zu mir und zeigte mir im oberen Stockwerk ein kleines Zimmer, welches er schon aufgeräumt hatte und in dem ich schlafen konnte. Es gab ein Bett, eine Kommode und einen Stuhl vor dem Fenster. Das Bett war zwar alt und abgenutzt, aber wenigstens frisch bezogen. Da ich die letzte Nacht so gut wie nicht geschlafen hatte, sah das Bett sehr verlockend aus. Ich bedankte mich bei Zoltan und verabschiedete mich für die Nacht. Ich pellte mich aus meinen Sachen und ließ mich dann auf die Matratze plumpsen, rollte mich ein und zog die Decke über mich. Das Bett knarzte zwar bei jeder Bewegung, aber ich war trotzdem schnell eingeschlafen. Der nächste Morgen kam schneller als erwartet. Da das Rosmarin nahe an einem der Stadttore lag, konnte man in der Ferne das Hahnengeschrei hören und auch die ersten Händler, die durch die Straßen zogen, waren nicht gerade leise. Ich döste noch eine Weile vor mich hin, bis ich mich dazu aufraffen konnte, unter der warmen Decke hervor zu kommen. Draußen regnete es und dem entsprechend war es kühl und das warme Bett umso verlockender. Ich machte mich für den Tag fertig und ging dann runter in den Schankraum. Von den beiden anderen war noch nichts zu sehen. Ich nahm mir einen Becher Saft aus der Küche und setzte mich für einen Moment. Ich versuchte zu überlegen was ich jetzt mit Menge machen sollte. Ich kann zu keinem wirklichen Entschluss und beschloss es erst mal auf mich zukommen lassen zu müssen und dann in der jeweiligen Situation zu entscheiden. Aber vielleicht brachte mich das in meinen Plan bezüglich Rittersporn etwas weiter. Ich müsste die Tage nochmal in der Botschaft vorsprechen und auch den General mit einbeziehen. Ich kämmte mit meinen Fingern nochmal durch mein Haar und warf mir meinen Mantel über, bevor ich das Gebäude verließ. Da es draußen immer noch regnete zog ich meine Kapuze hoch und eilte in Richtung Hafenviertel. Ich hätte nicht gedacht, dass es am frühen Morgen und bei solchem Wetter, so ein reges Treiben auf der Straße herrschen würde. Ich drängte mich durch die Menschen und wich einigen Trägern aus, die so vollgepackt waren, dass sie vor sich nichts mehr sahen. Das Tor zum Hauptquartier der Hexenmeister war geschlossen, als ich dort ankam. Also klopfte ich. Die Wache staunte mich oder überhaupt jemanden so früh zu sehen, ließ mich aber ohne weiteres hinein. Einer er Jäger wollte mich zum Arbeitszimmer von Menge führen, aber dieser kam uns schon entgegen. „Guten Morgen, Alanya.“ Begrüßte er mich und gab mir sogar ein Handkuss. „Guten Morgen Caleb.“ Grüße ich zurück und wir gingen die Treppe hinauf. „Ich hoffe du hast gut geschlafen?“ fragte er mich. Ich bejahte es und er öffnete mir seine Tür. Erstaunt blieb ich stehen. Er hatte extra einen Tisch ins sein Amtszimmer bringen lassen, der bereits gedeckt war. Es stand sogar eine Vase mit frischen Blumen darauf. Wie ein Gentleman nahm er mir meinen Umhang ab und zog mir den Stuhl hervor, bevor er sich selber setzte. „Sag meine Liebe, wie geht deine Suche voran?“ wollte er wissen. „Es könnte besser sein. Unsere vermisste Person, schien wirklich hier in Novigrad gewesen zu sein. Sie hatte hier Kontakt zu einigen Leuten, aber die müssen wir erst ausfindig machen und dann befragen.“ Erzählte ich ihm. Er fragte ob er mir helfen könne, doch ich lehnte dankend ab. Nebenbei aßen wir unser Frühstück. „Ich hatte dir ja versprochen, wenn ich etwas höre, das ich es dir berichten würde. Geralt meinte kürzlich, dass es in Mittelhain oder etwas außerhalb davon eine Hexe geben würde.“ Erwähnte ich. „Er hatte sie wohl kurz getroffen, als ich verletzt war und er mich in der Obhut einer alten Dame ließ. Er erwähnte auch die Reuseninsel und einen Turm, in dem ein Magier gelebt haben sollte.“ Erzählte ich weiter. Um Keira machte ich mir keine Sorgen, sie war wahrscheinlich schon lange auf dem Weg nach Kaer Morhen. „Tatsächlich? Ich hoffe dir geht es jetzt wieder gut?“ fragte er gleich und griff nach meiner Hand. „Ja, ich habe es gut überstanden, aber es hatte mich fast zwei Wochen gekostet, bevor wir weiter reiten konnten.“ Meinte ich zu ihm. Er strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken, was mich innerlich erschaudern ließ. „Würdest du gerne mitkommen, wenn ich und ein Trupp meiner Jäger nach Mittelhain reiten?“ fragte er mich hoffnungsvoll. Zögerlich zog ich meine Hand zurück und verbarg sie auf dem Schoß. „So geehrt wie ich mich fühle und so gerne ich mitkommen würde, muss ich doch leider ablehnen. Ich kann den Hexer nicht so lange aus den Augen lassen, wer weiß was er sonst wieder anstellt.“ Log ich ihn lächelnd an. Menge seufzte, „Das ist sehr schade, aber natürlich hast du recht. Ich sollte dich zu lange von deiner Verantwortung ablenken. Aber dann möchte ich dich dafür ausführen, wenn ich zurück bin, ja? Ich schicke dir wieder einen Botenjungen oder einen meiner Leute.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln, „Einverstanden. Ich freue mich darauf.“ Wir sprachen noch über belangloses, bis ich mich verabschieden wollte. „Ich will dich nicht länger von deiner Pflicht abhalten Caleb. Ich muss auch noch zum Markt, ich wollte noch einige Dinge besorgen.“ Er stand auf und kam zu mir herüber. „Dann lass mich dich bis dorthin begleiten.“ Bat er mich. Widerwillig stimmte ich ihm zu und erlaubte es ihm. So begleitete er mich bis zum Platz der Hierarchen. Dort waren gerade einige Hexenjäger dabei, neue Scheiterhaufen zu errichten. Als sie uns oder vielmehr Menge sahen, grüßten sie höflich. Er verabschiedete sich von mir und gab mir erneut einen Handkuss. Im Augenwinkel konnte ich sehen, dass einige Passanten uns neugierig beobachteten. „Viel Erfolg bei der Jagd.“ Wünschte ich ihm noch, bevor er ging. Ich hörte wie einige Leute flüsterten und starrte sie Finster an, na das werden ja tolle Gerüchte, der Aufpasser des Hexers bandelt mit dem Anführer der Hexenjäger an. Ich straffte meinen Rücken und ging mit erhobenen Kopf durch die Menge. Sollten die Leute doch denken was sie wollten, egal was ich machen würde, sie täten es sowieso. Ich stöberte durch die Stände, doch so wirklich interessantes fand ich nicht. So kaufte ich nur ein paar Äpfel und machte mich allmählich auf den Weg zu dem Stall, in dem Tetris und Plötze untergebracht waren. Die Beiden würden sich wahrscheinlich über den Besuch und die Äpfel freuen. Auf dem Weg zum Stall kam ich an einem Anschlagsbrett vorbei, ich blieb kurz stehen und schaute drauf. Mein Blick blieb auf dem Auftrag mit dem Titel Kobold hängen. Ich grinste, es handelte sich zwar um einen Hexerauftrag, aber da ich wusste um was es sich handelte und wo ich ihn finden könnte, beschloss ich, dass ich ihn selber annehmen könnte. Geralt du bekommst Konkurrenz! Dachte ich. Naja zumindest eine ganz, ganz kleine Konkurrenz. Ich schaute kurz bei den Pferden vorbei, die sich sichtlich über die Äpfel freuten. Ich blieb noch eine kurze Weile bei ihnen und machte mich dann auf dem Weg zu dem kleinen Marktplatz am Dreibergtor. Ich suchte nach dem Händler Sylvester Amello. Wie erwartet konnte ich ihn an seinem Stand finden. Es gab eine kleine Diskussion, ob ich überhaupt dazu in der Lage war, mit einem Kobold umzugehen, da ich eine Frau war, aber ein Hinweis auf mein Silberschwert und das vorzeigen meines Amulettes, stimmte den Händler dann um. Wir vereinbarten eine Summe von 200 Kronen. Ich tat so als würde ich nach Spuren suchen, doch da ich keine Hexersinne hatte, konnte ich in Wirklichkeit nur die Kratzer in der Mauer sehen. Ich folgte dem Weg, an den ich mich noch aus dem Spiel erinnerte. Nachdem ich die Treppe hinter mir gelassen hatte, konnte ich tatsächlich direkt am Ufer, einige große Pfoten Abdrücke sehen. Ich kam zu dem Haus, von dem ich dachte, dass es das richtige sei. Aber um ganz sicher zu sein, öffnete ich die Tür und späte hinein. Ja es wirkte so, als wäre es das richtige. Ich sah niemanden und ging davon aus, dass niemand zuhause sei. Also drehte ich um und ging zurück zum Stadttor. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, wollte ich ein oder zwei Hexenjäger mitnehmen. Zufälliger weise traf ich auf den, der mich vor einigen Tagen zum Rosmarin begleitet hatte, neben ihm stand ein weiterer und die Beiden unterhielten sich. Ich gesellte mich zu ihnen und räusperte mich, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihre Blicke fuhren zu mir herum, dem einen Jäger, den ich noch nicht kannte wurden die Augen groß als er mich sah. „Madam, Verzeihung, wir haben nur gerade unsere nächste Patrouille besprochen.“ Fing dieser an zu stottern. Ich verdrehte die Augen, „Jaja, schon gut. Eigentlich wollte ich euch fragen, ob ihr mit auf Monsterjagd gehen wollt.“ Beruhigte ich ihn. Die Beiden schauten sich unsicher an, „Monsterjagd? Aber wir sollten gleich auf unsere Kontrollrunde gehen.“ Wollte der andere sich rausreden. „Keine Angst, dann begleitet ihr mich eben auf eurer Kontrolle und nebenbei fangen wir einen Doppler.“ Lächelte ich. Dass es sich um einen Doppler handelte schien die Beiden etwas zu beruhigen. Dumme Hexenjäger, wussten die nicht, dass Magier um einiges gefährlicher sein können als ein Monster? „Nun, das sollte wohl in Ordnung gehen.“ Nickten beide. „Folgt mir, wir finden ihn in Ferneck.“ Wies ich sie an. Wie zwei gehorsame Hunde folgten sie mir. Während wir gingen, kramte ich meinen silbernen Ring aus der Tasche, den ich normalerweise am Daumen trug. Jetzt wo ich Handschuhe an hatte, würde ich ihn am kleinen Finger darüber tragen. So würde ich sicherstellen können, dass wir wirklich den richtigen hatten. Gerade als wir um die Ecke kamen, sah ich das die Haustür zufiel. Wir hatten also Glück und er war gerade nach Hause gekommen. Ich erklärte den beiden Hexenjägern, dass sie an der Tür warten sollten, während ich rein ging, für den Fall, das er fliehen wollte. Ich atmete tief ein, um mich zu beruhigen, da mein Adrenalinpegel stieg. Als ich das Haus betrat, konnte ich das leichte vibrieren meines Amulettes spüren, es war also wirklich ein „Monster“ im Haus, oder aber etwas das starke Magie ausstrahlte. Im Erdgeschoss war keiner, so musste ich die Treppe nach oben nehmen. Leise schlich ich die hölzernen Stufen hoch und konnte Schritte von oben hören. Als ich die obersten Stufen erreichte, konnte ich ihn sehen. Er stand mit dem Rücken zu mir, in der Nähe seines Bettes. Ich trat hinter ihn und legte meine Hand auf seine Schulter, wobei ich allerdings darauf achtete, dass mein silberner Ring seine nackte Haut berührte. Ein zittern durch fuhr ihn und seine Haut kräuselte sich leicht. „Du bist verhaftet, Janne. Ich weiß das du ein Doppler bist!“ erzählte ich ihm, aber natürlich ergab er sich nicht so einfach. Er riss sich los und wollte fliehen, aber ich stand zwischen ihm und der Treppe. „Bist du ein Hexer? Es gibt einen Vertrag auf mich?“ fragte er panisch. „Du hättest auf Louis hören sollen.“ Meinte ich nur und seine Augen wurden noch größer, doch dann ging ein zittern durch seine Haut und sie fing an sich zu kräuseln. Jetzt stand ich mir selbst gegenüber und mein Gegenüber zog das Schwert, so dass ich dies ebenfalls tun musste. Nun das war doch mal eine Herausforderung, gegen sich selber antreten. Der Doppler holte zum Schlag aus und ich bleckte die Zähne, als ich nur knapp ausweichen konnte. Dafür traf ich ihn am Bein. Er stolperte, fiel aber nicht. Er hieb immer wieder nach mir, so dass ich zurückweichen musste. Aber ich hatte nicht bedacht, dass die Treppe hinter mir war. So stolperte ich den ersten Treppenabsatz hinunter und blieb auf dem Rücken liegen. Durch den Lärm angelockt, stürmten die Hexenjäger ins Haus. Eigentlich hatte ich erwartet, dass der Doppler das Durcheinander dieser Situation zur Flucht nutzen würde, aber er stand oben an der Treppe und verwandelte sich zurück. „So eine widersprüchliche Person, das hält man ja im Kopf nicht aus.“ Fluchte er, als ich mich wieder aufrappelte. „Nehmt ihn fest und durchsucht das Haus.“ Befahl ich den Hexenjägern und tatsächlich hatten sie dem Doppler relativ schnell die Demeritium Handfesseln angelegt. Bei der Durchsuchung fanden wir einige Briefe, die auf den anderen Doppler hinwiesen. Diese steckte ich ein, vielleicht würden sie noch einmal von Nutzen sein. „Bringt ihn in den Kerker. Und bindet ihm eine Schleife um den Hals, für Caleb, ja?“ Die Hexenjäger nickten, aber man konnte sehen, dass sie noch etwas los werden wollten, sich aber nicht trauten etwas zu sagen. „Was gibt es denn noch?“ fragte ich sie daher. „Verzeihung Madam, aber der Bericht, …“ fing er an. Verdammt, daran hatte ich nicht gedacht. Lesen konnte ich die hiesige Schrift zwar mittlerweile einigermaßen, aber vom Schreiben war ich weit entfernt. Ich musste mir etwas überlegen. „Ich denke, den bekommt ihr auch gut alleine hin.“ War mein Einfall dazu. Die Hexenjäger stimmten dem zu, zwar missgelaunt, aber sie stimmten zu. So folgte ich den dreien aus dem Haus. Vor dem hatten sich schon einige Leute versammelt. Unter ihnen auch einige Elfen und Hablinge. Sie sahen uns mit Hass und Verachtung an. Nun damit würde ich wohl vorerst Leben müssen. Aber wie heißt es in einem Sprichwort? Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert! Ich ging zurück zu dem Händler. „Dein Problem ist gelöst. Bei dem Kobold handelte es sich um einen Doppler.“ Erklärte ich ihm. „Hast du einen Beweis? Keine Trophäe, keine Belohnung!“ meinte der Händler. Ich seufzte war ja klar. Warum sollte ich mit dem Händler besser zurechtkommen als Geralt. „Nun, ich habe gerade die Hexenjäger ihn abführen lassen, ich denke er wird sicherlich die Tage auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Beweis genug?“ fragte ich den Händler. „Woher weiß ich ob das die Wahrheit ist. Selbst wenn sie demnächst einen verbrennen sollten, woher soll ich wissen ob es sich um den Dieb handelt?“ Meine Geduld war zu ende, außerdem bekam ich von der Beule am Hinterkopf, so langsam wirklich Kopfschmerzen. „Wenn du mir nicht glauben willst, können wir gleich jetzt, zu dem Quartier der Jäger gehen und nachfragen!“ knurrte ich ihn an. Amello hob die Hände leicht, „Schon gut, schon gut. Das wird nicht nötig sein. Hier hast du dein Geld.“ Er reichte mir den Sack mit den 200 Kronen und ich steckte ihn meine Tasche. „Ein Vergnügen mit dir Geschäfte zu machen.“ Höhnte ich noch, bevor ich ging. Da ich nicht wirklich wusste was ich jetzt tun sollte und meine Kopfschmerzen sich verschlimmerten, überlegte ich kurz, ob ich ins Rosmarin zurückkehren sollte, aber da fiel mir ein, dass es hier ja einige Kräuterhändler gab. Vielleicht hatte einer von ihnen Weidenrinde, oder vielleicht auch den Extrakt daraus. Acetylsalicylsäure, oder besser bekannt als Aspirin, wurde ursprünglich aus Weidenrinde gewonnen, bevor man synthetisch herstellen konnte. Endlich brachte mir das Wissen mal etwas, außer komischen Blicken von meinen Kollegen. So suchte ich die verschiedensten Händler auf, aber keiner schien etwas da zu haben. Da fiel mir Triss ein, vielleicht hatte sie etwas, dass mir helfen konnte. Ich wusste nicht mehr genau, wo das Haus des Ehepaares lag, das sie versteckt hielt, so streifte ich durch die Straßen, bis ich mir sicher war, das ich vor dem richtigen stand. Ich ging die Stufen zur Tür hinunter und klopfte. Erst passierte nichts, also klopfte ich erneut. Man konnte kurz hektischen Treiben hinter der Tür hören, bis sie endlich geöffnet wurde. Die Vermieterin von Triss öffnete die Tür. „Ja, was gibt es?“ fragte sie. „Ich möchte gerne zu Triss, wir haben einen gemeinsamen Bekannten.“ Meinte ich, mir fiel aber zu spät ein, dass man dies auch missverstehen konnte. „Hier wohnt keine Triss!“ zischte die Frau mich an. „Hören sie gute Dame, ich weiß genau, dass sie hier wohnt.“ Versuchte ich es erneut. Die Frau schüttelte energisch den Kopf, „Nein, hier wohnen nur ich und mein Mann. Wir verstecken keine Magier!“ fluchte sie und schmiss die Tür vor meiner Nase zu. Innerlich fluchte ich, natürlich, es hat sich sicherlich mittlerweile rumgesprochen, dass ich mit Menge gesehen wurde. Seufzend ging ich die Stufen wieder hoch zur Straße. Ich blickte hoch zum obersten Stockwerk. Stand dort wer am Fenster? Ich war mir nicht sicher. Es hätte auch einfach nur der Vorhang sein können. Unverrichteter Dinge musste ich weiter. Mein Kopf pochte leise und so lief ich irgendwie durch die Gassen, bis ich wieder am Platz der Hierarchen. Vielleicht fand ich ja etwas in Triss altem Haus. So stiefelte ich durch den Durchgang, zu dem Eingang des Hauses. Die Kisten, die vor dem Haus lagen, ignorierte ich. Wenn sie etwas enthielten, das mir helfen könnte, wäre es durch den Regen sicherlich schon verdorben. Ich sah mich noch einmal um, bevor ich das Haus betrat. Ich schaute durch die Kisten und Regale im Erdgeschoß, aber etwas das wie Weidenrinde aussah, fand ich nicht. Also stieg ich die erste Treppe hoch. Hier war es noch unordentlicher als ich es in Erinnerung hatte. Alles was vielleicht als eine Trankzutat gelten könnte, lag am Boden zerstreut und war zerstört. Überall lagen Glassplitter verstreut. Hier würde ich auch nichts finden. Meine letzte Hoffnung lag eine Etage höher. Vielleicht hatte Triss etwas in ihrem Schlafzimmer. Als ich oben allerdings die Amulette liegen sah, fiel mir ein, dass Triss ja eine Trankallergie hatte. Vielleicht würde ich hier doch nichts finden. Seufzend lies ich mich auf ihr Bett plumpsen. So ein scheiß. Ich blieb eine Weile dort in der Stille sitzen, als ich etwas in meiner Tasche hörte. Es klang beinahe wie ein Käfer, der ordentlich brummte. Vorsichtig öffnete ich die Tasche, aber es kam kein Insekt daraus hervor. Ich kramte darin und fand meinen defekten Kompass. Als ich ihn aufklappte, musste ich staunen. Er drehte sich nicht mehr um die eigene Achse, sondern zeigte in eine ungefähre Richtung, mit kleinen Abweichungen, aber das so stark, das er dieses Geräusch von sich gab. Probehalber hielt ich ihn in verschiedene Richtungen, aber die Nadel blieb auf ihrer Position. Versuchsweise ging ich im Raum herum, aber die Nadel zeigte immer wieder in Richtung Bett. Auf dem Bett war nichts, also schaute ich unter das Kissen und die Decke, aber sehen tat ich dort auch nichts, was die Reaktion hätte auslösen können. Dann vielleicht unterm Bett. Das Leder der Rüstung knarrte als ich mich hinunter beugte. Unter dem Bett sah ich erst mal nichts außer Staubflusen. Ich hätte in dem Moment echt gut eine Taschenlampe gebrauchen können. Um vielleicht etwas mehr erkennen zu können legte ich mich flach auf den Bauch. Schemenhaft konnte ich einige Kisten erahnen, die weiter hinten an der Wand standen. Ich griff danach, in der Hoffnung, dass dort nichts Gefährliches oder Ekliges lauerte. Ich zog die erste Kiste hervor und hielt meinen Kompass daneben, doch er zeigte noch immer in Richtung Bett. So zog ich eine Kiste nach der anderen hervor, doch in keiner befand sich der Gegenstand, auf den der Kompass reagierte. Ich fand einen Haufen alter Bücher und Krimskrams in den Kisten, aber der Kompass ruckelte immer noch in Richtung Bett. Frustriert kroch ich halb darunter und gerade als ich aufgeben wollte, konnte ich eine kleine Holzkiste entdecken. Ich musste mich ziemlich strecken um daran zu kommen. Die Box war ziemlich mit Staub bedeckt und als ich ihn abwischte konnte man sehen, dass das Holz schon recht alt war. Ich setzte mich hin und öffnete die Box. Darin kam ein kleines rundes, metallenes Etwas zum Vorschein. Ich nahm es heraus und besah es mir von allen Seiten. Die Unterseite, oder zumindest das, was ich vorher für die Unterseite gehalten hatte, war sehr glatt und auf Hochglanz poliert. Als ich es ins Licht hielt, wirkte es beinahe wie ein Display, aber das konnte nicht sein, oder? Ich versuchte es anzutippen, zu rütteln und horchte daran, aber es tat sich nichts. Mein Kompass zeigte immer noch auf dieses Gerät Das war alles recht merkwürdig. Vielleicht sollte ich das Teil erst einmal mitnehmen, so packte ich es zurück in die Box und diese zusammen mit dem Kompass in die Tasche. Nun wo ich nicht mehr abgelenkt war, nahm ich auch meine Kopfschmerzen wieder war. Ich kniff mir in die Nasenwurzel, so ein Scheiß, warum hätte ich nicht irgendwo landen können, wo es Apotheken gibt. Das einzige was jetzt vielleicht noch helfen könnte, wäre ein Nickerchen. So machte ich mich auf den Weg zurück zum Rosmarin. Dort war noch alles ruhig, Geralt ging vielleicht irgendwelchen Aufträgen nach, aber was Zoltan machte, wusste ich nicht. Ich ging nach oben in mein Zimmer und ließ mich dort aus Bett fallen, mein Kopf in den Kissen vergraben, versuchte ich etwas zu schlafen. Mir gelang es, ein wenig zu dösen und nach einiger Zeit war ich vielleicht auch eingeschlafen, aber dann drang von unten Lärm hinauf. Grummelt stemmte ich mich auf und zog meine Sachen gerade und kämmte kurz mein Haar durch und machte mich auf den Weg nach unten. „Geralt, ich brauche deine Hilfe. Wir müssen die Magier aus der Stadt schaffen, die Hexenjäger standen heute schon bei mir vor der Tür. Es war ein Wunder das sie sich nicht rein gezwungen haben, um das Haus zu durchsuchen!“ konnte ich eine Frauenstimme hören. „Triss beruhige dich. Wenn wir hetzen, begehen wir nur Fehler.“ Versuchte Geralt seine Freundin zu beruhigen. Er schien mich gehört zu haben, den er schaute kurz auf. „Triss, darf ich dir den Quälgeist vorstellen?“ sprach er zu der rothaarigen. Sie drehte sich zu mir um und bekam große Augen, die sich jedoch schnell verengten. „Du, ausgerechnet du!“ schrie sie mich an. Was soll ich denn jetzt schon wieder gemacht haben? Geralt versuchte sie festzuhalten, „Triss was soll das denn?“ wollte er wissen. Wütend drehte sie sich zu ihm um. „Ausgerechnet ihr hast du gesagt wo ich wohne? Weißt du nicht wer sie ist? Was macht sie hier überhaupt?“ schrie sie ihn an. Geralt war ganz verdutzt, dass er jetzt ihren Zorn zu spüren bekam. „Ich habe ihr gar nichts erzählt und ja ich weiß wer sie ist, sie begleitet mich schließlich seit Wyzima.“ Er schien es nicht zu verstehen, was sie von ihm wollte. „Ach ja und woher sollte sie sonst wissen, wo man mich findet? Meine Vermieterin wollte mich schon rauswerfen, weil sie Angst hatte.“ Beschwere Triss sich weiter. Geralt hielt sie an den Schultern fest. „Jetzt erst mal ruhig, dann erzähl mal ganz in Ruhe was passiert ist.“ Er zog sie mit sich, bis sie sich auf eine Bank setzen konnten. Ich blieb vorsichtshalber einige Meter weit entfernt stehen. „Einer meiner Kontakte aus dem Untergrund hatte mir erzählt, dass sich heute Mittag mehrere Hexenjäger in Ferneck rumgetrieben haben, er hatte sie beobachtet wie sie zielgerichtet zu einem der Häuser sind. Erst ist einer rein, dann gab es Tumult und dann sind die anderen hinterher. Mein Kontakt erzählte wie sie einen Unschuldigen verhaftet haben! Das außergewöhnliche war die Beschreibung, eine blonde Frau mit kurzen Haaren und einem Schwert auf dem Rücken und ausgerechnet diese Person steht vorhin vor meiner Tür und fragt zielgerichtet nach mir. Und jetzt erzählst du mir, währen ich sie zufällig hier treffe, dass sie die ganze Zeit mit dir reist? Bist du jetzt auch unter die Hexenjäger gegangen, Geralt? Hast du mich hier in eine Falle gelockt?“ sie war eindeutig hysterisch. Sie wollte sich losreißen, doch Geralt hielt sie fest. Zu meinem Glück vielleicht, denn sein Blick sprach auch Bände, aber er konnte gerade nichts machen, außer Triss festhalten. Er glaubte ihr sofort, ohne mich zu fragen, was die Wahrheit wäre. Aber schließlich hatte er sie mal geliebt und mich hingegen von Anfang an nicht gemocht. Was hätte ich da überhaupt für eine Chance. „Triss, ich bin sicher nicht unter die Hexenjäger gegangen. Was den Rest betrifft kann ich dir nichts sagen.“ Beteuerte er seine Unschuld in diesem Dilemma. Vielleicht sollte ich die Beiden erst einmal alleine lassen damit sie sich beruhigen können. Ich wollte gerade in Richtung Tür gehen, als sich meine Füße so anfühlten, als wären sie festgeklebt. Ich schaute nach unten, Geralt hatte mich in einem Yrden gefangen. Zumindest hat er mich nicht wieder betäubt. „Du bleibst vorerst hier!“ knurrte er. In diese Situation kam Zoltan gerade reingestolpert. „Was ist hier denn los?“ wollte er wissen. „Kümmere dich um Triss, Erklärungen folgen später.“ Wies Geralt den Zwerg an. Dieser kam zu Triss und fing an sie zu trösten und behielt einen Arm um sie geschlungen. Geralt hingegen, ging zur Truhe holte einen Strick heraus und kam dann auf mich zu gestapft. Er zog mich aus der Geisterfalle auf einen Stuhl und band mich, mit den Händen am Rücken, darauf fest, ich konnte mich gar nicht wehren, da er so schnell handelte. Er zog meine Schwerter und stellte sie bei Seite. „Hast du Triss an die Hexenjäger verraten?“ wollte er wissen. Wütend zog ich an den Fesseln, aber natürlich hielten sie. Ich schüttelte den Kopf und sah Geralt wütend an. „Ich habe sie an niemanden verraten und die Festnahme war nicht grundlos, der Kerl war nicht unschuldig.“ Fauchte ich aufgebracht. „Und jetzt mach mich los.“ Forderte ich. „Nein, jetzt wirst du erstmal ein paar Fragen beantworten, das ist längst überflüssig!“ gab Geralt zurück. Ich schüttelte den Kopf. „Ich werde gar nichts beantworten! Lasst mich los und wir werden das friedlich klären.“ Forderte ich. Auf einmal stand Triss vor mir, sie hatte sich aus Zoltans Griff befreit. „Oh nein, du gehst nirgendwo hin. Sobald wir dich loslassen, läufst du doch zu deinem Menge zurück. Ich werde sicherlich nicht die Gelegenheit auf Rache verstreichen lassen.“ Lächelte sie böse. Oh, oh. Sie war ziemlich Rachsüchtig heute. Hoffentlich endete ich nicht wie Menge später. Doch Geralt griff zu meinem Glück ein und zog sie ein Stück von mir weg. „Keinen dauerhaften Schaden oder gar den Tod, Yen würde mich umbringen.“ Sagte er sanft zu ihr. Na danke Geralt, aber verletzen dürfte sie mich?! „Was hat Yena damit zu tun?“ fragte Triss verwirrt. „Sie und der Kaiser bestanden darauf, dass sie mich begleitet, während wir Ciri suchen.“ Erklärte er. „Aber du wirst trotzdem ein paar Fragen beantworten.“ Wand er sich dann an mich. „Alles was es zu sagen gibt, habe ich getan.“ Meinte ich stur. „Außerdem, wenn Menge zurückkommt, wird er mich suchen. Versteht mich nicht falsch, das soll jetzt keine Drohung sein, nur eine gut gemeinte Warnung. Er wollte sich mit mir treffen, sobald er wieder in der Stadt ist.“ Wies ich die drei hin. „Dann wird er dich hier halt nicht finden. Du gehst erst wenn du meine Fragen beantwortet hast.“ Knurrte Geralt. Dann nahm er den Stuhl, auf dem ich saß und zog ihn in eine Abstellkammer ohne Fenster. „Und da du sie jetzt nicht beantworten willst. Versuchen wir es morgen einfach nochmal.“ Fügte er schließlich hinzu, hockte sich nieder und zog meine Dolche aus den Stiefelschäften. Dann nahm er ein Stofffetzen und steckte ihn mir in den Mund. „Damit du ruhig bist.“ Meinte er noch und ging. Die Tür schloss er hinter sich zu. Wie war ich da schon wieder reingeraten? Ich brachte mich ja mittlerweile schneller in Schwierigkeiten als Rittersporn. Wütend starrte ich die Tür an. Vergebens, natürlich öffnete sie sich nicht und auch Geralt kam nicht so schnell zurück. Von der anderen Seite der Tür konnte ich die Stimmen von Geralt, Triss und Zoltan hören, aber leider verstand ich nicht, worum es ging. Als erstes versuchte ich den Knebel loszuwerden. Das klang deutlich einfacher als es in Wirklichkeit war. Ich versuchte es mit ausspucken, brachte aber nichts, außer dass der Fetzen feucht wurde und einen unangenehmen Geschmack im Mund verbreitete. Ich wollte gar nicht wissen, was das für ein Lappen war, bemühte mich aber umso mehr ihn los zu werden. Irgendwann, eine halbe Ewigkeit später war es mir gelungen. Jetzt musste ich nur noch irgendwie die Fesseln loswerden. Geralt hatte mir zwar den Dolch am Rücken nicht weggenommen, aber den bekam ich mit gefesselten Händen auch nicht gezogen. Aber ich hatte noch meine Dietriche und einige Feilen in der Gürteltasche. So zuppelte ich eine weitere halbe Ewigkeit an meinem Gürtel, bis ich endlich an die Tasche rankam. Ich löste den Verschluss und war echt froh, dass es sich nicht um eine Schnalle handelte. Der Knoten an der Dietrichtasche im inneren war schnell geöffnet, nur das herausziehen der Feile war wieder etwas kniffliger. Doch mit viel Geduld, was anderes blieb mir ja auch nicht übrig, schaffte ich es irgendwann die Feile so gegriffen zu bekommen, dass sie am Seil scheuern konnte. Mit einem Messer oder Dolch wäre das Ganze natürlich einfacher gewesen, aber da kam ich jetzt nicht dran. Vielleicht sollte ich mir demnächst ein kleines Messer kaufen und in dieser Tasche platzieren, für den Fall, dass ich erneut in so eine Situation kommen würde. Ich wollte es nicht hoffen, aber lieber beim nächsten Mal besser drauf vorbereitet sein. Wie wird mir im LARP ständig gesagt, haben ist besser als brauchen. Meine Finger taten mir schon eine Weile weh und dann passierte das Unglück, mir rutschte die Feile aus der Hand. Ich wollte laut Fluchen, aber ich biss mir auf die Lippe, da ich nicht wusste, ob die drei da draußen noch irgendwo saßen. Ich kramte erneut in der Tasche in der Hoffnung etwas anderes zu finden, das mir helfen konnte. Ich hatte Glück, mir fiel mein Pick in die Hand, dessen Arbeitskante beinahe wie ein Sägeblatt geformt war. Das ich da vorher nicht dran gedacht hatte. Das raue Seil ließ sich dadurch deutlich effektiver bearbeiten. Es dauerte trotzdem einige Zeit, aber ich konnte langsam spüren wie sich die Fesseln lockerten und schlussendlich ganz abfielen. Ich tastete im Dunkeln nach der Feile um sie wieder einzustecken und rutschte vorsichtig auf Knien zu der Tür, immer darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, für den Fall, das Geralt noch im Schankraum sitzen würde. Als ich sie erreichte drückte ich mein Ohr gegen die Tür und horchte, ich konnte zwar nichts hören, aber nur um sicher zu gehen blieb ich etwas länger in dieser Position und lauschte weiter, doch es blieb alles ruhig draußen. Ich versuchte durch das Schlüsselloch zu spähen, aber es schien alles dunkel zu sein und der Schlüssel steckte noch. Das könnte ein Vorteil für mich sein. Der Spalt unterhalb der Tür, zeigte auch Dunkelheit und war zum Glück recht hoch. Ich suchte die Drahtrolle aus meinem Set und wickelte ein gutes Stück ab, dann nahm ich einen der Dietriche und drückte den Schlüssel aus dem Loch. Ich horchte nochmal angespannt in die Stille, als ich hörte wie der Schlüssel auf den Boden fiel, aber von draußen hörte ich immer noch nichts. So angelte ich mit dem Draht nach dem Schlüssel, bis ich ihn endlich zufassen bekam und ihn unter dem Türschlitz durchziehen konnte. Erleichtert griff ich danach und steckte ihn in das Schloss und sammelte meine Sachen ein. Vorsichtig drehte ich den Schlüssel und glücklicherweise entriegelte die Tür und ich konnte sie öffnen. Im Schankraum war alles Still und nur wenige Kerzen brannten, so dass der Raum kaum beleuchtet war. Ich ging in die Küche und holte mir ein wenig Saft zum Trinken. Dann setzte ich mich kurz an einen der Tische mit Kerze. Ich wollte ihnen eine Nachricht hinterlassen, die meinen Standpunkt klar machte, als Pergament wählte ich daher den Dopplervertrag, dann nahm ich eine Feder und Tinte und schrieb mit Hilfe meines Notizbuchs, ‚er war nicht unschuldig!‘ darauf. Vielleicht oder hoffentlich würden sie den Hinweis verstehen. Im Schankraum suchte ich nach meinen Dolchen und den Schwertern. Nachdem ich sie eingesammelt hatte, nahm ich mir ein Messer aus der Küche, verschloss die Tür des Abstellraums und pinnte mit dem Messer das Pergament daran. Ich hörte von oben einen lauten Schnarcher und daher schnappte ich mir noch schnell meinen Umhang und eilte aus dem ehemaligen Bordel. Draußen warf ich mir meinen Mantel über und zog die Kapuze auf. Planlos lief ich durch die Gassen, bis ich mich im Hafen wiederfand. Der Himmel war Wolkenfrei und so spiegelten sich die Gestirne im Wasser wieder. Ich beobachtete die Szenerie eine ganze Weile, bis es mir durch den Wind zu frisch wurde und ich entlang dem Kanal weiter durch die Gassen streifte. Hier und da begegnete ich einer Wache oder einigen Hexenjägern, aber alles blieb ruhig. Bis ich merkte das ich mittlerweile Ferneck angekommen war. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich am Rosmarin vorbeikam und die Stadt verlassen hatte. Jetzt stand ich mitten im Stadtteil, in dem jede Menge Anderlinge wohnten und es war mitten in der Nacht. Um diese Zeit sollte ich wirklich nicht hier sein, nicht nach der Festnahme des Dopplers früher am Tag. Es war ruhig. Zu ruhig. Eine gewisse Anspannung lag in der Luft. Schnell beeilte ich mich, zurück zum Stadttor zukommen. Es war schon in Sichtweite, als sich mir der erste Elf in den Weg stellte. Schnell wurden es mehr und man sah ihnen deutlich an, dass sie nicht zum Reden hier waren. Das mussten die Elfen sein, die der Doppler mit Nahrung versorgt hatte. In dieser Situation hätte ich doch lieber die Fragen von Geralt beantwortet. Als sie ihre Knüppel vom Gürtel lösten, zog ich mein Schwert, aber es war von vornherein klar, dass ich keine Chance gegen sie haben würde. Ich war mir sicher einige Treffer gelandet zu haben, bevor mich erst ein heftiger Schlag in die Nieren traf und dann einer an den Kopf. Danach wurde alles dunkel. Als ich wieder wach wurde, tat mir alles weh. Vor Schmerz stöhnend, blinzelte ich um meine Sicht zu klären, aber ein wenig blieb sie verschwommen. Ich hörte Stimmen, die Eine entfernte sich, aber eine andere kam dafür näher. Ich war mir sicher, dass es sich dabei um einen Mann handelte, seine Stimme war ruhig und er fragte mich etwas, aber so wirklich verstand ich ihn nicht. Er musste ein Arzt oder Heiler sein, den er schien mich zu untersuchen. Er drückte auf meinen Bauch rum, was mich zum wimmern brachte. Sofort war ein anderes Gesicht da, auch ein Mann, er flüsterte mir zu und strich mir sanft durch mein Haar und über die Wange. Der Arzt schien mit der Untersuchung fertig zu sein, denn er schien sich zu entfernen. Ich starrte in das Gesicht über mir, nur langsam klärte sich meine Sicht gänzlich und auch mein Gehör nahm seine Arbeit ganz auf. Es war Menge, der mich mit einem besorgten Blick musterte. „Du bist wach meine Rose. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Flüsterte er. „Caleb.“ Hauchte ich, als ich ihn erkannte. Das Sprechen tat mir weh. „Schh, ist gut. Ich bin hier. Es tut mir leid, dass dir das passiert ist. Aber einen Teil der Angreifer konnten wir festnehmen. Sie haben schon gestanden und dank ihrer Aussagen, werden wir die Anderen finden. Du musst dich noch ausruhen.“ Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. „Wo bin ich?“ fragte ich leise. Menge setzte sich an mein Bett und hielt meine Hand. „Du wurdest ins Vilmerius-Hospital gebracht. Du lagst schon am Boden als meine Männer in den Kampf eingreifen konnten und sie haben dich hergebracht. Zum Glück hast keine zu ernsten Verletzungen, aber du solltest noch einige Zeit das Bett hüten.“ Erzählte er mir. Doch ich wollte bestimmt nicht hierbleiben. „Will nicht hierbleiben.“ Murmelte ich. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ fragte er. Ich nickte leicht. „Der Hexer wird sicher nichts dagegen haben, wenn ich dich besuchen komme, oder?“ ich schluckte, das ginge nicht. Was wäre, wenn er dort direkt auf Triss treffen würde. „Nein! Nicht Geralt. Ich kann jetzt nicht mit ihm umgehen.“ Flüsterte ich leise. „In Ordnung, dann werde ich dich woanders unterbringen, wenn du nicht hierbleiben möchtest.“ Ich nickte ihm dankbar zu. Er strich mir noch mal über die Wange, „Gut, dann schlaf noch etwas. Ich werde mich um alles kümmern, Liebes.“ Ich schloss die Augen und schlief kurz darauf wieder ein. „Aufwachen meine Rose, ich bringe dich jetzt nach Hause.“ Hörte ich beim erneuten erwachen, ehe mich Jemand küsste. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte direkt in die Augen von Menge. Schnell zog er sich zurück. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich habe alles geklärt, ich kann dich jetzt von hier wegbringen. Deine Sachen habe ich schon packen lassen. Komm ich helfe dir beim Anziehen.“ Sprach er zu mir und zog sanft die Decke weg. Ich wurde rot und ein kurzer Blick an meinem Körper zeigte aber zum Glück, dass ich nicht ganz nackt war. Ich trug ein geknöpftes Hemd, das allerdings im Bauchbereich offen war und große Prellungen enthüllten. Ich trug zwar Unterwäsche aber keine Hose, so dass sein Blick an meinem Körper hinunterglitt, aber glücklicherweise von der Narbe des Hunde Angriffs abgelenkt wurde. Die Pfeilwunde schien auch von dem Arzt behandelt worden zu sein, den es schien als hätte ich einen neuen Verband um die Verletzung. So schnell wie es mir möglich war, setzte ich mich auf und zog die Decke wieder über meinen Schoß. Soweit hatte ich Menge niemals kommen lassen wollen. Die Prellungen an meinem Bauch taten weh und auch mein Kopf schwamm leicht. Menge stützte mich und knöpfte das Hemd ganz zu, bevor er mir eine leichte Stoffhose reichte. Ich schlüpfte hinein und er hielt mir meine Stiefel hin. Ich hielt Ausschau nach meiner Rüstung und den Waffen, doch ich fand sie nicht. „Keine Angst Liebes. Ich habe alles einpacken lassen. Komm, ein Wagen wartet unten damit du nicht laufen musst.“ Er legte mir einen Umhang um und führte mich dann die Treppe hinunter und stützte mich die ganze Zeit beim Laufen. Draußen vor der Tür wartete wirklich eine kleine Kutsche. Gerade so groß, dass wir zu zweit hineinpassten, aber klein genug um durch die Gassen zu kommen. Ich achtete nicht darauf welchen Weg wir nahmen, aber es wunderte mich das wir nahe am Tempel hielten. Er hatte doch nicht? Wir hielten wieder direkt vor der Tür und Menge hob mich vorsichtig aus dem Wagen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er mich wahrscheinlich ins Haus getragen, doch das wollte ich nicht. Als er mir die Tür öffnete, konnte ich im Augenwinkel sehen, wie uns einige Passanten beobachteten. Als wir das Haus betraten und uns ein Dienstmädchen entgegen eilte wurde mir klar, doch er hatte! Er hatte mich tatsächlich zu sich nach Hause gebracht. Ich wurde nervös, was genau wollte und erwartete er von mir. Er nahm den Umhang von mir ab und warf ihn, dem Dienstmädchen zu, dann führte er mich einen Raum weiter zu einem Zweisitzer. Er ließ mich dort platznehmen, ehe er selbst seinen Mantel und Gurtzeug auszog und sich zu mir gesellte. Er wickelte eine Decke um mich und zog mich dann an sich. Er legte die Arme um mich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „Ich war so besorgt um dich. Stell dir vor, ich komme gerade erst von der Jagd zurück und dann höre ich von einem meiner Männer, dass du angegriffen wurdest und im Hospital liegst. Ich bin sofort an deine Seite geeilt.“ Ich erschauderte, als ich das hörte. In was hatte ich mich da nur begeben, doch er verstand es falsch. „Ist dir kalt meine Rose? Soll ich den Kamin anmachen lassen?“ fragte er. Ich schüttelte den Kopf an seiner Schulter. „Nein schon gut.“ Flüsterte ich und wünschte mir, dass mich gerade jemand anderes so hielt. Wir saßen einige Momente so still da, bis das Dienstmädchen mit Tee für uns hereinkam. Sie goss uns etwas ein und verließ den Raum dann wieder. Menge beugte sich leicht vor und nahm erst meine und dann seine Tasse, bevor sich wieder anlehnte und mir eine Tasse reichte. Er zog einen Beutel hervor und streute eine Brise Pulver in meinen Tee. „Der Arzt sagte, es hilft gegen deine Schmerzen. Eigentlich bin ich grundsätzlich gegen so etwas, aber ich möchte nicht das meine Rose leidet.“ Erklärte er mir. „Danke.“ Hauchte ich und nahm vorsichtig einen Schluck. Der Tee schmeckte sogar, er war auch leicht süß. Er gab mir erneut einen Kuss auf den Kopf und trank dann schweigend seinen Tee. „Ich hatte mich übrigens sehr über deine Überraschung gefreut. Du bist eine sehr einzigartige Frau, die weiß wie man einen Mann wie mich glücklich macht.“ Brach er plötzlich die Stille. Ich lächelte ihn an. „Gern geschehen.“ Ich hob meinen Arm und strich ihm kraulend über die Glatze. Mit etwas Fantasie könnte ich mir vorstellen jemand anderes säße neben mir. Ich schaute hoch und konnte sehen wie er genüsslich die Augen schloss und seufzte. Nebenbei trank ich den Tee aus und stellte die Tasse dann zur Seite. Während wir so dasaßen und mir immer wieder die Augen zufielen, war das Dienstmädchen noch einige Male im Raum gewesen. Sie holte das Teeservice und zündete den Kamin an. Beim dritten Mal fragte sie zögerlich wo wir essen wollten. Ich achtete nicht darauf was Menge sagte und blieb lieber in meinem Tagtraum. Caleb gab mir einen zarten Kuss, „Komm meine Rose. Das Essen ist fertig. Marian kocht vorzüglich.“ Er erhob sich vorsichtig und nahm die Decke zur Seite. Dann half er mir wieder hoch und führte mich an den Tisch, der unter dem Fenster stand und bereits gedeckt war. Er zog mir wieder den Stuhl hervor und setzte sich erst, als er sich sicher war, dass ich bequem saß. Marian brachte für mich wieder Tee, aber für Menge einen Krug Bier, ehe sie das Essen servierte. Mein Blick fiel aus dem Fenster. Von hier aus konnte man den Tempel sehen. Zwar nicht den Schrein, aber den hohen Turm. Ich genoss das Essen, er hatte recht, sein Dienstmädchen konnte sehr gut kochen. Nachdem wir noch eine Weile dort gesessen hatten, fing ich an zu gähnen. „Ich bring dich ins Bett Liebes, du musst sehr Müde sein.“ Sagte Menge da zu mir und stand bereits auf. Er führte mich durch eine Tür, die Treppe hinauf, oben am Treppenabsatz hing ein Bild von Hierarch Hemmelfahrt. Wir gingen einen kurzen Gang entlang, an dessen Ende sich das Schlafzimmer befand. Er führte mich zum Bett und hockte sich vor mich hin, um mir die Stiefel aus zu ziehen. Dann ging er zu seinem Schrank und holte eines seiner Hemden heraus und reichte es mir. „Zieh dich um, dann werde ich deine Prellungen mit der Salbe behandeln.“ Meinte er und drehte sich um, wahrscheinlich um mir ein bisschen Privatsphäre zu geben. Er zog ebenfalls sein Hemd aus, nahm sein Halstuch ab und öffnete dann die Riemen seiner Beinplatten. Wie es schien wollte er wohl tatsächlich mit mir im selben Bett schlafen. Dann fiel mir mein Tattoo ein, vielleicht sollte ich ihn vorwarnen, denn von seinem Vorhaben würde ich ihn wahrscheinlich nicht abbringen können und besser er weiß es direkt von mir, bevor er denkt ich wollte es verheimlichen und zu den falschen Schlüssen kommt. „Caleb?“ fragte ich vorsichtig. „Ja Liebes?“ er drehte sich zu mir um. „Ich möchte das du weißt, das ich ein Tattoo habe. Es soll mich vor Magie und bösen Absichten schützen. Aber da ich nicht von hier komme, gab es deswegen schon Missverständnisse und die möchte ich mit dir vermeiden.“ Versuchte ich das Thema anzugehen. „Hey keine Angst kleine Rose. Zeigst du es mir?“ fragte er als er näherkam. Zaghaft nickte ich und drehte ihm den Rücken um und zog den Kragen des Hemdes runter. Er blieb still und ich schaute ihn vorsichtig über die Schulter an. Sein Gesicht war hart und er starrte auf das Pentagramm. Als er meinen Blick bemerkte, wurden seine Augen weicher und er kam noch näher, ehe er mir einen Kuss in den Nacken gab. „Es ist gut das du mir das gezeigt hast, ich kann verstehen das es zu Missverständnissen kam. Aber jetzt weiß ich es ja und du brauchst keine Angst zu haben.“ Er kroch hinter mich aufs Bett und umarmte mich von hinten, ehe er mich näher zog. Leider erwischte er dabei die Prellungen und ich gab ein jammern von mir. Schnell löste er seinen Griff. „Es tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun. Ich kann dir nur so schwer wiederstehen.“ Hauchte er mir von hinten gegen das Ohr. Ich muss ein schütteln und zittern unterdrücken. Wenn das hier alles vorbei war, vielleicht hätte Zoltan ein Fass mit starken Alkohol in das ich tauchen konnte um die Berührungen von Menge weg zu waschen. „Leg dich hin Liebes, dann kann ich mich um deine Prellungen kümmern.“ Flüsterte er und stieg wieder vom Bett um die Salbe zu holen. Ich tat wie er mir sagte und legte mich richtig hin, er kniete sich wieder neben mich und nahm etwas Salbe. Vorsichtig schmierte er etwas an meine Schläfe und meine Wange, dann schob er mein Hemd etwas hoch und rieb die Salbe in die Prellungen am Bauch und den Rippen. Als seine Hand höher rutschen wollte, hielt ich ihn auf. „Du hast recht, dazu haben wir genügend Zeit, wenn du wieder Gesund bist.“ Flüsterte er. Ich nickte schnell und zog mein Hemd runter und deckte mich zu. Eines musste man ihm lassen, er war ein Gentleman, na ja, zumindest bei mir und sein Bett ist um länger besser als meines im Rosmarin. Seufzend schloss ich die Augen und kuschelte mich ein. Menge blies die Kerzen aus und kam ebenfalls ins Bett. Er rutsche so nahe wie er konnte, ohne gefahrzulaufen, mir wieder weh zu tun. Da ich schon lange nicht mehr mit jemanden neben mir im Bett geschlafen hatte, geriet ich in leichte Panik, als sich beim Aufwachen jemand von hinten fest an mich drückte. Ich versuchte mich aus der Umarmung zu befreien, vor allem als ich spürte, wie sich etwas Hartes in meinen Oberschenkel bohrte. Doch die Umarmung wurde nur fester. „Schhhh, alles gut meine Rose. Ich bin hier. Du hast nur schlecht geräumt.“ Hörte ich einen verschlafenen Caleb. Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich zu entspannen. Die Arme lösten sich langsam von mir und Menge beugte sich über mich, „Ist alles in Ordnung? Hast du schmerzen?“ fragte er mich. Ich nickte. Er holte mir etwas zu trinken und streute wieder etwas von dem Pulver hinein. Ich trank das Glas aus und legte mich wieder hin. „Gut schlaf noch ein wenig. Marian bring dir nachher etwas zu essen. Ich muss zur Arbeit, aber ich beeile mich, ich denke ich werde heute Abend nicht zu spät nach Hause kommen.“ Meinte er. Ich schloss die Augen um ihn nicht die ganze Zeit ansehen zu müssen, auch wenn sein Zelt in der Hose mittlerweile verschwunden war und er eigentlich ganz gut gebaut war. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und stellte dann die Salbe und das Pulver auf das Schränkchen neben dem Bett. Es war eindeutig schön, sich mal so verwöhnen zu lassen. Ich schlief noch eine ganze Weile, bis Marian mir etwas zu essen brachte. Ich dankte ihr und anschließend als ich aufgegessen hatte, lobte ich sie für ihre Kochkünste, was sie leicht erröten ließ. Dann setzte ich mich wieder auf das Bett, ließ die Tür aber ein wenig auf und schlug das Buch auf, das ich aus dem Regal genommen hatte. Ich konnte so das Lesen der Runen noch ein wenig üben. Es war kein gutes Buch, es war zu vergleichen mit der Hexenbulle und dem Hexenhammer aus meiner Welt. Eine Hetzschrift, gegen Magier und vermeintliche Hexen, das die Gewalt gegen sie rechtfertigen sollte. Mit der Zeit verschwamm der Text vor meinen Augen und reiben brachte auch nichts mehr. Das kam vermutlich durch den Schlag gegen den Kopf. Also legte ich das Buch zur Seite und schloss ein wenig die Augen. Ich döste eine Weile, jemand war zwischenzeitlich im Zimmer, wahrscheinlich Marian, bis ich von unten Stimmen hörte. „Ja Meister Menge, sie hat etwas zum Mittag gegessen, dann ein wenig gelesen und jetzt schläft sie.“ Hört ich Marian. „Gut, war sie auf?“ wollte Menge wissen. „Nur um zu essen, dann ist sie wieder ins Bett. Möchtet ihr oben essen, Meister Menge?“ die Antwort ging durch die Schritte auf der Treppe verloren. Die Schritte kamen ins Zimmer und ich öffnete die Augen. Menge stand in der Tür. „Hallo.“ Fing ich an. „Wie war dein Tag?“ Er lächelte mich an. „Gut. Die dreckigen Elfen, werden niemanden mehr angreifen. Wir konnten sie alle fangen.“ Ich nickte, da er das zu erwarten schien. Er nahm das Buch, das neben mir lag, zur Seite und setzte sich dann auf die Bettkante. „Wie geht es dir?“ wollte er wissen. „Bin müde und mir tut noch alles weh.“ Schnüffelte ich. „Gut dann ruh dich noch aus, möchtest du etwas essen?“ ich schüttelte den Kopf. „Verstehe. Wenn du dich morgen fit genug fühlst, möchte ich dich morgen gerne mitnehmen. Eigentlich wollte ich dich heute Abend zu der Vorstellung von Priscilla mitnehmen, aber wenn du dich nicht fühlst, ist es auch in Ordnung.“ Ich nickte. Der Zeitplan schien wirklich ein wenig durcheinander gekommen zu sein. Dann würde Geralt heute Abend zu Reuven gehen, morgen spätestens übermorgen, würde Geralt Triss bei Menge abliefern. Ich hatte also nicht mehr lange durch zu halten. „Caleb, wo sind meine Sachen? Ich hatte da noch etwas, das ich dir zeigen wollte.“ Meinte ich und richtete mich auf. „In der Kammer nebenan. Soll ich dir etwas holen?“ fragte er mich, doch ich stand schon auf. „Nein keine Sorge, die paar Schritte schaffe ich schon.“ Murmelte ich und ging auf die Tür zu. Dahinter fand ich wirklich meine Sachen, gereinigt und ordentlich zusammengefaltet. Ich ging zu meinen Gürteltaschen und fischte die Briefe an den Doppler heraus. Damit würde ich zwar wahrscheinlich auch einige Magier opfern, aber der Bettlerkönig und seine Schergen würden dann nicht mehr lange die Stadt unsicher machen. Ich reichte die Pergamente zu Menge rüber. „Die hatte ich bei dem Doppler gefunden. Es gibt mindestens einen weiteren in Novigrad. Der selbsternannte Bettlerkönig scheint ihn zu schützen. Als ich durch die Gassen lief, hörte ich auch einige Bettler davon sprechen, dass sich in der stinkenden Hecke Magier aufhalten sollen, aber du dich angeblich nicht traust dort auf zu tauchen.“ Ich drehte mich zu ihm um. „So ein Unsinn, warum sollte ich vor so einem Ort Angst haben. Wir haben bloß den Eingang noch nicht gefunden. Und einfache Gerüchte reichten den Hierarchen nicht um eine großangelegte Durchsuchung zu rechtfertigen.“ Meinte er zu mir. „Aber dank dir, haben wir jetzt einen Beweis.“ Er umarmte mich vorsichtig und gab mir einen keuschen Kuss. Ich strich mit der Hand an seinem Kinn lang. „Ich kann dir noch mehr geben. Ich bin ein paar Dieben gefolgt. Dafür sind deine Hexenjäger ja zu Auffällig, aber ich konnte mich unter die Leute mischen. Ich kann dir beide Eingänge zeigen.“ Seine Augen wurden groß, „Du weißt das? Du kannst sie mir zeigen? Alanya du bist ein Traum, du verwöhnst mich so sehr, womit habe ich dich nur verdient.“ Er war sehr überrascht. „Hm, ich zieh mir schnell etwas an, dann zeige ich sie dir.“ Ich wollte mich aus seiner Umarmung befreien, doch er hielt mich fest. „Nichts da, du zeigst sie mir auf der Karte. Dann gehst du wieder ins Bett. Ich werde meine Männer zusammen trommeln und dann werden wir sie uns schnappen. Wenn wir es heute angehen, werden sie nichts ahnen. Wir werden sie überraschen.“ Ich nickte gehorsam und folgte ihn in einen anderen Raum, es schien eine Art privates Arbeitszimmer zu sein. An der Wand hatte er eine große Karte von Novigrad, mit allerhand Markierungen drauf. Er führte mich dort hin und stellte sich hinter mich. „Zeig es mir Liebes, zeig mir meine Ziele für heute Nacht.“ Ich wurde rot, schließlich trug ich nur meine Unterwäsche und darüber sein Hemd und er fing mit so etwas Zweideutigen an. Ich zeigte ihm die Lage des Tors und nannte ihm auch die Parole. Ich würde ja am liebsten das Gesicht des Türstehers sehen, wenn er das Guckfenster öffnet und Menge ihn angrinst. Dann deutete ich auf einen Abschnitt in der Gloriengasse, „Dort ist der Eingang zur Kanalisation.“ Im Spiel hatte ich den zwar nie gefunden, aber dort hatte ich vor einigen Tagen, einige zwielichtige Gestalten verschwinden sehen. Ich hoffte nur, dass Triss sich nicht gerade dort aufhalten würde. Ich schaute ihn an, „Pass bitte auf, ja?“ fragte ich ihn, schließlich musste er Rittersporn noch aushändigen. Mein Zeitplan wurde knapp, aber die nilfgaarder Botschaft wusste zum Glück schon bescheid und wartete nur noch auf mein Ok. Wenn Menge heute Nacht Erfolg hätte, wäre er morgen sicherlich so gut gelaunt, dass er der Anfrage der Botschaft sicherlich zustimmt. Ich hoffte es, zur Not müssten wir doch Dudu benutzen. „Immer meine Rose, morgen werden wir mehr Scheiterhaufen brauchen.“ Versprach er mir. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und wünschte ihm viel Glück. „Sagst du Marian bitte, dass ich nicht gestört werden möchte? Ich will für morgen Fit sein, für was auch immer du geplant hast.“ Bat ich ihn und er stimmte dem zu. Er brachte mich zurück ins Schlafzimmer und verabschiedete sich. Ich betete wirklich, dass sich weder Geralt noch Triss in der stinkenden Hecke aufhielten. Warnen konnte ich sie jetzt auf jeden Fall nicht mehr. Aber Geralt wäre vermutlich mit Zoltan im Eisvogel, um mit Priscilla zu sprechen. Ich wartete so lange, bis ich sicher war, dass unten alles ruhig ist und Marian mich nicht hören würde und schlich zurück in das Arbeitszimmer. Dort irgendwo musste er doch Unterlagen über die Bank haben. Vorsichtig und mit nur einer Kerze bewaffnet durchsuchte ich die Pergamentstapel. Ich bemühte mich, alles wieder so hinzulegen wie es war, damit es nicht auffiel. An den Schlüssel käme ich vorerst nicht dran, aber Triss würde ihn finden. Ich wollte schon meine Suche aufgeben, als ich in der letzten Schublade fündig wurde. Beinahe obenauf lag die Urkunde zu dem Tresor. Es enthielt alle wichtigen Daten und auch Unterschriften, die Dijkstra bräuchte um an sein Geld ran zu kommen. Ich eilte zurück ins Schlafzimmer und dort in die Kammer zu meinen Sachen. Ich faltete das Pergament und versteckte es in dem Geheimfach in meinem Wimpel. Mein Herz raste, hoffentlich würde er es nicht merken. Ich machte noch schnell eine Katzenwäsche und legte mich wieder ins Bett. Ich musste mich beruhigen und auch ruhig bleiben, sonst würde Menge später noch etwas merken. Ich versuchte im Kerzenlicht noch etwas zu lesen, um mich abzulenken und die Zeit rum zu kriegen. Doch dann musste ich wohl doch eingeschlafen sein. Im Halbschlaf bekam ich mit, wie jemand das Buch von meiner Brust nahm und die Decke hochzog. Die Matratze senkte sich und jemand legte sich neben mich. Völlig automatisch rollte ich rüber und kuschelte mich an, ohne zu registrieren was ich da eigentlich tat. Eng an ihn geschmiegt und von seinen Gliedmaßen umschlungen wachte ich am nächsten Morgen, mit meinem Kopf auf seiner Brust, auf. Meine Augen wurden groß, als ich merkte was Menge da gerade machte. Er rieb sich an mir und stöhnte leise im Schlaf. Er hatte einen feuchten, sehr feuchten Traum. Er wachte auf als er kam. Er lächelte sanft, bis er meinen vorwurfsvollen Blick sah. Fragend sah er an sich runter. „Ich habe von dir geträumt meine Rose, nur von dir.“ Meinte er, als er den feuchten Fleck in seiner Hose sah. Er hatte noch nicht einmal den Anstand rot zu werden. Er rollte uns rüber, so dass er nun über mir aufragte. Er wollte mich küssen, doch ich drehte den Kopf weg. „Nicht.“ Ich zischte, als er mal wieder erfolgreich meine Prellung gedrückt hatte. Sofort ging er auf Abstand. „Dann später vielleicht.“ Deutete er an und gab mir einen zärtlichen Kuss auf meinen geschundenen Bauch. Verheißungsvoll strich er mir über den Oberschenkel und zog sich dann gänzlich zurück. Im Licht der Morgendämmerung konnte ich sehen, dass er überall Kratzer und oberflächliche Schnitte hatte. Auch diverse Prellungen zierten seinen Körper und doch ließ er sich keinen Schmerz anmerken. „Ich bin gleich zurück.“ Sagte er, als er den Raum verließ. Da er die Tür zu gemacht hatte und ich immer noch auf dem Bett lag, konnte ich nicht sehen. Wohin er ging. Es dauerte eine Weile bis er wieder kam. Bevor er die Tür wieder öffnete, hörte ich ein metallenes Klirren. Ich riss erschrocken die Augen auf, als ich sah was er in der Hand hielt. Er hatte sich eine frische Hose angezogen und Stiefel an, aber in der Hand hielt er Demeritium Handfesseln. Hatte er gemerkt, dass ich seinen Schreibtisch durchsucht hatte, oder hat er irgendwie anders rausbekommen, dass ich nur mit ihm spielte? Sagte er nicht am Vorabend, er bräuchte für heute mehr Scheiterhaufen. Die Panik ließ mein Herz rasen, doch ich bemühte mich äußerlich ruhig zu bleiben. „Hast du Angst, dass ich dir weglaufe? Möchtest du mich deshalb fesseln?“ versuchte ich zu scherzen. Er lachte, „Muss ich das denn, oder bleibst du freiwillig?“ scherzte er zurück. „Bis zum Ende!“ hauchte ich, als er direkt vor mir stand. Er beugte sich runter um mich zu küssen. „Die sind für dich, für den Fall, dass du wieder jemanden festnehmen möchtest.“ Grinste er und drückte sie mir in Hand. „Danke.“ Stotterte ich verblüfft. „Bitte. Begleitest du mich später, oder geht es dir noch nicht so gut?“ wollte er wissen. „Es wird gehen. Was hast du denn vor?“ stellte ich die Gegenfrage. „Das ist eine Überraschung. Es ist eine kleine Belohnung für deine hervorragende Arbeit.“ Versprach er mir. „Komm, Marian hat ein Bad für dich vorbereitet.“ Meinte er zu mir und führte mich ins Erdgeschoss, in einen Raum neben der Küche. Dorst stand ein hölzerner Zuber, der mit dampfenden Wasser gefüllt war. Er war gerade so groß, dass eine erwachsene Person darinsitzen konnte. An der Außenseite war ein kleines Brett angebracht, auf dem ein Stück Seife und ein Schwamm lagen. Er ließ mich mit dem warmen Wasser alleine und ich schlüpfte schnell aus meinen Sachen und in das Wasser, bevor Menge es sich anders überlegen könnte und zurückkam. Ich nahm den Schwamm und die Seife und schrubbte mich so doll wie möglich, ohne dass es Spuren hinterlassen würde. Als Menge nicht wieder reinkam, wusch ich mir schnell meine Haare und genoss dann noch für einen Augenblick das warme Wasser. Dann schnappte ich mir die Handtücher, wickelte mich in dem einen ein und mit dem anderen rubbelte ich meine Haare trocken, um dann ins Schlafzimmer zurück zu kehren. Menge saß unten schon am Tisch und wartete mit dem Frühstück auf mich. Da ich seine Blicke auf mir spüren konnte, flitzte ich schnell die Treppe hinauf und schloss die Tür hinter mir. Ich holte meine Sachen aus der Kammer und kleidete mich an. Nachdem ich überprüft hatte, ob noch alles da ist, nahm ich mir meine Waffen und die Rüstung und ging wieder runter. Ich setzte mich zu Menge an den Tisch und nahm mir ein wenig zu essen. Während wir aßen erzählte er mir, wie die Jagd am gestrigen Abend gelaufen war. Sie konnten einige Magier und Zauberinnen festnehmen, ebenso wie den Bettlerkönig und den größten Teil seiner Schergen. Sie alle würden verurteilt werden. Die Magier, weil sie Magier waren und die Anderen, weil sie Magier und Monster versteckt hatten und eine Revolte geplant hatten. Gut er erwähnte nichts von Geralt oder Triss, dann waren sie wohl wirklich nicht da gewesen. Nachdem Essen schlüpfte ich in meine Rüstung und verstaute alle meine Waffen. Die Handfesseln hängte ich an meinen Gürtel. Menge hatte sich in der Zeit ebenfalls komplett angezogen. Ich zog noch meinen Umhang über und setzte die Kapuze auf, ich wollte nicht länger als nötig wegen der Prellungen im Gesicht angestarrt werden. Dann verließen wir beide das Haus und ich folgte ihm die Straßen entlang. Er führte mich zum Platz der Hierarchen. Dort stand ein großer und mehrere kleinere Scheiterhaufen. Auf den kleinen standen unteranderen Janne und Luis, die beiden Doppler und der Bettlerkönig. Auf dem großen standen alle Magier und Zauberinnen, die in der stinkenden Hecke gefangen werden konnten. Menge führte mich zu dem steinernen Podest zwischen den Scheiterhaufen, ich blieb ein Stück hinter ihm stehen. Die Leute versammelten sich bereits, während die Hexenjäger die letzten Magier festbanden. Ich überblickte die Menschen Menge und beobachtete wie sie neugierig und aufgeregt mit einander tratschten. Der Feuerkorb auf dem Podest wurde entzündet und einige Fackeln hineingesteckt. Erneut huschte mein Blick über die Versammelten und blieb an einer auffälligen weißen Haarpracht hängen, die zum Platz geeilt kam. Geralt war hier und seine Augen huschten über die Scheiterhaufen, als würde er jemanden suchen. Caleb hatte meinen Blick bemerkt und gefolgt. „Ah er ist gekommen. Er hatte gestern nach dir gefragt und ich sagte ihm nur, wenn er dich sehen möchte, soll er heute Vormittag herkommen.“ Geralt hatte mich gesucht? Natürlich, schließlich hatte er mich gefesselt und geknebelt in einen Raum eingeschlossen und am nächsten Tag war ich weg. Aber es schien als würde er sich sorgen machen. Caleb hatte mittlerweile angefangen seine hitzige Rede zu halten, ich hörte nicht wirklich zu, bis er mich sanft an der Hüfte packte und zu sich ran zog. „Dank meiner liebsten Rose hier neben mir, die ein hervorragendes Beispiel dafür ist, wie wir mit der Bedrohung durch Monster und Magier umgehen sollten, können wir heute zwei weitere monströse Seelen, dem ewigen Feuer übergeben.“ Die Menge jubelte, doch meine Augen hatten Geralt nicht verlassen. Er starrte mich an, hatte mich entdeckt als Menge die Aufmerksamkeit auf mich lenkte. Als Caleb jedoch meine Kapuze herunterzog, verengten sich seine Augen. „Doch es ist eine Schande, das Anderlinge, nicht nur diese Monster beschützt und gedeckt hatten, sondern auch noch meine Liebste des nachts angriffen, nur weil sie ihre Bürgerpflicht getan hatte. Aber die Gerechtigkeit des ewigen Feuers siegt immer und so baumeln dieser Abschaum nun vor den Stadttoren, als Warnung was mit denen passiert, die sich gegen das Gesetz stellen. Aber meine zarte Rose ließ sich nicht unterkriegen und half maßgeblich dabei, den Schandfleck der Stadt, die stinkende Hecke und ihren selbsternannten Herrscher den Bettlerkönig auszuheben. Ihr haben wir es zu verdanken, dass viele Magier gefangen werden konnten um nun dem ewigen Feuer übergeben zu werden.“ Erneut jubelte die Menge und als Menge mich vor allen küsste, konnte man sogar einige Pfiffe hören. „Deswegen soll sie es heute sein, die die Seelen den reinigen Flammen des ewigen Feuers übergibt.“ Sprach er weiter. Was?! Hatte ich das richtig verstanden? Ich soll die Scheiterhaufen anzünden? Es schien wirklich so, er drückte mir eine Fackel in die Hand und führte mich zu dem ersten er Scheiterhaufen. Er führte meine Hand mit der Fackel zum Scheiterhaufen und hielt sie solange dort, bis das Holz Feuer gefangen hatte. Wie betäubt ließ ich ihn machen. Ich hätte nie damit gerechnet, die Feuer selbst entzünden zu müssen. Es ist etwas völlig anderes sie festzunehmen beziehungsweise zur Festnahme beizutragen, als das Feuer selbst anzufachen. Die Schreie des Dopplers waren grausig, der Qualm brannte in den Augen und der Gestank von brennendem Fleisch prägte sich tief in meine Nase ein. Erst als die Schreie des Dopplers verklungen waren, wandten wir uns dem nächsten zu. So ging es der Reihe nach. Der Bettlerkönig versprach uns Rache, die seine Leute und der Rest der großen Vier an uns vornehmen würden. Doch auch er musste den Flammen nachgeben und schrie seinen Schmerz heraus. Seine Haut verzog sich unter der Hitze und schien wie Kerzenwachs zu schmelzen, die Knochen zerbarsten, als sich die Glut durch die Muskelschichten fraß. Am schlimmsten war jedoch der große Scheiterhaufen. Es gab einen Chor von Agonie und Pein. Die mehrstimmigen Schreie halten über den ganzen Platz. Mein Magen rebellierte, es war meine Schuld das sie so grausam starben. Wie bei den anderen blieben am Ende nur verkohlte Körper übrig. Die, nachdem die Scheiterhaufen heruntergebrannt waren, als Asche vom Winde verweht wurden. Zumindest konnten sie nach ihrem Tod frei sein. Doch egal was ich bisher in meinem eben getan hatte, spätestens jetzt wäre mir ein Platz in der Hölle sicher. Geralt war zwischendurch verschwunden. Was vielleicht gut war, ich hätte ihn jetzt nicht gegenübertreten können. Als die letzten Schreie verklungen waren, zerstreute sich die Menge wieder, gingen ihrem Tagesgeschäft nach, gingen zurück nach Hause oder stöberten bei den Händlern. Caleb gab den Hexenjägern seine üblichen Befehle, neue Scheiterhaufen errichten, die Reste der alten entsorgen, dann wand er sich zu mir. „Was ist los meine Rose? Du bist so still?“ fragte er mich. Ich schluckte meine Übelkeit runter und versuchte zu lächeln. „Es ist alles ok, ich bin nur den Qualm und den Gestank nicht gewohnt.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. „Soll ich dich nach Hause bringen? Meine Männer können auch noch einige Zeit alleine klarkommen?“ bot er an. Doch ich lehnte ab. Ich hatte noch einiges zu erledigen und die Zeit wurde knapp. Ich verabschiedete mich von ihm und versprach ihm, heute Abend auf ihn zu warten. Er gab mir noch einen Kuss, bevor ich von dem Platz eilte. Als ich Stunden später mich auf den Weg zum Hafenviertel machte, konnte ich aus der Ferne sehen, wie Geralt in der Gegend rumlungerte. Es wäre heute Nacht soweit. Ich würde Menge versuchen abzulenken und im Hauptquartier halten, bis Geralt Triss ausliefern würde. Die Wache am Tor ließ mich ohne Zögern eintreten und ich ging, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, die Treppe nach oben, zum Amtszimmer von Menge. Ohne zu klopfen trat ich ein und Menge wollte schon etwas vermutlich ziemlich unschmeichelhaftes sagen, bis er bemerkte, dass ich es war. Sein Blick hellte sich deutlich auf. „Ich habe dich hier gar nicht erwartet, was verschafft mir das Vergnügen.“ Fragte er mich. Ich ging zu seinem Schreibtisch, „Ich dachte ich überrasche dich einfach.“ Lächelte ich. Dann zog ich eine Flasche Wein aus dem Beutel, den ich in der Hand trug und hielt sie hoch. „Zur Feier des Tages.“ Meinte ich. Er stand auf und kam um den Tisch herum und küsste mich. „Das ist sehr lieb von dir, aber wie du siehst habe ich den Tisch noch voller Arbeit. Warum wartest du nicht zu Hause auf mich?“ ich schüttelte den Kopf, „Wie wäre es, wenn ich dir helfe?“ stellte ich die Gegenfrage und nahm das erste Pergament, das ich zu fassen bekam. Meine Augen flogen über den Text, doch sie wurden mit jeder Zeile größer und mein Gesicht immer blasser. Schnell zog Menge es mir aus der Hand, „Das solltest du eigentlich nicht lesen. Ich wollte nicht das du es erfährst und schon gar nicht so.“ Er hielt mich im Arm und zog mich an seine Brust. Es war das Verhörprotokoll von einem der Elfen, die mich angegriffen hatten. Sie hatten nicht nur einfach vor gehabt mich auf der Straße zu überfallen und wie einen räudigen Köter tot zu prügeln, das Protokoll gab ziemlich grafisch wieder, was zumindest einige der Elfen mir alles antun wollten. Als Rache für die Festnahme, aber auch als Rache an Menge. Ich schluckte und ließ mich von Menge trösten, würde ich jetzt immer aufpassen müssen, dass ich nirgends alleine hinging, wenn keine Stadtwachen in der Nähe waren? Und das nur, weil ich einen Vorteil für Geralt und mich erhoffte, indem ich die Freundin von Menge spielte. Im Gegensatz zu dem was der Elf mit mir vorgehabt hatte, wäre der Tod auf dem Scheiterhaufen gnädig gewesen. Ich zitterte und meine Augen brannten, aber ich würde jetzt nicht weinen. Ich wollte nicht weinen, nicht jetzt, für einen Nervenzusammenbruch hätte ich später noch genügend Zeit. „Schhhh, alles gut. Sie können dir nichts mehr tun. Wir haben sie alle geschnappt.“ Er zog mich auf seinen Schoß, ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir uns durch den Raum bewegt hatten. Ich ließ mich noch eine Weile so halten, bis ich zumindest meinen Kopf von seiner Schulter nahm. „Ich denke ich könnte jetzt etwas Stärkeres als Wein vertragen.“ Bat ich. „Ja, lass mich kurz aufstehen, ich glaube ich habe noch etwas im Schrank. Ich stand von seinem Schoß auf und er ging zu seinem Bücherschrank, dort hatte er hinter einer Tür einige Flaschen stehen. Er nahm auch zwei Gläser mit und stellte sie auf den Tisch, dann goss er etwas ein. Ich nahm mir ein Glas und trank es sofort aus. Es war Wodka, ich schüttelte mich, es schmeckte scheußlich und brannte in der Kehle. Doch ich hielt Menge das Glas hin, damit er es erneut füllte. Mit dem zweiten Glas stieß ich mit ihm an. Als ich auch dies geleert hatte, kicherte ich leicht. Als Menge fragte was los sei, erzählte ich ihm, wie Geralt mit Wodka meine Wunde am Rücken säuberte und dann nähte. Natürlich wollte er dann auch wissen, wie ich die Verletzung bekommen hatte. „Und dann, als wir unser Lager zur Nacht errichtet hatten, meinte er ich solle im Fluss baden, da ich wie ein toter Nekker stinken würde. Dabei war er es doch selber, der das Vieh auf meinem Rücken getötet hatte. Und dann hat er mich auch noch beim Baden beobachtet.“ Kicherte ich. Sofort spürte ich seine Arme besitzergreifend um mich. „Er hat dich nackt gesehen?“ fragte er eifersüchtig. „Nur aus der Ferne und im Dunkeln, außerdem war das sicherlich nicht freiwillig von mir.“ Antwortete ich schnell. „Er hat wirklich keinen Anstand.“ Grollte er. Ich stimmte ihm zu. Er hielt mich immer noch fest und fing dann an, meinen Hals zu liebkosen. Ich schob ihn leicht weg, „Sagtest du nicht, du hättest noch so viel zu tun?“ fragte ich ihn lachend. „Hm, aber ich könnte mir gerade etwas sehr viel Schöneres vorstellen.“ Murrte er und machte weiter. Ich schob ihn erneut weg. „Aber dann hast du morgen noch mehr zu tun. Wie wäre es, wenn ich mir eines deiner Bücher nehme und ein wenig lese, während ich dir leise Gesellschaft leiste?“ fragte ich ihn. „Hm.“ Machte er, hörte aber nicht sofort auf. „Du weißt gar nicht wie glücklich du mich machst.“ Flüsterte er und drückte kurz seinen Schritt an mich. „Oh, aber ich kann es spüren.“ Lächelte ich gequält zurück, ein Glück, das er gerade nicht mein Gesicht sehen konnte. „Ich werde mich beeilen.“ Versprach er und ließ mich endlich los. Bevor er sich wieder an seine Arbeit machte, öffnete er den Wein und goss uns davon etwas ein. Er setzte sich mit seinem Glas an den Schreibtisch, während ich mit einem Buch, an dem kleineren Tisch platznahm. Natürlich hatte er keine Bücher, die zur reinen Unterhaltung dienten, also nahm ich mir ‚Mein Manifest – Das Leben von Jacques de Aldersberg‘. Nun das Leben von de Aldersberg war sicherlich interessant und beschrieb, warum er nicht als Magier galt, sondern seine Kräfte vom Ewigen Feuer erhielt. Es betonte auch immer wieder, wie wichtig es sei, dass die Menschen zusammenhalten mussten, um nach dem weißen Frost, eine starke Gemeinschaft aufbauen zu können, unter seiner Führung natürlich. Leider klärte es nicht auf, ob es sich bei ihm wirklich um Alvin handelte, oder wie er an dessen Demeritium Halskette kam. „Hm, so vertieft in die Geschichte des Ordens?“ hauchte Menge von hinten an mein Ohr. Ich erschrak leicht, ich hatte gar nicht gemerkt das er von seinem Schreibtisch aufgestanden war. Aber ich hatte auch gar nicht gemerkt, dass ich das Buch beinahe durchgelesen hatte. „Wie wäre es, wenn wir es uns ein wenig bequemer machen?“ fragte er hoffnungsvoll. Mein Blick huschte zu seinem Schreibtisch. Tatsächlich waren mittlerweile alle Dokumente weggeräumt. Sein Mantel und sein Gurtzeug hingen ordentlich über der Stuhllehne. Geralt, lass dir nicht zu viel Zeit, lange kann ich ihn nicht mehr vertrösten. Dachte ich mir im Stillen. „Ich habe gar nicht bemerkt, dass du schon fertig bist.“ Murmelte ich und schloss das Buch. Menge griff um mich herum und öffnete die Schnalle meines Schwertgurts. Er stellte es zur Seite und fing an, auch meinen Gürtel zu öffnen. Ich legte ihn selber zur Seite, aber nicht, weil ich so begierig auf Menge war, sondern eher aus der Befürchtung, dass sonst etwas aus der Tasche fallen könnte, dass Menge nicht sehen sollte. Nun stand ich aber vor ihm und er machte sich das gleich zu Nutze, er fing an meine Rüstung zu öffnen, während er abwechselnd entweder meinen Hals oder mein Ohr liebkoste. Als er sie so weit geöffnet hatte wie es ging, zog er die mir auch aus. Küssend schob er mich rückwärts, bis ich mit dem Rücken zur Wand stand. Mit seinen Händen strich er mir über die Seiten und gleichzeitig lockerte er mit seinen Zähnen, die Schnürung an meinem Hemdausschnitt. Mein Hexeramulett, dass ich von Letho bekommen hatte, war sicher verstaut in einer meinen Taschen, ich hatte es vorsorglich abgenommen, als Menge mir vor einigen Tagen immer näherkam. Ich wollte unnötiges Misstrauen und Diskussionen vermeiden. Vielleicht hätte er es mir sogar abgenommen, weil es in seinen Augen magisch sein könnte. Aus demselben Grund hatte ich ihm auch nicht das Artefakt gezeigt, dass ich in dem Haus von Triss gefunden hatte. Er küsste mich gierig und schob ein Bein zwischen meine Oberschenken. Wenn Geralt nicht bald kam, würde ich meine Tarnung auffliegen lassen müssen und auf das Überraschungsmoment zählen müssen. Den in Punkto Kampferfahrung lag Menge sicherlich deutlich vor mir. Da ich nicht einfach unbeteiligt rumstehen wollte, hob ich meine Hände und legte meine Arme um seinen Hals. Er selber platzierte eine Hand ihn meinem Nacken, die andere an er Wirbelsäule ein Stück oberhalb meines Kreuzbeines und strichen zärtlich darüber. Oh fuck, wenn er so weiter machte, konnte ich bald nicht mehr wiederstehen, egal was für ein Arschloch Menge war. Er fand meine sensiblen Stellen, als würde er sie schon ewig kennen. Mein Körper sehnte sich nach körperlicher Zärtlichkeit und hier wurde sie freiwillig und scheinbar ziemlich erfahren geboten. Ich konnte spüren, wie meine Erregung wuchs und sich als Hitze in meinem Unterleib ausbreitete. Keuchend löste ich mich aus dem Kuss. Ich hatte draußen laute Stimmen gehört. „Ignorier sie, meine Männer wissen das ich nicht gestört werden will.“ Knurrte er, während sein Gesicht noch immer in meinem Dekolleté vergraben war. Dann nahm er meine Hände und hob sie mir über den Kopf, wo er sie mit einer Hand festhielt. Die andere Hand verirrte sich unter mein Hemd und strich über meinen Rippenbogen. Er rieb sich an mir und ich konnte das Stöhnen nicht mehr unterdrücken, dies nutzte Menge und schlängelte seine Zunge in meinen Mund. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Geralt kam in den Raum gestürmt. Ich gab einen kleinen erstickten Schrei von mir, als ich ihn sah. Geschockt und leicht grün im Gesicht blieb er stehen, als er uns bemerkte. „Ich sagte doch, dass ich nicht gestört werden will.“ Knurrte Menge wütend und ließ vollständig von mir ab, ehe er sich zum Störenfried umdrehte. Ich wurde rot, war die Nase eines Hexers eigentlich so gut, dass er auf Entfernung die Erregung riechen konnte? „Hexer! Was willst du?“ man konnte deutlich hören, wie unzufrieden er über die Störung war. Ich zog schnell mein Hemd wieder gerade und versuchte mein Haar zu glätten. Einer der Hexenjäger kam ebenfalls in den Raum. „Verzeihung Kommandant, er wollte sich nicht abwimmeln lassen. Er hat Triss Merigold ausgeliefert und er erwähnte das er Informationen über den Standort von Philippa Eilhart hätte.“ Erklärte er entschuldigend. Ich trat direkt hinter Menge. „Ich sagte dir doch, scher sie nicht alle über einen Kamm.“ Flüsterte ich ihm zu. Doch Geralt hatte es gehört und zog missbilligend eine Augenbraue hoch. Ungesehen von Menge zwinkerte ich dem Hexer zu, was diesen noch mehr zu verwirren schien. Während Menge sich wieder an seinen Schreibtisch setzte und Geralt zu sich ran winkte, suchte ich meine Sachen zusammen und zog sie wieder an. Als man den ersten Schrei von Triss im Nebenraum hörte, zuckte ich vor Überraschung zusammen. Aber dann lächelte ich böse. Triss, das ist deine Strafe für das was du mit Geralt gemacht hast. Dachte ich mir. Die vertrocknete Rose der Erinnerung zeigte deutlich, dass es sich nie um wahre Liebe gehandelt hatte. Denn wenn es so gewesen wäre, sehe sie so frisch aus, wie an dem Tag, an dem sie in Flotsam gepflückt wurde. Das Gespräch verlief weites gehend wie ich es aus dem Spiel kannte. Nur das ich daneben stand und Menge mir einige bedeutsame Blicke zuwarf. Doch auf einmal wurde es sehr still im Nebenraum und gerade als Menge aufstehen wollte, um nach zusehen was los sei, kam Triss durch die Tür gestürmt. Sie warf sofort einen ihrer Feuerbälle in unsere Richtung, aber ohne zu zögern, sprang Menge auf und schirmte mich ab. Wenn Liebe weh tun würde, würde Menge nur noch schreien. Momentmal, das tat er doch gerade. Er hatte den Feuerball in den Rücken bekommen und im Gegensatz zu seinem verstärkten Ledermantel, schützte ein einfaches Stoffhemd nicht vor der Hitze. Ich hatte mittlerweile einen meiner Dolche in der Hand, ich hatte ihn unauffällig gezogen gehabt. „Meine Rose, du musst dich in Sicherheit bringen, ich halte sie auf.“ Forderte er mich auf und drückte mir einen letzten Kuss auf. „Es tut mir leid Caleb.“ Flüsterte ich und rammte ihn den Dolch in den Bauch. „Ich hatte dir ja gesagt, ich bleibe bis zum Ende, deinem Ende. In einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit, hätte vielleicht etwas aus uns werden können, du wärst sicherlich ein guter Liebhaber gewesen. Aber nicht hier und nicht jetzt. Wir sehen uns in der Hölle.“ Flüsterte ich weiter, zog den Dolch und stach ein weiteres Mal zu. Sein Blut sprudelte aus der Wunde und er versuchte vergeblich, die Blutung mit seinen Händen aufzuhalten. „Warum?“ fragte er mich, doch auf diese Frage schwieg ich. In seinen Augen stand der Schmerz geschrieben, nicht nur der körperliche, sondern auch der seelische. Seine Augen zeigten sein gebrochenes Herz. „Er gehört dir Triss.“ Ich stieß ihn von mir. Sein Hemd war schon mit Blut durchtränkt und auch an meinen Händen klebte sein Blut. Er taumelte Rückwärts, direkt auf die Zauberin zu. Sie hatte ebenfalls einen Dolch in der Hand. Sie drehte den bereits geschwächten Menge zu sich um und stach ihm, ihren Dolch von unten durch die Kehle. Gurgelnd und mit einem gebrochenen Blick in meine Richtung sank er zu Boden. Sie trat noch einige Male auf ihn ein. Doch durch den Tumult, der vorher entstanden war und sicherlich auch der Schrei von Menge, wurden die Hexenjäger angelockt. Schnell blockierte ich die eine Tür, so dass wir die anderen Beiden im Auge behalten konnten und sich keiner unbemerkt anschleichen konnte. Ich blieb hinter Triss und Geralt, denn die Beiden konnten sich im Gegensatz zu mir mit einem magischen Schild schützen. „Unten im Hof stehen explosive Fässer!“ rief ich Triss zu. Sie verstand, auch wenn sie mir immer wieder misstrauische Blicke zu warf. Als würde sie warten, dass ich ihnen jederzeit in den Rücken fallen würde. Sobald sie den Balkonartigen Vorbau an der Treppe von den Hexenjägern befreit hatten, konzentrierte sie sich darauf, die Fässer mit ihren Feuerbällen zu treffen. Ich eilte zu der Leiche von Menge und suchte nach dem Schlüssel. Irgendwo im Futter müsste er eingenäht sein. Aber weder in Hemd oder Hose fand ich ihn. Also musste er in seinem Mantel sein. Ich ging zu dem Stuhl herüber, wo er den Mantel vorhin hingehängt hatte. Er war mittlerweile zu Boden gefallen, ich durchsuchte ihn und fand den eingenähten Schlüssel. Ich steckte ihn ein. Ich würde ihn später an Dijkstra übergeben, sollten Triss und Geralt doch ruhig ein bisschen ins Schwitzen kommen. Ich trat nach draußen auf den Vorbau zur Treppe und beobachtete wie Geralt die letzten Hexenjäger abschlachtete. Ich hatte mich auf das Geländer gestützt und bestaunte die Fähigkeiten von Geralt, als ein Feuerball haarscharf an mir vorbeiflog. Sofort ruckte mein Kopf rüber, wo Triss stand. „Pass doch auf, das hätte ins Auge gehen können.“ Rief ich zu ihr. „Das sollte es auch!“ keifte sie zurück. „Kein rum gezicke jetzt!“ mischte Geralt sich ein. „Sei du mal ganz still. Ihr wart es schließlich die meinen Plan ruiniert haben!“ zischte ich ihn an. „Ach ja? Was für einen, wolltest du ihn vorher Heiraten?“ kam es von Triss. „Nein! Wenn ich etwas mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich Menge dazu bringen können, Rittersporn zu begnadigen!“ Das ließ die beiden effektiv verstummen. „Du wusstest von Anfang an das er Rittersporn hat? Warum hast du nichts gesagt?“ wollte Geralt laut wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein nicht von Anfang an, außerdem hast du mich nicht gefragt. Du hast dir einfach eine Meinung gebildet ohne nach den Gründen zu fragen. Das ist doch schon so gewesen, als du mich das erste Mal in Wyzima gesehen hattest.“ Die Beiden gingen in Richtung Arbeitszimmer. „Komm vielleicht finden wir noch irgendwelche Hinweise.“ Meinte Geralt zu Triss und ignorierte meine Vorwürfe gekonnt. Ich folgte den beiden und beobachtete wie sie das Zimmer auf den Kopf stellten. Aber außer den Brief und den Folianten, fanden sie nichts Wichtiges. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob Geralt vielleicht die Verhörprotokolle in die Hände gefallen waren. Er musterte mich zumindest zwischendurch recht merkwürdig. Sie besprachen ihre Funde kurz, bis ich sie darauf Aufmerksam machte, dass wir vielleicht langsam mal verschwinden sollten. Ich schloss die Tür zum Hinterhof auf und als wir unten waren, fingen die Beiden an, Feuer zu legen mir sollte es recht sein, so würden wenigstens alle Beweise vernichtet werden. In einem Wasserfass hatte ich mir noch schnell die Hände vom Blut gereinigt, denn es würde sicherlich Fragen aufwerfen, wenn mich eine Wache mit blutigen Händen sehen würde. Geralt half mir auf den Dachvorsprung, als Triss sich wegteleportiert hatte. Auf der anderen Seite durchbrach er die Mauer. Und ich wollte in die andere Richtung davon gehen, als Geralt mich aufhielt. „Wo willst du jetzt schon wieder hin? Ich will jetzt mal langsam einige Erklärungen haben!“ ich drehte mich zu ihm zurück. „Ins Haus von Menge, wenn ich nicht direkt den Verdacht auf mich und dann somit auch auf dich lenken will, muss ich noch eine Zeitlang so tun, als wäre ich wirklich Menges Geliebte gewesen. Und jetzt lass mich gehen, sie werden wahrscheinlich bald an der Haustür klopfen und dann wäre es besser, wenn ich da wäre. Wir können später darüber sprechen.“ Ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern huschte schnellst möglich durch die Gassen. Ich hatte mich gerade ins Schlafzimmer geschlichen und mich soweit entkleidet, dass man mir glauben würde, dass ich gerade aus dem Bett kam und verwuschelte mir meine Haare, als es schon ungestüm an die Tür klopfte. „Miss, Miss bitte wachen sie auf, es ist wichtig. Etwas ist mit Master Menge!“ hörte ich Marian rufen. Ich zerwühlte noch kurz das Bett und ging dann zur Tür. „Marian, was ist denn los?“ fragte ich möglichst schläfrig, als ich sie öffnete. „Schnell Miss, einer der Hexenjäger steht unten und will sie dringend sprechen.“ Ich schaute an mir runter, nur in ein Hemd gekleidet würde ich dem sicherlich nicht gegenübertreten. „Ich komme sofort runter ich ziehe mir nur schnell etwas an.“ Sagte ich und ging zurück ins Schlafzimmer. Ich zog mir schnell eine Hose an und schlüpfte in meine Stiefel. Während ich die Treppe heruntereilte, schob ich mir das Hemd in die Hose. „Marian sagte es wäre etwas mit Caleb?“ fragte ich hektisch. Der Hexenjäger sah irgendwie bestürzt aus, „Die Quartiere, sie wurden angegriffen. Kommandant Menge, er war, er war in seinem Arbeitszimmer, als auf einmal alles in Flammen aufging.“ Stammelte er. Ich ließ meine Augen groß werden, so als würde ich es jetzt zum ersten Mal hören. „Was ist mit Caleb, konnte er sich retten? Ist er im Hospital?“ fragte ich schnell. Er schüttelte den Kopf, „Nein, niemand hat ihn gesehen.“ Ich schnappte nach Luft. „Ich bin sofort wieder da.“ Rief ich und lief die Treppe rauf. Ich schlüpfte in meine Rüstung, legte den Schwertgurt um und befestigte den Gürtel, als ich schon wieder auf der Treppe war. „Nun komm schon, wir müssen etwas tun!“ rief ich dem Jäger zu, als ich aus der Haustür eilte. Zusammen mit dem Jäger rannte ich durch die Gassen zu den brennenden Quartieren. Davor hatten sich für diese Zeit erstaunlich viele Schaulustige versammelt. Ich lief, so als wäre ich wirklich panisch über den Verbleib Menge auf die Tore zu und rief seinen Namen, doch wie erhofft griff einer der Hexenjäger nach mir und hielt mich fest. „Wir können nicht rein, es ist viel zu gefährlich.“ Versuchte er mich aufzuhalten und um wie es zu bestätigen, gab es im inneren eine Explosion. „Aber Caleb! …“ fing ich an. Er hielt mich nur noch fester fest. „Es tut mir leid, wir können nichts tun.“ Sagte er und führte mich weg. Er setzte mich an die Seite auf eine niedrige Mauer und blieb bei mir stehen. „Was ist passiert? Vorhin war noch alles in Ordnung!“ flüsterte ich. Der Mann neben mir zuckte mit den Schultern. „Wir wissen es nicht. Es gab Explosionen und als die ersten eintrafen, waren alle Kameraden tot und dann ging alles in Flammen auf. Wir vermuten das es sich um einen Racheakt handelte.“ Ich nickte, gut niemand schien einen Verdacht geschöpft zuhaben. Ich weiß nicht wie lange ich da so gesessen hatte, aber irgendwann kam jemand und brachte mich nach Hause, also ins Haus von Menge. Ohne ein weiteres Wort zusagen, verzog ich mich ins Schlafzimmer. Ich verkroch mich ins Bett, ich war bereits den ganzen Tag und den größten Teil der Nacht auf den Beinen. Ich war hundemüde, doch die ganze Situation zerrte an meinen Nerven und ließen meinen Geist nicht zur Ruhe kommen. Ich hielt mich anfangs für so schlau und fühlte mich überlegen, als ich die Idee hatte, doch mittlerweile war ich mir nicht mehr sicher, ob es das alles Wert war. Vielleicht hätte ich Yennefer am Anfang doch die ganze Wahrheit erzählen sollen, oder zumindest Geralt. Doch jetzt müsste ich es alleine durchstehen. Ich beschloss, wenn ich Letho wiedersehen würde, dass ich ihm dann die Wahrheit sagen würde. Vorausgesetzt er würde mir überhaupt zuhören. Ich hoffte, ihn würde eine der Nachrichten erreichen, die ich versucht hatte ihm zukommen zulassen. Als ich am Vormittag in der nilfgaarder Botschaft war, bat ich darum, einen Boten in ganz Kaedwin eine Nachricht an alle Anschlagsbretter anbringen zu lassen und auch an Yennefer hatte ich einen Brief versenden lassen. Ich erklärte ihr, dass sie bitte erst mit mir reden würde, bevor sie irgendwelchen Gerüchten glaubt und dass sie diese Nachricht, wenn möglich auch an Letho weiterleiten würde. Die Nachricht an Letho hatte ich ein wenig verschlüsselt, so dass sie hoffentlich nicht auf mich oder Letho zurückgeführt werden kann. Es war an meinen großen Kuschelbären adressiert und mit Krümel unterschrieben, außer Letho und vielleicht auch Geralt, sollte keiner etwas damit anfangen können. Am nächsten Tag gab es im Tempel des ewigen Feuers eine Trauerfeier, für die Angehörigen, der durch das Gemetzel von Geralt verstorbenen Hexenjäger. Ich hielt mich nur am Rand auf und wich allen so gut wie es mir möglich war aus. Sobald es der Anstand erlaubte, verzog ich mich auch wieder. Schließlich trauerte ich nicht wirklich und auch wenn ich niedergeschlagen wirkte, heulte ich doch nicht wie die anderen Frauen, die ihre Männer, Väter, Brüder oder auch Söhne verloren hatten und dies würde sicherlich irgendwem auffallen. Ich nahm die Beileidsbekundungen entgegen, denen ich nicht ausweichen konnte und war einfach nur froh, als ich von dort verschwinden konnte. Ich blieb die nächsten Tage einfach im Bett, ich wollte keinen sehen und mit keinem umgehen müssen. Alle hielten es für eine Trauerreaktion, doch ich versuchte nur irgendwie mit meinem Gewissen klar zu kommen. Marian kam regelmäßig vorbei um nach mir zu sehen und dafür zu sorgen, dass ich wenigstens eine Kleinigkeit aß und einmal kam einer der Priester vorbei, ein typischer Beileidsbesuch gepaart mit einer Predigt, das Menge jetzt an einem friedlichen Ort ohne Magie und Monster wäre und dort auf mich warten würde und das wir jetzt nicht die Hoffnung und den Glauben aufgeben dürften. Ich ließ ihn einfach reden und stimmte ihn an den richtigen Stellen zu. Wenn Menge dort wirklich auf mich warten würde, dann sicherlich nicht mehr aus Liebe. Ich hatte mich gerade wieder einmal im Bett herumgedreht und versuchte das Tageslicht mit der Bettdecke auszusperren, als die Tür aufgerissen wurde. „Marian ich brauch nichts!“ nuschelte ich automatisch. Doch die schweren Schritte verrieten, dass es sich nicht um Marian handeln konnte. „Hier hast du dich verkrochen, komm du hast genug geschmollt!“ konnte ich die vertraute Stimme von Geralt hören. Er zog mir die Decke vom Kopf. „Was, wie?“ wollte ich erschrocken wissen. „Du wirst mich jetzt auf einen Hexerauftrag begleiten und heute Abend erklärst du die Situation endlich mal. Zoltan ist auch sehr neugierig.“ Bestimmte er, dann warf er mir meine Sachen zu. Meine Tunika landete auf meinen Kopf und ich konnte Geralt ein wenig Lachen hören. Grummelnd zog ich sie von meinem Kopf und setzte mich auf. „Wie hast du ich hier eigentlich gefunden?“ fragte ich ehrlich neugierig. „Einer der Hexenjäger, ich glaube der der dich hierhergebracht hatte, machte sich sorgen, weil man dich seit Tagen nicht mehr gesehen hatte und kam zu mir, er erinnerte sich daran, dass wir zusammen hergereist waren. Außerdem sollte ich, falls dich die Rache ebenfalls getroffen hätte, direkt Ermittlungen anstellen.“ Höhnte er. „Und wie ein treuer Spürhund bist du direkt losgezogen?“ stichelte ich ein wenig. Er schüttelte den Kopf, „Nein, ich habe abgelehnt, aber Zoltan hielt es für eine gute Idee.“ Ich seufzte. „Um was für einen Vertrag handelt es sich?“ wollte ich wissen und wechselte das Thema. „Etwas greift die Wachen an.“ Meinte er. „Und du willst mich mitnehmen?“ fragte ich ihn. „Ja und wenn das erledigt ist, kommst du mit ins Rosmarin.“ Ich stand auf, so war es vielleicht besser, als wenn ich von mir aus wieder irgendwann im Rosmarin aufgetaucht wäre. „Gib mir ein paar Augenblicke, dann werde ich runterkommen.“ Ich sammelte die Kleidungsstücke zusammen, die Geralt mir aufs Bett geworfen hatte. Geralt rümpfte die Nase, „Ich gebe dir etwas mehr Zeit, du solltest dich vielleicht auch waschen, ein Bad wäre vielleicht noch besser aber dafür haben wir keine Zeit.“ Ich blickte ihn finster an, „Dann hau schon ab, Marian wird dir sicherlich eine Kleinigkeit zubereiten.“ Er nickte und verließ das Schlafzimmer wieder. Ich wusch es mich so gut es eben mit einer Waschschüssel und ohne fließend Wasser ging. Dann sammelte ich alles ein und ging fertig angezogen herunter. Geralt saß am Tisch, auf Menges Platz und verspeiste ein Sandwich. Als ich unten war drückte Marian mir ebenfalls eines in die Hand und erzählte wie Glücklich sie wäre, dass ich endlich einmal wieder aus dem Schlafzimmer gekommen sei. Geralt nahm dies Stirnrunzelnd zur Kenntnis. Als wir fertig waren, erklärte ich Marian, das ich noch nicht wusste, ob ich wieder herkäme. Schließlich wäre dies nicht mein Haus und alles würde mich an Menge erinnern. Sie sah ein wenig traurig aus, als ich ihr das gesagt hatte, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es wahr war, was ich ihr gesagt hatte. Ich folgte Geralt durch die halbe Stadt, bis zu der Brücke am Fischmarkt. Dank seiner Anwesenheit wurde ich von den meisten Beileidsbekundungen verschont, da die meisten Novigrader sich nicht in seine Nähe begeben wollten. Geralt ging auf die Novigrader Wache zu, die an der kleinen Brücke stand. Mürrisch schaute er Geralt an, „Was willst du?“ fragte er den Hexer. Ich trat neben ihn, „Wir sind wegen des Auftrags hier.“ Gab Geralt brav Antwort. Die Wache erblickte mich und sofort änderte er seine Haltung. „Natürlich. Mein Beileid zu deinem Verlust Miss.“ Sprach er zu mir und ich gab ihn ein Kopfnicken. „Also was ist das für ein Monster?“ fragte ich die Wache. „Ah, ja. Eine Nachtwache wurde ermordet. Zähe Männer, bis an die Zähne bewaffnet. Muss eine Bestie gewesen sein.“ Erklärte er. „Muss? Was macht dich so sicher?“ hakte Geralt nach. Betrübt ließ die Wache den Kopf hängen, „Wenn du die Leichen gesehen hättest, …“ „Wie sahen den die Leichen aus?“ wollte Geralt es genauer wissen. „So was habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen und ich habe viele Leichen gesehen. Kennst du die Geschichten von Menschen, die in Serrikanien gestorben sind? Vor Hitze? Diese Leichen stammten direkt aus diesen Geschichten.“ Führte die Wache aus. Jetzt bestätigte sich mein Verdacht, wir würden die Sukkubus Salma jagen. Na das konnte ja was werden, so mit mir im Schlepptau. „Die Leichen wurden begraben? Wo?“ führte Geralt seine Befragung weiter fort. „Auf Befehl hin wurden sie verbrannt. Unser Arzt hat sie sich vorher angesehen. … Rede mit ihm. Er ist am Hafen.“ Schickte uns die Wache weiter. „Wir werden sehen, was wir tun können.“ Versicherte Geralt. „Wir bezahlen dich auch. Die Jungs und ich haben für eine Belohnung zusammengelegt.“ Versprach die Wache noch und wir machten uns auf den Weg in den Hafen. Wir gingen die Gasse am goldenen Stör entlang und Geralt hielt kurz am dortigen Anschlagbrett an, doch etwas wirklich Interessantes gab es dort nicht. Ein alter Aushang zum großen Erasmus-Vegelbud-Gedächtnisrennen und ein Aufruf zu einem Faustkampf. Wir gingen an der Taverne vorbei und ich besah mir nebenbei die großen Schiffe, die im Hafen ankerten. Wir gingen an den Docks entlang, bis wir auf den Arzt stießen. Er kniete an einer Kiste und kramte darin herum, während er eine lederne Pestmaske trug. „Du bist der Arzt …“ fragte Geralt. Der Angesprochene stand auf und drehte sich zu uns um. Spätestens die große silberfarbene Brosche mit dem Äskulapstab zeigte deutlich, dass er ein Arzt war. „Was kann ich für dich tun?“ fragte er, aber wie die Wache eben, stockte er kurz als er mich neben dem Hexer sah. Er zog seine Maske von seinem Gesicht. „Mein Beileid. Diese Prellungen im Gesicht sehen aber schlimm aus. Ich könnte dir eine Salbe dafür verschreiben.“ Meinte er dann zu mir. Ich schüttelte den Kopf, „Nein danke. Ich habe bereits eine vom Hospital erhalten. Wir kommen wegen der toten Nachtwache. Uns wurde gesagt, du hättest die Leichen untersucht.“ Lehnte ich sein Angebot ab. Von ihm wollte ich nichts, im Spiel war sein Gesicht ja die ganze Zeit verborgen gewesen, aber so konnte ich meinen damaligen Verdacht bestätigen. Er war nicht nur Arzt, er war der örtliche Leichenbeschauer und ein Vampir. Derselbe, der Priscilla demnächst angreifen würde. Aber jetzt gerade konnte ich nichts gegen ihn tun. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Haben ihre Freunde euch angeheuert? Gut ich helfe euch gerne.“ „Ich habe gehört, dass die Leichen vertrocknet waren.“ Fing Geralt mit seinen Fragen an. „Glaubst du auch, dass sie von einer Bestie getötet wurden? … Ich nicht, sie waren vertrocknet. Vielleicht wollten sie einen Magier festnehmen, der sie verzaubert hat.“ Geralt ging auf diese Gegenfrage erst gar nicht ein und stellte die nächste. „War es Dehydration?“ Der Arzt schüttelte den Kopf, „Ganz sicher nicht. Aber ich weiß nicht, womit es sich vergleichen lässt.“ Geralt fragte weiter. „Die letzte Leiche, … wo wurde sie gefunden?“ „In einer Seitengasse, an der Straße vom Hafen zu den Freudenhäusern. Sie wurde mitten in der Nacht dorthin gebracht.“ Geralt nickte, „Den Ort muss ich mir mal ansehen. Hast du an den Leichen Klauen- oder Bissspuren gefunden?“ wollte er wissen. „Bissspuren nein, Klauenspuren nicht unbedingt. Nur Kratzer, wahrscheinlich von Fingernägeln, von ihren Abenteuern bei den Huren …“ wiegelte er ab. Geralt bedankte sich und wir verließen den Ort. „Was denkst du?“ fragte ich ihn. Ich hatte die ganze Unterhaltung still mit angehört, kannte ich sie doch schon und auch was wir finden würden. „Das ich mir erst den Fundort ansehen muss, um etwas genaueres Wissen zu können.“ Meinte er leicht abweisend. „Schon gut, erzähl mir deine Vermutungen eben nicht. Ich wollte nur das Schweigen überbrücken, denn sonst hättest du genauso gut alleine gehen können.“ Murrte ich. Ich sagte doch schon, wir werden später reden. Vorher gibt es nichts zu sagen.“ Sagte er knapp und ging ein wenig schneller, so dass ich nun hinter ihm her ging. Ich folgte ihm die ganze Still, wie ein kleines gescholtenes Kind. Er fand die Spuren und verfolgte sie bis zur Hintertür der Krüppel Katie. Die war natürlich verschlossen, so dass wir zurück zur Vordertür gehen mussten. „Oh die Welt geht unter – ein Hexer hat mein Bordell betreten!“ wurden wir auch gleich von der Tavernenwirtin begrüßt. „Was ist daran seltsam?“ wollte Geralt wissen. „Du bist seltsam! Jeder weiß das Hexer widernatürliche Mutanten sind. Und dies ist ein anständiger Puff, hier haben die Nutten Prinzipien. Also spuck es aus. Bist du in der Hose sortiert wie ein normaler Mann?“ gab sie ihren Vortrag. Ich kicherte, als Geralt auf diese Frage antworten wollte. „Was gibt es da zu lachen?“ wollte die Wirtin empört wissen. Ich trat näher, „Nun die Tatsache das Geralt auf diese unverschämte Frage antworten wollte.“ Er schaute mich böse an. Die Wirtin schaute von mir zu ihm und wieder zurück. „Der Geralt? Geralt von Riva aus Rittersporns Balladen? Und wer bist du?“ wollte sie dann wissen. Ich verdrehte die Augen. „Ja genau der. Geralt von Riva, weißer Wolf oder auch Schlächter von Blaviken. Mich nennt man Alanya und ich bin, …“ wollte ich mich vorstellen, doch die Wirtin unterbrach mich. „Die Geliebte von Menge.“ Ich nickte, „Auch, aber eigentlich wollte ich sagen, dass ich das Anstandsmädchen für den Hexer bin. Deine Mädchen haben also nichts zu befürchten.“ Die Wirtin nickte, während Geralt die Arme vor der Brust verschränkte. „Aber was wollt ihr dann hier?“ fragte sie verwirrt. „Hast du von den Morden gehört? Den Wachen?“ mischte Geralt sich nun wieder ein. „Hier sterben viele. Vor Vergnügen.“ Meinte sie nur. „Alle Spuren führen hier her!“ warf Geralt ein. „Du kannst gar nichts beweisen!“ fauchte die Wirtin aufgebracht. „Hör mal, Menge hat dir mit den Skelligern geholfen, jetzt hilfst du uns. Wenn es eines deines Mädchen war, werden wir nur mit ihr reden. Sag uns also die Wahrheit, wenn wir sie selber aufspüren müssen, könnte es anders aussehen.“ Mischte ich mich nun ein. Beide, die Wirtin und Geralt, schauten mich skeptisch an. „Ihr wollt nur mit ihr reden? Keine Gewalt?“ fragte die Wirtin. Ich nickte, „So lange sie vernünftig bleibt und uns nicht angreift, wird sie nichts zu befürchten haben.“ Versprach ich. Die Wirtin blickte sich verstohlen um, „Sie ist ein Sukkubus, sie zieht Kunden an, unsere Einnahmen sind gestiegen. Ich weiß das sie eine Bedrohung ist, aber … ich wusste nicht das sie tötet.“ Gab die Wirtin dann doch zu. „Ein Sukkubus. Wo finden wir ihn?“ wollte Geralt wissen. Ich habe sie in einem Haus in der Nähe untergebracht. Hier ist der Schlüssel.“ Sie gab ihn Geralt und wir verabschiedeten uns vorerst. Als wir draußen waren grinste ich Geralt an, das hatte ich doch gut gelöst gekriegt, aber Geralts Blick ließ meine Schultern wieder fallen. Erneut trottete ich ihm hinterher. Wir fanden das Haus relativ schnell und stiegen dann direkt die Treppe rauf. Oben angekommen schloss Geralt die Tür auf und wir traten ein. „Wer bist du?“ fragte der Sukkubus, als sie Geralt sah. Er trat noch ein wenig näher, aber dann fiel ihr Blick auf mich. Sofort sprang sie auf ihre Füße, ähm, Hufe. Sie schien jederzeit bereit einen Feuerball auf mich zu werfen. „Ich lasse mich nicht so einfach verhaften!“ rief sie in meine Richtung. Ich hob die Hände, um zu zeigen das ich ihr nichts Gefährliches will. „Deswegen sind wir gar nicht hier.“ Versuchte ich sie zu beschwichtigen. Doch es schien nicht wirklich zu wirken. Ich sah Geralt an, „Ich denke ich warte draußen.“ Meinte ich zu ihm und ging zurück zur Tür. „Wehe ich muss dich nachher wieder suchen.“ Rief Geralt mir hinter her. Draußen setzte ich mich einfach auf die Treppe und wartete. Nebenbei versuchte ich zu lauschen, ob es zu einem Kampf kommen würde. Nicht das ich dem Fall großartig helfen könnte. Doch es blieb ruhig. Nach einer Weile kam Geralt heraus. In der Hand hatte er ein Horn und eine große Strähne mit Haaren. Er sah mich überrascht an, scheinbar hatte er wirklich damit gerechnet das er mich wieder suchen müsste. Er ging an mir vorbei und so stiefelte ich wieder hinter ihm her. Wir gingen zurück zum Fischmarkt, wo Geralt sich die Belohnung abholte. Er sprach wirklich den ganzen Weg über nicht mit mir. Als wir weiter gingen, konnte man ein Stück die Straße runter sehen, wie einige Hexenjäger fleißig in die ehemalige stinkende Hecke eilten und wieder hinaus. Der Bettlerkönig hatte vermutlich einiges an Wertsachen sammeln können, die jetzt in den Besitz des Tempels gingen. Wir gingen jedoch nicht an ihnen vorbei, sondern bogen vorher ab und gingen direkt aufs Rosmarin zu. An der Tür wartete Geralt, bis ich hinein gegangen war, ehe er ebenfalls das Gebäude betrat. Geralt schob mich zu einem Tisch, wo ich mich setzte, er aber vorerst hinter mir stehen blieb. Kurze Zeit später traf Zoltan ein, ihm folgten Priscila und Triss. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute jeden direkt an. Angriff ist die beste Verteidigung, so sagte man jedenfalls. „Wo hast du sie gefunden Geralt?“ wollte Zoltan wissen. „In Menges Bett, hatte sich dort verkrochen.“ Grollte er. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, denn er stand immer noch hinter mir. Das der Anderen umso besser. Sie sahen leicht schockiert aus. „Also hat Geralt nicht gelogen, als er meinte, er hätte euch in flagranti erwischt. Ich wollte es nicht glauben.“ Murmelte der Zwerg. Ich schaute starr zur Seite, „Nein, nur beim Vorspiel.“ Flüsterte ich. „Viel hätte aber nicht gefehlt.“ Kam es von Geralt. „Zum Glück kamst du aber rechtzeitig.“ Warf ich ihm über die Schulter zu. So halb im Augenwinkel konnte ich sehen, wie er eine Augenbraue hob, „So unfreiwillig sah und hörte es sich gar nicht an.“ Kommentierte er nur. „Er konnte ein Gentleman sein und hatte geschickte Finger, da kann man schon mal schwach werden.“ Gab ich flüsternd zu. „Verschone uns mit solchen Details.“ Fluchte Triss, doch Priscilla schien fasziniert zu zuhören. „Du erwähntest vor ein paar Tagen, das wir deinen Plan ruiniert hätten. Wie sah der genau aus?“ wollte Geralt wissen. Ich schluckte, „Nun zuerst wollte ich einfach nur freundlich zu Menge sein, damit er uns nicht im Weg steht oder Schwierigkeiten macht. Als ich dann aber hörte, dass Rittersporn im Kerker des Tempels sitzt, dachte ich mir, dass ich Menges Zuneigung zu mir, nutzen könnte um ihn frei zu bekommen.“ Erklärte ich. „Stimmt es, was er gesagt hatte, dass dich Elfen überfallen hatten? Stammen die Prellungen um Gesicht daher?“ Ich nickte, „Ja, nachdem ich mich aus eurer Kammer hier befreien konnte, lief ich erst mal so durch die Stadt. Irgendwann fand ich mich in Ferneck wieder, als ich mich zurück zum Stadttor machte, kamen die Elfen. Sie gingen mit den Knüppeln auf mich los. Ich wachte im Hospital auf, Menge war an meiner Seite. Als ich sagte das ich nicht dortbleiben wollte, hatte er erst vorgehabt, mich hier her zu bringen, mich aber oft zu besuchen. Das wollte ich aber auch nicht, damit er Triss hier nicht finden kann. Er meinte dann er würde etwas anderes organisieren. Er hat mich dann zu sich nach Hause geholt.“ Erklärte ich. „Was ist mit dem Doppler?“ wollte Triss wissen. „Ich fand den Vertrag auf ihn und dachte ob ich ihn nun festnehme oder Geralt oder ein anderer Hexer sich seiner annimmt, würde keinen großen Unterschied machen. Er hatte Beweise bei sich, die zur stinkenden Hecke führten.“ Erzählte ich ihr. „Und warum standest du auf einmal vor meiner Tür, wenn du mich nicht an die Hexenjäger verraten hattest, was wolltest du dann?“ fragte Triss weiter. Ich seufzte, „Ich wollte nur etwas gegen Kopfschmerzen. Im Kampf mit dem Doppler hatte ich mir ordentlich den Kopf gestoßen und die Kräuterhändler wollten mir nichts verkaufen. Sie sagten sie hätten nichts, aber ich konnte bei einem deutlich die getrocknete Weidenrinde im Regal sehen. Ich dachte du könntest vielleicht etwas haben und hatte daher nach dir gefragt.“ Zoltan und Priscilla schienen der Befragung höchst interessiert zu folgen. „Woher wusstest du wo Triss wohnt?“ wollte Geralt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Das gehör zu den Sachen, die ich euch nicht erklären oder erzählen kann und auch nicht werde, egal was ihr tut.“ Diese Antwort schien ihnen nicht zu schmecken „Und wie bist du entkommen? Ich weiß das Geralt ordentliche Knoten kann.“ Wollte Zoltan wissen. „Ich habe die Tür einfach aufgeschlossen. Ein Seil und ein altes Schloss halten mich nicht so einfach auf.“ Ich wand mich an Geralt, „Oder hast du geglaubt, ich wäre nur durch Zufall nicht in Lethos Fallen getreten, oder deine Spuren wiederfinden können?“ Er sah mich mit großen Augen an. „Oh, das hast du wirklich gedacht.“ Hauchte ich ein wenig enttäuscht. „Ein alter Bekannter von mir meinte, du wärst einfach so aus dem nichts aufgetaucht. Es gibt keinerlei Informationen über dich.“ Deutete Geralt an. Dijkstra wusste über mich scheinbar Bescheid. „Nun da hat er nicht so ganz unrecht. Den einen Moment bereite ich mich in meinem Zelt auf eine Schlacht vor, in dem anderen Moment befinde ich mich auf einmal in Velen. Keine Ahnung wie ich auf einmal dort hingekommen bin. Vielleicht ein magischer Unfall.“ Erklärte ich. „Ah ja. Und du kamst durch Gefangenschaft nach Wyzima zum nilfgaardischen Geheimdienst?“ hakte er nach. Ich nickte, „Ja, eine Patrouille rettete mich vor einem Rudel wilder Hunde, nahmen mich dann aber gefangen, weil sie mich für einen Spion hielten. Machte zwischendurch die unliebsame Bekanntschaft mit dem Magier Albrich. In Wyzima führte Vattier die Befragung selbst durch, dann Yennefer und einige Tage später, stand ich auf einmal vor dem Kaiser, der mit Auftrag gab dich zu begleiten.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Und bist du ein Spion?“ wollte Triss wissen. „Nein, bin ich nicht.“ Antwortete ich fest aber es gab mir das Gefühl eines Déjà-vus, aber ich konnte nicht sagen warum das so war, nur das ich das Gefühl hatte, auf diese Frage schon einmal geantwortet zu haben. „Und was war das mit den Scheiterhaufen neulich? Gehörte das auch zu deinem Plan?“ wollte Triss dann noch wissen. Ich ließ den Kopf hängen und schüttelte den Kopf, „Nein, ich wusste davon nichts. Menge kam den Morgen zu mir an und meinte ich solle ihn begleiten, er hätte eine kleine Belohnung für mich. Wenn ich gewusst hätte, was er plante hätte ich vorgeschoben, dass es mir noch nicht so gut geht und wäre im Bett geblieben.“ Ich seufzte erneut. „Hat Menge irgendeinen Schatz erwähnt?“ fragte Geralt auf einmal und bekam gleich von Triss vorwurfsvolle Blicke zu geworfen. „Nein, er erwähnte nichts.“ Nun das hatte er ja auch wirklich nicht und sie fragten ja auch nicht, ob ich etwas über einen Schatz wüsste. „Was machen wir jetzt wegen Rittersporn?“ wollte ich wissen. Alle sahen sich an, sagten aber nichts. „Gut, dann sagt es mir halt nicht. Beschwert euch aber hinterher nicht.“ Murrte ich. Vielleicht sollte ich jetzt gerade die Chance nutzen und Triss nach dem Gegenstand fragen. „Ich hatte, als ich in Velen ankam einen Kompass bei mir gefunden. Er schien defekt zu sein und drehte sich die ganze Zeit. Vor ein paar Tagen änderte sich das und er führte mich zu einem merkwürdigen Gegenstand. Ich zog erst den Kompass aus der Tasche und klappte ihn auf. Er zeigte noch immer auf den Gegenstand. Dann nahm ich die Box heraus und Triss Augen wurden groß, sie erkannte sie scheinbar. Ich klappte die Box auf, „Er führte mich zu dem hier. Allerdings habe ich keine Ahnung was das ist oder was man damit macht.“ Fragend sah ich Triss an. „Ich hatte ganz vergessen, dass ich das noch habe, ich habe das irgendwann mal auf einem Markt gekauft. Es scheint Magie zu besitzen und ich wollte herausfinden, wozu man es nutzen kann.“ Meinte sie. Auch Geralt und Zoltan besahen sich das Teil, aber keiner von ihnen hatte etwas Ähnliches je gesehen. „Ich kann damit nichts anfangen, du kannst es behalten, vorausgesetzt dass du mir erzählst, wenn du etwas darüber herausfindest.“ Sie schob es mir rüber. „Danke Triss. Wenn ich etwas herausfinde, werde ich es dir erzählen.“ Ich steckte es wieder ein. „Was machen wir jetzt?“ wollte ich wissen. Geralt setzte sich endlich, er wählte den Platz neben mir. „Du bleibst entweder hier oder unter meiner Aufsicht. Du gehst vorerst nirgendwo alleine hin und schon gar nicht in die Scherben oder Ferneck.“ Bestimmte er. Ich sah ihn an, „Du hast das Verhörprotokoll des Elfen gefunden, oder?“ er nickte nur knapp. Die Anderen wollten zwar wissen, was das bedeuten sollte, aber Geralt gab zum Glück keine Details preis. Sie schienen sich alle langsam ein wenig beruhigt zu haben, nachdem ich die meisten Fragen beantwortet hatte. Wir blieben noch eine ganze Weile dort sitzen. Eigentlich den restlichen Nachmittag und den ganzen Abend. Triss hatte sich zwischendurch verabschiedet, mit den Worten das sie sich noch um etwas kümmern müsse. Geralt, Zoltan und Priscilla unterhielten sich die ganze Zeit und tranken ein Getränk nach dem anderen, aber ich hielt mich zurück. Mir war eindeutig nicht nach einer ausgelassenen Stimmung. Als Geralt und Zoltan immer betrunkener wurden und anfingen Gwent zu spielen, verabschiedete ich mich nach oben. Durch die Befragung kamen alle Gefühle, die ich mittlerweile einigermaßen verdrängt hatte, wieder hoch. Ich schlief schlecht und wachte ständig auf, weil mich die Schreie der Verbrannten in meinen Träumen verfolgten. Erst als es draußen wieder hell wurde, kam ich wirklich zum Schlafen. Als ich dann jedoch erneut wach wurde, war ich zwar noch hundemüde, gab ich es auf, noch weiter schlafen zu wollen. Ich machte eine Katzenwäsche und zog mich an. Meine Rüstung und Waffen ließ ich oben, nur die beiden Dolche in den Stiefelschäften steckte ich aus Gewohnheit ein. Als ich langsam die Treppe runterkam, konnte ich Zoltan von unten hören. „Geralt, wir müssen was tun. Wir müssen sie irgendwie ablenken und vielleicht aufmuntern, du hast sie heute Nacht doch sicherlich auch gehört. Gestern konnte man doch deutlich sehen, wie sehr es ihr an die Nieren ging. Auch wenn es anders aussah, hat sie es wohl wirklich nur für eure Suche getan.“ Sie schienen über mich zu reden. Ich blieb am Treppenabsatz stehen, um vielleicht noch ein wenig mehr hören zu können. „Ich weiß Zoltan. Aber ich bin echt sauer. Ihr ganzes Verhalten, es war so überzeugend, was ist, wenn sie jetzt wieder nur mit uns spielt? Ich habe gesehen und gehört wie sie in den Kuss von Menge gestöhnt hat, wie eine willige Hure. Aber dann war sie es, die Menge den ersten Dolchstoß versetzt hat. Ich weiß einfach nicht was ich glauben soll. Ich hatte ihr auch bereits in Krähenfels gesagt, wenn sie wieder irgendwelche Pläne hat, soll sie mir vorher davon erzählen. Hat sie aber nicht.“ Geralt klang ziemlich frustriert, er seufzte. „Als ich hörte das sie überfallen wurde und Menge nur sagte, ich solle zum Platz der Hierarchen kommen, weißt du was mir da durch den Kopf ging? Ich hatte befürchtet, sie auf einem der Scheiterhaufen zu finden. Stattdessen muss ich mit ansehen, wie sie sie anzündet.“ Geralt hatte sich wirklich sorgen um mich gemacht, vielleicht hasste er mich doch nicht so sehr wie ich dachte, schoss mir durch den Kopf. „Sag mir Zoltan, was soll ich mit ihr machen?“ fragte Geralt seinen Freund. „Sorg dafür, dass sie dir vertraut, dann erzählt sie dir eher irgendwelche Pläne, wenn sie wieder welche haben sollte, aber für jetzt, lenk sie ab, nimm sie auf den nächsten Vertrag mit, während ich mit Priscilla an der Rettung für Rittersporn weiterarbeite.“ Riet der Zwerg dem Hexer. Ich beschloss das ich genug gehört hatte. Ich ging die letzten Stufen runter und tat so, als ob ich nichts gehört hätte. Müde schlurfte ich durch den Raum und setzte mich zu den beiden Freunden. „Morgen.“ Nuschelte ich. „Morgen.“ Hörte ich von Zoltan, aber Geralt sagte nichts. Als ich aufschaute, sah ich wie er mich anstarrte. „Was ist? Habe ich mein Hemd falsch herum angezogen?“ fragte ich ihn. „Seit wann besitzt du ein Hexeramulett?“ fragte er stattdessen. Meine Hand schoss hoch, tatsächlich, ich hatte vergessen es wieder unter meinem Hemd zu verbergen. „Es gehörte Egan, ich habe es von Letho bekommen.“ Bei dem Namen Egan verspannten sich Geralts Muskel fast unmerklich. Als ich nichts weitersagte, entspannte sich Geralt wieder, er hatte wohl befürchtet das ich etwas darüber wusste, wie der ursprüngliche Besitzer der Kette ums Leben kam und ich es ihm vorwarf. Den Gefallen tat ich ihm aber nicht. Zoltan war kurz aufgestanden und brachte mir ein wenig kaltes Rührei. „Hier Mädchen, iss ein wenig. Du siehst nicht gut aus.“ „Danke Zoltan, hab nur schlecht geschlafen.“ Murmelte ich, fing aber trotzdem an zu essen. Er hatte mir auch etwas zu trinken gebracht und bevor ich etwas trank, zog ich den Beutel mit dem Pulver hervor und gab etwas davon hinein. „Was war das?“ wollte Geralt wissen, als ich den Becher geleert hatte. „Menge hatte es vom Arzt für mich bekommen, gegen die Schmerzen. Was genau das ist, weiß ich nicht, nur das es hilft.“ Antwortete ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Die Prellungen hast du nicht nur im Gesicht oder?“ fragte er vorsichtig. Ich nickte und zog dann mein Hemd etwas hoch, mein Bauch und meine Seite schillerten in den verschiedensten Farben. Zoltan und Geralt zogen scharf die Luft ein. „Sind das wirklich nur Prellungen?“ wollte Geralt wissen. „Soweit ich weiß schon, aber wenn ich irgendwann plötzlich umkippe oder starke Schmerzen habe und mein Bauch bretthart wird, dann waren es nicht nur Prellungen, sondern auch innere Verletzungen.“ Zuckte ich mit den Schultern und grinste schief. „Du kennst dich ein wenig aus, was?“ fragte er nach. Ich nickte, „Ich war in meiner Einheit der Sanitäter, ein bisschen weiß ich also. Aber bislang ist es auszuhalten, sollte mich nur die nächste Zeit etwas zurückhalten.“ „Gut, willst du nachher mitkommen, oder lieber hier bei Zoltan bleiben?“ fragte er mich. Ich überlegte kurz, „Ich denke ich würde dich gerne begleiten.“ Ich war gespannt um welchen Auftrag es sich handeln würde, das Bienenphantom, die Erscheinung oder der niedere Vampir? Irgendwie hoffte ich auf den Vampir, dann würde Lambert auf den Plan treten, ob er wirklich so ein Arsch ist, wie in den Spielen? „Gut, dann bereite dich vor. Ich denke ich gehe richtig davon aus, dass du in letzter Zeit dich nicht um deine Schwerter gekümmert hast? Geh und schärf sie. Ich sage dir Bescheid, wenn ich loswill.“ Gab Geralt mir Anweisung. Da ich mittlerweile aufgegessen hatte, machte ich das was er mir gesagt hatte. Ich war fast oben an der Treppe angekommen, „Ich habe gesagt du sollst sie ablenken, nicht ihr noch mehr Möglichkeiten zum Brüten geben.“ Konnte ich den Zwerg grummeln hören. Zoltan war ein echt guter Kerl. Ich ging weiter bis zu meinem Zimmer, dort suchte ich alles zusammen und setzte mich dann auf den Boden. Im Schneidersitz fing ich an meine Schwerter zu schleifen. Was auch immer Geralt unten machte, gab mir so viel Zeit beide Schwerter fertig zu kriegen und da von ihm immer noch nichts zu hören war, machte ich mich an meine Dolche. Mit denen war ich noch schneller fertig, als mit den Schwertern. Da ich Geralt nicht schon wieder vor den Kopf stoßen wollte, obwohl er sich bemühte, wollte ich wirklich warten bis er mich hier oben abholte. Da ich aber nicht nur doof rumsitzen wollte, fing ich an, mich um meine Rüstung zu kümmern. Ich befreite sie vom Dreck, ehe ich ein Lederpflegemittel auftrug. Ich war gerade an den letzten Stellen, als es klopfte und Geralt hereinkam. Sein Blick huschte zu meinem Bett, auf dem jede meiner Klingen ordentlich aufgereiht lagen. Die frisch geschliffenen Schneiden glänzten im Licht. Dann schaute er zu mir und schaute zu, wie ich die Arbeit an der Rüstung beendete. „Ich bin erstaunt, ich hätte eher damit gerechnet dich beim Faulenzen zu erwischen.“ Brummte er. Ich zog vor, dazu nichts zu sagen. Ich säuberte meine Hände und räumte alles wieder auf. Er folgte mir mit seinem Blick, blieb aber an der Tür angelehnt stehen. Ich zog meine Rüstung an und sammelte meine Waffen ein. „Ich bin soweit fertig, bereit wenn du es bist.“ Meinte ich zu Geralt. Er nickte und so folgte ich ihm die Treppe herunter. Als wir unten waren, warf er mir einen Umhang zu, „Zieh den über, wir müssen durch Ferneck.“ Ich nickte und legte den Umhang an und zog die Kapuze auf. „Komm und bleib in meiner Nähe.“ Meinte Geralt und ging voraus. Ich folgte ihm, aber erst als wir durch das Dreibergtor nach Ferneck gingen, blieb ich wirklich in seiner Nähe. Ich hielt nur etwas einen Schritt Abstand zwischen uns. Es gab einige Elfen die uns misstrauisch anstarrten und ich zog meine Kapuze noch tiefer ins Gesicht. Die Elfen trauten sich nicht irgendwas zu machen, außer uns hinterher zu starren, aber ich hatte trotzdem ein mulmiges Gefühl, vor allem als wir an dem Ort vorbeikamen, an dem ich angegriffen worden war. Ich war versucht, mich die ganze Zeit umzuschauen, aber das wäre noch auffälliger gewesen. Ohne weitere Probleme erreichten wir den Wachposten am Südtor. „Wir mögen keine Leute, die hier herumstreunen.“ Wurden wir von der Novigrader Wache auch schon begrüßt, als wir dort ankamen. „Ach nein? Gibt es hier eine Bestie, die jemand loswerden möchte? Wir sind wegen der Nachricht hier.“ Konterte Geralt. „Hm. Aufseher Lund hat sie aufgehängt. Ja, die Bestie treibt sich in den Vororten rum, ermordet die Leute. Sie haben Angst, abends raus zu gehen.“ Gab die Wache zu. „Ich würde gerne mit dem Aufseher sprechen.“ Forderte Geralt. „Aber die Wache lehnte ab, „Zu schade, dass er keine Bittsteller empfängt.“ Und Geralt wollte es genauer wissen. „Was macht er denn Genau?“ „Er verteilt im Namen des Stadtrats Hilfsgüter … Mehl und Grütze für die Armen. Natürlich mach er das nicht selbst, dafür hat er seine Männer. Er selbst, äh …“ erklärte die Wache. „Beaufsichtigt.“ Schlug Geralt vor. „Genau.“ Stimmte die Wache zu. „Ich möchte dieses Monster zur Strecke bringen.“ Erwähnte Geralt. „Dann solltest du dich beeilen. Ein anderer Kerl ist schon hinter ihm her.“ Bemerkte die Wache. „Wer hat den Auftrag angenommen?“ wollte der Hexer jetzt wissen. „Ich habe den Mann nicht gesehen. Hab nur gehört, dass irgendein mutiger Trottel aufgetaucht ist.“ Erklärte die Wache. „Gibt es irgendwelche Augenzeugen von diesen Angriffen?“ wechselte Geralt das Thema. „Nein nur Leichen.“ Meinte die Wache. „Die Bestie erscheint nur nachts und wählt Opfer aus, die alleine sind.“ Fuhr der Mann fort. „Wann wurde das letzte Opfer gefunden?“ wollte Geralt dann noch wissen. „Erst letzte Nacht. Hubert, ein Bettler, aber anständig. Ich habe ihn ab und zu im Schuppen übernachten lassen … dort drüben rechts.“ Gab die Wache zu und zeigte in Richtung Schuppen. „Eustachius hat die Leiche noch nicht abgeholt. Sie liegt noch dort, wo ich ihn gefunden habe.“ Erzählte er weiter. Wir verabschiedeten uns und ich folgte Geralt zu dem Schuppen am Fluss. Wir betraten die Hütte und ich blieb hinter Geralt, um ihn bei den Untersuchungen nicht zu stören. Zuerst fielen ihm die Fußspuren auf. „Das sind nicht die Spuren eines Garkins oder Flatterers.“ Kommentierte er. Dann wand er sich an die Blutpfütze, einige Schritte weiter. „Blut, aber kein menschliches. Das Monster wurde verwundet.“ Erklärte er mir. Dann gingen wir zu der Leiche. „Schau sie dir an und sag mir was du findest.“ Forderte er mich auf. Das überraschte mich. Ich hätte nicht erwartet das er mich in seine Untersuchungen mit einbezieht. Ich kniete mich neben den Leichnam. Er roch ziemlich streng, aber nicht wegen der Verwesung, sondern weil er sich vor seinem Tod scheinbar länger nicht gewaschen hatte. Ich prüfte seine Augen, „Keine Blutungen im Auge, also ist er nicht erstickt.“ Sagte ich zu Geralt. Ich nahm einen Arm und wollte die Beweglichkeit testen, doch die Gelenke waren steif. „Totenstarre noch nicht wieder abgeklungen.“ Ich versuchte seine Zehen zu bewegen. „Völlig ausgebildet, also seit ungefähr einen halben Tag tot.“ Ich drehte den Toten auf die Seite. Sein Rücken wies den typischen Leichenflecken auf, auch wenn sie nur sehr schwach ausgebildet waren. „Wurde nach seinem Tot nicht bewegt.“ Dann drückte ich auf die Fingernägel, die Kapillaren blieben leer. Ich schaute an seinen Hals. Er hatte dort eine Bisswunde. „Ich denke anhand der schwachen Leichenflecken und das die Kapillaren unter den Fingernägeln sich nicht wieder füllen ist er verblutet, aber aufgrund des fehlenden Blut vor Ort und der Wunde am Hals, würde ich auf einen Vampir tippen.“ Fasste ich zusammen und schaute dann Geralt an. Er sah mich erstaunt an. Ich hatte ihn wohl ein wenig beeindrucken können. „Gut, die Fußspuren sagen ähnliches.“ Er reichte mir eine Phiole. „Streich das auf deine Silberklinge. Falls es zu einem Kampf kommt, überlass es mir. Du bist bei weitem noch nicht so weit, es mit einem solchen Gegner aufnehmen zu können, außerdem bist du verletzt.“ Ich nickte, ich wollte mich eh nicht auf den Kampf mit dem Ekimma einlassen. Geralt folgte den Spuren bis zu dem Steg und zu meiner Erleichterung sprang er nicht in den Fluss, sondern wir gingen über die Brücke, die ein kleines Stück weiter war. Auf der anderen Seite fing Geralt wieder mit der Spurensuche an, ich fand es langweilig, aber im Gegensatz zu ihm, wusste ich ja auch wo wir den Vampir finden können. Geralt fand dann irgendwann den Weg zum Lagerhaus. Die Spuren führten eindeutig hinein und er befahl mir draußen zu bleiben. Er betonte sogar noch extra, egal was ich hören sollte, ich sollte auf jeden Fall draußen bleiben. Ich stimmte dem zu. „Da drinnen ist noch ein anderer Hexer, sollte er vor mir raus kommen halt dich um Meliteles Willen zurück. Du hattest schon damals Glück, dass Letho dich nicht umgebracht hat. Und beiß den Hexer nicht. Das Monster da drin ist ein Vampir, also wird er schwarzes Blut getrunken haben. Leg es nicht darauf an und fordere dein Glück nicht erneut heraus!“ bläute er mir ein. Ich seufzte, nickte aber. Geralt betrat das Gebäude und ich lehnte mich draußen gemütlich an einen der Warenballen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und überkreuzte die Beine. So entspannt wie möglich wartete ich darauf, dass die beiden Wölfe irgendwann wieder herauskamen. Von drinnen konnte man die Kampfgeräusche und die schrillen Schreie der Ekimma hören. Irgendwann wurde es still. Geralt und Lambert führten wahrscheinlich gerade ihre Unterhaltung. Lambert war der erste der durch die Tür kam. Er schien nicht begeistert zu sein mich zu sehen, Geralt hatte ihn anscheinend nicht vorgewarnt. „Viper!“ zischte er. „Hast wohl gedacht du könntest uns die Trophäe streitig machen was!“ er zog seine Stahlklinge. Ich machte das was Geralt gesagt hatte und reagierte nicht. Ich hoffte nur das Geralt relativ schnell heraus kam. Ich wagte es aber auch nicht wirklich mich zu bewegen, vermutlich hatte ich dann schneller Lamberts Klinge irgendwo stecken, als ich schauen konnte. „Antworte, was willst du hier?“ forderte Lambert mich erneut zu einer Antwort auf. Zum Glück kam Geralt durch die Tür. „Lambert was schreist du hier denn so rum?“ wollte er auch gleich wissen. „Diese Viper hier, hat scheinbar auf uns gewartet.“ Fauchte er. „Hm. Das sollte sie auch. Ich hatte ihr gesagt sie solle draußen warten.“ Antwortete Geralt. Das schien Lambert aus dem Konzept zu bringen, aber zumindest ließ er sein Schwert sinken und steckte es dann letztendlich weg. „Du reist nicht mehr alleine?“ fragte er ihn. „Nein zurzeit nicht. Erklärungen folgen später. Lass uns erst einmal die Belohnung abholen.“ Wiegelte Geralt ab. Schweigend folgte ich ihnen. Ich sah keinen Sinn darin, jetzt ein Gespräch anzufangen, da die beiden Hexer vor mir ebenfalls schwiegen. Als wir an dem Wachposten ankamen und Lambert zutritt verlangte, wollte ich draußen bleiben und dem Gemetzel entgehen, das da drinnen unweigerlich stattfinden würde, aber Geralt machte ziemlich deutlich, dass er es nicht zu lässt, dass ich alleine hier in Ferneck auf ihn warten würde. Seufzend folgte ich ihnen und sah mich schon mal nach einer Nische um, in der ich mich verkriechen konnte. Es gab leider keine geeignete und als Lambert dem Aufseher folgte, musste ich schnell mein Schwert ziehen, weil eine der Wachen auch direkt auf mich zu kam. Soviel zu dem, dass ich mich die nächste Zeit ein wenig zurücknehmen müsste. Ich konnte nicht alle Schläge parieren, aber die trafen dann zum Glück nur das Kettengeflecht. Bloß darunter befanden sich die Prellungen. Ehe ich einen finalen Hieb landen konnte, ging ich keuchend zu Boden, der Schmerz ließ sich nicht länger ignorieren. Geralt rettete mich, in dem er ein Aard auf die Wache anwandte. Diese segelte gegen eine Mauer und brach sich dabei das Genick. Nachdem Geralt sich vergewissert hatte, dass mir nichts weiter fehlte, folgte er Lambert. Nach kurzer Zeit kam dieser auch schon wieder heraus und stürmte an mir vorbei. Geralt folgte ihm, blieb aber dann bei mir stehen. „Komm, wir treffen Lambert in der Taverne Sieben Katzen. Es ist ein Stück zu gehen, wirst du das schaffen?“ Ich nickte, „Ja, wenn auch ein bisschen langsamer als sonst.“ Presste ich zwischen den Zähnen durch. Ich ging leicht gebeugt und hielt mir meinen Bauch und meine Seite, ich versuchte so ruhig und tief wie möglich zu atmen, um so die Schmerzen einigermaßen in den Griff zu bekommen. Wir hatten die Sieben Katzen schon fast erreicht, als es langsam Wirkung zeigte. Lambert wartete auf uns vor der Taverne. „Stellst du uns endlich mal vor?“ fragte Lambert Geralt. Dieser nickte. „Lambert das ist Quälgeist und der Fluch meiner Existenz. Quälgeist das ist Lambert.“ Ich grummelte bei dem Spitznamen, den Geralt mir gegeben hatte. „Quälgeist?“ hakte Lambert nach. „Eigentlich Monster, aber Letho fand es nicht so toll, dass ich sie so genannt hatte.“ Lambert stutzte. „Sie? Es gibt doch gar keine weiblichen Hexer.“ Bemerkte er hilfreich. Ich zog meine Kapuze runter. „Ich habe nie behauptet einer zu sein. Und mein Name ist Alanya. Ich begleite Geralt auf Geheiß von Kaiser Emhyr und Yennefer.“ Stellte ich mich nun selber vor. „Vielleicht sollten wir drinnen weiterreden und neben bei etwas trinken. Das gibt Vienne genügend Zeit ordentlich betrunken zu werden.“ Schlug ich vor. Lambert grinste, „In Ordnung, ich habe einige Geschichten gehört, seitdem ich hier bin, würde gerne wissen ob die stimmen.“ Willigte er ein. Geralt verdrehte nur die Augen. Drinnen suchten wir uns einen Sitzplatz, von dem wir Vienne im Blick behalten konnten. Die Wirtin brachte uns ebenfalls etwas und wir machten es uns gemütlich. „Also Wolf, was treibt dich nach Novigrad? Und dann noch in nilfgaarder Begleitung?“ wollte Lambert wissen. „Ciri, sie ist wieder da.“ Seufzte Geralt. „Der Kaiser möchte das wir sie finden und sie zu ihm bringen. Allerdings ist die wilde Jagd ebenfalls hinter ihr her.“ Fuhr er fort. „Außerdem müssen wir vorher Rittersporn befreien. Er könnte etwas wissen.“ Fügte ich hinzu. Lambert nahm einen großen Schlug aus seinem Krug. „Ah ja. Und was ist an den Geschichten dran, die man so hört? Ein Hexer der zur ewigen Flamme betet?“ er sah Geralt eindringlich an. „Oh, es war kein Hexer und ich habe auch nicht gebetet. Ich hatte dort die Atmosphäre genossen, solche Orte beruhigen mich und zu dem Zeitpunkt hatte ich das auch ziemlich gebraucht. Es ist fast wie eine Meditation.“ Erklärte ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Unser Wolf hat dir nicht geholfen, etwas Dampf abzulassen? Dabei heißt es doch immer, er sei so gut und befriedigend.“ lachte er. Geralt sah ihn wütend an. „Halt die Klappe Lambert.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein das hätte ich auch gar nicht gewollt. Schließlich war er der Grund, weshalb ich so aufgebracht war.“ Jetzt schien Lambert noch interessierter. „Oh, lass hören, wie hat er jetzt schon wieder eine Frau gegen sich aufgebracht?“ „Lambert!“ hörte man Geralt warnend knurren. „Er wollte persönlich meinen Scheiterhaufen anzünden.“ Grinste ich. Lambert verschluckte sich. „Bitte was? Geralt wenn Vesemir das wüsste!“ hustete er. „Lass nicht schon wieder die Hälfte weg, Quälgeist!“ murrte er jetzt. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hatte mich mit Menge getroffen, wollte uns so die Hexenjäger vom Hals halten. Aber Geralt nimmt ja immer alles gleich persönlich und dann hatte Menge sich auch noch in mich verliebt.“ Lambert verzog das Gesicht. „Also hast du es ausgenutzt und weiter mit ihm gespielt?“ schlussfolgerte Lambert. Ich nickte, „Endlich mal einer der mich versteht.“ Strahlte ich ihn an. Er beugte sich zu mir rüber, „Da macht das Verhalten von unserem Wolf jetzt mehr Sinn. Er war eifersüchtig, du hast ihn abblitzen lassen oder?“ flüsterte Lambert. „Mehrmals!“ grinste ich. Lambert lachte, „Oh, wenn ich das Eskel erzähle, es gibt tatsächlich Frauen, die den berühmten Geralt von Riva von der Bettkante schubsen.“ Geralt hingegen sah uns beide finster an und leerte seinen Krug, nur um sich direkt einen neuen bringen zu lassen. „Lambert das reicht!“ grollte Geralt. „Erzähl lieber was das vorhin sollte.“ Lambert wurde ernst, „Der Aufseher gehörte zur Bande von Jad Karadin, sie haben einen Freund ermordet.“ „Du hattest einen Freund?“ scherzte Geralt. „Halt die Klappe. Aiden war ein Hexer von der Katzenschule. Er sollte einen Fluch von einer Herzogstochter lösen, aber es gab einige Adlige, die das nicht wollten und diese haben Karadin und seine Bande angeheuert.“ Erzählte er. „Und Vienne gehört ebenfalls zu der Bande?“ fragte ich. Er nickte, „Ja sie könnte etwas wissen.“ Geralt stand auf, „Ich bin gleich wieder da.“ Murmelte er. Ich nutzte die Gelegenheit und wand mich an Lambert. „Ich weiß das du Karadin so schnell wie möglich finden willst, aber es würde sich lohnen, wenn du noch ein paar Tage in der Stadt bleibst. Und ich werde meine Kontakte bemühen, ob sie etwas über Karadin wissen.“ Er runzelte die Stirn. „Bitte Lambert, ich schwöre, es wird sich wirklich lohnen.“ Widerwillig nickte er. „Na gut, aber nicht zu lange. Aidens Tod soll gerächt werden.“ Ich lächelte ihn an, „Danke Lambert, du wirst es nicht bereuen.“ In dem Moment kam Geralt wieder. „Was heckst du schon wieder aus?“ wollte er wissen. „Ich habe Lambert gerade vorgeschlagen, noch ein paar Tage in der Stadt zu bleiben, ich werde meine Kontakte fragen, ob sie etwas wissen. Du könntest doch deinen Bekannten fragen, der der Nachforschungen über mich angestellt hatte. Vielleicht könnte er auch etwas wissen.“ Erzählte ich Geralt. Nachdenklich nickte er. „Ja vielleicht. Aber vielleicht wird er nicht helfen wollen, nachdem du den Bettlerkönig hochgenommen hast. Sigi war darüber nicht sehr erfreut.“ Wies er hin. Lambert sah mich neugierig an. „Einer der Unterweltbosse wurde geschnappt?“ wollte er wissen. Ich nickte, „Ja, landete vor ein paar Tagen auf dem Scheiterhaufen.“ Bestätigte ich. „Und das hast du gemacht?“ wollte Lambert wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern, „Hab Menge nur gezeigt, wo er die Eingänge findet. Den Rest hat er gemacht.“ Lambert schien zu überlegen, „Wenn du so etwas hinbekommst, findest du vielleicht auch etwas über Karadin heraus.“ Sprach er hoffnungsvoll. „Wollen wir Vienne noch befragen, oder erst einmal abwarten, ob wir auch so Hinweise finden?“ wollte ich von Lambert wissen. Er sah zu der dunkelhaarigen Elfe hinüber. „Ich glaube, wir können warten. Aus der bekommen wir heute nichts mehr raus.“ Ich schaute nun auch rüber, die Elfe hing halb bewusstlos am Tisch. Nein, reden würde die heute wohl nicht mehr. „Dann sollten wir langsam zum Rosmarin zurück. Lambert wo wirst du bleiben?“ fragte Geralt, erpicht darauf, seinen Hexerbruder los zu werden. Dieser grinste schelmisch, „Ich denke, ich werde euch begleiten.“ Geralt stöhnte genervt, sagte aber nichts weiter dazu. Wir bezahlten unsere Getränke und machten uns auf den Weg zurück in die Stadt. Es dämmerte schon, als wir Ferneck erreichten und ich war froh, dass ich zwei Hexer als Begleitung hatte. Ich hatte natürlich nicht daran gedacht, meine Kapuze wieder aufzusetzen und so starrten die Fernecker mich böse an. Einige hatten auch ihre Knüppel griffbereit, doch die Anwesenheit der Hexer hielt sie glücklicherweise von irgendwelchen Übergriffen ab. Sie spuckten nur verächtlich in meine Richtung. Als wir das Stadttor erreichten, blieb Lambert stehen und drehte sich zu mir um. „Wie hast du dir den Zorn eines ganzen Vorortes zugezogen?“ wollte er wissen. Doch ehe ich antworten konnte, tat Geralt dies für mich. „Sie hat einen Hexervertrag angenommen. Er war auf einen Doppler ausgeschrieben, aber sie tötete ihn nicht, sondern brachte ihn zu den Hexenjägern. Er hatte den größten Teil von Ferneck mit Lebensmitteln versorgt.“ „Du überrascht mich immer mehr. Du musst mir später erzählen, wie du dem Doppler auf die Schliche gekommen bist. Das ist selbst für uns nicht so leicht.“ Ich nickte. Ich ließ meinen Blick schweifen, dummerweise blieb er an den aufgeknüpften Elfen an der Mauer hängen. In Gedanken versunken, strich ich mir über meine Verletzungen. „Das sind die Elfen, die unseren Quälgeist angegriffen hatten. Sie hatte verdammt viel Glück, das die Wachen rechtzeitig auf den Angriff aufmerksam geworden sind. Sie hatten unsägliches mit ihr vorgehabt.“ Konnte ich Geralt zu Lambert murmeln hören. Ich schüttelte die schlechten Gedanken ab und eilte über die Brücke und dann durchs das Tor. Kurz dahinter befand sich auch schon das Rosmarin. Ich stürmte hinein und ging direkt nach oben in mein Zimmer. Ich knallte die Tür hinter mir zu und schloss sie ab. Die Elfen hatten meine Gefühle und Erinnerungen erneut ausgegraben, die ich im Laufe des Tages wieder verdrängt hatte. Ich glitt an der Zimmertür hinunter und umarmte meine Knie. Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich vermutlich auch hin und her gewippt. Ich konnte Schritte hören, die an meiner Zimmertür stehen blieben und dann ein Klopfen. Ich reagierte aber nicht darauf. Zoltan bat auf zu machen und zu erzählen was los sei. Doch ich reagierte nicht darauf. Auch das weitere Klopfen ignorierte ich, die Schritte entfernten sich irgendwann wieder. Ich hatte gar nicht mit bekommen das er sich unten aufgehalten hatte, als ich reinkam. Meine Augen brannten und ich spürte wie die ersten Tränen liefen. Auf einmal hatte ich das Gefühl nicht mehr richtig Luft zubekommen. Ich schnappte nach Luft und schluchzte zur gleichen Zeit. Schnell riss ich mir die Rüstung und Gürtel vom Leib. Dann rollte ich mich auf den Boden zusammen. Meine Gefühle, Schuldgefühle und Verzweiflung brachen über mich herein, aber auch die Angst, was mir hätte passieren können, der Wunsch irgendwie wieder nach Hause zu kommen. Ich nahm Geralt erst war, als er sich neben mir hinkniete. „Hey, was ist denn auf einmal los?“ wollte er wissen. Ich reagierte nur mit noch mehr schluchzen darauf. Er hob mich in seine Arme und versuchte mich zu beruhigen und zu trösten. „Es tut mir leid. Wirklich, ich wollte das so alles gar nicht. Ich wollte doch nur helfen, damit ich wieder nach Hause kann. Es tut mir leid.“ Schluchzte ich in seine Schulter. Geralt strich mir zögerlich über den Rücken. „Alles wird wieder gut.“ Murmelte er. Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nichts ist gut, ihre Schreie, ich kann sie immer noch hören. Sie sagen ich bin schuld. Ich gehöre hier nicht hin, dass es ohne mich nie passiert wäre. Sie haben recht. Es ist meine Schuld. Ich wollte das nicht.“ Weinte ich. Er hielt mich trotzdem fest und schaukelte mich leicht, wie ein kleines Kind, das man trösten möchte. „Ich mache alles nur schlimmer. Ich sollte am besten einfach verschwinden.“ Schluchzte ich jetzt. „Nein, es wird alles gut. Du wirst sehen. Gib deine Hoffnung nicht weg.“ Flüsterte er mir zu. Er hielt mich weiterhin, während ich vor mich hin schluchzte. „Er wird mich hassen, oder? Ich bin ein Monster.“ fragte ich nach einer Weile. „Wer?“ fragte Geralt leise. „Letho.“ Murmelte ich. Ich konnte spüren, wie Geralt den Kopf schüttelte. „Nein, ich denke er wird es verstehen, wenn du ihm alles erzählst. Und du bist auch kein Monster, jeder fällt irgendwann Entscheidungen, die man hinterher bereut.“ Versuchte er mich aufzumuntern. Ich gähnte, Gefühlsausbrüche, machten einen immer so müde. Geralt hob ich hoch und legte mich auf mein Bett. „Du solltest schlafen, morgen sieht alles viel besser aus.“ Meinte er. Ich ließ mich von ihm zudecken. „Geralt?“ fing ich an. „Hm.“ Antwortete er. „Würdest, … würdest du … würdest du mich mit einem deiner Zeichen zum Schlafen bringen?“ fragte ich zögerlich. Er nickte. Als er seine Hand hob, hauchte ich ein „Danke.“ in seine Richtung und war im nächsten Moment schon eingeschlafen. Am nächsten Tag wachte gut erholt auf, auch wenn ich mich wunderte warum ich in meiner Kleidung geschlafen hatte. Nur nach und nach kamen die Erinnerungen an den Vorabend zurück. Ich wurde rot, als mir klar wurde, dass ich in den Armen von Geralt geheult hatte, wie ein Baby und hatten nicht auch Zoltan und Lambert in der Tür gestanden? Oh man war das peinlich, noch peinlicher als damals mit Cahir. Und dabei war damals ich sogar in Cahirs Armen eingeschlafen. Ich rieb mir über das Gesicht, es spannte von den getrockneten Tränen. Ich wusch mich und zog mir frische Kleidung an. Ich fühlte mich besser, befreiter und doch zögerte ich nach unten zu gehen und den anderen gegenüber zu treten. Aber wenn ich das Rosmarin verlassen wollte, müsste ich wohl Geralt mitnehmen, er wollte mich ja im Auge behalten. Ich seufzte und atmete dann tief durch, ehe ich mein Zimmer verließ. Ich ging über den Flur und dann die Treppe runter. Ich konnte hören, dass Priscilla da war. Ich stieg die Treppe runter und trat dann in den Schankraum. Bis auf Triss waren alle da und schauten kurz auf, als sie mich hörten, aber zu meiner Freude taten sie so, als sei alles in Ordnung und der Vorfall am Abend nicht gewesen. Ich setzte mich und es wurde ein Gedeck zu mir geschoben, scheinbar hatten die anderen schon zu Mittag gegessen. Es gab Hühnchen, leider war es schon kalt. Ich ließ es mir trotzdem schmecken. Als ich wieder das Pulver in mein Getränk geben wollte, griff Geralt nach meinem Handgelenk. „Brauchst du das wirklich? Wir wissen nicht was darin ist und ich möchte nicht das du abhängig wirst.“ Ich zögerte kurz, „Ich könnte es erst einmal ohne probieren.“ Gab ich dann nach. Er nickte zufrieden und ließ meine Hand dann los, damit ich den Beutel mit dem Pulver wieder verstauen konnte. „Steht für heute etwas an?“ wollte ich wissen. Geralt schüttelte den Kopf. „Ich muss nur ein paar Besorgungen machen und dann bei Sigi vorbei gehen.“ Meinte er dann doch. „Kann ich dich begleiten? Ich wollte zur Botschaft und dann in den Tempel.“ Fragte ich Geralt. „Tut mir leid, das ist etwas was ich alleine machen muss, aber Lambert könnte dich begleiten.“ Lehnte er ab. Ich sah zu dem anderen Hexer rüber, der sah jedoch nicht so glücklich darüber aus. „Lambert? Bitte?“ flehte ich ein wenig und schaute ihn mit meinem besten Dackelblick an. Er murrte kurz, stimmte dann aber zu. Geralt schmunzelte leicht. Geralt verabschiedete sich bald und auch Priscilla ging. Einige Zeit später meinte Zoltan, er wäre noch zum Gwent verabredet, so blieb ich mit Lambert alleine. „Am Tempel gibt es einen Ort der Macht.“ Wies ich ihn hin. „Woher weißt du das?“ wollte er wissen. „Nun, der Stein ist nicht zu übersehen und war selbst in der Nacht so warm, als würde die Mittagssonne darauf scheinen, außerdem hat mein Medaillon vibriert.“ Erklärte ich, wie ich zu der Überlegung kam. Er nickte. „Könnte gut möglich sein, ich werde mir das anschauen und dann außerhalb des Tempels warten. Im Gegensatz zu dir mag ich solche Orte nicht.“ Ich stand vom Tisch auf und räumte mein Geschirr weg. „Danke Lambert, wenn du möchtest können wir gleich los. Du musst auch nicht mit in die Botschaft kommen, es dauert auch nicht lange.“ Er stand ebenfalls auf. „Willst du so los gehen, oder vorher noch deine Rüstung anziehen?“ fragte er mich. Ich trug heute die Kleidung, die ich anhatte, als ich in dieser Welt landete, nur ohne die ganze Rüstung. Auch meine Schwerter hatte ich heute nicht dabei, nur mein Gürtel mit den Taschen. Mein Umhang hatte ich schon mit runtergebracht. „Ich kann so los.“ Ich zog mir meinen Umhang über und ging hinaus. Lambert folgte mir und zusammen gingen wir durch die Straßen bis hin zur Botschaft. Lambert nahm mein Angebot an und wartete draußen. Ich eilte nur schnell hinein und nach kurzer Zeit kam ich wieder raus. Schließlich musste ich in dieser Angelegenheit nicht persönlich mit dem Botschafter sprechen und dadurch ging es natürlich deutlich schneller. Lambert lehnte draußen am Gebäude und behielt grimmig die Straße im Auge. „Wir können weiter. Ich denke in ein paar Tagen werde ich die Antworten haben, die du brauchst.“ Meinte ich zu ihm. Er nickte nur und folgte mir weiterhin. Bislang kam Lambert mir gar nicht so schlimm vor. Er war halt nur ziemlich radikal, was seine Methoden anging. Leise folgte er mir bis zum Tempel, am Tor zögerte er kurz, aber er kam dann doch mit rein. Ich zeigte ihm, wo sich der Ort der Macht befand und er ließ sich dort für eine Meditation nieder. Ich selber ging wieder bis zum Haupttempel und ließ kniete mich vor die ewige Flamme. Die Wärme des Feuers erfüllte meinen Körper, viel effektiver als es ein Kamin hätte tun können und die Atmosphäre beruhigte meinen Geist. Die Vergangenheit konnten wir nicht mehr ändern, aber unsere Zukunft. Also immer den Blick gerade aus, sagte ich mir. Dieses Mal blieb ich eindeutig nicht so lange, denn mir war bewusst das Lambert auf mich wartet und er hatte vermutlich nur einen kurzen Geduldsfaden. Es war vielleicht etwa eine Stunde vergangen, als ich mich wieder erhob. Einer der Priester kam auf mich zu. „Wie schön dich zu sehen. Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Der Anschlag war einfach schrecklich.“ Meinte er zu mir. Ich nickte, „Ja, so viele Menschen die gestorben sind. Aber die Schuldigen werden gefunden und bestraft.“ Versicherte ich ihm. Vielleicht könnte man das Hurensohn Jr. in die Schuhe schieben. Er hätte es auf jeden Fall verdient, aber dieses Mal sollte ich vorher mit Geralt darüber sprechen, wenn er dann irgendwann von Hurensohn erfährt. Dijkstra würde sich selber ins aus katapultieren, bliebe nur noch Hacker von den Unterweltbossen übrig. Er besah sich meine Kleidung, „Ich wusste gar nicht das du aus Nilfgaard stammst.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich komme nicht aus Nilfgaard, meine Heimat liegt viel entfernter, als das Kaiserreich. Aber auf einmal war ich hier.“ Antwortete ich ihm. „Dann hat dich das ewige Feuer hergebracht. Ich wusste du musst gesegnet sein, so wie du den ganzen Abschaum aufgespürt hast.“ Sprach er freudig. Ich lächelte nur. „Vielleicht. … Vielleicht hast du recht. Aber ich muss jetzt erst einmal weiter.“ Schnell verabschiedete ich mich und eilte davon. Das würde mir noch fehlen, irgendeinen Gesalbten des ewigen Feuers zu spielen. Irgendwo hatte auch ich meine Grenzen und diese waren langsam erreicht. Ich eilte über den Tempelhof zum Tor, Lambert sollte oder wollte dort irgendwo auf mich warten. Als ich durch das Tor trat, musste ich leider feststellen, dass sich Lambert mit einigen Hexenjägern angelegt hatte und sie sich nun gegenseitig irgendwelche Beleidigungen an den Kopf warfen. Es schien, als wären die Hexenjäger kurz davor, ihre Waffen zu ziehen. Ein weiteres Gemetzel war jetzt wirklich nicht das was wir brauchen konnten. „Immer mit der Ruhe!“ rief ich als ich dazu kam. Doch sie schienen mich nicht hören zu wollen. Einer hatte bereits sein Schwert gezogen und wollte auf Lambert los gehen. Dieser hatte ebenfalls seine Hand an seinem Schwertgriff, jederzeit bereit es zu ziehen. Ich wollte mich gerade zwischen die Kontrahenten stellen, als Metall auf Metall klirrte und gleichzeitig ein scharfer Schmerz durch mein Gesicht zog. Erschrocken schrie ich auf und berührte mit den Fingern mein Gesicht. Die Stelle war nass und die Flüssigkeit warm. Ich schaute auf meine Fingerspitzen. Sie waren blutig. Geschockt schaute ich auf, Lambert und der Hexenjäger hatten ihre Schwerter gekreuzt. Es sah aus, als ob Lambert gerade so den Schlag abwehren konnte, bevor er meinen Schädel gespalten hätte. Auch die Hexenjäger sahen leicht erschrocken aus. Der, der sein Schwert gezogen hatte, öffnete und schloss sein seinen Mund, als wolle er etwas sagen, aber nichts kam heraus. Ich schaute zu Lambert, aber dieser hatte seinen gewohnten grimmigen Blick drauf. Einer der Hexenjäger, der Älteste von ihnen, nahm sein Halstuch und reichte es mir, für die Wunde. Ich presste es drauf und zischte vor Schmerz. „Es tut uns leid, das hätte nicht passieren dürfen.“ Murmelte er. Mittlerweile hatten sich einige Schaulustige versammelt. „Ganz genau, es hätte nicht passieren dürfen, aber ihr scheint ja nie nachzudenken.“ Grollte Lambert. „Aber der Mutant ist schuld! Wenn er nicht gewesen wäre, wäre das Alles nicht passiert!“ wollte ein anderer die Situation rechtfertigen. Der Hexer fand das natürlich nicht so prickelnd und wollte zu einer Erwiderung ansetzen. „Lambert sei ruhig und steck dein Schwert weg.“ Zischte ich zu ihm rüber. „Wenn dieser Hexer nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot. Lasst ihn in Ruhe, er fungiert zurzeit als mein Leibwächter!“ fuhr ich den Jäger an. „Wir sollten in den Tempel und es von einer der Schwestern versorgen lassen.“ Schlug ein anderer der Hexenjäger vor. „Nein, ich denke wir sollten nun alle wieder seine eigenen Wege gehen und den Vorfall vergessen.“ Meinte ich wand mich schon ab. „Lambert komm.“ Wütend folgte er mir. Hinter uns konnte man die Hexenjäger streiten hören. „Bist du verrückt, weißt du, wenn du gerade beinahe getötet hättest. Das war die Geliebte von Kommandant Menge!“ fluchte einer. Ich wollte nichts weiter hören und beschleunigte meine Schritte. Menge würde mir noch ewig nachhängen. Lambert lotste mich einige Treppen runter, bis wir an einen ruhigen Ort kamen. Er ließ mich auf eine niedrige Mauer platz nehmen. „Bist du verrückt, du hättest dich nicht einmischen sollen.“ Fluchte er los. „Ich hätte das auch alleine geschafft.“ Grummelte er. „Ja, aber sobald du nur einen Hexenjäger verletzt oder sogar umgebracht hättest, wären alle hinter dir her gewesen, das hättest du nicht mehr geschafft und keiner hätte dir dann noch helfen können.“ Rechtfertigte ich mich. „Lass mal sehen, die Wunde muss wahrscheinlich versorgt werden.“ Forderte er mich auf. Vorsichtig nahm ich das Tuch vom Gesicht, ich konnte spüren, wie direkt wieder Blut herauslief. „Sollte wohl besser genäht werden.“ Murmelte Lambert und drückte meine Hand mit dem Tuch wieder darauf. „Dann lass uns ins Rosmarin zurück gehen.“ Meinte ich. Lambert sah mich skeptisch an. „So willst du durch die ganze Stadt?“ fragte er mich. „Da ich weder ins Hospital, noch in den Tempel zurück will, bleibt mir wohl nichts anderes übrig.“ Maulte ich. Ich stand auf und fing an die Treppen wieder hinauf zu gehen. Lambert folgte mir. So schnell es in den überfüllten Straßen ging, eilte ich durch sie hindurch. Auf den Hexer achtete ich nicht, aber der würde mich auch im Getümmel schnell wiederfinden. Mir folgten viele Blicke und Gemurmel. Ich versuchte es zu ignorieren, genauso wie das Brennen und das Tropfen, des Tuches. Es hatte sich mittlerweile vollgesogen und suppte jetzt durch. Ich verlor jetzt nicht so viel Blut, aber ich war dann doch erleichtert, endlich das Rosmarin zu erreichen. Lambert stürmte vor mir ins Gebäude und ich konnte ihn rufen hören. "Zoltan wir brauchen starken Alkohol und Nähzeug.“ Die Antwort konnte ich nicht hören, aber als ich ebenfalls eintrat, konnte ich sehen, wie Zoltan in den Kisten in der Küche rumkramte. Ich war froh das ich mich hinsetzen konnte, meine Knie wurden etwas weich. Nicht aus dem Blutmangel, sondern aus dem Wissen, das ich blutete und das es nicht nur ein kleiner Kratzer war. Der menschliche Verstand war eine seltsame Sache. Lambert hatte mittlerweile ein anderes Tuch besorgt und hielt es mir hin. Zoltan hatte mittlerweile alles gefunden was Lambert von ihm gefordert hatte und kam zu dem Tisch rüber. „Was ist jetzt schon wieder passiert? Du solltest doch auf sie aufpassen, Lambert.“ Wollte der Zwerg wissen. „Das waren Hexenjäger.“ Beschwerte sich Lambert. Er schnappe sich die Flasche, tränkte ein weiteres Tuch damit und reichte sie mir rüber. Ich nahm sie entgegen und nahm einige große Schlucke des widerlichen Gebräus. Ich musste husten, weil es so in der Kehle kratzte. Dann zog er meine Hand weg und drückte den mit Alkohol getränkten Lampen auf den Schnitt. Es brannte höllisch, ich atmete durch die zusammen gepressten Zähne, um nicht auf zu schreien. Dann nahm Lambert sich die Nadel und einen Faden aus Tiersehne. „Halt sie am besten fest Zoltan.“ Murmelte Lambert. Ich musste die Augen schließen als die Nadel meinem Auge immer näherkam. Zoltans Hände lagen beruhigend auf meinen Schulten, als der Hexer die ersten Stiche setzte. Schlussendlich jammerte ich doch und in genau diese Situation platzte Geralt herein. Ich hatte nur die Tür gehört und gemerkt, das Lambert in seinem Tun innegehalten hatte. „Was ist hier los?“ konnte ich dann den weißhaarigen Hexer lospoltern hören. Jemand fasste mein Gesicht und drehte es so hin und her, als ob er es besser mustern können wollte. Als ich meine Augen öffnete, schaute ich in das Gesicht von Geralt. „Wer war das?“ wollte er von seinem Bruder wissen. „Hexenjäger.“ Flüsterte ich stattdessen. „Es gab einen Streit, als ich dazwischen gehen wollte, konnte Lambert gerade so verhindern, dass mir jemand aus Versehen den Schädel spaltete.“ Fuhr ich fort. „Es ist aber auch gar nicht so schlimm.“ Versuchte ich das Ganze etwas runter zu spielen. „Nicht so schlimm? Deswegen näht Lambert die Wunde jetzt auch und dein Jammern konnte ich auf der Straße schon hören.“ Geralt war aufgebracht, ließ Lambert aber dann doch seine Arbeit wieder aufnehmen. Als er damit fertig war, wischte er mir das Blut aus dem Gesicht und tupfte nochmal Alkohol auf die Wunde, allerdings brannte es diesmal nicht nur, sondern kribbelte auch. Fragend sah ich ihn an. „Stark verdünnte Schwalbe, Aiden hatte mal erwähnt, dass es so auch für Menschen verträglich wäre und es die Wundheilung verbessert.“ Erklärte er mir. „Danke.“ Erwiderte ich. Ich ging nach oben, in meinem Zimmer hatte ich einen kleinen Spiegel hängen und ich wollte meine Kleidung wechseln. Ich starrte in den Spiegel, der Schnitt fing an der Nasenwurzel an und führte schräg nach unten über das Jochbein bis zum Kieferknochen, ähnlich wie bei Gaetan. Wenn das so weiter ging, wäre ich bei meiner Rückkehr nach Hause nur noch eine einzige Narbe. Wenn ich bis dahin überhaupt noch Leben würde. Ich wusch mir das restliche Blut vom Hals und wollte mir ein frisches Hemd anziehen, leider musste ich feststellen, dass ich nur noch zwei hatte und diese gehörten eigentlich nicht mir. Das eine gehörte Letho und das andere Menge. Wie auch immer das hier her kam. Ich entschied mich vorerst für das von Letho, auch wenn es mir deutlich zu groß war. Ich stopfte alle meine dreckige Kleidung in einen Leinensack und stellte diesen an die Tür. „Kann mich noch mal jemand begleiten? Ich müsste noch dringend wohin.“ Fragte ich, als ich die letzten Stufen herunterstieg. „Auf keinen Fall, du bleibst hier. Was auch immer so dringend ist, muss warten.“ Beschloss Geralt. „Aber ich habe keine saubere Kleidung mehr, nur noch dieses und ein Hemd von Menge.“ Flehte ich. Geralt schaute zu mir rüber, scheinbar erkannte er das Hemd. Nun war bei der Größe und den abgerissenen Ärmeln sicherlich nicht allzu schwierig. „Ich nehme deine Sachen mit. Wollte eh zum Schneider.“ Meinte Zoltan. „Danke Zoltan, das ist sehr lieb von dir.“ Bedankte ich mich. Ich konnte deutlich spüren das die Stimmung gereizt war. Lambert und Geralt saßen weit von einander entfernt und starrten immer mal wieder zu den jeweils Anderen rüber. Alle schwiegen sich an, doch mir fiel kein Thema ein, welches ich nutzen könnte, um das Schweigen zu brechen. Zoltan sortierte seine Gwentkarten, aber die Hexer taten nichts, außer zu starren. Ich überkreuzte meine Arme auf dem Tisch und legte meinen Kopf darauf. Immer wieder seufzte ich vor Langeweile, bis es Geralt irgendwann reichte. „Was?!“ wollte er wissen. „Mir ist langweilig.“ Quengelte ich. „Dann tu irgendwas.“ Kam es ziemlich hilfreich von ihm. „Und was? Ich darf nicht raus gehen und etwas anderes habe ich hier nicht zur Beschäftigung.“ Murmelte ich. „Mir egal, nur irgendwas. Kümmere dich um deine Ausrüstung.“ Schlug er vor. „Habe ich heute schon.“ Brumme ich nur zurück. Irgendwer kramte in einer Tasche und etwas Schweres landete vor mir auf dem Tisch. Ich schaute auf, es war ein Buch. „Lies das, aber sei verdammt nochmal ruhig. Ist ja echt nervig.“ Kam es von Lambert. Ich nahm mir das Buch, es war ˋHexer – nicht ganz die Teufel, für die man sie hältˋ von Virgil von Ban Ard. Ich griff danach und fing an zu lesen. Es wäre eine gute Möglichkeit an Informationen zu kommen, die ich hatte, aber eigentlich nicht besitzen dürfte. Vielleicht konnte ich sogar noch etwas dazu lernen. Mir war es in dem Moment sogar völlig egal, warum Lambert dieses Buch bei sich hatte. Ich blendete alles um mich herum aus und verschlang eine Seite nach der Anderen. Erst als es zu dunkel zum lesen wurde, schaute ich wieder auf. Ich saß alleine da und hatte keine Ahnung wann oder wohin sich die anderen verkrümelt hatten. Ich schlug das Buch zu und legte es auf Lamberts Taschen. Dann ging ich nach oben und machte mich für das Bett fertig. Nebenbei stellte ich fest, dass der Wäschesack verschwunden war. Für die Nacht konnte ich Lethos Hemd anbehalten, aber für den morgigen Tag müsste ich dann wohl das Andere nehmen. Seufzend schloss ich die Augen und ließ meinen Kopf auf das Kissen sinken, nur um im selben Moment wieder hochzufahren. Ich sollte mich wohl lieber nicht auf die verletzte Wange legen. Ich wälzte mich herum und versuchte in dieser Position zu schlafen. Schweißgebadet wachte ich am nächsten Morgen auf, ich hatte wieder einen Alptraum gehabt. Aber angesichts meiner Situation war dies wohl nicht ungewöhnlich. Ich hoffte nur, dass ich das bald hinter mir lassen konnte. Eine Dusche oder ein Bad wären jetzt was Tolles gewesen, aber leider stand mir beides nicht zur Verfügung. Nur kaltes Wasser für eine erneute Katzenwäsche. Einigermaßen erfrischt, aber dafür jetzt völlig wach schlüpfte ich in meine Kleidung und ging nach unten. Die beiden Hexer standen sich gegenüber und stritten sich, ich konnte aber nicht hören worum es ging. Ich sah den beiden eine weile zu, bis Lambert scheinbar nachgab. Er war ziemlich aufgebracht darüber, aber Geralt schien zu frieden. Geralt verschwand, aber Lambert setzte sich an einen der Tische. Er nahm seine Schwerter und einen Schleifstein und machte sich an die Arbeit. „Was ist los?“ wollte ich von ihm wissen. Aber ich bekam keine Antwort. Ich fragte erneut, doch wieder ignorierte er mich. Da ich Hunger hatte, aber es scheinbar nichts gab, stapfte ich in die Küche. Ich nahm die Pfanne und stellte sie auf die Kochfläche, dann schlug ich einige Eier auf und würzte sie. Es gab sogar noch einige Speckstreifen, die ich ebenfalls anbriet. Ich verteilte den Speck und das Rührei auf zwei Teller und ging damit zurück zu Lambert. Einen Teller schob ich zu ihm rüber. „Hier bitte, Frühstück.“ Er sah auf, ging aber dann wieder an seine Arbeit zurück. Ich setzte mich hin und genoss mein Ei, während Lambert strich für strich sein Schwert schliff und dann ein ölte. Er beendete seine Tätigkeit erst, nachdem ich mit dem Essen fertig war. Er packte die Untensilien und die Schwerter weg, dann griff er nach dem Teller und einer gabel. So wie es aussah, schien es ihm gut zu schmecken. Ich wartete bis er mit dem essen fertig war, bevor ich ihn erneut fragte. „Was ist los, Lambert? Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?“ er schob seinen Teller weg und sah mich an. „Ich soll dafür sorgen, dass du den ganzen Tag hier bleibst, während Geralt etwas zu tun hätte. Zoltan kommt ab und zu schauen, aber heute Abend wären wir beide definitiv alleine. Sie haben irgendwas vor, hat mit einem Dudu zu tun.“ Murrte er. Ich strahlte, dass ich hier den ganzen Tag gefangen bleiben sollte und dann noch mit einem mürrischen Wächter, passte mir zwar nicht, aber ich würde Lambert schon heute Abend dazu überzeugt kriegen, das Haus zu verlassen. „Nun, irgendwie sind das gute Nachrichten. Ich sagte dir, wenn du länger bleibst, wird sich das für dich lohnen. Wir müssen nur bis zum Abend mitspielen und dann werde ich dir etwas zeigen, das jeden Ärger wert ist.“ Beschwor ich ihn. Sein Blick wurde noch grimmiger, wenn das überhaupt möglich war. „Ich hatte schon genug Ärger wegen dir. Du wirst schön hier bleiben und wenn ich dich festbinden muss.“ „Das hat Geralt auch schon mal versucht, hat nicht geklappt. Dabei hatte er mich sogar zusätzlich geknebelt und in eine Kammer eingeschlossen.“ Grinste ich einfach nur. Das machte ihn natürlich neugierig und so erzählte ich eine Anekdote nach der anderen, die ich mit Geralt erlebt hatte. Lambert lachte besonders herzlich, als ich ihm die Geschichte mit dem Sattelgurt erzählte. Am Nachmittag machte ich uns aus den Resten vom Vortag ein spätes Mittagessen, an dem sich auch Zoltan gütig tat. Er schien mit jedem Kontrollbesuch immer erstaunter zu sein, das Lambert und ich 1. Noch da waren und 2. Uns noch nicht an die Gurgel gegangen waren. Wir saßen nur da und erzählten Geschichten. Als sich Zoltan und Priscilla, die ebenfalls kurz da gewesen war, kurz vor der Dämmerung verabschiedeten, wusste ich, die Zeit war gekommen. Schnell eilte ich nach oben und legte meine Ausrüstung und Umhang an, ehe ich wieder runter kam. „Ich habe doch gesagt, wir bleiben hier!“ knurrte Lambert. Ich legte meinen Dackelblick auf, „Ach komm schon Lambert. Das ist eine einmalige Möglichkeit. Ich verspreche es wird jeden Ärger wert sein. Wir müssen nur noch jemanden abholen, aber wir müssen uns beeilen, damit wir pünktlich kommen.“ Flehte ich. Und ich hatte Glück, Lambert gab nach. Ich bat ihn, seinen Umhang mit zunehmen und schnappte mir ebenfalls einen zweiten. Den würden wir noch brauchen. In unsere Umhänge gehüllt, führte ich Lambert zur Botschaft, aber diesmal nahm ich ihn mit rein. Wir wurden schon erwartet. „Ah gut, da seit ihr ja. Der Gefangene ist bereit, wie besprochen.“ Ich nickte, Lambert stellte zum Glück vorerst keine Fragen. Der nilfgaarder Offizier zog an einem Klingelseil und kurze Zeit später, kam eine Wache in den Raum. „Ich übergebe hiermit den Gefangenen Julian Alfred Pankratz viscount de Lettenhove.“ Intonierte er. Lambert musste sich bei dem Namen das Lachen verkneifen, aber ich konnte hören wie leicht durch seine Lippen prustete. Rittersporn, der jetzt ebenfalls im Raum war, sah ängstlich zu mir und Lambert rüber. Er konnte unsere Gesichter nicht sehen, wir hatten unsere Kapuzen auf, um den Spaß nicht zu verderben. Mich hätte Rittersporn eh nicht erkennen können, aber ich wollte auch auf der Straße keinen Trubel verursachen. Ich warf Rittersporn den Umhang zu. „Anziehen und Kapuze auf.“ Befahl ich ihm. Leicht geschockt tat er was ich verlangte. Dann unterschrieb ich einige Dokumente, bevor Lambert und ich Rittersporn in unsere Mitte nahmen und ihn zur Tür führten. Sobald wir auf der Straße waren, fing er an, dass er unschuldig sei und dass es sich um ein Missverständnis handeln musste. „Julian, halt die Klappe. Wenn du nicht still bist, verdirbst du dir und uns den ganzen Spaß.“ Meckerte ich. Erstaunlicherweise, blieb er ruhig. Ebenso Lambert, wobei ich mir gut vorstellen konnte, dass er leicht verwirrt war. Ich führte die Beiden zum Theater und bezahlte den Eintritt für uns. Leise beschwor ich beide nochmal eindringlich, nichts zu tun, um uns zu verraten. Dann stellten wir uns eine schattige Ecke, die uns noch weiter verbarg. Es herrschte Stille, als Geralt den letzten Satz des Theaterstückes sprach. Ich zog meine Kapuze herunter und fing an zu klatschen, während ich aus dem Schatten trat. Viele drehten sich um und schnell gab es Getuschel. Geralt funkelte mich. „Ein schönes Stück, findest du nicht auch Julian?“ ich drehte mich zu Rittersporn um und nickte ihm zu. „Oh wunderbar, Geralt ich wusste gar nicht das du jetzt unter die Schauspieler gegangen bist.“ Während er nach vorne stürmte rutschte seine Kapuze vom Kopf, Geralts Augen weiteten sich und Priscilla schlug ihre Hand vor den Mund, bevor sie auf ihn zueilte und ihren geliebten Rittersporn umarmte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)