Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 7 Teil II: Von Vampiren Striegen und Krümeln --------------------------------------------------------------- Bei Beginn der Abenddämmerung hatten wir endlich das südliche Tor des Lagers erreicht, allerdings mussten wir das komplette Lager durchqueren, um zum Quartiermeister zu kommen. Wir wurden misstrauisch von einigen Soldaten gemustert, als wir dem Pfad durch das Lager entlang ritten. Ich musste Grinsen, als Geralt die aus dem Spiel bekannten Zurufe, ‚Ich habe dich in Wyzima gesehen‘ erhielt. Doch es hielt nur solange bis einer zu mir sagte, ‚Ich habe dich bei Rideaux gesehen‘, da war es an Geralt zu grinsen und ich blickte den Soldaten finster an. Vor der Quartiermeisterei hielten wir an und stiegen von unseren Pferden. Diese ließen wir an dem wenigen noch vorhandenen Grün knabbern, während wir uns ins Zeltinnere begaben. „Was wollt ihr?“ wurden wir direkt angeblafft. Ich reichte ihm die Dokumente, „Wir sind im Auftrag des Kaisers unterwegs.“ Gab ich nur als kleine Erklärung. Sofort änderte sich der Gesichtsausdruck des Quartiermeisters und er kramte in einigen Dokumenten bis er einen Brief gefunden hatte. Zu meiner und auch Geralts Überraschung reichte er den Brief nicht an mich, sondern dem Hexer. „Kam vor einigen Tagen aus Skellige hier an.“ Kommentierte der Quartiermeister. Ah er musste von Yennefer sein. Geralt steckte ihn vorerst ein. „Wir benötigen eine Unterkunft und Vorräte, bevor wir morgen weiterreisen können.“ Bat ich den Quartiermeister. Dieser nickte, „Das stellt kein Problem dar. Wenn ich im Gegenzug einen Gefallen erbitten dürfte? Wir vermissen einige Kundschafter und es wäre sehr hilfreich, wenn der Hexer nach ihnen schauen könnte?“ bat Eggebracht. Ich schaute Geralt an, der jedoch nur mit den Achseln zuckte. „Nun gut, warum nicht. Eine Hand wäscht die andere, nicht wahr? Geralt wird natürlich gerne nach den Kundschaftern suchen, während ich die Vorräte aufstocke und die Pferde sich ausruhen können.“ Gab ich Auskunft und Eggebracht sah erfreut aus. „Natürlich würde ich auch für den Auftrag bezahlen, schließlich gibt es einen offiziellen Aushang dafür.“ Meinte der Quartiermeister in Richtung Geralt, der daraufhin nicht mehr ganz so mürrisch aussah. Er trat aus dem Zelt und ich konnte noch hören wie er ein Pergament von der Aushangtafel riss, bis seine Schritte in der Ferne verhalten. Eggebracht zögerte einen Augenblick, scheinbar wollte er sicher gehen, dass Geralt wirklich außer Hörweite war. „Hast du einen Bericht, oder soll ich selber einen verfassen, dass ihr Beide in Velen angekommen seid? Gibt es Neuigkeiten, die ich hinzufügen soll?“ wollte er dann wissen, ich überlegte kurz. „Ich denke, es wäre besser, wenn wir Beide einen schreiben, so kann der Kaiser sich sicher sein, dass ich seinen Bedingungen treu bleibe und Ihr ebenfalls eurer Aufgabe nachkommt.“ Eggebracht stimmte dem zu und er zeigte auf ein Schreibpult, wo ich Pergament, Feder und Tinte fand. Ich schrieb einen kurzen Brief, viel war unterwegs ja nicht passiert, über das ich berichten könnte. Ich erwähnte das Geralt zuträglicher geworden sei und darauf bestand, dass er mich trainieren müsse, aber er alle Hexergeheimnisse für sich behielt. Ich erwähnte aber auch, dass falls der Kaiser es wünschte, ich es gerne noch einmal in Angriff nehmen könnte, mehr Informationen darüber zu bekommen. Innerlich schwor ich mir aber, solange es mir gelang, würde ich zumindest den Standort der Festung geheim halten. Die Stygga-Burg, die die Katzenschule beherbergte, wurde ja von der Loge zerstört und die Geifenschule löste sich auf und dieses Schicksal wollte ich Kaer Morhen ersparen, auch wenn es sich nur noch um eine Ruine handelte. Ich versiegelte gerade den Brief, als mich eine Erinnerung durchzuckte, die vermisste Patrouille hatte einige Dorfbewohner abgeschlachtet und wurde dann selbst getötet. Von einem Wyvern. Verdammt, hatte Geralt seine Tränke und Öle dabei? Ich hoffte es. Auf einem weiteren Pergament hatte ich eine Liste erstellt, mit den Vorräten, die wir für die weitere Reise benötigen würden. Ich gab sie mit dem Brief zusammen an Eggebracht und er versicherte mir, dass wir am nächsten Tag alles erhalten würden. Nachdem ich den Brief überreicht hatte, wurde mir das Zelt gezeigt, in dem Geralt und ich erst einmal unterkommen würden. Es war sehr komfortabel und luxuriös eingerichtet, es gab sogar einen Badezuber. Ich nahm eine der Pritschen in beschlag und schmiss meine Sachen darauf. Ich bat darum, dass der Zuber gefüllt würde und machte mich in der Wartezeit daran meinen Krempel zu sortieren. In den Wochen, in denen wir bisher unterwegs waren hatte sich viel Dreck in die Taschen verwirrt. Ich kippte alles aus, bis etwas Metallenes auf dem Boden klapperte. Ich hielt inne und bückte mich danach. Es war der kleine Kompass, den ich das erste Mal fand, als mir bewusstwurde, wo ich mich befand. Ich klappte ihn erneut auf, doch die Kompassnadel drehte sich immer noch unkontrolliert. Schulterzuckend legte ich das Kleinod zu den anderen Sachen. Da ich immer noch warten musste, bis ich in den Zuber konnte, entschloss ich mich, meine ganzen Taschen, die ich sonst am Gürtel trug, zu sortieren. Darin befand sich vieles, dass ich in der Zeit, in der ich hier war, nicht unmittelbar gebraucht hatte. Es behinderte mich beim Reiten und auch beim Kämpfen und so fand ich es als unnötig, alles am Gürtel zu tragen, wenn ich es ebenso am Sattel bzw. in den Satteltaschen verstauen konnte. Hier in diesem Zelt, hatte ich endlich die Zeit, die Ruhe und die Möglichkeit alles zu sortieren, ohne befürchten zu müssen, dass ich etwas verlor. Alles Schreibzeug, außer das kleine Büchlein mit den ganzen Alphabeten, wanderte in eine Satteltasche. Das Fernrohr war klein genug, dass es mich nicht störte und verblieb somit am Gürtel. Die Karte und alle anderen Dokumente, die ich vom Kaiser erhielt, ebenso wie die Geldkatze verblieben ebenfalls in einer Tasche am Gürtel. Mein eigener -Kompass und die Taschenuhr fädelte ich zusammen auf die Kette, so dass ich sie um den Hals tragen konnte. Der defekte Kompass und alles andere wanderte ebenfalls in die Satteltasche. Als ich damit fertig wurde, war auch das Badewasser bereit. So verstaute ich alle Taschen unter der Schlafpritsche, zog mein Schwert aus der Scheide und stellte es an den Zuber, einen Dolch hatte ich ebenfalls in Reichweite gelegt. Als Frau konnte man in dieser Welt nicht vorsichtig genug sein und hier wimmelte es nur so von Männern, die seit langen bei keiner Frau mehr lagen. Ich genoss das heiße Wasser und wusch mich ausgiebig. Es war ein herrliches Gefühl sich endlich mal wieder waschen zu können und das mit heißem Wasser. Ich stieg erst aus dem Zuber, als das Wasser kalt wurde und ich langsam am Einschlafen war. Ich zog mir nur meine lange Tunika und Unterwäsche an, nachdem ich mich abgetrocknet hatte. Es wurde langsam dunkel und das Zelt wurde nur durch eine Öllampe und ein Kohlebecken erhellt und somit in ein schummriges Licht getaucht. Ich bediente mich an dem Obstteller, der bereit stand und erfreute mich über den Umstand, dass wir hier so fürsorglich behandelt wurden. Beinahe wie jemand Adliges oder ein wichtiger hoher Abgesandter. Ich sortierte noch meine Bekleidung bevor ich mich zum Schlafen fertig machte. Geralt war immer noch nicht zurück. Ich machte mir ein wenig sorgen, Wyvern oder auch allgemein die Draconiden waren keine leichten Gegner. Trotz allem kuschelte ich mich unter meine Decke, ich würde versuchen noch etwas wach zu bleiben, vielleicht würde Geralt bald zurück sein. Ich musste doch relativ schnell eingeschlafen sein, denn das nächste was ich wahrnahm, war ein Poltern im Zelt. Ich schreckte hoch, verschlafen rieb ich mir die Augen, um ein wenig besser sehen zu können. „Alles gut, schlaf ruhig weiter.“ Hörte ich Geralt murmeln. Dann hörte ich das rascheln von Kleidung. „Geralt?“ fragte ich müde. Es folgte weiteres Poltern und rascheln, er zog sich scheinbar aus. „Ja, schlaf weiter. Ich erzähle dir morgen was passiert ist.“ Es wurde hinter der französischen Wand, die den Waschbereich abtrennte, auf einmal heller, Geralt schien einige Kerzen angemacht zu haben. „Ok, gute Nacht.“ Nuschelte ich und legte mich wieder hin. Ich zog die Decke über die Schulter bis zum Kinn und lauschte mit geschlossenen Augen den Geräuschen. So wie es sich anhörte, hatte Geralt sich ebenfalls für ein Bad entschieden, ich hörte das Wasser plätschern als er in die Wanne stieg und ein erleichtertes Seufzen. Ich war schon beinahe eingeschlafen, als ich von Geralt auf einmal ein geflüstertes Fluchen hörte. Ich konnte ihn nicht ganz verstehen, nur so viel wie, „Bei Melitele, das auch noch, warum immer ich?!“ hatte er den Brief von Yennefer gelesen und enthielt dieser schlechte Nachrichten, fragte ich mich. Diese Ahnung wurde indirekt bestätigt als der Brief im Kohlebecken landete und in Flammen auf ging. Frustriert drehte ich mich um, so dass mein Gesicht nun zur Zeltwand gewandt war und zog die Decke über den Kopf. So konnte ich mir einreden, dass alles ruhig war. Schnell war ich dann doch noch wieder eingeschlafen. Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte, doch irgendetwas weckte mich erneut, mehr schlafend als wach spürte ich, wie etwas mein Ohr entlang strich und mich kitzelte. Murrend drehte ich mich um, um dem was auch immer zu entkommen, doch nun strich dieses Etwas über das andere Ohr. Im Tran des Schlafes, schlug mit der Hand danach, um es zu vertreiben, so als würde man eine Mücke verscheuchen wollen. Es kam nicht wieder und ich sank friedlich seufzend in den Schlaf zurück. Doch irgendetwas schob sich an meinen Lippen vorbei und strich über meine Zähne, es fuhr gerade über meinen Eckzahn und ich biss reflexartig zu. Erst der kupferartige Geschmack auf meiner Zunge ließ mich realisieren, dass ich nicht gerade träumte und auf einem Steak kaute. Ich riss die Augen in dem Moment auf, als Geralt mit verkniffenen Gesicht seine Hand an seine Brust drückte. Ich schluckte und die Flüssigkeit verteilte sich weiter in meinem Mund und etwas lief sogar meinen Mundwinkel hinunter. Ich wischte es mit den Fingern ab und stellte argwöhnisch fest, dass es sich um Blut handelte. „Was hast du mit mir gemacht, Geralt?“ knurrte ich ihn schon fast an. Er hockte nur mit seiner Brouch (Unterhose) bekleidet und einen Handtuch über den Schultern vor meinem Bett und sah ziemlich ertappt aus. Als ich mich weiter aufsetzte und Anstalten machte aufzustehen, wich er zurück. Das machte mich noch wütender, doch bevor ich erneut etwas sagen oder tun konnte, hob er hastig eine Hand und bewegte flink seine Finger. Er benutzte eines seiner Hexerzeichen auf mich. Ich konnte noch ein „Somne“ von ihm hören, bevor mir die Augen zu fielen. Das erste was ich wahrnahm, als ich erneut aufwachte, war das es draußen bereits sehr hell und laut war. Müde rieb ich mir die Augen, warum hatte ich solange geschlafen. Ich sah mich um, das Bett an der anderen Zeltwand war leer, Geralt war schon aufgestanden. Da fiel es mir wieder ein, wütend warf ich die Bettdecke zur Seite und wollte aufstehen, als das Ziel meiner Wut auch schon wieder ins Zelt kam. Finster starrte ich ihn an, „Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Was hast du mit mir gemacht!“ wollte ich aufgebracht wissen. Leider war Geralt wohl auf meine Wut vorbereitet und ließ sich jetzt nicht davon beeindrucken. Er verschränkte die Arme vor der Brust, was mir einen kurzen Blick auf seine Hände gewährte, waren das dort Zahnabdrücke auf seinem Daumen? Verwirrt runzelte ich die Stirn und wartete auf seine Antwort. Er stand einfach nur da, die Füße Hüftbreit auseinander, die Arme vor der Brust verschränkt und sein Blick starr auf mich gerichtet. Ich wollte gerade aufstehen und in meiner Wut irgendwie Antworten aus ihm rauskriegen, doch nur ein kurzer Satz und seine ernste Ausstrahlung ließen mich innehalten. „Sitzen bleiben!“ befahl er mir. Er kam einige Schritte näher, doch immer noch außer Reichweite. „Seit wann?“ wollte er von mir wissen und schaute von seiner Position aus, auf mich runter. Wie ein Lehrer, der seinen Schüler zu einem Geständnis bringen wollte, dass er in einer Prüfung geschummelt hätte. „Seit wann, was?“ fragte ich verwirrt zurück. „Versuch nicht die Ahnungslose zu spielen, ich weiß jetzt Bescheid. Also seit wann?“ forderte er mich wieder zu einer Antwort auf, obwohl ich keinerlei Ahnung hatte, was er von mir wollte. „Ich weiß nicht was du von mir willst!“ warf ich ihm entgegen. Sein Blick wurde etwas weicher, „Hör mal, ich weiß jetzt warum du so dagegen warst mit einem Hexer zu reisen. Du hattest es Angst, dass ein Hexer dein Geheimnis herausfindet. Aber keine Sorge, ich werde versuchen dir zu helfen. Aber dazu musst du mir meine Fragen beantworten.“ Ich wurde blass, hatte ausgerechnet Geralt meine Lügen durchschaut? „Wovon sprichst du?“ flüsterte ich stotternd. Er hockte sich vor mich hin, „Meinst du, ich kann nicht zwei und zwei zusammenzählen? Du hast teilweise starke Stimmungsschwankungen, du schläfst meist wie ein Stein, aber gelegentlich wachst du bei Geräuschen auf, die du gar nicht wahrnehmen können solltest, deine Nägel sind ziemlich lang und auch scharf, deine Haut verändert sich, deine Zähne sind spitzer als normal, deine Ohren sind auch nicht normal und du trägst deinen silbernen Schmuck nicht mehr. Er fängt an die weh zu tun, oder?“ Zählte er auf. Er verwirrte mich mehr und mehr, „Auf was willst du hinaus?“ wollte ich wissen. Fürsorglich legte er eine Hand auf mein Knie, so als würde er mir Trost spenden wollen, „Alanya bitte, ich kann verstehen wie du dich fühlst, aber ich kann dir helfen, du musst mir nur ehrlich sagen, wann die Veränderungen angefangen haben.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich weiß immer noch nicht was genau du von mir willst.“ Beharrte ich. Geralt seufzte, „In dem Brief von Yennefer standen Interessante Dinge über dich. Sie bat mich etwas zu überprüfen und scheinbar kann ich ihr keine guten Nachrichten deswegen übermitteln. Also bitte lass mich dir helfen, bevor es zu spät ist.“ Bat er. ‚Dein Hexer soll sie bei Gelegenheit anschauen, ich will keine Striege in der Nähe des Kaisers.‘ schoss mir durch den Kopf. Dachte Geralt wirklich, ich würde mich in eine Striege verwandeln? Scheinbar. Ich fing an zu lachen und stand auf. Geralt ließ mich sogar und blieb in seiner vorherigen Position, er verspannte sich nur leicht, als ich hinter ihn trat und ich mich zu ihm runter beugte. „Ah jetzt verstehe ich, sie hat dir mein Geburtstag verraten nicht wahr?“ flüsterte ich ihm in sein Ohr. Er nickte. „Und jetzt denkst du ich würde mich in ein Monster verwandeln?“ wieder ein zögerliches nicken. Ich strich mit meinen Fingernägeln seinen Nacken entlang, was ihm einige Schauer entlockte. „Hast du deswegen gestern deinen Finger in meinen Mund geschoben und mich dann verzaubert?“ hauchte ich ihm nun in sein anderes Ohr, ich bekam wieder ein Nicken und ich konnte ihn schlucken hören. „Du weißt wie unhöflich das ist. Du hättest einfach fragen können.“ Er verspannte sich noch mehr, ich fragte mich, ob er jetzt davon ausging, dass ich versuchen würde ihn zu attackieren, weil er mein vermeintliches Geheimnis aufgedeckt hatte. Ich schritt von ihm weg und setzte mich wieder auf die Pritsche. „Ich kann dich beruhigen, ich trage keinen Fluch auf mir.“ Er sah mich erwartungsvoll an, er wollte eine genauere Erklärung. „Meine Ohren sehen so aus, weil Ratten daran genagt hatten, als ich ein Baby in einem Waisenhaus war. Meine Haut verändert sich, weil das alles Narben sind. Selbst der kleinste Kratzer oder ein Moskitostich kann bei mir Narben hinterlassen. Meine Zähne sind normal, es gibt Menschen, die haben noch viel spitzere Zähne, meine Fingernägel sind so lang, weil ich keine geeignete Schere oder Feile gefunden habe, um sie zu kürzen.“ Ich grinste, „Außerdem trage ich auch meinen goldenen Schmuck ebenfalls nicht mehr, durch den ganzen Dreck scheuert er und beim Kämpfen behindert er auch.“ Vernichtete ich nach und nach seine Argumente. „Was hattest du noch gesagt? Ah ja, Stimmungsschwankungen, das ist ganz einfach, ich stehe stark unter Stress, ich habe vieles durchgemachen und ertragen müssen. Viele die sich in meiner Situation finden würden, hätten dies sicherlich auch. Und mein Geburtstag, nun dafür kann ich nichts.“ Geralt öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch ich schnitt ihn gleich ab, „Du siehst, ich werde sicherlich keine Striege und bevor du damit anfängst, unter dem Fluch der schwarzen Sonne leide ich ebenfalls nicht. In dem Jahr, in dem ich geboren wurde, gab es zwar zwei Sonnenfinsternisse, aber keine im Zeitraum meiner Geburt.“ Erleichtert stand Geralt auf, er wollte sich abwenden und aus dem Zelt treten. Ich eilte schnell hinterher. „Ach Geralt?“ sprach ich ihn freundlich an, er drehte sich um und in dem Moment hatte er eine Ohrfeige von mir erhalten. „Das war für die Belästigung und das Betäuben!“ säuselte ich ihm zu. Dann drehte ich mich um und schritt in den Waschbereich. Ich machte mich frisch und zog mich ebenfalls an. Während der ganzen Diskussion mit Geralt hatte ich nur meine Tunika getragen. Ich sammelte meine Sachen ein und verstaute alles Restliche in der Satteltasche. Ich legte meine Rüstung und mein Schwert an und trat dann aus dem Zelt. Ich konnte sehen, wie Geralt mit unseren Pferden näherkam. Plötze und Tetris waren schon gesattelt und trugen bereits einige Taschen. Das mussten die neuen Vorräte sein. Mein Blick glitt zum Himmel, trübe Wolken flogen dahin und es war klar, dass die Mittagszeit schon um war, doch scheinbar hatte Geralt es ziemlich eilig aufzubrechen. Er ließ sogar unser Training ausfallen. Er drückte mir die Zügel meines Pferdes in die Hand und schwang sich auf Plötze. Seufzend tat ich es ihm gleich, kraulte aber vorher meinen Wallach an der Stirn zur Begrüßung. Nachdem ich ebenfalls im Sattel saß, folgte ich Geralt schnell, dabei bekam auch mit, warum er es auf einmal so eilig hatte. Viele der Soldaten, die sich in unserer Nähe aufgehalten hatten, konnten einen guten Blick auf den roten Handabdruck auf Geralts Gesicht werfen. In dieser von Männern dominierten Welt, dürfte so Etwas wohl mehr als peinlich sein. Dementsprechend eilig hatte er es, von hier weg zu kommen und blieb dabei sehr wortkarg. Eigentlich sprach er gar nicht mit mir. Wir verließen das Militärlager in nordwestliche Richtung. Vorbei an den Galgen, an denen Deserteure hingen und dem Vergnügungs- Erholungshaus der Offiziere. Auch wenn Geralt ziemlich zügig aufbrechen wollte, reduzierte er das Tempo deutlich, als wir außer Sicht des Lagers waren. Ich ließ ihn gewähren, sollte er doch schmollen, wenn er wollte. So hatte ich schließlich meine Ruhe und konnte die Landschaft genießen. Naja zumindest so gut es ging. Der Weg, den wir entlang ritten, lag etwas erhöht und die Wiesen, die etwas tiefer lagen, waren häufig überschwemmt und auf ihnen konnte man in der Ferne Wasserweiber und Ertrunkene lauern sehen. Die Galgen die Gelegentlich am Wegesrand standen, waren selbstverständlich auch nicht ansehnlich. Aber der schauerlichste Anblick war sicherlich der kahle Berg, der sich vom Himmel abhob und die riesige einsame Eiche, auf dessen Spitze. Hin und wieder stießen wir auf verlassene Wagen, die am Wegesrand verrotteten und ihre eigene Geschichte zum Krieg und der Flucht der Bevölkerung erzählten. Ich fragte mich gerade, ob Geralt überhaupt einen Plan hatte, wo wir als nächstes hinwollten, oder ob er einfach erstmal weiter nur dem Weg folgte, als er plötzlich stoppte. Ich schloss zu ihm auf, in der Hoffnung ebenfalls zu sehen, was ihn anhalten ließ. Doch ich konnte nichts Auffälliges entdecken. „Bleib hier, egal was du hörst, folge mir nicht, bis ich dir sage, dass alles sicher ist.“ Befahl er und glitt aus Plötzes Sattel. Er zog sein Stahlschwert und schlich leicht gebückt den Hügel hinunter. Da ich ihm nachblickte, konnte ich sehen wie er ein Quen wirkte. Es musste also etwas ziemlich Gefährliches in der Nähe sein, etwas das er nur mit seinen erweiterten Sinnen wahrnehmen konnte. Das Ganze machte mich nervös, ich löste das Schild vom Sattel und zog mein Schwert, egal was in der Nähe war, es sollte mit mir kein leichtes Spiel haben. Ich fasste die Zügel kürzer und blickte suchend auf den Abhang hinunter, doch ich hatte Geralt aus den Augen verloren. Ich griff nach hinten an meinen Gürtel und zog mein Fernrohr hervor. Ich zog es aus einander und hob es vor ein Auge. Ich suchte die Wiese ab, bis ich das aufblitzen von Geralts weißem Haar sah. Ich folgte ihm mit meinen Augen und entdeckte dann, was er viel eher bemerkt hatte. In einer Ruine hatten sich einige, zum Teil bis an die Zähne bewaffneten Männer einquartiert. Ich zählte 10 Männer. Wollte Geralt mit denen alleine fertig werden? Er zog seine Armbrust und ich versuchte zu erkennen, wen er ins Visier genommen hatte. Ich nahm an, er würde den Wachposten ins Ziel nehmen, das wäre zumindest meine Vorgehensweise. In rascher Reihenfolge verschoss er mehrere Bolzen, allerdings alarmierte er so, die restlichen Männer und gab seine ungefähre Position bekannt. Er hätte zwischen den Schüssen seine Position verändern müssen. Dummkopf! Wie gebannt musst ich zusehen, wie die restlichen Männer zum Teil auf ihn zu stürmten und zum Teil anfing ihn zu umkreisen. Ich konnte sehen wie er sich auf den ersten Angriff gefasst machte und versuchte möglichst viele im Auge zu behalten. Kurz bevor die ersten beiden Männer ihn erreichen konnten, musste ich verwundert beobachten, wie diese abdrehten und ihre eigenen Kameraden angriffen. Er musste Axii gewirkt haben. Da ich selbst die ganze Zeit angespannt war, übertrug sich dies langsam auf Tetris. Er fing langsam an zu tänzeln und mit den Hufen zu scharren. Ich versuchte ihn zu beruhigen, doch dafür musste ich den Blick vom Kampf nehmen. Als ich endlich wieder meine Aufmerksamkeit auf Geralt richten konnte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass er zwar die meisten Männer runtergebracht hat, aber nun von zwei Schildträgern bedrängt wurde. Einer der beiden Männer, die unter Axii gestanden hatten, konnte ich sehen, doch den zweiten entdeckte ich nicht. Dafür entdeckte ich einen Bogenschützen, der sich gerade zwischen mich und Geralt schlich um eine gute Position und freies Schussfeld auf Geralts Rücken zu finden. Es gab keine Möglichkeit Geralt zu warnen und ich war mir nicht sicher, ob er es selber rechtzeitig bemerken würde. Mir blieb keine Wahl, ich musste mich selber einmischen. Schnell verstaute ich das Fernrohr und versuchte Tetris flüsternd meinen Plan zu erklären. Eigentlich völlig sinn frei, aber so konnte ich mich selbst ein wenig beruhigen und ich hoffte das Tetris mich dennoch verstand und im Kampfgetümmel ruhig bleiben würde. Ich fasste die Zügel nach und machte einen Knoten hinein. So würden sie nicht nach vorne über den Hals rutschen, sollte ich sie loslassen müssen oder im Falle das ich mich daran festhalten musste, um nicht vom Pferd zu stürzen, würden sie auf den Hals drücken und nicht gleich Tetris im Maul reißen. Ich prüfte den Sitz meines Schildes am linken Arm, nahm die Zügel ebenfalls in die linke Hand, denn in der rechten hatte ich mein Schwert. Ich richtete Tetris aus und gab ihn dann die Fersen. Er stürmte schnaubend los und hielt unbeirrt die Richtung auf den Bogenschützen ein. Schnell waren wir am Fuße des Hügels und der Schütze war nicht mehr weit entfernt. Ich hob mein Schwert und machte mich zum Schlag bereit. Der Schütze war gerade dabei seinen Bogen zu spannen, als ich ihn erreichte. Mein Schwert sauste auf ihn nieder und traf ihn am Rücken, aber mein Eingreifen war zu spät. Genau in dem Moment, wo mein Schwert ihn traf ließ er den Pfeil los. Der Schütze fiel tot zur Seite, doch der Pfeil sauste zielgerichtet auf Geralt zu. Doch glücklicherweise wurde er von meinem Tumult alarmiert und er drehte sich zu mir um und so flog der Pfeil haarscharf an seinem Gesicht vorbei und verfehlte sein Ziel. Geralts Augen blitzten kurz erschrocken auf, bevor er sich in der selben Sekunde wieder seinen Gegner zu wandte. Aber da Geralts Konzentration gebrochen war, hörte Axii auf zu wirken und der Mann, der bis eben noch teilnahmslos neben dem Getümmel stand, wandte seine Aufmerksamkeit auf mich. Er stürmte auf mich und Tetris zu. Ich lehnte mein Gewicht weiter nach hinten in den Sattel, nahm die Zügel straffer und gab mehr Druck mit den Beinen. Auch wenn ich wusste, dass dies sehr wahrscheinlich die falsche Hilfe war, verstand Tetris was ich von ihm wollte, kurz bevor der Bandit uns erreichte, stieg Tetris auf seine Hinterbeine und wirbelte mit den vorderen Hufen solange in der Luft, bis er den Angreifer vor uns traf. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und war genau in die Reichweite von Tetris Hufen gelaufen. Jetzt waren nur noch die Beiden Schildträger übrig, doch Geralt kümmerte sich um sie. Ich wollte ihn nicht erneut ablenken, indem ich in diesen Kampf eingriff. Das war auch ganz gut so, denn er wirkte gerade ein breitgefächertes Igni und zündete beide Gegner an. Panisch liefen sie durch die Gegend und versuchten das Feuer zu löschen, doch sie schafften es nicht rechtzeitig und brachen vorher zusammen. Schnauften hielt Geralt inne, um kurz Luft zu kriegen, dann drehte er sich zu mir. „Sagte ich nicht, dass du oben bei den Pferden bleiben solltest?“ fragte er mich gereizt. „Gern geschieht, habe dir gerne das Leben gerettet.“ Gab ich empört zurück. „Das nächste Mal lass ich dir deinen Schädel durchbohren, vielleicht überlebst du es ja mit deinem hohlen Dickschädel!“ setzte ich hinterher. Ich lockerte die Zügel von Tetris und gab ihm dankbare Klopfer an den Hals und versprach ihn bei nächster Gelegenheit eine besonders große Portion Hafer. Zufrieden schnaubte er. Geralt hingegen war unterdessen in den Unterschlupf getreten und sah sich dort um. Als ich ihm folgte sah ich gerade wie er sich eine Handvoll Kronen und einige Edelsteine einsteckte. In einer anderen Kiste fand er noch einen Runenstein und eine Flasche Wein. Er steckte beides ein. „Ich hoffe du hast nicht vor hier zu nächtigen?“ brach ich das Schweigen. Geralt drehte sich zu mir um, „Nein keine Sorge, nicht weit von hier liegt ein altes Anwesen, Eggebracht meinte es wäre verlassen. Daher dachte ich, es wäre eine gute Schlafstätte.“ Ich nickte. Schließlich gab es hier viele Ruinen und verlassene Stätten. Und nicht alle von ihnen wurden von Monstern in Beschlag genommen. „Hast du alles was du brauchst, oder muss du dich noch verarzten?“ fragte ich ihn, schließlich konnte es gut sein, dass einer seiner Gegner ihn getroffen hatte. „Nein ich denke wir können weiter.“ Sprach er distanziert. Komisch, dabei sollte ich doch eigentlich sauer auf ihn sein. „Gut, wenn du meinst.“ Stimmte ich zu und wir gingen zurück zu den Pferden, bzw. ich ging zurück zu Tetris und Geralt pfiff nach Plötze. Diesmal kam sie auch und schnupperte an ihm, es sah beinahe so aus, als wolle sie sicher gehen, dass er wirklich unverletzt ist. Geralt schob ihren Kopf weg und schwang sich in den Sattel. Wir folgten dem Weg weiter, als die Pferde plötzlich scheu wurden. Wir versuchten sie weiter zu drängen, doch kurze Zeit später erkannten wir den Grund. Wir wurden von Nekkern eingekreist und es wurden immer mehr. Geralt drückte mir etwas in die Hand, „Dort hinten ist das Nest, versuch es zu zerstören.“ Ich starrte ihn an, wie sollte ich denn da hinkommen? Ich schaute auf den Gegensand in meiner Hand, es war eine Bombe, welche konnte ich nicht sagen und leider war ich auch im Werfen eine totale Niete, so musste ich irgendwie Tetris ruhig halten und durch die Nekker steuern. „Ganz ruhig Junge, wir müssen da irgendwie durch.“ Flüsterte ich ihm zu, doch der Wallach schüttelte nur den Kopf. Beruhigend strich ich ihm über den Hals, „Wir schaffen das, Geralt verlässt sich auf uns.“ Ich konnte mich gerade noch so an der Mähne festhalten, als Tetris plötzlich stieg. Doch zum Glück waren auch die Nekker davon überrascht und wichen ein wenig zurück. Nachdem Tetris wieder mit allen vier Hufen am Boden stand, trieb ich ihn an. Mit einem riesen Satz preschte er los. Geralt war in der Zwischenzeit von Plötze gesprungen und sie schloss sich uns an, um aus der Nekkerhorde raus zu kommen. Plötze lief noch ein Stück weiter, als ich Tetris zum Stehen gebracht hatte, aber wir waren schon am Nest vorbei. So musste ich mein Pferd davon überzeugen, wieder ein Stück zurück zu laufen. Ich konnte gerade die Bombe ins Nest fallen lassen, als ein weiter Nekker daraus hervorsprang, Tetris erschrak und warf mich ab, buckelnd und ausschlagend entfernte er sich von uns. Schnell versuchte ich mich vom Nest zu entfernen, bevor es explodieren würde. Ich hatte Glück, das der Nekker von der Wucht der Explosion zerrissen wurde und mich nur die Schockwelle und einiges an Erde traf. Doch auch so war die Wucht enorm, dass sie mich wieder von den Beinen riss. Benommen blieb ich am Boden liegen. Erst einige Zeit später, als das Klingeln in meinen Ohren etwas nach lies, wurde mir die Stille um mich herum klar. Das schlimmste befürchtend stemmte ich mich erst zur Seite um mich dann leichter aufrichten zu können. Ich zog meine Knie unter mich und brachte mich in eine kniende Position. Langsam schaute ich mich um. Geralt hatte gute Arbeit geleistet, kein Nekker schien überlebt zu haben, aber wo war er? Wo war Geralt? Ich blickte mich weiter um, Plötze knabberte an etwas Gras und Geralt kniete neben ihr. Seine Rüstung war an einigen Stellen zerfetzt und ziemlich blutig. Ich konnte beobachten, wie er ein Fläschchen entkorkte und es dann austrank. Er verzog sein Gesicht und krümmte seinen Körper leicht. Es musste sich um einen der berüchtigten Hexertränke handeln, oder einen Absud. Ich schaute weiter, doch ich erkannte, dass Tetris nirgends zu sehen war, in seiner Panik war er sonst wohin geflüchtet. Sehr schön, in seinen Satteltaschen war der größte Teil des Proviants und fast alles was ich dabei hatte inklusive meines Schildes. Nur das Geld und die Unterlagen vom Kaiser hatte ich in meinen Gürteltaschen. Seufzend stemmte ich mich gänzlich hoch und schleppte mich zu Geralt. „Alles in Ordnung mit dir, oder brauchst du Hilfe?“ fragte ich ihn, als ich bei ihm ankam. „Das sollte ich wohl eher dich fragen, du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten.“ Grunzte er. Ich ließ mich neben ihn auf dem Boden plumpsen, „Geht gleich wieder. Mir ist nur ein wenig schwindelig.“ Er sah mich nur musternd von der Seite an. „Wenn du das sagst.“ Er gab mir seinen Wasserschlauch. „Hier trink etwas.“ Nachdem er mein Zögern gemerkt hatte, setzte er ein „Keine Sorge, es ist nur Wasser.“ nach. Ich nahm ein paar Schlucke und reichte ihm den Schlauch zurück. „Tetris ist weg.“ Murrte ich. „Ist nicht so wild.“ Meinte er leicht hin. „Nicht schlimm?! Er trägt den größten Teil der Vorräte und fast alles was ich besitze!“ keifte ich, „Außerdem wird es bald dunkel, wie soll ich ihn dann finden. Vorausgesetzt er wird nicht von irgendwas gefressen.“ Geralt schüttelte den Kopf, „Das Anwesen ist wirklich nicht mehr weit und wenn er ein wirklich so treues und intelligentes Tier ist, wird er dich finden. Ansonsten suchen wir ihn morgen, wenn es hell ist.“ Versuchte er mich zu beruhigen. „Danke.“ Ich war für den Versuch wirklich dankbar. Wir saßen noch einige Momente so da, bis Geralt meinte wir sollten langsam los. Ich raffte mich auf, doch kurz musste ich mich an Plötze festhalten. Nachdem ich meinen Kopf klar geschüttelt hatte, ging es wieder und ich ließ Geralt vor gehen. Wir folgten dem Pfad eine kleine Weile, aber es war wirklich nicht sehr weit bis wir zu einer kamen Brücke, die recht morsch wirkte, aber glücklicherweise hielt sie uns aus, auch wenn sie verdächtig knarzte. Auf der anderen Seite war auch schon das erste Gebäude zu sehen. Geralt hielt an und schien auf etwas zu lauschen, „Scheint alles ruhig zu sein, nichts Verdächtiges zu hören. Ich denke wir teilen uns auf und schauen ob es einen geeigneten Schlafplatz gibt, der trocken und relativ sicher ist.“ Ich nickte um meine Zustimmung zu zeigen. Geralt ließ Plötze los und sie trottete zu einer kleinen Grasfläche und fing an zu fressen. Geralt ging außen um das Gebäude herum und ich durchschritt das Tor zum Gehöft. Ich ging auf die offene Scheune zu, alles wirkte unheimlich, zu still. Ein kalter Schauer lief meine Rücken hinunter und irgendetwas sagte mir, dass hier etwas nicht stimmt, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte. Als ich die Scheune betrat stellten sich mir die Nackenhaare auf, vorsichtshalber griff ich nach meinem Dolch am Rücken. Doch ehe ich ihn ganz ziehen konnte, packte mich jemand sehr großes von hinten. Als mein Angreifer mir seinen Arm um die Kehle legen wollte, fasste ich automatisch danach und senkte schnell mein Kinn. So konnte er mir nicht sofort die Luft abdrücken. „Habe ich dich.“ Grollte eine mir unbekannte Männerstimme am Ohr. Ich versuchte an dem Arm zu zerren, doch ich konnte ihn keinen Millimeter von meinem Hals wegbewegen. Ich bohrte meine Fingernägel in den Unterarm, doch das schien meinen Angreifer nicht zu stören. Mir blieb nur noch ein Ausweg, ein Vorteil eine Frau zu sein, wir durften kratzen und beißen. Ich biss so kräftig zu, wie ich konnte, ich hörte auch nicht auf, als ich merkte wie meine Zähne die Haut durchbohrten. Doch etwas stimmte nicht, das Blut, dass ich schmeckte, war anders. Schmeckte anders, nicht nach Kupfer, sondern muffig und faulig. In wen oder was hatte ich da rein gebissen? Schnell hörte ich auf und wollte das Blut ausspucken. Mein Angreifer lachte über die Geste. „Pech meine Liebe, ich habe vorsorglich ‚Schwarzes Blut‘ getrunken.“ Höhnte er. Ich versteifte, er musste ein Hexer sein, da fiel es mir siedend heiß ein. Das hier musste das Rückeranwesen sein, denn nur da würde ein riesiger Hexer auftauchen. Letho. Gesuchter Verbrecher und Königsmörder. Ich schluckte, doch leider hatte ich immer noch sein Blut im Mund gehabt und nun im Magen. Ich realisierte was er zu mir gesagt hatte, „Ich bin doch kein Vampir!“ empörte ich mich, fasste seinen Arm anders, verlagerte mein Gewicht und zog den überraschten Hexer mit einem Judo-Wurf über meine Schulter. Nun lag ein perplexer Letho vor mir am Boden und ich zog schnell meinen Dolch, um ihm am Boden zu halten, doch gerade als ich ihm den Dolch an die Kehle halten wollte, lenkte mich etwas ab. „Alanya! … Alanya, wo bist du?“ rief Geralt, er kam gerade um eine Hausecke. „Alanya? Wir sind hier nicht al. …Scheiße! … Letho!?“ er hatte uns entdeckt, er stockte. Ich kniete auf einem Knie, mit blutverschmierten Mund an Lethos Kopf und hielt ihm einen Dolch an die Kehle, während Letho mir ebenfalls seine Waffe an den Hals hielt. Er konnte sie ziehen, als ich von Geralts rufen abgelenkt worden war. Geralt trat näher und blieb nur wenige Schritte von uns entfernt stehen. Da ich mehr auf Geralt, als auf Letho geachtet hatte, wurde ich überrascht und nun lag ich am Boden, die Hand, in der ich den Dolch hielt auf den Rücken verdreht und das Gesicht im Dreck. „Gib mir einen guten Grund, warum ich dich nicht jetzt töten sollte.“ Zischte Letho mir ins Ohr. Meine Augen weiteten sich panisch und ich konnte nur ein gequiektes „Geralt!“ hervorbringen. „Es ist lange her Geralt, schön dass es dir gut geht, aber was ist mit ihr hier?“ wand sich der große Hexer an den weißen Wolf. Doch bevor er überhaupt antworten konnte, fuhr ich dazwischen. „Geralt! Wenn du zulässt das er mich tötet, werde ich zurückkommen und dich als Geist heimsuchen oder doch als Striege meine Rache an dir suchen. Und ich werde nicht so schnell klein geben, wie ein kleines Mädchen.“ Schwor ich. Doch ich konnte die Reaktionen der beiden Männer nicht sehen. Aber ich konnte mir vorstellen, das Geralt fragend eine Augenbraue hob. „Nun Letho, so gerne ich diese Nervensäge gerne los werden möchte, …“ fing er an. „Geralt! …“ warnte ich ihn erneut. „Aber den Ärger mit Yen müsstest du für mich ausbaden und außerdem habt ihr beide denselben Auftraggeber.“ Fuhr Geralt unbeirrt fort. „Wieso Yennefer und welcher Auftraggeber?“ fragte Letho verwirrt. Als ich mich erneut einmischen wollte, drückte Letho mein Gesicht einfach in den Dreck, „Ruhe, wenn der Kuchen sich unterhält, hat der Krümel sich nicht einzumischen!“ meinte er zu mir. Ich konnte nur undefinierte laute von mir geben. „Also Geralt, wer ist sie?“ fragte Letho. „Sie soll mich auf Geheiß deines alten Auftraggebers Emhyr begleiten. Yennefer hat das Ganze unterstützt. Warum auch immer.“ Grummelte Geralt. Daraufhin ließ Letho zumindest meinen Kopf frei und ich konnte den Staub aushusten. „Du und Yennefer, ihr arbeitet jetzt mit dem Kaiser zusammen?“ fragte Letho erstaunt, aber er ließ meinen Arm immer noch nicht los. „Nicht freiwillig, aber Ciri ist zurück und die wilde Jagd ist ihr auf den Fersen.“ Gab Geralt zu. Letho brummte. „Und was hat das mit ihr hier zu tun?“ fragte er und ich nahm an das er irgendwie auf mich deutete. „Keine Ahnung, die Nilfgaarder hielten sie erst für einen Spion, aber dann hat der Kaiser, warum auch immer, beschlossen, dass sie mich begleiten soll. Und Yen unterstützt diese Idee auch noch.“ Es fing an zu Regnen und die ersten Tropfen uns. „Könntest du mich vielleicht endlich mal loslassen?“ fragte ich genervt. „Nur wenn du schön brav bist, Krümel.“ Bekam ich als Antwort von Letho. Ich zappelte nur als Antwort. Und so musste ich weiter so im Dreck liegen bleiben, während die beiden Hexer sich unterhielten. Erst als die Regentropfen immer mehr wurden, hatte Geralt ein einsehen. „Lasst uns irgendwo reingehen. Ich habe keine Lust das sie krank wird und sie dann ein noch größeres Hindernis wird.“ Ich konnte hören wie er aufstand. Lethos Griff lockerte sich endlich und ich konnte meinen Arm wieder bewegen. Doch durch die lange erzwungene Haltung war er eingeschlafen und kribbelte ziemlich unangenehm. Ich stand ebenfalls auf, doch langsam und bedächtig. Der Schwindel kam langsam zurück und irgendwie war mir flau im Magen. Während die Hexer schon einmal in die Scheune gingen, suchte ich mir eine Regentonne und wusch mir dann mein Gesicht. Das getrocknete Blut und der Staub gepaart mit meinem Speichel hatten eine juckende Kruste gebildet. Ich wusch mir mein Gesicht so gut es ging und folgte dann den Hexern. Sie hatten sich auf den Heuboden verkrochen und so kletterte ich die Leiter hoch. Oben angekommen musste ich erst einmal verschnaufen und meine Übelkeit runterschlucken. Ich hätte vielleicht nicht nach unten schauen sollen. Ich setzte mich so weit weg vom Rand wie möglich. Die Hexer hatten es sich schon bequem gemacht und eine Flasche wanderte zwischen ihnen hin und her, während sie abwechselnd daraus tranken. Überraschenderweise reichte Letho sie an mich weiter, „Hier, trink ein Schluck. Siehst ja schon fast so blass aus wie unser weißer Wolf hier.“ Grinste er. Eigentlich wollte ich nichts trinken, aber es schien so etwas wie ein Friedensangebot von Letho zu sein und das konnte ich nicht ablehnen. So nahm ich die Flasche entgegen. Vorsichtig nahm ich einen Schluck und da das Gesöff nicht so scheußlich schmeckte, wie der billige Fusel von Geralt, nahm ich noch einen großen hinterher. Dann reichte ich die Flasche zurück. Nachdem die Flasche noch einige Male zwischen uns hin und her gewechselt war, hatte das flaue Gefühl im Magen vorerst nachgelassen und ich hatte mir genug Mut angetrunken, um mich ins Gespräch ein zubringen. „Sag mal Letho, warum hast du mich für einen Vampir gehalten?“ murmelte ich und schaute ihn erwartungsvoll an. Er grinste, „Na, so wie du umher geschlichen bist ... Zuerst dachte ich, du würdest zu den Kopfgeldjägern gehören, aber dann schienst du meine Anwesenheit gespürt zu haben, …“ meinte er. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, war eher mehr Instinkt. Fühlte mich beobachtet.“ Das Kopfschütteln hätte ich sein lassen sollen, den urplötzlich kam die Übelkeit zurück. Ich kroch zum Rand des Heubodens und erbrach mich. Mein Magen rebellierte und krampfte sich zusammen. Vorsichtshalber blieb ich dort erstmal hocken. „Du hast sie für einen Vampir gehalten und dann hat sie dich auch noch gebissen wie einer, … welch Ironie.“ Lachte Geralt. Letho lachte mit. Plötzlich verstummte Geralt jedoch, im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Geralt erst Lethos Gesicht musterte und dann sein besorgter Blick auf mir lag. Sein Blick wechselte zwischen uns hin und her. „Was ist denn auf einmal?“ fragte Letho. „Hattest du irgendwelche Tränke getrunken, bevor sie dich gebissen hatte?“ fragte er besorgt und eilte dann auf mich zu. „Alanya, hast du sein Blut geschluckt?“ fragte er, bevor Letho antworten konnte. Meine Krämpfe wurden immer schlimmer und mein Kopf fühlte sich merkwürdig an, ich konnte nur wimmern. Vorsichtig hob er mich hoch und legte mich auf Lethos Schlafplatz ab. Dann wand er sich wohl wieder an Letho, „Sag schon, hattest du Tränke intus?“ fragte er ihn erneut. „Ja, da ich annahm sie könnte eine Bruxa oder ein Alp sein habe ich ‚schwarzes Blut‘ genommen. Interessanterweise kannte sie den Trank, plauderst du Geheimnisse aus Geralt?“ murrte Letho. „Sie hat höchstwahrscheinlich dein vergiftetes Blut getrunken und dann gibst du ihr ‚weiße Möwe‘? Bist du noch ganz bei Trost!“ Geralt klang ziemlich verärgert. „Und über das andere sprechen wir später.“ Er kramte in seiner Tasche, Letho konnte ich nicht mehr wirklich erkennen, ich hatte die Augen halbgeschlossen und meine restliche Sicht verschwamm. Geralt fluchte. „Hast du noch ‚weißen Honig‘?“ fragte er Letho, seine Stimme klang verzehrt. Letho hatte anscheinend einen, den kurze Zeit später wurde mir ein Fläschchen an den Mund gehalten. Doch mir schwirrten Geralts Worte, das er eigentlich keine Menschen behandelte und die korrekte Dosierung nicht kenne und der zukünftige Gesundheitszustand von Lena, dem Greifenopfer im Kopf herum. Ich weigerte mich auch nur einen Schluck zu trinken. „Nein, nicht.“ Murmelte ich. „Keine Tränke, mehr! Will nicht wie Lena, …“ weigerte ich mich weiter, als Geralt mich zwingen wollte. Seine Versuche hörten auf, aber ich konnte nicht verstehen, was ihn auf einmal davon abhielt. Wie in weiter Ferne hörte ich wie Geralt und Letho hastig mit einander sprachen. Sie waren über irgendetwas aufgeregt. Einer der beiden deckte mich zu und schien mir irgendetwas zu zuflüstern. Dann hörte ich wie Holz auf Holz schabte und kurze Zeit darauf zwei dumpfe Aufschläge und dann Geschrei. Dann war da nur noch Dunkelheit und verzehrte Bilder. Irgendwann schreckte ich aus dem Delirium hoch. Mein Kopf drehte sich und mein Magen machte es ihm nach. Als ich mich wieder zum Rand schleppte, um mich zu übergeben, stellte ich fest, dass jemand die Leiter hochgezogen hatte. Draußen war es hell, ob immer noch oder schon wieder konnte ich nicht sagen. Von den beiden Hexern fehlte jede Spur. Vorsichtig ließ ich die Leiter nach unten sinken, was gar nicht so ein leichtes Unterfangen war, wenn man sich fühlte, als wäre eine Horde Elefanten über einen gelaufen. Als ich unten ankam, lugte ich vorsichtig um die Ecke, man konnte ja nie wissen. Doch als ich sah, was sich draußen befand drehte sich mir mein Magen schon wieder um. Überall lagen geköpfte oder verstümmelte Leichen umher. So schnell es mir möglich war, verglich ich das Geschehene mit dem Wissen, welches ich aus dem Spiel hatte und kam zu dem Schluss, dass es sich um die Kopfgeldjäger handeln musste. Ein Blick auf die Karte und mir fiel wieder ein, wo sich der Anführer der Bande aufhielt. Ich musste so schnell wie möglich nach Lindental. Ich besah gerade die Pferde der Bande und überlegte, welches sich als vorübergehender Ersatz für Tetris eignen würde, als ich ein vertrautes Schnauben hinter mir hörte. Erschrocken drehte ich mich um und zu meinem Erstaunen stand dort Tetris. Geralt hatte recht behalten, er würde mich alleine finden. Schwerfällig zog ich mich in den Sattel und lenkte das Pferd auf den Weg. Der schnellste Weg nach Lindental führte durch den dichten Wald. Ich bat Tetris mich möglichst schnell und sicher nach Lindental zu bringen, dafür müsste er nur dem Weg folgen. Als hätte er mich verstanden sprang er in einen schnellen, aber für mich bequemen Galopp. Erst als wir schon mitten im Wald waren, fiel mir wieder ein, warum ich anfangs genau diesen Weg immer gemieden hatte. Zuerst sah ich einen Schwarm Raben über mich hinweg fliegen und dann tauchten die ersten Wölfe auf. Wenn man Raben und Wölfe zusammen sah, war meist ein Waldschrat nicht weit entfernt. Ich konnte ihn noch nicht sehen, aber hören und wenn ich ein Amulett gehabt hätte, würde es vermutlich auch stark vibrieren. Ich trieb Tetris noch mehr an, gegen einen alten Waldschrat hatte ich keine Chance, Himmel, selbst gegen die Wölfe hatte ich keine Chance und schon gar jetzt, wo ich mich so krank fühlte. So floh ich durch den Wald und war sichtlich froh, dass wir den Wald hinter uns gelassen hatten, doch ich gönnte Tetris keine Pause. Ich musste Lindental schnellst möglich erreichen. Tetris flog schon fast den Weg entlang und schon bald kamen die ersten Häuser in Sicht. Da die brennende Scheune schon von weitem zu erkennen war, musste ich das Dorf nicht erst komplett durchsuchen. Auf die Dorfbewohner nahm ich keine Rücksicht, ich musste den Kampfplatz erreichen. Ich kam gerade am Schauplatz an, als Letho tot zu Boden sank. Ich schluckte. Ich rutschte aus Tetris Sattel und kämpfte mich am Zaun entlang, an dem ich mich immer wieder abstützen musste. Vester forderte Geralt gerade auf, sich raus zu halten, aber da Geralt in solchen Situationen nie die friedliche Lösung nahm, sah ich mich gezwungen einzugreifen. „Geralt nicht.“ Rief ich ihm zu, naja eigentlich war es eher ein Keuchen. Erstaunt drehte er sich zu mir um, „Was machst du denn hier?“ Vester grinste. „Genau, hör auf deine kleine Freundin. Halt dich raus und dir wird nichts geschehen.“ Ich schleppte mich zu dem toten Körper von Letho und nahm ihm sein Amulett ab. Ich reichte es dem verdatterten Vester, „Hier, dein Beweis das Letho tot ist. Er soll zumindest eine richtige Bestattung bekommen.“ Bat ich ihn. „Nein, ich werde seinen Kopf nehmen.“ Doch Geralt mischte sich nun ebenfalls ein und verhinderte, dass Letho geköpft werden würde. Nach kurzem Zögern stimmte Vester zu, dass das Amulett reichen würde. Schnell waren Vester und seine Leute abgezogen. „Geralt, bitte bring Letho ins Haus. Ich komme gleich nach.“ Wie betäubt folgte Geralt meiner Bitte. Er schien durch die Ereignisse ziemlich mitgenommen zu sein. Ich hingegen schleppte mich zu dem dritten Pferd, dass neben Plötze und Tetris stand, in der Annahme es sei das von Letho. Ich durchsuchte die Satteltaschen und fand das was ich suchte. So schnell es mir möglich war, folgte ich Geralt ins Haus. Er war gerade dabei den Bolzen aus Lethos Schulter zu ziehen, als er das Gift roch. Sangebarisches Gift. Ich ging zu dem Bett, auf dem Geralt Lethos Körper platziert hatte. Vorsichtig flößte ich ihm die Flüssigkeit ein. Geralt sah dem ganzen verwirrt zu, doch er stellte mich nicht zur Rede. Nur wenige Momente später flatterten Lethos Augenlider und er kam zurück in die Welt der Lebenden. „Wie eine Erscheinung siehst du aber nicht aus.“ War seine Begrüßung an mich, was mich lächeln ließ. „Bin nicht so leicht unter zu kriegen. Genau wie andere Anwesende hier.“ Gab ich zurück. Ich trat zur Seite und überließ Geralt meinen Platz. Da es mir immer noch ziemlich schlecht ging, setzte ich mich auf den nächsten Stuhl, den ich erreichen konnte. Mein Kopf fing wieder an sich zu drehen und so legte ich ihn auf meine Arme, auf den Tisch. So war die Gefahr, vom Stuhl zu fallen, deutlich geringer. Neben mir konnte ich Geralt und Letho streiten hören. Aber ich konnte nicht verstehen um was es ging. Nachdem es im Haus des Schmiedes ruhig wurde und ich einige Zeit alleine dort gesessen hatte, wurde ich hochgehoben. Alles schwankte um mich und ich hielt mich an dem fest, was für mich zu erreichen war. Ich lehnte meinen Kopf an und konnte Leder und etwas anderes riechen, was ich mittlerweile Geralt zu ordnen konnte. Auch der metallene Geruch von Blut klebte an ihm. Was mich würgen ließ. Kurze Zeit später musste ich wieder eingeschlafen sein. Ich träumte von riesigen Monstern mit verzerrten Fratzen, die mich verfolgten. Hin und wieder hörte ich wie jemand meinen Namen rief und dann waren die Monster für kurze Zeit verschwunden, bis sie mit noch mehr Macht zurückkehrten. Als ich das nächste Mal zurück ins Bewusstsein kam, hörte ich zwei Männer miteinander streiten. „Geralt, das geht so nicht weiter. Wir sollten sie zu einem Heiler bringen. Sie ist schon seit Tagen in diesem Zustand.“ Hörte ich Letho sagen. Dann hörte ich rascheln von Stoff, das knarzen von Leder und etwas Kühles wurde mir auf die Stirn gelegt. Eine Hand strich mir über die Wange. „Du weißt, dass das nicht geht. Es gibt hier keinen in der Nähe und was ist, wenn Yen das rauskriegt?“ gab Geralt zurück. Einer der beiden schnaubte, wahrscheinlich Letho. „Und was ist, wenn sie stirbt? Wie willst du das dann erklären? Dass sie sich selbst mit Hexertränken vergiftet hat? Das wird deine Zauberin dir auch glauben!“ gab der große Hexer zurück. „Und was soll ich deiner Meinung nach machen? Ich will sie hier nicht schutzlos liegen lassen und auf dem Pferd kann ich sie auch nicht mitnehmen.“ Seufzte Geralt. Ich konnte Schritte hören. „Ich habe eine Idee, ich bin bald zurück.“ Konnte ich Letho noch hören und wurde dann langsam wieder in die Dunkelheit gezogen. Diesmal waren da nicht nur Monster in meinem Traum. Es gab eine Hexe, die die Monster mit Kräuterbündel vertrieb, es sah sehr lustig aus und wieder diese Stimmen, die mich riefen. Es waren verschiedene, die einen versicherten mir, ich würde für immer hierbleiben und andere die mir sagten das alles wieder in Ordnung kommen würde. Es gab auch viele verzerrte Farben und Strudel, wie wenn jemand einen schlechten Trip beschreiben würde. Das nächste Mal, das ich wach wurde, war irgendetwas anders. Aber ich konnte keinen Finger drauflegen. Ich fühlte mich nicht mehr krank und um mich herum war Stille. Ich versuchte zu schlucken, um meinen ausgetrockneten Mund zu befeuchten. Als ich versuchte mich zu bewegen, stellte ich fest, dass ich scheinbar doch nicht so alleine gewesen war. Jemand kam zu mir. Ich öffnete meine Augen langsam und musste mehrmals blinzeln, ehe ich etwas erkennen konnte. Letho beugte sich über mich. „Na Krümel, endlich wach?“ begrüßte er mich. „Sieht so aus.“ Krächzte ich. „Was ist passiert und wo ist Geralt?“ wollte ich wissen. Ich setzte mich auf und Letho half mir dabei, dann reichte er mir einen Becher mit Wasser, den ich gierig leerte. „He, nicht so schnell. Du hast ziemlich lange geschlafen.“ Ich reichte ihm den Becher zurück. „Geralt ist mit Keira los, sie wollten etwas überprüfen. Heute Abend oder morgen sollten sie wieder zurück sein.“ Erklärte mir Letho. Mein Hirn ratterte, warum war Letho noch hier und wie traf Geralt auf Keira. Ich musst ziemlich verwirrt ausgesehen haben, den Letho lachte ein bisschen. „Als du nach Tagen immer noch nicht aufgewacht warst, habe ich die Kräuterhexe aus Mittelhain aufgesucht, es stellte sich heraus, dass es Keira Metz war, so brachte ich sie hier her. Sie machte dir Medizin und da sie einen Hinweis auf Ciri hatte, sind die beiden vor zwei Tagen los um den nach zu gehen.“ Er reichte mir einen weiteren Becher mit Wasser, den ich diesmal langsamer leerte. Als mein Magen knurrte wurde ich rot. Letho versuchte nicht zu lachen, reichte mir aber einen Brotkanten. Vorsichtig knabberte ich dran, noch traute ich meinem friedlichen Magen nicht ganz. Ich bewegte meine Beine etwas, um mich bequemer hinzusetzten, da fiel mir auf, dass meine Beine direkten Kontakt mit der Decke hatten. Ich lugte an mir herunter, tatsächlich, ich hatte ein Hemd an, in das ich zweimal, vielleicht auch dreimal reingepasst hätte. Der Kragen war so weit, dass er eine meiner Schultern freilegte. Vorwurfsvoll schaute ich Letho an. „Schau nicht so, du hattest hohes Fieber und deine Sachen waren völlig durchgeschwitzt. So konnten wir dich nicht liegen lassen.“ Erklärte er mir. Ich schaute ihn weiterhin zweifelnd an. „Keine Angst, Geralt hatte dir zwar deine Rüstung ausgezogen, aber da ich weiß was für ein Frauenheld er ist, habe ich den Rest gemacht. In meinem Hemd siehst du übrigens ziemlich süß aus.“ Zwinkerte er. Schnell wand ich mein rotes Gesicht ab. Letho hatte mich ausgezogen und mir eines seiner Hemden angezogen und mich irgendwie vor Geralt beschützt, das war süß von ihm. „Weißt du, Geralt hätte in dieser Situation sich eine weitere Ohrfeige verdient, aber dir kann ich nicht böse sein.“ Nuschelte ich. Letho räusperte sich, wahrscheinlich um die unangenehme Stille zu vermeiden, die sich anzubahnen drohte. „Während du geschlafen hast, hatte ich die Fäden an deinem Bein gezogen, die Wunde ist mittlerweile gut verheilt. Lässt du mich die Naht an deinem Rücken noch mal sehen? Ich denke die Fäden könnten auch raus.“ Ich nickte nur und drehte Letho dann den Rücken zu. Er schob das Hemd hoch und glitt vorsichtig mit dem Finger an der Naht entlang. Ich zuckte weg. „Tut es noch weh?“ wollte Letho darauf hin wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein es hatte nur gekitzelt.“ Verneinte ich seine Frage. „In Ordnung, die Fäden können wirklich raus, soll ich das gleich machen?“ fragte er, doch ich konnte hören wie er bereits ein Messer gezückt hatte. Ich erlaubte es ihm, um mich ein wenig davon abzulenken, dass er mit einem Messer an meinem Rücken herum werkelte, fragte er mich wie es zu der Verletzung kam. Ich erzählte es ihm und so merkte ich kaum, wie er die einzelnen Fäden zog. „Er hat dich in einen Monstervertrag mit rein gezogen, gegen deinen Willen und ohne sich vorher sicher zu sein, dass du das auch schaffen könntest oder überhaupt die richtige Ausrüstung hast? Du hattest ein riesen Glück, dass du so glimpflich davongekommen bist.“ Empörte sich Letho. Ich legte eine Hand auf sein Bein, „Schon gut, ist ja kaum was passiert. Und er trainiert mich ja jetzt auch.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. „Alanya, sei nicht zu freizügig mit deiner Vergebung. Nekker sind nicht ohne, zehn Nekker und ein winzigen Augenblick Unachtsamkeit können selbst den erfahrensten Hexer töten.“ Versuchte er mir klar zu machen. Ich grinste, „Weißt du Letho, Rache wird am besten kalt serviert.“ Er lachte mit mir. Ich gähnte, so ganz fit war ich noch nicht und ich wurde schon wieder müde, außerdem fing ich an zu frieren. „Schlaf noch etwas, dann wird es dir bald wieder gut gehen.“ Meinte er zu mir. Ich legte mich wieder hin und zog die Decke hoch. „Tut mir leid wegen deinem Amulett, Letho.“ Murmelte ich. „Ist schon gut, Geralt hat mir erklärt was passiert ist. Besser das Amulett als mein Kopf. Ich war übrigens sehr überrascht dich dort zu sehen.“ Meinte er. Ich konnte hören wie er aufstand und in Richtung Leiter schritt. „Letho?“ fragte ich. „Ja?“ fragte er zurück. „Ich will nicht alleine bleiben und mir ist kalt legst du dich zu mir?“ ich sah ihn bittend an. „Ich sollte das nicht tun.“ Murmelte er, aber entfernte sich nicht weiter. „Bitte?“ fragte ich ihn nochmal. Resigniert seufzte er, „Na gut, aber nur kurz.“ Er kam zu mir zurück und zog seine lederne Rüstung und seine Stiefel aus. Er legte sich zu mir und kurz darauf hin schlief ich ein. Ich wurde durch leise Stimmen geweckt. Da meine Bewegung etwas eingeschränkt waren, musste ich mich erst einmal orientieren. Letho lag neben mir, ein Arm über meine Taille, der andere Arm unter meinen Kopf und unsere Beine waren verflochten. Es war dunkel, alle Kerzen waren mittlerweile verloschen, doch von unten kam ein wenig Licht. Die Stimmen wurden etwas lauter je näher sie kamen. Eine Frau und ein Mann, Keira und Geralt. Sie kletterten die Leiter hinauf, doch ich konnte hören wie Geralt stoppte und Keira fragte was los sei. „Letho!“ zischte er und kletterte die letzten Sprossen hoch. Schnell schloss ich meine Augen wieder. Ich konzentrierte mich auf das was zu hören war, Keira schien uns jetzt ebenfalls gesehen zu haben und war wohl auch nicht allzu erfreut über das was sie sah. „Letho! Was machst du da. Lass sie in Ruhe!“ flüsterte Geralt aufgebracht. Ich konnte spüren wie Letho sich leicht zu Geralt umdrehte. „Sei ruhig, sie schläft.“ Flüsterte er zurück. „Das können wir sehen, aber warum bedrängst du sie im Schlaf?“ mischte sich nun auch Keira ein. Letho murrte, er versuchte sich von mir zu lösen, doch wir lagen so verschlungen da, dass er mich wecken würde beim Aufstehen, wenn ich wirklich schlafen würde. Ich fragte mich wann ihnen auffallen würde, dass ich überhaupt nicht mehr schlief. Wenn Hexer wirklich so gut hören können, wie behauptet wird, müsste einem von Beiden bald auffallen, dass mein Herz deutlich schneller schlug. Doch ich wollte aber auch die bequeme Position aufgeben und so gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. „Sie hatte mich gebeten mich zu ihr zu legen, sie wollte nicht alleine bleiben und ihr war kalt.“ Brummte Letho. Geralt schien das nicht glauben zu wollen, so tat ich, als würde ich langsam aufwachen, während Geralt antwortete, „So eine schlechte Ausrede habe ich noch nie gehört und von dir auch nicht erwartet, Letho!“ Murrend öffnete ich leicht die Augen, „Schließ doch nicht immer gleich von dir auf andere Geralt!“ murmelte ich, was Letho zum Lachen brachte. Ich löste mich von Letho, der auch sogleich aufstand. Beleidigt zog ich die Decke über den Kopf, „Meno, es war gerade so bequem.“ Flüsterte ich. „Bei Melitele, du bist endlich wach.“ Konnte ich Geralts Erleichterung hören. Doch ich behielt meinen Kopf unter der Decke. Keira hockte sich zu mir, „Wie geht es dir?“ wollte sie wissen. Ich überlegte ob ich ihr antworten sollte, da wurde auch schon die Decke von meinem Kopf gezogen, ich blinzelte hoch. Natürlich, Geralt, wer sollte es sonst gewesen sein. Ich setzte mich auf und konnte gerade noch sehen, wie Letho die Leiter hinabkletterte. Geralt schaute mich, „Letho hat sich dir ganz sicher nicht aufgedrängt?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, dann fiel mir etwas ein, Rache wird kalt serviert Geralt. Er musste etwas in meinen Augen gesehen haben, denn er runzelte die Stirn. „Nein, er war nur nett zu mir. Ich habe ihn gebeten sich zu mir zu legen. Er ist schließlich nicht du Geralt!“ gab ich kühl und abweisend zurück, während ich die Arme vor der Brust verschränkte. „Geralt! Was meint sie?“ wollte Keira da auch schon gleich wissen. „Nichts, ich habe ihr nichts getan!“ er hob abwehrend die Hände. „Nein, überhaupt nicht. Du hast mich nicht befummelt als ich schlief und als ich auf wachte hast du mich auch überhaupt nicht betäubt.“ Sprach ich gedehnt und voller Sarkasmus. Keiras Augen blitzten auf und ich konnte noch sehen, wie Geralt die Beine in die Hand nahm und sich vor Keira in Sicherheit bringen musste, während er immer wieder beteuerte, dass das so gar nicht gewesen wäre. Zufrieden grinsend legte ich mich wieder hin und versuchte noch etwas zu schlafen, es war schließlich mitten in der Nacht. Als Letho mich weckte, war es draußen wieder hell. Er hielt mir einen Becher mit Tee hin und eine Schale mit Suppe. Dankbar nahm ich ihm den Tee ab und nahm vorsichtig einige Schlucke. Dann reichte er mir die Suppe. Es war eine Brühe mit etwas Fleisch und Gemüse. Es tat gut, wieder etwas Richtiges im Magen zu haben. Als ich aufgegessen hatte, stellte ich die Schale zur Seite und nippe immer mal wieder an dem Tee. „Das war vorhin übrigens ziemlich fies und hinterhältig von dir, Keira so gegen Geralt auszuspielen.“ Er grinste und ich grinste zurück. „Wie ich sagte, Rache wird kalt serviert. Und außerdem war es auch nicht gelogen. Nur ein wenig aus dem Zusammenhang. Er hatte kurz vor unserer Ankunft hier, einen Brief von Yennefer bekommen, sie wies ihn auf meinen Geburtstag hin und weil ich nicht so ganz in sein Frauenbild passte, war er der Meinung, ein Striegenfluch läge auf mir. Er wollte es prüfen, als ich schlief. Zum Dank habe ich ihm beinahe den Daumen abgebissen, als er meine Zähne prüfen wollte.“ Letho lachte ob meiner Erklärung. Dann strich er über seinen Unterarm, „Ah, jetzt verstehe ich auch deinen Kommentar, dass du als Striege, deine Rache suchen würdest. Aber eines muss man die lassen, Du hast aber auch spitze und scharfe Zähne.“ Meinte er. Ich sah auf seinen Arm. Tatsächlich war eine Narbe zurückgeblieben. „Tut mir leid, ich wusste mir nur nicht anders zu helfen.“ Er wuschelte mit seiner Hand durch meine Haare. „Schon gut Krümel, du kannst stolz auf deine Leistung sein. Kaum einer hat es bisher geschafft mich aufs Kreuz zu legen.“ Er runzelte kurz die Stirn. „Was mich aber interessieren würde, Geralt hat behauptet, er hätte dir keine Hexergeheimnisse anvertraut, schon gar nicht etwas über Tränke, woher wusstest du dann aber das ‚schwarzes Blut‘ gegen Vampire wirkt?“ Ich schluckte, „Ich hatte es irgendwo mal gelesen, glaub ich. Ich weiß aber nicht mehr genau wo.“ Nun das war jetzt aber auch nicht gelogen. Ich hatte die Informationen im Spiel gelesen, aber wo genau im Spiel, ich die Infos über den Trank erhielt wusste ich nicht mehr. Er nickte, doch sein Blick blieb ernst, „Woher wusstest du wo du uns findest und woher vom Gegengift?“ fragte er mich weiter. „Ich weiß nicht genau. Ich hatte Tetris, mein Pferd, gesagt ich muss schnell zu euch. Ich hatte ein ziemlich ungutes Gefühl, es war Glück das Tetris euch gefunden hatte. Das mit dem Gift, nun es war irgendwie logisch. Du bist so stark und hattest nur eine Pfeilwunde in der Schulter, ich wollte nicht glauben, dass du genau in dem Moment stirbst, als ich euch gefunden hatte. Ich hatte gehofft das ich irgendetwas in deiner Satteltasche finden würde, was mir hilft die Lage zu erklären.“ Versuchte ich mich raus zu reden. Letho musterte mich prüfend, „Nun ich werde dir erstmal glauben, auch wenn du scheinbar etwas verheimlichst. Aber ich weiß das jeder Geheimnisse hat, die er lieber nicht preisgeben würde und ich respektiere das.“ Ich sah ihn ertappt an. „Schau nicht so. Egal welche Geheimnisse du hast, ich zwinge dich nicht dazu sie Preis zugeben. Zumindest solange nicht, wie ich das Gefühl habe, das es mich gefährden würde und das habe ich aktuell absolut nicht, aber ich kann nicht für die andern sprechen. Die Hexer der Wolfsschule sind anders gestrickt als wir Hexer der Vipernschule.“ Ich nickte, ja die Wölfe teilten fast alles mit einander. „Danke Letho.“ Er nickte mir zu und stand dann auf, er reichte mir seine Hand. „Ich denke du wirst dich ein bisschen frisch machen wollen. Dolores hat ein Bad für dich vorbereitet.“ Ich griff nach seiner Hand und ließ ihn mir hochhelfen. „Dolores?“ fragte ich verwirrt. „Eine alte Dame, ihr gehört das Anwesen. Geralt hat sie in Lindental getroffen. Sie hat uns erlaubt zu bleiben und uns sogar bekocht. Sie war einfach nur froh, dass sie wieder nach Hause zurückkehren konnte.“ Da das Hemd, das ich trug, lang genug war, machte ich mir erst gar nicht die Mühe mir eine Hose anzuziehen. Letho passte auf, dass ich nicht die Leiter hinunterfiel und begleitete mich in Richtung Haus. „Aber was ist mit dem Monster im Wald?“ fragte ich ihn zögerlich. Er sah mich erstaunt an, „Was für ein Monster?“ ich stutzte, zwei Hexer und eine Zauberin hielten sich hier tagelang auf und haben nicht gemerkt das sich ein Waldschrat in ihrer Nähe befand? „Ich denke es ist ein Waldschrat, hat viele Raben und Wölfe. Ich habe sie gesehen und gehört, als ich euch gesucht hatte.“ Letho starrte in den Wald, der direkt ans Anwesen grenzte. „Ich werde mich bei Gelegenheit mal umschauen. Vielleicht hattest du dich auch nur getäuscht.“ Ich summte. Ja, getäuscht, das hätte ich mich gerne, vor allem als ich im Spiel das erste Mal auf ihn stieß. Ich Level 6 das Monster Level 20. Flucht unmöglich. Er brachte mich ins Haus, wo Dolores Rücker schon zu warten schien. „Hallo Liebes, wie schön, dass es dir besser geht. Als ich heute Morgen gehört hatte, dass du endlich aufgewacht bist, habe ich zu unserem Letho hier gleich gesagt, wenn du etwas gegessen hast, soll er dich herbringen. Ich habe einen Zuber für dich vorbereitet.“ Strahlte sie mich an. „Danke Madam.“ Bedankte ich mich, während Letho mir zuraunte, dass die alte Frau Geralt zum Wasserschleppen abkommandiert hatte. Letho ließ mich in der Obhut der alten Dame und verließ das Haus wieder. Ich hingegen wurde von der Frau in das nächste Zimmer geführt, wo bereits eine hölzerne Wanne, gefüllt mit dampfenden Wasser, auf mich wartete. Sie reichte mir ein Handtuch und legte ein Stück Seife, so wie ein Waschtuch auf einen Schemel neben der Wanne. „So Liebes, genieße dein Bad, wenn etwas sein sollte ruf einfach, ich bin nebenan.“ Meinte sie zu mir. „Danke Madam.“ Wiederholte ich mich und sie lächelte mich an, „Dolores. Nenn mich Dolores Liebes, nicht Madam.“ „In Ordnung, danke Dolores.“ Sie verließ den Raum, ließ aber die Tür einen Spalt offen. Ich ließ das Hemd auf den Boden gleiten und stieg dann in das Wasser. Es war herrlich, ich genoss das warme duftende Wasser. Es löste die steifen Gelenke und belebte den Geist. Gemächlich wusch ich mich, ich machte es alles extra langsam, damit ich das Bad solange wie möglich genießen konnte. Ich tauche gerade wieder meinem Kopf aus dem Wasser auf, als jemand hereinkam. Erschrocken drehte ich mich um, es war Keira. Sie trug ihr übliches knappes und enges Oberteil und dazu einen langen Rock. Ihre Bernsteinketten mit dem Ank baumele an ihrem Hals. „Wie ich sehe geht es die besser. Sehr gut, dann kann ich sobald Geralt wieder da ist, dieses elende Drecksloch wieder verlassen.“ Begrüßte sie mich. Ich zog eine Augenbraue hoch, Mensch war die freundlich. „Keiner zwingt dich hier zu bleiben.“ Gab ich einfach nur zurück. Dann drehte ich ihr den Rücken zu und wusch mich weiter. „Hey, sei nicht so unfreundlich zu mir. Wegen mir bist du jetzt schließlich wieder gesund und ich war die Beraterin von König Foltest.“ Versuchte sie mich einzuschüchtern. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Richtig, du warst. Du bist es nicht mehr und ich wäre auch ohne dich sicherlich wieder aufgewacht.“ Gab ich zurück. Da ich jetzt mittlerweile fertig mit waschen war und Keira mir die Laune verdarb, stieg ich aus der Wanne. Ehe ich mich in ein Handtuch wickeln konnte, sah ich Keiras angeekelten Blick auf meine Narbe am Oberschenkel. Ich hatte mich in das Handtuch gewickelt und wollte gerade nach dem Hemd von Letho greifen, als Dolores das Zimmer betrat. Zu meiner Freude und auch Überraschung hatte sie meine Kleidung dabei. „Hier, alles frisch gewaschen.“ Sie reichte sie zu mir rüber. „Danke Dolores.“ Ich nahm die Kleidung entgegen und legte sie auf den Schemel. „Brauchst du sonst noch etwas, Liebes?“ Ich schüttelte den Kopf, „Nein Danke, Dolores. Aber vielleicht werde ich dir nachher Gesellschaft leisten.“ Versprach ich und begann mich anzuziehen. Ich hatte fast vergessen, dass Keira immer noch im Raum war, bis sie etwas sagte. „Du trägst ein Pentagramm, bist du ebenfalls eine Magierin? Wer hat dich ausgebildet?“ fragte sie hektisch. Ich seufzte, „1. Es ist kein Pentagramm, sondern ein Drudenfuß und 2. Ich bin weder eine Zauberin, Magierin oder Hexe.“ Keira war mit der Antwort nicht zu frieden. „Aber du musst eine sein, warum solltest du sonst so etwas tragen und wenn du nicht ausgebildet worden bist, weißt du nicht wie gefährlich das ist?“ ich schüttelte den Kopf, „Keira halt die Klappe. Ich bin nicht magisch begabt. Und warum ich so etwas trage beziehungsweise es mit tätowieren ließ, ist meine Sache.“ Mit diesen Worten ließ ich sie stehen und trat zurück auf den Hof. Da ich keinen der beiden Hexer sah, ging ich weiter in die Scheune. Die Pferdeboxen wurden wiederhergerichtet, Tetris und Ree, dem Pferd von Letho, standen friedlich kauend da. Von Plötze war nichts zusehen, aber Keira erwähnte ja, dass Geralt etwas für sie erledigen würde. Also ist er sehr wahrscheinlich auf dem Weg zur Reusen Insel. Aber Keira würde sich nicht zu freuen. Die Dokumente würde ich ihr nicht überlassen. Ich musste Geralt nur vor ihr abpassen. Auf dem Heuboden war auch alles ruhig, also war Letho wohl gerade dabei den Waldschrat aufzustöbern. Da ich gerade nichts weiter zu tun hatte, ging ich zu Tetris in die Box. Er freute sich sichtlich, als er mich sah. Ich hatte mir eine Bürste geschnappt und strich ihm immer wieder in langen langsamen Zügen über das Fell. Dies tat ich solange bis sein Fell wie Seide glänzte. Ich trat aus der Scheune und wusch mir gerade den Dreck von den Händen, als ein großer und laut krächzender Schwarm Raben über den Wald aufstieg. Hatte Letho den Waldschrat besiegt? Ich hoffte es. Ungeduldig blieb ich auf dem Hof stehen und starrte in Richtung Wald. Es dauerte eine ganze Weile und für mich fühlte es sich noch viel länger an, bis sich etwas zwischen den Bäumen bewegte. Ich kniff die Augen leicht zusammen und hielt gespannt den Atem an. Es vergingen etliche Minuten bis ich eine große Gestalt, zwischen den Bäumen ausmachen konnte. Sie zog etwas hinter sich her. Sie kam immer näher und als sie das Tor durchquerte schien die Person mich entdeckt zu haben. Sie winkte mir zu und sobald sie in den ersten Lichtschein trat, konnte ich sehen, dass es Letho war, ich hatte es zwar schon vermutet und gehofft, aber in diesen Zeiten musste man mit allem rechnen. Ich konnte erkennen, dass das was er hinter sich herzog, der Kopf des Waldschrats sein musste und er hatte auch einen blutigen Beutel dabei. So neugierig ich auch bin, eigentlich wollte ich doch lieber nicht wissen, was sich darin befand. „Hey Krümel, hast du etwas auf mich gewartet?“ begrüßte er mich. Ich nickte, „Ja, ich hatte die Raben zufällig gesehen und gehofft, dass es sich um ein gutes Zeichen handelt.“ „Wie du sehen kannst, war es das. Hab nur ein paar Kratzer.“ Ich schaute auf den Schädel, er wirkte größer als ich ihn in Erinnerung hatte. Letho bemerkte meinen Blick, „War ein ziemlicher Brocken. Muss schon sehr alt gewesen sein. Der Länge seines Geweihs nach bestimmt über hundert Jahre. Kein Wunder das ihn niemand bemerkt hatte. Die Erfahrung zeigt, je älter sie werden desto ruhiger werden sie. Sie greifen nicht mehr unbeholfen an und somit entkommt kaum einer.“ Erklärte er mir. Das wusste ich noch nicht, man lernte eben nie aus. Er brachte den Schädel in die Scheune und ging dann mit dem Sack in der Hand ins Hauptgebäude. Ich folgte ihm. „Meine Güte Letho, was ist denn mit dir passiert?“ fragte Dolores erschrocken, als sie ihn sah. Nun so schlimm sah er eigentlich nicht aus, nur ein paar Kratzer und seine Kleidung war an einigen Stellen zerrissen, aber er war recht schmutzig. Er zuckte nur mit den Schultern. „Im Wald lauerte noch ein ziemlich altes und gefährliches Monster. Alanya hatte mich vorhin darauf aufmerksam gemacht. Zum Glück, sein Totem war ziemlich nahe am Anwesen, er hätte große Probleme machen können.“ Wiegelte Letho ab. Dolores setzte sich, „Du meine Güte, dann hatte ich mir das als junges Mädchen nicht eingebildet? Mein Bruder sagte das immer, er dachte ich wolle mehr Aufmerksamkeit unserer Eltern haben.“ Ihr Bruder, stimmt, der wurde ja im Keller eingemauert, ob ihn schon einer gefunden hatte? „Was ist mit deinem Bruder geschehen?“ fragte ich sie, obwohl ich es genau wusste. Dolores seufzte, „Er verschwand an dem Tag, als ich mit meinem Verlobten davonlief. Ich erfuhr erst davon, als ich nach dem Tod meines Mannes nach Lindental zurückkehrte. Damals dachte ich einfach nur, er wolle sich nicht von mir verabschieden.“ Sie weinte leise. Ich warf Letho einen Blick zu, vielleicht würde er die richtigen Schlüsse ziehen, schließlich hatte er hier die ganzen Erscheinungen vernichtet, aber aktuell konnte ich sein Gesicht nicht deuten. Ohne ein Wort zusagen, verließ er den Raum. Ich versuchte Dolores zu trösten und schwor mir, wenn bis morgen keiner auf den Keller Aufmerksam geworden ist, würde ich eingreifen. Es wäre zwar für Dolores nicht angenehm zu erfahren, was ihr Mann getan hatte, aber sie verdiente es zu wissen, was mit ihrem Bruder passiert ist und dieser sollte auch eine Richtige Bestattung bekommen. Nachdem sich Dolores wieder beruhigt hatte, half ich ihr bei den Vorbereitungen für das Abendessen. Keira hatte ich den restlichen Tag nicht mehr gesehen. Ich wollte sie gerade suchen, um ihr Bescheid zugeben, dass es gleich Essen gibt, als ich Hufgeklapper hörte. Ich eilte hinaus und war glücklich das es wirklich Geralt war. Keira schien seine Ankunft noch nicht bemerkt zu haben und so ging ich ihm entgegen. Er stieg gerade von Plötze ab, als ich ihn erreichte. „Du läufst schon rum? Geht es dir bereits so gut?“ brummte er mich an. Ich streckte die Hand aus. „Gib mir die Dokumente.“ Forderte ich einfach drauf los. Geralt sah mich einfach nur böse an, „Warum sollte ich? Und woher weißt du davon?“ er verschränkte die Arme vor der Brust. „Keira plappert gelegentlich ziemlich viel, sie will damit in der Gunst von Radovid steigen. Also gib sie mir, bevor sie in ihr eigenes Verderben rennt.“ Mein Magen grummelte und mir wurde übel, war ich doch noch nicht ganz gesund? Geralt schüttelte den Kopf, „Nen mir einen guten Grund, warum ich ausgerechnet dir die geben sollte.“ Forderte er seiner Seitz. „Nun, ich denke, dass was Keira letzte Nacht mit dir gemacht hat, wird nichts im Vergleich zu dem sein was Yennefer mit dir anstellen würde, wenn ich ihr dasselbe sage wie Keira.“ Grinste ich. Geralt verzog das Gesicht. „Das würdest du nicht!“ schnappte er. Ich nickte, „Oh doch und nun her mit den Dokumenten.“ Widderwillig gab Geralt sie mir, schnell steckte ich sie in meine Tasche. „Du kleiner mieser Bastard.“ Konnte ich Geralt fluchen hören. Ziemlich missgelaunt führte er Plötze in den Stall. Ich wollte gerade zurück ins Haus, als Keira an mir vorbei stürmte. „Geralt! Geralt mein lieber, ich habe eine hervorragende Idee für den Abend.“ Hörte ich sie rufen. Ich grinste. Ich stellte mich ans Fenster und beobachtete die Scheune. Irgendwann gesellte sich Letho dazu, „Was hast du schon wieder ausgeheckt?“ wollte er wissen. „Warte und schaue.“ Meinte ich nur. Einige Minuten später, standen auf einmal zwei Schimmel vor der Scheune und Keira und Geralt kamen heraus. Sie bestiegen die Pferde und galoppierten davon. „Was war das gerade?“ fragte mich Letho. Ich grinste schelmisch, „Ach die Beiden werden ein wenig Spaß haben und dann jeweils ihr blaues Wunder erleben.“ Deutete ich an. Wieder verspürte ich ein wenig Übelkeit, bemühte mich aber sie runter zu schlucken. „Komm, ich denke das Essen wird fertig sein, auf die Beiden brauchen wir nicht warten.“ Nachdem Essen saßen Letho, Dolores und ich noch eine ganze Weile zusammen. Wir sprachen nicht viel, aber das war auch nicht nötig. Es war angenehmer und ruhiger Abend. Irgendwann wurde es spät und wir gingen alle schlafen. Von Geralt sahen wir erst im Laufe des Vormittags etwas. Er kam zu Fuß auf das Anwesen zurück und ohne Keira. Sein Blick sprach Bände. Letho sah ihn zuerst, er war gerade dabei auf dem Innenhof seine Übungen zumachen, während ich ihm zuschaute. „Wolf, was machst du denn für ein Gesicht? Und wo ist deine Zauberin?“ begrüßte er ihn, unterbrach aber sein Training dabei nicht. So schlecht drauf, wie er war, griff Geralt im Gehen nach unten und hob einen Stein auf, den er dann in Richtung Letho warf. Doch Letho wehrte ihn ab, obwohl er eigentlich zu dem Zeitpunkt mit dem Rücken zu Geralt stand. Beeindruckend. „Letho, du bist ja immer noch hier. Ich dachte du wolltest los, sobald es dem Monster besser geht.“ Grummelte er. Ich sah ihn empört an, meinte er mit Monster etwa mich. Letho fasste das auch so auf, „Nenn sie nicht so. Nur weil du sie nicht magst, ist sie noch lange kein Monster.“ „Dann halt Quälgeist.“ Gab Geralt zurück. Ich verschränkte die Arme und schaute demonstrativ weg, als Geralt sich neben mir auf die Bank plumpsen ließ. „Also warum bist du noch hier?“ fragte Geralt erneut, diesmal aber nicht mehr ganz so unfreundlich. Letho ließ sich uns Gegenüber im Schneidersitz nieder. „Ich wollte den Krümel hier nicht alleine lassen, außerdem habe ich gestern noch einen Waldschrat zur Strecke gebracht.“ Geralt blickte auf, „Die Trophäe in der Scheune? Ich hatte mich schon gefragt wo sie herkam.“ Murmelte Geralt. Letho nickte, „Lebte hier im Wald, ziemlich nah am Hof. Hätte noch viele Probleme für Dolores bereiten können. Die Wolfsfelle seines Rudels, habe ich ihr überlassen. Von dem Geld kann sie die Gebäude ausbessern lassen.“ Meinte er. Die Felle erklärten auch den blutigen Sack, den er gestern mitgebracht hatte. Ich schaute ihn an, „Hattest du ihren Bruder eigentlich gefunden?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Ja, er wurde im Keller lebendig eingemauert. Ich habe ihm hinterm Haus eine Grabstelle angelegt.“ Wir schwiegen eine ganze Weile. „Was hast du jetzt vor Letho? Jetzt wo deine Verfolger dich für Tod halten?“ Wollte ich wissen, in der Hoffnung das Geralt ihn trotz allem nach Kaer Morhen einladen würde. Letho überlegte kurz, „Ich denke ich werde eine Weile untertauchen, weiß noch nicht wo. Vielleicht nach Kovir oder Toussaint.“ Meinte er. „Auf Jeden Fall weg aus Redanien und Temerien.“ Geralt runzelte die Stirn, „Wie wäre es mit Kaedwin?“ schlug er vor. „In den blauen Bergen hättest du deine Ruhe.“ Ich musterte Geralt, scheinbar wollte er mir nicht offenbaren wo sich Kaer Morhen befand, aber Letho wusste es und verstand den Hinweis scheinbar. „Seit König Henselts Tod ist da ziemlich unruhig, ich weiß nicht ob ich da erwünscht wäre.“ Entgegnete er, ich zog eine Schnute, da er in Geralts Spielchen einstieg. Als Letho mich kurz ansah, schien er zu ahnen, dass ich wusste was sie machten und zwinkerte mir zu. „Ich werde kurz nach den Pferden sehen, ich denke sie haben heute noch kein Hafer bekommen und ich hatte Tetris ja eine extra große Portion versprochen.“ Sagte ich und ließ die Männer in Ruhe ihr Gespräch führen. Sollten sie doch glauben, dass sie mich ausgetrickst haben. Ich gab den Pferden ihr Futter und schnappte mir eine Bürste, ich fing bei Ree an und bürstete ihn. Nicht so ausführlich wie Tetris gestern, aber er hatte einen langen Ritt vor sich und sollte nochmal eine ordentliche Massage haben. Nachdem ich auch seine Hufe gesäubert hatte, wand ich mich an das nächste Pferd. Ich wollte gerade das dritte putzen, als jemand hinter mir stehen blieb und einen Schatten über mich warf. Schnell drehte ich mich um, aber es war zum Glück nur Letho. Da er bereits seine Sachen in der Hand hatte, musste ich ihn wohl überhört haben, als er auf den Heuboden kletterte. Scheinbar wollte er jetzt aufbrechen. Er nickte mir zu und ging zu seinem Pferd, ohne weitere Worte sattelte er es und führte es auf den Hof. Still hatte ich ihn dabei beobachtet. „Werden wir uns wiedersehen, Letho?“ fragte ich ihn leise. Ich kannte ihn kaum und doch hatte er sich irgendwie in mein Herz geschlichen. Er drehte sich zu mir um, „Ich weiß es nicht, aber ich würde mich sehr darüber freuen.“ Ich überwand den letzten Abstand zwischen uns und zog ihn in eine Umarmung, ich musste mich ziemlich strecken, doch ich schaffte es ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Pass auf dich auf.“ Murmelte ich. Dann ließ ich ihn widerwillig los, damit er sich in den Sattel schwingen konnte. „Du auch und halt die Ohren steif, Krümel.“ Erwiderte er und ritt los. Ich schaute ihm solange nach, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Dolores hatte das Ganze wohl beobachtet, denn sie zog mich einfach ins Haus. „Sei nicht traurig Liebes, ich denke ihr werdet euch sicher wiedersehen.“ Meinte sie zu mir. Ich lächelte sie an, „Ich hoffe es.“ Ich blieb den restlichen Tag bei ihr und half ihr so gut ich konnte. Als ich am Abend mich schlafen legen wollte, entdeckte ich etwas auf meiner Decke. Dort lag etwas, das in ein altes Tuch gewickelt wurde. Ein gefaltetes Pergament lag darauf. Schnell griff ich danach. Es schien ein Brief zu sein, leider in der hiesigen Schrift, die ich immer noch, nur mit großen Problemen lesen konnte. Wie ein Erstklässler, der gerade erst lesen lernte. Ich zog mein Notizbuch hervor und entzifferte mit dessen Hilfe die Zeilen. Hy Krümel, ich weiß zwar immer noch nicht, wie du von meinem Plan wusstest, aber ich danke dir, dass du Geralt davon abgehalten hast ihn zu vermasseln. Ich hoffe das wir uns wirklich wiedersehen und wenn es soweit ist, dass du mir dann vielleicht ein paar deiner Geheimnisse anvertraust, wie du so viel über Hexer wissen kannst. Die beiden Gegenstände überlasse ich dir zum Abschied und als Dankeschön. Da du wahrscheinlich noch eine ganze Weile mit genau dem Hexer reisen wirst, der ständig in irgendwelche Schwierigkeiten steckt, denke ich wirst du sie gut gebrauchen können. Pass gut auf sie auf, denn ich würde gerne bei unserem nächsten aufeinandertreffen, sehen wie sie an dir aussehen. Und keine Sorge, ich trage jetzt die Kette von Serit und deine Kette gehörte einst Egan und das Schwert hatte ich als Bezahlung erhalten. Ich denke Beide hätten nichts dagegen. Bis zum nächsten Mal. Letho Schnell wickelte ich die Gegenstände aus und war überrascht. Letho hatte mir ein Silberschwert und ein Hexeramulett der Vipernschule geschenkt. Vorsichtig strich ich über das Amulett und versprach Egan im Stillen, immer gut darauf aufzupassen. Ich hängte mir das Amulett sofort um und schob es unter meine Kleidung. Ich war gerade dabei den Brief weg zu stecken, als ich Geralt hinter mir hören konnte. „Ein Brief? Von Letho?“ wollte er wissen, „Ja und ein Abschiedsgeschenk.“ Ich deutete auf das Schwert. Seine Augen weiteten sich leicht, „Darf ich es mir ansehen?“ fragte er. Ich erlaubte es ihm. Langsam zog er das Schwert aus seiner Scheide und stützte die Klinge mit einer Hand ab. Er folgte mit seinen Augen der Schneide und schien die Qualität des Schliffes zu prüfen. In der Mitte der Klinge befand sich eine lange Hohlkehle (Blutrinne), die Parierstange war V-förmig ausgestellt und in ihrer Mitte befand sich ein Runenstein. Das Heft war mit dunklem Leder umwickelt und der Knauf zierte ein Kobrakopf mit aufgestellten Schild. Geralt wiegte es in der Hand, „Gut ausbalanciert, muss ein meisterlicher Schmied gefertigt haben. Hat er gesagt woher er es hatte.“ Er steckte das Schwert zurück und reichte es mir. „Er schrieb, dass er es als Bezahlung erhielt.“ Meinte ich und ich war der Meinung, erkennen zu können, dass Geralt sich einen Kommentar verkniff. „Hm, ein besonderes Schwert. Pass gut darauf auf, ich kann mir vorstellen, dass es einen hohen Wert hat. Ich werde dir zeigen wie man damit umgeht. Aber jetzt sollten wir schlafen, ich wollte morgen weiterreisen.“ Ich nickte und legte das Schwert zur Seite. Dann machte ich mich zum Schlafen gehen fertig. Am nächsten Morgen war Geralt bereits dabei sich für den Tag fertig zu machen, als ich wach wurde. Ich wartete bis er fertig war und machte mich dann ebenfalls fertig. Wir aßen eine Kleinigkeit und nebenbei studierte Geralt die Karte. „Da du jetzt ein Silberschwert hast, werden wir zuerst nach Heidfelde reiten. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Je nachdem was Hendrik uns zu berichten hat, werden wir sehen, ob wir in Krähenfels vorbeischauen.“ Bestimmte er. Mir sollte es recht sein. Hendrik war so oder so schon lange tot. Hoffentlich waren bisher keine Plünderer aufgetaucht. Wir verabschiedeten uns von Dolores und mussten ihr Versprechen, falls wir mal wieder in der Nähe sein sollten, bei ihr vorbei zu kommen. Das taten wir natürlich. Geralt half mir noch, mein neues Silberschwert auf den Rücken zu schnallen und den Umhang darüber zu drapieren. Wir nahmen den kürzesten Weg nach Lindental, um von dort weiter zu reiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)