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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Edit: Rechtschreibkorrektur.

So meine lieben Leser, ich hoffe doch zumindest das es hier Leser gibt, hier ist das nächste Kapitel.
Ich kann allerdings nicht versprechen, dass das nächste Kapitel genauso schnell folgt.


Viel Spaß beim lesen.


Edit: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert. Komplett anzeigen

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Spion?

Ich wachte am nächsten Morgen auf, als mir die Sonne ins Gesicht schien. Zuerst war ich verwirrt und wäre beinahe von meinem Sitzplatz runtergefallen, bis mir wieder einfiel wo ich war und was ich hier machte. Stöhnend streckte ich mich, mir tat alles weh. War kein besonders gut gewählter Schlafplatz, was den Komfort betraf. Ich nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und stellte fest, dass diese jetzt leer war. Man gut das ich zwei mitgenommen hatte, aber auch diese würde nicht ewig halten. Wenn ich Glück hätte würde ich unterwegs auf einen Brunnen stoßen, oder aber zumindest auf einen klaren Bach.

Leider bedeutete in dieser Welt eine natürliche Wasserquelle auch immer Ertrunkene.

So machte ich mich daran mein Schild zu lösen und ließ es anschließend runterfallen, so musste ich es nicht tragen, wenn ich vom Baum kletterte. Springen wollte ich nicht, die Gefahr sich zu verletzen war mir einfach zu hoch. Ohne den Schild blieb ich bim abstieg an nicht ganz so vielen Ästen hängen, aber dafür schlugen mir einige Zweige ins Gesicht und zerkratzten es mir leicht. Na super, das fehlt mir grade noch. Hoffentlich fangen die Kratzer nicht an zu bluten.
 

Am Boden angekommen sammelte ich mein Schild ein und schnallte es mir wieder auf den Rücken, so war es deutlich einfacher tragen. Seufzend machte ich mich wieder auf den Weg, hoffentlich fand ich unterwegs ein paar Beeren oder ähnliches, denn so langsam machte sich mein Hunger bemerkbar. Für den Anfang würden auch erstmal Gänseblümchen und Löwenzahn reichen. Diese Pflanzen wuchsen auch in dieser Welt und ich würde sie definitiv erkennen.
 

Mein Blick ging Richtung Himmel, dunkle Wolken brauten sich in der Ferne zusammen. „Es sieht nach Regen aus“ grummelte ich und musste dann grinsen. Wäre ja auch ein Wunder, wenn es hier mal längere Zeit trocken bleiben würde.

Nachdem ich einige Zeit unterwegs war und die ersten Tropfen fielen, wurden die Bäume immer weniger und ich sah keinen Sinn darin, jetzt noch den Weg zu meiden. Man würde mich so oder so sehen, es würde keinen Unterschied machen ob ich auf dem Weg lief oder über die Wiesen.

Ich kam nun etwas schneller voran, musste aber nun ständig Pfützen ausweichen, der Weg war so schon rutschig genug, da musste ich nicht noch in einer Pfütze landen. Bei meinem Glück oder Pech, je nachdem wie man es nimmt, würde mir das garantiert passieren.
 

Gelegentlich sah ich am Wegesrand einige Gänseblümchen wachsen. Ich sammelte sie solange, bis ich eine gute Handvoll zusammen hatte und spülte sie dann mit etwas Wasser ab. Nach und nach verschwanden erst die Blüten und dann die Blätter in meinem Mund. Es schmeckte zwar nicht sonderlich, aber es füllte meinen Magen zumindest ein wenig. Bäh und sowas wird in Sternerestaurants als Salat serviert. Irgendwie hatten die in meiner Kindheit besser geschmeckt.
 

Die Blumen waren verzehrt und ich hatte meinen Weg fortgesetzt, bis ich zu einer Weggabelung kam. In welche Richtung sollte ich weiter gehen? Beide führten grob in die Richtung, in die ich wollte, aber durch die hügelige Landschaft konnte ich nicht sehen, ob einer von beiden einen Bogen macht. Ich entschloss mich dem zu folgen auf denen mehr Wagenspuren zu sehen waren. Wagen bedeuteten in der Regel Händler oder Konvois und die führten in Ortschaften oder Militärlager.

Falls der Weg zu einer Ortschaft führte, musste ich nur aufpassen, dass die Menschen mich nicht wieder für einen feindlichen Soldaten hielten.
 

Die Mittagszeit müsste schon länger vorbei sein und auch mein Wasser neigte sich dem Ende zu, als die ersten Galgen am Wegesrand auftauchten. Die Kadaver, die noch daran hingen verströmten den unverkennbaren Geruch von verwesendem Fleisch und ich war froh das ich nicht viel im Magen hatte, dies wäre mir bei diesem Gestank wahrscheinlich alles wieder hochgekommen. Wie konnten die Leute hier mit so etwas leben? Auch förderten solche Dinge viele Seuchen, konnten denn die Menschen keinen Zusammenhang sehen, auch wenn vielleicht das medizinische Wissen fehlte?

Ich hoffe ich verletze mich hier nicht ernsthaft oder werde krank. Sowas wie Penicillin wird es hier wohl nicht geben, waren meine weiteren danken dazu.
 

In Gedanken versunken folgte ich dem Weg weiter in der Ferne konnte ich mittlerweile die Silhouetten eines Dorfes erkennen. Darauf fixiert, das Dorf vor der Dunkelheit zu erreichen, achtete ich nicht mehr wirklich auf die Umgebung, bis ich zu meiner rechten auf einmal ein knurren und jaulen hören konnte. Erschrocken blieb ich stehen und sah mich um. Ein kleines Rudel wilder Hunde zankte sich offenbar um ihre Beute.

Nicht gut, gar nicht gut, überhaupt nicht gut. Hoffentlich bemerken die mich nicht, hoffte ich im Stillen. Langsam wich ich zurück, mein Schwert zog ich vorsichtshalber, auch wenn mir das wahrscheinlich nicht viel nütze wird. Ich hatte keinerlei Kampferfahrung gegen solche Kreaturen.

Natürlich verließ mich mein Glück und einer der Hunde bemerkte mich. Bislang war er der Einzige, aber spätestens, wenn es zum Kampf kam und der würde sich nicht vermeiden lassen, würde das restliche Rudel meine Anwesenheit bekannt werden.

„Liebes Hundi, braves Hundi, geh zurück zu deinen Freunden, ich schmeck doch gar nicht“ flüsterte ich beim Rückwärts gehen, als der Hund auf mich zu kam.

Natürlich hörte der Hund nicht auf mich, wäre ja auch zu einfach gewesen. Ich versuchte mich größer zu machen in dem ich mich aufrichtete, aber das hatte ebenfalls keinen Zweck. Hunden, egal wie verwildert, fehlten meist die Instinkte und waren meist schon zu sehr an Menschen gewöhnt. Wer weiß, wie viele diesem Rudel schon zum Opfer gefallen waren.

Menschen waren für sie nur noch Beute keine Gefahr mehr. Um ihn kampflos los zu werden, würde mir nur noch lautes Brüllen helfen, aber das würde das restliche Rudel definitiv auf mich aufmerksam machen und dann würde diese Taktik auch nicht mehr funktionieren. Ich schickte schnell ein Stoßgebet in den Himmel, auf das mir irgendein Gott, der mich hören würde, Hilfe schicken würde.
 

Der Hund stand mittlerweile direkt vor mir und schnappte nach mir. Aus Reflex schlug ich nach ihm und traf ihn an der Nase. Er fiepte kurz, schüttelte seinen Kopf und sprang auf mich zu. Der war eindeutig ein schwierigerer Gegner als der Bauernjunge von gestern. Ein tritt von mir traf ihn zwar und brachte ihn aus dem Konzept, aber zu meinem Verdruss jaulte er nach seinen Rudelmitgliedern. Es kamen ihm zum Glück nicht alle zu Hilfe, zwei weitere kamen auf mich zu, aber die anderen drei blieben vorerst bei ihrer vorherigen Beute. Sollte mir recht sein. Drei Gegner reichten mir völlig. Zumal ich auf einen solchen Kampf gar nicht vorbereitet war.

Pfefferspray wäre jetzt wirklich hilfreich, aber das stand mir nicht zu Verfügung. Die Hunde senkten knurrend ihr Köpfe in eine drohende Geste. Der, der mir am nächsten stand, sprang auf mich zu. Ich hob meine Arme um ihn abzuwehren, doch der Schwung riss mich um.

So lag ich nun im Schlamm auf dem Rücken, einen hungrigen Hund über mir, der nach meinem Hals und mein Gesicht schnappte. Mit einem Arm versuchte ich ihn auf Abstand zu halten, während ich mit der anderen Hand nach einem meiner Dolche suchte. Mein Schwert lag außer Reichweite, aber aufgrund seiner Länge wäre es in dieser Situation wohl auch mehr hinderlich als hilfreich.

In seiner Rage versuchte der Hund mit seinen Krallen nach mehr Halt, damit dann mehr Kraft und sein Körpergewicht nutzen zu können, um seinem Ziel mit seinen Zähnen näher zu kommen.

Meine Arme und mein Oberkörper waren durch die Rüstung bzw. das Kettenhemd relativ gut geschützt, aber meine Oberschenkel leider nicht. Dort trennte nur etwas Baumwollstoff meine Haut von den Krallen. Der Stoff riss und die Krallen bohrten sich in meine Haut und rissen sie mit jeder Bewegung des Hundes weiter auf. Der Schmerz und der Kampf, mit dem einem Hund lenkte mich so erfolgreich von den anderen ab, dass ich gar nicht mit bekam das ich wirklich Hilfe erhielt.
 

Irgendwann hatte ich dann endlich meinen Dolch zur Hand und stach auf den Rumpf des Hundes solange ein, bis dieser regungslos auf mich fiel.

Mit großer Kraftanstrengung, nicht dass ich noch viel Kraft gehabt hätte nach fast zwei Tagesmärschen, dem schlechten Schlaf und so gut wie keiner Nahrung. Ich versuchte mich aufzurichten und mir das Blut vom Gesicht zu wischen, als ich auf einmal auf eine Hellebardenspitze schaute, die mir jemand vors Gesicht hielt.

Ich hielt in meiner Bewegung inne und folgte mit den Augen der Hellebarde entlang, über die Arme bis in das Gesicht eines Soldaten. Vorsichtig schaute ich nach links und rechts, um mich herum stand ein Trupp Soldaten. Die meisten mit den Rücken zu mir und sicherten scheinbar die Umgebung. Das Rudel Hunde lag tot in der Nähe.
 

„Wer bist du und was willst du hier?“ sprach mich der scheinbare Truppführer an. Sprach der englisch zu mir? Nein das konnte nicht sein, überlegte ich kurz und besah mir den Soldaten noch mal genauer. Nein, der spricht der kein Englisch, uh wenn es für mich so wirken mag. Es ist wohl eher Nilfgaardisch, kam ich zum Schluss.

„Wirds bald was mit der Antwort, oder sollen wir dich gleich hier wegen Spionage aufknüpfen?“ drohte der Truppführer.

Stöhnend ließ ich meinen Kopf zurück auf den Boden fallen. Natürlich, das kann nur mir passieren. Beide Seiten im Krieg hielten mich für jemanden aus dem feindlichen Lager. Warum immer ich? Kann mein Glück nicht wenigstens einmal etwas länger anhalten?

Für den Soldaten hatte ich mir mit der Antwort wohl zu viel Zeit gelassen, denn er drückte mir nun mit der Hellebarde direkt unters Kinn.

„Nein, nein. Ich bin kein Spion. Mein Name ist Alanya Trandafirul“ antwortete ich schnell in Nilfgaardisch und hoffte das meine Aussprache nicht zu sehr daneben lag. Meinen richtigen Namen wollte ich jedenfalls nicht nennen, daher hatte ich mich für den Namen meines LARP Charakters entschieden. Auf die schnelle wäre mir sowieso kein vernünftiger eingefallen.

Der Truppführer runzelte die Stirn. „Der Name stammt nicht aus Nilfgaard, wo kommst du her?“

Scheiße was sollte ich jetzt sagen? Ich konnte ja schlecht sagen das ich aus einem anderen Universum stammte. Aber wahrscheinlich würde jede meiner Erklärungen unglaubhaft klingen.

„Ich komme von einem anderen Kontinent, es gab in meiner Nähe wohl einen magischen Unfall. Jetzt suche ich nach jemanden der mir zurück helfen kann“ log ich schnell, wobei eine so große Lüge war das ja eigentlich gar nicht. Ich hatte nur nicht gesagt das der Kontinent nicht in diesem Universum besteht.

„Hey Feldwebel, seht euch mal die Symboliken auf dem Wappenrock an. Der Wolf sieht fast aus wie das Medaillon, das die Hexer tragen und die Rose habe ich glaube auch schon mal irgendwo gesehen“ sprach der Hellebardenführer seinen Truppführer an.

Dieser besah sich die Symboliken und starte mir dann in die Augen. „Sag bist du ein Hexer?“ fragte er.

Ich sah ihn mit großen Augen an, was ich ein Hexer? Tickt der noch ganz richtig? Katzenaugen habe ich nicht, danke.
 

Ich öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch ich brachte keine Antwort hervor. Ich fing an zu lachen. Die umstehenden Soldaten schauten mich an, als wäre ich verrückt geworden. Nun ok, so sah ich vermutlich auch aus, im Schlamm liegend, voll mit Blut und wild lachend.

Erst als sich der Druck der Hellbarde erhöhte, hörte ich mit meinem Gackern auf. Ich schaute den Feldwebel an, „Ich trage weder zwei Schwerter, noch habe ich Katzenaugen. Außerdem wäre wohl kein Hexer beinahe von einem tollwütigen Hund gefressen worden. Also nein ich bin kein Hexer“ gab ich ihm die Antwort, auf die er noch gewartet hatte.

Ich hoffte doch, dass sich mein äußeres nicht verändert hatte, doch bei Magie konnte man sich nie sicher sein und ich war mir zumindest sicher das mich irgendwelche Magie mich hier hergebracht hatte.
 

Der Blick des Feldwebels änderte sich nicht, aber er würde mich nicht mehr direkt als potenziellen Spion aufknüpfen wollen, wie ich gleich erfahren sollte. „Du kommst mit uns mit, der Kommandant wird über dich entscheiden“ verkündete er.

Ich seufzte erleichtert auf, „Könnte ich dann vielleicht meine Waffen zurückbekommen?“ wollte ich wissen, während ich mich langsam in eine sitzende Position brachte. Ich bekam nur einen Blick als Antwort, der so viel aussagte, ist das dein ernst?

„Gefreiter Müller, binde ihm die Hände und setz ihn auf dein Pferd, du führst ihn. Alle anderen ebenfalls aufsitzen“ befahl er. Vielleicht sollte ich meine Kettenhaube bei Gelegenheit mal absetzen, so langsam aber sicher nervt es, dass mich alle für einen Mann hielten, beschwerte ich mich in Gedanken.

Der Gefreite band meine Hände mit einem rauen aber stabilen Seil zusammen und zog mich in eine stehende Position. Er versuchte es zumindest, meine Wunde am Oberschenkel musste tiefer oder größer sein, als ich vermutet hatte. Das Bein gab unter meinem Gewicht nach und ich sank mit einem Schmerzensschrei zurück auf den Boden.

Der Gefreite grinste nur blöd, nutze die Gelegenheit um mir mein Schild vom Rücken zu nehmen und befestigte es an der Seite seines Pferdes. Erst dann schnappte er mich und hievte mich wie ein Lumpensack über die Schulter.

Ich befürchtete schon, dass er mich übers Pferd legen würde, aber ich hatte Glück und er setzte mich in den Sattel. Meine Proteste ignorierte er dabei vollkommen. Er schnappte sich die Zügel und ordnete sich zwischen den anderen Soldaten ein. Wie begeistert er davon war, dass er jetzt dank mir zu Fuß laufen musste, ließ er mich daran merken, dass er bei fast jeder Gelegenheit gegen mein verletztes Bein stieß. Ich zischte jedes Mal vor Schmerz, was ihn befriedigt grinsen ließ.

Es verhinderte zumindest, dass ich vor Erschöpfung einschlief und vom Pferd fallen würde, denn jetzt nachdem sich das Adrenalin aus meinem Körper verabschiedete, blieb nur noch bleierne Müdigkeit zurück.
 

Wir hatten das Dorf durchquert und wenn Blicke töten könnten, wären wir wohl alle viele grausame Tode gestorben. Keiner der Dorfbewohner traute sich wirklich etwas anderes zu machen, außer bösen Blicken und die Kinder hinter sich oder in den Häusern zu verstecken, aber es war trotzdem kein angenehmes Gefühl. In dem Sinne hatte ich wohl Glück, das mich die Patrouille aufgegriffen hatte, so kam ich auch meinem Ziel näher. Wenn die Situation anders gewesen wäre, hätte ich die Hunde vielleicht nicht überlebt und wenn, hätte ich immer noch nicht gewusst wo sich das Lager der Nilfgaarder befand. Jetzt wurde ich sogar direkt hingeführt.

Die Soldaten unterhielten sich, doch ich schenkte den Gesprächen keine Beachtung, zu müde war ich mittlerweile. Ich stützte mich mit meinen Händen auf dem Pferdehals ab und versuchte der Versuchung, meine Augen zu schließen, zu widerstehen.
 

Die Dämmerung hatte mittlerweile der Nacht abgelöst, als wir endlich das Lager erreichten. Auf dem Weg hier her war zum Glück nichts weiter passiert. Wir hörten in der Ferne zwar Wölfe und andere Geräusche, die mich an Nekker denken ließen, aber wir sahen keine von ihnen. Einen weiteren Angriff hätte ich heute nicht mehr verkraftet.

Das Lager war von einer Holzpalisade umgeben, was für mich darauf hindeutete, dass es kein schnell errichtetes, provisorisches Lager war. Entweder waren die Nilfgaarder bereits länger hier, oder rechneten mit einem längeren Aufenthalt in dieser Gegend.

Die Wache am Tor ließ uns passieren, nachdem der Feldwebel einige Worte mit ihnen gewechselt hatte. Auf der Freifläche die direkt hinter dem Tor lag, hielt der Trupp an und stiegen von ihren Pferden. Mich zogen sie auch vom Pferd und ein paar starker Arme verhinderten, dass ich erneut Bekanntschaft mit dem Boden machte. Der Feldwebel betrachtete mich mit einem Stirnrunzel. „Hauptgefreiter Gerstenberg, bring den Gefangenen ins Lazarett, er bleibt nicht ohne Aufsicht, alles was er bei sich trägt, kommt ins Kommandantur Zelt. Alle anderen, kümmern sich um die Pferde und die Ausrüstung. Morgen habt ihr vorerst frei“ gab er Anweisung.
 

Der Soldat, der mich stützte, war scheinbar auch der Hauptgefreite, denn er führte mich nach links weg. Wir kamen an einigen kleineren Zelten und einem Lagerfeuer vorbei, an dem einige Männer saßen und ordentlich Alkohol vernichteten. Wortlos wurde ich an ihnen vorbeigezogen, bis wir vor einem großen Zelt standen. Der Äskulapstab auf dem Holzschild verkündigte eindeutig, dass dies das Lazarett war.

Ein Arzt war auf uns aufmerksam geworden und kam auf uns zu. Als er das ganze mittlerweile getrocknete Blut auf mir sah erbleichte er leicht. Anscheinend befürchtete er, dass es von mir stammte. Mein missglückter Versuch eines beruhigendes lächeln machte die Sache nicht besser.

Er unterstützte den Hauptgefreiten und brachte mich ins Zeltinnere auf eine Art Feldbett.

Der Arzt durchschnitt meine Fesseln, bevor irgendwelche Proteste eingelegt werden konnten. Ich rieb kurz meine Handgelenke, bevor ich die Schließe meines Umhangs öffnete und ich ihn nach hinten gleiten ließ. Da ich danach damit beschäftigt war endlich meine Kettenhaube abzunehmen, bekam ich den unglücklichen Blick meiner Wache nicht mit, als er sah, dass sich hinten an meinem Gürtel ein ungefähr 30 cm langer Dolch befand. Ebenso war noch der eine Dolch vorne an meinem Gürtel und die zwei im Stiefel hatte er noch gar entdeckt. Mein Schwert und den fünften Dolch, ebenso wie mein Schild hatte einer der anderen Soldaten in Gewahrsam.

Ich fuhr mir mit meinen Fingern durch die Haare, das würde eine Arbeit werden, die zu entwirren. Ich löste die Schnallen meines Waffenrocks, zog ihn über den Kopf und ließ ihn auf den Boden zu meinen Gürteln fallen. Meine Schuppenrüstung bekam ich noch alleine aus, aber bei dem Kettenhemd benötigte ich Hilfe. Es landete auf dem Haufen, ebenso wie der Gambeson, der folgte.

Ich zog die Dolche aus den Stiefeln und warf sie ebenfalls auf den Haufen. Meine Ringe hatte ich in meinen Münzbeutel getan.

„Soll ich noch mehr ablegen?“ fragte ich meine staunende Wache.

Er schaute immer wieder von mir auf den Haufen und zurück, sein Gehirn schien die Tatsache, dass ich kein Mann, sondern eine Frau war, immer noch zu verarbeiten. Er schüttelte den Kopf, erklärte dann dem Arzt das ich das Zelt nicht verlassen dürfte und sammelte dann meine Sachen ein, um sie ins Kommandantur Zelt zu bringen.
 

„Ich will jedes einzelne Teil wiederhaben!“ rief ich ihm noch hinter her. Der Arzt hatte bislang noch kein Wort an mich gerichtet, sah aber erleichtert aus, vermutlich erkannte er, dass das meiste Blut wohl doch nicht von mir war.

„Wenn du bitte die Hose ausziehen würdest, damit ich mir die Verletzung am Bein anschauen kann“ wurde ich gebeten. Mit ächzen zog ich mir die Stiefel von den Füßen und zog mir die Hose aus. Die Tunika, die ich über dem Wams trug, reichte mir zum Glück bis zur Mitte der Oberschenkel und ich stand schon oft genug nur mit Unterwäsche bekleidet vor Ärzten, so dass ich dies Prozedere mittlerweile ohne große Scham hinter mich bringen konnte.

Ich schielte auf meine Wunde runter und mir wurde fast schlecht. Sah ziemlich übel aus. Na hoffentlich entzündet sich das nicht großartig, hoffte ich. Aber definitiv würde das eine ordentliche Narbe, nicht das ich noch keine hätte, denn selbst Insektenstiche hinterließen bei mir häufig kleine Narben.

Der Arzt drückte mich in eine liegende Position, während er mir erklärte was er tun würde. Er würde die Wunde erst säubern, dann vernähen bevor er sie verbinden würde. Er legte sich alles was er brauchen würde zurecht und nahm sich dann eine Flasche mit klaren Inhalt.

Als er anfing das über die Wunde zu kippen, wurde mir ganz schnell bewusst, dass es kein Wasser war, es brannte höllisch. Ich umklammerte krampfhaft den Rahmen des Feldbetts, während ich diverse Flüche und Schimpfworte durch meine zusammen gepressten Zähne zischte.
 

Meine Wache kam gerade wieder rein und blieb abrupt stehen, als ihm gewahr wurde das ich gerade kein nilfgaardisch sprach, dies erhöhte natürlich sein Misstrauen und den Verdacht das ich ein feindlicher Agent war. Aber dies war mir in diesem Moment völlig egal, denn der Arzt hatte die Reinigung eben beendet und schob mir ein Stück Leder zwischen die Zähne, weil er mit dem nähen der Wunde anfangen wollte.

Die ersten Stiche bemerkte ich kaum, denn die Wunde brannte immer noch ziemlich, aber jeder weitere Stich wurde schmerzhafter, vor allem als er anfing die Geweberänder zusammen zu ziehen. Tränen sammelten sich in meinen Augen und rollten dann mein Gesicht hinunter.
 

Scheinbar bin ich zwischendurch bewusstlos geworden, denn als ich meine Augen wieder öffnete, konnte ich durch die Zeltplane erkennen das es draußen wieder hell war. Als ich mir meiner Umgebung langsam bewusster wurde, bemerkte ich das mich jemand zugedeckt hatte. Fesseln trug ich keine. Ich versuchte mich aufzusetzen, als eine Krankenschwester hinter der Trennwand auftauchte. Sie fragte wie es mir ging, schaute sich die Wunde an und schmierte eine Salbe drauf, bevor sie wieder einen Verband anlegte.

Nachdem ich sie gefragt hatte, brachte sie mir eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen damit ich mich reinigen konnte. Ich erhielt auch saubere, trockene Kleidung, etwas ganz Einfaches ein langärmliges Schnürhemd aus Leinen und eine Stoffhose. Meine eigentliche Kleidung sollte ich wiederbekommen, sobald sie sauber war. Na hoffentlich finden auch wirklich alle meine Sachen zu mir zurück, waren meine Gedanken dazu.
 

Ich zuppelte gerade mein Hemd zurecht, als meine Wache wiederauftauchte. „Ah endlich wach, gut der Kommandant will dich sprechen“ waren seine ´freundlichenˋ Worte zur Begrüßung.

Ich schlüpfte in meine Stiefel und stellte mich vorsichtig auf die Beine. Erstaunlicherweise tat die Wunde kaum weh, die Salbe schien wohl betäubende Eigenschaften zu haben. Die Wache trat hinter mich, „Hände auf den Rücken“ gab mir der Hauptgefreite Anweisung.

Ich tat dies, aber nicht ohne zu murren. Er legte mir Handschellen an. „Du hast doch wohl nicht geglaubt hier frei durchs Lager laufen zu dürfen, ohne dass deine Absichten klar sind“ merkte er nur an und schob mich, mit der Hand auf meiner Schulter aus dem Lazarett.

Im Lager war jetzt nun deutlich mehr los, als in der letzten Nacht. Einige Soldaten waren dabei gegen Attrappen zu kämpfen, andere standen in Reih und Glied und erhielten Anweisungen von ihrem Vorgesetzten und ein Teil der Soldaten saßen um die einzelnen Feuerstellen herum, tranken und unterhielten sich. Viele schauten uns neugierig hinterher, als ich ins Kommandantur Zelt eskortiert wurde.

Dort angekommen wurde ich auf einen einzeln stehenden Schemel gesetzt, meine Wache immer noch hinter mir stehend. Nachdem sich meine Augen an die gewechselten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, schaute ich mich im Zelt um. Auf einem Tisch an der Seite lagen meine Sachen, der komplette Inhalt, den ich gewöhnlich in meinen Gürteltaschen mit mir herum trug, war darauf verteilt. Natürlich hatten sie alles durchsucht, das hätte mir klar sein müssen, als der Feldwebel gestern sagte, er würde mich für einen Spion halten. Mein Blick verriet meinen Unmut darüber.
 

Der Feldwebel trat gefolgt von einem weiteren Mann das Zelt. Beide sahen mich verwirrt an. „Gerstenberg, wer soll das sein?“ blaffte der Feldwebel.

„Der Gefangene von gestern, Sir“ rechtfertigte sich meine Wache.

„Aber das ist doch ein Weib!“ wetterte der andere Mann.

„Ja Sir!“ bestätigte der Hauptgefreite.

„Feldwebel, du sagtest doch, dass ihr einen potenziellen feindlichen Agenten gefangen habt. Und jetzt sitzt hier ein Weib? Wirst du blind oder zu alt für deinen Posten?!“

Der Feldwebel wurde blass, „Nein Sir. Sie war gekleidet wie ein Mann und als wir sie fanden, kämpfte sie gerade ein Rudel wilder Hunde“ versuchte der Feldwebel zu beschwichtigen.

Ja ist immer ganz wichtig als Vorgesetzter sich vor Untergebenen und Gefangenen zu streiten, das zeugt von guter Führungsqualität, dachte ich mir. Was sagte mein Oberfähnrich damals in der Ausbildung, wenn wir jemals in Gefangenschaft geraten sollen wir nur Dienstgrad, Name, Personenkennziffer und Einheit bekannt geben, außerdem darauf hinweisen das wir Sanis sind. Großartig das bringt mich hier auch nicht weiter, schließlich existierte nichts davon in dieser Welt. Ich werde erstmal abwarten was passiert, überlegte ich mir.
 

Der Kommandant, ich ging zumindest davon aus, dass es sich um den Kommandanten handeln musste, ignorierte mich erst einmal weiter und ging zum Tisch rüber. Er besah sich meine Sachen durchblätterte meine Notizen, lesen konnte er sie wahrscheinlich nicht, denn hier gab es als Schrift ja diese komischen Runen. Er öffnete sogar die versiegelten Schriftrollen, die ich eigentlich dem Meister meines LARP Charakters übergeben wollte. Als er sie entrollt hatte, zog er eine Augenbraue hoch und sah mich misstrauisch an, selbst wenn er die Schrift nicht lesen konnte musste ihm klar geworden sein, dass sie verschlüsselt waren. Er schaute weiter über meine Sachen und seine Augen blieben an einer Lederrolle hängen. Als ich sah wie er sie zur Hand nahm und dabei war sie zu öffnen, ließ ich meinen Kopf hängen und starrte auf meine Fußspitzen. Das was der Kommandant in der Hand hatte, enthielt mein Dietrich-Set, sowie Draht und einige Feilen um Schlüssel nachmachen zu können.

Wie sollte ich den jetzt denen klar machen, dass ich kein Spion war, wenn doch sonst alles dafür sprach.
 

Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich zuerst gar nicht mitbekam, dass ich angesprochen wurde. Der Hauptgefreite stieß mich an und deutete auf den Kommandanten. Ich sah zu ihm hoch, er hielt mir eine der Schriftrollen entgegen, die für Akaron bestimmt waren. „Was ist das?“ wollte er wissen.

„Eine Schriftrolle, beschriebenes Pergament. Sieht man doch“ antwortete ich verwirrt.

War wohl die falsche Antwort, denn ich bekam eine Ohrfeige, die es in sich hatte. Meine Augen brannten vor Tränen, nicht nur vor Schmerz, sondern auch vor Scham, den soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich noch nie eine erhalten.

„Nochmal, was ist das? Was steht darin?“ fragte er mich wütend.

„Es ist ein Brief, an Lord Akaron. Es geht um eine Hexe und ihre Schüler, die ich für ihn im Auge behalten sollte“ antwortete ich. Dies war nicht gelogen, es stand wirklich darin, aber ich würde ihm sicherlich nicht erklären, dass es nur auf Veranstaltungen passiert war und somit nicht die reale Welt wiederspiegelte, aus der ich kam. Er würde das Konzept wahrscheinlich eh nicht verstehen, da dann doch lieber mit Halbwahrheiten spielen, die er verstehen konnte.

„Nie gehört. Welche der Zauberinnen lässt er den verfolgen?“ fragte er weiter.

Ich schüttelte den Kopf, „Würde mich wundern wen der Name hier bekannt wäre, wie ich dem Feldwebel gestern schon sagte, ich stamme nicht von diesem Kontinent. Und er lässt keine Zauberin verfolgen, sondern eine Hexe. Sie heißt Lyria“ antwortete ich.

Die beiden Männer stutzten, „Sie wurde nach einem Land benannt?“ wollte der Feldwebel wissen.

Ich nickte, „Scheinbar, wenn es hier eines gibt das so heißt.“
 

Die Befragung ging noch Stunden weiter, immer mehr musste ich mit Halbwahrheiten antworten, immer mehr LARP Geschehnisse mit der realen Welt vermengen. Hoffentlich stürzte mein Konstrukt der Lügen nicht irgendwann über mir zusammen.

„Leute, ich bin wirklich kein Spion, ich will hier auch niemanden Schaden ich will einfach nur nach Hause zurück“ quengelte ich irgendwann. Ich hatte die Nase voll, war super hungrig und todmüde. Jeder Muskel tat mir weh und meine Beine waren vom Sitzen schon lange eingeschlafen.

„Wir werden sehen, du bleibst unter Beobachtung, bis sich ein Schriftgelehrter durch die ganzen Dokumente gearbeitet hat.“ Ich seufzte, das würde ewig dauern, warum nahm ich das ganze Zeug eigentlich immer mit? Ah ja, weil haben immer besser als brauchen ist.
 

Der Kommandant hatte dem Feldwebel zwischendurch wohl neue Befehle gegeben, denn er zog mich überraschend hoch, was mich deutlich wanken ließ. Auf wackeligen Beinen stieß er mich durch das Lager zu einem abgetrennten Bereich, dort standen viele Käfige, einige von ihnen besetzt, aber die meisten leer. Ich versuchte mich loszureißen, als mir klar wurde das wir zielgenau auf eben einen solchen zusteuerten. Doch meine Versuche waren erfolglos. Ich wurde in einen der Käfige geschubst und die Tür hinter mir zugeschlagen. Mit einem höhnischen Grinsen verabschiedete sich der Feldwebel und stiefelte davon. Ich schaute ihm ungläubig hinter her, das konnte der doch nicht machen. Ich schlug wütend gegen die Tür, das brachte mir aber nur eine schmerzende Hand ein.

Ich setzte mich in die Ecke des kleinen Käfigs und verschränkte die Arme vor der Brust. Zu meinem Ärger machte sich jetzt auch die Verletzung am Bein, durch ein pochendes Gefühl, auf sich Aufmerksam. Um mich ein wenig abzulenken summte ich mit geschlossenen Augen vor mich hin, aber ich merkte nicht, dass es sich um die Melodie des Schlafliedes handelte, das Oriana im Waisenhaus gesungen hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
hier meine Aufgabe zu diesem Kapitel:

Dein Ziel ist also klar: Finde die Nilfgaarder. Das ist zu deinem Glück nicht allzu schwer. Schon im nächsten Dorf triffst du eine Patrouille. Überzeuge sie davon, dich mit ins nächste Lager zu nehmen, damit du dort mit dem Lagermeister sprechen kannst. Dein Ziel ist es ja nicht, hier irgendwelche Straßen zu bewachen, sondern nach Wyzima zu kommen. Vielleicht lässt sich der Mann vielleicht ja bestechen oder braucht einen Boten?

Falls ihr Lust habt, lasst mir doch bitte eure Meinung hier.
Ich würde mich freuen. Komplett anzeigen

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