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Erinnerungen an ein Palastleben

von

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Ein unerwarteter Besucher

»Soldaten. Unter allen Menschen hasste er solche am meisten. Es ging ihn eigentlich nichts an, wenn sie Ärger mit ihnen hatte. Wenn ihre Schwestern ihr Leben gedankenlos gefährdeten. Wenn ihr kleiner Laden zerstört wurde… Oh, er hatte schon zu viel Zeit mit seiner Ehefrau verbracht. Sonst wäre es ihm wirklich egal gewesen…«

 

 

Am nächsten Morgen war Jiyū bereits kurz nach Sonnenaufgang zu einer Erkundungsmission aufgebrochen. Nachdem sie Kasumi gefunden hatte, wollte sie nun auch ihren Ehemann aufspüren. Mit diesen Worten war sie in den eisigen Morgenhimmel verschwunden und hatte Kasumi mit ihrem normalen Tagesablauf zurück gelassen.

Deshalb stand Kasumi jetzt auch, wie jeden Morgen, in der Küche und bereitete zusammen mit Kazuma das Frühstück für alle vor. Oder besser gesagt: Sie saß auf einem Hocker, eine heiße Tasse Tee in Händen und sah zu wie Kazuma das Frühstück zubereitete. Denn vor einigen Minuten war ihr kurz schwarz vor Augen geworden und sie hatte sich unbedingt setzen müssen.

Über diesen kurzen Anfall von Schwäche war Kazuma so besorgt gewesen und hatte ihr unbedingt helfen wollen. Da ihr außer Bettruhe jedoch nichts eingefallen war, hatte Sie Kazuma um einen grünen Tee gebeten und ihm erklärt, dass dieser ihren Kreislauf kräftigen würde. Denn hätte sie auch nur mit einer Silbe diese Bettruhe erwähnt, hätte Kazuma sie sicher bis zum Geburtstermin nicht mehr aus ihrem Zimmer gelassen.

Bei dem Gedanken musste sie Lächeln. Versteckte es jedoch hinter ihrer Teetasse. Kazuma konnte wie eine überbehütende Henne sein, wenn es um sie und ihre Gesundheit ging. Deshalb wollte sie ihm aber auch so wenig Sorgen wie möglich bereiten. Das galt für all ihre Brüder. Sie musste nur zugeben, dass sie in den letzten Wochen recht wenig auf sich selbst geachtet hatte. Weshalb ihr Körper jetzt zurückforderte, was ihm verwehrt geblieben war. Ruhe und Entspannung.

Doch Kasumi wusste, dass sie erst wirklich zur Ruhe kommen konnte, wenn sie ihren Ehemann gefunden hatte. Weshalb sie nicht bereit war, den kleinen Schwächen nachzugeben. Es genügte schon, dass Benjiro hin und wieder ihre Füße oder ihren Rücken massierte, wenn sie es gar nicht mehr aushielt. Aber sie musste nur noch ein bisschen durchhalten. Sie spürte es ganz genau.

„Keiji! Räum dein Zimmer, ich werde hier einziehen!“

Die laute Stimme einer Frau erfüllte plötzlich jeden Winkel des Hauses, noch während die Eingangstür mit viel zu viel Elan aufgestoßen wurde.

Irritiert über den unerwarteten Ankömmling tauschte Kasumi einen Blick mit Kazuma, bevor sie aufstand und zur Tür ging, die in den Wohnraum führte. Kazuma wäre ihr sicher gefolgt, wäre in diesem Moment nicht das Reiswasser übergekocht wodurch seine gesamte Aufmerksamkeit beansprucht wurde.

Die Frau, die ohne jede Begrüßung das Haus betreten hatte, kämpfte noch mit der Tür, als Kasumi sie erblickte. Durch das energische aufschieben der Tür, war diese von der Wand zurück geprallt und hatte die Frau zwischen sich und der Wand eingeklemmt. Wild gestikulierend und fluchend versuchte sich die Frau zu befreien. Kasumi wäre ihr auch zu Hilfe geeilt, hätte Benjiro ihr nicht zu verstehen gegeben, dass sie bleiben sollte, wo sie sich befand.

Benjiro lehnte an der Wand, zwischen den Türen zu den Schlafräumen. Die Arme vor der breiten Brust verschränkt. Er trug nur einen einfachen Yukata, der im krassen Gegenteil zu seinem wilden Erscheinungsbild stand und seine nassen Haarspitzen sagten Kasumi, dass er gerade erst aus dem Badezimmer gekommen war. Der Kriegerwolf mit einem Hang zur übertriebenen Körperpflege.

Durch die geöffnete Tür ihres Zimmer konnte sie auch Keiji ausmachen, der bis vor wenigen Augenblicken noch an einem großen Stück Papier gearbeitet haben musste, dass vor ihm auf einem kleinen Tisch ausgebreitet lag. Den Pinsel noch in Händen, hatte er sich vom Tisch zurück gelehnt um die Eingangstür besser sehen zu können.

Nach etlichen weiteren Flüchen hatte sich die Frau schließlich aus der Tür befreit und stolperte in den Wohnraum. Die Wangen vor Wut gerötet funkelte sie Benjiro und Keiji böse an.

„Das man Damen in Not zur Hilfe eilt, habt ihr noch nie gehört oder?“, fauchte sie, während sie sich den Oberarm rieb, der besonders hart von der Tür getroffen worden war.

„Würdest du dich wie eine Dame benehmen, würden wir vielleicht darüber nachdenken.“, entgegnete Benjiro mit einem trägen Lächeln.

„Eine ganz schön große Klappe für einen Yōkai! Anscheinend hat dich Keiji schon lange nicht mehr zurechtgewiesen.“, zischte sie und führte ihr Hand an das Heft ihres Katanas.

„Natsu!“

Keiji sprach nur ihren Namen aus. Doch die Art und Weise, wie er das tat, ließ sowohl sie als auch Benjiro erstarren. Er klang herrisch und doch ganz anders, als wenn er mit den Soldaten im Palast sprach. Eher, wie das Oberhaupt einer Familie, dem man Respekt zu zollen hatte.

„Hast du etwa die erste Hausregel vergessen?“, fragte Keiji weiter.

Er legte seinen Pinsel beiseite und erhob sich langsam. Zu keiner Zeit sah er die Frau an, die jetzt wie eine Statue, verloren mitten im Raum stand.

„Keine Schwerkämpfe im Haus.“, sprachen beide gleichzeitig den Satz.

Keiji betrat den Wohnraum und sah die Frau, Natsu, endlich an. Sofort ließ sie die Hand vom Heft ihres Katanas sinken und sämtliche Aufsässigkeit erlosch in ihren grünen Augen.

„Da das jetzt geklärt ist, könntest du noch einmal von Anfang an beginnen? Was machst du hier und weiß Fuyu darüber Bescheid?“, fragte Keiji ruhig.

Natsu wich seinem Blick aus und trat von einem Bein auf das andere. Dabei wippten ihre schulterlangen, bonbonrosanen Haare wild hin und her. Und noch bevor sie ein Wort über die Lippen brachte, seufzte Keiji.

„Fuyu hat also keine Ahnung. Was hast du angestellt?“

Seine Frage war sanft. Fast wie die eines fürsorglichen Vaters und nicht zum ersten Mal fragte sich Kasumi, wer diese Frau war.

Nachdem sich der erste Trubel nun gelegt hatte, hatte Kasumi endlich Zeit, die Frau genauer zu betrachten. Sie trug ihr Haar offen und ihr fransiger Pony fiel ihr unentwegt ins Gesicht. Doch egal wie viel er von ihren Augen verdeckte, dieses wilde, sehnsüchtige brennen darin, konnte er nicht verbergen. Ihr Gesicht selbst wies eher maskuline Züge auf und Kasumi war sich sicher, wenn sie sich die Haare zurückbinden würde, wie ein Mann es tat, konnte man sie im ersten Moment mit einem verwechseln.

Auch ihr Körperbau war eher schmächtig, doch die Art und Weise wie sie dastand, verrieten Kasumi, dass sie oft trainierte. Ob mit dem Schwert oder ohne. Sie besaß die Haltung einer stolzen Kriegerin. Welches zuletzt nur von ihrem ansehnlichen Katana an ihrer Seite unterstrichen wurde.

„Ich habe überhaupt nichts angestellt!“, platzte es sofort aus Natsu hervor und wieder kehrte das Feuer in ihre Augen zurück.

Keiji hob eine Hand wobei Natsu zusammenzuckte und die Augen schloss. Fast so, als würde sie einen Schlag erwarten. Doch Keiji legte seine Hand nur auf ihren Kopf und wuschelte durch ihre Haare.

„Am besten erzählst du mir alles beim Frühstück. Wir verhungern nämlich gleich und es gibt gewisse Personen in diesem Haus, die unbedingt regelmäßig essen sollen.“

Während des letzten Satzes wanderte Keijis Blick zu Kasumi. Woraufhin eine beschämte Röte über ihre Wangen huschte. Sie mochte es wirklich nicht, wenn sich ihre Brüder um sie Sorgen mussten.

Natsu folgte Keijis Blick und löste sich von ihm, als ihr Blick auf Kasumi fiel. Eine Mischung aus Entsetzen und Unglaube huschte über ihr Gesicht, bevor sie mit großen Augen zurück zu Keiji sah. Nach einem Augenblick wanderte ihr Blick zu Benjiro, der abwehrend eine Hand hob.

„Sieh‘ mich nicht so an.“, sagte er dabei abwehrend.

Und als ihre Augen eine dritte männliche Person nicht ausfindig machen konnten, holte sie tief Luft und schrei entsetzt:

„Kazuma!“

Noch während sie Kazuma rief, fiel in der Küche etwas klirrend zu Boden und Sekunden später trat Kazuma in die Tür zu Kasumi.

„Was schreist du denn so, Natsu?“, fragte Kasumi und wischte sich dabei die Hände an einem Handtuch ab.

Natsu kam mit großen Schritten auf ihn zu und blieb nur Zentimeter vor den Beiden stehen. Mit einem scharfen Blick musterte sie zuerst Kasumi und dann Kazuma.

„Gibt es da etwas, dass du mir sagen möchtest?“, fragte sie honigsüß.

Kazuma, der die ganze Szene bis jetzt noch nicht mitverfolgt hatte, schien zuerst verwirrt. Doch dann wurde ihm offenbar klar, was Natsu von ihm wissen wollte. Er schlang seine Arme um Kasumis Arm und schmiegte seine Wange an ihre Schulter.

„Du meinst meine Imōto-chan? Tut mir Leid, Kasumi wohnt jetzt in unserem Zimmer. Du kannst also nicht einziehen.“, erklärte er so trocken, dass Benjiro in schallendes Gelächter ausbrach.

 

 

„Ich kann nicht glauben, dass du deine gesamten Erinnerungen verloren hast. Das muss doch furchtbar sein?! Nicht zu wissen, wo man hin gehört!“

Nach einem ausgiebigen Frühstück hatte Natsu erklärt, weshalb genau sie hier einziehen wollte. Sie hatte in ihrem Bezirk mit ein paar Soldaten Streit angefangen. Nachdem diese Schutzgeld von ihrer älteren Schwester erpressen wollten. Nachdem sich Natsu eingemischt hatte, hatten die Männer den kleinen Gewürz- und Kräuterladen ihrer Schwester auseinander genommen. Sie hatten die gesamte Einrichtung zerstört und den Laden verwüstet.

So etwas war tatsächlich nicht zum ersten Mal passiert, doch diesmal war ihrer Schwester, Fuyu, der Geduldsfaden gerissen und sie hatte Natsu kurzerhand aus dem Haus geworfen. Und da Keiji aus der Familie derjenige war, mit dem Natsu am besten auskam, hatte sie kurzerhand beschlossen zu ihm zu kommen.

Natsu war, wie Kasumi erfahren hatte, eine von drei Cousinen, die Keiji besaß. Sie alle wohnten in einem der äußeren Bezirke der Hauptstadt in einem kleinen Haus. Dort betrieb die älteste einen eigenen Laden und versorgte die Menschen und auch so manche Yōkai in der Umgebung mit Heilkräutern und allerhand medizinischen Ratschlägen. Das war auch der Grund, weshalb Keiji immer wollte, dass Kasumi Fuyu einmal kennen lernte. Nur hatte sich bisher nie die Zeit dafür gefunden.

Aber jetzt wollte Kasumi die Gelegenheit nutzen und ihre Hilfe anbieten. So konnten sie den Rest von Keijis Familie gleich kennenlernen. Oder zumindest den Teil, der ihm wirklich am Herzen lag. Denn so wie er mit Natsu sprach und mit ihr umging, war ganz offensichtlich, dass er sie sehr liebte. Weshalb Kasumi ihre Geschichte auch mit ihr geteilt hatte, als sie gefragt hatte.

„Man könnte meinen neben einem Bauerntrampel zu sitzen. Streu doch nicht auch noch Salz in die Wunde! Wer hat dir denn Benehmen beigebracht?“, knurrte Benjiro Natsu an, bevor er den letzten Schluck seines Tees leerte.

Als Antwort stieß sie ihm den Ellenbogen in die Rippen. So fest, dass sich Benjiro an seinem Tee verschluckte und stark husten musste.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass die beiden ein Paar wären.“, flüsterte Kasumi Kazuma zu, während Benjiro sich wieder beruhigte.

Ihre Worte ließen ihn Lachen und obwohl Kasumi versucht hatte leise zu sprechen, hatte Natsu sie offenbar gehört, da sie sofort hefig widersprach:

„Auf gar keinen Fall könnte ich auch nur ein einziges nettes Gefühl gegenüber diesem… diesem barbarischen Wolf aufbringen!“

Ihre Worte sorgten dafür, dass jetzt sogar Keiji lachen musste. Und auch Kasumi konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Vor allem nicht, weil ihr die leichte Röte auf Natsus Wangen nicht entgangen war. Doch sie wollte auch nicht, dass sie sich durch dieses, für sie, unangenehme Thema quälen musste, weshalb sie schnell auf ihre Aussage antwortete:

„Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Und um deine Frage zu beantworten: Natürlich ist es ziemlich schwer, nicht zu wissen wo man hin gehört. Aber ich wurde wieder Erwartend in diese Familie aufgenommen und darüber bin ich überaus dankbar und glücklich. Das ich diese Drei jetzt meine Brüder nennen kann verdanke ich nur diesem Vorfall. Er hatte also auch seine guten Seiten.“

Kasumi sah jeden einzelnen ihrer Brüder an, während sie sprach und es war Keiji, der das rote Band an seinem Zopf los ließ und seine Teetasse zu einem Tost erhob.

„Das können wir nur erwidern, Imōto-san. Wir schätzen uns Glücklich, dich unsere Schwester nennen zu dürfen.“, erklärte er, worauf hin alle anstießen und tranken.

„Ich danke euch. Und Natsu: Eine Sache habe ich auf jeden Fall jetzt schon gelernt. Die Zeit ist viel zu kurz, um sie nicht mit den Menschen zu verbringen, die man liebt. Nach allem was ich gehört habe, liebst du deine Schwester sehr. Weshalb ich dir nur raten kann, nicht zu lange weg zu bleiben. Ich bin mir sicher, dass sie es nicht so gemeint hatte, als sie dich rausgeworfen hat.“

Auf ihre Worte hin, tat Natsu plötzlich sehr Beschäftigt mit dem letzten Reiskorn, das sich noch in ihrer Schüssel befand. Weshalb Kasumi noch hinzufügte:

„Wenn du möchtest, begleite ich dich. Vielleicht kann ich etwas beim Aufräumen helfen und ich würde zu gerne den Laden und deine Schwester kennen lernen.“

„Ich begleite euch ebenfalls.“, erklärte Keiji.

„Vielleicht kann ich rausfinden, wer euch tyrannisiert und die Männer zur Rechenschaft ziehen. Und ein weiteres paar Hände kann beim Aufbau sicher nicht schaden.“

Damit war dieses Thema bereits erledigt, noch bevor Natsu irgendetwas dazu hatte sagen können. Und obwohl Kasumi sie als feurig und wild bezeichnen würde, ergab sie sich erstaunlich schnell in ihr Schicksal. Somit würde sie ihre Schwester schneller wiedersehen als ihr wohl lieb war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

endlich habe ich ein weiteres Kapitel geschafft. *erleichtert jubel*
Ich habe meine letzten Ideen komplett über den Haufen geworfen und die Einführung von Keijis engeren Familienmitgliedern vorgezogen. Ich liebe die drei Schwestern einfach und musste sie jetzt der Welt vorstellen. Mit Natsu legt der Wirbelwind der Familie den Auftakt hin und ich hoffe, dass sie euch auf gefällt. :)

Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und wünsche euch noch eine schöne Vorweihnachtszeit.

Gruß
C-T-Black Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kandy2015
2018-12-20T15:40:35+00:00 20.12.2018 16:40
Wieder ein schönes Kapitel.
Ich freue mich schon auf das nächste.
Natsu bringt bestimmt Leben in die Bude 😁
Von:  Anitasan
2018-12-17T16:22:18+00:00 17.12.2018 17:22
Schönes Kapitel.
Wirklich aufschlussreich.
Aber trotzdem es interessant war, fieber ich dennoch dem Treffen zwischen Sessohamaru und Rin nach.
Also schreib bitte schnell weiter.
LG Anitasan
Antwort von:  C-T-Black
17.12.2018 21:49
Dieses Kapitel hat mir auch wirklich Spaß gemacht. Danke.
Ich will noch nichts versprechen, aber mein Ziel ist es, dass Sesshōmaru noch in diesem Jahr seinen ersten Auftritt bekommt ^^ Mal sehen wie das klappt xD.

Gruß
C-T-Black


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