Von Abenteuern und dergleichen von Yosephia (Die Geschichte eines Hobbitmädchens) ================================================================================ Kapitel 1: Das Kind mit der Axt ------------------------------- Was man nie anpackt, dauert am längsten, hat der alte Ohm immer gesagt. – Samweis Gamdschie Lachend schlugen Merry und Pippin sich auf die Oberschenkel, als ihre Freunde ihnen von den Blicken der Hobbits erzählten. Einen so großartigen Spaß hatten sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gehabt. Nur Sam verzog wehleidig das Gesicht und sah seine Gäste vorwurfsvoll an. „Es ist schön, dass ihr endlich hier seid, aber musstet ihr wirklich am helllichten Tag durch ganz Hobbingen wandern? Darum werden sich noch in fünfzig Jahren Gerüchte ranken!“ Aragorn lachte. „Die Zeiten, als wir heimlich wandern mussten, sind vorbei, mein Freund.“ „Außerdem scheint ihr Hobbits solche Aufregung von Zeit zu Zeit gut gebrauchen zu können“, fügte Gimli glucksend hinzu, während er seine große Kampfaxt im Eingangsraum an die Wand lehnte, die er eigentlich nur noch aus Gewohnheit und nicht aus Notwendigkeit bei sich trug. Eine Gewohnheit, die Aragorn und Legolas teilten, denn auch sie waren nicht ohne Waffen durch ganz Mittelerde hierher gereist. Tröstend legte Legolas dem Gastgeber eine Hand auf die Schulter, obwohl auch er ein Schmunzeln nicht verbergen konnte. „Ihnen wird sicher bald die Lust an diesem Thema vergehen.“ „Da kennst du Merry und Pippin aber schlecht“, seufzte Sam und deutete anklagend auf seine alten Reisegefährten, welche prompt Unschuldsmienen aufsetzten. Sie machten es sich im Kaminzimmer mit Vierzehnzwanziger Malz und Altem Tobi bequem. Es war das erste Mal seit fünfzehn Jahren, dass sie wieder zusammen saßen. Umso schmerzlicher fühlte sich die Abwesenheit ihrer Gefährten an: Boromir, dessen Gebeine irgendwo am Grund des Anduin ruhten. Frodo und Gandalf, die jetzt wahrscheinlich über die alten Gestade wanderten, über welche die ersten Elben bereits gewandelt waren, als Mittelerde noch ein lebloser Klumpen Erde gewesen war… Mit gedämpften Stimmen stießen sie auf jeden einzelnen an und ließen dem die Namen jener Kriegshelden folgen, an deren Seite sie vor Jahren gekämpft hatten. Als sie König Theoden von Rohan gedachten, musste Merry heftig blinzeln, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte. Ein lautes Poltern riss sie alle aus ihrer Trance. Sie sprangen auf und eilten in den Eingangsraum zurück, wo ihnen ein blondgelocktes Hobbitkind nervös entgegen blinzelte, die viel zu kleinen Hände auf Gimlis umgekippte Axt gelegt. „Goldi, was machst du denn?“, rief Sam und eilte zu seiner dritten Tochter. „Schwer“, nuschelte sie eher frustriert als schuldbewusst. Gimli und Aragorn lachten ausgelassen und der Zwerg stapfte an seinem Hobbitfreund vorbei, lud sich dessen Kind mit einer Hand mühelos auf die Schulter und stellte mit der anderen die Axt wieder hin. Goldfranse jauchzte glücklich und streckte die Hände nach der Decke aus. So beladen kehrte Gimli mit den Anderen ins Kaminzimmer zurück, wo das Mädchen auf seinen Schoß kletterte und fordernd die Hände nach dem Helm ausstreckte. Gutmütig gewährte Gimli ihm diesen Wunsch und setzte vorsichtig den Helm auf den blonden Schopf, welcher vollständig darunter verschwand. Ein gurrendes Oh hallte darunter hervor. „Eine Abenteurerin durch und durch“, stellte Gimli mit großer Sympathie fest. „Mit ihr hast du wahrscheinlich deine liebe Mühe und Not, Sam.“ „Kann man wohl sagen“, brummelte der Gärtner. „Ich musste Stich bereits einschließen und der Schlüssel ist nirgendwo lange sicher.“ „Bei so vielen Kindern musste ja auch mal eines mit Abenteuerlust dabei sein“, lachte Pippin und strich über die braunen Locken seines Sohnes Faramir. „Mir wäre es lieber, sie würde sich etwas zügeln“, gestand Sam, obgleich der Blick, mit dem er Gimlis wackelnden Helm bedachte, voll hingebungsvoller Zärtlichkeit war. „Alle gleichaltrigen Jungen in Hobbingen haben Angst vor ihr, weil sie alle im Stockkampf besiegt hat.“ Aragorn lachte wieder und blinzelte seinem Freund scherzhaft zu. „Wenn ich mal Schwierigkeiten haben sollte, meine Garnisonen zu bemannen, weiß ich ja, wo ich suchen muss.“ „Sag’ das ja nicht zu laut“, seufzte Sam. Doch Goldfranse hatte den König von Gondor sehr wohl verstanden – und während die alten Reisegefährten sich wieder der Bequemlichkeit hingaben, klopfte ihr kleines Herz vor Aufregung. Seit sie selbstständig laufen konnte, brannte sie darauf, die Welt zu entdecken. Mit ihren drei Lenzen war ihr das beschauliche Hobbingen längst zu klein geworden. Eines Tages – wenn Eleanor, Frodo und die Anderen nicht mehr mit Argusaugen über sie wachten – würde sie weiter gehen als jeder Hobbit vor ihr…! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)