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Wolkenwächter

Die Chronik eines Ausgestoßenen - Teil 1
von

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Craig hatte nicht einmal die Zeit, um sein Schwert zur Verteidigung zu heben. Die Harpyie war viel zu schnell und zielte mit ihren Klauen, die noch feucht vom Blut ihrer letzten Beute waren, direkt auf sein Gesicht. Mit einem erstickten Aufschrei warf sich der Waisenjunge zur Seite. Er spürte einen scharfen Luftzug, als die todbringenden Krallen der Harpyie seine Wange nur um Haaresbreite verfehlten. Dann verlor er das Gleichgewicht und stürzte ungebremst auf die Schulter. Stöhnend streifte er seinen Rucksack ab, der ihn in seiner Bewegungsfreiheit erheblich einschränkte, und rappelte sich wieder auf.

Die Harpyie schrie frustriert, als sie ihr Opfer so knapp verfehlte. Mit heftigen Flügelschlägen schwang sie sich wieder höher in die Luft und nahm Anlauf für einen neuerlichen Angriff. Craigs Beine zitterten, aber er nahm tapfer Kampfhaltung ein. Er behielt die Harpyie fest im Blick und als sie erneut herabstieß, reckte er ihr das Schwert entgegen. Der Raubvogel ging ihm Sinkflug auf ihn los, wobei ihre ausgebreiteten Schwingen die Felsen streiften, machte einen Schlenker zur Seite und wich der Klinge geschickt aus. Noch während sie abdrehte, schlug sie mit ihren Klauen zu. Craig schrie schmerzerfüllt auf, als sie ihm einen Fetzen Haut aus dem Handrücken riss.

Diesmal setzte die Harpyie direkt nach. Sie landete neben Craig und schnappte mit ihrem Schnabel zu. Der Waisenjunge zog erschrocken sein Standbein weg und geriet sofort wieder aus dem Gleichgewicht. Die Harpyie kreischte triumphierend, schlug mit den Flügeln und hob ihren Körper vom Boden, um ihre furchterregenden Klauen in Craigs ungeschützte Brust zu graben.

In diesem Moment ertönte ein wütendes Zischen und Knack hievte sich über den Rand der Klippen. Mit gefletschten Zähnen stürzte er sich auf die Harpyie und warf sich mit voller Wucht gegen ihren schmalen Körper. Der Angriff des Knuckers kam so plötzlich, dass der gefährliche Raubvogel nicht mehr ausweichen konnte. Sie wurde von Knacks kräftigem Körper getroffen und zu Boden geschleudert. Desorientiert kreischte sie und hüpfte unbeholfen aus der Reichweite der schnappenden Kiefer des Drachens. Dann schwang sie sich flatternd unter Knacks aggressivem Knurren in die Luft. Sie zog am Himmel ihre Kreise, starrte hungrig auf den Jungen und den Knucker hinab und schien abzuwägen, ob sie trotz eines neuen Gegners einen weiteren Angriff riskieren sollte.

Craig ließ das Schwert sinken und griff nach der Wunde an seinem Handrücken. Sie war nicht tief und blutete auch nicht stark, aber sie brannte scheußlich. Vor Schmerz kniff er ein Auge zu und grinste Knack gequält an. „Du hast wohl einen siebten Sinn für Gefahr“, stellte er erleichtert fest. „Immer, wenn ich in der Klemme stecke, tauchst du auf und rettest mir den Hintern.“

In diesem Moment schrie die Harpyie so schrill und durchdringend, dass Craig erschrocken zusammenzuckte. Er richtete den Blick himmelwärts und sah sofort, dass der Raubvogel wieder zum Angriff überging. Im Sturzflug stieß die gefiederte Bestie herab und ging diesmal auf Knack los.

Der Knucker riss den Kopf in die Höhe und schnappte nach der Harpyie, doch sie wich geschickt aus und Knack erwischte nur ein paar lose Federn. Dann schlug sie dem Wasserdrachen ihre Klauen in die Flanke. Der Knucker brüllte vor Schmerz und beugte den Hals, um seinen Gegner zu erwischen, doch der Raubvogel hielt sich von seinem kräftigen Gebiss fern und schwang sich kreischend auf seinen Rücken. Mit einem tückischen Funkeln in den gelben Augen senkte die Harpyie den Kopf und grub ihre Zähne in Knacks Genick.

Die Schuppen des Drachen wirkten wie ein Kettenhemd und bewahrten ihn vor einer schlimmen Bisswunde. Dennoch durchdrangen die Zähne der Harpyie seinen natürlichen Panzer an ein paar Stellen und bohrten sich schmerzhaft in sein Fleisch. Der Knucker buckelte und warf den langen, kräftigen Hals wild hin und her, doch die Harpyie krallte sich auf seinem Rücken fest und blieb außerhalb seiner Reichweite.

Craig war unterdessen bemüht, seinen Freund zu unterstützen, aber als er sein Schwert erhob, erkannte er, dass es nahezu unmöglich war, die Harpyie zu treffen, ohne dabei auch Knack zu gefährden. Der Knucker bewegte sich viel zu ruckartig und der Raubvogel krallte sich trotzig auf seinem Rücken fest. Craig blieb nichts anderes übrig, als um die beiden Kontrahenten herumzutänzeln und auf eine Gelegenheit zu warten, der Harpyie die Klinge in den schmalen Körper zu stoßen.

Fürchterliches Knurren und Kreischen erhob sich auf den Klippen. Die beiden Bestien kämpften verbissen, doch ihre Frustration steigerte sich mit ihrer Raserei. Während Knack seinen Gegner nicht zu packen bekam, sosehr er sich auch wand, hackte die Harpyie immer wieder brutal mit ihren Krallen auf den Knucker ein, konnte ihn aber nicht ernsthaft verletzen, da sein Schuppenpanzer ihn zuverlässig vor tiefen Wunden schützte. Lediglich sein weicher Bauch war angreifbar, lag aber außerhalb der Reichweite der Harpyie.

Das gefiederte Ungetüm wechselte seine Taktik und biss Knack erneut in den Nacken. Mit wilden Kopfbewegungen riss die Harpyie ihre tödlichen Kiefer hin und her und versuchte, dem Knucker auf diese Weise das Genick zu brechen. Doch der Hals des Drachen war zu muskulös und kräftig. Alles, was die Harpyie erreichte, war, dass sich Knacks Wut immer weiter steigerte. Es gelang dem Knucker zwar nicht, seinen Gegner abzuschütteln, doch letztlich entschied der Gewichtsunterschied der beiden Kontrahenten den Kampf. Nach einem letzten Versuch, nach der Harpyie zu schnappen, der für Knack mit einem Maul voller Federn endete, wälzte sich der schlangenartige Drache kurzerhand auf den Rücken und überrollte seinen Gegner. Die Harpyie wurde unsanft gegen den unnachgiebigen Stein gerammt und verlor ihren festen Halt im Fleisch des Knuckers. Benommen versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen, indem sie wie wild mit den Flügeln schlug, doch nun, da er seinen Gegner endlich los war, hatte Knack einen klaren Vorteil. Noch während die Harpyie hilflos flatterte und dabei laut und schallend kreischte, stürzte sich der Knucker auf die gefiederte Bestie. Ihre wütenden Schreie hoben zu einem ohrenbetäubenden Lärm an, als sich Knacks kräftige Kiefer um den dünnen Hals der Harpyie schlossen. Mit ruckartigen Bewegungen schleuderte der Drache das geflügelte Ungeheuer zwischen seinen Zähnen hin und her und schlug seinen Gegner dabei immer wieder heftig gegen die Felswand. Anfangs wehrte sich die Harpyie noch heftig und zerkratzte dem Knucker mit den Krallen den Hals und die Schnauze, doch nach und nach ebbte ihr gellendes Kreischen zu einem leisen Wimmern ab und erstarb schließlich ganz. Ihre ausgebreiteten Flügel zuckten noch ein paar Mal und verloren dabei weitere Federn, dann bewegte sich die Harpyie nicht mehr.

Knack öffnete sein Maul und ließ den Kadaver auf den Boden fallen. Mit der langen Zunge leckte er sich über die zerkratzten und zerbissenen Nüstern. Craig ließ beeindruckt sein Schwert sinken und starrte auf den regungslosen Körper der Harpyie. Noch immer erschauderte er beim bloßen Anblick der gekrümmten Klauen des Ungetüms. Und Gilroy hatte erwähnt, dass die Felsharpyien, die in den Klippen von Eydar brüteten, im Vergleich zu ihren Verwandten aus dem Landesinneren kleine Exemplare waren.

Vorsichtig beugte sich Craig zu Knack hinab und untersuchte seine Verletzungen. „Geht es dir gut?“, fragte er und tastete den Körper des Knucker ab. „Lass mich mal sehen.“ Aus ein paar kleinen Wunden an seiner Flanke und an seinem Hals sickerte etwas Blut, doch insgesamt wirkte Knack nur etwas erschöpft von dem Kampf und nicht ernsthaft angeschlagen. Craig wusste genau, dass sein Körper deutlich schlimmere Verletzungen davongetragen hätte, wenn er die Klauen der Harpyie richtig zu spüren bekommen hätte. Aber glücklicherweise hatte er dank Knacks Eingreifen nur ein wenig Haut eingebüßt.

Der Knucker legte den Kopf schief und Craig trat lächelnd einen Schritt zurück, damit der kleine Drache seine Wunden selbst mit der Zunge reinigen konnte. „Dich kriegt man nicht so schnell klein, was?“, grinste er erleichtert. Aus seinem Rucksack kramte er eine Dose mit einer Wundsalbe hervor, die er auf die Wunden des Knuckers schmierte. „Dieses Heilmittel hat Hiob hergestellt“, erklärte er. „Damit hat er schon die Verletzungen versorgt, die dir die Möwen zugefügt haben, als ich dich gefunden habe. Als du noch ganz klein warst.“

Damals hatte Craig den Drachen vor den Vögeln gerettet. Jetzt war er es, der von Knack vor einem Vogel gerettet worden war. „Zeig mir doch mal dein Versteck“, schlug er vor und ließ die Dose mit der Salbe wieder in seinem Rucksack verschwinden. Er streifte sich einen Riemen über die Schulter und erhob sich.

Knack wippte scheinbar zustimmend mit dem Kopf und bewegte sich mit schlängelnden Bewegungen auf die Klippen zu. Craig folgte ihm, achtete diesmal aber sehr genau auf die Felsen, die ihn umgaben. Er wollte nicht noch einmal von einer angriffslustigen Harpyie überrascht werden.

Knack glitt über den Rand der Klippen und kraxelte etwas unbeholfen die schroffe Felswand hinunter. Er kam an Land zwar relativ gut zurecht, aber Klettern gehörte nicht zu seinen Stärken. Craig blieb oben stehen, ging in die Knie und spähte vorsichtig über die Kuppe. Er konnte sehen, wie der Knucker etwa zwei Meter weiter unten in einer Nische verschwand. Knack streckte den Kopf heraus und starrte Craig erwartungsvoll an.

„Da hast du dich also verkrochen“, rief der Waisenjunge. „Gut, dann weiß ich jetzt, wo ich dich finden kann. Denkst du, du hältst es hier noch eine Weile aus?“

Als Antwort verschwand Knacks Kopf kurz in der Nische, nur um wieder mit einem Fisch zwischen den Zähnen aufzutauchen. Craig musste lachen. „Ich sehe schon, du lässt es dir hier richtig gut gehen“, grinste er und wurde dann wieder ernst. „Ich weiß noch nicht, wann ich diese Stadt verlasse. Es könnte noch etwas dauern. Du wirst dich also wohl oder übel noch eine Weile hier verstecken müssen. Aber sobald ich aufbreche, komme ich vorbei und hole dich ab!“

Er war noch keinen Tag in diesem fremden Land, aber schon jetzt war ihm klar, dass er ohne Knacks Hilfe nicht weit kommen würde. Sein Schwert war bislang jedenfalls noch nicht besonders nützlich gewesen, auch wenn Craig wusste, dass das weniger an der Waffe selbst lag, sondern vielmehr an seinen limitierten Fähigkeiten als Schwertkämpfer. Dennoch würde er nicht nach Notting zurückkehren. Diese Genugtuung gönnte er Preman nicht. Der Wirt und die anderen Bewohner seiner Heimatinsel sollten erst wieder von ihm hören, wenn er sich einen Namen gemacht hatte.

„Ich gehe zurück in die Stadt“, rief Craig dem Knucker zu, der gerade den Fisch in einem Stück hinunterwürgte. „Ich hoffe, die Harpyien machen dir nicht allzu viel Ärger.“

Knacks Antwort war ein langgezogenes Rülpsen. Dann drehte sich der Wasserdrache behäbig um und verschwand in der Nische zwischen den Felsen.

Craig erhob sich und trat einen Schritt vom Rand der Klippen zurück. Die Harpyienkolonie, von der Gilroy berichtet hatte, schien sich bis auf ein paar Einzelfälle ruhig zu verhalten. Trotzdem suchte Craig die Umgebung verstohlen nach Anzeichen gefiederter Raubtiere ab, ehe er sich umdrehte und sich auf den Rückweg nach Eydar begab.
 

Unterdessen erreichte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Reisender aus dem Inland die schützenden Tore der Stadt. Es war eine junge Frau, die in eine fellbesetzte Rüstung aus geschmeidigem Leder gehüllt war. Ein Waffenrock auf Pelz bedeckte ihre Beine und unter ihrem Brustpanzer blitzte ein Kettenhemd hervor. Massive Eisenplatten schützten ihre Fellstiefel und ihre Schulterplatten waren mit einem fragwürdigen Schmuck aus Wolfsschädeln verziert. An ihrem Gürtel hing ein blankes Schwert und in einem breiten Schulterriemen, der sich quer über ihren Torso erstreckte und einen mit Leder bespannten Rundschild auf ihrem Rücken.

Im Gegensatz zu ihrer wilden Gewandung, an der zu erkennen war, dass sie ein Mensch des Barbarenvolks Isenheims war, wirkte ihr Gesicht zart und jugendlich. Die zähen und wilden Stämme aus dem hohen Norden waren für ihre Streitsucht bekannt, doch seit das Kaiserreich ihre Heimat befriedet hatte, waren die Barbaren deutlich zivilisierter geworden.

Die junge Frau kam nicht aus der Düstermarsch, sondern aus dem Westen von der ständig von Banditen und Räubern heimgesuchten Handelsstraße, die Adamas entlang der Südküste mit dem Festland von Shalaine verband.

Die Wachen am Stadttor von Eydar rieben sich verwundert die Augen. Seit die Düstermarsch auf unerklärliche Weise Reisende verschlang, war ein Neuankömmling der aus dem Landesinneren kam, zu einem seltenen Anblick geworden. Die junge Frau in der Lederrüstung blieb vor dem verschlossenen Tor stehen und blickte hinauf zu den Wachen, wobei sie ihre Hand gegen die Sonne abschirmte.

„Darf man eintreten?“, rief sie laut.

„Wenn Ihr nicht gekommen seid, um Ärger zu machen!“, schallte es zurück.

„Ich bin auf der Durchreise“, versicherte die junge Frau. „Ich möchte nur meine Vorräte aufstocken.“

Eine Weile war es still, dann ging das Tor unter den knarrenden Drehungen einer Winde langsam auf. Die Abenteurerin wartete geduldig, bis sich die Torflügel vollständig geöffnet hatten und betrat die Hafenstadt. Ihr Blick viel sofort auf das große Gasthaus unweit der Stadtmauer und sie steuerte direkt darauf zu.

In diesem Moment bog Craig im Laufschritt um die Ecke und prallte direkt mit der Frau zusammen. Das Kettenhemd klirrte, doch die Abenteurerin blieb unbeeindruckt stehen, während Craig ins Straucheln geriet und auf die Nase fiel. Stöhnend rieb er sich das geschundene Kinn.

„Na, du Knirps?“, sagte die Frau und strich ihren Waffenrock glatt. „Du hast es wohl eilig, was? Aber mach nächstes Mal die Augen auf.“

Craig wollte schon heftig protestieren, doch als er wütend aufblickte, bemerkte er, dass ihm die Frau eine Hand entgegenreckte, um ihm aufzuhelfen. Verdattert nahm er ihre Hilfe an. Als er ihr ins Gesicht blickte, fiel ihm sofort auf, dass sie höchstens zwei Jahre älter war als er. Aber irgendetwas an ihr strahlte einen Vorsprung an Erfahrung aus, der weit über diese zwei Jahre hinausging.

„Ähm…tut mir leid“, entschuldigte er sich hastig und klopfte sich verlegen den Staub von der Hose. Die junge Frau war hübsch, auch wenn ihr Gesichtsausdruck so grimmig war, dass Craig fest davon überzeugt war, dass sie ein ganzes Wolfsrudel nur durch ihren Blick vertreiben konnte. Unter ihrer Rüstung zeichnete sich ein sehniger Körper ab und dunkelbraunes Haar hing ihr in wilden Strähnen in die Stirn.

„Schon in Ordnung“, murmelte sie. „Ich wurde schon von schlimmeren Dingen als einem kleinen Jungen angerempelt.“

Craig glaubte ihr das aufs Wort. Er warf einen kurzen Blick auf ihr Schwert, das seiner eigenen Waffe in nichts nachstand. Aber im Gegensatz zu seiner ausgeleierten Leinenkleidung machte ihre Rüstung mit dem Fellbezug einen verwegenen Eindruck.

„Ich gehe dann mal besser“, sagte er eilig und drehte sich um, um zum Gasthaus Nebelbank zurückzukehren. Allerdings hatte die junge Frau das gleiche Ziel, sodass sie schweigend nebeneinanderhergingen. Craig spürte, wie seine Ohren rot wurden. Die Stille war ihm unangenehm, aber er traute sich nicht, sie zu durchbrechen. Deshalb verlangsamte er seine Schritte und ließ der Frau etwas Vorsprung und schließlich betraten sie das Gasthaus nacheinander.

In Aglir regte sich sofort der Geschäftssinn, als er die Fremde direkt auf den Tresen zukam. Das ständige Lächeln auf seinem schmalen Gesicht wurde noch ein wenig breiter und er streckte feierlich seine Hände aus.

„Willkommen im Gasthaus Nebelbank!“, rief er der jungen Frau überschwänglich zu. „Für eine kleine Spende bekommt Ihr hier fast alles, was Euer Herz begehrt. Wir haben Betten, warme und kalte Speisen, Getränke und nicht zuletzt auch Informationen.“ Bei letzterem Wort zwinkerte er der Barbarin vielsagend zu, aber diese machte nur eine abwinkende Handbewegung.

„Schon gut, spart Euch das Geschwätz“, erwiderte sie mit rauer Stimme. „Gebt mir für den Anfang einfach einen Krug Met. Ob ich hier wirklich ein Bett will, überlege ich mir noch.“

Aglir lächelte unbeirrt weiter und rieb sich die Hände. „Nun, ich kann Euch versichern, dass Ihr in ganz Eydar kein Lager finden werdet, das es in Sachen Komfort mit unseren Betten aufnehmen kann“, entgegnete er. „Alle anderen Tavernen in dieser Stadt erblassen im Glanz des Gasthauses Nebelbank.“

„Hört mal her, Spitzohr“, zischte die Barbarin dem Waldelfen zu. „Ich habe den ganzen beschissenen Weg von Isenheim bis in diese Stadt zu Fuß zurückgelegt und habe dabei nicht ein einziges Mal in einem Bett geschlafen. Ich komme unter freiem Himmel bestens zurecht.“

Craig kam nicht umhin, das Gespräch zwischen der jungen Frau und dem Inhaber des Gasthauses mitanzuhören. Er sog scharf die Luft ein, als die Abenteurerin den Waldelfen so angriffslustig anfuhr, und auch ein paar andere Gäste hoben neugierig die Köpfe. Craig wusste, dass er selbst eine große Klappe hatte, aber er hätte es nie gewagt, Aglir derartig in die Schranken zu weisen.

Den Schankwirt schienen die scharfen Worte der Fremden aber nicht zu bekümmern. „Oh, eine wohlerzogene Dame mit einem großen Talent für das Überleben“, stellte er ungerührt und noch immer lächelnd fest. „Dann hoffe ich, dass Euer Geldbeutel ebenso prall gefüllt ist, wie der Schatz Eurer Erfahrung. Ein Krug Met bezahlt sich jedenfalls nicht von selbst.“

Die junge Frau verdrehte die Augen und griff in einen Lederbeutel an ihrem Gürtel. Sie holte ein paar Münzen heraus und zählte sie in Aglirs nicht gerade zurückhaltend vorgestreckte Hand. „Das sollte hoffentlich reichen“, brummte die Barbarin genervt. „Und jetzt bringt mir verdammt nochmal meinen Met!“

„Vielen herzlichen Dank für diese Spende, Freundin der Großzügigkeit“, säuselte Aglir und buckelte unterwürfig. „Der gewünschte Met kommt sofort.“ Tatsächlich stand in kürzester Zeit ein noch dampfender Krug auf dem Tresen. Aglir deutete zur Treppe. „Den Gastraum findet Ihr im Obergeschoss“, erklärte er knapp, wandte sich ab und beachtete die junge Barbarin anschließend gar nicht mehr, während er ihre Münzen in seinem eigenen Geldbeutel unterbrachte. Die Abenteurerin schnaubte verächtlich und genehmigte sich einen Schluck Met. Offenbar sagte ihr der Geschmack nicht besonders zu, denn Craig konnte deutlich sehen, wie sie das Gesicht verzog. Als die Frau einen Blick in den hinteren Teil des Gasthauses warf und den Waisenjungen entdeckte, zuckte dieser erschrocken zusammen und verschwand hastig über die Treppe ins Obergeschoss.

Dort herrschte noch immer reger Betrieb. Der Barde spielte ausdauernd auf seiner Laute und ignorierte das schiefe Grölen einiger Betrunkener, die zu der wohlklingenden Melodie lauten Gesang anstimmten. Die dunkelelfische Schankfrau füllte den Becher eines betrunkenen Mannes mit einem dunklen Rotwein nach, obwohl sich der Kunde kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Vance saß dort, wo Craig ihn zurückgelassen hatte, um nach Knack zu suchen. Er hielt einen leeren Bierkrug in der Hand und starrte ihn geistesabwesend an. Auch als sich Craig dem Tisch näherte, blickte er nicht auf.

„Den Fünf sei Dank, du bist noch da“, japste der Waisenjunge und ließ sich erleichtert auf einen Stuhl fallen. „Hast du etwa die ganze Zeit getrunken?“

„Nein“, erwiderte Vance tonlos. „Dafür habe ich nicht genug Geld. Hast du Knack gefunden?“

Craig nickte hastig. „Er versteckt sich jenseits der Klippen“, erklärte er. „Allerdings hat er dort ein paar unangenehme Mitbewohner.“

Vances matte Augen zuckten zur Seite und der Dorashen warf einen flüchtigen Blick auf die Stelle an Craigs Handrücken, an der ein Stück Haut fehlte. „Du hast dich verletzt“, stellte er tonlos fest.

Der Waisenjunge strich vorsichtig über die Wunde. „Ach, das ist nicht der Rede wert“, erwiderte er, auch wenn der Kratzer noch immer höllisch brannte. „Aber in Zukunft werde ich mich wohl besser von Felsharpyien fernhalten.“

„Das klingt vernünftig“, murmelte Vance und schwenkte den leeren Humpen in seiner Hand. Dann starrte er wieder stumm auf die Tischplatte.

Craig lehnte sich seufzend zurück. Die Antriebslosigkeit des Dorashen fing an, ihm auf die Nerven zu gehen. Es hatte sich spannend angehört, mit einem Gottesstreiter auf Reisen zu gehen, aber Vance war so anders als die großen Helden aus den alten Geschichten. Craig ließ den Blick durch das Gasthaus schweifen und entdeckte die Abenteurerin, die in diesem Moment mit dem Metkrug in der Hand schlurfend die Treppe nach oben kam und sich im Dachgeschoss nach einer Sitzgelegenheit umsah. Als sie bemerkte, dass bei Craig und Vance noch ein Platz frei war, schien es, als wollte sie sich zu den beiden gesellen, doch gerade als sie einen Schritt nach vorne machte, ertönte eine laute Stimme vom Nebentisch.

„He, Ihr da! Kommt doch mal rüber und setzt Euch zu uns!“

Craig warf dem Schreihals einen ärgerlichen Blick zu, doch er senkte erschrocken den Kopf, als er sah, dass es sich dabei um einen Soldaten der Armee handelte, nach seinem Umhang zu urteilen sogar um einen hochrangigen Offizier. Ein struppiger Bart von dunkelblonder Farbe wucherte in seinem Gesicht und hing in geflochtenen Zöpfen von seinem Kinn herab. Er war aufgestanden und winkte der jungen Frau zu, wobei seine eisblauen Augen vor Begeisterung leuchteten.

An seinem Tisch saß ein kleinerer Mann in Zivil mit einem bartlosen, kreisrunden Gesicht. Da er eine Glatze hatte, wirkte sein ganzer Kopf wie eine nahezu makellose Kugel.

Die junge Abenteurerin sah sich ein paar Mal verstohlen um. Dann schlenderte sie gemütlich zu den beiden Männern herüber und blieb vor ihrem unschlüssig stehen Tisch stehen. „Was wollt Ihr?“, fragte sie lauernd.

„Ihr seid aus Isenheim, nicht wahr?“, lachte der Soldat mit den Zöpfen im Bart und bat die Frau mit einer Handbewegung, sich zu setzen.

„Ist das so offensichtlich?“, erwiderte die Abenteurerin und nahm etwas zögerlich am Tisch der beiden Männer Platz.

„Nun, wir erkennen unseresgleichen auf den ersten Blick!“, prahlte der Bärtige mit stolzgeschwellter Brust und deutete auf sich und den Glatzkopf. „Bragi hier und ich stammen nämlich auch aus dem Norden, müsst Ihr wissen. Mein Name ist übrigens Rhist. Ich bin ein Soldat der Kaiserlichen Armee und einer der Kommandanten des hiesigen Außenpostens!“

Craig beobachtete das Geschehen aus den Augenwinkeln und dabei entging ihm beinahe, wie Vance plötzlich zusammenzuckte. Der Dorashen drehte sich vom Nebentisch weg und starrte weiter auf seinen leeren Bierkrug. Aus irgendeinem Grund schien er sich unwohl zu fühlen. Da Craig schon bemerkt hatte, dass Vance nicht gerade der gesprächigste Zeitgenosse war, entschied er sich, der Unterhaltung zwischen den beiden Männern und der jungen Barbarin so unauffällig wie möglich zu lauschen. Bei dem gewaltigen Sprachorgan des Mannes, der sich Rhist nannte, war es vermutlich nicht weiter schwer, ihrem Gespräch folgen zu können.

„Setz dich hin“, brummte Bragi gerade und zog den Soldaten energisch zurück auf seinen Platz. Dann lächelte er die Frau freundlich an. „Darf ich nach Eurem Namen fragen?“

„Ihr dürft“, erwiderte die Abenteurerin. „Ich heiße Tyra.“ Sie schien ihre Anspannung zu verlieren und allmählich etwas aufzutauen.

„Tyra…“, murmelte Craig gedankenverloren. Die Barbarin hörte ihn und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. Rasch wandte Craig das Gesicht ab und tat, als hätte er noch nie etwas Interessanteres gesehen, als die Deckenbalken des Gasthauses. Zum Glück lenkte Rhist mit seiner dröhnenden Stimme Tyras Aufmerksamkeit sofort wieder auf sich.

„Sehr erfreut!“, rief er so laut, dass einige Gäste überrascht aufblickten oder empört die Köpfe schüttelten.

Bragi strich sich verlegen über den kahlen Schädel. „Erzählt, was führt Euch hierher, so fern der Heimat?“

Tyra verschränkte die Arme vor der Brust. Unter ihren Fingernägeln hatte sich eine Menge Schmutz angesammelt und auch ihre Rüstung war nicht besonders sauber. Dafür glänzten die Klingen ihrer Messer und Dolche mit ihrem Schwert um die Wette. „Ich komme aus der Eismarsch und bin bis an diesen Ort gereist, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben“, antwortete sie. „Ich gehe dorthin, wohin auch immer mich meine Füße tragen.“

Craig spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Diese Frau lebte seinen Traum! Er wusste zwar nicht, wo genau die Eismarsch lag, aber ihm war bekannt, dass Isenheim das nördlichste Gebiet auf dem Festland von Gäa war. Der Weg von dort bis nach Eydar musste unglaublich weit sein und Craig fragte sich, wie lange Tyra wohl schon auf Wanderschaft war. Ob sie sich auch dem Spott und Unverständnis ihrer Mitmenschen ausgesetzt gesehen hatte, nachdem sie ihnen von ihrer bevorstehenden Reise berichtet hatte? Langsam war Craig davon überzeugt, dass Vance nicht der richtige Gefährte für ihn war. Auch wenn er ein Dorashen war, ihm fehlte einfach die Abenteuerlust. Tyra schien da ganz anders zu sein. Vielleicht gelang es ihm, an ihrer Seite durch ferne Länder zu reisen, doch leider hatte er bislang wohl keinen besonders guten Eindruck auf sie gemacht.

Auch Rhist stand die Anerkennung ins Gesicht geschrieben. „Von den Eismarschen bis nach Eydar“, staunte er. „Das ist kein schlechtes Stück Arbeit für so ein junges Ding wie Euch. Alle Achtung. Jemanden wie Euch könnte die Kaiserliche Armee wirklich gut gebrauchen! Wollt Ihr nicht beitreten? Ich habe hier eine Menge Einfluss und könnte für Euch ohne Weiteres eine Aufnahme erwirken. Wie sieht es aus?“

„Tut mir leid, aber da muss ich Euch enttäuschen, Rhist. Ich bin nur auf der Durchreise“, erwiderte Tyra in aller Deutlichkeit, ehe sie an ihrem Krug nippte und abermals das Gesicht verzog. „Und bei der Qualität des hiesigen Mets werde ich auch wohl nicht allzu lange in dieser Stadt verweilen. Wie ertragt Ihr dieses Gesöff bloß?“

„Man gewöhnt sich daran“, versicherte Rhist grinsend. „Es ist wirklich schade, dass Ihr nicht bleiben wollt. Aber es tut gut, einmal mit jemandem aus Isenheim zu plaudern, der sich nicht auf der falschen Seite meines Schwertes befindet.“

„Habt Ihr hier in der Gegend etwa Probleme mit Barbaren?“, erkundigte sich Tyra und ihre Augen funkelten interessiert.

Rhist winkte ab. „Ach, das ist nicht der Rede wert“, versicherte er. „Es verirren sich immer wieder Plünderer und Schmuggler aus Isenheim nach Adamas, aber das ist nichts, womit wir nicht zurechtkämen.“

„Verstehe“, erwiderte Tyra, hob den Krug an die Lippen und leerte ihn in einem Zug. Sie schüttelte vor Ekel den Kopf und stand auf. „Nun, unter diesen Umständen empfehle ich mich. Ich werde mich hier mit Verpflegung eindecken, auch wenn es mir gar nicht gefällt, diesem raffgierigen Spitzohr noch mehr Geld in den Rachen zu werfen. Und dann suche ich mir einen Platz für die Nacht. Vielleicht bleibe ich noch ein oder zwei Tage hier. Aber dann reise ich weiter nach Norden.“

„Norden?“, erschrak Rhist. „Mädchen, das würde ich mir an Eurer Stelle sehr gut überlegen. Ihr habt auf Eurer Reise gewiss schon einige gefährliche Gebiete durchwandert und auch die Eismarschen sind kein angenehmer Ort. Ich will Euch wahrlich nicht Eure Fähigkeiten absprechen, aber die Sumpfwälder sollte man unbedingt meiden!“

Tyra schien wenig beeindruck und schob argwöhnisch die Brauen zusammen. „Ach, und weshalb, wenn ich fragen darf?“, wollte sie wissen.

Rhist sah auf seine Finger, die nervös auf dem Tisch trommelten. „Nun…das wissen wir nicht so recht…“, druckste er.

Bragi, der sich bislang dezent zurückgehalten hatte, sprang ihm helfend zur Seite. „In den letzten Wochen verschwinden in besorgniserregender Häufigkeit Reisende und Wanderer in der Düstermarsch. Wir haben noch nicht herausgefunden, was in den Wäldern vor sich geht und bis wir Genaueres wissen, können wir nur jedem davon abraten, dieses Gebiet zu durchqueren.“

Tyras Augen leuchteten vor Begeisterung. „Ein Sumpf, in dem auf einmal massenweise Leute verschwinden?“, wiederholte sie aufgeregt. „Das klingt interessant. Das könnte vielleicht endlich die Herausforderung sein, auf die ich gewartet habe.“

Craig schnappte am Nebentisch nach Luft. Tyra sprach ihm aus der Seele. Offenbar tat sich vor den Toren dieser Stadt eine ungeahnte Möglichkeit für ein großes Abenteuer auf.

„Ich kann mich nur wiederholen“, warnte Rhist eindringlich. „Ihr solltet Euch von der Düstermarsch fernhalten. Vor kurzer Zeit ist dort sogar ein Fähnrich der Armee verschollen, während er mit einem Trupp auf Patrouille war. Das ist keine Angelegenheit für einen dahergelaufenen Abenteurer.“

„Ihr klingt, als hättet Ihr Angst“, höhnte Tyra und Craig konnte nicht anders, als ihren Schneid zu bewundern. Als er sich den Soldaten auf Notting in den Weg gestellt hatte, hatte er sich vor Angst kaum bewegen können. Tyra dagegen verspottete einen hochrangigen Soldaten vor aller Augen, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Ich werde mir diese Düstermarsch einmal genauer ansehen“, fügte sie entschlossen hinzu und schob ihren leeren Krug über den Tisch, bis sie ihn vor Rhist abstellte. „Und Ihr werdet mich schon einsperren müssen, wenn Ihr mich aufhalten wollt. Aber nichts für ungut. Es war wirklich nett, mit Euch geplaudert zu haben.“

Tyra drehte sich schwungvoll um und ging mit entschlossenen Schritten davon, während Rhist und Bragi niedergeschlagen zurückblieben. Der Glatzkopf murmelte etwas, doch er sprach so leise, dass Craig kein Wort verstand. Statt weiter zu lauschen, lehnte er sich nach vorn und stieß Vance vorsichtig an.

„Hast du das gehört?“, flüsterte er. „In den Sümpfen vor der Stadt verschwinden immer wieder Leute.“

„Das klingt gefährlich“, erwiderte Vance monoton.

Craig verdrehte die Augen. „Denkst du nicht, dass man dieser Sache auf den Grund gehen sollte?“

„Das ist eine Angelegenheit der Armee“, brummte Vance. Er blickte verstohlen zu den beiden Männern am Nebentisch herüber. Sein nervöses Verhalten schien mit ihrer Anwesenheit zusammenzuhängen.

„Aber du bist ein Dorashen“, zischte Craig vorwurfsvoll. „Findest du nicht, dass du deine Kräfte zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen solltest?“

„Ich helfe, wo ich kann“, gab Vance mit rauer Stimme zurück. „Ich habe Netze geflickt und Boote repariert. Ich habe Bäume gefällt und Steine geschleppt. Ich habe Pflüge gezogen und Schmiedefeuer angefacht. Und ich habe verhindert, dass kleine Jungen Dummheiten begehen, die sie später bereuen könnten.“

Craig spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. „Und was hast du davon?“, entfuhr es ihm so laut, dass Rhist und Bragi am Nebentisch überrascht aufblickten. Der Waisenjunge grinste den beiden Männern verlegen zu, räusperte sich und senkte wieder die Stimme. „Für die Leute bist du doch nur eine billige Arbeitskraft und du wechselst ständig deinen Standort, weil du Angst hast, dass jemand erkennt, was du wirklich bist. Aber da draußen gibt es richtige Probleme. Probleme, bei deren Lösung es wahrscheinlich hilfreich wäre, auf die Kräfte eines Dorashen bauen zu können.“

„Du hast keine Ahnung von diesen Kräften“, murmelte Vance leise. Er sah Craig in die Augen, doch es kam dem Waisenjungen vor, als würde er direkt durch ihn hindurchblicken. „Du weißt nicht, was sie anrichten können, wenn man sie nicht zügeln kann.“

„Aber das wäre deine große Chance, den Leuten zu zeigen, was in dir steckt!“, rief Craig. Die Dickköpfigkeit des Dorashen verärgerte ihn von Minute zu Minute mehr. „Wenn du deine Kräfte dazu einsetzen würdest, diese Vermisstenfälle aufzuklären, statt sie an die Arbeit eines Knechts zu verschleudern, dann würde man dir mit dem nötigen Respekt begegnen. Du könntest ein Held sein!“

„Ich wünschte, ich wäre ein einfacher Knecht“, erwiderte Vance und sein Blick glitt endgültig ins Leere. „Ich habe nie darum gebeten, ein Dorashen zu sein, und ich wollte diese Kräfte niemals haben. Sie haben mich meine Unschuld und einen anderen Mann das Leben gekostet. Ich kann kein Held sein. Nicht solange ich nicht für meine Sünden gebüßt habe.“

Vances Stimme war heiser und klang, als würde sie aus weiter Ferne kommen. Craig runzelte nachdenklich die Stirn. Es waren nagende Schuldgefühle, die den Dorashen die ganze Zeit gehemmt hatten. Etwas, das in der Vergangenheit vorgefallen war, lastete schwer und erdrückend auf seinem Gewissen und in Vances abwesenden Augen, in denen nun ein gequälter und ängstlicher Schimmer lag, konnte Craig deutlich sehen, dass er die Geschehnisse von damals in seinem Inneren noch einmal durchlebte.



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