Kirschblütenzauber von Sas-_- (Harry | Hermine) ================================================================================ Kapitel 7: Stupor und Finite ---------------------------- Als Harry am nächsten Morgen die Augen aufschlug wünschte er sich, es wäre schon Wochenende. Er war, obwohl er zur Abwechslung durchschlafen konnte, völlig zerschlagen. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an und selbst die Sonne, die hell ins Zimmer strahlte, vermochte ihn nicht wirklich munter zu machen. Gähnend krabbelte Harry unter seiner Decke hervor und tastete nach seiner Brille, die neben seinem Zauberstab lag. „Guten Morgen, Potter-san!“ Harry fragte sich insgeheim, woher Satoshi nur die Energie hernahm schon am frühen Morgen so fröhlich und ausgeruht zu sein – er selbst fühlte sich wie ein Zombie. „Hey, Satoshi-kun … Ich bin echt müde heute …“ Satoshi nickte verständnisvoll, während Harry auf die Beine kam und zum Schrank schlurfte, um seinen Umhang zu holen. „Na, Potter? Heute Nacht wieder mit Drachen gekämpft?“, fragte Theodore, der Harry mit hochgezogenen Augenbrauen musterte – Harry verzog als Antwort nur sein Gesicht. Er hoffte, bald wieder richtig munter zu werden und dass sie keine Zaubereigeschichte hatten; ein Lehrer aus Fleisch und Blut würde ihn heute genauso wenig wachhalten können wie Professor Binns. Plötzlich klopfte ihn jemand kräftig auf den Rücken. Als Harry über die Schulter sah, stand hinter ihm Morag. „Noch keine Woche hier und schon verfällst du in alte Muster?“ Er lachte über seinen nicht ernst gemeinten Scherz. „Potter-san, ich hab da was für dich …“ Satoshi reichte Harry eine kleine Flasche mit einer grün schimmernden Flüssigkeit. Harry drehte Satoshis Geschenk neugierig in den Händen. „Was ist das?“ „Ein echter Wachmacher!“ Satoshi kicherte vergnügt. „Das ist ein Zaubertrank, der einen morgens in die Startlöcher hilft, wenn man sich so fühlt wie … na ja, du eben.“ Harry entkorkte das Fläschchen dankbar. „Echt nett von dir, kann ich grad wirklich gebrauchen!“ „Aber nicht alles!“, rief Satoshi erschrocken. „Sonst gehst du uns an die Decke!“ „Das schafft er auch so …“, murmelte Theodore. Harry nahm einen kleinen Schluck und gab Satoshi den Zaubertrank zurück. Es schmeckte interessanterweise nach Zitrone. Noch während er im Bad seinen Umhang anzog, spürte er deutlich wie er allmählich munter wurde. Der Zaubertrank strömte durch seinen gesamten Körper und die unangenehmen Schläfrigkeit hatte sich tatsächlich aufgelöst, als er auf dem Weg zum Speisesaal Hermine traf. „Hey, Harry! Voller Energie?“ „Mit ein bisschen Nachhilfe, ja!“ ꕥꕥꕥ Im Speisesaal fand man sich wie üblich zusammen an einem Tisch. Hiro und Machiko fragten ihre Schützlingen, wie es ihnen in Mahoutokoro so ging und jeder erzählte von sich und den jüngsten Vorkommnissen. Harry aß, in weiser Voraussicht mehr als gestern (das Mittagessen schien in Japan eine spärliche Angelegenheit zu sein) und fragte gut gelaunt in die Runde, welche ersten Unterrichtsstunden sie heute erwarteten. „Zauberkunst!“, sagte Morag aufgeregt und kam Hermine zuvor, die Harry gerade antworten wollte. „Lernt ihr etwas anderes als wir?“, fragte sie Machiko. Machiko legte ihren Zeigefinger an die Wange. „Hm, ich denke eher weniger. Bestimmt verwenden wir andere Beispiele als ihr, aber die Basis wird immer dieselbe sein.“ „Was einer der Gründe sein wird, warum es nicht so ein Drama ist, dass wir den Unterricht in Hogwarts verpassen“, schlussfolgerte Theodore, der jetzt eine Gabel in der Hand hielt. „Keine Stäbchen?“, fragte Harry und bemühte sich, sein Grinsen zu verbergen, wohl wissend, dass es Theodore nicht entgehen würde. Der Slytherin schnaubte frustriert. „Ich will auch mal zum Essen kommen!“ Als sie aufstanden, rieb Harry sich möglichst unauffällig die Knie und stellte zufrieden fest, dass Morag dasselbe tat. Diese Art zu sitzen wird definitiv zu den Dingen gehören, die Harry nicht so schnell vermissen würde. „Harry, wir müssen unsere Briefe noch abschicken!“, sagte Hermine, als sie sich auf dem Weg zu ihrem Klassenzimmer befanden. Harry schnippte mit seinen Fingern. „Oh ja, und ich brauch noch Süßigkeiten! Nur … wo kriege ich die her?“ „Frag doch Satoshi. Der leiht dir bestimmt welche“, meinte Theodore, der unterm Laufen in seinem Zauberkunstbuch las. Susan murmelte ironisch: „Wie nett …“ „Entspannt euch! Soll Ron was zu euch schicken, das gebt ihr Satoshi. ist doch ein guter Deal!“, meinte Morag zufrieden. „Ja, wenn Ron jetzt in Galleonen schwimmen würde, um uns was zu kaufen, wäre der Plan sogar okay“, räumte Hermine ein. „Tut er aber nicht“, grummelte Harry. Theodore schlug seufzend sein Buch zu. „Euer Ernst? Habt ihr nur Ron als Freund?!“ „Nein?! Aber er ist unser bester Freund!“, fauchte Harry genervt zurück. „Ihr könnt auch was Süßes von mir haben, ohne, dass ich dafür was zurückbekomme“, bot sich eine japanische Mitschülerin an, die den fünf Hogwartsschülern zugehört hatte. Sie hatte große, mandelförmige Augen und dunkelblau gefärbte Haare. „Entschuldigt, meine Name ist Kobayashi Kaori.“ Harry zuckte innerlich zusammen. Irgendwie war ihm die ganze Sache jetzt peinlich, dabei war es noch nicht einmal seine Idee gewesen. Theodore schien das alles jedoch keineswegs aus der Bahn zu werfen. Er schlug sein Buch wieder auf und folgte seinen Klassenkameraden. Morag rief ihm hinterher: „Denk an das Lemming-Prinzip, Nott!“ Theodore winkte gelassen ab. „Ich kann jemanden hinterherlaufen und in Schwierigkeiten geraten oder es auf eigene Faust schaffen – so groß ist der Unterschied nicht!“ Harry wich unterm Laufen einigen Schülern aus und setzte verlegen zu einer Antwort an, Kaori lächelte. „Äh, das mit dem Tausch war eher Theorie!“, sagte er zutiefst verlegen. „Ist schon okay. Ich hätte aber tatsächlich gerne was aus England gehabt.“ „Könntest du auch kriegen … Von mir.“ Harry, Hermine und Kaori sahen nach hinten. Susan war ihnen schweigend gefolgt und freute sich offenbar, dass sie etwas beitragen konnte. „Meine Mutter hat mir meine Lieblingssüßigkeiten eingepackt. Du kannst aber gerne welche abhaben“, sagte sie, ihre Mitschülerin freute sich sehr. Kurze Zeit später erreichten sie das Klassenzimmer. Harry und seine Klassenkameraden suchten sich zusammen ihre Plätze aus und bereiteten sich vor. Satoshi stupste Hermine an. „Ihr habt euch wieder vertragen?“, fragte er und deutete auf Theodore, der sich neben Susan setzte. Harry räusperte sich. „Ist eher so eine Zweckgemeinschaft. Wir, äh … lassen uns einfach in Ruhe.“ „Was ist denn bei euch los?“ „Na ja, wir haben unterschiedliche Ansichten“, antwortete Hermine kühl und holte ihr Buch aus der Tasche. Satoshi runzelte die Stirn. „Okaa-san sagt immer, es sei bereichernd, wenn man anderer Meinung ist.“ „Ja, wenn die eine Meinung nicht so abgrundtief bescheuert wäre …“, murrte Harry. Satoshi konnte darauf nicht mehr antworten, der Lehrer kam herein. Sein Name war Saito und er erklärte, was Harry und die anderen heute lernen sollten. Ihre Aufgabe war es, ein Stück Kreide schweben zu lassen und bestimmte Worte zu schreiben. „Die Schüler aus Hogwarts dürfen natürlich ihre Schrift verwenden, von allen anderen erwarte ich Schriftzeichen!“ Jeder bekam eine kleine Tafel und eine Kreide und schon ging der Spaß los. Die Kreide in die Luft zu befördern war der Teil, den Harry schon raus hatte, aber wie sollte er jetzt bitte schreiben?! „Onee-chan sagt, das ist wie Fahrradfahren …“ Plumps, Harry hatte vor Überraschung die Konzentration verloren und seine Kreide krachte auf die Tafel und brach entzwei. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Kaori sich hinter ihn gesetzt hatte. Saito lief entspannt vorbei und reparierte Harrys Kreide mit einem Wisch seiner Hand. „Konzentrieren Sie sich, Potter-san. Das ist am Anfang keine leichte Übung.“ „Sie zaubern ohne Zauberstab?“, fragt Harry neugierig nach. Saito lächelte wohlwollend. „Natürlich. Nicht nur, aber immer öfter.“ Dann ging er weiter und half anderen Schülern bei ihren Problemen. „Lernt … ihr in Hogwarts denn nicht, ohne Zauberstab zu zaubern?“, fragte Kaori überrascht. Harry drehte sich möglichst unauffällig zu ihr um, Kaoris schmale Hände umschlossen ihren Zauberstab fest, ihr Umhang war mit vielen Goldsprenkeln versehen. Harry fragte sich frustriert, ob er in der Klasse der Schüler mit dem wenigsten Gold war. „Äh, nein. Tun wir nicht …“, antwortete er verwirrt. „Dafür lernen wir im sechsten Jahrgang ohne zu sprechen zu zaubern“, meinte Hermine und schaffte es, dass ihre Kreide ein hübsches, großes A fabrizierte. „Tun wir?“ „Harry!“ „Tun wir.“ Kaori kicherte und ihre Kreide zitterte verdächtig in der Luft, fiel aber nicht herunter. „Also, schön dich kennenzulernen, Kaori... Kaori... Tut mir leid, ich hab die Endung vergessen“, flüsterte Harry ihr zu. „Kaori-chan, alles gut“, flüsterte sie zurück, ihre Augen waren aber auf ihren Lehrer gerichtet. „Potter-san, ich schätze es, dass Sie Kontakt mit anderen Schülern pflegen. In meinem Unterricht schätze ich das allerdings nur, wenn Sie nebenbei meine Aufgabe lösen können“, meldete Saito sich vorne an der Tafel zu Wort. „'Tschuldige! Bin schon dabei!“ Harry konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe, als ihn etwas Kleines am Kopf traf. „Au!“ Er bückte sich nach dem Ding, das ihn getroffen hatte. „Das glaubst du mir jetzt zwar nicht, aber das war echt keine Absicht!“ Theodore war neben ihm aufgetaucht und nahm Harry lachend die Kreide aus der Hand. „Nein, tu ich nicht! Du sollst schreiben und niemanden angreifen!“ „Ich dachte, mit mehr Schwung kriege ich das hin …“ Morag schaffte es direkt nach Hermine ein krakeliges B auf seine Tafel zu schreiben, während Susans Kreide nur auf und ab hopste und ihr Gesicht dabei vor Anstrengung ganz rot anlief. „Legst du ein Ei, Bones?!“ „Musst du nicht schreiben, Nott?“, sagte Hermine eisig, ohne von ihrer Tafel aufzublicken. Theodore trollte sich zurück zu seinen Platz (Saito hatte ihn bereits ins Auge gefasst) und alle machten sich wieder daran, Buchstaben und Worte zu schreiben. Die zwei Stunden vergingen wortwörtlich wie im Flug. Am Ende hatte Harry ein paar einfache Buchstaben auf seine Tafel kritzeln können und zu seiner Erleichterung waren dafür sogar ein paar Goldsprenkel auf seinem Ärmel aufgetaucht, die er auch gleich Hermine zeigte. „Es wäre gut, wenn wir die in Hogwarts auch hätten“, meinte sie daraufhin, Harry schüttelte sich entsetzt. „Bitte nicht!“ „Ja, oder wollt ihr alle unbedingt Longbottom in ganz rosa sehen?“, sagte Morag schief grinsend. Harry und Hermine warfen ihm einen bitterbösen Blick zu, Morags Grinsen verblasste. „Äh … Ich meine … Er ist kein besonders guter Zauberer, das müsst ihr doch auch zugeben … oder etwa nicht …?“, stotterte er unsicher. Hermine baute sich vor Morag auf. „Neville gibt sein bestes! Auf ihm herumzuhacken macht es nicht besser!“ Theodore gesellte sich zu ihnen und hatte noch immer die Kreide in der Hand. „Jap, hat Professor Snape schon versucht. Mit Beleidigungen kann man Longbottom schon mal nicht motivieren.“ Harry musterte argwöhnisch das Stück Kreide, Theodore verdrehte die Augen. „Ich schwöre dir, es war keine Absicht! Mann!“ Genervt ging der Slytherin zu Saito, um Tafel und Kreide abzugeben. Die Klasse machte sich auf zum nächsten Unterricht, Harry wandte sich Morag zu. „Neville gibt wirklich sein bestes!“ „Glaub ich dir ja auch, aber das ändert nichts an seinen Ergebnissen“, erwiderte Morag trotzig. „Ach, MacDougal darf sowas sagen, aber ich natürlich nicht.“ Theodore rauschte beleidigt an der Truppe vorbei. „Bei Morag wissen wir, wie er es meint“, sagte Hermine und zuckte mit den Schultern. „Kann man das denn noch anders meinen?“, fragte Kaori unvermittelt. Tja, da hatte sie eine gute Frage gestellte. Verlegen drucksten die Hogwarts-Schüler vor sich hin. „Nein, aber der böse Slytherin meint es natürlich extra böse! Alle Gryffindors haben immer recht, es gibt nur nette Hufflepuffs und Ravenclaws machen ausschließlich kluge Bemerkungen!“, giftete Theodore und sah seine Kameraden wütend an. Über diese Klischees musste Susan laut losprustete und damit war sie nicht alleine. Kaori hatte sich, zusammen mit Satoshi, an die Fersen der Hogwarts-Schüler geheftet. „Mit euch kann man wohl viel Spaß haben!“, meinte sie und strahlte alle freudig an. Sich unterhaltend gingen sie weiter. Nach einer Weile stellte Harry fest, dass sie sich wieder zu ihren Schlafräumen begaben. „Äh, welches Fach kommt denn jetzt?“, fragte er Satoshi unsicher, nachdem er sich von Hermine und Kaori getrennt hatte. „Sport.“ „Sport?!“ Harry sah Satoshi verdutzt an. „Wie, Sport? Was für Sport?!“ „Hm, das sehen wir dann. Wir spielen Spiele. Wieso wundert dich das so?“ „Weil's in Hogwarts keinen Sport gibt“, sagte Morag. Jetzt schaute Satoshi verdutzt. „Wirklich? Aber Sport ist doch wichtig, der tut doch gut!“ „Na ja, ich spiel ja Quidditch, das ist ja so ähnlich wie Sport …“ Theodore murmelte leise: „Hmpf, Treiber, Jäger und Torwart sind tatsächlich aktiv, aber Sucher müssen sich doch in Sachen Kraft kaum anstrengen.“ „Schon mal länger auf einem Besen gesessen, Nott?! Ist auf Dauer anstrengender als es aussieht!“, konterte Harry, der sich daran erinnerte, dass Theodore nicht Teil des Slytherin Qudditch-Teams war. Auf Theodores Gesicht machte sich ein mattes Lächeln breit: „Ich komm aus einer Zaubererfamilie, schon vergessen, Potter? Was glaubst du spielen mein Cousin und ich im Sommer?“ „Keine Ahnung, Muggel-Verfluchen?“, meinte Harry genervt. Theodore rollte mit den Augen. „Bei dir sieht man echt, wo der Horizont aufhört …“ „Heeey, ihr!“ Beim Schlafraum angekommen, drehten Harry, Theodore und Morag sich um. Hiro kam auf sie zugelaufen und schien es recht eilig zu haben. „Ich hab schon wieder was vergessen!“ „Gibt's eigentlich einen Grund dafür, dass wir den vergesslichsten Schüler Mahoutokoros als Aufpasser haben?“, fragte Theodore im Scherz. „Äh, ja. Onii-san ist Lehrer hier und er wollte … dass ich was Verantwortungsvolles mache, als Zusatzleistung. Macht sich auch gut auf meinem Zeugnis!“ „Habe meine Schützlinge mehrfach ins offene Messer laufen und ins kalte Wasser springen lassen – macht sich bestimmt ganz hervorragend …“ Hiro lachte über Theodores Bemerkung. Harry blickte zwischen den beiden hin und her und dachte kurz darüber nach, ob sein „Rivale“ vielleicht nicht doch das eine oder andere tatsächlich nur im Scherz meinte, ohne jedes Mal boshaft zu werden. Was, wenn Theodore seit einiger Zeit zurecht schlechte Laune hatte, da alles was er sagte auf die Goldwage gelegt wurde? Ein seltsamer Gedanke, aber Harry fiel auch sofort wieder ein, was für eine Einstellung Theodore gegenüber Muggelgeborenen hatte und das war ihm Grund genug, keine große Sympathie für den Slytherin-Schüler zu hegen. „Was steht uns bevor?“, fragte Morag Hiro guter Dinge. „Tja, also wie Satoshi-kun euch bestimmt schon gesagt hat“, Hiro klopfte seinem jüngeren Mitschüler auf die Schulter, „habt ihr jetzt Sport. Aber ihr habt keine Sportsachen, nehme ich mal an.“ „Wenn die Mädels auch keine Sportsachen haben, wäre das eine gute Entschädigung.“ „Leider nicht, MacDougal-san. Machiko-san hat an alles gedacht“, sagte Hiro und kratzte sich verlegen am Kopf. „Aber, hier, seht mal!“ Er hob einen Sack hoch und präsentierte ihn seinen Schützlingen stolz. „Ist für euch! Wenn's euch tröstet, hab jetzt Unterricht bei Kageyama-sensei und der wird immer ganz grummelig, wenn man zu spät zu kommt.“ „Wir sind in Gedanken bei dir.“ Morag nahm Hiro den Sack ab, Hiro verabschiedete sich hastig und machte sich auch schon wieder davon. ꕥꕥꕥ Harry hatte das Gefühl, dass seine Lunge sich bald verabschiedete, was ihm deutlich machte, dass er schon viel zu lange nicht mehr vor Dudley hat weglaufen müssen. Bevor er nach Hogwarts gekommen war, war Harry einer der besten Läufer seiner Muggel-Klasse gewesen, aber seid Dudley ihn fürchtete wie die Pest, hatte die Faulheit mehr und mehr Einzug gehalten. Abgesehen davon rutschte seine Hose und das Hemd schlabberte an seinem schmächtigen Körper nur so herum. Harry fühlte sich bitterlich an die Zeiten erinnert, als er die alten Klamotten seines Cousin hatte tragen müssen. Tröstlich war, dass Theodore in seinen übergroßen Sachen mindestens genauso bescheuert aussah wie er selbst. „Weiter, weiter, weiter! Nicht schlapp machen, immer weiter! Danach spielen wir ein schönes Spiel, versprochen!“, rief die Sportlehrerin Watanabe und joggte gut gelaunt um ihre ächzenden Schüler herum. „Hoffentlich … spielen wir … toter Mann …“, keuchte Susan hinter Harry, die mehr stolperte als lief. Ihr Gesicht war puterrot angelaufen und ihre rotbraunen Haare flatterten um ihren Kopf wie es sonst nur in „stürmischen“ Filmen zu sehen war. Die Sonne schien, der Himmel wolkenlos und strahlend blau, aber die Luft war ziemlich frisch, und der beste Grund für alle Schüler in Bewegung zu bleiben war der, dass es warm hielt bei diesen kalten Temperaturen. Der Sportplatz, auf dem sie sich befanden, war äußerst ausladend angelegt worden, mit einer großen Grünfläche in der Mitte und einer Laufbahn, die sich drumherum zog. Es gab auch ein Sandbecken, das vermutlich für den Weitsprung genutzt wurde. „Granger, für jemanden der sozusagen in einem Buch lebt, bin ich überrascht, dass du noch nicht auf dem Zahnfleisch gehst – so wie Bones“, sagte Theodore zu Hermine. Beide liefen ein ganzes Stück vor Harry, Susan und Morag und schienen keine Konditionsprobleme zu haben. Hermine störten ihre langen Haare und band sie sich zu einem Zopf, während sie Theodore antwortete: „Ich gehe morgens und abends immer etwas joggen. Wir sitzen viel zu viel in Hogwarts, ich verstehe nicht, warum wir keinen Sport-Unterricht haben. Wieso bist du eigentlich so gut zu Fuß?“ „Du kennst doch Malfoys ruhmreiche Reden über sich selbst und seine Herrlichkeit, oder?“ Hermine blickte Theodore verdutzt an und nickte schwer atmend. „Sie gehen mir auf die Eier. In den drei Jahren hat sich herausgestellt, dass Joggen eine wirksame Ausrede ist, um nicht Teil seines Gelabers sein zu müssen. Abgesehen davon bekomm ich davon den Kopf frei.“ Harry versuchte verzweifelt mit ihnen Schritt zu halten. „Aber deinen Rassismus bist du so leider noch nicht losgeworden!“ Theodore drehte sich unterm Laufen um und lief rückwärts weiter, das schien es ihm wert zu sein, um Harry geringschätzig ansehen zu können. „In Grangers Gesellschaft verfällt man leicht dem Glauben, Schlam... Muggelgeborene wüssten viel über die Zaubererwelt, aber ich kann dir versprechen, dass das die Ausnahme der Regel ist. Diese … Muggelgeborenen machen oft eine Menge Ärger, aber davon versteht ihr nichts! Ihr lebt in einer Traumwelt, in der es nur Einhörner, aber keine Drachen gibt!“ Harry kam gar nicht erst zu einer Antwort, weil Theodore genau in dem Moment stolperte, als er sich wieder umdrehen wollte. Er strauchelte und stürzte schließlich zu Boden, Harry, der sich darum bemüht hatte, zu ihnen aufzuholen, hatte die Ehre über Theodore zu fallen und krachte genau auf ihn drauf. „Jungs, was macht ihr denn?“, fragte Watanabe, die sich den beiden überrascht näherte. Morag nutzte die Gelegenheit und blieb stehen, um Luft zu holen. „Sie feiern einen alten Hogwartsbrauch, bei dem sich Gryffindors und Slytherins spielerisch balgen.“ Watanabe schien nicht so recht zu wissen was sie dazu sagen sollte, während sie auf der Stelle joggte. „Oh, das ist … äh, faszinierend. Aber ich muss euch bitten, diesen Brauch … in eurer Freizeit auszuleben.“ Hastig trennten Harry und Theodore sich voneinander und sahen Morag wütend an. „Hör auf, so einen Quatsch von dir zu geben, MacDougal!“, zischte Theodore, ehe er weiterjoggte. „Genau!“, stimmte Harry zu. Morag seufzte tief, ehe er sich wieder in Bewegung setzte. „Wenigstens seid ihr euch einig …“ ꕥꕥꕥ Harry legte seinen Kopf in den Nacken und blieb einige Sekunden einfach so stehen. Das heiße Wasser der Dusche prasselte auf ihn herunter und wirkte ungemein entspannend. Nach dem Sport, der für Harrys Verhältnisse äußerst magielos abgelaufen war, hatten die Schüler eine halbe Stunde Zeit, um sich abzuduschen und umzuziehen. Frisch gewaschen trafen Harry, Morag und Theodore draußen wieder auf Hermine und Susan; zusammen mit ihrer Klasse machten sie sich auf den Weg zu ihrem nächsten Fach. „Das werd ich nicht vermissen“, sagte Susan und sah immer noch ziemlich fertig aus. Hermine sah sie seufzend an. „Und das ist der Grund, warum es in Hogwarts Sport geben sollte!“ Harry öffnete seinen Mund, Hermine hob ihre Hand. „Außer Quidditch!“ Harry schloss ihn wieder, grinste aber frech. Während sie ihren Klassenkameraden folgten, Satoshi und Kaori gesellten sich wieder zu den Hogwarts-Schülern, lamentierte Hermine weiter darüber, dass die schlechte Kondition Besorgnis erregend sei und dass ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper sein volles Potential entfalten könne. Theodore gähnte theatralisch,um sein Desinteresse an Hermines Meinung zu unterstreichen. Harry und die anderen schwiegen lieber, so wirklich recht geben wollte ihr keiner – außer Satoshi und Kaori. Morag betrachtete seinen Stundenplan und pfiff fröhlich. „Verteidigung gegen die dunklen Künste, das wird sicher spannend. Unser Lehrer, dieser Lupin der uns dieses Jahr unterrichtet, ist ja gar nicht mal so übel. Bin gespannt, wie Herr Kageyama drauf ist.“ Theodore schnalzte mit seiner Zunge. „So ziemlich jeder ist im Vergleich zu Lockhart gar nicht mal so übel …“ Da musste Harry ihm recht geben, zog es aber vor, das nicht laut zu tun. Die Klasse hatte nach einigen Fluren und Treppen ihr nächstes Klassenzimmer erreicht und jeder suchte sich seinen Platz. Die Hogwarts-Schüler blieben wie immer zusammen und mussten, dank Hermine, weit vorn sitzen. Kageyama war bereits vor Ort und sah seinen Schülern schweigend dabei zu wie sie sich für den Unterricht einrichteten. Durch die Fenster fiel Sonnenlicht ins Zimmer, die Holztische und Stühle glänzten matt im Licht und die hellen Wände ließen das gesamte Zimmer freundlich und einladend wirken. Harry stellte fest, dass ihm diese Umgebung des öfteren etwas besser behagte, als die finsteren Steinwände des Kerkers, in dem er leider ab und zu Zeit verbringen musste. „Lasst eure Bücher in euren Taschen“, sagte Kageyama leise und obwohl es recht laut im Zimmer war, konnte man ihn deutlich hören. Enttäuscht ließ Hermine ihr Buch wieder in ihre Tasche gleiten, bei der Harry den leisten Verdacht hatte, dass sie diese verzaubert hatte, damit die Tasche mehr Bücher fassen konnte als eigentlich hineinpassten – oder überhaupt für den Unterricht gebraucht wurden. „Wir werden heute etwas Praktisches machen. Etwas, dass unsere Schüler von Hogwarts vielleicht ein wenig überfordern könnte, aber es wird ihnen auch nicht schaden.“ Kageyamas gebieterische Stimme und seine kerzengerade Körperhaltung strahlten eine fast schon greifbare Präsenz im Raum aus. Harry hatte den Eindruck, dass Blicke wie magnetisch zu ihm gezogen wurden und er jemand war, der nicht unbemerkt einen Raum betreten konnte – und es wohl auch nicht wollte. Kageyama hob seinen Zauberstab und alle Tische und Stühle schoben sich an die Wand, sodass im Raum viel Platz war. Als der Professor in der Mitte des Raumes stand und ehrfürchtiges Schweigen herrschte, redete er leise weiter: „Ihr müsst euch verteidigen, jemanden entwaffnen, einen Fluch ausstoßen … Ihr könnt das tun, indem ihr Stupor förmlich vor euch hinschreit und den Zauberstab auf euren Feind richtet. Aber er wird wissen, was auf ihn zukommen wird. Welche Möglichkeit gibt es, um dem zuvor zu kommen?“ Einige Schüler hoben ihre Hand, darunter war bei Hogwarts nicht nur Hermine, sondern auch Morag und Theodore. „Nott-san, richtig?“ „Ja, Sir“, sagte Theodore laut mit vorgerecktem Kinn. „Um seinen Feind im Kampf zu überraschen, sollte man fähig sein, einen Zauber lautlos abfeuern zu können!“ Kageyama schritt bedächtig umher und nickte. „So ist es, Nott-san. Und genau das werden wir jetzt üben. Meine Schüler haben damit bereits angefangen, und ich weiß, dass in Hogwarts diese Form der Magie erst in eurem sechsten Schuljahr gelehrt wird, aber das tut heute nichts zur Sache. Ich bin davon überzeugt, mit Entschlossenheit und Konzentration könnt auch ihr eure ersten Erfolge erzielen – wenngleich nicht in der ersten Stunde.“ Nach Kageyamas Vorstellung des Unterrichts wurden Pärchen gebildet und Harry war erleichtert, dass er mit Morag zusammenarbeiten sollte. Hermine trainierte mit einem japanischen Mitschüler und Theodore hatte Susan abbekommen. Kageyama wies daraufhin, dass er die Paare während des Unterrichts immer wieder mischen werde. Harrys Hand zitterte leicht. Er mochte dieses Fach und er war gespannt, wie es mit einem Lehrer ablief, der es schon lange inne hatte und genau wusste, was er da tat; aber der Gedanke, er sollte ohne zu sprechen zaubern bereitete ihm Magenschmerzen – er sah sich bereits mit wehenden Fahnen untergehen. Das war das schlimmste für Harry, wo er doch wusste, dass viele japanische Schüler erwarteten, dass er in so ziemlich allem richtig gut war, was eben leider nicht allzu oft zutraf. Morag stand in kurzer Entfernung vor Harry, atmete tief ein und aus und ließ seine Arme hin und her schwenken. „Aufgeregt, Harry?“, fragte er nervös. „Ziemlich. Du?“ „Ziemlich.“ Nach diesem kurzen Wortwechsel zogen sie ihre Zauberstäbe. „Potter-san, Sie werden versuchen, MacDougal-san zu verhexen, mit einem leichten Zauber, Stupor oder ähnlichem. MacDougal-san, Sie werden es schon erraten haben …“ „Ich muss mich verteidigen“, murmelte Morag und blies die Wangen auf. „So ist es. Viel Erfolg“, sagte Kageyama und widmete sich Hermine und Theodore. Harry war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, Morag einen Fluch auf den Hals zu jagen, selbst, wenn es kein besonders schlimmer war. Bei Theodore hätte er wesentlich weniger Skrupel. Sein Zauberstab war zitternd auf Morag gerichtet, der ihm seinen entgegen streckte und angestrengt drein sah. In Gedanken feuerte Harry immer und immer wieder Stupor ab, aber aus seinem Zauberstab kam absolut gar nichts – nicht einmal ein Funke. Nach einiger Zeit prustete Morag los. „Oh Mann, das wird heute vielleicht was!“ Harry war verärgert. „Dann versuch du doch mal stumm einen Fluch abzufeuern, Morag!“ Der Ravenclaw hob seine Hände. „Woah, ganz ruhig, das war keine Kritik oder sehe ich so aus, als hätte ich einen Schutzzauber auf die Beine bekommen?“ Die beiden entschieden die Rollen zu wechseln. Angespannt machte Harry sich bereit, von Morag angegriffen zu werden, aber nach gut zwei Minuten fiel die Anspannung von Harry ab. Morag war genauso schlecht darin stumm zu zaubern wie er selbst. Schließlich waren beide mehr mit Lachen als mit Zaubern beschäftigt, da ihre angestrengten Gesichter einfach zu albern aussahen. „Ich will ja nicht gemein sein, aber schau dir mal Bones an!“, sagte Morag und kicherte heftig los. Harry wollte auch nicht gemein sein, aber Morag hatte leider recht. Susan sah zum Schreien komisch aus, wie sie die Wangen aufgeblasen hatte und ihrer Hand vor Anstrengung zitterte, fast so, als bemühe sie sich darum, sich selbst in einen Fisch zu verwandeln. Kageyama tauchte neben den beiden auf, schlagartig verstummten sie. „Wie schön, ihr habt Spaß in meinem Unterricht“, schnarrte er mit finsterem Blick Harry war sich sehr sicher, dass Kageyama das überhaupt nicht schön fand. „Kon-zen-tra-tion, Potter-san und MacDougal-san! Sie werden Ihren Feind kaum mit mädchenhaftem Gekichere besiegen können, höchstens irritieren! Ich will sehen, dass Sie sich anstrengen und bemühen! Bones-san mag im Moment keine Erfolge erzielen, aber im Gegensatz zu euch versucht sie es zumindest!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, rauschte Kageyama weiter zu Theodore und Susan. Harry und Morag ließen ihre Köpfe hängen, ehe beide den nächsten Kicheranfall im Keim erstickten „Nott-san, sich an die Wand lehnen und anderen beim Zaubern zu zusehen, ist keine angemessene Selbstverteidigung!“ „Bones sieht aus, als würde sie vor Konzentration höchstens platzen, aber ganz bestimmt nicht zaubern“, antwortete Theodore flappsig und zuckte mit den Schultern. Kageyama schwieg einen Augenblick, ehe er mit bedrohlichem Unterton sagte: „So, so, der werte Herr ist sich seiner Sache also sicher. Gut, du darfst vor allen anderen zeigen was du so kannst! Klasse! Macht Platz für Nott-san und mich. Wir werden nun ein lautloses Zaubererduell vorführen!“ Harry sah wie gebannt auf Theodores Gesicht, das von überrascht zu erschrocken wechselte. Offenbar hatte er darauf gesetzt, als Hogwarts-Schüler mit Samthandschuhen angefasst zu werden, aber da hatte er sich ziemlich tief geschnitten. Kageyama schien Ungehorsam bei niemanden zu dulden. Harry freute sich diebisch, dass Theodore zur Abwechslung zu spüren bekam was es hieß, von einem Lehrer auf den Kieker genommen zu werden. Theodore erholte sich von seinem ersten Schreck schnell und setzte seine entschlossene Miene wieder auf, der man nicht ansehen konnte was der junge Slytherin tatsächlich dachte. Er und Kageyama stellten sich in der Mitte auf und zogen ihre Zauberstäbe. „Ich werde Sie verhexen, Nott-san. Sie werden sich verteidigen. Auf drei geht es los!“ Theodore nickte stumm mit steinerner Miene, schob die Ärmel seines Umhangs nach hinten und hob seinen Zauberstab. „Eins, zwei, drei …!“ Aus Kageyamas Zauberstab brach ein roter Lichtblitz, der auf Theodore zugerast kam. Der Blitz traf auf den jungen Slytherin, es knallte, der Zauber prallte von Theodores Schutzschild ab und schoss stattdessen auf Satoshi zu, der nicht mehr schnell genug reagieren konnte. Wortwörtlich geschockt, kippte er einfach um und krachte auf den Boden. Alle standen wie erstarrt da, Susan war tatsächlich die erste, die zu Satoshi eilte und einen Finite-Zauber sprach, um die Wirkung von Stupor aufzuheben. „Geht es dir gut, Satoshi-kun?!“, fragte sie panisch. Satoshi hob schwach eine Hand. „Bin … ziemlich von den Socken, Bones-chan. Danke, danke, mir geht es gut so weit.“ Nachdem er sich aufgerappelt hatte, kam er auf Theodore zugewankt. „Woah, ich bin richtig beeindruckt, Nott-san! Wieso kannst du das so gut?!“ Kageyama musterte Theodore eingehend, nach einiger Zeit nickte er anerkennend, während die anderen Schüler sich begeistert um den Slytherin herumscharrten. Harry knirschte in der Zwischenzeit verärgert mit den Zähnen. Er hatte so darauf gesetzt, dass Theodore den Kopf gewaschen bekommen würde und dann das! „Nicht übel, tja, es ist wohl leider wahr, dass die Slytherins ein Händchen für Duelle haben, was?“, sagte Morag neben Harry. Harry antwortete nicht, zu groß war die Wut in seinem Bauch. „Kannst du das auch?“ Kaori war zu Harry und Morag hinüber gekommen und sah ihn neugierig an. Harry schüttelte genervt den Kopf. „Hat heute nicht geklappt, hab Morag nicht einziges Mal verzaubern können.“ Kaori sah überrascht aus. „Oh, ich dachte …“ „Dass der große Harry Potter so was doch auch drauf haben müsste!“, fiel Theodore ihr gelassen ins Wort. Harry spürte, dass er bleich vor Zorn war und auf seiner Zunge lagen unzählige Verwünschungen und Beleidigungen, die er Theodore am liebsten entgegen geschrien hätte. Ihre Mitschüler sahen zwischen den beiden neugierig hin und her. Das war Theodores Gelegenheit Harry den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Hermine stellte sich neben Harry und legte einen Hand auf seine Schulter. „Lass dich nicht provozieren …“, murmelte sie leise. Theodore grinste gönnerhaft, seine Mitschüler sahen ihn gespannt an. „Dann erzähl ich euch mal was über den großen Harry Potter …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)