Zum Inhalt der Seite

Der Abgrund starrt zurück

Traumtagebuch der anderen Art
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Spiegel

Manchmal begegnet man Leuten, die man nur nach dem ersten Blick beurteilen sollte. Besieht man sie sich länger kommen sie einem vor wie jeder andere.

In einer Bibliothek zum Beispiel sah ich jemanden dessen Anblick mich heftig frösteln ließ. Als ich länger hinsah dachte ich, totaler Schwachsinn. Der sieht aus wie jeder andere, mit mir stimmt was nicht.

Erst viel später, als die Sonne hinter der Finsternis verschwunden war, und ich allein zu Hause war und mich meiner Gedanken nicht mehr schämen musste (in der Dunkelheit bist du mit deinen Gedanken allein, da kann sie dir keiner mehr ausreden), erinnerte ich mich daran, was ich zuerst gedacht hatte, als ich den Mann (das Wesen) sah: Was auch immer das ist, es ist schon vor langer Zeit gestorben und so sehr von einem ohnmächtigen Hunger nach Leben befallen, dass es diese Welt nicht mehr verlassen kann.
 

Dieser Gedanke jagte mir so eine Angst ein, dass ich die Bibliothek die nächsten Tage mied. Das funktionierte auch ganz gut, wenn auch die Furcht, die mich seit jenem Tag erfasst hatte, immer wieder hoch schwappte. Wenn dies geschah, lenkte ich mich erfolgreich mit alltäglichen Dingen ab. Diese Strategie behielt ich bei, bis mir mit Schrecken bewusst wurde, dass ich ja noch Bücher ausgeliehen hatte.

Da ich mir selbst meine Angst nicht eingestehen wollte, fasste ich allen Mut zusammen und ging in die Bücherei zurück. Ich hatte gehofft, dass dieses Wesen nicht mehr dort auf mich wartete. Nun war das Gebäude voll von ihnen als ich eintrat. An jeder Ecke standen sie und starrten mit ihren glasigen Augen vor sich hin.

Ich wechselte die Räumlichkeiten doch sie standen überall, so dass ich immer tiefer ins Gebäude flüchtete, bis ich mich schließlich verlief. Ich war vor lauter Angst so durcheinander, dass ich nicht mal mehr wusste ob ich mich in einem Obergeschoss oder im Keller befand. Schließlich setzten sich die Leute allesamt in Bewegung und ich folgte ihnen in einem erschöpften Trancezustand.

Der Zug endete in einer großen Halle, an dessen Ende allein sich ein Türgroßer einzelner Spiegel befand. Was ich darin sah, lähmte mich vor Entsetzen. Hatte ich mir bei den Leuten noch einreden können, dass mich meine Wahrnehmung täuschte, so war dieses Vorhaben hier allemal zum Scheitern verurteilt. Was sich im/hinter dem Spiegel befand ließ sich von mir wie folgt beschreiben:

Schwärze, totale Dunkelheit und Schwärze, erhellt von zwei weißen Schlitzen, die V-förmig aufeinander zuliefen und sich zu meinem Grausen als riesige niederträchtig dreinblickende Augen entpuppten. Dann das feuchte Glitzern unter den Augen, schwarze Zähne, grotesk dünn, lang und spitz wie Nadeln.

Schwarz in schwarz, allein durch das verräterische schwache Licht, welches sie reflektierten, sichtbar. Lippenloses Grienen, niederträchtig, zerstörerisch und unsagbar bösartig stierte es mir entgegen.
 

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so gelähmt da stand, doch mit einem Mal ließ ich sämtliche Beherrschung fallen und rannte hinaus. Getrieben von Todesangst flüchtete ich planlos durch die mir unbekannten Gänge. An jeder Ecke schwappte eiskalte Panik in mir hoch, in der Angst, dort könnte ein Spiegel lauern und ich würde nur Zentimeter weit entfernt vor diesen hasserfüllten Augen stehen, gelähmt und den dunklen Mächten hilflos ausgeliefert. Schließlich fand ich einen Seitenausgang zur Straße und taumelte dermaßen erschöpft hinaus, dass ich mich keuchend an einer Straßenlaterne festhalten musste.

Die Sonne ließ ein mildes Licht durch die umstehenden Gebäude scheinen. Ein paar der vorbeieilenden Passanten warfen mir misstrauische Blicke zu und gingen dann kopfschüttelnd weiter.

Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, das läge daran, dass ich nun auch die Augen eines Toten hätte. Dann stellte ich jedoch fest, dass ich mich ohne es zu bemerken voll gepinkelt hatte. Zitternd löste ich meine vor Schweiß triefenden Hände vom Laternenfahl und atmete durch. Schließlich gewann die Scham über meine besudelte Hose die Oberhand und ich ging heim, sehr darauf bedacht, den Blick gesenkt zu halten um nicht versehentlich in ein Schaufenster zu blicken.

Noch bevor ich daheim die Hose auszog, zerstörte ich dort sämtliche Spiegel ohne hineinzublicken.
 

Mittlerweile geht es mir wieder ganz gut. Ich erledige meine Arbeit regelmäßig und treffe mich mit meinem Freundeskreis. Nur rasieren lasse ich mich nun beim Frisör, den Spiegel im Rücken. Auch größere Veranstaltungen und sonstige Tätigkeiten in denen mir ein Spiegel begegnen könnte meide ich. Insgesamt könnte man sagen, dass ich gegen meinen Willen so ziemlich von der Außenwelt abgeschottet lebe. Aber mittlerweile bin ich ganz zufrieden damit, denn ich bin mir sicher, dass es weitaus Schlimmeres gibt. Ja. Viel Schlimmeres.

Und wenn ich nachts den Halbmond und die Sterne wie ein Auge umgeben von vielen funkelnden schwarzen Zähnen durch mein Fenster scheinen sehe, weiß ich, dass es der gleiche schweißnasse Traum sein wird, der mich in dieser Nacht empfangen wird. Ich hetze durch ein Labyrinth aus fremden Gängen und an einer Biegung erwartet mich die finstere Gestalt, ein Zähne fletschendes Gesicht umgeben von einem Rahmen. Und meine letzten schreienden Gedanken sind: Nun ist es geschehen! Du bist geflohen, du wolltest dich schützen, du hast auf alles Erdenkliche im Leben verzichtet und an alles gedacht und nun war alles umsonst. Alles vertan, vertan, vertan…

Bestimmung

Für gewöhnlich gehe ich ja nicht so gerne vor die Türe.

Ständig leide ich unter Verfolgungswahn.

So bin ich wenig begeistert, als mich ein vertrauter Freund auf eine Universitätswiese mitnimmt. Dort genießen die Studenten gerade ihre Pause.

Zögerlich setzten wir uns dazu. Alles verläuft für mich besser als erwartet, bis sich mein altes Problem wieder meldet.

Ich kann einfach nicht lange bei einer großen Gruppe bleiben und so entschuldigte ich mich für kurze Zeit.
 

Nach kurzem Suchen fand ich schließlich einen kleinen Waschraum in der Universität, in dem ich mich einschloss. Dann genoss ich für eine Weile einfach nur die Stille, die mich umgab. Wie immer in solchen Momenten verharrte ich so, bis das Gefühl der angenehmen ruhe in nagende Einsamkeit umschlug.
 

Da trat ich wieder hinaus ins Freie. Doch auf der Stelle wurde mir mulmig. Ich sah nach wie vor die Studenten auf der Wiese sitzen, doch wo war mein Freund? Die Studenten wussten es auch nicht und so schlenderte ich weiter über das Gelände der Universität.
 

Es wurde dunkel und kalt. Immer mehr Studenten verschwanden von der Wiese bis ich schließlich wieder ganz alleine war. Doch dieses Mal war es von vornherein kein beruhigendes Gefühl. Es war, als würde ich von etwas gehetzt werden.
 

Schließlich stand ich ganz allein in der Dämmerung und wusste nicht mehr wie ich nach Hause kommen sollte. Ich kannte den Weg nicht mehr. Also schlich ich mich hinter dem Universitätsgelände hinter dem Parkplatz herum bis es dunkel wurde. Nun lag die ganze Anlage in Finsternis.
 

Da hörte ich eine Stimme um Hilfe rufen. Sie kam aus einer Höhle. Sie war mit Wasser überflutet. Schon bald hatte ich mich an die Dunkelheit der Höhle gewöhnt. Vor mir erstreckte sich ein riesiger unterirdischer See, auf dem eine Vielzahl hölzerner Platten schwamm. Bald darauf sah ich schon die Ursache der Hilfeschreie. Es war ein Ertrinkender. Er paddelte hilflos im Wasser, inmitten des Sees. Frei von allen Ängsten sprang ich von Brett zu Brett, bis ich den Ertrinkenden erreichte. Als ich ihn jedoch retten wollte, wehrte er sich heftig. Er sagte, er müsse hier ertrinken, weil das seine Bestimmung sei. Warum er dann um Hilfe rief, wollte ich von ihm wissen. Weil Ertrinkende das so machen, war seine Antwort, sonst war es ja kein bloßes Ertrinken sondern plumper Selbstmord. Doch er war froh, dass er nun wenigstens Gesellschaft hatte. Tatsächlich blieb ich bei ihm bis er endgültig tot war.
 

Dann war es mir, als würde es noch finsterer um mich herum werden. Wieder war ich allein – doch nicht unruhig oder gehetzt. Andererseits war die kalte Ruhe, die nun von mir Besitz ergriff alles andere als angenehm. Das einzige Gefühl, das sich in mir ausbreitete, war grenzenloser Neid dem Ertrinkendem gegenüber, der im Gegensatz zu mir eine Bestimmung gefunden hatte und endlich in Vergessenheit geraten durfte.

Kannibalen

Kannibalen sind kein unzivilisiertes Volk, wie alle behaupten. Sie leben in Städten, tragen Schusswaffen und genießen ein hohes Ansehen. Zumindest hoffe ich, dass es sich um Kannibalen handelt, doch dazu später mehr.
 

Aber das ist nicht das, wovon ich berichten wollte. Ich erwähne sie hier nur am Rande, weil sie mir mitunter sehr von Nutzen sind.

Eigentlich wollte ich hier an dieser Stelle etwas von meiner ewigen Fehde schreiben. Ich nenne sie bewusst ewig, da nicht abzusehen ist, wann sie endet.

Die Sache ist die, ich kämpfe nicht gegen ein gigantisches Heer oder eine Gangsterbande. Nein, es handelt sich dabei um eine einzige Person, die mir immer wieder auflauert.

Es ist auch nicht so, dass ich mich dieser Person nicht längst entledigt hätte. Bereits etliche Male habe ich ihn vergiftet, erstickt, oder zerhackt. Doch immer erscheint er wieder in meiner Umgebung, als wenn nichts gewesen wäre.

Meine Freunde und Bekannten schütteln nur den Kopf und behaupten, es handele sich gar nicht um diese Person, sie sähe ihm nicht einmal ähnlich, doch ich sehe es eindeutig. So viele Verwandte kann niemand haben, also muss es sich um eine Art Klonverfahren handeln.
 

Die Kannibalen kaufen mir stets die Leichenteile ab. Ich denke, sie handhaben es damit wie mein Vater, wenn er zu seinen Lebzeiten von befreundeten Förstern Wildteile abkaufte – dankbar sein und möglichst keine Fragen stellen.

Sie essen so viel sie können und räuchern die Reste um sie später weiter zu verkaufen.

Manchmal frage ich mich jedoch, ob sie das wirklich so machen.

Was wäre, wenn diese Leute nur vorgeben, echte Kannibalen zu sein und in Wahrheit meinen Feind einfach immer wieder neu zusammenlegen?

Vielleicht können Sie meine verzweifelte Hoffnung nun besser verstehen.

Garnitur

Seit mehreren Jahren trage ich nun bereits die schwarze Garnitur.

Die Garnitur mit dem höchsten Rang von insgesamt dreien.

Der zweite Rang ist Blau und der niedrigste ist Grün.

Mit dem schwarzen Rang brauche ich nicht einmal Steuern zu zahlen.

Ich darf auch nicht von Leuten mit niedrigerem Rang denunziert werden.

Menschen ohne Rang werden dafür sogar bestraft.
 

Ja, Leute ohne Rang gibt es auch.

Die haben einen einzigen Vorteil - sie dürfen jede Farbe tragen, die sie wollen.

Dafür haben sie keine Rechte und leben quasi vogelfrei.

Sogar einer von grünem Rang dürfte jederzeit einem von ihnen das Leben nehmen und käme damit ungeschoren davon. Auch ausrauben darf man sie jederzeit.

Kein Gericht der Welt würde sie anhören.

Doch nicht nur rein rechtlich haben sie keinen Platz.

Es gibt auch keinen Ort an den sie gehen können.
 

Die Leute mit Rang haben die ihnen vom Staat zugewiesenen Wohnungen.

Die ohne Rang haben sich notgedrungen ihre eigenen Slums errichtet.

Ein alter Vergnügungspark dient ihnen dafür.
 

Woher ich das weiß?

Manchmal überkommt es mich und ich mische mich unter sie.

Ich übermale eine schwarze Garnitur mit bunten Farben und amüsiere mich unter diesen Leuten.

Ich weiß nicht, ob es eine Art Rausch ist, der mich dazu bewegt, zu ihnen zu gehören, aber auf jeden Fall ist es eine Sucht geworden.
 

Mir wäre es gleichgültig, wenn ich in diesen Momenten erschossen würde, all die massiven spießbürgerlichen Ängste fallen von mir ab, wenn ich mit dem bunten Volk eine Bleibe vor dem Regen suche.

Wenn ich über lange Zeit mein „schwarzes Leben“ lebe, halte ich es plötzlich nicht mehr aus.

Ein pfeffriges Kribbeln befällt meinen Kopf und ich versinke in unbegründete Depressionen.
 

Einmal, als ich mit dem Volk umherzog, regnete es besonders stark.

Mit einem Mal bemerkte ich, wie meine Garnitur an Farbe verlor.

Entsetzt blickte ich meinen Nebenmann an, nur um festzustellen, dass unter seinen Farben ebenfalls eine schwarze Garnitur zum Vorschein kam.

Es dauerte nicht lange und wir standen alle im Regen, schwarz an schwarz und fragten uns, ob bunte Leute existierten, oder eine Erfindung der Gesellschaft waren.

Mauern

Es begann im Herbst, als das Familienhaus an der Gronaustraße verkauft wurde.

Dass die Nachbarschaft bei Gelegenheit wie einer Meute ausgehungerter Hyänen um das Grundstück streifte, störte mich wenig, ja es beruhigte mich sogar.

Denn die Neugier zerfraß mich, welche Sorte Mensch es wohl in diese abgeschottete und doch so herzliche Gegend gezogen hatte.

So sah man die Leute jeden Abend dort herumschleichen wie die Katze ums Baldrianfeld.

Sicher stellten sie sich die Frage, wer das Haus nun bewohnte.

Doch anscheinend traute sich niemand zu klingeln oder sich auch nur in soweit bemerkbar zu machen, das sich der neue Hausbesitzer zu erkennen gab.

Ich für meinen Teil würde gewiss nicht unter den Ersten sein, die den direkten Kontakt zu jenen mysteriösen Bewohnern aufnahm, denn ich litt und leide noch heute an einer sehr seltenen Erkrankung, die mich daran hindert, das Haus bei Tageslicht zu verlassen.

Erst gegen Abend, wenn die Sonne, die mein Herz rasen lässt und mir die Luft abschnürt, untergeht, wage ich mich an die Luft und suche das Gespräch mit anderen Nachtmenschen.
 

So erfuhr ich von manchen, dass sie sehr wohl mit den neuen Nachbarn in Kontakt standen und sich sehr lebhaft mit ihnen ausgetauscht hatten.

Worüber man sich mit ihnen unterhielte, darüber schwieg man mit auffälliger Hartnäckigkeit, doch versicherte man stets mit Nachdruck, es seien ehrbare Leute, sehr distinguiert und höflich.

Sonderbar, denn das Haus lag schräg gegenüber von meinem und ich sah nie jemanden ein oder aus gehen.
 

Schließlich siegte meine Neugier und ich betrat eines Abends dann doch das Grundstück.

Mir fiel auf, dass ich, obwohl ich nachts oft Spaziergänge unternahm, nie ein fremdes Grundstück betreten hatte.

So wurde mir auch mit plötzlichem (und im Nachhinein lachhaftem) Schrecken bewusst, dass mir entfallen war, wie man normalen Besuch tätigte.

Mir die passenden Worte zurechtzulegen, sobald die Tür geöffnet wurde, glich plötzlich einer Diplomarbeit.

Die Tür näherte sich, je mehr wankende Schritte ich tat und die Angst und der Schwindel griffen nach mir.

Schwitzend versuchte ich mir kurz vor der Treppe noch einmal Mut zuzusprechen, bevor ich mich letztlich wie elektrisiert zu Seite drehte.

Was tat ich hier? Ich stromerte ums Haus.

Seitlich entlang an den Fenstern, in die ich keinen Blick zu werfen wagte, hätte ich ja ungewollten Blickkontakt zu den Gestalten (Bewohner! Wie kam ich auf Gestalten?) herstellen und somit das gefürchtete Zusammentreffen provozieren können.

So wuchs das Bedürfnis nach Flucht mit jedem Schritt und das Verlangen, den Besitzer zu treffen schien nicht nur niemals vorhanden gewesen zu sein, es erschien mir geradezu selbstmörderisch.

Sobald ich das Gebäude unbeschadet umrundet hatte, atmete ich tief durch und strauchelte förmlich vom Grundstück.

Mir war klar, dass ich ein ähnliches Verhalten wie meine Nachbarn an den Tag gelegt hatte und ich schämte mich die ganze Nacht lang deswegen.
 

Und immer wenn mich jemand fragt, ob ich die Nachbarn kennen gelernt habe, hörte ich mich wie mechanisch antworten, ja, wir haben uns unterhalten, wüsste aber nicht mehr worüber und ja, es sind gute Leute, zurückhaltend und höflich. Und wenn ich tagsüber vom Fenster aus sehe, wie die Leute ums Haus schleichen, fühle ich mich wie die Sonne selbst, die ihr unerbittlich kaltes Licht auf die falsche feige Menschenrasse als Ganzes fallen lässt.

Dora

Dora war nervös.

Nicht erst seit sie in der Kutsche saß. Schon seit diese Fahrt anstand, bewegte sich der Gedanke daran wie ein nagender kleiner Teufel in ihrem Nervenkostüm. Ihre besten Sachen, hauptsächlich weiße Spitze und viele seidene Rüschen, waren fast schon vom Angstschweiß durchtränkt. Schon wieder war ihr Erscheinungsbild dahin.

Sie hasste pompöse Kleidung und sie hasste die Farbe Weiß. Beides zusammen bedeutete Lüge und Heuchelei. Dazu noch dieser lächerlich große Hut mit dem Gesteck und dem Schleier dran. Sie wirkte wie eine gebrochene Mischung aus Braut und Witwe zugleich. In jeder Hinsicht ein Opfer auf der Fahrt ins Unglück. Es war gut, dass sich der Himmel während der Fahrt bewölkt zeigte. Sie zupfte an ihren cremefarbenen Handschuhen, die ihre heruntergekauten Nägel verbargen. Während die Kutsche vor dem kleinen Haus hielt, fürchtete sie so sehr vor einen Herzinfarkt, dass sie leicht erschrak, als dieser nicht einsetzte. Sie öffnete die Kutschentür und machte sich daran in den für sie ungewohnt hochhackigen Schuhen die kleinen Trittleisten hinunterzusteigen.

„Wird das heute noch was, oder brauchst du einen Tritt in den Arsch, du Schlampe?“, knurrte der Kutscher böse. Derselbe Kutscher, der zwei Stationen zuvor einer hübschen Dame geholfen hatte, ihren Koffer zu tragen, nachdem er ihr die Tür aufgehalten und sie an der Hand hinunter geführt hatte, ein sonniges Lächeln im Gesicht, um keine geschickte Verbeugung verlegen.

Dora wusste, sie durfte nun auf keinen Fall Blickkontakt aufnehmen, denn Menschen wie er durchschauten, was sie war. Auch wenn sie es hinter Schminke uns Seide verbarg. Es war wie ein widerlicher Gestank, der sich weder abschütteln noch überdecken ließ. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, ihren Koffer aus der Tür zu wuchten, da schrie der Kutscher auch schon unwirsch und die Pferde setzten sich ruckartig in Bewegung.
 

Länger als nötig sah sie dem Vehikel hinterher, dann ging sie zur Haustür und läutete. Ein dürrer Mann mit struppigen Haaren öffnete. Dora verzog das Gesicht zu der üblichen Grimasse, die immer dann erschien, wenn sie zu lächeln versuchte. Sie fühlte sich dabei, als würde eine groteske Schnittwunde ihr Gesicht zerteilen.

„Hallo“, sagte sie mit brüchiger Stimme.

Der Mann brauchte eine Weile um seine Augen an die Helligkeit zu gewöhnen. Dann lächelte er. Ein ehrliches Lächeln für Dora, sie wusste nicht, wo sie hinsehen sollte.

„Mensch, was bist du fein herausgeputzt!“, rief er.

„Sind die anderen schon da?“, fragte Dora.

Die anderen – das war im Grunde nur eine Person.

„Nein. Noch keiner da“, sagte der Mann.

Sie begaben sich durch die dunkle Diele ins schlichte Wohnzimmer. Holz dominierte die Ausstattung.

Eine Weile saßen sie sich gegenüber und schwiegen.

„Alles in Ordnung?“, fragte er schließlich besorgt, „Sonst redest du doch immer wie ein Wasserfall.“

Sonst – das war vor fast achtzehn Jahren. Das Reden hatte man ihr lange schon ausgetrieben. Der Grund, weshalb sie schweigsam blieb, war die blanke Angst, vor dem, was noch passieren würde. Er hingegen wusste über Belanglosigkeiten zu reden, wie es alle Leute mit reiner Weste taten, die in sich ruhen.

Auch wenn Dora sich innerlich freute, ihren Vater nach all den Jahren wiederzusehen, konnte sie es nicht zum Ausdruck bringen. Sie beschloss, diesen Moment wie aus der Ferne zu beobachten, ihn sich einzuprägen und daheim wieder vor den Augen ablaufen zu lassen. Ein kleiner Beutel voll Glück, in den sie in finsteren Zeiten einen Blick hineinwerfen konnte.

Das Läuten der Tür brach schließlich den Bann. Während ihr Vater zur Tür eilte, griff sie sich nervös an die Kehle. Bald würde es vorbei sein.

Sie hörte, wie ihr Vater draußen mit jemandem redete.

Seine Stimme klang unbeschwert wie immer, die des Besuchers gelangweilt und schleppend. Dann stellte der Besucher eine Frage, wobei sich seine Tonlage gegen Ende argwöhnisch hob. Ihr Vater gab seufzend Antwort. Dann herrschte einen Moment Stille.

Die Luft war plötzlich wie von einem elektrischen Summen erfüllt. Dann brach das Gezeter los. Der Besucher schrie abgehakt und wütend, spuckte die Worte heraus, als wären sie zähe Schleimbrocken. Sein Geschimpfe steigerte sich zu einer schrillen Kanonade aus Flüchen. Dieses wurde dumpfer, als ihr Vater die Haustüre anlehnte und erneut seufzend zu ihr ins Wohnzimmer zurückkehrte.

„Muss sich erstmal eine Weile beruhigen“, sagte er grinsend, „Du weißt ja, wie er ist. Ihr wart euch ja selten einig.“

Ja, Dora wusste, wie es damals war. Als sie klein waren, da war es mit ihr noch auszuhalten. Nach ihrer Einschulung ging es dann immer weiter bergab, als würde sich ein schwarzer Fleck in ihr ausbreiten, von dem jeder wusste, dass er zum Morast auswachsen würde, der alles um sich herum mit sich zog.

Zuerst bemerkten es die Lehrer, dann die Nachbarskinder. So gerne die Familie sie auch hatte, es ließ sich nicht leugnen, dass sie eine zu große Belastung war. Während sich ihre Mutter passiv von ihr abnabelte, hatte ihr Bruder immer mehr Mühe, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Immer öfter mussten die Eltern einschreiten, damit unter den Geschwistern kein Mord geschah. Soweit wollten sie sich von dem Unglück, das ihnen widerfahren war, nicht beeinflussen lassen. Da sie den Schaden irgendwie wieder gutmachen mussten, räumten sie ihm sämtliche Privilegien eines Einzelkindes ein.

Dora war dies nur recht, wenn ihre Beziehung dadurch auch nur ansatzweise wieder ins Reine käme. Darauf hatte jedoch nichts einen Einfluss. Der Hass ihres Bruders schien parallel zu seinen Zugeständnissen zu wachsen. Den Eltern blieb nichts anderes übrig, als Dora fortzuschicken, damit nicht auch noch ihr Sohn zu Schaden käme. Auf ihrer Reise hatte Dora immerhin weitere Ausgestoßene kennengelernt. Anfangs war sie sehr erfreut darüber gewesen, da diese Leute ihr zunächst arglos begegneten. Doch schon bald stellten sie fest, dass sie auch unter ihnen mit der Zeit Abscheu auslöste.

Letztendlich gab es, wohin sie auch floh, kein Entkommen vor ihr selbst. Alles was ihr sonst blieb, waren die Gelegenheitsjobs, in denen sie nicht mit Menschen zu tun hatte. Allein aus eigenem Antrieb konnte sie dennoch nicht existieren. So war sie auf das Geld ihrer Eltern angewiesen, was diese ihr auch anstandslos zukommen ließen, solange sie dafür ihre Besuche auf ein Minimum reduzierte. Dies änderte sich lediglich, als ihre Mutter schwer erkrankte. Ab da war sie öfter zu Gast gewesen, insofern kein Besuch da war, da ihr Bruder damals bereits ausgezogen war.

Nun, da ihre Mutter verstorben war, konnte sie nur noch ihren Vater besuchen und dies war mit Schwierigkeiten verbunden, da an diesem Tag der letzte Wille ihrer Mutter verlesen wurde und ihr Bruder daher auch anwesend sein musste.
 

Nachdem sie und ihr Vater eine Weile schweigend am Tisch gesessen hatten, wurde die Tür ruckartig aufgerissen und ihr Bruder trat ein.

Sein Blick schweifte umher, als hätte er einen Raum voller Bewaffneter erwartet. Viel hatte sich nicht an ihm verändert. Sein Gesicht war lediglich stärker vor Wut und Abscheu verzerrt, als es ihm in seiner Kindheit möglich gewesen war. Er setzte sich neben seinen Vater und starrte auf seine Hände, bis er ihm ein heißes Getränk eingeschenkt hatte. Doras Bruder nippte an dem Getränk, schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf, knallte den Becher auf den Tisch und funkelte sie böse an.

„Ich frage dich, Dora“, begann er leise und immer lauter werdend, „Was zum Teufel willst du hier? Hat es dir nicht gereicht, uns wie ein Parasit die Atmosphäre zu verpesten und immer mehr Geld dafür in den Rachen geworfen zu bekommen? Du warst es doch, die unsere Mutter ins Grab gebracht hat! Jetzt kommst du auch noch hier her, hältst die Hand auf und willst uns noch den letzten Willen unserer Mutter madig machen!“

Er hieb mit beiden Händen auf den Tisch.

„Warum? Warum quälst du uns so? Warum sterben alle um uns herum – nur du nicht? Alle Menschen, die wir lieben, gehen fort! Nur deine Fratze, die bleibt uns erhalten!“

„Ich bin nicht wegen des Geldes hier“, beschwichtigte ihn Dora, auch in dem Wissen, dass dies nur zum Teil stimmte, „Ich bin hier, weil es sich so gehört.“

„Weil es sich so gehört!“, äffte er sie nach, „Wenn du wüsstest, was sich gehört, würdest du endlich von uns wegbleiben! Ernsthaft, Dora! Du glaubst doch nicht wirklich, dass meine Mutter das gewollt hätte, dass du dich nach ihrem Tod an unsere Fersen heftest.“

Eine Weile herrschte Schweigen im Raum.

Dann beschloss der Vater, das Testament vorzulesen.
 

„Meine lieben Kinder, wenn ihr diese Worte vernehmt, weile ich bereits nicht mehr unter euch. Nun sollt ihr erfahren, was ich euch zu hinterlassen gedenke. Dirk, mein einziger Sohn, dir vermache ich sowohl mein Vermögen, als auch meine Verpflichtungen von absoluter Dringlichkeit. Doch dazu später.

Dora, meine Tochter, über Jahre hinweg habe ich mich von dir abgekapselt, da ich es nie über mich brachte, dir zu sagen, was ich für dich empfinde. Mein Erbe an dich soll hiermit also die Wahrheit sein. Ich konnte dich bereits von Anfang an nicht mit vollem Herzen lieben.

Bei deinem Bruder war es anders. Er war so vollkommen. Bei ihm konnte ich voller Stolz sagen – das ist ein Teil von mir. Doch bei deiner Geburt war es anders. Nicht, dass du mir Schmerzen bereitet hättest – nein, es war viel mehr ein Gefühl, als ob du dich in mir drin von meiner Lebensspanne ernähren würdest. Als du dann da warst, schien alles schief zu gehen. Ständig wurde jemand von uns krank und sobald du im Raum warst, schien sämtliches Glück aus dem Zimmer zu verschwinden. Für die Geburt deines Bruders erhielten wir zahlreiche Glückwünsche. Bei dir blieben sie aus, mehr noch, unsere Freunde wandten sich von uns ab. Als du dann mit anderen Kindern in Kontakt kamst, ließ sich nicht mehr leugnen, dass etwas mit dir nicht stimmte. Auch dein Bruder, der wie du weißt, sehr sensibel ist, wollte dich nicht mehr unter uns dulden.

Erinnerst du dich an dem Tag, an dem du am Gartenteich standst und er dich von hinten packte und versuchte, dich zu ertränken? Ich schritt ein, weil weder er noch ich es ertragen hätten, einen Mörder in der Familie zu haben. Sei ihm deswegen nicht Gram. Er wollte lediglich die Familie schützen und das war etwas, wozu mir damals schlichtweg die Kraft fehlte. Dich fortzuschicken erschien uns als die beste Lösung, auch wenn unser Ruf kurzfristig darunter zu leiden hatte. Dennoch versichere ich dir, hatten wir in deiner Abwesenheit eine schöne Zeit – es war fast schon wieder wie damals, als wir nur mit deinem Bruder zusammenlebten.

Die Familienfeiern wurden von deiner Abwesenheit zwar überschattet, doch war dies erträglich, da es Freudentage waren. Als ich jedoch todkrank wurde, änderte sich auf einen Schlag alles.

Mir ging es zu dieser Zeit so schlecht, dass ich Dirk nicht damit belasten konnte. Und so zählte ich auf dich. Ob mein Zustand sich aufgrund deiner Anwesenheit verschlechterte, kann ich dir nicht mit Sicherheit sagen. Letztlich zähl nur – selbst wenn du die Schuld für meinen Tod tragen solltest, entbindet dies unsere Familie nicht von unserer Verpflichtung, für deine Existenz aufkommen zu müssen. Ich fragte mich bis zu meinem Ende hin, was unsere Vorfahren verbrochen haben mussten, um ein derartiges Martyrium über uns zu bringen. Und so muss ich diese Last nun schweren Herzens auf die Person übertragen, die ich über alles liebe.

Dirk, du wirst von nun an für deine Schwester aufkommen. Du wirst sie finanziell unterstützen und sie zu Familienfeiern einladen. Dies geht mit der Erbschaft meines Vermögens einer. Ich weiß, es ist unfair, doch ich habe mein Bestes getan um dir bis dato ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Ich hoffe, dass du es dennoch fertig bringst, ein guter Mensch zu bleiben, denn das ist es, was unsere Familie ausmacht – wir sind gute Menschen. Lebt also wohl und wendet mein Erbe mit Sorgfalt und bestem Gewissen an. Eure euch auf ewig liebende Mutter.“
 

Noch bevor sein Vater den Brief sinken lassen konnte, war Dirk schon aufgesprungen und in die Diele gestürmt.

Sein Schluchzen war jedoch noch im Wohnzimmer zu hören. Sein Vater ging ihm nach um ihn zu trösten. Dora blieb sitzen und fragte sich, warum sie sich so taub fühlte und gar nichts empfand. Sie hatte während der Hinfahrt fest damit gerechnet, dass sie bei Mutters letzten Worten durchdrehen würde, sich die Hände auf die Ohren pressen und schreien würde. Doch der einzige der nun schrie, war ihr Bruder. Einige Sätze wehten zu ihr herüber.

„Es ging um sie! Es ging immer nur um sie! Über die Hälfte des Briefes war an sie gerichtet! Und ich muss sie jetzt auch noch mitversorgen!“

Als sein Vater ihn tröstete, weinte er wieder und er klang aufrichtig verzweifelt.

„Was ist, wenn sie nicht stirbt? Was ist wenn sie nicht sterben kann? Wird mein Sohn sich dann um sie kümmern müssen? Meine Enkel?“

Vater meinte daraufhin nur, er denke zu viel darüber nach. Er solle lieber überlegen, wie er das Erbe seiner Mutter sinnvoll nutzen kann und die kleineren glücklichen Momente seines Lebens genießen. Sie blieben noch eine ganze Weile da draußen sitzen und führten ihr Vater-Sohn-Gespräch. Da Dirk sich inzwischen beruhigt hatte, war seine Stimme kaum noch zu hören.

Dora legte den Kopf in den Nacken und starrte auf die Holzverkleidung an der Decke, wie sie es schon als kleines Kind immer getan hatte.

Irgendwann schlief sie schließlich ein.
 

Wer hatte die Decke über sie ausgebreitet?

Nur ihr Vater kam infrage und dieser Verdacht bestätigte sich, als der ihr erklärte, dass ihr Bruder längst aufgebrochen war. Er hatte das Wohnzimmer nicht mehr betreten wollen, aus Furcht davor, ein böser Mensch zu werden. Daraufhin meinte Dora, sie wolle nun ebenfalls gehen. Das stimmte zwar absolut nicht, aber sie hatte ihren Vater nie böse erlebt und wollte es auch an diesem Abend nicht. Als sie aus dem Haus ins Freie trat und die Sterne über ihr blinzelten, fiel ihr ein, dass sie sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hatte, wie sie wieder nach Hause kommen sollte. Seltsamerweise störte sie das nicht.

Sie überquerte die kleine Straße und wanderte einen der langen Feldwege entlang, die aus dem Ort hinausführten, den sie nie hätte verlassen sollen, weil es besser ist, an einem Ort zu bleiben, an dem man gehasst wird, als in die Welt hinaus zu ziehen und dabei festzustellen, dass man überall gehasst wird.
 

Die ewige Milchstraße über sich, den ewigen Pfad unter sich.

Er führt ins Land des Glücks, nach Hause, wie es sich herausstellt.

Das Gras ist grün, die Nacht ist dunkel, der Nebel streicht über das Land.

Das Glück wartet auf die, die ihn durchschreiten.

Open Sesame

Es begann damit, dass ich und mein Bruder in ein neues Haus umziehen mussten.

Der Mann bei dem wir lebten, war ein Traumforscher, der uns als Testpersonen bei uns aufnahm und hinter die Bedeutung unserer Träume kommen wollte.

Dazu hat er für uns eigens zwei Zimmer im Obergeschoss - er selbst schläft Parterre - bereitgestellt, bei denen es eine Besonderheit gab, die ich hier näher beschreiben muss um später nochmal daran anzunküpfen.

Sie sind durch einen kleinen viereckigen Flur geteilt, welcher sich hinter einer Wand befindet.

Um diese erste Wand zu verschieben, muss man das Passwort "Open Sesame" sagen, was mich sehr amüsierte, meinen Bruder jedoch weniger, was für ihn den Ausschlag dazu gab, sich für sein Zimmer ein eigenes Passwort zuzulegen.

Für mich ergab das zunächst wenig Sinn, da der Professor und ich aufgrund brandschutztechnischer Gründe ohnehin darüber informiert werden mussten.

Selten hatte ich Probleme damit, mich anderorts zugleich heimisch zu fühlen.

Meinem Bruder hingegen fiel dies deutlich schwerer.

Ihm ging es dabei wohl darum, gehörigen Dreck zu machen, welcher mehr Zeit benötigte um sich so festzusetzen, dass er eins mit seinem natürlichen Umfeld wird.

Das Aufhängen diverser Poster und Wandkalender erreichte diesen Effekt für mich wesentlich schneller.
 

Es fehlte noch eine rechte Beschäftigung für mich, denn der Bau befand sich sehr weit abgeschieden in einem Waldstück.

Zwar an einer Straße, doch selten befahren und lediglich ein paar Wanderer kamen gelegentlich vorbei.

Also musste Zerstreuung her.

Glücklicherweise kannte ich jemanden mit fahrbarem Untersatz und gemeinsam fuhren wir in die Stadt.

Erheblicher Stau gestaltete unsere Fahrt zäh und monoton, was wir jedoch mit Gesprächen zu überbrücken wussten.

Es gab zwei Läden für verschiedene Modelle, für die ich mich interessierte - den einen mit neueren teuren Modellen und den anderen, bei dem es ältere gebrauchte gab, allerdings zu einem niedrigerem Preis.

Ich entschied mich für letzteren Laden, doch fiel es mir dort erheblich schwerer ein Modell zu finden, das ich nicht schon in meiner Sammlung hatte, zudem sich nicht alle dafür eigneten.

Ich meine mich zu erinnern, dass ich den Laden mit leeren Händen verließ.
 

Obwohl wir die Rush Hour bereits hinter uns gelassen hatten, ließen uns die verstopften Straßen nun nahezu gar nicht mehr vorankommen.

Unsere Gesprächsthemen waren erschöpft, die Stimmung angespannt.

Es musste irgendeinen Unfall gegeben haben, denn von Weitem konnten wir mehrere kleine Rauchfahnen entdecken.

Vereinzelte Schreie waren zu hören, verständlich angesichts der Katastrophe, mehrere Feuer waren aus der Ferne zu sehen.

Wir näherten uns dem Unfall, da sich in dessen Nähe die Ausfahrt zur Autobahn befand, begleitet von Hupkonzerten und Warnrufen.

Großes Chaos erwartete uns am Eingang eines großen Tunnels.

Hier standen die Fahrzeuge kreuz und quer herum und nur wenige Lücken boten Platz für die anderen Autos.

Mein Fahrer und ich tauschten einen perplexen Blick.

Dann folgte ein schauerliches Geräusch - ich werde es nie vergessen.

Als Kind habe ich nahe an Eisenbahnschienen gewohnt.

Wenn ich Krank war und nicht in die Schule konnte, lag ich vormittags im Bett.

Alle anderen waren Arbeiten oder in der Schule und es war ganz still draußen.

Dann konnte ihc die Gleise singen hören, ein gespenstischer Ton, der mir schon so manche Fieberträume aus der Hölle beschert hatte.

Das Geräusch, welches nun zu hören war, klang diesem nicht unähnlich, nur war es von menschlicher Stimme gemacht.

Daraufhin sahen wir, wie sich zwischen den Autos im Tunnel etwas einer tintenschwarzen Flüssigkeit bewegte, wobei es sich für eine Flüssigkeit zu ruckartig bewegte.

Zunächst hielt ich es wider aller Vernunft für eine Masse von Fledermäusen, doch bewegten sie sich am Boden.

Es waren Menschen.
 

Sie ströhmten schreiend in blinder Panik nach draußen, rannten an Autos vorbei, vor Autos, gegen Autos.

Einer fiel vornüber auf unsere Windschutzscheibe, das Gesicht zu einer teilnahmslosen Fratze verzerrt.

Wir waren zu verblüfft um zu reagieren, was nicht vonnöten war, denn die Person krabbelte trotz gebrochener Nase teilnahmslos von der Front runter und torkelte weiter an unserem Wagen vorbei.

Nachdem der Menschenstrom verebbte, dachten wir zunächst, damit hätte es sich und die Weiterfahrt ließe sich von nun an einfacher gestalten.

Doch gerade als wir den Wagen wieder starten wollten, begann ein neuer Zustrom, dieses mal aus Schwerverletzten.

Sie humpelten, hinkten und schlurften, einige krabbelten auf die Autokolonne zu, ähnlich Ausgebombten im Krieg.

Das war der Moment in dem die Sirenen einsetzten und uns wurde klar, dass hier mehr als ein Unfall geschehen war.

Aus der Ferne flogen nun mehrere Helikopter heran, die Bienengleich die Rauchfsäulen umkreisten.

Wir waren derart in diesem Anblick gefangen, dass wir gleichsam aufschreckten, als jemand kräftig gegen das Fenster an der Fahrerseite schlug.

Von nahem betrachtet boten die verletzten einen alptraumhaften Anblick.

Sie waren teilweise verbrannt und zerfetzt, die Haut war teilweise heruntergeschält und mit der Kleidung verschmolzen.
 

Nach und nach schlugen immer mehr Menschen gegen die Scheiben, sogar diejenigen, die von alleine nicht mehr stehen konnten und sich dafür an der Karosserie hochziehen mussten.

Nicht nur unserem Wagen erging es so, auch an anderen Autos wurde dabei gerüttelt.

Als die ersten Scheiben klirrten, fasste mein Fahrer einen Entschluss und startete den Motor erneut, was die Menschen keineswegs davon abhielt, sich am Wagen festzuhalten.

Auch nicht, als wir losfuhren und einige von ihnen unter die Räder kamen.

Wir machten eine Drehung, wobei der Wagen ruckelte, als er eine Vielzahl an Passanten überrollte.

Es knallte und kreischte, als wir uns durch die anderen Wagen durchschrammten.

Dabei mussten wir zudem schnell sein, denn auch die anderen nahmen sich ein Beispiel an uns und wendeten einer nach dem anderen, so dass sich die dünne Gasse hinter uns Stück für Stück schloss.

Als die Autos zu dicht beieinanderstanden, scherten wir aus und durchbrachen die Betonschutzwand zumindest zum Teil, damit wir drüberfahren konnten.

Auf der entgegenliegenden Fahrbahn gab es noch keine Anderen Autos, was unsere Flucht relativ gut verlaufen ließ.

Dann gesellten sich weitere Fahrzeuge dazu, davon auffällig viele in lädiertem Zustand.

Sie waren schnell unterwegs, sogar für Autobahnfahrer.
 

Mein Bekannter setzte mich vor dem Haus im Wald ab.

Er erklärte mir, er wolle diesen Ort von nun an meiden und eventuell sogar auswandern.

In diesem Moment wünschte ich mir von Herzem, er würde mich einfach mitnehmen.

Aber zum einen war mein Bruder noch hier und zum anderen hatte ich hier noch Dinge zu erledigen.

Bisher hatte ich hier hinreichend Kost und Logis genossen, doch nichts zur Arbeit beigetragen.

Meine Nächte waren bisher alle traumlos gewesen.

Daher verwarf ich den Gedanken und wünschte meinem Bekannten zum Abschied alles Gute.

Da es bereits spät war, wünschte ich noch dem Professor Gute Nacht und begab mich nach oben.

"Open Sesame."

Nachdem man durch die Tür hindurch war, drückte man auf einen Schalter an der Wand und die Tür glitt zurück.

Mein Bruder schien noch wach zu sein, da Fernsehgeräusche aus dem Zimmer drangen.

Da ich aus Erfahrung wusste, dass er nachts lieber allein blieb, ließ ich seine Tür unberührt und begab mich zu Bett.
 

Der Schlaf war wieder einmal traumlos.

Dennoch wachte ich schweißgebadet und wesentlich früher als sonst auf.

Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als ich aus dem Fenster sah.

Doch das interessierte mich zu dem Zeitpunkt nicht, denn die Straße war voller Menschen.

Sie breiteten sich im Wald aus und näherten sich ebenso unserem Haus.

Von Neugierde gepackt machte ich mich ausgehfertig und verließ das Haus.
 

Bei näherer Betrachtung stellte ich fest, dass es sich bei den Leuten ausschließlich um Kinder handelte.

Da mein Bruder aufgrund seiner nächtlichen Aktivitäten in der Regel den Vormittag verschlief und vom Professor keine Spur zu sehen war, kam mir derzeit jeder Gesprächspartner gerade recht.

Die erste Gruppe Kinder, denen ich mich näherte ignorierte mich, egal wie ich sie auch ansprach.

Auf ihren Gesichtern war keine Reaktion zu sehen, als würden sie eine fremde Sprache sprechen.

Wobei ich sie nie ein Wort sprechen hörte.

Sprachliche Anläufe und Gesten brachten gar nichts.

In ihren Gesichtern zeichnete sich eine alarmierende Abgeklärtheit ab.

Durch den Wald schlendernd in kleinen Gruppen, wurden sie immer mehr.

Die Systematik in der sie die Gegend nach etwas abzusuchen schienen, jagte mir einen Schauer über den Rücken.
 

Aufgewühlt begab ich mich zurück zu unserem Haus - auch dort hatten sie sich bereits versammelt.

In solch einer Vielzahl wirkten sie - ähnlich Ratten - geradezu bedrohlich.

Hinter dem Haus war die Stimme des Professors zu hören.

Ich schlich zur Hintertür.

Der Professor - ein schmales graues Männlein - argumentierte gerade mit seiner Kreidestimme gegen eine große Anzahl von Kindern, die sich offenbar Zutritt ins Haus verschaffen wollten.

Enger und enger zogen sie ihre Kreise um den Mann, der alles daran setzte, um nicht unwillkürlich zurückzuweichen, beschwichtigend die Hände hob und sanft auf sie einredete.
 

Es geschah so schnell, dass ich zunächst gar nicht realisierte was geschehen war.

Ruckzuck war eines der Kinder vorgeprescht und hatte dem Professor einen Schlag versetzt. Der ging sofort zu Boden. Ohne auch nur in der Bewegung innezuhalten, stürmten die Kinder ins Haus, um den Professor herum, auf ihn drauftretend - obschon er sich noch bewegte.

Erst als sie alle fort waren, wagte ich mich zu dem Sterbenden. Er konnte nicht mehr sprechen. Nur Blut spucken.

Da sah ich erst, dass etwas in seiner Brust steckte.
 

Ich zog es heraus. Es war eine Schere und mit einem letzen Seufzer fiel der Kopf des Professors nach hinten. Tot.

Leise schob ich mch durch die Hintertür ins Haus.

Sie waren überall, standen oder hockten auf ihren Plätzen. Viele kauten. Mein Blick fiel auf die aufgebrochene Voratskammer.
 

Ihre Blicke folgten mir, als ich an ihnen vorbeischritt. Ich fühlte mich an den Film "Die Vögel" erinnert.

Aber alles war nun nicht mehr wichtig - nur meinen Bruder wollte ich hier noch rausholen.

Die Flurtreppe wurde jedoch von Kindern belagert. Sie alle beobachteten mich aufmerksam. Ich entschied mich dafür, weiterhin langsam an ihnen vorbeizugehen, weil sich diese Strategie bisher bewährt hatte. Ein Fehler. Kaum hatte ich die Treppenstufen erreicht, stürzten sie sich auf mich mit Küchenmessern, Gabeln und Spießen. Eingekesselt hatten sie mich und ich hatte es nicht einmal bemerkt.
 

Ich hielt die Schere noch in den Händen und stach damit zu. Gleich mit dem ersten Stich traf ich ein rotlockiges Kind direkt in die Kehle. Einem weiteren Stach ich in eines seiner braunen Kulleraugen. Überwältigung angesichts der Flüssigkeiten. Zwergenhafte Körper türmten sich. Noch immer gaben sie keinen Laut von sich. Ihre Gesichter zeigten keinen Schmerz, lediglich einen Anflug von Wut. Einen Ausdruck den sie behielten, als sie zu Boden gingen. Angriffe wurden von beiden Seiten her gleichmütig fortgesetzt. Da kein baldiges Ende abzusehen war, begann ich mich dabei systematisch die Stufen hinaufzubewegen. Als ich die Wand erreicht hatte, hörten sie auf mir zu folgen und wandten sich stoisch wieder dem Essen oder der bloßen Teilnahmslosigkeit zu.

"Open Sesame" geflüstert, nicht gerufen.

Bisher hatten sie keinen Ton von sich gegeben, aber man konnte ja nie wissen. Die Wand war noch nicht zur Hälfte zur Seite geglitten, da schlüßfte ich schon durch, betätigte den Schalter, so dass sie hinter mir direkt wieder zu ging.
 

Meine Angst erwies sich jedoch als unbegründet. Keines der Kinder legte es darauf an, in unsere Räumlichkeiten zu gelangen. Immerhin konnte ich nun endlich nachdenken. Ob mein Bruder überhaupt wusste, was hier los war?

Ich nannte das Passwort für sein Zimmer und die Tür schwang auf. Mein Bruder wirkte so ruhig, dass ich mir fast schon sicher war, er hätte nichts mitbekommen. Tatsächlich war er jedoch bestens informiert. Er hatte die Szene mit dem Professor von seinem Fenster aus beobachtet, konnte sich also ein Bild machen, ohne überhaupt in Gefahr geraten zu sein. Ich hingegen sah nun aus, als käme ich aus einem Schlachthaus. Eine Weile lauschten wir nur den leisen Geräuschen aus dem Haus. Dann mit einem Mal war aus der Ferne ein lautes Brummen zu hören. Ein Helikopter näherte sich. Die vordere Haustüre wurde entweder kräftig aufgestoßen oder eingetreten.
 

Schritte ertönten. Wer auch immer sich Zutritt verschafft hatte, wurde kampflos durchgelassen. Nach einer Weile waren Stimmen zu hören. Einige männliche Stimmen und eine weibliche. Als sie sich näherten, war auszumachen, dass sie unsere Sprache beherrschten. Wir begannen zu rufen, traten in den Flur und öffneten die Tür. Ein Sondereinsatzkommando angeführt von einer resoluten Dame traten in den Flur. Abgesehen von den Toten war von den Kindern nichts mehr zu sehen.

"He", rief mein Bruder direkt wie er war sogleich, "Wo sind die verdammten Blagen?"

"An einem sicheren Ort", gab die Dame brüsk zurück.

Mir schwante Übles.

"Wo können wir reden?", fragte sie schließlich.

Mein Bruder wies auf sein Zimmer. Amüsiert beobachteten wir, wie die Dame sich abmühte, hineinzugelangen. Mein Bruder erlöste sie schließlich und nannte das Codewort. Die Tür schwang auf.
 

Im Zimmer meines Bruder bekamen wir dann eine ordentliche Standpauke. Mord und Kindesmisshandlung wurde uns - genauer gesagt, mir - vorgeworfen. Unverantwortlich sei es gewesen, wie ich die traumatisierten Kinder misshandelt und ermordet hätte. Mein Bruder saß mit starrer Miene da. Für gewöhnlich war er derjenige von uns, der schnell mal Latschen austeilte und nun war ich der brutale Killer von uns beiden. Das Ganze würde gewaltige Konsequenzen für mich haben, versprach man mir. Als nächstes wollten sie mein Zimmer durchsuchen. Im Flur angekommen fragten sie mich nach dem Passwort für die Tür, während sie die offensichtliche Türklinke übersahen. Ich konnte mich nicht beherrschen und behauptete, das Passwort setzt voraus sich selbst zu beschimpfen. Das tat die Dame zu meinem Entzücken dann auch.
 

"Keine Sorge, meine Dame. Sie haben alles richtig gemacht", beschwichtigte ich und drückte die Klinke hinunter. Was dann folgte, war weitaus weniger lustig für mich. Ich mag es überhaupt nicht, wenn man an meine Sachen geht und sie wurden sehr systematisch durchwühlt. Fragt sich warum ich derjenige ohne Passwort bin. Während die Frau meine Unterwäsche durchwühlte - ohne Handschuhe, was bei mir Brechreiz verursachte - stand ich am Fenster und horschte. Offenbar wuselten noch ein paar Kchinder um das Haus herum. Mir gefiel die geschäftige Regelmäßigkeit der Geräusche nicht, mit der sie das Haus umkreisten.
 

Es dauerte noch eine Weile bis wir checkten, dass die Mistblagen unser Haus angezündet hatten. Glücklicherweise konnten wir mit dem Helikopter entkommen. Es wurde im Nachhinein zwar von einer Evakuierung gesprochen, aber jedem war klar, dass es sich um eine Flucht handelte. Und wir waren nicht die einzigen, die geflohen sind.

In diesem fremden Land in das man uns gebracht hatte, konnten wir wenigstens untereinander verstehen.

Um überhaupt etwas zu empfinden, befanden wir uns noch zu sehr in der Trance des Grauens.
 

In einem stilleren Moment, als wir in einer U-Bahnstation übernachten mussten, bekam ich dann doch Heimweh. Der Bereich, welchen wir bewohnen durften, war halbherzig durch ein paar Laken "abgeriegelt". Das hinderte natürlich Neugierige nicht daran, einen Blick dahinter zu werfen. Tagsüber waren es nur johlende Kinder. Nachts wurde es gefährlich. Dann kamen die Erwachsenen um zu gucken. Fast ausschließlich waren es Männer. Jung und alt. Und nicht immer blieb es nur beim Gucken. Eine Dame hatte sich einmal nichts ahnend ausgezogen um die Kleidung zu wechseln, als ein ältlicher Herr den Kopf durch das Laken steckte. Als der die derzeit barbusige Frau entdeckte, hellte sich seine Miene auf. Ungefragt grabschte er in die Wäschetasche der Frau und reichte ihr den Büstenhalter. Vor Schreck wie gelähmt, zog ihm die junge Frau das Wäschestück mit spitzen Fingern aus der Hand. Der Mann spazierte pfeifend davon und die Frau warf den Büstenhalter weg, war in Tränen aufgelöst, als sie davon berichtete.
 

Bei den jüngeren Männern war es noch schlimmer. Einmal zerrten sie eine halbnackte Frau unter Johlen heraus und fassten sie grob an. Unter Einsatz einiger Männer und noch mehr Frauen konnten wir ihr helfen. Besonders die Frauen wehrten sich mit allem was sie hatten, stachen mit Regenschirmen, schlugen mit schweren Behältern und schon sachen die Belästiger aus, als wären sie unter einen Zug geraten. Männer wurden zwar nicht sexuell belästigt, dafür aber öfter Gewalt angedroht und angetan. Oft wurden sie mehrfach "versehentlich" angerempelt oder bespuckt. Auch bei meinem Bruder geschah das einige Male. Allerdings wehrte er sich, was die Lage nicht zwingend besser machte. Leute die häufiger vorbeisahen, merkten sich, dass wir Geschwister waren. So bezog ich einige Male die Dresche für seine Wehrhaftigkeit. Einmal erwischten sie auch mich, als ich mich umzog.

Anstatt mich anzumachen, griffen sie sich ein paar meiner Wertsachen und gaben Fersengeld. Was hätte ich tun können?

Nackt die Verfolgung aufnehmen? Auf diese Weise habe ich also meinen Gambeboy verloren. Nun hatte ich nicht einmal Ablenkung von diesem ganzen Elend.
 

Wir gewöhnten uns an, die Kleidung nicht mehr zu wechseln. Das brachte uns unter anderem die Bezeichnung "Stinkendes Pack" ein.

Außer Schreiben hatte ich nichts zu tun.

Daher setzte ich mich nachts, wenn es dafür schon zu dunkel war, zu den anderen.

Dort erzählten einige von ihnen ihre Geschichten.

Am liebsten hörte ich einem älteren Herrn zu, der weniger von sich selbst, als von Zusammenhängen sprach.

Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber einmal sagte er:

"Alles was auf der Welt geschehen kann, geschieht eigentlich kontinuierlich. Nur die Zeit und die Ortschaften ändern sich."
 

Ende


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich gebe zu, ich habe keine Angst vor Spiegeln.
Respekt ist vielleicht eher das richtige Wort. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So hat sich das abgespielt.
Seltsamerweise fühlte ich mich in meiner Angst auf dem Uni-Gelände etwas heimelig in der Dämmerung. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die letzten vier Zeilen sind eine ziemlich freie Übersetzung von nem Lied. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Schwabbelpuk
2019-03-03T21:33:14+00:00 03.03.2019 22:33
Gruselig. Erinnert mich an eine Zombiegeschichte, eine ziemlich gute noch dazu. Bin nach wie vor begeistert von deinen Träumen. :)
Antwort von:  ElCidIV
04.03.2019 20:08
Danke.
Ich führe Traumtagebuch und die Geschichte geht noch etwas weiter...
Von:  Schwabbelpuk
2019-03-03T21:24:20+00:00 03.03.2019 22:24
Irgendwie blicke ich nicht ganz durch, was mit Dora nicht gestimmt hat, aber trotzdem saß ich gefesselt vor den paar Zeilen. Hat mir wirklich sehr gut gefallen!
Antwort von:  ElCidIV
04.03.2019 18:32
Das Lied von dem die Zeilen stammen, ist glaub ich, im Original Lettisch. Bin mir aber nicht mehr sicher.
Von:  Schwabbelpuk
2019-03-03T21:08:36+00:00 03.03.2019 22:08
Geile Story, echt toll. Sowas träumst du? Ich bin neidisch, sehr sogar. ^^
Antwort von:  ElCidIV
04.03.2019 17:09
Ich muss gestehen, ich hab ne Zeitlang vorher ein Buch über eine ähnliche Welt gelesen.
Die Idee kam also nicht allein aus meinem Kopf.
Von:  Schwabbelpuk
2019-03-03T21:03:10+00:00 03.03.2019 22:03
Sehr ansprechender Text oder soll ich sagen Traum? Das Ende hat mir sehr gut gefallen. ^^
Antwort von:  ElCidIV
04.03.2019 15:41
Danke dir!
Ja, das Ende war recht kafkaesk.
Seltsamerweise fühlte ich mich auf der Uni an meine Kindheit erinnert.
Da hatte man noch dieses schummrige Abenteuergefühl, wenn man "verloren ging".
Von:  EsmaChan
2016-08-26T16:52:12+00:00 26.08.2016 18:52
Ich mag die Story richtig. Einfach, weil du den Traum wahrscheinlich genauso aufgeschrieben hast, wie du ihn geträumt hast. Komisches Zeug träumt jeder mal, aber die meisten schreibens nicht auf.
Den Einstieg mag ich total. Schließlich sollte der erste Eindruck immer noch am wichtigsten sein. (persönliche Meinung)
Anfangs war ich noch eher verwirrt, was du genau mit dem Wesen meinst. Gegen Ende war es dann klarer.
Ich finde es super, wie du die Spiegel mit in die Story bringst, die haben schon ganz was Gruseliges an sich. (Hast du eigentlich echt keine Spiegel zu Hause? xD)
Dein Ausdruck gefällt mir.
LG Elena
Für mehr Kommentare auf Animexx
Antwort von:  ElCidIV
27.08.2016 01:35
Oh, vielen Dank.
Ich versuche regelmäßig Traumtagebuch zu führen.
Ja, Spiegel sind schon seltsam.
Da gibt es dieses Gerücht, dass, wenn man im Dunkeln und nur mit einer Kerze beleuchtet, sein Spiegelbild betrachtet, dann verändert sich das Gesicht immer grotesker.
Soll irgendwie mit der menschlichen Psyche zu tun haben.
Mit der Kerze habe ich das noch nie probiert, ich weiß nur noch, dass ich als Kleinkind von Spiegeln besessen war.
Habe stundenlang davor gestanden und nur mein Gesicht angesehen. Auch im Dunkeln.
Auch wenn wir irgendwo zu Besuch waren.
Meiner Familie war das richtig unheimlich.
Mittlerweile mag ich Spiegel nicht mehr so. Nicht wegen dem Traum, sondern einfach, weil ich befürchte, mich körperlich zu verändern. (Leichte Hypochendrie).


Zurück