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Der Abgrund starrt zurück

Traumtagebuch der anderen Art
von

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Bestimmung

Für gewöhnlich gehe ich ja nicht so gerne vor die Türe.

Ständig leide ich unter Verfolgungswahn.

So bin ich wenig begeistert, als mich ein vertrauter Freund auf eine Universitätswiese mitnimmt. Dort genießen die Studenten gerade ihre Pause.

Zögerlich setzten wir uns dazu. Alles verläuft für mich besser als erwartet, bis sich mein altes Problem wieder meldet.

Ich kann einfach nicht lange bei einer großen Gruppe bleiben und so entschuldigte ich mich für kurze Zeit.
 

Nach kurzem Suchen fand ich schließlich einen kleinen Waschraum in der Universität, in dem ich mich einschloss. Dann genoss ich für eine Weile einfach nur die Stille, die mich umgab. Wie immer in solchen Momenten verharrte ich so, bis das Gefühl der angenehmen ruhe in nagende Einsamkeit umschlug.
 

Da trat ich wieder hinaus ins Freie. Doch auf der Stelle wurde mir mulmig. Ich sah nach wie vor die Studenten auf der Wiese sitzen, doch wo war mein Freund? Die Studenten wussten es auch nicht und so schlenderte ich weiter über das Gelände der Universität.
 

Es wurde dunkel und kalt. Immer mehr Studenten verschwanden von der Wiese bis ich schließlich wieder ganz alleine war. Doch dieses Mal war es von vornherein kein beruhigendes Gefühl. Es war, als würde ich von etwas gehetzt werden.
 

Schließlich stand ich ganz allein in der Dämmerung und wusste nicht mehr wie ich nach Hause kommen sollte. Ich kannte den Weg nicht mehr. Also schlich ich mich hinter dem Universitätsgelände hinter dem Parkplatz herum bis es dunkel wurde. Nun lag die ganze Anlage in Finsternis.
 

Da hörte ich eine Stimme um Hilfe rufen. Sie kam aus einer Höhle. Sie war mit Wasser überflutet. Schon bald hatte ich mich an die Dunkelheit der Höhle gewöhnt. Vor mir erstreckte sich ein riesiger unterirdischer See, auf dem eine Vielzahl hölzerner Platten schwamm. Bald darauf sah ich schon die Ursache der Hilfeschreie. Es war ein Ertrinkender. Er paddelte hilflos im Wasser, inmitten des Sees. Frei von allen Ängsten sprang ich von Brett zu Brett, bis ich den Ertrinkenden erreichte. Als ich ihn jedoch retten wollte, wehrte er sich heftig. Er sagte, er müsse hier ertrinken, weil das seine Bestimmung sei. Warum er dann um Hilfe rief, wollte ich von ihm wissen. Weil Ertrinkende das so machen, war seine Antwort, sonst war es ja kein bloßes Ertrinken sondern plumper Selbstmord. Doch er war froh, dass er nun wenigstens Gesellschaft hatte. Tatsächlich blieb ich bei ihm bis er endgültig tot war.
 

Dann war es mir, als würde es noch finsterer um mich herum werden. Wieder war ich allein – doch nicht unruhig oder gehetzt. Andererseits war die kalte Ruhe, die nun von mir Besitz ergriff alles andere als angenehm. Das einzige Gefühl, das sich in mir ausbreitete, war grenzenloser Neid dem Ertrinkendem gegenüber, der im Gegensatz zu mir eine Bestimmung gefunden hatte und endlich in Vergessenheit geraten durfte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So hat sich das abgespielt.
Seltsamerweise fühlte ich mich in meiner Angst auf dem Uni-Gelände etwas heimelig in der Dämmerung. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schwabbelpuk
2019-03-03T21:03:10+00:00 03.03.2019 22:03
Sehr ansprechender Text oder soll ich sagen Traum? Das Ende hat mir sehr gut gefallen. ^^
Antwort von:  ElCidIV
04.03.2019 15:41
Danke dir!
Ja, das Ende war recht kafkaesk.
Seltsamerweise fühlte ich mich auf der Uni an meine Kindheit erinnert.
Da hatte man noch dieses schummrige Abenteuergefühl, wenn man "verloren ging".


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