Ein rotes Blütenblatt von aki_ayatoru (Sorato/Taiora) ================================================================================ Kapitel 6: Gefühlschaos ----------------------- Fremde Schuhe an der Haustür, ein riesiger offener Koffer vor Soras Zimmertür, ein übertrieben warmer Mantel am Kleiderständer und lautes Lachen, das die ganze Wohnung erfüllte – Soras Mutter war mehr als nur leicht verwirrt, als sie die Wohnungstür öffnete und in den Flur trat. Sie schaute um die Ecke in die Küche, wo auf der Anrichte nur zwei verlassene Gläser standen. Sie ging auf Soras Zimmertür zu und blieb auf der Türschwelle stehen. „Ja, oder weißt du noch, als wir die Numemon getroffen haben? Und wir waren am Anfang noch so unwahrscheinlich verwirrt und wie die gestunken haben!“ Mimi wischte sich die Tränen von den Wangen, schon lange hatte sie nicht mehr so gelacht und Sora neben ihr hielt sich den Bauch und verzog das Gesicht. Sie japste schon die ganze Zeit nach Luft, weil sie ununterbrochen am Lachen war. „Ich kann nicht mehr!“, brachte sie mit erstickter Stimme heraus. „Mein Bauch!“ Sie holte tief Luft und bemerkte dann ihre Mutter in der Tür. „Oh Mama! Hallo!“ Sie grinste und Mimi drehte sich zu Frau Takenouchi um. „Hallo, Frau Takenouchi. Ich hoffe, Sie kennen mich noch?“ Mimi grinste breit, stand vom Bett auf und ging auf Soras Mutter zu. Sie streckte ihr die Hand entgegen. „Ich war lange nicht mehr hier.“ Sie nickte vielsagend und Frau Takenouchi drückte ihre Hand ganz sanft. „Wie könnte ich dich vergessen, Mimi? Du hast bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und dein Lachen ebenfalls.“ Sie lächelte Mimi an. Mimi ging zurück zum Bett und ließ sich darauf fallen. „Worüber redet ihr denn grad? Ihr habt euch viel zu erzählen, oder? Übrigens, Mimi, dein Brief an Sora war sehr hübsch gestaltet.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Dankeschön! Ich hab mir auch Mühe gegeben. Ich wollte ein Stück Amerika und ein Stück Mimi nach Japan schicken.“ „Das ist dir gelungen!“ Frau Takenouchi lachte. „Wir haben grad über unsere Abenteuer geredet. In der Digiwelt. Über Biyomon und Palmon, du weißt schon.“ Sora lächelte ihre Mutter an und diese erwiderte das Lächeln. „Dann will ich euch mal nicht weiter stören. Wie lange bleibst du, Mimi?“ Mimi zuckte mit den Schultern. „Geplant sind nur zwei Wochen. Ich könnte es aber bis auf vier Wochen ausdehnen, das wäre kein Problem. Und am liebsten würde ich hier bleiben.“ Sie verzog ein wenig das Gesicht. „Aber meine Freunde in Amerika werden mir sicher auch schnell wieder fehlen ...“ Sie seufzte, lächelte dann aber schnell wieder. Soras Mutter nickte nur, und schloss dann sachte die Tür hinter sich. „Zwei Wochen nur? Die werden viel zu schnell rum sein.“ Sora zog einen kleinen Schmollmund. „Ja, deswegen müssen wir die Zeit auch komplett ausnutzen! Ich will die anderen auch sehen. Vor allem Izzy! Er wartet ja auch darauf, dass ich endlich ankomme, ich hab ihm ja auch geschrieben.“ Sora nickte gedankenverloren und schreckte dann hoch. „Oh Mist!“ Sie sprang vom Bett auf und warf einen hastigen Blick auf die Uhr. „Verdammt! Ich bin schon eine halbe Stunde zu spät!“ Sora öffnete ihren Schrank und zog sich ein paar Sachen heraus. Während sie sich die Socken über die Füße zog, hüpfte sie auf einem Bein zum Bett zurück, im Mund ihre Haarspange. Mimi sah sie verwirrt an. „Du kommst zu spät wohin?“ Sora versuchte zu reden, bemerkte aber noch rechtzeitig die Haarspange. Sie nahm sie in die Hand. „Matt und Tai warten im Park. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns nach der Bandprobe dort treffen, um die Ferien einläuten zu lassen und auch, weil Matt dann die ganze Woche nicht da ist und Tai sonst wieder totunglücklich ist und ...“ Sora nästelte an ihren Haaren herum und zog einfach immer wieder Haarsträhnen dabei heraus und klemmte sie zu einem seltsamen Knoten zusammen, bis Mimi es nicht mehr aushielt. „Komm mal her!“ Mimi war aufgestanden hielt die Hände auf Soras Kopfhöhe in der Luft und winkte sie ungeduldig und mit tadelndem Blick zu sich heran. „Das kann man ja nicht mit ansehen, wie du die Haarspange in deine Haare strickst!“ Sie nahm einen Kamm, glättete ihre zerzuselte Mähne und klippte die Spange ordentlich ein Stück über Soras Ohr fest. Dann drehte sie Sora an den Schulter zu sich um. „War das so schwer?“ Sora grinste sie an. „Dankeschön.“ Mimi lächelte ebenfalls und beäugte Sora, die wieder dabei war hektisch Sachen anzuziehen und ihr Aussehen vor dem Spiegel zu betrachten, mit einem Blick, der halb belustigt, halb verunsichert war. „... Sora?“ Mimi hatte sich langsam nach hinten auf das Bett niedergelassen und saß kerzengerade da, darauf wartend, dass Sora ihr Aufmerksamkeit schenkte. „Mh? Ja, was ist? Hab ich wieder irgendwas falsch zugeknöpft, oder zerknittert?“ Sora drehte sich um und sah an sich herunter, während sie ihre Strickjacke zuknöpfte. Dann warf sie Mimi einen fragenden Blick zu und hielt in ihrer Bewegung inne. Mimi sah sie merkwürdig an. „Was ist los, Mimi?“, fragte Sora, doch irgendwo tief drinnen, spürte sie, weshalb Mimi sie so ansah und ihre Wangen verfärbten sich rot. Das war Mimis Zeichen. Sie kreischte kurz auf und sprang Sora vom Bett aus entgegen. Dann grinste sie breit und sah Sora vielsagend in die Augen. „Du. Bist. Verliebt!“ Sora kniff die Augen zusammen und drehte Mimi den Rücken zu. Ihre Wangen brannten, dabei wusste sie selbst gar nicht so richtig, ob das stimmte, was Mimi da behauptete. Mimi hatte jedes Wort extra betont, aber was noch viel schlimmer war: Sie hatte Soras wohl behüteten und nicht ernstgenommenen Gedanken laut ausgesprochen. „Du bist tatsächlich verliebt! Ich fasse es nicht! Und das erzählst du mir nicht? Ist es Matt? Oder Tai? Es ist Matt, oder? Er hat dir doch schon immer gefallen. Irgendwie geheimnisvoll und undurchsichtig. Aber vor allem auch viel erwachsener als Tai. Noch dazu ist er ein talentierter Sänger und er sah auch schon immer gut aus. Ich wette, es ist Matt! Jetzt sag schon! Oder ist es doch Tai? Immerhin kennt ihr euch schon so ewig und seid schon immer die besten Freunde. Und ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass Tai auch irgendwie an dir interessiert ist, aber ich dachte bisher immer, dass das nur so aussieht, weil ihr beide euch einfach sehr nahe steht.“ Sie neigte den Kopf, um Soras Gesicht sehen zu können, da diese ihr immernoch den Rücken zudrehte. „Jetzt sag schon, Sora! Lass mich doch nicht so zappeln! Du weißt doch, dass ich ungeduldig bin und außerdem bin ich deine beste Freundin! Ich sollte es zuerst wissen, wenn du verliebt bist.“ Sora verzog das Gesicht, ließ die Augen geschlossen und drehte sich langsam wieder zu Mimi um. „Du weißt es doch auch als erste.“, sagte sie matt und öffnete die Augen wieder, das Gesicht immer noch zu einer Grimasse verzogen. „Du weißt es sogar noch bevor ich es weiß!“, dann lächelte sie Mimi erschöpft an und zuckte mit den Schultern, ohne dass sie wirklich wusste, was sie damit sagen wollte. „Ja, aber welcher von beiden? Oder ist es wer ganz anderes? Aber du sagtest, dass die beiden im Park warten würden, deswegen bin ich jetzt davon ausgegangen -“ „Ich weiß es nicht, Mimi. Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob ich verliebt bin, aber was ich noch weniger weiß ist, in wen von den beiden.“ Sie kratzte sich kurz am Kopf und ergänzte: „Und ja, es geht um die beiden.“ Mimi zog die Nase kraus, so als hätte sie plötzlich einen widerlichen Geruch in der Nase und runzelte die Stirn. „Du weißt nicht, ob du überhaupt verliebt bist, aber du wirst rot, wenn ich es erwähne und du sagst, dass es aber doch schon um die beiden geht? Also weißt du doch, dass du verliebt bist und weißt nur nicht in wen? Oder fühlst du bei beiden etwas und weißt nicht, ob es Liebe ist? Oder wie, oder was?“ Sie zog die rechte Seite ihrer Oberlippe und ihre rechte Augenbraue nach oben, sodass ihr Gesicht nach einem einzigen großen „Hä?“ aussah. Sora grinste sie unbeholfen an. „Ich hab halt keine Ahnung, was genau das ist. Ja, da ist wahrscheinlich irgendwas und ja, vielleicht ist es ja Liebe, aber ich weiß es nicht. Ich hatte das Gefühl bisher noch nie, ich hab mich bisher nicht mal wirklich getraut darüber nachzudenken.“ Sie ließ die Schultern hängen und sah ihre beste Freundin an. „Seltsam, irgendwie.“ Sagte sie und griff nach ihrer kleinen Tasche, die neben ihr auf dem Schreibtisch lag. „Wir sollten aber trotzdem gehen, verirrte Gefühle hin oder her, aber die beiden warten trotzdem schon ewig auf mich.“ Und sie nickte zur Tür, um Mimi zu bedeuten, dass sie jetzt gehen wollten. Mimi dagegen stand immer noch verwirrt an Soras Kleiderschrank und ihre Gedanken überschlugen sich fast. Sie malte sich Sora und Matt als Pärchen aus und im gleichen Zug auch Sora und Tai. Und dann versuchte sie sich vorzustellen, wie das alles zusammen harmonieren würde. Sie bemerkte kaum, wie ihre Beine sie durch das Zimmer hinaus aus der Wohnung und auf die Straße trugen. Sie bemerkte auch nicht, wie gesprächig Sora plötzlich war und anscheinend versuchte sie wieder auf andere Gedanken zu bringen. Sora dagegen war jetzt nervös. Dadurch, dass Mimi laut ausgesprochen hatte, was sie sich kaum vorzustellen getraut hatte, fühlte sie sich unsicher und verletzbar. Es war, als hätte Mimi eine Flasche Sekt geöffnet und mit dem herausspringenden Korken, flossen die Gefühle nur so durch Soras Körper. Und sie vermochte sie einfach noch nicht richtig einzusortieren. Und Mimi war so still. Das war nie ein gutes Zeichen. Den ganzen Weg über versuchte Sora ein Gespräch mit ihr anzufangen, doch es gelang ihr einfach nicht. Und als sie am Park ankamen, sah sie Tai und Matt unter einem Baum sitzen und ihr Herz schlug plötzlich viel schneller und ihr stieg wieder die Röte ins Gesicht. Wieso passierte das plötzlich? Wieso machte sie sich die ganze Zeit Gedanken darüber? Was hatte Mimi nur angestellt … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)