Ein rotes Blütenblatt von aki_ayatoru (Sorato/Taiora) ================================================================================ Kapitel 8: Sonnenzeit --------------------- "...noch Müsli?" Sora hielt Mimi ein Glas mit Haferflocken und Trockenfrüchten entgegen, doch Mimi hob abwehrend die Hände, ließ sich im Stuhl zurücksinken und streichelte sich dann über den Bauch. Sie unterdrückte ein Rülpsen und schloss seufzend die Augen. "Ich platze gleich, ich weiß es genau." Sora rieb sich mit den Händen über die Augen und ließ ihren Löffel klirrend in ihre Müslischüssel fallen. Dann nickte sie langsam und schwerfällig in Mimis Richtung. "Ja, mir geht es ähnlich, meine Liebe." Soras Mama wirbelte um den Küchentisch, an dem die beiden Mädchen saßen und räumte das Geschirr weg. "Super! Es hat euch also geschmeckt! Sora hat schon länger nicht mehr ordentlich gegessen, musst du wissen.", sagte sie mit einem bedeutsamen Blick zu Mimi. "Es ist schön, dass sie in deiner Anwesenheit mal wieder etwas mehr runter bekommt." Sie ging um den Tisch, nahm Mimis Schale und beugte sich zu ihr herunter. "Ich hatte Angst, sie könnte dem Magerwahn verfallen!", flüsterte sie, doch laut genug, dass Sora es hören konnte. Diese seufzte nur. "Keine Sorge, Mama, ich mag Essen. Es war nur etwas stressig in der Schule." Soras Mutter nickte und ging mit dem Geschirr in den Händen hinüber zur Spüle. "Was meinst du, sollen wir heute nochmal versuchen Izzy zu erreichen? Er kann ja nicht weg sein. Irgendwie muss man ja mal an den Typen rankommen." Sora hatte sich nach vorn auf den Tisch gebeugt und das Kinn auf eine Hand gestützt. Sie bedachte die Freundin mit einem fragenden Blick. Mimi sagte nichts. Dann richtete sie sich langsam auf, atmete tief durch, gähnte und nickte dann. "Ja, Izzy." Sie streckte sich, rieb sich die Augen und nickte noch immer. "Und dann Joey." Izzy und Sora hatten nur noch sehr wenig Kontakt. Aber Sora mochte den kleinen Nerd trotzdem sehr. Während der Schulzeit konnte man ihn meistens im Computerraum der Schule finden, doch es waren Ferien und wahrscheinlich hatte sich Izzy mit irgendeiner neuen technischen Errungenschaft in seinem Zimmer verschanzt und studierte es bis ins kleinste Detail. So war er halt. Und das war gut so. Doch in Momenten wie diesen, in denen Sora ihn wirklich einmal erreichen wollte, ging er nicht ans Telefon und antwortete nicht auf SMS. "Wie könnten ja auch einfach bei ihm vorbeischauen." Schlug sie nach kurzem Zögern ihrer Freundin vor, die soeben ihren Kopf auf die Tischplatte fallen ließ und auf dem Stuhl zusammensackte. Nach einem kurzen Moment der Stille hob Mimi eine Hand und zeigte Sora bestätigend einen Daumen. Dann rollte sie den Kopf zur Seite und drückte ihre Wange auf die Tischplatte. "Können wir uns in die Sonne legen und schlafen?", nuschelte sie ein wenig unverständlich, da sie ihren Mund in dieser Position nicht richtig bewegen konnte. "Izzy wird uns ja nicht davon laufen. Und in circa 2 -" sie hielt inne, weil ihr Bauch glucksende und blubbernde Geräusche machte. "Na sagen wir in 4 Stunden, hab ich mein Frühstück soweit verdaut, dass ich nicht bei jedem Schritt Angst haben muss, dass mein Magen überschwappt." Sora grinste Mimi über den Tisch hinweg an und nickte. Dann erhoben sich die beiden schwerfällig, wobei Mimi das ganze noch mit stöhnendem Gejammer unterstrich, gingen in Soras Zimmer, zogen sich etwas anderes an und verabschiedeten sich bei Soras Mutter. „Park?“, fragte Sora einsilbig als die beiden das Haus verlassen hatten. Mimi nickte und drehte das Gesicht zur Sonne. Gemeinsam schlenderten sie die Straßen entlang, bis der Park in Sichtweite kam. Ohne miteinander zu sprechen, verlangsamten sie trotzdem erst ihre Schritte, als sie das Flussufer schon fast erreicht hatten. „Wollen wir uns auf die Mauer setzen?“ Mimi deutet mit dem Finger in Richtung Fluss und schirmte dann wieder ihre Augen mit der Hand ab. „Ich hab meine Sonnenbrille vergessen! Verdammt!“ Sie verzog das Gesicht und kniff die Augen zusammen. „Willst du meine?“ Die Stimme war unerwartet nah und kam beiden Mädchen unwahrscheinlich bekannt vor. Sora zuckte trotzdem zusammen und Mimi stand der Schreck auch ins Gesicht geschrieben. „T.K.! Was für ein Zufall! Du hast mich … erschreckt.“ Mimi drückte eine Hand auf ihre Brust und hielt sich die andere an die Stirn. „Du kannst dich nicht einfach anschleichen und dann plötzlich ...“ Sie zog mit der Hand Kreise in die Luft und suchte nach den richtigen Worten. T.K. kratzte sich verlegen am Kopf und grinste schief. „Tut mir leid, Mimi.“ Diese wiederum lachte und umarmte ihn herzlich. „Ich freu mich dich zu sehen, kleiner Mann!“ Sie schob ihn ein Stück von sich weg und musterte ihn mit einem Oma-sieht-nach-langer-Zeit-ihren-Enkel-wieder-Blick. Sie verzog ein bisschen das Gesicht, während sie ihn an seinen Oberarmen auf Abstand hielt und beugte sich dann zu Sora. „Sie werden so schnell groß...“ Dann ließ sie ihn lachend los. Sora lachte ebenfalls und auch T.K. konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Was macht ihr hier, Ladys? Entspannung suchen?“ Er reichte Mimi seine Sonnenbrille und diese nahm sie dankbar entgegen. Dann gingen die drei gemeinsam zum vorher ausgesuchten Platz auf der Mauer und ließen sich im Sonnenschein nieder. „Dir würde es in Amerika sicher auch gefallen, T.K.!“ Die drei saßen am Fluss und erzählten sich alles, was sie noch nicht von den anderen wussten. Das meiste erzählte Mimi, doch das war eben so. Und es war in Ordnung so. T.K. saß im Schneidersitz vor einem Baum, die Ellenbogen auf den Knien abgestützt, den Oberkörper nach vorn gelehnt und lauschte Mimis Erzählungen interessiert mit einem Lächeln auf den Lippen. Sora saß auf der Mauer, ein wenig entfernt von den anderen beiden, aber nah genug, dass sie ohne Schwierigkeiten zuhören und mitreden konnte und ließ die Beine baumeln. Mimi selbst lag im Gras zwischen T.K. und Sora, die Beine angewinkelt, eine Hand flach auf den Bauch gelegt und hielt die andere ausgestreckt der Sonne entgegen und ließ abwechselnd das Sonnenlicht durch ihre Finger strahlen während sie von all den überwältigenden Dingen schwärmte, die Amerika zu bieten hatte. „New York ist schon sehr überwältigend.“, endete Mimi gerade ihre Erzählung als die drei eine Stimme hörten, die ihre Namen rief. „T.K.! Mimi! Sora! Hey!“ Tai fuchtelte wild mit den Armen über seinem Kopf während er auf die kleine Gruppe zugerannt kam. „Da seid ihr ja! Ich hab versucht dich zu erreichen, Sora! Dann war ich bei dir Zuhause, weil du nicht ans Handy gegangen bist, aber deine Ma wusste auch nicht, wohin ihr verschwunden seid.“ Er beugte sich nach vorn, stützte die Hände auf den Knien ab und atmete schwer. „Ich hatte es schon fast aufgegeben und jetzt ...“ Er holte tief Luft, richtete sich auf und stützt die eine Hand in den Rücken. „Bis ich euch jetzt zufällig hier sitzen sah.“ Schwer ausatmend ließ er sich neben Sora auf der Mauer nieder. Diese lächelte ihn mit durch die Sonne leicht zusammengekniffenen Augen an. „Tut mir leid, aber ich hab mein Handy gar nicht mitgenommen. Hab ich irgendwie gar nicht dran gedacht.“ Sie zuckte ein bisschen mit den Schultern, schwang beide Beine auf die Mauer, winkelte sie an und zog die Knie nah an ihren Körper. „Jaja.“ Tai hatte die Unterlippe beleidigt nach vorn geschoben und verschränkte die Arme. „Gib doch zu, ihr wolltet mich nur nicht dabei haben!“ Er nickte mit dem Kopf zu Mimi, die sich nicht ein Stück bewegt hatte, seit Tai angekommen war und T.K., der sich mittlerweile an den Baum gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Hab dich nicht so! Du weißt genau, dass es keine Absicht war!“ Sora stieß ihm ihren Fuß sanft in die Seite, da sie mit ihrer Faust nicht an seine Schulter kam. Tai warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, schüttelte dann aber den Kopf und grinste die anderen beiden an. „Was war denn grad euer Thema, bevor ich euch gestört hab?“ Er beugte sich auf der Mauer nach vorn und machte einen Katzenbuckel. „New York!“, sagte Mimi und machte dabei eine große und vielsagende Handbewegung, die die Größe der Stadt widerspiegeln sollte. Sie saßen noch eine ganze Weile so im Park. Mimi erzählte, T.K. hörte geduldig und aufmerksam zu und Sora fing irgendwann an über die Mauer zu balancieren. Tai nahm ihre Hand und ging beschützend neben ihr her, damit sie nicht herunterfiel. Plötzlich vernahmen sie einen schrägen lauten Ton, der sich einen Augenblick später als der Anfangston eines fürchterlichen Liedes herausstellte. Mimi schoss vom Boden hoch und wühlte in ihrer Handtasche. „Ich habe eine Nachricht!“ Sora verlor fast das Gleichgewicht, Tai griff aber schnell mit der anderen Hand nach und Sora balancierte weiter. „Von wem ist sie denn? Einem heimlichen Verehrer?“ Sora stützte sich mit den Händen auf Tais Schultern ab als sie von der Mauer sprang und die beiden kamen rüber zu dem Baum unter dem sich die anderen befanden. „Sag schon!“ Sora ließ sich neben Mimi ins Gras fallen, Tai stellte sich zu T.K. an den Baum und musterte Mimi interessiert. Diese tippte schnell auf ihrem Handy rum und ließ es dann zurück in ihre Tasche sinken. Sie grinste die anderen an und ließ sich wieder nach hinten ins Gras sinken. „Das war niemand weiter.“ Sie machte eine abfällige Handbewegung, schloss die Augen und grinste weiterhin. Sora konnte das als Antwort nicht hinnehmen und bohrte weiter nach. „Wer war es? Und warum grinst du so? Da stimmt doch was nicht? Ich kenn' dich doch!“ Sora stieß ihre Freundin in die Seite. Mimi lachte kurz und wandte sich ab. „Nein, Niemand.“ Sie holte kurz tief Luft und stand dann auf. „Aber ich habe heute Abend wahrscheinlich ein Date!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)