Still loving you von Disqua ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Setos Konzentration an diesem und an den folgenden Tagen war quasi nicht vorhanden. Valons Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf und es war wahrlich zum Durchdrehen. Er wusste, er hatte damals einen Fehler gemacht und ihm war durchaus klar, dass dieser nicht einfach so wieder auszubügeln war. Dennoch hatte sich bisher keiner die Mühe gemacht, ihn zu fragen. Ja, er war in London und ja, er hatte den Kontakt so gut wie abgebrochen, aber er war erreichbar. Yami konnte ihn immer und jederzeit erreichen, also wieso kam sonst keiner auf die Idee, es zu tun? Es zu versuchen? Ihm alleine die Schuld für die Situation zu geben, war in seinen Augen dann doch ein klein wenig unfair, aber er war dies gewohnt und er versuchte es auszublenden, was ihm einfach nicht gelang. Das Image als Eisklotz konnte er sich so langsam aber sicher abschminken. Wobei, dies war er seit der Geburt seines Sohnes nicht mehr, auch wenn nur dieser in den Genuss seiner guten Seite kam. "Papa? Papaaaaa?" Seto blickte von seinem Laptop auf und sah seinen Sohn vor sich auf und abhüpfen. "Mokuba will, dass du zum Essen kommst und ich will das auch. Du sperrst dich ja fast hier in deinem Büro ein." Honda fuchtelte aufgeregt mit den Händen und schnappte sich dann Setos Hand, um ihn quasi aus dem Büro zu ziehen. Er sollte sein Arbeitszimmer in Zukunft vielleicht abschliessen. Sein Sohn hatte hier drin eindeutig nichts verloren, auch wenn er wirklich ein wenig Hunger hatte. "Sag mal Honda, wie fühlst du dich eigentlich hier?", wollte Seto nach einem Moment des Schweigens wissen. Er folgte seinem Sohn, war allerdings noch immer in Gedanken. Er fragte sich, ob es wirklich in Ordnung war, einfach wieder in Domino aufzuschlagen und Honda aus seiner gewohnten Umgebung zu reissen. "Ganz gut, alle sind nett und Roland ist mega toll." Seto nickte. Immerhin gefiel es seinem Spross, was schon sehr viel wert war. "Freust du dich auf die Schule?" Das Gesicht des Kleinen verzog sich für einen Moment, was Seto schmunzeln liess. "Muss das sein? Kann nicht Roland mich unterrichten?", wollte er dann neugierigerweise wissen und bekam ein belustigendes Kopfschütteln seines Vaters. Honda schien es hier wirklich sehr gut zu gehen, was ihn ziemlich beruhigte. "Gehst du nachher nochmals weg?", wollte dieser dann wissen. "Ja, ich muss kurz in die Firma, ich kann Onkel Mokuba ja nicht alles alleine machen lassen." Honda nickte verstehend und blieb einen Moment stehen. "Darf ich zu Onkel Yami?" Teilweise bekam Seto das Gefühl, dass sein Sohn mehr an den Personen in seinem Umfeld interessiert war, als an ihm selbst. Dabei gab er sich ja wirklich sehr viel Mühe. "Ich kann ihn fragen, ob er später Zeit hat, aber für heute Nachmittag wirst du dich leider mit Roland begnügen müssen." Honda nickte freudig. Roland war super, daher störte es ihn nicht. Gemeinsam gingen sie nun endlich was essen. Der Nachmittag verlief vorerst ruhig. Mokuba hatte ihn die letzten Tage wieder aufs Laufende gebracht, wobei sich nicht viel geändert hatte. Den Überblick hatte er auch in London nie wirklich verloren, war es immerhin seine Firma und so einfach liess er sich eigentlich nicht aus dem Konzept bringen. "Seto, sicher dass es dir gut geht?" Mokuba linste mit einem Auge zu seinem Bruder und bekam ein entnervtes Seufzen zur Antwort. "Ich mein ja nur, du starrst gerade auf den Bildschirm und deine Finger bewegen sich nicht und es sieht auch nicht danach aus, als würdest du gerade was lesen." Seto schüttelte kurz den Kopf, ehe er sich zu Mokuba umwandte. Sie brauchten beide ein eigenes Büro oder aber sie mussten sich gegenüber sitzen, so bekam er nur einen steifen Hals. "Ich glaube, bevor ich wieder richtig hier ankomme, muss ich mit Tristan und dem Rest alles klären. Es lässt mir tatsächlich keine Ruhe und normalerweise ist mir sowas doch egal. Ich werde wohl alt." - "Oder Honda hat dich einfach soweit verändert, dass du auf einmal mit Menschen mitfühlen kannst, Bruderherz." Seto hätte Mokuba für diesen Satz am liebsten den Hals umgedreht, aber er liebte seinen Bruder und ins Gefängnis wollte er nun wirklich nicht. "Wenn es dir wichtig ist, dann geb ich dir die Adresse von der Werkstatt, dann kannst du dich mit ihm aussprechen und wenn du überraschend auftauchst, dann kann er nicht einmal weglaufen." - "Ausser Wachhund Valon stellt sich mir in den Weg, was?" Mokuba zuckte mit den Schultern. "Er ist auch nur besorgt. Ich denke ein wenig nachvollziehen solltest du dies schon können. Ich hab damals nicht so viel mitbekommen, es war mir ehrlicherweise auch egal. Dein Leben ging mich in dem Sinne nichts an. Doch du musst es für dich offensichtlich klären und wenn da etwas zwischen euch steht, dann tu es." Seto fragte sich in diesem Moment, wann sein Bruder so erwachsen geworden war. Er hatte wirklich nichts mehr von dem kleinen süssen Jungen, den er hier zurück gelassen hatte ohne ein wirkliches Wort. Wenn er nur daran dachte. Er war gegangen, als Mokuba gerade mal 15 gewesen war. Sein schlechtes Gewissen meldete sich direkt. "Ich bin ein echt mieser Freund und ein noch schlechterer Bruder." - "Ich wurde auch gross ohne dich. Seto, du hast viel für mich getan, als ich klein war und mit Roland hatte ich einen verdammt guten Babysitter", stellte er dann klar. Er hegte keinen Groll auf Seto, im Gegenteil, er hatte durch sein Weggehen wachsen und sein Potential ausschöpfen und erkennen können. "Ich werde es dennoch wieder gut machen." Mokuba grinste erneut leicht. "Erst einmal, kümmerst du dich um deine Belangen hier. Yami hätte sicherlich gern ein wenig Zeit mit dir und dann hast du noch ein wichtiges Gespräch zu führen, sofern du an dem Wachhund vorbei kommst." Bei Tristan sah es nicht unbedingt anders aus. Seit ungefähr einer halben Stunde sass er vor seinem Motorrad und hatte einen Werkzeugschlüssel in der Hand. Es tat sich jedoch nicht sonderlich viel. "Du weisst schon, dass du das Ding auch benutzen musst, wenn du vorwärts kommen willst?", riss Valon ihn aus seinen Gedanken. Seine Konzentration litt. Valon hatte ihn schon zu niederen Arbeiten degradiert, weil er vor zwei Tagen beinahe einen Motor geschrottet hatte bei einem einfachen Ölwechsel. Daran war eindeutig nur Seto Schuld und das Wissen, dass dieser wieder in der Stadt war. Wie konnte ein einzelner Mensch einen so aus der Fassung bringen? Er war nicht einmal körperlich anwesend, aber alleine das Wissen, wieder im gleichen Land zu sein, reichte offensichtlich aus. "Du solltest mit ihm reden. Ich kann unmöglich alle Kunden alleine bedienen und aktuell kann ich noch die Ausrede bringen, dass es dir nicht sonderlich gut geht, weil du irgendwas verschleppt hast oder so, aber ewig kaufen uns die Kunden das auch nicht ab." Valon hatte recht, leider hatte Valon recht, aber wie sollte er mit Seto sprechen? Er konnte unmöglich einfach in dessen Büro spazieren und ihm eine Ansage machen. So war er einfach nicht und so würde er nie sein. Dieses Vorgehen passte zu Valon und Joey, aber nicht zu ihm. Bei dem Gedanken an Joey seufzte er ebenfalls leise auf. Den könnte er hier wirklich gut gebrauchen, aber sein bester Freund musste ja in die USA ziehen und auf glücklich machen. Er gönnte es ihm, keine Frage, aber aktuell könnte er ihn hier eindeutig besser gebrauchen. "Und Selbstgespräche führe ich auch nicht sehr gerne." Valon warf die Hände in der Luft und wollte eigentlich wieder gehen, als Tristan sich doch noch rührte. "Ich weiss nicht wie. Ich bin ja eigentlich nicht auf den Kopf gefallen, aber ich befürchte, wenn ich vor ihm stehe, dass ich kein einziges Wort heraus bringe oder ihm nicht das vermitteln kann, was ich eigentlich will ..." Tristan blickte Valon nicht an, sein Blick war immer noch auf das Motorrad vor ihm gerichtet. "Vermutlich werden die Worte dann kommen, wenn du ihn siehst. Du hast jetzt 9 Jahre gelitten, findest du nicht, es sollte langsam aber sicher aufhören? Einen Abschluss finden? Jetzt hast du die Möglichkeit dazu." Tristan nickte. Valon hatte recht. Zwar hatte er versucht, über Yami etwas rauszubekommen, aber dieser hatte wie immer abgeblockt und gemeint, es wäre eine Sache zwischen ihm und Seto. Valon hatte dieselbe Antwort erhalten, dessen Verführungskünste waren vermutlich schon einmal ein wenig besser gewesen. "Ich rufe morgen Mokuba an und fahre bei ihm vorbei. In der Villa kann er mir nicht abhauen, zumal er dort eher er selbst ist als in der Firma." Nun war es an Valon zu nicken. Wenigstens hatte sich Tristan dazu entschlossen es anzugehen, auch wenn er Mokuba da eigentlich raushalten sollte. Dieser wusste immerhin so gut wie gar nichts von der Sache. Setos Tag war eigentlich seit dem Gespräch mit seinem Bruder gelaufen. Dieser schickte ihn tatsächlich nach Hause, was Seto allerdings nicht einsah. Er wollte, musste sich ablenken und am Ende entschied er sich dafür, bei Yami vorbei zu schauen. Roland würde mit seinem Sohn für heute noch klar kommen, da war er sich ziemlich sicher. Vor Yamis Haustür war er sich dann allerdings ein wenig unsicher. Er war es sich ja gewohnt, dass dieser Besuch hatte, aber normalerweise störte er ihn beim Sex und nicht bei einem lautstarken Streit. Er wäre allerdings nicht Seto Kaiba, wenn er sich davon abhalten lassen würde. Er klingelte, einmal, zweimal, sogar ein drittes Mal, ehe sich die Tür öffnete und Yami in dieser stand. "Du kommst ungünstig", wurde er begrüsst und hörte im Hintergrund Bakura noch lautstark wettern. "Euer Drama muss warten, meines ist nun wichtiger, also biete ich dir eine unglaubliche Chance, mich jetzt zu begleiten und was Essen zu gehen oder du streitest dich einfach weiter." Yami liess sich dies nicht zweimal sagen und schnappte sich seine Jacke. Bakura lief ihm nicht weg, im Gegenteil, der würde seinen Standpunkt noch öfter deutlich machen. "Bakura, ich brauche eine Pause, überleg dir gute Argumente, bis ich wieder da bin, die bisherigen sind absoluter Müll." Noch ehe dieser was sagen konnte, schloss Yami die Tür hinter sich und folgte Seto zu dessen Wagen. "Was war das eben?", wollte Seto nach einem Moment des Schweigens wissen. "Wir haben ein paar Meinungsverschiedenheiten." Seto schüttelte den Kopf. "Das habe ich gehört, aber wieso? Ihr redet doch sonst so gut wie nichts." Nun war es an Yami den Kopf zu schütteln. "Immer mehr, Seto. Das Problem liegt vermutlich daran, dass wir reden. Du weisst, ich liebe diesen Trottel, aber eine feste Beziehung will er nicht. Er will frei sein und seinen Spass haben." - "Was ich noch immer nicht verstehe, wieso du dich auf so einen Schwachsinn eingelassen hast", unterbrach ihn Seto, während er den Wagen startete und los fuhr. "Genau da liegt ja das Problem. ER will seinen Spass haben, aber wehe ich habe ihn auch mit wem anderen, gibt es direkt solche Diskussionen. Gut, ich muss gestehen, es ist vielleicht nicht sehr fair von mir, mit einem Kumpel ins Bett zu steigen, aber vielleicht checkt er dann endlich, was er an mir hat." Seto sagte zu dem Thema erst einmal nichts. Er verstand das Konzept einer offenen Beziehung nicht. Entweder man war für einander da und wollte nur sich oder man liess es bleiben ... "Wer?", fragte er dann doch nach. "Valon." Seto machte beinahe eine Vollbremsung, weil er beinahe eine rote Ampel übersehen hätte. "Das könnte Probleme geben", stellte er dann fest und ignorierte Yamis leicht geschocktes Gesicht. "Klär das", mehr sagte Seto dazu nicht. Ihm war natürlich aufgefallen vor ein paar Tagen, wie sein Bruder Valon angesehen hatte und wie wichtig es ihm war, dass dieser Vertrag bestehen blieb. "Wieso entführst du mich eigentlich zum Essen?", wechselte Yami das Thema, bekam allerdings vorerst keine Antwort, erst als sie das kleine Restaurant betraten und Platz genommen hatten. "Ich muss mit Tristan reden und ich hab keine Ahnung, wie ich dies anstellen soll." Yami lehnte sich leicht im Stuhl zurück, irgendwie hatte er gehofft, die Worte seines besten Freundes zu hören, aber andererseits. Früher wäre es Seto egal gewesen, was sein Gegenüber von ihm denken könnte. Er hatte ihm die Meinung gesagt, egal ob man sie hören wollte oder eben nicht. "Man merkt erst, wie sehr die Zeit vergeht, wenn man einer Person gegenüber sitzt, die lange nicht da war", stellte er dann kurz fest und sein Blick suchte den von Seto. "Hör zu, du musst mit ihm reden. Es scheint mir, als hättet ihr beide es nicht verarbeitet. Tristan hat mich auch schon gefragt, ebenso Valon mit sehr unkonventionellen Methoden, aber da es eine Sache zwischen euch ist, müsst ihr sie klären. Er kann nicht damit abschliessen, weil er keinen Grund weiss, und du? Wieso kannst du es nicht?" Seto dachte sich in diesem Moment, dass es eindeutig ein Fehler gewesen war, mit Yami darüber sprechen zu wollen. Ein Mann, der seit zehn Jahren eine Affäre oder eher eine offene Beziehung hatte, sollte ihm bei so einem Problem helfen? "Ich weiss es nicht. Ich dachte eigentlich, es wäre alles in Ordnung, aber hier wurde ich als Erstes wieder mit seinem Namen konfrontiert und es wirft mich eindeutig mehr aus der Bahn, als ich geglaubt hätte. Kannst du dir das vorstellen? Der grosse Seto Kaiba, eiskalter Geschäftsmann, lässt sich von der Präsenz einer einzigen Person komplett durcheinander bringen." Yami schmunzelte. "Ja, weil er dir sehr wichtig ist, noch immer. Ich kenne dich besser als jeder andere. Nur ich wusste, dass ihr in der Schule zusammen kamt und eine heimliche Beziehung geführt habt. Er war deine erste grosse Liebe. Die vergisst man nicht so einfach, Seto." Dieser wurde beinahe ein wenig rot, als Yami es so deutlich aussprach. Er fühlte sich augenblicklich wieder wie ein Teenager, dabei war er über diese Phase längst hinaus, ja hatte er sie gar übersprungen. "Rede mit ihm. Er wird dir Vorwürfe machen, ja, aber er wird dir auch zuhören. Vielleicht wird er dich sogar verstehen, aber wichtig ist, rede mit ihm und nun, lass uns Essen, ich brauche Kraft für meinen Nichtfreund." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)