Der Hutmacher von Kekune ================================================================================ Kapitel 2: Schnee wie Asche --------------------------- Kapitel 2: Schnee wie Asche Sie waren tatsächlich fertig geworden und Hauro hatte den Hut in schneeweißes Geschenkpapier verpackt. Es sah gewöhnungsbedürftig aus, aber er hatte sein ganzes Herzblut hineingesteckt. Mit schnörkeliger Schrift schrieb er ihren Namen in schwarzer Tinte. Sophie, funkelte die noch nasse Farbe kontrastvoll auf der weißen Oberfläche. Als hätte sie es geahnt, erschien Sophie im Wohnzimmer. Der Morgen war noch früh und sie hatte ihr Nachthemd bereits durch ihr Alltagskleid ersetzt. „Guten Morgen! Warum seit ihr schon so früh wach?“, fragte sie mit einem skeptischen Blick zu Markl, der in seinem Schlafanzug auf einem der Stühle eingeschlafen war. Es sah ziemlich ungemütlich aus wie er dort leise schnarchte. Sie zog eine Augenbraue in die Höhe, als sie realisierte, dass Hauro diese Nacht gar nicht zu Bett gegangen war. Beide ihrer Jungs waren normalerweise die totalen Langschläfer. Mit langsamen Schritten näherte sie sich einem der Fenster und zog den Vorhang beiseite, der den Raum zuvor in Dämmerlicht getaucht hatte. „Die Asche sieht heute wirklich aus wie Schnee.“, stellte sie fest. „Es verwirrt mich noch immer.“ Hauro lächelte. Das Klappern der farbigen Drehscheibe erweckte Sophies Aufmerksamkeit. Diese drehte sich immer wieder und wollte einfach nicht still stehen. Hauros Lächeln verwandelte sich in ein breites Schmunzeln, als sie plötzlich stoppte und ein neues Feld offenbarte: Es war weiß. So weiß wie die dicken Flocken vor der Fensterscheibe, aus der Sophie eben noch geschaut hatten und die sie für Asche hielt. So weiß wie Schnee. „Komm!“, sagte er, als er den Raum durchquerte und ihr eine vertraute Hand auf die Schulter legte. „Ich will dir heute etwas zeigen.“ Hauro öffnete die Eingangstür, vor der sich die eisige Natur eines Winterlandes erstreckte. Keine durch Asche hervorgerufene Täuschung, die die kalte Jahreszeit herbeisehnte, sondern echter, kalter Schnee. Der Rauch von warmem Atem in der Luft wurde deutlich und eine Eisschicht, die jegliches Wasser wie Glas bedeckte, schimmerte. „Hauro, das ist wunderschön!“, sagte Sophie. Sie spürte den Schnee kalt auf ihrer Haut und dieses Mal war es wirklich Schnee, der den Himmel zierte und ihr diese Empfindung entlockte. „Ich habe das so sehr vermisst.“ Gemeinsam liefen sie über den Steinweg, dessen Oberfläche von weißem Puderzucker bedeckt war, der Frost der naheliegenden Felder funkelte in Sophies Augen. Zusammen mit der Freude über die wiedergewonnene Regelmäßigkeit und der Schönheit, mit der sie sich nun konfrontiert sah, strahlte Sophie wie ein kleines Kind. „Ich habe noch ein Geschenk für dich.“, sagte Hauro und nahm ihre Hand, um das weiße Päckchen hineinzulegen. „Er ist ziemlich schief geworden.“, sagte er, als Sophie das Papier öffnete und den Hut betrachtete. „Nein, er ist perfekt so.“, antworte sie und zog den Hut sogleich auf. In ihren silbernen Haaren hatten sich bereits Schneeflocken verfangen, die sie noch heller erstrahlen ließen. „Er passt wundervoll zu deinen Haaren.“, sagte Hauro. Sophies Arme ergriffen ihn, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Genauso wie du perfekt so bist, auch wenn du mir das vielleicht nicht glauben magst.“, flüsterte sie in den Kuss hinein. Ein magischer Schneesturm hüllte sie in einen weißen Wirbel ein, der versuchte, diesen Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Ein gemeinsamer Moment, der ihnen solange gehörte, bis ein Schneeball Hauro am Hinterkopf traf. Als er sich umdrehte, grinste Markl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)