Schmerzliche Wahrheit von Lilithen ================================================================================ Kapitel 12: Normalität ---------------------- Entspannt warf Sasuke einen Blick in den hohen Kochtopf und rührte die leicht köchelnde Flüssigkeit durch. Es würde noch etwas dauern, bis das Essen fertig war, aber das machte ihm nichts, Naruto schlief eh noch. Wahrscheinlich würde der blonde Chaot das auch noch eine Weile tun, denn der Uzumaki war nun einmal ein Langschläfer. Ganz im Gegensatz zu dem Schwarzhaarigen. Er war schon vor Stunden wach geworden, sanft, ohne irgendwelche Alpträume. Sasuke wusste, dass es an dem Uzumaki lag. So chaotisch sein bester Freund auch war, die bloße Anwesenheit des Älteren beruhigte ihn. Schon seit einer Woche war Naruto hier, sprach mit ihm, schlief mit ihm in einem Bett und gab dem Uchiha das wunderbare Gefühl von Normalität. Ein leichtes Schmunzeln überkam ihn, als er sich das Durcheinander auf dem niedrigen Couchtisch besah. Wild lagen die Schulutensilien von Naruto darauf verteilt, denn der andere hatte ihm tatsächlich weiß machen wollen, dass er nur hier blieb, um mit dem Uchiha zu lernen. Das war eine Lüge, ganz eindeutig, aber Sasuke hatte sie einfach hingenommen. Offengestanden amüsierte es ihn sogar, wie verbissen sein bester Freund versuchte daran festzuhalten. Dabei war es mehr als deutlich, besonders in den Ferien. Naruto hatte noch nie in den Ferien gelernt. Kurz verzog der Jüngere das Gesicht, als er sich fragte, ob seine Lügen auch so offensichtlich gewesen waren. Sasuke wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, viel lieber wollte er diese entspannte Atmosphäre genießen und sie in die Länge ziehen. Dennoch kam er nicht umhin nachzudenken. Sein Verstand arbeitete wieder. Es war ein schleichender Prozess gewesen und dann vor zwei Tagen, hatte er einfach vor vollendeten Tatsachen gestanden – der rational denkende Teil von ihm war wieder da. Eigentlich sollte es ihn freuen, denn das hatte er ja gewollt. Seit seinem ersten Treffen mit Tsunade hatte er nachdenken wollen, verstehen wollen. So sehr hatte Sasuke sich das gewünscht und jetzt, wo dieser Charakterzug von ihm endlich wieder griff, wollte er eigentlich nur noch, dass es aufhörte. Denn er konnte es nicht kontrollieren, nicht abstellen. In jedem Moment der Stille dachte Sasuke nach. Über das was war und darüber wie es nun weiter gehen sollte. Es war frustrierend. Nicht, dass er in Gedanken jede Situation, jede verdammte Erinnerung erneut durchspielte, sondern dass er keine Antworten fand. Das bloße Nachdenken brachte ihm gar nichts und doch konnte er einfach nicht aufhören. Zumindest nicht solange es Still um ihn herum war. Die Anwesenheit des Blonden half ihm sich abzulenken, aber in den paar Stunden am Morgen brachte sie ihm nichts, denn in ihnen war er allein. Aber das war okay, damit kam er mittlerweile zurecht. Fast schon automatisch schaltete er den Fernseher an und ließ irgendwelche Nachrichten im Hintergrund laufen. Es war nicht ideal, aber es war besser, als Naruto zu wecken. Der Uzumaki sollte ruhig weiterschlafen, das hatte er sich verdient. Mit halben Ohr hörte er der Nachrichtensprecherin zu. Irgendwas über Sport, es interessierte ihn nicht. Das einzige was zählte war, dass es seine Gedanken davon abhielt die Oberhand zu gewinnen. Entspannt wendete er sich wieder dem Essen zu und musste sogar grinsen, als er sich die Reaktion des Blauäugigen vorstellte. Sasuke wollte seinem besten Freund einen Gefallen tun, deshalb war er heute Morgen auch schon einkaufen gegangen, obwohl ihm nicht wohl dabei gewesen war. Es war wahrscheinlich lächerlich, immerhin war das hier eine riesige Stadt, aber seitdem er seinem Vater direkt in die Arme gelaufen war, ging er nur noch ungern auf die Straße. Auch heute hatte er sich viel zu oft umgesehen und gefühlt in jede Gasse geschaut, ehe er an ihr vorbei gelaufen war. Lächerlich und paranoid, aber Sasuke konnte nichts dagegen tun. Sein Körper reagierte von allein. Kurz schüttelte er mit dem Kopf und machte sich dann daran die nächsten Zutaten kleinzuschneiden. Er konzentrierte sich darauf, lauschte nebenher noch immer dem Fernseher und spürte kurz darauf, dass er sich wieder entspannte. Das gefiel ihm. Vielleicht war sie nur scheinheilig, aber sie gefiel Sasuke trotzdem – diese friedliche Normalität. Nur zu genau erinnerte er sich daran, wie seine Mutter damals immer in der Küche gestanden hatte. Sasuke hatte sie beobachtet. Wann immer seine Zeit es zugelassen hatte, war er bei ihr gewesen und hatte ihr geholfen. Dabei war es ihm weniger um das Zubereiten der Mahlzeit gegangen, der Schwarzhaarige hatte einfach nur gerne Zeit mit ihr verbracht. Irgendwie fühlte er sich ihr gerade unheimlich nahe. Wahrscheinlich war auch das lächerlich, allerdings könnte es ihn nicht gleichgültiger sein. Viel lieber gab er sich dem hin. Führte genauso präzise die einzelnen Arbeitsschritte aus, wie sie damals. Das hatte der Uchiha schon seit einer Ewigkeit nicht mehr getan. Vorsichtig ließ er die Nudeln in das kochende Wasser gleiten, eher er aus der offenen Küche trat und die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Seine Mundwinkel hoben sich noch ein Stück mehr, als er in das schlafende Gesicht von Naruto sah. Der andere hatte sich mittig auf der Matratze breit gemacht, alle Viere von sich gestreckt und atmete in gleichmäßigen Zügen. Der Schwarzhaarige blieb einen kleinen Moment im Türrahmen stehen und beobachtete ihn einfach nur. Er war froh, dass Naruto bei ihm war und vielleicht, wenn sich seine Situation irgendwann wieder eingependelt haben sollte, könnte er dem Blondschopf offen sagen, wie dankbar er ihm war. Ja, vielleicht irgendwann. Bis dahin war alles was er tun konnte, so ehrlich wie möglich zu ihm zu sein und etwas zu kochen, von dem er wusste, dass Naruto es wirklich mochte.   Er ließ die Tür offen, als er sich wieder daran machte an den Herd zu gehen. Ohne darauf zu achten leise zu sein, holte er zwei Schüsseln aus einem der Hängeschränke. Es wunderte ihn immer noch ein bisschen, wie gut er sich mittlerweile in dieser Wohnung auskannte. Zugegeben, Sasuke fühlte sich hier noch immer nicht Zuhause, aber wenn er ehrlich war, hatte er das auch nicht bei seinem Vater. Seit Jahren hatte Sasuke zwar ein Dach über dem Kopf gehabt, aber kein Zuhause. Da war ihm diese Wohnung eindeutig lieber. Zwar hatte ihn der zweite, abgeschlossen Schlafraum zu Anfang wirklich Unbehagen bereitet, jedoch hatte Sasuke sich erschreckend schnell damit abgefunden. Er fragte sich zwar immer noch, was hinter der abgeschlossenen Tür war, jedoch kam er auch gut damit zurecht es nicht zu wissen. Außerdem waren die zahlreichen Theorien des Blonden dazu immer wieder amüsant. Meist total abwegig, aber dennoch amüsant. Wahrscheinlich befanden sich dort einfach nur persönliche Gegenstände vom eigentlichen Mieter. „Oh mein Gott, was riecht hier so gut?“ Naruto stand im Wohnzimmer, nur in Boxershorts und T-Shirt gekleidet und kratze sich abwesend am Bauch. Er sah genauso verschlafen aus, wie er sich anhörte und doch erkannte der Schwarzhaarige das kleine Funkeln in den Augen, als der Ältere erneut schnupperte. „Oh Sas!“ Mit schnellen Schritten war sein momentaner Mitbewohner in der Küche und hob auch schon den Deckel des Kochtopfs an. Das ohnehin schon breite Grinsen auf dessen Gesicht wurde noch eine Spur ausladender und Sasuke fragte sich, ob er einschreiten sollte, denn er war sich nicht sicher, ob Naruto nicht gleich einfach anfangen würde zu sabbern. „Ist es das, was ich denke was es ist?“, wurde die unnötige Frage gestellt. „Es ist zumindest kein Kuchen.“ „Meh, Sas. Spiel nicht mit mir. Bei Ramen hört der Spaß auf, das weißt du. Oh verdammt, ist das nach dem Rezept deiner Ma?“ Sasuke musste sich stark zusammenreißen, um nicht aufzulachen. Der Uzumaki hing noch immer über dem Topf und atmete genüsslich den Duft ein. Es sah fast so aus, als würde der Idiot gleich direkt in die Suppe springen und darin baden wollen. „Ja und jetzt geh dich fertig machen, sonst esse ich allein.“ Empört wurde er angesehen. „Das würdest du dich nicht wagen.“ „Und wie ich das würde“, erwiderte er so monoton wie möglich, „Du hast genau 5 Minuten.“ Tatsächlich kam sofort Bewegung in den Blonden. Er stolperte beinahe über seine eigenen Füße, als er schon fast ins Bad rannte. Nun lachte Sasuke doch. Nur leise, aber hörbar. Irgendwie kratzte der Laut in seinem Hals, aber das war ihm egal. Ebenso wie es ihm egal war, dass er dieses Lächeln nicht aus seinem Gesicht bekam. Weder als er die Nudeln abschüttete, noch als er sich daran machte die Schüsseln zu befüllen. Dieses Lächeln blieb einfach. Fein säuberlich drapierte er die verschiedenen Zutaten in dem hohen Porzellan und goss anschließend alles mit der Brühe auf. Noch immer lief der Fernseher, mittlerweile ging es um einen umstrittenen Gesetzesentwurf. Auch jetzt hörte Sasuke nur flüchtig zu, während er den Tisch deckte und sich kurz darauf setzte. Ein Lautes Poltern kam aus dem Bad, aber Sasuke ignorierte es. Fast jeden Morgen war es das gleiche mit dem Älteren. Es grenzte fast schon an ein Wunder, dass in der letzten Woche nichts zu Bruch gegangen, oder sein bester Freund sich ernsthaft verletzt hatte. “Nach langen Verhandlungen kam es nun endlich zu einer Einigung. Heute Morgen hat Uchiha-Industries die Aktienmehrheit der Immobiliensegelschaft Konoha erstanden.“ Abrupt fuhr sein Kopf zum Fernseher. Schlagartig galt seine komplette Aufmerksamkeit diesem Beitrag und unweigerlich stieg in ihm ein ungutes Gefühl auf. Sein Vater hatte noch nie viel vom Immobilienhandel gehalten. Egal wie sicher und konstant der Markt war, Fugaku hatte sich stickt geweigert darin zu investieren. “Ob und wie sich dieser Handel wirtschaftlich auswirkt ist noch nicht bekannt. Experten schätzen jedoch, dass es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme des Firmenchefs handelt. Seit Anfang des Jahres hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Akatsuki in den vorherrschenden Wirkungsbereichs der Uchiha-Industries expandieren will. Der Konkurre-“ Das Bild wurde schwarz. Trotzdem schaffte er es nicht wegzusehen. Wenn Akatsuki wirklich ihren Wirkungsbereich bis hier her ausbreiten wollen würde, wäre der Kauf von Konoha keine Absicherung. Nüchtern betrachtet wäre es sogar ein Zusatzrisiko. Sasuke wollte sich nicht einmal vorstellen, was für eine Summe Fugaku in die Hand genommen haben muss. Konoha war eine große Immobiliengesellschaft, eigentlich war sie sogar die Immobiliengesellschaft. Das ergab einfach keinen Sinn. „Denk nicht darüber nach“, riss Naruto ihn aus seinen Gedanken, „Das ist es nicht wert.“ Ein leises Stuhlscharren setzte ein und kurz darauf griff der Uzumaki über den Tisch. Sanft umschloss der andere die Finger des Schwarzhaarigen. Nur eine kleine Berührung, aber sie reichte aus, um den Uchiha aus seiner Starre zu lösen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie verkrampft er eigentlich war. Tief atmete er durch, schüttelte kurz den Kopf und versuchte sich zu sammeln. Naruto hatte recht, er sollte darüber nicht nachdenken. Nicht jetzt und am Besten auch nicht zu einem anderen Zeitpunkt. Trotzdem hatte Sasuke ein komisches Gefühl in der Magengegend. Wahrscheinlich völlig zu unrecht. Die Geschäfte seines Vaters hatten ihn nie wirklich interessiert, aber dieser Schritt widersprach Fugaku einfach in jedem Punkt. Hart musste er schlucken. Was, wenn sein Vater bald wissen würde wo er war. Was, wenn er plötzlich vor der Tür stehen würde? „Hey, sieh mich an“, forderte der Uzumaki und als er dem zögerlich nach kam, sah er nur zu deutlich das aufmunternde Lächeln des Älteren. „Er ist nicht hier, okay. Was gut ist, weil ich ihn mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Fenster werfen würde und dann würde die Polizei kommen und mich festnehmen. Das wäre echt mies, denn seien wir ehrlich, ich sehe viel zu gut aus fürs Gefängnis. Stell dir mal vor was passiert, wenn die anderen Häftlinge das mitbekommen. Nein, nein, ich möchte nicht angetatscht werden. Außerdem hatte ich noch keine Ramen, das geht nicht.“ Irritiert blinzelte Sasuke, bei dem leidenden Gesichtsausdruck, der ihm entgegengebracht wurde. Das war einfach-, Naruto war einfach-, einfach ein Idiot. „Oh bitte, als ob dich einer von denen anfassen würde.“ Entrüstet riss der Uzumaki die Augen auf. Immer wieder öffnete er den Mund und schloss ihn kurz darauf wieder. Sasuke hatte wirklich Mühe bei diesem Anblick nicht zu lachen, anscheinend hatte es dem Älteren die Sprache verschlagen. Sollte ihm recht sein, irgendwie hatte der Chaot das verdient, auch wenn Sasuke zugeben musste, dass das ungute Gefühl in seiner Magengegend vollkommen verschwunden war. „Du bist so ein Arsch, echt jetzt.“ Sasukes Mundwinkel zuckten kurz, aber er schaffte es den Impuls zu unterdrücken. Es war erstaunlich wie leicht es ihm fiel mit Naruto umzugehen, mit ihm zu reden. Wirklich wundern tat es ihn jedoch nicht. So war es schon immer zwischen ihnen gewesen. Mit einem resignierten Seufzer ließ der Uzumaki seine Hand los und machte sich daran die Nudelsuppe zu essen. Wobei verschlingen weitaus treffender war. Naruto war nie wirklich ein Meister der Tischmanieren gewesen, aber augenscheinlich hatte sich nun auch der letzte Rest von diesen verabschiedet. Irgendwie erinnerte ihn dieses Verhalten an Suigetsu, nur mit dem Unterschied, dass es ihn bei seinem besten Freund nicht annähernd so störte. „Jetzt ist es offiziell“, unterbrach der Blondschopf seinen Futterrausch und das Grinsen, dass ihm entgegengebracht wurde ließ Sasuke übles ahnen, „Wir sind ab sofort verheiratet.“ „Nein“, widersprach der Schwarzhaarige schlicht und aß unbekümmert weiter. „Oh doch. Du hast mir mit Abstand die besten Ramen auf der Welt gemacht. Da kommst du nicht mehr raus, Sas. Das hier ist jetzt einen solide Ramen-Ehe.“ Kurz ließ der Schwarzhaarige die Aussage auf sich wirken, bevor er skeptisch die Stirn in Falten legte. „So etwas gibt es nicht mal.“ „Ach komm, du willst es doch auch.“ Spielerisch zwinkerte Naruto ihm zu und zog danach seine Augenbrauen in einem miserablen Flirtversuch nach oben. „Hast du 'nen Schlaganfall?“, fragte Sasuke ihn mit nüchterner Stimme. Unbeschwert lachte der Blauäugige auf. „Kein Wunder, dass die Mädels dich für 'nen Eisklotz halten. Zum Glück besteht eine Ehe auf gegenseitiger Akzeptanz, also kann ich damit umgehen.“ „Wir sind nicht verheiratet.“ „Rede dir das ruhig ein“, winkte der Uzumaki bloß ab, verschwand aus Sasukes Sichtfeld und setzte dazu an sich summend eine zweite Portion Ramen aufzutischen. „Wir sind nicht verheiratet, Naruto.“ Aber der Uchiha wurde einfach übergangen. „Als Hochzeitsreise könnten wir ja heute in die Stadt. Ganz romantisch an den Crêpestand in der Innenstadt“, sinnierte der Blonde einfach unbekümmert weiter. „Nein.“ „Oh doch.“ Mit einem dumpfen Ton stellte der Uzumaki seine aufgefüllte Schüssel auf den Tisch. Sasuke nahm es zurück. Die Anwesenheit des Blonden war nicht entspannend, sie war einfach nur nervig. Kaum zu fassen, wie stur der andere sein konnte. „Naruto“, eine unausgesprochene Warnung lag darin, aber den Angesprochenen schien das nicht zu kümmern, im Gegenteil. Herausfordernd sahen der Ältere ihm ins Gesicht. „Sasuke.“ „Nein“, beharrte er weiter. „Wir können danach auch in den Buchladen. Komm schon, ich weiß genau, dass du Buchläden magst“, lockte Naruto ihn. Tatsächlich dachte der Schwarzhaarige darüber nach. Er hatte schon lange kein Buch mehr gelesen und sein bester Freund hatte recht, Sasuke mochte Buchläden. Trotzdem schüttelte er kurz darauf verneinend mit dem Kopf. „Ich hab keine Lust.“ „Denk an die Bücher. So viele davon und sie warten nur darauf von dir angefasst zu werden.“ „Nein.“ Übertrieben frustriert atmete der Uzumaki aus und Sasuke könnte schwören, ein hämisches Lächeln gesehen zu haben. „Du wirst mit mir in die Stadt gehen, Babe.“ Fast schon schockiert sah Sasuke seinen besten Freund an. „Naruto Uzumaki, wag es dich ja nicht mich nochmal so zu nennen“, drohte er mit kalter Stimme. Der Effekt blieb jedoch aus. „Wie soll ich dich nicht nennen, Babe?“ „Lass das“, ermahnte Sasuke ihn erneut. „Gefällt dir Honey besser?“ Warnend hob er eine Augenbraue. Er wusste, dass Naruto ihn nur versuchte zu provozieren und der Schwarzhaarige musste zugeben, dass es ihm auch gelang. Der Blauäugige wusste einfach, wie er ihn auf die Palme bringen konnte. „Oder bist du eher der traditionelle Typ, Schatz?“ „Lass es.“ Er klang genervt, mehr als das sogar und wahrscheinlich wären die Meisten spätestens jetzt auf Abstand gegangen, aber er sprach nun einmal mit Naruto. „Gehen wir in die Stadt?“ „Nein.“ „Das ist unfair, Hase.“ Ruckartig stand Sasuke auf. Er musste hier weg, sonst würde er seinen Kindheitsfreund gleich mit etwas bewerfen. Hart und mit dessen Kopf als Ziel. Der Uchiha hasste Spitznamen. Es hatte schon ewig gedauert, bis er die Abkürzung Sas akzeptiert hatte. Zwar war es nur Naruto der ihn so nannte und offengestanden mochte er das sogar irgendwie, aber das reichte ihm schon. Ganz zu Schweigen davon, dass diese Kosenamen einfach nur lächerlich waren. Wütend stellte er sein Geschirr in die Spüle und zuckte beinahe zusammen, als er sich wieder umdrehte. Der Uzumaki stand genau vor ihm, nicht einmal einen ganzen Meter entfernt und sah ihn mehr als leidend an. Natürlich konnte der Blonde es nicht auf sich beruhen lassen, immerhin war das seine Art. „Du kannst nicht bei unserem ersten Ehestreit einfach abhauen.“ „Wie gut, dass wir nicht verheiratet sind.“ Erfolglos versuchte er an dem Älteren vorbei zu kommen. „Komm schon, lass uns raus gehen und was erleben.“ Motiviert hob der Uzmaki seine Faust in die Luft und öffnetet damit einem Lücke, die Sasuke nur zu gern nutze. Schnell hatte er sich vorbei geschlichen und verschwand direkt im Bad. Er würde jetzt einfach in die Wanne gehen und Naruto ignorieren. Irgendwann würde der Uzumaki schon aufgeben. Sasuke musste nur lange genug abwarten. Mit einem energischen Klicken schloss er die Holztür hinter sich ab und lobte sich gedanklich dafür, dass er schon gestern Wechselkleidung hier deponiert hatte. Er konnte noch immer nicht ganz fassen, was genau Naruto sich gerade zusammen gesponnen hatte. Als ob sie beide heiraten würden. Das war kindisch, trotzdem brachte es ihm zum schmunzeln. Eine Konsequenz, die er versuchte mit einem Kopfschütteln loszuwerden, während er den Wasserhahn aufdrehte. Mit Genugtuung registrierte er, dass das Rauschen jedes mögliche Geräusch seines Gastes übertönte und als er sich schlussendlich in das warme Wasser gleiten ließ, war er beruhigt, dass Naruto immer noch still war. Genüsslich legte er den Kopf in den Nacken und ließ sich tiefer in das warme Nass sinken. Sasuke hatte es doch gewusst, er musste dem Blondschopf einfach nur eine gewisse Zeit ignorieren. Allerdings hatte er sich wohl etwas zu früh gefreut. „Ach komm schon, dass wird lustig.“ Dumpf drang die Stimme von Naruto durch die geschlossenen Tür. Genervt atmetet der Schwarzhaarige aus. Er würde darauf einfach nicht reagieren. „Wir müssen ja nicht direkt in die Stadt. Das Einkaufszentrum wäre auch okay. Wir können auch zuerst in den Buchladen. Ich verspreche auch feierlich, dass ich ganz still bin und dich in Ruhe gucken lasse. Du kannst dir so viel Zeit lassen wie du willst, echt jetzt. Du wirst kein einziges Wort von mir hören. Ich werde so still sein, dass du nicht mal merkst, dass ich da bin. Das wird lustig. Ach was, das wird super lustig. Nur du und ich. Da gibt’s auch 'nen Crêpestand, ich kann mir ja da einen holen und für dich finden wir bestimmt auch was. Außerdem werde ich dich irgendwie abschirmen. Ich weiß ja, dass du Menschenmassen nicht magst, aber ich hab dich die ganze Zeit im Auge, echt jetzt. Sollte dir irgendjemand zu nahe kommen, schubs ich den einfach weg, bevor er dich anrempeln kann. Also wenn das nicht Einsatzbereitschaft ist, weiß ich auch nicht.“ Er musste das ausblenden, einfach ignorieren. Sasuke versuchte es wirklich, aber der Redestrom ebbte einfach nicht ab. Sogar als er vollkommen im Wasser untertauchte, konnte er noch die nervige Stimme hören. „Oder du guckst die einfach böse an, dann gehen die wahrscheinlich nie mehr raus, aber das ist ja dann nicht dein Problem. Meinetwegen kannst du die Leute auch mit was abwerfen und es dann auch mich schieben. Wobei warte, nachher verletzt du die wirklich und dann werde ich angezeigt, oder so. Das muss nicht sein, ich will wirklich nicht ins Gefängnis. Denn ich sehe viel zu gut aus und es ist mir egal was du dazu sagst, du Penner. Verdammt, so war das nicht gemeint, du bist kein Penner, streich das.“ Ruckartig tauchte er wieder auf und fuhr sich resigniert über das Gesicht. Sasuke war genervt und wenn er ehrlich war, fing er auch langsam an wütend zu werden. Warum musste ausgerechnet er mit so einer Nervensäge gesegnet worden sein? „Du bist super, Sas. Genau deshalb wird der Tag heute auch super, weil du dabei bist, verstehst du? Alles was mit dir zu tun hat kann nur super werden und so. Auch wenn du manchmal ein Arsch bist. Also ein positiver Arsch, du weißt schon wie ich das meine. Hey, hörst du mich überhaupt?“ Demonstrativ hämmerte der Blondschopf gegen die Tür und sorgte dafür, dass Sasuke entnervt das Gesicht verzog. Er musste standhaft bleiben, er hatte immerhin auch einige Sitzungen mit diesen drei Idioten ausgehalten, also würde er das mit Naruto auch schaffen. Immer wieder redete er sich das ein, auch wenn es seinem Geduldsfaden kein Stück entlastete. „Komm schon, du musst auch nicht zeigen, dass du Spaß hast. Wir wissen natürlich beide, dass du den hättest, aber das wäre unser Geheimnis. Du müsstest nicht mal laufen, ich trag dich aus huckepack, oder so. Nicht wie ein Mädchen, sondern so richtig männlich und-“ „Was stimmt nicht mit dir?“ Sasuke schrie die Frage schon fast und auch wenn er die Absicht hatte einschüchternd zu klingen, hatte sein Ausruf eher etwas leidendes. Wie schaffte es der Uzumaki bloß so viel sinnloses Zeug von sich zu geben? „Oh, du lebst noch, sehr gut. Also wie gesagt-“, setzte sein bester Freund erneut an, wurde aber direkt wieder unterbrochen. „Wie kann man dich aus stellen?“ „Indem wir in die Stadt gehen.“ „Oder ich ertränke dich einfach in der Badewanne.“ „Oho, gemeinsames Baden in den Flitterwochen. So hätte sich dich überhaupt nicht eingeschätzt, Sas.“ Der spielerische Unterton war deutlich herauszuhören und er konnte sich nur zu gut vorstellen, was für ein dämliches Gesicht sein sein Kindheitsfreund gerade zog. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hätte niemals Ramen machen dürfen. „Wir sind nicht-“ „Verheiratet. Schon klar, rede dir das ruhig ein, wenn du dich dann besser fühlst. Fakt ist aber, dass du tief in deinem Inneren weißt, dass dieser Bund sich nicht mehr lösen lässt.“ Mehr als nur gereizt stieg Sasuke aus dem Wasser und griff nach einem Handtuch. Wie konnte eine einzelne Person nur so penetrant und nervenaufreibend sein? Fahrig trocknetet er sich ab, war dabei weiterhin gezwungen sich den Schwachsinn von Naruto anzuhören. Wenn der Schwarzhaarige nicht gerade so genervt wäre, würde er wahrscheinlich sogar Bewunderung für den Redeschwall empfinden, der sogar immer schneller wurde. Eins musste er dem Chaoten ja lasse, er hatte Ausdauer, sehr zu Sasukes Leidwesen. „Ich kann den ganzen Tag so weitermachen“, bestätigte der Blauäugige seine Befürchtung, „Es geht hier nämlich ums Prinzip, Sas. Immerhin-“ Ruckartig entriegelte der Schwarzhaarige die Tür und zog sie auf. Wütend funkelte er seinen besten Freund an, der dabei nicht einmal mit der Wimper zuckte. „Wag es dich ja nicht.“ Sein Tonfall war einschneidend, aber auch darauf reagierte sein Gegenüber kein Stück. „Heißt das wir gehen in die Stadt?“ Sasuke hatte Mühe den Drang zu unterdrücken, seinen Kopf gegen den Türrahmen zu schlagen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Irgendwie konnte er den Uzumaki ja verstehen. Der Ältere hatte schon seit einer ganzen Woche nicht die Wohnung verlassen. Nichtmal zum Einkaufen war er mitgekommen, weil Sasuke lieber allein gegangen war, anstatt ihn zu wecken. Genervt sah er in die bettelnde Miene von Naruto. „Nein.“ Der Gesichtsausdruck des Blonden wurde noch eine Spur entmutigter und Sasuke konnte wirklich nicht fassen, dass es ihn dazu brachte den nächsten Satz auszusprechen. „Wir können aber ins Einkaufszentrum, wenn du dann endlich die Klappe hältst“, resignierte er und bei dem lauten Jubelschrei, der daraufhin von Naruto kam, hätte der Uchiha seine Aussage am liebsten direkt wieder zurück genommen. „Das wird super, echt jetzt. Ich wusste, dass du irgendwann ja sagen würdest, Babe.“ Wütend funkelte Sasuke den Älteren an. „Übertreib es nicht.“ „'Tschuldigung. Das wird super, echt jetzt.“ Mit einem breitem Grinsen wendetet der blonde Chaot sich ab, „Ich wusste doch, dass wir einen Ausflug in den Flitterwoch- Aua!“ Sasuke hatte ihn geschlagen. Unsanft und direkt auf den Hinterkopf. Oh ja, Naruto war ein Idiot, deshalb kümmerte es ihn auch nicht, dass der Blondschopf sich nun leicht zusammengekauert die schmerzende Stelle rieb. Mit großen Augen wurde er angesehen und Sasuke starrte einfach nur selbstgefällig zurück. „Ich hatte dich gewarnt.“ Das verschmitzte Lachen, das er daraufhin vom Älteren bekam besänftigte ihn etwas. Sasuke war noch immer nicht wohl dabei vor die Tür zu gehen, aber zumindest war er nicht allein. Naruto würde ihn ablenken, so wie er es immer tat und vielleicht war das ja gut. Auf jeden Fall wäre es ein weitere Schritt zu einem geregelten Tagesablauf und das wollte er. Zum ersten Mal, seit sein Verstand wieder arbeitete, kam er zu einem Ergebnis. Sasuke wollte Normalität, ganz egal in welchem Ausmaß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)