Weißt du, dass die Bäume reden? von Pureya (Ja, sie reden.) ================================================================================ Kapitel 1: Der Wald weiß es (Viktor Krum x Fleur Delacour) ---------------------------------------------------------- Konzentriert hörte Fleur Bagman zu während sie die Umrisse und bereits erkennbaren Gänge des Labyrinths studierte. Schnell verwarf sie den Plan wieder sich bereits jetzt einen Weg einzuprägen. Die Hecken wuchsen so komplex und es war unmöglich sie über das ganze Quidditsch-Feld hinweg zu verfolgen. Trotzdem versuchte sie sich alles zu merken, um später mit Madame Maxime eine Strategie auszuarbeiten. "Sehr schön... wenn ihr jetzt keine Fragen mehr habt, gehen wir nach oben ins Schloss, es ist doch ein wenig frisch hier..." Fleur sah sich noch ein letztes mal um und schlängelte sich dann mit den anderen aus dem noch wachsenden Irrgarten. Aus den Augenwinkeln sah sie wie Ludo Bagman zu Harry aufschloss, doch noch bevor sie sich entschließen konnte aus Höflichkeit weg zu hören, tippte ihr jemand leicht auf die Schulter. "Könnte ich eine Wort mit dir sprecken?", fragte Viktor Krum grade heraus. Fleur sah überrascht zu ihm auf. "Ja, natürlich", sagte sie. "Gehen wir zusammen ein wenig?" "Klar", erwiederte Fleur. Cedric war bereits ausser Hörweite und Harry mit Bagman beschäftigt, der beschwörend auf ihn einredete. So verließen sie zusammen das Stadion. Krum ging in Richtung Wald und auf die Kutsche der Beauxbatons zu. Verwirrt dachte Fleur er würde sie nur dahin begleiten, ohne etwas zu sagen und sich verabschieden. Doch er führte sie an der Kutsche vorbei, weiter zur Koppel der Abraxas-Pferde. Als sie endlich ein abgeschiedenes Fleckchen Land erreicht hatten, blieb Krum im Schatten der Bäume des verbotenen Waldes stehen und sah Fleur ins Gesicht. "Was ist zwischen dir und Harry?", sagte er schließlich mit finsterem Blick. Fleur starrte verblüfft zu ihm hoch. Seit Beginn des Turniers hatte sie mit Krum kaum mehr als 3 Worte gewechselt und nun fragte er sie so etwas? "Nichts", sagte sie. Krum schwieg und schien mit der Antwort noch nicht zufrieden. "Är ist ein auch ein Champion bei dem Turnier. Mehr ist da nicht." "Du lächelst ihm häufig zu." Fleur seufzte. "Er 'at meine Schwester aus dem See gerettet. Isch bin ihm serr dankbar." Krum nickte langsam und wandte den Blick von ihr ab. Unsicher ließ er ihn über den Waldrand schweifen. "Gut! Ich muss jetzt gehen." Abrupt drehte er sich um und wollte fort. Fleur bekam gerade noch seinen Arm zu fassen. "Warte! Was sollte die Frage?" Krum stand einfach nur da, den Blick abgewandt. Das unheimliche Schweigen wurde nur vom Rascheln der Blätter und dem sanften Schnauben der Pferde unterbrochen. Endlich zuckte Krum mit den Schultern. "Ich wollt es wissen." Fleur kämpfte gegen den Drang an mit den Augen zu rollen, auch wenn er es gar nicht gesehen hätte. "Ja, isch weiß, aber warum?" Sie spürte, dass er versucht war ihre Hand einfach von seinem Arm abzuschütteln, um zu gehen. "Ich mag dich", brummte er fast unhörbar. Fleur war an solche Geständnisse gewöhnt, aber es von diesem bulgarischen Jungen zu hören überraschte sie aus irgendeinem Grund. Sie ließ seinen Arm los, doch Krum blieb wo er war. "Aber... 'ast du nicht etwas mit dem 'ermine Mädchen?", fragte sie, einfach um überhaupt etwas zu sagen. Krum wiegte den Kopf ein wenig. "Jaa... kurz. Her-minne liebt den Rothaarigen." Fleur zog eine Augenbraue hoch. "Isch bin also ein Lückenfüller?", fragte Fleur so erhaben wie möglich und ging nun ihrerseits fort. "Warte!", rief Krum und stürzte hinter ihr her. Ohne Probleme holte er sie ein und hielt nun ihren Arm fest. Fleur versuchte sich loszumachen, doch sein Griff war stark. "Verzeihung. Bin nicht gut mit Wort", sagte er entschuldigend. Sie wandte sich zu ihm um und sah, dass er ehrlich zerknirscht war. "Ich mag Her-minne, aber nicht wie dich." Fleur zog eine Augenbraue hoch. "Warum bist du dann mit ihr zu diesem Ball?", fragte sie angriffslustiger als sie vorgehabt hatte. "Du hast Davies-Jungen gefragt." Fleur wusste kurz nicht was sie darauf sagen sollte. Dann blickte sie zu ihm auf. "Und warum musstest du 'ermine aus dem See retten?" Krum zog die buschigen Augenbrauen zusammen. "Du bist ein Champion. Ich kann nicht dich aus dem See retten, wenn du jemand aus dem See retten sollst." Verblüfft starrte Fleur ihn an. "Seit wann?", fragte sie leise. Krum schien erst nicht zu verstehen. "Seit? Ah... Seit wir in die große Halle kamen. Du sahst am Tisch, hattest ein Tuch um den Kopf, hast zur Tür geschaut." Nun riss Fleur die Augen auf. "Am ersten Tag? Isch sah scheußlisch aus!" Krum schüttelte bestimmt den Kopf. "Nein." Fleur brannten die Wangen bei seiner leisen Antwort. Noch immer lag seine Hand auf ihrem Arm, doch inzwischen sanft und ohne sie festzuhalten. Viktor räusperte sich. "Und... du?" Fleur wischte sich unsicher die Haare aus der Stirn. Darüber hatte sie bislang keine Zeit gehabt nachzudenken. Fühlte sie etwas für den Champion aus Durmstrang? Vielleicht. Sonst wäre sie vorhin nicht so wütend geworden und weggegangen. Und hätte nicht so viele Fragen gestellt. Die Pause zog sich, während Fleur´s Gedanken rasten. Krum schnaubte enttäuscht und nickte. "Verstehe." Er drehte sich fort ohne sie noch einmal anzusehen und wandte seine Schritte in Richtung des schwarzen Schiffes. Fleur zögerte, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Trat einen Schritt vor und blieb dann doch wieder stehen. Krum hatte das Ende der Koppel erreicht, den Kopf gesenkt und voller düsterer Gedanken starrte er auf seine Füße. "Viktor!" Die Stimme war zu klar, als dass es nur ein Wunschtraum hätte sein können. Er drehte sich um und sah Fleur auf sich zurennen. Einen Meter vor ihm blieb sie stehen. "Isch mag dich auch", sagte sie leicht ausser Atem. Kapitel 2: Der Wald erlaubt es (Luna Lovegood x Firenze) -------------------------------------------------------- Verzaubert sah Luna sich in dem Klassenraum um. Das weiche Gras unter ihren Schuhen duftete herrlich und difuse Sonnenstrahlen fielen durch die Blätter der Bäume. Auch die anderen Ravenclaws sahen sich fasziniert um. Da knackten plötzlich ein paar Zweige und Luna wandte sich um. Ein palominofarbener Zentaure trat mit langsamen Schritten aus dem Halbschatten der Bäume und musterte sie alle mit zurückhaltender Miene. Ein leises 'Ohhhh' erklang über der Lichtung. "Willkommen. Bitte setzt euch", sagte der Zentaur leise und wies auf das Gras vor sich. Langsam und sich beständig neugierig umsehend ließen sich die Schüler nieder. Nur Luna konnte ihre Augen nicht von dem Zentaur abwenden. Das Fell seines Pferdeleibes schimmerte golden und ging in einen blassen, nackten Oberkörper über. Hellblonde Haare fielen ihm über den Rücken und klare, blaue Augen musterten jeden Schüler aufmerksam. Da richteten sich die Augen auf sie. "Möchten Sie sich nicht setzen?" "Hu?" Luna sah sich um. Alle ihre Mitschüler hatten Platz genommen und sahen zu ihr herüber. Manche fragend, viele kichernd und augenrollend. "Oh, doch", sagte sie und ging zu den anderen. Der Zentaur trat langsam vor die Gruppe. "Mein Name ist Firenze. Ich werde euch die Deutung der Sterne beibringen. Oder es zumindest versuchen." Er schlug mit seinem Schweif. Ein Ravenclaw-Schüler hob die Hand. "Nur Sterndeutung? Was ist mit Teeblättern oder Kristallkugeln?" Firenze schüttelte langsam den Kopf. "Nutzloser Tant." Er hob eine Hand zum Himmel und senkte sie langsam herab. Die Nacht brach zeitgleich über die Lichtung herein. Tausende Sterne erschienen an der Zimmerdecke. "Die Sterne können jenen die sehen können etwas über unser Schicksal verraten. Legen Sie sich auf den Rücken." Schweigend gehorchten alle Schüler. Luna legte sich ins Gras und blickte hinauf zu den Sternen. "Ich habe erfahren, dass Sie bereits primitive Studien in der Astrologie durchgeführt haben." Firenzes Stimme klang absolut ausdruckslos während er das sagte. "Aber... Sterne sagen keine Kleinigkeiten vorraus, wie zerbrochenes Geschirr oder Liebe." Luna hörte wie Firenze langsam an ihr vorbei ging und wandte für einen Augenblick den Kopf vom magischen Himmelszelt ab, um dieses faszinierende Wesen zu beobachten. Jede weitere Stunde auf der Lichtung von Firenze war für Luna wie ein wunderschöner Traum. Sie merkte sich kaum etwas von dem was er ihnen erzählte, zu sehr war sie von dem Klang seiner Stimme eingenommen. Nach dem die DA von Umbridge zerschlagen worden und Dumbledore verschwunden war, gab es selbst für Luna kaum noch einen Grund zu lachen. Nur hier, in dieser unwirklichen Welt schien alles in absoluter Ordnung zu sein. Luna lächelte versunken, während sie das Sternbild des Zentauren betrachtete. Firenze erzählte ihnen leise was er aus alten Überlieferungen über die Sternenbewegungen des Südhimmels wusste. Außer den Geräuschen seiner Hufe war es lautlos und so viel es der verträumten Ravenclawschülerin leicht sich vorzustellen sie wäre allein auf der Lichtung und der weißblonde Zentaur würde nur zu ihr sprechen. Die Tage in Hogwarts wurden düsterer. Das Inquisitionskommando terrorisierte jeden der nicht zu ihnen gehörte. Luna war daran gewöhnt schikaniert zu werden, doch viele der jüngeren Schüler brachen unter dem Druck zusammen. Luna spendete Trost so viel sie konnte. Aber positives Denken viel auch ihr immer schwerer. Es war als wären die Dementoren zurück gekehrt. An einem späten Freitagnachmittag verließen die Ravenclaws gerade Professor Sprout und wandten sich zurück zum Schloss. Nur Luna blieb noch ein Weilchen, um sicher zu gehen, dass ihr skythisches Lamm genug Futter hatte über das Wochenende. Es war bereits dunkel, als sie die Tür des Gewächshauses hinter sich schloss. Langsam schlenderte sie auf einem Weg parallel zum Schloss und winkte der peitschenden Weide zu. Die Stille tat gut. Gedankenverloren blieb Luna stehen und blickte in den fast klaren Sternenhimmel. Der Mond war nur ein dünner, gebogener Strich. Ein Geräusch vom Schloss brachte sie in die Wirklichkeit zurück und sie wandte den Kopf um. Ein großer Schatten verdeckte die leuchtenden Fenster und näherte sich ihr langsam. Bevor Luna beginnen konnte sich Sorgen zu machen erkannte sie, dass Hufgeräusche von ihr ausgingen. "Professor Firenze", sagte Luna und neigte leicht den Kopf. Der Zentaur trat langsam näher und nickte ihr ebenfalls zu. "Firenze reicht, Miss Lovegood." Luna sah überrascht zu ihm auf. "Ja, ich kenne Ihren Namen." Firenze war es nicht entgangen. Er trat neben sie und blickte zum Wald. "Ich habe gehört Sie wurden verbannt", sagte Luna sanft. Firenze nickte langsam. "Es ist leider wahr. Schon mich dem Wald auf diese Entfernung zu nähern ist gefährlich." "Aber Sie vermissen ihn." Luna nickte wissend. "Ja... Dumbledore hat mir einen Ort geschaffen, an dem ich Existieren kann. Aber niemals Leben." Sehnsüchtig blickte er zum Waldrand. Luna sah zu ihm auf. "Vielleicht werden Ihnen die anderen bald verzeihen." "Nein... das wird nicht passieren." Kurz herschte Schweigen. "Ich finde es schade, dass Sie verstoßen worden sind. Aber es ist auch schön." Firenze sah fragend herab. "Schön?" "Ja. Niemand kann die Sterne so beschreiben wie Sie." Verträumt blickte Luna zurück in das funkelnde Himmelszelt. "Währen Sie nicht verbannt worden, hätte ich nie gelernt die Sterne so zu sehen." Firenze wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht ab. "Sie sind ein seltsamer Mensch, Miss Lovegood." Luna lächelte leicht. "Das sagen viele." "Sie sind anderer Meinung?" Luna zuckte mit den Schultern. "Alle Menschen sind Menschen." Firenze sah sie irritiert an. "Das ist viel Weisheit für Ihr junges Alter." Er legte eine Hand auf ihre Schulter. "Trotz allem stehe ich hinter meiner Entscheidung Dumbledore zu helfen. Und Menschen wie Sie bestärken mich darin weiter." Ein Glücksgefühl ströhmte durch Luna. Es tat so wohl wie das Licht ihres Patronus. "Das freut mich sehr." Sie sah zu dem großen Zentaur auf. "Und ich bin nicht nur wegen den Sternen froh." "Weshalb noch?" "Alles an Ihnen macht mich glücklich." Wieder schwiegen beide. Firenze schlug mit seinem Schwanz und scharrte unschlüssig mit einem Huf. "Das hat noch niemals jemand zu mir gesagt. Schon gar nicht ein Mensch." Luna gluckste leise. "Zu mir auch nicht." "Was erwidern Menschen darauf?" Luna überlegte kurz. "Ich glaube, sie sagen was sie über den anderen denken." "Ich bewundere Sie. Und Sie sind mir mehr als meine anderen Schüler im Gedächtnis geblieben." "Hm, das ist weniger als ich gehofft habe." Firenze war überrascht. "Verzeihen Sie bitte, wenn ich Sie gekränkt habe." Luna legte eine Hand auf seine, welche immer noch auf ihrer Schulter ruhte. "Nein, das haben Sie nicht. Ich habe mir nur gewünscht Sie würden mich mehr als bewundern." Dann lächelte sie Firenze ein letztes mal zu und wollte langsam weiter gehen. Firenze trat ihr in den Weg. "Bitte, sprechen Sie offen mit mir." Luna´s Blick glitt über den eleganten Körper des Zentauren. "Ich denke, ich habe mich in Sie verliebt." Das Gesicht von Firenze lag im Dunkeln. Kein Muskel zuckte in seinem Leib. "Es tut mir leid. Das ist Ihnen sicher unangenehm." Der nur als dunkler Schatten erkennbare Kopf drehte sich langsam. Seine selbst in der Dunkelheit leuchtenden Augen trafen ihre. "Nein. Ihre Gefühle sind mir ganz und gar nicht unangenehm. Und wäre ich ein Mensch würde ich vermutlich das gleiche empfinden." Anmutig faltete er seine kraftvollen Beine unter sich. Nun überragte er Luna nur noch um 2 Köpfe. Sanft streckte er eine Hand nach ihr aus und sie ergriff sie. "Zentauren kennen nicht die gleiche Liebe wie die Menschen. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber die Liebe von Menschen ist unvernünftig und hastig." Er legte eine Hand auf sein Herz. "Unsere wächst langsam und nur wenn wir es wirklich wollen." Wieder sah er Luna tief in die Augen. "Wissen Sie, dass Ihre Augen die Farbe von Sternen haben? Und Sie den Namen des Mondes tragen? Auch wenn die Sterne keine Kleinigkeiten wie Lieber vorher sehen, so lassen sie doch auch keine Zufälle geschehen." Kapitel 3: Der Wald kennt es (Sirius Black x Nymphadora Tonks (Rowle)) ---------------------------------------------------------------------- Vorsichtig schlich sie von einem Schatten zum nächsten. Sie brachte das Kunststück fertig auf keinen der winzigen Zweige zu treten. Das wenige Laub am Boden war feucht und dämpfte ihre Schritte. 'Gut', dachte sie, 'Zumindest der Wald ist auf meiner Seite'. Vorsichtig sah sie hinter dem Stamm einer Eiche hervor. Da stand er. Das Mondlicht brach durch die Blätterkrone und seine Silhouette war deutlich zu sehen. Er sah sich um. Langsam zog sie den Kopf zurück. "Ich seh dich!" Sie erstarrte und grinste schuldbewusst. "Ja, sorry." Die Arme auf dem Rücken verschrenkt kam sie zwischen den Bäumen hervor und schlenderte auf den dunklen Umriss zu. Obwohl sie sein Gesicht noch nicht sehen konnte wusste sie genau welcher Ausdruck darin stand. "Was machst du hier?" Sie zuckte mit den Schultern. "Das könnt ich dich auch fragen." "Komm mir nicht so. Geh zurück ins Schloss. Hier draußen ist es gefährlich." Sie runzelte die Stirn und verzog den Mund. "Du hast mir gar nichts zu sagen. Und für dich ist es doch genauso gefährlich." Beim näher kommen stellte sich der dunkle Schemen als gutaussehender Schüler heraus. Er seufzte lautlos und musterte das ihm äußerst vertraute Mädchen. "Pass auf Dora, was auch immer es ist, was dich gezwungen hat mir jetzt zu folgen, kann es nicht bis morgen warten?" Nymphadora Rowle beschloss die Frage zu ignorieren und sah sich um. "Wartest du auf jemanden?" "Nicht auf dich", schnappte der Junge. Sie zog eine Augenbraue hoch. "Also ja. Komm schon Sirius. Du bist doch sonst nicht so geheimnisvoll." Der Junge namens Sirius trat so plötzlich auf sie zu, dass Dora ein überraschtes Quieken unterdrücken musste. Er umfasste ihre Oberarme und zog ihr Gesicht dicht vor seines. "Geh ins Schloss zurück. Ich meine es ernst." Seine grauen Augen schauten ungewöhnlich streng. So kannte Nymphadora ihren Cousin nicht. "Ist ja gut. Beruhig dich." Langsam lößte er seinen festen Griff und ließ sie schließlich los. Mit einem bemüht ungezwungenen Lächeln machte er eine scheuchende Bewegung. Nymphadora verzog ihren Mund noch einmal schmollend, drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück durch die Bäume. "Und komm nicht auf die Idee plötzlich umzudrehen. Das merk ich", rief er ihr noch hinterher. Dora streckte dem Wald die Zunge raus und stapfte zwischen den sich verknoteten Baumwurzeln davon. Sirius starrte ihr hinterher bis sie ausser Sicht war und lauschte noch so lange, bis ihre Schritte verklungen waren. Erleichtert atmete er aus. Dann hörte er den Schrei. Innerhalb eines Wimpernschlags verwandelte er sich in einen gewaltigen schwarzen Hund und rannte so schnell, dass seine Pfoten kaum den Boden berührten in die Richtung in der seine kleine Cousine verschwunden und nun dieser fürchterliche Schrei erklungen war. Schlitternd kam er zum stehen, als er seinen realen Alptraum sah. Ein gewaltiger Wolf zerrte an Nymphadoras Bein, die verzweifelt versuchte in die andere Richtung zu entkommen. Sirius bellte und sprang auf den Wolf los. Dieser hatte nur die Gelegenheit den Kopf zu heben, als der schwarze Hund schon in ihn hinein krachte und umwarf. Schluchzend kroch Dora von den kämpfenden Tieren weg und bekam endlich ihren Zauberstab zu fassen, welcher beim Angriff der Bestie fort gerollt war. Sie wandte sich um, doch der Mond schaffte es hier kaum durch die Blätter und sie sah nicht mehr als ein zuckendes Bündel aus Pelz. Vergeblich bemühte sie sich darum aufzustehen. Ihre Beine fühlten sich an, als würden sie gar nicht mehr zu ihrem Körper gehören. So blieb ihr nur sich an den Stamm eines gewaltigen Baumes zu ziehen und lautlos weinend auf den Ausgang des Kampfes zu warten. Das Kläffen und Jaulen ebbte langsam ab und schließlich rannte eines der Vierbeiner leicht hinkend davon. Nymphadora versuchte ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken, als das zurückgebliebene Wesen sich nun wieder ihr zuwandte. Sie hob ihren Zauberstab und auch wenn die Spitze deutlich zitterte so hielt sie ihn doch mit fester Hand und entschlossen sich zu verteidigen. Das zottige Ding kam näher, hob den Kopf und musterte sie prüfend. Dann verwandelte es sich plötzlich in ihren Cousin. Er sah reichlich zerzaust aus und setzte sich mit wackligen Beinen auf den Waldboden. Nymphadora sah ihn erstarrt an, den Zauberstab immer noch erhoben. Erschöpft atmete Sirius ein paar mal tief durch und blickte dann wieder zu ihr auf. "Du kannst den Zauberstab runter nehmen. Er ist weg." Das holte das Mädchen scheinbar in die Wirklichkeit zurück. Sie blinzelte verwirrt und senkte langsam ihren Arm. Sirius rappelte sich auf und ging auf sie zu. Mit besorgtem Blick hockte er sich vor sie. "Hat er dich gebissen?" Er versuchte ihren Umhang hochzuziehen, doch sie schlug seine Hand weg. "He! Was soll das jetzt?" Sirius rieb sich die Hand. "Ich muss schauen ob er dich gebissen hat", sagte er eindringlicher. Nymphadora sah ihn immer noch verwirrt an, nickte aber langsam und zog ihren arg mitgenommenen Umhang nach oben. "Kannst du Licht machen? Mein Zauberstab ist im Schloss", sagte Sirius leise und beugte sich über ihr Bein. "Lumos", flüsterte Nymphadora fast. Die Spitze ihres Stabes leuchtete auf. Sanft strich Sirius über die unversehrte Haut und atmete erleichtert aus. "Er hat nur deinen Schuh erwischt. Zum Glück." Leise lachend ließ er sich wieder auf den Boden fallen. "Mach das Licht lieber wieder aus. Wir haben denke schon genug Aufmerksamkeit erregt." Dora murmelte leise 'Nox' und zog ihr Bein wieder unter den Umhang. "Erklärst du mir jetzt was bei Merlins Bart hier grade passiert ist?" Sie versuchte so ruhig wie möglich zu sprechen, doch ihre Stimme hatte dennoch einen leicht hysterischen Klang. Sirius blickte auf den Waldboden und schien zu überlegen was er sagen sollte. "Also gut. Ich erklärs dir, aber bitte dreh nicht durch, ok?" Dora verengte die Augen zu Schlitzen. "Das versprech ich mal noch nicht." Wieder schenkte er ihr ein halbes Lächeln. "Also... das was dich angegriffen hat war ein... ein Werwolf." Bevor seine Cousine den Mund richtig zu einem Aufschrei öffnen konnte, hatte ihr Sirius schnell die Hand davor gelegt. "Er hat dich nicht gebissen, alles gut", sagte er eindringlich. Sie atmete langsam durch die Nase aus und Sirius zog die Hand wieder weg. "Du hast dich in einen... Wolf verwandelt?" "Hund", stellte Sirius schnell richtig. Dora musterte ihn von oben bis unten. "Du bist ein Animagus?" Sie wirkte ehrlich beeindruckt. "Ja, seit einem Jahr kann ich es." Sirius konnte sehen wie tausende Fragen in Nymphadoras Kopf nach Antworten suchten. Bevor sie eine der Heikleren stellen konnte kam er ihr zuvor. "Es tut mir leid. Wegen mir wäre fast was... unvorstellbar Schreckliches passiert. Verzeih mir bitte." Er senkte den Kopf und seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht. Er zuckte leicht zusammen, als dünne Finger die Haare zur Seite strichen und sanft seine Wange berührten. Sirius sah auf. Nymphadora hatte sich zu ihm vorgebeugt. "Sirius. Ich wäre tot ohne dich. Es gibt nichts zu entschuldigen." Unsicher lächelnd zog sie ihre Hand zurück. "Ich bin hinter dir her geschlichen und... war einfach dumm... Du hättest sterben können." Sirius bemerkte ein leichtes Glitzern in ihren Augen. Er rutschte neben sie und legte seinen Arm um ihre immer noch zitternden Schultern. "Warum bist du mir überhaupt nachgegangen?" Undeutliches Gemurmel kam von seiner Seite. "Hm?" "Ich dachte du triffst dich vielleicht wieder mit Evelyn." Sirius schnaubte. "Du hast dich nur deshalb mitten in der Nacht in den verbotenen Wald geschlichen? Weil du dachtest ich treff mich mit Evelyn?" Er spürte wie Dora leicht nickte. Langsam ging ihm die Bedeutung dessen auf. Er zog sie noch etwas näher an sich. "Deshalb die blonden Haare?" Nymphadora fuhr sich verlegen über den hellen Schopf. Fast augenblicklich nahmen ihre Haare ein unscheinbares Braun an. "Ich dachte du magst mich damit vielleicht mehr", sagte sie leise und fast trotzig. Sirius streichelte sanft ihren Kopf. "Ich mag dich doch schon wahnsinnig sehr, Trottel", flüsterte er in ihre Haare. Seine Cousine erstarrte erst und wandte dann den Kopf zu ihm. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. "Warum hast du nie etwas gesagt?" Er seufzte. "Wegen unserer Familien..." Das so vertraute Gesicht vor ihm schaute verwirrt. "Ich versuche so wenig Black zu sein wie es mir nur möglich ist. Kein Slytherin, keine schwarze Magie, kein unbegründeter Hass auf Muggel. Und keine Beziehung mit jemanden der praktisch aus meiner eigenen Familie stammt." Bei Nymphadora klickte es. Ihre Mutter war seine Cousine. Daran hatte sie nie einen Gedanken verschwendet. Das war die Heiratspolitik der Black's und Rowle's und aller anderen reinblütigen Familien seit Jahrhunderten. Ihr Cousin war schon immer seltsam gewesen, doch er hatte sie auch schon immer fasziniert. "Das ist ein ganz schön doofer Grund." Er streckte ihr die Zunge raus. Sie legte eine Hand in seinen Nacken und zog sein Gesicht noch näher. "Und den akzeptier ich nicht." Sie küsste ihn. Ihr Herz schlug so schnell wie beim Angriff des Werwolfs, aber es fühlte sich so viel angenehmer an. Erlößt erwiderte er den Kuss. Seine Familie hatte ihn schon vorher nicht gekümmert, warum sollte sie es also nun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)