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Wolkenwächter

Die Chronik eines Ausgestoßenen - Teil 1
von

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Die Nacht blieb sternenklar und wolkenlos, doch in den frühen Morgenstunden, lange vor Sonnenaufgang, ballte sich über Eydar eine dicke Nebelfront zusammen. Craig saß zitternd auf der Hafenmauer und schlang sich die Arme um den Körper. Es war furchtbar kalt und er konnte die winzigen Wasserpartikel auf seinem Gesicht spüren. Sie brannten wie Nadeln aus Eis und die feuchte Kälte kroch ihm unter die Tunika. Der Waisenjunge war hundemüde und fror erbärmlich. Nachdem er am Vorabend das Gespräch zwischen Gancielle, Rhist und Albus belauscht hatte, hatte er sich sofort in das Zimmer zurückgezogen, das er bei Aglir für eine Nacht gemietet hatte. Um so früh wie möglich aufzuwachen, war er augenblicklich in das warme Bett gekrochen, doch obwohl er sich nicht erinnern konnte, wann er zum letzten Mal auf einer vergleichbar bequemen Matratze gelegen hatte, hatte ihn der Schlaf zunächst nicht empfangen wollen. Die Aufregung hatte ihn wachgehalten und er hatte sich in seinem Bett hin und her gewälzt, während seine Gedanken einfach keine Ruhe hatten finden wollen. Es hatte quälend lange gedauert, bis er endlich eingeschlafen war, und als er am nächsten Morgen schließlich wieder aufgewacht war, hatte er in einem Anflug von Panik einen Blick aus dem Fenster geworfen, nur um erleichtert festzustellen, dass es noch dunkel war. Seitdem wartete er am Hafen darauf, dass Gancielle oder Lexa auftauchen würden.

Der Nebel war so dicht, dass Craig kaum die Hand vor Augen erkennen konnte. Die Schiffe, die an den Anlegestellen vor Anker lagen, waren nichts weiter als unscharfe Schatten. Das lodernde Feuer des Leuchtturms kämpfte gegen die Nebelwand an und Craig sah seinen Schein immer wieder wie einen geisterhaften Schein durch die trübe Dunkelheit schimmern. Auf seine Augen konnte er sich bei diesen Bedingungen nicht verlassen, also lauschte er angestrengt in den Nebel hinein, auch wenn das Klappern seiner Zähne und das Zittern seiner Muskeln alle anderen Geräusche zu übertönen drohte.

Gerade als Craig dem Drang, sich einfach wieder in sein warmes Bett zurückzuziehen und noch ein paar Stunden zu schlafen, nachgeben wollte, hörte er Schritte und war mit einem Schlag hellwach. Auch die nasskalte Luft, die ihn quälte, war augenblicklich vergessen.

Der Waisenjunge hielt den Atem an und stand langsam auf. Die Schritte klangen trotz der frühen Stunde schnell und energisch. Die Person, die dort ging, blieb schließlich stehen und es war sofort wieder totenstill.

Craig ging in die Hocke und schlich näher heran. Angestrengt blinzelte er in den Nebel hinein und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Dann prallte er erschrocken zurück, als sich in dem trüben Grau die undeutlichen Umrisse einer Person abzeichneten. Craig unterdrückte einen Schrei und verlor die Silhouette im Nebel kurzzeitig aus den Augen, doch als er sich wieder beruhigt hatte und genauer hinsah, tauchte die Gestalt wieder auf. Sie stand regungslos da, offenbar mit verschränkten Armen. Craig versuchte, die Größe der Person abzuschätzen, aber die Sicht war so schlecht, dass er nicht einmal erkennen konnte, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte. Trotzdem war die Gestalt ohne Zweifel Gancielle oder Lexa, denn Craig konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich jemand anders bei diesen Bedingungen und so früh am Morgen im Hafen herumtreiben würde.

Der Waisenjunge nahm all seinen Mut zusammen und richtete sich auf. Er schluckte und machte einen Schritt nach vorn, um sich der Gestalt im Nebel zu erkennen zu geben, als sich von hinten plötzlich eine Hand über seinen Mund legte.

Craigs Herz machte einen gewaltigen Satz, als ob es aus seiner Brust springen wollte, doch im nächsten Moment sank es ihm in die Hose, als er spürte, wie man ihm eine Klinge aus kaltem Metall an die Kehle setzte.

„Was hast du hier zu suchen?“

Craig schnaufte vor Erleichterung durch die Nase, als er Lexas Stimme dicht an seinem Ohr erkannte. Obwohl sie verärgert und todernst klang und die scharfe Klinge mit unvermindertem Druck an seinem Hals ruhte, war er heilfroh, dass es nur die Späherin des Ordens und kein blutrünstiger Straßenräuber war. Er konnte erahnen, wie die unförmige Gestalt ein Langschwert aus dem Gürtel zog und sich mit blanker Waffe näherte. Im nächsten Augenblick trat Gancielle mit grimmiger Miene aus dem Nebel.

„Wer ist das?“, fragte er drohend und richtete sein Schwert auf Craig.

„Der Junge, dem ich in die Düstermarsch gefolgt bin“, antwortete Lexa und zog ihr Kurzschwert zurück. „Ich werde jetzt meine Hand wegnehmen“, erklärte sie dem Waisenjungen drohend. „Aber wenn du schreist, schneide ich dir die Zunge ab. Hast du verstanden?“

Craig nickte artig und Lexa ließ die Hand sinken. Der Waisenjunge schnappte erleichtert nach Luft.

„Ist er allein?“, fragte Gancielle und blickte sich suchend um. Das Schwert hielt er noch immer fest in der Hand.

„Ich denke schon“, erwiderte Lexa und steckte ihre Klinge zurück in die Scheide. „Jedenfalls habe ich sonst niemanden entdeckt.“

Gancielle wirkte beruhigt, denn auch er schob sein Schwert wieder in den Gürtel. „Glaubst du, dass er uns Ärger machen könnte?“

„Das kommt ganz darauf an…“, murmelte Lexa und stieß Craig an, der wie versteinert dastand. „Sag schon! Warum treibst du dich hier am Hafen herum?“

Der Waisenjunge wagte kaum zu schlucken. Noch immer spürte er Lexas Klinge an seiner Kehle. Unwillkürlich strich er sich über den Hals, als müsste er sich davon überzeugen, dass dort kein Schwert mehr war.

„Ich…ich will helfen“, stotterte er unsicher. „Bei der Suche nach den Vermissten.“

Gancielle kniff die Augen zusammen und trat energisch auf Craig zu. „Woher weißt du, dass ich nach den Vermissten suchen will?“, zischte er und packte den Jungen am Kragen.

Craig spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Auch wenn Gancielle kein Kommandant mehr war, strahlte er noch immer die Autorität und Härte eines erfahrenen Befehlshabers aus. „Ich…ich habe gehört, wie Ihr gestern davon gesprochen habt“, stieß er atemlos hervor. „Im Gasthaus. Ich…ich saß am Nebentisch…“

„Du hast gelauscht?“, knurrte Gancielle und ließ Craig wieder los, wobei er ihm einen wütenden Stoß gegen die Schulter versetzte. „Vielleicht ist er ein Spitzel, Lexa. Vielleicht war es gar nicht Aulus, der dich bei Loronk verpfiffen hat, sondern dieser Knirps hier. Immerhin weiß er, dass du für den Orden arbeitest, oder liege ich da falsch?“

Lexa schüttelte nachdenklich den Kopf und sah Craig prüfend an. „Nein, ich bin mir sicher, dass es Aulus war, der den Brigadegeneral über meine Identität aufgeklärt hat“, erwiderte sie. „Er hat gestern die Stadt verlassen. Stallmeisterin Darva hat erzählt, dass er sich ein Pferd geliehen und behauptet hat, dass Meister Syndus ihn nach Khaanor geschickt hätte. Ich glaube, diese kleine Mistkröte hatte noch deutlich mehr Dreck am Stecken, als wir ahnen. Und jetzt hat er sich aus dem Staub gemacht, bevor all seine Verfehlungen ans Licht kommen. Syndus hat sofort einen Falken nach Khaanor geschickt, für den Fall, dass Aulus dort auftaucht. Aber vermutlich ist er schon über alle Berge.“

Craig konnte nicht verhindern, dass er sich freute, als er hörte, dass der aufgeblasene Novize bekommen hatte, was er verdiente. Aber das Grinsen, das ihm über die Lippen huschte, erstarb auf seinem Gesicht, als Lexa ihn beim Arm packte.

„Der Knirps hat damit jedenfalls nichts zu tun“, sagte sie bestimmt, aber Gancielle schien sie damit nicht überzeugen zu können. Noch immer musterte er Craig grimmig, als ob er ihn mit seinen Blicken aufspießen wollte.

Der Waisenjunge biss sich auf die Unterlippe und hob vorsichtig eine Hand. „Darf ich dazu auch mal was sagen?“, fragte er ängstlich.

„Nur zu“, gab Gancielle bissig zurück. „Erzähl mir mal, warum die Gespräche belauschst, die dich nichts angehen!“

„Das war keine Absicht, ehrlich“, beteuerte Craig. „Ich saß nur zufällig am Nebentisch und als ich gehört habe, dass Ihr in die Düstermarsch gehen wollt, da habe ich mich dazu entschlossen, Euch zu begleiten. Einer von den Gefangenen, die man in die Sümpfe gebracht hat, ist nämlich ein Freund von mir…oder zumindest so etwas ähnliches wie ein Freund. Jedenfalls sind wir zusammen nach Eydar gekommen.“

Gancielle und Lexa wechselten vielsagende Blicke.

„Naja, und dann habe ich gehört, dass Ihr Euch mit ihr im Hafen treffen wollt“, fuhr Craig fort und deutete unsicher auf die Späherin. „Und deshalb habe ich hier gewartet. Ich bin mir nämlich sicher, dass ich Euch helfen kann.“

„Was denn?“, spottete Gancielle. „Du glaubst, du kannst mir helfen?“

„Nein“, erwiderte Craig trotzig und verschränkte die Arme vor der schmächtigen Brust. „Ich glaube es nicht, ich weiß es!“

Gancielle legte skeptisch die Stirn in Falten. „Das überzeugt mich nicht“, brummte er und sah zu Lexa. „Was hältst du davon?“

Die Späherin legte nachdenklich die Hand ans Kinn. „Ich weiß ja nicht…“, überlegte sie laut. „Besonders hilfreich wirkt er nicht. Und mein erster Eindruck von ihm war auch nicht der allerbeste. Als Tyra und er von einem Warg angefallen wurden, hat er nämlich einen Hechtsprung in den nächsten Schlammtümpel gemacht.“

„Ich bin nicht gesprungen, ich wurde gestoßen!“, verteidigte sich Craig beleidigt.

„Aber wahrscheinlich ist es angesichts der Umstände doch besser, wenn wir ihn mitnehmen“, fuhr Lexa fort, als hätte sie die Worte des Jungen gar nicht gehört. „Falls er nämlich doch ein Spitzel ist, können wir ihn im Auge behalten. Wenn Loronk mitbekommt, dass ich dich dabei unterstützte, die Stadt zu verlassen, Gancielle, dann bekommt der Orden in Eydar ein gewaltiges Problem.“

„Also schön“, murmelte Gancielle und wandte sich wieder an Craig. „Wie genau willst du mir helfen?“

„Ich habe ein Boot“, verkündete der Waisenjunge stolz. „Damit kann ich Euch aus der Stadt herausbringen, ohne dass die Wachen etwas mitbekommen.“

„Wenn das alles ist, ist deine Hilfe nicht besonders nützlich“, erwiderte Gancielle verstimmt. „Ein Boot hätten wir auch noch alleine auftreiben können.“

„Abwarten!“, verkündete Craig großspurig. Ohne eine Hand auf dem Mund und eine Klinge an der Kehle fühlte er sich direkt viel besser und langsam kehrte sein Selbstbewusstsein zurück. „Ihr werdet schon noch früh genug sehen, dass Ihr auf meine Hilfe nicht verzichten könnt.“

„Du weißt hoffentlich, dass sich das nicht besonders vertrauenserweckend anhört“, sagte Gancielle. „Aber wenn du so große Töne spuckst, muss irgendetwas dran sein.“ Der frühere Kommandant blickte sich verstohlen im Hafen um, ehe er Craig bei der Schulter packte. „Eines sollte dir klar sein: Wenn wir keinen Erfolg haben, dann kommt kein Sterbenswörtchen über deine Lippen. Zu niemandem, verstanden? Du hast kennst mich nicht und hast mich nie gesehen!“

Der Waisenjunge nickte eifrig. „Ich halte die Klappe“, versprach er.

Gancielle stieß ihn sachte an und sein Gesichtsausdruck hellte sich ein wenig auf. „Gut. Dann bring uns zu deinem Boot!“

Craig tat wie ihm geheißen. Er eilte mit Gancielle und Lexa auf den Fersen durch den Hafen und steuerte auf das Armenviertel der Fischer abseits des Piers zu. Der Nebel schien am Strand noch dichter zu sein und Craig konnte die baufälligen Hütten kaum erkennen. So gestaltete sich die Suche nach seinem Boot deutlich schwieriger, als er gehofft hatte. In der Dunkelheit wirkten alle Kähne, die im Sand lagen, wie die unförmigen Silhouetten gestrandeter Wale.

Schließlich fand Craig sein Boot, mit dem er das Binnenmeer überquert hatte. Die Planken hatten sich durch die Feuchtigkeit der Nacht mit Wasser vollgesogen und das Holz war kalt und nass. Gancielle betrachtete die kleine Nussschale argwöhnisch. „Hast du etwa keine Paddel?“, fragte er ungläubig.

„Nein…“, gab Craig kleinlaut zu und spürte, wie seine Ohren rot wurden. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Dank Knacks Hilfe waren Paddel bislang immer überflüssig gewesen, aber jetzt war der Knucker nicht da und über dem Binnenmeer war es so windstill, dass auch das Segel an dem kleinen Mast nutzlos war. Sogar in dem dichten Nebel erkannte er, dass Gancielle die Augen verdrehte.

Das Problem wurde allerdings schnell gelöst. Lexa trat aus der Dunkelheit und trug zwei Paddel über der Schulter. „Die habe ich mir mal eben ausgeliehen“, verkündete sie ungerührt.

Gancielle wirkte nicht besonders begeistert. Er schob seine Augenbrauen zusammen und sah Lexa tadelnd an. „Du willst einen Fischer bestehlen?“, fragte er ungläubig. „Ist das dein Ernst? Diese armen Kerle besitzen doch kaum etwas und du nimmst ihnen das wenige, was sie haben?“

„Willst du lieber dein Schwert als Paddel benutzen?“, fragte Lexa ungeduldig. „Jetzt ist nicht die Zeit für große Rücksichtnahme. Wer weiß wie lange der Nebel sich noch hält. Wir sollten schon aus der Bucht raus sein, ehe die Sonne aufgeht. Sonst fliegt alles auf. Der Fischer bekommt seine Paddel ja wieder, wenn wir zurück sind. Würdest du dir deinen Gerechtigkeitssinn also bitte für einen Augenblick verkneifen und lieber mitanpacken?“

Craig grinste verschmitzt und wandte hastig das Gesicht ab, bevor Gancielle sein Lächeln bemerkte. Stattdessen ging er Lexa zur Hand, die sich gegen den Rumpf des kleinen Segelboots stemmte und es in Richtung Gezeitenlinie schob.

Als Gancielle schließlich auch die Ärmel hochkrempelte und den beiden half, schaukelte die Nussschale in kürzester Zeit auf den dunklen Wellen. Das ungleiche Dreiergespann watete in das knietiefe Wasser und kletterte an Bord. Der dichte Küstennebel schützten sie vor den Blicken der im Leuchtturm stationierten Soldaten. Während es sich Lexa und Craig gemütlich machten, nahm Gancielle die Paddel zur Hand und steuerte das Boot mit kräftigen Ruderzügen entlang der Landzunge hinaus aufs Meer. Der Seeweg in die Düstermarsch führte einmal um die Klippen herum, die sich im Südwesten hinter der Landzunge auftürmten, und nahm deutlich mehr Zeit in Anspruch, als ein Fußmarsch.

Still und leise glitt das Ruderboot durch das Wasser, während ein schwacher Lichtschein den Anbruch des Tages ankündigte. Die Sonnenstrahlen hatten viel zu wenig Kraft, um den Nebel zu durchdringen, aber immerhin hellte sich der Himmel allmählich von einem dunklen, trüben Schwarz zu einem milchigen Grau auf. Gancielle achtete darauf, stets in Sichtweite zur Küste zu bleiben, was angesichts des dichten Nebels nicht besonders einfach war. Ein schwacher Wind blies über das Meer, doch die Oberfläche kräuselte sich nur leicht und warf keine hohen Wellen. Das Boot umrundete die Landzunge und steuerte auf die schroffen Klippen zu, die zusätzlichen Sichtschutz boten. Bei stärkerem Wellengang war dieser Küstenabschnitt enorm gefährlich, denn an den schroffen Felswänden waren schon zahlreiche Boote und Schiffe zerschellt, deren Besatzung in einem Sturm die Orientierung verloren hatte.

Die Brandung war allerdings nicht die einzige Gefahr, die entlang der Klippen drohte. Craig erinnerte sich noch lebhaft an seine Begegnung mit der Harpyie und er hoffte inständig, dass die geflügelten Ungeheuer zu dieser frühen Stunde noch schliefen, doch bald ertönte in regelmäßigen Abständen ein angriffslustiges Krächzen, das durch den Dunst schallte. Hektisch warf Craig einen Blick hinauf zum dunklen Himmel. In dem kleinen Ruderboot saßen er, Gancielle und Lexa wie auf dem Präsentierteller. Glücklicherweise war der Morgennebel noch immer so dicht, dass er sie vor den scharfen Augen der Harpyien verbarg.

„Dein Freund, von dem du gesprochen hast…“, durchbrach Gancielle die Stimme mit gedämpfter Stimme und richtete seinen grimmigen Blick auf Craig, während er das Boot weiterhin mit kräftigen Ruderzügen vorantrieb. „Damit meintest du diesen Dorashen, oder?“

Craig nickte stumm. Noch immer bereitete ihm die Anwesenheit der Harpyien, die irgendwo über ihm im Nebel kreisten, Unbehagen.

Lexa riss erstaunt die Augen auf. „Einer von Loronks Gefangenen ist ein Dorashen?“, wunderte sie sich.

„Es wundert mich nicht, dass du davon nichts weißt“, murmelte Gancielle leise. „Meister Syndus hielt es für das Beste, diesen Umstand geheim zu halten. Nur Fähnrich Jel, Adria und ich wurden eingeweiht.“

„Eigentlich sollte ich gekränkt sein, weil man mich darüber nicht informiert hat“, sagte Lexa und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. „Aber der Meister hat richtig entschieden. Wenn auch Aulus nichts davon weiß, dann hat auch Loronk keine Ahnung, wer sein Gefangener ist.“

„Genau“, bestätigte Gancielle. Sein Gesicht verzerrte sich für einen Sekundenbruchteil zu einer gehässigen Maske. „Die Chancen stehen gut, dass er es schafft, Vox und Farniel sicher durch den Sumpf zu bringen. Und vielleicht findet er ja tatsächlich die Vermissten.“

„Das würde ich Loronk in hundert Jahren nicht gönnen“, erwiderte Lexa finster.

„Ich glaube nicht, dass er nach den Vermissten suchen wird“, mischte sich Craig ein. „Dafür fehlt ihm der Antrieb. Aber wir werden ihn schon bald finden, um ihm in den Hintern zu treten. Wartet, hört auf zu rudern!“

Gancielle zögerte, aber schließlich hob der die Paddel aus dem Wasser und zog sie zurück ins Boot. „Du solltest uns langsam mal aufklären“, brummte er. „Wieso bist du dir so sicher, dass wir ihn in den Sümpfen finden werden?“

Der Waisenjunge grinste breit. „Das werdet Ihr gleich sehen!“, verkündete er. „Passt auf!“ Er führte seine Zeigefinger zum Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus, der von den Felsen widerhallte. Die Harpyien reagierten mit aufgebrachtem Krächzen und Craig erahnte im Augenwinkel einen flüchtigen Schatten, der durch die Nebelschwaden segelte.

„Bist du wahnsinnig?“, zischte Gancielle erbost. „Willst du diese Biester auf uns aufmerksam machen?“

„Nicht wirklich“, erwiderte Craig zuversichtlich. „Jedenfalls nicht die Harpyien. Aber dafür einen anderen Bewohner dieser Klippen.“

„Was redest du da?“, flüsterte Gancielle, doch dann hob er alarmiert den Kopf, als aus dem Nebelstreifen an der Küste ein gedämpftes Platschen ertönte. Ein schlanker, verzerrter Schatten steuerte unterhalb der Wasseroberfläche auf das Boot zu und der ehemalige Kommandant griff nervös nach seinem Schwert.

„Nur die Ruhe“, sagte Craig und beugte sich über die Reling. Direkt neben dem Boot stiegen ein paar Luftblasen auf und dann erschien Knacks Kopf. Mit seinen großen, treuen Hundeaugen starrte er den Waisenjungen glücklich an.

Gancielle und Lexa dagegen wirkten alles andere als begeistert. Beide zogen gleichzeitig ihre Schwerter und Gancielle sprang so hastig auf, dass das Boot unter seinen Füßen heftig schwankte. „Was bei Khors Bart ist das denn?“, entfuhr es ihm.

„Ein Knucker!“, japste Lexa atemlos.

Knack blinzelte Craigs Gefährten neugierig an und der Waisenjunge konnte sich ein Lachen kaum noch verkneifen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Kommandant der Armee Angst vor einem zahmen Wasserdrachen hat“, grinste er, streckte die Hand aus und kraulte Knack unter dem Kinn. Der Knucker ließ ein wohliges Glucksen ertönen. „Das ist nichts anderes als die beste Spürnase in diesen Gewässern!“

Gancielle und Lexa beäugten den Knucker noch immer, als sei er eine menschenfressende Bestie, obwohl er ganz offensichtlich vollkommen friedfertig war. Zutraulich schmiegte er seinen Kopf an Craigs Hand und drückte auffordernd dagegen, bis der Waisenjunge seine Streicheleinheiten fortsetzte. „Eine Spürnase?“, wiederholte Gancielle zaghaft und beobachtete ungläubig die Vertrautheit des Waisenjungen und des Knuckers.

Craig drehte sich strahlend zu ihm um. „Genau so ist es“, rief er stolz. „Ein Knucker hat einen ausgezeichneten Geruchssinn. Sie können die Witterung einer Beute aufnehmen, die ihr Revier schon vor Tagen durchquert hat, und ihr kilometerweit folgen. Besonders gerne tun sie das im Wasser, aber ihre Nase ist auch an Land sehr zuverlässig. Nicht wahr, Knack?“

Der Knucker wippte begeistert mit dem Kopf und gluckste fröhlich. „Du hast dem Biest einen Namen gegeben?“, fragte Gancielle und musste sich setzen.

„Warum denn nicht?“, erwiderte Craig verwundert. „Er hatte keinen und außerdem ist er mein bester Kumpel. Ich muss ihn doch irgendwie rufen können.“

Inzwischen schienen Gancielle und Lexa begriffen zu haben, dass von Knack keine Gefahr ausging. Trotzdem ließen sie den Wasserdrachen nicht aus den Augen. „So, dieser Knucker ist also harmlos“, murmelte die Späherin des Ordens und schob ihr Kurzschwert zurück in die Scheide. „Und er hört auf dich, nicht wahr? Wenn er eine Geruchsspur der Vermissten hat, kann er uns also zu ihnen führen?“

Craig nickte und seine Augen strahlten, aber Gancielle verzog missmutig das Gesicht. „Dann brauchen wir etwas, das einem der Vermissten gehört hat“, brummte er. „Ansonsten kann dein spezieller Freund hier ja wohl kaum Witterung aufnehmen.“

„Nichts leichter als das.“ Craig öffnete seinen Rucksack, kramte darin herum und zog schließlich Vances Hackebeil hervor.

„Was ist das jetzt schon wieder?“, wollte Gancielle wissen.

„Dieses Hackmesser gehört Vance“, erklärte Craig. „Das ist der Dorashen, den Eure Leute festgenommen haben.“

„Dann riecht es auch nach ihm“, stellte Lexa fest und wirkte auf einmal ganz aufgeregt. „Gancielle, das könnte tatsächlich funktionieren.“

„Möglich“, brummte der frühere Kommandant. „Aber dadurch führt uns der Drache nur zu diesem Dorashen. Es gibt keine Gewissheit, dass wir so auch die anderen Vermissten finden werden.“

„Ich glaube trotzdem, dass es einen Versuch wert ist“, beteuerte Lexa. „Auch wenn wir dadurch vielleicht nur die drei Leute retten können, die Loronk in die Düstermarsch geschickt hat, hat sich unser kleiner Ausflug schon gelohnt.“

„Das wäre immerhin ein Anfang“, gab Gancielle zu und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Also gut, lass deinen Drachen an dem Hackebeil schnuppern. Wollen doch mal sehen, ob er wirklich so ein feines Näschen hat, wie du behauptest.“

„Natürlich hat er das“, erwiderte Craig gekränkt. „Aber erst müssen wir uns an Land bringen lassen. Gancielle, ab jetzt könnt Ihr Euch das rudern sparen.“ Der Waisenjunge prüfte noch einmal den Sitz des Taus, das noch immer am Bug seines Segelboots verknotet war, und warf das lose Ende ins Wasser. Sofort schnappte Knack nach der Leine und zog das Boot mit seinen kräftigen Kiefern hinter sich her. Verblüfft legte Gancielle die Ruder beiseite und machte es sich neben Lexa bequem. Die kleine Nussschale hüpfte auf und ab, als der Knucker mit seinen drei Passagieren im Schlepptau regelrecht durch die Küstengewässer pflügte.

„Ist doch viel besser, als sich mit ein paar morschen Paddeln fortzubewegen, findet Ihr nicht?“, lachte Craig. Der Fahrtwind blies ihm ins Gesicht und zerzauste sein weißblondes Haar.

„Du hättest uns deinen kleinen Freund auch vorstellen können, bevor ich die Paddel geklaut habe“, bemerkte Lexa trocken.

„Diese Art zu reisen hat etwas für sich“, gab Gancielle zu und reckte seinen Arm über die Reling. Er griff mit der Hand ins Wasser, aber Knack war so schnell unterwegs, dass die Wellen schmerzhaft gegen seine Finger prallten. Rasch zog der ehemalige Kommandant seine Hand wieder zurück und richtete den Blick in Fahrtrichtung.

Dort flachten die Klippen rasch ab. Das Gelände wurde immer ebener und schließlich schienen Land und Meer eins zu werden. Die Grenze zwischen Salzwasser und dem sumpfigen Grund der Düstermarsch verschwamm in einem stetigen, kaum sichtbaren Vor und Zurück der sanften Brandung. Stinkende Tümpel wurden mit Meerwasser geflutet und mächtige Baumstämme gruben ihre dicken Wurzeln in schlammigen Erdboden, der unterhalb des Wasserspeigels lag.

„Nach rechts!“, rief Craig dem Knucker zu, der das Boot mit unverminderter Geschwindigkeit die Küste entlang zog. Sofort schwenkte Knack mit einer schlangenartigen Bewegung ab und steuerte auf die Gezeitenlinie zu. Im schwachen Licht der Dämmerung erkannte Craig, dass sich die klare Farbe des Wassers immer mehr in ein trübes Braun verwandelte, je näher sie der Küste kam. Als sie schließlich die ersten Binsen erreichten, die an den Rändern der Schlammlöcher und Tümpel meterhoch in die Luft wuchsen, kam Knack nur noch langsam voran. Das Wasser wurde immer dicker und schlammiger und der Knucker kämpfte verbissen gegen die zähe Brühe an. Seine Schwimmbewegungen gingen mehr und mehr in angestrengte Schritte über und schließlich hievte sich der Knucker auf einer Böschung aus stinkendem Schlamm aus dem braunen Brackwasser.

„Sieht aus, als wäre hier Schluss“, stellte Craig fest. Er warf einen Blick auf die Oberfläche des Tümpels, in den Knack sie geführt hatte. Blasen stiegen aus seinen Tiefen auf und wenn sie zerplatzten, verbreiteten sie einen unangenehmen Modergeruch. Dicke Äste ragten aus dem Schlammloch, dessen dickflüssige Oberfläche mit der Brandung träge hin und her schwappte.

Craig hielt sich die Nase zu und versuchte, mit einem weiten Sprung das Ufer zu erreichen. Dort war der Boden allerdings alles andere als fest und er sank sofort bis zu den Knöcheln im Schlamm ein. Fluchend kämpfte er sich frei und kraxelte die Böschung hinauf. Lexa gelang der Sprung über den Tümpel deutlich eleganter, während sich Gancielle nicht zu schade war, direkt durch den Matsch zu waten. Sein blankes Langschwert hielt er dabei vorsorglich über seinen Kopf, damit die glänzende Klinge nicht einmal von dem kleinsten Schlammspritzer besudelt wurde.

Knack sah aus wie ein Wildschwein, das sich im Dreck gewälzt hatte. Vom Hals abwärts war er bedeckt mit der stinkenden Mischung aus Meerwasser und Morast. Der Schlamm tropfte von seinen Schuppen und erinnerte Craig auf abstrakte Weise an eine riesige Schnecke, die über den Körper des Knuckers kroch. Der Waisenjunge ging hastig hinter einem vermoderten Baumstumpf in Deckung, als sich Knack kräftig schüttelte, um sich von der Schlammschicht zu befreien. Der Dreck spritzte in alle Himmelsrichtungen, aber so sehr sich der Knucker auch anstrengte, er wurde den Morast nicht vollständig los.

Craig trat vorsichtig an ihn heran und pflückte mit spitzen Fingern ein paar Zweige aus der zähflüssigen Pampe, die hartnäckig an den Schuppen des Knuckers kleben blieb. „Du wirst wohl ein Bad nehmen müssen“, stellte er fest und rümpfte die Nase. „Hast du was von dem Dreck in den Mund oder die Nüstern bekommen?“

Knack schüttelte seinen Kopf. Eine Ladung Schlamm rutschte von seiner Schulter und landete klatschend auf dem aufgeweichten Boden. Craig atmete erleichtert auf. „Gut. Es hätte mich nämlich nicht gewundert, wenn dieser Gestank alle anderen Gerüche übertüncht. Pass mal auf, es gibt noch was zu tun für dich.“

Vorsichtig streckte er Knack das Hackebeil entgegen und hielt es ihm unter die Nase. „Das gehört Vance“, erklärte er dem Knucker. „Du kannst dich doch noch an ihn erinnern, oder?“

Knack wippte bejahend mit dem Kopf und Craig lächelte. „Sehr gut. Ich fürchte nämlich, dass er verloren gegangen ist. Wir brauchen deine Hilfe, um ihn wiederzufinden.“

Der Knucker legte den Kopf schief und seine Nüstern weiteten sich, als er die Klinge und den Griff des Hackebeils beschnupperte. Dann reckte er den Hals und sah sich aufmerksam um. Schnüffelnd hielt er die Nase in den Wind und schließlich stellten sich die Fortsätze an seinem Hinterkopf ruckartig auf. Wie versteinert starrte er nach Norden.

„Er hat eine Spur!“, frohlockte Craig und ballte begeistert die Fäuste. „Jetzt müssen wir ihm nur noch folgen! Immer seiner Nase nach. Dann wird er uns direkt zu Vance führen.“

Gancielle wirkte noch nicht überzeugt. Er streifte an einem Baumstamm den Schlamm von seinen Stiefeln und beobachtete grimmig, wie die Fortsätze an Knacks Kopf aufgeregt zuckten. „Dass dieses Bie…ich meine, dass dieser Knucker hier überhaupt etwas riechen kann, grenzt an ein Wunder“, brummte er verstimmt. „Hier stinkt es wie auf einem riesigen Misthaufen. Das ist ja unerträglich.“ Angewidert warf er einen Blick auf den Tümpel, auf dessen blubbernder Oberfläche Craigs Segelboot trieb. Der Waisenjunge griff nach dem Seil, das mit Schlamm bedeckt war und erbärmlich stank, und knotete es fest um den Stamm eines Baumes.

„Ihr werdet schon sehen“, rief er zuversichtlich. „Auf Knacks Spürsinn ist Verlass!“ Er tätschelte dem Knucker den Kopf. „Zeig diesen Skeptikern, was in dir steckt! Führ uns zu Vance!“

Knack gluckste entschlossen, dann watschelte er auf seinen kurzen, aber stämmigen Beinen los. Sein schlanker Körper pendelte bei jedem Schritt von einer auf die andere Seite und sein langer, kräftiger Schwanz schleifte über den Boden. Er verschwand zwischen ein paar Farnbüscheln, hinterließ allerdings eine deutliche Spur. Craig folgte ihm mit beschwingten Schritten.

„Ich weiß ja nicht…“, murmelte Gancielle zweifelnd, aber auch er setzte sich in Bewegung. „Vielleicht hat das Biest ja nur irgendeinen Leckerbissen gewittert.“

„Knucker fressen am liebsten Fisch“, erklärte Lexa oberlehrerhaft. „Und meines Wissens findet man die nur sehr selten mitten in einem Sumpfwald. Gib dir endlich einen Ruck, Gancielle! Es ist einen Versuch wert. Offensichtlich hat das Tierchen eine Spur und damit ist es jetzt schon einen Schritt weitergekommen, als wir alle in den letzten Wochen.“

Gancielles Antwort war nur ein resigniertes Seufzen. Er stapfte an Lexas Seite durch das Dickicht und folgte der Bresche, die Knack durch das Unterholz bahnte.

Anfangs kam der Knucker nur langsam voran. Immer wieder blieb er stehen, presste die Schnauze schnüffelnd an den Boden und streckte sie dann wieder in den Wind. Er watschelte mal hierhin, mal dorthin, und führte Craig, Gancielle und Lexa im Zickzackkurs durch den Sumpf. Doch dann stieß er auf einen breiten Trampelpfad und schnupperte aufgeregt an abgebrochenen Ästen und plattgetretenen Farnwedeln.

Lexa blieb nachdenklich stehen und ging in die Hocke. „Diese Spur wäre sogar mir aufgefallen“, murmelte sie. „Das sieht ganz so aus, als hätte sich Loronk hier mit seinen Soldaten durch das Dickicht geschlagen. Jedenfalls kam hier vor geraumer Zeit eine ganze Menge Leute durch. Tja, Gancielle. Es sieht ganz so aus, als wäre unser geschuppter Freund auf der richtigen Spur.“ Die Späherin lächelte Knack freundlich an. „Das hast du gut gemacht.“ Der Knucker wusste, wenn man ihn lobte, und gluckste zufrieden. Lexa streckte die Hand aus, um dem Wasserdrachen den Kopf zu streicheln, und Knack gestattete es ihr. Craig registrierte wohlwollend, dass sich zumindest die Späherin langsam an den Knucker gewöhnte. Gancielle wirkte dagegen immer noch etwas reserviert.

Der ehemalige Kommandant legte die Stirn in Falten. „Komisch“, überlegte er laut. „Warum ist Loronk nicht auf der Straße geblieben? Selbst sein orkischer Dickschädel sollte genug geistiges Fassungsvermögen haben, um zu wissen, dass die Düstermarsch voller Tücken ist. Es ist sicherer, wenn man auf dem Weg bleibt. Was hat sich dieser widerliche Mistkerl dabei gedacht?“

„Keine Ahnung“, erwiderte Lexa achselzuckend. „Aber offenbar hat er seine Gefangenen mitten in der Wildnis ausgesetzt.“ Die Späherin stand auf und deutete den Trampelpfad entlang. „Kommt, lasst uns weitergehen. Ich verwette meine Stiefel, dass wir die armen Kerle finden, wenn wir nur dieser Fährte folgen und uns einfach auf Knacks Spürnase verlassen.“

Tatsächlich wand sich die Bresche so deutlich durch das Unterholz, das selbst Craig sie erkennen konnte. Auch ohne Knacks hervorragenden Geruchssinn wäre es ein Kinderspiel gewesen, dem Trampelpfad zu folgen. Der Knucker presste seine Nase dicht an den Boden, schnüffelte immer aufgeregter und beschleunigte seine watschelnden Schritte. Auch Lexa wurde immer unruhiger.

„Ich wünschte, all die Vermissten hätten nur annähernd so deutliche Spuren hinterlassen“, schimpfte sie leise. „Dann hätten wir sie längst gefunden!“

Selbst Gancielle ließ sich von der allgemeinen Aufregung anstecken, aber als sie aus dem Dickicht brachen und in eine von Bäumen gesäumte Bucht stolperten, riss die Fährte urplötzlich ab. Knack schlurfte bis zum Ufer, schnupperte angestrengt in die Luft und drehte sich dann hilflos im Kreis.

„Sag nicht, du hast die Spur verloren!“, japste Craig fassungslos. „Das darf doch nicht wahr sein!“

Knack ließ niedergeschlagen die Fortsätze an seinem Hinterkopf hängen und schlang den langen Schwanz um seinen Körper.

„Kein Wunder“, mischte sich Lexa ein und trat ans Ufer. „Wahrscheinlich führte die Fährte ursprünglich direkt durch die Bucht. Jetzt haben wir Flut und das Wasser hat sämtliche Spuren verwischt.“ Mit grimmiger Miene richtete die Späherin ihren Blick auf den mächtigen Hügel, der sich am Nordufer erhob. „Aber das bedeutet auch, dass sich unsere drei Gefangenen irgendwo jenseits dieser Bucht befinden. Wenn wir sie durchqueren, werden wir auf der anderen Seite garantiert eine neue Spur finden.“

„Leichter gesagt, als getan“, brummte Gancielle und deutete mit seiner Schwertspitze auf die Wasseroberfläche. „Hier wimmelt es nur so von Bluthechten. Wenn wir jetzt hier durchwaten, kommen wir als Gerippe am anderen Ufer an. Wir müssen wohl oder übel warten, bis die Ebbe einsetzt.“

„Müssen wir nicht!“, rief Craig und zwinkerte Knack vielsagend zu. „Hattest du heute schon dein Frühstück?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  NaruOnIce
2019-02-14T10:35:23+00:00 14.02.2019 11:35
Ich liebe die Gruppendynamik zwischen den 4 Süßen :'D


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