♥ Mit den Waffen einer Frau ♥ von Bojana (MamorU ♥ UsagI) ================================================================================ Kapitel 13: Kung-Fu Usagi ------------------------- Als Usagi am späten Abend nach Hause kam, brannte nirgends im Haus Licht. Auf den Küchentisch fand sie einen Zettel und erkannte schon von Weitem die Handschrift ihrer Mutter darauf, die ihr in kurzen, knappen Sätzen zusammenfasste, dass es ihrem Vater, also ihrem Großvater - dem Vater ihrer Mutter- ziemlich schlecht ging. Der Gesundheitszustand, des beinahe 80 jährigen hatte sich im Laufe der letzten zwei Wochen rapide verschlechtert, also haben sie beschlossen sofort zu fahren und nicht abzuwarten. In den letzten Zeilen, schrieb sie, dass sie versucht hatte sie telefonisch zu erreichen, ihr jedoch nicht böse sei, dass sie wahrscheinlich ihr Telefon überhört hatte und sie sich noch ganz genau an die Zeit erinnern konnte, als sie Kenji kennengelernt hatte und sie schließlich auch sie einmal jung gewesen war. Zusammengefasst bedeutete dies, dass ihr ihre Mama keine Vorwürfe machte und die Jugend von heute verstand. Seufzend nahm sie das Stück Papier und faltete es zusammen, während sie sich dabei an die Wand neben dem Kühlschrank lehnte. Selbst in all der Sorge um ihren Großvater und der Dringlichkeit des Aufbruchs, hatte sich ihre Mutter noch die Zeit genommen um ihr ein Abendessen zu kochen und es in eine ihrer heißgeliebten Tupperdosen zu portionieren, damit sie auch morgen nicht verhungern müsste und sie … Nach dem kleinen Stelldichein in der Seitengasse, in der Nähe von Mamorus Wohnblock, waren sie mehr oder weniger Wortlos zu ihm gegangen. Sie hätte so gerne vieles angesprochen, doch verkniff sie es sich, da sie befürchtete, sich noch mehr Entschuldigungen anhören zu müssen. Also hatte sie bewusst, kaum das sie angekommen waren zur DVD-Vitrine gegriffen und sich einen Film daraus herausgefischt, ohne auf den Titel zu sehen. Eine halbe Pizza später saßen sie nebeneinander auf der Couch und sahen sich – Die Verurteilten – an. Sie beobachtete wie Mamoru mit größter Aufmerksamkeit den Handlungen folgte und ihr fiel auf, dass er in dieser ganzen Zeit nicht einmal zu ihr hinüber gesehen hatte. Selbst als sie ein paar Zentimeter ganz still und leise zu ihm rübergerutscht war, kam er nicht auf die Idee den Arm um sie zu legen. Scheinbar schwirrten ihm immer noch seine wirren -ihr nicht nachvollziehbaren- Gedankengänge im Kopf, so dass sie zum Schluss kam vorläufig weitere Annäherungsversuche zu unterlassen. Nach dem Erlebnis, welches sie gemeinsam geteilt hatten, hatte sie den wahnwitzigen Gedanken, dass zwischen ihnen keine Barrieren mehr bestanden, die sie überwinden musste, dass sich alle Missverständnisse damit aufgeklärt hätten und auch die unausgesprochenen Worte Gehör gefunden hatten, doch sah sie recht schnell ein, dass sich in dieser Hinsicht rein gar nichts verändert hatte. Wenn, dann war es -so hatte es zumindest den Schein erweckt- nur noch komplizierter und verwobener geworden, als bisher und das -BISHER- war schon schwer zu toppen gewesen. Also waren sie jetzt, wie sie mit Bedauern feststellen musste an einem Punkt angelangt, der sich -over the top- nannte und sie würde sich hüten, sich die Frage zu stellen ob sich dieses Podest noch weiter übertrumpfen lies. Nicht immer konnte sie Mamorus Gedankengänge nachvollziehen aber hatte sich immerhin die größte Mühe gegeben sie wenigstens zu rechtfertigen und in Maßen zu verstehen aber jetzt, war sie schlicht und einfach überfordert mit ihren eigenen Gefühlen und Gedanken. Hinzu kamen die Gewissensbisse gegenüber ihren Eltern. War sie wirklich so beschäftigt mit sich selbst gewesen um die Sorge ihrer Mutter um ihren Großvater nicht zu bemerken, die so offensichtlich war, dass es schmerzte? Sicher stellte Mamoru den zentralen Punkt ihres Lebens dar, aber gab es auch noch Menschen wie ihre Familie und ihre Freundinnen, die sie neben ihn aus vollsten Herzen liebte. Der Gedanke, jemanden von ihnen vergessen oder gar vernachlässigt zu haben, schnürte ihr die Kehle zu. Immer waren ihre Eltern für sie da gewesen, haben sie ermuntert aufzustehen, wenn sie hinfiel und dann, wenn sie für sie da sein sollte, tat sie nichts Anderes als das was sie bisher getan hatte, nämlich das Augenmerk auf sich selbst zu richten. Mit zittrigen Händen hob sie den Telefonhörer aus der Angel und wählte die Nummer ihrer Großeltern. Es meldete sich nicht, wie erwartet die warme Stimme ihrer geliebten Oma, sonder die aufgekratzt, hektische ihres Vaters, der ihr lang und breit erklärte, dass es bei weitem nicht so Schlimm war, wie zunähst vermutet. Sie erwarteten die Hausvisite morgen Nachmittag. Die Woche darauf würden sie anhand der Blutbefunde näheres erfahren. Als sie versuchte sich zu entschuldigen, wiegelte Kenji sofort ab und versicherte ihr, dass sie sich keine Vorwürfe machen sollte, bat sie jedoch ganz unterschwellig, sich auch während seiner Abwesenheit, die sich wohl oder übel mindestens drei Wochen ziehen sollte, seine aufgestellten Regeln nicht zu missachten. Gerne hätte sie länger mit ihm telefoniert, trotz das sie leicht gereizt war, als er wiederholte, dass er nicht wünschte, dass Mamoru bei ihnen zuhause übernachtet, aber hörte sie schon die Stimme ihrer Mutter die ihm zurief ihr einen lieben Gruß auszurichten und sie sie für reif genug hielt um ihr vollstens zu vertrauen. Sie unterdrückte sich ein verräterische Kichern, als sie ihren Vater verächtlich schnauben hörte. Mit den Worten, dass sie nicht vergessen würde, was sich der Hausherr wünschte, verabschiedete sie sich und legte auf. Noch einmal spulte sie den Abend bei ihm zuhause Revue und schüttelte, in ihrem Zimmer angekommen, verwirrt den Kopf. Das vorbereitete Abendessen lag noch immer unangetastet im Kühlschrank, denn obwohl sie die Kochkünste ihrer Mutter liebte und von ganzem Herzen zu schätzen wusste, war ihr, zumindest für heute, der Appetit gründlich vergangen. Als der Filmabspann langsam und gemächlich anfing die Liste aller Schauspieler, Maske und so weiter aufzulisten, stand Mamoru viel zu schnell auf und schnappte sich wahllos die nächstgelegene DVD-Hülle. Ihr reichte es! Mit dieser Aktion bekam sie bestätigt, was sie ohnehin ahnte, nämlich, dass sie die Hoffnung sich mit ihm zu unterhalten, darüber zu unterhalten, getrost begraben und auf den St. Nimmer Tag verschieben konnte und anstatt sich weiterhin über den sturen Bock zu ärgern, entschuldigte sie sie sich auf die Toilette. Sie und die Mädchen hatten vor Jahren einen Geheimcode ausarbeitet, von dem sie bisher nur einmal Gebrauch gemacht hatte. In der Hoffnung, dass er immer noch Gültigkeit hatte, schickte sie Makoto eine SmS. Nachricht an Mako: 10 Minuten – Code 8 Wie erwartet klingelte auch schon exakt 10 Minuten später ihr Telefon. Mamoru werkelte immer noch geistesabwesend an dem DVD Player, der sich allem Anschein nach mit ihr solidarisierte und sich partout nicht mehr einschalten lies. Sogar die alte CD behielt er in sich und rückte sie, so oft Mamoru auch auf die Knöpfe drückte, nicht raus. Erst als er sie sagen hörte, dass sie in einer halben Stunde spätestens daheim sein würde, blickte er überrascht auf. Beinahe hätte sie „Hallelujah“ ausgerufen, als sie sah, wie sich seine Augen fragend weiteten. Schnell erklärte sie ihm, dass es sich bei dem ominösen Anrufer um Ikuku handelte, die sie bat, heute nach Hause zu kommen, entspannte er sich und lies die Schultern hängen. Sein Angebot sie zu Fahren schlug sie übertrieben höflich aus, mit der Begründung, dass ihr ein abendlicher Spaziergang gut tun würde und er weiter versuchen soll, das Gerät zum Laufen zu bringen. „Immerhin!“, murmelte sie laut und wühlte nach ihrem heißgeliebten Häschenpyjama, den sie für Fälle wie diesen, ins hinterste Eck des Kleiderschrankes deponiert hatte. „Werde ich mit ihm zu dieser Schulung fahren!“ Bepackt bis zum Anschlag mit Handtüchern, Pyjama, einer neuen Palette Badeutensilien und bequemer, baumwollener Herzchenunterhose balancierte sie durch den schmalen Gang ins Badezimmer. Das stetige Rauschen des aufgedrehten Wassers erfüllte den, mit schlichten weißen Fliesen überzogenen Raum. Wohingegen im ganzen Haus darauf geachtet wurde jede menge Bilder aufzuhängen und mit niedlichen, dekorativen, allerlei Schnickschnack auszuschmücken, war dies der einzige Bereich der sporadisch nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Eine große, schlichte, weiße Badewanne im rechten Eck, daneben eine weiträumige Dusche, die sich durch eine dicke, klare Glaswand vom Rest abtrennte. Gegenüber das leicht angeknackste, altmodische Waschbecken über dem ein beleuchteter Kastenspiegel hing, Waschmaschine, Trockner, Handtuchablage, Toilettenschüssel und mehr war da nicht, außer dem breiten Fenster, an dem ein Sichtschutz angebracht war und einer ausgeblichenen Plastikblume auf der Fensterbank, die ihre beste Kunststoffblütezeit bereits hinter sich gelassen hatte und sich danach sehnte endlich entsorgt zu werden. Erst jetzt fiel Usagi auf, dass sich, während sich über die Jahre hinweg ständig das ein oder andere erneuert worden war, renoviert und umgebaut, sie sich in den einzigen vier Wänden befand, die seit der Erbauung des Hauses unangetastet geblieben waren und einen eigenartigen Kontrast zum Rest der modernen Räumlichkeiten darstellten. Hier drinnen blieb immer alles beim Alten. Wie konnte die Zeit an einem Ort so still stehen?! Sie sinnierte über das Bad in welchem schon ihre Urgroßeltern gebadet hatten nur um nicht an Mamoru denken zu müssen und grinste. Auch wenn es irrwitzig klang, so fühlte sie sich genau hier am wohlsten. Undurchsichtiger, schwüler Dampf umhüllte sie zur Gänze, als sie sich ihrer Unterwäsche entledigte und entgegen ihrer Angewohnheit zuerst mit den Zehenspitzen die Temperatur des Wassers zu testen, stieg sie ohne Umschweife ganz hinein, dem gefolgt ein spitzer Aufschrei. Heiß, heiß noch heißer!!! Energisch drehte sie am Rädchen, bis nur mehr kaltes Wasser daraus rann, schließlich hatte sie vor entspannt zu baden und nicht darin ein Hühnchen zu rupfen. Endlich, nachdem die Schreckenssekunde abgeklungen war und sich die Sicht auf ihre unmittelbare Umgebung ein wenig lichtete, glitt sie in ein nun angenehmes Wasserbad. Die Schaumkrone war zwar durch ihr Rumgestrampel, das Wasser rascher abzukühlen vollkommen zerstört worden, was sie ein wenig enttäuscht dreinschauen ließ, aber machte sie sich nicht die Mühe noch einmal nachzuschenken und versank ein Stück weit tiefer, bis nur noch ihre Nasenspitze aus dem Wasser ragte. Das Haar hatte sie sich zu einem überdimensionalen Dutt zusammengebunden damit es nicht nass wurde. Sie hatte heute keine Lust, sich danach stundenlang zu Bürsten und zu Föhnen und das mit den Stundenlang war keineswegs übertrieben. Inzwischen reichte ihr die Haarpracht bis hin zu den Oberschenkel, was zwar hübsch aussah aber einen immensen Zeitaufwand nach sich zog. Eine etwas kürzere Strähne die sich aus dem wüsten Gestrüpp gelöst hatte, baumelte nun seelenruhig vor ihren Augen hin und her. Nachdenklich zwirbelte sie sie zwischen Daumen und Zeigefinger und überlegte ob es nicht an der Zeit wäre etwas an ihrem Aussehen zu ändern. Den, von ihren Freundinnen verhassten Ananas-Badeanzug, hatte sei auf deren Wunsch, beziehungsweise ausdrücklichen Befehl brav folge geleistet und ihn sobald sie daheim war, entsorgt aber viel mehr ist danach nicht geschehen. Morgen würde sie Minako anrufen! In den kurzen Zwischengesprächen mit Mamoru, wo es ausschließlich darum ging, was sie trinken wollte und welche Pizza er bestellen sollte, hatte er erwähnt, dass sie schon nächstes Wochenende fahren würden. Saori würde sich um die Zimmerbuchung kümmern. In seiner Beschreibung erwähnte er, dass es sich an einem ziemlich zurückgezogenen, ruhigen Ort in den Bergen, vier Stunden Autofahrt entfernt befindet und es außer Wald und einen kleinem See keine weiteren Sehenswürdigkeiten bot. Es war beinahe Sommer und trotz dem, dass es immer noch Juni war, machte die Vor-Sommerzeit ihren Namen alle Ehre, denn der Sonne schien der Kalender ziemlich schnuppe zu sein, die jetzt tagsüber mit 30°C erbarmungslos vom Himmel brannte. Ergo: Sie brauchte einen Badeanzug oder was sollte sie sonst in der Zwischenzeit machen, während Mamoru in den Seminarräumen saß?! Nachdem sie sich in ihren kuscheligen Plüschpyjama eingekuschelt hatte, begab sie sich zielstrebig auf den Weg in die Küche. Zwischen jedem Schritt verließ ihren Magen ein wütendes Knurren. Er schien nichts von ihrer vorübergehenden Appetitlosigkeit zu halten und demonstrierte nun lautstark. Viel hatte sie dem nicht entgegenzusetzen außer dem Nudelauflauf ihrer Mama. Allein die Vorstellung von schmelzenden Käse, lies ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Zur gleichen Zeit, als die Mikrowelle zu piepsen begann, hörte sie es an der Tür klingeln. Ungläubig sah sie zur Wanduhr, die ihr bestätigte, dass es mitten in der Nacht war. Um genau zu sein, war es gerade dreiviertel zwölf. Beinahe Mitternacht!!! Ihre Familie war nicht da und Besuch erwartete sie keinen, noch hatte sich ihr keines der Mädchen angekündigt, was sie immer taten bevor sie bei ihr zu Hause vorbeischauten. Kurz dachte sie, dass es womöglich Mamoru sein konnte, doch verwarf sie die Idee so schnell wie sie auch gekommen war. Nie im Leben würde es Mamoru wagen um diese Uhrzeit öffentlich bei ihr zu Hause aufzutauchen, noch wo er nichts von der Abwesenheit ihrer Eltern und Shingo wusste. Es läutete bereits zum dritten Mal. Im Hintergrund piepste noch immer die Mikrowelle. Beide Töne vermischten sich! Parierten miteinander wie der aufsteigende Klang von Musik in einem Horrorfilm, kurz bevor der Axtmörder die Tür durch zwei teilte und auf das naive Blondchen, die so blöd war selbstverständlich nachzusehen, zulief. Die Rädchen in ihrem Kopf fingen an sich in Lichtgeschwindigkeit zu drehen. Pures Adrenalin schoss in ihre Adern! Unauffällig, falls sie jemand durch die Fenster beobachten würde – Frau konnte ja nie wissen – sah sie sich nach potentiellen Waffen um. Wenn sie schon blond war, war sie noch lange nicht bescheuert! Klar musste sie nachsehen aber nicht wie die Hauptakteurin, wie die – in ihrem Kopf stattfindenden Horrorfilms – ahnungslos und naiv sondern ….! AAAAAhhhh! Vor lauter Erleichterung schrie sie auf, fuhr aber sogleich zehn Oktaven hinunter und wiederholte nun im Flüsterton: „Wunderbar!!“ Fest umschloss sie den Baseballschläger ihres Bruders, kickte schwungvoll die rosa Zottelpantoffel von den Füßen und stellte sich auf die Zehenspitzen. Mit der freien Hand, zog sie hinter sich an dem Stecker der Mikrowelle, bis Dieser endlich nachgab und herausglitt. Kurz zuckte sie zusammen über das Geräusch. Plötzlich schossen ihr Bilder durch den Kopf. Vor ihrem inneren Auge lief ein Film ab, wo sich Szenen aus Texas Chain Saw Massacre abspielten. Der Mörder würgte das Mädchen, bis sie keine Luft mehr bekam. Sie lag leblos im Graß, hinter dem Holzschuppen während der helle Schein des Mondes ihr regloses Gesicht noch blasser erscheinen lies. Der Motorsägenmann legte den Kopf schief und sah nachdenklich auf sie hinab. Er schien verunsichert und als ob ihm der Anblick der Leiche allein nicht genügend Genugtuung verschaffen würde, startete er die Motorsäge. Das laute Aufheulen des Motors zischte durch die Wälder rings um sie. Er wollte auf jeden Fall sicher gehen, dass sie sich nicht wieder rührte, hob beide Hände, und lies die Mordwaffe mit Schwung hinunterfahren. Sein Opfer lag nun blutüberströmt zu seinen Füßen im taunassem Gras, doch noch immer war er nicht zufrieden. Mit seinen großen, muskulösen Armen hob er den Körper hoch, stemmte sich ihn wie eine Handtasche unter die Achseln und schliff sein Opfer zu den Klippen. Dort sah er noch einmal in Gesicht, strich ihr mit den schwieligen Fingern über die geschlossenen Lider, ehe er sie runterwarf. Im Fall schlug sie einige Male an der scharfen Felswand auf, bevor sie mit einem dumpfen Knall auf den Steinboden aufschlug. Usagi schüttelte sich, versuchte so gut es ging, den weiteren Verlauf des Filmes auszublenden, was ihr das erneute Klingeln nicht gerade einfacher machte. Ihr Glieder waren wie erstarrt, während im ihrem Inneren alles auf Hochtouren lief. Sie versuchte sich zusammenzureißen, während ihr Hormonsystem Botenstoffe aussandten, die im Wechsel ihren Fluchtinstinkt aktivierten und paradoxerweise gleichzeitig ihren Kampfgeist weckten. Sie zwang sich dazu tief durchzuatmen. Ein lautes Geräusch aus dem Garten ließ sie erschrocken aufspringen. Was war das?! Es klang wie ein lauter Schrei! Und da! In diesem Moment hörte sie es schon wieder ganz eindeutig! Da draußen schrie jemand, sogar zum zweiten Mal!! Wo zum Teufel waren die hilfsbereiten Nachbarn wenn man sie einmal brauchte, dachte sie zähneknirschend vor Angst. Wo war diese verdammte Zivilcourage von dem die Menschheit immer so hochgestochen sprach?! Vermutlich in ihren Betten, hörte sie eine leise Stimme in ihrem Kopf, die ihre Denkweise kritisierte. „Ah halt doch deinen Mund! Schließlich sind sie auch nicht im Bett, wenn Mama ihren Zitronenkuchen bäckt und helfen jedes Mal ganz couragiert diesen bis zum letzten Krümel zu verputzen.“, knurrte sie sich selbst an. „Psssst du Dummkopf oder willst du dass er dich hört?!!“, konterte ihr innerstes ich erschrocken. Stumm nickte sie! Ihr innerstes ich hatte recht! Halt Moment mal!? Woher wusste ihr innerstes ich, dass es sich dabei um einen Mann handelte!? Kalt lief es ihr über den Rücken, als sie die Miniaturausgabe des Baseballschlägers mit einem abschätzigen Blick bedachte. Natürlich hatte Schingo den Großen mitgenommen und den Kinderschläger zu Hause gelassen. Viel Schaden konnte sie damit nicht verrichten, aber wenigstens konnte sie die Schrecksekunde des Aufschlages nutzen um davonzulaufen und um Hilfe zu schreien. Was sollte sie bloß tun?! Sie hatte so schreckliche Angst. Kalter Schweiß rann ihr das Gesicht entlang, fuhr ihre pochende Halsschlagader, wie einer Regenrinne, entlang. Hände, sowie Knie begannen unkontrolliert an zu schlottern. „Okay Usagi! Bleib ganz ruhig!“, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. „Denk nicht nach sondern gehe hin, brate ihm so schnell es geht eine über und lauf!“, wiederholte sie leise wie ein Mantra, während sie zur Eingangstür ging. Schnell und muksmäuschenstill durchquerte sie den kurzen, schmalen Vorraum, passierte die Gardarobe, wo sie befürchtete, dass sich hinter jedem hängenden Jäckchen jemand furchterregendes verbarg. Abermals läutete es an der Tür! Oh mein Gott! Er wird mich umbringen! Ganz sicher wird er mich umbringen und dabei hatte ich noch nicht einmal Sex! Richtigen Sex!! Ich werde als verzweifelte Jungfrau sterben!!! Oh Mamoru, wieso bin ich bloß gegangen! Wieso bin ich nicht bei dir geblieben! „Hör endlich auf dir Gedanken über dein Sexleben zu machen und tritt von der Tür weg!“, keifte ihre innere Stimme schrill und ließ die Alarmglocken Sturm läuten, sodass sie nicht nachdachte als sie verzweifelt zur Seite sprang. „Wieso sollte ich noch mal weg von der Tür?!“, flüsterte sie leise, im Eck neben dem Eingang verkrochen. Fassungslos, über die verblödete Frage, verdrehte ihr innerstes Ich die Augen. „Du Idiotin!!“, keifte es aufgebracht. „Du siehst doch Filme oder etwa nicht?!“ Beklommen nickte sie. „Na also! Dann solltest du auch wissen, dass Gangster gerne durch geschlossene Türen schießen!!“ Scheiße!!! Daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht! Gewiss war er bewaffnet!! So ein verdammter Käse aber auch! Jetzt konnte sie nicht einmal mehr durch den Spion schauen, denn wahrscheinlich wartete er nur darauf die Gelegenheit zu ergreifen! „W .. w .. wer ist da?!“, hauchte sie verzweifelt. Es läutete wieder. Es läutete immer öfter in immer kürzer werdenden Abständen. Der ungebetene Besucher schien es immer eiliger zu haben ins Innere des Hauses zu gelangen. Usagi standen alle Nackenhärchen zu Berge und als es anfing in Dauerschleife zu klingeln, stolperte sie unbedacht über ein Paar schwarze Sneaker. Wenn sie das überleben würde, so schwor sie sich, würde sie Shingo für seine Unordentlichkeit umbringen. Inzwischen fühlte sie sich wie gelähmt, sammelte jedoch ihre letzten, ihr verbliebenen Kraftreserven, ergriff wildentschlossen den Türknauf und schrie: „Haaaajaaaaaaaa!“ In blinder Angst schlug sie zu! Traf einmal! „Nimm das du Schuft und das! Wie kannst du es wagen, jungen, alleinstehenden Frauen mitten in der Nacht aufzulauern!“ Der zweite Schlag folgte sogleich dem Ersten. „Das hattest du aber bestimmt nicht kommen sehen du Banause, du widerlicher Lüstling, du Schurke!“ Der Angreifer, unbekannten Geschlechts, ging keuchend zu Boden. Wahrscheinlich ging der letzte Schlag auf den Kopf, so dachte sie erleichtert und vergaß dabei ganz, dass sie jetzt rennen musste. Stattdessen senkte sie vorsichtig ihren Blick gen Boden, als sich eine Hand um ihren Fußknöchel legte. Augenblicklich hörte sie auf zu Atmen als sie den Menschen zu ihren Füßen im dumpfen Licht der Straßenlaternen sah und sich das Bild ihres vermeidlichen Angreifers allmählich zu lichten begann! Sie wollte schreien, aber kein Ton kam ihr über die Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)