Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 55: Nachricht von Zuhause --------------------------------- Tatsächlich! Die Zuschauer brachen in Jubel aus. Ein Blick nach oben entblößte einen Pegasus, der anerkennend applaudierte. Irgendwie wirkte er sogar, als würde ihn der Ausgang dieses Duell freuen. Kaiba nickte mir anerkennend zu: „Du hast dich gut geschlagen, Kleiner.“ Hatte ich das? Beinahe wäre unsere ganze Taktik in die Hose gegangen, und der CEO hätte mich sicherlich noch kürzer gemacht, als ich ohnehin schon war. „Danke“, sagte ich leise. „Damit haben wir wohl einen Sieger!“, rief Pegasus theatralisch über den Jubel der Menge hinweg. „Seto Kaiba und sein Protegé konnten die Gebrüder ParaDox durch Vertrauen ineinander besiegen. Es war ein Hochgenuss, diesem Duell zu folgen, oder?“ Zustimmendes Raunen folgte auf die Worte unseres Gastgebers. „Außerdem möchte ich noch auf die extravaganten Kostüme hinweisen, die unsere wackeren Streiter tragen.“ Mein Blick wanderte zu Mokuba, der wie ein Honigkuchenpferd strahlte. Er drängelte sich durch die Menge und war dann auch schon verschwunden. „Kommt jetzt sowas wie eine Pressekonferenz?“, fragte ich Kaiba seufzend, der nur amüsiert den Kopf schüttelte. Er sammelte seine Karten zusammen, und verstaute das Deck in den Unweiten seines Kostüms. Ich tat es ihm gleich, und gerade, als ich mich zum Gehen abwenden wollte, sprang mir jemand an den Hals. Mit großer Mühe konnte ich das Gleichgewicht halten, um nicht nach hinten zu kippen. Mokuba war mir an den Hals gesprungen: „Das war soooo cool von euch, Wahnsinn! Die zwei Glatzköpfe haben echt alt ausgesehen!“ Laut surrend richteten sich die Holoprojektoren neu aus, und über uns erschien der Meister der Drachenritter. Brüllend reckte das Monster die drei Köpfe in die Höhe, und der Soldat des Schwarzen Lichts streckte seine Waffe gen Himmel. Ein Blitzlichtgewitter folgte. Ich zuckte mehrmals zusammen, und spätestens nach den ersten zehn Bildern rutschte Mokuba von mir herunter und stellte sich brav zwischen seinen Bruder und mich. „Ein wenig Teamwork kann das ganze Duell entscheiden. Seien wir gespannt, was uns morgen erwartet, wenn das Team KP gegen mich, Maximillien Pegasus höchstselbst, antritt. Doch für heute belassen wir es bei einer Feier, und den folgenden Duellen am Nachmittag.“ Beim Frühstück, wurden wir belagert, als hätten Kaiba und ich das achte Weltwunder erbaut. Dutzende Investoren prügelten sich regelrecht darum, sich mit ihm und Mokuba zu unterhalten, während man von mir jede Sekunde des Duells bis ins Detail analysiert haben wollte. Soviel zum Thema „keine Presse.“ Mein grummelnder Magen jedenfalls, hielt mich nicht davon ab, während der Interviews zu essen. Jemand aus der Menge meinte, ich würde so einen rustikalen Charme versprühen. Das Reden konnte ich außerdem zum Großteil Mokuba überlassen. Es kehrte erst Ruhe ein, als Pegasus den Raum betrat, und sich neben mich setzte. „Ein brillanter Schachzug mit dem Soldaten des Schwarzen Lichts. Du musst Kaiba ziemlich gut kennen, wenn du darauf vertraust, dass er dich schützt. Normalerweise spielt er nämlich nicht mit anderen“, verwickelte mich unser Gastgeber in ein Gespräch, während er Kaviar auf ein Stück Toast schmierte. Die Leute mit den Kameras klebten nun förmlich an uns, was mir zusehends unangenehm wurde. „Yugi und deine Freunde werden dich sicher bald kontaktieren – das Duell ist schließlich live übertragen worden.“ Ich hatte Mühe, meinen Toast nicht über die lange Tafel zu spucken, an der wir hockten. Pegasus kicherte nur amüsiert: „Ich bin ehrlich gesagt ein wenig fasziniert von dir, David. In dir brennt ein Feuer, das ich bisher nur selten gesehen habe.“ Sollte ich etwas darauf erwidern? Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass Pegasus mir dauernd auf die Brust starrte, da wo mein Anhänger versteckt unter dem Kostüm ruhte. „Ich glaube, Sie loben mich viel zu sehr. Neben Ihnen bin ich ein kleines Lichtlein am Firmament.“ Der Grauhaarige nippte an seiner Tasse Tee, und blendete die Paparazzi wohl exzellent aus. Jedenfalls schienen ihn die dauernden Fragen und Blitzlichter nicht sonderlich zu stören. „Ich glaube, du hast heute nicht dein ganzes Potential ausschöpfen können. Meine Eliminatoren sind zwar gut, aber nicht Weltklasse. Ich frage mich, was sonst noch in deinem Deck lauern könnte.“ Sein Blick wanderte zu meiner Brusttasche, wo ich mein Deck hingesteckt hatte. Gerade, als er etwas sagen wollte, belagerten ihn zig Leute, und er war gezwungen, seinen stechenden Blick endlich von mir abzuwenden. Ich atmete erleichtert aus und schaufelte rasch mein Frühstück in mich hinein. Der Zauber war nach einer guten halben Stunde vorbei, und wir wurden auf unsere Zimmer entlassen. Pegasus lud uns zwar ein, ihm beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten, was wir einstimmig ablehnten: Das Frühstück sei zu spät gewesen. Im Zimmer angekommen, ließ ich mich erschöpft aufs Bett fallen. Mokuba war mit seinem Bruder gegangen, und so hatte ich ein wenig Zeit für mich allein. Müde streckte ich mich nach meinem Handy auf dem Nachttisch aus. Ein Blick auf das Display zeigte über hundert neue Nachrichten und mehrere verpasste Anrufe. Meist handelte es sich um Glückwünsche von meinen Freunden, sowohl von zuhause, als auch aus Japan. Vor allem Yugi lobte meine Idee mit dem Zerstören des Labyrinths sehr, gab mir aber den Ratschlag, in Zukunft meine Deckung nicht zu sehr zu vernachlässigen. Pegasus sei nämlich ein exzellenter Duellant, der jeden Fehler gnadenlos ausnutzte. Auch Tristan, Duke, Bakura und Tea hatten mir geschrieben. Also hatte Pegasus nicht gelogen: Das Duell war übertragen worden. Die Anrufe waren allesamt von Joey gewesen, in einem Abstand von gut zwei Minuten. War das gut oder schlecht? Ich zögerte: Was, wenn Serenity nicht angekommen war, oder er sauer war, weil sie bei Kaiba in der Villa übernachten mussten? Mit klopfendem Herzen wischte ich auf dem Display nach rechts, und wollte gerade anrufen, als ich innehielt. Ein Videoanruf von Joey. Zögernd nahm ich das Gespräch an. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich das Bild einigermaßen verfestigte. Ein strahlender Joey grinste mir entgegen, begleitet von seiner Schwester, die noch weit glücklicher schien, als er. Mir fiel auf, dass sowohl Serenity, als auch Joey, das gleiche Lächeln teilten. „Hey Schatz“, sagte ich leise und hob die Mundwinkel. „Du bist ja total wahnsinnig“, grinste Joey und berührte mit seiner Nase fast das Display seines Handys. „Bin ich das?“, fragte ich matt. Er nickte nur eifrig, und wurde sogleich von seiner Schwester weggedrängt. „Du warst einsame Spitze. Joey hat die Popcornschüssel bei eurem Sieg vor lauter Freude über den Haufen getreten.“ Ich musste bei Serenitys Worten schmunzeln: Das hörte sich eindeutig nach Joey an. „Bist du gut angekommen, Serenity?“, erkundigte ich mich. Sie nickte lächelnd: „Ja. Der Flug war schön. Die Überraschung ist geglückt, wobei…lass dir das mal von Joey selber erzählen.“ Ich zog die Augenbrauen in die Höhe, und beobachtete, wie vor dem Handy wieder getauscht wurde. „Warum hast du nichts gesagt?“, fragte mich mein Freund vorwurfsvoll. Den Kopf geschrägt, verengte ich meinen Blick ein wenig: „Was gesagt?“ Der Blonde fuchtelte mit der Hand herum: „Dass ich abgeholt werde? Gestern stand eine Limousine vor der Haustür, und ein Kasten von Kerl hat gemeint, ich solle mitkommen.“ Ich rollte mit den Augen: Kaibas Personal war auch nicht unbedingt vertrauenserweckend. „Ähm, ja…“, antwortete ich, und rieb mir verlegen den Nacken. „Freust du dich wenigstens?“ Joey tippte sich an die Stirn und lachte dann glockenhell: „Natürlich.“ Erleichtert atmete ich aus und rang mich zu einem Grinsen durch. „Wie geht es dir?“ Ich zuckte mit den Schultern: „Naja, ich bin ein wenig geschafft, glaubs mir. Ich dachte fast, ich hätte es verbockt.“ Mein Freund schüttelte heftig den Kopf: „Die Idee war genial. Yugi und ich sind damals nicht draufgekommen, einfach das Labyrinth selbst anzugreifen.“ Naja, eigentlich hatte ich diese „Idee“, eben Yugi und Joey zu verdanken. „Mir fehlte aber deine Copycat-Karte. Hast du eigentlich schon dein Geschenk aufgemacht?“ Joey schüttelte den Kopf: „Nein, erst heute Abend, gemeinsam mit dem von Serenity und den anderen.“ Serenity drängte sich wieder ins Bild: „Wenn du zurückkommst, musst du deine aber auch aufmachen.“ Meine Geschenke? Ich schrägte den Kopf. „Ich, meine, also, außer dem von Joey…“, stotterte ich, und errötete dabei leicht. „David ist fast so wie du, Joey, wenn du nicht weiterweißt.“ Lachend wurde Serenity auf ein Bett gedrückt, und das Smartphone polterte zu Boden. Sekunden später war die Verbindung weg. „Wheeler ist also zufrieden?“ Kaibas Stimme ließ mich schlagartig aufschauen. Er trug inzwischen wieder seinen üblichen weißen Mantel, samt zugehörigen Accessoires. „Hast du mich etwa belauscht?“, fauchte ich. Der CEO schrägte seien Kopf ein wenig: „Vielleicht?“ Am liebsten hätte ich ihm in diesem Moment einige äußerst unpassende Bemerkungen an den Kopf werfen. „Privatsphäre“, murmelte ich, und legte das Handy beiseite. Mein Blick fiel dabei auf Kaibas Weihnachtsgeschenk. Missmutig griff ich danach und hielt es dem Braunhaarigen entgegen. Dieser starrte mich fragend an. „Dein Weihnachtsgeschenk“, sagte ich leise. Wir verharrten so eine ganze Weile, bis er mir die Karte aus der Hand nahm und in seinen Mantel steckte. Irgendetwas schien ihm nicht zu passen; jedenfalls wandte er sich ab, und machte Mokuba Platz, der sich auf mich warf und weiterdrangsalierte. Wir verbrachten den Rest des Tages zu zweit im Zimmer. Kaiba ließ sich auch weiterhin nicht blicken, was Mokuba als normal abtat. Uns wurde das Abendessen aufs Zimmer gebracht. Nach einer ausgiebigen Session eines Beat em ups (Ja, auch an sowas hatte Pegasus gedacht), machten wir uns bettfertig. Seltsamerweise war ich vor morgen weniger nervös, als heute. Vielleicht, weil es einfach keine Schande war, gegen Pegasus zu verlieren. Wir quatschten noch eine Weile, und schliefen dann langsam aber sicher ein, wobei sich der Zwerg wieder an mich klammerte, als würde er ertrinken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)