Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 48: Streit unter Freunden --------------------------------- Die nächsten Tage bis zum Wochenende waren davon geprägt, dass ich einen geregelten Alltag mit Schule, Sport, und Freizeit mit meinen Freunden verbringen durfte. Es war total unbeschwert, mit den Jungs und Tea abzuhängen. Joey war auch wieder lockerer drauf, als bei meinem Text über Aphrodite. Vielleicht hatte ihm auch die gute Note in Englisch, auf seine Arbeit, ein wenig Auftrieb verschafft. In der Arcadehalle, wo Yugi, Tristan, er und ich uns trafen, war er jedenfalls immer wieder drauf und dran, zu betonen, wie gut Frau Fujisa der Text gefallen hatte. „Vor allem meine bildhafte Sprache hat sie gelobt“, erklärte Joey zum gefühlt 100ten Mal, kombiniert mit einem breiten Grinsen. Ich freute mich für ihn, vor allem ob seines Erfolgserlebnisses. Yugi schloss sich meiner Meinung an, einzig Tristan schien sich an Joeys Ausführungen zu spießen. Wütend klopfte er gegen den Automaten, bei dem er und ich uns gerade prügelten. „Ah Mann, Joey, im Ernst, wenn mir David den halben Text übersetzt hätte, wäre ich auch mit einer guten Note ausgestiegen“, schnaubte der Riese und haute in die Tasten. Joeys Grinsen erstarb augenblicklich. „Was soll das heißen?“, fauchte Joey und warf seinem besten Freund einen bösen Blick zu. „Dass du nicht so drauf rumreiten musst, dass du in Englisch mal besser gewesen bist als wir“, entgegnete Tristan, ohne von unserem Spiel aufzusehen. „Jetzt noch die Zehn Hit Kombo, und…“, wähnte sich mein Gegner siegessicher, wurde aber von einem Konter, kombiniert mit einem Wurf, besiegt. „Tja, Tristan, niemand schlägt mich“, grinste ich breit. „Haben sie dir gerade ins Hirn geschissen, oder was ist los, Tris? Ich meine, gönnst du mir meinen Erfolg nicht, oder was?“, fuhr Joey seinen Kumpel an. Sowohl Yugi, als auch ich, seufzten leise. Das würde wieder in einen sinnlosen Streit ausarten. „Joey, ich glaube nicht, dass…“, begann ich, wurde aber mit einer Geste seitens Joey zum Schweigen gebracht. Dieser stierte Tristan wütend an. „Alter? Kriegst du eigentlich mit, dass du in letzter Zeit wegen jeder Kleinigkeit an die Decke gehst? Mir geht das tierisch auf die Nerven. Du hackst auf uns herum, nur um dann wieder himmelhochjauchzend einen auf alles in Butter zu machen.“ Tristan tippte sich an die Stirn. „Wir können echt nix dafür, dass du und Kaiba euch nicht vertragt.“ Ich sah Tristan schon mit Joeys Faust im Gesicht. Der Blondschopf ballte die rechte Hand zur Faust und atmete lautstark aus. Gleich würde er ihm eine kleben, ganz sicher. „Hast du eine Ahnung, wie es ist, wenn man dauernd kleingehalten wird? Für deinen Dummkopf? Ich brauche keinen Beschützer, und auch niemanden, der mir meine Fehler aufzeigt. Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte, aber Kaiba ist einfach, einfach…“ „Kaiba ist genauso stur wie du, Joey. Euch könnte man die Freundschaft ins Gesicht klatschen, und ihr würdet es nicht checken. Er ist einfach zu eingebildet, du zu stolz, um einzusehen, dass eure Freunde euch eigentlich nur helfen wollen“, beendete Tristan Joeys Satz. Der Hüne verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Wir gönnen es dir echt. Dein Verhältnis zu Mokuba, dass du ein guter Duellant geworden bist, sogar jemanden an deiner Seite hast, aber für deine Unzufriedenheit können wir echt nichts. Wenn du Kaiba nicht die Stirn bieten kannst, lass es einfach. Erspart uns allen eine Menge Ärger. Vor allem David, der dauernd zwischen den Stühlen sitzt.“ Ich biss mir auf die Lippen. Das war so ein klassischer Konflikt, den ich vermeiden wollte. Einerseits hatte Tristan Recht; Kaiba war manchmal so ekelig, dass mir das Essen vom Vortag hochkommen wollte, andererseits war er mir gegenüber aber auch einigermaßen nett. Viel mehr hing ich aber an Mokuba, dem diese sinnlosen Streitereien sicherlich nicht behagten. Ich war außerdem Kaibas Angestellter und regelmäßiger Gast. „David sitzt überhaupt nicht zwischen den Stühlen. Es gibt keine Stühle, zwischen denen er sitzen kann. Kaiba kann man nicht mögen. Er ist ein Snob und schaut auf jeden von uns herab. Yugi mal ausgenommen, weil er ihm ein paar Mal die Leviten gelesen hat“, brauste Joey auf und fuchtelte mit den Händen. Ich sah hilfesuchend zu Yugi, der genauso überfordert wirkte wie ich. „Ach nein? Hast du David mal gefragt, wie es ihm geht, wenn du dauernd auf dem Bruder seines Freundes rumhackst? Mokuba vergöttert ihn, falls das noch nicht in deinen Weichschädel hineingegangen sein sollte. Er ist eine seiner wichtigsten Bezugspersonen, genauso wie du. Reiß dich endlich mal am Riemen.“ Heute hatten wohl beide entweder schlecht gefrühstückt, oder es war ein Tag zum Streiten. Ich hielt es jedenfalls für klug, keine Partei zu beziehen. Wortlos stahl ich mich zu Yugi hinüber und beobachtete das Schauspiel. „Mokuba weiß selbst, dass Kaiba ein Arsch ist. Außerdem schleimt er sich nur ein, weil er Schiss hat, dass es mehr Duellanten wie Yugi geben könnte. Einer davon ist zufälligerweise mein Freund. Er hat ihn einmal fast geschlagen, was schon an Kaibas Ehre kratzen muss. Deshalb überhäuft er ihn mit Geschenken und irgendwelchem anderen Schrott, und setzt Mokuba auf ihn an, damit er ja schön still hält.“ Joeys Augen funkelten vor Zorn und seine Stimme bebte. „Sag mal, merkst du, was für Müll du da von dir gibst? Kaiba setzt Mokuba auf David an? Warum macht er das dann nicht auch bei Yugi? Ich glaube, ich weiß, was dir stinkt. Erstens, dass Kaiba den Ball organisiert, und zweitens, dass David es schneller geschafft hat, als du, sich mit ihm zusammenzuraufen. Du bist eifersüchtig.“ Tristan tat es Joey gleich, während ich im Boden versinken wollte. Zum Glück war die Spielhalle leer, unsere Zuschauer hielten sich also in Grenzen. „Ich pfeife auf eine Freundschaft mit Kaiba. Eifersüchtig bin ich auf ihn schon mal gar nicht, und ob er diesen Ball sponsert, oder nicht, ist mir vollkommen schnuppe. Das ist ja total lächerlich, ich und eifersüchtig“, maulte Joey, senkte den Blick dabei aber. Ein verräterisches Zeichen. Das begriffen wir wohl alle, denn schlagartig veränderte sich sowohl Tristans, als auch Yugis Miene. Letzter gab mir einen sachten Stoß mit dem Ellenbogen. „Joey, du musst nicht eifersüchtig sein. Das ist total unbegründet, das weißt du auch. Kaiba und ich sind höchstens Freunde, wobei ich bezweifle, dass er dieses Wort überhaupt kennt. Ich bin gerne in seinem Haus, weil ich Mokuba mag, vielleicht sogar lieb habe. Er ist wie ein kleiner Bruder für mich. Das würdest du bei Serenity doch auch tun, oder?“, fragte ich mit sanfter und ruhiger Stimme. Ich bezweifelte zwar, dass es wirklich nur Eifersucht auf Kaiba war, die ihn so gereizt machte, aber es war zumindest ein Anfang. Joey atmete tief durch und nickte dann. „Ich kann es einfach nicht mehr hören, Kaiba hier, Kaiba da. Mir brennen die Sicherungen einfach bei seinem Getue durch. Dann noch die Sache mit Mei. Es nagt einfach alles gerade an mir.“ Ich biss mir auf die Lippen. Wenn ich jetzt mit dem Vorschlag einer psychiatrischen Behandlung anfing, würde er komplett durchdrehen. Stattdessen ging ich auf Joey zu und umarmte ihn, sorgsam darauf bedacht, die Berührung freundschaftlich zu halten. „Schon okay, jeder hat mal einen schlechten Tag. Mach dir nichts draus.“ Tristan und Yugi stimmten in die Umarmung ein. So standen wir geraume Zeit da, bis Joey leise lachte. „Leute, was denken die Anderen von uns?“ Ich grinste schief und nickte dann zum Automaten hinüber. „Ich gebe die nächste Runde aus. Los, Tristan, vermöble Joey mal ordentlich für mich.“ Yugi und ich holten inzwischen vier Milchshakes, während unsere Freunde wieder so wirkten, wie vor Joeys Wutausbruch. „Ich glaube, er hat einfach grade viel um die Ohren. Außerdem war Joey schon immer so, dass er mit jedem Erfolg prahlen musste. Dass du an Weihnachten nicht da bist, passt ihm auch nicht sonderlich“, sagte Yugi, und zog am Strohhalm seines Erdbeershakes. „Kann schon sein, aber ich glaube, er wird mit Serenity genügend anzufangen wissen. Außerdem seid ja noch ihr da, und ich bin schließlich auch nicht ewig weg“, antwortete ich und wartete auf die restlichen Milchshakes. „Sag mal Yugi? Warum hat Joey eigentlich so eine Aversion gegen den Milleniumsring? An Bakura hat ihn das Teil ja auch nie gestört?“ Yugi setzte den Plastikbecher ab: „Es hat ihn an Bakura nie direkt gestört, weil er keine so enge Bindung zu ihm hat. Wir haben mit dem Ding viel mitgemacht. Außerdem sind die Milleniumsgegenstände keine Spielzeuge, oder Schmuck. Jeder von ihnen hat verborgene Kräfte. Bakura ist froh, ihn endlich los zu sein.“ Nachdenklich griff ich unter meinen weißen Hoodie und holte das Schmuckstück hervor. „Komisch, ich trage ihn eigentlich gerne.“ Yugi lächelte verschmitzt: „Ich mein Puzzle ja auch. Hat Joey denn etwas gesagt?“ Ich schüttelte auf die Frage hin den Kopf: „Nein, aber er vermeidet es tunlichst, ihn zu berühren. Wenn wir, also, wenn wir im Bett, gemeinsam…“ Ich errötete dezent, was Yugi mit einem wissenden Blick kommentierte. „Gib ihm ein wenig Zeit, dann wird er ihn als Teil von dir akzeptieren. Ich jedenfalls freue mich für dich.“ Damit waren auch unsere restlichen Milchshakes bereit. Wir gingen zu unseren Freunden zurück, und verbrachten den restlichen Nachmittag damit, Tristan und Joey dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig virtuell an die Gurgel gingen. Yugi und ich unterhielten uns über das bevorstehende Partnerduell zu Weihnachten, und meine Kartenwahl. Draußen war es schon dunkel, als wir uns verabschiedeten. „Macht es gut“, winkte Joey und huschte davon, ohne auf eine Reaktion zu warten. Ich blinzelte irritiert, während Yugi und Tristan wissend grinsten. „Was hat er denn?“, fragte ich konfus. Beide winkten hastig ab und verabschiedeten sich rasch. Die verbargen doch was vor mir. Auf meine gerufene Frage, was denn los sei, wurde ich nur mit einem Lachen abgespeist. Schulterzuckend machte ich mich auf den Heimweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)