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Angst vor dem nächsten Tag

Ich begab mich zum Gästezimmer und drückte die Tür leise auf. Joey hatte sich aufs Bett geworfen und wirkte genervt. Sein Kopf war auf den Händen gebettet und er starrte stumpf an die Decke. Kaibas Worte mussten ihm wohl schwer zugesetzt haben, dazu noch der Ausbruch von gestern. Ich konnte seinen Gemütszustand durchaus nachvollziehen.
 

„Schatz?“ fragte ich vorsichtig und drückte die Tür hinter mir wieder zu. Mittlerweile war ich es gewohnt, Joey in dieser vertrauten Form anzusprechen. Er regte sich tatsächlich ein wenig und quittierte meine Frage mit einem leisen „hm?“.
 

Ich setzte mich an die Bettkante und strich meinem Freund zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht, was ihn zu einem schmalen Lächeln bewog. „Ist es wegen gestern?“ fragte ich. Joey schüttelte den Kopf: „Nein, wegen morgen.“ Ich seufzte leise und klemmte ihm eine weitere Haarsträhne hinter sein Ohr. „Ist es so schlimm für dich, einen Jungen zu lieben?“ Innerlich biss ich mir auf die Lippen. Meine Tonlage verriet eindeutig Enttäuschung.
 

„Ich, nein, ja“ begann der Blonde und setzte sich dann genervt auf. Seine Finger umschlossen meine rechte Hand und drückten diese sanft. „Nein, ist es nicht. Es ist wunderschön, mit dir Zeit zu verbringen. Ich habe trotzdem ein wenig Angst.“ Joeys Blick wirkte gequält. „Wenn das rauskommt, mein Dad es rausfindet, dann…“ Mein Freund beendete den Satz nicht sondern hüllte sich einfach in betretenes Schweigen.
 

„Ich kann in der Öffentlichkeit weiterhin einen deiner besten Freunde mimen, wenn du das möchtest, aber dir sollte bewusst sein, dass das keine Dauerlösung ist“ sagte ich sanft und zog Joey auf meine Knie. Dieser bettete sein Haupt tatsächlich in meinen Schoß und seufzte laut: „Das weiß ich doch selbst. Ich bin einfach hin und hergerissen.“ Automatisch strich ich meinem Liebsten über die Stirn und beobachtete ihn, wie er die Augen schloss.
 

„Joey, ich werde egal bei welcher Entscheidung hinter dir stehen, aber erwarte nicht, dass wir dieses wackelige Konstrukt aus Lügen, welches bereits jetzt zu bröckeln beginnt, lange aufrechterhalten können.“ Sein Gesichtsausdruck verkrampfte sich bei meinen Worten. „Es ist nichts, wofür du dich schämen müsstest. Wir leben im 21ten Jahrhundert, in einer Zeit der Aufklärung und Modernisierung. Nur weil es mal verpönt war, muss es nicht wieder verpönt sein.“
 

Joey brummte nur und drehte sich in meinem Schoß ein wenig. „Schatz? Etwas anderes. Ich weiß nicht, wie du Weihnachten feierst, aber ich werde wahrscheinlich nicht dabei sein.“ Schlagartig riss der Blonde die Augen auf und versah mich mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck: „Also bin ich dieses Jahr wieder gezwungen, mit meinem Alten zu feiern?“ Ich blinzelte perplex ob seiner Worte. Dieses ambivalente Verhalten bezüglich seines Vaters war mir ein Rätsel.
 

„Nein, das musst du nicht“ lächelte ich und strich Joey über die Wange. „Du wirst deine Ferien dieses Jahr weit weg von deinem Vater verbringen. Ich hoffe dein Geschenk bereitet dir Freude.“ Meine Lippen legten sich auf die von Joey und stahlen ihm einen flüchtigen Kuss. „Wie meinst du das?“ fragte er neugierig und setzte sich auf.
 

„Das ist eine Überraschung“ grinste ich. Der Blonde schmollte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du wirst es deswegen auch nicht früher erfahren, Schatz“ schmunzelte ich und ließ mich nun meinerseits in seinen Schoß sinken. Joey strich mir über Brust und Nacken, was ein angenehmes Prickeln an den berührten Stellen hinterließ. „Reist du denn nach Hause?“ fragte er, ohne sein Tun zu unterbrechen. „Nein, Joey. Ich werde mit Kaiba an einem Partnerduell teilnehmen.“ Mein Freund schrägte den Kopf. „Lange Geschichte. Ich mache es nicht ganz freiwillig, und was er sich davon verspricht, weiß ich auch nicht. Er war jedenfalls so nett, um mir bei deiner Überraschung behilflich zu sein.“
 

„Du und ein Duell?“ grinste mein Freund, was mich dazu veranlasste, ihm halbherzig gegen die Schulter zu boxen. „Was soll das heißen?“ fragte ich gespielt gekränkt. „Es gibt bessere Duellanten als dich“ antwortete Joey und grinste dabei noch breiter. Ich rollte mit den Augen: „Mh, dich, oder?“ Ein eifriges Nicken seinerseits ließ mich etwas von „eitler Pfau“ murmeln und meine Hände schlangen sich um seinen Nacken. Langsam näherten sich unsere Gesichter und wir küssten uns erneut, innig und zärtlich.
 

Dieses Gefühl von Geborgenheit und Nähe schien mit jedem Kuss, jeder Umarmung, jeder Berührung und jeder Zärtlichkeit die wir austauschten, stärker zu werden. Zumindest das schien Joey nicht zu bereuen. Nach einiger Zeit lösten wir uns wieder voneinander und ich blickte in die rehbraunen Augen meines Freundes. „Ich liebe dich“ hauchte ich ihm zu, was mit einem neuerlichen Kuss belohnt wurde.
 

„Ich dich auch“ antwortete er danach und bettete seine rechte Hand auf meinem Bauch. Seine linke Hand stützte meinen Kopf. „Serenity würde sicher einen Narren an dir fressen“ lächelte Joey. Das Glitzern in seinen Augen war wunderschön. Wie weich und zeitgleich traurig er den Namen seiner Schwester aussprach – ich war mir sicher, dass Serenity und ich die wichtigsten Personen in seinem Leben waren. „So? Denkst du?“ schmunzelte ich und schmiegte meinen Hinterkopf an seine langen, schlanken Finger.
 

„Ganz sicher. Du siehst gut aus, bist intelligent, hast ein bezauberndes Lächeln…“ begann Joey einige meiner Vorzüge aufzuzählen, bis ich ihm lachend meine Hand auf den Mund legte. „In der Regel wollen die Leute etwas von mir, wenn sie mir so Honig ums Maul schmieren.“ Der Blondhaarige entgegnete irgendetwas gedämpft durch meine gespreizten Finger, was mich nur umso mehr auflachen ließ. „Mh, und du mich auch“ grinste ich. Joey entwand sich meinem Maulkorb und kicherte: „Ich werde in Zukunft einfach mit Komplimenten sparen. Sie scheinen für dich etwas Alltägliches zu sein.“
 

Spielerisch boxte ich Joey gegen die Brust. „Versprichst du mir etwas, Schatz?“ fragte ich. Der weiche, zärtliche Blick, kombiniert mit einem eifrigen Nicken ließ mich dahinschmelzen. Joey war wirklich mehr als nur süß. „Mache dir einfach keine Sorgen wegen morgen, okay? Ich bin da, genauso wie Tristan, Yugi, Tea, Mokuba und Duke. Wir alle halten zu dir.“ Mit diesen Worten richtete ich mich auch auf und nahm Joey an der Hand.
 

„Wohin gehen wir?“ fragte er verdutzt, während ich ihn Richtung Ausgang bugsierte. „Genug Süßholzgeraspel für einen Tag. Zeit, dass wir etwas Anständiges machen.“ Mein Vorschlag entpuppte sich als eine Runde Duel Monsters mit Tea als Partnerin, während Joey und Yugi ein Team bildeten. Tea und ich verloren natürlich haushoch, aber Yugi meinte, wir beide hätten uns wirklich gut geschlagen. Tristan und Bakura kritisierten sämtliche von Joeys Spielzügen, was diesen zu einigen wütenden Schimpftiraden bewegte, die uns alle zum Lachen brachte.
 

Den restlichen Tag verbrachten wir im Swimmingpool der Kaibas, wo uns schlussendlich auch Mokuba Gesellschaft leistete. Nach dem Abendessen verzogen wir uns auf die Zimmer. Kaiba selbst hatte uns den ganzen Tag lang nicht beehrt.
 

Hundemüde ließ ich mich nach dem Zähne putzen ins Bett fallen. Ich war wegen morgen eigentlich gar nicht nervös. Kaiba hing in der Sache mit drin, dementsprechend würde man uns in Ruhe lassen. Außerdem hatte ich immer noch die Voiceaufnahme von Mei.
 

Joey hatte es sich neben mir gemütlich gemacht und mich in seine Arme gezogen. Ich schmiegte mich an seinen Körper und lächelte glücklich. Dieses Mal trug er ein viel zu großes Shirt und eine lange Jogginghose, während ich oberkörperfrei, nur mit kurzer Trainingshose bekleidet, einschlief. Joeys regelmäßiger Atem verriet mir kurz vorher noch, dass es ihm wohl ähnlich ergangen war.



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