Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 18: Ein Geschenk ------------------------ Entgegen meiner Drohungen hatte Mokuba mich schon um gut sechs Uhr geweckt. Ein genervter Blick auf den digitalen Wecker neben mir verriet zumindest diese Uhrzeit. „Was sollen wir nun also für Sakura machen, David?“ Ich schnaubte verärgert. Warum zum Geier musste man um sechs Uhr morgens so etwas besprechen. Jetzt konnten wir sowieso nichts unternehmen – außerdem stand vorher noch Schule am Plan. Ich rieb mir mit Daumen und Zeigefinger über die Augenlider. „Mokuba, es ist sechs Uhr morgens. Sakura läuft uns schon nicht weg, genauso wenig wie ihr Geschenk.“ Ich gähnte lautstark und blickte nach links. Der schwarze Wirbelwind lag neben mir, und studierte mich eingehend. „Habe ich was im Gesicht, oder was ist los?“ „Nein, aber, wie hast du die Muckis hinbekommen?“ Ein Blick nach unten verriet mir, dass ich oberkörperfrei im Bett lag, und mir die Decke nur gut bis zu den Hüften reichte. Ich hatte das T-Shirt in der Nacht ausgezogen; mir war beim Schlafen sowieso immer viel zu heiß. „Training. Beim Sport bekommst du den Kopf frei.“ Mokuba nickte daraufhin verständnisvoll: „Mh, ich weiß. Seto sagt das auch immer.“ Ich schrägte den Kopf ein wenig. Kaiba und Sport? „Welchen Sport betreibt dein Bruder denn?“ Mein Zimmergenosse grinste daraufhin: „Karate, Judo und Schwimmen. Seto ist ein Naturtalent. Er hat schon einige Preise gewonnen.“ Mir lag auf der Zunge, dass man sie ihm wohl eher gegeben hatte, weil er sonst einige Existenzen vernichtet hätte, aber ich beließ es bei einem Nicken. „Ich gehe mal ins Bad, mich frisch machen. Wann gibt es Frühstück? Um halb acht?“ Meine Frage wurde mit einem Nicken beantwortet. Ich schwang mich aus dem Bett, kratzte mich an der Brust, und stapfte dann ins Badezimmer. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich mit einer ausgiebigen Dusche, dem Putzen meiner Zähne, rasieren und Haarstyling. Wieder im Zimmer angekommen, konnte ich Mokuba beobachten, wie er nervös auf seinem Handy herumtippte. „Was los? Ist etwas mit deinem Bruder?“ In der Zwischenzeit schlüpfte ich in meine schwarze Jeans und den weißen Hoodie. Der Teenie schüttelte den Kopf: „Nein, Sakura hat mir geschrieben.“ Es war sechs Uhr fünfundvierzig – welcher halbwegs normale Mensch verschickte um die Uhrzeit Nachrichten? „Und, was schreibt sie?“ Ich beschloss, meinen Rucksack inzwischen einzuräumen. „Ob du auch kommst, ihre große Schwester findet dich heiß. Ich habe ihr ja geschrieben.“ Mir fiel der Rucksack aus den Händen. Bitte was? Ich schüttelte den Kopf und starrte Mokuba entgeistert an: „Du hast was getan?“ Das schelmische Grinsen auf dem Gesicht des Kleinen gefiel mir überhaupt nicht. Wollte der mich verkuppeln, oder was war los? „Mh, Mei geht mit dir in die Klasse. Sie ist ein wenig schüchtern. Darum hat sie Sakura gebeten, dass sie mich fragt, ob ich dich nicht mitnehmen könnte. So ganz unverbindlich.“ Ich schnaubte abfällig. Unverbindlich – aber sonst ging es ihm schon noch gut? „Du hast ja wohl nicht mehr alle Latten am Zaun, Mokuba. Ich habe mit Mei ungefähr fünf Sätze bisher gewechselt, mal abgesehen davon, was erhoffst du dir davon?“ Das Grinsen auf Mokubas Zügen wich einer Form der Betretenheit gemischt mit Schuldbewusstsein: „Ich will da nicht alleine sein. Mir ist wohler, wenn du dabei bist, und ein Auge auf mich hast.“ Das war aber noch lange kein Grund, mich zu einem Date zu bewegen, was es zweifelsohne werden würde. Außerdem hatte ich nicht sonderlich Bock darauf, Kinder zu beaufsichtigen, worauf es zweifelsohne hinauslaufen würde. „Warum hast du nicht deinen Bruder mit Mei verabredet?“ fauchte ich genervt, und pfefferte den Rucksack aufs Bett. „Weil sie nicht auf Seto steht. Außerdem hat der sicher keine Zeit, und er ist auch nicht so der gesellige Typ für Partys, außer er muss hin“ war die Antwort Mokubas. Ich hatte gut und gerne Lust zu explodieren. „Aha, und was, wenn meine Freundin sauer wird?“ Erneut dieses breite Grinsen auf den Lippen des kleineren Kaibas. „Ich habe Tristan gefragt, der meinte, du hättest keine. Ah komm schon, gib dir einen Ruck, David, bitte.“ Aus dem Grinsen wurde ein bittender Dackelblick. Tristan würde ich ordentlich den Kopf waschen. Außerdem musste ich Joey die Misere erklären, wenn ich mich wirklich breitschlagen ließ, hinzugehen. „Ah du spinnst doch, Mokuba.“ Er verstärkte seinen Hundeblick noch ein wenig und ich gab mich seufzend geschlagen: „Okay, von mir aus. Sie soll Mei aber noch nichts sagen; ich will nicht Klassenthema Nummer eins heute sein.“ Damit schulterte ich den Rucksack und ging nach draußen, ins Esszimmer, wo bereits das Frühstück vorbereitet worden war. Schweigend schmierte ich mir Butter auf meinen gerösteten Vollkorntoast und nippte an meinem Kakao. Mokuba kam gut zehn Minuten später und war auffällig still. Ich brach die unangenehme Stille auch nicht – sollte er nur merken, dass er Mist gebaut hatte. Nach dem Frühstück zogen wir uns fertig an und gingen nach draußen. Eine Limo wartete bereits und brachte mich zur Schule. Auf der Fahrt nästelte Mokuba immer wieder nervös an seiner Jacke herum. Irgendwie tat er mir leid, obwohl ich noch immer extrem sauer war. Kaiba hatte wohl wirklich selten Zeit für solche Probleme, und außerdem war das wohl sein erstes Mal, was das Verliebt sein anging. Ich wäre froh gewesen, wenn mir jemand geholfen hätte, damals. Also seufzte ich innerlich und gab mir einen Ruck. „Mokuba? Ich habe heute um 16:00 Uhr Unterrichtsende. Was hältst du davon, wenn du mich abholst, wir kurz zu meiner Wohnung fahren, ich dort die Schulsachen für morgen hole, und wir dann ein Geschenk für Sakura besorgen?“ Das Gesicht meines kleinen Mitstreiters hellte sich auf. „Wirklich? Bist du nicht mehr sauer?“ So leicht wollte ich es ihm doch nicht machen. „Doch, ich bin noch immer ziemlich angepisst, aber ich habe dir versprochen, dir bei der Sache behilflich zu sein. An meine Versprechen halte ich mich.“ Der Wagen hielt, und ich konnte durch die getönten Scheiben den Schulhof der Domino High erkennen. „Bis später dann, Mokuba.“ Damit öffnete ich die Tür und stieg aus, wurde dann aber an der Hand zurückgehalten. „Hey, David, es, also mir tut es leid, ja? Ich wollte dich nicht drängen oder sowas, aber, ich fände es wirklich cool wenn du dabei wärst. Bitte sei mir nicht mehr böse, ja?“ Ich wusste auch nicht warum, aber der Zorn verrauchte in diesem Moment. Schmunzelnd zerstrubbelte ich die wilde Haarmähne des Kleinen: „Schon okay, vergeben und vergessen. Wir sind schließlich ein Team, oder?“ Ich hielt ihm die Hand zum High-five hin, und wir klatschten uns ab. „Bis später dann, ja?“ Mokuba nickte freudig und zog die Tür zu. Einen Augenblick später fuhr die Limousine auch schon davon. Ich lugte kurz auf mein Handy – ich hatte noch gut fünfzehn Minuten Zeit um mich umzuziehen, und in die Klasse zu gehen. „Zur Abwechslung wieder einmal in einem anständigen Bett geschlafen, was, Kleiner?“ Kaibas Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Wo war der denn hergekommen? Er war bereits fix fertig angezogen, und hatte sich lässig seine Aktentasche über den Rücken geworfen. „Muss dir ja wie ein Königreich vorkommen, verglichen mit dem, wo du haust.“ Dieser arrogante, süffisante und herablassende Unterton brachte mich fast zur Weißglut. „Nicht jeder von uns kann mit einem goldenen Löffel im Mund geboren werden“ konterte ich bissig. Setos Lippen kräuselten sich ein wenig: „Nun ja, ich könnte dir nun erklären, dass ich mir diesen Wohlstand hart erarbeitet habe, durch eine Aneinanderreihung von geschickten Schachzügen, aber das würde wohl deinen Intellekt übersteigen.“ Wenn er mir im gleichen Ton noch erklärt hätte, ich wäre geistig auf dem Niveau einer Banane, hätte es gepasst. Ich verkniff mir ein Kommentar und setzte mich in Bewegung. Sollte er mir doch den Buckel runterrutschen. „Gut, aber was erwarte ich auch von jemandem, der ein enger Freund von Wheeler ist?“ Kaiba schien großen Spaß daran zu haben, zu sticheln. Er ging jedenfalls locker neben mir her, und mokierte sich grundsätzlich über alles, meine Kleidung, meinen Stil, meine Gangart… Als er bei der Türe angekommen noch immer nicht die Klappe hielt, riss mir der Geduldsfaden „Wenn du doch alles so gut kannst, dann würde ich mir mal Gedanken machen, warum mein kleiner Bruder will, dass ich mit ihm zu seinem ersten Date gehe, und nicht du. Falls du es noch immer nicht gecheckt hast, Kaiba, Mokuba hätte eine ziemliche Freude daran, wenn du mal nicht dauernd in der Firma versauern würdest. Falls du glaubst, ich wäre auf Almosen angewiesen, oder würde gerne in einem ordentlichen Bett nächtigen, welches wahrscheinlich irgendein Stararchitekt aus Kalifornien entworfen hat – nein, da hast du dich geschnitten. Ich muss auch nicht von goldenen Tellern fressen, oder mir zig Briefmarkenanlecker leisten. Ich bin wegen Mokuba bei euch, weil ich den Kleinen mag, und im Gegensatz zu seinem großen Bruder, schere ich mich doch ein wenig um seine Gefühlswelt.“ Damit riss ich wütend die Türe auf und stapfte in Richtung meiner Klasse. Zu meinem Erstaunen folgte mir Kaiba nicht. Zurückschauen und so mein Interesse zeigen, ließ mein Stolz nicht zu. Wütend zog ich mich um und betrat, mit einer säuerlichen Miene, die Klasse. Tristan, Joey und Yugi belagerten bereits meinen Platz. „Na wie siehst du denn aus? Schlecht geschlafen?“ Das breite Grinsen von Tristan, kombiniert mit dem Boxen gegen meine Schulter, trug nicht gerade zu einer Stimmungsaufhellung bei. „Mh, Babysitter gewesen. Vielen Dank außerdem für deine großzügige Auskunft gegenüber Mokuba. Ich habe jetzt ein Date mit Mei dieses Wochenende.“ Yugi und Tristan blickten sich gegenseitig an, nur um dann lautstark zu Lachen. Joeys Gesicht war unleserlich, was mir das Herz in die Hose rutschen ließ. „Ehrlich? Hat es geklappt? Mei lässt nämlich normalerweise jeden abblitzen. Sogar Hayato, und der kriegt normalerweise jede rum.“ Sehr dünnes Eis, auf welchem sich Tristan gerade bewegte. „Anscheinend. Das ist nur alibimäßig, um Mokuba aus der Klemme zu helfen. Ich will nichts von ihr.“ Ich vermied den Blick zu Joey, und kramte meine Unterlagen für Englisch heraus. „Hast du keine Augen im Kopf, oder was ist los? Mei ist total hübsch. Ich würde mit einem Grizzly ringen, wenn ich mit ihr ausgehen dürfte.“ Yugi schüttelte daraufhin nur den Kopf: „Mensch, Tristan, wenn David nichts von ihr will, will er nichts von ihr. Außerdem war das eine saublöde Idee.“ Ich seufzte leise und griff nach meinem Handy, Joeys Blick noch immer ausweichend. Hastig tippte ich eine Nachricht. „Es ist nichts, Joey, ganz sicher nicht, ich verspreche es dir. Ich will nur Mokuba ein wenig unter die Arme greifen. Ich trinke was, beobachte den Kleinen, wie er sich mit seiner Flamme anstellt, und verschwinde dann wieder.“ Entgegen meiner Hoffnungen griff er nicht nach dem vibrierenden Handy in seiner Hosentasche. Das Erscheinen unserer Englischlehrerin ließ die Traube um mich herum auf ihre Plätze schwirren. Wo war Kaiba eigentlich abgeblieben? Wahrscheinlich würde er gerade mit Mokuba telefonieren, und ihn ordentlich zusammenfalten. Innerlich schalt ich mich einen Dummkopf – erstens, dass ich Kaiba gegenüber die Beherrschung verloren hatte, und zweitens, dass ich das mit Mei ausgeplaudert hatte. Ein Blick zu dieser hinüber, welche mir ein schüchternes Lächeln schenkte, ließ meine Stimmung auf einen Tiefpunkt sinken. Was hatte ich mir da bloß eingebrockt? Den restlichen Unterrichtstag verbrachte ich mit einem schweigenden Sitznachbarn, der trotz Lesen der Nachricht, kein Wort mit mir wechselte. Als endlich die Glocke schrillte, und wir Schluss hatten, schnappte ich mir Joey und zog ihn aufs Jungsklo. „Meine Güte, Joey, was ist los? Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.“ Ich wusste, dass diese Feststellung nichts ändern würde. „Was soll schon sein? Nichts ist.“ Er vermied es eindeutig, mir in die Augen zu sehen. Meine Wut auf Mokuba, Tristan und Mei wuchs gerade ins Unermessliche. Am meisten sauer war ich aber auf mich selbst. „Joey, bitte, hör mir kurz zu. Das mit Mei ist nichts, ich verspreche es dir. Es geht nur darum, Mokuba ein wenig unter die Arme zu greifen, nachdem Kaiba ihn so hängen lässt. Wobei das fraglich ist, wie ich mit ihm umgegangen bin, kurz vor der Schule.“ Kaiba war nicht aufgetaucht. Mir schwante Böses. Der letzte Satz riss Joey zumindest aus seiner Lethargie. „Wie, du bist mit Kaiba komisch umgesprungen? Was hast du gesagt?“ Ich zögerte kurz. „Na, dass er sich gefälligst um Mokuba kümmern soll, und ich nicht auf seinen Reichtum angewiesen bin. Ich bin bei ihnen, weil mir Mokuba ans Herz gewachsen ist. Allmählich verstehe ich, wie es dir mit Serenity ergehen muss. Joey, bitte, vertrau mir, ich liebe nur dich.“ Damit stellte ich mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Zu meiner Verwunderung blockte er nicht ab. Nach kurzer Zeit lösten wir uns, und Joey wirkte um einiges entspannter. „Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist.“ Dabei fuhr er sich verlegen durch die blonde Haarmähne. Ich konnte einen dezenten Hauch von Rot auf seinen Wangen erkennen. „Ich würde sagen, du bist eifersüchtig, hm?“ Damit stupste ich ihm grinsend gegen die Nase. Joey erwiderte das Grinsen: „Scheint wohl so, hm?“ Kurz darauf wurde ich in seine Arme gezogen und innig geküsst. Ich schloss langsam die Augen und genoss das Gefühl, Joey wieder so nahe sein zu dürfen. Einen Spalt breit öffnete ich meine Lippen, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Meine Hände wanderten automatisch nach oben, und schlagen sich um Joeys Nacken. Seine Finger streichelten mir über den Rücken, nur um mich dann fest zu packen und herumzudrehen. Ich konnte eines der Waschbecken im Rücken spüren, während Joey mich zu einem feurigen Zungenkuss herausforderte. Jetzt wagte ich es doch, meine Augen wieder einen Spalt breit zu öffnen. Mein Freund hatte die Seinen geschlossen und lehnte sich voll und ganz in den Kuss hinein. Das plötzliche Vibrieren in meiner Hosentasche ließ uns innehalten. Ich seufzte verärgert. Joey löste sich von mir und nickte auffordernd in Richtung meines Smartphones. Ein Blick auf das Display zeigte „Mokuba.“ „Na los, geh schon ran.“ Joey stellte sich vor einen Spiegel und richtete sich die Haare. Ich folgte seiner Aufforderung und wischte mit dem Daumen über den grünen Button zum Entgegennehmen des Gesprächs. „Hör mal, wo bist du? Wir warten schon über zehn Minuten?“ Mokuba klang nervös und verärgert zeitgleich. Hatte sein Bruder noch gar nicht mit ihm gesprochen? "Hm? Oh ja, stimmt, sorry Mokuba. Ich hatte noch eben was zu erledigen. Ich komme gleich.“ Damit legte ich rasch auf und wandte mich Joey zu. „Wie ich sowas hasse – immer zu den unpassendsten Momenten.“ Der Blondhaarige grinste nur und nickte in Richtung der Tür: „Schwirr schon ab.“ Im Vorbeigehen gab ich Joey noch einen Kuss auf die Wange und stürmte dann nach draußen. Tatsächlich – die schwarze Limo wartete vor der Schule. Hastig eilte ich zur Tür und öffnete diese. Mokuba saß dort, das rechte Bein über das Linke gelegt und die Arme vor der Brust verschränkt. „Von Uhr lesen hast du auch nix gehört, oder? Steig endlich ein, wir haben noch was vor!“ Im Stillen gratulierte ich Sakura bereits, wenn sie sich wirklich auf ihn einlassen sollte: Er war eindeutig mehr Mädchen als sie, obwohl ich Mokubas Angebetete noch nicht kannte. „Mach dir mal nicht ins Hemd, ja? Du willst etwas von mir, und nicht ich von dir.“ Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch ein wenig, während ich einstieg. „Wo fahren wir jetzt überhaupt hin? Zu meiner Wohnung, noch eben ein paar Sachen holen?“ Meine Frage wurde mit einem Kopfschütteln seitens der kleinen Diva beantwortet. „Aha, und wohin dann?“ Ein Augenrollen Mokubas ließ mich schmunzeln: Er engagierte sich zumindest für Sakura. „Wir fahren jetzt ins Einkaufszentrum.“ Beiläufig zog er einen gefalteten Zettel aus der Hosentasche und hielt ihn mir vor die Nase. „Da steht alles drauf, was Sakura mag, nicht mag, gerne macht, und so weiter.“ Ich entfaltete den Schmierzettel und begann ihn durchzulesen. Mokuba hatte eine außerordentlich schöne Schrift, das musste man ihm lassen. „Ihr Lieblingstier ist ein Pinguin, im Ernst?“ prustete ich, während meine Augen über die Liste huschten. „Besser als das von Mei – eine Giraffe“ kam es missmutig von meinem kleinen Weggefährten. Insgesamt war die Liste nicht sonderlich überraschend. Sakura mochte gerne Süßigkeiten, allem voran Schokolade, Erdbeeren, sie trank gerne Pfirsicheistee, ihre Lieblingsfarbe war grün. Mokubas Schwarm zeichnete in der Freizeit, war aufrichtig, ehrlich, hübsch (wobei das dreimal angemerkt worden war), hasste Angeber, Insekten und Mathe. Letzteres konnte ich nur allzu gut verstehen. Damit faltete ich den Zettel und reichte ihn Mokuba wieder zurück. Dieser musste mich die ganze Zeit angestarrt haben, seinem konzentrierten Blick nach zu urteilen. „Kannst du was draus machen?“ Vor ungefähr fünf Minuten wäre er mir noch fast an die Gurgel gegangen, und jetzt klang er wieder brav und flehentlich. Teenager. „Klar, das bekommen wir schon hin. Besorgen wir erstmal das Zeug und sehen dann weiter, ja?“ Mokuba nickte und einige Minuten später waren wir beim örtlichen Einkaufszentrum angekommen. Der kleine Kaiba wies den Fahrer an in der Nähe zu parken und zu warten, bevor wir uns auf den Weg in die Mall machten. Drinnen klapperten wir einige Läden ab, bis wir alles zusammenhatten, was meiner Meinung nach wichtig war. In der gesamten Zeit verhielt sich Mokuba äußerst anhänglich und freundlich, fast schon ein wenig überdreht. Zu meiner Auswahl war keine Kritik gekommen. „Haben wir jetzt alles?“ Ich gab Mokuba den beträchtlichen Rest an Bargeld zurück, mit welchem ich bezahlt hatte. „Mh, ich denke schon. Gehen wir ins Auto zurück, dann erkläre ich dir grob, wie ich mir Sakuras Geschenk vorstelle. Entscheiden musst am Ende aber du, es ist schließlich deine Freundin, nicht meine.“ Damit trotten wir zum Ausgang, wo der Fahrer bereits auf uns wartete. (Mokuba hatte ihn sicher mit dem Handy verständigt) Als der Wagen losrollte, lugte ich gemeinsam mit dem Schwarzhaarigen in die zwei Taschen, welche ich mitgenommen hatte. „Erdbeerschokolade, ein Plüschpinguin, Zeichenstifte, Pinsel, einen Zeichenblock, und eine Karte. Okay, das kapiere ich. Was wollen wir mit dem Rest? Das Körbchen, das Kunstgras und vor allem die Plüschgiraffe?“ Ich schmunzelte amüsiert. „Ohne Geschenk für Mei aufzutauchen kommt auch ein bisschen dämlich. Sie mag grün ja gerne, oder? Wenn wir alles ins Körbchen packen, das mit Kunstgras ausstaffieren, und dann ordentlich mit Geschenkpapier verschleiern, freut sie sich sicher.“ Mokubas Gesicht hellte sich schlagartig auf. „Du bist genial, Wahnsinn!“ Auf seine Euphorie hin schüttelte ich den Kopf: „Nein, die wichtigste Komponente fehlt – die persönliche Note. Ich habe da so ein bis zwei Ideen, wobei ich ein wenig Hilfe brauche. Du solltest dir inzwischen schon einmal Gedanken machen, was du Sakura so sagen möchtest.“ Nun blinzelte der Kleine unsicher: „Wie, was ich ihr sagen will?“ Irgendwie drollig – einerseits so unschuldig, und dann doch verliebt. War ich in seinem Alter auch so gewesen? Ich weiß es nicht mehr. „Mh, ich helfe dir auch, keine Angst.“ Wie aufs Stichwort hielt der Wagen vor der Kaibavilla an. Hosted by Animexx e.V. 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