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Lohnenswerter Einkaufsbummel

Die Tafel war wieder reichhaltig gedeckt worden, wie beim letzten Mal. Drei thronartige Stühle waren aneinandergeschoben worden. Ich schnappte mir einen Vollkorntoast und bestrich ihn mit Honig, während Mokuba und Joey sich eingehend über unsere Session gestern unterhielten. Kaiba war nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich hatte er sich bereits wieder in die Firma zurückgezogen, oder war sonst irgendwie beschäftigt. Mokuba riss mich aus meinen Gedanken.
 

„Hey David? Wie fühlst du dich jetzt eigentlich? Wir haben uns gestern große Sorgen gemacht, als du draußen kollabiert bist. Der Arzt meinte, du hättest zwei Schockerlebnisse hintereinander nur schwerlich verarbeiten können.“
 

Rasch schluckte ich meinen Bissen Toast hinunter und räusperte mich dann. „Jaja, alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen, Mokuba.“ Mir lag eigentlich auf der Zunge, dass er ruhig früher ausschalten hätte können, aber warum sollte ich ihm unnötig Vorwürfe machen? Es war noch einmal alles gut gegangen, und so hatte ich einen Blick auf Joeys Zeichnungen werfen können. Insgesamt war der Abend gestern doch produktiv gewesen. Heute würde ich mir Tristan krallen.
 

„Sicher? Also, wenn du es sagst, okay. Es war aber ganz gut, dass dir das gestern passiert ist, so können wir einige Hinweise anbringen und uns sonst auch überlegen, ob wir nicht doch die eine oder andere Monsterkarte streichen.“
 

Ich nickte abwesend und biss wieder von meinem Toast ab. Wie sollte ich das mit Tristan heute anstellen? Wenn ich ihm wirklich steckte, dass ich in Joeys Sachen herumgewühlt hatte, bestand die reale Chance, dass sein bester Freund durchaus sauer werden könnte. Natürlich bliebe es mir dann aber auch verwehrt, nachzubohren, herauszufinden was mit Joey los war. Er verhielt sich nicht komisch oder unfreundlich, aber doch, irgendwie ein wenig befremdlich. Unseren Augenkontakt hatte er im Game gemieden, dann in der Realität wieder gesucht. Ich war zugegebenermaßen verwirrt.
 

Wir frühstückten fertig, wobei ich die meiste Zeit mit mir selbst beschäftigt war. Dann wurden Joey und ich von Mokuba verabschiedet, welcher uns jeweils umklammerte, als würden wir nie wieder beim ihm vorbeischauen. Wir winkten ihm noch aus der Limousine zu, die uns zur Schule brachte. Unsere Sachen hatte man bereits vorsorglich in den Wagen gebracht. An diesen Service hätte ich mich dauerhaft gewöhnen können. So wurden Joey und ich zur Schule kutschiert und von unseren Freunden aufs Herzlichste begrüßt. Wir unterhielten uns über die Session am vorigen Tag, Duel Monsters, den Ausverkauf in einem Shop in der Nähe (wo Tea unbedingt hin wollte), und sonstige Belanglosigkeiten.
 

Als die Schule gegen 16:00 Uhr zu Ende war, trödelte ich bewusst. Tristan und Joey räumten gerade gemeinsam ihre Sachen unter meinem wachsamen Blick ein, als jemand lautstark mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
 

„Na? Wo sind wir denn heute geistig?“ Tea strahlte mir entgegen. Ich atmete beruhigt aus. Sie schien wohl nichts bemerkt zu haben. Oder doch? Weibliche Intuition konnte einen äußerst oft entlarven. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass Frauen eine deutlich bessere Beobachtungsgabe als Männer besaßen.
 

„Mh, mal hier, mal dort. Was gibt es?“ Tea schrägte den Kopf ein wenig: „Hast du Lust, mit mir heute shoppen zu gehen? Ich bräuchte noch einen starken Träger, und jemanden, der mich bei der Auswahl berät. Die Jungs sind alle ein wenig, nennen wir es unbrauchbar.“ Darauf hatte ich eigentlich gar keinen Bock. Geistig sah ich mich schon wie ein Packesel beladen hinter Tea herstapfen, mein Gesicht zwischen einem Berg von Tüten und Taschen begraben.
 

„Also, naja, warum nicht?“ Mir war eine Idee gekommen. Die einzige weibliche Person in der Runde hätte sicher Veränderungen an Joey bemerkt. Außerdem hatte Tea in fast jedem Kram ihre Nase stecken. Sie würde meine Neugierde sicherlich auch eher verstehen als Tristan. Zumal, wenn Joey wirklich homosexuell sein sollte, dann würde er wohl eher mit ihr, als mit seinem besten Freund, einem Jungen, darüber sprechen. „Ich räume noch eben meine Sachen ein, dann gehen wir, ja?“ Tea belohnte mich mit einem strahlenden Lächeln.
 

Gut zwei Stunden später war ich wirklich zum Packesel mutiert. Es war aber bei weitem nicht so schlimm wie angenommen. Tea suchte sich ihre Kleidung sorgfältig aus. Nebst zwei Taschen mit Schuhkartons, schleppte ich zwei weitere mit Oberteilen und Hosen hinter ihr her. Wir hatten aber auch für mich etwas gefunden. Ein Kompressionsshirt für den Sportunterricht (mein altes hatte ich beim Training zerfetzt, es war immerhin schon fünf Jahre alt), eine kurze, beige Hose und eine weiße Strickjacke.
 

„Wo ich dich grade so ansehe, hast du eigentlich einen Smoking?“ Teas Frage brachte mich aus dem Konzept. Wozu sollte ich einen Smoking dabei haben? Mein eigener Abschlussball war noch ein Jahr entfernt, und für sonstige feierliche Anlässe besaß ich Lederhose und Hemd, welche ich aber beide nicht mitführte.
 

„Nein, warum?“ Ich schrägte den Kopf und bedachte Tea mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Was zum Teufel wollte sie denn von mir? Ihr unheilvolles Grinsen verhieß nichts Gutes.
 

„In gut 14 Tagen ist der Abschlussball der höheren Klassen. Außerdem wirst du zum Weihnachtsball sowieso einen brauchen. Komm mit, keine Widerrede! Ich weiß genau, wo wir etwas für dich bekommen!“
 

Abschlussball, Weihnachtsball? Bitte? Ich wollte gerade antworten, als mich Tea auch schon hinter sich her zog. Mit Mühe konnte ich die gekauften Utensilien bei mir behalten. So energisch war sie das letzte Mal beim Tanzwettbewerb im Einkaufszentrum gewesen. Wir hielten vor einem kleinen Laden, welcher, passenderweise, mit Nadel und Faden an der Reklame versehen worden war. In der Auslage befanden sich Smokings, Kleider, Brautmode und so weiter. Ein lautes Klingeln beim Öffnen der Tür machte unser Eintreten lautstark deutlich.
 

Ein junger Mann, Mitte 30, mit kurzem schwarzem Haar, einem weißen Hemd und dunkler Hose begrüßte uns freudestrahlend. Seiner Art nach zu urteilen schien er Tea bereits zu kennen. Außerdem handelte es sich nicht um einen Japaner, er wirkte eher südländisch, ich hätte auf Italien oder Griechenland getippt. Der dunkle Teint wollte auch nicht so recht in das sonstige Flair der Leute draußen passen.
 

„Chris, das ist David. David, das ist Chris Esposito, der Schneider meines Vertrauens.“ Ich nickte dem Fremden kurz zu und stellte dann vorsichtig die Taschen ab. Erst jetzt fiel mir auf, wie irre schwer die Dinger waren. Chris schüttelte mir lächelnd die Hand und entblößte dabei ein perfektes, weißes Gebiss.
 

„Chris, wir brauchen einen Smoking für David, für den Abschlussball und Weihnachten, du weißt schon.“ Tea untermalte ihren Satz mit einer drehenden Handbewegung. Ich fühlte mich ein wenig wie bei einer Kaffeefahrt, wo man unbedingt etwas kaufen musste.
 

„Ah ja, gut. Habt ihr denn irgendwelche Vorstellungen?“ Chris begutachtete mich eingehend und zog dann ein Maßband aus seiner Hemdstasche hervor. Sorgsam begann er damit, meine Maße zu nehmen.

„Nun, ich eigentlich nicht. Das war schließlich Teas Idee. Vielleicht einfach was Schlichtes? Zum Ausleihen?“ Ich hatte keine Ahnung, was so ein Smoking kostete, nur, dass sie in der Regel schweineteuer waren. Außerdem wollte ich mein monatliches Taschengeld nicht für ein Kleidungsstück ausgeben, das ich höchstens zweimal im Jahr tragen würde. Mein Handy vibrierte, und der Ton verriet mir, dass es sich um Joey handeln musste. Ich hatte ihn mit einem eigenen SMS-Ton bedacht.
 

„Darf ich kurz nachsehen? Ich glaube das ist wichtig. Außerdem entscheidet sowieso Tea.“ Chris nickte mir nur schmunzelnd zu und schenkte seine Aufmerksamkeit dann Tea, welche ihn bereits energisch mit ihren Vorstellungen konfrontierte. Ein Blick auf mein Display verriet mir, dass es sich tatsächlich um eine Nachricht des blonden Chaoten handelte.
 

„Hey David! Alles okay bei dir? Hör mal, in 14 Tagen ist der Abschlussball der Oberstufe. Wir gehen da jedes Jahr hin. Hättest du Bock mitzukommen? Eine weibliche Begleitung ist nicht notwendig, ich, Yugi, Bakura und Duke haben kein Mädel dabei, und bei Tristan glauben wir es erst, wenn wir es sehen. Falls du einen Smoking brauchst, wir können sowas sicher wo ausleihen.“
 

Interessant. War das eigentlich geplant von der Meute, oder nicht? Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich antwortete: „Ah ja. Darum hat mich Tea also mitgeschliffen. Wir sind gerade in einem Laden für Smokings. Mir graut schon vor dem Anprobieren, noch mehr vor dem Preis. Aber grundsätzlich würde ich gerne hingehen. Wie sieht es denn mit den Karten aus?“
 

Jemand drückte behutsam mein Handy nach oben, was mich aufblicken ließ. Chris schien ein reges Interesse an der Innenseite meiner Smartphonetasche zu haben, welche gerade nach hinten geklappt war. Drinnen steckten mein Personalausweis, meine Kreditkarte, ein Büchereiausweis, meine E-Card und die Visitenkarte von Kaiba. Letztere wurde eingehend begutachtet.
 

„Wo hast du denn die her? Die Dinger sind ein kleines Vermögen wert. Bist du mit Herrn Kaiba auf du und du?“ Ich war fast versucht zu behaupten, dass in diesem Moment die Gier in den Augen des Verkäufers zu sehen war. Die Yenzeichen fehlten nur.
 

„Nicht direkt. Ich bin sowas wie der ähm, Betreuer seines kleinen Bruders, Mokuba. Eigentlich hat er sie mir gegeben, weil ich für sein neues Game als Synchronsprecher arbeite.“ Stille, dann hellte sich das Gesicht von Chris auf.

„Du arbeitest in einem Projekt von Seto Kaiba mit? Im Ernst?“ Ich nickte vage. Worauf wollte er denn hinaus? Im Hintergrund konnte ich Tea erkennen, welche sich ein Lachen verkneifen musste. Was war denn hier los?
 

„Interessant. Ich schlage dir was vor: Du könntest ganz beiläufig erwähnen, wenn du das nächste Mal bei den Kaibas bist, oder mit ihnen zusammenarbeitest, dass du deinen Smoking hier gekauft hast. Dafür lasse ich dir ordentlich beim Preis nach.“ War Kaiba wirklich so berühmt? Vor allem, warum war der Typ so scharf drauf? Dann dämmerte es mir. Das war alles von Tea eingefädelt. Sie wusste das mit der Visitenkarte, und hatte Joey sicher angestiftet, dass er mir genau in dem Moment schrieb. Was für ein ausgefuchstes Luder!
 

„Klar macht er das. Gehen wir schon mal was aussuchen, Chris. Du wartest inzwischen hier, David.“ Mit dem Verkäufer im Schlepptau verschwand Tea im hinteren Bereich des Ladens. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Schlau war sie ja, das musste man ihr lassen.
 

Eine Viertelstunde später kamen beide wieder zurück, beladen mit Sachen, bei deren Preis mir übel wurde. Chris versicherte mir jedes Mal, sie wären absolut leistbar, von exzellenter Qualität, und so weiter. Der wollte sein Zeug unbedingt an den Mann bringen. Ich entschied mich für ein Outfit, welches schon James Bond zu seinen besten Zeiten getragen hatte: Ein weißes Jackett mit weißem Hemd, schwarzer Fliege, einem weißen Gilet, und schwarzen Lackschuhen. Mir gefiel es, obwohl Tea und Chris meinten, ich sollte doch unbedingt ein schwarzes Jackett wählen. Schlussendlich drängte man mir beides auf.
 

Beim Zahlen hielt unser Verkäufer auch sein Wort: Umgerechnet 300 Euro durfte ich für den Fummel blechen, was grob überschlagen, die Hose alleine gekostet hätte. Mit einer breit grinsenden Tea und einem überschwänglichen Chris im Rücken, welcher uns alles Gute wünschte, und mich daran erinnerte, bei Mokuba und Seto unbedingt auf seinen Laden hinzuweisen, verließen wir den Laden. Tea lotste mich in ein kleines Café, in welchem ich mir ein Himbeerfrappé bestellte. Meine weibliche Begleitung entschied sich für einen schlichten Latte macchiato.
 

„Das habt ihr euch aber fein ausgedacht. So günstig bin ich selten zu Kleidung gekommen. Damit spare ich mir nächstes Jahr den Anzugskauf.“
 

Tea nippte grinsend an ihrem Becher. „Frauen und ein Riecher für günstige Mode. Nichts zu danken. Gut, dass Joey mitgespielt hat.“

Ich zog ordentlich am Strohhalm meines Getränks, nur um mich dann zu räuspern. „Du, Tea? Du bist ja mit den Jungs relativ vertraut. Entgegen Joeys SMS, hat er eine Freundin?“ Eigentlich wollte ich ganz anders ins Gespräch einsteigen, doch die Frage war mir über die Lippen gehuscht, bevor ich wirklich darüber nachgedacht hatte.
 

„Nein, hat er nicht. Joey hatte bisher eigentlich noch gar keine Freundin. Yugi und Duke auch nicht. Bakura ist ein kleiner Mädchenschwarm, und Tristan steht auf jemanden aus unserer Klasse. Warum fragst du?“ Jetzt hatte ich die Büchse der Pandora geöffnet. Der lauernde Blick von Tea gefiel mir überhaupt nicht.
 

„Nur so. Ich bin einfach neugierig, ob ich der einzige Typ in der Runde ohne Mädchen bin.“ Am Lügen musste ich noch arbeiten, denn so etwas Fadenscheiniges war leicht zu durchschauen. Hastig zog ich wieder am Strohhalm um Tea nicht direkt ansehen zu müssen.
 

„Ah ja – da kann ich dich dann beruhigen. Sie sind eigentlich alle solo. Am Valentinstag bekommt er zwar oft Schokolade, aber bisher hat er sich nie gebunden, oder überhaupt mal ein Mädchen in die Runde eingebracht.“ Stimmt, der Brauch mit der selbstgemachten Schokolade. Das gab es bei uns gar nicht. „Deswegen fragst du aber nicht, oder?“
 

War ich so leicht zu durchschauen? Sollte ich die Katze aus dem Sack lassen? Tea würde sowieso nachbohren bis mir etwas unverhofft herausrutschen würde. „Naja, ich habe gestern ein wenig in Joeys Zeichenblock gestöbert. Er hat euch gemalt, Kaiba, dann mich.“ Das mit dem „uns“ verkniff ich mir fürs Erste. Teas Reaktion würde mein weiteres Handeln bestimmten.
 

„Lass mich raten – nicht so richtig mit seiner Erlaubnis, hm?“ Ihr Grinsen ließ mich erleichtert aufatmen. Sie verstand meine Neugierde also. Klar, es war schließlich auch Tea. Ich bedachte ihre Frage nur mit einem knappen Nicken und vernichtete nach und nach mein Frappé.
 

„Nun, der Zeichenblock ist eigentlich eine Art Heiligtum. Nicht mal Tristan darf da reinlugen. Mir brennt zwar die Frage auf der Zunge, was genau du denn darin gesehen hast, andererseits kann es sein, dass mir Joey dann den Kopf abreißt. Hat er denn ein Mädchen gezeichnet?“
 

Ah ja, das mit dem Kopf abreißen war ihr anscheinend herzlich egal, oder sie hatte es nur pro forma angemerkt.
 

„Naja, dich und seine kleine Schwester glaube ich. Mehr aber auch nicht. Yugi und Bakura, Duke, Tristan mit seinem Bike, und mich bei meinem Duell mit Kaiba. Wie kommt es eigentlich, dass er so gut zeichnen kann? Im Kunstunterricht merkt man davon eigentlich gar nichts.“
 

Tea stellte ihren Becher ab und legte die Hände übereinander. „Joey zeichnet nur, wenn ihn etwas wirklich beschäftigt. Im Kunstunterricht kann er sich nur schwer für etwas begeistern. Er hat uns ein paar Mal einige Skizzen gezeigt. Für uns zeichnet er schon ab und an, aber meist belanglose Dinge. Also relativ belanglos. Die hinteren Seiten sind tabu, zumal er die Blöcke regelmäßig wechselt.“ Teas Augen blitzten schelmisch. Sie hatte sicherlich auch schon einmal „mit fehlender Erlaubnis“ in Joeys Blöcke gespickt.
 

„Sollte ich ihn vielleicht einmal auf seine Werke ansprechen? Er hatte den Block auf meinem Nachttisch liegen lassen. Ich konnte dann auch nicht mehr schlafen, und…“ Tea ließ mich meinen Satz gar nicht beenden.
 

„Die Neugierde war stärker, hm? Es ist ein heikles Thema. Bei mir ist er einmal komplett ausgerastet. Andererseits, es ist auch ungewöhnlich, dass Joey ihn offen herumliegen lässt.“ Mein Gegenüber tippte sich nachdenklich ans Kinn. „Deute es mal vorsichtig an, dass du den Block gesehen hast? Du musst ihm ja nicht direkt auf die Nase binden, dass du reingeschaut hast, oder?“ Dieses verschlagene Grinsen – Tea hatte es faustdick hinter den Ohren.
 

„Na du bist mir eine, Tea.“ Ich grinste breit, nur um dann wieder ernst zu werden: „Aber noch was anderes. Weißt du, warum Joey so komisch reagiert hat, als ich ihn auf seine Wohnung angesprochen habe?“ Das Grinsen aus Teas Zügen verschwand augenblicklich. Sie begann am Becher herumzuspielen.
 

„Du weißt es aber nicht von mir, okay? Joey sollte dir das eigentlich selbst sagen, aber er schämt sich zu sehr deswegen.“ Nun wurde ich hellhörig. Was war los? Hatte Joey Probleme? War etwas nicht in Ordnung. Hastig nickend versprach ich Tea, meine Klappe zu halten.
 

„Joeys Vater ist ein Alkoholiker. Er ist damit aufgewachsen, laut eigener Aussage belastet es ihn auch nicht mehr, aber wir kennen ihn besser. Du auch. Joey hat gleich gesagt, dass er es nicht ewig vor dir verbergen kann, nachdem ihr miteinander geredet habt.“ Da lag der Hund begraben. Jetzt verstand ich.
 

„Was ist ihm daran peinlich? Ich meine, dafür kann er doch nichts. Außerdem, wo ist seine Mutter?“ Tea schüttelte leicht den Kopf.
 

„Das soll er dir wirklich selbst erklären. Wir sind uns auch nicht ganz sicher, darüber wird Stillschweigen bewahrt. Wir haben einige Vermutungen, aber er öffnet sich niemandem, was das angeht, nicht einmal Tristan.“
 

Hinten rum signalisierte sie mir, dass ich nicht weiter nachbohren sollte. Gut, ich war jetzt ein ganzes Stück schlauer geworden, und stand doch wieder am Anfang.
 

Wir tranken aus und machten uns dann auf den Nachhauseweg. Ich brachte Teas Sachen noch bei ihr vorbei und begab mich dann in meine Wohnung. Auf der Couch fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, Tea zu dem Medaillon um Joeys Hals zu befragen. Sollte ich ihn selbst fragen? Seufzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Ich dachte eindeutig zu viel nach.



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