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Ein Austausch mit Folgen

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Alltag und Geschäfte

„Aufwachen!“ Ein dumpfer Schmerz in der Magengrube, kombiniert mit Mokubas Stimme, riss mich aus meinem süßen Schlummer. Verschlafen öffnete ich die Augen und starrte in das Gesicht des Teenagers, welcher es sich auf mir bequem gemacht hatte. Mokuba war schon fix fertig angezogen. „Aaah, bist du mir auf den Bauch gesprungen, oder was?“ Eine Frage, die mit einem breiten Grinsen beantwortet wurde. „Joey und Seto wecke ich auch immer so!“ Müde rieb ich mir die Augen und gähnte ein wenig. „Ist Joey eigentlich öfter hier?“ Mokuba nickte leicht: „Ja. Er passt auf mich auf, wenn Seto mal wieder unterwegs ist. Das hat sich so eingebürgert.“ Ich schrägte den Kopf ein wenig: „Trotz der Tatsache, dass sie sich so zu hassen scheinen?“ Das war mir in der Tat suspekt. Joey hatte mir im Krankenhaus von seiner Beziehung zu Kaiba erzählt, und ich hätte lügen müssen, wenn mir dabei ein gutes Wort eingefallen wäre.
 

„Ah, die tun nur so. Insgeheim respektiert Seto Joey. Ein wenig zumindest.“ Schwer vorstellbar. „Zieh dich an, es gibt gleich Frühstück!“ Mokuba hüpfte von mir herunter und stürmte aus dem Gästezimmer. Na wenn er Kaiba auch so weckte, könnte das ein wenig seine Laune in der Schule erklären. Ich kratzte mich ein wenig am Bauch und schwang meine Beine dann aus dem Bett um mich frisch zu machen. Fünfzehn Minuten, und eine ordentliche Dusche später, wurde ich wieder in den Speisesaal geführt. Eigentlich hätte sich die Tischplatte biegen müssen, so viel Essen stand herum. Traditionelles japanisches Frühstück, nebst englischer und heimatlicher Küche. Ich setzte mich wieder auf einen der beiden Stühle, und zog einen Teller heran. Mokuba war bereits am Frühstücken.
 

„Gut geschlafen, David?“ Diese Energie, welche der Kleine verströmte, war fast schon ein wenig abstoßend. „Mh. Das Bett ist ganz angenehm.“ Mein Blick wanderte über die Tafel: „Wo ist eigentlich dein Bruder, Mokuba?“ Meine Frage wurde mit einem Schulterzucken beantwortet. „Wahrscheinlich schon in der Firma. Seto frühstückt selten mit mir.“ Ich nickte nur vage und bestrich meinen gerösteten Vollkorntoast mit Butter und Honig. „Deine Sachen sind schon im Wagen verstaut. Du bist um acht Uhr pünktlich in der Schule, versprochen.“ Mokubas Stimme klang fast ein wenig wehmütig, und sein Blick erinnerte mich an einen kleinen, süßen Hund – der klassische Dackelblick. „Sag mal, David?“ Der Ton gefiel mir überhaupt nicht, er war so lauernd. Er wollte eindeutig etwas von mir. „Hm?“ Ich kaute an meinem Toast und nutzte die Teetasse, um den Blickkontakt zu unterbrechen. „Kommst du die nächsten Tage wieder?“ Anscheinend konnte ich wohl sehr gut mit Kindern, oder zumindest mit Kaibas kleinem Bruder.
 

Ich kratzte mich am frisch rasierten Hals und lächelte dann: „Ich bin schließlich eins zu null vorne, in deinem Game, Mokuba. Es wäre unfair, dir die Möglichkeit der Revanche zu verwehren.“ Sein Gesicht hellte sich schlagartig auf, und Sekunden später hatte ich den kleinen Teenie wieder am Hals, welcher mich drückte. „Klasse!“ Mit Mühe und Not schob ich mein Frühstück beiseite, um größere Schäden an der Tischdecke zu verhindern, und erwiderte die Umarmung sanft. „Kein Ding, Mokuba. Es hat mir gestern auch großen Spaß gemacht.“ Das entsprach sogar der Wahrheit. Obwohl er ein wenig anstrengend war, so hatte ich den kleinen Kaiba irgendwie schon ein wenig ins Herz geschlossen. Als Einzelkind genoss ich es auch ein wenig, dass sich jemand so um mich bemühte, und sich für mich begeisterte. Ob er seinen Bruder wohl gleich behandelte? Nach dem Frühstück brachte mich Mokuba vor die Türe, wir verabschiedeten uns innig (mit einer erneuten Umarmung), und ich wurde tatsächlich zu meiner Schule gebracht. Meine Schultasche war bereits gepackt, nebst einer Jause bestehend aus den Dingen, welche ich mochte. „Ich bringe Ihre Sachen noch in die Wohnung. Ich werde beim Hausverwalter vorstellig, und besorge mir den Generalschlüssel, dann können Sie Ihren eigenen behalten.“ Der Fahrer von gestern schloss die Tür hinter mir, verbeugte sich einmal kurz und fuhr dann davon. Eines musste man Kaiba lassen: Er hatte wirklich alles perfekt durchorganisiert.
 

Plötzlich hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Yugi, Joey und Tristan liefen mir winkend entgegen. „Hey, David! Im Lotto gewonnen, oder was war das?“ Joey boxte mir grinsend gegen die Schulter. „Lange Geschichte, etwas für die Mittagspause. Was haben wir in der ersten Stunde?“ Ich rieb mir verlegen den Nacken. Eigentlich wollte ich meinen Besuch bei Kaiba, gerade Joey gegenüber, geheim halten. „Geschichte. Heute steht die Edo-Zeit auf dem Plan.“ Yugi strich sich lächelnd eine Strähne aus dem Gesicht. „Oh Mann, nicht schon wieder.“ Tristan verdrehte die Augen, was mich in ein Lachen ausbrechen ließ. Die nächsten Stunden bis zur Mittagspause waren relativ ereignislos, mal abgesehen davon, dass Joey mit mir mein Duell zum gefühlt zwanzigsten Mal genauestens analysieren wollte. Als es zur Mittagspause läutete, räumte ich meine Schultasche ein und seufzte innerlich. Jetzt musste ich die Katze wohl aus dem Sack lassen.
 

Auf dem Dach des Schulgebäudes angekommen, öffnete ich meine Tupperbox und zog zwei Speckbrote, eine Cremeschnitte und Müsliriegel hervor, wobei ich letztere mit der Gruppe teilte. Tea war inzwischen zu uns gestoßen. „Der feine Herr lässt es sich heute gut gehen, hm? Zuerst eine Limousine mit Chauffeur, dann Cremeschnitten… hast du eine reiche Freundin aufgegabelt, oder was?“ Joey aß, wie Yugi und der Rest, einen Becher Ramen. „Mh, nein, ich…“ Sollte ich es wirklich sagen? Was wenn mir jemand böse war? Sie schienen alle kein so gutes Verhältnis zu Kaiba zu haben. „Spucks aus.“ Tristan nippte an einem Becher grünen Tees und lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Mauer. „Kaiba hat mich im Krankenhaus besucht.“ Stille. Ich wurde von allen einige Sekunden lang angestarrt, bevor dutzende Fragen auf mich niederprasselten.
 

Ich erzählte meinen neuen Freunden also die ganze Geschichte von vorne, und als ich geendet hatte, fiel mir selbst eine Frage ein: „Wo steckt Kaiba eigentlich?“ Der CEO war tatsächlich nicht in der Schule gewesen. „Der kommt immer nur montags und mittwochs. Die restliche Zeit ist er mit dem Leiten der Firma beschäftigt.“ Joey verschlang den letzten Rest Ramen und stellte den leeren Becher neben sich ab. „Komisch. Das ist normalerweise gar nicht Kaibas Art.“ Tea schlürfte aus ihrem Teebecher und tippte sich nachdenklich ans Kinn. Ich zuckte nur hilflos mit den Schultern. „Mokuba möchte, dass ich ihn die nächsten Tage wieder besuchen komme.“ Grinsend zerstrubbelte Joey mir die Haare. „Das kann ich mir vorstellen. Wenn du ihn wirklich geschlagen hast, wird er das nicht auf sich sitzen lassen wollen.“ Danach befassten wir uns mit anderen Themen, wie dem Schulstoff, Rezepten für Kuchen und Pralinen, sowie eine Geschichte von Yugi, wie er einem von Pegasus´ Eliminatoren ohne Angst entgegengetreten ist.
 

Die nächsten Tage verliefen ruhig und ereignislos. Kaiba erschien, wie von Joey prophezeit, die ganze Woche nicht. Mokuba hatte sich auch nicht gemeldet, und so verbrachte ich das Wochenende zu Hause. Joey und Yugi besuchten mich am Samstag. Gemeinsam gingen wir den Spieleladen von Yugis Großvater, Solomon Muto, welcher sich als sehr freundlicher, alter Mann entpuppte. Neugierig begutachtete er mein Deck, und war vor allem von meinem Schwarzen Magier sehr angetan. Yugi zeigte mir seinen eigenen, und wir entschieden uns dafür, ein Duell auszufechten, welches ich haushoch verlor (vielleicht auch wegen Joeys dauernder Zwischenrufe, ich müsse viel aggressiver spielen).
 

Montags beehrte uns Kaiba wirklich mit seiner Anwesenheit. Natürlich war ihm sein Umfeld komplett gleichgültig, wie auch sonst. Wir räumten gerade unsere Schulsachen ein, und ich schulterte meinen Rucksack, als ich Joeys Stimme vernahm: „Was macht Graf Eisklotz denn hier? Auf ein verbales Gefecht aus, oder was beehrt uns mit deiner Anwesenheit?“ Ich seufzte leise. Wie konnte Joey eigentlich auf Mokuba aufpassen, und diesen sogar mögen, wenn er seinen Bruder so abgrundtief hasste? Andererseits, ich mochte Seto Kaiba auch nicht sonderlich, Mokuba bisher jedoch schon.
 

„Wegen dir bin ich auch nicht hier, Wheeler. Meine Zeit ist zu kostbar, um sie mit dir zu vergeuden.“ Joey schnaubte leise und ich konnte eine Ader an seiner Schläfe hervortreten sehen, als ich mich umdrehte. „So, weswegen dann?“ Kaiba nickte in meine Richtung. „Kleiner? Hast du mal einen Augenblick Zeit?“ Er wollte tatsächlich etwas von mir. Wahrscheinlich, dass ich Mokuba nicht erneut besuchen sollte, oder er wollte mir Fahrt und Kost in Rechnung stellen. „Hm? Was gibt es?“ Ich vermied es tunlichst, Kaiba direkt in die Augen zu blicken. Stattdessen fixierte ich die Uhr an der Wand hinter ihm. „Was machst du am Mittwoch um 15:00 Uhr?“ Mittwoch um drei, keine Ahnung?
 

„Bisher nichts, außer nach Hause zu gehen, warum?“ Der CEO hob seine rechte Braue ein wenig, ehe er in seine Uniform griff und eine Visitenkarte hervorzog. „Hier.“ Er drückte mir die Visitenkarte in die Hand, schnappte sich seine Schultasche und ging nach draußen. „Aha. Was soll ich jetzt damit?“ Gemeinsam begutachteten Joey, Yugi, Tristan, Tea und ich die Visitenkarte. Kaibas Firmenlogo zierte das rechte Eck und eine Adresse war darauf vermerkt, nebst Telefonnummer. Kaibas voller Name stand vor der Nummer. „Die Dinger sind ein kleines Vermögen wert.“ Ich blickte zu Tristan, welcher leise gepfiffen hatte. „Das da ist Kaibas private Handynummer. Es gibt genügend Leute, die würden ihre eigene Mutter dafür verkaufen.“ Yugi griff nach der Visitenkarte und drehte sie mitsamt meiner Hand um. „Schau mal, da steht was!“ Ich lugte auf die Rückseite der Karte und tatsächlich, ich solle um drei Uhr bei der Adresse erscheinen.
 

„Soll ich hingehen?“ Mir war ein wenig mulmig zumute. Kaiba verhielt sich so komisch, oder das war völlig normal für ihn. „Klar. Wenn er dir die Karte schon mal gibt. Außerdem, ich glaube ich weiß wo das ist.“ Tea beschrieb mir genau den Weg zum angegeben Ort. „Das müsste ein Aufnahmestudio sein. Die sind ganz groß geworden, weil Kaiba sie gesponsert hat.“ Ein Aufnahmestudio? Wozu? Nachdenklich schob ich die Visitenkarte in meine Hosentasche und verabredete mich dann mit den dreien zu einem Kaffee im örtlichen Einkaufszentrum und einer anschließenden, ausgiebigen Spieletour.
 

Als wir am Mittwoch gemeinsam die Sachen in unsere Schultaschen räumten, starrte ich gedankenverloren auf Kaibas Visitenkarte. Ich hatte mich nach einigem Zögern dazu entschlossen, hinzugehen. Dieser war außerdem heute nicht in der Schule gewesen. „Wenn dir etwas komisch vorkommt, ruf einfach an. Tristan und ich sind gleich da.“ Ich nickte Joey dankbar zu. Es beruhigte mich ein wenig, beide in greifbarer Nähe zu wissen, wobei ich das Wort „gleich“ mit leisen Zweifeln bedachte. Jedenfalls erreichte ich, unter Zuhilfenahme öffentlicher Verkehrsmittel, um zehn vor drei die beschriebene Adresse.
 

Tea hatte mit ihrer Vermutung nicht ganz Unrecht gehabt. Den Werbetafeln und der Leuchtreklame nach zu urteilen, handelte es sich wirklich um ein Aufnahmestudio, welches aber wohl im Fachbereich Computer- und Konsolenspiele spezialisiert hatte. Nebst Ton- und Bildtechnik kümmerte man sich außerdem um Programmierung und Entwicklung von Software und Games. Langsam ging ich zu einer großen Glastür und läutete an der Fernsprechanlage. Eine weibliche Stimme meldete sich: „Ja, bitte?“ Ich verglich noch einmal die Adresse der Visitenkarte, mit der Hausnummer und antwortete dann: „Verzeihung, aber ich habe hier eine Visitenkarte von Herrn Seto Kaiba. Ich wurde um drei Uhr hierher bestellt.“ Einige Momente lang herrschte Stille, ehe ein Surren der Tür mich zum Eintreten aufforderte.
 

Ich wurde von einem alten Mann, um die siebzig Jahre begrüßt, welcher mir freundlich die Hand schüttelte. Neben seiner Kleidung, Anzug, weißem Hemd mit schwarzer Krawatte, kam ich mir in meiner Schuluniform mit Rucksack ein wenig underdressed vor. Herr Takeshita, wie er sich vorgestellt hatte, bedeutete mir, in sein Büro zu folgen. Ich war zugegebenermaßen ein wenig überfordert mit der Gesamtsituation. Warum war ich überhaupt hier? Bevor ich meine Frage aussprechen konnte, waren wir auch schon einem geräumigen Büro mit Beamer, Leinwand, einem großen Schreibtisch, einem Computer mit mehreren Bildschirmen sowie mehreren Aktenschränken angekommen. Freundlich lächelnd bedeutete mir Herr Takeshita, mich zu setzen. Er verschränkte seine Finger ineinander und legte seine Hände auf den Tisch.
 

„Mister Kaiba dürfte auch gleich hier sein.“ Ich schrägte ein wenig den Kopf. „Worum geht es denn, wenn ich fragen darf?“ Bisher hatte ich nicht das Gefühl, dass man mich veralbern wollte, oder dass Kaiba sich irgendwie für das Duell und das Gerede revanchieren wollte. „Ein paar Formalitäten, mehr nicht.“ Aha, Formalitäten. Die Tür ging auf und Kaiba kam herein, mit einer Frau mittleren Alters, welche eine Mappe unter den Arm geklemmt hatte.
 

„Ah, Mister Kaiba. Wir haben gerade von Ihnen gesprochen. Schön Sie zu sehen.“ Herr Takeshita stand auf, verbeugte sich, und wies Kaiba den Stuhl neben mir zu. Der CEO nickte kurz angebunden und setzte sich, samt seiner Begleitung, neben mir auf die freien Plätze. Nun war ich endgültig verwirrt. Kaiba überschlug seine Beine, verschränkte die Arme vor der Brust und nickte Herrn Takeshita auffordernd zu, welcher mehrere Papierbögen unter seinem Schreibtisch hervorzog. Diese waren mit einer Büroklammer zusammengeheftet worden. Lächelnd schob er mir den Stapel zu.
 

„Herr Kaiba möchte Ihnen anbieten, wie auch ich, dass sie sich an der Konsolenportierung von „Duel Monster Arena“ beteiligen.“ Die Konsolenportierung von Duel Monster Arena? Das Spiel, welches ich und Mokuba gespielt haben? „Herr Seto Kaiba, wie auch seine Stellvertretung, Herr Mokuba Kaiba möchten, dass Sie den Schwarzen Magier synchronisieren. Außerdem wäre es uns ganz Recht, wie auch der Firma Kaiba Corporation, wenn wir Ihr Gesicht auf dem Cover des Spiels verwenden dürften. Sie dürfen natürlich auch an der Figur mitentwickeln. Einige Vorschläge bezüglich des Covers haben wir bereits entworfen.“
 

Kaiba nickte der Frau neben sich zu, welche aufstand, die Mappe vor mir öffnete und auf den Tisch legte. Ich blätterte neugierig die Mappe durch, und versuchte zu verarbeiten, was man mir gerade gesagt hatte. Tatsächlich, in dem Folder befanden sich wunderschöne Konzeptzeichnungen vom Schwarzen Magier, welcher in Figur und Gesichtsform mir nachempfunden worden war. „Wir würden Sie natürlich angemessen entlohnen.“ Ich blickte von den Zeichnungen auf. „Entlohnen?“ Herr Takesthita nickte und blickte zu Kaiba, dessen Mundwinkel ein wenig nach oben wanderten.
 

„Du trittst sämtliche Rechte an deiner Figur, den Einstellungen und der Stimme an uns ab, dafür erhältst du fünf Prozent vom Umsatz, in Form einer Eigentumswohnung.“ Ich schob die Mappe beiseite und begutachtete den Papierstapel vor mir. Ein mehrseitiger Vertrag, der Überschrift nach zu urteilen. „Eine kleine Eigentumswohnung für mein Gesicht auf dem Cover und meine Stimme?“ Ich wohnte eigentlich zur Miete in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung. Meine Eltern kamen für die Kosten auf, und es hörte sich verlockend an, ihnen diese zu ersparen. Außerdem konnte ich sie ja weiterverkaufen, wenn ich wieder nach Hause zurückkehrte.
 

„Wir gehen von einem Umsatz im siebenstelligen Bereich aus. Ihre Eigentumswohnung wäre natürlich dementsprechend. Der Wohnungspreis in Japan explodiert, und Herr Kaiba war der Ansicht, wie auch seine Finanzabteilung, dass Eigentum derzeit die beste mündelsichere Anlage wäre. Da Sie noch nicht volljährig sind, werden wir die Wohnung im Besitz der Kaiba Corporation belassen, und sie Ihnen dann, per Zeitablauf übertragen. Bis dahin erhalten Sie vertraglich ein unbefristetes Nutzungsrecht zugesichert.“
 

Mir wurden die Knie weich. Der Typ hatte gerade etwas von einer sehr großen Zahl und meiner prozentualen Beteiligung gesagt. Ich war zwar mies im Prozentrechnen, aber selbst ich konnte mir grob zusammenreimen, dass es sich wahrscheinlich nicht mehr um eine kleine Wohnung handeln würde. „Wo ist der Haken?“ Misstrauisch wanderte mein Blick von Herrn Takeshita zu Kaiba, welcher ausdruckslos aus dem Fenster starrte.
 

„Es gibt keinen. Sie sind von jeglichen Verlusten vertraglich ausgeschlossen. Bei Unterbleiben der Erwartungen, bezüglich des Umsatzes, werden Sie prozentuell am entstandenen Gewinn beteiligt, in Form einer Leibrente.“ Da musste ein Haken sein. „Das war Mokubas Idee, nicht meine. Ich wollte jemand anderen engagieren.“ Kaibas Stimme war unterkühlt wie immer, und er schien es auch nicht für nötig zu erachten, mich beim Sprechen anzusehen.
 

„Wie sieht das denn zeittechnisch aus? Ich habe ja Schule und so.“ Beiläufig begann ich den Vertrag durchzulesen. „Herr Kaiba hat uns ihren Stundenplan übermittelt. Wir würden mittwochs und bei Bedarf auch an einem Samstag, um jeweils 16:00 Uhr beginnen. Um spätestens 19:00 Uhr ist Schluss.“ Zweifelnd blickte ich zu Herrn Takeshita. Mir erschien das alles immer noch sehr suspekt. „Klausel 32 ermöglicht Ihnen einen jederzeitigen Rücktritt mit Entschädigung, für geleistete Arbeit, sollten Sie unzufrieden sein. Die Kündigung erfolgt ohne weitere Konsequenzen für Sie.“
 

Tatsächlich, Klausel 32 besagte wirklich genau das, was der Mann vor mir gesagt hatte. „Nun, unter diesen Umständen nehme ich an.“ Lächelnd reichte mir Herr Takeshita einen Kugelschreiber, und ich unterschrieb mit meinem Namen. „Sehr gut. Wir schicken Ihnen eine Kopie des Vertrages mit der Post. Suchen Sie sich bitte noch ein Cover aus, dann wären wir fertig für heute.“ Allmählich wunderte mich gar nichts mehr. Entweder wollte mich der liebe Gott reichhaltig beschenken, oder ich hatte gerade meine Seele und mich selbst verkauft.
 

Wortlos zog ich die Mappe wieder heran, und blätterte die Konzeptzeichnungen durch. Bei einem Bild verweilte ich länger und musste unwillkürlich lächeln. Es zeigte Elementarheld Neo, der Mokubas Gesichtszüge hatte, und den Schwarzen Magier-Ritter, mit meinem Seitenprofil. Beide hatten die Klingen gekreuzt, während in kunstvollen Lettern „Virtual Duel Monster Arena“ und darunter „Personalisiere, Kämpfe, Zerstöre“ geschrieben stand.
 

„Ah ja, dieses Bild. Herr Mokuba Kaiba hatte es in die engere Auswahl miteinbezogen.“ Ich strich kurz mit dem Finger über meine eigenen, gemalten Konturen, ehe ich nickte. „Das da fände ich gut.“ Herr Takeshita nickte lächelnd, zog die Mappe weg und notierte sich etwas auf einem augenscheinlichen Schmierzettel. Kaiba stand auf, nickte dem Chef des Aufnahmestudios kurz zu, und verließ mit seiner Begleitung den Raum. „Nun denn, alles Weitere klären wir nächsten Mittwoch. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.“ Ich schüttelte perplex Herrn Takeshitas Hand und wurde von diesem nach draußen geleitet. Mit einem freundlichen Lächeln verabschiedete mich dieser und plötzlich war ich allein. Es war mittlerweile dunkel geworden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Satra0107
2018-12-03T18:16:54+00:00 03.12.2018 19:16
"...oder ich hatte gerade meine Seele und mich selbst verkauft."
Da bin ich auch gespannt drauf, was da noch so auf ihn zukommt 😆
Antwort von:  SuperCraig
03.12.2018 21:18
Sagen wir mal, es passiert noch was, das Kaiba zum Umdenken bewegt. ;)
Antwort von:  Satra0107
03.12.2018 21:23
Ich bin sehr gespannt. Kaiba macht ja nichts aus purer Freundlichkeit.😁


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