poisoned kiss von misscantarella ================================================================================ Kapitel 17: it's always been you -------------------------------- Das kühle Licht des Mondes trat in das Schlafzimmer. Auf dem Bett saß eine Silhouette – ihr langes Haar glänzte im weißen Mondlicht. Seit Stunden verweilte Sakura nun schon in dieser Position, die Knie angezogen und mit ihren Armen umschlossen. Die Prinzessin wusste nicht mehr weiter. Hatte sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Nach allem was geschehen war? Ihr leerer Blick hob sich. Vor ihren Augen lag die Tür, welche ihre und Sasukes Gemächern voneinander trennten. Sasuke hatte bereits so vieles für sie getan. Sich für Sakura gegen seinen Vater gestellt, für sie auf Blutvergießen mit der Armee ihres Onkels verzichtet und Sakura sogar als seine Königin bezeichnet. Doch wichtiger noch. Sasuke sah in ihr nicht die Haruno Prinzessin, sondern einfach nur Sakura. Aber reichte das? Zugegebenermaßen war Sakura von Anfang an mit keinen guten Absichten hierher gekommen, für Reue war es zu spät. Allerdings hatte sie nicht mit eingeplant, dass sie ihrem Herzen zum Opfer fallen würde. Sakura stieg aus dem Bett und stand kurz darauf vor jener Tür. Auf der anderen Seite war es ganz still. Bestimmt schlief Sasuke schon lange. In letzter Zeit hatte der Prinz auch kaum mehr Alpträume, was Sakura sehr erleichterte. Zögerlich streckte sie eine Hand aus und schob die Tür einen kleinen Spalt auf. Ihr Herz begann immer heftiger zu schlagen. Hatte Toshizō recht gehabt? Empfand Sakura für Sasuke etwa das edelste aller Gefühle? Liebe? Sakura schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. Die Liebe hatte sie sich immer ganz anders vorgestellt. Trotzdem war da dieses Gefühl von Geborgenheit und Wärme, wenn sie in Sasukes Nähe war. Schließlich machte Sakura wieder einen Schritt nach vorne und schob die Tür ganz auf. Sofort stieg ihr Sasukes vertrauter Duft in die Nase. Wie gut dieser Mann einfach roch! Wie vermutet lag Sasuke schlafend in seinem Bett. Auch er wurde vom Mondschein eingehüllt. Eine perfekte Kombination mit seiner blassen Haut und den schwarzen Haaren. Als Sakura vor dem Bett stehen blieb, stockte sie. Neben Sasukes Kopf lag ihre Haarnadel – sein Verlobungsgeschenk – die sie ihm während ihren Streit buchstäblich an den Kopf geworfen hatte. Sasuke schien das Geschehene wirklich zu bereuen. Warum sonst sollte er sich so an dieses Schmuckstück klammern? Mit leisen Bewegungen setzte sich Sakura auf den Rand des Bettes. Ihre Finger strichen einzelne lose Haarsträhnen aus Sasukes Gesicht. Nie zuvor waren Sakura die dichten Wimpern von Sasuke aufgefallen. Warum? Warum erkannte sie erst jetzt diese feinen Details? Sakura beugte sich leicht nach vorne und ihre Augen schlossen sich, als ihre Lippen die von Sasuke berührten. Ganz gleich, wie sehr Sakura es auch versuchte. Ihre Wut auf Sasuke schaffte es nicht die Oberhand zu übernehmen. Sakura war nicht länger in der Lage ihn zu hassen. Als Sakura den Kuss wieder löste und sich ihre Augen wieder öffneten, blickte sie in die schwarzen Seelenspiegel von Sasuke. Der Prinz blinzelte mehrmals überrascht. Bereits das Öffnen der Tür hatte Sasuke aus seinem leichten Schlaf geweckt, aber war dies wirklich die Realität? „Träume ich?“ fragte er deshalb leise. „Ich...weiß es nicht.“ sagte Sakura. Sasuke setzte sich auf und fuhr sich durch das zerzauste Haar. Sakuras Anwesenheit überraschte ihn wirklich sehr. Noch dazu der Kuss. Es musste einen Grund dafür geben! „Ist alles in Ordnung?“ wollte Sasuke wissen. „Es geschehen Dinge in mir, die ich mir nicht erklären kann.“ antwortete Sakura und fasste sich an die Brust. Sasukes Augen weiteten sich ein Stück. Fühlte Sakura etwa genau wie er selbst? „Mir geht es genauso.“ nickte der junge Mann, während sein Herz begann ganz schnell zu schlagen. Sakura schluckte. Was sollte sie nun sagen? Ihr blieben die Worte im Halse stecken, obwohl es nun keinen Zweifel mehr gab! „Ich liebe dich.“ hauchte Sasuke. Das musste es sein – die Liebe. Für Sasuke war dies die einzige Erklärung für das Gefühlschaos in seinem Herzen. „Ich liebe dich, Sakura.“ wiederholte er sein Geständnis erneut und es fühlte sich so befreiend an. Im selben Moment wandelte der Mond und beschien nun direkt Sakuras Gesicht. Die Tränen in ihren Augen begannen zu glitzern. Sasuke streckte vorsichtig eine Hand aus und strich Sakura die einzelnen Tränen beiseite. Da Sakura sich nicht gegen seine Berührungen sträubte, nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände. Langsam näherten sich seine Lippen den ihren. „Sasuke-sama...“ wisperte Sakura. Ihr war bei dem Gedanken noch nicht ganz wohl. Zu viele Dinge gingen in diesem Moment in ihrem Kopf vor. „Nein!“ Sasuke legte ihr einen Zeigefinger auf die Lippen, ehe er Sakura küsste. Anfangs geschah nicht, doch dann erwiderte Sakura endlich den Kuss. „Liebt ihr mich wirklich?“ fragte Sakura gegen seine Lippen und suchte Sasukes Blick. „Ja...Ja, das tue ich!“ meinte der Uchiha. „Wirklich?“ bohrte Sakura erneut nach. Sie konnte es noch immer nicht glauben. Konnte es wirklich jemanden geben, der in der Lage war sie zu lieben? Sasuke brummte leicht. Normalerweise wiederholte er sich wirklich nur ungern. Doch Sakura sah ihn mit diesen großen Augen an, die sich förmlich nach seinen Worten sehnten – sie beinahe schon durch ihren Blick aufsaugten. Wie einsam musste Sakura in all den Jahren bloß gewesen sein? „Ja!“ Sasuke tippte gegen Sakuras Stirn und zog Sakura mit auf die Matratze, rollte sich dabei leicht über die junge Frau. „Du warst es die ganze Zeit.“ sagte er. „Was meint ihr?“ fragte Sakura. „Überall sehe ich nur noch dich.“ murmelte Sasuke weiter. Sakura machte ein verwundertes Gesicht. Worauf wollte Sasuke hinaus? „Als Indra und ich von dieser Gruppe Banditen überfallen und ich verletzt wurde, hielt mich der Gedanke an dich am Leben.“ gestand der zweite Prinz. Sakuras Wangen begannen zu glühen. In all der Zeit hatte Sakura nichts von Sasukes Gefühle für sie geahnt. Ihn jetzt so offen über eben diese Gefühle sprechen zu hören, berührte ihr Herz auf eine bittersüße Weise. „Normalerweise redet ihr nur so viel, wenn ihr betrunken seid.“ bemerkte Sakura leicht schmunzelnd. „Wer weiß. Vielleicht bin ich auch Trunken vor Liebe.“ Sasuke lachte heißer und legte sich neben Sakura. Sakura drehte sich zu ihm. „Könnt...ihr mich in den Arm nehmen?“ wollte sie wissen. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Sasuke es verstand. Seine Gesichtszüge wurden ganz weich, während er einen Arm um Sakura legte und sie näher an sich heranzog. Sakura vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und es funktionierte. Für einen Moment war Sasukes Liebe in der Lage ihren Schmerz durch diese innige Berührung zu lindern. „Du bist normalerweise auch nicht so anhänglich.“ säuselte Sasuke gegen ihren Haaransatz. Hatsumomo verließ gerade das Badehaus und kehrte in den Palastbereich von Sasukes Konkubinen zurück. Dort herrschte große Aufregung. „Ich kann noch immer nicht glauben, dass er hier war.“ sagte eine der Frauen noch immer ganz aufgelöst. „Wer war hier?“ fragte Hatsumomo. „Sasuke-sama.“ antwortete eine andere Frau. Hatsumomo wirkte verblüfft. Normalerweise hatte Sasuke immer einen seiner Diener zu den warteten Konkubinen geschickt, wenn er eine von ihnen sehen wollte. Persönlich war er wirklich nur ganz selten hier. „Was wollte er?“ hakte Hatsumomo interessiert nach. Die anderen Frauen tauschten einige Blicke untereinander aus. „Er hat nach Miyu verlangt und sie mit sich genommen.“ berichtete eine rothaarige. „Miyu?“ wiederholte Hatsumomo ungläubig. Sasuke hatte in alle den Jahren noch nie nach ihr verlangt. Warum also jetzt? Warum wollte er sie nicht sehen? „Einer der Wachen hat mir berichtet, dass Sasuke-sama unsere Miyu nicht für sich selbst ausgesucht hat, sondern für den Onkel seiner Frau.“ ertönte eine Stimme aus einer Ecke. Innerlich atmete Hatsumomo erleichtert aus. „Angeblich wollte die Prinzessin eine von uns auswählen, doch hat Sasuke ihr den Zugang verwehrt.“ Es wurde kurz still, während alle Blicke zu Hatsumomo wanderten. Jeder wusste, warum Sasuke ein Zusammentreffen zwischen seiner Frau und seiner liebsten Konkubine verhindern wollte. Überraschenderweise war Sakura unter den Konkubinen keineswegs verhasst. Immerhin hatte Sakura nie etwas gegen ihre Nebenbuhlerinnen unternommen. Nur gegen Hatsumomo und diese war ja bekannterweise sind gerade beliebt, da sie Sasuke für sich allein beanspruchen wollte. Deswegen war Sakura für die Meisten kein Feind, gegen den man etwas unternehmen musste. Ein Schatten huschte im Schutze der Dunkelheit durch den Uchiha Palast. In der vergangenen Woche hatte niemand die Anwesenheit von Jia Chong bemerkt. Dies war auch wichtig für seine Aufgaben. Immerhin agierte Jia Chong als das Ohr und Auge des Kaisers. Ein Spion, der sein Handwerk perfekt beherrschte. Aus diesem Grund blieben auch die Geheimgänge des Palastes, welche sich hinter den Wänden befanden, von Jia Chong nicht unbemerkt. So war es ein Leichtes durch den Palast zu schleichen und keine Spur zu hinterlassen. Gerade hatte er einen jener Gänge verlassen und befand sich nun im Besprechungszimmer von Fugaku. Hier wurden Kriegsentscheidungen besprochen. Also ein perfekter Ort, um genau hier einen Hinweis auf die Verschwörung gegen den Kaiser zu finden – sollte Sakura ihre Aufgabe erfüllt haben. Toshizō traute der Prinzessin nicht und bat seinen fleißigsten Diener darum einmal nachzusehen. Und das tat Jia Chong auch, sehr gründlich sogar. Jedoch gab es keine Spur von der Schriftrolle, die der Kaiser Sakura übergeben hatte. Er atmete laut aus. Du warst doch immer so zuverlässig. Als plötzlich unerwartete Schritt ertönten, öffnete Jia Chong schnell den Zugang zum Geheimgang und versteckte sich. Durch ein kleines Loch in der Wand konnte er dennoch in das Zimmer blicken. Ganz langsam wurde die Tür geöffnet. Zuerst erblickte man das Licht einer Laterne, ehe ein Körper folgte. Jia Chong zog die Augenbrauen zusammen. Juro! Was hatte Sakuras Onkel hier zu suchen? Bestimmt nichts gutes. Es war zu dunkel, um etwas genaues zu erkennen. Doch scheinbar war Juro auf der Suche nach etwas. Hastig durchwühlte er die verschiedenen Papiere, ehe er genau so schnell verschwand wie er gekommen war. Auch Jia Chong beschloss zu gehen. Toshizō hatte sicher großes Interesse an den Neuigkeiten. Während sich Jia Chong mit jedem Schritt den Gemächern des Kaiser näherte kreisten seine Gedanken um Juro. Verfolgte er etwa seine eigenen Pläne? Gähnend drehte sich Sasuke zur anderen Betthälfte und tastete nach Sakura. „Hmn?“ brummend öffnete er seine Augen. Wo war Sakura? Es war immerhin der Morgen von Toshizōs und Juros Abreise. Sasuke setzte sich auf und sah sie um, doch fehlte von Sakura jede Spur. „Kakashi!“ rief der Prinz daraufhin. Während Sasuke aus dem Bett stieg und begann sich anzuziehen, betrat sein engster Vertrauter den Raum. „Ihr habt mich gerufen.“ Kakashi verneigte sich kurz. „Hast du Sakura gesehen?“ fragte Sasuke und schlüpfte gerade in die Ärmel seines Oberteils. „Einer ihrer Wachen hat die Prinzessin in der Nähe der Stähle gesehen. Wollte sie vielleicht ausreiten?“ gab der Angesprochene zurück. Sasuke wandte sich Kakashi zu. „Ausreiten?“ wiederholte er mit hochgezogener Augenbraue. Die Sonne war noch nicht einmal ganz aufgegangen. Nicht die passende Zeit für einen Ausritt. „Verdammt.“ zischte Sasuke. „Mein Prinz?“ Kakashi legte den Kopf etwas schief. „Wir haben doch ausgemacht, dass wir es zusammen tun werden.“ murmelte der Uchiha. Heute sollte auch Yui ihre Reise in die Hauptstadt antreten. Sakura war sicherlich bei Tsunade, um seine Halbschwester abzuholen. „Lass mein Pferd satteln, ich werde auch ausreiten.“ sagte Sasuke schließlich und rief nach einer Dienerin, die ihn für einen Ausritt passend ankleiden sollte. Kakashi war noch immer ganz perplex, doch folgte er umgehend Sasukes Anweisung. Tsunade saß an der kleinen Feuerstelle in ihrer Hütte und bereitete Tee zu. Plötzlich klopfte es an der Tür. Die Frau stand auf und ging zur Tür, ehe sie diese einen Spalt öffnete. Vor Tsunade stand eine ihr unbekannte Person – das Gesicht unter der tief sitzenden Kapuze versteckt. „Wer seid ihr?“ fragte sie. „Mein Name ist Sakura.“ ertönte eine wohlklingende Stimme. Sie griff nach der Kapuze ihres Mantel und entfernte sie von ihrem Kopf. „Ich bin Sasukes Ehefrau und gekommen, um Yui mit mir zu nehmen.“ erklärte die Prinzessin. Tsunade nickte und trat einen Schritt zur Seite, um Sakura in die Hütte zu lassen. „Wo ist Sasuke?“ wollte Tsunade wissen. „Es ist besser, wenn ich mich alleine darum kümmere.“ antwortete Sakura und sah sich um. Es war eine einfache Holzhütte, bestehend aus einem großen Hauptraum mit zwei Türen, die wohl in weitere Räume führten. „Ja...vielleicht ist es so am Besten.“ Natürlich wurde Tsunade über die Zukunft von Yui informiert, doch die Zeit bis dahin war viel zu schnell vergangen. Immerhin hatte Tsunade das kleine Mädchen in den vergangenen Jahren aufgezogen. „Ich werde Yui holen.“ Die Blondine ließ Sakura allein. Sakura atmete hörbar aus und ließ die Schultern hängen. Bereits vor dem Sonnenaufgang musste sich die Prinzessin aus dem Palast schleichen, um Yui zu einer kaiserlichen Sänfte zu bringen, die etwas abseits vom Uchiha Palast wartete. Nach kurzer Zeit kehrte Tsunade zusammen mit Yui zurück. Sasukes Halbschwester trug einen wunderschönen roten Kimono mit goldenen Applikationen. Ihr schwarzes Haar war leicht zusammengesteckt. „Wer ist das?“ fragte Yui und deutete auf Sakura. Diese wirkte wirklich überrascht. Yui war Fugaku tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten. „Wo ist Sasuke-chan?“ Yui blickte zu Tsunade. „Ähm...Guten Tag, ich heiße Sakura.“ lächelte Sakura. „Und wer bist du?“ Die schöne Frau machte einige zaghafte Schritte, ehe sie in die Hocke ging. In diesem Moment realisierte Sakura, wie gut sie es doch hatte. Ihr Vater hatte sie mit so viel Liebe aufgezogen, obwohl sie nur ein Mädchen war. Sakura durfte lesen und schreiben lernen, erhielt eine erstklassige Ausbildung und lebte ein gutes Leben. Und Yui? Ohne Sasukes Eingreifen würde dieses Kind wahrscheinlich gar nicht mehr leben. Sakura atmete tief ein und aus, um nicht die Fassung zu verlieren. „Mein Name ist Yui.“ meinte die Angesprochene. „Das ist ein wirklich schöner Name.“ nickte Sakura. „Heute ist dein großer Tag, Yui. Du wirst zusammen mit dem Kaiser in die Hauptstadt reisen und von nun an dort leben.“ erzählte die rosahaarige. Tsunade legte eine Hand auf Yuis Schulter. „Und ihr wird es dort auch sicher an nichts fehlen?“ hakte sie nach. „Der Kaiser hat mir sein Wort gegeben, dass Yui unter der Obhut der Kaiserin stehen wird und die Kaiserin ist wirklich eine gute Frau. Yui wird ein schönes Leben am Kaiserhof führen können.“ versicherte Sakura. „Sasuke vertraut euch. Nur aus diesem Grund habe ich zugestimmt.“ bemerkte Tsunade. „Ich werde euch nicht enttäuschen!“ versprach Sakura, während sie wieder aufstand. „Es wird Zeit Lebewohl zu sagen.“ Sakura holte einen warmen Mantel zum Vorschein und zog ihn Yui an. „Kommst du mich besuchen?“ wollte Yui von Tsunade wissen. „Ich bin eine alte Frau und der Weg zum Kaiserpalast ist weit. Aber ich werde jeden Tag an dich denken und die Götter bitten gut auf dich aufzupassen.“ gab sie zurück. Danach zog Tsunade das Mädchen in die Arme und drückte sie kurz an sich. Sakura beobachtete stumm die Szene. In ihrem Leben hatte sie sich schon zu oft von geliebten Menschen verabschieden müssen, weshalb sie auch nichts während dieser Momente empfand. Nachdem Tsunade die Umarmung löste, lächelte sie Yui an und küsste ein letztes Mal ihre Stirn. Die blauen Augen von Yui waren mittlerweile mit dicken Tränen gefüllt. „Oba-chan.“ schluchzte Yui. „Es ist Zeit.“ sagte Sakura und nahm Yui bei der Hand. „Sasuke-sama und ich sind euch auf ewig, für das was ihr getan habt, dankbar.“ Sakura senkte ihren Kopf. „Ihr müsst mir nicht danken, Prinzessin.“ winkte Tsunade ab. Das Leben eines unschuldigen Kindes stand auf dem Spiel. Tsunade konnte also gar nicht anders handeln. Sakura nickte und verstärkte den Griff um Yuis Hand. Von draußen hörte man Sakuras Pferd ungeduldig wiehern. „Bist du schon einmal auf einem Pferd geritten?“ erkundigte sich Sakura und setzte sich in Bewegung. Tsunade folgte Sakura und Yui nach draußen. Das Mädchen war von Sakuras schönem Pferd hellauf begeistert und ließ sich auch ohne Widerspruch von Sakura in den Sattel setzten. „Seid vorsichtig. Es gibt hier viele glatte Stellen.“ meinte Tsunade. „Danke.“ lächelte Sakura, ehe sie ebenfalls aufstieg. Da Yui vor ihr saß, legte Sakura auch ihren Mantel um das Kind. Immerhin war es ziemlich kalt. „Wenn du es nicht kannst, dann werde ich dich besuchen! Bis bald, Oba-chan.“ winkte Yui zum Abschied. Auch Tsunade hob eine Hand und winkte Yui nach. Sakura griff nach den Zügeln ihres Pferdes und ritt los. Es war ein Abschied für immer, dass wusste Tsunade. Hatte man einmal den Kaiserpalast betreten, verließen ihn nur wenige wieder. Hinter den prunkvollen Mauern befand sich eine geheimnisvolle Welt, die wohl besonders für ein kleines Kind sehr faszinierend war. „Lebewohl.“ flüsterte Tsunade. Nie würde sie jene Nacht vergessen, in der der junge Sasuke mit einem Baby in dem Arm vor ihrer Tür stand. Anfangs hatte Tsunade gedacht, es wäre Sasukes Kind. Doch er hatte sich um seine verstoßene Halbschwester gekümmert und versucht ihr ein gutes Leben zu ermöglichen. Und jetzt handelte seine Frau genau so selbstlos. Hatte sie Sakura etwa falsch eingeschätzt? An einer Weggabelung am Waldrand brachte Sakura ihr Pferd zum Stehen. „Wir sind da.“ verkündete Sakura und stieg als Erstes vom Pferd. Wenige Meter entfernt standen kaiserliche Wachen und eine Kutsche. Als die Männer die Prinzessin erblickten, verneigten sie sich vor ihr. Mittlerweile hatte es wieder begonnen zu schneien. Sakura hob Yui vom Pferd und hielt sie in ihren Armen, während die junge Frau auf die Kutsche zuging. Plötzlich ertönte das Trappen eines Pferdes und ein lautes Wiehern ertönten. Während die kaiserlichen Wachen augenblicklich ihre Waffen zückten, blieb Sakura vor Schreck stehen und drehte sich um. Einen Moment später preschte ein schwarzes Pferd aus dem Wald. „Senkt die Waffen!“ rief Sakura den Wachen zu. „Was macht ihr hier?“ richtete Sakura ihre Worte nun an den eben aufgetauchten Reiter. „Ich könnte dich dasselbe fragen.“ Sasuke sprang von seinem Pferd. Beim Klang dieser Stimme weiteten sich Yuis Augen. Sofort befreite sie sich aus Sakuras Armen und lief auf den Prinzen zu. „Sasuke-chan!“ weinte Yui. „Es gibt keinen Grund zu weinen.“ sagte Sasuke und hob Yui hoch. Er wollte seine Schwester noch einmal sehen, bevor sie wohl möglich für immer aus seinem Leben verschwand. „Hat Sakura dir schon erzählt, wohin deine Reise geht?“ fragte der Uchiha. Yui nickte. „Ich werde zur Kaiserin.“ meinte sie. Sasuke sah zu Sakura und beide schmunzelten etwas. Da musste Yui etwas missverstanden haben. „Die Zeit drängt, Prinzessin.“ Einer der Wachen trat neben Sakura. Die rosahaarige räusperte sich laut, um Sasuke ein Zeichen zu geben. Sasuke verstand und hob Yui hoch. Es war die beste Lösung für alle. Im Uchiha Palast gab es keine Überlebenschancen für das uneheliche Kind von Fugaku. Behutsam trug Sasuke seine Schwester zur Kutsche und setzte sie hinein. „Sei ein artiges Mädchen und vergiss nicht die Dinge, die dir Tsunade beigebracht hat. Höre auf deine Lehrer, leiste der Kaiserin gute Dienste und ehre die Götter und den Kaiser.“ flüsterte Sasuke, während er eine wärmende Felldecke auf Yuis Schoß legte. „Meinst du, du schaffst das?“ hakte er nach. „Natürlich, Sasuke-chan.“ nickte Yui. Der junge Mann legte eine Hand auf ihre Wange und lächelte für einen kurzen Augenblick. „Etwas anderes habe ich auch nicht erwartete.“ Sasuke erhob sich. Tsunade schien Yui wirklich gut auf diesen Tag vorbereitet zu haben. Immerhin blieb das Mädchen relativ ruhig. „Wenn du deine Aufgaben ohne zu murren erledigst und die Kaiserin zufrieden mit dir ist, werde ich dich schon bald besuchen.“ sagte Sasuke dennoch, um Yui den Abschied etwas zu erleichtern. Doch als Sasuke die Tür der Kutsche schloss und die kaiserlichen Wachen das Zeichen zum Aufbruch gaben, hörte man Yui bitterlich nach Sasuke schreien. Instinktiv machte Sasuke einige Schritte, als wolle er die abfahrende Kutsche stoppen. „Sasuke-sama!“ Sakura folgte ihren Mann und griff nach seinem Arm. Erst jetzt blieb Sasuke auch wirklich stehen. „Genau diese Situation wollte ich euch ersparen.“ meinte die Haruno. Sasuke schüttelte leicht den Kopf. „Ich musste es tun.“ gab er zurück und wandte sich Sakura zu. Nur einen Wimpernschlag später zog er sie in seine Arme. „Habe ich das Richtige getan?“ fragte Sasuke. „Das habt ihr! Ihr habt das Bestmögliche für Yui getan und irgendwann wird sie auch verstehen warum ihr so gehandelt habt.“ versicherte Sakura. „Was war ich all die Zeit nur ohne dich?“ Sasuke hob Sakuras Kinn an. Sakura blinzelte die aufkommenden Tränen beiseite. Es tut mir so unendlich leid, Sasuke-sama... „Ihr wärt derselbe großartige Mann, der ihr bereits all die Zeit wart.“ meinte die Prinzessin. Die reine Wahrheit verließ dabei ihre feinen Lippen. Für Sakura war Sasuke eine vollkommene Person. Natürlich machte auch er Fehler, doch war Sasuke was seine Gefühle anging immer aufrichtig – vielleicht manchmal zu aufrichtig. Aber genau dies schätzte Sakura mittlerweile so sehr an ihm. Sasuke kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf. Seiner Meinung nach könnte Sakura ruhig viel öfter so offen mit ihm sprechen. Ein starker Wind kam auf und wirbelte den Schnee wild durch die Luft. „Das Wetter schlägt um, lass uns zum Palast zurückreiten.“ bemerkte der Uchiha und gab Sakura noch zusätzlich seinen Mantel, damit sie auch ja nicht fror. „Danke.“ murmelte sie mit roten Wangen. Bevor das Ehepaar in Richtung Uchiha Palast aufbrach, blickte Sasuke noch einmal Richtung Westen. Dort in weiter Ferne lag die Hauptstadt des Feuerreichs – Yuis neue Heimat. Sasuke hoffte so sehr, dass Yui dort ein gutes Leben erhielt und immer glücklich sein würde. „Sasuke-sama?“ Sakura wartete bereits auf ihren Mann. „Ah...ich komme.“ nickte der Angesprochene und bewegte sein Pferd zu Sakura, ehe endgültig aufbrachen. „Ich danke euch für eure Gastfreundschaft!“ sagte Toshizō, als er zusammen mit Juro den Vorhof betrat. „Es ist kein Dank nötig, mein Kaiser.“ bemerkte Fugaku. „Nicht so bescheiden.“ lachte der Haruno unter leicht vorgehaltener Hand. „Da seid ihr ja.“ Juro stieß zu den Männern. „Wo ist meine Nichte?“ fragte er. „Ich bin hier, Onkel.“ Sakura tauchte neben Fugaku auf. Hinter ihr stand Sasuke. Toshizō trat einen Schritt nach vorne. „Es war so schön dich wieder zu sehen, meine geliebte Prinzessin.“ flüsterte er und blickte Sakura tief in die Augen. Die Haruno schluckte. „Mir geht es genau so. Jeden Tag sehne ich mich nach der Zeit in der Hauptstadt...bei euch.“ gab Sakura leise zurück. Toshizō lächelte und küsste ihren Haaransatz. Sasukes Blick wanderte derweilen zu Juro. Von seiner Konkubine hatte er erfahren, dass Juro eigenartige Fantasien hatte. Sie musste ihn als Kaiser ansprechen und auch so behandeln. Auf einmal boxte jemand gegen Sasukes Arm. Der Prinz sah zur Seite. „Starr ihn nicht so an.“ grummelte Fugaku. „Sasuke!“ ertönte im selben Moment die Stimme des Kaisers. „Kaiserliche Hoheit.“ Sasuke senkte seinen Kopf. Toshizō streckte einen Arm nach den Prinzen aus und zog ihn ruckartig gegen seine Brust. Alle Anwesenden rissen die Augen auf. Besonders Sasuke. Was sollte das jetzt werden? „Wenn ich nicht in der Nähe bin seid ihr der Einzige, der Sakura beschützen kann. Merkt euch das.“ Mit diesen Worten ließ Toshizō Sasuke zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)