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Welt ohne Grenzen

von

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Wiedersehen (Noctis Lucis Caelum)

Unruhig laufe ich im Thronsaal auf und ab. Ich bin nervös. Nora und Callus wollten heute zurück sein und sie sind seit eineinhalb Stunden überfällig. Ich hatte darum gebeten, mich heute nicht mit anderen Dingen zu behelligen, aber anscheinend ist alles wieder wichtiger, vor allem meine Hochzeit mit Lunafreya und wann sie denn nun genau stattfinden soll. Was weiß ich? Ich habe Luna immer noch nicht gesehen, geschweige denn mit ihr gesprochen. Außer man zählt die Notizen, die wir uns hin und her schreiben, aber da gibt es Wichtigeres zu bereden als eine dumme Hochzeit.
 

Prompto zum Beispiel, und was für Angst ich habe festzustellen, dass er vielleicht doch tot ist. Wenn nun dieser MI, den Nora aufgegriffen hat, nicht er ist… nein, daran darf ich nicht denken. Er muss es einfach sein.
 

„Euer Majestät…“
 

„WAS?“
 

Der Buttler zuckt erschrocken zusammen und ich rufe mich zur Mäßigung auf. Kein Grund, hier die Leute anzuschreien… „Entschuldigt. Worum geht es?“
 

„Nora und Callus sind mit dem MI eingetroffen. Darf ich sie in den Thronsaal…“
 

„Ja, und bitte sofort.“
 

Sie sind da. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich würde am liebsten Schreien vor Angst. Nach all der Zeit, die ich nun hier bin… ich habe die Fotos gesehen, die Nora geschickt hat. Ich weiß wie der MI aussieht, aber ich könnte nicht sicher sagen, ob es Prompto ist. Ich will, dass es Prompto ist. Himmel ich hab solche Angst, dass er es nicht ist…
 

„Wenn du weiter so im Kreis läufst, bricht der Boden doch noch ein“, warnt Gladio und schiebt mich zurück auf den Thron. Ich kann jetzt nicht einfach still sitzen. Selbst, wenn er mich festhält halte ich es nicht einfach so aus. Ich muss mich bewegen, am liebsten würde ich auf den Gang raus stürmen und den Gleven entgegen rennen. Ich muss mich beherrschen… das ist das Schlimmste daran. Dass man sich als König immer unter Kontrolle haben muss. Immer… egal, wie schwer es fällt und was auf dem Spiel steht.
 

Dabei ist selbst Ignis unruhig. Er lässt sich wirklich nichts anmerken, aber ich sehe es an der Art, wie er steht, die Hände hinter dem Rücken verschränkt als müsste er sie dort festhalten. Als wollte auch er vor nervöser Energie aufspringen und irgendwas tun. Irgendwas, um zu beweisen dass der MI mit der Nummer N-iP01357/05953234 wirklich unser Prompto ist. Aber so unfassbar es scheint… wir haben keine Fingerabdrücke zum Vergleich. Und egal wie oft wir die alten Fotos durchgegangen sind, Promptos Barcode ist auf keinem zu sehen. Wenn er mal kein Armband darüber trägt ist es zu dunkel, um etwas zu erkennen, und die Hände des Fotografen sind eh im seltensten Falle im Bild. Es tut weh, es zuzugeben, aber ich weiß nicht, wie ich Prompto erkennen soll. Dabei ist er mein bester Freund.
 

Schritte nähern sich der Tür, Gladio springt zurück an seinen Posten und ich reiße mich mit aller Gewalt zusammen. Sitzen bleiben, aufrecht, nicht aufspringen. Tief in den Bauch atmen. Keine Panik. Keine Gefühle. Haltung wahren. Ich bin der König, ich kann es mir nicht leisten, die Nerven zu verlieren. Ich hasse meinen Job.
 

Nora und Callus treten ein, zwischen ihnen der Mann, den ich schon auf den Fotos gesehen habe. Feine blonde Haare, gerötete Augen. Viel zu dünn, furchtbar geschwächt. Ich halte mich mit aller Willenskraft in meinem Thron, widerstehe dem Drang, aufzuspringen, hinzurennen und… und was? Der Mann sieht mich direkt an, bis Callus ihn grob in eine Verbeugung zwingt, aber ich könnte nicht sagen, ob es Prompto ist oder nicht. Was hatte ich auch erwartet? Dass er hier reinkommt wie immer, mich mit „Hey Noct!“ begrüßt und alles wieder normal ist?
 

„Das ist genug“, sage ich, selbst überrascht, wie ruhig meine Stimme ist und wie gemessen und langsam ich aufstehen kann. „Lass ihn los Callus, er darf stehen. Ihr beide auch… ganz entspannt.“
 

Ich gehe auf die kleine Gruppe zu, immer noch langsam und würdevoll, obwohl in mir alles schreit. Lege ganz ruhig meine Hände auf die Schultern des blonden Mannes, versuche, ihm in die Augen zu sehen. Er weicht meinem Blick aus. Die blonden Haare hängen ihm weit ins Gesicht, verdecken seine geröteten Augen. Trotzdem kann ich sehen, dass er geweint hat. Seine Schultern zittern vor Angst.
 

„Du brauchst dich nicht zu fürchten“, sage ich ruhig, „Dir wird nichts mehr passieren.“ Ein schwaches Nicken. Nora hatte mich vorgewarnt, dass er nicht spricht… untypisch für Prompto, aber nach allem, was in diesem furchtbaren Lager passiert ist, vielleicht nur zu verständlich.
 

„Zeigst du mir deine Hände?“, frage ich ruhig und der Mann hebt den rechten Arm, um seinen Barcode vorzuweisen. Fast muss ich lachen. „Das meinte ich nicht.“ Der Mann wird rot, lässt aber zu, dass ich seine Hände fasse und festhalte. Prompto hatte ein Tattoo am linken Handgelenk, ein Stern und Stacheldraht. Das Tattoo war immer schon blass und sehr dezent, aber es wäre zumindest eine Möglichkeit, ihn zu identifizieren. Leider sind beide Handgelenke verbrannt, die Narben zu groß und zu breit, um noch zu erkennen, ob da mal etwas war oder nicht. Ich zwinge mich, mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
 

Am einfachsten wäre es sicher, nach einem Namen zu fragen, aber erstens wird er schon zu lange ‚Sanni‘ genannt und zweitens… wenn es wirklich Prompto ist, würde ich ihn mit der Frage nur verletzen. Ich schäme mich dafür, meinen besten Freund nicht zu erkennen.
 

Ich hebe sein Kinn mit meiner Hand an, um doch noch den gewünschten Blickkontakt zu erzwingen, aber auch seine Augen sagen mir nichts. Dieser magische Moment, in dem alles klar ist, bleibt aus.
 

„Du kannst hier in der Zitadelle bleiben, wenn du möchtest. Ignis zeigt dir, wo du schlafen kannst.“ Bilde ich mir das nur ein oder wusste er, wen er bei diesen Worten ansehen muss? Vielleicht hat Ignis sich auch nur bewegt, als ich seien Namen genannt habe. Diese Unsicherheit bringt mich noch um den Verstand.
 

Ignis führt den Mann wortlos nach draußen, und jetzt merke ich wieder deutlich, wie viel Kraft ich brauche, um die Enttäuschung nicht nach außen dringen zu lassen. Es tut weh… es tut weh, wenn einem die Realität so in die Magengrube boxt. Wenn man sich eingestehen muss, dass man seinen besten Freund nicht erkennen würde, selbst, wenn er direkt vor einem steht.
 

Prompto ist nur einer von vielen identischen Klonen Besithias. Einer von tausenden. Trotzdem hatte ich mir eingebildet, ich würde ihn erkennen. Vielleicht… vielleicht könnte ich es, wenn der Druck nicht so groß wäre. Wenn nicht ganz so viel davon abhängen würde, dass er ausgerechnet dieser Mann ist. Der letzte… der letzte, der noch lebt.
 

„Nora“, zwinge ich mich zu sagen, „Callus. Danke, dass ihr ihn hergebracht habt.“
 

„Keine Ursache“, zwitschert Nora und Callus zieht ein Gesicht, als müsste er auf eine Zitrone beißen.
 

„Was passiert jetzt mit dem MI?“, fragt er.
 

„Er wird hier bleiben“, antworte ich, „Wir haben noch… Fragen, auf die wir Antworten brauchen. Er ist verletzt und hat viel mitgemacht, aber wir haben Grund anzunehmen, dass er in Lucis aufgewachsen ist und dass seine Loyalität bei uns liegt. Selbst wenn er nicht der ist, für den ich ihn halte.“
 

Ich fasse Callus fest ins Auge. „Ich weiß, was deiner Familie und deinen Freunden passiert ist, Callus. Aber das ist nicht seine Schuld. Er ist ein Mensch, kein MI. Er wurde nie mit Plasmodium infiziert und er hat nie für das Imperium gekämpft. Dieser Mann… er ist keiner von denen. Ich kann dich nur bitten, aber ich möchte, dass du das verstehst.“
 

Callus gibt ein widerspenstiges „Pah“ von sich, aber ich sehe es ihm nach. Ich weiß, wie er fühlt. Und ich weiß, dass er sich beherrschen kann.
 

„Ihr tut Sanni nicht weh, oder?“, fragt Nora. Sie zumindest sieht ernsthaft besorgt aus. „Er hat nicht gesprochen, während er bei uns war, aber ich hab ihn ziemlich gern. Ich glaube, er ist ein netter Kerl.“ Es scheint sie einigen Mut zu kosten, aber Nora gelingt es, mir in die Augen zu sehen, ohne zu zappeln. „Er war nervös gestern Abend, und hat viel geweint. Er schien sich vor dem Treffen mit euch zu fürchten, hat aber ganz energisch verneint als ich ihn gefragt habe, ob er denkt, ihr würdet ihm wehtun. Ich hab ihm versprochen, dass alles gut wird.“
 

„Danke, Nora. Und keine Sorge, wir werden uns gut um ihn kümmern.“
 

Nora nickt lächelnd, und der Butler lässt die beiden Gleven wieder hinaus.
 

„Majestät, könnten wir nun über die Hochzeit reden?“
 

Ich seufze tief und setze mich wieder hin. Nein, können wir nicht. Ich will in mein Zimmer und mir heulend die Decke über den Kopf ziehen. Trotzdem beiße ich die Zähne zusammen, reiße mich zusammen und nicke. Es gibt nichts zu reden. Ja, ich will die Hochzeit. Ja, gerne in Altissia. Nein, morgen ist ein bisschen früh. Ist es denn wirklich zu viel verlangt, Luna nochmal persönlich sehen zu dürfen, bevor es vor den Altar geht? Dieses ganze ‚er sagt, sie sagt‘ geht mir dermaßen auf den Sack… wie sollen wir uns auch einigen, ob wir lieber in der Arena oder auf der Plaza feiern wollen, wenn wir keine Möglichkeit haben, uns vorher abzusprechen? Ich richte mich gerne nach Luna, aber ich kann schlecht erraten, was sie wählen würde, und die Presse bläst jede Abweichung zwischen unseren Wünschen gleich wieder zu einer Beziehungskriese auf. Bin ich wirklich so unsensibel?
 

Unfähig, meinen besten Freund zu erkennen.

Ebenso unfähig die Wünsche meiner Verlobten zu erraten.

Warum ist es nur immer so schwer? Früher war es das doch auch nicht… da haben meine Freunde gewusst, dass ich sie schätze, selbst, wenn ich es nicht direkt gezeigt habe. Zumindest dachte ich das… heute ist alles so kompliziert, und ich fühle mich dem nicht gewachsen.
 

Es dauert Stunden, bis ich die Wogen geglättet habe, und wir einigen uns, auf der Plaza zu feiern, wie Luna wohl gesagt hat. Nun kann ich nur hoffen, dass sie nicht das gleiche Problem hat und jetzt mir zu liebe auf die Arena umgeschwenkt hat. Wir sollten darüber wirklich sprechen, aber ich will unser Notizbuch nicht für solchen trivialen Unsinn missbrauchen. Aber ich kann sie auch schlecht hierher einladen, während die Zitadelle noch renoviert wird. Frustriert und müde schleppe ich mich durch die Gänge, zu fertig, auf die Löcher im Boden zu achten. Ein paar Mal verliere ich den Halt unter den Füßen und muss mich ein Stück warpen. Wenigstens ein kleines Ventil für den Stress.
 

Mein Zimmer ist wieder soweit bewohnbar, dass ich hier in der Zitadelle schlafen kann. Das Fenster ist noch mit Folie abgedeckt, aber im Moment ist mir das egal. Ich packe mir einfach ein Kissen, vergrabe mein Gesicht darin, werfe mich aufs Bett und schreie den ganzen aufgestauten Frust aus mir heraus. Es reicht nicht, nicht mal im Ansatz. Wütend werfe ich das Kissen an die Wand, stehe auf, hebe es auf, und schleudere es nochmal durchs Zimmer.
 

„Verdammte SCHEISSE!“
 

Es tut gut, den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ich hoffe, dass die angeschlagenen Wände mir noch die nötige Privatsphäre bieten und trete meinen Stuhl um. Ich hasse es. Ich hasse es, König zu sein, ich hasse es, mich beherrschen zu müssen. Immer die Ruhe, immer die Stimme der Geduld und immer voll Verständnis, auch wenn niemand mich versteht. Ich habe den Stuhl auf und werfe ihn gegen die Wand, das Geräusch ist befriedigend. Ich hasse dieses Gefühl der Ohnmacht. Nichts tun zu können, wenn es darauf ankommt.
 

Ich habe Prompto im Stich gelassen. Wieso? Wieso kann ich nicht einmal da sein, wenn er mich braucht? Wieso tue ich ihm ständig weh? Der Blick aus den geröteten Augen verfolgt mich, wie damals in Gralea. Ob ich mir Sorgen um ihn gemacht hätte… was denkt er denn? Dass ich nein sage? Nachdem ich ihn von einem fahrenden Zug gestoßen habe? Himmel, wie oft hab ich geträumt, ich hätte ihn am Boden aufschlagen sehen… dass er tot ist. Dass ich ihn getötet habe. Weil ich zu dumm war zu merken, dass Ardyn mich reingelegt hat.
 

Und ich hätte es merken können. Die Art, wie Ardyn mit seiner Waffe gespielt hat, wie er über das Schlachtfeld stolziert ist, angegeben hat… das hat Prompto nie getan, so hat er nie geredet. Aber da waren so viele MI, die den Zug angegriffen haben, ich hatte nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Ich war wütend, so wütend auf Ardyn, der Luna umgebracht hat, dass ich meinen besten Freund angegriffen und durch den ganzen Zug gejagt habe. Hätte ich Ardyn nur einmal beim Namen gerufen hätte Prompto zumindest gewusst, dass nicht er gemeint ist… vielleicht wäre dann alles aufgeflogen. Aber ich war wütend, ich war dumm, und ich hätte Prompto beinahe getötet. Weil ich zu blind bin, meinen besten Freund zu erkennen.
 

Ich trete gegen den Schrank, reiße die Schubladen heraus und fluche noch einmal, so laut ich kann. Auf Ardyn. Auf Rashin und seine Maschine. Aber vor allem auf mich, weil ich ein verdammter Versager bin, weil ich egoistisch und überheblich bin, weil alle immer meinetwegen leiden müssen. Noch einmal trete ich gegen den Schrank, fluche, weil er härter ist als meine Zehen und werfe mich heulend aufs Bett.
 

Warum muss das alles heute sein? Warum musste ich auch ausgerechnet heute diesen neuen Bahnhof besichtigen kommen? Dort auf der Brücke zu stehen und auf die Züge hinunter zu blicken, immer dieses Geräusch von Rädern auf Schienen, der Luftzug der vorbeirauschenden Waggons, die endlose Tiefe, wenn man vom Dach stürzt. Ich weiß nicht mehr, wie ich es geschafft habe, durch dieses Event zu kommen. Ich erinnere mich nur noch, dass ich mich auf die Toilette entschuldigt habe, und dass Gladio mir die Haare zurückgestrichen hat, als ich mich über die Schüssel beugen musste. Seine beruhigenden Worte… Es wäre einfacher gewesen wenn ich wüsste, dass es Prompto gut geht. Wenn er nur bei mir wäre.
 

Es tut so verdammt weh…
 

Ich strample die Decke vom Bett, schlage mit den Fäusten auf die Matratze, springe wieder auf, reiße ein Regal um und schaffe es gerade noch so, den fallenden Comics auszuweichen. Ich heule, ich schreie, ich schlage alles kurz und klein, was ich mit den Händen erreichen kann und es reicht doch nicht. Es tut so weh… Das ist alles nicht fair.
 

Ich drücke mein Kissen an mich, suche Schutz in dieser Farce einer Umarmung und lasse mich zitternd wieder aufs Bett fallen. Endlich setzt die Erschöpfung ein… endlich kann ich mich in den Schlaf weinen. Ich schluchze, vergrabe das Gesicht in meinem Kissen und rolle mich fest zusammen. Weine, bis der Schlaf mich endlich einholt. Bis es endlich aufhört, so schrecklich weh zu tun.
 

Es ist dunkel… ich kann kaum sehen, aber ich spüre die Bewegung unter meinen Füßen, höre das Rattern der Räder auf den Gleisen, den Wind, der an den Fenstern vorbeipfeift. Es ist kalt… so furchtbar kalt. Ich renne durch die Gänge, ein Waggon, noch einer, jage den Mann, den ich für Ardyn halte, mit gezogener Waffe.
 

„Alter, willst du mich wirklich umbringen?“
 

Es ist Promptos Stimme, mit der er spricht, trotzdem jage ich ihn unbarmherzig weiter, schwinge mein Schwert nach ihm, getrieben von Wut und Schmerz.
 

„Das ist alles deine Schuld!“
 

„Was soll das heißen, was hab ich denn getan?“
 

Kurze Szenen, die wirklich passiert sind. Ich pinne Prompto gegen die Wand, mein Schwert an seinem Hals, schreie ihn an. Diesmal weiß ich, dass es Prompto ist, aber ich kann den Lauf der Dinge nicht ändern. Es ist bereits passiert… ich weiß, was ich getan habe. Sehe ihn wieder vom Dach stürzen. Aber er fällt nicht einfach so, ich habe ihn bewusst gestoßen.
 

Alles meine Schuld.
 

Es geht tief hinunter neben den Gleisen, es ist eiskalt und Prompto trägt wie immer nur seine ärmellose Weste. Ich weiß nicht, ob er den Sturz überleben kann. Weigere mich zu glauben, dass er tot ist, obwohl mein Gehirn nicht müde wird, sich die Landung vorzustellen, bis ich fast selbst glaube, es gesehen zu haben. Wie er da liegt, tief unten im Schnee. Die Glieder verdreht, die Augen leer. So viel Blut…
 

Meine Schuld. Es tut mir so Leid…
 

Die Bilder von seinem Sturz waren damals schlimm genug, aber jetzt, nach dem Besuch in der Kaserne, ist es noch viel schlimmer. So viele tote Männer, alle sehen aus wie er. So viel Blut… ich habe direkt in seine toten Augen gesehen. Wie er da hing, die Schwerter in der Brust. Das hätte auch mein Schwert sein können, damals im Zug nach Gralea. Wenn ich ihn richtig erwischt hätte, hätte ich ihn getötet.
 

Es tut mir so Leid.
 

Ich wollte das doch nie. Ich wollte dir nie wehtun. Bitte verzeih mir… Bitte.
 

„Ist schon okay, Noct.“
 

Promptos Stimme ist leise. Ich kann seine Hand auf meiner Schulter spüren, seine Wärme neben mir.
 

„Ist okay. Ich habe dir doch längst verziehen.“
 

„Es tut mir so Leid…“
 

„Ich weiß, Noct. Ich weiß. Es ist alles gut. Alles gut.“
 

Ich kann seine Hand in meinen Haaren spüren, und es wird wärmer. Die Geräusche des Zuges verblassen, weichen einer leisen Melodie… ich kenne das Lied, Mutter hat es oft für mich gesungen, als sie noch am Leben war.
 

Schlaf, kleiner Mogry, mach das Licht nicht aus.

Bevor die Siecher kommen, sind wir schon zu Haus.
 

Schlaf, kleiner Chocobo, roll dich nur fest ein.

Am Morgen kommt die Sonne, lass nur ihr Licht herein.
 

Schlaf, keiner Kaktor, sei ganz wohlgemut.

Wenn der neue Tag kommt, geht’s dir wieder gut.
 

Wenn der neue Tag kommt, geht’s dir wieder gut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sargeras
2018-12-01T20:11:02+00:00 01.12.2018 21:11
uh... da bekommt einem König sein aber gar nicht. Dabei war er doch schon ziemlich königlich als man ihn nach dem 10-jährigen Schlummer erlebt hat. Andererseits, da wusste er wie es endet, nun hat er diesbezüglich keinen Schimmer, sondern muss wie sein Vater sein. Er ist halt der typische gute, und um es mit Lord Vetenaris Worten auszudrücken: "Das Problem an den guten ist, wenn sie das Böse erst besiegt haben, wissen sie nicht wie es weiter geht."
Auch wie es weiter geht:
"Keine Panik. Keine Gefühle. Haltung wahren. Ich bin der König, ich kann es mir nicht leisten, die Nerven zu verlieren. Ich hasse meinen Job."
Da musste ich richtig lachen. Der ärmste Noct.
Viel schlimmer ist aber das er Prompto nicht erkennt, was aber noch viel Glaubwürdiger ist. Wenn es so viele genetisch identische Clone gibt, dann wäre es zu unwahrscheinlich das der 'magische Moment' kommt. Sehr glaubwürdig wie du es aufgezogen hast, auch wie Noct darauf reagiert.
Und dann...
„Majestät, könnten wir nun über die Hochzeit reden?“
Boah, ich kann Noct so gut verstehen! Die Qual der Regendschaft und auch noch eine Fernbeziehung wobei die gesamte Welt darauf drängt das er heiratet. Furchtbar.
...
Wow... der hat echt stress. Überlebt sein Zimmer? Ich stelle mir gerade eine Gestalt wie sein Vater vor der ein Zimmer auseinander nimmt. Das ist gruselig! Wenigstens macht er nicht auf Imperator, das müsste Noct theoretisch aber auch drauf haben.
Bin gespannt wie seine Freunde darauf reagieren, wobei ich mir nicht sicher bin wie viel das letzte ein Traum ist, oder ob doch noch Prompto sich zu ihm geschlichen hat.
Antwort von:  SoraNoRyu
01.12.2018 22:08
Nun, bisher bezogen sich Noct's Aufgaben als König nur darauf, zu kämpfen und zu sterben... in einer friedlichen Welt ist es oft weit komplizierter, weil man mehr Aufgaben gleichzeitig hat, dabei immer Haltung wahren muss, egal wie dumm und sinnlos manches Erscheint. Und Vetenari hat natürlich auch Recht, nachdem das Böse besiegt ist, hat man es als Guter nicht leicht.

Das Zimmer ist recht stabil und Noct hat bewusst nur körperliche Kraft verwendet, es dürfte also einiges überlebt haben.


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