Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 1: Waver und Rider -------------------------- „Ach herrje, Erenya, da ist dir am Flughafen wirklich das Gepäck verloren gegangen?“, fragte mich Frau MacKenzie, während sie mit mir gemeinsam den Abwasch erledigte. Irgendwie hatte Waver es geschafft, ihnen eine Erinnerung zu geben, die besagte, dass ich das zweite Enkelkind war, das aufgrund der Arbeit nun nach Japan gekommen war. Ich nahm ihr einen Teller ab und trocknete diesen ab, während ich nickte. Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl dabei bei diesen Fremden einzudringen und sie zu belügen. Doch Waver hatte es als notwendig erachtet, zumal ich keinen Yen bei mir trug um auch nur irgendetwas finanziell stemmen zu können. „Ich hab heute wirklich kein Glück. Und dann dieser Regen...“ „Ein Glück hat Waver dich bemerkt und hereingelassen. Du könntest dir sonst noch den Tod holen. Aber sag, Erenya, bist du nicht auch erstaunt wie groß Waver geworden ist?“ Wieder nickte ich und fragte mich, was Waver genau der armen Frau weiß gemacht hatte. Schließlich war ich älter wie er. Später sollte ich ihn dennoch fragen, einfach um sicher zu gehen, dass unsere Geschichten passten. „Oh ja. Und ich wette der nächste Wachstumsschub steht schon an. Er wird sicher noch der Schwarm aller Frauen“, scherzte ich und Frau MacKenzie lachte herzhaft. „Sicher wird er das. Und er hat mit Alexander einen so guten Freund gefunden. Ich freue mich, dass Waver solch gute Freunde hat.“ Ich trocknete den nächsten Teller ab und nickte erneut. Ja. Alexander war wohl wirklich das größte Glück, dass Waver haben konnte, in diesem Krieg um den heiligen Gral. Auch wenn er ihn wohl eher nicht gewinnen würde, was traurig war. „Großmutter? Kann ich mir Erenya leihen?“ Gemeinsam sahen Frau MacKenzie und ich zu Waver auf, der aus seinem und Alexanders Zimmer gekommen war und uns beide ansah. „Natürlich. Ihr habt euch sicher viel zu erzählen. Ihr solltet vielleicht auch in die Stadt gehen und Erenya ein paar Sachen kaufen. Ich glaube kaum, dass sie sich mit meinen alten Sachen zufrieden gibt. Eine junge, moderne Frau, braucht auch angemessene Kleidung.“ Waver nickte und sah zu mir, erwartungsvoll und abwartend. Wahrscheinlich wollte er wissen, was ich von der Idee hielt. Gleichzeitig war mir klar, dass er irgendetwas wichtiges zu besprechen hatte. „Danke, Oma. Ich werde mich beeilen, damit ich dir noch etwas im Haushalt helfen kann. Wenn du magst, koche ich heute Abend für alle.“ „Oh, Erenya, das würde mich sehr freuen. Wir haben dir schon etwas Geld bei dem Schuhschränkchen hingestellt. Wir hoffen, dass reicht für den Beginn, bis du deine Arbeit hier begonnen hast.“ Es tat mir wirklich weh, dass zu hören. Ich nutzte diese beiden alten Leute fast schon schamlos aus. „Danke, Oma. Ich zahle es euch beiden mit Zinsen zurück. Versprochen.“ Sie lächelte und ich konnte anhand dieses Lächelns sehen, dass sie nur zu gerne widersprochen hätte, mich aber in meinen Worten gewähren ließ.   Schweigend lief ich neben Rider und Waver her. Es war seltsam, da keiner von ihnen ein Wort sprach, sie aber scheinbar unbedingt mit mir hatten reden wollen. „Waver, so funktioniert reden nicht. Und du hast mich sicher nicht raus gelotst, um am Ende zu schweigen.“ „Das Mädchen hat Recht, Bursche. Sag ihr, was du mir vorhin gesagt hast“, ergänzte Rider unterstützend und machte mich damit nur noch neugieriger. „Du hast gesagt, dass du keine Magierin bist. Aber ich kann deutlich spüren, dass ein magischer Kreislauf durch deinen Körper fließt. Normale Menschen haben in der Regel keinen und können deswegen keine Magie wirken, selbst wenn sie über Mana verfügen.“ Ich blinzelte, und hob meine Hand, wobei ich den rüschigen Ärmel zur Seite schob und meinen Handrücken ansah, so als hoffte ich dort diesen Kreislauf zu sehen. Doch mein Handrücken wirkte normal, und lediglich ein paar feine Adern waren zu sehen. „Schau dir diesen Baum hier an.“ Waver war plötzlich vor einem alten verdorrten Baum stehen geblieben. Ich sah ihn an und konnte deutlich sehen, dass die Rinde dabei war zu bröckeln. Noch dazu schien sich in mir die Gewissheit zu verfestigen, dass die Wurzeln nicht richtig ins Grundwasser reichten und der Baum so nicht ordentlich versorgt wurde. „Fast tot würde ich meinen. Und was ist damit?“ „Hier.“ Er reichte mir einen Zettel auf dem ein Spruch in lateinischen Buchstaben geschrieben stand. Ein Zauberspruch? „Das ist ein einfacherer Zauber, der dein Mana in den Baum leitet und so die Wurzeln bewegen kann. Versuch es einfach, damit wir sehen, woran wir arbeiten müssen.“ Ich hob eine Augenbraue, tat aber wie Waver es forderte. Er würde mir danach Rede und Antwort stehen. „Irgendwie sehr altmodisch immer noch Zaubersprüche zu benutzen. Jeder der Ahnung von Magie hat, weiß doch dann, was los ist. Aber gut.“ Ich legte meine Hand auf die Rinde, die selbst unter meinen Fingern so bröselig wirkte, dass ich mir sicher war, dass kein Grundwasser der Welt mehr helfen würde. „Achte einfach darauf, dass du die Betonungen richtig liest.“ Erneut eine seltsame Anweisung, denn er hatte mir den Spruch nicht einmal vorgesagt, so dass ich für die Betonung keine Garantie geben konnte. Allerdings war der Spruch auf Deutsch. Seltsames Deutsch, aber deutsch. „Fluss, schweißen tiefer Erde. Lebenskraft laufen jede Zelle. Stimme erklingen weiter Kraftfluss.“ Es war ein seltsames deutsch und ich hatte keine Ahnung, wie man einem Baum so befehligen wollte, dass er seine Wurzellage verändert sollte. Mir war es logischer, wenn man ihn nicht nur mit Grundwasser versorgte, sondern auch gleich neuen Leben. Einen Schubs in die richtige Richtung, sozusagen. „Was machst du da? Das ist-“ Ich hörte Waver im Hintergrund diskutieren, spürte wie Wärme durch meine Hand in die Finger glitt. Wärme, die sich auf den Baum übertrug, der nicht mehr kalt war. Er knackste, fühlte sich frischer an und doch stimmte etwas nicht. Unter der Erde spürte ich eine Bewegung, ein grollen. Ich öffnete die Augen und sah, was passierte. Die Wurzeln des Baumes brachen aus der Erde hervor und hatten ein paar Autos in der Nähe umgeworfen. Ein Automat lag zerbeult am Boden und doch hatte der Baum in wenigen Sekunden wieder ein grünes Blätterdach erhalten. Ich ließ von dem Baum ab, dessen Wurzeln sofort zur Ruhe kamen, sich aber nicht unter die Erde zurück zogen. „Uhm... war nicht ganz das was du wolltest, oder Waver?“, fragte ich und trat ein paar Schritte zurück, wobei mein Blick auf die zerstörten Autos und dem Automaten fiel. „Ich hab gesagt, dass du die Wurzeln zum Grundwasser führen sollst.“ Hatte er und dennoch, ich hatte so kein großes Schuldbewusstsein dafür. Der Baum lebte, was wollte man mehr? Rider hingegen lachte und näherte sich dem Baum, wobei er gegen den Stamm klopfte. „Sei nicht so hart zu ihr, Bursche. Der Baum hat neue Lebenskraft. Er wird so schnell nicht noch einmal sterben. Ein wahrer Eroberer macht auch nicht nur das nötigste, er macht noch viel mehr um seine Eroberung auf lange Zeit halten zu können.“ „Aber ihr hilft keine Magie, wenn sie dabei zu auffällig gewirkt wird. Noch dazu, schau dir an, was passiert ist!“, meckerte Waver und verwies erneut auf die zerstörten Autos und den Automaten. „Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Dafür, dass sie bis eben nicht einmal wusste Magie Kreisläufe zu haben, hat sie den Zauber immerhin wirken können. Sie wird zwar etwas mehr Training brauchen, aber wir kriegen das hin.“ Auch wenn ich wusste, dass Rider versuchte so wenig Kraft wie möglich in seinen Schulterklopfer zu stecken, blieb mir doch etwas die Spucke weg, als ich den Schlag spürte. „Wir sollten uns dann aber zur Sicherheit etwas suchen, womit sie nicht so viel Schaden anrichten kann... oder einen Ort, wo das nicht passiert.“ „Ja, das sehe ich irgendwie auch so... wobei ich nicht verstehe, warum ich Magie wirken soll.“ „Was sagst du da? Wenn ich deine magischen Kreisläufe spüren kann, können sie auch andere Magier hier in Fuyuki spüren. Und gerade im Krieg um den heiligen Gral, kann dir das zum Verhängnis werden.“ Erneut sah ich auf meine Handrücken. Nichts. Keine Befehlszauber. Ebenfalls nicht auf der anderen Hand. Den Canon von Fate/Zero würde ich also nicht brechen. „Du solltest ihr vielleicht etwas mehr über diesen Krieg erzählen, damit sie auch sein volles Ausmaß versteht.“ Waver seufzte und nickte. „Sieben Master und Servants treten gegeneinander an und kämpfen um den heiligen Gral, der einen jeden Wunsch erfüllt, egal wie vermessen er ist. Dabei wirkt er die dritte Magie, Heavens Feel. So weit bin ich im Bilde. Allerdings hat keiner der Master etwas davon, wenn er einfach andere Magier ausschaltet“, erklärte ich und hatte damit wohl zu viel gesagt, denn sowohl Rider als auch Waver schienen überrascht zu sein. „Du bist kein Magier und weißt vom heiligen Gral Krieg? Das ist etwas suspekt. Aber, du hast nicht ganz Recht. Dieses Prinzip herrschte in den ersten drei Gralskriegen vor. Es kam aber zu einer Änderung, weswegen zwei Parteien gegeneinander kämpfen. Die schwarze und die rote. Das heißt, es nehmen insgesamt 14 Servants und Master an diesem Kampf teil. Erst versuchen die beiden Fraktion die andere auszulöschen, wenn das geschehen ist, heißt es jeder gegen jeden. Der Master und Servant der dann noch verbleibt, kann seinem Wunsch dem heiligen Gral vortragen.“ Dieses Mal war ich überrascht, denn diese Regel hatte es in Zero nicht gegeben. Dafür aber in Fate/Apocrypha. Allerdings auch erst zum vierten Gralskrieg. Und Apocrypha selbst war eine alternative Timeline. War das hier... auch eine? „Und welcher Partei gehörst du an, Waver?“ „Der roten Fraktion. Neben Rider ist auch schon der Archer der roten Fraktion erschienen. Ebenso ist ein Assassin beschworen worden und ein weiterer Archer von der schwarzen Fraktion.“ „Vergiss nicht zu erwähnen, dass auch Ruler bereits in der Stadt ist.“ Also wirklich eine alternative Timeline. Ein Ruler und kein Regulator schien wohl diesen Krieg zu überwachen. Ich konnte also nicht davon ausgehen, dass Artoria und die anderen hier erscheinen würden. Und, wenn es nach dem dritten Gralskrieg in Apocrypha ging, wäre der Ruler Jeanne D'Arc. Aber wie verlässlich war diese Information? „Wisst ihr schon, wer die Servants und wer der Ruler sind?“ „Sie haben sich noch nicht offenbart, so dass wir nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben.“ Das war natürlich wirklich ein Nachteil. Gerade in diesem Krieg konnte es ein gutes sein, wenn man seine Gegner kannte. „Das heißt... es fehlen noch Lancer, Berserker, Saber, Caster, ein Assassin und ein Rider. Wahrscheinlich wird noch keine der Fraktionen ihren ersten Schritt wagen, bevor alle Servants beschworen wurden. Allerdings, der Master von Assassin könnte diesen benutzen um bereits Ausschau nach den beschworenen Servants und ihren Mastern zu halten. Haltet ihr es da für so klug, wenn ihr hier herum lauft? Assassins können ihre Anwesenheit verbergen, so dass ihr es sicher nicht sofort merkt, dass er oder sie da ist.“ Es gab mir schon zu denken, dass Rider und Waver so unbeschwert ihre Zeit damit verbrachten, mir Fuyuki zu zeigen. Sie hätten sicher etwas besseres tun können. „Und erneut deucht es mir, dass du zu viel über den heiligen Gralskrieg weißt, als dass du keine Magierin sein kannst.“ „Wissen ist Macht. Noch dazu, komme ich von wo anders her. Der Zugriff auf Informationen, die diesen Ort betreffen ist dadurch nicht nur auf Magier beschränkt.“ „Woher kommst du?“, fragte Waver auf meine Erklärung hin und ich überlegte, wie ich es erklären sollte. „Aus einer anderen Welt, einem Paralelluniversum sozusagen. Zumindest würde ich das sagen, wenn das hier kein Traum wäre.“ Wavers Blick wurde ernst, als er seinen Weg fortführte und ich ihm und Alexander folgte. Ja. So hätte man das wohl erklären können, wenn das kein Traum war. Wenn es keiner war, war mein Erscheinen seltsam. Das Wissen das ich hatte, hätte dann gut so wirken können wie das Wissen, das der heilige Gral einem Servant mitgab. Und doch, ich konnte unmöglich ein Servant sein. Ein heroischer Geist, der in seiner Zeit oder seiner Welt zu einem Helden aufgestiegen war. Ich hatte nichts heldenhaftes vollbracht und mir damit keinen Platz in diesen Reihen gesichert. Es war also absolut unlogisch. Oder doch nicht? „Was, wenn du endlich einsiehst, dass es kein Traum ist. Was würdest du dann sagen?“, fragte Waver und ich dachte nach. Ich ahnte, dass ihm vielleicht die selben Gedanken durch dem Kopf gingen wie mir. „Das es nicht meine Magie war, die mich in deinem Garten erschienen ließ, sondern der heilige Gral vielleicht. Da ich aber kein Held in meiner Welt bin, könnte ich ausschließen, dass ich ein Servant bin. Ich würde kein Noble Phantasm besitzen. Dennoch, das wäre eine sehr bedenkliche Theorie. Der heilige Gral beschwört nichts, was nicht einen Sinn hat oder eine Rolle in diesem Krieg.“ „Sie hat Recht, Bursche. Für einen Servant wäre ihre Magie zu schwach. Und doch, so kann ich ihr nicht absprechen, dass ihr Gedanke, vom heiligen Gral beschworen worden zu sein, wahr ist. Er hat die Macht Heldengeister aus anderen Welten und aus allen Zeiten zu beschwören, warum sollte es ihm dann nicht möglich sein, einen Diener zu rufen, der eine Rolle im heiligen Gral Krieg spielen wird?“ Ich war froh, dass Rider meine These stützte. Und doch, es war mehr als nur bedenklich. Vor allem wenn man nicht wusste, was das für eine Rolle war. „Ein Grund mehr, dass sie schnell ihre Magie unter Kontrolle bringt. Wenn andere davon erfahren... ist die Gefahr größer, dass sie ungewollt in diesen Kampf gezogen wird.“ Ich nickte und verstand allmählich, was Waver wohl schon die ganze Zeit gedacht hatte. Es war wirklich nicht so klug zu denken, dass ich, nur weil ich hier magische Fähigkeiten hatte, nicht in diesen Krieg hineingezogen werden würde. „Hier, nimm dieses Tuch und nutze diesen Zauber hier. Versuche das Wesen des Tuches zu verändern.“ „Das Wesen des Tuches?“, fragte ich und sah auf das weiße Taschentuch, auf dem die Initiale von Waver gestickt waren. Es hing hinab, wehte ein wenig im sanften Wind und schien so harmlos wie eine Feder. „Ja, das Wesen. Sorg dafür, dass der Stoff hart wird oder flüssig. Irgendwas. Aber richte nicht wieder zu viel Schaden an.“ Ich nahm ihm das Tuch ab und blinzelte. Nun verstand ich immerhin was er wollte und musste Just an Shirou Emiya aus Fate/Stay Night denken, der nur diese Art von Magie und die Projektion beherrschte. Laut Rin schien das wohl die einfachste Magie zu sein und gerade war sie wohl auch die sicherste, wenn ich üben wollte. „Okay. Dann versuche ich das mal.“ Ich nahm ihm noch den Spruch ab und überlegte, während ich ihn überflog. Das Wesen des Tuches ändern. „Bestandteile aufspalten, Zusammensetzung fügen Richtung weisen.“ Noch während ich die Worte sprach, dachte ich nach. Ich wollte so vieles aus dem Tuch machen. Eine harte Platte, eine scharfe Klinge, eine unzerstörbare Klinge. Ich spürte, dass das Tuch in meiner Hand härter wurde, spürte wie jede Faser eine Klinge wurde. Scharf, schmerzend und mit meinem Blut befleckt. „Was machst du da?“ Ein Ruck fuhr durch meine Hand, so dass ich das Tuch los lies, welches zu Boden sank und wie eine scharfe Klinge in den Asphalt schnitt. Erst nachdem es dort steckte, verlor es an Kraft und wurde wieder zu dem weichen Tuch das es war. „Verdammt, du hast dich geschnitten. Du solltest nur sein Wesen ändern!“ Waver bückte sich und versuchte das Tuch aus dem Boden zu ziehen. Doch das schien nicht so einfach zu sein. „Also das Wesen war definitiv verändert. Sie hat daraus eine Klinge gemacht. Zwar nichts was sie vor anderen Mastern oder Servants beschützen könnte, aber eine Überraschung im Kampf wäre es allemal. Sehr kreativ, Mädchen“, lobte mich Rider und lachte wieder. Er schien schon einen gewissen Spaß daran zu haben meine Fehlschläge zu beobachten. Wobei ich mich fragte, ob man hier wirklich von einem Fehlschlag sprechen konnte. „Es ist dasselbe wie vorhin mit dem Baum. Du machst mehr als du sollst.“ Waver hatte selbst einen Zauber auf das Tuch gesprochen, und dessen Wesen geändert, so dass er es einfach aus dem Boden ziehen konnte. Ich verstand was er meinte und fragte mich, ob das falsch war. „Du solltest klein anfangen, mit einfachen Schritten und nicht gleich zu viel auf einmal wollen.“ Ich sah auf das Tuch und fragte mich, ob es wirklich so schlimm war, weiter zu gehen, als man sollte. Und warum ich aus dem Tuch unbedingt eine Klinge machen wollte? Ich war wohl doch ein wenig masochistisch veranlagt. „Hier versuch es noch einmal, aber dieses Mal keine zusätzlichen Dinge. Mach es einfach federleicht.“ Er reichte mir erneut das Tuch, das wieder aus gewöhnlichen Stoff bestand.   Eigentlich hatte ich genug davon das Tuch in seinem Wesen zu ändern. Und noch mehr hatte ich genug davon Magie zu wirken, weil es sich einfach nicht richtig anfühlte. Ich war in meiner Welt kein Magier und das einzige Mal, als ich wirklich was mit Magie zu tun hatte, war bei einem meiner Mary Sue Projekte und selbst da hatte es lange genug gedauert, bis ich das akzeptiert hatte. Ein Psychologe hätte aus diesem Verhalten der Ablehnung sicher irgendetwas tiefgründig interessantes über mich erfahren. Immerhin hatte ich eine große Pause von Wavers Übungen bekommen, als wir in einem Second Hand Shop für Kleidung halt gemacht hatten. Von dem Geld, welches das ältere Ehepaar mir gegeben hatte, fand ich tatsächlich ein paar notwendige Sachen wie Unterwäsche, ein paar Hosen und Oberteile. Wie gewohnt hatte ich dabei eher weniger auf gutes aussehen geachtet, sondern darauf ob es praktisch war, auch wenn Rider darauf bestanden hatte, dass ich als Mädchen mindestens einen Rock mitnehmen müsste oder ein Kleid. Die Debatte daraufhin war zwischen Rider und mir gelaufen, in wie weit seine Ansichten zeitgemäß wären. Rider hatte gemeint, dass es die Pflicht einer Frau sei Kleider zu tragen, wenn sie das Herz eines Mannes erobern wolle. „Eine Frau muss alle Waffen zur Schau stellen, die sie hat um einen Mann in die Knie zu zwingen.“ Das waren seine Worte. Und ja, wahrscheinlich hatte er recht, wenn man es oberflächlich betrachtete. Allerdings sah die aufgeklärte Frau in mir das anders. Was ich Rider auch mehr als deutlich machte und ihn damit zu erheitern schien. „Ich weiß, dass ich sicherlich die ein oder andere Waffe zur Schau stellen kann, aber ich bevorzuge es mich mit den Waffen zu messen, die man nicht auf Anhieb sieht.“ „Ein gut getarnter Angriff, also. Ich sehe du verstehst etwas von Kriegsführung, auch wenn es mir lieber ist in den direkten Angriff überzugehen.“ Rider brachte mich damit zum Lachen. Er sah scheinbar wirklich alles im Leben als einen Krieg oder viel mehr als eine Möglichkeit etwas zu erobern, was für den König der Eroberer nicht anders zu erwarten war. Waver hingegen schien von diesem Gespräch nicht sonderlich angetan zu sein. Auch wenn er nicht versuchte sich in die Unterhaltung von mir und Rider einzumischen und mich stattdessen zu weiteren Tuch-Veränderungszaubern zu nötigen. „Sag mal, Bursche, wie sollte eine Frau sich deiner Meinung nach verhalten, wenn sie einen Mann erobern will?“, fragte Rider schließlich, als er merkte, wie ruhig sein Master geworden war. „Das ist alles vollkommen irrelevant. Versteht ihr nicht, in was für einer Situation sie steckt? Wenn jemand ihre Kreisläufe genauso spüren kann wie ich, wird sie früher oder später in den heiligen Gralskrieg hineingezogen. Vor allem wenn herauskommt, dass sie aus einer anderen Welt kommt und der heilige Gral sie wahrscheinlich beschworen hat. Sie hat gar nicht die Zeit sich um so etwas zu kümmern!“ Irgendwie war mir das im Gespräch mit Rider vollkommen entfallen. Was vielleicht daran lag, dass der König der Eroberer ein guter Gesprächspartner war. „Und was soll sie deiner Meinung nach machen, Bursche? Sich verkriechen und in ständiger Angst leben, dass man sie finden könnte? Das ist doch kein Leben. Sie sollte es trotz allem genießen. Aber schön, ich verstehe wo deine Sorgen liegen. Wir werden ihr einfach ein paar Verteidigungszauber beibringen.“ „Wir? Was sagst du da? Von Magie hast du doch nicht die geringste Ahnung, ich muss es ihr alles beibringen.“ Ich musste wirklich schmunzeln, als ich die beiden so beobachtete. Sie waren wirklich ein Herz und eine Seele, selbst wenn Waver das nicht so sah. Ein Traum ganz nach meinem Geschmack also. Und bisher schien ja nichts gefährliches hier los zu sein. Noch dazu waren die anderen Servants nicht beschworen und damit gab es keine wirkliche Gefahr in den Krieg hineingezogen zu werden. Es konnte noch Tage dauern, bis die letzten Servants beschworen worden und mich würde der Wecker sicher noch vor dem Startschuss wecken, oder viel eher Skipper würde das tun. „Also bisher habe ich alles ganz gut verstanden, was du mir beibringen wolltest, Waver. Die Umsetzung scheitert nur an meinem Geist.“ „Dann konzentriere dich einfach besser auf das Wesentliche. Für den Anfang solltest du nur das Nötigste tun und nicht mehr. Allerdings sollten wir uns einen Ort suchen, an dem wir unbeobachtet sind. Vielleicht brauchst du einfach visuelles Anschauungsmaterial.“ Ich nickte, denn das war wohl wirklich genau das was ich brauchte. Man durfte mich halt nicht vor eine Aufgabe setzen und sagen „Mach mal“, meist kam das Gegenteil von dem was man wollte raus. Nicht dass das schlecht war... nicht immer zumindest. Arbeitsanweisungen umsetzen konnte ich immerhin, nur ob man es sich so vorgestellt hatte, war immer eine andere Frage.   Wir befanden uns an einem Tempel, weit abgelegen von der Hauptstraße oder anderen Häusern, umgeben von Bäumen, so dass es fast schien, als hätten wir uns in einen Wald verzogen. „Bevor wir mit den Verteidigungszaubern anfangen... wie agieren Magier in deiner Welt?“, fragte Waver und begann so unsere „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ Stunde. „Gar nicht. Wir haben keine Magier. Wir stellen uns lediglich vor, dass Magie immer mit Zauberstäben gewirkt wird. Wobei es in dieser Vorstellung auch Differenzierungen gibt. Und wir unterteilen in verschiedene Arten von Magie. Tränke mit magischer Wirkung, Wesen die mit einem Blick jemanden zu Stein verwandeln können, Gegenstände in denen magische, göttliche Kraft inne wohnt.“ Waver schien nachdenklich zu sein und ich fragte mich, was für Gedanken ihm gerade durch den Kopf schossen. Vielleicht sah er mich ja als hoffnungslosen Fall, weil die Vorstellung von Magie dieser Welt einfach nicht entsprach? „Dann ist deine Vorstellung so oberflächlich wie von den meisten Menschen unserer Welt und unterscheidet sich nicht groß. Wie ich schon erzählt habe, hat ein jeder Magier magische Kreisläufe in sich, die sich aktivieren, wenn Magie gewirkt wird. Durch diese Kreisläufe wird Mana geleitet. Allerdings wird nicht jeder Kreislauf für jeden Zauber aktiviert. Manche Zauber benötigen nur einen Kreislauf, andere zwei. Magier sollten daher so weitflächige Gebiete wie möglich abdecken, da es sonst passieren kann, dass ungenutzte Kreisläufe verkümmern. Nicht sterben, aber eben verkümmern und dadurch der Manafluss und auch die magische Kraft eingeschränkt wird.“ Was Waver erzählte ergab Sinn und deckte sich vor allem mit dem, was ich bei Fate/Stay Night erfahren hatte. Doch selbst wenn ich dieses Wissen nicht gehabt hätte, wären Wavers Ausführungen sehr informativ und leicht verständlich gewesen. „Heißt das, je mehr Kreisläufe für einen Zauber genutzt werden, umso stärker wird er?“ „Nein, das hängt viel mehr von dem Manafluss ab. Und wie viel Mana ein Magier besitzt. Je mehr Mana fließen kann, desto stärker kann der Zauber wirken. Stell es dir so vor. Ein Magier mit viel Mana könnte einen Verstärkungszauber länger halten als ein Magier mit wenig Mana.“ Das ergab wirklich Sinn und war auch einer der Gründe, warum ich gerade in Spielen wie Ar Tonelico bei meinen Reyvateils immer versuchte die höchsten Manawerte zu erreichen. Dadurch konnte sich ein Zauber länger aufbauen und natürlich auch viel mehr Schaden machen. „Wie entscheidet sich die Menge an Mana? Kann man das trainieren? So was wie ein Level Up?“ „Nun jeder Mensch kommt mit einer gewissen Menge an Mana zur Welt. Sie erhöht sich dezent während des Alterungsprozesses. Allerdings ist das die einzige Möglichkeit sein Mana zu steigern. Multipliziert wird der Faktor nur, indem man Erben zeugt. Das heißt, je länger es eine Magierfamilie gibt, desto mehr Mana steht ihnen zur Verfügung. Daher sind im heiligen Gral Krieg die Favoriten auch meist die großen Magierfamilien.“ Wavers Gesichtsausdruck wurde düsterer, als er das erwähnte, wobei ich mich nur zu gut daran erinnerte, warum er an diesem Gralskrieg teilnahm. Er wollte sich als Magier beweisen. Als jemand, der auch als Magier der dritten Generation seiner Familie behaupten konnte. „Mh... Das heißt als Mitglied einer kleinen Magierfamilie muss man mit dem wenigen Mana das man hat gut arbeiten. Das bedeutet viel Planung. Und viel Arbeit. Wird schwer einen aus der großen Magierfamilie zu besiegen.“ „Das ist... Das mag wahr sein aber-“ „Ist nicht unmöglich ich weiß. Auch wenn die großen Magierfamilien sicher nicht nur in der Menge an Mana einen Vorteil haben. Aber ich denke gerade wenn man kreativ werden muss, kann man Wege bestreiten, die andere vielleicht nicht sehen.“ Ich lächelte Waver an und erkannte so etwas wie Überraschung in seinem Blick. Wahrscheinlich hatte er noch nicht so viele Leute getroffen, die seiner Meinung waren. An seiner Schule hatte er ja reichlich Gegenwind erfahren. „Du glaubst nicht das... also... ich chancenlos bin?“ Er schien zu zweifeln, weswegen ich zu Rider sah, der nur mit den Schultern zuckte. Aber gut, das Waver etwas weinerlich war und nicht wirklich vollständig an sein Vorhaben glaubte, war mir ja klar gewesen. „Wenn du nicht aufgibst und nach dem Ziel strebst dann nicht. Außerdem, Rider ist ein guter Servant und wird sicher ein oder zwei Augen auf dich haben. Noch dazu weißt du ja nicht, ob die großen Magierfamilien wirklich in diesem Krieg dabei sind. Was, wenn sie niemanden haben, der für sie antreten kann? Dann fallen sie schon mal raus. Und das würde deine Chancen steigern. Du solltest also nicht aufgeben, bevor es angefangen hat. Vor allem dann nicht, wenn du selbst überzeugt bist, dass auch ein kleiner Magier einen großen übertrumpfen kann. Es wird nicht leicht, klar, aber gib dich und deine Ideale nicht auf.“ „Bursche, ich glaube ihr solltet langsam anfangen. Die Theorie hat sie denke ich verstanden.“ Noch immer etwas sprachlos, nickte Waver und holte wieder das Taschentuch hervor. Geistig seufzte ich schon genervt auf, denn ich hatte die Übungen mit dem Taschentuch eigentlich satt. Zumal Waver nie wirklich damit zufrieden gewesen war, was ich gezaubert hatte. „Wir sollten weiter üben das Wesen von Dingen zu verändern. Auf diese Art und Weise kannst du einen Schutzschild aus vielen anderen Dingen machen. Noch dazu ist es eine wirklich einfache Magie“ „Und dennoch nicht für ein Dauerfeuer geeignet, nachdem was du mir erklärt hast. Sobald der Manafluss unterbrochen wird, kann nichts mehr blockiert werden.“ Ich beobachtete Waver, der das Taschentuch zu einer erstarrten Platte machte. Und als wollte er mich meiner Worte Lügen strafen, ließ er es fallen, woraufhin das Tuch allerdings nicht an Form verlor, sondern immer noch wie eine harte Platte aufkam. „Man muss nur kreativ werden. Selbst wenn du das Tuch einen kurzen Moment lang loslässt, versiegt der Manafluss nicht sofort. Die Zeit sollte dir reichen um deinen inneren Manafluss umzulenken, auf etwas, dass das Tuch berührt um so den Schutz weiter zu gewährleisten.“ Ich beobachtete Waver und sah wieder zu dem Tuch. Allerdings konnte ich nicht sehen, welche Magiekreisläufe er aktiviert hatte oder gar umgeändert. „Und dennoch bist du Schutzlos, Magier. Wären wir schon im Krieg, hätte mein Pfeil dich sofort durchbohrt und dann hätte es dir nichts gebracht dein Mana in den Boden zu leiten, damit es dein kleines Tuch weiterhin verstärkt.“ ich erschrak, als ich eine Stimme über uns wahrnahm und ich war nicht die einzige, denn selbst Waver schien überrascht zu sein. „Du hast dich also doch entschieden, dich zu zeigen, Archer.“ Der Einzige der ganz und gar nicht überrascht schien, war Rider, der gezielt zu jenem Baum hinauf sah, auf dem ein junger Mann mit kurzen, silbernen Haar saß. Seine grauen Augen blitzten amüsiert zu uns herab. Und doch war seine Körperhaltung lässig. Er saß dort auf Baum, ließ ein Bein, vom Ast baumeln, auf dem er saß. Es war nicht leicht ihn zu erkennen, da sein Oberteil in einem grünblau gehalten war und lediglich einige Knöpfe Gold durchschimmerten. Die Hose selbst war in einem dunklen Braun gehalten, fast schon schwarz und war mit keiner Falte zu weit von seinem Körper ab. „Du wusstest das ein Archer hier ist und hast nichts gesagt?“, schimpfte Waver und ich konnte das schon nachvollziehen. Doch Rider schien immer noch nicht beunruhigt. „Beruhige dich, Magier. Wenn ich euch ausschalten wollte, hätte ich das schon längst getan. Aber der Krieg hat noch nicht begonnen und für mich gibt es noch keinen Grund zu kämpfen.“ Die Blätter raschelten, als der Archer sich von seinem Ast erhob und nun in voller Größe dort stand. Vom Alter her, hätte ich ihn eher in die Klasse von Waver gesteckt. Jungenhaft, aber doch niedlich. Ganz mein Beuteschema, wenn er im Anime aufgetaucht wäre. „Nun, es ist nicht gesagt, dass wir sofort gegeneinander kämpfen müssten. Ich bin der König der Eroberer. Alexander der Große, der rote Rider. Wer bist du?“ Rider hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt und legte damit eine sehr lässige Haltung an den Tag. Er hatte nicht einmal in sein Schlachtgewand gewechselt, was nur zu deutlich machte, dass er in dem Archer gerade keine Gefahr sah. „Ich bin Paris Prinz von Troja und ein Servant der Archer Klasse. Aber das habt ihr ja bereits gut erkannt.“ Ein selbstsicheres Lächeln lag auf seinen Lippen, als er vom Ast absprang und zu Boden zu gleiten schien. „Paris? Du meinst der Paris der mit Helenas Entführung den Untergang Trojas beschwor?“, fragte Waver und schien damit einen wunden Punkt zu treffen, denn das selbstsichere Lächeln schwand und sein Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck der voller Reue, Wut und Scham war. „Nein, der Paris, der Achilles mit seinem Pfeil und Bogen in die Knie zwang und damit seinen Bruder Hektor rächte.“ Seine Worte waren bissig und scheinbar nagte die Erinnerung an Helena doch schwerer an ihm, als er eigentlich wollte. Wahrscheinlich war sein Sieg über Achilles das, wovon er sich wünschte, dass man ihn besang. Mir hingegen fielen noch ein paar dutzend andere Dinge ein, die man besingen konnte. „Du bist der Bursche, der Achilles besiegte und mit einem Pfeil seinen Schwachpunkt traf?“, fragte Rider interessiert und schien wirklich beeindruckt zu sein. Wäre ich auch gewesen, wenn ich von Achilles Schwachpunkt wüsste und nicht noch ahnte, wer Paris geholfen hatte. „Und nicht nur Achilles Ferse. Ich habe viele Herzen der holden Weiblichkeit erobert. Darunter die Schönsten der Schönen. Sogar die Götter waren von meiner Persönlichkeit angetan und ließen mich entscheiden wem der goldene Apfel gebührte.“ Er preiste sich förmlich an und eigentlich konnte ich es mir nicht vorstellen, dass er, der so jungenhaft aussah, nicht wie ein Mann, so begehrt sein sollte. Er hatte viele weiche Züge, keinerlei Härte, was aber unter Umständen auch sehr attraktiv wirken konnte und unter bestimmten Umständen vielleicht sogar einem Schönheitsideal entsprach. „Doch hätte ich heute noch diesen goldenen Apfel, würde ich ihm keiner Göttin überreichen, sondern der Dame, die sich in eurer Obhut befindet.“ Zielgerichtet kam er auf mich zu, wobei seine Lippen sich wieder zu einem charmanten Lächeln verformten. Er schien genau zu wissen, welcher Ausdruck wie wirken würde und gerade das machte mir Angst. Vor allem wenn dieses Lächeln, in diesem Moment, mir galt. Ich fühlte mich bedroht, nicht weil er mir drohte, denn das tat er nicht, sondern weil er eindeutige Zusagen machte. Und damit konnte ich nicht umgehen. Ich konnte nicht damit umgehen, wenn man mich als hübsch bezeichnete oder mir irgendwelche Avancen machte. „Bleib stehen, Archer!“, forderte ich, ohne groß nachzudenken und wich selbst ein paar Schritte zurück, um genügend Distanz zwischen ihm und mir zu bekommen. „Du darfst mich auch Paris nennen. Erweist mir doch die Ehre und flüstert mit eurer lieblichen Stimme, euren Namen für mich.“ Er schien nicht einmal daran zu denken stehen zu bleiben und ging weiter auf mich zu. Seine Beine waren länger wie meine, so dass ich fast schon zwei Schritte machen musste, um die Distanz nicht zu verringern. „Ich sagte bleib stehen! Ich bin gerade nicht erpicht darauf deine Bekanntschaft zu machen, Archer!“ Er schien verwundert und überrascht, als er stehen blieb, doch er fasste sich schnell wieder. Und doch setzte er sich nicht weiter in Bewegung. Er blieb einfach stehen und sah mich mit diesem charmanten Lächeln an. „Ich habe die Schönste der Schönen verführt, für sie mein Reich in den Untergang geführt, für sie den Tod meines Bruders auf den Schultern getragen und nun in diesem neuen Leben soll es tatsächlich eine Frau geben, die mir widersteht? Oder bist du einfach nur schüchtern, meine Schöne, weil du dich in Begleitung eines Masters und seines Servants befindest?“ „Ich will dich einfach nicht näher kennenlernen. Deine Art ist mir zuwider!“ Erneut warfen ihn meine Worte aus der Bahn, dieses mal fing er sich aber nicht gleich. Stattdessen brauchte es Riders Einfluss um ihn aus seinem Bann zu holen. „Du solltest aufgeben, Archer. Sie scheint in keiner Art und Weise an weiteren Annäherungen von dir interessiert zu sein. Und ich muss gestehen, dass ich es verstehen kann. Es braucht mehr als nur ein hübsches Gesicht und Selbstvertrauen um das Herz einer Frau zu erobern. Du solltest vielleich-“ Freundschaftlich legte Rider Archer eine Hand auf die Schulter, oder versuchte es vielmehr, denn Archer schlug seine Hand weg. „König der Eroberer, ihr seid ein Mann, der viele Dinge erobert hat. Seien es Länder, Servants, Menschen. Aber maßt euch nicht an, zu denken, dass ihr Ahnung von dem Herz einer Frau habt. Und dennoch, für heute werde ich es dabei belassen.“ Er wandte seinen Blick noch einmal zu mir, lächelte wieder und löste sich auf, wie es nur ein Servant tun konnte. „Mh, ein sehr von sich selbst überzeugter Bengel. Wenn seine Fähigkeiten wirklich dem entsprechen was er sagt, dann würde er sich gut in meiner Armee machen“, erklärte Alexander und schien in keinster Weise beleidigt darüber zu sein, dass Paris ihm die Hand weg geschlagen hatte. „Warte Mal, Rider! Wir haben nicht erfahren, zu welcher Fraktion er gehört. Wenn er nun zu der schwarzen Fraktion gehört...“ „Was soll er seinem Master schon sagen, Bursche. Dass wir einer Magierin helfen, die nicht am heiligen Gral Krieg teilnimmt? Was für einen Nutzen hätte das?“ „Er könnte sie zur Geisel nehmen und denken das wir damit erpressbar werden. Sie ist unsere Verantwortung.“ Es war erneut einer dieser kleinen Disputs, die beide miteinander austrugen, wobei es wohl nur Waver war, der einen Disput daraus machte. „Ich glaube nicht, dass er seinem Master davon berichtet. Keine Ahnung was mich davon überzeugt, aber... Die Art wie er auf dem Baum saß wirkte sehr entspannt. Ich glaube er war entgegen dem Wunsch seines Masters hier. Und wenn sein Master da gewesen wäre, hätte sich Paris nicht so vorgestellt. Der Name eines Heldengeistes ist doch das größte Geheimnis was er wahren sollte, oder nicht?“ Waver und Rider sahen mich an, wobei sich auf Riders Gesicht erneut ein Lächeln abzeichnete. „Wie wahr, wie wahr. Der Name eines Heldengeistes kann auf sein Noble Phantasm hinweisen und so natürlich helfen eine passende Gegenstrategie zu finden. Sollte er in der schwarzen Fraktion und damit unser Feind sein, dann sind wir gewiss im Vorteil und können entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen.“ Waver seufzte und hob das Taschentuch vom Boden auf. Scheinbar erinnerte er sich daran, weswegen wir hergekommen waren. „Und dennoch, jetzt sollte sie erst recht lernen, wie sie sich verteidigen kann.“ Was Waver sagte, stimmte. Allmählich zweifelte ich immer mehr daran, dass dies nur ein Traum. Nein. Seit ich mich an dem Taschentuch geschnitten hatte, wusste ich, dass dies hier meine Realität war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)