Sunpō no Gādian von Jayle (a distant Dream) ================================================================================ 10. Kapitel ----------- „Wenn du mich für irgendetwas bestrafen willst, sag es mir lieber. Das wäre vermutlich leichter zu ertragen, wie diesen Tollpatsch.“, seufzte Kano genervt und schrubbte die Holzdielen außerhalb des Hauses. Eigentlich sollte Akemi dies machen, überschüttete sich aber selbst mit dem Putzwasser. Nun war sie im Bad und er schrubbte. Irgendetwas lief da gerade eindeutig falsch.   Hikage beobachtete ihn schmunzelnd. „Ich will dich keineswegs bestrafen. Aber Akemi versucht zumindest im Haushalt zu helfen, im Gegensatz zu einem gewissen, anderem jungen Mann.“ Jener strafte ihn mit einem starren Blick, seiner eisblauen Augen. „Dir ist schon klar, dass sie uns damit seit fast zwei Wochen nur noch mehr Arbeit gemacht hat?! Ich räume ihr nur noch nach. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich ständig verletzt!“ Nachdem er das sagte, bemerkte er den wissenden Ausdruck des Älteren. „Was?!“, zischte Kano daher.   Ein Lächeln umspielte Hikages Lippen, während er sich weiterhin an den Türrahmen der Schiebetür lehnte. „Du regst dich gerade nur zum aller ersten Mal so sehr über jemanden auf. Das zeugt doch davon, dass sie dir nicht egal ist. Sonst würdest du, wie sonst immer, gleichgültig reagieren. Schließlich regst du dich niemals grundlos auf.“ Seiner und Kanos Blick trafen sich kurz, ehe der Jüngere wortlos weiter schrubbte. „Sie nervt mich, das ist alles. Interpretiere da nicht immer so viel hinein. Sie ist mir genauso gleichgültig wie du und alle Anderen.“   „Entschuldige. Ich wollte dir nicht so sehr auf die Nerven gehen und schon gar nicht zur Last fallen. Es ist wohl besser, wenn ich doch weiter ziehe und zur nächsten Stadt reise.“ Kano und Hikage sahen beinahe zeitgleich zu Akemi, welche plötzlich lächelnd neben Zweiterem stand. Scheinbar hatte sie alles gehört. Eindeutig sogar.   „So ein quatsch. Das ist immer noch mein Haus. Daher hat Kano hier nichts zu melden. Unser Miesepeter sollte lernen, seine schlechte Laune nicht an den falschen Personen auszulassen.“, lenkte Hikage bestimmend ein. So weit käme es noch, dass Akemi ginge, weil der Trottel seine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte. Sie wollte einen Einwand bringen, allerdings ließ er es nicht zu. „Du bleibst hier, Akemi. Du hast schließlich nichts falsch gemacht und möchtest nur helfen.“ Mit diesen Worten, war diese Diskussion für Hikage beendet und er beschloss in seinem Büro zu verschwinden.   Akemi sah ihm verwirrt nach und wollte noch etwas sagen, ließ es aber. Hikage war die letzten Tage so nett zu ihr, dass wollte sie nicht mit Füßen treten. Immerhin war er der erste Mensch in ihrem Leben, der nett zu ihr war. Trotzt ihrer Tollpatschigkeit. Im Augenwinkel bemerkte sie, wie Kano erneut seiner Tätigkeit nachging, die ursprünglich sie erledigen wollte. Er behandelte sie die letzten Tage eher wie Luft. Als wäre sie nicht anwesend. Sie versuchte zwar immer wieder das Gespräch zu suchen, aber er blockte konsequent ab.   „Tut mir leid. Wegen mir hat Hikage gerade fiese Dinge zu dir gesagt.“, erhob Akemi ihre Stimme, in der Hoffnung, Kano reagierte darauf. Er gab ein abfälliges Geräusch von sich. „Mach dich nicht wichtiger, als du bist. So redet er beinahe ständig mit mir. Ich bin es gewohnt. Der Alte ist eben ein sehr direkter Typ. Aber….“, er unterbrach seine Tätigkeit und richtete seine eisblauen Augen auf die Jüngere. „Hör auf dich ständig wegen allem zu entschuldigen oder zu bedanken. Das nervt. Besonders, wenn es unangebracht und unnötig ist.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er mit dem Schrubben fort.   Akemi betrachtete ihn verwundert. Das klang gerade alles andere als Gemein. Es wirkte sogar irgendwie….als wären ihm Entschuldigungen und Danksagungen unangenehm. Außerdem….fiel ihr gerade auf, dass er sie nie auf die Heilung seiner Wange ansprach. Immerhin war bekannt, dass es eine Gabe der Lichtwächterin war. Warum also, schwieg er darüber? Das Einzige, was sie bis jetzt über ihn und Hikage wusste, war das der Dämon damals im Wächterschloss lebte und mit den Wächtern zusammen arbeitete, weshalb seine Einstellung zu jenen natürlich positiv war. Dennoch schwieg sie über ihr wahres Ich. Sie wollte zwar die Freundlichkeit Hikages nicht ausnutzen – kannte ihn trotz dessen aber noch nicht gut genug.   Kano beobachtete Akemi unauffällig aus dem Augenwinkel. Sie betrachtete verträumt und nachdenklich den Horizont. Er verengte seine Augen. In seinem Leben fühlte er sich zum ersten Mal aufgewühlt. Den Grund dafür kannte er nicht. Zumindest redete er sich das ein. Immerhin fühlte er sich erst so, seitdem sie in sein Leben trat. Er konnte es sich nicht erklären, suchte aber immer wieder ungewollt mit seinem Blick nach ihr. Darauf bedacht, aufzupassen, dass sie nicht Gefahr lief, sich mal wieder selbst Schaden zuzufügen.   Er zerknüllte den Schrubber in seiner Hand . Doch am schlimmsten waren die Alpträume, welche ihn seither heimsuchten. Immer wieder sah er ihre traurigen Augen und das doch so warme Lächeln auf ihren Lippen….was kurz darauf von Blut ertränkt wurde. Kano gab es ungern zu, wusste aber nicht, wie er diesen Traum deuten sollte. Schließlich konnten seine Träume wesentlich bedeutsamer sein, wie sie erschienen. Das musste er in früher Kindheit lernen. Lernen, dass manche seiner Träume wahr wurden. Wie schlimm sie auch sein mochten…. Hikage erklärte ihm damals, dass das daher kam, weil er der Zeitwächter war. Mit dieser Aussage bestätigte er ihm seine Vermutung, die er damals als Siebenjähriger hatte.   Kano seufzte schwer. Traum und Vision zu unterscheiden, war oft gar nicht so einfach. Auch nach über zehn Jahren kannte er den Unterschied noch nicht genau. Seine anderen Kräfte trainierte er zwar auch, durfte sie aber ja nie öffentlich zeigen. Auch wenn ihm oft mal danach wäre, den ein oder Anderen einzufrieren. Neben der Zeit, gehörte immerhin auch noch das Wasser/Eiselement zu seinen Kräften. Wenn er genauer darüber nachdachte, war Hikage ein ziemlich strenger und fordernder Lehrmeister gewesen. Andererseits erzählte er ihm alles über die Geschichte der Wächter, von dem er wusste. Obwohl er immer wieder das Gefühl hatte, als würde ihm der Dämon etwas verschweigen.   Ein ‚Autsch‘ riss Kano aus seinen Gedanken und er seufzte genervt, während er sich zu Akemi umdrehte. Sie hielt sich – unschuldig lächelnd – ihren Finger und versteckte diesen in der Handfläche ihrer anderen Hand. Er stand wortlos vom Boden auf und ging auf die Jüngere zu. Ohne etwas zu sagen, öffnete er ihre Hand und beäugte skeptisch ihr inneres. Er war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, wie sie dafür sorgte, dass ihr Zeigefinger blutüberströmt war. Allerdings entdeckte er kurz darauf einen größeren Holzsplitter, der in besagtem Finger steckte.   „Man sollte dich wirklich komplett aus puffern. Dann würdest du dich zumindest nicht ständig verletzten und mir zusätzliche Arbeit machen.“, meinte er und zog Akemi daraufhin sanft mit sich. Er setzte sie neben den flachen Tisch im Wohnzimmer, auf dem Boden ab. Anschließend besorgte er sich den Verbandskasten und ließ sich danach vor ihr nieder. Mit einer Pinzette zog er vorsichtig den Splitter aus ihrem Finger, desinfizierte jenen und verband ihn letztlich.   Akemi lächelte ihm herzlich entgegen „Danke.“ Kano erwiderte ihren Blick kurz, nur um seinen schnell wieder abzuwenden. Sein Herz schlug plötzlich höher und ihm kam wieder sein Alptraum in den Sinn. Er legte eine Hand an sein Gesicht und seufzte schmerzlich. Ganz zu schweigen von diesen starken Kopfschmerzen. Was hatte das nur zu bedeuten?   Als er eine Hand spürte, welche sich liebevoll an seine Wange legte, zuckte er etwas zusammen und sah verwirrt zu dessen Besitzerin. Zwei rosane Augen, sahen ihm besorgt entgegen. Es waren die Selben, wie aus seinen Alpträumen…. Während er darüber nachdachte, spürte er, wie seine starken Kopfschmerzen nachließen und sie selbe Wärme von Akemis Hand ausging, wie vor ein paar Tagen. Die Wärme verschwand, mit der Hand der Jüngeren. Sie lächelte ihm entgegen. „Schön, dir scheint es wieder besser zu gehen. Du bist eben so blass geworden und hattest ein schmerzverzerrtes Gesicht. Freut mich, dass es scheinbar besser ist.“ Mit diesen Worten, erhob sie sich und verschwand im Flur.   Kano sah ihr stumm nach. Also täuschte ihn sein Gefühl von Anfang an nicht. Akemi war eine Wächterin. Die Lichtwächterin. Sie tat es zwar als nichts ab, heilte ihn aber schon zum zweiten Mal. Vermutlich half sie auf diese Weise schon mehreren Leuten. Eine unauffällige Berührung, dazu passende Worte und gut war es. Eigentlich machte sie es sich auf diese Weise ziemlich leicht. Fast zu leicht. Wäre sie damit an den Falschen geraten, hätte sie große Probleme bekommen können. Jedoch hätte sie vermutlich nicht einmal das davon abgehalten, Anderen zu helfen. So wie es aussah, dachte sie mehr an Andere, als an sich selbst….   Kano musterte den Verbandskasten. Warum genau, wühlte ihn dieser Gedanke innerlich eigentlich so auf? Machte ihn beinahe wütend? Sie war doch lediglich irgendeine dahergelaufene, tollpatschige Wächterin, die nur das Wohl Anderer im Sinn hatte. Praktisch sein komplettes Gegenteil. Weshalb beschäftigte sie ihn eigentlich so sehr? Sonst waren ihm doch auch alle anderen Menschen gleichgültig. Hatte er überhaupt jemals so intensiv über einen anderen Menschen nachgedacht? ...Vermutlich nicht….   Während er so dort saß, wurde er das merkwürdige Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Er lenkte seine Augen unauffällig nach hinten. Prinzipiell war nichts ungewöhnliches zu sehen. Prinzipiell. Aber der Wind draußen hatte in eine merkwürdige Richtung – für den Teil der Stadt, in dem sie lebten – gewechselt. Zudem war es viel zu still draußen – für diese Uhrzeit.   Sekunden später, musste Kano sich zur Seite abrollen, da der Tisch neben ihm plötzlich in Flammen aufging. Noch während des Abrollens, sprang er auf seine Füße. „Du hast mich also bemerkt~. Schade eigentlich, sonst hätte es gebratenen Zeitwächter gegeben.“ Kano drehte sich reflexartig um und wich dabei zurück. Seine eisblauen Augen, starr auf seinen Gegenüber gerichtet. Viel von seinem Angreifer gab es nicht zu sehen. Nur sein schwarzer, langer Mantel stach sofort ins Auge. Sein Gesicht hingegen, verbarg dieser Kerl unter einer Kapuze. Auf der linken Seite seiner Brust, befand sich eine umgedrehte 14.   „Wer bist du und was willst du?“ Kano hatte nicht vor, auf die unnötigen Aussagen dieses Typen einzugehen. Der Unbekannte verschränkte locker seine Arme vor der Brust und grinste amüsiert. „Stellt man sich nicht eigentlich selbst zuerst vor?“ „Du scheinst doch zu wissen, wer ich bin? Wozu sollte ich das also tun?“, entgegnete Kano ruhig. Das Feuer des Tisches, hatte er indessen mit seiner Wassermagie gelöscht. Der Typ tippte mit seinem Zeigefinger an sein Kinn. „Stimmt. Das wäre unnötig gewesen. Ich werde mich aber trotzdem nicht vorstellen~.“, grinste er weiter. Der Wächter seufzte genervt. „Von mir aus. Was willst du?“ „Dich ablenken~. Was bis jetzt ziemlich gut funktioniert hat.“, lächelte der Kerl fröhlich.   Kano hob fraglich eine Augenbraue. Weshalb genau, sollte er ihn ablenken wollen? „Na, was denn? Ich dachte, Zeitwächter sind intelligent? Aber nun gut, dann will ich dir auf die Sprünge helfen~. Du und dein dämonischer Ziehvater, habt vor einigen Tagen ein kleines Vögelchen bei euch aufgenommen. Zufällig besitzt dieses Wesen die Fähigkeit, etwas zu kontrollieren, an das wir – dank euer Vorgänger – nicht heran kommen, uns aber nützlich sein könnte.“, plapperte der Unbekannte fröhlich drauf los. Kano betrachtete den Verhüllten skeptisch. Was zum Geier war das für ein komischer Kerl? Und von was sprach er da? …..Verdammt!   „Oh~. Hat es klick gemacht? Da das Vögelchen eine passive Wächterin ist, sollten meine Leute sie inzwischen an sich genommen haben. Hikage haben wir in der Zeit natürlich ordnungsgemäß beschäftigt~.“, schmunzelte der Unbekannte und richtete seine Aufmerksamkeit anschließend auf seine Füße, an denen sich Eisstränge begannen hochzuziehen. „Deswegen bekomme ich plötzlich kalte Füße. Und ich dachte schon, hier zieht´s.“ Kurz darauf hob er seinen Kopf wieder und das Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter „Aber du solltest doch wissen, dass Eis keine Chance gegen Feuer hat~.“ Noch während er das sagte, verdampfte das Eis an seinen Füßen.   Kano betrachtete seinen Gegenüber kühl. Er wollte dieses Haus nicht unnötige schädigen. Allerdings verflog dieser Gedanke, als Hikage durch die Wand, an seinem Rücken vorbei, flog. Sekunden später musste sein Gegner spitzen Eiszapfen ausweichen, die plötzlich aus dem Boden empor ragten. Doch statt sich weiter um den Kerl zu kümmern, verschwand Kano durch das Loch, welches durch Hikage entstanden war. Ein leises knurren kam über seine Lippen. Dieser Tollpatsch! Die Worte des Dämons, als dieser an ihm vorbei flog, hallten immer noch in seinen Ohren nach. ‚Sie haben Akemi und werden sie benutzen, um an den Lichtkern der Erde zu kommen‘   Dem Angriff eines weiteren Mantelträgers, wich Kano leichtfüßig aus. Er bemerkte sofort, dass dieser Typ wesentlich schwächer war, wie der von eben. Mit einem Tritt beförderte er den Kerl in die Abstellkammer, wo dieser bewusstlos liegen blieb. Kano folgte danach einfach nur den Spuren der Zerstörung – welche ihn nach Draußen führten. Dort angekommen, ließ er seinen Blick schweifen und sah umgeknickte Sträucher und Äste, weshalb er diesem Pfad folgte.   Es dauerte nicht lange, bis er drei Mantelträger erblickte. Einer von ihnen, trug die bewusstlose Akemi auf seinen Armen. Kano stoppte und fixierte die Rücken der Drei mit seinen eisblauen Augen. Sekunden später konnten sie sich nicht mehr rühren, da ihre Füße festgefroren waren. Nach kurzer Verwunderung ihrerseits, bekam der Erste schon die Faust des Wächters zu spüren. Der Zweite einen Tritt in die Magenkuhle und der Dritte wurde komplett eingefroren – bis auf seine Arme – damit Akemi nichts geschah. Jene nahm Kano behutsam an sich und untersuchte sie mit seinen Augen auf Verletzungen. Bis auf einen tiefen Schnitt in der Wange, sah sie äußerlich unversehrt aus. Warum genau, erleichterte ihn das jetzt so sehr? …..Kano sah sich um. Wenn er genauer darüber nachdachte, war er ohne groß nachzudenken, los gerannt um Akemi zu retten.   Ein Klatschen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sein Blick wurde schlagartig kühler, als er den Feuerdämon vor sich erblickte. Zumindest war er sich da ziemlich sicher, wegen seines ekelhaften Grinsens. „Wow~. Nicht schlecht. Diese Männer waren zwar wirklich nicht stark, konnten den Dämon und die kleine Lichtwächterin aber locker überwältigen. Und du hast wiederum sie locker überwältigt. Du bist ein Gegner, der mit gefallen könnte~.“, schmunzelte der Mantelträger, voller Vorfreude. „Aber trotzdem hätte ich jetzt gerne das Mädchen, welches du meinen Männern gerade abgenommen hast. Wärst du so freundlich, sie mir zu geben?“   Kano betrachtete den Typen monoton. Er fragte sich gerade wirklich, ob dessen Feuermagie ihm vielleicht die Gehirnzellen verbrannt hatte? „Nein.“ Der Namenlose schien inne zu halten, ehe wieder ein Grinsen seine Lippen zierte. „Nein~? Aber ich dachte, sie nervt dich ohnehin nur?“ Nachdem er das sagte, spürte er, wie der Blick des Wächters ihn zu durchbohren drohte. „Uh~. Du kannst aber böse gucken.“ „Wie lange beobachtest du uns schon?“, ging Kano – mal wieder – nicht auf die Worte dieses Kerls ein. Eben jener, tippte sich mit seinem Finger an die Wange. „Meinst du, bevor oder nachdem die Kleine zu euch gekommen ist?“ „Wie lange!?“   Der Unbekannte antwortete nicht und weitete lediglich sein Grinsen aus. „Glaub mir Wächterlein~. Das möchtest du nicht wissen. Wenn ich will, kann ich nämlich sehr leise sein, musst du wissen.“ Erneut spürte er, wie seine Füße an Temperatur verloren. Er seufzte lächelnd „Ich sagte doch schon, dass-.“ Der Unbekannte war gezwungen, seinen Satz zu unterbrechen. Er weitete seine Augen etwas und wich schlagartig zurück. Anschließend musterte er den Zeitwächter aufmerksam. Kano starrte ihn einfach nur, von seinem vorigen Standort aus, an. Weshalb war er plötzlich so schnell vor ihm gewesen? Ein erkenntliches Schmunzelnd zierte die Lippen des Namenlosen. Er richtete sich auf und stemmte eine Hand gegen die Hüfte. „Ich verstehe. Du beherrscht deine Kräfte besser, wie ich erwartet habe. So ein minimaler Zeitsprung ist ziemlich unfair, findest du nicht? Zudem noch mit der Kleinen zusammen. Das muss dich eine Menge Kraft gekostet haben, da du deine Fähigkeiten ja so selten verwenden kannst~.“   Der Unbekannte grinste, da seine Aussage sich soeben bestätigte. Kano begann nach Luft zu schnappen und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Antworte mir endlich.“, entgegnete der Wächter lediglich. „Nagut~. Wenn du so sehr darauf bestehst. Mein Name ist Red~.“ „Das meine ich nicht!“ „Nicht? Tut mir leid, aber an andere Fragen kann ich mich nicht erinnern. Muss an meinem schlechten Kurzzeitgedächtnis liegen.“ „…...“   Red betrachtete Kano schweigend. Er dachte eigentlich, er könnte den Jüngeren mehr reizen. Aber er stand ruhig da und starrte ihn kühl an. Wie er ihn wohl aus seiner Reserve locken konnte? Während er das Anwesen der Sukêto beschattete, entging ihm natürlich nicht, dass Kano so ziemlich introvertiert war. Hikage schaffte es nur, ihn aus sich heraus zu locken, wenn er ihm die Dinge direkt an den Kopf warf. Red legte eine Hand an die Taille. Allerdings veränderte sich das in den letzten, knapp zwei Wochen, etwas. Kano entwickelte Interesse für eine andere Person, ohne es selbst direkt wahrzunehmen. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Sollen wir die Geschehnisse von damals wiederholen?“   Kano betrachtete seinen Gegenüber skeptisch. Was meinte der Idiot nun wieder damit? Er war sich nicht mal sicher, ob er das wirklich wissen wollte. Dennoch fragte er nach und erhielt auch prompt eine Antwort. „Naja, du musst wissen, in unseren Kreisen gibt es so einige Gerüchte über die verstorbenen Wächter. Die sich für die Menschen und anderen Wesen opferten und nun dennoch von ihnen verachtet werden~.“ „Wenn du was sagen willst, komm zum Punkt oder lass es gleich.“, seufzte Kano genervt. „Wie du willst, dann lasse ich es~. Vielleicht erzähle ich es später irgendwann mal. Aber allmählich wird mir das hier zu brenzlig. Deswegen muss ich mir die Kleine wohl doch später holen~.“, mit diesen Worten, ging Red in Flammen auf und war somit verschwunden.   Kano verstand nicht, weshalb der Kerl auf einmal verschwand, andererseits war es ihm auch gleich. Er sank mit Akemi zusammen, auf ein Knie. Dieser ganze Kram kostete ihn tatsächlich mehr Kraft, wie er erwartet hatte. Als er ein Knacken von der Seite vernahm, sah er rasch zu der Stelle. Waren es noch mehr Feinde? Er verengte seine Augen, um besser erkennen zu können, wessen Gestalt dort vorhatte, aus dem Gestrüpp zu kommen.   Zu seiner Verwunderung, blickte er wenig später in zwei grasgrüne Augen – die ihn ebenso überrascht ansahen. Allerdings wich jenem Blick rasch die Erleichterung. „Hier steckt ihr, ein Glück.“, lächelte der Mann. Kano musterte ihn misstrauisch. „Wer bist du und warum sprichst du so vertraut mit mir?“ Der Angesprochene blinzelte „Oh, verzeih. Ich bin Shinkô Ren, ein alter Freund deines Ziehvaters. Ich bin mit meiner Familie und zwei Freunden gerade aus Castelia eingetroffen.“ Kano wusste ja nicht recht. Irgendwie wirkte dieser Mann seltsam auf ihn. Andererseits vertrieb seine bloße Anwesenheit diesen Red. Warum?   „Schön, und was willst du jetzt von mir?“, seufzte Kano und rappelte sich wieder auf. Vor diesem Ren würde er jetzt sicher keine Schwäche zeigen. So weit kam es noch. Immerhin war es schon schlimm genug, dass er ohne nachzudenken losrannte, um Akemi zu retten. Welche im übrigen immer noch seelenruhig auf seinen Armen schlummerte. Er richtete seine eisblauen Augen auf ihr schlafendes Gesicht. Mit jenem schmiegte sie sich etwas an seine Brust und lächelte. Sofort wandte Kano seinen Blick wieder von ihr ab und starrte zur Seite – konnte aber eine leichte Verlegenheit nicht verbergen. Er knurrte innerlich. Warum brachte dieses Mädchen sein Herz dazu, höher zu schlagen?   Ren beobachtete den Jüngeren lächelnd – wenn dieses auch ein wenig traurig wirkte. Fast wären sie zu spät gekommen. Nur, weil er nicht zu Hause war und den Brief frühzeitig erhielt. Es war allein Hakais Intuition zu verdanken, dass sie nun hier waren. Sein Sohn schickte ihnen den Brief nämlich zu den Ikimasu. In jenem schrieb Hikage, was in den letzten Jahrzehnten bei ihm passierte. Allerdings auch, dass er seit einigen Wochen das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.   Das Lächeln auf Rens Lippen wurde verzweifelt. Allmählich fühlte er sich wirklich schlecht, nicht nach überlebenden Freunden gesucht zu haben. Warum war er nur davon ausgegangen, dass alle gestorben waren? Ohne das er es bemerkt hatte, sorgten seine verstorbenen Freunde damals dafür, dass die die ihnen wichtig waren, beschützt wurden. Doch das warf eine neue Frage auf…. Wer von seinen alten Freunden, lebte ebenfalls noch? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)