Sunpō no Gādian von Jayle (a distant Dream) ================================================================================ 07. Kapitel ----------- „Bist du sicher, dass du das willst?“ „Ja. Ich habe mich entschieden. Es ist an der Zeit. Außerdem gibt es ja jetzt eine Landkarte. Da werde ich meinen Weg finden.“ „Gut, wenn es dein Wille ist, werden dein Vater und ich dich nicht aufhalten.“   Ein fünfzehnjähriges Mädchen richtete ihre azurblauen Augen auf die ihrer Mutter. Jene erwiderte den Blick und begann sanft zu lächeln, wobei ihre Augenbrauen sich verzweifelt zusammen zogen. Die Ältere ging auf ihre Tochter zu und strich ihr liebevoll über ihre Haare – welche im Ansatz hellblau anfingen und zum ende Ende hin dunkelblau wurden. Anschließend schloss sie sie herzlich in ihre Arme. „Pass gut auf dich auf. Vergiss niemals, dass wir dich lieben.“   Das Azurblau des Mädchens begann glasig zu werden. Schnell kniff sie ihre Augen zusammen und drückte ihre Mutter etwas von sich, um zu ihr aufsehen zu können. „Natürlich weis ich das. Ihr seid schließlich meine Familie. Passt mir einfach ja gut auf meinen kleinen Bruder auf...“, schielte sie trotzig und verlegen zur Seite. Ihre Mutter lachte etwas „Mach dir da mal keine Sorgen. Euer Vater liebt euch so sehr…. Ein Wunder, dass er dich überhaupt ziehen lässt.“   „Natürlich tue ich das! Immerhin ist es wichtig, dass sie zu den Anderen kommt. Ich glaube eher, dass es dir schwer fällt sie gehen zu lassen~.“, stand plötzlich der Kopf der Familie neben ihnen und brachte sie ordentlich zum zusammen zucken. Seine Frau schielte verärgert zu ihm auf „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du das nicht machen sollst!? Irgendwann sterbe ich noch an einem Herzinfarkt….“ Der Angesprochene hob belustigt eine Augenbraue und beugte sich zu der Jüngeren herunter, da sie über einen Kopf kleiner war als er. „Eh nicht~. So schnell stirbst du nicht.“ Bei dem Rest seines Satzes, schwang ein merkwürdiger Unterton mit.   Das Mädchen betrachtete ihre Eltern stumm. Sie wusste, woher der Unterton kam….. Das Gesicht ihres Vaters, wurde von einer großen Narbe – von seiner rechten Schläfe, über seine Wange hinweg, bis knapp zum Kinn – geprägt. Auch an seinen Armen, Beinen und am Rücken befanden sich hier und da ein paar kleinere, sowie größere Narben. Der Rücken ihrer Mutter wurde komplett von einer großen, X – förmigen Narbe entstellt. Diese zog sie sich zu, als sie ihren Vater beschützte…. Ihre Eltern waren damals bei dem verehrenden Kampf dabei. Wurden aber gegen Ende auf die Erde geschickt, weshalb für sie seitdem keine fünfundvierzig, sondern zwanzig Jahre vergingen. Trotz dessen entschieden sie sich, wieder in diese Dimension zurück zu kehren. Obwohl ihre Familien von der Erde stammten.   Wer sie fort schickte, wussten sie nicht. Ahnten es aber. Bis zum heutigen Tag verschwieg das Mädchen ihren Eltern die Wahrheit, die sie selbst kannte. Sie – die Traumwächterin. Niemals hätte sie erwartet, bei ihnen wiedergeboren zu werden. Dankte Gott – oder wem auch immer – aber von Herzen dafür. Als ihre Erinnerungen mit neun Jahren wiederkamen, wurde sie ständig von Alpträumen heimgesucht, wodurch sie kaum noch schlief. Ihre Mutter erklärte ihr, dass diese Erinnerungen ein wichtiger Teil von ihr waren. Ihr wahres Ich. Ihre Seele. Zu Anfang verstand sie all das nicht, aber dies änderte sich nach einer Weile. Die Träume und Erinnerungen wurden klarer. Und sie erkannte, wer ihre Eltern wirklich waren…   Jedoch änderte es nichts an ihrer Ansicht und ihren Gefühlen ihnen gegenüber. Trotz allem, waren diese beiden Menschen in diesem Leben ihre Eltern. Die sie ihr Leben lang behüteten und beschützten. Ein trauriges und doch glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie war dem Bruder ihres Vaters…..ihrem verstorbenen Onkel dankbar, dass er ihre Eltern auf die Erde schickte, bevor er starb. Kazé Katsuro. Der ehemalige Raumwächter. Einer ihrer vielen verstorbenen Freunde.   „Onee – Chan? Warum guckst du denn so traurig?“ Das Mädchen blinzelte und blickte zu ihrem kleinen Bruder herunter. Er war neun Jahre alt und seine blonden Haare standen, wieder einmal, zerzaust in alle Himmelsrichtungen – als wäre er gerade erst aufgestanden. Seine großen, smaragdgrünen Augen betrachteten sie neugierig und besorgt zugleich. Ihre Lippen wurden von einem leichten Lächeln umspielt. Er hatte zwar öfter mal Flausen im Kopf, war ansonsten aber ein total liebes Kind. Außer, er bekam halt seine komischen fünf Minuten. In ihrem vorigen Leben hatte sie keine Geschwister und verlor früh erst Mutter und später Vater. Daher wusste sie erst nicht, wie sie sich ihrem kleinen Bruder gegenüber verhalten sollte. Dieser Gedanke erlosch allerdings schnell und sie begann ihn unendlich zu lieben. Ihr kleiner, naiver, liebenswerter Bruder.   Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf und beschloss ihm endlich zu antworten. „Keine Sorge, alles gut, Taro. Aber ich muss bald weg – auf eine lange Reise, weist du? Und da kam mir der Gedanke, wie sehr ich dich vermissen werde.“ „Was? Du gehst weg? Wohin denn? Kann ich mitkommen? Und wie lange?“, durchlöcherte Taro sie mit seinen Fragen und schien wenig begeistert darüber zu sein, dass sie gehen wollte. Es brach ihr fast das Herz, ihn so sehen zu müssen. Sie schluckte schwer. „Ich kann dich leider nicht mitnehmen. Ich muss jemanden finden. Das ist sehr wichtig. Deswegen weis ich auch nicht, wie lange ich weg sein werde. Aber ich schreibe dir auf jeden Fall, versprochen!“   Taro beäugte sie traurig, lächelte aber letztlich breit. „Gut! Wehe wenn nicht! Dann komme ich dich mit Papa suchen und du weist ja – wir sind total schnell!“ Das Mädchen schmunzelte. Sollte das eine Art Drohung sein? „In Ordnung. Ich werde jede Woche schreiben.“ „Okay, Fingerschwur!“, streckte Taro seiner Schwester seinen kleinen Finger entgegen. Jene harkte ihren daraufhin bei seinem ein. „Ja, Fingerschwur drauf.“   Ihre Eltern beschmunzelten diese Szene. Taro schaffte es immer wieder, seine große Schwester um den Finger zu wickeln. Das Schmunzeln des Mannes schwand, als er den bedrückten Blick seiner Frau bemerkte. Er betrachtete sie einen Moment und seufzte lächelnd. „Um was machst du dir jetzt größere Sorgen? Dass unserer Tochter etwas passieren könnte, oder das sie erfolglos bleibt?“ Die Angesprochene schielte ertappt zu ihm auf „Hör auf, aus meinem Gesicht zu lesen. Das ist unfair.“ „Gar nicht. Ich kann nichts dafür, dass du wie ein offenes Buch bist. Deine Schwester war damals doch genauso. Obwohl...wenn sie wirklich wollte, konnte sie ihre Gedanken verbergen, was Akaya immer böse aufgestoßen ist~.“, schmunzelte der Mann nostalgisch. „Aber du konntest das noch nie.“   „Bist du fertig?“, murrte die Siebenunddreißigjährige und verschränkte ihre Arme trotzig vor ihrer Brust. Ihr Mann lächelte amüsiert, zog sie anhand ihrer Taille zu sich und gab ihr einen liebevollen Kuss aufs Haar. „Sie wird es schaffen, heil ankommen und sie finden. Unsere Tochter hat sich schon in ihrem vorigen Leben nichts gefallen lassen. Aber nun besitzt sie noch deinen Dickschädel, sowie rebellische Ader. Sie wird ihrem Bruder jede Woche schreiben – und uns vermutlich auch. Also schau nicht so komisch drein und lächle wieder. Das steht dir viel besser~.“ Die Jüngere bekam einen leichten Rotschimmer und seufzte verlegen. „…..Ich hasse dich. Warum bist du nur immer so ein riesiger Optimist?“ Der Ältere grinste zufrieden. „Einer von uns muss doch positiv denken. Wer weis, wo wir sonst heute stünden?“ Seine Frau betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. Sie wusste, was er meinte….   Naoki war der wohl geduldigste, freundlichste, hilfsbereiteste, einfühlsamste und liebevollste Mensch, den sie kannte. Wenn er auch genauso nervig sein konnte…. Nachdem sie damals so viel verloren und zurück in diese Dimension kamen, war er es, der niemals den Kopf hängen ließ. Obwohl sie ihn immer und immer wieder von sich stieß. Sie gab ihm die Schuld daran, dass sie ihrer großen Schwester damals nicht helfen konnte. Über ein halbes Jahr musste er sich von ihr beleidigen, verurteilen und sogar teils schlagen lassen. Er hätte ihren Schlägen locker ausweichen können, tat es aber nicht.   Irgendwann machte es sie so fertig, dass er sich nie wehrte und alles hinnahm, dass sie weinend in seinen Armen zusammen brach. Nun wusste sie, dass er damals schon wusste, dass sie einfach mit ihrer Trauer nicht zurecht kam. Er ließ all das zu, weil es scheinbar zu ihrer Trauerbewältigung gehörte. Es frustrierte sie, aber dieser Kerl kannte sie scheinbar schon immer besser, wie sie sich selbst. Allerdings klebte er ihr seit damals – als sie sich im Wächterschloss das erste Mal über den Weg liefen – wie eine Fliege am Hintern. Dadurch wurde es für sie irgendwann selbstverständlich, dass er da war.   Dieser Gedanke wurde an dem Tag erschüttert, wo das verheerende Unglück drohte, sie alle zu töten. Nie zuvor fürchtete sie so sehr einen Menschen zu verlieren – außer ihrer großen Schwester – wie zu dieser Zeit. Es dauerte lange, bis sie sich das eingestand. Genauso lange musste Naoki all das über sich ergehen lassen. Und trotz dieser Ablehnung, blieb er bei ihr. Wo jeder Andere schon längst gegangen wäre – verständlicherweise. Ohne sein unerschütterliches Durchhaltevermögen, würde es ihre Kinder vermutlich nicht geben. Wer weis, wo die Seele ihrer Tochter dann gelandet wäre? Ein Gedanke, den sie lieber ganz schnell verdrängen wollte.   Sie war Naoki so dankbar, dass sie es ihm nie wieder zurück geben konnte. Dafür, dass er so war, wie er war. Dass er sie nicht aufgab. Dass er sie liebte, wie sie war. Dass er ihr ihre Kinder schenkte. Dass er zu ihrer Familie geworden war.   „Mama hängt schon wieder ihren Gedanken nach. Papa, mach mal was.“, hob das Mädchen eine Augenbraue. Bei diesem Blick gab es nur eines, an das ihre Mutter dachte. Ihren Vater. Definitiv. Ein Schmunzeln zierte ihre Lippen, als ihr Vater ihre Mutter etwas kitzelte und diese sich vergeblich versuchte zu wehren.   Etwas griff nach dem Oberteil des Mädchens, weshalb sie in dessen Richtung blickte. Ihr Bruder sah zu ihren Elten. „Sag, Onee – Chan, sind unsere Eltern merkwürdig? Die Eltern der anderen Kinder hier sind immer so…..ernst.“ Sie musterte ihn und folgte letztlich seinem Blick, mit dem ihren. „Nein. Sie sind genau richtig. Eltern haben zwar die Verantwortung für ihre Kinder, sollten aber trotzdem noch sie selbst bleiben dürfen.“, nach diesen Worten, lächelte sie ihrem Bruder entgegen. „Außerdem sind die Menschen in diesem Städtchen im allgemeinen komisch. Deswegen sind wir ja hergezogen. Mama und Papa wollen dem auf den Grund gehen.“   Taros smaragdgrüne Augen begannen zu glänzen. „Wie cool~. Dann werde ich ihnen helfen, so gut ich kann!“ „Ja, das wirst du sicher.“   ….   Akaya lag seitlich auf dem Wohnzimmerboden der Ikimasu, während er durch die offene Glasschiebetür nach draußen starrte und vor sich hin grummelte.   Nicht, dass seine Laune eh schon im Keller war, weil sie inzwischen eine Woche bei den Ikimasu herum hingen. Nein. Da wurde vor einigen Tagen die Landkarte der dreizehnten Dimension veröffentlicht und er musste feststellen, dass sie ihr Städtchen Silva genannt hatten! Angeblich, weil der Gründer des Städtchens das so wollte…. Wer gab dem bitte das Recht, sich so einen Namen auszudenken? Wie klang das bitte, wenn er mal jemandem sagen müsse, er käme aus Silva?   Hätte er geahnt, dass der Gründer sich einen solchen Namen ausdenken würde, hätte er ihn vorher unter die Erde gebracht! Aber es war nicht mehr zu ändern. Mit der Veröffentlichung der Karte, wurden die Namen offiziell. Er musste sich wohl oder übel damit abfinden....   Auch die Stadt, in der sie sich gerade befanden, erhielt ihren Namen. Castelia. Hideki schlug den Namen wohl vor, weil die Ruinen des Wächterschlosses einen großen Teil der Stadt ausmachten. Akaya seufzte. Dieser Städtename war wenigstens annehmbar….. Er ließ sich zur Seite, auf den Rücken fallen und starrte mit seinen blutroten Augen zur Zimmerdecke hoch. Von dieser baumelte ein weinroter Lampion, der zur Hälfte geöffnet war.   Er musste zugeben das er, trotz des Ärgers wegen dem Namen seiner Heimat, überrascht war, wie groß diese Dimension doch war. Ein bisschen Neugierde schwang wohl auch mit. Wie es wohl in den anderen Städten aussah? Oder das Meer? Wer hätte gedacht, dass der breite Fluss – in der Nähe seiner Heimat – in Wirklichkeit gar keiner war und ins Meer mündete. Wie lange dauerte es wohl, diese Landkarte zu erstellen? Sicher viele Jahre. Immerhin mussten diese Leute all das bereisen, notieren und vermessen.   Akaya blinzelte, als er auf einmal in zwei smaragdgrüne Augen blickte. Moe stand neben ihm und beugte sich etwas vor, um ihn genau ansehen zu können. Ihre Haare hatte sie zu einem großen, lockeren Dutt gebunden, aus dem ein paar wellige Haarspitzen hingen.   „Was machst du da?“, wollte sie wissen. Er hob belustigt eine Augenbraue „Sieht man das nicht? Ich starre eure Wohnzimmerdecke an.“ Für diese Worte, schenkte ihm die Jüngere ein leichtes lachen. „Wirklich, sehr spannende Beschäftigung.“ Akaya setzte sich mit einem Schwung auf, weshalb Moe etwas zurückweichen musste, damit ihre Köpfe nicht zusammen stießen. „Was soll ich auch sonst machen? Mein Vater ist mit deinem unterwegs – mal wieder. Was treiben die nur die letzten Tage?… Auch egal. Unsere Mütter sind ja keinen Deut besser.“   „Schmollst du etwa?“, gab Moe amüsiert von sich. Der Angesprochene betrachtete sie verdutzt, da sie plötzlich neben ihm hockte. Warum lächelte sie ihn in letzter Zeit andauernd an? Seit dem Tag ihrer Ankunft in dieser Stadt, als sie sich um seine verletzte Wange kümmerte, veränderte sie ihr Verhalten ihm gegenüber. Sie gerieten zwar immer noch häufig aneinander, aber irgendwie war es anders, als zuvor… Vielleicht bildete er sich das ja auch nur ein. Aber könnte sein Herz dann bitte aufhören, mit erhöhtem Klopfen, auf ihr Lächeln zu reagieren? Immerhin war sie nur irgendeine junge Frau, welche zufällig eine Wächterin war, die er ohne Handschuhe berühren konnte und deren Eltern, die seinen kannten. Nichts besonderes also. ….Doch aus welchem Grund suchte er dann andauernd – unbewusst! – nach ihren strahlenden, smaragdgrünen Augen? Es war wie verhext! Kaum tauchte sie auf, interessierte er sich plötzlich wesentlich mehr als sonst, für das andere Geschlecht? Als hätte seine Pubertät beschlossen, dieses kleine Detail, auf später zu verschieben. Nämlich ausgerechnet jetzt!   Am liebsten würde er sich die Haare raufen. Aber dann müsste er sich eingestehen, dass sie anfing ihn kirre zu machen. Diesen Gefallen würde er weder seinem Herzen – und ganz bestimmt ihr nicht tun! Er lenkte seine Augen zur Seite. Ihm gefiel all das gar nicht. Er musste dringend die Kontrolle über all das wieder zurück erlangen.   Akaya rappelte sich wortlos auf. Moe sah verwundert zu ihm hoch. „Was hast du vor?“ „Ich werde mir jetzt die Ruinen dieses Wächterschlosses ansehen gehen. Wir kommen doch dichter daran, wie die Anderen, oder nicht?“, meinte der Ältere. Die Jüngere richtete sich gleichermaßen auf und nickte „Ja, aber das können wir nur machen, wenn niemand dort ist. Sonst könnten unangenehme Fragen auf uns zukommen.“ Akaya hob fraglich eine Augenbraue, ehe er sich grinsend zu ihr vorbeugte „Wer hat denn von uns gesprochen~?“ „Ich! Sollte jemand kommen, weis ich, wo man sich am besten versteckt.“, entgegnete Moe verärgert, konnte einen leichten Rotschimmer aber nicht verbergen.   „Wie du willst, aber geh mir währenddessen nicht auf die Nerven~.“, schmunzelte der Todeswächter amüsiert. Sekunden später bemerkte er den bedrückten Ausdruck der Jüngeren, was ihn nachdenklich stimmte. Was war plötzlich los? Sollte er nachfragen oder es lieber lassen? Aber würde das nicht sein Interesse an ihr und ihrem Wohlbefinden äußern? Er murrte leise. Frauen waren echt total kompliziert! Kein Wunder, dass er so lange kein Interesse an ihnen hatte. Er mochte komplizierte Dinge nur, wenn sie von ihm stammten!   Andererseits….hatte all das überhaupt etwas damit zu tun, dass er sie – aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer – nicht traurig sehen konnte? Sie nicht so sehen wollte? Er seufzte innerlich. Vielleicht war doch eher er derjenige, der kompliziert war?   „Wenn du nicht gleich kommst, gehe ich ohne dich.“, lugte Moe, durch die offene Schiebetür des Zimmers, in den Raum. Sie fand, dass Akaya sich in den letzten Tagen immer merkwürdiger benahm. Sie kannten sich zwar erst etwas mehr wie eine Woche und dennoch….schien er oft in Gedanken zu sein. Akaya grinste „Du möchtest also das ich komme? Ich wusste gar nicht, dass du zu dieser Sorte Frauen gehörst~.“ Moe stieg schlagartig die Hitze zu Kopf, weshalb dieser einer überreifen Tomate glich. Sie ballte eine Faust und musste wirklich an sich halten, nicht auf diesen Idioten loszugehen. Ihre Scham stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, aber diesen Sieg wollte sie dem Älteren nicht überlassen. Sie sah verärgert und knallrot zu ihm „Du weist genau, wie ich das meine. Wenn nicht, solltest du dir mal eher Gedanken um dich selbst machen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen, perverser Idiot!“ Mit diesen Worten, verschwand sie aus Akayas Blickfeld.   Der junge Mann betrachtete zufrieden schmunzelnd die leere, offene Tür. Moes Gesicht war für ihn von Anfang an ein offenes Buch. Er besaß zwar die starke Beobachtungs- und Auffassungsgabe seines Vaters, aber diese waren für die Jüngere gar nicht von nöten.   ….   Bei den Ruinen angekommen, versicherten die jungen Wächter sich erst einmal davon, dass sie unbeobachtet waren. Nachdem sie die Luft für rein befanden, betraten sie das Gelände.   Vieles lag in Trümmern. An einigen Stellen konnte man erahnen, wie es zuvor ausgesehen haben könnte und manche Räume waren sogar noch teils erkennbar.   Akaya ließ seinen Blick schweifen. Es war ein riesiges Gelände und dementsprechend viel zu erkunden. Seine neugierige Ader freute sich schon darauf. Seine mentale hingegen, fühlte sich komischerweise bedrückt. Seit sie das Gelände betraten, überkam ihn eine merkwürdige Trauer. Das Gefühl, etwas wichtiges nicht beschützt haben zu können. Warum kam ihm bei diesem Gedanken, ausgerechnet Moes Gesicht in Erinnerung?   Apropos, wo war sie schon wieder hin? Wollte sie ihm jetzt auch noch seinen Ruf streitig machen, plötzlich zu verschwinden und wieder aufzutauchen? Sein Vater war der Einzige, der das besser konnte, als er. Nach wenigen Minuten, fand er sie ein paar Meter weiter, hinter einer halb zerfallenen Mauer. Sie kniete mit einem Bein auf dem Boden und strich sachte über etwas auf diesem.   Akaya stoppte neben ihr und beobachtete sie. Vor ihr lag der Teil eines abgesprungenen Wandstücks, welches von einem handgroßen Loch geziert wurde. Er schluckte schwer und legte unbewusst eine Hand an seine Brust. Irgendwie begann es an dieser Stelle komisch zu ziehen... Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Moe, während sie anfing zu sprechen. „Ich weis nicht weshalb, aber jedes Mal, wenn ich diesen Wandteil sehe, überkommt mich die pure Angst, gepaart mit starker Trauer. Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, warum das wohl so sein mag, aber bisher keine Antwort gefunden. Meine Eltern konnten es mir auch nicht sagen. Allerdings vermute ich eher, dass sie es nicht wollten. Schließlich habe ich den Schock und Trauer in den Augen meiner Mutter gesehen, als ich sie danach fragte. Mein Vater hingegen meinte nur, dass an dieser Stelle einer ihrer engen Freunde schwer verletzt wurde.“ „Wurde er an der Brust verwundet?“, unterbrach Akaya Moe, welche nun zu ihm aufsah und verwirrt nickte. „Ja, woher weist du das? Seine Brust soll an dieser Stelle durchbohrt worden sein, an dem Tag, des verheerenden Unglücks.“   Der junge Mann betrachtete das Loch in der Wand. Was hatte das zu bedeuten? „Keine Ahnung, war nur so ein Gefühl~.“, grinste er der Jüngeren entgegen, welche daraufhin lächelte. „Achso. Dann löst dieser Ort also nicht nur bei mir komische Gefühle aus. Gut zu wissen.“, Moe erhob und streckte sich etwas. „Dann lass uns mal weiter gehen.“, wollte sie motiviert zur Tat schreiten, kam aber nicht weit, da Akaya sie plötzlich wieder hinter die Wand zog und an sich drückte, während er mit ihr zusammen, an der kaputten Mauer herunter glitt.   Moe lugte fragend von seiner Brust, zu ihm auf und bemerkte erst da seinen starren Blick, über seine Schulter, an der Kante der Mauer vorbei. Sie wollte etwas sagen, jedoch ermahnte er sie flüsternd, dies nicht zu tun. Also beschloss sie, dem folge zu leisten. Auch wenn sie sich wirklich äußerst nahe waren. Zu nahe…. Sie hatte Angst, dass er ihr stark pochendes Herz bemerkte. Könnte es nicht einfach aufhören zu schlagen? Also….nicht komplett. Weniger würde auch ausreichen…   Seine linke Hand, welche auf ihrem Rücken – in Taillen Höhe – lag, drückte stärker gegen diesen. Seine Rechte, die halb auf ihrem Hinterkopf und Nacken ruhte, tat es der Ersten gleich. Zudem verengte er seine Augen und sein Körper spannte sich deutlich an. Allmählich begann sie, sich sorgen zu machen. Was war denn nur plötzlich los? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)