Sunpō no Gādian von Jayle (a distant Dream) ================================================================================ Prolog: Prolog { Buch 01 } -------------------------- Rauch. Zerstörung. Tot.   Das Bild, was sich vor seinen Augen erstreckte, könnte nicht schlimmer sein. Er selbst war übersät von Verletzungen. Sein Oberkörper wurde von einer riesigen, tiefen Schnittwunde geziert, welche immer noch stark blutete. Sie reichte von seinem linken Schlüsselbein – zu seinem rechten Hüftknochen.   Seine Augen waren leer auf die Verwüstung gerichtet, welche er von einem Abhang aus sah. Er hatte es zugelassen. Nicht verhindern können. Wie war es nur soweit gekommen? Warum war er wieder der Letzte?   Er verkrampfte seine Glieder. Sowohl wegen der Äußeren, wie auch seiner inneren Verletzungen. Allerdings würden seine körperlichen Wunden heilen…. Seine seelischen hingegen….   Ein verzweifelter Ton glitt über seine Lippen. Er sank auf seine Knie zusammen. Seine rechte, blutverschmierte Hand, presste er gegen sein halbes Gesicht. Tränen rannen unerbittlich über seine Wangen. Schmerz. Verzweiflung. Trauer.   Er kämpfte so viele Jahre….Jahrhunderte dafür, dass dies nicht geschah. Vergebens.   Die Dimensionen lagen in Trümmern. Die Wächter starben, um die Unschuldigen zu beschützen. Die Vier unter ihnen, gaben alles was sie hatten, um die Erde zu beschützen.   Er stieß einen schmerzvollen, verkrampften Schrei von sich. Dieser endete in einem tiefen Schluchzen, wobei er seine Hand stärker gegen sein Gesicht drückte. Die Andere umschloss fest eine kaputte Silberkette, an welcher ein silberner Rosenkranz hing, in dessen Kreuzmitte sich eine rote Rose befand. Auch dieser Anhänger war blutverschmiert.   Der junge Mann sackte nach vorne zusammen und stützte sich auf seinem Unterarm ab. Sein Gesicht zum Boden gerichtet. Die Tränen liefen weiterhin unerbittlich von seinen Wangen und sanken dem erdigen Boden entgegen.   Wieder war er der Einzige, der zurück blieb. Würde es ewig sein Schicksal bleiben, allein zurück gelassen zu werden? Er verlor zum zweiten Mal einen wichtigen Menschen in seinem Leben. Ließ zu, dass er sich opferte. Das erste Mal war es seine große Liebe. Und nun ihr gemeinsames Kind.   Er krallte seine freie Hand in den erdigen Boden, während die Zweite die Silberkette stärker umfasste. Er war am Ende. Konnte nicht mehr. Wie viel Leid konnte ein Mensch ertragen, ehe er an den seelischen Wunden endgültig zerbrach?   Diese Frage schwirrte lange in seinem Kopf herum, ehe dieser leer wurde….. Irgendwann setzte er sich auf und betrachtete die Ruinen vor seinen Augen. Wie lange war er in seinen Gedanken gewesen? Vielleicht ein paar Jahre? Es sah beinahe so aus…. Scheinbar hatte er sich in einer Art Trance befunden, ohne es zu merken.   Er blickte an sich herunter und sah die vernarbte Wunde. Das angetrocknete Blut. Die Mangelernährung an seinem Körper. Dennoch war es ihm nicht vergönnt, zu sterben.   Er hob die Hand mit der Kette und betrachtete jene. Seine Augen schimmerten verzweifelt. „Wenn die Dimensionen den Bach herunter gehen, muss der Glaubenswächter doch da sein, damit der Glaube nicht verloren geht. Immerhin stirbt dieser zuletzt, nicht wahr?“, wiederholte er heißer die vorletzten Worte seines Sohnes. „Und das nächste mal lässt du meine Mutter bitte nicht mit mir weglaufen, Paps.“ Und seine letzten Worte.   Der junge Mann verzog seine Mundwinkel bitter nach oben. Er wusste nur zu gut, dass sein Sohn diese Worte sagte, um zu verhindern, dass er ihn aufhielt. Keiner von ihnen wusste, was nach dem verheerenden Angriff ihres Feindes, mit den Seelen der Wächter passierte. Ob es überhaupt jemals ein Wiedersehen gab, war also ungewiss.   Erneut richtete er seine trüben Augen, auf die Ruinen, am Grund des Abhangs. Vielleicht sollte er einfach noch ein paar Jahrzehnte dort verharren? Eventuell baute sich ja alles wieder von allein auf? …..Vielleicht brauchten die Dimensionen ihre Wächter ja nicht mehr. Und die Menschen, sowie Wesen, schafften all das aus eigener Kraft.   Ein schwaches Schmunzeln zierte seine trockenen Lippen. Für diese Gedanken würde er von gewissen Personen eindeutig Tadel bekommen. Sein Blick wich einem nachdenklichen. Er war sich nicht sicher, ob er noch in der Lage wäre, zu glauben. Er befürchtete, nun vollkommen gebrochen zu sein. Sein Körper war erfüllt von tiefem Schmerz und Trauer.   Sämtliche Lichtblicke in seinem Leben waren verschwunden. Ausgelöscht von Ihm. Er hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Wofür auch? Alles für das es sich gelohnt hätte, war ausgelöscht. Tot oder Zerstört.   Diese Gedanken machten ihm Angst. So kannte er sich nicht. Er war sich selbst fremd geworden. Ließ sich von seinen negativen Gefühlen vereinnahmen.   „Hallo Ren.“ Er riss sofort seine Augen auf, als er diese Stimme hörte. Das konnte nicht sein. Bildete er sich nun schon, vor lauter Einsamkeit, Stimmen ein? Er zögerte, spürte aber wenig später, die Anwesenheit einer Person hinter seinem Rücken. Er drehte sich schlagartig zu der Person um und weitete seine Augen erneut, als er in zwei besorgte, rote Augen blickte. Die ihm aber trotz dessen, eine lang vermisste Wärme entgegen brachten.   Als er eine Berührung an seiner Wange spürte, zuckte er etwas zusammen. Warm. Er bildete es sich also vielleicht doch nicht ein. Sie war vermutlich da. Er wollte etwas sagen, brachte es aber nicht über die Lippen.   Sein Gegenüber kniete sich neben ihn, wonach sich ihre Augen trafen und er somit bemerkte, wie die Ihren anfingen glasig zu werden. Dennoch lächelte sie ihn an. Ein Lächeln, dass er viele Jahrhunderte nicht mehr sah.   „Du siehst schrecklich aus, Ren. Hast du wirklich all die Jahre hier gesessen?“, wollte die junge Frau wissen, deren Worte letztlich immer leiser wurden. Sie erblickte die kaputte Kette in seiner Hand.   Behutsam legte sie ihre Hand, an seine, nahm die Kette an sich und betrachtete sie schweigend. An manchen Stellen war noch angetrocknetes Blut zu sehen. Sie umklammerte das Schmuckstück fest und drückte es betroffen an sich. „Es tut mir so leid, Ren.“   Der Angesprochene erwiderte den reuevollen Blick der jungen Frau. Er verstand nicht ganz, weshalb sie sich die Schuld gab. Sie konnte nichts dafür. Obwohl er sich, zugegeben, nicht sicher war, wofür genau sie sich eigentlich entschuldigte. Aber wieder brachte er nichts über die Lippen.   Die Jüngere lächelte bitter. Ihr wurde schmerzhaft bewusst, dass Ren all das nicht wirklich realisierte. Sie hatte einen gebrochenen Mann vor sich. Vermutlich vertraute er seinen eigenen Sinnen nicht mehr. Kein Wunder, er hatte über zwanzig Jahre dort verbracht.   „Nanu, wo kommt ihr Beiden denn her? Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt warten?“, klang die junge Frau ein wenig tadelnd, während sie zurück blickte. Ren folgte ihrem Blick fragend, mit dem Seinen. Erneut weiteten sich seine Augen, bei dem, was er sah.   Ein kleiner, schwarz weißer Fuchs, sprang auf die Schulter der jungen Frau und schmiegte sich fröhlich an sie. Das Tier wirkte fast noch wie ein Junges. Kurz darauf bemerkte er einen Wolfswelpen, dessen Fell grau schimmerte und der sich zurückhaltend an die Hüfte der Jüngeren drückte. Jene streichelte die Beiden liebevoll und richtete ihre Augen wieder auf Ren. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen.   „Darf ich dir Shiro und Kaede vorstellen?“ Ren stand sein Schock ins Gesicht geschrieben, als er diese Worte hörte. Allmählich fragte er sich, ob er nun vollkommen den Verstand verloren hatte.   Dies erkannte die junge Frau, weshalb sie liebevoll nach seiner Hand griff, die Kette zurück in seine Handfläche legte und jene schloss. Anschließend richtete sie ihre roten Augen, direkt auf seine Grünen.   „Die wirst du Akaya zurück geben, Ren. Ich werde nicht zulassen, dass du zugrunde gehst. Zu einer lebenden Hülle wirst. Wir werden die Dimensionen wieder zu dem machen, was sie einst waren.“, gab sie entschlossen von sich, wobei ihre Lippen weiterhin von einem Lächeln geziert wurden. „Aber zuvor werde ich dich wieder zu dem machen, der du warst. So lange werde ich für dich den Glauben nicht aufgeben. Auch, wenn wir wieder bei Null anfangen müssen und die Menschen uns Wächter verabscheuen….“   Ren betrachtete sie fragend. „Verabscheuen?“ Das erste und einzige Wort, dass er über die Lippen brachte. Die Jüngere nickte bitter „Ja. Seit dem, was passiert ist. Aber ich erkläre es dir später.“ Sie stand auf, klopfte ihren Yukata ab und reichte ihm schließlich die Hand. Ihre Lippen, von einem warmen Lächeln umspielt.   „Lass uns gehen, Ren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)