Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 17: (Ein) Geständnisse ------------------------------ Gut gelaunt begaben sich die die beiden neu verbundenen in den Salon und verwandelten kurzerhand Sessel und Couch in eine große Sitzlandschaft. Große und kleine Kissen schmückten den Raum und wenig erinnerte an den so vornehmen, edlen Raum. Eine Hauselfe kam diensteifrig der Bitte nach Snacks und Trinken nach und so genossen die Jungs einfach die Zeit miteinander.    “Sag mal, waren Lucius und Severus schon immer solche Zicken? Ernsthaft jetzt, ich kam mir vorhin vor wie im Kindergarten. Als hätten sie sich gegenseitig in die Förmchen gepinkelt. Lachhaft, wenn man bedenkt wie lange sie sich schon kennen und dass sie keine fünfzehn mehr sind.” Neugierig blickte Harry von seinem Blutkeks auf. “Ja … ich glaube schon. Wenn sie nur unter sich sind, ist das normal. Ich weiß nicht, ob sie jemals richtig miteinander gesprochen haben was sie aneinander stört. Es ist einfach nicht ‘reinblütig’ und ‘slytherinhaft’. Ich habe auf jeden Fall noch nie einen richtigen Streit mitbekommen, nur dieses unterschwellig anklagende.” Schulterzuckend ließ sich Draco mit einem Stück Waffel nach hinten fallen.”Vielleicht macht das ja ihre jahrelange Freundschaft aus.” “So wie unsere durch Wettkampf geprägt ist?”, erkundigte der Schwarzhaarige sich und fläzte sich ebenfalls tiefer in die zahlreichen weichen Kissen. Daran konnte er sich wirklich gewöhnen. “Verdammt, warum haben wir sowas nicht in Hogwarts?” “Zu deiner ersten Frage: Ja. Und zu deiner zweiten Frage: Weil es noch keiner versucht hat?” “Wäre doch mal Zeit, meinst du nicht?", erkundigte sich Harry verschwörerisch und mit einem vielsagenden Grinsen. Gehässig lachend nickte Malfoy. “Den Blick der Rektorin will ich sehen. Aber Moment, heißt dass du kommst jetzt wirklich mal zurück nach Hogwarts und trittst den Idioten in den Allerwertesten?” “Nicht ich, sondern WIR treten ihnen in den Hintern. Also ja, ich komme zurück. Vielleicht zieh ich einfach spontan bei den Schlangen ein”, gab Harry gut gelaunt zurück und meinte es auch so. Wieder ein spontaner Einfall, der vielleicht wirklich nicht schlecht war. “Oooooh, das wird ein Spaß werden!”, giggelte Draco mit vorfreudig blitzenden Augen und klatschte sogar wie ein Kind in die Hände. “Was wird ein Spaß werden?”, kam es skeptisch von niemand anderem als Severus, welcher gerade mit empor gezogener Augenbraue in den Raum trat. Neben ihm Lucius, welcher jedoch mehr Augen für den deutlich veränderten Raum hatte. “Och, nur dass ich nach Hogwarts zurück gehe. Darüber freut sich unser Dray Dray wie ein Kind.” Ein Kissen landete in seinem Gesicht. “Noch einmal diese Verunglimpfung meines Namens und du erlebst was, Potty.” Das Kissen flog unter Gelächter umgehend zurück. “Ebenfalls.” Ehe die Situation jedoch in eine ausgewachsene Kissenschlacht ausarten konnte, trat Lucius näher und ließ sich vorsichtig auf der Kissenlandschaft nieder. “Meine Möbel kriege ich aber schon wieder, oder? Hmm, so unbequem ist das gar nicht. Na los Severus, jetzt setz dich schon und steh da nicht wie ein Ölgötze.” Auffordernd klopfte der blonde Vampir neben sich und wurde umgehend von den beiden Schülern unterstützt. Nur langsam kam Severus der Aufforderung nach. Irgendwas darüber murmelnd, dass es schon einen Grund gab, warum Möbel noch heutzutage modern und angesagt waren.   “Ihr scheint ja ziemlich guter Laune und auch versöhnt zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jetzt gut finden soll oder nicht”, kam es skeptisch von Severus, welcher immer wieder zwischen den beiden Jungen hin und her blickte. “Ach, wir haben uns nur ein paar Flüche auf den Hals gejagt und versucht uns gegenseitig vom Besen zu fegen.” Grinsend schnappte sich Harry noch einen von den weichen und doch knackigen Blutkeksen, ehe er sich wieder in die Kissen fallen ließ. “Vergiss nicht, dass wir uns den Schnatz an sämtliche Orte stecken wollten”, kam es lapidar von Draco, welcher an einem Glas Limonade nippte. Eine Aussage die dafür sorgte, dass Lucius sich an seiner Portion Blut verschluckte. “Bitte?” Verschwörerisch grinsend winkte Draco ab. “Aber das ist ja noch nicht alles.” Schnell blickte Harry zu dem neben ihm Sitzenden. Der wollte doch jetzt wohl nicht … “Wir sind jetzt auch Brüder. Tja Vater, damals konntest du es verhindern, jetzt ist Harry mein Blutsbruder.” … doch Draco wollte und er tat es: Er offenbarte ihre neue Verbundenheit. Seufzend senkte der Schwarzhaarige den Kopf. Draco war ein miserabler Geheimniswahrer, leider hatte er dies kurzzeitig komplett vergessen. “Ihr habt bitte was gemacht?” - “Wie bitte?”, kam es zeitgleich von den Erwachsenen und wieder mal quasselte Draco voller Stolz drauf los.   Harry wollte dem Jungen am liebsten den Mund zukleben oder gleich die Stimmbänder wegzaubern, aber der Schaden war angerichtet und jetzt blieb ihm nur angespannt auf die Reaktion durch Dracos Erzählung zu warten. Auf eine positive rechnete er nach diesen zwei Einleitungsfragen nicht wirklich. Wäre dies noch möglich, wäre er jetzt bestimmt Schweiß überströmt, jedoch blieb ihm nur nervöses Finger kneten und auf der Unterlippe herumbeißen.   “Harry, dass du dir vielleicht nicht bewusst bist, was ihr da gemacht habt, kann ich noch auf deine Familie zurückführen. Aber Draco, du solltest es eigentlich besser wissen.” “Euch kann man wirklich keinen Moment aus den Augen lassen, oder?”, kam es auch seufzend von Severus. Langsam hob Harry den Kopf und blickte zu dem ebenso irritierten Draco herüber. Anscheinend hatte auch Blondie keine Ahnung, welches Problem die beiden Erwachsenen mit der neuen Blutsbruderschaft hatten. “Aber das haben die Indianer doch auch früher gemacht? Millicent war immer ein heimlicher Fan von diesem Muggelschriftsteller und hat mir versucht ein Ohr abgekaut. Hat mich aber nie wirklich interessiert”, kam es erklärend von Draco. Auch wenn Harry die leise Hoffnung hatte, dass diese Aussage irgendwie helfen würde, so wurde er durch Severus bitter enttäuscht. “Nur, dass die von Karl May dargestellten Personen reine Fiktion waren. In Wirklichkeit haben die Indianerstämme niemals so etwas wie Blutsbrüderschaften geschlossen, auch wenn sich einige so nannten. Ein wirklicher Blutsbruderpakt wurde zum Beispiel von den Germanen oder Mongolen durchgeführt. In der Magischen Welt findet es kaum noch Verwendung. Früher noch bei Hochzeiten oder Zwangssklaverei.” “Äh …”, kam es nun unsicher von den beiden Teenager. “Harry, was genau habt ihr gesagt, als ihr den Pakt geschlossen habt?”, erkundigte sich nun Lucius und überging nicht nur Severus Erklärung, sondern auch die große Unsicherheit der beiden Jungen.   Wie konnte es etwas schlechtes sein, was Draco und er getan hatten? “Könnt ihr vielleicht mal klipp und klar sagen, was ihr damit für ein Problem habt? Was soll das ganze Gerede?”, kam es genervt von Draco und Harry nickte eifrig. “Ganz einfach, weil ihr da vielleicht etwas in Gang gesetzt habt, dessen Tragweite wir noch nicht beabsichtigen können. Teils brauchen wir mehr Informationen von euch und ansonsten wird dass die Zeit zeigen”, erklärte Lucius ruhig und nahm sich ein Glas Blut. Severus, der sich die Nasenwurzel massierte, fügte hinzu: “Wie ich euch beiden kenne, habt ihr beiden es geschafft ein schwarzmagisches Ritual abzuschließen.” “‘Ich, Harry James Potter, nehme Draco Malfoy zu meinem gewählten Blutsbruder. Unterstützer, Freund, Familie’, das habe ich als Erster gesagt. Er hat es wiederholt, nur halt mit vertauschtem Namen”, wiederholte der Jungvampir die nur kurz vorher so unbedacht gesprochenen Worte mit einem Kloß im Hals. Die Erwähnung des schwarzmagischen Rituals machte ihn doch ein wenig … unruhig. Einfach weil er damit bisher keinerlei Erfahrungen sammeln konnte und alles was er darüber je gehört hatte, negativ war. Er hatte es doch nur gut gemeint. Was, wenn er Draco dadurch jetzt alles andere als einen Gefallen getan hatte? Lucius durchbrach seine sorgenden Gedanken. “In Ordnung. Ihr entschuldigt mich, ich werde etwas darüber nachlesen. Dann können wir vielleicht sagen, was ihr ausgelöst habt.” So elegant wie möglich, versuchte sich der blonde Vampir zu erheben, aber ob Malfoy und Vampir oder nicht, die Kissen machten dem Mann einen Strich durch die Rechnung. Etwas, dass Draco zum unterdrückten Lachen brachte und dadurch einen finsteren Blick von seinem Vater kassierte. “Und ich will meine Möbel zurück!”, fauchte der Ältere und rauschte wie ein beleidigtes Kind aus dem Raum. Nun kicherte auch Harry und schielte zu Draco, welcher die Lippen zusammen kniff und zu ihm herüber zwinkerte. Hatten sie doch genau darüber vorhin gesprochen, über dieses kindische Verhalten.   “Anstatt wie betrunkene Knuddelsmuffs zu giggeln, solltet ihr euch mal Gedanken darüber machen, was für ein Schwachsinn ihr angestellt habt. Ist euch die Tragweite eigentlich bewusst?” Schwer seufzend begann der verbliebende Erwachsene damit, sich die Schläfen zu massieren. Harry wäre ihm ja nur zu gern behilflich dabei, aber das kam jetzt wohl nicht allzu gut an. “Nein, wie sollte es auch, Onkel Severus? Ihr redet, schimpft oder geht irgendwas nachlesen. Aber genaues lasst ihr nicht verlauten. Wir haben doch nur eine symbolische Blutsbruderschaft geschlossen. Was ist schon dabei? Vater sieht Harry doch auch als seinen vampirschen Sohn an und hier geht keiner auf die Barrikaden. Gut, außer mir, aber das haben der Kleine und ich ja geklärt.” “Wenn es ganz arg mies gelaufen ist - was bei euch beiden Trotteln durchaus möglich wäre - dann habt ihr nicht nur etwas symbolisches gemacht, sondern einen schwarzmagischen Schwur und damit die Verpflichtungen für das Leben des Anderen auferlegt.” Severus genoss es augenscheinlich wirklich, dass sich die beiden anstarrten, ehe sie wieder Severus anglotzen und ihnen synchron die Münder aufklappten. Wahrscheinlich sahen sie aus wie Fische auf dem Trockenen. “Ist euch jetzt klar, warum wir hier keinen Freudentanzen aufführen, nur weil ich jetzt so seit?” Dabei hob der Ältere eine Hand und verkreuzte Zeige- und Mittelfinger. “Wir können nicht sagen, wie tief dieser Schwur geht und vor allem inwieweit er durch den Vampirismus verändert wurde.” Kurz blitzten die schwarzen Augen noch auf eine gewisse Art und Weise belustigt. Dann verschwand sämtliches positives aus dem Gesicht und die Augen sprachen von Wut. “Vielleicht bist du jetzt auch der persönliche Blutbeutels unserer Nachwuchs  Fledermaus.” Zähne wurden geflescht. “Dann kannst du dich mental schon an seine Zähne im Hals vorbereiten.” Grollend verschränkte Severus die Arme.   Harry jedoch, hatte keinen Kopf für dieses seltsame Verhalten. Er war kurz davor zu hyperventilieren. Das schlechte Gewissen drückte ihn gen Boden und nahm ich jegliche Luft und das, obwohl er gar nicht mehr atmen musste. Aber alte Gewohnheiten legten Körper und Geist nunmal nicht einfach ab. Verstärkt wurde die Panik dadurch, das er merkte wie sein Hunger rasant anstieg. Severus fand, die beiden Idioten vor ihm konnten ruhig sehen, dass er alles andere als begeistert war. Er war so… enttäuscht und wütend, wie sich dieser kleine Streit der Jungs entwickelt hatte. Wäre er doch nur selber gegangen um mit seinem Patensohn zu reden. Reden und den Hosenboden stramm ziehen, wegen diesem ganzen albernen und bockigen Verhalten. Aber dass es SO kommen würde ... Darum hielt er seine schlechte Laune auch nicht bedeckt, sondern ließ ihr verhältnismäßig freie Bahn. Nur, auf wen er wütender war, das war ihm noch nicht ganz klar. Draco, weil dieser mit seinem kindischen Verhalten erst den Grundstein dafür gelegt hatte oder Harry, weil dieser sich einfach so mir nichts, dir nichts blauäugig mit jemanden verbunden hatte. Und das, wo er selbst doch extra …   “Harry, hey Harry beruhig dich”, kam es besorgt von seinem Patensohn. Severus kannte diesen Zustand, er hatte Lucius einmal in solch einem vorgefunden und dieser hatte es ihm erklärt. Wenn ein Vampir emotional oder körperlich stark belastet wurde, erhöhte sich auch die Zersetzung der Blutreserven. So genau wollte es der Lehrer damals gar nicht wissen, hatte jedoch noch im Hinterkopf, sich dieser Zustand bis zu einer ausgewachsenen Blutrage steigern konnte. Harry Potter - der temperamentvolle, hitzköpfige, sture Bengel - war die komplett falsche Person um ein Vampir Dasein zu führen. ‘In sich ruhen’ und ‘über Dingen stehen’ tat der Kleine ja nun nicht wirklich.   “Ich … ich … oh Gott! Das wollte … ich nicht. Es tut mir so … leid”, japste der Junge aufgebracht und vergrub den Kopf in den Händen; machte sich so klein wie möglich. “So leid . so leid …” “Hey, jetzt hör schon auf, ich wollte es doch ebenso wie du”, versuchte Draco den aufgebrachten Vampir zu beruhigen und berührte ihn am Arm. Eine Geste, dich dazu führte dass Severus sich anspannte, Schuldgefühle wegen allem und jedem zu haben, war schon immer eins von Potters Problemen. “Nicht! Fass mich nicht an”, fauchte Harry und schlug die Hand weg. “Ich wollte dir helfen. Wollte dir zeigen, dass du nicht plötzlich den Stellenwert eines Hinternfurunkels hast. Ich hab es doch nur gut gemeint und jetzt …” Abrupt hob Harry den Kopf und dass Draco zischend die Luft einzog, war kein Wunder. “Guck … GUCK ES DIR AN! Du bist vielleicht mit einem Vampir verbunden und aufgrund unserer Blutsbruderschaft muss ich von dir trinken! Das wollte ich nicht. Nicht für dich, nicht für mich … für niemanden.” In der nächsten Sekunde war der aufgebrachte Blutsauger mit ausgefahrenen Zähnen und roten Augen in der anderen Ecke des Raumes und lief im Kreis. Energisch an seinem Blutstein saugend. “Onkel … was … also”, überrumpelt blickte ihn Draco an, richtete sich dann jedoch wieder an Harry. “Harry, hey, komm schon, beruhig dich. Ich bin auch schockiert wie es sich entwickelt hat, aber es gibt schlimmeres. Dann trinkst du halt ab und an von mir.” Severus musste ein Knurren unterdrücken. Seinem tierischen Anteil gefiel diese Opferbereitschaft keineswegs. “Was ist schon dabei?”, erkundigte sich Draco versöhnlich. “WAS DABEI IST? DU HAST KEINE AHNUNG WAS ... WIE … niemals wieder …” Das letzte eher ein Flüstern und für den schwarzhaarigen Erwachsenen wohl nur wegen seines Werwolf Anteils zu verstehen. Irgendetwas sehr traumatisches musste geschehen sein und Severus vermutete, dass es damit zusammenhing, dass das ehemalige Trio zerbrochen war. “Onkel Severus, jetzt mach doch was! Harry murmelt da irgendwas mit einem Stein im Mund, der gleich garantiert leer ist und sieht noch lange nicht aus wie er selbst! Jetzt mach doch was, auf dich hört er wenigstens!” Auffordernd zerrte Draco ihm am Oberteil. Ihm blieben verschiedene Variante, eine sehr verlockende war die, Harry zu schnappen und mit ihm nach Hogwarts zu flohen. Dort konnte der Teenie in seinen Privaträumen runterkommen. Nein, das würde vielleicht eine kurze Beruhigung bringen, aber keine Klärung der Situation. Lucius ließ sich wirklich Zeit, was nichts gutes vermuten ließ und sie mussten wissen woran sie waren. ER musste es wissen. “Draco, schneid dich und füll etwas Blut in dieses Glas.” Entschlossen drückte er dem perplexen Jungen eines der leeren Gläser in die Hand. “Was ... warum?” “Ganz einfach: Wenn eure Verbindung so tief geht, wie ich befürchte, wird ihm dein Blut helfen. Unabhängig davon, welche Blutgruppe du hast.” Ein schneller Blick auf den Vampir sagte ihnen, dass dieser noch vollkommen in seiner eigenen Welt gefangen war. “Ok”, kam es unsicher von Draco, doch er tat worum er gebeten worden war und überreichte Severus das Glas mit vielleicht zwei Schlücken  Blut. Jetzt kam der schwere Teil. “Bleib hier sitzen!”, befahl der Professor streng, ehe er einen Heilungszauber auf den Schnitt sprach und sich erhob um langsam auf Harry zuzugehen.   “Harry? Guck mal ich habe hier Blut von deinem Blutsbruder. Nur ein bisschen und schon geht es dir wieder gut”, versuchte er den Jungen zu locken. Dieser wandte sich jedoch von ihm ab und Severus hörte das Knirschen des Steins, auf dem der Vampir wohl inzwischen herum biss, da er leer gesaugt war. “Na los, komm schon, Fledermaus.” “Verssschwinde”, grollte der Junge und ließ kein Zweifel daran, dass es ansonsten unangenehm werden konnte. Sogar ins Parsel rutschte er ab. Jetzt reichte es Severus endgültig! Der Bengel nahm jetzt seine Hilfe an und fertig. Punkt. Aus. Ende! “Harry James Potter, du hörst jetzt augenblicklich auf vor dich hinzujammern! Dadurch wird geschehenes auch nicht rückgängig gemacht. Also dreh dich jetzt um, trink von Dracos Blut und komm gefälligst wieder klar! Los, SOFORT!” Auch seine Stimme versprach Unheil bei nicht befolgen, die Autorität darin pulsierte durch den Raum. Und anscheinend zeigte es Wirkung, drehte sich der Kleinere doch langsam herum und hatte schon wieder den ihm so bekannten Trotzblick aufgelegt. “Und wenn ich nicht will? Verstehst du das denn nicht, Severus?” “Nein. Ich sehe nur ein magisches Wesen. Einen quasi Erwachsenen, der sich wie ein bockiges Kleinkind benimmt. Hast du dich jemals so benommen um vor deiner Verantwortung zu fliehen? Ist das erst ein Nebenprodukt des Sieges über Voldemort?” Finster starrte er mit gold blitzenden Augen zurück. “Dann, Harry Potter, bist du einfach nur feige geworden!”, reizte er den Jungen weiter. Dieser bleckte die Zähne und fauchte. Vampirspeichel flog und Tropfen landeten zischend auf seiner Haut. Ja, sein Wolf war wirklich nah an der Oberfläche. Auch wenn sie miteinander zu leben gelernt hatte, blieb das Tier in seinem Inneren ein für andere potenziell gefährliches Monster und momentan kochten die Emotionen geradezu. Mit einer schnellen Bewegung wurde ihm das Glas entrissen und Harry trank es in einem Zug leer. “Bah. Sorry Draco, aber du schmeckst mir gar nicht”, kam es von schiefen Lippen. Eine Aussage, die nicht nur Draco ein erleichtertes Seufzen entlockte. “Kein Ding, kann ich gut mit leben”, rief der Blonde lachen aus der Kissenlandschaft. “Ich werde mal sehen, ob ich Vater nicht helfen kann”, schob der Junge hinterher und rannte geradezu aus dem Raum. “Gehts?” Vorsichtig streckte Severus die Hand aus um Harry am Arm zu berühren. Alles in ihm rief danach, den Kleinen in den Arm zu nehmen und wenigstens in so weit wollte er diesem Wunsch nachkommen. So ganz begriff er sich ja selbst nicht, oder besser gesagt, wollte er da jetzt nicht weiter drüber nachdenken. Sanft legte Harry die Hand auf seine. “Danke”, kam es flüsternd von dem Jüngeren, ehe dieser sich an der Wand hinab rutschen ließ. Man konnte ihn gerade für einen ganz normalen Jungen halten, der bloss eine Panikattacke und einen Wutanfall durchgestanden hatte und stark atmend versuchte wieder runter zu kommen. Wenn denn da nicht die immer noch  roten Augen und verlängerten, spitzen Eckzähne wären. “Ich will doch nur normal sein. Aber ich bin nicht normal, ich habe Blut an den Händen und Zähnen kleben. Ich kann und werde niemals normal werden”, murmelte der am Boden hockende und neigte den Kopf zwischen die angezogenen Knie. Schwer seufzend ließ sich Severus neben Harry nieder. Merlin, er war wirklich eingerostet nach dem Krieg. Wolf hin oder her, denn allein diese einfache Bewegung war staksig. Auf Zurückhaltung pfeifend legte er Harry den Arm um die Schultern und zog den Jungen an sich heran. “Was erzählst du denn da schon wieder für ein selbstmitleidiges Zeug, Kleiner? Hatten wir das nicht schon hinter uns gelassen, Potter?” Ein halbherziges Auflachen war von Harry zu hören. ”Du wiederholst dich, Severus. Das hast du auch auf dem Turm zu mir gesagt.” “Nun, ich meine es auch genauso und mal ganz ehrlich, wer will schon nur normal sein? Es ist menschlich etwas besonderes sein zu wollen. Etwas Einzigartiges an sich zu haben und damit einen Wiedererkennungswert zu besitzen. Seh es doch mal so, dir wurde in die Wiege gelegt, was alle anderen suchen. Manchmal sogar bis zum letzten Atemzug.” “Schön und gut, aber ich habe nicht danach gefragt. Ich hätte lieber nach dem Besonderen gesucht”, kam es ein wenig trotzig vom Vampir und ließ ihn damit jünger wirken als er war. “Und doch kannst es nicht ändern, sondern nur damit leben. Nutze es so gut es geht zu deinem Vorteil. Mach das Beste daraus und habe Spaß und Freude am Leben. Das ist auch, was sich all die von dir wünschen würden, die nicht mehr unter uns weilen.” Er spürte und hörte, dass Harry auf seine Worte reagierte. was er jetzt noch nachlegen wollte, war vielleicht hart aber etwas, was der Junge hören und begreifen musste. “Die Leute werden nicht wieder lebendig, nur weil du dich in Selbstmitleid suhlst. Was sollen deine Eltern und dein Pate von dir denken, wenn sie von ihren Wolken hinab sehen?” Der schmächtige Körper zuckte, versteifte sich und sackte dann noch ein wenig in sich zusammen. Einige Augenblicke gab es keine Geräusche oder Regungen von Seiten Potters. Severus rechnete jeden Moment damit, dass der Junge seine Aufregung ob der harten Wahrheit zum Ausdruck brachte. Das wäre einfach typisch Potter. Doch es sollte anders kommen.   “Du hast Recht”, murmelte der Jüngere und richtete sich ein wenig auf, nur um schwer gegen ihn zu fallen. “Ich benehme mich grausig. Wie ein kleines Kind, welches den Schokoriegel an der Supermarktkasse nicht bekommt, total bockig.” Erneut lachte Harry leise und es war reiner Zynismus der bei den nächsten Worten mitschwang. “Ich würde sagen, alles erfüllt: Quengeln, schreien und auf dem Boden landen. Zwar nicht so Bühnenreif wie Dudley damals, aber durchaus solide.” Tief atmete der Junge durch. “Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt in wenigen Sekunden, es leben sie Vampiremotionen hoch!”   Es war nicht die Schuld des Vampirismus, davon war Severus überzeugt. Es war die Depression und die posttraumatische Belastungsstörung, welche dem Kleinen so zu schaffen machten, das war seine hobbypsychologische Einschätzung als lebenserfahrener Lehrer. Es wurde Zeit, dass Harry nach Hogwarts zurück gekehrte, denn da konnte er am ehesten wieder sowas wie Normalität finden. Einen geregelten Tagesablauf und Regeln, an welchen sich der Gryffindor entlanghangeln konnte. Lucius mochte Harry im ersten Moment geholfen und auch einiges gelernt haben, aber Malfoy Senior würde wohl nie eine solche Bindung zu dem Jungen haben wie er. Lucius kannte den Jungen einfach nicht so wie er selbst. Sein Wolf gurrte zufrieden. Wenn Harry erstmal wieder in Hogwarts war, dann musste er sich mit den alltäglichen Sorgen eines Schülers, wie Hausaufgaben und Unterricht herum schlagen. Klar, es würde nicht nur Friedefreudeeierkuchen mäßig zu gehen, nicht bei den Unstimmigkeiten welche im Haus der Löwen herrschte. Aber vielleicht sollte er diesbezüglich nochmal mit Minerva reden. Ein Plan begann sich in seinem Kopf zu bilden.   “Ich wollte Draco nicht schaden. Verdammt ich hasse das wenn ich doch eigentlich nur helfen will - es gut meine - und dann alles viel schlimmer mache. Diese Schuldgefühle sind grausam. Vor allem seit dem ich ein Vampir bin, habe ich das Talent das Leben von mir lieb gewordenen Menschen zu erschweren. Deins ja zum Beispiel auch. Ohne mich könntest du jetzt was sehr viel besseres machen, als hier auf dem Holzboden der Malfoys zu hocken und einem Haufen Selbstmitleid zuzuhören.” Schmale Finger gruben sich in sein Oberteil, während Harry das Gesicht ebenfalls in den Stoff drückte.   Severus Innerstes war in Aufruhr. Geschrei oder ähnliches hatte er erwartet und was hatte er stattdessen bekommen? Einen gebrochenen Jungen der durch einen gedachten Akt der Freundschaft wieder ein Schatten seiner Selbst war. Der nicht wusste wohin mit all den Gefühlen durch die Vergangenheit, Gegenwart und Gedanken an die Zukunft. Hatte Harry überhaupt jemals gelernt, sich richtig mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen? Oder hatte der Junge immer nur funktioniert und sich um das seelische und körperliche Wohl der Anderen gekümmert? Dann wären alle diese Extreme jetzt absolut kein Wunder. Es waren wirklich schlichtweg zu viele Gefühle in Harry, welche er nicht ‘betäubt’ oder ‘abgelenkt’ bekam. Sein Wolf wollte den Kleinen nicht so sehen, wollte nicht dass es dem Jungen schlecht ging, zu dem er sich hingezogen fühlte. Der menschliche Teil Severus’ war, gelinde gesagt, geschockt ob des Ausmaßes. Er wollte Harry helfen zu lernen!   Vorsichtig legte er auch den anderen Arm um das emotionale Bündel Vampir. “Ich bin ja da. Ich lass dich nicht alleine und zusammen kriegen wir das alles schon irgendwie hin. Das wird schon wieder, du wirst schon sehen. Zusammen schaffen wir das schon.” Warum es gerade diese Worte waren, die er von sich gab, war ihm nicht bewusst, aber er bereute sie auch nicht, denn es fühlte sich richtig an. Das Wichtigste war jedoch, dass sie Erfolg hatten, was sich daran zeigte, dass nach einigen Minuten die Anspannung aus dem kleineren Körper wich. “Danke, Severus…” Schmunzelnd hauchte er einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf seinen Armen. Ja, es war richtig gewesen, nicht mit Remus mitzugehen. Es war richtig gewesen, bei dem Jungen geblieben zu sein, zu dem er sich - unerklärlicher Weise - auf wölfische und menschliche Art hingezogen fühlte. Und so ganz schlecht schienen seine Chancen ja nicht zu stehen, oder? “Ok, mein Sohn. Ich denke, es wird Zeit dass wir ernsthaft miteinander reden, was meinst du?” Angespannt verharrte Lucius in seiner Tätigkeit das große Bücherregal abzusuchen. Was wenn Draco wieder so seltsam wurde, oder, Merlin verhindere dies, anfing zu weinen? Wie sollte er dann damit umgehen? Die wenigen Male in denen sie damit konfrontiert waren, hatte sich Narzissa oder eine der Hauselfen dem Jungen angenommen. “Ja, denke schon. Kann ja eigentlich nicht mehr schaden oder?” Lucius konnte den Unterton in dieser rhetorischen Frage nicht deuten. Steif nickte er, zog ein Buch heraus und drehte sich langsam herum. “Sollen wir uns hier setzen oder lieber…” “Nein, alles gut. Also ich meine …” Nervös lachte Draco und strich eine Strähne aus der Stirn. Waren die Haare seines Sohns gewachsen? “Oh man, ist in der Praxis echt schwerer als gedacht. Lass uns hier in der Bibliothek bleiben, Vater. Ich habe das Gefühl, dass Severus und Harry ein wenig Zeit für sich brauchen. Merlin, das klingt so seltsam.” Erneut unsicher kichernd schritt Draco steif zum Sessel und ließ sich so vorsichtig darauf nieder, als wenn dieser jeden Moment zubeißen würde. Schmunzelnd folgte Lucius seinem Spross und setzte sich ebenfalls. “Ja, irgendwie hat das Leben nach dem Krieg eine komische Wendung genommen. Eine der Seltsamsten ist wohl das Verhältnis zwischen Severus und Harry. Wenn ich bedenke, wie der Griesgram immer über den Jungen hergezogen hat und nicht nur einmal davon sprach den Jungen einfach auszuliefern um Ruhe zu haben. Oder all die Sprüche und Flüche welche er an seinem Schüler hatte testen wollte.” Leise auflachend, schüttelte er den Kopf. “Severus ist wirklich ein genialer Schauspieler und Stratege. Er hat uns allen die ganze Zeit etwas vorgemacht. Zum Glück bin nicht nur ich darauf herein gefallen.” “Nein, ich vermute, dass alle um die beiden herum gedacht haben, dass vor allem Severus Harry hasst. Wahrscheinlich hat Onkel Sev sich seine Tarnungs-Einstellung so lange eingeredet, bis es ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist. Ich habe in dem einen Jahr, als das goldene Trio in der Welt herumirrte, miterlebt, wie Severus immer und immer wieder Eulen und Patroni ausschickte und mehr und mehr verzweifelte. Wütend oder nachdenklich wurde und sich sogar im Direktorenbüro verschanzte. Eines Tages empfing er mich hingegen freudestrahlend, zog mich ins Büro und knuddelte mich, als wenn er dafür eine Belohnung bekommen würde, wenn er mir damit die Augen herausquetscht. Doch noch gruseliger als dieser Gefühlsausbruch, war, dass er mir eröffnete, dass er endlich Potter aufgetrieben hatte und dass dieser lebt. Dass der Zwerg-Held bald zurück kehrte, alles ein Ende hat und er dann bald wenigstens wusste wo der Junge sich aufhielt: In seiner Nähe.” Mit großen Augen starrte Lucius seinen Sohn an. Sprachen sie hier immer noch von Severus? Der Mann, dem nachgesagt wurde, dass er Kinder beim Nachsitzen verschliss, wie andere ihre Unterwäsche? “Das erklärt mir auch rückwirkend seine schlechte Laune zu der Zeit. So unberechenbar, dass selbst Voldemort es vermieden hat, mit ihm Kontakt aufzunehmen und Werwölfe reißaus nahmen.” “Ja, da hat er wohl begriffen, dass er die ganze Zeit eine Lüge gelebt und gefühlt hat. Muss Onkel Sev ordentlich durcheinander gebracht haben. Aber wusstest du, dass Harry …” Und so ereiferten sich die beiden darin alte, kleine Situationen aus dem Leben von Werwolf und Vampir aufzuwärmen und lebten ihre tief vergrabenen Klatschtanten aus. “Wir sind wirklich schlecht darin, miteinander zu reden”, stellte Lucius betrübt fest, als nach einigen Minuten eine Redepause eintrat. Unschlüssig zuckte Draco mit den Schultern. “Naja, war ja auch nicht geplant und bisher war es nicht wirklich nötig oder möglich über unsere persönlichen Gefühle, Meinungen und Zukunftswünsche zu reden.”   Dieser … pragmatischer Realismus gab Lucius einen Stich. “Wir sind dir schlechte Eltern gewesen und was habe ich dir als Vater vorgelebt? Wir sind uns so fremd, wie du und deine Tante Nymphadora. Was für ein Armutszeugnis, wo ich dieses Verhalten doch meinem eigenen Vater vorgeworfen habe und nie so werden wollte. Allein dass ich so überfordert war von deiner Ansprache vorhin … dass ich dich nicht mehr einschätzen kann …” Seufzend vergrub Lucius das Gesicht in den Händen. Er war wirklich ein schrecklicher Vater. Dem Jungen mochte es nie an etwas gefehlt haben, dies jedoch nur auf materieller Basis. Was war er nur für ein Vater? Er hatte es gut gemeint, dass er alles für ein friedliches und behütet weiteres Leben für seinen Sohn getan hatte und dadurch war ihm dieser doch entglitten. War er vielleicht ebenso wie Severus auf seine eigene Tarn-Einstellung hereingefallen? “Vater, nicht …” Dracos Hand, welche sich auf seine Schulter legte, holte ihn aus den selbstzweiflerischen Gedanken. “Es ist schön für mich zu sehen, dass dir unser abgekühltes Verhältnis nicht egal ist. Ich bin jung und du sogar unsterblich, wir haben also noch eine Menge Zeit uns neu kennenzulernen. Ohne all die Kriegsmachenschaften. Wobei es bestimmt nicht nur ruhig und friedlich zugeht.” Blinzelnd blickte das Familienoberhaupt zu dem Jungen, welcher auf der Lehne neben ihm hockte und unsicher grinste, empor. “Ich weiß gerade nicht, ob ich stolz sein soll, oder nicht, dass du solch eine nüchterne, zuversichtliche Einstellung zu allem hast. So erschreckend erwachsen.” “Ich glaube, der Draco der einfach alles macht was ihm gesagt wird um zu überleben und sich doch nachts in den Schlaf weint oder vor Angst fast in die Hosen macht, ist mit Voldemort gestorben. Das ich auf meinem Weg nicht weiter komme habe ich wohl erst so richtig begriffen, als Harry und Co mich aus dem Raum der Wünsche gerettet haben. Der Junge, den ich kurz vorher noch auf Befehl des Dunklen Lords gefangen nehmen wollte, rettete mir meinen eingebildeten Hintern und meinte, dass wir nicht auf gegnerischen Seiten stehen müssen. Einfach weil das nicht wirklich ich bin, dass ich mehr und besser bin. Klar, schon die Sache mit Dumbledore hat mich zum nachdenken gebracht, jedoch habe ich es da immer wieder verdrängt. Harrys Worte und Verhalten jedoch, hat all das brachial an die Oberfläche gezogen. In dem Moment habe ich beschlossen, alles für einen besseren Draco, einen wahren Draco, zu tun. Es war also wohl vor allem Egoismus, welcher mich antrieb.” “Wir haben dem Jungen wohl alle mehr zu verdanken als uns - der ganzen Bevölkerung - bisher bewusst ist. Und du magst es Egoismus nennen, ich nenne ich ‘malfoy- und slytherinlike’. Egal was es ist, ich bin sehr stolz auf dich das du dich dafür entschieden hast. Es ist nicht leicht, aus seinem festgefahrenen Leben auszubrechen und alles im neuen Licht zu betrachten und anzugehen. Ich bin sehr froh, dich als Sohn und Erben zu haben.” Ein ehrliches, schüchternes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Dies war die reine Wahrheit und eine Menge Bewunderung für den Mut des blonden Jünglings dabei. “Vater …”, hauchte Draco ergriffen und ehe Lucius wusste wie ihm geschah, lag ihm die schlacksige Gestalt in den Armen. “Dad …” “Hmm?”, kam es murmelnd von dem Jüngeren. “Vater behalten wir uns für die Öffentlichkeit auf, findest du nicht, mein Kind?” Mehr als ein Nicken und ein stockendes Luft holen bekam er nicht von dem Kleinen. Aber es war ok, er war ja selbst überwältigt von all diesen Worten und Emotionen. Eine gute Viertelstunde saßen Vater und Sohn wieder über den Büchern und lasen sich die Augen wund. Seite um Seite wurde studiert, Buch um Buch aus den Regalen gezogen und andere wieder dort verstaut. “Ich werde wohl echt noch brauchen, bis ich mich an diesen Anblick gewöhnt habe.” Stirnrunzelnd blickte Lucius von dem aktuellen Buch auf. “Was genau meinst du?” “Na, dieses Blut trinken. Wie du da sitzt und an deinem Weinglas nippst. Selbst ich rieche den Blutgeruch, das ist so creepy irgendwie.” “Creepy?” erkundigte sich der Vampir und blickte auf das Glas in der Hand. Für ihn war es inzwischen absolut normal und naja … notwendig. “Gruselig, unheimlich. Wobei du da wesentlich gesitteter mit umgehst, als Harry. Der kippt Blut teilweise runter, als wäre es Butterbier oder Kürbissaft. Ungezügelter … hungriger.” “Harry ist nicht nur ein wild gewandelter Vampir, welcher nicht von Anfang an angelernt wurde, wie ich, sondern ans sich auch noch ein sehr junger Mann mit anderer Erziehung und Angewohnheiten. Er wird es schon lernen. Immerhin trinkt er jetzt regelmäßig. Was Severus mir da erzählte, von dem Hungern was der Junge freiwillig tat … ja, da ist das jetzt schon eine Verbesserung.” “Aber kann das nicht auch gefährlich werden? Ich meine … wenn ich jetzt wirklich sein laufender Blutspender werden sollte und er dann so ungezügelt ist …” “Emotionen, vor allem starke und dazu auch noch unbekannte, verstärken den Hunger. Wir mögen zwar Anstrengungen später merken, aber auch wir merken ihn weil der Körper das gespeicherte Blut schneller ‘verdaut’, wenn man es so nennen will.” Stirnrunzelnd legte Draco den Kopf schief. “Also ist ein Vampir letztendlich wie ein Tank, der dann irgendwann einfach austrocknet?” Lächelnd schloss Lucius das Buch vor ihm. Auch hier fand er nichts was wirklich hilfreich war. “Nun, der Vergleich mit dem Tank könnte ein gutes Bild sein. Unsere Körper - die Verdauung - arbeitet nicht normal. Wie genau der Körper das Blut also aufnimmt, ist nicht geklärt und konnte selbst in Versuchen nicht ergründet werden. Die einschlägige und logischste Erklärung ist, dass es nach dem Osmoseprinzip funktioniert und das Vampire über ein bestimmtes Enzym verfügen. Aber wie gesagt, da streiten sich die Gelehrten. Es braucht an Folter anmutende Untersuchungen am ‘lebenden’ Vampir und die ist heutzutage niemand mehr bereit einzugehen. Zum Glück!” Angeekelt schüttelte sich Draco. “Danke, das reicht an Informationen. Es funktioniert ja alles irgendwie, also passt das schon so.” “Sehr pragmatisch, aber ja, genau so ist die wissenschaftliche Meinung. Ich forsche nur an einer Verbesserung des vampirischen Lebens und muss nicht alle Geheimnisse dessen aufdecken.” “Weißt du eigentlich, dass ich auch auf dich sehr stolz bin?” Nun war es an Lucius die Stirn zu runzeln, während sich Draco ein weiteres sehr altes Buch heranzog und wahllos aufschlug. “Wieso?” “Na … du machst dich echt gut als Vampir und versuchst auch noch anderen zu helfen. Du hast dich wirklich verändert, Dad und das zum Positiven.” Der Lob seines Sohn machte ihn stolz und glücklich. Es war seiner Meinung nach mehr, als er von dem Jungen verdient hatte. “Eigentlich ist es auch bei mir Egoismus. Wenn ich schon als Vampir leben muss, dann will ich es auch so gut und einfach wie möglich.” Energisch schüttelte die jüngere Version seiner Selbst den Kopf und blickte ihm fest in die Augen. “Nein, mach das nicht schlecht. Klar, hat es so vielleicht begonnen, aber denk doch mal nach in wie weit deine Forschungen gewachsen sind? Wie weit bist du in der ganzen Materie versunken und das obwohl es deine eigenen Bedürfnissen übersteigt? Wirklich, Dad, mach deine ganze Mühe nicht schlecht.” Ergriffen von den Worten legte Lucius seine Hand auf die seines Sohns. “Danke, mein Junge.” “Wir sind eben Malfoy, nicht wahr?”, meinte Draco zwinkernd, als wäre dies die ultimative Erklärung für alles, ehe er die Aufmerksamkeit wieder dem Text vor sich widmete. Lachend nickte Lucius. “Ja, wohl wahr”, stimmte er zu und ergriff eine Pergamentrolle.       “ACH DU SCHEIßE!” Bei diesem Ausruf hob Lucius alarmiert den Kopf und erblickte Draco, welcher sich die Haare raufte. “Was …?” Doch er kam nicht dazu die Frage auszuformulieren, da wurde ihm auch schon das alte, vergilbte Buch geradezu entgegen geschossen. “LIES! Wenn Harry dies erfährt …” Angespannt heftete der Vampir seinen Blick auf die schwarzen Buchstaben vor sich. Wieder und wieder las er sich den Text durch, bis der Sinn dahinter zu ihm durchdrang. “Na wunderbar …” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)