Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 10: Freundschaften -------------------------- Die Tage vergingen und Harry bereute es nicht ein bisschen, in Malfoy Manor geblieben zu sein. Hier konnte er ausschlafen, bekam leckeres Essen - erstaunlich wie die Elfen Blut zu verarbeiten wussten - und hatte allgemein Zeit für sich. Nur selten verließ Lucius das Haus beziehungsweise das Grundstück. Eigentlich nur um Severus in Hogwarts zu besuchen oder um irgendwelchen Menschen im Zaubereiministerium auf die Nerven zu gehen. Der düstere Tränkemeister hatte schon mehrfach herflohen wollen, aber Lucius hatte dies untersagt und Harry war ihm irgendwie dankbar dafür. Irgendwie fühlte er sich nicht bereit dem Mann gegenüber zu stehen; war nicht bereit sich dem zu stellen was geschehen und gesagt worden war.  Sobald seine Gedanken auch nur ansatzweise in diese Richtung glitten, lenkte er sich ab. Manchmal war er eben doch einfach nur verdammt feige.    Und an Ablenkung mangelte es hier wirklich nicht. Da waren die wunderschönen, aber feurigen Rennpferde, die riesigen, gutmütigen Kutschpferde und sogar ein altes Pony, welches einmal Dracos Augenstern gewesen war. Dieses kleine Schätzchen zu versorgen war dem jungen Vampir inzwischen ins Blut übergegangen.   Aber da waren auch noch die Bibliothek, kochen mit den Elfen - etwas, dass die Wesen anfangs schwer aus dem Konzept gebracht hatte - und vor allem Unterricht bei Lucius. Mit dem Mann zusammen hatte er sogar Fortschritte im Tränke brauen gemacht. Minerva sorgte via Eulenpost dafür, dass Harry nicht allzusehr hinter dem Lernstoff her hing.   Auch Luna war noch mal zu Besuch da gewesen. Zu dritt waren sie über die Länderreien geschlendert, hatten sich über dieses und jenes unterhalten und waren schließlich am Stall angekommen. Da hatte seine beste Freundin gemeint sie wolle unbedingt auf einem der Rennpferde sitzen, denn dessen Aura wäre absolut positiv. Genau das was ihre neust entdeckten komischen Wesen dringend brauchten. Unaussprechliche Wesen, die natürlich nur Luna wahrnahm. Tja, gut dass Lucius dagewesen war, denn der Vampir hatte Luna schnell aufgefangen als diese im hohen Bogen abgeworfen wurde.   Weiter hatte Harry gesehen, welche hervorragende Dienste die Familie Malfoy für die Vampire tat. Der blonde Vampir forschte sich quasi die Finger wund in dem Bemühen das untote Leben besser zu machen. Egal wie oft der Mann betonte, dass er dies nur aus Langeweile tat, so waren die neuen Teststreifen ein einfacher Zaubertrick gegen Lucius eigentliches Anliegen.  Denn die elementare Frage welche sich Lucius stellte, war, welcher molekulare Bestandteil des Blutes es genau war, welcher für die Ernährung wichtig war. Wenn man dies wusste, dann war es wahrscheinlich möglich künstliches, nahrhaftes, Blut zu erzeugen und DAS wäre die Entwicklung des Jahrtausend. Wenn man es schaffen konnte jeden Vampir mit auf ihn abgestimmten künstlichen Blut zu versorgen … welch eine traumhafte Vorstellung.   Doch Lucius hatte ihm auch frustriert erklärt, dass es, wenn überhaupt, erst in vielen Jahren so weit war. Es fehlte an ‘Versuchskaninchen’ und pro Testpersonen kamen auch noch hunderte Test, welche natürlich nicht alle auf einmal gemacht werden konnten. Dann gab es auch noch Unterschiede zwischen Vampiren, gebissenen Zauberern und sogenannten Vamp-Mugs. Die eine Sorte so geboren. Die anderen beiden dazu gebissen.     So erfuhr Harry auch, dass es selbst in der Vampirgemeinschaft Gruppen und Hierarchien gab. Wenigstens so ungefähr. Das uralte Vampirrecht war ein wenig undurchsichtig und in Harrys Augen in einigen Punkten veraltet.   Geborene Vampire waren die Wächter. Sie hatten dafür Sorge zu tragen, dass gebissene Vampire sich benahmen und an das Geheimhaltungsabkommen hielten. Wildes Verwandeln, welchem auch Harry zum Opfer gefallen war, galt als Tabu und unschicklich. Der entsprechende ausführende Vampir galt fortan ebenso als ‘schändlich’ wie auch dessen Clanoberhaupt. So denn eins vorhanden war. Vor allem wenn dieser nicht selbst bestrafte oder - bei größeren Vergehen - den zuständigen geborenen Vampir informierte, gab es Theater.   Zwischen den ganzen gebissenen Vampiren gab es dazu noch die Unterteilung zwischen magisch und nicht magisch. Wobei zweitere auch den Begriff ‘V- Insult’ hatten. Ein Begriff, welcher im Muggelsinn schon ‘Bart ansetzte’, so alt war er bereits. Von albern erst gar nicht zu reden. Damals noch ein rassistischer Begriff welcher von geborenen Vampiren erfunden wurde und allgemein für gebissene Vampire stand. Dass dieses Gespräch in eine Grundsatzdiskussion über Rassismus, Reinblütigkeit und Unterdrückung ausuferte, war kein Wunder. Gerade wegen Harrys leicht unberechenbaren Verhalten sowie seinen eigenen Erfahrungen in der Kindheit, aber auch weil er in der Lage war Logikfehler in Lucius Argumenten zu finden, war es keine Null-Acht-Fünfzehn Diskussion. Zum Glück war der Erwachsene erfahren darin, wie er mit heißblütigen Gesprächspartnern umgehen musste und so eskalierte die Situation nicht.  Jedenfalls wusste Harry am Ende dieses Tages, dass geborene Vampire gebissene Muggel als Beleidigung ansahen, sowie diese öfter die Verwandlungsphase nicht überstanden und wenn doch, dann oftmals Probleme hatten oder bereiteten. Einfach weil plötzlich Kräfte und Gelüste vorhanden waren, welche sie sich ebenso niemals erträumt hatten, wie die Existenz und Ausmaßen dieser neuen ‘Welt’. Daher galt es auch als strenges Verbot Muggel zu beißen und wenn es doch geschah, war der Erzeuger ein Leben lang verantwortlich für diesen Vampir. Es war die Magie in den Zauberen selbst, welche sie bei allem unterstützte, ihnen Kraft gab und sie, ebenso wie geborene Vampire, auch in die Sonne gehen konnten. Etwas, das für Muggel nicht möglich war, ohne klischeemäßig in Flammen aufzugehen. Mit anderen Worten: Kein verlockendes untotes Leben.     Genüsslich räkelte sich der Jungvampir in seinem gemütlichen Bett. Was hier in diesem Raum fehlte, war ein Fernseher. Diesen hatte er wirklich zu schätzen gewusst während der ‘Grimmauld-Place Zeit’. Vielleicht sollte er seinen Fernseher aus dem düsteren Haus her holen? Es steckte schließlich eine Menge Arbeit in dem Gerät um dies trotz Magie zum Laufen zu kriegen. Wenn er jetzt noch einen Fernseher zur stumpfen Berieselung am Bett hätte … ja, dann würde er sich das Essen ans Bett bringen lassen und es nur für den Gang ins Badezimmer verlassen. So jedoch …     “Harry, bist du soweit? Geht es dir gut? Es ist bald schon Mittagszeit”, erklang es fragend vom Flur vor seinem Zimmer. “Alles gut. Ich steh schon auf”, antwortete er und zog sich doch die Decke über den Kopf. Er hörte wie die Tür geöffnet wurde, Schritte sich seinem Bett nährten und nur Sekunden später wurde ihm langsam die Decke vom Gesicht gezogen.   “Von wegen, du Schlafmütze. Na los, komm essen und dann wolltest du doch endlich richtig reiten lernen, oder hast du etwa Angst vor der Gefahr runter zu fallen?” Fragend legte der Ältere den Kopf schief, während er zu ihm herunter sah. “Angst? Gefahr? Hörst du das Gefahr, ich lach dir ins Gesicht. Hahaha”, rief Harry und sprang aus dem Bett und weiter ins angrenzende Badezimmer.    “Kein König der Löwen mehr für dich”, rief Lucius lachend hinter ihm her. “Ich geh schon mal ins Esszimmer.” Lachend rief Harry ihm hinterher, dass Malfoy dann nicht mit ihm in eins der alten Muggelkinos gehen durften. Zu Harrys Freude war da nämlich der beliebte Disneyfilm gelaufen.          Stöhnend rieb sich Harry über den Hintern. Ja, er hatte reiten lernen wollen und ja, er wollte dies auf Muggelweise erlernen, aber verdammt sein Hintern schmerzte vom ewigen Hinunterfallen. Leider hatte er nicht auf dem Pony reiten können, denn dies war inzwischen einfach zu alt um noch als Reittier zu fungieren. Die Rennpferde waren zu temperamentvoll und nervös für einen Anfänger und so blieben nur die Abraxaner. Dabei war ihm wieder mal aufgefallen, dass Fliegen doch deutlich einfacher und angenehmer war als Schritt, Trab und Galopp. Auf den geflügelten Kutschpferden zu fliegen war gar kein Thema und es hatte nicht ein einziges Mal die Gefahr bestanden zu fallen. Es fühlte sich einfach vertraut an. Als es dann jedoch darum ging hinter Lucius herzutraben, war er so verkrampft gewesen dass er schlichtweg vom Pferd gerutscht war wie ein gefällter Baum. Sehr zur Belustigung Lucius. Doch am Ende hatte er sogar einen kurzen Galopp geschafft.   “Sag mal Lucius … also …”    “Ja, Kleiner?” Geschmeidig setzte sich Lucius auf einen der Terrassenstühle. Nach dem sie den Reitunterricht für heute beendet und die Tiere versorgt hatten, wollten sie noch gemeinsam einen Bluttee zu sich nehmen. Eine weitere Erfindung Lucius und auch wenn Harry nicht genau wusste was alles dadrin war, schmeckte es doch vorzüglich, vor allem weil das Blut erwärmt war. “Nun … mir ist da eben so ein Gedanke gekommen.” Langsam setzte auch er sich hin und biss sich unsicher auf der Unterlippe herum. “Also, als ich da eben geflogen bin, musste ich an Seidenschnabel denken.”    “Seidenschnabel? Wer ist das?” “Der Hippogreif den du eigentlich töten lassen wolltest, weil dein Sohn vollkommen übertrieben hat und auch noch selbst Schuld aufgrund seiner Unverschämtheit war”, antwortete Harry ruhig und trank langsam von dem Tee.    “Oh … ja, jetzt erinnere ich mich.” Deutlich war dem Mann ins Gesicht geschrieben, dass ihm die Erinnerung daran unangenehm war. Ein Umstand, den Harry durchaus bereit war für seine Zwecke zu nutzen. “Nun ja, ich habe Seidenschnabel damals zu Bill ins Drachenreservat gebracht, weil ich ihn nicht dauernd im Grimmauld Place einsperren konnte und wollte. Dort konnte ich ihm nie erlauben richtig zu fliegen, denn der Grimmauld Place mag einen größeren Garten haben, aber doch ist es ein Stadthaus umgeben von Muggeln und daher für einen Hippogreif ungeeignet. Der Arme musste wie ein Kirmespferd immer im Kreis fliegen und so flog ich mit ihm zu Bill. Jedoch versprach ich beiden, dass ich Seidenschnabel sofort wieder abholen würde, sobald ich Platz für ihn habe.” Einen Moment gab er seinem Mentor Zeit über das gesagte nachzudenken. “Und naja … ich habe mich gefragt, ob du hier wohl Platz für einen alten Hippogreifen hättest. Ein Hippogreif mit einem Herz aus Gold und treu bis in die Unendlichkeit. Vorausgesetzt …”   “Vorausgesetzt man hält sich an die Etikette oder ist du”, ergänzte der Malfoy und trank nun ebenfalls einige Schlücke. “Nun ja, Platz genug ist hier, die Abraxaner fliegen hier ja ebenfalls herum, aber doch habe ich gewisse Vorbehalte. Ich gestehe, ich habe ebenfalls wie mein Sohn, unschöne Erfahrungen mit diesen Tieren gemacht.” “Wäre dies nicht die perfekte Möglichkeit um dies zu ändern? Du bringst mir so viel bei, da kann ich dir den richtigen Umgang mit Hippogreifen beibringen, was meinst du?”   Lachend stellte sein Gegenüber die Tasse auf den Tisch. “An dir ist wirklich ein Slytherin verloren gegangen, Harry. Na los, kontaktiere Bill und hol deinen Geier hier her. Ich werde ihm eine angemessene Box vorbereiten.” Schmunzelnd zwinkerte Lucius ihm zu.   Keine drei Sekunden später hing Harry dem anderen Vampir quietschend um den Hals. “Danke Lucius. Vielen, vielen dank!” Und schon verschwand er mit einem “Seidenschnabel ich komme!”, ins Haus um alles in die Wege zu leiten.   Harry war noch am gleichen Abend nach Rumänien gereist, kaum dass Bill das Ok gegeben und Lucius ihn mit Warnungen sowie Proviant versorgt hatte. Manchmal benahm der Mann sich wirklich überfürsorglich. Aber Harry genoss es, denn in diesem Ausmaß hatte er so etwas nie gehabt. Einen ganz kurzen Moment hatte er sogar den klischeemäßigen Satz “Ja Dad, ich passe auf und melde mich” auf den Lippen gehabt.    Zwei Tage hatte er bei Bill im Reservat verbracht, auch um den Hippogreifen überhaupt wieder vertraut mit sich zu machen. Das stolze Wesen war zugleich beleidigt und ausgelassen gewesen, kaum dass Harry aufgetaucht war. Anfangs war es etwas verkrampft zwischen dem Weasley und ihm gewesen, so als Halbwerwolf und Vampir, gerade weil sie sich seit der Schlacht nicht gesehen und Bill nur einige wenige Gerüchte durch seine Familie gehört hatte. Es war letztendlich Fleur gewesen, welche ihnen beiden einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf gegeben hatte und meinte sie sollten sich nicht so albern benehmen. Schließlich hatten sie sich vorher auch gut verstanden. Danach wurde viel gelacht, Erinnerungen ausgetauscht, Missverständnisse beseitigt und Harry durfte sogar bei einer Drachengeburt dabei sein.   Er durfte dem gerade mal Handflächen großen Weibchen sogar einen Namen geben und so nannte er das kleine grüne Wesen einfach ‘Midori’. Ein japanischer Mädchenname, welcher soviel wie ‘grün’ bedeutete. Es war einfach ein ganz besonderes Erlebnis gewesen und er versprach nun regelmäßig zum Besuch zu kommen. Schließlich wollte er wissen, wie es seinem geschuppten Patenkind ging.   Es war ein atemberaubendes Gefühl mit Seidenschnabel unterwegs zu. Seit drei Tagen waren sie am Fliegen, natürlich hauptsächlich Nachts und Harry tat diese Zeit sehr gut. Klar dachte er an Lucius und Luna und vor allem kreisten seine Gedanken immer wieder um Severus Snape. Inzwischen war er sich sicher, dass all die Erinnerung aus der Zusammenkunft in der Kammer keine Einbildung war und so war es dringend Zeit zu reden, aber vor allem wurde es Zeit dass er sich bei Snape entschuldigte.   Lucius hatte ihm gestanden, wie schlecht es beiden Erwachsenen gegangen war weil sie nicht wussten wo Harry gewesen war. Das Severus beinahe vor Sorge durchgedreht war und warum auch immer, der Malfoy hatte immer wieder gemeint dass es nicht nur an dem Lehrerberuf lag. Und was hatte sein pubertäres Gehirn daraus gemacht? Eine Schnulzenfilm Version, in welcher Severus dieses Verhalten wegen irgendwelcher romantischen Gefühle hatte.   Also hatte Harry die Reise mit Seidenschnabel bisher intensiv genutzt um in Ruhe über alles nachzudenken. Seine Gefühle zu analysieren und zu sortieren; sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Und auch wenn er noch immer nicht wusste wie er wegen den Mitmenschen weiter machen wollte, so war doch klar dass er nach dem Wochenende wieder nach Hogwarts gehen würde. Die Zeit dass er sich wie ein Feigling versteckte und den Konfrontationen mit Ron und Co aus dem Weg ging, war nun eindeutig vorbei! Wenn Hogwarts erst geschafft war, dann wollte er irgendwas studieren mit dem er Lucius in der Vampirforschung helfen konnte. Vielleicht würde er auch eine Zeit unter den Muggeln verbringen dafür, aber das sollte die Zeit schon zeigen. Erstens hatte er als Vampir genug Lebenszeit und auch Geld um nichts zu überstürzen und zweitens musste Lucius ihn überhaupt als Assistent akzeptieren. Aber das hatte noch Zeit und diese für ihn plötzliche Klarheit über diese Tatsache nahm ihm quasi eine Felswand vom Herzen. Jetzt hieß es noch die letzten Stunden Zweisamkeit genießen.      Seufzend löste Harry seinen Mund von dem Blutbeutel. Es war sein letzter und somit ging Lucius Planung genau auf: Harry hatte nicht einmal hungern müssen. Die beiden Weggefährten saßen gemeinsam in einer leeren Höhle und warteten auf die Nacht. Die Sonne berührte schon beinahe den Horizont und tauchte das Tal unter ihnen in wunderschöne Farben. Der Fluss, welcher sich durch die kleine Siedlung schlängelte, glitzerte. Es wirkte alles so … friedlich und ursprünglich. Wenn der Wind richtig stand, dann konnte Harry das Krähen von Hähnen oder das Blöken von Schafen hören. Ebenjene Tiere standen verstreut um die wenigen Häuser herum und sahen aus wie weiße Flecken.   Seidenschnabel hatte in ihrem momentanen Versteck ein Rattennest aufgetan und befand sich nach dessen Plünderung im Dämmerzustand. Schmunzelnd blickte Harry auf das Wesen. “Hast dich wohl ein wenig übernommen, was mein Freund?” Schwer atmete der Hippogreif durch. “Darf ich mich trotzdem zu dir setzen oder stört dich das?”, erkundigte sich Harry. Seidenschnabel hob nur den Flügel an und so ließ Harry den leeren Blutbeutel nach Malfoy Manor verschwinden - eins der verabredeten Hinweise dass es ihm gut ging - und ging zu seinem Begleiter um sich an dessen Federn zu kuscheln.     “Weißt du Seidenschnabel, es ist eine ganze Menge passiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.” Seufzend schloss Harry die Augen und kuschelte sich tiefer ein. “Ich bin wieder in Hogwarts, aber meine angeblichen Freunde wollen trotzdem nichts mit mir zutun haben. Aber hey immerhin sehe ich selbst mich nicht mehr nur als Monster an, das ist doch ein Fortschritt, nicht wahr?” Ein Brummen erklang seitens Seidenschnabel und Harry war wieder einmal verwundert über dessen Klugheit.   “Das habe ich vor allem Lucius Malfoy zu verdanken. Er hat mir geholfen, mit meinem jetzigen Zustand klar zukommen. Dank ihm sehe ich nicht nur die Blutrage und habe Angst vor meinen eigenen Kräften. Nein, es ist soviel mehr. Ich bin nicht schlechter oder gar besser als andere Menschen, nur anders. Klar ich muss Blut trinken um zu leben und das am Besten aus der Vene, aber es geht auch anders. Für den absoluten Notfall habe ich jetzt einen aufladbaren Blutstein mit der richtigen Blutgruppe sowie Lucius speziellen Blutriegel. Kannst du dir das vorstellen, das sind Müsliriegel vermischt mit Blut. Willst du mal einen probieren, mein Freund? Ohne Magie im Ofen gebacken.” Neugierig drehte ihm das Tier den massigen Kopf zu und zwinkerte, woraufhin Harry grinsend einen der Riegel auspackte und in den geöffneten Schnabel warf. Er machte sich keine Sorgen dass das Wesen den Riegel nicht vertrug, denn die sonstige Beute Seidenschnabels besaß schließlich auch Blut und in den Mägen der Nager waren ebenfalls Körner.  “Ich vermisse Sirius”, platzte Harry heraus als das klackernde Schmatzen verstummte. Dass der Hippogreif sich enger um ihn schmiegte und beruhigend brummte, deutete er so, dass dieses kluge Tier genauso fühlte. “Lass …  lass uns noch eine Runde schlafen. Ok?”, murmelte Harry mit belegter Stimme. Sirius fehlte ihm immer noch so unglaublich. Sein Fehlen war an jeder Ecke spürbar. Es war zwar besser geworden seit er nicht mehr im Grimmauld Place hockte und zudem Menschen wie Lucius und Severus um sich hatte, aber doch … doch überfielen ihn die Erinnerungen ab und an. Überfielen und rissen ihn hinab.  “Er war meine Familie. Wie ein kindlicher, verrückter Vater. Der Typ Mensch, welcher eher mit Fred und George Scherze plant und macht, als an wichtigen Sitzungen teilnimmt. Der heißblütig los stürmt und zwar mit Einsatz und Herz am Kampf dabei ist, aber eigentlich eher eine Plage ist. Schließlich musste man ihn immer genau im Auge behalten.” Ein trostloses Lachen entwich ihm. “Klingt nicht gerade positiv, nicht wahr? Aber für mich war er so viel mehr und ich habe mir schon eine Zukunft mit ihm ausgemalt. Weißt du was die verrückteste Fantasie war? Ich hab nen Typen nach Hause gebracht und Siri hat einen auf Klischee Vater gemacht, mit Sprüchen a la ‘Tust du meinem Sohn weh, wünscht du dir den Avada. Bekloppt ich weiß … und doch habe ich mich beinahe drauf gefreut auf die Zeit, wo so etwas meine einzigen Probleme sind.” Sanft beschnäbelte Seidenschnabel ihn und erst jetzt fiel Harry auf dass er weinte. “Danke mein Großer.”   “Seidenschnabel, guck mal. Wir müssten bald da sein”, brüllte Harry gut gelaunt gegen den Wind. Er war froh über Kompass- und Heimfindezauber, welche Bill ihm vor der Abreise gelehrt hatte. Der Wind war zum Morgen hin immer stärker geworden und hatte sie ein ganzes Stück vom Kurs abgebracht. Was sich über dem Meer als ungünstig herausstellte. Anscheinend konnte auch Seidenschnabel ihre Ankunft nicht mehr erwarten, denn der Hippogreif legte noch einmal an Geschwindigkeit zu und Harry drückte sich flach auf dessen Rücken. Als das Tier dann auch noch vollkommen übermotivert einen Looping flog, konnte Harry nicht anders als, sich festklammernd, zu schmunzeln. Diese Reise tat ihnen beiden sehr gut und Harry schwor sich, dass es nicht die Letzte gewesen war. Ab und und an und ganz bewusst, tat es sehr gut alleine zu sein und sich um nichts großartig kümmern zu müssen. Ja, so Seidenschnabel Lust dazu hatte, würde er das nächste Mal schon auf dem Hinweg nach Rumänien fliegen.   “Hast du das gespürt, Kumpel? Das war der Erkennungszauber von Malfoy Manor. Wir sind … Zuhause.” Und es fühlte sich gut an dies zu sagen. Er sah das schnell größer werdende Haupthaus schon und sein Herz schlug freudige Purzelbäume. Ja, dass hier war Zuhause. Nicht Grimmauld-Place, nicht Hogwarts sondern hier. Hier wartete jemand auf ihn, der das Gefühl vermittelte, dass es ihm in erster Linie um Harrys Wohl ging. Der Ort, wo er er selbst sein konnte. Und da sah er auch schon eine blonde Gestalt, wie diese in den Garten rannte.   “Schau Schnäbelchen, da ist Lucius. Ich muss sagen, rennen steht ihm nicht wirklich. Sieht ulkig aus”, gluckste Harry und winkte dem Mann zu. “Denk dran was ich dir gesagt habe, sei nett zu ihm. Er hat mehr Angst vor dir als du vor ihm.” Sanft streichelte er den Hippogreif über den Hals und dieser klackerte mit dem Schnabel.      Er wollte Seidenschnabel gerade bitten in einen gesitteten Sinkflug über zu gehen, da tauchte ein Patronus neben ihm auf und er bat Seidenschnabel wieder aufzusteigen. Die silbrige Gestalt hatte ihm nämlich überbesorgt gesagt, dass er vorsichtig sein solle beim Fliegen und das Severus gerade spontan aufgetaucht war. Welcher wohl gar nicht begeistert darüber war, dass Harry alleine in der Weltgeschichte unterwegs gewesen war. Irgendwie ehrte es ja beide Männer … aber doch störte es Harry ein wenig. “Sag mein Guter … wollen wir den beiden einen kleinen Schrecken einjagen?”, erkundigte er sich vorfreudig bei dem Hippogreifen, welcher erneut mit dem Schnabel klackerte und freudig klingende Geräusche von sich gab.    Über den Wolken traf Harry die Vorbereitungen. Er legte Illusion- und Muffliatozauber auf sie. “Na dann, auf zum Erwachsenen scheuchen.”   “Lucius, hast du nicht gesagt der Schutzbann wäre durchbrochen worden? Bist du dir sicher, dass du nicht halluzinierst?”, hörte der Jungvampir Severus skeptische Stimme. “Wenn ich es dir doch sage. Er ist hier irgendwo, ich hab ihn sogar schon gesehen”, kam es von Lucius der den Himmel absuchte. Harry unterdrückte ein Kichern. Die Heimkehrer standen nur wenige Meter vor den beiden Männern und die bemerkten ihn nicht. “Hmm … ich spüre ihn beziehungsweise seine Magiesignatur. Wenn auch nicht stark”, kam es überlegend von dem Professor. Was Harry dazu brachte den Mann und sich selbst verfluchte. Severus wegen dessen Fähigkeiten und sich selbst weil er Snape unterschätzt hatte. Mal wieder.   Mit einer scheuchenden Handbewegung schickte Harry Seidenschnabel von den beiden weg, kletterte auf dessen Rücken und wies das Wesen an um die Männer herum zu fliegen.   Es war herrlich dessen Verwirrung zu sehen wenn Schnäbelchen sie mit den Flügelspitzen berührte oder Wind zufächelte. Dass sie sich im Kreis drehten und nach ihm Ausschau hielten, sah einfach nur lustig aus. Das Ganze mochte albern sein, aber auch Harry war nur ein Teenager mit Flausen im Kopf.   “Du willst spielen? Na bitte”, kam es von Severus und Harry war froh gerade vor dem Mann zu schweben, denn so sah er das Schmunzeln.   Seile schwirrten auf sie zu, ebenso wie Netze. Lucius half nun mit Harry zu entlarven und der Junge hatte seine liebe Müh nicht getroffen zu werden. Die Männer waren nicht nur sehr geschickt und geübt im Umgang mit dem Zauberstab, nein. Dazu kam auch noch, dass sie ein eingespieltes Team waren, wie Harry neidvoll anerkannte.  “Schnäbelchen … was die können, können wir auch”, flüsterte er dem Greif zu. “Die beiden wollen uns fangen. Sie glauben nicht, dass wir aufeinander aufpassen können.” Aufgebracht klackerte der Hippogreif mit dem Schnabel und schnaubte empört. “Ja, genau so denke ich auch. Also Kumpel, lass uns klar machen, WEN sie hier vor sich haben. Hör zu … was hälst du von…”   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)