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Nimm mein Herz und führe mich

von

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In der Sommerhitze: Titanic und Pläne

Sonntag. Ganz früh am Morgen. So gegen halb zwölf.

Marti saß verpennt über einer Tasse Kaffee und verfluchte die Tatsache, dass Jako voller Energie durch die Bude wirbelte.

Eigentlich ist das doch immer umgekehrt, dachte er. Vertauschte Rollen. Bei dem Gedanken musste er grinsen.
 

Jako schaute durch die Küchentür herein.

„Hey, du Schnarchnase, jetzt komm mal in die Puschen! Das Wetter ist herrlich, ich will raus mit dir!“

„Maaan“, maulte Marti, „ich bin noch nicht ganz wach!“

„Marti, ich will dich in einer halben Stunde geduscht und angezogen vor mir stehen haben, okay?“

Marti gähnte demonstrativ.

„Das schaff ich nicht, bin noch so müde.“

Jako kam auf ihn zu und stand plötzlich nur wenige Zentimeter vor ihm. Er nahm Martis Kinn in seine rechte Hand und drehte dessen Gesicht zu sich hoch.

„Marti“, sagte er mit diesem liebevoll- autoritären Ton in der Stimme, der Marti jedes mal wohlige Schauer durch den Bauch jagte.

„Ich habe mich doch wohl klar und deutlich ausgedrückt?!“

Marti nickte, und seine Augen bettelten um einen Kuss.

Jako lächelte ihn an und senkte seine Lippen auf Martis. Weich und sanft küssten sie sich und Jakos Hände wuschelten durch Martis Haare.

„So und jetzt ab mit dir!“
 

Marti brachte es tatsächlich fertig, innerhalb einer halben Stunde fertig zu werden. Jako fand ihn unheimlich süß, wie er so dastand mit noch feuchtem Haar, einer gut sitzenden Jeans, einem T-shirt mit Clavinover-Aufdruck. Und ihn aus erwartungsvollen Augen ansah.

„Was machen wir jetzt?“

„Einfach raus. In den Park. Das Wetter ist so toll.“

Er nahm Marti an der Hand und zog ihn hinter sich her aus der Wohnung.
 

Schlechte Laune war ja nicht Martis Ding. Die Dusche hatte ihn schon ganz munter gemacht, und fünf Minuten an der frischen Luft, und schon war er fröhlich. Er konnte sich über Kleinigkeiten kaputtlachen und war so herrlich albern, wie Jako das einfach an ihm liebte. Das war total ansteckend, und es dauerte nicht lange, bis Jako sich vor Lachen an einem Baum festhalten musste und nach Luft schnappte.
 

Sie liefen eine Weile ziellos durch den Park. Einfach so, um sich an dem herrlich sonnigen Wetter zu erfreuen und den Tag zu genießen. Schließlich kamen sie an einem Kinderspielplatz vorbei.

In Martis Augen blitzte der Schalk.

Er sprintete auf das Klettergerüst zu und packte mit Anlauf eine der Querstangen. Zog sich mit einem Klimmzug hoch und als er schließlich oben auf dem Ding balancierte, winkte er Jako zu sich rauf.

Was gibt das jetzt, dachte Jako, aber er kletterte hinterher. Oben angekommen, dirigierte Marti ihn hinter sich, legt Jakos Arme um seinen Bauch, dann riss er die eigene Arme nach oben und rief mit voller Lautstärke:

„Ich bin der König der Welt! Yuuhaaaa!“

Jako musste sich setzen, um vor Lachen nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre von diesem dummen Gerüst gefallen.
 

Martis im Schlagzeilenstil vorgetragene Kommentare („Bekannter Musiker vom Klettergerüst gestürzt – BLÖD sprach als erstes … mit dem Klettergerüst!“) machten die Sache nicht besser. Schlussendlich hatte Jako Bauchschmerzen vor Lachen.

Irgendwann hatten sie sich eingekriegt. Sie sprangen runter und Jako nahm Martis Hand.

„Eis?“, fragte er. Marti nickte begeistert.

So schlenderten sie händchenhaltend zum Parkcafé.

Hinterher saßen sie auf einer Parkbank. Schleckten genüsslich.
 

Plötzlich wurde Marti bewusst, dass das die selbe Parkbank war, wie vor ein paar Wochen.

War das Zufall, oder ... wollte Jako über irgendetwas reden?

Er sah seinen Schatz an. Der schien ihm ein bisschen nervös.

Marti knabberte seine Waffel zu Ende, leckte sich Lippen und Mundwinkel ab und sagte:

„Spucks aus. Was ist los?“

Jako sah ihn überrascht an. Aber klar, das hier war immerhin sein Marti, der ein unheimliches Gespür für Stimmungen hatte und auch irgendwie immer den richtigen Ton traf.
 

„Na ja, ich wollte mit dir einfach mal über unsere Hochzeit reden.“

Marti rutschte das Herz in die Hose. Hatte Jako sich das etwa anders überlegt?

„Marti, hast du schon irgendwie drüber nachgedacht, wann ...? Und wie ...?“

Marti war erleichtert.

„Ehrlich gesagt ... nicht konkret. Die Trauung möchte ich gern eher im ganz kleinen Kreis. Aber dann ... feiern möchte ich mit allen unseren Freunden, am liebsten locker, ungezwungen, fröhlich.“

„Unseren Freunden, und den Familien“, sagte Jako und strahlte.

Marti wurde knallrot.

„Ja, und den Familien“, sagte er etwas leiser.

Jako sah ihn fragend an.

Aber Marti sprach weiter:

„Ich könnte mir eine große Draußen-Party vorstellen. Mit geilem Zeug vom Grill und jeder Menge Musik und so. Und schau mal, so was geht nur im Sommer. Und wir haben schon Ende Juli. Diesen Sommer ist mir das zu kurzfristig. Ich würde gerne eher den nächsten Sommer ins Auge fassen.“
 

Jako nickte.

„Ja, das hatte ich auch schon gedacht, es eilt ja nicht. Und außerdem... ich finde die Vorfreude so schön.“

Er lächelte zufrieden.

„Ich auch. Und irgendwie mag ich den Gedanken an eine längere Verlobungszeit. Ich meine, zu wissen, dass wir beide einander versprochen sind, das fühlt sich einfach nur gut an.“

Jako schmunzelte über diese etwas altertümliche Ausdrucksweise. Altmodisch, dachte er. Da haben wir es wieder. Und er kicherte.

Marti, der nicht genau wusste, warum er kicherte, schaute ihn etwas unsicher an. Aber dann verschloss Jako seine Lippen mit einem wunderbaren Kuss, und sie hielten sich fest in den Armen. Zwei Menschen, die sich auf die wunderbare gemeinsame Zukunft freuten.
 

Später zurück in der WG.

Sie waren gerade zurück, als Martis Handy klingelte.

Er nahm es zur Hand, schaute aufs Display und Jako sah, dass er rot wurde.

Er ging dran.

„Hallo, Mama ...“

Jako wollte schon den in ein anderes Zimmer gehen, um ihn in Ruhe telefonieren zu lassen.

Dann aber bemerkte er, dass Marti sich offensichtlich sehr unwohl fühlte.

Und so blieb er, um ihn zu unterstützen.

„Ja, Mama ... okay ... klar, könnt ihr ... okay, ich freu mich.“
 

Das Gespräch war beendet, und Jako war sich sicher, dass „ich freu mich“ eine Lüge war.

„Marti - was ist los?“

„Naja, das war meine Mutter. Sie ... meine Eltern wollen mich besuchen kommen. Nächstes Wochenende. Um mal meine neue WG kennenzulernen.“

„Das ist doch toll, dann kannst du mich endlich vorstellen!“

Marti schluckte.

„Jako ...“

„Ja?“

„Ich glaube, ich muss dir was beichten.“



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