Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 11: In der Sommerhitze: Döner und Videos ------------------------------------------------ Der Morgen nach der Party. Na ja, eigentlich war es schon früher Nachmittag. Marti erwachte, weil ihm tierisch warm war. Jako hatte sich ganz nah an ihn gekuschelt und hielt ihn fest, außerdem schien die Sonne durchs Fenster, als wollte der Sommer, obwohl er noch jung war, allen zeigen, wer hier der Babo ist. Einen Augenblick genoss Marti trotz der Wärme die Situation, dann kamen ihm seine fürchterlichen Kopfschmerzen zu Bewusstsein. Gestern Abend hatten sie so ziemlich mit jedem Anwesenden anstoßen müssen und waren letzen Endes gegen sechs Uhr morgens ins Bett gekommen. Das rächte sich jetzt mit einem ausgewachsenen Kater. Marti quälte sich aus dem Bett und beschloss, erst einmal Kaffee zu kochen. Lebenselixier für schlurfende Zombies wie ihn. In der Küche begegnete er LeFloid. Der sah auch nicht besser aus. "Haste hier gepennt?", fragte Marti. Flo, der auch völlig verkatert und in Boxershorts und T-Shirt am Tisch saß, antwortete: "Ne, ich bin so durch die Stadt gelatscht." Er grinste. Marti wollte lachen, aber verdammt, dabei tat der Kopf zu weh. Also reichte es auch bei ihm nur für ein schiefes Grinsen. Immerhin. Flo hatte schon 'ne große Kanne Kaffee gekocht. Nach und nach tauchten Frodo und Tommy Blackout auf, Steve und Rick und noch zwei, drei Leute. Und schließlich kam Jako. Der Rest der Gäste hatte es wohl Dank der Berliner Taxifahrer nach Hause geschafft. Jako setzte sich an Martis Seite, kuschelte sich an ihn und jammerte: "Scheiße, geht’s mir schlecht." Irgendjemand reichte ihm Kaffee. Nach und nach duschten und verkrümelten sich die Leute, die hier zu Gast waren. Und eine Stunde später saßen nur noch die Bewohner der WG, Marti, Jako, Felix und Frodo, um den Küchentisch. Und Flo, der war noch geblieben. "So", sagte Felix, "Und nun geht’s ans Aufräumen." Alle stöhnten. Felix hatte gut reden. Der hatte recht wenig getrunken, deswegen ging es ihm recht gut. Er klatschte in die Hände. "Auf, auf!" Drei Stunden später war das meiste geschafft. Nur noch ein paar Kleinigkeiten würden noch gemacht werden müssen. "Genug", rief Marti, "ich muss jetzt erst einmal an die frische Luft!" "Aber...", wollte der vernünftige Felix widersprechen. "Mönsch, Felix, das bisschen schaffen wir nachher noch. Ich hab außerdem Hunger. Was haltet Ihr alle vom Dönermann, und anschließend die Füße in den Springbrunnen?" Gesagt, getan. Kurze Zeit später kauten sie alle auf ihren Pitataschen herum und saßen am Rande eines kleinen, runden Springbrunnens, die Füße ins Wasser gehängt. Mitten ins gefräßige Schweigen hinein fragte Flo: "Sagt mal, was machen wir denn nun eigentlich mit dem Filmmaterial?" "Welches Filmmaterial?", fragte Marti. "Na, ja", sagte Jako, "Flo ist den ganzen Abend mit der Kamera rumgerannt und hat beinahe jeden interviewt. Fast alle haben ein Statement zu unserer Verlobung abgegeben." "Genau", sagte Flo, während er auf einem großen Bissen Döner kaute. "Und nun ist die Frage: Wollt ihr das Material haben? Wollt ihr was draus machen? Für eure Communities?" Marti sah Jako an. „Also von mir aus können wir gerne dem Internet und der Welt erzählen, was los ist.“ „Ja, ich möchte das auch.“ „Gut, aber wenn ich ehrlich sein soll, hab ich schon eine eigene Idee. Jako, wenn du einverstanden bist, möchte ich mit dir ein 'Wie geht eigentlich ...' - Video machen. Wir covern einen Song, einen richtig schönen altmodischen Lovesong. Und dann baue ich den gemeinsam mit dir Spur um Spur auf, wie ich das immer mache. Den Gesang machen wir gemeinsam, oder als Call and Response, mal schauen. Und zum Schluss sage ich dann: Oh, ganz vergessen: die Folge heißt übrigens 'Wie geht eigentlich Jarti' ?“ „Cool, und zum Schluss braucht ihr dann aber noch 'nen Kuss, so einen, der nicht misszuverstehen ist“, rief Flo. Jako schmunzelte und nickte. „Machen wir.“ „Und Du Jako?“ „Ich würde gerne ein Fangirl- Massenkreischen auslösen, indem ich ein Video hochlade, auf dem nur ein solcher Kuss zu sehen ist. Nichts weiter. Und auch komplett unkommentiert“, sagte Jako, diabolisch grinsend. „Klasse!“, rief Frodo. „Das mach mal. Und wenn dann alle Fangirls in Schockstarre sind, dann machst du drei Tage später noch mal ein Video. Da sagt du dann, dass du auf Grund der vielen Kommentare ein paar Freunde gebeten hast, das zu erklären. Mehr nicht. Und die laden auch erst dann alle ihre Videos hoch. Und dann verlinkst du. Zunächst auf Marti. Dann auf Flo, denn ich finde, der sollte sein Interview- Material in ein Video auf seinem eigenen Kanal packen.“ Er kicherte. „Und ich mach auch was. Ich erzähle, dass zwei meiner besten Freunde heiraten wollen. Ich wollte gerne bei der Trauung die Ringe überreichen. Und dann beschwere ich mich, dass ich das nicht dürfte; sie hätten mir gesagt, dass ich als Hobbit mich nicht eignen würde, Ringe zu tragen ...“ Marti wäre fast vor Lachen in den Brunnen gekippt. Frodo redete begeistert weiter. „Die Spacefrogs machen bestimmt auch was, und Tommy Blackout könnte auf seinem Kanal was rappen.“ Mit viel Gelächter und verspritztem Wasser machten sie ihre Pläne. Wenige Tage Später wurde alles in die Tat umgesetzt. Als das erste Video, das Kussvideo, auf Fewjar hochgeladen war, saßen alle vier WG- Bewohner davor und warteten auf die ersten Kommentare. Es war wie erwartet. Von „die albern doch bloß wieder rum“ bis „Jarti is real“ war alles dabei. Die Fangirlgemeinde hyperventilierte geschlossen. Sie lasen Kommentare, lachten, staunten und hatten richtig viel Spaß. Als drei Tage später das zweite Video mit den Verlinkungen kam, stellten Marti und alle anderen, die mitgemacht hatten, ihre Videos nahezu zeitgleich ein. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Vermutlich brachen an diesem Tage reihenweise Herzen. Aber zur großen Freude aller war der übergroße Teil der Kommentare Freude und Glückwünsche. Marti und Jako, die gemeinsam in Martis Zimmer vorm Laptop saßen, war es ein wenig peinlich, wegen etwas so privatem so im Mittelpunkt zu stehen. Aber letztendlich wussten beide, die ja so völlig unterschiedliche Musiker waren, dass die meisten ihrer Fans sie eben wegen ihrer Musik schätzten, und ließen den Wirbel über sich ergehen. Sie waren glücklich über ihre tollen Freunde, die den ganzen Trubel mitgemacht hatten. Schließlich klappte Jako das Laptop zu. „Ich hoffe doch mal, dass ich jetzt nicht jedes mal extra 'ne Kamera einschalten muss, um solch einen Kuss zu bekommen?“, meinte er dreckig grinsend. „Tja“, sagte Marti, und grinste ebenfalls, „da werd ich mal drüber nachdenken.“ „Aaaaah“, schrie Jako und stürzte sich auf ihn. Marti ließ sich nach hinten kippen, und sie balgten auf dem Boden herum wie die Kinder. Schließlich kamen sie zu liegen, Marti unten, und Jako über ihm drückte ihm fest die Arme an den Handgelenken auf den Boden. „Jetzt hab ich dich“, flüsterte er mit lüsterner Stimme, „jetzt kannst du dich nicht mehr wehren!“ Na ja, sie waren ungefähr gleichstark, und wenn er es gewollt hätte, hätte Marti sich sicher zur Wehr setzen können, aber er wollte nicht. Er genoss ein kleines bisschen Wehrlosigkeit und streckte seine Lippen Jakos zu einem wundervollen Kuss entgegen. Bei dem Kuss blieb es nicht. Sie schafften es irgendwie noch aufs Bett und dann liebten sie sich, leidenschaftlich und wild. Sie genossen ihr Leben, sie genossen sich, sie genossen den Sommer. Den ersten Sommer ihrer jungen Liebe. Und sie spürten, ja sie wussten es in diesem Augenblick: Es würden noch viele viele weitere folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)