Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 10: Unter der Frühlingssonne: Kitzeln und Strafe -------------------------------------------------------- „Ich freue mich so auf diesen Abend“, sagte Marti und packte die Einkaufstüten auf den Tisch. Sie hatten eine Menge Zeug eingekauft für die Einweihungsparty, die heute steigen sollte. Martis Zimmer war fertig eingeräumt, der Umzug war ohne Schwierigkeiten über die Bühne gegangen. Steve, Rick und Dom hatten beim Ausräumen des alten, Jako, Felix und Frodo beim Einrichten des neuen Zimmers mit angepackt. Während der kurzen Fahrt mit dem geliehenen Transporter war Marti allein seinen Gedanken nachgehangen, und fast ein wenig sentimental geworden. Doch im Grunde hatte er sich unglaublich auf den neuen Lebensabschnitt gefreut. Das Kramzimmer, das immer noch von allen so genannt wurde, war deutlich größer als sein altes. Und so hatte Marti, unter anzüglichen Bemerkungen seiner Freunde, sein altes, schon ziemlich mitgenommenes Bett entsorgt und ein breiteres gekauft, in dem man auch zu zweit gut Platz fand. Die Wand an der Stirnseite des Bettes war unter Jakos Händen zu einem großartigen Kunstwerk geworden. Martis Instrumente waren untergebracht, sein YouTube Equipment fand Platz und er fühlte sich in seinem neuen Reich pudelwohl. Das war nun eine Woche her. Und heute war nun der Abend für die Party. Sie hatten alle möglichen Freunde eingeladen. Es würde gutes Essen geben und genug zu trinken, Musik und vermutlich jede Menge Spaß. Marti war völlig aufgedreht und happy. Jako freute sich auch. Gleichzeitig hatte er ein bisschen Bammel. Dieser Abend würde, wenn alles gut ging, nicht nur eine Einweihungsparty werden... Ob er das Richtige tat? Oder war es noch zu früh? Sie packten den ganzen Einkauf auf den Küchentisch. „Womit fangen wir an?“, sagte Marti und schaute etwas planlos über die bunt durcheinander liegenden Dinge. Er musste grinsen, wenn er daran dachte was sie vorhatten. Ein Partybüffet im Stile der 70er Jahre. Also ausgesprochen altmodisch. „Altmodisch“, das zog sich im Moment wie ein roter Faden durch ihr Leben. Es war ein Running Gag, ein Insider zwischen ihnen beiden, und sie hatten einen Heidenspaß daran. „Ich hol mal gerade die Fotos aus dem Drucker“, sagte Jako. Sie hatten sich Bilder ausgedruckt von so ulkigen Dingen wie einem Käse-Igel, eine Schweinekopf aus Mett (mit Zitronenohren und Petersilie in der Schnauze), Wurst.- und Käseplatten, in Schinken eingerollten Spargel. Dann ein paar Rezepte: Geflügelsalat mit Dosen- Mandarinen zum Beispiel. Und dann sollte es bleche-weise Toast Hawaii geben. Richtig urig, mit Scheiblettenkäse. Rick und Steve würden im Wohnzimmer eine Cocktailbar aufbauen und Cocktails mixen. Mit Schirmchen. Sie machten sich an die Arbeit. „Wir sollten gleich beim Arbeiten immer ein bisschen aufräumen, dann ist es hinterher nicht so viel. Und ich möchte schließlich, dass die Küche appetitlich aussieht, wenn unsere Gäste kommen. Und nicht wie ein Schlachtfeld“, sagte Marti. Das klang so vernünftig, dass Marti sich vor sich selber wunderte. Er ließ die Mandarinendose scheppernd auf den Boden fallen und rief : „Oh mein Gott, oh mein Gott, OH MEIN GOTT!“ „Marti, was ist los?!“ Jako war total erschrocken. „Oh mein Gott, Jako, ich werde reif und erwachsen, wie schrecklich, bitte hilf mir!“ Martis Stimme quäkte vor gespieltem Entsetzen. „Dem muss abgeholfen werden!“, rief Jako. „Super-Jako eilt zur Rettung!“ Und er stürzte sich auf Marti und begann, ihn durchzukitzeln. Nachdem sie beide wieder zu Atem gekommen waren, machten sie weiter. Mit vor lachen hochroten Köpfen und verwuschelten Haaren. Sie schafften tatsächlich alles, und als die ersten Gäste kamen, war das Büffet fertig, die Cocktailbar hergerichtet, die ersten Toasts waren im Ofen und sie hatten sich umgezogen und zurechtgemacht. Es wurde eine fröhliche Party. Das ulkige Büffet kam gut an, alle hatten Spaß, es wurde Musik gemacht, gesungen, gelacht. Nur Jako schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Die große Freundesrunde hatte sich inzwischen über mehrere Räume verteilt. Nur bei Jakos Zimmer war die Tür geschlossen geblieben. Jako brauchte sein Zimmer. Marti wollte sich gerade ein Bier aus dem Kasten nehmen, als Jako ihn beim Handgelenk nahm. „Komm mal mit bitte.“ „Was ist?“ „Komm einfach mit.“ Und er zog ihn in sein Zimmer. Jako schloss die Zimmertür hinter ihnen. „Was ist los?“, fragte Marti. „Wir müssen noch was besprechen“, sagte Jako. „Muss das jetzt sein?“ Marti hatte keine Lust. „Ich meine, wir sind gerade so cool am feiern!“ „Ja, jetzt“, sagte Jako. Marti seufzte. „Also, was gibt’s?“ „Nun, mein Schatz. Es geht um deine Aktion von neulich. Wo du trotz Fieber dein Bett verlassen hast, und hier aufgeschlagen bist. Nur um bei mir zu sein. Obwohl ich es dir verboten hatte.“ Marti seufzte. Musste das wirklich ausgerechnet jetzt sein? „Du hast doch nicht geglaubt, dass ich dich davon kommen lasse, ohne dich dafür zu bestrafen?“ Oh je. Das war ein Thema, über das er noch überhaupt nicht nachgedacht hatte. Was geschah, wenn er tatsächlich einmal nicht gehorchte? Sie hatten darüber auch noch nicht gesprochen. Bestraft werden. Na ja, das gehörte wohl dazu. „Also, eigentlich hatte ich das schon gehofft“, sagte er und versuchte ein gleichzeitig liebes und dreistes Lächeln, während er Jako in die Augen schaute. Und zu seiner großen Verblüffung bemerkte er, dass Jako total unsicher aussah. Seine Hände zitterten und man hatte den Eindruck, sein Herz würde heftig in seiner Brust hämmern. Was ging hier vor? „Was ...“, setzte er an, doch Jako legte ihm einen Finger auf die Lippen und machte „Sch...“ Dann sagte er: „Mach die Augen zu, bitte.“ Marti schloss die Augen. „Also was deine Strafe betrifft...“ Er hört, wie Jakos Stimme dabei etwas zitterte. „...ich hatte da an lebenslänglich gedacht.“ Marti spürte Jakos Lippen auf seiner Wange. Er öffnete die Augen wieder. Jako hielt in seinen Händen ein kleines, mit schwarzem Samt ausgeschlagenes Schächtelchen, in dem zwei Ringe lagen. Aus matt-poliertem Edelstahl. Ganz schlicht. Und wunderschön. Und Jako, sein Jako sagte leise und mit belegter Stimme: „Marti Fischer, möchtest du mich heiraten?“ Ein sprachloser Marti. Nun gut, vereinzelt hatte es das schon gegeben. Aber – ein mehrere Minuten sprachloser Marti? Das war so ungewöhnlich, dass eventuell in der Nähe befindliche Wölfe verzweifelt geheult, Hasen sich in ihre Löcher verkrochen und tanzende Elfen im Mondlicht einfach mit einem Schrei aus tausend Silberglocken ihr ätherisches Leben ausgehaucht hätten. Da wir uns aber mitten in Berlin befinden, geschah nichts dergleichen. Schließlich sagte Jako, nein er stotterte eher: „Na, ja, wenn dir das zu schnell geht, dann ... es tut mit leid, wenn ich dich überrumpelt ...“ „Natürlich möchte ich dich heiraten, du Idiot!“ Marti hatte offensichtlich die Sprache wiedergefunden. Und im nächsten Augenblick fiel er Jako um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Jako erwiderte den Kuss. Sie hielten sich fest und brauchten lange, um sich wieder voneinander zu lösen. „Jetzt komm“, sagte Jako. „Ich möchte es gern allen sagen, wenn das für dich okay ist.“ „Mensch Jako, das ist mehr als okay, ich möchte, dass alle unsere Freunde wissen, dass wir zusammengehören und für immer zusammen sein möchten.“ Sie gingen Hand in Hand ins Wohnzimmer. „Rick, kannst du mal eben alle zusammentrommeln?“ Rick schaute sie erstaunt an, tat dann aber wie geheißen. Er rannte in den Flur und schrie, so laut er konnte: „Alle zur Cocktailbar! Sofort!“ Keine fünf Minuten, da standen alle um sie herum, etwas erstaunt und erwartungsvoll. „Tja“, räusperte sich Jako. „Wir wollten euch einfach sagen, dass das hier nicht nur Martis Einweihungsparty ist ...“ Er nahm Martis Hand und hielt sie ganz fest. „... sondern auch unsere Verlobungsparty.“ Nach ein paar Sekunden allgemeinen Staunens brach Jubel und Klatschen los. Das war so schön, wie alle ihre Freunde sich mit ihnen freuten! Ein Moment, geschaffen zum Glücklichsein. „Jetzt weiß ich auch“, rief Flo, der sich am lautesten freute, „warum ihr so ein altmodischen Büffet gemacht habt. Weil ihr euch so richtig schön altmodisch verlobt habt.“ Marti und Jako schauten sich an und prusteten los. Als sie wieder etwas zu Atem kamen, japste Marti: “Ja, so richtig altmodisch. Und wie!“ Und sie lachten weiter, und das komischste für sie war, dass keiner ihrer Freunde so richtig wusste, wieso. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)