Crazy like a skull von RaoulVegas (Das Paradies hat einen Haken) ================================================================================ Ultra crazy! ------------ 1 Der rasante Eintritt in die Ultradimension stellt ein unbeschreibliches Gefühl dar. Bromley kann weder sagen, ob es sich gut oder schlecht anfühlt, noch wie lange das Ganze überhaupt dauert. Ihm ist so, als wären es nur Bruchteile von Sekunden und dennoch glaubt er die unsagbare Entfernung miterleben zu können, die er in diesem Moment im Kontinuum zwischen Raum und Zeit zurücklegt. Es ist warm und gleichzeitig eiskalt, fast so, als würde man am ersten heißen Sommertag in einen Pool oder See springen und augenblicklich einen Temperaturschock erleiden, weil das Wasser nur an der Oberfläche eine trügerische Wärme ausstrahlt. Schließlich kommt der Weißhaarige auf der anderen Seite an, scheint für eine Sekunde regelrecht in der Luft zu schweben und schlägt dann unsanft auf dem Boden auf. Noch ehe er ganz gelandet ist, hat sich der Durchgang über ihm auch schon geschlossen und nichts deutet mehr auf sein Dasein hin. Überraschend mitgenommen stemmt sich der Käfer-Trainer hoch, kämpft einen Moment mit einer schier überwältigenden Übelkeit und sieht sich dann um. Es ist erstaunlich dunkel hier, aber ebenso erstaunlich schön. Der Untergrund wirkt, als wäre er aus geschmolzenem, schwarzen Gestein, das wellenartig wie die Oberfläche eines Sees, in den man einen Stein geworfen hat, wieder erstarrt ist und so einen nicht völlig ebenmäßigen Grund bildet. Er formt einen langen, unregelmäßig breiten Weg, der sich weit in die Dimension hineinzieht. An seinem Ende ist es etwas heller und ein Lichtstrahl scheint von dem nicht sichtbaren Himmel zu scheinen ohne, dass man erkennen kann, wo er seinen Ursprung hat und was ihn überhaupt auslöst. Genau in diesem Lichtstrahl glaubt er Samantha zu sehen, doch das ist völlig unmöglich. Bromley hat das Portal nur Sekunden nach ihr betreten – sie kann also unmöglich so eine weite Strecke in dieser kurzen Zeit zurückgelegt haben. Außer natürlich, wenn die Zeit hier anderen Regeln unterliegt – vorausgesetzt sie unterliegt überhaupt irgendwelchen Regeln. Verwundert verharrt er an Ort und Stelle und sieht sich weiter um. Der Weg wird auf beiden Seiten von einer Art Wald flankiert. Doch die Pflanzen – wenn es denn überhaupt welche sind – wirken sehr fremdartig. Sie haben etwas sehr Prähistorisches an sich, wirken eher klein, gedrungen und nur auf das Nötigste reduziert, tragen kaum erkennbare Blätter und schon gar keine Blüten. Bei der hier herrschenden Dunkelheit wahrscheinlich auch verständlich. Andererseits wachsen sie dicht an dicht und weit in den düsteren Himmel hinauf, obwohl nicht erkennbar ist, worauf sie eigentlich wachsen, um dies zu schaffen. Außerdem sind sie fast ausschließlich blau, lila oder blassgold gefärbt, kaum irgendwo ist etwas Grünes zu sehen. Das wohl Seltsamste an ihnen ist aber ihre Oberfläche. Ähnlich wie der Weg wirken auch die Pflanzen so, als bestünden sie aus Edelsteinen oder erstarrtem Gestein, das glitzert wie Glas in der Sonne. Dieses Glitzern wirkt allerdings so, als würde es direkt aus dem Inneren dieser seltsamen Gebilde kommen, statt von dem wenigen Licht hervorgerufen zu werden. Es lässt sie sehr künstlich wirken, anstatt wie eine Lebensform. Bromley beginnt sich bei ihrem Anblick zu fragen, ob das überhaupt Pflanzen sind und nicht wohlmöglich doch nur ausgefallene Gesteinsformationen. Doch er hat nicht wirklich Lust diese Gebilde anzufassen, um es herauszufinden, fast so, als fürchte er sich mit etwas Ansteckendem zu infizieren. Unbewusst holt er Luft und bemerkt dabei, dass sie ganz anders ist. Irgendwie dicker und nicht so reich an Sauerstoff, sodass das Atmen etwas schwerfällt – nicht jedoch so schwer, dass man sich darüber Gedanken machen würde. Es erinnert ihn dunkel an seine Inselwanderschaft, als er für eine der Prüfungen auf dem Wela-Vulkan stand, nur das es hier weder heiß ist, noch nach Schwefel riecht. Dennoch ist das Gefühl beim Einatmen ähnlich erdrückend. Tief hinten in seinem Kopf wird Bromley plötzlich klar, dass es sehr leichtsinnig war, überhaupt Luft zu holen, ohne zu wissen, ob sie nicht wohlmöglich giftig ist. Doch dem scheint nicht so zu sein, also tut er den Gedanken mit einem Schulterzucken wieder ab. Samantha wirkt bis jetzt auch eher so, als würde es ihr gut gehen. Zumindest kann er hören, wie sie sich angeregt unterhält – vermutlich mit ihrer heißgeliebten Ultrabestie. Aber er kann kein Wort verstehen, was aber auch egal ist, da er eh zu ihr muss, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. So macht er sich auf und folgt dem Pfad langsam und mit den Augen in alle Richtungen gleichzeitig, denn irgendwie fühlt er sich beobachtet... 2 Ungeachtet dessen haben sich Sun und Lilly längst auf den Weg gemacht. Während für Bromley nur ein paar Minuten vergangen sind, so sind in der realen Welt Tage verstrichen. In dieser Zeit haben die beiden in Erfahrung gebracht, wo sich die zwei Flöten befinden, die das legendäre Pokémon Solgaleo herbeirufen sollen. Es ist ihnen auch gelungen, die Flöten zu finden und nun machen sie sich damit auf den Weg zur heiligen Stätte, an dem das Sonnenwesen verehrt wird. Dazu müssen sie das Sonnenkreis-Podium auf Poni besteigen. Dieses erreichen sie aber nur, wenn sie den riesigen Canyon der Insel durchqueren und das ist alles andere als einfach. Als sie den Eingang zum Canyon endlich erreichen, treffen sie auch schon auf das erste Hindernis, das sie wenig zuversichtlich stimmt. Genau in dem Durchgang hocken sechs Skull-Rüpel in ihrer typischen Pose am Boden und mustern sie streng. Schnell bemerkt Lilly, dass es sich dabei um fünf Jungs und ein Mädchen handelt. „Was wollt ihr von Team Skull denn alle hier?“, fragt die Blondine daher etwas besorgt und versucht ihre Tasche mit Cosmuvum ungeschickt hinter sich vor den Blicken der Rüpel zu verbergen. Unter den wachsamen Augen von Sun erhebt sich Aaron und tritt einen Schritt von seiner Gruppe weg. „Wa‘ ham hier auf euch gewartet, yo!“, gibt er angespannt von sich. Hinter der versammelten Truppe reihen sich deren aufgemotzte Motorräder auf und verhindern so das Durchkommen völlig. Der Schwarzhaarige fürchtet, dass sie hier ohne Kampf wohl nicht weiterkommen werden und er beginnt sich zu fragen, wie dämlich diese Rüpel eigentlich sein müssen, wenn sie in so einer bedrohlichen Zeit – in der ganz Alola von irgendwelchen Ultrabestien überschwemmt wird – scheinbar nur daran denken Ärger zu machen. Da erhebt sich auch schon der Nächste von ihnen und tritt vor. „Jemand von der Æther Foundation hat uns da nämlich was gesteckt!“, berichtet Bryan nun und wirkt dabei mindestens genauso angespannt, wie sein Kollege. ‚Irgendetwas stimmt da nicht...‘, kommt es dem Katzen-Trainer in den Sinn, denn sonst sind die Mitglieder von Skull doch immer solche Poser und Angeber – komme, was da wolle. Jetzt jedoch wirken sie allerdings irgendwie verloren, beinahe hilflos und verzweifelt. Vielleicht sind sie also doch nicht so dumm, wie Sun befürchtet hat? Nun erhebt sich auch das einzige Mädchen in der Runde und meldet sich zu Wort. „Ihr wisst angeblich, wie wa‘ unsren Boss retten könn‘.“, kommt es mit einem hoffnungsvollen Beiklang von Rose. Ehe Lilly und Sun dem etwas entgegenbringen können, erheben sich schon die restlichen drei Jungs und wirken plötzlich gar nicht mehr so verloren. „Also, spuckt’s schon aus!“, fordert Cameron die beiden nachdrücklich auf. „Lasst die Infos rüberwachsen!“, ordnet Flo missgünstig an. „Wie ich euch kenn‘, müss’n wa‘ die Infos mit Gewalt aus euch rauslocken...“, entkommt es nun Gus, der wütend die Fäuste ballt. „So wird das nie was...“, seufzt Sun daraufhin und verdreht theatralisch die Augen, doch das schürt den Unmut der Truppe nur noch mehr. „Ach ja? Macht euch schon ma‘ auf fiese Schmerzen gefasst!“, mischt sich Rose nun wieder ein und zwingt den Schwarzhaarigen auch sogleich zu dem von ihm befürchteten Kampf. Wie nicht anders zu erwarten, ist er jedoch genauso schnell vorbei, wie er angefangen hat, obwohl es Sun schon richtig leidtut sie so fertigzumachen,-scheinen sich die Rüpel doch ernsthafte Sorgen um ihren verqueren Boss zu machen. „Diese Schmerzen! Sogar mein Herz tut weh!“ Rose ist sichtlich am Boden zerstört und fängt hilflos an zu weinen, was die anderen wütend auf den Plan zurückruft. „Unsre gesamte Riege an Pokémon kriegste jetz‘ auch noch ab! Das haste nich‘ umsonst gemacht!“, verteidigt Bryan seine Partnerin und nimmt sie tröstend in die Arme. „Wa‘ geben zweihundert Prozent, wenn wa‘ unsren Boss damit retten könn‘!“, wirft Aaron ein und so stellen sich alle Jungs gleichzeitig Sun entgegen, doch es nützt ihnen ebenfalls nichts. Sie werden alle von dem Schwarzhaarigen im Eiltempo erledigt. „Wa‘ ham doch schon zweihundert Prozent gegeben...“, jammert Gus anschließend und begreift einfach nicht, wie dieser Zwerg sie alle auf einmal besiegen konnte. „Kann man sich noch mehr ins Zeug legen?“, fragt Flo hoffnungslos. „Ham wa‘ halt verlor’n! Na und?“, motzt nun auch Aaron und verschränkt schmollend die Arme vor der Brust. „Aufgeben tun wa‘ trotzdem nich‘, ehe wa‘ den Boss nich‘ wiederham!“, erwidert Bryan jetzt und Sun kann deutlich sehen, wie verzweifelt sie alle doch sind. „Wa‘ sind schließlich Team Skull!“, versucht Flo ein letztes Mal kraftlos ihre Ehre zu verteidigen, doch er lässt bereits mutlos die Schultern hängen. Dann passiert das, was Sun niemals für möglich gehalten hätte. Cameron tritt vor, seine Augen glänzen verdächtig und er zieht sich sogar das Tuch herunter, dass sie alle vorm Mund tragen, damit Sun den gekränkten Ausdruck in seinem Gesicht noch besser sehen kann. Auf einmal wirkt er so entblößt unglaublich verletzt und sehr jung. Nervös knetet er seine Hände durch und, wenn Sun ihn besser kennen würde, dann würde er auch verstehen, wie nahe am Abgrund der Teenager jetzt steht, da er sonst ein sehr dominanter und aggressiver Bengel ist, der sich nur schwer irgendwelche Gefühle eingestehen kann. „Okay, ich werd’s sagen: Bitte rettet den Boss!“, fleht er die zwei Kinder mit einer Stimme an, die jeden Moment zu brechen droht, wenn er noch ein weiteres Wort sagen muss. Der junge Anwärter ist mehr als nur sprachlos, dass alles zu hören. Die tiefe Sorge und Zuneigung, die sie alle für Bromley zu empfinden scheinen, ist einfach nur unfassbar. „Ich...“, setzt Sun an, um ihnen zu sagen, dass er sein Möglichstes versuchen wird, doch soweit kommt er nicht. „Ihr nichtsnutzigen Hohlschädel!“, dröhnt es auf einmal zornig hinter ihm und Lilly. Sichtlich zucken die Rüpel zusammen und rücken enger aneinander. Flugs zieht sich Cameron auch wieder das Tuch vor den Mund. Als sich die beiden Kinder umdrehen, erblicken sie Fran, die sich ihnen kopfschüttelnd nähert. Eigentlich war sie unterwegs, um Informationen über die Ultrabestien zu sammeln, so wie es Bromley’s letzter Befehl war, doch dann hat sie die Rüpel entdeckt, die eigentlich in der Villa bleiben sollten. „Warum stellt ihr euch ihnen in den Weg, wenn ihr wisst, dass sie wohlmöglich vorhaben, den Boss zu retten?“, pflaumt sie die Jüngeren streng an. Sie kann ja sehr gut verstehen, dass sie sich Sorgen um den Weißhaarigen machen, nicht tatenlos rumsitzen können und deswegen auch völlig durch den Wind sind – ihr geht es nicht viel besser, seit sie weiß, dass er in dieser Dimension verschwunden ist und sie sich all diese Gefühle für ihn eingestanden hat. Pia war so nett, ihnen alles mitzuteilen und auch, dass Sun und Lilly versuchen ihm zu helfen. Eingeschüchtert wissen die Rüpel nicht so ganz, was sie ihr erwidern sollen. „Aber Sis...“, setzt Rose geknickt an, doch Fran erstickt ihre Erklärungsversuche im Keim. „Schluss jetzt! Ihr geht auf der Stelle wieder nach Po’u und da bleibt ihr verdammt noch mal auch, bis ich euch etwas anderes sage! Dieser gedankenlose Unsinn hilft weder Bromley, noch uns selbst! Und jetzt macht, dass ihr wegkommt!“ Unter ihrem strengen Blick, der keinerlei Widerworte duldet, besteigen die sechs ihre Bikes und machen, das sie wegkommen. Mit einem schweren Seufzen sieht die Pinkhaarige ihnen nach und wendet sich dann um. Lange betrachtet sie die beiden Kinder vor sich, die so unglaublich entschlossen wirken, dass zu tun, wozu Team Skull niemals in der Lage sein wird. „Ich entschuldige mich für diese Trottel...“, seufzt sie schwerlich und wendet sich dann an die junge Blondine. „Und du, Lilly? – Bist du wirklich bereit für das, was du vorhast?“, fragt sie das Mädchen schließlich. „Ja – ich denke schon...“, kommt es etwas unsicher von ihr, da sie sich nicht sicher ist, was sie von alledem halten soll. Fran lässt geschlagen die Schultern hängen und von ihrem ursprünglichen Missfallen ihr gegenüber ist nichts mehr übrig. Sie wirkt nun genauso verzweifelt und gebrochen, wie ihre Mitstreiter. Fasziniert betrachtet Sun das Ganze, hat er sie doch immer für so stark, distanziert, ja geradezu kalt gehalten. Aber vielleicht liegt ihr Bromley ja ebenfalls am Herzen, auch wenn man es nicht immer so erkennt? „Eigentlich sollte ich mich auch für all die Dinge, die ich euch beiden angetan habe, entschuldigen. Auch, wenn ich ja eigentlich nur die Befehle der Präsidentin ausgeführt habe. – Aber ich denke, für so eine Entschuldigung ist es jetzt wohl zu spät. – Die Sache mit Bromley ist die – er mag die Präsidentin. Er mag sie wirklich. War regelrecht blind wegen ihr. Sie ist die einzige Erwachsene, die ihn schätzt und auch ernst nimmt, zumindest war das am Anfang mal so, als sie noch nicht völlig besessen war. – Jetzt will er nur noch das wiedergutmachen, was er ihretwegen zerstört hat und versuchen ihr zu helfen. – Doch wie immer merkt er nicht, dass er sich damit nur selbst schadet...“, entkommt es Fran traurig. Auf einmal spürt Lilly, dass von der jungen Frau wohl keine Gefahr mehr ausgeht und so tritt sie zögerlich einen Schritt vor. „Sie ist – Mutter ist so egoistisch! Sie hat nur Liebe für die übrig, die sich so verhalten, wie sie es sich wünscht. – Aber ich werde sie retten! Es gibt da etwas, das ich ihr unbedingt sagen muss. Und Bromley können wir dabei ganz sicher auch retten!“, platzt es regelrecht aus ihr heraus. Fran entkommt dabei ein kleines Lächeln. „Ach, Kindchen. – Irgendwas an dir erinnert mich an die Präsidentin. Irgendwas tief in dir drin. Ihr ähnelt euch zwar charakterlich überhaupt nicht, aber die Leidenschaft, die in dir brennt, ist dieselbe.“, meint sie und entlockt so nun auch der Blondine ein schwaches Lächeln. „Sun – Lilly – Ich weiß, ihr müsstet das eigentlich gar nicht tun, erst recht nicht nach all den Problemen, die ihr unseretwegen hattet, aber ich bitte euch, ein Auge zuzudrücken und Bromley für uns den Hintern zu retten. Er war nicht er selbst, seit er die Präsidentin kennengelernt hat und davor war es auch nicht leicht für ihn. Doch er hat immer versucht das Richtige zu tun...“, bittet sie nun. „Wir werden es auf jeden Fall versuchen!“, gibt der Schwarzhaarige zuversichtlich von sich, kann er sich doch ganz gut vorstellen, was sie meint. Und wer weiß schon, wie Bromley wirklich ist, wenn er nicht völlig ausflippt und sich selbst Schaden zufügt? „Danke. – Dieser Dummkopf! – Ich würde wetten, dass er sich dessen nicht einmal selbst bewusst ist, aber – Alola liegt ihm mehr am Herzen, als er sich eingestehen will. Deshalb versucht er auch so verzweifelt die Präsidentin zu retten und all seine Fehler wieder reinzuwaschen...“, gibt Fran seufzend von sich und greift in ihre Tasche. „Hier, der Z-Kristall des Typs Gift. Vielleicht kannst du ihn ja auf deiner Mission brauchen, Sun?“ „Brauchst du ihn denn nicht?“, fragt der Junge verwundert. Die junge Frau gibt nur ein klägliches Lachen von sich. „Ich wünschte, ich könnte ihn gebrauchen. Aber, wie die Rüpel und auch Bromley, bin ich nie so weit gekommen einen Z-Ring zu verdienen und damit ist er für mich praktisch nutzlos.“, meint sie knapp und zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Dass ich euch den Z-Kristall überlasse, kann man doch aber auch als Beispiel für dieses ‘einander helfen‘ sehen, das euch anzutreiben scheint, oder?“, fragt sie und hofft, dass das doch irgendwie als eine Art Entschuldigung durchgeht. „Sicher. Es ist auf jeden Fall ein sehr guter Anfang.“, meint Lilly überrascht. Ein weiteres Lächeln huscht über Frans Gesicht hinweg, doch es ist keineswegs fröhlich. „Übrigens, Sun. – Den Stein, aus dem dein Z-Ring gemacht ist, den hast du doch von Kapu-Riki persönlich bekommen, oder? Gib auf jeden Fall gut darauf acht. Ohne Pokémon gäbe es keine Trainer! Vergiss das nie, sonst ziehst du dir den Zorn der Kapu zu!“, mahnt sie den Jungen vor sich halbherzig. „Wobei ich mir da bei dir keine Sorgen mache.“ „Danke, ich werde es mir merken. Und mach dir keine Sorgen, wir werden Bromley ganz sicher finden und zurückbringen!“, gibt er sich zuversichtlich. Fran erwidert darauf jedoch nichts mehr, sondern wendet sich einfach um, damit niemand sieht, wie sehr sie jetzt mit sich kämpft. „Zeit zu gehen...“, meint sie einfach nur knapp und verschwindet dann, ohne auf eine Antwort zu warten. Einen Moment sehen Sun und Lilly ihr noch nach, dann blicken sie voraus in den endlos erscheinenden Canyon von Poni und treten ihre lange Reise zum Sonnenkreis-Podium an. 3 Das Gefühl beobachtet zu werden, wird mit jedem Schritt, den der Käfer-Trainer macht, immer stärker. Nervosität steigt in ihm auf und lässt sich auch nicht unterdrücken. Dieser seltsame Ort hat etwas an sich, dass das in ihm hervorruft, was er stets zu verstecken versucht – panische Angst, die ihn zu verschlingen droht und der er sich nicht entziehen kann. Das gefällt ihm überhaupt nicht, doch solange er gezwungen ist hier zu sein, wird er sich damit wohl anfreunden müssen. Widerwillig gibt der Weißhaarige ein Schnauben von sich und setzt seinen Weg fort. Allerdings kommt er nicht weit, ehe ihn dieses Gefühl beobachtet zu werden, regelrecht erschlägt. Ruckartig bleibt er stehen und dreht sich um. Nichts ist zu sehen, doch das Gefühl wird allmählich übermächtig. „Zeig dich endlich, verdammt noch ma‘!“, ruft Bromley in die Leere hinein, aus der er gekommen ist. Selbstverständlich erhält er keine Antwort. Mit einem weiteren Schnauben schiebt er das Ganze auf seine wachsende Paranoia, was an so einem fremden Ort wohl auch kein Wunder ist. Als er sich allerdings umdreht, um weiterzugehen, bleibt ihm vor Schreck fast das Herz stehen. Gerade noch so kann er einen Schrei unterdrücken und stolpert stattdessen ein paar Schritte zurück. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er das Anego an, das direkt vor ihm in der Luft schwebt. Wabernd gleiten seine Tentakel durch den Raum und es blickt den jungen Mann vor sich mit erschreckender Nachdrücklichkeit an, obwohl es nicht über ein erkennbares Gesicht oder auch nur Augen verfügt. Ein eisiger Schauer läuft dem Skull-Boss den Rücken hinab, droht ihn regelrecht zu lähmen, doch schließlich findet er wieder zu sich selbst und versteht gar nicht, warum er gerade so erschrocken ist. „Da biste ja endlich!“, lässt er verlauten, während ein herausforderndes Grinsen über seine Lippen huscht. Anego erwidert dem nichts, schwebt nur weiterhin geduldig vor ihm in der Luft. Ohne den Blick von der Ultrabestie zu nehmen, greift Bromley in seine Tasche und zieht einen Ultraball hervor. „Sei schön brav, du dämliche Qualle und komm in mein‘ Ball. Vielleicht kann ich Samantha damit ja wieder in ‘ne Wirklichkeit hol’n?“, gibt er von sich und wirft den blaugelben Ball dann in einer ausladenden Bewegung direkt auf das Anego. Dieses bemüht sich gar nicht erst zur Flucht oder dergleichen, sondern verharrt still. Dennoch fliegt der Ultraball einfach durch es hindurch, als wäre es nichts weiter als ein Geist oder ein Hologramm. „Was zum...?!“, entkommt es dem Käfer-Trainer mit einer Mischung aus Zorn und Verwunderung. Knurrend fixiert er das Quallenwesen und mustert es streng. „Na wart’s nur ab! Das haste nich‘ umsonst gemacht! Ich krieg‘ dich schon!“, verkündet er siegessicher und läuft direkt auf die Ultrabestie zu. In seinem Kopf erscheint es ihm nur allzu logisch, dass Anego nun ausweichen wird, damit er sich den Ultraball wieder zurückholen kann, doch da liegt er völlig falsch. Die Qualle rührt sich auch weiterhin nicht und Bromley wird dies leider viel zu spät bewusst. So kommt es, dass er ungebremst mit ihr zusammenstößt. Zumindest denkt er das. Allerdings macht sich Anego wieder durchlässig, sodass er haltlos durch es durchläuft. Dabei ist es, als würde er durch ein schweres Gas oder Ähnliches laufen, das ihn schlagartig betäubt und auf einen wilden Trip schickt. Vollkommene Leere schleicht sich in seine Augen und er verliert praktisch endgültig den Bezug zur Realität. Dann ist er durch das Wesen hindurch und dreht sich ruckartig wieder danach um. Er gibt ein überraschtes Stöhnen von sich. Plötzlich weicht die Leere aus seinem vernebelten Blick. Entsetzen tritt in seine Augen – Todesangst! Hilflos und zitternd weicht der sonst so furchtlose Skull-Führer immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken gegen die edelsteinanmutende Wand aus Pflanzen hinter sich stößt, die sich aber doch als Felsformation entpuppt. Hart bohren sich die einzelnen Stücke in seinen Rücken, doch er merkt es gar nicht erst. In langsamen, wabernden Bewegungen nähert sich ihm das Quallen ähnliche Wesen und streckt dabei zwei seiner langen Tentakel nach ihm aus. „Nein…!“, kommt es kraftlos von dem Weißhaarigen. Alle Farbe ist aus seinem ohnehin schon blassen Gesicht gewichen. Der Atem stockt ihm schon fast und sein Herz hämmert so heftig gegen seine Brust, das es schmerzt. Seine Augen sind weit aufgerissen und sein ganzer Körper zittert unwillkürlich. In seinem ganzen Leben hat er noch keine so derartige Angst verspürt. Nein, das ist gelogen. So eine Angst hat er auch damals empfunden, als sein Vater, in all seiner unberechenbaren Wut, das erste Mal mit dem Golfschläger auf ihn losgegangen ist. Anego schwebt immer näher heran. „Nein, bitte…“, haucht Bromley verloren und drückt sich so fest gegen den Felsen in seinem Rücken, als würde er versuchen wollen, sich dort hindurch zu schieben. Dann berühren ihn die beiden Tentakel des fremden Wesens an den Schläfen, injizieren ihm unbemerkt ihr lähmendes Nervengift. Sie fühlen sich warm an, wie übergroße Finger, die ihn zärtlich streicheln. Schlagartig zuckt in seinem Kopf ein greller Blitz auf und Bromley geht mit einem überraschten Aufschrei auf die Knie. Anego schwebt noch näher heran, legt ihm nun all seine Tentakel auf den Kopf und pumpt ihn regelrecht mit seinem Gift voll. Wie eingefroren erstarrt der Weißhaarige unter dieser Berührung. Alle Farbe weicht nun auch aus seinen Augen; sie wirken dadurch wie blankpolierte, weiße Edelsteine. Tränen dringen daraus hervor und rinnen stumm über die Wangen des jungen Mannes. In seinem Kopf entsteht das Bild seines Vaters, der mit drohend erhobenem Golfschläger auf ihn zu gelaufen kommt. Er ist ein eher kleiner Mann, sichtbar untersetzt und wirkt immer, als wäre ihm alles gleichgültig, doch er hat eine ungeheure Kraft in den Armen, die sich auf sein geliebtes Dreiereisen überträgt, als wäre es eine Verlängerung seiner Faust. Er holt zum Schlag aus und… Plötzlich ein erneuter Blitz. Diesmal durchzuckt er Bromley’s Kopf so heftig und grell, dass alles darin ausgelöscht zu werden scheint. Der Käfer-Trainer gibt ein hilfloses Stöhnen von sich. Nach und nach entfernen sich die Tentakel von seinem Kopf. Entgegen aller Gedanken war das Gift, das Anego ihm verabreicht hat, nicht dazu dagewesen, ihn zu verletzten oder gar zu töten. Nein, auf Bromley’s ohnehin schon mitgenommenen Geist hat es eine ganz andere, für den jungen Mann völlig unvorhergesehene Wirkung, die eher einer Heilung, als einem Schaden gleichkommt. Schließlich kehrt die Farbe in die Augen des Skull-Bosses zurück. Bromley blickt sich verwundert um. Er weiß, wo er sich befindet und was alles passiert ist. Ja, er erinnert sich an alles! Die Klarheit seiner Gedanken ist unbeschreiblich, unbegreiflich. Niemals zuvor-, seit diesem schicksalhaften Tag, an dem sein Vater ihn zum ersten Mal mit dem Dreiereisen bewusstlos geschlagen hat,- war sein Kopf so klar gewesen! Mit offenem Mund beobachtet er, wie Anego zu Samantha hinüber schwebt. Es sieht so aus, als wolle es auch ihr helfen; sie von ihrer Besessenheit befreien und sie in ihre Welt zurückschicken. Doch etwas scheint die Ultrabestie daran zu hindern. Samanthas Geist ist nicht auf die gleiche Weise beschädigt, wie es Bromley´s war, von daher würde ihr das Gift höchstwahrscheinlich Schaden zufügen, sie vielleicht sogar umbringen und dazu ist Anego nicht bereit – noch nicht. Stattdessen umschwirrt es die blonde Frau, die in einiger Entfernung auf einem Felsen sitzt und scheint Bromley hilfesuchend anzusehen und das, obwohl das Quallenwesen ja gar keine Augen hat. Dennoch kommt dem Weißhaarigen die Erkenntnis. Genau, Anego hat ihm geholfen, damit er nun Samantha helfen kann, diese fremde Dimension zu verlassen und den Anego ihre Ruhe zu gönnen. Jetzt, wo er die Welt wieder klar wahrnimmt, kann er das auch tun! Noch etwas wackelig, aber durchaus entschlossen, steht er auf und geht zu ihr hinüber. All die falsche Liebe, die er die ganze Zeit für sie empfunden hat, ist genauso aus ihm verschwunden, wie das Antlitz seines herrischen Vaters. Dennoch fühlt er sich ihr immer noch verpflichtet. Aber nicht mehr, um ihr bei der Erfüllung ihrer kranken Pläne zu helfen, sondern, weil er denkt, dass er nur hier rauskommen kann, wenn es ihm gelingt, zu ihr durchzudringen. Sie allein ist seine Fahrkarte in die Freiheit. Danach kann sie ihm ein für alle Mal gestohlen bleiben! Ihn verbindet nichts mehr mit ihr, auch wenn ihm der Gedanken einen Stich ins Herz versetzt. Wieder eine Beziehung, die zu Bruch geht und die ihn erneut vor den Scherben seiner Emotionen stehen lässt… Wird er denn niemals jemanden finden, der ihn wirklich liebt, bis das der Tod sie scheidet? 4 Der Gedanke macht ihn schrecklich traurig, hatte er doch gehofft, mehr in ihr sehen zu können. Doch er war blind und verletzt und sie hat es schamlos ausgenutzt. Das wird ihm nun alles klar. Dennoch muss er das hier zu Ende bringen, um all die Menschen dort draußen zu beschützen und alles wiedergutzumachen, was er ihnen ihretwegen antun musste. „Samantha? Du musst mir jetz‘ zuhör’n!“, bringt er zuversichtlich hervor und versucht keine Schwäche zu zeigen. Nahezu überrascht sieht sie ihn an, ganz so, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass er überhaupt hier ist. Dann ändert sich der Ausdruck auf ihrem Gesicht und sie steht auf. Manchmal fühle ich, dass ich wegrennen muss Ich muss von dem Schmerz wegkommen, Den du in mein Herz hinein geschlagen hast „Ich soll dir zuhören? Wovon träumst du eigentlich?“, fragt sie ihn so durchdringend, dass er es gerade noch verhindern kann, sichtbar vor ihr zusammenzuzucken. „Ich träum‘ davon, mit dir wieder in die Wirklichkeit zurückzugeh’n und alles zu vergessen, was gewesen is‘! Ich träum‘ davon noch ma‘ von vorn anzufangen und diesma‘ alles richtig zu mach’n!“, platzt es aus ihm heraus und er sieht sie flehend an. Doch die Blondine lächelt nur sanft. „Diese Gedanken sind wirklich sehr erstrebenswert, mein Hübscher. Aber wo bleibe ich bei dem Ganzen?“, fragt sie ihn gespielt verletzt und tritt an ihn heran. Die Liebe, die wir teilen Scheint nirgends hinzuführen Und ich habe mein Licht verloren Verlangend schmiegt sie sich gegen ihn. Überrascht weicht er vor ihr zurück. Er darf sich davon nicht wieder beeinflussen lassen. Das ist alles nur eine Lüge! „Ich weiß nich‘. Aber, wenn du mit mir kommst, dann kannste auch neu anfangen, mit dein‘ Kindern und so.“, gibt er etwas unsicher zurück. Wieder dieses sanfte Lächeln auf ihre Lippen. „Oh, Bromley. Du kleines Dummerchen!“, kichert sie hell und schmiegt sich erneut an ihn. Diesmal weicht er jedoch nicht vor ihr zurück, will ihr nicht die Genugtuung geben, diese Macht über ihn auszuüben. Weil ich mich hin und her wälze, Kann ich nachts nicht schlafen Zärtlich legen sich ihre Hände auf seine Brust, streichen verspielt über den weißen Stoff seines T-Shirts. „Ich will doch nur dich und sonst Niemanden!“, haucht sie ihm verführerisch entgegen. Verwundert sieht er sie an. „Ach hör schon auf mit ‘m Scheiß! Wa‘ ham keine Zukunft und das weißte besser als ich!“, gibt er angesäuert zurück und ergreift ihre Hände. Verletzt sieht sie zu ihm auf. „Warum sagst du nur so etwas Grausames? Liebst du mich denn gar nicht?“ Plötzlich scheinen ihre Augen in Tränen zu schwimmen. Beinahe erschrocken nimmt er dies zur Kenntnis und all die alten, ach so falschen Gefühle für sie flammen wieder ungewollt in ihm auf. Einmal rannte ich zu dir Jetzt werde ich von dir wegrennen „Ich – ich – wünscht‘, ich könnt’s...“, bringt er stockend hervor. Ihre Finger winden sich aus seinen Händen und er lässt es zu. Schnell legen sie sich wieder auf Bromley’s Brust und streichen sanft darüber. „Ich kann dir dabei helfen, mein Hübscher! Alles wird wieder gut und wir werden glücklich sein, bis ans Ende unserer Tage!“, versichert sie ihm fürsorglich. Zärtlich legt sie ihm die Hände in den Nacken und zieht ihn zu sich heran. Der Käfer-Trainer weiß, dass das ein Fehler ist, doch er würde ihr so gern glauben. Diese verdorbene Liebe hast du mir gegeben Und ich gab dir alles, was ein Junge dir geben kann „Ich liebe dich!“, haucht sie ihm entgegen und dann drückt sie ihre Lippen auf die seinigen und zieht ihn in einen innigen Kuss hinein. Tausend Gefühle überfluten den Weißhaarigen mit solcher Heftigkeit, dass er kaum weiß, wo ihm der Kopf steht. Ausgehungert erwidert er den Kuss und will sie enger an sich heranziehen, sie fest in seine Arme schließen und nie wieder loslassen. Doch das lässt sie nicht zu. Stattdessen trennt sie sich von ihm und stößt ihn dann mit aller Kraft von sich. Nimm meine Tränen und das ist noch lange nicht alles Verdorbene Liebe Verdorbene Liebe Von dieser Aktion mehr als nur überrascht, taumelt Bromley haltlos nach hinten, stolpert über einen hervorstehenden Stein am Boden und fällt dann ungehalten gegen die glitzernde Felswand. Dabei schlägt er so heftig mit dem Kopf dagegen, dass er nur noch Sterne sieht. Mit einem Stöhnen sinkt er auf die Knie und fällt dann der Länge nach zu Boden – spürt schon die verlangenden Hände der Ohnmacht nach sich greifen. Samantha beobachtet das Ganze mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Jetzt weiß ich, dass ich wegrennen muss, Dass ich wegkommen muss, Du willst wirklich nichts mehr von mir „Na? Was sagst du jetzt?“, höhnt sie zu ihm herab. Schwerlich gelingt es Bromley sich auf die Arme zu stützen und sie so anzuschauen. Doch seine Sicht ist nicht völlig klar und er spürt, wie ihm warmes Blut langsam in den Nacken läuft. „Eines Tages wirste mich umbringen, Samantha! Und jeden, der dich liebt! Eines Tages wirste zu weit geh’n und das wird dann das Ende sein! Du wirst vollends überschnappen!“, keucht er schwerfällig, während es in seinem schmerzenden Schädel immer dunkler wird. Um die Dinge richtig zu machen Brauchst du jemanden, der dich festhalten kann Überlegen sieht sie auf ihn hinab. „Du brauchst nur zu tun, was ich will, mein Hübscher, dann wird dieser Tag nie kommen!“, höhnt sie. „Ich fürcht‘, dass heut‘ dieser Tag is‘…“, erwidert er traurig. „Doch ich denk‘, dass es vielleicht noch nich‘ zu spät is‘. – Lass dir von mir helfen! Lass mich dich wieder in die richtige Welt bringen und wa‘ vergessen das alles und werden glücklich…“, hoffnungsvoll sieht er sie an. Für einen winzigen Augenblick scheint es so, als würde sie tatsächlich darüber nachdenken, dann verfinstert sich ihr Blick wieder. Und du denkst, Liebe heißt zu beten Aber es tut mir leid, ich bete nicht auf diese Art „Mir war schon immer egal, was eines Tages aus dir wird, mein Junge! Ich habe dich immer nur als mein Schoßhündchen angesehen, das brav mit dem Schwanz wedelt, wenn ich pfeife. Und mehr bist du auch nicht! Ein armseliger, räudiger Köter, der vor seiner Herrin im Dreck liegt und um Gnade winselt! – Ich werde in die reale Welt zurückkehren, aber ganz sicher nicht zusammen mit dir! Sondern mächtiger, als alles andere dort draußen! Und ich werde glücklich sein, ohne dich! Weil es dich dann nicht mehr geben wird!“ Einmal rannte ich zu dir Jetzt werde ich von dir wegrennen Wild funkelnd blickt sie ihn an, das pure Böse in ihrem einst so wunderschönen Gesicht. Falls Bromley jemals so etwas wie richtige Liebe für sie empfunden hat, so stirbt diese mit ihren Worten endgültig. Betroffen sengt er den Blick, kann sie einfach nicht mehr länger anschauen ohne, dass ihm das Herz bricht und er wohlmöglich vor ihr in Tränen ausbricht. Diese Blöße kann er sich unmöglich geben, dann hätte sie wahrhaftig gewonnen und ihn gebrochen. Diese verdorbene Liebe hast du mir gegeben Und ich gab dir alles, was ein Junge dir geben kann „So, mein Hündchen und jetzt wird es Zeit für ein Schläfchen, damit du Mami nicht mehr auf die Nerven gehst!“, verkündet sie mit einem düsteren Lachen, das all die Besessenheit in ihr zum Vorschein bringt. Es klingt so dermaßen böswillig, dass sich Bromley fühlt, als würde sie ihm ein stumpfes Messer in den Körper rammen und ihn langsam damit aufschneiden – sich an dem laben, was ihr dabei vor die Füße fällt. Angestrengt beißt er sich auf die Unterlippe. Nimm meine Tränen und das ist noch lange nicht alles Verdorbene Liebe Verdorbene Liebe Ehe Bromley dann doch noch etwas erwidern kann, dass sie wohlmöglich zur Vernunft bringt, holt sie mit dem Fuß aus. Die harte Spitze ihres Schuhs trifft ihn direkt an der Schläfe und schleudert seinen Kopf ruckartig zur Seite. Die beginnende Dunkelheit in seinem Schädel breitet sich nun explosionsartig aus und er bricht ohnmächtig auf dem kalten Felsgestein zusammen… Berühre mich nicht, bitte Ich ertrage die Art, wie du mich quälst nicht mehr Ihr dunkles Lächeln wird stärker. „Siehst du? So bist du ein braves Hündchen!“, verkündet sie triumphierend und wendet sich ab. Mit stolzen Schritten nähert sie sich dem Felsen, auf dem sie vorher gesessen hat und um den immer noch das aufgebrachte Anego schwebt. Ich liebte dich, obwohl du mich derart verletzt Jetzt packe ich meine Sachen zusammen und gehe Von unendlicher Macht und Zuversicht durchflutet, setzt sie sich wieder hin und beginnt erneut liebevoll mit der Ultrabestie zu sprechen. Ungeachtet dessen erreichen Lilly und Sun endlich das Sonnenkreis-Podium. Verdorbene Liebe Verdorbene Liebe 5 Während Bromley mit Anego ringt und schließlich von Samantha in die rettende Dunkelheit der Ohnmacht geschickt wird, vergehen in der realen Welt ein paar weitere, sehr anstrengende Tage. Mittlerweile sind Sun und Lilly seit einer Woche unterwegs, nachdem sich die Pforte im Æther-Paradies geschlossen hat. Doch die Anstrengungen und die erbarmungslose Hitze, so wie unzählige, heftige Angriffe von wilden Pokémon, haben die beiden nicht davon abgehalten ihr Ziel zu erreichen und den Canyon von Poni zu durchqueren. Und nun endlich tragen ihre Bemühungen Früchte. Als sie den letzten schmalen Spalt des Canyons verlassen, werden sie vom gleißenden Sonnenlicht eingehüllt, das ihnen für einen Moment völlig die Sicht nimmt. Nach und nach gewöhnen sich ihre Augen daran und offenbaren ihnen einen atemberaubenden Anblick. Direkt vor ihnen erhebt sich eine schier endliche Steintreppe so weit empor, dass die beiden Kinder das Gefühl bekommen, damit direkt in den Himmel hinaufsteigen zu können. Das Ende der Treppe ist nicht zu erkennen, da sich feine Wolken darum ranken. Daraus hervor erhebt sich eine gewaltige Felsspitze empor, wie ein göttlicher Finger. In sie scheint etwas eingemeißelt zu sein, doch die Wolken verbergen das genaue Bild, sodass man nur wenige Schattierungen erkennen kann. Im Gegensatz zum Rest des Canyons, wo man von einem ständigen Rascheln und verschiedensten Rufen von Pokémon nur so umgeben war, ist es hier erschreckend still – so still, dass die beiden leises Wasserplätschern hören können, das irgendwo oben von der Felsspitze zu kommen scheint. „Was glaubst du, wie weit es da nach oben geht?“, durchbricht Lilly irgendwann die erdrückende Stille, die beim Anblick der heiligen Stätte zwischen ihnen eingetreten ist. „Ich habe absolut keine Ahnung. – Und wenn ich ehrlich bin, will ich auch gar nicht wissen, wie viele Stufen das sind...“, gibt er schlichtweg überfordert von sich. Die junge Blondine kann ihn da sehr gut verstehen, sie will sich das auch nicht so wirklich vorstellen. Dennoch werden sie die Treppe erklimmen müssen, um das Sonnenkreis-Podium zu erreichen. Einen Moment verweilen sie noch, lassen alles auf sich wirken und befreien ihren Geist von allen Sorgen und Ängsten, die ihnen jetzt hinderlich sein könnten, und schließlich setzen sie ihnen Fuß auf die erste Stufe dieses geheiligten Ortes und beginnen ihren Aufstieg. Nach einer gefühlten Ewigkeit wagt Sun einen Blick nach unten über den sehr niedrigen Rand der Treppe. Nur ein paar Stufen weiter oben fehlt es großes Stück der Konstruktion, das ihnen klar macht, wie alt und marode diese Treppe doch eigentlich ist. Als der Schwarzhaarige über den Rand blickt, kann er den Grund des Canyons gerade noch erkennen, doch bald wird er in Wolken eingehüllt sein und verschwinden. Jetzt jedoch kann er die herabgestürzten Trümmer der Stufen dort unten erkennen und ein nicht sonderlich behagliches Gefühl steigt in ihm auf. Er versucht es zu verhindern, doch es ist so übermächtig, dass es ihm fast den Atem raubt. Sie haben den Großteil des Aufstiegs noch lange nicht hinter sich und dies wird ganz sicher nicht die einzige Stelle sein, an dem man den Verfall beobachten kann und so sorgt er sich ganz unfreiwillig darum, ob sie es überhaupt bis zum Podium schaffen werden. Angestrengt versucht er das ungute, mulmige Gefühl herunterzuschlucken und sich vom Rand zu lösen, doch es gelingt ihm erst, als er Lillys Stimme vernimmt, die nervös in der Mitter der Treppe auf ihn wartet. Sie ist kein bisschen schwindelfrei, weshalb sie sich so weit wie möglich vom Rand fernhalten möchte, was Sun nach diesem Ausblick nur allzu gut nachvollziehen kann. „Was – was siehst du?“, fragt sie nervös und blickt sich verloren um. Leicht schreckt der Katzen-Trainer zusammen und dreht sich ruckartig zu ihr herum. „Das willst du nicht wissen...“, meint er nur knapp und kommt schnellen Schrittes zu ihr zurück. Die junge Blondine nickt nur, als hätte sie diese Antwort erwartet und dann gehen sie einfach weiter. Ein gutes Stück weiter oben erreichen sie wieder ein heraus gebrochenes Stück. Diesmal ist es jedoch viel größer und zwingt sie weiter auf die andere Seite. Die Wolken umgeben sie nun viel deutlicher, sodass Sun den Grund nicht mehr erkennen kann und er hat auch nicht wirklich den Wunsch es zu können. Von daher nimmt er Lilly bei der Hand und führt sie vorsichtig an der Stelle vorbei, ohne hinab zu sehen. Ihnen begegnet noch so ein Stück, ehe sie endlich einen Absatz erreichen, doch es ist glücklicherweise viel kleiner, als die anderen beiden und so kommen sie ohne Probleme daran vorbei. Auf dem Absatz machen sie eine Pause, wie schon viele Male zuvor. Aber nach einem Aufstieg von gefühlten drei Millionen Stufen ist das auch keine Schande. Der Großteil der Treppe, den sie erklommen haben, liegt nun in den Wolken verborgen, die seicht, sanft und blütenweiß an ihnen vorbeiziehen. Dafür kommt aber das Podium endlich in Sichtweite und offenbart langsam seine unfassbare Größe und Schönheit. Dem Absatz folgen in kurzen Abständen zwei weitere, ehe sie eine verzierte Plattform erreichen. Überall hier oben wachsen üppige Gräser und Büsche, was in dieser Höhe völlig unwirklich erscheint. Von der Plattform aus führt eine Art Wasserrinne zu zwei weiteren, kleineren Plattformen, die sich völlig vom Wasser umgeben gegenüber liegen. Von diesen beiden Becken führt das Wasser weiter, bis zu einer gewaltigen Felswand, die wie ein Finger hoch in den Himmel ragt. Sie ist mit einem riesigen Relief verziert, das eine Art Scheibe am Himmel darstellen könnte, in deren Mitte sich ein frühzeitliches Abbild der Sonne erstreckt. Das Wasser, das die Rinne und die beiden Becken füllt, scheint in einem schmalen Kreis auf diesem Relief um die Sonnendarstellung herum zu fließen und, dass entgegen aller Schwerkraft. Es ist nicht ersichtlich, ob das Wasser aus einer Quelle irgendwo im Fels in diese schmale Rinne fließt oder, ob es von einer verborgenen Pumpe dort entlang geführt wird. Wie auch immer es aber passiert, es sieht sehr beeindruckend aus. „Das ist es nun, oder? Das Sonnenkreis-Podium. Und was jetzt?“, fragt Sun schließlich. Beinahe widerwillig löst Lilly ihren Blick von diesem unglaublichen Kunstwerk, stellt ihre Tasche ab und zieht ihr Notizbuch heraus. Nach einem Augenblick findet sie die Seite, auf der sie das Ritual niedergeschrieben hat. „Okay, einer von uns stellt sich mit der Sonnenflöte auf eine der kleinen Plattformen und der andere mit der Mondflöte auf das andere. Dann müssen wir gemeinsam die Melodie spielen, die wir geübt haben und hoffen, dass das legendäre Pokémon unseren Ruf hört...“, meint sie etwas unsicher und zieht die blaue Mondflöte aus ihrer Tasche. Sun holt die orange Sonnenflöte aus seinem Rucksack und erwidert ihren Blick unschlüssig. „Hoffen wir, es klappt und es wird wirklich auftauchen. Sonst war alles umsonst...“, meint er seufzend und begibt sich zu einer der vom Wasser umgebenen Plattformen. Lilly lässt ihre Tasche zurück und tritt auf die andere Plattform. Gemeinsam sehen sie einander noch einmal an und beginnen dann die Flöten zu spielen. Die Melodie ist nicht einfach, dafür hat sie aber etwas sehr Beruhigendes und Verzauberndes an sich. Schon nach wenigen Noten beginnt das Wasser in den Becken und Rinnen auf einmal zu leuchten. Das energiegeladene Strahlen pflanzt sich mit jedem Ton weiter fort, bis es das gesamte Relief umgibt. Bei diesem Schauspiel ist es wirklich schwer, sich auf die Melodie zu konzentrieren, aber irgendwie gelingt es den beiden Kindern doch. Als das gesamte Wasser hell erstrahlt, beginnt plötzlich auch das Sonnenmuster auf dem Relief zu leuchten. Gleißend hell flammt es auf, als wäre die Sonne selbst dort drin gefangen. Dann beginnt es in allen Regenbogenfarben zu glitzern. Die Melodie der Flöten endet, dafür fängt nun aber Lillys Tasche an zu zappeln. Überrascht und auch ein bisschen erschrocken, sehen die zwei mit an, wie das bewegungslose Cosmovum auf einmal daraus emporschwebt, bis es direkt über der verzierten, großen Plattform zum Stehen kommt. Mit offenem Mund verfolgen die beiden, wie sich dann ein heller Lichtstrahl aus dem Relief löst und das kleine Pokémon davon erfasst wird. Das Leuchten wird stärker und breitet sich weiter aus, sodass es unmöglich erscheint, dort hineinzusehen. Als es dann doch endlich verklingt, vollendet Cosmovum seine letzte Entwicklung und verwandelt sich in das legendäre Pokémon Solgaleo! Mit einem kraftvollen Brüllen landet der weiße Sonnenlöwe schließlich auf der Plattform und das Lichtspektakel findet ein Ende. Die große Katze blickt sich mit einer Mischung aus Neugierde und Dankbarkeit zu seinen beiden Erweckern um und gibt ein erneutes Brüllen von sich. Es klingt wohlwollend und gebieterisch zugleich und es löst die Starre, in die die beiden Kinder bei alledem verfallen sind. Nun kennt Lilly kein Halten mehr und läuft eilig zu dem großen Löwen hinüber. „Solgaleo! – Es geht dir gut! Ich bin ja so froh! Bin ich vielleicht erschrocken, als du plötzlich aus meinem Rucksack gesprungen bist...!“, verkündet sie den Tränen nahe und schmiegt sich an dem mächtigen Kopf des Sonnenwesens. Sun entkommt ein erleichtertes Lächeln. Sie sind ihrem Ziel die ganze Zeit scheinbar näher gewesen, als sie dachten, trugen sie das legendäre Pokémon doch schon immer unbewusst mit sich herum. Sanft reibt sich die große Katze an dem kleinen Mädchen und leckt ihr dann zärtlich über die Wange. „Ich hätte nie geglaubt, dass der Klang der Flöten dir solche Kräfte verleihen würde! – Wer hätte gedacht, dass du dich dadurch zu dem legendären Pokémon entwickeln würdest?“, teilt sie Solgaleo noch immer fassungslos mit. Der Löwe gibt ein zustimmendes Raunen von sich. „Davon stand nichts in all den Büchern, die ich studiert habe! – Mit keinem Wort wurde erwähnt, dass du dich zum legendären Pokémon entwickeln würdest!“, empört sie sich schon fast. Solgaleo gibt wieder einen Laut von sich, der so klingt, als hätte er es selbst nicht geahnt. Nun steht auch Sun bei den beiden und beim Anblick des Jungen fällt Lilly wieder ein, warum sie eigentlich hier sind. Weit reißt sie die Augen auf und sieht den weißen Löwen dann verzweifelt an. „Bitte, ich muss unbedingt Mutter sehen...“, fleht sie die große Katze an. „Kannst du das? Kannst du uns zu ihr bringen?“, ihre Stimme bebt so sehr, dass sie zu brechen droht, was Solgaleo den Ernst der Lage nur allzu deutlich macht. Das Sonnenwesen entfernt sich ein paar Schritte von seinen menschlichen Begleitern, wirft dann den Kopf in den Nacken und stößt ein solch durchdringendes Brüllen aus, dass einem förmlich das Blut in den Adern gefrieren mag. Die ganze Erde scheint unter diesem mächtigen Laut zu erzittern. Die Luft beginnt zu knistern und dann reißt sie auf einmal direkt vor ihnen auf – ganz ähnlich, wie in dem Moment, als sich in Samanthas Trophäenraum die Ultrapforte geöffnet hat. Das Gebilde, das sich aus dem entstandenen Riss herausstülpt, sieht auch ganz genauso aus, wie die Pforte, was die beiden Kinder mit tiefer Zuversicht erfüllt. Als das vollbracht ist, tritt Solgaleo wieder zu ihnen heran und legt sich dann auf dem Boden. Mit einem Raunen deutet er ihnen an, auf seinen Rücken zu steigen. Ein letztes Mal sehen sich Lilly und Sun fest in die Augen, ehe sie auf den Rücken des Löwen steigen. Kaum, dass sie sitzen, erhebt sich das mächtige Wesen wieder und setzt zu einem gewaltigen Sprung an, der sie alle direkt in die Pforte katapultiert. 6 Ein paar Augenblicke der völligen Schwerelosigkeit später, durchstoßen die drei eine unsichtbare Barriere und landen in der Ultradimension. Dank der Hilfe von Solgaleo tun sie dies auch weit sanfter, als es Bromley zuteil wurde. Davon ahnen sie allerdings natürlich nichts, sondern sehen sich nun sprachlos in dieser fremden Welt um. Der mächtige Löwe wittert im Moment auch keine Gefahr und setzt sich daher einfach hin. „Ich bin überrascht, wie schön es hier ist. – Aber die Luft ist ziemlich stickig. – Das Atmen fällt ein wenig schwer...“, entkommt es Lilly nach ein paar Augenblicken. Sie sieht sich nach Sun um, der ihre Erkenntnis stumm nickend bestätigt. Dann tritt Stille zwischen ihnen ein und der Schwarzhaarige gibt ihr die Zeit sich mit alledem anzufreunden. Er kann sich nur allzu gut vorstellen, wie schwer das Ganze für sie sein muss. Ihre Mutter so völlig außer Kontrolle und sie selbst gezwungen etwas dagegen zu unternehmen. Ein wenig bewundert er sie für diese Stärke, kannte er sie sonst doch eher sehr ängstlich und hilflos. „Ich frage mich, ob Ultrabestien wirklich Pokémon sind? Wenn ja, sollten wir sie dann überhaupt Ultrabestien nennen?“, wirft die Blondine irgendwann ein, als wolle sie damit all die schlechten Gedanken vertreiben, die ihr zweifelsohne durch den Kopf gehen müssen. „Ich weiß nicht...“, erwidert Sun schlicht, aber ehrlich. Das alles ist schon ziemlich verrückt und auch ohne diese Überlegung kaum zu glauben. Doch vielleicht finden sie eines Tages eine Antwort darauf? Auf einmal verändert sich Lillys Gesichtsausdruck. Sie wirkt irritiert. „Ich bin etwas verwirrt. Cosmog hat sich entwickelt, zwei Mal sogar, und auf einmal sind wir in dieser anderen Welt. – Das alles ist ein wenig viel auf einmal...“, gibt sie ihm mit einem schweren Seufzen zu verstehen. Mitfühlend blickt der junge Trainer sie an. „Hast du Angst?“, fragt er sie sanft und legt tröstend eine Hand auf ihre Schulter. Zu tiefst dankbar erwidert sie seinen Blick, antwortet ihm jedoch nicht auf seine Frage. „Doch jetzt ist nicht die Zeit, um sich Gedanken zu machen! Wir müssen weiter...“, kommt es stattdessen erstaunlich entschlossen von ihr. Ehe Sun ihr antworten kann, gibt der große Kater hinter ihnen einen nachdrücklichen Laut von sich. „Was hast du denn?“, will die junge Blondine wissen und blickt sich um, als fürchte sie einen Angriff oder Ähnliches. Beruhigend gleitet die breite Zunge des Pokémon über ihre blasse Wange. Solgaleo lässt eine Art Schnurren hören. „Du willst hierbleiben? Meinst du das damit?“, versucht Sun das Ganze zu deuten. Bestätigend raunt der Kater und lässt sich von dem Jungen über den gewaltigen Kopf streicheln. Etwas argwöhnisch betrachtet Lilly das Ganze und versteht es dann. Sie tritt näher heran und schließt kurz die Arme um den breiten Nacken des Löwen. „Vielen Dank, dass du uns hierher in diese Welt gebracht hast, Solgaleo! Ab hier übernehmen wir!“, verkündet sie und wendet sich dann dem Weg zu. Der Kater gibt ein Raunen von sich und blickt den beiden Kindern dann etwas sorgenvoll nach. 7 Die beiden sind noch gar nicht weit gekommen, da entdecken sie eine Gestalt, die zusammengesunken auf einem der seltsam anmutenden, edelsteinartigen Gebilde sitzt, die Lilly beinahe an so etwas wie versteinerte Pflanzen erinnern. Beim Nähertreten stellen sie erstaunt fest, dass es sich um Bromley handelt. Als der junge Mann langsam den Kopf hebt, schreckt die kleine Blondine unwillkürlich zusammen. Der Weißhaarige wirkt schrecklich ausgezehrt, müde und völlig fertig – ganz so, als wäre er schon ewig hier. Zudem klebt getrocknetes Blut an seiner Schläfe, das die Wange hinab gelaufen ist und das alles noch bizarrer wirken lässt, als es ohnehin schon ist. Durchdringend fixiert er die Kinder für einen Moment mit einen schiefergrauen Augen. Irgendetwas an ihnen scheint anders zu sein, doch Sun kann beim besten Willen nicht sagen, was. „Ich verrat‘ euch jetz‘ ma‘ was, also sperrt besser die Lauscher auf! Ihr seid wirklich selten dämlich!“, meint der Käfer-Trainer plötzlich. Allerdings klingen seine Worte keineswegs böswillig oder verachtend. Im Gegenteil, sie haben schon beinahe so etwas wie Nachsicht und Hoffnung an sich und wirken somit unglaublich fremd aus dem Mund dieses Rabauken. Unweigerlich beginnt sich der Katzen-Trainer zu fragen, was in der all Zeit passiert ist, die er und Lilly gebraucht haben, um zu ihm zu kommen. Was hat Bromley die Wunde zugefügt? War es eine Ultrabestie oder gar Samantha? War er es wie so oft selbst? Was ist sonst noch passiert? Das alles würde er den Älteren gern fragen, doch dieser scheint nicht in der Stimmung dafür zu sein. Stattdessen rutscht er von seinem Platz herunter und tritt ihnen gegenüber. „Ich hab‘ kein‘ blassen Schimmer, wie ihr überhaupt hergekomm‘ seid. Aber tja, da seid ihr nu‘ ma‘.“, meint er schlichtweg mit einem Schulterzucken. Eigentlich will Lilly ihm sagen, dass Solgaleo sie hergebracht hat, entscheidet sich dann aber dagegen, da er das alles vielleicht gar nicht verstehen würde. Sie begreift es ja selbst kaum. Von daher lässt sie ihn ungetrübt weiterreden. „In dieser trostlosen, fremden Welt wimmelt es nur so von diesen Ultrabestien. – Hab‘ versucht, mir eine von den Dingern zu schnappen...“ In seinen Augen kann Sun die Erinnerung daran erkennen und sie scheint keineswegs schön zu sein, was er auch sogleich bestätigt bekommt, als Bromley das Ganze erklärt. „Aber ehe ich mich’s versah, hatt‘ sich das Ding mich geschnappt! Was dann geschah, is‘ schwer zu erklären. – Es wa‘, als wär’n mein Körper und mein Geist plötzlich erwacht, als wär‘ ich zum ersten Mal in mei’m Leben wirklich bei Bewusstsein! Ich bekam Panik! Was wa‘ hier los?! Es wa‘, als sei ich nich‘ mehr ich selbst!“, mit jedem Wort mehr, fängt der Weißhaarige heftiger an zu zittern. Dennoch scheint er sich dieser Tatsache gar nicht bewusst zu sein. Erschrocken und mitfühlend sieht Lilly ihn an. Doch, als sie sich ihm nähern will, ballt Bromley ruckartig die Fäuste und sie tritt wieder zurück. „Dabei bin ich doch der Boss von Team Skull, der vor nichts und Niemandem Angst hat!“, gibt er den beiden entschlossen zu verstehen, als hätten sie diese Tatsache völlig infrage gestellt. Einen Moment mustert er die beiden Kinder vor sich streng, ganz so, als würde er nur auf einen dummen Kommentar von ihnen warten, der seinen nächsten Schritt rechtfertigen würde. Doch es kommt nichts, weshalb er sich wieder beruhigt und nun ein trauriges Gesicht aufsetzt. „Mit Samantha is‘ das Gleiche passiert. – Sie is‘ inzwischen viel zu stark für mich! Für Samantha existiert nur noch ihre ‘wunderschöne Ultrabestie‘. Worte erreichen sie nich‘, Gefühle prallen an ihr ab. – Nichts dringt mehr zu ihr durch…“ Es wirkt, als würde der sonst so starke Boss jeden Moment in Tränen ausbrechen und es scheint ihm sogar egal zu sein, dass die beiden Kinder es sehen könnten. Dieser Anblick macht Sun deutlich, wie verzweifelt und getroffen Bromley doch sein muss und, dass Fran keineswegs unrecht damit hatte, als sie meinte, dass Samantha dem Weißhaarigen viel bedeuten würde. Sun würde sich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass er in sie verliebt ist, oder besser, es war. Betroffenes Schweigen legt sich schier endgültig über die kleine Truppe und lässt sich nur schwer wieder vertreiben. „Ich werde trotzdem zu ihr gehen!“, platzt es irgendwann aus Lilly heraus und die beiden Jungs sehen sie überrascht an. Ein nachsichtiges Lächeln huscht über das Gesicht des Käfer-Trainers. „Tu, waste nich‘ lass’n kannst, Kleine! Ich werd‘ dich nich‘ davon abhalten...“, meint er locker, aber mit einem schweren Seufzen, und setzt sich wieder auf eines der merkwürdigen Gebilde. Für ihn scheint das alles vorbei zu sein. Hilfe können sie ganz sicher nicht von ihm erwarten. Doch Lilly hat vollstes Verständnis für ihn. Wer weiß schon, was er hier alles Schreckliches durchgemacht hat? Sun allerdings hält natürlich ungetrübt zu ihr, also setzen sie ihren Weg gemeinsam fort und lassen Bromley allein zurück. 8 „Hach ja, die Welt meiner Ultrabestien. Ist sie nicht einfach atemberaubend? Das einzige, was es hier gibt, sind die Anego und meine Liebe zu ihnen. Es ist wie im Traum! Ich glaube, ich befinde mich hier wahrhaftig im Paradies!“, entkommt es Samantha in vollkommener Verzückung. Sanft streichelt sie das Quallenwesen neben sich, das kurz darauf leicht zusammenzuckt und die Aufmerksamkeit der Blondine auf die Ankunft der beiden Kinder lenkt. Zornig wendet sie sich ihnen zu. „Aber nein! Ihr Nervensägen müsst natürlich wieder alles kaputtmachen! Wer hat euch das Recht gegeben, diesen Ort mit eurer Anwesenheit zu stören?! Bis ihr kamt, gehörte diese wunderschöne Welt nur mir und den Anego!“, gebärt sie sich wild und stampft wütend mit dem Fuß auf den Boden. Verständnislos mustern sie die zwei Jüngeren. „Nur dir und den Anego? Was redest du denn da?! Bromley ist doch auch noch hier!“, entkommt es Lilly leidvoll und ihr wird schon jetzt klar, dass sich der Weißhaarige seine Verletzung ganz sicher nicht selbst zugefügt hat. Sie kann es praktisch in dem wilden Blick ihrer Mutter sehen, noch ehe sie ihr antwortet. „Der ist mir völlig egal! Ich habe die Nase voll von ihm! Ich habe es endlich geschafft, in diese wundervolle Welt zu kommen! Und er will mich dazu bringen, wieder in unsere eigene langweilige Welt zurückzugehen! Davon will ich aber nichts hören! Ich habe keine Geduld mehr für sein närrisches Geschwätz!“, platzt es angewidert aus Samantha heraus. Sun wird klar, warum der Käfer-Trainer sie nicht begleiten wollte. All seine Bemühungen liefen ins Leere und er hat einfach keine Kraft mehr dafür. Die Herzlosigkeit, die diese Frau an den Tag legt, ist einfach unfassbar. Lilly scheint da ganz ähnlich zu denken und blüht nun langsam richtig auf. All der angestaute Zorn, den sie für ihre Mutter hegt, kommt nun nach und nach an die Oberfläche und gibt ihr den Mut ihr entgegenzutreten. „Immer denkst du nur an dich! Das machst du immer so! – So war das schon im Æther-Paradies. Und hier jetzt wieder!“ Ihr erstaunlich energischer Tonfall zeigt Sun, dass sie auf dem richtigen Weg sind und, dass er sich aus dem Ganzen so lange wie möglich raushalten sollte. Das hier ist eine reine Familienangelegenheit und er ist nur hier, um das Schlimmste zu verhindern und Lilly wieder sicher in die reale Welt zu bringen. Von daher schweigt er nun und lässt sie das Ganze unter sich ausmachen. „Ich weiß gar nicht, was du von mir willst! Warum sollte sich nicht alles um mich drehen? Ich will eben in einer Welt leben, die voll von dem ist, was ich liebe! Du magst mein eigen Fleisch und Blut sein. – Du magst dich noch so sehr nach meiner Liebe und Anerkennung sehnen. – Aber selbst, wenn du das seltenste Pokémon auf der ganzen Welt wärst. – Wenn du nicht die Schönheit besitzt, meiner Liebe würdig zu sein, bist du für mich einfach nur überflüssig! In meiner Welt ist nur Platz für Dinge, die ich liebe und die mir wichtig sind!“, erklärt sich die Präsidentin nun nachdrücklich und sieht auf ihre Tochter herab, wie auf einen hässlichen Schmutzfleck auf einem neuen, weißen Teppich. Fassungslos sieht die kleine Blondine sie an und sucht nach den richtigen Worten, um ihr klar zu machen, wie falsch sie mit ihrer Aussage doch liegt. „Ich habe genug! Kinder – Kinder sind doch nicht das Eigentum ihrer Eltern! Und für Pokémon gilt das Gleiche! Ein Trainer kann nicht einfach frei über das Schicksal seiner Pokémon verfügen! Ich bin ein lebendiges Wesen! Und Cosmog ebenfalls! Kinder und Pokémon sind keine Gegenstände! Sie haben ein eigenes Bewusstsein! Man kann sich ihrer nicht einfach entledigen, sobald sie einen nicht mehr interessieren! Du bist einfach nur gefühlskalt und grausam! Ja, grausam bist du!“ Ihre Stimme bebt heftig, doch sie bricht nicht in Tränen aus, wie es der Schwarzhaarige am Anfang befürchtet. Sie schlägt sich erstaunlich wacker und ihre Argumente sind so tiefgründig und erwachsen, dass sie glatt wie ein anderer Mensch auf ihn wirkt. Bewundernd drückt er ihr still die Daumen. „Ach? Grausam bin ich, ja? Und inwieweit sind Trainer da anders? Pokémon, die sie nicht brauchen können, werfen sie doch auch einfach aus ihrem Team, ganz wie es ihnen gerade in den Kram passt!“, hält Samantha dagegen und für einen Moment lässt Lilly die Schultern hängen. Auch Sun muss zugeben, dass sie da durchaus recht hat. Er selbst hat zwar nur drei Pokémon und muss sich daher keine Gedanken darum machen, wen er in sein Team aufnimmt und wer die Zeit in der Lagerbox im Pokémon-Center verbringen muss, dennoch ist so etwas für einen Trainer alltäglich, obwohl sich niemand je darüber Gedanken macht. „Aber belassen wir es dabei. Dieses Gespräch führt zu nichts! Nur eines noch, Lilly. Ich kann und will dir nicht vergeben, dass du mit Cosmog einfach so auf und davon bist! Als du noch klein warst, hättest du es nie gewagt, dich mir zu widersetzen! Damals konnte ich noch eine gewisse Schönheit in dir erkennen...“, es klingt beinahe wehmütig, dennoch ist deutlich erkennbar, dass die Präsidentin keinerlei Gefühl dahinein legt. Trotzdem treffen Lilly die Worte schwer und sie kann nichts mehr erwidern. Ihr anfänglicher Mut ist nun aufgebraucht und sie senkt nur noch betroffen den Kopf, um ihre Mutter nicht mehr ansehen zu müssen. Wünscht sich die Zeit von damals zurück, als noch alles in Ordnung und sie eine glückliche Familie waren – bevor ihr Vater spurlos verschwand und unbewusst all dieses Chaos auslöste... Allerdings lässt die Ältere es nicht dabei bewenden und redet weiterhin auf sie ein, um ihr noch mehr Schuldgefühle einzureden. „Aber du hast dich verändert! Du lehnst dich gegen deine eigene Mutter auf! Wie konntest du bloß so hässlich werden!?“, wirft sie ihr zähneknirschend an den Kopf. Dann plötzlich fällt ihr Blick auf den Schwarzhaarigen und sie reißt überrascht die Augen auf, als hätte sie ihn jetzt erst bemerkt. Zornig richtet sie den Finger auf den Jungen und mustert ihn finster. „Daran ist allein dieser Sun schuld! Er hat dich verdorben! Ja, du, Sun...! Und jetzt wagst du es auch noch, in die Welt von mir und den Anego zu kommen? Es reicht! Anego und ich, wir werden dir nun eine Lektion erteilen!“, blafft sie den überforderten Katzen-Trainer nun an. Danach geht alles ganz schnell und dennoch völlig unglaubwürdig. 9 Vor den Augen der beiden Kinder nimmt Samantha Anego fest in die Arme, drückt es liebevoll an sich. Das Quallenwesen gibt ein hohes Fiepen von sich, scheint sich dabei so gar nicht wohl zu fühlen. Kurz darauf werden beide in ein hellen Licht gehüllt, das Sun sehr stark an das magische Leuchten erinnert, das Pokémon umgibt, die sich gerade entwickeln. Ganz ähnlich scheint es hier auch zu sein. Als die Helligkeit nachlässt, ist Anego verschwunden. Samantha scheint es ebenso ergangen zu sein. Dafür schwebt vor den beiden Kinder nun ein Wesen, düster wie die Nacht und bedrohlicher, als alles, was Sun zuvor gesehen hat. Es ist eine Verschmelzung der Präsidentin und der Ultrabestie! Eine schwarze Qualle, mit einem riesig aufgeblähten Kopf und darin scheint der Großteil von Samanthas Körper zu stecken. Lediglich ihre Beine ragen aus dem bizarren Wesen heraus. Die Blondine ist vollkommen mit dem anderen Wesen verschmolzen, sodass sich sogar ihre Haare schwarz verfärbt haben. Ihre Augen glühen nun rot und so durchdringend, als könnte sie einem damit direkt in die Seele blicken, sie packen und auf der Stelle umbringen, einzig und allein mit einem simplen Wimpernschlag. Erschrocken holt Lilly Luft und weicht vor diesem Etwas zurück, kämpft nun sichtlich mit den Tränen. Sun hingegen hat nun lange genug gewartet. Nun ist es Zeit für ihn einzugreifen! Das Ding, das einmal die Präsidentin der Æther Foundation war, schickt nun wie beim letzten Kampf Pixi in den Ring. Sun lässt Snobilikat frei, doch schnell merkt nicht nur der Kater, dass diesmal etwas anders ist. Samanthas wildes Lachen erfüllt die ganze Ultradimension und in diesem Moment beginnen auch die Augen der Fee bedrohlich zu Leuchten. Kein Anzeichen deutet mehr auf die nervöse Angst hin, die das Pokémon noch beim letzten Mal verspürt hat, als sie die Stimmungsschwankungen ihrer Trainerin ertragen musste. Nein, nun sprüht Pixi geradezu vor Kraft, Entschlossenheit und Wut. Passt sich so dem mächtigen Wesen an. Doch das ist nicht das einzig Neue. Die Verschmelzung bewirkt scheinbar auch, dass eine unsichtbare Kraft auf die Fee übertragen wird, sie nicht nur kontrolliert, sodass Samantha kaum noch aussprechen muss, was sie von ihr will, sondern auch die Kraft des Pokémon um ein ganzes Stück steigert! Schon der erste Angriff haut Snobilikat förmlich aus den Socken, doch sein Kater bleibt standhaft. Immerhin haben sie nicht umsonst den endlosen Canyon von Poni durchquert, sondern haben dieses karge und ungezähmte Stück Land dazu genutzt, hart zu trainieren. So gelingt es Snobilikat die Fee zu besiegen, wenn auch nur knapp. Als nächstes folgt Milotic und wie schon beim ersten Kampf gelingt es der Seeschlange die Katze auf die Matte zu schicken. Äußerlich ärgert sich Sun darüber, doch innerlich versucht er sich eine Strategie zurechtzulegen. Die Kraft ihrer Pokémon mag sich vielleicht in dieser fremden Welt geändert haben und unter der Kontrolle dieses grausigen Wesens, doch es sind immer noch dieselben Gegner für den Schwarzhaarigen und das bringt ihm einen Vorteil, da er diesmal weiß, was ihn alles erwartet. Daher richtet er seine Angriffe darauf aus und setzt Elektek ein. Diesmal jedoch hebt er sich die Z-Attacke für später auf. Dem Tiger gelingt es auch mit seinem Donnerblitz Milotic fertigzumachen, auch wenn es nicht auf einen Schlag passiert und er einiges einstecken muss. Traunmagil gelingt es dann, den angeschlagenen Donnerkater zu besiegen, aber nicht, ohne vorher ein paar saftige Fußkicks zu kassieren. Fuegro beendet dann das Ganze für den Geist. Als nächstes ist Kosturso der Kampfbär dran und genau für ihn hat sich Sun die Z-Attacke aufgehoben. Das flauschige Fell verstärkt ja die Feuer-Attacken des Katers, wie der Schwarzhaarige noch vom letzten Mal weiß. Und genau das nutzt er nun aus, um den Bären schnell wieder los zu werden. Die Dynamische Maxiflamme rollt regelrecht über das Pokémon hinweg und steckt es so heftig in Brand, als hätte man ein Streichholz auf einen trockenen Strohballen geworfen. Verständlicherweise findet Samantha das Ganze nicht sonderlich lustig. Dennoch bleibt ihr nur noch ein Pokémon, um den Kampf für sich zu entscheiden und ausgerechnet dieses ist ebenfalls feuerempfindlich. Ein echter Teufelskreis! Dressella hält da natürlich auch nicht gerade lange durch, auch wenn Fuegro durch den Einsatz der Z-Attacke schon auf dem letzten Loch pfeift. Letztendlich gewinnt das Gute. Allerdings will Samantha das nicht wahrhaben und wird nur immer noch zorniger. „Wie – wie könnt ihr es nur wagen?“, brüllt sie den Kindern ungehalten entgegen und schwebt mit ihrem neuen Körper bedrohlich in die Luft. 10 „Was passiert hier nur?“, fragt Lilly aufgebracht und drückt sich hilflos gegen Sun. Dieser kann ihr darauf auch keine Antwort geben und blickt nur wie versteinert auf das groteske Wesen, das einst Samantha war. Hinter ihnen ertönt plötzlich ein Laut. Mit einem Fauchen und einer sorgenvollen Miene stößt Solgaleo zu ihnen. Panisch wendet sich die kleine Blondine an das mystische Pokémon. „Hilf ihr, Solgaleo, bitte!“, fleht sie der Verzweiflung nahe. Der große Kater faucht und springt dann mit einem kraftvollen Satz direkt auf das Quallenwesen, holt es damit vom dunklen Himmel und rammt seine scharfen Zähne in es hinein. Hart schlägt es auf dem Grund auf und erstrahlt erneut in gleißendem Licht. Für einen Moment ist nicht ersichtlich, was passiert ist, dann lässt das Leuchten wieder nach. Mit einem zufriedenen Raunen entfernt sich der Löwe ein Stück und gibt den Blick frei. Am Boden liegt Samantha halb ohnmächtig in einer dickflüssigen Brühe, die einst das mutierte Anego war. Der Anblick ist grauenvoll, aber anders ging es wohl nicht. Haltlos stürzt Lilly zu ihr. „Mutter! Mutter...!“, und nun laufen die Tränen über ihr blasses Gesicht. Langsam kommt Samantha wieder zu sich. Verwundert blickt sie ihre Tochter an und hebt kraftlos eine Hand. Hauchzart streicht sie dem Mädchen damit über die feuchte Wange. „Lilly – Wie seltsam...? Du wirkst auf einmal alles andere als hässlich auf mich...“, haucht sie kraftlos und verliert sich dann endgültig in der gnädigen Schwärze der Ohnmacht. Förmlich gerade rechtzeitig, um nicht mitzubekommen, was nun folgt. Plötzlich sind sie alle von unzähligen Anego umzingelt! Aufgebracht kommt Bromley zu der kleinen Truppe hinüber. Von seinem Platz aus hat er das ganze Schauspiel hoffnungsvoll beobachtet, war sich sicher, dass Sun schon einen Weg finden wird, sie zu retten. Nun jedoch ist er mindestens genauso entsetzt, wie die anderen. „Was – was passiert hier?! Es lief doch grad‘ so gut!“, gibt er besorgt von sich und blickt sich immer wieder nach den Quallen um. „So – so viele Anego...!“, bricht es auch aus Sun heraus, doch er kann nichts tun. Sein ganzer Körper ist wie gelähmt und so scheint es auch den anderen zu ergehen. Abgesehen von Solgaleo. Der mächtige Löwe stößt ein lautes Fauchen aus, das die ganze Dimension zum Erzittern zu bringen scheint. Etwas erschrocken und irritiert weichen die Anego für einen Moment zurück und das genügt dem Kater auch schon. Mit einer elegant fließenden Bewegung schnappt er sich alle Menschen auf einmal und rennt los. Die Anego finden sich jedoch schnell wieder zusammen und folgen ihnen dicht auf den Fersen. Der Löwe beschleunigt noch ein ganzes Stück und schließlich erreichen sie die Stelle, an der sie die Dimension betreten haben. Die Pforte ist nicht mehr zu sehen, doch als Solgaleo ein weiteres Fauchen ausstößt, öffnet sie sich und verschlingt unsere Helden regelrecht. Kaum, dass sie hindurch getreten sind, schließt sich der Durchgang auch schon wieder und die Anego bleiben schimpfend auf der anderen Seite zurück. Doch ihr Ärger hält nur einen Moment, dann sind sie froh, dass diese widerlichen Störenfriede endlich verschwunden sind und sie ihre Ruhe und ihre Welt zurückhaben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)