Perfekt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 45: Kapitel 45 ---------------------- Kapitel 45 Sie wurden von einer Stimme unterbrochen, die zumindest Harry wohl bekannt und sehr geliebt war, „müsst ihr das in der Öffentlichkeit machen?“ Während Severus leise knurrte, grinste Harry, drückte Severus noch einen kurzen Kuss auf und wandte sich dann zu seiner Tochter um, „ja, mein Kind, müssen wir.“ Lily stand mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht vor ihnen, an ihrer Seite ein junger Mann, der sie interessiert musterte. „Und wer ist der Herr?“, fragte Harry während er den Zauberer musterte. Ein sehr nett wirkender junger Mann mit kurzen braunen Haaren und grauen Augen, die ihn unwillkürlich an Lucius Malfoy erinnerten. Lily verzog sofort das Gesicht und maulte, „Dad, jetzt lass hier nicht den Vater raus hängen.“ „Ich bin dein Vater“, warf Harry ein. „Ja, aber du musst dich doch nicht so verhalten.“ „Mathéo Rousseau, sehr erfreut Sie kennenzulernen, Mr. Potter“, sagte der junge Mann und hielt ihm eine Hand hin, „ich bin der Sohn der Gastfamilie, in der Lily ab nächsten Monat wohnt. Ich bin über Weihnachten hergekommen um mir Ihr schönes Land mal anzusehen.“ „Und meine Tochter“, sagte Harry, der die Hand aber ergriff. „Ja, die auch“, gestand Mathéo, der auch Severus die Hand geben wollte. Dieser hob nur eine Augenbraue, machte aber keine Anstalten nach der Hand zu greifen oder auch nur ein Wort zu sagen. Harry ließ kurz den Kopf hängen und sagte dann, „Severus Snape, mein Lebensgefährte und ein furchtbarer Griesgram.“ Mathéo sah sie skeptisch an, grinste aber dann und sagte, „wir wollten gerade Mittag essen gehen, das könnten wir auch zu viert machen.“ „Geht nicht. Professor Snape möchte nicht mit mir gesehen werden, er mag mich nicht“, sagte Lily schnell. Harry gab sich nicht die Mühe sein Grinsen zu verkneifen während Severus versuchte seine Tochter in Grund und Boden zu starren. Doch dann knurrte er leise und setzte sich in Bewegung. „Hey, wo willst du hin?“, fragte Harry. „Es gibt ein vorzügliches Restaurant in der Nokturngasse und ich gehe jetzt Mittag essen“, gab Severus zurück ohne sich umzudrehen. Es dauerte einen Moment bis zumindest Harry verstand, er griff Lily und Mathéo beim Arm und zog sie mit. „Will er, dass wir dabei sind?“, fragte Mathéo leise. „Ja, sonst wäre er einfach disappariert.“ „Aha.“ Harry grinste ihn an und meinte, „er ist kompliziert.“ Lily lachte leise während Mathéo ihn nur seltsam ansah aber sie folgten Severus. Zu aller Überraschung verlief das Mittagessen sehr friedlich auch wenn Severus sehr schweigsam war. Nur Harry sah ihm die Unsicherheit an und er wusste warum. Lily war seine Tochter und damit ein sehr wichtiger Teil seines Lebens und wenn Severus und Lily sich nicht vertrugen, konnte es schwierig werden. Harry wiederum war eher an Mathéo interessiert denn in Gesellschaft dieses jungen Mannes würde seine Tochter das nächste Jahr verbringen. Doch egal wie sehr er ihn mit Fragen löcherte, er fand einfach nichts was ihn an ihm stören könnte. Er war ein gebildeter, höflicher, netter junger Zauberer, der genau wie Lily in diesem Jahr seine Schule beendet hatte und sich jetzt langsam dem Ernst des Lebens stellte. Es gab absolut nichts an ihm auszusetzen aber er konnte nicht aus seiner Haut und hier ging es immerhin um seine kleine Tochter. Doch er hatte keine Wahl, Lily hatte einen Praktikumsplatz im französischen Zaubereiministerium bekommen und freute sich sehr auf dieses Jahr. Weil sie nicht alleine wohnen wollte, hatte sie sich eine Gastfamilie gesucht und gefunden. Alles in allem war es ein guter Start in die Arbeitswelt aber Harry vermisste sie jetzt schon, seine kleine Tochter, die ihm gerade sehr erwachsen gegenüber saß und versuchte ein Gespräch mit Severus in Gang zu bringen. Was sich als extrem schwierig heraus stellte aber sie hielt sich gut. Er schob die bedrückenden Gedanken beiseite und wandte sich wieder dem Gespräch zu, er konnte es eh nicht verhindern und so entschloss er sich, sich für Lily zu freuen. Aus dem Mittagessen wurde fast der gesamte Tag, den sie zu viert verbrachten wobei Severus zum Abend hin immer nervöser wurde. Und zwar so stark, dass es selbst Mathéo und Lily auffiel. „Alles in Ordnung?“, fragte Lily vorsichtig. Severus antwortete nicht, sein Blick ging zu Harry und der verstand jetzt erst. „Ja, alles in Ordnung aber wir verabschieden uns für heute“, sagte er. „Jetzt schon?“ „Ja, mein Kind, jetzt schon. Wir haben schließlich Urlaub und wollen in dieser Zeit auch ein bisschen Zeit zu Zweit haben“, sagte Harry, der jetzt einen Arm um Severus legte. Nur er spürte wie sich sein Freund jetzt schwer auf ihn stützte, für die zwei Anderen sah es einfach nur nach einer normalen Umarmung aus. „Dad, ich habe dich furchtbar lieb aber ich möchte nichts über dein Liebesleben wissen“, maulte Lily, „du bist mein Vater.“ „Darf ich deswegen kein Liebesleben haben?“, fragte Harry schmunzelnd. Sowohl Mathéo wie auch Lily schüttelten den Kopf und Mathéo sagte, „Eltern haben kein Liebesleben, das sind Eltern.“ Jetzt lachte Harry und auch Severus grinste kurz bevor er sagte, „gut, ich bin kein Vater, also darf ich.“ „Hey, was ist mit mir?“, fragte Harry lachend. „DAD!“ „Okay, lassen wir unser Liebesleben da wo es hingehört, bei uns zu Hause. Lily, wir sehen uns am 4. Januar im St. Mungo bei Albus, bevor du England verlässt und deinen armen, alten Vater alleine lässt“, sagte Harry. „Du hast Severus“, gab Lily grinsend zurück. Schon beim Mittagessen hatte Severus Beiden das Du angeboten. „Ich zähle scheinbar nicht“, warf Severus trocken ein, was zu einem Stupser von Harry führte. „Ich sehe, ihr versteht euch. Dann wünschen wir euch noch einen schönen Abend“, sagte Lily, die auf ihren Vater zu trat. Dieser löste sich vorsichtig von Severus und umarmte seine Tochter, Mathéo wurde die Hand gegeben. Severus hielt sich, wie schon bei der Begrüßung, sehr zurück doch sowohl Lily wie auch Mathéo hatten ihn am heutigen Tag so gut kennengelernt, dass sie verstanden, dass diese Zurückhaltung nichts mit ihnen zu tun hatte. Er nickte ihnen zum Abschied lediglich zu. „Melde dich wenn etwas ist“, sagte Harry ernst, was zu einem sehr genervten „Ja, Dad“, führte. Harry grinste seine Tochter nochmal kurz an bevor er zu Severus zurück ging und Arm in Arm mit ihm ging. Etwas überrascht blieb Harry stehen und fragte, „was wird das?“ Er war nur kurz duschen gegangen und wollte eigentlich ins Bett aber jetzt stand er vor seine Freund, der auf der Massageliege saß und ihn ansah. Sie hatten fast zwei Stunden gebraucht um das Chaos im Wohnzimmer und vor allem im Labor wieder aufzuräumen. Fino, der seine Kräfte wieder hatte, hatte zwar mit vollen Kräften geholfen aber allein die Tränke mit den entsprechenden Zaubersprüchen gefahrlos aufzuräumen, hatte fast eine Stunde gedauert. „Ich habe beschlossen, dass du dich nützlich machen kannst wenn du dich schon als Heiler ausbilden lässt“, sagte Severus mit einem Deut auf die Ölflasche. „Warum kannst du nicht einfach sagen, dass du dir eine Massage wünschst?“, seufzte Harry, der langsam näher kam. „Habe ich doch.“ Harry schüttelte grinsend den Kopf und sagte dann, „ich kann dich besser massieren wenn du dich hinlegst.“ Seiner Aufforderung wurde Folge geleistet und schon konnte er einen Klecks angewärmtes Öl auf Severus' Rücken verteilen. Als er mit der Massage anfing, entfleuchte seinem Freund ein leises, zufriedenes Seufzen. „Warum hast du mich nicht schon früher gefragt wenn du so verspannt bist?“, fragte er angesichts der völlig verspannten Muskelgruppen unter seinen Fingern. „Gute Frage.“ „Eine Antwort wäre auch nicht schlecht.“ „Hm“, war alles was Severus sagte und Harry wusste, dass er keine Antwort bekommen würde. „Sag mal, wollen wir die Übungen wieder aufnehmen?“, wechselte Harry das Thema. „Warum? Mir geht es gut.“ „Damit es dir noch besser geht. Wir könnten uns von Hippocrates andere Übungen zeigen lassen, zum Muskelaufbau, zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Stabilisierung.“ „Das macht nur unnötig Arbeit“, sagte Severus ausweichend. „Also mache ich einen Termin bei ihm, er kann uns die Übungen direkt an dir zeigen, dass macht es einfacher.“ „Wenn du meinst.“ „Keine Widerworte? Wer bist du?“, fragte Harry grinsend. Er bekam ein leises Knurren geschenkt, was aber auch an dem sehr hartnäckigen Knoten in seiner Schulter liegen könnte. „Wir sollten die Übungen und die Massagen wieder regelmäßiger machen, wir haben das ganz schön schleifen lassen.“ „Mir geht es gut.“ „Natürlich, Severus, natürlich.“ Damit ließ Harry das Thema auf sich beruhen, er würde einen Termin bei Hippocrates machen und dann würden sie weiter sehen. Jetzt konzentrierte er sich auf die Massage. Silvester war vorbei, sie hatten den Jahreswechsel ruhig und friedlich hinter sich gebracht und lediglich mit einem Glas Sekt angestoßen. Doch schnell war das neue Jahr, gleich am ersten Wochenende hatte sich Harry schweren Herzens von seiner Tochter verabschieden müssen denn sie war am 5. Januar nach Frankreich abgereist. Sie würden sich eulen, sie konnten per Flohnetzwerk Kontakt halten und das Apparieren dauerte nur wenige Sekunden aber Harry kam es vor als würde seine kleine Tochter ans andere Ende der Erde ziehen. Aber so ging es wohl jedem Vater wenn die eigene Tochter auszog. Nachdenklich sah Severus in die Flammen, die Standuhr hinter ihm schlug ein Uhr und damit war es eigentlich viel zu spät um noch wach zu sein. Sein Blick ging auf den kleinen Beistelltisch, eine einsame Phiole stand darauf und glitzerte leicht im Licht der Flammen. Der Sprachtrank. Der Trank, den er morgen früh nehmen würde um einen Tag lang zu unterrichten, Siebtklässler Ravenclaw und Slytherin und Sechstklässler Hufflepuff und Gryffindor. Jeweils vier Unterrichtsstunden, wobei der Nachmittagsunterricht um eine Stunde nach hingen verschoben wurde weil er sich ausruhen musste. Der Trank, der momentan das einzige Streitthema zwischen ihm und Harry war, auch wenn sein Freund sich sehr zurückhielt. Aber Severus merkte ihm bei jedem Gespräch an, dass er sich sehr zurückhalten musste um ihn nicht anzufahren. Er verstand Harry. Auch wenn er es nicht zugeben wollte aber er wusste, dass seine Einstellung nur auf falschem Stolz beruhte. Aber er konnte es nicht ändern, zu lange hatte er eine Mauer um sich herum errichtet, Stein um Stein und es fiel ihm schwer diese Mauer wieder einzureißen. Wobei es, genau genommen, nur noch eine Ruine war denn Harry hatte sie mit Pauken und Trompeten eingerissen. Warum also nicht den Rest auch niederreißen? Sein Blick ging wieder in die Flammen, die fast herunter gebrannt waren. Er hörte das leise Knarren der Schlafzimmertür hinter sich und das leise Tapsen von nackten Füßen auf Holzboden. Wortlos legte Harry die Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft auf den Kopf. „ Kommst du jetzt ins Bett?“ „Wie lange liegst du schon wach?“, fragte Severus leise. „Knapp zwei Stunden, ich hatte gehofft, dass du wieder kommst. Komm ins Bett, Severus.“ „Das lohnt sich fast nicht mehr.“ „Stimmt, wer will schon noch sechs Stunden Schlaf? Severus, komm ins Bett, ich will schlafen“, sagte Harry, der um den Sessel herum trat und ihn bittend ansah. Severus nickte nur und stand langsam auf, Harry legte einen Arm um ihn und zog ihn mit sich. Er wusste zwar, dass Severus nicht wirklich schlafen würde aber die Ruhe tat ihm doch gut. Und vielleicht schlief er ja doch ein. Das lauten Klack des Gehstockes hallte durch den Korridor während sich Severus dem Zaubertränkeklassenzimmer näherte. Er hoffte, dass seine Entscheidung richtig gewesen war. Noch konnte er sie revidieren aber er wollte nicht, er war kein Feigling, er hatte Jahrzehnte lang gekämpft und würde jetzt nicht kampflos aufgeben. Es war nur eine andere Art des Kampfes, ein anderes Schlachtfeld und er hatte definitiv vor zu gewinnen. Auch wenn er noch nicht sicher war ob es ein schwerer Kampf wurde als sonst. Doch jetzt war es zu spät, vor ihm war die Tür zum Klassenzimmer und die wartenden Schüler aufgetaucht, es wurde Zeit für die Feuertaufe. Die Schüler sahen sich etwas verwirrt an als ihr Lehrer die Tür wortlos aufsperrte und sie alle eintreten ließ. Sie setzten sich auf ihre Plätze, ihre Blicke wurden immer verwirrter als Severus sich einfach nur vor die Klasse stellte und nichts sagte. Es war kein Gerede zu hören, kein Getuschel, kein Getratsche, William Scotts hatte natürlich weiter gegeben was Severus während der Strafarbeiten gesagt hatte und die Schüler waren gespannt ob sich etwas an dem Unterricht änderte wenn sie sich daran hielten. Doch momentan sah ihr Lehrer sie nur an. Es fiel ihm so schwer wie noch nie etwas zuvor in seinem Leben doch er konnte schließlich nicht den gesamten Unterricht hier stehen bleiben. Also atmete Severus noch einmal tief durch und begann dann, „während der letzten Unterrichtseinheit, an der ich teilgenommen habe, haben Sie einen Gifttrank analysiert. Weiß mittlerweile irgendjemand von Ihnen welches die fehlende Zutat ist?“ Es erfolgte keine Reaktion, außer, dass die Schüler ihn fassungslos anstarrten denn er hatte mit seiner eigenen, zerstörten Stimme geredet. Ein Geräusch als würde man gefrorenes Eisen aneinander reiben, tief, kratzig und mit einem Unterton, der Wasser zum Erstarren bringen würde. „Keiner?“, fragte Severus nach. Die Schüler schauten sich untereinander an, unsicher, zögernd bevor William vorsichtig die Hand hob. „Mr. Scotts, was denken Sie?“ „Es ist nur eine Vermutung aber Sie haben gesagt, dass das Gift von einem Tier stammt, dieses Tier das Einzige seiner Art war und verstorben ist. Des Weiteren müssen Sie diesem Tier irgendwann in Ihrem Leben begegnet sein, sonst hätten Sie das Gift nicht“, erklärte William zögernd, brach aber dann ab. „Mr. Scotts, weiter. Sie sollten Ihre Beweisführung auch zu Ende bringen wenn Sie schon damit anfangen“, schnarrte Severus. Er sah wie einige Schüler zusammen zuckten und William schwer schluckte bevor er weiter sprach, „in Anbetracht dieser Tatsachen fällt mir nur ein Tier ein, welches in Frage kommt.“ „Welches?“ „Die Schlange vom Dunklen Lord, Nagini.“ „Ich gratuliere, Mr. Scotts, Sie haben Recht und damit haben Sie fünfzig Punkte für Ravenclaw gewonnen. Gut, und damit kommen wir zum Thema der nächsten Stunden, das Gift von Nagini“, sagte Severus, der den Zauberstab schwang und mehrere Phiolen auf dem Lehrertisch schweben ließ, gleichzeitig erschien Schrift auf der Tafel. Keiner der Schüler bewegte einen Muskel, alle waren noch zu geschockt von der Stimme. Severus ließ sich nicht aufhalten, er hatte es begonnen, er würde es auch zu Ende bringen. „Nagini war keine gewöhnliche Schlange, sie war das Ergebnis mehrerer Experimente. Eine Kreuzung zwischen Riesenschlange und Giftschlange, magisch verändert und durch einen geborenen Parselmund gezähmt“, erklärte Severus, der einige Dinge an der Tafel veränderte, „Fragen?“ „Warum, Sir? Es gibt große Giftschlangen, warum also so viel Arbeit?“, fragte ein Slytherin. „Weil sie ihm zu klein waren. Ein Königskobra wird etwas über fünf Yards lang, eine Riesenschlange kann das Doppelte haben. Kleine Tiere sind nicht eindrucksvoll, Große schon. Zudem wollte er eine Mischung des Schlangengiftes denn normalerweise wirkt ein Schlangengift nur auf eine Hauptart. Entweder greift es die körperliche Substanz an und zersetzt Fleisch und Muskeln oder es geht auf die Nerven und lähmt sie. Beide Giftarten führen zum Tod“, erklärte Severus. Er atmete kurz durch und fuhr dann fort, „Naginis Gift wirkt auf beide Arten, es greift die körperliche Substanz an und zerstört Nerven, dazu kommt noch ein vergrößertes Gebiss und schon hat man eines der tödlichsten Tiere, die wir jemals kennengelernt haben.“ „Hat jemand den Biss jemals überlebt?“, fragte ein Slytherin. Severus' Blick ging kurz zu William, bei dem es sichtbar klick machte. Denn dieser Punkt in seinem Aufsatz war falsch gewesen, er hatte angenommen, dass Nagini ihn verfehlt hatte. Er nickte und sagte, „es gibt genau einen Zauberer, der einen ernsthaften Angriff dieser Schlange jemals überlebt hat.“ „Wer?“ „Ich.“ Die Schüler schwiegen, ihre Blicke gingen abwechselnd zu seinem kaputten Bein, dann zu seinem Hals und in sein Gesicht, immer und immer wieder. Er fragte sich, wer als Erstes den Mut aufbringen würde ihn nach den Konsequenzen zu fragen und kurz war er am überlegen ob er diesem Schüler Hauspunkte dafür geben würde. Er verwarf den Gedanken daran aber sofort wieder, Hauspunkte mussten verdient werden. Es war schließlich eine Ravenclawhexe, die zögernd den Arm hob und unter seinem fragenden Blick zusammenzuckte. „Ihre Frage?“ Sie deutete auf seinen Hals und fragte noch zögerlicher, „ist das Gift von Nagini für Ihre Stimme verantwortlich?“ „Nein, für meine Stimme sind ihre Zähne verantwortlich, ihrem Gift verdanke ich diesen hier“, sagte Severus und hob den Stock. „Mit welchen Auswirkungen?“, fragte die Hexe. Jetzt grinste Severus schmal und sagte, „das herauszufinden ist Ihre Aufgabe für die nächsten Stunden. Sie werden in Zweierteams arbeiten, jeweils ein Slytherin mit einem Ravenclaw. Finden Sie sich bitte selbst zusammen, das sollte in Ihrem Alter ohne Probleme möglich sein.“ Er erwartete das gleiche Chaos, was diese Anordnung früher bedeutet hätte doch die Schüler überraschten ihn. Scheinbar gab es schon feste Teams denn es dauerte weniger als fünf Minuten bis die Hälfte der Schüler auf ihren neuen Plätzen saß. Und ihn erwartungsvoll ansahen. Er öffnete einen Schrank mit Hilfe des Zauberstabes und ließ einige Phiolen zu sich fliegen. „Der Dunkle Lord hatte ein sehr interessantes Hobby, er hat sich sehr für die Möglichkeiten der Zaubertränke interessiert und vor allem für die Verwendungsmöglichkeiten von Naginis Gift. Dementsprechend hat er der Schlange über Jahre regelmäßig Gift abgenommen und nachdem er gefallen war, hat man einen ganzen Vorratsraum voll diesen Giftes gefunden. Das Ministerium war so freundlich mir einige Phiolen für den Unterricht auszuleihen“, erklärte Severus während er die Phiolen verteilte. Es musste ja niemand wissen, dass er selber einen nicht unbeträchtlichen Vorrat dieses wertvollen Giftes hatte, nicht mal Harry wusste davon. „Jedes Team bekommt eine Phiole und dann gehen wir die Sicherheitsvorkehrungen für den weiteren Unterricht durch. Lassen Sie sich gesagt sein, dieses Gift ist das Stärkste und Tödlichste, dass die Zaubererwelt im Moment kennt. Es ist nicht nur unendlich wertvoll sondern auch extrem gefährlich“, fuhr er fort, es wunderte ihn nicht, dass sich kein Schüler bewegte. Allerdings entfuhr einem Schüler, „wie haben Sie das dann überlebt?“ „Das werde ich Ihnen erklären wenn Sie Ihre Abschlussarbeit zu diesem Thema abgegeben haben und es einen Klassendurchschnitt von der Stufe Erwartungen übertroffen gibt. Ansonsten müssen Sie die Schule unwissend verlassen“, gab Severus mit einem kalten Grinsen zurück. Die Schüler sahen ihn enttäuscht an doch Severus ließ sich nicht beirren, er schrieb mit dem Zauberstab verschiedene Regeln an die Tafeln und machte sich daran sie einzeln mit den Schülern durch zu gehen. Mit jedem Wort wurde er sicherer, er hatte den Kampf angenommen und wie es aussah, würde er als Sieger vom Schlachtfeld gehen. Müde und erschöpft trat Harry aus dem Kamin, nicht verwundert, dass er alleine war denn Severus würde bis zum Abendessen im Unterricht sein. Er wollte duschen gehen und dann diesen verfluchten Aufsatz schreiben, warum mussten sie denn Hausaufgaben auf bekommen? Er hatte gehofft, dass sich das mit Beendigung der Schule erledigt hätte aber nein, Isabella stand genauso auf Hausaufgaben wie Severus und Minerva damals. Als er gerade den Raum durchqueren wollte, fiel sein Blick auf etwas und stirnrunzelnd drehte er ab. Etwas ratlos griff er nach der Phiole, die auf dem Tisch stand. Das war der Sprachtrank, den er Severus gestern Abend gegeben hatte aber warum stand die volle Phiole hier? „Fino?“ Mit einem Plopp erschien der Hauself und fragte, „Was kann Fino für Master Potter tun?“ „Hat Severus eine andere Phiole von dir bekommen?“, fragte Harry. „Nein, Fino hat Master Snape keinen Trank gegeben.“ „Ist er im Unterricht?“ „Ja, Master Snape ist seit dem Morgen bei den Schülern. Der hat nach dem Mittag eine Stunde geschlafen und ist dann wieder zu den Schülern“, erklärte Fino. Harry blinzelte ihn fassungslos an, dann die Phiole in seiner Hand und schließlich breitete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Fino, kannst du mir einen Gefallen tun?“ „Natürlich, Master Potter.“ „Sag bitte in der Küche Bescheid, dass Severus und ich heute hier essen wollen und ich wäre den Hauselfen sehr verbunden wenn sie sich was Besonderes einfallen lassen würden“, sagte Harry. „Fino wird es ausrichten und Fino ist sich sicher, dass seine Freunde etwas Besonderes zaubern können“, sagte Fino bevor er mit einem Knall verschwand. Harry sah nochmal auf die Phiole in seiner Hand, er hatte sich wirklich nicht vorstellen können, dass Severus wirklich ohne Sprachtrank in den Unterricht gehen würde. Er hatte sich auf einen riesigen Streit eingestellt wenn das Thema nochmal auf den Tisch kam aber jetzt war es so einfach gelöst? Er konnte es kaum glauben aber er hielt den Beweis hier in der Hand, mit einem Grinsen stellte er die Phiole zurück auf den Tisch und ging dann ins Schlafzimmer. Er wollte duschen und sich dann wirklich an den Aufsatz setzen. Langsam betrat Severus sein Wohnzimmer, er war etwas überrascht gewesen als er die Nachricht von Harry bekommen hatte doch er freute sich auf einen Abend zu zweit. Er hatte ganz vergessen wie anstrengend ein ganzer Tag Unterricht sein konnte und wie nervig die Schüler. Nach dem Mittagessen hatten ihn sämtliche Schüler und Lehrer einfach nur angestarrt, die Sache mit seiner wirklichen Stimme hatte sich rasend schnell herum gesprochen. Aber keiner hatte es gewagt ihn darauf anzusprechen, die Schüler hatten im Unterricht geradezu krampfhaft versucht nicht auf seinen Hals zu starren. Was ihnen nur mäßig gelungen war. „Geh duschen und dann gibt es Abendessen in der Küche“, erklang Harrys Stimme plötzlich. „Mach ich“, gab Severus zurück während er schon die Richtung wechselte und ins Schlafzimmer ging. Er würde die Kerkerwohnung umbauen lassen, er wollte nicht auf die zusätzliche, kleine Küche verzichten. Das Bad musste auch vergrößert werden, die Wanne war einfach zu klein für zwei Personen und auch darauf wollte er nicht verzichten, aber gut, das waren kleine Probleme, die leicht zu lösen waren. Jetzt wollte er duschen und dann schauen, was Harry vorbereitet hatte. Frisch geduscht und in eine bequeme Alltagsrobe gekleidet, betrat Severus die Küche. Harry drehte sich vom Herd weg, sprach schnell einen Zauber und kam dann auf ihn zu. Er umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf. „Ich bin so stolz auf dich“, sagte er. „Und ich habe Hunger“, gab Severus etwas peinlich berührt zurück. „Unromantischer Kerl aber ich bin trotzdem stolz auf dich“, sagte Harry, der sich von ihm löste und zurück zum Herd ging. Der Tisch war bereits für zwei Personen gedeckt, zwei volle Weingläser standen auf ihren Plätzen, bei Severus weiß, bei Harry rot. „Du hast es also schon gehört.“ „Nein, ich habe die Phiole gefunden und Fino gefragt, ob du von ihm einen anderen Trank bekommen hast. Er hat verneint und da war klar, dass du ohne Sprachtrank in den Unterricht bist. Wie ist es gelaufen?“, fragte Harry während er die Teller füllte. „Ganz gut, denke ich. Es hat keiner gewagt zu lachen und alle haben jedes Mal ängstlich in eine andere Richtung geguckt wenn ich sie angesehen habe“, gab Severus zur Auskunft. Harry lachte leise, stellte die Teller auf den Tisch und setzte sich. Er griff nach dem Glas und hielt es Severus zum Anstoßen hin. „Auf was willst du trinken?“ fragte dieser während er nach dem Glas griff. „Auf uns.“ „Auf uns.“ Mit einem Klirren stießen die Gläser aneinander und nach dem obligatorischen Schluck begannen sie zu essen, Harry hatte sich an einem italienischen Nudelgericht versucht. Tortellini in einer Pilz-Basilikum-Soße mit feinen, gebratenen Hähnchenstreifen. Er konnte nur hoffen, dass es Severus schmeckte. „Und?“, fragte er nach einigen Minuten, in den Severus einfach nur aß und nichts sagte. „Ach, ich soll das bewerten?“, fragte dieser zurück. „Naja, ich erwarte keine Schulnoten aber du könntest schon sagen ob es dir schmeckt“, maulte Harry. „Würde ich es sonst essen?“ „Mensch Severus, kannst du nicht etwas lieb zu mir sein?“ Der Blick, der ihm jetzt zugeworfen wurde, ließ einen Schauer über seinen Rücken laufen, sein Mund wurde trocken und er brachte fast schon piepsend heraus, „so war das nicht gemeint.“ „Nicht? Sehr schade“, sagte Severus grinsend, „aber das Essen ist wirklich gut.“ Harry aß einfach weiter auch wenn seine Gedanken jetzt ganz woanders waren, das war das erste Mal, dass Severus das Thema wieder von sich aus ansprach, zumindest seit der Sache nach seinem Geburtstag. Er deutete das einfach als gutes Zeichen und vielleicht konnte er das Thema später am Abend noch etwas weiter ausbauen. Doch der Tag hatte seine Spuren bei Severus hinterlassen, er war es schlicht und einfach nicht mehr gewohnt den ganzen Tag Unterricht zu geben. Er hatte sich fast sofort nach dem Abendessen auf die Couch verzogen, mit einer dicken Decke, einer Tasse Tee, mehreren Unterlagen und Harry, der als lebendiges Kuscheltier herhalten musste. Was ihn aber nicht wirklich störte, er schloss die Augen und genoss die Ruhe. Bis er merkte, dass das Rascheln des Pergaments verstummt war, er öffnete die Augen und sah nach oben, Severus war eingeschlafen. Mit einem leichten Kopfschütteln erhob er sich langsam, räumte die Pergamente weg und rüttelte Severus so lange bis er wach war. „Warum lässt du mich nicht schlafen?“ „Weil die Couch zu unbequem ist und wir auch ins Bett gehen können, es ist halb zehn und du hast morgen wieder Unterricht“, erklärte Harry, „willst du die Unterrichtseinheiten eigentlich so lassen? Wenn du den Trank eh nicht nimmst, könntest du es auch wieder auf vier halbe Tage legen statt zwei Volle. Ist für dich weniger anstrengend.“ „Wenn ich den Unterrichtsplan dieses Schuljahr nochmal umstelle, erwürgt mich Minerva“, grinste Severus, „vielleicht nach den Osterferien, dann können sich die Lehrer und Schüler darauf vorbereiten.“ Er erhob sich schwerfällig doch noch bevor er nach dem Stock greifen konnte, hatte Harry schon einen Arm um ihn gelegt um ihn zu stützen. „Hältst du das durch?“ „Ja, es sind ja nur zwei Tage, dann habe ich fünf Tage zum erholen.“ „Warum hast du die Tage nicht getrennt?“ „Weil das nicht hingehauen hätte. Ich muss mich auch ein kleines Bisschen nach den anderen Lehrern richten und einige haben so etwas wie ein Privatleben“, erklärte Severus. Sie bewegten sich langsam Richtung Schlafzimmer. „Was hat das mit Hogwarts zu tun? Das ist doch ihre Arbeit, oder?“ „Dürfen sie deswegen keine anderweitigen Verpflichtungen haben? Wohl kaum. Filius, zum Beispiel, hat jeden Mittwoch Nachmittag frei weil er da auf seine Nichte aufpasst und das schon seit fast zwanzig Jahren. Sie hat eine geistige Behinderung und benötigt rund um die Uhr Betreuung und damit die Eltern entlastet sind, kümmert er sich jede Woche einen Nachmittag um sie. Minerva hat Freitag Vormittag nie Unterricht weil sie Donnerstag Abend zu ihrer Frauengruppe geht und bis tief in die Nacht Canasta spielt. Jeder Lehrer hat so seine Eigenheiten und es sind diese Eigenheiten, die man bei dem Unterrichtsplan berücksichtigen muss“, erklärte Severus während sie das Schlafzimmer betraten. Harry ließ ihn vorsichtig auf dem Bett nieder und zog sich aus, Severus folgte seinem Beispiel, er war zu müde um ordentlich zu zaubern. „Das wusste ich nicht.“ „Das weiß keiner, ist auch nicht notwendig. Die Stunden werden so gelegt, dass für die Schüler kein Nachteil entsteht also geht es auch keinen etwas an. Jeder Lehrer ist auch nur ein Mensch, mit normalen Bedürfnissen und persönlichen Verpflichtungen. Genug davon, lass uns schlafen gehen.“ Dem Vorschlag konnte Harry nur zustimmen also krabbelte er als Erster unter die Decke. Schnell lag er auf dem Rücken und schlang die Arme um Severus, der sich an seiner Seite an ihn kuschelte und einen Arm quer über seinen Bauch legte. Er spürte wie sein Freund fast sofort einschlief, der Tag war scheinbar doch anstrengender gewesen aber das würde Severus niemals zugeben. Harry löschte das Licht, konnte aber noch nicht wirklich schlafen und so schweiften seine Gedanken ab. Wobei sie sich hauptsächlich um den Mann drehten, der an seiner Brust schlief. Es kam ihm in keinster Weise mehr seltsam vor hier so mit ihm zu liegen, es war für ihn so normal geworden wie früher der Umgang mit Ginny. Doch es war irgendwie anders, es fühlte sich einfacher an, natürlicher, er musste sich nicht verstellen. Er konnte sein, wie er war und Severus nahm es genauso hin. Er seufzte leise, er war wirklich glücklich und konnte nur hoffen, dass das noch lange so blieb. Nun, er war schon immer ein Kämpfer gewesen, also würde er um dieses Glück kämpfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)