Perfekt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 37: Kapitel 37 ---------------------- Kapitel 37 Etwas fassungslos starrte Harry ihn an aber nicht aus dem Grund, den Severus annahm. Es war die Fassungslosigkeit, dass er wirklich mit ihm geredet hatte und nicht, wie Severus vermutete, der Schock über seine Stimme. Harry stellte am Rande fest, dass er sich nicht geirrt hatte. Dieser krächzende Schrei damals in Spinner's End war wirklich seine Stimme. „Wir sollten schlafen gehen.“ Harry blinzelte die Schrift vor sich an während Severus schon unter die Decke rutschte. „Warum schreibst du jetzt wieder?“, fragte Harry verwirrt. „Mir reicht es diesen geschockten Gesichtsausdruck einmal bei dir zu sehen, das brauche ich nicht nochmal.“ „Du missverstehst mich genauso gut wie ich dich.“ „Ich habe deinen Gesichtsausdruck gesehen.“ „Ich war geschockt, dass du überhaupt geantwortet hast und nicht wegen deiner Stimme. Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass du mir antwortest“, erklärte Harry während er zu ihm unter die Decke schlüpfte. Mit einem Handgriff entwand er ihm den Zauberstab und legte ihn auf den Nachttisch auf seiner Seite. „So, und da das jetzt geklärt wäre, brauchst du den in meiner Gegenwart nicht mehr. Verfluchen kannst du mich auch ohne Worte und du kannst normal mit mir reden. Wir haben ja jetzt festgestellt, dass die Welt nicht untergeht wenn du mir mir redest und ich bin auch nicht schreiend weg gerannt“, sagte Harry bevor er gähnte und sich an ihn kuschelte. Er spürte den mehr als skeptischen Blick auf sich ruhen und seufzte leise bevor er sich auf einen Ellenbogen stemmte und ihn fragte, „Was ist los? Was habe ich jetzt schon wieder Falsches gesagt?“ Severus öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. „Jetzt stell dich nicht so an, du hast eben mit mir geredet also tu es auch wieder.“ Doch Severus schüttelte den Kopf und schielte nach seinem Zauberstab. „Vergiss es, du redest jetzt mit mir“, fauchte Harry, „stell dich doch nicht so an. Severus, ich kenne deine Schwächen, ich habe deine Stimme eben gehört und trotzdem liege ich hier bei dir. Ich trenne mich nicht von dir, vergiss es, du wirst mich nicht mehr los.“ „Du bist eine Nervensäge“, knurrte Severus plötzlich. „Ach, plötzlich geht das Reden? Schön. Also, was habe ich Falsches gesagt?“, fragte Harry. „Stört dich das so gar nicht?“ „Deine Stimme? Nein, tut es nicht. Ich finde es angenehm nicht ständig etwas lesen zu müssen. Ganz ehrlich, ich verstehe nicht warum du dich so anstellst“, gab Harry zu. „Du solltest deine Ohren untersuchen lassen“, krächzte Severus. Doch Harry schüttelte den Kopf und meinte, „meine Ohren funktionieren einwandfrei. Ja, deine Stimme klingt grausam, so ein bisschen als würde man zwei Eisenteile aneinander reiben aber noch etwas schlimmer.“ Severus hob eine Augenbraue und sein Blick sagte so viel wie, ich habe es dir ja gesagt. Harry grinste allerdings bevor er plötzlich ernst wurde und sagte, „du könntest die Schüler damit in Grund und Boden ängstigen. Diese Stimme, dein fließender Sarkasmus und deine spitze Zunge würde auch heute noch eine Klasse ruhig stellen und dazu müsstest du dich nicht mal anstrengen. Severus, ich habe es dir schon mehrmals gesagt, eine Stimme macht keinen Mann aus, genauso wenig wie ein Gang oder ein Erscheinungsbild. Du könntest heute noch Zaubertränke unterrichten und würdest genauso viel Angst und Schrecken verbreiten wie zu meiner Kindheit. Ja, du bist ein Anderer als früher und mit den entsprechenden Vorbereitungen und Hilfsmitteln könntest du heute auch noch Zaubertränke unterrichten. Severus, auch wenn du es bestreiten wirst aber ich weiß, dass du lieber wieder Zaubertränke unterrichten würdest als dich mit dem Papierkram des Schulleiters rum zuschlagen.“ Severus sah ihn einfach nur an, er musste nichts sagen denn Harry sah es an seinem Blick. Auch wenn er immer wieder über seine Schüler geflucht hatte, hatte er seinen Job doch geliebt und vermisste es. Er war noch nie ein Mensch für den Schreibtisch gewesen. „Ich habe Recht, oder?“ Schulterzucken. „Severus, rede mit mir.“ Doch Severus schüttelte den Kopf und löschte mit einem Handwink das Licht. „Gut, dann schlafen wir halt aber ich werde dich mit diesem Thema nicht in Ruhe lassen“, prophezeite Harry. „Gute Nacht“, kam leise von Severus. „Dir auch, schlaf gut.“ „Hm.“ Harry schüttelte den Kopf und wollte sich an ihn kuscheln doch ein leichter Stoß beförderte ihn auf den Rücken. Kurz darauf lag Severus an seine Seite geschmiegt, einen Arm über seinen Bauch gelegt und den Kopf in seiner Schulterbeuge gekuschelt. Es war selten, dass Severus so anschmiegsam war und Harry freute sich jedes Mal darüber, es zeigte für ihn, dass er ihm vertraute. Er schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich, es erfolgte keine Gegenwehr. Nachdenklich ließ Severus seinen Blick über seinen Schreibtisch schweifen, seine Gedanken schweiften zu dieser Nacht vor vier Wochen zurück. Die Nacht, in der er Harry seine Stimme offenbart hatte und so viel zu hören bekommen hatte. Seitdem hatte sich einiges verändert, zumindest im privaten Bereich. Das Gravierendste für ihn war, dass sich Harry standhaft weigerte seine Schrift zu lesen oder seine Mimik oder Gestik zu deuten. Wenn er etwas von ihm wollte, musste er es aussprechen. Tja, nur leider fand sich weder in seinen Privatgemächern noch in Spinner's End auch nur ein einziges Sprachtrank. Am Anfang hatte er einfach nur gedacht, dass er sich irrte und einfach keinen mehr hatte. Deswegen hatte er einen ganzen Kessel voll gebraut, mit dem Ergebnis, dass sämtliche Phiolen am nächsten Tag weg waren. Harry hüllte sich in Schweigen, genau wie Fino. Daher war er gezwungen mit dieser grässlichen Stimme zu sprechen. In den ersten zwei Wochen war ihm jedes Wort schwer gefallen doch wenn er ehrlich war, es fiel ihm mit der Zeit immer leichter. Zumindest Harry gegenüber. Denn sobald jemand Anderes mit ihm reden wollte, tauchte kurz davor wie von Zauberhand eine Phiole mit Sprachtrank auf. Auch wenn er es sich nicht gerne eingestand aber es tat ihm gut, sein Körper genoss die trankfreie Zeit. Er hatte nicht geahnt, dass der Sprachtrank doch so extreme Auswirkungen auf seinen Körper hatte aber ihm ging es wirklich besser. Sie hatten die Übungen ausgebaut und, zu seinem eigenen Unmut, auch die Schwimmtherapie wieder aufgenommen. Einmal in der Woche apparierten sie nach London um an einer Therapiestunde teilzunehmen. Die Kursleiterin war eine Hexe und hatte sich, vor Beginn der Therapie, mit Hippocrates in Verbindung gesetzt. Was dazu führte, dass die Therapie doch nicht ganz so schlimm wurde wie Severus vermutet hatte. Mal von den schrecklichen Schmerzen danach abgesehen aber um die kümmerte sich Harry mit anschließenden Massagen und einem gemeinsamen Bad. Auch hier würde es Severus nie zugeben aber es half. Er war körperlich so gut drauf wie vor dem Biss von Nagini, es gab zwar immer noch genug Momente wo sein Körper ihn verriet aber sie wurden weniger. Was nichts daran änderte, dass er seinen Körper immer noch hasste. Nun, auch das sah Harry anders. Der Kerl versuchte doch nicht wirklich ihn an zu tatschen, und das bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Severus schnaubte leise, seit dieser ersten Nacht hatte er leider keine Ausrede mehr um Harry auf Abstand zu halten. Sein Blick ging über die Pergamente, die er eigentlich bearbeiten sollte und er musste Harry Recht geben. Er hasste diesen Job und wünschte sich eigentlich nichts sehnlicher als wieder Zaubertränke zu unterrichten. Nun, vielleicht nicht gerade die ersten Klassen aber die zwei Oberklassen hätte er schon gerne wieder. Professor Barnett war zwar gut in ihrem Job aber er fand sie zu weich und nachgiebig. Er hatte sich einige Aufsätze der siebten Klasse angesehen, von allen vier Häusern, und wenn es nach ihm ginge, hätte nur ein Bruchteil davon auch nur ein Annehmbar bekommen. Sie war für die jüngeren Schüler gut geeignet aber nicht für die hohen Klassen. Aber könnte er wirklich wieder unterrichten? Mit diesen körperlichen Einschränkungen und dieser Stimme? Er schüttelte schnell den Kopf, das konnte er sich einfach nicht vorstellen doch dieser sinnlose Papierkram würde ihn noch ins Grab bringen. Ein Klopfen ließ ihn aufsehen, sein Blick glitt über den Tisch auf der Suche nach dem Sprachtrank doch er wurde nicht fündig. Was nur bedeuten konnte, dass Harry vor der Tür stand und genau dieser trat gerade ein. Severus' Blick ging sofort zur Uhr, es war halb vier, also war er gerade mal zwei Stunden weg gewesen. „Ja, ich bin wieder da“, grinste Harry während er näher kam. „Warum?“, fragte Severus kurz angebunden. „Könntest du deine Frage präzisieren?“, fragte Harry während er um den Schreibtisch herum ging und sich kurzerhand auf seinen Schoß setzte. Severus verleierte die Augen, sagte aber nichts sondern sah ihn nur auffordernd an. „Ich weiß nicht, was du von mir willst.“ Severus war sich sicher, dass das die Rache für sein Verhalten in Harrys Kindheit war denn er zwang ihn förmlich zum reden und das obwohl er wusste, dass er seine Stimme hasste. Doch wie fast immer in den letzten Wochen hatte er auch diesmal Erfolg damit. „Warum bist du schon wieder da? Was ist schief gegangen?“, fragte Severus schließlich, er versuchte das schreckliche Krächzen einfach zu ignorieren. Harry schlang die Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss bevor er sagte, „es ist nichts schief gegangen. Das erste Treffen mit Albus ist super gelaufen, wir haben Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und uns unterhalten. Natürlich mit Oliver zusammen aber es war wunderbar.“ „Das beantwortet nicht warum du schon wieder da bist“, konterte Severus, seine Arme waren längst um Harry geschlungen. „Weil Oliver gesagt hat, dass es für heute reicht. Es ist viel und wir wollen Albus nicht überfordern. Bestimmte Gesprächsgebiete hat Oliver von vorne rein verboten“, erklärte Harry, der sich jetzt an ihn kuschelte und den Kopf auf seine Schulter legte. „Und ich bin eines dieser Themen.“ „Ja, bist du. Mein komplettes Privatleben ist vorläufig Tabuthema, Albus fragt nicht, ich sage nichts, so ist die Abmachung.“ „Deine Ausbildung?“ „Zählt nicht dazu, nur alles, was mit dir zu tun hat“, sagte Harry mit geschlossenen Augen. Er genoss dieser Zweisamkeit und das, etwas erzwungene Vertrauen von Severus wegen seiner Stimme. Ja, er hatte sich mit Fino zusammen getan und sämtliche Sprachtränke kurzerhand einkassiert, er bekam nur einen wenn er mit jemand Anderem sprechen musste. „Wie geht es ihm?“, fragte Severus plötzlich. Etwas überrascht über die Frage hob Harry den Kopf um ihn anzusehen doch so wirklich wurde er nicht schlau aus seinem Gesichtsausdruck. „Nach Oliver geht es ihm gut, er macht große Fortschritte und Oliver ist sich sicher, dass er irgendwann ein normales Leben führen kann. Wann genau das sein wird, weiß er aber nicht“, erklärte er schließlich, „aber er hat noch viel zu verarbeiten und ich werde wohl auch noch in die Therapie eingebunden.“ „Wieso?“ „Weil ich scheinbar ein sehr gestörtes Verhältnis zu meinem mittleren Sohn habe und das gedenkt Oliver zu ändern.“ „Was ist mit dem Rest deiner Familie?“, fragte Severus. „Wenn er nach Oliver geht, müssten die auch mitmachen aber er sieht bei Ginny und James schlechte Chancen.“ „Warum?“ „Aus verschiedenen Gründen.“ „Einer“, sagte Severus während er die Augen schloss und den Kopf an seine Brust lehnte. Harry drückte sich an ihn, legte das Kinn auf seinen Kopf und überlegte kurz bevor er sagte, „allein seine Homosexualität ist für James und Ginny so unnormal, dass sie nicht mal im Traum daran denken das als normal anzusehen.“ „Muss in der Familie liegen.“ „Falsch, ich war einfach nie damit konfrontiert und habe in meiner Kindheit nur Mist zu dem Thema gehört. Weder Ginny noch James können sich damit raus reden“, sagte Harry. „Das sah in der Vergangenheit anders aus. Dein ehemals bester Freund redet nicht mehr mit dir wegen deiner schwulen Beziehung“, warf Severus ein. „Falsch, Ron redet nicht mehr mit mir weil ich seinen Neffen ins St. Mungo gebracht habe und mit der bösen Oberfledermaus zusammen bin. Mit jedem anderen Kerl würde er klar kommen aber nicht mit dir“, berichtigte Harry ihn. „Was ist mit dem Rest der Familie? So weit ich weiß hast du nur noch zu Bill Weasley Kontakt und das auch nur weil er dein Anwalt ist. Der Rest redet nicht mit dir.“ „Was ist mit George? Den seh ich regelmäßig. Charlie hält sich raus, der ist auch wegen dir geschockt. Auf Percy kann ich verzichten und Molly will nichts mehr von mir wissen wegen derselben Dinge wie Ron. Und Arthur steht völlig unter dem Pantoffel“, erklärte Harry. „Interessante Familienverhältnisse.“ Harry lachte leise, setzte sich aber dann auf und fragte, „hast du noch viel Arbeit?“ „Ja.“ „Das klingt aber nicht sehr motiviert, Herr Schulleiter.“ Severus schnaubte leise und zog ihn kurzerhand zu einem Kuss runter. Mit einem Lächeln erwiderte Harry den Kuss und vertiefte ihn gleich noch. Die Knutscherei wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen, was Harry mit einem sehr frustrierten Stöhnen kommentierte. Was vielleicht auch daran lag, dass seine Hände längst die lange Knopfreihe geöffnet hatten und über nackte Haut streichelten. Da er auch sanfte Hände auf seiner eigenen Haut spürte, hatte er gehofft, dass sie die Arbeit Arbeit sein ließen und nach nebenan gingen. Gut, das schien sich jetzt erledigt zu haben. „Severus? Bist du da?“, ertönte Minervas Stimme jetzt. Severus schien mit seinen Gedanken völlig woanders zu sein denn er antwortete ohne länger darüber nachzudenken, „ja, einen Moment.“ Erst als er seine eigenen Worte hörte, bemerkte er seinen Fehler. Seine Augen weiteten sich geschockt. Minerva schien sich schneller zu fangen und fragte, „Kann ich dann rein kommen?“ Harry war schon von seinem Schoß gestiegen nachdem er seine Robe wieder zugeknöpft hatte und richtete sich selber etwas her. „Brauchst du noch einen Sprachtrank? Jetzt hat sie deine Stimme schon gehört“, sagte er. „Das ist alles deine Schuld“, fauchte Severus ihn an. Harry lief es eiskalt über den Rücken, die Stimme eignete sich perfekt um Leute anzugehen. „Wieso? Du hast geantwortet.“ „Weil du mich ständig an tatschst.“ „Ich darf das, wir sind zusammen. Du warst nicht wirklich abgeneigt.“ „Ich unterbreche euer Gespräch nur ungern aber ich höre alles“, erklang plötzlich Minervas Stimme wieder. Während Harry jetzt doch rot anlief, verleierte Severus nur die Augen und knurrte, „Kommt halt rein.“ Mit einem sehr schlecht verborgenen Grinsen trat Minerva ein und setzte sich auf den Stuhl von Severus' Schreibtisch, sie hatte einige Pergamente in der Hand. „Ich geh dann mal, ich habe bestimmt noch etwas zu tun“, sagte Harry zögerlich. Severus winkte ihn nur weg während Minerva sagte, „Ich wünsche dir noch einen sehr schönen Tag.“ „Hmhm.“ Damit verschwand Harry so schnell es ihm möglich war, ihm war das unendlich peinlich und er war sich sicher, dass Severus ihn noch damit aufziehen würde. Minerva wartete bis Harry die Tür hinter sich geschlossen hatte bevor sie fragte, „möchtest du noch einen Sprachtrank nehmen oder geht es auch ohne?“ Ihr wurde ein misstrauischer Blick zugeworfen doch dann seufzte Severus nur und sagte, „jetzt ist es eh zu spät, was hast du da?“ „Ein paar Beschwerdebriefe von Eltern.“ „Was soll ich damit? Ich vergebe keine Noten“, sagte Severus stirnrunzelnd. Er streckte allerdings schon die Hand aus und blätterte die Briefe durch. „Die Beschwerden richten sich ja auch gegen mein Haus und die Einteilung der Kinder in eben dieses Haus“, erklärte Minerva. „Auch da kann ich nichts dafür. Warum schreiben sie nicht an mich?“ „Weil bekannt ist, dass diese Briefe irgendwie nie ankommen.“ „Sie kommen an, ich lese sie nur nicht“, murmelte Severus. „Genau das könnte der Grund sein warum sie dir nicht schreiben sondern sich gleich bei den Hauslehrern beschweren“, mutmaßte Minerva. Sie wunderte sich sehr, dass Severus plötzlich mit ihr redete, sie war sich aber sicher, dass Harry seine Finger da mit im Spiel hatte. Auch wenn sie es nicht geglaubt hatte aber diese Beziehung hielt jetzt schon so lange und sie tat Beiden scheinbar sehr gut. „Bekommen die anderen Hauslehrer auch Beschwerden wegen der Häusereinteilung?“, fragte Severus jetzt. „Teilweise, hauptsächlich Pomona, aber die wirft sie weg, du kennst sie ja.“ „Hm, seit wann beschweren sie sich über Gryffindor? Da wollen doch sonst immer alle hin“, sagte Severus während er jetzt endlich mal von den Briefen aufsah und sie fragend ansah. „Ich weiß es nicht, deswegen bin ich hier. Ich habe noch nie Beschwerden wegen der Hauseinteilung bekommen. Was soll ich damit machen?“, fragte Minerva sichtlich überfordert. Bis jetzt war es für sie als Hauslehrerin immer am Leichtesten gewesen, jeder wollte nach Gryffindor, dem berühmten Haus des noch berühmteren Harry Potter. „Mach es wie Pomona, wirf sie weg. Die Häusereinteilung findet über den sprechenden Hut statt, vom Ministerium und dem Schulbeirat abgesegnet, da gibt es nichts daran zu rütteln. Weder die Hauslehrer noch ich können daran etwas ändern, ganz einfach. Wenn du höflich sein willst, teilst du das den Eltern genau so mit“, erklärte Severus, fügte dann aber noch an, „ich persönlich würde damit meinen Kamin heizen.“ Minerva grinste leicht, dass war der Severus, den sie kannte. „Ich werde höflich sein“, informierte sie ihn, was zu einem Schulterzucken führte. „Sonst noch etwas?“, fragte Severus nachdem er ihr die Briefe zurück gegeben hatte. Er sah ihr an, dass sie etwas sagen wollte aber zu seiner Überraschung zögerte die Hexe. Das war mehr als ungewöhnlich für sie denn solange Severus sie kannte, hatte sie immer gesagt, was sie dachte und sich von niemanden den Mund verbieten lassen. Doch jetzt zögerte sie. „Jetzt sag es schon“, murrte er, „ich weiß, dass ich unmöglich klinge.“ „Das wollte ich gar nicht sagen, ich wollte mich für dein Vertrauen bedanken“, sagte Minerva ernst. Severus blinzelte sie nur fassungslos an, sagte aber nichts. „Ich meine es ernst, Severus. Es bedeutet mir viel, dass du mir scheinbar doch noch so sehr vertraust, dass du mich mit deiner normalen Stimme ansprichst auch wenn du es wahrscheinlich gar nicht wolltest. Aber allein die Tatsache, dass du dann doch keinen Sprachtrank genommen hast, beeindruckt mich sehr“, erklärte Minerva, „wir kennen uns jetzt schon so lange und ganz ehrlich, es tat schon weh, dass du dich so sehr verschlossen hast. Ich weiß, wir waren nie die engsten Freunde aber ich dachte schon, dass wir ein gutes Verhältnis hatten. Es hat lange gedauert bis ich verstanden habe, dass sich deine Abwehr nicht gegen mich persönlich gerichtet hatte.“ „Warum hast du mir das nicht früher gesagt?“, fragte Severus immer noch etwas fassungslos. „Hättest du mir zugehört?“ „Wohl eher nicht. Warum sagst du es mir dann jetzt?“ „Weil du mir jetzt zuhörst“, war die simple Antwort. „Der Kerl macht mich wirklich weich“, murmelte Severus mehr zu sich selbst als zu Minerva doch sie antwortete trotzdem, „nein, er hat dich nicht weich gemacht, er hat dich aus deinem Schneckenhaus geholt. Wenn er dich jetzt noch dazu bringt wieder Zaubertränke zu unterrichten, verleihe ich ihm persönlich noch einen Merlin-Orden.“ Jetzt sah Severus wirklich wie eine Eule aus. „Wie kommst du darauf?“, brachte Severus irgendwann heraus. „Glaubst du wirklich, dass es niemanden aufgefallen ist, wenn du dich klammheimlich in die Kerker geschlichen hast um dort Tränke zu brauen? Oder wie verbissen du dich mit dem ganzen Papierkram hier rum schlägst? Severus, versteh mich nicht falsch, du machst deinen Job sehr gut aber deine Leidenschaft sind die Tränke und auch wenn du immer über deine Schüler geschimpft hast, hast du gerne unterrichtet“, sagte Minerva lächelnd, „erlaube mir die Frage ob du in der Lage wärst wieder zu unterrichten?“ Zögernd nickte Severus und auf den fragenden Blick von Minerva fuhr er fort, „es wäre möglich.“ „Aber du müsstest dir einige Dinge eingestehen, die du dir nicht eingestehen willst“, vermutete Minerva und Severus nickte nur. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass du in ganz Hogwarts keinen einzigen Sprachtrank finden würdest wenn du wieder unterrichten würdest?“, fragte Minerva. „Nicht nur.“ „Ist er wirklich so streng?“ Jetzt konnte sich Minerva das Grinsen nicht mehr verkneifen. Die Antwort war ein sehr schiefes Grinsen auf Severus' Gesicht. „Nun, er will nur dein Bestes und du weißt genau, dass es dir ohne die vielen Tränke besser geht. Du siehst gesünder aus und du bist auch gesünder, oder?“ „Du klingst wie Harry“, murrte Severus, der genau wusste, dass sie Recht hatte. Aber musste ihm das jeder auf die Nase binden? Ein leiser Gong ertönte, Minerva runzelte die Stirn und Severus erklärte, „das Abendessen beginnt gleich, ich vergesse es manchmal, deswegen die Erinnerung.“ „Kommst du mit in die Große Halle?“, fragte Minerva während sie sich erhob. Severus folgte ihrem Beispiel, schüttelte aber den Kopf und meinte, „ich esse mit Harry.“ „Dann wünsche ich euch einen guten Appetit und an deiner Stelle würde ich nochmal ernsthaft darüber nachdenken ob du den Job nicht wechseln willst.“ „Wer will schon meinen Job?“, fragte Severus. „Och, ich würde mich über etwas mehr Ruhe und Papierkram durchaus freuen. Ich mag meine Schüler aber ich glaube, ich könnte mich auch mit Vertretungsstunden anfreunden“, rief die Hexe beim Hinausgehen. Severus sah ihr einen Moment nach, drehte sich aber dann um und verließ sein Büro. Allerdings setzte sich der Gedanke sehr hartnäckig fest. Der Gedanke setzte sich so stark fest, dass sich Severus wenige Wochen später an einem Samstagnachmittag im Tränkelabor einfand. Zusammen mit einem sehr anhänglichen Harry, der es sich mit einigen Unterlagen in einem Sessel bequem machte, den er sich aus einem Stuhl transformierte. „Was willst du eigentlich hier?“, knurrte Severus während er den Zauberstab schwang und eine Sanduhr herbei rief. „Was soll ich alleine in der Wohnung? Das ist langweilig. Was willst du brauen?“ „Einen gewöhnlichen Schrumpftrank.“ „Wieso?“ „Weil er mit Vorbereitungen genau zwei Schulstunden dauert“, gab Severus zurück bevor er in den Nebenraum ging um sich die benötigten Zutaten zu holen. Harry verstand, Severus wollte wissen ob er diese zwei Schulstunden ohne Probleme durchhielt und das komplett ohne Tränke. Allerdings sah er jetzt schon, dass Severus das linke Bein extrem entlastete. Er glaubte nicht, dass er die gesamten zwei Stunden stehen könnte. Gerade kam sein Freund wieder, mehrere Zutaten in den Händen. Und ohne ihn weiter zu beachten, begann er mit der Vorbereitung. Harry beobachtete seinen Freund jetzt schon eine Weile bis er es sich endlich eingestand, Severus hatte viel von seinem früheren Auftreten verloren. Wie er es schon in Spinner's End festgestellt hatte, bewegte sich Severus nur noch wenn es notwendig war. Seine frühere Eleganz war verloren, die ehemals flüssigen Bewegungen waren abgehakt und ruckartig. An seinen Fähigkeiten hatte sich nichts geändert, seine Bewegungen waren zielgerichtet und er wusste genau, was er tat aber die Faszination, die Harry immer bei ihm empfunden hatte, war irgendwie verschwunden. „Hör auf damit“, knurrte Severus plötzlich. „Was meinst du?“, gab Harry etwas erschrocken zurück. „Du vergleichst mich mit meinem früheren Ich und da kann ich nur verlieren. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich keine Zaubertränke mehr unterrichten kann“, sagte Severus. Er hatte sich nicht mal umgedreht sondern weiter sehr konzentriert an seinem Trank gearbeitet. „Stimmt, ich habe dich verglichen aber verloren? Nein, so würde ich das nicht bezeichnen.“ „Hör auf mich anzulügen. Ich weiß selber, dass ich ein körperlicher Krüppel bin.“ „Severus, du bist ein Anderer aber damit bist du nicht schlechter als früher.“ Als Antwort kam nur ein Schnauben und Harry wusste, dass er jetzt keine vernünftige Antwort mehr von ihm bekam. Severus mochte sich verändert haben aber in einem Punkt war er absolut gleich geblieben, er war ein elender Sturkopf. Mit einem Seufzen wandte sich Harry wieder seinen Unterlagen zu, er musste schließlich auch mal lernen. Ein Gong ertönte und kündete damit das Ende der zwei Unterrichtsstunden an. Harry sah auf, Severus löschte gerade die Flammen unter seinem Kessel und schwang kurz den Zauberstab. Der Kessel glühte hell auf und zeigte damit, dass der Trank gelungen war. Ein weiterer Zauberstabschwenk ließ den Trank verschwinden, er brauchte ihn nicht. Harry runzelte fragend die Stirn, Severus bewegte sich seltsam und als er kurz sein Profil sah, bemerkte er die Schweißtropfen auf seiner Stirn. Er legte seine Unterlagen beiseite und erhob sich. „Bleib mir ja vom Leib, ich bin durchaus in der Lage meinen Arbeitsplatz selber aufzuräumen“, knurrte Severus. Harry stockte mitten im Schritt, nicht wirklich beruhigt. Doch er kannte Severus lange genug um zu wissen wann er dessen Abweisung wirklich ernst nehmen sollte und so setzte er sich wieder und wartete darauf, dass Severus fertig wurde. Mit einem Seufzen, das zum kleinsten Teil aus Resignation und zum größten Teil aus Wut, bestand, ließ sich Severus in einen Sessel fallen. Er schloss die Augen und ignorierte Harry bis dieser leise sagte, „das sah doch gar nicht so schlecht aus, oder? Es wäre also möglich.“ Statt einer Antwort hob Severus die rechte Hand und mit Schrecken erkannte Harry, wie stark sie zitterte. „Kannst du das linke Bein noch belasten?“, fragte er leise. „Nein, ich habe schon vorhin einen Stabilisierungszauber darauf gesprochen. Es geht nicht, ich kann nicht unterrichten.“ „Aber du hast doch die zwei Stunden durchgehalten.“ Severus schnaubte leise und sagte, „dabei habe ich mich aber nicht bewegt. Was mache ich wenn ein Schüler Hilfe braucht? Was mache ich wenn ich einen genauso begabten Schüler wie Longbottom im Unterricht habt und mal wieder ein Kessel droht in die Luft zu fliegen? Wie soll ich durch die Reihen gehen und die Tränke kontrollieren? Wie soll ich die langen Tränke unterrichten, die teilweise vier Unterrichtsstunden benötigen? Wie soll ich zwei Klassen nacheinander unterrichten? Harry, ich kann mich jetzt schon nicht mehr auf den Beinen halten und da soll ich einen halben oder sogar einen ganzen Tag unterrichten? Selbst wenn mir mein unfairer Freund einige meiner Tränke gestatten würde, würde ich den Tag nicht durchhalten.“ „Du bist nur so erschöpft weil du dich krampfhaft aufrecht hältst und dabei völlig ignorierst, dass dein linkes Bein nicht mehr die Kraft dazu hat. Würdest du einen Gehstock benutzen, könntest du dich darauf stützen und würdest deinen Körper entlasten“, konterte Harry ungerührt. „Ich werde keinen Gehstock benutzen“, knurrte Severus. „Alter Sturkopf.“ „Nein, ich bin nur realistisch.“ „Nein, du bist ein elender Sturkopf.“ Severus antwortete nicht, er öffnete allerdings die Augen und ließ den Blick über das Tränkelabor schweifen. Harry erkannte die tiefe Sehnsucht in seinem Blick, sagte aber nichts denn momentan würde er nur gegen eine Wand reden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)