Perfekt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- Kapitel 26 Leises, gedämpftes Fluchen weckte Severus am nächsten Morgen. Etwas verwirrt sah er sich um, er war alleine im Bett und das war mehr als ungewöhnlich. Normal musste er Harry am Morgen förmlich aus dem Bett werfen aber heute schien er es sehr eilig mit dem Aufstehen gehabt zu haben. Die Frage war nur, warum? Denn wenn Severus ehrlich war, war er schon etwas enttäuscht denn er hatte sich gewünscht, am Weihnachtstag gemeinsam im Bett aufzuwachen. Nun, scheinbar war er alleine mit diesem Gedanken. Sehr schade. Severus spürte einen Stich, schob ihn aber beiseite und stand auf, er war jetzt doch etwas neugierig was Harry da unten veranstaltete. Also warf er sich einen Morgenmantel über, steckte seinen Zauberstab ein und ging langsam nach unten. Er blieb allerdings im Türrahmen stehen und machte sich nicht mal die Mühe sich ein Grinsen zu verkneifen. Da stand Harry in der Küche und versuchte anscheinend eine Mahlzeit zuzubereiten. Allerdings verzweifelte er an der Küche denn die war nicht ganz so einfach zu bedienen wie eine normale Küche. Da er selber eigentlich nie kochte, war die Küche so verzaubert, dass Fino es leichter hatte. Viele Dinge hier bewegten sich daher nur mit Hauselfenmagie, nur leider hatte das Harry keiner gesagt. Dementsprechend funktionierte es natürlich nicht so wie Harry es wollte. Was dazu führte, dass die Küche mittlerweile wie ein Schlachtfeld aussah und Harry auch nicht viel besser. Severus' Grinsen wurde immer breiter, er zog eine Phiole Sprachtrank aus seiner Tasche, trank sie und schnarrte dann, „kannst du mir erklären, was du hier machst?“ Die Reaktion war sehr beeindruckend, Harry fuhr zu ihm rum, fegte dabei die Pfanne vom Herd und brachte sich dann mit einem ungelenken Sprung vor dem heißen Inhalt in Sicherheit. Eine weitere Fluchwelle folgte bevor Harry in die Knie ging um die Pfanne aufzuheben, er blieb allerdings auf dem Boden knien. Severus runzelte die Stirn, warum stand er nicht wieder auf? Er kam näher und hörte jetzt ein leises Murmeln und Schniefen. „Harry?“ „Es tut mir leid“, schniefte Harry leise. „Was genau tut dir leid?“, fragte Severus, der direkt hinter ihm stehen geblieben war. „Ich wollte Frühstück machen und es nach oben bringen. Du solltest doch noch schlafen, du bist sonst nie so früh wach. Ich wollte fertig sein bjis du aufwachst und wir wollten gemeinsam im Bett frühstücken“, sagte Harry leise und traurig, „es sollte der perfekte Anfang für den Tag sein. Ich dachte, dass es dir vielleicht gefällt und dann habe ich es so vermasselt.“ Severus konnte es nicht verhindern, die Worte wärmten sein Herz und ließ den Stich, den er über das Fehlen von Harry im Bett verspürt hatte, verblassen. Zu gerne hätte er sich zu Harry gekniet, hätte ihn umarmt aber das konnte er sich nicht leisten, er würde wahrscheinlich hilflos auf dem Boden sitzen bleiben. Daher beschränkte er sich darauf ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Harry sah auf, noch waren keine Tränen zu sehen aber seine Augen schimmerten verdächtig. „Was hältst du davon wenn wir wieder ins Bett gehen, es uns nochmal gemütlich machen und Fino in der Zeit das Frühstück macht?“, fragte Severus sanft. „Aber ich wollte es machen.“ „Dann müssen wir erst die Zauber von der Küche nehmen.“ „Welche Zauber?“, fragte Harry verwirrt, der verdächtige Schimmer in seinen Augen verschwand und er stand langsam auf. Severus bot ihm eine Umarmung an, unsicher, vorsichtig, Harry nahm sie gerne an und schmiegte sich an ihn, die Arme eng um ihn geschlungen. Dann erst erklärte Severus, „da ich die Küche nie brauche, habe ich Fino erlaubt sie zu verzaubern. Für einen Hauselfen erfordert es sehr viel Kraft um unsere Gerätschaften zu bedienen, außer sie dürfen sie so verzaubern, dass sie besser auf ihre Magie reagieren. Nicht unüblich in Küchen, die ausschließlich von Hauselfen benutzt werden, Hogwarts zum Beispiel. Daher hast du solche Probleme gehabt.“ „Das hättest du mir sagen können“, murmelte Harry. „Ich dachte nicht, dass du kochen willst. Komm, wieder ab ins Bett, es ist definitiv zu früh um aufzustehen.“ „Es tut mir leid...“ „Halt die Klappe, los komm.“ Damit zog Severus ihn mehr oder weniger mit sich mit, Harry sparte sich eine Antwort. Doch Harrys Laune besserte sich nicht, er war niedergeschlagen und das merkte man ihm auch an. „Was ist los? Willst du doch lieber zu deiner Familie?“, fragte Severus. „Nein.“ „Was ist es dann? Du siehst aus als hätte ich Gryffindor sämtliche Hauspunkte abgezogen.“ Harry grinste leicht, kuschelte sich dann an ihn und murmelte, „ich wollte doch nur, dass alles perfekt ist.“ „Dir ist bewusst, dass Perfektionismus immer im Auge des Betrachters liegt, oder?“, fragte Severus, der die Arme etwas enger um ihn schloss. Sie lagen sich gegenüber, Harrys Kopf an seiner Brust und die Arme umeinander geschlungen und wenn Severus ganz ehrlich war, fand er das hier wesentlich schöner als Frühstück. „Wie meinst du das?“, wurde gegen seine Brust genuschelt. „Nun, ich finde das hier gerade sehr perfekt.“ „... wirklich?“ „Ja.“ „Und Frühstück?“ „Kann Fino machen. Lass ihn auch was machen, er fühlst sich sonst nutzlos“, sagte Severus schmunzelnd. „Aber ich wollte Frühstück machen und dich damit überraschen.“ „Das nächste Mal. Was hast du denn noch geplant?“ Harry zögerte einen Moment und sagte dann, „ich wollte mit dir im Bett frühstücken, dann die Geschenke auspacken, eventuell ein kleiner Spaziergang. London ist um diese Zeit immer sehr schön und da wäre es auch nicht mehr so weit bis zu dem Restaurant, wo ich einen Tisch für uns zum Mittagessen bestellt habe.“ „Du erwartest ein Geschenk?“ „Naja,, ähm...“, nuschelte Harry und versuchte sich von ihm zu lösen, die Situation war ihm sichtlich unangenehm. Severus ließ ihn los, sah ihn aber immer noch fragend an. „Das ist keine Antwort“, sagte er ruhig. „Sagen wir mal so, ich würde mich über ein Geschenk freuen aber...“ „Du gehst nicht davon aus, dass der böse Todesser ein Geschenk für dich hat“, unterbrach Severus ihn. Harry sah ihn nicht an, wich seinem Blick aus und antwortete auch nicht. Ein Plopp unterbrach das nicht statt findende Gespräch, Fino verbeugte sich leicht und sagte, „Fino hat das Frühstück fertig. Wo soll Fino das Frühstück hin bringen?“ Severus warf Harry einen fragenden Blick zu doch dieser starrte nur weiter auf die Bettdecke und seufzte dann, „wir frühstücken in der Küche.“ Er sah wie Harry noch etwas mehr in sich zusammensackte und dann schon aufstand. Severus verleierte die Augen, nickte Fino nochmal zu und stand dann ebenfalls auf. „Komm, lass uns frühstücken, dann packen wir die Geschenke aus und dann unterhalten wir uns nochmal über diesen Spaziergang“, sagte Severus. Harrys Kopf ruckte hoch, er sah ihn ungläubig an doch dann schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Züge. Er nickte vorsichtig und folgte Severus dann nach unten. Das Frühstück verlief sehr schweigsam, Harry schämte sich etwas für seine Gedankengänge und Severus wollte kein sinnloses Gespräch führen. Daher fanden sie sich schnell im Wohnzimmer wieder. In den Socken, die Harry gegen Severus' Willen am Kamin aufgehangen hatte, steckten Geschenke und Severus sah jetzt schon, dass da nicht nur für Harry etwas dabei war. Er setzte sich in seinen Sessel während Harry zum Kamin ging, die Socken abhängte und sich dann ihm gegenüber setzte. „Bitte schön und mach bitte alle auf“, bat Harry. „Wie meinst du das?“ „Ich weiß von Draco, dass du seine Geschenke immer ungeöffnet zurück schickst. Mach wenigstens an Weihnachten sein Geschenk auf.“ Severus zögerte kurz, nickte aber dann und sah nach, was sich alles in der Socke befand. Er fand gleich fünf Geschenke und sah schnell die Absender durch, Minerva, Draco, Hippocrates, Narzissa und Harry. Das Erste legte er beiseite, es war ein Roman, so wie jedes Jahr und wie jedes Jahr würde er ihn zwischen Weihnachten und Silvester lesen, wenn er denn dieses Jahr dazu kam. Auch das Geschenk von Hippocrates legte er beiseite, auch hier gab es jedes Jahr einen Roman, allerdings eine andere Richtung. Genau wie Hippocrates von ihm jedes Jahr einen Roman bekam. Es war ein alter Scherz zwischen ihnen denn er hatte am ersten Weihnachten ein Buch nach ihm geworfen, Hippocrates hatte es damals mit den Worten, „Wenn dir der Roman nicht gefällt, kann ich dir auch einen Anderen bringen“, gefangen. Seitdem schenkten sie sich gegenseitig jedes Weihnachten einen Roman. Sein Blick ging auf das Geschenk von Narzissa, auf das er sich jedes Jahr fast schon freute. Narzissa hatte England und der Familie Malfoy den Rücken gekehrt. Sie hatte nach dem Krieg wieder ihren Mädchennamen Black angenommen und war aufs Festland geflüchtet, sie hatte sich dort ein neues Leben aufgebaut. So weit er wusste, pflegte sie nur noch Kontakt zu ihm und das auch nur zu drei Gelegenheiten im Jahr, Weihnachten und ihrer beider Geburtstag. Sie schien allerdings keinen festen Wohnsitz zu haben denn die Geschenke kamen jedes Mal aus einer anderen Ecke des Landes. Als er das Papier löste, kam ein kleines Päckchen mit Gebäck zum Vorschein, ein kleiner Zettel haftete daran. „Melomakarona, ein traditionelles griechisches Weihnachtsgebäck. Lass es dir schmecken und ich hoffe für dich, dass du ein paar besinnliche Tage verbringen kannst. Narzissa.“ Er lächelte leicht, die Dinger konnte man gut in den nächsten Tagen zum Tee essen. „Was Interessantes?“, fragte Harry vorsichtig. Statt einer Antwort reichte Severus ihm das Päckchen und den Zettel und wandte sich dem Geschenk von Draco zu. Nachdenklich besah er das silberne Papier, normal rief er jetzt Fino um das Geschenk zurückzugeben aber heute nicht. „Mach es schon auf, es wird dich nicht fressen“, erklang Harrys Stimme und als Severus auf sah, wurde er angelächelt. „Schon gut.“ Damit löste er das Papier und fand eine Pergamentrolle vor sich. Etwas überrascht entrollte er es und las. „Hallo Severus, Fröhliche Weihachten, von mir und Scorpius. Auch wenn du diesen Brief wahrscheinlich genauso wenig lesen wirst wie die Jahre zuvor. Warum schreibe ich dir eigentlich immer noch? Du hast mir ja sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass du keinen Kontakt willst. Aber ich will es dennoch versuchen. Auch weil Harry mir fast schon versprochen hat, dass er alles versucht damit du es liest. Also, hier mein Geschenk wie jedes Jahr. Ich lade dich für den morgigen Tag zu mir nach Malfoy-Manor ein. Ein gemütlicher Tag im Kreise der Familie. Keine Verpflichtungen, keine Gesellschaftsregeln, einfach nur gemeinsam einen schönen Tag verbringen. Ich würde mich freuen wenn ihr kommt, ja, Harry ist auch eingeladen, und ich erwarte euch einfach mal zwischen Frühstück und Mittagessen. Einen schönen Weihnachtstag. Dein Patenkind.“ Severus musterte den Brief ein paar Augenblicke bevor er zu Harry sah, der bereits in einem geschenkten Buch blätterte und erst aufsah als er sich räusperte. „Wusstest du davon?“, fragte Severus mit einem Deut auf Dracos Brief. „Ja, ich habe das gleiche Geschenk erhalten. Gehen wir hin?“ „Ich war seit fast zwanzig Jahre nicht mehr in Malfoy-Manor.“ „Dann wird es Zeit, er hat etwas um dekoriert. Sieht jetzt wesentlich besser aus als vorher“, sagte Harry lächelnd. „Wann warst du denn in Malfoy-Manor?“ „Vor ein paar Tagen zuletzt. Sehr nett. Also, gehen wir hin?“ „Das überlege ich mir.“ „Hm, okay. Hey, wieso hast du mein Geschenk noch nicht aufgemacht? Los, mach es auf“, forderte Harry. Severus legte den Brief von Draco sorgfältig weg und besah dann stirnrunzelnd das Geschenk, auf dem Harrys Name stand. „Es wird dich nicht beißen.“ „Sicher?“ „Ja, los, mach es auf.“ Mit einem Seufzen ergab sich Severus in sein Schicksal und öffnete das Päckchen. Zum Vorschein kamen zwei kleine, graue Töpfe mit sehr zarten, gelb violetten Pflänzchen und ein Umschlag. „Was ist das?“, fragte Severus misstrauisch, er kannte diese Blattform nicht. Zumindest nicht mit diesem zarten Gelbton und den violetten Adern. „Eine Eigenkreation von Neville.“ „Die du mir schenkst weil...?“ „Es ist ein Experiment von Neville, er weiß nicht ob es funktioniert.“ „Harry, was soll die Pflanze bewirken?“, unterbrach Severus ihn genervt. „Die Pflanze gar nicht, die Früchte wenn sie groß sind. Sie ist mit der Weinraute verwandt und wirkt entgiftend.“ „Ich habe kein Gift mehr in mir, das wurde alles entfernt.“ Harry nickte und sagte, „ich sagte ja auch, sie sind verwandt. Neville ist der Meinung, dass die Früchte die Auswirkungen von Vergiftungen bekämpfen sollte. Was in deinem Fall die Nervenschäden sind.“ „Er denkt, dass die Früchte meinen Nerven helfen können?“, fragte Severus schneidend. „Ja, denkt er aber er kann es nicht garantieren.“ „Wieso schickt er dir diese Pflanzen?“ „Weil er mein Freund ist und mir helfen will. Bevor du fragst, er weiß nur das, was alle nach der Verhandlung wissen aber Neville ist nicht so dumm wie du ihn gerne hinstellst. Er hat sich viele Dinge selbst zusammen gereimt und seitdem etwas geforscht. Er kann nicht garantieren, dass die Früchte wirken aber sie werden dich zumindest nicht vergiften“, erklärte Harry. „Warum schickt er uns dann nicht die Früchte sondern zwei kleine, noch sehr empfindliche Pflanzen?“, fragte Severus mit einem skeptischen Blick auf die kleinen Pflänzchen. Jetzt druckste Harry rum und brachte dann doch schließlich heraus, „genau hier liegt das Problem. Diese Pflanzen sind so sehr mit Magie verändert worden, dass sie etwas eigen geworden sind. Er persönlich gibt Luna die Schuld daran aber gut, dass kann man nicht ändern.“ „Was genau willst du mir damit sagen?“ „Naja, sie brauchen Zuwendung, Ansprache und etwas Magie, zusätzlich zum Wasser und Licht“, sagte Harry grinsend. Severus musterte ihn einen Moment bevor er grinsend sagte, „ich dachte, wir lassen uns mit den Haustieren noch etwas Zeit.“ Harry starrte ihn an und begann dann zu lachen. Irgendwann verebnete das Lachen, Severus schüttelte immer noch grinsend den Kopf und fragte, „wie wollen wir die Zwei nennen?“ „Wieso nennen?“ „Haustiere brauchen einen Namen“, grinste Severus. „Das überlegen wir uns noch. Mach den Rest auf“, sagte Harry und deutete auf den Umschlag. Severus folgte der Aufforderung und öffnete den Umschlag, es kam ein Stück Pergament zum Vorschein. „Das ist ein Gutschein für ein Wellnesswochenende“, las er etwas ungläubig vor. „Ja, ist es.“ „Für zwei.“ „Ebenfalls richtig“, sagte Harry nickend. „Für uns?“, fragte Severus lauernd. Er erwartete eine zögerliche Antwort doch diesmal täuschte er sich in Harry denn dieser nickte sofort und sagte, „ja, für uns.“ „Wo ist der Haken?“ „Es ist ein Muggelkurort mit angeschlossenen Wellness- und Therapiebereich. 5 Sterne. Wenn es uns gefällt, können wir auf eine Woche erweitern“, erklärte Harry. „Therapiebereich? Was hast du vor?“ „Schwimmtherapie.“ „Wohl kaum.“ „Doch. Nach Hippocrates ist das perfekt für dich und ich weiß von ihm, dass du schwimmen kannst. Also spricht nichts gegen eine Bewegungstherapie im Wasser. Diese Kurort hat die führenden Therapeuten in dem Gebiet“, erklärte Harry. „Wobei das Problem besteht, dass meine Ursache magischer Art ist und wie willst du das vor einem Muggel erklären?“ „Muss ich nicht. Es gibt dort zwei Therapeuten, einen Zauberer und einen Squib, und ich habe mich mit Beiden schon in Verbindung gesetzt. Sie würden sich freuen dich kennenzulernen.“ „Hast du ihnen auch meinen Namen gesagt?“, fragte Severus lauernd. „Ja, habe ich und sie freuen sich trotzdem. Wir sollen nur die Krankenakte von Hippocrates mitbringen oder noch besser vor schicken. Dann können sie einen Trainingsplan ausarbeiten, dann wollen sie dich untersuchen und dann erst wird der Plan vollendet“, sagte Harry. Er war erfreut, dass sich Severus nicht von Anfang an gegen seinen Vorschlag wehrte. Jetzt musste er ihn nur noch komplett überzeugen und auch wirklich dorthin bringen. „Warum?“, fragte Severus gerade. „Weil es für dich gut wäre und wir einen neuen Trainingsansatz hätten. Zudem ist es nur ein kleiner Teil des Wochenendes, den Rest können wir uns entspannen, Massagen nehmen, in die Sauna gehen, gut essen, es uns einfach gut gehen lassen“, sagte Harry. „Wann genau willst du dieses Wochenende machen?“ „Keine Ahnung, wenn es uns passt. Wir haben in den ersten zwei Januarwochen Termine, also vielleicht danach? Oder im Februar, wann ist egal, der Gutschein verfällt ja nicht.“ Severus warf dem Gutschein noch einen Blick zu und legte ihn dann zu den restlichen Geschenken auf den Tisch. Harry freute sich, dass Severus seinem Vorschlag mit dem Wellnesswochenende scheinbar nicht abgeneigt war. Es würde bestimmt eine gute Zeit werden. Sein Blick wanderte zu seinen Geschenken und er spürte, wie er traurig wurde denn auch wenn Severus vorhin etwas anderes angedeutet hatte, war kein Geschenk von ihm dabei gewesen. Die üblichen Geschenke seiner Freunde, etwas von Hippocrates für die bevorstehende Ausbildung, die Einladung von Draco aber nichts von Severus und ja, das tat weh. „Wenn du jetzt losheulst, überlege ich mir das mit dem Geschenk nochmal anders“, knurrte Severus gerade. „Ich heule nicht.“ „Noch nicht. Da ich dich noch nicht gut genug kenne um dir ein passendes Geschenk zu besorgen und ich keine Lust hatte einen deiner Freunde anzuschreiben, mache ich es mir ganz einfach“, begann Severus, er wurde sehr interessiert angesehen. „Du hast doch für heute noch ein paar Dinge geplant, oder?“ „Ja.“ „Gut, mein Geschenk an dich ist, dass ich mitkomme. Und das ohne Gemaule und Verfluche, ich werde heute tun was du willst, solange es im Rahmen des anständigen Benehmens bleibt“, sagte Severus und mit jedem Wort wurden Harrys Augen größer. „Ist das dein Ernst?“, fragte er schließlich. „Ja., ist es.“ „Dann ist es das beste Weihnachtsgeschenk heute“, sagte Harry ernst. Er sah, dass Severus ihm nicht glaubte aber das war egal, er würde ihn schon noch überzeugen. Sie gingen wirklich spazieren, durch die Innenstadt von London, weit weg von irgendwelchen Zauberern oder Leuten, die sie kannten. Sie mussten zwar sehr langsam laufen weil Severus weigerte sich helfen zu lassen oder einen Gehstock zu benutzen aber sie hatten es auch nicht eilig. Es wurde ein gemütlicher Schaufensterbummel, Harry empfand es als sehr entspannend. Sein Blick ging zwar immer wieder zu Severus doch der sagte nichts zu dem Spaziergang, er ging mit und sah sich mit ausdrucksloser Miene um. Er hoffte, dass es ihm auch nur ansatzweise gefiel. Den reservierten Tisch sagten sie allerdings ab als sie das Restaurant betraten und es hoffnungslos überfüllt war. Harry hörte das angewiderte Schnauben und so verließen sie das Lokal unverrichteter Dinge wieder. „Und jetzt?“, fragte Harry deprimiert. Heute ging lief einfach nichts nach Plan. „Hast du Hunger?“, war die Gegenfrage. „Nicht wirklich. Du?“ „Nein.“ „Was machen wir jetzt?“, fragte Harry etwas motivierter. Wenn sie Beide keinen Hunger hatten, war es nicht ganz so schlimm wenn das Mittagessen ausfiel. Severus sah sich kurz um und deutete dann in eine Richtung, „Hier in der Nähe gibt es einen sehr schönen Park mit nettem Café. Was hältst du davon wenn wir noch ein Stück gehen und es uns dann in dem Café gemütlich machen?“ „Also kein traditionelles Weihnachtsessen?“ „Warum? Wir haben beide keinen Hunger, die Restaurants hier sind alle hoffnungslos überbucht und wir müssten in aller Eile essen. Das ist weder gesund noch besinnlich. Das Café müsste leerer sein, da haben wir Zeit und mit den entsprechenden Wärmezaubern können wir da ne Weile sitzen bleiben“, erklärte Severus. „Das klingt gut, also los.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte sich Harry in Bewegung, Severus folgte ihm fast sofort. Wenig später saßen sie in besagten Café, direkt an einem kleinen See und mit einer atemberaubenden Aussicht. Severus sprach, in einem unbeobachteten Moment, ein paar Wärmezauber auf sie. „Geht es mit deinem Bein?“, fragte Harry, dem der erleichterte Gesichtsausdruck durchaus aufgefallen war. „Es geht.“ „Hast du was dabei?“ „Ja, habe ich aber ich brauche gerade nichts. Du weißt doch, was Hippocrates immer sagt, so wenig Tränke wie möglich“, schnarrte Severus. „Also bleiben wir einfach ne Weile hier sitzen und entspannen uns?“ „Ja. Gegen einen Kaffee hätte ich auch nichts einzuwenden“, sagte Severus bevor er nach der Kellnerin winkte. Harry wunderte sich etwas als sie eine knappe halbe Stunde später immer noch schweigend in dem Café saßen und Severus einfach nur aufs Wasser starrte. Was genau er da beobachtete, konnte Harry nicht sagen. Erst als eine entfernte Glocke ein Uhr schlug, ging ihm ein Licht auf. Severus war schlicht und einfach erschöpft und versuchte wieder zu Kräften zu kommen. In den letzten drei Wochen hatten sie um diese Zeit immer im Bett gelegen und geschlafen, wie hatte er das nur vergessen können? „Sollen wir lieber heimgehen?“, fragte er leise. Es dauerte einen Moment bis Severus reagierte und sich zu ihm umdrehte, „warum?“ „Naja, normal sind wir um diese Uhrzeit nicht wach.“ „Es geht schon.“ „Wir können wirklich gehen wenn es für dich besser ist“, sagte Harry, der jetzt ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte. „Für mich wäre es besser wenn du nicht ständig dumme Fragen stellen würdest. Ich bin schon groß und kann sagen, wenn ich nach Hause will“, knurrte Severus bevor er leise hinzufügte, „oder ist dir meine Gesellschaft in der Öffentlichkeit so unangenehm?“ „Nein, wie kommst du darauf?“ „Ich bin nicht blind und sehe die Blicke der Menschen um uns herum. Wir sehen uns nicht ähnlich, Vater und Sohn schließen die Meisten sofort aus und dann kommen die Gedanken, welches Verhältnis wir sonst zueinander haben“, erklärte Severus leise. Harry runzelte die Stirn und sah sich unauffällig um. Das Café war, trotz der winterlichen Temperaturen, gut gefüllt und bei einem zweiten Blick fiel ihm auf, dass Severus Recht hatte. Viele Menschen sahen sie fragend und skeptisch an, und sobald sie seinen Blick auf sich spürten, sahen sie schnell weg und tuschelten untereinander. Harry musterte ein paar der Leute einen Moment bevor er sich wieder zu Severus umdrehte, hier wurde er ruhig und abwartend angesehen. Ein breites Grinsen breitete sich auf Harrys Gesicht aus, was Severus mit einer hochgezogenen Augenbraue beantwortete. Immer noch mit einem extrem breiten Grinsen rutschte Harry samt Stuhl direkt neben Severus und lehnte sich vorsichtig an ihn. Beide hörten wie das Getuschel lauter wurde aber zumindest Harry störte es nicht. „Gleich fallen sie tot um“, prophezeite Severus schmunzelnd. „Oder sie schmeißen uns raus.“ „Das wagen sie sich nicht, die Kellnerin hat schon gezittert als sie den Kaffee gebracht hat.“ „Weil du so böse geguckt hast“, sagte Harry. „Ich gucke immer so.“ „Eben. Was machen wir jetzt?“ „Noch etwas ausruhen, dann können wir noch über ein Stück Kuchen nachdenken und irgendwann gehen wir wieder“, sagte Severus. „Gute Idee.“ Der Tag war absolut nicht so gelaufen wie Harry ihn geplant hatte. Doch als er am Abend eng an Severus gekuschelt auf der Couch saß, kam es ihm irgendwie nicht so schlimm vor. Allerdings war er sich unsicher ob Severus das genauso sah. Er schielte vorsichtig zu Severus hoch, der las in einem Buch und beachtete ihn gar nicht. „Severus?“, fragte er leise. Es dauerte einen Moment bis der reagierte und ihn fragend ansah. „Irgendwie ist der Tag nicht so verlaufen wie ich geplant hatte. Es tut mir leid.“ Eine Augenbraue ruckte nach oben, ein leises Schnauben und dann las Severus einfach weiter. Harry grinste, er verstand den Wink und kuschelte sich an ihn. Für Severus war die Welt scheinbar in Ordnung, warum sollte er sich dann unnötig Gedanken machen? Er beschloss, dass er sich morgen noch genug Gedanken machen könnte. „Severus, verdammt, Severus, schwing deinen Arsch aus dem Bett und mach dich zum Kamin. Los jetzt.“ Harry hob müde den Kopf, hatte er sich diese Stimme eingebildet? „SEVERUS!!!“ Nein, hatte er nicht aber sein Bettnachbar rührte sich nicht sondern schnarchte einfach leise weiter. Seit er die starken Tränke nicht mehr nahm, hatte er einen sehr gesunden Schlaf entwickelt. „Verdammt, ist überhaupt jemand da? … Harry? Hippocrates hier, ich kann den Kamin nicht durchqueren sondern nur durch sprechen. Es gibt Probleme mit Albus und ich brauche Severus hier. Wenn du mich hörst, weck ihn und schleif ihn ins St. Mungo, bitte“, ertönte Hippocrates' Stimme. Jetzt war Harry hellwach, er setzte sich auf und rüttelte Severus mehr als unsanft wach. Schwarze Augen sahen ihn mit einer Mischung zwischen Müdigkeit und Wut an. „Hippocrates ist im Kamin, er sagt, dass etwas mit Albus ist und er deine Hilfe braucht“, sagte Harry schnell. Severus blinzelte den Schlaf komplett weg, nickte und machte sich daran aufzustehen. Harry zögerte nicht lange sondern sprang auf und eilte nach unten, Fino hatte ihm bestimmt schon Sachen hingelegt. „Ich rufe Hippocrates zurück, mach dich fertig“, rief ihm Severus hinterher. Nach nicht mal dreißig Minuten durchquerten sie den Kamin in Hippocrates' Büro und sie wurden erwartet. „Na endlich, wo wart ihr so lange?“, fragte der Heiler. „Was willst du?“, war die Gegenfrage. „Kommt mit, ich erkläre es euch unterwegs.“ Damit machte sich Hippocrates auf den Weg, Severus und Harry blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. „Also, was ist mit meinem Sohn?“ „Er hat versucht sich umzubringen.“ „WAS?“ Harry stockte mitten im Schritt, wurde aber von Severus kurzerhand weiter geschleift. „Er hat versucht sich umzubringen“, wiederholte Hippocrates. „Wie? Wann? Was ist passiert? Wie geht es ihm?“ „Eines nach dem Anderen. Zum Wann, irgendwann in der Nacht, er hat sein Laken zerrissen und versucht sich aufzuhängen. Das Laken ist gerissen, er ist sehr hart auf dem Boden aufgekommen und wurde heute morgen bewusstlos gefunden. Ihm geht es soweit gut aber er ist psychisch am Ende. Wir haben einen Überwachungszauber auf ihn gelegt und in den nächsten Tagen wird immer ein Heiler vor seinem Zimmer sein“, erklärte Hippocrates auf dem Weg. „Warum hat er das getan? Wo ist Ginny?“ „Die brauchen wir nicht.“ „Wie jetzt?“ Hippocrates blieb stehen und sah Harry ernst an bevor er sagte, „Harry, dein Sohn hat die letzte Karte ausgespielt. Wir müssen ihm jetzt den letzten Stoß geben und hoffen, dass er dann endlich mit sich reden lässt.“ „Warte mal, Albus hat versucht sich umzubringen und ihr wollt ihn noch richtig fertig machen? Habe ich das richtig verstanden? Verdammt, was ist denn das für eine Therapie?“, fauchte Harry. „Die Schocktherapie. Er hat das gemacht weil er von Severus kein Geschenk bekommen hat und mit dieser Aktion will er erreichen, dass sich Severus um ihn kümmert. Da kommt Severus ins Spiel und jetzt kommt, wir müssen eingreifen solange er noch am Boden ist“, sagte Hippocrates und ging einfach weiter, Harry folgte ihm absolut fassungslos während Severus sehr reserviert aussah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)