Perfekt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Kapitel 20 „Abendessen?“, fragte Hippocrates leise. „Ja. Wir waren Freitag zum Abendessen verabredet, er wollte mir eine Frage beantworten.“ „Darf ich fragen, welche?“ Unsicher sah Harry ihn an bevor er den Blick wieder in den Raum richtete. Albus hatte schnell aufgehört zu weinen und saß jetzt auf seinem Bett, einen sehr berechnenden und überlegenden Ausdruck auf dem Gesicht. „Du musst ja nicht mit mir reden.“ „Was weißt du über schlafwandeln?“, fragte Harry ohne ihn anzusehen. Hippocrates runzelte die Stirn, wie kam er jetzt da rauf? „Können wir uns woanders unterhalten? Natürlich nur wenn du Zeit hast. Ich glaube eine Gelegenheit zum reden wäre ganz gut“, murmelte Harry. „Natürlich, komm.“ Mit einem dankbaren Lächeln folgte Harry dem Heiler. „Also, was ist los? Was für eine Frage hast du Severus gestellt? Was hat das Schlafwandeln damit zu tun?“, fragte Hippocrates als sie wenig später im gemütlichen Teil seines Büros saßen. Er hatte extra eine Couchecke eingerichtet, manchem Menschen redeten in gemütlicher Atmosphäre besser als vor einem Schreibtisch. „Ich schlafwandle scheinbar seit einiger Zeit. Richtig aufgefallen ist es erst als ich mal bei Severus übernachtet habe“, begann Harry, brach aber dann ab. „Wie?“ Harry zögerte eine ganze Weile und sagte schließlich leise, „ich bin auf der Couch eingeschlafen und in seinem Bett aufgewacht.“ „Wieso hat er dich nicht wieder rausgeschmissen?“ „Das war die Frage.“ „Ah und die Antwort hat dir nicht gefallen. War das das einzige Mal?“ „Nein. Beim zweiten Mal war ich wohl noch aufdringlicher“, murmelte Harry, er erntete damit nur einen fragenden Gesichtsausdruck seines Gegenübers. Hippocrates wartete höflich bis Harry dazu bereit war, weiter zu sprechen und dafür war ihm Harry sehr dankbar. Er kämpfte mit sich doch dann sprudelte schließlich alles aus ihm raus. „Ich habe am Abend gespürt wie Severus seine Tür magisch verriegelt hat und dennoch bin ich in seinem Bett aufgewacht. Er hat mir dann erzählt, dass ich vor seiner Tür gelegen habe. Er hat mich mehr oder weniger geweckt und ich bin zielstrebig in sein Bett, und als er dann auf die Couch wollte, bin ich hinterher. Da hat er scheinbar beschlossen, dass es in seinem Bett gemütlicher ist und so haben wir da geschlafen. Ich habe ihn am nächsten Morgen gefragt, warum er mich nicht rausgeschmissen hat und da hat er sich um eine Antwort gedrückt. Dann gab es später einen Streit weil ich ihm, mehr oder weniger, vorgeworfen habe, dass er mir an die Wäsche will und dann hat er mich raus geworfen, natürlich nicht ohne mir vorher eine ordentliche Standpauke zu halten. Der Grundtenor war eigentlich, dass ich meine Vorurteile überdenken soll und mich erst wieder melden soll, wenn ich mit seiner Sexualität klar komme. Das war heute, und ich wollte immer noch eine Antwort. Er hat mich zum Essen eingeladen, irgendwo bei den Muggel, zumindest den Klamotten nach und jetzt das. Der Kerl macht mich noch wahnsinnig. Warum kann der nicht mal meine Fragen beantworten ohne gleich eingeschnappt zu sein? Ist es denn wirklich so schlimm wenn man mal Fragen stellt? Nein, der Herr zieht sich ja sofort in sein Schneckenhaus zurück und wirft mit blöden Sprüchen um sich. Macht er das schon immer? Ich könnte ihn gerade echt in den Arsch treten.“ „Lass das bitte, das gibt blaue Flecken und ist nicht gut für seine Gesundheit“, sagte Hippocrates trocken als Harry kurz Luft holte. Er wurde überrascht angeblinzelt bevor Harry schief grinste und meinte, „dann werfe ich ihm einen Kessel an den Kopf.“ „Noch schlechter. Nimm ein Kissen.“ „Klar, Severus wird sich freuen wenn ich eine Kissenschlacht anfange. Dann heiße ich gleich wieder Potter“, lachte Harry. „Heißt du nicht sowieso Potter?“ „Bei Severus nicht. Da heiße ich nur Potter wenn ich, in seinen Augen, etwas falsch gemacht habe oder mich kindisch verhalten habe. Ansonsten heiße ich Harry“, erklärte Harry, „allerdings werde ich jetzt wohl immer Potter heißen.“ „Stört dich das so sehr? Du wolltest doch lediglich mit ihm befreundet sein“, sagte Hippocrates nachdenklich. „Irgendwie stört es mich schon.“ „Also doch Interesse?“ „Keine Ahnung.“ „Das ist nicht sehr hilfreich“, sagte Hippocrates, „du hast dich bis jetzt nur mit Frauen getroffen, oder?“ „Ja.“ „Ekelt dich der Gedanke an zwei Männer untereinander wirklich so sehr an, wie Severus behauptet hat? Zeichnet es sich in deinem Gesicht ab?“, fragte der Heiler. Diesmal schnaubte Harry und murrte, „du solltest seine Augen mal untersuchen, ich weiß nicht, was er da gesehen hat aber Ekel war es nicht. Ja, ich war überrascht aber hey, wer wäre nicht überrascht wenn er erfahren würde, dass sein ehemaliger Lehrer so ein Interesse an einem hat? Aber Ekel? Nein, definitiv nicht. Ich war wirklich nur überrascht.“ „Das solltest du ihm so sagen.“ „Der verflucht mich wenn ich vor seiner Tür auftauche.“ „Kommt drauf an wie und wann du vor seiner Tür stehst“, sagte Hippocrates. „Häh?“ „Wo wolltet ihr am Freitag hin?“ „Keine Ahnung, er sagte nur, dass ich mir war Ordentliches anziehen soll und, dass es Muggelkleidung sein soll“, sagte Harry schulterzuckend. „Hast du einen Anzug?“ „Häh?“ „Harry, du solltest wirklich über den Kauf eines Wörterbuches nachdenken. Häh ist kein ordentliches Wort.“ „Wieso sollte ich einen Anzug haben?“ „Weil es Restaurants gibt, die eine Kleiderordnung haben und man da einen Anzug tragen sollte“, erzählte Hippocrates doch das Fragezeichen in Harrys Gesicht wurde nur noch größer. Der Heiler seufzte und setzte zur Erklärung an. „Severus ist ein sehr stolzer Mann, teilweise steht ihm sein eigener, manchmal falscher Stolz im Weg. Sobald er denkt, eine Ablehnung zu spüren, geht er zum Angriff über. Sobald er denkt, dass er irgendwie schwach wirkt, geht er zum Angriff über. Sobald er sich irgendwie in Bedrängnis fühlt, geht er zum Angriff über. Wenn du wirklich mit ihm befreundet sein willst, oder sogar mehr, musst du mit diesen Angriffen klar kommen. Er wird sich nie eine Schwäche eingestehen, es würde bei dir liegen sie zu erkennen. Ich habe fast zwei Jahre gebraucht bis er mir angedeutet hat, wenn er Schmerzen oder andere Probleme Hatte. Zwei Jahre! Ich bin sein Heiler, ich habe ihn zusammengeflickt, ich habe mit ihm die Dialyse und die magische Entgiftung durchgemacht. Ich habe seine Tränke angepasst, ich war dabei wenn er zusammengebrochen ist weil er sich überanstrengt hat. Ich war dabei als er in der Dusche so stark mit dem Kopf gegen die Fliesen geschlagen ist, dass er eine Gehirnerschütterung davon getragen hat und mich dennoch verflucht hat als ich das Bad betreten habe. Nur, damit ich ihn nicht in dieser Situation sehe und ich bin Heiler, ich bin den Anblick von nackten, kranken Menschen gewohnt. Harry, er ist ein furchtbarer Sturkopf, der manchmal nicht weiß, was gut für ihn ist. Wenn du wirklich näheren Kontakt zu ihm willst, musst du lernen damit zu leben und ich würde dir einen Kurs zur Selbstverteidigung empfehlen. Du solltest dich mit Oliver unterhalten, du musst einen Zwischenweg zwischen Aufdringlichkeit, Fürsorge und dem Respekt vor Severus' Privatsphäre finden. Wenn du zu aufdringlich bist, wird er sich ganz verschließen, wenn du zu locker ran gehst, nimmt er dich vielleicht nicht ernst.“ Harry schwieg und starrte in seinen Kaffee, rührte ab und zu um und trank aber dann doch nichts. Auch sein Gegenüber schwieg, er wollte ihm Gelegenheit geben über die Worte nachzudenken und er wollte ihn zu nichts drängen. „Warum sollte ich so einen Ärger auf mich nehmen? Wenn ich einen Mann als Partner wollte, könnte ich das wesentlich einfacher haben. Das unter der Voraussetzung, dass ich überhaupt einen Mann als Partner will. Merlin, ich bin immer noch verheiratet und habe bis jetzt nicht mal im Traum daran gedacht, dass ich vielleicht bisexuell sein könnte“, sagte Harry ohne von seinem Kaffee aufzusehen, „warum sollte ich das alles auf mich nehmen? Severus hat doch schon zugesagt, dass er Albus hilft. Warum soll ich ihn nicht einfach in Ruhe lassen? So, wie er das möchte. So fies wie es klingt aber Severus bietet nicht viel, verlangt aber ganz viel. Er ist charakterlich einfach nur ein Arschloch und wenn wir ehrlich sind, der Schönste ist er auch nicht.“ „Du sollst gar nichts und du musst auch gar nichts. Keiner zwingt dich zu etwas und Severus hat mit dem Thema eh schon abgeschlossen. Er...“ „Wann?“ „Bitte?“ „Wann hat er damit abgeschlossen?“, fragte Harry überrascht, er sah jetzt auch auf. „Als ihr euch unterhalten habt, er ist sehr ruhig geworden. Nicht aufgefallen?“, fragte Hippocrates. „Doch schon aber ich dachte, er weiß einfach nicht was er sagen soll“, gestand Harry. „Als ob Severus mal sprachlos wäre, schön wäre es. Nein, er wird immer so ruhig wenn ein Thema für ihn erledigt ist. Warum soll er sich auch aufregen wenn er eh keine Hoffnung mehr sieht?“ „Aha, das erklärt immer noch nicht warum ich das alles machen sollte? Er ist nicht gerade das, was man sich als Partner wünscht“, sagte Harry. Zu seiner Überraschung grinste Hippocrates und meinte, „wäre ich bi oder schwul, würde ich ihn nehmen.“ „Dein Ernst?“ „Mein voller Ernst aber ich bin sehr glücklich verheiratet.“ „Warum?“ „Weil in Severus mehr steckt als man von außen sieht. In seinem Fall könnte man wirklich sagen, dass man bei ihm sehr, sehr tief graben muss um das Gute zu finden aber ich glaube, wenn man das geschafft hat, wird man sehr reich belohnt. Auch wenn du mir nicht glaubst aber Severus ist ein sehr gefühlvoller Mensch, allerdings kennt er immer nur die Extreme. Entweder ganz oder gar nicht, entweder mit vollem Herzen oder gar nicht. Ich glaube, wenn er jemanden wirklich liebt, dann bedingungslos, mit allen Macken, ehrlich, treu und zu einhundert Prozent hinter demjenigen stehend. Ich glaube, wer den Kampf um Severus' Herz gewinnt, kann in jeder Hinsicht nur gewinnen“, sagte Hippocrates ernst. „Das ist ein harter Kampf wenn ich nicht mal weiß ob ich eine Beziehung will“, gab Harry zurück. „Ich kann nur von mir reden aber ich möchte Severus als Freund nicht mehr missen. Ja, er ist ein sarkastisches Arschloch aber er ist einer meiner besten und treusten Freunde. Wenn ich wirkliche Probleme hätte, wäre er der Erste, an den ich mich wenden könnte und würde denn ich wäre mir sicher, dass er mir hilft“, sagte Hippocrates. Er sah wie es in Harry arbeitete doch es war zu viel für einen Tag. Er hatte heute zu viel erfahren, er musste über zu viel nachdenken und er würde jetzt garantiert keinen Entschluss fassen können. „Harry, möchtest du einen Tipp haben?“, fragte Hippocrates während er aufstand und zu seinem Schreibtisch ging um dort etwas zu kramen. „Ja, bitte.“ „Wenn du ihn als Freund, Partner, was auch immer haben möchtest, dann kauf dir einen Anzug, ruf in diesem Restaurant an und reserviere für Freitag Abend einen Tisch für zwei. Dann steh um die verabredete Zeit vor seiner Tür und hol ihn zum Essen ab“, sagte der Heiler. Er reichte Harry einen Visitenkarte und erklärte, „ein Muggelrestaurant der gehobenen Klasse in London. Sehr gutes Essen und so nebenbei eines von Severus' Lieblingsrestaurants.“ „Er wird mich weg fluchen.“ „Versuch es. Wann wolltet ihr euch Freitag treffen?“ „Um sieben“, sagte Harry mit Blick auf die Karte. „Dann reserviere einen Tisch für um Acht, dann kann er sich von dem Schock erholen, sich fertig machen und umziehen“, grinste Hippocrates. „Der geht nie im Leben mit mir essen.“ „Wird er.“ „Und wenn ich dann irgendwann feststelle, dass ich doch hetero bin und bleibe?“ „Dann sagst du ihm das.“ Harry hob jetzt den Blick um ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen. „Harry, keiner, wirklich keiner, nicht mal Severus, erwartet, dass du dich sofort für irgendetwas entscheidest. Lern ihn doch erst mal richtig kennen, vielleicht mit dem Hintergedanken an eine Beziehung, vielleicht auch nicht, das entwickelt sich mit der Zeit oder auch nicht“, sagte Hippocrates. „Aber ist das nicht unfair Severus gegenüber.“ „Nicht, wenn du ihm keine falschen Hoffnungen machst. Sag ihm offen und ehrlich, dass du nicht weißt, ob du einen Mann als Partner willst oder ob du es überhaupt kannst. Er soll dann selber entscheiden ob er es will oder nicht.“ „Ich glaube wirklich nicht, dass er mit mir essen geht“, sagte Harry erneut. Er warf wieder einen Blick auf die Karte in seinen Händen und fragte, „ein Muggelrestaurant?“ „Ja. Hast du ein Telefon oder willst du von hier aus telefonieren?“ „Wieso hast du ein Telefon?“, fragte Harry überrascht. „Damit nichtmagische Partner von magischen Personen das St. Mungo erreichen können wenn mit ihren Partnern etwas ist. Nicht jeder kommt mit dem Flohnetzwerk klar also haben wir auch Muggeltelefone angeschafft“, erklärte Hippocrates, „brauchst du es?“ „Nein, ich habe ein Handy.“ „Wieso?“ „Weil Hermine mich manchmal aus dem Urlaub mit ihren Eltern angerufen hat. Für ihre Eltern ist es die Sicherheit, dass sie jemanden in der magischen Welt erreichen können wenn etwas mit Hermine ist.“ „Wäre da Arthur Weasley nicht sinnvoller? Er ist besessen von Muggelsachen.“ „Molly wollte es nicht. Hippocrates, was soll ich Severus sagen? Ich weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.“ „Die Wahrheit. Egal was du sagst, lüg nicht, er hasst es. Spiel von Anfang an mit offenen Karten“, riet Hippocrates. Harry nickte nur und fragte dann, „was wird mit Albus?“ „Sehr viel schwierigeres Thema. Oliver wird morgen mit ihm reden aber ich glaube nicht, dass er schon Fortschritte gemacht hat. Er ist tiefer denn je in seinem Wahn gefangen, ich befürchte, es wird noch sehr lange dauern bis wir auch nur erste Anzeichen von einem Fortschritt sehen“, seufzte der Heiler. „Wie lange?“ „Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Ich werde auch keine Vermutungen anstellen.“ Harry nickte während er schon aufstand, „danke.“ „Für was?“ „Für alles.“ „Kein Thema. Darf ich fragen, was du in der Sache Severus vor hast?“ „Ich glaube, ich werde ihn zum Essen einladen“, murmelte Harry, „ich weiß nicht ob ich einen Mann als Partner haben will aber ich möchte zumindest sein Freund sein.“ „Viel Glück.“ „Danke.“ Hippocrates grinste kurz bevor Harry den Raum verließ, er würde es nicht leicht haben. Drei Tage später, am Freitag um Punkt sieben Uhr Abends stand Harry vor Severus' Tür, zum ersten Mal in seinem Leben in einem Anzug und mit so etwas wie einer Frisur auf dem Kopf. Selbst zu seiner eigenen Hochzeit hatte er eine Zauberrobe getragen. Er atmete noch ein paar Mal tief durch bevor er anklopfte, er hatte sich diese Sache jetzt vorgenommen und würde sie auch durchziehen. Es dauerte nicht lange bis die Tür geöffnet wurde und Severus ihn mit diesem Blick ansah. „Was willst du hier?“, knurrte er. „Wir sind zum Abendessen verabredet und ich sollte mich gut kleiden. Reicht ein Anzug?“, gab Harry unsicher zurück. „Ich habe die Einladung zurück gezogen.“ „Dann lade ich dich ein. Unser Tisch ist für acht Uhr reserviert, ich hoffe, dir reicht die Stunde um dich fertig zu machen.“ „Das ist dein Ernst“, stellte Severus etwas fassungslos fest. „Mein voller Ernst.“ „Warum?“ „Weil wir zum Abendessen verabredet waren und ich pflege meine Verabredungen einzuhalten. Severus, in Robe kannst du allerdings nicht gehen“, sagte Harry mit einem Blick auf die Garderobe seines Gegenübers. „Verschwinde.“ „Nur mit dir zusammen.“ „Verschwinde, Potter“, fauchte Severus und für einen Moment war Harry versucht der Aufforderung nachzukommen. Doch dann erinnerte er sich an Hippocrates' Worte. „Severus, ich werde nicht eher gehen bis du dich umgezogen hast und mit kommst. Wir waren zum Abendessen verabredet.“ „Warum tust du das?“, fragte Severus jetzt. „Warum tu ich was?“ „Warum versuchst du krampfhaft den Kontakt zu mir zu halten?“ „Weil wir Freunde sind.“ „Freunde? Wohl kaum. Harry, geh doch einfach und lass mich in Ruhe“, bat Severus jetzt. Harry zögerte, hatte er die Grenze zu Severus' Privatsphäre schon übertreten oder war das ein weiterer Angriff? Er entschied sich für den Weg nach vorne. „Nein. Was spricht dagegen wenn zwei Freunde essen gehen? Jetzt stell dich nicht so an, geh dich umziehen und dann lass uns essen gehen“, sagte er daher. Severus musterte ihn einen Moment bevor er knapp nickte und sich umdrehte, „du kannst im Wohnzimmer warten.“ Mit einem breiten Grinsen folgte Harry ihm ins Haus, es war also doch nur eine andere Art von Angriff gewesen. „Hast du überhaupt einen Anzug?“, fragte Harry während Severus die Stufen hochging. „Natürlich“, kam empört zurück. „War ja nur ne Frage, ich warte im Wohnzimmer.“ Das Schnauben war sehr deutlich. Mit einem Knurren warf Severus seine Schlafzimmertür ins Schloss und begann die Robe aufzuknöpfen. Warum hatte er ihn überhaupt rein gelassen? Warum hatte er ihn nicht einfach weg geflucht? Das wäre doch ein Leichtes gewesen aber nein, er hatte sich wieder breit schlagen lassen. Grummelnd und leise vor sich hin fluchend, ging er ins Bad, er hatte genug Zeit um zu duschen und zumindest zu versuchen sich einigermaßen herzurichten. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel und er verwarf das Letztere wieder, egal was er unternahm, er würde immer so aussehen wie er nun mal aussah. Da sie ja eh nur als Freunde essen gingen, war es auch irrelevant. Mit einem Seufzen trat er unter die Dusche, das würde ein sehr langer Abend werden. Harry wurde mit jeder vergangenen Minute nervöser. Hoffentlich überlegte es sich Severus nicht anders. Zwar hatte er am Anfang noch Bedenken gehabt aber jetzt freute er sich auf den Abend. Auch wenn es Severus garantiert nicht genauso ging. Harry fühlte kurz einen Anflug von schlechtem Gewissen in sich aufsteigen weil er sich Severus so aufdrängte aber er schob es schnell beiseite. Von einem einfachen Abendessen würde Severus nicht sterben. Vielleicht ergab sich die Möglichkeit ihn etwas besser kennenzulernen. Denn genau das wollte Harry, mittlerweile wollte er Severus richtig kennenlernen. Nicht nur zwischen Tür und Whiskyglas, davon war er die halbe Zeit betrunken und konnte sich an nichts mehr erinnern. Das fand Harry mittlerweile mehr als schade, er hätte gerne gewusst worüber sie sich unterhalten hatten. Aber er traute sich auch irgendwie nicht Severus danach zu fragen. Ein Knarzen riss ihn aus seinen Gedanken und ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bereits halb Acht war, er hatte fast eine halbe Stunde in Gedanken zugebracht. „Wir können“, kam von der Treppe während Harry aufsprang und aus dem Wohnzimmer eilte. Allerdings blieb er wie angewurzelt stehen als er Severus erblickte, der am Fußende der Treppe stand und auf ihn wartete. Der Anzug passte perfekt, Harry vermutete, dass er maßgeschneidert war. Schwarz, natürlich, eine andere Farbe würde Severus auch nicht stehen wobei Harry fand, dass das weiße Hemd schon sehr gut aussah. „Hast du etwas an meinem Anzug auszusetzen?“, knurrte Severus, dem die Musterung eindeutig nicht gefiel. „Du siehst großartig aus“, sagte Harry und ja, er meinte es genau so wie er es sagte. Er sah allerdings sofort, dass Severus dachte, er würde ihn veralbern denn sein Gesicht verzog sich auf diese Art und Weise. „Wirklich. Können wir?“, fragte er schnell. Statt einer Antwort trat Severus an ihm vorbei und Harry musste sich, nach einem weiteren musternden Blick, eingestehen, dass er mit diesem Zopf wesentlich jünger aussah als sonst. Wenn er diesen verkniffenen Gesichtsausdruck noch ablegen könnte, wären es noch ein paar Jahre, die er jünger wirkte. Aber Harry war sich sicher, dass Severus es nicht darauf anlegte. „Kommst du endlich oder überlegst du dir jetzt doch noch eine Ausrede?“, knurrte Severus von der Tür aus. „Niemals. Ich habe mir nicht extra einen Anzug gekauft um jetzt nach Hause zu gehen“, gab Harry mit einem Lächeln zurück. „Wo wollen wir überhaupt hin?“, fragte Severus während sie das Haus verließen und den Vorgarten durchquerten. Statt einer Antwort hielt ihm Harry den Arm hin. Er erntete damit zwar einen seltsamen Gesichtsausdruck aber schließlich ergriff Severus seinen Arm und mit einem Plopp waren sie disappariert. Severus verlor kein Wort über die Wahl seines Restaurants sondern folgte ihm schweigend. Nicht ein Wort verließ seine Lippen während Harry am Empfang nach ihrem Tisch fragte und dann an einen Kellner weiter geleitet wurde, der sie mit einem Lächeln zu ihrem Platz führte. „Kann ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?“, fragte der Kellner. „Nein, ich glaube, wir nehmen erst mal die Karte“, gab Harry unsicher zurück. Er wusste nicht wirklich wie er sich zu verhalten hatte und sein schweigsamer und ernster Begleiter war auch keine große Hilfe. Der Kellner nickte allerdings, verschwand kurz und brachte ihnen zwei Karten. „Danke“, murmelte Harry, der Kellner war schon wieder verschwunden. „Würdest du jetzt endlich mal was sagen?“, fragte Harry als Severus auch nach mehreren Minuten schweigend in die Karte gesehen hatte. „Ich würde das Kalb empfehlen“, gab Severus zurück ohne von der Karte aufzusehen. „Severus!“ „Magst du kein Kalb? Dann vielleicht der Lachs?“ „Severus, sieh mich gefälligst an wenn du mit mir redest“, fauchte Harry leise. Jetzt sah Severus auf, eine Augenbraue fragend erhoben. „Sag endlich was. Du schweigst mich an, seit wir hier rein gekommen sind.“ „Was willst du denn hören?“, fragte Severus. „Ein normales Gespräch?“ „Dann sollten wir erst mal etwas bestellen, dann können wir uns immer noch unterhalten.“ „Also bist du mit der Wahl des Restaurants einverstanden?“, fragte Harry vorsichtig. „Natürlich und ich werde Hippocrates gepflegt in den Arsch treten wenn ich ihn das nächste Mal sehe.“ „Woher...?“ „Du kannst es nur von ihm wissen. Harry, such dir bitte etwas zu Essen aus und dann können wir uns immer noch unterhalten. Wir müssen schließlich auf das Essen warten.“ „Oh, ganz vergessen.“ „Typisch Potter.“ Harry verzog das Gesicht, vertiefte sich aber dann auch in der Karte. Doch ein Gespräch kam nicht wirklich in Gang, Harry wusste nicht wirklich, was er sagen sollte und irgendwie fühlte er sich in dem Restaurant unwohl. Severus war einfach nicht nach sinnloser Konversation, er versuchte noch immer den Hintergedanken von dieser Einladung zu erraten. Als Harry allerdings die Vorsuppe fast nicht anrührte, reagierte Severus doch, „wir können jederzeit gehen.“ „Bitte?“, fragte Harry überrascht. Severus schüttelte den Kopf und winkte den Kellner ran. „Ja bitte?“, fragte dieser lächelnd. „Die Rechnung, wir wollen gehen.“ Der Kellner wirkte zwar etwas verwirrt, nickte aber und verschwand. „Warum wollen wir jetzt gehen?“, fragte Harry. „Weil mir diese Scharade auf den Nerv geht. Ich weiß nicht, warum du mich hierher geschleift hast aber ich bin nicht gewillt, mir dieses Desaster den ganzen Abend anzusehen“, knurrte Severus. Noch bevor Harry antworten konnte, tauchte der Kellner wieder auf, er zögerte wem er die Rechnung geben sollte. Severus nahm ihm die Entscheidung ab und riss ihm förmlich den Zettel aus der Hand. Er warf einen Blick darauf, legte einige Scheine auf den Tisch und knurrte, „Passt so.“ Der Kellner murmelte nur ein „Danke schön“, und machte sich dann aus dem Staub. Harry blieb völlig geknickt auf seinem Stuhl sitzen während Severus aufstand und ging. Erst nach ein paar Momenten seufzte er leise und machte sich ebenfalls auf den Weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)