Perfekt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13 Es wurde sehr still in der großen Halle als Severus den Raum betrat. Er störte sich nicht daran sondern durchquerte sie in angemessenem Tempo, er erkannte unzählige Ausgaben des Tagespropheten auf den Tischen und viele Schüler sahen vom Propheten immer wieder zu ihm und zurück. Natürlich wusste er warum, heute war die Veröffentlichung der Verhandlung gewesen, zusammen mit einer Entschuldigung und Richtigstellung über die voreilige Verurteilung von ihm seitens der Redaktion. Severus war klar, dass es nur die Wenigsten glauben würden. Die Meisten würden ihn weiterhin für einen Kinderschänder halten aber das war ihm egal, er war unschuldig und hatte es vom Ministerium und von Kingsley sogar schriftlich bekommen. Alles andere war ihm egal und damit auch die Blicke, die sie ihm zuwarfen. Minerva wusste nicht wirklich was sie von allem halten sollte. Sie hatte, genau wie alle anderen Lehrer, eine genaue Abschrift der Verhandlung bekommen, zusammen mit einer schriftlichen Erklärung von Kingsley und dem Heiler Smethwyck. Severus war in allen Punkten unschuldig und nach einer Entgiftung auch wieder frei von diesem Trank. Damit war er wieder völlig unbeeinträchtigt und wurde offiziell wieder als Schulleiter eingesetzt. Das war die Version des Ministeriums. Ihr Blick ging zu den Schülern während sich Severus neben sie setzte und ganz normal sein Frühstück begann. Bei den Schülern herrschte eine Gefühlsregung vor, Unglauben. In welche Richtung konnte Minerva nicht sagen aber sie befürchtete, dass es eher in die Richtung ging, dass sie Severus nicht glaubten. Sie sah nach rechts, Severus las wie immer den Tagespropheten während er frühstückte. „Severus, darf ich dich kurz stören?“, fragte sie leise. Sie sah, mit wie viel Widerwillen Severus sich ihr zuwandte aber er tat es und hob fragend eine Augenbraue. „Möchtest du darüber reden?“ Kopfschütteln. „Bist du sicher?“ Nicken. „Wird sich irgendetwas ändern?“ Kopfschütteln und die Augenbraue wanderte noch ein Stück höher. Er schnaubte kurz und wandte sich dann demonstrativ wieder seinem Frühstück zu. Minerva wusste nicht ob sie erleichtert oder wütend sein sollte. Zum Einen war sie erleichtert, dass er nicht mit ihr sprach denn das deutete darauf hin, dass er keinen Sprachtrank nahm und das tat seiner Gesundheit gut. Auf der anderen Seite war sie allerdings wütend auf ihn, dass er nicht mit ihr redete. Er benahm sich völlig normal, zumindest für seine Verhältnisse und das war nicht gut, er verschloss sich schon wieder. Sie seufzte jetzt wirklich, warf noch einen Blick in die Halle und frühstückte dann auch weiter. Etwas skeptisch beobachtete Scorpius wie die Hauselfen den Tisch für drei Personen deckten. „Du glaubst wirklich, dass er noch kommt?“, fragte er an seinen Vater gewandt, der hinterm Schreibtisch saß und irgendwelche Unterlagen durch ging. „Er hat zugesagt also wird er auch kommen“, kam abwesend von Draco. „Aber warum?“ „Weil der Termin festgelegt wurde und er zugesagt hat.“ Scorpius drehte sich um, sein Vater hatte nicht mal aufgesehen. „DAD.“ Jetzt sah er auf, „was ist denn? Scorpius, er wird kommen.“ „Aber warum? Ich darf Albus nicht mal sehen und er ist seit zwei Monaten im St. Mungo. Was will Mr. Potter dann hier?“, fragte Scorpius. „Er möchte immer noch dasselbe, er möchte dich kennenlernen und so nebenbei unser Verhältnis etwas verbessern. Außerdem braucht er eine Ablenkung.“ „Von was?“ „Seine Scheidung ist in drei Wochen, irgendwie haben es die Wiesels durchgesetzt, dass es eine Eilscheidung wird“, erklärte Draco während er die Unterlagen endgültig zusammen räumte und dann weglegte. „Was haben wir damit zu tun?“, murrte Scorpius, „er hat doch genug tolle Freunde, die sich um ihn kümmern können.“ Draco sah seinen Sohn skeptisch an und schüttelte dann den Kopf, „so habe ich dich nicht erzogen.“ „Was hat meine Erziehung damit zu tun? Ich darf meinen besten Freund nicht sehen.“ „Harry auch nicht.“ Schweigend und etwas fassungslos hatte sich Scorpius in einen Sessel fallen lassen und starrte seinen Vater an. „Das ist nicht dein Ernst“, behauptete er schließlich, „und seit wann nennst du ihn Harry?“ „Seit wir uns, zumindest auf dem Papier, ausgesprochen haben. Doch, das ist mein Ernst. Seit Albus eingewiesen wurde, haben die Heiler jeden Besuch verboten. Er wurde noch nicht einmal beurteilt.“ „Aber es sind schon zwei Monate vergangen.“ „Das ändert nichts an den Tatsachen. Seine so genannten Freunde sind auch nicht mehr weit hin“, knurrte Draco. „Wie meinst du das?“ „Die Weasleys machen ihn für die Situation verantwortlich und haben zum größten Teil den Kontakt zu ihm abgebrochen. Euer Kräuterkundelehrer steht ihm noch bei und einer der Weasleys samt Partner aber das war es auch schon. Er hat seinen Job auf reine Hausarbeit verlegt weil seine Kollegen ihm auch zu verstehen geben, dass sie in ihm einen verantwortungslosen Vater sehen. Wer das nicht denkt, macht sich Gedanken darüber wie es mit dem Sohn des Kriegshelden so weit kommen konnte“, erklärte Draco und mit jedem, weiterem Wort sah Scorpius wie wütend sein Vater war. „Woher weißt du das alles?“ „Er hat es mir erzählt.“ „Warum hat er dir das alles erzählt? Ihr kennt euch doch kaum“, sagte Scorpius doch zu seiner Überraschung grinste sein Vater ihn an. „Ich sagte doch, wir haben uns ausgesprochen.“ „Zwischen aussprechen und einem Anderen so private Dinge zu erzählen, liegen Welten“, widersprach Scorpius. Draco zuckte mit den Schultern und meinte, „wir haben festgestellt, dass wir mehr gemeinsam haben als wir dachten. Mal ehrlich, wir sind beide über vierzig und sind diesen Kindereien längst entwachsen. Ganz ehrlich, ich freu mich auf das Treffen.“ „Habt ihr euch bis jetzt nur geschrieben?“ „Ja.“ „Dad?“ „Hm?“ Scorpius grinste und meinte, „du klingst wie ein verliebter Teenager vor seinem ersten Date.“ Draco starrte seinen Sohn einen Moment an bevor er in lautes Gelächter ausbrach. Der Lachanfall wurde von einem Hauselfen unterbrochen, der Mr. Harry Potter als Gast ankündigte. „Bring ihn rein“, kicherte Draco bevor er versuchte wieder einigermaßen ernst zu werden. „Bin ich so lustig?“ „Ja, mein Sohn, bist du. Glaub mir, ich habe absolut kein Interesse an Harry oder an irgendeinem anderen Mann, ich bin hetero, durch und durch“, sagte Draco, der bemüht war ernst zu wirken aber er konnte ein amüsiertes Schmunzeln nicht ganz unterdrücken, „komm, wir haben Besuch.“ Mit einem etwas zweifelnden Gesichtsausdruck erhob sich Scorpius und folgte seinem Vater nach nebenan, wo sie schon erwartet wurden. Die erste Zurückhaltung war schnell vergessen. Draco und Harry verstanden sich auch in Natura besser als jemals zuvor und Scorpius wurde einfach mit eingebunden. Er hatte nicht einen Moment das Gefühl, dass er überflüssig war oder fehl am Platz. Keiner der zwei Männer behandelte ihn wie ein Kind oder wie jemanden, der nichts verstand, er fühlte sich wie ein Erwachsener. Während sich die Gespräche am Anfang noch um alltägliche Dinge doch schon bald konnte es keiner mehr verhindern, dass sich die Gespräche dem Thema Albus zuwandten. Hier wurde Scorpius sehr schnell sehr ruhig. „Was hast du?“, fragte Harry als der Jüngste in ihrer Runde plötzlich sehr leise war. „Wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, hätte das alles verhindert werden können“, flüsterte Scorpius. „Wie kommst du auf diese absolute irrsinnige Idee, mein Sohn?“ „Naja, hätte ich diesen verdammten Schwur nicht geleistet, hätte ich jemanden davon erzählen können und Professor Snape wäre nicht beinah gestorben.“ Harry und Draco sahen sich kurz an bevor Harry sagte, „so nobel dein Anliegen auch ist aber dir hätte keiner geglaubt.“ „Wie meinst du das?“, fragte Scorpius, dem das Du mittlerweile sehr viel einfacher über die Lippen kam wie noch am Anfang des Abends. „Draco, verzeih, ich weiß, dass Snape dein Pate ist aber mal ehrlich, wer hätte geglaubt, dass mein Sohn wirklich so ein Interesse an Snape hat?“, fragte Harry zweifelnd. „Niemand.“ „Eben.“ „Aber ich hätte es doch bezeugen können“, protestierte Scorpius. Diesmal war es sein Vater, der antwortete, „dir hätte keiner geglaubt und sowohl Albus wie auch Severus hätten alles abgestritten. Vor allem Severus.“ „Wieso vor allem?“ „Wegen derselben Problematik wie jetzt auch, wenn es jemand geglaubt hätte, hätten alle Severus die Schuld gegeben. Jeder hätte ihn als Kinderschänder hingestellt“, erklärte Draco, „und unser allseits beliebter Kriegsheld hätte ihn schneller nach Askaban gebracht als er seinen Namen aussprechen kann.“ „Hey.“ „Ist doch so. Harry, mal ehrlich, wenn jemand zu dir gekommen wäre und hätte dir erklärt, dass dein Sohn hinter Snape her ist, was hättest du gemacht?“, fragte Draco mit einer hochgezogenen Augenbraue. Harry öffnete die Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber nach kurzem Zögern wieder und nickte stattdessen nur. „Eben. Scorpius, du hättest nichts machen können. Keiner hätte dir geglaubt und Severus hätte uns alle an die Wand geflucht statt mit irgendjemanden zu reden“, sagte Draco. Er wurde traurig angesehen doch dann nickte Scorpius leicht. „Du kannst wirklich nichts dafür“, sagte Harry erneut und wieder kam nur ein trauriges Nicken. „Scorpius, darf ich dich etwas fragen?“, fragte Harry vorsichtig. „Natürlich, was denn?“ „Wann hat das Ganze angefangen? Wann hat sich Albus so verändert?“ „Was meinst du damit? Welche Veränderungen meinst du?“, fragte Scorpius verwirrt. „Naja, alles.“ „Alles? Tut mir leid aber ich versteh dich nicht. Welche Veränderungen meinst du?“ „Na, alles. Dieser Hass auf seine Familie, dieser Wahn bezüglich Snape, alles eben“, sagte Harry fast schon verzweifelt. Scorpius sah ihn einen Moment fragend an bevor er vorsichtig sagte, „Albus war schon immer so.“ „Immer?“ „Ja. Harry, es tut mir leid aber er konnte seine Familie noch nie leiden. Er fühlte sich immer missverstanden“, sagte Scorpius leise. „Wieso?“ „Ist die Frage ernst gemeint?“, mischte sich Draco ein, „ihr habt ihm verboten seinen besten Freund zu sehen. Einem Elfjährigen. Nachdem, was du mir geschrieben hast, unterscheidet er sich extrem von deinen anderen Kindern. Er ist in Slytherin, er hat einen Malfoy als besten Freund, er hasst Quidditch, er muss zumindest bisexuell sein wenn er auf Severus steht und jetzt stell die Frage nochmal.“ „Ok, ich sehe es ein aber es kam uns nie so schlimm vor, wir haben es als pubertäres Verhalten abgetan“, sagte Harry. „Genau da liegt ein Problem, ihr habt ihn nie wirklich ernst genommen. Mit wem hätte er denn reden sollen?“, fragte Draco. Scorpius hob die Hand, „mit mir.“ „Was hat er dir erzählt?“, fragte Harry. „Alles. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, ich habe sogar den unbrechbaren Schwur für ihn geleistet. Ich wusste von allem, von dem Band, von Fino, von seiner Besessenheit für Professor Snape, von seinem Hass auf seine Familie, einfach alles. Wir haben teilweise ganze Nächte wach gelegen und uns unterhalten, vor allem als Kinder. Wir haben lange nicht verstanden, warum wir keine Freunde sein dürfen. Warum uns James und später auch Lily immer so nieder gemacht haben. Es hat lange gedauert bis wir verstanden haben, dass wir nur in Hogwarts Freunde sein dürfen“, erklärte Scorpius, „dann kam er plötzlich mit Snape.“ „Ich verstehe es einfach nicht. Wisst ihr, was ich ebenfalls nicht verstehe? Warum Snape auf die Bestrafung verzichtet“, sagte Harry, „warum er sämtliche Anklagen fallen gelassen hat? Er hätte ja auch auf eine spätere Bestrafung bestehen können aber so hat er Kingsley den Weg frei gelassen, Albus eine Bewährungsstrafe aufzuerlegen. Warum hat er sich das entgehen lassen? Er hätte mir und meiner Familie so richtig eine rein würgen können.“ „Bist du mal auf die Idee gekommen, dass er mit der Sache nichts mehr zu tun haben will?“, unterbrach ihn Draco. „Dafür verzichtet er auf so eine Möglichkeit?“ „Harry, er könnte auch diesen Kindereien entwachsen sein. Wir sind auch erwachsen geworden und er ist noch ein paar Jährchen älter als wir, es war sowieso kindisch.“ Harry nickte nachdenklich und sagte, „aber er hätte einfach auf eine Verurteilung bestehen können wenn Albus wieder gesund ist. Seine Aussage ist aufgenommen, er hätte nicht nochmal aussagen müssen. Er wäre nur nochmal gefragt werden ob er darauf besteht und die Antwort hätte er auch schriftlich geben können. So oder so hätte er damit nicht mehr viel zu tun gehabt. Ich würde gerne wissen warum er die Anklagepunkte komplett fallen gelassen hat.“ „Das wird dir nur Severus selbst beantworten können“, sagte Draco nachdenklich. Er wurde einen Moment angestarrt bevor Harry strahlte und rief, „das ist die Idee.“ „Das ist gar keine Idee“, murrte Draco, „du weißt, wie sehr er dich mag. Er verflucht dich noch bevor du auch nur eine Frage gestellt hast.“ „Aber...“ „Harry, ich bin sein Patensohn und wir haben seit dem Krieg keinen Kontakt mehr. Unser Verhältnis war vorher relativ gut und jetzt überlegen wir kurz wie euer Verhältnis vor dem Krieg war“, erklärte Draco. „Miserabel.“ „Wäre noch untertrieben. Glaubst du wirklich, dass er mit dir redet?“ „Wohl eher nicht aber ich muss es versuchen. Ich will wissen, wieso er sich so verhalten hat“, sagte Harry ernst. „Dann viel Glück.“ „Danke. Bleibt ein Problem.“ „Dass er seinen Zauberstab hat?“, fragte Scorpius. „Nein, … oder ja, das ist auch ein Problem aber ich bin ja nicht ganz hilflos. Nein, ich meinte eher, ich weiß nicht wo ich ihn finde. Es sind Sommerferien und ich weiß, dass er nicht in Hogwarts ist“, erklärte Harry. Draco nickte und meinte, „da kann ich dir leider nicht helfen. Ich weiß, dass er ein Haus hat aber ich kann dir leider nicht mehr sagen wo. Er muss den Fidelius neu gesprochen haben. Aber du bist der Leiter der Aurorenzentrale und ein persönlicher Freund des Ministers, es sollte für dich ein Leichtes sein seinen Aufenthaltsort herauszufinden.“ „Argument“, murmelte Harry. „Sehr gutes Argument“, kam von Scorpius, der sich aber dann an Harry wandte, „darf ich Albus irgendwann besuchen?“ Er wurde von beiden Männern traurig angesehen bevor Harry sagte, „wenn es nach mir gehen würde, dann ja aber die Heiler verbieten jeden Kontakt. Ich habe ihn selbst seit der Einweisung nicht mehr gesehen.“ „Warum?“, fragte Scorpius. „Weil sie der Meinung sind, dass es die Situation noch schlimmer machen würde. Er will sich immer noch nicht eingestehen, dass er Hilfe braucht und dass er einem Wahn verfallen ist“, erklärte Harry seufzend, „die Heiler sind der Meinung, dass es helfen würde wenn Snape ihn besuchen würde und nochmal Klartext mit ihm redet aber da fallen Ostern und Weihnachten eher auf einen Tag als, dass das passiert.“ „Stimmt“, sagte Draco. Scorpius nickte und fragte dann leise, „wie stehen sonst die Heilungschancen?“ „Sehr schlecht bis gar nicht. Solange er sich nicht eingesteht, dass er krank ist, können sie nichts machen. Solange kann auch keine Heilung beginnen“, seufzte Harry leise. „Das klingt fast so als bräuchtest du Snape.“ „Ja, so sehr wie ein Furunkel.“ Draco schüttelte den Kopf und sagte, „Harry, denk nach. Du willst wissen, warum er die Anklagen fallen gelassen hat. Es wäre für deinen Sohn gut wenn er ihn besuchen würde um ihm den Kopf zu waschen. Das klingt wirklich danach als müsstest du Severus mal einen Besuch abstatten. Oder besser gesagt, eine Reihe von Besuchen.“ „Eine Reihe?“ „Glaubst du wirklich, dass Severus dich beim ersten Mal rein lässt? Er wird dir die Tür vor der Nase zuschlagen, egal ob deine Nase im Weg ist oder nicht. Er wird dich auch nicht beim zweiten Mal rein lassen, oder beim zehnten, oder beim zwanzigsten Mal aber irgendwann wird er dich rein lassen“, sagte Draco. „Wie kommst du darauf? Du versuchst seit Jahren Kontakt zu ihm zu kriegen“, warf Scorpius ein. „Nicht ganz, ich schreibe hin und wieder einen Brief aber wirklich nervig bin ich nicht.“ „Willst du damit sagen, dass ich nervig bin?“, fragte Harry grinsend. „Wenn du willst, bestimmt. Versuch es, mehr als dir die Tür vor der Nase zuschlagen, kann er nicht machen.“ Harry überlegte einen Moment, nickte aber dann niedergeschlagen. „Ich habe wohl keine andere Wahl.“ „Viel Spaß“, grinste Draco. „Du könntest mir helfen.“ „Wie?“ „Nerv ihn.“ Draco sah ihn einen Moment fassungslos an bevor sich langsam aber sicher ein sehr breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. „Das wird ein Spaß.“ Als es das erste Mal klopfte, war sich Severus sicher, dass er unter Wahnvorstellungen litt, die durch die Tränke hervorgerufen wurden. Allerdings wiederholte sich das Klopfen und nach fast fünf Minuten war sich Severus sicher, dass es keine Wahnvorstellung war. Was ihn zu der Frage führte, wer ihn in seinem eigenen Haus besuchte? Wer wusste eigentlich davon? Er hatte den Fidelius erneuert als Lucius damals gestorben war und da er selbst der Geheimniswahrer war, konnte eigentlich keiner wissen, wo er wohnte. Einen Muggel schloss er aus, er hatte einige Verschleierungszauber über sein Anwesen gelegt, zusätzlich noch einen Schreck- und Angstzauber, kein Muggel würde sich weiter als zwei Schritte auf sein Grundstück wagen. Blieb ein Zauberer und die Frage, wo der- oder diejenige seine Adresse her hatte. Es gab eigentlich nur eine einzige Möglichkeit und das war das Ministerium denn dort musste er seine Adresse angeben. Aber diese Akten waren unter Verschluss und eigentlich nur dem Minister selbst zugänglich und das auch nur in Notsituationen. Das Klopfen wiederholte sich immer noch in regelmäßigen Abständen, wer auch immer vor seiner Tür stand, war fest entschlossen nicht eher zu gehen bis er aufmachte. Sollte er das wirklich? Er hatte kein Interesse an Besuch, egal wer und egal aus welchem Grund. Aber das Klopfen war wirklich nervig und wenn er heute noch einen ruhigen Abend verleben wollte, musste er sich wohl oder übel dazu aufraffen, nachzusehen wer ihn da störte. Er zog seinen Zauberstab und murmelte den Stabilisierungszauber auf sein Bein, er wollte in den Ferien so wenige Tränke wie möglich nehmen. Eine Phiole mit Sprachtrank befand sich in seiner Tasche aber er glaubte nicht, dass er ihn benötigte. Mit einem Murren erhob er sich langsam, der Weg zur Wohnungstür führte ihn dicht an der Wand entlang. Harry hatte lange überlegt ob er das wirklich machen wollte aber er hatte nicht wirklich eine Wahl, also war er schließlich zu Kingsley gegangen und hatte ihn lange genug bequatscht bis er die Adresse raus gerückt hatte. Er war sehr überrascht gewesen, die Gegend war absolut trostlos, völlig überschattet von dem riesigen Schornstein irgendeiner Fabrik. Wenn Snape hier wirklich aufgewachsen war, tat er ihm leid. Kein Kind sollte unter solchen Umständen aufwachsen. Er hatte lange gesucht bis er das richtige Haus gefunden hatte und noch länger bis er sich durch die Zauber gekämpft hatte und dann war er sehr überrascht worden. Hinter dem Zauber kam ein sehr gepflegter Vorgarten zum Vorschein, nicht nur Kräuter sondern auch sehr viele Blumen. Harry hatte ganze zehn Minuten nur da gestanden und den Garten bewundert, auf der Bank vor dem Haus musste es sich herrlich sitzen lassen. Aber das würde er wahrscheinlich nie herausfinden denn Snape würde ihn in Stücke fluchen wenn er sich da hinsetzen würde. Also hatte er den Gedanken beiseite geschoben, war zur Tür gegangen und hatte angeklopft. Es dauerte über zehn Minuten bis er Schritte hörte, der Lichtschein unter der Tür versicherte ihm, dass Snape Zuhause war und kurz darauf wurde die Tür aufgerissen. Innerhalb weniger Momente huschten unzählige Gefühle über Snapes Gesicht, Harry hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, dass der Mann zu so vielen Gefühlsregungen im Stande war. Es begann mit Unglauben, Fassungslosigkeit, dann langsam Erkenntnis, Trauer, Wut und schließlich das Gefühl, das Harry von ihm am Besten kannte, grenzenloser Hass. Sein Gesicht verschloss sich bis er genau denselben Gesichtsausdruck wie früher hatte, der unnahbare, über allen stehende Tränkeprofessor. Und im nächsten Moment wurde ihm die Tür wirklich vor der Nase zugeschlagen. Harry starrte das dunkle Holz an, er hatte wenigstens mit einem herablassenden „Potter!“, gerechnet aber nicht mal das. Er seufzte leise, drehte sich aber dann um und ging. Er würde morgen wieder kommen, vielleicht sollte er es schon zum Frühstück versuchen, dann hätte er zwei Versuche pro Tag. Dazu noch die Briefe, die Draco regelmäßig schicken wollte, irgendwann musste Snape mit einem von ihnen reden, egal mit wem. Er warf noch einen Blick auf diesen wunderschönen Garten bevor er den Zauber durchquerte und in eine Seitengasse verschwand. Mit einem Knall verschwand er. Das konnte einfach nicht sein. Das konnte wirklich nicht sein. Nein, da stand nicht Potter vor seiner Haustür, nein, das war einfach nicht möglich. Severus schüttelte den kompletten Weg bis ins Wohnzimmer den Kopf, das konnte nicht sein, nein, das konnte einfach nicht sein. Bevor er sein Wohnzimmer betrat, warf er noch einen Blick zurück auf die Haustür, schüttelte nochmal den Kopf und begab sich dann zurück in seinen Sessel. Das war einfach nur ein Hirngespinst, das durch zu viele Tränke hervorgerufen wurde. Ja, ganz sicher, das konnte nicht wahr sein. Mit einem Seufzen ließ sich Severus in seinen Sessel fallen, nahm sein Buch wieder zur Hand und las dort weiter, wo er vorhin aufgehört hatte. Den seltsamen Besuch schob er nicht nur in die hinterste Ecke seines Gehirns sondern gleich ganz raus, das war einfach nicht passiert. Dass dieser Besuch erst der Anfang war, ahnte Severus nicht doch er bekam eine dunkle Ahnung als am nächsten Morgen eine Eule sehr vehement an sein Küchenfenster klopfte und auf Einlass beharrte. Noch verwirrter war er allerdings als er ihr den Brief abnahm und das verschlungene M der Familie Malfoy auf dem Siegelwachs sah. Nach einem Moment des Schocks und einem Achselzucken verfuhr er mit dem Brief, wie er mit jedem Brief seit Jahren verfuhr, er band ihn der Eule wieder ans Bein und schickte sie weg. Er konnte sich keinen Kontakt erlauben, dann müsste er entweder immer Tränke nehmen oder sich seine gesamten Schwächen vor einem Anderen eingestehen. Beides kam nicht in Frage. Mit einem letzten, wehmütigen Gedanken an sein Patenkind griff er nach seinem Kaffee, seine Hand erreichte ihn aber nicht denn ein Klopfen ließ ihn inne halten. Langsam und ungläubig drehte er den Kopf Richtung Küchentür, das konnte doch nicht wahr sein. Wer störte ihn um diese Uhrzeit? Da das Klopfen mal wieder nicht abbrach, seufzte er leise und erhob sich. Das konnte ja nicht schon wieder Potter sein. Nun, in diesem Punkte irrte sich Severus und das stellte er auch wenige Minuten später fest als ihn ein Harry Potter vor seiner Tür anlächelte. Er schnaubte laut und deutlich hörbar und schlug die Tür einfach wieder zu. Er würde sich garantiert nicht dazu herablassen wegen dieser Person einen Sprachtrank zu nehmen. Mit einem Schnauben drehte er sich wieder um, um zurück in die Küche zu gehen als er eine Stimme hörte. „Sie können mir die Tür noch hundert Mal vor der Nase zu schlagen aber ich werde wieder kommen. Ich muss mit Ihnen reden und ich werde nicht eher aufgeben bis Sie mit mir reden. Das muss auch nicht in Ihrem Haus sein wenn Sie das nicht wollen, diese nette kleine Bank hier draußen tut es auch.“ Severus warf einen Blick über die Schulter, das konnte er doch nicht ernst meinen? Was hatten sie noch zu bereden? Nichts. Gar nichts. Zumindest aus Severus' Sicht und das reichte ihm. Mit einem Schulterzucken setzte er seinen Weg in die Küche fort, Potter würde schnell die Lust daran verlieren ihn zu nerven und dann hatte er wieder seine Ruhe. Dass er sich in diesem Punkt ebenfalls irrte, stellte Severus in den nächsten Tagen fest. Potter tauchte teilweise drei Mal am Tag vor seiner Tür auf und ließ sich auch nicht davon beeindrucken, dass er ihm jedes Mal die Tür vor der Nase zuschlug. Doch nach zwei Wochen reichte es Severus und er beschloss doch mal etwas zu sagen, seine spitze Zunge war nicht umsonst eines seiner stärksten Mittel gegen Feinde und aufdringliche Ex-Schüler. Harry hatte angeklopft und hob gerade die Hand um erneut anzuklopfen als die Tür schon aufging. Etwas verwundert sah er Snape an, normal dauerte es wesentlich länger bis er sich mal zur Tür bequemte und noch etwas war anders. Er wurde nicht mit diesem Du-bist-nicht-mal-Dreck-unter-meinen-Schuhen-Blick angesehen sondern mit diesem Lehrerblick, nicht, dass der so viel besser war aber es war eine Veränderung. Harry blinzelte den Mann vor sich etwas verwirrt an und er seine Verwirrung wurde noch größer als die Tür nicht gleich wieder zugeschlagen wurde. Sollte er es wirklich schon geschafft haben? Snape verschränkte gerade die Arme vor der Brust, eine Augenbraue wanderte langsam und arrogant nach oben bevor er in diesem unnachahmlichen Tonfall schnarrte, „Potter, sind Sie in den letzten Jahren noch dümmer geworden als Sie sowieso schon waren? Oder haben Sie ein paar Flüche zu viel abgekriegt? Jeder normale Mensch würde verstehen, dass eine zufallende Tür bedeutet, dass derjenige nicht mit einem reden will. Wenn sich dieser Zustand öfters wiederholt, deutete das auf eine absolute Unlust hin ein Gespräch zu führen. Nur absolute Vollidioten würden das nicht verstehen. Oder natürlich der Held der Zaubererwelt, der der Meinung ist, dass er mal wieder etwas Besonderes ist und deswegen natürlich jeder mit ihm reden will. Mit der gleichen Arroganz wie sein Vater tänzelt er durch die Welt und lässt sich wohlwollend dazu herab mit dem gemeine Pöbel zu reden. Natürlich kommt ihm nie in den Sinn, dass es Menschen gibt, die noch nie Interesse an seiner Anwesenheit oder an einem Gespräch mit ihm hatten oder haben. Nun, Potter, ich kann ihnen versichern, dass es diese Menschen gibt denn einer davon steht direkt vor ihnen. Ich sage es jetzt mal ganz deutlich und auch so, dass sie es verstehen. Verpissen Sie sich. Verlassen sie meinen Grund und Boden und kommen sie nicht wieder, nie, niemals. Ich will nicht mit ihnen reden und daran wird auch dieses absolut kindische Verhalten nichts ändern. Glauben Sie wirklich, dass ich ein Gespräch mit einem Menschen führe, der sich wie ein fünfjähriges, bockiges Kleinkind benimmt? Wohl kaum, mein Intellekt ist weit höher und anspruchsvollere Gesprächspartner gewohnt. Sollte ich, aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer, irgendwann mal ein Gespräch mit Ihnen in Betracht ziehen, dann erst wenn Sie dem geistigen Niveau Ihres Vaters entwachsen sind. Also tun Sie uns Beiden einen Gefallen und hören Sie mit diesem Blödsinn auf. Haben Sie das verstanden oder soll ich es nochmal wiederholen?“ „Verstanden“, war alles, was Harry raus brachte. Snape nickte nochmal und schloss dann die Tür, ruhig und langsam. Für ihn war die Situation geklärt und Harry stand vor seiner Tür, wie ein begossener Pudel. Er hatte mit allem gerechnet aber nicht mit einer Moralpredigt und diesem ewigen Vergleich mit seinem Vater. Harry schnaubte leise und wandte sich zum gehen. Hatte Snape vielleicht sogar Recht? Benahm er sich wie ein Kind? Gut, etwas kindisch war sein Verhalten schon aber Snape war doch nicht besser. Er müsste doch nur kurz mit ihm reden, dann hätte er wieder seine Ruhe. Obwohl? Nein, wohl eher nicht. Die Sachen, die Harry mit Snape bereden wollte, brauchten mehr Zeit als ein paar Minuten. Er musste diesen alten Griesgram irgendwie dazu bringen mit ihm zu reden aber wie? Auf die nervige, kindische Art und Weise hatte es nicht funktioniert also sollte er es vielleicht mal auf eine erwachsene Art versuchen. Nun, normalerweise würde er Snape eine Eule schicken, ein Treffen vorschlagen und dann würden sie die Sachen bereden. Normalerweise. Aber Snape war ja nicht normal. Harry grinste, er hatte schon eine Idee. Mit einem Plopp verschwand er, sein Ziel lag in Malfoy-Manor. 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