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Perfekt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

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Kapitel 5

Kapitel 5
 

Ungeduldig und nervös ging Severus auf und ab, ob die Eule den Brief überhaupt abgeben konnte? Es war schon sehr spät, es wäre nicht verwunderlich wenn der Junge schon schlief und dann würde er hier umsonst warten. Er beschloss bis zwölf zu warten und dann notgedrungen ins Bett zu gehen, Schlaf hin oder her aber er musste seinem Körper etwas Ruhe gönnen. Doch eigentlich hoffte er darauf, dass Albus doch noch wach war und seinen Brief bekommen hatte. Ein leises Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken, blitzschnell fuhr er herum, den Zauberstab erhoben. Er war vielleicht ein Krüppel aber er war nicht hilflos.

„Guten Abend, Severus“, sagte der Junge, der in der Tür stand und ihm ein unsicheres Lächeln schenkte.

Erst fragte sich Severus, warum er ihn so seltsam ansah doch dann fiel ihm sein Zauberstab wieder ein. Schnell steckte er ihn weg und winkte den Jungen wortlos herein. Er hatte den Trank noch nicht genommen, hatte es so lange aufgeschoben wie möglich doch jetzt trank er die Phiole aus.

„Ich war etwas überrascht als deine Eule ankam. Du hattest doch gesagt, dass du heute keine Zeit hast“, sagte Albus während er näher kam.

„Meine Arbeit war doch schneller erledigt als ich gedacht habe“, gab Severus ausweichend zurück. Er konnte dem Jungen ja schlecht sagen, dass er ihn so sehr vermisst hatte, dass er es nicht ausgehalten hatte.

„Üben wir heute gar nicht?“, fragte Albus.

Severus sah ihn im ersten Moment fragend an bis Albus auf die leere Arbeitsfläche hinter ihm deutete. Normal hatte er alles schon vorbereitet aber heute hatte er es völlig vergessen.

„Oder bist du noch nicht dazu gekommen, die Sachen zu holen?“

„Willst du heute unbedingt eine Nachhilfestunde?“, fragte Severus ohne ihn anzusehen.

So entging ihm der siegesgewisse Blick bevor Albus sagte, „naja, es ist schon ziemlich spät. Da lernt man sowieso nicht mehr richtig, oder?“

„Nein, wohl eher nicht.“

„Was machen wir dann?“, fragte Albus.

Statt einer Antwort zog Severus seinen Zauberstab und verwandelte zwei der Stühle in Sessel, einen Weiteren in einen kleinen Tisch und mit einem weiteren Schwenk standen zwei dampfende Tassen darauf.

„Das sieht sehr gut aus“, kommentierte Albus das Geschehen.

„Dann setz dich doch.“

Sie ließen sich nieder, Severus seufzte innerlich auf denn sein Bein hätte ihn, trotz Trank, nicht mehr lange getragen. Selbst der verbesserte Nerventrank reichte nicht mehr annähernd so lang wie am Anfang. Er musste ihn wahrscheinlich noch stärker brauen. Er warf einen Blick zur Seite, Albus nahm sich gerade die Teetasse und trank einen Schluck.

Dann fragte er, „was machen wir jetzt?“

„Hast du deine Aufgaben alle fertig?“

„Die Frage kann nur von einem Lehrer kommen“, lachte Albus, „aber ja, ich habe alles fertig. Und ich glaube, die Lehrer waren mit mir zufrieden.“

„Ja, waren sie.“

„Woher weißt du das?“

Severus hob spöttisch eine Augenbraue und sagte, „ich bin der Schulleiter, mir entgeht nichts und außerdem waren die Lehrer angewiesen mich über deine Fortschritte zu informieren.“

„Warum?“

„Weil deine werte Frau Mama mir einen sehr deutlichen Brief geschrieben hat. Sie möchte nach den Ferien deutliche Fortschritte in deinen Noten sehen, wenn du schon die Weihnachtsferien dafür opfern musstest. Sie hat mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass ich es nicht wagen soll, dich zu den Osterferien auch hier zu behalten“, gab Severus mehr als amüsiert zurück.

„Du klingst nicht sehr beeindruckt.“

„Warum sollte ich? Ich erhalte jeden Tag mindestens fünf Briefe von Eltern, die der Meinung sind, dass ich ihre Kinder benachteilige, dass ich falsche Noten vergebe und dass ich sie ja nicht leiden könnte, weil sie im falschen Haus sind.“

Albus runzelte kurz die Stirn und sagte dann, „aber du hast doch mit der Benotung gar nichts zu tun. Das machen doch die Lehrer.“

„Das ist mir bewusst, den Eltern anscheinend nicht.“

„Was antwortest du auf solche Briefe? Wieso hat dir nicht mein Dad geschrieben?“

„Ich habe in meinem Büro einen Stapel Briefe, alle mit demselben Inhalt. Wer sich über die Notengebung beschweren will, soll das bitte beim Schulausschuss machen, ich stehe völlig hinter meinen Lehrern“, sagte Severus grinsend, „warum mir deine Mutter geschrieben hat, weiß ich nicht. Aber sie war sehr deutlich.“

„Wolltest du mich in den Osterferien hier behalten?“

„Ja.“

„Willst du das immer noch?“

„Nun, es wäre nicht fair, dir beide Ferien zu verderben, oder?“

„Ich hatte nie schönere Ferien, ich kann getrost auf den Rest meiner Familie verzichten. Ich würde mich freuen wenn ich in den Osterferien hier bleiben darf“, sagte Albus lächelnd.

„Dann steht dein Vater bei mir im Büro.“

„Hast du etwa Angst vor ihm?“

„Angst? Nein, wieso auch? Weil er den Minister kennt? Weil er uns alle vor dem Böse gerettet hat? Wohl kaum, ich habe die Regeln der Schule hinter mir und darauf berufe ich mich, du hättest mit deinen Noten die sechste Klasse nicht bestanden“, erklärte Severus ruhig.

„Werde ich das jetzt?“

„Wenn du weiter Nachhilfe nimmst und dich im Unterricht etwas mehr anstrengst, dann ja.“

Albus verzog das Gesicht, was zu einem leisen Lachen von Severus führte, der den Kopf schüttelte und meinte, „warum versteht kaum ein Schüler, dass er nicht für uns lernt?“

„Wie meinst du das?“

„Albus, es ist sowohl mir wie auch den Lehrern egal wer welche Noten hat. Ihr lernt nicht für uns sondern für euch. Ihr wollt später einen Beruf ergreifen und dazu braucht man in den allermeisten Fällen einen Abschluss. Wenn ihr euch eure Zukunft verbauen wollt weil ihr jetzt zu faul zum lernen seit, ist das eure eigene Schuld. Ich für meinen Teil will nur verhindern, dass während meiner Schulleiterzeit irgendein Schüler sitzen bleibt oder gar keinen Abschluss hat. Und dafür ist ein A in den UTZs völlig ausreichend. Dass man damit in der Berufswelt allerdings keine großen Sprünge machen kann, wird den meisten Schülern erst klar wenn es zu spät ist“, erklärte Severus und wurde dafür mit großen Augen angesehen.

„So habe ich das noch nie gehört“, gestand Albus irgendwann.

„Was sagen deine Eltern um dich anzuspornen?“

„Anspornen? Ich glaube, meine Eltern kennen dieses Wort nicht. Meine Mom sagt mir nur immer wieder, dass ich mir ein Beispiel an James nehmen soll, der ja wesentlich bessere Noten als ich hat. Mein Dad guckt mich immer mit diesem Blick an, dieser Ich-hab-dich-zwar-lieb-aber-ich-bin-enttäuscht-von-dir-Blick“, knurrte Albus, „ich bin in allem, was ich tue, eine Enttäuschung für sie. Auch wenn zumindest mein Dad manchmal etwas Anderes sagt.“

„Ich muss gestehen, ich kann dir nicht folgen. Gibt es für diese Aussage auch ein Beispiel?“, fragte Severus, der sichtlich verwirrt war. So wie er Potter Senior bis jetzt eingeschätzt hatte, hatte er geglaubt, dass er seine Kinder alle gleich wert schätzte.

Albus lachte jetzt und deutete auf ihn, „du bist das beste Beispiel.“

„Ich?“

„Ja.“

„In Ordnung, ich gebe es zu, jetzt bin ich völlig verwirrt. Albus, es ist spät also strapaziere bitte mein Hirn nicht mehr so“, bat Severus, „klär mich auf.“

„Du weißt doch, wie ich heiße, oder?“

„Ist mir geläufig.“

„Was glaubst du, wo mein zweiter Vorname herkommt?“

„Den habe ich immer für eine Tat der Trunkenheit deines Vaters gehalten“, gestand Severus.

„Nein, er hat mich wirklich nach dir benannt. Und nach Albus Dumbledore. Aber du wolltest noch ein Beispiel. Als ich elf war und in King's Cross am Bahnhof stand, hatte ich furchtbare Angst, dass ich nach Slytherin komme. James hat mich immer aufgezogen und gesagt, dass die schlechten Kinder nach Slytherin kommen. Naja, Dad hat damals zu mir gesagt, dass ich nach zwei großartigen Schulleitern benannt bin und er stolz auf mich ist, egal in welches Haus ich komme. Wenn ich nach Slytherin komme, hat das Haus einen großartigen Schüler mehr“, erklärte Albus bevor er schnaubte, „du hättest mal sein Gesicht sehen sollen als er erfahren hat, dass ich in Slytherin bin.“

„Bereust du es?“

„Es ist ja nicht so als hätte man groß eine Wahl.“

Hier unterbrach Severus ihn, „Albus, ich hatte den Hut auch schon auf und ich weiß, dass er einem die Wahl bis zu einem gewissen Grad selbst überlässt also die Frage nochmal, bereust du es?“

„Nein.“

„Sicher?“

„Ja, was soll ich in Gryffindor? Mir den großartigen James als Vorbild nehmen oder auf meine süße, kleine Schwester aufpassen?“, höhnte Albus.

Ihm gegenüber ruckte eine Augenbraue langsam nach oben, Severus hatte bis jetzt immer angenommen, dass alles glatt lief im Hause Potter. Schließlich waren sie die Vorzeigefamilie. Der Vater Leiter der Aurorenabteilung, die Mutter eine erfolgreiche Quidditchspielerin und drei Kinder, die nach ihrer Schule gewiss genauso ehrenvolle Berufe ergreifen würden.

„Ich sehe es in deinem Blick“, sagte Albus.

„Was siehst du?“

„Dass du mir nicht glaubst.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Severus verwirrt.

„Nicht? Du guckst so ungläubig.“ Albus verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich schmollend zurück.

Severus hob abwehrend eine Hand und meinte, „es ist nicht so als würde ich dir nicht glauben aber es fällt schwer. Das Bild deiner Familie ist in der Allgemeinheit eben ein Anderes.“

„Ja, meine Eltern haben alles getan, dass wir die perfekte Familie sind. Leider ist das alles mehr Schein als Sein.“

„Trifft das auch alle drei Kinder zu?“, fragte Severus.

Er erntete damit ein kaltes, abweisendes Lachen während Albus den Kopf schüttelte und sagte, „nein, das gilt nur für das Kind, das so extrem aus dem Raster fällt. Ich bin in Slytherin, ein Malfoy ist mein bester Freund, ich hasse Quidditch und ich bin ...“

„Du bist?“, fragte Severus. Er war überrascht, dass Albus so einfach abgebrochen hatte und auch jetzt schwieg er und starrte in seine Teetasse. „Ich rede mit dir, Albus.“

Doch der Angesprochene schüttelte nur den Kopf.

„So schlimm kann es doch gar nicht sein.“

„Doch.“

„Sicher?“

„Ja, du wirst nicht mehr mit mir reden.“

Severus schnaubte verhalten und meinte, „ich habe so viele Dinge von so vielen Menschen erfahren und dennoch rede ich noch mit diesen Menschen. Aber du musst natürlich nicht mit mir reden.“

„Du würdest es meinen Eltern nicht sagen, oder?“, fragte Albus unsicher.

„Als ob ich freiwillig mit deinen Eltern reden würde.“

„Naja, sie könnten dich ja auch zwingen.“

„Zwingen? Mich? Albus, ich weiß ja nicht was dein Vater dir über mich erzählt hat aber weder er noch deine Mutter haben die Mittel oder Möglichkeiten mich zu irgendeiner Aussage zu zwingen“, schnarrte Severus kalt.

Albus sah seinen Gegenüber noch einen Moment an, war es vielleicht schon der richtige Zeitpunkt um Severus auf die richtige Spur zu bringen? Konnte er ihm zumindest schon mal anvertrauen, dass er auf Männer stand? Er sah ihm in die Augen, das tiefe Schwarz war leicht verschleiert und deutete darauf hin, dass sein Trank vorzüglich wirkte. Eigentlich müsste er die Nachricht positiv auffassen aber Albus war sich nicht ganz sicher. Schließlich seufzte er leise und senkte den Blick wieder.

„So schlimm?“, fragte Severus sanft.

„Für meine Eltern, ja.“

„Ich habe aber nicht deine Eltern gefragt, sondern dich.“

„Ja, nein, ach, ich weiß auch nicht.“

Severus hob lediglich eine Augenbraue, er wurde aus dem Gestotter irgendwie nicht schlau dennoch versuchte er es erneut, denn es schien Albus wirklich zu belasten, „Egal was es ist, es kann nicht so schlimm sein wie du dir vorstellst. Wenn du ein Problem hast, kann man eine Lösung dafür finden.“

„Es ist nicht direkt ein Problem.“

„Dann brauchst du schon mal keine Lösung“, gab Severus trocken zurück.

„Sehr witzig“, murrte Albus doch als er aufsah, bemerkte er, dass es scheinbar ernst gemeint war denn er wurde offen und aufmerksam angesehen. „Das war kein Witz?“

„Sehe ich aus als würde ich scherzen? Albus, es scheint dich sehr zu belasten und vielleicht hilft es dir wenn du mit jemanden darüber redest. Und da du deiner Familie scheinbar nicht vertraust, kann ich mich nur als Gesprächspartner anbieten. Ob du es annimmst oder nicht, ist deine Sache“, sagte Severus.

„Du wirst mich danach nicht mehr mögen.“

„Das sagtest du bereits und meine Antwort kennst du. So schlimm kann es nicht sein.“

Albus zögerte noch einen Moment, er musste den nächsten Schritt machen sonst würden sie sich ewig auf der Stelle drehen. Er atmete extra nochmal tief ein, senkte den Kopf und murmelte dann, „Ich bin mir nicht sicher, dass ich nur auf Mädchen steh.“

Schweigen.

War er doch zu schnell vorgegangen? Hatte er ihn verschreckt? Wenn ja, musste er diesem verdammten Hauselfen sagen, dass er die Dosis erhöhen musste. Schade, er hatte gewollt, dass sich Severus langsam aber gründlich in ihn verliebte aber gut, dann musste es eben anders gehen. Albus warf seinem Severus irgendwann einen schüchternen Seitenblick zu. Doch statt des erwarteten Schocks oder Ekels traf ihn ein sehr nachdenklicher Blick. „Severus?“, fragte er leise.

„Ich glaube, ich verstehe deine Situation“, murmelte Severus.

„Ach, wirklich?“

Severus nickte langsam und sagte, „für deine Eltern wäre es ein erneutes Beispiel dafür, dass du, in ihren Augen, nicht normal bist. Was ich von deinen Geschwistern mit bekommen habe, trifft die Vermutung der Bisexualität nur auf dich zu.“

„Ja, James und Lily sind so herrlich normal.“

„Bi- und Homosexualität sind nicht unnormal, sie sind nur weniger verbreitet. In bestimmten Gesellschaftskreisen weniger akzeptiert aber es ist genauso normal wie Heterosexualität.“

„Wenn du das so sagst, klingt es wirklich völlig normal“, murrte Albus.

„Es ist völlig normal.“

„Sag das meinen Eltern.“

„Nun, das solltest du schon selber tun. Wie würde es denn aussehen wenn ich als Schulleiter zu deinen Eltern gehe und ihnen mitteile, dass ihr Sohn sich sowohl zu Mädchen wie auch Jungen hingezogen fühlt?“, fragte Severus mit einem sehr amüsierten Unterton in der Stimme.

Albus sah ihn jetzt richtig an und grinste, „Mom würde in Ohnmacht fallen und Dad würde dich verfluchen.“

„Er kann es ja probieren. So stark ist dein Dad nicht.“

„Aber er hat IHN besiegt.“

Jetzt konnte sich Severus ein Schnauben nicht verkneifen, „ja, mit mehr Glück als Verstand. Dein Dad mag ein guter Zauberer sein aber als Duellant ist er miserabel. Er hatte Glück, dass ER ihn völlig unterschätzt hat und zu überrascht von den Wendungen war um sich richtig zu duellieren. ER ist nicht so alt und mächtig geworden weil er ein schlechter Duellant war.“

„Du klingst als würdest du IHN bewundern“, sagte Albus stirnrunzelnd.

Severus zögerte einen Moment, entschied sich aber dann für die Wahrheit. Albus hatte ihm ein großes Geheimnis anvertraut und dieses Vertrauen musste er auch aufbringen. „In gewisser Weise tue ich das auch. Ich mache mir keine Illusionen, ER war einfach größenwahnsinnig und von seiner Angst vor dem Tod förmlich zerfressen. ER war ein psychopathischer Massenmörder, kalt, grausam und ohne jede Skrupel aber ER war ein sehr mächtiger Zauberer. ER war ein Meister im Duellieren und sein Wissen über schwarzmagische Flüche sucht bis heute seinesgleichen. Aber es ist eine Wohltat für die Welt, dass ER nicht mehr lebt.“

„Das klingt schon wieder völlig anders.“

„Ich drücke mich halt manchmal seltsam aus. Albus, es ist spät und wir müssen Beide in wenigen Stunden schon wieder in der großen Halle sitzen. Es wird Zeit ins Bett zu gehen“, sagte Severus während er sich schon langsam erhob. Er hielt sich dabei möglichst unauffällig an der Lehne seines Sessels fest um zu testen ob sein Bein ihn trug und erst als er sich sicher war, ließ er die Lehne los und verwandelte dann alles wieder zurück.

„Stimmt, es ist wirklich schon spät. Dann also gute Nacht, Severus. Treffen wir uns während der Schulzeit auch?“

„Das würde Probleme mit deinem Zimmerkameraden herauf beschwören. Er würde sich fragen warum du ständig weg bist“, warf Severus ein.

„Nein, Scorpius fragt nicht nach. Also?“, fragte Albus.

Er sah den Kampf im Gesicht seines Gegenübers doch schließlich nickte Severus zögernd, „unter ein paar Bedingungen.“

„Welche?“, fragte Albus mit mühsam beherrschter Stimme. Er hatte Mühe nicht wie ein irre gewordener Wichtel im Kreis zu springen sondern einigermaßen ruhig zu bleiben.

„Eine Eule ist zu auffällig, du bekommst ja sonst kaum Post also werde ich meinen Hauselfen damit beauftragen. Du musst an den Terminen die Gemeinschaftsraum vor der Ausgangssperre verlassen, möglichst schon mit deinem Tarnumhang. Wenn du ihn erst danach verlässt, könntest du auffallen. Ort und Zeit wird sich immer wieder ändern müssen und ich werde mir etwas für Filch ausdenken, der würde nur stören. Einverstanden?“, fragte Severus, der nicht wusste, was genau in ihn gefahren war. Er, der sonst mit Vorliebe Jagd auf Schüler gemacht hatte, die die Regeln brachen, gab einem Schüler Tipps, wie er diese Regeln am Besten umgehen konnte.

„Natürlich bin ich einverstanden.“

„Gut, dann jetzt ab ins Bett, es ist wirklich spät.“

Albus lächelte ihn nochmal an, murmelte ein „Gute Nacht und hoffentlich bis bald“, und schon war er unter dem Tarnumhang verschwunden und kurz darauf zur Tür raus.
 

Besorgt sah Minerva auf den Platz neben sich, es war bereits halb Acht und Severus war noch immer nicht aufgetaucht. Wo war ihr Schulleiter? Der kam doch sonst nie später als kurz nach sieben und vor allem nicht am ersten Schultag nach den Ferien. Sie sah sich um, bis jetzt waren nur sie und Professor Barnett anwesend und die junge Kollegin schien noch etwas für den Unterricht zu machen denn sie war hochkonzentriert über einige Pergamente gebeugt. Es war nicht ungewöhnlich, dass nicht alle Lehrer zum Frühstück kamen, viele frühstückten in ihren Gemächern oder schon in ihren Klassenzimmern. Lediglich sie und Severus kamen eigentlich zu jedem Essen, es war mehr als ungewöhnlich, dass Severus noch nicht da war. Langsam machte sie sich Sorgen. Sie überlegte gerade ob sie ihr Frühstück vorzeitig beenden sollten um nach Severus zu sehen als sich die schmale Lehrertür an der Hallenseite öffnete und der Gesuchte eintrat.

Doch bereits auf den ersten Blick konnte Minerva sehen, dass es ihm gar nicht gut ging. Der Gang war zu steif, das Gesicht zu verbissen und die linke Hand lag viel zu eng am Körper an, gerade so als wolle er sich selber stützen. Sie würde ihren Zauberstab darauf verwetten, dass er nicht ein Wort sagen würde. Was wiederum hieß, dass er schon wieder zu viele Tränke zu sich genommen hatte und das aus einem Grund, den er ihr wieder nicht nennen würde.
 

„Guten Morgen, Severus.“

Ein Nicken war die einzige Reaktion bevor sich Severus schwer auf seinen Stuhl sinken ließ. Minerva runzelte missbilligend die Stirn, aus der Nähe sah Severus noch schlechter aus. Als er nach seiner Tasse griff, sah sie, dass sogar seine rechte Hand zitterte, seine Nerven mussten völlig am Ende sein und doch schleppte er sich hierher.

„Du solltest im Bett sein“, sagte sie leise.

Etwas überrascht wandte er ihr den Blick zu, eine Augenbraue fragend erhoben.

„Du bist kalkweiß, selbst deine rechte Hand zittert und du kannst kaum aufrecht sitzen. So wie du eben das Gesicht verzogen hast, hast du wieder schreckliche Schmerzen im Hals. Severus, du gehörst ins Bett oder noch besser ins St. Mungo“, sagte Minerva energisch aber immer noch sehr leise.

Sie wusste, wenn noch jemand etwas von dem Zustand ihres Schulleiters heraus bekommen würde, würde dieser völlig dicht machen. So hatte sie wenigstens noch eine geringe Chance zu ihm durchzudringen aber das kam immer auf seine Tageslaune an und heute schien er nicht in der Stimmung um sich etwas sagen zu lassen. Denn sein Gesicht verfinsterte sich sofort und er stieß ein leises Knurren aus, sagte aber nichts.

„Keine Widerworte, mein lieber Severus? Könnte das daran liegen, dass du kein einziges Wort raus bekommst ohne vor Schmerzen zu schreien?“, fragte Minerva provokant.

Sie traf ein eiskalter Blick bevor sich Severus demonstrativ seinem Tagespropheten zuwandte.

„Severus, so kann es nicht weiter gehen. Es geht seit Wochen mit dir bergab, du musst dich untersuchen lassen.“

Er winkte ab ohne aufzusehen.

Minerva seufzte leise, legte eine Hand auf seinen Unterarm und erst als er sie ansah, fuhr sie fort, „Severus, ich meine es nicht böse, ich mache mir Sorgen um dich. Du nimmst seit Wochen wesentlich mehr Tränke als früher, glaubst du wirklich, dass fällt nicht auf? In den gesamten Ferien hast du nicht ein einziges Wort gesagt, nicht mal auf der Lehrerversammlung vor zwei Tagen und das kann nur heißen, dass du nicht reden kannst. Wieso nimmst du so viele Tränke? Wozu brauchst du sie? Was ist so wichtig, dass du deine Gesundheit so aufs Spiel setzt?“

Kurz blitzte es in den schwarzen Augen auf, Minerva hoffte schon, dass sie zu ihm durchgedrungen war doch dann verschloss sich das Gesicht von Severus wieder. Er schüttelte ihre Hand ab und winkte auch nochmal ab.

„Das ist keine Antwort“, sagte Minerva leise.

Wieder wurde sie ignoriert und für den Moment musste sie sich geschlagen geben. Wenn er so abblockte, machte es keinen Sinn mit ihm zu reden. Innerlich verfluchte sie diesen Sturkopf doch sie beschloss auch, ihn weiter im Auge zu behalten.
 

Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen ließ sich Severus in den Sessel fallen. Warum war er nur zum Frühstück gegangen? Er hätte im Bett bleiben sollen aber nein, er musste ja zum Frühstück gehen. Aber wenn er nicht gegangen wäre, wäre Minerva garantiert hier aufgetaucht und das konnte er nicht gebrauchen. Er wusste ja selber, dass die Tränke seine Gesundheit beeinträchtigten aber was sollte er sonst machen? Er musste vor Albus perfekt sein und dazu brauchte er die Tränke. Gerade jetzt wo er wieder etwas mehr Hoffnung hatte. Warum sonst hätte ihm Albus sagen sollen, dass er vielleicht auch auf Jungs stand? Gut, da war noch dieser riesige Altersunterschied aber Severus hoffte in seinem tiefsten Inneren, dass Albus darüber hinwegsehen konnte. Sie verstanden sich doch schon so gut, vielleicht könnte sich daraus noch mehr entwickeln.

Aber wie? Wie könnte er dem Jüngeren näher kommen ohne ihn zu bedrängen? Wollte er das überhaupt? Severus seufzte leise, der stechende Schmerz in seinem Bein und seinem Arm ließ langsam nach, wurde zu dem dumpfen Pochen, an das er sich schon längst gewöhnt hatte. Solange er die Tränke nahm, würde er damit leben müssen. Sein Blick ging zu den Phiolen auf seinem Wohnzimmertisch, er hatte heute schon zwei Schmerztränke genommen und dürfte nur noch zwei nehmen, und dabei war es noch nicht mal zehn. Er beschloss einfach noch eine Weile hier sitzen zu bleiben, vielleicht beruhigten sich seine Nerven dann. „Fino“, krächzte er leise.

Mit einem Plopp erschien sein Hauself und fragte, „Was kann Fino für Master Snape tun? Geht es Master Snape nicht gut? Master Snape sieht nicht gut aus.“

Severus lächelte etwas gequält und sagte leise, „mir geht es gut. Ich hätte gerne einen Tee mit Honig.“

„Einen Kräutertee?“

„Ja, etwas für den Hals.“

„Möchte Master Snape auch ein Glas Milch?“

„Nein, bitte nicht. Tee reicht.“

„Sehr wohl, Master Snape“, piepste der Elf bevor er verschwand.

Severus mochte seinen Hauselfen, er hatte schon bei seinen Eltern gelebt und war mehr oder weniger an ihn vererbt worden. Er hatte ihn vor vielen Jahren mal gefragt ob er lieber ein freier Elf wäre doch Fino hatte abgelehnt, er mochte seinen Master Snape und war froh für ihn zu arbeiten.
 

Mit einem Plopp tauchte Fino wieder auf, zeitgleich erschien auf dem Tisch neben Severus eine dampfende Kanne, eine Teetasse mit Untersetzer und ein kleines Töpfchen mit Honig. Die Kanne hob sich von selbst und füllte die Tasse mit Tee. Genauso ließ das Töpfchen zwei Tropfen Honig in die Tasse fallen. „Kann Fino noch etwas für Master Snape tun?“, fragte der Hauself.

„Nein, momentan nicht“, krächzte Severus. Er hasste seine Stimme aber vor seinem treuen Hauselfen konnte er sich diese Schwäche eingestehen.

Die großen Augen sahen ihn abschätzend an bevor Fino sagte, „Master Snape sollte ins Bett gehen, Master Snape sieht sehr schlecht aus.“

Severus lachte leise und rau auf und schüttelte den Kopf, „Ich kann nicht mitten am Tag ins Bett gehen. Danke für deine Fürsorge, Fino.“

„Fino macht sich Sorgen um Master Snape.“

„Ich weiß.“

„Master Snape geht es immer schlechter und Master Snape trinkt viel zu viele von diesen Tränken für Zauberer. Das ist nicht gesund“, beharrte Fino.

„Ich weiß.“

Der Hauself legte den Kopf schief und fragte, „wenn Master Snape das weiß, warum tut er es dann?“

„Ich kann mir keine Schwächen leisten“, sagte Severus bevor er einen Schluck Tee trank, die Wärme und der Honig waren eine Wohltat für seinen geschundenen Hals.

„Aber Master Snape ist krank, das ist nicht schwach.“

„Doch, ist es. Fino, ich werde nicht ins Bett gehen. Ich danke dir für den Tee, du kannst gehen.“ Es war Fino anzusehen, dass er gerne noch etwas sagen würde doch er verkniff es sich und nickte nur bevor er mit einem Knall verschwand.
 

Severus lehnte sich erschöpft zurück, die Augen geschlossen und kehrte zu seinen Gedanken zurück, er schob die Sorge seines Hauselfen in den Hintergrund. Er durfte nicht schwach sein, ganz einfach. Seine Gedanken kehrten zu der Frage zurück seit wann er sich in dieser Weise für den jungen Potter interessierte? Gut, es wäre nicht das erste Mal, dass er für einen Jungen oder einen Mann schwärmte aber in dieser Intensität, das war neu. Ebenfalls neu war, dass es ein so junger Mann, nein Junge war. Severus schüttelte den Kopf, er hielt nicht viel von Kindern, egal in welcher Art und Weise und eigentlich war ihm Albus zu jung. Nein, nicht nur eigentlich, er war ihm definitiv zu jung und doch wollte er ihn haben.

Was war nur los mit ihm? Warum hatte er solche starken Gefühle für den Potterspross? Lag es an seiner Großmutter? Hatte er doch noch Gefühle für Lily? Er fühlte in sich hinein, versuchte ehrlich zu sein und kam zu dem Entschluss, dass er zwar noch eine tiefe Freundschaft für sie empfand aber keine Liebe mehr. Er bereute seinen Ausfall von damals noch immer aber er war der Meinung, dass er seine Schuldigkeit getan hatte in dem er ihren Sohn so lange beschützt hatte bis dieser die Prophezeiung erfüllt hatte.

Danach war er weder ihm noch Lily noch etwas schuldig gewesen und hatte endlich sein eigenes Leben führen können. Nicht, dass sein Leben sehr lebenswert war aber es war sein Eigenes. Wobei, jetzt könnte es lebenswert werden. Vorausgesetzt er konnte den Jungen davon überzeugen, dass er doch keine so schlechte Partie war. Nun, das würde schwer werden aber es war nicht unmöglich. Er gestattete sich ein leichtes Lächeln, trank einen Schluck Tee und begann dann einen Plan zu ersinnen. Irgendwie musste er den Jungen von sich überzeugen können.
 

Ein Plopp ließ Minerva verwundert aufsehen, sie hatte nach keinem Hauselfen gerufen und sonst tauchten die fleißigen Helfer auch nicht auf. Noch überraschter war sie als sie Fino, den persönlichen Elfen von Severus vor ihrem Schreibtisch entdeckte. „Fino, was machst du hier?“

„Fino tut die Störung furchtbar leid, Professor McGonagall aber Fino macht sich große Sorgen um Master Snape.“

„Er sah zum Frühstück schon nicht gut aus. Geht es ihm besser?“, fragte Minerva.

„Nein. Master Snape geht es schlecht, noch schlechter als am Morgen. Er nimmt viel zu viele von den Tränken für Zauberer.“

„Ich weiß. Weißt du vielleicht warum er sie nimmt? Gerade der Sprachtrank deutete ja darauf hin, dass er mit jemanden redet und dazu seine normale Stimme nutzt“, sagte Minerva.

Sie wusste, dass Fino seinen Herren sehr mochte und so wurde sie sehr überrascht als der Hauself traurig den Kopf senkte und piepste, „das weiß Fino aber Fino darf nichts sagen.“

„Wer hat dir das denn verboten?“

„Das darf Fino nicht sagen.“

Jetzt blinzelte Minerva den Elfen verwirrt an, nur Severus konnte so ein Verbot verhängen. „Hat Severus dir das verboten?“

„Das darf Fino nicht sagen“, wiederholte der Elf, er klang sehr traurig.

„Fino, so kann ich dir nicht helfen.“

„Das weiß Fino.“

„Warum bist du dann hier?“, fragte Minerva verwirrt.

„Weil Fino sich Sorgen um Master Snape macht. Vielleicht kann Professor McGonagall mit Master Snape reden. Er braucht mehr Ruhe und weniger von den Tränken für Zauberer“, sagte Fino ernst.

„Das weiß ich, Fino und das sage ich ihm auch immer wieder aber du müsstest diesen alten Sturkopf doch genauso gut kennen wie ich. Er lässt sich nichts sagen, egal von wem“, sagte Minerva, der Hauself nickte nur traurig. „Fino, so leid es mir tut aber ich kann dir nicht helfen. Aber du kannst mir einen Gefallen tun.“

„Was kann Fino tun?“

„Behalte deinen Herren im Auge und wenn es ihm noch schlechter geht, kommst du sofort zu mir. Zur Not müssen wir ihn mit Gewalt ins St. Mungo schaffen“, sagte Minerva.

Fino nickte heftig, bedankte sich und verschwand dann mit einem Plopp.

Die Hexe lehnte sich zurück, nahm ihre Lesebrille ab und rieb sich müde über die Augen. Es wurde immer schlimmer mit Severus und der alte Sturkopf wollte sich einfach nicht helfen lassen. Hoffentlich nahm das kein böses Ende.
 

Albus hatte schon gedacht, dass er Severus mit seiner Beichte doch verschreckt hatte denn die Schule hatte vor vier Tagen wieder begonnen und er hatte noch keine einzige Nachricht von seinem Severus bekommen. Er war kurz davor gewesen diesen dämlichen Hauselfen anzuweisen, dass er die Dosis erhöhen sollte als er eine Nachricht bekam. Er würde das Nachsitzen am Freitag nicht bei Filch haben sondern bei seinem Severus. Das hieß, dass er nur noch einen Tag warten musste bis er ihn wiedersehen konnte. Ungestört wiedersehen natürlich. Er sah ihn ja jeden Tag bei den Mahlzeiten aber das war nicht das Gleiche, das war nicht mal annähernd vergleichbar. Doch so ging ihm die Sache viel zu langsam voran, es musste sich endlich etwas ändern. Er wollte ihn anfassen, ihn küssen und mehr, er wollte sich nicht mehr länger hinhalten lassen. Er würde einfach alles auf eine Karte setzen und sich Severus beim nächsten Treffen nähern. Wenn er ihn abwies, was er nicht glaubte, könnte er die Dosis immer noch erhöhen. Ja, das war eine gute Idee, das war sogar eine blendende Idee.
 

Den Abend des folgenden Tages konnte Albus kaum erwarten, er ignorierte die gut gemeinten Worte von Scorpius wie immer und freute sich einfach nur auf das Treffen. Da er eh als Sonderling in seinem Hause galt, er war schließlich der Sohn des großen Harry Potters und der war ja bekanntlich DER Vorzeigegryffindor, fiel es nicht sonderlich auf, dass er sich sonderbar verhielt. Er wurde von seinen Schulkameraden nicht gemocht und er legte auch keinen Wert darauf, er wollte nur seinen Severus haben. Zu dem war er gerade auf dem Weg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So langsam fällt Severus' schlechter Gesundheitszustand auf. Mal sehen, wie lange das noch gut geht.

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