Perfekt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Sein Vater würde ihn in die geschlossene Abteilung des St. Mungo einliefern lassen wenn er wüsste, was er hier gerade machte. Ihm entfuhr ein leises Schnauben, wahrscheinlich würde sein Dad es gar nicht mitkriegen und selbst wenn, er war doch sowieso eine Enttäuschung für seine Familie, das schwarze Schaf. Er war so völlig anders als seine Geschwister, er unterschied sich so extrem von seiner gesamten Familie, dass er manchmal dachte, dass er adoptiert war. Nun, wäre er seinem Vater nicht so perfekt aus dem Gesicht geschnitten gewesen, hätte er wirklich daran glauben können aber nein, dieselben Gesichtszüge, dieselben schrecklichen Haare und dieselben, verdammten grünen Augen. Er hasste seine Augen denn immer bekam er zu hören, „die hast du von deiner Großmutter, einer sehr bedeuteten Frau, du kannst stolz auf sie sein.“ Ja, ja, er kannte den Schrott mittlerweile auswendig. Wieder ein Schnauben während er sich umsah, dieser verdammte Hauself sollte doch längst wieder da sein. Doch dann zuckte er mit den Schultern, er hatte noch die ganze Nacht Zeit und so schweiften seine Gedanken wieder zu sich und seiner Familie, und ihren Unterschieden. Er war in Slytherin und egal was sein Vater ihm damals am Bahnhof in King's Cross gesagt hatte, er war enttäuscht gewesen. Er, ein Potter, in Slytherin, das war etwas was seine Eltern schwer enttäuschte. Sowohl sein Bruder James wie auch später seine Schwester Lily waren nach Gryffindor gekommen, nur er, als Einziger in der Familie war zu den Schlangen gekommen. Und ja, er fühlte sich dort wohl. Die Wahl seiner Freunde. Auch hier enttäuschte er seine Eltern denn sein bester Freund war ein Malfoy. Auch wenn Scorpius so gar kein typischer Malfoy war, was der in Slytherin zu suchen hatte, war Albus immer ein Rätsel gewesen. Aber sie waren Freunde und durch die Blume hatte ihm sein Vater zu verstehen gegeben, dass er diese Freundschaft nicht gut hieß. Es war nicht so als würde Albus das wirklich interessieren aber es schmerzte irgendwie. Er hasste Quidditch. Ein Punkt, der in einer Quidditchverrückten Familie echt zu Problemen führen konnte. Seine Mutter war Jägerin bei den Holyhead Harpies, sie hatte zu den Schwangerschaften immer ausgesetzt aber nachdem die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, hatte sie ihre Karriere wieder neu gestartet. Sehr zu ihrer Freunde waren zwei ihrer Kinder in ihre Fußstapfen getreten. James spielte seit dem vierten Schuljahr in der Hausmannschaft von Gryffindor als Hüter, er hatte jetzt, im letzten Jahr, schon Angebote einiger Teams für eine spätere Quidditchkarriere. Er war der Stolz seiner Eltern. Albus schnaubte als seine Gedanken zu seiner Schwester glitten, sie spielte seit diesem Schuljahr ebenfalls in der Hausmannschaft, allerdings als Sucherin. Er erinnerte sich noch gut an die stolzen Gesichter ihrer Eltern als sie es ihnen mitteilte. Damit wandten sich seine Gedanken seinem Vater zu. Sein Vater, der große Harry Potter; der Mann, der den Dunklen Lord besiegte; der Mann, der noch immer täglich Fanpost bekam und von aller Welt angesehen war. Er war Leiter der Aurorenzentrale, hoch angesehen und von allen geliebt. Wie er ihn manchmal hasste. Ein Plopp riss ihn aus seinen Gedanken, er sah zu dem Hauself, der vor ihm erschienen war. „Hast du alles erledigt?“, fragte er. „Fino hat alles erledigt“, sagte das Wesen aber es klang sehr unglücklich dabei. „Gut, und du wirst es weiter tun. Verstanden?“ „Fino möchte Master Snape nicht hintergehen.“ „Du gehörst mir also tust du was ich dir sagen, verstanden?“, fauchte Albus. Sofort nickte der Elf, die langen Ohren schlackerten umher. „Dann denk dran, jeden Morgen, drei Tropfen in seinen Kaffee und wehe, du lässt dich erwischen“, knurrte Albus nochmal, „hast du mich verstanden?“ „Ja, Master Potter, Fino hat verstanden. Fino wird gehorchen. Braucht Master noch etwas?“ „Nein, verschwinde.“ Mit einem Plopp verschwand der Hauself und ließ ihn mit seinen Gedanken allein zurück. Severus Snape. Schulleiter von Hogwarts, sein Namensgeber und der Mann, in den er sich unsterblich verliebt hatte. Etwas, was fast keiner wusste und was niemals jemand verstehen würde. Er verstand es selber nicht, der Mann war älter als sein Vater, sah furchtbar aus aber dennoch wollte er ihn haben. Musste ihn haben. Doch er wusste auch, dass er freiwillig nicht mal mit ihm reden würde also musste er einen anderen Weg gehen. Der erste Schritt war gemacht, mit Hilfe eines verbotenen Tricks hatte er sich einen Hauselfen untertan gemacht. Es war eigentlich ganz einfach, ein spezielles Band, selber hergestellt aus Wolle, zwei Einhornschweifhaaren und seinen eigenen Haaren, welches er mit einem alten Zauber verzaubert hatte. Dieses Band bewirkte, wenn man es einem Hauselfen umlegte, etwas ganz Einfaches: der Hauself wurde zu absolutem Gehorsam gezwungen. Egal was man sagte oder verlangte, der Hauself musste gehorchen und wenn man ihm verbot etwas darüber zu sagen, musste er sich auch daran halten. Leider funktionierte das Band nicht bei freien Elfen sondern nur bei versklavten Hauselfen aber das war egal denn dieser dämliche Hauself war ja nicht frei. Genau dieses Band hatte er dem persönlichen Hauselfen von Severus Snape umgelegt, es hatte lange gedauert bis er ihn erwischt hatte aber im Endeffekt war es ihm gelungen. Damit war der zweite Schritt seines Plans in Kraft getreten. Ein Trank, fast völlig geschmacks- und geruchslos, einmalig eingenommen, bewirkte er eine schwache Zuneigung, welche maximal vierundzwanzig Stunden anhielt. Nicht mal genug um ein vernünftiges Gespräch zu führen oder Jahre langen Hass zu überwinden aber er hatte ja Zeit. Denn wenn man diesen Trank über einen längeren Zeitraum einnahm, überwand er selbst den tiefsten Hass und wandelte ihn erst in Zuneigung und dann in Liebe um. Natürlich musste man diesen Trank dann immer nehmen aber damit konnte Albus leben, Hauptsache er bekam diesen Mann. In den krakeligen Notizen, die er darüber gefunden hatte, stand zwar keine genaue Zeitangabe aber es war von Monaten die Rede. Gut, dass sein sechstes Schuljahr hatte gerade erst angefangen hatte, er hatte also Zeit. Er hoffte, dass der Trank bis Weihnachten seine Wirkung völlig entfacht hätte. Dann würde er in Hogwarts bleiben, auf diese dämlichen Familienfeste konnte er getrost verzichten, und sich eine schöne Zeit mit dem Mann machen, der so sehr liebte. Albus streckte sich, er hatte die ganze Nacht in diesem leeren Klassenzimmer verbracht und seine Knochen taten weh, sein Rücken knackte bei der ungewohnten Bewegung. Es wurde Zeit wieder ins Bett zu gehen. Mit einem Griff hatte er den Tarnumhang in der Hand, natürlich gehörte er normalerweise James, dem Erstgeborenen, dem Goldjungen seiner Eltern aber sein Bruder war so eingebildet, dass er ihn einfach offen liegen gelassen hatte. Tja, Pech für ihn, jetzt gehörte er ihm. Mit einer flüssigen Bewegung warf er ihn über und schlich vorsichtig zur Tür raus, die verdammte Karte hielt sein Vater ja unter strengstem Verschluss, da kam nicht mal James ran. Aber gut, er war geübt darin sich durch Hogwarts zu bewegen ohne gesehen und gehört zu werden und so erreichte er die kahle Steinmauer im Kerker sehr schnell. „Schlangenhaut.“ Ein leises Knirschen erklang als die Steine sich langsam bewegten und schließlich ein Loch bildeten. Möglichst lautlos huschte er hinein, der Gemeinschaftsraum war kalt und leer, was um kurz vor eins auch kein Wunder war. Genauso leise wie er Hogwarts durchquert hatte, huschte er in den Gang, der zu seinem Zimmer führte, die Tür knirschte leise als er sie aufschob. Al hielt inne, lauschte, hörte aber nichts außer den gleichmäßigen Atemgeräuschen seines Zimmerkameraden und besten Freundes. Scorpius hatte es also wieder nicht mitbekommen, dass er das Zimmer verlassen hatte. Er genehmigte sich ein Grinsen während er zu seinem Bett schlich, er zog sich schnell und leise um und legte sich dann hin. Seine Gedanken kreisten um den Zaubertrank und Severus Snape, er wollte diesen Mann. Der Trank musste einfach bei Severus funktionieren, denn dass er bei Anderen funktionierte, wusste er. Er hatte den Trank im letzten Schuljahr an seinen Klassenkameraden ausprobiert und keiner hatte etwas gemerkt und er hatte die Konzentration anpassen können. Mit einem Grinsen dachte er an sein erstes Opfer, die Konzentration war viel zu hoch gewesen und in dieser Nacht hatte er seine ersten Erfahrungen mit einem anderen Jungen machen können. Seitdem war er vorsichtiger geworden und nach fast fünf Monaten experimentieren, hatte er die perfekte Dosis raus gehabt. Jetzt musste er nur noch Geduld haben und dann würde Severus ihm gehören. Mit diesem, sehr zufriedenstellenden Gedanken, schlief er schließlich ein. „Erklärst du mir nochmal warum ich so früh aufstehen musste?“, gähnte Scorpius hinter vorgehaltener Hand. „Deswegen halt“, gab sein bester Freund abwesend zurück. Sein Blick lag auf dem Lehrertisch, der bis auf Professor McGonagall noch leer war. Kein Wunder, es war erst kurz nach Sieben und die Tische waren fast alle noch leer. Die meisten Schüler würden erst gegen halb Acht hier auftauchen um zu frühstücken, die ganz Späten auch erst um Acht. Dann hatten sie zwar nur noch fünfzehn Minuten um zu frühstücken und in den Unterricht zu kommen aber das interessierte sie meistens nicht. Scorpius gähnte nochmal und griff nach seinem Kaffee, er würde heute mehr als eine Tasse brauchen um wach zu werden. Er hätte nie gedacht, dass eine halbe Stunde Schlaf so viel ausmachte. Sein Blick wanderte zu Al, der immer noch zum Lehrertisch sah und wieder einmal wunderte er sich über dieser krasse Besessenheit seines besten Freundes. Denn eine Verliebtheit konnte man das nicht nennen, das war reine Besessenheit. Er sah kurz auf sein Handgelenk und das dunkle Schwurmal darauf. Sein Vater war beinah explodiert als er das Mal gesehen hatte aber er hatte es nicht ändern können, er hatte den unbrechbaren Schwur geleistet und daran konnte er nichts ändern. Sein Vater war sehr enttäuscht von ihm gewesen, ein Malfoy hielt immer erst zu seiner Familie und nicht zu einem Potter denn auch wenn Scorpius nichts gesagt hatte, sein Vater wusste einfach, dass es etwas mit Al zu tun hatte. Damit hatte er auch Recht aber er würde nie etwas sagen, wer würde ihm schon glauben? Ein Sechstklässler, der sich in Professor Snape verliebt hatte? Das war so krass und abwegig, dass er es selber nicht wirklich glauben konnte. Ein Blick zur Seite als er ein leises Seufzen hörte, belehrte ihn wieder einmal eines Besseren. Severus Snape hatte die Halle gerade durch den Seiteneingang betreten und setzte sich, Professor McGonagall nickte er lediglich zu. Scorpius dachte darüber nach, was er über den Mann wusste, kam aber zu dem Schluss, dass es nicht viel war. Er war Tränkemeister, Träger des Merlin-Ordens erster Klasse wegen seinem Einsatz gegen den Dunklen Lord und er war, seit dem Tod des Selbigen, Schulleiter von Hogwarts. Er unterrichtete nicht mehr, auch wenn es ein offenes Geheimnis war, dass er manchmal Nachts im Tränkelabor war und dort braute. Warum er nicht mehr unterrichtete, wusste keiner. Er war früher ein guter Freund der Malfoys gewesen aber irgendwann hatte sein Vater mit ihm gebrochen, da musste er ungefähr ein Jahr alt gewesen sein und er erinnerte sich nicht mehr an ihn. Sein Vater hatte nie wieder von ihm gesprochen. Allgemein war wenig von Professor Snape bekannt, er redete wenig und ging den meisten Menschen aus dem Weg. Er hielt keine großen Reden, lediglich am Anfang und am Ende eines Schuljahres hörte man eine kurze Rede aber sonst? Nein, sonst hörte man ihn selten, oder sah ihn auch selten. Allgemein konnte man sagen, dass er sehr zurückgezogen lebte. Albus beobachtete wie sein Auserwählter die Halle betrat, kurz dieser furchtbaren Verwandlungslehrerin zunickte und sich dann setzte. Der Blick aus diesen beeindruckenden schwarzen Augen schweifte kurz über die Halle und zeitgleich flogen die Posteulen in die Halle ein. Er kam immer um diese Uhrzeit, immer direkt vor den Posteulen, von denen eine auf ihn zuflog. Sie ließ den Tagespropheten neben seinen Teller fallen und flog wieder ohne eine Bezahlung zu erhalten. Albus hatte nachgeforscht, Severus bezahlte den Preis für den kompletten Monat immer am Anfang des Monats. Er beobachtete ihn wie er den Propheten auf schlug während sein Frühstück vor ihm erschien, eine Tasse voll schwarzem Kaffee mit zwei Stück braunem Kandiszucker und zwei Scheiben Toast. Dazu gab es immer abwechselnd entweder Rührei oder zwei Spiegeleier, meist drei oder vier kleine, gegrillte Würstchen und gebackene Champignons oder gebratene Zucchini. Ja, Albus wusste das alles, wie oft hatte er, versteckt unter seinem Tarnumhang, hinter ihm oder vor dem Tisch gestanden und hatte ihn beobachtet. Er wusste alles, was er gerne trank, was er gerne aß, dass er beim Essen nicht redete und dass er es hasste wenn er beim Lesen gestört wurde. Albus wusste alles und er liebte diesen Mann über alles, und schon bald würde er es ihm beweisen können. Der glasige Blick sagte Scorpius alles, sein bester Freund war mal wieder völlig weggetreten. Mit einem Schulterzucken packte er ein paar Scheiben Toast, ein paar Würstchen und zwei der Tomaten ein, wenn Albus später wieder klar denken konnte, würde er es dankbar annehmen. Es war Scorpius sowieso ein Rätsel, dass diese Gafferei noch nie jemanden aufgefallen war. Aber wahrscheinlich interessierte es auch keinen denn seit Professor Snape nicht mehr unterrichtet und damit auch keinen direkten Kontakt zu den Schülern hatte, war er den meisten Schülern egal. Viele der jüngeren Jahrgänge glaubten die Geschichten über ihn sowieso nicht mehr. Selbst Scorpius fiel es schwer diesen schweigsamen Mann mit dem Mann aus den Geschichten seines Vaters in Verbindung zu bringen. Er konnte ihn sich nicht als strengen und von allen verhassten Tränkelehrer vorstellen. Nach einem kurzen Blick auf seinen Nachbarn, der noch immer zum Lehrertisch sah, zuckte er erneut mit den Schultern und begann dann selbst zu frühstücken. Da. Severus griff nach der Tasse und trank einen Schluck. Würde er etwas bemerken? Albus zitterte vor Aufregung denn wenn Severus jetzt etwas merkte, war sein ganzer Plan zum scheitern verurteilt. Er entließ die angehalten Luft in einem erleichterten Seufzen als Severus seinen Kaffee ganz normal trank und dann weiter las. Er hatte nichts bemerkt. Albus musste sich zusammen reißen um nicht laut auf zujubeln oder vor Freude aufzuspringen, seinem Plan stand nichts mehr im Wege. Jetzt musste er nur noch warten, hoffentlich dauerte es nicht zu lange. „Guten Morgen, Professor Snape“, sagte Albus höflich als er ihm knappe vier Wochen später zufällig im Korridor begegnete. Der Mann stockte kurz im Schritt, sah ihn aber dann an und nickte kurz bevor er einfach weiter ging. Albus sah ihn kurz nach bevor sich langsam ein sehr breites, zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Letzte Woche hatte er ihn noch völlig ignoriert, genau wie jeden anderen Schüler aber jetzt, jetzt hatte er reagiert. Noch ein paar Wochen und er würde ihn bestimmt mal anlächeln und dann könnte er ihn bestimmt auch mal ansprechen. Albus freute sich jetzt schon darauf. Ein Gong ertönte und ihm entfuhr ein Seufzen, er kam schon wieder zu spät zum Unterricht und wenn er ehrlich war, hatte er so gar keine Lust. Er warf einen Blick in den Korridor, er war alleine also konnte ihn auch keiner zwingen. Scorpius würde schon für ihn mitschreiben also machte er sich auf den Weg zum See, er wollte noch etwas in Gedanken schwelgen. Es war ja nicht das erste Mal, dass er dem Unterricht fern blieb, bis jetzt hatte es keinen interessiert. Nun, dieses Mal interessierte es jemanden denn bereits am nächsten Tag erwartete Albus ein sehr unerwarteter Besucher als er aus der letzten Nachmittagsstunde kam. „Dad?“ „Ja, Albus. Wir müssen reden“, gab Harry sichtlich beherrscht zurück. Die restlichen Slytherins machten einen Bogen um den großen Harry Potter während Scorpius nur einen mitleidigen Blick für ihn übrig hatte, er hatte ihn ja gewarnt, dass sein wiederholtes Schwänzen Folgen haben würde. „Mr. Potter, was machen Sie denn hier?“ Mit einem Lächeln wandte sich Harry der Lehrerin zu, die gerade den Raum verschließen wollte, „Professor McGonagall, es ist lange her. Ich bin wegen diesem jungen Mann hier. Ich habe einen Brief von Ihrem liebenswerten Vorgesetzten bekommen.“ Albus zuckte zusammen während Minerva ernst nickte und sagte, „ich hatte schon früher damit gerechnet, es wundert mich, dass er es so lange geduldet hat.“ „So lange?“, fragte Harry misstrauisch nach. Minerva nickte wieder, deutete aber dann in den Klassenraum und erst nachdem die Tür hinter ihr, Harry und Albus ins Schloss gefallen war, fuhr sie fort, „ja, so lange. Mr. Potter schwänzt schon seit zwei Monaten regelmäßig den Unterricht. Wenn ich fragen darf, was hat Severus denn geschrieben?“ „Dass mein Sohn gestern nicht zu Zaubertränke erschienen ist. Von den Wochen davor hat er nicht ein Wort verloren“, sagte Harry mit einem strengen Blick auf seinen Sohn, der auf seinem Stuhl saß und mehr bockig als beschämt wirkte. „Nun, das ist sehr seltsam. Ich hätte gedacht, dass er Ihnen sofort schreibt.“ „Nein, ich habe gestern den ersten Brief bekommen. Professor, dürfte ich kurz allein mit meinem Sohn reden?“ „Aber bitte sagen Sie doch Minerva, ich fühle mich sonst älter als ich bin.“ „Gerne, aber nur wenn du Harry sagst“, sagte Harry lächelnd. „Aber gerne und red dem jungen Mann ins Gewissen, er kann sich so viele Fehlstunden nicht leisten wenn er seine UTZs bestehen will“, sagte Minerva mahnend bevor sie Harry nochmal zu nickte und dann ging. Harry wartete bis die Tür erneut geschlossen wurde bevor er sich seufzend auf einen Stuhl fallen ließ und seinen Sohn vorwurfsvoll ansah. Als dieser gar nicht reagierte, fragte er, „hast du mir gar nichts zu sagen?“ „Was soll ich schon sagen? Ich habe geschwänzt“, kam patzig zurück. „Warum hast du geschwänzt?“ „Weil ich keine Lust hatte“, maulte Albus, den wahren Grund würde er seinem Vater nie sagen. „Keine Lust? Albus, ich habe auch mal keine Lust aber ich muss trotzdem arbeiten. Deine Mutter hat auch mal keine Lust und muss trotzdem fliegen. Deine Geschwister haben garantiert auch nicht immer Lust, wer hat das schon? Albus, du musst dich zusammen reißen“, mahnte Harry. „Ich hatte aber keine Lust, ganz einfach.“ „Nein, so einfach ist das nicht. Du gehst hier zur Schule und da kannst du nicht tun und lassen was du willst. Merlin, warum kannst du nicht ein bisschen so sein...“ „Wie wer? Wie James, euer Lieblingssohn?“, fauchte Albus während er aufsprang und seinen Vater wütend ansah. Dieser ließ sich davon nicht beeindrucken und sagte, „weder deine Mutter noch ich haben ein Lieblingskind.“ „Nein, ihr habt zwei. Einen Sohn und eine Tochter, nur scheiße, dass da noch ein mittleres Kind ist. Euch wäre es doch am Liebsten gewesen wenn ich gar nicht geboren wäre sondern gleich Lily nach James gekommen wäre. Dann hättet ihr euch nicht mit mir belasten müssen und ich wäre nicht so eine Enttäuschung für euch gewesen“, knurrte Albus. Mit jedem Wort war Harry blasser geworden, er liebte seine Kinder, alle Drei gleich auch wenn Albus wirklich die meisten Probleme machte. „Das ist Blödsinn, Albus. Wir lieben euch alle Drei gleich“, sagte er. „Das kommt nur leider nicht so an. Der große James, genauso toll und großartig wie sein Opa. Der gleiche Scherzkeks aber bekommt er für seine Streiche irgendwann Ärger? Nein, natürlich nicht, da wird darüber gelacht und gesagt, er ist wie sein Opa, wir können ja so stolz sein“, fauchte Albus, „und natürlich ist er der Star der Quidditchmannschaft, was will man mehr? Da muss man ja als Eltern stolz sein.“ Harry wollte ihn unterbrechen doch Albus fuhr ihm über den Mund noch bevor er etwas sagen konnte, „und die kleine Lily, das geliebte Mädchen. Von allen verhätschelt und verwöhnt, es ist schließlich ein Mädchen. Kommt so ganz nach ihrer Oma, dieser liebenswerte Charakter, ach wie süß. Dann ist sie dieses Jahr auch noch ins Quidditchteam aufgenommen worden, hach, was sind wir alle stolz. Da müssen wir natürlich feiern und der armen, kleinen Lily gleich mal einen neue Ausrüstung und einen neuen Besen schenken, sie soll doch gut sein.“ „Albus, bitte.“ „Die Familie könnte so perfekt sein wenn es da nicht das schwarze Schaf der Familie gäbe. Dieses verdammte mittlere Kind, das so gar nicht in die Familie passt. Könnte man es doch nur ungeschehen machen aber nein, man muss sich ja damit rum schlagen“, höhnte Albus. Sein Vater starrte ihn absolut fassungslos an, er wusste nicht, was er sagen sollte und er hatte auch das Gefühl, dass es momentan keinen Sinn machte. Egal, was er sagen würde, sein Sohn würde ihm gerade gar nichts glauben. Es sah auch nicht so aus als wäre Albus schon fertig denn er holte gerade erneut Luft um dann fort zu fahren. „Ich war euch doch noch nie gut genug. Weder bei der Wahl meiner Freunde, noch bei meinen Noten. Ihr habt doch an allem etwas auszusetzen gehabt.“ „Ein Malfoy als Freund ist auch gewöhnungsbedürftig und deine Noten sind wirklich miserabel“, sagte Harry, der jetzt seine Stimme wieder fand. „Ihr kennt Scorpius doch gar nicht, ich durfte ihn nie mit nach Hause bringen auch wenn James und Lily ständig Freunde mitbringen dürfen. Das nur wegen eurem kindischen Streit mit seinem Vater“, maulte Albus, „und ich bin in keinem Fach schlechter als A.“ „Du wolltest wohl sagen, nicht besser als A. Albus, falls es dir entfallen sein sollte aber mit einem Annehmbar hast du die Aufgabe gerade so geschafft, alles darunter ist durchgefallen. Und was zwischen deiner Mutter und mir und Draco Malfoy ist, geht dich nichts an“, gab Harry etwas strenger als gewollt zurück. „Klar, es geht mich nie was an. Ich bin ja nur der dumme, kleine Junge, dem man einfach so seine Freunde verbieten kann, ohne jede Erklärung, klar, das ist auch so toll. Warum auch was erklären, man ist ja ein Kriegsheld!“ „Albus, du solltest daran denken mit wem du redest“, mahnte Harry. „Natürlich, es tut mir ja sooo leid. Dann bin ich jetzt am besten ruhig, lausche den weisen Worten meines Vaters, entschuldige mich dann für mein Leben und dann sind wir wieder eine große, glückliche Familie“, höhnte Albus und schnitt seinem Vater gleich nochmal das Wort ab, „verzeih wenn ich für diesen Schwachsinn keine Zeit habe. Wie du schon gesagt hast, ich habe miserable Noten also geh ich jetzt brav in mein Zimmer und lerne.“ Noch ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte er sich seine Tasche und stürmte aus dem Raum. Harry sah ihm wie versteinert hinterher bevor er seufzte, „das ist doch alles nicht wahr.“ Sein Blick fiel auf den Brief, den er noch immer in den Händen hielt und kurz überlegte er ob er zu Snape gehen sollte um mit ihm zu reden. Er entschied sich dann dagegen, er verspürte kein gesteigertes Bedürfnis danach diesen Mann zu sehen. Er würde ihm einen Brief schreiben wenn er wieder daheim war aber erst mal musste er mit Ginny reden. Nie hätte er gedacht, dass eines ihrer Kinder so schlecht von ihnen dachte. Mit einem Seufzen erhob er sich und machte sich auf den Weg nach draußen, warum gab es in Hogwarts immer noch keinen Apparierpunkt? Ratlosigkeit hatte sich im Hause Potter breit gemacht. Ginny und Harry saßen in der Küche, jeder eine Tasse vor sich und überlegten seit geraumer Zeit was sie jetzt mit ihrem mittleren Kind machen sollten. „Hat er vielleicht Recht?“, fragte Harry irgendwann leise. „Was meinst du?“ „Naja, wir haben dem jungen Malfoy nie eine Chance gegeben und wenn wir mal ehrlich sind, wir haben sowohl James' wie auch Lilys Aufnahme in die Quidditchmannschaft sehr groß gefeiert.“ „Bei Albus gab es nichts zu feiern. Harry, seine Noten sind immer schlechter geworden. In den ersten Klassen war er noch sehr gut aber mittlerweile habe ich die Angst, dass er keinen einzigen ZAG bekommt. Was soll dann aus dem Jungen werden?“, fragte Ginny traurig. „Vielleicht setzen wir ihn zu sehr unter Druck.“ „Welcher Druck? Harry, wir haben die gleiche Schule besucht und wir hatten noch ein paar andere Probleme, die er jetzt nicht hat. Unsere Noten waren wesentlich besser, genau wie die von James und Lily. Er ist einfach nur faul.“ „Das glaube ich nicht. Ginny, du hast nicht gehört, was er alles gesagt hat.“ „Er ist sechzehn, er ist mitten in der Pubertät, er braucht einfach klare Grenzen“, sagte Ginny ernst, „er wurde genauso erzogen wie James und Lily, er ist einfach nur bockig.“ „Aha.“ „Harry, erinnere dich doch mal an James, der hat das mit vierzehn, fünfzehn auch gemacht, da müssen wir nur konsequent bleiben und ein Malfoy kommt mir nicht ins Haus.“ Harry sah seine Frau etwas hilflos an, er wusste, dass er keine Chance hatte und so nickte er nur niedergeschlagen. „Hast du Snape schon geschrieben?“, fragte Ginny jetzt. „Nein. Wieso?“ „Schreib ihm, dass wir uns darum kümmern und dass er uns schreiben soll wenn Albus wieder schwänzt.“ „Du willst Snape auf unseren Sohn ansetzen? Geht das nicht etwas weit? Du weißt, was er von mir hält.“ „Ach komm, das ist ein erwachsener Mann, der wird über diese Kindereien hinweg sein. Er soll froh sein, dass er noch lebt. Also schreib es ihm schon.“ „Mach ich“, seufzte Harry. Er hatte es schon sehr früh aufgegeben sich gegen seine Frau zu stellen, er hatte eh keine Chance. Sie kam immer mehr nach ihrer Mutter und hatte ihre Familie im festen Griff, zusätzlich noch zu ihrem Job. Er fragte sich manchmal, wann sich Ginny so verändert hatte? „Harry?“ „Ja?“ „Schreibst du ihm?“ „Ja, mach ich. Musst du nochmal weg oder können wir uns einen schönen Abend machen?“, fragte Harry. Ginnys Blick ging zur Uhr, sie schüttelte dann den Kopf und meinte, „ich habe noch eine Besprechung für das Training morgen. Tut mir leid.“ „Schon gut, Training ist wichtig. Wird es sehr spät?“ „Ja, wahrscheinlich schon. Du musst nicht auf mich warten.“ Ginny erhob sich, gab ihm einen Kuss und verschwand dann, Harry hörte ihre Schritte auf der Treppe und seufzte leise. Wie lange war es jetzt schon her, dass sie sich einen Abend zu zweit gegönnt hatten? Wann war die Zweisamkeit aus ihrer Ehe verschwunden? Er seufzte nochmal, erhob sich aber dann um die Tassen wegzuräumen und in sein Büro zu gehen, er wollte den Brief für Snape schnell hinter sich bringen. „Wo willst du um diese Uhrzeit hin?“, fragte Scorpius. „Nur noch ne Runde spazieren gehen“, gab Albus abwesend zurück. „Wir haben morgen ein sehr wichtiges Experiment in Zaubertränke vor uns, da solltest du ausgeschlafen sein.“ „Bin ich schon, keine Angst. Nur eine Runde, ich kann eh noch nicht schlafen.“ „Al, komm schon, bleib hier. Du wirst noch erwischt werden, auch mit Tarnumhang. Du hast doch schon genug Ärger mit deinen Eltern, musst du es wirklich noch provozieren?“, fragte Scorpius vorsichtig. Doch sein Gegenüber winkte ab und griff nach dem Tarnumhang, „Mich hat nie jemand bemerkt, dann wird es auch jetzt keiner. Ich geh nur spazieren.“ „Führt dich dein Weg zufällig zum Tränkelabor?“ „Kann sein.“ Scorpius schüttelte den Kopf, sein bester Freund war völlig in seinem Wahn gefangen also sagte er nichts mehr. „Ich bin auch leise wenn ich wieder komme“, versprach Albus bevor er umdrehte und ging. Das leise gemurmelte, „Das kann nur schief gehen“, hörte er nicht mehr. Er war wie immer unendlich vorsichtig und leise aber auch unendlich nervös. Seit drei Wochen kam er jeden Tag hierher aber sein Severus war nicht im Labor gewesen. Dabei hatte er ihn immer so gerne beobachtet, still und leise auf einem Stuhl sitzend und jeden Handgriff beobachtend. Wieso kam er nicht mehr? Sonst war er doch auch mindestens ein Mal die Woche hier. Lag es an seinem Trank? Er konnte sich nicht vorstellen, dass er eine negative Auswirkung hatte, schließlich war ihm an seinen Klassenkameraden nie etwas aufgefallen. Gut, die hatten den Trank auch nie so lange genommen wie Severus es jetzt schon tat. Zwei Monate. Aber bis auf ein Nicken im Korridor hatte sich nichts verändert, so langsam könnte sich schon etwas mehr tun. Albus schlüpfte in den Raum und schlich zu seinem Stuhl, er würde wieder fast die ganze Nacht darauf warten, dass Severus kam und solange konnte er nachdenken. Ob er selbst auf Severus zugehen sollte? Aber wie? Er konnte ja schlecht zu ihm gehen und ihn küssen, auch wenn er sich nichts mehr wünschte. Aber das ging nicht, schließlich wusste er nicht wie weit der Trank schon wirkte. Eine Abfuhr von dem Mann, den er liebte, würde er nicht verkraften. Also konnte er nur warten und hoffen, dass er bald eine Veränderung bei seinem Severus feststellen würde. Aber wie könnte er ihm dann gegenüber treten? Das Beste wäre, wenn er ihn hier, in der Einsamkeit des Kerkers erwischen würde, dann würde sich Severus bestimmt auch nicht wehren. Albus machte sich keine Illusionen, er war sich sicher, dass sich Severus gegen seine Gefühle wehren würde. Aber nicht weil er ihn nicht wollte, nein, sondern weil es, in den Augen der Anderen, wohl unmoralisch wäre. Er war schließlich ein paar Jahre jünger als Severus und dazu noch minderjährig, keiner würde diese große Liebe verstehen. Er rechnete mit extrem viel Widerstand aber das war ihm egal, er wollte diesen Mann und wenn sein Trank richtig wirkte, würde er ihn auch wollen. Albus begann langsam zu schwärmen, wie es wohl sein würde wenn er und sein Severus endlich ein Paar waren. Ein Geräusch riss Albus aus der Planung ihrer gemeinsamen Wohnung. Ein Lichtschein drang unter der Tür durch bevor sie geöffnet wurde und genau der Mann eintrat, auf den er seit drei Wochen wartete. Langsam betrat Severus den Raum, verschloss die Tür sorgfältig hinter sich und ließ dann erst unzählige Kerzen zum Leben erwachen. Er durchquerte das Zimmer wie immer sehr langsam um ins Nebenzimmer zu gehen und seine Zutaten zu holen. Nie benutzte er ein Rezept, er arbeitete immer frei aus dem Kopf heraus, wieder etwas, was Albus so unendlich faszinierend an ihm fand. Er blieb auf seinem Stuhl sitzen während Severus den Raum wieder betrat, die Zutaten hielt er mit Hilfe des Zauberstabes vor sich in der Luft. Wieder wunderte sich Albus etwas, warum trug er sie nicht? Die momentane Zaubertränkelehrerin betonte immer wieder, dass die Zutaten mit möglichst wenigen Zaubern in Kontakt kommen sollten. Es beeinflusste die Wirksamkeit. Dass ein so großartiger Tränkemeister wie Severus freiwillig einen eher nutzlosen Zauber auf die Zutaten anwandte, verwunderte Albus immer aber es würde schon seine Gründe haben. Ein Messer und ein Schneidebrett flogen zu Severus, die Zutaten landeten vorsichtig auf dem Tisch und schon begann er zu arbeiten. Dass die linke Hand teilweise zitterte, ignorierte Albus, sein Severus war perfekt, einfach perfekt. Die ganze Nacht beobachtete Albus seinen Angebeteten wie er langsam und umsichtig einen Trank braute, den er kurz vor Sonnenaufgang in kleine Phiolen füllte. Wie jedes Mal erschien ein Hauself ohne, dass Severus etwas sagte und nahm die Phiolen mit. Albus hatte eine dieser Phiolen einmal im Krankenflügel gesehen als er James nach einem Quidditchunfall besucht hatte. Sein Severus braute also Tränke für die Krankenstation, natürlich, wer sollte das auch sonst machen? Die Schüler waren zu dumm dafür. Mit Bedauern sah Albus zu wie Severus seinen Arbeitsplatz mit dem Zauberstab säuberte, den Kessel säuberte und wegräumte und sich dann anschickte den Raum zu verlassen. Es gab keine übrig gebliebenen Zutaten, die er wegräumen musste. Dunkelheit hüllte Albus ein, die Tür fiel leise ins Schloss, wurde aber nicht verschlossen. So war es immer und wie immer würde Albus warten bis die Schritte schon eine Weile verstummt waren bevor er sich auf den Weg in sein Zimmer machen würde. Zum Schlafen war es zu spät und er war eh zu aufgeregt um zu schlafen. Aber das war alles egal, er durfte die Nacht bei seinem Angebeteten verbringen, das machte ihn einfach nur glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)