Nemos Vermächtnis von MarySueLosthername (Eine "Operation Nautilus" FanFiction) ================================================================================ Kapitel 13: Teil 12 ------------------- Singh und er verließen als letztes die Schleuse der Tauchkammer und traten in die Weiten des Ozeans. Die mächtigen Scheinwerfer der Nautilus erhellten ihren Weg, doch bei jedem Schritt, den sie taten, wurde so viel Schlamm vom Grund des Meeres aufgewirbelt, dass es einem doch schwer fiel die Hand vor Augen zu sehen. Er erkannte die Umrisse von Trautman und Winterfeld, die sich in dem Moment erwartungsvoll zu ihnen herumdrehten, als sich die Schleusentür hinter ihnen mit einem dumpfen Geräusch schloss. Vorsichtig setzte Mike einen Fuß vor den anderen, um auf dem schlammigen Grund nicht auszurutschen und bedeutete den anderen ihm zu folgen. Singh ging dicht an seiner Seite, um jederzeit eingreifen zu können, sollten Mike die Kräfte versagen. Es war nicht einfach sich in den Taucheranzügen zu bewegen, sie waren keinesfalls leicht und es erforderte einiges an Kraft. Sie in geschwächtem Zustand zu benutzen war beinahe schon fahrlässig, aber Mike hatte keine Alternative und täte er es nicht, wäre es sowieso egal. Also konzentrierte er sich auf dem Weg, der vor ihm lag und war froh, die Nautilus so nah wie möglich an das Sternenschiff gebracht zu haben. Suchend ließ er den Scheinwerfer an seinem Handgelenk über die Außenhülle des Schiffes gleiten und registrierte das seine Freunde seinem Beispiel folgten. Er wusste nicht genau wonach er suchte, doch er fühlte eine Sicherheit in sich, dass er es wusste, wenn er es sah. Es war beinahe als würde jemand ihn fremdsteuern. Der Fremde, dachte Mike. Ob er in diesem Moment bei ihm war? Führte er ihn und Mike dachte, dass es seine eigenen Entscheidungen waren? Konzentriert horchte er in sich hinein und konnte doch die Stimme des Fremden nicht vernehmen. Vielleicht war es einfach Instinkt, der ihn leitete. Abrupt blieb er stehen und Singh, der ihm immer noch dicht gefolgt war, wäre um ein Haar mit ihm zusammengeprallt. „Was ist?“, hörte Mike dessen Stimme in seinen Kopfhörern, die in seinem Helm eingebaut waren. Mike stutzte kurz. „Ich glaube hier ist es.“, sagte er dann zögernd. Trautman und Winterfeld traten dich hinter ihn und musterten die Metallwand vor ihnen. Schließlich schüttelte der Kommandant der Nautilus den Kopf, eine Bewegung die man aufgrund des schweren Anzugs mehr erahnen, als sehen konnte. Er konnte nicht im Ansatz etwas erkennen, das einer Tür oder einer Luke ähnelte. „Ich sehe da nichts.“, gestand er und machte sich innerlich dafür bereit unverrichteter Dinge zur Nautilus zurück zu kehren. „Nicht so schnell.“, gab Mike zurück, als hätte er seine Gedanken gelesen. Suchend fuhr Mike mit der dick behandschuhten Hand über eine Stelle des Metalls, schließlich erscholl ein leises metallisches Klicken und eine Schalttafel ließ sich erkennen. Er besah sich die Tasten und Schalter, die mit Schriftzeichen bedruckt waren die er noch nie gesehen hatte und doch hatte er das Gefühl genau zu wissen was zu tun war. „Wofür sind diese Schalter?“, fragte nun Winterfeld ungeduldig. „Sie öffnen die Tür.“, gab Mike trocken zurück. „Tür? Welche Tür?“ Bis auf die offene Schalttafel war weiterhin nichts zu sehen, erst als Mike einige der Knöpfe drückte erschienen die Umrisse einer großen Luke. „Beeindruckend!“, entfuhr es Trautman. „Woher hast du es gewusst?“ „Ich weiß es nicht.“, antwortete Mike ehrlich. „Ich wusste es einfach.“ „Kannst du sie öffnen?“, fragte Singh angespannt und Mike konzentrierte sich auf die Schalttafel. „Ja.“, sagte er gedehnt. „Aber wenn ich sie jetzt öffne, läuft ein Großteil des Schiffes mit Wasser voll.“ „Macht das denn einen Unterschied?“, warf Winterfeld ein. „Ich meine, es ist doch schon gesunken. Ein bisschen Wasser mehr…“ Er zuckte die Schultern; Mike drehte sich langsam zu ihm um und sah ihm fest in die Augen. „Es ist noch intakt.“, hörte er sich sagen und wusste selbst nicht, wie er das wissen konnte. Singh seufzte. „Und wie kommen wir jetzt hinein?“ Mike hob die Hand um sich am Kopf zu kratzen, eine unwillkürliche Bewegung die ihm oft beim Nachdenken half, und ließ sie dann wieder sinken als er begriff wie sinnlos das mit dem schweren Helm auf seinen Schultern war. Konzentriert sah er sich die Schalttafel erneut an. „Ah!“, entfuhr es ihm und dann flogen seine Finger wie von selbst über die Tasten. Im nächsten Moment hörte er ein Zischen, als sich die schweren Schotts der Tür auseinanderschoben. Mike hielt die Luft an und erwartete in der nächsten Sekunde mit dem Sog der gewaltigen Wassermassen in das Schiff gezerrt zu werden, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen stand das Wasser wie eine Mauer vor der offenen Tür des Schiffes. In seinen Kopfhörern hörte Mike die erstaunten Rufe der Anderen und auch ihn beeindruckte das was sich vor ihm abspielte nicht weniger. Mit geweiteten Augen streckte er vorsichtig die Hand aus und näherte sich ehrfürchtig der Wassermauer. Als seine Finger das Wasser durchstießen und sich der Öffnung der Tür näherten, knisterte es sichtbar unter seinen Fingern und sanfte Wellen liefen durch die Mauer. Einen kurzen Moment ließ er die Hand wo sie war, den Atem angehalten und spürte in sich hinein. Er vernahm keinen Schmerz, also bewegte die Hand weiter und durchstieß den geringen Widerstand. Erstaunt sah er seinen Unterarm an, der sich nun im trockenen Inneren des Schiffes befand, dann atmete er tief durch und machte einen großen Schritt. Mike drehte sich sofort zu seinen Freunden um, die ihm mit einer Mischung aus Erstaunen, Entsetzen und Ehrfurcht entgegensahen. „Kommt!“, rief er ihnen auffordernd zu. „Es ist ganz einfach und tut auch nicht weh.“ „Das… das ist doch verrückt.“, stammelte Winterfeld, wurde jedoch von Trautman und Singh ignoriert. Singh suchte Mikes Blick, er sah ihm fest in die Augen und durchschritt dann ohne zu zögern ebenfalls die Wand. Ein fassungsloses Lachen entfuhr ihm, als er auf der anderen Seite ankam. „Er hat Recht, Trautman. Es ist absolut harmlos.“ Trautman nickte, wandte sich an Winterfeld und gab ihm nun doch die geschuldete Antwort. „Sie können ja gerne hier draußen bleiben.“ Anders als Singh wagte er sich jedoch nicht mit einem Schritt durch die Barriere, sondern tastete sich vorsichtig voran. Als schließlich auch Winterfeld das Schiff betrat, ging Mike zu einer weiteren Schalttafel und die mächtige Metalltür schloss sich wieder. Davon das abermillionen Tonnen Wasser sie umgab zeugten nur noch kleine Pfützen, die sich durch ihre nassen Taucheranzüge auf dem Fußboden bildeten. Aber nun wo das Wasser sie nicht mehr umgab, spürten sie aber auch deutlich das Gewicht, das die Anzüge auf die Waage brachten. Mike lief zielstrebig zu einem kleinen Bildschirm am Ende des Raumes und besah sich seinen Inhalt. Es zeigte eine schematische Darstellung des Schiffes, dazu immer wieder kleine Texte und Schriftzüge in der fremden Sprache und wieder fuhren seine Finger von selbst darüber. Und er wusste nicht was er getan hatte, aber das Schiff schien zum Leben zu erwachen. Überall schalteten sich Lichter ein und ein leises Summen und Rauschen, wie von laufenden Maschinen, war zu hören. Ihr könnt jetzt die Anzüge ausziehen. Die Luft ist atembar. Mike schreckte auf und sah sich nach allen Richtungen um, was auch den anderen nicht entging. „Was ist los?“, fragte Singh alarmiert. „Hast du ihn auch gehört?“, fragte Mike zurück und erkannte jedoch sofort in Singhs Gesicht das dem nicht so war. „Wen gehört?“ Statt einer Antwort griff Mike zu den Verschlüssen seines Helmes, öffnete sie ohne zu zögern und setzte den Helm in einer schnellen Bewegung ab. Erschrocken sogen Trautman und Singh die Luft ein und er warteten schon, ihn erstickend auf dem Boden liegend zu sehen, doch nichts dergleichen geschah. Als Mike ihnen ein Zeichen gab seinem Beispiel zu folgen, waren sie schließlich froh die schweren Anzüge los zu sein. Erstaunt sahen sie sich um. Sie befanden sich in einem gewaltigen Frachtraum; es war ein einfacher funktioneller Raum, doch er strahlte so viel Fremdartigkeit aus und ein Frösteln durchlief sie. Mike war der Erste der dieses bizarre Gefühl überwand und lief zielstrebig auf die gegenüberliegende Tür zu. „Von wem hast du gesprochen?“, hakte Trautman nach, der ihn zuerst eingeholt hatte. „Der Mann aus meinem Traum. Er sagte mir was zutun war. Ich habe von dem ganzen hier genauso wenig Ahnung wie sie.“ Gerade wollte Mike nach dem Schalter neben der Tür greifen, als Trautman ihn in der Bewegung aufhielt und seinen Arm festhielt. „Mike, du weißt nicht wer er ist und was seine Absichten sind. Wir sind hier dabei dein Leben in die Hand eines völlig Fremden zu geben, der es nicht für nötig hielt dir zu sagen wer er ist, stattdessen aber in deinem Kopf eindringt, wie es ihm passt. Woher willst du wissen, dass wir hier nicht in eine Falle laufen?“ Trautmans Sorge war durchaus berechtigt, denn sie waren schon in Situationen wie diese geraten, in denen sie durch Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten beeinflusst und schließlich verraten wurden. Er dachte dabei an den Atlanter Argos, der vorgab Serenas verschollener Vater zu sein und sie schließlich durch seine telepathischen Kräfte zu seinen Marionetten machte, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Argos täuschte sie alle, bis auf Mike, dem es immer wieder gelungen war, sich dessen Macht zu entziehen. Aber Mike wusste, dass diese Situation anders war. Ja, er wusste nicht wer der Fremde war, doch so verrückt es war, kam er Mike unheimlich vertraut vor und er zweifelte keine Sekunde an ihm. Entschlossen berührte seine Hand den Schalter und die Tür öffnete sich zu einem weiten Korridor, der durch sanfte Lichtstreifen linkst und rechts des Ganges erhellt wurde. „Ich weiß, dass wir ihm vertrauen können.“ Er seufzte. „Außerdem habe ich keine andere Wahl.“ „Verzeih mir, dass ich dich bisher im Dunkeln lassen musste, aber du wirst es bald verstehen.“ Mike erschrak kein bisschen, er wusste das der Fremde weiterhin seine Gedanken lass und ihn so leitete. „Bist du hier?“, fragte er den Unbekannten. Innerlich konnte Mike fühlen, wie er den Kopf schüttelte. „So nah ich sein kann. Bitte, vertrau mir. Ich leite dich zu einem Raum, von dem aus ich dich zu mir holen kann und dann kann ich dir helfen.“ Sie folgten weiterhin dem Gang und er ignorierte die Fragen der anderen, denn er kannte den Weg selbst nicht und vertraute blind. Auch von ihrem stummen Gespräch erzählte er nichts. Er wollte sie nicht beunruhigen, doch es fiel ihm immer schwerer sich zu konzentrieren und einen Schritt vor den anderen zu setzen. Seine Arme und Beine wurden langsam wie schweres Gummi. „Was ist mit meinen Freunden?“ „Ich werde dafür sorgen, dass sie sicher auf die Nautilus zurückkehren.“, versicherte der Fremde ihm. Mike hielt inne und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. „Werde ich sie wiedersehen?“ Er spürte das Zögern und die Unsicherheit des Fremden; der Kopf begann ihm zu dröhnen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Singh ihn sorgenvoll ansah und seinen Arm berührte, doch er konnte dies kaum wahrnehmen. Alles was er fühlte war elektrisches Kribbeln. „Ich kann dir darauf jetzt keine Antwort geben.“ Das war nicht das, was er hören wollte und verkrampft hielt er sich an der Wand fest. Ein Schmerz fuhr durch seinen Kopf, wie er ihn noch nie erlebt hatte, als würde er lebendig brennen. Dabei brannte sich das Feuer von seinem Kopf, über den Rücken bis in die entferntesten Zellen und er konnte nicht anders als gepeinigt zu wimmern. „Nein!“, entfuhr es dem Fremden und Mike vernahm nun deutlich Panik in dessen Stimme. „Nein, das darf nicht passieren!“ Singh sah wie jede Farbe aus Mikes Gesicht wich und war sofort an seiner Seite, dabei machte er sich keine Mühe seine Besorgnis zu verbergen. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals und als er seinen Freund berührte, spürte er eine bittere Ahnung in ihm aufsteigen. Mikes Worte hallten in seinem Kopf wieder. „Es wird der Moment kommen, an dem du loslassen musst!“ Nein! Dieser Moment würde nicht jetzt kommen. Nicht, wenn er es verhindern konnte. Jede Zelle seines Körpers sträubte sich einfach dagegen zu akzeptieren, dass Mike sterben würde. Ein gequältes wimmern ließ ihn zusammenzucken. „Halte durch! Bitte…“ Am liebsten hätte Singh laut aufgeschrien oder etwas zerschlagen, er wusste das sie Mikes Rettung so nahe waren und doch, wenn er ihn jetzt so sah, wusste er, sie hatten verloren. „Es ist zu weit. Ich schaffe es nicht mehr.“, Mike lächelte gequält, nicht nur aus Schmerz, sondern auch aus Verbitterung. Singh schüttelte entschieden den Kopf und zog Mike auf die Füße, doch dieser verlor sofort wieder das Gleichgewicht und sackte zusammen. „Jetzt komm mir nicht so!“, sagte er eine Spur schärfer, als er es beabsichtigt hatte, legte sich Mikes Arm um die Schulter und riss ihn vorwärts. „Heute stirbt hier keiner!“ Mike sah ihn ausdruckslos an; seine Haut war leichenblass und feine Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Er schüttelte den Kopf und Singh konnte sich kaum ausmalen, welche Schmerzen ihn diese einfache Bewegung machen musste. „Du kennst nicht mal den Weg.“, raunte er mit zusammengebissenen Zähnen seinem ehemaligen Beschützer zu. „Gib auf und geh mit den anderen zur Nautilus, solange ihr noch könnt.“ Es war nicht nur so daher gesagt. Das Kribbeln und der Schmerz in seinem Körper bedeuteten das er starb, aber Mike wusste, dass er nicht einfach einschlafen würde. Nein, alles was sich in seiner Nähe befand würde er mitreißen, in einem Ausbruch, der alles Bisherige übertreffen würde. Singh und seine Freunde durften nicht hier sein, wenn das geschah. Doch dieser Sturkopf reagierte einfach nicht! „Du hast mir etwas versprochen, Singh! Geht jetzt!“ Er schrie es fast und konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Winterfeld und auch Trautman von ihm zurückwichen. Nur Singh schien es einfach nicht begreifen zu wollen. „Nein!“ Singh presste den Kiefer fest zusammen, dass es schon unangenehm war. In seinem bisherigen Leben hatte er jedes Versprechen gehalten, so schwer es ihm das eine oder andere Mal auch fiel, doch er konnte und wollte dieses Versprechen nicht halten. Dieses Mal packte ihn die Verzweiflung, schüttelte ihn durch und ließ ihn einfach erstarren, seine Prinzipien galten ihm nichts. Wenn es nur eine Möglichkeit gab, dies alles zu überstehen… Aber so, würde seine Wahl auf den Tod fallen. Sein Leben hatte keinen Sinn ohne ihn. Er kannte keinen anderen Lebensinhalt, außer ihm. Sein Schützling, sein Herr, sein Freund und schließlich sein Geliebter. In seiner tiefen Verzweiflung bemerkte er erst im beinahe letzten Augenblick, wie etwas nach ihm griff. Er fuhr herum und erwartete Trautman zu sehen, der ihn von Mike wegzerrte, doch hinter ihm stand niemand. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf, als er tief in seinem Bewusstsein eine Berührung vernahm und etwas erneut nach ihm griff. Nun energischer. Etwas versuchte, das was er Seele nannte auf den Grund der Bewusstlosigkeit zu zerren. „Nein!“, schrie Singh und in diesem Moment konnte er nicht sagen, ob es die Reaktion auf Mike war, oder auf das Fremde Wesen, dass sich ihm aufdrängte und versuchte ihm die Sinne zu nehmen. Aber so jäh, wie er dieses Wort ausspie merkte er, dass nicht nur er dieses eine Wort in die Welt schrie. Singh spürte wie sein Schmerz und die Verzweiflung geteilt wurden. Es war der Moment, an dem er losließ. Er würde es nicht in der Hand haben, ob Mike lebte oder starb, denn er wurde in einen weit entfernten Winkel seines Kopfes gedrängt, an dem er nur beobachten und vertrauen konnte. Aber es bereitete ihm keine Angst oder Unbehagen mehr, stattdessen fühlte er eine Ruhe und Frieden wie lange nicht mehr. Dann wurde alles um ihn Schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)