Nemos Vermächtnis von MarySueLosthername (Eine "Operation Nautilus" FanFiction) ================================================================================ Kapitel 11: Teil 10 ------------------- Zwei Tage hatte es gedauert. Zwei Tage, in denen sie mit Hilfe der Techniker der Leopold quasi ein Wunder bewirkt hatten. Die Nautilus war zwar nicht so gut wie neu, aber bereits nach einem Tag schafften sie es selbstständig fahrt aufzunehmen und mussten nicht mehr von der Leopold abgeschleppt werden. Es hatte nichtsdestotrotz einiges an Arbeit von allen verlangt, sie hatten kaum geschlafen in dieser Zeit. Bis auf Mike, den man von jeder noch so kleinen Aufregung bewahrte und es wirkte. Es gab nur einige wenige kleine Zwischenfälle. Aber ein erneuter heftiger Ausbruch wie auf der Nautilus blieb zum Glück aus und diese Anfälle geschahen immer, wenn Mike sich großem emotionalem Stress ausgesetzt fühlte und nur Singh schien in diesen Momenten in der Lage, ihn zu beruhigen und schlimmeres zu bewahren. Es gab nur eine Situation in der sie es für angebracht hielten Mike zu betäuben. Aber diese Ruhe trügt, zwar kam es nicht zu gefährlichen Situationen, jedoch wurde Mike zusehends schwächer und Fieberschübe plagten ihn immer wieder. Sie waren jetzt an ihrer Position angekommen und es liefen nur noch wenige Tests, die zeigen sollten ob die Nautilus wirklich wieder tauchfähig war. Mike lag in seinem Quartier auf der Nautilus und wartete das Singh zurück kam. Sie hatten beschlossen, dass es für ihn das Beste war, wenn er so lange wie möglich in vertrauter Umgebung blieb und auch so wenig wie möglich von dem mitbekam, was um ihn herum geschah. Unter anderen Umständen währe er sauer darüber gewesen so abgeschirmt zu werden. Aber es wirkte, seine Ausbrüche waren weniger geworden, auch wenn er sich keinesfalls gut fühlte. Der Kopf tat ihm furchtbar weh und es fühlte sich immer wieder an, als würden elektrische Entladungen durch seinen Körper fahren. In einer Sekunde war ihm eiskalt, dann fühlte er sich als würde er verbrennen. Die Zeit, die der Fremde ihm verschafft hatte, schien langsam abzulaufen. Aber er konnte es ertragen, solange Singh bei ihm war. Er wusste nicht wie er es tat, aber immer wenn sich ein Sturm in ihm aufbaute, reichte eine Berührung vom ihm und die dunklen Wolken verflüchtigten sich. Er war sich jedoch bewusst, dass das nicht lange so gehen würde, aber er vertraute seinen Freunden. Sie würden alles tun, was möglich war und er würde so viel Selbstbeherrschung aufbringen wie er nur konnte. Ein Klopfen erscholl und die Tür wurde leise geöffnet, auch in dem dämmrigen Licht seines Quartiers konnte Mike sofort erkennen wer es war und er lächelte Singh matt entgegen. Der Inder schloss die Tür behutsam und vermied jeden Lärm und Mikes Kopf war ihm sehr dankbar dafür, dann setzte er sich zu ihm auf die Bettkante. Er erwiderte das Lächeln, streckte die Hand nach Mikes Wange aus und strich sanft darüber. „Du glühst wieder.“ Mike lehnte sich lächelnd gegen die Hand und schloss für einen Moment die Augen. Genoss einfach die Kühle, die im Gegensatz zu seinem Fieber, von der Hand ausging. Er spürte wie das Pulsieren hinter seiner Stirn langsam an Intensität abnahm und die tausend elektrischen Ameisen sich wieder in einen hinteren Teil seines Gehirns verzogen. „Wie ist es gelaufen?“, fragte Mike schließlich, die Augen immer noch geschlossen und seine Lippen berührte liebkosend Singhs Hand. „Wir werden tauchen können.“, berichtete Singh. „Vorerst nur langsam, das ist am sichersten, aber es geht.“ Singh wählte sehr vorsichtig die Informationen, die er Mike mitteilte, denn er war sich wohl bewusst das selbst eine unbedeutende Kleinigkeit bei Mike viel auslösen und ihn erneut in einen Anfall, wie sie es genannt hatten, bringen konnte. Er hatte ihm daher auch nichts von dem Gespräch erzählt, dass Trautman mit ihm geführt hatte, als sie beschlossen, dass es das Beste war, wenn er die meiste Zeit bei Mike war, um erneute Anfälle entgegen zu wirken. Da im Kontrollraum und auch im Salon einfach zu viele Leute waren, hatte Trautman ihn kurzer Hand in sein Quartier gebeten, denn das was er mit Singh zu besprechen hatte war zu brisant um es jeden an Bord des Schiffes wissen zu lassen. Das letzte was er wollte war Klatsch auf seinem Schiff, vor allem nicht in dieser Zeit. Aber er musste es einfach mit Singh klären. Er bat Singh auf dem einzigen Stuhl in dem kleinen Raum platz zu nehmen und blieb selbst stehen. Es fiel ihm schwer wie er beginnen sollte, er hatte sich zwar versucht auf das Gespräch mit seinem langjährigen Freund vorzubereiten, doch wusste er nach wie vor nicht wie er es angehen sollte. Zumal es eine höchst private Angelegenheit zwischen Singh und Mike war, aus der er sich normalerweise herausgehalten hätte, aber da Mike der Sohn seines engsten Freundes war und er sich für ihn verantwortlich fühlte, hielt er es für seine Pflicht. Er sah aus dem Augenwinkel wie der Inder ihn erwartungsvoll ansah und räusperte sich. „Es gibt da etwas was ich mit dir besprechen muss.“, setzte er schließlich an, Singh sah ihn auffordernd an und schwieg jedoch. „Wie du weißt ist die Nautilus nicht unendlich groß und daher achten ich, und auch jeder andere hier, auf die Privatsphäre des anderen.“, fuhr Trautman sichtlich nach Worten ringend fort. „Es ist nun nur so, dass mir die Entwicklung zwischen dir und Mike sorgen bereitet und ganz ehrlich, ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.“ Er brach ab und sah Singh mit einer Mischung aus Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit an. Singh versteifte sich auf dem Stuhl, hielt dem Blick Trautmans jedoch stand. „Sie wissen es.“, sagte er ganz trocken und sachlich. Als hätten diese Worte einen Bann gebrochen brach es schließlich aus Trautman heraus. Er nickte mechanisch, den Blick starr auf Singh gerichtet. „Was hast du dir nur dabei gedacht, Singh? Er ist sein Sohn; du hast Nemo geschworen ihn zu beschützen und stattdessen vergreifst du dich an ihm.“ Er sah wie Singh auffahren wollte und würgte ihn jedoch mit einer Handbewegung ab. „Mike kann ich das verzeihen, er ist jung und bei ihm kann man das sicher als jugendlichen Wahnsinn verbuchen, aber du Singh? Was ist nur in dich gefahren, dass du jede Vernunft über Bord wirfst? Er ist beinahe noch ein Kind und du gute zehn Jahre älter als er, davon, dass ihr beide dasselbe Geschlecht habt will ich gar nicht erst anfangen.“ Singhs Gesichtszüge verspannten sich mit jedem Wort, mit einem Ruck stand er auf und straffte sich. Er würde seine Liebe zu Mike von niemanden schlecht reden lassen, auch von Trautman nicht. „Sie haben unrecht, Trautman, er ist kein Kind mehr. Er ist einundzwanzig und kann selbst entscheiden was er möchte; und nein, ich habe ihn nicht dazu gedrängt, als ich merkte was ich fühle habe ich sogar zuerst versucht ihn auf Abstand zu halten.“ Trautman schnaubte verächtlich, aber diesmal war es Singh der ihn nicht zu Wort kommen ließ. „Mich an ihm vergriffen.“, wiederholte er bitter lachend, was Trautman ihm noch vor wenigen Minuten vorgeworfen hatte. „Sie wissen genau, dass ich nie etwas tun könnte was ihn verletzt oder er nicht möchte und ich hätte so eine Beleidigung von jedem erwartet, aber nicht von Ihnen.“ In Singhs Stimme schwang eine Bitterkeit, die Trautman erschütterte und auch der Gefühlsausbrauch, des sonst so beherrschten Inders, berührte etwas tief in ihm. Aber es war sein Stolz, der ihn davon abhielt zuzugeben das er falsch lag. „Vielleicht hätte ich niemals zulassen dürfen das ihr alle ein Leben an Bord der Nautilus führt. Vielleicht hätte ich es so tun sollen, wie ich es erst vorhatte, die Nautilus versenken und ihr alle hättet ein normales Leben geführt.“, sagte Trautman schließlich seufzend. „Das hätte nichts geändert.“, sagte Singh ruhig. „Auch dann wäre ich an seiner Seite, so wie es für mich vorgesehen ist. Ich würde ihn niemals alleine lassen, selbst dann, wenn er meine Gefühle nicht erwidern würde, gehört meine Loyalität ihm. Wenn ich ihn retten könnte indem ich mein Leben gebe; ich würde es sofort tun!“ Geschockt von diesem Geständnis senkte Trautman den Blick, sein Weltbild geriet immer mehr ins Schwanken. „Nun gut.“, meinte er schließlich. „Ich muss es nicht gutheißen, aber im Moment scheint uns die Sache zwischen euch zu helfen. Du bist der Einzige bei dem er sich beruhigt, daher wäre es gut, wenn du während der ganzen Zeit bei ihm bleibst. Sollten wir deine Hilfe im Kontrollraum benötigen, sage ich es dir.“ Trautman wandte sich ab und für Singh war klar, dass das Gespräch beendet war, also verlies er wortlos die Kabine. Unter anderen Umständen käme es einer Kränkung gleich, dass man ihn quasi aus der Kommandozentrale des Schiffes ausschloss, aber Mike war ihm wichtiger. „Singh? Ist alles in Ordnung?“ Mikes Stimme holte ihn wieder in das Hier und Jetzt zurück und er nickte, während er ihm eine Strähne aus dem Gesicht strich. Seine Haut war nun eiskalt und blass. „Mir ist so kalt.“, kam es gepresst aus Mike und seine Lippen zitterten deutlich. Wortlos stand Singh auf, nahm eine weitere Decke vom Stuhl und deckte Mike sorgfältig damit zu. Doch da er sich nach wie vor aufgrund der Kälte schüttelte, legte Singh sich kurzerhand zu Mike und zog ihn in seine Arme. Lächelnd vergrub Mike sein Gesicht in Singhs Halsbeuge und atmete dessen Duft ein, er versuchte sich jede Nuance gut einzuprägen, denn er wollte sich bis zu seinem letzten Moment an jedes kleine Detail von Singh erinnern. Er spürte immer deutlicher wie der Tod auf in wartete; aus allen dunklen Ecken auf ihn zukroch wie ein Raubtier, das seine Beute jagte. So sehr er darauf vertrauen wollte, dass alles gut werden würde, so wurde doch mit jeder Stunde die verging seine Angst größer. Und das Schlimmste war, dass er sich fühlte als würde er damit seine Freunde verraten. Sie taten alles und er verlor immer mehr die Hoffnung. Mikes Atmung ging zusehends schneller und er versteifte sich in Singhs Armen, griff Halt suchend nach dessen Hand. Er schloss die Augen, aber das bewahrte ihn nicht vor den Blitzen die hinter seiner Stirn wüteten und den vielen kleinen elektrischen Ameisen, die von seinem Gehirn entlang seines Rückenmarks in seinen gesamten Körper zu kriechen schienen. Gequält stöhnte er auf und drückte die Hand fester, es musste Singh Schmerzen bereiten, doch dieser verzog keine Miene. Singhs Blick glitt kurz über die Spritze, die einsatzbereit auf dem Nachttisch lag, jedoch war dies nur sein letztes Mittel. Sanft streichelte er Mike über das schwarze Haar und flüsterte ihm unablässig beruhigende Worte nah an seinem Ohr. „Ganz ruhig. Es wird alles gut.“ Doch Mike fühlte sich als würde sein Kopf jeden Moment zerplatzen, er drückte sich vor Schmerz in das Kissen und warf Singh einen verzweifelten Blick zu. In Singh zog sich alles zusammen, doch er kämpfte die Angst schnell zurück, denn Mike würde es spüren und er musste jetzt stark sein für ihn. „Du musste die Spritze…“, presste Mike hervor, doch Singh schüttelte den Kopf. „Du kannst das.“, sagte er sicher. „Du atmest jetzt ein und dann aus.“ Mike sah ihm fest in die Augen und befolgte Singhs Anweisung. „Gut, und jetzt noch mal. Langsam ein und dann aus.“ Dabei hielt er seine Hand auf Mikes Brust und fühlte wie sie sich hob und senkte; am Anfang noch hektisch und schließlich immer ruhiger und regelmäßiger. Mike öffnete die Augen als seine Schmerzen auf ein erträgliches Maß gesunken waren und lächelte Singh erschöpft an. „Ich liebe dich.“ In den Augen des Inders strahlte es auf und langsam näherten sich ihre Lippen. Sie versanken in einen Kuss, der leidenschaftlich und gefühlvoll war und keinen Raum mehr ließ für Gedanken wie Angst und Zweifel. Die Kälte wich zusehends aus Mike, das Kribbeln hinter seiner Stirn war zwar noch da, fühlte sich aber nun nicht mehr bedrohlich an. Im Gegenteil, es war angenehm und lockte ihn, wie eine Tür hinter der es Neues zu entdecken gab. Der Kuss brannte auf seiner Haut und ließ in verzückt zurück mit einem Gefühl, dass er so nicht beschreiben konnte. Sie hatten sich schon oft geküsst und er kannte Lust, Leidenschaft und Erregung, aber dies war neu. Er öffnete während des Kusses die Augen und suchte Singhs Blick, als er die Augen des Inders fand war es als würde ihm ein Tor geöffnet. Singh keuchte überrascht auf, als er Mikes Augen begegnete war es als würde jede Zelle in seinem Körper vor Ekstase aufschreien. So schnell wie es begonnen hatte prallte Mike zurück, als er begriff, dass er dabei war in Singhs Kopf einzudringen. „Es tut mir leid.“, nuschelte er. Singh sah ihn starr an und Mike befürchtete, dass er einen großen Fehler begangen hatte. „Mach weiter.“, sagte der Inder stattdessen atemlos. Vollkommen perplex sah Mike ihn an. „Bist du sicher? Ich weiß nicht mal was ich da getan habe und ob es dir schaden kann.“ „Ich weiß das du mir nicht wehtun wirst.“ Sie ließen sich beide zurück auf das Bett fallen, auf der Seite liegend und ihre Gesichter so nah beieinander, dass sie den Atem des jeweils anderen spüren konnten. Mike sah Singh noch einmal fragend an und als dieser nickte, griff er nach seiner Hand und sie versanken erneut in den Kuss. Er wusste nicht ob es noch einmal funktionieren würde, aber schnell vernahm er wieder dieses Gefühl und ließ sich nun voll und ganz auf Singhs Augen ein. Er merkte wie etwas von ihm tief in Singh vordrang und wie er mit ihm jedes Gefühl spürte das Singh vernahm und er wusste das er genauso jede seiner Gefühlsregungen an den Inder übertrug. Es war etwas absolut Intimes, dass er mit ihm teilte, mehr noch als sich körperlich zu lieben, denn kein einziger Gedanke oder Erinnerung Singhs blieb ihm verborgen und ebenso verbarg er nichts vor ihm. Sie waren in diesem Moment quasi eins; auf einer Ebene verbunden, die er vorher nie für möglich gehalten hatte. Er ergab sich in diesem Tanz der Gefühle und es war ihm, als währe er in seinem Leben nie sicherer und genau am richtigen Ort gewesen, wie in diesem Moment. Singh Hand streichelte sich von seinem Gesicht durch seine Haare, und das Echo dieser Tat hallte in ihren beiden Köpfen wieder. Sie mussten beide Stöhnen. Wie wäre es wohl, wenn sie sich nun auch noch körperlich lieben würden? War es Singhs Gedanke, oder seiner? Mike wusste es nicht und es war nicht von Bedeutung. Er musste Lächeln und dieses breitete sich zwischen ihnen aus wie ein Wassertropfen, der in einen See fällt. Sie blieben noch einige Minuten in dieser tiefen Verbindung, bis Mike am Rande seines Bewusstseins etwas spürte und sich langsam zurückzog. Er richtete sich auf und sah auf den schwer atmenden Singh herab, der ebenfalls langsam in die Wirklichkeit zurückfand. „Es ist so weit.“, sagte Mike wissend. Der Inder sah ihn fragend an, kam jedoch nicht zu einer entsprechenden Frage, denn in diesem Moment klopft es aufgeregt an der Tür. Singh sprang auf, öffnete die Tür und konnte gerade noch zur Seite hasten, als ein aufgeregter Chris an ihm vorbei in den Raum stürmte. „Trautman schickt mich.“, sagte der Junge aufgeregt. „Ihr sollt auf die Kommandobrücke kommen. Mein Gott, das müsst ihr euch ansehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)